Skip to main content

Full text of "Zeitschrift fur Elektrotechnik"

See other formats


f'l 


m 


m 


^* 


(.-^'^^^ 


ZEITSCHRIFT 


FÜR 


ELEKTROTECHNIK, 

Organ  des 

Elektrotechnischen  Vereins  in  Wien, 


REDIGIRT 
VON 

JOSEF    KAREIS, 

K.  K.  OBER-INGENIEUR  IM  HANDELSMINISTERIUM. 


V.    JAHRGANG. 


WIEN  1887. 

Selbstverlag  des  Elektrotechnischen  Vereins,  I.,  Nibelungengasse  7. 


In  Commission  bei  Lehmann  &  Wentzel,  Buchhandlung  für  Technik  und  Kunst. 
L,  Kärntnerstrasse  34. 


ZEITSCHRIFT   FÜR   ELEKTROTECHNIK. 

V.JAHRGANG. 


Inhalts  -  Verzeichniss. 

(Die  beigesetzten  Ziffern  bedeuten  die  Seitenzahl.) 


I.  Vereinsnachrichten. 

I,  49-  97,  145,  193,  241,  345'  3^5,  481,  537- 

IL  Elektricitätslehre. 

a)  Elektrotechnischer     Unterricht. 
Vom  elektrotechnischen  Institute  92. 

Kleine  Nachnchten : 

—  Lehranstalt  für  Telegraphie  in  Petersburg 
144. 

—  Elektrotechnische  Lehranstalt  in  Mailand 
144. 

—  Die  deutsche  Fachschule  für  Blitzableiter 
zu  Aue   144. 

—  Unterricht  341, 

—  Verzeichniss  der  für  1887/88  ang^ekün- 
digten  elektrotechnischen  Vorlesungen  in 
Deutschland  429. 

b)  Messinstrumente  und  Messungen. 
Die  Gleichung  der  Nebenschlussmaschine.  Von 

Wilhelni  Peukert  in  Wien  2. 

Ueber  Berechnung  elektrischer  Glühlicht- 
leitungen.   Von    Carl  Hochenegg   11,  62. 

Theoretische  Bestimmung  von  Widerständen 
in  Mikrophon  -  Telephon- Anlagen.  Von 
Alfred  Calgary  in  Wien  29,    127. 

Ueber  die  Frclich'sche  Theorie  der  Maschine 
mit  gemischter  Wicklung.  Von  Carl 
Zickler   52. 

Die  Vorherbestimmung  der  Charakteristik 
der  Dynamomaschinen.  Von  Gisbert 
Kapp  79. 

Sphärisches  absolutes  Elektrometer.  Von  G. 
Lippmann   135. 

Das  magnetische  Feld  der  Dynamomaschine 
mit  Berücksichtigung  des  Einflusses  der 
Ankerströme.  Von  Wilhelm  Peukert  in 
Wien   150. 

Zur  Constructionstheorie  der  dynamo-elektri- 
schen  Maschine.  Von  Wilhelm  Lahmeyer 
158. 

Ueber  die  Parallelschaltung  von  Dynamo- 
maschinen. Von  Wilhelm  Peukert  in 
Wien   196. 

Magnetodynamometer  von  Gerard  225. 

Rheostat  für  ärztliche  Zwecke.  Von  Dr.  Gustav 
Gaertner  und  Josef  Leiter  in  Wien   226. 

Ueber  Messungen  sehr  hoher  Stromstärken. 
Von  Hummel  311. 


Messung  der  elektromotorischen  Kraft  des 
elektrischen  Lichtbogens.  Von  Victor  v. 
Lang  320. 

Die  elektromotorische  Gegenkraft  des  Licht' 
bogens.  Von  Charl.  R.  Gross  und  Wm. 
E.  Shepard  335. 

Ueber  die  Beziehungen  der  elektrischen 
Grössen  und  den  Nutzeffect  von  Secundär- 
Elementen.  Von  Wilh.  Häberlein  363,  407. 

Voltmeter  und  Controlapparat.  Von  Brückner, 
Ross  &  Consorten  375. 

Bemerkungen  über  Herrn  Dr.  Frölich's  Ab- 
handlung :  jZur  Theorie  der  Dynamo- 
maschinen*. Von  Dr.  A.  von  Waltenhofen 
385,  484. 

Technische  Galvanometer,  Von  Hartmann  & 
Braun  414. 

Eine  einfache  Methode  zur  Vergleichung 
magnetischer  Felder.  Von  H.  Luggin  420. 

Ueber  Oekonomie  in  der  Schaltung  galvani- 
scher Elemente  in  Glockensignal-Linien 
mit  Ruhestrom,  Von    W.   Mixa  442. 

Ueber  ein  Schutzring-Elektrometer  mit  con- 
tinuirlicher  Ablesung.  Von  G.  Jaumann 
462, 

Ueber  die  elektromotorischen  Kräfte,  welche 
durch  den  Magnetismus  in  von  einem 
Wärmestrome  durchflossenen  Metallplatten 
geweckt  werden.  Von  Walther  Nernst  469, 
509,  555. 

Kleine  Nachrichten: 

—  Sphärisches    absolutes  Elektrometer   190. 

—  Geschossgeschwindigkeits-Messung   192, 

—  Was  ist  ein  Ohm?  Von  Dr.  Carl  Klar  237. 

— ■  Neues  Instrument  zur  continuirlichen  Auf- 
zeichnung der  Stärke  und  Richtung  varia- 
bler   elektrischer    Ströme.    Von  R.  Shida 

239. 

—  Einfachstes  Spiegelgalvanometer  383. 

— ■  Aperiodisches  Fernrohrgalvanometer  3S3. 

—  Ueber  photometrische  Messungen  von 
Lichtquellen  unter  verschiedenen  Aus- 
strahlungswinkeln 533. 

—  Ueber  eine  absolute  Zeiteinheit,  Elektri- 
sche Zeitetalons  und  Variations-Chrono- 
skope  534. 

—  Elektrodynamische  Stromwaage  für  prakti- 
sche Messungen  erheblicher  Stromstärken 
534. 


?33 


VI 


c)  Generatoren    und  Accumu  latoren. 

Erzeugung  von  Gleichstrom  mittelst  mehrerer 
parallel  zu  schaltender  Dynamomaschinen, 
welche  dem  jeweiligen  Strombedarf  ent- 
sprechend ein-,  bezw.  ausgeschaltet 
werden.  Von  Siemens  &  Halske   lo8. 

Neues  Verfahren  zur  Erzeugung  gleichge- 
richteter inducirter  Ströme.  Von  Joh. 
Carl  Pürthner  in  Wien   117. 

Der  erste  Transformator  für  gleichgerichtete 
Ströme   124. 

Vielpolige  Dynamomaschine.  Von  Ganz  & 
Cie.  in  Budapest  155- 

Inductions-  und  Schaltungsregeln  für  magneto- 
elektrische Maschinen.  Von  Dr.  A.  v. 
Waltenhofen  263. 

Ueber  die  Accumulatoren  von  Schenek  & 
Farbaky.  Von  Ingenieur  Kolbe  289. 

Bericht  über  einen  neuen  Accumulator  von 
Farbaky  &  Schenek  in  Schemnitz,  Von 
Dr.  A.  v.  Waltenhofen  in  Wien  306. 

Ueber  die  Erklärung  des  Waltenhofen'schen 
Phänomens  der  anomalen  Magnetisirung. 
Von  Wilhelm  Peukert  311, 

Ueber  unipolare  Induction.  Von  Fr.  Exner  und 
P.  Czermak  336. 

Die  Faraday'sche  Scheiben-Dynamomaschine 
von  Jehl  &  Rupp  393. 

Die  pyromagnetische  Maschine    von    Edison 

447. 
Ueber     Edison's    pyromagnetische  Maschine. 

Von  J.  Popper  451. 
Ueber     eine      durch     Stromvibrationen     der 

Dynamomaschinen    bewirkte  Erscheinung. 

Von  Dr.  A.  v.  Waltenhofen  476. 
Die  Faraday'sche    Scheiben-Dynamomaschine 

von  Jehl  &  Rupp  503. 
Dynamoelektrische  Gleichstrom-Maschine    mit 

Innenpolen.     Von  W.  E.  Fein    in  Stutt- 
gart 545. 
Verbesserter    ElektricitätsAccumulator.    Von 

P.  Dujardin  577. 

Kleine  Nachrichten: 

—  Vielpolige  Dynamo   140. 

—  Transformatoren-Anlage  in  Bordeaux  339. 

—  Dynamo  von  Maiche  339. 

—  Neue  Dynamos  339. 

—  Eih  neues  Verfahren  zur  Erzeugung  der 
Elektricität  342. 

—  Transformatoren  für  Gleichstrom  583. 

fJC)    Galvanische   Elemente     und 
Batterien. 

Lithanode   136. 

Ueber  die  Schaltung  galvanischer  Elemente. 
Von  M.  Jüllig   167,  427. 

Ueber  die  Schaltung  galvanischer  Elemente. 
Von  Dr.  Alois  Handl  346. 

Die  galvanische  Kette.  Von  Dr.  James  Moser 
433- 

Ueber  Oekonomie  in  der  Schaltung  galvani- 
scher Elemente  in  Glockensignal-Linien 
mit  Ruhestrom.  Von  W.  Mixa  442. 

Ueber  eine  neue  Construction  eines  Daniell- 
Normalelementes  und  die  Herstellung  von 
Spannungsetaions.  Von  Josef  Popper  498. 


Kleine  Nachrichten: 

—  Kendall's  Thermoelement  304. 

—  Daniell'sche  Trockenelemente  in  Taschen- 
format 383. 

—  Galvanisches  Element.  Von  W.  Borchers 

3^3- 

—  Guerin's  Verfahren  zur  Gelatinirung  der 
erregenden  Flüssigkeiten  in  galvanischen 
Elementen  383. 

—  Neue  chemische  Elemente  430. 

—  Eisenmann's  galvanisches  Element  mit 
Wolframsäure  534. 

—  Bereitung  der  Flüssigkeit  für  Bunsen's 
Chromsäurebatterie  534. 

—  Ein  neues  Kohlenelement  536. 

e)  Elektromagnetismus. 
Kleine  Nachrichten: 

—  Bemerkung  über  elektromagnetische  Stimm- 
gabeln  192. 

/)  Atmosphärische  Elektricität. 
Zur  Blitzableiterfrage.  Von  Grawinkel  36. 
Kleine  Nachrichten: 

—  Wirkung  der  Elektricität  auf  eisenhaltiges 
Terrain.  47. 

—  Anschluss  des  Blitzableiters  an  Metall- 
massen 342, 

—  Gewitter  und  Telephonverkehr  428. 

g)  Erdmagnetismus. 
Ueber    die    elektromotorische  Differenz    und 
die  Polarisation  der  Erdplatten.  Von  Dr. 
P.  A.  Müller  89. 

in.  Leitungsmateriale. 

Neuerungen  in  dem  Verfahren  zur  Herstel- 
lung isolirter  Leitungen.  Von  Siemens  & 
Halske  326. 

Neue  Art  elektrischer  Leitungen  oder  Kabel, 
Von    Louis    Adolphe    Fortin -Herrmann. 

337. 
Zur    Herstellung    von  elektrischen   Leitungs- 
anlagen 515. 

Kleine  Nachrichten : 

—  Ein  neues  Kabel  47, 

—  Unterseeisches  Kabel :  Tunis,  Bizerta, 
Marseille  340. 

—  Weltkabelnetz  343. 

—  Internationale  Conferenz  zum  Schutze  der 
submarinen  Kabelleitungen   383. 

—  Kabellegung  in  Italien  479. 

—  Unterirdisches  Leitungssystem  479. 

—  Neuartige  Isolationsmasse  480. 

—  Kabel  Gibraltar-Tanger  535. 

—  Kabel  Gibraltar-Malta-Zante  535. 

IV.    Telegraphie,     Telephonie 
und  Signalwesen. 

a)  Telegraphie. 
Ueber  das  Telegraphiren  mit  Wechselströmen. 

Vom    Telegraphen  Inspector    Gattino    in 

Bari   iio. 
Edison's  Phonoplex  (Hörtelegraph)   122. 


vn 


Elektroautomatischer  Zeichensender.  Von 
Johann  Starcevic   l8o. 

Telegraphie  ohne  Drahtleitung.  Von  Joh. 
Carl  Pürthner  in  Wien   183,  233. 

Relais-Bussole  215. 

Der  telegraphische  Betrieb  auf  den  unter- 
irdischen Telegraphenleitungen.  Von  J. 
Sack  280. 

Telegraphentaster  für  die  amerikanische  Ruhe- 
stromschaltung. Von  Ladislav  Fiedler  295. 

Telegraphische  Verbindung  der  Inseln  des 
Königreiches  Italien  333. 

Typendruck-Telegraphensystem  von  Munier. 
Von  Paul  Samuel  352. 

Zur  telegraphischen  Schaltung  auf  Gegen- 
strom. Von  E,  Zetsche  548. 

Wheatstone's  Automat  580. 

Kleine  NachricJiten : 

—  Telegraphie  ohne  Drahtleitung   141. 

—  Die  Telegraphenstation  auf  dem  Sonn- 
blick  141. 

—  Die  Stenotelegraphie   141. 

—  Der  Etat  der  französischen  Post-  und 
Telegraphen  Verwaltung  187. 

—  Seetelegraphie  304. 

—  Dr.  Taussig's  Feuertelegraph  und  Sicher- 
heitstelegraph 340, 

—  Die  Zahl  der  chinesischen  Telegraphen- 
ämter 340. 

—  Conservirung  von  Telegraphensäulen  340. 

—  Oesterreichisch  -  ungarisches  Post-  und 
Telegraphen-Uebereinkommen  382. 

—  Telegraph  zwischen  England  und  Indien 
428. 

—  Benützung  von  Elektricitätswerken  zum 
Betrieb  von  Telegraphenlinien  430. 

—  Mexikanisches  Telegraph enwesen  479. 

—  Submarine  Telegraphie  479. 

—  Telegraphenbauanstalt  von  Siemens  & 
Halske  479. 

—  Neues    System    der    Duplex  -  Telegraphie 

535. 

—  Die  längste  oberirdische  Telegraphen- 
leitung 535. 

—  Telegraphen-  und  Telephonwesen  in 
China  583. 

b)  T  eleph  onie. 

Theoretische  Bestimmung  von  Widerständen 
in  Mikrophon  -  Telephon  -  Anlagen.  Von 
Alfred  Calgary  in  Wien  29. 

Die  Fernsprech  -  Verbindungsanlagen  Berlin- 
Hannover  und  Berlin-Magdeburg,  bezw. 
Magdeburg  -  Braunschweig  -  Hildesheim- 
Hannover  134. 

Nippoldt's  Telephonbrücke,  ein  neuer  Apparat 
zur  Untersuchung  von  Blitzableitern.  Von 
Hartmann  &  Braun  314. 

Phonelektrograph  oder  Apparat  zur  Ver- 
hütung von  Induction  bei  der  Ueber- 
tragung  telephonischer  und  telegraphi- 
scher   Mittheilungen.    Von    Leon  Keiner. 

327. 
Berliner's  Universal-Transmitter  435. 

Der  Nutzen  der  Telephonleitungen  als  Blitz- 
ableiter 474, 


Ueber  die  Mitbenützung  des  Telephons  in 
Haustelegraphenleitungen  492. 

Zum  Betrieb  städtischer  Telephonanlagen. 
Von  J.  Baumann   542. 

Patent-AnnuUirung  des  österr.-ungar.  Privi- 
legiums Alexander  Graham -Bell  vom 
16.  December  1877  auf  , Verbesserungen 
in  der  Elektrotelephonie*   563. 

Kleine  Nachrichten : 

—  Telephon  Augsburg-München  47. 

—  Telephon    Bamberg-Nürnberg-Fürth     47, 

—  Telephonverbindung  Paris-Brüssel  47, 142. 

—  Telephonverbindnng  Stettin-Berlin  47. 

—  Telephonverkehr  Brünn-Wien  95, 

—  Telephone    für  Wetterbeobachtungen  95. 

—  Vom  Niederrhein-Westphäl.  Fernsprech- 
netz 96. 

—  Fernsprechnetz  Kalk  96, 

—  Die  telephonische  Verbindung  mit  der 
Beobachtungsstation  unter  dem  Goldberg- 
Gletscher   141. 

—  Telephonischer  Hypnotismus   142. 

—  -   Reichsfernsprechanlage  Minden   142. 

—  Telephonanlage  Augsburg   142. 

—  Private  Telephonleitung  über  die  deutsch - 
österreichische  Grenze  143. 

—  Geschichtliches  von  der  Telephonie   190. 

—  Telephonpatentstreit  in  England   191. 

—  Die  Indianer  und  das  Telephon  239. 

—  Telephon  Brüssel-Paris  304. 

—  Edison's  Telephonie  durch  das  Meer  340. 

—  Telephon    zwischen    Hävre    und    Anvers 

341. 

—  Ein  neues  Telephon  341. 

—  Internationales  Telephonnetz  344. 

—  Provisorischer    StaatsLelephon-Tarif    382. 

—  Die  interurbane  Telephonie  in  Frankreich 
382. 

—  Das  Telephon  in  Spanien  383. 

—  Gewitter  und  Telephon  verkehr  428. 

—  Das  Stimmen  zweier  Instrumente  mittelst 
Telephon  429, 

—  Telephonie  in  Rumänien  429. 

—  Telephon  Verbindung  zwischen  Gemeinde- 
mitgliedern 429. 

—  Telephonverbindungen  in  New-York429. 

—  Das  Telephon  und  das  Chinesische  429. 

—  Telephonabonnenten  in  Russland  431. 

—  Das  Telephon  und  die  Sterblichkeit  480. 

—  Multiplex-Telephonie  480. 

—  Telephonverbindung  Brighton-Lewes  535. 

—  Errichtung  einer  Telephonstation  auf  dem 
St.  Bernhard  583. 

—  Geplante  Telephonverbindung  zwischen 
Paris  und  London   583. 

—  Telephonleitung  von    Paris   nach   Brüssel 

583. 

—  Das  Telephon  in  Südamerika  583. 

—  Ankauf  eines  Telephonnetzes  583. 

V.  Elektrische  Uhren. 

Elektrische  Viertel-  und  Stunden-Repetiruhr. 
Von  Wenzel  Müller  in  Wien   182. 

Egger-Osnaghi'sches  System  einer  einheit- 
lichen Regulirung  Iseliebig  vieler  Uhren 
von  jeder  Construction  570. 


vin 


VI.  Elektrische    Kraftübertra- 

gung. 

Elektrische  KraftübertragtiDg  in  Solothurn 
(Schweiz)   184. 

Kh  in  e  Nachr  ichten : 

—  Elektrische  Kraftübertragung   96. 

—  Der  Rheinfall  bei  Schaffhausen  als  Kraft- 
quelle für  die  Gewerbethätigkeit   190. 

—  Kraftübertragung  in  Steyr  304. 

VII.  Elektrische   Beleuchtung. 

Sicherheitsvorkehrung  bei  elektrischen  Be- 
leuchtungen,   Von  Josef  Voget    39,    125. 

Fortschritte  in  der  elektrischen  Beleuchtung 
mit  Glühlampen,   , System  Bernstein*  106. 

Das  Stahlwerk  in  Terni  und  die  Anlage  zur 
elektrischen  Beleuchtung    desselben    128. 

Elektrische  Beleuchtung    von  Leuchtthürmen 

137- 
Die  elektrische  Beleuchtung  der  Grossen  Oper 

in  Paris.  Von  Etienne  de  Fodor   175,  228. 
Elektrische  Beleuchtung  des  Hafens  von  Triest 

179. 

Elektrisches  Licht  zur  Beleuchtung  des  Aussen- 
feides. (Aus  dem   ,Engineer*)  330. 

Der  Suez-Canal  und  die  elektrische  Beleuch- 
tung 334. 

Die  elektrische  Beleuchtung  der  Eisenbahn- 
Züge  423. 

Verbesserungen  in  elektrischen  Lampen  und 
in  der  Art  und  Weise  dieselben  zu 
fabriciren.  Von  Thomas  Alva  Edison  562. 
Kleine  Nachrichten : 

—  Centralstation  für  elektrische  Beleuchtung 
in  Wien  45. 

—  Das  elektrische  Licht  und  die  Ausstel- 
lungen 45. 

—  Elektrische  Beleuchtung  beim   Malen    46. 

—  Elektrische  Beleuchtung    in  Bamberg  46. 

—  Elektrische  Beleuchtung  der  Irrenanstalt 
Kortau  46, 

—  Elektrische  Beleuchtung  in  Paris  46. 

—  Elektrische  Beleuchtung  in  Brüssel  46. 

—  Tragbare  elektrische  Lampe  47. 

—  Elektrische  Beleuchtung  der  Stadt  Scheibbs 
94. 

—  Elektrische  Beleuchtung  des  Hafens  von 
Triest   94. 

—  Elektrische  Beleuchtung    des  Suez-Canals 

139- 

—  Elektrische  Beleuchtung  der  Fürst  Bis- 
marck  gehörigen  Sägemühle   139. 

—  Elektrisches  Licht  und  der  Nebel    139. 

—  Elektricitätswerke   Berlin    139. 

—  Elektrische  Beleuchtung    in  Lübeck    140. 

—  Bezüglich  der  Oekonomie  der  Verwendung 
des  elektrischen  Lichtes  in  Bergwerken 
sind  jüngst  in  den  Vereinigten  Staaten 
einige  Aufstellungen  gemacht  worden  140. 

—  Der  Panama-Canal  und  das  elektrische 
Licht   140. 

—  Elektrische  Beleuchtung  von  Rom   191. 

—  Centralstation  für  elektrische  Beleuchtung 
in   Gerona  (Spanien)   235. 

—  Elektrisches   aus  Tcmesvär  235. 

—  Elektrische  Beleuchtung  von  Wien  235, 
379- 


—  Einführung  der  elektrischen  Beleuchtung 
in  Fiume  236. 

—  Elektrische  Beleuchtung  in  Graz  236. 

—  Fontainen  mit  farbiger,  elektrischer  Be- 
leuchtung 236. 

—  Elektrische  Beleuchtung  von  Elberfeld  236. 

—  Elektrische  Beleuchtung  der  neuen  Hafen- 
anstalten von  Mainz  236. 

—  Ueber  elektrische  Bogenlampen  236. 

—  Die  Herstellung  von  elektrischen  Beleuch- 
tungskohlen 237. 

—  Elektrische  Suchlichter  für  Festungsplätze 

237- 

—  Beleuchtung  der  Kahlenberg-Restauration 

304. 

—  Elektrische  Beleuchtung  der  Domkirche 
zu  Chur  304' 

—  Elektrische  Beleuchtung  des  Thurmschiffes 
, Kronprinzessin  Stephanie*    337. 

—  Elektrische  Beleuchtung  des  Berliner 
Opernhauses   337. 

--  Elektrische  Beleuchtung  des  Berliner 
Residenztheaters   338. 

—  Zur  Frage  der  elektrischen  Beleuchtung 
Berlins  338. 

—  Die  elektrische  Beleuchtung  obligatorisch 
in  den  Theatern  und  öffentlichen  Ver- 
gnügungslocalitäten  zu  Lyon   33S. 

—  Elektrische  Bleuchtung  des  Stadttheaters 
in  St.  Etienne  338. 

—  Elektrische  Beleuchtung  des  Th^ätre  du 
Gymnase  338. 

—  Elektrische  Beleuchtung  in  Frankreich 
338. 

—  Die  Schiffssignalisirung  mittelst  elektri- 
scher Lampen  338. 

—  Elekirische  Beleuchtung  der  Zeichensäle 
der  Ecole  Polytechnique  in  Paris  339. 

—  Elektrische  Centrale  zu  Maus  in  Frank- 
reich 339. 

—  Elektrische  Centrale  zu  Mende  in  Frank- 
reich 339. 

—  Elektrische  Beleuchtung  von  Bukarest  339. 

—  Elektricitätswerke  in  Bukarest  339. 

—  Elektrische  Beleuchtung  in  Antwerpen 
339. 

—  Elektrische  Beleuchtung  in  Budapest  379. 

—  Elektrisches  Licht  in  Gross-Kanizsa  380. 

—  Elektrische  Beleuchtung  in  Topolya  380. 

—  Elektrische  Beleuchtung  von  Eisenbahn- 
zügen 380,  479. 

—  Gastein  im  elektrischen  Lichte    381. 

—  Das  elektrische  Licht  in  der  Schule  381. 

—  Das  elektrische  Licht  in  Mexiko  381. 

—  Das  elektrische  Licht  in  ökonomischer 
Beziehung  381. 

--  Die  hydraulische  und  die  elektrische 
Centralstation  im  Hafen  von  Hamburg 
384. 

—  Die  elektrische  Beleuchtung  der  k.  k. 
Hofoper   428. 

—  Beleuchtung   von  Omnibuswagen  428 

—  Elektrische  Centrale  in  Baden  bei  Wien 
430. 

—  Das  elektrische  Licht   in  Genua  478. 

—  Elektrische  Beleuchtung   in  Lyon  478. 

—  Elektrische  Schiffsbeleuchlung    478,  532. 

—  Die  grösste  elektrische  Centralstation  478. 

—  Das  elektrische  Licht  in  der  Schweiz  478. 


IX 


— •  Elektrische  Strassenbeleuchtung  478, 

—  Das    elektrische   Licht    und    die  Spinnen 

479- 

—  Die  Linden  in  Berlin  479,  532. 

—  Die  Beleuchtung  des  Nordostsee-Canal- 
hafens  533. 

—  Städtische  Elektricitätswerke  in  Hamburg 

533. 

—  Nene  Elektricitätswerke  533. 

—  Städtische  Elektricitätswerke  in  Magde- 
burg 533. 

—  Beleuchtung  in  der  Hofoper  582. 

—  Beleuchtung  von  Neuhaus  in  Böhmen  582. 

—  Beleuchtung  der  Eisenbahnwagen  in 
Deutschland  582. 

—  Preis  des  elektrischen  Lichtes  in  Amerika 
582. 

VIII.  Technische  Verwerthung 

der  Elektrolyse. 

Der  Betrieb  der  Galvanoplastik  zu  Zwecken 
der  graphischen  Künste  mi^  Dynamo- 
maschine. Von  Reg.-Rath  O.  Volkmer 
102. 

Ueber  Fortschritte  der  Galvanoplastik  526. 
Kleine  Nachrichten: 

—  Eleklrolytische  Zinkreinigung  und  Ge- 
winnung  341, 

—  Verkupferung  grösserer  Zinkgegenstände 
342. 

Das  Aluminium  und  seine  Elektrometallurgie 
400,  438. 

IX.  Sonstige  Anwendungen  der 

Elektricität, 

Elektrisches  Schweissen  gleicher  und  un- 
gleicher Metallstäbe.  Von  Dr.  Carl  Klar 
332. 

Die  Elektricität  als  Zugkraft  507. 

Löthen  auf  elektrischem  Wege.  Von  G.  von 
Döpp  524. 

Kleine  Nachrichten : 

—  Anwendung  der  elektrischen  Beleuchtung 
beim  Malen  46. 

—  Elektrische  Flugmaschine  48. 

—  Das    Schweissen    mittelst    Elektricität  48. 

—  Löthen  mittelst  Elektricität  240. 

—  Elektrische  Haarbürsten  240. 

—  Elektrische  Heizung  303. 

—  Werkzeugmaschinen  mit  Elektricität  341. 

—  Elektrischer  Rattenfang  342. 

—  Fernsehen  mittelst  Elektricität  343. 

—  Verwendung  der  Elektricität  für  Heil- 
zwecke 343. 

X.    Verschiedenes. 

Photographie    und    Elektricität,     1886.    Von 

Dr.  James  Moser  in  Wien  41. 
Elektrische  Waage.  Von   G.   Quincke    126. 
Aus    den  Sitzungsberichten    der    kaiserlichen 

Akademie   130,  231,  301,  379,  423. 
Unterbrechung    des  Telegrammverkehres  mit 

Grossbritannien    in  Folge  Schneesturmes. 

132. 
Ueber  Zeitbälle  201. 


Bernstein's  Um-  und  Abschalter  für  Glüh- 
lampen 210. 

Unterseeisches  Boot  212. 

Relais-Bussole  215. 

Pfannkuche's  Commutator  zur  Umwandlung 
von  gleichgerichteten  Strömen  in  Wechsel- 
ströme 226. 

Niederösterreichische  Gewerbe  -  Ausstellung 
1888  295. 

VI.  Internationaler  Congress  für  Hygiene  und 
Demographie  zu  Wien    1887   298, 

Naturforscher- Versammlung    1887   335. 

Elektrischer  Strassenbahnbetrieb    378. 

Carpentier's  elektrischer  Tactstock  477. 

Programm  der  Versuchsanstalt  für  Elektro- 
technik des  Technologischen  Gewerbe- 
museums  477. 

Objective  Darstellung  der  wahren  Gestalt 
einer  schwingenden  Saite,  Von  Dr. 
J.   Puluj   523. 

Elektrische  Leitungsfähigkeit  der  Gase  und 
Dämpfe  525. 

Von  der  hygienischen  Ausstellung  527. 

Zur  Frage  der  Wirkungen  des  Stromes  auf 
den  menschlichen  Körper.  Von  C.  Heim 
in  Hannover  567. 

Kleine  Nachrichten : 

—  Das  elektrische  Licht  und  die  Aus- 
stellungen 45. 

—  Anwendung  der  elektrischen  Beleuchtung 
beim  Malen  46. 

—  Einfluss  fremder  Beimischungen  auf  die 
Metalle  47. 

—  Wirkung  der  Elektricität  auf  eisenhaltiges 
Terrain  47- 

—  Explosion  durch  einen  Blitzschlag  47. 

—  Adhäsion  der  Riemen  47. 

—  Elektrische  FJugmaschine  47. 

—  Schweissen  mittelst  Elektricität  48. 

—  Photometrische  Mikroben  48. 

—  Vertheilung    motorischer    Kraft    in    Paris 

95. 

—  Elektrische  Locomotive  von  Daft  95 . 

—  Elektrische  Eisenbahnen  96. 

—  Elektrische  Strassenbahn,  System  Elieson 
96. 

—  Woodhouse  &  Rawson  contra  Edison 
96. 

—  Elektrische     Strassenbahn    in     New-York 

139. 

—  Untersuchungen  über  den  Zusammenhang 
elektrischer  Ströme  mit  dem  thierischen 
Magnetismus  und  die  Wirkung  dieser 
Ströme  auf  das  magnetisirte  Subject  143. 

—  Verkauf  des  amerikanischen  Transfor- 
matoren-Patentes  144. 

—  Ueber  ein  Instrument  zur  beliebigen  Re- 
production  einer  unveränderlichen  Elek- 
tricität.'imenge.  Von  M.  Deprez   144. 

—  Elektrotechnische  Versuchs  -  Station  in 
München   185. 

—  Elektrische  Luft- Verbesserungsmaschine 
191. 

—  Geschoss-Geschwindigkeitsmessung    192. 

—  Reminiscenz  an  den  Ringtheaterbrand  192. 

—  Elektromagnetische    Stimmgabeln    192. 

—  Der  Untergang  des  Kabelschiffes  .Volta*' 
235. 


•  Cowles  Aluminium-Stahl  240. 

-  Elektrische  Haarbürsten  240. 

-  Brand    im    neuen    Burgtheater    in    Wien 

303- 

■  Elektrische  Heizung  303. 

■  Die  unterirdisch-elektrischen  Bahnen  in 
New-York  339. 

•  Strassenbahnen  mit  Accumulatorenbetrieb 
340. 

•  Briefkasten  als  selbstthätiger  Briefmarken- 
verkäufer 341. 

Fingtechnischer  Verein  341. 

Gefahren  durch    den    elektrischen  Strom 

341. 

Gasexplosionen  341. 

Elektrische    Strassenbahnwagen  343. 

Die  Legirungen  als  Elektricitätsleiter  343. 

■  Der  Petroleummotor  von  S.  Marcus  344. 
Elektrische  Eisenbahnen  von  Budapest 
381. 

Elektrische  Eisenbahn  von  Portrush  nach 
Bushmills  382. 

Eisenbahnausstellung    in    Vincennes  384. 
Neuer  Petroleummotor  384, 
Elektrische  Orgel  428. 
Glimmer    in  Verwendung    für  elektrische 
Zwecke  430. 

Elektrische  Haarbrennzange  430. 
Preisaufgabe  der  elektrotechnischen  Fach- 
schule  an    der  grossh.  technischen  Hoch- 
schule in  Darmstadt  430. 
Preisausschreibung  in  Spanien  430. 
Gerichtliche  Entscheidung  431. 
Der  Melograph  431. 

Tarif  der  elektrotechnischen  Versuchs- 
anstalt des  Technologischen  Gewerbe- 
museums in  Wien  432. 
Internationaler  Wettstreit  für  Industrie, 
Wissenschaft  und  Kunst  in  Brüssel  im 
Jahre   1888  432. 

Collectivausstellung  des  elektrotechnischen 
Vereines    anlässlich    des    Congresses    für 
Hygiene   und  Demographie  478. 
Leman's      elektromagnetische      Schieber- 
steuerung  479, 

Pürthner's     Apparat     zum     Gleichrichten 
der  Wechselströme  479. 
Die     deutsche      physikalisch  -  technische 
Keichsanstalt    480. 
Neuartige  Isolationsmasse  480. 
Elektrische    Ausstellung     in    New  -  York 
480. 

Der  projectirte  Canal  zwischen  Bordeaux 
und  Narbonne  532. 
Elektrische  Locomotive  533. 


—  Elektrischer  Kirchenglocken-Läuteapparat 

533- 

—  Elektrisirung  von  Kautschukstreifen  533. 

—  Elektrische  Ausnutzung  der  Windkraft  534. 

—  Ueber  die  Magnetisirung  von  Gemischen 
von  Eisen-  und  Kohlenpnlver  535. 

—  Patentstreit  Bell  536. 

—  Verkauf  der  Patente  für  elektrisches 
Löthverfahren  536. 

—  Kanonen  aus  Aluminiumbronze  536. 

—  Eisenbahn-Telegraphen-  und  Telephon- 
linien in  China  536. 

—  Ausstellung  536. 

—  Elektrischer  Wagen  nach  Julien  582. 

—  Ein  elektrischer  Drache  583, 

—  Strassenbahn  mit  unterirdischer  Zuleitung 
in  Budapest  583. 

—  Elektrischer  Salonwagen  583. 

—  Die  Hydrolocomobile  Nossian  583. 

—  Feuersgefahr   584. 

—  Die  Statue  der  Freiheit  584, 

—  Unschädlichkeit  der  hochgespannten 
Wechselströme   584. 

—  Eine  neue  Erfindung  Edison's  584. 

—  Stiftung  für  eine  elektrische  Heilanstalt 
583. 

XI.  Literatur. 

—  Die  Laboratorien  der  Elektrotechnik  und 
deren  neuere  Hilfsapparate.  Von  August 
Neumayer  43. 

—  Elektricität  und  Magnetismuss  im  Alter- 
thum.  Von  Dr.  Alfred  v.  Urbanitzky  43. 

—  Kalender  für  Elektrotechniker.  Von  F. 
Uppenborn   92. 

—  Die  elektrotechnische  Photometrie.  Von 
Dr.  Hugo  Krüss  93. 

—  Der  technische  Telegraphendienst.  Von 
O.  Ganter  234. 

—  Die  Anwendung  der  Elektricität  bei  re- 
gistrirenden  Apparaten.  Von  Dr.  Ernst 
Gerland  235. 

XII.    Correspondenz. 

186,  195,  261,  427,  532,  580. 

XIII.   Personalnachrichten. 

—  Prof.   Dr.  Zetsche  44. 

—  Eduard  Ernest  Blavier  93. 

—  Sir  Francis  Bolton  94. 

—  Prof.  Dr.  Kittler  384. 

—  G.  R.  KirchhofF  532,  580. 

—  G.  Fechner  581. 


]N"ainen-Register. 


Abbe  480. 

Ailhaud  280. 

Alessandri  312. 

Alker   130. 

Amico,  E.  d',  44. 

Ampere  433. 

Anton  429. 

Arlving  48, 

Armington  &  Sims   179. 

Aron,  Prof.   ili,  412. 

Arsonval,  d'.  267,   342,  567, 

Auerbach,  F.,  Dr.  346,  535. 

Anlinger  409. 

Ayrton  364. 

Baechle   144. 

Bamberg,  C.  480. 

Barbarino  &  Kilp. 

Barbier,  Davis  344. 

Bartoli  312. 

Bartoldy  584. 

Baudot   141,  360. 

Bauer  90. 

Bauernfeind,  v.  433. 

Baumann,  J.  542. 

Beauquier   190. 

Bechtold,    F.    49,   172,    195, 

241. 
Becquerel  447,  454,   541. 
Beer,  Dr.  245. 
Beetz  498, 

Bell,  Graham  304,   353,  536. 
Bellani,  Fratelli   136. 
Benardos   332, 
Bdnazet   187. 
Benoit  239. 
Benton,  J.  G.   192. 
Beresford,  Lord    212. 
Berghausen,  Georg,  jun.   2. 
Beringer,  A.   13. 
Berliner,  J.   185,  435. 
BerlinerMaschinenbauActien- 

gesellschaft    136. 
Bernardos  524. 
Bernstein,  A.   106,   210,  425. 
Bessel  238. 
Bezold  480. 
Bichat,  E,  467. 
Bidermann,  Ernst  236. 
Billing,    Heinrich,    Edler     v. 

Gemmen  481. 
BischofF  51. 
Bizarelli   188. 


Blake  437. 

Blavatzky  43. 

Blavier,  Eduard  Ernest  93. 

Blondot,   R.  467. 

Blüthgen   194. 

Blum  235. 

Böhm-Raffay  4. 

Boernstein  512. 

Bolton,  Francis   94. 

Boltzmann,    Prof.   132,    23 1, 

301,  514,   561. 
Borchers,  \V.  383. 
Botto,  J.  Dr.  553. 
Bouchard  548. 
Boudet  41. 
Bouilhet,  H.    526. 
Bournes,  W.  213. 
Brandt  337. 
Breda   128 
Brejcha,  M.   52. 
Brigg  421. 
Bright  49. 
Brioschi,  Prof.   144. 
Brix,  W.,  Dr.   553. 
Broemel  338. 
Brown-Sequard   341, 
Brückner,  Ross  &  Cons,  303, 

375,  476. 
Brunius    195. 

Brunner  v.  Watten wyl  2,  147. 
Brush    106,    137. 
Buchkics,  Joh.   380. 
Budde  559. 

Bunsen  438;    534,   580. 
Burstyn,  M.  200. 
Bylandt-Rheidt,    Graf,    FZM. 

102. 

Cabanellas   124,  386. 

Calgary,  Alfred  29,   128. 

Canter,  O.  234. 

Cardani   127. 

Cardew  92. 

Carnot  456. 

Carpentier  5,  231,  388,  431, 

477- 
Gase,  W.  E.   536. 
Cassagnes   141. 
Castner  401. 
Cauderay  554. 
Chwolson  535. 
Ciamond  447,  458. 
Clark  471,  497. 


Clausius,  Dr.    150,  480. 

Collingwood  212. 

Compagnie  electrique  338. 

Compagnie  Continentale  Edi- 
son   176. 

Condict,  Herbert  379. 

Cooper  88. 

Copley  434. 

Cowles  403,  439,  536. 

Cowles  Electric  Smelting  and 
Aluminium  Company  240. 

Coulomb   433. 

Cox,  H.    128. 

Crompton  &  Cie.  88,  294. 

Crookes  42. 

Gross,  R.  Charles  335. 

Czermak,  P.  336. 

Üaft  95. 

Daniell  90,  231. 

Daiin,   Dr.   583. 

Deckert  2. 

Dehms,  Dr.   553. 

Deprez,  M.  9,  53,    144,  267, 

487. 
Deprez-D'Arsonval  51. 
Ddri,  M.   i,  49,    236. 
Deutsch  49. 
Deville  400,  438. 
Dewez  382. 
Dibdin  534. 

Dietrich  390.  430,  480. 
Diettrich,  Prof.  426. 
Dingler  456,  552. 
Discher,  H.   117. 
Dittmar   185. 
Dobrzynski,     Franz,     v.    52, 

148,   158. 
Döpp,  G.  V.   524. 
Dolbear,  Prof.    141,   566. 
Donato  Tommasi  480. 
Dredae,  James  265. 
Drexler   146,    iSo. 
Dubois-Reymond  499 
Ducomun   341. 
Ducousso   195. 
Dujardin   577. 
Dünn,  W.  J.   A.  235. 
Dworzäk  A.    195,  246 

Eadon,  M.  477. 
Eastern  Telegraph  Company 
235- 


XII 


Edelmann,    M.    Th.    43,   51, 

186,  3S3,  409. 
Eder  41. 
Edison,    Th.    A.     122,     136, 

139,   144,    196,   249,  276, 

304.  337,    340,  447,  451 

562,  584. 
Edison-Gesellschaft  50,    136, 

140. 
Edi.«on-Hopkinson  213. 
Edlund  322,    336. 
Eger  231. 
Egger,  B.  &  Comp.   45,   94. 

179,  303,  304- 

Egger,  B.  195,  242,  294, 
381,  570. 

Egger-Osnaghi   570. 

Egoroff  379. 

Einstein  &  Cie.   185. 

Electric  Bateiy  Brush  Com- 
pany 240. 

Electrical  Power  Storage  Com 
pany  306. 

Elieson  96. 

Elsasser,   E.   282. 

Elwell- Parker    213. 

Engländer,  Prof.  45. 

Epstein,   L.  93. 

Erba,  C.    144. 

Esson  88. 

Estienne  280. 

Ettinghausen  ,  Albert  von, 
Prof.,  Dr.  130,  231,  301, 
462,  467,  511,  555. 

Exner,  F.   320,  336. 

Exner,  K.  320,  473. 

Faraday   43,  337,  393,  433, 

454,  503,  561. 
Farmer,  G.  448. 
Farmer,  Wallace  271. 
Faure   137. 

Fanre-Sellon-Volckmar    137. 
Fechner,  G.  Th.  581 
Fein,  W.  E.  545. 
Fellinger,   R.,  Dr.    195,   242. 
Feranti    106. 
Feuerlein   130. 
Fiedler,   Ladislav  295. 
Fischer  45,  50,  98,  146,  235, 

430,  4S<^- 
Fitzgerald   136. 
Flamache,  A.    192. 
Flamache,    V.    192. 
Fleisch!,  E.  v.  Marxow,   Prof 

Dr.    I,   loi. 
Fleming,  J.  A.,  Dr.   263. 
Fodor,   Etienne   de  175,  228, 

262. 
Förster,  Dr.  480. 
Forbes   341. 

P'ortin-IIerrmann,  L.  A.  377 
Franzen  482,  532,   537. 
Frey,   Friedrich   2. 
Freyberg  429. 
Fribourg    142. 
Frismut  406. 

Frisch,  G.    149,  305,  387. 
Fritz,  G.    147. 


Frölich,  O.,  Dr.  2,  52,  80, 
149,  150,  165,  196,  385, 
482,  483,  538. 

Fromme  312. 

Fuchs  286,  429. 

Führer  281. 

Fuess,  R.  480. 

Gaertner,  Gust.,  Dr.  226,  481. 

Gaiffe  344. 

Gall  230. 

Ganz  &  Comp.  45,  100,  135, 

140,  ISS,    235,  261,  303, 

380. 
Garke,  M.  E.  23s. 
Gattinger,  F.  2,   554. 
Gattino   iio. 
Gaugain  90. 
Gaullard    &    Gibbs  46,    106, 

236,  339. 
Gauss  467. 
Geissler   184. 
Gelcich,  Eugen  301. 
Genest  437. 
Gerard  225. 

Gerland,  Ernst,  Dr.  235. 
Getz,  Moritz  257. 
Getz  und  Odendall  10 r,  246, 

292,   308. 
Giffard,  H.   583. 
Gladstone  413. 
Goldschmidt,  Ritter  v.  2,  245, 

345- 
Goldstein,  Eugen  42. 
Goppelsroeder,  F.,«  Prof.  44 
Gostkowski    2,  50,  98,   146, 

541. 
Gower-Bell  437. 
Gramme    124,  184,  26s,  332, 

337,  387,  546. 
Granet   142,    189. 
Granfeld,   A.   E.   2,   50. 
Grashof  480. 
Grath  478. 
Grätzel  438. 
Grawinkel  35,  36,  92. 
Gray   123,  353. 
Greenwood  &  Battley   198 
Greinz,  A.    149. 
Grdvy  94. 
Grief  515- 
Grimburg,    Grimus,  Ritter  v. 

I,  49,  97,   100,   145,  ^4', 

257,  537. 
Grimmert  281. 
Grotrian,  Prof.  Dr.  429. 
Grünebaum,  M.  340. 
Gülcher  339. 

Hackenberg,  Ferd.,  Dr.  563. 
Ilaeberlein,  Wilh.  363,  407. 
Hagen,  Prof.  Dr.  429,  532. 
Hall,  H.  D.     191,  233,  301, 

469,  513- 
Hallbauer  263. 
Hailock  313. 
Halhvachs  369,  407. 
Halsch,  F.   301. 
Handl,  Alois  346,  427. 


Kann,  Dr.    142. 

Hartmano,  B.   iSS- 

Hartmann,   R.   186. 

Hartmann  &  Braun  314,  414, 

Hasenöhr],  Victor  563. 

Haskins,  C.  C.  584. 

Hasler  90. 

Hauffe  381. 

Hefner- Alteneck  274. 

Hegelmann,  B.    185. 

Heim,  Dr.  430. 

Heim,  C.  S^7- 

Heim,  Sectionsrath   382. 

Heine,  F.  J.  2. 

Helmholtz,    v.  90,  423,  434, 

480,  498,  580. 
Helmsky,    W.    S2,    98,  245, 

260. 
Helmert  480. 
Hendrikson   195. 
Henlich,   Gebrüder    l8s. 
Hensel,  Rudolph  2S7. 
Hermes,  Dr.  338. 
Hertz,  Prof.  Dr.  430. 
Heroult  441. 
Heuser,  G.   2. 
Hilbauer,   G.    149. 
Himstedt,  Dr.  429. 
Hipp    195. 
Hirsch,  Leon  ^2. 
Hirschmann,  C.  2. 
Hochenegg,    Carl   l,    il,  62. 
Holeczek,  Heiarich  481. 
Holthof  36. 
Holtz  42,  191, 
Hooke,  Rob.   190. 
Hopkinson    9,    53,  86,    167, 

184,  249. 
Hospitalier   12S. 
Huber,  J.  L.  93,  308. 
Hübel   193. 
Hübl,  Baron    104. 
Hughes   III,  353. 
Hummel,  G.  311,  345. 
Hurion   558. 

Jablochkoff  237,   265. 
Jaumann,   G.   301,   420,   462. 
Jehl,  Francis  339,  393,  481, 

503,   583- 
Jenks,  A.   G.   565. 
Jenny  293. 
Joas,  A.    185. 
Jonval  460, 
Jordan,  Friedr.  430. 
Joubert  92. 
Joule   12,  514,  559. 
Jourdain  339. 
Jüllig,M.  101,  14s,   148,  167, 

246,  346,  427. 
Julien  96,  S08,  584. 
Jussen,  Edm.  379. 

Kahn,  A.  345. 
Kampbell,  Andrew  212. 
Kapp,  Gisbert  79,   159,    184, 

192,  294. 
Kareis   i,  43,   50,    loi,    146, 

194,   245. 


XIII 


Karl^k,  Job.  2. 

Karsten  42. 

Keiner,  Leon  327. 

Kemble  379. 

Kern,  J.  U.  234. 

Kerr  591. 

Kessler,  Ludw.    150. 

Kessler,  Prof.  498. 

Keudall,  J.  A.  304. 

Khotinsky,  de  93,   380,  424. 

Kirchhoff,  G.  R.     197,    434, 

462,  532,  580. 
Kittl,  Theodor  481. 
Kittler  9,   90,    159,  197,236, 

380,    384,  427,  429,  498, 

533- 
Klar,  Carl,  Dr.  237,  332. 
Klein,  Sectionsrath   382. 
Kleiner,  Dr.  438. 
Klose  98. 
Knapp,  W.  41. 
Koch  48. 
Kocsis,  C,    195. 
Köhn,   Wilh.  483. 
Koffler,  E.  482,  540. 
Kohlfürst   172,  540,  554 
Kohn,    M.    2,    50,    98,    loi, 

192,  245,  293. 
Kohlransch,  Friedr.   51,    171, 

186,    239,    313,    316   366, 

417,    430,   469,  480,   509, 

558. 
Kohlrausch,    W.,     Prof.    Dr. 

171,    186,    257.  308,  363, 

414,  417,  429. 
Kolbe,  J,    50,    52,    98,   100, 

241,  289. 
Koller,  V.  382. 
Kopp  580. 
Kornblüh  98,  245. 
Krämer  172,    194,    195,   540. 
Krause  90. 

Krebs,  Prof.   Dr.  36,  92. 
Kremenezky  45. 
Kremenezky,  Mayer  &  Comp. 

303,  304- 
Krieg,  M,,  Dr.  phll.  52,  391, 

490. 
Kflzilc  2,  94,    110,  303,304. 
Krösswang,  L.  187,  224,  554. 
Krüss,    Hugo,    Dr.    93,  430, 

538. 
Kropp   536. 
Kundt  470,    480,    513,  560. 

Lacour  233,  235,  353. 
Lahmeyer,   Wilh.   158. 
Lami  339. 
Lamont   162,  433. 
Landolt,  Dr.  480,   512. 
Landsberg,  Prof.  429. 
Lang,  V.  V.   302,  320. 
Langdon-Davies  330. 
Lane  fox   106. 
Laube  428. 

Lecher,  E.,  Dr.  302,  320,  542. 
Lechner  380. 
Leistler  .45. 
Leitenberger   144. 


Leiter,  Jos.   226,  542. 

Leman  479. 

Lenoir  527. 

Leo  &  Comp.    185. 

Lesseps   139,    141. 

Lewandowski,  Prof.,    Dr.,  2, 

51,  234. 
Lichtenberg  339. 
Lidgois,  Jules    142. 
Liersch,  C.    186. 
Lippmann,   G.  42,  135,    190, 

423,  467- 
Lischke,  Rieh.    149. 
Litmann   185. 
Lodge  499. 
Löhr   195. 

Loiseau  &  Leblanc   195. 
Lontin    267. 
Lorenz  232. 
Lorentz  514. 

Loschmidt   193,  379,  423. 
Luggin,  H.  301,  420. 
Lukacs  382. 
Luvini,  Jean    526. 
Lyon,   C.  E.    212. 

Mach,    E,    Prof.     190,    301, 

452,  467,  475- 
Mach,  Ludwig  48, 
Mackley,  C.  Th.   52. 
Märky,   C.  L.   2, 
Maiche  330. 
Maier,    Jul ,     Dr.    phil.     52, 

340. 
Maiss,  Ed.,  Prof.  Dr.   343. 
Mangin  331. 
Manfai,  Eduard  257. 
Marcus,    S.    344,    384,    447, 

452. 
Maron  288. 
Martin,  Jos.    149. 
Massmann  480. 
Masson,   G.  44. 
Masson  &  Brequet   124, 
Matthiessen  512. 
Maudslay   Sons  &  Held  342. 
Maxwell,  J,  C.    302,  462. 
Mayer,  Baron  381. 
iMayer,  R.  461. 
Mayer,  Dr.  50. 
Meidinger,  Prof.,   Dr.  430. 
Melde  523 
Melloni  447. 
Meisen  475- 
M^ritens,  de   138,  265. 
Merling  200. 

Messageries  Maritimes  334. 
Meyer   141. 
Michelet  508. 
Miller,   v.    196,   430. 
Mills,  John   137. 
Minotto,  J.  553. 
Miesler,  J.  101,379,481,541. 
Mises,  Dr.,  582. 
Mixa,  W.  442,  580. 
Mix  437. 

Mix  &  Genest   135. 
Moc,  Joh.   234. 
Möhlenbruck  143. 


Montecoucculi  339. 

Montefiore  341. 

Morse  344,  352,   535. 

Moser,  James,  Dr.  2,  41, 
51,  98,  lor,  146,  193, 
379,  433,  462,    482,  498. 

Moser,  L.  30,  42. 

Müller   162. 

Müller,  Emil  257. 

Müller,  Max   234. 

Müller,  P.  A.,  Dr.  89. 

Müller,  Wenzel    182. 

Müller,  Ober-Postdirections- 
Secretär   iii. 

Müller-Pfaundler  266. 

Munro    341. 

Munier  353. 

Naglo,  Gebrüder  46. 

Namslau  338. 

Naze  339. 

Nebel,  S.  B.  325. 

Neef  523. 

Nernst,    W.     130,    233,   462, 

469,  509,  555- 
Neumann,  Wilhelm  52. 
Neumayer,  August  43. 
Neumeyer  480. 
Niaudet  Alfred   124. 
Nilson  430. 

Nippoldt,  A.,  Dr.  36,  318. 
Nirenstein  53. 
Noback,   Gustav    2. 
Nobili  561, 
Noe  447. 
Nordenfeit  215. 

Obach,  Theodor  537, 
Obermayer,  A.  v.  475. 
Odendall,  Anton  257. 
Oerlikon  96.' 
Ohm,    G.    S.    29,    90,    238, 

433- 
Oldenbourg,  R.  92. 
Olszewsky  332. 
Orth,  Ludw.   149. 
Ortsberg,  P.    403. 
Osnaghi,  Prof.   570. 
Ostwald,  W.  423. 
Oszewski  524. 

Paalzow  480. 
Parson  453. 
Pasteur  48. 

Patterson  et  Cooper  88. 
Pechan,  J.  44. 
Peereboom,  Van   der   142. 
Pellecat  527. 
Peltier    131,   447. 
Pemerl   184. 

Peninsular  and  Oriental  Com- 
pany 334- 
Perry,    John,    F.    R.    S.    44, 

3Ö4- 
Pescetto  226. 
P^^ukert,  Wilhelm   2,   52,   93, 

150,    195,     196,   301,   310, 
388,  456,  477. 
Peukert  305. 


XIV 


Pfannhanser,   VV.    103,    150 
Pfannkache,     G.     195,     226, 

243. 
Pflaum,  Moriz  481. 
Pfungen  98. 
Phönix  87. 

Pichler,  M.  R,  v.    290,  475 
Pieper   178, 
Pillidi  339. 
Pilz,  E.  2. 

Pirelli  &  Co.  333,  479. 
Planta   137,   169,  369. 
Poech,  Franz  52. 
Poggendorf  90,  499. 
Polaschek,   E.    195. 
Pope   195. 
Popper,    J.     loi,    148,    167, 

448,  4SI,  498. 

Popp  95,  337. 

Prasch,  A.    194. 

Preece   101,    139,    192,  235, 

239. 
Prott,  Heinrich  149. 
Pürthner,    J.    C,     II 7,     183, 

233. 
Puluj,  J.,  Dr.    522. 
Putnam   194. 


Quincke,  G,   126,  470. 


Raasche  203. 

Rayleigh,     Lord      192,    239, 

302,    448,  456,  472,  498. 
Rebiczek  456. 
Reckenzaun,     A.     97,      149, 

289,  378,  508. 
Reich,  S.    195,  246. 
Reichenbach,   v.  414. 
Reis,  Philipp  565. 
Repsold  480. 

Reiner,   Max  379,  481,  541. 
Rhumkorff     95,      124,     469, 

523- 
Richards   406. 
Righi  312,  470,  558. 
Ringhoffer,  Franz,  Freih.  v., 

98,   149. 
Rittershaus,  Prof.  429. 
RobertsAusten,  W.  Chandler 

47- 
R'olimann  557. 
Ronneburg,   F.,  v.  552. 
Ross,  F.  50,   150,   246,  482. 
Rosipal,    C.  M,    185. 
Rosanquet  86. 
Rothen  44. 
Rowan   341. 
Rowland  80,  239. 
Konlleaux-Dugage   189. 
Rousseau   194,  341. 
Roux,  Le  559. 
Royal  Society  434. 
Rühlmann,    Rieh.,    Dr.  345. 
Rupp,  Prof.    339,  393,  503, 

583. 
Rysselberghe,  van    123,   135, 

142,   148,  235. 


Sack,  J.  289, 

Samuel,  Paul  352. 

Santano  535. 

Sauer  241. 

Sauerwald  470. 

Sautter    &    Lemonnier  331. 

Schachner,  Heinr.  52. 

Scharnweber,  L.  236. 

Schenek    &  Farbaky   52,  93, 

100,    214,  292,  304,   305. 
Schlitz,  V.,  Dr.  384. 
Schlenk,     C.     2,     241,     345, 

478. 
Schmidt,  B,   185. 
Schmitt,  Prof.  Dr.  429. 
Schön,  Hugo   185. 
Schönemann,  F.    186. 
Scholz,  Roman  52. 
Behorch,  Scharnweber  &  Cie. 

383. 

Schorr,  Paul  481. 

Schreiber  480. 

Schröter,  Prof.  430. 

Schubart  235. 

Schuckert,  S.  4,  52,  94,  102, 
140,  386. 

Schulmeister  245. 

Schwendler,  L.  541. 

Sedlaczek,  Hermann  532,553. 

Seck,  Gebrüder   191. 

Seebeck  435,  447. 

Seeliger  480. 

Segner  277. 

Sellner  337,  339. 

Shepard,  E.  Wm.  335. 

Shida,  R.  239. 

Siegel,  Hermann  5?, 

Siemens  44,  90,  92,  264, 
280,   366,  387,  533. 

Siemens,  Werner  i,  238, 
480. 

Siemens  &  Halske  4,  45, 
50,  106,  108,  186,  191, 
»95,  23s,  246,  261,  279, 
303,  304,  326,  339,  479. 
481,  525,   583. 

Silberling,  C.   149. 

Sinnet  43. 

Siveright  235. 

Soci^td  industrielle  d'^lectri- 
cit^  338. 

Socidtd  ^lectrique  Edison  in 
Paris   136. 

Society  of  Telegraph  Engi- 
neers  and  Electricians  108. 

Soci^t^  en  Participation  pour 
les  Applications  Industri- 
elles de  l'l^lectricit^  in  Lyon 
136. 

Sordoilet   142. 

Stach,  von  2,  51,   100,   145. 

Stanök,  Jos.   149, 

Staröeviö,  Johann   180. 

Stearns   116. 

Stefan,  Hofrath,  Prof.  44, 
167,  302,  452. 

Stephan,   v.   Dr.  580. 

Steinle  &  Heilmann  341. 

Stein,  Dr.  92,  319. 


Stein,   Gebrüder   186. 

Steinacker,  Arthur  236. 

Steinheil  480. 

Stern,   Gebrüder   185. 

Stirnemann  &  Cie.  94. 

Stölzel,   Prof.  Dr.    185. 

Ston,  W.  H.  568. 

Strand  341. 

Streintz  &  Anlinger  409. 

Streintz  236,  409. 

Stroh  580. 

Sturm  53. 

Sutto,  A,  584. 

Swinburne  89. 

Spinola  338, 

Tait  447. 

Talbot  235. 

Taussig,  Dr.    i,  50,  339. 

Teirich,  Ferd.   550. 

Telbiss,  Carl,  Dr.  235. 

Thalwitzer  241. 

Theorell  235. 

Thompson  W.  P.  407,    439. 

Thompson,  Sylv.  48,  80,  158, 

162,    192,  215,    265,  390. 
Thomson  Elihu  524. 
Thomson    W.     13,    48,    92, 

240,   280,   332,    447,  462, 

559. 
Thomson  Prof.  48. 
Thomson-Houston  43 1. 
Toeplitz-Deuticke  433. 
Tommasi,  D.  41. 
Tribe  413. 

Trowbridge  304,  340. 
Tumlirz,  Dr.  422. 
Turettini   106. 
Tyndall  43. 

Ulbricht,  Dr.  phil.  429. 
United-Edison-Swan  Co.   139. 
Uppenborn,  F.  92,  186,  482, 

538. 
Urban  Hanns  52. 
Urbanitzky,  Alfred,  Ritter  v., 

Dr.  43,    195,  242,  345. 

Varley,  C.  F.  423,   546. 
Vieweg  F.  &  Sohn  43. 
Vigoureux  343. 
Vogel,  G.,  Dr.   185,  429. 
Vogel,   H.,  Dr.    185. 
Vogs'^)  Josef  39,  52,   125. 
Vogt,  W.  J.  51. 
Voit,  Prof.  Dr.  430. 
Volkmer,  V.  2,  50,  98,    102, 
147,    193-    195,    242,  345. 
Volta  82. 

Wagner  319. 

Walde,  J.  48. 

Walker,  Ch.  V.  553. 

Waltenhofen,  A.  v.,  Dr.  4, 
44,  52,  92,  100,  142,  151, 
263,  292,  301,  305,  311, 
369,  385,  458,  476,  482, 
483,  503. 

Wassmuth  452. 


XV 


Waterhouse  249. 

Watt  341. 

Weber  185. 

Weber,  Prof.  Dr.  429,  430. 

Weber,  Fr,  232,  239, 

Weber,  H.  232,  239 

Weber,  Leonh. ,  Prof.  Dr.  3 1 5 

Weber  Wilh.    149,  239. 

Weiller  515. 

Weinhold,  A.  4,  346. 

Weiss  53. 

Weiss,  B.  F.  379. 

Weldon  401. 

Wettstein  v.,   2. 

Weyher  &  Richmond   179. 

Weymann  480. 

Wharton,  William  378. 

Wheatstone    112,    141,  239, 

280,  580. 
Whitehead,  John  236. 


Whyte   194,  335. 
Widener   379. 

Wiedemann,  G.  35,  43,  301, 
312,    374,   407,  420,  462, 

503,  567. 
Wiedemann,  Franz  512. 
Wietlisbach  35,    127. 
Wilczek,   Graf  98. 
Wild  90. 
Wilde  331,  540, 
Windle  235. 

Winkler,  Clemens,   Dr,  511. 
Wissmuth,  A.  185. 
Wöhler  400. 
Wolesley,  Edward  212. 
Wolf  53. 
Wolff,  C.  H.   185. 
Wolschitz,  Sectionsrath    382. 
Woodhouse  &  Rawson    139, 

383,  431. 


Worthington,   Geo.  247. 
Wucher  343. 
Wiillner,  Dr.  429. 
Wünzer  236. 
Wüste,  F.   195,*  241. 


Zedlitz,  Fr.  v.   328. 

Zettler    185. 

Zetzsche,  Prof.  Dr.    44,   172, 

555.  581- 
Zeuner  480. 
Zickler,  C.  4,  52,  279,  305, 

388,  477. 
Zipernowski    144, 
Zipernowski-Deri     50,      100, 

106,   136,  478. 
Zitterhofer,  Ambrosius  P.  234. 
Zunini  226. 


^caigC^33S333: 


Vbvcs.  vos  K.  SPIES  &  Co.  in  Wieji, 


Zeitschrift  für  Elel<trotechnil<. 


V.  Jahrg. 


1.  Jänner  1887. 


Heft  L 


VEREINS-NACHRICHTEN. 


I.  December.  —  Sitzung  des 
Bibliothek-Co  mit^'s. 

I.  December.  —  Vereins-Ver- 
sammlung. 

Vice-Präsident  Kar  eis  begrüsst  die  An- 
wesenden und  gibt  das  Programm  für  die 
Vereins- Versammlungen  des  laufenden  Mona- 
tes bekannt,  worauf  Herr  Professor  Dr. 
E.  Fleischl  von  Marxow  seinen  Vortrag 
über   ^thierische  Elektri  ci  t  ä  t*   hält. 

Der  Plerr  Vortragende  bemerkt,  dass  die 
Abhaltung  seines  ursprünglich  in  Aussicht 
genommenen  Vortrages  über  das  Capillar- 
Elektrometer  heute  aus  zwingenden  Gründen 
unterbleiben  müsse,  dass  er  jedoch  hoffe, 
diese  Schuld  in  Bälde  tilgen  zu  können, 
welche  Mittheilung  mit  lebhaftem  Beifalle 
entgegengenommen  wird. 

15.  December.  —  Sitzun'g  des 
Bibliothek-  Comit e's. 

15.  December.  —  Vereins-Ver- 
sammlung. 

Der  Präsident  Hofrath  v.  Grimburg 
begrüsst  die  Anwesenden  und  eröffnet  die 
Versammlung  mit  folgender  Ansprache  : 

^Gestatten  Sie  mir,  hochverehrte  Herren, 
heute  vor  Allem  eines  freudigen  Ereig- 
nisses zu  gedenken,  nämlich  der  Feier  des 
siebzigsten  Geburtsfestes,  welche  dieser  Tage 
von  einem  der  vornehmsten  auswärtigen 
Mitglieder  des  Vereines  begangen  wurde.  Es 
ist  dies  der  Geheime  Regierungsrath  Dr.  Wer- 
ner Siemens  in  Berlin,  dem  sich,  ich 
weiss  es,  der  ganze  Verein  mit  voller  Sym- 
pathie   und  Hochachtung    zuwendet. 

Werner  Siemens  ist  vor  Allem  ein  glück- 
licher Forscher  und  Entdecker,  ich  meine 
nicht  in  dem  Sinne,  wie  das  Glück  oft  ein 
Spiel  des  wiederholt  günstigen  Zufalls  ist, 
sondern  in  dem  Sinne,  dass  der  glückliche 
Erfolg  die  natürliche  Wirkung  ist  eines 
tiefen  geistigen  Erfassens  der  Naturerschei- 
nungen und  ihrer  Anwendung.  In  der  That, 
die  Lebensgeschichte  Werner  Siemens'  ist 
zugleich  eine  Geschichte  der  Erfindungen. 

In  der  Galvanoplastik,  in  den  Dynamo- 
maschinen, in  den  elektrischen  Eisenbahnen, 
auf  dem  grossen,  umfangreichen  Felde  des 
Telegraphen-  und  Eisenbahnsignalwesens  ist 
jeder  grosse  Fortschritt  für  immer  mit  diesem 
Namen  verbunden. 

Werner  Siemens  steht  aber  auch  als 
Mann  der  Wissenschaft  auf  der  höchsten 
Stufe  und  endlich  ist  Werner  Siemens  auch 
ein    grosser     Industrieller.    Er    verbindet    in 


seltener  Weise  zwei  heterogene  Begabungen 
in  sich:  des  Winsens  und  Könnens.  Der 
Mann   weiss   es  und  kann  es  auch  ma  che  n  ! 

Meine  Herren!  Werner  Siemens  ist 
Elektriker  und  Techniker,  er  ist  im  wahren 
und  idealen  Sinne  des  Wortes  Elektro- 
techniker, und  zwar  unzweifelhaft  der 
grösste  unserer  Zeit. 

Dieser  Mann,  meine  Herren,  gehört  der 
ganzen  Welt  an  und  wenn  ein  Abschnitt  in 
seinem  Leben  gefeiert  wird,  so  kann  man 
nicht  sagen,  dass  es  ein  blosses  Familien- 
fest ist,  das  ist  ein  öffentliches  Fest.  — 
Und  deshalb  glaube  ich,  steht  es  einem 
elektrotechnischen  Vereine,  welcher  über  ganz 
Oesterreich  sich  erstreckt,  gut  an,  wenn  er 
sich  durch  eine  Kundgebung  der  Freude  an 
diesem  Feste  betheiligt,  und  ich  bin  Ihrer 
Zustimmung  gewiss,  wenn  ich  um  den  Be- 
schluss  ersuche,  im  Namen  des  Vereines  dem 
Gefeierten  die  besten  Glückwünsche  darzu- 
bringen.*  (Lebhafte  Zustimmung  und  Beifall.) 

Nach  Erledigung  geschäftlicher  Mittheilun- 
gen von  untergeordneter  Bedeutung  und 
Bekanntgabe  der  Tagesordnung  für  die 
nächsten  Abendversammlungen  hält  Herr 
Ingenieur  Carl  Hochenegg  seinen  Vor- 
trag über  ^GraphischeUntersuchungen 
elektrischer  Glühlichtleitungen*. 

An  den  Vortrag  knüpft  sich  eine  leb- 
hafte Discussion,  in  welcher  Herr  Ross  den 
Wunsch  ausspricht,  der  Herr  Vortragende 
möge  bei  der  Drucklegung  des  Vortrages 
die  hier  nur  angedeuteten  Rechnungen  weiter 
ausführen,  was  von  Herrn  Hochenegg 
auch  bereitwilligst  zugesagt  wird. 

22.  December.  —  Vereins-Ver- 
sam  mlung. 

Der  Präsident  Hofrath  von  Grimburg 
theilt  mit,  dass  der  im  December  entfallende 
Üiscussionsabend  Mittwoch ,  den  5.  Jänner 
stattfinden  werde,  und  bemerkt,  dass  hoffent- 
lich die  Anwesenheit  des  von  einer  längeren 
Reise  zurückgekehrten Collegen  Deri  Gelegen- 
heit bieten  werde,  über  die  Anwendung  von 
Transformatoren  im  Auslande  Interessantes 
zu   erfahren. 

Hierauf  hält  Herr  Ober-Ingeniear  Kar  eis 
den  angekündigten  Vortrag  üben  den  Sicher- 
heits  -  Telegraphen  von  Dr.  T  a  u  s  s  i  g 
in  Prag. 

Derselbe  war  von  vielfachen  Demon- 
strationen begleitet,  wurde  mit  lebhaftem 
Beifalle  aufgenommen  und  rief  eioe  sehr 
animirte  Debatte   hervor,   an  welcher  sich  die 


Herren  Kfizik,  Dr.  Taussig,  Kohn, 
Baron  Gos  tkowski,  D  e  c  k  e  r  t,  Brun- 
ner von  Wattenwyl  und  der  Vortragende 
betheiligten. 

Nachdem  Herr  Inspector  Kohn,  über 
Einladung  des  Vorsitzenden  zugesagt,  über 
die  nähere  Einrichtung  des  Feuertelegraphen 
in  London,  auf  welchen  in  der  Debatte  mehr- 
fach hingewiesen  worden  war,  an  dem  nächsten 
Disscussionsabende  Mittheilungen  zu  machen, 
wird  die  Discussion  auf  jenen  Abend  vertagt. 

Der  Präsident  dankt  schliesslich  dem 
Herrn  Ober-Ingenieur  Kar  eis  für  den  an- 
regenden Vortrag  und  beglückwünscht  die 
Herren  Dr.  Taussig  und  Kfizik  zu  den 
erfolgreichen  Bemühungen  um  die  Lösung 
einer  wegen  der  technischen  Einrichtung  be- 
merken.«werthen  und  für  die  öffentliche  Sicher- 
heit so  wichtigen  Aufgabe. 

23.  December.  —  Sitzung  des 
V  o  r  t  r  a'g  -  C  o  m  i  t  ^'s. 

Feststellung  der  Vorträge  für  den  Monat 
Januar  nach  dem  untenstehenden  Programme. 

23.  December.  —  C  on  s  lituire  n  de 
Sitzung  des  Comite's  für  die 
Statuten -Revision. 

Herr  Baurath  Ritter  von  Stach  wird 
zum  Obmann  und  Herr  Dr.  James  Moser 
zum  Schriftführer  gewählt. 

23.  December.  —  Ausschuss- 
Sitzung. 

In  das  über  Antrag  des  Herrn  Baurath 
von  Goldschmidt  eingesetzte  Comite  für 
Statistik  werden  durch  Wahl  die  Herren 
F.  Gattinger,  V.  Goldschmidt,  E.  Pilz, 
C.  Schlenk  und  v.  Wettstein  berufen. 

Erledigung  laufender  Geschäfte. 

Auf    Grund    statuteumässiger    Aufnahme 
treten   dem  Vereine  nachfolgende  ordentliche 
Mitglieder  bei  : 
Pilz    Engelbert,    k.     k.    Postamts- Director, 

Wien,  I.,  Börseplatz   i. 
Heuser    Georg,     Procnrist    bei    Waldek    & 
Wagner,   Prag. 


Frey  Friedrich,  Zuckerfabriks-  und  Oeko- 
nomie-Besitzer,   Wysocan  bei  Prag, 

Berghausen  Georg,  jun.,  Ober-Ingenieur 
bei  Waldek  &   Wagner,  Prag. 

Heine  F.  J.,  Fabrikant,  Prag,  Nekazalka- 
gasse. 

Karlik  Joh.,  Ober  ingenieur  der  Prager  Eisen- 
industrie -  Gesellschaft  Mayrauschacht, 
Kladno. 

Noback  Gustav,  Maschinenfabriks- Besitzer, 
Prag  Bubna. 

Hirschmann  Carl,  Elektroteclmiker, 
Ransko    bei  Zdirec-Kreuzberg,   Böhmen. 

Königl.  Telegraphen-H  aup  ts  t  a  tio  n 
A  gr  am. 

Märky  Carl  L.,  Ingenieur  der  Firma  Märky, 
Bromovsky   &  Schulz,   Prag. 


Tagesordnung 

der    Vereins-Versammlungen    im  Januar  1.   J. 

5.  Januar.  — -  Dis cussi on s ab e n  d. 
Fortsetzung  der  Discussion  über  Dr.  Taus- 
sig's  Sicherheits-Telegraphen.  Discussion  über 
Centralstationen  für  elektrische  Beleuchtung. 
Mittheilung  des  Herrn  Ober-Ingenieur  von 
Wettstein  über  Kosten  der  elektrischen  Be- 
leuchtung im    neuen  Wiener  Rathhause. 

12.  Januar.  —  Vortrag  des'  Herrn 
k.  k.  Ingenieur  A.  E.  Granfeld  ^über  die 
Rohrpost  in  Wien*. 

Mittheilungen  des  Herrn  Ingenieur  F. 
Ross  j^über  den  Gasconsum  in  verschiedenen 
Städten    im    Vergleich    zur     Einwohnerzahl«. 

19.  Januar.  —  Vortrag  des  Herrn 
Regierungsrathes  C.  Volkmer  jUebersicht 
über  die  modernen  Verfahren  der  Repro- 
duktion mit  specieller  Mittheilung  über  die 
Installation  mit  Dynamos  für  die  Galvano- 
plastik*   (mit    Demonstrationen). 

26.  Januar.  — Vortrag  des  Herrn  Prof. 
Dr.  Lewandowski  über  ^medicinische 
Galvanometer*   (mit  Demonstrationen). 


ABHANDLUNGEN. 


Die  Gleichung  der  Nebenschlussmaschine. 

Von   WILHELM  PEUKERT  in  Wien. 
,  (Aus  dem  k.  k.  elektrotechnischen  Institute  in  Wien.) 

Herr  Dr.  O.  Frölich  hat  in  der  weiteren  Ausbildung  seiner 
Theorie  der  Dynamomaschine  gezeigt,  dass  man,  ausgehend  von  der 
von  ihm  angegebenen  Grundformel  für  den  Magnetismus  einer  Dynamo- 
maschine, jede  elektrische  Grösse  derselben  (mit  Ausnahme  der  elek- 
trischen Arbeit)  in  einfacher  Weise  finden  kann.*)  Das  Verfahren,  das 
auf  eine  Maschine  beliebiger  Schaltung  anwendbar  ist,  besteht  darin, 
da.ss  man  die  Maschine  in  zwei  verschiedenen  Zuständen  betrachtet ; 
und  zwar  einmal,  wenn  der  Maximalmagnetismus  i  herrscht,  und  dann, 
wenn  die  Ströme  in  den  Schenkeln  die  zur  Hervorbringung  des  Mag- 
netismus \  nöthige  Intensität  haben.    In  beiden  Fällen  bleiben  Touren- 


Elektrotechnische  Zeitschrift   1885,  VI.,  S.   133. 


zahl  und  Widerstand  unverändert.  Man  berechnet  für  beide  Zustände 
die  betreffende  elektrische  Grösse  und  findet  ihren  wirklichen  Werth 
durch  Subtraction  der  erhaltenen  beiden  Werthe. 

Fr  öl  ich  trennt  durch  diese  Methode  jede  elektrische  Grösse  in 
eine  Ankergrösse  und  in  eine  Schenkelgrösse,  wodurch  nicht  nur  alle 
Formeln  an  Uebersichtlichkeit  gewinnen,  sondern  auch  ein  einfaches 
Verfahren  zur  Constantenbestimmung  der  Maschine  gegeben  ist.  Zur 
Ermittelung  der  Constanten  einer  Serienmaschine  kann  bekanntlich  die 
Frölich'sche  Stromcurve  in  einfacher  Weise  benützt  werden,  während 
bei  einer  Nebenschlussmaschine  die  Frölich'sche  Polspannungscurve 
dies  sehr  zweckmässig  gestattet. 

Mit  Beibehaltung  der  Fr ölich'schen  Bezeichnungen  lautet  die 
Gleichung  der  Polspannungscurve  :  *) 

f  .V  n 


P: 


\    n  IC   ) 


wenn  P  die  Klemmenspannung  der  Nebenschlussmaschine  v,  a,  n  und 
u  die  Tourenzahl  bezw.  die  Widerstände  von  Anker,  Nebenschluss- 
wickelung und  äusserem  Stromkreise  bedeuten.  Mit  mj^  ist  die  Win- 
dungszahl der  Nebenschlusswickelung,  mit  a  die  magnetisirende  Kraft 
einer  Windung  und  mit  f  eine  Constante    bezeichnet.    Setzt    man    den 

u  n 

Widerstand    der    parallelen    Zweige  7t.    und  n,    nämlich   ; =  w, 

IC  -\-  n 

und    den    Gesammtwiderstand    des    Stromkreises    a  -{-  w  ^=  W,  so  lässt 

sich    nach    Frölich    die    Gleichung    der    Polspannungscurve    auch  so 

schreiben : 

w  n 

P  =  f     V.-^~ (2 

w 
Das  erste  GHed  dieser  Gleichung /.  z/ . -=-  nennt    Frölich     die 

Ankergrösse  und  bezeichnet  sie  als  die  Maxinlal-Polspannung,  welche 
beim    Magnetismus     i     herrschen    würde,     während    das    zweite    Glied 

,   die  Schenkelgrösse,  die  Polspannung  bedeutet,  welche  für  den 

Magnetismus    ^    erforderlich    ist.  **)  '  Fasst     man    in    dieser    Gleichung 

w 

V 


W 


als  nur   eine  Veränderliche  auf,    so    stellt  sie  eine  Gerade  dar, 


11 
da  das  Glied   insofern  als  Constante  aufzufassen  ist,  als  es  vom 

äusseren  Widerstände  und  der  Tourenzahl  unabhängig  ist. 

Trägt  man  v  .  —j^  als  Abscissen,  P  als  Ordinaten  auf,    so  erhält 

man    eine    Gerade,     welche    in    einfachster  Weise    die  Ermittelung  der 

Ankerconstanten  /  und    der   Schenkelconstanten  gestattet.  Das 

Verfahren  gestaltet  sich  noch  bequemer,  wenn  man  eine  Versuchsreihe 


*)  Dr.  O.  Frölich:  Die  dynamoelektrisclie  Maschine,  S.  58. 
**)  Frölich  bezeichnet  daher  auch    diesen  Ausdruck    mit  P^. 

1* 


bei  offenem  äusserem  Stromkreise  ausführt.    Für   diesen  Fall  wird  u  in 
Formel   i  oo  ,   so  dass  dann  die  Gleichung  lautet: 

P^.^^ "— (3 

I  H •      ' 

n 

Die  Ableitung  der  Gleichung  der  Polspannungscurve  geschah 
unter  der  Voraussetzung,  dass  die  Rückwirkung  der  Ankerströme  auf 
den  Magnetismus  der  Maschine  zu  vernachlässigen  sei,  was  auch  durch 
Versuche,  ausgeführt  an  Nebenschlussmaschinen  bei  Siemens  & 
Halske  bestätigt  wurde,  da  diese  eine  genügende  Uebereinstimmung 
zwischen  Rechnung  und  Beobachtung  ergaben.  *) 

Die  Gleichung  2  lässt  sich  nach  leicht  vorzunehmender  Um- 
gestaltung auf  die  Form   bringen 

±=  f-J' .     (4 


wobei  E  die  elektromotorische  Kraft  und  J^  den  Strom  im  Neben- 
schluss  bedeutet.  In  dieser  Form  von  A.  Weinhold**)  an  dem  Neben- 
schlusstheil  einer  kleinen  Trommelmaschine  mit  gemischter  Schaltung 
geprüft,  ergab  sie  wenig  befriedigende  Resultate  und  glaubte  Wein- 
hold bei  dieser  Maschine  einen  stärkeren  Einfluss  der  Ankerströme 
annehmen  zu  müssen.  Eine  bessere  Uebereinstimmung  ergab  die  von 
Weinhold  aufgestellte  Gleichung 

WO  a,   ß;  Y  Constante,  J»  der  Ankerstron].  ist. 

Es  sollen  nun  im  Folgenden  Versuchsresultate  mitgetheilt  werden, 
welche  über  Anregung  des  Herrn  Dr.  Frölich,  Herr  Regierungsrath 
Dr.  A.  v.  Wa  1  tenhof en  im  Wiener  elektrotechnischen  Institute  an 
dem  Nebenschlusstheile  einer  Flachringmaschine  von  Schuckert  mit 
gemischter  Schaltung,  ausführen  Hess.  Die  Beobachtungsresultate  sind 
in  bester  Uebereinstimmung  mit  den  F  r  ö  lich'schen  Gleichungen,  da- 
gegen hat  sich  die  Gleichung  5  von  Wein  hold  zu  ihrer  Darstellung 
als  nicht  brauchbar  erwiesen.  Wein  hold  selbst  hat  die  Nichtverwend- 
barkeit  der  von  ihm  vorgeschlagenen  Formel  zur  Darstellung  der  Ver- 
suche an  einer  grösseren  Maschine  constatirt.***) 

Der  Nebenschlusstheil  der  Schuc  ke  rt'schen  Maschine  (Modell 
J//;,)  bestand  aus  einem  \i  Mm.  starken  Draht,  der  pro  Schenkel 
12' Lagen  ä  145  Windungen  bildete.  Mit  den  Messungen,  an  welchen 
sich  die  Herren:  Assistent  K.  Zic  kl  e  r  und  Ingenieur  Böhm-Raffay 
betheiligten,  wurde  begonnen,  nachdem  die  Maschine  mehr  als  eine 
Stunde  bereits  in  Betrieb  gesetzt  worden  war.  Direct  gemessen  wurde 
die  Nutzstrom.stärke,  die  in  der  Folge  mit  J  bezeichnet  werden  soll, 
und  die  Klemmenspannung  P.  'Zur  Messung  der  Stromstärke  wurde 
eine  Tangentenbussole  von  Siemens  &  Halske  benutzt;  controlirt 
wurden  die  Angaben  derselben  mit  einem  Elektrodynamometer  und 
durch  eine  indirecte  Strommessung,  ausgeführt  mit  einem  Torsions- 
galvanometer. Zur  Me.ssung  der  Klemmenspannung  wurde  ein  Torsions- 

*)   Dr.   O.   Krölicli:   Die   dynamoelektrische   Maschine,  .S.   75. 
**)   A.   Wein.hoifl:   Eiektrnteclinisclie    Zeitschrift    1SS5,  VI.,   S.   516. 
***)  Elektiotechnische  Zeitschrift   1886,  VII.,  S.    12S. 


galvanometer  und  ein  Voltmeter  von  Carpentier  benutzt,  doch  sind 
nur  die  Angaben  des  ersteren  in  die  nachfolgenden  Tabellen  auf- 
genommen, in  welchen  die  erhaltenen  Versuchsresultate  zusarhmen- 
gestellt  erscheinen. 

Die  als  berechnet  angeführten  Werthe  für  die  Klemmenspannung  P 
sind    nach    Gleichung    2     mit      Benutzung    der     aus    der    betreftenden 

71 

Versuchsreihe    bestimmten    Werthe    der    Constanten   f    und    

gerechnet.  Die  in  der  letzten  Reihe  der  Tabellen  enthaltenen  Werthe  für 
E 
sind    nach    Gleichung    4    bestimmt,    für    welche    der    Werth    von 

T 

aus  den  Versuchsdaten    ermittelt    wurde.     Die    so    berechneten 


[JL  .  7;2r 


Werthe  für  P  sowohl  als  auch  für 


zeigen  eine  hinreichende  Ueber- 


einstimmung  mit  den  Messungen.  Jede  einzelne  Versuchsreihe  wurde 
bei  einer  anderen  aber  constanten  Tourenzahl  ausgeführt,  so  dass  im 
Ganzen  vier  verschiedene  Tourenzahlen  zur  Anwendung  kamen.  Die 
Bürstenstellung  blieb  bei  allen  Versuchen  unverändert. 

Versuchsreihe  I. 


Nr. 


beobachtet     berechnet 


W 


Jn 


E 


E 


beobachtet     berechnet 


I 

2-6 

2 

2-8 

3 

3-0 

4 

4-6 

5 

60 

6 

7-2 

7 

S-3 

8 

9-3 

9 

IO"2 

10 

II-2 

II 

12-8 

12 

13-2 

13 

14-6 

14 

18-3 

IS 

23-0 

lÖ 

270 

17 

29-5 

18 

31-4 

19 

32-8 

20 

346 

21 

38-6 

18-17 
23-38 
26-87 
28-61 
30-35 
32-43 

33-82 
42-19 


2-62 

2-37 
2-23 

-94 
■79 
•65 

-53 
-46 

-39 

-35 

•36 

•27 

•09 

•15 

•15 

10 

0-99 

0-92 

0-80 

0-79 


666-330 
692-215 
694-720 
755-675 
777-385 
789-075 
799-095 
803-270 
807-445 
809-950 
812-455 
814-960 
818-300 
820-805 
823-310 
824-980 
825-815 
82Ö-650 
827-652 
828-320 


2-66 
2-41 

2-73 

2-01 

■88 

-75 
•65 

59 
■54 
•51 
•54 
•50 
•30 
•41 
■48 

■49 
■41 
37 
•27 
•29 


0-04 
0-04 
0-04 
007 
0-09 
o-io 
0-12 
0-13 
0-15 
0-16 
0-18 
o'ig 
0-21 
026 
0-33 
0-39 
0-42 

045 
0-47 
0-50 


3-21 
3-07 
4-77 
6-13 
7-27 
8-65 
9-64 
10-53 

II'ÖI 

13-20 

13-53 
14-96 
18-87 
23-56 
27-87 
30-05 
31-86 

33-07 
35-02 


0-0036 
0-0038 
0-0037 
0-0057 
0-0073 
0-0087 
0-0103 
0-0115 
0-0126 
0-0139 
0-0158 
0-0162 
0-0179 
0-0226 
0-0282 
0-0333 
0-0359 
0-0382 
0-0396 
0-0419 


0-0032 
0-0035 
0-0037 
0-0057 
0*0073 
0-0088 
o-oioi 

0-OII5 

0-0125 
0*0138 
0-0157 

0-0162 
o'oi79 
00225 
0-0281 
0-0329 
0-0359 
0-0381 
0-0398 
0-0420 


a  =  0-227  •  ^  =  835  . 
n  =  69.824  ./=  2.083  • 


I 


1691  .  567 


P=  2.083   — ^F 1691.  567; 


=  24.009 

E      ^         2  .  083  Jn- 
V  J-a-\-  24.009 


Die  graphische  Darstellung  der  Versuche  in  der  oben  genannte a 
Weise  zeigen  die  beigegebenen  Figuren,  welche  einen  sehr  regelmässigen 
Verlauf  der  Polspannungscurve  für  jede  Versuchsreihe  erkennen  lassen. 


Bei  den  oben  erwähnten  Gleichungen  der  Nebenschlussmaschine 
ist,  wie  bereits  hervorgehoben,  auf  die  Rückwirkung  der  Ankerström« 
keine  Rücksicht  genommen;  welche  Modificationen  sich  bei  einer  solchen 
für  die  Pol?pannungscurve  ergeben,  hat  Dr.  Frölich  in  seinem  Buche : 
Die  dynamoalektrische  Maschine,  S.  72  bereits  hervorgehoben  und  auch 
angegeben,  *)  wie  der  Einfluss  der  Ankerströme  in  den  Formeln  für  die 

Fig.    I. 


~ 

" 

■" 

' 



' 

' 

' 

" 

r./i^ 

'P 

n 

H8C 
1 

/ 

/ 

j 

^ 

/ 

/ 

/ 

/ 

/ 

/ 

1 

/_ 

/ 

/! 

// 

A 

1 

/ 

/ 

/ 

V 

'y 

1 

__ 

— 

:::: 

1 

) 



, 

— . 

F= 

■ 

" 

i 

TW 

- 









W^ 

1 

Versuchsreihe  II. 


beobachtet     berechnet 


2-30 
295 
3-15 
4-84 
6  50 
8-00 

95 
io'9 
123 

'3-5 
149 

'5-9 

21-2 
26-2 

30-8 
34-3 
36-3 
37-8 
39-8 
41-0 
Si-2 


15-03 
2  1-47 
26-31 
31-15 
34'37 
35-99 
37-00 
3921 
40  82 
48-58 


2-57 
249 

234 
2-bO 
1-92 

1-82 

1-76 
1-72 
1-08 
1-61 
1-57 
I-S3 
1-57 
I  -62 
1-52 

1-19 
1-09 
roo 
0-93 


W 


726-180 
754-390 
757-120 
823-550 
85t  86s 
859950 

875-655 
880-230 
884-805 
887-550 
890295 
893  040 
896-700 
899-445 
902-190 
904-020 

904-935 
905-850 
906765 
907  ()8o 


Jn 


2-60 
253 
2-37 
2-13 
2-01 

193 
1-90 
1-88 
1-86 
1-80 
1-78 
1-76 
I-S7 
199 
r9() 

1-85 
I  71 
1-63 
1-57 
1-52 


0-03 
0-04 
0-03 
007 
o  09 
o-i  t 
0-14 
0-16 
0-1 8 
0-19 
0-21 
0-23 
030 
0-37 
0-44 
049 
0-52 
0-54 
057 
0-59 


E 


beobachtet     berechnet 


2-92 

o  •  '^  »7 
J    öl 

3-20 

5-07 
0-58 
8-02 

9  95 
11-35 
12-73 

13-85 
15-25 
16-29 
21-57 
26-63 
31-24 
34-72 
36-40 
37-96 
40-54 
4134 


00033 
0-0036 
00035 
00055 
0-0071 
0-0087 
o-oio8 
0-0123 
0-0139 
0-0151 
0-0167 
0-0178 
0-0235 

0"029I 

0-0341 

0-0379 
0-0397 

0-0414 

0-0443 
00451 


o  0026 

0-0033 

0-0028 

0-0054 

0-0072 
o'oo88 
o"oio6 
0-0121 
0-0137 
o  0149 
o'oi66 
0-0177 
0-0235 
0-0288 
0-0339 
0-0378 
0-0391 
00415 
0-0437 
0-0449 


a  =    0227  .  w  =  915  ; 
n  =  69.824  ./=  1.762 


[X  .  111  „ 
I 


1558.509. 


22.^14. 
E 


P=  .  .  762  ,,  .  -j^  -  .55s  .  509  ;  -  =_ljL7^i:^ 
*''  V         t/„  -|-  22  .  414 

*)  Elektrotechnische  Zeitschrift    1880,   VII.,  S.  65. 


Nebenschlussmaschine  zum  Ausdruck  gebracht  werden  kann.  Für  diesen 
Fall  gibt  Dr.   Fr ölich  für  die  Klemmenspannung  folgende  Gieichungan  : 

P=f.^. (6 

ZV 

in  welcher  a  eine  dritte  Constante  ist,  herrührend  von  der  Einwirkung 
der  Ankerströme ;  die  übrigen  Grössen  haben  dieselbe  Bedeutung 
wie  oben. 

Zur  Bestimmung  der  Constanten  dieser  Gleichung  /",   P\^  und  a  hat 

man  nach  Fr  ölich  eine  Versuchsreihe  bei  offenem    äusserem    Strom- 


Fig      2 


.p 

1 

r-«;|s  1 

V' 

^f 

/ 

/ 

1 

y 

J 

/ 

^ 

y 

' 

_^ 

:^ 

^ 

— ' 

— ' 

— 

— 

— 

— 

-f— 



' 

r~ 

— 

w 

lJ 

Versuchsreihe  l!l. 


Nr. 


beobachtet      berechnet 


W 


./a 


E 


E 


beobachtet      berechnet 


I 

2-38 

2 

3-4 

3 

4"o 

4 

5-66 

5 

7-35 

ö 

II-4 

7 

15-1 

8 

2Ö-5 

9 

32  2 

lO 

406 

1 1 

46-6 

12 

51-4 

13 

55-5 

14 

04' 7 

14 

67-6 

lÖ 

703 

17 

717 

18 

76-2 

19 

8o-6 

20 

83-5 

21 

840 

22 

92*0 

32-51 
4079 
46-25 
5187 

55-50 
60-85 
65-18 

69-74 
70-83 

75-81 
7889 
80-85 
82-98 
92-0 


3  26 
3-20 
3-15 
3-19 
3-12 

3-32 
3-55 

4  73 
4-83 
5-22 

5-24 
5-15 
5-06 
5'oi 

4-50 
40S 
3-76 
3-05 

2-ÖI 
2-30 
2-oS 


924-034 

3-30 

990- I2Ö 

3-25 

IOI6  900 

321 

IOS7398 

3-27 

I084-S68 

3-23 

1111-902 

3-49 

II23  864 

3  77 

1136-109 

5-12 

1142-405 

5-30 

II47-I58 

5-8i 

1150-736 

5-92 

II53-5I5 

5-90 

1155-450 

5-87 

1158-667 

5-95 

1161-148 

5-49 

1163-126 

5-1 1 

I  164-301 

4-81 

1167-248 

4-16 

I  169-015 

3-79 

II70-I38 

3-52 

1170-784 

3-31 

0-04 

0-05 

o-oö 
o-o8 

OII 

017 

0  22 
0-39 
0-47 

0-59 
0-70 

075 
0-81 
0-94 
0-99 
1-03 
1-05 
I-I  I 

i-i8 

1  22 
1-23 


304 

4-04 
4-64 
6-30 
8-OI 
12-08 

15-84 
27-51 

3327 
41-77 
47-70 
52-58 
5668 
65-87 
68-68 
71-32 
72-66 
77-03 
81-35 
8419 
84-66 


O-O020 
0-0034 
0-0039 
0-0053 
O-OOÖ8 
0-0102 
0-0134 

o  0233 
0-0282 

0-0354 
00405 
0-0445 

o  0480 

0-0558 

0-0582 
o  0604 
o  0616 

0-0653 

0-0689 
0-0713 

0-0717, 


0-002I 
0-0029 
0-0035 
0-0050 
O-OOÖ4 
0-0  100 
0-0132 
00233 
0-0280 
0-0352 
0-0403 

o  0444 

0-0479 
0-0556 
0-0579 

0-0602 
0-0614 
0-0650 
0-0687 
o  0710 

0-0715 


«  =  0-20      .  V  =  r  iSo   . 

71  =  68  .  53./=  I  .  743  . 


V .  u-  „  E 

P=     1.743  ^y 1958.702;   — 


1958.702 

28  .  666 

_       I  •  743  Jn 

~  ./n   -\-  28  .  006 


Versuchsreihe  IV. 


E 

™ 

Nr 

r 

.7 

'•   w 

Ja 

Ju 

E 

" 

V 

beobachtet 

1    berechnet 

I 

beobachtet 

berechnet 

I 

2-22 

— 

3-09     994  500 

3  12 

0-03 

2-84 

0*0022 

00018 

2 

3-2 

— 

3-09 

ioü5'9oo 

3'i4 

0-05 

3-^3 

0-0030 

0-0027 

3 

372 

— 

2-98 

1095  225 

3-03 

0-05 

4-32 

0-0033 

0  0030 

4 

5-62 

— 

3-05 

1146  225 

3-13 

o-o8 

6-25 

0-0049 

0-0046 

5 

725 

— 

3-II 

1170-450 

322 

o-ii 

7-89 

0-0061 

00059 

6 

IIS 

— 

3'37 

1199-775 

3-54 

0-17 

12-21 

0-0096 

0-0094 

7 

17-2 

— 

376 

1218-900 

4  Ol 

0  25 

1800 

0'0i4i 

0-0140 

8 

31-2 

— 

5-57 

1227-825 

6-03 

0-46 

32-40 

0-0254 

00253 

9 

37-2 

.    357 

5-49 

1234  200 

6-03 

0-54 

38-40 

0-0301 

0  0300 

lO 

46-0 

45'<> 

5-a9 

1239  300 

6-56 

p-67 

47-31 

0-0371 

0-0371 

1 1 

53"o 

53-0 

5-95 

1243  125 

6-72 

0-77 

54-34 

0-0426 

0-0426 

12 

5S7 

580 

5  95 

1245-675 

6-8i 

0-86 

60  06 

0-0471 

0-0470 

13 

64-3 

629 

5-85 

1248-225 

679 

094 

65-65 

0-0514 

0-0514 

H 

74-6 

703 

572 

1252-050 

6-81 

1-09 

75-96 

0-0595 

0-0594 

15 

78-5 

75-3 

5'20 

1254-600 

635 

115 

79-00 

0-0619 

0-0624 

lö 

8i-i 

777 

4' 66 

1255-875 

5-84 

i-i8 

83-37 

0-0646 

00644 

17 

84-2 

82-6 

4'3o 

1258-425 

5-53 

1-30 

85-32 

0-0669 

00704 

18 

88-8 

87-6 

3-56 

1260-975 

4-86 

1-30 

89-77 

0-0704 

0-0703 

19 

91-2 

92-5 

2-98 

1263-525 

4-31 

^•zi 

92M1 

0-0722 

0-0721 

20 

93-0 

950 

2  60 

1264-000 

3-96 

1-36 

93-79 

0-0735 

0-0735 

21 

947 

95-5 

2-31 

1265-055 

3-69 

1-38 

95  44 

0-0748 

0-0748 

22 

I02-0 

107-6 

— 

— 

—        — 

— 

— 

a  =  0-20 

V=   I 

07  r-                                     

2353  .  646 

n  =  68  .  53 

.f=i 

,           I 
Q-'n                       — 

=  34    372 

P=  1.936 

V  .rv                             .      .         ^                   I   .  936  Jn 

— n? —  2353 .  646 ;      =  ^   .  ^-^ — :^. 

w 

■ 

}         0 

'n+34 

•372 

kreise  und  möglichst  verschiedenen  Tourenzahlen  auszuführen  und  erhält 
aus  der  für  diesen  Fall  einfacheren  Gleichung- 


Pa.=f- 


P. 


1  + 


a 


(7 


a 
n  11 

wenn  man  v  als  Abscisse   und  P^   als  Ordinate  aufträgt,   eine  Gerade, 

>  P^ 

welche  zur  Be.stimmung  der  Grössen/ und  ^ benützt    werden 

a 
I 

n 
kann. 

Die    Resultate     einer     zweiten    Versuchsreihe    bei     geschlossenem 
äusserem  Stromkreise  können  mit  Benutzung  der  Formef 


I 


'       W 


P, 


(8 


zur  weiteren  Bestimmung  der  Constanten  verwendet  werden    Mit  Hilfe 
des  bereits  gefundenen  Werthes  für  /  bestimmt  man  die  links  stehende 


Grösse,   die  man  als  Ordinate  aufträgt,    während  man  als  Abscisse 

nimmt,    man    erhält    auf  diese  Weise  eine  Gerade,   welche  die  Grössen 


a 
I 

n 


P. 


und 


P. 


liefert. 


Bestimmt  man  nach  diesem   Verfahren  die  Constanten,  so  ergeben 
die  Versuche  bei  offenem  äusserem  Stromkreise  für /"den  Werth  0"I56. 


Herr    Dr.    O.  Frölich 

brieflich    wiederholt  die 

ein  bedeutender  Einfluss 

da  die  Werthe  von  f  so 


Ueber  die  vorliegenden  Versuche  hat 
gegenüber  Herrn  Dr.  A.  v.  Waltenhofen 
Ansicht  ausgesprochen,  dass  bei  denselben 
der  Ankerströme  sich  geltend  gemacht  habe, 
verschieden  ausfallen,  je  nachdem  man  sie  aus  den  Versuchen  bei  ge- 
schlossenem oder  offenem  Stromkreise  ableitet.  Es  hat  daher  Herr 
Dr.  A.  V.  Waltenhofen  die  Ausführung  von  Versuchen  angeordnet, 
welche  auf  eine  directe  Ermittelung  der  Ankerströme  abzielen  sollten 
und  zwar  durch  Vergleichung  der  Deprez'schen  und  der  Hopkin- 
s  o  n'schen  Charakteristiken,  welche  sich  ergeben,  wenn  die  bei  unseren 
Versuchen  angewendete  Compoundmaschine  mit  Benutzung  der  einen 
Wickelung  und  Ausschluss  der  anderen  als  Serienmaschine  geschaltet 
ist,   worüber  nächstens  berichtet  werden  wird. 

Inzwischen  habe  ich  auf  einem  anderen  Wege  die  directe  Ermitte- 
lung des  Einflusses  der  Ankerströme  versucht  und  zwar  nach  einem 
von  Kittler  angegebenen  Verfahren.*) 

Es  wurde  zu  diesem  Zwecke  in  den  Nebenschluss  ein  Rheostat 
und  ein  Strommesser  eingeschaltet,  und  der  Nebenschlussstrom  constant 
gehalten.  Der  äussere  Strom  somit  auch  der  Ankerstrom  wurde  durch 
Widerstände  variirt;  ist  eine  Rückwirkung  der  Ankerströme  auf  das 
magnetische  Feld  nicht  vorhanden,  so  muss  die  elektromotorische  Kraft 
der  Maschine  bei  constantem  Magnetisirungsstrom  und  constanter 
Tourenzahl  auch  constant  bleiben.  Die  Versuche,  die  in  nachfolgender 
Tabelle  zusammengestellt  sind,  ergaben  aber  eine  bedeutende  Aenderung 
der  elektromotorischen  Kraft,  die  bei  einer  Yersuchsreihe  21-5  X  erreicht. 


Nr. 

A 

J 

Js.  =  Ju+J 

E 

Nr. 

J"a 

J 

j3.^Ja+J 

E 

I 

o-S 

0*96 

1*46 

43-81 

I 

i-o 

0 

I 

80-03 

2 

0-5 

i-o8 

1-58 

43-84 

2 

I'O 

I  Ol 

2-01 

77-96 

3 

0-5 

1-26 

176 

43-68 

3 

1-0 

1-36 

2-36 

76-64 

4 

0-5 

1-50 

2-00 

43  43 

4 

1-0 

1-66 

2-66 

75-61 

5 

o-S 

1-83 

2-33 

42-50 

S 

I-o 

2-13 

3-13 

73-71 

6 

0-5 

2-33 

2-83 

41-21 

6 

I'O 

2-56 

3-50 

73-61 

7 

0-5 

3-i8 

3-68 

38-29 

7 

I'O 

312 

4-12 

71-94 

8 

OS 

3-86 

4-36 

37-13* 

8 

I-o 

4-00 

5-00 

69-44 

9 

05 

4-63 

5-13 

34-40 

9 
10 

I'O 

i-o 

4-89 

5-79  ; 

S-89 
6-79 

66-64 
65-85 

Wegen  dieses  bedeutenden  Einflusses  der  Ankerströme  bei  der 
untersuchten  Maschine  wird  die  von  Frölich  angegebene  Gleichung  6 
bei  der  Berechnung  der  Klemmenspannung  zur  Anwendung  kommen 
müssen,  und  in  der  That  zeigen  die  im  Nachfolgenden  zusammen- 
gestellten beobachteten  und  nach  dieser  Gleichung  berechneten  Klemmen- 


*)  Kitt  1er,  Handbuch  der  Elektrotechnik,   S.  416. 


10 


1 

' 

Tourenzahl 

E 

fv 

beoDachtet 

berechnet 

c 

i8-3 

17-4 

835 

o- 1448 

23  o 

22-9 

835 

o' 1807 

27-0 

26  8 

835 

0-2I34 

./=    0-156 

29-5 

290 

835 

0  2301 

a  =     2-9525 

31-4 
328 

30-5 
32-2 

835 
835 

0-2448 
0-2538 

Pi.  =  85-831 

34  6 

32  9 

83s 

0-2ÖS6 

3S  0 

40-23 

835 

0-2970 

26-2 

24-1 

915 

p- 1865 

308 

29-8 

9IS 

0-2185 

34-3 

34-9 

915 

02429 

/=     0-156 

36  3 
37-8 

37-9 

915 
915 

0-2544 
0-2653 

a  =     2-  949 

39-8 

39  6 

915 

0283^ 

P^  =  90- 185 

41   0 

40  5 

915 

0-2891 

51-2 

48   I 

9'5 

0-3595 

55-5 

54-1 

1180 

0-3077 

64-7 

61  -2 

1180 

0-3576 

07-0 

66-s 

1180 

0-3730 

70-3 

70-2 

1180 

0-3871 

/  =    0-156 

71-7 

7Ö-2 

72-6 
77-8 

II 80 
1180 

0-3948 
0-4186 

a=    2-863 

8o-6 

8o-6 

1180 

0-4416 

P^^  88-084 

83-5 

82-5 

II 80 

0-4570 

840 

83-5 

1180 

o;4595 

920 

91-7 

1180 

0-5112 

58-7 

57-7 

1275 

0-3019 

<>4-3 

64-0 

1275 

03294 

74-0 

71-9 

1275 

0-3814 

78-5 

76-8 

1275 

0-3968 

/  =     0- 156 

81  ■  I 

8i-2 

1275 

0-4141 

842 

84- 2 

«275 

0-4288 

a  =     2-904 

88-8 

88-9 

1275 

0-4512 

Pi  =  90-708 

91  -2 

91-9 

1275 

0-4Ö28 

930 

93   7 

»275 

0-4711 

94-7 

95  0 

'275 

0-4794 

102    0 

103-6 

1275 

0-514.1 

Spannungen  eine  gute  Uebereinstinamung  und  lassen  die  Verwendbar- 
keit der  F  r  ö  1  i  c  h'schen  Formel  erkennen. 

Was  die  Ermittelung  der  Constanten  betrifift,  so  sei  bemerkt,  dass 
mittelst  des  aus  den  Versuchen  bei  offenem  äusserem  Stromkreise 
gefundenen  Werthes  von  _/'  die  beiden  anderen  Constanten,  nämlich 
J\,    und    a    aus    den    betreffenden    Versuchsreihen    berechnet    wurden. 

Dass  die  einzelnen  Versuchsreihen  nicht  ganz  übereinstimmende  Werthe 
für  die  Constanten  ergeben,  dürfte  wohl  damit  zu  erklären  sein,  dass 
nach  den  Angaben  Frülich's  zu  einer  genauen  Bestimmung  der  Con- 
stanten es  nothwendig  ist,  die  Tourenzahl  inrierhalb  möglichst  weiter 
Grenzen  zu  variiren,  was  bei  den  ausj^efuhrten  Versuchen  nicht  möglich 
war.  Das  Gesagte  gilt  besonders  für  die  Constante  f,  da  diese  in^den 
I'ornieln    mit    der    Tourenzahl  multiplicirt   erscheint. 


11 


Ueber  Berechnung  elektrischer  Glühlichtleitungen. 

Von   CARL  HOCHENEGG,  Ingenieur  bei   Siemens   &  Halske. 

Unter  der  Bezeichnung  >, elektrische  Glühlichtleitungen*  seien  hier 
nicht  allein  die  der  Glühlichtbeleuchtung  dienenden,  sondern  überhaupt 
alle  jene  Leitungsnetze  verstanden,  denen  allgemeine  Parallelschaltung 
zu   Grunde    liegt,    mögen  sie  nun    welchem  Zwecke  immer   dienen. 

Da  die  Parallelschaltung  zuerst  bei  der  Glühlichtbeleuchtung  all- 
gemeinere Anwendung  erfuhr  und  dieser  charakteristisch  ist.  dürfte  die 
oben  gewählte  Bezeichnung  für  alle  in  Parallelschaltung  auszuführenden 
Leitungsnetze  zulässig  erscheinen. 

Eine  solche  elektrische  Glühlichtleitung  besteht  gewöhnlich  aus 
zwei  mit  den  Polen  der  Stromquelle  verbundenen  Hauptleitungssträngen 
Lj  und  Lg  (Fig.  i),  an  welche  entweder  direct  (i,  2,  3)  oder  erst  ver- 
mittelst sogenannter  Abzweigungen  (4  und  5),  welche  wieder  verzweigt 
sein  können  (6),  die  Stromzuführungen  nach  den  einzelnen  Glühlampen 
angeschlossen  sind. 

Fig.  I. 


UJ 


m 


Da,  wie  bereits  oben  erwähnt,  eine  solche  Glühlichtleitung  als 
Typus  aller  in  Parallelschaltung  ausgeführten  Leitungsnetze  gelten  kann, 
hat  die  nachstehende  Arbeit,  welche  blos  erstere  behandelt,  auch  für 
alle  anderen  Parallelschaltungsnetze  Geltung. 

Die  Dimensionirung  solcher  Glühlichtleitungen  hat  unter  folgen- 
den   Gesichtspunkten  zu  geschehen  : 

L   Mit  Rücksicht  auf  die  nöthige  Feuersicherheit. 

IL  In  Hinblick  auf  die  Rentabilität. 

IIL  Unter  der  Bedingung  der  nothwendigen  gleichen  Spannung 
an    den  Polen  der  einzelnen  Lampen. 

Ad  L 

Die  mit  elektrischen  Leitungen  verbundene  Feuersgefahr  ist  eine 
zweifache  : 

1.  Kann  durch  Unterbrechung  der  Leitung  an  irgend  einer  Stelle 
ei*!  Lichtbogen  entsehen  und  dadurch  eine  Entzündung  benachbarter 
Stoffe  erfolgen.  Um  solchen  Unterbrechungen  vorzubeugen,  pflegt  man 
Drähte  unter  i  Qu. -Mm.  Querschnitt  nicht  anzuwenden  und  sich  nach 
Verlegung  der  Leitung  davon  zu  überzeugen,  dass  dieselbe  an  keiner 
Stelle  unterbrochen  ist,  was  bei  isolirten  Leitungen  beim  Spannen  oder 
Biegen  derselben  eintreten  kann,  ohne  dass  man  es  sofort  bemerken 
müsste. 

2.  Die  zweite  P'euersgefahr,  w^elche  einer  elektrischen  Leitung 
anhaftet,  besteht  darin,  dass  die  den  Leiter  durchfliessende  Stromstärke 
eine  Erwärmung  desselben  verursacht,  und  dass  dadurch  benachbarte 
StofTe  in  Brand  gesetzt  werden  können. 

Um  auch  dagegen  geschützt  zu  sein,  hat  m.an  die  Leitungen  so 
stark  zu  wählen,  dass  eine  übermässige  Erwärmung  bei  den  dieselben 
durchfliessenden  maximalen  Stromstärken  ausgeschlossen  ist,  und  ferner 
jede  Leitung  vor  abnormalen  Stromstärken  durch  Sicherungsvorrich- 
tungen zu   schützen.      Letztere  bestehen   gewöhnlich  aus  einem  vor  die 


12 

Leitung  geschalteten  Bleistreifen,  der,  ohne  bei  normalen  Stromstärken 
Schaden  zu  leiden,  abschmilzt,  bevor  der  Strom  so  stark  wird,  dass  er 
die  Leitung  übermässig  erwärmen  könnte. 

Die  Erwärmung  eines  Leiters  ist  um  so  grösser,  je  geringer  die 
Leitungsfähigkeit  desselben  und  je  grösser  die  auf  die  Querschnitts- 
einheit entfallende  Stromstärke  ist,  hängt  aber  auch  von  der  Oberfläche 
und  dem  Emissionsvermögen  des  Leiters,  sowie  der  Temperatur  und 
dem  Wärmeleitungsvermögen  des  denselben  umgebenden  Mediums  und 
endlich  noch  anderen  Umständen   ab. 

-  Unter  der  Annahme,  dass  die  beiden  Leitungen  untereinander 
sowie  von  Erde  sorgfältig  isolirt  sind,  was  immer  der  Fall  sein  soll, 
ist  die  einen  Leitungsquerschnitt  durchfliessende  Stromstärke  gleich 
der  Summe  des  Stromverbrauches  aller  von  demselben  gespeisten 
Lampen. 

Ermittelt  man  durch  Division  die  auf  die  Querschnittseinheit 
entfallende  Stromstärke,  so  erhält  man  die  für  die  Erwärmung  des 
Leiters  maassgebendste  Date. 

Bei  den  vielen  übrigen  un vorhersehbaren  Umständen,  welche  auf 
die  Erwärmung  von  Einfluss  sein  können,  sowie  bei  dem  geringen 
Werthe  einer  genauen  Untersuchung  für  die  Dimensionirung  der  Leitun- 
gen, sieht  man  von  einer  solchen  gewöhnlich  ab  und  nimmt  mit  einer 
für  die  Praxis  ausreichenden  Sicherheit  bei  Leitungen  von  gutem  Kupfer 
(Leitungsfähigkeit  gegen  Quecksilber  über  55)  bei  dünneren  Drähten  31/2» 
bei  mittleren  3,  bei  starken  Leitungen  nur  2^/2,  bei  Kabeln  oft  nur  2 
Ampere  pro  i  Qu. -Mm.  Kupferquerschnitt  als  zulässig  an,  wobei  man 
natürlich  jene  Stromstärke  der  Rechnung  zu  Grunde  zu  legen  hat, 
welche  den  fraglichen  Querschnitt  im  annehmbar  ungünstigsten  Falle 
durchfliessen  könnte.  Der  so  erhaltene  minimale  Querschnitt,  den  eine 
elektrische  Leitung  mindestens  erhalten  muss,  um  nicht  durch  über- 
mässige Erwärmung  feuergefährlich  werden  zu  können,  werde  mit  der 
Bezeichnung  »feuersicherer  Querschnitt*   benannt. 

Die  schon  früher  erwähnten  Bleisicherungen  haben  den  nur  in 
Hinsicht  auf  eine  gewisse  .  maximale  Stromstärke  feuersicheren  Quer- 
schnitt vor  übermässiger,  das  angenommene  Maximum  übersteigender 
Stromstärke  zu  bewahren ;  und  werden  je  nach  der  Oberfläche  des 
gewählten  Bleistreifens  und  Wahl  des  Materiales  mit  V7  bis  V3  des  zu 
sichernden   Kupferquerschnittes  berechnet. 

Ad  II. 

Wird  nach  obigen  Regeln  ein  Leitungsnetz  mit  ^feuersicheren 
Querschnitten*  ausgestattet,  so  kann  es  leicht  vorkommen,  dass  die 
mit  d^enselben  verbundenen  Energieverluste,  resp.  nutzlosen  Betriebs- 
kosten derart  hoch  ausfallen,  dass  eine  Verstärkung  der  Leitungsquer- 
schnitte behufs  Verminderung  der  jährlichen  Betriebskosten  geboten 
erscheint. 

Der  Strom  hat  nämlich  bei  dem  Durchfliessen  eines  Leiters,  also 
z.  B.  des  Kupferdrahtes,  Energie  abzugeben,  die  sich  in  Erwärmung 
desselben  kundgibt,  und  als  Verlust  betrachtet  werden  muss,  da  kein 
Nutzen  aus  ihr  gezogen   wird. 

Dieser  Energieverlust  i.st  um  so  grösser,  je  grösser  der  Wider- 
stand des  Leiters  und  je  stärker  der  denselben  durchfliessende  Strom 
ist.  Er  kann  nach  Joule  durch  die  Gleichung  C=^c  J'^  W  T  ausgedrückt 
werden,  in  welcher  C  die  in  Wärme  übergegangene  Energie,  J  die 
Stromstärke,  JF  der  Widerstand  des  Leiters,  7^  die  in  Betracht  gezogene 
Zeit  der  Stromcirculation  ist  und  c  eine  Constante  darstellt,  die  von  der 
Waiil   der  Einheiten  abhängig  ist. 


13 

Bei  gegebener  Stromstärke  ist  somit  der  Energieverlust  in  der 
Leitung,  während  einer  gewissen  Zeit  T  nur  durch  Verringerung  des 
Widerstandes  der  Leitung  W,  also  durch  Vergrösserung  des.  Quer- 
schnittes derselben,  d.  h.  durch  Aufwand  grösseren  Anlagecapitales, 
zu  verringern. 

Wie  weit  dabei  gegangen  werden  darf,  wurde  schon  von 
W.  Thomson  und  von  A.  Beringer  untersucht,  jedoch  haben 
die  von  denselben  aufgestellten  Formeln  in  der  Praxis  wenig  Eingang 
gefunden,  vermuthlich  wegen  der  diesen  Formeln  zu  Grunde  liegenden 
ganz  ungewöhnlichen  Einheiten. 

Im  Nachstehenden  wurde  versucht,  den  rentablen  Querschnitt, 
sowie  den  rentablen  Spannungsverlust  durch  leicht  anwendbare  prak- 
tische Formeln  auszudrücken,  wobei  der  ursprünglich  von  W.  Thomson 
eingeschlagene  Weg  beibehalten,  die  den  Formeln  zu  Grunde  liegenden 
Einheiten  aber  geändert  wurden. 

Es  sei  also  zu  untersuchen,  wie  die  Dimensionirung  der  Leitungen 
zu  geschehen  hat,  damit  die  Summe  der  auf  die  Ueberwindung  des 
Widerstandes  derselben  entfallenden  jährlichen  Betriebskosten  mehr  der 
Verzinsung  und  Amortisation  der  für  die  Leitungen  aufzuwendenden 
Anlagekosten,  d.s.  die  , jährlichen  St  r  omfortleitungskost  en"^, 
ein  Minimum  werden. 

Zu  dem  Ende  stelle  man  sowohl  die  Betriebs-  als  auch  die  Zinsen 
und  Amortisationskosten  als  Functionen  des  Querschnittes  der  Leitung 
dar,'  und  suche  jene  Grösse  des  Querschnittes,  bei  welcher  die  Summe 
beider  Functionen,  die  jährlichen  Stromfortleitungskosten,  ein  Minimum 
werden. 

Die  auf  die  Energieverluste  jährlich  entfallenden  Betriebs- 
spesen werden  gefunden,  indem  man  vorerst  ermittelt,  wie  viele 
Stunden  die  in's  Auge  gefasste  Anlage  bei  vollem  Betriebe  functioniren 
müsste,  damit  die  dabei  zur  Ueberwindung  der  Leitungswiderstände 
aufzuwendende  Energie  in  Summa  ebenso  gross  wird,  wie  die  bei  dem 
wirklichen  Betriebe  pro  Jahr  resultirenden  Verluste. 

Nennen  wir  diese  Zeit  die  ^^  durchschnittliche  volle  Betriebsdauer 
im  Jahre*  und  bezeichnen  sie  mit  T,  so  sind  die  in  dieser  Zeit  erwach- 
senden Energieverluste  nach  Obigem    C^cJ'^  IV  T. 

Wird   dabei  J  in  Ampere  und    W  in  Ohm  ausgedrückt,    so  erhält 

man  für    c  =  — -:     C  in  Pferdekraftstunden,  so  dass  die  Betriebskraft  in 
736 

Pferdekraftstunden   ausgedrückt  werden  kann  durch  HPSt.  =  — -J'^  W  T. 

.        736  _ 

Die  Kosten   dieser  Arbeitsleistung,   die  sogenannten  Betriebskosten,   sind 

J^  W  T 

K\y  =  ^ —  wenn  ß  die  Kosten  einer  Pferdekraftstunde  bezeichnet. 

736  ' 

Um   diesen  Werth  ATb  als  Function  von   Q  darzustellen,    ist   der  Wider- 
stand der  Leitung    W  als  solche  einzusetzen. 

Der  Widerstand  der  Leitung  in  Ohm  ist  gleich  dem  in   S  E  durch 

l'o6  dividirt  ;   also  W^'=  • -^. 

i-o6 

Berücksichtigt  man  jedoch  die  mittlere  Temperatur  von  15*^  C., 
so  muss  obiger  Werth  noch  mit  {i  '\-  a.  i)  =  [i  -\-  0*004  X  15)  =  i'OÖ 
multiplicirt  werden,  so  dass  sich  die  Umrechnung  der  SE  in  ü  elimi- 
nirt  und  der  Widerstand  eines  Kupferleiters  in  il  und  bei  15°  C.  gleich 
ist  dem  Widerstand  in  S  E  bei  0°  C.,  was  als  Rechnungsbehelf  Ver- 
wendung finden  kann. 


14 

Bekanntlich    lasst    sich    der  Widerstand  eines  Leiters    in  Siemens- 
Einheiten  und  bei  o^  C.    durch    die    Formel    ausdrücken    ^^1^^=-^^, 

wobei  L  die  in's  Auge  gefasste  Länge  des  Leiters,  O  den  Querschnitt 
desselben  und  K  die  Leitungsfähigkeit  des  verwendeten  iMateriales 
gegen  Quecksilber  bezeichnet. 

Es  ist  also  W^  ■; Q    =  ^„0  c^  =  Y^^' 

Wird  dieser  Werth  in  die  Gleichung  für  die  Betriebskosten  K^  ein- 
gesetzt,  so   erhält  man  auch  diese  als  Function  von   Q,  nämlich  : 

JKT  £^ 

JW'QK 


Kb  =  i^^TT^-^^  .......      (I 


Andererseits    setzen   sich  die  Zinsen  und  Amortisationskosten  der 

Leitung  /la  zusam.men  aus  dem  Preise   der  Leitung  ^mal  dem  Procent- 

P  ■  ^  / 

satze  der  Verzinsung    und    Amortisation  nämlich  K^.  =  — — . 

loo  loo 

Der  Preis  der  Leitung  ^  ist  gleich  dem  des  Leiters  pro  Meter   P 

mal    der    Länge    desselben    L  in  Metern;    also  %  =  PL;    es    ist  somit 

K^=^LP .    Wird  in  diesem    Ausdrucke    P  als  Function  des  Quer- 

loo 


Schnittes  Q  ausgedrückt,   also  P  =f  [Q),  so  erscheint  auch  K^,  als  solche, 
nämlich  Za  =  L  -^f  (ö). 

100 
Bei  stärkeren  Querschnitten,    und    um    solche    handelt    es  sich  bei 
Rentabilitätsberechnungen    gewöhnlich,    ist    P  innerhalb  ziemlich  weiter 
Grenzen  eine  lineare  Function   von   Q,  also  Pz=i  a  Q  -^h,   so  dass  auch 

P 

K^  mit  Q  linear  ansteigt,    nämlich  Kg,  =  L  ■ (a  Q  4-  b),    oder 

lOO    ^  ' 

K^^L^aQ-\-L-^b (2 

— 100  100  ^ 

Die  jährlichen  Stromfortleitungskosten,  d.  i.  die  Summe  der  beiden 
Ausdrücke  .K"aUndXb,  werden  bei  einem  gewissen  Werthe  von  Q,  den 
wir  den  ^rentablen  Querschnitt*  nennen  wollen,  ein  Minimum 
werden. 

Um  diesen  zu  finden,  setzen  wir  den  ersten  Differential-Quotienten 
von  /C  +  Kh  nach  Q  gleich  o  und  suchen  jenen  Werth  von  Q,  der 
diesem  Ausdrucke  Genüge  leistet,  und  für  welchen  der  zweite  Differential- 
Quotient  grösser  als  Null  wird.     Es  ist  also 

100       '  100       '     736     Q    K 

nach  Q  differentirt  und   Null  gesetzt 

d  {K^^Ky,)         Laj>  J'-  TL       I 

=    rT.^ 1^     T^  ^.^     7TT-  =  O  ergibt 


dQ  100          '     K-736     (2  2 

^,_ß7'J-Z,  100          J''^  ß  7'         100 

^'~      ^736  T^  =  ""Ty-- 77^6^  daraus 

—    1/7-36  '  p 


mn 


(3 


15 


In  dieser    Formel    bezieht    sich    der    Ausdruck    1/   —   lediglich    auf 


die  Betriebsverhältnisse, 


dagegen  ist  blos  von    der   zu  wählenden 


Kabelsorte  abhängig.    Beide  sind  von  vorneherein  bestimmt. 

Fig.   2, 


Bezeichnet    man    daher    die    Betriebsconstante 


—    mit   C\,    und 
P 


die    Kabelconstante 
Form  dar : 


mit  ^k  ,  so  stellt  sich  obiger  Ausdruck  in  der 


O.r 


c\,  C],}/T       J 


"1/7-36    Vk 


(4 


d.  h.  :  Nach  Festsetzung  der  Betriebsconstanten  (  ^b')  und 
Wahl  einer  gewissen  Kabelsorte  (c^)  ist  der  , rentable 
Querschnitt*  für  jede  beliebige  Leiterstelle  durch 
die  maximale  Stromstärke  resp.  maximale  Anzahl  der 
gleichzeitig      brennenden      Lampen,      und      durch     deren 


16 

durchschnittliche    volle    Betriebsdauer     im     Jahre     voll- 
kommen   bestimmt. 

Dass  für  diesen  Werth  von  Q  die  Summe  K^  -f-  Ä"b  wirklich  ein 
Minimum  wird,  folgt  daraus,  dass  der  zweite  Differential-Quotient 
derselben  für  alle  positiven  Werthe  von    Q  grösser  als  Null  wird,  indem 

i — t — ! i-i-  =  2  — 7^77-  für  ö  >  o  stets  positiv  werden  muss. 

Durch  eine  graphische  Darstellung  wird  das  Verständniss  bedeutend 
erleichtert. 

In  vorstehender  Fig.  2  sind  die  Querschnitte  des  Leiters  als 
Abscissen,  die  zugehörigen  Werthe  von  K^.  und  K\,  als  Ordinaten  nach 
aufwärts,  resp.  abwärts  aufgetragen.  Während  Ka.  als  Gerade  erscheint, 

welche  die  Ordinatenachse  in  der  Entfernung von  der  Abscissen- 

^     loo 

achse  schneidet  und  welche  um  pro  Einheit  ansteigt,  ist  Ky^  die 

lOO 

Gleichung  einer  gleichseitigen  Hyperbel,   deren  Asymptoten  die  beiden 
Achsen  sind. 

Nachdem  die  zwischen  Hyperbel  und  Asymptoten  liegenden  beiden 
Abschnitte  einer  Secante  einander  gleich  sind,     ist  es  leicht  aus  einem 

gegebenen    Punkte    z.  B.    M.     für  ö  =  lo  Zb  =  — — ::: — 7^-  •  und 

l  736.Z:         lOJ 

den  Asymptoten  andere  Punkte  zu  construiren. 

Zu  dem  Behufe  legt  man  durch  M^  eine  beliebige  Secante  und 
macht  M-^  n^  z=  ßf^  n^  und  erhält  M^  als  einen  zweiten  Punkt  der 
Hyperbel. 

Dieses  Verfahren  führt  fortgesetzt  schnell   zu  einem  Bilde  von  K\,  . 

Die  der  vorstehenden  F'igur  zu  Grunde  liegenden  Werthe  wurden 
einem  praktischen  Beispiele  entnommen  und  sind  die  folgenden: 

Die  Kosten  einer  Pferdekraftstunde  seien  mit  5  Kreuzern  ange- 
nommen, also  ß  ==  0-05   fl.  ö.  W.  Der  Preis  des  in  Aussicht  genommenen 

Kabels  /  pro  Meter  in  Gulden  ö.  W.  betrage  P  = ö  -f  0-3  ;     so    dass 

I 

^=  ,  ^  =  0-3  ist.   Ferner  sei  J=  50  Ampere,     7'=736    Stunden, 

L=  285  Meter,    7^=57,^=10,  demnach  wird  : 
,.  _  p      J2  TL 
^^"-^'   716.KQ  ' 

7u  =  o-o5     50^736.285    __625_ 
736.57-0  Q 

/C  =  L -■^^-    a  0  4-L  -^—  h 
100         ~    '  100 


\  r\r\  '^r\  —       ^  -^ 


0-3 


IQO  30         -^     '  ■'      100 

^=-^■0 +-^  =  0-95,0+ 8-55 


100  100 


Die     mit    einem     beliebigen    Leitungsquerschnitte     O    zusammen- 
hangenden jährlichen  Stromfortleitungskosten  {K^  -f  K^, )  erscheinen  als 


17 

die  Summe  der  in  der  Entfernung  Q  vom  Ursprung  (Abscisse)  errich- 
teten Ordinaten. 

Die  Abscisse  des  Berührungspunktes  einer  zur  /C  Parallelen  an 
der  Hyperbel  tangirenden  Geraden  (Ks, )  gibt  jenen  Werth  von  Q,  für 
welchen  die  Summe  dieser  Ordinaten  d.  s.  die  jährlichen  Stromfort- 
leitungskosten iTa  + -STb  ein  Minimum  werden,  also  den  ^^rentablen 
Querschnitt*    ör  an. 

Man  sieht  aus  der  graphischen  Darstellung  leicht,  wie  sich  die 
Abscisse  des  Berührungspunktes  T  (der  rentable  Querschnitt)  verändert, 
wenn  die  Neigung  der  Linie  Kg,  ändert,  wie  das  der  Fall  wird,  wenn 
entweder  der  Procentsatz  der  Amortisation  p  anders  angenommen  oder 
ein  anderes  Kabel  [a]  zu  Grunde  gelegt. wird. 

Hingegen  ist  i^  wohl  auf  die  Summe  der  jährlichen  Stromfort- 
leitungskosten,   nicht    aber  auf  den  rentablen  Querschnitt  von    Einfluss. 

Die  Länge  des  Kabels  L,  welche  wie  _p  und  a  die  Neigung  der 
Linie  Kg,  bedingt,  beeinflusst  jedoch  gleichzeitig  die  Lage  und  Form 
der  Hyperbel  derart,  dass  die  Tangirung  für  beliebige  Werthe  von  L 
immer  in  derselben  Ordinate  stattfindet,  d.  h.  dass  die  Abscisse  des  Tan- 
girungspunktes  T  (der  rentable  Querschnitt  Qt),  wie  das  auch  die 
Formel  bestätigt,   unabhängig  von  der  Länge  des  Kabels  L  ist. 

Um  sich  den  Einfluss  der  anderen  Werthe,  nämlich  ß,  J^,  TundK, 
welche  nur  in  dem  Ausdrucke  für  K^  zu  finden  sind  auf  den  Tan- 
girungspunkt  T  und  damit  auf  Qr  zu  vergegenwärtigen,  bedenke  man, 
dass  bei  denselben  Asymptoten  die  Hyperbel  um  so  spitzer  wird,  je 
kleiner  die  Ordinate  von  M^ ;  um  so  stumpfer,  je  grösser  dieselbe  wird, 
und  dass  bei  gleicher  Neigung  der  Linie  Ka,  der  gesuchte  Tangirungs- 
punkt  um  so  näher  gegen  die  Ordinatenachse  rückt,  je  spitzer  die 
Hyperbel    ausfällt,    so    dass    der    rentable    Querschnitt  der  Wurzel  von 

^ —   proportional    sein    muss,    was  gleichfalls  von  der  Formal  Qr  (3) 

bestätigt  wird. 

Man  erhält  ferner  aus  vorstehendem  Graphikon  ein  deutliches  Bild, 
wie  sich  die  mit  dem  Querschnitte  der  Leitung  verbundenen  jährlichen 
Stromfortleitungskosten  verändern  (K^.  -[-  Kh  ),  wenn  man  statt  der  ren- 
tablen Querschnitte  andere  zu  Grunde  legt. 

Unter  gewissen  Umständen  ist  es  wünschenswerth  statt  der  ren- 
tablen Querschnitte  die  mit  denselben  verbundenen  Spannungsverluste 
zu  kennen;  und  ergibt  sich  dadurch  die  Frage  nach  den  ^.rentablen 
Spannungsverlusten*  ^Ej.  Dieselben  werden  für  eine  bestimmte 
Länge  eines  Leiters  gefunden,  indem  man  K^,  und  K^^  als  Functionen 
von  A£  darstellt  und  jenen  Werth  von  A\£"  sucht,  für  welchen  die 
Summe  K^  -\-  K^  ein  Minimum  wird. 

Wie  früher  entwickelt  wurde,  ist  Zk  =  — ■;   ersetzt  man  in 

736 
dieser    Gleichung    JW   nach    dem    Ohm'schen    Gesetze  durch  tk  E,   so 
stellen    sich    die    jährlichen     Betriebskosten     als    lineare    Function     des 
Spannungsverlustes  A  E  dar,   nämlich 

.      K.  =  HZ.^s    ,     . (5 

736 

Ebenso    lässt    sich  der  Am.ortisationswerth  der  Anlagekosten  K^, 
als    Function    von  A  E  ausdrücken,    indem   man  in  dem  Ausdrucke  für 
denselben  Q  als  Function  von  ^E  einführt. 

2 


Nach     dem     Ohm'schen     Gesetze    ist     i\  E  =:  J  W.     Wird    hierin 
der    Widerstand     des    Leiters    durch    die    Länge    und  den  Querschnitt 

ausgedrückt,    so    erhält  man    il  E  =  J"    ^        oder  Q=  also  den 

Querschnitt  Q  als  Function  von  A  E. 

Diesen  Ausdruck  in  den  Werth  für  K^,  eingesetzt,  gibt 


K.=- 


L'^afi  J 


K.  loo       ^E 


+ 


lOO 


(6 


also  die  Amortisationskosten  als  Function   von  A  E. 

Um  nun  den  „rentablen  Spann  un  gsverlust*'  Aufzufinden, 
hat  man  den  ersten  Differantialquotienten  von  (K^,  -\-  Ky^)  nach  A  E 
gleich  0  zu  setzen  und  jenen  Werth  von  A  j5"  zu  suchen,  der  hierfür 
entspricht,  und  für  welchen  der  zweite  Differentialquotient  grösser  als 
Null  wird. 

Die  jährlichen  Stromfortleitungskosten  stellen  sich  als  Function 
von  A  E  wie  folgt  dar 

,    ^         L^-Jap       I  Lp^     .     ^J^ET 

+  ^ö  =   Tr   .^^     A  c    "T — 77:;. — r 


K.   ,   ..o—  ^    loo     A^      ■       loo 
nach  A  £■  differentirt  und  gleich  Null  gesetzt,   ergibt: 
^(Za  +  Xb)  ßJr         L'^Jap       1 


736 


ä^E 


^E,= 


r 


736         L-^ap 


K.  100 


I 


736 
=  L 


Kioo     lS.E^ 


0  daraus 


I  Y  736  \r _£_ 

K    \      100     f      ß 


T 


v 


oder  der   ^rentable  Spannu  ngs  ver  lu  st* 


\Er 


V^ 


V  7-Z^ 


Y  f 


p 


oder  für 


V 


und 


t^Er 


die    Bezeichnung    ^b 


c^  c^  VT   Yk 


und    ^k     eingeführt 
(7 


Für  diesen  sowie  für  jeden  positiven  Werth  von  t^E  wird  der 
zweite  Differentialquotient  von  (Za  ■\-  K^o)  grösser  als  Null  und  ent- 
spricht ersterer  daher  wirklich  dem  Minimum  dieser  Summe. 

Obige  Gleichung  sagt:  Nach  Festsetzung  der  Betriebs- 
constanten  ^^  und  Wahl  einer  gewissen  Kabelsorte  (ct) 
ist  der  , .rentable  Spannungsverlust"  durch  die  Länge  desin's 
Auge  gefassten  Leiters  und  durch  die  Dauer  des  vollen 
Betriebes  im  Jahre  vollkommen  bestimmt. 

Die  graphische  Darstellung  zeigt,  dass  hier  K^  und  K^,  die  Rollen 
untereinander  getauscht  haben. 

Trägt  man  nämlich  die  Spannungsverluste  als  Abscissen,  /C  und 
Zb    jedoch  als    Ordinaten  nach  abwärts,  resp.  aufwärts  auf,  so  erscheint 

nun  jfiTb  als  Gerade,  die  im  Ursprünge  der  Achsen  entspringt  und  um^^ — -^ 

pro  Einheit  ansteigt;  K^  jedoch  als  Hyperbel,  deren  Asymptote  einerseits  die 

Ordinatenachse,  andererseits  eine   zur  Abscissenachse  parallele  um —^  — 

100 


19 


von    dieser  entfernte  Gerade  ist,    welche    ebenso    wie    früher    construirt 
werden  kann. 

Unter  der  gleichen  Annahme  wie  früher  erhält  man 


K. 


K^  = 

ß^     ^     AZT 

ü 

-b  — 

o- 

05.50 
7Z^ 

•736    ^E 

=  2-5 

^E 

a; 

_U-apJ     I 
~  K.  100  'A^  ' 

Lp  b 
100 

5^ 

_><_ 

285 

I 

,   285  X3_ 

_  237- 

Ix 

+  8-55 


6  A£  '       100  Aii 

Die  bei  einem  beliebigen  Spannungsverluste  LE  resultirenden 
jährlichen  Stromfortleitungskosten  (Za  + -^b  )  erscheinen  als  die  Summe 
der  in  der  Entfernung  Aii  vom  Ursprung  (Abscisse)  errichteten  Or- 
dinaten. 

Fig.   3. 


Die  Abscisse  des  Berührungspunktes  einer  zu  Xb  Parallelen  an 
der  Hyperbel  tangirenden  Geraden  ist  der  gesuchte  rentable  Spannungs- 
verlust A  Er. 

Fig.  3  gewährt  Einblick,  wie  die  Werthe  ß  und  T  sowie  L,  a, 
p  und  K  auf  den  rentablen  Spannungsverlust  A^r  von  Einfluss  sind. 
Erstere  bedingen  nämlich  lediglich  die  Neigung  der  Linie  Zb  und  damit 
auch  die  Lage  des  Tangirungspunktes  T  einer  zu  derselben  parallelen 
an  der  Hyperbel  tangirenden  Geraden,  der  hier  zufällig  mit  M  zu- 
sammenfällt. Letztere  bedingen  die  Lage  und  die  Gestalt  der  Hyperbel 
und    damit    auch    die  Abscisse    des  Berührungspunktes    T,    indem    sich 

2* 


20 

dieser  der  Ordinatenachse  nähert,  wenn  die  Hyperbel  spitzer  wird  und 
umgekehrt. 

Von  der  Stromstärke  J  ist  der  rentable  Spannungsverlust,  wie 
das  auch  die  Form.el  zeigt,  unabhängig,  indem  für  beliebige  Werthe 
von  J  und  damit  zusammenhängige  von  Kg,  und  Xb  die  Tangirung 
stets  in  derselben  Ordinate  erfolgt. 

Man  sieht  endlich  noch,  wie  schnell  sich  die  Summe  der  Betriebs- 
und  der  Amortisationskosten  der  Leitung  ändert,  wenn  man  statt  wie 
hier   lO  Volt  z.  B.   5   oder  20  Volt  Verlust  annehmen  würde. 

Vergleicht  man  die  Formel  für  den  rentablen  Querschnitt  (3) 
und  jene  für  den  rentablen  Spannungsverlust  (7) 

Q,  =  ^'  ^'j£Zr   ^L=  und  A  £,    =     1-^^^        ^ 


]/7-36         \/K  c^c^Yt     YK 

so  erkennt  man  sofort,  dass  das  erste  Glied  in  beiden  Formeln  reciprok 
auftritt,  während    in    dem    zweiten  Gliede  J  und  L    einander  ersetzen. 

Dass  A  Er  eine  Function  der  Leiterlänge  L  und  Q^.  eine  Function 
der  Stromstärke  sein  muss,  ist  einleuchtend ;  ebenso,  dass  der  rentable 
Querschnitt  im  directen,  der  rentable  Spannungsverlust  aber  im  indirecten 
Verhältnisse  zur  jährlichen  Betriebsdauer  stehen  muss. 

Wenn     man     sich    daher    den     reciprok    auftretenden    Ausdruck 

^b^k  Y^ 

—  merkt,   was  kaum  mit  Schwierigkeiten  verbunden  sein  kann, 

1/7-36 
so    hat    man    mittelst    obiger  Erwägung    stets    beide    Formeln    in  Be- 
reitschaft. 

Aus  obigen  Formeln  ergibt  sich  ferner,  dass  sich  die  rentablen 
Querschnitte  bei  Wahl  verschiedener  Kabelsorten  wie  die  entsprechen- 
den Kabelconstanten  verhalten,  die  rentablen  Spannungs Verluste  aber 
im  umgekehrten  Verhältnisse  zu  denselben  stehen,  so  dass  bei  ratio- 
neller Anlage  beim  Uebergang  von  einer  Kabelsorte  auf  eine  andere 
die  zu  wählenden  Querschnitte  nicht  gleich  zu  machen  sind,  sondern 
im  Verhältnisse  der  Kabelconstanten  zu  einander  stehen  müssen,  wenn 
auch  die  übrigen  Verhältnisse  gleich  geblieben  sind. 

Betrachtet  man  weiter  die  Formel    für  den  rentablen  Spannungs- 
1/'  7.05  r 

Verlust    Aiir=  7==-      , so     wird     es     auffallend    erscheinen, 

cx^c^YT      YK 
dass  ausser  den  auf  den  Betrieb  und  auf  das  zu  verwendende  Leitungs- 
material bezüglichen  Factoren  nur  noch    die  Länge  der  in's  Auge  ge- 
fassten  Leitung  und    die    durchschnittliche  Dauer    des    vollen  Betriebes 
pro  Jahr  in   der  Formel  erscheint. 

Wird  diese  Formel  auf  eine  Glühlichtleitung  angewendet,  so  er- 
gibt sich  die  Folgerung,  dass  der  rentable  Spannungsverlust  in 
der  Leitung  gänzlich  unabhängig  ist  von  der  gewählten  Span- 
nung an  den  Polen  der  Lampen,  so  dass  also  die  allgemein  verbreitete 
Ansicht,  das  Leitungsmaterial  sei  so  zu  wählen,  dass  ein  gewisser 
Procentsatz  der  Lampenspannung  in  der  Leitung  verzehrt  werde,  nicht 
begründet  ist,  denn  aus  obiger  Formel  ergibt  sich,  dass  unter  übrigens 
gleichen  Verhältnissen  der  Spannungsverlust  in  einer  Glühlichtleitung 
fiir  100  Volt  eben  so  gross  zu  wählen  ist,  wie  bei  Zugrundelegung 
einer  Lampenspannung  von  50  Volt  etc. 

Daraus  lässt  sich  ferner  ableiten,  dass  der  Querschnitt  einer  Glüh- 
lichtleitung, um  rentabel  zu  sein,  im  indirecten  Verhältnisse  zur  Pol- 
spannung   der  Lampen,    aber    nicht    zum    Quadrate    derselben,    wie 


21 


gewöhnlich  angenommen  wird,  stehen  müsse.     Denn    um    bei   50  Volt 

die  gleiche  Anzahl  Lampen  zu  speisen,   wie  bei  100  Volt,   hat  man   den 

doppelten  Strom    und  daher    bei    gleichem  Spannungsverlust  'nur    den 

doppelten  aber  nicht  den  vierfachen  Querschnitt  nöthig.  Das  lässt  sich 

auch  aus  der  Formel    für  den    rentablen  Querschnitt    direct    beweisen. 

Wird  in  derselben    nämUch    die  Stromstärke  J  durch    die  Anzahl    der 

geleisteten     Normalkerzen     und     die    Polspannung    ausgedrückt,     also 

NK 
J  =  —=r  X  ^^1  wobei  ei  die  den  gewählten  Glühlampen  eigenthümliche 

Anzahl  von  Voltampere  pro  Normalkerze  (bei  normaler  Beanspruchung) 
bedeutet,  so  ergibt  sich  der  rentable  Querschnitt 


Qr    = 


als    im    umgekehrten  Verhältnisse  zur  ersten  Potenz  der  gewählten 
Lampenspannung  stehend. 

Die  Summe  der  mit  so  gewählten  Querschnitten  verbundenen 
Betriebs-  und  Amortisationskosten,  d.  s.  die  minimalen  jährlichen  Strom- 
fortleitungskosten stehen  gleichfalls  im  umgekehrten  Verhältnisse  zur 
ersten  Potenz  der  Lampenspannung.  Setzt  man  nämlich  in  die  Gleichungen 
5  und  6  für  Kg,  und  für  Ko  statt  A  E  den  Ausdruck  für  A  Er  ein,  so 
ergeben  sich  die  rentablen  Amortisations-  und  Betriebskosten  für  einen 
beliebigen  elektrischen  Leiter 


k:  = 


L^Jap 
K  100 


in  beide  Gleichungen  A  iSr  = 


I Lib_       _  ß  J  A  £,  r 

^E,   '^    100  '    '         736 

1 


7'^6  L        . 

r -  —-r=r  emgesetzt,    erhalt    man 

^b  ^k  1/  7       V  K 


Ka.   = 


L  Ja  p      c^o  ^k 


Vk^o^'    |/>-36 


V  T       Lpb 


Kl  = 


^JT      Yy^ö  L 


100 


736    c^c^Yt   Yk 


ersetzt  man    die  Coefficienten  Cb  und  c^  durch  ihre  wahren  Werthe  und 
kürzt    dann  ab,  so  ergibt  sich 


k:  = 


abgekürzt 


Ku  = 


100 


\ooY  Tl^Y  K 
oder    wie    sofort    auffällt  K^  =  K!    4- 

a  b        ' 


(5a)    K,= 


ljY^^p^ 


=        100Y7-3^Y  K 
Lp  b 


=  .  . .  (6, 


100 


(8),    d.  h.  die 


Amortisationskosten    bei    Annahme    rentabler  Querschnitte    sind  gleich 
den    mit    denselben  verbundenen  Betriebskosten     mehr  dem  Ausdrucke 

Bei  blanken  Kupferleitern  und  wenn  von  der  Montage  abgesehen 


100 


22 

wird,    wird  b    gleich  Null    und    demnach    die    rentablen  Amortisations- 
kosten gleich  den  rentablen  Betriebskosten. 

Die  Summe  der  Amortisations-  und  Betriebskosten  bei  Annahme 
rentabler  Querschnitte,   d.  s.  die  minimalen  jährlichen  Stromfprtleitungs- 

r  r  j.  Tj  fi  b 

kosten  sind  dann  Xr  =  K^  -^-K.^,  =2  K^-] 

'       lOO 

ZJl/_g^  x^ 

looyysöyx  '      IOC 

und    lassen  sich  also  ohne  vorherige  Ermittlung  der  Leitungsquerschnitte 
im  vorhinein  angeben. 

Fassen  wir  das  oben  Gesagte  zusammen,  so  ergibt  sich,  dass 
man,  um  der  Rentabilität  Genüge  zu  leisten,  bei  Berechnung  von 
Glühlichtleitungen  folgendermaassen  vorzugehen  hat  : 

Man  ermittelt  die  Betriebsconst ant e  c^  aus  ß 
und  b,  sowie  die  durchs  chnittliche  Dauer  des  volle  n 
Betriebes  pro  Jahr  T  und  rechnet  hieraus,  sowie 
nach  Wahl  einer  gewissen  Kabelsorte^  d.  h.  nach 
Annahme  des  a  und  K  und  Ermittlung  der  Kabel- 
constante  hieraus,  entweder  den  »rentablen  Quer- 
schnitt^ als  Vielfaches  der  max  imalen  Stromstärke 
nach  Gleichung  4,  oder  den  5,rentablen  Spannungs- 
verlust*, ausgedrückt  in  der  Länge  des  in's  Auge 
gefassten  Leiters  nach  Formel   7. 

Entsprechen  die  rentablen  Querschnitte  oder 
die  aus  den  rentablen  Span  nungs  v  erlusten  gerech- 
neten Querschnitte  gleic-h zeitig  der  Feuersicher- 
heitsbedingung, so  disponirt  man  die  Leitungen 
nach  obiger  Rechnung,  fallen  sie  jedoch  kleiner  als 
die  feuersi  cheren  Quers  chnitte  a  u  s  ,  so  sindletztere 
maas  sgebend. 

Will  man  die  erwachsenden  minimalen  jähr- 
lichen Stromfortleitungskosten  ohne  vorherige 
Ermittln  ng  der  L  e  i  tu  ng-s  quer  schnitte  berechnen,  so 
bediene  man  sich  der  hie  für  angegebenen  Formel    9. 

Hat  man  in  der  oben  angegebenen  Weise  die  einzelnen  Quer- 
schnitte eines  Leitungsnetzes  berechnet,  so  ist  dasselbe  noch  in  Hinsicht 
auf  die  dritte  Bedingung  für  die  Dimensionirung  von  Glühlichtleitungen, 
welche  für  alle  Lampen  stets  nahezu  gleiche  Polspannung  fordert,  zu 
untersuchen. 

Dabei  geht  man  von  der  Voraussetzung  aus,  dass  entweder  auto- 
matisch, oder  durch  den  Maschinisten  die  Polspannung  an  einem 
gewissen  Punkte  des  Leitungsnetzes,  welchen  wir  Controlpunkt  nennen 
wollen,  constant  erhalten  wird,  und  hat  dann  die  Leitungen  derart 
anzuordnen  und  zu  dimensioniren,  dass  bei  constanter  Spannung  an 
dem  Controlpunkte  auch  die  Polspannungen  an  den  übrigen  Punkten 
des  Leitungsnetzes,  gleichviel  ob  viel  oder  wenig  Lampen  eingeschaltet 
sind,  keine   wesentlichen  Differenzen  aufweisen. 


23 


Um  die  Spannung  an  dena  Controlpunkte  der  Leitung  constant  er- 
halten zu  können,  führt  man  von  demselben  eine  Abzweigung  bis  zur 
Maschinenanlage  der  Beleuchtungs-Installation,  wo  ein  sogenannter  Span- 
nungszeiger oder  eine  Controlglühlampe  in  dieselbe  eingeschaltet  wird. 

Der  Maschinist  hat  nun  die  Aufgabe,  mit  dem  ihm  zu  Gebote 
stehenden  Mitteln,  die  je  nach  Wahl  des  Systemes  verschieden  sein 
können,  dahin  zu  trachten,  dass  die  Anzeige  der  Controlapparate  und 
damit  die  Polspannung  am  Controlpunkte  möglichst  constant  erhalten 
wird,  für  welchen  Zweck  mitunter  auch  automatische  Regulirvorrich- 
tungen  angebracht  werden. 

Bei  den  für  Glühlichtbeleuchtungen  gewöhnlich  als  Stromquelle 
dienenden  Nebenschluss-  und  Compound-Dynamomaschinen  wird  obige 
Aufgabe  entweder  durch  Verändern  der  Tourenzahl  der  Dynamo- 
maschine oder  durch  Ein-  und  Ausschalten  von  Widerstand  in  die 
Nebenschlusswicklung  der  Elektromagnete  erzielt. 

Die  Wahl  des  Controlpunktes  ist  auf  die  zur  Erreichung  der 
obigen  Bedingung  nöthigen  Leitungsquerschnitte  von  wesentlichem 
Einflüsse,  was  in  Nachfolgendem  näher  erklärt  werden  soll  und  worüber 
die  folgenden  Beispiele  Beweismittel  abgeben  dürften. 

Fig.  4. 


IT" 


wmmmmm 


Von  der  Maschine  bei  M,  Fig.  4,  würden  30  Lampen  bei  //  ge- 
speist, welche  in  3  Gruppen  zu  je  10  Lampen,  jede  Gruppe  von  der 
anderen  40  M.  und  die  erste  Gruppe  von  der  Maschine  200  M.  ent- 
fernt, angeordnet  sind.  Ausser  diesen  befindet  sich  im  Maschinenhause 
eine  Controllampe  /,  welche  gleich  an  der  Maschine  in  die  Leitung 
eingeschaltet  sei,  so  dass  also  der  Controlpunkt  an  den  Anfang  der 
Hauptleitung  verlegt   sei. 

Die  Leitung  sei  aus  blankem  Kupferdrahte  in  einfacher  Parallel- 
schaltung ausgeführt. 

Wir  wollen  versuchen,  die  Berechnung  dieses  Beispieles  in  der 
sub  2  angegebenen  Weise  durchzuführen  und  behufs  Feststellung  der 
rentablen  Querschnitte  vorerst  die  Kabel-  und  Betriebs-Constante  er- 
mitteln. 

Zur  Ermittlung  der  Kabel-Constanten  sei  der  Preis  von  100  Kgr. 
guten  Kupfers  (Leitungsfähigkeit  =  57)  mit  fl.  II2- —  Ö.  W.  an- 
genommen,   es  ergibt  sich  daraus  der  Preis  pro  Meter  in  Gulden  ö.   W. : 

Gewicht    pro  M.  in  Kgr. 


P  = 


100 


X  112 


Drückt  man  das  Gewicht    durch    Länge    und  Querschnitt  aus  und 
nimmt  das  specifische  Gewicht  des  Kupfers   7  ^=  8'9  an,    so  erhält  man 


Q  Qu.-Mm. 

10.000 

für  L  =  I  M. 


112 


XL.-M.  ioXtX— —  = 


100 


112  X  8*9 
100.000 


(90u.-Mm.  L.-M. 


24 


P  =  2J±}^^l:2-.0Q^.-Mm.=  ^^^^Q=    --Q  =  aQ,     d.    h.     der 

=  lOO.OOO  ^  lOÖ  lOO   = 

Preis    des  blanken  Kupferleiters  pro  Meter    in  Gulden  ö.   W.    ist  gleich 
dem   lOO.  Theile  des  Querschnittes  in  Quadratmillimeter,   somit*) 


lOO 


und  c^ 


=  \    —  =  ]/  lOo;  also  ^^  =  10 


Zur  Feststellung  der  Betriebsconstante  sei  angenommen,  dass  die 
Pferdekraftstunde  auf  2  kr.  zu  stehen  komme,  und  dass  für  Unterhaltung, 
Amortisation  und  Verzinsung  jährlich  10%  der  Kosten  des  Leitungs- 
materiales  abgeschrieben  werden  müssen. 

Demnach  ergibt  sich  die  Betriebsconstante 


--1/  }  = 


0'02 
10 


^°   .=  -L-V 


20 


10.000     100 


Obige  Werthe   in    die   Formel   für  den  rentablen  Querschnitt  ein- 
gesetzt,   erhält  man  : 

Die  durchschnittliche  Dauer    des    vollen    Betriebes  im  Jahre  wäre 
750  Stunden,  d.  i.  durchschnittlich  circa  2  Stunden  täglich,  so  dass  dann 


Qr  = 


Q^_y2o  V7SO    _i^J(       l^^        ,jj\  ^5°       .J._ 


10. y 7-36    1/57     r   7-36x57      J    419-52 

^^1/^0-36  J;  Qr  =^06  Jder  rentable  Querschnitt  ca.  O'ö  mal  der  maximalen 

Stromstärke  wird. 

Nachdem  dieser  rentable  Querschnitt  grösser   als    der  feuersichere 

Querschnitt,  nämlich   Or  >  —  >  öf   wird,    kann    ersterer    vom    Feuer- 

3 
Sicherheitsstandpunkte  beibehalten  werden. 

Anders  verhält  es  sich  jedoch  hinsichtlich  der  dritten  Bedingung, 
nämlich  in  Bezug  auf  die  nothwendige  gleiche  Spannung  an  den  Polen 
der  eingeschalteten  Lampen,  indem  sich  unter  diesem  Gesichtspunkte 
die  rentablen  Querschnitte,  wie  nachfolgend  bewiesen,  als  zu  schwach 
erweisen.      ' 

Es  würden  z.  B.  die  von  der  Leitung  gespeisten  30  Stück  Glüh- 
lampen bei  einer  Polspannung  von  120  Volt  und  einem  Stromverbrauch 
von  0'5   Ampere    mit   16  NK.    leuchten,     so    würde    sich    ein    rentabler 


*)  Diese  einfache  Relation  zwischen  Preis  pro  Meter  blanken  Drahtes  nnd  Querschnitt 
ergibt  sich  aus  der  Annahme  des  Preises  pro  lOO  Kgr.  mit  fl.  112  ö.  W.,  der  wohl  nicht 
als  allgemein  giltig  bezeichnet,  aber  immerhin  der  ersten  oberflächlichen  Berechnung  zu 
Grunde  gelegt  werden  kann.  Rechnet  man  die  Mark  zu  60  kr.  ö.  W.,  so  ergibt  sich  der 
Preis  pro    100  Kgr.   mit  R.-M.  187. —  und  somit  der  Preis    pro  Meter  blanken  Kupferdrahtes 

.     P   . .     „  Q  Qu.-Mm.       60  Q  Qu.-Mm.         „  Q  ,  .  ,        , 

m  K.-JVJ.  y  I   == =^  . y-'j  =  — —     gieich     dem     sechzigsten 

100  100  60  — -        60  " 

Theile  des  Drahtquerschnittes  in  Qu.-R'Im  ,  so  dass  dann  ^k  =  j'  60  =   7-74    wird.       Beide 

Formeln   sind  im  Zusammenhange  leicht   zu   merken. 


25 


Querschnitt  von  Qr  =  o  6  X  30  X  0'5  =  9  Qu. -Mm.  neun  Quadratmillimeter 
ergeben.  Der  durch  diese  Leitung  bis  //  i  verursachte  Spannungsverlust 

würde  betragen   i:!s,E=r.—- — __./==■ ^— .  30X  o  5  =  ir/Volt. 

s  n^x  .^  9-00X57       ^    ^      ^       i 

wäre  man  gekommen,  wenn  man  direct 
'   bestimmt  hätte    aus  der  Formel 


den 


ÖX57  ' 
Zu  dem  gleichen  Resultate 
j,  rentablen  Spannungsverlust 


A  E,  = 


Ch 


c^VT  Vk 


■^^  1/20.101/750   ^  ^^ 


7-36 


150X  57 


X  400  =  ]/8-6  X  4=^  117  Volt. 


i/i 

der 


d.  h.  es  treten  von  der  ControUampe  bis  zu  den  Lampen  bei 
ca.  12  Volt  Verlust  auf,  oder  es  erhält  erstere  bei  Beibehaltung 
rentablen  Querschnitte  um  ca.  12  Volt  mehr  Spannung  als  die  Lampen 
bei  IIi  und  wird  daher,  wenn  sie  diesen  gleich  construirt  ist,  bedeu- 
tend   heller   brennen  und  stärker  beansprucht. 

Fig.  5- 


IT 


i.:ly.i.k:::.  ^i; ^ iiii; c: J :  ::j'j:Li:L-j.r^ 


n"' 


Um  das  zu  verhindern,  könnte  man,  wenn  immer  alle  Lampen 
gleichzeitig  brennen,  vor  die  Lampe  I  einen  Widerstand  schalten,  welcher 
den  Ueberschuss  an  Spannung  verzehrt,  oder  man  könnte  eine  Lampe 
einschalten,  welche  erst  bei  132  Volt  normal  brennt;  beide  Auswege 
werden  jedoch  gänzlich  unzulässig,  wenn  die  Möglichkeit  vorhanden 
sein  soll,   die   Lampen  einzeln  oder  in  Gruppen  aus-  und  einzuschalten. 

Es  würde  dann  bei  constanter  Spannung  an  der  ControUampe  bei 
der  Stromquelle  die  Spannung  an  den  restirenden  Lampen  bei  //  mit 
der  Anzahl  der  ausgeschalteten  Lampen  steigen,  indem,  wie  das 
Ohm'sche  Gesetz  zeigt,  der  Spannungsverlust  mit  der  Stromstärke 
wächst  und  abnimmt,  so  dass,  wenn  von  den  30  Lampen  bei  //  29  aus- 
geschaltet werden,  die  restirende  eine  Lampe,  da  sie  nur  für  120  Volt 
eingerichtet,  aber  mit  nunmehr  ca.  131  Volt  beansprucht  wäre,  wahr- 
scheinlich bald  zu  Grunde  gehen  würde. 

Sollten  also  die  Lampen  bei  //  einzeln  oder  in  Gruppen  aus- 
schaltbar sein,  so  muss  an  der  ursprünglichen  Bedingung  ///  stricte 
festgehalten,  und  entweder  die  Leitung  so  dimensionirt  werden,  dass 
die  Spannungsdifferenz  zwischen  /  und  //  unbedeutend  ist  (z.  B.  nicht 
über  I  oder  2  Volt),  oder  man  hat  die  ControUampe  /  von  der  eigent- 
lichen Verbrauchsstelle  //  aus  mit  Strom  zu  versehen,  d  h.  eine  Ab- 
zweigung von  //  bis  nach  /  zu  ziehen  und  in  diese  die  Lampe  ein- 
zuschalten. Siehe  Fig.  5. 

Man  erkennt,  dass,  wenn  nunmehr  die  Spannung  der  Control- 
lampe  constant  erhalten  wird,  auch  die  der  Lampen  11^  keinen  .Schwan- 
kungen ausgesetzt    ist,     indem    ja    nun    alle    solche  Schwankungen   der 


26 


Controllampe  mitgetheilt  werden  müssten  und  vom  Maschinisten  sofort 
ausgeglichen  würden,  und  dass  ferner  auch  die  Lampen  11^  und  11^ 
kaum  merklich  anders  brennen  werden,  als  die  bei  11^  und  die  Control- 
lampe, da  die  Entfernung  dieser  Lampen  von  einander  eben  nicht 
erheblich  ist.  Der  Leitungsverlust  in  den  Leitungen  /j  und  /g  kommt 
hier  nicht  in  Betracht,  da  er  erstens  bei  gewöhnlichen  Distanzen  nie 
bedeutend  wird,  wenn,  wie  hier  angenommen,  nur  eine  Controllampe 
eingeschaltet  ist,   und  da  er  zweitens  stets  constant  bleibt. 

Um  nicht  zwei  Leitungen  l^  und  ^  zurückführen  zu  müssen,  be- 
dient man  sich  häufig  mit  Vortheil  der  sogenannten  Gegenschaltung, 
welche  durch  Fig.   6  veranschaulicht  ist. 

Fit:.   (S 


tMrn 


I  ,  I  I  I  M  I  I  1    I  I  !  I 


Man  sieht  sofort,  dass  der  Strom  jeder  der  eingeschalteten  Lampen 
die  gleichen  Leiterlängen  zu  durchfliessen  hat  und  erkennt,  dass 
wenn  z.  B.  alle  Leitungen  mit  rentablen  Querschnitten  versehen  werden, 
und  für  alle  Leitungen  die  Factoren  c^  ,  c^  und  ]/^  T  oder  deren  Pro- 
duct  das  gleiche  ist  und  wenn  ferner  stets  der  volle  Betrieb  geführt 
wird,  der  Spannungsverlust  und  daher  auch  die  Polspannung  bei  jeder 
Lampe  die  gleiche  wird. 

Da  es  nun  aber  schon  wegen  der  Feuersicherheits-Bedingung 
nicht  angeht,  durchwegs  rentable  Querschnitte  zu  verwenden  und  ferner 
das  Product  c^  c^y  "j/^  T ,  welches  ja  die  rentablen  Querschnitte  beein- 
flusst,  nicht  für  alle  Punkte  der  Leitung  das  gleiche  werden  kann   und 

•Fig.  7. 


endlich,  weil  die  Lampen  einzeln  und  in  Gruppen  ausschaltbar  sein 
sollen,  wird  durch  die  Gegenschaltung  die  Bedingung  der  gleichen 
Spannung  an  allen  Lampen  nicht  immer  erfüllt,  sondern  es  können 
trotz  Gegenschaltung  wesentliche  Differenzen  in  der  Spannung  der 
einzelnen  Lampen  auftreten. 

Ein  Beispiel  hiefür    ist  in  Fig.   y  dargestellt. 

Wenn  an  der  der  Controllampe  /  entgegengesetzten  Seite  //  der 
Gegenschaltung  starke  Stromstärken  ein-  und  ausgeschaltet  werden, 
wird  die  Polspannung    bei  //  wesentlich  differiren,     ohne  dass  die  Con- 


27 


trollampe  /  davon  etwas  anzeigt,  indem  nur  sehr  kurze  Stücke  der 
zu  /  führenden  Leitungen  von  diesen  Stromänderungen   betroffen  würden. 

Es  wird  sich  demnach  empfehlen,  die  durch  die  Leitungen  ver- 
ursachten Spannungsverluste  für  verschiedene  Combinationen  der  Glüh- 
lampen  zu  berechnen   und   darnach   die  Leitungen   zu  dimensioniren. 

Der  Leitungsverlust  bis  zu  einer  beliebigen  Stelle  einer  Leitung 
ergibt  sich  aus  der  Summe  der  Producte  der  die  einzelnen  Leitertheile 
durchfliessenden  Stromstärken  mal  dem  Widerstände  dieser  Leitertheile 


also  A  £■=!:[/ X  W]  =  1J 


L 


OK 


Fig.  8. 


JoJ^ 


e.^. 


liX, 


£^i. 


,  ^.,.-1.^. 


V'» 


Wäre  z.  B.  in  Fig.  8  der  Leitungsverlust  von  der  Maschine  bis 
zu  Punkt  P  zu  berechnen,  so  müsste  man  erst  die  die  einzelnen  Leiter- 
theile durchfliessenden  Stromstärken  nach  Abzahlung  der  von  den- 
selben gespeisten  Lampen  berechnen. 

Am  besten  verfährt  man  dabei,  indem  man  den  von  der  Maschine 
geleisteten  Strom  bestimmt  und  aus  diesem  und  den  einzelnen  Ab- 
zweigungen die  Stromstärken  in  den  betreffenden  Leitertheilen  ermittelt. 

So  berechnet  ergibt  sich    der  Spannungsverlust    bei  P   wie  folgt: 


^E  = 


Xn 


QoK, 


{Jo)^- 


Li 


4 


(-^o-^i)  + 


Xo 


+     03^     ^'^'~'' 


{Jq  —  z,  —  ?2)  + 


Wird     dieser  Ausdruck    nach    Producten    der    Stromzu- 
zweigungen  Jq,  i^,  i<^  und  i^  geordnet,  so  erhält  man 


und  Ab- 


A£: 


J 


+ 


A 


+ 


u 


+ 


4 


ö^iTo        '       öl^l  02^2  Ö3^^ 


+ 


U 


02^2 


+ 


L 


QzK, 


2 -'^2 


^1 


QiK, 


+ 


02^2 


+ 


03^3 


Ö3i^2 


j>d.  h.  der  Spannungsverlust  bis  zu  einer  beliebigen  Stelle  eines  Leiters 
ist  gleich  jenem  Spannungsverluste,  welcher  auftreten  würde,  wenn  die 
gesammte  zugeführte  Stromstärke  bis  zu  obiger  Stelle  fliessen  würde, 
weniger  jenen  Spannungsverlusten,  welche  entstehen  würden,  wenn  die 
vorhandenen  Abzweigungen  von  diesem  letzteren  Punkte  aus  versorgt 
würden.* 

Wenn  es  gestattet  ist,  für  die  Ausdrücke  J  den   Ausdruck 

Leitungsmoment  einzuführen,  so  sagt    obige  Regel: 

j,Der  Spannungsverlust  bis  zu  einer  belie- 
bigen Stelle  eines  Leiters  ist  gleich  dem  Lei- 
tungsmomente der  Strom  Zuführung,  weniger 
jenem  der  Abzv^eigungen   gegen  jene  Stelle  oder 


28 


gleich  der  algebraischen  Summe  der  Leitungs- 
momente aller  Stromzu-  und  Abführungen  bis  zu 
jener  Stelle,   bezogen  auf  dieselbe/ 

Complicirter  werden  die  Verhältnisse ,  wenn  von  zwei  oder 
mehreren  Seiten  Stromzufluss  stattfindet  Es  werde  z.  B.  der  in  Fig.  9 
dargestellte  Fall    untersucht. 

Fig.  9. 


Die  Bestimnmung  der  in  den  einzelnen  Querschnitten  fliessenden 
Stromstärken  kann  hier  nicht  mehr  wie  früher  durch  einfaches  Ab- 
zählen der  gespeisten  Lampen,  sondern  erst  nach  Wahl  der  einzelnen 
Querschnitte,  resp.  deren  Verhältniss  zu  einander  und  nach  Auflösung 
einer  Gleichung  mit  zwei  Unbekannten  gescheheiii.  Dabei  hat  man  von 
folgender  Betrachtung  auszugehen:  An  einem  gewissen  Punkte  der 
Leitung  müssen  die  von  links  und  die  von  rechts  zugeführten  Ströme 
zusammenkommen  und  müssen  daselbst  die  durch  den  rechten  und  den 
linken  Leiter  verursachten  Spannungsverluste  einander  gleich  sein, 
d.  h.  es  muss  die  Gleichung  bestehen  : 

Wie    schon  mehrfach    entwickelt  wurde,    ist  \  e  = 


QK 


J   und 


somit  li 


L, 


QiKi 


Ji 


=  S 


QrK. 


-Jr 


Nennt  man  die  von  B  nach  rechts  fliessende  Stromstärke  J^  ,  da- 
gegen die  nach  links  strömende  Ji  und  bezeichnet  die  eineinen  im 
Sinne  der  Uhr  von  B  aus  folgenden  Stromabzweigungen  fortlaufend 
mit  Zi.  Zo,  z q  .  .  . 


von  einander    mit  L^,  L^,  JLvg 


und    ebenso    die  Abstände    derselben    von  B,    resp. 

jLg La  -\-  I,     während    die    Querschnitte 

dieser  einzelnen  Leiterlängen  mit  Q-^,  Q^,  Ö3,  (^4  •  •  •  •  ön  +  1  und  die 
Leitungsfähigkeit  des  dazu  verwendeten  Materiales  mit  K^,  K^' 
JTg  .  .  .  Ka  +  1  bezeichnet  werden,  so  lässt  sich  die  Gleichung  wie  folgt 
auflösen  : 


Jr   Li  (Jr    Z'l)  L^  {Jy    —   ?] 


L, 


02^2 


03  ^^3 


+ 


Jl  X„ 


+  1 


ön  +  1  -fMi  +  1 


(Jl    in)  Ln 

Qu  Ku 


+ 


(Schluss  folgt.) 


29 


Theoretische  Bestimmung   von  Widerständen    in 
Mikrophon-Telephon-Anlagen. 

Von  ALFRED  CALGARY,  k.  k.  Postofficial  in  Wien. 

Nimmt  man  eine  theoretische  Bestimmung  der  Widerstände  in  Tele- 
phonanlagen auf  Grund  der  O  h  m'schen  Formel  vor,  so  begegnet  man  den 
Einwurf,  dass  es  keineswegs  gewiss  sei,  ob  die  bei  genannter  Anlage  vor- 
kommenden Ströme,  welche  zum  Theile  im  Momente  der  Wirkung  nicht  auf 
ihre  volle  Stärke  angewachsen  sind,  den  Gesetzen  der  Stromtheilung  folgen 
oder  nicht.  Aber  der  Mangel  an  Gewissheit,  ob  das  Rechnungsresultat  mit 
der  wirklichen  Erprobung  stimme,  kann  keine  Ursache  sein,  die  Rechnung 
gar  nicht  zu  machen.  Deshalb  sei  es  mir  gestattet,  folgende  Berechnung 
vorzulegen. 

Die  Einrichtung,  welche  man  einer  Telephon-Mikrophon-Anlage  zur 
Correspondenz  zwischen  weiter  entfernten  Orten  gibt,  ist  folgende :  Im 
Orte  A  Fig.  l  befindet  sich  ein  Element  £^,  zunächst  ist  das  Mikrophon  3f 
eingeschaltet.  Der  Stromkreis  wird  im  Locale  durch  eine  Multiplications- 
windung  i?  geschlossen.  Der  Strom,  welcher  von  dem  Elemente  £  erzeugt 
und  durch  das  Mikrophon  variirt  wird,  gelangt  also  selbst  nicht  zum  fernen 
Orte   B,    wohin   man   correspondiren   will.     Die    im   Sprechorte   Ä   befindliche 


Fig.   I. 


^, 


J^ 


T 


^y 


Multiplication  R  ist  mit  parallelen  Drahtwindungen  Q  umgeben,  welche  ge- 
schlossen sind,  durch  die  vier  Telephone  T,  die  Telegraphenleitung  von  A 
nach  B,  die  in  B  befindliche  gleiche  Drahtwindung  Q  und  schliesslich 
durch  die  Rückleitung  von  B  nach  A.  Wird  in  A  gegen  das  Mikrophon 
gesprochen,  so  ändert  sich  der  Widerstand  im  Localschlusse  E MR,  es 
variirt  die  dortige  Stromstärke,  wodurch  in  der  Windung  Q  Ströme  indu- 
cirt  werden,  welche  die  Telephone  in  B  tönend  machen.  Die  Intensität 
dieser  Ströme  in  den  Telephonen  soll  möglichst  gross  sein.  Nach  der  Formel 
Ohms   ist  die   Stomstärke    vS  im   Schlüsse    Q  TTQ  TT: 

J 


s  = 


s 


An  dem  Widerstände  S  des  Schlusses  wird  nichts  zu  ändern  sein,  der- 
selbe wird  sich  durch  unabänderliche  Bedingungen,  wie  z.  B.  aus  der  Ent- 
fernung des  Ortes  A  bis  zum  Orte  B  ergeben,  Soll  daher  5  möglichst  gross 
sein,  so  muss  man  die  elektromotorische  Kraft  J  des  inducirten  Stromes  nach 
Möglichkeit  vergrössern.  Diese  elektromotorische  Kraft  J  des  inducirten 
Stromes  ist  proportionel  I.  der  Variation*)  V  des  Stromes  in  R,  2,  der 
Länge  /  der  neben  einander  liegenden  Drahtwindungen  R  und  Q.  Für  die 
genannte  Stromstärke    6"  in   den   Telephonen   hätte   man   demnach  : 

J  _Vl_ 

*)   Die  Zeit  t^  in  der  die  Variation   erfolgt,   ist  ausschlaggebend. 


30 

^  ist  proportional  dem  Producte  VI  und  es  ist  zu  untersuchen,  unter 
welchen  Umständen  dasselbe  recht  gross  werde.  Fürs  erste  ist  die  Grösse  V 
der  Variation  zu  berechnen.  Es  sei  die  Summe  des  Elemente-Widerstandes 
mehr  dem  Mikrophon- Widerstand  gleich  IV,  demnach  ist,  wenn  S^  die  Strom- 
stärke im   Mikrophorischluss   bedeutet: 

c_         ^ 
■^1  —  W+  R 

Aendert  sich  der  Mikrophon-Widerstand,  so  muss  sich  W  ändern,  es 
ändert  sich  damit  auch  die  Stromstärke  S^^.  Um  die  Variation  von  S-^  bei 
Aenderung  von   W  zu  finden,  wird   man   statt  W  W=^  IV,  statt  vS^  vSj  -}~  ^  -Si 

setzen   und  das  Verbältniss  bestimmen.    Denkt  man   sich    die   Aenderung 

von    W i\  W  unendlich    klein,     so   wird   sich     auch    S^   nur   um   die  unendlich 

kleine    Grösse   A  S-j^     ändern,    -r— ;i    wird     zum    sogenannten    Dififerential-Ver- 

hältnisse  .   Im  vorliegenden  Falle  hat  man  zu   trachten,   dass   der  Werth 

dieses   Verhältnisses   ein   grosser   werde. 

F 


d  S  E 


=  V\ 


dW  ( 14/  -f  Rf 

Es  ist  leicht  ersichtlich,  dass  V  dann  am  grössten  wird,  wenn  der 
Werth  der  Summe  W  A;- R  sich  der  Nulle  nähert.  Man  wird  daher,  wie 
auch  ohne  Rechnung  einzusehen  ist,  die  Widerstände  W  und  R  klein 
machen  müssen.  In  der  praktischen  Ausführung  ergibt  sich  natürlich  eine 
untere  Grenze  für  diese  Werthe  und  man  kann  den,  Elemente-  und  Mikro- 
phon-Widerstand nicht  beliebig  verkleinern.  Mit  der  Wahl  des  Wider- 
standes R  hat  es  seine  besondere  Bewandtniss,  welche  gleich  erörtert  werden 
soll.  Derweilen  ergibt  sich  für  die  Praxis  das  Gebot,  den 
Elemente-  und  Mikrophon-Widerstand  möglichst  klein  zu 
mach  e  n. 

Es   ist  3=  V  L 

Die  Multiplication  R  besteht  aus  Windungen.  Der  Widerstand  dei> 
selben  soll  gering  sein,  ihre  Länge  /  oder  auch  die  Windungszahl  n  (welche 
proportional   der  Länge    /  ist)    soll   gross   sein. 

J=  Vn 
Man  müßte  daher  viele  dicke  Windungen  anbringen,  ähnlich  wie 
bei  einem  Elektromagnet,  wo  die  magnetisirende  Kraft  gross  wird,  wenn 
recht  viele  Windungen  vorhanden  sind  und  diese  einen  geringen  Wider- 
stand besitzen.  Aber  gerade  wie  man  beim  Elektromagnet  diese  Bedingung 
nicht  in's  Maasslose  erfüllen  kann,  so  auch  hier.  Gewöhnlich  ist  im  Prakti- 
schen für  die  MultipHcations-Windungen  eine  gewisse  Raumgrösse  geboten 
und  man  hat  nun  zu  berechnen,  ob  dieselbe  mit  wenig  dicken  oder  vielen 
dünnen  Windungen  auszufüllen  sei.  Beim  Elektromagnet  zeigt  bekanntlich 
die  Rechnung,  dass  das  Maximum  des  Magnetismus  dann  eintrete,  wenn  der 
Widerstand  der  Multiplication  gleich  gemacht  werde  dem  Widerstand  des 
ganzen  übrigen  Schlusses.     Man    hat    auch     in    unserem   Falle    eine  ähnliche 


*)  Eine  ähnliche  Gleichung  hat  unseres  Wissens  zuerst  Moser  in  der  Arbeit: 
,M($thorle  gdn<<ral  pour  renforcer  les  courants  td^phoniques*  Comptes  rendus ,  1883 
(12   f^vrier)    aufgestellt. 


31 


Autgabe  zu  lösen.  Es  wäre  für  die  Windungen  R  ein  gewisses  Volumen 
geboten.  Füllt  man  dasselbe  mit  nur  einer  Windung  aus,  indem  man  den 
Raum  ganz  mit  Metall  ausgiesst,  jedoch  den  Strom  bemüssigt,  einmal  herum- 
zufliessen,  so  hätte  diese  einrige  Windung  den  Widerstand  a.  Bei»  Entzwei- 
schneidung des  ausgefüllten  Raumes  —  bei  zwei  Windungen  —  wäre  der 
Widerstand  einer  Windung  2  a  und  der  Widerstand  der  zwei  Windungen  — 
also  der  ganze  Multiplications-Widerstand  —  2  a  .  2  =  ^  a.  Ebenso  würde 
bei  der  Ausfüllung  des  Raumes  mit  «-Windungen  der  Widerstand  der 
Multiplication   «2  ^   werden.     Es    ist    demnach   bei    der   Annahme   von   n  Win- 


duneen    ii^  a  =  R 


J  = 


a 
n  E 


E 


V  i< 


Bei  Ansicht  dieses  Ausdrucks  wird  man  erkennen,  dass  mit  fort- 
währendem Kleinerwerden  von  R  J  nicht  am  grössten  wird,  dass  es  viel- 
mehr  einen  Werth   von  R  geben  wird,  welcher  J  zum  Maximum    macht.    Der- 

dJ 


selbe    wird   durch    die  Gleichung 


dj 


dR 


O    bestimmt. 


dR 


y  a 


W-\-  R 


=  o 


R^ 

W^  R 


=  2  RT- 


AR 


R  =  -\  W 

Wählt  man  als  Widerstand  der  inducirenden  Multipli- 
cations-Windung  den  dritten  Theil  von  der  Summe  des 
Elemente-und  Mi  k  r  o  ph  o  n- Wi  d  er  st  an  d  e  s,  so  wir  d  die  elektro- 
motorische Kraft  im  Telephonschluss  am  grössten  aus- 
falllen.   Dieses   grösste   J^  ist  : 


J= 


E  V-\  W 


Va  iw+^^wf     y 


27 


256  W'^ 


Beispiel.  Es  wäre  der  Elemente-Widerstand  0*2,  der  Mikrophon- 
Widerstand  4"5,  daher  das  PJ^  obiger  Rechnung  4*7;  der  Widerstand  R 
sei   mit  0'3   gewählt.   Demnach   ist   die   Stromstärke    6^  im    Schlüsse 

5 
und    die  Variation    V  der   Stromstärke 

25 
die   elektromotorische   Kraft  im  Telephonschlusse   ist    V n 


R 
a 


J=V 


R_ 
a 


J-. 


25 


l/o-3  E  . 

- — :==  = — =.  o-02igoi 


ya   ist   eine   constante    Grösse:     der   Widerstand     der  Metallausfüllung 
des  gebotenen  Raumes. 


32 


Würde   man   nun    R  statt   mit     o  3     zweckmässiger   wählen,     wie   es    die 

W 
obig'e   Rechnung  vorschreibt,    so     müsste    der    Multiplications- Widerstand 

gemacht   werden. 


R  =  ^-j  :  ^  z=  I  566666 


J  = 


E 


(6-26666)2 

1/1-566666 


(6-26666632 
E 


v 


J= 


v 


0-031873. 


Bei   der   Wahl  von   R:=zo^   würde  e/ proportional   o*02ig, 
„       „         „         „      ie=  1-5666  „       J  „  0-0318. 

Das  richtig  gewählte  R  erhöht  daher  die  Intensität  des  im  Telephon- 
schlusse   inducirten   Stromes   im   Verhältniss   wie    21:31. 

Im  Allgemeinen  ist  die  Aufgabe  gestellt,  zwischen  den  Punk*:en  a  und  3 
des  Mikrophonschlusses  einen  geringen  Widerstand  zu  legen,  denn  ein 
grosses  R.  wird  die  Variation  des  Stromes  mehr  schwächen,  als  ein  grosses  R 
durch  die  Länge  nützt.  Die  Aufgabe  zwischen  a  und  d  bei  geringem  Wider- 
stände recht  viele  Windungen  zu  legen,  kann  man  auf  eine  besondere 
Art  lösen. 

Man  vertheile,  Fig.  2,  den  Strom  zwischen  a  und  d  in  zwei  Zweige 
und  lege  in  jedem  Zweig  eine  doppelte  Anzahl  von  Windungen  von  gleicher 
Länge  und  Dicke,  wie  oben  Ji  hatte.  Dann  ist  der  Widerstand  in  jedem 
Zweige   2  R. 

Fig.  2, 


Der  den  ungetheilten  Strom  schwächende  Widerstand  (der  für  beide 
Zweige  substituirt   werden   kann)   ist  ^ber  : 

2R.2R    _ 

2R-^2R    ~ 

Der  Widerstand   zwischen  a  und  b   ist  also   nicht    grösser  als   früher 

geworden.    Die   ungetheilte   Stromstärke    S    im   Mikrophontheile  wird    so   wie 

,    ^  E  E 

'''^"^''    Tj/   I — TT  sein.   Die   Stromstärke  in  Einem   der  Zweige    s  =■  ^  -^r 77-, 

W^H-  A'  ^  ^   R-\-  W 

Bestimmt  man   von   derselben   die  Variation    V,    so   erhält   man 

-^==-^  ^  -V 

dW  ^   (W^Rf- 

Die  Intensität  J^  der  elektromotorischen  Kraft  für  den  in  Q  indu- 
cirten Strom  muss  für  den  einen  Zweig  J^-^  2  ti  Fsein,  da  im  Zweige  2  n 
Windungen   vorhanden   sind.  ; 

E  Ell  ,  ■ 

.   2  n  =  - . ;r-r-    =  J 


J,=  ^ 


{W^Rf 


(l^+A)2 


Diese  Intensität  für  Einen  Zweig  ist  gerade  so  gross,  als~die  früher 
bestimmte  Intensität,  als  man  keine  Theilung  vornahm.  Das  was  für  den 
ersten  Zweig  berechnet  wurde,  gilt  auch  für  den  zweiten  Zweig.  Man  wird 
nun  die  Windungen  Q  des  Telephonschlusses  längs  aller  vier  Multiplications- 
Windungen   R   hintereinander   legen,   wie   dies   in   Fig.   3    dargestellt   ist.   Als- 

Fig.  3. 


dann  ist   die   elektromotorische  Kraft  J,^    im  Telephonschluss    für    jeden    der 
beiden  Zweige   zu   nehmen.   Man   hat    für  beide    zusammen   2  J^ 

_        zEn 

^   ^  ~  {W-yRf 

Man  mache  laut  obigem  R  =  ^   W       n  ^= 


W 


s. 


E 


v 


27 


64  vv^ 


Es  wird  demnach  durch  die  genannte  Einrichtung  die  Intensität  der 
Ströme  im  Telephon  verdoppelt.  Für  die  obige  Annahme  wurde  ohne  Ver- 
zweigung 0*0318  berechnet.  Bei  Anwendung  der  Verzweigung  würde  die 
Intensität   doppelt  so   gross,   also   0*0636    werden. 

Eine  dreifache  Vermehrung  der  Intensität  möchte  bei  einer  Drei- 
theilung  eintreten,  wenn  in  jeden  Zweig  drei  Multiplications-Windungen  vom 
Widerstand   R  gestellt   würden. 

Natürlich  kann  dieses  Verhältniss  tür  die  Verstärkung  der  Wirkung 
in  Wirklichkeit  nicht  auftreten.  Indem  ein  Strom  inducirend  wirkt,  das  ist 
Elektricitätsmengen  im  benachbarten  Drahte  bindet,  wird  derselbe  in  seiner 
Weiterverbreitung  und  Entwicklung  verlangsamt.  Das  Erzeugniss  dieser  Ver- 
zögerung ist  eben  der  inducirte  Strom.  Wenn  also  der  zu  inducirende  Draht 
länger  gemacht  wird,  so  muss  dementsprechend  auch  der  Hauptstrom  lang- 
samer  anwachsen,    die  Variation   desselben  wird   geringer   ausfallen. 

Eine  weitere  Frage  ist  die,  welchen  Widerstand  soll  das  Telephon 
besitzen,  damit  die  Magnetisirung  am  grössten  würde.  Das  Telephon  ist  ein 
Elektromagnet  und  es  ist  bei  demselben  die  magnetisirende  Wirkung  pro- 
portional der  Stromstärke  vS  multiplicirt  mit  der  Zahl  der  Windungen  n^. 
Benützt  man  die  gewöhnliche  Einschaltung  Fig.  l  ohne  Verzweigung  und 
ist   der  Widerstand     eines   Telephon    T,   so     hat   man 

5- ^- 

J  bedeutet  die  in  voriger  Rechnung  bestimmte  Intensität.  Q  ist  der 
Multiplications-Widerstand  behufs  Induction,  Derselbe  kann  gleich  dem 
Widerstände  R  der  obigen  Berechnung  gemacht  werden.  Uebrigens  ist  die 
Grösse  Q  als  kleiner  Werth  beinahe  einflusslos  auf  die  Stromverhältnisse, 
da   er   zu   den  viel  bedeutenderen  Grössen  L^  -\-  L^,   die  Summe  der  Leitungs- 

3 


34 

widerstände  für  Hin-  und  Rückwirkung  addirt  werden  muss  und  derselbe 
daher  ganz  vernachlässigt  werden  kann.  Aus  dieser  Ursache  wurde  jener 
beschwerliche  Rechnungsweg  vermieden,  wonach  man  Q=.  R  zu  setzen  und 
nun    nach  Substituirung    von  J   jenen  Werth    von  R    zu  bestimmen    hätte, 

welcher    die  Grösse zum  Maximum   machen    würde.     Da    jedoch    die 

d  R 
Variationen    der  Leitungswiderstände  L^  -]-  Zg    je    nach    dem  Zustande    der 
Atmosphäre  jedenfalls  grösser   als   2  Q  ausfallen  werden,  so   könnte  man   die 
Grösse   Q  weglassen. 

Die    magnetisirende    Wirkung  M  in     einem    Telephon     ist    M-=^  S  n^. 
n-,    ist  die  Anzahl  der  Telephon-Windungen  und   es  ist  aus  demselben  Grunde 

irr 

wie    oben    71-,  =  1/    — . 

r  «1 

Es  bedeutet  a.,    den  Widerstand  jener  Metallausfüllung,   wenn  man  den 
ganzen  Windungsraum  mit  Einer  Windung  ausfüllt. 

J     VT 

Betrachtet  man  aus   genannten  Ursachen  — -=  als   constant,   so   ist 


d  T        y^  (2  ö  +  4  2^+  [L,  +  L^J' 

2Q  +  aT+{L^-^L^)  =  ^T 


T= 


2Q  +  L^  +  L^ 


4 
Dieser  Werth  macht  also  die  magnetisirende  Kraft  im  Telephon  zu 
einem  Maximum.  Man  wird  den  TelephonWindungen  beiläufig 
den  vierten  Theil  des  Widerstandes  geben  sollen,  welchen 
die  Summe  der  Widerstände  von  Hin-  und  Rückleitung 
besitzt.    Das  Maximum  Mist  aber 


V  ^1 


l6(2Ö  +  A^iv2) 


E 


Man   hätte   in   einem  gegebenen   Falle  Liz=  L2=  1500,   Q  =  ^. 

Es  ist  jenes    T  zu  bestimmen,   welches  Af  am    grössten  macht 

6  +  3000 
T= '— =751 

4 

ji^^    '^  Vt^  J      1/751" 


]/«!     6  +  30064-3000         Ya^    '     6012 

M=     ' .  0*0045687 

Würde    T  willkürlich   =    200   gewählt,    so   ist 

'/  1/200  J      ]/200 


M  = 


Ya^     6  4-  800  -f  3000         Y^^      3806 
M=-^  .  0-003715 


35 


L  4-  Z, 

Dieses  M  ist   kleiner   als  jenes,    welches   bei   der  Wahl    7"=  — ^ — ■ — — 

4 
berechnet   wurde. 

Würde  man    im  Mikrophonschlusse   obgenannte  Zweigung-   annehmen,  so 

hätte   man   statt    2  Q   ^  Q  zu.    setzen,    es   müsste    T^ ^-— — ^  p- 

4 
wählt   werden   und    das   Maximal    M  \st: 


ge- 


M-- 


J 


Va, 


i6  {8  Q^L,-{-L^) 


M  = 


E 


\ 


R=Q 


64  ^3.  16  (8  Ö  +  /-3  +  U} 
Wählt   man   in   allen  Theilen   die   zweckmässigsten  Anordnungen,   also 


—  und   wäre  W  die   Summe   von  Elemente-   und 


Mikrophon-Widerstand   =  4*7,     der   Leitungswiderstand    hin    und    her  3000, 
so   wäre   die   das   Telephon   beeinflussende   Kraft  M  gegeben   durch 


2^ 

M=--= 


'■7 


256   M/3 


16(8/3  W+L,-tL^) 


E 


M= 


E 


27 


W/3.  16(8  l4/  +  3>^i  +  3A2) 


16  .  64  ^3  (8  w  -^^L^-Yl  L.2) 


gE 


32  V  a  a 

M  = 


j4/a(8  W-^3L,  +  3L^) 


E 


.  o  00029034. 


J 


Nun   seien   die  Widerstände   willkürlich   angenommen. 

ir=  47  T=  200  ö  =  ^  =  o  3  A  +  ^2  =  3000. 

E 


,-=r  .   0'02  IQOö 

V  a 


200 


wie   oben   berechnet. 

j/y 

M^=  — =:^  .  o-oooo8i536. 


J       Y2 


V 


a  a-. 


Die  Intensität  der  Zeichengebung  verhält  sich,  wenn  die  Widerstände 
am  günstigsten  gewählt  sind,  zur  Intensität  bei  obiger  willkürlicher  Wahl 
wie   29  :  8  *). 


*)  Wir  haben  diese  Arbeit  über  einen,  dermalen  im  actuellen  Tagesinteresse 
stehenden  Gegenstand  hier  wiedergegeben,  um  unsere  Mitarbeiter  zur  Anbahnung  der 
Discussion  über  die  Sache  anzuregen.  Als  Ausgangspunkt  für  eine  solche  hat  der  Aufsatz 
einen  unbestrittenen  Werth,  Wir  möchten  aber  zur  Fortführung  der  Betrachtung  sowohl 
den  Herrn  Verfasser  als  andere  Herren  Bearbeiter  auf  die  in  Wiedemann's  ^Lehre  von 
der  Elektricität«,  IV.  von  S.  282—291,  enthaltene  Erörterung  der  diesbezüglichen  Fragen, 
soweit  dieselben  das  Telephon  betreffen,  verweisen.  Ebenso  machen  wir,  was  das 
Mikrophon  betrifft,  auf  die  bereits  citirte  und  auf  folgende  Arbeiten  aufmerksam:  Wietlis- 
bach:  Wiedem.  Annal.  1882,  S.  596,  auf  das  Buch  von  Wietlisbach:  Elektrotechn . 
Bibliothek,  Bd.  XXXI.   und  Grawinkel's  Lehrbuch  der  Telephonie  und   Mikrophonie. 


3* 


36 

Zur  Blitzableiterfrage.*) 

Im  Jahre  1884  richtete  der  Magistrat  zu  Frankfurt  a.  M.  an  den 
Physikalischen  Verein  daselbst  das  Ansuchen,  eine  auf  Grundlage  der 
wissenschaftlichen  Forschung  und  der  Erfahrung  beruhende  baupolizeiliche 
Verordnung  über  die  Anlage  von  Blitzableitern  für  das  Gebiet  der  Stadt 
Frankfurt   zur  Beschlussfassung  zu  unterbreiten. 

Aus  den  Berathungen  der  zu  diesem  Zwecke  seitens  des  Vorstandes 
des  Physikalischen  Vereines  ernannten  Commission  von  Physikern  und 
Technikern,  welche  aus  den  Herren  Prof.  Dr.  Krebs,  Postrath  Gra- 
winkel,  Dr.  A.  Nippoldt  und  Hauptmann  z.  D.  Hol thof  bestand^ 
ist  der  nachstehende  Entwurf  der  Verordnung  zu  Anfang  des  Jahres 
1885   hervorgegangen. 

Eine  Veröffentlichung  des  Ergebnisses  der  Berathungen  der  Com- 
mission des  Physikalischen  Vereines,  welcher  sich,  wie  aus  den  oben 
angegebenen  Daten  ersichthch,  schon  früher  mit  Feststellung  der  zweck- 
mässigsten  Bedingungen  für  den  Schutz  gegen  BHtzgefahr  befasst  hat, 
als  der  Ausschuss  des  Elektrotechnischen  Vereines  in  Berlin,  möchte 
umso  eher  von  Nutzen  sein,  als  das  Ergebniss  in  Form  einer,  alles 
"Wichtige  enthaltenden  Verordnung  sich  darstellt,  welche  sowohl 
von  anderen  Städten  als  Anhaltspunkt  zur  Aufstellung  ähnlicher  Verord- 
nungen, als  auch  ausführenden  Technikern  als  kurze,  praktische  Anleitung 
zur  Aufstellung  und  Instandhaltung  von  Blitzableitern  dienen  kann. 

Frankfurt  (Main),  November   1885. 

Prof.  Dr.  Krebs.  Grawinkel. 


Verordnung 

über  die  Anles^uno;  von  Blitzableitern. 

I.   Allgemeine   Be  s  t  i  m  m  ung-en. 

1.  Zur  Anlegung  von  Blitzableitern  auf  einem  Privatgebäude  ist  die 
Genehmigung   der  Baupolizei   erforderlich. 

2.  Dem  Gesuche  zur  Einholung  der  Genehmigung  sind  Zeichnungen 
des  Daches  beizufügen,  aus  welchen  alle  hervortretenden  Theile,  wie  Schorn- 
steine, Thürmchen,  Wetterfahnen,  Flaggenstangen,  sowie  deren  Höhe  über 
der  First  und   dem   Terrain   erkannt  werden   können. 

3.  Das  Gesuch,  bezw.  die  demselben  beigefügten  Zeichnungen  müssen 
ferner  genaue  Angaben  darüber  enthalten,  welche  Form  das  Material  der 
Blitzableiter  haben  soll,  an  welchen  Punkten  Auffangestangen  angebracht 
werden  sollen,  welche  Höhe  für  letztere  beabsichtigt  wird,  welche  Wege  die 
Leitung  'von  der  oder  den  Auffangestangen  auf  dem  Dache  und  von  da  bis 
zur  Erde  verfolgt,   und   wo   die   Erdleitung   anzubringen   ist. 

Bezüglich  des  letzteren  Punktes  bedarf  es  ferner  einer  Angabe,  in  welcher 
Tiefe  von  der  Erdoberfläche  der  tiefste  Stand  des  Grundwassers  erreicht  wird. 

Ausserdem  ist  anzugeben,  ob  und  welche  grösseren  Metallmassen  sich 
auf  oder  in  dem  Hause  befinden  (Zinkbedachung,  Reservoirs  u.  s.  w.),  und 
ob   das   Gebäude   Gas-   oder    Wasserleitung   besitzt. 

Endlich  ist  eine  Situationsskizze  beizufügen,  auf  welcher  die  Umgegend 
mit  den  Nachbarhäusern  und  deren  Höhe,  sowie  sonstige  in  der  Nähe  be- 
findliche  höhere   Gegenstände,   wie   Bäume   etc.   verzeichnet  sind. 


*)  Indem  wir  den  Herren  Einsendern  bestens  danken,  veröffentlichen  wir  diesen 
Entwurf  und  hoffen  so  der  schon  längere  Zeit  auf  der  Tagesordnung  der  Vereinsver- 
sammlungen stehenden  Discussion  über  diesen  Gegenstand  höchst  schätzbares  Materiale 
zuzuführen. 


37 

II.    Construction   der   Blitzableiter, 
I.   Art   des   Materiales. 

Blitzableiter  dürfen   nur  aus   Kupfer  oder   Eisen   hergestellt  werden. 

Wird  der  Blitzableiter  aus  Eisen  hergestellt,  so  muss  er  überall  einen 
metallischen  Querschnitt  von  140 — 150  Qu.-Mm.  haben.  Wird  der  Blitz- 
ableiter aus  Kupfer  hergestellt,  so  ist  ein  metallischer  Querschnitt  von 
65 — 70   Qu.-Mm.    erforderlich. 

Bei  Berechnung  des  Querschnittes  eines  Drahtseiles  kommt  der  Quer- 
schnitt eines  Drahtes  in  Betracht,  welcher  mit  der  Anzahl  der  Drähte  mul- 
tiplicirt  wird. 

Als  Anhalt  dient,  dass  das  Gewicht  einer  Eisenleitung  von  der  ange- 
gebenen Dimension  pro  Meter  etwa  I'I  Kgr.,  das  Gewicht  einer  Kupfer- 
leitung 0"6   Kgr.   beträgt. 

2.   Auffangestangen. 

Die  Spitzen  der  Auffangestangen  dürfen  nur  aus  Kupfer  oder  feinem 
Silber  bestehen. 

Bezüglich  des  Querschnittes  der  Auffangestangen  gelten  die  Vorschriften 
unter  i,  falls  nicht  Theile  der  Leitung  als  Auffangestangen  verwendet 
werden. 

Die   Vergoldung   der   Spitze   ist  zulässig,   jedoch   nicht   erforderlich. 

3.    Die   Leitung. 

Die  Leitung  muss  auf  ihrem  ganzen  Wege  bis  zur  Erde  ununterbrochen 
sein,  überall  aus  demselben  Metall  bestehen  und  in  ihren  einzelnen  Theilen 
unter  sich,  sowie  mit  den  Auffangestangen  und  der  Erdleitung  durchaus 
innig   und   haltbar   verlöthet   sein. 

4.    Die   Erdleitung. 

Die  Erdleitung  kann  aus  Kupfer  oder  Eisen  bestehen,  muss  aber  in 
ihrem  ganzen  Verlaufe  in  der  Erde  aus  dem  gleichen  Material  hergestellt 
sein.  Wenn  die  Erdleitung  aus  anderem  Metall  als  die  oberirdische  gewählt 
ist,  so  darf  die  Verbindungsstelle  nicht  mit  der  feuchten  Erde  in  Berührung 
kommen.  Die  Enden  der  Erdleitungen  müssen  in  Platten,  Bändern,  Rohren 
oder  Drahtnetzen  auslaufen,  und  wenn  irgend  möglich,  in  stets  nasses  Erd- 
reich gelegt   werden. 

III.    Besondere   Bestimmungen    in   Betreff  Anlegung    der    Blitz- 

a  b  1  ei  t  er. 
I.   Zahl   der  Auffangestangen. 

Die  Zahl  der  anzubringenden  Auffangestangen  richtet  sich  nach  der 
Grösse  und  Construction  des  Daches,  der  Bauart  des  Hauses,  sowie  der 
unmittelbar   anstossenden   Nebengebäude. 

Als  Regel  gilt  ferner,  dass  ausser  einer  an  zweckentsprechender  Stelle 
des  Daches  anzubringenden  Stange  die  aus  der  Fläche  des  Daches  besonders 
hoch  hervortretenden  Theile  mit  Auffangespitzen  versehen  werden  müssen, 
deren  Länge  nicht  unter  25  Cm.  betragen  darf.  Bei  Dächern  von  grösserer 
Ausdehnung  muss  die  Zahl   der  Auffange  s  i  a  n  g  e  n   mehr  als   eine  betragen. 

Da  specielle  Vorschriften  über  die  Zahl  der  Auffangestangen  nicht 
gegeben  werden  können,  diese  sich  vielmehr  nach  den  jedesmal  in  Frage 
kommenden  baulichen  Verhältnissen  regelt,  so  entscheidet  die  Baupolizei- 
Behörde  in  jedem  einzelnen  Falle  nach  Prüfung  des  vorgelegten  Projectes, 
ob  die  Zahl  und  der  Ort  der  in  dem  Projecte  vorgesehenen  Auffangestangen, 
resp.    Spitzen    genügt   oder   vermehrt  werden  muss. 


38 

2.  Zahl  und  Weg  der  Leitungen. 

Sämmtliche  Auffangepunkte  müssen  zunächst  unter  sich  durch  eine 
Leitung,  deren  Querschnitt  dem  der  Hauptleitung  entspricht,  leitend  mit 
einander  verbunden   werden. 

Alle  oberirdischen  Leitungen  müssen  auf  ihrem  Wege  um  vorsprin- 
gende Ecken  und  Kanten  entweder  in  schwachem  Bogen  geführt  oder  es 
muss    an     der    scharfen    Umbiegung  eine  Auslauiespitze  angebracht  werden. 

Ob  bei  grösserer  Ausdehnung  des  Daches  mehr  als  eine  Leitung 
zur  Erde  geführt  werden  soll,  unterliegt  der  Entscheidung  der  Baupolizei- 
behörde. 

3.   Die  Befestigung   der  Leitung  am   Gebäude. 

Die  Leitung  darf  niemals  so  an  dem  Gebäude  befestigt  werden,  dass 
die   Untersuchung  der  Leitung  erschwert  wird. 

Die  Leitung-  darf  auch  nicht  mittelst  isolirender  Vorrichtungen  am 
Gebäude  befestigt  werden. 

Ob  indessen  in  einzelnen  Fällen  aus  Anlass  besonderer  Umstände 
(Vorhandensein  von  Explosivstoffen)  die  Isolirung  der  Leitung  vom  Gebäude, 
und  in'  welcher  Weise  eine  solche  geboten  erscheint,  wird  besonderer  Be- 
stimmung vorbehalten. 

Wird  für  die  Leitung  die  Stabform  gewählt,  so  ist  die  Befestigung 
in  den  Haltern  derart  herzustellen,  dass  durch  Ausdehnung  und  Zusammen- 
ziehung des  Metalles  in  Folge  von  Temperaturschwankuugen  Brüche  nicht 
entstehen  können.  ♦ 

4.   Die  Verbindung  der   Leitung  mit  der   Wasserleitung. 

Ist    in    dem     Hause    die    städtische  Wasserleitung  eingeführt,   so  muss 

jede    Leitung    zur    Erde    mit    der   Wasserleitung    verbunden  werden.    Diese 

Verbindung  geschieht  durch  eine  Abzweigung  von   der  Leitung,   welche    mit 

dem   Wasserleitungsrohr  in   der  Erde  gut   und     dauerhaft    zu    verlöthen    ist. 

s 
5.   Verbindung   der  Leitung  mit  Metallmassen. 

Metallmassen,  insbesondere  Metallbedachungen  und  Metallverzierungen 
von  grösserer  Ausdehnung  oder  solche,  welche  durch  ihre  Lage  besonders 
zu  Blitzgefahr  Veranlassung  geben  können,  müssen  stets  mit  der  Leitung 
verbunden   werden. 

Schornsteinaufsätze  aus  Metall,  Wetterfahnen,  Dachkrönungen  und 
sonstige  Metallverzierungen,  deren  Vorhandensein  nach  I  2  in  der  Zeichnung 
erkennbar  sein  soll,  müssen  gleichfalls  mit  der  Hauptleitung  durch  Zweig- 
leitungen verbunden   werden. 

6.   Verbindung  der  Leitung   mit  Flaggenstangen. 

Da  Flaggenstangen  im  feuchten  Zustand  ziemlich  gute  Leiter  sind» 
so  muss  jede  feststehende  Flaggenstange  zu  einer  Auffangestange  gemacht 
werden. 

Zu  diesem  Zweck  wird  an  derselben  eine  den  Vorschriften  entsprechende, 
in  eine  Spitze  endigende  Leitung  hinaufgeführt, 

7.   Schutz  der  Leitung. 

Von  dem  Punkte  ab,  wo  die  Leitung  aus  dem  Erdboden  austritt,  muss 
dieselbe  bis  auf  eine  Höhe  von  mindestens  drei  Meter  mit  einem  Schutz 
gegen  äussere  mechanische  Beschädigungen  umgeben  werden.  Die  Leitung 
darf  niemals  mit  Kalkfarbe  beworfen   werden. 

IV.   Prüfung  der   Blitzableiter. 

Die  Prüfung  jedes  neu  angelegten  Blitzableiters  ist  gleich  nach  der 
Fertigstellung   desselben  zu   bewirken. 


39 

Die   Prüfung   hat  sich    darauf  zu    erstrecken  : 

a)  Ob  alle  Vorschriften   in   Bezug-  auf  die   Construction    und    das  Material 
erfüllt   worden   sind  ; 

b)  welchen    Uebergangswiderstand    die   Erdleitungen   besitzen. 

Zu  ä)  ist  erforderlich,  dass  die  Erdleitungen,  abgesehen  von  den  Fällen, 
in  denen  dieselben  in  Brunnen  verlegt  werden,  in  den  Gräben  noch  offen 
liegen. 

Der  Uebergangswiderstand  jeder  Erdleitung,  welcher  nur  mittelst 
Wechselströmen  gemessen  werden  darf,  soll  der  geringste  von  den  in  der 
Nachbarschaft   möglicher  Weise  zu   erreichenden   sein. 

Erst  nachdem  diese  Feststellungen  erfolgt  sind,  darf  die  Erdleitung 
eingegraben   werden. 

Die  erste  Prüfung  nach  Fertigstellung  eines  Blitzableiters  wird  durch 
einen  von  der  Baupolizeibehörde  zu  bestellenden  sachverständigen  Elektriker 
auf  Kosten   des   fiauseigenthümers   bewirkt. 

Die  von  demselben  bezeichneten  Mängel  müssen  innerhalb  einer  in 
jedem  Falle  näher  zu   bezeichnenden   Frist  beseitigt  werden. 

V.  Periodische  Prüfung  der  Blitzableiter. 
Jeder  Eigenthümer,  welcher  einen  oder  mehrere  Blitzableiter  auf  seinen 
Grundstücken  angelegt  hat,  ist  verpflichtet,  alle  fünf  Jahre  die  Blitzableiter 
auf  seine  Kosten  durch  den  von  der  Baupolizeibehörde  bestimmten  Elektriker 
prüfen  und  die  sich  herausstellenden  Mängel  innerhalb  einer  näher  zu  bestim- 
menden  Frist  beseitigen  zu  lassen. 

VI.   Uebergangsbe  Stimmungen. 

Die  vor  dem  Inkrafttreten  dieser  Verordnung  bereits  bestehenden 
Blitzableiter  können  belassen  werden,  jedoch  müssen  die  betreffenden  Haus- 
eigenthümer  der  Baupolizeibehörde  binnen  ....  Tagen  eine  Anzeige  über 
das  Bestehen  des  Blitzableiters  machen  und  um  die  Prüfung  desselben  nach- 
suchen.  Die  Prüfung  erfolgt  auf  Kosten   des   Hauseigenthümers. 

Blitzableiter,  welche  ihrer  ganzen  Construction  nach  als  ungeeignet 
befunden  werden,  sind  zu  entfernen,  resp.  so  umzuändern,  dass  sie  den  Vor- 
schriften dieser  Verordnung  im   Wesentlichen   Genüge  leisten. 

Inwieweit  die  Umänderung  zu  erfolgen  hat,  entscheidet  die  Bau- 
polizeibehörde. 

VII,  Ausnahmebestimmungen. 

Vorstehende  Bestimmungen  finden  keine  Anwendung  auf  Erdleitungen 
an  städtischen  oder  staatlichen  Telegraphen  und  Telegraphenanlagen,  weil 
diese   ein  vielfaches,   weit  verzweigtes   System   von   Erdleitungen   bilden. 

VIII,   Strafbestimmungen. 

Frankfurt  a.   M.,   im  April    1885. 

Die   Commission   der  Physikalischen    Vereines. 


Sicherheitsvorkehrung  bei  elektrischen  Beleuchtungen. 

Von  JOSEF  VOGET. 

Die  vielen  Fälle,  die  bei  elektrischen  Beleuchtungen  schon  eingetreten 
sind,  dass  durch  Störungen  in  der  Leitung,  den  Licht-  oder  Betriebsmaschinen, 
die  Glühlampen  erlöschten  und  in  den  elektrisch  beleuchtet  gewesenen 
Räumen  Dunkelheit  eingetreten,  haben  mich  zum  Nachdenken  veranlasst, 
diesem  Uebelstand  abzuhelfen  und  hoffe  ich  diese  Gefahr  durch  die  aus  der 
Zeichnung  ersichtlichen   Anordnungen  zu   beheben. 


40 


Bei  jeder  Störung-  treten  die  beiden  Relais  R  und  R^  sofort  und 
ohne  vorherige  Einschaltung  in  Action.  Die  Aufgabe  der  beiden  Relais  ist 
aber  eine  im  Grunde  ganz  verschiedene,  und  zwar  hat  das  Relais  R-^  die 
Aufgabe,  bei  irgend  einer  Unterbrechung  des  Stromes  die  Hauptleitung  und 
zwar  nur  diejenige,  in  welcher  sich  die  Sicherheitsbeleuchtung  befindet,  sofort 
zu  unterbrechen,  und  nach  erfolgter  Behebung  des  Fehlers  von  selbst  die 
Leitung-  zu  schliessen,  während  Relais  R  bei  erfolgter  Unterbrechung-  sofort 
die  zur  Sicherheitsbeleuchtung  gehörenden  Accumulatoren  in  die  betreffende 
Leitung  einschaltet,  sowie  die  Leitung  zum  Füllen  der  Accumulatoren 
unterbricht. 

Verfolgen  wir  den  Stromlauf  bei  regelrechter  Function  der  Licht- 
maschinen,  so   ist  derselbe  folgender: 

Von  der  Lichtmaschine  in  die  Leitung  i,  Relais  R^  bei  Klemme  2, 
Anker    3     durch    die    Contactschraube    4,    sodann    durch    den  Magnet   5   in 


Klemme  6  und  von  da  Leitung  7  und  zu  dem  Relais  R,  tritt  bei  Klemme  8 
ein,  geht  durch  Magnet  9  und  tritt  bei  Klemme  lo  aus,  um  durch  Leitung  11 
in  die  Lampen   und   Leitung   12   zu   der  Maschine  zurückzukommen. 

Dabei  ist  aber  noch  zu  bemerken,  dass  vor  dem  Relais  R.^^  von  beiden 
Leitungen  der  Hauptleitung  eine  Abzweigung  zu  dem  unteren  Magnet  A 
führt,  damit  wenn  die  Leitung  unterbrochen  ist,  auch  wieder  von  selbst 
bei  Angang   der  Lichtmaschinen   dieselbe  geschlossen   wird. 

Die  Unterbrechung  der  Hauptleitung  geschieht  deswegen,  damit  der 
Strom  der  Accumulatoren  nicht  in  die  Lichtmaschine  gehen  kann.  Es  ist 
bei  dem  Relais  R  am  Anker  5  unterhalb  der  Contactschraube  15  eine  vom 
Anker  isolirte  Feder  angebracht,  welche  die  beiden  Contactschrauben  ver- 
bindet, aber  nur  vom  Anker  5  wie  aus  der  Zeichnung  ersichtlich,  wodurch 
die  Leitung  zu  den  Accumulatoren  B  hergestellt  ist,  und  dieselben  daher 
gefüllt  werden  können. 

Bei  irgend  einem  vorkommenden  Fehler,  wo  daher  kein  Strom  in  die 
Leitung  kommt,  werden  sofort  die  beiden  Magnete  5  und  A  im  Relais  R-^ 
den  Magnetismus  verlieren  und  der  Anker  3  wird  durch  die  oberhalb  an- 
gebrachte Feder  von  der  Contactschraube  4  abgerissen,  und  dadurch  ist 
die  Leitung  zu  der  Maschine  unterbrochen.  In  dem  Relais  R  verliert  daher 
der  Magnet  9  auch  seinen  Magnetismus  und  die  Folge  davon  ist,  dass  'die 
Leitung  zum   Füllen  der  Accumulatoren     unterbrochen,   andererseits   aber   die 


41 

Accumulatoren  in  die  Leitung  der  Sicherheitsbeleuchtung  eingeschaltet 
werden. 

Verfolgen  wir  nun  den  Stromlauf  der  Sicherheitsbeleuchtung^  derselbe 
ist  in  der  Zeichnung  mit  unterbrochenen  Linien  gezeichnet,  so  geht  derselbe 
von  den  Accumulatoren  Endpol  13  zur  Klemme  14  des  Relais  R,  von  da 
in  die  Contactschraube  15  (da  der  Anker  vom  Magnet  9  abgerissen  ist,  so 
liegt  derselbe  an  der  Contactschraube  15  an)  von  da  ?u  Anker  6  und  vom 
Drehungspunkte  zur  Klemme  16  und  durch  Leitung  17  zu  den  für  die 
Sicherheitsbeleuchtung  bestimmten  Glühlampen  G,  von  hier  durch  die 
Leitung  18  zum  Ausschalter  D  und  von  da  zu  dem  anderen  Polende  der 
Accumulatoren. 

Ich  komme  jetzt  zum  Schlüsse  meiner  Anordnungen  und  das  ist,  dass 
nach  Behebung  irgend  eines  Fehlers  die  Leitung  wieder  geschlossen  wird; 
dieses  geschieht  auf  automatischem  Wege  und  zwar  durch  den  Magnet  A  im 
Relais  R^  dadurch,  dass  die  Drahtspule  des  Magnetes  A  mit  ihren  beiden 
Enden  an  je  eine  der  Hauptleitungsdrähte,  und  zwar  vor  der  Unterbrechungs- 
stelle,  verbunden   ist. 

Ich  glaube,  dass  ich  mit  dieser  meiner  Schaltungsweise,  Anordnung 
der  beiden  Relais,  der  Ausschaltung  und  den  Accumulatoren  speciell  für  die 
elektrische  Theater-Beleuchtung  eine  Vervollständigung  bringe,  da  es  schon 
jetzt  mit  den  Accumulatoren  in  Betreff  ihrer  Haltbarkeit  weit  besser  bestellt 
ist  als   früher. 


Photographie  und  Elektricität,  1886.*) 
Von  Dr.  JAMES  MOSER,  Docent  an  der  Wiener  Universität. 

Ihrer  freundlichen  Aufforderung  ,  hochverehrter  Herr  Redactenr,  kann  ich  nur  zu 
einem  kleinen  Theile  nachkommen.  Von  meinen  eigenen  Arbeiten  ist  leider  nichts  publi- 
cationsreif.  Aber  gern  sende  ich  Ihnen  das  gewünschte  Referat  über  diesjährige  Experi- 
mente,  welche  in   das   Grenzgebiet  der  Photographie  und  Elektricität  fallen. 

Am  3.  März  1886  theilte  Herr  Boudet  der  Pariser  Societe  internationale  des 
Electriciens  interessante  Versuche  mit.  Er  habe  den  elektrischen  Funken  bei  der  Ent- 
ladung verschiedener  Condensatoren  näher  untersuchen  und  deshalb  photographiren  wollen. 
Zu  diesem  Zwecke  legte  er  im  Dunkelraum  auf  eine  Bromsilberplatte  zwei  Münzen,  zwischen 
denen  er  den  Funken  überspringen  liess.  Bei  der  Entwicklung  der  Platte  fand  Herr  Boudet 
als  Spiel  des  Zufalls,  dass  nicht  nur  der  Funke,  sondern  auch  die  Porträts  der  Münzen  sich 
abgebildet  hatten. 

Herr  Boudet,  welcher  diese  Wirkung  den  Lichtstrahlen  der  Entladung,  das  heisst 
Schwingungen  des  Lichtäthers  vom  Ultraroth  bis  Ultraviolett  zuschreibt,  ging  nun  daran  mit 
Anwendung  von  Lampenlicht,  also  ohne  Elektricität  und  wiederum  ohne  Linsen  pho  to- 
graphische  Reproductionen  herzustellen.  Die  Resultate  hiervon  theilt  er  in  einer  zweiten 
Publication  den  5.  April  1886  der  Pariser  Akademie  mit.  In  seiner  Ansicht,  dass  es  sich 
um  Lichtstrahlung  handelt,  wird  er  dadurch  bestärkt,  dass  ein  unmittelbar  unter  die  em- 
pfindliche Platte  gelegter  Spiegel  die  Wirkung  erhöht.  So  legt  er  über  einander  einen  Spiegel, 
die  Bromsilberplatte  mit  der  Schicht  oben,  hierauf  die  zu  copirende  Zeichnung  und  deckt 
zu  mit  einem  schwarzen  Carton,  um  fremdes  Licht  abzuhalten,  und  mit  einer  Glasplatte, 
um  das  Ganze  besser  handhaben  zu  können.  Er  exponirt  dieses  Ganze  für  einige  Secunden 
in  einer  Entfernung  von  25  —  30  Ctm.  und  unter  verschiedener  Neigung  einer  Carcel-Lampe, 
so  dass  die  Strahlen  seitlich  einfallen  und  möglichst  alle  Punkte  des  Originals  treffen.  Dann 
wird   entwickelt  und  fixirt. 

Am  Ende  dieser  Mittheilung  betont  Herr  Boudet:  »Die  erhaltenen  Abbildungen  be- 
weisen, dass  eine  Zeichnung,  eine  Photographie,  kurz  irgend  ein  ebener  Gegenstand  photo- 
graphisch reproducirt  werden  kann  ohne  Hilfe  der  gewöhnlichen  Apparate  und  beim  Lichte 
einer   (Carcel)-Lampe.* 

Er  fügt  hinzu:  , Zahlreiche,  mit  den  verschiedensten  Modificationen  wiederholte  Ver- 
suche haben  mir  bewiesen,  dass  ein  Lichteindruck  auf  dem  Bromsilber  ohne  Linsen  nu) 
erzielt  wird,  unter  der  Bedingung,  dass  das  Licht  reflectirt  sei.  Ich  habe  nie  etwas  mit 
directem  Lichte  erhalten  können  * 

Am  22.  März  1886,  also  nicht  ganz  diei  Wochen  nach  der  ersten  und  zwei  Wochen 
vor     der    zweiten    Publication  des  Herrn  Boudet,    zeigt  Herr    D.    Tommasi    der    Pariser 


*)  Aus  Eder's  Jahrbneh  für  Photographie  und    Eeproäuctionbtechnik    für  1S87.    Halle  a/d.    S., 
W.  Knapp. 


42 

Akademie  an,  dass  er  die  dunkle  Entladung  einer  Holtz 'sehen  Elektrisir- Maschine  auf  einer 
Bromsilberplatte  sichtbar  machen  konnte.  Er  hatte  die  Pole  der  Maschine  mit  je  einer 
Metallbürste  verbunden,  die  beiden  Bürsten  neben  einander  gestellt  und  die  empfindliche 
Schicht  senkrecht   dagegen  genähert.      Die  Exposition   dauerte  einige  Minuten. 

Interessanter  als  der  Streit  zwischen  beiden  Herren  um  die  Priorität  —  die,  wie 
ich  gleich  zeigen  werde,  keinem  von  beiden  zukommt  —  ist  die  Differenz  in  der 
Erklärung. 

Herrn  Tommasi  schweben  nämlich  ausser  den  Lichtstrahlen  noch  elektrische 
Strahlen  vor.  Er  schliesst  mit  den  hypothetischen  Worten:  ,>Der  Versuch  deutet  darauf 
hin,  dass  das  Effluvium  dieselben  Wirkungen  wie  die  ultravioletten  Strahlen  ausübt,  dass 
also  ein  Band  (liaison)  zwischen  den  beiden  äussersten  Theilen  des  Spectrums  bestehen 
muss  und  dass  dieses  Band  gebildet  wiid  durch  etwas,  was  ich  provisorisch  elektrische 
Strahlen  nennen  werde.* 

Auch  Herr  Boudet  scheint  neuerdings  im  Zweifel  zu  sein,  wie  weit  es  sich  um 
Lichtstrahlen  und  wie  weit  um  elektrische  Wirkung  handelt.  Denn  in  einer  späteren  Publi- 
cation  hat  er  der  Societe  internationale  des  Electri'ciens  wiederum  mitgetheilt,  dass  er  auf 
Anregung  von  Herrn  Lippmann  in  Paris,  die  Bromsilberplatte  in  das  Innere  eines  Con- 
densators  brachte.  Hierbei  lag  die  Platte  als  Isolator  zwischen  der  Münze  als  der  einen, 
und  einem  Staniolblatt  als  der  anderen  Belegung.  Der  Abdruck  erfolgte  mit  grosser  Schärfe. 
Auch  durch  galvanische  Elektricität  von  geringer  Spannung,  22  Volt,  wurden  mit  einem 
solchen  Condensatör  Resultate  erzielt.  Dieses  Verfahren  ist  also  ganz  analog  der  Herstellung 
der  elektrischen  Hauchbilder  durch  Herrn  Karsten  1842.  Es  ist  nur  die  Bromsilberplatte 
an  Stelle  der  gewöhnlichen  Glasplatte  getreten,  auf  welcher  durch  Anhauchen  das  Bild 
entstand. 

Als  ich  die  Publication  der  Herren  Boudet  und  Tommasi  las,  erinnerte  ich  mich 
der  Experimente,  die  mir  Herr  Eugen  Goldstein  im  Berliner  physikalischen  Institute  ge- 
zeigt und  bereits  vor  sieben  Jahren  in  der  Wiener  Akademie  veröffentlicht  hat.  In  eine 
Geissler-Röhre  hing  dieser  eine  Silbermünze.  Bei  geeigneter  Evacuation  erzeugten  die 
Kathoden-Strahlen  der  elektrischen  Entladung,  welchen  Herr  Cr 00k es  später  den  Namen 
strahlende  Materie  gegeben  hat,  auf  der  Röhren  wand  durch  Phosphorescenz  eine  Abbildung 
der  Münze.  Als  Herr  Goldstein  vor  sieben  Jahren  photographisches  Papier  in  die  Röhre 
brachte,  gelang  es  ihm,    das  Bild  hierauf  zu  fixiren. 

Ehe  ich  auf  Ihre  freundliche  Aufforderung,  hochverehrter  Herr  Redacteur,  dieses 
Referat  niederschrieb,  fragte  ich  brieflich  Herrn  Dr.  Eugen  Goldstein,  ob  er  für  sich  die 
Priorität  in  Anspruch  nehme.   Seine  Antwort  war: 

^Berlin,  N.,   ^,   10.  86.  Krausnickstr.  23. 
Lieber  Herr  Doctor! 

Besten  Dank  für  Ihr  freundliches  Interesse,  das  Sie  meinen  Arbeiten  bezeugen!  Ich 
nehme  allerdings  für  »,»die  Erzeugung  von  Photographien  ohne  Zuhilfenahme  brechender 
oder  reflectirender  Apparate**  (pag.  16  meiner  Schrift:  Eine  neue  Form  elektrischer  Ab- 
stossung)  die  Priorität  für  mich  in  Anspruch.  Den  ersten  Aufsatz,  auf  welchen  dieselbe 
sich  gründet  (Wien.  Akad.  1879),  erlaube  ich  mir,  unter  Anstreichung  der  betreffenden 
Stelle  beizufügen. 

Gestatten  Sie  mir  gleichzeitig,  Ihnen  ein  Exemplar  meiner  eben  erschienenen  Arbeit, 
in  welcher  ich  die  Existenz  von  magnetisch  nicht  zu  deformirenden  Kathoden-Strahlen 
notificire,  zu  überreichen. 

Mit  besten  Grüssen  Ihr 

E.  Goldstein.« 

Die  in  dem  Briefe  erwähnte  Stelle  findet  sich  in  den  Sitzungsberichten  der  Wiener 
Akademie  der  Wissenschaften  vom  3.  Juli  1879,  Bd.  80  in  seiner  Mittheilung:  ,Ueber  die 
durch   elektri'sche  Strahlen  erregte  Phosphorescenz*   und  lautet: 

,In  ein  Gefäss,  an  dessen  Wandung  die  Kathode  irgend  ein  phosphorescirendes 
Lichtmuster  erzeugt  —  z.  B.  ein  Porträt  als  Abbildung  des  Reliefkopfes  einer  Münze  — 
bringt  man  ein  lichtempfindliches  Papier,  das  sich  der  Wandung  an  der  Bildstelle  an 
schmiegt  und  seine  präparirte  Fläche  den  Kathodenstrahlen  zukehrt.  Lässt  man,  nachdem 
bis  zur  Phosphorescenz-Dichte  evacuirt  worden,  nun  die  Entladung  durch  das  Gefäss  gehen, 
so  erhält  man  ohne  Anwendung  weiterer  Apparate  nach  wenigen  Minuten  eine  directe 
photographische  Abbildung  des  vorher  an  der  Glaswand  erzeugten  Bildes  in  identischen 
Dimensionen.  * 

Zielbewusst  sind  diese  Versuche  des  Herrn  Goldstein.  Mit  Reinheit  zeigen  sie,  dass 
auch  Kathodenstrahlen  photographische  Bilder  erzeugen. 

Dass  es  zweitens  ohne  Linsen  auch  die  Lichtstrahlen  thun,  ist  das  allbekannte 
Princip  des  gewöhnlichen  Copirprocesses. 

Aber  die  Untersuchungen  eines  dritten  Phänomens,  das  auch  in  Frage  kommt, 
mahnen,  die  besprochenen  Experimente  mit  Hilfe  der  Bromsilberplatten  wieder  aufzunehmen ; 
ich  meine  das  Studium  der  vor  mehr  als  vierzig  Jahren  von  Ludwig  Moser  entdeckten 
Hauchbilder. 


43 


Literatur. 


Die  Laboratorien  der  Elektrotechnik 
und  deren  neuere  Hilfsapparate  von 
August  Neumayer.  ^^.  Band  der  Elek- 
trotechnischen Bibliothek.  Wien,  A.  Hart- 
leben, 1887.  Da  wir  ein  Wissen  in  der 
Naturwissenschaft  nur  dann  anerkennen 
dürfen,  wenn  es  auf  Experiment  und  Rech- 
nung beruht  und  sodann  durch  die  Anwen- 
dung sanctionirt  wird,  so  ergibt  sich  die 
Nothwendigkeit  von  Laboratorien  für  die 
rasch  aufblühende  Elektrotechnik  als  logisch 
nnabweislich.  Man  muss  sehen,  wie  auch  auf 
diesem,  in  vielen  Punkten  gleichsam  myste- 
riösen Gebiete  Alles  nach  Maass,  Zahl  und 
Gewicht  geordnet  ist,  und  hat  es  mit  Fest- 
stellung des  Centimeter- Gramme- Secunden- 
Systems  dahin  gebracht ,  alle  elektrischen 
gleich  den  mechanischen  Erscheinungen 
commensurabel  zu  machen.  Eine  aus  besten 
Quellen  und  theilweise  aus  eigenem  Gebrauch 
geschöpfte  gründliche  Kenntniss  der  Apparate 
in  den  Laboratorien  und  der  Methoden  ihres 
Gebrauches  wird  Jedem,  der  mit  Messungen 
in  denselben  beschäftigt  werden  soll,  aus 
vorliegendem  Büchlein  entgegentreten.  Der 
fleissige  Verfasser,  auch  als  Constructeur  eines 
sehr  guten,  in  Bayern  vielfach  verwendeten 
Telephons  bekannt,  hat  sich  offenbar  in  den 
Werkstätten  von  M.  Th.  Edelmann  gut 
umgeschaut ;  er  hat  jedoch  andere  Erzeu- 
gungsorte von  Messapparaten  nicht  vernach- 
lässigend, ignorirt.  Es  sind  Laboratorien  ver- 
schiedenen Umfanges,  sozusagen  für  jederlei 
Bedarf,  in  dem  Buche  eingehend  beschrieben. 

K. 


,EIektricität  und  Magnetismus  im 
Alterthum*,  von  Dr.  Alfred  v.  Urbanitzky, 
XXXIV.  Band  der  Elektrotechnischen  Biblio- 
thek. Wien,  A.  Hart  leben,  1887.  Gibt 
es  auf  irgend  einem  Gebiete  der  Forschung 
einen  unbedingten  Anfang?  Tritt  das  Wissen 
über  das  Wesen  und  von  der  Bedeutung  der 
Natur-Erscheinungen  unvermittelt  auf,  oder 
gleichen  seine  Ströme  den  Flüssen  unseres; 
Karstes,  welche  an  einer  Stelle  in  den  zer- 
klüfteten Boden  versinken,  um  au  einer 
anderen,  durch  Bergrücken  und  Thalein- 
schnitte von  der  ersteren  getrennten,  wieder 
an's  Licht  zu  treten?  Dies  sind  universelle 
Fragen,  welche  jedem  Denkenden,  an  dessen 
geistigem  Auge  die  grossen  Phasen  der 
Culturarbeit  der  Völker  je  vorübergeschwebt, 
aufstossen  !  Die  Culturgeschichte  selbst,  die 
berechtigteste  Form  der  Erzählung    von   den 


Mühen  der  in  gewisser  Weise  dem  Sisyphos 
ähnelnden  Menschheit,  kann  diesen  einzelnen 
Wasserläufen  nicht  folgen,  sie  beschäftigt 
sich  bekanntlich  nur  mit  den  Strömen,  welche 
in  das  grosse  Meer  der  Zeit  münden.  Dankbar 
ist  nun  die  Aufgabe  nicht,  einem  solchen 
Gewässer  bis  zu  seinen  Ursprüngen  zu 
folgen,  wohl  aber  dankenswerth !  Denn  man 
muss  sicherlich  viel  in  alten  und  neueren 
Schriftstellern,  selbst  solchen,  die  ausschliess 
lieh  naturwissenschaftliche  Materien  be- 
handeln, nachschlagen,  um  auf  die  Seiten  zu 
gerathen,  welche  sich  mit  den  Gegenständen, 
die  hier  in  Rede  stehen,  befassen.  Wir  wissen 
nun  nicht,  ob  Dr.  v.  Urbanitzky  ähn- 
lichen Anregungen,  wie  sie  obige  Zeilen  be- 
gründen, folgte,  als  er,  wie  Faust  zu  den 
.Müttern*  hinabsteigend,  den  Verästlungen 
der  Elektricitätslehre  im  hohen  Alterthume 
nachging,  oder  ob  er  nicht  vielmehr  fand, 
dass  sich  ein  Aufsatz  in  ,Ueber  Land  und 
Meer*,  welcher  vor  etwa  vier  Jahren  die 
Bundeslade  der  Juden  in  der  Wüste  zu  einer 
Leydnerflasche  machte,  zu  einem  umfassenden, 
anregenden  und  unterhaltenden  Buche  er- 
weitern lasse,  aber  wir  bleiben  ihm  für  das 
Geleistete  auf  jeden  Fall  verpflichtet  und 
möchten  ihm  wünschen,  dass  sein  Büchlein 
eine  zweite  Auflage  erlebt,  in  welcher  er 
auch  womöglich  die  Winke  der  englischen 
Zeitschrift:  ^Electrical  Review*  beachten 
könnte.  Dieses  tüchtige  Fachblatt  weist  auf 
die  Schriften  eines  Mr.  Si  nnet  und  einer 
Madame  Blavatzky  hin,  in  welchen  die  für 
Faraday  und  Tyndall,  welche  mit  echt 
weiblicher  Sorglosigkeit  nur  so  geradezu 
neben  einander  gestellt  werden,  nicht  sehr 
schmeichelhafte  Bemerkung  zu  lesen  sei, 
^dass  mancher  einsiedlerische  Buddhist  mehr 
von  der  Elektricität  verstehe  (understand. 
als  Faraday,  und  mehr  von  der  Physik  als 
Tyndall*.  Wir  glauben  nun  festiglich) 
dass  hier  unbestimmte  instinctive  Gefühle 
mit  bestimmtem,  auf  Idee,  Rechnung  und 
Experiment  gegründetem  und  durch  Anwen- 
dung bewährtem  Wissen  verwechselt  sind; 
allein  wir  kämen  so  auch  zur  Kenntniss,  wie 
die  alten  Culturvölker  Hindostans  über  die 
modernste  aller  Naturkräfte  gedacht.  Was 
die  Griechen,  Römer  und  alten  Germanen  sich 
bei  den  mit  der  Elektricität  verbundenen 
Naturerscheinungen  vorzustellen  vermochten, 
finden  wir  säuberlich  geordnet  und  mit 
grossem  Fleisse  gesichtet  in  dem  besprochenen, 
sehr  lesenswerthen  Buche.  K. 


Als  Spenden  sind  dem  Vereine  zugegangen: 

Bericht  über  die  Industrie,  den  Handel  und  die  Verkehrs- 
verhältnisse in  Niederösterreich  während  des  Jahres  1885.  Wien  1886,  Verlag  der 
niederösterreichischen  Handels-  und  Gewerbekammer. 


Von  Herrn  J    Kar  eis,  k.  k.  Ober-Ingenieur: 

Die  Lehre  von  der  Elektricität  v.   G.  Wiedemann,    Braunschweig   1882 
bis   1885.    IV  Bände.  F.  Vieweg&  Sohn. 


44  _ 

Congr^s    international    des  ele ctr iciens ;    Ministfere    des    postes    et    des 
tdle'graphes.   Paris    18S2-  G.  Masson. 

*  * 

Exposition    international    d'electricite,    Paris     1881.    Minist^re     des    poites    et  des 
t^l^graphes.  T.  L,  IE.  Paris,  Masson   1883. 

*  * 

Von  Herrn  Prof.   F.   G  oppe  Isr  oe  de  r: 

Ueber    die    Darstellung    der    Farbstoffe,    sowie    über    die    gleichzeitige 
Bildung  und  Fixation  auf  den  Fasern  mit  Hilfe  der  Elektrolyse,  Reichenberg   1885. 

Von  Herrn  k.  k.   Regierungsrath  Prof.   Dr.   A.  v.   Waltenhofen: 

Grundriss    der    allgemeinen    mechanischen    Physik    v.    Prof.    Dr.  A. 
V.  Waltenhofen,  k.  k.  Regierungsrath.  Leipzig,  B-.   G.  Teubner   1875. 

*  * 
* 

Gesammelte    Abhandlungen     von     Prof.     Dr.     A.     v.      Waltenhofen 

k.   k.   Regierungsrath. 

* 

Von   Herrn  Prof.  J.  Pechan: 

Leitfaden    des    Maschinenbaues.    IL    Abtheilung,    Motoren.     Reichenberg, 
Schöpfer    1885,  

PERSONALNACHRICHT. 

Prof.  Dr.  Zelzsche  ist  mit  Ende  1886  aus  der  Redaction  der 
„Berl.  E.  Z."  ausgeschieden.  Als  dieses  Blatt  bei  dem  Beginn  der  neuen 
elektrischen  Aera  gegründet  wurde  unter  den  Auspicien  von  Männern  wie 
Siemens  und  v.  Stephan,  da  war  auf  dem  weiten  Plan  des  deutschen 
Schriftthums  dieses  Gebietes  keine  Kraft  zu  finden,  welche  man  diesem 
Schriftsteller  hätte  vorziehen  mögen,  Zetzsche  war  in  der  That  derjenige, 
welcher  in  allen  Theilen  der  Literatur,  soweit  damals  die  Anwendungen  der 
Elektricitätslehre  davon  umfasst  wurden,  heimisch  War,  wie  vielleicht  nur 
noch  R  o  t  h  e  n  im  „Berner  Journal",  Seitdem  ist  Zetzsche,  neben 
seinen  eigenen  literarischen  Leistungen,  mit  Aufopferung  und  mit  einer  nach 
allen  Seiten  hin  völlig  unparteiischen  Hingabe  an  die  Sache,  bestrebt  gewesen, 
auch  den  keineswegs  geringen  Ansprüchen  zu  genügen ,  welche  die 
Redaction  einer  Zeitschrift,  der  ein  hohes  Ziel  gesteckt  ist,  an  die  Leistungs- 
fähigkeit eines  Mannes  stellt.  Wenn  die  Freunde  des  Prof,  Dr.  Zetzsche, 
der  eben  den  IIL  Band  seines  Handbuches  vollendet  hat,  auch  mit  Bedauern 
für  das  Fach  sein  Ausscheiden  aus  der  Redaction  vernehmen,  so  sind  sie 
doch  überzeugt,  dass  derselbe  nicht  zugleich  auch  seine  erfolgreiche  litera- 
rische Thätigkeit  einstellen  wird.  Wie  der  Berliner,  so  sendet  deshalb  auch 
der  Wiener  Elektrotechnische  Verein  —  als  einem  auch  ihm  Angehörenden 
—   dem   wackeren  Vorkämpfer   die  besten  Grüsse   in   diesem   Augenblicke   zu. 


KLEINE   NACHRICHTEN, 


Herr  Tim.  Rothen,  Directeur  adjoint 
des  töi^graphes  suisses,  wurde  von  der  Uni- 
dersität  Bern  zum  Doctor  philosophiae  honoris 
causa  ernannt  wegen  seiner  werthvoUen  Ar- 
beiten auf  elektrischem  Gebiet.  Diese  Nach- 
richt wird  gewiss  überall  mit  Genugthuung 
aufgenommen  werden. 


Prof.  John  Perry,  F.  R.  S„  erhielt  von 
der  königl.  Univershät  von  Irland  den  Titel 
Doctor  honoris  causa.  |    dieselben   der    Reihe    nach    an,   wie   uns   die 


Herr  E.  d'Amico,vormaligerTelegraphen- 
director,  erhielt  vom  König  von  Italien  den 
grossen  Kronenorden. 

Centralstationen  für  elektrische  Be- 
leuchtung in  Wien.  Gegenwärtig  sind 
hierorts  7  Centralstationen  für  elektrische 
Beleuchtung  theilweise  in  mehr  oder  minder 
fortgeschrittenem  Stadium  der  Ausführung 
und  theilweise  noch  im  Entwurf,   Wir  führen 


betreffenden   Projecte  bekannt  geworden 


45 


1.  Centrale  der  Imperial  Continental  Gas- 
association  :  die  Details  sind  zur  Genüge 
bekannt. 

2.  Die  Centrale  im  Neubad  ist  von  Herrn 
Ingenieur  Fischer  projectirt  und  wird  in 
nächster  Zukunft  ausgeführt. 

3.  Centrale  der  Firma  Siemens  & 
H  a  1  s  k  e    in   der  Blutgasse. 

4.  Centrale  von  B.  E  g  g  e  r  &  Comp, 
in   der  Paniglgasse, 

5.  Centrale  in  der  Ferdinands-Wasser- 
leitung, mit  Transformatoren,  geplant  von 
der  Firma  Ganz  &  Comp. 

6.  Centrale  im  Hotel  Union,  mit  Accu- 
mulatoren,  geplant  von   Herrn  de  C  a  1  o. 

7.  Centrale  für  Beleuchtung  und  Kraft- 
übertragung der  Herren  Kremenezky, 
L  e  i  s  1 1  e  r  und  Prof.  Engländer  in 
der  Copernikusgasse  5.  Dieses  Project  ist 
neu  ;  wir  geben  die  Details,  weil  es  dieselben 
präcisirt  anführt.  Die  Gesammt-Area  der 
Centrale  umfasst  mit  dem  853  Qu.-Mtr.  ent- 
haltenden Hofraum  1902-5  Qu.-Mtr.  Die 
Anlage  wird  6  Stück  Engrohrkessel  ä  150 
Qu.-Mtr.  Heizfläche,  6  Compoundmaschinen 
ä  150  HP.,  welche  direct  auf  die  Dynamos 
wirken,  enthalten.  Dynamomaschinen  werden 
12  Stück  aufgestellt;  je  2  werden  von  einer 
Compoundmaschine  betrieben.  Jede  Dynamo 
hat  125  V.  Klemmenspannung  und  450  Am- 
peres. Die  Anzahl  der  zu  verwendenden 
Accumulatoren  ist  noch  unbestimmt,  sie  sind 
jedoch  in's  Project  mitaufgenommen;  dasselbe 
iät  in  allen  Einzelheiten  vollkommen  klar. 


Das  elektrische  Licht  und  die  Aus- 
stellungen. Seit  den  Augusttagen  des  Jahres 
1881,  wo  im  Palais  de  l'Industrie  der  Champs- 
Elysees  zu  Paris  das  elektrische  Licht  nach 
etwa  vierwöchentlicher  Probedauer  dem  Publi- 
cum als  Schaustück  dargeboten  worden,  hat 
keine  Ausstellung  von  Belang  und  Bedeutung 
mehr  dieses  wirksamsten  aller  Anziehungs- 
mittel entrathen  mögen.  Wir  beziehen  diese 
Behauptung  nicht  auf  die  specifisch  der 
Elektricität  dienenden  Ausstellungen  allein, 
sondern  auf  alle  grösseren  Unternehmungen 
dieser  Art,  deren  es  ja  in  den  letzten  Jahren 
und  in  allen  Ländern  Europa's  genug  gab. 
Nur  dem  Licht,  diesem  wirksamsten  aller 
Agentien,  sind  die  Erfolge  der  Londoner, 
Münchener  und  der  ^Wiener  elektrischen 
Ausstellungen*,  welche,  wie  wir  ja  wissen, 
zum  Theile  auch  glänzende  pecuniäre  Re- 
sultate aufzuweisen  hatten,  zu  danken.  Diese 
Vortheile  sind  sowohl  auf  Rechnung  der 
Ausnützung  der  Zeit  während  der  Abend- 
stunden zu  stellen,  wo  die  Bevölkerung  sich 
nach  des  Tages  Last  und  Mühen  leichter  und 
in  grösseren  Massen  der  Erholung  widmen 
mag,  als  auch  auf  das  rein  attractive  Moment 
des  elektrischen  Lichtes,  welches  in  seiner 
ästhetischen  Wirksamkeit  nicht  hoch  genug 
veranschlagt  werden  kann.  Wer  dies  etwa 
in  Zweifel  ziehen  wollte,  den  müssten  wir 
auf  die  in  allen  Städten  England's  geradezu 
epidemisch  auftretenden  Ausstellungen  ver- 
weisen. Die  ^Exhibitions*,  in  Liverpool, 
Edinburgh,    Bristol    und    besonders    aber    in 


London,  gehören  zu  den  regelmässigen  Vor- 
kommnissen jeden  Sommers.  In  der  grossen 
britischen  Metropole  sind  es  die  Kensington 
gardens,  wo  Alles  wechselt,  was  zur  Schau 
gebracht  werden  soll,  und  nur  das  elek- 
trische Licht  das  Beständige  im  Wechsel 
bleibt;  aber  nicht  beständig  blos  in  dem 
angedeuteten  Wortsinne,  denn  jedes  Jahr 
bringt  Neuerungen  und  Verbesserungen  der 
Beleuchtung  zu  Tage  1  Die  j^Health*-,  die 
,^Fisheries*-,  und  die  ,^Invention*-Exhibition 
haben  die  Colonial-AussteUung  zur  Nach- 
folgerin erhalten  und  immer  hat  die  Aus- 
stellungs-Unternehmnng  sich  der  nöthigen 
Beihilfe  des  elektrischen  Lichtes  zu  versichern 
gewusst,  und  zwar  sehr  zu  ihrem  Vortheile. 
Die  eben  geschlossene  Jubiläums-Ausstellung 
in  Berlin  weist  einen  erheblichen  Ueberschuss 
auf.  Von  den  7500  Besuchern,  welche  auf 
jeden  der  162  Tage  ihrer  Dauer  die  Aus- 
stellung besuchten,  entfallen  sicher  80  %  auf 
die  Abendstunden,  wo  die  Meisterwerke  bil- 
dender Kunst  im  magischen  Schimmer  der 
S  i  e  m  e  n  s'schen  Bogenlichter  dem  Beschauer 
den  Rahmen  doppelt  so  wirksam  entgegen- 
traten, als  in  dem  immerhin  etwas  ernüch- 
ternden Schein  des  profusen  Tageslichtes. 
Diese  Ausführungen  deuten  nun  an,  was  die 
elektrische  Beleuchtusg  für  die  Ausstellungen 
so  werthvoU  macht ;  die  Gegenleistung  aber, 
welche  von  den  Elektrotechnikern  erwartet 
wird  und  bei  vernünftiger  Regelung  der 
Angelegenheit  von  der  Unternehmung  ge- 
leistet werden  kann,  ist  ebenfalls  eine  be- 
deutende. Wir  wollen  dem  Gegenstande 
etwas  näher  treten.  Man  hat  der  elektrischen 
Ausstellung  1883  in  Wien  den  Vorwurf  ge- 
macht, dass  die  an  dieselbe  geknüpften  Hoff- 
nungen sich  nicht  erfüllt  haben.  Zugegeben '. 
Beweist  dies  aber,  dass  die  Ausstellungen 
überhaupt  nicht  zur  Festigung  dieser  neuen 
Industrie  das  Ihrige  beizutragen  vermögen? 
Im  Allgemeinen  gewiss  nicht  und  in  dem 
genannten  speciellen  Falle  auch  nicht!  Vor- 
erst müssen  wir  hervorheben,  dass  man  wohl 
allzu  überschwengliche  Hoffnungen  an  die 
Wiener  Ausstellung  geknüpft  und  dass  die 
Nichterfüllung  derselben  dem  Unternehmen 
eher  zum  Verdienste  als  zum  Schaden  an- 
gerechnet werden  sollte;  wie  viele  Anre- 
gungen aber  sowohl  für  Constructionen  der 
Maschinen  und  Lampen,  als  auch  für  die 
allgemeinen  Anwendungen  des  elektrischen 
Lichtes  aus  derselben  hervorgingen ;  darüber 
fehlt  die  Uebersicht,  allein  eine  nur  etwas 
genaue  Kenntniss  der  Verhältnisse  würde 
Jedermann  in  den  Stand  setzen,  hierüber 
gerechter  zu  urtheilen.  Was  aber  andere 
Ausstellungen  betrifft,  so  haben  sie  die  in 
Oesterreich,  wie  wir  glauben  mit  Unrecht 
angezweifelten,  guten  Folgen  für  die  Industrie 
der  Elektrotechnik  in  beste  Evidenz  gestellt. 
In  Deutschland  hatte  selbst  die  Wiener  Aus- 
stellung bessere  Consequenzen  als  bei  uns  ; 
dort  nimmt  die  Beleuchtung  mit  Elektricität, 
die  Anwendung  dieser  Naturkraft  für  elektro- 
lytische Zwecke,  für  Kraftübertragung  etc. 
allmälig  aber  stetig  und  in  einem  solchen 
Maasse    zu,    dass    man    die    Entwicklung    als 


46 


eine  ganz  gesunde  bezeichnen  darf.  Wir 
sind  überzeugt,  dass,  wenn  Leute  im  Deutschen 
Reiche  eine  Ausstellung  von  grosser  Bedeutung 
unternehmen  würden,  keine  leistungsfähige 
Firma  von  der  Betheiligung  abzustehen  sich 
entschliessen  könnte,  denn  man  lernt  ja 
bekanntUch  immer  viel  auf  solch  einer  Aus- 
stellung, wenn  auch  die  Lehrenden  später 
von  ihrem  nützlichen  Berufe  nicht  sehr  erbaut 
sind ;  und  es  gibt  zu  belehrendem  Vergleich 
doch  keine  bessere  Gelegenheit,  als  eine 
grössere  Ausstellung.  Und  dies  ist  der  zweite 
Punkt,  den  man  als  reelle  Gegenleistung 
derartiger  Unternehmungen  an  die  Elektro- 
technik und  deren  Vertreter  betrachten  darf. 
Wir  haben  seit  1883  bedeutende  Fortschritte 
gemacht  nicht  nur  in  der  Verfertigung  der 
Maschinen  und  Apparate  und  nicht  nur  in 
der  Anwendung  und  Verwirklichung  älterer 
und  neuerer  Ideen,  sondern  auch  in  den 
praktischen  Messmethoden.  Geht  man  hiebei 
nicht  auf  wissenschaftliche  F-ntdeckungen, 
sondern  auf  praktische  Ziele  aus,  so  genügt 
es,  den  commerciellen  Wirkungsgrad  der 
Maschinen  festzustellen,  und  dies  kann  man 
heutzutage  zu  Wege  bringen,  ohne  lange 
Vorbereitungen  und  dynamometrische  Mes- 
sungen und  ohne  gar  so  grossen  Apparat, 
der  nachhinein  monatelange  Bearbeitung  und 
Berechnung  erfordert.  Das  Ergebniss  der 
neueren  Methoden  ist  umso  befriedigender, 
als  jeder  Aussteller  sich  rasch  und  in  eigener 
Person  von  seiner  Richtigkeit  zu  überzeugen 
vermag  und  obwohl  er  sich  zu  Hause  eben- 
falls der  Güte  seiner  Construction  versichern 
kann,  so  übt  das  Certificat  dennoch  jenen 
unwiderstehlichen  Reiz  auf  die  geistigen  und 
strebenseifrigen  Kräfte  jedes  Ausstellers,  dem 
er  sich,  wie  aus  vielen  Beispielen  nachweis- 
bar,  nicht  gut  entziehen  kann. 


Anwendung  der  elektrischen  Be- 
leuchtung beim  Malen.  In  München  hat 
ein  junger  Künstler  in  unmittelbarer  Nähe 
der  Versuchsstation  sein  Atelier  aufgeschlagen. 
Er  bedarf  zur  Beleuchtung  eines  Modells 
einen  ganz  bestimmten  Effect,  welcher  ein 
schwaches  Sonnenlicht  nachahmt.  Zu  diesem 
Zwecke  wurde  ihm  von  Seiten  der  Versuchs- 
station eine  Bogenlampe,  System  Pieper, 
von  der  deutschen  Edison-Gesellschaft  freund- 
lichst hergeliehen,  zur  Verfügung  gestellt. 
Mit  Hilfe  eines  sehr  transparenten  Schirmes 
und  eines  entsprechenden  Diaphragmas  lässt 
sich  der  gewünschte  Beleuchtungseffect  in 
aller  Feinheit  und  Naturwahrheit  herstellen. 
Der  Künstler  rühmt  die  Einrichtung  als  eine 
ganz  bedeutende    Erleichterung. 

Bamberg.  In  Bamberg  wurde  die  obere 
Brücke,  der  Markt  und  die  Hauptstrasse 
während  des  Decembers  v.  J.  elektrisch  be- 
leuchtet. 


Elektrische  Beleuchtung  der  Irren- 
anstalt Kortau.  In  Nr.  275  der  Königs- 
berger jUartung'schen  Zeitung*  vom  23.  No- 
vember V.  J.  ist  unter  , Provinzielles*  etwas 
Näheres  über    die    Besichtigung    der  neu  er- 


bauten Provinzial  -  Irrenanstalt  Kortau  bei 
AUenstein  (Ostpr.)  geschrieben,  an  welcher 
die  Mitglieder  des  Provinzial -Ausschusses, 
sowie  auch  die  Provinzial-Landtags-Abgeord- 
neten  des  Kreises  und  die  Aerzte  der  Anstalt 
theiluahmen,  u.  zw.  unter  Führung  des  Directors. 

Im  Weiteren  heisst  es  wörtlich  in  dem 
Artikel:  , Nachmittags  wurde  die  von  Ge- 
brüder Naglo  eingerichtete  elektrische 
Beleuchtung  für  den  ganzen  grossen  Complex 
von  Häusern  und  Höfen  in  Betrieb  gesetzt 
und  namentlich  das  Maschinenhaus  mit 
grossem  Interesse  von  den  Herren  in  Augen- 
schein genommen. 

Der  neue  Beleuchtungsapparat  functionirt 
übrigens  vortrefflich,  und  es  gewährt  für  die 
Beschauer,  die  zahlreich  aus  der  Stadt  herüber 
kommen,  ein  wunderbares  Schauspiel,  wenn 
mit  einem  einzigen  Handgriff  plötzlich  ganze 
Gebäude  erleuchtet  werden  und  die  langen 
Fensterreihen,  welche  eben  noch  dunkel 
waren,  wie  mit  einem  Schlage  transparent 
dastehen.* 

Die  grosse  Anlage  in  Kortau  wird  von 
zwei  Stück  45  HP  Dampf-Compoundmaschinen 
und  drei  Dynamomaschinen,  welche  eine  vierte 
in  Reserve  haben,  betrieben. 

Die  Leitungen  sind  unterirdisch  geführt. 
Die  Einrichtung  ist  so  gewählt,  dass  eine 
Dynamomaschine  und  eine  Dampfmaschine 
den  Nachtbetrieb  übernehmen  kann  ;  wie 
überhaupt  für  Alles  hier  gesorgt  ist,  was 
Zweckmässigkeit    und    Güte    erwarten  kann. 

Die  elektrische  Beleuchtungsanlage  in 
Kortau  ist  die  erste  für  Irrenanstalten  in 
Anwendung  kommende  und  bietet  zweifellos 
ausser  der  allgefmein  anerkannten  Qualität 
des  elektrischen  Glühlichts,  für  diesen  Zweck 
noch  ganz  besondere  Vorzüge,  da  hier  auch 
das  Stören  der  Kranken  durch  das  Entzünden 
und  Verlöschen  der  künstlichen  Beleuchtung 
in  Fortfall  kommt  und  ebenso  jede  Gefahr, 
welche  durch  Zerstörung  einer  Lampe  sonst 
mit  sich  gebracht  wird,  hierdurch  vollständig 
vermieden  ist. 


Elektrische  Beleuchtung  in  Paris 
Das  bekannte  Magazin  5^Bon  Marche*  erhält 
eine  Installation  von  Carcel-Lampen  und 
Jablochkoff-Kerzen,  welche  600  PS  erfor- 
dern. Die  Edison-Compagnie  in  Ivry  hat 
eine  looo-Lampenmaschine  construirt.  Der 
Anker  ist  32  Zoll  lang  und  hat  24  Zoll 
Durchmesser.  Bei  350  Touren  beträgt  die 
Spannung  125  Volt.  Der  Maximalstrom 
beträgt  looo  A.  Man  könnte  also  bis  bei- 
nahe 2000  lökerzige  Lampen  des  neuen 
Berliner  Edison-Modells  brennen.  Die  Neben- 
schlussmagnete beanspruchen  ca.  25  A.  Das 
magnetische  Feld  erreicht  ein  Maximum  von 
5000  C.  G.   S. -Einheiten. 


Brüssel.  Die  Municipalität  hat  mit  einer 
englischen  Gesellschaft  einen  Vertrag  ab- 
geschlossen behufs  Errichtung  einer  Be- 
leuchtungscentrale  nach  dem  System  G  a  u  - 
1  a  r  d  &  G  i  b  b  s.  C.  F.  E. 


47 


Ein  neues  Kabel.  Aus  NeuSeeland 
wird  gemeldet,  dass  sich  dort  unter  dem 
Namen  , Pacific  Cable  Company*  eine  Gesell- 
schaft zu  dem  Zwecke  gebildet  hat,  ein 
Kabel  von  Brisbane,  der  Hauptstadt  der 
australischen  Colonie  Queensland,  aus  über 
Neu-Seeland,  die  Fidschi-  und  Sandwich- 
Inseln  bis  nach  Vancouver,  an  der  Nord- 
westküste von  Nordamerika,  zu  legen,  wo 
dasselbe  mit  dem  Telegraphen-System  der  cana- 
dischen  Pacific-Eisenbahn  verbunden  werden 
soll.  

Augsburg.  Die  staatliche  Telephon- 
leitung Augsburg — München  wurde  am  15. 
December  v.J.  für  den  allgemeinen  Verkehr 
eröffnet.  Die  beiden  Sprechstellen  Augsburg- 
Bahnhof  und  im  Hauptpostgebäude,  Ludwig- 
Strasse,  können  von  Früh  7  Uhr  bis  Abends 
8  Uhr  benützt  werden.  Die  Taxe  für  Be- 
nützung der  Leitung  für  den  Augsburger 
Localverkehr  wurde  für  Abonnenten  auf  10  Pf. 
und  für  Nichtabonnenten  auf  25  Pf.  für  einen 
Zeitumfluss  von  5  Minuten  festgesetzt,  während 
für  die  gleiche  Zeitdauer  für  den  Verkehr 
zwischen  Augsburg  und  München  für  Jeder- 
mann, ohne  Unterschied,  eine  Taxe  von  I  Mk. 
zu  entrichten  ist. 

Nürnberg.  Seit  dem  i.  December  v.  J. 
ist  die  Telephonleitung  zwischen  Bamberg 
und  Nürnberg — Fürth  eröffnet. 

Bamberg.  Die  Telephonleitung  Bam- 
berg— Nürnberg — Fürth,  welche  am  I.  Dec. 
V.  J.  in  Betrieb  gesetzt  wurde,  functionirt 
vortrefflich,  denn  die  Worte  werden  ganz 
deutlich  verstanden.  Es  sind  die  Telephon- 
leitungen Bamberg — Nürnberg — Fürth  und 
München — Augsburg  die  ersten  in  Bayern 
von  einer  solchen  Ausdehnung,  und  voraus- 
sichtlich werden  noch  mehrere  derartige 
telephonische  Verbindungen  in  den  nächsten 
Jahren  eingerichtet  werden. 


Telephonverbindung    Paris — Brüssel. 

Zwischen  Frankreich  und  Belgien  wurde  ein 
Vertrag  geschlossen  behufs  Einrichtung  einer 
Telephonverbindung  zwischen  Paris  und 
Brüssel.  Fünf  Minuten  Conversation  kosten 
3   Francs. 

Stettin.  Dreissig  Kaufleute  in  Stettin 
haben  für  eine  Telephonverbindung  Stettin — 
Berlin  Mk.  5000. —  per  Jahr  gezeichnet. 

Einfluss  fremder  Beimischungen  auf 
die  Metalle.  In  einem  jüngsthin  zu  London 
gehaltenen  Vortrage  hat  W,  Chandler 
Roberts-Austen  angeführt,  welchen 
grossen  Einfluss  schon  die  allergeringsten 
Mengen  fremder  Stoffe  auf  die  Eigenschaften 
eines  Metalles  ausüben.  Der  Vortragende 
erinnerte  daran,  dass  die  geringste  Unreinig- 
keit  des  Kupfers  hinreicht,  um  dasselbe 
ungeeignet  für  die  submarine  Telegraphie 
zu  machen.  Geber  hat  nachgewiesen,  dass 
das  sogenannte  Zinn-Geschrei,  welches  als  ein 
Beweis    für    die  Reinheit  des  Metalles  ange- 


sehen wird,  nicht  auftritt,  wenn  diese  Rein- 
heit eine  absolute  ist.  Eine  sehr  kleine 
Menge  von  Arsenik,  welche  man  dem  reinen 
Zinn  beifügt,  stellt  das  Zinn-Geschrei  wieder 
her.  Wird  dieser  Zusatz  vergrössert,  so  wird 
das  Zinn  brüchig.  Der  Arsenik  erhöht  die 
Flüssigkeit  des  Bleies,  welche  Eigenschaft 
bei  der  Fabrikation  des  Jagdbleies  ver- 
werthet  wird.  Das  bekanntlich  schwer 
schmelzbare  Gold  wird  schon  durch  eine 
Kerzenflamme  weich,  wenn  es  nur  o"2  "/a 
Silicium  enthält.  Einige  Spuren  von  Anti- 
monium  im  gegossenen  Blei  begünstigen 
dessen  Oxydirung. 


Wirkung  der  Elektricität  auf  eisen- 
haltiges Terrain.  Wie  die  in  New-York 
erscheinende  ^Electrical  Review*  mittheilt, 
hat  man  bei  der  Beseitigung  eines  Blitz- 
ableiters, der  während  eines  Zeitraumes  von 
15  Jahren  in  eisenhaltigem  Erdreich  stand, 
die  Entdeckung  gemacht,  dass  sich  am 
unteren  Ende  desselben  eine  Anhäufung 
mineralischen  Eisens  befand,  welches  66  Pfund 
wog  und  von  der  Einwirkung  der  Elektricität 
auf  den  eisenhaltigen  Boden  herrühren  musste. 


Explosion  durch  einen  Blitzschlag.  In 
das  Gebäude  einer  vorstädtischen  Dynamit 
und  Schiesspulver -Niederlage  von  Chicago 
hat  der  Blitz  eingeschlagen  und  dasselbe  in 
die  Luft  gesprengt.  Die  Erschütterung  war 
eine  derartige,  dass  sie  in  der  ganzen  Stadt 
verspürt  wurde  und  fast  alle  Fensterscheiben 
zerbrochen  wurden.  Man  beklagte  zwei  Todte 
und  verschiedene  Verwundete.  Merkwürdiger 
weise  explodirte  nur  das  Dynamit,  das  Pulver 
aber  nicht. 


Adhäsion  der  Riemen.  Wie  wir  der 
in  Paris  erscheinenden  Fachzeitschrift  ,Le 
Memorial  industriel*  entnehmen,  wird  die 
zwischen  den  Riemen  und  den  Riemen- 
scheiben stattfindende  Adhäsion  beträchtlich 
vermehrt,  wenn  man  auf  die  innere  Ober- 
fläche des  Riemens  eine  sehr  dünne  Lage 
von  typographischer  Tinte  aufträgt.  Die 
Adhäsion  ist  dann  eine  so  bedeutende,  dass 
die  Riemen  acht  Wochen  laufen  können^ 
ohne  dass  sie  kürzer  gemacht  werden.  Das 
angegebene  Mittel  ist  für  die  elektrische 
Industrie  von  hohem  Werthe. 


Tragbare  elektrische  Lampe.  In  Eng- 
land hat  sich  kürzlich  unter  der  Firma 
, Regent  Portable  Electric  Lamp  and  Lighting 
Company*  eine  Actien-Gesellschaft  gebildet, 
welche  das  Patent  auf  eine,  den  Namen 
„The  Regent*  führende  tragbare  elektrische 
Lampe  um  die  Summe  von  45.000  Pfund 
Sterling  angekauft  hat.  Die  Londoner 
„Electrical  Review*,  der  wir  diese  Nachricht 
entnehmen,  bezeichnet  die  fragliche  Lampe 
als  einen  Tand. 

Elektrische  Flugmaschine,  Im  Monate 
Februar  v.  ;J.  wurde  in  England  ein  Patent 
auf  eine  Flugmaschine  ertheilt,  die  von  einem 
Menschen   oder  durch  die  Elektricität  geleitet 


48 


wird,  gegen  den  Wind  und  überhaupt  in 
jeder  Richtung  hoch  oder  niedrig  fahren  und 
nach  Belieben  angehalten  werden  kann. 
Dieses  Patent  hat  die  Nummer  1830  und 
der    glückliche    Erfinder    heisst    J.    Walde. 

Das  Schweissen  mittelst  Elektricität. 

Professor    Thomson,    der  Miterfinder    der 
Thomson  -  Houston     Dynamomaschine    (also 
weder  Sir  William  Thomson  noch  Sylvanus 
Thompson,  welche  dreierlei  Namen  häufig 
verwechselt    werden)    hat    eine  Methode   er- 
funden,    bei     welcher     es     zum     Zusammen- 
schweissen    von    Eisendrähten    der    äusseren 
Erwärmung  nicht  bedarf,    sondern    wo   diese 
Operation  unter  dem  Einflüsse    starker  elek- 
trischer  Ströme  vollzogen  werden  kann.  Der 
hiezu    benützte  Apparat    ist    ausserordentlich 
einfach  und  besteht  ans  einem  Paar  Zangen, 
mit  welchen  die  Drähte  erfasst  und  mit  ein- 
ander   in  Berührung    gebracht   werden.     Die 
Zangenstücke  haben  einen   sehr  bedeutenden 
Querschnitt     und     die    beiden     Zangen     sind 
durch     einen    sehr    dicken    Kupferdraht    mit 
einander    verbunden,    welcher    die  Secundär- 
rolle  eines  Transformators  bildet.    Den  Kern 
des    Transformators     bildet     ein     Ring     von 
Eisendrähten,  während  die  primäre  Rolle  des 
Transformators  blos    den  sechsten  Theil  des 
Ringumfanges  einnimmt.   Die  Anordnung  des 
Transformators  erinnert  sehr  lebhaft  an  einen 
Gramme-Ring    und    somit  müsste    die  ganze 
Construction      ein      Zipernowsky  -  Deri'scher 
Transformator  sein ;  kein  Wunder  also,   dass 
zum  Betrieb  eine  Wechselstrom-Maschine  mit 
einem   geeigneten  Rheostatgn  zum  Reguliren 
des  Stromes    gehört.     Da    nun    die    Zangen- 
enden   und     die    Drahtenden     einen     kaum 
nennenswerthen   Widerstand    für    den  Strom 
darbieten,  so  erreicht  dieser  eine  sehr  grosse 
Intensität    in    den     vorragenden     und     zum 
Schweissen  bestimmten  Drahtstücken,  welche 
auch  thatsächlich   zusammenschmelzen.     Prof. 
Thomson  behauptet,    dass    man    auf  diese 
Weise     nicht    blos    Kupfer-,     sondern     auch 
Neusilber-,   Stahl-,  Eisen-  und  Messingdrähte 
zusammenschmelzen    kann  ;    es    kann    hiebei 
Borax  oder  irgend  eine  andere  Hilfssubstanz 
angewendet    werden,    unerlässlich  nöthig  ist 
dieselbe  durchaus  nicht.   Der   Vortheil  dieser 
Schweissmethode  besteht  darin,  dass  die  Ver- 
bindungsstellej    ganz    gleiche   Dicke    mit   den 
übrigen  Theilen     der  Drähte    hat,    dass    die 
Schweissung  von  mechanischen  Einflüssen  un- 
abhängig,  überall  gleichmässig  sich  vollzieht. 
Wenn     starke     Kupferbarren    auf    die    ältere 
Weise  hätten   geschvveisst  werden  sollen,    so 
machte    sich    z.  B.    bei  Edisonleitungen  der 
Umstand   unangenehm  geltend,  dass  grössere 
Kupferstücke  blossgelegt  werden  mussten  und 
dennoch   die   äussere   Erwärmung  bis  auf  die 
Schutzröhren    wirkte    und    so    die  Operation 
sich     zu     einer    sehr    schwierigen    gestaltete. 
Nach    der  T  h  om  s  o  n'schen  Methode  greift 
die    Erwärmung     auch     der    dicksten    Barren 
kaum  weiter,  als  einen  Zoll  von  der  Schweiss- 
stelle     ab.     Die    Erfindung     wird     auch    sehr 
werthvoU    werden    für    das  Schweissen    von 


Bandsägen,  da  das  Metall  nicht  weit  über 
die  Verbindungsstellen  hinaus  wird  erwärmt 
werden  müssen,  so  dass  weder  die  Beschaffen- 
heit des  Metalles  noch  die  Feinheit  seiner 
Bearbeitung  in  schädlicher  Weise  verändert 
zu  werden  brauchen.  Nur  bei  sehr  dicken 
Metallstücken  müsste  wohl  äussere  Erwärmung 
gleichzeitig  angewendet  werden.  *)  K. 


Die  photometrischen  Mikroben.    Was 
werden  die  Amerikaner  nicht  noch  Alles  er- 
finden ?  Wir  in  Europa  haben  nicht  nur  die 
, Burgen    und  verfallenen  Schlösser*   —  un- 
nützen   Streit    etc.    sondern    offenbar     auch 
stumpfe  Sinne,  sonst  hätte  irgend  ein  Koch, 
Pasteur     etc.     doch    schon    das     .Photo- 
metricnm*     —    so    nennt  der  amerikanische 
^Sanitary  Engineer*    die    erwähnte  Mikrobe 
auch  bemerken  müssen :     Das  amerikanische 
Fachblatt  beschreibt    das    in  Rede  stehende 
^Unendlich   Kleine*   folgendermaassen :    »Die 
neuesten  Erfindungen  bekunden,   dass   die  Ur- 
sache  gewisser  Krankheitsformen    in   unend- 
lich kleinen  Organismen  zu  suchen  ist,  deren 
Verbreitung  mit  der  Function  des  Lichtes  in 
innigem    Zusammenhange    steht.    Das    Licht 
spielt  ja,    wie  ohnehin    bekannt,     eine   grosse 
Rolle  in  der  Hygiene.  »Die  Bewegungen  einer 
grossen     Zahl     von     Bacterien     werden     sehr 
intensiv  beeinflusst    von  den  Wirkungen   des 
Lichtes,  vv^elchem    sie    ausgesetzt  sind ;  diese 
modificiren  sich  bekanntlich  nach  der  Quantität 
des  Agens  und   der  Richtung  seiner  Strahlen. 
Es  gibt  nur    eine  Bacterie,    deren  Bewegung 
von   diesen   beiden   Einwirkungen    einzig  und 
allein  abhängt,  ,  während    die    übrigen  Arten 
auch  noch   die  Wirkung  anderer  Agentien  in 
sich  aufnehmen  und  ihre  Folgen  demonstriren. 
Man  hat  nun  die  erstere   Mikrobe    mit    dem 
Namen     »Photometricum*    bezeichnet.     Jede 
Aenderung  in  Farbe,  Intensität  und   Richtung 
der  Strahlen    ändert    in    bestimmtem  Maasse 
die     Bewegung    dieses    Mikro  ■  Organismus*. 
Diese  Entdeckung  ist  hoch    interessant.    Ein 
Herr  Arlving  will  einen  ,bacillus  anthracis* 
entdeckt   haben,    dem    es  in  Gaslicht  wohler 
als  im  Sonnenlicht  zu  sein  scheint.  Thatsache 
ist,   dass  während  der  elektrischen  Ausstellung 
in   Wien  um  die  Rotunde  herum   Insecten  in 
solcher  Zahl  und   Grösse  flatterten,    dass  die 
Liebhaber    dieses    Zweiges    der    Naturkunde 
ihre  Freude   daran  hatten.   Ob  auch  Mikroben 
von  dem  ,Meer  von  Licht*  angezogen  worden 
sind,  haben   wir  nicht  in  Erfahrung  gebracht. 
Auf  welche  Seite   wird   sich   nun  das    ,Photo- 
metricum*    schlagen?   Wird    es   Gas  oder  die 
Elektricität   vorziehen?   Als  Bürger  der  Zeiten, 
die   v>'ir  durchleben  und  jener  die  da  kommen 
werden   —  die  Bacterien  haben  ja  nach  Allem 
mit  ihnen  gemachten  Erfahrungen  eine  grosse 
Zukunft    —    kann    dem   Photometricum    die 
Wahl  nicht  schwer   fallen.  K. 


*)  Ludwig  Mach,  der  talentirte  Sohn  des  ■Herrn 
Professor  E.  Mach  in  Praa:  hat  vor  zwei  Jahren 
bereits  den  Vorjchlapr  gemacht,  diese  wichtige  Ope- 
ration mittelst  ßlelctricität  zu  vollziehen  :  wir 
glauben  dies  im  Interesse  der  Wahrheit  anführen  za 
sollen. 


Verantwortlicher  Kedacteur :  JOSBF  KAKEIS.   -    Selbstverlatf  des  Elektrotechnischen  Vereins. 

In  Commission  bei  LEUMANN  &  WENTZEL,   Buchhandlung  für  Technik  und  Kunst. 

Druck  von  R.  SPIKS   &  Co.  in  Wien,  V.,  Straussengasse  16. 


Zeitschrift  für  Elektrotechnik. 


V.   Jahrg. 


1.  Februar  1887. 


Heft  IL 


VEREINS-NACHRICHTEN. 


Cbronik  des  Vereines. 

5.  Jänner.  —  Di  scu  ssionsab  end. 
Vorsitzender  :    Hof ra'h  v.  G  r  i  m  b  u  r  g. 

Herr  Inspector  Kohn  erstattet  an  der 
Hand  von  Tafelzeichnungen  ausführlichen  Be- 
richt über  die  Einrichtung  und  Wirkungs- 
weise des  Londoner  Feuertelegraphen  von 
Bright,  welcher  auf  dem  Principe  beruht, 
dass  in  der  Centralstation  die  Meldestelle 
durch  Messung  des  dort  in  die  Leitung  sich  ein- 
schaltenden künstlichen  Widerstandes  von  be- 
kannter Grösse  ermittelt   wird. 

Bei  der  hierauf  folgenden  Debatte,  an 
welcher  die  Herren  Bechtold,  Deutsch, 
Baron  Gostkowski,  Kareis,  Kohn, 
Kolb  e,  Dr.  Mayer  und  Dr.  Taussig  theil- 
nehmen  wird  klargestellt,  dass  das  von  Herrn 
Kohn  erläuterte  System,  was  die  Ausführlich- 
keit des  Meldungswesens  anbelangt,  mit  dem 
Dr.  T  a  u  s  s  i  g'schen  Sicherheitstelegraphen 
nicht  in  Parallele  gebracht  werden  könne. 

Der  Präsident  dankt  dem  Vortragenden 
im  Namen  des  Vereines  für  die  anregenden 
Mittheilungen  und  eröffnet  die  Discussion 
über  ein  anderes  Thema,  indem  er  sich  auf 
einen  Vortrag  des  Herrn  Ingenieur  Fischer 
über  städtische  Beleuchtung  aus  Central- 
stationen  bezieht,  in  welchem  derselbe  das 
System  mit  directem  Strom  gegen  das  System 
mit  Fernleitung  und  Transformation  des 
hochgespannten  Stromes  zum  Nachtheile  des 
letzteren  Systemes  in  Vergleich  gezogen 
habe.  Hofrath  v.  Gr  im  bürg  bemerkt,  dass 
er  nicht  Hypothesen  vorbringen,  sondern  die 
Discussion  an  einen  praktischen  allgemein 
bekannten  Fall  anknüpfen  wolle  und  er- 
läutert in  allgemeinen  Zügen  die  Einrich- 
tungen und  Ergebnisse  der  Centralstation 
in  Mailand.  Er  weist  darauf  hin,  dass  dort, 
wie  vielleicht  in  keiner  Stadt  der  Welt,  für 
die  elektrische  Beleuchtung  günstige  Objecte 
mit  durchschnittlich  langer  Beleuchtungs- 
dauer in  dem  Rayon  der  Centralstation 
liegen,  dass  die  elektrische  Beleuchtung  von 
den  Behörden  und  der  Bevölkerung  favorisirt 
wird,  dass  die  technischen  Einrichtungen, 
die  Organisation,  der  Betrieb  und  die  Ver- 
waltung meisterhaft,  solid  und  ökonomisch 
sind,  und  trotzdem  habe,  wie  aus  den 
officiellen  Ausweisen  anlässlich  der  letzten 
Generalversammlung  hervorgeht,  die  aller- 
dings   im  Steigen    begriffene  Rentabilität    im 


dritten  Betriebsjahre    nicht    mehr    als    l'6°o 
des  investirten  Capitals  erreicht. 

Es  sei  nun  für  die  Benrtheilung  des 
ökonomischen  Werthes  der  Systeme  charak- 
teristisch, dass  man  in  Mailand  darangeht,  das 
Gebiet  der  Centralstation  durch  Fernleitungen 
zu  erweitern,  und  dass  man  sich  gerade  da- 
von eine  Steigerung  der  RentabiUtät  ver- 
spricht. 

Thatsächlich  wurde  auch  unter  Anwen- 
dung der  Transformatoren  Zipernowski- 
Deri  ein  gelungener  Versuch  mit  der  Be- 
leuchtung des  Teatro  dal  Verme  auf  eine 
Entfernung  von  1200  Mtr.  gemacht,  und 
Redner  wendet  sich  zum  Schlüsse  um  nähere 
Aufklärung'  über  diese  Verhältnisse  an  den 
anwesenden  Ingenieur   Deri. 

Herr  Deri  nimmt  hierauf  das  Wort  und 
bekämpft  vor  Allem  vom  principiellen  Stand- 
punkte die  von  Herrn  Fischer  vertretene 
Ansicht,  wonach  bei  Fernleitungen  die  Er- 
sparnisse an  Kupfer  gegen  die  sonstigen 
Kosten  der  Leitung  zurückstehen  und  daher 
im  Ganzen  die  Kosten  nicht  wesentlich 
reduciren  sollen,  indem  er  an  einem  speciellen 
Beispiele  einer  Fernleitung  unter  Voraus- 
setzung einer  zwanzigfachen  Transformation 
des  hochgespannten  Stromes  die  Verluste  in 
den  Transformatoren  und  der  Leitung  ziffer- 
mässig  analysirt. 

Redner  bestätigt  die  von  dem  Vorredner 
schon  hervorgehobenen  günstigen  Verhältnisse 
in  Mailand  und  bemerkt,  dass  die  geringe 
Rentabilität  sicherlich  auch  in  dem  verhält- 
nissmässig  niederen  Tarif  von  8  Centesimi 
für  eine  16  Kerzen-Lampen-Stunde  für  das 
elektrische  Licht  ihren   Grund  habe. 

Die  Einführung  des  Fernleitungssystems 
wird  dort  als  eine  Errungenschaft  betrachtet, 
weil  durch  dasselbe  nicht  nur  die  Renta- 
bilität gesichert,  sondern  auch  den  Ansprüchen 
der  Bevölkerung  in  den  ferner  liegenden 
Districten   genügt  werden  könne. 

Im  Vorbeigehen  beschreibt  der  Vortragende, 
wie  sich  das  Legen  der  elektrischen  Kabel 
in  den  Strassen  Mailands  abspielt  und  wie 
ihn  hiebei  das  Entgegenkommen  der  städtischen 
Behörden,  der  Gasgesellschaft  und  Tramway 
im  Gegensatze  zu  den  Verhältnissen  in  anderen 
Städten  geradezu  mit  Erstaunen  erfüllt  habe. 
Was  die  Anwendung  des  Fernleitungs- 
system anbelangt,  so  wurde  noch  vor  Schluss 
der  Theatersaison  eine  Probe  in  dem  Teatro 
dal  Verme  gemacht.  Während  der  Zeit  wurden 


50 


mit  grosser  Präcision  Beobachtungen  und 
Messungen  angestellt,  auf  Grund  deren  man 
sagen  kann,  dass  der  Versuch  in  jeder  Be- 
ziehung glänzend  ausgefallen  sei.  Als  Curiosum 
sei  zu  erwähnen,  dass  hiezu  die  vorhandenen 
Motoren  und  Sie  mens -Maschinen  mit  350 
Touren  per  Minute  angewendet  wurden.  Für  die 
ca.  2  Km.  lange  Fernleitung  wurde  ein  Kabel 
mit  concentrischen  gegeneinander  isolirten 
Drahtleitungen  angewendet,  aussen  mit  noch- 
maliger kräftiger  Isolirung,  Bleipre.=sung  und 
Eisendraht  -  Armirung  versehen.  Die  Kabel 
werden  ohne  jeden  weiteren  Schutz  i'/2  bis 
2^/2  Fuss  tief  verlegt  und  die  Verbindungsstellen 
auf  dem  Pfiaster  markirt. 

Dieses  Kabel  ist  für  eine  Maximalleistung 
von  120  HP.  bestimmt,  hat  einen  Querschnitt 
von  8  Mm.  und  beträgt  der  Verlust  in  dem- 
selben 2 — 3  o/o  . 

Im  Theater  sind  ungefähr  400  Lampen 
installirt,  wobei  Motor  und  Kabel  jedoch  nicht 
voll  ausgenützt  sind. 

Die  Isolationsfähigkeit  des  Kabels  wurde 
sorgfältig  gemessen  und  als  vorzüglich  er- 
kannt. 

In  Mailand  wurden  1200  Volts  primäre 
Spannung  zu  Grunde  gelegt.  Der  Preis  der 
Leitung  sammt  dem  theueren  Transport  aus 
Berlin,  Löhnung,  Zoll  und  Legung  stellt  sich 
etwas  über  9  Frcs.  pro  Meter,  für  2  Km.  also 
18.000  Frcs.,  ein  Preis  der  in  Wien  aller- 
dings nicht  erreichbar  wäre,  da  das  Pflastern 
allein  soviel  kosten  würde. 

Redner  gibt  hierauf  ein  übersichtliches 
Bild  über  die  in  Rom  in  Ausführung  be- 
griffene Centralstation  nach  dem  Fernleitungs- 
systeme und  bemerkt,  dass  für  i  i.ooo — 12.000 
Lampen  ein  Strom  von  1 800  Volts-Spannung 
und  540  Amperes  in  drei  Kabel  von  der 
Centralstation  aus,  jedes  mit  220  Qu.-Mm., 
insgesammt  660  Qu.-Mm.  Querschnitt  über 
ganz  Rom  sich  verzweigen  soll. 

Das  eine  Kabel  kreuzt  den  Corso,  geht 
zum  Opernhaus  und  ist  ungefähr  5  Km.  lang, 
das  zweite  umfasst  den  neuen  Stadttheil  von 
Rom,  das  dritte  geht  in  die  Stadt  dutch  die 
Via  nationale  zum  Bahnhofe  und  hat  circa 
3-5  Km. 

Der  Verlust  bei  einer  Gesammtbean- 
spruchung  von  1800 — 2000  HP.  wird  im 
ganzen  Kabelnetz  nicht  mehr  als  4^  be- 
tragen und  hat  die  gesammte  Leitung  160.000 
bis  180.000  Frcs.  gekostet,  was  bei  dem 
investirten  Capital  von  einigen  Millionen  gar 
nicht   in  Betracht  komme. 

Herr  Ingenieur  Fischer  präcisirt 
hierauf  vor  Allem,  in  welcher  Weise  und 
unter  welchen  Gesichtspunkten  er  an  einem 
anderen  Orte  über  die  verschiedenen  Systeme 
sich  ausgesprochen  habe  und  verwahrt  sich 
dagegen,  dass  er  das  Fernleitungssystem  als 
solches  verurtheilt  habe,  schon  deshalb  nicht, 
weil  es  ihm  fremd  sei. 

Es  erscheine  ihm  aber  noch  immer 
zweifelhaft,  ob  in  Wien,  wo  man  bei  Fern- 
leitungen bedacht  sein  müsste,  die  Central- 
stationen  ausserhalb  der  Stadt  zu  verlegen 
und  mit  Entfernungen  von  nicht  zwei,  son- 
dern   10 — 14  Km.  zu  rechnen,  dieses  System 


rentabel  sein  würde,  in  Strassen,  wo  das 
Aufreissen  und  Wiederherstellen  der  Pflaste- 
rung allein  schon  2 1/2  fl.  per  Meter  kostet. 
Uebrigens  behält  er  sich  vor,  zu  gelegener 
Zeit  auf  diesen  Gegenstand  mit  concreten 
Ziffern  zurückzukommen. 

Herr  Ingenieur  R  o  s  s  interpellirt  über  die 
Kosten  de.- Transformatoren  für  die  bezeich- 
nete Uebertragung  von  120  HP.  durch  eine 
Leitung  von  2  Km.,  worauf  Herr  D  e  r  i  diese 
Kosten  mit  6000 — 7000  Frcs.   beziffert. 

Herr  Deri  hebt  noch  hervor,  dass  für 
den  Werth  der  Fernleitungen  der  Umstand 
charakteristisch  sei,  dass  gerade  die  Edison- 
Gesellschaft,  die  speciell  auf  dem  Gebiete 
des  directen  Stromes  die  meisten  Erfahrungen 
besitzt,  sich  dem  Systeme  der  Fernleitungen 
zuwendet,  worauf  Herr  Fischer  erwidert, 
dass  die  Edison-  Gesellschaft  wahrscheinlich 
für  die  Zukunft  sich  vorsichtshalber  aller 
Systeme  versichern  wolle,  geradeso,  wie 
Siemens  &  Halske  in  Berlin  ein  Atelier 
für  Accumulatoren  im  Betrieb  haben,  obwohl 
es  bekannt  sei,  dass  diese  Firma  gegen  die 
Anwendung  von  Accumulatoren  sich  ableh- 
nend verhalte. 

10.  Jänner.  —  Sitzung  des  Sta- 
tu ten-Revisions-Comite. 

12.     Jänner.     —     Vortragsabend. 

Vorsitzender:  Herr  Vicepräsident  Re- 
gierungsrath  Volkmer: 

Nach  einer  Mittheilnng  des  Vorsitzenden 
über  die  veränderte  Tagesordnung  dernächsten 
Versammlung  hält  Herr  Ingenieur  Granfeld 
seinen  von  zahlreichen  Demonstrationen  be- 
gleiteten Vortrag  über  die  Wiener  Rohr- 
post. Der  Vortragende  gibt  vorerst  einen 
historischen  Ueberblick  über  die  Entwicklung 
der  Pneumatik  und  weist  sodann  nach,  dass 
dieselbe  als  ein  wichtiges  Hilfsmittel  der 
Telegraphie  anzusehen  sei,  welch  letztere 
wohl,  für  weite  Distanzen  in  Bezug  auf  die 
Schnelligkeit  nichts  zu  wünschen  übrig  lasse, 
auf  kurze  Distanzen  dagegen  und  bei  Massen- 
beförderung in  Folge  des  nothwendig  werden- 
den Uebertelegraphirens  mit  der  Rohrpost 
den  Vergleich  nicht  aushält.  Zum  Schlüsse 
wird  von  dem  Vortragenden  über  eine  An- 
frage Seitens  des  Herrn  Baron  Gostkowski 
die  Art  und  Weise  der  Fehlerconstatirung 
bei  Steckenbleiben  der  Züge  in  den  Röhren 
erläutert. 

Hierauf  folgen  Mittheilungen  des  Herrn 
Ingenieur  R  o  s  s  über  den  Gasconsum  in  ver- 
schiedenen Städten,  welche,  wie  der  vor- 
hergehende Vortrag  grosses  Interesse  erregen 
und    zu    anregender    Debatte    Anlass    geben. 

Beide  Vorträge  werden  in  der  Zeitschrift 
ausführlich  wiedergegeben  werden. 

17.  Jänner.  —  Sitzung  des  Sta- 
tuten-Revisions-Comitd. 

19.  Jänner.  —  Vereinsver- 
sammlung. 

Vorsitzender:  Hofrath  von  Grimburg. 
Herr  Regierungsrath  Volkmer  hält  einen 
Vortrag  über  eine  Neuerung  im  Gebiete  der 
Galvanoplastik,  und  zwar  über  den  Betrieb 
derselben  mit  Dynamomaschinen.  Der  Vor- 
tragende   gibt    zuerst    eine  kurze  Ueb ersieht 


51 


über  die  modernen  photo-mechanischea  Ke- 
productionsverfahren  und  bespricht  bei  der 
Photographie  auch  die  elektrische  Licht- 
installation der  Hof-  und  Staatsdruckerei  zur 
Aufnahme  und  Lichtdruckreproduction  der 
Papyrii  Erzherzog  Rainer,  dann  auch  beim 
Processe  der  Heliogravüre  die  Installation  der 
Galvanoplastik  in  der  Hof-  und  Slaats- 
druckerei,  sowie  in  dem  Militär-geograph. 
Institute  mit  Dynamobetrieb,  was  in  beiden 
Anstalten  auf  seine  Anreguog  hin  durchge- 
führt wurde.  Nicht  nur  dass  dieser  Betrieb 
ökonomischer  ist,  müsse  derselbe  auch  vom 
humanitären  Standpunkte  begrüsst  werden, 
da  er  der  Gesundheit  der  in  diesen  Räumen 
beschäftigten  Arbeiter  sehr  zuträglich  ist. 
Hieran  schloss  Redner  eine  detaillirte  Ausein- 
andersetzung über  die  Schaltungsweise  der 
Bäder,  um  den  Niederschlag  von  solcher 
Qualität  zu  erhalten,  wie  er  für  eine  Druck- 
platte nöthig  wird,  besprach  die  parallele, 
Hintereinander-  und  die  gemischte  Schaltung 
und  wies  nach,  dass  die  letztere  für  Zwecke 
der  graphischen  Künste  die  vortheilhafteste 
sei.  Eine  reichhaltige  Ausstellung  verschie- 
dener Druckplatten  der  Heliogravüre,  der 
Photo-Chemigraphie,  der  Metallotypie  etc., 
sowie  die  tabellarisch  bildreiche  Darstellung 
der  gesammten  Installation  grosser  Etablisse- 
ments dienten   zur  Erläuterung  des  Vortrages. 

24.  Jänner,  —  Sitzung  des  Sta- 
tuten-Revisions-Comite, 

26.  Jänner.  —  Vereins  Versamm- 
lung. 

Vorsitzender:  Hofratb  von  Grimburg. 
Der  Obmann  und  der  Schriftführer  des 
Statuten -Revisionscomites,  die  Herren  Bau- 
rath  von  Stach  und  Dr.  Moser  be- 
richten, dass  die  Arbeiten  dieses  Comites 
nahezu  beendet  seien  und  wenden  sich  an 
die  Vereinsmitglieder  mit  dem  Ersuchen 
etwa  noch  gewünschte  Aenderungen  der 
Statuten  nunmehr  möglichst  bald  bekannt- 
zugeben. 

Hierauf  erhält  Herr  Prof.  Dr,  R.  Lewan- 
dowski  das  Wort  zu  seinem  Vortrag  über 
medicinische  Galvanometer. 

Nach  einer  historischen  Einleitung  über 
die  von  den  Aerzten  bisher  in  Verwendung 
gezogenen  Galvanometer  (deren  erstes  bereits 
1881  von  dem  herzoglich  sächsischen  priv. 
physikalischen  Instrumentenmacher  Wilhelm 
Johannes  Vogt  über  Anregung  B  i  s  c  h  o  f  f  s 
zu  Jena  gefertigt  wurde)  besprach  der  Vor- 
tragende die  dermalen  in  Verwendung 
stehenden,  nach  absolutem  Maass  (in  Milli- 
Ampferes)  geaichten  Horizontal-  und  Vertical- 
galvanometer,  deren  Unterschiede  hervor- 
hebend ,  sodann  die  Stromwaage  von 
Kohlrausch  und  berichtete  über  eigene 
Versuche,  das  Dep  rez-D'Arson  val'sche 
Torsionsgalvanometer  ärztlichen  Zwecken 
dienstbar  zu  machen.  Das  Desiderat  der 
Aerzte  besteht  in  einem  Milli-Amp^remeter 
(etwa  bis  30  Milli-Ampfere  reichend),  bei 
dem  die  Theilung  Zehntel  und  womöglich 
auch  noch  Hundertstel  eines  Milli-Ampöre 
deutlich  abzulesen  gestatten  sollte.  Dieses 
Galvanometer      müsse     aber:      i.      richtig, 


2,  möglichst  empfindlich,  3.  mög- 
lichst gut  gedämpft  sein.  Diesen  An- 
forderungen dürfte  nur  ein  Horizontal- 
galvanometer mit  Fadensuspenßion  ent- 
sprechen. Bei  einem  solchen  Instrumente 
Hessen  sich  auch  Correcturen,  die  die  an 
verschiedenen  Orten  differenten  Werthe  für 
die  Horizontal-Intensität  des  Erdmagnetismus 
nöthig  machen,  leicht  vornehmen,  bezw.  das 
Instrument  gleich  für  den  Gebrauchsort 
aichen ,  wogegen  die  Verticalgalvanometer, 
wenngleich  mitunter  Anfangs  halbwegs  brauch- 
bar hergestellt,  in  der  Folge  bald  absolut 
unbrauchbar  werden,  da  wegen  der  bei  jeder 
Lageveränderung  verschiedenen  Reibung  in 
den  Achsenlagern,  der  stets  wechselnden 
Werthe  des  magnetischen  Momentes  der 
Nadel  und  noch  mehrerer  anderer  be- 
sprochener Momente  wegen  ,  selbst  mit 
grösster  Genauigkeit  gefertigte  derartige  In- 
strumente bald  nicht  mehr  richtig  zeigen 
und  überdies  bisher  noch  niemals  mit  dem 
nöthigen  Grade  von  Aperiodicität  herge- 
stellt worden  sind.  Die  Stromwaage  empfahl 
Redner  für  die  transportablen  Batterien  der 
Aerzte,  wogegen  die  Versuche  mit  dem 
D  eprez  -  D'Arson  val'schen  Galvanometer 
bisher  noch  zu  keinem  Resultat  führten,  weil 
dieses  Instrument  auch  nicht  aperiodisch 
functionirt.  —  Das  Besprochene  demonstrirte 
der  Vortragende  sodann  an  einer  Reihe  mit- 
gebrachter einschlägiger  Instrumente  ver- 
schiedener Firmen  und  hob  unter  allen  als 
mustergiltig  die  Fabrikate  des  rühmlich 
bekannten  Münchener  physikalischen  Instituts 
des  Dr.  M.  Th.  Edelmann  hervor,  dessen 
Leistungen  bisher  noch  unerreicht  dastehen. 
Die  Functionirung  des  grossen  Edelmann- 
schen  Einheitsgalvanometers  erregte  unter 
den  Anwesenden  höchstgradiges  Interesse 
wegen  der  präcisen,  völlig  schwingungslosen 
Einstellung  bei  Einschaltung  verschiedener 
Stromwerthe,  sowie  der  stets  richtigen  An- 
zeige bei  Ein-  und  Ausschaltung  der  vor- 
handenen Nebenschliessungen.  Zum  Schlüsse 
erwähnte  der  Vortragende,  dass  dermalen 
einem  pium  desiderium  der  Aerzte  nach 
einem  Inductionsapparate,  der  gleichgerichtete 
und  galvanometrisch  messbare  Ströme  liefert, 
noch  nicht  entsprochen  sei,  und  dass  zur  Mes- 
sung dieser  Ströme  ein  noch  empfindlicheres 
Ammeter  (das  nur  bis  zu  5  Milli-Ampöre  zu 
reichen  brauchte,  dagegen  jedenfalls  noch  Hun- 
dertstel-Milli- Ampere  genauestens  abzulesen  ge- 
statten müsste)  und  überdies  noch  zu  gleichem 
Zwecke  ein  sehr  empfindliches  Voltmeter 
nöthig  wäre,  zu  deren  Construction  er  die 
Mitglieder  des   Vereines   aufforderte. 

Der  Vorsitzende  dankt  dem  Redner,  be- 
merkt, dass  es  den  Verein  mit  Befriedigung 
erfüllen  müsse,  zu  vernehmen,  dass  die  An- 
regungen des  Vortragenden  bereits  einmal 
auf  fruchtbaren  Boden  gefallen  seien  und 
glaubt,  nachdem  eine  klar  und  präcise  de- 
finirte,  gemeiniglich  auch  schon  eine  halb 
gelöste  Aufgabe  sei,  dass  auch  in  dem  be- 
sprochenen Probleme  zum  Vortheile  der 
gesunden  und  kranken  Menschen  eine  glück- 
liche Lösuncr  zu  erwarten  sei. 


52 


29.  Jänner.  —  Sitzung  des  Vor- 
trags-   und  Excursions-Comite. 

Feststellung  der  Vorträge  für  den  Monat 
Februar  nach  dem  untenstehenden  Pro- 
gramme. 

31.  Jänner.  —  Sitzung  des  Sta- 
tu ten-Rev  isions-Comi  te. 

Neue  Mitglieder: 

Auf    Grund    statutenmässiger    Aufnahme 

treten  dem  Vereine  nachfolgende  ordentliche 

Mitglieder  bei: 

Mackley  Carl  Thomas,  Innsbruck,  Museum- 
strasse   10. 

Krieg  Martin,  Dr.  phil.,  Lehrer  am  Real- 
gymnasium, Magdeburg,  Bahnhof&trasse46. 

P  oech  Franz,  Bergverwalter,  Wien,  I.,  Seiler- 
stätte 21. 

Maier  Julius,  Dr.  phil.,  London,  23  Mel- 
rose  Gardens,   West  Kensington  Park. 

Siegel  Hermann,  Techniker,  Wien,  III., 
Marokkanergasse  9. 

Schachner  Heinrich,  k.  k.  Ingenieur  bei 
der  Post-  und  Telegraphen-Direction  Zara. 

Urban  Hanns,  Ingenieur  der  Elektricitäts 
Maatschappij  System  de  Khotinsky,  Rotter- 
dam Oostmaaskade  2, 

Voget  Josef,  Mechaniker,  Berlin  S.  O., 
Dresdnerstrasse  54. 


Neumann  Wilhelm  Josef,  commercieller 
Beamter  der  k.  k.  priv.  Südbahn  und 
Elektrotechniker,  Wien,  IV.,  Schaum- 
burgergasse  I . 

Scholz  Roman,  Chemiker,  Wien,  VII., 
Zieglergasse  69. 

Brejcha  Mathias,  Braudirector,  München- 
grätz. 

Dobrzynski  Franz,  von,  ehem.  Assistent 
an  der  technischen  Hochschule  zu  Lem- 
berg,  Wien,  IV.,  Mostgasse  7. 

Hirsch  Leon,  Maschinen-Ingenieur,  Wien, 
II.,  Antonsgasse  6. 

Tagesordnung 

der  Vereins-Versammlungen  im  Februar  1.  J. 

2.  Februar.  —  Des  Feiertages  wegen 
keine  Versammlung. 

9.  Februar.  —  Discussionsabend. 
Programm:  Neuerungen  auf  dem  Gebiet  der 
Elektrotechnik. 

16.  Februar.  —  Vortrag  des  Herrn 
Ingenieur W.  Helmsky:,, Ueber  Generatoren 
und  Motoren  mit  Rücksicht  auf  den  Betrieb 
elektrischer  Anlagen". 

23.  Februar.  —  Vortrag  des  Herrn 
Ingenieur  J.  Kolbe:  „Ueber  die  Accumula- 
toren  von  Schenek  und    Farbaky". 


Ueber  die  Frölieh'sche  Theorie  der  Maschine 
mit  gemischter  Wickelung. 

Von   KARL  ZICKLER. 
(Aus  dem  k.  k.  elektrotechnischen  Institute  in  Wien  ) 

Bevor  ich  auf  die  den  obigen  Titel  rechtfertigenden  Auseinander- 
setzungen, welche  in  der  Hauptsache  eine  Prüfung  der  für  eine  Maschine 
mit  gemischter  Wickelung  geltenden  Grundformel 

I— iJfV)  {\—M\ ) 


\—M': 


i—M^a  .  iJ/'n 


I) 


unter  Heranziehung  der  durch  die  Einzeln-  und  Zusammenwirkung  der 
beiden  Wickelungen  auftretenden  magnetischen  Sättigungsgrade  an  einer 
Schuckert' sehen  Gleichspannungsmaschine  (älteres  Modell  J L^) 
bezwecken,  eingehe,  müssen  zuerst  einige  auf  Veranlassung  des  Herrn 
Reg.-R.  und  Prof.  Dr.  A.  von  W  a  1 1  e  n  h  of  e  n  von  mir  im  Vereine 
mit  Herrh  Ingenieur  W.  Peukert  ausgeführte  Versuche  besprochen 
werden,   da  diese  den  Grund  für  die  weiteren  Betrachtungen  bilden. 

Die  Veranlassung  zu  diesen  Versuchen  gaben  die  im  Laufe  des 
vorigen  Studienjahres  am  Institute  für  die  obige  Maschine  aufgenom- 
menen Diagramme,  bei  welcher  sie  als  Nebenschlussmaschine  ge- 
schaltet war. 

Fig.  I  stellt  das  Schema  der  Gleichspannungsmaschine  J  L.^  dar, 
deren  Nebenschlu.sswickelung  parallel  zum  Anker  gelegt  ist.  Die  Ver- 
wandlung in  eine  Nebenschlussmaschine  geschah  also  dabei  einfach  in 
der  Weise,  dass  der  sonst  an  die  Polklemmen  K  und  K'  sich  schlies- 
sende  äussere  Stromkreis  an  die  Bürsten  B  und  ^'  gelegt  wurde. 

Das  Ergebniss  dieser  von  Herrn  Dr.  O.  F  r  ö  1  i  c  h  angeregten 
Versuche,  über  welches  Herr  Ingenieur  Peukert  in  dieser  Zeitschrift 
(1887,  I-  Heft,  Seite  2)  berichtet,  hat  die  Frage  aufgeworfen,  in  welcher 


53 

Weise  sich  dabei  der  Einfluss  der  Ankerströme  auf  die  Intensität  des 
magnetischen  Feldes  geltend  macht,  weshalb  zur  Prüfung  dieses  Ein- 
flusses von  Herrn  Dr.  A.  von  Waltenhofen  die  Ausführung 
weiterer  Versuche  bei  anderen  Schaltungen  der  Maschine  angeordnet 
wurde,  auf  deren  Besprechung  wir  nun  zunächst  eingehen  wollen  und 
deren  Resultate  ich  zu  meinen  weiteren  Auseinandersetzungen  benützt  habe. 

Fig.  I. 


fmmum 


.^S) 


*jB' 


iMJU  nSm 


Bekanntlich  *)  ergibt  sich  bei  einer  Serienmaschine  der 
Einfluss  der  Ankerströme  auf  die  Intensität  des  magnetischen  Feldes 
aus  zwei  mit  der  Maschine  durchgeführten  Versuchsreihen,  und  zwar 
das  eine  Mal  nach  dem  Verfahren  von  Hopkinson  und  das  andere 
Mal  nach  jenem  von  D  e  p  r  e  z  ,  oder  wie  man  sich  kurz  auszudrücken 
pflegt,  m  i  t  und  ohne  Strom  im  Anker.  Bezüglich  der  Aus- 
führung der  beiden  Untersuchungsreihen  verweise  ich  auf  die  eben 
citirte  Abhandlung  von  Dr.   A.  von  Waltenhofen. 

Bei  der  in  Rede  stehenden  Gleichspannungsmaschine  war  nun  aus 
den  früher  angeführten  Gründen  für  jede  der  beiden  Wickelungen  eine 
derartige  Untersuchung  geplant,  um  so  für  jede  derselben  den  Einfluss 
der  Ankerströme  constatiren  zu  können.  Leider  Hess  sich  das  Ver- 
fahren von  D  e  p  r  e  z  ,  bei  welchem  bekanntlich  die  Erregung  der 
Elektromagnete  durch  eine  zweite  Stromquelle  zu  erfolgen  hat,  nur  für 
die  directe  Wickelung,  und  selbst  auch  da  nicht  vollständig  in  dem 
wünschenswerthen  Umfange  zur  Ausführung  bringen,  während  es  sich 
bei  der  Nebenschlusswickelung  als  undurchführbar  erwies,  da  die  Span- 
nung der  uns  zur  Verfügung  stehenden  und  zur  Erregung  der  Elektro- 
magnete bestimmten  Stromquelle  (Einzelnlichtmaschine  von  Schucker  t, 
älteres  Modell  E  L^  zu  gering  war,  um  in  dem  grossen  Widerstände 
der  Nebenschlusswickelung  einen  merklichen  Strom  zu  liefern.**) 

Was  die  Widerstandsverhältnisse  der  Maschine  J L.^  (F'g"- 
belangt,  so  ergaben  sich  bei  der  Widerstandsmessung  für  die 
Wickelung  0-44,  für  die  Nebenschlusswickelung  69-69  und  den 
0"2I    12, 


I)  an- 
directe 
Anker 


*)  Siehe  Dr.  A.  von  Waltenhofen  ^Ueber  die  Charakteristik  von  Deprez  und 
über  den  Einfluss  der  Ankerströme  auf  die  Intensität  des  magnetitschen  Feldes*.  Zeitschr. 
f.  Elektr.    1885,  S.  549. 

**)   Für   diese  Wickelung  hat  Herr  Ingenieur  W.   P  e  u  k  e  r  t  den  Einfluss   der  Anker- 
ströme  auf  anderem  Wege   constatiert.   (Siehe  diese  Zeitschrift    1887,   Seite  9). 


54 


Es  seien  nun  in  dem  Folgenden  die  für  die  einzelnen  Wickelungen 
bei  Serienschaltung  ausgeführten  Versuchsreihen  und  deren  Resultate 
namhaft  gemacht. 

I.  Die    directe  Wickelung. 
a)  Mit  Strom  im  Anker. 

Bei  der  Bürste  B  (siehe  Fig.  i)  wurde  die  Verbindung  mit  der 
Nebenschlusswickelung  gelöst,  so  dass  nur  mehr  durch  die  directe 
Wickelung  ein  Strom  ging  und  dieser  allein  die  Erregung  der  Elektro- 
magnete  besorgte.  Die  Tabellen  I  und  II  geben  zwei  Versuchsreihen 
bei  Variation  des  äusseren  Widerstandes,  von  denen  die  erstere  bei 
1165,  die  letztere  bei  1270  Touren  ausgeführt  wurde.  Durch  Messung 
mit  Torsionsgalvanometern  wurde  die  Stromstärke*)  i  und  die  Klemmen- 
spannung Ä  ermittelt,  während  durch  Rechnung  aus  diesen  Grössen  und 
dem  bekannten  Widerstände  der  Maschine  (o'44 -f- 0'2i  =  0-65  ^)  der 
äussere  Widerstand  r,   der  Gesammtwiderstand  W,  die  elektromotorische 

V 

Kraft  £d  und  die  Gröse  -r^r  erhalten  wurde. 


Tabelle  I.  (p  =  1165.) 


Nr. 


w 


^d 


12 

14 


i8-3 
i4'6 

I2'0 

9'9 

7-8 

6-8 

5-2 

4-5 

3-84 

3-00 

••45 
o-8o 

0-55 
0-37 


86-6 
81-5 
78-3 
74-8 
66-9 
63-9 
52-3 
SO'4 
47*4 
42-5 
28-5 

20-8 

17-8 
15-0 


473 
5-58 
652 

7-55 
8'58 

9'39 
10-05 

I  I-20 

12-34 
14-16 
19-65 
26-00 
32-30 
40-54 


5-38 
6-23 
7-17 

8-20 

9-23 

10*04 
io"7o 
11-85 
12-99 
14-81 
20-30 
2Ö-65 
33-01 
41-19 


98-4 
91-0 
86-1 
8. -2 
72-0 
68-3 
55-7 
53-3 
49-9 
44-5 
294 
213 
i8-2 
«5-2 


216-3 

186-9 

162-4 

142-0 

126-2 

II60 

ioS-8 

98-3 

89-7 

78-6 

57-3 
437 
35-2 

2S2 


Tabelle  II. 

{v  =■  1270,) 

Nr. 

/ 

^ 

1- 

W 

Ed 

V 

W 

I 

17-7 

93-3 

5-26 

5'9i 

104-8 

214-8 

2 

14-2 

89-0 

6-26 

6-91 

98-2 

183-9 

3 

Ji-5 

82-7 

7-19 

7-84 

90*2 

1Ö1-9 

4 

9-37 

76-0 

811 

8-76 

82-1 

143-8 

5 

8-1 1 

73-6 

8-19 

9-84 

78-9 

129-0 

6 

689 

68-7 

io"oo 

10-65 

72-2 

119-2 

7 

4-68 

5^^-9 

12-09 

12-74 

59-6 

99-7 

8 

4-00 

53-9 

13-47 

14-12 

5Ö-5 

89-9 

9 

3-50 

50-0 

14-28 

14-93 

52'3 

85-1 

10 

3-00 

47-0 

15-66 

16-31 

49-0 

77-8 

1 1 

•  •56 

33'o 

21-15 

21-80 

34-0 

58'2 

12 

0-97 

255 

26-28 

26-93 

26-1 

47-1 

"3 

0-69 

21-7 

31-44 

32-09 

22-1 

39-5 

14 

0-41 

18-5 

45-'2 

45-77 

18-8 

27-7 

"J   Auf    indirectem   Wege. 


55 


Die  Untersuchung'    bei    zwei  ziemlich    verschiedenen  Tourenzahlen 
hatte    den  Zweck,    einen  genaueren    Mittelwerth  für  die  Constanten  üi 
und  d^  der    für    den    geradlinigen    Theil    der    F  r  ö  1  i  c  h 'sehen    Strom - 
curve  geltenden  Formel 

^  =  77iTr~H (^ 

in  Erfahrung  zu  bringen. 

Aus  den  nach    der    Formel  2  mit    den    in    den  Tabellen  I  und  II 

für    z  und    -=^  angegebenen    Werthen    construirten    Stromcurven    ergab 

sich  nun,  dass  deren  geradliniger  Theil  bei  der  Ordinate  6,  d.  i  bei 
6  Ampere,  beginnt,  und  dass  für 

7/=ii65  (7d  ^=  59-60  ^i  =  S'6i , 

für  z;=:  1270  «d  =  62  00  /^3  =  8-63  , 

also  im  Mittel  a^  =  60  80  und  <^<j  =  8-62  ist. 

Der  durch  die  Formel 

M,=       '  ■ (3 

^d  +  ^d  ? 

charakterisirte  absolute  Werth  des  wirksamen  Magnetismus  erreicht  für 
den  Strom  z  ^  go  sein  theoretisches  Maximum  M^ ,  welches  also  ge- 
schrieben werden  kann  : 

jiZ=4-=fä (4 


6. 


und  das  in  unserem  Falle  den  Werth 


8-62 


^  o  1 160  annimmt. 


Fig*  2. 


a 

27" 

.ax 

oj- 

■^ 

^ 

1  ^ 

(«' 

,<s'- 

' 

^^ 

_-c 

r ■ 

tT 

y 

^ 

^ 

y^ 

_^ 

— 

"  ( 

J--''" 

/ 

if. 

A 

^d 

r- 

■^ 

■^ 

. 

/ 

'/ 

y 

^ 

^ 

^ 

Iffl 

// 

>- 

/ 

;> 

<^ 

/ 

'/, 

'/ 

^ 

'/ 

f/> 

/^ 

/ 

y 

^ 

■wx«- 

In  Fig.  2  sind  die  den  beiden  Tourenzahlen  entsprechenden 
charakteristischen  Curven  (Curven  E^  abgebildet,  welche 
bekanntlich  die  Abhängigkeit  der  elektromotorischen  Kraft  E^  vom 
Erregerstrom  ^  zum  Ausdruck  bringen  und  denen  die  Formel 


E,^ 


(5 


«d  +  ^d  z 
entspricht. 

b)  Ohne  Strom  im  Anker. 
Die    Elektromagnete    wurden,    wie    schon    früher    erwähnt,    unter 
Anwendung    der    directen    Wickelunsf    mit    einer  Schuckert'  sehen 


56 


Maschine  E  L-^^  erregt,  bei  der  man  leider  den  Erregerstrom  nur  bis 
lo  Ampere  steigern  konnte. 

In  den  Stromkreis  des  Ankers  wurde  ein  Torsionsgalvanometer 
für  schwache  Ströme  mit  seinem  Zusatzwiderstand  geschaltet,  mit  dessen 
Hilfe  bei  den  verschiedenen  Erregerströmen  i  die  im  Anker  apftretenden 
elektromotorischen  Kräfte  E\  ermittelt  wurden. 

In  der  Tabelle  III  sind  die  gefundenen  Werthe  für  i  und  E\ 
(für  v=  1165  und  1270)  zusammengestellt  und  es  ergeben  sich  daraus 
die  beiden  in  Fig.  2  mit  E'^.  bezeichneten  charakteristischen 
C  u  r  V  e  n  ,    die  wieder  der  Formel 


B.= 


(ö 


^^'d  +  ^'a  ? 

entsprechen. 

Eine  Vergleichung  (siehe  Fig.  2)  der  nach  diesem  und  dem  frü- 
heren Verfahren  für  gleiche  Erregerströme  erhaltenen  elektromotorischen 
Kräfte  lässt  den  bedeutenden  Einfluss  der  Ankerströme  auf  die  Inten- 
sität des  magnetischen  Feldes  erkennen.  Für  8  Ampere  beträgt  derselbe 
beispielsweise  im  Mittel*)   23.5  X. 


Tabelle  III. 


1165.) 


[v  =  1270. 


E. 


E'c 


E'ä 


E'd 


970 
8-56 

5-50 
373 


98-0 
89-1 
82-3 

737 
67-4 


3-IO 

2-48 

173 
i-iO 
076 
o"33 


Ö07 

54-1 
43-6 
35-0 
28-0 
i9"o 


8-90 
8-28 
7-50 
6-25 
530 
4-34 


1067 

1040 

loi  2 

94'S 

867 

77-8 


370 

275 
2*40 
1-94 
072 
0-45 


717 
58-I 

54-5 
48-2 
28-8 

22-8 


der  Constanten  a'^  und  ^'^  nach  Gleichung  6 


^'ä=  3173 


=  8-33, 
=  7"99- 


Bei  der  Bestimmung* 
ergeben  sich  für 

V  =  1 165 
für  V  =  1270 

also  im   Mittel  a'<i=  33-25  und  d'^  =  8'i6, 

wodurch  dann  dem  Maximum    des    wirksamen  Magnetismus  der  Werth 

-77- ^Z"',!  ^=0'i22  5   entspricht. 

^  d 

Vergleicht  man  diesen  Grenzwerth  für  die  Intensität  des  magne- 
tischen Feldes  mit  jenem,  welcher  bei  der  Untersuchung  mit  Strom  im 
Anker  (o'iiöo)  erhalten  wurde,  so  resultirt  daraus  ein  Einfluss  des 
Ankerstromes  bei  unendlich  grossem  Erregerstrom  von  nur  5'3X,  ein 
Werth,  der  von  jenem  bei  endlichem  Erregerstrom  bedeutend  abweicht. 

2.   Die    Nebenschlusswickelung. 

Zum  Zwecke  der  in  Serienschaltung  für  diese  Wickelung  (mit 
Strom  im  Anker)  auszuführenden  Versuchsreihen  wurde  wieder  bei  der 
Bürste  B  (siehe  Fig.  j)  die  Verbindung  mit  der  Nebenschlusswickelung 
gelöst,    hierauf   das    eine    Ende    des  sonst  an  die  Klemmen  K  und  K' 


*)    D.  h.   für  die  beiden  Tourenzahlen. 
**)  Wobei  zu  beachten  war,  dass  nur  solche  Ströme    aus  Tabelle  III  in  Gleichung  6 
einzusetzen  sind,   deren  Werth  grösser  als  6  Ampere  ist,    weil    die    Formel    nur    für  solche 
Stromwerthe  Giltigkeit  hat. 


57 


gelegten  äusseren  Stromkreises  mit  der  Bürste  B,  das  andere  Ende 
hingegen  mit  dem  nunmehr  freien  Ende  der  Nebenschlusswickelung 
verbunden,  so  dass  Nebenschlussvvickelung,  Anker  und  äusseren  Strom- 
kreis hintereinander  geschaltet  waren. 

In  analoger  Weise    wir    unter     i  a    erhielt    man   dann  die  Werthe 
der  Tabellen   IV  und  V. 

Tabelle  IV.  ico  =  1165.) 


Nr. 


W 


En 


W 


1-31 
105 
0-93 
0-83 
0-68 

o'54 
0*29 


0-65 

lO'ÜO 

14-00 
i6"6o 
i9'8o 

2  PCO 
l6*20 


0-49 
10-09 
15-05 

20-00 
29-12 
38-88 

55-86 


70*62 

8o-22 
85-18 
90-13 
99*25 

log'oi 
125-99 


92-4 
84-2 
79-2 
74-8 
67-5 
58-9 
36-5 


16-49 
i4'52 
I3-6S 
12-92 
11-73 
10-68 
9-24 


Tabelle  V.  [v  =  1270.) 


Nr. 


W 


En 


W 


I 

1-51 

0-67 

2 

1-25 

i2-6o 

3 

1-14 

i6-6o 

4 

i-oo 

19-80 

5 

0-82 

2370 

6 

0-66 

25-50 

7 

0-43 

25-50 

0-44 

10-08 

14-56 

19-80 
28-90 

38-63 
59-30 


70-57 

8o-2i 

84-69 

89-93 

99-03 

I087Ö 

129-43 


106-5 

100-2 

96-5 
89-9 

8i-2 
71-8 
55-6 


17-99 

15-83 
14-99 
14-14 
12-82 
11-67 
9-81 


Auffallend  ist  darin  der  bedeutende  Unterschied  zwischen  der 
Klemmenspannung  und  der  elektromotorischen  Kraft,  welcher  durch 
den  unverhältnissmässig  grossen  Widerstand  der  auf  diese  Weise  her- 
gestellten Serienmaschine  (69*69 -j- 0'2i  =  69-90  12)  bedingt  ist. 

Nimmt  man  auch  hier  wieder  aus  den  construirten  Stromcurven, 
deren  geradliniger  Theil  bei  nahezu  06  Ampere  beginnt,  die  Bestim- 
mung der  Constanten  «„  und  b^  vor,   so  erhält  man  für 

V  =  1165 
für  .  V  =  1270 

also  als  Mittelwerthe 
I 


Die    Grösse 


/ 


^n  =  6-6y          b^  =  7*57, 

«„  =  6*93          b^  =T  7-25, 

a^^=:  6'8    und    b^  =  y4.i, 

ennt     Dr.     0.     F  r  ö  1  i  c  h 

„Anker 

constante*,  also  eine  lediglich  vom  Anker  abhängige  Grösse,  und 
definirt  dieselbe  (Seite  28  seines  Buches  »Die  dynamoelektrische  Ma- 
schine*) als  den  Strom,  der  im  Anker  erregt  wird,  wenn  der  Magnetismus  i 
herrscht,  die  Geschwindigkeit  =  i  und  der  Widerstand  =  i  sind.  Dr. 
A.  von  Waltenhofen*)  hat  jedoch  durch  Versuche  an  einer 
Serienmaschine  gezeigt,  dass  f  bei  verschiedener  Schaltung  der  Elektro- 
magnete  ganz  verschiedene  Werthe  annimmt,  obgleich  dabei  am  Anker 
gar  nichts  geändert  wurde. 


*)   , Einige  Bemerkungen  über  die  F  r  ö  1  i  c  h  'sehe   Theorie    der    dynamoelektrischen 
Maschinen.*   Zeitschr.  f.  Elektrot.   i886,   S.  456. 


58 

Auch  aus  den  vorstehenden,  das  eine  Mal  mit  der  directen  (unter  la) 
und  das  andere  Mal  mit  der  Nebenschlusswickelung  ausgeführten  Ver- 
suchen ergibt  sich  eine,  wenn  auch  nicht  so  bedeutende  Verschiedenheit, 
denn  wir  erhalten  bei  der  directen  Wickelung  für  f^  den  Werth  O'iiöo, 

bei    der   Nebenschlusswickelung  /„  ^ -7— = =  0-1349. 

Diese  nun  bisher  angeführten  Versuche,  bei  denen  die  beiden 
Wickelungen  der  Maschine  J L^  einzeln  untersucht  wurden,  setzten  mich 
nun  in  den  Stand  unter  Herbeiziehung  von  weiteren  Versuchen,  die  an 
der  genannten  Maschine  bei  der  gleichzeitigen  magnetisirenden  Wirkung 
der  beiden  Wickelungen  ausgeführt  wurden,  eine  Prüfung  der  F  r  ö  1  i  c  h- 
schen  Formel 

\—M\.M\,  '     '  •     ■     ^^ 

vornehmen  zu  können. 

Eine  directe  Bestätigung  dieser  Formel  auf  experimentellem  Wege 
ist  von  Herrn  Dr.  F  r  ö  1  i  c  h ,  insoweit  dies  aus  seinen  Schriften 
hervorgeht,  nicht  gegeben  worden.  Herr  Ingenieur  W.  Peukert*) 
hat  vor  Jahresfrist  das  Zutreffen  dieser  Formel  bei  einem  mit  doppelter 
Bewickelung  versehenen  Magnetschenkel  einer  Gleichspannungsmaschine 
durch  Ablenkungsversuche  nachgewiesen. 

Es  erschien  mir  daher  nicht  überflüssig,  auf  anderem  Wege  für 
eine  ganze  Maschine  dies  auszuführen,  umsomehr  als  sich  noch  andere 
bemerkenswerthe  Schlüsse  daraus  ziehen  lassen. 

In  der  obigen  Formel  bedeuten  M'^ ,  M'^  und  M'  nicht  die  auf 
eine  bestimmte  Maasseinheit  bezogenen  Zahlenwerthe  des  wirksamen 
Magnetismus,  sondern  stellen  das  Verhältniss  dieser  ersteren  zu  den 
theoretisch  möglichen  Maximalwerthen  des  wirksamen  Magnetismus, 
d.  h.  zu  denjenigen  vor,  welche  erreicht  werden^  wenn  wir  den  Erreger- 
strom unendlich  gross  voraussetzen.  Es  geben  uns  also  diese  Grössen 
die  sogenannten  5, Sättigungsgrade***)  an,  und  zwar  M'^  jenen, 
wenn  die  directe  Wickelung  allein,  J/'„  den,  wenn  die  Nebenschluss- 
wickelung allein  die  Magnetisirung  besorgt,  M'  dagegen  den  bei  der 
gleichzeitigen  Wirkung  der  beiden  Wickelungen  resultirenden  Sättigungs- 
grad. Die  Bestimmung  dieses  letzteren  Werthes  wird  durch  die  Formel  7 
erreicht,  sobald  M'^  und  M'^  bekannt  sind.  Die  Kenntniss  dieser  Grössen 
verschaffen  wir  uns  durch  die  mit  den  einzelnen  Wickelungen  vorge- 
genommenen  und  früher  beschriebenen  Versuche. 

Um  in  einfacher  Weise  die  für  jeden  beliebigen  Magnetisirungs- 
strom  durch  die  beiden  Wickelungen  erzielten  Sättigungsgrade  ermitteln 
zu  können,  sind  in  Fig.  3  sowohl  für  die  directe  {M'^)  als  auch  für  die 
Nebenschlusswickelung  {M'„)  die  Curven  der  magnetischen  Sättigungs- 
grade verzeichnet,  wobei  zu  bemerken  ist,  dass  für  die  Curve  M'^  die 
längs  der  Abscissenachse  angegebenen  oberen  Zahlen,  für  die  Curve  M'^ 
die  unteren  Zahlen  als  Magnetisirungsströme  Geltung  haben.  Die  For- 
meln, nach  denen  die  Construction  dieser  Curven  vorgenommen  wurde, 
erhalten  wir  auf  die  folgende  Weise  : 

Nach  der  obigen  I)efinition  für  den  Sättigungsgrad  ergibt  sich  für 
diesen  bei  der  directen  Wickelung 

MU  =  ^ (8 


*)   »Ueber  die  Berechnung  der  Elektromagnete  bei  Compoundmaschinen.*   Zeitschr. 
f.  Elektrot.   1886,  S.  50. 

**)  Nach  der  von    Dr.   A.  von   Waltenhofen  herrührenden  Bezeichnungsweise. 


59 


Setzt  man  für  M^  und  M^  die  durch  Gleichung  3  und  4  gegebenen 
Werthe  ein,  so  kann  man  schreiben 


M\  = 


1>A  i 


«d  +  b^  z   ■   ^d 


^d  +  ^d  ? 


(9 


und   man  bekommt  dann  mit  Einführung  der  früher  ermittelten  speciellcD. 
Werthe  für  a^  und  bf^ 


M',= 


8-62  i 


60-8  +  8-62  i      •••••••  (10 

In  analoger  Weise  ergibt  sich  die  Curve  M'^  für  die  Nebenschluss- 
wickelung nach  der  Formel 

^n    K  7-41    K 

—  ...  (II 


M'=^  =  . 


M^         «n  +  b^  i^         6-%  +  7-41  4 
worin  z„  den  Nebenschlussstrom  vorstellt. 

Die  Curven  sind  erst  von  den  Abscissen  6  A_.,  resp.  0'6  A.  an- 
gefangen voll  ausgezogen,  um  anzudeuten,  dass  von  diesen  Werthen 
angefangen,  erst  die  der  Construction  zu  Grunde  gelegten  Formeln  nach 
der  Fr  ölich' sehen  Theorie  ihre  Giltigkeit  haben. 


Fig. 


0%- 


0£ 


\ 

\ 

1 

.^ 

-^ 

^^^ 

4 

/^ 

y\ 

■ 

U 

y^ 

'     • 

1/ 

/ 

r 

^mfi-C'/' 

*• 

Z  i-  6  S  f<>  n  <U-  /tf  ii  fO 

oi       ou        OS       oi       fo        /a        <■■«■       fS       rs       zo 


Es  handelte  sich  nun  weiter  um  die  Ermittlung  der  zusammen- 
gehörigen Werthe  für  M\  und  J/'„,  wozu  die  Kenntniss  der  durch  die 
einzelnen  Wickelungen  jeweilig  gehenden  Ströme  bei  deren  gleichzeitiger 
Wirkung  nothwendig  war. 

Zu  diesem  Zwecke  seien  in  den  Tabellen  VI  und  VII  zwei  Versuchs- 
reihen*) mitgetheilt,  wie  sie  sich  bei  den  zwei  verschiedenen  Touren- 
zahlen II 65  und  1270  ergaben,  als  die  Maschine  J L.^  mit  ihrer  gewöhn- 
lichen Schaltung  nach  dem  Schema  in  Fig.  i  bei  Variation  des  äusseren 
Widerstandes  einer  Untersuchunsf  unterworfen  wurde. 


*)  Die  erstere  wurde  gelegentlich  der  praktischen  Uebungen  am  elektrotechnischen 
Institute  von  den  Herren  Nirenstein,  Sturm,  Weiss  und  Wolf  durchgeführt. 
(17.  Juni   1886.) 


60 


Tabelle  VI.  (v  =  1165.) 


Nr. 

i 

A 

r 

in 

E 

M'd 

Mn 

M' 

b 

E' 

I 

19-0 

102-9 

5-41 

1-60 

"551 

0-729 

0-636 

o-8i6i 

8-25 

118-9 

2 

l6"2 

103-6 

6-39 

1-59 

114-77 

0-697 

0-634 

0-8003 

8-12 

116-2 

3 

14-2 

103  B 

7-31 

1-58 

112-65 

0-665 

cb^z 

0-7873 

8-14 

114*5 

4 

ii-i 

103-4 

9-32 

1-55 

109-92 

o-6i2 

0-628 

0-7656 

8-II 

111-3 

5 

lO'I 

103-4 

10-24 

1-54 

109-76 

0-589 

0-627 

0-7569 

8-03 

iio-o 

6 

97 

103-2 

10*64 

1-54 

108-83 

0-579 

0-627 

0-7531 

8-04 

109-5 

7 

8-8 

103-3 

"•75 

1-53 

108-76 

0-559 

0625 

0-7458 

7-99 

1085 

8 

7-5 

103-0 

1373 

1-52 

107-13 

0-515 

0-625 

07318 

7-96 

106-4 

9 

6-8 

102-5 

15-07 

1-51 

106-66 

0-491 

0622 

0-7230 

7-89 

105-2 

10 

5'9 

102-6 

17*39 

1-51 

105-74 

0-456 

0-622 

0-7130 

7-86 

103-7 

Tabelle  VII.  {v^  1270.) 


Nr. 

i 

A 

r 

ia 

E 

M'ö 

M'rx 

M' 

b 

W 

I 

16-9 

II2-8 

b-by 

I-7I 

124-15 

0-704 

0-651 

0-8093 

8-27 

128-3 

2 

14-4 

"37 

7-90 

1-71 

123-41 

0-670 

0-651 

0-7957 

8-18 

126-1 

3 

II-5 

114-2 

9-93 

I-7I 

122-02 

0-619 

0-651 

0-7773 

8-09 

123-2 

4 

81 

114-2 

14-09 

1-69 

119-81 

0-535 

0-648 

0-7495 

7-95 

118-8 

5 

7-3 

ii4'3 

15-66 

1-68 

119-39 

0-509 

0-647 

0-7416 

7-89 

117-6 

6 

6-0 

114-0 

19  oc 

1-67 

118-25 

0-460 

0-645 

0-7275 

7-81 

ii5"4 

Gemessen,  und  zwar  mit  Torsionsgalvanometern,  wurden  hiebei 
wieder  der  äussere  Strom  z  und  die  Klemm enspjannung  A,  während  die 
Werthe  für  den  äusseren  Widerstand  r  den  Quotienten  aus  A  und  i 
darstellen. 

Nachdem  wir  es  hier  mit  einer  Gleichspannungsmaschine  zu  thun 
haben,  deren  Nebenschlusswickelung  parallel  zum  Anker  gelegt  ist,  so 
ist  der  äussere  Strom  i  identisch  mit  jenem,  welcher  die  directe 
Wickelung  durchsetzt. 

Der  Nebenschlussstrom  wurde  nach  der  Formel 


A  +  zr, 


(12 


gefunden,  in  welche  für  den  Widerstand  der  directen  Wickelung  {r^  und  der 
Nebenschlusswickelung  (r„)  die  Eingangs  angegebenen  Werthe  eingesetzt 
wurden. 

Bemerkenswerth  ist  die  geringe  Aenderung  des  Nebenschluss- 
stromes, die  bei  der  entsprechenden  Aenderung  des  Stromes  in  der 
directen  Wickelung  oder  des  Widerstandes  im  äusseren  Stromkreis  um 
das  Dreifache  nur  etwa  5  %    beträgt. 

Mit  Hilfe  der  Werthe  für  i  und  z„  wurden  in  den  Curven  in  Fig.  3 
die  diesen  Strömen  entsprechenden  Sättigungsgrade  aufgesucht  und  in 
den  mit  M\  und  M\  überschriebenen  Rubriken  zusammengestellt.  Setzt 
man  dann  die  zusammengehörigen,  soeben  gefundenen  Werthe  in 
Formel  7  ein,  so  ergeben  sich  für  die  resultirenden  magnetischen 
Sättigungsgrade  die  unter  M'  angeführten  Werthe.  Dieselben  zeigen 
schon  einen  ganz  bedeutend  hohen  Grad  der  magnetischen  Sättigung 
(über  81  X),  welcher  sich  noch  etwas  höher  gestellt  haben  würde,  wenn 
die  Maschine,  welche  für  35   sechzehnkerzige  Edison-Glühlampen  älterer 


61 


Construction  (ä  075  A.)  construirt  ist,  bei  ihrer  Maximalleistung  bean- 
sprucht worden  wäre. 

Um  von  den  Aenderungen  der  Sättigungsgrade  M\ ,  M\  und  M' 
bei  verschiedener  Beanspruchung  der  Maschine  ein  übersichtliches  Bild 
zu  bekommen,  sind  in  Fig.  4  tür  die  Versuchsreihe  bei  1165  Touren 
die  Abhängigkeit  dieser  Grössen  von  dem  äusseren  Widerstände  durch 

Fig.  4. 


OK 

\ 

tTr 

\, 

~^ 

--.v^ 

^ 

>2 

\ 

V- 

- 

tf'f 

0'! 

^^ 

\, 

^Af^ 

r'i- 

M^ 

^^ 

O'lf 

^   -.^ 

.-._ 

O'f 

(>'^ 

V-  / 

'6S 

n 

0^ 

'^TTt' 

J^         s        ^s        is       20        SU       2S        zz       se       jta 

die  drei  Curven  versinnlicht.  Es  sind  dieselben  wieder  soweit  voll 
ausgezogen,  als  sie  nach  der  F  r  ö  1  i  c  h  '  sehen  Theorie  als  zutreffend 
bezeichnet  werden  können,  und  es  lassen  sich  daraus  die  folgenden 
bemerkenswerthen  Thatsachen  ersehen  : 

1.  Bei  einer  Gleichspannungsmaschine  fällt  die  Curve  des  relativen 
Magnetismus  (natürlich  bezogen  auf  den  äusseren  Widerstand)  für  die 
directe  Wickelung  steil  ab,  während  jene  für  die  Nebenschlusswickelung 
nahezu  eine  mit  der  Abscissenachse  parallele  Gerade  bildet  ; 

2.  herrscht  bei  grossen  Stromstärken  (hier  bis  zu  ii*/  A.)  die 
Wirkung  der  directen  Wickelung  vor,  bei  kleineren  Stromstärken  hin- 
gegen ist  dies  für  die  Nebenschlusswickelung,  und  zwar  in  bedeuten- 
derem Maasse  der  Fall. 

Gehen  wir  nun  schhesslich  auf  die  Ermittlung  der  in  den  Ta- 
bellen VI  und  VII  weiter  aufgeführten  Werthe  von  E  und  E'  über, 
wodurch  wir  auch  gleichzeitig  für  die  Richtigkeit  der  Formel  7  den 
Nachweis  auf  experimentellem  Wege  erbringen. 

Die  unter  E  für  die  elektromotorische  Kraft  der  Maschine  ange- 
führten Werthe  wurden  mittelst  der  Formel 


^=A 


,        ^'a  +  ^^d         I        ^a  il\  +   r) 


(13 


berechnet,  während  jene  für  E'  aus  M'  in  folgender  Weise  sich  ergeben 
haben  : 

Bekanntlich*)  ist  der  Zusammenhang   zwischen   den   relativen  Mag- 
netismen und  den    durch    sie    erregten    elektromotorischen   Kräften    bei 


*)  Siehe  Dr.  A.  von  Waltenhofen   ^Einige  Bemerkungen    über    die  Frölich- 
sche  Theorie  der  dynamoelektrischen  Maschinen.*      Zeitschr.  f.  Elektrot.   1886,  S.  455. 


62 

der  Wirkung  einer  Wickelung  ausgedrückt  durch  Gleichungen  von  der 
Form 

h     F                      h    F 
M\=^^;M'^='-^^ (14 

v  ■  v 

Eine  ähnliche    Gleichung    wird    auch    bei    der    Zusammenwirkung 
zweier  Wickelungen    bestehen    müssen,    so    dass    wir  schreiben  können 

M'  =  ^     .........   15) 

V 

wobei  es  sich  um  den-  in  die  Formel  einzusetzenden  Werth    für  d  han- 
deln wird,  da  nach  dem  früheren    die  Werthe  für  d^  und  b^  nicht  gleich 
ausgefallen  sind,  wie  es    eigenthch  die  Theorie  verlangt  hätte. 
Bestimmt  man  für  b  die  Werthe  aus  Gleichung 

v.M' 

so  ergeben  sich  hiefür  die  in  den  Tabellen  VI  und  VII  unter  b  ver- 
zeichneten Werthe,  denen  der  Mittel  werth  8-035  entspricht.  Diesem 
Mittelwerthe  kommt,  wie  vorauszusehen  war,  das  arithmetische  Mittel 
aus  den  Werthen  für  b^   und  b^,  nahezu  gleich,  denn  es  ist 

^d4-^„         8-62  +  7-41 

= ^=  o  O I . 

2  2 

Legt  man  diesen  letzteren  Werth  der  Berechnung  von  E  aus  M, 
zu  Grunde,   indem  man  setzt 

^  ~"  8-OI    ' 

so  erhält  man  die  Werthe  E'  der  Tabellen,  did  mit  jenen  von  E  ver- 
glichen, eine  befriedigende  Uebereinstimmung  zeigen  —  die  grösste 
Abweichung  beträgt  3'3  %  — ,  umsomehr,  wenn  man  bedenkt,  dass 
bei  der  Berechnung  der  Werthe  für  E  nach  Formel  13  bei  den  sehr 
verschiedenen  Stromstärken  die-  gleichen  Widerstandswerthe  der  ein- 
zelnen Theile  der  Maschine  angenommen  wurden. 

Es  kann  also  für  das  b  der  Gl  e  i  c  h  s  p  a  n  n  u  n  g  s - 
maschine  das  arithmetische  Mittel  aus  den  Werthen 
der  Constanten  b  für  die  einzelnen  Wickelungen 
gesetzt    werden. 

Dass  die  obigen  Erläuterungen  auch  den  Nachweis  für  die  Richtig- 
keit der  Formel  7  gegeben  haben,  braucht  nicht  erst  näher  auseinander- 
gesetzt i\x  werden. 

Ueber  Berechnung  elektrischer  Glühlichtleitungen. 

Von  CARL  HOCHENEGG,  Ingenieur  bei  Siemens  &  Halske. 
(Schluss.) 

In  dieser  Gleichung  sind  L^  bis  L^  +  1,  sowie  i^  bis  Zq  bekannt. 
(2i  bis  ön  +  1.  sowie  K^  bis  Kn  +  i  oder  deren  Verhältniss  zu  ein- 
ander, müssen  gewählt  werden,  damit  die  beiden  Unbekannten  Jj.  und 
Jj  aus  obiger  Gleiehnng  und  der  zweiten  Bedingung,  nämlich  Jy  -\-  Ji  =■ 
=  h~t-  h~\~ ^n  gefunden  werden  können. 

Für  Ji  =■  iy  -\-  t^  -|-  z',j  -|_  .  . .  .  4  —  j;  eingesetzt,  stellt  sich  obige 
Gleichung  wie  folgt  dar : 


63 


Jr   ^1       ,       (</.■    —  ?'l)  Lo 


(^1+^2    4- ^  4  —Jr)Ln  +  l 


QrK, 


(?2  ^2  '  Ön  +   1   iC  +   1 

,         (^"l  +  ^2  + 4    -    1  —  Jr    )   i>n  , 

ßn  A'.  "^    •    • 

nach  Producten   von  Jr  und  z  geordnet,  erhält  man 


Jr 


X„ 


+  1 


Qu   +   1  Kn 


4-  1 


ßu  Ku 


^3  I  -^2 


i>l 


QsK^'Q.K^    '    Ö, /fi 


Z 


n  +   1 


u 


Qu  +  1  Ky^  +   1  '        ön  A"„ 


+  .•  + 


U 


QoK^ 


ön    -STn 


+  •••  + 


L. 


03^3 


+ 


+  ^n 


i^n 


+  1 


i^n 


ön  +  liCo  +  x         '       ö 

ebenso  hätte  man  für  Ji   erhalten 


tk:]^'^ 


Ln 


Jl 


u 


Q,K, 


Qo  K, 


+ 


QnK^ 


-f 


ö  u  +  1  An  +  i 
A^n   +  1 


ön  +  1     An  4.  1 


Lo 


'Möi  A-i  ^  Q^K, 

An  +  1 


•••+  önk  J+^'^-^iörAr'^ 


A, 


n  +   1  An  +  1     )  "  l  öl  Aj 


02^2 


+  ^' 


Ö2A2 


Aj 


Werden  wie  früher  die  Ausdrücke 


JA 


-     Leitungsmomente      be- 


nannt, so   sagen  obige  Gleichungen : 

sDie  Summe  der  Leitungsmomente  der  ein- 
zelnen Abzweigungen  gegen  den  einen  Zufüh- 
rungspunkt ist  gleich  dem  Leitungsmomente  der 
Stromzuführung  vom  zweiten  Zuführungspunkte 
gegen  ersteren.'^ 

Der    Spannungsverlust    an    einer  beliebigen  Stelle  z.  B.  bei  //  ist 
wie  ebenfalls  aus  der  Ausgangsgleichung  hervorgeht  gleich: 

Jr   L^  (Jr    —  Z'i)   A2  Jl    La  +  1  1       C»^'    ^n  )  An 


^£u  = 


öl^l 


+ 


02^2 

{Jl.    —  in 


Q-o_  _j_  1  An  -L.  1  ßn  An 

Zn  -  1  — —  4)  ^3 


+ 


03^3 


Ordnet    man    diese    Gleichung    wie    früher    nach  Producten  von  J 
beziehungsweise  i,  so  erhält  man : 


AAtt  = 


+ 


Jr 


Al 


ÖnAn 


Öl-Ai 

+  ....+ 


+ 


ßoAo 


Ö,A, 


An 

QnKn 


=  Ji 


La.  +  1 


Qn  +  1    An  +  1 
An  _  1 


Qa^,Kn-l 


+ 


+ 


L, 


Q.K, 


A. 


'   Q,K, 


Diese  Gleichung  sagt  bei  Beibehaltung  der    früheren    Benennung 


64 


„Der  S  p  a  n  n  ungs  Verl  US  t  an  einer  beliebigen 
Stelle  ist  gleich  der  algebraischen  Summe  der 
Leitungsmomente  aller  links  oder  rechts  befind- 
lichen Strom  zu-  und  Abführungen  gegen  die  in's 
Auge  gefasste  Zone." 

Nimmt  man  durchwegs"  gleichen  Querschnitt  und  Leitungsfähigkeit 
an,  d.  h.  setzt  man  Q^Ki  =  Q2K2^=  .  -  .  =Qn  +  i  Kn  +  i,  so  vereinfachen 
sich  obige  Gleichungen   wie  folgt : 

J,  (jLg  +  1  -h  Zn  +  ■  .  +  ^2   +  -^j)  =  h  {La  +  l-]-La+.,   L^)-^  t^  (Ln  +  1  + 
+  .  .  .  +  i.3)  +  Zg  (Lo  +  1  +  .  .  +  i^4)  +  •  •  +   4  +  1  (i^a  +   1   +  Xn  )  +  /n  i^n+1 

und 

+  H  (^1  +  ^2  +  -^3)  +  H  iLi  -V-  L2)  +  ii  Li 
und  endlich  der  Spannungsverlust 


^En 


Jt  (Li  -\-   L2)  —  z'i  L2 


[J,   (i.„  +  i  +  i,+  . 


--  QK  L      '^    '       ''        '    '1        QK 

+  L^)  —  in  (La  +  i>a  _  1  .  •  +  i^g)  —  4  -  1  (^n  -  1  +  ^a  -  2  +  .  •  i^s)  + 

+  h  (Li  +  L^)  +  4  L^] 

Trotz  der  vorgenommenen  Vereinfachungen  gewährt  die  Rechnung 
keinen  übersichtlichen  Einblick  in   die    Verhältnisse. 

Im  Nachstehenden  wurde  versucht,  zur  graphischen  Darstellung 
Zuflucht  zu  nehmen.*) 

Eine    solche    ist    leicht    zu    erhalten,     wenn    man    die    Gleichung 

^  E  =  in  die  Form  einer  Proportion  bringt  und  diese  dann  durch 

ähnliche  Dreiecke  darstellt. 

Aus  obiger  Gleichung  lassen  sich  folgende  Proportionen  ableiten: 
I.  ^EQ■.L  =  J•.K•  2.  ^E:L  =  J:KQ;  3.  Q:L^J:K\E. 
Dieselben    haben    sämmtlich  die  Form  a  \  b  ^ c\  d.    In  dieser  Pro- 
portion    stellt    a    die    vierte     Proportionale     zu     den     drei     gegebenen 
Grössen  b,    c    und    d  vor,    und  kann  auf  verschiedene  Arten  construirt 
werden. 

Fig.  10. 


In    vorstehender  Fig.   10    wurde    z.    B.  der    dem    gegebenen  Ver- 

c 
hältnisse  — —    entsprechende    Strahl    L    construirt,     indem    man    von     0 

aus  d  als  Abscisse  und  c  als  die  dazugehörige  Ordinate  von  /  aus  auf- 


*)  NB.  Dieser  Theil  der  Abhandlung  entspricht    dem  am    15.  December  im  Elektro- 
technischen Verein  vom  Verfasser  gehaltenen  Vortrage. 


65 


getragen  und  0  mit  q  verbunden  hat.  Hierauf  wurde  Oj>i=  d  und 
Pi^i\\J^Q  gemacht  und  ergab  sich  dabei  pvqx^a  als  die  gesuchte 
Strecke,   denn   es  verhält  sich 

a:  b  -^  c\d 

Dieses  Constructionsverfahren  lässt  sich  auf  alle  drei  obigen  Pro- 
portionen anwenden. 

Will  man  z.  B.  den  Spannungsverlust  A  E  suchen,  welcher  in  einem 
von  der  Stromstärke  ,/  durchßossenen  Leiter  vom  Querschnitt  Q  und 
der  Leitungsfähigkeit  K  auf  der  Länge  h  desselben  auftritt,  so  hat  man 
auf  einer  den  Leiter  darstellenden  Geraden  0  P,  siehe  Fig.  ii,  in  der 
Entfernung  OK.  vom  Ausgangspunkte  0  (nach  einem  Längenmaass- 
stabe gemessen)  auf  einer  Normalen  die  den  Leiter  durchfliessende 
Stromstärke  J  (nach  einem  Strom maassstabe)  aufzutragen,  und  erhält 
dann  den  auf  der  Länge  h  des  Leiters  auftretenden  Spannungsverlust 
'S.  E,  wenn  man  in  der  Entfernung  h  vom  Ausgangspunkte  eine  Nor- 
male p^  <7i  bis  zum  Schnitte  mit  dem  verlängerten  Strahle  Oq  q 
errichtet  und  die  Länge   dieser  Normalen  am  Strommaassstabe  abmisst. 

Fig.  u. 


-/» 


Hätte  man  (9/  =  K  gemacht,  so  würde  Y  das  Product  ^  E  Q 
darstellen,  während,  wenn  0  p  ^=  K  S  E  gemacht  wird,  Y=Q  wird, 
d.  h.  jenen  Querschnitt  gibt,  bei  welchem  auf  die  Länge  L  und  durch 
die  Stromstärke  J  der  Spannungsverlust  A  E  entsteht. 

Aendert  sich  an  einer  Stelle  des  Leiters  die  denselben  durch- 
fliessende Stromstärke,  z.  B.  zufolge  einer  Abzweigung,  so  erhält  man 
die  Summe  der  Spannungsverluste  an  einem  behebigen  Punkte,  indem 
man  die  Construction  an  den  Abzweigepunkten  in  derselben  Weise 
wie  früher   wiederholt  (siehe  Fig.    12). 

Fiff.  12. 


Man  construirt  also  zuerst  den  Spannungsverlust  bei  /,  nämlich 
A  E^,  dann  den  sich  zu  demselben  addirenden  Spannungsverlust  A  Eic^ 
und  erhält  in  der  Summe  der  beiden  den  Spannungsverlust  A  En  und 
so  fort. 

Behufs  Vereinfachung  des  Verfahrens  kann  man  die  Dreiecke 
Oo  /o  qo  ,   Ol  pi   qi  ,   Onpuqn  in  einer  Figur  vereinigen  und  braucht 


66 


dann  nur  die  entsprechenden  Parallelen  zu  ziehen  (siehe  Fig.  13).  Bei 
dieser  Construction  erscheinen  die  einzelnen  von  Co  aufeinanderfolgend  ab- 
zweigenden Stromstärken  in  derselben  Reihenfolge  auf  der  Linie  po  ^o  , 
von  qo  nach  abwärts  betrachtet.  Es  ändert  an  der  Sache  nichts,  wenn 
man  die  Construction  um  iSo^  gedreht  ausführt,  d.  h.  die  von  Oo  aus- 
fliessende Stromstärke  J  zuerst  auf  einer  Verticalen  Oo  3  siehe  Fig.  14 
aufträgt,  und  in  dem  so  erhaltenen  Punkte  eine  horizontale  Gerade 
zieht,  auf  welcher  die  Strecke  Q  K  aufgetragen  wird. 

Fig.  13- 


Man  erhält  die  einzelnen  Hypotenusen  parallel  wie  früher,  hat 
aber  den  Vortheil,  dass  die  von  Oq  aus  aufeinanderfolgenden  Stromab- 
zweigungen auch  in  der  Construction  von   0^  aus  aufeinanderfolgen. 

Fig.  14. 


TlTFtiH-i-R-H-TTH 


r-TT-ri  I   I  M  I  I  I  r~ 


*f. 


^ 


4 — t- 


-^ 1- 


Lä~l%0t,^J,.rtxCLJ^.»^t4aLh 


Ausserdem  erhält  man  leicht  ein  Bild  der  in  den  einzelnen  Leitungs- 
Querschnitten  fliessenden  Stromstärken  in  den  Ordinaten  einer  Fläche 
(in  Fig.44  schraffirt),  welche  erhalten  wird,  wenn  man  von  den  Punkten 
I,  2,  3  ...  .  des  Constructions-Dreieckes  Parallele  zur  Grundlinie  bis 
zu  den  Richtlinien  der  betreffenden   Abzweigungsstellen  zieht. 

Um  sich  in  den  Maassstäben  nicht  zu  irren,  construire  man  den 
Längenmaassstab  horizontal,  den  Strommaassstab  aber  vertical  und 
merke  sich,  dass  alle  Strecken  in  dem  ihnen  parallelen  Maassstabe 
aufzutragen  oder  abzugreifen  sind. 

Wenn  irgendwo  der  Querschnitt  des  Leiters  geändert  wird,  z.  B. 
in  der  Entfernung  /  von  (9o. ,  so  hat  man  behufs  Bestimmung  des 
Spannungsverlustes  nur  die  Poldistanz  H  =  Q  K  von  da  an  in  H^  =  Öi  K 
zu  ändern,  dass  heisst  den  Pol  C  nach  C^   zu  versetzen  (siehe  Fig.    15). 

Eine  solche  graphische  Darstellung  gewährt  oft  weit  mehr  Ein- 
blick in  die  Verhältnisse  wie  die  Rechnung  und  dürfte  oft  schneller 
durchzuführen  sein,  wie  diese.  Sie  gewährt  überdies  noch  den  Vortheil, 
dass  man  bei  eventuellen  Aenderungen    in   den   der  ersten  Untersuchung 


67 


zu  Grunde  gelegten  Verhältnissen  leicht  den  Einfluss  derselben  er- 
kennen kann. 

Als  Beispiele  sind  im  Nachfolgenden  die  in  den  Fig.  4  bis  7  dar- 
gestellten Fälle   der   graphischen   Behandlung  unterzogen. 

Nachdem  die  Constructionen  der  dargestellten  Diagramme  genau 
nach  dem  soeben  angegebenen  Verfahren  durchgeführt  sind,  wurde  von 
einer  nochmaligen  Beschreibung  des  Vorganges  abgesehen. 

Fig.  16,  Taf.  L  stellt  den  in  Fig.  4  gezeichneten  Fall  dar.  Dabei 
sind  die  durch  den  Leiter  Li  verursachten  Spannungsverluste  nach  auf- 
wärts, die  von  Lg  stammenden  nach  abwärts  construirt.  Die  Summe 
beider  Ordinaten  gibt  den  gesammten  Spannungsverlust  für  jeden  Punkt 
der  Leitung.  Werden  dieselben  am  Strommaassstabe  abgemessen,  so 
erhält  man   die  Spannungsverluste    direct  in  Volt. 

Fig-  15- 


Jf^ffJC 


c 

^ 

V- 

S^£^, 

'^^^^ 

^-^ 

/^" 

''. 

y^ 

^^^.^"--^^ 

^ 

'^ 

-^ 

i, 

/ 

^ 

z 

Q 

TL     Q. 

i  — 

f 

i  ..... 

H 

Der  rentable  Querschnitt  wurde  bereits  oben  berechnet  und  mit 
Qr=9Qu.-Mm.  erhalten.  Die  nachfolgende  graphische  Untersuchung 
soll  nun  zeigen,  ob  die  mit  demselben  verbundenen  Spannungsverluste, 
resp.  die  auftretenden  Polspannungen  in  den  einzelnen  Punkten  der 
dritten  Bedingung  für  Berechnung    von   Glühlichtleitungen    entsprechen. 

Zu  dem  Ende  wurde  die  Poldistanz  o  C^=-  9*0  X  57  =  5^3  Längen- 
einheiten gewählt,  so  dass,  wie  oben  bereits  erwähnt,  die  Ordinaten  Y 
direct  die  Spannungsverluste  A£"  darstellen. 

Aus  diesen  und  der  Polspannung  der  Maschine  ergeben  sich  dann 
die  an  den  einzelnen  Punkten  auftretenden  Polspannungen. 

Aus  dem  erhaltenen  Diagramme  ersieht  man,  dass,  wenn  alles 
brennt,  der  Spannungsverlust  im  Punkte  11^,  wie  schon  früher  rechnerisch 
gefunden,  wj  Volt  beträgt;  wird  die  Gruppe  i/'"  ausgeschaltet,  dabei 
jedoch  die  Spannnng  an  der  Controllampe  /  constant  erhalten,  so  sinkt 
der  Verlust  bei  11-^  auf  8  Volt ;  wird  auch  noch  //"  ausgeschaltet,  so 
treten  nur  4* 3  Volt  Verlust  auf.  Würde  m.an  alle  Lampen  bis  auf  eine 
bei  //'  und  die  Controllampe  /  ausschalten,  so  sinkt  bei  constanter 
Spannung  bei  /  der  Verlust  bei  //'  auf  i'2  Volt  herab.  Obwohl  also 
an  der  Controllampe  die  Spannung  constant  erhalten  wird,  variirt  die 
Spannung  bei  //'  um  mehr  als  10  Volt.  Wollte  man  dem  vorbeugen, 
so  hätte  man  die  Leitungen  zwischen  /  und  //'  entsprechend  zu  ver- 
stärken oder  die  Anordnung  zu  verwerfen  und  die  Controllampe  anders 
einzuschalten. 

Um  die  im  ersteren  P'alle  anzuwendenden  Leiterquerschnitte  zu 
bestimmen,    construire    man    durch  Wahl    der    Poldistanz    /7=:  57  das 


68 

Product  Q  'X  ^  E  als  Ordinate  des  Linienzuges  an  jedem  beliebigen 
Punkte  und  bestinnme  nach  Wahl  der  zulässigen  Spannungsdifferenz  die 
dazu  nöthigen  Querschnitte.  Wäre  der  zulässige  Spannungsverlust  A  E 
für  irgend  einen  Punkt  gegeben,  so  liesse  sich  der  nöthige  Leiter- 
querschnitt bestimmen,  indem  man  die  Poldistanz  //:=:A£X  57  wählt, 
so   dass  die  Ordinate   direct  den  gesuchten  Querschnitt  gibt. 

In  Fig.  17,  Tafel  I,  wurde  die  in  Fig.  5  dargestellte  Anordnung 
graphisch  untersucht  und  ist  daraus  ersichtlich,  dass  der  zweite  Weg, 
nämlich  Aenderung  der  gesammten  Anordnung,  einfacher  und  besser 
zum   Ziele  führt,  wie  die  Verstärkung  der  Leitungen. 

Es  wurde  nämlich  angenommen,  dass  die  ControUampe  /  von  der 
früher  veränderlichen  Stelle  //'  aus  gespeist  werde,  indem  eine  Doppel- 
leitung von  daselbst  bis  ins  Maschinenhaus  zurückgeführt  wurde  und 
dass  nunmehr  diese  Stelle  zum  Controlpunkte  der  Leitung  geworden  sei. 

Der  Spannungsverlust  bei  //'  beträgt  bei  vollem  Betriebe  12*1 
Volt.  Von  da  bis  zur  ControUampe  wären  2  Volt  Verlust  zulässig,  so 
dass  letztere  bei  vollem  Betriebe  um  14"  i  Volt  weniger  Spannung  erhält, 
als  die  Maschine  leistet.  Der  Querschnitt  der  zurückzuführenden  Leitung  q 
wurde  graphisch    bestimmt,    indem   die   Linie  C I  von  /  aus  parallel  zu 

I II  gezogen  und  die  Poldistanz  h^=  o  c    abgemessen  wurde.  —  =  q. 

Wenn  nun  an  der  ControUampe  die  Spannung  constant  erhalten 
wird,  so  muss  die  Spannung  an  der  Maschine  um  4  Volt  verringert 
werden,  sobald  eine  der  Gruppen,  z.  B.  //"'  ausgeschaltet  wird,  um 
8  Volt  sinken,  wenn  20  Lampen  verlöscht  werden  und  endlich  um 
wj  Volt  vermindert  werden,  wenn  ausser  der  ControUampe  /  nur 
eine  Lampe  bei  //  brennt. 

Die  graphische  Darstellung  zeigt  weiter,  dass  die  Spannung  bei//^  und 
//"'  im  Maximum  um  2*4  Volt  differiren  kann  wnd  dass  diese  Differenz 
vermindert  wird,  wenn  die  Leitung  von  //''  bis  11"  verstärkt  wird,  je- 
doch   von     den   Dimensionen    der    anderen  Leitungen    unabhängig    ist. 

Die  Wirkung  der  Gegenschaltung,  welche  in  Fig.  6  dargestellt 
ist,  veranschaulicht  Fig.    18,   Tafel  L 

Der  Querschnitt  der  Leitung  /  wurde  wie  der  in  Fig.  17  mit 
i'6  Qu.-Mm.  angenommen;  dadurch  ergibt  sich  ein  Spannungsverlust 
bis  zur  ControUampe  /  von  iO"8  Volt,  wenn  alles  brennt,  während  bei 
der  Gruppe  //]  ein  Verlust  von  15-2  Volt  auftritt.  Wird  die  Spannung 
bei  /  constant  erhalten,  so  sinkt  die  Spannung  bei  //'  um  1-9,  3*5 
und  5*2  Volt,  sobald  bei  //  beziehungsweise  10,  20  und  29  Lampen 
ausgeschaltet  werden,  während  an  der  Maschine  die  Spannung  um  2-7, 
6  und  9, Volt  vermindert  werden  muss.  Will  man  die  starken  Ver- 
änderungen der  Spannung  bei  //  vermindern,  so  hat  man,  wie  die 
graphische  Darstellung  zur  Genüge  ersichtlich  macht,  nur  den  Leiter 
Li  entsprechend  za  verstärken,  da  eine  Verstärkung  von  L.^  in  dieser 
Hinsicht  keinen  Vortheil  bringen  würde.  Ja  man  wird  sogar,  um  den 
rentablen  Spannungsverlust  nicht  zu  sehr  zu  überschreiten,  bei  einer 
Verstärkung  von  Zi  gleichzeitig  h^  bis  zur  Feuersicherheitsgrenze  ver- 
mindern können. 

Zu  erwähnen  ist  noch,  dass  bei  obgenannter  Darstellung  der 
Leiter  L^  in  eine  Gerade  ausgestreckt  von  rechts  nach  links  verlaufend 
gezeichnet  wurde,  während  der  Leiter  Li  von  links  nach  rechts  derart 
construirt  wurde,  dass  sich  die  Punkte  der  einzelnen  Stromabgaben  decken. 

Schon  aus  dieser  Construction,  viel  mehr  aber  noch  bei  Behand- 
lung des  in  P^ig.  7  dargestellten  Falles  (Fig.  19)  ergibt  sich  die  Bestäti- 
gung der  dadurch  zu  beweisenden  Behauptung,   dass  bei  Gegenschaltung 


69 


die  Controllampe,  wenn  sie  an  einem  Ende  der  Gegenschaltung  ein- 
geschaltet ist,  von  den  an  dem  anderen  Ende  stattfindenden  Variationen 
in  der  Stromabgabe  sehr  wenig  anzeigt. 

Während  nämlich  die  Spannung  bei  //von  l'auf  ]'i  sinkt,  sobald 
die  daselbst  brennenden  Lampen  von  ii  auf  i  reducirt  werden,  macht 
sich  bei  der  Controllampe  /  nur  eine  Spannungsveränderung  von  y 
auf  j'i  bemerkbar.   Dabei  ist  j'i  =  \\    jedoch    1' mehr  als  4mal  j'. 

Fig.  19. 


Die  eben  behandelten  Beispiele  geben  Beweis  darüber,  dass  die 
graphische  Behandlung  den  Einblick  in  die  Verhältnisse  wesentlich 
unterstützt,  dieselbe  wird  jedoch  weitaus  dankbarer,  wenn  die  Verhält- 
nisse complicirter  werden. 

Zum  Beweis  ist  der  in  Fig.  9  dargestellte  Fall  nachstehend 
graphisch  untersucht.  Dabei  wurde  der  in's  Auge  gefasste  Leiter 
bei  B  auseinandergeschnitten  gedacht  und  in  eine  Gerade  B  B  aus- 
gestreckt —  siehe  Fig.   20. 

Die  Punkte  I,  II,  III  ...  .  sind  wie  früher  Abzweigungspunkte,  an 
welchen  die  Stromstärken  Zi,   ic,,  i^  .  .  .  .  Ueberleitung  finden. 

Die  Enfernungen  dieser  Punkte  voneinander,  resp.  von  B  sind 
L^,  h^,  L^  .  .  .  .  L^,  La-d-  ].  und  die  Querschnitte  dieser  Leiterlängen, 
bezw.  Q^,  Q2,  Ö3  •  •  •  .  ön  +  1.  Letztere  seien  zur  Vereinfachung  des 
Falles  einander  gleich,  also   Q^  ^  Q^  ^r=  .  .  .  z=  Q^  _^-^^z=  Q  angenommen. 

Ausserhalb  der  Figur  sind  nun  die  Stromdreiecke  construirt,  indem 
auf  einer  Geraden  B  D  aufeinanderfolgend  die  in  den  einzelnen  Punkten 
I,  II,  III  ..  .  abzweigenden  Stromstärken  nach  einem  Strom-Maassstabe 
gemessen,  aufgetragen  wurden,  und  in  der  Poldistanz  H  =  ^y  davon 
entfernt  der  Pol  C  gewählt  und  mit  den  einzelnen  Abschnitten  der 
Geraden  B  D  verbunden   wurde. 

Zu  den  so  erhaltenen  Polstrahlen  sind  aufeinanderfolgend  von 
Abzweigung  zu  Abzweigung  Parallele  gezogen,  wodurch  als  Endpunkt 
dieses  Linienzuges  B^  gefunden   wurde. 

Zieht  man  nun  vom  Pole  C  eine  Parallele  zu  der  Schlusslinie 
B^  B,  so  wird  die  Summe  aller  abzweigenden  Stromstärken  in  die 
beiden  zuströmenden  Stromstärken  Ji   und  J^    getheilt. 

Der  Beweis  über  die  Richtigkeit  dieser  Construction  lässt  sich 
ähnlich  wie  bei  Berechnung    dieses  Falles    erbringen,    indem    man  sich 


den  Leiter  bei  III  getrennt  denkt,  und  für  ieden  Theil  separat  die 
graphische  Darstellung  des  Productes  Q  ^  £  construirt,  wobei  man 
die  früher  erhaltenen  bei  B  nach  links  und  rechts  strömenden  Strom- 
stärken als  richtig  annimmt.  Die  Construction  ergibt,  dass  die  dadurch 
erhaltene     Ordinate    j'    sowohl    für     die    rechte    als    auch    für  die  linke 


Fig.  20. 


>7-J?r 


Hälfte  des  Leiters  gleich  gross  wird,  d.  h.  dass  bei  gleichem  Quer- 
schnitte der  beiden  Leiter  die  Spannungsverluste  in  beiden  Leitern 
gleich  gross  werden,  so  dass  ein  Trennen  oder  Verbinden  der- 
selben bei  III  ohne  Einfluss  ist,     oder  umgekehrt,    dass  bei  einem  con- 


Fie.  21. 


tinuirlichen  Leiter   von   gleichem  Querschnitte  wirklich  J,-    und    J/    nach 
rechts,   resp.  links  zuströmen  werden. 

Die  allgemeine  Richtigkeit  dieser  Construction  lässt  sich  durch  die 
volle  Analogie  dieses  Falles  m.it  jenen  der  Statik,  bei 
welchem  ein  an  beiden  Enden  unterstützter  Trager  von  mehreren 
Einzellasten  beansprucht  wird,  und  durcli  Verwendung  der  hiefür 
geltenden  Hilfssätze  der  Graphostatik   erweisen. 


71 

In  nebenstehender  Fig.  21  stelle  die  Linie  B^  B.^  einmal  einen 
Träger  dar,  welcher  in  i)\  und  B.y  unterstützt  ist  und  auf  welchen  in 
den  Punkten  I,  II,  III  und  IV  die  ruhenden  Einzellasten  Pi,  P^,  P^  und 
P^  wirken ;  ein  anderes  Mal  jedoch  sei  durch  die  Linie  ein  Lei-ter  ver- 
sinnbildlicht, von  welchem  in  den  Punkten  I,  II,  III  und  TV  die  Strom- 
stärken /i,  Z2'  4  ^^^  h  abgenommen  werden,  während  in  Bi  und  B^ 
Strom  zugeführt  und  die  Spannung  gleich  erhalten   wird. 

Für  beide  Fälle  gilt  der  Satz,  dass  das  Drehmoment,  resp. 
Leitungsmoment  des  Auflagerungsdruckes,  resp.  der  zuzuführenden 
Stromstärke  im  Punkte  ^1  gegen  B2  gleich  ist,  der  Summe  der  Dreh- 
momente, resp.  Leitungsmomente  aller  Einzellasten,  resp.  Strom- 
abzweigungen, gegen  denselben  Punkt   ß^- 

Ferner  lehrt  die  Statik,  dass  das  Biegungsmoment  M  in  einem 
beliebigen  Punkte  /  gleich  ist  der  algebraischen  Summe  der  Dreh- 
momente aller  links  oder  rechts  davon  befindlichen  Auflager-Reactionen 
und  Einzellasten  gegen  diesen  Punkt. 

Ganz  analog  haben  wir  früher  gefunden,  dass  der  Spannungs- 
verlust an  einem  beliebigen  Punkte  p  gleich  ist  der  algebraischen 
Summe  der  Leitungsmomente  aller  links  oder  rechts  davon  befind- 
lich Strom-Zu-  oder  Abführungen. 

Endlich  ist  die  in  einem  beliebigen  Querschnitte  auftretende 
Transversalkraft  oder  verticale  Schubkraft  der  diesen  Querschnitt  durch- 
fliessenden  Stromstärke  analog,  denn  beide  sind  gleich  der  algebraischen 
Summe  aller  links  oder  rechts  wirkenden  Kräfte,  resp.  zu-  oder  ab- 
fliessenden  Stromstärken. 

Nachdem  nun  die  volle  Analogie  feststeht,  ist  es  einleuchtend,  dass 
man  die  für  diesen  Fall  geltenden  Hilfssätze  der  Graphostatik  auch  bei 
der  graphischen  Berechnung  solcher  Glühlichtleitungen  anwenden  kann. 

Die  Graphostatik  lehrt  die  Auffindung  der  in  den  Stützpunkten 
Bi  und  i?2  wirkenden  Auflagerdrücke,  resp.  deren  Reactionen  durch 
folgende  Construction  : 

Man  construire  die  Kräftedreiecke  unter  Annahme  eines  be- 
liebigen Kräftepoles  C  und  das  zugehörigen  Seilpolygon,  indem  man 
zu  den  Pohlstrahlen  des  Kräftedreieckes  zwischen  den  Richtlinien  der 
parallelen  Einzelkräfte  Parallele  zieht,  und  den  Endpunkt  des  so 
erhaltenen  Linienzuges  mit  dem  Ausgangspunkte  desselben  durch  die 
sogenannte  Schlussliin'e  verbindet.  Ein  im  Kräftedreieck  zu  dieser 
Schlusslinie  parallel  gezogener  Pohlstrahl  C  S  zerlegt  die,  die  Summe 
aller  parallelen  Einzelkräfte  darstellende  Strecke  0  4.  in  die  beiden 
Componenten  0  S  und  S  4.,  welche  die  in  den  Stützpunkten  herrschenden 
Auflagerdrücke,  resp.  deren  Reactionen  darstellen.  Die  Ordinaten  des 
Seilpolygons  geben  ein  Bild  der  in  jedem  beliebigen  Querschnitte  herr- 
schenden Biegungsmomente.  Die  Transversalkräfte  an  jedem  beliebigen 
Punkte    sind    durch   die  Ordinaten    der  schraffirten  Flächen  dargestellt. 

Ganz  analog  gelten  für  die  graphische  Untersuchung  von  Glüh- 
lichtleitungen, welche  von  zwei  Punkten  mit  gleichen  und  constanten 
Polspannungen  Strom  zugeführt  erhalten,   folgende  Sätze. 

Man  construire  die  Stromdreiecke  unter  An- 
nahme eines  Poles  C  über  einer  zu  derRichtlinie 
des  Stromleiters  normalen  Basis  und  das  zu- 
gehörige Seilpolygon,  indem  man  zu  den  Pol- 
strahlen der  Stromdreiecke  zwischen  den  auf 
dem     Stromleiter      normalen      Richtlinien        der 


72 

Stromabzweigungen  Parallele  zieht,  und  den  End- 
punkt des  so  erhaltenen  Linienzuges  mit  dem 
Ausgangspunkte  desselben  durch  die  sogenannte 
Schlusslinie   verbindet. 

Ein  im  Stromdreiecke  zu  dieser  Schlusslinie 
parallel  gezogener  Polstrahl  CS  zerlegt  die  die 
Summe  aller  Stromabzweigungen  darstellende 
Strecke  O4  in  die  beiden  Componenten  OS  und  -84, 
welche  die  vonden  Punkten  ß^  und  B2  zuzu- 
führenden Stromstärken  darstellen. 

Die  Ordinaten  des  Seilpolygons  geben  ein 
Bild  des  in  jedem  beliebigen  Punkte  herrschen- 
den Spannungsverlustes. 

Die  den  Leiter  an  jeder  Stelle  durch  fliessen- 
den Stromstärken  lassen  sich  durch  die  Ordi- 
naten von  Rechtecken  darstellen,  welche  durch 
die  Richtlinien  der  einzelnen  Abzweigungen 
und  darauf  normal  gezogene  Linien  aus  den  ent- 
sprechenden Punkten  der  Basis  des  Stromdrei- 
eckes gebildet  sind. 

Mit  Zuhilfenahme  dieser  Lehrsätze,  sowie  nach  dem  früher  ange- 
gebenen, ist  in  Fig".  22,  Taf.  I,  die  graphische  Untersuchung  der 
in  Fig.  9  dargestellten  Anordnung   durchgeführt. 

M M sind  die  Pole  der  Dynamomaschine,  MA  und  MB  die  Haupt- 
leitungen, yV  A'  und  B'  B'  die  kreisförmig  in  sich  zurücklaufenden  Zweig- 
leitungen. Die  Querschnitte  der  beiden  Hauptleitungen  Jf  J.  und  MB 
wurden  gleich  Q  angenommen  und  auf  bekannte  Art  der  durch  die 
Hauptleitungen  verursachte  Spannungsverlust,   B  B\  und  A  A^  construirt. 

Die  Construction  der  Spannungsverluste  in  den  Zweigleitungen 
kann  hier  nicht  direct  erfolgen,  da  dieselben  nicht  durchwegs  gleichen 
Querschnitt  besitzen,  und  wurden  daher  in  I  und  II  die  Spannungs- 
verluste mittelst  einer  Hilfsconstruction  ermittelt  und  dann  auf  die 
Fig.  III  übertragen. 

Dabei  wurden  die  Entfernungen  der  Richtlinien  der  einzelnen  Strom- 
abzweigungen dem  Quotienten  aus  Länge  und  Querschnitt  gleich  ge- 
macht, und  die  Poldistanz  //r=57  gewählt,  so  dass  demnach  die 
Ordinaten  des  Linienzuges  direct  die  Spannungsverluste    in  Volt  geben. 

Diesp  Ordinaten  wurden  auf  das  Bild  III  übertragen,  so  zwar,  dass 
aus  demselben  alle  bis  zu  einem  beliebigen  Punkte  der  Leitung  sich 
summirenden  Spannungsverluste  entnommen  werden  können. 

Die  Darstellung  zeigt,  dass  die  Wahl  der  Querschnitte  keine 
glückliche  war,  indem  die  Summe  der  Spannungsverluste  bei  II  be- 
deutend grösser  wie  bei  A  ist  und  überdies  noch  gegen  B  sinkt. 

Will  man  annähernd  gleiche  Verluste  erzielen,  so  wird  man,  wie 
die  graphische  Darstellung  deutlich  zeigt,  die  Querschnitte  Q^  O^  zu 
verstärken  haben  und  kann  dafür  die  Querschnitte  qv  bis  r/j,  hauptsäcMich 
^1   etwas  verringern. 

Nicht  uninteressant  gestaltet  sich  die  Untersuchung  eines  Leitungs- 
stranges, welcher  von  zwei  Punkten  Strom  zugeführt  erhält  und  auf 
seiner  ganzen  Länge  gleichmässig  Strom  abgibt,  wie  das  z.  B.  bei 
einem  gleichmässig  mangelhaft  isoHrten  Leitungsstrange  eintreten  kann. 


78 


Nach  dem  früher  Gesagten  dürfte  es  sofort  einleuchtend  erscheinen, 
dass  dieser  Fall  analog  jenem  der  Statik  ist,  wo  die  Wirkung  einer 
gleichmässig  über  die  ganze  Länge  eines  an  zwei  Punkten  unter- 
stützten Trägers  vertheilten  Belastung,  z.  B.  des  Eigengewichtes  des- 
selben,  untersucht  wird. 

Wie  in  diesem  Falle  die  auftretenden  Biegungsmomente  als 
Ordinaten  einer  Parabel  erscheinen,  müssen  sich  hier  auch  die  auf- 
tretenden Spannungsverluste  als  solche  darstellen  lassen. 

In  nachstehender  Figur  23  seien  Ä  und  5  zwei  Stromzuführungs- 
punkte eines  Leiters,  dessen  Länge  L,  dessen  Querschnitt  O  und  dessen 
Material  von  einer  Leitungsfähigkeit  K  sei. 

Auf  der  ganzen  Länge  des  Leiters  finde  gleichmässige  Strom- 
abgabe statt,  welche  in  Summa  J  betrage  und  durch  die  Strecke  A  h 
dargestellt  sei. 

Fig.  2X. 


Die  auf  eine  Strecke  /  des  Leiters  entfallende  Stromabgabe  beträgt  i 
und  wurde  gefunden,  indem  man  von  p  aus  eine  Parallele  zw  B  b  ge- 
zogen hat,  wodurch  die  Linie  j) p'  und  dadurch  der  Punkt  p'  auf  der 
Stromlinie  A  b,  also  auch  die  auf  die  Länge  /  entfallende  Strom- 
abgabe i  erhalten   wurde. 

Nachdem  auf  der  ganzen  Länge  gleichmässig  Stromabgabe  statt- 
findet, und  von  zwei  Seiten  gegen  die  Mitte  zu  Strom  zugeführt  wird, 
muss  der  Scheitel  der  gesuchten  Parabel  über  der  Mitte  j"  der  Leiter- 
länge zu  suchen  sein,  sowie  auch  der  Polpunkt  C  normal  über  dem 
entsprechenden  Punkte  s^  der  Stromlinie  A  b  durch  Auftragen  der  Pol- 
distanz H=  O  K  zu  construiren  ist. 

Die  Punkte  A  und  B  sind  offenbar  zwei  Punkte  der  Parabel  und 
die  zu  den  Polstrahlen  A  C,  resp.  b  C  parallel  gezogenen  Geraden  A  Z 
und  BZ  Tangenten  an  diesen  Punkten. 

Mit  Hilfe  dieser  Tangenten  lassen  sich  nun  nach  einem  bekannten 
Verfahren  weitere  Punkte  der  Parabel  construiren,  indem  man  A  Z  und 
B  Z  in  mehrere,  z.  B.  fünf  gleiche  Theile  theilt  und  die  erhaltenen 
Theilungspunkte  in  umgekehrter  Reihenfolge  miteinander  verbindet, 
also    I   mit  4',   2  mit  3'  3  mit  2'  und  4  mit   i'. 


"4 

Man  erhält  dadurch  weitere  Tangenten  an  der  gesuchten  Parabel 
und  kann  die  Tangirungspunke  derselben  finden,  indem  man  die 
zwischen  den  beiden  benachbarten  Tangenten  liegenden  Abschnitte 
derselben  halbirt. 

Auf  diese  Weise  wurden  die  Punkte  I,  II,  III  und  IV,  und  durch 
entsprechende  Verbindung  derselben ,  die  gesuchte  Parabel  selbst 
erhalten. 

Verbindet  man  einen  beliebigen  Punkt  P  der  Parabel  mit  dem 
Ausgangspunkte  A  und  zieht  vom  Polpunkte  C  des  Stromdreieckes 
eine  Parallele  zu  AP  nämlich  C q' ,  so  ergibt  sich  der  merkwürdige 
Umstand,  dass  diese  Parallele  die  auf  die  Leiterlänge  /  [^Ap)  entfallende 
Stromstrecke  i  =  Ap'  halbirt,  indem  q'  A=^q'p'  ist. 

Damit  hängt  zusammen,  dass  der  Punkt  P  (II)  in  die  Mitte 
zwischen  4  und  p"  fällt,  d.  i.  in  die  Mitte  zwischen  jenen  Punkt  4, 
welcher  erhalten  worden  wäre,  wenn  aller  Strom  bis  p  Fortleitung  ge- 
funden hätte,  und  jenen  Punkt  p" ,  welcher  sich  ergeben  hätte,   wenn  i 

schon   in    A   abgeleitet  und  nur    —    2    =    p'     s'    bis         abgeleitet 

worden  wäre. 

Da  sich  dieses  Zusammentreffen  ganz  allgemein  nachweisen  lässt, 
kann  man  daraus  folgende  Regel  ableiten : 

Findet  auf  einem  Leiterstücke  eine  über  die 
ganze  Länge  desselben  gl  eichm  ässi  g  vertheilte 
Stromabgabe  statt,  so  sind  die  dadurch  in  den 
einzelnen  Punkten  auftretenden  Spannungsver- 
luste halb  so  gross,  als  ob  der  ganze  in  dem  i  n's 
Au  ge  g  efasste  n  Stück  abgegebene  Strom  bis  zu 
dem  betreffenden  Punkte  Fortl^itung  gefunden 
hätte. 

Man  hätte  in  obiger  Regel  auch  sagen  können :  Die  Spannungs- 
verluste sind  ebenso  gross,  als  ob  die  ganze  Stromstärke  bis  auf 
halben  Weg  oder  die  halbe  Stromstärke  bis  auf  ganzen  Weg  fort- 
geleitet worden  wäre,   was  auf  dasselbe  hinausläuft. 

Mit  Hilfe  dieser  Regel  ist  es  möglich,  manche  scheinbar  recht 
complicirte  praktische  Fälle  näherungsweise  schnell  zu  lösen,  wie  das 
im  nachstehenden  Beispiele  gezeigt  sei. 

Von  einer  Maschine  M  (siehe  Fig.  24)  sei  ein  Webereisaal  zu 
beleuchten,  in  welchem  120  Glühlampen  zu  16  Normalkerzen  in  ziemlich 
gleichmässiger  Vertheilung  zu  speisen  sind. 

Die  Hauptleitungen  werden  mit  Gegenschaltung  ausgeführt,  indem 
von  der  Maschine  ein  Leitungsstrang  mit  der  Uhr  und  ein  Leitungs- 
strang gegen  die  Uhr  gezogen  werde,  und  zwar  soll  auf  halbem  Wege 
(bei  /)  der  Querschnitt  der  von  den  Maschinen  kommenden  Leitungs- 
stränge von  Q  auf  q  vermindert  werden. 

Um  den  Spannungsverlust  bis  zu  einem  beliebigen  Punkte  des 
Netzes  zu  finden,  kann  man  sich  näherungsweise  vortheilhaft  obiger 
Regel  bedienen. 

Es  sei  z.  B.  der  in  p'  auftretende  Spannungsverlust  zu  be- 
rechnen. 

Von   der  Maschine  bis  zur  ersten  Lampe  bei  A  tritt  ein  Spannungs- 

\     u       c  \   ,•  120  .  z  L      ,  .  .  ,  -. 

Verlust  aut     von  d/riz=: — — _ — ;  hmgegen  tritt  von  der  ersten  Lampe 

bei  A  bis  zu  p'  ein  Spannungsverlust    auf,    welcher    ebenso    gross    ist, 


75 


als  ob  der  Strom  für  alle  hinter  p'    liegenden  Lampen  (120 — 32)  mehr 
der  halben  Anzahl  der  bis    dahin    versorgten  Lampen  -^^   bis   p'    ge- 

Fig.  24. 


k--- 

J 

• 

' 

>      < 

"""1 

t      < 

( 

r' i 

y~ 

\f\ 

■"] 

b  ' 
t       1 

' 

t'  ^  ^ 

1 

^. 

1 

j 

/ 

>    1 

'       ( 

1 

• 

( 

■ 

iyi. 

' 

' 

tl 

,  vs 

% 

>    i 

t      i 

i      i 

i  , 

,            M            * 

*  • 

0 

M\y 

J^Y 

"T 

A 

\ 

>      « 

1      < 

'       'f 

'  • 

4 

'  T  ' 

1 

n   * 

ß 

' 

1    4 

4 

4 

4 

1 

i 

'  1 

7 

2? 

..  X  

< 
-  > 

* 

1        4 

1 

1      4 

>       4 
<      4 

I        4 

>      4 

I-' 

1 

1  4 

4 

'.."... 

'  1 

1 

1  4 

t  4 

4 

1  i  u 

1  1 

sendet  worden  wäre.  Derselbe  beträgt  also 


^E.->  = 


Z       120  T,2 


32 


X    « 


öä: 


wobei  2  den  pro  Lampe  abzugebenden  Strom  bedeutet. 

Fig.  25. 


Somit  beträgt    der  gesammte  Spannungsverlust  zu  Folge    des  mit 
der  Uhr  verlaufenden  Stranges 


d  Ä  +  A  £2  = 


z . 120  .  L 
Q.  K 


QK 


76 


Der  Spannungsverlust,  welcher  in  dem  entgegengesetzt  ver- 
laufenden Leitungsstrange  auftritt,  lässt  sich  ähnlich  ermitteln  und 
beträft : 


i  .  120  .  L 


120 


Q  K 

i    60 


-I- 


28  + 


28 


qK 
Fig.  26, 


60 


60 


/  + 


6 


2 


+ 


nach: 


Der    gesammte    bis  p'    auftretende  Spannungsverlust  beträgt  dem- 


A  £1  +  A  iig  +  ^  ^3  +  ^  ^4  = 


i  .  104  .  ß 


i  .  120  L 

Q.K 


i  .  46 


X 


b  + 


Q  K 


+ 


ÖA^ 


g  K 


In  Fig.  25  ist  eine  graphische  Darstellung  der  hier  auftretenden 
Spannungsverluste  construirt. 

Man  ersieht  aus  derselben,  dass  von  der  Maschine  bis  A  ein 
lineares  Ansteigen  der  Spannungsverluste  zu  Folge  des  mit  der  Uhr  ver- 
laufenden Stranges  auttritt,  während  von  hier  bis  _p  und  dann  bis  B 
ein  parabolischer  Verlauf  stattfindet. 

Ebenso  tritt  das  in  entgegengesetzter  Weise  bei  dem  entgegen- 
gesetzt verlaufenden  Strange  ein. 

Als  weiteres  Beispiel  sei  im  Nachfolgenden  das  Leitungsnetz  einer 
Centralstation  mit  radialen  Hauptleitungen  und  den  dieselben  ver- 
bindenden Vertheilungsleitungen  berechnet  und  untersucht;  wobei  Ver- 
hältnisse zu  Grunde  gelegt  seien,   welche  der  Wirklichkeit  entsprechen. 


77 

Von  der  Centralstation  C,  siehe  Fig.  26,  seien  nach  fünf  Punkten 
I  bis  V  den  sogenannten  Vertheilungspunkten  je  zwei  Hauptleitungs- 
stränge  radial  geführt  und  sind  die  gleichpoligen  Enden  derselben 
untereinander  durch  die  sogenannten  Vertheilungsleitungen  verbunden, 
an  welche  direct  die  Ableitungen  an  die  Häuser  angeschlossen  werden. 

Durch  Einschalten  von  Widerstand  in  die  Hauptleitungsstränge, 
sowie  durch  Reguliren  der  Polspannung  der  Stromquelle  wird  die 
Spannung  an  den  Vertheilungspunkten  I  bis  V  stets  constant,  z.  B.  auf 
120  Volt  erhalten.  Die  Spannung  an  der  Stromquelle,  in  der  Central- 
station muss  dann  um  den  Verlust  in  den  Hauptleitungen  höher  sein 
als  die  Spannung  in  den  Vertheilungskästen.  Wie  gross  dieser  Verlust 
gewählt  werden  darf,  ist  nach  der  Rentabilitätsformel  zu  bestimmen. 

Der   ^rentable  Spannungsverlust ■   ist  wie  früher  abgeleitet 


A^.=      ^^'^^  ^ 


Da  derselbe  für  alle  Leitungen  gleich  gross  werden  muss,  kann 
nur  von  einem  mittleren  Spannungsverlust  gesprochen  werden,  welcher 
sich  auf  die  mittlere  Länge  der  Hauptleitungen  bezieht,  wenn  die 
übrigen  Factoren,  wie  anzunehmen,  gemeinschaftlich  sind.  Es  ist  also  aus 

x^          ,  «  7-,   ,    •      ^^           V?'?)^         L  (mittel)      ,  ,..     . 

der  Formel  1  L^  (mittel)  =  --rr=  .  —  der  zulassige  Span- 

CbC^y   T  y  K 

nungsverlust  in  den  Hauptleitungen  zu  berechnen. 

Nehmen  wir  an,  es  würde  im  Durchschnitte  täglich  während  drei 
Stunden  der  volle  Energieverlust  zur  Ueberwindung  der  Widerstände 
der  Hauptleitungen  aufzuwenden  sein,  so  stellt  sich  T  auf  3  X  3^5  = 
1095  Stunden  pro  Jahr.  Rechnen  wir  ferner  den  Preis  der  Pferdekraft- 
stunde  mit  o-02  fl.  ö.  W.  und  setzen  wir  die  Amortisation  und  Verzinsung 
der  Kabel  mit  5-1-3  =  8^  fest,  während  die  Kabelconstante  ^k  = 
6-48    angenommen    werden     kann  ,     indem    sich    für     die     in    Betracht 

zu    ziehenden    eisenarmirten  Bleikabel    a    auf  also    c^  = 

42 

42  =  6-48  'Stellen  dürfte,  so  erhalten  wir  für  die  aus  der  Skizze 
zu  entnehmende  mittlere  Länge  der  Hauptleitungs  stränge  von 

6004-550-1-300    +    475+400  ^     r.  ■  ^     Ul  C 

1 — — ■ — — -—^ —  =  465™   einen  rentablen  bpannungsver- 

lust  für  jeden  Hauptleitungsstrang  von 

^^^  (^ittel)  =  l^^ .-^J=.  J£l^=i5  Volt 

0-02  y  1095    y  57 


8 

also  von  A  E^  (mittel)  =  1 5  Volt,  oder  für  jeden  Vertheilungskästen  von 
2  A  iir  (mittel)  =  30  Volt  wobei  die  spec.  Leitungsfähigkeit  K  =  S7 
angenommen  wurde. 

Um  aus  diesem  Spannungsverluste  die  demselben  entsprechenden 
Querschnitte  zu  berechnen,  ist  es  nothwendig,  vorerst  die  sie  durch- 
fliessenden  maximalen  Stromstärken  zu  kennen.  Dieselben  lassen  sich 
jedoch  erst,  nach  Berechnung  der  Vertheilungsleitungen  angeben,  wofür 
sich  die  graphische  Methode  empfiehlt.  Die  Dimensionirung  der  Ver- 
theilungsleitungen hat  unter  der  Bedingung  zu  geschehen,  dass  die 
Spannungen    an    zwei  Punkten    derselben    nie  bedeutend,    z.   B.  nur  um 


zwei  Volt  differiren  dürfen,  damit  die  Leuchtkraft  der  Glühlampen  überall 
und  jederzeit  ziemlich  gleich  bleibt. 

Fig.  27. 


Fis.  2j 


Da  sich  obige  zwei  Volt  auf  beide  Leitungsstränge  gleich  vertheilen, 
indem  für  jeden  derselben  die  gleichen  Bedingungen  herrschen,  so  ent- 
fällt auf  jeden  der  maximale  Spannungsverlust  von  einem  Volt.  Nimmt 
man  ferner  an,  dass  beide  Stränge  gleichmässigen  Querschnitt  besitzen, 


Taf.  I. 


Told-ittanx.  /r'ffus^^gxsr^ 


//'///.  uMnicl;  \:B.Spies & ('?art^iist.M'ieu. 


79 

so  ist  die  graphische  Untersuchung  eines  solchen  Vertheilungsstranges 
leicht  durchzuführen.  Man  wählt  die  Poldistanz  //  =  57  oder  ein 
Vielfaches  davon  und  erhält  dann,  in  den  Ordinaten  des  Seilpplygons 
das  Product  Q^E  oder  für  A  ii  =  i  angenommen,  direct  den  Querschnitt  Q. 

In  vorstehender  Fig.  27  ist  beispielsweise  der  eine  Strang  der 
Vertheilungsleitung  von  I  nach  11  graphisch  untersucht  worden,  und 
waren  dabei  die  in  der  Zeichnung  eingetragenen  Glühlampen  von 
120  Volt  und   16  Normalkerzen  (0-5  Ampere)  als  brennend  angenommen. 

Die  Poldistanz    wurde    57   X    10  =   570  gewählt,    was    zur  Folge 

hat,   dass  die  Ordinaten  des  Seilpolygons mal    zu    klein    ausfallen, 

nämlich    Y  =   — =^. 
10 

Was  für  den  einen  Strang  gilt,  gilt  auch  für  den  zweiten,  so  dass 
das  Bild  der  in  den  Vertheilungsleitungen  auftretenden  Spannungsver- 
luste beiläufig  wie  in  Fig.  28  dargestellt  aussieht.  Die  in  den  Vertheilungs- 
leitungen bei  maximalem,  Betriebe  wirklich  herrschenden  Spannungen 
sind  in  dieser  Figur  unterhalb  dargestellt. 

Man  sieht  wie  die  Spannung  in  den  Vertheilungspunkten  gegen 
die  Mitte  der  Vertheilungsleitungen  zu  allmälig  abnimmt,  wenn  wirklich 
Stromabnahme  stattfindet,  dass  sie  aber,  wenn  keine  Stromabnahme 
stattfindet,  durchwegs  120  Volt  beträgt,  so  dass  unter  der  Voraussetzung, 
dass  in  den  Vertheilungspunkten  120  Volt  constant  erhalten  werden 
und  die  in  den  Vertheilungsleitungen  auftretenden  maximalen  Spannungs- 
verluste 2  Volt  betragen,  die  Spannungen  an  den  Lampen  zu  gleicher, 
zu    verschiedener  Zeit  um  höchstens  2  Volt  variiren  können. 


Die  Vorherbestimmung    der  Charakteristik  der  Dynamo- 
maschinen.*) 

Von    GISBERT    KAPP. 

Sobald  man  die  Anzahl  der  magnetischen  Krafdinien  kennt,  welche  an 
den  neutralen  Punkten  durch  den  Querschnitt  des  Kernes  der  Armatur 
gehen,  kann  man  aus  der  Wicklung  und  der  Geschwindigkeit  der  Letzteren 
leicht  die  im  Inneren  entwickelte  elektromotorische  Kraft  berechnen.  Um 
die  Rechnung  zu  erleichtern,  nehmen  wir  an,  dass  die  Linieneinheit  gleich- 
werthig    sei    6000   Linien   des    C.    G.   S. -Maasssystems,    und   haben   alsdann 

E^  =  Sj  Ntn  106, 
in  welchem  Ausdrucke  Ea,  die  entwickelte  elektromotorische  Kraft,  s  die 
Anzahl  der  durch  die  beiden  neutralen  Querschnitte  gehenden  Linieneinheiten, 
jM t  die  Anzahl  der  um  die  Armatur  geschlungenen  Leiter  und  ;/  die  Anzahl 
der  Umläufe  pro  Minute  bezeichnet.  Diese  Formel  lässt  sich  in  gleicher 
Weise  auf  die  cylinder-,  Scheiben-  und  trommelförmigen  Armaturen  anwenden  ; 
in  den  beiden  ersten  Typen  stellt  aber  Nt  die  gesammte  Anzahl  der  auf 
der  Armatur  befindlichen  Windungen  dar,  während  im  letzten  Falle  Nt 
gleich  ist  dem  doppelten  Werthe  ebenderselben  Zahl.  Die  Formel  ist  auch 
auf  die  Maschinen  mit  zwei  und  mehreren  Polen  anwendbar,  jedoch  mit  dem 
alleinigen  Unterschiede,  dass  die  fraglichen  neutralen  Querschnitte  in  diesem 
Falle   einander   nicht   diametral   gegenüberstehen. 

Die  Aufgabe,  die  elektromotorische  Kraft  einer  gegebenen  Armatur  zu 
bestimmen,    führt  somit   darauf  zurück,    den   Werth    von   Si,    nämlich   die   An- 


*)  Wir  haben  in  der  kurzen  Abhandlung  , Magnetischer  Widerstand* 
(IV.  Jahrgang,  S.  585)  die  gegenwärtige  Arbeit  Kapp's,  welche  von  competenten  Fach- 
männern als  sehr  wichtig  bezeichnet  wird,   vorbereitet. 


80 

zahl  der  durch  den  Kern  der  Armatur  gehenden  Linien,  zu  finden.  Im  Nach- 
folgenden schlage  ich  eine  Lösung  dieses  Problems  für  den  Fall  vor,  wo 
man  die  Construction  der  Maschine  in  ihren  Einzelheiten,  die  erregende 
Kraft  und  Beschaffenheit  des  Eisens  kennt.  In  anderen  Worten  ausgedrückt, 
es  handelt  sich  darum,  die  charakteristische  Curve  einer  Dynamomaschine 
nach  einer  Zeichnung  und  ohne  Zuhilfenahme  eines  Versuches  zu  con- 
struiren. 

Da  die  gewöhnliche  Charakteristik,  welche  die  Beziehung  zwischen 
dem  erregenden  Strome  und  der  elektromotorischen  Kraft  darstellt,  von  der 
■Geschwindigkeit  abhängt,  so  ist  es  besser,  wenn  man  sich  der  Magnetisirungs- 
Charakteristik  bedient,  bei  welcher  die  erregende  Kraft  durch  die  Abscissen 
und  die  Zahl  der  nützlichen  Linien  durch  die  Ordinaten  dargestellt  ist.  So- 
viel ich  weiss,  rührt  der  einzige  Versuch,  welcher  bis  jetzt  in  der  Absicht 
unternommen  wurde,  das  zwischen  diesen  beiden  Quantitäten  bestehende 
Verhältniss  m.athematisch  darzustellen,  von  Herrn  Frölich  her,  welcher 
eine  ingeniöse  und  sehr  einfache  Formel  ,  die  von  Professor  Silvanus 
Thompson  weiter  entwickelt  wurde,  aufgestellt  hat.  Nach  der  ursprüng- 
lichen Bezeichnungsweise  von  Frölich  ist  der  effective  Magnetismus  Äf  dar- 
gestellt  durch 


a  -\-  b  i^ 

worin  i  der  Strom  einer  mit  hintereinander  geschalteten  Windungen  ver- 
sehenen Dynamomaschine  ist  (welcher  folglich  proportional  ist  der  elektro- 
motorischen Kraft)  und  a  und  h  Constanten  sind,  welche  für  jede  Maschine 
auf  experimentellem  Wege  ermittelt  werden  müssen.  Bei  einem  unendlich 
starken  Strome   tritt  der  Sättigungszustand   der  Elektromagnete    ein    und   es 

ist  der  effective  Magnetismus  — .     Wenn    man    die    absolute    Sättigung     als 

Einheit  annimmt  und  die  wirkliche  Magnetisirun^  als  eine  Function  der- 
selben  darstellt,   so   vereinfacht  sich   die  Formel   und  gibt 


a  -\-  i 

In  diesem  Falle  sind  a  und  die  der  Sättigung  entsprechende  elektro- 
motorische Kraft  jene  Constanten,  welche  experimentell  zu  bestimmen  sind. 
Die  modificirte  Formel   des   Professor  Thompson,   welche   lautet 

G  k  Si 

l  -\-  rj  S  l 

enthält  ebenfalls  zwei  experimentell  zu  bestimmende  Constanten,  nämlich  G, 
die  von  der  Gestalt  der  Maschine  abhängige  geometrische  Constante,  und 
den  Sättigungs-Coefficienten  «r;  dieser  letztere  ist  der  reciproke  Werth  der 
Zahl  der  Amperes-Windungen  ,  welche  den  Sättigungszustand  des  Elektro- 
magneten bedingt   und   seine   Empfindlichkeit   um   die   Hälfte  verringert. 

Durch  die  Nothwendigkeit,  mindestens  zwei  Versuche  anzustellen,  um 
den  Werth  der  Constanten  jeder  Maschine  zu  bestimmen,  ist  die  Anwendung 
dieser  beiden  Formeln  auf  jene  Fälle  beschränkt,  in  welchen  sich  die  neue 
Maschine  von  der,  mit  welcher  man  experimentirt  hat,  blos  durch  ihre 
Bewicklung,  nicht  aber  auch  durch  ihre  Dimensionen  oder  ihren  Typus 
unterscheidet.  Es  existirt  diesfalls  ein  anderer  Werth,  den  man  zu  berück- 
sichtigen hat.  Frölich  sagt  selbst,  dass  seine  Formel  nur  dann  genaue 
Resultate  gibt,  wenn  man  sie  innerhalb  der  Grenzen  anwendet,  für  welche 
seine  Stromcurve  als  eine  gerade  Linie  angesehen  werden  kann;  im  Allge- 
meinen    ist     es    somit    selbst    dann    unmöglich ,     die    ganze    Magnetisirungs- 


81 

Charakteristik  ^u   construiren,  wenn   man  auch   die  zur  Bestimmung-  der  Con- 
stanten  nothwendigen   Versuche   vorgenommen    hat. 

In  der  Absicht,  diese  Vorversuche  zu  vermeiden,  habe  ich  vor  zwei 
Jahren  damit  begonnen,  mich  einer  Formel  zu  bedienen,  mit  Hilfe*  welcher 
man  für  jede  im  Entwürfe  vorhandene  Dynamomaschine  die  Intensität  des 
magnetischen  Feldes  nach  den  elektrischen,  magnetischen  und  mechanischen 
Daten  bestimmen  kann.  Diese  Formel  gründet  sich  auf  den  Begriff  des 
magnetischen  Widerstandes.  Es  ist  dies  eine  Quantität,  welche  dem  Ver- 
hältni:se  der  Länge  zur  Oberfläche  proportional  ist  und  welche  in  diesem 
Sinne  analog  ist  dem  elektrischen  Widerstände,  von  dem  sie  sich  aber  da- 
durch unterscheidet,  dass  der  Coefficient  (specifische  Widerstand),  mit  welchem 
man  das  Verhältniss  der  Länge  zur  Oberfläche  multipliciren  muss,  nicht 
constant  ist,  sondern  mit  der  Stärke  der  im  Eisen  circulirenden  Linien 
variirt,  und  bei  der  absoluten  Sättigung  unendlich  wird.  Für  die  Luft  und 
die  unmagnetischen  Metalle  nimmt  man  jedoch  an,  dass  dieser  Coefficient 
constant  sei.  Die  Formel,  welche  ich  in  einer  von  mir  im  vorigen  Jahre 
in  der  Gesellschaft  der  Civil-Ingenieure  vorgelesenen  Abhandlung  veröffent- 
licht habe,   lautet : 

wo  /'die  bezüglich  des  Hufeisenmagneten  in  Amperes- Windungen  ausgedrückte 
erregende  Kraft   bezeichnet,  durch  welche   die  Linien   z^  und   die  magnetischen 
Widerstände  i?a  Ra  und   Rf  der  Luft,   der  Armatur  und   des  Elektromagneten 
des   magnetischen   Feldes    erzeugt   werden.     Man  erhält    den  Widerstand   der 
Luft,    indem   man   den   zweifachen   Abstand   der  Pole   voneinander,   welcher   in 
Zollen    auszudrücken     ist,     mit    der    Constanten     1440    multiplicirt    und    das 
Product  durch  die  Oberfläche   der  Pole   dividirt.   (Der  doppelte  Abstand  wird 
deshalb   genommen,     weil     die   Linien   in   das   Innere   der  Armatur    eindringen 
und   aus   demselben   wieder   heraustreten   sollen.)     In   diesem   Falle    bildet   die 
Zahl    1440    in    dem    von    uns    willkürlich    angenommenen    Maasssystem   den 
specifischen  magnetischen  Widerstand  der  Luft.   Im  Falle  einer  sehr  schwachen 
Magnetisirung  erhält    man    die  beiden    anderen  Widerstände   dadurch,     dass 
man  nach   der  Zeichnung  der  Dynamomaschine   den  Mittelwerth   der  von   den 
Linien     in     der   Armatur     und     in     dem   Elektromagneten    durchlaufenen   Ent- 
fernungen  in   der  gleichen  Weise  bestimmt  und   durch   die  bezüglichen  Ober- 
flächen  dividirt;     in  jedem  Falle     multiplicirt  man     das   Verhältniss   mit  zwei, 
welche  Zahl     den   specifischen    magnetischen  Anfangswiderstand    des    ausge- 
glühten  faconnirten  Eisens   darstellt.   Die  oben   angegebene  empirische  Formel 
ist  nur  für   den  Fall   einer  sehr  schwachen  Magnetisirung,  und   daher   auch  nur 
für  verhältnissmässig  kleine   erregende  Kräfte  genau.   Nehmen  wir  an,  dass  wir 
die  Rechnung   gemacht   und   das   Verhältniss   zwischen  j£a  und  P  (dargestellt 
durch    eine    gerade    Linie)     für    eine     gegebene    Geschwindigkeit     bestimmt 
hätten.   Wenn   wir    die  Dynamomaschine    nach    diesen   Angaben     construiren 
lassen,     so  finden   wir,     dass   die   thatsächlich     beobachtete  elektromotorische 
Kraft  entweder   der  durch  Rechnung  gefundenen  gleich   oder   um  ein  Geringes 
stärker  als   diese   ist;     selten   aber    ist  sie    schwächer.     Mit  anderen   Worten 
gesagt,     der     wirkliche    Anfangswerth    des     magnetischen    Widerstandes      ist 
dem  durch   die  Rechnung   gegebenen   entweder     gleich  oder   etwas  geringer. 
Dies   rührt   wahrscheinlich     davon    her,     dass     man     den   Einfluss    der   Schuhe 
der     Polstücke    vernachlässigt     und    bei     der  Abschätzung     der  Längen     und 
Oberflächen,    in   welchen   die   Kraftlinien   verlaufen,    Irrthümer    begangen   hat. 
Die  Natur  findet  für  diesen  Kreislauf  den   leichtesten  Weg,    und     da  es  uns 
bei   unseren   Rechnungen   offenbar  nicht     möglich   ist,     einen    noch    leichteren 
Verlauf    zu    erdenken,     so     ist    es   wahrscheinlich,     dass     wir  selbst    bei     der 

6 


82 

sorgfältigst  ausgeführten  Constructiou  einen  etwas  grösseren  Widerstand 
erhalten  werden.  Immerhin  aber  ist  dieser  Irrthum  im  Allgemeinen  ein 
geringer  und  hat  keinen  Einfluss  auf  jenen  Theil  der  Curve,  welcher  eine 
praktische   Bedeutung  besitzt. 

Bevor  wir  untersuchen,  wie  man  diesen  Theil  der  Curve  erhalten 
kann,  ist  es  vielleicht  gut,  durch  einen  Vergleich  mit  dem  Volta'schen 
Schliessungskreis  darzulegen,  auf  welchen  Ideen  die  zu  entwickelnden  Formeln 
beruhen.  Nehmen  wir  an,  es  stelle  Ra  (Fig.  l)  einen  gewissen  Wider- 
stand   dar,     welcher     —     dem     magnetischen   Widerstände    des    Kernes    der 

Armatur  entsprechend  —  durch   die    Widerstände  (repräsentirt     durch 

die  beiden  Luftintervalle)  mit  den  Polen  j?/  einer  elektrischen  Batterie  vom 
Widerstände  Ri  —  entsprechend  dem  Elektromagneten  des  magnetischen 
Feldes  —  und  einer  elektromotorischen  Kraft  P  (erregende  Kraft)  verbunden 
ist.  Setzen  wir  zuerst  voraus,  dass  der  Apparat  gut  isolirt  sei;  in  diesem 
Falle  ist  der  Strom  ^^  gegeben  durch  das  Verhältniss  zwischen  P  und  der 
Summe  R^,  -f-  Ra  -\-  R-t. 

Fig.  1. 

2  Jid.  S 


i/uri 


/  / 


~t"  -IT-' 

Wenn  wir  die  Batterie  *)  in  ein  schlecht  leitendes  Mittel  eintauchen, 
so  werden  Ströme  von  der  Art  entstehen,  wie  solche  durch  die  punktirten 
Linien  angezeigt  sind;  es  wird  daher  in  gewissen  Elementen  ein  Strom 
circuliren,  der  stärker  ist  als  der  nützliche  Strom,  wie  er  gewöhnlich 
in  Ra  circulirt.  Es  ist  unmöglich,  genau  anzugeben,  wie  sich  diese  Strom- 
verluste vertheilen ;  es  ist  aber  augenscheinlich,  dass  sich  der  grösste  Ver- 
lust zwischen  den  Polen  ergeben  wird,  wo  die  Potentialdifferenz  ein  Maximum 
ist,  und  dass  der  gesammte  Verlust  für  ein  gegebenes  Mittel  und  eine 
gegebene  Anordnung  der  Batterie  als  ein  solcher  angesehen  werden  kann, 
welcher  de'r  zwischen  den  Polen  herrschenden  Potentialdifierenz  proportional 
ist.  Nehmen  wir  an,  es  sei  p^  der  Werth  dieser  letzteren,  C  derjenige  des 
verloren  gegangenen  Stromes,  welcher  gleich  pi/p  ist,  wenn  man  bei  dieser 
speciellen  Anordnung  der  Batterie  den  Widerstand  des  umgebenden  Mittels 
mit  p  bezeichnet.  Wir  können  somit  mit  einer  ausreichenden  Annäherung 
für   den   Strom   der   Batterie    die    Gleichung    aufstellen 

Setzen  wir  nun  voraus,  dass  wir  durch  irgend  ein  Hilfsmittel  in  die 
Lage  versetzt  wären,  der  elektromotorischen  Kraft  P  der  Batterie  einen 
Werth  zu  verleihen,  der  zwischen  Null  und  demjenigen  Werthe  liegt, 
welcher  das  verlangte  Strommaximum  Si  erzeugen   wird.   Man   wird  dann  im 


•=)  Siehe  IV.  Jahrg.   d.  Zeitschr.,   S.   373. 


83 

Stande  sein,  die  für  jeden  zwischen  Null  und  dem  Maximum  liegenden  Werth 
von  s\  nothvvendige  elektromotorische  Kraft  zu  bestimmen.  Zu  diesem  Ende 
geht  man  in  der  folgenden  Weise  vor:  man  bestimmt  zuerst  die  an  den 
Polen    herrschende    Potentialdifferenz 

pi=-^{R,Ra).z, (I 

dann   den   Verlust   durch   Nebenschlüsse 

C  =  -^  .        , (2 

dann   den    Gesammtstrom 

z^  =  zi^t (3 

dann  den  mit  ^g  ^^  bezeichnenden  Verlust  an  elektromotorischer  Kraft,  der 
von   dem   inneren    Widerstände   der   Batterie   herrührt 

p^  =  Ri  .  z^ (4 

und   endlich   die    gesammte   elektromotorische   Kraft 

^=/i+/2     .........     (5 

Die  eingetauchte  Batterie  ist  identisch  mit  einem  Hufeisenmagneten, 
der  immer  von  einem  Mittel  umgeben  ist,  welches  den  Durchgang  der 
magnetischen   Linien   erlaubt. 

Der  elektromotorischen  Kraft  der  Batterie  entspricht  die  auf  den  Magnet 
verwendete  gesammte  erregende  Kraft ;  den  Strömen  z^,  z^  und  C  entspricht 
eine  Anzahl  von  Linien,  welche  in  respectiver  Weise  durch  den  Kern  des 
Elektromagneten  hervorgerufen  werden,  durch  die  Armatur  hindurchgehen 
und  durch  die  Nebenschlüsse  verschwinden  ;  wir  haben  die  Analogie  der 
Widerstände   schon    erwähnt. 

Weil  für  schwache  magnetische  Zustände  die  Widerstände  der  Armatur 
und  des  Magneten  sehr  wenig  von  ihren  niedrigsten  Anfangswerthen,  welche 
in  Beziehung  zum  Widerstände  des  Verlustes  selbst  sehr  klein  sind,  ab- 
weichen, so  geht  daraus  hervor,  dass  der  Verlust  bei  den  ersten  Perioden 
der  Magnetisirung  nur  einen  sehr  schwachen  Einfluss  auf  die  erregende 
Kraft  ausübt;  in  anderen  Worten  ausgesprochen,  vermehrt  das  Vorhanden- 
sein eines  Verlustes  oder  eines  unwirksamen  Feldes  nicht  in  fühlbarer  Weise 
die  zur  Erzeugung  eines  nützlichen  Feldes  aufzuwendende  Energie.  Für  eine 
stärkere  Magnetisirung,  wie  es  diejenige  ist,  welche  beim  regelrechten 
Functioniren  der  Dynamomaschinen  vorkommt,  tragen  sich  die  Sachen  in 
einer  ganz  anderen  Weise  zu.  Vorerst  und  gleichzeitig  mit  dem  Verhält- 
nisse p^  —  d.  i.  mit  jenem  Theile  der  erregenden  Energie  (oder  dem 
an  den  Polen  des  Feldmagneten  herrschenden  magnetischen  Drucke,  wenn 
dieser  unwissenschaftliche  Ausdruck  erlaubt  ist),  welcher  sich  als  noth- 
wendig  erweist,  um  den  Linien  die  zum  Durchgange  durch  die  Luft  und 
die  Armatur  erforderliche  Kraft  zu  verleihen  —  erfährt  der  Widerstand 
der   Armatur    eine   beträchtliche  Zunahme. 

Das  unmittelbare  Resultat  ist  eine  bemerkenswerthe  Entwicklung  des 
unproductiven  Feldes,  welches  der  Magnet  erzeugt,  und  folglich  eine  Ver- 
mehrung der  Linien  dieses  letzteren,  welche  weitaus  den  Werth  übersteigt, 
der  dem  nützlichen  Felde  hätte  entsprechen  müssen.  *  Es  findet  somit  eine 
grosse  Vermehrung  des  magnetischen  Widerstandes  und  demgemäss  auch  der 
erregenden  Energie  statt.  Die  Thatsache,  dass  die  Anzahl  der  erzeugten 
Linien  merklich  grösser  sein  muss  als  diejenige  der  nützlichen  Linien, 
gibt  die  unmittelbare  Erklärung,  weshalb  es  nothwendig  ist,  dass  die  dem 
Kerne  des  Elektromagneten  eigene  Oberfläche  beträchtlich  grösser  sein 
muss  als  diejenige  des  Kernes  der  Armatur.  Wenn  man  wegen  Erzielung 
gleich  starker  Nutzlinien  in  der  Armatur  und  in  dem  Felde  und  folglich 
wegen  Ersparniss    am   Gewichte    den  Querschnitt    des   Elektromagneten    bis 

6* 


84 

dahin  vermindert,  dass  er  demjenigen  der  Armatur  gleich  ist,  so  wird  es 
absolut  unmöglich  sein,  die  letztere  bis  zum  Sättigungsgrade  zu  magnetisiren, 
wie  gross  auch  die  erregende  Kraft  sei,  die  wir  auf  sie  übertragen.  Eine 
derart  construirte  Maschine  wäre  ein  Fehler,  u.  zw.  nicht  blos  deshalb,  weil 
man  eine  geringere  Anzahl  von  Volts  hätte,  sondern  auch  aus  dem  Grunde, 
weil  die  Compound-Bewicklung  ausgeschlossen  sein  würde.  Die  Erbauer 
von  Dynamomaschinen  sind  schon  durch  die  Erfahrung  darauf  gekommen, 
dass  man  unbedingt  eine  sehr  hohe  magnetische  Dichtigkeit  in  der  Armatur 
und  eine  geringe  Dichtigkeit  in  dem  Felde  haben  muss,  wenn  man  Maschinen 
herstellen  soll,  welche  im  Verhältnisse  zur  Länge  des  Drahtes  viele  Volts 
geben  und  vermöge  ihrer  aufsteigenden  Charakteristik  mit  einer  befriedigenden 
Compound-Bewicklung  versehen  werden  können.  Wenn  wir  nur  die  nütz- 
lichen Linien  in  Betracht  ziehen,  so  variirt  —  um  es  kurz  zu  sagen  —  das 
Verhältniss  von    I  :  0*5 — l  :  0"6. 

Bevor  man  die  unter  i — 5  gegebenen  Formeln  dazu  verwendet,  die 
totale  erregende  Energie  als  Function  der  Anzahl  der  nützlichen  Linien, 
welche  bei  einer  gegebenen  Dynamomaschine  vorhanden  sind,  wirklich  zu 
bestimmen,  ist  es  nothwendig,  bezüglich  der  Vermehrung  des  magnetischen 
Widerstandes  mit  der  Zunahme  der  Dichtigkeit  der  Kraftlinien  eine  Hypothese 
aufzustellen.  Wie  immer  auch  das  mathematische  Verhältniss  zwischen  diesen 
beiden  Quantitäten  beschaffen  sei,  so  muss  es  immer  ein  solches  sein,  dass 
die  Vermehrung  des  Widerstandes  unbedeutend  sei  für  die  schwachen 
Dichtigkeiten,  während  sie  unendlich  ist  für  eine  bekannte  Dichtigkeit  und 
ein  gegebenes  Maximum,  dessen  genauer  Werth  von  der  Natur  des  Eisens 
abhängt.  Unter  den  Formeln,  welche  man  behufs  Erfüllung  dieser  Bedin- 
gungen aufstellen  kann,  gibt  es  zwei  sehr  einfache  Ausdrücke,  die  sich  von 
selbst  einstellen ;  bei  dem  einen  ist  die  Vermehrung  des  Widerstandes  pro- 
portional dem  reciproken  Werthe  des  Unterschiedes  zwischen  der  Dichtig- 
keit der  Sättigung  und  der  Dichtigkeit  während  des  Functionirens,  wohin- 
gegen sie  bei  dem  anderen  proportional  ist  dör  Tangente  eines  Bogens, 
welcher  den  Grad  der  Sättigung  darstellt,  so  dass  also  die  absolute  Sättigung 
einem  Bogen  von  go  Grad  entspricht.  Der  Werth  dieser  beiden  Hypothesen 
oder  jeder  anderen  Hypothese,  die  man  in  Vorschlag  bringen  könnte,  kann 
deshalb  nicht  einer  theoretischen  Discussion  unterzogen  werden,  weil  wir 
die  Gesetze  der  Elektromagnete  noch  zu  wenig  kennen.  Das  einzige  Mittel 
ist,  dass  man  diese  Theorien  auf  vorhandene  Maschinen  anwendet  und 
sieht,  welches  die  Bedingungen  sind,,  unter  denen  man  die  besten  praktischen 
Erfolge  erzielt.  Auf  diesem  Wege  habe  ich  gefunden,  dass  die  Tangenten- 
Formel  bessere  Resultate  als  die  andere  Formel  gibt,  und  auf  die  prakti- 
schen Versuche  mit  einer  für  die  Praxis  hinreichenden  Genauigkeit  ange- 
wendet wird.  Ohne  dass  ich  die  Prätension  hätte,  in  wissenschaftlicher 
Weise  zu  erklären,  weshalb  diese  Formel  besser  ist  als  eine  andere,  so 
kann  ich  doch  sagen,  dass  es  zum  Mindesten  plausibel  ist,  wenn  eine 
Function  der  Tangente  in  das  Verhältniss  zwischen  der  erregenden  Energie 
und  der  Magnetisirung  aufgenommen  wird.  Wenn  wir  annehmen,  die  Mag- 
netisirung  habe  die  Wirkung,  die  molecularen  Magnete  in  eine  Lage  zu 
bringen,  welche  den  das  Metall  durchdringenden  Kraftlinien  annäherungs- 
weise parallel  ist,  während  die  Kraft  des  der  Magnetisirung  entgegen- 
wirkenden Widerstandes  (welche  eine  passive  Wirkung  der  molecularen 
Reibung  oder  eine  active  Kraft  der  intermolecularen  Anziehung  oder  Ab- 
stossung  sein  kann)  bestrebt  ist,  diese  molecularen  Magnete  aus  dieser  Lage 
zu  bringen,  so  können  wir  jeden  molecularen  Magneten  als  die  Nadel  eines 
Tangenten-Galvanometers  ansehen,  welche  ein  durch  ihre  eigene  Lage  und 
jene  des  Nullpunktes  gebildetes  Feld  besitzt,  welches  Feld  nicht  dasselbe 
sein    kann,   wie  jenes   der  benachbarten   Magnete.   Welches   auch   der  Umfang 


85 

dieser  molecularen  Magnete  sei,  so  kann  man  gleichwohl  begreifen,  dass 
der  durchschnittliche  Winkel,  um  welchen  sie  sich  gedreht  haben,  gleich 
ist  demjenigen  eines  Molecüls,  welches  seine  rechtwinkelige  Lage  v/srlassen 
hat,  um  in  die  Richtung  der  magnetisirenden  Kraft  zu  gelangen,  und  dass 
folglich  die  Tangente  dieses  Winkels  das  Maass  des  Stromes  oder  vielmehr 
der  den  Kern  umgebenden  erregenden  Energie  ist.  Der  schwache  Punkt 
dieser  Theorie  besteht  darin,  dass  sie  nicht  zeigt,  warum  der  Rotations- 
winkel nicht  proportional  sein  könnte  der  Zahl  der  geschaffenen  Linien, 
weshalb  ich  sie  auch  nicht  als  eine  wahre,  sondern  nur  als  eine  möerliche 
Erklärung   hinstelle. 

Wahr  oder  nicht  wahr,  in  der  Praxis  existirt  eine  wichtige  Thatsache, 
nämlich  die,  dass  wir  vermöge  der  Tangenten-Functionen  in  den  Stand 
gesetzt  sind,  die  Zunahme  des  magnetischen  Widerstandes  in  den  verschie- 
denen Phasen  der  Sättigung  zu  bestimmen,  dass  wir  uns  dabei  mit  der 
Erfahrung  in  Uebereinstimmung  befinden  und  demgemäss  diese  Formeln 
dazu  verwenden  können,  die  Charakteristik  neuer  Maschinen  zu  construiren. 
Ausser  den  durch  die  Zeichnung  gelieferten  Angaben  müssen  wir  aber  noch 
kennen : 

1,  Zxi  maximale  Zahl  von  Linien,  welche  man  mit  einer  unbeschränkten 
Magnetisirungskraft  durch   den   Kern   der  Armatur  leiten   kann ; 

2.  Zc^,  maximale  Zahl  von  Linien,  welche  man  ebenso  durch  den  Kern 
des    Elektromagneten    leiten   kann. 

Diese  Ziffern  hängen  von  den  Dimensionen  der  Kerne  und  von  der 
Qualität  des  Eisens  ab,  und  wenn  wir  gewiss  sein  können,  immer  das 
gleiche  Eisen  zu  haben,  so  wird  es  ein  für  alle  Male  hinreichen,  wenn  wir 
eine  geringe  Anzahl  von  Versuchen  vornehmen,  welche  für  alle  zu  con- 
struirenden  Maschinen  dienlich  sein  werden.  Bezeichnen  wir  den  Grad  der 
Sättigung  in  der  Armatur  und  in  den  Elektromagneten,  bezw.  mit  ci  und  n^, 
so   dass   wir  haben 

ai  = 


^1 


Man  wird   dann   den  wirklichen   Widerstand   in  dem  Kerne  der  Armatur 
erhalten,   wenn   man   den  Anfangswiderstand   mit 

tang     -^(7, 


TT 

n\ 

2 

multiplicirt;   dasselbe  gilt  für  den   Elektromagneten  des   magnetischen  Feldes. 

Nach  zahlreichen  Versuchen,  die  ich  mit  meinen  eigenen  Maschinen 
angestellt  habe,  und  nach  den  Auskünften,  welche  mir  in  zuvorkommender 
Weise  von  anderen  Erbauern  von  Dynamomaschinen  mitgetheilt  wurden, 
kann  ich  die  nachstehenden  Durchschnittsziffern  für  die  Dichtigkeit  der 
Sättigung,  die  man  als  Grundlage  anzunehmen  hat,  für  den  Fall  angeben, 
als  man   sich   meiner   Formeln   bedienen   will.  *) 

Linien  pro  Quadratzoll 
Armaturen,    gut  ausgeglühter    Draht  aus   Holzkohlen-Eisen      .      .      25 

„  Scheibe  aus  gut  ausgeglühten  Holzkohlen-Eisen   .      .      22 

Elektromagnet  des   Feldes,   gehämmertes   Eisen,   gut  ausgeglüht  .      18 

*)  Diese  Zahlen  dürfen  nicht  als  solche  von  allgemeiner  Anwendbarkeit  betrachtet 
werden,  denn  es  sind  lediglich  Durchschnittswerthe  für  die  Eisengattungen,  wie  sie  that- 
sächlich  vorkommen. 


Die  Ueberlegenheit  des  Drahtes  über  die  Scheibe  rührt  vielleicht 
davon  her,  dass  derselbe  besser  ausgeglüht  ist,  wahrscheinlich  aber  davon 
her,  dass  die  Ströme  in  den  aus  Drähten  gebildeten  Kernen  im  Allgemeinen 
die  Richtung  der  Fasern  haben,  während  sie  bei  den  aus  Scheiben  gebildeten 
Kernen  ebensowohl  der  Quere  nach  als  auch  in  der  Richtung  der  Fasern 
passiren.  Die  Inferiorität  des  Eisens,  aus  welchem  der  Elektromagnet  des 
Feldes  besteht,  bezüglich  desjenigen  der  Armatur  rührt  wahrscheinlich  von 
der  Schwierigkeit  her,  grosse  Massen  gut  auszuglühen.  Ich  habe  keine 
Nachrichten  über  die  Versuche  mit  jenen  Maschinen,  deren  Feldelektro- 
magnete  aus  dünnen  Flättchen  zusammengesetzt  sind  ;  vielleicht  befindet  sich 
unter  denjenigen  Personen,  welche  diesen  Versuchen  beigewohnt  haben, 
irgend  Jemand,  der  uns  seine  Erfahrungen  hinsichtlich  dieses  sehr  wichtigen 
Punktes  mittheilen  könnte.  Man  wird  bemerken,  dass  die  hier  mitgetheilten 
Ziffern  wiewohl  sie  nicht  die  höchsten  sind,  die  man  mit  Eisen  von  aus- 
nahmsweiser  Beschaffenheit  erhalten  kann,  beträchtlich  grösser  sind  als  das 
Maximum  der  Induction,  welches  von  Rowland,  Rosanquet  und 
Hopkinson  bei  separat  angestellten,  wichtigen  Versuchen  gefunden  wurde. 
Ij^^S'Die  einzige  Erklärung,  welche  ich  finde,  ist  die,  dass  die  von  diesen 
Gelehrten  untersuchten  Muster  nicht  von  derselben  Güte  waren,  wie  das 
gewöhnlich  im  Handel  vorkommende  Eisen,  welches  man  für  die  Dynamo- 
maschine verwendet.  Nehmen  wir  also  an,  dass  uns  die  Qualität  unseres 
Eisens  bekannt  wäre  und  ebenso  seine  Dichtigkeit  der  Sättigung.  Dies  gibt 
uns  die  Werthe  von  Z\  und  Zc^.  Wir  verfahren  dann  auf  die  folgende 
Weise :  wir  setzen  eine  gewisse  Anzahl  von  nützlichen  Linien  z\  voraus 
und  wir  berechnen  die  entsprechende  Dichtigkeit  g\  in  dem .  Kerne  der 
Armatur. 

Der  entsprechende   Werth   der   Function 

tang     — -  r,^ 


7C 

(71 

2 

der  aus  einer  vorher  ausgearbeiteten  Tabelle  entnommen  wird,  wird  sodann 
mit  dem  Anfangswiderstande  i?^  des  Kernes  der  Armatur  multiplicirt  und 
dem  Widerstände  der  Luft  zugezählt.  Die  so  erhaltene  Summe  wird  mit 
Zi  multiplicirt,  wodurch  man  p^  erhält,  eine  .Quantität,  welcher  wir  weiter 
oben  die  Bezeichnung  des  zwischen  den  Polstücken  herrschenden  magneti- 
schen Druckes   beigelegt  haben. 

Um  den  unter  dem  Einflüsse  dieses  Druckes  stattfindenden  Verlust 
an  Linien  zu  erkennen  und  um  die  genaue  Zahl  der  unnützlichen  Linien  zu 
erhalten,/ müssen  wir  den  Widerstand  des  Raumes  kennen,  von  welchem  die 
Maschine  umgeben  ist.  Nun  können  wir  denselben  aber  nicht  in  der  gleichen 
Weise  berechnen,  wie  den  Widerstand  der  Luft,  da  derselbe  von  der  Form 
der  an  den  eisernen  Sockel  grenzenden  Elektromagnete,  den  Zapfen  u.  s.  w. 
abhängig  ist;  es  ist  aber  nach  dem  Charakter  eines  nicht  magnetischen 
Mittels  offenbar,  dass  bei  gleichen  Typen  von  Dynamomaschinen  der  Werth 
von   p   umgekehrt   proportional    ist   den   linearen   Abmessungen     der    Maschine. 

Man  kann  daher  diesen  Widerstand  finden,  indem  man  eine  Constante 
durch   den   Durchmesser  der  Airmatur  dividirt. 

Ein  Versuch,  der  ein  für  alle  Male  angestellt  wird,  ist  hinreichend, 
um  diese  Constante  für  alle  Dimensionen  einer  gegebenen  TyP^  ^^  ^^' 
stimmen.   Wenn   wir  p   kennen,   so   finden   wir  für   das   unproductive   Feld 


87 


und   für   die   Gesammtzahl    der   geschaffenen   Linien 

Das  Verhältniss  von  s^  zu  Zc,  gibt  uns  die  Dichtigkeit  Co  in  dem 
Magneten,  und  indem  wir  neuerdings  die  Tabelle  zu  Hilfe  nehmen,  finden 
wir   den   entsprechenden   Werth    der   F^unction 


tane 


mit  welchem  man  den  magnetischen  Anfangswiderstand  multipliciren  muss, 
um  den  dieser  speciellen  Dichtigkeit  zukommenden  wirklichen  Widerstand 
zu   erhalten. 

Das  Product  aus  diesem  wirklichen  Widerstände  und  z  gibt  die  für 
den  Elektromagneten  des  magnetischen  Feldes  -allein  nothwendige  erregende 
Energie  p^ ;  die  Summe  von  p-^  und  /g  ist  die  gesammte  erregende  Energie  P, 
welche  zur  Hervorbringung  der  nützlichen  Linien  Z).  erforderlich  ist.  In 
dieser  Weise  hat  man  vorzugehen,  um  P  für  die  verschiedenen  Werthe  von 
Zi  zu  berechnen,  und  indem  man  diese  Resultate  graphisch  durch  eine  Curve 
darstellt,  erhält  man  die  Charakteristik  der  Magnetisirung,  mittelst  welcher 
man  alle  Bedingungen  für  die  Construction  der  Dynamomaschine  finden 
kann.  Wenn  man  die  elektromotorische  Kraft  der  von  einem  Strome  durch- 
laufenen Armatur  bestimmt,  so  muss  man  auf  die  Selbstinduction  Rücksicht 
nehmen,  denn  diese  hat  die  Wirkung,  dass  sie  die  Charakteristik  in  fühl- 
barer Weise  herabdrückt.  Da  aber  diese  Wirkung  mehr  die  Armatur  als 
den  Feldelektromagneten  betrifft,  so  gehört  sie  nicht  in  den  Bereich  der 
vorliegenden   Abhandlung. 


r 

— 1 

— [ 

[ 

r 

— [ 

— [ 

r 

r 

[ 

1 

1 

' — 1 

' — 1 

— ] 

' 

[ 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

~ 

= 

— 

— 

— 

— 

^ 

'' 

__ 

A, 

^ 

J^l. 

<!■• 

' 

— 

^ 

^ 

" 

—■ 

^ 

^ 

^ 

y 

^ 

y 

■^ 

, 

y 

y' 

, 

1 

/ 

y^ 

^ 

J— 

ts 

—^ 

/ 

y 

^ 

h 

H 

D 

... 

_ 

_ 

-- 

- 

- 

'-- 

— 

-" 

/ 

/ 

-f 

^ 

_ 

- 

-" 

"" 

/ 

/ 

^ 

^ 

/ 

/ 

^ 

'' 

/■ 

y 

/ 

•  ' 

(7 

y 

y 

' 

/" 

/ 

y 

/ 

/ 

, 

y 

• 

■■■»1 

'y 

^ 

, 

. 

■ 

, 

, 

1 

rmo 

, 

, 

, 

, 

f! 

^ 

,s 

70(1 

Cö' 

f"" 

.._ 

7 

" 

•) 

10 

Ollll 

/ 

2 

5 

+ 

15 

OHO 

e 

7 

S 

' 

s 

2BC 

00 

A  :  Gesainmtz;ihl   der  gebildeten  Linien, 

B:  Dynamo  Kapp.  —  Anzahl  der  durch  die  ganze  Armatur  gehenden  nütz- 
lichen Linien. 

C:  Dynamo  Phönix.  —  Anzahl  der  durch  die  halbe  Armatur  gehenden  nütz- 
lichen Linien. 

D:  Curve,   welche  durch   die  Formel   von  Frölich    gewonnen   wurde. 

Um  den  Grad  der  Annäherung  zu  zeigen,  mit  dem  man  unter  An- 
wendung des  vorbeschriebenen  Verfahrens  die  erregende  Energie  berechnen 
kann,  wurden  .die  Fig.  2,  3  und  4  ausgearbeitet.  Diese  Diagramme  stellen 
die  für  drei  verschiedene  Dynamomaschinen  berechneten  Curven  dar,  während 
die  durch  kleine  Kreise  bezeichneten  Punkte  jene  Werthe  darstellen,  welche  sich 


bei  den  mit  diesen  Maschinen  thatsächlich  vorgenommenen  Versuche  ergaben. 
Die  untere  Curve  der  Fig.  2  ist  die  vorher  bestimmte  Charakteristik  einer 
meiner  Dynamomaschinen ;  sie  zeigt  die  Anzahl  der  nützlichen  Linien,  die 
durch  die  ganze  Armatur  gehen,  als  eine  Function  der  erregenden  Energie. 
Die  obere  Curve  zeigt  die  Gesamrotzahl  der  gebildeten  Linien  an.  Es  stellen 
die  zwischen  diesen  beiden  Curven  befindlichen  Ordinaten  die  Verluste  dar. 
In  der  Absicht,  die  Controlirung  und  die  Genauigkeit  dieser  und  anderer 
Curven  zu  erleichtern,  habe  ich  in  die  weiter  unten  befindliche  Tafel  die 
Daten  eingetragen,  mit  Hilfe  welcher  sie  erhalten  wurden.  Die  durch  kleine 
Kreise  angezeigten  Versuchspunkte  haben  für  diese  Dynamomaschine  die 
folgenden   Werthe: 

H   =  715  1330  1490  1705 

P  =  3800  8600  10800  18600. 

Dank  der  Gefälligkeit  der  Herren  Patterson  et  Cooper,  dann 
der  Herren  Crompton  et  Cie.,  konnte  ich  diese  Formeln  an  ihren 
Maschinen  erproben ;  die  gewonnenen  Resultate  sind  bezw.  durch  die 
Fig.  3  und  4  versinnlicht.  Die  als  volle  Linien  verzeichneten  Curven  sind 
die  vorherbestimmten  Charakteristiken ;  sie  geben  die  Anzahl  der  nützlichen 
Linien,  welche  durch  eine  Hälfte  der  Armatur  gehen.  (Diese  Maschinen  — 
„Phönix"  und  „Crompton"  —  gehören  dem  Typus  mit  doppeltem  Elektro- 
magnet an.)  Die  Versuchspunkte  der  Fig.  3  sind  mir  in  gefälligster  Weise 
von  Herrn   E  s  s  o  n  geliefert  worden   und   haben  die  folgenden  Werthe  : 

2 
P 


207-5 

594 

792 

910 

1030 

1070 

1130 

1604 

3840 

5660 

6900 

9620 

1 1240 

12100 

f.. 

' 

' 

' 

r 

K 

{f- 

^ 

„ 

- 

° 



i- 

— 

— 

Z£^ 

-^ 

, 

! 

fSO 

4^ 

° 

1G0 

^ 

'' 

t!ß 

1^ 

y 

' 

r 

SO 

/ 

^ 

' 

fin 

y 

Im 

y 

^ 

^ 

1 

/^, 

r 

re 

•« 

•/Iv 

£:  Dynamo  Crompton.  —  Anzahl  der  nützlichen  Linien,   welche  durch  die  halbe 
Armatur  gehen. 

Zur  Vergleichung     wurde    eine    mittelst    der    Formel     von    F  r  ö  1  i  c  h 
erhaltene    /Curve    beigefügt.     Diese    punktirte     Curve    gibt     die  Werthe    von 

2  P 

an,   welche  erhalten   werden,    wenn   man    die    Function  ; — --— -   benützt, 

2  a  -f-  ß  ^' 

worin  a  und  ß  Constanten  sind,  die  man  bestimmen  kann,  wenn  man  zwei 
Punkte  der  wirklichen  Charakteristik  kennt.  Werden  diese  beiden  Punkte  nahe 
aneinander  gewählt,  so  kann  man  eine  hinreichende  Annäherung  zwischen  der 
wirklichen  Charakteristik  und  der  Curve  von  F  r  ö  1  i  c  h  erhalten,  jedoch 
nur  in  jenem  Theile  der  Curve,  der  sich  zwischen  diesen  Punkten  befindet. 
Jenseits  derselben  ist  die  Divergenz  nach  beiden  Seiten  hin  eine  beträchtliche. 
Wenn  einer  der  Punkte  in  P  z=  c>o  (was  nach  der  neuen  Bezeichnung  von 
F  r  ö  1  i  c  h  bedeuten  würde,  dass  der  Werth  von  ß  der  reciproke  Werth 
des  Maximums  der  Magnetisirung  ist),  so  könnte  man  die  Curve  von  dem 
gewählten  Punkte  bis  zur  Sättigung  haben.  In  dem  Diagramm  wurde  der 
bestimmte    Punkt    mit  A    bezeichnet,    wo    ^=5500    oder    gleich     ist    dem 


89 

halben  Maximum  der  erregenden  Energie,  welche  in  der  Maschine  ihre 
commercielle  Verwerthung  finden  würde,  weil  eine  mehr  als  li.ooo  Amperes- 
Windungen  betragende  Energie  keine  nennenswerthe  Vermehrung  der  .elektro- 
motorischen  Kraft    geben    würde.      Nach     der     Richtung     der     Charakteristik 

nimmt   man    an,    dass    die   Sättigung    bei  —  =:  1150     stattfindet.      Dies     gibt 

2 

uns    ß  =  und   a  =:  2'^2.     Man    findet    die     punktirte     Curve,     indem 

man  von  diesen  Werthen  Gebrauch  macht,  und  man  constatirt,  dass  sie  von 
den  durch  das  Experiment  bestimmten  Punkten  beträchtlich  abweicht.  Wenn 
man  den  endlichen  Punkt  in  A  über  der  reellen  Charakteristik  wählt,  so 
könnte  man  schon  eine  grössere  Uebereinstimmung  zwischen  dieser  letzteren 
und  der  Curve  von  F  r  ö  1  i  c  h  erreichen,  man  würde  aber  gleichzeitig  die 
Grenzen,   innerhalb    welcher    man     diese    Curve    anwenden   darf,    verringern. 

Was  die  Curve  der  C  r  o  m  p  t  o  n-Maschine  (Fig.  4)  anbetrifft,  so 
wurden  mir  die  Versuchspunkte  von  Herrn  Swinburne  geliefert,  und 
haben   dieselben   folgende   Werthe : 

=  27         112      151       161      197      22^      221      240      246      258        258 

P  =1400    3300     und      3800   5300    5700    7700    8820   9050    10420    11300 
12900    14060. 

Die   Curven   wurden  mit   Hilfe   der  folgenden    Daten   erhalten  : 
Fig.  Zi  Z2  Ra  Ra  R/  p 

2  2200  2200  3*7  0'40  I'l8  30 

3  1200  1940  47  0-57  0-925         18 

4  300  460  2-8  i'oo  2'77  47 


Ueber  die  elektromotorische  Differenz  und  die  Polarisation 

der  Erdplatten. 

Von  Dr.  P.  A.  MUELLER. 
(Bull,  de  l'Acad.  Imp.  des   t!ciences  de  St.  Pe'tersbonrg.) 

Bei  dem  actuellen  Interesse,  das  gegenwärtig  dem  Studium  der  Erd- 
ströme von  wissenschaftlicher  und  technisch-praktischer  Seite  entgegen- 
gebracht wird,  dürfte  unseren  Leser  ein  ausführlicher  Bericht  über  eine 
Untersuchung  von  Interesse  sein,  welche  Dr.  P.  A.  Müller  hauptsächlich 
mit  Rücksicht  auf  die  bei  dem  k.  russ.  Central-Observatorium  in  Pawlowsk 
getroffene   Einrichtung  zur   Beobachtung   der   Erdströme  ausgeführt   hat. 

Bei  der  Beobachtung  der  elektrischen  Ströme  bezw.  der  Potential- 
differenz der  Erde  in  kürzeren  Linien  bildet  die  elektromotorische  Differenz 
der  an  den  Enden  dieser  Linien  in  die  Erde  versenkten  Metallplatten  eine 
bedeutende  Fehlerquelle,  welche  ihrer  Grösse  nach  ungefähr  von  derselben 
Ordnung  sein  kann,  wie  die  Potentialdifferenz  der  Erde  für  kürzere  Strecken 
selbst.  Da  nun  bisher  eine  sichere  Methode  zur  getrennten  Bestimmung 
dieser  beiderlei  elektromotorischen  Kräfte  nicht  gefunden  ist,  so  stellte  sich 
Herr  Dr.  Müller  die  praktisch  wichtige  Aufgabe,  durch  besondere  Ver- 
suche für  gewisse  Metalle  und  Erdsorten  die  ungefähre  Grösse  der  elektro- 
motorischen Differenzen  solcher  Elektroden  für  sich  allein  zu  bestimmen,  um 
so  ein  Urtheil  über  ihren  eventuellen  Antheil  an  den  in  den  erwähnten 
Linien   auftretenden   Strömen  zu   gewinnen.     Um    dabei     zugleich   zu   erfahren, 


90 

welche  Substanzen  bei  der  Benützung  der  Elektroden  im  Allgemeinen  die 
geringsten  elektromotorischen  Differenzen  darbieten,  schien  es  dem  Verfasser 
geboten,  möglichst  viele  der  hiezu  geeigneten  Leiter  der  Elektricität  zu 
benützen,  und  da  ferner  beim  Auftreten  stärkerer  eigentlicher  Erdströme 
auch  die  Polarisation  dieser  Elektroden  eine  erhebliche  Quelle  von  Fehlern 
bilden  kann,  so  wurde  auch  die  Polarisationsfähigkeit  der  verschiedenen 
Substanzen  in  den  Kreis  der  Untersuchung  gezogen.  Als  Plattenmaterial 
wurden  zehn  Substanzen  gebraucht,  welche  in  Sand  oder  Lehm,  den  beim 
Observatorium  in  Pawlowsk  vorkommenden  Erdarten  gelagert  waren.  Die 
Untersuchungen  erstreckten  sich  bei  jeder  Plattencombination  auf  folgende 
vier  Grössen  :  i.  die  elektromotorische  Kraft  der  beiden  Platten,  2.  die 
Grösse  der  Polarisation,  welche  durch  den  Plattenstrom  selbst  bewirkt  wird, 
3.  die  Grösse  der  Polarisation,  welche  durch  einen  Batteriestrom  hervor- 
gerufen  wird,   und   4.   dem   Widerstand    des  Plattenelementes. 

Zur  Bestimmung  der  ersten  Grösse,  der  elektromotorischen  Kraft  der 
Platten,  unabhängig  von  der  Polarisation,  wurde  die  Compensationsmethode 
von  P  o  g  gen  do  r  f  verwendet,  bei  welcher  zwei  theilweise  zusammenfallende 
Stromkreise  hergestellt  werden,  von  denen  der  eine  (Nebenkreis)  die  zu 
untersuchende  elektromotorische  Kraft  und  ein  Galvanoskop,  der  andere 
(Hauptkreis)  eine  stärkere  elektromotorische  Kraft  als  jene  und  eine  Tan- 
gentenbussole enthält,  während  der  beiden  Kreisen  gemeinsame  Theil  durch 
einen  veränderlichen  oder  festen  Widerstand  gebildet  wird.  Schaltet  man 
dann  das  zu  untersuchende  Element  (des  Nebenkreises)  und  das  Element 
des  Hauptkreises  einander  entgegen  und  variirt  entweder  den  Widerstand  (r) 
des  beiden  Kreisen  gemeinsamen  Theiles  oder  die  Stromstärke  (z)  des 
Hauptkreises  —  letzteres  wurde  vorgezogen  —  so  lange,  bis  das  Galvanoskop 
im  Nebenkreise  keinen  Strom  mehr  anzeigt,  so  wird  die  gesuchte  elektro- 
motorische Kraft  (e)  durch  den  Widerstand  r  und  die  Intensität  z  des 
Hauptkreises,  welche  durch  die  Tangentenbussole^  angezeigt  wurde,  ausge- 
drückt erhalten.  ■ —  Um  die  zweite  Grösse,  die  Polarisation  der  Platten 
durch  den  eigenen  Strom  (/>)  zu  bestimmen,  wurde  unmittelbar  nach  der 
eben  erwähnten  Messung  der  Hauptkreis  geöffnet  und  dann  am  Galvanoskop 
des  Nebenkreises  die  Ablenkung  notirt,  welche  der  Plattenstrom  selbst 
bewirkt;  dieser  Strom  blieb  dann  so  lange  geschlossen,  bis  keine  Variation 
der  Ablenkung  am  Galvanoskop  mehr  constatirt  werden  konnte.  —  Drittens 
sollte  die  Grösse  der  Polarisation  (P)  untersucht  werden,  v/elche  durch 
einen  constanten,  durch  die  Platten  geleiteten  Batteriestrom  hervorgerufen 
wird.  Als  Batterie  dienten  vier  DanieU'sche  Elemente,  welche  direct  mit 
den  Platten  verbunden  wurden ;  nachdem  die  Stromdauer  fünf  bis  zehn 
Minuten  gewährt  hatte,  wurden  die  Platten  mit  Hilfe  einer  Poggendorf'schen 
Wippe  rasch  von  den  Elementen  getrennt  und  in  denjenigen  Stromkreis 
eingeschaltet,  welcher  bei  der  Bestimmung  der  ersten  Grösse  e  durch  das 
Plattenelement,  das  Galvanoskop  und  den  Widerstand  gebildet  war.  Beim 
Umlegen  der  Wippe  musste  die  Nadel  ruhig  bleiben.  Die  Ermittlung  des 
Werthes  P  geschah  dann  auf  dieselbe  Weise  wie  diejenige  der  elektro- 
motorischen Kräfte  des  unpolarisirten  Plattenpaares.  —  Zur  Messung  der 
vierten  Grösse,  des  Widerstandes  {W),  welchen  das  Plattenelement  selbst 
besitzt,  wurde  ein  Stromkreis  hergestellt  aus  einem  Galvanometer,  einem 
vS  iem  e  n  s'schen  Rheostaten  und  dem  betreffenden  Plattenelement;  der  Wider- 
stand  des    letzteren   wurde   dann  "nach   der   Ohm'schen   Methode   bestimmt. 

Eine  Beschreibung  der  bei  den  Versuchen  benützten  Instrumente, 
Tangentenbussole  nach  Gaugain  und  Helmholtz  von  Krause  und 
Bauer  construirt,  K  i  tt  le  r'scher  Commutator,  W  il  d'ches  Silbervoltameter, 
Hasler'scher  variabler  Quecksilber-Platinwiderstand  für  feine  Einstellungen, 
vom   Verfasser     etwas   modificirt,     u.     A.    m.,     würde     unseren   Lesern    wenig 


91 

Neues  bieten,  weshalb  auf  dieselben  nicht  näher  eingegangen  werden  soll. 
Zu  den  Plattenelementen  wurden  folgende  Substanzen  benützt:  Messing, 
schwarzes  Eisenblech,  verzinntes  Eisenblech,  Blei,  Kupfer,  Zink,  sfeark  ver- 
silbertes Messing,  Plattin,  Gusseisen,  Kohle.  —  Die  Platten  wurden,  wie 
schon  erwähnt,  in  Sand  oder  Lehm  eingebettet,  deren  Feuchtigkeit  durch 
Zugiessen  von   Wasser   variirt   wurde. 

Die  Resultate,  welche  Verfasser  aus  seinen  zahlreichen  Messungen, 
deren  vollständige  Wiedergabe  uns  hier  zu  weit  führen  würde,  erhält,  sind 
kurz  folgende:  Die  elektromotorische  Kraft  e  wird  bei  allen  Platten  grösser 
für  Lehm  als  für  Sand  erhalten;  eine  Abhängigkeit  von  der  Feuchtigkeit 
ist  nicht  ausgesprochen.  Im  Mittel  besitzen  die  geringste  elektromotorische 
Kraft :  Blei,  Zink,  Gusseisen.  —  Die  Polarisation  j)  der  Platten  durch  den 
eigenen  Strom  variirt  bei  demselbem  Metall  einerseits  mit  der  Grösse  der 
im  Sand,  bezw.  Lehm  vorhandenen  Feuchtigkeit,  andererseits  ergibt  sie 
deutlich  einen  Zusammenhang  mit  der  Zeitdauer,  während  welcher  die  Platten 
vor  Beginn  des  Versuches  in  den  Sand  eingefügt  waren.  Im  Allgemeinen 
hängt  die  Grösse  p  ausser  von  dem  zufälligen  Betrage  der  anfänglichen 
elektromotorischen  Differenz  der  Platten  auch  von  der  Natur  derselben  ab. 
Die  Abnahme  der  elektromotorischen  Anfangskräfte  durch  die  eigene  Polari- 
sation  ergab   sich   in   Theilen  jener   für: 

Blei  .      .      .      .      .      .      .      .  0'I2  Versilbertes   Messing      .      .  O'oO 

Gusseisen 0*04  Kupfer 0'05 

Verzinntes   Eisen        .      .      .  O'OI  Schwarzes   Eisenblech   .      .  0*04 

Zink 0-19  Kohle 022 

Messing 0-23  Platin 0'62 

Betreffs  der  Polarisation  P  zeigt  sich  bei  den  meisten  Platten  nur 
ein  geringer  Unterschied,  wenn  sie  sich  im  Sand  oder  Lehm  befanden.  Die 
Mittelwerthe  aus  allen  Versuchen  ergaben  folgende  von  der  grössten  bis  zur 
geringsten  Polarisationsfähigkeit  fortschreitende  Reihe  :  Platin,  Kohle,  Messing, 
versilbertes  Messing,  verzinntes  Eisen,  Kupfer,  schwarzes  E^isenblech,  Zink, 
Gusseisen,  Blei.  —  Die  Werthe  der  Widerstände  W  der  Plattenelemente 
zeigen  eine  bedeutende  Variabilität,  deren  Ursache  darin  gesucht  wird,  dass 
die  Platten  nicht  stets  bis  in  dieselbe- Tiefe  und  in  derselben  gegenseitigen  Ent- 
fernung im  Sand,  bezw.  Lehm  eingefügt  waren,  und  dass  ferner  auch  durch 
die  grössere  oder  geringere  Wassermenge  die  Concentration  der  etwa  vor- 
handenen Salzlösungen  verändert  wurde;  im  Allgemeinen  zeigt  Sand  einen 
viel    grösseren   Widerstand   als   Lehm, 

Das  Schlussresultat  aus  seinen  Untersuchungen  resumirt  Verfasser 
dahin  :  Am  Besten  geeignet  zu  E'-dplatten  bei  Beobachtungen  der  Erdströme 
sind  hinsichtlich  der  Polarisation  und  der  elektromotorischen  Kraft  :  Blei, 
Zink,  Gusseisen  ;  da  ferner  das  letztere  Metall  (nach  besonders  zu  diesem 
Zwecke  angestellten  Versuchen)  eine  grössere  Constanz  in  seinen  Wirkungen 
zeigt,    so   verdient  Gusseisen   den  Vorzug,    welchem   Blei   am   Nächsten  kommt. 

Bezüglich  des  Antheils,  den  die  elektromotorische  Differenz  der  Erd- 
platten selbst  an  denjenigen  Strömen  besitzt,  welche  in  den  Leitungen  für 
Erdströme  beobachtet  werden,  bestätigt  Verfasser  den  schon  von  Wild 
gezogenen  Schluss  :  Für  kürzere  Erdleitungen,  wie  z.  B.  die  in  Pawlowsk 
von  I  Km.  Länge,  ist  die  Potentialdifferenz  der  Erde  an  magnetisch  ruhi'^en 
Tagen  sehr  wahrscheinlich  gegen  diejenige  der  Erdplatten  selbst  im  Allge- 
meinen verschwindend  klein,  jedenfalls  aber  höchstens  von  der  Ordnung 
dieser  selbst.  W.      (Z.    f.   I.) 


92 


Vom  elektrotechnischen  Institute. 

Am  24.  Jänner  geruhten  Se.  kaiserl.  und  königl.  Hoheit  der  durch- 
lauchtigste Kronprinz,  unser  gnädigster  Protector,  den  Vorstand  des  elektro- 
technischen Institutes,  '  Regierungsrath  Dr.  A.  von  Waltenhofen  in 
Audienz  zu  empfangen,  welcher  Sr.  kaiserl.  Hoheit  die  in  unserer  Zeitschrift 
erschienene   Beschreibung   des   elektrotechnischen  Institutes   überreichte. 

Se.  kaiserl.  Hoheit  geruhten  diese  Denkschrift  huldvollst  entgegen- 
zunehmen und  mit  sichtlichem  Interesse  um  die  Verhältnisse  des  Institutes 
Sich   zu   erkundigen. 

Regierungsrath  von  Waltenhofen  hatte  hierbei  Veranlassung,  den 
erfreulichen  Aufschwung  der  Frequenz  an  Zuhörern  und  Praktikanten  zu 
erwähnen,  sowie  den  Umstand,  dass  das  Institut  durch  zahlreiche  technisch - 
wissenschaftliche  Arbeiten  schon  in  weiten  Kreisen  bekannt  geworden  sei; 
dass  aber  um  diese  Leistungsfähigkeit  zu  erhalten  und  die  weitere  Ent- 
wicklung des  Institutes  zu  ermöglichen,  die  Unterbringung  desselben  in  einem 
geräumigeren   Gebäude   dringend   nothwendig  sei. 


Wir  können  nicht  unterlassen,  der  vorstehenden  erfreulichen  Nach- 
richt den  Ausdruck  des  Wunsches  beizufügen,  dass  die  Bemühungen  des 
Regierungsrathes  von  Waltenhofen  um  ein  grösseres  Gebäude  von  Er- 
folg sein  mögen.  Wir  müssen  daran  erinnern,  dass  in  Preussen  und  mit 
wenigen  Ausnahmen  im  ganzen  Deutschen  Reiche  jede  technische  Hoch- 
schule mit  einem  wohl  ausgestatteten  und  in  schönen  weiten  Räumen  unter- 
gebrachten elektrotechnischen  Institute  unter  der  Leitung  eines  ordent- 
lichen Professors  versehen  ist,  während  wir  in  Oesterreich  bis  jetzt  nur  ein 
einziges  elektrotechnisches  Institut  besitzen  ;  und  dass  es  keine  geringe  und 
eine  für  die  Dauer  unerschwingliche  Aufgabe  ist,  unter  den  Schwierigkeiten,  die 
aus  den  räumlichen  Beschränkungen  des  Wiener  Institutes  hervorgehen,  mit 
den  bisher  erzielten  Erfolgen  die  Zwecke  des  Institutes  zu  erfüllen.  Gegen- 
über einer  weiteren   Zunahme   der   Frequenz  wäre    dies   geradezu  unmöglich. 


Literatur. 


Die  Herren  Postrath  Grawinkel 
und  Professor  Krebs  geben  an  Stelle 
des  von  der  Redaction  der  „Elek- 
trotechnischen Rundschau"  zurück- 
getretenen Hofrathes  Dr.  Stein  in 
Frankfurt  diese  Zeitschrift  vom  Neu- 
jahr 1887  ab  heraus.  Wir  erfüllen  eine 
angenehme  Pflicht,  wenn  wir  die 
beiden  rühmlichst  bekannten  Fach- 
männer als  Collegen  begrüssen  ;  wir 
widmen  aber  auch  dem  durch  Krank- 
heit von  seiner  diesfälligen  Thätigkeit 
abgehaltenen  Begründer  dieses  ge- 
schätzen  Journals  den  innigen  Wunsch, 
dass  er  seine  Gesundheit  in  der  ihm 
nunmehr  reichlicher  als  früher  ge- 
botenen Müsse  bald  wieder  erlangen 
möge. 


Kalender  für  Elektrotechniker.  Heraus 
gegeben  von  F.  Uppenborn.  Vierter  Jahr- 
gang 1887.  Mit  109  Abbildungen.  München 
und  Leipzig  1887.  Druck  und  Verlag  von 
R.  Oldenbourg. 

Von  diesem  so  vortrefflichen  Kalender 
liegt  uns  der  vierte  Jahrgang  vor,  welcher 
wieder,  wie  v^rir  mit  Vergnügen  hervorheben, 
wesentliche  Verbesserangen  und  Bereiche- 
rungen aufweist.  So  finden  wir  bei  den 
elektrischen  Messmethoden  unter  Anderem 
das  Voltmeter  von  Cardew,  die  Anwendung 
des  Elektrometers  nach  J  o  u  b  e  r  t  ,  den 
S  i  e  m  e  n  s'schen  Universalwiderstandskasteu 
mit  seinen  verschiedenen  Verwendungen,  die 
Justirung  von  Normaleinheiten  auf  bestimmte 
Temperaturen,  die  J  o  u  b  e  r  t'sche  Methode 
zur  Messung  elektrischer  Energie  u.  s.  w. 
neu  aufgenommen ;  Anderes  wieder,  so  z.  B. 
die  Widerstandsmessung  nach  Thomson, 
vervollständigt.  Auch  das  die  Dynamo- 
maschinen behandelnde  Capitel  ist  erweitert ; 
die  Angaben  über  Constructions-  und  Dimen- 
.■>ionsverhaltnisse   dieser  Maschinen    sind  umso 


93 


werthvoUer,  als  dabei  die  eigene  und  reiche 
Erfahrunp:  des  Verfassers  zum  Ausdruck  ge- 
langt. Die  Tabellen  über  die  elektrischen 
und  mechanischen  Dimensionen  von  Maschinen 
der  verschiedenen  Fabriken  sind  auch  wieder 
vervollständigt. 

In  den  Abschnitt  über  Elektrochemie  sind 
zum  ersten  Mal  die  Accumulatoren  aufge- 
nommen ;  wir  finden  hier  Angaben  über  die 
Construction,  Leistungsfähigkeit  und  Ver- 
wendung der  bisher  bewährten  Accumulatoren- 
Systeme  (de  Khotinsky,  L.  Epstein, 
Farbak  y-Schenek,  J.  L.  Huber,  Elec- 
trical   Power  Storage   Company). 

Neu  aufgenommen  ist  auch  der  Abschnitt 
über  Construction  und  Prüfung  der  Blitz- 
ableiter. Ohne  in  der  Aufzählung  aller  Zu- 
sätze und  Neuerungen  vollständig  zu  sein, 
wollen  wir  noch  erwähnen,  dass  auch  der 
Abschnitt  über  Photometrie  erweitert,  und 
dass  der  Kalender  auch  diesmal  eine  grosse 
Anzahl  werthvoller  Tabellen  und  Formeln 
aus  dem  Gebiete  der  Mathematik,  Mechanik, 
Physik  und  Elektrotechnik  enthält ,  sowie 
auch  viele  den  Fachmann  interessirende  Be- 
stimmungen und  Verordnungen  aus  dem 
Gebiete  der  Industrie  und  Verkehrsgesetz- 
gebung. 

Mit  dem  Wunsche,   dass  sich  dieses  treff- 
liche Handbuch    zu    seinen    vielen    Freunden 
immer  neue  erwerben   möge,    wollen    wir   es 
allen  Fachgenossen  auf's  Wärmste  empfehlen. 
Wilh.   Peukert. 


Die    Elektrotechnische    Photometrie. 

Von  Dr.  Hugo  Krüss.  Elektrotechnische 
Bibliothek,  Band  XXXII.  Erst  im  Laufe  des 
letzten  Jahrzehntes  ist  das  elektrische  Bogen- 
und  Glühlicht  voll  und  ganz  in  den  Wett- 
kampf mit  den  bisherigen  Beleuchtungs- 
methoden   eingetreten.    Mehr    und    mehr    hat 


sich  in  Folge  dessen  eine  Messung  der  Hellig- 
keit des  elektrischen  Lichtes  ais  unerlässlich 
herausgestellt,  um  seine  Verwerthbarkeit  mit 
derjenigen  anderer  Beleuchtungsmethoden  zu 
vergleichen.  Derartige  Messungen  bieten  aus- 
serdem neben  den  Messungen  über  Kraftver- 
brauch in  den  Generatoren  und  über  die 
elektrischen  Verhältnisse  in  diesen  und  in 
den  Lampen,  das  nothwendige  Material  zur 
Vergleichung  der  verschiedenen  Constructionen 
sowohl   der  Maschinen   als   der  Lampen. 

Mit  den  neuen  Aufgaben,  welche  der 
praktischen  Photometrie  erwuchsen,  traten 
bisher  ungekannte  Schwierigkeiten  auf.  Die- 
selben haben  zumeist  ihren  Grund  in  den 
grossen  Helligkeiten,  welche  mit  Hilfe 
des  elektrischen  Stromes  erzeugt  werden 
können,  in  dem  Farbenunterschiede 
zwischen  der  zu  messenden  und  der  Maass- 
Lichtquelle,  in  der  ungleich  massigen 
Lichtausstrahlung  in  verschiedene  Rich- 
tungen des  Raumes,  und  endlich  in  der 
ungenügenden  Beschaffenheit  der 
bisherigen  Lichteinheiten. 

Bedeutende  Männer  suchten  theoretisch 
und  praktisch  diese  Schwierigkeiten  zu  über- 
winden durch  Aufstellung  neuer  Methoden 
und  Construction  neuer  Apparate,  und  der 
emsige  Fleiss,  welcher  das  Arbeiten  auf  elektro- 
technischem Gebiete  in  den  letzten  Jahren 
kennzeichnet,  ist  im  vollen  Maasse  auch  in 
dem  Ausbaue  der  elektrotechnischen  Photo- 
metrie zu  Tage  getreten. 

Der  Verfasser  des  vorliegenden  Werkes 
erwies  sich  in  der  Erfüllung  seiner  Aufgabe : 
eine  Schilderung  des  gegenwärtigen  Standes 
der  elektrotechnischen  Photometrie  zu  bieten, 
umso  befähigter,  als  er  von  Anfang  der 
geschilderten  Bewegung  an,  theoretisch  wie 
praktisch  und  in  hervoragendster  Weise  in 
dieser  Wissenschaft   thätig  gewesen  ist. 


PERSONALNACHRICHT. 

f  Eduard  Ernest  Blavier,  einer  der  Gründer  der  elektrotech- 
nischen Literatur  (sein  Werk  über  Telegraphie  ist  nicht  nur  eines  der 
frühesten,  sondern  auch  eines  der  besten  seiner  Art),  ist  am  20.  Jänner  zu 
Paris  gestorben.  Blavier  war  eine  ungewöhnlich  sympathische  Persönlich- 
keit, gleich  beliebt  bei  seinen  Collegen  im  Amte  wie  in  der  wissenschaft- 
lichen Welt.  In  den  Comptes  rendus  sowohl  als  in  den  „Annales 
telegraphiques"  erschienen  seine  zahlreichen  Abhandlungen,  worunter  die  auf 
die  elektrischen  Maasseinheiten  (l88o — l88l)  sich  beziehenden,  ferner  die 
Abhandlung  über  die  Erdströme  später  als  Monographien  erschienen.  Auf 
der  Pariser  Ausstellung.  1881  war  Blavier  in  hervorragender  Weise  beim 
Congress  und  bei  der  Jury  thätig,  er  erwarb  sich  als  Repräsentant  der 
französischen  Staatstelegraphen  die  Verehrung  und  Liebe  der  fremdländischen 
Fachgenossen  im  hohen  Grade  durch  sein  freundliches  Entgegenkommen, 
wo  es  galt,  den  Gästen  Frankreichs  Belehrung  zu  schaffen.  Blavier 
dirigirte  die  „Ecole  superieure  de  telegraphie"  und  schrieb  für  seine  ihn 
hochverehrenden  Schüler  einen  Cours  de  telegraphie,  der  auf  die  höchste 
Schätzung  Anspruch  erheben  darf,  da  er  alles  Wissenswerthe  des  behandelten 
Gegenstandes  in  fliessender,  klarer,  conciser  Sprache  enthält.  Im  Jahre  1883 
war   Blavier   Obmann     der   Gruppe     in   der  wissenschaftlichen   Commission, 


94 


welcher  die  Beurtheilung  der  Telegraphen-  und  Telephon- Apparate  zustand» 
Dem  ausserordentlich  gebildeten  Fachmann  werden  Alle,  die  mit  ihm  in 
Berührung  kamen,  ein  freundliches  Erinnern  weihen;  sein  Vaterland  betrauert 
einen  der  hingebendsten  Beamten  in  ihm.  B  lavier  war  Inspecteur  general 
des   Telegraphes   de   l'Etat    und     starb     im     6l.   Jahre     an    den   Folgen   einer 

chirurgischen   Operation. 

*  * 

* 

f  Sir  Francis  Bolton,  ein  Begründer  der  „Society  of  Telegraph 
Engineers"  und  ihr  ehemaliger  Präsident,  starb  am  g.  Jänner  in  London 
und  wurde  auf  dem  Friedhofe  zu  Hastings  unter  Theilnahme  einer  grossen 
Zahl   encflischer   Elektriker  begraben. 


KLEINE   NACHRICHTEN, 


(Die  kleine  Stadt  Scheibbs  an  der 
Erlaf)  wird,  wie  wir  bereits  gemeldet,  seit 
einigen  Monaten  elektrisch  beleuchtet ;  es 
sind  acht  K  f  i  z  i  k  -  Lampen  auf  3  Mtr.  hohen 
Ständern,  welche  das  liebliche  Oertchen  er- 
hellen. Den  Antrieb  der  Dynamo,  System 
Schuckert,  besorgt  das  Mühlrad  eines 
Bürgers,  dem  die  Gemeinde,  wenn  wir  richtig 
unterrichtet  sind,  für  seine  sehr  erfolgreiche 
Thätigkeit  150  fl.  jährlicli  zahlt;  gibt  es 
eine  Lustbarkeit  im  Orte,  so  werden  zwei 
der  entbehrlichsten  Strassen  lampen  aus- 
gehängt und  in  den  Festsaal  untergebracht, 
wo  die  althergebrachte  österreichische  Lustig- 
keit und  Gemüthlichkeit  in  modernster  Be- 
leuchtung sich  bethätigt.  Die  ganze  Anlage 
kostet  2200  fl.  und  wurde  vom  Vertreter  der 
Steyrer  Waffenfabrik  installirt. 


(Der    Hafen     von     Triest)     ist     vom 

5.  d.  M.  ab  mit  Bogenlampen  beleuchtet; 
die  Anlage  besorgt  die  Firma  B.  E  g  g  e  r 
&  Comp.  Näheres  über  dieselbe  werden 
wir  seinerzeit  berichten. 


Zugbeleuchtung  in  Tunnels.  Auf  der 
Glasgower  unterirdischen  Bahn  ist  neuerdings 
der  Versuch  gemacht  worden,  die  Züge  von 
einer  Centralanlage  aus  elektrisch  zu  be- 
leuchten. Zu  diesem  Zwecke  ist  eine  isolirte 
Zuleitungsschiene  zwischen  den  beiden  Fahr- 
schienen angebracht  und  am  Wagen  eine 
Contactvorri'chtung  vorhanden,  welche  beim 
ISiedersenkenauf  der  Zuleitungsschiene  schleift; 
als  Rückleitung  dienen  die  Fahrschienen.  Die 
Versuche  sollen  zur  Zufriedenheit  ausgefallen 
sein. 

Aus  der  Schweiz.  Bern,  Burgdorf,  Thun, 
Biel,  St.  Imier  und  Chaux-de-fonds  .sind 
nunmehr  telephonisch  miteinander  verbunden. 
—  Mülhausen  i.  E.  wird  mit  Basel  tele- 
phonisch verbunden.  —  Der  Luftcurort 
Davos  im  Canton  Graubünden  wird  nunmehr 
von  15  elektrischen  Bogenlampen  erleuchtet. 
Ersteller  des  Werkes  ist  die  Firma  Stirne- 
mann  &  Co.  in  Zürich.  —  Die  elektrische 
Gesellschaft  in  Vivis-Montreux  ist  in  der 
Lage,    den    Hausbesitzern    und   Industriellen 


eine  Gesammtkraft  für  10.000  Lampen  zu 
liefern.  —  Auf  der  züricherischen  Seite  will 
man  die  Wasserkräfte  des  Rheinfalles  bei 
Schaffhausen  nun  ebenfalls  nutzbar  machen. 
Die  Besitzer  des  Schlosses  Laufen  beab- 
sichtigen den  Rhein  abzudämmen  und  die 
gewonnene  Kraft  zur  Erzeugung  elektrischer 
Beleuchtung  zu  verwenden.  —  Am  29.  De- 
cember  v.  J.  haben  die  ersten  telephonischen 
Sprechversuche  zwischen  den  beiden  Central- 
stationen  Aarau  und  Zürich  stattgefunden 
und  sind  wider  Erwarten  günstig  ausgefallen. 
Vom  30.  December  ab  sind  auch  die  bis  dato 
eingerichteten  Abonnentenstationen  (35)  in 
Aarau  sowohl  unter  sich  als  auch  mit  den 
Netzen  von  Zürich,  Affoltern  a,  A.,  Baden, 
Horgen,  Luzern,  Männedorf,  Richterswyl, 
Schaffhausen ,  Sihlthal  ,  Thalweil  ,  Uster, 
Wädensweil,  Wetzikon  und  Winterthur  in 
Verkehr  getreten. 

(Die  Linie  Paris — Brüssel)  functionirt, 
wie  uns  aus  Brüssel  geschrieben  wird, 
ganz  vorzüglich.  Von  Brüssel  bis  an  die 
Landesgrenze  besteht  der  Doppeldraht  aus 
Phosphorbronze,  von  dort  nach  Paris  aus 
Siliciumbronze ;  beide  Materialien  sind  3  Mm. 
dick.  Die  Festigkeit  der  Drähte  beträgt 
45  Kgr.  pro  Qu. -Mm.  Widerstand  pro  Km.  = 
2'5  Q.  Die  Inductionsfreiheit  der  am  Tele- 
graphengestänge befestigten  Schleife  erreichte 
man  durch  vernünftiges  Kreuzen  der  Drähte. 
Man  hört  auf  320  Km.  Entfernung  so  gut, 
wie  in  der  Stadt  selbst.  Gekostet  hat  der 
Draht  für  die  Anlage  122  000  Frcs.  Ein  ein- 
facher Inductor  in  Brüssel  und  eine  Van 
Rysselberghe'sche  Anrufvorrichtung  in  Paris 
dienen  zum  Allarni.  In  wenigen  Tagen  wird 
die  Linie  dem  Publicum  zur  Verfügung  ge- 
stellt, nachdem  sich  am  2.  Februar  bereits 
der  König  der  Belgier  und  Präsident 
G  T  6  V  y  von  deren  Gebrauchsfähigkeit  über- 
zeugt  haben. 


Elektrisches  Firmenschild.  Ein  findiger 
Berliner  Geschäftsmann  hat  eine  Anwendung 
der  Elektricität  zu  Reclamezwecken  entdeckt. 
Er  hat  nämlich  ein  Firmenschild  nach  Art 
der  bekannten  Blitztafeln  anfertigen  und  vor 
seinen  Laden  aufstellen    lassen    und  erreicht 


95 


damit  vollständig  den  Zweck,  die  Leute  auf 
der  Strasse  stehen  bleiben  und  sein  Schild 
anstaunen  zu  machen.  Zur  Erzeugung  der 
nothwendigen  hochgespannten  Elektricität 
dient  ein  Rhumk  o  rff  scher  Inductions- 
Apparat. 

Elektrische      Locomotive      von     Daft. 

Der  wiederholt  und  lobend  erwähnte  Motor 
von  Daft  steht  nunmehr  über  ein  volles 
Jahr  auf  den  Linien  der  Tramway-Gesell- 
schaft  von  Baltimore  in  Verwendung  und 
hat  sich  vorzüglich  bewährt.  Drei  Motoren 
dieser  Art  haben  in  dem  angegebenen  Zeit- 
räume die  Streckenlänge  von  82.125  Meilen 
zurückgelegt,  wonach  pro  Motor  und  per 
Tag  75  Meilen  entfallen.  Von  diesen  Ma- 
.schinen  legte  eine  die  Strecke  von  8000 
Meilen  zurück,  ohne  einer  Reparatur  oder 
einer  speciellen  Aufsicht  zu  bedürfen;  die- 
selbe wurde  nur  geölt.  Unter  dem  Aus- 
drucke Meilen  sind  hier  englische  Meilen  zu 
verstehen. 


Telephoriverkehr     Brunn -Wien.     Am 

23.  V.  M.  fand  an  den  Sprechstellen  Brunn 
und  Wien  ein  telephonischer  Verkehr  zwi- 
schen Mitgliedern  der  kaufmännischen  Vereine 
der  genannten  Städte  unter  Führung  von 
deren  Präsidenten  statt.  Die  Unterhaltung 
war,  wie  man  aus  Brunn  meldet,  sehr 
animirt.  Der  Telephonverkehr  Brünn-Wien 
hat  sich  in  letzterer  Zeit  bedeutend  gehoben. 


Telephone  für  Wetterbeobachtungen. 
Wie  verlautet,  soll  die  in  Verbindung  mit 
dem  Staats-Telephonbetrieb  projectirte  Tele- 
phonleitung  auf  die  Rax  zum  Carl  Ludwig- 
Hause  auf  den  Schneeberg  zum  Baumgartner- 
Hause  nicht  zu  Stande  kommen.  Hingegen 
wird  die  Anlage  einer  Telephonleitung  auf 
das  Glocknerhaus  als  sehr  wahrscheinlich  be 
zeichnet.  Obwohl  das  Glocknerhaus  im  abge- 
laufenen Jahre  mehr  al<:  1400  Besucher 
zählte,  so  verschwindet  diese  Ziffer  doch 
gegen  die  Frequenz  der  ersterwähnten  beiden 
Schutzhäuser,  die  fast  vierfach  stärker  ist. 
Die  Telephon'.eitung  auf  den  Schneeberg  ist 
bis  zum  Lackerboden  fertig  ;  sie  wurde  von 
privater  Seite  gebaut.  Die  Luftlinie  von  da 
bis  zum  Baumgartner-Hause  beträgt  etwa 
3  Km.,  also  können  jedenfalls  die  noch  auf- 
zuwendenden Kosten  nicht  allzu  hoch  sein. 
Speciell  aber  für  die  Entwicklung  localer 
Wetterkunde  zur  Wetterprognose  für  Wien 
und  Umgebung  wäre  die  telephonische  Ver- 
bindung dieser  beiden,  in  der  Umgebung 
Wiens  höchstgelegenen  Hänser  mit  der  näch- 
sten Telegraphen-Station  von  grosser  prak- 
tischer  Wichtigkeit. 

Vertheilung  motorischer  Kraft  in 
Paris.  In  Paris  hat  kürzlich  der  Municipal- 
rath  zur  Canalisation  motorischer  Kraft 
zweierlei  Concessionen  ertheilt.  Die  eine  be- 
trifft die  Zuführung  comprimirter,   die   zweite 


die  Zuleiiung  verdünnter  Luft.  Da  die  eine 
dieser  Unternehmungen  einem  Ocsterreiclier, 
dem  durch  sein  pneumatisches  Uhrensystein 
bekannten  Herrn  Popp  ertheilt  wurde,  und 
diese  Art  von  Energievertheilung  unwillkür- 
lich mit  der  Zuleitung  elektrischer  Energie 
zu  vergleichen  herausfordert,  so  wollen  wir 
das,  was  darüber  bekannt  wurde,  unseren 
Lesern  mittheilen.  Was  das  Verhältniss  be- 
trifft, in  welchem  die  Grösse  der  zugeleiteten 
Energie  mittelst  der  comprimirten  Luft  zu 
dem  Rauminhalt  der  zur  Canalisation  be- 
nöthigten  Gefässe  betrifft,  so  ist  dies  gegen- 
über von  den  Vorrichtungen  bei  elektrischer 
KraftübertraguDg  ein  sehr  Ungünstiges.  Das- 
selbe, und  vielleicht  noch  ungünstigeres,  lässt 
sich  von  der  verdünnten  Luft  behaupten. 
Dieser  Umstand  allein  schon  fällt  schwer  in 
die  Waagschale  in  einer  Stadt,  wo  der  Boden 
für  die  Egouts,  für  Wasser-  und  Gasrohre, 
für  die  telegraphischen  und  für  die  tele- 
phonischen Kabel  in  Anspruch  genommen 
ist.  Was  aber  den  Nutzeffect  der  mit  Luft, 
sei  sie  verdichtet  oder  verdünnt,  betriebenen 
Motoren  betrifft,  so  halten  diesbezüglich  die 
letzteren  keinen  Vergleich  mit  den  elektrischen 
Motoren  aus,  welche  bei  kleinen  Maschinen 
50^0,  bei  grösseren  aber  80  ^,0  auf  kurze  Zu- 
leitungsstrecken ergeben.  Wenn  man  noch 
dazu  die  Leichtigkeit  der  Handhabung  bei 
den  drei  Motoren  in  Betracht  zieht,  so  zeigt 
sich,  dass  die  elektrischen  jedenfalls  den  Vor- 
zug vor  den  beiden  Mitbewerbern  verdienen. 
Mittelst  Compoundwickelung  und  auto- 
matischer Schaltung  von  Widerständen  kann 
man  die  Geschwindigkeit  elektrischer  Mo- 
toren stets  auf  gleicher  Höhe  erhalten,  ein 
Vortheil,  der  weder  beim  Motor  für  ver- 
dichtete, noch  bei  jenem  für  verdünnte  Luft 
zu  erreichen  ist.  So  wie  die  zu  erreichende 
Quantität  von  Energie  eine  Pferdekraft  über- 
steigt, bedarf  es  beim  Motor  für  verdichtete 
Luft  eines  Gas-Rechauffeurs,  was  sowohl  die 
Anlage  als  die  Zuleitung  sehr  complicirt. 
Was  nun  die  Anwendungen  betrifft,  die  bei 
Zuführung  von  verdünnter  oder  comprimirter 
Luft  erreicht  werden  können,  so  beschränken 
sich  -dieselben  rein  auf  bewegende  Kraft; 
bei  der  Elektricität  kann  man  Licht,  Kraft, 
Ladungsstrom  für  Accumulatoren,  Strom  für 
Elektrolyse ,  zur  Schmelzung  und  zum 
Schweissen  von  Metallen  etc.  etc.  haben, 
wenn  man  sich  die  Energie  in's  Haus  leitet. 
Merkwürdig  ist  es,  dass  fast  alle  diejenigen 
Interessenten,  welche  comprimirte  Luft  für 
ihre  Uhren  von  Herrn  Popp  beziehen,  auch 
ihre  kleinen  dynamo- elektrischen  Maschinen 
zur  Erzeugung  von  Licht  damit  betreiben, 
würde  es  nicht  vorth eilhafter  sein,  die  elek- 
trische Energie  direct  zu  beziehen,  statt  sich 
der  kostspieligen  und  durchaus  nicht  bequemen 
Mitielsmaschinen  zu  bedienen?  Es  wäre  end- 
lich Zeit,  dieser  Angelegenheit  näher  zu 
treten.  Von  der  elektrischen  Energievertheilung 
kann  man  mit  Recht  sagen  :  »Der  Worte 
sind  genug  gewechselt,  nun  lasst  uns  endlich 
Thaten  seh'n!" 


96 


Elektrische  Kraftübertragung.   Die  von 

der  Maschinenfabrik  Oerlikon  vorgenom- 
menen Kraftiibertragungsversnche  ergaben 
bei  15 — 45  auf  8  Km.  übertragenen  effec* 
tiven  PS  ein  Güteverhältniss  von  75  "/o . 

Die    Zahl     der     elektrischen     Eisen- 
bahnen, welche  gegenwärtig  in  Betrieb  sind, 
über  80  betragen. 


soll  Über  80  betragen. 


Elektrische  Strassenbahn  in  New- 
York.  In  New-York  wird  gegenwärtig  ein 
Versuch  mit  einem  elektrischen  Strassenbahn- 
wagen,  System  Julien,  gemacht  (dasselbe, 
welches  in  Hamburg  seit  dem  Sommer  des 
vorigen  Jahres  mit  Erfolg  in  Thätigkeit  ist). 
Die  betreffende  Strassenbahn  -  Gesellschaft 
beabsichtigt,  den  Betrieb  mit  Pferden  ganz 
aufzugeben  und  Dampf-  oder  elektrischen 
Betrieb  einzuführen.  Der  Preis  des  Betriebes 
sammt  Beleuchtung,  Schmiere,  Bedienung  etc. 
beträgt  pro  Wagen  und  Tag    fl.   lO' — . 

Elektrische  Strassenbahn,  System 
Elieson.  Die  Electric  Locomotive  and  Power 
Company  in  London  hat  acht  elektrische 
Locomotiven  nach  dem  System  Elieson  für 
die  North  Metropolian  Tramway  Company, 
und  zwar  für  die  Strecke  von  Stratford  nach 
Illfort  gebaut.  Die  Betriebseröffnung  dieser 
Strecke  hängt  noch  von  der  Parlaments- 
genehmigung ab,  die  in  Kurzem  erwartet 
wird.  Die  elektrischen  Locomotiven  sollen 
den  Betrieb  auf  der  Theilstrecke  Stratford- 
Church  nach  Manor-Park  besorgen,  einer 
Strecke  von  ca.  4  Km.  Entfernung.  Die 
neulich  stattgefundene  Probefahrt  mit  einer 
der  Maschinen  wurde  bei  einer  Geschwindig- 
keit von  ca.  13  Km.  ■ —  der  zulässigen 
Maximalgeschwindigkeit  —  zur  vollen  Zu- 
friedenheit zurückgelegt.  Der  Motor  ist  von 
der  gewöhnlichen  Construction  und  auf  einer 
horizontalen  Spindel  montirt,  die  von  einem 
Doppel-Consol  getragen  wird,  das  wiederum 
an  einer  verticalen  Spindel  befestigt  ist,  die 
in  geeigneten  Lagern  läuft.  Die  Armatur- 
spindel trägt  an  ihren  Enden  einen  Trieb, 
welcher  in  die  radical  angeordneten  Zähne 
einer  runden  Grundplatte  greift.  Dreht  sich 
die  Armatur,  so  dreht  sich  der  kleine  Trieb 
um  den  runden  Zahnkranz  und  nimmt  das 
Consol  und  den  Motor  mit,  wodurch  die 
Bewegung  auf  die  verticale  Spindel  über- 
tragen wird.  Das  untere  Ende  dieser  Spindel 
trägt  ein  Kegelrad,  welches  in  zwei  Kegel- 
räder greift,  die  lose  auf  der  Triebachse  des 
Wagens  sitzen  und  durch  eine  Kupplung, 
die  mittelst  eines  Handhebels  bewegt  werden 
kann,  mit  dem  rotirendeu  Kegelrade  in  Ein- 
griff zu  bringen  sind.  Ein  wichtiger  Gesichts- 
punkt des  Motors  von  Elieson  ist  der,  dass 
der  Motor  stets  nach  einer  Richtung  läuft, 
gleichgiltig,  ob  der  Wagen  nach  vor-  oder 
rückwärts  fährt.  Der  Kraftverlust  wird  durch 
die  directe  Uebertragung    auf    die  Achse    zu 


einem  Minimum.  Der  Motor  macht  800  Touren 
in  der  Minute,'  und  da  .das  Uebersetzungs- 
verhältniss  i :  10  ist,  erhält  die  Wagenachse 
80  Touren  pro  Minute,  so  dass  die  ange- 
gebene Geschwindigkeit  des  Wagens  von 
ca.  14  Km.  pro  Stunde  herauskommt.  Eine 
Aenderung  der  Geschwindigkeit  des  Wagens 
wird  durch  Einschaltung  von  künstlichen 
Widerständen  in  der  üblichen  Weise  ver- 
mittelt. (Diese  Art  der  Widerstandsänderung 
wird  mit  Recht  bei  concurrirenden  Systemen 
als  irrationell  vermieden.  D.  Red.)  Die  Kraft 
wird  durch  80  Accumulatoren  erzeugt,  von 
denen  jeder  ein  Gewicht  von  ca.  90  Pfd.  engl, 
hat.  Die  elektromotorische  Kraft  beträgt 
160  V  und  ein  Strom  von  25  A  wird  6  bis 
8  Stunden  lang  aufrecht  erhalten,  was  im 
Ganzen  eine  Leistung  von  32  Pferdekraft- 
stunden  an  Energie  darstellt.  Die  Accumu- 
latorzellen  sind  nach  dem  Patente  der  Ge- 
sellschaft hergestellt  und  bestehen  je  aus 
13  Platten  mit  154  Hohlquadraten,  welche 
mit  kleinen  Spiralen  ausgefüllt  sind,  die  aus 
schmalen  Streifen  Blei-  und  Asbestpapier 
bestehen,  welche  zusammengewickelt  sind 
und  eine  relativ  grosse  Oberfläche  bei  mini- 
maler Raumbeanspruchung  ergeben.  Die 
complete  Maschine  wiegt  ungefähr  halb  so 
viel,  als  ein  Dampfwagen  gleicher  Leistung. 
Sie  ist  an  jedem  Ende  mit  einem  Schalt- 
apparat und  einer  Handbremse  ausgerüstet. 
Rücksichtlich  der  Gewichtsreduction  und 
Raumbeanspruchung  werden  sich  nach  den 
Meinungen  der  Ingenieure  nach  entsprechenden 
Erfahrungen  noch  Verbesserungen  einführen 
lassen.  Der  Motor  kann  so  angeordnet  werden, 
dass  er  eine.n  Theil  des  Tramwagens  selber 
bildet ;  die  Accumulatoren  werden  unter  den 
Sitzen  untergebracht ;  bei  den  für  die  North 
Metropolitan  Tramway  Company  bestimmten 
Wagen  sind  die  Maschinen  als  besondere 
Wagen  ausgebildet,  so  dass  die  vorhandenen 
Personenwagen  benutzt  werden  und  erforder- 
lichenfalls auch  durch  Pferde  gezogen  werden 
können. 

(jZeitschr.  f.  Transport  u.  Strassenb.*) 


Vom  Niederrhein-Westphäl.  Fern- 
sprechnetz. Laut  einer  an  die  Duisburger 
Handelskammer  von  dem  k.  Reichspostamte 
erlassenen  Verfügung  ist  der  einmalige  Bei- 
trag, welchen  die  nach  dem  24.  Mai  v.  J. 
angemeldeten  Theilnehmer  zu  den  Herstel- 
lungskosten der  Niederrhein. -Westphäl.  Fern- 
sprechanlage zu  entrichten  haben,  auf  200  Mk. 
festgesetzt. 


Fernsprechnetz  Kalk.  Die  k.  Oberpost- 
direction  beabsichtigt  bei  genügender  Be- 
theiligung für  Kalk  a.  Rh,  ein  eigenes 
Stadtfernsprechnetz,  sowie  eine  directe  Ver- 
bindung zwischen  Kalk  und  Cöln  anzulegen. 


Verantwortlicher  Redacteur :  JOSEF  KAKEIS.   -    Selbstverlag;  des  Elektrotechnischen  Vereins. 

In  Commission  bei  LEHMANN  &  WENTZBL,   Buchhandlung  für  Technik  und  Kunst, 

Druck  von  R.  SPIES  &  Co.  in  Wien,  V.,  Straussengasse  IG. 


Zeitschrift  für  Elektrotechnik. 


V.  Jahrg. 


1.  März  1887. 


Heft  III, 


VEREINS-NACHRICHTEN. 


Chronik  des  Vereines. 

7.  Februar.  —  Sitzung  des  Sta- 
tuten- Revisionscomite. 

9.  Februar.  —  Vereins  Versamm- 
lung. Vorsitzender:  Hofrath  von 
G  ri  m  bur  g. 

Der  Vorsitzende  begrüsst  Herrn  Ingenieur 
A.  Recken  zäun  aus  London  und  dankt 
für  die  freundliche  Bereitwilligkeit,  mit 
welcher  derselbe,  obwohl  kaum  von  einer 
schweren  Krankheit  genesen,  der  Einladung 
zu  einem  Vortrage  über  Accumulatoren  ge- 
folgt sei.  Nachdem  an  dieser  Stelle  vor 
Kurzem  von  einem  unbefangenen  competenten 
Fachmanne  sehr  skeptische  Ansichten  über 
die  Anwendung  von  Accumulatoren  für  elek- 
trische Strassenbahnen  ausgesprochen  worden 
sind,  so  sei  es  umso  wichtiger  die  voraus- 
sichtlich günstigere  Meinung  eines  anderen 
ausgezeichneten  Fachmannes  zu  hören,  nach 
dem  bewährten  Sprichworte:  ^ Eines  Mannes 
Rede  ist  keines  Mannes  Rede,  man  muss 
hören  Beede*. 

Herr  Reckenzaun  appellirt  zunächst 
an  die  Nachsicht  der  Versammlung,  indem 
er,  seit  Langem  in  England  eingebürgert, 
zum  ersten  Male  in  der  Lage  sei,  in  deut- 
scher Sprache  öffentlich  zu  spiechen.  Sonach 
weist  der  Vortragende  auf  das  grosse  Miss- 
trauen hin,  welches  heutigen  Tages  noch 
unter  den  Elektrikern  besonders  des  Con- 
tinentes  gegen  die  Accumulatoren  herrscht, 
und  erklärt  dies  dadurch,  dass  die  Erfah- 
rungen nicht  bekannt  seien,  welche  man 
seit  zwei  Jahren  in  England  über  die  An- 
wendung der  Accumulatoren  für  elektrische 
Beleuchtung  \ind  Kraftübertragung  gemacht 
habe.  Die  eingebürgerte  Annahme  von  50^ 
Energieverlust  datire  aus  einer  Zeit,  wo  die 
zum  Laden  verwendeten  Dynamomaschinen 
selbst  einen  geringen  Nutzefifect  hatten. 
Heutigen  Tages  könne  man  an  Dynamo- 
maschinen 90  °,o ,  an  Accumulatoren  70 — 80  "/o  , 
somit  einen  Gesammt-Nutzeffect  von  65  % 
in  der  praktischen  Anwendung  erreichen. 
Aber  es  gäbe  Fälle  genug,  wo  die  Anwen- 
dung selbst  bei  einem  viel  geringeren  Nutz- 
effect  rationell  sei,  die  Hauptsache  sei,  dass 
die  Accumulatoren   auch   dauerhaft  seien. 

Der  Vortragende  analysirt  diese  Fälle  an 
einer  Reihe  von  Beispielen  und  gibt  hierauf 
eine  erschöpfende  Darstellung  der  Herstellung 
und  Formirung  der  Accumulatoren   verschie- 


dener Systeme.  Er  bezeichnet  es  unter  An- 
derem auch  als  einen  Fortschritt  in  der 
Methode  der  Formirung,  dass  man  nach 
einem  neueren  Verfahren  die  positive  und 
negative  Platte  abgesondert  formirt,  wodurch 
die  Dauerhaftigkeit  mehr  ah  verdoppelt 
werde. 

Redner  erörtert  hierauf  die  bei  Accumu- 
latoren wichtigen  Kriterien  der  Stromstärke, 
elektromotorischen  Kraft  und  Capacität,  weist 
an  der  Hand  zahlreicher  eigener  Messungen 
und  Untersuchungen  auf  die  Differenz  in  der 
Spannung  bei  dem  Laden  und  Entladen  hin, 
und  analysirt  den  Zusammenhang  der  Capa- 
cität mit  der  Grösse  der  Accumulatoren,  ins- 
besondere mit  dem  Aufwände  an  activer 
Substanz,  worunter  die  Menge  des  Bleisuper- 
oxydes auf  der  positiven  und  der  zu  metalli- 
schem Blei  reducirten  Bleiglätte  auf  der 
negativen   Platte   zu  verstehen   sei. 

Redner  lieht  hervor,  dass  zwar  auch  bei 
dem  Entladen  von  Accumulatoren  die  elektro 
motorische  Kraft  zu  Beginn  eine  höhere  sei, 
aber  diese  Erscheinung,  welche  auf  das  Vor- 
handensein von  Ozon  zurückzuführen  sei, 
dauere  leider  nur  einen  Augenblick,  weil  das 
Ozon  gleich  aufgezehrt  sei.  Die  elektromoto- 
rische Kraft  eines  Elementes  kann  daher 
allerdings,  wie  dies  auch  in  Lehrbüchern  zu 
finden  sei,  2'25  Volts  betragen,  aber  nur 
sehr  kurze  Zeit  ;  dann  sinkt  sie  auf  2  Volts, 
1*8   und  weniger  herab. 

Bei  dem  Laden  ist  immer  Ozon  vor- 
handen ;  dieses  bewirkt,  dass,  obwohl  der 
innere  Widerstand  mit  der  Ladung  abnimmt, 
die  ganze  elektromotorische  Kraft  zunimmt, 
so  dass  unglücklicherweise  zum  Laden  stets 
mindestens   2*25    Volts  erforderlich  sind. 

Der  Vortragende  beschreibt  sodann  aus- 
führlich zwei  Typen  von  Elementen,  welche 
sich  für  die  verschiedenen  Zwecke  in  der 
Praxis  besonders  eignen.  Die  grössere  Type 
für  stationäre  Verwendung,  z.  B.  elektrische 
Beleuchtung  besteht  aus  Zellen,  deren  Ca- 
pacität 330  Amp^restunden  beträgt  oder 
277  Amp^restunden  pro  Kilogramm  activer 
Substanz. 

Die  Type  von  transportablen  Accumu- 
latoren für  Tramwaybetrieb  besteht  aus 
kleineren  Zellen  mit  viel  schwächeren  ßlei- 
gitterplatten.  Die  Capacität  beträgt  150  Am- 
perestunden oder  28'6  Ampferesiunden  pro 
Kilogramm  activer  Substanz  und  das  Ge- 
sammtge wicht  dieser  Zelle    i8'2   Kgr. 


98 


Redner  erörtert  hierauf  die  theoretischen 
Grundlagen  und  die  praktischen  Erfahrungen 
in  Betreff  der  Geschwindigkeit  der  Ent- 
ladung von  Accumulatoren  und  illustrirt  diese 
Verhältnisse  ausführlich  an  Beispielen  aus 
dem  Tramwaybetrieb. 

Er  hebt  die  Vortheile  des  Tramway- 
betriebes  durch  Accumulatoren  im  Vergleiche 
mit  einer  oberirdischen  oder  unterirdischen 
Leitung  hetvor  und  beziffert  die  Ersparnisse 
gegenüber  dem  Tramwaybetrieb  mit  Pferden 
zu  40  fo.  Nicht  das  grosse  Gewicht  der  Ac- 
cumulatoren, sondern  ganz  andere  Ursachen 
seien  der  Anwendung  für  Tramways  hinder- 
lich, so  z.  B,  in  England  die  Kosten  und  die 
Schwierigkeit,  die  hiezu  erforderliche  Parla- 
mentsacte  durchzusetzen. 

Sodann  bespricht  der  Vortragende  die 
Anwendung  der  Accumulatoren  in  der  Kriegs- 
marine, worüber  bereits  vielfache  Erfahrungen 
vorliegen. 

Es  werden  in  England  z.  B.  Boote  für 
40  Mann  gebaut.  Die  Accumulatoren  werden 
von  den  Dynamomaschinen  der  Kriegsschiffe, 
welche  alle  für  elektrische  Beleuchtung  einge- 
richtet sind,  geladen,  und  der  Vortheil  besteht 
darin,  dass  diese  Boote  jeden  Augenblick 
dienstbereit  sind,  was  bei  den  Dampf barcassen 
nicht  der  Fall  ist.  Auch  werden  zum  Bewegen 
der  40  Tons-Küstengeschütze,  welche  even- 
tuell ein  schnell  fahrendes  Torpedoboot  im 
Ziel  behalten  müssen,  statt  Handkurbeln  Ma- 
schinen mit  Accumulatoren  angewendet  und 
so  gäbe  es  noch  viele  andere  Fälle,  in 
welchen  die  Aufspeicherung  von  motorischer 
Kraft  für  den  Moment  des  Bedarfes  von 
entscheidendem  Nutzen  sei. 

Ueber  Einladung  des  Vorsitzenden  werden 
von  den  Herren  Baron  Gostkowski,  In- 
spector  Kohn,  Ingenieur  Kolbe,  Baron 
Pfungen,  Ingenieur  Ko  rnb  lüh,  Ingenieur 
Fischer  und  Ingenieur  Klose  eine  Reihe 
von  Anfragen  über  den  Tramwaybetrieb  auf 
Steigungen,  über  die  versuchte  Anwendung  von 
abgesonderten  Locomotiven,  über  besondere 
Constrnctionsverhältnisse,  und  endlich  über  die 
Dauer,  Anlage-  und  Unterhaltungskosten  von 
Accumulatoren  gestellt,  welche  von  dem  Vor- 
tragenden nach  englischer  Sitte  am  Schlüsse 
recapitu'lirt  und  entsprechend  beantwortet 
werden. 

Der  Vorsitzende,  Hofrath  v.  Gr  im  bürg, 
dankt  hierauf  dem  Vortragenden,  indem  er 
an  die  in  einem  englischen  Blatte  über  die 
erfreuliche  Genesung  desselben  gebrachte 
Notiz  anknüpft,  für  das  dem  Verein  gebrachte 
Opfer  und  spricht  die  Ueberzeugung  aus,  dass  die 
Frage  der  Accumulatoren  in  der  energischen 
Hand  des  Herrn  Reckenzaun  einen  sicheren 
Fortschritt  erhoffen  lasse,  nach  ,  dem  eng- 
lischen Sprichworte:  ,Where  Ihere  is  a  will, 
there  is  a  way*.  (Lebhafter  Beiftill.) 

16.  Februar.  —  Vereinsversamm- 
lung. 

Der  Vorsitzende,  Hofrath  v.  Grimburg, 
heilt  mit,   dass  in  Folge  des  von   dem  Herrn 


Regierungsrath  Volkmer  unlängst  im  Ver- 
ein gehaltenen  Vortrages  über  die  modernen 
Reproductionsmethoden,  der  Wunsch  wach 
geworden  sei,  die  galvanoplastische  Installation 
der  k.  k.  Hof-  und  Staatsdruckerei  zu  be- 
sichtigen. 

Das  von  der  Vereinsleitung  zu  diesem 
Zwecke  an  die  Direction  der  Staatsdruckerei 
gestellte  Ansuchen  wurde  von  dieser  in  der 
zuvorkommendsten  Weise  zustimmend  beant- 
wortet. 

Mit  Rücksicht  auf  die  Beschränktheit  der 
Räumlichkeiten  wurde  jedoch  die  Bestimmung 
getroffen,  dass  die  Besichtigung  nicht  corpo- 
rativ,  sondern  am  14.,  15.  und  16.  März  d.  J, 
um  4  Uhr  Nachmittags  in  Gruppen  von  je 
15  Herren  stattfinden  werde,  wobei  Herr 
Regieruiigsrath  Volkmer  freundlichst  zu- 
gesagt hat,  die  Führung  zu  übernehmen. 

Die  Anwesenden  werden  sonach  einge- 
laden, sich  zur  Theilnahme  an  dieser  Excursion 
im  Bureau  der  Vereinsleitung  ab  I.  März  1.  J. 
zwischen  5  und  7  Uhr  Nachmittags  anzu- 
melden. 

Ferner  macht  der  Präsident  auf  eine 
reichhaltige  Sammlung  von  photographischen 
Aufnahmen  aufmerksam,  welche  im  Saale 
ausgestellt  sind.  Dieselben  sind  ein  freund- 
liches Geschenk  des  Herrn  Franz  Freiherrn 
V.  Ringhoffer  als  Erinnerung  an  den  Be- 
such des  Etablissements  gelegentlich  der 
Prager  Excursion  des  Vereines. 

Anknüpfend  an  die  Besprechung  dieser  Pho- 
tographien producirt  Hofrath  Grimburg  als 
Reminiscenzandie  elektrische  Ausstellung  1883 
zwei  nicht  bekannt  gewordene  photogra- 
phische Aufnahmen  der  Ausstellungsgebäude, 
Süd-  und  Nordportal,  bei  elektrischer  Be- 
leuchtung, welche  seinerzeit  von  dem  Hof- 
photographen Herrn  Bürger  über  Veran- 
lassung des  Herrn  Grafen  W  i  1  c  z  e  k  zur 
Eruirung  der  Beleuchtungs-Intensität  herge- 
stellt worden  sind,  und  welche  das  interessante 
Resultat  ergeben  haben,  dass  die  Expositions- 
zeit der  lichtempfindlichen  Platten  4000  Mal 
grösser  sein  musste,  als  bei  Sonnenbeleuchtung. 

Hierauf  macht  Herr  Dr.  Moser  eine 
vorläufige  Mittheilung  über  die  gelungene 
Anwendung  von  Glühlicht  für  photomikro- 
skopische Aufnahmen,  wonach  Herr  Ingenieur 
H  e  1  m  s  k  y  zu  seinem  Vortrage  über  ^Gene-. 
ratoren  und  Motoren  mit  Rücksicht  auf  den 
Betrieb  elektrischer  Anlagen*,  das  Wort 
erhält. 

Der  Vortragende  erwähnt,  dass  er  bei 
der  Wahl  dieses  Themas  hauptsächlich  die 
Installationen  für  kleinere  Beleuchtungsan- 
lagen, Einzelstationen  oder  Blocksta- 
t  i  o  n  e  n,  im  Auge  hatte,  weil  es  gerade  für 
solche  Anlagen  sehr  wichtig  sei,  eine  richtige 
Wahl  zu  treffen,  damit  ein.  regelmässiger, 
keinen  Störungen  unterworfener  Betrieb  er- 
zielt werde,  ohne  den  Preis  des  Lichtes  durch 
die  Betriebskosten  ungünstig  zu  beeinflussen. 

Bei  einer  Vergleichung  der  Kosten 
zwischen    Gaskraftmaschinen-     und     Dampf- 


99 


masclnnenbetrieb  stellt  sich  heraus,  dass  die 
Kosten  des  Betriebes  ziemlich  gleich  hoch 
sind,  sofcra  es  sich  um  Kräfte  bis  zu  lo  HP. 
handelt,  darüber  hinaus  wird  der  Dampf- 
betrieb entschieden  billiger  und  die  Differenz 
der  Kosten  zu  Gunsten  des  letzteren  umso 
grösser,  je  grösser  die  erforderliche  Kraft  ist. 

Der  Redner  weist  dies  an  einigen  Bei- 
spielen an  der  Hand  von  wirklich  erhobenen 
Daten  ziffernmässig  nach,  bespricht  hierauf 
einige  Kesselsysteme  und  deren  Nutzeffecte, 
insbesondere  auch  die  Vor-  und  Nachtheile 
der  Wasser-Röhrenkessel,  macht  auf  die 
Hindernisse  aufmerksam,  welche  die  Wiener 
Bauordnung,  im  Gegensatze  zu  den  in  Ungarn 
bestehenden  Vorschriften,  der  Anlegung  von 
rationellen  Kesselanlagen  in  den  Weg  legt, 
bringt  im  Anschlüsse  daran  in  Anregung, 
dass  es  für  den  Verein  eine  lohnende  Auf- 
gabe wäre,  diese  Schwierigkeiten  zu  besei- 
tigen, bespricht  die  Wichtigkeit  der  Halb- 
Gasfeuerungen  und  der  damit  zu  erzielenden 
rauchlosen  Verbrennung,  und  berichtet  an  der 
Hand  von  Zeichnungen  ausführlich  über  eine 
in  der  Pulverfabrik  zu  Felixdorf  ausgeführte 
Kesselanlage  mit  Heiser  -  Feuerung,  welche 
sehr  zufriedenstellende  Resultate  geliefert  hat. 

Redner  kommt  zu  dem  Schlüsse,  dass  es 
im  Interesse  der  Verbreitung  des  elektrischen 
Lichtes  liege,  möglichst  niedrige  Betriebs- 
kosten zu  erzielen,  daher  überall  dort,  wo 
grössere  Kräfte,  über  lo  HP.,  beansprucht 
werden  und  Naturkräfte  nicht  zur  Verfügung 
stehen,  der  Dampfbetrieb  dem  Gasmotoren - 
betrieb  vorzuziehen  sei;  —  dass  man  aber 
bei  der  Aufstellung  von  Dampfkesseln  dafür 
Sorge  tragen  soll,  dass  mit  möglichst  hoher 
Dampfspannung  gearbeitet  werden  könne, 
dass,  um  trockenen  Dampf  zu  erzielen,  so- 
wohl Heizflächen  als  auch  Wasser-  und 
Dampfräume  der  Kesseln  ausreichend  gross 
gewählt  werden  mögen,  dass  die  Verbrennung 
möglichst  rauchfrei  sein  soll  und  dass  solche 
Maassnahmen  getroffen  werden  möchten,  da- 
mit im  legislativen  Wege  jene  Hindernisse 
beseitiget  werden,  welche  heute  eine  rationelle 
Dampfanlage  in  eng  verbauten  Städten  noch 
beinahe  unmöglich  machen. 

Der  Vortragende  verspricht,  Erfahrungen 
über  Motoren  für  elektrischen  Betrieb  bei 
einer  späteren   Gelegenheit  mitzutheilen. 

Herr  Ingenieur  Fi  seh  er  theilt  mit,  dass 
schon  auf  der  hygienischen  Ausstellung  in 
Berlin  an  einem  Dampfkessel  die  besprochene 
Halbgasfeuerung  angebracht  und  ebenfalls 
durch  rauchfreie  Verbrennung  bemerkens- 
werth  war. 

Am  Schlüsse  der  hieran  geknüpften  De- 
batte wirft  Herr  Dr.  Moser  die  Frage  auf, 
was  als  Ursache  von  Dampfkessel-Explosionen 
angenommen  wird  und  ob  die  Gefahr  bei 
grossen  Kesseln  eine  grössere  sei  als  bei 
kleinen. 

Nach  einer  Bemerkung  des  Vortragenden 
übernimmt  der  Präsident  die  Beantwortung 
der    Fragen    und    gibt    ein    Expose  über  die 


Theorie  der  Dampfkessel -Explosionen  seit 
Arago  bis  auf  die  gegenwärtige  Zeit.  Er  be- 
schreibt die  Forschungen  und  Experimente 
deutscher  Physiker  und  Ingenieure  über  den 
Siedeverzug  und  die  Ueberhitzung  von  Flüsäig- 
keiten,  und  erklärt  die  Rolle,  welche  diese 
Erscheinungen  als  directe  Ursachen  von 
Kessel-Explosionen  oder  indirect  als  Ursachen 
der  verheerenden  Wirkung  spielen.  Im  Gegen- 
satze von  England  und  Amerika,  wo  man 
bei  Gerichtsverhandlungen  aus  Anlaäs  von 
Dampfkessel-Unglücksfällen  die  merkwürdig- 
sten Hypothesen  heutigen  Tages  noch  hören 
könne,  haben  sich  auf  dem  Continente  natur- 
gemässe  Ansichten  über  die  Ursachen  von 
Dampfkessel  -  Explosionen  von  Deutschland 
aus  Bahn  gebrochen,  und  die  Probe  auf  die 
Richtigkeit  derselben  besteht  in  der  con- 
tinuirlichen  Abnahme  der  Zahl  der  Unglücks- 
fälle. Glücklicherweise  lassen  sich,  von  einigen 
wenigen  eclatanten  Fällen  von  Siedeverzug 
abgesehen,  alle  Dampfkessel-Explosionen  auf 
Schadhaftigkeit  oder  verkehrte  Behandlung 
als  ersten  und  unmittelbaren  Anlass  der  Ex- 
plosion zurückführen  und  daher  seien  richtige 
Construction  und  sorgsame  Ueberwachung 
im  Betriebe  beinahe  unfehlbare  Palliative 
gegen  Explosionen.  So  seien  unter  8000 
Dampfkesseln,  welche  der  österreichischen 
Dampfkessel-Untersuchungsgesellschaft  unter- 
stehen, seit  fünf  Jahren  keine  Explosionen 
vorgekommen. 

Hofrath  V.  Grimburg  bespricht  hierauf 
weiter  die  Licht-  und  Schattenseiten  der  so- 
genannten inexplosiblen  Dampfkessel  und 
bezeichnet  die  bis  vor  Kurzem  untergeord- 
nete Rolle  derselben  in  Oesterreich  als  den 
natürlichen  Grund,  warum  bisher  die  Wiener 
Bauordnung  auf  diese  Systeme  keine  Rück- 
sicht genommen  habe.  Heute  sei  aber  die 
Frage  der  Aufstellung  von  Dampfkesseln, 
welche  nicht  nur  gefahrlos,  sondern  auch 
sonst  zweckmässig  sind,  inmitten  bewohnter 
Räume  vollkommen  spruchreif;  er  müsse 
daher  die  von  dem  Vortragenden  gegebene 
Anregung,  in  diesem  Sinne  eine  Aenderung 
der  baupolizeilichen  Vorschriften  anzustreben, 
von  Vereinswegen  nu.-  wärmstens  befür- 
worten, und  werde  gerne  den  Antrag  an  den 
Ausschuss  zur  geschäftsordnungsmässigen  Be- 
handlung leiten. 

Hierauf  macht  Herr  Ingenieur  Helmsky 
noch  einige  Mittheilungen  über  Bremsproben 
an  einer  Turbine  von  Nossian  im  freien 
Strome,  welche  überraschende  Resultate  er- 
geben haben ,  wonach  eine  bessere  Ver- 
werthung  der  Was?erkraft  eines  Stromes 
durch  diesen  neuen  Flussmotor  zu  gewärti- 
gen sei. 

Der  Präsident  macht  darauf  aufmerksam, 
dass  die  Verwerthung  der  Wasserkraft  eines 
Stromes  zu  den  ältesten  Aufgaben  der  Hy- 
draulik gehöre,  wovon  die  Tausende  von 
Schiffmühlen  auf  der  Donau  Zeugniss  geben. 
Wenn  auch  diese  Wasserräder  einen  geringen 
Nutzeffect  geben,  so  sei  es  doch  zweifelhaft, 
ob   eine  Turbine  eine  praktische  Lösung  sei, 


100 


weil  bei  dem  geringen  Gefälle,  welcher  der 
Stromgeschwindigkeit  und  dem  allfälligen 
künstlich  hervorgebrachten  Stau  entspricht, 
die  Dimensionen  der  Turbine  selbst  für  einen 
geringen  Effect  unverhältnissmässig  gross 
werden  müssen. 

Nachdem  Herr  Baurath  v.  Stach  aus 
hydrotechnischen  Gründen  gewichtige  Be- 
denken t^egen  das  Einbauen  tiefgehender 
Motoren  in  einen  Strom  ausgesprochen  und 
Herrn  Ingenieur  Fircher  über  die  Grösse 
des  Flussmotors  interpellirt,  worauf  der  Vor- 
tragende mittheilt,  dass  nach  seiner  Infor- 
mation der  Constructeur  beabsichtige,  derartige 
Flussmotoren  bis  35 — 40  HP.  anzuwenden, 
wird  die  anregende  Debatte  wegen  vorge- 
rückter Stunde  geschlossen. 

17.  Februar.  —  Sitzung  des 
Finanz-  und  W  irthsc  haf  tscomit^. 

Revision  des  Cassa- Gebarungsausweises 
pro  IV.  Quartal,  bezw.  des  Jahresabschlusses 
pro  1886  und  Aufstellung  des  Jahres-Präli- 
minares  pro    1887. 

23.  Februar.  —  Vereins  Versamm- 
lung. 

Vorsitzender:  Hofrath  v.  Gr  im  bürg. 
Der  Vorsitzende  berichtigt  zunächst  einen 
sinnstörenden  Satz,  welcher  sich  im  Februar- 
hefte in  den  Bericht  über  die  Vereinsver- 
sammlung vom  5.  Jänner  eingeschlichen  hat. 
Gelegentlich  der  Mittheilungen  des  Herrn 
Deri  über  die  Centralstation  in  Mailand 
wird  dort  gesagt:  »Als  Curiosum  sei  zu  er- 
wähnen, dass  hiezu  die  vorhandenen  Motoren 
und  Siemens-Maschinen  mit  350  Touren  pro 
Minute  angewendet  wurden, •■  während  es 
vielmehr  heissen  soll:  ,Als  Curiosum  sei  zu 
erwähnen,  dass  der  vorhandene  Motor  mit 
350  Touren  pro  Minute  eine  Dynamomaschine 
unseres  Systemes  mit  nur  250  Touren  pro 
Minute  angetrieben  hat,  dass  also  bei  dieser 
provisorischen  Installation  eine  Umsetzung 
der  Tourenzahl  i  n's  Langsam  e  angewendet 
wurde.* 

Der  Vorsitzende  bemerkt  ferner,  dass  bei 
dem  Fernleitungsversuche  in  Mailand,  von  dem 
die  Rede  ist,  in  der  That  keine  Siemens- 
Maschine,  sondern  eine  von  Ganz  &  Comp, 
gebaute  selbsterregende  Wechselstrom-  Ma- 
schine, System  Zipernowsky  &  Ddri  in 
Verwendung  war,  und  dass  für  die  Edison- 
Gesellschaft  in  Mailand  noch  mehrere  Maschinen 
dieser  Type  in  Ausführung  begriffen   seien. 

Hierauf  gibt  der  Vorsitzende  die  Tages- 
ordnung für  die  Vereinsversammlungen  im 
Monate  März  bekannt  und  ertheilt  sodann 
dem  Herrn  Ingenieur  J.  Kolbe  das  Wort 
zu  seinem  Vortrage  über  die  Accumulatoren 
von  Schenek  und  Farbaky. 

Der  Vortragende  spricht  in  der  Einleitung 
zunächst  über  die  Anwendung  der.Accumula- 
toren  als  Aushilfe  bei  bestehenden  Beleuch- 
tungsanlagen und  entwickelt  den  Ideengang 
an  der  bekannten  Installation  des  neuen 
Wiener  Rathhauses. 

Bei  der  480-Lampenanlage  im  Rathhause 
indicirte  die  Dampfmaschine  io"8  HP.,  wenn 


gar   keine  Lampe  eingeschaltet  war,  und  bei 
eingeschalteten    verschiedenen    Lampenzahlen 
um     0"i     HP.     pro     Lampe     mehr,     so  dass 
I   Lampe   109  HP.,    480  Lampen  58-8  HP. 
brauchen ,     bei     Vollbetrieb     also     kommen 
8' 2  Lampen   auf  die    Pferdekraft,      die     Ma- 
schinen  arbeiten    umso     unökonomischer,     je 
weniger  Lampen  brennen.  Brennen  174  Lam- 
pen,  so  kommen  nur  mehr  6'2  Lampen   auf 
die    Pferdekraft,     also    nur    mehr    7  5  %    von 
der  Leistung  der  Pferdekraft   bei    Vollbetrieb, 
das  ist  dieselbe  Oekonomie   die  man  erreicht 
hätte,   wenn  man  bei   Vollbeanspruchung  der 
Maschinen  Accumulatoren   geladen  hätte    und 
bei  Verminderung    der  Lampenzahl    auf   174 
diese   statt  der  Maschinen  einschaltete ;  hiezu 
kommt  noch  zu   Gunsten  der  Accumulatoren, 
dass      man    um     keinen     Maschinisten     und 
Heizer,    kein    Oel  etc.   mehr    braucht,    und 
man    kann    nun    auch    eine    einzige     Lampe 
brennen,  ohne  dafür  io"9  HP.  zu  brauchen  etc. 
Es    wird    noch    weiter    gezeigt,    dass  die 
bisher  gebräuchliche  Aufstellung  einer  kleinen 
Nebenanlage  mit  kleiner   Dynamo  und    Gas- 
motor    für      geringere     Lampenzahlen     oder 
plötzlichen  Lichtbedarf  ein  viel  unvollkomme- 
neres Aushilfemittel  ist,    das    auch    bezüglich" 
des  Anschaffungspreises  nichts  vor  den  Accu- 
mulatoren voraus  haben  dürfte. 

Man  kennt  jetzt  die  richtige  Behandlungs- 
weise  der  Accumulatoren,  von  der  ihre  Dauer- 
haftigkeit  zum  grössten  Theile  abhängt. 

In  London  sind  Privataniagen  mit  bestem 
Erfolge  seit  Jahren  im  Betriebe,  also  dürften 
sich  diese  Apparate,  wenn  sie  nur  ordent- 
lich gen;jacht  sind,  auch  bei  uns  bewähren. 
Die  Accumulatoren  von  Schenek  und 
Farbaky  sind  von  Herrn  Prof.  v.  W  alten  • 
hofen  sehr  günstig  beurtheilt  worden  und 
sind  in  Schemnitz,  allerdings  bei  den  Er- 
findern, seit  Jahren  in  zufriedenstellendem 
Betriebe. 

Sie  werden  in  Baumgarten  bei  Wien  in 
einer  grossen  hiezu  adaptirten  Fabrik  her- 
gestellt. 

Es  wird  nun  die  Herstellung  der  Füll- 
masse für  die  starken  Bleigitter,  das  Baden 
der  Platten,  das  Zusammenstellen  derselben 
und  das  Vergiessen  der  Polfahnen  etc.  be- 
sprochen, und  die  betreffenden  Theile  werden 
vorgezeigt,  wobei  auf  die  sehr  solide  Con- 
struction  und  Ausführung  derselben  auf- 
merksam gemacht   wird. 

Die  Accumulatoren  für  stabile  Zwecke, 
hauptsächlich  auf  grosse  Dauerhaftigkeit  be- 
rechnet, können  mit  ca.  I  Amp.  pro  Kilo- 
gramm Plattengewicht  entladen  und  g^iladen 
werden. 

Die  sieben  grossen  Zellen,  die  im  Siiegen- 
hause  stehen  und  den  Saal  mit  36  Cruto- 
Lampen  zu  12  Volt  und  3  Amp.  glänzend 
beleuchten,  haben  je  150  Kgr.  Plattengewicht 
und  könnten  mit  170  Amp.  8 — lo  Stunden 
lang   entladen  werden. 

Eine  Zelle  für  Tractions-  und  ähnliche 
Zwecke  hat  bei  I4'4  Kgr.  Plattengewicht 
27   Platten,  die  6*8  Kgr.  Füllmasse  enthalten, 


101 


und  gibt  bei  Entladung  mit  33  Amp.  bei 
ö'o  Spannungsabnahme  170  Stunden-Am- 
peres. 

Da  nun  Accumulatoren  vorlianden  sind, 
von  denen  zum  Minderten  verlässliche  Con- 
struction  nachgewiesen  sei,  schliesst  der  Vor- 
tragende, nacli  einem  Seitenblick  auf  die  Be- 
leuchtung von  Villen  mittelst  Windmotoren, 
mit  dem  Wunsche,  es  möge  sich  bald  Jemand 
bereit  finden,  einen  Versuch  mit  einer  Accu- 
mulatorenanlage  zu  machen,  damit  man  sich 
ditect  über  den  Stand  der  so  wichtigen 
Accumulatürenfrage  informiren  könne. 

Anschliessend  an  diesen  Vortrag  be- 
richtet Herr  Inspector  K  o  h  n  über  seine 
Wahrnehmungen  in  Betreff  der  Anwendung 
von  Accumulatoren  für  private  Beleuchtung 
in  England,  und  führt  als  Beispiel  die  Ein- 
richtung auf  dem  Landhause  des  Herrn  W. 
H.  P  r  e  e  c  e,  Chef-Elektrikers  der  englischen 
Staat- telegraphen  an.  Redner  bemerkt,  dass 
als  Motor  eine  Gasmaschine  benützt  wird, 
welche  alternirend  zum  Wasserpumpen  und 
zum  Betriebe  eines  Ventilators  dient,  dass 
2t)  Accumulatoren  in  Verwendung  sind,  die  bei 
täglichem  Gebrauche  während  12  Monaten 
nicht  den  geringsten  Anstand  ergeben  haben 
und  theilt  die  Kriterien  mit,  nach  welchen  dort 
die  erfolgte  Ladung  und  Entladung  der  Ac- 
cumulatoren praktisch  beuttheilt  wird,  indem 
er  die  hiebei  von  Herrn  P  r  e  e  c  e  für  die 
diversen  Messungen  befolgten  Methoden  er- 
läutert. Nach  den  erhaltenen  Angaben  seien 
die  Accumulatoren  mit  2146  Ampere-Stunden 
geladen  und  1864  Ampere-Stunden  entladen 
worden,  was  einem  Nutzeffect  von  85  "/o 
entspricht. 

Herr  Inspector  K  o  h  n  macht  noch  Mit- 
theilungen über  die  Anwendung  von  Ac- 
cumulatoren in  den  Localitäten  des  Jockey- 
Club  und  des  Lloyd  und  bemerkt,  dass  der 
grösste  Feind  der  Accumulatoren  heute  noch 
in  den  Kosten  zu  suchen  sei.  So  stellen  sich 
z.  B.  die  Kosten  der  Beleuchtung  des  kleinen 
Landhauses  des  Herrn  Preece,  unter  der 
Voraussetzung,  dass  der  Gasmoior  für  andere 
Zwecke  bereits  vorhanden  sei,  auf  3000  fl. 
jährlich. 

Im  Verlaufe  der  Debatte  macht  Herr 
K  o  1  b  e  wiederholt  auf  die  Verwechslungen 
aufmerksam,  welche  dadurch  entstehen,  wenn 
das  Verhältniss  dei  Ampfere-Stunden  bei  dem 
Laden  und  Entladen  als  Nutzeffect  bezeichnet 
wird.  Dieses  Verhältniss  kann  allerdings  85 
und  selbst  9 1  "/o  betragen,  aber  der  eigent- 
liche Nutzeffect  oder  das  Verhältnis^  der  beim 
Laden  aufgewendeten  zu  der  beim  Entladen 
wieder  gewonnenen  elektrischen  Energie  ist 
wegen  der  Differenz  der  Klemmen-Spannungen 
in  beiden  Fällen  ein  viel  geringerer. 

Herr  Ingenieur  J.  Popper  bemerkt 
hierauf,    dass    das  Misstrauen  gegen  die  Ac- 


cumulatoren auf  dem  Mangel  an  positiven 
Daten  hinsichtlich  deren  Dauerhaftigkeit 
basirt  und  spricht  den  V/unsch  aus,  der 
Elektrotechnische  Verein  möge  'Veranlassung 
nehmen,  dass  eine  Accumulatoren-Installation 
durch  eine  Enquete  durch  ein  volles  Jahr 
beobachtet  und  die  hiebei  gefundenen  Re- 
sultate  veröffentlicht   werden. 

Der  Präsident  erwidert  darauf,  dass  diese 
sehr  zweckmässige  Idee  vielleicht  durcli  Inter- 
vention des  technologischen  Gewerbemnseums, 
an  welchem  soeben  eine  Section  für  Elektro- 
technik in's  Leben  gerufen  werden  soll,  ver- 
wirklicht werden  könnte,  und  es  wird  sonach 
beschlossen,  den  Ausschuss  mit  der  Durch- 
führung dieses  Antrages  zu  betrauen. 

Zum  Schlüsse  dankt  der  Vorsitzende  den 
Herren  G  e  t  z  und  O  d  e  n  d  a  1  1  für  freund- 
lichst zur  Verfügung  gestellte  Accumulatoren 
und  Lampen  für  die  Beleuchtung  des  Vor- 
tragssaales und  für  den  seltenen  Genuss  eines 
so  stetigen  Lichtes^ 


Tagesordnung 

der  Vereinsversammlungen  im  März  1.   J. 

2.  März.  —  Vortrag  des  dipl.  Ingenieur 
M.  Jüllig:  ^Ueber  ökonomische  Schaltung 
galvanischer  Elemente*. 

9.  M  ä  r  z.  —  Vortrag  des  Herrn  Prof. 
Dr.  E.  Fleischl  von  M  a  r  x  o  w  :  ^Ueber 
die  Elektricität  in  ihrer  Anwendung  auf  die 
Physiologie  der  Insecien*^. 

16.  März.  —  Vortrag  des  Herrn  Ober- 
Ingenieurs  J.  K  a  r  e  i  s  :  ,,Ueber  Telephonie 
auf    lange   Distanz     mittelst    Specialdrähten». 

23..März.  —  Mittheilungen  des  Herrn 
Julius  Mi  es  1er:  ^Ueber  elektrochemische 
Studien*  und  des  Herrn  Dr.  J.  Moser: 
^Ueber  Photo-Elektricität*. 

30.  März.  —   Discussionsabend. 


Excursion 

in  die  k.  k  Hof-  und  Staatsdruckerei,  be- 
hufs Besichtigung  des  galvanoplastischen 
Ateliers  mit  Dynamomaschinenbetrieb  und  des 
photographischen  Ateliers  mit  elektrischer  Be- 
leuchtung. 

Diese  Besichtigung  findet  in  Gruppen  von 
je  15  Personen  am  14.,  15.  und  lö.  März 
um  4  Uhr  Nachmittag  statt. 

Die  Anmeldung  wird  ab  I.  März  zwischen 
5  und  7  Uhr  Nachmittags  im  Vereinsbureau 
entgegengenommen. 

Versammlungsort  für  alle  drei  Tage  präcise 
4  Uhr  Nachmittags  im  Galleriegang  der  Staats- 
druckerei,    Eingang    von    der    Singerstrasse. 


102 


ABHANDLUNGEN 


Der  Betrieb    der  Galvanoplastik    zu  Zwecken    der 
graphischen  Künste  mit  Dynamomaschine. 

Von  Regierungsrath  O.  VOLKMER. 

In  meinem  Vortrage  am  7,  April  1884  im  Elektrotechnischen 
Vereine  über:  »Die  Verwerthung  der  Elektrolyse  in  den  graphischen 
Künsten*,  welchem  auch  Se.  Excellenz  der  Reichs  -  Kriegsminister 
F.  Z.  M.  Graf  Bylan  dt -R  heidt  und  zahlreiche  Generale  und  höhere 
Stabsofficiere  der  k.  k.  Armee  anwohnten,  habe  ich  auf  die  eminent 
hohe  Bedeutung  des  Betriebes  von  galvanoplastischen  Ateliers  mittelst 
Dynamomaschinen  aufmerksam  gemacht  und  meiner  Ueberzeugung 
dahin  Ausdruck  gegeben,  dass  nicht  nur  der  rationelle  und  ökono- 
mischere Betrieb  zur  Annahme  solcher  Installationen  dränge,  sondern 
insbesondere  auch  die  Pflicht  der  Sorge  für  das  Wohl  der  Arbeiter, 
welche  in  solchen  Ateliers  ihre  Beschäftigung  haben,  weil  der  Betrieb 
mit  Dynamos  keine  gesundheitsschädlichen  Gasausströmungen  etc.  im 
Gefolge  hat. 

Gestützt  auf  diese  Begründungen  erhielt  auch  thatsächlich  schon 
im  Jänner  1885  die  Galvanoplastik  des  k.  k.  militär  -  geographischen 
Institutes  zum  Betrieb  ihrer  Arbeiten  eine  Dynamo,  System 
Schuckert  der  Type  G iV^,  über  welche  Installation  ich  als 
damaliger  Vorstand  der  technischen  Gruppe  im  militär-g^eographischen 
Institute  im  Hefte  11  und  12  des  dritten  Jahrganges  (1885)  dieser  Zeit- 
schrift eine  kurze  Mittheilung  machte. 

Mit  I.  Juni  1885  wurde  ich  zum  Vice-Director  der  k.  k.  Hof-  und 
Staatsdruckerei  ernannt,  woselbst  auch  eine  sehr  grosse  galvanoplastische 
Abtheilung  nach  dem  alten  System  mit  Daniell'schen  Trogapparaten 
in  sehr  ungünstigen  Localen  placirt,  arbeitete.  Auch  hier  war  meine 
erste  Sorge,  den  Betrieb  dieser  Abtheilung  mit  Dynamo  einzuführen 
und  steht  diese  Abtheilung  auch  seit  i.  Mai  1886  für  die  Kupfer- 
niederschlagsbildung mit  einer  Schuckert-Dynamo  der  Type  GN-i 
und  für  das  Vernickeln  und  Verstählen  mit  einer  solchen 
Maschine  der  Type  NN\   installirt,  in  Thätigkeit. 

In  meinem  Vortrage  im  Elektrotechnischen  Vereine  am  19.  Jänner 
dieses  Jahres  habe  ich  die  wichtigsten  Daten  dieser  Installation  zur 
Mittheilung  gebracht. 

Was  die  Arbeit  des  Kupfer  niederschlagens  anbelangt, 
so  macht  die  hiezu  verwendete  Dynamo  750^ — 800  Touren  in  der 
Minute,  absorbirt  circa  zwei  Pferdekraft  zu  ihrer  Activirung  und  sendet 
durch  die  Hauptleitung  einen  Strom  von  185 — 220  Ampere  Intensität 
und  2  — 2V2  Volt  Spannung. 

Für  einen  qualitätsmässigen  Niederschlag  bei  der  Her- 
stellung einer  Kupferdruckplatte  muss  die  Stromdichte  eine  bestimmte 
und  während  der  Dauer  der  Arbeit  möglichst  gleiche  sein,  daher  zur 
Beurtheiking  dieser  Verhältnisse  ein  Hummel'scher  Ampere-  und  Volt- 
meter in  der  Hauptleitung  und  zur  Regulirung  des  Gesammtstromes 
im  Nebenschluss  der  Maschine  ein  Rheostat  geschaltet  ist,  wie  aus  der 
Fig.  I  zu  entnehmen.  —  Der  den  Betrieb  der  Galvanoplastik  leitende 
Beamte  muss  daher  ununterbrochen ,  besonders  aber  wenn  eine 
neue  Schaltung  in  den  elektrolytischen  Bädern  gemacht  wurde,  das 
Volt-  und  Amperemeter  im  Auge  behalten  und  mit  Hilfe  des  Rheostaten 
die  Stromarbeit  regeln. 


103 


Die  elektrolytischen  Badegefässe  werden,  wenn  die  zu  erzeugenden 
Druckplatten  nicht  von  besonders  grossen  Dimensionen  sind,  aus 
säurefestem  Steinzeug  genommen.  Für  grosse  Platten  nimmt  man 
aber  dann  vortheilhafter  Tröge  aus  Holz,  welche  innen  entsprechend 
gedichtet  sind,  weil  Thongefässe  von  grossen  Dimensionen  Flüssigkeit 
durchlassen  und  Efflorescenzen  veranlasen.  Die  k.  k.  Hof-  und  Staats- 
druckerei hat  ihre  säurefesten  Thongefässe  von  der  Firma  W.  Pfann- 
ha  US  er  in  Wien. 

Für  die  Kupferniederschlagsarbeit  sind  diese  Gefässe  58  Cm.  breit, 
82  Cm.  lang  und  48  Cm.  tief;  mit  einem  beiläufigen  Flüssigkeit.'^inhalte 
von  160  Ltr.  Im  Ganzen  besitzt  diese  Installation  der  Bäder:  neun 
dieser  Thonzellen,  welche  in  drei  Gruppen  I,  II,  III  zu  je  drei 
Thongefässen  arrangirt  sind,  wie  die  Figur  ersehen  lässt. 

Fig.    I. 


Die  Badflüssigkeit  in  den  Thongefässen  besteht  aus  einer  20  X  igen 
Kupfersulfatlösung,  welche  mit  ca.  3  %  Schwefelsäure  angesäuert  ist. 
Nachdem  durch  die  Elektrolyse  die  Zusammensetzung  der  Bäder  keine 
Veränderung  erleidet,  so  kann  im  Verlaufe  der  Zeit  nur  durch  Ver- 
dunsten des  Wassers  eine  Concentration  eintreten,  man  muss  daher 
von  Zeit  zu  Zeit  zur  Regulirung  des  Bades  nach  dieser  Richtung  die 
fehlende  Lösung  durch  Zusatz  von  gewöhnlicher  elektrolytischer  Bad- 
flüssigkeit, welcher  man  etwa  ein  Drittel  Wasser  zugesetzt  hat,   ergänzen. 

Die  Elektroden  sind  in  verticaler  Lage  in  die  elektrolytischen 
Bäder  eingehängt  und  hat  jedes  Badgefäss  vier  Kathoden,  wo  zwischen 
je  zwei  derselben  die  Anode  hängt,  so  dass  die  Bildflächen  der  Kathoden 
gegen  die  Anoden  liegen.  In  der  Gruppe  I  und  II  sind  die  Anoden 
alte,  ausrangirte  Kupferdruckplatten,  in  der  Gruppe  III  werden  an  der 
Anode  aber  auch  Kupferabfälle  verwerthet.  Zu  diesem  Zwecke  ist  die 
Anode  aus  einem  Kasten  hergestellt  (wie  die  Figur  2  zeigt),  welcher  ein 
hölzernes  Gerippe  repräsentirt  mit  an  den  beiden  Seitenwänden  ange- 
fügten Kautschukplatten,  welche  zahlreich  durchlocht  sind,  um  den 
Contact  der  äusseren  Flüssigkeit  mit  der  Anode  herzustellen.  Dieser 
Anodenkasten  ist  48  Cm.  lang,  13  Cm.  breit  und  45  Cm.  tief  und  ent- 
hält in  der  Mitte  eine  Kupferplatte  eingestellt  und  nach  beiden  Seiten 
der  durchlochten  Kautschukwände  die  Kupferabfälle   eingeschichtet. 


104 


Was  die  Schaltung  der  Anoden  zu  den  Kathoden  anbelangt,  so 
wurde  sowohl  im  militär-geopraphischen  Institute  als  auch  in  der  Hof- 
und  Staatsdruckerei  zuerst  bei  der  Anlage  die  Parallelschaltung  ange- 
wendet. Doch  stellte  es  sich  bald  heraus,  dass  hiemit  keine  zweck- 
entsprechende Stromvertheilung  zu  erreichen  ist ;  während  einzelne 
Platten  nur  sehr  langsam  zunahmen  und  grobe  Structur  zeigten,  machte 
sich  bei  anderen  ein  rapides  Wachsen  bemerkbar.  Es  wurde  also  die 
gemischte  Schaltung  als  die  zweckmässigere  angenommen  u.  zw. 
derart,  dass  in  jeder  der  drei  Gruppen,  die  in  den  drei  Bädern 
stehenden  Kathoden  und  Anoden  miteinander  parallel  geschaltet 
sind,  dagegen  die  drei  Gruppen  als  solche  hintereinander  ver- 
bunden stehen.  Damit  bleiben  zwar  die  Nachtheile  der  reinen  Parallel- 
schaltung mit  der  durch  Zufälligkeiten  leicht  hervorgerufenen  falschen 
Stromvertheilung  bestehen,  sie  können  sich  aber  nicht  auf  die  anderen 
Gruppen  übertragen. 

Fig.    2. 


jmmmmrmn^.^ 


1 

e  e>  s>  ® 
8     s     ® 

&  &  &  9 
&    9     «. 

®  o  ®  ® 
s     s     & 

®     o     &     ® 
»     ®     ® 

S      &      ®       8 

s     s     s 

E»       ®         ® 

®     <»      ä 

S     S<       ä       'ä 

6     e      ® 
8  s      fi     e 

®       ti        G> 

S  e      (.<     ® 

% 

= 

Die  Hauptleitung  des  Stromes,  sowie  die  Verbindungen  der 
Gruppen  miteinander  sind  mit  20  Mm.  dicken  Kupferstangen  hergestellt, 
gleichwie  die  Badegefässe  an  den  beiden  oberen  Längenseiten  ver- 
tiefte Cannelirungen  enthalten,  um  darin  ebenfalls  20  Mm.  dicke  Kupfer- 
stangen, als  Anoden-  und  Kathodenstangen,  woran  mittelst  Haken  die 
Anoden-  und  Kathodenplatten  angehängt  werden,  aufzunehmen.  —  Zur 
Parallelschaltung  m  jeder  einzelnen  Gruppe  sind  vernickelte  Kupfer- 
bügel angewendet. 

Circulirt  der  elektrische  Strom  durch  die  Bäder,  so  zeigt  sich  vor 
Allem  bei  vertical  eingehängten  Platten,  dass  während  der  Elektrolyse 
die  Concentration  des  Bades  oben  dünner,  unten  in  der  Nähe  des 
Bodens  dichter  ist,  was  die  Folge  eines  Flüssigkeitsstromes  ist,  der  sich 
längs   der  Kathode  nach  aufwärts,   längs  der  Anode  nach  abwärts  bildet. 

Hauptmann  Baron  Hübl,  der  technische  Referent  des  k.  k.  militär- 
geographischen Institutes,  hat  in  dieser  Richtung  zahlreiche  Unter- 
suchungen der  dynamoelektrolytischen  Bäder  angestellt  und  gefunden, 
dass  an  der  Badeoberfläche  die  Flüssigkeit  \2'j  %  Kupfersulfat, 
3-9  Schwefelsäure;  25  Cm.  unter  der  Flüssigkeitsoberfläche  2i'0.%' 
Kupfersulfat,  3*4 X  Schwefelsäure  und  in  der  Nähe  des  Gefässbodens 
29-2  X    Kupfersulfat  und   yo%    Schwefelsäure  tnthält. 

Damit  nun  die  Kathode  oben  nicht  dünner  in  Kupfer  ansetzt  und 
unten  dicker,  so  müssen  täglich  die  Kathoden  gewendet  werden,  d.  h. 
die  untere  Seite    nach    oben    und  umgekehrt,    oder    wie    es  im  militär- 


105 

geographischen  Institute  geschieht,    muss  man    eine   mechanische    Rühr- 
vorrichtung für  ein  fortwährendes  Mischen  des  Bades  besorgen. 

Was  den  Gang  der  Elektrolyse  anbelangt,  so  hat  man  beim  Betriebe 
mit  Dynamomaschinen  die  Erfahrung  gemacht,  dass  die  'durch  die 
chemische  Wirkung  an  der  Anode  auftretende  Säuregruppe,  5  O^  zv/ar 
eine  entsprechende  chem.isch  äquivalente  Menge  des  Kupfers  der  Anode 
löst,  doch  ist  die  Lösung  der  Anodenkupferplatte  bei  diesem  Processe 
niemals  eine  vollständige,  sondern  sie  hinterlässt  einen  schlammartigen 
Rückstand,  welcher  mit  der  Zeit  abfällt  und  sich  am  Boden  des  Bades 
sammelt. 

Wie  die  Untersuchungen  dieses  Schlammes  durch  Hauptmann 
Baron  Hübl  im  k.  k.  militär-geographischen  Institute  zeigten,  besteht  der- 
selbe aus  mikroskopisch  kleinen  Kupferkrystallen,  welchen  die  Eigenschaft 
zukommt,  als  negative  Elektrode  bei  der  Elektrolyse  unverändert  zu 
bleiben.  Höchst  wahrscheinlich,  sagt  Baron  Hübl  in  einer  Abhandlung 
über  diesen  Gegenstand  im  VI.  Bande  der  Mittheilungen  des  k.  k. 
militär-geographischen  Institutes  1886,  befinden  sich  die  Kupferkrystalle 
in  einem  Zustande  von  Passivität,  welche  durch  eine  unendlich  dünne 
Schichte  von  Kupferoxydul  bedingt  wird.  Die  Anode  zeigt  jedoch  nur 
dann  diesen  Rückstand,  wenn  selbe  aus  galvanischem  Kupfer  besteht, 
was  mit  der  ganz  eigenthümlichen  krystallinischen  Structur  des  elektro- 
lytischen Kupfers  zusammenhängt.  Aus  gewalztem  Kupfer  hergestellte 
Anodenplatten  zeigen  sehr  wenig  oder  gar  keinen  solchen  schlammigen 
Rückstand.  Natürlich  ist  dieser  schlammige  Rückstand  für  den  Galvano- 
plastiker sehr  unangenehm,  weil  er  in  bewegten  Bädern  eine  Trübung 
derselben  veranlasst  und  damit  leicht  die  Qualität  des  Niederschlages 
schädigen  kann.  Wo  man  also  nicht  muss,  wird  man  Anoden  aus  ge- 
walztem Kupfer  den  Vorzug  geben  müssen. 

Hauptmann  Br.  Hübl  beschäftigte  sich  bei  seinen  Untersuchungen 
auch  mit  Studien  über  die  physikalischen  Eigenschaften  des  galvano- 
plastischen Kupfers,  und  wurden  Proben  auf  Festigkeit,  Elasticität, 
Härte  etc.  im  Gusshause  des  k.  k.  Artillerie-Arsenales,  woselbst  alle  zu 
solchen  Präcisionsarbeiten  nöthigen  Instrumente  und  Maschinen  vor- 
handen sind,  durchgeführt,  deren  Resultate  sich  für  den  Fachmann 
höchst  interessant  gestalteten  und  in  dem  früher  citirten  Werke  in 
einer  Tabelle  übersichtlich    geordnet    zusammengestellt,  zu  finden    sind. 

Vergleicht  man  in  dieser  Tabelle  die  mit  galvanoplastischen 
Platten  erhaltenen  Resultate  mit  den  Zahlen  der  gewalzten 
Kupfer  platte,  so  ist  zu  ersehen,  dass  es  möglich  ist,  ersteren 
ebenso  gut,  in  mancher  Beziehung  sogar  besser  als  die  letztere  her- 
zustellen. Diese  Versuche  haben  ergeben,  dass  die  absolute  Festig- 
keit eines  guten  galvanischen  Niederschlages  der  kaltgehämmerten 
Platte  sehr  nahe  kommt  und  die  Elasti  cit  ätsgrenze  liegt  bei 
einzelnen  Proben  des  ersteren  sogar  bedeutend  höher.  Bezüglich  der 
Zähigkeit  übertreffen  alle  galvanischen  Niederschläge  die  ge- 
walzte Platte  um  ein  sehr  Bedeutendes,  was  gewiss  von  hohem  Inter- 
esse ist  und  bis  jetzt  in  der  Praxis  nicht  allgemein  bekannt  war. 

Die  Galvanoplastik  hat  es  daher  ganz  in  ihrer  Hand,  durch  eine 
zweckentsprechende  Stromdichte  von  ca.  1-3  Ampere,  sowie  mit  An- 
wendung eines  concentrirten  Bades  von  20  ,V  Kupfersulfat  und  3X 
Schwefelsäure,  den  Niederschlag  den  Anforderungen  an  eine  Kupfer- 
druckplatte  entsprechend  herzustellen. 

Die  Leistung  der  Installation  der  Kupferfällung  in  der  k.  k. 
Hof-  und  Staatsdruckerei  in  den  drei  Gruppen  von  Trögen  mit 
36    Kathoden     Platten    ä     15 12   Qu. -Cm.    Fläche,    d.    i.    mit  zusammen 


106 

54-432  Qu. -Cm.  Kathodenfläche,  ist  in  10V2  Stunden  Arbeitszeit  7*2  Kgr. 
Kupfer. 

Zum  Vernickeln  und  Verstählen  dient  die  Dynamo  N  N  \ 
mit  900  Touren  pro  Minute  und  i  HP.  Arbeitsaufwand;  sie  liefert  einen 
Strom  von  60  Ampere  Stromintensität  und  2^/2  Volt  elektromotorischer 
Kraft.  Der  Regulator,  das  Volt-  und  der  Amperemeter  sind  so  ge- 
schaltet wie  bei  der  Installation  für  den  Kupferniederschlag. 

Zum  Vernickeln  sind  vier  säurefreie  Thongefässbäder  hintereinander 
geschaltet  und  in  jedem  Bade  zwischen  zwei  Kathoden  die  Nickelanode 
vertical  eingehängt.  —  Diese  Vernicklung  einer  Druckplatte  wird 
derart  durchgeführt,  dass  beim  Copiren  der  Hochplatte  behufs  Her- 
stellung'einer  neuen  Druckplatte  auf  der  versilberten  Hochplatte  zunächst 
durch  drei  bis  vier  Tage  eine  papierdicke  Nickelschicht e  nieder- 
geschlagen wird  und  die  Platte  dann  für  die  weitere  Herstellung  in  ein 
Kupferbad  übersetzt  wird  und  damit  durch  Anwachsenlassen  von  Kupfer 
auf  die  für  eine  Druckplatte  nöthige  Stärke  gebracht  wird. 

Das  Vernickeln  hat  sich  insbesondere  für  den  Druck  von  Credit- 
papieren  sehr  ersprieslich  gezeigt,  weil  z.  B.  von  einer  verstählten 
Druckplatte  ca.  10 — 15.000  tadellose  Abdrücke  genommen  werden 
können,  von  einer  vernickelten  dagegen  40.000,  in  einzelnen  Fällen 
sogar  60.000. 

In  der  Hauptstromleitung  der  Dynamo  sind  dann  auch  noch 
zwei  Verstählungsbäder  mit  einem  Stromregulator  in  der 
Leitung  geschaltet.  Die  säurefreien  Thongefässe  sind  73  Cm.  lang, 
36  Cm.  breit  und  "jy  Cm.  hoch,  enthalten  also  je  ca.  160  Ltr.  Eisen- 
chlorürbad  und  haben  zwischen  zwei  Eisen-Kathodenplatten  die  Eisen- 
anode hängen.  Hängt  man  auf  eine  der  Kathodenplatten  dann  die  zu 
verstählende  Kupferplatte,  so  geht  die  Verstähl ung  innerhalb  4  bis 
5  Min.  sehr  gleichmässig  vor  sich  und  man  ist  damit  von  der  Grösse 
der  zu  verstählenden  Platte  ganz  unabhängig'. 

Die  Gesammtschaltung  der  beiden  Installationen  wie  selbe  in  der 
k.  k.  Hof-  und  Staatsdruckerei  in  Anwendung  steht,  ist  aus  der  im  Vor- 
hergehenden gegebenen  Fig.    i   zu  ersehen. 


Fortschritte    in    der  elektrischen  Beleuchtung    mit 
Glühlampen,  „System  Bernstein". 

Die  Einsicht,  dass  eine  Verwendung  des  elektrischen  Stromes  bei  sehr 
niedriger  Spannung  nicht  ökonomisch  sein  kann,  hat  sich  frühe  genug  Bahn 
gebrochen.  Die  Kostspieligkeit  liegt  nicht  allein  im  Preise  des  Materiales 
der  Leitungen,  sondern  auch  in  der  Widerstandserhöhung  durch  Erwärmung 
derselben   und   in   den   Spannungsverlusten. 

Man  hat  daher  frühzeitig  daran  gedacht,  hochgespannte  Strome  zu 
verwenden,   u.   zw.: 

1.  Zur  Ladung  von  hintereinander  geschalteten  Accumulatoren,  welche 
aus  quantitativ  geschalteten  Gruppen  entladen  werden  (Brush,  Lane  fox, 
Tu  r  e  1 1  i  ni). 

2.  Zur  Speisung  von  Transformatoren  (Gaulard  &Gibbs,  Zippe  r- 
nowsky   &   Deri,   Feranti,   Siemens   &   Halske  etc.), 

3.  Durch  Anwendung  verschiedener  Spannungen  in  der  Vertheilung 
je  nach  der  Entfernung  der  Lampen,  ein  Vorgang,  der  in  der  grossen 
Anlage   zu    Paddington     eingehalten   ist. 

4.  Die  Schaltung  der  Lampen  liintereinander,  die  in  einzelnen  Schleifen 
gereiht  sind  ;     dergleichen    Anordnung   findet    sich    in   Temesvar    und   es   be- 


107 

dient  sich  derselben  Bernstein  bei    seiner   gegenwärtig  wieder  verbesserten 
Beleuchtungsmethode  mit   hochgespannten   Strömen. 

Diese  Methode  besteht  darin,  dass  er  Lampen  mit  etwa  lO  Amp. 
Stromstärke  speist,  welche  sich  auf  einzelne  Schleifen,  in  denen  die  Lampen 
hintereinander  geschaltet  sind,  vertheilen.  Die  Schleifen  gehen  alle  von  einer 
Centrale  aus,  wo  die  Spannung  derart  regulirt  wird,  dass  die  Intensität 
des   Stromes   constant   in  jeder   der   Schleifen   erhalten   wird. 

Bernstein  wendet  bei  seinCim  Vorgang  zwei  hintereinander  ge- 
schaltete Gramme-Maschine  von  je  lOOO  Volts  an,  und  zwar  aus  folgenden 
Gründen.  Bei  einem  Betrieb  mit  hochgespannten  Strömen  ist  eine  aus- 
gezeichnete Isolirung  unumgänglich  nothwendig;  der  gefährlichste  Punkt  der 
Anlage  ist  der  zwischen  den  Klemmen  der  Dynamos;  indem  man  die 
Spannung  halbirt,  reducirt  man  die  Gefahr  auf  ein  Viertel.  Die  Isolirung 
einer  Dynamo  mit  lOOO  Volts  Klemmenspannung  ist  nicht  so  schwer  durch- 
zuführen, wie  die  der  Maschine  von  2000  Volts  und  zwei  Maschinen 
ä  1000  Volts  kosten  zusammen  weniger,  als  eine  mit  2000  Volts.  Was  die 
Leitungen  betrifft,  so  wendet  sich  Bernstein  mit  Recht  gegen  die 
mit  hochgespannten  Strömen  betriebenen  Leitungen  gerichteten  Maass- 
nahmen  der  Versicherungs-Gesellschaften.  Man  verlangt,  dass  der  Ab- 
stand solcher  Leitungen  15 — 30  Cm.  betrage.  Da  nun  die  Potential- 
differenz zwischen  der  Zu-  und  Rückleitung  einer  Bogenlampe  höchstens 
50  Volts  und  bei  einer  Glühlampe  von  Bernstein  10  Volts  beträgt,  so 
braucht  man  auf  die  so  vorgeschriebene  Entfernung  nicht  allzu  genau  zu 
achten  und  kann  die  Drähte  so  weit  voneinander,  als  erspriesslich  erscheint, 
anbringen.  Auch  empfiehlt  es  sich,  wenn  die  Maschine  nur  sehr  gut  von 
der  Erde  isolirt  ist,  nicht  allzu  streng  mit  der  Einbettung  der  Drähte  in 
Holzkästen   vorzugehen. 

Bernstein  erachtet  aber  Folgendes  als  den  eigentlichen  Fortschritt 
in  seinem  System.  Es  ist  dies  die  Vorrichtung,  welche  — ■  wenn  eine  Lampe 
durchbrennt  oder  zerschlagen  wird  — •  den  Stromkreis  automatisch  wieder 
schliesst. 

Die  bereits  im  Jahre  1886  angewendeten  Mittel  erwiesen  sich  nicht 
ganz  zulänglich  für  diesen  Zweck;  gegenwärtig  wendet  Bernstein 
folgendes  Mittel  an : 

Man  schaltet  parallel  zu  jeder  Lampe  zwei  kleine  Metallstücke,  welche 
durch  eine  dünne  Lage  einer  eigens  hergerichteten  Metallcomposition  von- 
einander getrennt  sind  ;  diese  Composition  besteht  aus  einem  Gemische  von 
Quecksilberoxyd  und  Kohlenpulver.  So  lange  die  Lampe  gut  ist,  geht  nur 
ein  unbeträchtlicher  Theil  des  Stromes  durch  dieses  Gemenge,  das  einen 
Widerstand  von  500  Q  hat,  wenn  aber  die  Lampe  verbrennt  oder  sonstwie 
zu  Grunde  geht,  so  bahnt  sich  der  Strom  einen  Weg  durch  diesen  Neben- 
schluss;  der  Strom  wird  nach  und  nach  intensiver,  er  erzeugt  eine  bedeutende 
Hitze  in  dem  Gemenge  und  reducirt  sehr  rasch  das  Oxyd  zu  metallischem 
Quecksilber,  auf  diese  Art  eine  vollständige  Verbindung  für  die  ganze 
Lampenserie  herstellend.  So  wird,  nach  B  er  n  s  t  e  i  n's  Ansicht,  ein  ziemlich 
complicirter  Mechanismus  durch  eine  einfache  und  sichere  chemische  Action 
ersetzt.  Selbstverständlich  muss  man  diesen  Nebenschluss  oder  wie  man  den 
Gegenstand  nennen  will,  durch  einen  neuen  ersetzen,  wenn  er  seine  Schuldigkeit 
gethan.  Diese  geschieht  dadurch,  dass  man  ihn  abschraubt  und  einen  neuen 
aufsetzt;  da  man  in  dem  alten  jedoch  blos  eine  kleine,  schon  bereite  Masse  zu 
ersetzen  braucht,  so  sind  Mühe  und  Kosten  des  Ersatzes  sehr  gering.  Dem- 
nach möchten  wir  von  unserem  Standpunkte  (dem  Standpunkte  der  Erfahrung) 
den  Einrichtungen  in  Temesvär  den  Vorzug  vor  dieser  Anordnung  geben, 
denn  vorerst  wird  dort  die  ausgelöschte  Lampe  durch  die  neben  sie  ge- 
schaltete sofort  ersetzt  und   sodann   braucht   die  zur   Herstellung;  des   Strom- 


108 

kreises  nöthige  Vorrichtung  nicht  ausgewechselt  zu  werden.  Wir  erinnern 
an  die  im  III.  Jahrgang  dieser  Zeitschrift  (Seite  15)  gegebene  Beschreibung 
der  Temesvärer  Einrichtung,  die  sich  bis  heute  ganz  gut  bewährt  hat, 
obwohl  sie  —  dank  der  Dauerhaftigkeit  der  Lampen,  welche 
jetzt  an  die  7000  Stunden  Brenndauer  aufweisen,  wenig  in  Ge- 
brauch getreten  ist.  Sie  besteht  darin,  dass  jede  Lampe  eine  Zwillings- 
lampe erhält,  welche  durch  das  Spiel  eines  Ankers  an  einem  m.it  Doppel- 
windungen versehenen  Elektromagnete  eingeschaltet  wird,,  wenn  die  erste 
Lampe  durchgebrannt  sein  sollte.  Die  Einrichtung  in  Temesvär  ist  ein 
Beleg  für  die  Richtigkeit  der  Idee  von  Bernstein;  man  hätte,  so  glauben 
wir,  nach  mehr  als  zweijähriger  Functionsdauer  einer  Gasanstalt,  mehr  von 
Störungen  gehört,  als  dies  bei  der  genannten  Anlage  glücklicherweise  der 
Fall   ist. 

Die  vorerwähnte  Anordnung  von  Bernstein  hat  sich  bei  drei  Instal- 
lationen ganz  vortrefflich  bewährt  und  functioniren  dieselben,  wie  Bernstein 
bei  einem  Besuche  der  Ausschussmitglieder  der  Society  of  Telegraph 
Engineers  and  Electricians  in  seiner  Fabrik  denselben  mittheilte,  seit 
längerer   Zeit   ganz   ausgezeichnet. 

Den  weiteren  Nachrichten  über  die  Entwicklung  dieser  Beleuchtungs- 
methode  sehen   wir  mit   Spannung    entgegen. 


Erzeugung  von  Gleichstrom  mittelst  mehrerer  parallel 
zu  schaltender  Dynamomaschinen,  welche  dem  jeweiligen 
Strombedarf  entsprechend  ein-,bezw.  ausgeschaltet  werden. 

Von  SIEMENS  &  HALSKE. 

In  der  Skizze  bedeuten  /^  und  l^  die  Leitungen  nach  den  Lampen  L, 
deren  jeweilige  Stromspannung  durch  den  Spannungszeiger  V^  angezeigt  wird. 
In  die  Leitungen/,  welche  die  Polklemmen  b  der  .Maschinen  mit  den  Lampen- 
leitungen l^  und  /g  verbinden,  sind  Ausschalter  A  eingefügt,  ferner  ist  ein 
Umschalter  H.  angebracht,  mit  Hilfe  dessen  die  Spannungsleitungen  v  von 
den  Polklemmen  einer  jeden  Maschine  an  den  Spannungszeiger  V-^  gelegt 
werden  können.  Je  nach  dem  Strombedarf  werden  eine  oder  mehrere  Dynamo- 
maschinen in  Betrieb  gesetzt.  Soll  in  Folge  vermehrten  Strombedarfes  zu 
den  bereits  stromliefernden  Maschinen  noch  eine  Maschine  zugeschaltet 
werden,  so  setzt  man  dieselbe  in  Gang,  verbindet  die  Spannungsleitungen  v 
von  den  Polen  der  Maschine  durch  den  Umschalter  K  mit  dem  Spannungs- 
zeiger V-^  und  schaltet  nach  Herstellung  der  erforderlichen  Tourenzahl  der 
Maschine  von  dem  Nebenschlusswiderstand  N  so  viel  Abtheilungen  ein,  dass 
der  Spannungszeiger  V-^  genau  dieselbe  Stromspannung  angibt,  wie  der 
Spannungszeiger  V<^.  Nun  erst  wird  die  Verbindung  der  Maschinenleitungen 
mit  den  Lampenleitungen  ly  und  l^  durch  den  Ausschalter  A  hergestellt.  Ist 
dieses  geschehen,  so  läuft  die  neu  hinzugeschaltete  Maschine  noch  leer,  d.  h. 
sie  gibt  weder  Strom  an  die  Lampenleitungen  ab,  noch  empfängt  sie  Strom 
von  denselben.  Um  die  neu  eingeschaltete  Maschine  in  der  gewünschten 
Stärke  zu  beanspruchen,  werden  durch  Drehung  der  Kurbel  so  viel  Abtheilungen 
des  Nebenschlusswiderstandes  N  ausgeschaltet,  dass  der  Stromzeiger  J  in 
der  Maschinenleitung   den   entsprechenden   Strom   anzeigt. 

Soll  dagegen  nach  erfolgter  Abnahme  des  Stromconsums  eine  Maschine 
abgestellt  werden,  so  werden  durch  Drehung  der  Kurbel  des  Nebenschluss- 
widerstandes N  so  viel  Abtheilungen  dieses  Widerstandes  eingeschaltet,  dass 
der  Stromzeiger  J  auf  den  Nullpunkt  einspielt,  die  Maschinenleitung  mithin 
stromlos  wird.  In  diesem  Momente  wird  die  Maschinenleitung  durch  A  unter- 
brochen. 


109 


Die  vorstehend  beschriebene  Erzeugung-  von  Gteichstrom  mittelst  parallel 
zu  schaltender  Dynamomaschinen  erfüllt  alle  Bedingungen,  die  man  an  eine 
Stromerzeugung  stellen  kann.  Die  Zahl  der  jeweilig  in  dem  äusseren  Strom- 
kreis arbeitenden  Elemente  (JVIaschinen)  richtet  sich  nach  dem  Stromconsum, 
das  Ein-  und  Ausschalten  der  einzelnen  Maschinen  geschieht  ohne  den  geringsten 
Ruck  und   ohne    jegliche  Funkenbildung  an   den    Unterbrechungsstellen. 

Die  elektrischen  Verhältnisse  bei  der  vorstehend  beschriebenen  Methode 
sind   folgende : 

Werden  zwei  Elektricitätserzeuger  (galvanische  Elemente  oder  elek- 
trische Maschinen)   mit   den   elektro-motorischen  Kräften  E^^^   bezw.  E:^   und  den 


üuüflüuuu 


inneren  Widerständen  w-^,  bezw.  w^  parallel  geschaltet  und  durch  den  äusseren 
Widerstand  W  geschlossen,  so  ist  der  den  Widerstand  W  durchfliessende 
Strom  gleich  der  Summe  der  beiden  Ströme,  die  den  elektromotorischen 
Kräften  E^,  bezw.  E^  entsprechen.  Bezeichnet  man  mit  E  die  Spannung  an 
den  Enden  des   Widerstandes    W,   so   folgt  aus   dem   Ohm'schen   Gesetze  : 

E-^  —  E  =  i^  ze/j 

E^  —  E  =  z'a  w^ 
Diese  beiden   Gleichungen    lassen    die   Verhältnisse   klar    übersehen.     Es 
ist    nämlich  : 

H  =  H~  f^*"  -^2  X*  -^ 
i^  =  0  für  ^2  ="  ^ 
Zg  =  —  für  Eq  ^  E 


HO 

Wird  demnach  durch  Aenderung  der  Umdrehungsgeschwindigkeit  oder 
durch  Aenderung  des  vor  den  Nebenschluss  geschalteten  Widerstandes  die 
elektromotorische  Kraft  E^  einer  Maschine  (mit  gemischter  oder  einfacher 
Nebenschlusswickelung)  bei  offenem  äusseren  Stromkreise  gleichgemacht  der 
Stromspannung  E  an  den  Glühlampen,  in  deren  Stromkreis  die  Maschine 
aufgenommen  werden  soll,  so  wird  nach  erfolgter  Einschaltung  diese  Maschine 
weder  Strom  in  den  äusseren  Stromkreis  senden,  noch  einen  Rückstrom 
empfangen,  die  Maschine  also  leer  gehen.  Wird  dann  die  elektromotorische 
Kraft  durch  Verminderung  des  Widerstandes  im  Nebenschlusskreise  der 
Maschine   gesteigert,    so   beginnt  die  Maschine   Strom  zu  geben. 

Werden  andererseits  bei  geringerem  Stromconsum  die  eingeschalteten 
Maschinen  nur  zum  Theil  belastet,  so  dass  eine  Maschine  abgestellt  werden 
kann,   so  muss   der  obigen   Gleichung 

E^  —  E=  ?2  ^2 
gemäss  i^  =  0  werden,  d.  h.  die  Maschine  keinen  Strom  in  den  äusseren 
Stromkreis  senden,  damit  E^  —  E  ^=  0  oder  E^  =  E  werde.  Hat  man  also 
durch  Vermehrung  des  Widerstandes  im  Nebenschlusskreise  i^  =  0  gemacht, 
so  sind  die  elektrischen  Verhältnisse  genau  so,  wie  bei  der  oben  erläuterten 
Einschaltung,  die  Maschine  kann  also  von  dem  äusseren  Stromkreise  abgetrennt 
werden,  ohne  dass  eine  Aenderung  in  dem  äusseren  oder  inneren  Stromkreise 
der  anderen   stromliefernden  Maschine   eintritt. 

Um  die  praktischen  Vorzüge  der  vorstehend  beschriebenen  Methode  zu 
erkennen,   möge  die  bisher  allgemein  übliche  Methode   kurz  erläutert  werden. 

Danach  lässt  man  die  Dynamomaschine,  welche  parallel  zu  den  bereits  strom- 
liefernden Maschinen  in  den  äusseren  Stromkreis  aufgenommen  werden  soll,  zu- 
vor Strom  senden  in  einen  Widerstand,  vorzugsweise  in  eine  sogenannte  Ersatz- 
batterie von  Glühlampen,  welche  so  bemessen  ist,  dass  die  Maschine  annähernd 
voll  belastet  wird.  Nachdem  alsdann  die  Stromspannung  an  der  Ersatzbatterie 
gleichgemacht  worden  ist  der  Stromspannung  an  dem  äusseren  Stromkreise  der 
anderen  Maschinen,  wird  die  betreffende  Maschine  zusammen  mit  der  Ersatz- 
batterie parallel  zu  den  anderen  Maschinen  geschaltet  und  dann  die  Ersatz- 
batterie stufenweise  ausgeschaltet.  Ebenso  wird  vor  der  Abstellung  einer 
Maschine  diese  Ersatzbatterie  stufenweise  eingeschaltet,  bis  die  Maschine  durch 
die  Ersatzbatterie  annähernd  voll  belastet  ist,  und  alsdann  die  Verbindung 
mit  dem  äusseren   Stromkreise  unterbrochen. 

Diese  Ersatzbatterie  von  Glühlampen  beengt  nicht  blos  den  zur  Verfügung 
stehenden  Raum,  sondern  erschwert  auch  den  Betrieb  durch  zeitraubende 
Ein-  und  Ausschaltungen.  Ausserdem  erfordert  die  Ersatzbatterie  bedeutende 
Ausgaben  für  Beschaffung  und  Unterhaltung  und  bedingt  eine  wesentliche 
Erhöhung  der  Betriebskosten,  da  die  Ersatzbatterie  einen  beträchtlichen  Theil 
der  erforderlichen  Stromarbeit  consumirt.  Alle  diese  Mängel  sind  durch  die 
Methode    der  Erfinder  vollständig   beseitigt.*) 


Ueber  das  Telegraphiren  mit  Wechselströmen. 

Vom  Telegraphen-Inspector  GATTINO  ia  Bari. 
Wenn  man  auf  die  Fortschritte,  welche  die  Telegraphie  in  den  letzten 
Jahren  gemacht  hat,  einen  Rückblick  wirft,  so  kann  man  sich  nicht  der 
Erkenntniss  verschliessen,  dass  alle  in  den  Telegraphendienst  eingeführten 
Verbesserungen  den  Zweck  .  verfolgten ,  die  directen  Drähte  der  grossen 
Linien  mittelst  rasch  arbeitender  Apparate  besser  auszunützen.  Selbst  jetzt 
noch  sind  alle  Anstrengungen  der  Telegraphen-Techniker  auf  die  Erreichung 
dieses  Zieles   gerichtet.     Um   aber    die    gewünschten  Verbesserungen    zu   ver- 

*)    Die   hier    beschriebene  Zu-   und  Ausschaltungsweise    von  Dynamomaschinen    wird, 
wie  Kritik  mittheilt,  bei  seinen   Anlagen  schon  seit  längerer  Zeit  geübt. 


111 

wirklichen,  haben  sie  gegen  sehr  ernste,  ja  sogar  unüberwindlich  scheinende 
Hindernisse  anzukämpfen.  Auf  den  Leitungen  von  grosser  Ausdehnung 
machen  sich  verschiedene  Ursachen  einer  Verspätung  geltend  und  man  ist 
daher  nothgedrungeu  veranlasst,  die  Schnelligkeit  der  telegraphischen 
Zeichenbeförderung  zu  vermindern.  Die  der  raschen  Entsendung  succesiver 
Ströme  entgegenwirkenden  Hindernisse  bestehen  hauptsächlich  in  der 
elektrostatischen  Capacität  der  Linie  und  in  der  elektromagnetischen  Capa- 
cität  des  Empfangsapparates.  Die  erstere  ruft  eine  Condensation  des  Anfangs- 
stromes hervor,  was  nothwendigerweise  die  Erzeugung  des  Zeichens  ver- 
spätet. Wenn  die  Emission  aufhört,  so  fliesst  der  zurückgehaltene  Strom 
nach  den  beiden  Enden  der  Linie  ab,  und  ist  in  dieser  Form  als  Ent- 
ladungsstrom bekannt.  Die  Entladung  hat  das  Bestreben,  die  unmittelbar 
folgende  Entsendung  eines  neuen  Stromes  aufzuhalten  und  zu  schwächen, 
während  durch  den  remanenten  Strom  die  Wirkung  des  in  den  Empfangs- 
apparat gelangten   Stromes  verlängert  wird.*) 

Es  ist  dies  ein  Uebelstand,  der  im  Allgemeinen  allen  Apparaten  und 
hauptsächlich  dem  Typendruckapparate  von  Hughes  anhängt;  bei  diesem 
Apparate  kommt  es  manchmal  vor,  dass  Buchstaben  ausbleiben,  wenn  man 
behufs  Beschleunigung  der  telegraphischen  Uebermittlung  eine  Combination 
von  zwei  Buchstaben  erzeugt;  während  oft  wieder  überflüssige  Buch- 
staben zum  Vorschein  kommen,  wenn  die  Dauer  des  remanenten  Stromes 
eine  zu  lange  ist.  Es  ist  ferner  wohl  bekannt,  dass  die  rasche  Aufeinander- 
folge von  Strömen  in  einer  langen  Linie  die  Veranlassung  ist  zur  Bildung 
langsamer  elektrischer  Wellenbewegungen,  die  sich  auf  die  ganze  Länge 
der  Leitung  erstrecken;  es  kann  daraus  eine  Reihe  besonderer  Zeichen 
entstehen  und  Hessen  sich  diese  letzteren  mit  jenen  leichten  Wellenbewe- 
gungen vergleichen,  welche  auf  den  grossen  Meereswellen  beobachtet   werden. 

Um  die  schädliche  Wirkung  dieser  Undulationen  zu  vermeiden,  hat 
Thomson  seine  höchst  empfindlichen  Apparate,  nämlich  das  Spiegel- 
Galvanometer  und  den  Sifon-Recorder,  construirt.  Diese  Apparate  können 
aber  gleichwohl  nicht  auf  jeder  Linie  angewendet  werden.  Es  sind  aber 
auch  noch  andere  Elemente  vorhanden,  welche  auf  die  Verlängerung  des 
veränderlichen  Zustandes  beim  Strom  einen  Einfluss  ausüben,  nämlich  der 
remanente  Magnetismus  und  der  Extrastrom  in  den  Spulen  des  Empfangs- 
apparates. Es  ist  möglich,  diesen  Uebelstand  theilweise  zu  beheben,  indem 
man  die  Anzahl  der  in  jeder  Spule  vorhandenen  Windungen  reducirt,  und  die 
Dimensionen  der  aus  weichem  Eisen  bestehenden  Kerne  verringert.**)  Es  müssen 
jedoch  derartige  Reductionen  einer  Beschränkung  unterliegen,  wenn  anders  man 
nicht  die  Empfindlichkeit  des  Apparates  beeinträchtigen  will.  Bis  zu  einem 
gewissen  Punkte  kann  man  die  Schnelligkeit  der  Zeichenbeförderung  erhöhen, 
indem  man  die  Methode  der  Wechselströme  (Ströme  entgegengesetzter 
Richtung  oder  entgegengesetzten  Vorzeichens)  anwendet.  Bei  dieser  Methode 
beschleunigt  ein  zweiter  Strom,  welcher  eine  dem  ersten  Strome  entgegen- 
gesetzte Richtung  hat  und  unmittelbar  nach  diesem  entsendet  wird,  nicht 
nur   —    indem   er   die   Leitung   durchjauft  —  die   Entladung,   sondern   er  ver- 


*)  Bei  den,  anlässlich  der  Benützung  der  Telegraphen  Linien  (oder  längerer  Linien 
überhaupt)  zum  Telephoniren  gemachten  Wahrnehmungen  und  darauf  gegründeter  Unter- 
suchungen hat  es  sich  herausgestellt,  dass  auch  die  Selbstinduction  in  den  Leitern  einen 
grossen  Einfluss  auf  die  in  dem  Artikel  besprochenen  Vorgänge  übt.  (Siehe  hieiüber  diese 
Zeitschrift  Bd.  IV,  S.  463  u.  f.)  (D.  R.) 

■'*)  Auch  für  die  Verminderung  der  Extraströme  in  den  Elektromagneten  der 
Empfangsapparate  haben  sich  anlässlich  der  durch  die  Telephonie  hervorgerufenen  Be- 
dürfnisse, Aenderungen  in  der  Herstellung  ergeben,  welche  auch  der  Telegraphie  in  höchst 
erfolgreichem  Sinne  zu  statten  kommen;  hierüber  soll  bei  Gelegenheit  eine  eigene  Arbeit 
erscheinen;  vorläufig  sei  auf  die  Constructionen  der  Herren  Prof.  Aron  und  Ober-Post- 
directioDS-Secretär  Müller  in  Strassburg  hingewiesen.  (D.  R.) 


112 

mehrt  auch  die  Empfindlichkeit  der  Relais  in  dem  Grade,  dass  dieselben 
ohne  Abreissfeder  und  mit  den  schwächsten  Strömen  functioniren  können. 
Es  ist  offenbar,  dass  diese  Methode  die  Anwendung  polarisirter  Relais, 
welche  allein  auf  die  Stromumkehrungen  ansprechen,  erfordert.  Der  die 
Zeichen  hervorbringende  Strom  hat  dann  nur  eine  geringe  Afbeit  zu  leisten, 
weil  er  nicht  den  Widerstand  der  Abreissfeder,  welche  in  diesem  Falle 
durch   den   entgegengesetzten   Strom  vertreten  ist,   zu  überwinden  hat. 

Die  Annahme  des  Wechselstrom-Systems  bietet  aber  auch  noch  einen 
anderen,  sehr  bedeutenden  Vortheil,  Es  ist  nämlich  eine  bekannte  That- 
sache,  dass  die  Empfindlichkeit  des  Empfangsapparates  bei  der  Methode  des 
einfachen  Stromes  eine  begrenzte  ist;  wenn  dieser  Apparat  seinen  höchsten 
Grad  von  Empfindlichkeit  erreicht  hat,  so  ist  er  dem»  Einflüsse  der  von 
dem  einen  Draht  in  den  andern  durch  Ueberleitung  gelangenden  Batterie- 
ströme, sowie  jenem  der  tellurischen  und  atmosphärischen  Ströme  aus- 
gesetzt, wodurch  falsche  und  confuse  Zeichen  entstehen.  Wenn  aber  der 
Draht  während  der  Ruhepausen  von  einem  Strom  entgegengesetzten  Vor- 
zeichens durchflössen  wird,  so  ist  die  Empfindlichkeit  des  Apparates  deshalb 
keine  beschränkte,  weil  der  durch  eine  Berührung  oder  eine  andere 
Störungsursache  entstehende  Strom  den  entgegengesetzten  Strom,  wenn  er 
mit  diesem  die  gleiche  Richtung  hat,  verstärken  und  ihm  demnach  helfen 
wird,  den  Relaishebel  (die  Armatur)  in  der  Ruhelage  zu  erhalten;  im  anderen 
Falle  wird  aber  der  fremde  Strom  durch  den  Strom  entgegengesetzten 
Vorzeichens  aufgehoben  werden,  wobei  freilich  vorausgesetzt  wird,  dass 
seine   Intensität  nicht   grösser   sei,   als   diejenige   des    letzteren   Stromes. 

Wie  die  Erfahrung  bewiesen  hat,  arbeitet  der  automatische  Apparat 
von  Wheatstone,  welcher  sich  auf  das  Princip  der  Wechselströme  gründet, 
auch  dann  noch  ohne  den  geringsten  Anstand,  wenn  die  Correspondenz  in 
Folge  von  Ableitungen  und  Berührungen  sowohl  mit  dem  Morse-  als  auch 
mit   dem    Hughes -Apparate  nicht   mehr   möglich   ist. 

Wenn  man  die  Methode  der  Wechselströme  auf  unterirdischen  und  auf 
unterseeischen  Kabeln  von  mittlerer  Länge  anwendet,  so  bedient  man  sich  im 
Allgemeinen  eines  Tasters,  dessen  Ruhecontact  so  mit  einer  Batterie  ver- 
bunden ist,  dass  sie  in  den  Pausen  der  Zeichengebung  —  also  nur  während 
des  Sendens  —  einen  Strom  in  die  Linie  schickt,  dessen  Richtung  der- 
jenigen des  die  Zeichen  hervorbringenden  Stromes  entgegengesetzt  ist.  Wenn 
man  aber  dann  empfängt,  so  wird  der  erwähnte  Contact  vermittelst  eines 
Umschalters  mit  dem  polarisirten  Relais  in  Verbindung  gebracht.  Diese 
Einrichtung  bietet  die  Möglichkeit,  einen  umgekehrten  Strom  in  den  nächst- 
gelegenen Theil  des  Leitungsdrahtes  zu  entsenden,  sie  reicht  jedoch  nicht 
hin,  um  das  am  anderen  Ende  der  Leitung  vorhandene  Uebermaass  von  Strom 
zu  zerstören,  und  kann  ebenso  wenig  die  von  den  Spulen  des  Empfangs- 
apparates ausgehenden  Wirkungen  des  remanenten  Magnetismus  oder  der 
Extraströme,  welche  beim  Aufhören  des  Batteriestromes  eintritt,  unterdrücken. 
Aus  diesem  Grunde  erhält  sich  beim  schnellen  Telegraphiren  die  Tendenz 
der   Zeichen,   ineinander   überzufliessen    oder   sich   zu  vereinigen. 

Ein  anderer  und  keineswegs  unbedeutender  Uebelstand,  welcher  dieser 
Betriebsweise  anhaftet,  besteht  in  der  für  die  empfangende  Station  vorhan- 
denen Unmöglichkeit,  die  Correspondenz  zu  unterbrechen.  Selbst  der 
Apparat  von   Wheatstone   ist  von  allen   diesen   Fehlern   nicht  frei. 

Es  stellt  sich  somit  als  nothwendig  dar,  eine  Methode  aufzufinden,  mit 
deren  Hilfe  es  möglich  ist,  die  Geschwindigkeit  der  in  den  Empfangsapparat 
gelangenden  Zeichen  so  zu  modificiren,  dass  sich  dieselben  rein  und  deutlich 
bilden   können. 

Man  erreicht  diesen  Zweck  vollkommen,  indem  man  vom  anderen 
Ende   der   Linie   einen   Gej^enstrom    aussendet,    jedoch     nicht  früher,     als   bis 


-113 


der  eigentliche  Arbeitsstrom,  der  in  den  Empfangsapparat  gelangt,  seine 
Intensität  bis  auf  einen  gewissen  Grad  vermindert  hat.  Was  die  Vortheile 
einer  derartigen  Methode  noch  vervollständigt,  ist  der  Umstand,,  dass  sie 
der  empfangenden  Station  die  Möglichkeit  bietet,  die  sendende  Station 
jederzeit  zu   unterbrechen. 

Es  seien  A  und  A^  zwei  miteinander  correspondirende  Stationen 
(Fig.  l),  B  und  jB'  die  Linienbatterien,  d  und  ^'  die  den  Ruhestrom  ent- 
sendenden Batterien,  Äf  und  3f'  die  polarisirten  Relais,  welche  blos  dann 
ansprechen,  wenn  sie  von  einem  in  der  Richtung  des  beigefügten  Pfeiles 
fliessenden  Strome  durchlaufen  werden,  endlich  J^  und  i?'  zwei  künstliche 
Widerstände,   wovon   jeder   dem   Widerstände   der   Linie  gleich   ist, 

Fig.   I. 


i  ^ 


B'  h: 


^JErd& 


MBrd& 


^  Ö 


Eräe  y 


Im  Zustande  der  Ruhe  werden  die  Linie  und  die  Relais  von  einem 
continuirlichen  Strome  durchflössen  ,  dessen  Richtung  derjenigen,  welche 
durch   die  Pfeile   angezeigt   wird,    entgegengesetzt   ist. 

Wenn  wir  nun  den  Taster  der  Station  A  niederdrücken  (schliessen), 
so  ist  es  augenscheinlich,  dass  sich  der  Strom  der  Linienbatterie  in  ähnlicher 
Weise  wie  bei  der  Duplex-Telegraphie  in  zwei  fast  gleiche  Zweigströme 
theilen  wird.  Der  die  künstliche  Linie  durchlaufende  Zweigstrom  wird, 
wenn  er  durch  das  Relais  in  einer  dem  Pfeile  entgegengesetzten  Richtung 
fliesst,  nichts  Anderes  bewirken,  als  das  er  den  Druck,  mit  welchem  der 
Relaishebel  auf  dem  Ruhecontact  liegt,  verstärkt.  Der  in  die  Linie  einge- 
tretene Zweigstrom  hingegen  wird,  nachdem  er  in  A'  angekommen  ist,  dass 
dort  aufgestellte  Relais  M'  in  der  Richtung  des  Pfeils  durchlaufen  und  es 
ungeachtet  des  von  der  Batterie  l'  ausgehenden  Gegenstromes,  der  natürlich 
schwächer  als  der  Arbeitsstrom  sein  muss,  in  Thätigkeit  setzen.  Da  der 
Hebel  des  Relais  M'  mit  keiner  Abreissfeder  versehen  ist  und  nur  mit  der 
dem  Strome  der  Batterie  b'  entsprechenden  Kraft  am  Ruhecontacte  liegt,  so 
geht  daraus  augenscheinlich  hervor,  dass  der  geringste  Strom  entgegen- 
gesetzter Richtung,  wenn  er  nur  den  vorhandenen  schwachen  Strom  über- 
trifft, hinreichend  ist,  um  den  Hebel  vom  Ruhecontacte  abzureissen  und  an 
den  Arbeitscontact  anzulegen.  Nachdem  die  Strom-Emission  aufgehört  hat, 
nimmt  der  zeichengebende  Strom  im  Relais  M^  rasch  ab  und  wird  in  seiner 
Intensität  alsbald  von  jener  des  Gegenstromes  der  Batterie  b,  welcher  den 
Hebel  zu  dem  Ruhecontacte  zurückführt,  übertroffen.  In  dieser  Weise  wird 
die  Welle,  welche  dem  entsendeten  Strome  nachfolgt,  schon  an  ihrer 
Ursprungsstelle   beseitigt. 

Damit  der  in  der  Linie  circulirende  Strom ,  welcher  die  Zeichen 
erzeugt,  dem  Strome  des  Rheostaten  gleich  sei,  sollte  der  Widerstand  R 
um  ein  Geringes  grösser  sein  als  der  Widerstand  der  Linie ;  in  der  Praxis 
macht  man  aber  die  Wahrnehmung,  dass  es  nicht  absolut  nothwendig  ist, 
diese   Bedingung   strenge   einzuhalten. 


114 


Wenn  man  sich  eines  gewöhnlichen  Morse-Tasters  bedient,  so  kommt 
es  während  der  Oscillationen  dieses  Instrumentes  vor,  dass  der  neutra- 
h'sirende  Strom  unter  der  Einwirkung  des  Rheostaten  fast  auf  die  Hälfte 
seiner  ursprünglichen  Intensität  reducirt  wird ;  aber  weit  davon  entfernt, 
eine  schädliche  Wirkung  hervorzubringen,  erhöht  diese  Verminderung  im 
Gegentheile  die  Schnelligkeit  des  Telegraphirens,  denn  die  Aufsaugung  des 
zeichengebenden  Stromes  ist  dann,  wenn  der  Taster  geschlossen  ist,  eine 
geringere. 

Indem  man  an  dem  anderen  Ende  der  Linie  eine  elektromotorische  Gegen- 
kraft in  Thätigkeit  treten  lässt,  wird  der  Potentialunterschied  in  der  Linie 
allerdings  ein  etwas  geringerer  sein,  als  dies  bei  den  gewöhnlichen  Systemen 
während  der  Zeichengebung  der  Fall  ist;  wenn  man  aber  dagegen  bedenkt, 
dass  in  Folge  der  hohen  Empfindlichkeit  des  Apparates  schon  ein  geringes 
Uebergewicht  des  Telegraphirstromes  über  den  Gegenstrom  genügend  ist,  so 
wird  man  leicht  begreifen,  dass  man  die  Anzahl  der  die  Linienbatterie  bildenden 
Elemente  beträchtlich  reduciren  kann,  ohne  dadurch  in  irgendeiner  Weise 
die  Deutlichkeit  der  übermittelten  Zeichen  zu  beeinflussen.  So  konnte  ich 
in  der  That  über  einen  Widerstand  von  lo.ooo  Ohms  mit  grosser  Schnellig- 
keit telegraphiren,  indem  ich  für  die  Batterie  B  nur  27  und  für  die 
Batterie  b  5  Daniell'sche  Elemente  verwandte.  Ein  Gegenstrom,  dessen 
Intensität  geringer  als  I  Milliampere  war,  reichte  hin  um  den  Hebel  des 
Relais  nach  dem  Ruhecontacte  zurückzuführen,  während  der  die  Zeichen 
erzeugende  Strom  bei  dem  Widerstände  der  Batterie  B  bei  der  am  anderen 
Ende  der  Linie  wirksamen  elektromotorischen  Gegenkraft  und  bei  der  Ab- 
leitung R  den  Werth  von  2  Milliamperes  nicht  erreichte.  Es  ist  somit  die 
Annahme  gestattet,  dass  man  auf  einer  Linie,  welche  Berührungen  oder 
anderen  Störungen  ausgesetzt  ist,  zwei  Batterien  von  bedeutender  Energie 
anwenden  müsse,  um  alle  fremden  Ströme  zu  paralysiren.  Nichtsdestoweniger 
verwendet  man  gegenwärtig  130  Elemente  für  eine  Linie,  die  einen  Wider- 
stand von  10.000  Ohms  besitzt,  während  'man  bei  dem  Wechselstrom- 
System  nie   mehr  als  die   Hälfte   anwenden  würde ! 

Das  in  Rede  stehende  System  der  Wechselströme  ist  auch  auf  Mittel- 
stationen  anwendbar,    wie   dies   aus   der  nachfolgenden   Figur  hervorgeht. 

Fig.  2. 


Bei  der  Prüfung  des  durch  diese  Figur  dargestellten  Stromlaufes  muss 
man  darauf  Rücksicht  nehmen,  dass  die  polarisirten  Relais  nur  dann  in 
Thätigkeit  gelangen,  wenn  ^ie  von  einem  directen  Strome,  dessen  Richtung 
der  durch   den   Pfeil   angezeigten  gleich    ist,    durchlaufen   werden. 

Ausserdem  ist  noch  zu  bemerken  ,  dass  die  mit  B  bezeichneten 
Batterien  der  Mittelstation  aus  dem  Grunde  aus  emer  grösseren  Anzahl  von 
Elementen  zusammengesetzt  sein  müssen,  weil  sie  die  Batterien  b  der  End- 
stationen zu   überwinden   haben. 


115 

Was  die  Translation  (Uebertrag-ung)  betrifft,  so  kann  dieselbe  mit 
Hilfe   der  nachstehend   dargestellten   Verbindungen   in's  Werk  gesetzt  werden. 

Dieses  System  lässt  sich  auch  mit  Vortheil  auf  den  Typendruck- 
apparat  von  Hughes  anwenden.  Wenn  dieser  Apparat  eine  automatische 
Auslösung  besitzt,  so  ist  das  Schema  seiner  Einschaltung  nicht  verschieden 
von  jenem   des  Morse-Apparates. 

Fig.  3. 


Wenn  man  indessen,  wie.es  der  gewöhnliche  Gebrauch  ist,  den  Elektro- 
magnet beständig  in  der  Leitung-  eingeschaltet  lässt,  so  sind  die  verschie- 
denen Verbindungen  auf  die  durch  die  Fig.  4  versinnlichte  Art  her- 
zustellen. 


Fi 


g.  4. 


A     ^6  ^B 


S£rdj^ 


B   ^  ö^  ji 


ST-äe.  ' 


Nachdem  bei  dieser  Einrichtung  der  Elektromagnet  während  des  Ruhe- 
zustandes von  einem  continuirlichen  Strome  durchflössen  wird,  so  könnte 
man  wohl  den  permanenten  Magnet  unterdrücken  oder  mindestens  seine 
Kraft  beträchtlich  verringern.  In  dieser  Weise  würde  der  Elektromagnet 
das  Maximum  der  Empfindlichkeit  erreichen,  ohne  deshalb  den  Störungen 
durch  fremde  Ströme  ausgesetzt  zu  sein. 

Uebrigens  wird  in  der  gebenden  Station  die  Entladung  sicher  neutra- 
lisirt  sein,  bevor  die  Druckachse  wieder  ihre  normale  Ruhelage  erreicht 
hat,  und  es  wird  somit  der  remanente  Theil  des  Stromes  in  der  Empfangs- 
station  annullirt. 

Es  muss  ferner  noch  beigefügt  werden,  dass  die  durch  Stromumkehrung 
bewirkte  Auslösung  der  Armatur  umso  sicherer  erfolgt,  je  schwächer  die 
Spannung  der  Abreissfeder  ist.  Es  ist  eine  bekannte  Thatsache,  dass  das 
weiche  Eisen  seinen  Magnetismus  nicht  augenblicklich  mit  dem  Aufhören 
des  Stromes  verliert,   sondern   dass  es   denselben   während   eines  sehr  kurzen 


116 


Augenblickes  zurückhält;  da  nun  die  Armatur  durch  den  Ruhestrom  polarisirt 
ist,  wird  sie  beim  Einlangen  des  entgegengesetzt  gerichteten  Telegraphir- 
stromes  eine  starke  Abstossung  erfahren,  und  dieser  Stoss  wird  unter 
Mitwirkung  der  Abreissfeder  die  Auslösung  des  Arretirungshebels  ver- 
anlassen. 

Die  Vortheile,  welches  dieses  System  bei  seiner  Anwendung  auf  den 
automatischen  Apparat  von  Wh  eatstone  bieten  würde,  wären  nicht  minder 
wichtig.  Es  möge  in  dieser  Hinsicht  die  Erwähnung  genügen,  dass_  dann 
die  nehmende  Station  in  die  Lage  versetzt  wäre,  die  Correspondenz  in 
jedem  Augenblicke  zu  unterbrechen.  Zu  diesem  Zwecke  müsste  die  bezüg- 
liche Schaltungsweise  so  modificirt  werden,  wie  dies  durch  die  Fig.  5  ver- 
anschaulicht ist.  Aus  dieser  Figur  ist  zu  ersehen,  wie  die  Empfangsstation 
im  Stande  ist,  mittelst  eines  Morse-Tästers  die  vom  Stromwender  (inverseur) 
der  gebenden   Station  ausgehende   Zeichenfolge  zu  unterbrechen. 

In  dieser  Figur  ist  der  W  h  ea  ts  t  o  n  e'sche  Stromwender,  welcher 
sich  in  der  Station  A  befindet  und  mit  J  bezeichnet  ist,  in  seinem  Ruhe- 
zustande dargestellt,  damit  er  dem  von  der  Station  A^  kommenden  Unter- 
brechungsstrome den  Durchgang  gestatten  könne.  J^ist  ein  Wh  ea  ts  t  on  e- 
scher  Empfänger  für  negativen  und  AP  ein  ebensolcher  Apparat  für 
positiven   Strom. 

Fig.  5. 


Durch  eine  specielle  Einrichtung  des  Umschalters  kann  man  übrigens 
mit  Leichtigkeit  mittelst  eines  Morse-Apparates  Zeichen  nach  einem  Wheat- 
stone'schen  Apparate  schicken  und  umgekehrt,  demnach  mit  einem 
gemischten  Systeme   arbeiten. 

In  der  Wirklichkeit  sind  die  W  h  ea  ts  t  o  n  e'schen  Empfänger  allgemein 
mit  einem  kleinen  Unterbrecher  versehen,  der  mit  dem  Arretirungshebel 
verbunden  ist  und  —  indem  er,  wie  es  die  Fig.  5  anzeigt,  den  Stromkreis 
des  Apparates  schliesst  —  nebst  einem  Morse-Apparate  auch  ein  Läutewerk 
in   einen   localen   Stromkreis   einschaltet. 

Beim  Stromwender,  wie  er  von  Wheatstone  angewendet  wird, 
gibt  es  keine  Ruhepause  für  die  Oscillationen.  Den  Widerstand  i?  kann 
man  weit  grösser  nehmen,  als  der  Widerstand  der  Linie  ist,  so  dass  der 
Strom  im  Elektromagneten  niemals  variirt.  Die  gleiche  Wirkung  lässt  sich 
bei  der  Correspondenz  mit  dem  Apparate  von  Morse  erzielen,  für  den  man 
allenfalls  einen  automatischen  Stromsender,  z.  B.  jenen  von  vStearns,  an- 
wenden  kann. 

Das  hier  beschriebene  Wechselstromsystem  ist  somit  auf  alle  Apparat- 
systeme einschliesslich  des  Morse  anwendbar ;  der  letztere  functionirt  dabei 
unter  Mitwirkung  eines   polarisirten  Relais   im  Localschlusse. 


117 

Die  Einführung  dieses  Wechselstrorasystems  wäre  von  zahlreichen  Vor- 
theilen  begleitet,  und  zähle  ich  davon  hier  nur  die  wichtigsten  auf:  Raschheit 
der  Zeichengebung,  selbst  auf  den  längsten  Linien;  eine  ausserordentliche 
Empfindlichkeit  des  Empfangsapparates,  der  auch  mit  variablen  und  sehr 
schwachen  Strömen  arbeitet;  Möglichkeit  der  Correspondenz-Unterbrechung 
durch  die  empfangende  Station  ;  endlich  eine  sehr  geringe  Empfindlichkeit 
für  fremde   Ströme.  H.    Discher   (aus  :    „Journal   telegraphique"). 


Neues  Verfahren  zur  Erzeugung  gleichgerichteter 
inducirter  StrömeM 

Von  JOHANN  CARL  PUERTHNER    in  Wien. 
Privileginm   vom   14.  Angust   1885. 

Bei  Beleuchtung  von  einer  Centralstation  aus^  oder  überhaupt  wenn 
der  elektrische  Strom  auf  grössere  Entfernungen  fortgeleitet  werden  soll, 
verwendet  man  wegen  Herstellung  einer  billigen  Fortleitung  mit  Vortheil 
hochgespannte  Ströme,  welche  an  der  Verwendungsstelle  entsprechend  trans- 
formirt   werden. 

Gegenstand  der  nachstehend  beschriebenen  Erfindung  ist  die  An- 
wendung von  gleichgerichteten  Strömen  zu  diesem  Zwecke,  sowie  die  Gleich- 
richtung der  Inductionsströme,  wodurch  dieses  Verfahren  der  Stromvertheilung 
auch  bei  der  elektrischen  Kraftübertragung  etc.  mit  Vortheil  angewendet 
werden   kann. 

Bei  der  Erzeugung  inducirter  Ströme  durch  abwechselndes  Unter- 
brechen und  Schliessen  des  gleichgerichteten  Primärstromes  vergeht  bekannt- 
lich eine  zwar  sehr  kurze,  doch  immerhin  messbare  Zeit,  bis  nach  dem 
Schliessen  oder  Unterbrechen  der  Primärstromleitung  der  Eisenkern  den 
Magnetismus  völlig  angenommen,  resp.  verloren  hat,  und  es  hat  darum  die 
Schnelligkeit  der  Aufeinanderfolge  der  successiven  Schliessungen  und  Unter- 
brechungen  eine   Grenze. 

Erwägt  man  nun,  dass  während  der  Zeit  von  einer  Unterbrechung  bis 
zur  darauffolgenden  Schliessung  die  Stromquelle  ausser  Thätigkeit  ist,  so 
erkennt  man,  dass  diese  eigentlich  nur  während  der  halben  Zeit  aus- 
genützt  wird. 

Der  vorliegenden  Erfindung  gemäss  wird  nun  eine  beständige  Aus- 
nützung des  Primärstromes  und  eine  Verdopplung  der  Anzahl  der  in  der 
secundären  Leitung  hervorgebrachten  Strom-Impulse  dadurch  ermöglicht, 
dass  zwei  Primärstromleitungen  vorhanden  sind,  welche  der  Strom  ab- 
wechselnd durchfliesst;  im  Momente  nämlich,  wo  die  eine  Leitung  unter- 
brochen  wird,   wird   die  andere  geschlossen  und   umgekehrt. 

Es  wird  auf  diese  Weise  der  vom  Primärgenerator  ausgehende  Strom 
eigentlich  nie  unterbrochen,  was  die  Anwendung  dieses  Systemes  bei  der 
Transformation    hochgespannter  Maschinenströme   ermöglicht. 

Zum  Oeffnen  der  einen  Primärstromleitung  und  gleichzeitigen  Schliessen 
der  anderen  kann  eine  mit  dem  einen  Pole  der  Stromquelle  verbundene, 
continuirlich  rotirende  Metallscheibe  A,  Fig.  l  dienen,  welche  am  Umfange 
mit  gleich  langen,  abwechselnd  leitenden  und  nicht  leitenden  Feldern  ver- 
sehen ist,  woran  im  Abstände  der  (2«+l)  fachen  Felderbreite  zwei 
Federn  yj/"2  schleifen,  welche  die  Enden  der  vom  anderen  Pole  des  Primär- 
generators ausgehenden,  die  primären  Spulen  enthaltenden  Zweigleitungen 
repräsentiren. 

Die  Funkenbildung  durch  den  Oeffnungs  -Extrastrom  kann  in  der  Weise 
vermieden  werden,  dass  im  Momente  der  Unterbrechung  einer  Primärstrom- 
leitung    diese     durch     eine    zweite   Scheibe    B    durch   kurze   Zeit  geschlossen 


118 


wird,   und   so   der  Extrastrom   durch  diese  Scheibe  iliesst,   ohne  an   der  Unter- 
brechungsscheibe A  Funken  zu  bilden. 

Zu  diesem  Zwecke  besitzt  J5  am  Umfange  schmale  leitende  Felder  im 
Abstände  der  doppelten  Felderbreite  von  A,  und  ist  mit  der  Rückleitung 
verbunden. 

Indem  nun  die  Federn  /i/^  3-uch  an  B  gleiten,  und  diese  Scheibe  so 
eingestellt  ist,  dass  bei  der  Ausschaltung  einer  Primärstromleitung  die  be- 
treffende Feder  über  ein  leitendes  Feld  von  B  schleift,  wird  bewirkt,  dass 
bei  der  Unterbrechung  des  Primärstromes  diese  Leitung  durch  die  Scheibe  B 
geschlossen   wird. 

Es  ist  eine  logische  Folgerung,  dass  man  statt  einer  Scheibe  mit  zwei 
Schleiffedern  an  ihrem  Umfange  auch  zwei  Scheiben  anwenden  kann,  über 
welche  nur  eine  Feder  f  (Fig.  2)  schleift.  Diese  muss  abwechselnd  über 
leitende  Felder  der  einen  und  der  anderen  Scheibe  gleiten  und  ist  mit  dem 
einen  Pol-Ende  verbunden,  während  die  an  den  Naben  der  Scheiben  schleifenden 
Federn   a  b   die   Enden   der  Zweigleitungen   sind. 


Fig.  I. 


Fig.  2. 


Beide  Scheiben  müssen  aber  so  gestellt  sein,  dass  den  leitenden  Feldern 
der  einen  —  nicht  leitende  der  anderen  gegenüber  sind,  so  dass  dem  Hin- 
übergleiten der  Feder  von  einem  leitenden  Felde  auf  ein  nicht  leitendes  Feld 
an  der  einen  Scheibe  —  das  Entgegengesetzte  an  der  anderen  entspricht 
und  umgekehrt. 

Am  einfachsten  ist  die  Anbringung  dieser  Scheiben  an  der  Welle  der 
betreffenden  Dynamomaschine,  wobei  sich  aber  die  Anzahl  der  leitenden  und 
nicht  leitenden  Felder  nach  der  Tourenzahl  der  Maschine  richten  muss.  Auch 
kann  der   Collector  so   eingerichtet  sein,   dass   er   die   Scheiben   ersetzt. 

In  Fig.  2  sind  Jj-^  L^  die  beiden  Zweigleitungen,  R  die  gemeinsame 
Rückleitung. 

Die  Transformatoren  können  parallel  geschaltet  sein ,  und  ist  die 
primäre  Stromquelle  eine  Gleichstrommaschine  mit  Compoundschaltung,  so 
ist    die    aufzuwendende   Betriebskraft    annähernd   proportional     dem   Consum. 

Sind  immer  die  Inductionsspulen  zweier  gleich  construirter  Trans- 
formatoren, die  verschiedenen  Zweigleitungen  angehören,  mit  einander  ver- 
bunden, so  können  solche  Paare  von  Transformatoren  aus-  oder  eingeschaltet 
werden,   ohne   auf  die  anderen  störend  zu   wirken. 

Wenn  hingegen  die  Inductionsspulen  verschiedener  Zweigleitungen  nicht 
in  Verbindung  stehen,  kann  durch  Aus-  und  Einschalten  von  Transformatoren 
die  Anzahl  derselben  in  beiden  Zweigleitungen  eine  ungleiche  werden.  Diesem 
kann  dadurch  abgeholfen  werden,  dass  alle  Primärspulen  mit  der  Rück- 
leitung fest  verbunden  sind,  während  sie  durch  einen  Umschalter  entweder 
mit  der   einen   oder  der  anderen   Zweigleitung  in  Verbindung  stehen. 


119 


Ist  die  Anzahl  der  Transformatoren  in  einer  Zweigleitung  grösser,  so 
werden  entsprechend  viele  mit  der  anderen  verbunden,  welche  Umschaltung 
automatisch   durch   den   Strom   selbst  bewerkstelligt  werden   kann. 

Eine   weitere   Neuerung   ist   der   nachstehend   beschriebene   Commutator. 

Derselbe  besteht  aus  zwei  von  einander  isolirten  Scheiben,  von  denen 
die  eine  mit  dem  einen  Pole  der  Leitung  der  Inductionsspule  (Inductions- 
spulen)  in  Verbindung  steht,  während  die  andere  Scheibe  mit  dem  anderen 
Pole   dieser   Leitung   verbunden    ist. 

Jede  Scheibe  besitzt  am  Umfange  gleich  lange,  abwechselnd  leitende 
und  nicht  leitende  Felder,  woran  Federn  schleifen,  durch  deren  entsprechende 
Einstellung  und  Verbindung  die  Gleichrichtung  des  Inductionsstromes  zu 
Stande  kommt.  Bezüglich  der  Anordnung  dieser  Federn  sind  mehrere 
Modificationen  möglich,  doch  gilt  für  alle  das  Princip,  dass  das  Hinüber- 
gleiten derselben  an  den  Commutatorscheiben  von  leitenden  auf  nicht 
leitende  Felder  und  umgekehrt  synchron  dem  Richtungswechsel  des  Inductions- 
stromes erfolgen  muss,  und  bei  dem  entgegengesetzt  gerichteten  Strom  die 
mit  den  Enden  der  Inductionsspule  (Inductionsspulen)  verbundenen  Scheiben 
durch  die  an  denselben  schleifenden  Federn  mit  den  Enden  der  Gleichstrom- 
leitung auch  entgegengesetzt  verbunden  werden,  was  eben  die  Gleichrichtung 
des   Inductionsstromes   zur   Folge   hat. 

Fig.  3- 


<?jr 


-dz 


Es  können  an  jeder  Scheibe  D  und  E  (Fig.  3)  im  Abstände  der 
(2  71  +  l)  fachen  Felderbreite  zwei  Federn  d-^  d^  —  e^  e^  schleifen,  von  denen 
das  eine  gleichzeitig  über  leitende  Felder  gleitende  Federpaar,  z.  B.  d^  e^ 
mit  den  Enden  der  Gleichstromleitung  XZ  durch  nicht  gekreuzte  Leitungen, 
das  andere  Paar    d^  e^    hingegen    durch   gekreuzte   Leitungen  verbunden  ist. 

Es  ist  leicht  ersichtlich,  dass  es  ganz  dasselbe  ist,  nur  das  eine  Feder- 
paar mit  den  Enden  der  Gleichstromleitung  zu  verbinden,  z.  B.  durch  nicht 
gekreuzte  Leitungen,  und  anstatt  der  gekreuzten  Verbindung  des  anderen 
Federpaares  mit  der  Gleichstromleitung,  diese  Federn  durch  sich  kreuzende 
Leitungen   untereinander  zu   verbinden. 

Es  ist  so  eine  feste  Verbindung  je  zweier  über  entgegengesetzte  Felder 
schleifender  Federn  der  beiden  von  einander  isolirten  Scheiben  vorhanden, 
und  also  im  Principe  ganz  dasselbe,  statt  zweier  solcher  Federn  nur  eine 
anzuwenden,  welche  über  beide  Scheiben  gleitet,  natürlich  gleichzeitig  über 
entgegengesetzte   Felder.    (Fig.    4.) 

Damit  die  Federn  nicht  gebogen  zu  sein  brauchen,  empfiehlt  es  sich, 
die  Scheiben  so  zu  stellen,  dass  den  leitenden  Feldern  der  einen  nicht  leitende 
der   anderen   gegenüber   liegen. 

Es  sei  noch  erwähnt,  dass  diese  Schaltung  auch  umkehrbar  ist,  d.  h. 
man  kann  die  Enden  der  jetzt  immer  genannten  Gleichstromleitung  mit  den 
Enden  der  Inductionsspule  (Inductionsspulen)  verbinden,  und  erhält  an  Stelle 
der   früheren  Wechselstromleitung  die  Gleichstromleitung.   Auch   kann   man  die 


120 


beiden  Commutatorscheiben  in  eine  vereinigen,  die  an  den  beiden  Seiten  ihres 
Umfanges  abwechselnd  leitende  und  nicht  leitende  Felder  hat  —  und  immer 
entgegengesetzte   Felder   einander  gegenüber  sind. 

Die  beiden  Inductionsströme  (die  directen  und  die  inversen)  können 
auch  von  einander  getrennt  werden,  so  dass  von  zwei  Gleichstromieitungen 
die  eine  nur  von  directen,  die  andere  nur  von  inversen  Inductionsströmen 
durchflössen   wird. 

Man  braucht  nur  eine  Scheibe  wie  in  Fig.  3  mit  zwei  Schleiffedern, 
und  die  Scheibe  mit  dem  einen  Pole  der  Inductionsspule  (Inductionsspulen) 
zu  verbinden,  so  stellen  die  Leitungen  von  den  am  Umfange  der  Scheibe 
schleifenden  Federn  zur  Rückleitung  die  beiden  Zweigleitungen  vor,  von 
denen  die  eine  nur  von  directen,  die  andere  nur  von  inversen  Inductionströmen 
durchflössen   wird. 

Diese  beiden  Federn  kann  iBan  auch  wieder  durch  eine  ersetzen, 
welche   über  zwei   Scheiben   schleift. 

In  diesem  Falle  ist  diese  Feder  mit  dem  einen  Pole  verbunden,  und 
sind  die  Leitungen  von  den  an  den  Naben  der  Scheiben  schleifenden  Federn 
zur     Rückleitung   die   beiden   Zweigleitungen. 


Fig.   6. 


J^ 


Sind  hingegen  die  an  den  Naben  der  beiden  Scheiben  schleifenden 
Federn  mit  den  Enden  der  Inductionsspule  (Inductionsspulen)  verbunden,  und 
stehen  diese  Leitungen  noch  mit  der  an  den  Umfangen  beider  Scheiben 
gleitenden  Feder  in  Verbindung,  so  repräsentiren  die  Leitungen,  welche 
die  Feder  mit  den  Enden  der  Inductionsspule  verbindet,  die  beiden  Zweig- 
leitungen.  (Fig.   5.) 

Sind  nämlich  in  die  beiden  Zweigleitungen  Widerstände  W  JV^  ge- 
schaltet,' so  gelangt  der  Strom  von  der  Inductionsspule  auf  jener  Seite,  wo 
die  Feder /"  über  ein  nicht  leitendes  Feld  gleitet,  durch  den  Wider- 
stand zu  derselben ;  auf  der  anderen  Seite  schleift  dagegen  diese  Feder  zu 
derselben  Zeit  über  ein  leitendes  Feld,  und  der  Strom  kehrt  daselbst, 
ohne  den  Widerstand  zu  durchfliessen,  durch  die  von  der  Nabe  dieser 
Scheibe  sich  abzweigende  Leitung  zur  Inductionsspule  zurück.  Entsteht  der 
entgegengesetzt  gerichtete  Inductionsstrom,  so  ändert  die  Feder  die  Contacte, 
und   es   wird   der   andere   Widerstand   vom   Strome   durchflössen. 

Zur  Herstellung  des  Synchronismus  in  der  Aenderung  der  Contacte 
der  Federn  an  den  Commutatorscheiben  mit  dem  Richtungswechsel  des 
Inductionsstromes  kann  der  Commutator  an  derselben  Welle  wie  die  Scheibe 
(Scheiben)  zum  Aus-  und  Einschalten  der  Primärstromleitungen  angeordnet 
sein,   und    sind   die   Federn   so   eingestellt,     dass   das   Hinübergleiten   derselben 


121 

von  leitenden  auf  nicht  leitende  Felder  und  umgekehrt  genau  mit  dem 
Richtungswechsel   des   Inductionsstromes   zusammentrifft. 

Erfordert  es  jedoch  der  specielle  Zweck  des  Commutators,  dass  er 
von  dieser  Welle  getrennt  sei,  oder  sollen  Inductionsstrome  gleichgerichtet 
werden,  deren  Primärstrom  ein  Wechselstrom  ist,  so  muss  durch  eigene 
Mittel   der   erwähnte   Synchronismus   erhalten   bleiben. 

Zu  diesem  Zwecke  ist  der  Commutator  an  der  Welle  eines  ent- 
sprechenden Motors  z.  B,  einer  kleinen  Dynamomaschine  angeordnet.  Die 
Enden  der  Inductionsspule  J^  J^  (P'ig'-  6)  sind  mit  den  an  den  Naben  der 
Commutatorscheiben  Z?  ^  schleifenden  Federn  de  verbunden,  und  der  Motor 
wird  von  einem  Zweigstrome  M N  des  so  erhaltenen  gleichgerichteten  Stromes 
gespeist.  In  diese  Zweigleitung  ist  ein  Widerstand  P^geschaltet,  welcher  so  be- 
messen ist,  dass  bei  der  Rotationsgeschwindigkeit  des  Motors  der  erwähnte 
Synchronismus   stattfindet. 

Wird  aber  z.  B.  durch  Aus-  oder  Einschalten  von  parallel  ge- 
schalteten Transformatoren  die  Stromstärke  geändert,  so  würde  sich  der 
Motor  zu  langsam  drehen  und  wegen  Aufhören  des  erwähnten  Synchronismus 
zum  Stillstand  kommen,  oder  es  würde  die  Tendenz  zur  schnelleren  Rotation 
eintreten,    was    ebenfalls   störend   wirken   würde. 

Damit  nun  der  Synchronismus  unabhängig  von  den  Aenderungen  der 
Stromstärke  erhalten  bleibe,  ist  der  Commutator  an  der  Welle  eines  separaten 
Motors   angeordnet. 

Ist  die  Rotationsgeschwindigkeit  dieses  Motors  entsprechend,  so  ist 
beim  Uebergange  der  Federn  d^  e^  auf  entgegensetzte  Felder  gleichzeitig 
der  Richtungswechsel  des  Inductionsstromes  und  die  Stromstärke  des- 
selben  Null. 

Zur  Erkennung  dieser  richtigen  Drehungsgeschwindigkeit  und  Regullrung 
derselben,  ist  noch  eine  Scheibe  F  an  derselben  Welle  angeordnet,  welche 
in  der  Entfernung  der  doppelten  Felderbreite  von  D  oder  E  schmale  leitende 
Felder  besitzt. 

An  dem  Umfange  von  F  gleitet  eine  Feder,  welche  mit  d^^  oder  e^ 
verbunden   ist. 

Zu  diesem  Zwecke  schleift  eine  derselben  d^^  auch  an  F,  und  ist  diese 
Scheibe  so  gestellt,  dass  ihre  leitenden  Felder  in  wagrechter  Richtung  der 
Trennungsstellen   der   entgegengesetzten   Felder  von   D   und   R  sind. 

Die  an  der  Nabe  von  F  gleitende  Feder  f  ist  mit  ^j  verbunden.  Ist 
bei  der  Contactänderung  der  Federn  d-^  e-^  in  dieser  Leitung  kein  Strom,  so 
ist  der  erwähnte  Synchronismus  vorhanden;  nach  der  Richtung  des  etwa 
vorhandenen  Stromes  lässt  sich  erkennen,  ob  die  Rotationsgeschwindigkeit 
zu  gross  oder  zu  klein  ist,  dem  durch  Vergrössern  oder  Verkleinern  des 
Widerstandes  W  abgeholfen  werden  kann,  welche  Regulirung  selbstredend 
leicht  automatisch   bewirkt   werden   kann. 

Es  kann  die  an  der  Scheibe  F  gleitende  Feder  auch  mit  dem  einen 
Ende  der  von  der  Inductionsspule  kommenden  Leitung  in  Verbindung  stehen, 
und  die  an  der  Nabe  schleifende  Feder  f  mit  dem  anderen  Ende  dieser 
Leitung  verbunden  sein.  In  diesem  Falle  muss  aber  an  dieser  Scheibe  eine 
separate    Feder   gleiten,    welche   ebenso    eingestellt   ist. 

Der  Elektromagnet  des  Motors  kann  auch  eine  zweite  Wicklung  be- 
sitzen, welche  in  diese  Leitung  eingeschaltet  ist,  und  zwar  so,  dass  bei  zu 
langsamer  Rotation  der  vorhandene  Strom  dem  Betriebsstrorae  des  Motors 
gleichgerichtet  ist  und  beschleunigend  wirkt,  während  er  bei  der  Tendenz 
zur   schnelleren   Drehung   entgegengesetzt   gerichtet   ist   und   verzögert. 

Sehr  gut  lässt  sich  auch  die  Anwendung  einer  zweiten  Elektromagnet- 
wicklung mit  der  automatischen  Ein-  und  Ausschaltung  von  Widerständen 
verbinden. 


122 

Sollen  die  Strom-Impulse  zur  Beschleunigung  oder  Verzögerung  der 
Rotation  des  Motors  noch  einmal  so  schnell  aufeinander  folgen,  ist  die 
Scheibe  F  mit  dem  einen  Ende  der  von  der  Inductionsspule  kommenden 
Leitung  verbunden  und  gleiten  an  derselben  zwei  Federn,  welche  so  ein- 
gestellt sind,  dass  beim  Uebergange  von  d^  e^  auf  entgegengesetzte  Felder 
abwechselnd     die    eine    und     die    andere     über    ein     leitendes     F'eld    gleitet. 

Ausser  der  Wicklung  für  den  Betriebsstrom  sind  noch  zwei  vor- 
handen, welche  mit  den  an  der  Scheibe  F  schleifenden  Federn  so  ver- 
bunden sind,  dass  der  bei  unrichtiger  Rotationsgeschwindigkeit  vorhandene 
Strom  dieselben  in  gleicher  Richtung  durchfliesst,  und  zwar  bei  zu  langsamer 
Drehung  (in  der  gleichen  Richtung,  bei  zu  schneller  in  der  entgegengesetzten 
Richtung   wie   der   Betriebsstrom). 

Die  anderen  Enden  dieser  Wicklungen  sind  mit  dem  anderen  Pole 
der  Inductionsspule  verbunden. 

Durch  das  beschriebene  Verfahren  lässt  sich  unter  allen  Umständen 
der  Synchronismus  in  dem  Richtungswechsel  des  Inductionsstromes  mit  der 
Aenderung  der  Contacte  am  Commutator  erhalten,  und  ist  so  das  Problem 
der  Gleichrichtung  des  Inductionsstromes  auch  für  den  Fall  gelöst,  wenn  der 
Commutator  nicht  an  der  Welle  des  den  Inductionsstrom  erregenden  Apparates 
(bei  Gleichstrom  die  Scheibe  zum  Unterbrechen  und  Schliessen  des  Primär- 
stromes,  bei   Wechselstrom   die  Maschine   selbst)   angeordnet   ist. 

Da  dieses  V^erfahren  auch  anwendbar  ist,  wenn  der  inducirende  Strom 
ein  Wechselstrom  ist,  kann  das  bestens  bewährte  Transformationssystem  mit 
Wechselströmen  auch  Verwendung  bekommen  in  jenen  Fällen,  wo  der 
transformirte  Strom  gleichgerichtet  sein  muss,  wie  z.  B,  bei  der  elektrischen 
Kraftübertragung. 

Bei  einem  anderen  Systeme  werden  gleichgerichtete  Inductionsströme 
dadurch  erhalten,  dass  der  Transformator  eine  Dynamomaschine  mit  doppelter 
Armatur  ist.  Der  inducirende  Strom  durchfliesst  die  eine  und  setzt  die 
Maschine  in  Betrieb,  während  die  andere  den  transformirten  Strom  gibt. 
Dasselbe  ist  also  eine  doppelte  Transformation :  zuerst  die  Umwandlung 
von  Elektricität  in  mechanische  Kraft,  dann  umgekehrt  von  mechanischer 
Kraft  in  Elektricität.  Es  ist  aber  auch  der  Verlust  mindestens  der  doppelte, 
als  bei  der  directen  Transformation  von  Strom  in  Strom,  da  nach  den 
Messungen  der  Nutzeffect  eines  Transformators  z.  B.  von  Zipernowsky- 
Deri  grösser  ist  als  der  einer  Dynamomaschine,  und  sich  bei  diesem 
Systeme   durch   die  doppelte   Umwandlung  auch   der   Verlust   verdoppelt. 


Edison's  Phonoplex  (Hörtelegraph). 

liine  neue  wichtige  Erfindung,  von  dem  Zauberer  in  Menlo-Park 
geschaffen,  welcher  als  beste  Empfehlung  dienen  kann,  dass  sie  trotz  ihres 
kurzen  Bestehens  schon  zahlreiche  Anwendung  gefunden  hat,  verdient,  dass 
sie  weiteren  Kreisen  zur  Kenntniss  gebracht  wird.  Die  nachstehend  ein- 
gehender beschriebene  Einrichtung  ist  in  Amerika  bereits  auf  nach- 
folgenden Linien  in  Betrieb :  Baltimore-  und  Ohio-Telegraphengesellschaft, 
Kansas-Southern-Eisenbahn,  Atchison-Topeka-  und  Santa  Fe-Eisenbahn, 
Pennsylvania-Eisenbahngesellschaft,  Canada  Pacific-  und  die  Great  North- 
western-Telegraphengesellschaft  von  Canada  ;  sie  arbeitet  zur  allgemeinen 
Zufriedenheit  und  zahlreiche  Eisenbahn-  und  Telegraphengesellschaften  in 
den  Vereinigten  Staaten  und  Canada  sind  noch  im  Begriffe  sie  einzuführen, 
da  schon  in  dem  jetzigen  frühen  Entwicklungszustande  der  Werth  des 
Verfahrens  in  Bezug  auf  Billigkeit  und  Bequemlichkeit  der  Einführung 
anerkannt   ist. 


12?, 

Der  Grundgedanke  des  neuen  Verfahrens ,  welcher  auch  von 
van  Rysselberghe  und  Gray  benützt  ist,  aber  nicht  zu  so  voll- 
kommenen Ergebnissen  geführt  hat,  wie  in  der  Hand  Edison's,  beruht 
auf  dem  Umstände,  dass  ein  allmälig  anwachsender  oder  abnehmender 
elektrischer  Strom  zwar  die  Membrane  eines  Telephons  zum  Schwingen, 
aber  nicht  zum  Tönen  bringt,  dass  hingegen  ein  sehr  schnell  anschwellender 
und  abnehmender  Strom  das  Telephon  zum  Tönen  veranlasst,  während  das 
Relais  uud  der  Klopfer  eines  Morse- Empfängers  hiedurch  nicht  bewegt 
werden.  Das  neue  Verfahren  hat  aber  ausser  dem  Vortheile,  dass  es  auf 
Morse-Drähten  ohne  die  geringste  Benachtheiligung  des  Morse-Depeschen- 
vcrkehres  arbeiten  kann,  noch  einen  weiteren  erheblichen  Vorzug,  nämlich 
den,  dass  die  Depesche  nur  auf  der  Station  verstanden  werden  kann,  für 
die  sie  bestimmt  ist.  Dies  ist  erreicht  durch  Bemessung  der  Stromstärke 
nach  der  Länge  des  Weges,  den  die  Depesche  durchlauft,  d.  h.  nach  dem 
Widerstände  des  zwischenliegenden  Drahtes.  Ein  gewisser  Stromkreis  wird 
z.  B.  für  50  Km.,  ein  anderer  für  lOO  Km.  u.  s.  w.  hergestellt  ;  die  prak- 
tische Entfernungsgrenze  liegt  etwa  bei  250  Km.  Das  Verfahren  hat  gegen 
das  Doppelsprechen  auch  noch  den  Vortheil,  dass  das  Sprechen  ohne 
besondere  Vorkehrung  zwischen  zwei  beliebigen  Punkten  erfolgen  kann. 
Edison  hat  daher  durch  dieses  Verfahren  die  Leistungsfähigkeit  der 
Drähte  verdoppelt.  Die  Linieninstrumente  des  Morse-Verkehres  sind,  wie 
schon  oben  erwähnt,  gegen  die  Ströme  dieses  Verfahrens  völlig  unempfindlich 
und  ebenso  die  Phon  es  („Kling  er")  gegen  die  Ströme  des  Morse- 
Verkehres.  Das  Verfahren  gestattet  zahlreiche  neue  und  bequeme  An- 
ordnungen ,  welche  sich  mit  keiner  der  bisher  bekannten  erreichen 
lassen.  Ausserdem,  dass  man  bei  Beibehaltung  desselben  Drahtes  alle 
Zwischenämter  in  ihrer  Leistungsfähigkeit  verdoppeln  kann,  kann  man 
beliebige,  bei  denen  diese  Vermehrung  durch  die  Verkehrsbedürfnisse  nicht 
erforderlich  ist,  auslassen  oder  auch  nur  die  Endpunkte  verbinden  oder  an 
beliebiger  Stelle  Zwischen-  oder  Endämter  für  den  kleineren  Verkehr  anlegen, 
ohne  davon  abhängig  zu  sein,  ob  sich  in  diesen  Punkten  bereits  Morse- 
Aemter  befinden.  Auf  durchgehenden  Drähten  von  grosser  Länge  können 
für  den  Kleinverkehr  aneinanderschliessende  Systeme  von  je  150  Km.  Umfang 
beliebig  angeschlossen  werden.  Das  Verfahren  kann  auf  Zweisprech-  oder 
Viersprechdrähte  in  gleicher  Weise  ohne  Nachtheil  übertragen  werden. 
Weiter  ist  eine  der  wunderbarsten  Abänderungen  die,  dass  die  Drähte  von 
zwei  gänzlich  getrennten,  etwa  sich  kreuzenden  Morse-Verkehren,  sowie  bei 
dem  van  Rysselbergh  e'schen  Fernsprechen,  in  Verbindung  gebracht 
werden  können,  so  dass  man  nach  dem  neuen  Verfahren  auf  beiden  arbeiten 
kann,  ohne  dass  die  Morse- Verkehre  gestört  oder  etwa  kreuzend  in  Ver- 
bindung gesetzt  werden.  Ein  weiterer  Vorzug  des  Systems  ist  der,  dass 
die  Stromkreise  stets  geschlossen  sind  und  eine  Unterbrechung  nur  durch 
Bruch  der  Leitung  eintreten  kann  und  dass  dasselbe  durch  schlechtes  Wetter 
viel  weniger  beeinflusst  wird  als  das  Morse-Verfahren.  Dagegen  scheint, 
wenigstens  nach  Anforderungen  einzelner  Verwaltungen,  die  das  Gehörlesen 
verbieten,  ein  Nachtheil  des  Systems  darin  zu  liegen,  dass  derselbe,  wie  die 
weitere  Beschreibung  zeigen  wird,  in  seiner  jetzigen  Form  nur  den  Empfang 
der  Drahtnachricht  vermittelst  des  Ohres  gestattet  und  keine  geschriebene 
Urkunde  ergibt  ;  doch  dürfte  sich  dieser  Nachtheii,  wie  zum  Schlüsse  erwähnt, 
vielleicht   beseitigen   lassen. 

Die  genauere  Beschreibung  der  Apparate,  sowie  der  Stromkreise  u,  s.  w. 
mit  zahlreichen  Abbildungen  findet  sich  im  „Engineering"  vom  22.  October, 
S,  412,  Das  Geben  der  Drahtnachricht  erfolgt  durch  einen  gewöhnlichen 
Morse-Schlüssel  und  kann  daher  durch  jeden  in  diesem  Verfahren  geübten 
Beamten    bewirkt     werden.     Zum    Empfange    der     Drahtnachricht    dient  der 


124 

„P  h  o  n  e"  (K  I  i  n  g  e  r),  welcher  wie  eia  Telephon  aussieht.  Derselbe  dient 
jedoch  nicht  zur  Wiedergabe  sprachlicher  Lautverbindungen,  sondern  der- 
selben kurzen  Klänge,  deren  verschiedener  Zeitabstand  die  Punkte  und 
Striche  des  Morse-A-B-C's  wiedergibt.  Es  ersetzt  daher  den  bekannten 
Klopfer  (Sounder)  und  der  Beamte  liest  die  Nachricht,  indem  er  auf  das 
Ertönen  hört  und  die  Töne  in  Buchstaben  und  Worte  übersetzt.  Das  Klingen 
wird  hervorgerufen  durch  das  Schnellen  der  Membran  gegen  einen  losen 
Stahlring.  In  der  Mitte  der  Membran  befindet  sich  an  derselben  ein  mit 
Gewinde  versehener  Stift,  der  an  seinem  Ende  eine  kleine  Schraubenmutter 
trägt,  und  unter  derselben  befindet  sich  lose  ein  geschlitzter  kleiner  Stahlring, 
welcher  bei  plötzlicher  Bewegung  der  Membran  gegen  die  Mutter  geschnellt 
wird  und  durch  einen  scharfen  lauten  Ton  hervorbringt.  Zwei  Ströme 
folgen  stets  aneinander  zusammengehörig  und  geben  zwei  Töne,  deren 
kürzerer  oder  längerer  Zeitabstand  einen  Punkt  oder  Strich  bedeutet. 
Oberhalb  des  Klingers  ist  zum  Schutze  eine  Querplatte  aus  Messing  auf- 
geschraubt. 

Es  dürfte  nicht  schwierig  sein,  den  auf  der  Membran  sitzenden  Stift 
in  eine  Spitze  auslaufen  zu  lassen,  welche  in  einen  laufenden  Papierstreifen 
die  schriftliche  Urkunde  der  Drahtnachricht  einsticht  oder  mittelst  Farbstoff 
aufschreibt,  so  dass  man  die  Einrichtung  auch  durch  diese  Abänderungen 
für  die,  wie  oben  erwähnt,  bei  gewissen  Verwaltungen  üblichen  Anfor- 
derungen  brauchbar  machen  könnte.  (Nach:    „Z.   D.   E.") 


Der  erste  Transformator  für  gleichgerichtete  Ströme. 

Im  Jahre  1881  während  der  Pariser  Elektrischen  Ausstellung  hielt 
Herr  Cabanellas  einen  Vortrag  über  Krafttransport,  in  welchem  er  einer 
Dynamomaschine  mit  zwei  Armaturen  erwähnte,  wovon  die  eine  den  elektri- 
schen Strom  von  der  Ausgangsstation  empfängt  und  zugleich  das  magnetische 
Feld  für  die  zweite  formiren  hilft,  welche  nach  ihrer  Wicklung  auch  niedrig 
gespannte  Ströme  zu  liefern  vermag.  Diese  unter  der  Benennung  „robinets 
electriques"  bekannten  Vorrichtungen  haben  einen  Vorgänger  in  der  von 
Gramme  bereits  1875  angegebenen  Construction,  deren  Grundzüge  wir 
nach   dem    „Electricien"    hier   wiedergeben: 

Alfred  Niaudet  hat  im  erwähnten  Jahre  eine  Broschüre  veröffentlicht, 
in  welcher  unter  dem  Titel:  ^Transformation  de  l'electricite  de  quantite  en 
tension  au  moyen  de  la  machine"  (Umwandlung  quantitativer  in  hochgespannte 
Ströme   mittelst   einer  Maschine)   Folgendes   mittheilt: 

„Man  weiss,  dass  die  InductionsroUen,  von  Masson  &  Breguet 
geschaffene  und  studirte,  hierauf  von  vielen  Anderen,  darunter  R  uhm  ko  rff, 
verbesserte  Apparate  sind,  welche  quantitative  Ströme  in  hochgespannte 
umzuw3.ndeln  vermögen.  So  kann  mit  einer  primären  Rolle  der  Strom  zweier 
Bunsen-Elemente  in  einer  secundären  Rolle  so  hoch  gespannt  werden,  dass 
sich  I  Cm.  lange  Funken  bilden.  Die  Spannung  des  Stromes  in  der 
zweiten  Rolle  ist  sicherlich  mehr  als  hunderttausend  Mal  höher  als  in  der 
primären. 

„Gramme  hat  (Comptes  rendus  de  l'Academie  des  sciences  2^.  No- 
vembre  1874)  jüngst  gezeigt,  dass  seine  Maschine  ebenfalls  zur  Umwandlung 
quantitativer   in   hochgespannte    Elektricität   dienen   kann. 

„Zu  diesem  Zweck  , verwendet  Gramme  eine  Art  dissymetrischen 
Doppelring :  die  geraden  Spulen  auf  dem  Ring  bestehen  aus  dünnem,  die 
ungeraden  aus  dickem  Draht.  Dieser  Ring  befindet  sich  zwischen  den  Polen 
eines  Magnets.  Nehmen  wir  an,  dass  der  zwei  Bunsen-Elementen  entnommene 
Strom  die  dicken  Windungen  durchfliesst,  so  wird  der  Ring  sich  drehen ; 
hiebei   wird    aber  auch   ein   Strom   in   den   dünnen   Drahtwindungen  entstehen. 


125 


Man  konnte  im  Vorhinein  annehmen,  dass  der  letzterwähnte  Strom  höher 
als  der  aus  den  Bunseu-Elementen  geschöpfte  sein  wird  und  dies  ist  auch 
in   der    That  der  Fall;    die   Spannungen   verhalten   sich   wie    l  :  8. 

„Auch  hier  geht  eine  Umwandlung  vor,  wie  in  den  Windungen  des 
Inductionsapparates ;  während  hier  jedoch  die  Spannungsverhältnisse  gegen- 
einander nur  abgeschätzt  werden  können,  kann  man  die  Spannung  in  den 
Windungen  des  Maschinenringes  leicht  messen  und  rechnen,  wenn  man  der 
Aufgabe   etwas   näher  getreten   sein   wird. 

„Die  Transformationsfähigkeit  der  Inductionsrolle  wird  wohl  eine  ganz 
andere  sein,  als  die  der  Maschine;  aber  aus  eben  demselben  Grunde  wird 
man   letztere   besser   benützen   können   zu   gewissen   Zwecken. 

„So  konnte  also  ein  Strom  aus  zwei  Elementen  Bunsen  in  einen 
solchen  verwandelt  werden,  der  jenem  entspricht,  den  sonst  —  der  Spannung 
nach  —  l6  Bunsen  oder  30  Daniell  liefern,  der  somit  zur  Telegraphie  auf 
grössere   Entfernungen   herangezogen   werden   könnte. 

„Bemerkt  muss  werden,  dass  die  Gramme-Maschine  umgekehrt  wieder 
hochgespannte  Elektricität  in  niedrig  gespannte  —  also  den  Strom  von  30 
hintereinander  geschalteten  Daniell's  in  einen  solchen  verwandeln  kann, 
welcher   der   Spannung   nach   —  jenem    der   Bunsen   entspricht. 

„Sicher  ist  es  richtig,  dass  bei  diesen  Umwandlungen  mehr  oder 
minder  grösserer  Verlust  unterläuft,  allein  das  ist  bei  allen  Transformationen 
der  Fall  und  man  kann,  einen  mechanischen  Grundsatz  umschreibend,  sagen: 
Was   man   an   Spannung   gewinnt,   verliert  man   an  Quantität   und  umgekehrt", 

* 
Ueber  diese  Mittheilung  ist  nun  im  „Electricien"  zwischen  C  a  b  a  nel  la  s 

und  Hospitalier   eine  kleine  Fehde   entbrannt,    die  nach  dem  wohlwollenden 

Charakter  der  beiden  Standesgenossen  hoffentlich  gütlich  beigelegt  werden  wird. 

Schwieriger  wäre     der   Friede    zu    erreichen,     wenn    zu     der   Beilegung 

des    Streites     materielle     Interessen     in     Berücksichtigung     gezogen     werden 

müssten ;     wir   haben   dies   gelegentlich   mancher   Frage   erlebt   und    werden   in 

weiterer  Entwicklung    der   Elektrotechnik    solchen   Prioritätsstreit   noch   öfter 

wiederkehren  sehen.  

Zur  Sicherheitsvorkehrung  bei   elektrischen 
Beleuchtungen. 

Von    J.    VOGET. 
Die     Anordnung      erscheint     in     einigen     Punkten     einer     Verbesserung 
fähig.     Zuerst  lässt   sich    das   Relais   i?   wesentlich    vereinfachen,     wenn    man 

Fig.    I. 


a. 

^ 

L. 

r 

T 

_/ 

1.  1—1 
^  r-i 

A 


7^)^^^ 


die    beiden    Unterbrechungen     bei   g   und    zwischen    der    Achse  p    und     der 
Schraube  s  nicht    in    verschiedene    Poldrähte    der    Accumulatorenbatterie  A 


126 


legt,  sondern  in  denselben  Draht.  Wie  Fig.  2  zeigt,  wäre  dann  der  eine 
Pol  von  A  mit  der  Achse  p  des  Ankerhebels  zu  verbinden,  U2  ™it  der 
Schraube  s,  die  Contactschraube  /  dagegen  bei  f  mit  IL2  L^ ;  von  dem 
zweiten  Pole  der  Batterie  wäre  ein  Draht  nach  dem  Punkte  e  in  L^  L^ 
zuführen,   H^   aber  müsste   ebenfalls  von    diesem  zweiten   Pol   ausgehen. 

Ferner  wird  in  die  Nebenschliessung  a  tn^  b  ein  entsprechend  grosser 
Widerstand  zu  legen  sein,  damit  nicht  ein  zu  grosser  Theil  des  Betriebs- 
stromes verloren  geht.  Es  liegt  daher  der  Gedanke  nahe,  diesen  Stromweg 
nur  dann  zu  schliessen,  wenn  er  gebraucht  wird,  d.  h.  wenn  zu  Folge  der 
Stromunterbrechung  in  in-^  der  Anker  abgefallen  ist  und  an  der  Schraube  r 
liegt.  Man  würde  ganz  einfach  dadurch  erreichen  können,  dass  man  das 
Ende  x  der  Bewicklung  des  Elektromagnetes  m^^  nicht  durch  einen  Draht 
mit  dem   Punkte  a  in   Jj^  L^,     sondern    mit    der   Schraube  r    verbindet     und 

Fig.  2. 


in  bekannter  Weise  dafür  sorgt,  dass  beim  Anziehen  des  Ankers  der  Contact 
bei  r  nicht  früher  unterbrochen  wird,  als  das  Anlegen  des  Ankerhebels 
an  V  gesichert  ist.  Ja,  es  würde  sich,  weil  das  Abfallen  des  Ankers  durch 
eine  länger  dauernde  Stromunterbrechung  verursacht  wird,  sogar  die  Auf- 
gabe des  Elektromagnetes  m^  dem  Elektromagnote  m^  mit  übertragen  lassen, 
und  m2  wegbleiben  können,  wenn  man  die  Schrauben  v  und  r  leitend 
verbände. 

Endlich  könnte  die  Unterbrechung  bei  zi  in  L-^^  Lg  zur  Verhütung  der 
Entladung  der  Accumulatoren  A  in  die  Lichtmaschine  als  überflüssig 
erscheinen,  weil  ja  schon  bei  g  der  Stromweg  nach  dem  Leitungs- 
zweige L2  L^  abgebrochen  ist.  Dann  würde  aber  nicht  nur  der  Elektro- 
magnet m^  entbehrlich,  sondern  es  wäre  zugleich  auch  m2  gar  nicht  mehr 
nöthig,  das  Relais  7?^^  würde  ganz  wegfallen,  und  es  schrumpft  die  ganze 
Anordnung   auf  das   in   Fig.    2    Gezeichnete  zusammen.  E.   Z. 


Elektrische  Waage. 

Von  G.  QUINCKE. 

Im  Abschnitt  XII  seiner  „Elektrischen  Untersuchungen"  beschreibt 
Quincke  eine  neue  elektrische  Waage,  die  er  zur  Bestimmung  der  Dielek- 
tricitäts-Constante  von  Flüssigkeiten  für  grosse  elektrische  Kräfte  construirt 
hat.  Dieselbe  ist  nach  demselben  Princip  wie  eine  früher  von  ihm  beschriebene 
gebaut,  nur  stärker  und  mit  einigen  weiteren  Einrichtungen  zur  Sicherung 
der  Versuche  gegen  systematische  Fehler;  sie  erlaubt  eine  elektrische 
Anziehung  bis  zu  einem  Kilogramm  zu  messen.  Es  handelt  sich  bei  diesen 
Messungen  darum,  das  Verhältniss  der  Anziehungskräfte  zwischen  den  Platten 
eines  Condensators  bei  bestimmten  Potentialdifferenzen  zu  messen,  wenn  das 
eine  Mal   die   Luft,     das    andere   Mal    die   untersuchte   Flüssigkeit    die  Isolir- 


127 

Schicht  des  Condensators  bildet.  Die  beiden  Condensatorplatten  sind  ver- 
nickelt und  haben  einen  Durchmesser  von  etwa  86  Mm.  Die  obere,  2*5  Mm. 
dicke  Condensatorplatte,  trägt  in  ihrer  Mitte  einen  Messingstab  von  45  Mm. 
Länge  und  7  Mm.  Durchmesser,  auf  dessen  oberes  Ende  eine  Messingplatte 
von  50  Mm.  Durchmesser  und  5  Mm.  Dicke  aufgeschraubt  ist.  Auf  dieser 
Platte  ist  eine  Dosenlibelle  befestigt,  während  die  Platte  selbst  mit  zwei 
seitlichen  Ansätren  in  den  ringförmigen  Endstücken  einer  Messinggabel 
hängt;  letztere  wird  mittelst  eines  Hakens  von  einem  stählernen,  gegen  die 
Ebene  der  Gabel  senkrechten  Bügel  getragen,  welcher  an  der  Stahlschneide, 
die  auf  dem  Waagebalken  ruht,  befestigt  ist;  in  dieser  Weise  ist  für  die 
Platte  eine  vollkommene  Cardani'sche  Aufhängung  hergestellt,  so  dass 
dieselbe  bei  allen  Schwankungen  des  Waagebalkens  horizontal  bleibt,  wenn 
die  anfängliche  Einstellung  eine  gute  war.  Die  untere  Condensatorplatte 
von  5  Mm.  Dicke,  durch  ein  Flintglasstäbchen  isolirt,  hat  drei  Ansätze  und 
ruht  mit  diesen  auf  dem  durch  einen  Bleiring  beschwerten  und  durch  drei 
Stellschrauben  horizontirbaren  Dreifusse ;  genauer  ausgedrückt  liegen  die 
drei  Ansätze  der  Condensatorplatte  auf  den  kegelförmigen  Spitzen  dreier 
Lagerschrauben,  welche  an  drei  auf  dem  Dreifuss  befestigten  Säulchen 
angebracht  sind.  Der  Bleiring  liegt  auf  dem  Boden  eines  50  Mm.  hohen 
und  125  Mm.  weiten  Glascylinders,  der,  um  die  Verdunstung  zu  vermeiden, 
durch  zwei  zusammenschliessende  Halbplatten  aus  Glas  bedeckt  wird,  die 
nur  zwei  15  Mm.  weite  kreisförmige  Ausschnitte  besitzen,  einen  in  der 
Mitte,  der  den  oben  erwähnten  Messingstab  hindurchlässt,  den  zweiten  in 
der  Nähe  des  Randes  zur  Durchführung  des  Zuleitungsdrahts  zur  unteren 
Condensatorplatte;  ausserdem  geht  noch  ein  blanker  Kupferdraht  zwischen 
dem  Deckel  und  dem  Rande  des  Gefässes  zur  Ableitung  der  Bleiplatte  mit 
ihren  Fortsätzen  hindurch.  Der  Messingstab,  der  die  Libelle  trägt,  hat  eine 
Millimetertheilung,  an  der  man  den  Stand  der  Flüssigkeit  über  der  oberen 
Platte  ablesen  kann.  Der  ganze  Apparat  befindet  sich  im  Kasten  einer  Waage, 
deren  sämmtliche  metallenen  Theile  zur  Erde  abgeleitet  sind.  Betreffs  der 
Benützung  der   Waage    muss   auf    die    Originalabhandlung   verwiesen   werden. 

L-      („Z.   f.   L") 

Theoretische  Bestimmung  von  Widerständen  in 
Mikrophon-Telephon-Anlagen.*) 

Aus  Anlass  eines  Einwurfes  gegen  den  im  letzten  Hefte  veröffentlichten 
Aufsatz  über  Mikrophon-Einschaltungen  erlaubt  sich  der  Verfasser  Folgendes 
vorzubringen. 

Es  wurde  demselben  vorgehalten,  dass  in  benannter  Rechnung  die 
Induction  durch  den  in  die  Multiplication  gestellten  Eisenkern  nicht  berück- 
sichtigt wurde  und  nur  die  schwächere  Induction  von  Windung  zu  Windung. 
Das  ist  allerdings  richtig,  der  Verfasser  wollte  in  Anbetracht  des  Umstandes, 
dass  der  beigegebene  Eisenkern  die  Uebertragung  wohl  verstärken,  aber 
unreiner  machen  muss,  denselben  durch  eine  zweckmässige  Anordnung  der 
Multiplication   ganz  ersetzen. 

Vielleicht  ist  das  praktisch  unausführbar.  Aber  der  Beweis  für  die 
Unausführbarkeit,  kann  nicht  dadurch  hergestellt  werden,  dass  man  bei  den 
jetzt  gebrauchten  Mikrophon-Anlagen  einfach  den  Eisenkern  aus  der  In- 
ductionsrolle  herausnimmt  und  nun  durch  die  schwache  Wirkung  sich  bestimmt 
findet  zu  sagen,  der  Eisenkern  sei  unentbehrlich.  Wenn  man  z.  B.  die  in 
Wie  tl  i  sb  a  c  h's  „Technik' des  Fernsprechens"  als  gebräuchlich  angeführten 
Werthe  in  Betracht  zieht,   so   findet  man   für   die  Länge   des  primären  Drahtes 


*)  Siehe  Jännerheft,  d.  J.  S.  29. 


128 


in  der  Rolle  5  Mtr.,  die  des  secundären  150  Mtr.  Bei  solcher  Anlageist  freilich 
ein  Eisenkern  unumgänglich  nothwendig,  denn  bei  einer  rein  elektrischen 
Induction  von  Windung  zu  Windung  würde  die  Erregung  nur  auf  5  Mtr.  der 
Länge  wirken,  während  145  Mtr.  der  secundären  Windung  unnütz,  wegen  des 
Extrastromes   sogar  schadenbringend   vorhanden   wären. 

Bei  der  genannten  Anordnung  und  Wahl  der  Widerstände  ist  also 
die   Anwendung   eines    Eisenkernes   nothwendig. 

Es  müsste  die  Praxis  entscheiden,  ob  bei  entsprechender  Anlage  der 
Windungen,  der  in  anderer  Weise  schädliche  Eisenkern  weggelassen  werden 
könnte.  Calgary. 


Das    Stahlwerk   in    Terni    und    die    Anlage    zur   elektrischen 

Beleuchtung  desselben. 

Von     H.    COX,      Ober-Ingenieur     der    elektrotechnischea    Fabrik     Cannstatt    in     Cannstatt. 

(Nach  einem  im  Württembergischen  Bezirksverein  am  25.  Jnli   1886  in  Heilbronn 

gehaltenen   Vortrage.) 


Zu  den  interessantesten  der  neuerdings 
entstandenen  Anlagen  der  Grossindustrie  ist 
wohl  das  in  den  letzten  zwei  Jahren  im 
Herzen  Italiens  erbaute  Stahlwerk  von 
Terni  zuzählen.*)  Da,  wo  der  wasserreiche 
Velinofluss  die  Schluchten  und  Seen  der 
malerischen  Sabinergebirge  verlädst  und  sich 
donnernd  im  mächtigen  Falle  in  die  Nera, 
einen  Nebenfluss  des  Tibers,  stürzt,  da  hat 
Italien  eine  unermessliche  Arbeitskraft  zur 
Verfügung,  wie  deren  nur  wenige  sonst  in 
Europa  aufzutreiben  sein   dürften. 

Obgleich  der  zwischen  diesem  Wasserfall, 
der  den  Namen  ^Cascatadella  Marmore'^  trägt, 
und  der  etwa  6  Km.  entfernten  Stadt  Terni 
gelegene  und  sehr  reissende  Theil  der  Nera 
schon  seit  mehreren  Jahren  zum  Betriebe 
verschiedener  technischer  Anlagen,  z.  B.  einer 
grossen  Wafifenfabrik,  einer  Wollspinnerei 
und  Weberei,  einer  Giesserei  und  mehrerer 
anderer  benutzt  worden  ist,  so  ist  doch  die 
Ausbeutung  des  eigentlichen  Falles,  ihrer 
grossen  technischen  Schwierigkeiten  halber, 
erst  in  allerletzter  Zeit  in  Ausführung  gebracht 
worden. 

Schon  seit  längerer  Zeit  machte  sich  in 
Italien  das  Bedürfniss  geltend,  im  eigenen 
Lande  eme  Stahlfabrik  zu  besitzen  und 
namentlich  für  den  Bezug  von  Eisenbahn- 
schienen, Kanonen,  Panzerplatten  u.  s.  w. 
nicht  vom  Auslande  abhängig  zu  sein.  Die 
technische  Ausführung  dieses  Gedankens  ist 
vor  Allerri  das  Verdienst  des  Commendatore 
Breda,  des  Präsidenten  der  Societä  Veneta 
und  vieler  anderen  industriellen  Unter- 
nehmungen. Er  war  es,  der  Terni  als 
geeignetsten  Punkt  erwählte  und  es  verstand, 
die  erforderlichen  Geldmittel  und  Arbeits- 
kräfte zu  beschaffen.  Im  Anschluss  an  eine 
seit  längerer  Zeit  in  Terni  belindliche  Giesserei 
wurde  von  Breda  eine  Actiengesellschaft 
mit  dem  Titel:  ,Societh  Anonima  degli  Alti 
Forni  Acciaiera  e  Fonderia  di  Terui*  ge- 
gründet, von  welcher  vor  etwa  zwei  Jahren 
mit  dem  Bau  des  Stahlwerkes  begonnen 
worden  ist.  Jetzt  ist  dasselbe  der  Hauptsache 


nach    fertig,    theilweise    schon  seit  Monaten 
im   Betrieb. 

Abgesehen  von  der  Gewinnfrage,  deren 
Erörterung  erst  in  mehreren  Jahren  möglich 
sein  wird,  ist  die  technische  Ausführung  des 
ganzen  Stahlwerkes  in  jeder  Beziehung  als 
voi'züglich  zu  bezeichnen,  ja  es  enthält  sogar 
einige  Punkte,  die  vollständig  einzig  in  ihrer 
Art  und  geradezu  mustergiltig  sind.  Unter 
Anderem  besitzt  Terni  auch  gegenwärtig  den 
grössten  Hammer  der  Welt;  dessen  Bär 
wiegt  100  T.  und  das  aus  einem  guss- 
eisemen  Klotz  bestehende  Fundament  looo  T. 
Letzteres  wurde  selbstverständlich  an  Ort  und 
Stelle  gegossen  und  soll  der  grösste  bisher 
ausgeführte  Guss  sein.  Der  Hammer  wird 
mit  gepre-sster  Luft  von  5  Atm.  Druck  be- 
trieben. 

So  schwierig  es  für  ein  neues  Werk  ist, 
sich  auf  die  Höhe  der  Leistungen  älterer 
Werke  von  altbewährtem  Ruf  zu  stellen  und 
deren  Wettbewerb  die  Stirn  zu  bieten,  so 
hat  doch  andererseits  Terni  den  grossen 
Vortheil  voraus,  gewissermaassen  aus  einem 
Guss  fix  und  fertig  hergestellt  zu  werden. 
Während  die  meisten  anderen  grossen  Stahl 
werke  aus  mehr  oder  weniger  kleinen  An- 
fängen sich  im  Laufe  der  Jahre  herangebildet 
haben  und  somit  Einrichtungen  und  Maschinen 
aus  dieser  ganzen  Entwicklungszeit  besitzen, 
welche  theilweise  veraltet  sind,  der  grossen 
Anschaffungskosten  halber  jedoch  noch  bei- 
behalten werden  müssen,  konnte  in  Terni 
durchweg  das  Neueste  und  Vorzüglichste  auf 
dem  betreffenden  Gebiete  ausgewählt  und  zu 
einem  passend  ineinandergreifenden  Ganzen 
vereinigt    werden. 

Es  sei  hier  erwähnt,  dass  die  meisten 
Maschinen  aus  den  grossen  Maschinenfabriken 
Belgiens  stammen,  einige  auch  aus  der  Schweiz 
und  Deutschland  ;  England  ist  merkwürdiger- 
weise nicht  vertreten. 

Neben  den  bedeutenden  Wasserkräften 
mag  noch  ein  zweiter  Punkt  zur  Gründung 
des  Stahlwerkes  in  Terni  beigetragen  haben: 
die  in  unmittelbarer  Nähe  von  Terni  befind- 


*)  Terni    liegt    etwa    112  Km.  uordüstlich  von  Rom  am  Fusse  der  Sabinerberge  und  der  Abruzzen 
an  der  Bahnlinie  Ancoua-Kom. 


129 


liehen  grossen  Lignitlager.  In  der  schon 
erwähnten  Giesserei  wurden  seinerzeit  2  Hoch- 
öfen aufgestellt,  um  vermittelst  dieser  Lignite 
Eisenerze  von  Elba  zn  verarbeiten.  Der 
Betrieb  wurde  jedoch  nach  kurzer  Zeit  wieder 
eingestellt,  da  es  sich  zeigte,  dass  sich  die 
Lignite  zum  Reductionsverfahren  nicht  eig- 
neten. Umso  besser  eignen  sie  sich  hingegen 
zur  Vergasung,  und  ist  begreiflich,  wie  werth- 
voll  sie  durch  diese  Eigenschaft  für  das 
Stahlwerk  zum  Betriebe  der  Schmelz-  und 
Warmöfen   u.  s.   w.   geworden  sind. 

Von  ganz  besonderem  Interesse  ist  die 
grossartige  Wasserleitung  des  Werkes.  Ober- 
halb der  La  Marmore- Wasserfälle  wird  das 
Wasser  für  vorläufig  8000  effective  Pferde- 
kräfte dem  Velino  entnommen  und  mittelst 
zweier  Rohrleitungen  von  je  700  Mm.  Durch- 
messer in  das  Thal  hinab  und  auf  der  anderen 
Seite  wieder  hinaufgeleitet.  Der  Höhen- 
unterschied beträgt  132  Mtr.  Aus  den  Rohr- 
leitungen gelangt  das  Wasser  in  einen 
2657  Mtr.  langen,  2  Mir.  hohen  und  175  Mtr. 
breiten  Canal.  Der  Durchstich  wurde  durch 
verschiedene  Seitenstollen  erleichtert.  In  dem 
Canal  hat  das  Wasser  6  Mtr.  Gefälle  und 
tritt  in  einen  massig  grossen,  100  Cub.-Mtr. 
fassenden  Behälter  ein.  Von  hier  aus  gehen 
wieder  2  Röhrenstränge  von  je  700  Mm. 
Durchmesser  bis  zu  dem  206  Mtr.  tiefer 
gelegenen  grossen  Vertheilungsschieber  im 
Stahlwerke,  von  wo  aus  das  Wasser  durch 
besondere  Leitungen  den  zahlreichen,  meist 
unmittelbar  mit  den  betreffenden  Arbeits- 
maschinen verkuppelten  Turbinen  zugeführt 
wird. 

Der  ganze  Höhenunterschied  des  Wassers 
von  der  Fassung  bis  zum  Vertheilungs- 
schieber beträgt  233  Mtr.,  die  ganze  Länge 
der  Leitung  6600  Mtr.,  der  Druckverlust  ist 
2  Atm.  Im  Stahlwerke  selbst  sind  noch  18 
bis    19  Atm.   Druck  vorhanden. 

Was  die  Beleuchtung  anbelangt,  so  war 
es  natürlich,  dass  bei  einem  deiartigen  nsuen 
Werke  sofort  die  elektrische  Beleuchtung  in 
Aussicht  genommen  wurde.  Der  Elektro- 
technischen Fabrik  Cannstatt  wurde  der 
ehrenvolle  Auftrag  zu  Theil,  diese  Beleuch- 
tungsanlage, die  grösste  bis  jetzt  in  Italien, 
auszuführen  •,  dieselbe  soll  hier  in  möglichster 
Kürze  beschrieben   werden. 

Die  ganze  Fläche  des  Stahlwerkes  beträgt 
rund  190.660  Qu. -Mtr.,  die  vorläufig  bebaute 
44.615  Qu.-Mtr.,  wovon  29.593  Qu. -Mtr.  mit 
Bogenlampen,  3540  Qu.-Mtr.  mit  Glühlampen 
und  der  Rest  nicht  beleuchtet  ist. 

Bei  der  Ausarbeitung  des  Entwurfes  für 
die  Beleuchtung  wurde  davon  ausgegangen, 
dass 

1.  jeder  Stromkreis  für  sich  abgestellt  werden 
kann,    und  dass, 

2.  wenn  aus  irgendwelchem  Grund  in 
einem  Stromkreis  eine  Störung  eintritt, 
die  übrigen  Lampen  noch  genügend  Licht 
geben  müssen,  um  Unglücksfälle  oder 
Betriebsunterbrechungen  zu  vermeiden. 
Die  Bogenlampen    hängen    im  Freien    an 

10  Mtr.   hohen  schmiedeisernen  Masten,   deren 


mittlere  Entfernung  60  bis  65  Mtr,  beträgt. 
In  der  Mitte  zwischen  zwei  Lampen  ist  die 
Bodenfläche  noch  gleich  stark  beleuchtet, 
wie  von  0*5  bis  od  N.-K.  auf  l  *Mtr.  Ent- 
fernung. 

In  den  Gebäuden  ist  die  Entfernung  der 
Lampen  eine  geringere,  durchschnittlich  20 
bis  30  Mtr.,  und  da  hier  oft  das  Licht  von 
3  bis  4  Lampen  zusammenfällt,  so  ist  die 
Beleuchtung  eine  glänzende  zu  nennen.  Die 
Lampen  im  Freien  befinden  sich  in  Laternen 
mit  doptrischen  Scheiben,  die  in  geschlossenen 
Räumen  sind  mit  halb  matt,  halb  durch- 
sichtigen Glasglocken  versehen,  deren  helle 
Seite  nach  unten  gerichtet  ist. 

Je  zehn  Bogenlampen  sind  in  einem 
Stromkreise  hintereinandergeschaltet  und  im 
ganzen  zehn  solcher  Stromkreise,  also  100 
Bogenlampen,  angeordnet.  Die  durchschnitt- 
liche Länge  dieser  Stromkreise  beträgt  800 
bis    1200    Mtr. 

Die  250  Glühlampen,  beinahe  ausschliess- 
lich 25  N.-K.  stark,  sind  in  den  Bureaux, 
Magazinen,  Versuchsräumen,  Pförtnerhäusern, 
Wohnungen  und  in  der  Ziegelei  angebracht, 
ausserdem  einige  in  den  verschiedenen  Werk- 
statträumen, um  jederzeit  eine  tragbare  Lampe 
so  zwischen  oder  unter  die  Maschinen  bringen 
zu  können,  dass  Reparaturen  an  letzteren 
auch  bei  Nacht    ausgeführt    werden    können. 

Die  Leitung  für  die  Bogenlampen  besteht 
grösstentheils  aus  blankem  Kupferdraht  von 
2*2  Mm .  Durchmesser.  Für  die  Glühlampen  aind 
blanke  Leitungen  nur  im  Freien  angewandt, 
sonst  überall  gut    isolirte  Drähte. 

Es  dürfte  wohl  von  allgemeinem  Interesse 
sein,  zu  berechnen,  wie  hoch  sich  die  Leitungs- 
kosten belaufen  würden,  wenn  alle  Bogen- 
lampen parallel  geschaltet  worden  wären ; 
denn  in  der  letzten  Zeit  ist  für  diese  Parallel- 
schaltung viel  Marktgeschrei  gemacht  und 
dargethan  worden,  als  ob  alle  anderen 
Schaltungen  unzulässig  und  veraltet  seien. 
Wie  wenig  es  zulässig  ist,  eine  derartige 
weitläufige  Anlage,  wie  die  in  Terni,  mit  nur 
parallel  geschalteten  Lampen  einzurichten, 
ergibt  sich  sofort  aus  der  Kostenberechnung. 

Der  blanke  Kupferdraht  der  im  ganzen 
9900  Mtr.  langen  Bogenlichtleitungen  kostet 
etwa  700  Mk.  Bei  Parallelschaltung  hingegen 
hätten  sich  bei  gleichem,  nämlich  10  ^ , 
Verlust  in  der  Leitung  die  Kosten  auf  8700  Mk. 
belaufen ;  bei  5  fo  Verlust  hätten  die  Kosten 
bezw.    1400  und   16,700  Mk.  betragen. 

Dabei  ist  noch  gar  nicht  der  grössere 
Aufwand  von  Isolatoren  und  Telegraphen- 
stangen, Löhnen n.  s.w.  berücksichtigt,  welcher 
erforderlich  wäre,  um  so  schwere  Kabel  auf- 
zuhängen. 

Die  Parallelschaltung  ist,  wenn  die  zu 
beleuchtenden  Räume  und  Plätze  nahe  bei- 
sammen liegen,  in  vielen  Fällen  von  Vortheil, 
wenn  auch  wohl  berücksichtigt  werden  muss, 
dass  für  jede  Lampe  25  "/o  mehr  Kraft  nöthig 
ist,  als  bei  Hintereinanderschaltung.  Von 
vorneherein  lässt  sich  deshalb  nie  sagen, 
welche  Schaltung  die  richtige  sei,  jeder 
Entwurf  erfordert   ein  genaues  Studium  unter 

9 


130 


Berücksichtigung  des  Lichtbedürfnisses,  sowie 
der  Kosten  der  Krafterzeugung  und  der  Lei- 
tung. Anlagen,  wie  die  in  Terni,  mit  parallel 
geschalteten  Bogenlampen  zu  versehen,  wäre 
eine  thörichte  Geldverschwendung    gewesen. 

In  Betreff  der  Betriebskraft  muss  bemerkt 
werden,  dass  von  Seite  der  leitenden  In- 
genieure des  Stahlwerkes  gewünscht  wurde, 
die  Kraft  auf  verschiedene  Punkte  zu  ver- 
theilen,  damit  nicht  mehr  Turbinen  als 
jeweils  nöthig,  im  Betrieb  sein  müssten. 
Veranlasst  durch  die  grosse  vorhandene 
Druckhöhe  wurden  daher  Seitens  der  elektro- 
technischen Fabrik  Cannstatt  kleine  rechts 
und  links  mit  je  einer  Dynamo  verkuppelte 
senkrechte  Turbinchen  vorgeschlagen  und  die 
Maschinenanlage  auch  dementsprechend  ausge- 
führt. Für  die  lo  Bogenlichtstromkreise  waren 
sechs  aopferdekräftige  Turbinen  (5  für  10 
im  Betrieb  befindliche  lopferdekräftige  Dy- 
namos, eine  für  zwei  mit  jedem  Stromkreise 
beliebig  zu  verbindende  Ersatzmaschinen),  für 
das  Glühlicht  eine  50  pferdekräftige  Turbine 
zum  Betrieb  zweier  25  pferdekräftiger  Dynamos 
erforderlich. 

Die  Hauptabmessungen  der  Turbinen  sind : 

1 .  20  pferdekräftige  : 

Aeusserer  Durchmesser  ..  600  Mm. 

Aeussere  Breite 120       „ 

Min.-Umdr 1000. 

2.  50  pferdekräftige  : 

Aeusserer   Durchmesser  .  .650  Mm. 

Aeussere  Breite 120       „ 

Min.-Umdr 850. 


Der  Wasserverbrauch  ist  für  i  HP.  effectiv 
in  einer  Secunde  etwa  06  Ltr.  und  ist  der 
Nutzeffect  von  65  bis  68  "/o ,  wenn  man  den 
kleinen  Durchmesser  und  die  grosse  Geschwin- 
digkeit berücksichtigt,  gewiss  ein  sehr  günstiger. 
Das  Triebrad  ist  ganz  von  Bronze  und  sehr 
leicht,  so  dass  die  Reibungsverluste  gering 
sind. 

Die  Regelung  ist  einfach  und  besteht  aus 
einem  mit  Schraubengewinde  versehenen 
Schieber,  der  am  Ende  die  genaue  Leit- 
schaufelform hat.  Die  Turbinen  wurden  von 
der  Maschinenfabrik  Esslingen 
geliefert. 

Das  für  die  Aufnahme  der  Maschinen 
bestimmte  Gebäude  ist  24  Mtr.  lang  und 
6  Mtr.  breit,  bietet  Platz  für  10  Turbinen 
und  20  Dynamomaschinen.  Bei  etwa  erforder- 
licher Vergrösserung  des  Stahlwerkes  können 
somit  später  noch  weitere  6  Dynamos  für 
beliebigen  Gebrauch  aufgestellt  werden. 

Für  die  Bcgenlichtanlage  gehen  die 
Leitungen  von  der  Spitze  eines  an  das  Ma- 
schinenhaus angebauten  Thurmes  aus.  Die 
Glühlichthauptleitungen  treten  ohne  Weiteres 
zur  Mauer  des  Maschinensaales  heraus. 

Die  ganze  Beleuchtungsanlage  ist  seit 
März  1886  im  Betrieb  und  arbeitet  bis  jetzt 
gut.  Die  Kosten  betrugen  rund  100.000  Mk. 
Die  Installation  wurde  von  Herrn  Dr. 
F  e  u  e  r  1  e  i  n  und  Monteur  A 1  k  e  r  im  Laufe 
von  sieben  Monaten  ausgeführt. 

(,Z.  d.  V.  d.  L*) 


Aus  den  Sitzungsberichten  der   kais.  Akademie. 

Bericht  Prof.  Dr.  Ettingshausen   über   dessen  bisherige   Beobachtungen: 
>Ueber  eine   neue   polare  Wirkung    des    Magnetismus    auf    die     Wärme 
einer    vom    galvanischen  Strome  dur  chf  lo  ssen  en  Wismut  hplat  te*. 


Vor  einiger  Zeit  (Anz.  d.  kais.  Akad. 
1886,  Nr.  XIII)  habe  ich  der  kaiserlichen 
Akademie  über  ein  von  mir  und  Nernst 
beobachtetes  Phänomen  berichtet,  welches 
darin  besteht,  dass  in  einer  von  einem 
Wärmestrome  durchflossenen  Platte  (von  Bi, 
Sb,  Co,  Ni,  Fe),  die  in  ein  starkes  magnetisches 
Feld  gebracht  wird,  wobei  die  Kraftlinien 
desselben  die  Platte  senkrecht  schneiden, 
elektromotorische  Kräfte  auftreten.  Wir 
nannten  die  Erscheinung  einen  j^thermo- 
magnetischen  Effect*  und  konnten  bei 
Wismuth  sowohl  einen  transversalen, 
d,  h.  zum  Wärmestrom  senkrecht  gerichteten, 
als  auch  einen  lo  ngi  tu  dinale  n,  in  der 
Richtung  des  Wärmestromes  wirkenden,  con- 
statiren;  ersterer,  zugleich  der  bei  Weitem 
stärkere,  ändert  seine  Richtung  bei  Com- 
mutirung  des  das  Magnetfeld  erregenden 
Stromes. 

Es  lag  der  Gedanke  nahe,  die  Um- 
kehrung  der  Erscheinung  zu  versuchen, 
also  in  einer  von  einem  galvanischen  Strom 
durchflossenen  Platte,  eine  Ungleichheit  der 
Temperatur  nachzuweisen ,  welche  durch 
Einwirkung  magnetischer  Kräfte  verursacht 
würde.     Dazu    benutzte     ich    eine    Wismuth- 


platte  von  3-1  Cm.  Länge,  2*4  Cm.  Breite 
und  etwa  004  Cm.  Dicke;  an  den  kürzeren 
Seiten  der  rechteckigen  Platte  waren  dicke 
Kupferdrähte  in  der  ganzen  Ausdehnung 
dieser  Seiten  angelöthet,  sie  dienten  zur 
Leitung  für  den  die  Platte  durchfliessenden 
Strom  /;  in  der  Mitte  einer  Langseite  war 
die  eine  Löthstelle  eines  Neusilber-Kupfer- 
Thermo-Elementes  an  die  Platte  gelöthet, 
während  die  andere  Löthstelle  in  ein  Gefäss 
mit  Wasser  von  Zimmertemperatur  tauchte. 
Das  Thermo-Element  war  mit  einem  Spiegel- 
galvanometer in  Verbindung.  Durch  die  Platte 
wurde  der  Strom  zweier  Bunsen'schen 
Elemente  geleitet,  dessen  Intensität  durch  einen 
dickdrahtigen  Rheostaten  abgeändert  und  an 
einer  Tangentenboussole  (mit  Spiegelablösung) 
gemessen  werden  konnte.  In  Folge  Er- 
wärmung der  Platte  erhält  man  zunächst 
eine  Ausweichung  der  Galvanometernadel, 
die  bald  stationär  wird ;  der  Wärmeverlust 
der  Platte  wird  duich  allseitiges  Umgeben 
derselben  mit  Watte  vermindert. 

Die  Platte  befand  sich  nun  zwischen  den 
ausgedehnten  (mit  Papier  beklebten)  Pol- 
flächen eines  Elektromagnets.  Erregt  man 
letzteren,     so     beobachtet    man     eine    Ver- 


131 


änderung  in  der  Einstellung  der  Nadel  und 
letztere  nimmt  nach  einiger  Zeit  (i/o — i  Min.) 
einen  ziemlich  constanten  Stand  an ;  beim 
Oeffnen  des  magnetisirenden  Stromes  kehrt  die 
Nadel  wieder  langsam  auf  ihre  frühere  Stellung 
zurück.  Die  Unterschiede  der  Einstellungen 
lassen  sich  mit  genügender  Sicherheit  er- 
halten, wenn  man  jedesmal  eine  bestimmte 
Zeit  (1/2  Min.)  nach  Schliessung,  resp. 
OefFnuDg  des  magnetisirenden  Stromes  ab- 
liest. Der  Versuch  lehrte,  dass  die  Ein- 
stellungen der  Galvanometernadel  auf  ent- 
gegengesetzten Seiten  der  ohne  Er- 
regung des  Magnetfeldes  stattfindenden  Lage 
waren,  wenn  die  Richtung  des  magnetisiren- 
den Stromes  die  entgegengesetzte  war, 
ferner,  dass  die  Einstellungen  auch  mit  der 
Richtung  des  die  Platte  dnrchfliessenden 
Stromes  J  wechselten. 

Der  Sinn  der  Ausweichungen  der  Nadel 
zeigte,  dass  die  Temperatur  der  an  der 
Platte  befestigten  Löthstelle  jedesmal  dann 
erhöht  wurde,  wenn  man  von  der 
Eintrittstelle  des  Stromes  J  in  die 
Platte  zur  Löthstelle  durch  eine 
Bewegung  im  Sinne  der  das  Magnet- 
feld ersetzenden  Ströme  gelangt. 
Würde  man  daher  die  Erscheinung  ansehen 
als  eine  Verschiebung  der  Strömungslinien 
in  der  Platte,  wodurch  die  Strömung  in 
einem  Plattentheil  verdichtet,  im  anderen 
verdünnt  würde,  so  fände  die  Verschiebung 
entsprechend  der  ponderomotorischen  Wir- 
kung nach  der  Ampöre'schen  Regel  statt. 
Die  Ausweichungen  der  Galvanometernadel 
nach  beiden  Seiten  waren  ziemlich  bedeutend 
(bis  zu  60  Scth.),  indess  bei  ungeänderter 
Richtung  des  Stromes  J  die  Absolutwerthe 
nicht  gleich  gross  für  die  beiden  Richtungen 
des  den  Elektromagnet    erregenden  Stromes. 

Man  sieht  aus  dem  Angegebenen,  dass 
die  Erwärmung,  resp.  Abkühlung  nicht  in 
der  Weise  auftritt,  dass  man  den  Versuch 
als  Umkehrung  des  transversalen  thermo- 
magnetischen  Phänomens  ansehen  dürfte ; 
die  Temperaturänderung  müsste  nämlich 
(nach  Analogie  mit  dem  P  e  1  t  i  e  r'schen 
Effect)  gerade  in  entgegengesetzter  Weise 
stattfinden,  als  die  Beobachtung  ergibt.  Die 
thermomagnetische  Wirkung  der  Wismuth- 
platte  erwies  sich  sehr  kräftig  und  war  voll- 
kommen normal,  sie  trat  nämlich  in  der 
Weise  auf,  dass  man  von  der  Stelle,  wo 
der  Wärmestrom  in  die  Platte  eintritt,  zur 
Eintrittsstelle  des  thermomagnetischen  Stromes 
durch  eine  Bewegung  entgegengesetzt  der 
Richtung   der  Feldströme  gelangt. 

Um  die  Resultate  einwurfsfrei  zu  er- 
halten und  zugleich  die  Wirkung  zu  verstärken, 
legte  ich  die  beiden  Löthstellen  des  Neu- 
silber-Kupfer -  Elementes  an  zwei  einander 
gegenüberliegenden  Stellen  in  der  Mitte  der 
Langseiten  an  die  Wismuthplatte  an;  jedoch 
waren  beide  Löthstellen  durch  zwischen- 
gelegte Glimmerblättchen  auf's  Sorgfältigste 
von  der  Platte  isolirt. 

Nun  war  nach  dem  Schliessen  des  Stromes 
J    nur    eine     sehr    geringe    Aenderung     des 


Standes  der  Galvanometernadel  zu  bemerken, 
da  beide  Löthstellen  nahe  gleiche  Tempe- 
ratur hatten.  Die  Erregung  des  Magnetfeldes 
rief  wieder  die  Wirkung  in  der  oben  ange- 
gebenen Weise  hervor  und  die  Einstellungen 
der  Nadel  erfolgten  mit  solcher  Regel- 
mässigkeit, dass  sich  messende  Versuche  aus- 
führen liessen.  In  dem  homogenen  Feld 
/]/=:6400  (cgs)  fanden  sich  z.  B.  die  der 
Temperaturdift'erenz  der  Löthstellen  ent- 
sprechenden Galvanometernadel- Aus  weichun- 
gen i,  als  die  Intensität  des  Plattenstromes 
J"=2"49  Amp.   war, 

A)  ^•  =  9-o+)  Mittel  9-1 

9-2—/  ^ 

lo-o-f-j 

Ä)  und  B)  bedeuten  die  beiden  Rich- 
tungen des  Stromes  /in  der  Platte;  bei  A) 
fliesst  J  von  links  nach  rechts  durch  die- 
selbe. Die  beiden  untereinander  geschriebenen 
Zahlen  sind  die  Nadelausweichungen  in  Scalen- 
theilen  bei  entgegengesetzten  Richtungen  des 
den  Elektromagnet  erregenden  Stromes, 
jedesmal  von  der  Ruhelage  der  Nadel  ohne 
Erregung  des  Magnetfeldes  gezählt,  und 
zwar  fliessen  im  ersten  Falle  (obere  Zahlen) 
für  einen  auf  die  Platte  hinblickenden  Be- 
obachter die  Feldströme  im  Sinne  der  Uhr- 
zeigerbewegung (Südpol  hinter  der  Platte), 
endlich  bedeuten  die  beigesetzten  Zeichen  J:;, 
dass  die  Ausweichungen  der  Galvanometer- 
nadel, respective  gegen  die  grossen  oder 
kleinen  Zahlen  der  Scala  erfolgten.  Einer 
Ausweichung  gegen  die  grossen  Zahlen  ent- 
spricht dabei  eine  Temperaturerhöhung 
der  am  oberen  Plattenrande  befindlichen 
Löthstelle  des  Thermo-Elementes  gegen  die 
Temperatur  der  anderen.  Floss  kein  Strom 
durch  die  Wismuthplatte  (/=  0),  so  zeigte 
sich  bei  den  entgegengesetzten  Feldrichtungen 
durchaus  keine  Wirkung  auf  das  Thermo- 
Element.  Für  J"=  572  Amp.  war  das  Mittel 
der  Ausweichungen  bei  A)  I7"0,  bei  B)  I9'3 
Scalentheile  ;  also  ist  die  Temperaturdifferenz 
am  oberen  und  unteren  Plattenrande  (bei 
gleichem  M)  der  Intensität  des  Stromes  J 
in  der  Platte  proportional. 

Noch  besser  gelangen  die  Beobachtungen 
mit  einer  Doppelplatte  ans  Wismuth.  Zwei 
gleiche  Platten,  jede  0043  Cm.  dick,  waren 
mit  ihren  Flächen  parallel  nebeneinander 
derart  an  zwei  Kupferdrähte  gelöthet,  dass 
der  Strom  J  sie  getheilt  durchfloss ;  der 
Plattenabstand  war  etwa  i  Min.  und  die 
Löthstellen  des  Thermo-Elementes  wurden  in 
den  Zwischenraum,  durch  Glimmerblättchen 
beiderseits  von  den  Platten  wohl  isolirt,  am 
oberen  und  unteren  Plattenrande  eingeschoben. 

Bei  der  Stärke  des  magnetischen  Feldes 
M=:6400  ergab  sich  für  7=176  Amp. 
(Intensität  des  ungetheilten  Stromes)  im 
Mittel  die  Nadelausweichung  z'=i7'3  Scth., 
für  ./=  3*28  Amp.,  aber  ij  =  328,  also  die 
Wirkung  sehr  genau  der  Intensität  des  durch 
die  Doppelplatte  geleiteten  Stromes  pro- 
portional. 

9* 


132 


Ferner  war  ftir 
M=  4.2go,  J"=3o5  Amp.,  ?-  =  20'3   Scth. 

ö.'zso  3-05  29-9, 

es  ist  also  die  Wirkung    auch    der  Intensität 
des  magnetischen  Feldes    proportional. 

Wurde  anstatt  des  galvanischen 
Stromes  ein  Wärmestrom  durch  die  Platte 
geleitet,  so  zeigten  die  zwischen  den  Platten 
isolirt  angebrachten  Löthstellen  des  Thermo- 
Elementes  nicht  die  geringste  Temperatur- 
differenz, wenn  das  Magnetfeld  im  einen 
oder  anderen  Sinne  erregt  wurde. 

Um  zu  ermitteln,  ob  sich  in  verschiedenen 
Wismuthplatten  die  neue  Erscheinung  in  ver- 
schiedener Intensität  zeigt,  namentlich  ob 
in  Wismuth,  welches  das  HaU'sche  Phä- 
nomen in  grösserer  Stärke  liefert,  auch  die 
j  galvanomagnetische  Temperaturdifferenz  *  be 
deutender  ist,  untersuchte  ich  noch  eine 
zweite  Doppelplatte  (II);  jede  einzelne 
Platte  hatte  7  Cm.  Länge,  i'9  Cm.  Breite 
und  etwa  o'o8  Cm.  Dicke;  die  früher  er- 
wähnte Doppelplatte  (I)  wurde  auf  dieselbe 
Breite   1*9  Cm.  wie  (II)  gebracht. 

Ich  stellte  nacheinander  mit  jeder  Doppel- 
platte Versuche  bei  zwei  verschiedenen  Feld- 
Intensitäten  i^=4400  und  6310  an;  auf 
gleiche  Gesammt-Intensität  des  die  Platte 
durchfliessenden  Stromes  J  bezogen,  standen 
die      erzeugten     Temperaturdifferenzen     der 


Plattenränder    bei    (I)    und    zwei    für    beide 
Feldstärken  etwa  im  Verhältniss   i'92  :  l. 

Die  Drehungsvermögen  (Rotatory  power) 
der  Wismuthplatten  bei  demselben  AJ  waren 
sehr  verschieden;  das  Wismuth  der  Doppel- 
platte (I),  welches  die  grössere  galvano- 
magnetische Temperaturdifferenz  zeigte,  be- 
sass  das  kleinere  Drehungsvermögen.  Da- 
gegen ist  das  Verhältniss  der  Querschnitte 
von  (I)  und  (II)  nahe  1:1-9;  es  scheint 
daher  bei  gleicher  Feldstärke  die  Stromes 
dichtigkeit  für  die  Stärke  des  Effectes 
im  Wismuth  wesentlich  maassgebend  zu  sein. 

Endlich  bemerke  ich  noch,  dass  die 
Temperaturdifferenz,  welche  durch  das  mag- 
netische Feld  7)^=6310  an  den  Rändern 
der  Doppelplatte  (I)  bei  der  Gesammtstrom- 
stärke  J=  4-55  Amp.  hervorgerufen  wurde, 
etwa  1*30  C.  betrug;  die  elektromotorische 
Kraft  meines  Thermoelementes  für  lO  C. 
Temperaturdifferenz  der  Löthstellen  war  sehr 
nahe   11   Mikro-Volt. 

Prof.  Boltzmann  macht  mich  darauf 
aufmerksam,  dass  es  zunächst  wichtig  wäre 
zu  entscheiden,  ob  allein  die  Wärme  oder 
auch  die  elektrische  Strömung  an  einer 
Seite  der  Wismuthplatte  gewissermaassen 
verdichtet  wird ;  über  die  Resultate  der- 
artiger Versuche  hoffe  ich  der  kais.  Akademie 
baldigst  berichten  zu  können.* 


Unterbrechung    des    Telegrammverkehrs    mit    Grossbritannien 
in  Folge  Schneesturmes. 


In  der  Nacht  vom  26.  zum  27.  December 
1886  wüthete  in  England  ein  Schneesturm, 
wie  er,  Zeitungsnachrichten  zu  Folge,  bezüg- 
lich seiner  Heftigkeit  wohl  selten,  bezüglich 
seiner  verheerenden  Wirkung  dagegen  noch 
nie  bisher  seines  Gleichen  gehabt  hat.  Ins- 
besondere haben  die  Verkehrseinrichtungen, 
Telegraphie  und  Eisenbahn,  ganz  ausser- 
ordentliche Störungen  erfahren.  Nach  den 
Berichten  der  ^Times*  waren  am  27.  De- 
cember Morgens  von  den  500  Leitungen, 
welche  den  telegraphischen  Verkehr  Londons 
mit  der  Aussenwelt  vermitteln,  nur  noch 
sechs  betriebsfähig,  und  zwar  je  eine 
Leitung  nach  Belfast,  Edinburgh,  Glasgow, 
Liverpool/  Manchester  und  Dublin  ;  im  Laufe 
desselben  Tages  gelang  es,  den  Verkehr  mit 
Birmingham  und  Bristol  zu  ermöglichen.  Ob- 
gleich die  Wiederherstellungsarbeiten  sofort 
mit  Nachdruck  in  Angrifl  genommen  worden 
waren,  hatten  dennoch  bis  zum  28.  December 
Abends  erst  29  Leitungen  wieder  betriebs- 
fähig hergestellt  werden  können.  Von  den 
Verbindungsleitungen  zwischen  London  und 
den  Vororten  waren  nicht  weniger  als  250 
unterbrochen.  Gänzlich  unbeschädigt  waren 
die  innerhalb  der  eigentlichen  Geschäfts- 
stadt von  I,ondon  in  unterirdisch  verlegten 
Röhren  geführten  telegraphischen  Verbin- 
dungen geblieben,  so  dass  der  l^etrieb  auf 
diesen  Leitungen  im  Allgemeinen  aufrecht 
erhalten  werden  konnte.  Alle  oberirdisch  ge- 


führten Leitungen,  in  erster  Linie  die  dem 
internationalen  Verkehr  dienenden,  von  den 
Kabelgesellschaften  betriebenen  und  unmittel- 
bar in  die  Bureaux  derselben  eingeführten 
Drähte  waren  dagegen  von  dem  Sturme 
niedergerissen  worden  und  hingen  im  bunten 
Durcheinander  mit  den  Fernsprechleitungen 
auf  die  Strassen  herab,  wo  sie  von  den 
Polizeimannschaften  an  den  Laternenpfählen 
befestigt  werden  mussten,  um  nicht  zu  Ver- 
kehrsstockungen oder  Unglücksfällen  Veran- 
lassung zu  geben.  Ausserhalb  Londons  er- 
streckten sich  die  grössten  Verheerungen  in 
der  Richtung  nach  Osten,  Südosten,  Süden 
und  Südwesten  auf  einen  Umkreis  von  etwa 
150  Km.,  doch  waren  die  Telegraphenlinien 
nicht  überall  gleichmässig  vom  Sturme  mit 
genommen.  Auf  einigen  südlichen  Linien, 
darunter  auf  den  Leitungen  zwischen  London 
und  Lowestoft  —  dem  Landungspunkte  ver- 
schiedener Kabel  nach  dem  Continent  —  war 
fast  keine  Telegraphenstange  unversehrt  ge- 
blieben. Andere  Verbindungslinien  hatten 
weniger  gelitten.  London  war  vom  europäi- 
schen Festlande  vollständig  abgeschnitten,  so 
dass  die  englischen  Tageszeitungen  darauf 
verzichten  mussten,  ihren  Lesern  über  die 
politische  Lage  und  die  sonstigen  Verhält- 
nisse im  übrigen  Europa  Kunde  zu  geben. 

Auch  der  Eisenbahnverkehr  hat  schwer 
zu  leiden  gehabt.  An  die  Stelle  der  elektri- 
schen Telegraphen  mussten  optische,  mittelst 


133 


der  Hand  gegebene  Signale  treten,  natürlich 
bei  bedeutend  verlangsamten  Verkehr;  in 
West  Drayton  Junction,  einer  kleinen  Eisen- 
bahnstation, mussten  nicht  weniger  als  elf  Züge 
die  Nacht  über  liegen  bleiben,  weil  es  nicht 
gelungen  war,  die  über  die  Schienen  ge- 
stürzten Telegraphenstangen  mit  den  daran 
befindlichen  Leitungsdrähten  rechtzeitig  zu 
beseitigen. 

Erst  am  Abend  des  30.  December  wurde 
es  mit  Hilfe  der  von  der  Militärverwaltung 
zur  Verfügung  gestellten  grösseren  Abthei- 
lungen des  Ingenieur-,  Eisenbahn-  und  Tele- 
graphen-Corps endlich  ermöglicht,  den  Ver- 
kehr mit  Irland,  Schottland  und  dem  Norden 
von  England  im  vollen  Umfange  wieder  auf- 
zunehmen. Dagegen  nahm  die  Wiederher- 
stellung der  Leitungen  in  südlicher  Richtung 
mehr  Zeit  in  Anspruch  und  gelangte,  dem 
Bedürfniss  entsprechend,  in  der  Weise  zur 
Ausführung,  dass  die  einzelnen  Leitungen 
nur  nach  und  nach  dem  Betriebe  wieder 
nutzbar  gemacht  wurden.  Beispielsweise  ist 
die  vierte  Landleitung  im  Anschlüsse  an  das 
Kabel  Borkum-Lowestoft  erst  am  6.  Jänner 
wieder  hergestellt  worden.  Der  telegraphische 
Verkehr  zwischen  Brüssel  und  London  hat 
sogar  erst  am  7-  Jänner  wieder  aufgenommen 
werden  können. 

Es  ist  erklärlich,  dass  eine  solche  Unter- 
brechung der  telegraphischen  Verbindungen 
zwischen  Grossbritannien  und  dem  europäi- 
schen Festlande  die  allgemeine  Aufmerksam- 
keit auf  sich  gelenkt  hat. 

Die  den  Verkehr  mit  England  vermitteln- 
den Telegraphenkabel  befinden  sich  zur  Zeit 
bekanntlich  ausschliesslich  in  den  Händen 
von  Privatgesellschaften,  während  die  an- 
schliessenden oberirdischen  Land-Tele- 
graphenlinien den  Landesregierungen  gehören 
und  den  Gesellschaften  nur  miethsweise 
überlassen  sind.  Dieses  Verhältniss  musste 
sich  bei  der  allgemeinen  Nothlage,  in  welcher 
sich  das  gesammte  englische  Telegraphennetz 
am  Morgen  des  27.  December  befand,  be- 
sonders nachtheilig  für  den  in  Betracht 
kommenden  internationalen  Tele- 
grammverkehr fühlbar  machen,  da  die 
britische  Telegraphen  Verwaltung  in  erster 
Linie  für  die  Sicherstellung  ihres  eigenen  — 
inländischen  —  Betriebes  Sorge  zu  tragen 
hatte. 

Thatsächlich  haben  denn  auch  während 
der  Zeit  vom  27.  December  Morgens  bis 
zum  29.  December  Abends,  also  volle  drei 
Tage  hindurch,  alle  zwischen  Grossbritannien 
und  dem  europäischen  Festlande  gewech- 
selten Telegramme  von  den  Kabellandungs- 
punkten ab  bis  nach  London  und  in  um- 
gekehrter Richtung  mit  der  Post  befördert 
werden  müssen.  Der  hauptsächlich  dem 
Börsenverkehr  hieraus  erwachsene  Verlust 
wird  sich  kaum  feststellen  lassen,  dürfte  aber 
nicht  gering  zu  veranschlagen   sein. 

Was  im  Besonderen  die  zwischen  Deutsch- 
land und  Grossbritannien  bestehenden  Kabel- 
verbindungen  betrifft,  so  werden  dieselben 
bekanntlich  theils  von  der   Vereinigten   deut- 


schen Telegraphengesellschaft,  theils  von  der 
Submarine  Telegraph  Company  betrieben. 
Der  erstbezeichneten  Gesellschaft  gebührt 
das  Verdienst,  dass  sie  auf  Anregung  der 
deutschen  Reichs-Telegraphen- Verwaltung  als- 
bald nach  dem  Bekanntwerden  der  Störungen 
ihre  Beamten  im  Kabelhause  zu  Lowestoft 
an  der  englischen  Küste,  welche  sonst  mit 
der  unmittelbaren  Behandlung  der  Tele- 
gramme keine  Befassung  haben,  telegraphisch 
anweisen  Hess,  unter  leihweiser  Beschaffung 
von  Telegraphenapparaten  ans  Beständen  der 
Submarine  Company  die  telegraphische  Cor- 
respondenz  vom  Festlande  aufzunehmen  und 
mittelst  der  englischen  Bahnposten  nach 
London  weiter  zu  befördern.  Allerdings  hat 
sich  diese  Maassregel  nur  mit  Hilfe  der 
opferwilligsten  Anstrengungen  von  Seiten 
der  betreffenden  Beamten  durchführen  lassen, 
welche  zwei  Tage  und  zwei  Nächte  ununter- 
brochen an  den  Apparaten  ausharren  mussten, 
ehe  ihnen  endlich  am  dritten  Tage  Aushilfe 
von  London  aus  überwiesen  werden  konnte. 
Auf  solche  Weise  ist  der  Telegrammverkehr 
von  Deutschland  nach  Grossbritannien,  wenn 
auch  mit  den  durch  die  Postbeförderung 
veranlassten  unvermeidlichen  Verzögerungen, 
so  doch  thatsächlich  aufrecht  erhalten  wor- 
den, wogegen  sich  Frankreich,  Holland  und 
Belgien  zunächst  ausser  jeder  unmittelbaren 
telegraphischen  Verbindung  mit  England  be- 
funden haben. 

Am  29.  December  Vormittags  gelang  es 
der  Einwirkung  der  deutschen  Reichs-Tele- 
graphen-Verwaltung, London  vom  Festlande 
aus  telegraphisch  in  der  Art  wieder  zu 
erreichen,  dass  das  vertragsmässig  nur  für 
den  deutsch-amerikanischen  Telegraphenver- 
kehr bestimmte,  der  Vereinigten  deutschen 
Telegraphen gesellschaft  gehörige  Kabel  von 
Emden  nach  Valentia  (an  der  Westküste  von 
Irland)  dem  Publicum,  freilich  gegen  die 
entsprechend  erhöhten  Gebuhren,  zur  Be- 
nutzung freigegeben  wurde.  Erst  am  Abend 
desselben  Tages  wurde  die  erste  Leitung  von 
Emden  bis  London   wieder  betriebsfähig. 

Wenn  auch  Unwetter  von  der  Heftigkeit 
des  jüngst  stattgehabten  Schneesturmes  selbst 
in  England  zu  den  Seltenheiten  gehören,  so 
muss  mit  der  Möglichkeit  ihres  Vorkommens 
dennoch  gerechnet  werden.  Zudem  bedingt, 
wie  aus  Anlass  des  vorliegenden  Falles 
Seitens  der  grossbritannischen  und  festländi- 
schen Tagesblätter  eingehend  erörtert  worden 
ist,  die  Unterbrechung  jeder  telegraphischen 
Nachrichtenvermittlung,  selbst  wenn  dieselbe 
nur  wenige  Tage  andauert,  einen  ungeheuren 
Verlust.  Insbesondere  in  politischer  Beziehung 
aber  kann  ein  solcher  Fall  die  schwerwie- 
gendsten Folgen  haben.  Die  Annahme  er- 
scheint daher  nicht  unberechtigt,  dass  die 
Schaffung  unterirdischer  Telegraphenverbin- 
dungen nach  dem  Beispiele  Deutschlands  — 
wo  ein  Versagen  des  Telegraphenbetriebes 
in  ähnlichem  Umfange,  wie  jüngst  in  Eng- 
land, zu  den  Unmöglichkeiten  gehört  —  nur 
noch  eine  Frage  der  Zeit  sein  kann.  Als  ein 
unabweisbares    Bedürfniss    aber  muss  es  be- 


134 


zeichnet  werden,  wenigstens  den  internatio- 
nalen Telegrammverkehr  gegen  Naturereig- 
nisse in  der  Art  sicher  zu  stellen,  dass  die 
Unterseekabel  durch  Landkabellinien  mit  dem 
Verkehrsmittelpunkte  Grossbri.anniens  un 
mittelbar  verbunden  werden. 

In  Grossbritannien  selbst  scheint  unter 
dem  Eindruck  der  letzten  Ereignisse  jetzt 
gleichfalls  die  Ansicht  vorzuwalten,  dass  die 
Verlegung  unterirdischer  Leitungen  unauf- 
schiebbar sei.  In  einem  die  Folgen  des  letzten 
Schneesturmes  eingehend  erörternden  Artikel 
des  in  London  erscheinenden  Fachblattes 
»Electrician*  vom  31.  December  1886  wird 
unter  Anderem  ausgeführt,  dass  die  Tele- 
graphenleitungen Grossbritanniens  zwar  schon 
unter  den  vorangegangenen  Stürmen  des 
Jahres  1886  erheblich  zu  leiden  gehabt, 
bisher  jedoch  immer  noch  insoweit  Stand 
gehalten  hätten,  dass  nicht  der  gesammte 
Betrieb  gefährdet  wurde,  dass  dieselben  aber 
dem  letzten  Schneesturm,  mit  seiner  fast  un- 


glaublichen Heftigkeit,  hätten  erliegen  müssen ; 
selbst  die  erst  in  diesem  Jahre  neu  errich- 
teten, mit  besonders  starken  Befestigungen 
ausgerüsteten  Gestänge  haben  an  einigen 
Stellen  dem  Sturme  nicht  genügenden  Wider- 
stand bieten  können.  Der  Heftigkeit  eines 
solchen  Orkans  konnte  eine  oberirdische 
Telegraphenlinie,  gleichgiltig  welcher  Bauart, 
überhaupt  nicht  widerstehen.  Angesichts  der 
unübersehbaren  Verluste,  welche  die  zeitweise 
Unterbrechung  der  Telegraphenverbindungen 
mit  dem  Festlande  nach  sich  ziehen  muss, 
erachtet  der  ,Electrician*  den  Zeitpunkt  für 
die  Telegraphenverwaltung  gekommen,  wo 
dieselbe  ernstlich  daran  denken  müsse,  ihre 
oberirdischen  Leitungen  durch  unterirdisch 
geführte  Linien  wenigstens  insoweit  zu  er- 
gänzen, um  den  telegraphischen  Verkehr 
zwischen  der  Hauptstadt  des  Landes  und  den 
grösseren  Provinzialstädten,  bezw.  mit  sämmt- 
lichen  Kabellinien  nach  dem  Auslande  für  alle 
Fälle  sicherzustellen.  (»A.  f.  P.  u.  T,*) 


Die    Fernsprech  -  Verbindungsanlagen      Berlin  —  Hannover     und 
Berlin — Magdeburg  ,     bezw.     Magdeburg — Braunschweig — Hildes- 
heim— Hannover. 


Nachdem  der  Fern  sprechbetrieb  zwischen 
den  Börsen  zu  Berlin  und  Magdeburg  bereits 
im  December  1883  und  der  unmittelbare 
Fernsprechverkehr  zwischen  Theilnehmern 
der  Stadtfernsprechnetze  der  genannten  Orte 
im  August  V.  J,  in  Thätigkeit  getreten  ist, 
hat  neuerdings  im  Anschluss  hieran  die  Er- 
öffnung des  Fernsprechverkehrs  zwischen 
Magdeburg  —  Braunschweig  —  Hildesheim  — 
Hannover  einerseits,  sowie  zwischen  Berlin 
und  Hannover  andererseits  stattgefunden. 
Hierbei  ist  zwischen  den  Stadtfernsprech- 
netzen in  Magdeburg— Braunschweig — Hildes- 
heim— Hannover,  ebenso  wie  zwischen  den- 
jenigen in  Berlin  und  Magdeburg,  ein  un- 
mittelbarer Verkehr  unter  den  Stadtfernsprech- 
Theilnehmern  der  einzelnen  Orte  eingerichtet 
worden ;  dagegen  hat  die  Fernsprechverbin- 
dung Berlin — Hannover  bis  auf  Weiteres 
dem  Verkehr  nur  mit  der  Einschränkung 
übergeben  werden  können,  dass  die  Be- 
nutzung derselben  Seitens  der  an  beide  Stadt 
fernsprech-Einiichtungen  angeschlossenen  Be- 
theiligten jederseits  von  nur  einer  Fern- 
sprechstelle stattfindet,  da  ein  Verkehr  von 
Theilnehmer  zu  Theilnehmer  zwischen  beiden 
Stadtfernsprechnetzen  nach  den  seither  ge- 
machten Erfahrungen  wegen  der  grossen 
Entfernung  von  rund  340  Km.  nach  dem 
gewählten  Landwege  nicht  genügend  sicher- 
gestellt erscheint.  Aus  diesem  Grunde  ist  in 
Hannover  eine  öffentliche  Sprechstelle  am 
Ernst-Augustplatz  eingerichtet  worden,  wäh- 
rend in  Berlin  die  öffentliche  Sprechstelle 
beim  Ilaupttelegraphenamte  (Französischestr, 
33  c)  und  die  im  Börsengebäude  vorhande- 
nen Sprechzellen  für  den  Fernsprechverkehr 
Berlin — Hannover  in  der  Weise  benutzt  wer- 
den können,  dass  die  betreffende  Leitung 
während  der  Börsenstunden,  d.  h.  von  ii  Uhr 


Vormittags  bis  3  Uhr  Nachmittags  mit  der 
Stelle  in  der  Börse  und  in  den  übrigen 
Tagesstunden  mit  der  öffentlichen  Sprech- 
stelle im  Haupttelegraphenamt  verbunden  ist. 
Die  Benachrichtigung  des  Theilnehmers,  mit 
welchena  von  einem  Theilnehmer  des  anderen 
Ortes  eine  Unterredung  gewünscht  wird,  er- 
folgt ausschliesslich  mittelst  des  Fernsprechers. 
Für  diese  B'enachrichtigungen  wird  eine  Ge- 
bühr nicht  erhoben. 

Die  Gebühr  für  jedes  Gespräch  bis  zur 
Dauer  von  5  Min.  ist  im  Uebrigen  für 
sämmtliche  vorbezeichnete  Verbindungen 
und  ohne  Unterschied,  ob  die  Benutzung  von 
einer  der  hierzu  eingerichteten  öffentlichen 
Sprechstellen  oder  von  Stellen  der  an  die 
betreffenden  Stadtfernsprechnetze  angeschlosse 
nen  Theilnehmer  aus  erfolgt,  einheitlich  auf 
eine  Mark  festgesetzt. 

Von  den  beiden  zwischen  Berlin  und 
Hannover  längs  des  Landweges  durchwegs 
an  einem  besonderen  Verbindungsgestänge 
befindlichen  Einzelleitungen  dient  die  eine 
zur  unmittelbaren  Verbindung  zwischen  den 
genannten  beiden  Orten,  während  die  zweite 
einerseits  —  wie  seither  —  den  Wechsel- 
verkehr zwischen  Berlin  und  Magdeburg,  so- 
wie andererseits  denjenigen  zwischen  Magde- 
burg, Braunschweig,  Hildesheim  und  Hanno- 
ver vermittelt.  Um  eine  zweckmässige  Aus- 
nutzung des  Leitungsabschnittes  Magdeburg — 
Braunschweig — Hildesheim — Hannover  zu  er- 
möglichen, ist  die  ordnungsmässige  Abgabe 
des  Schlusszeichens  Seitens  der  Theilnehmer 
von  besonderer  Wichtigkeit,  Ist  dieser  Lei- 
tungsabschnitt nur  streckenweise  benutzt 
gewesen,  so  benachrichtigt  der  Beamte  der 
die  Verbindung  aufhebenden  Vermittlungs- 
anstalt  jedesmal  die  übrigen  Vermittlungs- 
anstalten    von    der    Beendigung    der    Unter- 


135 


redung  durch  Weitergabe  des  Schlusszeichens 
in  die  folgende  Leitungsstrecke,  Beispiels- 
weise theilt  die  Vermittluogsanstalt  Braun- 
schweig nach  Beendigung  einer  Verbindung 
zwischen  Magdeburg  und  Braunschweig  den 
Vermittlungsanstalten  der  Leitungsstrecke 
Hildesheim — Hannover  mit,  dass  die  Strecke 
Magdeburg — Braunschweig  wieder  frei  sei. 
Die  Vermittlungsanstalten  bleiben  auf  diese 
Weise  stets  davon  unterrichtet,  welche  Lei- 
tungsstrecke in  Benutzung  ist.  Aus  demselben 
Grunde  wird  daher  auch,  wenn  beispiels- 
weise gleichzeitig  mit  einer  zwischen  Magde- 
burg und  Braunschweig  ausgeführten  Ver- 
bindung auch  eine  solche  zwischen  Hildes- 
heim und  Hannover  hergestellt  ist,  von  der 
Vermittlungsanstalt  in  Braunschweig  nach 
Empfangnahme  des  Schlusssignals  aus  der 
Leitungsstrecke  Hannover — Hildesheim  diesen 
Vermittlungsanstalten  von  der  Beendigung 
der  Correspondenz  auf  der  Strecke  Magde- 
burg— Braunschweig  Nachricht  gegeben. 

Bei  den  in  Frage  kommenden  Theil- 
nehmer-  und  öffentlichen  Sprechstellen  ist 
neben  den  gewöhnlichen  für  den  örtlichen 
Verkehr  dienenden  Fernsprechgehäusen  ein 
besonderes,  mit  van  Rysselbergh  e'schem 
oder  Mix  &  Genest'schem  Mikrophon  — 
letzteres  mit  Dämpfervorrichtung  —  aus- 
gerüstetes Apparatsystem  mit  je  zwei  S  i  e- 
mens'schen  Fernsprechern  mit    seitlicher 


Schallöffnung  aufgesteltt.  Die  beiden  Fern- 
hörer sind  zur  gleichzeitigen  Benutzung  für 
beide  Ohren  des  Hörenden  bestimmt.  Mittelst 
eines  Kurbelumschalters  können  je  nach  Be- 
darf die  älteren  oder  die  neuerefi  Apparate 
eingeschaltet  werden.  Zum  Betriebe  der  vor- 
bezeichneten Mikrophone  werden  grossplattige 
Elemente  verwendet.  Ausser  der  vorerwähnten, 
für  jede  Benutzung  der  in  Rede  stehenden 
Verbindungsanlagen  zu  entrichtenden  Einzel- 
gebühr ist  von  jedem  Theilnehmer  für  die 
Aufstellung  u.  s.  w.  der  besonderen  Apparate 
bei  seiner  Stelle  eine  Vergütung  von  jähr- 
lich 20  Mk.  in  einer  Summe  im  Voraus  zu 
entrichten. 

Der  gegenseitige  Anruf  wird  zur  Zeit 
durchwegs  mittelst  galvanischer  Batterien 
bewirkt,  nachdem  sich  herausgestellt  hat, 
dass  die  starken  magnetelektrischen  Ströme 
des  zuerst  versuchten  Inductor-Weckbetriebes 
die  Sprechverständigung  in  den  benachbarten 
Verbindungs-,  bezw,  Theilnehmerleitungen 
im  unerwünschten   Maasse  beeinträchtigen. 

Die  Anlagen  sind  übrigens  Seitens  der 
betheiligten  Verkehrskreise  von  Anfang  an 
rege  in  Anspruch  genommen  worden,  mit 
Ausnahme  des  Verkehrs  Berlin — Hannover, 
was  sich  ans  dem  oben  Gesagten  erklärt. 
Ueber  den  Umfang  der  Benutzung  behalten 
wir  uns  weitere  Mittheilung  vor. 

(, Archiv  f.   P.   u.   T.«) 


Sphärisches    absolutes    Elektrometer. 

Von  G.  LIPPMANN. 


Von  zwei  Hälften  einer  Hohlkugel  ist 
die  eine  fest ,  die  andere  hängt  an  drei 
parallelen  Fäden  von  gleicher  Länge.  Wird 
die  Kugel  auf  das  zu  messende  Potential 
gebracht,  so  wird  die  bewegliche  Halbkugel 
abgestossen;  in  Folge  der  trifilaren  Aufhän- 
gung kann  sie  sich  nur  parallel  mit  sich 
selbst  verschieben.  An  einem  auf  zwei  der 
Aufhängedrähte  aufgekitteten  Spiegel  beob- 
achtet man  die  Ablenkung.  Da  nach  einer 
bekannten     Formel,     unabhängig     von      der 

Grösse    der  Kugel,  f  =  -—    V^  ist,  wo  f  die 

o 

Abstossungskraft    und     V   das    Potential    be- 
zeichnet,   und  da  andererseits,    wenn   p    das 


Gewicht    der    Halbkugel    und  a    die    Ablen- 
kung   des  Trifilars   angibt,  f  ■=  p    tg  a    ist, 

folgt  p>    tg  a  =  -—  V-,  so  dass    V  unmittel- 
0 

bar  in  absolutem  Maasse  gegeben  ist.  Eine 
grössere  Empfindlichkeit  und  sichereren  Schutz 
gegen  den  Einfluss  von  Luftbewegungen  und 
äusseren  elektrischen  Störungen  erreicht  man 
dadurch,  dass  man  das  System  der  beiden 
Halbkugeln  mit  einer  concentrischen  Kupfer- 
kugel umgibt;  auch  in  diesem  Falle  ergibt 
die  Theorie  eine  einfache  Formel  für  den 
absoluten  Betrag  des  Potentials,  welche  aller- 
dings die  Radien  der  beiden  Kugeln  enthält. 
L.     (»Z.  f.  L«) 


Bericht   der    Firma  Ganz    &  Comp. 


Die  Firma  Ganz  &  Comp,  veröffentlicht 
in  ihrem  Jahresberichte  Folgendes: 

Was  die  elektrotechnische  Ab- 
theilung anbetrifft,  wurde  in  dem  Rück- 
blicke auf  die  vorjährige  Thätigkeit  dieser 
Abtheilung  auf  den  Umstand  hingewiesen, 
dass  die  inlä  ndischen  industriellen  Kreise 
der  elektrischen  Beleuchtungs-Industrie  gegen- 
über eine  gewisse  Zurückhaltung  bekundet 
haben,  und  dass  auch  dementsprechend  die 
elektrische  Abtheilung  nur  eine  beschränkte 
Thätigkeit  für  inländische  Anlagen  ent- 
falten konnte,  während  der  Verkehr  dieser 
Abtheilung    mit    dem  Auslande    ein  äusserst 


reger  war,  und  sich  diese  extensive  Thätig- 
keit in  sehr  erfreulicher  Weise  entwickelte. 
Indem  wir  nun  einen  Rückblick  auf  die 
Thätigkeit  in  dem  jetzt  verflossenen  Jahre 
18S6  werfen,  können  wir  das  soeben  Gesagte 
als  die  Signatur  der  Situation  für  das  abge- 
laufene Jahr  einfach  wiederholen,  mit  Hin- 
zufügung der  Bemerkung ,  dass  dieselben 
Umstände  sich  im  Jahre  1886  wo  möglich 
in  noch  intensiverer  Weise  fühlbar  gemacht 
haben,  indem  nämlich  die  ausländischen  in- 
dustriellen Kreise  der  Thätigkeit  der  elektri- 
schen Abtheilung  ein  stets  weitergehendes 
und    wachsendes  Interesse  entgegenbrachten, 


136 


war  ein  solches  Seitens  der  inländischen 
Kreise  nicht  zu  beobachten.  Dementsprechend 
ist  auch  das  Schlussresultat  für  das  ver- 
flossene Jahr  ein  sehr  erfreulicher  Aufschwung 
der  elektrischen  Abtheilung  in  ihrer  Thätig- 
keit  nach  auswärts  und  eine  ziemlich  unver- 
änderliche Stagnation  ihrer  im  Inlande  selbst- 
entfalteten Thätigkeit.  Um  nun  auf  eine 
nähere  Besprechung  dieser  Thätigkeit  über- 
zugehen, kann  mit  gerechtem  Stolz  darauf 
hingewiesen  werden,  dass  die  elektrotechni- 
sche Abtheilung  heute,  insbesondere  bezüg- 
lich der  Städtebeleuchtungen  und 
überhaupt  grösserer  Beleuchtungs- 
Anlagen  auf  grosse  Distanzen  eine 
dominirende  Stellung  nicht  nur  in  Europa, 
sondern  auch  in  Amerika,  welches  vor  dem 
grossen  Publicum  gewissermaassen  als  die 
Heimatsstätte  der  Elektricität  betrachtet  wird, 
sich  errungen  hat. 

Es  hat  sich  sowohl  während  der  Buda- 
pester Landesausstellung,  wie  auch  im  Vor- 
iahre  wiederholt  Gelegenheit  geboten,  in  den 
Spalten  dieses  Blattes  über  die  Vorzüge  und 
die  erfreuliche  Entwicklung  des  von  der 
Firma  Ganz  &  Comp,  exploitirten  Ziper- 
nowsky-Deri'schen  Fernleitungs- 
systems ausführliche  iVIittheilangen  zu  ver- 
öffentlichen und  wir  können  uns  daher  jetzt 
auf  die  Constatirung  der  Thatsache  be- 
schränken, dass  heute  die  ersten  elek- 
trischen Firmen  der  Welt,  sowie  auch 
andere  Firmen  ersten  Ranges  sich  um  die 
Exploitirung  dieses  Systems  bewerben  und 
zum  Theile  diese  Exploitation  auch  über- 
nommen haben.  Wir  wollen  hier  nur  die 
bereits  fix  übertragenen  Vertretungen  der 
elektrischen  Abtheilung  in  den  einzelnen 
Ländern  aufzählen;  und  zwar  haben  solche 
Vertretungen  übernommen: 

I.  Die  Italienische  Edison-Ge- 
sellschaft  für  Italien  mit  Ausnahme  der 
Provinz  Piemont,  für  welche  die  Firma 
Bellani  Fratelli  die  ausschliessliche  Ver- 
tretung erhalten  hat;  ferner  2.  dieSocidte 
Electrique  Edison  in  Paris  für 
Frankreich,  mit  Ausnahme  einzelner 
Departements,  für  welche  schon  vorher  die 
Soci^t^  en  Participation  pour 
les  Applications  Industrielles 
de  l'Electricite  in  Lyon  die  aus- 
schliessliche     Vertretung       erhalten      hatte  ; 


3.  die  Firmen  ^Berliner  Maschinen- 
b  a  n  -  A  c  t  i  e  n  g  e  s  e  11  s  c  h  a  f  t  ,  vorm. 
Jy.  Schwartzkopff  in  Berlin*  und 
^Helios*,  Actiengesellschaft  für 
elektrisches  Licht  undTelegra- 
phenbau  in  E h r e n  f  e  1  d - C ö 1 n  — 
für  Deutschland  — -  und  4.  schliesslich 
die  Amerikanische  Edison-Ge- 
sellschaft,  an  deren  Spitze  bekanntlich 
der  berühmte  Elektriker  Thomas  Alva 
Edison  steht,  für  Nordamerika. 

Ausserdem  steht  die  Firma  G  a  n  z  & 
Comp,  noch  mit  sehr  hervorragenden  Firmen, 
bezüglich  der  Vertretung  in  anderen  Ländern, 
in  Unterhandlungen. 

Die  hier  veröffentlichte  Vei  treterliste  ist 
ein  beredter  Beweis  von  der  Vorzüglichkeit 
des  genannten  Vertheilungssystems,  und  die 
Benützung  dieses  Systems  Seitens  der  be- 
deutendsten Edison- Gesellschaften  Amerikas 
und  Europas  ist  umso  bemerkenswerther, 
als  gerade  das  E  d  i  s  o  n'sche  Stromverthei- 
lungs-System  bisher  allgemein  als  das  beste 
und  vollkommenste  System  für  Städtebeleuch- 
tung anerkannt  war. 

Es  lässt  sich  jetzt  schon  auf  eine  ganz 
stattliche  Reihe  grösseren  elektrischen  B  e- 
leuchtungsanlagen  hinweisen,  welche 
mit  dem  Fernleitnngssystem  bereits  that- 
sächlich  ausgeführt  worden  oder  in  Aus- 
führung begriffen  sind,  und  zwar  erstreckt 
sich  die  diesbezügliche  bisherige  Thätigkeit 
auf  zusammen  23  grössere  und  kleinere  An- 
lagen, mit  100  Bogenlampen  und  20.000 
Glühlampen.  Von  diesen  entfallen  auf  U  n- 
garn  2,  England  I,  Belgien  I, 
Deutschland  3,  Russland  i,  Ita- 
lien 5,  'Schweiz  6,  Spanien  8,  Süd- 
amerika 2,  Nordamerika   i. 

Von  diesen  23  Bestellungen  für  Fern- 
leitung sind  im  Jahre  1885  4  und  im  Jahre 
1886  19  zugekommen.  Ausserdem  hat  die 
Fabrik  im  Jahre  1886  noch  34  Bestellungen 
auf  Einzelanlagen  für  elektrische  Beleuchtung 
mit  zusammen  100  Bogenlampen  und  un- 
gefähr 600  Glühlampen  erhalten,  welche  zum 
grössten  Theile  bereits  ausgeführt ,  zum 
Theile  in  Ausführung  begriffen  sind.  Von 
diesen  Installationen  entfällt  der  grösste 
Theil  auf  ausländische  Anlagen,  und  zwar 
zumeist  auf  Russland  und  Italien  und 
nur  etwa  ein  Viertel  auf  Ungarn. 


L  i  t  h  a 

Ein  vor  der  britischen  Gesellschaft  in 
Birmingham  gehaltener  Vortrag  lenkt  die 
Aufmerksamkeit  auf  eine  von  Fitzgerald 
durch  einen  besonderen  Process  dargestellte 
Substanz,  welche  vorzüglich  als  negatives 
Element  in  Volta'schen  Batterien  (primären 
und   secundären)   geeignet   ist. 

Die  Ilauptbedingungen  für  eine  allgemein 
gebräuchliche  Anode  sind : 

I.  Selbe  muss  vollkommen  strenge  elektro- 
negativ,  in  sich  inoxydabel  und  weiters  frei 
von  allen  Beimengungen  oder  Verunreinigungen 
sein,    welche    positiv    elektrisch    wirken  und 


n  o  d  e. 

daher   eine  locale  elektrische  Action  erzeugen 
könnten, 

2.  Die  Anode  muss  unlöslich  und  unzer- 
setzlich  sein. 

3.  Die  mit  Hilfe  derselben  entwickelte 
Energie  soll  auf  billige  Weise  zu  erzielen, 
der  Betrieb  daher  ökonomisch  sein  (soll  pro 
Pferdekraft  und  Stunde  1/2  Penny  nicht  über- 
steigen), 

4.  P'ür  manche  Verwendungen  soll  das 
Verhältniss  des  ganzen  Elementes  zum  Ge- 
wichte der  Anode  sammt  Depolarisirungs- 
material  ein  möglichst  hohes  sein. 


137 


5-  Endlich  soll  sie  einen  solchen  Grad 
von  Leistungsfähigkeit  besitzen  ,  dass  das 
Verhältniss  der  in  Wärme  umgesetzten  Energie 
des  Stromes  beim  Passiren  der  Anode 
und  der  in  Wärme  umgesetzten  Energie 
beim  Passiren  durch  den  Elektrolyt  unter 
den   günstigsten  Verhältnissen   ein  kleines  sei. 

Nach  des  Genannten  Methode  ist  nun 
Bleiperoxyd  in  dichtem,  cohärentem  und  sehr 
leistungsfähigem  Zustande  als  Anode  dar- 
stellbar und  vortheilhaft  zu  verwenden. 

Plante's  Anode,  aus  dünnen  Schichten 
von  Bleiperoxyd  und  aus  metallischem  Blei 
bestehend,  leidet  an  der  Schwierigkeit  der 
merklichen  Vermehrung  der  Dicke  der  ur- 
sprünglich erzielten  Schichte  von  Bleiperoxyd 
und  durch  die  locale  Action  zwischen  dem 
Peroxyd  und  dem  metallischen  Blei. 

Faure  beseitigte  bei  seinem  Elemente 
den  erstgenannten  Nachtheil  durch  Erzielr.ar- 
keit  der  gewünschten  Stärke  der  Peroxyd- 
schichte,  dagegen  ist  i.  der  Gebrauch  von 
Pergamentpapier  oder  Filz  zur  Fixirung  dieser 
Schichte,  dann  2.  der  störende  Contact  dieser 
letzteren  mit  der  metallischen  Bleiunterlage, 
vi^odurch  diese  endlich  3.  zu  Grunde  geht, 
nachtheilig. 

Der  erstgenannte  Nachtheil  ist  gänzlich 
und  der  zweite  theilweise  beseitigt  im  Faure- 
S  ellon  -  V  olckmar-Element,  doch  haftet 
diesem  sonst  so  vorth eilhaften  Element  noch 
der  dritte  Schaden  an. 


Der  nächste  Schritt  in  der  Entwicklung 
dieser  genannten  Elemente  ist  die  in  Rede 
stehende  Erfindung,  durch  welche  die  metal- 
lische Unterlage  der  Peroxydschichte  gänz- 
lich entbehrlich  und  diese  in  "sich  cohärent 
ohne  Anwendung  eines  Kittes ,  Cementes 
u.   dergl.   als   Anode  erhalten   wird. 

Mischt  man  Bleioxyd  mit  Wasser  uud 
giesst  das  Gernenge  in  eine  Plattenform,  so 
ist  selbes  nach  dem  Trocknen  nicht  cohärent, 
sondern  es  wäre  zu  diesem  Zwecke  noch  die 
Herbeiführung  einer  molecularen  Modification 
notliwendig. 

Mischt  man  fein  zertheiltes  metallisches 
Blei  mit  Bleioxyd  und  Wasser,  so  entstände 
durch  die  allmälige  Oxydation  des  ersteren 
eine  solche  moleculare  Umlagerung.  Würde 
diese  Platte  elektrolytisch  peroxydirt,  so  er- 
hielte man   die  sogenannte  Petranode. 

Besser  aber  —  und  das  ist  die  in  Rede 
stehende  Erfindung  —  mischt  man  Bieioxyd 
mit  einer  Salzlösung,  welche  durch  das  Oxyd 
allmälig  zersetzt  wird,  so  z.  B.  mit  Ammon- 
sulfat.  Ammon  wird  abgeschieden  bei  gleich- 
zeitiger Verwandlung  eines  Theiles  des  Blei- 
oxyds in  Bleisulfat.  Wird  nun  diese  dichte  und 
cohärente  Masse  elektrolytisch  in  Bleioxyd 
verwandelt,  so  entsteht  die  ^Lithanode*, 
welche  den  Eingangs  aufgezählten  Bedin- 
gungen für  ein  elektronegatives  Element  sehr 
vollkommen  entspricht. 
(^Mittheil.  üb.  Gegenst.  d.  Artill.-  u.  Geniew.*) 


Elektrische  Beleuchtung    von    Leuchtthürmen. 


Die  Direction  der  Leuchtthürme  der  Ver- 
einigten Staaten  veröffentlicht  in  ihrem  Berichte 
vom  Jahre  1885  eine  Arbeit  des  Lieutenants 
John  Mills  über  elektrische  Beleuchtung  von 
Küsten,  welche  interessant  genug  erscheint, 
dieselbe  in  ihren  wesentlichsten  Theilen  hier 
wiederzubringen. 

Der  Bericht  des  Lieutenants  Mills  beginnt 
mit  einer  Beschreibung  von  Hell  Gate  und 
einer  Zusammenstellung  der  einschlägigen 
Arbeiten,  welche  man  dort  gemacht,  das 
Leuchtfeuer,  welches  auf  Hallets  Point,  in 
dem  Städtchen  Astoria  auf  Long  Island 
etablirt  ist,  hatte  den  principiellen  Zweck, 
den  Schiffen  während  der  Nacht  die  Durch- 
fahrt von   Hell  Gate  zu   erleichtern. 

Am  20.  October  1885  hatte  dasselbe  zum 
ersten  Male  functionirt. 

Der  Thurm  ist  aus  Eisen,  quadratförmig, 
hat  eine  Höhe  von  250  Fuss*)  und  misst  an 
seiner  Basis  55  Qu.-Fuss.  Mangel  an  Raum 
hat  es  nothwendig  gemacht,  die  Einrichtung 
der  Gebäude  und  der  Cisternen  in  den  unter- 
sten Theil  des  Thurmes  selbst  zu  verlegen. 
Die  Kessel  sind  cylindrisch. 

Auf  der  Spitze  des  Thurmes  sind  neun 
Brush'sche  Herde,  zu  welchen  man  mittelst 
eines  durch  ein  Gegengewicht  zu  regulirenden 
Aufzuges  gelangen  kann.  Die  Maximal-Inten- 
sität  des  Lichtes    jeder   einzelnen  Lampe  ist 


3 114  Normalkerzen.   Der  Strom  wird  geliefert 
von  zwei  Dynamomaschinen,   System  Brush. 

Mittelst  schicklich  gestellter  Reflectoren 
war  man  im  Stande,  die  Lichtstrahlen  einer 
verhältnissmässig  kleinen  Quelle  in  jede  be- 
liebige Richtung  zu  senden.  Alle  diese  Zu- 
rüstungen  sind  jedoch  sehr  kostspielig  und 
wenig  bequem  in  ihrer  Handhabung  ;  ausser- 
dem ziehen  sie  einen  mehr  oder  weniger 
grossen  Verlust  an  Licht  nach  sich,  je  nach- 
dem die  Dirigirung  der  Strahlen  Verände- 
rungen erleidet. 

Um  nun  die  Ausdehnung  und  die  Kosten 
der  nothwendigen  optischen  Zurüstungen  auf 
ein  Minimum  zu  reduciren  und  sich  dennoch  zu- 
gleich die  höchste  Leistung  zu  sichern,  musste 
man  die  Lichtquelle  selbst  derartig  etabliren, 
dass  d'e  grösstmögliche  Menge  des  Lichtes  in 
einem  kleinen  Räume  eingeschränkt  und  nach 
der  Richtung  hin  dirigirt  werde,  wohin  man 
das  sichtbare  Licht  abzugeben  wünschte  ;  diese 
Einrichtung  zwingt  die  Strahlen  zu  grosser 
Intensität  und  ansehnlicher  Durchdringungs- 
kraft. 

Wie  jedoch  die  Lichtquelle  auch  immer 
sei,  in  der  Praxis  werden  die  Lichtstrahlen, 
trotz  der  richtigen  Uebereinstimmung  der 
Ausdehnungen  der  optischen  Zurüstungen  mit 
ihrer  Entfernung,  dennoch  immer,  wenn  auch 
nur  wenig,    von    jener  Richtung    abweichen. 


*;   Englisch. 


138 


welche  man  ihnen  geben  will ;  diese  Ab- 
weichung steht  im  Allgemeinen  in  enger 
Beziehung  zu  dem  Winkel,  welchen  die 
Lichtstrahlen  mit  den  optischen  Zurüstungen 
einschlieäsen. 

Um  eine  entsprechend  grosse  Leistung 
bei  noch  ökonomischen  Zurüstungen  zu 
erreichen,  ist  es  daher  nothwendig,  dass  die 
Lichtquelle  von  relativ  geringer  Ausdeh- 
nung sei. 

Weiters  ergeben  sich  noch  folgende 
i.othwendige  Eigenschaften    der  Lichtquelle: 

Die  Intensität  des  Lichtes  muss  eine 
constante  bleiben ;  die  Form  derselben  darf 
sich  nicht  verändern ;  die  Stellung  muss 
unverrückbar  sein.  Sollten  die  Umstände  die 
Erfüllung  dieser  Bedingungen  nicht  erlauben, 
so  müssen  doch  wenigstens  die  Veränderungen 
vollkommen  geregelt  werden  können.  End- 
lich müssen  die  Kosten  der  Erhaltung 
massig  sein. 

Es  erübrigt  nun  zu  prüfen,  inwieferne 
das  elektrische  Licht  diesen  Bedingungen 
entspricht,  wornach  man  in  der  Lage  sein 
wird  zu  beurtheilen,  ob  dasselbe  sich  zur 
Beleuchtung  der  Leuchtthürme  eignet  oder 
nicht. 

Es  ist  gegenwärtig  ausser  allem  Zweifel 
bekannt,  dass  die  Bogenlampe  das  inten- 
sivste und  concentrirteste  Licht  erzeugt. 
Gewiss  hätte  sich  dieselbe  zur  Beleuchtung 
von  Leuchtthürmen  vollkommen  geeignet 
erwiesen,  wenn  man  die  Entwicklung  dieser 
ersten  Anwendung  in  Uebereinstimmung  mit 
jener  der  anderen  durchgeführt  hätte. 

Das  Bogenlicht  besitzt  eine  Intensität, 
welche  bisher  noch  von  keinem  anderen  Lichte 
übertroffen  wurde,  und  obwohl  die  Versuche 
gezeigt  haben,  dass  die  Durchdringungskraft 
desselben  kleiner  ist  gegen  jene  eines  Lichtes 
mit  sehr  langer  Flamme,  hatte  man  doch 
richtigerweise  erkannt,  dass  der  elektrische 
Bogen  ein  Licht  erzeugt,  welches  jederzeit 
viel  weiter  sichtbar  ist,  als  jedes  andere. 

Die  Oberflächen-Erleuchtung  des  elek- 
trischen Bogens  ist  im  Verhältnisse  zu  seiner 
Intensität  äusserst  gering;  jedoch,  wie  die 
absolute  Stetigkeit  oft  auch  ein  Fehler  ist, 
so  kann  ebenso  die  geringe  Ausdehnung  der 
Oberflächen-Beleuchtung  eher  als  ein  ernst- 
licher Nachtheil,  denn  als  ein  Vortheil  an- 
gesehen werden. 

Die  optischen  Zurüstungen  müssen  be- 
deutend grösser  sein,  wenn  das  Licht  nicht 
fixirt  ist,  um  die  schlechte  Wirkung  einer 
grossen  Zahl  von  kleinen  Bewegungen  zu 
verringern,  welche  zu  oftmaliger  Wieder- 
holung der  Regulirung  zwingen. 

Was  den  Glanz  des  Lichtes  anbelangt, 
so  existirt  ein  gewaltiger  Unterschied  zwischen 
Lampen  mit  continuirlichem  Strome  und  solchen 
mit  Wechselstrom, 

John  Mills  erklärt,  dass  bei  Lampen 
ersterer  Kategorie  die  Verticalsteliung  der 
Kohlen  die  vortheilhafteste  sei ;  jedoch  selbst 
bei  dieser  Anwendungsart  entfernt  sich  die 
Richtung  des  Maximums  der  Intensität  unter 
einem  Winkel  von  450  von  der  Horizontalen. 


Aus  diesem  Grunde  und  aus  Ursache 
der  grossen  Schwierigkeit,  das  Licht  im 
Brennpunkte  der  Linse  zu  erhalten,  eignen 
sich  sämmtliche  bisher  erfundenen  Bogen- 
lampen mit  continuirlichem  Strome  nicht  zur 
Beleuchtung  der  Leuchtthürme,  und  wurden 
auch  von  der  Praxis  aufgegeben. 

Die  Wechselstrom-Lampe  von  Meriten s, 
versehen  mit  einer  eigenen  Linse,  und  die 
magnetoelektrische  Wechselstrom  -Maschine 
desselben  Erfinders  besitzefi  die  praktischesten 
Zurüstungen,  und  findet  diese  Lampe  in  der 
That  die  einzige  gegenwärtige  Verwendung 
in  Leuchtthürmen. 

Dass  gewisse  Arten  von  elektrischen 
Glühlicht-Lampen  sich  gleichfalls  zur  Be- 
leuchtung von  Leuchtthürmen  eignen,  haben 
mehrfache  Versuche  dargethan. 

Man  .  hat  Glühlicht-Lampen  construirt, 
deren  Licht-Intensität  weit  grösser  ist  als  die 
gewöhnliche,  und  man  ist  eben  daran,  die 
Versuche  mit  einer  derartigen  Lampe  abzu- 
schliessen,  für  welche  eine  Linse  erster 
Ordnung  angewendet  werden  soll. 

Die  einleitenden  Versuche  haben  ergeben, 
dass  diese  Lampe  ununterbrochen  und  mit 
Sicherheit  ein  Licht  von  beiläufig  450  Normal- 
kerzen geben  könnte. 

Die  Leichtigkeit,  mit  welcher  diese 
Gattung  von  Lampen  verlöscht  und  entzündet 
werden  kann,  qualificirt  dieselbe  ganz  be- 
sonders für  die  Verwendung  von  Wechsellicht, 
wobei  sie  ausserdem  den  grossen  Vortheil 
einfacher  optischer  Zurüstung  besitzt. 

Es  ist  zu  bedauern,  sagt  der  Autor,  dass 
es  nicht  möglich  ist,  die  Kraft  der  relativen 
Durchdringung  der  Lichtquelle  auf  verschie- 
denen Entfernungen  einem  gründlichen  Stu- 
dium zu  unterziehen,  denn  dies  ist  gewiss 
eine  der  wichtigsten  aller  Fragen. 

Beobachtungen  haben  indessen  dargethan, 
dass  die  Durchdringungskraft  des  Glühlichtes 
nicht  geringer  ist,  als  jene  der  gewöhnlichen 
Brenner,  dass  sie  jedoch  ohne  Zweifel  jene 
des  elektrischen  Bogens  übertrifft. 

Die  Glühlicht-Lampe  entspricht  daher  bei 
Anwendung  rother  Feuer  besser  als  die  Bogen- 
lampe, weil  sie  bei  geringer  Länge  der  Flamme 
verhältnissmässig  weniger  grosse  Strahlen 
enthält. 

Die  Einfachheit  der  Lampe,  ihre  leichte 
Regulirbarkeit,  die  Thatsache,  dass  sie  wäh- 
rend ihrer  Functionirung  keinerlei  Aufmerk- 
samkeit bedarf,  und  die  Leichtigkeit,  mit 
welcher  man  dieselbe  bei  einer  beliebigen 
Linse  erster  Ordnung  verwenden  kann,  ohne 
eine  der  bestehenden  Zurüstungen  zu  ändern, 
mit  Ausnahme  der  Wegnahme  des  Brenners, 
alle  diese  Vortheile  sprechen  zu  Gunsten  einer 
mehr  reichlichen  und  sorgfältigeren  diesbezüg- 
lichen   Erforschung. 

Die  Curve  der  elektrischen  Lampe  bedingt, 
dass  ein  grosser  Theil  des  Lichtes  zumeist 
der  wirksan;ste  Theil,  die  Trommel  der 
Linse  trifft. 

Die  Menge  des  Lichtes,  welche  aus  dem 
Brennpunkte  der  Linse  unter  einem  Winkel 
über  450  ausfliesst,    ist  so  gering,    dass  man 


139 


ohne  jeden  Nacbtheil  über  diese  Grenze 
hinaus  die  katadioptrischen  Ringe  der  Linse 
zu   unterdrücken   vermag. 

Der  Vorzug  der  elektrischen  Lampe 
gegenüber  der  Oellampe  manifestirt  sich  noch 
von  einem  anderen  Gesichtspunkt.  Die  grössere 
Ausdehnung  der  Flamme  gibt  Anlass  zu  einem 
grösseren  Verlust  an  Licht,  und  überdies  ist 
die  Form  der  Flamme  sehr  veränderlich. 

Der  Zustand  der  Luft  übt  einen  namhaften 
Einfluss  auf  die  Höhe  der  Flamme,  und 
unglückseligervveise  functionirt  die  Lampe  bei 
nebligem  Wetter  immer  weniger  gut,  selbst 
wenn  man  die  grösste  Sorgfalt  zur  Anwen- 
dung bringt. 

Aus  der  Verminderung  der  Intensität  des 
Lichtes,  welche  daraus  resultirt,  dass  der 
leuchtendste  Theil  der  Flamme  seinen  Glanz 
verliert,  selbst  wenn  der  Brenner  derart  ge- 
stellt ist,  dass  er  während  des  schlechten 
Wetters    seinen    besten   Effect    liefert,    folgt. 


dass  das  Licht  bei  normalem  Wetter  nicht 
allein  weniger  hell  sein,  sondern  dass  es  sich 
auch  sehr  hoch  über  dem  Horizonte  pro- 
jiciren    wird. 

Es  bestehen  gegenwärtig  verschiedene 
Systeme  von  elektrischen  Generatoren  von 
guter  Construction  und  leichter  Handhabung, 
welche  allen  Bedingungen,  die  sich  in  der 
Praxis  darbieten  können,  vollkommen  ent- 
sprechen. 

Die  Dampfmotoren,  speciell  für  diese 
Art  von  Arbeit  construirt,  haben  Vieles  ver- 
vollkommne'-, und  der  einzige  Theil  der 
Aufgabe  der  elektrischen  Beleuchtung  von 
Leuchtthürmen,  welcher  noch  zur  Lösung 
erübrigt,  ist  jener,  welcher  die  Lampe  selbst 
betrifft. 

Das  also  ist  das  Ziel,  gegen  welches  nun 
die     Studien     und     Versuche     gerichtet     sein 
müssen. 
(, Mittheil.  üb.  Gegenst.  d.  Artill.  u.  Geniew.*) 


KLEINE   NACHRICHTEN. 


Woodhouse  &  Rawson  contra 
Edison.  Am  31.  Jänner  hat  der  High  Court 
of  Appeal  in  dem  Process  Edison  contra 
Woodhouse  &  Rawson  mit  zwei  Stimmen 
gegen  eine  die  B'ntscheidung  der  ersten 
Instanz  (welche  die  W.  &  R. -Lampe  als  ab- 
hängig von  der  Edison-Lampe  betrachtet) 
bestätigt.  Diese  Frage  wird  nun  binnen 
Kurzem  das  Oberhaus  als  letzte  Instanz  be- 
schältigen,  da  die  Firma  W.  &  R.  sofort 
die  entsprechenden  Schritte  gethan  hat. 
Inzwischen  will  die  mächtige  Anglo  American 
Brush  Co.  mit  einer  Klage  gegen  die 
Edis  o  n-Gesellschaft  zum  Schutze  ihrer  Lane 
fox-Lampe  vorgehen,  um  die  Versehen, 
welche  nach  Ansicht  von  Sachverständigen 
bei  der  Vertheidigung  der  W.  &  R. -Lampe 
gemacht  worden  sind,  nicht  auch  für  andere 
Systeme  verhängaissvoll  werden  zu  lassen 
Die  Firma  W.  &  R.  fabricirt  übrigens  ihre 
Lampen  nach  wie  vor  im  grossen  Maasse, 
da  zwischen  derselben  und  der  United 
Edison-Swan  Co.  ein  Privat -Abkommen 
besteht,  nach  welchem  erstere  eine  Licenz 
für  jede  verkaufte  Lampe  bezahlen,  wenn 
der  Process  gegen  sie  entschieden  werden 
sollte. 

Elektrische  Beleuchtung  des  Suez- 
Canales.  Nach  einem  Besuche  Lessep's, 
welcher  Versuchen,  diese  Frage  betreffend 
galt,  schreitet  man  an  die  vollständige  Be- 
leuchtung der  ganzen  Strecke.  Gegenwärtig 
ist  der  Canal  ganz  mit  elektrischem  Lichte 
erhellt. 

Die  Fürst  Bismarck  gehörige  Sage- 
mühle, sowie  die  anliegenden  Holzlager  und 
Arbeitsplätze  in  Fiiedrichsruh  sind  mit  Bogen- 
lampen beleuchtet. 


Der  Municipalrath  von  Paris  beschloss, 
die  elektrische  Beleuchtung  im  Empfangssaal 


und  in  den  Nebenräumen  desselben  einzuführen. 
Die  Zahl  der  ?.u  installirenden  Glühlampen 
beträgt  2000,  wovon  171  im  Speisesaal,  144 
in  der  grossen  Galerie  und  14  Luster  k  60 
Lampen  in  drei  Salons  angebracht  werden 
sollen. 

Die  Edison  Compagnie  in  Mailand 
unterhält  gegenwärtig  9203  Glüh-  und  149 
Bogenlampen. 

Elektrisches    Licht    und    der    Nebel. 

Der  Capitän  eines  schwedischen  Schiffes  hat 
das  elektrische  Licht  von  der  May-Insel  bei 
klarer  Luft  77  Km.  weit  gesehen;  bei  dichtem 
Nebel  jedoch  konnte  dasselbe  Licht  erst  in 
5  Km.  Entfernung  wahrgenommen  werden. 
Diese  I5fache  Schwächung  des  Lichtes  der 
Elektricität  lässt  darauf  schliessen,  wie  wenig 
solch'  ein  Nebel  von  weniger  mächtigen  Licht- 
quellen  übrig  lässt. 


Mr.  Preece  hat  jüngst  telephonische 
Verstehe  auf  einer  Linie  von  432  Km. 
Länge  zwischen  London  und  Worcester 
gemacht;  die  Linie  besteht  aus  Kupfer;  der 
Durchmesser  wird  nicht  angegeben.  Die 
Sprache  klang  von  einem  Ende  der  Leitung 
zum  anderen  wie  im  Netz  von  London 
selbst. 

Berlin.  (E  le  k  trici  t  ät  s  wer  ke.)  Der 
zur  Prüfung  des  Rechtsverhältnisses  zwischen 
der  Stadt  Berlin  und  den  städtischen  Elek- 
tricitätswerken  ernannte  Siadtverordneten- 
Ausschuss  hat  nach  seinem  neulich  erstatteten 
Bericht  anerkennen  müssen,  dass  Seitens  der 
Stadt  ein  Rücktritt  von  dem  mit  der  Gesell- 
schaft getroffenen  Abkommen  gesetzlich  nicht 
zulässig  sei  und  ebensowenig  von  der  Gesell- 
schaft eine  Conventionalstrafe  gefordert  wer- 
den könne.   Allerdings  seien   die  gegenwärtig 


140 


in  Betrieb  befindlichen  beiden  Stationen  nicht 
ausreichend,  um  den  ganzen  Vertragsrayon 
mit  elektrischem  Licht  zu  versehen,  dazu  sei 
die  Einrichtung  weiterer  Stationen  erforder- 
lich. Die  Gesellschaft  sei  deshalb  auch  bereits 
mit  der  Erweiterung  ihrer  Anlagen  be- 
schäftigt, sie  habe  sich  die  Grundstücke  für 
den  Bau  zweier  elektrischer  Stationen  ge- 
sichert, und  habe  beschlossen,  behufs  Be- 
schaffung der  erforderlichen  Mittel  ihr  Actien- 
capital  zu  erhöhen.  Die  Frage,  ob  die  Ge- 
sellschaft verpflichtet  sei ,  die  contractlich 
bedungene  Abgabe  von  io°/o  der  Brutto- 
Einnahme  auch  von  dem  Erlös  der  Installa- 
tionsarbeiten zu  entrichten,  wurde  Seitens 
des  Ausschusses  im  bejahenden  Sinne  ent- 
schieden. In  Bezug  hierauf  hat  die  Gesell- 
schaft erklärt,  dass  sie  sich  vorläufig  noch 
nicht  auf  den  Standpunkt  des  Magistrats 
stellen  könne,  doch  werde  man  darüber  in 
weiterer  Verhandlung  wohl  zu  einer  Einigung 
kommen.  (;,Journ.  f.   Gasbel.*) 


Berlin.  Die  Direction  der  städtischen 
Elektricitätswerke  in  Berlin  hat  ihren  Abon- 
nenten durch  ein  Circular  ihre  Bereitwillig- 
keit zu  verstehen  gegeben,  die  nöthigen  Ein- 
richtungen zur  Illumination  am  90.  Geburts- 
tage des  Kaisers  herzustellen. 

Vielpolige  Dynamo.  Die  Herren  Ganz 
&  Co.  haben  eine  vielpolige  Dynamomaschine 
construirt,  welche  in  Bezug  auf  Ausnutzung 
des  Kupfermateriales  ein  ganz  erstaunliches 
Resultat  liefert.  Wir  werden  demnächst  eine 
Beschreibung  der  interessanten  Maschine 
bringen. 

Dr.  J.  Hopkinson  hat  einen  sehr  inter- 
essanten Bericht  über  die  Leuchtthürme 
Macquario  und  Tino  herausgegeben. 


Seitens  der  London  and  Brigthon- 
Bahngesellschaft  ist  den  Railway  Elec- 
trical  Contractors  ein  Auftrag  auf  Er- 
weiterung der  elektrischen  Beleuchtung  in 
den  Wagen  der  Gesellschaft  geworden. 
Bis  zur  Stunde  hat  sich  die  vor  einigen 
Jahren  eingeführte  elektrische  Beleuchtung 
hier  durchaus  gut  bewährt. 


In  Elberfeld  hat  das  Oberbürger- 
meisteramt an  die  Bürgerschaft  ein  Schreiben 
um  Beantwortung  der  Frage  gerichtet,  ob  sie 
zur  Einführung  elektrischer  Beleuchtung  in 
ihren  Häusern  unter  Benutzung  einer  ge- 
planten städtischen  Centralanlage  geneigt  sei. 
Gleichwie  Elberfeld  beschäftigen  sich  mit  den 
Gedanken  von  Einrichtung  und  Betrieb  einer 
solchen  Anlage  in  eigener  Regie  jetzt  mehrere 
grosse  deutsche  Städte,  von  denen  Hamburg 
und  Lübeck  zunächst  zur  That  übergegangen 
sind.  In  Hamburg  handelt  es  sich  um  Be- 
leuchtung des  Freihafengebietes  durch  zu- 
sammen 4000  Glühlampen  und  ca.  loo  Bogen- 
lampen, von  denen,  weil  die  entsprechenden 


Speicherplocks  noch  nicht  vollständig  ausge- 
baut sind,  vorläufig  in  Hälfte  in  Betrieb 
gesetzt  werden  soll.  Die  städtische  Central- 
anlage in  Lübeck  ist  auf  vorläufig  3000  Glüh- 
lampen und  ca.  lOO  Bogenlampen  projectirt. 
Es  sind  dieses  in  Deutschland  die  ersten 
grösseren  Centralanlagen,  deren  Betrieb  und 
Verwaltung  die  Stadt  übernimmt,  und  werden 
im  Laufe  dieses  Jahres  gewiss  noch  manche 
Städte  diesem  Beispiele  folgen.  Die  Aus- 
führung der  Anlagen  in  den  beiden  genannten 
Städten  ist  der  Firma  S.  Schuckert  in 
Nürnberg  übertragen. 


Lübeck.  Wie  erinnerlich  sein  wird, 
bewilligte  die  Bürgerschaft  im  Juli  vorigen 
Jahres  340.000  Mk.  für  die  Anlage  einer 
Centralstation  für  die  elektrische  Beleuchtung 
der  Stadt.  Bei  der  Behörde  waren  in  Folge 
dessen  etwa  ein  halbes  Dutzend  Angebote 
von  Firmen  eingegangen,  welche  die  Aus- 
führung der  Anlagen  zu  übernehmen  sich 
verpflichteten,  u.  A.  auch  von  der  Edison- 
Gesellschaft.  Nach  vielem  Experimentiren 
hat  sich  heute  die  Verwaltungsbehörde  für 
das  Angebot  der  Firma  S.  Schuckert  in 
Nürnberg  entschieden,  welche  die  Arbeiten 
demnächst  in  Angriff  nehmen  wird.  Dieselbe 
Firma  führt  u.  A.  die  elektrischen  Beleuch- 
tungsanlagen für  das  Hamburger  Freihafen- 
gebiet, sowie  für  verschiedene  Etablissements 
der  Marine  in  Kiel  aus.  Die  Anmeldungen 
von  Geschäftsinhabern,  welche  ihre  Läden 
etc.  elektrisch  erleuchten  lassen  wollen,  sind 
so  zahlreich  eingegangen,  dass  das  Unter- 
nehmen als  gesichert  zu  betrachten  ist.  Die 
Praxis  wä'ird  nun  zu  ergeben  haben,  ob  die 
elektrische  Beleuchtung  in  Zukunft  auf  weitere 
Complexe  als  geplant,  d.  h.  den  Haupt- 
strassenzug  unserer  Stadt,  die  Breitestrasse  und 
dessen  nächste  Umgebung,  sowie  das  Hafen- 
gestade ausgedehnt  werden  wird. 


Bezüglich  der  Oekonomie  der  Ver- 
wendung des  elektrischen  Lichtes  in 
Bergwerken  sind  jüngst  in  den  Ver- 
einigten Staaten  einige  Aufstellungen 
gemacht  worden.  Die  Monatana  Company 
traf  eine  Einrichtung,  welche  ungefähr 
15.000  Mk.  ko.stete,  während  sich  die  Be- 
triebskosten einschliesslich  Unterhaltung  und 
Zinsen  vom  Capital  auf  monatlich  ungefähr 
1000  Mk.  stellten.  Die  früher  verwendete 
Beleuchtung  kostet  aber  2000  Mk.  pro 
Monat,  so  dass  sich  bei  einer  ursprünglichen 
Auslage  von  15,000  Mk.  die  Ersparniss  auf 
jährlich  6000  Mk.  stellte.  Abgesehen  von 
dieser  Ersparniss  rühmt  das  Werk  als  be- 
sonderen Vorzug  der  elektrischen  Beleuchtung 
beim  Bergbau  die  Feuerungefährlichkeit  der- 
selben. 

Der  Panama-Canal  und  das  elek- 
trische Licht.  Um  den  Durchstich  der 
Landenge  von  Panama  zu  beschleunigen, 
sollen  die  Arbeiten  von  nun  an  unter  aus- 
giebigster   Verwendung    der  elektrischen  Be- 


141 


leuchtung  auch  während  der  Nacht  ununter- 
brochen fortgesetzt  werden.  Unter  dieser 
Bedingung  kann  nach  der  Versicherung  des 
Herrn  v.  Lesseps  dieses  grossartige  Bau- 
werk in  drei  Jahren  vollendet  sein  und  der 
QfFentlichen  Benützung  übergeben  werden. 


Aus  Schweden.  Zwei  Errungenschaften 
der  Neuzeit  hat  sich  Schweden  sehr  rasch 
und  in  einem  im  Verhältniss  zu  anderen 
Ländern  grossartigen  Umfange  zu  Nutzen 
gemacht,  das  Telephon  und  das  elektrische 
Licht.  Bezüglich  des  ersteren  mag  die  Mit- 
theilung intere-^siren,  dass  sogar  viele  Bauern- 
häuser im  Besitze  desselben  sind  ;  bezüglich 
des  letzteren  weiss  der  neueste  Londoner 
„Ironmonger"  wieder  bedeutende  Fortschritte 
in  der  Verwendung  mitzutheilen.  So  soll  die 
Stadt  Vexiö  elektrisch  beleuchtet  werden. 
Die  Einrichtung  enthält  l6o  Lampen  von 
je  l6  Kerzenkraft,  sowie  6  grosse  Lampen. 
Für  den  Hausgebrauch  sollen  500  Lampen 
von  je  10  Kerzenkraft  zur  Verwendung 
kommen.  Die  Betriebskosten  sollen  sich  auf 
nur  2  Oere  (=  2  Pfg.)  pro  Stunde  und 
Lampe  belaufen.  Eine  der  neuesten  Ein- 
richtungen ist  auch  die  der  Bergsbro  Actie 
Bolag  zu  Norrköbing,  welche  700  Lampen 
enthält.  Es  sind  3  Dynamos  vorhanden  und 
die  Triebkraft  wird  von  2  Turbinen  geliefert, 
deren  eine  100,  die  andere  20  PH.  stark 
ist.  Erstere  setzt  die  beiden  grossen  Dynamos 
in  Bewegung,  welche  die  Fabrik  mit  elek- 
trischem Licht  versorgen,  wogegen  das  von 
der  kleineren  Turbine  betriebene  Dynamo 
die  Nebengebäude   versieht. 


Telegraphie  ohne  Drahtleitung.  Prof. 
Dolbear  telegraphirt  ohne  irgendwelche 
metallische  Leitung,  indem  er  von  dem  einen 
Pol  seiner  Stromquelle  eine  Anzahl  Ent- 
ladungen in  die  Erde  bewirkt,  ohne  dass 
der  andere  Pol  entladen  wird.  Denken  wir, 
der  positive  Pol  einer  Inductionsrolle 
werde  in  der  Secunde  1 00  mal  zur  Erde  ver- 
bunden, so  wächst  an  dieser  Stelle  das 
Potential  der  Erde  um  einen  bestimmten  Be- 
trag. In  einiger  Entfernung  befindet  sich 
nun  eine  zweite  Inductionsrolle,  deren  nega- 
tiver Pol  ebenfalls  100  mal  pro  Secunde 
zur  Erde  verbunden  wird;  der  Potential- 
unterschied zwischen  diesen  Stellen  wird 
offenbar  ein  sehr  bedeutender  sein  und  der 
Ausgleich  wird  in  einem  Telephon  wahr- 
nehmbar werden.  Wir  können  Herrn  Prof. 
Dolbear  mittheilen,  dass,  wenn  er  die 
Priorität  für  diese  seine  Erfindung  in  An- 
spruch nimmt,  ihm  dieselbe  vom  Tele- 
graphenbureau des  österreichischen  General- 
stabes, wo  diese  Transmissionsweise  schon 
seit  Jahren  bekannt  ist,  mit  Recht  wird 
streitig  gemacht  werden. 


Die  Stenotelegraphie.  Mr.  Cassagnes' 
Stenotelegraph  besteht  aus  einem  Empfangs- 
apparat,  einem   Sender  und  einem  Vertheiler. 


In  beiden  Stationen  befindet  sich  auch  noch 
eine  gleiche  Anzahl  polarisirter  Relais  und 
ein  Druckapparat.  Ein  Perforator,  welcher 
jedoch  statt  einzelner  Buchstaben  \vie  beim 
Wheatstone  ganze  Silben  auslocht,  bereitet 
die  Streifen  für  die  Uebermittlung  vor.  Der 
Vertheiler  ist  jenen  ähnlich,  wie  sie  beim 
Meyer  und  beim  Baudot  üblich.  Mittelst 
zweier  Sender  können  auf  einer  350  Km 
langen  Linie  24.000  Worte  übertragen  werden. 
Bei  längeren  Linien,  650  Km.,  sinkt  die 
Leistung  auf  16.000 — 17.000  Worte  pro 
Stunde.  Unter  Umständen  kann  sich  die  Ueber- 
tragung  ebenso  rasch  vollziehen  als  die  Worte 
gesprochen  werden,  so  dass  eine  in  Paris 
um  2  Uhr  gehaltene  Rede  um  2  Uhr  10  Minuten 
gesetzt  sein  kann.  (Die  Rede  muss  kurz  sein.) 
Die  Erlernung  des  Telegraphirens  auf  diesem 
Telegraphenapparate  erfordert  ungefähr  sechs 
Monate ;  das  Lesen  der  Zeichen  erlernt  man 
in  etwa   14  Tagen. 


Die  Telegraphenstation  auf  dem  Sonn- 
blick. Im  verflossenen  Monat  Vi'urde  bekannt- 
lich zu  Rauris  im  Salzburgischen  in  Ver- 
bindung mit  dem  dortigen  Postamte  eine 
Telegraphenstation  errichtet ,  welche  vor- 
wiegend meteorologischen  Zwecken  dient  und 
unter  den  obwaltenden  Umständen  für  die 
europäische  Witterungsprognose  eine  ganz 
besondere  Bedeutung  hat.  Von  Rauris  führt 
nämlich  eine  Telephonleitung  nach  dem  im 
Tauerngebiete  gelegenen  Kolm-Saiguren,  wo 
eine,  und  weiter  zum  Gipfel  auf  den  hohen 
Sonnblick,  woselbst  sich  die  zweite,  u.  zw. 
die  höchstgelegene  meteorologische  Beob- 
achtungsStation  Europas  befindet.  Diese 
Telephonverbindung  hing  aber  bis  vor  Kurzem 
sozusagen  in  der  Luft,  da  die  für  die  Central- 
anstalt  für  Meteorologie  und  Erdmagnetismus 
in  Wien  bestimmten  täglich  um  7  Uhr  Früh 
abzufertigenden  Wetterberichte  von  Rauris 
mit  Boten  nach  der  8  Km.  entfernten  Eisen- 
bahn-Telegraphenstation Taxenbach  der  Gisela- 
Bahn  befördert  werden  mussten,  in  Folge 
dessen  dieselben  öfter  ihren  Zweck  ver- 
fehlten. Diesem  Uebelstande  ist  nunmehr 
dadurch  abgeholfen  ,  dass  die  in  Rede 
stehende  Telephonleitung  in  das  Post-  und 
Telegraphenamt  Rauris  eingeführt,  und  dieses 
als  Endstation  der  neu  errichteten  Staats- 
Telegraphenleitung  Lend-Rauris  dem  grossen 
Telegraphennetze  einverleibt  wurde.  Der 
vereinsamte  Beobachter  auf  der  höchsten 
europäischen  Wetterwarte  steht  somit  —  das 
regelmässige  Functioniren  der  Telephon- 
leitung vora\isgesetzt  —  mit  der  Aussen- 
welt  in  directer  Verbindung  und  hat  der- 
selbe anlässlich  des  JahreswecVisels  aus 
wissenschaftlichen  Kreisen  und  von  Freunden 
der  Touristik  auf  telegrapho- telephonischem 
Wege  zahlreiche  Glückwünsche  und  Auf- 
munterungen zu  weiterem  muthvollen  Ver- 
harren auf  seinem  wenig  beneideten  Posten 
erhalten. 


Die  telephonische  Verbindung  mit 
der  Beobachtungsstation  unter  dem 
Goldberg-Gletscher  functionirt  gut ;   dieser 


142 


höchstgelegene  Observationspunkt  Oester- 
reichs  hat  mit  Recht  viel  von  sich  reden 
gemacht ;  sie  hat  ohne  Zweifel  viel  Mühe 
und  Anstrengung  gekostet,  die  Errichtung^ 
dieser  Wetterwarte  und  darüber  mag  man 
wohl  desjenigen  vergessen  haben,  der  zuerst 
den  Gedanken  angeregt  hat,  in  Kolm  Saigurn 
eine  meteorologische  Station  zu  errichten.  Herr 
Regierungsrath  Dr.  A.  v.  Waltenhofen 
war  es,  der  vor  mehreren  Jahren  in  der 
fraglichen  Angelegenheit  dem  Herrn  Director 
der  Meteorologischen  Centralanstalt,  Prof. 
Dr.  Hann,  wie  wir  aus  dessen  diesbezüg- 
lichem Dankschreiben  ersehen,  jenen  Vor- 
schlag empfahl,  dessen  Verwirklichung  später 
zur  Errichtung  der  Sonnenblick-Station  Ver- 
anlassung gab,  die  allen  Betheiligten  zur 
Ehre  und  zum  Verdienst  und  der  Wissen- 
schaft zu  bestem  Nutzen  gereicht. 


Das  Telephon  Brüssel-Paris.  Vor  we- 
nigen Tagen  wurde  die  erste  internationale 
Telephonlinie  Europas,  die  Linie  Brüssel-Paris, 
dem  Verkehre  übergeben.  Bei  den  Versuchen, 
welche  im  November  vorigen  Jahres  zwischen 
Brüssel  und  Paris,  also  auf  eine  Entfernung 
von  320  Km.,  gemacht  wurden,  ergab  sich, 
dass  die  telegraphischen  Eisendrähte  den  Ton 
nicht  mehr  mit  der  gebotenen  Deutlichkeit 
weiterleiten.  Deshalb  beschloss  man,  die 
Eisendrähte  durch  Bronzedrähte  zu  ersetzen, 
und  legte  einen  einzigen  Bronzedraht  an  den 
Telegraphenstangen  zwischen  Brüssel  und 
Paris  an.  Der  Versuch  glückte.  Bei  den  am 
Neujahrstage  vorgenommenen  Sprech  versuchen 
zwischen  den  Ministern  Belgiens  und  Frank- 
reichs wurde  nicht  allein  jeder  Laut  gehört, 
sondern  in  Brüssel  sogar  ganz  deutlich  die 
Stimmen  des  französischen  Postministers 
Gran  et  und  des  Pariser  Telegraphen- 
Directors  Fribourg  erkannt.  Sodann  wurde 
auf  diesem  Bronzedrabt  noch  ein  zweites 
Experiment  vorgenommen,  dessen  Bedeutung 
jedoch  aus  der  Mittheilung,  die  wir  hierüber 
verwenden,  nicht  klar  wird.  Der  belgische 
Postminister  Van  der  Peereboom  tele- 
graphirte  seinem  Pariser  Collegen  einen 
langen,  aus  500  Worten  bestehenden  Neu- 
jahrswunsch,  welcher,  wie  selbstverständlich, 
sehr  glatt  auf  dem  Bronzedraht  depeschirt 
wurde.  Eine  halbe  Stunde  später  hatte 
Herr  G  r  a  n  e  t  das  Telegramm  schon  in 
der  Hand.  Sollte  sich  nun  diese  Eigen- 
schaft des  Bronzedrahtes  auf  die  Dauer  be- 
währen, so  sind  die  Regierungen  Frankreichs 
und  Belgiens  entschlossen  ,  alle  eisernen 
Telegraphendrähte  durch  bronzene  zu  ersetzen. 
Unleugbar  ist  durch  diese  Einrichtung  ein 
erster  Schritt  zur  Anlage  eines  europäischen 
Telephonnetzes  geschehen,  und  man  spricht 
schon  ernstlich  von  der  Anlage  der  Linie 
Brüssel-Köln  und  Brüssel-Amsterdam, 


Telephonischer  Hypnotismus.  Ein 
Herr  Jules  Liegois  hat  sich  die  Auf- 
gabe gestellt  zu  untersuchen ,  ob  mittelst 
des    Telephons    nicht     der     hypnotische    Zu- 


stand und  die  verschiedenen  Vorstellungen 
desselben  hervorgerufen  werden  könnten.  Er 
unternahm  die  betreffenden  Versuche  mit 
Herrn  Sordoilet,  einem  Redacteur  des 
^Courrier  de  Meurthe-et-Moselle*,  und  wurde 
hiebei  die  Telephonanlage  benutzt,  welche 
zwischen  dem  Bureau  im  Druckereiiocale 
und  dem  Depeschensaal  des  Journals  einerseits 
und  der  Telephoncentrale  anderseits  besteht; 
die  Verbindung  hat  die  Länge  von  ca,  1500 
Metern.  Nach  Anlegen  der  Telephone  an  die 
Ohren  des  zu  Hypnotisirenden  verfiel  dieser 
durch  die  Einwirkung  des  Magnetiseurs,  der 
am  entfernten  Ende  der  Telephonleitung 
sich  befand,  binnen  2 — 3  Minuten  in  den 
hypnotischen  Zustand.  Einer  Dame,  welche 
dem  Versuche  ausgesetzt  wurde,  sagte  der 
Hypnotiseur  per  Telephon,  sie  möge  so 
lange  schlafen,  bis  er  sie  wecken  käme.  Die 
Dame  kam  dieser  Aufforderung  pünktlich 
nach !  Drei  derartige  Versuchsreihen  haben 
zweifellos  dargethan,  dass  man  mittelst  tele- 
phonischer Einwirkung  alle  Arten  hypno- 
tischer Zustände  in  dem  entfernten  Subject 
hervorrufen  kann;  den  Schlaf,  den  paraly- 
tischen Zustand,  die  Trunkenheit,  die  Ge- 
schmacksaffectionen,  Hallucinationen  jeder 
Art,  den  Gesang,  Acte,  die  vor  das  Forum 
der  Justiz  gehören  etc.  etc.  .  .  Mr.  Liegois 
glaubt  bei  ferneren  Versuchen  den  Phono- 
graphen verwenden  zu  können  statt  des  Tele- 
phons. Da  die  Entfernung  an  dem  Ausfall 
solcher  Versuche  nichts  ändert,  so  glaubt 
man  zwischen  Paris  und  Ronen,  oder  zwischen 
Paris  und  Rheims,  welche  beide  Orte  eine 
van  Ry  ss  elb  er  ghe'sche  Anlage  verbindet, 
hypnotische  Experimente  anstellen  zu  können, 
die  man  binnen  Kurzem  auf  viel  weitere 
Distanzen  erstrecken  können  wird  !  Es  wird 
diese  eine  neue  sehr  interessante  Anwendung 
der  Telephonie  auf  weite  Distanzen  werden. 

Reichsfernsprechanlage  Minden.  Laut 
amtlicher  Mittheilung  hat  das  Reichspostamt 
die  Anlage  eines  Fernsprechnetzes  in  Minden 
genehmigt,  auch  ist  der  Anschluss  desselben 
an  die  Anlagen  in  Bielefeld  und  Hannover 
gesichert. 

Augsburg.  (Telephonanlage.)  Die  defi- 
nitive Betriebseröffnung  des  telephonischen 
Verkehrs  zwischen  hier  und  München  hat 
am  I.  December  1.  J.  stattgefunden.  Die 
Telephonanlage  steht  Jedermann  —  Abon- 
nenten wie  auch  Nichtabonnenten  —  zur 
Verfügung  und  wird  eine  gleiche  Taxe  für 
den  Verkehr  zwischen  hier  und  München 
und  umgekehrt,  mit  i  Mk.  für  je  fünf  Minuten 
eingeführt.  In  hiesiger  Stadt  werden  zwei 
öffentliche  Sprechstellen,  eine  im  Hauptpost- 
gebäude —  Ludwigsstrasse  —  und  eine  auf 
dem  Bahnhofe  eingerichtet. 


Untersuchungen  über  den  Zusammen- 
hang elektrischer  Ströme  mit  dem 
thierischen  Magnetismus  und  die  Wir- 
kung   dieser   Ströme    auf    das    magneti- 


143 


sirte  Subject.  Ein  Herr  Möhlenbruck 
aus  Bienne  erzählt  im  ^Electricien*  über 
seine  Versuche,  die  Empfindlichkeit  magna- 
tisirter  Personen  gegen  Einwiikung  von  In- 
ductionsströmen  zu  prüfen,  Folgendes :  Ich 
habe  zu  den  erwähnten  Untersiuchungen  ver- 
schiedene Apparate  construirt;  einer  der 
hauptsächlichsten  besteht  aus  einem  Eisen- 
draht, welcher  zu  einem  Ring  von  15  Cm. 
Durchmesser  zusammengebogen  ist  und  auf 
den  ein  mit  Seide  umsponnener  Kupferdraht 
in  enggeschlossenen  Windungen  aufgewickelt 
war.  Verbindet  man  die  Enden  dieses  Ringes 
mit  einem  Mikrophon  (ich  benütze  immer 
ein  Hughes-Mikrophon,  welches  zwar  sehr 
empfindlich,  aber  ohne  Inductionsspule  con- 
struirt ist),  und  zwar  derart,  dass  ein  Draht- 
ende mit  dem  Mikrophon,  dieses  mit  dem 
Pol  einer  Batterie,  den  zweiten  Pol  der 
letzteren  aber  wieder  zu  einer  anderen  Stelle 
des  Mikrophon  verbunden  ist,  so  dass  der 
primäre  Stromkreis  geschlossen  ist,  so  kann 
ich  folgende  interessante  Erscheinung  her- 
vorrufen :  ich  lege  den  Drahtkranz  auf  den 
Kopf  der  magnetisirten  Person,  auf  das 
Mikrophon  selbst  bringe  ich  eine  Taschenuhr, 
so  erhebt  das  Subject  den  Zeigefinger  und 
schlägt  ganz  gleichmässig  den  Tact  des  Uhr- 
werkes mit ;  man  kann  dies  constatiren,  wenn 
man  ein  Telephon  mit  einschaltet  und  so 
selbst  den  Tact  hören  und  mit  den  Be- 
wegungen des  Magnetisirten  vergleichen  kann. 
Streicht  man  den  Rand  des  Mikrophons  mit 
der  Fahne  ein  t  Kielfeder,  so  versucht  der 
Magnetisirte  sich  die  Ohren  zu  verstopfen ; 
offenbar  werden  ihm  die  ohne  Telephon 
wahrgenommenen  Geräusche  sehr  unange- 
nehm. Wenn  das  Subject  für  Musik  em- 
pfänglich ist  und  man  spielt  vor  dem  Mikro- 
phon irgendein  Instrument  und  zwar  muss 
bei  all'  diesen  Versuchen  das  Mikrophon  so 
weit  von  dem  Zimmer,  wo  man  mit  dem 
Subject  operirt,  entfernt  sein,  dass  der  Schall 
nicht  unmittelbar  wahrnehmbar  wird,  so  sieht 
man  bei  sanften  Weisen,  dass  der  Magne- 
tisirte in  Verzückung  verfällt  und  dass  er 
bei  lebhaften  Weisen  eine  heitere  Attitüde 
annimmt.  Die  Violine  übt  die  besagten  Wir- 
kungen in  besonders  hervorstechendem  Maasse 
aus.  Sehr  überraschend  Ist  jedoch  die  That- 
sache,  dass  das  Subject  die  vor  dem  Mikro- 
phon gesprochenen  Worte  wiederholt;  be- 
sonders verwundert  wird  man  über  diese 
Wahrnehmung  bei  dem  erstmaligen  Versuche 
sein.  Ungemein  drastisch  wirkt  auch  folgender 
Vorfall:  Wird  in  den  Stromkreis  ein  Strom- 
wender eingeschaltet  und  mittelst  desselben 
der  im  Drahtkranz  clrculirende  Strom  umge- 
kehrt, so  beschreibt  der  Magnetisirte  mit  der 
Hand  einen  verticalen  Kreis  in  der  Luft ; 
kehrt  man  jetzt  den  Strom  neuerdings  um, 
so  wird  auch  die  Richtung  der  Handbewegung 
umgekehrt ;  auf  die  Frage,  was  das  bedeute, 
antwortet  das  Subject:  ,Das  dreht  sich  um- 
gekehrt!* Dieser  Versuch  gelingt  auch,  wenn 
man  den  Drahtring  auf  den  Arm  legt ;  allein 
der  Arm  wird  nach  und  nach  kataleptisch 
und  schliesslich  bewegt  sich  nur  noch  ein 
Finger     der      betreffenden     Hand,     bis     auch 


dieser  erschlaftt!  Eine  Reihe  anderer,  mittelst 
vielfacher  Apparate  angestellter  Versuche 
will  ich  —  da  ihre  Darlegung  etwas  unver- 
ständlicher ist  —  erst  dann  veröffentlichen, 
wenn  dies  für  weitere  Forschungen  sich  als 
erspriesslich  erweisen   sollte.  K. 


Private  Telephonleitung  über  die 
deutsch-österreichische  Grenze.  Mehrere 
Grossindustrielle  aus  dem  nördlichen  Böhmen 
haben  sich  an  das  österr.  Staatsministerium 
mit  dem  Ersuchen  gewendet,  ihre  auf  österr. 
Gebiete  gelegenen  Fabriken  mit  ihren  auf 
deutschem  Boden  errichteten  Filialen  ver- 
binden zu  dürfen.  Nach  längeren,  anfänglich 
mit  Schwierigkeiten  verbundenen  Verhand- 
lungen, wurde  den  erwähnten  Gesuchen 
kürzlich  von  Seite  der  österr.  Regierung  im 
Einvernehmen  mit  der  deutschen  Reichs- 
telegraphen-Verwaltung eine  gewährende  Er- 
ledigung zu  Theil.  Nach  Inhalt  eines  darauf 
bezüglichen  Bescheides  wird  die  auf  österr. 
Gebiete  zu  errichtende  Leitung  ausschliess- 
lich aus  Luftleitung  ohne  Erdkabel  herge- 
stellt und  im  Uebrigen  wie  alle  privaten 
Telephonleitungen  behandelt  werden.  Zum 
Beispiel  wird  für  die  österr.  Sprechstation 
eine  Recognitionsgebühr  von  fl.  12  zu  ent- 
richten sein.  Als  besondere  Bedingung  wurde 
normirt,  dass  die  Leitungen  auf  beiden  Ge- 
bieten in  ein  Post-  oder  Telegraphen  amt 
eingeführt  werden,  welche  den  Zweck  hat, 
einer  missbräuchlichen  Benutzung  dieser 
Telephonverbindung  vorzubeugen.  Die  auf 
deutschem  Gebiete  liegende  Theilstrecke  wird 
nach  den  dort  geltenden  Vorschriften  be- 
handelt  werden. 


Technologisches  Gewerbemuseum  in 
Wien.  Diese  Anstalt  versendet  soeben  den 
VIT.  Jahresbericht,  in  welchem  über  die  Wirk- 
samkeit des  Technologischen  Gewerbemuseums 
im  Jahre  1886  Mittheilung  gemacht  wird. 
Wir  entnehmen  diesem  Berichte  folgende 
Daten :  An  dem  Technologischen  Gewerbe- 
museum bestehen  je  eine  niedere  und 
eine  höhere  Fachschule  einerseits  für 
Bau-  und  Möbeltischlerei,  anderer- 
seits für  Bau-  und  Maschinenschlos- 
serei, Special  -  Lehrcurse  für  haus  indu- 
strielle Schnitzerei  und  D  rech  sie  r  ei 
und  für  Korbflechterei;  endlich  ein 
höherer  Special-Unterricht  für  Tinctorial- 
Chemiker.  Ausserdem  bestehen  an  dem 
Institute  eine  grosse  Zahl  von  Special- 
Lehrcursen  mit  Abend-  und  Sonn- 
tags-Unterricht. —  Die  Frequenz  der 
Fachschulen  ist  auch  in  diesem  Jahre  wieder 
gestiegen  und  beträgt  I16  Tagesschüler,  für 
welche  ebensoviele  Plätze  für  die  praktische 
Arbeit  vorhanden  sind.  An  den  Abendeursen, 
welche  5  graphische,  12  technologische, 
4  elektrotechnische  Fächer  und  4  wirth- 
schaftliche  Unterrichtsgegenstände  behandeln, 
nehmen  18 1  Externisten  neben  den  Fach- 
schülern Theil.  —  Am  Institute  wirken  9  tech- 
nische Beamte,  37  Lehrkräfte  und  2  ad- 
ministrative    Beamte.       Das     Technologische 


144 


Gewerbemuseum,  dessen  mittellose  Schüler 
Unterstützungen  durch  die  Gesellschaft 
zurFörderung  des  Technologischen 
Gewerbemuseums  erhalten,  zählt  64  Stif- 
ter, 65  Gründer,  106  Mitglieder  und  193  Theil- 
nehmer.  Die  Zahl  der  Stipendisten,  war  26  ; 
ausserdem  bestehen  zwei  Stiftungen,  die 
Baechle-  und  Le  ite  nberger- Stiftung. 
Die  Generalbilanz  ultimo  December  1886 
schliesst  mit  einem  Vermögen  von  ö.  W. 
fl.  101,85108;  die  gesammten  Ausgaben 
des  Jahres  1886  betrugen  ö.  W.  fi.  69.481-14, 
welche  ihre  vollständige  Bedeckung  theils 
durch  die  Subventionen  im  Betrage  von  ö.  W. 
fl.  40.950' — ,  zum  anderen  Theile  durch  die 
eigenen  Einnahmen  fanden.  Unter  den  letzteren 
figuriren  Schulgeld,  Einschreibgebühren,  Ent- 
lohnung von  Gutachten  technischer  Proben  etc. 
mit  ö.  W.  fl.  14.760-18.  Zu  den  Versuchs- 
anstalten kam  in  diesem  Jahre  die  Ver- 
suchsanstalt für  Papierprüfung, 
welche  sich  der  lebhaftesten  Theilnahme 
Seitens  des  Publicums  erfreut,  indem  102  Ver- 
suchsaufträge durchgeführt  wurden  und  ein 
Ueberschuss  der  Einnahmen  über  die  Ausgaben 
von  mehreren  hundert  Gulden  erzielt  wurde. 
—  Die  Errichtung  einer  niederen  Fach- 
schule für  Färberei  und  einer  höheren 
Fachschule  für  die  chemischen  Ge- 
werbe, sowie  die  Eröffnung  der  Ver- 
suchsanstalt für  Elektrotechnik 
stehen  für  das  Jahr  1887  bevor. 

Lehranstalt  für  Telegraphie  in  Peters- 
burg. Mittelst  Decretes  vom  3.  Juni  1886 
hat  der  Kaiser  die  Entschliessung  des  Staats- 
rathes,  bezw.  Bewilligung  von  39.950  Rubel 
ZTir  Gründung  einer  Lehranstalt  für  Tele- 
graphie in  Petersburg  bestätigt.  Der  Cursus 
soll  dreijährig  sein,  die  Maximalfrequenz  30 
Schüler  per  Classe. 

Elektrotechnische  Lehranstalt  in  Mai- 
land. Wie  italienische  Zeitungen  berichten, 
hat  ein  grossmüthiger  Mailänder  Industrieller, 
Carlo  Erba,  Besitzer  einer  der  bedeutendsten 
Fabriken  für  medicinische  Artikel,  in  einem 
Brief  an  den  Director  des  Regio  Istituto 
Technico  Superiore,  Prof.  Brioschi,  dieser 
technischen  Hochschule  Mailands  die  Summe 
von  400.000  Lire  zur  Gründung  einer  höheren 
elektrotechnischen  Lehranstalt  angeboten. 
Der  Brief  enthält  nähere  Angaben,  wie  die 
neue  Anstalt  einzurichten  ist  und  welche  Be- 
dingungen an  die  Hergabe  des  Geldes  ge- 
knüpft werden. 

Die  Deutsche  Fachschule  für  Blitz- 
ableiter zu  Aue  i.  S.  schickt  uns  ihren 
IX.  Jahresbericht  für  das  abgelaufene  Schul- 
jahr, welcher  eine  Frequenz  von  27  Schülern 
aufweist.  Das  Lehrercollegium  besteht  aus 
drei  Lehrern  für  den  theoretischen  und  drei 
für  den    praktischen   Unterricht. 


Englische     Patente     im     Jahre    1886. 

Im  abgelaufenen  Jahre  wurden  in  England 
17 162  Patente  genommen  ,  eine  furcht- 
erregende Zahl ;  wie  viele  dieser  Erfmdungen 
werden  nach  dem  ersten  Jahre  noch  leben? 
Es  geht  diesen  Erzeugnissen  wie  den 
schwachen  Kindern,  die  auch  selten  ein  Jahr 
alt  werden, 

Verkauf  des  amerikanischen  Trans- 
formatoren-Patentes, Die  ,>Edison  Electric 
Light  Company  in  NewYork*  soll  auf 
Drängen  Seitens  Edison's  die  amerikani- 
schen Patente  für  die  Transformatoren  von 
Zipernowsky  angekauft  habet«. 


Ausstellung  in  Barcelona,  In  Barcelona 
findet  von  September  1887  bis  April  1888 
eine  internationale  Ausstellung  statt,  auf 
welcher  auch  elektrotechnische  Erzeugnisse 
ausgestellt  werden  sollen. 


Ueber  ein  Instrument  zur  beliebigen 
Reproduction  einer  unveränderlichen 
Elektricitätsmenge  von  M.  Deprez,  Von 
einer  <7-Röhre,  die  an  ihren  oberen  Enden 
in  verhältnissmässig  grosse  Kugeln  ausläuft, 
ist  der  eine  Schenkel  nebst  der  zugehörigen 
Kugel  und  ein  kleiner  Theil  des  zweiten 
Schenkels  mit  Wasser  gefüllt,  welches  durch  ' 
Phosphorsäure  angesäuert  ist.  In  diesen 
Schenkel  sind  vier  Platindräthe  als  Elektroden 
eingeschmolzen,  je  zwei  einander  gegenüber 
stehend,  und  zwar  liegt  das  eine  Paar  etwas 
unter  der  Stelle,  an  welcher  die  Kugel  ansetzt, 
das  andere  Paar  im  oberen  Theile  der  Kugel ; 
beide  Kugefn  sind  oben  zugeschmolzen.  Geht 
nun  durch  das  untere  Elektro  denpaar  ein 
elektrischer  Strom,  so  wird  das  Wasser  zer- 
setzt, das  entbundene  Knallgas  steigt  in  die 
Kugel  und  drängt  die  Flüssigkeit  in  den 
andern  Schenkel,  Der  Niveau-Unterschied  des 
Wassers  in  diesem  Schenkel  gibt  ein  genaues 
Maass  für  die  durch  den  Apparat  gegangene 
Elektricitätsmenge,  ohne  dass  dabei  irgend- 
eine Correction  in  Bezug  auf  Druck  und 
Temperatur  anzubringen  wäre,  wenn  nur  die 
beiden  Schenkel  des  Apparates  gleiche  Tempe- 
ratur besitzen.  Das  zweite  eingeschmolzene 
Elektrodenpaar,  das  obere,  dient  dazu,  durch 
einen  überspringenden  Funken  das  entwickelte 
Knallgas  wieder  zu  verbinden.  Da  eine  Aen- 
derung  der  Flüssigkeitsmenge  mit  der  Zeit 
ausgeschlossen  erscheint  und  die  Angaben 
des  Apparates  von  allen  äusseren  physikaU- 
schen  Bedingungen  unabhängig  sind,  werden 
einer  gleichen  Niveauverschiebung  der  Flüssig- 
keit stets  gleiche  hindurchgegangene  Elek- 
triciiätsmengen  entsprechen.  Zahlreiche  Ver- 
suche mit  einem  solchen  Instrument  haben 
dies  bestätigt.  Die  Empfindlichkeit  des  Appa- 
rates kann  man  in  beliebiger  Weise  durch 
den  Druck  reguliren,  den  man  der  einge- 
schlossenen Luft  beim    Zuschmelzen  gibt. 

L. 


Verantwortlicher  Redacteur  ;  JOSRF  KAREIS.   —    Selbstverlag  des  Klektrotechnischen  Vereins, 

In  Commidsion  bei  LEHMANN  &  WENTZBL,   Buohhaudlung  für  Technik  und  Kunst. 

Druck  von  R.  SPIES   &  Co.  in  Wien,  V.,  Straussengrasse  16. 


Zeitschrift  für  Elektrotechnik. 


V.  Jahrg. 


1.  April  1887. 


Heft  IV. 


VEREINS-NACHRICHTEN. 


Generalversammlung. 

Die  V.  ordentliche  Generalversammlung  des  Elektrotechnischen  Vereins 
in  Wien  findet  Miltwoch,  den  13.  April  1.  J.  um  7  Uhr  Abends  im 
Vortragssaale  des  Wissenschaftlichen  Club,  Wien,  I.,  Eschenbachgasse  g,  statt. 

Tagesordnung: 

1.  Bericht  über  das  abgelaufene   Vereinsjahr. 

2.  Bericht  über  die  Cassengebahrung  und  Vorlage  des  Rechnungs- 
abschlusses pro    1886. 

3.  Bericht  der  Rechnungsrevisoren. 

4.  Beschlussfassung  über   den  Rechnungsabschluss. 
*5.   Wahl  von  sechs   Ausschussmitgliedern. 

6.  Wahl  von  zwei  Revisoren  und  von  zwei  Revisoren-Stellvertretern 
pro    1887. 

**7.   Bericht  und   Beschlussfassung  über  Statuten-Aenderungen. 

Die  p.  t.  Mitglieder  werden  ersucht,  beim  Eintritte  in  den  Sitzungssaal 
ihre  Mitgliedskarten  vorzuweisen. 

Gäste   haben  zur  Generalversammlung  keinen  Zutritt. 


Chronik  des  Vereines. 

2.  März.  —  Vereinsver- 
sammlung. Vorsitzender:  Hof- 
rath   V.    Gr  im  bürg. 

Herr  Baurath  v.  Stach  erinnert 
daran,  dass  in  diesem  Jahre,  u.  zw. 
vom  26.  September  bis  10.  October 
der  VI.  Internationale  Congress  für 
Hygiene  und  Demographie  in  Wien 
tagen  wird,  hebt  die  Bedeutung  dieses 
Congresses  hervor  und  ladet  die  Mit- 
glieder des  ElektrotechnischenVereines 
ein,  sich  an  demselben  zu  betheiligen. 
Er  erwähnt  ferner,  dass  auch  der 
Verein  für  Gesundheitstechnik  seine 
diesjährige  Jahresversammlung  in  Wien 
und  zwar  im  Zusammenhange  mit  dem 
■ersterwähnten  Congresse  abhalten 
werde  und  ladet  den  Verein  ein,  auch 
an   dieser   Versammlung   und   den   da- 


mit verbundenen  Excursionen  theil- 
zunehmen. 

Hofrath  v.  G  r  i  m  b  u  r  g  dankt 
im  Namen  des  Vereines  dem  Vor- 
redner, als  einem  Mitgliede  des  hy- 
gienischen Congresses  und  Präsi- 
denten des  Vereines  für  Gesundheits- 
technik für  die  collegiale  Einladung, 
und  es  erhält  sonach,  indem  inzwi- 
schen Herr  Ober-Ingenieur  Kar  eis 
den  Vorsitz  übernommen  hat,  dipl. 
Ing.  Max  J  ü  1 1  i  g  das  Wort  zu  seinem 
Vortrage  über  die  Schaltung  gal- 
vanischer Elemente. 

Der  Vortragende  entwickelt  ander 
Hand  physikalischer  und  merkantiler 
Daten  allgemeine  Regeln  für  die  Schal- 
tung galvanischer  Elemente  in  Gruppen 
und  zeigt,  unter  welchen  Bedingungen 
die  Gesammtauslagen  für  ununter- 
brochen    circulirende   Ströme   (Ruhe- 


*)  Laut  §.  7  der  Vereinsstatuten  sind  ausscheidende  Ausschussmitglieder  wieder  wählbar. 
**)   Die     vorgeschlagenen      Statuten  -  Aenderungen     sind     im     Bürstenabzuge    für     die 
p.  t,  Mitglieder  im  Bureau  der  Vereinsleitung  vom   10.  April  1.  J.  zu  beziehen. 

10 


146 


ströme)  ein  Minimum  erreichen.  Der 
Inhalt  des  Vortrages  ist  in  einer 
Abhandlung  in  diesem  Hefte  ent- 
halten. Den  Schluss  bildeten  einige 
Mittheilungen  über  die  Einrichtung 
einer  Centralstation  für  elektrische 
Beleuchtung  in  London.  Dieselbe,  be- 
findet sich  in  unmittelbarer  Nähe  der 
Endstation  der  Great  Western  Rail- 
way  (Paddington  Station)  und  speist 
5000  Glühlampen  und  100  Bogen- 
lampen. Genaue  Daten  über  die  Licht- 
stärken waren  nicht  zu  erhalten. 
Nach  einer  Schätzung  haben  die 
Glühlampen  16,  die  Bogenlampen 
1000 — 10.000  Kerzenstärken.  Zwei 
mächtige  Bogenlampen  sind  an  den 
Ecken  des  Terminus-Hotels  ange- 
bracht. Der  grösste  Theil  der  In- 
stallation dient  zur  Erleuchtung  der 
Bahngebäude  und  der  Geleise,  doch 
wird  auch  an  Private  Licht  abgegeben. 

Drei  Wechselstrom-Maschinen,  von 
denen  zwei  ständig  im  Betriebe  sind 
und  eine  als  Reserve  dient,  erzeugen 
die  Ströme,  deren  Gesammt-Intensität 
4000  Amp.  beträgt.  Klemmenspannung 
ist  120  Volt  im  Mittel.  Die  Glüh- 
lampen sind  auf  120  Volt  bemessen. 
Von  den  Bogenlampen  werden  je 
zwei  hintereinander  geschaltet.  Die 
Stromvertheilung  erfolgt  durch  eine 
Art  Steinheilwechsel,  aus  mächtigen 
Messinglamellen,  in  welche  conische 
Verbindungsstöpsel  eingeschraubt  wer- 
den. Die  Leitungen  zu  entfernten 
Stationen  bestehen  aus  mehreren,  von- 
einander isolirten  Kupferdrähten  und 
werden  immer  so  wie  die  Leitungs- 
drähte parallel  geschaltet,  dass  die 
Stromdichte  in  der  Zuleitung  nur 
geringe  Variationen  erfährt.  Auch 
wird  ein  Automat  ausprobirt,  der  die 
Umschaltung  der  parallelen  Drähte 
mit  Hilfe  eines  Dampfrelais  selbst- 
ständig bewirkt.  Die  Vorrichtung  soll 
den  Spannungsverlust  in  der  Zu- 
leitung von  der  Strömstärke  unab- 
hängig machen. 

An  der  sich  hieran  knüpfenden 
Discussion  betheiligten  sich  die 
Herren:  Baron  Gostkowski,  Dr. 
Moser,  Ober- Ingenieur  Kar  eis 
und  die  Ingenieure  D  r  e  x  1  e  r  und 
Fischer. 


Zum  Schlüsse  dankte  der  Vor- 
sitzende dem  Herrn  Vortragenden 
im  Namen  der  Anwesenden  für  seine 
interessanten  Mittheilungen. 

g.  März.  —  Vereinsver- 
sammlung. Vorsitzender: 
Ober-Ingenieur  Kareis. 

Derelbe  erstattet  Mittheilung  über 
Zeit  und  Ort  der  Versammlung  für 
die  Excursionen  in  die  k.  k.  Hof- 
und  Staatsdruckerei  und  ertheilt  so- 
dann Herrn  Prof.  Dr.  Fleischl 
V.  Marxow  das  Wort  zu  seinem 
Vortrage:  „Ueber  die  Elektricität  in 
ihrer  Anwendung  auf  die  Physiologie 
der   Insecten". 

Nach  einer  geistvollen  Einleitung 
auf  das  eigentliche  Vortragsthema 
übergehend,  bemerkt  der  Vortra- 
gende, dass  im  Allgemeinen  ein 
Muskel  auf  einen  einmaligen  elektri- 
schen Reiz,  der  ihn  oder  den  ihn 
beherrschenden  Nerven  trifft,  durch 
eine  einmalige,  rasch  wieder  in  Er- 
schlaffung übergehende  Verkürzung 
seiner  Fasern  reagirt:  eine  Zuk- 
kung.  Zwischen  Reiz  und  Zuckung 
liegt  eine ,  wenig  variable  ,  etwa 
Vioo  Secunde  betragende  Zeitdauer. 
Reizt  man  eine  Muskelgruppe,  eine 
ganze  Extremität  eines  Wirbelthieres, 
so  ist  der  Effect  ganz  ähnlich  dem 
einer  Muskelreizung :  es  folgt  dicht 
auf  den  Reiz  eine  zuckungsartige 
Bewegung.  Bei  Reizung  von  Käfer- 
muskeln, die  eine  Extremität-Abthei- 
lung,  z.  B.  Coxa  oder  Femur  aus- 
füllen, tritt  jedoch  ein  völlig  und 
typisch  verschiedener  Effect  ein  :  eine 
Reihe  von  coordinirten,  nach  Beginn, 
Dauer,  Intensität  voneinander  ab- 
weichenden Contractionen  der  ein- 
zelnen Muskeln,  die  eine  complicirte, 
aus  mehreren  Acten  bestehende  Be- 
wegung des  Beines,  mit  dem  Charakter 
einer  Geh-  oder  Schwimmbewegung 
veranlassen.  Hieran  lassen  sich  Be- 
trachtungen über  die  anatomische 
Lage  des  Coordinations  -  Apparates 
selbst  im  Käferleibe  anknüpfen,  welche 
auf  die  Muthmaassung  einer  vergleichs- 
weise peripherischen  Lage  hinaus- 
führen. 

Der  hohe  Ton,  welcher  fliegende, 
schwebende  Insecten  mit  ihren  Flügeln 


147 


hervorbringen,  regt  die  Frage  an,  ob 
den  hierbei  betheiligten  Muskeln  eine 
entsprechend  kurze  Zuckungsdauer  zu- 
kommen (im  Gegensatze  zu  der  mehr 
loofach  längeren  aller  anderen  be- 
kannten Muskeln),  oder  ob  etwa  eine 
elastische  Wirkung  hier  mit  im  Spiele 
sei.  Durch  mikroskopische  Betrach- 
tung überlebender,  frei  präparirter, 
vom  Nerven  aus  mit  ca.  80  Induc- 
tionsschlägen  in  einer  Secunde  ge- 
reizter Insecten-Flieg-Muskeln  wurde 
die  Frage  im  Sinne  der  ersten  von 
diesen  beiden  Erklärungsweisen  ent- 
schieden ;  doch  musste  der  mikro- 
skopischen noch  die  stroboskopische 
Methode  der  Beobachtung  beigefügt 
werden,  in  Form  einer  horizontal, 
mit  ihren  Spalten  dicht  über  dem 
Ocular  des  Mikroskopes  rotirenden 
Scheibe,  deren  Drehungsgeschwindig- 
keit und  Spaltenzahl  bei  der  Berech- 
nung recht  gut  mit  der  Zahl  der 
Einzelreize  zusammenstimmte,  in  den 
Momenten,  während  welcher  durch 
diese  optische  Zusammenstellung  eine 
verlangsamte  Reproduction  der  Be- 
wegung der  Muskeln  gesehen  wurde. 

Nach  Beendigung  des  Vortrages, 
dem  reicher  Beifall  gespendet  wurde, 
ergreift  Herr  Hofrath  B  r  u  n  n  e  r  von 
Watten  wy  1  das  Wort  und  bemerkt 
unter  Anderem: 

„Der  Triumph  der  Wissenschaft 
besteht  nicht  darin,  dass  wir  mög- 
lichst Vieles  erkennen,  sondern  haupt- 
sächlich darin,  dass  wir  es  zu  er- 
kennen suchen  in  dem  Auffinden 
der  Mittel,  um  das  Bestehende  zu 
erkennen.  Das,  was  wir  in  <iiesem 
Vortrage  gehört  haben,  ist  ein  schla- 
gendes Beispiel,  wie  weit  der  Scharf- 
sinn eines  Forschers  geht  und  mit 
welcher  Sicherheit  er  Probleme  zu 
lösen  im  Stande  ist,  an  welche  die 
Philister  absolut  nicht  denken.  Das 
Resultat,  das  man  auf  diese  Weise 
erreicht,  mag  für  die  Wissenschaft 
gross  oder  klein  sein  ;  was  aber  für 
sie  gross  ist  und  worin  der  Triumph 
besteht ,  das  liegt  in  den  Mitteln, 
welche  zur  Erlangung  des  Resultates 
verwendet  wurden,  und  ich  glaube, 
dass  wir  in  diesen  Räumen  kaum 
wieder  etwas  Scharfsinnigeres  gehört 


haben,  als  das,  was  der  Herr  Vor- 
tragende heute  bemerkt  hat,  dass  wir 
heute  geradezu  von  einem  Triumph 
der  Wissenschaft  gehört  haben,  wie 
ihn  der  menschliche  Geist  nicht  höher 
vom  menschlichen  Geiste  verlangen 
kann." 

Schliesslich  spricht  der  Vor- 
sitzende dem  Herrn  Vortragenden 
Namens  des  Vereines  für  seine  Mit- 
theilungen   den   wärmsten  Dank   aus. 

10.  März.  —  Ausschuss- 
sitzung. 

Berathung  der  vom  Statuten-Revi- 
sions-Comite  vorgelegten  Statuten. 

14.,  15.  und  16.  März.  —  E  x- 
cursion  in  die  k.  k.  Hof-  und 
Staatsdruckerei. 

An  diesen  Tagen  fand  unter  zahl- 
reicher Betheiligung  der  Vereins- 
mitglieder unter  freundlicher  Führung 
des  Vice-Directors  der  k.  k.  Hof- 
und  Staatsdruckerei, Herrn  Regierungs- 
rathes  V  o  1  k  m  e  r  und  des  tech- 
nischen Inspectors,  Herrn  G.  Fritz, 
zuerst  die  Besichtigung  der  Galvano- 
plastik statt,  bei  welcher  Gelegen- 
heit an  vorhandenen  Plattenobjecten 
diverse  Arbeiten  des  Versilberns, 
Vernickeins  und  Verstählens,  des 
Entstählens  und  der  Copirung  einer 
Hochplatte  in  Kupfer  als  Tiefdruck- 
platte vorgeführt  wurden. 

Hierauf  wurde  die  elektrische 
Licht-Installation  zu  photographischen 
Aufnahms-  und  Copirzwecken  im 
alten  Universitätsgebäude  besichtigt, 
wobei  Gelegenheit  war,  den  ge- 
sammten  Vorgang  der  Herstellung 
photographischer  Negative  und  das 
Reproductions-Verfahren  der  Alber- 
typie,  oder  des  sogenannten  Licht- 
druckes an  Objecten  der  „Papyrii 
Erzherzog  Rainer"    kennen  zu  lernen. 

16.  März.  —  Vereinsver- 
sammlung. Vorsitzender: 
Hofrath  von   Grimburg. 

Nach  Erledigung  geschäftlicher 
Mittheilungen  erhält  Herr  Ober- 
Ingenieur  K  a  r  e  i  s  das  Wort  zu 
seinem  Vortrage:  „Ueber  Telephonie 
auf  lange  Entfernungen  mittelst  Special- 
drähten" unter  Bezugnahme  auf  die 
Einrichtung,  welche  auf  der  Linie 
Paris-Brüssel   besteht. 

10* 


148 


Der  Vortragende  berührte  vorerst, 
dass  die  Hindernisse  einer  genügenden 
Verständigung  in  der  Induction,  in 
Strom  Übergängen  und  in  den  Neben- 
geräuschen, worunter  die  von  den 
Erdströmen  herrührenden  die  störend- 
sten   sind,   bestehen. 

Indem  nun  auf  einige  drastische 
Beispiele  hingewiesen  wurde ,  in 
welchen  die  beiden  erstgenannten 
Hindernisse  auf  sehr  grosse  Entfer- 
nungen ihre  Wirkung  bethätigten, 
und  indem  ferner  die  Empfindlichkeit 
des  Telephons  an  der  Hand  von 
Angaben  erläutert  wurde,  welche  die 
Intensität  der  darin  zu  Gehör  kom- 
menden Ströme  als  eine  unendlich 
kleine  erscheinen  lassen,  zeigte  sich 
erst  die  volle  Kühnheit  der  Anlagen 
nach  dem  System  v.  Rysselberghe 
und  der  in  Rede  stehenden,  bei  welcher 
der  Draht  auf  Trägern  angebracht  ist, 
die  an  den  Spitzen  der  zwischen  Paris 
und  Brüssel  gehenden  Telegraphen- 
säulen befestigt  sind.  Diese  Leitung 
scheint  somit  den  grössten  Störungen 
preisgegeben  und  dennoch  ist,  nach  all- 
gemeiner Angabe,  dieselbe  ruhig  und 
die  geringen  Nebengeräusche  beein- 
trächtigen die  Möglichkeit,  sich  auf 
320  Km.  und  —  wie  nochmals  her- 
vorzuheben sei,  unter  bedeutend 
schwierigen  Umständen  —  zu  ver- 
ständigen, nicht  im  Mindesten.  Die 
Sprache  klinge  laut,  klar,  sonor 
und  vollkommen  vernehmlich,  als 
wenn  sie  aus  einem  Nebenraume  des 
Sprechzimmers  dränge.  Die  Mittel, 
welche  angewendet  wurden,  dieses 
befriedigende  Ergebniss  herbeizu- 
führen, sind  der  Reihe  nach  folgende  : 
I.  Ausschluss  der  Erde,  welcher 
durch  Führung  einer  Doppelleitung 
(Schleife)  erreicht  wurde.  2.  Die 
Wahl  des  ruhigen  Materiales:  Sili- 
cium-  und  Phosphorbronze,  von 
3  Mm.  Durchmesser.  3.  Vernünftige 
Kreuzung  und  Führung  der  Drähte, 
wodurch  die  inducirenden  Einflüsse 
in  eine  grosse  Zahl  einander  auf- 
hebender oder  zum  Mindesten  sehr 
schwächender  Componenten  zerlegt 
wurden. 

An  der  Hand  physikalischer  Er- 
örterungen wies   der  Vortragende   die 


hohe  Wichtigkeit  der  Isolirungsfähig- 
keit,  des  reellen  und  scheinbaren 
Widerstandes  der  Leiter,  sowie  der 
Capacität  und  der  Selbstinduction  bei 
denselben  für  die  Telephonie  nach ; 
er  kam  zu  dem  Schlüsse,  dass  die 
erwünscht  besten  Eigenschaften  für  die 
Verständigung  bei  den  aus  nicht- 
magnetisirbarem  Material  bestehenden 
Leitungen  zu  finden  seien.  Wenn  die 
Selbstinduction  in  geeigneter  Weise 
reducirt  oder  zu  dem  Widerstand  ge- 
schlagen wird,  so  bleiben  als  maass- 
gebende  Factoren  für  die  Beurtheilung 
der  Eignung  von  Leitungen  zur  Tele- 
phonie auf  grosse  Distanz,  deren 
Capacität  und   Widerstand   übrig. 

Diese  beiden  Factoren  sind  auch 
für  die  Eruirung  der  Anzahl  von 
Stromimpulsen  in  Rechnung  gesetzt 
worden,  als  man  die  Formeln  für  die 
Feststellung  der  Schnelligkeit  des  Tele- 
graphirens  auf  ober-  und  unterirdischen 
oder    unterseeischen    Linien    entwarf. 

Wir  stehen  daher  heute  auf  dem 
Punkte,  die  Möglichkeit  der  Tele- 
phonie auf  lange  Distanz  mittelst  ein- 
facher Messungen  und  ebenso  ein- 
facher Rechnung  im  Vorhinein  be- 
stimmen: zu  können. 

An  den  Vortrag  knüpft  sich  eine  leb- 
hafte Debatte,  an  welcher  die  Herren 
Baron  Gostkowsky,  Jüllig, 
Prof.  Dobrinsky,  Popper  und 
Kar  eis  theilnahmen.  Des  instructiven 
Inhaltes  der  Aeusserungen  des  Herrn 
Ingenieur  Popper  gedenkend,  sei 
angeführt,  dass  er  den  Widerspruch, 
der  in  der  Annahme  von  der  Ver- 
grösserung  des  Widerstandes  bei 
alternirenden  Strömen  liegt,  auf  fol- 
gende  Weise   erklärte: 

„Wie  man  sich  gewöhnlich  aus- 
drückt, wird  der  Widerstand  bei 
alternirenden  Strömen  vergrössert. 
Das  ist  eine  eigentlich  nicht  richtige 
Ausdrucksweise,  es  ist  nur  so,  als  ob 
der    Widerstand    vergrössert    würde. 

Die  Strom-Intensität  wird  ge- 
funden durch  das  Ohm'sche  Gesetz. 
Das  ist  eine  bekannte  Thatsache, 
aber  in  diesem  Falle  der  in  der 
Regel  zur  Sprache  kommt,  fügt  sich 
zum  Widerstände  W  noch  irgendein 
gewisser    Ausdruck    für     die    Selbst- 


149 


induction  hinzu,  und  wenn  der  Nenner 
durch  den  Ausdruck  vergrössert  ist, 
so  ist  es  mit  Beziehung  auf  e/  so,  als 
ob  der  Widerstand  vergrössert  wäre. 
Bei  dieser  Gelegenheit  erlaube  ich 
mir  hinzuzufügen,  dass  überhaupt  die 
Ursache  der  scheinbaren  Subtilität 
dieser  Dinge  in  Folgendem  liegen 
dürfte.  Man  hat  jetzt  erst  in  der 
Praxis  sich  gewissermaassen  daran  ge- 
wöhnt, zu  denken,  dass  der  elektrische 
Strom,  welchen  wir  in  unseren  schema- 
tischen Darstellungen  durch  einen 
Strich  darstellen,  keine  mathematische 
Linie  ist,  und  die  ganze  Schwierigkeit 
in  der  Auffassung  fällt  weg,  wenn 
man  erwägt,  dass  der  Strom  stets 
durch  einen  Körper  geht  und  nicht 
eine  mathematische  Linie  ist.  In  einem 
solchen  Drahte  sind  unendlich  viele 
Ströme,  deren  Zahl  so  gross  ist,  als 
die  Zahl  der  Molecüle  oder  Atome, 
in  den  Querschnitten  des  Drahtkörpers. 
Nun  wir  wissen  Alle  schon  aus  der 
Elektrostatik,  dass  wenn  ich  nur 
zwei  Kugeln  betrachte,  beim  Einfluss 
der  gegenseitigen  Influenz  schon  eine 
bedeutende  Complication  und  schwie- 
rige rechnerische  Behandlung  des 
ganzen  Zustandes  eintritt.  Nun  haben 
wir  hier  unendlich  viele  kleine  Körper, 
indem  jeder  gewissermaassen  eine 
Kugel  repräsentirt.  Nur  ist  dies  im 
obigen  Falle  nicht  ein  statischer, 
sondern     ein     dynamischer    Vorgang. 

Auf  diese  Weise  sieht  man,  dass 
solche  Vorgänge  ä  priori  beim  Stu- 
dium der  Elektricität  hätten  in's 
Auge  fallen  müssen ,  weil  man  es 
niemals  mit  einer  mathematischen 
Linie,  sondern  mit  einem  im  Körper 
sich  abspielenden  Vorgang  zu  thun 
hat.  Wenn  wir  also  dies  festhalten, 
können  wir  uns  die  hier  auftretenden 
gewissermassen  unerwarteten  Subtili- 
täten  der  ganzen  Erscheinung  wenig- 
stens im  Allgemeinen  leicht  erklären, 
und  die  Berücksichtigung  des  weiteren 
Umstands,  dass  Eisen  auch  noch  para- 
magnetisch ist,  zeigt  uns  dann  sofort, 
warum  Eisen  und  Kupfer  einen  so 
wesentlichen    Unterschied   bilden. 

Das  Alles  zusammengefasst  zeigt, 
dass  die  Erscheinungen  sodann  mehr 
selbstverständlich   sich   darstellen." 


Hofrath  von  Grimburg  dankt 
zum  Schlüsse  dem  Vortragenden  unter 
lautem  Beifall  der  Versammlung  für 
den  anregenden  Vortrag. 


Neue  Mitglieder: 

Auf  Grund  statutenmässiger  Auf- 
nahme treten  dem  Vereine  nachge- 
nannte Herren  als  Mitglieder  bei,  und 
zwar  : 

als   Gründer: 

Ringhoff  er  Franz,  Freiherr  von, 
Gross  -  Grundbesitzer.  Smichow- 
Prag; 

als      ordentliche      Mitglieder: 

L  i  s  c  h  k  e  Richard,  Telegraphen- 
Controlor  der  Südbahn.  Marburg, 
Bahnhof. 

Greinz  Anton,  k.  k.  Telegraphen- 
Ingenieur,  Linz  a.  D.,  Mozart- 
strasse  20. 

H  i  1  b  a  u  e  r  Georg,  Telegraphen- 
linien-Revisor, -Linz  a.  D.,  Ge- 
meindestrasse  7. 

Stanek  Josef,  k.  k.  Oberlieutenant 
im  Corps  -  Artillerie  -  Regimente 
Kaiser   Franz  Josef  Nr.   8,    Prag. 

S  i  1  b  e  r  1  i  n  g  Carl,  Mechaniker,  Wien, 
VI.,   Münzwardeingasse   8. 

Martin  Josef,  Laureat  et  membre 
de  l'institut  de  France,  Vise 
(Belgien). 

Reckenzaun  Anthony,  Ingenieur, 
London,  Forest  Gate  E,  8  Os- 
borne  Road. 

Weber  Wilhelm,  Installateur,  Kron- 
stadt,  Altstädter  Klostergasse  66. 

Orth,  Ludwig  von,  Ingenieur,  Assi- 
stent für  Elektrotechnik  a.  d.  kön. 
techn,  Hochschule  zu  Berlin, 
Charlottenburg,  Sophienstrasse  2b. 

Prott  Heinrich,  Werkführer  der 
Firma  B.  Egg  er  &  Comp., 
Wien,   V.,   Spengergasse   24. 

F  r  ö  1  i  c  h,  Dr.  Oscar,  Ober-Elek- 
triker, Berlin,  SW.  Markgrafen- 
strasse   94. 

Frisch  Gustav,  Assistent  a.  d.  k.  k. 
techn.  Hochschule,  Wien,  IL, 
Schreigasse    16. 


150 


Kessler  Ludwig,  Director  der  Elek- 
trotechnischen Fabrik  Cannstadt, 
Esslingen. 

Pfannhauser  Wilhelm,  Fabrikant 
chemischer  Producte,  Apparate 
und  Werkzeuge  zum  Galvanisiren 
der  Metalle,  Wien,  VII.,  West- 
bahnstrasse g. 


Tagesordnung 

der  Vereinsversammlungen  im  April  1.  J. 

6,  April.  —  Der  Osterwoche 
wegen   keine  Versammlung. 

13.  Apr  iL —  Generalversammlung. 

20.    April.     Vortrag    des   Herrn 

Ingenieur  F.  Ross:  „Mittheilungen 
über  amerikanische  Reise-Eindrücke", 
(Schluss   dieser  Vortragssaison.) 


ABHANDLUNGEN 


Das  magnetische  Feld  der  Dynamomaschine  mit  Berück- 
sichtigung des  Einflusses  der  Ankerströme. 

Von  WILHELM  PEUKERT  in  Wien. 
(Aus  dem  k.  k.  elektrotechnischen  Institute  in  Wien.) 

Einen  mathematischen  Ausdruck  für  die  Intensität  des  magneti- 
schen Feldes  einer  Dynamomaschine  hat  zuerst  Dr.  Frölich  gegeben 
durch  seine  Gleichung  für  den  wirksamen  Magnetismus,  welcher  sich 
bekanntlich  durch  die  Relation 

^^  in  J 

M=-— I 

1  -\-  m  J 

ausdrücken  lässt,  wenn  J  der  magnetisirende  Strom  und  m  eine  Con- 
stante  ist.  Die  in  dieser  Gleichung  gegebene  Beziehung  zwischen  Magne- 
tismus und  Stromstärke,  welche  die  Grundformel  der  Frölich'schen 
Theorie  der  Dynamomaschine  bildet,  ist  für  den  praktischen  Bereich 
dieser  Grössen  durch  zahlreiche  Versuche  an  Maschinen  verschiedener 
Systeme  bestätigt  worden,  indem  sich  die  erhaltenen  Resultate  mit 
hinreichender  Genauigkeit  durch  obige  Gleichung    darstellen  Hessen. 

Trotzdem  sind  gegen  das  Zutreffen  dieser  einfachen  Formel  von 
verschiedenen  Seiten  Einwendungen  gemacht  worden,  unter  Anderen 
auch  von  Dr.  Clausius,  nach  welchem  in  obiger  Formel  der  Einfluss 
der  Ankerströme  nicht  entsprechend  berücksichtigt  sei,  da  sich  dieser  nicht 
in  so  einfacher  Weise  mathematisch  formuliren  lasse.  Clausius  sagt 
diesbezüglich*):  ^Die  in  der  rotirenden  Umwicklung  inducirte  elektro- 
motorische Kraft  wird  durch  zwei  verschiedene  magnetische  Kräfte 
hervorgerufen,  einerseits  durch  die  Kraft,  welche  direct  von  den  Polen 
des  festen  Elektromagnetes  (oder  der  festen  Elektromagnete,  wenn 
mehrere  solche  vorhanden  sind)  auf  die  Umwicklung  ausgeübt  wird, 
andererseits  durch  die  Kraft,  welche  der  in  der  Umwicklung  befindliche 
und  mit  ihr  rotirende  magnetische  Eisenkern,  welcher  häufig  Anker 
genannt  wird,  auf  die  Umwicklung  ausübt.  Diese  beiden  Kräfte  hat 
Frölich  in  eine  Grösse  J/ zusammengefasst  und  durch  die  von  ihm 
eingeführte,  in  Gleichung  4  seines  ersten  Aufsatzes  enthaltene  Formel 
dargestellt,  nämlich 


M 


(2 


A-\-  Bi 

worin  z  die  Stromintensität  bedeutet,  während  Ä  und  B  Constante  sind. 
Nun  ist  aber  das  Verhalten  dieser  beiden  Kräfte  in  Bezug  auf 
ihre  Abhängigkeit  von  der  Stromstärke  sehr  verschieden.  Die  Kraft 
des  festen  Elektromagnetes  kann  man  angenähert  durch  eine  Formel 
von  obiger  Gestalt  darstellen,    für    die    vom  rotirenden  Eisenkern  aus- 

*)   »Elektrotechnische  Zeitschrift«    1885,  Bd.  6,  S.  414. 


151 

geübte  Kraft  scheint  mir  dieses  aber  nicht  zulässig.  Dieser  Eisenkern 
wird  in  doppelter  Weise  magnetisirt,  erstens  durch  den  festen  Elektro- 
magnet, zwischen  dessen  Polen  er  sich  befindet,  und  zweitens  durch 
den  Strom,  welcher  die  ihn  umgebende  rotirende  Umwicklung  durch - 
fliesst.  Von  dem  durch  diese  beiden  Einwirkungen  in  ihm.  entstehenden 
Magnetismus  kommt  für  die  hier  zu  bestimmende  elektrische  Induction 
nur  diejenige  Componente  in  Betracht,  welche  der  Einwirkung  des 
festen  Elektromagnetes  entspricht.  Um  diese  Componente  darzustellen, 
dürfen  wir  aber  nicht  einen  Ausdruck  anwenden,  welcher  einfach  der 
vom  festen  Elektromagnet  ausgeübten  Kraft  proportional  ist,  sondern 
wir  müssen  dazu,  nach  dem.  von  Frölich  selbst  eingeführten  Verfahren, 
einen  Bruch  bilden,  dessen  Zähler  diese  Kraft  des  festen  Elektro- 
magnetes ist  und  dessen  Nenner  neben  einer  Constanten  die  gesammte 
auf  den  Eisenkern  wirkende  magnetisirende  Kraft  enthält,  welche  von 
dem  festen  Elektromagnet  und  von  dem  die  rotirende  Umwicklung 
durchfliessenden  Strome  zusammen  ausgeübt  wird. 

Da  nun  die  Kraft  des  festen  Elektromagnetes  durch  einen  Bruch 
dargestellt  wird,  der  im  Nenner  die  Stromstärke  enthält,  und  diesem 
noch  ein  zweiter,  ebenfalls  die  Stromistärke  enthaltender  Nenner  zu 
geben  ist,  so  muss  dadurch  ein  Bruch  entstehen,  dessen  Nenner  aus 
zwei  Factoren  besteht,   die  beide  die  Stromstärke  enthalten. 

Wegen  dieser  Verschiedenheit  zwischen  den  beiden  auf  die  roti- 
rende Umwicklung  inducirend  wirkenden  magnetischen  Kräften  habe 
ich  für  den  von  Frölich  mit  J/ bezeichneten  wirksamen  Magnetismus 
einen  aus  zwei  Gliedern  bestehenden  Ausdruck  gebildet,    nämlich 


J/  = 


i^  +  Tfl)      •' (3 


worin  a,  b,  p  und  q  Constante  sind.  Das  erste  Glied  dieses  Ausdruckes 

p  i 
nämlich  ■ — r  stellt    die    direct    von    den    Polen    des    festen    Elektro- 

a  '\-  i 

magnetes  ausgeübte  inducirende  Kraft    dar,    während   das  zweite  Glied 

ü  t 
— — ; — €—r, — \ — ^  diejenige    inducirte    Kraft    darstellt,    welche    von    dem 

magnetisch  gemachten  rotirenden  Eisenkern  ausgeübt  wird.  "^ 

In    einer    darauffolgenden  Erwiderung*)    bemerkt    Dr.    Frölich, 

dass  in  seiner  Interpolations-Formel  für  den  Magnetismus  der  Dynamo- 

{  m  J      \ 

maschine  \M= =-    der  Einfluss    der  Ankerströme    in    die  Con- 

\^  i  -\-  mj ) 

stante  m  eingefügt  sei,  dass  viele  Beobachtungen  an  Serienmaschinen, 
trotz  des  bedeutenden  Einflusses  der  Ankerströme,  der  nach  den  Unter- 
suchungen von  Frölich  an  Trommelmaschinen  und  von  Dr.  A.  von 
Waltenhofen  an  Flachringmaschinen  bis  2^%  beträgt,  seine  Formel 
für  den  praktischen  Bereich  von  Strom  und  Magnetismus  bestätigen 
und  sagt  dann  weiter:  ^^Aus  meinen  Aufsätzen  über  die  gemischte 
Wicklung  ergibt  sich ,  dass  sich  der  Magnetismus  einer  solchen 
Maschine  in  befriedigender  Weise  darstellen  lässt  durch  die  Formel 

j/___J!üA±^ü2A__ (4 

I  +  m^  Ji  +  ^2  ^2 
wo  die  Indices   i   und  2    den    beiden  Schenkelwicklungen    entsprechen; 
dieses  gilt  auch,    wenn    die  magnetische  Wirkung    der  einen  Wicklung 
weitaus  überwiegt. 


*j    .Elektrotechnische  Zeitschrift*    iS86,  Bd.   7,  S.    19. 


152 

Von  dem  Einfluss  der  Ankerströme  darf,  da  er  klein  ist,  ange- 
nommen werden,  dass  er  ähnlich  wirkt,  wie  eine  kleine  Schenkel  Wick- 
lung, welche  der  Hauptschenkelwicklung  entgegenwirkt.  Wir  dürfen 
also  bei  einer  Maschine  mit  einfacher  Schenkelwicklung  (direct  oder 
Nebenschluss),  bei  der  die  Ankerströme  von  wesentlichem  Einflüsse 
sind,  setzen 

M=       '"'^^^  —  '"'^^^ (5 

I  +  m^  J^  —  m^J^ 

wo  der  Index  s  sich  auf  die  Schenkel,    a  sich  auf   den  Anker  bezieht. 
Bei    einer  Maschine   mit    directer  Wicklung   ist   aber  J^  =  J^=  J, 
also 

M=.       ^"]  -  "^^  \  , (6 

d.  h.  die  Formel  für  den  Magnetismus  einer  Maschine  mit  directer 
Wicklung  hat  dieselbe  Form,  ob  die  Ankerströme  berücksichtigt  sind 
oder  nicht.* 

Nach  dem  Gesagten  erschien  es  mir  wünschenswerth,  durch  Ver- 
suche den  Verlauf  des  Einflusses  der  Ankerströme  eingehender  zu  unter- 
suchen und  die  obengenannten  Formeln  näher  zu  prüfen.  Bei  den  Ver- 
suchen, welche  zu  diesem  Zwecke  ausgeführt  wurden  und  die  den 
Gegenstand  nachfolgender  Mittheilung  bilden,  konnte  der  Ankerstrom 
unabhängig  vom  Magnetisirungsstrom  variirt  werden.  Die  dazu  ver- 
wendete Dynamomaschine  war  eine  Schuckert'sche  Flachringmaschine 
(Modell  E  L^),  deren  Magnete,  vom  Anker  abgeschaltet,  durch  den  Strom 
einer  zweiten  Maschine  erregt  wurden,  während  der  Anker  durch  variir- 
bare  äussere  Widerstände  geschlossen  war.  Der  Magnetisirungsstrom 
wurde  während  einer  Versuchsreihe  constant  gehalten  und  durch 
passende  Widerstände  der  Ankerstrom  entsprechend  geändert. 

Die  Messungen,  an  welchen  sich  Herr  Assistent  K.  Zickler  be- 
theiligte, erstreckten  sich  ausser  auf  die  Stromstärken  und  die  Touren- 
zahl noch  auf  die  Klemmenspannung  direct  an  den  Bürsten,  aus  welcher 
in  bekannter  Weise  mit  Benützung  des  Ankerwiderstandes,  der  wieder- 
holt im  warmen  Zustande  der  Maschine  gemessen  wurde,  die  elektro- 
motorische Kraft  gerechnet  wurde.  In  nachfolgender  Tabelle  sind  die 
erhaltenen  Messungsresultate  zusammengestellt.  Aus  früheren  Versuchen 
mit  dieser  Maschine  hatte  Herr  Ingenieur  Böhm-Raffay  die 
Frölich'sche  ^^Ankerconstante^'^  /mit  0059  berechnet,  *)  "^^^  welchem 
Werthe  die  in  der  sechsten  Rubrik  der  Tabelle  enthaltenen  magnetischen 

E 
Sättigungsgrade    nach    der     Formel  M  =:  — —  ermittelt   wurden,  wobei 

/  v 

für  V  die  betreffende  Tourenzahl  gesetzt  wurde. 

Da  bei  den  vorliegenden  Versuchen  der  Magnetisirungsstrom  vom 
Ankerstrom  verschieden  war,  kann  zur  Berechnung  des  wirksamen 
Magnetismus  der  Maschine  die  bereits  obenerwähnte  Frölich'sche 
Gleichung  benützt  werden,  es  kann  also 

M=       ^".■'■-'"'J-  (7 

gesetzt  werden.  Hierbei  ist  J,  der  Magnetisirungsstrom,  J„  der  Strom 
im  Anker,  die  beiden  Constanten  m^  und  ;;/„  beziehen  sich  auf  den 
Magnet,  resp.  auf  den  Anker.    Die  Werthe,    welche    sich  für  dieselben 


*)    Dr.    A.    V.    Walten  hofen:    Einige    Bemerkungen    über    die    F  r  ö  1  i  c  h'sche 
Theorie  der  dynamoelektrischen  Maschinen.   »Zeitschr.  f.  Elektrotechnik*   1886,  S.  457. 


153 


Nr. 

Touren- 
zahl 

V 

1 

Erreger- 
strom 
J 

Anker - 
ström 

i 

Elektro- 
motorische 
Kraft 

Magnetisches    Feld 

Constante 

beobachtet 

..=  / 

fv 

berechnet  nach 

Frölich 

Gleichung 
8 

I 

2 
J 

4 
5 
6 

7 

1590 
1600 
1590 
1590 
löoo 

1590 
1590 

2-8 1 
2-8i 

2-8i 

2-81 
281 

2-8i 

2-8  I 

25  ; 

4-0 

5-38 

Ö-75 
8  i 

938 

33-os 
32-oS 

2975 
2792 

25-49 
2343 
36-0 

0-3590 
03398 
0-3171 
0-2976 
0  2700 
0-2497 
0-3837 

03572 
03376 

0-3171 
0-2962 
0-2744 
0  2524 
0  3883 

03584 
0-3385 
0-3177 
0-2953 
0-2715 
0-2479 
03814 

we=- 0-226 
nta.  "=^  0-03 1 

a  =  0-219 
b  =  0-0109 

8 
9 

lO 

II 

12 

13 

1590 

1600 
1600 
1600 
1600 
1600 

5'44 
5-44 
5-44 
5*44 
5  44 
5'44 

3-67 
50 

6-45 

8-1 

9-8 

51-59 
50-15 
4844 
4639 
43  55 
54  7 

0-5499 
05312 

0-5131 
0-4914 
0-4613 

0-5794 

0-5508 
0-5341 
0-5144 
04897 
0-4617 
0-5913 

05473 
0-5327 
05152 

0-4937 
04699 

0-5759 

Wg  =  0-2Ö2 
Wa  =  0-0578 

a  =  0*2497 
^  =  001 19 

H 
15 
i6 

17 
i8 

19 

1600 
1600 

1580 
1570 
1570 

1580 

9-9 
9-9 
9-9 
9-9 
99 
9-9 

4-77 
6-0 
763 
8-4 
lo-i 

6779 
66-72 
65-46 
64-47 
62-93 
70-30 

O-7181 
0-7007 
0*7022 
0-6959 
06793 
0-7541 

0-71Ö9 
0-7092 
0-6985 
0-6931 
0-6803 
07431 

0-7193 
0-7107 
0-6985 
0-6924 
06782 
07432 

nia  =  02922 

Wa  =  0-0755 

a  =  0-2924 
d  =  O'OIIÖ 

20 
21 
22 

23 

24 

25 

1570 
1560 
1570 

1560 

1550 
1550 

125 
125 

125 
12-5 

125 
125 

5-28 
663 

777 
9-0 
10  0 

75'43 
73-89 
72-90 
72-13 
71-30 
77-70 

0-8143 
0-8028 
0-7870 
0-7836 
0-7796 
0-8496 

0-8154 
0-8029 
0  7889 
07763 
0-7/628 
0-8522 

0  8104 
07990 
0-7887 
07772 
07673 
0-8423 

Ws  =  0-4613 
Wa  =0-255 

a  =  0-4276 
i  =  00221 

26 
27 
28 
29 
30 

1570 

1560 
1560 

1550 
1580 

14-8 
14-8 
14-8 
14-8 
14-8 

5-45 
7''5 
8-63 

104 

7757 
7Ö-73 
75-33 
7391 
80-40 

0-8374 
0-8128 

0-7979 
0  7829 
08624 

0-8311 
0-8149 

0-7977 
0-7728 
08683 

ü-8326 
0817Ö 
0-8035 

0-7743 
0-8666 

m,  =  0-4457 
Wa  =  0-3071 

a  =  0-4401 
b  =  0*0269 

aus  jeder  Versuchsreihe  ergeben,  sind  mit  in  die  Tabelle  aufg-enommen. 
Mit  Benutzung  der  speciellen  Werthe  dieser  Constanten  lassen  sich  die 
Resultate  jeder  Versuchsreihe  in  befriedigender  Weise  darstellen. 

Die  naheliegende  Vermuthung,  dass  sich  für  die  Constanten  aus 
allen  Versuchsreihen  dieselben  Werthe  ergeben  würden,  hat  sich  nicht 
erfüllt,  da  sowohl  die  Werthe  von  m^,  besonders  aber  jene  von  m^  sich 
mit  dem  Magnetisirungsstrom  ändern,  denn  der  Werth  von  m^  aus  der 
letzten  Versuchsreihe  ist  nahezu  zehnmal  grösser,  als  der  aus  dem  Ver- 
suche mit  dem  Magnetisirungsstrom  von   2-81   Ampere  gerechnete. 

Die  von  Claus ius  angegebene  Gleichung  für  den  Magnetismus  iW 
der  Dynamomaschine  liess  sich  zur  Darstellung  der  erhaltenen  Resultate 
nicht  verwenden.  Ich  suchte  daher  nach  einer  anderen  Beziehung 
zwischen  Magnetismus,  Magnetisirungs-  und  Ankerstrom,  welche  in 
mehr  befriedigender  Weise  die  obigen  Versuche  wiedergibt  und  fand, 
dass  folgende  Gleichung : 


M= 


154 


a  J  —  bi^ 


(8 


\  -\-  aJ 

dieser  Bedingung  entspricht,  in  welcher  mit  J  und  i  Magneti- 
sirungs-,  bezw.  Ankerstrom  bezeichnet  sind,  während  a  und  b  Constante 
bedeuten. 

Die  vorletzte  Rubrik  vorstehender  Tabelle  enthält  die  nach  dieser 
Gleichung  berechneten  Werthe  für  M,  welche,  wie  eine  Vergleichung 
zeigt,  mit  den  beobachteten  in  guter  Uebereinstimmung  sind.  Die  Con- 
stanten dieser  empirischen  Formel  ändern  sich  zwar  auch  mit  dem 
Magnetisirungsstrom,  aber  doch  in  viel  geringerem  Grade  als  bei  der 
Frölich'schen  Formel. 

Für  den  Fall  einer  gewöhnlichen  Serienschaltung ,  für  welche 
Ankerstrom  und  Magnetisirungsstrom  einander  gleich  sind,  lässt  sich 
die  Gleichung  auch  so  schreiben: 

oder  auch  i 


M= 


aj[i 


■bfs 

a  J 

-cJ-s] 


a  J 


(9 

(lO 


wenn  man  die  Constante  —  =  c  setzt. 

a 


Die  Brauchbarkeit  der  Formel  zur  Darstellung  der  beschriebenen 
Versuche  liess  wohl  erwarten,  dass  sie  auch  geeignet  sein  werde,  die 
Versuche  an  einer  Maschine  mit  directer  Schaltung  in  befriedigender 
Weise  wiederzugeben.  Die  nachfolgende  tabellarische  Zusammenstellung 
von  Versuchen,  welche  gelegentlich  der  praktischen  Uebungen  mit  den 
Hörern  des  elektrotechnischen  Institutes  an  derselben  Maschine  aus- 
geführt wurden,  bestätigt  das  vollkommen,  indem  die  nach  dieser 
Formel  berechneten  Werthe  von  M  mit  den  beobachteten  in  bester 
Uebereinstimmung  sind,  und  zwar  für  die  ganze  Versuchsreihe,  vom 
schwächsten  bis  zum  stärksten  Strom. 

Vergleichshalber  ist  der  Magnetismus  der  Maschine  auch  für  diese 
Versuche  nach  der  einfachen  Frölich'schen  Formel,  nämlich  nach  der 
Gleichung  '      ,  mj 

mit  dem  aus  den  Versuchen  ermittelten  Werthe  von  m  berechnet  werden. 


E 


Magnetisches    Feld 


beobachtet 


M= 


fv 


berechnet  nach 


Gleichung 
9 


Frölich 


I 

2 

3 

4 
5 
0 

7 
9 

10 

II 


1770 
1770 
1770 
1770 
1770 
1750 
1750 
1750 
1770 
1770 
1770 


958 
8-75 
7-1 

5-9 
4-88 

4-15 

3"3 

2-88 

2-35 

17 

i*i 


63-5 
6239 

5778 
53-31 
49-06 

4479 
40-31 

363 
34*24 
26-84 
20-52 


o'6o8o 
05974 
0-5532 
05 104 
0-47 1 1 
0-4363 
0-3904 
03516 

0-3144 
0-2570 
0-1817 


0-6075 
0-5911 
0-5507 
0-5125 
0-4717 
0-4487 
03971 
0-3509 
0-3172 
02524 
0-1857 


o  6269 
0-6054 

05546 
05085 
o  4611 

0-4213 

0-366Ö 

0-335S 
0-2919 
0-2297 
o  1617 


a  =  o  2141 
b  =  0-0097 

m  =0-1754 


155 

Die  so  erhaltenen  Werthe  finden  sich  in  der  vorletzten  Rubrik  der 
Tabelle  und  lassen  für  ein  gewisses  Intervall  eine  befriedigende  Ueber- 
einstimmung  zwischen  Beobachtung  und  Rechnung  erkennen.  Diese 
Uebereinstimmung  zeigt  sich  bis  zu  jenen  Werthen  für  den  Strom, 
welche  für  den  geradlinigen  Theil  der  Fr ölich'schen  Stromcurve 
maassgebend  sind,  für  welche  eigentlich  die  Frölich'sche  Formel  nur 
gilt  und  auch  nur  gelten  soll,  und  zwar  nach  Fr  öl  ich  für  den 
praktischen  Bereich  der  Werthe  von  Strom  und  Magnetismus.  Dagegen 
kann  die  Gleichung  9  als  eine  allgemeinere  empirische  Formel  für  den 
Magnetismus  einer  Dynamomaschine  angesehen  werden,  welche  für 
weitere  Grenzen  gilt. 

Es  wird  daher  auch  die  mit  Hilfe  dieser  Formel  abgeleitete 
Gleichung  der  Fr  ölich'schen  Stromcurve  diese  Curve  in  einem  weiteren 
Verlaufe  darstellen,  während  die  diesbezügliche  Frölich'sche  Gleichung 
nur  den  geradlinigen  Theil  dieser  Curve  wiedergibt.  Dasselbe  gilt  von 
der  Magnetisirungsfunction ,  ebenso  wie  die  F  r  ö  1  i  c  h'sche  Magne- 
tisirungsfunction  nur  bis  zum  Abfalle  der  Magnetisirungscurve  gilt, 
dürfte  sich  diese  Gleichung  9  darüber  hinaus  erstrecken. 

Leiten  wir  noch  diese  allgemeinere  Gleichung  der  Stromcurve  ab, 
so  erhalten  wir 

E  aj[\  —  c  J^) 


somit 
und 


E=f  .V 


f  V  i  -\-  a  J 

a  J  {i  —  cJ'S) 


i  -\-  a  J 


j E   V        aJ[\ — cX^ 


W       '        W   '         i-\-a  J 

wenn    W  der  gesammte  Widerstand    des  Stromkreises,    nämlich  Wider- 
stand der  Maschine  und  äusserer  Widerstand  ist. 
Aus  dieser  Gleichung  ergibt  sich 

J=f-^^^-'J'^)  -^ (- 

als  Gleichung  der  Stromcurve,  wobei  J  als  Ordinate  und  —777-    als  Ab- 

scisse  zu  nehmen  ist. 

Für  die  Zwecke  der  technischen  Praxis  empfehlen  sich  die 
Fr  ölich'schen  Formeln,  sowohl  die  für  den  Magnetismus  als  auch  die 
Gleichung  für  den  geradlinigen  Theil  der  Stromcurve,  da  sie  trotz  ihrer 
grossen  Einfachheit  für  den  praktischen  Bereich  der  betreffenden 
Grössen  die  Versuche  in  befriedigender  Weise  wiedergeben,  wie  aus 
dem  Gesagten  wiederholt  hervorgeht;  dagegen  dürften  die  Formeln  10 
und   1 1   von  theoretischem  Interesse   sein. 


Vielpolige  Dynamomaschine. 

Von  GANZ  &  Co.  in  Budapest. 

Es  war  im  Jahre  1884,  als  an  die  Firma  Ganz  &  Co.  die  Frage 
herantrat,  eine  Dynamomaschine  zu  construiren,  welche  bei  möglichst 
geringem  Gewichte,    eine  möglichst    grosse   Leistung    aufzuweisen    hat. 

Wir  wählten  hiebei  eine  Construction,  welche  sich  an  die  von 
uns  gebaute  Wechselstrommaschine,  System  Zipernowsky,  anlehnte,  nur 


156 


mit  dem  Unterschiede,  dass  der  äussere  Spulenkranz  durch  eine 
Gramm'sche  Ringgarnitur  ersetzt  wurde,  welche  eine  ganz  specielle  Con- 
struction  der  Eisenarmatur  hat. 


Die  Anordnung,  wie  sie  in  beistehenden  Illustrationen,  welche 
die  Maschine  in  Vorder-  und  Hinteransicht  zeigen,  ersichtlich,  besteht 
aus  sechs    feststehenden   Elektromagneten,    welche    mit    dem    Riemen- 


scheibenlager   aus    einem    Stück     gegossen    sind,      während     der    Ring 
seitlich  gefasst,   über  den  Elektromagneten  hinwegrotirt. 

Der  Ring,  für  eine  sechspolige  Maschine  bestimmt,  ist  derartig 
bewickelt,  dass  schon  ^/g  desselben  die  nöthige  Spannung,  die  hier 
1500  Volt  beträgt,  erzeugt.  Diese  sechs  Sechstel  sind  dann  parallel 
geschaltet,  um  eine  Stromstärke  von  35  Amperes  zu   erzielen. 


15: 


Jedes  Rfngsechstel  besteht  aus  56  Spulen  ä  12  Windungen,  woraus 
sich  ein  Commutator    von   56X6=336   Commutator-Sectoren,   ergibt. 

Die  Absammlung  des  Stromes  geschieht  in  der  Weise,  dass  je 
sechs  gleichwerthige  Commutator  -  Sectoren  untereinander  Verbunden 
sind,  wodurch  statt  sechs  nur  zwei  Bürsten  nothwendig  werden. 

Selbstverständhch  könnte  diese  Absammlung  auch  in  der  W^eise 
erfolgen,  wie  dies  im  Deutschen  Reichspatente  Carl  Zipernowsky 
^^Neuerungen  an  dynamoelektrischen  Maschinen*,  Nr.  15.205,  be- 
schrieben ist,  und  welche  auf  einer  Hintereinanderschaltung  der  gleich- 
werthigen  Elemente  basirt. 

Durch  die  neuartige  Construction  der  Armatur  lässt  sich  die  Leistung 
einer  solchen  Maschine  bedeutend  steigern,  wie  nachfolgende  Daten  zeigen. 

Die  Maschine  gibt  bei  looo  Touren  pro  Minute  wie  erwähnt 
1500  Volts  Klemmspannung  und   35   Ampere  Stromstärke. 

Sie  besitzt  in  der  Armatur  einen  Widerstand  von  O'p/  Ohms  ;  in 
den  Magneten  einen  solchen  von  o  28  Ohms. 

Die  Kupfermenge  in  der  Armatur  ist  23*5   Kgr. 

Die  Kupfermenge  in  den  Elektromagneten  ist   58'5   Kgr. 

Die  Gesammtleistung  nach  Obigem  beträgt  52.000  Watts;  dies 
gibt  640  Watt  pro  Kilogramm  Kupfergewicht  bei  einem  Totalgewicht 
der  Maschine  von  685   Kgr. 

Die  Maschine  hat  ein  elektrisches  Güteverhältniss  von  97*2  X 
und  da  in  der  Construction  des  Ringes  Vorsorge  getroffen  ist,  dass  die 
Entstehung  von  Foucault-Strömen  fast  gänzlich  ausgeschlossen  ist,  so  ist 
auch  der  commercielle  Nutzeffect  dieser  Maschine  ein  ungemein  hoher, 
weshalb  sich  diese  Maschine  auch  für  Krafttransmission  sehr  gut  eignet, 
namentlich  dort,  wo  es  auf  ein  geringes  Gewicht  bei  sehr  giosser 
Leistung  ankommt  und  speciell  diese  letzte  Verwendungsart  führte  auf 
die  Construction  dieser   Maschine. 

Allerdings  ist  der  Herstellungspreis  solcher  Maschinen  im  Ver- 
gleich mit  anderen  Maschinen  von  demselben  Gewichte  unverhältniss- 
mässig  höher. 

Wir  lassen  hier  nachfolgend,  des  Vergleiches  halber,  die  Kupfer- 
gewichte pro  Watt  einiger  anderer  Maschinen  folgen,  um  auf  diese 
Weise  die  hohe  Leistungsfähigkeit  dieser  Maschinentype  besser 
beurtheilen   zu  können. 


Maschinen  type 

Spannung 
Volt 

Touren 
pro  Minute 

Watts  pro 
Kilogramm 
Armatur- 
kupfer 

Watts  pro 
Kilogramm 
Totalkupfer 

Cromplon-Maschine 
für   72.000  Watt 

600 
1 10 

105 
S6 
77 
So 

1500 

400 
700 
670 
765 
1070 
450 

1000 

550 
576 
looS 
640 
S98 
793 

22j6 

113 
114 
210 

153 
214 
114 

640 

Crom  pton- Maschine 

für   54.000  Watt 

Ganz  &  Co.  VP5 
für  50.400  Watt 

Goolden-Trotter  Maschine 
für    16  000  Watt 

Goolden-Trotter  Maschine 
für  22  400   Watt 

Grosse  Bru-h-Maschine 
für   300,000  Watt 

Ganz    &    Co.    sechspolige 

Ringmaschine 

für  52.500   Watt    

158 

Bemerkung  über  den  Einfluss  der  Ankerströme    auf  das 
magnetische  Feld  einer  Dynamomaschine. 

F.  V.  DÖBRZYNSKI. 

Die  elektromotorische  Kraft  einer  Dynamomaschine  ist  bekanntlich 
durch  die  Formel 

E=  \n  AH (I 

gegeben.  In  dieser  Formel  bedeuten:  n  die  Tourenzahl,  A  eine  Constante 
und  H  die  Intensität  des  magnetischen  Feldes  der  wirkenden  Dynamo- 
maschine. 

Das  genannte  magnetische  Feld  kann  als  aus  zwei  Componenten  zu- 
sammengesetzt betrachtet  werden.  Diese  Componenten  sind :  das  Feld  der 
Elektromagnete  und  das  der  Armatur.  Ich  will  sie  mit  H^  und  H^  be- 
zeichnen. 

Ist  a  der  Winkel,  um  welchen  man  die  Bürsten  (aus  der  Anfangslage) 
verschieben  muss,  um  das  Maximum  der  Stromstärke*)  zu  erhalten,  dann 
ist  qqO  -|-  a  der  Winkel,  den  die  beiden  Componenten  H^  und  H^  mit- 
einander einschliessen.   Wir   können  nun  schreiben : 

m  =  HJ-\-H^^  —  2H^H,smri. (2 

Es   ist  aber  nach   S.   P.   Thompson**) 

Hg,  .  , 

-J--  =  sm  a      .      .      .      .      .      .      .      .      .      (3 

Die  Gleichungen    2   und   3    geben 

H:^  VHJ  -  H:^ (4 

und  H=H^coscf, (5 

Die   Gleichung  5    combinirt  mit    l   gibt  endlich 

E=  ^n  A  H^  cos  a (6 

Diese  Formel  besagt ,  dass  man  die  gemessene  elektromotorische 
Kraft  einer  Dynamomaschine  mit  cos  a  zu  dividiren  hat,  um  denjenigen 
Werth  derselben  zu  erhalten,  den  sie  hätte,  wenn  der  Einfluss  der  Anker- 
ströme nicht  vorhanden  wäre.  Die  Formel  6  gibt  also  eine  einfache  Methode 
zur  Bestimmung  der  Reaction   der  Armatur. 

Beispiel.    Durch   Messung  hat  man  gefunden: 
E^'JO  Volts  und  a  =  370. 

E 

cos  a  ^i=  0'8  und =  87 "5  Volts. 

cos  a 

Der   Einfluss   der  Ankerströme  beträgt 

100  (1  —  cosa)  =  2oX. 

*)  Der  äussere  Widerstand  und  die  Tourenzahl  sind  constant  vorausgesetzt. 
■"**)  S.  P.  Thompson.  Dynamo  Electric  Machinery.   Second  Edition.   1886,  pag.  78. 


Zur  Constructionstheorie  der  dynamoelektrischen 

Maschine.*) 

Nach    einem    Vortrage,    gehalten    im  Elektrotechnischen    Verein    an    der    kgl.    technischen 
Hochschule  zu  Aachen   am   20.  October   1886,  von  WILHELM  LAHMEYER. 

Verschiedene  theoretische  Untersuchungen  der  letzten  Jahre  beschäf- 
tigen sich  mit  der  Aufgabe,  nach  experimenteller  Ermittlung  einiger  Con- 
stanten     der      Eisenconstruction      einer     dynamoelektrischen     Maschine      für 


*)  Aus  dem    ,Centralbl.   f.  Elektrotechnik*   vom  Herrn  Verfasser  gütigst  mitgetheilt. 


159 

vorgeschriebene   elektrische   Leistung  die  zweckmässigste  Dimensionirung  der 
Wicklungen  zu   bestimmen. 

Diese  Aufgabe  darf  insbesondere  durch  die  Frölich'schen  Aufsätze  als 
in  einer  erschöpfenden  und  wenigstens  für  Trommelmaschinen  in  der  Praxis 
gut   brauchbaren  Art  und   Weise  gelöst  angesehen   werden. 

Ein  ferneres  Problem  ist,  das  Vorexperiment  gänzlich  entbehrlich  zu 
machen  und  unter  Zugrundlegung  einiger  ein-  für  allemal  bestimmter 
Materialconstanten  das  Eisen  und  Kupfer  einer  dynamoelektrischen  Maschine 
ohne  Vorversuch  und  ohne  Bezug  auf  ähnliche  Constructionen  auf  eine 
geforderte  Leistung  hin  zu  dimensioniren. 

Diejenigen  Formeln,  welche  für  gerade  Eisenstäbe  und  andere  regel- 
mässige geometrische  Formen  von  Elektromagneten  bei  gegebenen  Windungs- 
Amperes  die  magnetischen  Momente  bestimmen,  kommen  rücksichtlich  dieser 
Frage  nicht  in  Betracht.  Es  handelt  sich  vielmehr  gerade  darum,  von  der 
geometrischen  Gestalt  der  Elektromagnet-Construction  möglichst  zu  ab- 
strahiren. 

Als  erste  Lösung  dieses  Problems  müssen  die  Aufsätze  von  Gisbert 
Kapp,   veröffentlicht   in   „The  Electrician    1885"   gelten.*) 

Kapp  setzt  die  Anzahl  der  Kraftlinien  einer  Elektromagnet-Con- 
struction proportional  den  erregenden  Windungs-Amperes  und  umgekehrt 
proportional  dem  magnetischen  Widerstände  auf  dem  ganzen  geschlossenen 
Wege  der  Kraftlinien. 

Den  magnetischen  Widerstand  definirt  er  analog  der  entsprechenden 
elektrischen  Grösse  als  proportional  einem  specifischen  Materialcoefficienten 
und  der  Länge  eines  die  Kraftlinien  aufnehmenden  Körpers  und  umgekehrt 
proportional  dessen  Querschnitt.  Diese  specifischen  Widerstände  sind  die 
reciproken  Grössen  zu  den  Coefficienten  der  magnetischen  Permeabilität  und 
für  Eisen  keine  Constante.n,  sondern  derartige  Functionen  der  Kraftlinien- 
dichte,   dass  sie  für  die  magnetische  Sättigung  unendlich   werden. 

Bezeichnen  a^  «g  «g  die  specifischen  Widerstände  von  Schmiedeeisen, 
Gusseisen  und  Luft  oder  anderen  unmagnetischen  Stoffen,  so  gilt  nach  Kap  p 
für  geringe  Sättigungsgrade  das   Verhältniss : 

«1  H  %  =  2  :  3  :  1440. 

Indem  Kapp  nun  dem  modernen  Constructionsprincipe  entsprechend 
schwache  magnetische  Sättigung  voraussetzt,  lautet  seine  Formel  für  die 
Anzahl  der  Kraftlinien  einer  dynamoelektrischen  Maschine  mit  gusseisernen 
Elektromagneten  und  schmiedeeisernem   Anker: 

k^c. ^ , 

worin  N  die  Anzahl  der  Windungs-Amperes  auf  den  Schenkeln  bedeutet ; 
Z/_^  2^2  die  mittleren  Längen  der  Kraftlinien  im  Elekromagnetgestell  und 
Anker  Q^  Q^  die  senkrecht  zur  Richtung  der  Kraftlinien  genommenen 
mittleren  Querschnitte ;  ig  die  doppelte  mittlere  Länge  der  Kraftlinien  in 
einer  der  Räume  zwischen  Ankereisen  und  Polschuh  und  Q.^  den  Querschnitt 
dieser  Luftschicht. 

Für  C  dürfte  man  eine  reine  Constante  erwarten,  indessen  macht 
Kapp  auch  diese  Grösse  vom  Materiale  der  Elektromagnete  abhängig 
und   setzt: 

für  schmiedeeiserne  Schenkel      6"=  236 
für  gusseiserne   Schenkel  .      .      C  =■  i8g, 
wenn    wir   die   L  und    O   in   Millimeter   messen. 


*)  Siehe  auch  Kittler,  Handbuch  der  Elektrotechnik,  Bd.   i,  S.  47: 


160 

Durch  zahlreiche  sorgfältige  Messungen  an  dynamoelektrischen  Maschinen 
hat  Kapp  seine  Formel  als  brauchbar  erprobt.  Die  berechnete  Anzahl  der 
Kraftlinien  ist  stets  um  25 — 40//  grösser  als  die  beobachtete,  d.  h.  die- 
jenige, welche  sich  aus  der  Tourenzahl  pro  Minute  {v)  und  der  elektro- 
motorischen  Kraft  (£)   der  Maschine   nach   der   Formel   ergibt : 

k  =  108  , 

n  •  V 

worin  n  für  Ringmaschinen  die  einfache  Anzahl  und  für  Trommelmaschinen 
die  doppelte  Anzahl   der  Ankerwindungen   bedeutet. 

Diese  beträchtliche  Fehlergrösse  erklärt  sich  natürlich  hauptsächlich 
dadurch,  dass  die  Formel  die  Zunahme  des  magnetischen  Widerstandes  mit 
der  Sättigung  des  Eisens  nicht  zum  Ausdruck  bringt,  andererseits  auch 
dadurch,  dass  von  der  berechneten  Gesammtzahl  der  Kraftlinien  bei  jeder 
Dynamo  ein  Theil  durch  Streuung  unwirksam  wird,  die  Formel  aber  die 
Oesammtzahl    angibt. 

Berechnet  man  also  mit  obiger  Formel  die  magnetische  Leistung  einer 
neuen  Dynamo  -  Construction ,  so  hat  man  einen  nach  Maassgabe  der 
magnetischen  Beanspruchung  des  Eisens  geschätzten  Procentsatz  in  Abzug 
2.\x  bringen. 

Der  praktische  Werth  der  Formel  ist  trotz  dieser  Fehlergrösse  ein 
-eminenter.  Nicht  nur,  dass  sie  es  ermöglicht  über  die  Leistung  einer  erst 
in  der  Zeichnung  vorliegenden  Construction  eine  annähernde  Berechnung 
anzustellen,  sie  gestattet  auch  zu  beurtheilen,  ob  und  wie  eine  vorhandene 
Maschinentype  durch  andere  Dimensionirung  der  Eisenconstruction  ergiebiger 
zw.  machen   ist. 

Das  neuere  Constructionsprincip,  die  Eisenquerschnitte  gross  und  den 
Abstand  von  Ankereisen  zu  den  Polschuhen  möglichst  klein  zu  machen, 
«rgibt  sich   direct  durch   Anwendung   der   Kapjp'schen  Formel. 

Die  praktische  Bedeutung  eines  derartig  in  die  Rechnung  eingeführten 
magnetischen  Widerstandes  lässt  es  von  Werth  erscheinen,  den  Zusammen- 
hang dieser  Grösse  mit  der  eigentlichen  Theorie  des  Elektromagnetismus 
zu   entwickeln. 

Diese  Entwicklung  ist  umso  interessanter,  weil  sie  ermöglicht,  dem 
von  Kapp  vernachlässigten  Umstände  der  Zunahme  des  magnetischen 
Widerstandes   mit   der   Sättigung  Rechnung  zu   tragen. 

Bezeichnen  V-^  und  V^  die  magnetischen  Potentiale  zweier  Punkte  auf 
einer  Kraftlinie  jK,   so   ist 


V^-V^=P^R.dk (] 


worin  R  die  Kraft  bedeutet,  welche  an  den  einzelnen  Punkten  von  k,  längs 
welcher  Linie  das  rechtseitige  Integral  zu  nehmen  ist,  auf  die  Einheit  Nord- 
magnetismus  ausgeübt  wird. 

Beschränken  wir  unsere  Betrachtung  auf  ein  homogenes  magnetisches 
Feld,  so  gilt  bekanntlich  Aequidistanz  der  Kraftlinien  und  Isopotential- 
flächen, welch'  letztere  in  diesem  Falle  Ebenen  sind.  Demgemäss  ist  in  der 
Formel  R  constant  zu   nehmen  und   wir  erhalten 

V^—V^  =  Rl .     (2 

wenn   /  den   Abstand   der  beiden   Punkte  bedeutet. 

Zum  Maasse  der  Kraft  R  können  wir  nun  die  Anzahl  d  der  Kraft- 
linien nehmen,  welche  die  senkrecht  zu  ihrer  Richtung  genommene  Flächen- 
einheit schneiden. 


dSSk 


161 

Wir  setzten    also 

R  =  '^d 3) 

indem   wir  uns   die   Definition  des   Factors    a   noch   vorbehalten.    Es   ist 

d=  —  also  i?  = -^ (4 

q  q  ^^ 

worin  q  den  einer  einzigen  Kraftlinie  zukommenden  Querschnitt  bezeichnet- 
Dies   in   Gleichung   2   eingesetzt  gibt  : 

V^—l\=o.— (5 

Beziehen  wir  uns  nun  nicht  mehr  auf  eine  einzelne  Kraftlinie,  sondern 
auf  ein  zwischen  den  Isopotentialflächen  V-^  und  V^  gelegenes  Volumen  vom 
Querschnitte  Q,  welches  durch  Kraftlinien  begrenzt  wird  und  k  derselben 
aufnimmt,   so   ist  zunächst 

Q  =  k.q,  q=-^     ........      (6 

und    wir   erhalten 

y2-'^\  =  ^-^  -k (7 

^=-^i^' (« 

Die   Form   dieser  Gleichung    berechtigt,     den  Nenner  des   rechtseitigen 

Bruches   als   einen  Widerstand   aufzufassen   und  zu  bezeichnen. 

Wir  setzen  deshalb 

/ 
a.-^  =XQ (9 

A  ^"2  —  ^1  r 

k= -i- (10 

Für  den  durch  diese  beiden  Gleichungen  mathematisch  definirten 
Begriff  ID  ist  in  letzter  Zeit  die  Benennung  „magnetischer  Leitungs- 
widerstand"   üblich   geworden. 

Es  dürfte  die  Anschauung  weniger  beschränken  und  gerade  den 
üblichen  Vorstellungen  von  der  Natur  des  Magnetismus  mehr  conform  sein, 
für  tu  die  Bezeichnung  „magnetischer  Err  eg  un  gs  wi  d  e  rs  tan  d"  ein- 
zuführen. 

Für  den   Fall,   dass  /^  =  i,   wird   nach   Gleichung    10 

XO  =  V  2,  —  Vx   also  dXO^=  dV (11 

d.  h.  „der  Erregungswiderstand  eines  Stückes  einer  Kraft- 
linie ist  gleich  der  Potentialdifferenz  der  Endpunkte 
-dess  elbe  n". 

Halten  wir  uns  an  die  Vorstellung  der  drehbaren  Molecularmagnete, 
so  ergibt  sich  für  den  so  eingeführten  Begriff  des  Erregungswiderstandes 
eine  anschauliche   Deutung. 

In  jedem  Punkte  der  Kraftlinie  würde  die  Potentialdifferenz  d  V  das 
Drehungsmoment  sein,  welches  das  daselbst  vorhandene  Molecül  in  die 
Richtung  der  Kraftlinie  zu  drehen  sucht.  Der  magnetische  Widerstand  dvo 
ist  dann  als  ein  dem  entgegenwirkendes  Drehungsmoment  aufzufassen.  Beide 
sind  gleich,  denn  das  Theilchen  stellt  sich  naturgemäss  in  die  Waage.  Das 
widerstehende  Drehungsmoment  hängt  einerseits  von  der  molecularen 
Beschaffenheit  des  Stoffes  ab,  andrerseits  vom  Drehungswinkel  der  Theilchen. 
Eine   Beziehung  zwischen   diesem   Drehungswinkel   und   der  Dichte   der  Kraft- 

11 


162 

linien  ist  dadurch  gegeben,  dass  eine  Kraftlinie  durch  umso  weniger 
Molecularmagnete  geschlossen  wird,  je  mehr  die  Achsen  derselben  in  die 
Richtung  der  Kraftlinien  eingestellt  sind,  je  grösser  also  der  Ablenkungs- 
winkel ist.  Grössere  Potentialdifferenz  vergrössert  diesen  Winkel  und  lässt 
daher  Theilchen   frei  werden,   die  sich  zu  neuen   Kraftlinien  schliessen. 

Ohne  diese  specielle  Anschauung  irgendwie  zum  Ausgangspunkte 
unserer  Theorie  machen  zu  wollen,  können  wir  sie  doch  als  Grund  unserer 
Antipathie  gegen  den  Ausdruck  „magnetischer  Leitungswiderstand"  geltend 
machen. 

Wie  auch  die  vollkommene  Analogie  der  Formel  mit  dem  Ohm'schen 
Gesetze  erwarten  lässt,  ist  der  Coefficient  a  vom  Materiale  des  magnetisirten 
Körpers  abhängig.   Derselbe  ist  definirt  als: 

Die  Betrachtung  der  Anordnung  der  Kraftlinien  bei  einem  Eisen- 
körper,    der  einem  Magnete    genähert  ist,     zeigt  zunächst,   dass   für  ziemlich 

dV 
gleiches  g  und  mithin   a  für  Luft  ausserordentlich  viel   grösser   ist  als 

für   Eisen. 

Der  nähere  Charakter  von  a  wird  klar,  wenn  wir  Gleichung  8  auf 
einen  geschlossenen  Ring  von  Kraftlinien  und  speciell  auf  das  Feld  einer 
dynamoelektrischen  Maschine  anwenden. 

Wir  stellen  uns  zunächst  einen  sogenannten  circularen  Elektromagnet 
vor,  d.  h.  einen  mit  besponnenem  Draht  bewickelten  ungetrennten  Eisen- 
ring. Integrale  zu  vermeiden  tragen  wir  dem  Umstände,  dass  die  Anordnung 
der  Kraftlinien  in  dem  Ringe  jetzt  keine  völlig  homogene  ist,  dadurch 
Rechnung,   dass  wir   a  und    /  als   durchschnittliche  Werthe  auffassen. 

Die  Potentialdifferenz  F^  —  ^i  haben  :  wir  durch  die  Grösse  zu 
ersetzen,   welche   der   elektromotorischen  Kraft  analog  ist. 

Die  magnetisirende  Kraft  einer  Spule  ist  gleich  4  tt  ]V,  wenn  IV  die 
Anzahl  der  Windungs-Amperes  ist.  Es  ist  jetzt  ersichtlich,  dass  a  nicht 
etwa  eine  einfache  Materialconstante  bedeutet,  sondern  wir  müssen  dem 
Umstände  der  magnetischen   Sättigung  des   Eisens  Rechnung  tragen. 

Wir  können  uns  auf  verschiedene  Formeln  beziehen ,  welche  die 
temporäre  Erregungsfähigkeit  des  Eisens  als  Function  der  erregenden  Kraft 
darstellen,  wie  die  von  Müller,  Lamont  und  Thompson,  zwischen 
denen   das   Experiment  noch  nicht  zur  Genüge  entschieden   hat. 

Es  entspricht  der  Formel  Thompson's  und,  wie  dieser  zeigt,  an- 
nähernd  auch  der   Theorie   von   Lamont,   wenn  wir  setzen 


~K 


(13 


Hierin  sind  ß  und  K  Materialconstanten.  ß  ist  die  Grösse,  welche  als 
„sp  e  c  if  i  sc  he  r  Er  re  g  un  g  s  wi  der  st  an  d"  zu  bezeichnen  ist;  K  die 
maximale  Kraftlinienzahl  pro  Flächeneinheit;  den  reciproken  Werth  von  K 
nennt  Thompson  „Sättigungs-Coefficient"  ;  k^  ist  die  pro  Flächeneinheit 
wirklich  vorhandene  Anzahl  Kraftlinien,  also  eine  unter  sonst  gleichen  Um- 
ständen von  der  Anzahl  der  Windungs-Amperes  A'  abhängige  Grösse;  für 
kleines  k'   wird  a=ß. 

Für  a  könnte  man  die  Benennung  „temporären  Erregungs- 
widerstand"   einführen,   indem   man   dazu   specifisch  ergänzt. 


163 

Für  einen  Ringelektromagnet  vom  Querschnitte  Q  und  der  mittleren 
Länge  L  ergibt  sich   also   die   Gleichung 

4  ;:  iV         4  71  iV 

worin  ]Sf  die   Zahl   der  Windungs-Amperes   bedeutet. 

Setzen  wir  hierin   />;  =  i,   so   ergibt  sich  analog   Gleichung    ii 

2B  =  4  TT  A^ (15 

und   damit    der   Satz: 

„Die  von  einer  Stromspule  inducirten  geschlossenen 
Kraftlinien  ordnen  sich  so  an,  dass  ihnen  allen  der- 
selbe Erregungswiderstand  zukommt,  welcher  gleich 
dererregendenKraftist." 

In   Gleichung    14  führen   wir  den  Werth   von   a  ein: 

^=-1 L ■     -(^^ 


k'      Q 

k 
Da  k'  =  — PY  >   so   ergibt  sich   aus   dieser  Formel 


Q 


471  i\^ 


also   entsprechend   Gleichung    14 


L         4  71  iV/ 
~Q^  K-Q 

„     L     .    47riV 


"^    Q    '    K.Q 

dem  entsprechend   wird   allgemein  in   Gleichung    10 


(17 


Q    '        K-Q 

bei   analoger   Bedeutung   von   ß   und  K. 
Es   sei   bezeichnet 

P-f  =  -'-   • •   ■  •(■« 

Wir  wollen  unsere  Formeln  nun  auf  die  dynamoelektrische  Maschine 
anwenden.  Wir  stellen  uns  selbige  mit  einfachem  magnetischen  Kreise  vor 
und  bezeichnen  mit  IV  die  gesammte  Zahl  der  Windungs-Amperes  auf  den 
Schenkeln,  mit  L^  L^  die  mittleren  Längen  der  Kraftlinien  in  den  Magneten 
und  im  Anker  und  mit  Zg  den  doppelten  Abstand  von  Ankereisen  zum 
Polschuh ;  die  zu  diesen  Längen  gehörigen  mittleren  Querschnitte  Q,  Wider- 
stände 10,  Widerstandsconstanten  ß,  K,  7  und  Potentialdififerenzen  der  End- 
punkte 5|5i  wollen  wir  durch  die  entsprechenden  Indices  bezeichnen,  ^ßg 
bedeutet  somit  das  Zweifache  der  Potentialdifferenz  zwischen  den  Ober- 
flächen  des   Ankers  und   der  eines   der  Polschuhe. 

Die   gesammte   Anzahl   der   Kraftlinien   ist   dann 

.  =  -A_=|i (., 

"  +  if,  ß, 

11* 


164 

Die  Anzahl  der  vom  Anker  absorbirten   Kraftlinien 

J_  ^.  ^  ^B  ^S^^     ...       .{20 

Eine  Schätzung  des  Erregungswiderstandes  des  die  verloren  gehenden 
Kraftlinien   von  Pol  zu  Pol  führenden  Luftkörpers   und   dadurch   der  Differenz 

h  —  h  ist  nun   ohne  Experiment  nicht  gut  möglich. 

Wir  sehen    daher    von   der   Streuung    der  Kraftlinien     ab    und  setzen : 

i=li=&=^ (.■ 

tül  »2  "^3 

tüi  +  lÜ2  +  tt)3  2ß 

Berücksichtigen  wir,  dass  K^  =  oo  zu  nehmen  ist,  da  für  Luft  und 
unmagnetische  Körper  eine  magnetische  Sättigung  nicht  beobachtet  ist,  so 
ergibt  sich  tüg  =  Yg  und 

Wenn  wir  in  dieser  Gleichung  die  variablen  Summanden  des  Nenners 
fortlassen,  so  wird  die  Formel  mit  der  Kapp'schen  bis  auf  deren  Factor  C 
identisch.  Es  geht  daraus  hervor,  dass  jener  Factor  als  reine  Constante 
gelten  muss.  Diese  Constante  wird  bei  unserer  Einführung  des  magnetischen 
Widerstandes  gleich   der  Einheit. 

Da  es  jedenfalls  gerade  wesentlich  ist,  die  Zunahme  des  Erregungs- 
widerstandes mit  der  magnetischen  Sättigung  des  Eisens  zum  Ausdruck  zu 
bringen,  so  suchen  wir  aus  jenen  mit  variablen  Gliedern  die  unbestimmten 
Grössen  ^  zu    eliminiren. 

Es   ist  nun  allgemein 

'J)5  =  4^A^--^ ^'4 

führen   wir  statt  dessen   den  Werth 

*  =  4^A^--^ ('5 

in  die  Gleichung  ein,  so  reduciren  wir  offenbar  den  Fehler,  den  die 
Kapp'sche  Formel  durch  Vernachlässigung  der  Veränderung  des  magnetischen 
Widerstandes  mit  der  Kraftliniendichte  enthält,  auf  seine  Quadratwurzel 
(also  , von  ca.   36  X    auf  6X). 

Einen  Fehler  von  ähnlichem,  wahrscheinlich  noch  ein  gut  Theil  ge- 
ringerem Belange  machen  wir,  wenn  wir  sowohl  h)  wie  9B  nur  durch  den 
Constanten   Summanden   ausdrücken   und   setzen  : 

^=^TzN-jr (26 

worin 

^  =  Ti  +  Y2+ T3  =  St (27 

Führen   wir  diese  Werthe  ein,   so  nimmt  unsere  Gleichung  die  Form  an 

k=. 11^ .     .     .     .     „8 

c+4x7v.-i-(^;ü_+  '^ 


G  \  AT,  ß,    '     K^  Q, 


165 


Wird   im  Nenner   des  Bruches    der   constante   Factor  von  N 


"    ^      ''       +^^\=^ (^9 


gesetzt,  so  ist 

47r7V  N 

G  +  4.A^/^-^     ^^ ^'° 

4  7t 

und  damit  erkenntlich,  dass  unsere  Entwicklung  zu  einer  Gleichung  der- 
selben Form  geführt  hat,  wie  diejenige,  welche  Frölich  seiner  Theorie  zu 
Grunde  legt, 

Frölich's   Fundamental-Gleichung  lautet 

M=^—r- Y (31 

Der  wirksame  Magnetismus   M  darf    als  identisch  mit    der  Anzahl   der 
(wirksamen)     Kraftlinien    angesehen    werden ,     m  .  J   bedeutet ,     wie    N    die 

Windungs-Ampere  auf  den  Schenkeln.  Es   zeigt  sich,  dass  auch  a  und  ö 

und   H  genau  entsprechen. 
Frölich   setzt 

a  =  —       . (32 

worin  a  den  Magnetismus  bedeutet,  der  im  Falle  eines  einzigen  Windungs- 
Ampere  inducirt  wird.  In  diesem  Falle  der  schwächsten  Sättigung  des  Eisens 
haben    wir 


G      I 

so    dass  < völlig  entspricht. 

4  TT      [1 

Bei  Frölich   ist  ferner 


4  7C  ^  4  TT 


20=^;    k,,,  =  ^;     G  =  ^ (33 


^(max)  =  -r (34 


Offenbar   ist  auch 


"(max)  TT  \ö5 


So   ergibt  direct  die   Gleichung   des   circularen  Elektromagneten 

^=-^  =  T^— (36 

Diese  Uebereinstimmung  unserer  Formel  mit  der  Frölich'schen  kann 
natürlich  nicht  als  Beweis  für  die  Richtigkeit  der  T  h  o  m  p  s  o  n'schen,  resp. 
Frölich'schen  Magnetirungsfunction  angesehen  werden.  Vielmehr  muss  das 
Experiment  erst  noch  endgiltig  entscheiden,  ob  dieses  oder  ein  anderes 
Gesetz  zu  Grunde  zu  legen  ist.  Der  Werth  unserer  Untersuchung  ist  aber 
der,  dass  sie  durch  die  Einführung  des  „magnetischen  Erregungswider- 
standes" den  eigentlichen  allgemeinen  Charakter  der  Frölich'schen  Con- 
stanten der  Dynamomaschine  erkennen  lässt.  Unsere  Deutung  der  Grössen  G 
und  H  ermöglicht  offenbar  nach  experimenteller  Ermittlung  der  Werthe 
dieser  Constanten  an  einer  einzigen  Maschine  auch  für  alle  anderen  Modell- 
grössen  proportionaler  Dimensionirung  unsere   Gleichung  aufzustellen. 


166 

Bezeichnet  p  die  Verhältnisszahl  der  linearen  Vergrösserung  einer  be- 
kannten Dynamotype  und  sind  iV',  G' ,  H'  die  Windungs-Amperes  und  Con- 
stanten  des   zu  berechnenden  Modells,   so   ist 

^'  =  '^-i:^-  •  •  •  •  ■  •  •  ^'^ 
=7'^¥=l    <^« 

^        +_Z_L^         ...     (39 


H'  = 


G 


Die  Anzahl  der  Kraftlinien   des   neuen  Modells   berechnet  sich  also 

N'     - 


(40 


Nehmen  wir  speciell  an,  dass  auch  die  Wicklungsräume  proportinal 
vergrössert  seien  und  die  Stromdichte  in  den  Schenkelspulen  dieselbe  ge- 
blieben sei,   so  wird 

J\?'  =  p^.N .     (41 

k'  =  -^ (42 


4  TT 

Was  die  Anwendung  unserer  Formel  zur  Berechnung  einer  nur  in  der 
Zeichnung  gegebenen  Dynamoconstruction  betrifft,  so  erübrigt  eine  genauere 
Bestimmung  der  specifischcn  Widerstände  ß  für  unmagnetische  Stoffe  und 
für  die  verschiedenen  Eisensorten  und  besonders  der  maximalen  Kraftlinien- 
dichten K  für  die  letzteren.  Die  für  unsere  Formel  passenden  Werthe  von  ß 
lassen  sich   den  Untersuchungen   Kapp's   entnehmen. 

Nehmen  wir  für  den  Kapp'schen  Factor  C  das  Mittel  aus  beiden  von 
ihm  gegebenen  Werthen,  so  ergeben  sich  die  specifischen  Erregungswider- 
stände  ß   unserer  Formel 

für  Schmiedeeisen  :^  0*0094  •  4  '^ 

„     Gusseisen  =  o*oi4l  .  4  % 

„     Luft   und  unmagnetische  Körper  =  6*775     .47c. 

Diese  Werthe  habe  auch  ich  durch  Messungen  an  verschiedenen 
Maschinen  als  sehr  zutreffend   erprobt. 

Die  bisherigen  Bestimmungen  der  maximalen  Kraftliniendichten  K 
dagegen  weichen  sehr  voneinander  ab  und  geben,  meinen  Beobachtungen 
nach,  zu  geringe  Werthe  an.  Mit  diesbezüglichen  Untersuchungen  an  dynamo- 
elektrischen Maschinen  bin   ich  augenblicklich    beschäftigt. 

Dass  auch  nach  möglichst  genauer  Ermittlung  der  .Constanten  ß  und  K 
die  Formel  bei  Anwendung  zur  rein  theoretischen  Berechnung  der  Leistung 
einer  Dynamo  nicht  so  genaue  Resultate  geben  kann,  wie  bei  Anwendung 
zur  Berechnung  neuer  Modelle  einer  bekannten  Type,  ist  natürlich  und  schon 
durch   die  verschiedene   Qualität  der   Eisensorten    des   Handels   bedingt. 

Andererseits  ist  aber  eine  auch  nur  approximative  theoretische  Cal- 
culation  einer  völlig  neuen  Dynamotype  von  ausserordentlichem  praktischen 
Werthe. 


167 

Aachen,  im  December  i88ö. 
Nach  Fertigstellung  obiger  Abhandlung  erschienen  in  den  November- 
Nummern  des  „Electrician"  wiederum  Aufsätze  von  Kapp  und  Hopkinson 
über  das  im  Obigen  behandelte  Thema.  Kapp  veröffentlicht  die  "Resultate 
sorgfältiger  Experimente,  welche  auch  die  zu  unserer  Formel  nöthigen 
maximalen  Kraftliniendichten  ziemlich  genau  feststellen.  Die  Rundschau  der 
Nr.  34  des  „C.  f.  E."  widmete  diesen  Arbeiten  schon  eine  Besprechung 
und  weist  darauf  hin,  dass  Kapp  ein  anderes  Magnetisirungsgesetz  als  das 
Frö  li  ch-T  h  o  m  p  s  on'sche  für  das  richtige  erprobt  zu  haben  glaubt.  Es 
dürfte  rathsam  sein,  diese  wichtige  Frage  durch  genaue  Untersuchungen 
endgiltig  zu  schliessen  und  dürfte  sich  nach  unserer  Ansicht  hiezu  folgende 
Methode  gut    eignen. 

Man  versehe  einen  gleichmässigen  ungetrennten  Eisenring  mit  einer 
primären  und  einer  secundären  Spule.  Durch  die  primäre  schicke  man 
Ströme  verschiedener  Stärke.  Nach  Messungen  der  Stärke  des  Stromes 
unterbreche  man  denselben  immer.  Alsdann  wird  in  der  secundären  Spule 
eine  elektromotorische  Kraft  inducirt,  welche  proportional  der  Anzahl  der 
durch  die  primäre  erzeugten  Kraftlinien  ist.  Die  Enden  der  secundären 
Spule  verbinde  man  mit  einem  Spiegelgalvanometer.  Alsdann  kann  man  ohne 
die  bei  Messungen  an  Dynamomaschinen  unvermeidlichen  Fehler  in  Folge 
der  Kraftlinienstreuung  und  der  Mängel  der  Geschwindigkeitsbestimmung  für 
den  circularen  Elektromagnet  das  Magnetisirungsgesetz  feststellen.  Unsere 
Abhandlung  zeigt,  wie  dann  mit  einer  für  die  Technik  hinlänglichen  Genauig- 
keit  die  Gleichung   der  Dynamomaschine  zu  bilden  ist. 

Indem  ich  bemerke,  dass  mich  selbst  Mangel  an  Zeit  hindert,  die  an- 
gedeuteten Untersuchungen  vorzunehmen,  schliesse  ich  in  der  Hoffnung,  durch 
obigen  Hinweis  einem  Anderen  Veranlassung  zur  Anstellung  des  einfachen 
Versuches  zu    geben.  Wilhelm  Lahmeyer. 

Ueber  die  Schaltung  galvanischer  Elemente. 

Von  dipl.  logenieur  M.  JÜLLIG,    Docent  am  Wiener  Polytechnicum. 

Die  verbreitetste  technische  Anwendung  des  elektrischen  Stromes 
ist  unstreitig  jene,  bei  welcher  der  Strom  in  einer  geschlossenen  Schleife 
von  einem  Orte  A  zu  einem  zweiten  Orte  B  und  dann  wieder  zurückgeführt 
wird,  um  zwischen  den  beiden  Punkten  A  und  ß  zur  Verständigung  durch 
telegraphische   Zeichen   oder  Signale  zu   dienen. 

In  den  meisten  Fällen  bedient  man  sich  als  Rückleitung  der  Erde. 
Als  Stromquelle  dient  mit  wenigen  Ausnahmen  eine  hydroelektrische  Säule 
und  als  Zeichenempfäuger  zumeist  ein  mit  einem  oder  mehreren  Elektro- 
magneten ausgestatteter  Apparat.  Für  das  Functioniren  des  Empfangs- 
apparates ist  eine  bestimmte  magnetisirende  Kraft  nöthig,  die  auf  möglichst 
ökonomischem  Wege  erzeugt  werden  soll.  Diesen  Zweck  erreicht  man  durch 
Ströme  von  geringer  Intensität  und  Elektromagnete  von  hoher  Windungs- 
zahl. Es  wird  dann  die  in  der  Leitung  nutzlos  durch  Wärmebildung  ver- 
lorene Energie  gering  werden. 

Jedenfalls  sind  für  die  Wahl  der  Leitung  und  der  Batterie,  sowie  des 
Elektromagnets  die  Grundsätze  der  elektrischen  Kraftübertragung  maass- 
gebend,  bezüglich  welcher  ich  auf  die  trefflichen  Arbeiten  von  Stefan*)  und 
Popper   hinweise.**) 

Um  eine  Telegraphen-Anlage  herzustellen,  die  in  jeder  Hinsicht  den 
Grundsätzen   der   Oekonomie   vollständig   entspricht,     müsste    man   sowohl   die 


*)  Zeitschr.  d.  Elektrotechn.  Vereines  in  Wien.  I.  Bd.    1S83,   S.    16. 
**)  Ebendaselbst.  I.  Bd.,  S.   274. 


168 

Anlage-  als  auch  die  Betriebskosten  sämmtlicher  Bestandtheile  genau  kennen 
und  die  Anlage  derart  durchführen,  dass  diese  Summe  ein  Minimum  wird. 
Ich  halte  dieses  Problem  heute  noch  nicht  für  allgemein  lösbar,  da  uns 
noch  viele  Erfahrungs-Coelficienten  mangeln.  Dagegen  will  ich  hier  den 
Versuch  machen,  bei  gegebenem  Widerstände  in  Leitung  und  Elektro- 
magneten und  bekannter  Stromstärke,  die  günstigste  Schaltung  von  galvanischen 
Elementen   zu   ermitteln. 

Bezeichnen   wir 
mit    W   den  gegebenen  äusseren  Widerstand,   Leitung  und  Apparate, 

„      e     die  elektromotorische  Kraft  eines   galvanischen   Elementes, 

„      w    dessen  inneren   Widerstand, 

„      n     die   Anzahl  der   Elemente, 

„      J     die  Strom-Intensitäten, 
so   ist  nach   dem   Ohm'schen   Gesetze    bei  einfacher  Hintereinanderschaltung 
der  Elemente 

n  e 

W  -\-  n  w  ' 

In  dieser  Gleichung  ist  J  und  W  gegeben.  Dagegen  können  e  und  m 
durch  Wahl  des  Elementsystemes  und  Dimensionirung  des  Elementes  in  ge- 
wissen Grenzen  und  Abstufungen  variirt  werden ;  n,  die  Anzahl  der  Elemente, 
lässt  sich  dann  für  jeden  speciellen  Fall  berechnen.  Nur  ist  es  bei  gegebenen 
Batterieconstanten  e  und  zv  nicht  immer  möglich,  ein  ganzzahliges  n  zu  finden, 
und  dann  wird  die  Aufgabe  eigentlich  unlösbar,  da  man  nicht  Bruchtheile  eines 
Elementes  herstellen  kann.  In  praktischen  Fällen  wählt  man  für  n  eine  ganze 
Zahl,  welche  dem  berechneten  Werthe  von  n  mögHchst  nahe  kommt.  Sollte 
es  sich  jedoch  darum  handeln,  eine  bestimmte  Stromstärke  im  gegebenen 
Widerstände  genau  zu  erreichen,  so  kann  man  dies  durch  Wahl  eines 
bestimmten  Batteriewiderstandes  w  erreichen,  da  bei  galvanischen  Elementen 
der  innere  Widerstand  durch  Veränderung  der  Plattengrösse  und  Platten- 
entfernung sich  beliebig  variiren   lässt. 

Es  ist  nun  von  hohem  praktischen  Interesse,  unter  den  möglichen 
Element-Combinationen  jene  herauszufinden,  welche  die  geringsten  Kosten 
verursacht.  Es  existirt  allerdings  eine  alte,  oft  missverstandene  Regel,  welche 
sagt,  man  solle  den  inneren  Widerstand  der  Batterie  gleich  jenem  des 
äusseren  Schliessungskreises  machen,  doch  erzielt  man  hiedurch  nur,  dass 
die  betreffende  Batterie  in  kürzester  Zeit  im  äusseren  Stromkreise  ein 
Maximum  an  Arbeit  (J^  W)  verrichtet,  während  gleichzeitig  die  nämli  c  h  e 
Arbeitsmenge  im  Inneren  der  Batterie  nutzlos  verloren 
geht. 

In  praktischen  Fällen  findet  man  auch  fast  gar  nie  gleiche  äussere 
und  innere  Widerstände,  sondern  zumeist  sind  die  äusseren  Widerstände 
wesentlich  grösser  als  jene  der  Stromquellen.  Dies  gilt  ebenso  von  Batterien 
als   auch  magneto-   und   dynamoelektrischen  Maschinen. 

Um  in  einem  Leiter  vom  Widerstand  W  die  Strom-Intensität  J  zu 
erzeugen,  braucht  man  als  äusserstes  Minimum  die  elektromotorische  Kraft 
E  ■=.  J  W,  das  heisst :  Wenn  wir  ein  widerstandsloses  Element  von  der 
elektromotorischen  Kraft  E  construiren  könnten,  so  würde  dieses  in  einem 
Stromkreise  vom  Widerstand  W  die  Strom-Intensität  J  erzeugen.  Nachdem 
die  in  einem  solchen  idealen  Eilemente  verloren  gehende  Energie  {J'^  w) 
gleich  Null  ist,  würde  die  gesammte  Energie  im  äusseren  Stromkreise  auf- 
treten. Nun  ist  es  aber  unmöglich,  ganz  widerstandslose  Elemente  zu  con- 
struiren und  die  elektromotorische  Kraft  eines  Elementes  schwankt  zwischen 
engen  Grenzen  und  wird  in  praktischen  Fällen  den  Werth  2*5  kaum  er- 
reichen. 


169 

Am  nächsten  würde  dem  idealen  Zustande  eine  grossplattige  Accu- 
mulatorenbatterie  kommen,  deren  Elemente  bei  hoher  elektromotorischer  Kraft 
(über  2  Volt)  sehr  geringen  Widerstand  besitzen,  (o'ooi  Ohm  z.  B.).  Nach- 
dem jedoch  die  Plante'schen  Accumulatoren  und  deren  Epigonen  bisher 
noch  wenig  Eingang  in  die  Praxis  decj  Telegraphenbetriebes  gefunden 
haben,  wollen  wir  die  aufgeworfene  Frage  zunächst  an  anderen  Elementen 
verfolgen. 

Wir  wissen,  dass  die  Summe  der  elektromotorischen  Kräfte  von  hinter- 
einandergeschalteten Elementen  jedenfalls  grösser  sein  muss,  als  das  Product 
J  IV,  und  zwar  umsomehr,  je  grösser  der  innere  Widerstand  der  Elemente 
ist.  Es  muss  also  jedenfalls  fie^JlV  sein,  wodurch  bei  bekanntem  e  für 
n  schon  eine  untere  Grenze  bestimmt  ist.  Man  kann  nun  die  Elemente  in 
beliebiger  Zahl  parallel  schalten  und  hiedurch  den  inneren  Widerstand  nach 
Belieben  vermindern.  Doch  erhöht  dies  wesentlich  die  Anschaffungskosten. 
Es  wird  sich  aber  jedenfalls  eine  Schaltung  erreichen  lassen,  bei  welcher 
die   Summe   sämmtlicher  Auslagen   ein  Minimum    wird. 

Ganz  denselben  Zweck,  wie  durch  Parallelschalten  erzielt  man  auch 
durch  Vergrösserung  der  Oberfläche  der  Elementplatten.  Auch  durch  An- 
näherung derselben  kann  man  den  inneren  Widerstand  wesentlich  vermindern. 
Doch  kommt  man  hierbei  bald  auf  praktische  Grenzen,  da  zwischen  den 
Elementplatten  immerhin  ein  nicht  allzu  kleiner  Raum  sich  befinden  soll, 
welcher  zur  Aufnahme  der  elektromotorisch  wirksamen,  eventuell  auch  der 
depolarisirenden  Flüssigkeiten  dient.  Nimmt  man  die  Distanz  der  Platten  zu 
klein  an,  so  werden  die  zwischenliegenden  Flüssigkeitsschichten  sehr  bald 
zersetzt  und  können  nicht  rasch  genug  durch  Diffusion  aus  den  entfernteren 
Flüssigkeitsschichten  regenerirt  werden. 

Hingegen  steht  dem  Verkleinern  des  Widerstandes  durch  Wahl  grosser 
Platten  oder  Parallelschaltung  vieler  Elemente  gar  nichts  im  Wege,  als  die 
hohen  Anschaffungs-  und  Amortisationskosten,  und  es  lässt  sich  gerade  aus 
diesen  Kosten  die  praktisch  richtige  Schaltung  von  Elementen,  die  einem 
bestimmten  Zwecke  dienen,   ermitteln. 

Die  Anschaffungsküsten  eines  Elementes  werden  mit  grosser  Annäherung 
der  PJattengrösse  desselben  proportional  gesetzt  werden  können,  wobei  wir 
voraussetzen,  dass  der  Abstand  der  Platten  sich  nicht  ändere.  Stellt  man 
sich  anderseits  vor,  dass  man  n  Elemente  von  Widerstand  w  und  der 
elektromotorischen  Kraft  e  auf  Quantität   kuppelt,   so   kann  man  diese   Com- 

bination   als   ein   einziges   Element  von  Widerstand  ansehen,   das  n  mal  so 

n 

viel  kostet  als   ein   einzelnes   Element. 

Wir  dürfen  also  sowohl  die  Anschaffungs-  als  auch  die  Amortisations- 
kosten eines  Elementes  seinem  inneren  Widerstände  umgekehrt  proportional 
setzen,  gleichgiltig  ob  wir  den  Widerstand  durch  Vergrösserung  der  Platten 
oder  Parallelschaltung  mehrerer  Elemente  vermindern.  Die  jährlichen 
Erhaltungskosten  eines  constant  in  Benützung  stehenden  Elementes  *)  setzen 
sich  zusammen:  i.  Aus  den  Kosten  für  die  verbrauchten  Metalle  und  elektro- 
lysirten  Flüssigkeiten,  wobei  die  rückgewonnenen  verkäuflichen  chemischen 
Producte  abgerechnet  werden  müssen.  Diese  Kosten  sind  dem  Pro- 
ducte  aus   Zeit  und   Stromstärke   direct  proportional. 

2.  Aus  den  Kosten  für  das  Reinigen  der  Elemente.**)  Die  letzteren 
können  wir  ebenfalls  dem  inneren  Widerstände  verkehrt  proportional  setzen, 
da  mit  der  Elementzahl  (bei  parallelgeschalteten  Elementen)  oder  Platten- 
grösse   auch     der  Zeit-    und  Materialaufwand    für    die    Reinigung    sich    ver- 


*)  Z.  B.  eines  Elementes  für  Ruhestrom. 
"*)  Verquicken  der  Zinkplatten   eic. 


170 

grossen.  Bezeichnen  wir  die  Kosten  für  Verzinsung,  Amortisation  und 
Reinigung  einer  bestimmten  Elementgattung  (z.  B.  Daniell,  eventuell 
Element-Gruppe)  von  i  Ohm  Widerstand  per  Jahr  mit  ß,  so  wird  ein  Ele- 
ment,  beziehungsweise  eine  als   Element   zu    betrachtende    parallelgeschaltete 

ß 
Gruppe    vom  Widerstände  w  die   Kosten per  Jahr   verursachen. 

w 

Bezeichnen  wir  ferner  den  Werth  der,  bei  der  Stromstärke  von 
I  Ampere  per  Jahr  consumirten  Metalle  und  Flüssigkeiten  mit  a,  so  erhalten 
wir  für  einen  Strom  von  der  Intensität  J  per  Jahr  und  Element  den  Kosten- 
aufwand ,7  a. 

Die  jährlichen  Kosten  für  eine  Batterie  von  n  Elementen  be- 
tragen  somit 

n^^nJd^K        (I 

Dabei  ist 

J=      "'        (II 

W  -\-  nw 

Es  sollen  nun  n  und  w  so   gewählt  werden,   dass   K  ein  Minimum  wird. 

Zur  Bestimmung  von  n  und  w  sind  die  Gleichungen  I  und  II  hin- 
reichend, da  ß,  a,  J  und  W  bekannt  sind  und  für  K  die  Bedingung 
besteht,   dass   diese   Grösse  ein  Minimum   werde. 

Um  die  Werthe  von  7t  und  w,  welche  K  zu  einem  Minimum  machen, 
kennen  zu  lernen,  eliminiren  wir  zunächst  mit  Hilfe  von  Gleichung  II  die 
Grösse  n  aus   Gleichung  L   Es   ist 


n  =  ^ — (III 

e  —  J  ZV 


somit 


-(-  +  1) 


J  W 

K  = .  I  Ja.  -f-  -^  1  =  Minimum 

e  —  J IV 


K=JW   J'^'^+1^ ,  (IV 

Da   eJ  und    VV  Constanten  sind,   wird  K  zum  Minimum,   wenn   dies   vom 

Ausdrucke 

J  aw  +  ß 

— 7 Ht   g'^^- 

w  {e  —  Jw) 

Der  genannte   Bruch   ist  eine   Function   von   w.   Setzen   wir 

■^^'"  +  ^^=/(ze.) (V 

Diese   Function   von  w   wird   zum  Minimum,    wenn 

''/(»)=  0  und  i!^M>a 


dw  dzu'^ 

Durch   zweimalige   Differentiation   finden   wir  nach   der  Formel 
IC  V  du  —  u  dz' 

ZI  v^ 

df  [w]  ZV  {e  —  Jvü)  Ja.  —  (J'a  w  -j-  ß)  (^  —  2  J zv) 


dzv  zv"^  [e  —  J  zvY 

df{zv)   _  zv'^J'^  a  +  2  w  Jß  —  t-  ß 
dzv  zv"^  [e  —  JzvY 

d'^f{zv)     _       J  (Z£>  g  J  4-  ß)     _  ^    Z£/2  j-2  a  _^  2  2£/  J  ß  —  ^  ß 
dzv^^  zv^  (e  —  J  zvY         ~  zv^  {e  —  J  zv)^ 


tM 


171 
Für 


df{w)   ^^ 


dw 
erhält  man 

zf2J2a  +  2wJß  —  eß  =  C>. 
Durch   Auflösung   dieser   quadratischen   Gleichung   erhält   man 


a.J 


"'■  +  P'  (VI 


Nachdem    w    eine    essentiel    positive   Grösse     ist,     gilt  nur   das    obere 


Zeichen   und   wir   erhalten 


a^-[-  ß 


Fassen   wir  nun   den   Ausdruck   für 


I (VII 


in's  Auge.   Derselbe  besteht  aus  der  doppelten   Diffeienz  der  beiden   Brüche 

J(waJ"4-ß)        ^    z£/2  J2a+ 2ze/ Jß  — ^ß 
und 


w'^  [e  —  JivY  w^  {e  —  J  ivf 

Der  Zähler  des  zweiten  Bruches  ist  Null,  der  Nenner  nicht ;  somit 
verschwindet  der  zweite  Bruch 

Nachdem  a,  ß,  w  und  J  unbedingt  positive  Grössen  sind  und  auch 
der   Nenner  des   ersten  Bruches   nie  negativ   werden  kann^  ist 

dw'^ 

somit   wird    K  wirklich    zum   Minimum. 

Aus   Gleichung  III  und    VII   erhalten    wir 

J  w 


n  ^=^ 


e 


(■  + 


^        '  (VIII 


a^  +  ß 


^  ZV 
J2F 


{Vf¥^^  +  V"f)^ (IX 


Die  Berechnung  der  Constanten  a  soll  zunächst  für  das  Daniell- 
Element  und  dessen  Varianten  (Meidinger,  Callaud,  Siemens  u.  s.  w.)  durch- 
geführt werden. 

Die  Constante  a  lässt  sich  durch  Betrachtung  der  elektrolytischen 
Vorgänge   im   Elemente   ermitteln. 

Beim  Daniell-Element  wird  Zink  und  Kupfervitriol  verbraucht,  Zink- 
vitriol und  metallisches  Kupfer  wiedergewonnen.  Nachdem  es  sich  jedoch 
nicht  rentirt,  den  Zinkvitriol  wieder  zu  gewinnen,  da  die  Kosten  für  das 
Sammeln  und  Verdampfen  der  oft  noch  dazu  verunreinigten  Flüssigkeit 
gegenüber  dem  Werthe  des  gewonnenen  Productes  zu  hoch  sind,  wollen 
wir  nur   den   Werth     des     wiedergewonnenen   Kupfers     in    Rechnung    ziehen. 

Ein  Strom  von  i  Ampere  scheidet  (nach  F.  und  W.  Kohlrausch) 
in  der  Secunde  0-3288  Milligr.  Kupfer  aus.  Von  einer  Zink-Anode  wird  in 
derselben  Zeit  durch    i    Ampere  0-3376   Milligr.   Zink  aufgelöst. 

Somit  wird  ein  Strom  von  l  Ampere  in  einem  Elemente  pro  Jahr 
I0"369    Kgr.    Kupfer    abscheiden    und    10-647    Kgr.    Zink   auflösen.   Zur    Ab- 


172 

Scheidung  von  10*369  Kgr.  Kupfer  sind  4084  Kgr.  Kupfervitriol  [Cu  SO^  -\- 
-\-  5  H^  0)  erforderlich.  Bei  Ankauf  im  Grossen  erhält  man  i  Kgr.  Kupfer- 
vitriol für  0*25  fl.  Für  rückgewonnenes  Kupfer  rechnen  wir  fl.  50  pro 
100  Kgr,  Verbrauch  an  Schwefelsäure  wird  nicht  in  Betracht  gezogen,  da 
es  in  der  Praxis  meist  üblich  ist,  Batterien  mit  Daniell'scher  Combination, 
vor  Ingebrauchsetzung  kurzzuschliessen,  um  durch  Elektrolysirung  des  Kupfer- 
vitriols  die  nöthige  Schwefelsäure  zu   erzeugen. 

Bei  Berechnung  des  Preises  für  das  verbrauchte  Zink  ist  zu  berück- 
sichtigen, dass  wir  es  mit  fertig  montirten  und  mit  angenieteten  Leitungs- 
bügeln versehenen  Zinkcylindern  oder  Platten  zu  thun  haben,  deren  Werth 
durch  die  aufgewendete  Fabrikationsarbeit  steigt,  dass  man  jedoch  Zinkplatten 
und  Cylinder  nur  beiläufig  bis  zur  Hälfte  in  der  Batterie  verbrauchen  kann, 
während  die  Ueberbleibsel  nur  als  Altzink  verwerthet  werden  können.  Der 
Preis  für  lOO  Kgr.  Faconzink  in  Form  von  Cylindern  oder  Platten,  mit  an- 
genieteten Leitungsbügelu  beträgt  fl.  35 — 40  ;  für  Altzink  erhält  man  fl.  12  — 15 
pro    100  Kgr.   Rechnen  wir  im  Mittel  fl.   37'5   und  fl.    I3'5. 

Um  100  Kgr.  Zink  elektrolytisch  in  der  Batterie  zu  verbrauchen  sind 
200   Kgr.   Faconzink   erforderlich. 

200   Kgr.   Faconzink   kosten    ....      fl.      75 

ab   Erlös    für    100       „      Altzink „      I3'5 

100  Kgr.   elektrolysirtes   Zink      .      .      .      fl.      61 '5 

Berechnen    wir    nun    die    Kosten    für    den   durch    ein  Daniell-Element 
erzeugten   Strom.     Für   ein  Ampere  pro  Jahr   ergibt    sich    folgende   Summe : 
lO'369   Kgr.   Zink  kosten  .      .      .      .      fl.      6*38 
40*840       „      Kupfervitriol  kosten     .       „    lO*2l 

fl.    i6*59 

ab   Erlös  für    10*369  Kgr.   Kupfer      „       5*18 

a  =  Stromkosten   für   ein  Ampere   pro  Jahr     fl.    11*41. 

In  der  Praxis  kommt  es  wohl  kaum  vor,  dass  man  einzelne  Elemente 
mit  I  Ampere  Stromstärke  arbeiten  lässt.  Die  Intensität  der  gewöhnlichen 
Telegraphenströme  schwankt  zwischen  4  und  lOO  Milliampere  (=M.-A.), 
4 — 15  M.-A.  für  Relais,  12  —  30  für  Glockenapparate,  60 — 80  für  Morse- 
Localströme   und    100   im     Maximum   für  Klingeln.*) 

Für  ein  Element,  das  ein  Jahr  lang  mit  10  M.-A.  arbeitet,  wäre 
nach  der  früher  berechneten  Zahl  ein  Materialaufwand  von  ll'4l  kr.  pro 
Jahr  zu  gewärtigen.  Dies  setzt  allerdings  voraus,  dass  kein  Nebenconsum 
stattfindet.  Nachdem  sich  der  letztere  nicht  auf  Grund  der  elektrolytischen 
Gesetze  ermitteln  lässt,  muss  diesem  Factor  in  anderer  Weise  Rechnung 
getragen  werden. 

Jedenfalls  ist  der  Preis  für  sämmtliche  verbrauchte  Materialien  in  den 
Erhaltungskosten  K  für  Elemente  enthalten  und  wird  somit  der  Nebenconsum 
in  den  Constanten  ß  zu  finden  sein.  Kohl  fürst  hat  über  die  Anschaffungs- 
und Erhaltungskosten  von  galvanischen  Elementen  in  Zetzsche's  Hand- 
buch der  Telegraphie  (IV.  Bd.)  eine  ausführliche  Zusammenstellung  ver- 
öffentlicht,  der  wir  nachstehende   Daten   entnehmen. 

Nach  den  Angaben  der  folgenden  Tabelle  betragen  die  Anschaffungs- 
kosten für  ein  Element  im  Mittel  fl.  i"3i  ;  die  jährlichen  Erhaltungskosten 
fl.    1*37.   Dabei   wurde    l    Reichsmark  ==  0"6o  fl.   ö.   W.   gesetzt. 

Ganz  besonders  niedrig  werden  die  jährlichen  Erhaltungskosten  von 
der  Badischen  Staatsbahn  und  Oesterreichischen  Nordwestbahn  angegeben, 
nämlich  0*55  Mk.  ==  0*33  fl.  und  0*35  fl.  Herr  Bechtold,  Telegraphen- 
vorstand  der   österreichischen   Nordwestbahn,    erklärte  mir  jedoch   die   Ziffer 

*)  Diese  Zahlen  verdanke  ich  grossentheils  Herrn  Ingenieur  Josef  Krämer. 


173 


s. 

■«  s 

s 

0) 

^  1 

•o  2 
^  1 

CO 

1  ^ 

"5    ä 

:oi     O 

1 

< 

1-5     «^ 

Anmerkujigen 


M 

3 -So 

055 

M 

3-00 

2-20 

MB 

1-40 

3-50 

M 

^■53 

0-89 

D 

2-75 

1-50 

MB 

2  "60 

2-23 

MB 

2-15 

2-99 

M 

3-67 

5-12 

M 

i-8o 

I-  70 

M 

2-85 

2-40 

MB 

2-50 

I-4I 

MB 

2-71 

i-8o 

MB 

2-35 

1-98 

MB 

3"  00 

3-00 

MB 

2- 00 

3-70 

MB 

2- 00 

I-6S 

MB 

1-50 

1-70 

MB 

2-  10 

2-35 

M 

2-30 

3  "44 

C 

0-79 

i-i8 

C 

0-75 

I-I4 

c 

!■  12 

1-73 

M.B.C. 

0-75 

1-05 

MB. 

0-35 

M 

0-87 

0-90 

C 

2- 00 

1-51 

c 

0-79 

1-79 

c 

0-52 

i"39 

M 

1-48 

2-  16 

M  =  Meidinger-Element 

MB  =  Meidinger- 
Ballon-Element 

C  =  Callaud-Element 


Die  Elemente  sind  un- 
ausgesetzt in  Thätig- 

keit. 


Badische  Staatsbahn 

Bergisch-Märkische  Bahn 

Berlin-Potsdam-Magdeburger  Bahn. . . . 

Berlin-Stettiner  Bahn 

Braunschweigische  Bahn 

Breslau- Warschauer  Bahn 

Cottbus  Grossenhainer  Bahn 

Dortmund-Gronau-Enscheder  Bahn  .  .  . 
Buch. -Lübeck  u.  Hamburg-Lüb.  Bahn  . 

Märkisch-Posener  Bahn 

Main-Neckar-Bahn 

Main-Weser-Bahn 

Nassauische  Bahn 

NiederschlesischMärkische  Bahn    

Oberschlesische  Bahn 

Oels-Gnesener  Bahn 

Preussische  Ostbahn 

Posen-Creuzburger  Bahn 

Thüringische  Bahn    

Arad-Temesvärer  Bahn 

Kaiserin  Elisabeth-Bahn    

Kaschau-Oderberger  Bahn 

Mährisch-schlesische  Centralbahn M.B.C.    o"75       l"05       ^ 

Oesterr.   Nordwestbahn    . MB.         —         0*35     Vt," 

,,         Staatseisenbahn  Gesellschaft 

Pilsen-Priesener  Bahn 

Theiss-Bahn 

Ungar.  Westbahn 

Vorarlberger  Bahn    


der  genannten  Bahn  damit,  dass  dies  nur  Materialkosten  seien,  dass  hin- 
gegen Arbeitslöhne  nicht  mitgerechnet  wären.  Auf  die  gleiche  Art  mag  wohl 
auch  die  Ziffer  der  Badischen  Staatsbahn  entstanden  sein.  Die  beiden  Zahlen 
sind  aber  insofern  von  Interesse,  als  sie  uns  auf  die  mittlere  Stromstärke 
im   Eisenbahn-Telegraphenbetrieb   einen   Schluss  ziehen  lassen. 

Das  Mittel  aus  den  gegebenen  Zahlen  ist  33  M.-A.  und  würde 
einem  Materialverbrauch  von  0"3i  fl,  entsprechen,  eine  Zahl,  die  mit  den 
von  der  Sächsischen  Staatsbahn  und  Oesterreichischen  Nordwestbahn 
angeführten  so  gut  stimmt,  dass  wir  dies  kaum  einem  Zufalle  zuschreiben 
können. 

Die  Ermittlung  der  Constante  a  konnte  auf  Grund  bekannter  Natur- 
gesetze  durchgeführt    werden. 

Für  die  Ermittlung  der  Constante  ß  hingegen  stehen  uns  noch  nicht 
genügende  Erfahrungen  zu  Gebote.  Es  ist  indess  immer  möglich  anzugeben, 
in  welchem  Widerstände  und  mit  welcher  Stromstärke  die  uns  bekannten 
Elemente  am   ökonomischesten    arbeiten. 

Setzen  wir  voraus,  dass  wir  es  mit  einer  Gruppe  von  )i  m  Elementen 
zu  thun  haben,  von  denen  je  jn  Elemente  parallel  und  n  Elementreihen 
(ä  vt  Stück)  hintereinandergeschaltet  sind.  Die  jährlichen  Erhaltungskosten 
pro   Element  wurden   mit  fl.    1*37    ermittelt.")    Bezeichnen   wir  nun   mit  y  jene 


*)  Diese  Zahl  kann  nur  als  Beispiel,  keinesfalls  als  Norm  aufgestellt  werden.  Die 
Angaben,  aus  denen  dieselbe  geschöpft  ist,  sind  heute  vielleicht  schon  antiquirt,  doch  steht 
uns  keine  Tabelle  neuen  Datums  zu  Gebote.  Jedenfalls  ist  die  Zahl  eher  zu  hoch  als  zu 
niedrig  gegriffen. 


174 


Kosten   pro  Jahr,   die   von  der    Stromstärke   unabhängig    sind.     Sie  umfassen 
die  Verzinsung    des  Anschaffungscapitals,     die   Beaufsichtigung,    die  Arbeits- 
löhne,  die   Auswechslung    der   Gläser    und    sonst    noch    alle  Ausgaben,     die 
nicht  durch  Ersatz  elektrolysirter  Materialien   verursacht  werden. 
Wir  erhalten  pro   Element 

Gesammtauslagen fl.      i'37 

5X    Verzinsung  von   einem   Anschaffungscapital  von  fl.    i*3l     .       „      o*o6 


fl. 


Hievon  ab  Materialverbrauch 


1-43. 
0-34 


Y  =  fl.     i"og 
In    der    folgenden   Ausführung     sind     die    für     IV,      e    und    J    früher 
gegebenen     Bezeichnungen    beibehalten,    w-^    bedeutet    den    inneren    Wider- 
stand  eines   Elementes.    Wir   erhalten   für  die  Stromstärke 

J  =  — 


w  -\- 


w^  n 
m 


für  die   Gesammtkosten 

K  =^  n  ni  •^[  -\-  J  a  n. 

Es   müssen  nun   n  und  m  so  gewählt  werden,   dass  K  e.m  Minimum  wird. 

Führt  man    die  Rechnung     genau    so    durch,     wie    dies     oben    gezeigt 
wurde,   so   erhält  man 


n  = 


e 
JW 


I  + 


(I 
(11 


Z  = 


J2J^ 


\\^e  a  +  7  Wi  -f-j/v  zi^iJl 


Die  letzte  Gleichung  zeigt,  dass  der  Gesammtkostenaufwand  direct  der 
pro  Secunde  geleisteten  äusseren  elektrischen  Arbeit  J^  W  proportional  ist. 
Setzen  wir  nun  in  die  Gleichungen  I  und  II  specielle  Werthe  ein.  Im 
Mittel   finden   wir 

w^^=  %   Ohm,      e  - 


8  J    I  + 


Volt,     a  =  fl.  ii'4i,     Y  =^  fl-  i'o8. 
=:  20-i8  J     . 


11-41  +  8  X  i"o8 


8  X  i'oJ 


JW 


-V 


8  X  i"0^ 


=  1-656  JW 


(III 


(IV 


I I-4I  -|-  8  X  i'o^ 
Aus   Gleichung  III   ist  zu   entnehmen,     dass   die  Anzahl   der   parallel  zu 
schaltenden   Elemente    nur   von    der   Stromstärke    abhängig  ist.      Setzen   wir 
m  =   I,   so   erhalten   wir 

J  =  0-0495   Ampere, 

das  heisst :  Elemente  ,  welche  die  früher  erwähnten  physikalischen  und 
Erhaltungs-Constanten  besitzen,  arbeiten  am  ökonomischesten  bei  49*5  M.-A. 
Stromstärke. 

Im  Allgemeinen  können  wir  sagen:  Für  jede  Elementgattung  gibt  es 
eine  bestimmte  Stromstärke,  bei  welcher  das  Element  in  Ruhestrom- 
schaltung  am    ökonomischesten   arbeitet. 

Man  kann  die  Gleichungen  III  und  IV  auch  nach  J  und  W  auf- 
lösen und  erhält  dann  für  beliebige  Werthe  von  n  und  in  die  günstigsten 
Stromstärken  und   Widerstände. 


Wir   finden 


175 


J  =  0-0495  '"'■ 

TT/  '^ 

W  =  1 2  •  1 9  — 


Nach   diesen   Formeln   ist  nachstehende  Tabelle  berechnet   worden 


m 

I      i 
ii 

2 

3           4      '■ 

5 

J  = 

VV  = 

/  = 

w  ^  \  J  = 

/'F"=  i  /  = 

]V  = 

J  = 

IV  = 

M,  A. 

Ohm 

M.-A. 

Ohm  1  M.-A. 

Ohm   M  -A. 

Ohm 

M.-A. 

Ohm 

I 

49-5 

12* 19  990 

6-095 

148-5 

4-063 

1980 

3  047 

247-5 

2-438 

2 

49-5 

24-38  99-0 

12- 190 

148-5 

8-127: 

198-0 

6-095 

247-5 

4-876 

3 

49-5 

36-57  i  99-0 

18-285 

H'^-S 

12-190 

198-0 

9-142 

247-5 

7-314 

4 

49-5 

48- 76: 

99-0 

24-380 

148-5 

16-253 

198-0 

12-190 

247-5 

9-752 

S 

49-5 

60-95 

99-0 

30-475 

148-5 

20-317 

198-0 

15-237 

247-5 

12- 190 

6 

49-5 

73*14 

99 -o 

36-570 

148-5 

24-380 

198-0 

18-285 

247-5 

14-628 

7 

49-5 

85-33: 

990 

42  665 

148-5 

28-443 

198-0 

21-3321 

247-5 

17-066 

8 

49-5 

97-52 

99-0 

48-760 

148-5 

32-507 

198-0 

24-380 

247-5 

19-504 

9 

49*5 

109  71 

99-0 

54-855 

148 -5 

36-570: 

198-0 

27-427 

247-5 

21-942 

10 

49-5 

121-90 

99-0 

60-950 

1 

148-5 

40-633: 

1980 

30-475 

1 

247-5 

24-380 

In  dieser  Tabelle*)  finden  wir  gar  keine  Werthe,  welche  den  Be- 
dingungen auf  langen  Telegraphenlinien  entsprechen  würden  und  müssen 
den  Schluss  ziehen,  dass  die  gebräuchlichen  Elemente  nur  in  dauernden 
Localschlüssen  günstig  arbeiten.  Vielleicht  gelingt  es  aber  durch  Verkleinerung 
des  Volumens  der  einzelnen  Elemente  deren  Erhaltungskosten  -[  wesentlich 
herabzudrücken.  Nehmen  wir  an,  es  sei  möglich,  kleine  Elemente  von  10  Ohm 
Widerstand  —  abgesehen  vom  Materialverbrauch  durch  den  Strom  —  mit 
jährlich   0*5   fl.   zu  erhalten,   so   ergeben   Gleichung  I  und   II   (S.    174) 

•»t  =  28-12  J, 
n  =  1-552  J  W, 
J  =  o  035  m. 

Derartige   Elemente  würden     noch   mit    35   M.-A.    ökonomisch  arbeiten. 

Jedenfalls  wäre  es  von  hohem  Interesse,  genaue  Daten  über  die  Strom- 
verbrauchscoostante  y  ^^'^  ^i^  Erhaltungsconstante  ß  zusammen,  da  nur 
aus  diesen  sichere  Schlüsse  über  die  ökonomische  Schaltung  der  Batterien 
gezogen  werden   können. 

Die  elektrische  Beleuchtung   der  Grossen  Oper  in  Paris. 

Mitgetheilt  von  ETIENNE  DE  FODOR. 

Als  Grundlage  der  in  der  Grossen  Oper  zu  Paris  einzurichtenden 
elektrischen  Beleuchtung  diente  die  bereits  vorhandene  Gasbeleuchtung. 
Diese  Letztere  bestand  aus  einer  Gesammtsumme  von  7570  Flammen,  welche 
durch    Glühlampen   ersetzt   werden   sollten. 

Der  Beleuchtungsdienst  umfasst  fünf  Hauptgruppen,  u.  zw.:  I.  Admini- 
stration und  Heizung;  II.  Bühne;  III.  Zuschauerraum  und 
Pavillon;  IV.  Foyer  und  grosse  Freitreppe;  V.  Kellergeschoss. 
Die  grösste  Anzahl  von  Lichtern  findet  sich  in  der  Gruppe  III:  „Zuschauer- 
raum und  Pavillon"  mit  2254  Flammen;  hierauf  folgen  Foyer  und  Freitreppe 
mit  2087,  während  die  Bühne  1897  Flammen  (die  Trainees  oder  Unter- 
lichter nicht  mitgerechnet)    erforderte. 


Dieselbe  gilt  selbstverständlich  nnr  für  Ruhestrom. 


176 

Nach  verschiedenen  Probebeleuchtungen  wurde  im  vorigen  Jahre  der 
Compagnie  Continentale  Edison  die  Beleuchtung  des  Zuschauer- 
raumes übertragen.  Nachdem  die  hiedurch  erzielten  Resultate  sowohl  das 
Publicum  als  auch  die  Direction  befriedigten,  wurde  der  genannten  Com- 
pagnie die  Beleuchtung  des  ganzen  Operngebäudes  übertragen,  und  befindet 
sich  diese  ansehnliche  Installation  nun  seit  einem  Monat  in  regelmässigem 
Betriebe. 

Um  den  Anforderungen  des  Dienstes  zu  genügen,  war  es  nothwendig 
23   gesonderte  Leitungen  zu   etabliren,   welche  folgende  sind  : 

1.  Zuschauerraum:   Grosser  Lustre. 

2.  „  Rampe  und   Girandoles. 

3.  „  Logen. 

4.  Bühne   (Coulissen,    Oberlichter  u.   s.   w.). 

5.  A  uss  enbe  le  u  c  htu  n  g  (Bogenlampen). 

6.  Grosse  Freitreppe:   Untere  Etagen. 

7.  „  „  Obere  „ 

8.  Foyers:   Avant-Foyer. 

g.  „  Grosses   Foyer  :   Zwischenacte. 

10.  „  ^  „         Kleine   Beleuchtung. 

11.  Confiserie. 

12.  Gänge   (Couloirs):    Zuschauerraum   rechts. 

13.  „  „  links. 

14.  „  Administration    rechts. 

15.  „  „  links. 

16.  Logen   der  Künstler:   Rechts. 

17.  „  „  „  Links. 

18.  K  eil  er  g  e  s  cho  s  s. 

19.  Tagesbeleuchtung:   Bühne. 

20.  „  Administration. 

21.  Sicherheitslampen:   Rechts.        « 

22.  „  Links. 
2-^.   Eingänge. 

Diese  23  Hauptleitungen  haben  im  Ganzen  etwa  750  Nebenleitungen, 
von  welch'  letzteren  die  kleineren  Gruppen  und  einzelnen  Lampen  abgezweigt 
wurden. 

Es  dürfte  nicht  uninteressant  sein,  ein  annäherndes  Verzeichniss  der 
Hauptpiecen  zu  geben,  welche  sich  in  diesem  Riesengebäude  befinden,  um 
von  der  Ausdehnung  desselben  eine  Vorstellung  zu  bieten.  Das  Haupt- 
sächlichste  ist : 

Administration.  Bureaux  der  Direction,  Bureaux  für  den  Vor- 
verkauf der  Billete  für  den  Ball,  Feuerwehrposten  mit  Bureaux  für  den 
Commandanten,  Lampisterie,  Laboratorium  für  die  elektrischen  Batterien, 
Foyer  der  Choristen,  Wohnungen  dreier  Portiere,  Posten  der  Municipalgarde 
mit  Bureaux,  Sattlerei,  Magazin  der  Feger  und  Kehrer,  Buchhaltung,  Cassa, 
Tapezierer-Werkstätte,  Feuerwerker-Werkstätte,  Bureaux  des  Conservateurs, 
Magazine  der  Waffen,  der  Maschinisten,  Fechtsaal,  Garderobe  für  die  Com- 
parsen,  Bureaux  und  Cabinets  der  Ober-Maschinisten,  des  Ober-Regisseurs, 
des  Gesangsregisseurs,  des  Studiendirectors,  des  Tanzregisseurs,  des  Ballet- 
meisters,  des  Chordirectors,  des  Chefs  für  die  Gebäude-Erhaltung,  des  Ober- 
Inspectors,  des  Directorats-Huissiers,  Magazine  für  die  Utensilien,  fünf  Säle 
für  die  Comparsen,  Cabinet  des  Arztes  mit  Apotheke,  Saal  für  die  Gesangs- 
übungen, Saal  für  die  Choristen,  Logen  der  Choristen,  Cabinets  für  die 
Coiffeure,  Logen  der  Ballet-Koryphäen,  der  ersten  Quadrille  (Ballet),  der 
kleinen  Sujets  (Ballet),  der  Tänzer,  der  Balletzöglinge,  der  zweiten  Quadrille, 
Saal    für    den   Rollschuhlauf,    Bureaux    des   Bekleidungsdienstes,     Werkstätten 


177 

und  Cabinets  der  Schuhmacher  für  Damen  und  Herren,  des  Ober-Garderobiers, 
Säle  für  die  singenden  Kinder,  für  die  Figuranten,  Bureaux  der  Copisten, 
Magazine  der  Costüme,  der  Schuhbekleidung,  Werkstätten  der  Näherinnen, 
Magazin  der  Schmuckgegenstände,  Werkstätte  des  Hutmachers,  Bureaux  und 
Räumlichkeiten  für  den  Polizeiposten.  Werkstätten  der  Schneider,  Local  für 
den  Gasmotor  des  Aufzuges,  Water-Closets,  Im  Ganzen  1264  Lampen,  ver- 
theilt  auf  fünf  Etagen. 

Bühne.  O  berlichter,  Rampe,  Ständer  u.  s.  w.,  Saal  für  die  Prosaproben, 
Directionsloge,  Prosceniumlogen,  Magazine  für  Utensilien,  Decorationen,  Bureaux 
für  die  Schnürmeister,  Die  Versenkungen  haben  fünf  Geschosse,  der  Schnür- 
boden hat  fünf  Etagen  und  ausserdem  noch  drei  Gitterboden,  so  dass  im 
Ganzen,     die   Bühne    mitgerechnet,     14   Etagen   zu  beleuchten   sind, 

Zuschauerraum  und  Pavillons.  Hof  der  Abonnenten,  gedeckter 
Ausgang,  erstes  Vestibüle  der  Abonnenten,  grosses  Vestibüle  der  Abonnenten, 
Confiserie,  Pavillon  des  Präsidenten  der  Republik,  Stall  für  die  reitenden 
Garden,  Remise  des  Directors,  Foyer  der  Musiker,  Depot  für  die  Instrumente, 
Cabinet  des  Capellmeisters,  Wartesaal  für  die  Arbeiter,  Garderoben,  Cabinet  des 
Polizeicommissärs,  des  Arztes,  Bibliothek,  128  Logen,  Baignoires  u.  s.  w.  Im 
Ganzen  2252  Lampen.  Der  grosse  Lustre  des  Zuschauerraumes  hat  500  Lampen. 

Foyer  und  grosse  Treppe.  Offenes  Vestibüle,  erstes  Vestibüle, 
Octogonal-Vestibule,  Vestibüle  der  Controle,  Bureau  der  Controle,  Entrees 
des  Publicums,  Garderoben,  Galerien,  grosses  Foyer,  kleines  Foyer,  runder 
Salon,  Bureaux  der  Cotroleure,  Tanzsäle,  Magazine.    Im  Ganzen  2087  Lampen. 

Keller.  Werkstätten  der  Arbeiter,  Heizung,  Kohlen,  Feuerspritzen, 
elektrische   Beleuchtung. 

Das  ganze  Gebäude  hat  eine  durchschnittliche  Länge  von  180  Mtr. 
Die  Höhen   sind   vom   Niveau   des   Kellergeschosses  gerechnet: 

Bis  zum   Plafond   des   grossen   Foyers  ...    32   Mtr. 
„     zur'  Spitze   der  grossen    Kuppel      .      .      .60      „ 
„     zum   Dachfirst  der   Bühne     .      .      .      .      .65       „ 

Die  Breite  des  Gebäudes  (Facade)  ist  70  Mtr.,  und  wenn  man  die 
beiden    Flankenpavillons   hinzurechnet    lOO   Mtr. 

Der  Zuschauerraum  hat  eine  Höhe  von  25  und  einen  Durchmesser 
von  30  Mtr.  Er  hat  vier  Etagen  für  Logen,  acht  Reihen  Galeriesitze, 
13   Reihen  Parterrefauteuils   und  sieben   Reihen   Balkonsitze. 

Die  Bühne  selbst  ist  25  Mtr.  tief  und  30  Mtr.  breit  (die  Breite  der 
Coulissengänge  nicht  mitgerechnet)  und  sind  auf  derselben  elf  Reihen  Ober- 
lichter anzubringen. 

Die  elektrischen  Maschinen  befinden  sich  im  Kellergeschosse,  gerade 
unter  dem  grossen  Foyer,  d.  h.  an  der  einen  Extremität  des  Gebäudes.  Die 
Entfernungen  der  Endpunkte  der  Leitungen  von  den  Dynamos  sind  daher 
bedeutende,   wie  man   aus  folgenden   Längen   schliessen  kann: 

Leitung   vom   Maschinenlocale: 

Bis   zum   letzten   Schnürboden       .      .   250  Mtr.   Länge 
„         „      grossen   Lustre    ....    360      „  „ 

„      zu  den  Candelabern  des  Admini- 

strations-Tractes 200      „  „ 

Der  Beleuchtungsdienst  zerfällt  in  den  Tagesdienst  und  Nacht- 
dienst, für  welche  gesonderte  Leitungen  existiren.  Ausserdem  musste  noch 
eine  Absonderung  für  die  sogenannten  Wachelampen  (Veilleuses)  geschaffen 
werden,   welch'    letztere   Tag   und   Nacht   in   Function   sind. 

Der  Tagesdienst  gilt  für  die  Beleuchtung  der  Bühne  während  der 
Proben  und  der  dunklen  Localitäten.  Der  Nachtdienst  gilt  für  die  Vor- 
stellungen. Er  beginnt  um  1/37  Uhr  Abends  und  dauert  bis  zum  Ende  der 
Vorstellung.   Es  gibt  vier  Vorstellungen   in   der  Woche,    die  populären   Vor- 

12 


178 

Stellungen  zu  herabgesetzten  Preisen  nicht  hinzugerechnet.  Die  Wachelampen 
werden  mit  Accumulatoren  betrieben.  Ausserdem  existiren  noch  Sicherheits- 
lampen, welche  im  Zuschauerräume  vertheilt  sind.  Sie  sind  unterhalten  von  vier 
Batterien  Accumulatoren,  welche  an  vier  verschiedenen  Punkten  des  Gebäudes  an- 
gebracht und  derart  geschaltet  sind,  dass  selbst  in  dem  Falle,  als  eine  Batterie 
unterbrochen  werden  sollte,  die  Lampen  dennoch  nicht  den  Dienst  versagen. 
Die  im  Operngebäude  installirte'n,  vorhin  erwähnten  7570  Gasflammen 
werden   ersetzt   durch  50 18   Glühlampen   ä    10  Kerzen  Leuchtkraft 

1108  „  ä    16        „ 


im   Ganzen   durch   6126   Glühlampen, 
ferner    durch    sechs  Bogenlampen,    System   Pieper    (ä   80   Carcels),    welche 
in  der  Loggia  angebracht  sind. 

Die  Hauptfacade  ist  beleuchtet  durch  zwei  Candelaber,  auf  welchen 
sich  je  acht  Jablochkoff-Chandeliers   befinden. 

Der  Tagesdienst  erfordert  630  Lampen,  während  die  Anzahl  jener 
Lampen,  welche  bei  Tag  und  Nacht  brennen  60  ist.  Es  entfallen  daher 
auf  den  Nachtdienst   (oder  Vorstellungsdienst)   5436   Lampen. 

Hievon  erfordern  die  Logen  der  Künstler  672,  die  Couloirs  220,  die 
Confiserie  loo,  die  Logen  im  Zuschauerraum  240,  der  Balletsaal  112,  die 
Vestibüle   556   Lampen. 

Die  Bühnenbeleuchtung  zerfiel  früher  in  g  Oberlichter  ä  131  Lampen  = 
=  1179,  in  40  Portants  ä  8  Lampen,  8  ä  4  Lampen,  8  ä  3  Lampen  und 
4  ä  2  Lampen,  im  Ganzen  für  die  Portants  384  Lampen.  Ausserdem  77  Mtr, 
Trainees  oder  Unterlichter  mit  beiläufig  500  Lampen.  Total  für  die  Bühnen- 
beleuchtung  2063   Lampen. 

Dieselben  werden  ersetzt  durch  1590  Glühlampen  ä  10  Kerzen  Leucht- 
stärke  (die   Unterlichter  mitgerechnet). 

Zur  Unterhaltung  des   Beleuchtungsdienstes   sind   vorhanden: 

4  Dynamos   ä    120    Volt    und    800   Amp.  =  3200  Amp. 

5  „  ä    120       „         ,,       400       '„       =  2000       „ 
4            „  ä    120       „         „       300       „       =  1200       „ 

Total   .      .    6400  Amp. 
oder   6400  X   120  =  768.000   Volt-Amp. 

Wenn  wir  die  in  Betrieb  zu  erhaltenden  6126  Glühlampen  auf  einen 
gleichen  Werth  bringen  wollen,  so  erhalten  wir  anstatt  50 18  Lampen 
ä  10  Kerzen  -[-  1108  Lampen  ä  16  Kerzen  ^6126  Folgendes:  5018  -f" 
-[-  1773  1=  6791  Lampen  ä  10  Kerzen,  wobei  die  Zahl  1773  die  in 
lO-Kerzen-Lampen  umgerechneten  i6-Kerzen-Lampen  (i  108)  bedeutet.  Es 
sind  also,  die  lO-Kerzen-Lampe  als  Einheit  angenommen,  Dynamos  für 
6791    Lampen   erforderlich. 

Eine   E  d  ison- lO-Kerzen-Lampe  verbraucht   55   Volt-Amp. 
Nuii   sind  aber   wirklich   vorhanden   Dynamos   für    768.000  Volt-Amp. 
Erforderlich  aber  sind  blos    .      .   6791  X  55  =  373-505  « 

Bleibt  als   Reserve   eine   Capacität  von.      .      .      .   394.495   Volt-Amp. 
Hievon  ab    10 X    für  den  Verlust  in   den   Leitern      37.350  „ 


Bleibt  Netto-Reserve   .      .    357.145   Volt-Amp., 
was  ungefähr   6500  Lampen   ä    10   Kerzen    gleichkommt.     Es    ist  daher    was 
Dynamo    anbelangt,    nahezu     das    Doppelte     des     reellen    Erfordernisses    vor- 
handen,  welcher   Umstand   dem    Betriebe   ungemeine   Sicherheit  verleiht. 

Ausserdem  sind  im  Maschinensaale  noch  vorhanden    eine  Wechselstrom- 
Maschine  mit  separatem  Erreger  für  Jablochkoff- Kerzen  der  Facade-Beleuchtung. 

Eine  E  diso  n- Maschine   von   40  Amp.   wird   als  Motor  zur  Hebung   des. 
Wassers   aus   einem   Brunnen   verwendet. 

Zum   Betriebe   der   Dynamos   sind   vorhanden: 


]79 


4  verticale  Compoundmaschinen,  System  W  eyher  &  Rich- 
mond,  jede  mit  einfacher  Riemenübersetzung  an  eine  Soo  Amp.- 
Dynamo   gekuppelt  und  je    140  HP.   stark,   macht      .      .      .      .      ,      560   HP, 

I  CorHss-Zwillino-smaschine  zum  Antrieb  der  Transmissions- 
achse für  5  Dynamos  ä  400  Amp.  und  für  die  Wechselstrom- 
Maschine   in   der    Gesammtstärke   von 300     „ 

I   Maschine  Armington&Sims 100     „ 

I    Halb-fixe-Maschine   Weyher&Richmond      .      .      .      .        40     „ 


1000  HP. 

Es  ist  also  auch,  was  motorische  Kraft  anlangt,  nahezu  das  Doppelte 
des   reellen  Erfordernisses  als  Reserve   vorhanden. 

Die  Dampferzeugung  geschieht  in  Röhrenkesseln,  Systeme  Belle  vi  11  e, 
von  welchen  fünf  vorhanden  sind.  Zum  Betriebe  genügt  eine  Batterie  von 
dreien,  während  zwei  Kessel  in  Reserve  bleiben.  Die  Verdampfungsfähigkeit 
der  Kessel  ist  2500  Kgr.  pro  Stunde.  Die  Kessel  nehmen  verhältnissmässig 
wenig  Raum  in  Anspruch.  Jeder  einzelne  hat  eine  Länge  von  2 'So  Mtr., 
eine   Breite  von   3*48   und   eine   Höhe   von  4*45    Mtr.  (Schluss  folgt.) 


Elektrische  Beleuchtung  des  Hafens  von  Triest. 

Die  von  der  Firma  B.  Egg  er  &  Co.  ausgeführte  elektrische  Be- 
leuchtung des  neuen  Hafens  von  Triest  wird  durch   48  Bogenlampen   besorgt. 

Dieselben  sind  aus  Sicherheits-Rücksichten  in  fünf  getrennte  Strom- 
kreise  eingeschaltet,  von  welchen  jeder  durch   eine  Dynamo  gespeist  wird. 


Im  Maschinenhaus  befinden  sich  sechs  Dynamos,  von  welchen  eine 
als  Reserve  dient.  Zwei  Lamellen-Wechsel,  einer  für  die  positiven  und  einer 
für  die  negativen  Pole,  ermöglichen  es,  die  Reservemaschine  in  einen  der 
vorhandenen  Stromkreise,  eventuell  jede  der  Dynamos  in  einem  beliebigen 
Stromkreis   einzuschalten, 

12* 


180 

Die  Regulirung  geschieht  durch  Einschaltung  von  Widerständen, 
eventuell  bei  dem  Ausfall  einer  grösseren  Lampenanzahl  (da  ganz-  und  halb- 
nächtige Lampen  vorhanden)  durch  eine  entsprechende  Bürstenstellung,  zu 
welchem  Zweck  sich  am  Bürstenschieber  ein  Zeiger  befindet,  welcher  auf  einem 
feststehenden,   nach   der  Lampenzahl  indicirten   Bogen  spielt. 

Die  Widerstände  sind  in  eigenen  Rosten  montirt.  Jede  Dynamo,  resp. 
jeder  Stromkreis  hat  einen  Ammeter  (System  D  re  xl  er),  welcher  bei  einer 
grösseren  Stromstärke  ein  Glockensignal  in  Thätigkeit  setzt,  so  dass  der 
Maschinenwärter  hiedurch  zur  Regulirung  aufgefordert  wird;  da  die  Glocke 
gemeinschaftlich  für  alle  Stromkreise  ist,  so  zeigt,  um  eine  Irrung  zu  ver- 
meiden, gleichzeitig   ein  Indicateur   die  Nummer  des  betreffenden  Stromkreises. 


Elektroautomatischer  Zeichensender. 

Von  JOHANN  STARCEVK^,   k.  k.  Oberlieutenant  in  Przemysl. 

Bei  den  Morse-Schreibtelegraphen  besteht  jeder  Buchstabe  aus  mehreren 
Zeichen,  welch'  letztere  beim  Telegraphiren  je  einen  Handgriff  erfordern.  Der 
im  Nachfolgenden  beschriebene  Apparat  ermöglicht  das  Telegraphiren  eines 
ganzen  Buchstaben  mit  einem  einzigen  Handgriffe  und  ist  bestimmt,  als  Schlüssel 
(Manipulator)  bei  jenen  Linien  zu  dienen,  die  nach  Morse's  System  eingerichtet 
sind.  Derselbe  besteht  im  Wesentlichen  aus  einer  Reihe  von  federnd  ge- 
machten Contacthebeln,  deren  elastische  Spitzen  beim  Andrücken  des  Hebels 
je  ein  zugehöriges  Contactprisma  umfahren,  auf  dessen  leitenden  Seiten- 
flächen isolirende  Streifen  eingesetzt  sind,  und  zwar  für  jeden  Hebel,  resp. 
zugehöriges  Prisma  dem  damit  zu  gebenden  Schriftzeichen  entsprechend. 
Wird  nun  ein  Hebel  angedrückt,  so  gibt  die  Spitze  desselben  beim  Um- 
fahren des  abwechselnd  leitenden  und  isolirenden  Prismas  automatisch  die  dem 
betreffenden  Schriftzeichen  entsprechenden  Stromschlüsse  in  die  Linie.  Die 
beigegebene  Zeichnung  zeigt  den  eben  beschriebenen  Apparat  Fig.  l  in 
perspectiver  Ansicht;  Fig.  2  ist  eine  Endansi,cht  des  Apparates  bei  ent- 
fernten Contacthebeln ;  Fig.  3  eine  Draufsicht  auf  die  Contacthebel.  Die 
Fig'-   4>   5   ^"d   6   sind   Details   der   Contactprismen. 

Auf  einem  hölzernen  Postament  /^befindet  sich  ein  Tastenwerk  (Claviatur), 
welches  mit  den  Buchstaben  des  Alphabets  bezeichnet  ist.  (In  der  Zeichnung 
ist  das  gesammte  von  der  Petersburger  internationalen  Telegraphen-Con- 
ferenz  angenommene  Alphabet  ersichtlich  gemacht.)  Die  hölzernen  Tasten 
sind  auf  den  Hebeln  H  befestigt,  welche  sich  um  die  Achsen  A  Ä}-  drehen 
lassen.  Die  Achsen  ruhen  in  den  Lagern  der  Ständer  .S"  S^,  welche  durch 
ein  Contactstück  C  leitend  verbunden  sind.  Auf  dem  Ständer  S^  ist  eine 
Klemmschraube  Ij  angebracht. 

Die  leitenden  Hebel  H  sind  elastisch  und  enden  je  in  eine  Spitze  h ; 
durch  die  Spiralfedern  F  werden  sie  nach  abwärts  gezogen,  wobei  sie  in 
den  Schlitzen   des  Rahmens  R  gleiten. 

Die  Ständer  E  sind  untereinander  und  mit  der  Klemmschraube  K. 
leitend  verbunden.  Auf  denselben  befinden  sich  die  Contactprismen  Z,  welche 
aus  Ebonitholz  oder  Elfenbein  erzeugt  sind  und  in  die  isolirten  Contactstücke, 
entsprechend  den  Zeichen  des  Morse-Alphabets  eingelassen  werden.  Der  eine 
Pol  der  Batterie  wird  mit  der  Klemmschraube  IL  und  der  Leitungsdraht  mit 
der  Klemmschraube  K  verbunden,  während  der  zweite  Pol  mit  der  Erd- 
leitung verbunden  ist.  Wird  eine  Taste  der  unteren  oder  oberen  Tastatur 
angeschlagen,  so  bewegt  sie  sich  bis  zum  Postament  P,  bezw.  bis  zur 
Achse  A  nach  abwärts,  während  die  Spitze  h  des  Hebels  H,  welche  sich  in 
der  Ruhelage  unter  der  Mitte  des  darüber  befindlichen  Contactprismas  be- 
findet, an  der  schiefen  Ebene  z  rechts  hinauf  und  längs  der  rechten  Seiten- 
fläche gleitet,   über   dem  Prisma   wieder   in's  Mittel   einschnellt  und   beim  Aus- 


181 


M 

E 


'*-'''nr*\  ^'^z::^  '^'^■z^i. 


0 


^ 


I — r 


*5 

jrzi 


^ 


^ 

o 


-4" 


"5^    S 


6n5         ^ 


182 


lassen  der  Taste  in  Folge  der  Wirkung  der  Feder  F  längs  der  linken  Seite 
des   Prismas  Z  in  analoger  Weise  herabgleitet. 

Dabei  geht  der  Strom  von  der  Klemmschraube  1j  durch  den  Ständer 
S  (81)  in  die  Achse  A  (^1)  durch  den  Hebel  H  über  die  Contactstücke  z^ 
des  betreffenden  Zahnes  Z  durch  den  Ständer  R  zur  Klemmschraube  J^  und 
von  da  in  die  eigentliche  Leitung.  Die  Contactstücke  auf  den  Prismen  Z 
bestehen  aus  breiteren  und  schmäleren  Stücken,  dadurch  wird  der  Strom 
längere  oder  kürzere  Zeit  geschlossen  und  werden  auf  der  Empfangsstation 
dieselben  Zeichen  wie  bei  der  Morse-Telegraphie  erhalten.  Dabei  kommt  der 
gewöhnliche    Stiftschreiber    oder    auch    der    Farbschreiber    zur    Anwendung. 

Sollten  die  Zeichen  zu  klein  ausfallen,  dann  müsste  das  Räderwerk 
entsprechend  regulirt  werden,  damit  sich  der  Papierstreifen  schneller  abwickelt. 


Elektrische  Viertel-  und  Stunden-Repetiruhr. 

Von  WENZEL  MUELLER  in  Wien, 
Wer  Interesse  an  elektrischen  Uhren  hat,  dem  wird  es  willkommen 
sein,  eine  einfache  Repetitionseinrichtung  für  elektrischen  Betrieb  kennen  zu 
lernen,  die  wiederholt  ausgeführt  wurde  und  sich  in  der  Praxis  vollkommen 
bewährt.  Fig.  i  veranschaulicht  dem  Leser  den  Aufriss  einer  solchen 
Normaluhr  und   einen   in   diesem  angedeuteten   Schnitt.    Zu   diesem   Uhrwerke 


Fig    I, 


Fig.  2, 


^^ J 


iSs 


wn^ 


denke  man  sich  ein  elektrisches  Pendel  hinzu,  an  dieses  Pendel  den  Stift  r 
der  aus  dem  Aufrisse  ersichtlichen  Gabel  anliegend.  Das  verstellbare  Ge- 
wichtchen g  wirkt  drehend  auf  die  Ankerwelle  und  drückt  daher  den  Stift  r 
beständig  an  die  Pendelstange  an,  so  dass  also  den  Bewegungen  derselben 
die  Gabel  stets  folgt.  Dieses  Gewichtchen  muss  aber  überdies  so  eingestellt 
werden,   dass  bei  jeder  Rechtsbewegung  des  Pendels  das  46zähnige  Sperr-Rad, 


183 


in  dessen  Verzahnung-  der  an  der  Gabel  befestigte  Sperricegel  S  liegt,  mit- 
genommen  und   damit   um   eine   Zahnweite   verstellt   wird. 

Die  auf  diese  Weise  regelmässig  vorsichgehende  Drehung  des  Sperr- 
rades wird  durch  die  eingezeichnete  Räderübersetzung  zunächst  auf  die 
Welle  L  und  von  dieser  auf  die  Wellen  der  beiden  Schlagvverksbodenräder  /^ 
und  J-i'^  übertragen.  Die  Anordnung  der  letzteren  Uebertragung  ist  durch  den 
in  eine  Linie  gelegten  Schnitt  an-^b  veranschaulicht.  Das  Bodenrad  auf  der 
Welle  i-  greift  nämlich  beiderseits  (im  Schnitte  ist  nur  eine  Seite  darge- 
stellt) in  die  48zähnigen  Räder  der  Wellen  n  n-^\  je  ein  zweites  Rad  auf 
diesen  Wellen  mit  50  Zähnen  greift  in  das  auf  der  Bodenradswelle  jedes 
Schlagwerks  festsitzende  Rad  von  g6  Zähnen,  und  indem  in  solcher  Art  die 
Bodenradswellen  eine  beständige  Drehung  erleiden,  werden  die  Federn  der 
mit  umgehenden  Federhäusern  auf  ihren  Wellen  aufgepassten  Bodenräder 
der   Schlagwerke  aufgezogen. 

Im  Uebrigen  ist  die  Einrichtung  dieser  Uhr  diejenige  einer  gewöhn- 
lichen  Vierteluhr  und   bedarf  daher   keiner  weiteren    Erklärung. 

Soll  nun  mittelst  Contact  das  Schlagen  auf  Nebenuhren  übertragen 
werden,  so  kommt  noch  eine  Contacteinrichtung  hinzu,  welche  aus  Fig.  2 
ersichtlich  ist.  i  und  zi  sind  in  dieser  Figur  die  Contactstellen,  welche  durch 
die  Nase  h  der  Hammerwelle  auseinandergehalten  werden,  wenn  der  Hammer 
in  der  Ruhelage  steht  und  sich  unter  dem  Einflüsse  des  Gewichtchens  J 
schliessen,  wenn  der  Hammer  geschlossen  wird.  Es  werden  also  beim 
Schlagen  der  Normaluhr  so  viele  Contactschlüsse  im  gleichen  Tempo 
gegeben,  als  diese  Uhr  Streiche  gibt,  und  ebenso  oft  werden  daher  auch 
die  mit  den  Ankern  der  in  die  Linie  eingeschalteten  Elektromagnete  ver- 
bundenen Schlaghämmer  gehoben  und  fallen  gelassen.  Sejbstverständlich  ist 
es,  dass  die  in  Fig.  i  dargestellte  Contactvorrichtung  bei  jedem  der  beiden 
Schlagwerke,  also  zweimal  vorhanden  sein  muss,  wenn  die  Nebenuhren 
Viertel-  und  Stunden  schlagen  sollen.  („Oest.   Uhrm.-Ztg.") 


Telegraphie   ohne  Drahtleitung. 

Von   JOHANN    CARL    PUERTHNER    in  Wien. 


Im  Hefte  vom  l.  März  1887  dieser  Zeit- 
schrift ist  unter  obigem  Titel  die  Nachricht, 
Prof.  Dolbear  telegraphire  ohne  irgend- 
welche metallische  Leitung,  indem  er  von 
dem  einen  Pole  seiner  Stromquelle  eine  An- 
zahl Entladungen  in  die  Erde  bewirke,  ohne 
dass  dabei   der  andere  entladen  werde. 

Ferner  ist  bemerkt,  diese  Transmissions- 
weise sei  schon  seit  Jahren  im  Telegraphen- 
bureau des  österreichischen  Generalstabes  be- 
kannt. 

Da  auch  ich  bereits  vor  2^/2  Jahren 
dieses  Problem  gelöst  habe,  ohne  von  der 
Anwendung  eines  solchen  Verfahrens  im 
Telegraphenbureau  des  Generalstabes  gehört 
zu  haben,  sei  es  mir  erlaubt,  meine  zu 
diesem  Zwecke  gemachten  Versuche  zu 
erwähnen.  Der  Grund ,  weshalb  ich  dies 
nicht  schon  längst  veröffentlicht  habe,  ist 
nur  der,  dass  icii  materiellen  Gewinn  durch 
diese  Erfindung  zu  erreichen  glaubte,  und 
die  Mittel  zu  Ausführung  derselben  erst 
durch  Veiwerthung  anderer  von  mir  ge- 
machter Erfindungen  erlangen  wollte,  indem 
ich  mich  der  Hoffnung  hingab,  mir  werde 
Niemand  zuvorkommen  ,  wenn  es  auch 
mehrere  Jahre  dauern   sollte. 


Als  ich  nämlich  im  October  1884  eines 
Abends  über  Radiophonie  las,  wurde  ich 
dadurch  angeregt,  nachzudenken,  ob  es  nicht 
möglich  sei  zu  telegraphiren  auf  jede  irdische 
Entfernung  ohne  Draht.  Zur  Lösung  dieser 
Aufgabe  ging  ich  von  nachstehender  Be- 
trachtung aus. 

Soll  zum  Telegraphiren  zwischen  zwei 
Stationen  A  und  B  die  Drahtleitung  ent- 
fallen und  also  die  Erdleitung  allein  genügen, 
kann  dies  nicht,  wie  bei  dem  gewöhnliciien 
Verfahren  durch  den  geschlossenen  Strom- 
kreis einer  Elektricitätsquelle  bewirkt  werden, 
da  in  diesem  Falle  eine  Hin-  und  Rück- 
leitung, also  ausser  der  Erdleitung  noch  eine 
Drahtleitung  sein  muss;  der  Strom  muss 
hingegen  von  dem  einen  Pole  der  Strom- 
quelle A  nach  B  gehen  können,  ohne  zum 
anderen  Pole  in  A  zurückzukehren  und 
umgekehrt.  Dies  bedeutet  aber :  der  eine 
Pol  müsse  entladen  werden ,  ohne  dass 
dadurch  eine  Entladung  des  anderen  be- 
wirkt werde. 

Derlei  Entladu.ngen  zeigen  sich  deutlich 
bei  Generatoren  hochgespannter  Elektricität, 
z.  B.  Funkeninductoren ;  man  kann  bekannt- 
lich   von    dem    einen   Pole    Funken    ziehen. 


184 


ohne  dass  eine  leitende  Verbindung  mit  dem 
anderen  hergestellt  wird. 

Bei  den  Versuchen  zur  Lösung  dieses 
Problems  mittelst  Inductionsströrae  brachte 
ich  eine  Geis  sler'sche  Röhre  nur  mit  dem 
positiven  Pole  eines  kleinen  Funkenindnctors 
in  Berührung  und  sie  leuchtete;  schaltete  ich 
zwei,  selbst  drei  hintereinander,  so  ging  das 
Licht  durch  sämmtliche,  ohne  eine  Ver- 
bindung mit  dem  anderen  Pole  hergestellt  zu 
haben. 

Bei  Berührung  der  G  e  i  s  s  1  e  r'schen  Röhre 
mit  dem  negativen  Pole  war  ein  Licht  kaum 
bemerkbar;  wenn  aber  bei  Verbindung  mit 
diesem  Pole  gleichzeitig  der  positive  entladen 
wurde,  stieg  das  Potential  am  negativen  und 
es  zeigte  sich   das  Licht, 

Indem  ich  die  Geis  sler'sche  Röhre 
durch  ein  Telephon  ersetzte,  wurde  dem 
Lichte  entsprechend  ein  Ton  hörbar. 

Hierauf  verwendete  ich  zwei  Inductorien 
derart,  dass  die  Inductionsströme  in  beiden 
gleichzeitig  zu  Stande  kamen,  indem  bei  Ver- 
wendung eines  Unterbrechers  die  primären 
Spulen  hintereinander  geschaltet  wurden. 
Verband  ich  den  positiven  Pol  des  einen 
Inductoriums  mit  dem  negativen  des  anderen 
und  schaltete  in  diese  Leitung  ein  Telephon 
ein,  so  vernahm  ich  einen  Ton,  welcher  auf- 
hörte, wenn  die  Verbindung  des  Telephons 
mit  dem  positiven  Pole  oder  die  Primär- 
stromleitung unterbrochen  wurde.  Durch 
Schliessungen  von  kürzerer  oder  längerer 
Dauer  Hessen  sich  so  kurzer  oder  länger 
andauernde  Töne   hervorbringen. 


Der  zuletzt  beschriebene  Versuch  zeigt, 
dass  es  möglich  ist,  zu  telegraphiren  bei  An- 
wendung einer  einzigen  Leitung,  also  nur 
der  Erdleitung;  es  brauchen  nur  die  beiden 
Inductorien  auf  die  Stationen  vertheilt  zu 
werden,  wo  in  der  einen  der  positive,  in  der 
anderen  der  negative  mit  der  Erde  verbunden 
und  dafür  gesorgt  ist,  dass  die  Inductions- 
ströme in  beiden  Stationen  möglichst  gleich- 
zeitig zu  Stande  kommen. 

Zur  Herstellung  dieses  Synchronismus 
empfiehlt  sich  das  Unterbrechen  und  Schliessen 
des  Stromes  durch  oscillirende  Stimmgabeln 
von  gleicher  Tonhöhe,  wie  dies  bei  dem 
Systeme  von  La  Cour  angewendet  ist. 

Das  Telegraphiren  nach  bestimmten 
Stationen  ergibt  sich  sodann  durch  Anwen- 
dung von  Stimmgabeln  verschiedener  Ton- 
höhe in  den  einzelnen  Stationen, 

Die  Entfernung  kann  bei  Anwendung 
dieses  Verfahrens  ohne  metallische  Leitung 
unmöglich  ein  Hinderniss  sein,  und  halte  ich 
es  für  sicher  ausführbar,  telegraphiren  zu 
können  auf  jede  irdische  Entfernung  ohne 
Drahtleitung,  über  das  Meer  ohne  Kabel. 
Ebenso  können  fahrende  Eisenbahnzüge  und 
Schiffe  miteinander  und  den  Stationen  cor- 
respondiren  und  lassen  sich  noch  manche 
sehr  nützliche  Anwendungen  ersinnen.*) 
(Schluss  folgt.) 


*)  Ohne  experimentelle  Begründung  hingestellt, 
hören  sich  diese  Hoffnungen  des  Herrn  Verfassers- 
denn  doch  elvvas  allzu  sanguinisch  an.       (D.  B.) 


Elektrische  Kraftübertragung   in  Solothurn  (Schweiz). 


Die  zu  übertragende  Kraft  wird  von 
einer  Girard-Turbine  geliefert,  und  beträgt 
im  Minimum  30  HP.  Die  Distanz  zwischen 
der  Turbine  und  dem  Verbrauchsorte  beträgt 
7^/2  Km.  Die  Anlage  wurde  von  der  Ma- 
schinenfabrik Oerlikon  bei  Zürich  ausge- 
fühlt.  Um  ein  möglichst  zuverlässiges  Arbeiten 
der  Anlage  zu  sichern,  werden  zwei  Gene- 
ratoren und  zwei  Motoren  verwendet,  deren 
Leistungen  so  bemessen  sind,  dass  jedes 
Paar  im  Nothfall  die  ganze  Arbeit  allein 
übernehmen  kann.  Die  Maschinen  besitzen 
einen  Gramme'schen  Ring  mit  sehr  viel 
Eisen,  da?  magnetische  Feld  ist  nach  den 
Giundsätzen  von  Kapp  und  Hopkinson 
so  construirt,  dass  sein  magnetischer  Wider- 
stand möglichst  klein  ist.  Erwähn enswerth 
ist,  dass  die  Schenkelwindungen  nicht  direct 
auf  die  schmiedeeisernen  Säulen  aufgewickelt 
sind,  sondern  auf  einen  aus  isolirendem 
Material  bestehenden  Cylinder,  welcher  leiclit 
über  die  Schenkel  geschoben  werden  kann. 
Die  Geschwindigkeit  der  Maschinen  beträgt 
700  Touren  pro  Minute  und  die  dabei  von 
den  Generatoren  erzeugte  Spannung  steigt 
von  1000— 1200  Volt.  Die  Anlage  dient 
zum  Betrieb  von  Maschinen  für  die  Uhren- 
fabrikation, welche  möglichst  constante  Ge- 
schwindigkeit beibehalten  sollen.  Bei  den 
elektrischen  Motoren    lässt    sich    diese  leicht 


auf  verschiedene  Art  erreichen.  Im  vorlie- 
genden Falle  wurde  der  Satz  benutzt,  dass 
bei  einem  Motor  mit  Serienwicklung  die 
Geschv/indigkeit  nur  von  der  elektromo- 
torischen Kraft  des  Generators  und  dem 
Widerstände  der  Leitung  abhängt.  Wenn 
die  Belastung  des  Motors  um  20  "/o  geändert 
wird,  so  ändert  sich  die  Tourenzahl  nur  um 
3  ^ ,  u.  zw.  läuft  der  Motor  mit  steigender 
Beanspruchung  rascher.  Jede  Maschine  wiegt 
3400  Kgr.  Die  Leitung  besteht  aus  drei 
Kupferdrähten  von  6  Mm.  Durchmesser, 
welche  auf  ca.  40  Mtr.  voneinander  ab- 
stehenden Stangen  geführt  werden.  Zur 
Isolirung  werden  mit  Oel  gefüllte  Flüssig- 
keits-Isolatoren  verwendet.  Beim  Uebergang 
über  die  Aare,  wo  die  Spannung  120  Mtr. 
beträgt,  ist  Siliciumbronze  verwendet.  Die 
beiden  Generatoren  und  Motoren  sind  hinter- 
einander geschaltet.  Der  dritte  Draht  ver- 
bindet die  Mitte  beider  Paare  von  Ma- 
schinen, für  gewöhnlich  ist  er  stromlos  und 
tritt  nur  in  Thätigkeit,  wenn  die  eine  oder 
andere  Maschine  anormal  beansprucht  wird, 
oder  eine  Ungleichheit  in  der  Leitung  ent- 
stellt. Dieser  dritte  Draht  soll  also  wesent- 
lich die  Betriebssicherheit  erhöhen;  wenn 
nur  ein  Paar  Maschinen  in  Function  ist,  so 
wird  er  mit  einem  der  Aussendrähte  parallel 
geschaltet,    so    dass    dadurch    der    Leitungs- 


185 


widerstand  sich  um  die  Hälfte  reducirt.  Der 
Nutzeffect  beträgt  65  fo ,  ist  also  relativ  sehr 
hoch.  Die  Versuche  in  der  Fabrik  mit 
künstlichen  Widerständen  in  gleicher  Höhe 
wie  diejenigen  der  Leitung  (ca.  10  Ohm) 
ergaben  bis  zu  7S  %  ■  -B^i  den  Messungen 
wurde  die  mechanische  Kraft  bestimmt, 
welche  die  Turbine  absorbirt,   und  diejenige, 


welche  an  den  Riemenscheiben  der  Motoren 
disponibel  wird.  Die  obigen  Zahlen  geben 
also  den  sogenannten  industriellen  Nutzeffect ; 
von  den  30  durch  die  Turbine  gelieferten 
Pferdekräften  sind  20  für  den  Fabrikbetrieb 
in  Solothurn  verfügbar,  so  dass  das  Güte- 
verhältniss  dieser  8  Km.  langen  Transmission 
als  ein  sehr  günstiges  bezeichnet  werden  muss. 

W. 


Elektrotechnische    Versuchsstation   München. 


Bericht  I  (Jänner  1887). 

Im  Monat  Jänner  fanden  zwei  Sitzungen 
des  Execuiiv-Ausschusses  und  eine  der  Total- 
commission statt.  Die  erste  Sitzung  betraf 
die  elektrische  Beleuchtung  in  München.  Die 
beiden  anderen  Sitzungen  dienten  zur  Be- 
rathnng  des  Jahresberichtes  der  Rechnungs- 
ablage und  des  Etatsentwurfes.  Alle  drei 
Punkte  wurden  einstimmig  genehmigt.  Nach- 
dem die  vorläufigen  Erhebungen  günstig 
ausgefallen  sind,  wurde  auch  beschlossen,  an 
den  Stadtmagistrat  München  das  Gesuch  um 
Ueberlassung  des  oberen  Stockes  des  süd- 
lichen Schrannenpavillons  zu  richten  behufs 
Erweiterung  der  Versuchsstation. 

Im  Jänner  wurden  in  der  Versuchsstation 
folgende    Arbeiten   ausgeführt : 

A.  Für  Private: 
Herr  Li  t  mann,    hier,    Hess    eine  grosse 
Petroleumlampe    von    Dittmar  in  Wien  in 
Bezug  auf  Leuchtkraft   prüfen. 

B.  Auskünfte 
wurden  ertheilt: 

1.  An  das   Pfarramt  Hl.   Geist,   dahier  ; 

2.  an   Gebrüder  Henlich,   hier; 

3.  an  Hrn.  Dr.  G.Vogel,  Memmingen; 

4.  an  Leo  &  Comp,   in   Stettin; 

5.  an  Hrn.  B.  S  chm  id  t  in  Braunschweig. 

C.  Eingesandt 
wurde : 

1.  Von  J.  Berliner,  Hannover:  Ein 
Paar  Universaltransmitter.  Dieselben  sollen 
in  der  städtischen  Telephonleitung  probirt 
werden. 

2.  Von  B.  Hegel  mann,  Erfurt:  Ein 
Paar  Telephonstationen  mit  Indications-Läute- 
werken.  Dieselben  wurden  auf  der  Telephon- 
leitung, welche  von  der  Versuchsstation  zum 
nördlichen  Schrannenpavillon  führt,  in  Betrieb 
genommen. 

D.   Eigene  Arbeiten : 

Es  wurde  eine  vergleichende  Untersuchung 
einiger  Petroleumsorten  auf  ihren  Leucht- 
werth  in  Angriff  genommen. 

Ferner  wurden  mehrere  Thermometer 
verglichen. 

München,   den    i.  Februar   1S87. 

(gez.)  F.  Uppenborn. 


*)  Wir  geben  die  Berichte  über  die  Thätigkeit 
dieser  Anstalt,  um  die  Erspriesslichkeit  derselben 
zu  demonstriren  ;  hoffentlich  haben  wir  bald  An- 
lass,  der  Thätigkeit  einer  Wiener  elektrotechnischen 
Versuchsanstalt  an  dieser  Stelle  zu  gedenken. 


Bericht  11  (Februar  1887). 

Im  Monate  Februar  fand  eine  Sitzung  des 
Executiv-Ausschusses  statt.  Auf  der  Tages- 
ordnung stand  die  Berathung  der  dem  Stadt- 
magistrat zu  machenden  Vorschläge  bezüg- 
lich der  Beleuchtung  Münchens.  Nach  kurzer 
Debatte  wurde  über  diesen  Punkt  Beschluss 
gefasst ;  ausserdem  wurde  beschlossen,  das 
Frauenhofer-Denkmal  gelegentlich  des  Fackel- 
zuges elektrisch  zu  beleuchten.  Das  an  den 
Magistrat  wegen  Ueberla«sung  des  südlichen 
Schrannenpavillons  zur  Erweiterung  der  Ver- 
suchsstation zu  richtende  Gesuch  wurde  ge- 
nehmigt. 

Im  Monate  Februar  wurden  in  der  Ver- 
suchsstation  folgende  Arbeiten  ausgeführt  t 

A,  Für  Behörden: 
Dem  Stadtbauamte,   hier,  wurden  die  Re- 
sultate   der    Blitzableitermessungen  im  Jahre 
1 886  behufs  Veröffentlichung  in  der  Gemeinde- 
zeitung mitgetheilt. 

B.  Für   Private  : 

1.  Die  deutsche  Edison- Gesellschaft  in 
München  Hess  die  Leuchtkraft  einer  Lane- 
Fox-Lampe  bestimmen.  Berechnet  wurden 
lo  M. 

2.  Hr.  Hugo  Schö  n  Hess  den  nördlichen 
Schrannenpavillon  elektrsich  beleuchten  behufs 
Ausstellung  einer  Buschmanntruppe,  Berechnet 
75   M. 

C,  Auskütifte 

wurden  kostenlos  ertheilt  an  : 

1.  Dr.   med.  Pemerl,  hier; 

2.  Dr.   H.  Vogel  in  Memmingen; 

3.  Prof.  Dr.  Stolze  1,  hier; 

4.  Einstein  &  Comp.,  hier; 

5.  C.   M.  Rosipal,   hier; 

6.  Berliner  Elektricitätswerke,   Berlin ; 

7.  Deutsche   Edison-Gesellschaft,   hier ; 

8.  A.  Wissmuth  in  Aussig  im  Elsass  ; 

9.  Nürnberger  Beleuchtungskohlenfabrik, 
Doos ; 

1.0.  Mechaniker  Weber  in   Leipzig; 
II     Mechaniker   Zettler,   hier; 

12.  Stadtbauamt,   hier  (elektrische  Beleuch- 
tung  des  Anger-Klosters)  ; 

13.  Züricher  Telephongesellschaft  in  Zürich  ; 

14.  Pfarramt      der     Hl.     Geistkirche,     hier 
(Betrieb  elektrischer  Beleuchtung) ; 

15.  A.  Joas  in   Stuttgart; 

16.  B.   Hartmann  in  Braunschweig; 

17.  C.   H,  Wolff,  Blaakennen; 

18.  Gebr.  Stern,  Essen; 

19.  Carl  Liersch,  hier. 


186 


D.   Zur  Prüfung 
sind  eingelaufen  folgende  Gegenstände  : 

1.  Von  Rieh.  Hartmann,  Braunschweig, 
eine  dynamoelektrische  Maschine  für  Glüh- 
licht ; 

2.  C.  H  Wulff,  Blankennen,  zwei  Ele- 
mente ; 

3.  H,  Liersch,   hier,  zwei  Batterien; 

4.  F.  Schönemaun,  hier,  vier  Accu- 
mulatoren ; 

5.  Berliner  Elektricitätswerke  in  Berlin. 
Eine  Siemens  &  Halske'sche  Bogenlampe 
zur  Bestimmung  der  Leuchtkraft; 

6.  A.  Joas,  Stuttgart.  Verschiedene 
Kohlensorten  zur  Untersuchung; 

7.  Gebr.  Stein,  Essen.  Zehn  Stück  Blitz- 
ableiter spitzen  zur  Begutachtung. 

F.  Eigene  Arbeiten : 
I.  Das  Verhältniss  der  Leuchtwerthe 
zweier  Petroleutr. Sorten  wurde  mit  zwei  ver- 
schiedenen Lampen  bestimmt.  Die  eine  Sorte 
war  gewöhnliches  Petroleum  zum  Preise  von 
24  Pfg.,  die  andere  sogenanntes  Astralöl  von 
Barbarino  &  Kilp,  hier,  zum  Preise  von 
40  Pfg.  Bei  beiden  Lampen  zeigt  das  Astralöl 
eine  um  6  %  höhere  Leuchtkraft.  Wenngleich 
das    Resultat    noch    nicht    als  ein  definitives 


bezeichnet  werden  kann,  da  der  Einfluss  des 
Dochtes,  Cylinders  und  Brenners  noch  nicht 
bekannt  ist,  wenn  schon  bei  den  Versuchen 
thunlichst  eliminirt  wurde,  so  kann  doch 
schon  jetzt  behauptet  werden,  dass  der 
Leuchtwerth  des  Astralöles  nicht  wesentlich 
höher  ist,  als  der  des  gewöhnlichen  Petroleums 
und  dass  es  vortheilhafter  ist,  gewöhnliches 
Petroleum  zu  brennen. 

2.  Es  wurde  eine  Verbesserung  in  der 
Construction  und  Justirung  elektrischer  Wider- 
standsmessbrücken bemerkt,  welche  Herr 
Dr.  Edelmann  zum  Theil  für  seine  Fabri- 
kation adaptirt  hat. 

3.  In  der  eigenen  Weikstätte  wurden 
gebaut : 

d)  Ein  grosser  Elektromagnet  zum  Mag- 
netisiren  von  Stahlstäben ; 

U)  eine  Einrichtung  nach  Prof.  W.  Kohl- 
rausch zum  Messen  von  starken  Strömen 
mittelst  des  Torsionsgalvanometers; 

c)  eine  Montirung  für  das  Knallgas- Volta- 
meter  von  Prof.  Dr.   Kohlrausch; 

«/)   verschiedene  kleine  Apparate. 
München,  den   i.  März   1887. 

(gez.)  F.   Uppenborn. 


CORRESPONDENZ, 


Löhliclie  Medactlon/ 

Im  Hefte  211,  1887,  der  „Zeitschrift  für 
Elektrotechnik^^  ist  das  Telegrajphiren  mit 
Wechselströmen  nach  Insjjeclor  Oattino  er- 
läutert imd  hat  Gefertigter  den  Aufsatz  mit 
Freude  gelesen,  weil  derselbe  ahnliche  im 
Jahre  1885  gelegentlich  versuchsweiser  Vtr- 
tvendung  der  Relaisbussole*J    angestellt    hatte. 

Ivi  Jidi  1880  lourde  dem,  hohen  k.  k. 
Handelsminist  er  iwn  auch  ein  A'pparatschema 
vorgelegt,  hei  loelchem  die  Inductionsströme 
theilweise  die  Rolle  zu  übernehmen  hatten, 
welche  Galtino  dem  schicachen  j}ermanent  in 
der  Leitung  circidirenden  Batterieslrom  zu- 
weist. 

Im  December  1886  wurde  über  mit  Zahl 
40116  vom  hohen  k.  k.  Handelsministeriu^n 
ertheilter  Bervilligvng  die  Einschaltung  der 
Relaisbussole  in  Wien  und  Wr.- Neustadt  vor- 
genommen und  mit  4,  3  und  2  JUanieW sehen 
Elementen  rvührend  der  Dauer  der  Versuche 
stets  anstandslos  gearbeitet. 

Da  aicsser  den  Widerstanden  der  Relais- 
hussole  (1000  Ohm  pro  AiyparatJ  auch  noch 
die  Widerstünde  der  gewöhnlichen  Apparate 
eingeschaltet  belassen  wurden,  betrug  der  ein- 
geschaltete Apparat-  und  Leitunr/swidersfand 
ca.  8700   Ohms. 

In  der  folgenden  Zeichnung  ist  das 
A^iparat Schema  skizzirt.  . 

Die  Vortheile  der  angeführten  Apparat- 
Verbindung  mit  Gegenstrom,  im  Vergleiche  zu 
den  gewöhnlichen  Apparalschemas  sind  darin 
hegründet,  dass 

*)  Diener  Apparat  tvird  in  einem  der  nächsten 
Hefte  beschrieben. 


1.  die  Schivebelage  des  Tasters  entfüllt,  tmd 
die  Leitung  an  beiden  Enden  mit  der 
Erde  verbunden  bleibt; 

2.  der  empfangend.e  Apparat  immer  von  dem 
Strofne  der  eigenen  Batterie  afficirt  ivird, 
mithin  in  jenem  Leitungstheile  liegt,  in 
welchem  die  Spannung  des  Stromes  am 
grössten  ist; 

3.  der  Rückstrom  gar  nicht  loahrnehmbar 
loird; 

4.  die  Extra-  und  Inductionsströme  sehr 
schivach  sind,  aber  gihistig  auf  die  Eit- 
ladung  der  Leitung  unrken  und  demnach 
eine  schärfere  Abgrenzung  der  aufeinander 
folgenden  Stromir eilen  und  mitliin  eine 
raschere  Aufeinanderfolge  der  Zeichen 
ermöglichen  ; 

5.  die  Möglichkeit  eines  vollkommen  sicheren 
Betriebes  mit  sehr  schirachen  Strömen, 
erhöht  auch  die  Sicherheit  des  gleich- 
zeitigen Telephonbetriebes  nach  dem 
System  Rysselberghe  ermöglicht  wird. 

Die  sub  1,  2,  3  und  4  angeführten  Be- 
hauptungen ivurden  auch  durch  die  Versuche 
bestätigt,  bezüglich  des  sub  5  angeführten  Vor- 
theiles  ist  die  Beirilligung  zu>  Versuchen,  Ein- 
schaltung der  Relaisbu.ssole  nach  dem  er- 
loühnten  Schem-a  in  für  Telephonie  verwendete 
Leitungen,  noch  nicht  herabgelangt. 

Weoin  nach  dem  Schema  1  keine  Station 
spricht,  heben  sich  die  von  dem  Kupfcr2yole 
jeder  Slatimi  ausgehenden  -|-  Ströme  bei  gleich 
starken  BaUer^ien  auf.  fEs  tvurde  aber  un- 
beschadet der  Cprrespmidenz  -  Abwicklung, 
loenn  beide  Stationen  4  Daniell-Elemente  ein- 
geschaltet    hatten,     die     Batterie     zeitweilig 


axif  3  Elemente  vermindert  und  auch  auf 
5  Elemente  erhöht,  ohne  dass  die  andere 
Station  die  Aenderitnfj  der  Stromstärke  icahr- 
nahm ;  mithin  ist  die  Gleichheit  der  beiden 
Ströme  nicht  nüthig). 

Spricht  die  Station  A,  geht  der  -\-  Strom 
der  eigenen  Batterie  durch  das  Relais  und 
den  Taster  znm  Zinlcpol  der  Batterie  zurück  ; 
es  wird  der  Widerstand  des  Relais  mit  der 
Batterie  aus  der  Leitung  geschaltet  und  durch 
den  Taster  das  Leitungs-Ende  bei  A  direct 
nnit  der  Erde  verbunden.  Der  Strom  .  der 
Station  B,  bei  ivehher  der  Taster  nicht  ge- 
drückt ist,  geJit  durch  das  Relais  in  B  durch 
die  Leitung  nach  A  in  die  Erde  und  retour 
zmn-  Zinkpol*J 

Es  beioirkt  die  Ausschaltung  des  Apparat- 
widerstandes in  A  der  gebenden  Station  nicht 
nur,  dass  der  Strom  der  Batterie  B  zur  Wirk- 
samkeit gelangt,  es  loird  die  Stromstürke  auch 
durch   Ausschaltung  des  Relais   in  A   erhöht. 

Bas  Umgekehrte  ist  der  Fall,  loenn  B  den 
Taster  niederdrückt  und  spricht. 


A 


B 


Bei  Beendigung  des  ZeicJiens,  in  dem- 
selben Momente,  in  ivehhem  der  Tasterhebel 
den  Punkt  1  in  A  verlüsst,  hebt  die  Strom- 
richtung der  Batterie  Ajene  der  Batterie  B  auf. 

Entladungs-  oder  Rückstrom  icerden  gar 
nicht  wahrnehmbar. 

Kun  haben  wir  aber  noch  das  Verhalten 
der  Extraströme  und  die  Inductionsströme, 
welche  im  Leitungsdrahte  selbst  und  in  den 
Drahtwindungen  der  Elektromagnete  entstehen, 
zu  beobachten. 

Der  im  Leitungsdrahte  entstehende  Extra- 
strom und  Inductlonsstrom  icird  bei  der  per- 
manenten Verbindung  der  Leitung  mit  Batterie 
und  Erde  icohl  eine  momentane  Schwächung 
der  Stromrichtung  der  einen  oder  anderen 
Batterie  bewirken,  aber  für  die  Apparate 
nicht  wahrnehmbar  v:erden. 

Die  bei  Atifhören  der  Batterieströme  in 
der  gebenden  imd  empfangenden  Station  ent- 


*)  lÄgenllich  tritt  Stromtheilung  nach  Massgabe 
des  Widerstandes  in  den  Apparaten  ein  ;  die  eigene 
Batterie  der  Empfangsstation  kommt  zur  Wirkung. 


stehenden     Inductionsströme    haben    ebenfalls 
entgegengesetzte  Richtung   und  lieben  sich  auf. 

Es  ist  jedoch  der  Inductionsstrom  der  in 
dem  Elektromagnete  der  gebenden  Station  in 
Folge  Ausschaltung  des  Widerstandes  der 
Leitung  inid  dadurch  vermehrter  Stromstärke 
im  kurzen  Stromkreise  der  Batterie  bedeutend 
stärker  als  jener  der  empfangenden  Station, 
loird  mithin  die  Wirkung  des  Batterie- Stromes 
der  gebenden  Station  mit  momentaner  Dauer 
augenblicklich  nach  Beendung  des  Zeichens 
verstärken  und  die  Wirkung  des  Stromes  in 
B  um  so  sicherer  aufJieben. 

Ich  glaube,  dass  eine  vollständige  Ladunq 
und  Entladung  der  Leitung  unmittelbar  bei 
Beginn  und  Beendigung  des  telegraphischen 
Zeichens  gar  nicht  eintritt,  sondern  nur  eine 
Verschiebung  des  höchsten  Fotentiahoerthes 
stattfindet. 

Wenn  nicht  gesprochen  ivird,  haben  v:ir 
circa  in  der  Mitte  der  Leitung  den  Fotential- 
werth  =  0,  in  der  Nähe  der  Station  A  tind 
B  aber  so  gering,  dass  er  die  Apparate 
nicht  afficirt.  Drückt  A  den  Taster  nieder, 
so  loird  der  geringe  Potentialwerth  in  Folge 
der  Stromicirkung  der  entgegengesetzen  Strom- 
richtung der  Station  B  verringert  und  im 
entgegengesetzten  Sinne  erhöht,  in  B  loächst 
aber  der  Potenfiahcerth'sehr hoch,  da  er  eben  am 
Ausgangspnmkte  der  Batterie  am  höchsten  ist. 

Bei  Beendigung  des  Zeichens  wird  derselbe 
in  Folge  der  Wirlaing  der  Batterie  A,  des 
stärkeren  Induc'ionsstromes  in  A  und  des 
Rückstromes  bei  B  (ivenn  letzterer  überhaupt 
zur  Geltung  gelangen  kann)  einen  Moment 
geringer  sein ,  als  er  loährend  der  Ruhe- 
pause ist. 

Ich  glaube,  dass  nach  meiner  Apparat- 
Verbindung  eben  der  Inductionsstrom  die 
Aufgabe,  icelche  Gattino  seiner  zweiten  klei- 
neren Batterie  zuweist,   löst. 

Nach  Gattino's  Schaltung  wird  man  un- 
bedingt rascher  sprechen  können,  als  bei  ge- 
toöhnlicher  Schaltung ;  es  ist  jedoch  .  mein 
System  einfacher,  die  Missstände  infolge  der 
Schwebelage  des  Tasters  beseitigt  und  ausser- 
dem eine  Verminderung  der  Anzahl  der 
Elemente  ermöglicht. 

In  den  neueren  für  Hughes  Correspondenz 
angefertigten  Relaisbussolen,  deren  Beschrei- 
bung nach  erfolgten  Versuchen  imd  dies- 
bezüglich gemachten  Beobachtungen  folgt, 
lourde  eine  iveitere  Vereinfachung  des 
Mechanismus  ersielt. 

Kröss  to  ang, 

k.  k.  Bau-Adjunct. 
Wr.-Neustadt,  20.  März  18S7. 


KLEINE   NACHRICHTEN, 


Der  Etat  der  französischen  Post-  und 
Telegraphenverwaltung  ist  in  der  Depu- 
tirtenkammer  in  verhältnissmässig  kurzer 
Zeit  durchberathen  worden.  Aus  den  bezüg- 
lichen Verhandlungen  heben  wir  folgende 
Bemerkungen,  welche  ein  allgemeineres  Inter- 
esse beanspruchen   dürften,  heraus. 


In  der  Generaldebatte  wu'"de  Seitens  des 
Deputirten  Benazet  nach  einigen  allge- 
meineren Bemerkungen  über  die  Steigerung 
des  Post-  und  Telegraphenverkehrs  hervor- 
gehoben, dass  die  Zahl  der  Postanstalten  in 
Frankreich  seit  dem  Jahre  1877  um  1249, 
die  der  Telegraphenanstalten    um  4236  ver- 


188 


mehrt  worden  sei.  Trotz  dieser  bedeutenden 
Anstrengung  nehme  Frankreich  bezüglich 
der  Durchschnittszahl  der  auf  eine  Veikehrs- 
anstalt  kommenden  Bewohner  unter  den 
Postverwaltungen  erst  die  neunte  Stelle  ein. 
Bei  dieser  Sachlage  sei  es  zweckmässig,  auf 
eine  Vergleichung  der  bezüglichen  Verhält- 
nisse in  Frankreich  mit  denen  der  diesem 
Lande  am  nächsten  stehenden  Grossstaaten 
Deutschland  und  England  näher  einzugehen. 
Nach  seinen  Ermittlungen  betragen: 

die   Zahl   der  Briefe  und  Postkarten: 
in  Frankreich.      .      .      .         557,218.513 
.    Deutschland      .      .      ,      1.003,645  710*) 
3    England       ....      1.476,000.000 

die  Zahl  der  Zeitungen  : 
in  Frankreich     ....      359,245.437 
„   Deutschland  ....     532,399527*) 
^   England 427,000.000 

die  Länge  der  Telegraphenleitungen: 
in  Frankreich  ....      240.902   Km. 
„    Deutschland       .      .      .      288.01 1      ,     *) 
^   England 235.999      ^ 

die  Zahl    der  Postanstalten: 

in   Frankreich 6.819 

i    Deutschland 15428*) 

,    England 16.434 

Aus  diesen  thatsächlichen  Feststellungen 
ergebe  sich,  dass  Frankreich  rücksichtlich 
der  Wichtigkeit  und  Vollständigkeit  des  Post- 
und  Telegraphendienstes  erheblicli  hinter 
Deutschland  und  England  zurückstehe.  Trotz- 
dem sei  jedoch  der  in  Deutschland  und  Eng- 
land aufkommende  Reinertrag  aus  der  Post- 
verwaltung ein  beträchtlich  höherer  als  der  in 
Frankreich  ;  während  nämlich  Frankreich  nur 
Eres.  29,707.632  erzielte,  ergebe  sich  in  Deutsch- 
land ein  Reinertrag  von  Frcs.  35,715.000  und 
in  England  ein  solcher  von  Frcs.  54996.800. 
Dessenungeachtet  habe  Frankreich  aber  doch 
die  höchste  Brieftaxe,  nämlich  15  Cents., 
während  in  Deutschland  und  England  nur  12, 
bezw.  10  Cents,  erhoben  würden.  Obwohl  dem- 
gemäss  vom  fiskalischen  Standpunkte  aus  die 
gegenwärtige  Lage  viel  zu  wünschen  übrig  lasse, 


*)  Nach  der  vom  internatioDalen  Posibureau 
zu  Bern  kürzlicli  veröffentlichten  „Statistique 
generale  du  service  postal  dans  les  pays  de  l'union 
postal  universelle"  für  das  Jahr  1885  betrug  die 
Zahl  der  Postanstalten :  in  Frankreich  6747,  in 
England  1Ü.805,  in  Deutschland  17.4  52,  Im  Laufe 
des  Jahres  1886  hat  die  Zahl  der  l'ostanstalton 
in  Deutsehland  wiederum  eine  erhebliehe  Ver- 
mehrung erfahren.  Ende  1886  waren  allein  im 
ReichspoHtgebiete  16.685  Postanslalten  vorhanden. 
Betreffs  Baiern  und  WUrttemberg  sind  die  An- 
gaben für  1886  noch  nicht  bekannt.  Eude  188.5 
hatte  Baiern  l6Q'i  und  Württemberg  6G1  Post- 
anstalten 

Die  Zahl  der  beförderten  Briefe  und  Post- 
karten betrug  im  RiMchspostKebiete  fttr  das  Jahr 
1886  1.()'J0,C4».280  StUck;  in  Baiern  und  Wüi'ttbra- 
berg  für  das  Jahr  1885    78,021.000  Stück. 

Die  Gosamratzahl  der  beförderten  (im  Abonne- 
ment bezoRoiien)  Zeitungsnummorn  bfzilferto  eich 
für  das  KeichspoKtKobiet  im  Jahre  1886  auf 
448,512.912  Stück,  fdr  Baiern  und  Württemberg  im 
Jahre  1885  auf  98,315.460  Stück. 

Die  Länge  der  Telegraijheuleitungen  umfasste 
im  Keiohspoatgebiote  Ende  188«  26 1  ..liöM?  Km., 
In  Baiern  und  Württemberg  Eude  1885  44.474'19 
Km. 


so  könne  doch  bei  einem  für  den  Hand  e 
und  die  Industrie  so  überaus  wichtigen  Ver- 
kehrsinstitut der  fiskalische  Gesichtspunkt 
allein  nicht  maassgebend  sein;  vielmehr  sei 
es  eine  der  wichtigsten  Staatsaufgaben,  dieses 
Institut  auf  den  höchstmöglichen  Grad  der 
Vollkommenheit  zu  bringen,  und  daraus 
würde  sich  der  grössere  Ertrag  von  selbst 
ergeben,  wie  das  Beispiel  Deutschlands  und 
Englands  zeige.  Da  müsse  man  sich  fragen, 
ob  die  Bestrebungen  des  Ministers  darauf 
gerichtet  seien,  Frankreich  wenigstens  den 
benachbarten  Staaten  Deutschland  und  Eng 
land  ebenbürtig  an  die  Seite  zu  stellen. 
Statt  aller  Antwort  verweist  Redner  auf  den 
Commissionsbericht,  vv^orin  es  heisst:  ,Das 
stete  Anwachsen  des  Postverkehrs  hat  noth- 
wendigerweise  eine  entsprechende  Erhöhung 
der  Bedürfnisse  herbeigeführt  und  erschwert 
eine  weitere  Verminderung  der  regelmässigen 
Ausgaben.  Die  in  den  letzten  beiden  Jahren 
eingetretene  Herabsetzung  der  Ausgaben  ist 
bereits  bis  zu  einem  Grade  gekommen,  der 
ohne  Beeinträchtigung  der  .Sicherheit  des 
Betriebes  nicht  überschritten  werden  darf. 
Gleichwohl  hat  der  Minister  in  Hinblick 
auf  die  schwierige  allgemeine  Finanzlage 
weitere  erhebliche  Opfer  gebracht,  indem 
er  die  Zahl  der  im  Jahre  1887  neu  einzu- 
richtenden Postanstalten  auf  25  beschränkte, 
während  sonst  in  der  Regel  deren  hundert 
in  einem  Jahre  eingerichtet  wurden.*  Wenn 
man  erwäge,  dass  Frankreich  überhaupt  nur 
6000  Postanstalten  besitze,  gegen  15.000  in 
Deutschland  und  16  000  in  England,  und 
dass  ferner  dem  Minister  zur  Zeit  nicht 
weniger  ajs  1900  Anträge  auf  Einrichtung 
neuer  Postanstalten  vorliegen ,  so  sei  es 
unbegreiflich,  wie  die  Commission  diese  Be- 
schränkung habe  billigen  können.  Bei  einem 
Vorgehen  in  diesem  Tempo  würde  der 
letzte  cier  vorliegenden  Anträge  nach  76  Jahren 
an  die  Reihe  kommen.  Der  frühere  Minister 
Cochery  habe  bei  Gelegenheit  der  Etats- 
berathung  für  1883  die  grossen  Vortheile 
der  Vermehrung  der  Postanstalten  hervoge- 
hoben  und  der  Hoffnung  Ausdruck  gegeben, 
für  das  Jahr  1884  ansiatt  der  für  1883 
geforderten  150  Stellen,  deren  300  ein- 
bringen zu  können.  Und  jetzt  sei  man  bis 
auf  25   herabgekommen. 

Der  Berichterstatter  Bizarelli  führte 
dagegen  an,  dass  in  Frankreich  die  sämmt- 
lichen  Ö856  Postanstalten  mit  vollen  Befug- 
nissen ausgestattet  seien,  was  in  England 
nur  für  die  Hälfte  der  vorhandenen  Anstalten 
zutreffe.  *)  Was  die  Einnahmen  betreffe,  so 
sei  nicht  zu  vergessen,  dass  in  Frankreich 
die  gesammte  Dienstcorrespondenz  der  Be- 
hörden die  Portofreiheit  geniesse,  wodurv,h 
der  Verwaltung  eine  Einnahme  von  35  Mill. 
Frcs.  an  Briefporto  und  von  mehr  als 
3  Mill.  Frcs.  an  Telegrammgebühren  verloren 
ginge 

*j  Der  Berichterstatter  hat  dabei  unerwähnt 
gelassen,  dass  in  England  wie  in  Deutschland  die 
PostauBtalten  sich  auch  mit  dem  Packetdienste  be- 
fassen, während  in  Frankreich  dieser  Dienstzweig 
von  den  Eisenbahnen    besorgt  wird. 


189 


Diesen  Ausführungen  schloss  sich  der 
Minister  Gran  et  im  Wesentlichen  an,  indem 
er  bemerkte,  dass  sich  unter  den  deutschen, 
bezw.  britischen  Postanslalten  eine  grössere 
Zahl  solcher  mit  beschränkten  Befugnissen, 
die  Posthilfsstellen,  bezw.  Receiving  offices, 
befänden.  Nur  mit  grossem  Widerstreben 
habe  er  die  beträchtliche  Verminderung  der 
Zahl  der  neu  einzurichtenden  Verkehrs- 
anstalten vorgenommen;  um  indess  gleich- 
wohl den  Wünschen  der  Bevölkerung  Rech- 
nung zu  tragen,  ohne  dem  Budget  dadurch 
grössere  Lasten  aufzuerlegen,  habe  er  be- 
schlossen, nach  dem  Vorbilde  des  Auslandes, 
mit  der  Einrichtung  von  Posthilfsstellen 
(bureaux  auxiliaires)  vorzugehen,  Anstalten, 
welche  im  gewissen  Sinne  ein  Traft  d'union 
zwischen  der  Bestellpostanstalt  und  dem 
Landbriefträger  zu  bilden  berufen  seien.  Die 
Befugnisse  dieser  Hilfstellen  würden  be- 
stehen: in  der  Annahme  von  Postsendungen, 
dem  Verkauf  von  Postwerthzeichen,  der  An- 
nahme von  Postanweisungen  bis  zu  einer 
gewissen  Grenze,  der  Bestellung  von  Post- 
sendungen (im  beschränkten  Umfange)  und 
der  Annahme  von  Sparcasseneinlagen.  Eine 
geeignete  Person  zur  Verwaltung  der  Hilfs- 
stelle würde  sich  Überali  leicht  finden  lassen; 
die  Commune  würde  das  Dienstlocal  herzu- 
geben und  die  Kosten  für  die  Ausstattung 
desselben  zu  tragen  haben.  Die  Ausführung 
dieser  Maassregel  sei  in  allernächster  Zeit 
zu  erwarten. 

Bezüglich  der  überseeischen  Telegraphen- 
beziehungen Frankreichs  hob  der  Deputirte 
Roulleaux-Dugage  hervor,  dass  Frank- 
reich fast  vollständig  in  den  Händen  Eng- 
lands sei.  Wenn  man,  so  führte  Redner  aus, 
einen  Blick  auf  die  Karte  der  unterseeischen 
Kabellinien  werfe,  so  müsse  man  erstaunen 
über  den  ausserordentlichen  Antheil,  welchen 
England  an  diesem  Netze  Frankreich  gegen- 
über habe.  Von  den  französischen  Colonien 
seien  nur  die  Inseln  St.  Pierre  und  Miq aelon 
durch  ein  directes  Kabel  mit  Frankreich 
verbunden.  Dagegen  seien  die  Verbindungen 
mit  den  Antillen,  Martinique,  Guadelupe, 
Jamaica,  Cuba,  Florida  in  den  Händen  der 
englischen  Gesellschaften,  nämlich  der  West 
India  and  Panama  telegraph  Company  und 
der  Cuba  submarine  telegraph  Company. 
Französisch  Guyana  sei  auf  die  Verbindung 
der  Western  and  Brasilian  Company,  Sene- 
gambien  auf  diejenige  der  West  African 
Company,  Mayotte,  NossiBd,  Diego-Suarez 
und  Madagaskar  auf  die  Eastern  and  South 
African  telegraph  Company  angewiesen. 
Obock  habe  überhaupt  keine  Verbindung, 
dafür  habe  man  dort  einen  Feldmesser  an- 
gestellt, der  wohl  den  Wüstensand  ver- 
messen solle.  Die  französischen  Besitzungen 
in  Indien,  Pondichery,  Karikal,  Mähe  etc. 
könnten  nur  die  Landverbindung  über  Madras 
und  Bombay  benutzen ,  welche  Britisch 
Indien  gehöre.  Ueberall,  wohin  man  sich 
wende,  stosse  mun  auf  englische  Besitz  Ver- 
hältnisse. Nur  zwischen  Marseille  und  Algerien 
habe  Frankreich    drei    eigene   Kabel ;     diese 


seien  aber  einander  so  nahe  verlegt,  dass 
derselbe  Unfall  alle  drei  Linien  unterbrechen 
könne.  Demgegenüber  sei  hervorzuheben, 
dass  der  englische  Besitzstand  eine  Kabel- 
länge von  60.000  Seemeilen  darstellfe.  Ausser- 
dem besitze  England  eine  grosse  Anzahl 
leistungsfähiger  Kabelfabriken  mit  eigenen 
Schiffen  zum  Legen  und  zur  Instandsetzung 
der  Kabel.  Frankreich  dagegen  müsse  seine 
Kabel  in  England  herstellen  lassen.  Eine 
Fabrik  habe  man  zwar  in  Frankreich,  die- 
selbe sei  aber  nur  im  Stande,  die  äussere 
Bekleidung  der  Kabel  herzustellen.  Und  die 
Schiffe,  welche  Frankreich  zum  Legen  der 
Kabel  zur  Verfügung  habe,  seien  mindestens 
antediluvianisch  und,  da  sie  einen  viel  zu 
geringen  Tonnengehalt  hätten,  zum  Legen 
grösserer  Kabel  ganz  ungeeignet.  Dass 
Franlvre'ch  auf  diesem  Gebiete  so  vollständig 
zurückgeblieben  sei,  müsse  man  '  umsomehr 
bedauern,  als  selbst  Deutschland  und  Italien 
ihre  eigenen  Kabelfabriken    besässen. 

Auf  das  Gebiet  des  technischen  Tele- 
graphendienstes übergehend,  tadelt  der  Redner 
die  beabsichtigte  Aufhebung  der  technischen 
AbtheiluDg,  aus  der  bisher  die  sachkundigen 
Beamten  hervorgegangen  seien.  Der  Minister 
habe  sogar  die  grösste  Mühe  geliabt,  vor 
der  Commission  die  Aufrechterhaltung  der 
Telegraphenschule  durchzubringen,  während 
doch  die  meisten  fremden  Staaten ,  wie 
Deutschland,  Oesterreich,  Belgien,  Russland, 
Schweden  und  die  Schweiz,  derartige  Schulen 
besässen  und  dafür  bedeutende  Kosten  auf- 
wendeten. 

Der  Minister  konnte  in  seiner  Entgegnung 
nicht  umhin,  die  Berechtigung  der  Aus- 
fahrungen  des  Vorredners  bezüglich  der  über 
seeischen  Telegraphenverbindungen  Frank- 
reichs anzuerkennen  ;  was  indess  die  Gründung 
von  Kabelfabriken  betreffe,  so  würde  sich 
bei  der  bevorstehenden  Berathung  über  die 
Einrichtung  einer  Kabellinie  nach  den  Antillen 
Gelegenheit  bieten,  auf  diesen  Gegenstand 
zurückzukommen,  bezw.  näher  einzugehen. 
Bezüglich  der  Beibehaltung  der  Telegraphen- 
schule sei  er  mit  dem  Vorredner  völlig 
einverstanden,  da  diese  Schule  zur  Er- 
gänzung der  sachkundigen  Telegraphen- 
beamten unbedingt  nothwendig  sei.  Die 
Aufhebung  der  technischen  Abtheilung  aber 
stelle  nur  den  letzten  Schritt  dar  zur  voll- 
ständigen Verschmelzung  der  Telegraphie 
mit  der  Post;  in  Wirklichkeit  handle  es  sich 
nicht  um  eine  Aufhebung,  sondern  nur  um 
die  Umwandlung  dieser  Abtheilung  in  einen 
technischen    Beirath    der    Centralverwaltung. 

Von  einem  Redner  wurde  über  die  lang- 
same Beförderung  der  Telegramme  zwischen 
Havre  und  Liverpool  Klage  geführt  und 
dabei  bemängelt,  dass  Telegramme,  welche 
von  Ha  vre  auf  dem  Umwege  über  New- 
York  nach  Liverpool  gegeben  würden,  um 
mehr  als  eine  Stunde  früher  ankämen,  als 
auf  dem  directen  Wege.  Derselbe  Redner 
brachte  zur  Sprache ,  dass  die  im  inter- 
nationalen Verkehr,  ."Lowie  in  fremden  Ländern 
längst  zugelassenen    sogenannten   dringenden 


190 


Telegramme  im  inneren  Verkehr  Frankreichs 
zum  Nachtheil  der  Geschäftswelt  noch  nicht 
eiogefiihrt  seien.  Mit  Bezug  auf  den  ersteren 
Punkt  versprach  der  Minister,  nach  Ablauf 
der  gegenwärtig  bertehenden  Verträge  die 
Herstellung  einer  unmittelbaren  telegraphi- 
schen Verbindung  zwischen  Hävre  und 
Liverpool  in's  Auge  zu  fassen ;  und  was  den 
zweiten  Punkt  angehe,  so  seien  die  erforder- 
lichen Maassregeln  zur  Einführung  der  dringen- 
den Telegramme  in  Frankreich  bereits  ge- 
troffen. (Eine  hierauf  bezügliche  Verfügung 
ist,  wie  wir  hören,  inzwischen  ergangen.) 

Endlich  brachte  der Deputirte Beauquier 
eine  Klage  der  Uhren-  und  Goldwaaren- 
fabrikanten  über  die  Schwierigkeiten  des 
Versandts  von  Werthpacketen  zur  Sprache. 
Obwohl  er  anerkenne,  dass  die  Verwaltung 
die  Ausdehnungsgrenzen  der  kleinen  Werth- 
kisten,  in  welchen  diese  Fabrikanten  ihre 
Waaren  zu  verschicken  pflegten,  bereits 
erweitert  habe,  so  ständen  doch  die  mit  den 
Eisenbahnen  über  die  Beförderung  der 
Colis  postaux  abgeschlossenen  Verträge  einer 
wirksamen  Erleichterung  auf  diesem  Gebiete 
entgegen.  Redner  führte  aus,  dass  eine 
Uhrensendung  aus  Frankreich  nach  den 
Colonien  im  Durchschnitt  Frcs.  20 — 25 
koste,  wogegen  für  dieselbe  Sendung,  wenn 
sie  in  der  Schweiz  aufgeliefert  würde,  nur 
Frcs.  3  zu  zahlen  seien.  Eine  derartige  Sach- 
lage, welche  im  Uebrigen  noch  durch  die 
Zollverhältnisse  erschwert  werde,  sei  nur 
geeignet,  den  französischen  Uhrenhandel  zum 
Vortheil  des  schweizerischen  gänzlich  lahm 
zu  legen. 

Mit  Bezug  hierauf  verwies  der  Minister 
auf  die  von  ihm  der  Kammer  vorgelegten, 
zur  Zeit  in  der  Commission  befindlichen 
neuen  Verträge  mit  den  Eisenbahnen  über 
cie  Beförderung  der  Colis  postaux,  worin  den 
geäusserten  Wünschen  der  Uhrenfabrikanten 
völlig  Rechnung  getragen  sei ;  im  Uebrigen 
wären  seine  Bestrebungen  darauf  gerichtet, 
die  im  inneren  Verkehr  Frankreichs  hin- 
sichtlich der  Werthsendungen  eingeführten 
Erleichterungen  auch  auf  den  Verkehr  mit 
dem  Auslände  allgemein  zur  Anwendung  zu 
bringen. 

Der  ganze  Etat  wurde  sodann  nach  den 
Beschlüssen  der  Commission  unverändert  ge- 
nehmigt. /  (»A.  f.  F.  u.  T.*) 

Sphärisches  absolutes  Elektrometer. 
Das  von  uns  in  der  vorigen  Nummer 
(Seite  135)  beschriebene  Elektrometer  von 
Lippmann  wurde,  wie  aus  dem  Vortrage 
von  Prof.  Mach  (s.  I.  Jahrg.  dieser  Zeit- 
schrift, S.  337)  ersichtlich,  auf  der  Elektrischen 
Ausstellung  in  Wien  1883  von  diesem  Ge- 
lehrten demonstrirt.  Nur  das  Princip  der 
Messung  ist  bei  Lippmann  ein  anderes; 
allein  auch  dieses  Princip  ist  von  Mach 
bereits  gelegentlich  der  Bestimmung  des 
IMutzeffüCts  der  Holtz'schen  Maschine  in  An- 
wendung   gebracht    worden. 


Geschichtliches  von  der  Telepbonie. 
Dass  die  Telephonie  nicht  erst  eine  Erfindung 
unseres  Jahrhunderts  ist,  sondern  schon  vor 
über  200  Jahren  im  Princip  bekannt  war,  ist 
aus  den  Werken  des  Forschers  Robert 
H  o  o  k  e  zu  ersehen,  welcher  im  XVII.  Jahr- 
hundert lebte  und  dessen  Schriften  1664  ver- 
öffentlicht wurden.  Dieselben  enthalten  auch 
folgenden    Passus    über    Fernsprechversuche : 

»Und  wie  durch  Zuhilfenahme  von  Gläsern 
unser  Sehvermögen  erheblich  gesteigert  worden 
ist,  so  erscheint  es  nicht  unwahrscheinlich, 
dass  noch  manche  mechanische  Erfinder  auch 
unsere  übrigen  Sinne,  das  Gehör,  den  Ge- 
ruch, den  Geschmack,  das  Gefühl  zu  er- 
weitern vermögen  werden.  Jetzt  schon  ist  es 
gelungen,  ein  leises  Flüstern  über  eine  Ent- 
fernung von  40  Ruthen  zu  vernehmen,  und 
vielleicht  ist  die  Natur  der  Sache  so  be- 
schaffen, dass  sie  selbst  eine  Verzehnfachung 
dieser  Strecke  nicht  unbedingt  ausschliesst. 
Wohl  haben  Autoren  von  Ruf  es  unmöglich 
erklärt,  durch  die  dünnste  Glimmerplatte  hin- 
durch den  Schall  fortzupflanzen  ;  ich  jedoch 
kenne  eine  Methode,  mittelst  deren  es  un- 
schwer gelingt,  durch  eine  Mauer  von  einer 
Elle  Dicke  hindurchzusprechen.  Die  Ermitt- 
lungen darüber  sind  noch  keineswegs  abge- 
schlossen, inwieweit  die  Höhrrohre  einer  Ver- 
besserung fähig  sind,  noch  ob  und  welche 
andere  Wege  und  Mittel  es  gibt,  unser 
Hören  zu  beschleunigen  oder  den  Schall 
durch  andere  Körper  als  die  Luft  fortzu- 
pflanzen; denn  diese  bildet  keineswegs  das 
einzige  Medium.  Ich  kann  dem  Leser  die 
Versicherung  geben,  dass  ich  mittelst  eine-; 
ausgespannten  Drahtes  den  Schall  über  eine 
sehr  beträchtliche  Entfernung  in  einem  Augen- 
blick fortgepflanzt  habe.  Die  Geschwmdig- 
keit  der  Fortpflanzung  schien  jener  des  Lichtes 
gleichzukommen  und  war  jedenfalls  unver- 
hältnissmässig  grösser  als  diejenige  des  durch 
die  Luft  fortgepflanzten  Schalles ;  und  dabei 
war  der  Draht  nicht  etwa  ausschliesslich  in 
gerader  Linie  gespannt,  vielmehr  in  manchen 
Winkelpunkten  gebogen.*' 

Man  nennt  die  Vorrichtung,  mittelst 
welcher  ein  gespannter  Faden  sowohl  Töne 
als  auch  gesprochene  Worte  auf  ziemlich 
grosse  Entfernungen  fortleitet,  das  Faden- 
telephon. Dasselbe  bildet  gegenwärtig  ein  all- 
gemein bekanntes  und  verbreitetes  Kinder- 
spielzeug. Es  besteht  aus  zwei  conischen 
Bechern  von  Metall  oder  Pappe,  deren  Böden 
durch  einen  gespannten  Faden  miteinander 
verbunden  sind.  Spricht  man  in  den  Becher 
an  einem  Ende  des  Fadens  hinein,  so  können 
die  Worte  am  anderen  Ende  des  Fadens  ver- 
nommen werden,  wenn  man  den  dort  be- 
findlichen Becher  an  das  Ohr  hält.  Wem  die 
Erfindung  des  Fadenteleplions  zuzuschreiben 
ist,  blieb  unbekannt.      (,C.  f.  O.  u.  M.*) 


Der  Rheinfall  bei  Schaffhausen  als 
Kraftquelle  für  die  Gewerbthätigkeit.  Der 
alte  berühmte  Rheinfall ,  welchen  schon 
Millionen  von  Fremden    b  esuchten    und    sich 


191 


an  seinem  Anblick  erfreuten,  soll  jetzt  zur 
Einführung  und  zum  Betriebe  einer  neuen 
Gevverbthätigkeit  nutzbar  gemacht  werden. 
Es  handelt  sich  darum,  die  Wasserkraft  des 
Falles  in  Elektricität  umzuwandeln  und  diese 
zur  Herstellung  von  Aluminium  zu  verwenden. 
Das  Verfahren  ist  von  den  Erfindern  durch 
lange  umfassende  Versuche  geprüft  und  be- 
währt gefunden.  Diese  halten  ihre  Erfindung 
selbstverständlich  geheim.  Dieselbe  ist  jedoch 
wenn  man  den  Berichten  trauen  darf,  ge- 
eignet, eine  vollständige  Umwälzung  in  der 
gesammten  Metallbearbeitung  hervorzurufen; 
denn  das  Verfahren  soll  es  ermöglichen,  auf 
elektrischem  Wege  das  Aluminiummetall  zu 
einem  Preise  herzustellen,  der  gestatten  wird, 
dasselbe  für  die  mannigfachen  Zwecke,  zu 
denen  es  in  Folge  seiner  besonderen  Eigen- 
schaften sich  eignet,  in  ausgiebigem  Maasse  zu 
verwenden,  sei  es  zur  Anfertigung  von  Me- 
tallbeschlägen, z.  B.  an  Waffen,  bei  Eisen- 
bahnfahrzeugen und  besonders  beim  Schiffs- 
bau, wo  es  wegen  seiner  Leichtigkeit  (spec. 
Gewicht  2"5)  von  grossem  Werthe  sein  wird, 
dann  in  der  Uhrmacherei  u.  s.  w.,  sei  es  als 
Zusatz  zu  Eisen  und  anderen  Metallen,  wo- 
durch dieselben  in  ganz  besonderer  Weise  an 
Zähigkeit  und  Widerstandsfähigkeit  ge- 
winnen. Es  leuchtet  ein,  dass  viele  schweize- 
rische Gewerbszweige  sich  die  neue  Errungen- 
schaft zu  INutze  werden  machen  können  ;  die 
Tragweite  derselben  ist  auf  den  ersten  Blick 
kaum  zu  übersehen.  Die  Fabrik  beim  Rhein- 
fall selbst  wird  ungefähr  500  Arbeitern  be- 
schäftigung  geben,  und  wenn  sie  dazu  kommen 
sollte,  was  wohl  möglich  ist,  einen  Theil 
ihres  Erzeugnisses  selbst  weiter  zu  verar- 
beiten, könnte  sie  leicht  für  die  vierfache 
Zahl  von  Leuten  Arbeit  schaffen,  ohne  dass 
weitere  Betriebskräfte  oder  eine  Vermehrung 
des  Stammgeldes  in  Aussicht  genommen 
werden  müssten.  Im  Weiteren  hofft  man  stark, 
dass,  wenn  sich  die  Erfindung  als  nutzbar 
erweist,  auch  die  übrigen  Wasserkräfte  der 
Schweiz,  welche  jetzt  brach  liegen  und  keinen 
Vortheil  bringen,  für  das  Land  verwerthet 
und  der  Schweiz  noch  eine  unermessliche 
Quelle  von  Gewinn  und  Reichthum  ge- 
währen werden.  —  Der  Rheinfall  soll  nach 
Schätzung  eine  Leistung  von  15  000  Pferde- 
kräften liefern,  womit  selbstverständlich  ganz 
Erhebliches  geleistet  werden  kann.  —  In 
den  Kreisen  der  Anwohner  des  Rhein- 
falls wird  übrigens  das  Unternehmen  mit  sehr 
ungünstigen  Augen  angesehen,  da  man  eine 
Zerstörung  oder  Beeinträchtigung  der  land- 
schaftlichen Schönheit  des  Rheines  daselbst 
durch  die  nöthigen  Flussbauten  etc.  und  da- 
durch eine  Abnahme  des  Fremdenverkehrs 
fürchtet.  (»C.  f.  O.  u.  M.«) 


(Wir  haben  vernommen ,  dass  R.  E. 
Crompton  bei  seiner  jüngsten  Anwesenheit 
in  Oesterreich  eine  Bestellung  auf  Maschinen 
zur  elektrolytischen  Gewinnung  von  Alumi- 
nium  erhalten;    ob    diese,    allerdings    unver- 


bürgte Thatsache  mit  der  hier  mitgetheilten 
im  Zusammenhange  steht,  muss  die  Zukunft 
lehren.)  (D,   R.) 

Elektrische  Luft  -  Verbesserungsma- 
schine. Von.  H.  D.  Hall.  Der  Verfasser 
führte  der  ^New-Yorker  Elektrischen  Gesell- 
schaft* eine  von  ihm  erfundene,  sogenannte 
Ozonmaschine  vor,  welche  den  Zweck  hat, 
nicht  allein  die  Luft  in  Hospitälern  und 
Krankenzimmern  zu  desinficiren,  sondern  auch 
in  grossen  Räumen,  wo  viele  Menschen  bei- 
sammen sind,  wie  in  Theatern,  Versamm- 
lungs-  und  Arbeitssälen  etc.  zur  Luftver- 
besserung dienen. 

Der  Apparat  besteht  aus  einer  H  o  1 1  z- 
schen  Scheiben elektrisir-  oder  sogenannte  In- 
fluenzmaschine, welche  für  den  vorliegenden 
Zweck  mit  einem  Ventilator  verbunden  ist^ 
der  die  zu  reinigende  Luft  durch  einen  am 
Boden  des  die  Maschine  umgebenden  Glas- 
kastens befindlichen  Canal  hindurchsaugt  und 
in  den  mit  frischer  Luft  zu  versehenden 
Raum  wiederum   entweichen  lässt. 

In  diesem  Canale  sind  sogenannte  elek- 
trische Kämme,  d.  h.  kammartige,  mit  dicht 
nebeneinander  befindlichen  Metallspitzen  ver- 
sehene elektrische  Condacturen  angebracht, 
zwischen  denen  die  elektrischen  Entladungen 
stattfinden  und  die  so  gestellt  sind,  dass  der 
vom  Ventilator  erregte  Luftstrom  durch  das 
Feld  dieser  elektrischeii  Entladungen  hin- 
durchziehen muss. 

Auf  diese  Weise  wird  der  Sauerstoff  der 
Luft  durch  elektrische  Erregung  ozonisirt, 
wodurch  die  in  der  Luft  vorhandenen 
Miasmen  und  Organismen  zerstört  werden 
sollen.  Diese  ozonisirte  Luft  kann  ausser  für 
medizinische  Zwecke,  auch  für  industrielle 
Aufgaben  Anwendung  finden  und  soll  be- 
reits eine  grössere  amerikanische  Bleicherei 
mit  der  Hall'schen  Ozonmaschine  arbeiten. 
(^C.  f.  O.  u.  M.«) 

Telephonpatentstreit  in  England.  The 
Brook's  Telegraph  Construction  Company 
nimmt  für  sich  das  alleinige  Recht  in  An- 
spruch, Telephone  mit  Metallleitung  zu  ge- 
brauchen, und  hat  deshalb  Klage  gegen  die 
Bell  Telephone  Company  erhoben.  Der 
^Electrician',  dem  wir  diese  Nachricht  ent- 
nehmen, bezweifelt,  dass  dieser  Anspruch  in 
England  Anerkennung  finden   wird. 


Elektrische     Beleuchtung    von    Rom. 

Eine  italienische  Actiengesellschaft,  welche 
sich  zu  dem  Zwecke  gebildet  hat,  die  Kraft 
der  berühmten  Wasserfälle  von  Tivoli  aus- 
zubeuten, hat  die  erforderlichen  Beleuch- 
tungsapparate und  -Maschinen  bei  der  Firma 
Siemens  &  Halske  in  Berlin  bestellt, 
während  die  Firma  Gebrüder  Seck  in  Darm- 
stadt mit  der  Lieferung  der  Turbinen  betraut 
wurde.  (Wir  unsererseits  glaubten ,  Rom 
werde  mittelst  des  Transformatoren-Systems 
beleuchtet  wurden.) 


192 


Reminiscenz  an  den  Ringtheater- 
Brand.  Bei  dem  Wiener  Feuerwehr-Tele- 
graphen gilt  die  Regel,  dass  dort,  wo  Klingel- 
werke eingeschaltet  sind,  dreimal  geläutet 
werden  muss,  wenn  Hilfe  verlangt  wird,  und 
soll  ein  ein-  oder  zweimaliges  Läuten  nicht  be- 
achtet werden.  Einige  Wochen  vor  der  schreck- 
lichen Katastrophe  des  Ringtheater-Brandes 
gerieth  die  in  dem  Theatergebäude  befind- 
liche Tischlerwerkstätte  in  Brand  ;  die  Feuer- 
wehr-Centrale  erhielt  nur  ein  einziges  Zeichen, 
fuhr  aber  dennoch  aus  und  löschte  den 
Brand.  Wäre  sie  nicht  ausgefahren;  so  wäre 
das  damals  leere  Theater  abgebrannt  und 
das  spätere  Unglück  nicht  eingetreten. 


Geschossgeschwindigkeits  -  Messung. 
Von  A.  und  V.  Flamach  e.  Im  Jahrgange 
1884  der  ^Zeitschrift  für  Elektrotechnik*', 
S.  594  wurde  ein  von  J.  G.  Ben  ton  an- 
gegebener Apparat  zum  Messen  von  Ge- 
schossgeschwindigkeiten erwähnt,  der  auf 
folgendem  Principe  beruhte :  In  der  Geschoss- 
richtung sind  zwei  mit  sehr  feinen  Drähten 
überspannte  Rahmen  angebracht;  das  Ge- 
schoss  zerreisst  beim  Passiren  der  beiden 
Rahmen  die  feinen  Drähte,  unterbricht 
hiedurch  einen  elektrischen  Strom  und  löst 
nacheinander  zwei  Pendel  aus,  die  dann  in 
entgegengesetzter  Richtimg  über  einem  ge- 
theilten  Gradbogen  schwingen ;  der  Punkt, 
in  welchem  sich  die  beiden  Pendel  begegnen, 
wird  auf  dem  Gradbogen  fixirt  und  aus  seiner 
Entfernung  vom  Nullpunkte  auf  die  Zeit  ge- 
schlossen, welche  das  Geschoss  gebraucht 
hat,  um  von  einem  Rahmen  zum  anderen  zu 
gelangen. 

Das  Princip  des  vorliegenden  Apparates 
ist  ein  ganz  ähnliches ;  nur  werden  die 
Momente,  in  denen  das  Geschoss  die  Rahmen 
passirt,  mittelst  des  elektrischen  Stromes 
direct  auf  den  Registrirstreifen  eines  Chrono- 
graphen übertragen.  Die  Uebersetzung  des 
auf  diese  Weise  auf  dem  Streifen  markirten 
Intervalles  in  absolute  Zeit  geschieht  nun  aber 
nicht  in  der  gewöhnlichen  Weise  durch  Ver- 
bindung des  Chronographen  mit  einer  astro- 
nomisch bestimmten  Uhr,  wie  man  der 
Einfachheit  wegen  erwarten  sollte,  sondern 
der  Gang  des  Registrirstreifens  wird  durch 
einen  besonderen  Apparat  bestimmt.  Der- 
selbe besteht  aus  einer  an  beiden  Seiten 
verschlossenen  und  luftleer  gemachten  gläser- 
nen Röhre;  in  dieser  ist  oben  ein  mit  einer 
elektrischen  Batterie  verbundener  Elektro- 
magnet angeordnet,  dessen  Anker  bei  ge- 
schlossenem Strome  eine  kleine  eiserne 
Kugel  anzieht.  Wird  der  Strom  unterbrochen, 


Berichtigungen. 

In  den  Vereinsnachrichten  (Seite  loi) 
des  Märzheftes  bezieht  sich  die  Angabe  des 
Herrn  Inspectors  Kohn,  betrefilend  die 
Kosten  der  Einrichtung  des  Gasmotors  bei 
der  Installation  von  Mr.  Preece  nicht  auf  ein 
Jahr,   sondern   auf  die  ganze  Anlage. 


so  fällt  die  Kugel  auf  ein  30  Cm.  unter  dem 
Anker  angebrachtes  Elfenbeinplättchen  herab  ; 
unter  letzterem  ist  eine  Spiralfeder,  welche 
durch  das  Gewicht  der  Kugel  niedergedrückt 
wird  und  hiedurch  einen  zweiten  Stromkreis 
schlies  t;  beide  Momente,  das  Unterbrechen 
des  einen  und  das  Schliessen  des  anderen 
Stromkreises,  werden  nun  auf  dem  Registrir- 
streifen des  Chronographen  markirt.  Voraus- 
gesetzt, dass  die  Entfernung  zwischen  Anker 
und  Elfenbeinplatte  unverändert  bleibt,  was 
durch  eine  Compensations- Vorrichtung  garan- 
tirt  sein  soll,  muss  für  einen  und  denselben 
Ort  auch  die  Zeit  stets  dieselbe  bleiben, 
welche  die  Kugel  zum  Durchfallen  dieser 
Entfernung  braucht  und  daher  muss  bei 
gleichmässigem  Gange  des  Chronometers 
auch  diese  Zeit  stets  durch  dasselbe  Intervall 
auf  dem  Streifen  dargestellt  werden  ;  durch 
Vergleichung  dieses  Intervalles  mit  einem 
anderen  wird  man  daher  das  Letztere  in 
absolute  Zeit  übersetzen  können. 

Die  Verfasser  nehmen  für  ihren  Apparat 
eine  ganz  excessive  theoretische  Genauig- 
keit, V391000  Secunden,  in  Anspruch,  bezüg- 
lich deren  wir  nur  unsere  Bemerkung  von 
damals  über  die  Genauigkeit  des  Eingangs 
erwähnten  Benton'schen  Apparates,  ^dass 
sie  für  jede  derartig  Erfindung  zutreffend 
sein  soll,*   wiederholen  wollen. 


Bemerkung  über  elektromagnetische 
Stimmgabeln.  Von  S.  P.  T  h  o  m  p  s  o  n. 
(Phil.  Mag  [5]  22,  1886.)  Im  Anschluss  an 
eine  Bemerkung  Lord  R  a  y  1  e  i  g  h's,  dass 
es  für  deri  gleichmässigen  Gang  einer  elek- 
tromagnetischen Stimmgabel  am  vortheil- 
haftesten  sei,  wenn  dieselbe  den  Antrieb 
beim  Durchgang  durch  die  Ruhelage  erhalte, 
schlägt  der  Verfasser  folgende  Anordnung 
vor  : 

Es  gelangen  zwei  Stimmgabeln  von  gleicher 
Schwingungszahl  zur  Anwendung,  deren  jede 
als  Unterbrecher  für  die  andere,  nicht  für 
sich  selbst  dient.  Man  erreicht  dies  dadurch, 
dass  man  die  Contactstellen  einer  jeden  der 
beiden  Stimmgabeln  in  den  Stromkreis  des 
Elektromagnetes  der  anderen  einschaltet.  Die 
eine  Gabel  stellt  den  Contact  bei  ihrer  grössten 
Elongation  nach  innen,  die  andere  bei  ihrer 
grössten  Elongation  nach  aussen  her.  Beide 
erhalten  dann,  wie  sich  leicht  ergibt,  ihren 
Antrieb  beim  Durchgang  durch  die  Ruhe- 
lage. Dabei  ist  nur  eine  Batterie  erforder- 
lich, weil  beide  Contacte  nicht  gleichzeitig 
geschlossen  werden. 


In  dem  Artikel  des  Februarheftes:  ,Die 
Vorherbestimmung  der  Charakteristik  der 
Dynamomaschinen*  von  Gisbert  Kapp 
ist  überall  dort,  wo  die  Quantität  des  mag- 
netischen Widerstandes  in  Rede  steht,  statt 
des  ;^  Verhältnisses  der  Länge  zur  Oberfläche* 
das  ,>Verhältniss  der  Länge  zum 
Querschnitt*   zu  lesen. 


Verantwortlicher  Redacteur :  JOSKP  KAKEIS.   -    Selbstverlag  des  Elektrotechnischen  Vereins. 

In  Coramission  bei  LEHMANN  &  WENTZEL,   Buchhandlung  für  Technik  und  Kunst. 

Druck  von  E.  SPIES  &  Co.  in  Wien,  V.,  Strausaengasse  16. 


Zeitschrift  für  Elektrotechnik. 


V.  Jahrg. 


1.  Mai  1887. 


Heft  V. 


VEREINS-NACHRICHTEN. 


Chronik  des  Vereines. 


Ausschu  ss- 
Ausschuss- 


17.   März. 
Sitzung. 

22.  März. 
Sitzung. 

2}^.  März.  —  V  e  r  e  i  n  s  V  e  r- 
sammlung.  Vorsitzender:  Re- 
gierungsrath  Volkmer. 

Nach  Erledigung  geschäftlicher 
Mittheilungen  ertheilt  der  Vorsitzende 
Herrn  Julius  Miesler  das  Wort  zu 
seinen!  Vortrage  über :  „Elektro- 
chemische Studien". 

Der  Vortragende  beginnt  mit  dem 
Hinweise,  dass  die  elektromotorischen 
Kräfte  der  galvanischen  Batterien 
chemischen  und  physikalischen  An- 
ziehungskräften entsprechen,  und  be- 
merkt :  ,5 Wie  weit  wir  es  mit  Kräften 
der  einen  Art,  die  nach  constanten 
Proportionen  wirken,  wie  weit  mit 
denen  der  anderen  Art,  die  nach  be- 
liebigen Proportionen  wirken,  zu  thun 
haben,  unterschied  Herr  Dr.  James  M  o- 
s  e  r.  Anschliessend  an  seine  Arbeiten, 
die  zuletzt  in  der  Vereinszeitschrift 
1885  und  1886  veröffentlicht  sind, 
untersuchte  ich  Silber-  und  Kupfer- 
salze, von  denen  namentlich  erstere 
sehr  glückliche  Resultate  gaben.  Herr 
Dr.  Moser  hatte  nämlich  durch  die 
Einführung  der  elektromotorischen 
Verdünnungsconstante  den  Concen- 
trationsstrom  eines  Salzes  durch  eine 
Zahl  charakterisirt  und  war  zu  der 
Annahme  des  Gesetzes  gelangt,  dass 
auch  jedem  Jon  eine  besondere  Con- 
stante  zukomme.  Seine  Publication 
über  die  Acetate  und  Nitrate  des 
Bleies  und  des  Zinkes  bestätigte  dieses 
Gesetz.  Diese  Untersuchungen  habe 
ich  fortgeführt  und  erweitert,  so  dass 
wir    jetzt    folgende  Tabelle   der  Ver- 


dünnungsconstanten   in  Millivolts  auf- 
stellen  können : 

Millivolts  Acetat       Sulfat       Nitrat 

Kupfer    ....      2'i         3"6         — 

Blei 2-6  —  8-3 

Zink 5-9  —         II-6 

Silber lo-y        i2*o       16*2 

Man  ersieht  aus  dieser  Tabelle, 
dass  zwischen  je  zwei  Horizontal- 
und  je  zwei  Verticalreihen  eine  con- 
stante  Differenz  herrscht.  Es  sind 
höchstens  Abweichungen  von  +  0"OOOi 
Volt  dabei,  was  sowohl  auf  die  Ver- 
nachlässigung der  folgenden  Decimal- 
stelle  der  Zahlen,  sowie  darauf  zu- 
rückzuführen ist,  dass  die  Beobach- 
tungen nicht  zu  gleichen  Zeiten  und 
nicht  von  denselben  Beobachtern  ge- 
macht wurden. 

Für  Kupfernitrat  war  es  mir  un- 
möglich, eine  Zahl  zu  finden,  da  bei 
jeder  Messung  anscheinend  chemische 
Zersetzung  eintrat.  Wichtig  sind  die 
Resultate  der  Silbersalze,  weil  sie 
grosse  Zahlen  aufweisen.  Durch  die 
neu  hinzugekommenen  Zahlen  ist  somit 
das  Gesetz,  dass  jedem  Jon  eine  Con- 
stante  zukomme,  nicht  nur  bestätigt, 
sondern  es  tritt  durch  die  Grösse 
der  gefundenen  Zahlen  noch  in  klarerer 
Weise  hervor. 

Die  Untersuchungen  wurden  im 
physikalisch-chemischen  Universitäts- 
Laboratorium  des  Herrn  Prof,  L  o- 
schmidt  ausgeführt." 

Der  Vorsitzende  knüpft  hieran  die 
Bemerkung,  dass  die  Ausführungen 
des  Herrn  Vortragenden  ihn  an  die 
Versuche  erinnern,  welche  Herr  Haupt- 
mann Hübel  angestellt  hat,  dessen 
Schlussfolgerungen  im  sechsten  Bande 
der  Mittheilungen  des  militär-geogra- 
phischen  Institutes    vom    Jahre    1886 

13 


194 


enthalten  sind,  und  spricht  dem  Vor- 
tragenden für  die  Mittheilungen  Na- 
mens des  Vereines  den  Dank  aus, 
worauf  Herr  Dr.  James  Moser  in 
einer  Mittheilung  über  „Elektro- 
Photographie"  zwei  photogra- 
phische Negative  demonstrirt,  welche 
nach  der  auf  Seite  41  dieses  Bandes 
beschriebenen  Methode  erhalten  waren. 
Der  Vortragende  hatte  ein  Zwei-Gulden- 
stück auf  eine  Bromsilberplatte  und 
unter  diese  ein  Staniolblatt  gelegt. 
Der  so  gebildete  Condensator  wurde 
vom  Vortragenden  einmal  mit  posi- 
tiver, das  zweite  Mal  mit  negativer 
Elektricität  geladen  und  so  zwei  ver- 
schieden charakterisirte  Abdrücke  er- 
halten. 

Der  Vorsitzende  hält  dieses  Re- 
productionsverfahren  einer  praktischen 
Anwendung  fähig,  und  dankt  dem 
Herrn  Vortragenden  für  diese  interes- 
sante Mittheilung. 

28.  März.  —  Ausschuss- 
sitzung. 

30.  März.  —  Vereinsver- 
sammlung. Vorsitzender: 
Ober-Ingenieur  Kareis. 

Derselbe  ertheilt  nach  Erstattung 
einer  kurzen  Mittheilung  über  die 
Tagesordnung  der  nächsten  Vereins- 
abende Herrn  Ingenieur  A.  Prasch 
das  Wort  zu  seinem  Vortrage  über: 
„Automatische  Blocksignale 
un  d  S  chi  en  en  conta  c  t  e".  Redner 
gibt  vorerst  eine  kurze  Erklärung 
über  das  Wesen  und  die  Grund- 
principien  der  Blocksignalisirung  und 
der  Vortheile,  welche  selbe  nicht  nur 
für  die  Sicherheit  der  Züge,  sondern 
auch  für  die  schnellere  Verkehrs- 
abwicklung bietet,  und  weist  dies  an 
der  Hand  einer  schematischen  Skizze 
nach.  Indem  der  Vortragende  hierauf 
die  Manipulationen,  welche  bei  der 
Blocksignalisirung  der  Hand  des  be- 
dienenden Wärters  überlassen  werden, 
analysirt,  legt  er  dar,  dass  die  Mög- 
lichkeit, diese  Manipulationen  mit  Bei- 
hilfe elektrischer  Einrichtungen  von  j 
dem  vorbeifahrenden  Zuge  besorgen 
zu  lassen,  oifen  zu  Tage  lag,  so  dass 
die  theoretische  Speculation  sich  dieser 
offen  stehenden  Frage  schon  sehr 
frühzeitig  bemächtigte,  und  umsomehr 


bemüht  war  dieselbe  einer  praktischen 
Losung  zuzuführen,  als  eben  die  grossen 
Bedienungskosten  der  Blocksignale  der 
allgemeinen  Einführung  derselben  hin- 
derlich entgegenstehen.  Allein  so  ein- 
fach sich  die  praktische  Lösung 
vom  mechanischen  und  physikalischen 
Standpunkte  zu  gestalten  scheint,  so 
viele  Hindernisse  praktischer  Natur 
setzen  sich  derselben  entgegen,  indem, 
wie  dies  Herr  Prasch  ausdrücklich 
hervorhebt,  bei  einem  der  Sicherung 
des  Verkehres  dienenden  Eisenbahn- 
signale als  oberster  Grundsatz  neben 
der  erreichbarsten  Functionssicherheit 
noch  die  Bedingung  gestellt  werden 
muss,  dass  stets  die  Möglichkeit  vor- 
handen sei,  den  Gefahren,  welche  aus 
einem  Versagen  des  Signales  ent- 
springen können,  rechtzeitig  vorzu- 
beugen. Hierauf  die  Grundprincipien 
bei  Construction  eines  der  Verkehrs- 
sicherheit dienenden  Signalmittels, 
welches  ganz  bestimmte  Signalbegriffe, 
u.  zw.  ^Gefahr,  Halt"  und  „Bahn 
frei"  zum  Ausdrucke  zu  bringen  hat 
des  Näheren  präcisirend,  folgert  der 
Vortragende  hieraus,  dass  ein  auto- 
matischeß  Blocksignal  diesen  Grund- 
bedingungen in  keiner  Weise  zu  ent- 
sprechen vermag ,  weshalb  er  zu 
weiteren  Versuchen  auf  diesem  Ge- 
biete nicht  einrathen  könnte,  erklärt 
jedoch,  dass  auf  elektroautomatischem 
Wege  durch  Schienencontacte,  Con- 
tactblöcke  oder  isolirte  Schienen  be- 
triebene Controlapparate  oder  blosse 
Achtungssignale  sich  in  vielen  Fällen 
als  sehr  zweckmässig  und  nützlich 
erweisen  können,  wobei  es  als  spe- 
cielles  Beispiel  die  Siff  le  t  ele  k  tr  o- 
automatique  von  Lartigue  an- 
führt, welche  auf  der  französischen 
Nordbahn  schon  seit  Langem  mit 
bestem   Erfolge   in   Gebrauch   ist. 

Hierauf  folgte  eine  knappe  Ueber- 
sicht  jener  verschiedenartigen  Me- 
thoden, welche  bei  der  Durchführung 
der  automatischen  Blocksignalisirung 
überhaupt  in  Anwendung  kommen 
können ;  Redner  bespricht  an  der 
Hand  der  hierauf  bezüglichen  Zeich- 
nungen die  automatischen  Blocksignal- 
systeme von  Rousseau,  Whyte, 
Blüthgen,  Krämer,  Putnam  und 


195 


Ducousso  unter  besonderer  Berück- 
sichtigung des  elektrischen  Theiles 
der  Einrichtungen,  bedauernd,  wegen 
der  Kürze  der  Zeit  auf  die  gleichfalls 
auf  automatischen  Principien  beru- 
henden Einrichtungen  von  Gasse  t, 
Pope,  Hendrikson,  Brunius, 
Loiseau  &  Leblanc  und  Hipp 
nicht  näher  eingehen   zu   können. 

Der  Redner  lenkt  die  Aufmerk- 
samkeit der  Versammlung  noch  auf 
die,  speciellen  Zwecken  dienenden 
Scliienencontacte  von  L  o  h  r  und 
Siemens  &  Halske,  indem  er 
selbe  unter  Zugrundelegung  der  be- 
treffenden Zeichnungen  mit  kurzen 
Worten   erklärt. 

Die  Dauer  des  anregenden  Vor- 
trages gestattete  das  Eingehen  auf 
eine  Discussion  nicht;  der  Vorsitzende 
schloss  daher  unter  lebhaftem  Beifalle 
der  Anwesenden  mit  einem  herzlichen 
Danke  für  die  empfangenen  Mitthei- 
lungen an  Herrn  Ingenieur  P  rasch 
den  Abend. 

4,  und  8.  April.  —  Ausschuss- 
sitzungen. 

13.  April.  —  Generalver- 
sammlung. Vorsitzender:  Hof- 
rath  V.   Grimbure. 


Der  Jahresbericht  und  der  Bericht 
der  Rechnungsrevisoren  werden  zur 
Kenntniss  genommen  und  dejm  Aus- 
schusse das  Absolutorium  ertheilt. 

In  den  Ausschuss  werden  wieder- 
gewählt die  Herren:  F.  Bechtold, 
B.  Egger,  Dr.  R.  Fellinger, 
Dr.  Ritter  v.  U  r  b  a  n  i  t  z  k  y ,  O.  Vo  1  k- 
mer  und   F.   Wüste. 

Zu  Revisoren  werden  die  Herren 
J.  Krämer  und  G.  P  fa  n  n  k  u  c  h  e, 
und  zu  Revisoren-Stellvertreter  die 
Herren  A.  Dworzak  und  S.  Reich 
gewählt. 

Die  vorgelegten  Statuten-Aende- 
rungen  werden   beschlossen. 

Das  Protokoll  der  Generalver- 
sammlung   folgt    im    nächsten    Hefte. 


Neue  Mitglieder: 

Polaschek  Emil,  Telegraphen-Con- 

trolor  der  k.  k.  priv.  österr.-ungar. 

Staats  -  Eisenbahn  -  Gesellschaft, 

Brunn. 
Kocsis    Carl,     k.    k.    Lieutenant    im 

60.   Infanterie  -  Regimente  ,    Erlau. 


CORRESPONDENZ, 


Wir  erhalten  folgendes  Schreiben : 

Berlin,  den  16.  A2}ril  1887. 
An  die 
Redadion  der  Zeitschrift  für  Elektrotechnik! 

Wien. 
Sehr  geehrter  Herr! 

Gestatten  Sie  mir  zu  dem  interessanten 
Aufsatz  von  Herrn  Peukerl,  S.  150  Ihrer 
Zeitschrift,  eine  Bemerkung  zu  machen. 

Herr  Peukert  hat  Versuche  unter- 
nommen, um  eine  von  mir  gegebene  Formel 
für  den  Magnetismtis  einer  Dynamoma- 
schine, mit  Berücksichtigung  der  Wirkung 
der  Ankerströme,  zu  prüfen;  die  Resultate 
sind  sehr  ungünstig,  obschon  sich  der  Ver- 
fasser in  dieser  Beziehung  milde  aus- 
drückt, und  veranlassen  den  Verfasser 
andere  Formeln  a^ifzusuchen. 

Die  Versuche  sind  offenbar  mit  grosser 
Sorgfalt  ausgeführt  und  berechnet  loorden, 
wie  man  dies  ja  bei  den  Arbeiten  des 
k,  k.  elektrotechnischen  Instituts  gewöhnt  ist. 
Es  ist  jedoch  leider  ein  Umstand  unberück- 
sichtigt geblieben,  loelcher  die  Resultate  ganz 


loesentlich  beeinflusst,  nämlich  die  Zun  a  hm  e 
des  Ankerwiderstands  mit  der  Ge- 
schw  indigkeit. 

Dieser  Umstand  ist  auch  bei  meinen 
eigenen  Arbeiten  erst  in  neuester  Zeit  be- 
rücksichtigt worden;  ein  denselben  be- 
handelnder Aufsatz  von  mir,  ivird,  im  April- 
hefte dei'  Elektrotechnischen  Zeitschrift  er- 
scheinen; hier  möchte  ich  nur  ericühnen, 
dass  durch  Inbetrachtziehung  dieses  Um- 
standes  die  Uebereinstimvmng  meiner  theo- 
retischen Darstellung  mit  den  Thatsachen 
bei  Maschinen,  toelche  viel  Kupfer  auf  dem 
Anker  besitzen,    erheblich   verbessert   wird. 

Ich  hahe  Grund  zu  vermuthen,  dass 
der  Ankerwiderstand  der  von  Herrn 
Peukerl  untersuchten  Maschine  bei  der  von 
ihm  angewendeten  Geschioindigkeif,  vcm 
1000  Touren  zwei-  bis  dreimal  so  gross  ist, 
als  in  Ruhe;  tvenn  dies  aber  icirklich  der 
Fall  ist,  so  fallen  die  Werthe  der  elektro- 
motorischen Kraft  mit  Ankerstrom  höher 
aus,  als  Herr  Peukert  angenommen  haf, 
man  erhält  einen  höheren  Werth  für  die 
Ankerconstante  und  für  die  Maqnetisirungs  ■ 
aiössenm  undm  ,  von  Schenkel  und  Anker, 
Werthe ,  icelche  untereinander  viel  besser 
13* 


196 


übereinstimmen,    als  nach   der  Berechnung 
von  Heti-n  Peitlcert. 

Durch    Veröffentlichung     dieser    Zeilen 
loürden  Sie  den  Unterzeichneten  verbinden. 
Mit  hochachtungsvollem  Oniss 
Ihr  ergebener 

Dr.   O.  Fr  öl  ich 
SW.  Markgraf enstrasse  94. 


Nach  Empfang  dieses  Briefes  erschien 
in  der  ,,Berliner  Elektrotechnischen  Zeitschrift"' 
der  hier  angekündigte  Aufsatz  des  Herrn  Dr. 
Frölich,  und  es  dürften  in  Bälde  Versuche  im 
hiesigen  elektrotechnischen  Institute  angestellt 
werden,  welche  zur  Aufhellung  dieser  neuen 
Seite  der  Erscheinungen  in  der  dynamoelek- 
trischen Maschine  ohne  Zweifel  sehr  gehaltvolle 
Beitrüge  liefei-n  werden.  d.  R. 


ABHANDLUNGEN. 


Ueber  die  Parallelschaltung  von  Dynamomaschinen. 

Von  WILHELM  PEUKERT  in  Wien. 
(Aus  dem  »Centralblatt  für  Elektrotechnik*,  vom  Herrn  Verfasser  gütigst  mitgetheilt.) 

Bei  der  Errichtung  der  ersten  elektrischen  Centralstation  in  New- 
York  durch  Edison  (1883)*)  zeigte  sich  eine  nicht  vorhergesehene 
Schwierigkeit  bei  der  Parallelschaltung  der  verwendeten  Dynamo- 
maschinen. Als  nämhch  zum  ersten  Male  zwei  Dynamos  gleichzeitig 
den  Strom  in  die  Hauptleitung  senden  sollten,  zeigten  sich  Störungen 
dadurch  hervorgebracht,  dass  der  Strom  der  einen  Maschine  nicht  in 
die  Hauptleitung,  sondern  in  die  zweite  Maschine  zurückfloss,  sobald 
die  beiden  Dynamos  mit  ungleicher  Geschwindigkeit  rotirten,  so  dass 
diese  zweite  Maschine  gewissermaassen  als  Elektromotor  wirkte.  Edison 
suchte  mit  Recht  den  Grund  dieser  Erscheinung  in  den  ungleichen 
Geschwindigkeiten  und  den  dadurch  bedingten  verschiedenen  elektro- 
motorischen Kräften  beider  Maschinen  und  trachtete  durch  Anordnungen, 
welche  eine  vollkommen  gleiche  Geschwindigkeit  beider  Maschinen  er- 
möglichten,  dieser  Schwierigkeit  abzuhelfen; 

Auch  bei  den  von  der  Deutschen  Edison-Gesellschaft  in  Berlin 
ausgeführten  Centralanlagen  boten  sich  bei  der  Parallelschaltung  von 
Dynamomaschinen  Schwierigkeiten  dar,  und  der  Director  dieser  Unter- 
nehmung, Herr  v.  Miller,  hat  in  seinem  sehr  interessanten  Vortrage  **) 
über  die  von  der  Gesellschaft  ausgeführten  Centralanlagen  gezeigt, 
dass  geringe  Differenzen  in  den  elektromotorischen  Kräften  beider 
Maschinen  genügen,  um  eine  völlig  ungleichmässige  Beanspruchung 
derselben  hervorzubringen.  Diese  Differenzen  sind  so  gering,  dass  sie 
schon  durch  ein  Gleiten  der  Riemen,  durch  unvermeidliche  Ungleich- 
heiten in  der  Fabrikation,  durch  ungleiche  Erwärmung  der  Dynamos 
u.  s.  w.  entstehen  können. 

Herr  v.  Miller  hat  seine  Darstellung  nur  auf  die  Nebenschluss- 
maschine beschränkt,  es  soll  daher  in  Folgendem,  ausgehend  von  einer 
Nebenschlussmaschine,  eine  analoge  Untersuchung  für  eine  Maschine 
mit  gemischter  Schaltung  und  für  eine  Serienmaschine  durchgeführt 
werden. 

Für  die  Maschine  M-^  (Fig.  i)  sei  der  Widerstand  des  Ankers, 
der  Magnete  und  der  Zuleitung  bis  zur  Hauptleitung,  bezw.  a^,  n^,  w^ 
und  ö'g,  «2»  ^2  h^ben  dieselbe  Bedeutung  für  die  Maschine  J^.  Der 
Strom  der  ersteren  sei  J^,  der  der  letzteren  J^,  die  Ankerströme  seien 
Zj,  bezw.  ?2t  und  die  elektromotorischen  Kräfte  £^  und  E^.  Der  Strom 
in   der  Hauptleitung,    deren  Widerstand    W  sei,    soll    mit  J  bezeichnet 


*)   .Centralbl.  f.  Elektrotechnik",  Bd.  5,    1883,   S.  48, 
**)   „Elektrotechn.  Zeitschr.«,  Bd.   7,    1885,  S.   510. 


197 


werden.    Die  Anwendung   der   Ki rchhoff sehen    Gesetze   ergibt    dann 
folgende  Beziehungen: 

Sind    die    Ströme    in     den    Magnetwicklungen     beider    Maschinen 
i,  bezw,  2",  so  ist  auch 

J^  w-^^  -\-  J  W  =  z  n^   \ 
J^W2-\-J  W=z'n2  I 

Mit  Benutzung  dieser  Relationen  erhält  man  aus  den  Gleichungen 
unter  i  für  J^  und  J2  folgende  Ausdrücke: 


«1 


lV^w\  —  Ei    -^  («P'_}-M>2  +  «2)  +  ^+^2  1 


.(3 


(4 


f-^  lV-\-  w\  [^  W-{-  w\—\^{  W-\-ioi-^n,)  +  IV-^iVi 


~~( W-\-w<^-\-n^  -\-  [V-\-wo 


EA^  JVJf-  w\  —  E2  \  —  ( ^+  wi  +  «1)  +  iV-\-  Wi 

L  »2  J         L  ^1 


Fig.    I. 


^1 


Setzt  man  zwei  gleiche  Maschinen  voraus,  was  bei  den  Wider- 
ständen durch  die  Fortlassung  der  Stellenzeiger  ausgedrückt  werden 
soll,  und  ist  ze/^  =  ze/g  =  '^>  so  wird  für  J"^  =  a  Jg 


i?i  =  ^2 


(5 


welche  Gleichung  für  a  =  i,  also  J^  =  t/g  auch  ^^  =  E^  ergibt. 

Wenden  wir  diese  Formel  auf  ein  specielles  Beispiel  an.  Wir 
denken  uns  zwei  gleiche  Edison-Maschinen,  jede  für  100  ^-Lampen, 
parallel  geschaltet  und  den  äusseren  Stromkreis  mit  100  Lampen 
geschlossen.  Aus  ^Kittler's  Handbuch  der  Elektrotechnik'^,  S.  603, 
entnehmen  wir  die  Widerstände  einer  solchen  Maschine ;  wir  haben 
dann  zu  setzen:  0  =  0-045  ß,  n  =  /\6'2Q,,  PF=i'66ß*),  zi/  wollen 
wir  mit  o-i  ß  annehmen.  Mit  Benutzung  dieser  Werthe  gibt  die  Glei- 
chung 5 

für  a  =  0-5  ^1  =  o-gy  E^, 

^    a  =  o  E^  =  0-92  £2- 

Man  ersieht  daraus,  dass  schon  bei  einer  Verschiedenheit  der 
elektromotorischen  Kräfte    von    3  %    die  Maschine  M^    nur    den  halben 


*)  Als  Constanten  der  Lampen  sind   loo  V.  und  0"6  A.  angenommen.  Der  Widerstand 
der  Zuleitungsdrähte  ist  hiebei  nicht  berücksichtigt. 


198 


Strom  der  Maschine  M^  liefert  und  bei  einer  Differenz  von  8X  keinen 
Strom  mehr  gibt.  Würden  die  elektromotorischen  Kräfte  beider  Ma- 
schinen noch  mehr  differiren,  so  würde  die  eine  als  Elektromotor 
wirken. 

Eine  einfache  Rechnung  zeigt,  dass  schon  bei  1  %  Unterschied  in 
den  elektromotorischen  Kräften  die  Maschinen  sehr  ungleich  belastet 
sind,  da  für  diesen  Fall  a  =:  079  wird. 

Speisen  wir  mit  denselben  Maschinen  150  JL-Lampen,  so  hätten 
wir  für  W ^=  i'iifi  zu  setzen.  Unterscheiden  sich  die  elektromotorischen 
Kräfte  um  \%,  so  wird  jetzt  a  =  090 ;  bei  12  X  Unterschied  wird 
a  =  o,  somit  die  Maschine  M-^  stromlos. 

Schalten  wir  beispielsweise  nur  80  ^-Lampen  ein,  so  ergibt  sich 
aus  Gleichung  5,  da  jetzt    W=2-oS  ist, 

für     a  =  05  .Ei  =  0-98  ^2> 

,       a  =  o  ^1  =  0-93  Zfg' 

,    £"^  =  0'99  E2  erhält  man  a  =  074. 

Dieses  angeführte  Beispiel  bestätigt  das  früher  Gesagte ,  dass 
nämlich  geringe  Verschiedenheiten  der  elektromotorischen  Kräfte  schon 
sehr  ungleichmässige  Beanspruchungen  der  Maschinen  zur  Folge  haben. 
Solche  ungleiche  Belastungen  der  Maschinen  wird  man  durch  Spannungs- 
messungen an  den  Maschinen  allein  nicht  constatiren  können,  daher  man 
denn  auch  bei  den  Edison'schen  Centralanlagen  den  von  jeder  Maschine 

Fig.  2. 


gelieferten  Strom  durch  sogenannte  Lampenzähler  controlirt  und  un- 
gleiche Beanspruchung  durch  Widerstandsregulirung  im  Nebenschlüsse 
ausgleicht.  Zum  Theile  bewirken  eine  solche  Ausgleichung  die  Maschinen 
selbst  automatisch,  indem  bei  der  mehr  leistenden  Maschine  in  Folge 
stärkerer  Erwärmung  und  dadurch  bewirkten  Widerstandsvermehrung 
die  elektromotorische  Kraft  etwas  sinkt. 

Wir  wollen  nun  den  Fall  betrachten,  dass  es  sich  um  die  Parallel- 
schaltung zweier  Maschinen  mit  gemischter  Schaltung  handelt.  Unter 
Beibehaltung  der  früheren  Bezeichnungen  wollen  wir  jetzt  unter  w^, 
bezw.  W2,  nicht  nur  die  Widerstände  der  directen  Wicldungen  beider 
Maschinen  verstehen,  sondern  es  sollen  in  diesen  Werthen  auch  die 
Widerstände  der  Zuleitungen  bis  an  die  gemeinsame  Hauptleitung  in- 
begriffen sein. 

Unter  Anwendung  der  Kirchhoffschen  Gesetze  auf  die  schematische 
Fig.  2  erhalten  wir  in  analoger  Weise  wie  früher  dieselbe  Relation  für 
die  elektromotorischen  Kräfte  E^  und  E2  beider  Maschinen,  welche 
schon  oben  durch  die  Gleichung  5  ausgedrückt  wurde.  Wir  wollen 
daher  diese  Gleichung  auch  durch  ein  auf  den  vorliegenden  Fall  Bezug 
nehmendes  Beispiel  näher  erläutern.  Wir  denken  uns  zu  diesem  Zwecke 
zwei  gleiche  Compoundmaschinen,  System  Jones  (Greenwood  &  Bat- 
ley,  Leeds),  parallel  geschaltet.  Für  die  Constanten  der  Maschinen  haben 
wir  nach   ^.Kittler's  Handbuch  der  Elektrotechnik*,  S.  543   zu  setzen: 


w  =  0'043 


oioöfi,  n=  144  ii.  Die  Leistung  einer  Maschine  ist 


199 


E^  -=  0'95  E^, 
E^  =  o'S;  E^. 

13,°*'  Verschiedenheit  der  elektro- 


64  A.  bei  100  V.  Klemmenspannung.  Denken  wir  uns  100  Edison- 
^-Lampen  eingeschaltet,  so  haben  wir  für  W=^  166  zu  setzen  und 
erhalten  dann  aus  Gleichung  5 

für  a  =  o"5 
j,      a=:0 

Die  Maschine  M^  wird  somit  bei 
motorischen  Kräfte  stromlos.  Sinkt  die  elektromotorische  Kraft  noch 
mehr,  so  liefert  die  Maschine  M^  nicht  nur  keinen  Strom  in  die  Haupt- 
leitung, sondern  absorbirt  noch  Strom  der  Maschine  M^,  wirkt  als 
Elektromotor  und  wird,  wenn  beide  Maschinen  durch  eine  gemein- 
schaftliche Transmission  getrieben  werden,  zum  Antriebe  dieser  Trans- 
mission beitragen,  da  eine  Maschine  mit  gemischter  Schaltung  (Gleich- 
spannungsmaschine), bei  welcher  der  Nebenschlusstheil  überwiegt,  als 
Krafterzeuger  gleich  einer  Nebenschlussmaschine  mit  den  Bürsten  läuft. 

Nehmen  wir  noch  an,  E^  sei  um  i  %  geringer  als  E^,  so  ergibt 
sich  a  mit  0'86,  also  auch  in  diesem  Falle  schon  eine  ungleiche  Be- 
lastung beider  Maschinen. 


Fig. 


J 


M, 


r^ 


E. 


E. 


M/lAVWlV 


j. 


^vmwvv 


T 


Schalten  wir  150  Edison-^-Lampen  in  die  Hauptleitung,  so  ist 
W ^=  rii  zu  setzen,  und  wir  erhalten  dann  für  einen  Unterschied  von 
I  X    in  den  elektromotorischen  Kräften  a  =  O'po. 

Brennen  nur  80  Lampen,  so  wird 

für      a  =:  0-5  E-^=og6E2, 

^       a  =  o  j5"^  =  0'89  ii2> 

j,     E^=  0'99  E^  wird  a  =  0-84. 

Eine  Nebeneinanderstellung  der  bisher  erhaltenen  Resultate  würde 
für  den  Fall,  als  es  zulässig  ist,  aus  den  angeführten  Beispielen  einen  allge- 
meinen Schluss  zu  ziehen,  zu  Gunsten  der  Compoundmaschinen  sprechen, 
da  bei  diesen,  bei  gleicher  Verschiedenheit  der  elektromotorischen  Kräfte, 
die  Belastung  beider  Maschinen  weniger  ungleichmässig  ist,  als  bei 
Nebenschlussmaschinen.  Man  wird  aber  immerhin  bei  t^eiden  Maschinen- 
typen im  Interesse  einer  gleichmässigen  Beanspruchung  auf  die  Ein- 
haltung möghchst  gleicher  Tourenzahlen  oder  auf  die  Regulirung  der 
Magnetwiderstände  angewiesen  sein. 

Als  dritter  Fall  soll  die  Parallelschaltung  von  Serienmaschinen 
behandelt  werden.  Wir  erhalten  hier  wieder  mit  Benutzung  der  Fig.  3 
folgende  Gleichungen : 

J\  ^-i  +  «A  ^^1  "f  J  ^^  =  ^1 
J^  a^  -j-  J2  ^^2  -\-  J  W  =  Eo 


(ö 


daraus  folgt     J^ 


E,{W^zv^-^a^)-E,  W 


J,= 


(  W  -\-  iv^  +  a^)  ( W-^  tv^^  +  a^  —  W^ 
E,{W-{-zu,-\ra,)-E\  W 


W- 


ii\ 


+  aj  ( \]/  +  z£^2  +  ^2 


W- 


(7 
(8 


200 

für  zwei  gleiche  Maschinen  und  für  J^  =  a  Jg   ergibt  sich  dann 

■^1  —  -^2     ^.4_  ^  _^  ^  ^  a  W/ ^^ 

Diese  Gleichung  wollen  wir  auf  folgendes  Beispiel  anwenden ;  wir 
schalten  zwei  Schuckert'sche  Flachringmaschinen   (Modell  E  L^  parallel 
und    schliessen    den  Stromkreis    durch    eine  Bogenlampe    zu   lO  A,    Wir 
haben  dann  zu  setzen;  w  =  0'\6  ß,  a=^0'2'j  il,    I>F=  5  S2. 
Es  ist  dann 

'         ^  573  +  5« 

für     a  =  0'5  wird   E^  =  0-95  E2, 

,       a  =  o  ^      E^  =  0-87  E^, 

^    E^  =  0-99  ^2      »        «  =  o"Sö. 

Denken    wir    uns    zwei    Lampen    parallel     geschaltet,     so     wird 

W=  2-5  ß  und 

3-23  a+ 2-5 

zi<  =  zip ; 

3-23  -h  2-5  a 

für     a  =  0'5  wird  £"1  =  0*92  E2, 

,       a  =  o  ,     £1  =  077  £2, 

»    iii  =  0-99  £"2       p       a  =  o-92. 

Sollen  somit  parallel  geschaltete  Serienmaschinen  gleichmässig 
beansprucht  werden,  so  wird  man  für  möglichst  gleiche  elektromotorische 
Kräfte  beider  Maschinen,  somit  für  eine  möglichst  gleiche  Tourenzahl 
Sorge  tragen  müssen. 

Aus  dem  Gesagten  folgt,  dass  alle  drei  bis  jetzt  gebräuchlichen 
Maschinentypen  bei  der  Parallelschaltung  in  Betreff  einer  gleichen  Be- 
anspruchung gewisse  Schwierigkeiten  bieten ;  auf  die  verschiedenen  Vor- 
schläge, durch  besondere  Schaltungen  dieselben  zu  vermeiden*),  soll 
hier  nicht  weiter  eingegangen  werden,  es  soll  hier  nur  noch  ein  Um- 
stand, den  auch  Herr  v.  Miller  in  dem  oben  citirten  Vortrage  her- 
vorhebt, angeführt  werden,  nämlich  der,  dass  die  Nebenschlussmaschine 
den  beiden  anderen  Typen  gegenüber  darin  einen  Vorzug  hat,  dass 
bei  derselben  bei  zunehmendem  äusseren  Strome  die  elektromotorische 
Kraft  etwas  sinkt,  also  gewissermaassen  sich  automatisch  reguHrt, 
während  bei  den  Serien-  und  Compoundmaschinen  in  diesem  Falle  die 
elektromotorische  Kraft  steigt,  wodurch  die  Differenz  der  elektro- 
motorischen Kräfte  beider  Maschinen  noch  bedeutender  wird. 


*)  Vergl.  u.  A.  auch  M.  Burstyn,  ^Centralbl.  f.  Elektrotechnik*,  Bd.  3,  1881, 
S.  339  u.  f.  

Ueber  Zeitbälle.*) 

Allgemeines.  Ein  Zeitsignal  besonderer  Art  ist  die  Zeitballstation, 
welche  den  auf  der  Rhede  liegenden  oder  auf  hoher  See  sich  bewegenden 
Schiffen  Gelegenheit  zur  Einstellung  ihrer  Chronometer  durch  Vermittlung 
der  astronomischen,  nach  Sternbeobachtung  regulirten  Pendeluhren  der 
Sternwarten  geben  soll. 

Die  Zeitballapparate  werden  an  geeigneten  Punkten  der  Meeresküsten 
so  aufgestellt,  dass  deren  Wirkung  weit  im  Meere  sichtbar  ist.  Von  der 
mehr  oder  minder  hohen  Lage  dieser  Punkte  ist  die  Höhenausdehnung  der 
Zeitballführung   selbst  abhängig,   und   bei  Benutzung  künstlicher  Höhenpunkte 

*j  Die  Einleitung  ist  nach  Merling's:  ^Elektrische  Uhren*.  (Braunschweig,  Vieweg) 
bearbeitet. 


201 


ist    für    die   Construction   derselben   die  Schwere   des   Apparates   und   dessen 
Wirkungsweise  maassgebend. 

Je  flacher  die  Küsten  verlaufen,  desto  höhere  Lage  muss  das  Zeit- 
signal erhalten,   um   möglichst  weit  gesehen  zu  werden. 

Fig.  I  gibt  ein  allgemeines  Bild  von  der  Zeitballstation  in  Bremer- 
hafen, Auf  einem  Betonfundament  erhebt  sich  eine  aus  starkem  Eisenblech 
construirte   Säule   von   24  Mtr.   Höhe,   innerhalb  welcher  drei  hölzerne  Säulen 

bis  zur  Plattform  führen,  von  denen  eine  stärkere 
den  eigentlichen  Träger  des  Systems  und  zwei 
schwächere  eine  Steigvorrichtung  bilden.  Das  Zeit- 
signal wird  zu  einer  bestimmten  Tageszeit  (12  Uhr 
Mittags)  in  der  Weise  gegeben,  dass  mit  dem  Ein- 
tritt dieser  Zeit  eine  grosse  Kugel  B  (Zeitball) 
durch  Auslösung  einer  Fangvorrichtung  zum  Fall 
gebracht  wird.  Dieser  Zeitball  besteht  aus  einem 
mit  Segeltuch  überzogenen  Eisengerippe  von  l'5  Mtr. 
Durchmesser  und  ist  etwa  70  Kgr.  schwer.  Zur 
Führung  desselben  dienen  drei  in  den  Ecken  eines 
gleichseitigen  Dreiecks  aufgestellte,  durch  den  Ball 
selbst  gehende  eiserne  Stangen.  Am  Aufhänge- 
punkte hat  der  Ball  eine  eiserne  Oese,  in  welche 
kurze  Arme  einer  über  demselben  senkrecht 
hängenden  Scheere  derart  eingreifen,  dass  dieselben 
durch  den  an  den  längeren  nach  oben  gerichteten 
Scheerenarmen  ausgeübten  Zug  tiefer  in  die  Oese 
eingeführt  werden ,  in  entgegengesetzter  Kraft- 
wirkung aber  die  Oese  frei  geben  und  den  bis 
dahin  festgehaltenen  Ball  fahren  lassen.  Diese  ent- 
gegengesetzte Kraft  wird  durch  einen  über  der 
Scheere  angebrachten  Fallklotz  ausgeübt.  Die  Achse 
der  Scheere  ist  am  eisernen  Scheerenträger  be- 
festigt, dessen  untere  Fläche  an  zwei  genau  gegen- 
überstehenden Punkten  auf  kürzeren,  hakenförmigen 
Armen  zweier  Hebel  ruht,  deren  längere,  wagerecht 
gerichteten  Arme  durch  Gewichte  so  balancirt  sind, 
dass  sich  die  Scheere  mit  dem  daran  hängenden 
Ball  nicht  freiwillig  senken  kann.  Scheere,  Fallklotz 
und  Balancier  können  an  entgegengesetzt  ange- 
brachten Leitrollen  durch  Taue  in  ihre  richtige 
Lage  eingerückt  werden.  Wird  das  Tau  des  Fall- 
klotzes frei  gelassen,  so  wirkt  derselbe  in  seinem  Fall  so  auf  die  Scheere, 
dass  der  Zeitball  frei  wird  und  abfällt.  Derselbe  durchfällt  eine  Höhe  von 
3   Mtr.    und   wird   dann  durch  einen  Buffer  gehemmt. 

Zur  Wiedereinrückung  des  Apparates  wird  zunächst  der  Fallklotz  am 
Tau  aufgezogen,  dann  werden  die  langen  Arme  des  Balanciers  gehoben,  so 
dass  der  Scheerenträger  frei  wird.  Derselbe  gleitet  auf  den  Ball,  der  durch 
Anziehen  des  Scheerentaues  wieder  in  die  rechte  Lage  zurückgeführt  wird, 
während  der  Scheerenträger  die  beiden  Haken  des  Balancirhebels  passirt 
und  sich   von  oben  auf  dieselben  legt. 

Das  Tau  des  Fallklotzes  führt  nach  einer  im  unteren  Räume  der 
eisernen  Säule  auf  dem  Betonklotze  befindlichen  Windetrommel  mit  gezahnter 
Scheibe,  in  welche  ein  horizontal  liegender  zweiarmiger  Sperrhebel  eingreift, 
der  das  Abrollen  des  Taues  verhindert.  Das  Ausheben  dieses  Sperrhebels 
erfolgt  durch  einen  Auslösehammer  mittelst  des  elektrischen  Stromes,  ent- 
weder    in     directer     Verbindung    des     Elektromagneten     mit   der   betreffenden 


202 

Sternwarte  oder  durch  Vermittlung  einer  dem  Zeilball  nahe  liegenden  Tele- 
graphenstation. Dass  der  Stromkreis  zu  diesem  Zwecke  durch  die  astro- 
nomische Uhr  der  Sternwarte  direct  geschlossen  werden  kann,  wird  der 
Zufügung  kaum   bedürfen. 

Um  die  erfolgte  Auslösung,  resp.  die  richtige  Abgabe  des  Zeitsignals 
zu  controliren,  wird  der  elektrische  Strom  nicht  unmittelbar  hinter  den 
Elektromagnetwindungen,  sondern  erst  hinter  einem  mit  dem  gedachten 
Buffer  in  Verbindung  stehenden  Leitungscontact  zur  Erde  geführt.  Dieser 
Contact  ist  so  angeordnet,  dass  die  Leitung  bei  freiliegendem  Buffer  ge- 
schlossen, unter  dem  Gewichte  des  darauf  ruhenden  Zeitballs  aber  geöffnet 
ist.  Sobald  derselbe  durch  seinen  Fall  mit  dem  Buffer  in  Berührung  tritt, 
wird  also  der  bis  dahin  zu  erhaltende  Auslösungsstrom  unterbrochen,  und 
der  Eintritt  dieser  Unterbrechung  zeigt  die  wirkHch  erfolgte  Abgabe  des 
Zeitsignales   an. 

Fehlsignale  kommen  im  Ganzen  bei  dieser  Einrichtung  und  unter 
unseren   klimatischen  Verhältnissen  äusserst  selten   vor. 

Als  Haupthinderniss  des  sicheren  Betriebes  ist  der  Feuchtigkeitsgehalt 
der  Luft  zu  betrachten.  Im  Frühjahr  und  Herbst  werden  an  den  Küsten 
alle  Eisentheile  durch  wässerige  Niederschläge  oft  so  glatt,  dass  die  Scheeren- 
haken,  wegen  Mangels  an  Reibung,  den  Ball  schon  bei  der  geringsten  Er- 
schütterung des  Apparates  fahren  lassen;  während  im  Winter  der  Rauhfrost 
oft  den  ganzen  Apparat:  Stangen,  Rollen,  Taue  etc.,  in  dicker  Kruste 
bedeckt,  welche  sich  nach  dem  Abklopfen  etc.  sofort  wieder  bilden  und 
jede   Bewegung  unmöglich   machen  soll. 

Eine  ähnliche  Einrichtung  hat  die  Western  Union  Company  (amerika- 
nische Telegraphen-Gesellschaft)  auf  dem  Gebäude  ihrer  Centralstation  in 
New-York  angebracht,  wodurch  der  ganzen  Stadt  der  Eintritt  der  Mittags- 
stunde signalisirt  wird,  also  allgemein  Gelegenheit  zur  Regulirung  der  Uhren 
gegeben  ist. 

Dieser  zur  allgemeinen  Benutzung  gestellte  Zeitball  wird  vom  Obser- 
vatorium in  Washington  bedient.  Ausserdem  'erhält  eine  Reihe  mit  dem 
Hauptgebäude  der  Western  Union  Telegraph  Company  durch  Leitungen 
verbundener  Abonnenten  die  Zeit  besonders  zugeführt.  Dazu  dient  eine  in 
den  Geschäftsräumen  dieser  Gesellschaft  aufgestellte  sehr  grosse  elektrische 
Pendeluhr,  deren  Gang  mittelst  Chronograph*)  mit  der  Uhr  des  Obser- 
vatoriums   Washington   verglichen  wird. 

Durch  besondere  Vorrichtung  werden  die  Pendelschläge  (Secunden- 
schläge)  dieser  Uhr  den  Abonnenten  auf  elektrischem  Wege  hörbar  gemacht 
und  zwar  aus  dem  Ankeranschlage  des  Elektromagneten,  wogegen  die  vollen 
Stunden  und  Viertelstunden  durch  Glockenschläge  angezeigt  werden,  erstere 
durch  die  der  Stundenzahl  entsprechenden,  letztere  durch  resp.  ein,  zwei 
und  drei  Schläge,  wobei  ein  Controlapparat  auf  der  Centralstelle  die  Gleich- 
zeitigkeit des  Anschlagens  aller  bei  den  Abonnenten  aufgestellten  Glocken- 
apparate prüft. 

Im  Weiteren  wird  der  Beginn  jeder  Minute  durch  kurz  vorher  ein- 
tretendes Aufhören  der  regelmässigen  Ankerbewegung  (Ticktacks)  angezeigt, 
und  der  Schluss  jedes  Zeitraumes  von  fünf  Minuten  markirt  sich  durch  eine 
Pause   von   20  Secunden. 

Alle  diese  Angaben  erfolgen  automatisch  durch  Schliessen  und  Oeffnen 
der  Stromkreise   ununterbrochen  Tag   und   Nacht. 

"')  Dieser  Chronograph  besteht  aus  zwei  Elektromagneten  mit  Papierfiihrung  und 
zwei  über  denselben  Papierstreifen  gleitenden  Stiften.  Einer  dieser  Elektromagnete  wird 
durch  die  New-Yorker  Uhr  alle  zwei  Secunden  geschlossen ;  der  andere  während  gleicher 
Zeit  durch  die  Uhr  in  Washington.  Haben  beide  Uhren  übereinstimmenden  Gang,  so  er- 
Fcheinen  die  Eindrücke  auf  dem  Papierstreifen  in  stets  gleichen  Intervallen. 


203 

Auf  dem  Erdball  befinden  sich  gegenwärtig  104  Zeitsignalstationen. 
Von   diesen   haben: 

67    Stationen   Zeitbälle, 

19  „  andere  optische  Signale, 

14  „  Kanonenschüsse, 

4  „  Uhren,   daher 

104  Stationen. 
Die  ausser  den  Zeitbällen  angewendeten  optischen  Signale  sind  aus 
physiologischen  und  psychologischen  Gründen  nicht  gut  brauchbar.  Das 
Verschwinden  eines  Objectes  vor  dem  Auge  muss  einen  längeren  Zeitraum 
in  Anspruch  nehmen,  um  einen  bestimmten  Eindruck  zurückzulassen :  ist 
der  Eindruck  ein  nur  flüchtiger,  also  nicht  lange  genug,  so  weiss  man  nie, 
wie  lange  es  seit  dem  zu  markirenden  Zeitpunkte  bis  zu  der  an  ihn  ge- 
knüpften Verrichtung  gedauert  hat,  Klappen,  Flaggen,  Semaphore  etc.  etc. 
sind  daher  für  Zeitbälle  kein  richtiger  Ersatz.  Wenn  der  Zeitball  fällt,  so 
verfolgt  der  Sinn  das  in  Bewegung  befindliche  Object  und  man  schätzt  un- 
willkürlich und  dennoch  richtig  die  Dauer  der  allerdings  kurzen  Fallbewegung. 
Akustische  Signale  variiren  mit  der  Entfernung  und  Windrichtung. 
Uhren  sind  auch  unbequem  zu  benutzen,  obwohl  sie  den  Vortheil  haben, 
dass  man  die  Einstellung  nach  den  Anzeigen  derselben  ruhiger  vor- 
nehmen kann. 

DerZeitball  aufdem  Seemannshause  Peters  des  Grossen 
zu  Riga.  Der  Ball  in  Riga  besteht  aus  sechs  halbkreisförmigen  Lamellen 
von  Eisenblech,  welche  in  Winkeln  von  60^  um  einen  cylindrischen  Kern 
gruppirt  sind.  Das  Gewicht  eines  solchen  Balles  ist  immerhin  ein  beträcht- 
liches und  muss  eigene  Vorsicht  gebraucht  werden,  ^damit  der  Fall  die 
Gebäude  nicht  erschüttere. 

Man  wählt  einen  Mechanismus,  der  die  Fallkraft  zu  vermindern  im 
Stande  ist. 

In  Riga,  wo  unter  einem  Breitengrade  von  57O  alle  mögliche  Gegen- 
wehr gegen  atmosphärische  Unbill  ergriffen  werden  musste,  hat  man  manchen 
hübschen  Kunstgriff  in  die  Construction  des  Zeitballes  einzuflechten  ver- 
standen. Wir  folgen  bei  der  Darstellung  dieser  Anlage  den  Ausführungen 
des  Ingenieurs  R aas  che  sen.,  welche  nach  einem  Vortrage  desselben  uns 
in   der   „Rigaer  Industrie-Zeitung"    zur  Hand   sind. 

Um  den  Fall  des  Zeitballes  für  das  Gebäude  des  Seemannshauses 
unschädlich  zu  machen,  hat  man  denselben  an  einem  Seile  befestigt,  welches 
auf  einer  schneckenförmigen  Aufwindewalze  aufgewunden  wird,  wenn  der 
Ball  fällt.  Die  W^alze  ist  in  Fig.  2  dargestellt ;  sie  bildet  zwei  Kegel,  die 
mit  ihren  Stumpfflächen  bei  x y  sich  berühren,  und  geht  der  Schneckengang 
des   einen  Kegels   ohne  Unterbrechung  in  den  aufsteigenden  des  anderen  über. 

Bei  X y  ist  das  Seil,  und  zwar  in  der  Mitte  seiner  Länge  befestigt. 
Das  eine  Ende  desselben  ist  mit  dem  Zeitball,  das  zweite  mit  einem  regulir- 
baren  Gegengewicht  verbunden.  Das  den  Zeitball  tragende  Ende  wickelt 
sich,  da  es  auf  grossen  Gängen  der  Walze  ruht,  fast  ohne  jeden  Verlust 
der  Fallgeschwindigkeit  ab,  während  das  links  von  x  y  sich  aufwindende 
Gegengewicht  mit  einer  kleineren  Geschwindigkeit  beginnt  und  mit  der 
grössten  Gegenwirkung  aufhört.  Es  ist  diese  ingeniöse  Einrichtung  eine 
sich  von  Moment  zu  Moment  ändernde  Demonstration  des  „Rades  an  der 
Welle". 

Diese  Walze  würde  aber  zur  Verminderung  der  Geschwindigkeit  nicht 
allein  hinreichen,  da  die  Trägheit  der  schweren  Masse  derselben  durch  den 
intensiven  Zug  des  fallenden  Balles  die  Wirkung  des  Gegengewichtes  zum 
grössten     Theil     aufheben     würde.     Zu   diesem   Zwecke   wird   noch   ein   Wind- 


204 


flügel  W  W,  der  auf  der  Aufzugwalze  sitzt,  verwendet  und  dieser  erfüllt  nach 
den  angestellten  Versuchen  den  mit  ihm  beabsichtigten  Zweck  vollkommen. 
Um  den  ersten  Impuls  des  Fallens  des  Zeitballes  nicht  im  Geringsten 
durch  das  Gegengewicht  zu  beeinträchtigen,  liegt  das  herabgesenkte  Gegen- 
gewicht auf  einer  in  ihrer  Höhe  regulirbaren  Unterlage,  während  das  Seil 
schlaff  herunterhängt. 

Fig.  2. 


<iy//-.MZiiay/'X>y///i^/yiiy///////////^^^^^ 


Die  Anfangsgeschwindigkeit  und   die  Dauer  des  Fallens  hängen  daher 
nur  allein   von   der  Anordnung  des   regulirbaren   Gegengewichtes  ab. 
Die  ganze  Zeitballvorrichtung  besteht  aus : 

1.  dem    Zeitball    am    Mast  auf   der  Plattform  des  Thurmes    (Fig.  3) ; 

2.  der    Aufzugwinde  mit  dem    elektrischen  Auslöse-Apparat    und    dem 
Gegengewichte  im  Inneren  des  Thurmes  (Fig.   2,  4  und   5); 

3.  der  Aufzug- Warnungsglocke   (im  Thurme) ; 

4.  dem  Meldecontact  für  das  geschehene  Fallen  des  Balles  (im  Thurme) ; 

5.  dem    Auslöse-Tableau    im    Conferenz-Zimmer    (Fig.   6)     [Bel-Etage), 
enthaltend : 

a)   die  Stöpselklemme  a  und   den   Stöpsel  a'  zum  Einschalten  der  Batterie 
und   die   Batterie : 


205 


d)   den  Stromprüfer ; 

c)  das   Galvanoskop ; 

d)  den   Drücker; 

e)  den  Wecker  mit  der  Drahtleitung  durch  das  Haus  zum  Auslöse-Apparat 
im  Thurme,  zum  Meldecontact  daselbst  und  zurück  durch  das  Haus 
zum  Wecker. 

Construction  des  Zeitballes   und  seiner  Führung.   (Fig.  3.) 

Die  Achse   des   als   Kugel   erscheinenden  Zeitballes    fällt    mit    der  Achse   des 

_.  tragenden  Mastes  zusammen  und   ist 

Flg.  3.  ^ 

auf     diesem     vertical     verschiebbar. 

Deshalb  ist  der  Mast  in  seiner  Länge 
mit    einer    verticalen    Führung,     be- 
stehend   aus    drei  parallel    liegenden 
Winkeleisen,    versehen,    so   dass   die 
Winkeleisen      mit      ihren     Schenkel- 
Enden  dem  Mast  zugekehrt  sind  und 
oben    und  unten  von  starken  Eisen- 
ringen     getragen    werden.      Hierauf 
hängt     verschiebbar    der    Kern    des 
Balles,    bestehend    aus   drei    inneren 
und  drei  äusseren  Ringen,  zusammen- 
gehalten durch   entsprechend   lange  Zugstangen,   gleich- 
sam   einen     Cylinder    bildend,    in    welchem    Führungs- 
kloben mit  entsprechenden  Nuthen  mit  den  drei  Winkel- 
eisen   correspondiren ,     letztere    also    als   Führung    des 
Kernes  dienen. 

Jeder  äussere  Ring  ist  mit  sechs  gleichmässig  im 
Kreise  vertheilten  Oesen  versehen  zur  Aufnahme  der 
sechs  Stück  halbkreisförmigen  Lamellen  aus  dünnem 
Eisenblech.  Zur  Erreichung  der  erforderlichen  Steifig- 
keit sind  die  Lamellen  mit  Winkeleisen  kleinster  Sorte 
umrandet  und  zur  stabilen  Stellung  je  zwei  Lamellen 
am  Aequator  durch  Haken,  ein  Sechseck  bildend,  ver- 
bunden. 

Ueber  der  Führung  am  Mast  befindet  sich  die 
Leitrolle  für  das  getheerte  Tau,  welches  den  Ball  trägt, 
und  zwar  spaltet  sich  letzteres  kurz  über  dem  Ball  bis 
nach  dem  untersten  Ringe  des  Kernes,  und  sind  dort  die 
beiden  Enden  des  Taues  diametral  befestigt  zur  mög- 
lichsten Verringerung  des  seitlichen  Zuges.  Das  über 
die  Rolle  geführte  Tau  führt  dann  nach  unten  in  den 
Thurm   hinein  bis  zur  Aufzugwinde. 

Jede  Lamelle  ist  mit  drei  Haken  in  die  betreifenden 
Oesen  am  Kern  eingehängt  und  durch  Splinte  versichert, 
—  kann  also  jederzeit  bequem  abgenommen  werden. 
Der  untere,  die  Schienen  tragende  Ring  ist  mit 
drei  Gummibuffern,  welche  jederzeit  ergänzt  werden 
können,  versehen,  zur  Verminderung  des  Stosses  beim  Fallen  des  Balles. 
DieAufzugwinde  (Fig.  2  und  4)  hat  die  Form  einer  Kabelwinde 
mit  einfacher  Uebersetzung.  Die  Kurbelwelle  trägt  ein  kleines  Zahnrad,  das  im 
Eingriff  steht  mit  einem  solchen  von  5*3mal  grösserer  Zähnezahl.  Die  Achse 
dieses  grösseren  Zahnrades  bildet  zugleich  die  Achse  der  Windetrommel, 
aber  in  Form  eines  oben  bereits  beschriebenen  Doppelkegels  mit  Seilnuth. 
Das  Sperr-Rad  befindet  sich  auf  dem  dem  Angriffspunkte  entgegengesetzten 
Ende   der   Kurbelwelle   ausserhalb   des  Gestelles   fest,    und   daneben  noch   ein 


Buffer 


ao6 


zweischenkeliger    Sperrhebel    zv  zv    lose    auf    derselben  Welle ;     der    kürzere 
Schenkel   trägt  den   in   das   Sperr-Rad   eingreifenden   Sperrkegel  y. 

Der  Sperrkegel  ist  also  nicht  wie  gewöhnlich  bei  der  Winde  am 
Gestell  befestigt,  sondern  dreht  sich  mit  dem  Sperrhebel  und  kann  nur 
dann  das  Sperr-Rad  festhalten,  wenn  auch  der  Sperrhebel  an  der  Drehung 
behindert  wird. 

Fig.  4- 


V/M/M//<Mm////Mii(My//MMm!W////////X^^^^^^ 


Durch  diese  Construction  wird  die  Reibung  des  durch  Elektricität 
auszulösenden  Sperrkegels  um  so  viele  Male  verringert,  als  der  Abstand 
des  Sperr  kegeis  von  der  Wellenachse  kürzer  ist  als  der  Sperrhebel- 
schenkel lang  ist,  nämlich  i  :  3.  Beide  Schenkel  tragen  zugleich  verstellbare 
Windfangflügel. 

Fig.  5. 


Der  lose  Sperrhebel  mit  Windfang  bietet  ausserdem  den  Vortheil  der 
Verminderung  des  Stosses  bei  Beendigung  der  Drehung,  indem  dei selbe  sich 
nachdem   noch  frei   mit  seiner  Schwungkraft  drehen   kann. 

Unter  diesem  Gesperre  ist  auf  der  Bockwand  gesondert  befestigt  eine 
Platte   mit 

Dem  elektromagnetischen  Auslösemechanismus 
(Fig.  4  und  5)  nach  der  Construction  der  Siemens'schen  Eisenbahn- 
Strecken-Läutewerke  mit  doppelter  Falle  (ohne  Fallgewicht),  jedoch  fehlt 
hier   die   selbstthätige   Einstellung   des   Fallhebels. 


207 

Der  Fallhebel  A,  Fig.  4  und  5,  ist  mit  einer  Nase  A' versehen  zum  Fest- 
halten des  Sperrhebels,  also  auch  der  daran  befestigten  Sperrklinke ;  zu  diesem 
Zwecke  muss  der  Fallhebel  A  in  der  horizontalen  Lage  auf  der  Fallet  (Pig'-  5) 
eine  Unterstützung  finden  dadurch,  dass  letztere  [ß)  durch  den  Haken  C 
mittelst  der  Spannfeder  D  (Fig.  5,  links)  festgehalten  wird.  Die  Verlängerung 
des  Hakens  nach  unten  über  seinen  Drehpunkt  hinaus  trägt  den  Anker  eines 
Elektromagneten.  Die  Hebel  A  und  B  müssen  im  freien  Zustande  das  Be- 
streben haben,  nach  unten  zu  fallen,  zugleich  muss  auch  der  Haken  C  ohne 
Wirkung  des  Elektromagnet-Ankers  durch  die  Zagfeder  D  nach  rechts  bis 
zu  seinem   regulirbaren  Anschlage  £  getrieben  werden. 

Wie  oben  bereits  angedeutet,  ist  das  Tau  mit  seiner  Mitte  in  der 
Mitte  des  Doppelkegels  befestigt  und  ist  stets  die  eine  oder  die  andere 
Hälfte  aufgewickelt;  befindet  sich  der  Ball  unten,  so  ist  die  Tauhälfte  mit 
dem  Ball  frei  und  soll  zum  Heben  des  letzteren  aufgewickelt  werden,  so 
dass   das   Gegengewichts-Ende   frei   wird. 

Zu  diesem  Zwecke  wird  der  Hebel  A  mit  seinem  Handgriff /%  Fig.  5, 
gehoben  und  auf  die  Fallklinke  d  des  Hebels  B  mittelst  des  halbrunden 
Stiftes  Cq  gelegt;  durch  diesen  Druck  auf^^letzteren  hebt  sich  auch  der 
Hebel  B  und  wird  durch  den  Haken  C  in  horizontaler  Lage  gehalten,  so- 
dann der  Sperrhebel  gegen  die  Nase  Df  des  Hebels  A  gedreht,  wobei  sich 
ein  kleiner  federnder  Sperrkegel  G  gegen  den  Rücklauf  des  Sperrhebels 
beim   Aufwinden  stellt. 

Jetzt  kann  das  Aufwinden  beginnen,  aber  nur  so  weit,  bis  eine  Glocke 
im  Thurme,  die  Warnungsglocke,  die  richtige  Höhe  des  Balles  meldet.  Die 
Glocke  wird  durch  einen  Draht,  welcher  oben  an  der  höchsten  Stelle  durch 
den  Ball  angezogen  wird,  in  Bewegung  gesetzt,  wie  jeder  gewöhnliche 
mechanische   Glockenzug. 

Wird  nach  dem  Heben  des  Balles  ein  galvanischer  Strom  durch  den 
Elektromagnet  H  geschickt,  so  zieht  der  Anker  den  Haken  C  zurück  mit 
Ueberwindung  der  Spannfeder  D,  der  Hebel  A  kann  dann  durch  seinen 
Druck  die  Fallklinke  d  nach  unten  drücken,  wobei  die  Auflagekante  der 
Fallklinke  d  den  Bogen  i  bis  2,  und  der  Tragstift  C  des  Hebels  A  den 
Bogen  5  bis  4  beschreibt ;  im  Kreuzungspunkte  beider  Bogen  fällt  der 
Hebel  A  ab  ;  dadurch  wird  der  Sperrhebel  frei  und  die  Last  des  Zeitballes 
wirkt  auf  das  Tau,  so  dass  solches  durch  die  Drehung  der  Schnecken- 
trommel sich  abwickelt.  Zugleich  wickelt  sich  das  Gegengewichtstau  auf 
und  hebt  das  Gegengewicht,  welches  dabei  progressiv  zunehmenden  Wider- 
stand   leistet. 

Damit  der  Hebel  A  bei  seinem  heftigen  Herunterfallen  nicht  durch 
einen  Rückschlag  in  die  Höhe  springt  und  dabei  gegen  den  herumgeschleu- 
derten Sperrhebel  schlägt,  wodurch  das  Brechen  irgend  eines  Theiles  statt- 
finden könnte,  ist  am  Schrank  der  Winde  die  Arretirungsfeder  K  (Fig.  4) 
befestigt  zum   Zurückhalten   des  Hebels  7^ 

DasAuslösungs-Tableau  im  Conferenz-Zimmer  ist, 
wie  bereits  oben  angedeutet,  eine  Zusammenstellung  von  der  Batterie  mit 
dem  Batterie  -  Einschalter  a,  dem  Stromprüfer,  dem  Galvanoskop,  dem 
Drücker  und   dem  Wecker.   (Fig   6.) 

Die  Batterie  besteht  aus  sechs  kleinen  Leclanche-Elementen ;  sie  ist 
placirt  in  einem  Schrank,  welcher  zugleich  die  Chronometer  aufnimmt  und 
unter  dem  an  der  Wand  hängenden  Tableau  steht,  so  dass  der  Beobachtende 
bequem  die  Chronometer  beobachten  und  zu  gleicher  Zeit  das  zum  Frei- 
machen des  Balles  erforderliche  Drücken  ausführen  kann.  Wegen  des  Um- 
standes,  dass  hier  die  während  24  Stunden  erforderliche  Thätigkeitsdauer 
der  Elektricität  nach  Secunden  zu  zählen  ist,  ist  das  hierzu  geeignetste  das 
Leclanche-Element,   welches   nur  kurze  Arbeitszeit    und   längere  Pausen   zum 


208 


Erholen  bedingt,  um  g — 12  Monate  und  auch  wohl  länger  ohne  Ergänzung 
benutzt  werden  zu  können. 

Deshalb  muss  auch  jedem  durch  Zufälligkeiten  oder  Unkenntniss  ent- 
stehenden längeren  Kettenschluss  vorgebeugt  werden,  und  zwar  ist  dies 
erzielt  durch  einen  zum  Arbeiten  nothwendigen  Stöpsel  a'  für  die  Lücke  a 
als  Batterie-Einschalter,  welcher  nach  geleisteter  Arbeit  wieder  entfernt 
werden  muss ;  fehlt  dieser  Stöpsel  im  Tableau,  so  kann  überhaupt  kein 
galvanischer  Strom  erzielt  werden. 

Zum  Prüfen  der  Batterie  dient  der  Stromprüfer  und  das  Galva- 
noskop. 

Fig.  6. 


Ersterer  besteht  aus  einer  kreisrunden  Scheibe  von  Elfenbein,  welche 
durch  eine  Kurbel  um  180^  gedreht  werden  kann  und  auf  der  der  Kurbel 
entgegengesetzten  Seite  der  Peripherie  mit  einem  Metallsegment  belegt  ist, 
um,  wenn  die  Kurbel  nach  unten  gedreht  wird,  die  metallische  Verbindung 
zwischen  zwei  zu  beiden  Seiten  liegenden  Contactfedern  x  und  x'  herzu- 
stellen. Der  Strom  geht  dann  von  der  Batterie  durch  die  Klemme  b,  den 
Stromprüfer,  das  Galvanoskop  und  von  dort  über  die  durch  den  Stöpsel  a' 
geschlossene  Klemme  a  zur  Batterie  zurück.  Dabei  muss  der  Zeiger  des 
Galvanoskops  den  der  erforderlichen  Stromstärke  entsprechenden  Ausschlag 
geben. , 

Dadurch,  dass  die  Kurbel  nach  unten  steht,  wird  von  derselben  der 
Knopf  des  Drückers  bedeckt  und  einem  zufälligen  unzeitgemässen  Benutzen 
desselben  vorgebeugt.  Aus  diesem  Grunde  kann  der  Strom  auch  nicht  durch 
den  Wecker  und  die  Hausleitung  gehen. 

Soll  die  zum  Auslöse-Mechanismus  durch  das  Haus  führende  Leitung 
benutzt  werden,  dann  wird  die  Kurbel  wieder  in  die  Höhe  geschlagen, 
wodurch  der  Drückerknopf  zur  Benutzung  frei  wird.  Durch  Niederdrücken 
des  Knopfes  schliesst  sich  ein  darunter  liegender  Contact  und  schaltet 
den  Wecker  mit  der  zum  Thurme  führenden  Leitung  ein ;  in  Folge  hiervon 
wird  der  Auslösungs-Magnet  an  der  Aufzugwinde  im  Thurme  thätig  und 
löst  den  Sperrhebel  aus,  wodurch  der  Ball  frei  wird.  Wird  der  Finger- 
druck auf  den  Knopf  r  beibehalten,  so  bleibt  die  Leitung  so  lange  ge- 
schlossen,   bis   der  Zeitball     an  seinem   Auflagepunkte  angekommen   ist.      Bei 


209 

Berührung  der  Rufiferunterlagen  wird  aber  eine  in  den  Thurm  führende 
Stange  etwas  heruntergedrückt  und  dadurch  der  Meldecontact  dem  bis 
dahin  reichenden  Drahtleitungskreise  geöffnet,  wodurch  das  Läuten  des 
Weckers  stattfindet,  denn  die  Nebenleitung  des  Selbstunterbrdchers  im 
Wecker   ist  geöffnet   —   ein   Zeichen,     dass   der   Ball     sein    Ziel     erreicht   hat. 

—  Hiernach  kann  der  Knopf  wieder  entlastet  werden,  indem  die  verlangte 
Arbeit  geleistet   ist. 

Der  Strom  macht  bei  diesen  Vorgängen  folgenden  Weg :  (Fig.  6) 
von  der  Batterie  zur  Klemme  b,  in  die  Klemme  c  des  Weckers  durch  d,  e, 
Leitung,  Meldecontact  g,  Leitung,  Elektromagnet  H,  (Fig.  5)  Leitung, 
Klemme  z,  k,  (Fig.  6)  Wecker-Elektromagnet,  Klemme  /,  m,  Drücker- 
contact  n,  o,  Galvanoskop  J)  mittelst  des  Stöpsels  geschlossener  Klemme  a 
und   zurück  zur  Batterie. 

Beim  Oeffnen  des  Meldecontactes  durch  den  Ball  ist  die  ganze  Leitung 
zwischen  Wecker  und  Zeitball  geöffnet,  also  ohne  Strom;  letzterer  wird 
daher,  so  lange  die  Leitung  im  Drücker  geschlossen,  durch  den  Selbst- 
unterbrecher intermittirend  wirken,  statt  durch  die  Thurmleitung  zu  gehen, 
und  dadurch  den  Anker  mit  dem  Glockenhammer  in  Bewegung  bringen, 
also  läuten:  das  Zeichen  von  der  Ankunft  des  Balles.  —  Es  wird  daher 
auch,  so  lange  der  Ball  unten  liegt,  bei  eingeschalteter  Batterie  und  Drücken 
des  Knopfes  stets  läuten.  Auch  selbst  in  dem  Falle,  wenn  die  Hausleitung 
beschädigt  worden,  wird  bei  Anwendung  des  Drückers  der  Auslösemagnet 
versagen,  aber  der  Wecker  sofort  in  Thätigkeit  sein,  vorausgesetzt,  dass 
die  Batterie  kräftig  genug  ist ;  dies  ist  dann  also  auch  das  Zeichen  einer 
Störung   in   der  Leitung. 

Die  Handhabung  der  ganzen  Einrichtung  geschieht  nach  dem 
Erklärten   in   folgender  Weise: 

Da  im  Interesse  der   Seeleute  die  Zeit   um    i  Uhr  gegeben   wird,   prüft 
vor     12   Uhr    45   Min.     der    beobachtende    Beamte    die    Zuverlässigkeit    der 
Batterie  dadurch,   dass  nach   dem   Placiren  des   Stöpsels  a'    zum   Einschalten 
der   Batterie   die   Kurbel   des   Stromprüfers  nach  unten  gedreht  wird   bis  zur 
Deckung  des   Drückers   r,     wobei  der  Zeiger    des   Galvanoskops    den   erfor- 
derlichen Ausschlag    geben    muss ;     danach     wird    die     Kurbel    wieder    nach 
oben   zurückgedreht,   wodurch   der  Apparat  zur  Functionirung   hergestellt  ist. 
(Bemerkung.     Es   ist   wohl   darauf    zu   achten,     die   Kurbel     nicht 
bis  zum   Fallen  des   Balles  nach  unten   stehen  zu   lassen,     indem    durch 
den    mindestens     15    Minuten     andauernden   Kettenschluss     die     Batterie 
viel  an   Kraft  verlieren   würde   und  leicht  den  Dienst  versagen   könnte  ; 
daher  ist  zur  grösseren  Sicherheit  anzurathen,   bis   kurz  vor  dem  Aus- 
lösen  des   Zeitballes  den  Apparat  zu   entstöpseln.) 

Um  selbst  auch  das  Heben  des  Balles  auf  halbe  Höhe,  ziemlich 
genau,  um  12  Uhr  45  Min.,  auszuführen,  muss  der  Ball  schon  einige  Minuten 
vorher  um  eine  Kurbeldrehung  angehoben  und  der  Fallhebel  eingehängt 
sein,  damit  der  Beobachtende  um  die  genaue  Zeit  durch  Drücken  auf  den 
Knopf  das  Signal  dazu  nach  oben  geben  kann,  indem  der  Fallhebel  dadurch 
ausgelöst  wird  —  ein  ganz  sicheres  akustisches  und  optisches  Mittel. 
Hierzu  ist  aber,  damit  der  Ball  nicht  zurückfalle,  die  Kurbel  an  einer 
Sicherheitskette  zu  befestigen.  Danach  hebt  der  bereitstehende  Mann  den 
Ball  auf  halbe  Höhe,  wozu  am  Tau  eine  Höhenmarke  befestigt  ist.  Der 
Beobachtende  entstöpselt  den  Apparat  bis  12  Uhr  54  Min.  und  gibt  genau 
12  Uhr  55  Min.  auf  eben  dieselbe  Weise  das  Signal,  worauf  der  Ball  nach 
nochmaliger  Einhängung  des  Fallhebels  wiederum  angehoben  wird,  bis  die 
Warnungsglocke   ertönt   —    das   Zeichen    der  erreichten  erforderlichen   Höhe 

—  und  die  Windekurbel  wird  abgezogen.  Höher  hinaufgezogen  würde  der 
Ball  sich   festklemmen   oder   wohl  gar  das   Tau   reissen. 

14 


210 

Nach  nochmaliger  Entstöpselung  von  3 — 4  Minuten  und  darauf  her- 
gestelltem Kettenschluss  stellt  sich  der  Beobachtende  vor  das  Tableau  (wo 
auch  die  Chronometer  stehen),  hält  den  Finger  auf  den  Drücker  bereit, 
ohne  zu  drücken  und  drückt,  bei  Verfolgung  des  Secundenzeigers  durch 
Zählen  der  Secunden,  genau  um  i  Uhr  den  Drücker  ein,  jedoch  bleibend, 
bis  der  Wecker  ruft.  Dies  ist  das  Zeichen,  dass  der  Ball  gelöst  ist  und 
richtig  auf  seiner  Unterlage  ruht;  hiernach  ist  die  Function  als  beendet  zu 
betrachten,   also   auch   der   Batteriestöpsel    a'  zu   beseitigen. 

Sollte  jedoch  durch  irgendwelchen  Umstand  in  der  Zeitangabe  ein 
Fehler  eingetreten  sein,  sei  es  durch  Versagen  des  Mechanismus  oder  durch 
einen  Fehler  in  der  Handhabung,  so  wird  danach  eine  rothe  Flagge  auf- 
gehisst,   als   Zeichen,   dass   die   Zeitangabe  ungiltig  sei. 

Durch  die  progressiv  abnehmende  Geschwindigkeit  erfordert  der  Ball 
freilich  längere  Fallzeit  (2'5  —  5*5  Secunden*),  jedoch  ist  nur  die  (keines- 
wegs    verminderte)     Anfangsbewegung    für    die     Beobachtung    maassgebend. 

Nach  dieser  Erklärung  der  Manipulation  ist  noch  als  Ergänzung  der 
zu  Anfang  dargelegten  schwierigen  genauen  Beobachtung  hinzuzufügen,  dass 
das  Heben  des  Balles  zu  möglichst  genauer  Zeit  (12  Uhr  45  Min.  und 
12  Uhr  55  Min.)  auch  schon  zum  Vergleich  der  Uhren  benützt  werden  kann, 
um  vor  I  Uhr  bis  auf  wenige  Secunden  Unterschied  dem  Moment  des  Fallens 
entgegen  zu  sehen,  welches  der  Beobachtung   eine  grosse  Erleichterung  bietet. 


Bernstein's  Um-  und  Abschalter   für  Glühlampen. 

Kürzlich  hat  Alexander  Bernstein  in  London  ein  Patent  (für  Deutsch- 
land Nr.  37782,  vom  16.  Februar  1886  ab)  erlangt  auf  eine  neue  An- 
ordnung eines  elektrischen  Umschalters,  welcher  benutzt  werden  soll,  wenn 
eine  grössere  Anzahl  elektrischer  Apparate,  namentlich  Glühlampen,  hinter- 
einander in  eine  gemeinsame  Leitung  eingeschaltet  sind,  zeitweise  aber  theils 
einzelne  Lampen,  theils  ganze  Gruppen  von  Lampen  aus  dem  Stromkreise 
ausgeschaltet  werden  müssen.  Dies  pflegt  für  gewöhnlich  dadurch  zu  ge- 
schehen, dass  einfach  die  einzelne  Lampe,  bezw.  die  ganze  Gruppe  kurz- 
geschlossen wird.  Wenn  dabei  aber  in  den  kurzgeschlossenen  Theilen  der 
Leitung  Veränderungen  und  sonstige  Arbeiten  voi  genommen  werden  müssen, 
so  kann  dies  mit  Gefahren  verknüpft  sein,  sobald  in  der  Hauptleitung  ein 
Isolationsfehler  auftritt. 

Besser  ist  es  daher,  wenn  in  solchen  Fällen  anstatt  des  die  Kurz- 
schliessung bewirkenden  Umschalters  ein  Abschalter  angewendet  wird, 
welcher  die  betreffende  Gruppe  oder  die  einzelne  Lampe  ganz  von  der 
Hauptleitung  abschaltet  und  isolirt.  Dies  thut  der  von  A,  Bernstein  an- 
gegebene Apparat,  und  zugleich  verhütet  derselbe,  dass  die  bisher  isolirt 
gewesene  Nebenleitung  in  die  Hauptleitung  wieder  eingeschaltet  werden 
kann,  falls  die  Nebenleitung  etwa  unterbrochen  wäre.  Es  würde  dazu 
schon  für  ausreichend  erachtet  werden  können,  wenn  eine  Vorrichtung 
vorhanden  wäre,  welche  die  mit  der  Wiedereinschaltung  beauftragte  Person 
davon  unterrichtete,  wann  die  Nebenleitung  unterbrochen  ist,  und  sie  so 
warnte,  die  Einschaltung  zu  vollziehen  und  dadurch  die  ganze  Leitung  zu 
unterbrechen.  Vollkommener  aber  ist  es,  wenn  der  Apparat  selbst  in  diesem 
Falle   die  Wiedereinschaltung  verhindert. 

Der  Abschalter  löst  seine  Aufgabe  durch  einen  Hebel  H,  welcher  sich 
im  Kreise  um  eine  verticale  Achse  Z  dreht ;  an  Stelle  des  Hebels  H  könnte 
aber  auch  ein  Schieber  angewendet  werden,  welcher  sich  in  einer  be- 
liebigen Richtung  bewegt. 


*)  Durch  Witterungsein flüsse. 


211 


Die  Achse  Z  des  Hebels  H  befindet  sich  in  der  Mitte  einer  runden 
Büchse  Y  aus  isolirendem  Material  und  seine  Länge  gleicht  dem  Durch- 
messer der  Büchse.  Bei  seiner  Drehung  bewegt  sich  der  Hebel  mit  seinen 
beiden  Enden  auf  dem  Rande  der  Büchse  Y  hin,  indem  er  sich  unter  ent- 
sprechendem Druck  auf  denselben  anlegt.  In  diesen  Rand  sind  aber  drei 
Metallstücke  B,  C,  D  von  verschiedener  Länge  eingelegt,  welche  der 
Hebel  Ji  in  den  beiden  Stellungen  i  und  2  leitend  miteinander  verbindet, 
während  er  in  der  Stellung  3  mit  beiden  Enden  auf  isolirenden  Theilen  des 
Randes   aufliegt. 

Die  Hauptleitung  Jj  L,  welche  als  Strassenleitung  einer  elektrischen 
Beleuchtungsanlage  gedacht  werden  möge,  ist  an  die  beiden  Schrauben  b 
und   d  geführt    und    durch    sie    mit    den  Metallstücken  B    und  D   vereinigt. 

Ji 


Das  eine  Ende  Aj  der  Nebenleitung,  welche  die  Glühlampen  in  einem  Hause 
enthalten  mag,  ist  mittelst  der  Schraube  k-^  an  der  Büchse  befestigt;  das 
zweite  Ende  N^  derselben  ist  durch  ein  Loch  n  in  die  Büchse  hinein- 
geführt, schliesst  sich  an  die  Bewicklung  der  Rollen  eines  Elektromagnetes  M 
an,  tritt  dann  durch  das  Loch  r  wieder  aus  der  Büchse  Y  aus  und  wird 
an  ihr  durch  die  Schraube  k^  festgehalten.  Auf  den  Metallstücken  ^  und/? 
ruhen  die  federnden  Enden  zweier  Blattfedern  F-^  und  F^,  welche  leitend 
mit  den  Schrauben  k-^  und  k^  verbunden  sind  und  demnach  die  beiden 
Enden  der  Nebenleitung  N-^  N^  bis  zu  B  und  D  fortsetzen.  Diese  Federn 
sind  für  gewöhnlich  dem  Rande  der  Büchse  angepasst,  in  der  Abbildung 
aber   der   grösseren   Deutlichkeit  wegen   unter  einem  Winkel   gezeichnet. 

Wenn  der  Hebel  H  in  der  Stellung  3  sich  befindet,  welche  mit  dem 
Woi  te  „An"  beschrieben  ist,  weil  sie  das  Brennen  der  Lampen  anzeigt,  so 
ist  nach  dem  oben  Gesagten  der  Stromweg  zwischen  den  beiden  Theilen 
der  Hauptleitung  LL  durch  die  Nebenleitung  A\  A^g  geschlossen;  nämlich 
von  b  nach  B,  F^,  k-^,  N-^  iVg,  durch  M  nach  k^  und  über  F^  und  D 
nach   d.   Hauptleitung   und   Nebenleitung   sind    hintereinander  geschaltet. 

Der  Hebel  H  ist  auf  seinen  beiden  Enden  noch  mit  zwei  entsprechend 
geformten  Platten  G  aus  isolirendem  Material  belegt,  und  wenn  der  Hebel  H 
in  die  Stellung  i  gebracht  wird,  so  verbindet  der  metallene  Hebel  H  die 
Stücket  und/),  d.  h,  die  beiden  Zweige  der  Hauptleitung  iZ  unmittelbar 
miteinander,  seine  beiden  Enden  aber  treten  unter  die  beiden  Federn  F-^ 
und  F^,  isoliren  sie  gegen  B  und  D,  so  dass  jetzt  die  Nebenleitung  A^^  N^ 
von     der     Hauptleitung     L  L     abgeschaltet     ist     und     die     Lampen     in    der 

14* 


212 

Hausleitung    erlöschen,    was    das    der    Stellung    i     beigesetzte  Wort    „Aus" 
anzeigt. 

Wenn  später  die  Nebenleitung  wieder  in  die  Hauptleitung  einge- 
schaltet und  dazu  der  Hebel // von  l  nach  3  bewegt  werden  soll,  so  muss 
verhütet  werden,  dass  er  bis  in  die  Stellung  3  gebracht  werden  kann, 
wenn  die  Nebenleitung  unterbrochen  ist.  Dies  geschieht,  indem  der  Hebel  H 
bei  der  zwischen  l  und  3  liegenden  Stellung  2  bereits  die  Nebenleitung 
einschaltet,  ohne  aber  die  Schliessung  der  Hauptleitung  durch  den  Hebel  H 
schon  aufzuheben.  Deshalb  wird  der  isolirende  Steifen  zwischen  den  beiden 
Metallstücken  B  und  C  schmäler  sein  müssen,  als  der  metallene  Hebel  H  selbst. 
B  und  C  aber  sind  noch  durch  einen  Widerstand  R  von  angemessener 
Grösse  miteinander  verbunden.  Wenn  nun  die  Nebenleitung  N^  N^  in 
Ordnung  ist,  theilt  sich  bei  der  Stellung  des  Hebels  H  auf  2  der  Strom 
in  zwei  Zweige,  von  denen  der  eine  den  Widerstand  R,  der  andere  den 
Elektromagnet  M  durchfliesst  und  bewirkt,  dass  derselbe  seinen  Anker  A 
anzieht,  welcher  sich  um  die  Achse  XX  dreht.  Ist  dagegen  die  Neben- 
leitung N-^  iVg  unterbrochen,  so  geht  der  Strom  ungetheilt  durch  R,  der 
Anker  des  Elektromagnetes  M  wird  nicht  angezogen  und  muss  verhindern, 
dass   der  Hebel  j?  bis   in   die   Lage   3    gebracht  werden   kann. 

Zu  diesem  Zwecke  ist  der  Ankerhebel,  welcher  etwas  federt,  ver- 
längert und  an  seinem  Ende  mit  einem  nach  oben  gerichteten  Stifte  s  aus- 
gerüstet. Bei  der  Bewegung  von  2  nach  3  stösst  der  Hebel  //  kurz  vor 
seinem  Eintreffen  in  der  Stellung  3  an  den  Stift  s  an,  wenn  derselbe  hoch 
steht,  weil  der  Anker  A  vom  Elektromagnete  nicht  angezogen  ist ;  da- 
gegen kann  der  Hebel  ungestört  über  den  Stift  hinweggehen,  wenn  letzterer 
sich  zu  Folge  der  Anziehung  des  Elektromagnetes  zugleich  mit  dem  Anker 
gesenkt  hat.  Der  Hebel  H  kann  daher  nur  in  die  Stellung  3  gebracht 
werden,   während  die  Nebenleitung  N-^  N^   ununterbrochen   ist. 

Der  vorstehend  beschriebene  Umschalter  leidet  insofern  noch  an  einer 
Unvollkommenheit,  als  er,  wenn  er  bei  einfer  grösseren  Anzahl  einzelner 
Lampen  angewendet  wird,  eine  der  Zahl  der  Lampen  gleiche  Zahl  von 
Elektromagneten  in  die  Leitung  einschaltet,  während  die  Lampen  brennen  ; 
während  dieser  Zeit  sind  aber  gerade  die  Elektromagnete  gar  nicht  nöthig  und 
bringen  demnach  einen  unnützen  Widerstand  von  ziemlicher  Grösse  in  die 
Leitung.  Von  dieser  Unvollkommenheit  würde  sich  der  Umschalter  indessen 
ganz  leicht  befreien  lassen.  Man  hätte  nämlich  nur  dafür  zu  sorgen,  dass 
der  Hebel  H,  während  er  sich  in  der  Stellung  3  befindet,  eine  Kurz- 
schliessung zu  den  Rollen  des  Elektromagnetes  M  herstellt,  was  in  ver- 
schiedener  Weise   sich   ganz  leicht  ausführen  lässt.  E.  Z. 


Unterseeisches  Boot. 

In  den  letzten  Tagen  des  vorigen  Jahres  beschäftigten  sich  die  eng- 
lischen Fachzei*.ungen  viel  mit  einem  neuen  unterseeischen  Boote,  welches 
von  Mr.  Andrew  Kamp  bell  erdacht  und  im  Vereine  mit  den  Mrs.  Edward 
Wolesley  und  C.  E.  Lyon  ausgeführt  wurde.  Dasselbe  wurde  in  Gegen- 
wart des  Lord  Beresford,  des  Generals  Collingwood  und  anderer 
Autoritäten  in  den  West  India-Docks  erprobt.  Wir  geben  hier  eine  Be- 
schreibung dieses  Bootes,  von  dem  die  nachstehenden  Figuren  ein  an- 
näherndes Bild  bieten.  Dasselbe  ist  18-29  Mtr.  lang  und  hat  mittschiffs 
einen  Diameter  von  2-44  Mtr.,  ist  von  cigarrenförmiger  Gestalt,  an 
beiden  Enden  zugespitzt  und  hat  an  seiner  Oberseite  ein  etwas  er- 
habenes ,  centrales  Deck ,  über  welches  sich  der  0-305  Mtr.  hohe 
und     0*380     Mtr.      im     Durchmesser      fassende     und      mit     vier     Lichtlinsen 


213 


versehene  Commandothurm  erhebt.  Den  Zugang  zum  inneren  Räume  des 
Bootes  bildet  ein  Mannloch,  welches  im  Deck  angebracht  ist,  und  das  mit 
einem  Deckel  wasserdicht  verschlossen  werden  kann.  Das  Deplacement  des 
ganz  eingetauchten  Bootes  beträgt  ca.  50  Tonnen.  Das  Unters'inken  und 
Aufsteigen  desselben  im  Wasser  wird  durch  die  Aenderung  des  Deplacements 
bewerkstelligt,  und  obzwar  diese  Idee  nach  der  „Times"  keine  neue  ist, 
indem  sie  schon  mehrfache  Anwendung  fand,  und  sogar  in  William  Bournes 
im  Jahre  15 78  erschienenen  „Devises  and  Inventions"  zu  finden  ist,  so  kann 
dieselbe  in  ihrer  gegenwärtigen  Anwendung  dennoch  als  neu  bezeichnet 
werden.  Die  Aenderung  des  Deplacements  wird  durch  das  Einziehen  und 
Hinausschieben  von  vier,  an  jeder  Bordseite  angebrachten  Cylindern  bewerk- 
stelligt, wodurch  das  Deplacement,  somit  auch  der  Auftrieb  um  eine  halbe 
Tonne  vermindert,  bezw.  vermehrt  werden  kann ;  es  ist  selbstverständlich, 
dass  durch  die  grössere  oder  geringere  Raschheit,  mit  der  die  Operation 
des  Einziehens  und  des  Hinausschiebens  der  Cylinder  vorgenommen  wird, 
sich  auch  die  Geschwindigkeit  des  Untersinkens,  bezw.  des  Emporsteigens 
beliebig  reguliren   lässt. 


Das  Boot  ist  aus  ^/g"  starken  Siemens-Martin-Stahlblechen  gebaut 
und  wird  durch  zwei  Schrauben  mittelst  zweier  Dynamomaschinen,  System 
Edison-Hopkinson,  von  451?  Gesammtleistung  bewegt.  Für  die  Be- 
leuchtung des  versenkten  Bootes  dienen  Glühlichtlampen.  Den  letzten  Nach- 
richten zu  Folge  sollen  180  Accumulatoren,  System  Elwell-Parker,  im 
centralen  Theile  des  Bootes  symmetrisch  auf  beiden  Bordseiten  untergebracht 
sein,  jeder  der  Accumulatoren  soll  eine  Energie  von  vier  Pferdekraftstunden 
besitzen. 

Die  beiden  Dynamomaschinen  treiben  auch  eine  Pumpe  und  eine  Trans- 
missionswelle, von  welcher  aus  mittelst  vier  Zahnradübersetzungen,  Schrau- 
benspindeln und  lösbaren  Kupplungen  das  Einziehen  und  Hinausschieben 
der  acht  Cylinder  zur  Deplacementänderung  bewirkt  wird.  Die  Erfinder 
des  Bootes  schätzen  dessen  Geschwindigkeit  auf  acht  Meilen,  seine  Accumu- 
latoren sollen  bei  Fahrt  mit  ganzer  Kraft  bei  750  Rotationen  auf  zehn 
Stunden  ausreichen. 

Zwei  Steuer,  ein  horizontales  und  ein  verticales,  dienen  zum  Lenken 
des  Bootes  nach  allen  Richtungen.  In  dem  centralen  Theile  des  Bootes  ist 
genügend  Raum  für  sechs  Personen  vorhanden.  Die  im  Boote  enthaltene 
Luft  reicht  für  diese  auf  zwei  Stunden  aus,  man  kann  aber  ein  gewisses 
Luftquantum  im  comprimirten  Zustande  mitnehmen,  und  wird  gegenwärtig 
an  einem  Apparate  gearbeitet,  welcher,  sobald  das  Boot  an  die  Oberfläche 
des  Wassers  kommt,  die  Luft  rasch  zu  erneuern  im  Stande  ist.  Das  voll- 
kommen ausgerüstete  Boot  ragt  mit  seinem  mittleren  Theile  blos  ca.  10" 
(25   Cm.)  aus   dem   Wasser  empor. 


214 

Ueber  die  Versuche  wird  berichtet,  dass  das  Boot  durch  einige  Zeit 
am  Boden  des  17'  (5' 18  Mtr.)  tiefen  Docks  gewesen  ist,  und  dass  das  Auf- 
steigen zur  Oberfläche  auf  vollständig  geradem  Kiele  geschah.  Eine  kurze 
Fahrt  wurde  mit  dem  Boote  ebenfalls  vorgenommen,  jedoch  Hessen  die 
vielen  Schiffe  in  den  Docks  keine  gründliche  Erprobung  in  dieser  Hinsicht 
zu.  Weitere  Versuche  stehen  in  Aussicht  und  werden  über  die  Verwend- 
barkeit dieses  Fahrzeuges  die  nothwendigen  Aufschlüsse  geben.  Die  bisher 
vorgenommenen  Proben   haben  nur   die  Richtigkeit   des  Principes    constatirt. 

Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  dasselbe  auf  submarine  Fahrzeuge 
aller  Grössen  anwendbar  ist;  die  gegenwärtigen  Dimensionen  sollen  für  das 
erprobte  Boot  nur  aus  dem  Grunde  gewählt  worden  sein,  weil  sie  mit  jenen 
der  Torpedoboote  zweiter  Classe  übereinstimmen. 

Bevor  wir  schliessen,  mögen  uns  noch  einige  Bemerkungen  gestattet 
sein.  Durch  die  bisher  gemachten,  nicht  unbedeutenden  Fortschritte  in  der 
submarinen  Schifffahrt  ist  die  Schwierigkeit,  einen  bestimmten  Curs  unter 
Wasser  genau  einzuhalten  und  das  anzugreifende  Object  zu  erreichen,  noch 
immer  nicht  behoben.  Der  Curs  kann  zwar  annähernd  nach  dem  Compasse 
gesteuert  werden,  doch  wird  das  Boot  gezwungen  sein  vor  dem  Angriffe, 
bezw.  vor  Abgabe  des  Torpedoschusses  noch  einmal  zur  Orientirung  des 
Commandanten  an  die  Wasseroberfläche  zu  kommen.  Bei  der  geringen  Höhe 
der  Dome,  bezw.  der  Commandothürme  über  Wasser  wird  das  Boot  in 
den  meisten  Fällen  unbeachtet  bleiben,  auf  alle  Fälle  aber  werden  die 
genannten  Theile  eine  sehr  geringe  Zielscheibe  abgeben,  welche  zumeist 
kaum  entdeckt,  wieder  verschwinden  wird.  In  der  Nacht  wird  es  trotz  des 
eifrigsten  Absuchens  des  Meeresspiegels  mit  dem  Projector  absolut  unmöglich 
sein,  ein  solches  Boot  zu  entdecken,  nachdem  weder  Rauch  oder  Funken, 
noch  ausströmender  Dampf  oder  die  Bugwelle  sein  Herankommen  verrathen 
können. 

Die  Chancen  eines  erfolgreichen  Angriffes  sind  daher  für  unterseeische 
Fahrzeuge  weitaus  grösser  als  für  gewöhnliche 'Torpedoboote,  wobei  noch 
zu  berücksichtigen  kommt,  dass  gegen  deren  Angriffe  die  kaum  in  Gebrauch 
gekommenen  Bullivant-Netze  keinen  Schutz  bieten.  Auch  können  solche  Boote 
unter  sehr  schwierigen  Umständen  die  wichtigsten  Dienste  als  Kundschafter 
und  als   Depeschenfahrzeuge  leisten. 

Was  die  treibende  Kraft  unterseeischer  Fahrzeuge  anbelangt,  so  dürfte, 
wenige  besondere  Fälle  ausgenommen,  der  Dampf  noch  immer  der  Elek- 
tricität  vorzuziehen  sein.  Wie  gross  das  Gewicht  des  gesammten  Treib- 
apparates bei  einem  mit  Elektricität  bewegten  Boote  selbst  bei  massigen 
Anforderungen  bezüglich  Geschwindigkeit  und  Actionssphäre  wird,  ist  aus 
nachstehender  Betrachtung  zu   entnehmen: 

Wenn  ein  gegebenes  Boot  zu  seiner  Fortbewegung  mit  einer  bestimmten 
Geschwindigkeit  lOO  e  nothwendig  haben  würde  und  dasselbe  im  Stande 
sein  sollte,  durch  zehn  Stunden  mit  ganzer  Kraft  fahren  zu  können,  so 
müsste  in  den  Accumulatoren  die  Arbeit  von  270,000.000  Kgr.-Mtr.  auf- 
gespeichert werden  können.  Die  besten  bisherigen  Accumulatoren,  z.  B.  jene 
von  Schenek  und  Farbaky  können  pro  l  Kgr.  Plattengewicht  circa 
II.  130  Kgr.  mal  Mtr.  Arbeit  leisten,  woraus  sich  bei  Berücksichtigung  ihrer 
P'üllung  mit  2*8 — 3  Ltr.  verdünnter  Schwefelsäure  und  des  Gewichtes  der 
Zellen  pro  I  Kgr.  Accumulatorgewicht  eine  Leistung  von  7600  Kgr.  mal 
Mtr.     ergeben   dürfte.     Das   totale   Gewicht  der  nothwendigen   Accumulatoren 

j-  r-  ..    ,      _.  L       270,000.000 

dieser  Gattung   wurde   demnach =:  35*5    1  onnen     betragen 

und   müssten    162   solcher  Accumulatoren,     welche   295   Mm.   lang,    200   Mm. 
tief  und    115   Mm.   weit  sind,  angewendet  werden. 


215 

Hiebei  ist  das  Gewicht  der  Dynamo  und  der  Stauvorrichtungen  der 
Accumulatoren,  sowie  der  Welle  und  der  Schraube  noch  nicht  berück- 
sichtigt; es  dürfte  daher  das  Gewicht  des  gesammten  Treibapparates  mit 
40  T.   nicht  zu   hoch   veranschlagt  sein. 

Wie  ungünstig  diese  Gewichts-  und  Raumverhältnisse  auf  die  Con- 
struction  solcher  Boote  einwirken  müssen,  braucht  nicht  erst  auseinander- 
gesetzt zu  werden.  Ueber  den  zum  Füllen  dieser  Accumulatoren  nothwendigen 
Zeitaufwand  fehlen  uns  zwar  genaue  Daten,  doch  ist  uns  bekannt,  dass  das 
elektrische  Boot,  welches  im  Jahre  1883  während  der  Ausstellung  in  Wien 
zu  sehen  war  und  sowohl  auf  dem  Donaucanal  als  auf  der  Donau  selbst 
verschiedene  Fahrten  unternahm,  zum  Laden  seiner  78  kleinen  Accumulatoren 
von  je  10'''  englisch  Länge  und  g"  englisch  Breite  und  Höhe,  im  Gesammt- 
gewichte  von  ig8o  Kgr.  neun  Stunden  benöthigte,  und  dass  die  in  ihnen  auf- 
gespeicherte Arbeit  in  sieben  Stunden  aufgezehrt  wurde.  Könnte  nun  unter 
solchen  Verhältnissen  nicht  der  Fall  eintreten,  dass  man  zu  einer  Zeit,  wo 
die  Chancen  für  einen  Angriff  oder  einen  sonstigen  Dienst  die  günstigsten 
wären,  das  submarine  Boot  nicht  zu  benützen  vermöchte,  weil  dessen  Accumu- 
latoren entleert  sind  und  erst  nach  beträchtlicher  Zeit  gefüllt  werden 
können?  Hiebei  darf  auch  nicht  ausser  Acht  gelassen  werden,  dass  solche 
Boote  eine  äusserst  beschränkte  Actionssphäre  haben  würden  und  au  wenige 
Stationen,  die  erst  mit  grossem  Aufwände  eingerichtet  werden  müssten, 
gebunden   wären. 

Ein  anderer  Uebelstand  bei  Anwendung  der  Elektricität  als  treibende 
Kraft  ist  das  rasche  Zugrundegehen  der  Accumulatoren,  welches  grosse 
Kosten  verursachen  und  die  Verwendbarkeit  der  Boote  stark  beeinflussen 
müsste. 

Diese  Uebelstände  entfallen  gänzlich  bei  dem  Boote  N  o  r  d  enf  e  1  t's, 
welches  zwar  den  Nachtheil  besitzt,  dass  es  nur  verhältnissmässig  kurze 
Strecken  unter  dem  Meeresniveau  zurückzulegen  vermag,  hingegen  in  Folge 
der  Verwendung  des  Dampfes  als  treibende  Kraft  so  wichtige  Vortheile 
bietet,  dass  der  Erprobung  des  neuesten  grossen  Fahrzeuges  dieser  Gattung 
mit  grösstem  Interesse  entgegengesehen   werden   muss. 

Nach  diesen,  den  vortrefflichen  „Mittheilungen  aus  dem  Gebiete  des 
Seewesens"  entnommenen  Auseinandersetzungen,  welche  rücksichtlich  der 
Accumulatoren,  denn  doch  einiger  Berichtigungen  bedürften,  ist  man  in 
Marinekreisen  diesen  Aufspeicherungs-Apparaten  gegenüber  noch  nicht  alles 
Misstrauens  entledigt ;  und  doch  wüsste  man  gute  Accumulatoren  nirgends 
mehr   zu   schätzen,   als   gerade   bei   den  Anwendungen   im  Seewesen. 


Relais-Bussole. 

Der  nachfolgend  beschriebene  Apparat  wird  Relais-Bussole  genannt, 
weil  nicht  allein  der  durch  einen  galvanischen  Strom  erzeugte  Magnetismus, 
sondern  auch  die  durch  denselben  auf  einen  vorhandenen  Magnet  ausgeübte 
Ablenkung  eines  Solenoides  als  bewegende  Kraft  zur  Anwendung  gelangen, 
wie   dies   bei   den   Relais   und   Bussolen   stattfindet. 

Die  wichtigsten  Bestandtheile  des  in  Fig.  i  (Durchschnitt)  dargestellten 
Apparates  sind:  Elektromagnete ,  Regulirungsmagnete ,  Relaishebel  und 
Contactgeber. 

Elektromagnete. 

M  und  M,  sind  Elektromagnete,  dieselben  weichen  in  der  Form  vor 
jenen  bei  gewöhnlichen  Relais  darin  ab,  dass  die  Spulen  aus  Metall  ange- 
fertigt sind.   Die   Höhe   einer  Spule  i"5    Cm.,   der  Durchmesser  der  äussersten 


218 


mitbin  die  Magnetisirung  und  Entmagnetisirung  rascher  erfolgt,  was  eine 
raschere  und   präcisere   Bewegung   der  Magnetpole   nach  sich   zieht. 

Man  kann  die  Eisenkerne,  wie  durch  Versuche  nachgewiesen  wurde, 
ganz  aus  den  Spulen  entfernen  und  wird  das  Relais  selbst  dann  noch  bei 
Anwendung  schwacher  Ströme  functioniren,  wenn  die  Stromdauer  nicht  zu 
kurz  ist.  Bei  Strömen  von  nur  momentaner  Dauer,  selbst  wenn  selbe  sehr 
kräftig  sind,  wird  jedoch  eine  Bewegung  der  Magnetpole  nicht  mehr  ein- 
treten, aber  augenblicklich  wieder  statthaben  nach  erfolgter  Einschiebung 
der  Eisenkerne. 

Es  ist  mithin  die  Vereinigung  beider  Wirkungen,  Ablenkung  des 
Magnetpoles  und  Erzeugung  von  Magnetismus  in  dem  von  einem  Strome 
durchflossenen  Solenoide  Ursache  der  grossen  Empfindlichkeit  des  Instru- 
mentes und  die  Bezeichnung  Relais-Bussole. 

R  elais  h  ebel. 

Es  ist  aber  ausser  dem  Vorangeführteh,  Ausnützung  beider  durch 
den  Galvanismus  im  Solenoide  erzeugter  Wirkungen  auch  nöthig,  dass  der 
die  Zeichen  übertragene  Theil  des  Apparates,  der  Relaishebel  keines  grossen 
Kraftaufwandes   bedarf,   um   in   Bewegung  gesetzt  zu   werden. 

Der  Relaishebel  besteht  aus  dem  Querbalken  a  b  mit  dem  Knöpfchen  c 
aus  Messing;  durch  letzteres  geht  eine  l  Mm.  starke  Stahlnadel  e d,  welche 
in  c  eingelöthet  oder  mittelst  einer  Schraube  festgeschraubt  ist  und  bei  e 
und   d  in  je   einen   kleinen   Cylinder  aus   Stahl   endigt. 

Flg.   3-  Fig-  4- 


Z) 


2^. 


Der  Cylinder  bei  e  hat  einen  scharfkantigen  Einschnitt,  der  genau  in 
die  Verlängerung  der  Stahlnadel  fällt,  der  Cylinder  bei  d  eine  in  eine  Spitze 
zulaufende  Aushöhlung,  ebenfalls  in  die  Verlängerung  der  Stahlnadel  fallend, 
welche  dem  Achathütchen  einer  auf  einer  Spitze  aufruhenden  Magnetnadel 
entspricht. 

Die  Magnetnadeln  ^A^und  S^  iV^  sind  parallel  zueinander  an  dem  Quer- 
balken  a  b  angeschraubt. 

Mit  den  Magneten  wird  gleichzeitig  an  jeder  Seite  des  Querbalkens 
eine  Feder  aus  Siliciumbronzedraht  angeschraubt,  welche  von  den  Magneten 
etwas  absteht   und    am   unteren   Ende   ein   Platinplättchen   hat. 

Die  gleichnamigen  Pole  der  Magnetnadeln  stehen  sich  gegenüber.  Das 
ganze  Hebelsystem  ruht  auf  feinen  Stahlspitzen  auf,  welche  sich  in  den 
Ständern  T  und  1\  befinden  und  mittelst  Stellschrauben  höher  und  niedriger 
gestellt  werden  können,  wodurch  gleichzeitig  das  Heben  und  Senken  des 
Relaishebels   nach   Bedarf  ermöglicht  wird. 

Der  Abstand  der  Magnetnadeln  von  den  Spulenwänden  beträgt  circa 
2  Mm.,  welcher  Bewegungsraum  für  die  Schwingungen  des  Relaishebels  voll- 
kommen  ausreicht. 


219 


Die  Polspitzen  der  Magnete  reichen  bis  zum  Centrum  der  Drahtwindungen 
der  Magnetisirungsspiralen  M  und   M-^. 

Es  fragt  sich  nun,  wie  der  galvanische  Strom  bewegend  auf  den 
Relaishebel    wirkt. 

Nachdem  sich  die  Magnetnadeln  möglichst  nahe  den  Spulenwänden 
und  den  Eisenkernen  befinden  sollen,  wäre  es  ganz  unmöglich,  ohne  Feder- 
kraft dieselben  so  einzustellen,  dass  sie  balanciren,  ohne  sich  auf  einer  oder 
der  anderen  Seite  an  den  Eisenkern  in  Folge  der  Anziehung,  welche 
zwischen   dem   Magnete   und   dem   weichen  Eisen   stattfindet,   anzulegen. 

Die  Magnete  und  mit  ihnen  das  Hebelsystem  werden  aber  sehr  leicht 
balancirend   erhalten   durch   Anwendung   eines   oder  zweier 

Regulirungs-Magnete 

oder  Richtmagnete,  welche  an  den  Ständern  K  und  AT^  mittelst  Schrauben, 
die  mit  Metallringen  versehen  sind,  gehoben  oder  gesenkt  werden  können. 
Die  ungleichnamigen  Pole  je  eines  Richtmagnetes  und  eines  Magnetes 
des  Relaishebels  befinden  sich  einander  gegenüber  und  die  zwischen  ihnen 
statthabende  Anziehung  hebt  jene  auf,  welche  zwischen  dem  Magnete  und 
dem  Eisenkerne  stattfindet  und  der  Relaishebel  wird  dadurch  balancirend 
erhalten. 

Es  wird  aber  auch,  wenn  die  Entfernung  der  Pole  der  Magnete  des 
Relaishebels  und  der  Richtmagnete  eine  derartige  ist,  dass  eben  nur  die 
Einwirkung  der  Magnete  des  Relaishebels,  wie  wir  zum  Unterschiede  von 
den  Richtmagneten  die  beweglichen  nennen  wollen,  aufhebt,  die  Empfindlich- 
keit der  beweglichen  Magnete  gegen  durch  den  galvanischen  Strom  in  den 
Eisenkernen   erzeugte  Aenderungen   der   Polarität   wesentlich   erhöht. 

Nachdem  die  Vereinfachung  des  Apparates  halber  die  Regulirungs- 
magnete  nur  gegenüber  den  unteren  Pol-Enden  der  beweglichen  Magnete 
angebracht  sind ,  befindet  sich  der  Eisenkern  der 
Spirale  M  innerhalb  des  magnetischen  Feldes  von  S  und 
S-y,  jener  der  Spirale  M^  innerhalb  des  magnetischen 
Feldes  des  Poles  iV^  und  N-^,  ferner  des  Feldes  der  Richt- 
magnetpole  S^  und    Sy   (Fig.  5-) 

Der  Pol  ß  erzeugt  durch  Influenz  in  dem  ihm  zu- 
gekehrten Ende  des  Eisenkernes  einen  Nord-,  in  dem 
entfernten  Ende  einen  Südpol ;  das  Umgekehrte  bewirkt 
der  Pol  des  Magnetes  S^,  er  hebt  den  vom  Pole  5  her- 
vorgerufenen Südpol  auf  und  erzeugt  einen  Nordpol  und 
schwächt  den  Nordpol  bei  S^,  wie  auch  der  bei  Si^  er- 
zeugte Nordpol  durch  den  Südpol  von  vS  ebenfalls  ge- 
schwächt wird. 

Sind  die  beiden  Pole  .S  und  S^  gleich  stark  und 
von  den  Enden  des  Eisenkernes  gleich  weit  entfernt,  so 
erhält  der  Eisenkern  keinen  Magnetismus,  oder  er  kann 
nur  zu  einem  sehr  schwachen  Magnete  mit  Folgepunkten 
werden. 

Lassen  wir  nun   einen   -{--Strom    in   der   Richtung 
des   eingezeichneten   Pfeiles    durch    die   Drahtspirale    cir- 
culiren.   Derselbe  wird  den  Südpol  S^  gegen  das  Centrum 
der  Drahtwindungen  bewegen,     den   Südpol    5  von   dem 
[yj/;  Centrum     der     Drahtwindungen     entfernen ;     der     Strom 
wird    ferner    in    dem    Eisenkerne    bei    a    einen    Südpol, 
einen  Nordpol    hervorrufen,     mithin    eine    Verstärkung    der    durch   die 
Magnetisirungsspirale  bewirkte  Anziehung  des  Poles   S^   und  Abstossung  des 


Fig.  5- 


220 

Poles  S  zur  Folge  haben,  und,  da  der  Relaishebel  mit  den  beweglichen 
Magneten  auf  feinen  Stahlspitzen  balancirt,  den  ganzen  Hebel  um  den  Punkt  o 
derart  drehen,  dass  die  Pol-Enden  S  S-^  von  rechts  nach  links,  die  Pol- 
enden N Isf-y   von   links  nach  rechts  sich  bewegen. 

Dass  zur  Hervorrufung  dieser  Bewegung  schon  eine  äusserst  schwache 
durch  den  Strom  erzeugte  Polarität  in  dem  Eisenkerne  bei  der  leichten  Be- 
weglichkeit des  Hebels  ausreicht,  ist  erklärlich,  und  wird  nach  der  erst- 
erfolgten kleinsten  Bewegung  des  Hebels  in  Folge  Aenderung  der  Ein- 
wirkung der  Magnetpole  S^  und  5^  auf  die  Polarität  des  Eisenkernes 
abermals  verstärkt,  indem  S-^  durch  Näherung  den  vom  Strome  erzeugten 
Nordpol  und  Südpol  im  Eisenkerne  verstärkt  S  durch  Entfernung  die 
früher  vorhandenen   entgegengesetzten   Pole  schwächt. 

Es  wird  sich  der  Relaishebel  mit  der  Feder  von  der  linksseitigen  unten 
befindlichen  Contactschraube  entfernen  und  die  Feder  rechts  sich  an  die 
rechtsseitige  Schraube  anlegen,  wobei  erstere  nach  erfolgter  Anlage  ein 
wenig  gebogen   wird. 

Bei  Unterbrechung  des  Stromes  verschwindet  der  im  Eisenkerne  durch 
denselben  erzeugte  Magnetismus,  mit  ihm  theilweise  die  Wechselwirkung 
zwischen  den  Polen  des  Eisenkernes  und  der  beweglichen  Magnete ;  die 
Federkraft  der  gebogen  gewesenen  Feder  und  Schwere  des  Hebels  schnellt 
denselben  in  die  vor  Beginn  des   Stromes  innegehabten   Lage  zurück. 

Durch  welche  Mittel  das  Oscilliren  des  Hebels  beseitigt  wird,  ist  an 
anderer  Stelle  erläutert. 

Bei  dem  Eisenkerne  der  unteren  Magnetisirungsspirale  M-^  findet  die 
influencirende  Einwirkung  der  Pole  N  und  N-^  in  ähnlicher  Weise  statt,  wie 
selbe  vorgehend  bezüglich  der  Südpole  erläutert  wurde. 

Wir  haben  aber  auch  noch  die  Pole  der  Richtmagnete  ^2  u°d  S^, 
welche  sich   den  Polen  JST  und  A^   gegenüber  befinden,   in  Betracht  zu  ziehen. 

Es  wird  eine  Aenderung  in  der  Lage  der  magnetischen  Kraftlinien 
derart  eintreten,  dass  nur  ein  sehr  kleiner  Theil  auf  jedem  Ende  des 
Eisenkernes  denselben  trifft,  der  grössere  Theil  derselben  wird  nahezu 
parallel,  dicht  zusammengedrängt,  zwischen  den  Raum  der  Pole  iV  S^  und 
N  S^  verlaufen. 

Die  in  dem  Eisenkerne  durch  je  einen  Magnet  entstehenden  Pole 
werden  ausserdem  durch  die  Wirkung  des  gegenüber  befindlichen  Magnetes 
aufgehoben,  und  man  kann  wieder  den  Eisenkern  als  unmagnetisch  oder  als 
einen   sehr  schwachen  Magnet  mit  Folgepunkten   betrachten. 

Bei  den  Magneten  SN  und  S-^  JSf-^  hat  sich  in  Folge  Einwirkung  der 
Rieht-  oder  Regulirungsmagnete  der  Magnetismus  verstärkt  und  die  grösste 
Anzahl   der  magnetischen  Molecüle  bei  N  und  N-^   gelagert. 

Circulirt  in  der  Multiplicationsrolle  M-^  ein  -]-- Strom  in  der  Richtung  des 
eingezeichneten  Pfeiles,  wird  er  im  Solenoide  anziehend  auf  den  Pol  N  und 
abstossend  auf  den  Pol  N-^  wirken,  zugleich  wird  bei  c  ein  Südpol,  bei  d 
ein  Nordpol  im  Eisenkern  erzeugt  und  die  Bewegung  der  Relaishebels  im 
unteren  Theil  von  links  nach  rechts  verstärkt  ;  in  Folge  der  Erzeugung 
des  Magnetismus  im  Eisenkerne  tritt  aber  auch  eine  theilweise  Veränderung 
im  Verlaufe  der  Kraftlinien  ein,  es  werden  mehr  Kraftlinien  des  Magnet- 
poles  n  das  Ende  des  Eisenkernes  bei  c  und  mehr  Kraftlinien  des  Poles  Sg^ 
das  Ende  des  Eisenkernes  bei  d  oder  den  ganzen  Eisenstab  schneiden  und 
den  Magnetismus,  welcher  durch  den  Strom  erzeugt  wurde,  verstärken,  was 
ebenfalls  eine  Verstärkung  der  Kraft  nach  sich  zieht,  welche  den  Hebel  von 
links  nach  rechts  bewegt.  Nach  Unterbrechung  des  Stromes  verschwindet 
wieder  der  in  dem  Itisenkern  erzeugte  Magnetismus,  es  tritt  eine  Veränderung 
in   der  Lage   der   Kraftlinien     ein,     die  Schwere    des   Relaishebels  und   die  in 


221 

Folge  der  Bewegung  stattgefundene  Biegung  der  rechtsseitigen  Feder  schnellt 
den   Hebel   in   die  Ruhelage  zurück. 

Die  geringe  Masse  der  Eisenkerne,  die  geringe  Länge  derselben  ge- 
stattet, dass  die  durch  den  elektrischen  Strom  zu  bewirkende  Verschiebung 
der  magnetischen  Molecüle  ungemein  rasch  vor  sich  geht  und  die  geringe 
Eisenmasse   sehr  rasch   den   Sättigungsgrad   erreicht. 

In  Folge  der  vorerwähnten  Anordnungen  ist  es  eben  möglich,  dass 
die  Relais-Bussole  bei  äusserst  schwachen,  selbst  mit  empfindlichen  Bussolen 
kaum  wahrnehmbaren  Strömen  schon  functionirt  und  auch  bei  Aenderung 
des  galvanischen  Stromes  innerhalb  sehr  grosser  Grenzen  keiner  Regulirung 
bedarf. 

So  wurde  auf  einer  50  Km.  langen  Leitung,  in  welcher  der  Leitungs- 
widerstand mit  den  eingeschalteten  gewöhnlichen  Apparaten  und  Relais- 
bussolen ca.  3000  Ohm  hatte,  mit  6  und  mit  60  Daniell'schen  Elementen 
gesprochen,   ohne   dass   eine  Regulirung  der  Relais-Bussole  stattfand. 

Es  bliebe  noch  das  Verhalten  des  Apparates  zum  remanenten  Magne- 
tismus, den  Ladungs-  und  Entladungserscheinungen,  den  Inductionsströmen 
zu  erläutern. 

Wie  die  Erfahrung  lehrt,  bleibt  in  den  Eisenkernen,  welche  durch 
einen  elektrischen  Strom  zu  Magneten  gemacht  wurden,  nach  Unter- 
brechung des  Stromes  ein  magnetischer  Rückstand,  remanenter  Magnetismus 
zurück. 

Der  magnetische  Rückstand  ist  aber  nicht  allein  von  der  Stärke  des 
erzeugten  Magnetismus  und  der  Qualität  des  Eisens  abhängig,  sondern  auch 
von  der  Geschwindigkeit  mit  welcher  der  den  Magnetismus  hervorrufende 
Strom  auf  Null  reducirt  wird  ;  eine  allmälige  Stromabnahme  begünstigt  das 
Auftreten  des  magnetischen  Rückstandes, 

Bei  Telegraphenleitungen  haben  wir  die  langsame  Stromabnahme  bei 
Unterbrechung  des  Stromes  in  allen  Theilen  der  Leitung,  welche  sich  in 
der  vom  Ausgangspunkte  des  Stromes  entfernter  liegenden  Leitungshälfte 
befinden,  mithin  in  Folge  der  Entladungserscheinungen  die  Bedingungen 
erfüllt,   welche   das   Auftreten   des   remanenten   Magnetismus  begünstigen. 

Wir  haben  in  den  bisher  verwendeten  Empfangsapparaten  mit  starken, 
massiven  und  langgestreckten  Eisenkernen,  in  den  starken  Strömen,  welche 
dieselben  zum  anstandslosen  Functioniren  erfordern,  weitere  günstige  Be- 
dingungen  für  Bildung   von  magnetischen  Rückstand, 

Bei  der  Relais-Bussole  können  magnetische  Rückstände  in  den  Eisen- 
kernen in  Folge  der  geringen  Eisenmasse  derselben  und  der  Unmöglichkeit, 
starken  Magnetismus  durch  den  Strom  zu  erzeugen,  nur  sehr  schwach  sein, 
und  werden  dieselben  in  Folge  der  Einwirkung  der  Pole  der  Magnete  am 
Relaishebel  und   der  Richtmagnete  wieder  beseitigt. 

Die  Möglichkeit  der  Anwendung  sehr  schwacher  Ströme  beseitigt  auch 
das  Auftreten  der  Inductionsströme,  oder  schwächt  dieselben  derart,  dass 
sie  kaum  mehr  wahrnehmbar  werden.  Ebenso  wird  der  Rückstrom,  da  er  die 
entgegensetzte  Richtung  zum  Batteriestrom  in  der  dem  Ausgangspunkte  zu- 
gekehrten  Leitungshälfte  hat,   wie  bei  anderen  polarisirten  Relais   unschädlich. 

Contactgeber. 

Es  ist  noch  die  Herstellung  des  localen  Batterieschlusses,  welche  durch 
die   erfolgte  Bewegung  des  Relaishebels  stattfindet,  zu   erläutern. 

Die  Ständer  K  und  K^-^  haben  gegenüber  den  Platinplättchen  der  an 
dem   Querbalken  angeschraubten   Federn  je  eine   Contactschraube. 

Gegenüber  den  oberen  Pol-Enden  befinden  sich  ebenfalls  zwei  Schrauben 
mit   isolirten   Spitzen.    Diese   letzteren   dienen    zur  Regulirung   der   Gang-    oder 


220 

Poles  S  zur  Folge  haben,  und,  da  der  Relaishebel  mit  den  beweglichen 
Magneten  auf  feinen  Stahlspitzen  balancirt,  den  ganzen  Hebel  um  den  Punkt  o 
derart  drehen,  dass  die  Pol-Enden  S  S-^  von  rechts  nach  links,  die  Pol- 
enden N  Isf-^   von   links  nach  rechts  sich  bewegen. 

Dass  zur  Hervorrufung  dieser  Bewegung  schon  eine  äusserst  schwache 
durch  den  Strom  erzeugte  Polarität  in  dem  Eisenkerne  bei  der  leichten  Be- 
weglichkeit des  Hebels  ausreicht,  ist  erklärlich,  und  wird  nach  der  erst- 
erfolgten kleinsten  Bewegung  des  Hebels  in  Folge  Aenderung  der  Ein- 
wirkung der  Magnetpole  S^  und  5  auf  die  Polarität  des  Eisenkernes 
abermals  verstärkt,  indem  S-y  durch  Näherung  den  vom  Strome  erzeugten 
Nordpol  und  Südpol  im  Eisenkerne  verstärkt  6"  durch  Entfernung  die 
früher  vorhandenen   entgegengesetzten   Pole  schwächt. 

Es  wird  sich  der  Relaishebel  mit  der  Feder  von  der  linksseitigen  unten 
befindlichen  Contactschraube  entfernen  und  die  Feder  rechts  sich  an  die 
rechtsseitige  Schraube  anlegen,  wobei  erstere  nach  erfolgter  Anlage  ein 
wenig  gebogen   wird. 

Bei  Unterbrechung  des  Stromes  verschwindet  der  im  Eisenkerne  durch 
denselben  erzeugte  Magnetismus,  mit  ihm  theilweise  die  Wechselwirkung 
zwischen  den  Polen  des  Eisenkernes  und  der  beweglichen  Magnete ;  die 
Federkraft  der  gebogen  gewesenen  Feder  und  Schwere  des  Hebels  schnellt 
denselben  in  die  vor  Beginn   des   Stromes  innegehabten   Lage  zurück. 

Durch  welche  Mittel  das  Oscilliren  des  Hebels  beseitigt  wird,  ist  an 
anderer  Stelle  erläutert. 

Bei  dem  Eisenkerne  der  unteren  Magnetisirungsspirale  M-^  findet  die 
influencirende  Einwirkung  der  Pole  N  und  N-^  in  ähnlicher  Weise  statt,  wie 
selbe  vorgehend  bezüglich  der  Südpole  erläutert  wurde. 

Wir  haben  aber  auch  noch  die  Pole  der  Richtmagnete  S^  und  S^, 
welche  sich   den  Polen  JSf  und  A^   gegenüber  befinden,   in  Betracht  zu  ziehen. 

Es  wird  eine  Aenderung  in  der  Lage  der  magnetischen  Kraftlinien 
derart  eintreten,  dass  nur  ein  sehr  kleiner  Theil  auf  jedem  Ende  des 
Eisenkernes  denselben  trifft,  der  grössere  Theil  derselben  wird  nahezu 
parallel,  dicht  zusammengedrängt,  zwischen  den  Raum  der  Pole  iV  S^  und 
A'  S^  verlaufen. 

Die  in  dem  Eisenkerne  durch  je  einen  Magnet  entstehenden  Pole 
werden  ausserdem  durch  die  Wirkung  des  gegenüber  befindlichen  Magnetes 
aufgehoben,  und  man  kann  wieder  den  Eisenkern  als  unmagnetisch  oder  als 
einen   sehr   schwachen  Magnet  mit  Folgepunkten   betrachten. 

Bei  den  Magneten  SN  und  i\  A^  hat  sich  in  Folge  Einwirkung  der 
Rieht-  oder  Regulirungsmagnete  der  Magnetismus  verstärkt  und  die  grösste 
Anzahl   der  magnetischen  Molecüle  bei  N  und  iV^   gelagert. 

Circulirt  in  der  Multiplicationsrolle  M^  ein  -|-- Strom  in  der  Richtung  des 
eingezeichneten  Pfeiles,  wird  er  im  Solenoide  anziehend  auf  den  Pol  N  und 
abstossend  auf  den  Pol  N-^  wirken,  zugleich  wird  bei  c  ein  Südpol,  bei  d 
ein  Nordpol  im  Eisenkern  erzeugt  und  die  Bewegung  der  Relaishebels  im 
unteren  Theil  von  links  nach  rechts  verstärkt  ;  in  Folge  der  Erzeugung 
des  Magnetismus  im  Eisenkerne  tritt  aber  auch  eine  theilweise  Veränderung 
im  Verlaufe  der  Kraftlinien  ein,  es  werden  mehr  Kraftlinien  des  Magnet- 
poles  n  das  Ende  des  Eisenkernes  bei  c  und  mehr  Kraftlinien  des  Poles  5^ 
das  Ende  des  Eisenkernes  bei  d  oder  den  ganzen  Eisenstab  schneiden  und 
den  Magnetismus,  welcher  durch  den  Strom  erzeugt  wurde,  verstärken,  was 
ebenfalls  eine  Verstärkung  der  Kraft  nach  sich  zieht,  welche  den  Hebel  von 
links  nach  rechts  bewegt.  Nach  Unterbrechung  des  Stromes  verschwindet 
wieder  der  in  dem  Itisenkern  erzeugte  Magnetismus,  es  tritt  eine  Veränderung 
in   der  Lage   der   Kraftlinien     ein,     die  Schwere    des   Relaishebels  und   die  in 


221 

Folge  der  Bewegung  stattgefundene  Biegung  der  rechtsseitigen  Feder  schnellt 
den   Hebel   in   die   Ruhelage  zurück. 

Die  geringe  Masse  der  Eisenkerne,  die  geringe  Länge  derselben  ge- 
stattet, dass  die  durch  den  elektrischen  Strom  zu  bewirkende  Verschiebung 
der  magnetischen  Molecüle  ungemein  rasch  vor  sich  geht  und  die  geringe 
Eisenmasse  sehr  rasch   den   Sättigungsgrad   erreicht. 

In  F'olge  der  vorerwähnten  Anordnungen  ist  es  eben  möglich,  dass 
die  Relais-Bussole  bei  äusserst  schwachen,  selbst  mit  empfindlichen  Bussolen 
kaum  wahrnehmbaren  Strömen  schon  functionirt  und  auch  bei  Aenderung 
des  galvanischen  Stromes  innerhalb  sehr  grosser  Grenzen  keiner  Regulirung 
bedarf. 

So  wurde  auf  einer  50  Km.  langen  Leitung,  in  welcher  der  Leitungs- 
widerstand mit  den  eingeschalteten  gewöhnlichen  Apparaten  und  Relais- 
bussolen ca.  3000  Ohm  hatte,  mit  6  und  mit  60  Daniell'schen  Elementen 
gesprochen,   ohne  dass   eine  Regulirung  der  Relais-Bussole  stattfand. 

Es  bliebe  noch  das  Verhalten  des  Apparates  zum  remanenten  Magne- 
tismus, den  Ladungs-  und  Entladungserscheinungen,  den  Inductionsströmen 
zu  erläutern. 

Wie  die  Erfahrung  lehrt,  bleibt  in  den  Eisenkernen,  welche  durch 
einen  elektrischen  Strom  zu  Magneten  gemacht  wurden,  nach  Unter- 
brechung des  Stromes  ein  magnetischer  Rückstand,  remanenter  Magnetismus 
zurück. 

Der  magnetische  Rückstand  ist  aber  nicht  allein  von  der  Stärke  des 
erzeugten  Magnetismus  und  der  Qualität  des  Eisens  abhängig,  sondern  auch 
von  der  Geschwindigkeit  mit  welcher  der  den  Magnetismus  hervorrufende 
Strom  auf  Null  reducirt  wird  ;  eine  allmälige  Stromabnahme  begünstigt  das 
Auftreten  des  magnetischen  Rückstandes, 

Bei  Telegraphenleitungen  haben  wir  die  langsame  Stromabnahme  bei 
Unterbrechung  des  Stromes  in  allen  Theilen  der  Leitung,  welche  sich  in 
der  vom  Ausgangspunkte  des  Stromes  entfernter  liegenden  Leitungshälfte 
befinden,  mithin  in  Folge  der  Entladungserscheinungen  die  Bedingungen 
erfüllt,   welche   das   Auftreten   des   remanenten   Magnetismus  begünstigen. 

Wir  haben  in  den  bisher  verwendeten  Empfangsapparaten  mit  starken, 
massiven  und  langgestreckten  Eisenkernen,  in  den  starken  Strömen,  welche 
dieselben  zum  anstandslosen  Functioniren  erfordern,  weitere  günstige  Be- 
dingungen  für  Bildung   von   magnetischen  Rückstand, 

Bei  der  Relais-Bussole  können  magnetische  Rückstände  in  den  Eisen- 
kernen in  Folge  der  geringen  Eisenmasse  derselben  und  der  Unmöglichkeit, 
starken  Magnetismus  durch  den  Strom  zu  erzeugen,  nur  sehr  schwach  sein, 
und  werden  dieselben  in  Folge  der  Einwirkung  der  Pole  der  Magnete  am 
Relaishebel  und   der  Richtmagnete  wieder  beseitigt. 

Die  Möglichkeit  der  Anwendung  sehr  schwacher  Ströme  beseitigt  auch 
das  Auftreten  der  Inductionsströme,  oder  schwächt  dieselben  derart,  dass 
sie  kaum  mehr  wahrnehmbar  werden.  Ebenso  wird  der  Rückstrom,  da  er  die 
entgegensetzte  Richtung  zum  Batteriestrom  in  der  dem  Ausgangspunkte  zu- 
gekehrten  Leitungshälfte  hat,   wie  bei  anderen  polarisirten  Relais   unschädlich. 

Contactgeber. 

Es  ist  noch  die  Herstellung  des  localen  Batterieschlusses,  welche  durch 
die   erfolgte  Bewegung  des  Relaishebels  stattfindet,  zu   erläutern. 

Die  Ständer  K  und  K^  haben  gegenüber  den  Platinplättchen  der  an 
dem   Querbalken  angeschraubten   Federn  je  eine   Contactschraube. 

Gegenüber  den  oberen  Pol-Enden  befinden  sich  ebenfalls  zwei  Schrauben 
mit   isolirten  Spitzen.    Diese   letzteren   dienen    zur  Regulirung   der   Gang-    oder 


222 


Spielweite  des  Relaishebels  und  gestatten  dessen  Bewegung  nur  innerhalb 
jener  Grenzen,   welche    zur  Zeichenübertragung  unbedingt  nöthig  sind. 

Mittelst  der  angebrachten  Klemmen  kann  man  nach  Bedarf  entweder 
eine  oder  die  andere  MultiplicationsroUe  in  den  Stromkreis,  oder  auch  beide 
hintereinander  oder   parallel   einschalten. 

Nachfolgend  sind  die  diesbezüglichen  Wechselstellungen  angeführt.  (Fig.  6 
und    7.) 

Der  Wechselstift  steckt  zwischen  Klemme  l  und  2 ;  in  diesem  Falle 
gelangt  der  -}-- Strom  der  Batterie  zur  Klemme  l  durch  den  Stift  zur 
Klemme   2   und   von  dieser  zur  Multiplication  Jlf^   und   zum   Zinkpol. 

Befindet  sich  der  Stift  zwischen  Klemme  3  und  4,  circulirt  der  Strom 
nur  in   der  Multiplication  M. 


Fig.  6. 


Fig.  7- 


LZ)  CD 


s  ®  3      V 


Steckt  der  Stift  zwischen  Klemme  l  und  2,  geht  der  Strom  zuers  durch 
die  Multiplication  Jlf  und   dann  durch  jene  von  M^   (Hintereinanderschaltung.) 

Steckt  ein  Stift  zwischen  Klemme  2  und  3,  ein  Stift  zwischen 
Klemme  3  und  4,  durchläuft  der  Strom  beide  Multiplicationen  gleichzeitig. 
(Parallelschaltung.) 

Ein  Draht-Ende  der  Multiplicationsspirale  ist,  wie  bereits  Anfangs  be- 
merkt wurde,  an  die  blanke  Metallachse  der  Spule  eiogelöthet,  das  äussere 
Draht-Ende   ist  frei. 

Die  Zuführungsdrähte  zu  den  Spulen  werden  an  die  Metallständer  A 
und   B  geführt. 

Je  nach  der  Stromrichtung  und  der  mit  derselben  bedingten  Ablenkung 
des  Relaishebels  kann  die  linksseitige  oder  rechtsseitige  Contactfeder  zur 
Herstellung  des  Local-Batterieschlusses  verwendet  werden,  und  wird  dem- 
entsprechend  der   Stift  im  Local-Batteriewechsel   gestellt. 

R  e  g  u  1  i  r  u  n  g. 

In  der  Ruhelage  soll  der  Relaishebel  derart  auf  den  beiden  Lagern 
balanciren,  dass  sich  die  beiden  an  denselben  angeschraubten  Magnete 
parallel  zu  den  Spulenwänden  befinden,  und  deren  Pole  in  der  Verlängerung 
des   Centrums   der  Eisenkerne  liegen. 

Es  kann  mittelst  der  an  den  Ständern  T  und  7^  (Fig'«  i)  befindlichen 
Stellschrauben  die  Nadelachse  gehoben  und  gesenkt  werden,  ebenso  kann 
dies  mit  der  Multiplication  M  geschehen  und  sind  ausserdem  die  Ständer 
T  und    7^   und   die   Multiplicationen   nach  jeder  Seite  verschiebbar. 

Der  Schwerpunkt  des  Hebels  (incl.  den  Magneten)  liegt  ein  wenig 
unter  der  Hebelachse  c  d;  die  Richtmagnete  dienen,  um  den  Hebel  in  die 
Ruhelage  einstellen  zu  können  und  ihn  in  derselben  zu  erhalten ;  sie  ersetzen 
die  Spiralfeder,  welche  bei  gewöhnlichen  Relais  auf  den  Hebel  wirkt.  Der 
Abstand,  welcher  zwischen  den  beweglichen  und  den  Richtmagneten  ein- 
gehalten werden  soll,  hängt  von  der  Stärke  des  Magnetismus  der  gegen- 
über befindlichen   Pole  ab. 


223 

Es  soll  die  zwischen  den  ungleichen  Polen  stattfindende  Anziehung 
jedoch  nur  so  stark  sein,  dass  die  zwischen  den  Polen  und  Eisenkernen 
entstehende  Anziehung  aufgehoben  wird.  Ist  die  zwischen  Richtmagneten  und 
beweglichen  Magneten  in  Folge  zu  grosser  Näherung  der  Riohtmagnete 
stattfindende  Anziehung  zu  stark,  wird  der  Apparat  gegen  schwache  Ströme 
weniger  empfindlich,  weil  der  geringe  in  den  Eisenkernen  erzeugte  Mag- 
netismus und  die  durch  den  Strom  zu  bewirkende  Ablenkung  die  zwischen 
den    Polen   stattfindende   Anziehung   nicht   überwindet. 

Es  ist  übrigens  nicht  schwierig  die  Grenzen  des  Abstandes  der  Pole 
zu  ermitteln,  und  da  die  an  den  Federn  angeschraubten  Richtmagnete  auch 
mittelst  der  Schrauben  3  und  6  in  der  Horizontal-Ebene  ebenfalls  verschieb- 
bar sind,  kann  das  richtige  Einstellen  des  Relaishebels  rasch  bewerkstelligt 
werden. 

Wir  haben  den  Strom  derart  dicht  an  die  Multiplicationsrollen  geführt, 
dass  die  oben  befindlichen  Enden  der  beweglichen  Magnete  von 
rechts  nach  links,  die  unten  befindlichen  von  links  nach  rechts  bewegt 
werden;  dementsprechend  hat  die  Stellung  der  Contactschrauben  2  und  6 
zu   erfolgen. 

Die  Schraube  6  wird  der  Contactfeder  links  so  weit  genähert, 
dass  sie  dieselbe  berührt  und  die  Feder,  welche  sehr  zart  ist,  ein  klein 
wenig  biegt. 

Die  Contactschraube  2  wird  nun  so  weit  der  rechts  befindlichen  Feder 
genähert,  dass  zwischen  ihr  und  dem  Platinplättchen  der  Feder  ein  Zwischen- 
raum  von   ca.   1/2   Mm.   entsteht. 

Ein  starker,  die  Multiplicationen  durchlaufender  Strom  würde  nun  den 
Hebel  derartig  kräftig  bewegen,  dass  die  Feder  rechts  nach  erfolgtem  Con- 
tacte  stark  gebogen  wird  und  die  Magnete  an  die  Spulenwände  anschlagen ; 
bei  Rückkehr  der  Hebel  in  die  Ruhelage  würde  umgekehrt  die  linke  Feder 
mehr  als  nöthig  gebogen  werden  und  der  Hebel  oscilliren,  wodurch  die 
rasche  Aufeinanderfolge  der  einzelnen  Zeichen  wesentlich  beeinträchtigt  würde. 

Dieser  Nachtheil  wird  durch  die  Schrauben  i  und  4,  welche  wie  jene 
3  und  6  mit  isolirten  Spitzen  versehen  sind,  behoben,  indem  mittelst  der- 
selben die  Gangweite  des  Relaishebels  derart  begrenzt  wird,  dass  nach 
erfolgtem  Anliegen  der  Feder  an  die  eine  und  andere  Contactfeder  und 
schwacher  Biegung  derselben  eine  weitere  Bewegung  des  Hebels  nicht  mehr 
stattfinden   kann. 

Analog  dem  beschriebenen  Vorgange  müsste  der  Apparat  eingestellt 
werden,  wenn  mit  Strömen  entgegengesetzter  Richtung  gesprochen  werden 
soll  und  die  linksseitige  Feder  zur  Herstellung  des  Localcontactes  dienen 
sollte.  Wir  behalten  jedoch  bezüglich  weiterer  Regulirung  des  Relais  die 
durch  den  Strom  bewirkte  Bewegung  des  unteren  Hebeltheiles  von  links 
nach  rechts  im  Auge.  Es  kann  der  Fall  eintreten,  dass  während  der  Corre- 
spondenz  einzelne  Pünktchen  entspringen ;  der  Hebel  oscillirt  demnach  und 
wird   der  Uebelstand   beseitigt : 

1.  Durch  Verschieben  des  rechtsseitigen  Richtmagnetes  mittelst  der 
Schraube   3   gegen   die   Spulenwand,   oder 

2.  durch  Entfernung  des  linksseitigen  Richtmagnetes  von  der  linken 
Spulenwand   durch   die   Schraube   6,   und 

3.  durch  übereinstimmende  Verschiebung  beider  Richtmagnete;  es 
bedarf  übrigens  oft  nur  der  Drehung  einer  Schraube  um  eine  halbe 
Schraubengewinde ; 

4.  dem  erwähnten  Uebelstande  kann  auch  abgeholfen  werden,  durch 
Vergrösserung  der  Gangweite  des  Relaishebels ;  letzterer  ist  aber  weniger 
vortheilhaft,     weil    bei   grossen   Stromschwankungen   dann   schwache   und   nur 


224 

kurze   Zeit  andauernde   Ströme   nicht  mehr  den  Hebel  so   kräftig  zu  bewegen 
vermögen,   dass   der   Localcontact  sicher   hergestellt  wird. 

Fliessen  einzelne  Zeichen  zusammen,  ist  der  Apparat  ebenfalls  zu 
empfindlich  gestellt  und  hat  die  Regulirung  durch  Verschieben  der  Richt- 
magnete oder  Vergrösserung  der  Gangweite,  wie  sub  l — -4  angeführt  wurde, 
zu  erfolgen.  Es  kann  aber  auch  die  Regulirung  durch  Näherung  einer  oder 
beider  Richtmagnete  zu  den  beweglichen  Magneten  mittelst  der  Schrauben 
7  und  8  geschehen ;  letztere  Manipulation  ist  jedoch  zeitraubend  und  daher 
möglichst  zu   vermeiden. 

Die  Erfahrung  hat  gezeigt,  dass  durch  mehrere  Monate  und  auch 
noch  länger  eine  Aenderung  im  Abstände  der  beweglichen  und  Richtmagnete 
nicht   nöthig  ist. 

Es  kann  nun  der  umgekehrte  Fall  eintreten,  dass  Zeichen  ausbleiben. 
Bei  Auftreten  dieser  Erscheinung  ist  entweder  die  Gangweite  des 
Relaishebels  zu  gross,  mithin  die  Contactschraube  2  der  Contactfeder  zu 
nähern  oder  die  linksseitige  Feder  durch  Vorwärtsdrehen  der  Schraube  6 
mehr  zu  biegen,  oder  die  Empfindlichkeit  des  Apparates  durch  Verschieben 
eines   oder  beider  Richtmagnete  von  links   nach  rechts  zu   erhöhen. 

Eventuell  kann  letzteres  auch  durch  Vergrösserung  der  Entfernung  der 
Richtmagnete  und   beweglichen  Magnete  erreicht  werden. 

Der  Stromgang  bei  Herstellung  des  Localbatterieschlusses  ist  folgender  : 
Der  -|-- Strom  gelangt  zur  Klemme  5,  von  dieser  durch  den  Stöpsel  zur 
Klemme  6,  gleichzeitig  zu  den  Ständern  T  und  7^  und  dem  Ständer  Xj, 
in  Folge  Anliegens  der  linksseitigen  Contactfeder  auch  zum  Relaishebel, 
durch  den  Relaishebel  und  die  rechtsseitige  Contactfeder  zur  Contactschraube  2, 
dem  Ständer  X^,  durch  diesen  mittelst  des  Drahtstückes  zur  Klemme  7  und 
zur   Batterie. 

Beim  Telegraphiren  mit  sehr  schwachen  Strömen  ist  es  vortheilhaft, 
in  den  Stromkreis  des  Morse  noch  einen  Neb^nschluss  mit  sehr  grossem 
Widerstände  einzuschalten  ;  letzterer  darf  aber  die  Stromstärke  in  den  Draht- 
windungen nicht  mehr  beeinträchtigen,  als  eben  nöthig  ist  zur  Beseitigung 
der  Inductionsfunken,  welche  in  der  Drahtspirale  des  Morse  bei  Unter- 
brechung  der   Localbatterie    entstehen. 

Da  das  Relais  keine  Abreissfeder  hat,  ist  der  entstehende  Inductions- 
funke  an  der  Contactstelle,  durch  welchen  ein  Schmelzen  unmessbar  kleiner 
Platinpartikelchen  stattfindet,  Ursache  an  dem  zeitweiligen  Zusammenfliessen 
der  Zeichen,  welches  aber  bei  Einschaltung  des  Nebenschlusses  leicht  ver- 
mieden  wird. 

Als  Nebenschluss  wurde  bisher  ein  Glasröhrchen,  welches  theilweise 
mit  reinem  Wasser  gefüllt  ist,  in  das  die  Draht-Enden  des  Nebenschlusses 
eintauchen,   verwendet. 

Mit  dem  vorbeschriebenen  Apparate  wurde  zwischen  Wien  und 
Wr.-Neustadt  im  Laufe  des  December  v.  J.  mit  zwei,  drei  und  vier 
Dani  el  l'schen  Elementen  unter  Belassung  der  Widerstände  der  gewöhn- 
lichen  Apparate  stets  anstandslos   gearbeitet. 

Mit  der  Stromstärke,  welche  entsteht,  wenn  man  ein  Stückchen  Zink 
und  ein  Stückchen  Kohle  oder  Kupfer  auf  die  Zunge  legt,  ist  man  im 
Stande,  selbst  bei  schnellstem  Spiele  und  Einschaltung  von  lOOO — 2000  Ohm 
Widerstand  die  Zeichen  noch  vollkommen  sicher  auf  den  Zeichendarsteller 
übertragen   zu   können. 

Wr.-Neustadt,    15.   März    1887 

Ludwig   Krösswang. 


225 
Magnetodynamometer  von  Gerard. 

Der  in  der  Herstellung  von  Dynamomaschinen  immer  mehr  sichtbar 
werdende  Fortschritt  erheischt  die  genaue  Kenntniss  der  Intensität  des 
magnetischen  Feldes  in  denselben.  Wenn  ein  stromdurchflossener  Leiter  in 
ein  magnetisches  Feld  gebracht  wird,  so  hängt  die  Einwirkung  auf  den- 
selben von  der  Intensität  des  Feldes  h,  von  der  Länge  des  Leiters  /  und 
der  Intensität  i  des  Stromes,  der  den  Leiter  durchfliesst,  ab.  F=-h.i.l 
(dynes). 

Gerard  hat  nun  ein  Instrument  construirt,  bei  welchem  die  Länge  / 
des  stromdurchflossenen  Leiters  variirt  und  genau  abgelesen  werden  kann. 
Da  nun  i  auch  bekannt  ist,  so  wird  dann  h  leicht  zu  bestimmen  sein,  wenn 
F  durch   das   Instrument   angegeben   ist. 


Der    Leiter ,    welcher    in    der    durch    die  Figur  erläuterten   Form  *)    in 
das   magnetische   Feld   eingeführt  wird,    erfährt: 

1.  Die   Einwirkung   des   Erdmagnetismus, 

2.  die  Einwirkung  der  beiden   parallelen   Leiterstücke, 

3.  die  Einwirkung  des  zu  prüfenden   magnetischen  Feldes, 

Die   beiden   erstgenannten   Einwirkungen   können    gegen    die    dritte   ver- 
nachlässigt   werden. 

Wenn    z  = der  elektromagnetischen  Stromeinheit,    also  i  Amp.   ist, 

10  7  r-  7 

/  =  I      Cm., 

d=^0'2     „      (Abstand   der  parallelen   Leiter), 
/i  =  o*3    Einheiten    des    C.-G.-S. -Systems,     d.    i.    die  Horizotal- 
componente   des   Erdmagnetismus, 
so     ist     die    den    ersten    zwei    Einwirkungen    zuzuschreibende     Intensität  = 

Wenn     aber    der   Apparat    in    ein    magnetisches  Feld     gebracht    wird, 
dessen  Intensität   500  C.-G.-S. -Einheiten  beträgt,   so  ist  dies  noch  ein  ziemlich 


'"■)  Der  Apparat  bildet  eine  Art  länglicher  Scheere  oder  Zange,  welche  aus  zwei 
Lamellen,  die  um  O  (Fig.  i)  drehbar  sind,  besteht ;  die  Lamellen  sind  voneinander  isolirt, 
eine  derselben  (B)  trägt  eine  Handhabe,  während  die  zweite  durch  ein  Gegengewicht  F 
vollständig  ausbalancirt  ist  und  von  der  ersten  leicht  und  beliebig  entfernt  werden  kann. 
Der  bewegliche  Zweig  trägt  eine  mittelst  der  Mikrometerschraube  K  verstellbare  Feder  /?. 
Der  Strom  aus  der  Batterie  (unter  der  Handhabe)  tritt  in  den  beweglichen  Leiter  l  durch 
den  unbeweglichen  Arm  B,  den  beweglichen  Draht  /  und  kommt  durch  einen  kleinen 
Schlitten   C  und  den  Faden  _/"'  zum  anderen  Pol  der  Stromquelle  zurück. 

Mittelst  des  Schlittens  O  kann  die  Länge  /  variirt  werden  nach  Maassgabe  und  Be- 
schaffenheit des  zu  prüfenden  magnetischen  Feldes ;  die  Länge  l  liest  man  an  der  am  be- 
weglichen Arm  befindlichen  Scala  ab.  Mittelst  V  kann  man  den  Hebel  immer  zur  ursprüng- 
lichen Position  zurückführen,   so  dass  die  Spannung  der  Fäden  /  und  /'  eliminirt  erscheint. 

15 


226 

schwaches  Feld;    dennoch   beträgt   die  hier  vorhandene  Einwirkung  l.i  ,H= 

=  I  X  O'i  X  500  =  50  dynes. 

Werden     die    beiden    ersten   Einwirkungen    vernachlässigt,    so    beträgt 

der  begangene  Fehler  0*25  X>  je   intensiver  aber  das   magnetische   Feld   ist, 

desto   leichter   lässt  sich   diese  Nichtberücksichtigung  an.    Für  jede   Stellung 

des   Schlittens    ist    der   Punkt     der   Einwirkung    je    nach     der    Länge   /  ver- 

/ 
schieden  ;   er  befindet   sich   in   der   Entfernung   Of . 

Man  kann  nach  der  Gerard 'sehen  Construction  /  von  i — 20  Cm. 
verändern  und  i  bis  5  Amp.  steigern.  Die  unterste  Grenze  der  Anwendbar- 
keit hängt  von  der  Empfindlichkeit  der  Feder  R,  deren  Spannungsgrad  die 
bei  V  ablesbare  Wirkung  des  magnetischen  Feldes  misst,  ab.  An  den  Ver- 
suchen mit  diesem  Apparate  haben  auch  die  Herren  Zunini  und  Pescetto 
theilgenommen.  („Electricien.") 

Pfannkuche's  Commutator 

zur  Umwandlung  von  gleichgerichteten  Strömen  in 
We  chselströme. 
Mit  Wechselströmen  lässt  sich  trotz  der  schönen  Versuche,  welche 
seinerzeit  mehrere  Forscher  anstellten ,  keine  Kraftübertragung  bewirken ; 
mit  Gleichströmen  aber  wird  sich  nicht  leicht  eine  Transformatoren- 
anlage betreiben  lassen ;  das  Ideal  einer  Einrichtung  zur  Vertheilung  elek- 
trischer Energie,  wäre  die  Verbindung  der  Vortheile,  welche  jede  der 
beiden  Stromgattungen  gewährt,  d.  h.  mit  wenig  Worten :  man  soll  durch 
diese  Combination  Bogen-  und  Glühlampen  zu  speisen,  Motoren  zu  bewegen, 
Accumulatoren  zu  laden  im  Stande  sein  und  doch  auch  gleichzeitig  die  Ver- 
theilung elektrischer  Energie  unter  Ersparniss  an  Leitungsmaterial  auf 
grössere  Flächen  vornehmen  können,  wie  dies  unter  Umständen  die  Trans- 
formatorensysteme  gestatten.  Hiezu  war  es  nc^thwendig,  die  Umwandlung 
von  gleichgerichteten  in  Wechselströme  und  umgekehrt,  wenn  es  auf  ein- 
fache und  ökonomische  Weise  geschehen  kann,  in  beliebigem  Orte  der  An- 
lage herzustellen ;  vor  Allem  müsste  hiefür  ein  funkenlos  arbeitender  Com- 
mutator gemacht  sein;  ist  das  vollbracht,  dann  muss  man  für  möglichst 
billige  Transformation  sorgen.  Einen  Commutator  zur  Umwandlung  gleich- 
gerichteter Ströme  in  Wechselströme  hat  nun  unser  Landsmann  Herr 
A.  Pfannkuche  im  Verein  mit  seinem  Bruder  Herrn  G.  Pfannkuche 
construirt.  Derselbe  soll  sehr  einfach  in  der  Ausführung  sein.  In  Amerika, 
wo  die  Herren  Pfannkuche  rühmlichst  thätig  sind,  angestellte  Versuche 
sollen  die  Wirksamkeit  des  Systemes  in  beweiskräftiger  Weise  dargethan 
haben.  Die  angewendete  Maschine  ist  compoundirt.  Um  die  bei  der  Umwand- 
lung der, Ströme  unausbleiblichen  Verluste  zu  umgehen,  benützen  die  Erfinder 
statt  der  den  Kurzschluss  der  Dynamo  verhütenden  Widerstände:  Trans- 
formatoren, deren  secundäre  Ströme  die  Lampen  in  nächstangebrachten 
Theilen  der  Anlage  speisen.  Wir  kommen  auf  dieses  System  später  noch 
näher  zu   sprechen,  

Rheostat  für  ärztliche  Zwecke. 

Von  Dr.  GUSTAV  GAERTNER  und  JOSEF  LEITER  in  Wien. 

Es  ist  längst  das  Bedürfniss  gefühlt  worden,  einen  für  die  Elektro- 
therapie  geeigneten   trockenen   Rheostaten  zu   besitzen 

Die  bisher  zu  diesem  Zwecke  verwendeten  Instrumente  waren  Metall- 
drahtrheostaten,  wie  sie  in  der  Telegraphie  etc.  gebraucht  werden.  Die- 
selben entsprechen  den  an  sie  gestellten  Anforderungen  nur  sehr  unvoll- 
kommen,  u.   zw.   aus   folgenden   Gründen  : 


227 


Um  in  die  Hauptschlie.ssung  eingeschaltet  werden  zu  können,  muss 
«in  Rheostat  bei  den  hier  vorliegenden  Verhältnissen  wenigstens  lOü.ooo  Ohm 
Widerstand  besitzen.  Ein  Drahtrheostat  von  diesem  Widerstände  ist  aber 
viel  zu  voluminös,  zu  schwer  und  zu  theuer,  um  in  der  ärztliclaen  Praxis 
Anwendung  finden  zu  können.  Schaltet  man  denselben  aber  in  Neben- 
schliessung, dann  werden  die  Batterien  überflüssigerweise  abgenützt  und 
ihre   Kraft   wird    rasch    erschöpft 

Ausser  Metallrheostaten  wurden  allerdings  auch  Graphitreostaten  her- 
gestellt; dieselben  dienen  jedoch  nur  zu  wissenschaftlichen  Zwecken.  Der 
Graphit  wird  bei  diesen  Rheostaten  in  dünner  Schichte  auf  Glasplatten  auf- 
gerieben und  jede  solche  Platte  mit  Hilfe  von  Leitungsklemmen  und  daran 
befestigten  Drähten  in  leitende  Verbindung  mit  zwei  Contacten  gebracht, 
die  sich  an  dem  Deckel  des  Apparates  befinden  und  zur  Aus-  und  Ein- 
schaltung   des   betreffenden    Widerstandes   dienen. 


Fig.  2. 


Die  Glasplatten  selbst  sind  im  Innern  des  Apparates  untergebracht. 
Es  enthält  ein  Rheostat  deren  so  viele,  als  er  Abstufungen  des  Widerstandes 
gestattet.  Die  einzelnen  Glasplatten  repräsentiren  trotz  ziemlicher  Breite  und 
nur  geringer  Länge  der  Graphitschichte  so  grosse  Widerstände,  dass  da- 
durch die  Vorrichtung  für  die  allmälige  Abstufung  des  Stromes,  wie  sie 
der  Arzt  benöthigt,  ungeeignet  wird.  Die  Apparate  sind  überdies  ge- 
brechlich. 

Es  wurden  auch  Glasplatten  von  grösserer  Länge,  deren  obere  Fläche 
mit  Graphit  angerieben  ist,  als  Rheostaten  verwendet,  indem  man  mit  Hilfe 
eines  gewöhnlichen  Bleistiftes,  dessen  Graphitkern  mit  dem  einen  Pole  der 
Leitung  verbunden  war,  über  die  graphitirte  Fläche  schleifte,  während  das 
andere  Ende  der  Graphitlage  dauernd  mit  dem  anderen  Pole  in  Verbindung 
war.  Die  Unvollkommenheit  dieses  Apparates  bedarf  keines  weiteren  Be- 
weises. Sein  Widerstand  wird  von  jedem  Luftzuge,  der  den  nur  lose  an- 
haftenden  Graphit  trifft,    verändert. 

Der  vorliegende,  speciell  für  ärztliche  Zwecke  construirte  Rheostat, 
welcher  in  der  Zeichnung  in  Fig.  l  im  Schnitt,  in  Fig.  2  in  Draufsicht 
lind  in  Fig.  3  in  Druntersicht  bei  abgenommenem  Boden  dargestellt  ist,  ist 
folgendermaassen    construirt. 

In  der  kreisförmigen  Vertiefung  der  Platte  H  aus  Hartgummi  oder 
anderem  passenden  Materiale  befindet  sich  ein  Streifen  aus  Papier,  Stoff, 
Holz,  am  besten  aus  Pergament  P,  dem  man  vortheilhaft  behufs  Erzielung 
grösseper  Weglänge  für  den  Strom,  bei  möglichst  kleinen  Dimensionen  des 
Apparates    die   Form     eines   Mäanders     gibt.     Dieser   Streifen    ist     an     seiner 

15* 


228 

unteren  Fläche  (Fig.  3)  mit  geschlemmtem  Graphit  bestrichen  und  hierauf 
behufs  Compression  der  sonst  nur  lose  anhaftenden  Graphittheilchen  mit 
Hilfe   des   Polirstahles   geglättet. 

In  gleichmässigen  Abständen  ist  dieser  Streifen  mit  Hilfe  von  zahl- 
reichen Metallschrauben  an  die  Platte  gepresst,  so  zwar,  dass  die  Schrauben- 
muttern 5  den  innigen  Contact  mit  der  Graphitlage  herstellen.  Die  über  die 
obere  Fläche  der  Platte  um  ein  Geringes  linsenförmig  hervorragenden 
Schraubenköpfe  K  (Fig.  2)  sind  im  Kreise  angeordnet  und  vermitteln  den 
üebergang  des  Stromes  in  eine  Schleiffeder  F,  welche  einerseits  auf  diese 
Köpfe,  andererseits  auf  die  Platte  H  drückt,  vermittelst  eines  Drehgriffes  D 
im  Kreise  herumbewegt  und  mit  Hilfe  einer  Schraube  beliebig  gespannt 
werden  kann.  Wie  bei  anderen  sogenannten  Kurbelrheostaten  ist  auch  bei 
diesem  Vorsorge  dafür  getroffen,  dass  die  Schleiffelder  den  folgenden  Con- 
tact schon  berührt,    ehe   sie  noch  den   vorhergehenden  verlassen  hat. 

Der  Pergamentstreifen  P  und  die  denselben  fixirenden  Schrauben- 
muttern sind  mit  einem  dicken  Asphaltanstrich  versehen  und  so  vor  dem- 
Zutritt  von  Luft,   Feuchtigkeit  etc,   geschützt. 

Die  Schraubenklemme  A  ist  in  metallischer  Verbindung  mit  der  Schleif- 
feder, die  Klemme  B  mit  dem  ersten  Schraubenkopfe.  Durch  drehende  Be- 
wegung am  Griffe  D  können  also  längere  oder  kürzere  Strecken  der 
Graphitlage  in  den  Stromkreis  ein-,  resp.  ausgeschaltet,  und  der  Strom 
selbst  dadurch  allmälig  und  ohne  Dazwischentreten  einer  Unterbrechung 
geschwächt  oder  verstärkt   werden. 

Ein  Rheostat  von  10  Cm.  Durchmesser  hat  ungefähr  200.000  Ohm 
Widerstand  und  ermöglicht  es,  einen  Strom  von  beispielsweise  40  Volt 
Spannung  in  den  Grenzen  von  O'Z  Milli-Ampere  bis  zu  der  bei  Einschaltung 
eines  menschlichen  Körpertheiles  überhaupt  möglichen  Intensität  in  40  (oder 
auch   noch   mehr)   Abstufungen    zu   modificiren. 

Die  Abstufung  ist  eine  viel  gleichmässigere  als  bei  Verwendung  von 
sogenannten  Elementenzählern  (Veränderung  der'  Zahl  der  Elemente)  oder 
von  Rheostaten  in  Nebenschliessung.  Ausserdem  bietet  die  Anwendung  dieses 
Apparates  den  gewichtigen  Vortheil,  dass  die  Batterie  nicht  mehr  abgenützt 
wird  als  absolut  nothwendig  ist,  und  dass  sich  diese  Abnützung  auf  alle 
Elemente  gleichmässig  vertheilt.  Ferner  wird  die  Construction  der  constanten 
Batterien  für  ärztlichen  Gebrauch  dadurch  wesentlich  vereinfacht  und  ver- 
wohlfeilt. 

Der  Rheostat  dient  aber  ferner  dazu,  den  Strom  der  Inductions- 
Apparate  abzustufen  und  ermöglicht  es,  diese  Abstufung  in  viel  vollkom- 
menerer und  gleichmässigerer  Weise  durchzuführen  als  mit  irgend  einer 
anderen  Vorrichtung,  wie  z.  B.  durch  Verschieben  der  secundären  Spirale 
oder   durch   Einfügen   von   Drahtbündeln   etc.  („Ö.-U.   P.-B.") 


Die  elektrische  Beleuchtung  der  Grossen  Oper  in  Paris. 

Mitgetheilt  von   ETIENNE  de  FODOR. 
(Schluss.) 

Für  den  Wasserbedarf  genügt  ein  zu  diesem  Zweck  eigens  gegrabener 
Brunnen,  von  welchem  aus  eine  durch  einen  elektrischen  Motor  bethätigte 
Centrifugalpumpe  das  Wasser  in  ein  grosses  Reservoir  leitet.  Von  diesem 
Reservoir  aus  werden  die  Kessel,  sowie  die  Condensation  gespeist.  Für  die 
Kessel  sind  zwei  kleine  Speisepumpen,  System  ßelleville,  für  den  Wasser- 
bedarf der  Condensation  drei  andere  Pumpen,  fernei-  noch  zwei  Luftpumpen 
für  den  gemeinsamen  Condensator  der  vier  verticalen  Pilon-Motoren  vor- 
handen. 


229 

Der  Rauchabzug  geschieht  mit  Benützung  eines  bereits  vorhanden 
-gewesenen  Ventilationscanals  durch  einen  eisernen  Schornstein  in  ganz 
freier  Weise.  Rauchverbrennungs-Apparate  und  künstliche  Zugvorrichtungen 
brauchten   nicht  angewendet  zu   werden. 

Als  Neuheiten  auf  dem  Gebiete  der  Construction  elektrischer  Maschinen 
sind  die  lOOO-Licht-Dynamos  zu  betrachten,  welche  von  der  amerikanischen 
Type  gleicher  Stärke  wesentlich  abweichen.  Sie  besitzen  anstatt  sechs  blos 
vier  Paar  Elektromagnete,  welche  im  Gegensatze  zur  amerikanischen  Type 
sehr  kurz  sind.  Auch  laufen  die  Polschuhe  nicht  in  freie  Enden  aus,  sondern 
je  zwei  Paare  Elektromagnete  haben  gemeinsame  Polschuhe.  Die  Armatur 
besteht  nicht  aus  Barren,  sondern  ist  mit  dicken  Draht  überwickelt.  Das 
Raumerforderniss  ist  ein  sehr  geringes  und  übersteigt  nicht  zwei  Quadrat- 
Meter  Bodenfläche,  während  die  Höhe  der  Dynamo  nicht  über  l^/g  Mtr. 
hinaus  geht.  Die  indicirte  Capacität  der  Maschine  ist  850  Amp.  bei 
1 10  Volts  Spannung;  ihre  Umdrehungsgeschwindigkeit  ist  750  Touren  pro 
Minute.  Die  Funkenbildung  an  dem  Collector  ist  gleich  Null ;  die  Erwärmung 
•der  Armatur  nach  vierstündiger  Arbeit  und  bei  voller  Belastung  beträgt 
45*^  Centigrade, 

Die  Aus-  und  Einschaltung  der  Dynamos  geschieht  ohne  Zuhilfenahme 
einer  Lampenbatterie  durch  Variirung  der  in  den  Stromkreis  der  Elektro- 
magnete eingeschalteten  Neusilber- Widerstände.  Da  jede  einzelne  der  in 
Rede  stehenden  Dynamos  von  einem  eigenen  Motor  bethätigt  wird,  beide 
^Iso  eine  ganz  selbstständige  Gruppe  bilden,  bleiben  eventuelle  Schwankungen 
in  der  Umdrehungsgeschwindigkeit  der  verschiedenen  Motoren  ohne  stören- 
den Einfluss  auf  die  Gesammtwirkung.  Die  Dynamos,  welche  zwar  in  einen 
g^emeinsamen  Stromkreis  vereint  sind,  können  durch  ihre  Rheostaten  leicht 
auf  gleicher  Spannung  erhalten  werden.  Die  500  Lampenmaschinen,  von 
welchen  fünf  vorhanden  sind,  bilden  einen  eigenen  Stromkreis  und  erhalten 
von   einer   Corliss-Maschine   bethätigten   gemeinsamen   Antrieb. 

Die  Maschinen-  und  Lampenleitungen  laufen  in  ein  grosses  8  Mtr. 
langes  Tableau  zusammen,  unterhalb  welchem  sich  die  Widerstände  für  die 
Dynamos  befinden.  Jede  Dynamo  hat  ihren  eigenen  Am-Meter,  über  welchem 
sich  ausserdem  noch  eine  Controllampe  befindet.  Alarmvorrichtungen  mit 
rothen  und  blauen  Lampen  und  Läutewerken  signalisiren  die  Variationen  in 
der   Spannung   der   gemeinsamen    Leitungen. 

Jede  einzelne  Leitung  hat  an  ihrem  Ende  eine  Abzweigung  am  dünnen 
Draht,  welche  zum  Tableau  zurücklauft  und  in  einen  gemeinsamen  Volt- 
meter endigt.  Es  können  also  die  Spannungsunterschiede  an  jedem  Punkte 
des  Gebäudes  controlirt  werden,  was  bei  der  ununterbiochen  variirenden 
Belastung  der  einzelnen  Leitungen  von  grossem  Vortheil  ist.  Leitungen  von 
bedeutender  Lampenanzahl,  als :  Bühne,  Künstlerlogen  u.  s.  w,,  deren  Bedarf 
je  nach  der  Vorstellung  und  je  nach  der  Stunde  vor  und  nach  Beginn  der 
Vorstellung  erheblich  variirt,  haben  gesonderte  „Feeders",  welche  nach 
Belieben  aus-  und  eingeschaltet  und  durch  Widerstände  regulirt  werden 
können. 

Eine  in  zahlreiche  Bruchtheile  gesonderte  Lampenbatterie  dient  für 
den  Gesammtstromkreis  als  Regulator  in  den  Momenten,  in  welchen  eine 
grosse  Lampenanzahl  plötzlich  ausgeschaltet  werden  muss,  wie  dies  z.  B.  nach 
jedem  Zwischenacte  mit  den  400  Lampen  des  grossen  Foyers  geschieht. 
Die  momentane  Ausschaltung  von  so  vielen  Lampen  kann  für  die  anderen 
Leitungen  von  den  verderblichsten  Folgen  sein.  Es  wird  daher  diese  plötz- 
lich entlastete  Leitung  durch  einen  Commutator  auf  die  Lampenbatterie 
hinübergeschaltet,   und   diese   letztere   stufenweise    ausser  Strom   gesetzt. 

In  Verbindung  mit  dem  grossen  Tableau  steht  ein  kleineres  für  die 
aus    vier  Batterien   bestehenden   Accumulatoren,    welche  die  Sicherheitslarapen 


230 

speisen  und  den  Nachtdienst  versorgen.  Durch  ein  einfaches  Manöver  könnert 
die  wichtigsten  Leitungen  auf  die  Accumulatoren  geschaltet  werden,  was 
in   verschiedenen   Eventualitäten   von   grosser  Wichtigkeit  ist. 

Ausserdem  steht  das  Tableau  in  Verbindung  mit  dem  Stromkreis  von 
zwei  weiter  abwärts  liegenden  Reservedynamos,  deren  Motor  stets  marschbereit 
ist.  Als  letzte  Reserve  dient  eine  400  Lampenmaschine  welche  von  einer 
Halbfixenmaschine  bethätigt  und   stets  unter  Pression   ist. 

Der  Stromregulator  für  die  Bühneneffecte  ist  unterhalb  des  Bühnenbodens,, 
etwa  50  Ctm.  unter  dem  Rampengestell,  zu  rechter  Hand  des  Souffleurs  ange- 
bracht. Dicht  neben  dem  Souffleurkasten  befinden  sich  zwei  Ausluge  für 
den  Ober-Beleuchter,  von  welchen  aus  er  durch  den  Rampenschirm  ver- 
deckt, die  Bühne  übersehen  kann.  Der  ganze  Apparat  hat  eine  Länge  von 
zwei  Meter  und   eine   Breite   von   etwas   über  einen  Meter. 

Die  Regulirvorrichtung  ist  eine  sehr  einfache.  Sie  besteht  aus  einem 
Hebel  mit  einer  Contactfläche,  welcher  auf  den  im  Halbkreis  angeordneten 
Contacten  eines  Rheostaten  schleift.  Es  gibt  20  Hebel  für  die  Coulissen, 
zehn  für  die  Oberlichter,  zwei  für  die  Girandoles  der  Salle,  zwei  für  die 
Rampe,  im  Ganzen  also  34  Hebel,  welche  sich  in  Hälften  getheilt  auf  zwei 
parallelen  Achsen   drehen. 

Jeder  Hebel  ist  individuell  unabhängig  von  dem  anderen  ;  für  gemein- 
same Wirkung  aber  dient  eine  Sperrvorrichtung,  welche  durch  eine  einfache 
Bewegung  das  freie  Gleiten  der  Hebel  längs  der  Rheostatencontacte  ver- 
hindert und  sie  durch  ein  gezahntes  Rad  hemmt.  Man  braucht  dann  bios 
an  der  für  die  Hebel  gemeinsamen  Achse  zu  drehen,  um  einen  Gesammteffect 
zu   erzielen. 

Für  die  Lichteffecte  des  grossen  Lustres  des  Theaters  dient  ein  eigener 
grosser  Regulator,  dessen  Contactpunkte  im  Kreise  angeordnet  sind,  wie 
dies  bei  den  Edison'schen  Widerstandskasten  üblich  ist.  Die  Handhabung  der 
Regulatorkurbel  wird  bewerkstelligt  durch  ein  Speichenrad,  dessen  Be- 
wegung durch  eine  Gall'sche  Kette  auf  den,  etwa  zehn  Meter  weiter 
abwärts   liegenden  Rheostaten   übertragen  wird. 

Die  Widerstände  der  Bühneniegulatoren  befinden  sich,  auf  vertical  ge- 
stellten Rahmen  angeordnet,  in  der  zweiten  Versenkung,  von  wo  aus  die 
Abzweigungen  für  die  gerade  oberhalb  befindlichen  Regulatoren  senkrecht 
aufsteigen.  Die  Hebel  selbst  mit  ihren  Contactpunkten  der  Rheostate  bilden 
ebenfalls  ein  System  verticaler  Rahmen,  die  dicht  aneinander  gedrängt 
wurden,   da  die  Räumlichkeiten  sehr  beschränkt  sind. 

Vor  den  Hebeln  wurde  ein  Tableau  angebracht,  auf  welchem  sich 
die  Ausschalter  für  die  Leitungen  befinden.  Jedes  Oberlicht  und  jeder  be- 
wegliche Coulissenständer  (portants),  hat  seine  getrennte  Leitung,  deren 
jede  in  drei  bewegliche  Schläuche  endigt,  auf  welchem  sich  ein  Schrauben- 
kopf befindet.  Auf  jedem  Oberlicht  oder  beweglichen  Ständer  ist  ebenfalls 
eine  Schraubenvorrichtung  zu  finden.  Der  Bühnenarbeiter  kann  nun  durch 
ein  einfaches  Manöver  den  Leitungsschlauch  an  den  Ständer  befestigen  oder 
von  demselben   abschrauben. 

Um  Unterbrechungen  zu  vermeiden,  werden  sofort  nach  Actschluss 
alle  Ständer  ausgeschaltet,  so  dass  ihre  Leitungen  stromlos  sind.  Um  nun 
zu  wissen,  welcher  Ständer  Licht  benöthigt,  wurde  auf  dem  Tableau  für 
jede  Leitung  eine  Controllampe  angebracht.  In  demselben  Momente  als  der 
Bühnenarbeiter  den  Ständer  an  den  Schlauch  anschraubt,  beginnt  die  Con- 
trollampe mit  halber  Leuchtkraft  zu  functioniren,  indem  sie  sich  durch  den 
Ständer  auf  Spannung  geschaltet  befindet.  Es  ist  dies  das  Zeichen  für  den 
Beleuchter,  dass  der  Ständer  Licht  verlangt.  Er  schliesst  den  Ausschalter 
und  wird  durch  dieses  Manöver  gleichzeitig  die  Controllampe  parallel  ge- 
schaltet und   auf  volle   Leuchtkraft  gebracht,     so   dass   sie   zur   Vergleichung 


231 


der  Lichtunterschiede  zwischen  den  einzelnen  Leitungen  verwendet 
werden   kann. 

Jede  Leitung  hat  ausserdem  noch  eine  Abzweigung,  welche  zu  einem 
gemeinsamen  Volt-Meter  zurückläuft,  wie  wir  dies  vorhin  für.  das  grosse 
Tableau  der  Maschinen  beschrieben  haben,  um  die  Spannungsunterschiede 
constatiren  zu   können. 

Die  Oberlichter  sind  mit  einem  Halbcylinder  aus  rother,  gelber  und 
blauer  Gelatine  versehen,  welcher  sich  nach  Belieben  drehen  lässt,  um  den 
gewünschten    Farbeneffect   erzielen   zu   können. 


Anmerkung.  Auf  Seite  179  des  vorigen  Heftes  heisst  es,  dass  zum  Betriebe  der 
Lichtmaschinen  1000  HP.  zur  Verfügung  stehen,  während  die  Verdampfungsfähigkeit  der 
Kessel  mit  2500  Kgr.  pro  Stunde  angegeben  ist.  Nun  benöthigen  aber  die  angeführten 
Maschinen  wenigstens  14  Kgr.  Dampf  pro  Stunde  und  Indicatorpferd,  mithin  looo  HP.  = 
1000  ^  14  =  14.000  Kgr.  Dampf.  Selbst  bei  der  Annahme,  dass  zum  Betriebe  nur  die 
Hälfte  der  motorischen  Kraft,  also  500  HP.  beansprucht  werden,  würde  dennoch  zwischen 
Dampfproduction  und  Consum    ein   schreiendes  Missverhältniss  bestehen,   nämlich: 

Consum       =  500  X  "4  =  7000  Kgr. 

Production  =  2500     ^ 

Da  der  hochgeschärzte  Einsender  dieser  Bemerkung  sich  für  derartige  Kessel-  und 
Maschinenanlagen  im  hohen  Grade  interessirt,  so  wären  wir  für  gefällige  Aufklärungen  Seitens 
des   Herrn   Autors   besonders   dankbar.  D.  R. 


Aus    den  Sitzungsberichten  der  k.  Akademie  der  Wissenschaften. 

Mittheilung  des   Herrn   Prof,  Albert  von    Ettingshausen: 
(Ueber    die    neue    polare    Wirkung  des  Magnetism  us  auf  die  galvanische 

gewissen 


Wärme     in 

Das  Phänomen,*)  über  welches  ich  der 
kais.  Akademie  in  der  Sitzung  vom  13.  Jänner 
d.  J.  berichtete,  habe  ich  weiter  verfolgt  und 
es  sei  mir  gestattet,  von  den  erhaltenen 
Resultaten  kurz  Folgendes  mitzutheilen. 

Zunächst  versuchte  ich  den  Temperatur- 
unterschied, der  an  den  Rändern  einer  von 
einem  Strom  durchflossenen  Wismuthplatte 
auftritt,  wenn  sich  dies .-  zwischen  Magnet- 
polen  befindet,  mit  einem  Differential- Lufr- 
thermometer  nachzuweisen  ;  letzteres  (gefertigt 
vom  Glasbläser  Herrn  Eger)  besteht  aus 
zwei  kleinen  flachen  Glasgefässen,  verbunden 
durch  ein  enges  Glasrohr,  welche  in  den 
etwa  2'5  Mm.  breiten  Zwischenraum  einer 
Wismuthdoppelplatte  (jede  Platte  7  Cm.  lang, 
2'9  Cm  breit,  0*082  Cm.  dick)  gebracht 
werden,  so  dass  sie  sich  längs  des  oberen 
und  unteren  Randes  der  Platten  befinden 
Bei  einem  die  Platten  durchfliessenden  Strom 
von  der  Gesammt-Intensität  J  =  12-8  Amp. 
verschob  sich  der  im  Glasrohr  befindliche 
Alkohol-Index  in  Folge  Commutirung  des 
den  Elektromagnet  erregenden  Stromes  um 
9Y2  Cm.,  was  einer  Temperaturdifferenz  von 
etwa  6"  C.  entspricht,  welche  der  obere  oder 
untere  Theil  der  Platten  bei  Umkehr  der 
Feldrichtung  erfährt;  dasselbe  tritt  bei  Um- 
kehrung der  Richtung  des  die  Platten  durch- 
fliessenden Stromes  ein.  Die  Intensität  des 
Magnetfeldes  war  M=  7700    (cm.   gr.   sec). 

Ich  suchte  ferner  die  Frage  zu  entscheiden, 
ob  die  Temperaturdifterenz  im  oberen  und 
unteren    Theile    der  Platten  durch  eine  Ver- 


*)  Siehe  Märzheft  der  Ztsch.,   S.  130. 


Subs  tanze  n*. 

dichtung,  resp.  Verdünnung  der  Strom- 
curven  in  Folge  magnetischer  Wirkung  ver- 
anlasst sei. 

Es  gab  mir  jedoch  das  zu  diesem  Ende 
angestellte  Experiment  keine  sichere  Ent- 
scheidung, obwohl  es  wahrscheinlich  wurde, 
dass  eine  Veränderung  der  Stromdichte  in 
den   Plattentheüen  nicht  eintritt. 

Der  Versuch,  desseti  Idee  von  Professor 
Boltzmann  herrührt,  bestand  darin,  dass 
in  den  Zwischenraum  der  ebenerwähnten 
Wismuthdoppelplatte  eine  flache  Inductions- 
spirale  mit  elliptisch  gestalteten  Windungen, 
von  den  Platten  durch  Glimmer  sorgfältig 
isolirt,  eingeschoben  wurde;  die  Längsachse 
der  Windungen  fiel  mit  der  Längsrichtung 
der  Doppelplatte  zusammen.  Es  wurde  nun 
durch  letztere  ein  starker,  intermittirender 
Strom  (17  Amp.)  hindurchgeleitet,  die  Enden 
der  Indnctionsspirale  zu  einem  sehr  empfind- 
lichen Carpentier'schen  Galvanometer  ge- 
führt und  durch  einen  Disjunctor  entweder 
nur  die  Oefifnungs-  oder  nur  die  Schliessungs- 
Inductionsströme  in's  Galvanometer  geleitet. 
Da  sich  die  Wirkung  der  in  den  oberen  und 
unteren  Theilen  der  Windungen  inducirten 
Ströme  nicht  genau  aufhob,  wurde  die  Gal- 
vanometernadel durch  passende  Schaltung 
eines  Daniell'schen  Elementes  (zwischen 
zwei  durch  einen  sehr  kleinen  Widerstand 
voneinander  getrennte  Stellen  der  Leitung) 
nahe  auf  die  Ruhelage  zurückgeführt.  Es  war 
dann  zu  erwarten,  dass  eine  Verdichtung, 
resp.  Verdünnung  der  Stromcurven  im  oberen 
oder  unteren  Theile  der  Platten  durch  eine 
Aenderung  der  Inductionswirkung    angezeigt 


232 


werde.  Nun  nahm  zwar  bei  Erregung  des 
magnetischen  Feldes  in  dem  einen  oder 
anderen  Sinne  die  Galvanometernadel  ver- 
schiedene Einstellungen  an,  indess  lagen 
beide  auf  derselben  Seite  der  ohne  Er- 
regung des  Feldes  stattfindenden  Ruhelage; 
auch  bemerkte  man,  sobald  die  Doppelplatte 
zwischen  die  noch  nicht  erregten  Pole  ge- 
bracht wurde,  jeden  Einzelstoss,  deren  sechs 
bis  sieben  in  der  Secunde  erfolgten,  durch 
eine  kleine  Zuckung  der  Nadel,  weshalb  ich 
glaube,  dass  die  Aenderungen  der  Nadel- 
stellung von  einer  Rückwirkung  der  durch 
den  intermittirenden  Plattenstrom  in  der 
Masse  der  Eisenkerne  erzeugten  Inductions- 
ströme  herrührten.  Die  Bahnen  der  im  Eisen 
verlaufenden  Ströme  werden  durch  die  Mag- 
netisirung  desselben  geändert  und  daher  auch 
ihre  Rückwirkung  auf  die  Inductionsspirale 
alterirt. 

Ueberdies  tritt  bekanntlich  im  Wismuth 
eine  starke  Vermehrung  des  Leitungswider- 
standes im  magnetischen  Felde  auf;  da  diese 
—  wie  ich  fand  —  bei  beiden  Richtungen 
des  Feldes  nicht  genau  gleich  ist,  überdies 
kaum  vorausgesetzt  werden  darf,  dass  die 
einzelnen  Theile  der  Platten  homogen  seien, 
so  sind  die  beobachteten  geringen  Stellungs- 
unterschiede der  Galvanometernadel  auch  aus 
diesen  Ursachen  leicht  erklärlich. 

Weitere  messende  Versuche  beziehen  sich 
auf  den  Einfluss,  welchen  Breite  und  Dicke 
der  Wismuthplatten  auf  die  Grösse  der  zu 
beobachtenden  Temperaturdifferenz  haben ; 
doch  sei  hiebei  erinnert,  dass  die  Messungen 
mit  Thermoelementen  geschahen,  welche  von 
den  Platten  durch  Glimmer  isolirt  sind,  dass 
also  die  Bestimmungen  nur  genäherte  sein 
können.  Zuerst  verwendete  ich  zwei  Doppel- 
platten, die  aneinander  gelöthet  waren,  so 
dass  ihre  Mittellinien  zusammenfielen,  und 
welche  von  demselben  galvanischen  Strome 
hintereinander  durchflössen  wurden.  Die 
Länge  jeder  Doppelplatte  war  i'9  Cm  ,  die 
Breiten,  resp.  4-13  und  2-15  Cm.,  jede  ein- 
zelne Wismuthplatte  hatte  o'o63  Cm,  Dicke. 
Bei  dem  ungetheilten  Strom  J"=8*I5  Amp, 
und  dem  Magnetfeld  .^=7150  war  das 
Verhältniss  der  galvanomagnetischen  Tem- 
peraturdifferenzen der  Ränder  l  :  i'92,  und 
zwar  gab  das  schmälere  Plattenpaar  die 
grössere  Temperaturdifferenz,  Genau  das- 
selbe Verhälini^s  lieferte  ein  zweiter  Ver- 
such, wo /=:  774  Amp.  und  yl/=  8290  war. 

Darauf  wurde  die  Breite  der  ersten 
Doppelplatte  auf  i'42  Cm.  redacirt ;  nun 
waren  die  galvanomagnetischen  Effecte  beider 
Doppelplatten  nahe  einander  gleich,  es  über- 
wog sogar  die  Wirkung  in  der  breiteren 
Platte  um  ca.  $"/, . 

Um  einfachere  Verhältnisse  zu  haben, 
auch  den  eventuellen  Einfluss  der  Verschie- 
denartigkeit des  Materiales  möglichst  zu  ver- 
ringern, stellte  ich  Messungen  mit  einer 
Doppelplattc  an,  wobei  Breite  und  Dicke  der 
Einzelplatten  verändert  wurden ;  die  Länge 
der  Platten  übertraf  erheblich  die  Breite  der- 
.selben. 


Ursprünglich  waren  die  Dimensionen  der 
Doppelplatte:  Länge  54,  Breite  1*82,  mitt- 
lere Dicke  jeder  Einzelplatte  o"i82  Cm. 
Durch  Commutirung  des  magnetischen  Feldes 
M=  7600  bei  (der  Gesammtstromstärke) 
J^  7'45  Amp.  gab  die  hervorgerufene  Tem- 
peraturdifferenz  106  Scth,  Stellungsunterschied 
der  Nadel  des  mit  dem  Thermoelement  ver- 
bundenen Galvanometers;  die  für  J^=  i  Amp. 
entfallende  Wirkung  ist  daher  14*2  Scth. 
Beide  Platten  wurden  sodann  durch  Feilen 
auf  o'o88  Cm.  Dicke  gebracht  und  der  Ver- 
such bei  gleichen  M  wiederholt,  die  auf 
t7=  I  Amp.  bezogene  Wirkung  war  jetzt 
24-8  Scth.  Das  Verhältniss  der  Effecte  ist 
I  :  l*75i  ^^^  reciproke  der  Dicken  i  :  2"07. 
Ferner  reducirte  ich  die  Breite  der  Doppelplatte 
auf  i*o8  Cm.  und  beobachtete  bei  gleichem 
M  wie  oben  für  die  auf  J  =  i  Amp.  be- 
zogene Wirkung  292  Scth. ;  also  ist  der 
Effect  von  i  auf  i"i8  gestiegen,  während 
die  Breite  im  Verhältniss  von  i-68  :  i  ab- 
nahm. Daher  ist  bei  verschiedener  Breite 
und  Dicke  der  Platten  die  beobachtete  Tem- 
peraturdifferenz der  Ränder  nicht  der 
Stromesdichtigkeit  proportional,  son- 
dern wächst  langsamer  als  diese.  Die  Resultate 
dieser  Versuche  lassen  sich  mit  der  von  B  o  1 1  z 
mann  aufgestellten  Formel*)  vergleichen. 
Ich  bestimmte  hiezu  das  Verhältniss  ka,  :  ki 
der  Wärme-Abgabsconstante  zur  Wärme- 
leitungsfähigkeit auf  bekannte  Weise  und 
fand  dasselbe  aus  mehreren  Versuchen,  bei 
denen  sich  die  Doppelplatte  zwischen  den 
Magnetpolen  befand  und  allseitig  dicht  mit 
Watte  umgeben  war,  nahe  =  o"io;  für 
kg.  erhielt  ich  durch  Beobachtung  der  Er- 
wärmung dei-  von  einem  bekannten  Strom 
durchflossenen  Platte  (deren  Widerstand  eben- 
falls bekannt)  den  Werth  o"ooi5  (cra.  gr. 
Cal.  sec).  Nach  der  Formel  berechnet  sich 
dann  das  Verhältniss  der  Temperaturdiffe- 
renzen der  Ränder  für  gleiche  Strom-Inten- 
sität J  und  gleiche  Stärke  des  Magnet- 
feldes M  für  den  Fall  verschiedener  Dicke 
aber  gleicher  Breite  der  Doppelplatte  zu  183 
gegen  i'75  beobachtet;  für  den  Fall  ver- 
schiedener Breite,  aber  gleicher  Dicke  findet 
sich  das  Verhältniss  I"i75  während  I*i8  be- 
obachtet wurde. 

Bezüglich  des  angegebenen  Werthes  für 
ka,  wäre  zu  bemerken,  dass  nach  den  Be- 
obachtungen von  H.  Weber  für  Neusilber 
/&a  nur  etwa  O'ooo3  ist ;  indess  habe  ich  mich 
durch  besondere  Versuche  überzeugt,  dass 
die  Wärme- Abgabe  der  mit  Watte  umgebenen, 
zwischen  den  nahe  gestellten  Polflächen  be- 
findlichen Platte  in  der  That  weitaus  (fast 
2l/2mal)  grösser  ist,  als  wenn  die  Doppel- 
platte frei  in  der  Luft  steht.  Für  ^'i  folgt 
aus  meinen  Zahlen  der  Werth  0'0I5  (cm  gr 
Cal.  sec),  welcher  zwischen  den  von  Lorenz 
(0*017)  und  Fr.  Weber  (o'oii)  angegebenen 
Werthen  liegt. 


♦)  Diese  Formel  findet  sich  im  Sitzungs- 
anzeiger der  Akademie  der  Wissennchaften,  Jahr- 
gang 1887,  Nr.  VIII. 


233 


Ein  flüchtiger  Versuch,  das  Verhältniss 
■der  Temperaturdifferenzen  an  den  Rändern 
und  an  Stellen  näher  der  Mittellinie  einer 
Wismuthdoppelplatte  zu  bestimmen,  lieferte 
eine  nur  geringe  Uehereinstimmung  mit  der 
Formel,  was  sich  jedoch  zum  Theil  daraus 
•erklären  Hesse,  dass  von  den  Rändern  der 
Platte  her  den  tiefer  gegen  die  Mitte  ein- 
geschobenen Löthstellen  des  Thermoelementes 
eine  beträchtliche   Wärme    zugeführt    wurde. 

Ausser  bei  Wismuth  fand  ich  das  neue 
Phänomen  sehr  deutlich  auftretend  in  einer 
Platte  aus  reinem  Tellur  (Länge  3*5, 
Breite   2-25,   Dicke  0T4  Cm.). 

Ich  konnte  nur  eine  einzelne  Platte  ver- 
wenden ;  an  dieser  war  die  Temperafur- 
differenz  jedes  Randes  bei  Commutirung  des 
magnetischen  Feldes  M  =  6750  etwa  lO  C. 
als  der  die  Tellurplatte  durchfliessende  Strom 
die  Intensität  O'gö  Amp.  hatte.  Die  Er- 
scheinung tritt  im  Tellur  in  demselben 
Sinne  auf  wie  im  Wismuth.  Bei  dieser 
Gelegenheit  sei  erwähnt,  dass  ich  im  Tellur 
auch  ^thermomagnetischen  Effect*^,  und  zwar 
ebenfalls  in  demselben  Sinne  wie  im  Wis- 
muth beobachtet  habe. 

Weiters  untersuchte  ich  chemisch  reines 
Antimon,  fand  jedoch  bei  einer  Doppel- 
platte dieses  Metalls  (Breite  2,  Dicke  0'i4  Cm.) 
nur  äusserst  geringe  galvanomagnetische 
Temperaturdifferenz ;  auch  hier  war  die  Er- 
scheinung in  demselben  Sinne  wie  bei  Wis- 
muth und  Tellur.  Der  Strom  J  war  circa 
15  Amp.,   M  etwa  7800.    Bei    zwei  anderen 


Doppelplatten  aus  käuflichem  Antimon  konnte 
ich  nicht  mit  Sicherheit  eine  Temperatur- 
differenz an  den  Rändern  constatiren  Eben- 
sowenig gelang  es  mir,  bei  Verwendung  von 
Doppelplatten  aus  Eisen,  N'ickel  und 
Cobalt  (gewalzte  Bleche)  eine  Spur  einer 
Wirkung  zu  finden,  obgleich  ich  kräftige 
Ströme   (10  — 15   Amp.)   anwendete. 

Schliesslich  sei  mir  die  Bemerkung  ge- 
stattet, dass  durch  die  galvanomagnetische 
Temperaturdifferenz  die  Hall'sche  Wirkung 
sowohl  bei  Wismuth  als  bei  TeUur  zu  klein 
erscheinen  muss,  da  die  an  die  Platten  ge- 
lötheten  Kupfer-  oder  Platindrähte  mit  diesen 
ein  Thermoelement  bilden,  dessen  elektro- 
motorische Kraft  — •  wegen  der  extremen 
Stellung  von  Wismuth  und  Tellur  in  der 
thermoelektrischen  Reihe  —  stets  jener  der 
Hall'schen  Wirkung  (die  in  Bi  und  Te  in 
verschiedenem  Sinne  auftritt)  entgegengerichtet 
ist.  Es  liess  sich  dieser  Einfluss  auf  die 
Hall'sche  Wirkung  durch  Versuche,  bei 
denen  sich  die  Platten  einmal  in  Luft,  dann 
in  einem  Wassertrog  befanden,  leicht  direct 
nachweisen.  Auch  lässt  sich  die  auffallende, 
von  mir  und  N  ernst  beobachtete  That- 
sache,  dass  die  Hall'sche  Wirkung  im  Wis- 
muth bei  Steigerung  der  Feldintensität  sogar 
geringer  werden  kann,  durch  den  galvano- 
magnetischen Effect  erklären,  indem  die 
Temperaturdifferenz  proportional  der  Feld- 
stärke zu  wachsen  scheint,  während  die 
elektromotorische  Kraft  der  Hall'schen  Wir- 
kung hinter  der  Proportionalität  mit  M  be- 
deutend zurückbleibt. 


Telegraphie  ohne  Drahtleitung. 

Von   JOHANN   CARL    PUERTHNER    in  Wien, 
(Schlnss.) 


Zur  experimentellen  Begründung 
der  Ansicht,  dass  es  möglich  ist,  ohne  Draht- 
leitung telegraphiren  zu  können,  verband  ich 
von  zwei  kleinen  Funkeninductoren  nur  den 
positiven  Pol  des  einen  und  in  einer  Ent- 
fernung nur  den  negativen  Pol  des  anderen 
Inductoriums  mit  der  Erde,  wobei  dafür  ge- 
sorgt wurde,  dass  in  beiden  Inductorien  die 
Inductionsströme  gleichzeitig  zu  Stande  kamen. 
Wurde  in  die  Verbindung  des  negativen  Poles 
des  einen  Inductoriums  mit  der  Erde  ein 
Telephon  eingeschaltet,  so  war  ein  Ton  zu 
vernehmen,  welcher  aufhörte,  wenn  die  Ver- 
bindung des  positiven  Poles  des  anderen  In- 
ductoriums mit  der  Erde  unterbrochen  wurde. 
Die  Entfernung  der  beiden  Stationen  dürfte 
bei  dem  Wegfall  der  Drahtleitung  und  der 
Anwendung  höher  gespannter  Ströme  kein 
Hinderniss  sein. 

Wie  schon  erwähnt,  dürfte  der  Synchro- 
nismur  in  dem  Entstehen  der  Inductions- 
ströme in  beiden  Stationen  am  besten  da- 
durch erhalten  werden,  indem  die  Schlies- 
sungen und  Unterbrechungen  des  Primär- 
stromes durch  oscillirende  Stimmgabeln  von 
gleicher    Tonhöhe    bewirkt    werden,    welche 


durch  elektromagnetische  Wirkung  in  Schwin- 
gungen erhalten   werden. 

Von  den  zwei  Stationen  ist  in  der  empfan- 
genden der  negative  Pol  des  Inductoriums 
stets  mit  der  Erde  verbunden,  und  in  der 
Verbindung  dieses  Poles  mit  der  Erde  der 
Empfangsapparat,  das  Telephon,  eingeschaltet. 
In  der  sendenden  Station  werden  die  Zeichen 
entweder  durch  Schliessung  oder  Unterbre- 
chung der  Verbindung  des  positiven  Poles 
mit  der  Erde  bewirkt,  je  nachdem  Arbeits- 
strom oder  Ruhestrom  angewendet  werden 
soll.  Bis  jetzt  wurde  immer  ein  Telephon  als 
Empfangsapparat  angenommen,  welches  aber 
nur  hörbare  Zeichen  gibt;  die  Einrichtung 
als  Schreibtelegraph  denke  ich  mir  am  ehesten 
auf  nachstehend  beschriebene  Weise  möglich. 

Wird  bei  einem  Stimmgabelunterbrecher 
nach  La  Cour  durch  die  Windungen  des 
Elektromagneten  ein  gleichmässig  intermit- 
lirender,  sogenannter  phonoelektrischer  Strom 
geleitet  ,  so  beginnt  die  Stimmgabel  zu 
schwingen  ,  wenn  die  ihr  eigenthümliche 
Schwingungszahl  mit  der  des  phonoelektrischen 
Stromes  übereinstimmt,  oder  die  Differenz 
vier  Schwingungen  pro  Secunde  nicht  übersteigt. 


234 


Ist  nun  in  der  empfangenden  Station  das 
Telephon  durch  einen  solchen  Apparat  er- 
setzt, wobei  die  Schwingungszahl  der  Stimm- 
gabel desselben  der  des  intermittirenden  In- 
ductionsstromes  und  somit  der  zum  Unter- 
brechen und  Schliessen  des  Primärstromes 
dienenden  Stimmgabeln  möglichst  gleich  ist, 
so  durfte  das  oben  Gesagte,  von  La  Cour 
experimentell  Nachgewiesene,  auch 
hier  gelten  und  die  Stimmgabel  durch  den 
Einfluss  des  Inductionsstromes  in  Schwin- 
gungen gerathen.  Wegen  der  geringen  Strom- 
stärke des  Inductionsstromes  muss  aber  der 
Elektromagnet  aus  vielen,  von  einander  gut 
isolirten  Windungen  dünnen  Drahtes  bestehen, 
und  die  Stimmgabel  so  beschaffen  sein,  dass 
sie  leicht  in  Schwingungen  versetzt  werden 
kann. 

Durch  diese  schwingende  Stimmgabel  kann 
nun  eine  Localbatterie  geschlossen  und  unter- 
brochen werden,  auf  welche  Weise  der  Stimm- 
gabelunterbrecher das  Relais  für  einen  Schreib- 
apparat wird. 

Sollen  beide  Stationen  gleichzeitig 
senden  und  empfangen,  so  empfiehlt  sich  die 
Anwendung  eines  zweiten  Inductoriums  in 
jeder  Station,  wobei  diese  beiden  Indnc- 
torien  wieder  eiu  eigenes  Apparatsystem 
bilden  und  zu  diesem  Zwecke  mit  Stimm- 
gabeln von  gleicher  Tonhöhe  versehen  werden, 
welche  aber  von  derjenigen  der  bei  den 
anderen  zwei  Inductorien  angewendeten  Stimm- 
gabeln verschieden  ist.  Je  zwei  Inductorien 
mit  Stimmgabeln  von  gleicher  Tonhöhe  dienen 
zur  Correspondenz  in  der  einen  und  anderen 
Richtung,  und  ist  das  obenbeschriebene  Relais 
bei  jedem  Apparatsysteme  in  die  Verbindung 
des  negativen  Poles  mit  der  Erde  geschaltet. 
Sollen  die  beiden  Stationen  nur  a  b- 
wechselnd  senden  und  empfangen,  so  ist 
in  jeder  Station  nur  ein  Inductorium  mit 
Relais  und  Schreibapparat  vorhanden,  wobei 
die  Verbindungen  je  nach  der  Rolle  der 
Station  als  j^Sender*  oder  ^Empfänger*  auf 
beschriebene  Weise  hergestellt  werden,  was 
leicht  durch  einen  einfachen  Umschalter  be- 
wirkt  werden  kann. 

Wenn  die  beiden  Stationen  gleichzeitig 
senden  und  empfangen,  und  zu  diesem  Zwecke 
in  jeder  zwei  Inductorien  auf  beschriebene 
Weise  verwendet  werden,  kann  die  als  Relais 
dienende  Stimmgabel  durch  das  andere  In- 
ductorium liicht  beeinflusst  werden,  wenn  die 
Differenz    der  Schwingungszahlen    der    ange- 


wendeten    Stimmgabeln     vier    Schwingungen 
pro   Secunde  übersteigt. 

Ebensowenig  dürfte  eine  Störung  durch 
Erdströme  möglich  sein. 

Da  die  als  Relais  dienende  Stimmgabel 
nur  durch  phonoelektrische  Ströme  b  e- 
stimmterSchwingungszahl  in  Function 
versetzt  werden  kann,  dürfte  es  möglich  sein, 
nach  bestimmtenStationen  telegraphiren 
zu  können,  wenn  in  den  einzelnen  Stationen 
zum  Empfangen  Inductorien  sammt  Relais 
mit  Stimmgabeln  angewendet  werden,  deren 
Schwingungszahlen  in  den  verschiedenen  Sta- 
tionen verschieden  sind. 

Zum  Senden  muss  in  jeder  Station  ein 
separates  Inductorium  sein,  bei  welchem  die 
Schnelligkeit  der  Aufeinanderfolge  der  Induc- 
tionsströme  regulirt  werden  kann,  je  nach 
der  Station,  nach  welcher  telegraphirt  werden 
soll.  Diese  Regulirung  dürfte  am  besten  da- 
durch geschehen,  dass  Stimmgabeln  mit  Me- 
tallstücken an  den  Zinken  verwendet  werden, 
durch  deren  Verschiebung  die  verschiedenen 
Schwingungszahlen     hervorgebracht    werden. 

Um  gleichgerichtete  Inductionsströme,  und 
zwar  nur  Oeffnungsströme  zu  erhalten,  dürfte 
es  sich  empfehlen,  die  Verbindung  des  posi- 
tiven Poles  mit  der  Erde  zu  unterbrechen, 
so  dass  eine  Trennung  durch  Luft  von  solcher 
Länge  ist,  dass  nur  die  Funken  des  Oeff- 
nungsstromes  überspringen. 

Indem  ich  bemerke,  dass  mir  die  Mittel 
fehlen,  meine  angedeuteten  Ideen  alle  prak- 
tisch auszuführen,  schliesse  ich  in  der  Hoff- 
nung, durch  diese  Veröffentlichung  vielleicht 
Anderen  die  Anregung  dazu  zu  geben,  auf 
welche  Weise  eine  vollständige  Lösung  dieses 
Problems  zu  erwarten  ist. 

Zum  Schlüsse  sei  mir  noch  erlaubt  mit- 
zuth eilen,  dass  ich  nach  meinen  ersten  Ver- 
suchen vor  2^/2  Jahren  Herrn  P.  Ambrosius 
Zitterhofe r,  Benedictiner  -  Ordenspriester 
und  Pfarrer  in  Gaunersdorf,  meine  Ideen  mit- 
getheilt  und  unter  Anderen  Herrn  Dr.  Ru- 
dolf L  ewandowski,  Professor  an  der 
Lehterinnen-Bildungsanstalt  des  k.  k.  Officiers- 
töchter-Erziehungs- Institutes  zu  Hernais,  vor 
1Y2  Jahren  davon  gesagt  htibe. 

Bei  den  Versuchen  zurexpe  rimentellen 
Begründung  stand  mir  Herr  Johann  M o c, 
Lehramtscandidat  in  Wien,  III,,  Untere  Via- 
ductgasse  5,  zur  Seite,  wenn  unbedingt  zwei 
Personen  nöthig  waren. 


Literatur. 


Der      technische     Telegraphendienst. 

Lehrbuch  für  Telegraphen-,  Post-  und  Eiseii- 
bahnbeamte  von  O.  Canter,  kaiserl.  Tele- 
graphen-Inspector.  Dritte  Auflage.  Ikeslau, 
J.  U.  Kern's  Verlag  (Max  Müller)  i88b. 
Das  vorliegende  Buch,  vielmehr  sein  ver- 
dienstvoller Autor  bescheidet  sich,  wie  der 
Titel  andeutet,  damit,  dass  die  vorgetragenen 
Lehren  einem  eingeschränkten  Leserkreis : 
den  Telegraphen-,  Post-  und  Eisenbahnbeamten 


gewidmet  seien  ;  wir  können  jedoch  mit  Be- 
ruhigung erklären,  dass  dieses  Buch  einen 
schätzenswerthen  Bestandtheil  jeder  wissen 
schaftlichen  Bibliothek  zu  bilden  geeignet  ist. 
Die  Telegraphie  ist  nachgerade  ein  so  wichtiger 
Factor  des  Lebens  geworden,  dass  jeder 
Gebildete  und  umsomehr  jeder  Elektrotech- 
niker die  nöthige  Uebersicht  über  ihr  Ge- 
sammtwesen  nicht  entbehren  kann.  Es  ist 
uns  jedoch  —  ausser  dem  englischen  analogen 


235 


Werkchen  von  Preece  und  Siveright  — 
kein  Buch  bekannt,  wo  so  viel  comprimirte 
Theorie  und  vernünftige  Veranschaulichung 
derselben  an  der  Praxis  enthalten  wäre,  wie 
in  Canter's  Werk;  ja,  was  den  wissen- 
schaftlichen Theil  betrifft,  überragt  letzteres 
durch  klare  und  erschöpfende,  durch  Zahlen- 
beispiele erläuterte  Exposition  der  unent- 
behrlichen Lehren  aus  Physik  und  Chemie 
jedes  andere  Buch  vom  selben  Umfang.  Das 
Werk  ist  typographisch  und  bildlich  schön 
ausgestattet;  wir  empfehlen  dasselbe  allen 
unseren  Lesern   auf's  Wärmste. 

Die  Anwendung  der  Elektricität  bei 
registrirenden  Apparaten,  von  Dr.  Ernst 
Gerland,  XXXVI.  Bd.  der  Elektrotechn. 
Bibliothek  bei  A.  Hartle  ben  ,  Wien,  Leipzig 
und  Budapest. 

Die  selbstthätigen,  mittelst  Elektricität  be- 
triebenen oder  controlirten  Apparate  ge- 
hören zu  den  sinnreichsten  Errungenschaften, 
welche   diese  Natnrkraft    der   Mechanik    her- 


vorbringen half.  Apparate  wie  die  von 
Theo  r  eil,  Schubart  (wir  meinen  die  im 
Buche  irrigerweise  nur  van  Ryselberghe 
zugeschriebenen  Telemeteorographen)  werden 
als  Denkmäler  des  höchsten  Könnens  in  der 
Feinmechanik  noch  für  lange  Perioden  hinaus 
bezeichnet  werden  dürfen.  Die  tintheilung 
des  Stoffes  scheint  uns  für  die  Beurtheilung 
der  Darstellung  weniger  bedeutend  als  die 
Klarheit  der  Beschreibung.  Dieses  Büchlein 
kann  jüngere  Leser  zu  eingehenden  Studien 
auf  diesem  reich  bearbeiteten  und  doch  un- 
erschöpflichen Gebiet  aneifern.  Die  Angabe 
der  Quellen  Seitens  des  Autors  ist  daher  ein 
dankenswerther  Vorgang,  demgemäss  eine 
Vertiefung  der  empfangenen  Anregungen 
dem  Leser  gut  möglich  wird.  Unter  den  im 
Buche  vermissten  Apparaten  nennen  wir  das 
Phonische  Rad  von  L  a  c  o  u  r  und  den 
Flnthmesser  vom  obgenannten  Genter  Mecha- 
niker Schubart.  Die  Ausstattung  des 
Bändchens  ist  eine  gute.  K. 


KLEINE   NACHRICHTEN 


Der  Untergang  der  Volta.  Das  Kabel- 
schifjf  Volta,  der  Eastern  Telegraph 
-Company  gehörig,  ist  am  i8.  v.M.  durch 
einen  Sturm  an  die  griechische  Küste  bei 
Mykonos  geschleudert,  zu  Grunde  ge- 
gangen. Leider  ist  der  Verlust  von  fünfzehn 
Menschenleben  zu  beklagen :  Capitän  W.  J. 
A.  Dünn  und  zwei  Elektriker,  die  Herren 
Blum  und  Windle  nebst  zwölf  Mann  von 
der  Schiffsbedienung  sind  ertrunken.  Das  ge- 
sunkene Schiff  dürfte  später  gehoben  werden. 
Herr  Blum,  ein  gebürtiger  Ungar,  Bruder  des 
egyptiscben  Functionärs  Blum  l'ascha,  war 
ein  zu  schönen  Hoffnungen  berechtigender 
junger  Mann,  der  vor  ungefähr  2I/2  Jahren 
mehrere  Monate  im  Dienste  der  Wiener  Privat- 
Telegraphen-Gesellschaft  stand;  er  konnte 
jedoch  der  Sehnsucht  nach  dem  thätigen,  ab- 
wechslungsreicheren und  auch  einträglicheren 
Seeleben  nicht  widerstehen  und  kehrte  bald 
in  die  levantinischen  Gewässer  zurück. 


Centralslation  für  elektrische  Beleuch- 
tung in  Gerona(Spanien).  Nach  dem  System 
mit  Transformatoren  der  Firma  Ganz  &  Co. 
ist  seit  einigen  Monaten  in  der  spanischen 
Stadt  Gerona  elektrische  Beleuchtung  einge- 
führt. Vorläufig  dient  dieselbe  nur  für 
Strassenbeleuchtung,  wozu  150  Glühlampen 
und  4  Bogenlampen  im  Betriebe  stehen, 
25  Glühlampen  sind  für  Beleuchtung  eines 
Gebäudes  installirt.  Als  Stromgenerator  steht 
eine  selbsterregende  Wechselstrommaschine 
für  22.000  Watt  in  Verwendung  und  eine 
gleiche  in  Reserve.  Der  Antrieb  erfolgt  durch 
Turbinen.  Mit  Rücksicht  auf  vorkommende 
Arbeiten  an  dem  Wasserlauf  soll  eine  Dampf- 
maschine aufgestellt  werden.  Die  Anlage, 
welche  demnächst  eine  Erweiterung  erfahren 
soll,  steht  seit  Juli    1886  im  Betriebe. 


Elektrisches  aus  Temesvar.  Von  dieser 
Stadt  wird  berichtet :  Der  Generalsecretär 
der  jAnglo- Amerikan  Brush  Electric  Com- 
pany* M.  E.  Garke  ist  dieser  Tage  ans 
London  eingetroffen  und  hat  beim  Bürger- 
meister Dr.  Karl  Telbiss  vorgesprochen, 
um  die  Chancen  der  Vertragsübertragung  zu 
sondiren.  Die  Stimmung  ist  der  neuen  Gesell- 
schaft, deren  Leistungsfähigkeit  und  Solidität 
ausser  Zweifel  steht,  entschieden  günstig  und 
wird  die  Commune  der  Uebertragung  keinerlei 
Hindernisse  in  den  Weg  legen.  Es  besteht 
indessen  die  Absicht,  von  der  ^Anglo  Ameri- 
can* als  Gegenleistung  für  diese  Bereitwillig- 
keit ein  Zugeständniss  zu  verlangen,  welches 
sich  auf  die  Theaterbeleuchtung  und  den 
Präclusivtermin  bezieht,  innerhalb  dessen  die 
elektrische  Privatbeleuchtung  durchgeführt 
werden  soll.  Dieser,  jetzt  mit  10  Jahren 
fixirte  Termin  soll  nun  um  ein  Erkleckliches 
abgekürzt  werden. 


Elektrische    Beleuchtung    von  Wien. 

Die  Verhandlungen  des  Gemeinderathes  be- 
treffs der  Centrale  Fischer,  Siemens  & 
Halske  in  der  Naglergasse  haben  begonnen. 
Seitens  des  Referenten  und  einiger  anderer 
Redner  wurde  der  Standpunkt  des  Rechtes 
und  des  gesunden  Menschenverstandes  in 
der  ersten  Sitzung  über  den  Gegenstand,  wie 
es  scheint  nicht  ohne  guten  Erfolg,  geltend 
gemacht.  Es  ist  abzuwarten,  ob  der  fernere 
Verlauf  und  das  Ergebniss  der  Debatte  nicht 
an  das  bekannte  Wort  Talbot's  in  der 
^Jungfrau  von  Orleans*  erinnern  werden. 
Doch  nein  !  Wie  sehr  auch  das  bisher  Vor- 
gekommene zu  Befürchtungen  dieser  Art 
Anlass  geben  mag,  die  Hoffnung,  dass  das 
Plenum  des  Gemeinderathes  den  besseren 
Eingebungen  folgen  werde,  dürfte  diesmal 
nicht  trügen.  Selbstverständlich  wäre  dann 
endlich  den  weiteren  Fortschritten  der  Elektro- 


236 


technik  in  Wien  in  anerkennensvverther  Weise 
Bahn  gebrochen. 

Die  Begehung  der  Kabeltrace  von  der 
Schenkenstrasse  zu  den  Hoftheatern  hat  am 
4.  Mai  stattgefunden. 


Gaulard  &  Gibbs  contra  Deri.  In  dem 

Nichtigkeitsverfahren  Ganlard  &  Gibbs 
contra  Max  Deri  hat  das  Patentamt  dem 
Antrag  der  Ersteren  Folge  gegeben,  und 
den  Anspruch  i  des  Deri'schen  deutschen 
Reichspatentes  Nr.  33951  zu  streichen  be- 
schlossen. Die  Angelegenheit  wird  durch 
Berufung  des  Patentinhabers  an  das  deutsche 
Reichs.gericht  gelangen. 


Einführung  der  elektrischen  Beleuch- 
tung in  Fiume.  Die  von  den  Herren  Arthur 
Steinacker  und  John  Whitehead  aus- 
gegangene Agitation  für  die  Einführung  der 
elektrischen  Beleuchtung  in  Fiume  von  einer 
Centralstation  aus  hat  —  wie  man  schreibt  — 
in  kurzer  Zeit  zu  einem  sehr  günstigen  Resultat 
geführt,  indem  schon  bisher  ein  Consum 
von  mehr  als  3000  Flammen  angemeldet 
wurde.  Da  die  Stadt  Fiume  durch  einen  mit 
der  Gasgesellschaft  abgeschlossenen  Vertrag 
gebunden  ist,  handelt  es  sich  vorläufig  nicht 
um  die  elektrische  Beleuchtung  der  Strassen 
und  Plätze,  sonderu  blos  um  die  Einführung 
des  elektrischen  Lichtes  zum  Privatgebrauch 
in  den  industriellen  Etablissements,  in  Woh 
nungen,  Gewölben  und  Werkstätten.  Pralls 
das  Experiment  gelingt  und  sich  herausstellen 
sollte,  dass  das  elektrische  Licht  nicht  bedeutend 
theuerer  zu  stehen  kommt  als  das  Gaslicht, 
dürften  sich  die  Anmeldungen  stark  vermehren 
und  steht  auch  zu  hoffen,  dass  die  königliche 
Seebehörde,  zur  Beleuchtung  des  Hafens  und 
der  Magazine,  dass  elektrische  Licht  einführen 
wird.  Ingenieur  Deri  von  der  Ganz'schen 
Fabrik  war  in  Fiume,  um  das  Project  zu 
studiren  und  die  nothwendigen  Berechnungen 
zu  bewerkstelligen. 


Elektrische  Beleuchtung  in  Graz.  In 
einer  der  letzten  Gemeinderaths-Silzungen 
erstattete  Gemeinderath  S  t  r  e  i  n  t  z  den  Bericht 
des  Comites  zur  Einführung  der  elektrischen 
Beleuchtung.  Nachdem  die  eingelaufene  Offerte 
von  Siemens  &  Halske,  Ernst  B  i  d  e  r- 
raann  in  Wien  und  von  der  Wiener  Gas- 
industriegesellschaft Abweichungen  vom  Pro- 
gramme enthalten,  wurde  unter  Beibehaltung 
dieses  Programmes  ein  neuerlicher  Concurs 
mit  dem  Termine  bis  i.  Juni  d.  J.  anberaumt. 

Fontainen  mit  farbiger,  elektrischer 
Beleuchtung.  Einer  schon  vor  mehreren 
Jahren  in  London  ausgeführten  farbigen  Fon- 
taine steht  jetzt  eine  Nachahmung  im  grössten 
Styl  auf  Staten-Island,  nahe  von  New-York, 
bevor.  Es  handelt  sich  um  eine  Anzahl  von 
Einzelstrahlen,  die  von  einer  unterirdisch 
angelegten  Beleuchtungskammer  aus  farbig 
beleuchtet  werden.  In  diesem  Falle  ist  die 
Beleuchtungskammer  12  Mtr.  zu  12  Mtr. 
gross    und    es     sind  in  der  Decke  derselben 


15  kreisförmige,  mit  Glas  verschlossene 
Oeffnungen  von  je  o'6  Mtr.  Durchmesser 
angebracht,  durch  welche  hindurch  je  ein 
mächtiges  Bogenlicht  seine  Strahlen  gerade 
auf  eine  der  Springstrahlen  wirft.  Zur  Färbung 
des  Lichtes  dienen  farbige  Gläser,  welche 
auf  kleinen  Rollwagen  liegen,  die  sich  vor 
den  15  Lichtöffnungen  vorbei  bewegen  lassen. 
Die  Wagen  sind  so  verbunden,  dass  immer 
eine  Anzahl  derselben  gleichzeitig  in  Bewe- 
gung kommt.  Durch  die  beabsichtigte  An- 
bringung von  elektrischen  Lichtern  neben 
und  über  den  Fontainen  denkt  man  die 
Vielseitigkeit  und  Grösse  der  Effecte,  welche 
erreichbar  sind,   noch  wesentlich  zu  steigern. 


Elberfeld.  Der  Plan  der  Einführung  der 
elektrischen  Beleuchtung  in  unserer  Stadt, 
welcher  schon  seit  längerer  Zeit  Gegenstand 
eingehender  Berathung  innerhalb  des  Ver- 
waltungskörpers ist,  geht  nun  seiner  Ver- 
wirklichung einen  bedeutungsvollen  Schritt 
entgegen.  Unsere  Stadtverordneten  Versamm- 
lung hat  in  einer  nicht  öffentlichen  Sitzung 
dem  Vorschlage  gemäss  grundsätzlich  die 
Errichtung  einer  Centralanlage  für  elektrische 
Beleuchtung  beschlossen  und  gleichzeitig  ge- 
nehmigt, dass  zu  diesem  Zwecke  mit  der 
Firma  Siemens  &  Halske  in  Berlin  in 
nähere  Verhandlung  getreten   werde. 


Mainz.  Der  Prof.  Dr.  Kittler  (Darm- 
stadt) ist  von  der  hiesigen  städtischen  Ver- 
waltung ersucht  worden,  sein  früher  abge- 
gebenes Gutachten  über  Einführung  der 
elektrischen  Beleuchtung  in  den  neuen  Hafen- 
anstalten voiii  Mainz  und  hieran  anschliessend 
auf  den  Strassenzügen  und  Anlagen  des 
Boulevard  durch  Vorlage  eines  eingehenden 
Planes  zu  ergänzen.  Hierbei  wird  darauf 
Rücksicht  genommen,  dass  auch  die  Häuser 
am  Boulevard  nebst  ihren  Kellern  mit 
elektrischem  Licht  versehen  werden  können. 
Die  nöthige  Kraft  wird  die  elektrische  An- 
lage von  den  Maschinen  im  Hafen  erhalten. 
Nach  einer  Kostenberechnung  des  hiesigen 
Stadtbaumeisters  würde  die  elektrische  Be- 
leuchtung, abgesehen  von  ihren  sonstigen 
Vortheilen,  nach  den  hier  vorliegenden  Ver- 
hältnissen sich  auch  billiger  stellen  als  Gaslicht. 


Darmstadt.  Vor  einiger  Zeit  ist  nach 
eingehenden  Ermittlungen  beschlossen  worden, 
in  dem  hiesigen  Hoftheater  die  elektrische 
Beleuchtung  u.  zw.  wesentlich  in  der  Art, 
wie  solche  im  Münchener  Hoftheater  einge- 
richtet ist,  einzuführen.  In  Folge  hiervon 
haben  sich  Hoftheaterdirector  Wünzer  und 
der  Professor  der  Elektrotechnik  an  der 
hiesigen  technischen  Hochschule  Dr.  Kitt  1er 
in  aller  Kürze  nach  München  begeben,  um 
Einsicht  von  den  dortigen  Einrichtungen  zu 
nehmen. 

Ueber    elektrische  Bogenlampen.    Im 

Schleswig-Holstein'schen  Bezirksvereine  deut- 
scher Ingenieure  hielt  der  Elektriker  Herr 
L.  Scharnweber    aus  Kiel  einen    Vortrag 


237 


über  , Elektrische  Bogenlampen  im 
Allgemeinen*,  dem  wir  die  folgenden 
Daten  über  Abmessungen  des  Lichtbogens 
und  der  Kohlen,  über  Stromverbrauch  und 
Lichtstärke  der  Lampen,  über  Schaltungs- 
weisen etc.  entnehmen.  In  Bezug  auf  die 
Stromstärke  für  Bogenlampen  theilte  S  ch  ar  n- 
weber  mit,  dass  Lichtbögen  von  2 — loo 
Amperes  und  1  — 15  Mm.  Länge  erzeugt 
werden.  Bei  Gleichstrommaschineu  lässt  man 
den  Strom  bei  senkrechten  Kohlenstäben 
(deren  Dicke  von  der  Stromstärke  abhängt) 
von  oben  nach  unten  durch  die  Lampe  laufen 
und  macht  hiebei  die  obere  positive  Kohle 
um  2 — 3  Mm.  stärker  als  die  negative,  welch 
Letztere  weniger  glüht  und  in  Folge  des 
kleineren  Durchmessers  das  Licht  freier  aus- 
strahlen lässt.  Für  eine  Stromstärke  von 
4 — 5  Amperes  nimmt  man  7 — 9  Mm.,  für 
eine  Stromstärke  von  8 — 10  Amperes  10  bis 
II  Mm.  dicke  Kohlenstäbe.  Bei  Wechsel- 
strommaschinen sind  beide  Kohlenstäbe  gleich 
dick,  da  der  Verbrauch  für  beide  ein  gleicher 
ist.  Die  Stromstärke  für  Bogenlicht  schwankt 
zwischen  44  A.  für  die  schwächsten,  bis 
60  A.  für  die  stärksten  Lichter.  Die 
Theilung  des  elektrischen  Lichtes  wurde  zu- 
erst von  Jablochkoff,  dem  Erfinder  der 
elektrischen  Kerzen,  im  Jahre  1876  mit 
einigem  Erfolge  erreicht.  Die  Kerze,  deren 
Einrichtung  allenthalben  bekannt  ist,  hat 
jedoch  den  grossen  Nachtheil,  dass  sie  nur 
von  Wechselstrommaschinen  gespeist  und, 
einmal  zufällig  oder  durch  Ausschalten  er- 
löscht, nicht  wieder  selbstthätig  entzündet 
werden  kann.  Später  wurden  dann  die  soge- 
nannten Differentialschaltungen  erfunden.  Der 
die  Lampe  durchfliessende  Hauptstrom  sucht 
einen  Solenoidkern  in  einer  bestimmten 
Richtung  zu  bewegen,  ein  anderer,  den 
Lichtbogen  parallel  geschalteter  Zweigstrom 
mit  vielen  dünnen  Windungen  in  der  ent- 
gegengesetzten Richtung.  Die  Stromspannung 
einer  für  Hintereinanderschaltung  gebauten 
Dynamo  beträgt  so  vielmal  45 — 50  Volts,  als 
Lampen  im  Stromkreis  eingeschaltet  sind. 
Ausser  den  durch  den  Strom  regulirten 
Bogenlampen  gibt  es  noch  die  sogenannten 
Nachschublampen,  bei  welchen  ein  mecha- 
nisches Laufwerk  automatisch  den  Nachschub 
der  Kohlen  nach  Maassgabe  des  continuir- 
lichen  Abbrennens  besorgt  (Breguet,  Kloster- 
mann, Gramme).  Zum  Schlüsse  beschreibt 
Scharnweber  seine  eigene  neue  Bogen- 
lampe. Bei  derselben  wird  die  untere  Kohle 
durch  eine  Spiralfeder  in  einer  Führung 
liochgedrückt ;  am  zugespitzten  Ende  wird  sie 
durch  eine  feste  Spitze  aufgehalten  und  schiebt 
sich  beim  Abbrennen  langsam  nach,  da  sie 
immer  conisch  abbrennt.  Die  Spitze  besteht 
aus  einem  in  Platin  gefasten  Spli^'ter  von 
Osmium-Iridium,  einem  fast  unschmelzbaren 
Melallgemische.  Die  obere  Kohle  bewegt  sich 
mit  einem  kleinen  Druckgewichte  in  einem 
Messingrohr  nach  abwärts.  Der  Kohlenstab 
strebt  leicht  nach  unten  und  wird  durch  einen 
von  einem  Solenoid  regulirten  Druckhebel 
gebremst.  Letzterer  wird  nach  Maassgabe  des 


Abbrennens  gelüftet  und  die  Kohle  rutscht 
um  ein  entsprechendes  Stück  nach.  Die 
Nachschublampen,  sowie  die  eigentlichen 
Regulatoren  haben  nach  Scharnweber 
ihre  Vor-  und  Nachtheile.  Erstere  sind  bei 
Motoren  mit  constanter  Tourenzahl,  die 
Letzteren  bei  Maschinen  mit  schwankender 
Geschwindigkeit  vorzuziehen. 


Die  Herstellung  von  elektrischen  Be- 
leuchtungskohlen ist  in  Amerika  zu  einer 
bedeutenden  Industrie  geworden.  Man  stellt 
dieselben  jetzt  meistens  aus  den  Rückständen 
her,  welche  bei  der  Reinigung  des  Petro- 
leums zurückbleiben.  Das  carbonisirte  Ma- 
terial wird  zu  Pulver  gemahlen,  mit  etwas 
Pech  vermengt  und  so  in  Formen  gebracht, 
welche  in  Kästen  eingepackt  werden.  Diese 
Letzteren  werden  in  einem  Glühofen,  der 
etwa  45.000  Stück  Kohlen  aufnehmen  kann, 
einer  sehr  starken  Hitze  ausgesetzt.  Durch, 
die  Verbindung  zweier  Ofen  kann  der  Betrieb 
von  zwei  Arbeitern  ohne  Unterbrechung  ge- 
führt werden,  indem  der  eine  Ofen  in  Gluth 
ist,  während  der  andere  sich  abkühlt,  ent- 
leert und  wieder  beschickt  wird. 

(»Elektrotechn.   Anz.*) 

Elektrische  Suchlichter  für  Festungs- 
plätze. Die  spanische  Kriegsverwaltung  hat 
den  Beschluss  gefasst,  alle  befestigten  Plätze 
des  Landes  mit  sogenannten  Suchlichtern 
(verstellbare  elektrische  Lampen  zum  Ab- 
suchen einer  Gegend)  ausrüsten  zu  lassen. 

Was  ist  ein  Ohm  ?  Von  Dr.  Carl  K 1  a  r.*) 
Der  Ohm  ist  die  Abkürzung  von  Oheim  = 
Onkel,  das  Ohm  ist  ein  jetzt  abgeschafftes 
Flüssigkeitsmaass   =    120   Quart. 

Ganj  recht !     Aber    was    ist 
drittens  noch } 

Diese  Frage,  mit  welcher 
der  Berliner  elektrotechnische 
einer  seiner  Sitzungen  eingehend  beschäf- 
tigte, wollen  wir  zu  beantworten  versuchen. 
Das  Ohm  ist  eine  in  der  Elektrotechnik  an- 
gewandte Maasseinheit,  deren  Grösse  begriff- 
lich genau  bestimmt  ist,  und  für  welche  nun 
Originalmaasse  angefertigt  werden  sollen,  nach 
denen  andere  Maasse  für  das  betheiligte  Publi- 
cum geaicht  werden  können.  Der  französische 
Physiker  Rene  Benoit  hat  bereits  solche  Ori- 
ginale hergestellt,  welche  nach  seiner  Ver- 
sicherung bis  auf  wenige  Millionstel  genau  sind . 

^Ist's  möglich*,  so  höre  ich  den  Leser 
ausrufen,  ^kann  man  die  Elektticität  schon 
so  genan  messen  ?*  Und  unlängst  wurde  ich 
gefragt,  wie  es  denn  eigentlich  komme,  dass 
das  Ohm  als  Maass  bei  der  Elektricität 
wieder  eingeführt  ist,  nachdem  es  als  Maass 
für  gewöhnliche  Flüssigkeiten  glücklich  be- 
seitigt worden.  Wenn  der  Laie  liest,  man 
könne  die  Elektricität  auf  Flaschen  (Ac- 
cumulatoren)     ziehen  und  bis  zum  Gebrauch 


^das  Ohm* 

sich    auch 
Verein     in 


*)  Wir  geben  diese  originelle  Erklärung  über 
die  elektrische  Widerstandseinheit,  ihrer  humori- 
stischen Gewandung  halber,  hier  wieder ;  sie  ent- 
hält in  heiterer  Form  vieles  ernst  zu  Nehmende 
über  den  Gegenstand. 


238 


aufbewahren,  so  kann  man  ihm  kaum  ver  - 
denken,  dass  er  sich  vorstellt,  man  messe  sie 
den  Kunden  wie  Spiritus  zu.  Unser  ,Ohm* 
hat  aber  mit  dem  Flüssigkeitsmaass  nichts 
als  den  Namen  gemein. 

Was  zunächst  diesen  Namen  betrifft,  so 
ist  er  zu  Ehren  des  verstorbenen  Berliner 
Professors  Ohm  gewählt,  welcher  vom  Publi- 
cum der  ^elektrische  Ohm*  genannt  wurde, 
zum  Unterschiede  von  seinem  Bruder,  dem 
, mechanischen  Ohm"',  weiland  gleichfalls  in 
Berlin  Professor  und  ein  im  Köpenicker 
Viertel  allgemein  bekannter  alter  Herr.  Dieser 
^elektrische  Ohm*  hat  im  Jahre  1827  das 
nach  ihm  benannte  Ohm'sche  Gesetz  ent- 
deckt und  sowohl  theoretisch  als  durch  Ver- 
suche bewiesen,  dass  sich  die  Elektricität  in 
Drahtleilungen  nach  ähnlichen  Gesetzen  ver- 
theilt  wie  Flüssigkeiten  in  Rohrleitungen. 
Auf  die  Gefahr  hin,  dass  sich  der  Leser  die 
Elektricität  als  ^gewöhnliche  Flüssigkeit*, 
vielleicht  als  eine  sehr  feine  Luftart,  vorstellt 
(was  sie  durchaus  nicht  ist),  muss  ich  des- 
halb hier  die  elektrischen  Ströme  mit  Flüssig- 
keitsströmen vergleichen. 

Wenn  man  die  Enden  eines  Metalldrahtes 
m't  den  beiden  Polen  einer  beliebigen  Elek- 
tricitätsquelle  verbindet,  so  entsteht  im  Draht 
ein  elektrischer  Strom,  dessen  Gesetze  wir 
uns  an  dem  Flüssigkeitsstrom  in  einem 
Wasser-  oder  Gasleitungsrohr  klar  machen 
können,  Ursache  der  Wasser-  oder  Gas- 
strömung ist  die  Spannung  dtr  Flüssigkeit, 
welche  ihrerseits  von  dem  Ueberdruck  des 
auf  einem  Berge  oder  Thurm  angelegten 
Wasserbeckens  oder  des  schweren  Gase 
meters  in  der  Gasanstalt  herrührt;  man  misst 
die  Spannung  gewöhnlich  in  Atmosphären. 
Die  Stärke  des  Stromes  an  einer  bestimmten 
Stelle  der  Rohrleitnng  kann  man  ausdrücken 
durch  die  Anzahl  der  Maasseinheiten  (Liter 
oder  Kubik-Meter),  welche  in  der  Zeiteinheit 
(Secunde)  hindurchfliessen.  Der  Strom  ist 
nun  um  so  stärker,  je  grösser  die  Spannung, 
aber  umso  schwächer,  je  länger  und  enger 
und  rauher  die  Rohrleitung  ist,  und  diesen 
Einfluss  der  Beschaffenheit  der  Rohre  auf 
die  Stromstärke  nennt  man  den  Widerstand 
der  Leitung.  Dieser  Leitungswiderstand  ist 
also  umso  bedeutender,  je  grösser  die  Span- 
nung zur  Erzielung  einer  gewissen  Strom- 
stärke sein  muss,  oder  je  schwächer  für  eine 
gewisse  Spannung  die  Strömung  ausfällt;  man 
kann  also  den  Widerstand  ausdrücken  durch 
einen  Bruch,  dessen  Zähler  die  Spannung 
(in  Atm.)  und  dessen  Nenner  die  Strom- 
stärke (in  Litern)  ist,  oder  kurz:  Widerstand 
gleich  Spannung  dividirt  durch  Stromstärke, 
Fliesst  z.  B.  bei  2  Atm.  Spannung  0*4  Ltr. 
Wasser  in  der  Secunde  durch  einen  ge- 
öffneten Hahn,  so  beträgt  der  Leitungswider- 
.stand  2  :  0*4  =r  5  Widerstandseinheiten,  Die 
Maasseinheit  des  Widerstandes  wäre  hier  also 
derjenige  Widerstand,  welcher  bei  I  Atm 
Spannung  i  Ltr.  Wasser  in  der  Secunde 
durchlässt. 

Ganz  ähnlich  bei  der  Elektricität.  Auch 
hier  nennt  man  die  ihrem  Wesen  nach  frei- 


lich ganz  geheimnissvolle  Ursache  des  elek- 
trischen Stromes  die  Spannung  der  Elektri- 
cität, und  die  Stärke  des  Stromes  wächst  mit 
der  Spannung  und  nimmt  ab  mit  wachsendem 
Widerstände  in  der  Leitung.  In  der  Wasser- 
leitung aber  ist  derWiderstand  nicht  bei  allen  Ge- 
schwindigkeiten des  Wassers  derselbe  (liefert 

1  Atm.   I  Ltr.,  so  liefern  2  Atm.  nicht  genau 

2  Ltr.,  sondern  etwas  weniger)  ;  dagegen  gilt 
bei  der  Elektricität  nach  dem  Ohm'schen 
Gesetz  in  allen  Fällen  genau :  Widerstand 
gleich  Spannung  dividirt  durch  Stromstärke, 
und  die  Maasseinheit  des  Widerstandes  heisst 
Ohm.  Ein  Ohm  ist  also  derjenige  Wider- 
stand, welcher  bei  der  Einheit  der  elek- 
trischen Spannung  die  Einheit  des  elek- 
trischen Stromes  durch  die  Leitung  fliessen 
lässt. 

Wie  der  Leser  sieht,  ist  das  Ohm  von 
den  Maasseinheiten  für  die  Spannung  und  für 
die  Stromstärke  abhängig,  über  welche  zu 
sagen  ist,  dass  der  Pariser  elektrische  Congress 
von  1881  beide  Maasseinheiten  begrifflich 
genau  bestimmt,  u.  zw.  vom  Metermaass  ab- 
geleitet, und  ihnen  die  Namen  Volt  und 
Ampere  gegeben  hat,  woraus  dann  nach 
dem  Ohm'schen  Gesetz  von  selbst  folgte : 
I  Ohm  =  1  Volt  dividirt  durch  i  Ampfere. 
Die  neue  Siemens'sche  Glühlampe  braucht 
z.  B.  einen  Strom  von  lOO  Volt  und  0*53 
Ampere,  der  zugehörige  Widerstand  ist  also 
100  :  0-53  ^  1887  Ohm. 

Mit  der  begrifflichen  Bestimmung  des 
Ohm  war  aber  noch  nicht  viel  gewonnen, 
ebensowenig  wie  seinerzeit  mit  der  durch  die 
französische  Maass-  und  Gewichtscommission 
von  1791  getroffenen  Bestimmung,  dass  das 
Meter  der  zehnmillionste  Theil  des  Erdqua- 
dranten sein  solle.  Es  galt  damals,  diesen 
Erdquadranten,  d.  h.  den  Viertelkreis  vom 
Nordpol  zum  Aequator  theils  zu  messen, 
theils  genau  zu  berehnen.  Zwei  Messungen 
und  Berechnungen  wurden  durchgeführt,  und 
siehe  da,  sie  stimmten  nicht  zusammen.  Zu 
eine  dritten  Messung  gab's  weder  Zeit  noch 
Geld,  und  so  nahm  man  das  Mittel  aus  den 
beiden.  Als  später  der  deutsche  Astronom 
B  e  s  s  e  1  ausrechnete,  ob  nun  auch  wirklich 
der  Erdquadrant  10  Mill.  Meter  lang  sei, 
fand  er  ihn  855  Mtr.,  also  fast  l  Km,  zu 
lang,  will  sagen,  das  Meter  war  nahezu 
Vio  Mm.  zu  kurz  gerathen,  was  zwar  praktisch 
unerheblich,  wissenschaftlich  aber  höchst  un- 
liebsam ist.  Aehnlich  könnte  es  uns  jetzt 
mit  dem  Ohm  gehen. 

Vor  1881  waren  in  physikalischen  Gabi- 
neten  und  in  der  Telegraphie  fast  soviel 
verschiedene  Widerstandseinheiten  in  Ge- 
brauch wie  vor  Einführung  des  Metermaasses, 
Fusse  und  Ellen ;  darunter  hatte  das  grösste 
Ansehen  die  sogenannte  Siemens-Einheit  (von 
Werner-Siemens  1849  eingeführt),  näm- 
lich der  Widerstand  einer  Quecksilbersäule 
von  I  Qu. -Mm.  Querschnitt  und  1000  Mm. 
(i  M.)  Länge  bei  der  Temperatur  des 
schmelzenden  Eises  (oO),  und  es  galt  nun, 
das  Ohm  genau  in  Siemens-Einheiten,  d.  h. 
Millimetern     jener     Quecksilbersäule     auszu- 


239 


drücken.  Namhafte  Physiker  machten  sich 
an's  Werk ;  sie  legten  der  Pariser  elek- 
trischen Conferenz  1882  die  Ergebnisse  vor, 
und  siehe  da,  sie  stimmten  nicht  zusammen. 
Es  hatten  z.  B.  für  1  Ohm  gefunden:  Kohl- 
rausch io59"3  Mm.;  Lord  Rayleigh 
10620  und  1062-4;  Rowland  lo57"5 ;  Fr. 
Weber  I047'i  ;  H.  Weber  loöfi;  W. 
Weber  10546  Mm.  Die  Conferenz  beschloss 
nun  die  gesetzliche  Grösse  von  i  Ohm 
nicht  eher  festzustellen,  als  bis  die  Ab- 
weichungen der  einzelnen  Forscher  und 
Methoden  nicht  mehr  als  l  Mm.  be- 
tragen ;  man  wollte  also  eine  Ungenauigkeit, 
zehnmal  so  gross  wie  beim  Meter,  zulassen  ; 
ein  höchst  voreiliger  Beschluss!  Die  Con- 
ferenz von  1884  ^^^^  dann  den  abgerundeten 
Werth  von  1060  Mm.  als  ^gesetzliches  Ohm* 
festgestellt,  und  der  Eingangs  genannte  Rene 
Benoit  hat  vier  Ohm-Etalons,  d.  h.  Drähte 
aus  einer  Legirung  von  Platin  mit  10^0 
Iridium  hergestellt,  deren  Widerstand  im 
Mittel  =  o'999994  Ohm  sein  soll. 

Die  jetzt  vom  deutschen  Reichstage  be- 
willigte wissenschaftliche  Abtheilung  der  phy- 
sikalisch-technischen Reichsanstalt  wird  jeden- 
falls die  hier  erforderlichen,  für  Wissenschaft 
und  Technik  der  Elektricität  gleich  wichtigen 
Arbeiten  nochmals  aufnehmen  und  mit  deut- 
schem Fleiss  und  deutscher  Gründlichkeit  zu- 
befriedigendem Ende  führen. 

(^Centralztg.  f.  O.  u.   M.«) 


Die  Indianer  und  das  Telephon,  Als 
die  ersten  Telegraphen  in  Amerika  in  den 
Indianergebieten  gebaut  wurden,  da  liess  man 
mehrere  Indianerhäuptlinge  von  zwei  ver- 
schiedenen Stationen  sich  durch  Vermittlung 
von  Beamten,  welche  die  Gespräche  abtele- 
graphirten,  unterhalten.  Hierauf  reisten  die 
Häuptlinge  einander  entgegen,  trafen  in  der 
Mitte  zwischen  den  Stationen  zusammen  und 
waren  nun  ganz  überwältigt  von  der  Wahr- 
heit, dass  sie  sich  wirklich  von  den  weit  aus- 
einanderliegenden Stationen  gesprochen  hatten. 
Seitdem  aber  waren  die  Telegraphenlinien 
<len  Indianern  heilig,  sie  fürchteten  dieselben 
als  Zauberwerk  und  Hessen  sie  unbeschädigt, 
selbst  in  Kriegszeiten.  Noch  viel  grösseres 
Staunen,  ja  Grauen  hat  aber  das  Telephon 
auf  die  Indianer  ausgeübt.  Amerikanische 
Zeitungen  berichteten  über  den  furchtbaren 
Eindruck,  welchen  das  Telephon  auf  einige 
Häuptlinge  der  Apachen-Indianer  gemacht 
hat.  Als  die  Häuptlinge  kürzlich  St.  Louis  in 
Missouri  passirten,  machte  man  sie  u.  A. 
auch  mit  dem  Fernsprecher  bekannt  und  liess 
sie  ein  Gespräch  aus  dem  Apparat  mit  an- 
hören. Kaum  aber  vernahmen  sie  die  aus 
dem  Apparat  hervorkommenden  Worte,  als 
sich  auch  Bestürzung  und  Grauen  auf  ihren 
rothen  Gesichtern  zeigte  ;  sie  wussten  nicht, 
wie  sie  die  Töne  erklären  sollten.  Nachdem 
sie  nacheinander  mit  Zittern,  aber  doch  mit 
grosser  Aufmerksamkeit  gelauscht  hatten, 
hüllten  sie  sich  in  ihre  Mäntel  und  verharrten 
lange  Zeit  in  Stillschweigen ;  dann  aber  hielten 


sie  mit  gedämpfter  Stimme  eine  lange  Unter- 
redung über  das  Wunder  und  erklärten 
schliesslich,  der  grosse  Geist  der  Weisen 
habe  zu  ihnen  geredet;  das  Qespräch  im 
Fernsprecher  war  nämlich  in  englischer 
Sprache  geführt  worden.  Schliesslich  erbaten 
sie  sich  einen  Fernsprechapparat,  damit  ihre 
Kinder  auch  den  grossen  Geist  der  Indianer 
hören  könnten.  —  Die  Telegraphenlinien 
werden  aber  wohl  niemals  von  den  Indianern 
etwas  zu  leiden  haben. 


Batterie-Ausrüstung  des  Londoner 
Telegraphen  -  Centralamtes.  Wie  die  in 
London  erscheinende  und  ziemlich  oft  citirte 
^Electrical  Review*^  angibt,  stehen  im  dor- 
tigen Telegraphen  -  Centralamte  mehr  als 
20.000  galvanische  Elemente  im  Betriebe. 


Leistungsfähigkeit  des  automatischen 
Apparates  von  Wheatstone.  Nach  einer 
neueren  Mittheilung  von  Mr.  William  Henry 
Preece,  des  mit  der  Leitung  des  gross- 
britannischen Telegraphenwesens  betrauten 
Elektrikers,  konnte  mit  dem  automatischen 
Apparate  von  Wheatstone  auf  einer  von 
England  nach  Irland  reichenden  Eisen- 
drahtleitung 170  und  auf  einer  Kupferdraht- 
leitung 420  Worte  pro  Minute  abtelegraphirt 
werden.  Der  letzteren  Leistung  entsprechen 
25  200  Worte  pro  Stunde ;  da  sich  aber  der 
genannte  Appnrat  zum  Gegensprechen  ein- 
richten (duplexiren)  lässt,  so  können  sogar 
50.000  Worte  oder  ungefähr  2520  Tele- 
gramme gewöhnlicher  Länge  zwischen  zwei 
correspondirenden  Stationen  in  dem  Zeit- 
räume von  einer  Stunde  ausgewechselt  werden. 


Neues  Instrument  zur  continuirlichen 
Aufzeichnung  der  Stärke  und  Richtung 
variabler  elektrischer  Ströme.  Von  R. 
S  h  i  d  a.  (Phil.  Mag.  (5)  22,  1886.)  Das  In- 
strument soll  namentlich  zur  Messung  von 
Erdströmen  dienen.  Es  besteht  zunächst  aus 
einem  Galvanometer,  in  welchem  eine  Rolle 
aus  vielen  Windungen  von  feinem  Draht, 
durch  welche  der  Strom  geleitet  wird,  wie 
beim  Siphon-Recorder  von  Sir  W,  Thomson 
zwischen  den  Polen  eines  kräftigen,  aus  einem 
Bündel  quadratischer  harter  Stahlstäbe  be- 
stehenden Hufeisenmagnetes  mit  ihrer  Achse 
senkrecht  zur  Verbindungslinie  der  Pole  an 
einem  Seidenfaden  hängt.  In  der  Rolle  ist 
ein  weicher  Eisenkern,  welcher  sie  indess 
nirgends  berührt  und  das  Magnetfeld  ver 
stärkt.  Ihre  Bewegungen  sind  fast  aperiodisch 
Unten  hängen  an  der  Rolle  zwei  Gewichte 
welche  auf  einer  Ebene  auf-  und  nieder 
gleiten  und  der  Drehung  der  Rolle  entgegen 
wirken.  Die  sie  tragenden  Fäden  gehen  durch 
Löcher  in  einer  Messingplatte,  durch  deren 
Hebung  und  Senkung  die  Empfindlichkeit  des 
Instrumentes  geändert  v>'ird.  Oberhalb  ist  an 
der  Rolle  ihrer  Drehungsachse  coaxial  eine 
horizontale  kreisförmige  Ebonitplatte  befestigt, 


240 


an  der  unterhalb  nahe  ihrem  Umfang  eine 
Anzahl  Platinzähne  angebracht  sind.  Darunter 
steht  ein  Gefäss  voll  saurem  Wasser,  aus 
dessen  Mitte  zwischen  zwei  sehr  dünnen, 
dicht  nebeneinander  stehenden  Platinplatteu 
das  Wasser  durch  Capillarität  in  die  Höhe 
steigt.  Zwischen  denselben  gehen  die  Platin- 
zähne der  Ebonit  Scheibe  hindurch.  Bei  jedem 
Durchgang  des  einen  derselben  wird  ein 
Strom  geschlossen,  welcher  die  Stellung  der 
Rolle  auf  einer  durch  ein  Uhrwerk  gleich- 
förmig rotirenden,  lackirten  ,  mit  einem 
Platinblech  und  darüber  mit  einem  weissen 
Papierstreifen  bedeckten  Holzwalze  notirt. 
Die  Walze  taucht  in  eine  wässerige  Lösung 
von  Kalium  Eisencyanid  und  salpetersaurem 
Ammon  ein.  Auf  dem  Cylinder  ruht  eine  An- 
zahl Platinnadeln,  welche  mit  den  Plalin- 
zähnen  durch  äusserst  feine,  zur  Achse  der 
Rolle  führende  und  von  da  zu  Klemm- 
schrauben gehende  Spiralfedern  verbunden 
sind.  Das  Platinblech  auf  dem  Cylinder  ist 
mit  dem  negativen,  die  capillaren  Platin- 
platten sind  mit  dem  positiven  Pol  einer 
Kette  verbunden,  so  dass  jeder  Durchgang  der 
Zähne  durch  den  Capillarraum  auf  der  Walze 
durch  einen  blauen  Strich  markirt  wird.  Die 
Angaben  des  gebrauchten  Instrumentes  reichen 
etwa  von  4— Ve  MilH-Ampfere.    (^Z.  f.  T.«) 


Cowles  Aluminium-Stahl.  Die  Cow- 
les  Electric  Smelting  and  Alumi- 
nium Company  in  Cleveland,  Ohio, 
kommt  jetzt  mit  Proben  ihres  ^Aluminium- 
Stahles*  heraus.  Bei  einem  Muster  ist  eine 
Eisenbarre  mit  einer  Barre  aus  basischen 
Siemens-Martins-Stahl,  der  I/5  '/o  Aluminium 
enthält,  verschweisst  und  bei  diesem  Stück 
kann  man  keine  Schweissnaht  sehen,  viel- 
mehr scheint  sich  der  Stahl  über  die  Schweiss- 
stelle  hinaus  tief  in  das  Eisen  zu  erstrecken. 
Ohne  den  Aluminiumzusatz  zum  Stahl  erhält 
man  eine  deutlich  sichtbare  Schweissnaht. 
Ferner  hat  die  Fabrik  eine  geschmiedete 
Stange  aus  Aluminiumbronze  mit  5  "/o  Alu- 
minium ausgestellt,  welche  erst  bei  einer 
Belastung  von  36  Tonnen  auf  den  Quadrat- 
zoll (englisch)  des  ursprünglichen  Quer- 
schnittes zerriss  und  60  "/o  Streckung  zeigte. 
(^Elektrotechn.  Anz.*) 


Löthen  mittelst  Elektricität.  Die  Be- 
arbeitung der  Metalle  mittelst  Elektricität, 
welcher  wir  eine  grosse  Zukunft  zusprechen 
dürfen,  hat  durch  das  elektrische  Schweissungs- 
verfahren  des  Prof.  Thomson  eine  wichtige 
und  interessante  Erweiterung  erfahren.  Eine 
andere  Verwendung  der  Elektricität  zum  Be- 
arbeiten der  Metalle  und  zwar  ebenfalls  zur 
Verbindung  von  zwei  Metallstücken  gestattet 
das  Löthen  mittelst  des  Volta'schen 
Lichtbogens,  das  jedenfalls  geeignet  ist, 
viel    rascher    Verbreitung    zu    finden  als  die 


elektrische  Schweissung,  weil  die  bei  der 
Löthung  aufzuwendenden  Stromstärken  ver- 
hältnissmässig  niedrig  sind,  ferner  die  Fälle, 
in  denen  er  zur  Anwendung  gebracht  werden 
kann,  zahlreicher  sind,  als  die  für  elektrische 
Schweissung  geeigneten  und  endlich  auch  die 
nothwendigen  Zurichtungen  erheblich  ein- 
facher als  bei  der  letzteren  sind.  Die  elek- 
trische Löthung  wird  einfach  dadurch  be- 
wirkt, dass  man  das  zu  löthende  Metallstück 
mit  dem  einen  Pol  eines  genügend  kräftigen 
Elektricitätserzeugers  in  Verbindung  bringt 
und  den  anderen  Pol  mit  einem  Stückchen 
Retortenkohle  verbindet,  welches  durch  eine 
geeignete  Vorrichtung  bequem  gehalten  und 
an  die  Löthstelle  herangebracht  werden 
kann.  Berührt  man  mit  dem  Kohlenstückchen 
das  Metallstück  und  entfernt  es  darauf,  so 
entsteht  ein  Flammenbogen.  Man  benutzt  den- 
selben zum  Löthen,  indem  man  auf  das  Metall- 
stück Loth  in  kleinen  Stücken  bringt,  welche 
durch  die  Hitze  des  Flammenbogens  rasch 
geschmolzen  und  mit  dem  Metall  verbunden 
werden.  Die  Verflüssigung  des  Lothes  geht 
im  Flammenbogen  sehr  rasch  vor  sich  und 
gestattet  darum  ein  schnelles  Arbeiten.  Kann 
man  di-i  Zuleitung  nicht  durch  die  zu  löthen- 
den  Metallstücke  bewirken  —  wenn  dieselben 
beispielsweise  sehr  dünn  sind  und  sich  darum 
zu  stark  erhitzen  würden  —  so  muss  man 
den  Flammenbogen  zwischen  zwei  Kohlen- 
oder Metallspitzen  erzeugen  und  an  die 
Löthstelle  heranbringen.  Die  elektrische 
Löthung  wird  sich  besonders  in  zwei  Fällen 
empfehlen ;  zunächst  wenn  es  sich  um  die 
Herstellung  von  Löthstellen  an  Orten  han- 
delt, an  d^nen  man  andere  Löthvorrichtungen 
wegen  Feuergefährlichkeit  oder  erschwerte 
Zugäoglichkeit  nicht  anwenden  kann,  dann 
aber  auch  bei  Massenlöthungen,  bei  denen 
der  raschere  Fortgang  der  Arbeiten  reichlich 
die  Mehrkosten  der  elektrischen  Löthung 
aufwiegt.  Ob  man  den  Flammenbogen  auch 
zum  Verbinden  von  Bleiblechen  an  Stelle 
der  bisher  gebrauchten  Wasserstoffflammen 
anwenden  kann,  wollen  wir,  da  uns  in  dieser 
Beziehung  Erfahrungen  fehlen ,  als  offene 
Frage  dahingestellt  sein  lassen.  Vielleicht 
fühlt  sich  einer  unserer  Leser,  der  ein  prak- 
tisches Interesse  an  der  Sache  hat,  zu  einer 
experimentellen  Prüfung  angeregt. 

(^Elektrotechn.  Anz.*) 


Elektrische  Haarbürsten.  In  England 
hat  sich  kürzlich  unter  dem  Titel :  , Electric 
Batery  Brush  Company*  eine  Actiengesell- 
schaft  mit  dem  Capitale  von  50.000  Pfd.  St., 
welches  in  10.000  Actien  ä  5  Pfd.  St.  ein- 
getheilt  ist,  gebildet.  Der  Zweck  dieser  Ge- 
sellschaft besteht  in  der  fabriksmässigen  Er- 
zeugung und  dem  Vertriebe  einer  elektrischen 
Kopfbürste,  welche  patentirt  und  unter  der 
Bezeichnung   ,Father  Brush*    bekannt  ist^ 


Verantwortlicher  Redacteur ;  JOSRF  KAKEIS.   —    Selbstverla«;  des  Elektrotechnischen  Vereins. 

In  CommirjBion  bei  LEHMANN  &  WENTZE3L,   Buchhandlung  für  Technik  und  Kunst. 

Druck  von  R.   SPIBS   &  Co.  in  Wien,  V.,  Straussengasse  lU. 


Zeitschrift  für  Elel<trotechnil<, 


V.  Jahrg. 


I.  Juni  1887. 


Heft  VI. 


VEREINS-NACHRICHTEN. 


Protokoll 

der  V.  ordentlichen  Generalversammlung  am 
13.  April   1887. 

Vorsitzender :  Hofrath  v.  G  r  i  mb  u  r  g. 

Der  Vorsitzende  constatirt  die 
ordnungsmässig  erfolgte  Einberufung 
und  Anmeldung,  ferner  auf  Grund  der 
Präsenzliste  die  Beschlussfähigkeit  der 
Generalversammlung  und  erklärt  die- 
selbe  für   eröffnet. 

Die  Herren  Ingenieur  Kolbe  und 
Director  Thal  witzer  werden  zu 
Verificatoren  und  die  Herren  Adjunct 
Seh  lenk  und  Ingenieur  Sauer  zu 
Scrutatoren   nominirt. 

Der  Vorsitzende  erhebt  sich  und 
spricht: 

„Bevor  ich  zum  Gegenstande  un- 
serer Tagesordnung  übergehe,  habe 
ich  die  Ehre  der  verehrten  Ver- 
sammlung zur  Kenntniss  zu  bringen, 
dass  es  mir  vor  kurzer  Zeit  ver- 
gönnt war,  Seiner  kais.  und  königl. 
Hoheit  dem  durchlauchtigsten  Kron- 
prinzen, unserem  hohen  Protector, 
über  die  l'hätigkeit  des  Vereines 
Bericht  zu  erstatten.  Ich  habe  nicht 
unterlassen,  das  ernste  wissenschaft- 
liche Streben  des  Vereines,  sowie  die 
erzielten  Erfolge  in  unseren  Ver- 
sammlungen und  in  der  Zeitschrift 
der  Wahrheit  gemäss  hervorzuheben. 
Seine  kaiserliche  Hoheit  hat  mit 
gnädigstem  Wohlwollen  und  mit 
warmem  Interesse  diesen  Bericht  ent- 
gegengenommen und  mit  sympathischen 
Worten  seiner  Theilnahrae  an  dem 
Gedeihen  und  Aufblühen  des  Ver- 
eines Ausdruck  gegeben.  Auch  hat 
Hochderselbe  meine  Bitte,  auch  noch 
fernerhin  seinen  Schutz  als  Protector 
dem  Vereine  zuzuwenden,  zustimmend 
entgegengenommen    und     ich   schätze 


mich  glücklich,  hier  der  Dolmetsch 
dieser  huldvollen  Gesinnung  sein  zu 
können."   {Anhaltender  Beifall.) 

Der  Vorsitzende  ersucht  den 
Schriftführer,  Herrn  Telegraphen- 
Vorstand  Bechtold,  über  die  Ver- 
einsthätigkeit  im  abgelaufenen  Jahre 
und  nachdem  der  Cassaverwalter  Herr 
Wüste  verhindert  ist,  zu  erscheinen, 
auch  zugleich  über  die  Cassageba- 
rung  und  den  Rechnungsabschluss 
zusammenhängend  zu  berichten. 

Der  Schriftführer  erstattet  fol- 
genden  Bericht: 

„Der  Ausschuss  hat  die  Ehre, 
Ihnen,  hochgeehrte  Herren^  im  Nach- 
folgenden seinen  Bericht  über  das 
abgelaufene   Vereinsjahr  zu   erstatten. 

Zu  Beginn  des  Jahres  1886  zählte 
der  Verein  539  ordentliche  Mit- 
glieder, 16  Gründer  und  3  Stifter, 
das   ist  in   Summe   558   Mitglieder. 

Durch  den  Tod  hat  unser  Verein 
in  diesem  Jahre  2  Gründer  und 
3  ordentliche  Mitglieder  verloren,  wo- 
von Sie,  verehrte  Herren,  bereits  in  vor- 
hergegangenen Wochenversammlun- 
gen gebührend  Act  genommen  haben. 

Weitere  Reductionen  der  Mit- 
gliederzahl ergaben  sich  durch  den 
freiwilligen  Austritt  von  41,  sowie 
durch  die  im  Sinne  der  Statuten  er- 
folgte Ausscheidung  von  37  Mit- 
gliedern, welche  theils  verschollen, 
theils  mit  ihren  Beiträgen  durch  mehr 
als    ein    Jahr    im   Rückstande   waren. 

Diesem  Abgange  von  83  Mit- 
gliedern steht  ein  Zuwachs  von  98 
ordentlichen  Mitgliedern  und  2  Grün- 
dern gegenüber,  so  dass  der  Stand 
mit  Ende  des  Jahres  i886  575  Mit- 
glieder betrug  und  somit  ungeachtet 
des     bedeutenden     Ausfalles     dennoch 

16 


242 


ein     Anwachsen     des     Vereines     um 
1 7  Mitglieder  zu  verzeichnen  ist. 

Es  dürfte  Sie  interessiren ,  zu 
wissen,  wie  sich  diese  575  Mit- 
glieder hinsichtlich  ihrer  Domicile 
vertheilen. 

Es  entfallen  auf  Wien   181; 
auf  die  österreichischen  Kronländer, 
und  zwar  auf: 

Böhmen 72 

Galizien 28 

Niederösterreich       ...      19 

Mähren 19 

Steiermark 17 

Küstenland 12 

Oberösterreich    ....11 
Tirol  und  Vorarlberg  .      .      11 

Schlesien 3 

Dalmatien 2 

Kärnten 2 

Krain 2 

Salzburg 2 

in  Summa     .     .  200; 
auf     die     Länder     der      ungarischen 
Krone,  und  zwar  auf : 

Ungarn 36 

Croatien 13 

Siebenbürgen      ....       2 
in  Summa     .     .     51; 
auf     Bosnien-Herzegowina     5;     und 
somit    in    Oesterreich-Ungarn    und    Bosnien- 
Herzegowina   181  Wiener  und  256  auswärtige, 
oder  in  Summa  437  Mitglieder; 
ferner   auf   das   Ausland,    und  zwar  auf: 

Deutschland 60 

Russland 12 

Frankreich II 

Italien 11 

Belgien 7 

England 7 

Schweiz 7 

Schweden    und  Norwegen        6 
Vereinigte  Staaten  v.  Nord- 
amerika        4 

Britisch-Amerika      ...        2 

Dänemark 2 

Niederlande 2 

Portugal 2 

Spanien 2 

Egypten i 

Rumänien i 

somit  im  Auslande     .     .138  Mitgl. 

Wir  beehren  uns,  an  dieser  Stelle 
zu  bemerken,  dass  bis  zum  heutigen 
Tage  eine  weitere  Zunahme  von 
10  Wiener  und  20  auswärtigen  Mit- 
gliedern, darunter  i  Gründer,  er- 
folgt ist. 

Der  dermalige  Stand  der  Wiener 
Mitglieder  beziffert  sich  demnach  auf 
igi  und  jener  der  auswärtigen  Mit- 
glieder auf  414,  mithin  beträgt  die 
Gesammtzahl   zur  Stunde  605. 


Der  Ausschuss  hat  sich  im  ver- 
flossenen Jahre  zu  1 1  Sitzungen  ver- 
sammelt und  die  ständigen  Comites 
haben    14  Sitzungen  abgehalten. 

Ueberdies  wurden  für  die  Erle- 
digung specieller  Aufgaben  eine  Reihe 
Comites  ad  hoc  berufen,  deren  Ar- 
beiten zum  Theil  noch  nicht  zum 
Abschlüsse  gelangt  sind. 

Jedoch  hat  das  Comite  zur  Be- 
rathung  von  Statuten  -  Aenderungen 
vorläufig  seine  Aufgabe  beendet  und 
Sie  werden  im  Laufe  der  heutigen 
Versammlung  Gelegenheit  haben,  über 
die  in  Ihren  Händen  befindliche  Vor- 
lage   desselben    Beschluss  zu  fassen. 

,Im  Schoosse  des  Ausschusses 
sind  mehrfache  Veränderungen  ein- 
getreten, worüber  Ihnen  in  den 
Wochen  Versammlungen  bereits  be- 
richtet worden  ist. 

Wir  haben  Ihnen  daher  nur  noch 
bekannt  zu  geben,  dass  zu  unserem 
lebhaften  Bedauern  vor  Kurzem  Herr 
Major  Hess  wegen  Geschäftsüber- 
bürdung  sein  Ausschussmandat  nieder- 
gelegt hat,  so  dass  nunmehr  die  Zahl 
der  Ausschuss-Mitglieder    18  beträgt. 

Deirigemäss  hatte  im  Sinne  der 
Statuten  die  Auslosung  von  6  Mit- 
gliedern zu  erfolgen. 

Das  Los  traf  die  Herren :  B  e  c  h- 
told.  Egger,  Dr.  Fellinger, 
Dr.  V.  Urbanitzky,  Volkmer 
und  Wüste,  welche  somit  aus- 
scheiden, jedoch  wieder  wählbar  sind. 

Unser  Vereinsleben  hat  sich  in 
recht  erfreulicher  Weise  gehoben. 

Wir  hatten  im  verflossenen  Jahre 
13  zahlreich  besuchte  Vortragsabende 
und  es  haben  fünf  wissenschaftliche 
Excursionen  stattgefunden.  Wir  haben 
uns  bemüht,  hierüber  in  den  „Ver- 
eins-Nachrichten", soweit  unsere  Ein- 
richtungen dies  zulassen ,  kurzen 
Bericht  zu  geben,  damit  auch  die 
Abwesenden  über  die  Vorfälle  in 
unserem  Vereine   unterrichtet  bleiben. 

Es  sei  uns  an  dieser  Stelle  ge- 
stattet, jenen  Herren ,  welche  die 
Freundlichkeit  hatten,  diese  Vorträge 
zu  halten,  sowie  jenen  Personen  und 
Corporationen,  welche  das  Zustande- 
kommen  der   Excursionen   ermöglicht 


243 


und    gefördert    haben,     den   verbind- 
lichsten  Dank,  auszusprechen. 

Was  unser  Vereinsorgan  anbe- 
langt, welches,  wie  Ihnen  bekannt, 
seit  Beginn  des  verflossenen  Jahres 
im  Selbstverlage  unseres  Vereines 
erscheint,  so  glauben  wir,  dass  das- 
selbe  sowohl   hinsichtlich  des  Inhaltes 


als  auch  hinsichtlich  der  Ausstattung 
allen  gerechten  Anforderungen  ent- 
spricht, welche  an  die  Leistungen 
eines  jungen,  aber  wie  wir  hoffen, 
in  stetem  Aufblühen  begriffenen  Ver- 
eines gestellt  werden  können. 

Wir     gelangen    nun     zur    Jahres- 
rechnung und   Bilanz  pro    il 


JAHRES-RECHNUNG    188  6. 


5. 

6. 

7- 
8, 

9- 
lo. 
1 1. 
12. 


Einnahmen: 

Cassastand  am   i.  Jänner   1886 

Gründerbeiträge      , 

Mitgliederbeiträge 

Für  Zinsen 

Einnahmen  aus  der  Zeitschrift: 

a)  Commissions- Verlag 

h)  Privat-Abonnenten 

c)  Verkauf  von  Heften  und  Jahrgängen    .    .    . 

d)  Inseratenpacht 

Excursionsbeiträge 

Diverse  Einnahmen 

^Rückständige  Mitgliederbeiträge  ex   1885   Dubiose 

Bezahlte  Mitgliederbeiträge  pro    1886 

^         Eintrittsgebühren       ,         .         

2         Mitgliederbeiträge      ,      1887 

Ausgaben : 

Mobilar-Ankauf  und  Bureau  Einrichtung 

Zeitschriften  -  Abonnement  und  Bibliotheks  -  An- 
schaffungen    

Ausgaben  für  die  Zeitschrift: 

ft)  Druckkosten , 

6)  Clichdkosten 

c)  Redacteurhonorar 

d)  Autorenhonorar 

e)  Vergütung  für  ein  Inserat 

/)  Porto- Auslagen  für  die  Zeitschrift 

Auslagen  für  die  Vorträge : 

a)  Saalmiethe 

h)  Stenographenhonorar 

c)    Diverse  Ausgaben 

Vereinslocalmiethe 

Gehalte  und  Löhne 

Drucksorten 

Beleuchtung,  Heizung,  Reinigung 

Porto-Auslagen 

Diverse  Bureau  Auslagen 

Ausgaben  für  die  Excursionen 

Diverse  Ausgaben 

Provision  an   die  Postsparcassa 

Cassa-Saldo  am  31.  December   1886: 

a)  Guthaben  bei  der  Postsparcassa 

h)  Baar 


Oesterr.    Währ. 


'257 
24 

34 


445 

4267 

180 

181 


5074 


1921 
508 
600 

397 
12 

245 


62 

28 

7 


1017 
169 


J.  Krämer  m.  p.        G.  Pfannkuche  m.  p,        F.  Bechtold  m. 

Revisoren.  Schriftführer. 


kr. 


75 
60 


47 
42 


75 
44 

42 
92 


50 
90 


93 

60 


fl. 


371 
200 

5074 
119 


1496 
177 
391 


7830 


375 
59 


5685 


98 
500 
831 
215 
134 
164 
I II 
210 
253 
4 


1187 


7830 


91 


35 
60 
82 


87 


45 
32 


53 


40 


50 
025 

125 
62 
90 
03 

44 


53 


87 


F.  Wüste  m.  p. 

Cassa- Verwalter. 
16* 


244 


BILANZ    188  6. 


I. 

2. 

3- 

4- 

5- 

Activa : 

Mitglieder- Conto: 

Rückständige  Mitgliederbeiträge  nach  Abschreibung  der 
uneinbringlichen : 

Stand  am   i.  Jänner    i886 

Davon  sind   eingegangen 

Verbleibt 

Zuwachs  vom  Jahre   i886 

Oest.Währ. 

Oest.  Währ. 

fl. 

kr. 

fl. 

kr. 

895 
445 

19 

47 

232 
1400 

802 

853 
1187 

79 
II 

53 

449 
448 

72 
90 

In  Summa 

Davon  ab   uneinbringlich 

Verbleibt  als  Rückstand ;    .    .    . 

Effecten-Conto: 

N.  fl.    1400.  —  4V2/^    Pfandbriefe    der  österr.  Boden- 

Credit-Anstalt  zum  Course   von    100 

Bibliotheks- Conto: 

Stand  am   i.  Jänner    1886 . 

898 
665 

62 

990 
247 

38 
59 

25  "/o    Abschreibung 

Neuanschaffungen 

Mobiliar-Conto: 

Stand  am   I.  Jänner   1886 

Zuschreibung  für  Geschenke 

Neuanschaffungen 

20^    Abschreibung 

Cassa-Conto :                                                                ' 

Guthaben  bei  der  Postsparcassa 

742 
59 

79 
32 

80 
45 

490 
200 
375 

1066 
213 

25 
25 

1017 
169 

93 
60 

Baar 

Summa  der  Activen 

4475 

43 

Passiva : 

Somit  Vermögen  am  31,  December   1886 

Dagegen      ,            »31.           ,            1885     

Daher  Zuwachs ,    . 

4475 
4148 

43 

28 

15 

327 

J.  Krämer  m.  p.     G.  Pfannkuche  m.  p. 

Revisoren. 


F.  Bechtold  m.  p. 

Schriftführer. 


F.  WUste  m.  p. 

Cassa- Verwalter. 


Nachdem  diese  Ausweise  sich  in 
Ihren  Händen  befinden,  erübrigt  uns 
nur  zu  bemerken,  dass  wir  auch 
heuer  bestrebt  waren,  durch  Ab- 
schreibung aller  zweifelhaften  Forde- 
rungen und  Werthe  ein  unge- 
schminktes Bild  unseres  Vermögens- 
standes  zu   bieten. 

Unter  Post  i  der  Bilanz  erscheinen 
als  uneinbringliche  Mitgliederbeiträge 
ausgewiesen  fl.  665*83.  Hieven  ent- 
fallen die  dort    ausgewiesenen  Rück- 


stände   per fl.   44972 

auf  die  Jahre  1883 — 1885, 

ferner  auf  das  Jahr   1886    „     2i6*ii 

in  Summa    fl.   665*83 
Wenn    hiezu    die   Ab- 
schreibung der  Post  3  (Bi- 
bliotheks-Conto)   per    .      .    fl.    247*59 
und  jene   der  Post  4  (Mo- 
biliar-Conto)  per     .      .      .    „     213*25 
gerechnet  werden,    so   er- 
gibt   dies    eine  Total-Ab- 
schreibung  von.      .      .     .  fl.  II26'67 


245 


Wenn  dessen  ungeachtet  unser 
Gesammtvermögen  sogar  noch  einen 
Zuwachs  von  fl.  327'! 5  gegenüber 
dem  Vorjahre  aufweist,  so  danken 
wir  dies  nicht  nur  der  umsichtigen 
Gebarung,  sondern  auch  der  reellen 
Unterstützung,  welche  der  geehrte 
Herr  Cassaverwalter,  wie  Sie  wissen, 
bei  verschiedenen  Gelegenheiten  dem 
Vereine  zugewendet  hat,  und  welche 
in  der  Bilanz  nur  zum  Theile  auf 
dem  Mobiliar-Conto  zum  Ausdrucke 
kommen  konnte. 

Wir  können  daher  unseren  Ver- 
waltungsbericht nicht  besser  schliessen, 
als  indem  wir  unserem  geehrten 
Collegen  Wüste  für  die  musterhafte 
und  erfolgreiche  Verwaltung  der 
seinen  Händen  anvertrauten  mate- 
riellen Güter  den  besonderen  Dank 
des   Vereines   aussprechen." 

Nachdem  über  Anfrage  des  Vor- 
sitzenden Niemand  zu  dem  Berichte 
das  Wort  nimmt,  spricht  derselbe 
noch  seinerseits  allen  Functionären 
des  Vereines  für  die  collegiale  Unter- 
stützung und  hingebende  Pflicht- 
erfüllung den  persönlichen  Dank  aus 
und  ertheilt  dem  Herrn  Ingenieur 
Krämer  zur  Berichterstattung  Na- 
mens des  Revisions-Comite  das  Wort. 

Herr  Krämer  bezeichnet  in 
seinem  erschöpfenden  Berichte  die 
Cassagebarung  und  Buchführung  als 
eine  geradezu  musterhafte,  hebt  im 
Allgemeinen  die  ungewöhnlich  spar- 
same Verwaltung  und  insbesondere 
die  verhältnissmässig  geringe  Aus- 
gabe für  die  Zeitschrift  hervor  und 
beantragt  Namens  des  Revisions- 
Comites,  dem  Ausschusse  für  die  Ge- 
barung des  Jahres  1886  das  Abso- 
lutorium   zu   ertheilen. 

Der  Vorsitzende  dankt  dem  Be- 
richterstatter für  die  freundliche  Mühe- 
waltung und  im  Namen  des  Aus- 
schusses für  die  freundliche  Be- 
urtheilung  und  Anerkennung  seiner 
Thätigkeit,  und  hebt  seinerseits  mit 
Bezug  auf  die  Zeitschrift  die  beson- 
deren Verdienste  des  Redacteurs 
Herrn  Ober- Ingenieur  Kar  eis  mit 
warmen   Worten   hervor. 

Nachdem  über  Anfrage  des  Vor- 
sitzenden Herr  Inspector  K  o  h  n   das 


Wort  nimmt,  und  sich  gleichfalls  in 
besonders  anerkennender  Weise  über 
die  Thätigkeit  des  Redacteurs  aus- 
spricht, wird  der  Antrag  *  des  Re- 
visionscomite  auf  Ertheilung  des 
Absolutoriums  von  der  Versammlung 
einstimmig    zum    Beschlüsse    erhoben. 

Hierauf  wird  zu  den  Wahlen  durch 
Abgabe  von  Stimmzetteln  geschritten 
und  während  der  Vornahme  des  Scru- 
tiniums  die  Berathung  über  die  vor- 
gelegten Statuten-Aenderungen  vor- 
genommen. 

Herr  Dr.  Moser  entwickelt  als 
Berichterstatter  des  Statuten-Revi- 
sions-Comites  die  Gründe,  welche  die 
Aenderung  der  Statuten  in  einigen 
Punkten  wünschenswerth  erscheinen 
Hessen  und  erläutert  die  beantragten 
Aenderungen. 

Der  Vorsitzende  bemerkt  hiezu, 
dass  der  Ausschuss,  in  der  Voraus- 
setzung, dass  die  beantragten  Aen- 
derungen die  Zustimmung  der  Ver- 
sammlung finden  werden,  provisorisch 
im  Sinne  derselben  bereits  mit  der 
Ordnung  der  Bibliothek  vorgegangen 
ist,  und  dass  Herr  Dr.  v.  Urbanitzky 
mit  anerkennenswerther  Aufopferung 
sich  der  mühevollen  Aufgabe  unter- 
zogen hat,  die  Function  eines  Biblio- 
thekars auf  sich  zu  nehmen,  wofür 
er  demselben  unter  dem  Beifalle  der 
Versammlung  im  Namen  des  Vereines 
den   Dank  ausspricht. 

Der  Vorsitzende  eröffnet  sodann 
die  Debatte  über  die  vorgelegten 
Statuten-Aenderungen,  an  welcher  sich 
die  Herren  Dr.  Beer,  Baurath  Th.  v. 
Goldschmidt,  Ingenieur  He  1ms  ky, 
InspectorKohn,  Ingenieur  Kraemer , 
Kornblüh,  Schulmeister  und 
der   Berichterstatter   betheiligen. 

Bei  der  hierauf  folgenden  Ab- 
stimmung werden  die  beantragten 
Statuten-Aenderungen  einstimmig  an- 
genommen. 

Die  Versammlung  beschliesst  auch 
einstimmig,  dem  Ausschusse  die  Voll- 
macht zur  Vornahme  von  unwesent- 
lichen oder  formellen  Aenderungen 
an  den  beschlossenen  Statuten,  welche 
zur  Erlangung  der  behördlichen  Ge- 
nehmigung etwa  erforderlich  sein 
sollten,   zu   ertheilen. 


246 


Der  Vorsitzende  gibt  das  Resultat 
des  Scrutiniums  bekannt.  Es  erscheinen 
gewählt  in  den  Ausschuss  die  Herren  : 

F.  Bechtold,  B.  Egger,  Dr.  v.  U  r- 
b  a  n  i  t  z  Icy ,  F.  Wüste,  O.  Volkmer 
und  Dr.  Fellinger,  ferner  zu  Re- 
visoren  die  Herren  :   J.Krämer  und 

G.  Pfannkuche,  zu  Revisoren- 
Stellvertretern  die  Herren  :  A.  D  w  o  r- 
zak  und   A.   Reich. 

Herr  dipl.  Ingenieur  Jü  1 1  i  g  hebt 
die     Verdienste      der      Vereinsleitung 


hervor,  welche  in  einem  überraschend 
klarem  Bilde  der  gesammten  Vereins- 
thätigkeit  ihren  Ausdruck  gefunden 
haben,  und  es  wird  über  seinen  Antrag 
dem  gesammten  Ausschusse,  sowie 
insbesondere  dem  Präsidenten  und  dem 
Schriftführer  von  der  Versammlung 
der  Dank   des  Vereines  votirt. 

Der  Vorsitzende  dankt  im  Namen 
des  Ausschusses  für  die  freundliche 
Anerkennung  und  schliesst  hierauf  die 
Generalversammlung. 


Der  Präsident : 
Rud.   Gr  im  bürg   m.   p. 


Die  Verificatoren : 
Kolb  e  m.   p. 
C.   Thalwitzer  m.   p. 

Chronik  des  Vereines. 

20.  April.  —  Vereinsver- 
sammlung. 

Vorsitzender:  Hofrath 
V.   Grimburg. 

Nach  einigen  Mittheilungen  über 
die  vorläufig  in  Aussicht  genommenen 
Excursionen  in  die  Accumulatoren- 
fabrik  von  Getz  und  Odendall  in 
Baumgarten,  in  die  neue  Fabrik  von 
Siemens  &  Halske  in  Wien  und 
zu  dem  Nordwestbahnhofe  zum  Zwecke 
der  Besichtigung  eines  mobilen  Be- 
leuchtungs-Apparates, gibt  der  Vor- 
sitzende der  Freude  Ausdruck,  Herrn 
Ingenieur  Ross  nach  längerer  Ab- 
wesenheit in  Nordamerika,  wieder  in 
der  Mitte  der  Versammlung  begrüssen 
zu  können,  und  ladet  denselben  ein, 
zu  einer  Mittheilung  über  seine  Reise- 
eindrücke  das   Wort  zu   nehmen, 

Herr  Ross  dankt  dem  Vorsitzenden 
für  die  freundliche  Begrüssung  und 
fährt  foi^t : 

„Sie  kennen  wohl  Alle,  meine 
Herren,  die  Erscheinung  der  Fata 
Morgana  :  in  weiter  Ferne  thürmen  sich 
Berge,  Wälder,  Schlösser  auf,  der 
Wanderer  eilt,  froh  eine  gastliche  Ruhe- 
stätte zu  finden,  diesen  entgegen,  er 
legt  Meilen  zurück,  um  schliesslich  zu 
entdecken,  dass  alles  das,  was  er  ge- 
sehen,  nur  blauer   Dunst   ist. 

Ganz  ähnlich  geht  es  mit  manchen 
Berichten  über  die  Fortschritte  der 
elektrischen   Beleuchtung. 


Der  Schriftführer: 
F.   Bechtold  ra.   p. 

Wir  hören  da  von  einer  Reihe 
vonStädten,  die  eingerichtet 
sind  mit  elektrischer  Beleuch- 
tung, je  weiter  wir  von  ihnen  weg 
sind,  desto  colossalere  Ziffern  werden 
aufgeführt  —  ist  es  mir  doch  passirt, 
dass  ich  6ooo  Km.  von  hier  in  einer 
Zeitung  einen  ausführlichen  Bericht 
über  die  sieben  vorhandenen  Central - 
Stationen  in  Wien  gelesen  habe  — 
wenn  wir  aber  näher  kommen,  so 
können  wir  in  manchen  Fällen  froh 
sein,  wenn  wir  nicht  ebenfalls  auch 
nur  einen  blauen  Dunst  finden,  sondern 
wenigstens  einige  einsame  Bogen- 
lampen, die  die  berühmte  Beleuchtung 
der   Stadt  repräsentiren. 

Sie  werden  es  unter  solchen  Um- 
ständen begreiflich  finden,  dass  ich 
auf  meiner  jüngsten  Studienreise  in 
den  Vereinigten  Staaten  mit  einiger- 
maassen  geringen  Erwartungen  ankam, 
ich  war  überzeugt,  dort  wesentlich 
weniger  ausgeführt  zu  finden,  als  nach 
den  vielen  Zeitungsberichten  zu  er- 
warten  war. 

Ich  muss  hier  nun  gleich  con- 
statiren,  dass  ich  in  dieser  Beziehung 
auf  das  Angenehmste  enttäuscht  war, 
das  was  ich  in  den  Vereinigten  Staaten 
gesehen  habe,  hat  alle  meine  Erwar- 
tungen ganz  ausserordentlich  über- 
troffen. 

Wenn  es  mir  möglich  war,  in 
verhältnissmässig  kurzer  Zeit  ein  eini- 
germaassen  vollständiges  Bild  der  Ver- 
hältnisse,  wie   sie   drüben   in  den  Ver- 


247 


einigten  Staaten  vorkommen,  zu  ge- 
winnen, so  verdanke  ich  dies  in  erster 
Linie  dem  überaus  liebenswürdigen 
Entgegenkommen,  welches  ich  bei 
allen  jenen  Personen  getroffen,  mit 
denen   ich   zusammenkam. 

Unsere  amerikanischen  Collegen 
sind  von  einer  geradezu  imponirenden 
Liebenswürdigkeit,  gestatten  Sie  mir, 
dass  ich  an  dieser  Stelle  allen  jenen 
Herren,  denen  ich  zu  grossem  Danke 
verpflichtet  bin,  diesen  abstatte,  ins- 
besondere dem  Herrn  Geo.  Wor- 
thing ton,  dem  Herausgeber  der 
„ElecLrical  Review",  welcher  in  der 
liebenswürdigsten  Weise  seine  reichen 
Erfahrungen  mir  zur  Verfügung  stellte. 

Ich  will  nun  versuchen,  Ihnen  eine 
kurze  Uebersicht  dessen  zu  geben, 
was  die  elektrische  Industrie  in  den 
VereinigtenStaaten  gegenwärtig  leistet. 

Es  wird  nothwendig  sein,  dass 
ich  da  Manches  schon  aus  den  Zeitungen 
Bekanntes  bringe,  andererseits  wird 
es  nicht  möglich  sein,  auf  die  Details 
einzugehen,  weil  ich  dann  den  Vor- 
trag ungebührlich  lang  ausdehnen 
müsste.  Sie  werden  mir  vielleicht 
gestatten,  dass  ich  auf  einige  inter- 
essante Details  später  einmal  zurück- 
komme. 

Der  erste  Anblick,  den  der  Rei- 
sende geniesst,  wenn  er  sich  am 
Abende  dem  Hafen  von  New-York 
genähert  hat,  ist  der  der  elektrisch 
beleuchteten  riesigen  Brücke  über  den 
East  River. 

Wie  eine  Perlenschnur  spannt  sich 
eine  Reihe  von  Bogenlampen  hoch  in 
die  Luft,  kommen  wir  näher,  so 
leuchtet  uns  die  grosse  Fackel  der 
Freiheits-Statue  entgegen,  und  wenn 
wir  den  Hafen  selbst  erreichen,  so 
sehen  wir  rechts  und  links  Reihen 
von  Bogenlampen.  Dieser  Eindruck 
ist  typisch  für  alle  amerikanischen 
Städte ;  wo  immer  ich  hingekommen 
bin ,  ist  mir  zunächst  eine  grosse 
Zahl  von  Bogenlampen  in's  Auge 
gefallen. 

Der  erste  Eindruck,  den  man  von 
diesen  Proben  der  elektrischen  Be- 
leuchtung in  den  Vereinigten  Staaten 
gewinnt,  ist  kein  übermässig  günstiger. 


Die  Bogenlichter  sind  mit  einer  grenzen- 
losen Verachtung  der  äusseren  Form 
angebracht.  Die  Ruhe  des  Lichtes 
der  Lampen  lässt  gegenüber  dem, 
was  wir  zu  sehen  gewöhnt  sind,  viel 
zu   wünschen  übrig. 

Wenn  wir  aber  näher  auf  die 
Factoren  eingehen,  welche  gerade  für 
diese  Art  und  Weise  der  Ausführung 
maassgebend  waren,  so  gelangen  wir 
zu  der  Ueberzeugung,  dass  die  Ameri- 
kaner im  Interesse  des  Ganzen  sich 
gerne  manche  kleinen  Nachtheile  ge- 
fallen lassen. 

Wenn  wir  am  Continente  unser 
Hauptgewicht,  ja  nahezu  unsere  aus- 
schliessliche Thätigkeit  darauf  be- 
schränken ,  grössere  oder  kleinere 
Einzelstationen  in  möglichst  voll- 
kommener Weise  auszuführen  und 
dabei  uns  den  Bedürfnissen  jedes  ein- 
zelnen Falles  möglichst  anzupassen 
suchen,  sehr  häufig  auf  eigene  Kosten, 
da  die  aufgewendete  Mühe  in  gar 
keinem  Verhältnisse  steht  zum  Er- 
trägniss;  arbeiten  die  Amerikaner 
drüben  in  erster  Linie  für  den  Betrieb 
von  Centralstationen ;  demgemäss  ist 
die  ganze  Fabrikation  anders  ange- 
legt, als  die  unsrige ;  die  Erzeugung 
der  elektrischen  Apparate  ist  eine 
Massenfabrikation  für  den  Massen- 
betrieb, und  da  spielt  vor  Allem  die 
Einfachheit,  die  leichte  Herstellungs- 
art und  die  leichte  Bedienung  die 
Hauptrolle. 

Um  Ihnen  eine  Idee  zu  geben, 
welchen  Umfang  die  Lichtabgabe  aus 
den  Centralstationen  in  den  Vereinigten 
Staaten  erlangt  hat,  habe  ich  aus  den 
mir  zur  Verfügung  gestellten  Daten 
eine  Tabelle  zusammengestellt,  die 
zwar  keinen  Anspruch  auf  Vollstän- 
digkeit machen  kann,  die  aber  doch 
ganz  bedeutende  Endziffern  ausweist. 
In  der  Tabelle,  die  ich  hier  ange- 
heftet habe,  finden  sich  426  Central- 
stationen, in  denen  58.468  Bogen- 
lampen und  224.700  Glühlampen 
brennen.  Ich  hatte  bei  den  zahlreichen 
Besuchen,  die  ich  einer  grossen  Zahl 
von  Centralstationen  abstattete,  Ge- 
legenheit genug,  die  Ziffern  auf  ihre 
Richtigkeit  zu  prüfen,  und  ich  habe 
die  Ueberzeugung  gewonnen,  dass  die 


248 


in  der  Tabelle  enthaltenen  Ziffern  im 
grossen   Ganzen   richtig   sind. 

Wir  können  somit  mit  grosser 
Bestimmtheit  annehmen,  dass  gegen- 
wärtig in  den  Vereinigten  Staaten  aus 
Centralstationen  mindestens  80.000 
Bogenlampen  und  360. OOO  Glüh- 
lampen gespeist  werden,  dies  ist  aber 
schon  eine  ganz  gewaltige  Ziffer, 
welche  einer  aufgewendeten  Betriebs- 
kraft von  rund  150. OOO  HP.  ent- 
spricht. 

In  die  Errichtung  von  Central- 
stationen theilen  sich  im  grossen 
Ganzen  —  wenn  wir  von  den  vielen 
kleinen  Gesellschaften  absehen  — 
vier  grosse   Gesellschaften. 

Was  zunächst  die  Glühlampen 
anbelangt,  so  wurden  Glühlampen- 
stationen, dass  sind  Stationen,  bei 
denen  ausschliesslich  oder  doch  über- 
wiegend Glühlampen  gespeist  werden, 
bisher  ausschliesslich  von  der  Edison- 
Gesellschaft  installirt ;  Bogenlampen- 
Anlagen  werden  von  der  Thompson-, 
Houston-,  Brush-  und  United  States 
(Weston)  Co.  hergestellt,  letztere  hat 
auch  einige  Glühlampen-Anlagen  in 
Verbindung  mit  Bogenlampen-Anlagen 
ausgeführt,  aber  doch  nur  in  kleinem 
Maassstabe. 

Was  zunächst  die  Motoren  an- 
belangt, welche  bei  dem  Betriebe 
der  Centralstationen  zur  Anwendung 
kommen,  so  wird  dafür  die  Wasserkraft 
in  ganz  geringem  Procentsatze  benützt ; 
was  die  Dampfmaschinen  anbelangt, 
die  hier  in  Betracht  kommen,  so 
herrscht  noch  eine  ziemliche  Willkür 
in  der  Wahl  der  zu  verwendenden 
Typen,  doch  scheint  es,  dass  sich  in 
letzterer  Zeit  die  Ansicht  Bahn  ge- 
brochen hat,  dass  im  Allgemeinen 
schnelllaufende  Dampfmaschinen  von 
200  —  250  Umdrehungen  in  der  Stärke 
von  100  — 150  HP.  für  den  Betrieb 
von  Centralstationen  am  geeignetsten 
sind.  In  der  Regel  betreiben  solche 
Dampfmaschinen  2  Dynamomaschinen. 
Einen  directen  Antrieb  findet  man 
fast  gar  nicht,  dagegen  eine  Reihe 
von  Stationen,  wo  grosse  langsam- 
gehende Dampfmaschinen  von  200  bis 
500  HP.  und  darüber  benützt  werden. 
In    diesem    Falle     werden     Zwischen- 


transmissionen nothwendig,  meistens 
mit  Frictionskuppelung  versehen.  Der- 
artige grosse  Betriebskräfte  werden 
aber  nur  bei  Bogenlicht-Anlagen  mit 
verhältnissmässigem,  constantem  Con- 
sum  verwendet,  während  bei  den 
Glühlicht-Anlagen,  wo  ein  ausser- 
ordentlich schwankender  und  plötz- 
lich sich  ändernder  Consum  vorkommt, 
nur  kleinere  Maschinen  angewendet 
werden.  Hinsichtlich  der  Kessel 
herrscht  noch  eine  grössere  Willkür, 
doch  sind  am  meisten  verbreitet,  wo 
dies  der  Platz  gestattet,  die  reinen 
Feuerrohrkessel.  Eine  ziemlich  voll- 
kommene Rauchverbrennung  wird  bei 
denselben  dadurch  erreicht,  dass 
hinter  der  Feuerbrücke  stark  er- 
wärmte Luft  eingeführt   wird. 

In  Städten,  wo  aus  Raumrück- 
sichten derartige  Kessel  nicht  an- 
gewendet werden  können,  verwendet 
man  reine  Wasserrohrkessel,  die  über- 
all aufgestellt  werden  dürfen  und  die 
man  in  New- York  sehr  häufig  unter 
dem   Trottoir   der  Strassen  findet. 

Was  die  Dynamomaschinen  be- 
trifft, und  zwar  zunächst  für  Bogen- 
Hchter,  so  findet  man  die  Brush-Ma- 
schinen,  ungefähr  noch  ebenso,  wie 
wir  selbe  auf  der  elektrischen  Aus- 
stellung in  Wien  gesehen  haben,  die 
äussere  Form  ist  ganz  dieselbe  ge- 
blieben, nur  ist  die  Armatur  durch 
bessere  Anordnung  der  Eisenmassen 
wesentlich   verbessert  worden. 

Die  Thomson  Houston  Comp,  ver- 
wendet die  Ihnen  aus  den  Zeit- 
schriften bekannte  Dynamomaschine 
mit  kugelförmiger  Armatur.  Diese  Ma- 
schinen, bei  denen  der  Collector  nur 
drei  Theile  hat,  machen  auf  den  ersten 
Anblick  einen  äusserst  ungünstigen 
Eindruck,  da  sie  mit  einem  Funken- 
regen arbeiten,  gegen  den  unsere 
Bürstenlichter  von  der  elektrischen 
Ausstellung  her  reine  Nachtlampen 
waren  ;  wenn  wir  aber  die  Sache  näher 
untersuchen,  so  findet  man,  dass  diese 
colossalen  Funken  in  Wirklichkeit 
nichts  schaden,  es  ist  an  der  Armatur 
ein  kleiner  Ventilator  angebracht, 
der  einen  kräftigen  Luftstrom  unter 
die  Bürsten  bläst  und  ich  habe  mich 
wiederholt  überzeu2:t     und    zwar    bei 


249 


Anlagen,  die  schon  lange  Zeit  in  Be- 
trieb waren,  dass  die  Abnützung  des 
Collectors  ausserordentlich  gering  ist; 
übrigens  ist  der  dreitheilige  Collector 
sehr  leicht  aus  drei  Stück  Messing 
neu   herzustellen. 

Die  Thompson-Houston-Dynamos 
haben  drüben  den  Ruf  sehr  brauch- 
barer Maschinen  und  dürfte  die  Gesell- 
schaft meiner  Meinung  nach  hinsicht- 
lich der  Bogenlicht  -  Anlagen  dort 
jetzt    die    führende   Stelle  einnehmen. 

Die  Weston  -  Gesellschaft  baut 
auch  für  Bogenlicht-Anlagen  Neben- 
schluss-Maschinen  in  der  Form,  wie 
wir  sie  auch  hier  auf  der  elektrischen 
Ausstellung  gesehen  haben,  selbe  sind 
wohl  in  ihren  Details  verbessert  und 
werden  sehr  sorgfältig  ausgeführt. 
Obgleich  sich  die  Armaturen  der 
beiden  letztgenannten  Gesellschaften 
ihrer  Construction  nach  weniger  für 
hochgespannte  Ströme  eignen,  wie 
z.  B.  die  Brush-Armatur,  so  scheint 
doch  das  Durchbrennen  der  Armaturen 
verhältnissmässig  sehr  wenig  vorzu- 
kommen. 

Bei  Bogenlicht  -  Centralstationen 
kommen  sehr  häufig  ausgedehnte 
Leitungsnetze  vor,  Leitungsnetze  von 
400  —  600  Km.  Länge,  Unter  solchen 
Umständen  ist  es  nicht  möglich, 
während  des  Betriebes  die  einzelnen 
Bogenlampen  zu  controliren.  Die  Zahl 
der  Bogenlampen  ändert  sich  in  den 
einzelnen  Stromkreisen  und  es  ist 
Aufgabe  der  Dynamomaschinen,  da- 
für Sorge  zu  tragen,  dass  bei  den 
sehr  stark  variablen  äussern  Wider- 
ständen, die  Stromstärke  constant 
bleibt,  damit  keine  Beschädigung  der 
Maschinen   eintritt. 

Die  Brush-Gesellschaft  erreicht 
dies  auf  eine  Weise,  die  Ihnen  wohl 
bekannt  ist,  indem  ein  kräftiger 
Elektromagnet,  der  in  den  Stromkreis 
eingeschaltet  ist,  einen  Nebenschluss 
zu  den  Elektromagneten  einschaltet, 
wenn  die  Stromstärke  wächst,  Die 
Thompson  -  Houston  -  Comp.  geht 
weiter,  sie  verstellt  durch  einen 
kräftigen  Regulirmagnet  die  Bürsten 
während  des  Betriebes  und  schaltet 
ausserdem  noch  einen  Nebenschluss 
zu  dem  Elektromagneten  ein.  So  kann 


diese  Gesellschaft  mit  ihren  Maschinen 
innerhalb  weiter  Grenzen  dem  Bedarfe 
nachkommen. 

DieWeston-Gesellschaft  Verwendet 
das  primitivste  Mittel  zur  Regulirung 
der  Stromstärken;  sie  regulirt  mit 
der  Hand,  indem  sie  Widerstände 
in  den  Nebenschlussmagnet  ein-  und 
ausschaltet,  durch  akustische  Signale 
wird  dabei  der  Maschinist  avisirt, 
wenn     sich     die   Stromstärke     ändert. 

Die  originellste  Lösung,  eine  Ma- 
schine zu  schaffen,  welche  bei  stark 
variablen  äussern  Widerständen  einen 
Constanten  Strom  liefert,  rührt  von 
Waterhouse  her;  es  ist  dies  eine 
neue  Construction  und  bei  dem  Um- 
stände, als  noch  nicht  alle  Patente 
genommen  worden  sind ,  kann  ich 
hier  auch  noch  keine  näheren  Details 
angeben,  aber  ich  hoffe  bald  Gele- 
genheit zu  haben,  Ihnen  eine  solche 
Maschine  in  Wirklichkeit  vorführen 
zu  können. 

Ich  will  mich  deshalb  darauf  be- 
schränken zu  sagen,  was  ich  ge- 
sehen  habe  und  dies  war  Folgendes  : 

Bei  20  hintereinandergeschalteten 
Bogenlampen,  wurden  10  abgelöscht 
und  dabei  weder  die  Bürsten  ver- 
stellt, noch  ein  Widerstand  einge- 
schaltet ,  auch  zeigten  sich  keine 
Funken  an  den  Bürsten.  Diese 
Leistung  ist  jedenfalls  sehr  bemerkens- 
werth. 

Nach  Einschaltung  eines  kleinen 
Hilfsapparates  ist  man  noch  weiter 
gegangen,  man  hat  bei  beibehaltener 
Tourenzahl  die  Lampenzahl  von 
35  bis  auf  2  reducirt  und  dabei  be- 
trugen die  Schwankungen  in  der 
Stromstärke   nie   über   2 — 3  X  • 

Für  Glühlampen-Anlagen  gelangt 
bei  dem  Umstände,  als  diese  Anlagen 
fast  ausschliesslich  von  Edison  her- 
gestellt sind,  naturgemäss  die  Dynamo- 
maschine von  Edison  in  der  von 
Hopkinson  modificirten  Form  zur 
Anwendung.  Die  Fabrikation  der 
Edison-Dynamos  in  den  Werkstätten 
zu  Schenectady  gehört  zu  dem  Sorg- 
fältigsten, was  ich  in  dieser  Beziehung 
gesehen  habe.  In  dieser  Fabrik  sind 
500  Arbeiter  allein  mit  der  Her- 
stellung   von    Dynamomaschinen    be- 


250 


schäfdgt  und  in  der  Zeit,  wo  ich  die 
Fabrik  besuchte,  d.  h.  Anfangs  März, 
war  die  Production  eine  derartige, 
dass  Dynamomaschinen  für  lo.ooo 
Glühlampen  pro  Woche  geliefert 
wurden. 

Für  Bogenlicht-Anlagen  werden 
ausschliesslich  oder  nahezu  aus- 
schliesslich Hauptstrom-Dynamos  ver- 
wendet, für  Glühlampen-Anlagen  ver- 
wendet man  Nebenschlussmaschinen, 
Compoundmaschinen  habe  ich  nur  in 
ganz  vereinzelten  Exemplaren  bei 
Einzel-Installationen  vorgefunden. 

Nach  den  vielen  Berichten  in  den 
Zeitungen  über  unterirdische  Kabel- 
legungen  in  den  Vereinigten  Staaten 
könnte  man  vielleicht  zur  Ansicht 
kommen,  als  wenn  schon  ein  grosser 
Theil  der  Leitungen  für  elektrische 
Beleuchtung  unterirdisch  gelegt  wäre, 
oder  dass  in  der  nächsten  Zeit  ein 
derartiges  Verlegen  der  Leitungen 
zu  erwarten  wäre. 

Das  ist  nun  durchaus  nicht  der 
Fall.  Es  sind  wenigstens  90  X  aller 
Leitungen  oberirdisch  geführt  und 
mit  Ausnahme  einiger  unterirdischer 
Leitungsanlagen  mit  Edison-Kabeln, 
welche  sich  sehr  gut  bewähren,  ist 
mir  sonst  keine  grössere  Anlage  mit 
unterirdischen  Kabeln  zu  Gesicht  ge- 
kommen ;  es  sind  zwar  Versuche 
gemacht  worden,  speciell  auch  Bogen- 
lichtleitungen  unterirdisch  zu  führen, 
aber  selbe  haben  keine  zufrieden- 
stellenden Resultate  ergeben. 

Ich  habe  mir  überhaupt  die 
Meinung  gebildet ,  dass  wenn  man 
der  elektrischen  Industrie  in  den 
Vereinigten  Staaten  gleich  von  vorn- 
herein das  Legen  von  unterirdischen 
Leitungen  zur  Bedingung  gemacht 
hätte,  sie  niemals  jene  Entwicklung 
erreicht  haben  würde ,  welche  sie 
jetzt  aufweist. 

Die  einzige  Stadt,  wo  noch  ver- 
hältnissmässig  etwas  mehr  in  unter- 
irdischen Leitungen  geleistet  wird, 
ist  Chicago,  wo  ungefähr  anderthalb 
oder  zwei  Meilen  der  sogenannten 
Dorsett-Leitung   liegt. 

In  New-York  ist  die  Sache  über 
den  Versuch  nicht  gediehen ,  man 
hat,  wie  dies  ja  bei  den  amerikanischen 


Verhältnissen  leicht  möglich  ist,  einer 
Gesellschaft  das  Monopol  gegeben, 
wonach  dieselbe  das  ausschliessliche 
Recht  haben  soll,  die  unterirdischen 
Kabelleitungen  in  New  -  York  zu 
machen,  aber  es  ist  die  Ansicht  vor- 
herrschend, dass  dieses  Project  nicht 
zur  Ausführung  gelangt. 

Es  ist  nicht  zu  leugnen,  dass  in 
manchen  Fällen  die  Führung  von 
oberirdischen  Leitungen  zur  Calamität 
wird;  es  gibt  Strassen  in  New-York 
in  denen  über  300  Leitungen  ge- 
führt sind.  Es  darf  aber  nicht  ver- 
gessen werden,  dass  weitaus  die 
grösste  Zahl  dieser  Luftleitungen  für 
Telegraphen-  und  Telephonzwecke 
benützt  werden.  Die  Leitungen  für 
elektrisches  Licht  sind  höchstens 
2 — 3X  der  gesammten  Leitungen, 
und  ich  halte  es  nicht  für  ausge- 
schlossen, dass  wenn  man  auch  die 
Telegraphenleitungen  in  die  Erde 
legt,  die  Lichtleitungen  oberirdisch 
beibehalten  werden. 

Es  kommen  natürlich  bei  den 
Bogenlicht-Anlagen  meistens  sehr  hohe 
Spannungen  vor;  die  Brush-Com- 
pagnie  verwendet  z.  B.  Dynamos 
für  60  Bctgenlampen,  also  3000  Volts, 
die  anderen  Gesellschaften  Spannungen 
zwischen  2000  und  2500  Volts  und 
kann  man  annehmen,  dass  weniger 
wie  2000  Volts  für  die  Lichtabgabe 
von  Centralstationen  nicht  vorkommen. 

Es  wird  unter  diesen  Umständen 
die  Frage  ventilirt  werden  müssen, 
inwieweit  nun  diese  hohen  Span- 
nungen  Gefahren    mit    sich    bringen. 

Ich  schätze  die  Länge  der  Luft- 
leitungen, in  denen  Ströme  von  über 
2000  Volts  circuliren  ,  und  dabei 
habe  ich  keineswegs  zu  hoch  ge- 
griffen, auf  mindestens  20.OOO  Km., 
und  habe  mich  nun  vielfach  erkundigt, 
welche  Beschädigungen  an  Personen 
und   Eigenthum     vorgekommen    sind. 

Es  iässt  sich  nicht  leugnen  und 
wird  auch  nicht  geleugnet ,  dass 
wiederholt  Arbeiter  vom  Bedienungs- 
personal bei  unvorsichtiger  Behand- 
lung vom  Strome  getödtet  wurden ; 
es  war  mir  aber  nicht  möglich  auch 
nur  einen  einzigen  Fall  positiv  nam- 
haft gemacht  zu    bekommen,    wo    im 


251 


abgelaufenen  Jahre  eine  beim  Betrieb 
nicht  beschäftigte  Person  durch  den 
Strom   getüdtet   worden  wäre. 

Nun,  Sie  Alle,  meine  Herren, 
welche  mit  industriellem  Betriebe  zu 
thun  haben,  wissen,  dass  es  nicht 
möglich  ist,  von  den  Arbeitern  zu 
erreichen,  dass  sich  selbe  an  die 
Betriebs-Instructionen  halten,  auch 
wenn  man  noch  so  strenge  Vor- 
schriften erlässt ;  wollten  wir  aber 
alle  Betriebe,  wo  bei  unachtsamer 
Bedienung  eine  Gefahr  für  das  Per- 
sonale eintritt,  als  sicherheitsgefährlich 
verbieten ,  dann  wäre  der  grösste 
Theil  unserer  industriellen  Thätigkeit 
lahmgelegt. 

Es  ist  auch  vielfach  hier  am  Conti- 
nente  die  irrige  Meinung  verbreitet,  als 
wenn  Dynamomaschinen  für  hohe 
Spannungen  weniger  betriebssicher 
wären  und  einen  geringeren  Wirkungs- 
grad hätten,  als  solche  für  niedere 
Spannungen;  drüben  ist  man  anderer 
Ansicht.  Ich  habe  im  elektrischen 
Club  in  New-York  von  der  Anwen- 
dung von  Spannungen  von  lo.ooo  Volts 
reden  hören,  als  wenn  das  gar  nichts 
Besonderes  wäre;  ein  paar  tausend 
Volts  sind  aber  jedem  amerikanischen 
Elektriker  geläufig. 

Ich  bin  etwas  voreingenommen 
gegen  hohe  Spannungen  nach  Amerika 
gefahren,  habe  aber  die  Ueberzeugung 
gewonnen,  dass  solche  Dynamos  voll- 
kommen betriebssicher  herzustellen 
sind,  die  Maschinen  arbeiten  nach 
jeder   Richtung   hin  vorzüglich. 

Was  nun  den  Wirkungsgrad  der- 
artiger Dynamomaschinen  anbelangt, 
so  kann  ich  nur  sagen,  dass  ich  z.  B. 
eine  Dynamomaschine  für  50  hinter- 
einander geschaltete  Rogenlampen 
gesehen  habe,  also  für  eine  Spannung 
von  2500  Volts,  bei  welcher  der 
gesammte  innere  Widerstand  nicht 
mehr  als  7  %  des  äusseren  Wider- 
standes betrug,  eine  gewiss  sehr  zu- 
friedenstellende  Leistung. 

Für  Glühb'chtleitungen  wird  drüben 
—  wenn  wir  von  den  alten  Anlagen 
in  New-York  absehen  —  ausschliesslich 
das  sogenannte  Dreileitersystem  an- 
gewendet,    wo    im    äusseren    Drahte 


eine  Spannung  von  200 — 220  Volt 
herrscht.  Mit  diesem  System  werden 
Distanzen  von  looo  Mtr.  ganz  be- 
quem von  der  betreffenden  Station 
beherrscht.  Ueber  diese  Entfernung 
hinaus  ist  meistens  der  Lichtbe- 
darf für  Privatzwecke ,  abgesehen 
von  den  grossen  Städten,  ausser- 
ordentlich gering;  wie  die  Frage 
der  öffentlichen  Beleuchtung  gelöst 
wird,  darauf  werde  ich  später  zurück- 
kommen. 

Was  nun  die  verwendeten  Bogen- 
lampen anbelangt,  so  ist  das  System 
bei  Allen  ungefähr  dasselbe ,  wie 
wir  es  von  der  alten  Brush-Lampe 
her  kennen,  wir  haben  eine  Klemme, 
welche  den  oberen  Kohlenpolträger 
festhält ,  der  regulirende  Magnet 
lockert  diese  Klemme  und  die  Kohle 
rückt  nach. 

Wie  ich  schon  bemerkte,  ist  die 
Leistung  dieser  Lampen  nicht  so  voll- 
kommen wie  die  mancher  unserer 
Lampen ;  ein  so  ruhiges  Licht,  wie 
mit  unseren  Lampen,  kann  man  da- 
mit nicht  erreichen,  es  mag  übrigens 
sein,  dass  daran  vielleicht  auch  die 
Qualität  der  Kohle  schuld  ist,  aber 
bei  einer  einigermaassen  sorgfältigen 
Behandlung  ist  doch  das  Licht  ganz 
zufriedenstellend  und  findet  man  ins- 
besondere in  Städten ,  wo  grosse 
Concurrenz  herrscht,  d.  h.  eine  Reihe 
von  Bogenlichtgesellschaften  gleich- 
zeitig arbeiten  und  wo  man  demnach 
die  Lampen  reinhält,  ein  recht  gleich- 
massiges   ruhiges   Licht. 

Was  die  Kohlenstäbe-Fabrikation 
anbelangt,  so  hat  sich  natürlich  in 
Folge  des  colossalen  Consums  dafür 
eine  ganz  bedeutende  Industrie  heran- 
gebildet, man  war  drüben  schon  seit 
geraumer  Zeit  so  vernünftig,  darauf 
bedacht  zu  sein,  Einheitsdimensionen 
einzuführen  ;  man  findet  demnach  nur 
eine  Längendimension  und  eigentlich 
auch  nur  zwei  verschiedene  Durch- 
messer, dadurch  ist  es  möglich  ge- 
worden, den  Preis  der  Kohle  ganz  ge- 
waltig zu  reduciren;  für  grössere  Ab- 
nehmer beträgt  der  Preis  der  Kohlen- 
stäbe nur  circa  den  fünften  Theil 
dessen,  was  selbe  hier  kosten.  Bei 
der  Abgabe    von  Licht  aus   Central- 


252 


Stationen  spielt  dieser  Factor  natürlich 
eine  wesentliche  Rolle. 

Die  verwendeten  Glühlampen 
sind,  wie  schon  bemerkt,  meistens 
von  Edison  ;  auffallend  ist  für  den 
Fremden  die  grosse  Zahl  starker 
Glühlampen  von  lOO — 1.50  Kerzen 
Lichtstärke,  die  ein  sehr  schönes 
und   günstiges  Resultat  ergeben. 

Es  ist  bei  der  Art  der  Eintheilung 
drüben,  wo  sich  von  vornherein 
ganz  getrennte  Anlagen  für  Bogen- 
lichter  und  Glühlichter  herausgebildet 
haben,  naturgemäss,  dass  die  Fabri- 
kanten von  Bogenlampen  gesucht 
haben,  auch  mit  hochgespannten 
Strömen  Glühlichtanlagen  zu  betreiben 
um  auch  dem  Bedarfe  in  dieser 
Richtung  Rechnung  zu   tragen. 

Man  hat  zunächst  versucht,  die 
Glühlampen  in  eine  Gruppe  parallel 
zu  schalten,  und  eine  Reihe  von 
solchen  Gruppen  wieder  hintereinan- 
der zu  brennen,  wo  dann  die  Strom- 
stärke in  jeder  einzelnen  Gruppe  der 
Stromstärke  der  gebräuchlichen  Bogen- 
lampen  entspricht. 

Um  nun  in  diesem  Falle  den  Be- 
triebs -Bedürfnissen  nachzukommen, 
wenn  einzelne  Lampen  oder  einzelne 
Gruppen  abgelöscht  werden,  war  es 
nothwendig,  eine  Reihe  von  Hilfsappa- 
raten zu  erfinden,  die  auch  wirklich  in 
einer  ganz  ausserordentlichen  sinn- 
reichen Weise  construirt  wurden ; 
naturgemäss  complicirt  aber  die  Zu- 
gabe solcher  Apparate  den  Betrieb, 
so  dass  diese  Anwendung  des  gleich- 
zeitigen Betriebes  von  Glüh-  und 
Bogenlampen  bisher  verhältnissmässig 
nur  wenig   stattfindet. 

Einen  weiteren  Schritt  zur  Lösung 
dieser  Frage  hat  die  Edison-Gesell- 
schaft  gemacht,  indem  sie  ihr  soge- 
nanntes Stadt-Beleuchtungssystem  con- 
struirte. 

Bei  der  Edison-Gesellschaft  hat 
sich  naturgemäss  das  Bedürfniss  heraus- 
gestellt, in  Städten,  wo  sonst  für  die 
Privatbeleuchtung  von  Centralstatio- 
nen  gesorgt  ist,  auch  dafür  Sorge 
tragen  zu  können,  dass  die  entlegenen 
Strassen  ebenfalls  mit  Licht  versorgt 
werden. 


Die  Edison-Gesellschaft  hat  nun 
zu  dem  Ende  Dynamomaschinen  con- 
struirt für  1200  Volt  Spannung  und 
verwendet  dabei  heute  Lampen  von 
vier  Ampere  Stromstärke ;  solcher 
Lampen  werden  40  —  80  hintereinan- 
der geschaltet  und  sind  in  der  Station 
recht  einfache  Apparate  angebracht, 
die  den  Strom  reguliren,  wenn  ein- 
zelne Lampen  abgelöscht  werden. 
Dies  System  geht  ganz  gut,  so  gut, 
dass  einzelne  Gasgesellschaften  es 
für  vortheilhaft  gefunden  haben,  die 
entfernteren  Partien  ihres  Rayons  auf 
diese  Weise  mit  Glühlichtern  zu  be- 
leuchten, anstatt  Gasröhren  in  den 
Strassen  zu  legen,  wo  sonst  kein  Privat- 
consum  ist. 

Die  bessere  und  vollkommene 
Lösung  dieser  Frage  dürfte  von  der 
Schuyler-Compagnie  herrühren;  selbe 
hat  einfach  Glühlampen  für  die  nor- 
male Stromstärke  der  Bogenlampen 
gebaut.  Die  gebräuchlichen,  2000 
Kerzen -Bogenlampen  haben  g'6  Am- 
pere Stromstärke,  Demnach  hat  die 
Schuyler-Compagnie  auch  Glühlampen 
für  g"6  Ampere  gebaut. 

Um  Lampen  von  verschiedenen 
Lichtstärken  zu  bekommen,  wird  die 
Fadenlänge  länger  oder  kürzer  ge- 
nommen, wie  es  auch  die  Edison- 
Compagnie  gemacht  hat.  Es  sind 
dann  die  Apparate,  die  dazu  dienen, 
im  Falle  eine  Lampe  aus  dem  Strom- 
kreise herausgenommen  wird  oder 
zerbricht,  den  Strom  zu  schliessen, 
geradezu  vollkommen  und  von  einer 
derartigen  Einfachheit,  dass  ein 
sicheres  Functioniren  unbedingt  ein- 
treten muss.  Wenn  man  dann  noch 
eine  Dynamomaschine  hat,  die  einen 
Constanten  Strom  liefert,  so  kann 
man  in  der  That  auf  diese  Weise 
in  einem  Stromkreise  von  2 — 3000 
Volt-Endspannung,  Glühlampen  und 
Bogenlampen  in  beliebiger  Weise 
hintereinander  schalten  und  selbe 
ebenso  ablöschen  und  entzünden  wie 
bei  der  gewöhnlichen  Parallelschal- 
tung. 

Strommesser  für  die  Controle  der 
Abgabe  des  Lichtes  aus  den  Central- 
stationen  werden  nur  von  der  Edison- 
Gesellschaft  verwendet.  Die  Apparate, 


253 


die  ich  sonst  noch  antraf,  sind  aus 
dem  Stadium  des  Versuches  noch 
nicht  herausgetreten.  Die  Edison- 
Strommesser  functioniren  übrigens 
sehr  zuverlässig,  sind  sehr  einfach 
und  entsprechen  allen  Anforderungen, 
die  man  an  Strommesser  zu  stellen 
berechtigt  ist. 

Es  hat  in  letzterer  Zeit  die 
Lösung  der  Frage  der  besseren  Aus- 
nützung der  Centralstation  bei  Tage, 
wo  naturgemäss  der  Lichtbedarf  ein 
wesentlich  kleinerer  ist,  einen  ganz 
bedeutenden  Schritt  nach  vorwärts 
gemacht,  seit  man  angefangen  hat, 
die  Anstalten  h<ti  Tage  für  die  Kraft- 
abgabe  auszunützen. 

Den  ersten  Schritt  in  dieser  Be- 
ziehung hat  die  Edison-Centralstation 
in  Boston  gemacht,  wo  gegenwärtig 
bei  Tage  ca.  150  HP.  durch  elek- 
trische Motoren  von  1/2 — 12  HP.  ab- 
gegeben  werden. 

Der  verwendete  Motor  ist  der 
Sprague-Motor,  der  drüben  einen 
sehr  guten  Ruf  hat. 

Dieser  Motor  functionirt  vorzüg- 
lich. Es  ist  bei  diesen  Maschinen, 
die  mit  einer  constanten  Spannung 
arbeiten,  ganz  einerlei,  wie  man  sie 
belastet,  die  Tourenzahl  bleibt  immer 
constant. 

Ich  muss  dabei  bemerken,  dass 
es  möglich  ist,  auf  diese  Weise  die 
Betriebskraft  für  Anlagen  zu  klein- 
gewerblichen Zwecken  zu  Preisen  ab- 
zugeben, die  man  sonst  nicht  für 
möglich   hält. 

Der  Preis  für  elektrische  Motoren 
ist  in  Boston  unter  den  Preisen,  mit 
denen  man  bei  irgend  einem  anderen 
Motor  eine  derartige  Kraft  herstellen 
kann. 

Ich  bin  der  Ansicht,  dass  in  Zu- 
kunft in  dem  Rayon  einer  gut  ein- 
gerichteten Centralstation  für  Be- 
leuchtung, bis  zu  20  HP.  alle 
anderen  Motoren  durch  den  elek- 
trischen Motor  werden  verdrängt 
werden.  Die  Amerikaner  gehen  noch 
weiter  und  sind  der  Meinung,  dass 
dies  bis  loo  HP.  der  Fall  sein  wird. 
Vielleicht  ist  ihre  Ansicht  richtig. 
Dies  wird  die  Zukunft  lehren,  es  ist 
in     der  That    der    elektrische  Motor 


das  Ideal  eines  Motors,  da  er  ohne 
Wärme  und  Rauchentwicklung  arbeitet, 
kein  Wasser  braucht,  überall  auf- 
gestellt werden  kann  und'  jederzeit 
die  volle  Inanspruchnahme   gestattet. 

Was  die  Transformatoren  anbe- 
langt, so  haben  wir  drüben  eine 
grosse  Gesellschaft,  die  Westing- 
house  -  Gesellschaft,  nach  dem  be- 
kannten Erfinder  der  Vacuumbremse 
benannt,  die  in  grossem  Maassstabe 
die  Fabrikation  von  Gaulard-  und 
Gibbs-Transformatoren  in  die  Hand  ge- 
nommen hat.  Die  bisher  gemachten 
Anlagen  sind  aber  noch  klein.  Es 
dürften  drei,  vier  Anlagen  mit  5  bis 
700  Glühlampen  existiren,  von  denen 
ich   einige   gesehen   habe. 

Nennenswerthe  Accumulatoren- 
Anlagen  habe  ich  auf  meiner  Reise 
nicht  getroffen.  In  der  Centralstation 
ist  ihre  Anwendung  vollkommen  aus- 
geschlossen und  bei  Einzelstationen 
trifft  man  sie   so   vereinzelt  wie   hier. 

Was  die  Anwendungen  des  elek- 
trischen Lichtes  anbelangt,  so  ist 
beim  Glühlicht  diesbezüglich  nichts 
Besonderes  zu  bemerken. 

Man  benutzt  es  eben  in  allen 
Fällen,  wo  wir  es  anwenden.  Da- 
gegen wird  das  Bogenlicht  drüben 
in  sehr  ausgedehntem  Maassstabe 
für  Strassenbeleuchtung  verwendet, 
während  dies  bei  uns  ja  nur  in  ganz 
einzelnen   Fällen   geschieht. 

Es  brennen  z.  B.  auf  den  Strassen 
von  New-York  gegenwärtig  mindestens 
2500  Bogenlampen,  von  denen  aller- 
dings ein  Theil  dazu  benützt  wird, 
die  Gewölbe  von  aussen  zu  be- 
leuchten. Ein  grösserer  Theil  aber 
dient  zur  reinen  Strassenbeleuchtung 
und  sind  in  New-York  wie  in  den 
meisten  anderen  Städten  eine  Reihe 
von  Strassen,  insbesondere  die  Haupt- 
strassen mit  Bogenlicht  beleuchtet. 
Bei  dem  Umstände  als  man  drüben 
nicht  versucht  hat,  bei  dieser  Art 
von  Beleuchtung  Ersparnisse  gegen- 
über dem  Gaslichte  aufzuweisen, 
sondern  die  Lampen  in  massiger  Ent- 
fernung anbrachte,  ist  der  Effect 
wesentlich  günstiger,  als  bei  Gas- 
beleuchtung. Es  wird  aber  auch  von 
den      Gemeinden       ein       beträchtlich 


254 


höherer  Preis  für  elektrische  Be- 
leuchtung bezahlt. 

Wenn  nun  die  gewöhnliche  Art 
der  Strassenbeleuchtung  mit  Bogen- 
lampen auch  nichts  Besonderes  und 
Originelles  bietet,  so  ist  jedenfalls 
ganz  originell  und  den  Amerikanern 
eigenthümlich  die  Thurmbeleuchtung 
welche  es  gestattet,  ganze  Städte 
durch  wenige  auf  sehr  hohen  Punkten 
angebrachte  Lichter    zu    beleuchten. 

Ich  kenne  über  30  Städte  die  in 
der  Weise  beleuchtet  sind  Ein  her- 
vorragendes Beispiel  hiefür  ist  die 
Stadt  Detroit,  die  eine  Einwohner- 
zahl  von   ca.    180.000   hat. 

Ich  habe  in  Detroit  eine  im  Verhält- 
nisse zur  Einwohnerzahl  ganz  ausser- 
ordentlich weitläufig  gebaute  Stadt 
gefunden.  Die  beleuchtete  Fläche  be- 
trägt 52  Qu. -Km.  und  die  Länge 
der    beleuchteten  Strassen    568   Km. 

Es  ist  diese  Fläche  ungefähr 
doppelt  so  gross  wie  Wien  inner- 
halb der  Linien  ohne  Prater  und 
Donau-Regulirungsgründe, 

Wenn  wir  annehmen,  dass  wir 
auf  je  50  Mtr.  Entfernung  eine  Gas- 
flamme anbringen  würden,  so  wären 
bei  der  angegebenen  Strassenlänge 
die  Zahl  von  rund  ii.ooo  Gaslampen 
erforderlich.  Es  wird  nun  ganz 
Detroit  von  122  Thürmeu  beleuchtet, 
von  denen  zwei  die  Höhe  von  175'' 
(53  Mtr.)  haben,  der  Rest  ist  150' 
(45-5)   Mtr,   hoch. 

Auf  diesen  Thürmen  sind  je  vier 
Bogenlampen  angebracht,  mit  Aus- 
nahme der  zwei  grossen,  welche  je 
6  Bogenlampen  tragen,  u.  zw.  zu 
9'6  Ampere.  Dies  gibt  im  Ganzen 
490  Lampen.  Ausserdem  werden  für 
einige  Partien  der  Stadt  noch  120 
einzelne   Bogenlampen  benützt. 

Die  Thurmconstruction  ist  ganz 
ausserordentlich  elegant.  Es  ist  ge- 
radezu ein  hübscher  Anblick  wenn 
man  von  Weitem  eine  Stadt  mit 
derartigen  Thürmen  sieht.  DieThürme 
sind  leicht,  wie  Spinngewebe  und 
bilden  keinHinderniss  für  die  Passage, 
weil  der  von  der  unteren  Partie  ein- 
genommene Raum  in  der  Höhe,  wo 
das  Publicum  verkehrt  nur  20  Cm. 
Durchmesser  hat. 


Die  Thürme  sind  in  Abständen 
von  240 — 850  Mtr.  angebracht.  Was 
nun  den  erzielten  Effect  anbelangt, 
so  muss  ich  bemerken,  dass  ich  die 
Anlage  an  einem  trüben  Tage  bei 
leichtem  Schneegestöber  besichtigte, 
also  unter  Bedingungen,  die  nicht, 
besonders  günstig  sind.  Der  Effect 
war  im  Grossen  und  Ganzen  ein  be- 
friedigender. Es  ist  naturgemäss, 
dass  die  inneren  Partien  der  Stadt, 
wo  enge  Gassen  und  Häuser  sind,  an 
Beleuchtung  zu  wünschen  übrig  lassen. 
Man  findet  dort  dunkle  Partien  und 
daneben  lichte. 

Die  Aushilfe  durch  einzelne  Bogen- 
lampen ist  wenig  günstig  und  dürfte 
es  zweckmässiger  gewesen  sein,  wenn 
man  als  Aushilfe  schwächere  Glüh- 
lampen verwendet  hätte. 

Kommt  man  aber  in  die  modern 
angelegten  Partien  der  Stadt,  wo 
breite  Strassen  sind,  so  ist  der  Effect 
vorzüglich  und  ebenso  ist  in  den 
entlegenen  Partien  der  Stadt  der 
Effect  noch  als  vollkommen  aus- 
reichend zu  bezeichnen. 

Der  Eindruck  einer  derart  be- 
leuchteten Stadt  ist  derselbe  wie  bei 
einer  guten  Mondbeleuchtung.  Das 
Licht  ist  vollkommen  angenehm  für's 
Auge,  da  die  Lampen  in  einer  Höhe 
angebracht  sind,  wo  selbe  nicht 
geniren,  ich  bin  der  Meinung,  dass 
wir  für  breite  Strassen  und  Plätze 
nichts  Besseres  machen  können ;  so 
würde  z.  B.  für  die  Beleuchtung  der 
Ringstrasse  eine  Reihe  von  Thürmen 
vorzügliche  Dienste  leisten.  Ebenso 
wird  für  die  Beleuchtung  von  Häfen, 
von  Rangirbahnhöfen  etc.  die  Thurm- 
beleuchtung gewiss  auch  bei  uns 
Eingang  finden.  Ich  bin  auch  der 
Meinung,  dass  für  Landstädte,  die 
weitläufig  gebaut  sind,  mit  kleineren 
Häusern,  die  Beleuchtung  mit  Thürmen 
die  vollkommenste  Lösung  dieser 
Frage  bildet.  Ich  will  nicht  be- 
haupten, die  vollkommenste  Lösung 
auch  vom  Kostenpunkte  aus,  aber 
es  ist  ganz  ausserordentlich  ange- 
nehm, wenn  in  den  entfernten  Partien 
der  Stadt  nicht  nur  die  Strassen, 
sondern  auch  die  Höfe,  Gärten  und 
Dächer  hell   beleuchtet  sind. 


255 


Man  ist  in  anderen  Städten  mit 
derThurmhöhe  noch  weiter  gegangen. 
In  Cleveland  finden  sich  z.  B  schmied- 
eiserne Mäste  von  250'  oderyöMtr. 
Höhe.  Das  scheint  mir  aber  ent- 
schieden zu  hoch  zu  sein,  und  ist 
man  bei  den  neueren  Anlagen  auch 
von  der  grossen  Höhe  abgekommen. 
Es  ist  auch  die  Höhe  von  150'  schon 
recht  bedeutend  genug,  es  ist  dies 
beiläufig  die  doppelte  Höhe  unserer 
R  ingstrassenhäuser. 

Was  die  elektrischen  Eisenbahnen 
betrifft,  so  ist  deren  Verbreitung  keine 
besonders  grosse.  In  den  Vereinigten 
Staaten  dürften  immerhin  ca.  100  Km. 
elektrischer  Bahnen  im  Betriebe  sein. 
Die  elektrischen  Eisenbahnen  zeichnen 
sich  vor  allem  Anderen  durch  ihre 
grosse  Einfachheit  aus,  besonders  ist 
die  Leitung,  die  als  Luftleitung  ge- 
führt wird,   sehr   einfach. 

Der  dazu  dienende  Kupferdraht  ist 
meistens  in  der  Mitte  aufgehängt  und 
functioniren  die  Bahnen,  welche  ich 
in   Betrieb   sah,   vorzüglich. 

Man  sieht  keine  Funken,  weder 
an  der  Maschine,  noch  an  der  Leitung, 
Man  spürt  keinerlei  schädliche  Er- 
wärmung  und   kein  lästiges  Geräusch. 

Die  Dimensionen  der  hier  ver- 
wendeten primären  Maschinen  sind 
auch  ziemlich  beträchtlich ;  ich  habe 
Maschinen  gesehen,  die  bei  500  Volts 
350  Amp.  Strom  geben,  somit  eine 
äussere  Leistung    von    ca.     250  HP. 

In  Amerika  ist  nun  eine  hitzige 
Fehde  entbrannt,  ob  die  elektrische 
Bahn  oder  die  Kabelbahn  die  voll- 
kommenere Lösung  für  den  Strassen- 
betrieb   gibt. 

Die  Elektriker  behaupten  natür- 
lich, die  elektrische  Bahn  sei  vorzu- 
ziehen, andererseits  muss  ich  sagen, 
dass  auch  das,  was  ich  von  Kabel- 
bahnen gesehen  habe,  auf  mich  einen 
sehr  guten  Eindruck  gemacht  hat. 
Beispielsweise  sind  in  Chicago,  wo 
die  Pferdebahngesellschaft  den  Be- 
trieb hat,  30  Km.  Kabelbahn  und 
120  Km.  Pferdebahn  in  Benützung 
und  die  Kabelbahn  wurde  gerade 
vergrössert,  als  ich  hinkam,  was 
gewiss  dafür  spricht,  dass  die  Unter- 
nehmung   diesen    Betrieb    gegenüber 


dem  Pferdebetrieb  für  vortheilhafter 
hält. 

Da  mir  zu  meiner  Reise  nur  wenig 
Zeit  zur  Verfügung  stand,*  so  habe 
ich  mich  darauf  beschränkt,  aus- 
schliesslich nur  die  Beleuchtungs-  und 
Kraftübertragungs-Anlagen  näher  zu 
betrachten  und  kann  Ihnen  demnach 
über  die  Fortschritte  in  dem  Tele- 
graphen- und  Telephonwesen  nichts 
berichten. 

Ich  hatte  aber  in  Chicago  Ge- 
legenheit, den  dortigen  Feuertele- 
graphen etwas  näher  kennen  zu 
lernen,  und  dürfte  es  Sie  interessiren, 
etwas   Näheres   darüber  zu   hören. 

Chicago  ist  die  Stadt,  welche  in 
diesem  Jahrhundert  von  Feuersgefahr 
am  schwersten  heimgesucht  wurde  ; 
bei  den  zwei  grossen  Bränden  vom 
Jahre  187 1  und  1874  brannten  über 
20.000  Häuser  in  einem  Werthe  von 
über  500  Mill.  Gulden  nieder.  Diese 
grossen  Brände  haben  aber  die  Ent- 
wicklung der  Stadt  in  keiner  Weise 
gestört. 

Chicago  ist  ein  wunderbares  Bei- 
spiel, wie  rasch  sich  amerikanische 
Städte  entwickeln.  Im  Jahre  1837 
hatte  Chicago  47.000  Einwohner, 
1857  etwa  60,000,  heute  beträgt  die 
Einwohnerzahl   800.OOO. 

Naturgemäss  hat  man  in  Chicago 
dem  Feuertelegraphen  eine  grosse 
Aufmerksamkeit  zugewendet.  Es  be- 
finden sich  gegenwärtig  in  den  Strassen 
der  Stadt  550  Signalkästchen  für  den 
Feuertelegraphen  und  es  ist  be- 
zeichnend für  amerikanische  Verhält- 
nisse, dass  der  grösste  Theil  der- 
selben oder  wenigstens  die  neueren 
nur  durch  einen  Griff  verschlossen 
sind,  so  dass  Jedermann  Signale  geben 
kann. 

Ausserdem  hat  man  eine  grosse 
Anzahl  von  Signalstationen  für  Private. 
Bei  den  grösseren  Privathäusern,  in 
Gewölben,  in  Magazinen,  findet  man 
an  den  Decken  der  Räume  einen  sehr 
einfachen  Apparat,  bestehend  aus 
einem  Quecksilberthermometer,  ange- 
bracht, der,  sobald  im  Locale  eine 
gewisse  Temperatur-Erhöhung  ein- 
tritt, sofort  das  Alarmsignal  für  die 
Feuerwehr  activirt. 


256 


Ich  bitte,  sich  in  Gedanken  in 
eine  Spritzenstation  Chicagos  hinein- 
zuversetzen. In  den  Stationen  stehen 
zunächst  unten  die  Dampfspritzen  — 
man  hat  deren  42  —  welche  immer 
geheizt  sind,  und  unter  Druck  stehen, 
neben  den  Spritzen  rechts  und  links 
sind  die  Stallungen  für  die  Pferde, 
die  so  eingerichtet  sind,  dass  die 
Pferde  mit  3  — 4  Schritten  zur  Wagen- 
deichsel gelangen. 

Oberhalb  der  Spritzen,  im  ersten 
Stock  ist  der  Schlafraum  für  die 
B  edienungsmannschaft. 

Kommt  jetzt  ein  Alarmsignal  von 
irgend  einem  Signalkasten,  so  werden 
durch  die  Centrale  automatisch  die 
Spritzenhäuser  avisirt.  Das  erste,  was 
nun  geschieht  ist,  dass  durch  den  Strom 
die  Befestigung  der  Pferde  ausgelöst 
wird ;  selbe  sind  so  dressirt,  dass  sie, 
sobald  das  Signal  kommt,  zu  den 
Spritzen  hinausstürzen  und  ihren  Platz 
an  der  Deichsel  einnehmen,  und  man 
hat  dann  nichts  weiter  zu  thun,  als 
den  Zughaken  einzuhängen. 

Um  die  Pferde  hieran  zu  gewöh- 
nen, macht  man  jeden  Tag  Mittags 
einen  Alarm  und  füttert  dann  darauf 
die  Pferde,   ebenso  nach  jedem  Feuer. 

Mittlerweile  ertönt  oben,  wo  die 
Leute  schlafen,  die  Glocke ;  die  Bett- 
decken, mit  denen  die  Mannschaft 
zugedeckt  ist,  werden  durch  den 
Strom  weggerissen,  es  öffnet  sich 
dann  zwischen  je  zwei  Betten  der 
Fussboden  und  eine  Stiege  führt  hinab 
auf  den  Bock  der  Spritzen  und  auf 
die  Sitze  des  Requisitenwagens.  Die 
Leute  eilen  im  Hemde  auf  ihre  Plätze, 
auf  diesen  finden  sie  ihre  Feuer- 
bekleidung, die  sie  dann  während  der 
Fahrt  anziehen ;  mittlerweile  sind  die 
Pferde  angespannt,  der  Strom  hat 
auch  die  Pforte  geöffnet  und  nun 
geht  es  im  Galopp  davon.  {Heiterkeit?) 

Ich  habe  das  Glück  gehabt, 
während  der  Besichtigung  einer  solchen 
Station  einen  Alarm  mitzumachen.  Ich 
war  dabei  im  ersten  Stock,  lief  gleich 
möglichst  rasch  die  Haupttreppe  hin- 
unter und  war  doch  noch  nicht  auf 
der  Hälfte  der  Treppe,  als  der  Zug 
schon  aus  der  Thüre  hinausfuhr. 
Kommen   die  Leute  zu  dem   betreffen- 


den Orte,  wo  das  Feuer  ist  und  ist 
das  betreffende  Haus  mit  dem  städti- 
schen Netze  verbunden,  so  findet  man 
unten  an  der  Hausthüre  in  einem 
Kasten  noch  ein  Signal,  welches  an- 
gibt, in  welchem  Stock  das  Feuer 
ist.  Es  kommt  unter  diesen  Um- 
ständen häufig  vor,  dass  die  Feuer- 
wehr früher  in  der  Wohnung  erscheint, 
ehe  die  betreffende  Partei  selbst  weiss, 
dass   Feuer  ausgebrochen   ist. 

Meine  Herren!  Ich  habe  Ihnen 
über  den  gegenwärtigen  Stand  der 
elektrischen  Industrie  in  den  Ver- 
einigten Staaten  nur  das  Wesent- 
lichste mitgetheilt.  Es  wird  mir  an- 
genehm sein,  wenn  Sie  mir  Gelegen- 
heit geben  wollen,  Ihnen  ein  anderes 
Mal  über  weitere  Details  zu  be- 
richten," 

Der  Vorsitzende  erwähnt  an- 
knüpfend an  den  mit  vielem  Bei- 
fall aufgenommenen  Vortrag  einer 
interessanten  Reminiscenz  an  seinen 
eigenen  Aufenthalt  in  Nordamerika, 
Auch  er  habe  in  Chicago  eines  Tages 
mehrere  Feuerwehrstationen  besichtigt 
und  habe  von  den  bewunderungs- 
würdigen Einrichtungen  den  Ein- 
druck der  vollkommensten  Sicher- 
heit davongetragen  ;  wenige  Stunden 
darauf  —  es  war  am  8.  October  187 1 
—  brach  aber  der  grosse  Brand 
aus,  welcher  ein  Drittel  der  Stadt  in 
Asche  legte.  Damals  waren  aber  das 
dort  allgemein  übliche  Holzpflaster  in 
den  Strassen,  sowie  der  unglückliche 
Umstand,  dass  gleich  zu  Beginn  die 
Hauptleitungen  aus  dem  grossen 
Wasserwerke  im  Michigan-See  durch 
den  Brand  zerstört  wurden,  daran 
Schuld,  dass  das  Unglück  solche 
Dimensionen  annehmen   konnte. 

Der  Vorsitzende  dankt  sonach 
dem  Vortragenden  für  den  inter- 
essanten Ausblick  in  die  neue  Welt, 
erbittet  sich  seine  Zusage,  um 
die  Fortsetzung  des  heutigen  Vor- 
trages auf  die  Tagesordnung  der 
ersten  Wochenversammlung  in  der 
nächsten  Wintersession  setzen  zu 
können  und  schliesst  mit  einem  kurzen 
Rückblicke   die     abgelaufene   Session. 

4.  Mai.  —  Constituirende 
Ausschusssitzung. 


257 


Als  Functionäre  für  das  laufende 
Jahr  werden   gewählt : 

Zu  Vice-Präsidenten,  die  Herren  : 
k.  k.  Regierungsrath  O.  V  o  1  k  m  e  r 
und  k.  k.  Ober-Ingenieur  J.  Kareis, 
zu  Schriftführern,  die  Herren :  Tele- 
graphen-Vorstand F.  Bechtold  und 
k.  k.  Ingenieur  A.  E.  Granfeld 
und  zum  Cassa-Stellvertreter,  Herr 
Fabriksbesitzer  F.   Wüste. 

Neue  Mitglieder: 

Müller  Emil,  Ingenieur  der  Firma 
G  a  n  z  &  Comp,  (elektrotechnische 
Abtheilung)  Budapest. 

M  änf  a  i  Eduard,  Ingenieur  der  k.  ung. 
Staatsbahnen,   Aszöd. 

Getz  IVIoritz,  Fabriksbesitzer,  Wien, 
I.,   Kolowratring   7. 

Od  endall  Anton,  Fabriksbesitzer, 
Wien,   I.,   Kolowratring    7. 

Hensel  Rudolph,  Ingenieur,  Kulm- 
bach  (Bayern). 

Kohlrausch,  Professor,  Dr.  Wil- 
helm,  Hannover,   Grasweg   6. 

Zur  Dampfkesselfrage. 

In  der  Vereinsversammlung  vom 
i6.  Februar  1.  J,  wurde  gelegentlich 
der  Debatte  über  die  Sicherheit 
verschiedener  Dampfkessel  -  Systeme 
hervorgehoben,  dass  es  dringend 
angezeigt  wäre,  im  Interesse  der 
Anlagen  für  elektrische  Beleuchtung 
für  die  Aufstellung  der  sogenannten 
Sicherheits  -  Dampfkessel  zeitgemässe 
Erleichterungen  zu  erwirken  (März- 
heft S.  gg).  In  Folge  dieser  Anregung 
hat  der  Ausschuss  beschlossen,  eine 
entsprechende  Aenderung  der  Wiener 
Bauordnung  im  legislativen  Wege  an- 
zustreben und  auch  den  österr.  Inge- 
nieur- und  Architektenverein  zur  Mit- 
wirkung in  dieser  Frage  einzuladen. 
In  Ausführung  dieses  Beschlusses  hat 
der  Präsident  Hofrath  v.  Grimburg 
in  der  Geschäftsversammlung  jenes 
Vereines  vom  16.  April  1.  J.  eiüen 
dahin  zielenden  Antrag  eingebracht, 
welchen  wir  des  Zusammenhanges 
halber,  dem  Wortlaute  nach  folgen 
lassen  : 

„Hochverehrte  Herren!  Ich  habe 
mir  das  Wort   erbeten  zu   einem   An- 


trage, dersich  auf  einen  rein  technischen 
Gegenstand  bezieht,  und  für  welchen 
ich  mir  die  Unterstützung  der  verehrten 
Versammlung   dann   erbitten   will. 

Gestatten  Sie  mir,  dass  ich  vor- 
erst den  Gegenstand  exponire  und 
den   Antrag  begründe. 

Es  ist  den  verehrten  Herren  ge- 
wiss noch  erinnerlich,  dass  an  dieser 
Stelle  im  vorigen  Jahre  ein  sehr  an- 
regender Vortrag  über  Experimente 
gehalten  v/urde,  die  an  Wasserröhren- 
Dampfkesseln  oder  sogenannten  inex- 
plosiblen Dampfkesseln  zu  dem  Zwecke 
gemacht  wurden,  um  die  Gefahr- 
losigkeit solcher  Dampfkessel  in  Be- 
zug   auf    Explosionen     nachzuweisen. 

Ich  habe  mir  damals  schon  er- 
laubt hervorzuheben,  dass  es  eigent- 
lich überflüssig  sei,  die  Gefahrlosig- 
keit gegen  Explosionen  bei  solchen 
Dampfkesseln  besonders  nachweisen 
zu  wollen,  weil  diese  Eigenschaft, 
welche  aus  der  Natur  der  Sache  her- 
vorgeht, von  Niemandem  bezweifelt 
wird,  und  ich  erinnere  mich  genau, 
dass  mir  in  der  Debatte  zu  meinem 
und  des  Herrn  Vortragenden  berech- 
tigten Aerger  sogar  die  Bemerkung 
entschlüpft  ist,  es  komme  mir  so  vor, 
als  ob  man  offene  Thüren  einrennen 
wollte. 

Bedauerlicherweise  kann  man 
aber  unter  den  gegenwärtigen  Ver- 
hältnissen die  Inexplosibilität  solcher 
Dampfkessel  nicht  verwerthen ;  denn 
dort,  wo  man  nach  den  gesetzlichen 
Vorschriften  überhaupt  Dampfkessel 
aufstellen  darf,  braucht  man  diese 
besonderen  Systeme  eigentlich  nicht, 
und  dort,  wo  man  andere  Dampf- 
kessel nicht  aufstellen  darf,  darf  man 
diese  auch  nicht  aufstellen.  Man  hat 
es  also  mit  einem  Schatze  zu  thun, 
den  man  nicht  heben  kann,  weil  es 
nicht   erlaubt  ist. 

Die  Schranken  sind  in  den  ein- 
zelnen Kronländern,  sowie  für  Nieder- 
österreich und  für  Wien  durch  die 
Bauordnungen   gesetzt. 

Gestatten  Sie  mir,  um  mich  nicht 
in  Allgemeines  zu  verlieren,  bei 
einem  speciellen  Falle,  bei  der  Wiener 
Bauordnung  zu  bleiben.  Es  ist  den 
Herren      bekannt,    dass     die    Wiener 

17 


258 


Bauordnung  in  Bezug  auf  die  Auf- 
stellung von  Dampfkesseln  drei  Fälle 
unterscheidet. 

Zuerst  grosse  Kessel,  das  sind 
Dampfkessel  im  Allgemeinen  ohne 
Beschränkung  der  Dimensionen  oder 
des   Dampfdruckes. 

Ueber  diese  Dampfkessel,  die  so- 
genannten Grosskessel,  heisst  es 
dort:  Diese  sollen  in  versenkten 
Localitäten  und  womöglich  entfernt 
von  Wohnräumen  aufgestellt   werden. 

Die  „versenkten  Localitäten" 
machen  natürlich  keine  Schwierig- 
keiten, und  was  die  „entfernten 
Wohnräume"  anbelangt,  so  kommt 
man  mit  einiger  Benevolenz  der  Be- 
hörden im  wohlverstandenen  öffent- 
lichen Interesse  über  das  sollen  hin- 
weg —  es  ist  dies  eine  Interpreta- 
tionsfrage. 

Aber  es  heisst  weiter:  Die  Locali- 
täten, in  welchen  diese  Dampfkessel 
aufgestellt  werden,  dürfen  nur  leicht 
überdeckt,  dürfen  nicht  überbaut  und 
dürfen  in  keinem  Falle  gewölbt  werden. 

Da  gibt  es  keine  Interpretations- 
frage, über  dieses  „dürfen"  kommt 
man  nicht  hinweg,  und  es  ist  viel- 
leicht die  schönste  Seite  dieser  ge- 
setzlichen Bestimmung,  dass  sie  klar 
und  präcis  ist.  Aber  natürlich  sind 
dadurch  nicht  nur  die  Grosskessel 
gewöhnlicher  Systeme,  sondern  auch 
die  Wasserröhrenkessel,  von  der  Auf- 
stellung unter  bewohnten  und  ge- 
wölbten Räumen   ausgeschlossen. 

Man  ist  also  in  Gebäuden  mit 
der  Unterbringung  von  grösseren 
Dampfkesseln,  sie  mögen  inexplosibel 
sein  odei:  nicht,  auf  das  Souterrain 
von  Höfen  angewiesen,  und  diese 
selbst  sind  jeder  anderweitigen  Be- 
nützung  entzogen. 

Die  Bauordnung  unterscheidet  so- 
dann zwei  Kategorien  von  kleinen 
Kesseln,  sogenannte  Kleinkessel 
und  Zwergkessel,  und  es  werden 
für  dieselben,  einzeln  verwendet, 
besondere   Erleichterungen  statuirt. 

Nun,  auch  was  das  „einzeln" 
anbelangt,  so  kommt  man  darüber 
hinweg,  indem  man  die  einzelnen 
Kessel  paarweise    oder  batterie- 


weise zusammenstellt;     es    ist    dies 
auch  nur  eine  Interpretationsfrage. 

Es  wird  dann  mit  Bezug  auf  die 
Kategorie  der  Kleinkessel,  welche 
dadurch  cbarakterisirt  sind,  dass  sie 
nicht  mehr  als  l  Kub.-Mtr.  Wasser 
und  nicht  mehr  als  6  Atm.  Dampf- 
druck haben  sollen,  zwar  nicht  ge- 
stattet, dass  sie  unter  bewohnten 
Räumen  aufgestellt  werden,  aber  wenn 
sie  3  Mtr.  weit  von  der  Nachbar- 
grenze entfernt  sind,  dürfen  die  Lo- 
calitäten mit  einer  festen  Decke  ver- 
sehen  werden. 

Das,  meine  Herren,  ist  schon  eine 
bedeutende  Erleichterung ,  die  ia 
manchen  Fällen  von  Werth  sein  kann ; 
zwar  müssen  auch  die  Kleinkessel 
unter  die  Höfe  gelegt  werden,  aber 
man  kann  eine  feste  Decke  machen 
und  kann  somit  in  den  Höfen  gehen 
und  fahren  und  die  Hofräume  sonst 
noch   benützen. 

Bei  beschränkten  Anforderungen 
weiss  sich  die  Praxis  in  der  That 
mit  Kleinkesseln  zu  behelfen, 
und  um  ein  Beispiel  anzuführen,  er- 
laube ich  mir  auf  die  an  sich  muster- 
hafte un4  graziöse  Anlage  für  elek- 
trische Beleuchtung  in  dem  neuen 
Palais  der  Bodencredit-Anstalt  hinzu- 
weisen, wo  es  gelungen  ist,  mit  zwei 
Locomotiv-Kleinkesseln  von  je  einem 
Kubikmeter  Wasserinhalt  eine  Betriebs- 
kraft  von   6o  HP.   herzustellen. 

Endlich  handelt  es  sich  noch  um 
die  sogenannten  Zwergkessel,  das 
sind  solche  Dampfkessel,  welche  nicht 
mehr  als  einen  halben  Kubik-Meter 
Wasserinhalt  und  4  Atm.  Druck 
haben.  Für  diese  ist  in  der  Bau- 
ordnung in  der  liberalsten  Weise 
vorgesorgt;  man  kann  sie  hinstellen 
wo  man  will,  auch  unter  bewohnte 
und   in   gewölbte  Räume. 

Die  Praxis  hat  in  der  Noth  auch 
von  diesem  Auswege  Gebrauch  ge- 
macht, um  eine  grössere  Dampf- 
kesselanlage zu  Stande  zu  bringen, 
wo  kein  Hof  vorhanden  ist,  und  zwar 
in  einem  grossen  Waarenhause,  gleich- 
falls für  elektrische  Beleuchtung.  Ich 
will  darauf  nicht  weiter  eingehen, 
weil     leider    diese    Anlage    zu    einem^ 


259 


bedauerlichen  und  schmerzlichen  tra- 
gischen  Abschlüsse   geführt   hat. 

Das  Anhäufen  von  Klein-  oder 
Zwergkesseln  führt  naturgemäss  zu 
Anlagen,  die  nicht  ökonomisch  sein 
können  ;  es  ist  eine  Umgehung  des 
Gesetzes,  auf  die  man  in  der  Noth 
verfällt,  und  die  Wohlthat  wird  zur 
Plage.  Als  die  Bauordnung  entstan- 
den ist,  war  auch  keineswegs  die 
Intention  vorhanden,  auf  diesem  Um- 
wege grosse  Dampfkesselanlagen  zu 
ermöglichen,  sondern  es  war  vielmehr 
die  Absicht,  dem  Kleingewerbe  und 
der  Kleinindustrie  unter  die  Arme  zu 
greifen. 

Ich  möchte  mich  jedoch  ver- 
wahren, als  wollte  ich  oder  jemand 
Anderer  unserer  Bauordnung  daraus, 
dass  in  derselben  auf  die  inexplosiblen 
Dampfkessel  nicht  gebührend  Rück- 
sicht genommen  wurde,  einen  Vor- 
wurf machen.  Es  wäre  dies  voll- 
ständig unbegründet.  In  früherer  Zeit 
war  nämlich  in  Oesterreich  die  An- 
wendung dieser  Wasserröhrenkessel 
auf  sehr  wenige  Fälle  beschränkt, 
die  Kessel  wurden  nur  im  Auslande 
erzeugt,  und  es  gab  damals  im  In- 
lande  noch  kein  Röhrenwalzwerk, 
welches  das  nöthige  Röhrenmateriale 
hätte  liefern   können. 

Auch  waren  gewisse  Mängel, 
welche  diesem  Kesselsysteme  vor- 
geworfen wurden ,  nicht  genügend 
aufgeklärt. 

Als  solche  Mängel  wurden  be- 
zeichnet, dass  die  Kessel  nassen 
Dampf  machen,  dass  es  schwierig 
sei,  Constanten  Druck  zu  halten  und 
dass   die   Kessel   rauchen. 

Es  ist  aber  nach  und  nach  durch 
den  stetigen  Fortschritt  auch  auf 
diesem  Gebiete  gelungen,  diese  Uebel- 
stände  zu  beseitigen.  Was  den  nassen 
Dampf  und  die  Druckschwankungen 
anbelangt,  so  gebraucht  man  die 
Vorsicht,  obwohl  man  weiss,  dass 
diese  Dampfkessel  auch  forcirt  wer- 
den können,  dennoch  im  Verhältniss 
zur  Heizfläche  eine  nur  massige  Ver- 
dampfung zu  fordern  und  wendet 
überdies  Dampfsammler  und  beson- 
dere Palliativ- Vorrichtungen  an;  und 
was   das   Rauchen   anbelangt,     so   ge- 


nügt es  füglich  darauf  hinzuweisen, 
dass  das  Rauchen  eigentlich  nicht 
von  dem  Dampfkesselsysteme,  sondern 
von  der  Einrichtung  der  Feuerung 
abhängt.  Man  kann  bei  einem  Dampf- 
kesselsysteme gerade  so  gut  wie  bei 
anderen  rauchverzehrende  Feuerungen 
anwenden.  Und  für  diejenigen,  welche 
mit  Recht  eine  besondere  Sympathie 
für  die  Tenbrink-Feuerung  haben, 
Hesse  sich  anführen,  dass  die  Ten- 
brink-Feuerung ja  nicht  an  das  Flamm- 
rohr gebunden  ist,  sondern  dass 
diese  Feuerung  von  ihrem  Erfinder 
zuerst  für  Locomotivkessel  ausgedacht 
und   angewendet  wurde. 

Ein  Beispiel  eines  Wasserröhren- 
kessels mit  Tenbrink-Feuerung  findet 
sich  übrigens,  wenn  ich  nicht  irre, 
in  dem  böhmischen  Nationaltheater 
in   Prag. 

Wenn  noch  vor  einigen  Jahren 
diesem  Dampfkesselsysteme  gegen- 
über eine  gewisse  Reserve  berech- 
tigt war,  und  es  auch  berechtigt 
war  wegen  seltener  Ausnahmsfälle 
von  den  normalen  gesetzlichen  Be- 
stimmungen nicht  abzugehen,  so  trifft 
dies  heute  nicht  mehr  zu.  Die  An- 
wendung der  Wasserröhren-Dampf- 
kessel ist  seither  dringender  gewor- 
den, und  zwar  deshalb,  weil  durch 
das  Umsichgreifen  der  elektrischen 
Beleuchtung  das  Problem,  in  Städten, 
inmitten  von  bewohnten  Räumen 
motorische  Kräfte  zu  schaffen,  also 
Dampfkesselanlagen  herzustellen,  im- 
mer  dringender  gestellt  wird.  Ich 
glaube  daher,  dass  es  heute  in  der 
That  bereits  zeitgemäss  geworden 
ist,  sich  mit  dieser  Frage  zu  be- 
schäftigen und  dafür  zu  sorgen,  dass 
diesem  Systeme  von  Dampfkesseln 
der  Weg  zur  allgemein  praktischen 
Anwendung  eröffnet  werde. 

Das  wären,  meine  Herren,  allge- 
meine  theoretische   Gründe. 

Wenn  wir  uns  nun  umsehen,  wie 
sich  das  Ausland  dazu  verhält,  so 
finden  wir  diese  Voraussetzungen  durch 
praktische  Erfahrungen  bestätigt.  Ich 
will  nicht  nach  Amerika  ausblicken 
und  von  dort  Beispiele  herbeiziehen. 
Jeder,  der  in  Amerika  war  und  sich 
dort    im    Ingenieurwesen     umgesehen 

17* 


260 


hat,  weiss,  dass  die  amerikanischen 
Einrichtungen  nicht  ohne  Weiteres 
auf  unsere  Verhältnisse  übertragen 
werden  könen.  Ich  will  auch  nicht  aus 
Belgien  die  Beispiele  holen,  obwohl 
sich  dort  ausgezeichnete  vorfinden ; 
ich  will  in  der  Nähe  bleiben  und  Ihre 
Aufmerksamkeit  auf  die  Sachlage  in 
Deutschland  lenken,  u.  zw.  aus  dem 
besonderen  Grunde,  weil  es  bekannt 
ist,  dass  dort,  was  Administration 
und  polizeiliche  Maassregeln  anbelangt, 
ein  strammes  und  strenges  Regiment 
gehandhabt  wird. 

In  Deutschland  wird  die  Autstel- 
lung von  Dampfkesseln  durch  polizei- 
liche Bestimmungen  geregelt,  welche 
auf  Grund  der  alten  Gewerbe-Ordnung 
für  den  Norddeutschen  Bund  im  Jahre 
187  I  und  1883  erlassen  wurden  und  die 
Stelle  unserer  Bauordnung  einnehmen. 

Durch  diese  Bestimmungen  ist  die 
Aufstellung  von  Wasserröhrenkesseln, 
wenn  die  Röhren  nicht  mehr  als  10  Cm. 
Weite  haben,  unter-  und  innerhalb 
bewohnter  Räume  in  festbedeckten 
und  gewölbten  Localitäten  anstands- 
los und  ohne  Beschränkung  gestattet. 

Die  Folge  davon  ist,  dass  in  Berlin 
zum  Beispiel  eine  ganze  Reihe  von 
Anlagen  von  Dampfkesseln  nicht  blos 
für  elektrische  Beleuchtung,  sondern 
auch  für  andere  industrielle  Zwecke 
entstanden  sind  und   täglich  entstehen. 

Damit  dies  auch  bei  uns  möglich 
werde,  habe  ich  mir  erlaubt  den 
folgenden  Antrag  einzubringen: 

„Der  österreichische  Ingenieur- 
und  Architekten-Verein  beschliesst, 
sich  dafür  zu  verwenden,  dass  die 
bestehenden  gesetzlichen  Bestimmun- 
gen, nach  welchen  im  Allgemeinen 
Dampfkessel  unter  bewohnten  und 
gewölbten  Räumen  nicht  aufgestellt 
werden  dürfen,  wenigstens  für  Nieder- 
österreich und  die  Stadt  Wien  zu 
Gunsten  der  inexplosiblen  Wasser- 
röhrendampfkessel entsprechend  ab- 
geändert werden." 

Der  Antrag  ist  ganz  allgemein 
formulirt.  Es  wird  vor  Allem,  wenn 
die    geehrte    Versammlung    zustimmt. 


dem  Verwaltungsratheunddem  diesfalls 
eingesetzten  Comite  obliegen,  die  Frage 
in  Besonderem  zu  erwägen  und  die 
Details   festzusetzen. 

Ganz  einfach  ist  die  Sache  nicht. 
Die  Bauordnung  basirt  auf  einem 
Landesgesetze,  es  ist  also  zur  Ab- 
änderung derselben  ein  Landtagsbe- 
schluss  erforderlich.  Ich  denke,  dass 
es  nothwendig  sein  wird,  zu  diesem 
Zwecke  an  die  Statthalterei  sich  zu 
wenden,  um  eine  Regierungsvorlage 
zu  erwirken;  es  wird  nothwendig 
sein,  den  Gemeinderath  und  die 
städtischen  Behörden  zu  begrüssen, 
ich  zweifle  aber  nicht,  dass  wir  bei 
unseren  Collegen  auf  jenes  Verständ- 
niss  rechnen  können,  welches  jeder 
gesunde  und  solide  Fortschritt  bei 
ihnen  immer  gefunden   hat. 

Erlauben  Sie  mir,  nun  noch  ein 
Wort  hinzuzufügen.  Als  derzeitiger 
Vorsitzender  des  Elektrotechnischen 
Vereines  habe  ich  Kenntniss,  dass 
jene  Körperschaft  sich  ebenfalls  mit 
der  angeregten  Frage  beschäftigt,  in 
Folge  eines  Antrages,  zu  welchem 
unser  geehrter  College,  Herr  Ingenieur 
He  1  msky ,  Anlass  gegeben  hat.  Der 
Elektrotec-hnische  Verein  hat  auch 
beschlossen,  den  Ingenieur-  und 
Architekten-Verein  einzuladen,  seiner- 
seits die  Sache  in  die  Hand  zu  nehmen, 
und  ich  habe  die  Ehre  mich  im  Sinne 
dieses  Auftrages  an  den  geehrten 
Verein  zu  wenden.  Die  Fachmänner  des 
Elektrotechnischen  Vereines  kennen  in 
erster  Linie  das  Bedürfniss,  sie  sind 
wohl  in  der  Lage,  dessen  Dringlich- 
keit zu  beurtheilen,  aber  sie  sind  der 
Ansicht,  dass,  was  die  Sache  selbst 
anbelangt,  die  stärkere  Autorität  und 
die  grössere  Competenz  auf  Seite  des 
Ingenieur-  und  Architekten- Vereines 
liegt  und  es  daher  diesem  zusteht, 
die   Führung  zu   übernehmen. 

Ich  bitte  Sie  somit,  die  Frage 
nach  Unterstützung  meines  Antrages, 
welche  der  verehrte  Herr  Vorsitzende 
nunmehr  stellen  wird,  im  bejahenden 
Sinne  zu   beantworten." 


261 


CORRESPONDENZ, 


Zur  Geschichte   der  Ring- 
maschinen  mit  Innenpolen. 

Wir  erhalten  von  der  Firma  Siemens  <& 
Halsice  folgende  Zuschrift,  von  welcher  vnr 
unter  Weqlassunq  der  Elnleltvng  den  sach- 
lichen Inhalt  toiedergeben. 

„  Wir  sind  schon  öfter  dem  Verfahren 
heqegnet,  dass,  sobald  durch  noch  nicht  ab- 
geschlossene Veräff'entlichungen  unsererseits  die 
Avfmerlisamkelt  der  Fachleute  auf  eine  loerth- 
folle  neue  Erscheinung  Im  elektrischen  Gebiete 
gelenkt  Ist,  bisher  unbeachtet  gebliebene  frühere 
oder  auch  spatere  Arbeiten  Anderer  eiligst 
in  das  hellste  Licht  der  Oeffentllchkelt  treten, 
so  dass  die  unsrlgen,  loenn  möglich,  als  blosse 
Nachahvirnigen  erscheinen  und  der  technischen 
Literatur  ehwerlelbt  iverden  sollen. 

Da  diese  Bestrebungen  unverkennbar  auch 
wieder  hinsichtlich  der  Glelchstrommaschlne 
mit  Innenpolen  auftreten,  sehen  nur  ims  ver- 
anlasst, die  Reihenfolge  der  Veröffentlichungen, 
soioelt  sie  bis  jetzt  über  diese  Maschine  vor- 
liegen, hlemlt  festzustellen. 

Die  erste  Bekanntmachung  einer  Glelch- 
strommaschlne mit  Gramme'schem  Ringe  und 
ausschliesslicher  Vemjendung  von  Innenpolen 
In  Form  eines  grossen  Doppel-1  geschah  durch 
uns  atrf  der  Pariser  Ausstellung  1881. 

Am  22.  October  1886  lourde  von  uns 
In  Deutschland  xmd  fast  gleichzeitig  auch  In 
Oesterrelch  ein  Patent  angemeldet,  loelches  die 
praktisch  durchgeführte  mehrpolige  Anordnung 
der  Ringmaschine  mit  Innenpolen  enthält. 
Die  Anmeldung,  luelcher  eingehende  Zeich- 
nungen und  Beschreibung  der  Maschine  bel- 
lagen,  wurde  unter  der  üblichen  Bekannt- 
machung In  amtlichen  Zeitungen  am  14.  Jänner 
dieses  Jahres  zu,  Jedermanns  Einsicht  aus- 
gelegt. 

Ebenfalls  Im  Jänner  dieses  Jahres  ivurden 
die  detaillirten  Zeichnungen  zu  vier  Riesen- 
Exemplaren  dieser  Maschine  bei  der  Sub- 
mission, loelche  für  die  Beleuchtung  des  neuen 
Frankfurter  Centralbahnhofes  ausgeschrieben 
loar,  von  uits  eingereicht  und  auf  Grund 
derselben  uns  auch  später  der  Zuschlag 
ertheilt. 

In  der  Versamvilung  des  Berliner 
elektrotechnischen  Vereines  am  29.  März  hat 
dann  Herr  v.  Hefner  -  Alteneck  den  ein- 
gehenden Vortrag  über  die  Innenpohnaschlne 
gehalten,  ivelcher  in  der  vorigen  Nummer  der 
„Elektrotechnischen  Zeitschrift^'  abgedruckt  ist. 

Andere  Veröffentlichungen  lagen  bis  dahin 
über  diese  Maschine  nicht  vor. 

In  den  am  1.  April  d.  J.  erschienenen 
Heften  der  „Zeltschrift  für  Elektrotechnik"'  und 
des  ,,Centralblattes  für  Elektrotechnik^^  tritt  die 
Firma  Ganz  &  Comp.  In  Budapest  mit  einer, 
wennüauch  In  tolchtlgen  Abmessungen  und  Details 
verschiedenen,  so  doch  In  dem  Wesen  gleichen 
Maschine  hervor,  mit  der  Einleitung :  „Es  xvar 
im  Jahre  1884,  als  an  die  Firma  Ganz&  Comp, 
die  Frage  herantraf,  eine  Djinamomaschlne  zu 
construlren,   welche  bei  möglichst  geringem  Ge- 


lolchte  eine  möglichst  grosse  Leistung  auf- 
zuweisen 7iat}\  ' 

Das  „Centralblatt  für  Elektrotechnik'' '■ 
begleitet  diese  Veröffentlichung  mit  einem 
Zusätze,  dem  lulr  auch  mit  getreuer  Wieder- 
gabe der  In'erpunktlon  eine  grössere  Ver- 
breitung geben  ^vollen: 

Bemerkung  der  Redacllon:  „Die  Firma 
Siemens  &  Halske  ist  gegenwärtig  damit 
beschäftigt,  die  gleiche  Construction  herzu- 
stellen! f^'' 

Ganz  &  Comp,  führen  in  dieser  Ver- 
öffentlichung an,  dass  die  neue  Maschine  sich 
an  die  von  ihnen  gebaute  Wechselstrom- 
maschlne,  System  Zlpernowsky,  anlehne. 
Unserer  Ansicht  nach  hat  die  viel  ältere 
Gramme'sche  Wechselstrommaschlne,  welche 
ebenfalls  die  Innenpole  und  auch  schon  den 
Gramme'schen  Ring  enthielt,  der  neuen 
Maschine  viel  näher  gelegen.  Ausserdem  hat 
die  wohl  im  Jahre  1882  oder  83  entstandene 
Zlpernoiosky'sche  Maschine  eine  ganz  frap- 
pante Aehnllchkeit  mit  der  in  unserem 
D.  R.  Patente  vom  3.  April  1878  beschrie- 
benen Abänderung  unserer  allgemein  be- 
kannten Wechselstrommaschine,  In  der  sie 
übrigens  ebenfalls  vor  Ganz  &  Comp,  von 
uns  aufgeführt  und  dann  auch  auf  die 
Wiener  Ausstellung  1883  gebracht  ivorden  Ist. 

Wir  geben  gern  zu  und  haben  auch 
nie  bestritten,  dass  nach  dem  Vorgange  der 
sehr  bekannten  Gramme'schen  Wecliselstrom- 
maschlne  die  Glelchstrommaschlne  mit  Innen- 
polen, als  Erfindung  betrachtet,  ziemlich 
naheliegend  ivar.  Es  loürde  uns  auch  nicht 
loundern,  loenn  die  Herstellung  dieser 
Maschine  vielleicht  auch  noch  anderwärts 
versucht  loorden  wäre.  Dass  nichts  darüber 
In  die  Oeffentllchkelt  gelangt  Ist,  läge  dann 
eben  ivohl  daran,  dass  es  nicht  gelungen  ist, 
eine  solche  Maschine  allen  praktischen  An- 
forderungen entsprechend  betriebsfähig  herzu- 
stellen. In  der  That  bot  sie  darin  beträchtliche 
Schiolerlgkelten . 

Von  der  Firma  Ganz  &  Comp,  lolrd 
für  die  neue  Maschine,  allerdings  bei  sehr 
hoher  Tourenzahl,  eine  Leistung  angegeben, 
loelche  die  der  anderen  gebräuchlichen 
Maschinen  bei  Weitem,  übertrifft,  u.  zw.  be- 
zogen auf  das  gleiche  Kupfer  gewicht,  um.  das 
drei-  bis  über  fünffache. 

Leider  ist  über  den  für  dynamo- 
elektrische Maschinen  bekanntlich  lolchtlgsten 
Punkt,  In  dem  auch  gleichzeitig  die  geführ- 
ticJiste  Klippe  für  Ihre  Herstellung  liegt, 
nichts  angeführt,  nämlich  darüber,  ob  diese 
Leistung  ohne  Erhitzung  und  ohne  Funken- 
bildung oder  sonstige  Störungen  stattgefunden 
hat,  mit  anderen  Worten,  ob  sie  von  der 
Maschine  dauernd  beioirkt  lourde  und  wie 
und  v:o  sich  dieselbe  im  Betriebe  bewährt 
hat.  Seit  dem  Zeitpunkte,  n-o  die  Aufgabe, 
eine  solche  Maschine  zu  constmiren,  an  die 
Firma  Ganz  &  Comp,  herangetreten  ist,  bis 
zu  der  nach  den  unsrlgen  erfolgten  Ver- 
öffentlichung, wäre  für  eine  In  ihrer  Leistung 


262 


so  hedeutsaine  Maschhie  jedenfalls  reicJiIich 
Zeit  gewesen,  dies  durch  Ausgabe  derselben 
festzustellen. 

Da  dies  bisher  nicht  geschehen  ist^  so 
muss  entweder  angenommen  tverden,  dass  die 
Firma  Ganz  &  Comp,  die  Constriiction  als 
verfehlt  betrachtete  und  liegen  Hess,  bis  loir 
mit  der  prtiktischen  Lösung  der  Aufgabe  an 
die  Oeffentlichlieit  traten,  oder  dass  sie  noch 
mit  Verbesserungsversuchen  beschäftigt  ivar, 
als,  dies  geschah.  In  beiden  Füllen  ist  die 
Firma  Ganz  &  Comj).  eben  zu  spät  gekommen 
und  hat  Iceine  Berechtigung  zu  Frioritüts- 
Ansprüchen,  die  stets  nur  auj  Publicaticm 
oder  offenkundige  Ausjiihrung  begründet 
werden  können. 

Wien,   am  7.   Mai  1887. 

Siemens  &  HalsJce". 


Die  elektrische  Beleuchtung  der 
Grossen  Oper  in  Paris. 

In  meinem  ersten  Artikel  über  die  elektri- 
sche Beleuchtung  der  Grossen  Oper  in  Paris 
soll  es  heissen :  Die  Verdampfungsfühigkeit 
jedes  einzelnen  der  Kessel  ist  2500  Kgr. 
pro  Stunde.  Nachdem  fünf  Kessel  vorhanden 
sind,   betrügt 

die  Produdion  =:=  5  \  ^^00  =  12.500Kgr. 
Unrichtig  ist  es,  icie  ein  Herr  Einsender 
annimmt,  dass  die  angeführten  Maschinen 
wenigstens  14  Kgr.  Dam.pf  pro  Stunde  und 
Indicatorpferd  benöfhigen. 

Die  in  Verivendung  stehende  Ccrliss- 
Zwillingmaschine  von  300  HP.,  loelche  natür- 
lich mit  Condensation  arbeitet,  benöthigt, 
wie  von  uns  angestellte  Versuche  eingaben,  Mos 
9^/2  Kgr.  Dampf  piro  Stunde  und  Indicator- 
pferd, wahrend  die  verticalen  Compound- 
maschinen,  welche  ebenfalls  mit  Con- 
densation arb eiten,  auch  nicht  mehr  als 
10  Kgr.  erfordern. 

Es  stellt  sich  daher  der  Consum  auf: 
4    verticale    Compoundmaschinen 

ä  140  HP.  =  560  HP.  X  iO 

KilogramTYi 5,600  Kgr. 

1  Corlissmaschine  300  HP.  X  ^'^ 

Kilogramm 2.850  ,, 

1  Maschine  Armington  8  Sims  ohne 

Condensation,  100  HP.  y^   14 

Kilogramm 1 .400  ,, 

1  Haibfixe  Maschine  40  HP.  X 14 

Kilogramm 560  „ 

2'otal-Consum . . .   10.410  „ 
Production  2500  "X  5  ^  . .  .    12.500  ,. 

bleibt  Ueberschuss . .  .  2.0.90  Kgr. 
welcher  für  Verluste  in  den  Röhrenleitungen 
und  für  den  Verbrauch  der  Pumpen  ausser 
Rechnung  gesetzt  trerden  mag. 

Hier  noch  einige  weitere  Details  über 
die  Gesammt- Installation. 

Die  neue  Type  von  1000  Lichtmaschinen, 
Vielehe  wir  in  unserem  letzten  Artikel  ermähnt 
haben,  ist  folgendermaassen  bestellt : 

Spannung  110 — 125    Volts. 

Capacitüt  800  Amp. 


Umdrehungsgeschwindigkeit  350  Touren 
pro  Minute. 

Lineare  Geschivindigkeit  der  Armatur 
10  Mtr.  500  pro  Secunde. 

Aeiisserer  Durchmesser  der  Armatur 
0  Mir.  630  pro  Secunde, 

Lange  der  Armatur  zunschen  den  Magnet- 
schenkeln 0  Mtr.  800. 

Widerstand  der  Armatur,  statisch  ge- 
messen 0-0054  Ohms. 

Kupfergeivicht    der   Armatur    IDO    Kgr. 

Widerstand  der  Inductoren  4-25    Ohms. 

Stärke  des  Erregerstromes  bei  Maximal- 
leütung  29'5  Amp. 

Kupfergewicht  auf  den  Inductoren  285  Kgr. 

Ausser  der  bereits  beschriebenen  Instal- 
lation existirt  noch  eine  Reserve-Installation 
für  die  Opembülle  und  für  die  zahlreichen 
Festlichkeiten,  welche  in  diesem  Gebäude 
abgehalten  werden.  Dieselbe  besteht  aus 
Candelabern,  Lustres  und  Torcheres ;  sie 
macht  ungefähr   1000  Lampen  aus. 

Von  der  Oper  aus  tcird  auch  noch  die 
Beleuchtimg  des  ungefähr  800  Mtr.  abwärts 
liegenden  C  erde  Mi  litaire  mit  280  Lampen 
besorgt.  Das  Leitunskabel  ist  in  den  Strassen- 
canälen  untergebracht. 

Der  für  die  Wasserversorgung  gegrabene 
Brunnen  hat  eine  Tiefe  von  37  Mtr.  Seine 
Achse  durchschneidet  mehrere  Wasserschichten, 
welche  aber  nicht  ausgebeutet  werden  durften, 
um,  die  Fundirungen  des  Gebäudes  nicht  zu 
gefährden. 

Der  Rauchfang  ist  aus  galvanisirtem 
Eisen  2ind  hat  eine  Dicke  von  5  Mm. 

Etienne  de  Fodor. 


An  die  Redaction  der  „Zeitschrift  für  Elektro- 
technik"'   in    Wien. 

Das  Löthen  und  Schweissen  mittelst  des 
Volfa'schenBogens  ist  entschieden  von  viel 
eminenterer  Wichtigkeit,  als  die  von  Ihnen  in 
einer  der  letzten  Nummern  Ihrer  Zeitschrift 
am  Schlüsse  gebrachte  Notiz  vermuthen  lässt  ; 
ich  habe  bereits  im  Februar  einen  der  Erfinder : 
Benardos,  arbeiten  sehen  und  mich  überzeugt, 
dass  man  auf  diese  Weise  gerade  so  gut  oder 
vielmehr  besser  löthen  kann,  als  mit  Blei  und 
Wassersfoffgas.  Ich  besitze  selbst  1  Mm.  dicke 
Bleibleche,.  die  vor  meinen  Augen  flach  und 
im.  rechten  Winkel  zusamonengelöfhet  sind, 
ohne  weiteres  Ilussmittel  als  etwas  pulvcri- 
sirtem  Stearin. 

Dies  Verfahren  ermöglicht  nicht  nur 
Schmiedeisen  mit  Schmiedeisen,  Ktpfer,  Nickel, 
Gusseisen,  Messing  oder  irgendeinem  anderen 
Metall  oder  einer  anderen  Leginmg  zu 
schioeissen  ohne  jede  iveitere  Vorbereitung,  als 
dass  man  sie  mit  Oxyd  und  im.  Zustande  loie 
man  sie  in  die  Hand  bekommt  auf  den  Tisch 
vor  sich  legt  und  fest  verbindet,  ivie  man  es  eben 
nur  durch  ScJtweisscn  oder  Löthen  verbinden 
kann,  sondern  es  setzt  auch  in  den  Stand, 
Metalle  dauernd  aneinander  zu  schmelzen, 
die  man  bisher  nicht  direct  ohne  ein  Fluss- 
mittel    miteinander    verbinden  konnte,      icie 


263 


Giisseisen  mit  Kvpfer  oder  irgendeines  der  ge- 
nannten und  auch  der  nicht  encuhnten  Metalle 
mit  ivf/endeinem  anderen; so  hat  der  Erfinder 
vor  einifjen  M'ochen  auch  die  Aufgabe  gelöst^ 
Platin  mi'.Ahiminium  aneinander  zu  schmelzen. 
Die  Wirkung  ist  eine  so  eminente,  dass, 
wie  ich  selbst  gesehen  habe,  man  zioei  mit 
den  Köpfen  gegeneinander  auf  den  Tisch 
gelegte  grosse  Eisenhahnschienen  fest  zusammen- 
geschmolzen hat,  so  dass  schliesslich  beide  die 
auf  der  Hobelmaschine  hergestellte  und  dann 


•polirte  Schniltflö'rhe  zeigten  ;  es  fand  eine  voll 
stündige  Verschmelzung  statt. 


Der  Bruch  ist  stahlartig ;  Fhisseisen  und  das 
mH  dem  Volta' selten  Bogen  geschmolzene  Mate- 
rial lüssl  sich  schmiede^i  und  hat  vollständig  die 
Eigenschaften  bearbeiteten  Flusseisens. 


Hochachtungsvoll 


Hallhauer. 


ABHANDLUNGEN. 


Inductions-  und  Schaltungs-Regeln  für  magneto- 
elektrische Maschinen. 

Von  Dr.  A.  von  WALTENHOFEN  in  Wien. 

Herr  Dr.  J.  A.  Fleming  hat  im  14.  Bande,  Seite  396  der  Zeit- 
schrift:  »The  Electrician'^^  eine  sehr  anschauliche  Gedächtnissregel  mit- 
getheilt  zur  raschen  Orientirung  über  die  Richtung  des  inducirten 
Stromes  in  einem  Leiter,  der  in  einem  magnetischen  Felde,  die  Kraft- 
Hnien  schneidend,  bewegt  wird.    Diese  Regel  lautet : 

»Man  halte  den  Zeigefinger,  den  Mittelfinger  und  den  Daumen 
der  rechten  Hand  so,  dass  sie  nahezu  senkrecht  auf  einander  stehen 
wie  die  Axen  eines  rechtwinkeligen  Coordinatensystems.  Dann  merke 
man  sich  Folgendes.  Die  Richtung  des  Zeigefingers  stelle  dar  die 
Richtung  der  Kraftlinien  (/^ö  i?e— Finger  entsprechend  FORch).  Die 
Richtung  des  Daumens  stelle  die  auf  die  Richtung  der  Kraftlinien  senk- 
rechte Bewegungsrichtung  des  betrachteten  Leiterelementes  vor  (thuMb 
entsprechend  Motion).  Dann  zeigt  die  Richtung  des  Mittelfingers 
die  Richtung  des  inducirten  Stromes  an  (middle  entsprechend 
Induced). '^'^ 

Diese  Regel  kann,  wie  Fleming  weiter  noch  hinzufügt,  auch 
dazu  dienen,  die  Bewegungsrichtung  anzuzeigen,  welche  ein  von  einem 
Strome  durchflossener  Leiter  in  einem  magnetischen  Felde  annimmt; 
man  braucht  zu  diesem  Zwecke  nur  der  linken  Hand  anstatt  der 
rechten,  jedoch  mit  Beibehaltung  der  Richtungsbedeutungen  für  die 
genannten  drei  Finger,  sich  zu  bedienen. 

Das  Beispiel  Fleming 's  und  die  Ueberzeugung  von  der  Nütz- 
lichkeit derartiger  Regeln  veranlassen  mich,  in  diesem  Aufsatze  gleich- 
falls einige  auf  Inductionsverhältnisse  bezügliche  Gedächtnissregeln  der 
Oeffentlichkeit  zu  übergeben,  welche  ich  bisher  nur  zu  meinem  eigenen 
Gebrauche  mir  zurechtgelegt  und  manchmal  als  Lehrbehelfe  bei  meinen 
Vorträgen  benutzt  hatte. 

Zur  besseren  Uebersicht  sei  vorausgeschickt,  dass  der  vorHegende 
Artikel  aus  drei  Abschnitten  bestehen  soll.  Der  erste  enthält  einige 
Regeln,  welche  sich  aus  der  Anwendung  der  allgemeinen  Inductions- 
gesetze  auf  einzelne  oft  vorkommende  specielle  Fälle  ergeben.  Im 
zweiten  Abschnitte  wird  ein  allgemeiner  leitender  Grundsatz  für  die 
Schaltung  der  In  ductionsspulen  bei  Wechselstrom- und  Gleich- 
strommaschinen aufgestellt.  Der  dritte  Abschnitt  handelt  hauptsäch- 
lich von  der  Bewickelung  der  Trommel-Armaturen. 


264 


A. 

Wir  denken  uns  eine  Wechselstrommaschine,  z.  B.  nach  Art  der 
Alliance  oder  Siem  ens'schen  Maschine,*)  bei  welcher  ein  Spulen- 
kranz (dessen  Spulen  auf  der  Rotationsebene  senkrecht  stehen)  zwischen 
Magnetpolen  rotirt,  von  welchen  je  zwei  einander  gegenüberstehende 
und  auch  je  zwei  benachbarte  ungleichnamig  sind. 

Die  Fig.  i  möge  vier  Magnetpole  N  SNS  vorstellen,  die  wir 
uns  bei  a,  b,  c  und  d,  und  zwar  über  der  Papierebene  denken.  Unter 
diesen  Magnetpolen  rotire  ein  Anker  'oder  »Inductor*  mit  ebensovielen 
Inductionsspulen  J^^  J^,  J^  und  J4,  den  wir  uns  in  der  durch  den 
Pfeil  R  bezeichneten  Richtung  rotirend  denken.     Es    entsteht    nun    die 


Frage :  in  welchem  Sinne  kreisen  die  inducirten  Ströme  in  den  ein- 
zelnen Spulen,  wenn  sich  dieselben  gerade  in  einer  bestimmten  augen- 
blicklichen (z.  B.  der  in  der  Zeichnung  angenommenen)  Stellung  be- 
finden. 

Um  die  Regel,  welche  ich  dafür  aufstellen  will,  kurz  aussprechen 
zu  können,  wollen  wir  uns  den  Vorgang  von  der  Axe  0  aus  betrachtet 
denken  und  eine  Spulenstellung,  welche  von  hier  aus  gesehen  rechts 
von  einem  Nordpole  oder  links  von  einem  Südpole  ist  {z.  B.  J^  und 
J4)  als  eine  östliche,  hingegen  eine  solche  links  von  einem  Nordpole  oder 
rechts  von  einem  Südpole  (wie  J^  und  Jg)  als  westlich  bezeichnen. 
Demnach  ist  auch  klar,  was  ich  unter  einem  östlichen  oder  west- 
lichen j,Rotationsgebiete*  verstehe.  Bewegt  sich  nämlich  eine  Spule 
vom  Südpole  bei  h  zum  Nordpole  bei  a  oder  umgekehrt,  so  durchläuft 
sie  ein  westliches  Rotationsgebiet.  Ein  östliches  ist  z  B.  jenes  zwischen  a 
und  d  oder  zwischen  c  und  b  u.  s.  w. 

Dann  gilt  die  einfache  Regel: 

I.  Die  inducirten  Ströme  kreisen  in  den  östlichen 
Rotationsgebieten  übereinstimmend  und  in  den  west- 
lichen Rotationsgebieten  entgegengesetzt  mit  der  Ro- 
tationsrichtung des  Inductors. 

*)  Siehe  Silvanus  Thompson,  Dynamo-electric  Machinery,  2.  Auflage,  Seite  209 
bis  211. 


265 

Durch  die  Pfeile  bei  Jj,  Jg,  Jg  und  J4  ist  dies  angedeutet.  Es 
ergibt  sich  hieraus  weiterhin  von  selbst,  wie  die  Spulen  geschaltet*) 
und  mit  den  zur  Abnahme  des  Stromes  mit  Hilfe  der  Bürsten  dienenden 
Schleifringen  verbunden  werden  müssen,  damit  die  in  den  einzelnen 
Spulen  inducirten  Ströme  nach  jedem  Richtungswechsel  stets  in  gleichem 
Sinne  zur  Wirksamkeit   kommen. 

Dabei  ist  es  nebensächlich,  ob  wir  uns  die  Spulen  mit  Eisen- 
kernen versehen  denken,  wie  bei  der  Alliance  -  Maschine,  oder  ohne 
Eisenkerne,  wie  bei  der  S  iem  e  ns'schen  Wechselstrommaschine.  Beide 
Typen  sind  dadurch  gekennzeichnet,  dass  die  inducirten  Spulen  senk- 
recht auf  der  Rotationsebene  stehen,  welche  Spulenstellung  wir  als  die 
axiale  bezeichnen  wollen.  Nebst  dieser  ersten  Kategorie  von  Wechsel- 
strommaschinen unterscheide  ich  noch  eine  zweite  und  dritte,  welche 
durch  tangentielle  und  durch  radiale  Spulenstellung  gekenn- 
zeichnet   sind. 

Fig.  2. 


R      ' — ^m: 


Die  tangentielle  Spulenstellung  finden  wir  z.B.  bei  der  Wechsel- 
strommaschine von  de  Meritens. **)  Auch  die  zum  Betriebe  der 
J  ablo  c  h  koff 'sehen  Kerzen  construirte  Gramm  e 'sehe  Wechselstrom- 
maschine***) hat  tangentiell  angeordnete  (auf  einen  Ring  als  gemein- 
schaftlichen Eisenkern  aufgewickelte)  Spulen.  Selbst  der  gewöhnliche 
Gramme'sche  Ring  bei  Gleichstrommaschinen  hat  diesen  Typus, 
jedoch  mit  anderer  Spulenschaltung  als  bei  den  Wechselstrommaschinen, 
worauf  wir  später  zurückkommen  werden. 

Wir  betrachten  hier  nur  den  Vorgang  der  Induction  in  tangentiell 
angeordneten  Spulen,  wie  er  bei  Wechselstrornmaschinen  stattfindet. 
Derselbe  wird  durch   das  beigefügte  Schema   Fig.   2   erläutert. 

Wir  betrachten  vier  von  den  am  Umfange  des  Inductors  tangen- 
tiell angebrachten  (bei  der  Maschine  von  de  Meritens  mit  Eisen- 
kernen versehenen)  Inductionsspulen,  die  wir  uns  in  der  Art  hinter- 
einander geschaltet  denken,  dass  sie  alle  übereinstimmend  wirken.  Die 
Draht-Enden,  welche  frei  werden,  wenn  wir  diesen  Kreis  irgendwo 
zwischen  zwei  aufeinander  folgenden  Spulen  öffnen,  denken  wir  uns  zu 
zwei  an  der  Axe  befindlichen  Schleifringen  geführt,  welche  zur  Strom- 
abgabe an  die  Bürsten  dienen. 

Die  in  der  Zeichnung  angedeuteten  vier  Spulen  a  e,  a  e,  a  e,  a  e, 
rotiren    mit    dem  Inductor    in    der    angenommenen,  durch    den  Pfeil  R 


*)  Aus  dem  Vorhergehenden  ist  klar,  dass  diese  Regel  nur  unter  der  Voraus- 
setzung Geltung  hat,  dass  wir  uns  die  inducirenden  Magnetpole  vor  dem  betrachteten 
rotirenden  Spnlenkranze  vorstellen.  Würden  wir  die  hinter  dem  Spulenkranze  befindlichen 
Magnetpole  in's  Auge  fassen,  so  müsste  statt  , östlich*  ^westlich*  und  umgekehrt  gesetzt 
werden. 

**)  Siehe  James  Dredge,  Electric  Illumination,  Bd.  I,  Seite   187. 
***)  Siehe  Silvanus  Thompson,  Seite  215. 


266 

angedeuteten  Richtung  unter  Magnetpolen  N  S  N  S  vorüber,  von 
welchen  je  zwei  benachbarte  ungleichnamig  sind.  Bezeichnet  man  von 
den  Draht-Enden  der  Spiialen  die  linksseitigen  (a)  als  Anfänge  und  die 
rechtsseitigen  [e]  als  Enden,  so  ergibt  die  Anwendung  der  bekannten 
allgemeinen  Inductionsregeln  für  den  vorliegenden  speciellen  Fall,  dass 
der  Strom  in  den  von  Nordpolen  inducirten  Spiralen  vom  Anfange  nach 
dem  Ende  und  in  den  von  Südpolen  inducirten  Spiralen  umgekehrt 
verläuft.  Da  man  nun  den  Vorgang  auch  so  sich  vorstellen  kann,  als 
wenn  der  Inductor  feststände  und  dafür  die  inducirenden  Pole  in  der 
entgegengesetzten,  durch  die  Pfeile  i,  2,  3,  4  angedeuteten  Richtung 
sich  an  den  Spulen  vorüberbewegten,  so  kann  man  auch  sagen,  dass 
die  inducirten  Ströme  der  Bewegung  eines  inducirenden  Nordpoles 
folgen,  aber  der  Bewegung  eines  inducirenden  Südpoles  entgegengesetzt 
verlaufen.  Dies  gilt  jedoch  nur,  wenn  die  inducirten  Spulen  rechts- 
gewundene Spulen  sind,  wie  in  der  Zeichnung  beispielsweise  ange- 
nommen worden  ist.  Für  linksgewundene  Spulen  ergibt  sich  eine 
mit  der  Bewegung  des  Südpoles  gleichgerichtete,  also  der  Bewegung 
des  Nordpoles  entgegengesetzte  Fortpflanzungsrichtung  des  Stromes. 

Hieraus  ergibt  sich  für  die  Wirkung  eines  inducirenden  Magnet- 
poles,  der  sich  ausserhalb  der  inducirten  Spirale  parallel  zu  deren  Axe 
an  derselben  vorüberbewegt,  die  Regel : 

II.  Der  inducirte  Strom  folgt  in  der  rechtsge- 
wundenen Spirale  dem  Nordpol  und  in  der  linksge- 
gewundenen  dem  Südpol  ausserhalb  der  Spirale. 

Das  Umgekehrte  gilt,  wie  man  sich  leicht  überzeugt,  in  dem 
Falle,  wenn  der  inducirende  Pol  innerhalb  der  inducirten  Spule  sich 
bewegt,  indem  man  z.  B.  den  Nordpol  oder  den  Südpol  eines  Magnet- 
stabes in  die  Höhlung  einer  Drahtspirale  einführt. 

III.  Durch  Einführung  eines  Nordpoles  wird  in  einer 
rechtsgewundenen,  durch  Einführung  eines  Südpoles  in 
einer  linksgewundenen  Spirale  ein  rückläufiger  Strom 
hervorgerufen,  d,  h.  ein  der  Bewegungsrichtung  des  eingeführten 
Poles  entgegengesetzt  fortschreitender. 

Die  inducirende  Wirkung  eines  parallel  der  Axe  einer  Spirale  sich 
bewegenden  Magnetpoles  ist  demnach  entgegengesetzt,  je  nachdem 
derselbe  innerhalb  oder  ausserhalb  der  Spirale  sich  bewegt,  woraus  zu- 
gleich erhellet,  dass  diese  inducirende  Wirkung  durch  eine  Eisenmasse 
verstärkt  wird,  welche  im  ersteren  Falle  ausserhalb  der  Spirale  als 
Mantel  und  im  letzteren  Falle  innerhalb  der  Spirale  als  Eisenkern  zur 
Anwendung  kommt. 

Eine  schöne  Anwendung  dieses  Principes  zeigt  der  wenig  be- 
kannte aber  sehr  sinnreiche  und  elegante  elektrische  Motor  von  Kra- 
vogl,  welchen  man  in  Müller -Pfau n  dler's  Lehrbuch  der  Physik 
{Bd.  III,  Seite  517)  beschrieben  findet. 

Der  Satz  II  kann  aus  einem  auf  die  Lehre  von  den  Kraftlinien  ge- 
gründeten Inductionsgesetze  hergeleitet  werden,  welches  wir  schon  des- 
halb anführen  wollen,  weil  es  mitunter  unrichtig  angegeben  wird.  Zu- 
gleich wollen  wir  dieses  Gesetz  in  einer  dem  Gedächtnisse  leichter  ein- 
zuprägenden Form  mittheilen. 

Unter  dem  Nordpole  A^  eines  verticalen  Magnetstabes  (Fig.  3)  be- 
wege sich  ein  Drahtring  längs  seiner  zur  magnetischen  Axe  des  Stabes 
senkrechten  Axe  (also  seiner  ursprünglichen  Lage  stets  parallel 
bleibend)  von  A  nach  ß,  also  in  der  Richtung  des  Pfeiles  H.  In  der 
Zeichnung  erscheint  der  Drahtring  senkrecht  zur  Zeichnungsebene,  und 
sind  die  ausgezogenen  Theile  vor  der  Zeichnungsebene,  die  punktirten 


267 


hinter  derselben  zu  denken.  Die  Zahl  der  den  Ring  durchsetzenden 
Kraftlinien  nimmt  bis  auf  Null  ab,  wenn  der  Ring  aus  der  Stellung  A 
bis  in  die  magnetische  Axe  des  inducirenden  Magnetstabes  sich  be- 
wegt ;  über  diese  Stellung  hinaus  (bei  der  weiteren  Bewegung  nach  B 
hin)  nimmt  die  Zahl  der  durch  den  Ring  gehenden  Kraftlinien  wieder 
zu.  Nach  bekannten  Regeln  wird  der  im  Ringe  inducirte  Strom  die 
Richtung  der  bei  A  und  B  in  den  Ring  eingezeichneten  Pfeile  haben 
müssen. 

Um  für  diese  Richtung  eine  einfache  und  anschauliche  Regel  aufzu- 
stellen, denken  wir  uns,  der  die  Bewegungsrichtung  des  Ringes  anzeigende 
Pfeil  R  sei  aus  einem  magnetisirbaren  Materiale  hergestellt  und  befinde  sich, 
wie  die  Zeichnung  andeutet,  innerhalb  des  Ringes.  Er  wird  dann  von  einem 

Fig-  3- 


Ji 


inducirten  Strome  umkreist,  der  an  der  Spitze  des  Pfeiles  R  einen 
Südpol  hervorzurufen  sucht.  Das  Gegentheil  würde  gelten,  wenn  der 
inducirende  Pol  ein  Südpol  wäre.  Für  den  durch  Fig.  3  dargestellten 
Inductions  Vorgang  gilt  demnach  die  Regel. 

IV.  Der  im  transversal  zum  inducirenden  Magneten 
bewegten  Ringe  inducirte  Strom  hat  eine  solche  Richtung, 
dass  er  der  Pfeilspitze  der  Bewegungsrichtung  die  ent- 
gegengesetzte Polarität  (im  Vergleiche  mit  dem  in- 
ducirenden Magnetpole)  zu  ertheilen  sucht. 

Man  kann  dieses  (wie  ich  bereits  bemerkt  habe,  nicht  überall 
richtig  dargestellte)  Inductionsgesetz  sehr  schön  experimentell  demon- 
striren,  indem  man  auf  die  Polfläche  eines  vertical  stehenden  kräftigen 
Magnetschenkels  (z.  B.  eines  Elektromagneten)  eine  Magnetisirungs- 
spirale  legt,  deren  Enden  mit  einem  passenden  Vorlesungsgalvano- 
meter (z.  B.  nach  Deprez  und  d'Arsonval)  verbunden  sind.  Ver- 
schiebt man  die  mit  horizontaler  Axe  auf  der  Polfläche  des  Magneten 
liegende  Spule  dergestalt,  dass  deren  Axe  ihrer  ursprünglichen  Richtung 
parallel  bleibt,  nach  vorwärts  und  nach  rückwärts,  so  erfolgen  ent- 
gegengesetzte Ausschläge  am  Galvanometer,  von  welchen  man  leicht 
nachweisen  kann,  dass  sie  den  durch  den  Satz    IV  bestimmten  Strom- 


288 


richtungen  entsprechen.  Natürlich  lässt  sich  auf  diese  Art  auch  die  durch 
einen  eingelegten  Eisenkern  verstärkte  Wirkung  leicht  ersichtlich  machen. 

Es  erübrigt  uns  jetzt  noch  die  Besprechung  der  Inductionsgesetze, 
welche  bei  der  dritten  Kategorie  von  Inductionsmaschinen,  nämlich  mit 
radialer  Spulenstellung  Anwendung  finden. 

Wir  denken  uns,  wie  z.  B.  bei  der  Lontin'schen  Wechselstrom- 
maschine, '^}  einen  festen  Spulenkranz  A  A'  und  einen  (in  der  Richtung 
des  beigefügten  Pfeiles)  rotirenden  B  B' ;  siehe  Fig.  4.  Der  letztere 
trägt  die  inducirenden  Elektromagnete,  welche  von  einer  abgesonderten 
Stromquelle  mittelst  an  der  Axe  angebrachter  Schleifcontacte  continuir- 
lichen  Strom  empfangen.  Der  erstere  trägt  die  inducirten  Spulen,  deren 
Eisenkerne,  so  oft  sie  im  Sinne  ihrer  relativen  Bewegung  von  einem 
der  inducirenden  Magnetpole  zum  nächst  benachbarten  übergehen,  die 
Pole  wechseln. 

Fig-  4- 


V.  Die  inducirten  Ströme  umkreisen  einen  entste- 
henden Nordpol  (wenn  wir  die  Polfläche ;  eines  Eisenkernes  in's 
Auge  fassen)  im  Sinne  der  Bewegung  eines  Uhrzeigers; 
einen  entstehenden  Südpol  im  entgegengesetzten  Sinne.**) 

Diese  Regel  folgt  auch  aus  dem  Satze  III,  wenn  man  sich  den 
an  der  betrachteten  Polfläche  des  Eisenkernes  entstehenden  Nordpol 
als  einen  von  der  entgegengesetzten  Seite  her  in  die  Spule  einge- 
schobenen Nordpol  vorstellt,  und  erfordert  die  in  der  Zeichnung  ange- 
deutete Schaltung  der  Spulen,  wenn  die  in  denselben  inducirten  Ströme 
bei  jedem  Polwechsel  übereinstimmend  gerichtet  sein  sollen. 

Die  radiale  Spulenstellung  findet  sich  auch  bei  der  Lontin'schen 
Gleichstrommaschine***)  in  Fig.  5.  —  Die  Zeichnung  zeigt  einen  zwischen 
zwei  Polschuhen  ^V  und  5  in  der  durch  den  Pfeil  R  angedeuteten 
Richtung  rotirenden  Spulenkranz.  —  Die  Maschine  ist,  wie  das  Schema 
Fig.  5  zeigt,  mit  einem  Stromsammler  versehen,  mit  dessen  Segmenten 
die  Verbindungen  von  je  zwei  benachbarten  Spulen  in  analoger  Weise 
wie  beim  Gramme'schen  Ringe  verbunden  sind. 

Die  Stellung  der  Bürsten,  für  welche  wir  später  eine  allgemeine 
Regel  angeben  werden,  lässt  sich  leicht  ermitteln,  wenn  man  die  Strom- 
richtung in  den  einzelnen  Spulen  mit  Hilfe  des  Satzes  V  bestimmt, 
wenn  man  dabei  auch  die  diesem  Satze  beigefügte  Anmerkung  in  Er- 
wägung zieht,  dass  nämlich  die  i  n  das  Bereich  des  südlichen  Polschuhes 


*)  Siehe  Silvanus  Thompson,  S.  213. 
**)  Es  ist  leicht  einzusehen,    dass  einem  verschwindenden    oder  an  Intensität 
abnehmenden  Nordpol  die  entgegengesetzte  Inductionswirkung  im  Vergleiche  mit  derjenige» 
entspricht,  die   einem  entstehenden  Nordpole  zukommt.  Analoges  gilt  vom  Südpole. 
***)  Siehe  Silvanus  Thompson,  S.  30. 


269 

eintretenden  und  ebenso  die  aus  dem  Bereiche  des  nördlichen  Pol- 
schuhes austretenden  Polflächen  der  Eisenkerne  im  Sinne  der  Bewe- 
gung eines  Uhrzeigers  von  den  inducirten  Strömen  umflossen  werden  ; 
im  entgegengesetzten  Sinne  aber  die  aus  dem  Bereiche  deS  südlichen 
Polschuhes  austretenden  und  die  in  das  Bereich  des  nördlichen  Pol- 
schuhes eintretenden. 

Wir  sehen  also,  dass  in  der  östlichen  und  westlichen  Hälfte  des 
mit  radialen  Spulen  besetzten  Ringes  Ströme  verlaufen,  die  bei  der  in 
der  Zeichnung  angenommenen  Schaltung  von  einem  CoUectorsegmente 
auf  Seite  des  Südpoles  ausgehend  in  beide  Ringhälften  divergiren 
und  in  einem  auf  Seite  des  Nordpoles  befindlichen  CoUectorsegmente 
wieder  zusammenkommen.  Letzteres  entspricht  der  positiven,  ersteres 
der  negativen  Bürste.  *) 

Fig.  5- 


B. 

Die  vorstehenden  Darlegungen  haben  nicht  nur  den  Zweck  ge- 
habt, einige  leicht  im  Gedächtnisse  zu  behaltende  Inductionsregeln  auf- 
zustellen, welche  bei  den  in  den  stromerzeugenden  Maschinen  vor- 
kommenden Spulen-  und  Magnet-Systemen  zur  leichten  und  raschen 
Orientirung  über  die  augenblickliche  Stromrichtung  in  den  einzelnen 
Spulen  dienen  sollen,  sondern  wir  haben  damit  zugleich  die  Anhalts- 
punkte gegeben,  von  welchen  wir  jetzt  ausgehen  wollen,  um  in  diesem 
zweiten  Abschnitte  ein  neues  Princip  für  die  Schaltung  der 
inducirten  Spulen  bei  Wechselstrom-  und  Gleichstrom- 
Maschinen  aufzustellen,  welches  wegen  seiner  Einfachheit  und  All- 
gemeinheit die  vielseitigsten  Anwendungen  gestattet. 

In  den  Figuren  6i  und  ön  sind  zwei  Reihen  von  linksgewundenen 
Spiralen  mit  Eisenkernen  dargestellt,  jedoch  in  verschiedener  Schal- 
tungsweise. 

Denkt  man  sich  die  Drahtwindungen  der  ersten  Spulenreihe 
(Fig.  6i)  von  einem  Strome  durchflössen,  so  würden  die  oberen  Enden 


*)  Die  (aus  Kittler's  Lehrbuch  entnommene)  Zeichnung,  Fig.  5,  stellt  den  Moment 
dar,  in  welchem  jede  Bürste  gleichzeitig  zwei  Segmente  berührt,  weshalb  auch  auf  jeder 
Seite  zwei  Strompfeile  zu  und  von  den  Spulen  eingezeichnet  sind. 


270 


der  Eisenkerne  abwechselnd  nördlich,  südlich  u.  s.  w.,  und  ebenso 
die  unteren  Enden  abwechselnd  südlich,  nördlich  u.  s.  w.  polarisirt 
sein.  Ich  nenne  diese  Schaltungsweise  nach  dem  Schema :  Anfang- 
Anfang,  Ende-Ende,  Anfang-Anfang  u.  s.  w.  (nach  der  Bezeichnung  in 
der  Figur:  a  a,  e  e^  a  a  u.  s.  w.)  die  antipolare  Schaltung.  Sie 
lässt  sich  auch  dadurch  charakterisiren,  dass  man  sagt:  je  zwei  be- 
nachbarte Spulen  müssen  so  miteinander  verbunden  sein ,  wie  die 
Magnetisirungsspiralen  der  beiden  Schenkel  eines  Elektromagneten. 


Fig.  6ji 

Diese  Definition  gilt  natürlich  nur  unter  der  Voraussetzung,  dass 
sämmtliche  Spulen  übereinstimmend  gewickelt ,  d.  h.  entweder  alle 
rechtsgewunden  oder  alle  linksgewunden  sind. 

Wir  finden  die  antipolare  Schaltung  z.  B.  in  der  L  o  n  t  i  n'schen 
Wechselstrommaschine  mit  radialen  Spulen  (nach  Schema  Fig.  4).  *) 
Es  ist  ferner  leicht  einzusehen,  dass  wir  auch  die  im  Schema  Fig.  2 
dargestellten  (tangentiell  gestellten)  Spulen  anljipolar  schalten  müssen, 
wenn  die  in  den  einzelnen  Spulen  inducirten  Ströme  stets  in  überein- 
stimmendem Sinne  wirken  sollen.  Es  müssen  also  auch  die  Spulen  der 
Wechselstrommaschine  von  de  Meritens**)  (denn  auf  diese  bezieht  sich 
das  Schema  Fig.  2)  antipolar  geschaltet  sein.  Dieselbe  Schaltung  muss 
endlich  auch  bei  den  (axial  gestellten)  Spulen  der  Wechselstrom- 
maschinen jjAlliance*  und  jener  von  Siemens  (auf  welche  Maschinen 
das  Schema  Fig.  i  sich  bezieht)  angewendet  werden,  "^**)  wenn  die  Spulen 
bei  jedem  Polwechsel  übereinstimmend  wirken  sollen.  Wir  können  das 
soeben  Gesagte,  wie  man  sich  leicht  überzeugt,  in  den  allgemeinen 
Satz  zusammenfassen : 

VI.  Das  Princip  der  antipolaren  Schaltung  gilt  für 
alle  Wechselstro  mmas  chinen.f) 

Von  anderer  Art  ist  die  in  Fig.  6  u  dargestellte  Schaltung.  Diese 
entspricht  dem  Schema  Anfang-Ende-Anfang  u.  s.  w.  (oder  nach  der 
Bezeichnung  in  der  Blgur  aeaea  .  .  .  u.  s.  w.)  Sie  ist  von  der  Art, 
dass,    wenn  die   in  der  angegebenen  Weise    verbundenen  Spiralen    von 


*)  Siehe  Silvanus  Thompson,  S.   213. 
**)  Siehe  James  Dredge,  Bd.  I,  S.    187. 
***)  Siehe  James  Dredge,   Ed.  I,  S.    119  u.   289. 

■|-)  Dies  gilt  selbstverständlich  immer  nur  unter  den  Voraussetzungen,  dass  entweder 
alle  Spulen  rechtsgewunden  oder  alle  Spulen  linksgewunden  sind.  Wären  sie  abwechselnd 
rechts-  und  linksgewunden,  so  würde  das  antipolare  Schaltungsschema  aus  a  a  e  e  a  a  Vi.  ^,  ^. 
in  «  «  a  £  u.  s.  w.  (welches  wir  bei  gleichgewundenen  Spulen  das  äquipolare  nennen  werden) 
übergehen.  Dieser  Fall  (nämlich  mit  abwechselnd  rechts-  und  linksgewundenen  tangentiellen 
Spulen)  findet  sich  z.  B.  in  den  schematischcin  Zeichnungen  der  Gramme'schen  Wechsel- 
strommaschinen allenthalben  dargestellt.   (Siehe  Silvanus  Thompson,  S.  215.) 


271 

einem  Strome  durchflössen  wären,  alle  Nordpole  nach  der  einen  Seite 
alle  Südpole  nach  der  anderen  Seite  hin  zu  liegen  kämen,  wie  auch 
die  Fig.  ön  andeutet.  Aus  diesem  Grunde  nenne  ich  diese  Schaltung 
die  äquipolare  Schaltung. 

Wir  finden  dieselbe  z.  B.  bei  der  L  o  n  t  in'schen  Gleichstrommaschine 
mit  Radialspulen,  deren  Princip  Fig.  5  darstellt ;  wir  finden  sie  bei  der  (hier 
nicht  näher  beschriebenen)  Gleichstrommaschine  Wallace  Farmer*) 
mit  axialer  Spulenstellung ;  wir  finden  sie  endlich  auch  an  den  (tan- 
gentiellen)  Spulen  des  Gram  m  e'schen  Ringes  und  können  überhaupt  den 
Satz  aussprechen. 

VII.  Das  Princip  der  äquipolaren  Schaltung  gilt  für 
alle  Gleichstrommaschinen. 

Ein  Blick  auf  die  Zeichnung  Fig.  5  der  Lont in'schen  Gleichstrom- 
maschinen wird  diesen  Satz  einleuchtend  machen,  wenn  man  nämlich 
erwägt,  dass  mehrere  Eisenkerne  ihren  magnetischen  Zustand  in  gleichem 
Sinne  ändern  (z.  B.  so,  dass  die  nach  aussen  gekehrten  Enden  den 
Polwechsel  aus  Nord  in  Süd  oder  umgekehrt  durchmachen),  während 
anderseits  verlangt  ist,  dass  die  in  den  einzelnen  Spulen  inducirten 
Ströme  in  jeder  Ringhälfte  in  gleichem  Sinne  verlaufen.  Denkt  man 
sich  z.  B.  die  in  Fig.  öu  angezeigten  Pole  (n,  s)  seien  ent  ste  h  en  de 
Pole,  so  würde  das  Spulensystem  (nach  Satz  V)  von  einem  inducirten 
Strome  in  der  Richtung  von  rechts  nach  links  durchlaufen,  nämlich 
entgegengesetzt  demjenigen,  welcher  eingeleitet  werden  müsste,  um  die- 
selben Pole  hervorzubringen.  ''^*) 

Um  endlich  noch  eine  allgemeine  Regel  für  die  Bürstenstellung 
einer  Gleichstrommaschine  von  der  Type  Fig.  5  aufstellen  zu  können, 
will  ich  noch  einen  neuen  Begriff,  nämlich  den  der  Schaltungs- 
richtung einführen. 

Betrachten  wir  die  Verbindung  der  Spulen  in  Fig.  5  etwas  genauer 
und  bezeichnen  wir  die  nach  dem  Mittelpunkte  gerichteten  Spulen- 
Enden  als  ^Anfänge*,  hingegen  die  nach  aussen  gelegenen  als  ^Enden*, 
so  sieht  man,  dass  in  unserer  Zeichnung  das  Ende  einer  Spule  immer 
mit  dem  Anfange  der  rechts  benachbarten  Spule  verbunden  ist.  Ich 
will  diese  Schaltungsrichtung  die  von  links  nach  rechts  nennen. 
Als  Schaltungsrichtung  von  rechts  nach  links  hätten  wir  demnach  eine 
solche  zu  bezeichnen,  bei  welcher  das  Ende  einer  Spule  immer  mit  dem 
Anfange  der  links  benachbarten  verbunden  ist. 

In  unserer  Zeichnung  ist  die  Rotation  des  Ankers  (des  Spulen- 
kranzes nämlich)  von  links  nach  rechts  angenommen.  Wir  sagen  in 
diesem  Falle,  die  Rotationsrichtung  des  Ankers  sei  mit 
der  Schaltungsrichtung  übereinstimmend. 

Anderseits  kommt  es  auf  den  Sinn  der  Spulen  windung  an. 
Wir  haben  es  in  unserer  Zeichnung  mit  lauter  rechtsgewundenen  Spulen 
zu  thun. 

Bei  dieser  Anordnung  kommt  die  positive  Bürste,  wie  unsere 
Zeichnung  zeigt,  auf  Seite  des  Nordpoles  zu  liegen.  Sie  würde  hingegen 
auf  Seite  des  Südpoles  zu  liegen  kommen,  wenn  entweder  die  Spulen 
sämmtlich  linksgewunden  oder  wenn  die  Rotationsrichtung  des  Ankers 
mit  der  Schaltungsrichtung  nicht  übereinstimmend   v/äre.  Es  ergibt  sich 


*)  Siehe  James  Dredge,  Bd.  I,  S.    183. 
**)   Ganz  dasselbe  gilt  auch   für  die  Spulenreihe  Fig.  6 1 


272 

demnach    für    diese    und    analog    gebaute    Gleichstrommaschinen*)    die 
allgemeine  Regel: 

VIII.  Wenn  die  Rotationsrichtung  des  Ankers  mit 
der  Schaltungsrichtungübereinstimmt,  liegt  die  positive 
Bürste  auf  Seite  des  Nordpoles  oder  des  Südpoles,je 
nachdem  die  Spulen  rechtsgewunden  oder  linksgewun- 
den sind. 

Diese  Regel  hat,  insofern  die  Gleichstrommaschinen,  auf  welche  sich 
dieselbe  bezieht,  nicht  mehr  gebräuchlich  sind,  allerdings  nur  mehr  ein 
didactisches  Interesse.  Praktisch  wichtiger  ist  eine  Regel  für  die  Bürsten- 
Stellung,  welche  auf  Maschinen  mit  dem  Gramme'schen  Ringe  anwendbar 
ist.  Dieselbe  lässt  sich  unmittelbar  aus  dem  Satze  II  ableiten  und 
folgendermaassen  aussprechen,  wenn  man  eine  solche  (z.  B.  Schuckert'sche) 
Maschine  von  der  Seite ,  auf  welcher  sich  der  CoUector  befindet, 
betrachtet. 

IX.  Sind  die  Nordpole  der  Feldmagnete  oben,  die  Südpole  unten, 
sind  ferner  die  Ringspulen  linksgewunden  und  rotirt  der  Ring  nach 
links,  so  liegt  die  positive  Bürste  links. 

Nennt  man  die  Bürstenstellung  westlich  oder  östlich,  je 
nachdem  die  positive  Bürste  vom  Collector  aus  gesehen  links 
oder  rechts  vom  Nordpole  Hegt,  so  lässt  sich  die  vorstehende 
Regel  verallgemeinert  und  vereinfacht  auch  so  aussprechen: 

X.  Die  Bürstenstellung  ist  ein  e  westlich  e  oder  östliche, 
je  nachdem  die  Rotationsrichtung  des  Ringes  mit  der 
Windungs  r  ichtung  der  Ringspulen  übereinstimmt  oder 
nicht;  die  Schaltungsrichtung  n  achrechtsvorausgesetz t.**) 

Wären  z.  B.  die  Ringspulen  einer  Schuckert'schen  Maschine  rechts- 
gewunden, so  würde  die  positive  Bürste  bei  linksrotirendem  Ringe  auf 
die  rechte  Seite  zu  liegen  kommen,  wenn  oben  die  Nordpole  und  unten 
die  Südpole  der  Feldmagnete  sind.  Würde  hingegen  ein  mit  rechts- 
gewundenen Spulen  versehener  Ring  bei  gleicher  Anordnung  der  Magnet- 
pole rechts  rotiren,  so  würde  die  positive  Bürste  (so  wie  in  dem  im 
Satze  IX  betrachteten  Falle)  wieder  auf  die  linke  Seite  kommen. 

Dabei  wird  die  Schaltungsrichtung  nach  rechts  vorausgesetzt.  Will 
man  in  dieser  Hinsicht  den  Satz  verallgemeinern,  so  lässt  er  sich  auch 
folgendermaassen  aussprechen : 

XI.  Wenn  die  Rotationsrichtung  des  Ringes  mit  der 
Schaltungsrichtung  übereinstimmt,  so  liegt  die  positive 
Bürste  westlich  oder  östlich,  je  nachdem  die  Ringspulen 
rechtsgewunden  oder  linksgewunden  sind. 

Dieser  Satz  gilt  auch  für  Ringspulen,  welche  mehr  als  eine  Draht- 
lage habön. 

Wir  haben  bis  jetzt,  der  leichteren  Uebersicht  wegen,  immer  nur 
Drahtspulen  mit  einer  einzigen  Lage  von  Windungen  vorausgesetzt. 
Bei  Drahtspulen,  welche  mehrere  Lagen  von  Windungen  haben,  ist  zu 
berücksichtigen ,    dass    diese     Lagen    abwechselnd    rechts-    und    links- 


*)  Man  vergleiche  die  Wallace  Farmer'sche  Maschiae.  (James  Dredge,  Bd.  I,  S.  183  ) 
Uebrigens  ist  die  Zeichnung  Fig.  5  nur  eine  schematische;  die  radialen  Spulen  sind 
in  Wirklichkeit  nicht  in  einer  Ebene,  sondern  gruppenweise  in  Schraubenlinien  angebracht. 
Eine  weitere  Modification  dieser  (in  James  Dredge,  Bd.  I,  S.  174  beschriebenen)  und  auch 
beim  Bürgin'schen  Minenziinder  (Züricher  technische  Mittheiluogen  4.  Heft,  1877)  ange- 
wendeten Anordnung  führte  später  zu  dem  in  Kittler's  Handbuch,  Bd,  I,  S.  510  beschriebenen 
Bürgin'schen  Anker. 

**)  Nämlich  so,  dass  immer  das  äussere  Ende  einer  Ringspule  mit  dem  inneren  der 
rechts  benachbarten  verbunden  ist.  Bei  einfacher  Drahtlage  kommt  die  Schaltungsrichtung 
nicht  in  Betracht. 


273 


gewunden  sind.  Um  jedoch  die  bisher  gebrauchte  Unterscheidung  von 
rechts-  und  Hnksgewundenen  Spulen  dessenungeachtet  auch  auf  Spulen 
mit  mehreren  Lagen  von  Drahtwindungen  anwenden  zu  können,  wollen 
wir  annehmen,  dass  wir  eine  solche  Spule  eine  rechtsgewundene  oder 
eine  linksgewundene  nennen,  je  nachdem  die  innerste  Drahtlage  rechts- 
gewunden oder  linksgewunden  ist.  Ferner  wollen  wir  als  ^^Anfang* 
und  jjEnde*  einer  solchen  Spule,  beziehungsweise  das  innere  und 
äussere  Draht-Ende  derselben  ansehen. 

Dies  vorausgesetzt  ist  es  leicht,  die  im  Vorhergehenden  für  ein- 
fache Spulen  gegebenen  Regeln  auf  Spulen  mit  mehreren  Drahtlagen 
auszudehnen. 

Fig  7. 


7  M 


Bezeichnet  man  ein  inneres  Draht-Ende  mit  i  und  ein  äusseres 
mit  e,  so  geht  das  Schema  der  antipolaren  Schaltung  (Fig.  6  I)  über 
in  i  i,  ee^  ii,  ee  u.  s.  w.,  hingegen  das  Schema  der  äquipolaren 
Schaltung  (Fig.  6n)  in  ieieie  u.  s.  w. 

Der  Satz  VIII  für  Maschinen  nach  dem  Typus  der  L  o  n  t  i  n'schen 
Gleichstrommaschine  erleidet  demnach  durch  die  Ausdehnung  auf  Spulen 
mit  mehreren  Drahlagen  folgende  Modification. 

XII.  Hat  eine  Lontin'sche  Gleichstromma*chine  lauter  rechts- 
gewundene Spulen  und  sind  die  inneren  Draht-Enden  alle  nach  dem 
Centrum  zu  gelegen,  so  ist  die  positive  Bürste  auf  Seite  des  Nord- 
oder Südpoles,  je  nachdem  die  Rotationsrichtung  des  Ankers  mit  der 
Schaltungsrichtung  *)  übereinstimmt  oder  nicht. 

Diese  Beispiele  genügen,  um  zu  zeigen,  wie  irgendwelche  In- 
ductions-  oder  Schaltungsregeln,  welche  in  ihrer  ursprüngUchen  Fassung 
nur  auf  einfache  Drahtspiralen  Bezug  haben,  leicht  auf  Spulen  mit 
mehreren  Drahtlagen  ausgedehnt  werden  können. 

*)  Wir  nennen  die  Schaltun gsrichtutig  eine  solche  von  rechts  nach  links,  wenn  das 
äussere  Draht-Ende  einer  Spule  mit  dem  inneren   der  links  benachbarten  Spule  verbunden  ist. 

18 


274 

C. 

Den  im  Vorhergehenden  mitgetheilten  Inductions-  und  Schaltungs- 
regeln will  ich  in  einem  dritten  Abschnitte  dieses  Aufsatzes  noch  einige 
Bemerkungen  über  Trommel-Armaturen  folgen  lassen,  welche 
mit  den  vorausgeschickten  Grundsätzen  in  einem  gewissen  Zusammen- 
hange stehen. 

Wir  betrachten  zunächst  einen  Siem  ens'schen  (v.  Hefner- 
Alteneck'schen)  Trommelanker.  Der  Collector  soll,  damit  die  Zeichnung 
recht  einfach  ausfällt,  nur  acht  Segmente  a,  b,  c,  d^  a' ,  b',  c'  und  d' 
(siehe  Fig.  7)  erhalten.  Dem  entsprechend  denken  wir  uns  den  Um- 
fang der  Trommel  (wie  es  beim  Wickeln  der  Trommel  zu  geschehen 
pflegt,  durch  eingesetzte  hölzerne  Keile)  in  acht  gleiche  Theile  ge- 
theilt.  Wir  erhalten  auf  diese  Art  zunächst  vier  Abtheilungen  1 1, 
II II,  III III  und  IV  IV,  welche  wir  Wickelungsfelder  nennen 
wollen.  In  jedes  dieser  vier  Wickelungsfelder  denken  wir  uns  dann  zwei 
Drahtlagen  gewickelt.  Wir  erhalten  auf  diese  Art  dann  im  Ganzen  acht 
Drahtlagen,  welche  wir  in  der  später  zu  besprechenden  Weise  mit  den 
acht  Collector-Segmenten  in  Verbindung  bringen.  Von  den  beiden  con- 
centrischen  Kreisen  in  unserer  Fig.  7  soll  der  innere  die  Schichte  der 
inneren,  der  äussere  die  Schichte  der  äusseren  Drahtlagen  andeuten. 
Nun  denken  wir  uns  die  Wickelung  in  folgender  Weise  ausgeführt. 

Vom  Collector-Segmente  a  ausgehend  führen  wir  den  Draht 
nach  I  in  die  Abtheilung  I  hinauf,  dann  längs  der  Mantelfläche  des 
Trommelankers  fort,  über  die  rückwärtige  Stirnfläche  (deren  Umfang 
ebenso  in  acht  Theile  getheilt  ist)  herunter  und  an  der  unteren  Seite 
der  Mantelfläche  wieder  nach  vorne  zurück,  wo  dann  der  Draht  bei  i' 
wieder  zum  Vorschein  kommt.  Doch  wollen  wir  uns  anstatt  der  einzigen 
jetzt  beschriebenen  Windung  deren  mehrere  ausgeführt*)  denken,  und 
soll  also   \*  die  Austrittsstelle  der  letzten  derselben  vorstellen. 

Wir  führen  den  Draht  von  hier  aus,  nachdem  wir  also  das  erste 
Wickelungsfeld  1 1  mit  einer  Drahtlage  versehen  haben,  zum  nächsten 
Collector-Segmente  b  und,  nachdem  wir  es  hier  angeschlossen,  in  die 
Abtheilung  II,  indem  wir  daselbst  bei  2  mit  der  Aufwickelung  in  das 
zweite  Wickelungsfeld  II  11  beginnen.  Wir  versehen  auch  dieses  zweite 
Wickelungsfeld  mit  einer  gleichen  Anzahl  von  Windungen  wie  das 
erste,  worauf  wir  den  Draht  von  der  Austrittsstelle  2'  wieder  zum 
nächsten  Collector-Segmente  c  führen,  um  sodann  das  dritte  Wickelungs- 
teld  III  III  zu  belegen  u.  s.  w. 

Es  ist  leicht  ersichtlich,  dass  wir,  auf  diese  Art  fortfahrend,  nach  dem 
Anschlüsse  an  das  Collector-Segment  ^  zur  Bewickelung  des  vierten  Wicke- 
lungsfeldes IV  IV  kommen  und  dass  dann  noch  die  Collector-Segmente 
a' ,  b' ,  c'  und  d'  unbesetzt  sind.  Um  auch  diese  zu  besetzen,  geben  wir 
in  jedes  WickelungsFeld  noch  eine  Drahtlage,  indem  wir  nach  Her- 
stellung der  ersten  Drahtlage  im  Wickelungsfelde  IV  an  das  Collector- 
Segment  «'  anschliessen  und  bei  5  noch  einmal  in  das  Wickelungsfeld  I 
den  Draht  einführen,  hier  eine  zweite  (äussere)  Drahtlage  herstellen, 
sodann  von  5'  aus  bei  b'  anschliessen  und  von  hier  aus  die  zweite 
(äussere)  Drahtlage  im  Wickelungsfelde  11  ausführen  u.  s.  w.,  bis  wir 
endlich    nach    Herstellung  der  zweiten  (äusseren)  Drahtlage  im  Wicke- 


*)  Die  Drahtstücke,  welche  auf  die  vordere  und  hintere  Stirnfläche  der  Trommel  zu 
liegen  kommen,  führen  wir  theils  links,  theils  rechts  an  der  Trommelaxe  vorüber,  um  eine 
symmetrische  Anordnung  der  Wickelung  zu  erhalten. 


275 

lungsfelde  IV  den  Draht  an  das  Collector  Segment  «,  von  welchem  wir 
ausgegangen  sind,  anschliessen.") 

Man  sieht,  dass  die  in  der  beschriebenen  natürlichen  Aufeinander- 
folge benachbarten  Drahtlagen,  welche  wir  mit  I,  II,  III,  IV,  I,  II,  111 
und  IV  bezeichnen  wollen,  nach  dem  Schema  der  äquipolaren  Schaltung 
(siehe  Satz  VII)  verbunden  sind.  Man  sieht  ferner,  dass  diese  Ver- 
bindungsstellen der  Reihe  nach  an  unmittelbar  aufeinanderfolgende 
CollectorSegmente  angeschlossen  sind. 

Diese  beiden  Bedingungen  müssen  unter  allen  Umständen  erfüllt 
sein,  sind  aber  mit  einer  sehr  grossen  Anzahl  von  Variationen  ver- 
einbar. 

So  ist  z.  B.  nicht  erforderlich,  dass  die  einzelnen  Drahtlagen  in 
derselben  Reihenfolge  angefertigt  werden,  in  welcher  sie  im  Schal- 
tungsschema aufeinanderfolgen.  Man  kann  z.  B.  zuerst  I  dann  I,  sodann 
III  und  III  ferner  II  und  II  ,und  endlich  IV  und  IV  wickeln,  **)  während 
doch  die  Schaltungsordnung,  wie  wir  gesehen  haben,  eine  ganz  andere 
ist.  Man  sieht,  dass  hier  eine  grosse  Anzahl  von  Permutationen  möglich 
ist.  Bei  der  Auswahl  kommen  zwei  Rücksichten  in  Betracht,  Einerseits 
sollen  nicht  Drahtlagen,  zwischen  welchen  grosse  Spannungsunterschiede 
bestehen  unmittelbar  übereinander  zu  liegen  kommen  und  anderseits 
sollen  die  Drähte,  welche  an  den  Stirnflächen  der  Trommel  einander 
überkreuzen,  keine  unförmlichen  Wülste  daselbst  bilden. 

Der  ersteren  Anforderung  würde  am  besten  entsprochen  werden, 
wenn  man  die  Drahtlagen,  so  wie  wir  es  vorhin  beschrieben  haben,  in 
derselben  Reihenfolge  wickeln  würde,  in  welcher  sie  im  Schaltungs- 
schema aufeinanderfolgen,  denn  zwischen  je  zwei  in  der  natürlichen 
Reihenfolge  benachbarten  Drahtlagen  bestehen  immer  die  kleinsten 
Spannungsdififerenzen.  Man  hat  jedoch  diese  Rücksicht  zur  Erzielung 
einer  besseren  Schichtung  der  Drahtlagen  an  den  Stirnflächen  mehr 
oder  weniger  zum  Opfer  gebracht.***) 

Auch  hinsichtlich  der  zweiten  Bedingung,  welche  die  Anschlüsse 
an  die  Collector-Segmente  betrifft,  sind  Variationen  bei  der  Herstellung 
der  Trommelanker  möglich. 

Es  kann  nämlich  das  Collector-Segment  beliebig  gewählt  werden, 
bei  welchem  man  mit  der  Herstellung  der  Anschlüsse  an  die  Verbindungs- 
stellen von  je  zwei  aufeinanderfolgenden  Drahtlagen  den  Anfang  machen 
will.  Man  kann  z.  B.  die  Verbindungsstelle  zwischen  den  unmittelbar 
aufeinanderfolgenden  Drahtlagen  I  und  11  mit  einem  ganz  beHebig  ge- 
wählten Collector-Segmente  verbinden.  Man  muss  aber  dann  —  ent- 
weder nach  links  oder  nach  rechts  fortschreitend  —  der  Reihe  nach 
die  unmittelbar  aufeinanderfolgenden  Collector-Segmente  mit  unmittelbar 
aufeinanderfolgenden  Verbindungsstellen  benachbarter  Drahtlagen  zum 
Anschlüsse  bringen.  Das  heisst  mit  anderen  Worten :  Die  Wahl  des 
ersten  Anschlusspunktes  und    der   ^Schaltungsrichtung^'^   stehen  uns  frei, 


*)  Bei  der  wirklichen  Ausführung  einer  Trommelwickelung  werden  die  Anschlüsse  au 
die  Collector-Segmente  zunächst  nur  markirt  (z.  B.  durch  Drahtschlingen)  und  erst  nach 
Vollendung  der  Wickelung  thatsächlich  hergestellt.  Beim  Wickeln  der  Trommel  ist  der 
Collector  noch  gar  nicht  an  derselben  angebracht. 

**)  Diese  Wickelungsordnung  hat  man  in  der  That  bevorzugt,  weil  sie  eine  bessere 
Schichtung  der  Drahtlagen  an  den  Stirnflächen  der  Trommel  mit  sich  bringt.  Freilich  ist 
sie  insofern  nicht  vortheilhaft,  weil  sie  Drahtlagen  aufeinander  bringt,  zwischen  welchen 
grössere  Spannungsunterschiede  bestehen,  als  zwischen  den  im  Schaltuogsschema  aufeinander- 
folgenden Drahtlagen.  (Die  diesbezügliche  Bemerkung  in  S.  Thompson,  S.  I55i  ^^^  ^'^° 
irrthümlich.) 

***)  Man  vergleiche   die  vorhergehende  Anmerkung. 

18* 


276 


die  Reihenfolge  aber  muss  sowohl  bei  den  benachbarten  Drahtlagen 
einerseits  als  auch  bei  den  benachbarten  Collector-Segmenten  anderseits 
eingehalten  werden. 

Ein  Blick  auf  die  Fig.  7  wird  dies  besser  veranschaulichen.  Anstatt 
die  Verbindungsstelle  zwischen  8'  und  i  (Ende  der  achten  mit  Anfang 
der  ersten  Lage)  an  das  Collector-Segment  ä  anzuschliessen,  hätten  wir 
es  ebensogut  an  ein  ganz  beliebiges  anderes  Segment  anschliessen 
können.  Jedenfalls  aber  hätte  man  von  dem  gewählten  Segmente  aus- 
gehend der  Reihe  nach  die  aufeinderfolgenden  als  Anschlusspunkte  für 
die  auf  die  angeschlossene  Verbindungsstelle  unmittelbar  folgenden  Ver- 
bindungsstellen benutzen  müssen. 

Fig.  8. 


7'JIl 


Um  verschiedene  Schaltungsrichtungen  anschaulich  zu  machen, 
haben  wir  in  Fig.  7  angenommen,  dass  in  der  Richtung  von  links  nach 
rechts  von  einer  Verbindungsstelle  zur  nächsten  und  von  einem  Collector- 
Segmente  zum  benachbarten  übergegangen  werde,  was  wir  die  ^Schal- 
tungsrichtung  von  links  nach  rechts*  nennen  wollen,  während  Fig.  8 
die  Schaltungsrichtung  von  rechts  nach  links  zeigt. 

Beide  Figuren  beziehen  sich  auf  den  Siemen  s'schen  (v.  He  fn  er- 
sehen) Anker.  Aendert  man  das  Schema  derselben  in  der  Art,  dass 
man  den  Anschluss  der  Verbindungsstelle,  von  welcher  man  ausgeht 
(in  unserem  Falle  die  Verbindungsstelle  zwischen  den  Draht-Enden  8' 
und  i)  an  einem  Collector-Segmente  anbringt,  welches  nicht  (wie  d)  in 
der  Windungsebene  von  einer  der  beiden  verbundenen  Drahtlagen  (I) 
liegt,  sondern  um  einen  Quadranten  (d.  h.  um  einen  »Azimuthalwinkel" 
von  90*^)  davon  absteht,  so  erhält  man  das  Schema  des  Edison'schen 
Trommelankers.  Dasselbe  ist  in  Fig.  9  mit  der  Schaltungsrichtung  nach 
rechts  und  in  Fig.  10  mit  der  Schaltungsrichtung  nach  Hnks  dargestellt. 
Man  erhält  also  aus  dem  Siem  en s'schen  Schema  das  Edison 'sehe 
durch  Verdrehung  des  Collectors   um  einen  rechten  Winkel. 


277 


Die  gewöhnlich  vorkommende  Darstellung  des  Edison  'sehen 
Ankers  mit  einem  ungeradezahligen  Collector,  d.  h.  mit  einem  solchen, 
der  eine  ungerade  Anzahl  von  Segmenten  hat,  ist  unrichtig.  Auch  der 
Edison'sche  Collector  hat  eine  gerade  Anzahl  von  Segmenten.  Das- 
selbe gilt  von  der  Anzahl  der  Wickelungsfelder. 

Die  vorhin  erwähnte  Verdrehung  des  Collectors  aber  beim  Edison- 
Anker  im  Vergleiche  mit  dem  S  i  em  e  n  s- Anker  hängt  zusammen  mit 
der  verschiedenen  Bürstenstellung  bei  beiden  Maschinen. 

Das  Azimuth  der  Bürsten,  bezogen  auf  die  Verbindungslinie  der 
Maschinenpole,  ist  nämlich  bei  beiden  Maschinen  gleichfalls  um  einen 
rechten  Winkel  verschieden. 

Wenn  die  Rotationsrichtung  eines  Trommelankers  gegeben  ist,  so 
lässt  sich  nach  dem  vorliegenden  Schaltungsschema  die  Lage  der  posi- 
tiven Bürste  leicht  angeben. 

Fig.  9. 


S   7 


7'Ar 


Denken  wir  uns  den  Fig.  7  dargestellten  Anker  nach  links  rotirend 
und  nehmen  wir  an,  es  entsprechen  die  Bezeichnungen  N  und  5  der 
Lage  der  Maschinenpole,  dann  werden  die  mit  -\-  bezeichneten  Draht- 
querschnitte Austrittsstellen  (aus  der  Zeichnungsebene)  und  die  mit  — 
bezeichneten  Eintrittsstellen  (hinter  die  Zeichnungsebene)  des  Stromes 
sein.  In  unserem  Schema  wird  dann  die  positive  Bürste  bei  c'  und  die 
negative  bei  c  zu  liegen  kommen,  oder,  nach  der  von  uns  vereinbarten 
Ausdrucksweise:  die  positive  Bürste  wird  , westlich*^''  liegen.  Würde 
man  entweder  die  Rotationsrichtung  oder  die  Schaltungsrichtung  um- 
kehren, so  würde  die  entgegengesetzte  Bürstenstellung  sich  ergeben. 
Kehrt  man  beides  zugleich  um,  so  bleibt  die  Bürstenstellung  ungeändert. 
Um  dies  Alles  in  eine  einfache  Regel  zusammenfassen  zu  können,  be- 
achten wir  in  den  Figuren  7  und  8  den  Verlauf  der  Curven,  welche 
die  CoUector-Segmente  mit  den  Drahtdurchschnitten  der  Bewickelung 
verbinden.  In  Fig.  7  entsprechen  dieselben  der  Strömungsrichtung  in 
einem  nach  links  rotirenden  und  in  Fig.  8  der  Strömungsrichtung  in 
einem  rechts  rotirenden  Segn er 'sehen  Rade.  Hieraus  ergibt  sich  für 
den  Siemens-  Anker  die  Regel : 


278 


XIII.  Die  positive  Bürste  liegt  immer  westlich,  wenn 
der  Anker  in  derselben  Richtung  rotirt,  wie  das  durch  die 
Curven  im  Schaltungsschema  angedeutete  Segne r'sche  Rad. 

Dieser  Satz  lässt  sich  auch  so  aussprechen  : 

XIV.  Die  positive  Bürste  liegt  westlich,  wenn  die  Ro- 
tationsrichtung derTrommel  der  Schaltungsrichtung  ent- 
gegengesetzt ist. 

Im  Gegensatze  zum  Ringe  kommt  dabei  die  Windungsrichtung 
nicht  in  Betracht.  (Vergleiche  Satz  XI.)  Dagegen  ist  die  Schaltungs- 
richtung im  Sinne  der  allgemein  gegebenen  Definition  (Abschnitt  ß) 
wohl  zu  beachten. 

Dieser  Regel  entspricht  auch  die  Bürstenstellung  in  Fig.  8,  näm- 
lich die  Stellung  der  positiven  Bürste  bei  c  und  der  negativen  bei  c*, 
wie  es  durch  die  Pfeile,  welche  den  Stromlauf  in  den  mit  diesen 
Collector-Scgmenten  verbundenen  Drähten  anzeigen,  ersichtlich  ge- 
macht ist. 

Fig.  lo. 


jJV 


Beim  Edison  'sehen  Anker  ist  der  Vergleich  der  Curven  des  Schal- 
tungsschema's  mit  den  Strömungslinien  eines  Segner'schen  Rades  nicht 
anwendbar,  weil,  wie  die  Figuren  9  und  10  zeigen,  in  jedem  Schaltungs- 
schema zweierlei  Curven,  welche  entgegengesetzte  Krümmungen  haben, 
vorkommen.  In  der  That  überzeugt  man  sich  durch  nähere  Betrachtung 
des  Schaltungsschema's  eines  Edison  'sehen  Ankers  leicht,  dass  bei  dem- 
selben die  Bürstenstellung  nicht  nur  von  der  Windungsrichtung,  wie 
beim  Siemens- Anker,  sondern  auch  von  der  Schaltungsrichtung  unab- 
hängig ist  und  folgende  Regel  Geltung  hat,  nach  welcher  nur  die 
Rotationsrichtung  in  Betracht  kommt. 

XV.  Die  positive  Bürste  liegt  auf  Seite  des  Nord- 
poles  oder  des  Südpoles,  je  nachdem  der  Anker  nach 
links  oder  nach  rechts  rotirt. 


279 

Eine  Unvollkommenheit  der  hier  dargestellten  Trommelwickelungen 
besteht  darin,  dass  die  beiden  von  einer  Bürste  zur  anderen  führenden 
parallel  geschalteten  Stromwege  im  Allgemeinen  zum  Theile  durch  innere, 
zum  Theile  durch  äussere  Drahtlagen  verlaufen.  Verfolgt  man  z.  B.  in 
Fig.  7  von  der  Bürste  c'  ausgehend  zur  Bürste  bei  c  die  beiden  Strom- 
wege in  der  Ankerwickelung  {c'  y  j'  d'  8  8'  a  i  j'  b  2  2'  c  und 
c'  6'  b  ly  $' $  a'  4' 4  d  y  ^  c),  so  sieht  man,  dass  jeder  dieser  Wege 
aus  zwei  äusseren  und  aus  zwei  inneren  Drahtlagen  besteht.  Dies  ändert 
sich  natürlich  mit  der  Drehung  des  Ankers,  wobei  die  Bürsten  mit 
anderen  CoUector-Segmenten  in  Berührung  kommen,  periodisch  und  bei 
einer  gewissen  Stellung  des  Ankers  wird  ein  Weg  von  Bürste  zu  Bürste 
durch  lauter  äussere  und  der  andere  durch  lauter  innere  Lagen  führen. 
Der  erstere  Stromweg  ist  länger  und  die  Drähte,  aus  welchen  er 
besteht,  haben,  wegen  ihres  grösseren  radialen  Abstandes  von  der 
Axe,  die  grössere  lineare  Geschwindigkeit,  werden  also  stärker  inducirt. 
Die  beiden  parallel  geschalteten  Stromwege  des  Ankers  befinden  sich 
demnach  hinsichtlich  der  Induction  nicht  unter  gleichen  Verhältnissen 
und  diese  Ungleichheit  unterliegt  bei  jeder  Umdrehung  des  Ankers 
periodischen  Schwankungen. 

Diesem  Uebelstande  wird  durch  eine  neuere  Wickelung  von 
Siemens  &  Halske  abgeholfen,  auf  deren  Erörterung  wir  jedoch 
nicht  eingehen  können. 

Bezüglich  der  hier  beschriebenen  Trommelwickelungen,  z,  B.  Fig.  / 
oder  Fig.  8,  bemerken  wir  übrigens  noch  Folgendes : 

Anstatt  zwei  Lagen  übereinander  zu  legen,  wie  z.  B.  I  und  I, 
II  und  II  u.  s.  w.,  könnte  man  sie,  wenn  man  die  Trommel  so  ein- 
theilte,  dass  die  Anzahl  der  Wickelungsfelder  verdoppelt  wird,  auch 
nebeneinander  legen.  Würden  wir  auf  diese  Art  die  in  Fig.  7  und 
Fig.  8  in  vier  Felder  vertheilten  acht  Drahtlagen  in  acht  Felder  ver- 
theilen,  so  würden  damit  zwei  Vortheile  erreicht  werden.  Erstens,  dass 
nicht  Drahtlagen,  zwischen  welchen  hohe  Spannungsdifferenzen  bestehen, 
aufeinander  zu  liegen  kommen,  weil  eben  alle  Drahtlagen,  in  ebenso- 
vielen  Wickelungsfeldern  getrennt,  nebeneinander  lägen;  und  zweitens, 
dass  die  Stromwege  zwischen  den  Bürsten  gleich  lang  wären. 

In  Wirklichkeit  kommen  freilich  immer  mehr  als  eine  Drahtlage 
in  ein  Wickelungsfeld  und  ist  bekanntHch  auch  die  Zahl  der  CoUector- 
segmente  eine  viel  grössere,  als  wir  sie  zur  Vereinfachung  unserer 
Zeichnungen  angenommen  haben.  Im  Allgemeinen  muss  die  Zahl  der 
Drahtlagen  (mit  je  zwei  freien  Draht-Enden)  gleich  sein  der  Zahl  der 
Collector-Segmente.  Gibt  man  z.  B.  vier  Lagen  in  ein  Wickelungsfeld, 
so  reichen  14  Wickelungsfelder  für  einen  56theihgen  CoUector  aus  wie 
es  bei  einem  der  neueren  Siemens'schen  Trommelanker  der  Fall  ist. 

Uebrigens  wird  an  diesen  Trommelwickelungen  fortwährend  und 
so  häufig  geändert,  dass  es  sich  kaum  lohnen  würde,  eine  dieser  Wicke- 
lungen vollständig  und  in  allen  Einzelnheiten  zu  beschreiben.  Bis  diese 
Beschreibung  im  Drucke  erschiene,  wäre  sie  vielleicht  schon  wieder 
veraltet.  Wir  können  uns  füglich  auf  die  schematisch  erläuterten  allge- 
meinen Principien  beschränken. 

SchHesslich  danke  ich  noch  meinem  Assistenten  Herrn  Ingenieur 
Zi ekler  für  die  Anfertigung  der  in  dieser  Abhandlung  enthaltenen  nach 
meinen  Skizzen  sorgfältig  ausgeführten  Zeichnungen. 

Wien,  6.  Mai   1887. 


280 

Der  telegraphische  Betrieb  auf  den  unterirdischen 
Telegraphenleitungen. 

Der  telegraphische  Betrieb  auf  unterirdischen  Telegraphenleitungen 
erstreckte  sich  bis  zur  Zeit,  wo  Deutschland  zur  Verbindung  der  wichtigen, 
grösseren  Verkehrsplätze  ein  unterirdisches  Netz  von  Landtelegraphenkabeln 
legen  Hess,  auf  den  Betrieb  von  unterseeischen  Leitungen.  Die  verwendeten 
Telegraphenapparate  bestanden  theils  in  Spiegel-  (Thomson's  Syphon 
recorder),  theils  in  besonders  construirten  Apparaten  (Ailhaud's  Schreiber, 
Russschreiber  von  Siemens).  Auf  dem  Kabel  Schweden-Norwegen  und 
England  wird  theilweise  mit  dem  W  h  ea  ts  to  n  e'schen  Automaten  gearbeitet. 

Die  Leistungsfähigkeit  auf  den  Submarineleitungen  ist  im  Verhältnisse 
zu  derjenigen  .auf  den  oberirdischen  oder  Luftleitungen  gering,  das  Tele- 
graphiren sehr  anstrengend. 

Die  deutsche  Telegraphenverwaltung  hat  es  nun  zu  Wege  gebracht, 
auf  ihren  unterirdischen  Telegraphenleitungen  mit  dem  Morse-,  Estienne- 
und  Hughes -Apparat  den  Verkehr  in  regelmässiger  Weise  abwickeln  zu 
können,  indem  für  längere,  unterirdische  Strecken  Relaisübertragungen  ein- 
gerichtet wurden.  Dies  hat  jedoch  die  genannte  Verwaltung  nicht  abgehalten, 
die  derselben  gemachten  Vorschläge,  die  unterirdischen  Leitungen  mit  Ent- 
ladungsvorrichtungen   zu    betreiben,    in    der  eingehendsten  Weise  zu  prüfen. 

Die  Abwicklung  des  telegraphischen  Verkehrs  mittelst  des  Morse- 
Apparates  bietet  insoferne  Uebelstände ,  als  die  Ladungszeiten  für  die 
Erzeugung  von  Strichen  viel  länger  sind,  als  die  Entladungszeiten,  was 
zusammenlaufende  Zeichen  im  Gefolge  hatte.  Unter  Benützung  von  Zink- 
sendern (switch)  konnte  man  dem  Uebelstände  allerdings  einigermaassen 
begegnen ;  es  wurde  indessen  mit  Erfolg  vorgezogen,  den  Morse-Apparat 
örtlich  durch  ein  polarisirtes  Hughes -Relais  zu  betreiben.  Auf  längere, 
unterirdische   Strecken  werden  Relaisübertragungen  zwischengeschaltet. 

Der  seit  einiger  Zeit  in  Deutschland  eingeführte  Doppelschreiber  von 
Estienne  hat  im  Gegensatze  zum  Morse-Apparat  stets  gleiche  Ladungs-  und 
Entladungszeiten,  bezw.  längere  Entladungs-  als  Ladungszeiten.  Diese  An- 
ordnung hat  meines  Erachtens  einen  erheblichen  Vortheil  vor  der  Arbeitsweise 
mit  dem  Morse-Apparat.  Welche  Erfolge  die  Versuche  mit  dem  Estienne- 
Apparate  gehabt  haben,  lässt  sich  noch  nicht  sagen,  da  dieselben  als  abge- 
schlossen  wohl   noch   nicht  zu   betrachten  sind. 

Die  Abwicklung  des  telegraphischen  Verkehrs  mittelst  der  genannten 
Apparate  kommt  indessen,  in  Anbetracht  der  umfangreichen  Correspondenz, 
erst  in  zweiter  Linie.  Der  Schwerpunkt  liegt  in  der  Verwendung  des  Hughes- 
Apparates.  Auch  bei  diesem  Apparate  ist  die  Entladungszeit  durchschnittlich 
länger,  als  die  Ladungszeit.  Nur  in  dem  Falle,  wo  die  Zeichen  in  der 
epgsten  Gruppirung  aufeinander  folgen,  ist  die  Ladungszeit  ein  wenig  länger, 
als  die  Entladungszeit  —  es  ergibt  sich  dies  aus  der  Construction  des 
Stromgebers. 

Wenngleich  der  Zeitunterschied  zwischen  der  Dauer  der  Ladung  und 
Entladung  nur  ein  geringer  ist,  so  ist  derselbe  meines  Erachtens  dennoch 
ein  nicht  zu  unterschätzender  Uebelstand  und  wohl  die  Ursache  für  das 
unangenehme  Geräusch,  welches  bei  den  engsten  Gruppirungen  der  Zeichen 
am  Hughes-Apparate  gehört  wird.  Es  ist  daher  einleuchtend,  dass  es  von 
Vortheil  ist,  für  das  Telegraphiren  an  Kabelleitungen  mittelst  des  genannten 
Apparates  die  Dauer  der  Ladung  und  Entladung  auch  bei  der  engsten 
Gruppirung  gleich  zu  machen,  zumal  nach  den  Erfahrungen  die  Verkürzung 
der  Dauer  des  Telegraphirstromes,  d.  i.  der  Dauer  der  Ladung  um  den 
kleinen  Zeitunterschied  einen  nachtheiligen  Einfluss  auf  das  Telegraphiren 
nicht  ausübt. 


281 


Das  Arbeiten  auf  den  unterirdischen  Leitungen  gab  besonders  für  die 
Verwendung  des  Hughes-Apparates  zu  Versuchen  mit  vielen  Entladungs- 
vorrichtungen Anlass.  Dieselben  bezweckten,  auf  längere,  den  Luftleitungen 
annähernd  gleiche  Strecken,  nicht  allein  ein  directes,  sondern  .auch  ein 
ebenso   schnelles  Telegraphiren  zu   ermöglichen. 

Die  ersten  Versuche  wurden  zwischen  Berlin  und  Frankfurt  a.  M. 
unter  Einschaltung  eines  Zinkseaders  angestellt.  Derselbe  wurde  neben  die 
Leitung  geschaltet.  Auf  den  abgehenden  Strom  wurde  der  Anker  desselben 
angezogen  und  auf  den  Batteriecontact  der  Entladungsbatterie  gelegt.  Der 
Drehpunkt  des  Hebels  lag,  wie  bekannt  vorausgesetzt  werden  muss,  zwischen 
Leitung  und  Erde.  Sobald  nun  die  Lippe  den  Contact  verlassen  hatte,  trat 
die  Entladungsbatterie  in  Thätigkeit,  deren  Dauer  die  Zeit  umfasste,  welche 
der  Anker  des  Zinksenders  gebrauchte,  um  vom  Batterie-  an  den  Ruhe- 
contact  zurückzugehen. 

Fig  I. 


Ein  Erfolg  wurde  mit  dieser  Einrichtung  nicht  erzielt,  einestheils  wohl 
deshalb,  weil  im  Verhältnisse  zur  Dauer  der  Ladung  diejenige  der  Entladung 
sehr  kurz  war,  anderentheils,  weil  beim  Stromsenden  eine  Verzweigung  und 
damit  verbunden  eine  Abnahme  des  auf  die  Leitung  entfallenden  Stromtheiles 
eintrat. 

Entgegen  der  Anordnung,  vom  gebenden  Amte  zu  entladen,  wurden 
alsdann  Versuche  mit  einer  von  Führer,  später  von  Grimmert  abge- 
änderten Vorrichtung  angestellt,  mittelst  welcher  vom  empfangenden  Amte 
aus   entladen   werden  sollte. 

Zu  diesem  Zwecke  wurde  am  Hughes-Apparate,  Fig.  i,  isolirt  auf  dem 
Anker  ein  Contacthebel  h  angebracht,  welcher  zwischen  den  beiden  Con- 
tacren  l  und  2  sich  bewegte.  Der  Hebel  Ji  steht  mit  dem  Ruhecontacte  ;', 
der  Contact  I  mit  der  Erde,  der  Contact  2  mit  der  Telegraphirbatterie, 
welche  gleichzeitig  auch  als  Entladungsbatterie  benützt  werden  konnte,  in 
Verbindung. 

Die  Fig.  i  zeigt  den  Stromlauf  für  die  Apparatverbindungen.  Wird 
auf  dem  gebenden  Amte  die  Taste  gedrückt,  so  entfernt  sich  die  Zunge  z 
vom  Contacte  r  und  legt  sich  an  den  mit  der  Batterie  verbundenen  Con- 
tact t.  Die  Batterie  wird  geschlossen  und  sendet  Strom  von  ]i  über  10,  t,  s, 
Schlittenachse,  5,  f,  a,  4,  E,  3  und  L  in  die  Leitung.  Nach  abgestossenem 
Anker  geht  der  Strom   von   der  Schlittenachse    über   ^,   C   und   6   in   L.    Der 


282 


abgestossene  Anker  hat  nun  den  Hebel  h  auf  den  Contact  2  gelegt;  indessen 
kann  ein  Schluss  der  Batterie  nicht  stattfinden,  da  die  Verbindung  zwischen 
der  Zunge  z  und  dem  Contacte  r  unterbrochen  ist ;  diese  wird  erst  in 
dem  Augenblicke  wieder  hergestellt,  wo  der  Hebel  }i  an  den  Contact  l 
zurückgeht. 

Wird  dagegen  der  Anker  auf  einen  ankommenden  Strom  abgestossen, 
so  wird  in  dem  Augenblicke,  wo  der  Hebel  h  mit  dem  Contacte  2  in 
Berührung  kommt,  die  Batterie  geschlossen  und  von  k  über  g,  2,  h,  7,  ;', 
Z,   b,   C  und   6   Strom   in   die  Leitung   entsendet. 

Es  sind  nun  die  Telegraphirbatterie  des  gebenden  und  die  Entladungs- 
batterie des  empfangenden  Amtes  gleichzeitig  geschlossen,  und  da  dieselben 
die  ungleichen  Pole  an  der  Leitung  haben,  hintereinander  geschaltet.  Dass 
für  die  Zeit,  wo  die  beiden  Batterien  hintereinander  geschaltet  sind,  ein 
günstiger  Einfluss  auf  eine  schnelle  Entladung  stattfindet,  dürfte  nicht  zu  be- 
zweifeln  sein.   Dieser  günstige  Einfluss  geht  indessen  in  dem  Augenblicke,    wo 

Fig.  2. 


die  Batterie  des  gebenden  Amtes,  welches  etwas  früher  geöffnet  wird,  als 
die  Batterie  des  empfangenden  Amtes,  zu  wirken  aufhört,  theilweise  wieder 
verloren,  weil  die  zum  Entladen  bestimmte  Batterie  alsdann  allein  wirkt, 
und  statt  zu  entladen  vielmehr  Ladung,  wenn  auch  in  geringem  Maasse,  her- 
beiführt. Es  hat  sich  dann  auch,  wenn  auch  mitunter  auf  kurze  Zeit  recht 
gut  zwischen  Berlin  und  Frankfurt  a.  M.  gearbeitet  wurde,  eine  für  die 
Praxis  brauchbare  Verwendung  der  F  ü  hr  er  -  Grimm  er  t'schen  Vorrichtung 
nicht  erreichen   lassen. 

.  Fig.  2  zeigt  eine  Vorrichtung  zur  Entladung,  von  E.  Elsasser  an- 
gegeben, welche  nach  Belieben  auf  der  gebenden  oder  der  empfangenden 
Stelle  in  Thätigkeit  gesetzt  werden  kann.  Dieselbe  besteht  darin,  dass  an 
Stelle  der  isolirten  Feder  an  der  vorderen  Apparatwange  ein  isolirter,  zwei- 
armiger Contacthebel  angebracht  wird,  dessen  Arme  ebenfalls  voneinander 
isolirt  sind.  Der  eine  Arm  a  dient  als  Ersatz  für  die  isolirte  Feder  und 
liegt  daher  unter  dem  Correctionsdaumen  f,  der  Arm  Ji  spielt  zwischen  den 
Contacten  i  und  2,  welche  mit  Erde,  bezw.  mit  Batterie  verbunden  sind. 
Der  Umschalter  U  dient  dazu,  um  entweder  auf  der  gebenden  oder  auf  der 
empfangenden  Stelle   die   Entladungsbatterie   B^   einzuschalten. 

Nach     dem   Stromlaufe   wird     von     der    gebenden    Stelle    entladen,     auf 
welcher  im   Umschalter    U  die  Verbindung  mit  /  hergestellt  wird,    während 


283 

auf  der   empfangenden   Stelle  die   Verbindung    mit  //  im   Umschalter    herge- 
stellt  werden   muss. 

Der  Contacthebel  all  wird  durch  den  Correctionsdaumen  jT  in  Bewegung 
versetzt.  Liegt  letzterer  auf  dem  Arme  a,  so  berührt  der  Arm  h  den  Con- 
tact  l ;  der  Apparat  ist  zum  Empfangen  bereit.  Wenn  dagegen  in  Folge 
eines  Rundganges  der  Druckachse  der  Correctionsdaumen  f  den  Arm  a  ver- 
lässt,  geht  dieser  in  die  Hohe,  bis  der  Arm  h  sich  auf  den  Contact  2  legt ; 
die  Entladungsbatterie  B^  ist  auf  der  gebenden  Stelle  eingeschaltet.  Sobald 
nun  die  Lippe  den  Contactstift  verlässt,  geht  die  Zunge  z  an  den  Contact  r 
zurück  und  öffnet  die  Telegraphirbatterie  B.  Da  in  diesem  Augenblicke 
der  Hebel  h  mit  dem  Contact  2  und  der  Auslösehebel  b  mit  dem  Anker  c 
noch  in  Berührung  ist,  so  tritt  die  Entladungsbatterie  B^  jetzt  in  Thätigkeit 
und  sendet  stromüber    U,   I,    g,    2,   h,  7,   r,   Z,    b,    C   und   6   in   die  Leitung  Li. 

In  dem  Augenblicke,  wo  der  Auslösehebel  b  den  Anker  c  verlässt, 
wird  die  Entladungsbatterie  geöffnet,  da  gleichzeitig  der  Correctionsdaumen  f 
an  das  Hebel-Ende  a  geht,  wodurch  der  Arm  h  an  den  Contact  I  zurück- 
gebracht  wird. 

Wenn  man  in  Betracht  zieht,  dass  die  Dauer  der  Ladung  oder  des 
Telegraphirstromes  etwa  ^/g  Umdrehungen  der  Druckachse  ausmacht, 
während  auf  die  Dauer  der  Entladung  höchstens  l/g  Umdrehung  entfällt, 
so   wird   der  Nichterfolg   dieser   Entladungsvorrichtung   leicht   erklärbar. 

Das  Arbeiten  auf  den  unterirdischen  Leitungen  unter  Benützung  von 
Condensatoren  hatte  ebenfalls  keinen  Erfolg,  Es  war  hiebei  gleichgiltig,  ob  in  die 
unterirdische  Leitung  nur  ein  oder  ob  zwei  Condensatoren  eingeschaltet  wurden. 

Eine  anderweitige  Entladungsvorrichtung  bestand  darin,  dass  auf  das 
vordere  Ende  der  Druckachse  eine  Contactscheibe  isolirt  aufgesetzt  wurde, 
welche  in  mehrere  Felder  getheilt  war.  Je  nach  Belieben  konnte  man  nun 
den  Schluss  der  Telegraphirbatterie  ebenso  lange,  wie  denjenigen  der  Ent- 
ladungsbatterie machen,   bezw.   länger  oder  kürzer. 

Der  Contactscheibe  war  ein  Zeiger  beigegeben,  welcher  wie  beim 
M  e  y  e  r'schen  Apparate,  mit  der  Leitung  verbunden,  von  dem  Apparat  selbst 
jedoch   isolirt  war  und   diese  Contactscheibe   überstrich    (System  Jaite). 

Gesetzt,  die  Contactscheibe  sei  in  vier  Theile  zerlegt,  es  wird  nun 
die  Grösse  der  einzelnen  Theile  nach  der  Stromesdauer,  sowie  nach  der 
Dauer  der  directen  Erde  und  der  Erde  durch  den  Apparat  bemessen.  Zer- 
legt man  hingegen  die  Scheibe  in  mehr  als  vier  Theile  und  versieht  diese 
Theile  mit  Stöpsellöcher,  so  lässt  sich  auf  eine  bequeme  Weise  die  Dauer 
der  Ladung,  Entladung,  der  directen  und  indirecten  Erde  beliebig  vergrössern 
oder   verkleinern. 

Ein  zu  dieser  Entladungsvorrichtung  geeigneter  Stromlauf  zeigt  Fig  3. 
vS  ist  die  Scheibe,  in  24  Felder  zerlegt  und  mit  Stöpsellöcher  versehen. 
A  ist   der  Zeiger,    welcher  mit  der  Leitung  verbunden   wird. 

Von  den  24  Feldern  ist  ein  Feld  oder  mehr  mit  dem  Apparat  zu  ver- 
binden, um  das  Auslösen  der  Druckachse  zu  bewirken.  Angenommen,  es  ge- 
nügt ein  Feld,  alsdann  verbleiben  für  die  Ladung,  Entladung  und  directe 
Erde  2"^  Felder,  von  denen  wiederum  mindestens  vier  Felder  verloren  gehen, 
falls  ein  kurzer  Schluss  der  Batterie  untereinander,  bezw.  mit  der  Erde  ver- 
mieden  werden  soll. 

In  der  beistehenden  Stromlaufskizze  sind  zehn  Felder  für  die  Tele- 
graphirbatterie, sieben  Felder  für  die  Gegenbatterie,  je  zwei  Felder  für  die  directe 
Erde  und  isolirende  Trennschicht  und  ein  Feld  für  die  Apparatzuleitung 
bestimmt.  Da  eine  Umdrehung  der  Druckachse  einer  Fortbewegung  des 
Schlittens   um   36   Mm.   entspricht,   so   ist  im    angenommenen   Falle  die  Tele- 

36 

graphirbatterie    10  V =  10  X  i*5  =  ^S»   '^'^  Gegenbatterie  7  X  i'5  = 

24 


284 


=  iO"5,  die  directe  Erde  und  die  Isolirschicht  je  3  =  3X3  =  9  "od 
der  Apparat    l'5   Mm.   mit  der  Leitung  in  Verbindung. 

Diese  Entladungsvorrichtung  soll  nur  für  die  Zeit  des  Gebens  in 
Thätigkeit  treten,  dagegen  für  die  Zeit  des  Empfangens  ausgeschaltet  werden. 
Zu  diesem  Zwecke  wird  ein  Umschalter  U  verwendet,  mit  Hilfe  dessen  die 
Leitung  entweder  auf  die  Contactscheibe  oder  auf  den  Apparat  geschaltet  wird. 

Der  ankommende  Strom  findet,  da  im  Umschalter  JJ  die  Verbindung  // 
hergestellt  sein  muss,  den  gewöhnlichen  Weg  für  den  Hughes-Apparat.  Für 
das  Geben  wird  im  Umschalter  U  die  Verbindung  /  hergestellt.  Der  Strom 
geht  im  ersten  Augenblick,  wo  die  Zunge  z  an  den  Contact  /  geht,  von  B 
über  I,  t,  z,  Schlittenachse  5,  h,  a,  4,  E,  y,  12,  Feld  1,  A^f,  m,  11,  / 
von    U  und  weiter    in  L.   Sobald    nun  der  Anker    aushebt    und    die   Druck- 

Fig-  i. 


achse  auslöst,  wird  in  Folge  deren  Umdrehung  der  ebenangegebene  Strom- 
kreis unterbrochen ;  der  Zeiger  A  rückt  auf  Feld  2  und  gibt  dem  Tele- 
graphirstrom  über  2  bis  1 1  einen  directen  Weg  in  die  Leitung.  Für  die 
Felder  12  und  13  ist  die  Leitung  isolirt,  für  die  Felder  14  bis  20  geht 
der  Entladungsstrom  von  B^  über  g  in  die  Leitung,  worauf  für  die  Felder  2  l 
und  22  Isolation,  für  22  und  24  directe  Erde  und  für  Feld  l  —  Ruhe- 
punkt der  Druckachse — Erde  durch  den  Apparat  folgt. 

Die  Erfolge  mit  dieser  Entladungsvorrichtung  waren  nicht  dauernd. 
Es  kommt  der  grosse  Uebelstand  dazu,  dass,  je  nachdem  gegeben  oder 
empfangen  wird,  der  Umschalter  U  geschaltet  werden  musste,  wie  dies  bei 
den  Entladiingsvorrichtungen,  welche  sowohl  beim  Geben  als  auch  beim 
Nehmen  zu  verwenden  sind,  und  welche  mittelbar  oder  unmittelbar  durch 
die   Druckachse    in   Thätigkeit  versetzt  werden,     überhaupt  stattfinden   muss. 

Um  diesen  für  das  Telegraphiren  sehr  störend  auftretenden  Uebel- 
stand zu  beseitigen,  ist  von  Sack  die  folgende  Entladungsvorrichtung  ange- 
geben  worden. 

Die  vorerwähnte  Contactscheibe  mit  Zeiger  wird  durch  eine  ent- 
sprechende  Verlängerung   der  Lippe  ersetzt ;     letztere   wird     in    zwei   isolirte 


285 

Theile  zerlegt,  deren  vorderer  Theil  mit  der  Telegraphir-,  deren  hinterer 
Theil  mit  der  Entladungsbatterie  verbunden  wird.  Dementsprechend  werden 
der  Stromlauf  und  die  Verbindungen  der  Apparattheile  untereinander  ge- 
ändert. 

Da  der  Hughes-Apparat  derart  construirt  ist,  dass  die  Zeichen  nur  in 
einem  Abstände  von  vier  Zwischenzeichen  aufeinander  folgen  dürfen,  so 
befinden  sich  bei  der  engsten  Gruppirung  zwischen  zwei  Zeichen  fünf 
Zwischenräume,  bestehend  aus  fünf  Contactstiften  und  fünf  Abständen.  Der 
Stift  besitzt  eine  Breite  von  3,  der  Abstand  von  Stift  zu  Stift  eine  solche 
von  6  Mm.  Da  der  Schlitten  in  einem  Umlaufe  das  mit  28  Stiften  ver- 
sehene Stiftgehäuse  überstreicht,  so  legt  derselbe  in  jeder  Umdrehung 
28  X  (3  +  ^)  =  252  Mm.  zurück. 

Die  Druckachse  bewegt  sich  siebenmal  schneller,  als  der  Schlitten ; 
dieselbe  legt  somit  in  einer  Umdrehung  252  :  7  =  36  Mm.  zurück.  Dieser 
Weg  entspricht  vier  Contactstiften  mit  vier  Abständen.  Wie  eben  bemerkt, 
müssen  bei  der  engsten  Gruppirung  die  Zeichen  mit  fünf  Zwischenräumen 
:^  45  Mm.  Abstand  gegeben  werden.  Es  bleiben  demnach  g  Mm.  übrig, 
welche  für  die  Druckachse  sozusagen  als  Ruhe  dienen,  um  dieselbe  für 
einen  erneueten  Strom  auslösefähig  zu  machen. 

Diese  9  Mm.  müssen  auch  der  Lippe  verbleiben,  um  derselben  eine 
momentane  Ruhe  zu  geben  und  sie  zum  bequemen  und  correcten  Aufsteigen 
auf  den  Stift  zu  befähigen.  Es  darf  daher  die  Gesammtlänge  der  Lippe  36  Mm. 
nicht  übersteigen.  Diese  36  Mm.  Contactfläche  werden  unter  Berücksichtigung, 
dass  zur  Vermeidung  eines  kurzen  Schlusses  zwischen  den  beiden  Batterien 
eine  Trennschicht  von  der  Stärke  eines  Contactstiftes  gleich  3  Mm.  genügt, 
derart  zerlegt,  dass  20  Mm.  auf  die  Telegraphirbatterie,  3  Mm.  auf  die 
trennende  Ebonitschicht  und  13  Mm.  auf  die  Entladungsbatterie  entfallen. 
Die  fehlenden  drei  Entladungs-Millimeter  werden  reichlich  dadurch  auf- 
gewogen, dass  die  Leitung  ausserdem  noch  9  Mm.  Erde  durch  die  Elektro- 
magnet-Umwindungen   hat. 

Die  Einschaltung  der  Entladungsbatterie  bedingt  die  folgenden  kleinen 
Abänderungen : 

1.  Die  Schlittenachse  wird,  um  noch  eine  zweite  Stahlhülse  aufschieben 
zu  können,  genügend  hoch,  oberhalb  der  bereits  auf  derselben  befind- 
lichen Stahlhülse  in  zwei  isolirte  Theile  zerlegt.  Um  diese  isolirt  zer- 
legte Schlittenachse  wird  die  erwähnte  Stahlhülse  isolirt  fest  angebracht. 
Gegen  dieselbe  schleift  eine  an  der  Apparatenwand  isolirt  befestigte  Feder, 
welche  mit  der  Gegenbatterie  verbunden  wird,  während  die  Stahlhülse  mit 
dem  hinteren  Schlittentheil  in  der  Weise  die  Verbindung  erhält,  dass  in  der 
Schlittenachse  eine  Rinne  hergestellt  und  darin  ein  isolirter  Draht  für  die 
Verbindung  zwischen   Hülse  und  Lippentheil  gelegt  wird. 

2.  Der  Schlitten  erhält  eine  aus  zwei  isolirten  Theilen  bestehende 
Lippe  mit  den  vorerwähnten  Abmessungen. 

3.  Der  zum  Schliessen  der  Telegraphirbatterie  bestimmte  vordere 
Lippentheil  bleibt  mit  dem  unteren  Ende  der  Schlittenachse  in  metallischer 
Verbindung,  während  der  zweite,  hintere,  zur  Entladung  dienende  Lippen- 
theil  vollständig   isolirt  sein  muss. 

4.  Die  zur  Aufnahme  der  unteren  Schlittenachse  dienende  Hülse  wird, 
wie  früher,  isolirt  in  dem  Stiftgehäuse  angebracht  und  mit  einer  angelötheten 
Feder  versehen,  welche  mit  der  Batterieklemme  (der  Telegraphirbatterie) 
verbunden  wird  (bei  den  Apparaten  älterer  Construction  stand  diese  Feder 
mit  der  Erdklemme   in  Verbindung). 

5.  Der  Stösser  wird,  wie  früher,  vollständig  isolirt  angebracht  und 
dürfte   seine   Länge  der  Länge  der  Lippe  anzupassen   sein. 


286 


6.  Der  seitliche  Contacthebel  muss.  wie  bei  den  Hughes-Apparaten 
mit  mechanischer  Auslösung  der  Druckachse,  aus  zwei  voneinander  isolirten 
Theilen  bestehen. 

Der  Stromlauf  ist  in  Fig.  4  vorgeführt.  Wie  man  sieht,  besteht  gegen 
den  bisherigen  Stromlauf  die  Abweichung,  dass  der  Batteriecontact  t  mit 
dem  Tastenwerk,  und  dass,  wie  bereits  erwähnt,  die  untere  Schlittenachse 
und  dadurch  der  vordere  isolirte  Lippentheil  mit  der  Telegraphirbatterie 
verbunden  ist. 

Fig.  4. 


Der  Strom  des  gebenden  Amtes  geht,  sobald  die  Taste  gedrückt  und 
dadurch  die  Zunge  z  an  den  Contact  t  gelegt  wird,  vom  Pol  ilT  der 
Batterie  B  über  8,  m,  l,  n,  1,  t,  z,  f,  2,  h,  a,  /\.  E,  5  und  j/  in  die 
Leitung.  Nachdem  der  Anker  c  abgeschnellt  und  mit  dem  Auslösehebel  d 
in  Berührung  gekommen  ist,  findet  der  Telegraphirstrom  seinen  Weg  über 
2,   5,   c  und   6   in  die   Leitung. 

Hat  nun  der  vordere  isolirte  Lippentheil  den  Stift  überstrichen,  hört 
die  Wirkung  der  Telegraphirbatterie  auf.  Die  Zunge  z  bleibt  aber  noch 
an  dem  Contact  /  anliegen,  weil  der  Contactstift  die  Lippe  mittelst  deren 
hinteren  isolirten  Theiles  gehoben  hält.  Die  Gegenbatterie  wird  nun  ge- 
schlossen,  sobald   der  Stift  an   den  Theil   l-^   der  Lippe  herantritt. 

Der  Entladungsstrom  findet  anfänglich  seinen  Weg  über  5,  /j,  11,  i, 
t,  z,  f,  2,  b,  c  und  6,  später,  wenn  der  Auslösehebel  b  den  Anker  c  ver- 
lassen hat  und  der  Correctionsdaumen  h  mit  der  Feder  a  wieder  in  Be- 
rührung gekommen  ist,  über  2,  h,  a,  4,  E,  3  und  y,  also  durch  die  Um- 
windungen   des   Elektromagnetes,   in   die   Leitung. 

Der  auf  dem  empfangenden  Amte  ankommende  Strom  findet  seinen 
Weg  über  y,  3,  E,  4,  a,  h,  bezw.  nach  abgestossenem  Anker  über  y,  6, 
c,  b,  2,  /,  z  und  r  in  die  Erde.  \l\n  Ausschalten  der  Entladungsvorrich- 
tung während  des  Empfangens  ist  nicht  erforderlich,  weil  die  Lippe  in 
Ruhe   ist. 

Einen  von  den  vorbeschriebenen  Arbeitsweisen  vollständig  abweichen- 
den Vorschlag  zum  Betriebe  der  unterirdischen  Leitungen  hat  Fuchs  in 
seinem  Reichspatent  Nr.  13805  angegeben.  Fuchs  verwendet  Ruhestrom 
und     kehrt    die    Richtung     desselben   während   des   Telegraphirens   um   durch 


287 


Entsendung  eines  Gegenstromes.  Der  Hughes-Apparat  ist  bei  dieser  Arbeits- 
weise nicht  direct  in  die  Leitung  geschaltet,  sondern  er  wird  unter  Benützung 
eines  in  seiner  Stelle  als  Empfänger  eingeschalteten  Relais  durch  eine  Orts- 
batterie  betrieben. 

Um  eine  Leitungsunterbrechung  von  der  Erde  während  der  Schwebe 
des  Contacthebels  h  zu  vermeiden  (Fig.  5),  benützt  Fuchs  in  ähnlicher 
Weise  wie  bei  seinem  Gegensprecher,  einen  Hilfshebel  /i^.  Im  Ruhezustande 
liegt  letzterer  auf  dem  mit  der  Ruhestrombatterie  B  verbundenen  Contact  r 
auf,   ohne   den   Hebel   /i  zu   berühren. 

Fig-  3- 


Der  Contacthebel  des  Hughes-Apparates  muss  bei  der  F  u  c  h  s'schen 
Anordnung  in  zwei  voneinander  isolirte  Theile  A  und  /^g  zerlegt  werden.  Der 
Hebel  k  ist  mit  der  Telegraphirbatterie  B^  verbunden,  das  Relais  R  liegt 
zwischen  Erde  und  Batterie  B,  der  Hughes-Apparat  zwischen  dem  Anker 
und   dem   Contact  t^   des  Relais  R,   die   Leitung  am  Hebel  /t^. 

Auf  den  Tastendruck,  geht  der  Hebel  k  an  den  Contact  t  des  Hebels  /i^. 
Im  ersten  Augenblick  der  Berührung  zwischen  den  Hebeln  k  und  k-^  liegt 
letzterer  noch  auf  dem  Contact  r  auf,  in  Folge  dessen  die  beiden  Batterien 
für  einen  Augenblick  hintereinander  unter  sich  geschlossen  sind.  Sobald  nun 
der  Hebel  //^  von  dem  Contact  r  abgehoben  ist,  tritt  die  Batterie  B^  in 
voller  Wirksamkeit  und  hebt  den  in  der  unterirdischen  Leitung  vorhandenen 
Strom    gänzlich   auf. 

Durch  die  Trennung  zwischen  dem  Contact  r  und  dem  Hebel  /^^  wird 
das  Relais  des  gebenden  Amtes,  durch  die  Vernichtung  des  Stromes  in  der 
Leitung  dasjenige  des  empfangenden  Amtes  stromlos,  die  Hebel  derselben 
fallen  vom  Contact  r^  an  den  Contact  /j^  und  schliessen  dadurch  die  gleich- 
zeitig zum  Ortsstromkreise  dienende  Batterie  B;  der  Hughes-Apparat  tritt 
in  Thätigkeit. 

Geht  der  Contacthebel  k  in  die  Ruhelage  zurück,  so  verlässt  er  den 
Contact  f  erst  dann,  wenn  der  Hebel  /i^  mit  dem  Contact  r  in  Berührung 
gekommen   ist. 

Der  Uebelstand,  dass  die  Leitung  während  der  Schwebe  des  Hebels  /i 
von  der  Erde  abgeschnitten  ist,  dürfte  meines  Erachtens  mit  dem  Hilfs- 
hebel /i^  einfacher  beseitigt  werden  unter  Benützung  des  Arbeitsstromes 
und  unter  Fortlassung  des  Relais  mit  der  Batterie  B  und  der  Verbindung 
für  den   Ortsstromkreis   des  Hughes-Apparates, 

Zu  diesem  Ende  sind  die  Verbindungen  in  folgender  Weise  abzuändern  : 
Die    Leitung    wird    mit   dem   Punkte  x,   der  Hebel   /Zj^   mit  dem   Körper  des 


288 


Apparates  und  der  Contact  r  mit  der  Erde  verbunden  (punktirt  in  Fig.  5 
angedeutet),  dagegen  fällt  die  Erdverbindung  z  fort.  In  diesem  Falle  ist  im 
Augenblicke  der  durch  Tastendruck  herbeigeführten  Berührung  des  Hebels  h 
mit  dem  Hebel  h^  einerseits  die  Batterie  B^  kurz  geschlossen,  andererseits 
die  Leitung  Jj  an   Erde  gelegt. 

Wie  Eingangs  erwähnt,  werden  die  unterirdischen  Leitungen,  sofern 
längere  Strecken  in  Betracht  kommen,  unter  Einschaltung  von  Ueber- 
tragungen  betrieben.  Zu  denselben  werden  polarisirte  Relais,  welche  von  der 
deutschen  Verwaltung  besonders  zu  diesem  Zwecke  erbaut  sind,  verwendet 
und  nach  der  von  Maron,  Geheimer  Ober  - Regierungsrath  und  früher 
Mitglied  des  General-Telegraphenamtes,  angegebenen  Weise  mit  einem  Zweig- 
widerstande versehen.  Letzterer  wird  zwischen  Relaishebel  und  Anfang  der 
Umwindungen  geschaltet  und  dient  dazu,  um  den  abgehenden  Uebertragungs- 
strom  derart  zu  theilen,  dass  ein  geringer  Stromantheil  durch  die  Relais- 
umwindungen  geht.  Da  polarisirte  Relais  zur  Verwendung  gelangen,  so  wird 
der  Theil  des  Uebertragungsstromes,  welcher  an  derselben  Stelle,  wie  der 
vom  gebenden  Endamte  kommende  Strom  in  die  Umwindungen  eintritt,  in 
entgegengesetztem   Sinne  auf    die  Ankeranziehung  einwirken. 

Fig.  6. 


Durch  diese  Einrichtung  wird  erreicht,  dass  sowohl  die  Leitung 
während  der  Schwebe  des  Relaishebels  nicht  von  der  Erde  getrennt,  als 
auch  der  Relaishebel  schnell  und  sicher  an  den  Ruhecontact  zurückgebracht 
wird.  Indessen  liegt  die  Leitung  während  der  Schwebe  des  Relaishebels 
nur  über  den  Zweigwiderstand  an  Erde,  welcher  im  Verhältniss  zum  Wider- 
stände der  Leitung  erheblich  gross  genommen  werden  muss.  Auch  muss 
der  erste  Entladungsstoss,  welcher  nach  dem  Uebertragungsamt  zurück- 
kommt, über  diesen  Widerstand  zur  Erde  gehen.  Auf  den  Endämtern  liegt 
aber  die  Leitung  während  der  Schwebe  des  Hebels  über  dem  Apparat  an 
Erde,  in  Folge  dessen  der  erste  Entladungsstoss  direct,  also  ohne  durch  die 
Umwindungen   des   Apparates   zu   gehen,   in   die   Erde  abfliesst. 

Um  für  alle  durch  eine  Uebertragungsstelle  verbundenen  Aemter 
gleichen  Stromlauf  zu  haben,  schlägt  der  Verfasser  das  folgende  Relais 
vor  (Fig.   6) : 

Der  Relaishebel  h  des  polarisirten  Relais  R,  wird  nach  oben  und 
unten  zweimal  rechtwinklig  umgebogen,  wie  der  Hebel  am  Zinksender. 
Die  wagerechten  Seiten  werden  mit  den  Schrauben  s  und  s^^  versehen.  Auf 
der  unteren   und   oberen   Seite   des  Hebels   h   werden  die  kräftigen    stählernen 


289 

Federn  f  und  f^  isolirt  angebracht,  welche  etwas  über  die  Schraube  s, 
bezw.  j'j  übergreifen.  Der  Hebel  mit  den  beiden  Federn  spielt  zwischen 
den  beiden  Contacten  /  und  r ;  ersterer  ist  mit  der  Batterie,  letzterer  mit 
der  Erde  verbunden.  Im  Ruhezustande  liegt  die  untere  Feder'/*  auf  der 
Schraube  s,  die  obere  Feder  /j  an  dem  Contact  r,  während  im  arbeitenden 
Zustande  die  untere  Feder  f  auf  dem  Contact  /,  die  obere  Feder  f^  an  der 
Schraube  s^  liegt.  Die  Einstellung  der  Schrauben,  der  Contacte  und  der 
Federn  muss  derart  erfolgen,  dass  die  oberen  Federn  den  Erdcontact  in 
dem  Augenblicke  verlassen,  wo  die  unteren  Federn  sich  auf  die  Telegraphir- 
contacte  legen.  Fig.  6  gibt  den  Stromlauf  für  eine  Uebertragungsstelle.  Ein 
aus  der  Leitung  L  ankommender  Strom  tritt  an  der  Feder  f  ein  und  geht  über  f, 
s,  h,  und  R-^  in  die  Erde  (die  Stromtheilung  durch  den  Widerstand  W  soll 
unberücksichtigt  bleiben)  ;   der  Ankerhebel  hy   des  Relais  R^   wird  angezogen. 

Der  Vorgang  während  des  Ankeranziehens  ist  nun  folgender :  Mit  dem 
Niedergehen  des  Ankers  h^^,  kommt  zunächst  die  Feder  /g  an  die  Schraube 
Jg.  Dadurch  wird  die  Leitung  Ij  über  f^,  s^.,  s^  und  7'-^  direct  an  Erde 
gelegt.  Im  Augenblicke,  wo  mit  dem  weiteren  Niedergehen  des  Hebels  h^ 
die  Feder  f^  vom  Contact  i\  abgeht,  dagegen  die  Feder  /g  ^^  ^^^  Con- 
tact ty  kommt,  wird  einerseits  die  Batterie,  andererseits  die  Leitung  über 
i'g,  hy  und  R  zur  Erde  geschlossen.  Endlich  geht  auch  die  Feder  fc^^  von 
der  Schraube  ^2  ab  ;  die  Uebertragungsbatterie  tritt  in  Thätigkeit,  deren 
Strom  von  B^  über  t^,  f^  einerseits  in  die  Leitung  L,  andererseits  über 
den  Zweigwiderstand  VV  und  die  Umwindungen  des  Relais  R^,  d.  i.  des 
sprechenden  Relais,  in  die  Erde  geht  —  die  weitere  Theilung  nach  h  und 
weiter  in   die   sprechende  Leitung  ausser   Betracht  lassend. 

Geht  nach  Authören  des  von  dem  Endamte  kommenden  Telegraphir- 
stromes  der  Hebel  k^  an  den  Contact  r^  zurück,  so  wird  in  umgekehrter 
Weise  die  Leitung  erst  über  das  Relais  R,  dann  direct  und  schliesslich 
wieder  über  das  Relais  R  an   Erde  gelegt. 

Soll  der  erste  Entladungsstoss  direct  in  die  Erde  gehen,  so  muss  die 
Einstellung  der  Federn  derartig  erfolgen,  dass  bei  einer  Bewegung  der 
Relaishebel  eine  gleichzeitige  Berührung  zwischen  den  Federn,  den  Schrauben 
und  den  Contacten  stattfindet.  In  diesem  Falle  ist  jedoch  während  einer 
Anziehungsperiode  die  Batterie  direct  an  Erde  gelegt,  was  sicherlich  nicht 
von  Vortheii   ist. 

Durch  die  Belastung  der  Relaishebel  mit  den  Hülfsfedern  wird  wahr- 
scheinlich eine  schwerfällige  Bewegung  der  ersteren  nicht  verbunden  sein, 
\\  eil  das  schnelle  Zurückgehen  in  die  Ruhelage  durch  den  Gegenstrom  ge- 
sichert ist.  J.   Sack. 

Ueber    die    Accumulatoren    von    Schenek   &  Farbaky. 

Vortrag,  gehalten  am   23.   Februar    1887. 
Von  Ingenieur  KOLBE. 

Herr  Ingenieur  Reckenzaun  hat  kürzlich  die  Verwendbarkeit  der 
Accumulatoren  zum  Betriebe  von  Tramwaywagen,  kleinen  Schiffen  u.  dergl. 
sehr  schön  dargelegt. 

Wir  können  uns  daher  heute  darauf  beschränken,  die  Accumulatoren 
angewendet  als  Aushilfsmittel  für  stationäre  elektrische  Beleuchtungsanlagen 
zu  betrachten  und  wollen  hiebei  diese  letzteren  von  einem  besonderen  Stand- 
punkte aus   in's   Auge  fassen. 

Bei  oberflächlichen  Berechnungen  der  Kosten  der  Glühlichtbeleuchtung 
sagt  man  oft:  10  Lampen  kommen  auf  die  Pferdekraft,  die  Pferdekraft 
kostet  pro  Stunde  so  und  so  viel,  also  ein  Zehntel  hievon  kostet  die 
Lampenstunde. 

19 


290 


Das  ist  natürlich  nur  bedingungsweise  richtig ;  auch  muss  unter- 
schieden werden,  ob  von  „indicirten"  oder  von  „effectiven"  Pferdekräften 
die  Rede  ist,  d.  h.  ob  die  vom  Dampf  in  der  Dampfmaschine  geleistete, 
oder  die  von  der  Maschine  nützlich  verwendbar  abgegebene  Arbeit  ver- 
standen  werden   soll. 

Die  Messungen,  die  Herr  M.  R.  v.  P  i  chl  e  r  an  der  elektrischen 
Beleuchtungsanlage  im  Rathhause  angestellt  hat,  sind  diesbezüglich  sehr 
instructiv,   weshalb   wir  näher  auf  dieselben  eingehen   wollen. 

Man  Hess  zuerst  Dampf-  und  Dynamomaschinen  leer  laufen,  d.  h.  es 
waren  keine  Lampen  eingeschaltet,  und  auch  die  Stromkreise  der  Elektro- 
magneten der  Dynamos  waren  unterbrochen,  hiebei  zeichnete  der  am  Dampf- 
cylinder  angebrachte  Indicator  ein  Diagramm,  dessen  nachträgliche  Berech- 
nung, zusammengehalten  mit  der  gleichzeitig  bestimmten  Geschwindigkeit  der 
Maschine  eine  Leistung  des  Dampfes  von  (im  Mittel  mehrerer  Versuche) 
10-84  HP«  ergab;  soviel  brauchten  also  die  Dampfmaschine  selber,  das 
Vorgelege,  die  Dynamomaschinen,  die  Riemen  und  Seile  zur  Ueberwindung 
ihrer  Reibungen   etc. 

Bei  180  eingeschalteten  Lampen  wies  der  Indicator  2871  HP.;  wenn 
nun  die  Maschinen  selbst  hievon  10*84  HP.  verbrauchen,  so  bleibt  affectiv 
für  die  Lampen  18*87  HP.  Aehnlich  wurden  bei  anderen  Lampenzahlen  die 
indicirten  Pferdestärken  gemessen  und  die  effectiven  gerechnet,  wobei  sich 
mit  grosser  Uebereinstimmung  ein  Mittelwerth  von  effectiv  0"i  HP.  pro 
Lampe   ergab,   wie  nachstehende  Tabelle   zeigt: 


a  m  p  e  n 


HP.  indicirt 


HP.   affectiv 


HP.    effectiv   pro 
Lampe 


o 

180 
227 
360 
454 
478 


10-84 
28-71 
34-12 

48-74 
53-18 
55-27 


18-87 
23-28 
37-90 
42 '34 
44-43 


o 
0-105 
o-  103 
0-105 
0-093 
0-093 


Mit  den  Werthen  10-84  HP.  für  die  Leergangsarbeit  und  O'l  HP. 
für  den  Verbrauch  der  Lampe,  stellen  wir  uns  nun  eine  hinreichend  genaue 
Tabelle  zusammen  für  solche  Lampenzahlen,  die  unseren  Betrachtungen 
gelegener  sind  : 


Lampen 


HP.   indicirt 


HP.     (indicirt) 
pro  Lampe 


Lampen  pro 
HP.     (indicirt) 


Güteverhältniss 


O 
I 

5 

lO 

12 

50 
100 

174 


240 
3O0 
480 


10  84 
10-94 

11-34 
11-84 
12-04 

^?r«4 
20-84 
28-24 


34 -«4 
46-84 

58-84 


OD 

10-94 

2 -27 

i-i8 
I  -00 
0-32 

0-2I 
016 


0-15 


O 
0-09 
044 
085 
I  -00 

FTs 
4-81 
617 


6-9 
7-7 
8-2 


o 
I  - 1 

5-4 
10-3 

12'  2 

Ws 

59-1 
75  'o 


84- 1 

94 

100 


Unter  „Güteverhältniss"  wollen  wir  hier  das  Verhältniss  der  jeweiligen 
Anzahl  Lampen  pro  indicirte  Pferdekraft  zur  Anzahl  bei  vollem  Betriebe 
verstehen. 


291 

Man  sieht^  dass  man  umso  theurer  arbeitet,  je  weniger  Lam[)en 
brennen  ;  bei  nur  einer  Lampe  braucht  man  Dampf  für  l  i  HP,,  und  wenn 
2.  B,  174  Lampen  brennen,  so  kommen  auf  die  vom  Dampfe  geleistete 
Pferdekraft  nur  6-2  Lampen,  d.  i.  75  °i  von  dem,  was  uns  der  Dampf  pro 
Pferdekraft  bei   vollem   Betriebe   leistet. 

Hätte  man  nun  bei  vollem  Betriebe  der  Maschinen  den  Strom  für 
480  Lampen  etwa  10  Stunden  lang  in  Accumulatoren  geleitet,  so  könnte 
man  diesen  1^%  der  aufgenommenen  Energie  wieder  entnehmen  und  damit 
10  Stunden  lang  360  Lampen,  oder  auch  ca.  21  Stunden  lang  174  Lampen 
brennen    lassen. 

Man  hätte  dann  im  ersteren  Falle  für  360  Lampen  58*84  HP.  oder 
pro  Lampe  0'63  HP.  verbraucht;  das  wäre  unökonomisch,  denn  beim 
directen  Betriebe  ohne  Accumulatoren  hätte  man  nach  der  Tabelle  für 
360    Lampen   nur   47    HP.    benöthigt. 

Anders  gestalten  sich  die  Umstände,  wenn  nur  174  Lampen  brennen; 
da  haben  wir  die  während  lO  Stunden  aufgewendeten  58*8  HP.  auf 
20*7  Stunden  vertheilt,  so  kommt  auf  die  Stunde  28*3  HP.,  sehr  genau 
dasselbe,  was  wir  beim  directen  Betriebe  gebraucht  hätten ;  unter  Anwendung 
von  Accumulatoren  hat  die  Dampfmaschine  aber  nur  10  Stunden  lang 
Schmiermaterial  und  Wartung  gebraucht  und  sich  abgenützt,  während  die 
Lampen  2  1  Stunden  lang  brennen,  so  dass  hier  schon  der  Accumulatoren- 
betrieb  dem  directen  überlegen  erscheint.  Die  Dampfmaschine  hat  für 
174  X  20-7  =  3602  Lampenbrennstunden  10  X  58"8  =  588  Pferdekraft- 
stunden  abgeben  müssen,  d.  i.  pro  Lampenbrennstunde  0"l6  Pferdekraft- 
stunden.  Dies  ändert  sich  nun  nicht  mehr;  ob  die  Accumulatoren  174  oder 
vielleicht  12  Lampen  speisen,  immer  kommt  auf  die  Lampenstunde 
0'l6  Pferdekraftslunden  Lade- Arbeit;  während  beim  directen  Betriebe  von 
12  Lampen  laut  Tabelle  12  HP.  benöthigt  werden,  ebensolang  als  die 
Lampen  brennen,  also  pro  Lampenstunde  eine  ganze  Pferdekraftstunde. 
Berücksichtigt  man  also  blos  den  Dampfverbrauch,  so  sieht  man,  dass  im 
gegebenen  Falle  bei  Lampenzahlen  unter  174  der  Betrieb  mit  Accumula- 
toren, welche  bei  voller  Leistung  der  Dampfmaschine  geladen  wurden,  dem 
directen  Betriebe  vorzuziehen  ist ;  wenn  man  aber  auch  noch  beachtet,  dass 
die  Accumulatoren  keine  Wartung,  Oelung  etc.  brauchen,  so  sieht  man, 
dass  auch  bei  174  Lampen  und  etwas  darüber  dem  Accumulatorenbetriebe 
der   Vorzug   gebührt. 

Hat  man  nun  zwei  Dynamos  und  ladet  mit  der  einen  die  Accumula- 
toren, während  die  andere  240  Lampen  speist  (bei  welcher  Lampenzahl 
der  directe  Betrieb  noch  der  günstigere  ist),  so  vertheilen  sich  die  Wartungs- 
kosten der  Maschinen  auf  directen  Betrieb  und  Accumulatorenladung,  und 
letztere  ist  noch  billiger  zu  rechnen,  als  im  vorigen  Falle;  kurz,  man  wird 
sich  den  Betrieb  so  einzurichten  suchen,  dass  die  Maschinen  immer  mit 
möglichst   hoher   Beanspruchung,    also   möglichst   kurze   Zeit   arbeiten. 

Da  man  bisher  den  Accumulatoren  nicht  getraut  hat,  griff  man  bei 
grösseren  Beleuchtungsanlagen  zu  einem  anderen  Auskunftsmittel.  Man  stellte 
neben  der  grossen  Maschinenanlage  eine  kleine  Aushilfsanlage  auf,  meist 
einen  Gasmotor  mit  einer  kleineren  Dynamomaschine;  bei  geringen  Lampen- 
zahlen wird  nun  diese  kleine  Anlage  mit  ihrer  wesentlich  geringeren  Leer- 
gangsarbeit, trotz  der  höheren  Kosten  einer  Pferdekraft,  besser  ent- 
sprechen, als  die  grosse;  auch  kann  sie  sofort,  ohne  Anheizen  in  Gang 
gebracht   werden. 

Es  wird  aber  doch  das,  was  vorhin  von  der  Hauptanlage  gesagt 
wurde,  im  verjüngten  Maassstabe  auch  bei  der  Aushilfsanlage  zutreffen ; 
wenn  die  Maschine  bei  vollem  Betriebe  vielleicht  180  Lampen  speist  und 
dabei   pro   Lampe  0"I2   HP.     verbraucht,     wird  sie  auch  wieder,     wenn    nur 

19* 


292 

12  Lampen  brennen,  mehr  pro  Lampe  verbrauchen,  vielleicht  0*4  HP.; 
also  mehr  als  die  Accumulatoren  von  der  Dampfmaschine  pro  Lampe  bean- 
spruchen. Uebrigens  ist  zu  beachten ,  dass  die  Pferdekraftstunde  der 
20pferdekräftigen  Gasmaschine  wesentlich  theurer  kommt ,  als  die  der 
öopferdekräftigen   Dampfmaschine. 

Es  ist  klar,  dass,  sobald  das  nöthige  Zutrauen  zu  den  Accumulatoren 
vorhanden  sein  wird,  man  eine  Beleuchtungsanlage  ohne  dieses  Hilfsmittel 
kaum  mehr  ausführen  wird,  denn  ausser  den  erwähnten  berechenbaren  Vor- 
theilen  gewähren  die  Accumulatoren  noch  einige,  deren  Werth  sich  nicht  in 
Ziffern  darstellen  lässt ;  die  Anlage  ist  dann  nicht  den  grössten  Theil  des 
Tages  unthätig,  man  kann  zu  jeder  Zeit  des  Tages  und  der  Nacht  Licht 
machen,  durch  einfaches  Umdrehen  eines  Knopfes,  was  zur  Beleuchtung  von 
seltener  betretenen,  während  des  Tages  dunklen  Räumen  oder  der  Treppen- 
häuser etc.   sehr  bequem   wäre. 

Heute  sind  die  Accumulatoren  zwar  noch  verhältnissmässig  gerade  so 
theuer,  wie  vor  fünf  Jahren  die  Dynamomaschinen,  dennoch  wird  eine  Accu- 
mulatoren-Aushilfsanlage  bei  ihrer  grösseren  Vollkommenheit  nicht  mehr 
kosten,  als  eine  gleich  leistungsfähige  Maschinenaushilfe  mit  Gasmotor  sammt 
Gas-  und  Wasserleitung,  Antifluctuator,  Auspufftopf  und  Auspuff,  Wasser- 
pumpe,  Vorgelege,   Dynamo   sammt  Fundirungen,  Riemen   etc. 

Dass  also  die  Anwendung  von  Accumulatoren  bei  stabilen  Beleuchtungs- 
anlagen sehr  wünschenswerthe  Vortheile  böte,  wird  Niemand  bezweifeln,  es 
handelt  sich  nur  noch  darum,  ob  wir  Accumulatoren  haben,  die  mit  Sicher- 
heit 75  X  der  aufgenommenen  Energie  wieder  abgeben,  und  die  genügend 
verlässlich  und  dauerhaft  sind,  so  dass  man  keine  Betriebsstörungen  zu 
fürchten  braucht. 

Was  die  75  X  anbelangt,  so  können  wir  hierüber  vollkommen  be- 
ruhigt sein;  die  eingehenden  Untersuchungen  des  Herrn  Prof.  v.  Walten- 
hofen  haben  für  die  Accumulatoren  von  Schenek  &  Farbaky  einen 
Nutzeffect  von  beinahe  80 X  ergeben;  Aehnliches  wurde  schon  von  der 
wissenschaftlichen  Commission  der  elektrischen  Ausstellung  1883  bezüglich 
der  Faure-Sellon-Volkmar-Accumulatoren  gefunden. 

Aber  die  Beleuchtungsversuche  mit  den  letztgenannten  Accumulatoren 
in  der  k.  k.  Hofoper  haben  zu  keinen  günstigen  Resultaten  geführt,  und 
man   ist  bald   wieder  zur  Gasbeleuchtung  zurückgekommen. 

Dies  ist  allerdings  richtig,  aber  einerseits  sind  die  heutigen  Accumu- 
latoren anders  hergestellt,  als  die  damaligen ;  andererseits  versteht  man  heute 
sie  richtig  zu  behandeln.  Da  von  der  Fabrikation  später  die  Rede  sein  soll, 
sei  hier  nur  bemerkt,  dass  man  ehemals  nur  schwache,  lOXig^  Säure  in 
die  Zellen  giessen  zu  dürfen  glaubte,  und  sich  besonders  davor  hütete,  die 
Zellen  länger  zu  laden,  als  nothwendig  war.  Heute  gibt  man  30  X  ige  Säure 
in  die  Zellen,  man  überladet  sie  zeitweise  absichtlich,  und  weiss,  dass  zu 
langes  Entladen,  zu  schwache  Säure  oder  zu  starker  Strom  schädlich 
wirken. 

Uebrigens  wissen  wir  aus  den  sehr  lehrreichen  Aufsätzen  von  Schenek 
und  Farbaky  über  ihre  Accumulatoren,  dass  während  des  Ladens  sich  pro 
Stunde  und  Ampere  2*24  Gr.  Schwefelsäure  aus  den  Platten  entwickeln,  und 
dass  die  letzteren  beim  Entladen  ebensoviel  Säure  wieder  aufnehmen,  so 
dass  man  mittelst  des  Aräometers  die  in  jedem  Momente  vorhandene  Ladung 
der  Accumulatoren   bestimmen    kann. 

Solche  Accumulatoren  (von  Schenek  &  Farbaky)  sind  seit  einigen 
Jahren  in  Schemnitz  zur  Beleuchtung  der  Unterrichtsräume  der  dortigen 
Bergakademie  in  Verwendung  und  sollen  recht  befriedigend  functioniren. 
Sie  sind  dort  freilich  unter  beständiger  Aufsicht  eminenter  Fachmänner  und 
es  könnte  noch  zweifelhaft  erscheinen,  ob  sie  sich  anderswo  auch  so  gut  hielten. 


293 

Leider  gibt  es  hiefür  vorläufig  noch  keinen  näheren  Beleg,  als  den, 
dass  unsere  sehr  geehrten  Vereinsmitglieder,  Herren  Ober-Inspector  Cohn 
und  dipl.  Ingenieur  Jenny  kürzlich  in  England  mehrere  Accumulatoren- 
anlagen  besichtigt  haben,  die  schon  seit  einigen  Jahren  in  Thätigkeit  sind, 
und    sich   nach   Aussage   der   Besitzer   vollkommen   bewährt   haben. 

Da  kein  Grund  vorhanden  ist,  warum  Derartiges  nur  in  London  möglich 
sein  sollte,  brauchen  wir  uns  nur  noch  davon  zu  überzeugen,  ob  die  Ac- 
cumulatoren,  die  wie  hier  im  Inlande  haben  können,  ordentlich  herge- 
stellt  sind. 

Wie  an  den  vorliegenden  Proben  zu  sehen,  sind  die  Bleigitter  der 
Accumulatoren  nach  Schenek  und  Farbaky,  wie  sie  in  der  Fabrik  von 
Getz  &  Odendall  in  Baumgarten  bei  Wien  erzeugt  werden,  sehr  stark 
im  Metalle,  lo,  resp.  12  Mm.  dick,  die  Maschen  sind  20  Mm.  weit,  der 
Querschnitt  der  Stäbe  ist  kreuzförmig.  In  Folge  der  grossen  Maschenweite  lässt 
sich  trotz  der  starken  Gitterstäbe  eine  bedeutende  Gewichtsmenge  Füllmasse 
in   den    Gittern   unterbringen. 

Die  Füllmasse  der  positiven  Platten  besteht  aus  Mennige  und  Blei- 
glätte mit  einem  geringen  Coke-Zusatz,  die  der  negativen  aus  Bleiglätte  mit 
etwas    Bimsstein. 

Die  Füllmassen  werden  zuerst  gemengt,  dann  mit  Schwefelsäure  von 
bestimmter  Concentration  zu  Teig  geknetet.  Hiebei  erhitzen  sie  sich  be- 
deutend, weshalb  diese  Arbeit  unter  einem  Verschlage  vorgenommen  wird, 
aus  dem  ein  grosser  Ventilator  mittelst  einer  Art  Ejector  beständig  die 
Luft  in's  Freie  saugt,  so  dass  die  Arbeiter  vor  den  sich  entwickelnden 
Dünsten  geschützt   sind. 

Ein  gut  eingerichtetes  Bad  für  die  Arbeiter  sichert  diese  vor  den 
gesundheitsgefährlichen   Einflüssen   des   Bleies    und    der   Bleisalze. 

Die  in  eine  wieder  ganz  bestimmte  teigigen  Consistenz  gebrachte 
Masse  wird  nun  von  beiden  Seiten  kräftig  in  die  Gitter  gedrückt,  worauf 
die   Oberfläche   durch   geeignete   Manipulation   aufgerauht   wird. 

Später  werden  die  gefüllten  Gitter  in  verschiedene  Bäder  von 
Schwefelsäure  getaucht  und  getrocknet ;  die  Füllmasse  ist  dann,  wie  wir 
hier  sehen,   steinhart   und   sitzt  ausserordentlich   fest  im   Gitter. 

Die  fertigen  Platten  kommen  in  den  Montirungssaal,  wo  sie  zusammen- 
gestellt,  in   die   Kisten  gesenkt   und   formirt   werden. 

Dieser  Saal  hat  Aehnlichkeit  mit  einem  Miniatur-Rangirbahnhofe ;  da 
laufen  eine  Unzahl  Geleise  kreuz  und  quer,  verbunden  durch  kleine  Dreh- 
scheiben. Die  Accumulatoren  sind  nämlich  ziemlich  schwer  und  können 
nicht  immer  hin-  und  hergetragen  werden,  sondern  werden  auf  kleinen  Roll- 
wagen gefahren. 

Hier  werden  nun  die  Platten  so  aufeinander  gelegt,  dass  die  Zu- 
leitungsstreifen aller  positiven  rechts,  die  aller  negativen  links  liegen, 
zwischen  je  zwei  Platten  kommen  aber  mehrere  paraffinirte  Holzstäbe  und 
ein  Blatt  nitrirten  Papiers,  welches  verhindert,  dass  etwa  von  einer  Platte 
sich  loslösende  Theile  kurze  Schlüsse  zwischen  einer  positiven  und  einer 
negativen   Platte  bilden   könnten. 

Damit  dieses  Blatt  nicht  ganze  Felder  der  Platten  verdeckt,  und  so 
den  Säurezutritt  hindert,  ist  es  so  eingelegt,  dass  die  Holzstäbe  immer  ab- 
wechselnd  rechts   und   links   vom   Papier   stehen. 

Die  Anzahl  der  negativen  Platten  ist  immer  um  eines  grösser,  als  die 
der   positiven. 

Der  Plattenkörper  wird  dann  zusammengebunden,  aufrechtgestellt,  über 
sämmtliche  positive  und  über  sämmtliche  negative  Zuleitungsstreifen  wird 
eine  eiserne  Gussform  gebracht.  Diese  füllt  man  mit  geschmolzenem  Blei, 
und     so     werden    die     zusammengehörigen   Platten    durch     ein   kräftiges   Blei- 


294 

querstück  verbunden,  welches  nach  oben  noch  einen  starken  Ansatz  für  die 
Zuleitungsklemme   hat. 

Nun  stellt  man  die  Körper  in  die  Gefässe,  mit  Blei  ausgelegte  Holzkisten, 
auf  untergelegte  paraffinirte  Holzprismen,  gegen  die  Wände  verkeilt  man  sie 
mit  paraffinirten  Holzkeilen  und  legt  den  Deckel  auf.  Die  Klemmenansätze, 
über  die  man  je  einen  Kautschukmuif  gekittet  hat,  reichen  nach  oben  durch 
Löcher  im  Deckel,  und  so  ist  der  Plattenkörper  unverrückbar  festgestellt. 
Der  ebenfalls  mit  Blei  belegte  Holzdeckel  wird  nun  ringsum  mittelst  einer 
Wasserstoffgas-Stichflamme  mit  Blei  mit  der  Kiste  verlöthet ;  er  hat  in  der 
Mitte  noch  eine  dritte  grosse  Oeffnung,  die  mit  einem  Bleideckel  bedeckt 
wird   und   zum  Füllen   und  Nachsehen  dient. 

Fünfzig  bis  fünfundfünfzig  fertige  Zellen  werden  dann  in  eine  Reihe 
gefahren,   miteinander  verbunden  und  formirt. 

Zu  diesem  Zwecke  dient  eine  C  r  o  m  p  ton'sche  Nebenschluß-Dynamo- 
maschine, welche,  ganz  nach  den  neuesten  Ka  p  p'schen  Anschauungen  con- 
struirt,  ganz  Vorzügliches  leistet ;  eine  Ringmaschine,  Elektromagnete  auf- 
rechtstehend mit  Folgepunkten,  Kingbewicklung  eine  einzige  Lage  vierkantigen 
Kupferdrahtes,  Ringdurchmesser  ca.  30  Cm.  Sie  liefert  bei  500  Touren  pro 
Minute  einen  Strom  von  100 — 120  Ampere  bei  einer  Klemmenspannung  von 
130  Volt. 

Die  Accumulatoren  werden  bis  jetzt  in  zwei  verschiedenen  Grössen 
erzeugt;  Nr.  l  hat  ein  Plattengewicht  von  150  Kgr.,  eine  Capacität  von 
1200   Stunden-Ampere  bei   einem   Entladungsstrome  von    160   Ampere. 

Von  diesen  Zellen  stehen  heute  sechs  hier  im  Stiegenhause  des 
Ingenieurvereins-Gebäudes  und  speisen  die  36  Glühlampen,  die  den  Saal  so 
brillant  erleuchten. 

Eine  kleinere  Type   ist  für  15   Ampere  Entladungsstrom   bestimmt. 

Seit  neuester  Zeit  hat  man  ausser  diesen  beiden  für  stationäre  Zwecke 
bestimmten  höchst  soliden  Typen  auch  einige  Zeilen  einer  neuen  leichteren 
Art  gebaut,   die  für  Tramwaybetrieb   u.   dergl.   geeignet  ist. 

Eine  solche  Zelle  enthält  27  schwächere  Platten  von  zusammen  14  Kgr. 
Gewicht;  derselben  wurde  bei  einer  Stromstärke  von  35  Ampere  eine 
Ladung  von  170  Stunden-Ampere  entnommen,  wobei  die  Klemmenspannung 
nur  um   5 — 6%    sank. 

Es  ist  hiemit  der  Beweis  geliefert,  dass  diese  Accumulatoren  sehr  solid 
gebaut  sind  und  erwarten  lassen,  dass  sie  ihren  englischen  Brüdern  in 
keiner  Weise  nachstehen  werden;  zudem  ist  die  Fabrik  in  Wiens  nächster 
Nähe,  so  dass  der  Betrieb  einer  Anlage  mit  derartigen  Accumulatoren  an- 
fänglich leicht  von  Fachmännern  überwacht  werden  kann,  und  so  wird 
Jemand,  der  sich  herbeilässt,  seine  Beleuchtungsanlage  mittelst  Accumulatoren 
zu  vervollkommnen,  dabei  nicht  so  viel  riskiren,  als  es  bisher  den  Anschein 
hatte,  und  es  iüt  im  Interesse  der  Elektrotechnik  zu  hoifen,  dass  wir  recht 
bald  von  der  ersten  recht  gelungenen  Accumulatorenanlage  in  Wien  zu 
hören  bekommen,  denn  wenn  auch  eine  Anlage  mit  Accumulatoren  theuerer 
kommt,  ohne  als  eine  solche  Aushilfe,  so  werden  doch  bis  jetzt  die  Accumulatoren 
das  fehlende  Glied  der  elektrischen  Beleuchtung  genannt,  und  es  ist  zu  er- 
warten, dass  die  elektrische  Beleuchtung  einen  kräftigen  Aufschwung»  erfährt, 
sobald   das   Vertrauen  zu   den  Accumulatoren   gehörig  Wurzel  geschlagen  hat. 

(Vor  kürzester  Zeit  [Anfang  April  1887]  hat  nun  die  „k.  k.  priv.  all- 
gemeine österreichische  Bodencredit-Anstalt"  in  ihrem  neuen  Prachtgebäude, 
Teinfaltstrasse  Nr.  6,  das  eben  fertig  wird,  und  wo  die  bekannte  Firma 
B.  Egger  die  Glühlichtbeleuchtung  eingerichtet  hat,  eine  Batterie  von  fünf- 
undfünfzig grossen  Accumulatoren  Nr.  l  aus  der  Baumgar  tn  er  P'abrik 
aufgestellt,    weitere    55    Zellen    Nr.    l    wurden     auch     kürzlich     in's    Lainzer 


295 

kaiserliche   Lustschloss    gebracht;     hoffentlich    lässt    sich    recht    Erfreuliches 
über  das   Verhaltea   dieser  Apparate  berichten,) 

Schliesslich  sei  noch  die  Bemerkung  erlaubt,  dass  die  Accumulatoren 
vieleicht  geeignet  wären,  eine  Naturkraft  auszunützen,  die  ausserordentlich 
billig  und  in  Wien  und  dessen  Umgebung  besonders  reichlich  zu  haben  ist, 
nämlich  den  Wind  5  und  die  Idee,  z.  B.  eine  Villa  mittelst  eines  Windrades 
elektrisch  zu  beleuchten,  erscheint  vielleicht  heute,  in  einer  Zeit,  wo  man 
es  versteht,  die  so  unregelmässige  Bewegung  eines  Eisenbahnzuges  zu  dessen 
Beleuchtung  zu   benützen,   nicht  gar  zu   gewagt. 


Niederösterreichische   Gewerbe-Ausstellung  1888. 

Diese,  unter  dem  Protectorate  Sr.  kais.  Hoheit  des  Herrn  Erzherzogs 
Carl  Ludwig  im  nächsten  Jahre  stattfindende  Ausstellung  wird  auch  ein 
Abbild  des  Standes  der  Elektrotechnik  in  unserem  Vaterlande  bieten  ;  be- 
sonders wird  die  elektrische  Beleuchtung,  ohne  welche  gegenwärtig  eine 
derartige  Veranstaltung  schwer  denkbar  ist,  eine  grosse  Rolle  bei  dieser 
Ausstellung   spielen. 

Aber  auch  die  anderen  Zweige  der  vielberufenen  jungen  Industrie 
sollen  Beweise  ihres  Könnens  vor  den  Augen  eines,  wie  wir  hoifen  zahl- 
reichen und  aus  fernen  Landen  herbeiströmenden  Publicums  entfalten,  denn 
gerade  Landes- Ausstellungen,  welche  „im  kleinsten  Punkt  die  grösste  Kraft" 
entwickeln,  erfreuen  sich  in  letzter  Zeit  mit  Fug  und  Recht  grosser  Beliebt- 
heit. Wir  wissen  nun  aus  Erfahrung,  dass  nichts  so  sehr  die  Arbeiten  der 
Installation  zu  fördern  vermag,  als  die  rechtzeitigen  Anmeldungen  Seitens 
der  Aussteller;  nur  die  Pünktlichkeit  in  Einhaltung  des  Anmeldetermins 
ermöglicht  eine,  für  das  Gelingen  solch'  grosser  Veranstaltungen  unumgäng- 
lich nöthige  Disposition,  während  die  späteren  oder  gar  zu  späten  An- 
meldungen eine  Fluth  von  Schwierigkeiten  und  Beschwerden  entfesseln. 
Solche  Erwägungen  sind  es,  welche  uns  im  Interesse  der,  durch  ihre  Be- 
deutung als  Jubiläumsfeier  der  vierzigjährigen  Regierung  Sr.  Majestät  des 
Kaisers  genugsam  charakterisirten  Ausstellung  sowohl,  als  auch  im  Interesse 
der  Aussteller  selbst  veranlassen,  die  Letzteren  an  die  Nothwendigkeit  der 
Einhaltung  des   Anmeldetermins   rechtzeitig   zu   erinnern. 


Telegraphentaster  für  die  amerikanische  Ruhestrom- 
schaltung. 

Von  LADISLAV  FIEDLER. 

In  der  Telegraphentechnik  hat  die  amerikanische  Ruhestromschaltung 
grosse  Verbreitung  gefunden,  indem  sie  die  Vortheile  des  Arbeitsstrom-  und 
des  gewöhnlichen  Ruhestrombetriebes  verbindet,  und  die  bei  dem  letzteren 
nothwendige  Umgestaltung  des  Schreibhebels  des  Farbschreib-Apparates, 
welcher  ohne  Relaisübertragung  direct  in  die  Leitung  eingeschaltet  wird, 
entbehrlich   macht. 

Da  es  sich  aber  bekanntlich  bei  der  amerikanischen  Schaltungsweise 
für  den  Ruhestrom  darum  handelt,  dass  der  beständig  durch  die  Leitung 
circulirende  Linienstrom  vor  Beginn  des  Telegraphirens  unterbrochen  und 
nach  Beendigung  der  Vermittlung  wieder  dauernd  geschlossen  wird,  was 
allerdings  nicht  von  der  Hand  des  Telegraphisten  abhängen  darf,  sind  ver- 
schiedene Telegraphentaster  construirt  worden,  bei  welchen  die  erwähnten 
Unterbrechungen  und  Stromschlüsse  durch  eine  besondere  Vorrichtung  und 
automatisch   geschehen. 


296 


Den  Fie  d  1  e  r'schen  Telegraphentaster,  der  diesem  Zwecke  vollständig 
entspricht,   stellen   uns   die  Fig.    i,   2   und   3   dar. 

Der  Arbeitscontact  des  Tasters  a  (Fig.  l)  wird  durch  einen  Stift 
gebildet,  welcher  sich  in  der  Bohrung  des  Tasterkörpers  bewegt,  und  durch 
die  in  der  Versenkung  des  Körpers  sich  befindliche  Spiralfeder  ^  gegen  den 
Amboss  A  gedrückt  wird,   wodurch   der   Strom   geschlossen  ist. 

An  der  unteren  Fläche  des  Tasterkörpers  ist  der  um  die  Schraube  s 
drehbare  Hebel  E  E^  angebracht,  welcher  in  die  Feder  p  ausläuft,  und  da 
sich  diese  gegen  den  Stift  c  stemmt,  durch  dieselbe  gegen  den  Arbeits- 
contact a  gedrückt  wird. 


Fig.  2. 


Fie.  I. 


Fig.  3- 


Der  Tasterknopf  besteht  aus  zwei  Theilen,  nämlich  dem  festen  Ä^  und 
dem  beweglichen  K-^,  welcher  um  o  drehbar,  durch  die  in  einer  Aushöhlung 
des  Knopfes  angebrachte  Feder  links  gedrückt  wird,  so  dass  ein  mit  ihm 
verbundener  Hebel  H H,  welcher  durch  eine  Bohrung  des  Tasterkörpers 
durchgeht ,  den  Hebel  E  E-^  von  dem  Arbeitscontacte  zu  entfernen 
bestrebt   ist. 

F'ängt  der  Telegraphist  an  zu  telegraphiren,  so  drückt  er  zunächst  den 
beweglichen  Theil  des  Knopfes  gegen  K  und  der  Hebel  H  H  bewegt  sich 
mit  seinem  unteren  Ende  nach  links  (Fig.  3);  wird  nun  der  Tasterkörper 
niedergedrückt,  so  wird  auch  der  Arbeitscontact  a  in  den  Tasterkörper  so 
weit  hineingedrängt,  bis  der  Hebel  E  E^  in  die  Rinne  r,  mit  welcher  der 
Arbeitscontact  versehen  ist,  einfällt,  und  so  diesen  letzteren  mit  dem  Körper 
fest  verbindet;  es  wird  jetzt  wie  mit  einem  gewöhnlichen  Taster  corre- 
spondirt. 

Wenn  dann  nach  Beendigung  der  Depesche  der  Druck  auf  Ky  aufhört, 
so  wird  dieser  Theil  durch  die  Feder  f  in  seine  frühere  Lage  gebracht,  der 
Arm  H H  kehrt  ebenfalls  in  seine  ursprüngliche  Lage  zurück,  wirkt  auf  den 
Hebel  E  E-^,  so  dass  dieser  aus  der  Rinne  des  Arbeitscontactes  tritt,  wo- 
durch der  letztere  frei  und  durch  die  Spiralfeder  gegen  den  Amboss  gedrückt 
wird,   so   dass   der   Strom    wieder   dauernd   geschlossen   ist. 

(„Cesky  mechanik.") 


297 
Nachtrag  zu  den  Vereinsnachrichten. 


Aufruf  an  die  P.  T.  Vereinsmitglieder 


Der  im  September  1887  in  Wien  sich  versammelnde  VI.  Internationale 
Congress  für  Hygiene  und  Demographie  hat  in  sein  Programm  auch  die 
Abhaltung  einer  „Internationalen  hygienisch-demographischen  Ausstellung" 
einbezogen  und  in  einem  offenen  Einladungsschreiben  vom  l.  April  1887 
alle    Fachkreise   zur   Betheiligung   aufgefordert. 

Das  Ausstellungs-Comite  hat  den  „Elektrotechnischen  Verein  in  Wien" 
in  collegialer  Weise  zur  Betheiligung  an  dieser  Ausstellung,  eventuell  zur 
Veranstaltung  einer  speciellen  Collectiv-Exposition  mit  Rücksicht  auf  den 
Umstand  eingeladen,  als  das  Gelingen  einer  derartigen  Ausstellung  sowohl 
den  Verein  als  solchen,  wie  auch  jedes  einzelne  Vereinsmitglied  zweifelsohne 
interessiren   würde. 

Im  Hinblick  auf  die  Tendenzen  unseres  Vereines,  auf  dessen  Statuten- 
massige  Wirksamkeit,  7.u  welcher  speciell  die  Förderung,  bezw.  Veran- 
staltung von  Fachausstellungen  gehört,  ferner  im  Hinblick  auf  das  naturge- 
mässe  Interesse,  welches  die  Vereinsmitglieder  haben  müssen,  ihre  Arbeiten 
und  Leistungen  einem  autoritativen  Kreise  von  Fachgenossen,  Gelehrten 
und  Forschern  aus  allen  Ländern  vorzuführen,  haben  wir  Schritte  eingeleitet, 
um    eine  derartige   Collectiv-Ausstellung   durchzuführen. 

Wir  beehren  uns  nun  hiemit  alle  unsere  Mitglieder  des  In-  und  Aus- 
landes dringend  einzuladen,  nicht  nur  sich  innerhalb  der  durch  das  Regle- 
ment angegebenen  Grenzen  an  dieser  Fachausstellung  zu  betheiligen,  sondern 
auch  in  ihren  Kreisen  zur  erfolgreichen  Förderung  der  Ausstellungszwecke 
nach  besten  Kräften  zu  wirken.  Die  Seitens  der  Organisations-Commission 
des  Congresses  erlassene  officielle  Einladung  zur  Betheiligung,  sowie  das 
Ausstellungs-Reglement,  sind  vollinhaltlich  hier  angeschlossen.  Indem  wir 
auf  die  Artikel  V  und  XV  dieser  Bestimmungen  hinweisen,  nach  welchen 
die  Anmeldungen  spätestens  am  30.  Juni  1887  erfolgt  sein  sollen,  ersuchen 
wir,  dieselben  entweder  direct  an  das  Ausstellungs-Comite  (Wien,  L,  Renn- 
gasse 20),  oder  an  unseren  Verein  (I.,  Nibelungengasse  7)  ergehen  zu 
lassen. 

Wien,   am   27.   Mai    1887. 


Der    Präsident : 
Rud.   Grimburg  m.  p. 

Der  Obmann   des   Specialausstellungs-Comite:  Der  Schriftführer: 

O.   Volkmer  m.   p.  F.    Bechtold   m.    p. 


298 

VI.  Internationaler  Congress  für  Hygiene  nnd  Demographie 

zu  Wien  1887. 

Unter  dem    hohen   Protectorate     Sr.    k.     und   k.    Hoheit   des    durchlauchtigsten 

Kronprinzen  Erzherzog  Rudolf. 

Einladung  zur  Theilnahntie 

an   der 

Inlernalioiialen  MeniscMeffloirapIiisclien  Ausstellung  zu  Wien  1887. 


Unter  dem  hohen  Protectorate  Seiner  kaiserlichen  und  königlichen 
Hoheit  des  durchlauchtigsten  Kronprinzen  Erzherzog  Rudolf,  wird  am 
26.  September  1887  der  VI.  Internationale  Congress  für  Hygiene  und  De- 
mographie  zu    Wien   zusammentreten. 

In  das  Programm  dieses  Congresses  ist  die  Veranstaltung  einer  Special- 
Ausstellung  hygienisch-demographischer  Objecte  aufgenommen  worden,  einer 
Ausstellung,  deren  Umfang  wohl  durch  ihre  kurze  Dauer  und  durch  die 
verhältnissmässige  Beschränkung  der  verfügbaren  Räumlichkeiten  begrenzt 
ist,  deren  Inhalt  aber  durch  ihr  internationales  Gepräge,  sowie  durch  die 
allgemeine  Bedeutung  und  die  Neuheit  des  Gebotenen  die  volle  Aufmerk- 
samkeit  der   Fachkreise   zu   fesseln   berufen  sein   wird. 

Es  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  die  Veranschaulichung  der  neuesten 
Forschungen  und  Errungenschaften  auf  den  weiten  Gebieten  der  Hygiene 
und  Demographie,  durch  directe  Vorführung  einschlägiger  Pläne,  Projecte, 
Instrumente  und  Verlahrungsweisen  etc.  ein  wirksames  Mittel  zur  Erreichung 
der  Ziele   des   Congresses  abzugeben  im   Stande   sein   wird. 

Von  diesem  Gesichtspunkte  aus,  ergeht  daher  an  alle  Personen  und 
Corporationen,  w^elche  zur  Förderung  der  Hygiene  und  Demographie  be- 
rufen sein  können,  die  Einladung,  sich  an  der  internationalen  hygienisch- 
demographischen  Ausstellung  zu  Wien  1887  zahlreich  und  zweckwürdig  be- 
theiligen zu  wollen. 

Die  Ausstellung  findet  im  neuen  Universitäts-Palaste  in  Wien,  I.  Bezirk, 
Franzens-Ring,  in  der  Zeit  vom  26.  September  bis  2.  Oktober  1887,  auf 
Grundlage  des  erlassenen  Ausstellungs-Reglements,  statt  und  sind  die  An- 
meldungen zur  Theilnahme  vor  dem  30.  Juni  1887,  an  das  Ausstellungs- 
Comite,   Wien,   L,   Renngasse   20,   zu   richten. 

Die  „Allgemeinen  Bestimmungen  für  die  Ausstellung",  sowie  die  An- 
meldungs-Formulare werden   vom  Ausstellungs-Comite   auf  Wunsch  verabfolgt. 

Wien,    I.   April    1887. 

Für   die   Organisation s-Commission   des   Congresses: 

Der  Präsident: 
Dr.  F.  R.  V.   Schneider. 

Der    geschäftführende    General-Secretär : 
F.   R.   V.  Gruber. 

Für   das   Ausstellungs-Comite: 

Der   Obmann  : 

Th.  R.   V.   Goldschmidt. 


299 

Allgemeine  Bestimmungen. 

I.   Zweck   der   Ausstellung. 

Während  der  Abhaltung  des  VI.  Internationalen  Congresses  für  Hygiene 
und  Demographie  zu  Wien  1887  wird  eine  Ausstellung  von,  dem  Gegen- 
stande  des   Congresses   verwandten   Objecten   stattfinden. 

Diese  Ausstellung  soll  ein  Corollar  der  Congress- Verhandlungen  bilden 
und  den  Congress-Mitgliedern  Gegenstände  vorführen,  welche  wegen  ihrer 
Neuheit   und    Bedeutung   die   Aufmerksamkeit  weiterer   Kreise   verdienen. 

Die   Ausstellung  wird    den   internationalen   Charakter   wahren. 

II.    Gegenstand   der  Ausstellung. 

Als  auszustellende  Gegenstände  sind  in  Aussicht  genommen  :  Pläne  aus- 
geführter oder  projectirter  Objecte  und  Anlagen,  Modelle,  Tabellen,  Bücher, 
Zeitungen,  Denkschriften,  Bilder,  Photographien,  Muster,  Materialien,  Präparate, 
Instrumente,  Werkzeuge,  Utensilien,  kleinere  Maschinen  etc.  etc.,  welche  mit 
der   Hygiene   und   Demographie   in   irgendwelchem   Bezüge   stehen. 

III.   Ort   der   Ausstellung. 

Die  Ausstellung  findet  in  den,  dem  Congresse  zur  Verfügung  ge- 
stellten Räumen  des  neuen  k.  k.  Universitätsgebäudes,  Wien,  I.,  Franzens- 
Ring   statt. 

IV.   Dauer   der  Ausstellung. 

Die  Ausstellung  soll  sich  auf  die  Dauer  des  VI.  Internationalen  Con- 
gresses für  Hygiene  und  Demographie  zu  Wien  1887  beschränken,  daher 
Montag,  26.  September  1887  beginnen  und  Sonntag,  2.  October  1887  ge- 
schlossen  werden. 

Die  täglich  zum  Besuche  bestimmten  Stunden  werden  seinerzeit  be- 
kanntgegeben  werden. 

V.    Anmeldung  zur   Ausstellung. 

Anmeldungen  zur  Ausstellung  sollen  an  das  Ausstellungs-Comite  des 
Congresses   spätestens   am   30.   Juni    1887    erfolgt   sein. 

Zugleich  mit  der  Anmeldung  der  Objecte  ist  eine  präcise,  kurz- 
gefasste  und  übersichtliche  Beschreibung,  nach  vorgeschriebenem  Formulare 
einzureichen. 

VI.   Auswahl    der   Au  s  s  t  el  1  u  n  g  s  -  O  b  j  e  c  t  e. 

Das  Ausstellungs-Comite  behält  sich  vor,  die  angemeldeten  Ausstellungs- 
Objecte  in  Bezug  auf  ihren  sachlichen  Zusammenhang  mit  den  Zwecken  des 
Congresses,  sowie  auch  mit  Rücksicht  auf  den  disponiblen  Ausstellungsraum 
zu  püfen  und  über  die  Annahme  oder  Rückweisung  solcher  Objecte  zu  be- 
schliessen. 

VII.    Classification   der   Ausstellungs-Objecte. 

Das  Classifications-System  behufs  Gruppirung  der  Ausstellungsgegen- 
stände  wird   vom    Ausstellungs-Comite   seinerzeit   festgestellt   werden. 


300 

VIII.   Ausstellungs-Katalog. 

Ein  auf  Grundlage  der  von  den  Ausstellern  beigebrachten  kurzen  Be- 
schreibungen systematisch  verfasster  Katalog  der  ausgestellten  Objecte  soll 
den   Besuch   der  Ausstellung   erleichtern. 

Dieser  Katalog  wird  in  Druck  gelegt  und  an  die  Congress-Mitglieder 
und  Aussteller  unentgeltlich    vertheilt. 

IX.   Zuweisung  des   Ausstellungs-Platzes. 

Der  nach  Maassgabe  des  verfügbaren  Raumes  den  Ausstellern  zuge- 
wiesene Ausstellungsplatz  wird  unentgeltlich  überlassen,  sohin  eine  Platz- 
miethe   nicht   eingehoben. 

X.   Uebersendung   der   Ausstellungs-Objecte. 

Die  Zusendung,  sowie  die  Rücksendung  der  Ausstellungsgegenstände 
erfolgt  auf  Rechnung  und   Gefahr    der  Aussteller. 

XI.   Versicherung  der  Austellungs-Objecte. 

Die  ausgestellten  Objecte  werden  auf  Verlangen  der  Aussteller,  auf 
Rechnung  derselben  in   Versicherung  gegeben. 

XII.   Beaufsichtigung  der   übersandten   Objecte. 

Das  Ausstellungs-Comite  wird  dafür  bemüht  sein,  dass  die  einge- 
sandten Ausstellungsgegenstände  vor  Schaden  geschützt  bleiben,  und  dass,. 
insoweit  dies  überhaupt  möglich  ist,  zur  Sicherung  des  geistigen  Eigen- 
thums  von  den  ausgestellten  Documenten  keine  Abschriften  genommen 
werden. 

XIII.   Besucher   der  Ausstellung. 

Die  Ausstellung  ist  in  erster  Linie  für  die  Congress-Mitglieder  be- 
stimmt,  welche  unentgeltlichen  Zutritt  zu   derselben   geniessen. 

Das  Ausstellungs-Comite  behält  sich  jedoch  vor,  die  Ausstellung  dem 
Publicum,     unter  später  festzustellenden   Bedingungen  zugänglich   zu  machen. 

XIV.   Ausstellungs-Bericht, 

Nach  Schluss  der  Ausstellung  wird  Seitens  des  Ausstellungs-Comites 
ein  Bericht  über  dieselbe  verfasst  werden,  welcher  die  wissenschaftlichen, 
financiellen  und  administrativ  -  statistischen  Ergebnisse  derselben  behan- 
deln   soll. 

Dieser  Ausstellungsbericht  wird  den  Congress-Mitgliedern  und  Aus- 
stellern unentgeltlich   zugeniittelt   werden. 

XV.   Ausstellungs-Comite. 

Zur  Durchführung  sämmtlicher  Ausstellungsgeschäfte  ist  von  der  Organi- 
sations-Commission  des  Congresses  ein  Ausstellungs-Comite  berufen.  Alle 
einschlägigen  Zuschriften  und  Anfragen  sind  an  das  „Ausstellungs-Comite 
des  VI.  Internationalen  Congresses  für  Hygiene  und  Demographie,  Wien 
1887",   Wien,   I.   Bezirk,   Renngasse   20,   2.   Stock,    zu   richten. 


301 


Aus    dem  Anzeiger  der    k.  Akademie   der  \Vi.ssenschaften. 


Der  Reichs-Finanzminister  hat 
in  einer  Sitzung  seine  Bereitwilligkeit  aus- 
gesprochen ,  die  von  dem  Direclor  der 
k.  k.  nautischen  Schule  in  Lussinpiccolo , 
Herrn  Eugen  Gel  eich,  mit  Unterstützung 
der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissen- 
schaften beabsichtigte  Bereisung  von  Bos- 
nien nnd  der  Herzegowina  zum  Zwecke 
erdmagnetischer  Untersuchungen 
durch  die  Behörden  und  öffentlichen  Organe 
dieser  Länder  in  thunlichster  Weise  fördern 
lassen  zu  wollen  und  übermittelte  gleichzeitig 
eine  zu  Händen  des  Herrn  Gel  eich  ausge- 
fertigte offene  Ordre  des  k.  und  k.  Reichs- 
Finanzministeriums, 


Herr  Prof.  E.  Mach  in  Prag  über- 
sendete eine  Arbeit  des  Herrn  H.  Luggin: 
,Eine  einfache  Methode  zur  Ver- 
gleichung  magnetischer  i"' eider'  und 
eine  im  physikalischen  Institute  der  deutschen 
Universität  zu  Prag  ausgeführte  Arbeit  des 
Assistenten  Herrn  G.  Jaumann:  ,Ueber 
ein  Schutzring  -  Elektrometer  mit 
CO  ntinuirli  eher    Ablesung*. 


Prof,  Albert  von  Ettingshausen  legte 
vor:  »Die  W  i  de  r  st  a  nds  -  V  er  an  de- 
rungen  von  Wismuth,  Antimon  und 
Tellur  im  magnetischen  Felde*. 

In  der  Abhandlung  werden  zunächst 
die  Resultate  von  Messungen  mitgetheilt, 
welche  der  Verfasser  anstellte,  um  die  Con- 
Sequenzen  der  von  Prof.  Boltzmann  auf- 
gestellten Theorie  des  Hall  'sehen  Phänomens 
zu  prüfen. 

Nach  dieser  Theorie  soll  der  Widerstand 
einer  rechteckigen  Platte  im  magnetischen 
Felde  vergrössert  erscheinen,  sobald  man  die 
durch  H  a  1  l'sche  Wirkung  veranlassten  Ströme 
zu  Stande  kommen  lässt ;  ebenso  soll  in 
einer  kreisförmigen  Platte,  die  in  der  Rich- 
tung ihrer  Radien  von  einem  Strome  durch- 
flössen wird,  eine  Widerstandsvermehrung  in 
Folge  Hall'scher  Wirkung  auftreten. 

Der  Betrag  der  Widerstandszunahme  ist 
sehr  gering,  da  diese  mit  A2  proportional  ist, 
wo  h  das  Product  aus  elektrischer  Leitungs- 
fähigkeit, Drehungsvermögen  und  Intensität 
des  magnetischen  Feldes  bedeutet.  Bei  Wis- 
muth werden  die  Messungen  dadurch  er- 
schwert, dass  diese  Substanz  auch  unabhängig 
von  Hall'scher  Wirkung  im  Magnetfelde 
eine  sehr  beträchtliche  Widerstandszunahme 
zeigt,  gegen  welche  die  zu  beobachtende  nur 
gering  ist. 

Es  ist  dem  Verfasser  gelungen,  die 
Theorie  .-^owohl  durch  Experimente  mit  einer 
rechteckigen  als  auch  durch  solche  mit  kreis- 
förmigen Wismuthplatten  in  recht  befriedi- 
gender Weise  zu  bestätigen. 

Derselbe  untersuchte  ferner  das  Ver- 
halten von  Antimon  und  Tellur,  und  fand, 
dass  auch  bei  diesen  die  Einwirkung  mag- 
netischer Kräfte  eine  Vergrösserung  des 
elektrischen  Leitungswiderstandes  hervorruft ; 


doch  ist  der  Betrag  der  Widerstandsver- 
mehrung viel  geringer,   als  bei  Wismuth, 

Bei  den  Messungen  an  Tellur  veranlasst 
das  ausserordentlich  grosse  Drehungsvermögen 
dieser  Substanz  eine  Complication  der  Er- 
scheinungen, für  welche  sich  jedoch  an  der 
Hand  früherer  Erfahrungen  über  die  Hall- 
sche   Wirkung   die  Erklärung  finden  liess. 

Trotz  des  enorm  grossen  Drelivermögens 
des  Tellurs  übertrifft  doch  der  Werth  von  h 
für  Wismuth,  bei  den  unter  gewöhnlichen 
Verhältnissen  erreichbaren  Intensitäten  des 
magnetischen  Feldes,  jenen  für  Tellur  um 
mehr  als  das  Doppelte.  Für  Antimon,  welches 
nach  Tellur  und  Wismuth  das  grösste  Dreh- 
vermögen (soweit  bis  jetzt  bekannt)  hat,  ist 
h  viel  kleiner. 

Herr  Wilhelm  Peukert,  Ingenieur  am 
elektrotechnischen  Institute  der  k.  k.  tech- 
nischen Hochschule  in  Wien,  überreichte  eine 
Abhandlung:  »Ueber  die  Erklärung  des 
Waltenhof  en'schen  Phänomens  der 
anomalen  M  agn  et  isirun  g*. 

Der  Verfasser  hat  die  zuerst  von  Dr. 
A.  V.  Waltenhofen  beobachtete  Erschei- 
nung der  anomalen  Magnetisirung  des  Eisens 
auch  bei  einer  solchen  Versuchsanordnung 
wiederholt  constatirt,  bei  welcher  die  von 
G.  Wiedemann  als  Ursache  der  Er- 
scheinung angenommenen  Extraströme  aus- 
geschlossen waren. 

Es  war  nämlich  die  Anordnung  so  ge- 
troffen, dass  die  Elektricitäten,  welche  die 
von  Wiedemann  zur  Erklärung  der  Er- 
scheinung angenommenen  rückläufigen  Extra- 
ströme bilden,  durch  einen  vor  plötzlicher 
Stromunterbrechung  an  die  Magnetisirungs- 
Spirale  angelegten  Nebenschluss  sich  aus- 
gleichen konnten.  Der  Verfasser  findet  darin 
einen  weiteren  Beleg  für  die  Richtigkeit  der 
V.  Waltenhof  en'schen  Erklärung  der  ano- 
malen Magnetisirung. 


Herr  Regierungsrath  Prof.  E.  Mach  in 
Prag  übersendete  eine  mit  Herrn  Professor 
P.  Sa  Ich  er  in  Fiume  ausgeführte  Arbeit: 
, Photographische  Fixirung  der 
durch  Projectile  in  der  Luft  ein- 
geleiteten Vorgänge*. 

Ferner  theilt  Herr  Prof.  Mach  mit, 
dass  bei  einer  gemeinschaftlich  mit  Herrn 
Med.  Cand.  F.  Hai  seh  ausgeführten  Arbeit 
die  durch  den  Stross  elektrischer  Funken  in 
Glasstäben  erzeugten  mit  einer  Geschwindig- 

m 
keit     von     etwa    4800  -j^   fortschreitenden 

Schallwellen  in  polarisirtem  Licht  bei  Moment- 
beleuchtung photographisch  fixirt  werden 
konnten.  Auch  die  Verdichtungscurve  dieser 
Schallwellen  konnte  durch  Combination  des 
die  Schallwelle  aufnehmenden  Glasstabes  mit 
einem  gebogenen  Glasstabe  sichtbar  gemacht 
werden.  Ebenso  wurden  nun  auch  die  in 
einer  früheren  Arbeit  beschriebenen  »secun- 
dären  Wellen*  in  der  Luft  photographisch 
fixirt.  


302 


Herr  Prof.  V.  v.  Lang  überreichte  eine 
Arbeit  von  Herrn  Dr.  E.  Lech  er:  ^Neue 
Versuche  über  den  galvanischen 
Lichtbogen*. 

Der  Verfasser,  welcher  glaubt,  dass  eine 
elektromotorische  Gegenkraft  im  Lichtbogen 
aus  den  bis  jetzt  gemachten  Versuchen  sich 
nicht  folgern  lasse,  zeigt  durch  Messungen 
mittelst  Elektrometer,  dass  bei  Elektroden 
von  Kohle,  Platin,  Silber  und  Kupfer  die 
Temperatur  der  Elektroden  direct  die  Poten- 
tialdifferenz beeinflusse.  Durch  Erhitzen  und 
Abkühlen  kann  man  die  Potentialdifferenz 
der  genannten  Elektroden  ziemlich  beträcht- 
lich  steigern  oder  mindern. 

Weitere  Versuche  beweisen,  dass  der 
elektrische  Lichtbogen  zwischen  Eisen  und 
Platin  ein  discontinuirlicher  ist,  und  dass  der 
Sitz  dieser  Erscheinung  am  negativen  Pole 
liegt.  Diese  Thatsache  dürfte  im  Zusammen- 
hange mit  der  räumlichen  Ausbreitung  des 
Stromes  im  Lichtbogen  am  ungezwungensten 
die  Grösse  und  Constanz  der  Potential- 
differenz  der  Elektroden  erklären. 


Herr  Hofrath  Prof.  Stefan  überreichte 
eine  für  die  Sitzungsberichte  bestimmte  Ab- 
handlung: ^Ueber  veränderliche  elek- 
trische Ströme  in  dicken  Leitungs- 
drähten*. 

Gewöhnlich  wird  angenommen,  dass 
ein  veränderlicher  Strom  ebenso  wie  ein 
constanter  den  Querschnitt  des  Leitungs- 
drahtes in  gleichförmiger  Dichtigkeit  erfüllt. 
Dies  kann  nur  der  Fall  sein,  wenn  die 
elektromotorische  Kraft  für  jeden  der  elemen- 
taren Fäden,  in  welche  man  den  Leitungs- 
draht zerlegt  denken  kann,  dieselbe  Grösse 
hat.  Wenn  auch  die  äusseren  Kräfte  dieser 
Bedingung  genügen,  so  ist  es  bezüglich  der 
Wirkungen  der  Selbstinduction  nicht  der 
Fall  und  hat  die  Verschiedenheit  derselben 
für  verschiedene  Fäden  des  Drahtes  eine 
ungleichförmige  Vertheilung  der  Stromdichte 
zur  Folge. 

In  besonderen  Fällen  lässt  sich  diese  be- 
rechnen. Es  hat  schon  Maxwell  eine 
solche  Rechnung  für  den  Fall  eines  langen 
geradlinig  gespannten  Drahtes  ausgeführt  und 
ist  dieselbe  von  Lord  R  a  y  1  e  i  g  h  insbe- 
sondere mit  Rücksicht  auf  periodische  Ströme 
vervollständigt    worden. 

In  der  vorgelegten  Abhandlung  wird 
dieselbe  Aufgabe  in  einer  anderen  Weise  be- 
handelt, welche  zwei  Vortheile  bietet.  Erstens 
lässt  sie  erkennen,  dass  die  gewonnenen 
Resultate  nicht  auf  den  speciellen  Fall  eines 
geraden  Drahtes  beschränkt  sind,  sondern 
nach  Aenderung  eines  numerischen  Coeffi- 
cienten  auch  für  kreisförmig  geschlossene  oder 
in  Curven  gebogene  Drähte  gelten,  sobald 
der  Krümmungsradius  der  Curve  gross  ist  im 
Vergleich  zur  Dicke  des  Drahtes.  Zweitens 
führt  die  neue  Rechnungsweise  2U  einem 
leicht  verständlichen  Bilde  der  zu  bestimmen- 
den Vorgänge,  so  dass  man  über  die  Art 
derselben  oline  specielle  Rechnungen  sich 
sofort  Orientiren   kann. 


Die  Differentialgleichungen,  welche  für 
die  Stromdichte  abgeleitet  werden,  haben 
nämlich  dieselbe  Form,  wie  die  Gleichungen 
für  die  Temperatur  in  den  verschiedenen 
Theilen  eines  cylindrischen  Körpers  oder 
Drahtes,  der  nur  durch  seine  Mantelfläche 
Wärme  durch  Strahlung  an  den  umgebenden 
Raum  abgibt  oder  aus  demselben   empfängt. 

Wird  ein  in  allen  Theilen  gleich  warmer 
Cylinder  plötzlich  in  einen  Raum  von  con- 
stanter, aber  höherer  Temperatur  gebracht, 
so  steigt  die  Temperatur  zuerst  in  der  Ober- 
fläche und  in  den  ihr  benachbarten  Schichten, 
dann  erst  in  den  inneren,  bis  der  Cylinder 
gleichförmig  zur  Temperatur  des  umgebenden 
Raumes  erwärmt  ist.  Aehnlich  verhält  es 
sich  mit  einem  Leitungsdrahte,  in  den  plötz- 
lich eine  constante  elektromotorische  Kraft 
eingeschaltet  wird.  Die  Wirkung  dieser  Kraft 
gleicht  der  Einstrahlung  von  Wärme.  Der 
Strom  gelangt  zuerst  in  den  peripherischen 
Schichten  des  Drahtes,  erst  später  in  den 
inneren  Schichten  und  zuletzt  in  dem  cen- 
tralen Faden  zu  seiner  definitiven  Dich- 
tigkeit. 

In  entgegengesetzter  Weise  verläuft  der 
Extrastrom  nach  Ausschaltung  der  elektro- 
motorischen Kraft.  Sein  Verlauf  gleicht  der 
Abkühlung  eines  Drahtes,  der  aus  einem 
Räume  von  höherer  in  einen  Raum  von 
tieferer  Temperatur  gebracht   wird. 

Wird  ein  cylindrischer  Körper  in  einen 
Raum  gebracht,  dessen  Temperatur  sich 
periodisch  ändert,  so  stellt  sich  ein  definitiver 
Zustand  der  Temperaturvertheilung  in  dem- 
selben der  Alt  ein,  dass  die  Temperatur  in 
allen  Schichteh  die  periodischen  Schwankun- 
gen mitmacht.  Die  Amplituden  der  Schwan- 
kungen nehmen  jedoch  gegen  die  Achse  hin 
ab,  u.  zw.  umso  rascher ,  je  kürzer  ihre 
Periode  ist.  Zugleich  haben  die  Schwankungen 
in  den  verschiedenen  Schichten  verschieden- 
Phasen,  so  dass  z.  B.  die  Maxima  in  jeder 
Schichte  umso  später  eintreten,  je  weiter 
dieselbe  von  der  Oberfläche  entfernt  ist. 

In  derselben  Weise  stellt  sich  auch  ein 
definitiver  Zustand  der  elektrischen  Strömung 
in  einem  Leitungsdrahte  her,  wenn  dieser 
unter  dem  Einfluss  einer  periodisch  variirenden 
elektromotorischen  Kraft  steht.  Macht  diese 
z.  B.  250  ganze  Schv/ingungen  in  der  Se- 
cunde,  so  ist  in  einem  Eisendrahte  von  4  Mm. 
Durchmesser  die  Amplitude  der  Stromdichte 
in  der  Oberfläche  des  Drahtes  mehr  als 
2'5mal  so  gross,  als  in  der  Achse.  Für  eine 
doppelt  so  hohe  Schwingungszahl  haben  die 
Schwingungen  des  Stromes  in  der  Oberfläche 
eine  fast  sechsmal  grössere  Amplitude,  als 
jene  in  der  Achse.  Die  Phasendiff"erenz  be- 
trägt in  dem  ersten  Falle  nahe  ein  Drittel, 
im  Zweiten  die  Hälfte  einer  Schwingungs- 
dauer, so  dass  die  Strömung  in  der  Ober- 
fläche die  entgegengesetzte  Richtung  von 
jener  in  der  Achse  des  Drahtes  hat.  Die 
Magnetisirungszahl  des  Eisens  ist  bei  diesen 
Rechnungen    =    12  gesetzt. 

In  Drähten  aus  nicht  magnetisirbaren 
Substanzen    sind     bei    gleicher    Dicke    diese 


303 


Unterschiede  viel  kleiner,  u.  zw.  umso  kleiner, 
je  grösser  der  specifische  Widerstand  der 
Substanz  ist.  In  einem  Kupferdrahte  von 
4  Mm.  Durchmesser  sind  die  Amplituden  der 
Stromschwingungen  für  den  Fall,  dass  von 
denselben  500  auf  die  Secunde  kommen,  in 
der  Oberfläche  des  Drahtes  nur  um  l'4^o 
grösser,  als  im  mittleren  Faden.  Hingegen 
bietet  ein  Kupferdraht  von  fünffacher  Dicke 
dieselben  Verhäliuisse  dar,  wie  ein  Eisendraht. 
Der  Umstand,  dass  die  inneren  Schichten 
eines  Drahtes  im  geringeren  Maasse  an 
der  Stromleitung  sich  betheiligen,  ja  auch 
die  Elektricität  im  Vergleich  zu  den  ober- 
tlächlichen  Schichten  in  entgegengesetzter 
Richtung  führen,  hat  eine  Erhöhung  des 
Widerstandes  des  Drahtes  zur  Folge.  Der 
Verbrauch   an   Energie  ist    in    einer  Leitung, 


welche  von  einem  veränderlichen  Strom  durch- 
flössen wird,  immer  grösser,  als  er  nach  den 
gewöhnlichen  Kegeln  berechnet  wird.  Die 
Erhöhung  des  Widerstandes  beträgt  in  einem 
Eisendrahte  von  4  Mm.  Digke  bei  250  oder 
500  Schwingungen  48  oder  loo^^  des  wahren 
Widerstandes  desselben. 

Dieselben  Umstände,  welche  den  Wider- 
stand des  Drahtes  erhöhen,  bewirken  zugleich 
eine  Verminderung  der  Selbstinduciion.  Die 
ungleichförmige  Vertheilung  der  Stromdichte 
ist  deshalb  nicht  immer  mit  einer  Schwächung 
der  Stromstärke  verbunden,  für  Ströme  von 
hoher  Schwingungszahl  ist  das  Ergebniss  das 
entgegegesetzte,  die  Stromstärke  wird  in 
Folge  der  Ungleichförmigkeit  der  Stromdichte 
viel  grösser,  als  sie  bei  gleichförmiger  Ver- 
theilung sein   könnte. 


KLEINE    NACHRICHTEN 


Brand  im  neuen  Burgtheater  in  Wien. 
Vor  einigen  Tagen  brach  im  neuen,  noch 
nicht  fertigen  Burgtheater  ein  Brand  aus, 
welcher  durch  einen  Kurzschluss  von  bis  jetzt 
noch  nicht  festgestellter  Beschaffenheit  herbei- 
geführt worden  ist.  Der  Brand  wurde  noch 
vor  Ankunft  der  Feuerwehr  unterdrückt,  und 
einen  irgendwie  nennenswerthen  materiel- 
len Schaden  hat  der  unangenehme  Zwischen- 
fall nicht  zur  Folge  gehabt.  Dagegen  kann 
der  moralische  Effect,  den  eine,  durch  die 
Elektricität  entstandene  Feuersbrunst  herbei- 
zuführen vermöchte,  nicht  scharf  genug  her- 
vorgehoben werden.  Man  hat  anlässlich  der, 
leider  immer  häufiger  werdenden  Brände  in 
den  Theatern  mit  ihren  grässlichen  Begleit- 
erscheinungen immer  auf  die  Nothwendigkeit 
der  Einführung  elektrischer  Beleuchtung  in 
diesen  Räumen  hingewiesen,  und  mit  Recht ! 
Eine  solid  angelegte  und  gewissenhaft  ge- 
leitete elektrische  Anlage  wird  keinen 
Theaterbrand  hervorrufen ;  wir  können  hier 
mit  Befriedigung  auf  die  Leistungen  der 
österreichischen  Elektrotechniker,  welche  be- 
reits eine  schöne  Reihe  von  Schauspielhäusern 
beleuchten,  hinweisen  ;  in  B  r  ü  n  n  hat  man 
zu  der  von  Brückner^  Ross  &  Cons. 
hergestellten  Beleuchtung  in  Folge  ihrer  ausge- 
zeichneten Functionirung  solches  Vertrauen, 
dass  sogar  die  Nothbeleuchtung  mit  Glüh- 
lampen eingerichtet  werden  konnte;  ebenso 
anstandslos  geht  die  Beleuchtung  in  Prag,  Carls- 
bad, Budapest  und  Finme  seit  geraumer  Zeit 
vor  sich.  Die  bezüglichen  Firmen,  die  genannte, 
dann  Ganz  &  Comp.,  Kremenezky, 
Mayer  &  Comp.,  haben  eben  die  nöthige 
Rücksicht  für  die  ihnen  gestellten  Aufgaben 
und  besonders  die  Empfindung,  dass  der 
ohnehin  grossen  Zahl  von  Hindernissen,  mit 
welchen  die  Elektrotechnik  zu  kämpfen  hat, 
nicht  noch  ein  neues  —  der  Hinweis  auf 
die  Feuergefährlichkeit  der  Beleuchtung  — 
erstehen  dürfe.  Von  der  Firma  Siemens 
&  Halske,  welche  das  deutsche  Theater 
in  Prag  einrichten  wird,  lässt  sich  wohl 
annehmen,    dass    sie    —    ihre    Arbeiten    mit 


der  ihres  Weltrufes  würdigen  Genauigkeit 
ausführen  wird.  Unsere  übrigen  Firmen: 
Egger  &  Comp,  hier  und  Franz  Kfizik 
in  Prag,  haben  so  grosse  und  so  zahl- 
reiche, anstandslos  functionirende  Anlagen 
eingerichtet,  dass  man  ihre  Fähigkeit  sich 
solcher  Fälle  —  wie  der  im  Burgtheater 
einer  ist  —  zu  erwehren,  nicht  bezweifeln 
wird!  Und  doch  hiess  es,  als  man  die  Ar- 
beiten für  die  beiden  Hoftheater  an  fremd- 
ländische Firmen  vergab:  ^Die  Elektrotechnik 
in  Oesterreich  stehe  noch  nicht  auf  der  Höhe 
der  Zeitforderungen!*  In  London  aber  ver- 
kündigte der  Präsident  der  Imperial  Conti- 
nental Gas  Association,  dem  das  elektrische 
Licht  noch  viel  weniger  ist,  als  dem  Schau- 
spieler im  Hamlet  die  Hekuba  —  ^dass  sie, 
die  Imperial  Continental  Gas- Association,  an- 
lässlich ihrer  Arbeiten  in  Wien  der  Welt 
etwas  zeigen  oder  lehren  werde*  —  so  oder 
ähnlich  klang  die  Rede  des  jedenfalls  von 
seinen  Untergebenen  in  Wien  inspirirten 
Herrn.  Wir  wollen  alle  malitiösen  Bemer- 
kungen, die  hier  leicht  anzubringen  wären, 
unterdrücken  ;  es  wird  jedoch  selbst  dem  Harm- 
losesten die  Frage  auf  die  Lippen  treten  :  Was 
wäre  aus  der  Elektrotechnik  geworden,  wenn 
die  Unachtsamkeit,  die  hier  vorliegt,  ernstere 
Folgen  gehabt  hätte .' 


Elektrische  Heizung.  Nach  dem  ,B. 
I.  d.  E.*  soll  eine  elektrische  Gesellschaft 
(Städtische  Elektricitätswerke)  in  Berlin  ihren 
Abonnenten  die  Lieferung  von  Strom  für 
Beheizungszwecke  anbieten.  Der  Preis  des 
Heizmaterials  wird  nicht  angegeben.  Die 
Apparate  sollen  für's  Kochen ,  Wärmen, 
Braten   etc.   construirt  sein. 


Aus  dem  Geschäftsbericht  der 
deutschen  Edisongeseilschaft  für  das 
Jahr  1886  entnehmen  wir,  dass  die  Zahl 
der  von  der  Gesellschaft  bis  Ende  1886  in 
Deutschland  errichteten  Anlagen  etwa  260 
beträgt,     welche     etwa     70.000     Glühlampen 


304 


und   looo  Bogenlampen  enthalten.  An  Glüh- 
lampen wurden  im  Jahre   i886  verkauft  etwa 
90.000  gegen  etwa  60.000  im  Vorjahre. 
^El.  Anz.« 

Die  Anlage  in  der  Bodencredit- 
Anstalt  von  B.  Egg  er  &  Co.  ausgeführt, 
hat  55  grosse  Schenek  &  Farbaky'sche 
Accumulatoren  in  Betrieb. 


Beleuchtung  der  Kahlenberg  -  Re- 
stauration. Seit  Pfingsten  ist  die  elektrische 
Beleuchtung  dieses  herrlichen  Aussichts- 
punktes nächst  Wien  fertiggestellt  ;  sie 
umfasst  23  Bogen-  und  40  Glühlichter. 
Nächst  der  Station  der  Kahlenbergbahn  steht 
die  Locomobile  und  führt  der  Strom  der 
von  ihr  betriebenen  Compound-Dynamo  von 
105  Volt  Klemmenspannung  und  100  Amp. 
durch  zwei  Drähtepaare,  von  welchen  der 
Einzeldraht  den  Durchmesser  von  6  Mm. 
hat.  zum  Schaltebrett  in  der  Küche  des 
Restaurants ;  von  hier  erst  zweigen  die  1 1 
Stromkreise  für  die  den  Fussweg  zum 
Stationsgebäude  beleuchtenden,  parallel  ge- 
schalteten 22  Bogenlampen  (eine  Leitung 
wird  von  der  Dynamo  direct  zu  einer  Einzel- 
lampe geführt)  und  der  12.  Stromkreis  für 
die  Glühlampen  ab.  Entsprechende  Wider- 
stände sind  den  Bogenlampen  vorgeschaltet. 
Die  Anlage  ist  von  Siemens  &  Halske 
ausgeführt. 

Die  Firma  Kremenezky,  Mayer  & 
Comp,  ist  gegenwärtig  mit  Ausführung  von 
10  Installationen  von  zusammen  über  2000 
Glühlampen  beschäftigt. 


In  Steyr  ist  eine  Kraftübertragung 
von  loo  HP.  nach  dem  kürzlich  erbauten 
neuen  Theil  der  Waffenfabrik  in  Ausführung 
begriffen. 

Den  Dampfer  „Kaiserin  Elisabeth" 
auf  dem  Bodensee  hat  die  Firma  K  f  i  z  i  k 
mit  elektrischer  Beleuchtung  eingerichtet. 

See-Telegraphie.  Edison,  der  zur  Zeit 
auf  Fort  Angers  in  Florida  weilt,  beschäftigt 
sich  augenblicklich  mit  dem  Problem  des  tele- 
graphischen Verkehrs  zwischen  Schiffen  auf 
der  See.  Sein  Verfahren  soll  von  denen  des 
Prof.  Trowbridge  und  Graham  Bell's 
durchaus  verschieden  sein.  Diese  beiden 
Letzteren  lassen  Drähte  in  das  Wasser  hängen 
und  entladen  durch  dieselben  Elektricität, 
was  durch  das  Telephon  auf  dem  anderen 
Schiffe  wahrgenommen  werden  kann.  Edison 
dagegen  will  die  akustische  Leitungsfähig- 
keit des  Wassers  benützen  und  die  Zeichen 
durch  kurze  und  längere  Explosionen, 
welche  mittelst  des  Telephones  gehört  werden 
sollen,  wahrnehmbar  machen.  Es  gelang  ihm, 
auf  diese  Weise  zwischen  zwei,  mehrere 
Meilen  voneinander  entfernten  Schiffen,  zu 
telegraphiren.  Er  gedenkt,  sein  Verfahren 
noch  wesentlich  zu  vervollkommnen. 

■ ,E1.  Anz.» 


KeudaU's  Thermoelement.  Herr  J.  A. 
Keudall  hat  ein  neues  Thermoelement  er- 
funden, das  aus  zwei  Metallen  mit  einer  aus 
einer  salz-  oder  glasartigen  Masse  gebildeten 
Zwischenschicht  besteht.  Die  eine  Platte 
steht  mit  Wasserstoff,  die  andere  mit  heisser 
Luft  oder  Sauerstoff  in  Verbindung.  Für 
das  Metall  kann  mau  Platin,  Gold,  oder 
Eisen  nehmen.  Als  Zwischenmittel  dient 
Thon,  der  mit  Chlornatrium  oder  -Kalium 
gesättigt  ist,  oder  auch  Chamottestein,  der 
von  einem  glasartigen  Stoff  durchsetzt  wird. 
Wird  das  Element  erhitzt ,  so  geht  der 
Wasserstoff  durch  die  Zwischenschicht  und 
verbindet  sich  mit  dem  Sauerstoff.  Die  Pole 
der  Batterie  bilden  die  beiden  Metallplatten. 


Telephon  Brüssel-Paris,  Bekanntlich 
hat  den  beiden  Verwaltungen,  welche  diese 
Verbindung  hergestellt  haben,  von  Anfang 
an  die  Aufgabe  vorgeschwebt,  dieselbe  den 
Abonnenten  der  Telephonanlagen  beider 
Städte  zugänglich  zu  machen,  d.  h.  zu  er- 
möglichen, dass  vom  Theilnehmer  in  einem 
Netze  zu  jenem  des  anderen  direct  gesprochen 
werden  könne.  Die  belgische  Telegraphen- 
verwaltung hat  nun  bereits  mit  der  Com- 
pagnie  beige  du  Telephone  Bell  ein  dies- 
bezügliches Uebereinkommen  getroffen,  nach 
dessen  Bestimmungen  dieser  neue  Dienst 
geregelt  werden  soll. 

Die  Abonnenten  von  Brüssel  können 
hieuach  entweder  mittelst  ihrer  gewöhnlichen 
oder  mittelst  einer  auf  ihr  Verlangen  her- 
gestellten Doppelleitung  zur  Pariser  Telephon- 
linie in  Verbindung  gebracht  werden.  Im 
letzteren  Fallb  zahlen  die  Abonnenten  der 
^Compagnie'' innerhalb  eines  Rayons  von  3  Km. 
jährlich  (von  der  Centrale  aus  gerechnet) 
Frcs,  100  und  Frcs,  25  für  jeden  folgenden 
Kilometer  oder  für  ein  Bruchtheil  desselben. 
Behelfen  sich  die  Theilnehmer  blos  mit  einem 
Draht,  so  haben  sie  für  ein  Gespräch  mit 
Paris  gerade  so  viel  zu  zahlen,  als  wenn  sie 
von  einer  öffentlichen  Sprechstelle  dahin 
conversiren  würden ;  sie  zahlen  also  ausser 
ihrem  gewöhnlichen  Abonnement  nichts  als  die 
Sprechtaxe  von  Frcs.  3,  aber  —  sie  werden 
offenbar  über  den  Translator  nicht  gut 
hören,  nicht  so  gut  wenigstens,  als  wie  auf 
dem  Doppeldraht.  Die  Gesellschaft  erhält 
von  der  Staatsverwaltung  für  jede  von  ihr 
hergestellte  Verbindung  eine  im  Vorhinein 
zu  bestimmende  Entschädigung ;  dieselbe 
beträgt  Cents.  20  —  also  gerade  so  viel 
als  für  die  im  inländischen  belgischen  be- 
stehenden interurbainen  Verkehr.  Die  Er- 
öffnung dieses  Dienstes  wird  durch  einen 
Ministerial-Erlass  festgestellt  werden. 

Aus  der  Schweiz.  In  der  Domkirche 
zu  Chur  wurde  die  elektrische  Beleuch- 
tung eingeführt;  dieselbe  soll  trefflich  func- 
tioniren.  —  Im  August  wird  die  elektrische 
Eisenbahn  Vivis-Chillon  eröffnet.  —  Die 
Telephonverbindung  Aar  au -Basel  ist  ge- 
sichert. »El.  Anz.* 


Verantwortlicher  Redacteur;  JOSEF  KAREIS.   -    Selbstverlat;  des  Elektrotechnischen  Vereins, 

In   Commission  bei  LEHMANN  &  WENTZBL,   Buchhandlung  f(lr  Technik  und  Kunst, 

Druck  von  R.   SPIBS   &  Co.  in  Wien,  V.,  Straussengasae  16. 


Zeitschrift  für  Elektrotechnil<. 


V.  Jahrg.  1.   Juli   1887.  Heft  VIL 

Bericht    über   einen    neuen  Accumulator   von  Farbaky 
und  Schenek  in  Schemnitz. 

Von    Dr.    A.    von    WALTENHOFEN    in    Wien. 

Im  März  dieses  Jahres  wurde  von  den  Herren  Farbaky  und 
Schenek  in  Schemnitz,  über  deren  vorzügliche  Accumulatoren  in  dieser 
Zeitschrift  schon  ausführlichere  Mittheilungen  erschienen  sind,  *)  ein  neuer 
Accumulator  an  das  elektrotechnische  Institut  zur  Untersuchung  eingesendet. 

Bei  der  Herstellung  dieses  Accumulators  waren  die  genannten 
Herren  hauptsächlich  bestrebt,  der  Anforderung  nachzukommen,  im 
Vergleiche  mit  den  bisher  erzeugten  Accumulatoren  bei  gleichem  Elek- 
trodengewichte einen  grösseren  Entladungsstrom  zu  ermöglichen.  Galt 
bisher  die  Regel,  dass  auf  i  Kgr.  Elektrodengewicht  i  Amp.  zu 
rechnen  sei,  so  sollte  beim  neuen  Accumulator  diese  normale  Bean- 
spruchung sehr  bedeutend  überschritten  werden.  Die  Gewichtsverhält- 
nisse des  neuen  Accumulators  sind  folgende.  Gesammtgewicht  35  Kgr., 
Elektrodengewicht  I5'5  Kgr.,  Säuregewicht  4'5  Kgr.,  Gewicht  des 
tnontirten  Kastens  15  Kgr.  Die  Dicke  der  Blei- Ausfütterung  des  Kastens 
beträgt  2  Mm.,  im  Deckel  3  Mm.,  daher  das  grosse  Gewicht. 

Eine  constructive  Neuerung  bei  diesem  Accumulator  findet  sich 
an  den  Platten,  welche  sich  von  der  gewöhnlichen  Construction  dadurch 
unterscheiden,  dass  das  Bleigitter  grössere  und  kleinere  Oeffnungen 
hat,  von  welchen  nur  erstere  mit  Füllmasse  ausgefüllt,  die  letzteren 
dagegen,  welche  symmetrisch  vertheilt  zwischen  den  ersteren  liegen, 
leer  gelassen  sind.  Diese  Einrichtung  hat  den  Zweck,  einer  Ausdehnung 
-der  Füllmasse  Spielraum  zu  gewähren  (durch  Nachgiebigkeit  der  jede 
Portion  der  Füllmasse  umgebenden  bleiernen  Einfassung)  und  auf  diese 
Art  einer  Deformation  (einem  ^Buckeligwerden^'^)  der  Platten  und  den 
damit  verbundenen  nachtheiligen  Folgen  vorzubeugen.  Es  sollen  übrigens, 
wie  ich  höre,  auch  bei  den  Platten  älterer  Construction  derFarbaky- 
Sc  hen  ek'schen  Accumulatoren  keine  nachtheiligen  Deformationen 
dieser  Art  vorkommen. 

Der  Accumulator  war  gefüllt  und  geladen  von  Schemnitz  ein- 
gesendet worden.  Nach  der  Ankunft  wurde  nachgeladen,  wobei  durch 
einen  Gummipfropf  in  der  Mündung  des  Kastendeckels  ein  gläsernes 
Abzugsrohr  eingesetzt  war,  welches  in  einer  Gaswanne  unter  Wasser 
ausmündete,  um  die  Untersuchung  der  entweichenden  Gase  zu  ermög- 
lichen. Sobald  die  Knallgas-Entwicklung  der  Art  war,  dass  man  die 
Ladung  als  beendet  ansehen  konnte,   wurde  mit  dem  Laden  aufgehört. 

Die  nun  folgende  Untersuchung,  welche  ich  ganz  den  Herren 
Ingenieuren  des  elektrotechnischen  Institutes,  nämlich  Herrn  Constructeur 
Peukert  und  den  Herren  Assistenten  Frisch  und  Zi  ekler  über- 
liess,  indem  ich  mich  darauf  beschränkte,  von  Zeit  zu  Zeit  nachzusehen, 
um  die  Ergebnisse  der  Messungen  zu  verfolgen,  bestand  aus  vier 
Beobachtungsreihen,  welche  sich  auf  je  eine  mehrstündige  Entladung 
bezogen.  Die  erste  Entladung  mit  durchschnittlich  24.-06  Amp.  dauerte 
6    Stunden    und    7    Min.    Die    zweite  mit  durchschnittlich  29-65   Amp. 

*)  Diese  Zeitschrift,  Bd.  IV  (1886),  S.  242. 

20 


306 


dauerte  5  Stunden.  Bei  der  dritten  und  vierten  waren  durchschnittliche 
Stromstärke  und  Entladungsdauer,  bezw.  45 "59  Amp.  durch  3  Stunden 
15  Min.  und  6075  Amp.  durch  2  Stunden  10  Min.  Die  ausgeladenen 
Ampere-Stunden  und  Watt-Stunden  betrugen  bei  der  ersten  Versuchs- 
reihe 1 58*74  und  3 15' 5 5  und  bei  der  letzten  13171  und  260-89.  Bei  der 
letzten  Versuchsreihe  betrug  also  der  Entladungsstrom  fast  4  Amp. 
(etwas  über  3-9)  für  i  Kgr.  Plattengewicht  und  wurden  im  Ganzen  für 
I  Kgr.  Plattengewicht  8' 5  Ampere-Stunden  (i6-8  Watt-Stunden)  dem 
Accumulator  entnommen.  Dabei  betrug  die  Abnahme  der  Klemmen- 
spannung im  Ganzen  10-95  %  •  B^i  den  geringeren  Beanspruchungen  waren 
diese  Verhältnisse  natürlich  entsprechend  günstiger.  Der  Widerstand 
des  Accumulators  änderte  sich  zwischen  den  Grenzwerthen  0002  und 
0*004  Ohm  in  runder  Zahl.  Der  Anfangswerth  der  elektromotorischen 
Kraft  war  durchschnittlich   2- 18,   der  Endwerth   i"98  Volt. 

Reducirt  man  den  Maximalwerth  (6075)  des  angewendeten  Ent- 
ladungsstromes auf  das  Gesammtgewicht  (35)  des  Accumulators,  so 
erhält  man  rund  1^/4  Ampere  pro  Kilogramm,  wie  bei  den  Tramcar- 
Zellen  der  Electrical  Power  Storage  Company. 

Nach  jeder  der  vier  Entladungen  wurde  über  Nacht  eine  Ladung 
mit  Hilfe  einer  Batterie  anderer  Accumulatoren  vorgenommen  und  am 
anderen  Morgen  noch  mit  der  Dynamomaschine  soweit  fortgesetzt,  *) 
dass  die  zuvor  entnommene  Ladung  wieder  reichlich  ersetzt  war.  Dabei 
kamen  nur  Ströme  von  15  Amp.  und  darunter  zur  Anwendung,  während 
ganz  gut  Anfangs  mit  20  und  später  mit  15 — 10  Amp.  hätte  geladen 
werden  können.  Weitere  Messungen  wurden  bei  der  Ladung  nicht 
gemacht,  als  eben  nöthig  war,  um  die  Anzahl  der  vom  Accumulator 
aufgenommenen  Ampere-Stunden  mit  genügender  Sicherheit  festzustellen. 
Eine  Ermittelung  des  Wirkungsgrades  war  bei  diesen  Versuchen  nicht 
beabsichtigt;  es  sollte  nur  gezeigt  werden,  ob  dieser  Accumulator  viel 
höhere  Beanspruchungen  verträgt,  als  die  gewöhnliche  normale  Bean- 
spruchung von  I  Amp.  für  i  Kgr.  Plattengewicht,  und  wie  sich  die  Pol- 
spannung hält,  wenn  diese  Entladungen  von  mehrstündiger  Dauer  sind. 

Wir  lassen  nun  die  Zusammenstellung  der  Versuchsresultate  folgen. 

I.  Entladung  am  28.  März  1887. 

Entladungsstrom  24'o6  Amp.  (Mittelwerth). 


Potential- 

Innerer 

Zeit 

E.  K. 

A 

gefälle  in 

< 

J. 

A.  St. 

W.   Sf. 

Widerst. 

w 

2h     7' 

2'  10 

2-07 

25-0 

625 

0"C02      Q 

12-93 

2h  22' 

2-07 

0 

25-0 

6-25 

12-90 

2h   37' 

2' 06 

0-49 

25-0 

24-95 

5i-'S 

Z^  37' 

2-04 

1-45 

24-9 

24'45 

49-39 

4-^  37' 

2"  00 

3-38 

24*0 

23-90 

47-50 

5^  37' 

1-98 

4-35 

23-8 

23-65 

46-71 

öh  37' 

1-97 

4-83 

23-5 

23-40 

45-52 

7^  37' 

1-92 

7-25 

23-3 

23   20 

4431 

8l>     7' 

I  "90 

8-22 

23-1 

2-69 

5-08 

8h  14' 

1-94 

1-88 

9-22 

23-0 

0-0026  Q 

158-74 

315  55 

Dauer  der  Entladung :   6  Stunden  7  Min. 


*)  Dabei  wurden  aus  ökonomischen  Rücksichten  immer  zugleich  noch  andere  Accumu- 
latoren mitgeladen. 


307 


II.  Entladung  am  29.  März  1887. 

Entladung-sstrom  29-65   Amp.  (Mittelwerth). 


Potential- 

Innerer 

Zeit 

E.  K. 

A 

gefälle  in 

J. 

A.  St. 

W.  St. 

Widerst. 

3h     0' 

2-  18 

2 -08 

30-4 

7-60 

15-81 

0-0033  " 

3^  15' 

2 -08 

0 

30-4 

15-18 

31-42 

3^45' 

2 -06 

0-96 

30-3 

30- 15 

61-50 

4^45' 

2 -02 

2-89 

30-0 

29-90 

60- 10 

5^45' 

2- 00 

3-85 

29-8 

29-60 

58-76 

ob  45' 

1-97 

5  29 

29-4 

28-95 

56-02 

7^  45' 

I  '90 

8-65 

28-5 

7-II 

13-51 

St    0' 

2-02 

1-90 

8-65 

28-4 

00042  ß 

148-49 

297- 12 

Dauer  der  Entladung:   5   Stunden. 

III.  Entladung  am  30.  März  1887. 

Entladungsstrom   45*59    Amp,  (Mittelwerth). 


Zeit 


E.  K. 


Potential- 
gefälle in 


J. 


A.  St. 


W.  St. 


Innerer 
Widerst. 


4^  15' 

4t  25' 

4*»  35' 
4^  45' 
5h    o' 

5»'  15' 
5^  30' 
S^  45' 
6b  o' 
6b  15' 

6b  30' 

6b  45' 
7b    o' 

7h  15' 
7h  30' 


2-  19 


1-97 


2  03 
2-03 
2 -02 
2-02 
201 
2-00 
1-99 
1-98 
1-97 
1-95 
1-93 
1-92 

I  -90 
1-87 
1-84 


o 
0-49 
0-49 
0-99 
1-48 
1-97 
2-46 
2-96 
3 '94 
4-93 
5-42 
6*41 
7-88 
9-36 


47-5 
47-0 
47-0 
47 -o 
46-4 
46-4 
46-4 
46-2 

45  4 
45-2 
44-8 
44-2 
44-0 
43-8 
42-5 


7-87 
7-83 
7-83 
11-68 
II -60 
II  -60 
11-58 
11-45 
"-33 
11-25 
II-I3 
11-03 
10-98 
10-79 


15' 
15- 
15- 
23' 
23' 

23' 
22 
22 


86 
82 

54 
26 

14 

99 
61 


21-8- 


43 
■07 
69 

Ol 


Dauer  der  Entladung 


'47-95 
3  Stunden   15 


290-44 


Min. 


0-00337  Q 


0-Ö0306  ß 


20* 


308 

IV.  Entladung  am  31.  März  1887. 

Entladungsstrom  6o'73  Amp.  (Mittel werth). 


Potential- 

Innerer 

Zeit 

E.   K. 

A 

gefälle   in 

J. 

A.  St. 

W.  St. 

Widerst. 
w 

2h      3' 

2 -ab 

2-  10 

62- 1 

10-34 

2I-6l 

0-00257  0 

2h    13' 

2 -08 

0-95 

62  "O 

10-33 

21-33 

2^  22,' 

2-05 

2-40 

62-0 

10-33 

21-  12 

2'!  33' 

2-04 

285 

62-0 

1033 

21 -02 

2h  43' 

2-03 

3-33 

61-9 

10-31 

20-83 

2h  53' 

2-OI 

4-28 

6i-8 

10-25 

20-45 

3'-^     3' 

1-98 

5-71 

61  -2 

I0'20 

20-  14 

3^13' 

1-97 

6- 19 

61  -2 

lo"  15 

19*95 

3h  23' 

1-96 

6-67 

6o-6 

10-07 

19-58 

3^^  33' 

1-93 

8-IO 

6o-2 

9-98 

19-21 

3^  A3' 

1-92 

8-57 

59-6 

9-89 

18-89 

3^53' 

1-90 

9-52 

59-1 

9-80 

18-52 

4^    3' 

1-88 

10-48 

58-5 

9-73 

18-24 

4h  13' 

2- 00 

1-87 

IO-95 

58-3 

0-00223  2 

131-71 

260-89 

Dauer  der  Entladung :  2  Stunden   10  Min. 

Mit  diesem  Accumulator  ist  eine  neue  Gattung  von  Schemnitzer 
Accumulatoren  in's  Leben  getreten.  Gleichwie  die  Storage  Com- 
pany zwei  Typen,  L  und  .S,  liefert,  die  eine  für  stationäre  Anlagen 
auf  geringere,  die  andere  für  Transportzwecke  auf  stärkere  Beanspruchung 
berechnet,  so  bestehen  nun  auch  Schemnitzer  Accumulatoren  in  zwei 
verschiedenen  analogen  Typen. 

Meine  früheren  Untersuchungen")  haben  bereits  gezeigt,  dass 
hinsichtlich  des  Wirkungsgrades  die  Accumulatoren  von  Färb aky  und 
Schenek  den  besten  Erzeugnissen  dieser  Art  gleichkommen,  was 
durch  eine  vor  Kurzem  veröffentlichte  Untersuchung,  welche  Herr 
Prof  W.  Kohlrausch  im  elektrotechnischen  Institute  zu  Hannover 
mit  Accumulatoren  aus  der  Fabrik  des  Herrn  J.  L.  Hub  er  in  Hamburg 
ausführte,  eine  neuerliche  Bestätigung  gefunden  hat.  Der  Herr  Verfasser 
hebt  nämlich  ausdrücklich  hervor,  dass  die  von  ihm  für  die  Hamburger 
Accumulatoren  gefundenen  Wirkungsgrade  sehr  genau  mit  den  von  mir 
für  die  Schemnitzer  Accumulatoren  gefundenen  übereinstimmen.  In  der 
That  ergibt  sich,  wenn  man  auf  ganze  Zahlen  abrundet,  aus  unseren 
beiderseitigen  Untersuchungen  91  ;/  Nutzeffect  für  die  Ampere-Stunden 
und  78  X    für  die  Watt-Stunden.  Die  in  dieser  Abhandlung  mitgetheilten 


*)  Siehe  die  Eingangs  citirte  Abhandlung. 


309 


Resultate  zeigen  weiterhin,  dass  auch,  was  verstärkte  Beanspruchung 
bei  möglichst  constanter  Polspannung  betrifft,  das  bisher  von  den  besten 
Accumulatoren  Geleistete  von  den  Farbaky-Sc  hen  ek'schen  Accumu- 
latoren  ebenfalls  geleistet  wird. 

Schliesslich  mag  noch  erwähnt  werden,  dass  die  fabriksmässige 
Erzeugung  dieser  Schemnitzer  Accumulatoren  von  der  Firma  Getz  & 
Od  endall  in  Wien  (Fabrik  in  Baumgarten  bei  Wien)  übernommen 
worden  ist. 


Ueber  Messungen  sehr  hoher  Stromstärken. 

Bekanntlich  werden  hohe  Stromstärken  (über  500  Amp.)  fast  aus- 
schliesslich auf  indirectem  Wege  dadurch  bestimmt,  dass  man  die  Strom- 
spannung an  einem  bekannten  Widerstand  misst  und  daraus  die  Strom- 
stärke berechnet.  Die  Genauigkeit  des  Messresultats  hängt  hiebei  von 
der  Genauigkeit  der  Bestimmung  obiger  beiden  Grössen  ab,  deren 
Kenntniss  bei  Anwendung  der  im  Nachfolgenden  beschriebenen  Methode 
nicht  mehr  erforderlich  ist.  Die  Versuchsanordnung  ist  aus  Fig.  i 
ersichtlich. 

Fig.   I. 


iv 


W  ist  ein  Widerstand,  der  durch  die  höchste  zu  messende  Strom- 
stärke keine  merkliche  Erwärmung  erleidet.  Zweckmässig  stellt  man  ihn 
aus  einzelnen,  dünnen  durchlochten  Neusilberblechstreifen  her,  die  an 
beiden  Enden  durch  massive  Metallstücke  verbunden  sind. 

G  ist  ein  beliebiges  empfindliches  Galvanometer  mit  besonderen 
Zusatzwiderständen  w,  A  ein  beliebiger  Amperemeter, 

Durch  W  und  A  wird  ein  Strom  von  solcher  Stärke  geschickt 
(ungefähr  10  —  20  Amp.),  dass  A  am  genauesten  abgelesen  werden 
kann  und  der  Zusatzwiderstand  w  des  Galvanometers  G  so  verändert, 
dass  der  Ausschlag  a  ebenfalls  eine  möglichst  bequem  zu  messende 
Grösse  erreicht. 

Nun  wird  das  Amperemeter  A,  welches  bei  der  folgenden  Messung 
nicht  mehr  gebraucht  wird,  ausgeschaltet  und  durch  W  der  zu  messende 
Strom  gesendet.  Der  Zusatzwiderstand  des  Galvanometers  wird  sodann 
so  verändert,  dass  G  annähernd  den  vorigen  Ausschlag  a^  zeigt.  Die 
zu  messende  Stromstärke  ergibt  sich  aus  der  Gleichung 


J= 


w  I  -f  \V 
W 


Ä, 


wenn    W  den  Widerstand  des  Galvanometers  bedeutet. 


310 


Wie  ersichtlich,  hängt  J  nur  von  Grössen  ab,  welche  ohne  be- 
sondere Hilfsmittel  mit  ausserordentlicher  Genauigkeit  bestimmt  werden 
können.  Seit  m.ehr  als  drei  Jahren  habe  ich  hohe  Stromstärken  auf 
diese  Weise  gemessen  und  immer  sehr  zufriedenstellende  Resultate 
erhalten. 

Wie  oben  erwähnt,  wird  vorausgesetzt,  dass  der  Widerstand  W 
während  der  Messungen  constant  bleibt,  dass  derselbe  also  durch  den 
zu  messenden  Strom  keine  merkliche  Erwärmung  erleidet,  weshalb  die 
zweite  Messung  möglichst  rasch  gemacht  werden    soll. 

Zweckmässig  bestimmt  man  deshalb  den  Widerstand  w  i  durch 
einen  besonderen  Vorversuch,  nach  welchem  der  Widerstand  W  so 
lange  kurzgeschlossen  wird,  bis  derselbe  wiederum  die  Temperatur  der 
Umgebung  angenommen  hat.  Erst  dann  wird  nach  abermaligem  Ein- 
schalten des  Widerstandes  W  die  eigentliche  Messung  gemacht,  welche 
sich  nur  mehr  auf  Ablesung  des  Ausschlages  a^  beschränkt. 

Bei  Anwendung  dieser  Vorsichtsmaassregel  lässt  sich  der  Neu- 
silberwiderstand W  einfach  durch  ein  Stück  dicken  Kupferdrahtes 
ersetzen. 

Fig.    2. 


Wenn  nun  aber  auch  die  angegebene  Methode  für  vereinzelte 
Messungen  sehr  geeignet  ist,  wird  sie  doch  den  Anforderungen  der 
Praxis  nicht  genügen ,  weil  dieselbe  Instrumente  verlangt ,  welche 
directe  Ablesung  gestatten,  und  weil  es  nicht  immer  zulässig  ist,  einen 
relativ  grossen  Widerstand  W  in  die  Leitung  einzuschalten.  Meines 
Wissens  sind  bisher  nur  wenige  Versuche  gemacht  worden,  derartige 
Instrumente  zu   construiren. 

Hohe  Stromstärken  erfordern  grosse  Querschnitte.  Solenoide  mit 
ausserordentlich  massiven  Leitern  herzustellen,  ist  wohl  möglich, 
auch  schon  ausgeführt  worden,  aber  sicher  mit  Schwierigkeiten  ver- 
knüpft. Um  den  Anforderungen  der  Praxis:  grosse  Einfachheit,  ver- 
bunden mit  möglichster  Genauigkeit  zu  genügen,  construirte  ich  das  in 
Fig.  2  schematisch  gezeichnete  Instrument,  dessen  Wirkung  darauf 
beruht,  dass  jeder  Stromleiter  Eisen  anzieht  und  dessen  Construction 
die  Anwendung  eines  Solenoides  entbehrlich  macht,  h  ist  ein  massiver 
Kupferbügel,  dessen  Querschnitt  ohne  Schwierigkeit  jede  gewünschte 
Grösse  erhalten  kann.  Innerhalb  dieses  Bügels  ist  ein  Eisenblech  E  mit 
Zeiger  Z  in  Spitzen  gelagert.  Geht  kein  Strom  durch  den  Bügel,  dann 
nimmt  der  Zeiger  die  Nullstellung  ein ,  während  der  Schwerpunkt  von 
Zeiger  und  Eisenblech  senkrecht  unter  der  Achse  liegt.  Geht  jedoch 
der  Strom  durch  den  Bügel,  dann  wird  das  Eisenblech  E  angezogen, 
Z  abgelenkt  und  der  Schwerpunkt  beider  gehoben.  Die  Grösse  des 
Ausschlages  entspricht  der  Grösse  der  Stromstärke. 

Da  die  Anziehung  des  Eisenbleches  durch  den  Leiter  L  bei  einer 
bestimmten  Stromstärke  immer  dieselbe  bleiben  muss  und  sich  a,nderer- 


311 

seits  auch  die  Schwerkraft,  welche  dieser  elektrischen  Anziehung  das 
Gleichgewicht  hält,  nicht  ändert,  bleibt  das  Instrument  fortwährend 
constant,  braucht  also  nie  nachgeaicht  zu  werden. 

Die  Stellung  des  Zeigers  dem  Bügel  gegenüber  ist*  derart,  dass 
die  Stromwirkung  das  Blech  zu  heben  versucht,  wodurch  eine  theil- 
weise  Entlastung  der  Spitzen  und  eine  Erhöhung  der  Empfindlichkeit 
herbeigeführt  wird.  Das  totale  Gewicht  des  im  Mess-Instrumente  ver- 
wendeten Eisens  beträgt  ca.  o"i2   Gr. 

Die  magnetische  Sättigung  desselben  tritt  schon  bei  den  kleinsten 
Stromstärken  ein  und  ist  in  Folge  dessen  die  magnetische  Wirkung 
des  Eisenbleches  von  einem  gewissen,  jedoch  kleinen  Ausschlage  an 
als  constant  anzusehen,  wenn  auch  die  Stromstärke  im  Solenoide  noch 
so  bedeutend  anwächst. 

Diesem  Umstände  ist  es  zuzuschreiben,  dass  der  Einfluss  des 
remanenten  Magnetismus  verschwindet,  und  dass  das  Instrument  auch 
zur  Messung  von  Wechselströmen  benützt  werden  kann.  Es  zeigt  hie- 
bei  direct  die  mittlere  Stromstärke  an,  während  bekanntlich  der  Aus- 
schlag der  Dynamometer  dem  mittleren  Quadrate  der  Stromstärke 
proportional  ist.  Hummel. 

Ueber  die  Erklärung  des  Waltenhofen'schen  Phänomens 
der  anomalen  Magnetisirung.*) 

Von  WILHELM  PEUKERT. 
(Aus  dem  k.  k.   elektrotechnischen  Institute  in  Wien.) 

Die  obengenannte  Erscheinung,  welche  zuerst  von  Dr.  A.  v.  Walten- 
hofen**)  (1863)  an  weichen  Eisenstäben  beobachtet  wurde,  besteht  be- 
kanntlich darin,  dass  unter  gewissen  Bedingungen  ein  Eisenstab  in  einer 
Magnetisirungsspirale  eine  Polarität  annehmen  kann,  welche  der  von  der 
magnetisirenden  Wirkung  des  Stromes  herrührenden  entgegengesetzt  ist. 
Diese  Erscheinung,  welche  nur  als  das  Ergebniss  einer  secundären  Wirkung 
aufzufassen  ist,  kann  dann  eintreten,  wenn  der  magnetisirende  Strom  plötz- 
lich unterbrochen  wird.  Bei  der  Untersuchung  des  magnetischen  Rück- 
standes, welchen  elektromagnetisirte  Eisenmassen  nach  der  Unterbrechung 
des  magnetisirenden  Stromes  zeigen,  fand  v.  WaJtenhofen,  dass  die  Grösse 
dieses  Rückstandes  wesentlich  von  der  Art  der  Unterbrechung  abhängt, 
indem  bei  allmäliger  Unterbrechung  durch  Einschaltung  von  immer  grösseren 
Widerständen  das  magnetische  Residuum  stets  bedeutend  grösser  war,  als 
bei  plötzlicher  Unterbrechung  des  Stromes.  In  dem  letzteren  Ealle  war  oft 
der  magnetische  Rückstand  entgegengesetzt  dem  verschwundenen  temporären 
Magnetismus  des'  Eisenstabes,  welcher  also  nach  der  Unterbrechung  einen 
Pol  Wechsel  zeigte,  und  wurde  daher  von  Dr.  A.  v.  Wal  tenhofen  als  eine 
anomale   Magnetisirung   bezeichnet. 

V.  Waltenhofen  hat  für  diese  Erscheinung  auch  eine  Erklärung 
gegeben,  welche  als  eine  unmittelbare  Folgerung  aus  der  Hypothese  dreh- 
barer Molecularmagnete  sich  ergibt  unter  der  Annahme,  dass  die  Bewe- 
gungen der  drehbaren  magnetischen  Molecüle  des  Eisens  nur  unter  dem 
Einflüsse   einer   inneren   Reibung   stattfinden   können. 


*)   Aus     dem    XCV.     Bande     der    Sitzungsberichte     der    kaiserlichen    Akademie     der 
Wissenschaften,  II.   Abtheilung,   Aprilheft,  Jahrg.    18S7,   vom   Verfasser   mitgetheilt. 

**)   Dr.   A.  V.  Walten  h  o  fen :   Uebsr  eine  anomale  Magnetisirung  des  Eisens.    Wiener 
akad.   Ber.   [2]   48,   S.   564,    1863. 


312 

V.  Waltenhofen  sagt  diesbezüglich:*)  „Denkt  man  sich  die 
Molecularmagnete  durch  eine  magnetisirende  Einwirkung  gedreht,  so  ist 
nach  der  soeben  ausgesprochenen  Voraussetzung  klar,  dass  sie  bei  allmäligem 
Nachlassen  und  Verschwinden  dieser  Kraft  andere  Ruhelagen  annehmen 
müssen,   als   bei   einem   plötzlichen   Aufhören   derselben. 

Im  ersten  Falle  werden  die  Reibungswiderstände,  bei  der  nur  langsam 
gestatteten  Bewegung  der  Molecüle,  den  vollständigen  Rücktritt  in  die 
ursprünglichen  Gleichgewichtslagen  verhindern ;  im  zweiten  Falle  dagegen 
wird  die  Schnelligkeit  der  rückgängigen  Bewegung,  nach  Massgabe  der 
grösseren  lebendigen  Kräfte,  welche  die  Molecüle  nach  plötzlicher  Aufhebung 
des  Spannungszustandes  erlangen,  dieselben  weiter  gegen  die  ursprünglichen 
Gleichgewichtslagen  zurückführen  und  in  manchen  Fällen  sogar  kleine 
Ueberschreitungen  dieser  Gleichgewichtslagen  bedingen  können.  Geschieht 
das  Letztere,  so  ist  auch  die  weitere  Annahme  zulässig,  dass  eine  Anzahl 
von  Molecularmagneten  jenseits  der  überschrittenen  Gleichgewichtslagen 
zurückbleiben  und  somit  eine  dem  aufgehobenen  elektromagnetischen  Zu- 
stande entgegengesetzte  magnetische  Fernwirkung  bedingen   kann." 

Die  Erscheinung  der  anomalen  Magnetisirung  wurde  von  späteren 
Beobachtern  wiederholt  bestätigt,  so  von  R  i  g  h  i  **)  und  auch  durch  Ver- 
suche von  B  arto  1  i  und  A  1  e  s  s  a  n  d  r  i,***)  welche  neuerdings  zeigten,  dass 
bei  allmäliger  Unterbrechung  des  magnetisirenden  Stromes  durch  Einschal- 
tung immer  grösserer  Wiederstände,  wie  z.  B.  von  Säulen  von  Zinkvitriol- 
lösung,  sich   nie   die  anomale   Magnetisirung  zeige. 

F  r  o  m  m  e,  f)  welcher  auch  ausgedehnte  diesbezügliche  Untersuchungen 
ausgeführt  hat,  welche  auch  eine  Abhängigkeit  des  temporären  magnetischen 
Momentes  eines  Eisenstabes  von  der  Art  der  Stromschliessung  ergeben  haben, 
schliesst  sich  der  v,  Wal  t  e  n  hofen'schen  Erklärung  der  anomalen  Mag- 
netisirung an  und  sieht  auch  die  Oscillationen  der  magnetischen  Molecüle 
bei  rascher  Stromänderung  als  Ursache  der  Erscheinung  an.  Dagegen  hält 
sie  G.  Wiedemann  für  eine  secundäre  Wirkung  der  bei  der  Stromunter- 
brechung auftretenden  Inductionsströme,  und  sagt :  ff )  „Wird  der  Kreis 
einer  Magnetisirungsspirale  plötzlich  geöffnet,  so  entsteht  in  ihm  ein  Extra- 
strom, der  noch  durch  die  Abnahme  des  Momentes  des  Magnets  in  ihr  ver- 
stärkt wird.  An  den  Elektroden  der  Unterbrechungsstelle  sammeln  sich 
freie  Elektricitäten  mit  grosser  Dichtigkeit  an,  welche  sich  zum  Theil  in 
Funken,  zum  Theil  aber  auch  durch  die  Spirale  rückwärts  ausgleichen  und 
eventuell  zu  weiteren  Oscillationen  Veranlassung  geben  können.  Da  nun 
schwächere  magnetisirende  Kräfte  den  durch  eine  stärkere  Kraft  erzeugten 
permanenten  Magnetismus  eines  Kernes  sehr  bedeutend  vermindern,  ja  sogar 
umkehren  können,  so  kann  dies  auch  durch  die  rücklaufenden  Ströme  in 
der  Magnetisirungsspirale  geschehen  und  so  die  permanente  Magnetisirung 
negativ  werden.  Hiebei  brauchen  zunächst  noch  keine  Inductionsströme  in 
der  Masse   des   Kernes   mitzuwirken." 

Eine  gelegentliche  Discussion  mit  Herrn  Regierungsrath  v.  Walten- 
hofen über  die  anomale  Magnetisirung  führte  mich  auf  den  Gedanken, 
durch  eine  experimentelle  Untersuchung  diese  Wi  ed  e  ma  n  n'sche  Erklärung 
näher  zu  prüfen.  Sind  in  der  That  die  rückläufigen  Oeffnungs-Inductions- 
ströme    als    Ursache    der    anomalen   Magnetisirung  anzusehen,    so    dürfte   sich 


*)  Wiener  akad.   Ber.   [2]  48,  S.   565. 
**)  Compt.  rend.  90,   pag.  688,    1880,  Beibl.  4,  S    556. 
***)  Bartoli  u.  Alessandri.  Nuovo  Cimento  [3]  8,  pag,  16,  1880.   Beibl.  4,8.  738. 
Hieher    gehören    auch    die  Versuche   von    Dr.    Külp    über    die   magnetische   Coercitivkraft. 
Carl  Rep.   16,   1880. 

f)  Fromme.  VViedem.   Ann.   5.,  S.   345,   1878;    13,8.323,  1881;    18,  S.  442,  1883. 
ff)  G.  Wiedemann:  Elektncitat   IV.,   1885,  S.  279. 


31o 

bei  einer  experimentellen  Anordnung,  durch  welche  diese  Ströme  verhindert 
werden,  die  Erscheinung  nicht  zeigen,  tritt  sie  aber  trotzdem  ein,  so  würde 
dies   zu    Gunsten   der   v.    Wal  ten  hofen'schen   Erklärung   sprechen. 

Bei  den  diesbezüglichen  Versuchen,  welche  zunächs't  beschrieben 
werden  sollen  und  zu  denen  mir  Herr  Regierungsrath  v.  Waltenhofen 
dieselben  Eisencylinder,  an  welchen  er  die  Erscheinung  zuerst  beobachtet 
hat,  freundlichst  zur  Verfügung  stellte,  wurde  durch  Umlegen  einer  Queck- 
silberwippe noch  vor  plötzlicher  Stromunterbrechung  die  Magnetisirungs- 
spirale  kurz  geschlossen,  so  dass  also  die  obenerwähnten  rückläufigen 
Oefifnungs-Inductionsströme   nicht   zu   Stande   kamen. 

Ich  benützte  bei  den  Versuchen  das  v.  Wal  tenh  o  fen'sche  Elektro- 
magnetometer ;  *)  die  Magnetisirungsspiralen  desselben,  welche  91  Mm.  lang, 
bei  30  Mm.  innerem  und  73  Mm.  äusserem  Durchmesser,  aus  6  X  24  Lagen 
eines  3  Mm.  dicken  Kupferdrahtes  bestehen,  befanden  sich  in  je  gleicher 
Entfernung'  östlich,  beziehungsweise  westlich,  einer  genau  gearbeiteten 
Bussole  gegenüber,  und  waren  so  verbunden,  dass  bei  Durchleitung  des 
Stromes  sich  ihre  Wirkungen  auf  die  Nadel  compensirten.  Diese  war  3  Cm. 
lang  und  mit  4*5  Cm.  langen  Aiuminiumzeigern  versehen,  welche  auf  einer 
Kreistheilung  spielten  Die  beiden  Eisencylinder,  mit  welchen  ich  experi- 
mentirte,  hatten  eine  Länge  von  103  Mm.  und  28,  beziehungsweise  28*3  Mm. 
Durchmesser. 

Bei  den  Versuchen  wurde  so  vorgegangen,  dass  zunächst  die  genaue 
Compensation  der  beiden  Magnetisirungsspiralen  auch  beim  stärksten  Strome 
controlirt  wurde,  hierauf  wurde  der  Eisencylinder  in  die  Magnetisirungs- 
spirale  eingeführt,  der  Strom  geschlossen  und  durch  allmälige  Ausschaltung 
von  Widerständen  auf  eine  gewisse  Intensität  gebracht.  Nachdem  der 
Eisencylinder  kurze  Zeit  (einige  Secunden)  der  magnetisirenden  Wirkung 
des  Stromes  ausgesetzt  war,  wurde  dieser  durch  rasches  Umlegen  einer 
Wippe  plötzlich  unterbrochen  und  noch  vor  der  Unterbrechung  durch 
einen  Nebenschluss,  bestehend  aus  einem  kurzen  dicken  Kupferdrahte,  die 
Magnetisirungsspirale   kurz   geschlossen. 

Da  es  mir  nun,  wie  nachfolgende  Zusammenstellung  der  Versuchs- 
daten zeigt,  bei  der  beschriebenen  experimentellen  Anordnung  wiederholt 
gelungen  ist,  eine  anomale  Magnetisirung  zu  beobachten,  scheint  mir  diese 
Thatsache  für  die  Richtigkeit  der  v.  Wal  ten  hofen'schen  Erklärung  zu 
sprechen.  Die  in  der  Tabelle  enthaltenen  temporären  Momente  sind  nach 
der  Formel 

M  =    ~  £-3  i/     I ^   -Tl   ^^  a 

2  \  2     e'^  j 

gerechnet.  Hiebei  ist  die  Horizontal-Intensität  //=  0"2og,  die  Entfernung  e 
des  Drehpunktes  der  Nadel  von  der  Mitte  des  Eisencylinders  =  33  Cm. 
und  als  Poldistanz  /  des  Kernes  nach  F.  Kohlrausch  und  Hallock 
O  83    seiner   Länge  gesetzt. 

Nur  der  Vollständigkeit  wegen  sind  in  die  Tabelle  auch  jene  Fälle 
aufgenommen,  wo  der  negative  Rückstand  blos  O'l  war;  es  soll  aber  da- 
mit auch  diesen  Werthen  wegen  der  denselben  anhaftenden  Unsicherheit 
keine  besondere  Bedeutung  beigelegt  werden,  da  die  anderen  Werthe  für 
den  Nachweis  genügen  dürften,  dass  auch  bei  der  beschriebenen  Anordnung 
des   Versuches    eine   anomale   Magnetisirung   eintreten   kann. 

Allerdings  wären  noch  die  in  der  Masse  des  Eisens  beim  schnellen 
Unterbrechen  des  magnetisirenden  Stromes  auftretenden  alternirenden  In- 
ductionsströme   bei   der  Erklärung   der   anomalen   Magnetisirung    in    Betracht 

*)  Eine  genaue  Beschreibung  des  Apparates  findet  !^ich  in  v.  Waltenhofen: 
Ueber   das  elektromagnetische  Verhalten   des  Stahles.   Wiener  Ber.   [2]   48,   S.   521,    1803. 


Stromstärke 


Ampere 


Ablenkung 


314 


Temporäres 
magnet. 
Moment 


Magn. 
Rückstand 


9 
lo 
n 

12 
13 
14 
15 
16 


8-4 
8-5 
8-4 
5-1 
«•5 
8-5 

8-5 
8-5 
8-4 
8-5 
9-0 
9-0 
9-0 
8-5 
8-5 

I2'0 


66-3 
6Ö-2 
06-2 

55-1 
607 

667 

66-4 
67-1 
66-8 
66-3 
68-0 
67-9 
67-9 
6ö'9 
66-9 
73'o 


8267-9 
8228-9 
8228-9 
5202-6 
8427-3 
8427-3 

8307-3 

859i'9 
S468-0 
8267-9 


i 

8938-1 

8508-9 

8508-9 

11871-2 


-0-3 
-0-4 

-0-3 
-o-i 

-Q-I 


-0-5 
-o-i 

-Q-I 
-O-I 
-O'I 
-Q-I 
-Q-I 
-Q-I 
-Q-I 
-O-I 


ZU  ziehen,  wie  dies  auch  G.  Wiedemann*)  thut,  doch  dürfte  in  diesen, 
schon  mit  Rücksicht  auf  ihre  Dauer,  kaum  die  Ursache  der  Erscheinung 
zu   suchen   sein. 

Bemerkt  sei  noch,  dass  die  hier  mitgetheihen  Versuchsdaten  jene 
Werthe  aus  vielen  Versuchen  sind,  bei  welchen  sich  eben  die  Erscheinung 
zeigte ;  in  den  überwiegend  meisten  Fällen  war  bei  plötzlicher  Stromunter- 
brechung der  Rückstand  Null,  und  nur  in  wenigen  Fällen  betrug  er  einige 
Zehntel  Grade  in  positivem  Sinne.  Das  Gelingen  des  Versuches  lässt  sich 
nicht  im  Vorhinein  voraussagen,  es  ist  immer'  ein  mehr  oder  weniger 
zufälliges,  doch  kommt  es  hiebei,  wie  bereits  bekannt,  auf  ein  möglichst 
plötzliches  Unterbrechen  des  Stromes  an;  auch  scheint  die  Stromstärke 
selbst  von  wesentlichem  Einflüsse  zu  sein,  da  die  Erscheinung  in  den 
meisten  Fällen  bei  derselben  Stromstärke  eintrat,  trotzdem  ich  auch  bei 
sehr  verschiedenen  anderen  Stromintensitäten  arbeitete.  Die  mitunter  etwas 
verschiedenen  temporären  Momente  für  die  gleiche  magnetisirende  Strom- 
stärke dürften  davon  herrühren,  dass  der  magnetisirende  Strom  nicht  in 
allen  Fällen  in  ganz  gleicher  Weise  seine  Maximal-Intensität  erreichte,  da 
bekanntlich  das  temporäre  Moment  nicht  unabhängig  ist  von  der  Art  der 
Zunahme   des   maenetisirenden   Stromes. 


Nippoldt's  Telephonbrücke,  ein  neuer  Apparat  zur  Unter- 
suchung von  BHtzableitern. 

Von  HARTMANN  &  BRAUN,  Bockenheim-Frankfurt  a.  M. 
(Nach    einem,    vom    Verfasser    eingesendeten    Sonderabdruck    aus    der    ^Elektrotechnischen 

Rundschau*.) 

Der  Berliner  elektrotechnische  Verein  hat  sich  auf  wiederholte  An- 
fragen über  die  bei  Blitzableiteranlagen  maassgebenden  Gesichtspunkte  die 
sehr  dankenswerthe  Aufgabe  gestellt,  durch  eine  Reihe  von  Publicationen 
das  Verständniss  für  die  sachgemässe  Anlage  von  Blitzschutzvorrichtungen 
auch     in   weiteren    Kreisen     zu    wecken    und    zu    hebfen.     Die  Lösung  dieser 


*)  Beiblätter  5,  S,  65,    und    G.     VV  i  e  d  e  m  a  n  n  :     Die  Lehre    von    der  Elektricität, 
IV.,    1885,  S.   279. 


315 

Aufgabe  ist  einem  besonderen  Comite,  das  aus  hervorragenden  Gelehrten 
besteht,  übertragen  worden,  und  vor  Kurzem  ist  das  erste  Heftchen  dieser 
Veröffentlichung  als  Resultat  der  bisherigen  Berathungen  dieses  Comites  im 
Auftrage  desselben  von  Prof.  Dr.  Leonhard  Weber  (Breslau)  heraus- 
gegeben worden.  Es  enthält  zunächst  allgemeine  Gesichtspunkte  über  die 
Anlage  von  Blitzableitern,  dann  Rathschläge  über  die  Disposition  einer  An- 
lage mit  Rücksicht  auf  die  localen  Verhältnisse,  über  die  Wahl  der  geeig- 
netsten Materialien  und  über  deren  Dimensionirung,  Vorschriften  über 
specielle  Gebäudearten,  Kirchen,  Windmühlen,  Gebäude,  in  oder  an  welchen 
sich   Beleuchtungsanlagen   befinden   u,   s.    f. 

Nicht  weniger  wichtig  als  die  Vorschriften  für  Neuanlagen  von  Blitz- 
ableitern werden  die  noch  zu  erwartenden  Anweisungen  zur  Prüfung  von 
bestehenden  Blitzschutzvorrichtungen  sein,  umsomehr,  als  häufig  genug  zur 
Kenntniss  kommt,  in  welch'  unverständiger  Weise  mancher  Blitzableiter  an- 
gelegt und  mehr  noch,  wie  unzweckmässig  solche  grossentheils  geprüft 
werden.  So  sind  z.  B.  viele  unserer  Schieferdecker,  die  sich  nebenbei  als 
„Blitzableiterfabrikanten"  in  empfehlende  Erinnerung  bringen,  mit  einem 
Kasten  ausgerüstet,  der  ausser  einem  oder  einigen  Elementen  eine  elektrische 
Klingel,  oder  ein  Galvanoskop  sowie  eine  Rolle  isolirten  Drahtes  enthält. 
Mit  einem  solchen  Apparat  versehen,  prüfen  diese  Leute  —  meist  im  Auf- 
trage von  Behörden  —  die  Brauchbarkeit  von  Blitzableitern,  indem  irgendein 
Theil  der  Leitung  in  den  Stromkreis  der  Batterie  geschaltet  wird,  in  welchen 
sich  gleichzeitig  die  Klingel  oder  das  Galvanoskop  befindet.  Schellt  jene, 
oder  gibt  dieses  einen  Ausschlag,  dann  wird  der  Blitzableiter  für  gut  be- 
funden !  Nun  sollte  es  doch  bekannt  genug  sein,  dass  das  Leitungsmaterial 
je  nach  der  Verzweigung  und  der  elektrischen  Leitungsfähigkeit  des  Materials 
unter  einen  gewissen  Querschnitt  nicht  sinken  darf,*)  nicht  weniger  bekannt 
müsste  es  sein,  dass  ein  Galvanoskop  in  einem  Stromkreis  noch  einen  Aus- 
schlag gibt,  wenn  auch  die  Leitung  stellenweise  nur  den  hundertsten  l'heil 
eines  Quadrat-Millimeters  beträgt.  Und  wie  leicht  kommt  es  vor,  dass  bei 
einer  aus  Eisen  gefertigten  Leitung  ein  Stab  total  durchrostet,  und  nur 
noch  durch  eine  ganz  geringe  Fläche  mit  seinem  Nachbarstab  metallische 
Verbindung  hat!  Hier  kann  der  Ausschlag  am  Galvanoskop  kein  Kriterium 
für  die  Brauchbarkeit  des  Blitzableiters  bilden.  Viel  sicherer  wird  man  durch 
den  Augenschein  (wobei  natürlich  auf  die  Abzweigungs-  und  Verbindungs- 
stellen zu  achten  ist)  beurtheilen  können,  ob  die  Luftleitung  tauglich  ist. 
Weit  mehr  Aufmerksamkeit  erfordert  die  Prüfung  der  Erdleitung,  die  häufig 
noch  erhebliche  Schwierigkeit  bietet.  Um  zu  untersuchen,  ob  eine  Erdleitung 
genügend  sei,  ist  es  nöthig,  deren  Uebergangswiderstand  zu  messen.  Dieser 
Widerstand,  der  einestheils  von  der  Grösse  der  Erdplatte,  anderntheils  von 
der  Beschaffenheit  des  Erdreichs,  in  welchem  sie  liegt,  in  Bezug  auf  dessen 
Feuchtigkeit  abhängt,  dürfte  bei  einem  guten  Blitzableiter  zwischen  i  und 
lO,  bei  einem  mittelguten  Blitzableiter  bis  25  Ohm  betragen,  doch  wird  es 
infolge  ungünstiger  Bodenverhältnisse  oft  nicht  möglich  sein,  den  Ueber- 
gangswiderstand in  diese  Grenze  zu  bringen  und  er  wird  dann  vielleicht 
bis  100  Ohm  erreichen.  Die  Messungen  dieser  Widerstände  sind  bisher 
noch  wenig  vorgenommen  worden;  vielleicht  deshalb,  weil  der  dazu  be- 
nöthigte  Apparat  zu  complicirt,  und  namentlich  nicht  genügend  transportabel 
war.  Erdleitungen  können  nämlich  nicht  wie  feste  Leiter  mit  den  einfachen 
Widerstandsapparaten  gemessen  werden,  deren  Widerstand  muss  vielmehr 
genau     so     wie     derjenige    von    Elektrolyten     bestimmt    werden,    zu    welchem 

*)  Die  Blitzableiter-Commission  des  Berliner  elektrotechnischen  Vereines  gibt  hiefür 
sehr  empfehlenswerthe  Vorschriften;  auch  die  »Zeitschrift  für  Elektrotechnik*  (s.  S.  36  d.  Jhrg.) 
enthält  sehr  schätzenswerthe,  Seitens  der  Frankfurter  Commission  vorgeschlagene  Maass- 
regeln in   der  Blitzableiterfrage. 


Slfi 


Zwecke  anstatt  einer  constanten  elektromotorischen  Kraft  behufs  Vermeidung 
der  Einwirkungen  der  Polarisation  Wechselströme  und  daher  auch  statt 
eines  Galvanometers  ein  Elektrodjmamometer  verwendet  werden  müssen. 
Seitdem  nun  Kohlrausch  nachgewiesen  hat,  dass  wir  in  dem  gewöhn- 
lichen Telephon  ein  Instrument  besitzen,  das  an  Stelle  des  sehr  schwer  zu 
handhabenden  Elektrodynamometers  zu  sehr  genauen  Widerstandsmessungen 
von  Elektrolyten  vorzüglich  geeignet  ist,  war  es  auch  sofort  möglich,  einen 
transportablen  Apparat  für  Widerstandsmessungen  von  Elektrolyten  herzu- 
stellen.*) Die  folgende  F'ig.  i  zeigt  eine  von  der  Firma  Hartmann 
&  Braun  in  Bockenheim-Frankfurt  a.  M.  (damals  noch  in  Würzburg)  zum 
ersten  Mal  während  der  elektrotechnischen  Ausstellung  in  Wien  1883  vor- 
geführte Messbrücke,  die  Herr  Prof.  Kohlrausch  in  Würzburg  ursprüng- 
lich speciell  zur  Messung  von  Flüssigkeitswiderständen  angegeben  hat,  welche 
aber  —  um  als  Universal-Messbrücke  zu  dienen  —  von  obiger  Firma  durch 
eine  kleine   Vorrichtung  vervollständigt  wurde.   [Fig.    l.]**) 

Fig.  I. 


Der  Apparat  besteht  aus  der  Wheatstone-Ki  r  chh  o  ff'schen  Brücken- 
verbinduög  mit  einem  Messdraht  von  25  Cm.  Länge,  nebst  vier  Vergleichs- 
widerständen von  I,  10,  100,  1000  Ohm.  Als  Erreger  von  Wechselströmen 
dient  ein  kleiner  Inductionsapparat  und  die  Enden  des  Messdrahtes  sind 
durch  ein  Telephon  als  Brücke  miteinander  verbunden.  So  lange  das  Ver- 
hältniss  der  zu  vergleichenden  Widerstände  und  der  beiden  Zweige  des 
Messdrahtes  ungleich  ist,  so  lange  also  die  Brücke  noch  von  einem  Bruch- 
theil  des  Stromes  durchflössen  wird,  äussern  sich  die  Wechselströme  im 
Felephon  durch  ein  sehr  vernehmliches  Summen.  Sobald  aber  die  Brücke 
stromlos  wird,  verschwindet  der  Ton  im  Telephon  und  der  gemessene  Wider- 
stand  kann   alsdann   an     der     empirisch   getheilten   Scala    des   Messdrahtes    — 


*)  Kegierungsrath,  Prof.  Dr.  v.  W  alt  en  h  o  f  en  hat  sich  eines  ähnlichen  Messapparates 
zur  Untersuchung  der  Gasleiner  Thermen  bedient.  S.  S.  109  des  IV.  Jhrgs.  der  , Zeitschrift 
für  Elektroiechnik*. 

'■^■*)  Siehe  S.    386   des   I.  Jhrgs.   der    , Zeitschrift   für   Elektrotechnik*. 


31: 


multipHcirt   mit   dem    eingeschalteten  Vergleichswiderstand  —  direct  abgelesen 
werden. 

Sollten  mit  demselben  Apparat  die  Widerstände  von  festen  Leitern 
gemessen  werden,  so  wird,  wie  aus  folgender  Schaltungsskizze  ersichtlich 
ist,  statt  des  Telephons  ein  Galvanometer  G  eingeschaltet,  der  erste  Stöpsel  5 
gezogen   und   der  Stromschlüssel  statt  auf  a'  auf  a  gestellt.    (Fig.    2.) 

Dieser  Apparat  ist  durch  seine  Compendiosität  und  seine  äusserst  be- 
queme Handhabung  sehr  verbreitet  und  wird  auch  vielfach  zu  Erdableitungs- 
messungen   verwendet. 

Fig.  2. 


Auf  den  Vorschlag  des   Herrn   Dr.   Nippoldt,    der  sich    seit    K  o  h  I- 
rausch's     Empfehlung    des  Telephons    als  Messinstrument    bei    zahlreichen 


Fisr. 


Blitzableiterprüfungen  der  obenerwähnten  Methode  bediente,  construirte  Herr 
Eugen  Hartmann  das  in  den  folgenden  Abbildungen  A'eranschaulichte 
Instrument  speciell  zum  Zweck  von  Blitzableiterprüfungen,  das  an  Kleinheit 
und  Bequemlichkeit  in  der  Handhabung  und  endlich  an  Genauigkeit  nichts 
zu  wünschen  übrig  lässt.  Nach  diesem  sinnreichen  Vorschlag  wurde  nämlich 
der  Messdraht  —  anstatt  gestreckt  benutzt,  wie  bei  der  Kohlrausc  h'schen 
Brücke  —  um  die  Dose  des  Telephons  herumgelegt,  wozu  sich  eben  das 
Handtelephon  des  Hartmann  &  Braun'schen  Fernsprech-Systems  auch  ganz 
vorzüglich   eignet.    (Fig.    3.) 


318 

Das  Telephon  besteht  nämlich  aus  einem  sogenannten  Magazin  von 
vier  halbringförmigen  Magneten  mit  zwei  Polschuhen,  welche  für  diesen 
Zweck  in  besonderer  Weise  bewickelt  sind.  Das  ganze  Magnetsystem  lässt 
sich  auf  bequeme  Weise  gegen  die  Membrane  verstellen.  Da  der  Abstand 
der  Polflächen  von  der  Membrane  von  verschiedenen  Umständen  abhängt, 
so  kann  dieser  Abstand  bei  verschiedenen  Telephonen  nicht  derselbe  sein; 
zur  Regulirung  desselben  und  dadurch  bedingten  Herbeiführung  gleich- 
massiger  Wirkung  aller  Telephone  bedient  sich  die  Fabrik  einer  merk- 
würdig einfachen  und  sicheren  Methode,  die  jedoch  vorläufig  geheim  ge- 
halten  wird. 

Fig.  4. 


zumSelcnhon 

.  -f 

'     J^f^  W^ 

^     - 

/          J^               \ 

X 

"^          /   %^-i(lhni         V 

\    ■■;, 

/             A-N    n.'mL.    \                    \ 

\ 

m^m^moi 

■      \:    \ 

1          "                        X   (o)/'\              ^ 

\ 

^t 

\             y^    /'^     \% 

\ 

c/p 

Ä 

> 

^^-              '0    _;::::..:- 

ES^ 

Der  Messdraht  a  b  Fig.  4  ist  um  die  Peripherie  einer  Hartgummi- 
scheibe geführt,  auf  deren  Fläche  zwei  Vergleichswiderstände  R  von  l  und 
Q  Ohm  nebst  ihrem  Schaltehebel  d,  die  Zuführungsdrähte  zum  Inductions- 
apparate  J  und  zu  dem  zu  messenden  Widerstand  W  sowie  die  Zuführungen 
a  und  b  zu  den  Windungen  der  Polschuhe  des  Telephons  in  gedrängter 
aber  genügend  isolirter  Anordnung  Platz  gefunden  haben.  Der  Messdraht 
ist  durch  einen  Hartgummiring  geschützt,  der  auf  die  Dose  des  Telephons 
gesteckt,  gleichzeitig  den  Messapparat  mit  dem  Telephon  zu  einem  handlichen 
Apparat  vereinigt,  welchem  Nippold  den  kurzen  Namen  Telephonbrücke 
gegeben   hat. 

Der  Schleifcontact  s  durch  eine  Feder  gebildet,  ist  mit  der  metallenen 
Theilscheibe  verbunden,  deren  Achse  c  durch  eine  Feder  gehalten  wird, 
die  mit  einer  der  Zuleitungen  zum  Inductionsapparat  leitend  verbunden  ist. 
Ein  auf  der  Theilscheibe  befestigter  Anschlagstift  (siehe  Fig.  3)  sichert  den 
Schleifcontact  vor  Beschädigung.  Die  Theilscheibe  ist  mit  zwei  auf  der 
Stirne  sehr  grob  geränderten  Ringen  versehen,  welche  behufs  Drehung  der- 
selben  einen  sichern  Angriffspunkt  für   die  Finger  bieten. 

Die  gemessenen  Widerstände  können,  ähnlich  wie  bei  der  Kohl- 
rausch'schen  Messbrücke,  an  der  auf  der  Theilscheibe  empirisch  auf- 
getragenen Theilung  direct  abgelesen  werden,  eventuell  muss,  wenn  der  in 
Fig.  3  seitlich  sichtbare  Umschaltehebel  auf  10  steht,  die  abgelesene  Zahl 
mit  10  multiplicirt  werden.  Die  Theilung  geht  von  O'oi  bis  10,  so  dass 
also  von  o'Oi    bis    10   Ohm    bei    Stellung    des    Hebels    auf   I,    dagegen   von 


319 


O'I  bis  lOO  Ohm  gemessen  werden  können,  wenn  die  beiden  Vergleichs- 
widerstände I  -[-  9  Ohim  eingeschaltet  sind,  der  Hebel  also  auf  lO  steht. 
Die  folgende  Fig.  5  zeigt  den  completen  Apparat  und  zwar  erscheint, 
um  das  Batteriegefach  des  Kästchens  sichtbar  zu  machen,  der  Leder- 
überzug theilweise  abgerissen.  Das  Kästchen  ist  in  zwei  Theile  getheilt 
und  mit  einem  oberen  und  einem  seitlichen  Deckel  versehen.  In  dem  einen 
Fach  sind  zwei  kleine  Trockenelemente  oder  auch  zwei  Stein'sche 
Gelatine-Elemente   untergebracht;     es   ist   oben    durch    eine   Hartgummiplatte 

Fig.  S. 


verschlossen,  auf  welcher  ein  kleiner  Inductionsapparat  mit  Wagner'schem 
Unterbrecher  und  Regulirschraube  r,  sowie  mit  einem  Stromschlüssel  5" 
montirt  ist;  letzterer  ist  so  angeordnet,  dass  der  Deckel  niemals  geschlossen 
werden  kann,  ohne  den  Strom  zu  öffnen,  wodurch  eine  unnöthige  Bean- 
spruchung der  Elemente  fast  ausgeschlossen  wird.  In  dem  anderen  Fach 
findet  unten  zunächst  ein  Säckchen  mit  verschiedenen  Klemmen,  sowie  die 
Telephonbrücke  Platz.  Das  Holzkästchen,  das  ungefähr  15  X  ^^  X  ii  Cm. 
gross  ist,  wird  durch  einen  mit  Tragriemen  versehenen  Lederüberzug  gegen 
Feuchtigkeit  geschützt.  Beim  Gebrauch  wird  das  Kästchen  um  die  Schulter 
gehängt,  der  obere  Deckel  geöffnet,  die  Telephonbrücke  dem  Gefache  ent- 
nommen. Die  Zuleitungsdrähte  zum  Inductionsapparat,  sowie  diejenigen  zu 
dem  zu  messenden  Widerstand  sind  bis  auf  kurze  Enden  zu  einem  Hebel 
zusammengeflochten;  die  Enden  der  ersteren  sind,  um  Verwechslungen  vor- 
zubeugen,   einfarbig  grün,     die    anderen     schwarz     und     grün     umsponnen,*) 


*)  Es  wäre  wohl  praktischer  gewesen,  die  zum  Inductionsapparat  führenden  Drähte 
in  den  Farben  abwechselnd,  also  schwarz  und  grün  zu  machen,  weil  dadurch  sofort  die 
dem  Inductionsapparat  entnommenen   Wechselströme   versinnbildlicht   wären. 


320 

2u  weiterer  Unterscheidung  sind  die  ersteren  kürzer  als  die  letzteren,  was 
bei     der     Handhabung    des  Apparates    sich    sofort    als   zweckmässig  erweist. 

Die  Enden  der  grünen  Schnüre  werden  nun  in  die  Klemmen  K  und  K' 
geschraubt,  die  längeren  zweifarbigen  an  den  zu  messenden  Widerstand, 
z.  B.  an  die  Erdplatte  eines  Blitzableiters  und  an  eine  in  einem  benach- 
barten  Brunnen   versenkte  Hilfsplatte  gelegt. 

Mit  der  einen  Hand  wird  der  Strom  mit  Hilfe  des  Schlüssels  S  am 
Inductionsapparat  geschlossen  (die  Elemente  sind  ein-  für  allemal  mit  der 
nur  durch  diesen  Schlüssel  unterbrochenen  primären  Windungen  verbunden), 
mit  der  anderen  Hand  die  Telephonbrücke  an's  Ohr  geführt;  zum  Halten 
des  Apparates  genügen  vollauf  drei  Finger,  während  die  beiden  übrigen 
die  Drehung  an  der  Theilscheibe  ausführen,  bis  der  Ton  im  Telephon  ver- 
schwindet. Wie  man  sieht,  ist  die  Handhabung  des  Apparates  höchst  einfach. 
Nicht  ganz  so  einfach  sind  die  Dispositionen  zur  Messung  der  Widerstände 
von  Erdplatten,  die  je  nach  den  örtlichen  Verhältnissen  sehr  differiren  können. 
Eine  gute  Vorschritt  hiefür  zu  geben  ist  nicht  unsere  heutige  Aufgabe,  da- 
gegen glauben  wir,  diesen  Apparat,  der  namentlich  auch  in  der  l'elegraphen- 
technik  ausgedehnte   Anwendung   verdient,   bestens   empfehlen  zu   sollen. 


Messung  der  elektromotorischen  Kraft  des  elektrischen 

Lichtbogens. 

Von  VICTOR  v.  LANG. 

(Vorgelegt  in  der  Sitzung  der  k.  k.  Akademie  der  Wissenschaft  am   13.  Jänner   1887.) 

(Vom   Herrn   Verfasser  gefällig  eingesendet.) 

I. 

Ich  habe  vor  einiger  Zeit  eine  Methode  angegeben,  nach  welcher  der 
Widerstand  einer  Leitung  gemessen  werden  kann,  auch  während  ein  Strom 
in  derselben  circulirt.  Diese  Methode  habe  ich  dann  angewandt,  um  die 
elektromotorische  Kraft  eines  von  Kohlenspitzen  gebildeten  Lichtbogens  zu 
bestimmen.  Ein  derartiger,  am  8.  April  1885  ausgeführter  Versuch  ergab 
für  diese  Gegenkraft  die  Grosse  von  3g  V.  *)  Natürlich  fühlte  ich  das  Be- 
dürfniss,  diesen  einmaligen  Versuch  zu  wiederholen  und  womöglich  auch  den 
Lichtbogen   zwischen   Metallspitzen   zu   untersuchen. 

In  der  That  habe  ich  diesen  Versuch,  trotz  seiner  Umständlichkeit, 
am  25.  Juni  1885  wiederholt  und  dabei  auch  Elektroden  aus  Kupfer 
untersucht. 

Die  Anordnung  des  Versuches  war  genau  dieselbe,  wie  die  des  ersten, 
nur  wurden  diesmal  64  Bunsen-EIemente  angewandt,  und  zur  Ersetzung  der 
Lichter  standen  jetzt  Widerstände  zur  Verfügung,  die  aus  spiralig  in  Luft 
ausgespanntem  Neusilberdrahte  von  1*6  Mm.  Durchmesser  bestanden.  Auch 
die  Herren  Professoren  K.  und  F.  Exner  und  Dr.  Lecher  hatten  wieder 
<lie   Güte,   mir   dieselbe   Hilfe  zu   leisten   wie  das   erste   Mal, 

Die  einzelnen  Messungen  zerfallen  in  solche,  die  mit  den  Kohlenspitzen, 
mit  Kupferspitzen  und  mit  den  dafür  eingeschalteten  Widerständen  ausge- 
geführt  wurden.  Diese  Beobachtungen  wurden  in  keiner  bestimmten  Ordnung, 
sondern   durcheinander  vorgenommen. 

Ich  beginne  mit  den  Messungen,  wo  statt  der  beiden  elektrischen 
Lichter  l)eiderseits  gleiche  Widerstände  eingeschaltet  waren,  deren  '  bei- 
läufiger Werth  in  der  zweiten  C'olumne  der  nachfolgenden  Uebersicht  ange- 
öfeben    ist. 


*)  Siehe  III.  Jahrgang  dieser  Zeitschrift,  Seite  376  und  Seite  335   dieses  Heftes. 


321 


Nr. 

/. 

»r. 

I 

II  SE 

3-62  A 

7-82  12 

+  72 

2 

7 

4-70 

5-94 

02 

II 

7 

4-68 

5-66 

—  5 

12 

7 

3-95 

6-6o 

+  2 

13 

1 1 

3-45 

7*32 

—  10 

14 

1 1 

3-39 

7 '44 

9 

15 

1 1 

3-45 

7'35 

7 

iS 

5 

5-63 

4-86 

4 

19 

3 

7-30 

3-7Ö 

22 

20 

2 

8-57 

3-38 

14 

2ö 

2 

8-93 

c>'d>5 

6 

24 

-> 

0 

7-48 

377 

14 

25 

4 

6-28 

4-37 

10 

Die  erste  Columne  gibt  die  Ordnungszahl  der  Beobachtung,  die  dritte 
die  beobachtete  Stromstärke  /  und  die  vierte  den  beobachteten  Gesammt- 
widerstand  W.  Letzterer  muss  eine  lineare  Function  der  reciproken  Strom- 
stärke sein,  wenn  die  elektromotorische  Kraft  der  Batterie  constant  bleibt. 
Das  constante  Glied  der  linearen  Function  ist  gleich  dem  Widerstände  der 
Leitung  von  den  beiden  äquipotentialen  Punkten  A,  B  bis  zur  Messbrücke. 
Dieser  Widerstand  war  beiläufig  o-8g  Q,,  so  dass  das  Mittel  aus  den  vor- 
stehenden Zahlen   die  Formel   gibt : 

W^    ^^"^^  4-0-89. 

Berechnet  man  nach  dieser  Formel  die  den  angegebenen  Stromstärken 
entsprechenden  Gesammtwiderstände,  und  zieht  die  so  berechneten  Werthe 
von  den  beobachteten  ab,  so  erhält  man  die  in  der  fünfcen  Columne  be- 
merkten  Differenzen   in   Einheiten   der  zweiten   Decimalstelle. 

Was  die  Beobachtungen  mit  Kohlenspitzen  betrifft,  so  wurden  hiezu 
dieselben  Kohlen  von  5  Mm.  Durchmesser  wie  das  erste  Mal  benützt,  und 
folgende    Werthe   von   /  und    W   erhalten. 

W 
7-29  ß 

5-95 
6  04 
5-66 

6-34 

6-79 

7-15 
6-62 

Mittel  36-96 
Die  vierte  Columne  der  vorstehenden  Tabelle  enthält  den  nach  der 
Formel  i  berechneten  Gesammtwiderstand,  wie  er  der  beobachteten  Strom- 
stärke entsprechen  würde;  subtrahirt  man  hievon  den  wirklich  beobachteten 
Widerstand  und  multiplicirt  mit  2,  so  erhält  man  die  Zahlen  der  fünften 
Columne.  Diese  Zahlen  geben  schliesslich  mit  der  Stromstärke  multiplicirt,  die 
sechste  Columne,  die  gesuchte  elektromotorische  Gegenkraft  des  Lichtbogens, 
welche   im   Mittel    37-0   V.    beträgt. 

Das  Ergebniss  dieses  Versuches  ist  also  recht  befriedigend  und  die 
Uebereinstimmung  mit  dem  Resultate  des  ersten  Versuches,  welcher  eine 
elektromotorische  Gegenkraft  von  39  V.  ergab,  besser  als  erwartet  werden 
konnte.  Ja,  die  Uebereinstimmung  wird  noch  grosser,  wenn  man  den  ersten 
Versuch   auf  dieselbe  Weise    berechnet,    wie    es    bei   dem   vorliegenden   Ver- 

21 


Jr. 

I 

TF' 

3 

3-46^ 

2-65  i> 

4 

4-44 

1-67 

5 

4'36 

1-53 

6 

471 

1-53 

7 

4-13 

1-70 

8 

3-82 

1-81 

9 

3-60 

2-^2 

0 

4*oo 

2-IO 

2(TI'_IF') 

D 

9-28  r> 

32-11  r 

8'56 

38-01 

9-02 

39-33 

8-26 

38-90 

9-28 

38-33 

9-96 

38-05 

9-66 

3478 

9-04 

36-16 

322 

such  geschah  uud  sich  nicht  damit  begnügt,  nur  das  Mittel  der  Beobachtungen 
zur  Berechnung  der  elektromotorischen  Kraft  zu  benützen,  was  für  die 
Zwecke,  welche  ich  in  meiner  ersten  Abhandlung  verfolgte,  wohl  genügend 
war.  Die  genauere  Rechnung  gibt  nämlich  für  den  Gesammtwiderstand  die 
Formel 

22-41      ,    __„_^ 


r 

r 

/         '   ^ 

^y 

id   für   die   dreizehn   Beobac 

htungen 

mit   den 

Kohlenlichtern 

I 

E 

*7-2i  A 

3108  V 

4-27 

38-24 

4-27 

38-24 

4'49 

36-19 

4-27 

36-30 

4-14 

38-25 

4-49 

36-51 

*8-2I 

3i'53 

4-49 

36-19 

*3-46 

51-00 

4-27 

3570 

4-27 

34-07 

Mittel      36-94 

Dieses  Mittel  stimmt  also  vollkommen  genau  mit  dem  der  zweiten 
Versuchsreihe  überein.  Würde  man  bei  Bildung  des  Mittels  die  drei  mit 
einem  Sternchen  bezeichneten  Beobachtungen  nicht  berücksichtigen,  wie 
dies  in  meiner  ersten  Abhandlung  geschah,  so  würde  das  Mittel  noch  immer 
36-64  betragen.  Die  elektromotorische  Gegenkraft  dürfte  also  für  die  von 
mir  benützte  Kohle  mit  5  Mm.  Durchmesser  und  bei  einer  mittleren  Strom- 
stärke von   4*3  A.  nahezu   37   Volt   betragen. 

II. 

Ich  komme  nun  zu  den  Beobachtungen  mit  den  Kupferstäben,  welche 
ebenfalls  5  Mm.  Durchmesser  hatten.  Da  nach  Edlund's  Untersuchungen 
für  Kupfer  von  vorneherein  eine  kleinere  elektromotorische  Gegenkraft  zu 
erwarten  stand,  so  hoffte  ich,  dass  die  Beobachtungen  mit  den  Kupfer- 
lichtern leichter  auszuführen  sein  würden,  als  mit  den  Kohlenlichtern.  Allein 
es  zeigte  sich  das  Gegentheil ;  es  hatte  grosse  Schwierigkeit,  die  beiden 
Kupferlichter  gleichzeitig  zum  ruhigen  Brennen  zu  bringen,  so  dass  im 
Ganzen  nur   vier   solche   Beobachtungen   angestellt  werden   konnten. 

Diese  sind  : 


Nr. 

I 

W 

w 

2{W—IV') 

D 

16 

8-89^ 

i-bgü 

341  ß 

ö  44  '- 

30-58 

17 

8-40 

2-22, 

3-57 

2-68 

22-50 

21 

7-48 

1-90 

3-91 

4-02 

30-07 

22 

5-82 

2-42 

4-76 

4-68 

27-24 

Mittel      57-60 
Wir   erhalten   also    für    die    elektromotorische   Gegenkraft  des   Kupfer- 
bogens   den    Betrag  von   27-6   V.   und   es   ist   das  Verhältniss   dieser  Kraft  zu 
der  des   Kohlenbogens   gleich   0-75. 

Edlund*)  hat,  indem  er  den  Widerstand  des  Lichtbogens  bei  ver- 
schiedenen Längen  mass,  folgende  elektromotorische  Gegenkräfte  in  willkür- 
licher Einheit  ausgedrückt   erhalten  : 


*)  Pogg.  Ann.,  Bd.  CXXXIII  (1868),  5353. 


323 

Z)  =  5'I5    harte   Kohle, 
5*48    Batteriekohle, 
4-58    Kupfer, 

2*86    Messing-  mit  37/»   Zn., 
2-50    Silber  mit    10  X  Cu. 
Das   Verhältniss   von   Kupfer    zu   Kohle    wird    also  nach   Edlund  0-84 
bis   0*89,   was  von   dem   oben  gefundenen   Werthe    nicht  allzusehr   abweicht. 

III. 

Edlund*)  hat  es  bei  Besprechung  der  von  mir  befolgten  Methode 
als  wünschenswerth  bezeichnet,  dass  die  elektromotorische  Gegenkraft  für 
dieselben  Kohlenspitzen  auch  nach  seiner  ursprünglichen  Methode  durch 
Variation  der  Länge  des  Lichtbogens  ermittelt  werde.  Eine  Differenz  in  den 
Resultaten  beider  Methoden  würde  nämlich  auf  einen  sogenannten  Ueber- 
gangswiderstand   des   Lichtbogens   schliessen  lassen. 

Ich  habe  deshalb  auch  solche  Versuche  ausgeführt  und  dazu  den 
Strom  einer  Gramme-Maschine  kleinster  Gattung,  die  durch  einen  einpferdigeu 
Gasmotor  in  Bewegung  gesetzt  wird,  benützt.  Die  Kohlenspitzen  wurden 
durch  dieselbe  Regulirungsvorrichtung  wie  früher  in  constanter  Entfernung 
gehalten,  in  dem  eine  Linse  das  Bild  des  Lichtbogens  auf  die  Wand  pro- 
jicirte.  Die  Entfernung  der  Spitzen  wurde  dagegen  meist  durch  flache  Keile 
bestimmt,  die  zwischen  sie  hineingesenkt  wurden,  und  es  hatte  Prof.  F. 
Exner  die  Güte,  diese  Messungen,  welche  der  Natur  der  Sache  nach  nicht 
sehr  genau   sein   können,   auszuführen. 

Von  den  beiden  Kohlenspitzen  führten  Drähte  zu  einem  Voltmeter, 
bestehend  aus  einer  Tangentenbussole  mit  ungefähr  75  Windungen  und  vor- 
gelegtem grösseren  Widerstände.  Die  Ablesung  dieses  Instrumentes  wurde 
von   Dr.   E.    1^  e  c  h  e  r  besorgt. 

Die  Stromstärke  wurde  von  mir  an  der  schon  früher  gebrauchten 
Tangentenbussole  gemessen,  welche  nach  der  im  April  1855  ausgeführten 
Messung  mit  einer  Dämpfung  versehen  worden  war.  Als  dämpfende  Flüssig- 
keit wurde  Vaselinöl  (Paraff.  liqu.  Pharm.  Germ.  II.)  verwandt,  auf  welches 
ich  durch  Prof,  F.  Exner  aufmerksam  gemacht  worden  war,  und  das  sich 
in  der  That  für  Dämpfungszwecke  wegen  seiner  Unveränderlichkeit  als  vor- 
züglich  erweist. 

Zur  Aenderung  der  Stromstärke  wurden  die  beiden  früher  erwähnten 
Widerstände  aus  Neusilberdraht  benützt. 

Trotzdem  nun  alle  Sorgfalt  angewandt  wurde,  so  stimmen  die  Be- 
obachtungsreihen von  verschiedenen  Tagen  nicht  sehr  gut  untereinander. 
Es  wurden  im  Ganzen  an  fünf  Tagen  zwischen  Februar  und  Juli  des  Jahres 
1886  Messungen  ausgeführt,  die  Resultate  der  einzelnen  Tage  schwanken 
aber  zwischen  j2  und  36  V.  für  die  Gegenkraft  des  Kohlenlichtes.  Bei 
dieser  geringen  Uebereinstimmung  will  ich  daher  gar  nicht  die  einzelnen 
Messungen  mittheilen,  sondern  nur  das  Resultat  aus  der  Berechnung  sämmt- 
licher  brauchbarer  Beobachtungen.  Die  Rechnung  geschah  mit  Hilfe  der 
Methode  der  kleinsten   Quadrate  nach   der  Formel 

/  =  «-[-  d/z, 

wo  p  der  beobachtete  Potentialunterschied  der  beiden  Kohlenspitzen  in  Volt, 
l  deren  Entfernung  in  Millimeter  und  i  die  Stromstärke  in  Ampere  bedeutet. 
Bei  Aufstellung  dieser  Formel  ist  natürlich  angenommen,  dass  die  Con- 
stante  d  unabhängig  sei  von  der  Stromstärke.  Bei  den  geringen  Aenderungen 
in   der   Stromstärke,    welche    bei    vorliegenden    Versuchen    stattfinden,     kann 


*■)  Pogg.  Ann.,  Bd.  XXVI  (1S85),  5520. 

21* 


324 

diese   Constanz  der   Grösse   b     wohl  angenommen   werden,     wenn     dies     auch 
nicht  mehr  für  weitere  Grenzen   der  Stromstärke  gelten   sollte. 

Die  Constante  a  ist  die  gesuchte  elektromotorische  Gegenkraft  des 
Lichtbogens. 

Ich  bemerke  noch,  dass  bei  der  Rechnung  die  Beobachtungen  der 
einzelnen  Tage  mit  Hinweglassung  ganz  abweichender,  zuerst  in  einzelnen 
Gruppen  abgetheilt  und  innerhalb  derselben  durch  Mittelnahme  zu  Normal- 
beobachtungen vereinigt  wurden.  Mit  diesen  Normalörtern  wurde  erst  die 
Rechnung   ausgeführt. 

Es  w^urden  nun  an  den  fünf  Beobachtungstagen  im  Ganzen  71  Mes- 
sungen ausgeführt,  und  von  diesen  58  zu  15  Normalbeobachtungen  ver- 
einigt.  Die  Rechnung  gab 

^  =  35"07±i"34  V. 
b=^    i'32  +  o-i  I  Q. 

Es  gibt  also  diese  Methode  um  2  V.  weniger,  als  die  frühere.  Die 
Stromstärke  ist  allerdings  nicht  ganz  die  gleiche,  ist  aber  bei  der  zweiten 
Methode  doch  unbedeutend  höher  (zwischen  4-0  und  5-4  A.).  Der  Abstand 
der  beiden    Koblenspitzen   variirte   zwischen   0*4   und    2'5  Mm. 

IV. 

Nach  der  zuletzt  befolgten  Methode  von  Edlund  habe  ich  die  elek- 
tromotorische Gegenkraft  des  Lichtbogens  auch  bei  Metallen  zu  bestimmen 
versucht.  Es  fallen  diese  Versuche  der  Zeit  nach  zwischen  die  früher 
beschriebenen  Messungen  an  den  Kohlenspitzen.  Bei  den  schwerer  schmelz- 
baren Metallen  hatte  die  Anwendung  von  Edlund's  Methode  keine  be- 
sonderen Schwierigkeiten,  bei  leichter  schmelzbaren  gelang  es  mir  aber  nur 
mit  Cadmium  und  Zink  brauchbare  Resultate  zu  erhalten.  Die  Messung  der 
Entfernung  der  Spitzen  ist  freilich  immer  schwierig,  da  sehr  oft  der  Licht- 
bogen  sich   nicht   an   den   äussersten   Enden   bildet. 

An  den  Ablesungen  bei  diesen  Versuchen  betheiligte  sich  auch  Dr.  P. 
Cze  rm  ak. 

Die  Ergebnisse  der  Messungen  werde  ich  in  derselben  Form  wie  vorher 
bei  der  Kohle  wiedergeben.  Ich  bemerke  noch,  dass  sämmtliche  Metalle  in 
Form   von  Drähten  von   ebenfalls   5  Mm.   Durchmesser  angewandt  wurden. 

Platin.  Es  wurden  an  drei  verschiedenen  Tagen  vier  Beobachtungs- 
reihen mit  61  Messungen  ausgeführt.  Davon  wurden  56  zu  15  Normal- 
örtern  vereinigt   der  Rechnung   zu   Grunde   gelegt.   Dieselbe  gab 

a  =  27-41  +  I'i6  V. 
b=     1-49 +0190 

Die  Stromstärke  variirte  zwischen  4-0  und  5*5  A.,  die  Entfernung 
der  Spitzen  zwischen  03  und  ;^'2  Mm.  Während  der  kurzen  Dauer  der 
Versuche  konnte  nur  am  n  egativen  Pol  eine  Längenabnahme  des  Drahtes 
constatirt  werden,   der   positive   Pol   war  dagegen   der  heissere. 

Eisen.  Zwei  Beobachtungsreihen  mit  43  Messungen  gaben  40  brauch- 
bare  Beobachtungen   in   acht   Gruppen   eingetheilt.   Die  Rechnung   gab 

a  :=  25-03  +  2-i6  V. 
b  =    0*70  +  o-o6  ii 
Die   Stromstärke     variirte    zwischen    2'6    und   5*9  A.   und   die  Spitzen- 
entfernung zwischen   0*5    und  3*5   Mm.     Beide   Pole    brennen    ziemlich   gleich 
langsam  ab. 

Nickel.  21  Beobachtungen  an  zwei  verschiedenen  Tagen  angestellt, 
gaben  mit  Ausschluss  von  zwei  Messungen  neun  Normalbeobachtungen  und 
das  Rechnungsresultat  rt  =  26-18  +  2*95  V. 

b  ^    077  +  0-13  ü 


325 

Hiebei  war  die  Stromstärke  ziemlich  constant  gleich  4'5  A.,  während 
die  Entfernung  der  Spitzen  beträchtlich  zwischen  i'6  und  7-3  Mm.  variirte. 
Verkürzung  der  Drähte  durch  Abbrennen  konnte  nicht  beobachtet  werden, 
doch   glüht  der  positive  Pol   sehr  stark. 

Kupfer.  Aus  zwei  Beobachtungsreihen  mit  45  Messungen  wurde 
nur  eine  Messung  ausgeschieden  und  zehn  Normalbeobachtungen  gebildet. 
Diese  gaben 

23-86  +  I-33V. 
0-67 +0*04^ 

Die  Stromstärke  war  zwischen  4'i  und  5*2  A,,  die  Spitzenentfernung 
zwischen   0"6   und    7'0  Mm. 

Silber.  Drei  Beobachtungsreihen  mit  45  Einzelbeobachtungen  gaben 
mit  Hinweglassung  dreier  Messungen  dreizehn  Normalörter  und  für  die  Con- 
stanten  die   Werthe 

«=  15-23 +  0-45  V. 
b  =    0-96  +  o"o6  ii 

Die  Stromstärke  variirte  zwischen  3*7  und  5*1  A,,  die  Entfernung  der 
Spitzen   zwischen   0'3   und    7*5  Mm. 

Zink.  An  zwei  verschiedenen  Tagen  wurden  im  Ganzen  42  Beob- 
achtungen angestellt,  von  diesen  eine  verworfen  und  die  übrigen  in  zehn 
Gruppen   abgetheilt. 

a  =  ig'86  +  2-27  V. 
d=    0-56  + 0-28  ß. 

Die  Variationen  der  Stromstärke  lagen  zwischen  2'6  und  4*3  A.,  die 
der  Spitzenentfernung  zwischen  0-5  und  4*0  Mm.  Bei  der  ersten  Versuchs- 
reihe nahm  die  Drahtlänge,  die  an  beiden  Polen  28"5  Mm.  betrug,  am 
negativen  Pol  bis  auf  258,  am  positiven  Pol  bis  auf  93  Mm.  ab.  Natürlich 
war    der  grösste   Theil   des   Drahtes   abgeschmolzen,   nicht   abgebrannt. 

Cadmium.  Es  wurden  zwei  Versuchsreihen  mit  57  Beobachtungen 
ausgeführt,  davon  wurden  fünf  verworfen  und  die  übrigen  52  Beobachtungen 
zu   neun  Normalörtern   vereinigt.    Die  Rechnung   gab 

Ä=  10-28  +  3-38  V. 
d  =z     2-56  +  1-27  ß 

Die  Werthe  der  Stromstärke  lagen  zwischen  2-5  und  3-5  A.,  die  der 
Spitzenentfernung  zwischen  0'4  und  l'7Mm.  Die  Längen  der  Poldrähte 
waren  vor  der  ersten  Versuchsreihe  275  Mm.  nach  derselben  215  und 
235  Mm. 

Dem  Vorhergehenden  zufolge  sehen  wir  also,  dass  bei  den  Metallen 
der  Werth  der  elektromotorischen  Gegenkraft  des  Lichtbogens  sehr  ver- 
schieden ausfällt.  Auch  lässt  sich  nicht  verkennen,  dass  dieser  Werth  für 
die  schwerer  schmelzbaren  höher  ist,  wie  für  die  leichter  schmelzbaren.  Im 
Einklänge  damit  zeigt  die  unschmelzbare  Kohle  den  höchsten  Werth  der 
Gegenkraft. 

Die  Uebereinstimmung  zwischen  Schmelzpunkt  und  Gegenkraft  ist  nur 
für  das  Silber  sehr  schlecht,  welches  seinem  Schmelzpunkte  zufolge  eine 
viel   höhere  elektromotorische  Kraft   des   Lichtbogens   zeigen   sollte. 

Nachdem  aber  neuere  Untersuchungen  *)  lehren,  dass  diese  Gegenkraft 
auch  von  der  Dicke  der  angewandten  Elektroden  abhängt  und  dies  ja  bei 
jedem  Metalle  verschieden  sein  kann,  so  ist  es  möglich,  dass  gerade  durch 
die  Anwendung  gleich  dicker  Elektroden  jene  Uebereinstimmung  zwischen 
Schmelzpunkt   und    Gegenkraft   verdeckt   wird, 

Univ.    Wien,    Pbys.    Cabinet. 


*)   S.  B.  Nebel,  Rep.  d.  Phys.  von  Exner.,  Bd.  XXII  (1886),   S.  527. 


326 


Neuerungen   in  dem  Verfahren    zur  Herstellung   isolirter 

Leitungen. 

Von  SIEMENS  &  HALSKE. 

Um  die  Induction  bei  einem  Telegraphen-  oder  Telephonkabel  mit 
mehreren  isolirten  Leitungen  entweder  ganz  oder  doch  zum  grössten  Theil 
zu  beseitigen,  hat  man  bisher  verschiedene  constructive  Anordnungen  zur 
Ausführung  gebracht,  z.  B.  hat  man  als  Rückleitung  eine  röhrenförmige, 
ebenfalls  isolirte  Hülle  für  jede  einzelne  Leitung  verwendet  oder  auch  die 
Umwicklung  jeder  einzelnen  Leitung,  bezw.  jeder  aus  einer  beschränkten 
Anzahl  von  Leitungen  bestehenden  Litze  mit  einem  leitenden  Material,  z.  B. 
Staniol,  oder  endlich  die  Umspinnung  jeder  einzelnen  Ader  mit  Metalldrähten 
angeordnet. 

Die  nachstehend  beschriebene  Erfindung  besteht  in  der  Herstellung 
eines  Kabels ,  dessen  Rückleitung  aus  einem  einzigen  zusammenhängenden 
Fachwerk  besteht,  in  dessen  einzelne  Fächer  je  eine  isolirte  Leitung  ein- 
geschlossen  ist. 

Fig.  2. 


Fig.   I. 


Die  Herstellung  eines  solchen  Kabels  mit  sehr  wenig,  z.  B.  vier 
Leitungen,     geschieht    auf    folgende  Weise : 

Die  isolirten  Leitungen  a  (Fig.  i)  werden  mit  ebenso  vielen  zwischen 
den  einzelnen  Leitungen  angeordneten  metallenen  besonders  kupfernen  Streifen  c 
zusammen  verseilt.  Die  so  gewonnene  Kabelseele  wird  in  der  Luftleere 
getrocknet,  mit  Isolirmasse  getränkt  und  mit  einem  Bleimantel  d  umpresst, 
wobei  gleichzeitig  eine  so  reichliche  Menge  von  Isolirmasse  aufgebracht  wird, 
dass  innerhalb  des  Bleimantels  von  atmosphärischer  Luft  erfüllte  Hohlräume 
vermieden  werden.  Auf  diese  Weise  wird  von  den  metallenen  Streifen  c  und  dem 
Bleimantel  d  ein  zusammenhängendes  Fachwerk  mit  vollständig  geschlossenen 
metallenen  Wänden  gebildet,  welche  die  isolirten  Leitungen  jede  für  sich 
vollständig  umschliessen.  Soll  das  Kabel  eine  grössere  Anzahl  isolirter  Leitungen 
erhalten  (Fig.  2),  so  wird  zunächst  eine  ebensolche  Kabelseele  angefertigt, 
wie  vor;  dieselbe  wird  mit  Metallband  oder  Draht  e  umwickelt  (an  Stelle 
des  vorgenannten  Bleimantels)  und  um  dieselbe  eine  concentrische  Lage 
isolirter  Leitungen  mit  ebenso  vielen  dazwischen  angeordneten  Metallstreifen 
verseilt.  Je  nach  der  erforderlichen  Anzahl  von  isolirten  Leitungen,  wird 
diese  Manipulation:  Umwicklung  mit  Metallband  etc.  und  Verseilung  mit 
einer  weiteren  concentrischen  Lage  von  Leitungen  mit  dazwischen  angeordneten 


327 


Metallstreifen,  beliebig  oft  wiederholt,  die  letzte  concentrische  Lage  wird 
mit  einem  Bleimantel  d  umpresst,  mit  Jute  umsponnen  und  eventuell  mit 
Eisen-Armatur  versehen.  Zum  Zwecke  der  Isolation  der  einzelnen  Leitungs- 
drähte können  auch  Materialien  verwendet  werden,  welche,  wie  Guttapercha 
oder  Gummi,  in  anderen,  als  der  beschriebenen  Weise  auf  und  um  die 
Leitungsdrähte   gebracht   vv^erden. 


Phonelektrograph   oder  Apparat    zur  Verhütung  von 

Induction  bei  der  Uebertragung  telephonischer 

und  telegraphischer  Mittheilungen. 

Von  LEON  KELNER  in  Brüssel. 

Zweck  vorliegender  Erfindung  ist,  eine  Störung  durch  Induction  bei  der 
gleichzeitigen  Uebertragung  von  Wort  und  Schrift  auf  einfachen  Draht- 
leitungen zu  verhüten  und  besteht  dieselbe  in  gewissen  Anordnungen  der 
Leitung  und  in  der  Einschaltung  eines  eigenthümlichen  Apparates,  mittelst 
eines  abgezweigten  Leitung-sdrahtes  d.  h.  die  Einführung  des  sogleich  zu 
beschreibenden  Phonelektrographen. 


Fig.  I. 


^^\^^\^^N^^^<^^-»s\^^^-.\-^V^ 


Fig.  2. 


Auf  der  Zeichnung   zeigt : 

Fig.    I    eine  Vorderansicht  des  Phonelektrographen  ; 

Fig.    2    einen   Horizontalschnitt ; 

Fig.  3  die  Anordnung  eines  mit  dem  Phonelektrographen  combinirten 
telephonischen  Postens; 

Fig.    4   eine   solche   für  sehr   große   Entfernungen,   und 

Fig.    5   die    Combinirung    der    letzteren    mit    einer    Telegraphenstation. 

Der  Phonelektrograph  besteht  aus  einer  rechteckigen  Holzschachtel  £, 
welche  durch  eine  Querwand  B^  in  zwei  Fächer  zerlegt  ist.  Das  untere  Fach 
enthält  im  vorliegenden  Beispiel  fünf  nebeneinander  vertical  aufgestellte  und 
in  entsprechender  Weise  befestigte  U-förmig  gebogene  Glasröhren  T.  Die 
selben  enthalten  eine  die  Elektricität  leitende  Flüssigkeit,  u.  zw.  vorzugsweise 
Alkohol   zu    50O, 


328 


In  jeden  Rohrzweig  taucht  bis  auf  eine  gewisse  Tiefe  ein  Kupfer- 
draht c,  welcher  durch  die  Querwand  B^  und  durch  einen  oben  in  das 
Rohr  gesteckten  Korkpfropfen  geht,  wobei  aber  der  letztere  nicht  so  dicht 
schliesst,    dass    die    sich   eventuell    in   den   Röhren   bildenden   Gase    nicht    frei 


iwiwwr     iwwfiwiwr 


aus   denselben   entweichen   könnten.    Die   oberen  Enden   dieser  Leitungsdrähte 
sind   untereinander    auf  Intensität  verbunden,     u.    zw.     mittelst     der    auf    den 


X' 


inneren    Wänden    des     oberen    Faches     entsprechend     angeordneten     Klemm- 
schrauben a. 

In  dieser  Weise  ist  das  untere,  die  U-Röhren  enthaltende  Fach  vom 
oberen  Fache  vollständig  unabhängig,  so  dass,  wenn  beide  Fächer  mit 
besonderen  Thüren  verschlossen  sind,   das  eine  geöffnet  werden  kann,  während 


329 


das  andere  verschlossen  bleibt.  Die  unteren  in  den  Alkohol  tauchenden  Enden 
der  Kupferdrähte  c  endigen  in  einer  mehrfach  aufgewundenen  Spirale  oder 
sonstigen  Metallverstärkung,  wie  z.  B.  eine  Kugel,  Eichel  etc.  b^,  und  sind 
in  solchem  .Abstände  voneinander,  dass  die  zwischenliegende  Alkoholcurve  i 
den  Durchgang  der  inducirten  oder  hochgespannten  Ströme  gestattet.  Einer- 
seits ist  die  in  dieser  Weise  hergestellte  elektrische  Leitung  c  i  an  einen 
Contact  ä^  geklemmt,  welcher  den  Zweigdraht  mit  der  Hauptleitung  L  ver- 
bindet, und  andererseits  ist  Draht  c,  welcher  aus  dem  letzten  Rohre  heraus- 
tritt, mit  Klemmschraube  ä^  und  diese  durch  den  Receptor  R  mit  Klemm- 
schraube d^  verbunden ;  letztere  führt  mittelst  eines  Drahtes  zu  Klemm- 
contact  a^,  einem  zweiten  Receptor  R  und  dessen  zweiten  Contact  a^,  von 
welchem  aus  der  Leitungsdraht  zu  Klemmschraube  0!°  geht,  um  von  hier 
aus  den  Strom  in  die  Erde  t  abzuleiten.  Selbstverständlich  konnte  die 
Leitung  c^  durch  eine,  von  der  beschriebenen  verschiedene  Anordnung  der 
Röhren    T  eine   andere   Form   erhalten. 


Mittelst  dieses  Apparates  und  je  nach  seiner  Einschaltung  in  die  Haupt- 
leitung und  in  Combinirung  mit  den  weiter  unten  erwähnten  Anordnungen 
wird  auf  einfachen  Leitungen  die  telephonische  Induction  verhütet  und  die 
Uebertragung   von   Wort    und   Schrift  gestattet. 

Behufs  Verhütung  telephonischer  Induction  ist  die  Leitung,  wie  in  Fig.  3 
veranschaulicht,  angeordnet.  An  jedem  Endposten  geht  die  Leitung  L  durch 
eine  je  nach  Umständen  lOO — 300  Ohm  starke  Widerstandsspirale  r,  von  da 
durch  das  Mikrophon  M  und  dann  zur  Erde  /.  Zwischen  Spirale  r  und 
Mikrophon  M  zweigt  sich  ein  Leitungsdraht  d  ab,  welcher  zur  Klemm- 
schraube ä^  des  Phonelektrographen  \^  führt.  Durch  diese  Einrichtung  wird 
die  von  den  Nachbarleitungen  entstehende  Induction,  welche  im  Grunde  nur 
secundäre  Inductionsströme  begreift  und  bereits  durch  die  Widerstands- 
spiralen r  vermindert  worden,  theilweise  durch  die  metallische  Leitung  bis 
zur  Erde  t  abgeführt,  während  der  andere  sich  mit  dem  direct  auf  die 
Leitung  aufgegebenen  Strom  abzweigende  Theil  sich  in  der  Alkoholcurve  i 
des  Phonelektrographen  P  condensirt,  so  dass  also  der  von  den  inducirten 
Nebenströmen  befreite,  ausschliesslich  reine  telephonische  Strom  durch  den 
Apparat  P  zu  den  Receptoren  RR  gelangt  und  darauf  durch  eine  besondere 
Leitung  P-   zur   Erde   geführt    wird. 


330 


Die  beschriebene  Anordnung  ist  bestimmt  für  Leitungen,  deren  Länge 
200   Km.    nicht   viel   übersteigt. 

Handelt  es  sich  aber  um  grössere  Entfernungen,  so  wird  die  Leitung, 
wie  in  Fig.  4  veranschaulicht,  angeordnet.  In  diesem  Falle  ist  die  Wider- 
standsspirale r  weggelassen  und  die  Abzweigung  für  den  Phonelektrographen  P 
wird  erst  hinter  dem  Mikrophone  M  genommen,  und  eine  andere  Wider- 
standsspirale r^,  z.  B.  500  Ohm,  wird  zwischen  die  Abzweigung  und  die 
Erde  t  geschaltet,  und  ist  auch  in  diesem  Falle  keine  besondere  Erdleitung 
für  den  Phonelektrographen  P  erforderlich  und  kann  dieselbe  nach  dem 
Widerstände   r^   mit   derjenigen   des   Mikrophones   zusammenlaufen. 

In  Fig.  5  ist  die  Einrichtung  zur  gleichzeitigen  Uebertragung  telepho- 
nischer und  telegraphischer  Mittheilungen  veranschaulicht.  Die  Anordnung 
bleibt  dieselbe  wie  in  Fig.  4,  mit  dem  unterschiede,  dass  ein  Morse'scher 
Manipulator  M'^  nach  dem  Mikrophone  von  der  Leitung  abzweigt,  und  dass 
weiter  von  derselben  Leitung  sich  ein  Pol  der  Batterie^  /abzweigt,  während  der 
andere  Pol  unter  dem  telegraphischen  Klopfer  für  die  Uebertragung  frei  bleibt. 

Befindet  sich  der  Manipulator  im  Ruhestand,  so  geht  der  Strom  durch 
einen   besonderen   Leitungsdraht  f,    welcher    zur   Hauptleitung    zurückführt. 

In  den  durch  den  Manipulator  M.,  die  Batterie  p  t  und  die  Leitung  L 
gebildeten  Stromkreis  ist  ein  Rheostat  R  h  eingeschaltet,  welcher  dazu  dient, 
den   auf  die   Leitung   zu   schickenden   Strom   zu   reguliren. 

Letzterer  begegnet  nun  im  Apparate  P  einem  Widerstände,  welcher 
durch  eine  Leitung  repräsentirt  wird,  deren  Molecüle  unter  sich  keine 
wesentlich  magnetischen  Beziehungen  haben,  geht  daher  durch  dieselbe 
hindurch  und  wirkt  in  der  Ankunftsstelle  auf  ein  Relais  R  i",  welches  an 
Stelle  der  Elektromagnetrolle  f^  (P"'g'  4)  eingeschaltet  ist,  und  welches 
mittelst  einer  Local-Batterie  den  Morse'schen  Apparat  M'^  in  Function  setzt. 
Das  Relais  R  s  von  beliebiger  Construction  muss  sehr  empfindlich  sein,  so 
dass  schon    sehr  schwache    primäre  Strome    dasselbe    in   Function    setzen.*) 


Elektrisches  Licht  zur  Bei 

(Aus  dem 

Unter  den  mannigfachen  Verwendungen, 
welche  die  Elektricität  gegenwärtig  an  Bord 
der  Kriegsschiffe  findet,  verdient  vor  Allem 
die  Umsetzung  derselben  in  einen  starken 
Lichtstrahl  Erwähnung,  mit  dem  man  vom 
eigenen  Schiffe  aus  Gegenstände  innerhalb 
einer  gewissen  Entfernung  beleuchtet. 

Dies  wird  gewöhnlich  „Elektri-ches 
Licht  zur  Beleuchtung  des  Aussenfeides" 
genannt,  und  wenngleich  die  Apparate  zu 
dessen  Erzeugung  schon  seit  Jahren  einen 
wesentlichen  Bestandtheil  der  Ausrüstung 
grosser  Schiffe  bilden,  ist  die  Verwendung 
desselben  auf  kleineren  Fahrzeugen  verhält- 
nissmässig  neueren   Datum«. 

Da  die  Ansichten  über  den  Werth  dieser 
Verwendung  in  Marinekreisen  wesentlich 
auseinandergingen,  so  ist  es  begreiflich, 
dass  die  maassgebenden  Factoren  lange  die 
Kosten  scheuten,  welche  von  einer  erwei- 
terten und  bleibenden  Installirung  der  noth- 
wendigen  Apparate  u.  s.  w.  unzertrennlich 
sind.  Diese  Bedenken  wurden  jedoch  bald 
überwunden,    und  zwar    theils  durch  die  am 


euchtung  des   Aussenfeides. 

Engineer*.) 

Apparate  seitdem  vorgenommenen  Verbesse- 
rungen, theils  und  vor  Allem  durch  die  Ein- 
führung des  elektrischen  Lichtes  zur  Innen - 
beleuchtung  der   Schiffe. 

Da  man  dieselben  elektrischen  Maschinen 
sowohl  zur  Innenbeleuchtung  als  auch  zur 
Erzeugung  des  elektrischen  Lichtbündels  be 
nützten  konnte,  so  gestaltete  sich  die  Frage 
bald  sehr  einfach,  und  die  englische  Admi- 
ralität ermangelte  nicht,  in  den  letzteren 
Jahren  den  diesbezüglichen  Industriellen 
grössere  Aufträge  zu  ertheilen. 

Nun  ist  gewiss,  dass  nur  sehr  starkes 
Licht  einen  praktischen  Werth  hat  ;  wir 
wollen  daher  zunächst  in  Kürze  der  Ver- 
besserungen gedenken,  die  an  den  Apparaten 
seit  ihrer  Einführung  vorgenommen  wurden, 
und  sodann  zur  Anwendung  des  Lichtes  für 
Kriegszwecke   übergehen. 

Bekanntlich  bestehen  diese  Apparate 
gegenwärtig  aus  einer  dynamoelektrischen 
Maschine  zur  Erzeugung  der  Elektricität,  aus 
einem  Stromsammler,  von  dem  aus  man  den 
Strom    zur  Lampe  leitet,  wo  derselbe  durch 


*)  Die  hier  skizzirte  Anordnung  dürfte,  wie  die  Phonophoren  von  Langdon- 
D  a  V  i  e  s,  sowie  die  seinerzeit  erwähnte  Einrichtung  von  Maie  he  den  Anforderungen  der 
Praxis  nicht  entsprechen. 


331 


zwei  Kohlen  in  Licht  umgesetzt  und  dieses 
durch  einen  Projector  gesammelt  und  in  ein 
intensives    Lichtbiindel   verwandelt  wird. 

Das  erste  derartige  Licht  wurde,  wenn  wir 
nicht  irren,  zuerst  im  Krimkriege  verwendet, 
und  zwar  wurde  dasselbe  durch  eine  gal- 
vanische Batterie  erregt  und  durch  einen 
parabolischen  Hohlspiegel  gesammelt  und 
reflectirt. 

Im  Jahre  1867  wurde  die  französische 
kaiserliche  Jacht  Reine  Hortense  mit 
einer  magnetoelektrischen  Maschine  von 
Alliance-Typ  und  einer  dioptrischen  Linse 
versehen  und  mit  derselben  ein  befriedigendes 
Resultat  erzielt. 

Während  der  Belagerung  von  Paris  im 
Jahre  1870  wurde  das  elektrische  Licht 
gleichfalls  auf  beiden  Seiten  verwendet ;  der 
Erfolg  war  jedoch  kein  besonderer,  weil 
dem  Angreifer  sowohl  als  dem  Vertheidiger 
nur  ein  minderwerthiges  Material  zur  Ver- 
fügung stand. 

Erst  seitdem  die  alten  elektromagneti- 
schen Maschinen  durch  moderne  ü}'namo- 
maschinen  ersetzt  sind,  ist  ein  wesentlicher 
Fortschritt  in  diesem  Zweige  der  elektrischen 
Beleuchtung  zu  verzeichnen. 

Die  erste  Dynamo,  welche  auf  englischen 
Schiffen  zur  Anwendung  kam,  und  deren  Typ 
wir  noch  auf  älteren  Panzerschiffen  finden, 
wurde  von  Mr.  Wilde  construirt.  Bei  500 
Rotationen  gab  dieselbe  einen  Wechselstrom 
von  1800  Volt- Amperes,  wobei  die  Strom- 
stärke 60  Amperes  und  die  Spannung  30  Volt 
betrug. 

Die  Kohlen  der  Lampe  waren  vertical 
übereinander  postirt  und  deren  Träger 
konnten  nach  Maass  der  Verbrennung  der 
Kohlen  mittelst  einer  Schraube  mit  Rechts-  und 
Linksgewinden  einander  genähert  werden. 
Der  Projector  besteht  aus  einem  eisernen 
Hohlcylinder,  den  eine  Glaslinse  abschliesst, 
welche  von  kreisförmigen  Glasprismen  um- 
geben ist.  Hinter  dieser  Linse  ist  die  Lampe 
angebracht,  so  dass  die  von  den  Kohlen- 
spitzen ausgehenden  Lichtstrahlen  durch  die 
Prismen  gebrochen  und  so  in  ein  paralleles 
Strahlenbüschel  concentrirt  werden,  welches 
durch  die  seitliche  und  verticale  Bewegung 
des  Projectors  in  beliebige  Richtung  gebracht 
werden  kann. 

Die  durch  dieses  System  erzeugte  Licht- 
masse beträgt  (ohne  Projector)  ungefähr 
6000  Kerzen,  und  die  Distanz,  innerhalb 
welcher  Gegenstände  mit  Hilfe  dieses  Lichtes 
wahrgenommen  werden  können,  ist  ziemlich 
beschränkt. 

Ein  grosser  Fortschritt  wurde  jedoch 
durch  die  Herren  Sautter  &  Lemonnier 
zu  Paris  bewirkt,  welche  die  Gramme-Dy- 
namomaschine einführten,  die  eine  Maschine 
mit  directem  Strom  ist  und  daher  einen 
wesentlichen  Vortheil  gegen  irgendeine  Ma- 
schine mit   Wechselstrom  bietet. 

Bei  Wechselströmen  wird  jede  der  bei- 
den Kohlen  abwechselnd  vom  positiven  und 
negativen  Strome  durchflössen,  so  dass  die- 
selben gleichmässig  und  ohne  jede  Störung 
abbrennen.  Bei  dem  gleichgerichteten  Strome 


empfängt  eine  Kohle  immer  die  positive 
Elektricität,  während  die  andere  mit  dem 
negativen  Draht  verbunden  bleibt.  Hiebei 
ist  eine  merkwürdige  Action  zu  verzeichnen. 
Der  positive  Strom  sucht  das  Ende  der 
Kohle  auszuhöhlen,  indem  er  in  dieser  einen 
sogenannten  Krater  bildet,  während  das  äus- 
sere Ende  der  negativen  Kerze  sich  spitzig 
gestaltet  und  in  dieser  Form  verharrt.  Ob- 
wohl eine  gewisse  Quantität  des  Lichtes  von 
dem  zwischen  den  Kohlenstäben  entstehenden 
Lichtbogen  und  auch  von  der  Spitze  der 
negativen  Kohle  geliefert  wird,  so  wird  doch 
das  weitaus  meiste  Licht  von  dem  oben- 
erwähnten Krater  in  der  positiven  Kohle 
ausgestrahlt.  Bleibt  also  die  positive  Kohle 
in  verticaler  Lage,  so  würden  die  Strahlen 
des  Kraters  entweder  sich  abwärts  senken 
oder  in  die  entgegengesetzte  Richtung  fallen, 
je  nachdem  die  positive  Kohle  oben  oder 
unten  situirt  ist.  In  jedem  Falle  würde  Licht 
verloren  gehen;  man  neigt  daher  die  Kerzen, 
um  die  Strahlen  seitlich  und  somit  nutz- 
bringend  abzuleiten. 

Eine  andere  wesentliche  Verbesserung 
wurde  von  Sautter  &  Lemonnier  durch 
die  Einführung  des  aplanatischen  Spiegels 
von  Mangln  bewirkt,  welcher  dazu  dient, 
die  Strahlen  zu  sammeln  und  zu  vereinigen. 
Dieser  Spiegel,  gewöhnlich  der  Mangln- 
Reflector  genannt,  ist  ein  gekrümmter  sphä- 
rischer Spiegel,  dessen  äusserer  Rand  viel 
dicker  als  die  mittlere  Partie  desselben  ist. 
Das  recht  dick  gegossene  Glas  wird  sorg- 
fältig geschliffen,  so  dass  die  beiden  Ober- 
flächen Theile  von  Kugeln  verschiedener 
Durchmesser  bilden.  Die  grössere  Dicke  wird 
dem  äusseren  Theile  deshalb  gegeben,  um 
die  sphärische  Abweichung  zu  corrigiren, 
welche  die  Lichtstrahlen  erleiden,  wenn  die- 
selben von  einem  gewöhnlichen  sphärisch 
gekrümmten   Spiegel  reflectirt  werden. 

Diese  Eigenthümlichkeit  der  Construction 
ist  es,  welche  dem  Lichtbüschel  jene  wich- 
tige Concentration  verleiht,  die  man  stets 
beim  Mangin-Hohlspiegel  bemerkt;  und  weil 
die  Herstellung  dieser  Spiegel  einen  müh- 
samen Process  bildet,  so  macht  sie  dieselben 
zu  einem  kostspieligen  Artikel. 

Eben  deshalb  hat  man  versucht,  ein 
gleich  gutes  Resultat  mit  gewöhnlichen  Hohl- 
spiegeln zu  erlangen,  welche  von  englischen 
Fabrikanten  um  beiläufig  ein  Zehntel  der 
Herstellungskosten  des  ManginSpiegels  ge- 
liefert werden.  Einige  dieser  Spiegel  wurden 
auf  Schiffen  installirt,  welche  auch  mit 
Mangin'schen  Hohlspiegeln  versehen  waren, 
um  vergleichende  Versuche  anzustellen;  wir 
haben  jedoch  Grund  zu  glauben,  dass  die 
mit  den  billigen  Spiegeln  erzielten  Resultate 
nicht  befriedigend  waren,  so  dass  man  von 
einer  weiteren  Verwendung  derselben   ab<ah. 

Beim  Mangin-Reflector  wird  die  Lampe, 
welche  die  geneigten  Kohlen  hält,  derart 
placirt.  dass  das  Kraterlicht  vom  Spiegel 
aufgefangen  und  somit  nutzbar  gemacht  wird. 
Alle  Strahlen  werden  somit  reflectirt  und 
nicht  wie  beim  dioptrischen  Spiegel  von 
Wilde  direct  gebrochen.  Ein  gewisser  Ver- 


332 


lust  des  Lichtes  wird  theils  durch  Reflexion, 
theils  durch  die  Lampe  bewirkt,  welche  gegen- 
über dem  Spiegel  einige  von  den  Strahlen 
abschneidet,  so  dass  also  vom  optischen 
Gesichtspunkte  die  directe  Berechnung  als 
ein  vollkommenes  System  angesehen  werden 
kann  ;  aber  die  Construction  der  dioptrischen 
Linsen  macht  dieselben  zum  Bruche  geneigter, 
so  dass  sie  sich  weder  gegen  die  Erschütterung 
durch  das  eigene  Geschützfeuer,  noch  auch 
gegen  die  grosse  Hitze  des  Lichtbogens  ge- 
nügend  widerstandsfähig  erweist. 

Verschiedene  Typen  der  Gramme -Ma- 
schine zur  Beleuchtung  des  Aussenfeides 
wurden  von  den  Herren  Sautter  &  Le- 
monnier  erzeugt  und  eine  grosse  Anzahl 
derselben  ist  auf  Schiffen  verschiedener 
Flotten  installirt  worden.  In  der  Kegel 
wurden  dieselben  direct  von  dreicylindrigen 
Brotherhood  Maschinen  getrieben,  welche  für 
grosse  RotatioDszahlen  höchst  geeignet  und 
sehr  compendiös  sind.  Letzteres  ist  von 
wesentlicher  Wichtigkeit  bei  Kriegsschiffen. 
Auf  manchen  französischen,  hie  und  da  auch 
auf  englischen  Schiffen  wird  dieser  Motor 
zwischen  zwei  Dynamos  gestellt,  welche 
gleichzeitig  betrieben  werden  und  so  zwei 
getrennte  Lichter  hervorbringen,  oder  es 
kann  der  Strom  beider  in  ein  einziges  Licht 
von  doppelter  Stärke  gekuppelt  werden. 

Eine  grössere  Gramme'sche  Dynamo- 
maschine (Typ   jC)   hat  vorzügliche  Resultate 


geliefert.  Die  Stromstärke  derselben  beträgt 
ungefähr  90  Ampferes  mit  einer  elektro- 
motorischen Kraft  von  80  Volts.  Da  sie 
eine  Serienmaschine  ist,  so  ist  sie  nicht  so 
gut  geeignet,  Glühlampen  zu  treiben,  wie 
die  Compound-  oder  Nebenschluss-Dynamo- 
maschinen  und  ist  deshalb,  wenigstens  was 
die  englische  Marine  betrifft,  ausser  Gebrauch 
gesetzt  worden. 

Gewöhnlich  pflegt  man  jetzt  auf  den 
grossen  englischen  Schiffen  drei  Dynamo- 
maschinen zu  installiren,  von  denen  zwei  zur 
vollständigen  Innenbeleuchtung  ausreichen, 
während  die  dritte  zur  Beleuchtung  des 
Aussenfeides   dient. 

Beschränkt  man  die  Innenbeleuchtnng 
auf  jene  Räumlichkeiten,  welche  bei  der 
Action  beleuchtet  sein  müssen,  so  genügt 
hiefiir  eine  Dynamomaschine  und  die  beiden 
anderen  können  Licht  zur  Beleuchtung  des 
Aussenfeides  liefern.  Alle  Dynamomaschinen, 
die  in  letzterer  Zeit  für  die  britische  Marine 
angeschafft  wurden,  sind  in  England  erzeugt 
worden  und  sind  fast  ausnahmslos  mit  Com- 
poundwicklung  versehen. 

Einige  haben  ca.  200  Ampferes  Strom- 
stärke, welche  für  zwei  Lichter  zu  je 
25.000  Kerzen  genügt.  Bis  jetzt  gilt  es  als 
Regel,  das  Licht  nach  der  Kerzeozahl  zu 
beurtheilen,  und  die  oben  angeführte  Zahl 
ist  als  minimale  Lichtstärke  für  die  Aussen- 
feldlichter  aller  grossen  Schiffe  anzusehen. 


Elektrisches    Schweissen    gleicher    und    ungleicher    Metallstäbe.*) 
Von  Dr.  CARL  KLAR  in  Berlii?. 


Viele  Werkzeuge,  als  Meissel  und  Stemm- 
eisen, Metall-  und  Holzbohrer,  Scheeren  etc., 
bei  welchen  der  arbeitende  Theil  aus  ge- 
härtetem Stahl  bestehen  muss,  werden  der 
Einfachheit  halber  ganz  aus  Stahl  hergestellt, 
trotzdem  die  gleichmässige  Härtung  bei 
grösseren  Stücken  schwerer  gelingt,  als  bei 
kleineren.  Und  doch  ist  es  vvünschenswerth, 
den  Stiel  oder  Griff  statt  aus  dem  spröden 
und  theuren  Stahl  aus  einem  zäheren  oder 
billigeren  Stoffe,  Schmiede-  oder  Gusseisen, 
zu  fertigen  ,  dabei  verursacht  aber  die  Ver- 
einigung beider  Theile  manche  Schwierigkeit. 
Das  Löthen  bietet  nicht  immer  genügende 
Festigkeit.  Das  Schweissen  im  Feuer  verdirbt 
leicht  die  Härtung,  indem  die  Erhitzung  zur 
Schweissgluth  trotz  aller  Schutzhüllen  auf 
einen  grösseren  Theil  des  Stahlstückes  fort- 
geleitet wird.  Das  Schweissen  mittelst  des 
elektrischen  Lichtbogens  (nach  Benardos 
und  Olsz  e  wsky^  ist  nur  auf  Platten,  nicht 
auf  stumpf  aneinanderstossende  Stäbe  anwend- 
bar. Da  bietet  nun  das  Schweissverfahren 
von  Elihu  Thomson  in  Lynn,  Amerika, 
die  erwünschte  Aushilfe,  indem  die  Wärme- 
wirkung des  elektrischen  Stromes  in  unmittel- 
barster Weise,  ohne  Beihilfe  des  Lichtbogens, 
zur  oberflächlichen  Schmelzung  verwendet  wird. 

Thomson  hat  zwei  Vorrichtungen  ge- 
baut,  die  kleine,  etwa  80  Kgr.  wiegende,  für 


Drähte  bis  zu  V2  Mm.  Durchmesser  herab, 
die  grössere  für  Stäbe  bis  zu  20  Mm.  Durch- 
messer und  darüber.  Beide  arbeiten  nach  dem 
gleichen  Verfahren,  sind  aber  in  ihrer  An- 
ordnung ziemlich  verschieden. 

Bei  der  kleineren  Vorrichtung  spannt  man 
die  zu  schweissenden  Drähte,  nachdem  die 
Enden  stumpf  glatt  gefeilt,  in  zwei  als 
Schlitten  ausgebildete  Kupferklemmen  mit 
sehr  dicken  Backen.  Die  beiden  Bahnen 
dieser  »Schlitten  stehen  einander  so  gegen- 
über, dass  eine  die  Verlängerung  der  anderen 
bildet,  sie  sind  aber  voneinander  gut  isolirt. 
Eine  gleichfalls  isolirte  schraubenförmige 
Feder  verbindet  die  beiden  Schlittenbacken, 
und  zieht  sie  so  gegeneinander,  dass  die 
eingespannten  Drähte  mit  ihren  ganz  kurz 
vorstehenden  Enden  zusammenstossen;  die 
Spannung  dieser  Feder  kann  durch  Schrauben 
geregelt  werden.  Man  schickt  nun  auf  noch 
zu  beschreibende  Weise  einen  elektrischen 
Strom  durch  die  Bahnen,  Schlitten,  Klemm- 
backen und  DrahtEnden,  öffnet  ihn  nach 
wenigen  Secunden  und  lässt  dann  dem  Draht 
Zeit  zum  Erkalten.  Die  Drähte  sind  nun  fest 
zusammengeschweisst. 

Bei  der  Vorrichtung  für  dickere  Stäbe 
sind  die  Kupferklemmen  an  zwei  parallelen 
Kupferstäben  angebracht,  welche  hinten, 
ähnlich    wie    die   Flügel    einer    Schafscheere, 


*)  Siehe    die  Correspondeiiz    im    vorigen  Hefte  dieser  Zeitschrift, 


durch  einen  rechteckigen  offenen  Kupferring 
verbunden  sind.  Durch  eine  Querscliraube 
kann  man  die  beiden  Kupferstäbe  oder 
Flügel  etwas  auseinander  treiben,  wobei  der 
Ring  sich  aufbiegt.  Dann  spannt  man  die 
beiden  zu  schweissenden  Stäbe  in  die 
Klemmen,  löst  die  Querschraube  und  presst 
die  StabEnden  fest  zusammen.  Nun  schickt 
man  auf  dieselbe  Weise  wie  vorher  einen 
sehr  starken  elektrischen  Strom  durch  Ring, 
Flügel,  Klemmen  und  Stab-Enden,  öffnet  den 
Strom  nach  etwas  längerer  Zeit,  lässt  die 
Stäbe  sich  abkühlen  und  die  Schweissung  ist 
vollzogen. 

Das  Hineinschicken  des  Stromes  erfolgt 
bei  beiden  Vorrichtungen  durch  Induction 
(Erregung).  Wenn  zwei  geschlossene  Draht- 
leitungen auf  einer  Strecke  ihres  Verlaufes 
parallel  nebeneinander  herlaufen  und  in  einer 
derselben  ein  Strom  kreist,  so  zeigt  die 
zweite  Leitung  keine  Spur  von  Strom,  so 
lange  sich  der  erstgenannte  Strom  nicht 
ändert.  Wird  aber  dieser  erste  Strom  stärker, 
so  entsteht  in  der  zweiten  Leitung  ein  ent 
gegengesetzt  gerichteter  Strom;  wird  der 
erste  schwächer,  so  erregt  diese  Abnahme 
in  der  Nebenleitung  einen  gleichgerichteten 
Strom.   Schwankt   also  in   der  ersten  Leitung 


die  Stromstärke  regelmässig  auf  und  ab,  so 
zuckt  in  der  zweiten  Leitung  ein  Strom 
regelmässig  hin  und  her.  Es  ist  also  ein 
Wechselstrom,  der  hier  ,die  Schweissarbeit 
vollzieht.  Man  kann  auch  riogförmige  ge- 
bogene Stäbe  zu  Ringen  verschweissen, 
z.  B.  Bandsägeblätter  an  den  Enden  ver- 
binden ;  denn  wenn  auch  ein  Theil  des 
Stromes  durch  den  Stabkörper  geht,  so 
wählt  doch  der  überwiegende  Theil  den 
kürzeren  Weg  durch  die  aneinander  ge- 
pressten  Enden. 

Da  die  Erweichung  der  Schweissflächen 
sich  nur  auf  geringe  Tiefe  erstreckt,  so  bildet 
sich  in  allen  Fällen  nur  ein  kleiner  Schweiss- 
grat  durch  Herauspressen  des  weichen  Metalls. 
Dies  ist  besonders  wichtig  beim  Zusammen- 
schweissen  von  Röhren,  welches  bisher 
Schwierigkeiten  machte;  die  lichte  Weite  des 
Rohres  wird  dabei  sehr  wenig  verengt.  Die 
Schweissstellen  sollen,  selbst  wenn  man  den 
Schweissgrat  weggefeilt  hat,  fester  zusammen- 
halten, als  andere  Stellen  des  Stabes,  eine 
Erscheinung,  deren  Grund  sich  durch  die 
auch  sonst  übliche  Aetzung  und  mikroskopische 
Untersuchung  eines  Querschnittes  der  Schweis- 
sung erforschen  lassen  dürfte. 

B.  T. 


Telegraphische    Verbindung  der  Inseln    des  Königreiches   Italien. 


^Giornale  militare  per  la  Marina*  vom 
31.  März  1887  veröffentlicht  das  am  15.  April 
1886  vom  Könige  sanctionirte  Gesetz,  welches 
die  zwischen  der  italienischen  Regierung  einer- 
seits und  der  Mailänder  Firma  Pirelli  &  Co. 
andererseits  geschlossene  Convention,  betref- 
fend die  Herstellung,  Legung,  Instandhaltung, 
und  den  Betrieb  mehrerer  unterseeischer 
Telegraphenkabel,  dann  betreffend  den  Bau, 
die  Instandhaltung  und  die  Verwendung  eines 
Kabelschiffes  genehmigt.  Die  genannte  Firma 
ist  diesem  Uebereinkommen  nach  verpflichtet, 
folgende  neue,  die  telegraphische  Verbindung 
zwischen  dem  Festlande  und  den  Inseln  des 
Königreiches  bezweckende  Kabellinien  inner- 
halb eines  Zeitraumes  von  18  Monaten  nach 
der  gesetzlichen  Genehmigung  des  stipulirten 
Vertrages  (wobei  jedoch  die  Zeitperiode  vom 
I.  November  bis  zum  31.  März,  also  die 
Periode  des  schlechten  Wetters,  nicht  mit- 
zählt) herzustellen  und  nach  erfolgter  Fertig- 
stellung auf  die  Dauer  des  Vertrages  instand- 
zuhalten. 

Diese   Linien  sind : 

Neapel — Ustica, 

Ustica — Palermo, 

Mazzara — Pantelleria, 

Lipari — Panarea, 

Panarea — Stromboli, 

Ponza — Ventotene, 

Livorno-Gorgona, 

Elba — Capraia, 

Elba — Pianosa, 

Giglio — Monte   Argentario, 

Ponza — Monte  Circeo, 

Tremiti — Monte  Miletto  und 

Vulcano — Lioari . 


Ausserdem  übernimmt  die  Gesellschaft 
die  Instandhaltung  des  zwischen  Otranto  und 
Valona  bereits  existirenden,  der  italienischen 
Regierung  gehörigen  unterseeischen  Tele- 
graphenkabels, 

Zur  Durchführung  der  hiezu  erforder- 
lichen Arbeiten  ist  die  Firma  Pirelli  &  Co. 
des  Weiteren  verpflichtet,  den  Bau  eines 
Dampfers  von  mindestens  400  T.  Netto- 
gehalt in  Angriff  zu  nehmen  und  denselben 
mit  Maschinen  von  ca.  650  indicirten  Pferde- 
kräften, die  dem  Schiffe  unter  günstigen  Ver- 
hältnissen eine  Fahrtgeschwindigkeit  von 
mindestens  zehn  Knoten  sichern,  und  ausser- 
dem neben  der  vollständigen  Zurüstung  mit 
allen  zur  Kabellegung  erforderlichen  Ma- 
schinen  etc.   zu  versehen. 

Sowohl  die  Herstellung  des  gesammten 
zur  Verwendung  gelangenden  Kabels,  als 
auch  der  Bau  des  Kabelschiffes  rauss  im  In- 
lande  und  mit  inländischem  Materiale  er- 
folgen. Als  Entgelt  für  diese  Leistungen 
verpflichtet  sich  die  italienische  Regierung 
—  vorausgesetzt,  dass  Pirelli  &  Co.  alle 
in  dem  bezüglichen  Contracte  ausführlich 
angeführten  Pflichten  erfüllen,  wofür  sie 
übrigens  auch  mit  Caution  haften  —  dieser 
Firma  durch  20  Jahre  (der  Dauer  des  Ver- 
trages) eine  jährliche  Summe  von  Lire  237.144 
auszubezahlen. 

Der  Betrieb  sämmtlicher  Kabellinien  wird 
von  der  Regierung  übernommen,  welcher 
auch  die  Anschaflung  und  Aufstellung  aller 
zum  regelrechten  Betriebe  nothwendigen 
telegraphischen  Apparate  obliegt.  Ebenso  ist 
dieselbe  gehalten,  die  terrestrische  Verbin- 
dung  der  unterseeischen   Linien  mit  den   zu- 


334 


nächst  liegenden  Telegiaphenstationen  auf 
eigene  Kosten  zu  bewirken. 

Das  Kabelschiff  wird  nach  seiner  Voll- 
endung und  nach  fertiger  Ausrüstung 
von  der  königlich  italienischen  Marinever- 
waltung übernommen,  welche  dasselbe  zu 
bemannen  und  für  dessen  fernere  Instand- 
haltung in  gleicher  Weise  wie  dies  für  die 
eigenen  Schiffe  vorgeschrieben,  Sorge  zu 
tragen  hat. 

Der  Firma  Pirelli  &  Co.  obliegt  in 
der  Folge  nur  die  Verpflichtung  zur  even- 
tuellen totalen  oder  partiellen  Nachschaffung, 
respective  Auswechslung  der  für  die  Kabel- 
legung    dienenden  Maschinen   und  Apparate. 

Die  italienische  Regierung  ist  ermächtigt, 
über  das  Kabelschiff  nach  Belieben  zu  ver- 
fügen,    doch    muss    dasselbe    auf   jeweiliges 


Verlangen  der  contrahirenden  Firma  über- 
lassen werden,  wenn  sie  Arbeiten,  welche 
sich  auf  die  contractlichea  Verpflichtungen 
beziehen,  vorzunehmen  hat.  Während  der 
Indieuststellung  des  Dampfers  wird  derselbe 
gänzlich,  einschliesslich  Brenn-  und  Schmier- 
materiale  für  die  Maschinen  etc.,  von  der 
Regierung  erhalten ;  nur  die  Kosten  der 
Verpflegung  des  speciell  für  die  Kabel- 
arbeiten erforderlichen  technischen  Civil- 
personals  während  der  Einschiffung  hat  die 
Firma  Pirelli  &  Co.  der  Regierung  zu 
ersetzen. 

Nach  Ablauf  des  Vertrages  gehen  sämmt- 
liche  telegraphische  Kabellinien  sowohl,  als 
das  Kabelschiff  sammt  und  sonders  und  ohne 
jede  weitere  wie  immer  Namen  habende 
Entschädigung  in  den  Besitz  des  Staates  über. 


Der    Suezcanal    und    die    elektrische  Beleuchtung. 


Um  die  Dauer  des  Aufenthaltes  im 
Suezcanale  für  solche  Schiffe,  welche  grosse 
Eile  haben ,  möglichst  abzukürzen ,  hatte 
bekanntlich  die  Suezcanalgesellschaft  be- 
schlossen, mit  Packetbooten  und  Kriegsfahr- 
zeugen, welche  mit  elektrischen  Leucht- 
apparaten von  hinlänglicher  Tragweite  ver- 
sehen sind,  nächtliche  Fahrversuche  zu 
machen,  und  wurden,  um  die  Schifffahrt  bei 
Nacht  zu  erleichtern,  die  entsprechenden 
Vorkehrungen  bezüglich  der  Bezeichnung 
des  Fahrwassers  und  der  die  Richtung  an- 
gebenden Feuer  getroffen.  Die  erste  ver- 
suchsweise Fahrt  dieser  Art  hat  der  Dampfer 
jCarthage«  der  Peninsular  and  Oriental 
Company  am  24.  Mai  1886,  und  zwar  mit 
vollständigem  Erfolge,  durchgeführt.  Dieses 
Packetboot,  eines  der  grössten  Schiffe,  welche 
den  Canal  passiren  (es  misst  5077'68  T., 
ist  430" I  englische  Fuss  (131  Mtr.)  lang  und 
44'4  englische  Fuss  (i3'53  Mtr.)  breit),  hat 
die  Strecke  von  einem  Meere  zum  anderen 
in  17  Stunden  50  Minuten  ohne  irgend- 
einen Aufenthalt  zurückgelegt.  Vierzehn  Tage 
später  transitirte  der  Dampfer  „Brindisi*  der 
nämlichen  Gesellschaft  ebenfalls  bei  Nacht 
mit  demselben  elektrischen  Leuchtapparate, 
den  der  ^Carthage*  benützt  und  in  Suez 
gelassen  hatte ;  er  bewerkstelligte  die  Durch- 
fahrt in  18  Stunden  19  Minuten.  In  Anbe- 
tracht eines  derartigen  Ergebnisses  lässt  die 
Peninsular  and  Oriental  Company 
bereits  alle  ihre  von  Europa  kommenden 
Packetboote  den  Canal  bei  Nacht  passiren 
und  trifft  Vorkehiungen,  damit  auch  die- 
jenigen Schiffe,  die  vom  äussersten  Osten 
kommen,  die  Canalfahrt  zur  Nachtzeit  machen 
können.  Die  Gesellschaft  der  Me  ssage  r  ies 
Maritimes  hat  desgleichen  Sorge  dafür 
getragen,  alle  ihre  den  Canal  passirenden 
Fahrzeuge  mit  elektrischen  Leuchtapparaten 
auszurüsten,  und  es  ist  wahrscheinlich,  dass 
noch  andere  Gesellschaften  diesem  Beispiele 
folgen  und  die  Ermächtigung  nachsuchen 
werden,  ihre  Schiffe  bei  Nacht  durch  den 
Canal  dirigiren  zu  dürfen.  Ursprünglich  wurde 
die    nächtliche    Durchfahrt,     und     zwar  Ver- 


suchsweise, blos  zwischen  Port-Said  und  dem 
Kilometer  54  gestattet;  nachdem  aber  die 
unternommenen  Versuchsfahrten  so  günstige 
Resultate  ergeben  hatten,  säumte  die  Canal- 
gesellschaft  nicht,  die  nächtliche  Fahrt  vor- 
erst zwischen  diesem  letzteren  Punkte  und 
dem  südlichen  Leuchtihurme  der  Bitterseen 
zu  organisiren.  Gleichzeitig  fasste  man  die 
Ausdehnung  dieser  Strecke  bis  zum  Kilo- 
meter 133  in's  Auge;  dies  wird  jedoch  erst 
statthaft  erscheinen,  wenn  eine  in  den  Bitter- 
seen befindliche  Felsenbank  beseitigt  ist, 
die  für  Schiffe,  welche  diese  Stelle  bei  Nacht 
passiren,  gefährlich  werden  könnte.  DieCanal- 
gesellschaft  hat  auch  thatsächlich  bereits  die 
Wegräumung  dieses  Schifffahrtshindernisses 
in  Angriff  genommen,  und  hoffte  man  diese 
Arbeit  noch  vor  Beginn  des  Jahres  1887 
zu  Stande  zu  bringen.  Ist  einmal  die  Felsen- 
bank gänzlich  verschwunden,  dann  wird  die 
zwischen  dem  südlichen  Leuchtthurme  und 
dem  Kilometer  133  befindliche  Strecke  des 
Canals  durchaus  eine  Breite  des  Wasser- 
spiegels von  40  Mtr.  zeigen.  Uebrigens 
bleibt  erst  noch  zu  ermitteln,  ob  nicht 
zwischen  diesem  letzteren  Punkte  und  Suez, 
also  in  einer  Länge  von  27  Km,,  die  Schiff- 
fahrt zur  Nachtzeit  durch  die  daselbst  zu- 
weilen sehr  heftige  Strömung  erschwert 
wird.  Die  Gesellschaft  hat  diesfalls  nächt- 
liche Versuchsfahrten  mit  Materialschiffen 
(Porteurs),  welclie  elektrische  Leucht- 
apparate an  Bord  haben,  eingeleitet,  und 
zweifelte  man  nicht,  dass  unter  Beobachtung 
aller  möglichen  Vorsichten  die  Packetboote 
die  erwähnte  Strecke  bei  Nacht  ohne  be- 
sondere Schwierigkeiten  werden  passiren 
können.  Um  dieses  Resultat  zu  erzielen,  wird 
sich  die  Canalgesellschaft  eine  neue  Auslage 
von  ungefähr  Frcs.  Ooo.ooo  auflasten  müssen, 
sie  wird  aber  damit  der  Schifffahrt  einen 
grossen  Dienst  erwiesen  haben,  indem  sie 
für  Schiffe,  welche  Reisende,  Depeschen  und 
Eilgüter  an  Bord  führen,  die  Dauer  des 
Aufenthaltes  im  Canale  in  sehr  vortheilhafter 
Weise  abkürzt. 


335 


Naturforscher-Versammlung  1887. 


Für  die  wissenschaftliche  Ausstellung, 
welche  mit  der  sechzigsten  Versammlung 
deutscher  Naturforscher  und  Aerzte  verbun- 
den werden  soll,  ist  jetzt  das  Programm  fest- 
gestellt. Dieselbe  wird  vom  15.  bis  24.  Sep- 
tember dauern  und  ebenso  wie  ihre  Vor- 
gängerin in  Berlin  ein  Gesammtbild  des 
Besten  und  Bedeutendsten  geben,  was 
die  Technik  in  den  letzten  Jahren  der  natur- 
wissenschaftlichen Forschung,  dem  natur- 
wissenschaftlichen Unterricht,  der  Hygiene 
und  Heilkunde  zur  Verfügung  gestellt  hat. 
Es  sollen  also  neben  Apparaten  und  Instru- 
menten, welche  seit  der  letzten  Versammlung 
erfunden  oder  verbessert  wurden,  womöglich 
auch  noch  die  bedeutenderen  der  in 
Berlin  ausgestellten  oder  zufällig  da  nicht 
vertretenen  neueren  Apparate,  Instrumente 
und  Präparate  Platz  darin  finden.  Dadurch 
soll  auch  denjenigen  Aerzten  und  Natur- 
forschern, welche  in  Berlin  nicht  zugegen 
waren,  oder  denen  die  übrigen  Sehens- 
würdigkeiten und  Zerstreuungen  der  Reichs- 
hauptstadt, verbunden  mit  den  bedeutenden 
Entfernungen,  nach  der  Arbeit  in  den 
Sectionen  zuwenig  Zeit  zur  eingehenden 
Besichtigung  der  Ausstellung  Hessen,  Ge- 
legenheit    geboten     werden,      die     neuesten 


Fortschritte  der  Technik  auf  ihren  Gebieten 
überschauen  und  prüfen  zu   können. 

Ausserdem  wird  ein  Lesesaal  und  ein 
Literatursaal  eingerichtet  werden.  In  ersterem 
sollen  die  laufenden  Fachschriften,  Ar- 
chive etc.  aufgelegt  werden,  in  letzterem, 
strenge  nach  Fächern  geordnet, 
die  bedeutenderen  der  in  den  letzten  paar 
Jahren  erschienenen  naturwissenschaftlichen 
und  medicinischen  Werke,  so  dass  jedem 
Forscher  eine  leichte  Uebersicht  und  Auswahl 
der  neueren  in  seinem  Fache  erschienenen 
Literatur  ermöglicht    wird. 

Es  wird  keine  Platzmiethe  oder  sonstige 
Beisteuer  von  den  Ausstellern  erhoben  und 
für  gute  Aufstellung,  Verwahrung  und  Vor- 
zeigung, sowie  Rückverpackung  der  aus- 
gestellten Gegenstände  nach  Kräften  gesorgt 
werden,  auch  werden  dieselben  auf  Kosten 
des   Comites    gegen   Feuersgefahr    versichert 

Anmeldungen  werden  vor  dem  30.  Juli 
an  das  Ausstellungs-Comite,  44  Frankfurter- 
strasse, Wiesbaden,  erbeten,  wo  auch  die 
Anmeldebläiter  zur  Verfügung  stehen.  Die 
Ausstellungsgegenstände  selbst  können  vom 
15.  August  an  bis  zum  5.  September  ein- 
geliefert werden. 


Die    elektromotorische    Gegenkraft  des   Lichtbogens. 

Von  CHARLES  R.  GROSS  und  Wm.  E.  SHEPARD.*) 


Der  Strom  einer  Brush-Dynamomaschine 
wurde  durch  zwei  vertical  übereinander  be- 
findliche Kohlenspitzen  geleitet,  deren  obere 
durch  eine  Mikrometerschraube  verschiebbar 
war.  Die  Stromstärke  wurde  durch  Ampere- 
meter gemessen,  die  Spannungsdifferenz  an 
den  Kohlen  durch  ein  Voltmeter,  welches 
mit  Messinghülsen  verbunden  war,  die  mög- 
lichst nahe  an  den  Enden  die  Kohlen  um- 
gaben. Durch  einen  Commutator  konnte 
gleichzeitig  die  Verbindung  mit  beiden  Mess- 
instrumenten  umgekehrt  werden.  Der  Quotient 
aus  der  Potentialdifferenz  durch  die  Strom- 
stärke gab  den  entsprechenden  Widerstand 
des  Bogens.  Die  Kohlen  waren  flach  gefeilt 
und  die  Messung  wurde  schnell  vor  einer 
wesentlichen  Veränderung  derselben  vorge- 
nommen. Nach  der  Erzeugung  kurzer  Licht- 
bogen wurden  die  Kohlen  zur  Fixirung  des 
Nullpunktes  der  Entfernung  schnell  aneinander 
geschoben  uud  wieder  getrennt.  Bei  längeren 
Bögen  wurden  die  Kohlen  vor  dem  Versuch 
in  Contact  gebracht  und  dann  getrennt,  dabei 
aber  ihre  Ausdehnung  durch  die  Wärme  ge- 
schätzt. Beim  Ausschalten  des  Bogens  wurde 
die  Dynamomaschine  durch  einen  annähernd 
gleichen  Widerstand  geschlossen.  Zuerst  war 
die  obere  Kohlenspitze  positiv.  Dabei  er- 
gaben sich  verschiedene  Resultate,  je  nach- 
dem der  Bogen  zischte,  I,  oder  bei  Verlän- 
gerung ruhig  wurde  II.  Der  Widerstand  wuchs 
mit  der  Länge  erst  schnell  nach  dem  Gesetz 
einer  geraden  Linie,  dann,  wenn  das  Zischen 


aufhörte,  nach  demselben  Gesetz,  aber  lang- 
samer. Ist  J  die  Stromstärke  in  Ampferes, 
r  der  Widerstand,  /  die  Länge  des  Bogens, 
so  entsprach  r  der  Formel  a  -[-  b  l.  Nimmt 
man  an,  a  .  J  entspräche  einer  elektromotori- 
schen Kraft  £,  so  ergeben  sich  die  folgenden 
Werthe  : 

I. 
Ja  b  E 

3-27  470  4-90  15-37 

5-03  3-14  2-53  15-79 

7-00  2-10  1-55  1470 

10-03  146  079  I4"t)4 

II. 
J  a  b  E 

5-04  7-97  0-515  40-16 

7-00  5-73  0-261  40-11 

7-92  5-00  0-256  39-60 

10-04  373  0-198  37'4S 
Die  supponirte  elektromotorische  Gegen- 
kraft ist  also  für  den  ruhigen  Bogen  etwa 
39,  für  den  zischenden  nur  15  Volts.  Mit 
wachsender  Stromstärke  nimmt  sie  ein  wenig 
ab.  Der  Widerstand  b  l  nimmt  erst  schneller, 
dann  langsamer  damit  ab.  Der  Sprung  von 
der  höheren  zur  niederen  elektromotorischen 
Kraft  ist  plötzlich  bei  grösserer  Entfernung 
der  Kohlen  und  abnehmendem  relativen 
Widerstand  bei  stärkerem  Strom  (wie  schon 
White   gefunden). 

Für  verschiedene  Stromstärken  treffen 
sich  die  den  Widerstand  des  zischenden 
Bogens    darstellenden    Linien     nahe  in   dem- 


*)  Siehe  Seite  320. 


336 


selben  auf  der  negativen  Seite  der  Abscissen- 
achse  liegenden  Punkt. 

War  die  obere  Kohlenspitze  negativ,  so 
bestanden  ebenfalls  die  den  Widerstand  des 
Lichtbogens  bezeichnenden  Curven  aus  zwei 
geraden  Linien,  wie  im  vorigen  Fall;  die 
elektromotorischen  Kräfte  waren  etwa  14.07 
und  39*41,  so  dass  für  den  zischenden  Bogen 
dieselbe  entschieden  kleiner  ist  ;  ebenso  der 
Widerstand  bl.  Die  höhere  elektromotorische 
Kraft  tritt  bei  einer  etwas  grösseren  Länge 
des  Bogens  ein. 

Lichtbogen  zwischen  Kohlen,  welche 
mit  Borax,  schwefelsaurem  Kali  oder  Natron 
getränkt  waren,  hatten  bei  etwa  .7=  5,  die 
Widerstände  r  =  i  25  -[-  0-290/;  2'20  -\- 
0-418/;  177  -j-  0-223  ^\  die  elektromotori- 
schen Gegenkräfte  betrugen  6-38;  loSö; 
9-03  Volts,  was  wohl  von  der  Temperatur- 
Erniedrigung  herrührt. 

Wurde  die  obere  positive  Elektrode 
stärker  erhitzt,  indem  sie  mit  einem  Cylinder 
von  feuerfestem  Thon  umgeben  war,  während 
an  der  negativen  eine  horizontale  breite 
Messingplatte  zur  Verminderung  des  Luftzuges 
befestigt  war,  so  war  für  etwa  .7  =  5  für 
den  zischenden  Bogen  r  =  3-02 -}- i-io    (bis 


0-97)  /  und  ^=21-1  Volts,  für  den  ruhigen 
r  =z  6-70  -\~  016  (bis  0-09)  /  und  E  =  46-9 
Volts.  BeiAbkühluDgder  oberen  positiven  Kohle 
durch  eine  ihn  umgebende  IVIessingröhre, 
durch  welche  Wasser  floss,  war  bei  den 
Stromstärken  8  und  7,  bezw.  r  =  0*70  -}- 
1-82  /  und  JS=  5-6,  sowie  r  i=  1-67  -^  l.ll  l 
und  11-7.  Die  Werthe  £  liegen  also  bedeu- 
tend unter  denen  für  den  zischenden  Bogen  ; 
der  Widerstand  r  ist  für  die  grössere  Strom- 
stärke kleiner,  die  elektromotorische  Kraft 
ebenfalls. 

Wahrscheinlich  beruhen  die  Erschei- 
nungen bei  negativer  oberer  Spitze  ebenfalls 
auf  derartigen  ungleichen  Erwärmungen,  da 
dann  die  untere  positive  Spitze  etwas  kälter 
wird. 

Bei  vermindertem  Druck  (4"  Queck 
silber)   war   für  zischende  Bögen  : 

J  =  5        r  =  3-20  -(-  1-09  /  iJ  =  1-650 
7-95  2-00-1-0-57/  15-90 

986  1-70 -[-038/  16-76 

Der  Widerstand   />/  nimmt  also  ab,   die 

elektromotorische  Kraft  £  ist  dagegen  sogar 

etwas   grösser,   als  bei  gewöhnlichem  Druck. 

(^Beiblätter  zu  den  Annalen  der  Physik 

und  Chemie.*) 


Ueber  unipolare  Induction. 

Von  FR,  EXNER  und  P.  CZERMAK. 


Lässt  man  um  einen  cylindrischen 
Magnet  einen  coaxialen  Mantel  rotiren,  so 
entsteht  zwischen  zwei  nicht  in  der  Aequa- 
torialebene  des  Magnets  oder  nicht  sym- 
metrisch, zu  derselben  gelegenen  Punkten  des- 
selben, z.  B.  zwei  derartigen,  auf  einer  der 
Magnetachse  parallelen  Linie  des  Mantels 
gelegenen  Punkten  eine  Potentialdifferenz, 
welche  bei  Ableitung  beider  Punkte  zum  Gal- 
vanometer in  der  ruhenden  Ableitung  einen 
Strom  erzeugt.  Nach  Edlund  (Abh.  d. 
Akad.  in  Stockholm  16,  Nr.  i  und  Ann. 
de  Chim.  et  de  Phys.  [5]  16,  pag.  49,  1879) 
soll  die  Rotation  des  Mantels  allein,  ohne 
Rücksicht  auf  die  relative  Lageänderung  des- 
selben gegen  den  Magnet  diese  Kraft  be- 
dingen, weshalb  es  auch  gleichgiltig  wäre, 
ob  der  Magnet  mitrotirte  oder  nicht.  Nach 
der  üblichen  Ansicht  ist  die  Lageänderung 
des  Mante;ls  gegen  den  Magnet  wirksam ; 
rotirt  Letzterer  mit,  so  findet  die  Induction 
in  der  ruhenden,  das  Galvanometer  ent- 
haltenden Leitung  statt.  Dasselbe  gilt  bei 
directer  Anlegung  der  Ableitung  vom  roti- 
renden  Magnet. 

Als  Experimentum  crucis  wird  von  den 
Verfassern  ein  Versuch  gemacht,  wo  die 
an  den  Magnet  angelegte  Leitung  mit  dem- 
selben gleich  schnell  rotirt.  Nach  Edlund 
müsste  in  letzterer  wieder  ein  Strom  ent- 
stehen nach  der  gewöhnlichen  Theorie  nicht, 
da  dann  bei  der  Rotation  keine  Kraftlinien 
vom   Magnet  geschnitten   werden. 

Der  Versuch  wurde  in  folgender  Weise 
angestellt :  Ein  gerader  Elektromagnet,  in 
welchen  am  einen  Ende  coaxial  ein  Messing- 
stab geschraubt    war,    wurde    mit    letzterem 


zwischen  zwei  Spitzen  in  Rotation  um  seine 
Achse  versetzt ;  die  Zuleitung  des  Stromes 
einer  Gramme  -  Maschine  geschah  durch 
Schleiffedern ;  der  Magnet  war  nur  zur 
Hälfte  von  cjer  Magnetisirungsspirale  bedeckt . 
Ueber  die  freie  Röhre  war  eine  Messing- 
röhre geschoben,  welche  entweder  mit  dem 
Magnet  rotiren  oder  festgehalten  werden 
konnte.  An  dem  der  Mitte  des  Magnets 
gegenüberliegenden  Ende  der  Röhre  waren 
Federn  befestigt,  welche  an  einem  auf  den 
Eisenkern  aufgeschobenen  dicken  Messing- 
ringe schleiften,  wodurch  Thermoströme  ver- 
mieden waren.  Zwischen  dem  Magnetstab 
am  freien  Ende  des  Magnets  und  den 
Mantel  wurde  ein  aus  zwei  concentrischen 
Glasröhren  gebildetes  Silbervoliameter  mit 
zwei  coaxialen,  cylindrischen,  möglichst  nahe 
aneinander  gebrachten  Silberelektroden  ein- 
gesetzt. Von  denselben  gehen  Federn  aus, 
welche  an  zweien,  auf  dem  Messingstab  auf- 
geschobenen Messingscheiben  schleifen,  deren 
eine  isolirt  ist.  Auf  derselben  schleift  auch 
eine  vom   Mantel  ausgehende  Feder. 

Zuerst  wurde  an  einem  Galvanometer 
untersucht,  ob  die  Silberplatten  für  sich 
keinen  Strom  gaben.  Wurde  darauf  der 
Mantel  fixirt  und  der  Elektromagnet  in  Ro- 
tation versetzt,  und  wurden  darauf  nach  1/4  Min. 
die  Silberplatten  mit  dem  Galvanometer  ver- 
bunden, .so  erhielt  man  einen  bedeutenden 
ersten  Ausschlag.  Rotirte  Mantel  und  Elek- 
tromagnet gleichzeitig,  so  wurde  bei  gleichen 
Verfahren  nie  eine  Polarisation  mit  Sicher- 
heit beobachtet.  Rotirte  der  Mantel  sammt 
Voltameter  allein,  wie  vorher  der  Magnet, 
in   entgegengesetzter  Richtung,  war   aber   der 


337 


Magnet  in  Ruhe,  so  erhielt  man  einen  gleich 
starken  und  gleichgerichteten  Ausschlag,  wie 
beim  ersten  Versuch.  Die  elektromotorische 
Kraft  der  im  festen  Leiter  durch  den  ro- 
tirenden  Magnet  inducirten  Induclion  betrug 
etwa  ViriO  Volt,  der  Widerstand  des  Volta- 
meters  3  Ohm,  so  dass  die  Stromstärke  fast 
O'oo3  Amp.  betrug,  wodurch  in  einer  halben 
Stunde  6  Milligr.  Silber  abgeschieden  worden 
waren . 

Das  dessenungeachtet  negative  Resultat 
des  mittleren  Versuches,  spricht  gegen  die 
Theorie  Edlund's,  und  alle  drei  Versuche 
sprechen  für  die  gewöhnliche  F  ar  a  d  a  y'sche 
Theorie. 

Da  bei  Verbindung  der  Silberplatten  mit 
dem  Galvanometer  der  Apparat  noch  rotirte, 
hätte  man  annehmen  können,  dass  die 
Ablenkung  einem  Inductionsstrome  in  der 
zwischen  den  freilich  sehr  nahe  aneinander 
liegenden  Messingringen  befindlichen  Leitung 
zuzuschreiben  wäre.  Directe  Versuche  beim 
Ableiten  des  ganzen  Inductionsstromes  bei 
tixirtem  Mantel  und  nur  zwischen  den 
Messingringen,  zeigten,  dass  derselbe  im 
letzteren  Fall  nur  V215  '^^n  dem  im  ersten 
Fall  war,   also  nicht  störend  einwirkte. 

Auch  sonst  wenden  sich  die  Verfasser 
gegen  die  Beweiskraft  der  Versuche  von 
E  dl  und.  Letzterer  will  das  Mitrotiren  der 
Kraftlinien  mit  einem  Magnet  dadurch 
widerlegen,  dass  eine  Magnetnadel  in  der 
Nähe  des  rotirenden  Magnets  ihre  Stelle 
nicht   ändert.  Da  aber  der  Magnet  um   seine 


Rotationsachse  völlig  symmetrisch  ist,  und  so 
auch  die  Kraftlinien,  so  ist  zur  Ablenkung 
der  Nadel  kein  Grund  vorhanden.  Ebensowenig 
ist  ein  aus  der  mechanisch,en  Wärmetheorie 
abgeleitete  Einwand  Edlund's  stichhaltig. 
Er  meint,  wenn  der  Mantel  um  den  ruhen- 
den Magnet  rotirt  und  in  der  an  ersteren 
angelegten  festen  Leitung  ein  Strom  ent- 
steht, so  ist  zur  Erzeugung  desselben  bei 
der  Drehung  des  Mantels  eine  Arbeit  er- 
forderlich. Würde  der  Magnet  mitrotiren, 
so  müsste,  wenn  dadurch  die  Indnction  be- 
einflusst  würde,  die  Intensität  des  Inductions- 
stromes geändert  werden  und  eine  der  Ro- 
tation des  Magnets  entsprechende  Arbeit  ge- 
leistet werden.  Indess  würde  die  Intensität 
des  Stromes  nicht  geändert,  also  würde  auch 
bei  der  Rotation  des  Magnets  keine  Arbeit 
geleistet,  was  mit  Faraday's  Theorie  nicht 
vereinbar  wäre.  Dies  ist  falsch,  denn  hat 
der  Magnet  die  Rotationsgeschwindigkeit  z/i, 
der  Mantel  die  Geschwindigkeit  v.i^  so  ist 
bei  gleichzeitiger  Rotation  beider  die  im 
Mantel  erregte  elektromotorische  Kraft  pro- 
portional v^ — «2?  ^i^  i'ri  ruhenden  Leiter 
erzeugte  proportional  Vi  und  in  entgegen- 
gesetzter Richtung.  Die  gesammte  im  Kreise 
inducirte  Kraft  ist  also  stets  proportional 
{v^  —  «2)  —  ^1'  '^^  h.  nur  proportional  v^  ; 
d.  h.  proportional  der  Rotationsgeschwindig- 
keit des  Mantels  ;  der  Magnet  leistet  in  der 
That  keine  Arbeit. 
(^Beiblätter  zu  den  Annalen  der  Physik 
und  Chemie*.) 


KLEINE   NACHRICHTEN. 


Elektrische  Beleuchtung  des  Thurm- 
schiffes  Kronprinzessin  Stephanie.  So- 
wohl die^Aussenfeld-,  wie  die  Innenbeleuch- 
tung des  Schiffes  wird  durch  entsprechende 
Gramme'sche  und  Edison'sche  Dynamo- 
maschinen besorgt.  Erstere  liefern  zwei 
Bogenlichter  von  je  20.000  Kerzen  Licht- 
stärke mit  der  Möglichkeit  der  Vereinigung 
in  eine  Lichtquelle  von  40.000  Kerzen 
Leuchtkraft.  Eine  andere  Gramm  e'sche 
Dynamomaschine  speist  ein  Bogenlicht  von 
3000  Kerzen  Stärke  und  ist  transportabel. 
Die  Innenbordbeleuchtung  aller  Schiffsräume 
geschieht  durch  150  Stück  Glühlichter  von 
8 — 16  Kerzen  Stärke.  Endlich  erfolgt  auch 
die  wichtige  Nachtsignalisirung  durch  das 
bewährte  und  sinnreich  geplante  System  des 
k.  k.  Linienschiffsfähnrich  Seilner  auf  elek- 
trischem Wege.  Aehnliche  Einrichtung  hat 
das  Thurmschiff  ^Kronprinz   Rudolf. 


Die  Erben  des  Carl-Theaters  in 
Wien  stehen  wegen  Einführung  der  elektri- 
schen Beleuchtung  in  Unterhandluns. 


Das  Journal  ,>Figaro*  beleuchtet  seine 
Räumlichkeiten  mit  400  Glühlampen ;  die 
Installation  hat  Popp,  ein  Oesterreicher  ge- 
macht. Popp  ist  als  Verbreiter  pneumatischer 
Uhren  und  als  Propagator  der  Kraftüber- 
tragung mittelst    comprimirter    Luft  bekannt. 


Elektrische  Beleuchtung  des  Berliner 
Opernhauses.  Unmittelbar  nach  dem  Schluss 
der  Berliner  königl.  Theater  werden,  wie 
wir  erfahren,  unter  Leitung  des  Maschinerie- 
Ober-Inspectors  Herrn  Brandt  im  Opem- 
hause  die  zur  Einführung  des  elektrischen 
Lichtes  erforderlichen  Arbeiten  beginnen.  Die 
General-Intendanz  hat  mit  der  Edison- Gesell- 
schaft einen  Vertrag  abgeschlossen,  laut 
welchem  sich  die  letztere  verpfliehtet,  das 
königl.  Opernhaus  nach  den  Angaben  des 
Herrn  Brandt  mit  elektrischem  Lichte  zu 
versorgen.  Die  Ankleideräume  der  Künstler 
sowie  der  Concertsaal  sind  bereits  mit  elek- 
trischem Lichte  versehen  ;  nunmehr  sollen 
auch  der  Zuschauerraum,  die  Corridore,  sowie 
die  Bühne  elektrisch  beleuchtet  werden.  Die 
betheiligten  Kreise  versprechen  sich  durch 
die  Einführung  des  elektrischen  Lichtes, 
namentlich  für  die  Beleuchtung  auf  der  Bühne, 
eine  grosse  Wirkung ;  es  sollen  die  besten 
und  nach  den  neuesten  Forschungen  ver- 
fertigten Regulatoren  aufgestellt  werden, 
welche  jede  Abstufung  der  Beleuchtung  vom 
hellsten  Sonnenlichte  bis  zur  tiefsten  Dunkel- 
heit blitzschnell  ermöglichen.  Die  architek- 
tonischen Beleuchtungskörper  im  Zuschauer- 
raum werden  bleiben  und  nur  mit  Glühlampen, 
welche  von  bunten  Kuppeln  umhüllt  sind, 
versehen  werden  ;  die  Corridore  werden  durch 
^Lustres*,    welche    neu    angefertigt    werden, 

22 


338 


erhellt.  Um  die  kühle  Temperatur,  welche 
die  Einführung  des  elektrischen  Lichtes, 
namentlich  für  die  Bühnenräume  zur  Folge 
hat,  abzuschwächen,  wird  Dampfheizung  ein- 
geführt werden ;  dieselbe  dürfte  auch  ,  in 
bühnentechnischer  Hinsicht  grosse  Vortheüe 
aufweisen  und  soll  namentlich  für  die  Er- 
zeugung von  Rauch  und  Dämpfen  verwandt 
werden.  Die  für  die  Einführung;  des  ektrischen 
Lichtes  nothwendigen  Arbeiten  werden  aller 
Voraussicht  nach  noch  vor  Ablauf  der  Ferien 
beendet  sein.  »Tg.    Rdsch.* 

Elektrische  Beleuchtung  des  Berliner 
Residenztheaters.  Die  Besitzerin  des  Berliner 
Residenztheaters,  Fr.  v.  Zedlitz,  hat  mit 
der  Edison-Gesellschaft  einen  Vertrag  wegen 
sofortiger  Einführung  und  Erleuchtung  des 
genannten  Theaters  mit  elektrischem  Licht 
zum  Beginne  der  nächsten  Spielzeit  abge- 
schlossen.    ^El.  Anz.* 

Die  Wasserkraft  der  Berliner  Pampf- 
mühlen  soll,  wie  die  »Deutsche  Chem.-Ztg.* 
hört,  nicht  länger  unbenutzt  bleiben.  Man 
trägt  sich  vielmehr  mit  dem  Project,  diese 
Wasserkraft  zu  dem  Betrieb  der  elektrischen 
Strassenbeleuchtung  etc.  Berlins  zu  benützen. 
Die  angestellten  Berechnungen  sollen  ergeben 
haben,  dass  die  Wasserkräfte  der  Spree  an 
den  Dammmühlen  sich  leicht  derart  verstärken 
lassen,  dass  durch  sie  der  Betrieb  eigener 
städtischer  Elektricitätswerke  in  grösstem 
Maassstabe  erfolgen  kann.  Mit  diesem  Project 
wird  die  Ablehnung  der  Magistratsvorlage, 
die  Uebergabe  der  elektrischen  Beleuchtung 
der  Linden-  und  der  Kaiser  Wilhelmstrasse 
an  die  bestehende  Gesellschaft  durch  die 
Stadtverordnetenversammlung  betreffend,  in 
Zusammenhang  gebracht.  »El.  Anz.« 


Zur  Frage  der  elektrischen  Beleuch- 
tung Berlins.  Von  den  Stadtv.  B  r  o  e  ni  e  1, 
Dr.  Hermes,  Spinola,  Namslau  und 
Sohn  ist  zur  Frage  der  elektrischen  Beleuch- 
tung Berlins  folgender  Antrag  eingebracht 
worden :  Die  Stadtverordnetenversammlung 
wolle  den  Magistrat  ersuchen:  l.  die  Actien- 
gesellschaft  Städtische  Elektricitätswerke  zur 
Herstellung  der  in  den  Verträgen  vom  6.  bis 
19.  Februar  1884  und  4.  December  1884, 
resp.  3.  Jänner  1885  vorgesehenen  Anlagen 
in  vollem  Umfange  binnen  angemessener 
Frist  zu  veranlassen ;  2.  von  der  besagten 
Actiengesellschaft  die  elektrische  Beleuchtung 
des  östlichen  Theiles  der  Strasse  ^Unter  den 
Linden*  von  der  Friedrichstrasse  ab,  der 
Fortsetzung  derselben  bis  zur  Kaiser  Wilhelm- 
Strassen-Brücke,  dieser  Brücke  und  der  Kaiser 
Wilhelm-Strasse  bis  zur  Spandauerstrasse  auf 
Grund  des  §.  6  des  Vertrages  vom  6,  bis 
9.  Februar  1884  zu  verlangen,  sowie  die 
nothwendigen  näheren  Bestimmungen  hierüber 
thnnlichst  unter  Ausdehnung  der  Beleuchtung 
auf  den  übrigen  Theil  der  Strasse  , Unter 
den  Linden'  einschliesslich  des  Pariser 
Platzes  möglichst  bald  mit  der  genannten 
Gesellschaft  zu  vereinbaren  und  der  Ver- 
sammlung vorzulegen.  ,El.  Anz.* 


Deutsche  Edison-Gesellschaft,  In  der 
Aufsichtsraths-Sitzung  der  Deutschen  Edison- 
Gesellschaft,  welche  am  4.  Juni  stattfand, 
nahmen  die  Mitglieder  desselben  von  dem 
Abbruch  der  Verhandlungen,  welche  mit  dem 
hiesigen  Magistrat  über  die  Erweiterung  der 
elektrischen  Beleuchtung  der  Stadt  Berlin 
gepflogen  waren,  Kenntniss  und  ersuchten 
die  Direction  wegen  schleunigen  Ausbaues 
des  jetzigen  Bezirkes,  welcher  vom  Central- 
bahnhof  Friedrichstrasse  bis  zur  Kochstrasse 
und  vom  Potsdamer  Platz  bis  zum  Rathhause 
sich  erstreckt,  mit  den  städtischen  Elektricitäts- 
werken  und  der  Firma  Siemens  &  Halske 
in  Verbindung  zu  treten,  sowie  die  ewa 
nöthigen  Vorlagen  dem  Magistrat  zu  unter- 
breiten. Es  wurde  ferner  beschlossen,  die 
Städtischen  Elektricitätswerke  zu  veranlassen, 
eine  Generalversammlung  demnächst  zu  be- 
rufen, welche  die  Firma  der  Gesellschaft 
ändert.  Ausserdem  soll  ein  Vertrag  zwischen 
den  Städtischen  Elektricitätswerken  und  der 
Deutschen  Edison  -  Gesellschaft  vereinbart 
werden,  welcher  das  Verhältniss  beider  Ge- 
sellschaften zueinander  regelt.    »El.  Anz.* 


Die  ^Societe  industrielle  d'Electri- 
cite*  geht  an  die  Einrichtung  der  elektri- 
schen Beleuchtung  auf  den  Wagen  der  Vicinal- 
bahnen  Belgiens. 

Die  elektrische  Beleuchtung  obli- 
gatorisch in  den  Theatern  und  öffent- 
lichen Vergnügungslocalen  zu  Lyon. 
Der  Maire  von  Lyon  hat  am  31.  Mai  den 
Beschluss  veröffentlicht ,  dass  alle  sieben 
Theater  dieser  Stadt  mit  elektrischer  Be- 
leuchtung zu  versehen  sind.  Diese  auch  von 
anderen  Stadtregierungen  in's  Auge  gefasste 
Maassnahme  soll  in  Lyon  binnen  längstens 
fünf  Monaten  durchgeführt  sein;  wenn  ein 
Theater  diesen  Zeitraum  verpasst,  so  wird  es 
geschlossen.  Eine  städtische  Commission  hat 
über  sonstige  Vorkehrungen  für  Sicherung 
der  erwähnten  Locale  zu  berichten,  und  die 
Polizei  erhielt  den  Auftrag,  die  sich  auf  diese 
Angelegenheit  beziehenden  Vorschriften  auf's 
Strengste  zu  handhaben. 

Das  Stadttheater  in  St.  Etienne  be- 
kommt auch  elektrische  Beleuchtung.  Die 
Einrichtung  will  die  Compagnie  de  Gaz  da- 
selbst besorgen;  mit  ihr  concurrirt  die  Socidte 
Edison.  

Das  Theatre  du  Gymnase  in  Paris 
führt  elektrische  Beleuchtung  ein. 


Elektrische  Beleuchtung  in  Frank- 
reich. Die  ^Compagnie  dlectrique* 
in  Paris  richtet  eine  ansehnliche  Anlage  mit 
Gramme-Maschinen  und  Edison-Lampen  in 
den  Moulins  de  Corbeil  ein. 


Die  Schiffssignalisirung  mittelst  elek- 
trischer Lampen  ist  in  der  französischen 
Marine  neuerdings  eingehenden  Versuchen 
unterworfen  worden.  Die  Experimente  auf 
den    Kriegsfahrzeugen     j^Desaix«,      ,Dupetit- 


339 


Thonars*  und  ^Seignelay*  haben  sehr  gute 
Ergebnisse  geliefert;  wir  können  dasselbe 
von  den  Versuchen  berichten,  welche  man 
mit  der  Sellner'schen  Schiffssignalisirung 
auf  österreichischen  Kriegsschiffen  gemacht  hat. 

Zu  Bordeaux  soll  eine  Transforma- 
toren-Anlage errichtet  werden.  Mr.  Naze, 
der  Director  der  Station  Tours,  hat  in 
Bordeaux  ein  Syndicat  errichtet,  welches  die 
Herstellung  der  elektrischen  Beleuchtung 
nach  dem  System  Gaulard  &  Gibbs  in 
die  Hand  nehmen  will. 


Die  Zeichensäle  der  Ecole  Polytech- 
nique  in  Paris  sind  von  der  Socidte  Edison 
mittelst  200  lökerziger  Lampen  elektrisch 
beleuchtet.  Uie  Motoren  der  Anlage  haben 
eine  Leistungsfähigkeit  von  35  HP.  Diese 
Einrichtung  kann  nicht  warm  genug  den 
Unterrichtsverwaltungen  zur  Nachahmung 
empfohlen  werden. 


Malche   in   Paris   hat   eine   Dynamo 

gebaut,  welche  von  Jourdain  im  , Figaro* 
analog  angekündigt  wird,  wie  die  Produc- 
tionen  des  Zauberers  Philadelphia  von  dem 
bekannten  Physiker  und  Satyriker  Lichten- 
berg (seinerzeit  Professor  in  Göttingen). 
Die  Dynamo  hat  weder  Bürsten  noch  Col- 
lector,  noch  Commutator,  läuft  ausser- 
ordentlich rasch  und  leistet  —  fast  Unmög- 
liches. Wir  müssen  Weiteres  geduldig  ab- 
warten. 

Zu  Mans  in  Frankreich  ist  eine 
Centrale  für  elektrische  Beleuchtung  ein- 
gerichtet worden;  die  Gasgesellschaft  hat 
dieselbe  erbaut. 

Zu  Mende  (ebenfalls  in  Frankreich) 
ist  durch  Lamy,  einem  sehr  beschäftigten 
Installateur,  eine  elektrische  Centrale  ein- 
gerichtet worden ;  derselbe  beleuchtet  auch 
die  Abtei  Bricquebec  mit  275  Glüh- 
lampen. 


In  Petersburg  bewirbt  sich  die  Gas- 
gesellschaft um  die  Concession  zur  Anlage 
von  Centralen  für  öffentliche  und  private 
elektrische  Beleuchtung.  Dieses  lang  vorher- 
gesehene Verhalten  der  Gasgesellschaften 
wiederholt  sich,  nachdem  Oesterreich  hierin 
vorangegangen,  auch  in  fast  allen  anderen 
Staaten.  Vor  Allem  in  Amerika,  wo  40  Gas- 
gesellschaften elektrisches  Licht  installiren, 
ferner  in  England,  Frankreich,  Italien  und 
Deutschland. 

Elektrische  Beleuchtung  in  Bukarest. 
Ein  Ingenieur  Namens  Pillidi,  soll  vom 
Magistrat  der  Hauptstadt  Rumäniens  mit  dem 
Studium  der  Frage  betraut  worden  sein,  wie 
sich  die  elektrische  Beleuchtung  im  Grossen 
an  die  Ufer  der  Dumbowitza  verpflanzen 
liesse.  Unseres  Bedünkens  gehört  hiezu  nur 
das  bekannte  Montecouccul  i'sche  Universal- 
mittel. ,E1.  Rev  * 


Elektricitätswerke  in  Bukarest.  Für  die 

Stadt  Bukarest,  deren  Verwaltung  sich  mit 
der  dortigen  Gesellschaft  nicht  haben  einigen 
können,  wird  die  Errichjtung  von  Elektri- 
citätswerken  beabsichtigt.  Man  beabsichtigt 
zum  Betriebe  derselben  einen  Wasserfall  bei 
Controceni  verwenden  zu  können. 


Elektrische  Beleuchcung  in  Ant- 
werpen. Seit  1885  steht  eine,  mit  Gül- 
cher'schen  Maschinen  und  allem  Zubehör 
ausgerüstete  Centrale  in  dieser  Stadt  fix  und 
fertig;  allein  die  ,Compagnie  de  Gaz*  dort- 
selbst  nimmt  auf  Grund  eines  Ueberein- 
kommens  mit  der  Stadt  das  Recht  diese  zu 
erleuchten  für  sich  allein  in  Anspruch.  Der 
durch  verschiedene  Instanzen  geführte  Process 
wird  ohne  Zweifel  zu  Gunsten  der  Gas- 
Compagnie  enden,  und  so  hat  die  schöne 
Stadt  die  Aussicht  bis  1912,  wo  der  Vertrag 
endigt ,  sich  mit  dem  altmodischen  Gas 
behelfen  zu  müssen. 


Die  elektrotechnische  Fabrik  Cann- 

stat  ist  bekanntlich  vor  Kurzem  abgebrannt  ; 
das  Gebäude  war  grösstentheils  von  Holz 
und  brannte  innerhalb  zweier  Stunden  nieder. 
Als  Curiosum  führt  das  j^C.  f.  E.*  an,  dass 
die  angeblich  vor  zwei  Jahren  vorgenommene 
feuersichere  Imprägnirung  das  Etablissement 
vor  Vernichtung  nicht  zu  schützen  vermochte. 


Für  Beleuchtungs-  und  elektrische 
Apparate  findet  sich  der  Betrag  von 
fl.  1,000.000  im  Budget  1887/88  der  — 
englischen  Marine. 

Neue  Dynamos.  Herr  Prof.  Rupp  in 
Brunn  und  der  Elektriker  Francis  Jehl 
haben  eine  Scheiben  -  Dynamo  constrnirt, 
welche  mehrpolig  angeordnet  ist;  sie  unter- 
scheidet sich  jedoch  von  anderen  Dynamos 
durch  die  vollständigste  Ausnützung  des 
magnetischen  Feldes ;  sie  gibt  bei  einem 
Kupfergewicht  von  24  Kgr.  in  der  Armatur 
und  735  Touren  iio  Volls  und  35  Amperes. 
Die  ganze  Maschine  ist  80  Cm.  hoch  und 
130  Cm.  lang. 

Die  unterirdisch-elektrischen  Bahnen 
in  New- York  warten  nur  auf  die  behörd- 
liche Autorisation,  um  ihren  Betrieb  zu  er- 
öffnen. Das  Project  umfasst  die  Anlage  von 
vier  Strecken,  wovon  zwei  von  Sonderzügen 
und  die  beiden  anderen  von  Omnibuszügen 
befahren  werden  sollen.  Die  für  die  elek- 
trische Traction  bestimmten  Locomotiven 
haben  je  ein  Gewicht  von  21  T.  und  eine 
Leistungsfähigkeit  von  400  IIP.  Die  Fahr- 
geschwindigkeit soll  bis  80  Km  pro  Stunde 
gehen.  Die  Bremsen  sollen  ebenfalls  elek- 
trisch bethätigt  werden,  Jeder  Zug  befasst 
IG  Wagen  ä  50  Personen.  Der  verwendete 
Strom  soll  gleichzeitig  für  Beleuchtung  und 
Signalisirung  der  Züge  verwendet  werden. 
Dieser  utopistische  Bericht  des  ,Bull.  Intern, 
de  l'Electr.«  wird  nur  mit  dem  gehörigen 
Betrag  von  Zweifeln  aufzunehmen  sein  I 


22 


340 


Strassenbahnen  mit  Accumulatoren- 
betrieb.  la  der  ,Rue  de  la  Loi*  zu  Brüssel 
laufen  seit  Anfang  Mai  acht  mit  Accumu- 
latoren  betriebene  Wagen  die  Schienen  ent- 
lang ;  der  Erfolg  dieser  Fahrweise  lässt  nichts 
zu  wünschen  übrig. 


Zu  San  Francisco  ist  eine  Centrale 
für  Vertheilung  elektrischer  Energie  ein- 
gerichtet worden. 

Dr.  Taussig's  Feuertelegraph  und 
Sicherheitsapparat.  Um  dieses  System  für 
die  Geschäftswelt  von  Manchester  zugänglich 
zu  machen,  hat  Herr  Dr.  Julius  Mai  er  die 
Erlaubniss  erlangt,  die  Centrale  der  Cheshire 
Telephonic  Comp  mit  den  Localitäten  der 
Lancashire  and  York  Bank  zu  verbinden. 
Der  Sicherheitstelegraph  ist  in  dem  Bank- 
gebäude angebracht,  während  der  Morse- 
Apparat  im  Umschalteraum  der  Centrale 
steht.  Das  Uhrwerk  wird  bei  diesem  Apparat 
nicht  durch  ein  Gewicht,  sondern  durch  einen 
kleinen  Elektromotor  getrieben.  Die  Anlage 
wird  jedoch  binnen  Kurzem  bedeutend  er- 
weitert werden.  »El.  Anz.* 


Die  Zahl  der  chinesischen  Tele- 
graphenämter, welche  dem  internationalen 
Verkehre  geöffnet  sind,  beträgt  dem  ^Journal 
Telegraphique*  zu  Folge  76. 

Conservirung  von  Telegraphen- 
säulen. Die  norwegische  Telegraphenver- 
waltung lässt  ihre  Säulen  etwa  60  Cm.  ober 
dem  Boden  schief  anbohren  und  die  so  ent- 
standene Höhlung  mit  etwa  125  Gr.  Kupfer- 
vitriol in  Krystallen  anfüllen.  Ein  ähnliches 
Verfahren  wurde  in  Russland  angewendet; 
dort  bediente  man  sich  gewöhnlichen  Koch- 
salzes statt  Kupfervitriol. 


Unterseeisches  Kabel:  Tunis,  Bi- 
zerta,  Marseille.  Die  jüngste  Reise  des 
französischen  Ministers  der  Posten  und  Tele- 
graphen nach  Afrika  hat  das  Project  zur 
Folge,  die  obgenannten  drei  Städte  mittelst 
Seekabeln  zu  verbinden.  Die  concessionirte 
Gesellschaft  wird  eine  jährliche  Staatssub- 
vention von  Frcs.  loo.ooo  erhalten,  welchen 
Betrag  aber,  wie  das  , Bulletin  International 
d'Electricite*  unter  Reserve  mittheilt,  dem 
Budget  für  das  Protectorat  Tunis  entnommen 
werden  soll;  dieser  Vorgang  würde  den 
Minister  der  Nothwendigkeit  entheben,  den 
nöthigen  Credit  beim  Parlament  zu  erwirken. 

Wiener  Privat-Telegraphen-Gesell- 
schaft.  Die  dreizehnte  ordentliche  General- 
versammlung der  Wiener  Privat-Telegraphen- 
Geselischaft  wurde  jüngst  unter  Vorsitz  des 
Verwaltungsraths  -Vicepräsidenten  Herrn  M. 
Grünebaum  und  in  Anwesenheit  von 
22  Actionären  abgehalten,  welche  2500  Actien 
mit  140  Stimmen  vertraten.  Nach  dem  pro 
1886  erstatteten  Geschäftsberichte  betrug, 
was  zunächst  den  Telegraphenbetrieb  betriff/, 
die  Anzahl  der  im  abgelaulenen  Jahre  be- 
förderten   Telegramme    851-355    Stück,    um 


37.673  (wovon  32.123  Staats- und  5550  Stück 
Localdepeschen)  weniger  als  im  Vorjahre. 
Mit  Schluss  des  Jahres  waren  104  Stationen 
—  um  drei  weniger  als  im  Vorjahre  —  im 
Betriebe.  Die  Drahtlänge  sämmtlicher  Tele- 
graphenleitungen betrug,  gleichwie  im  Vor- 
jahre, 546  2  Km.  Der  Reingev>?inn  aus 
dem  Telegraphenverkehre  beläuft  sich  nach 
Abzug  der  Amortisationsquote  auf  fl.  14.128 
Was  den  Telephonverkehr  anbelangt,  so 
waren  am  Schlüsse  des  verflossenen  Jahres 
in  dem  gesellschaftlichen  Centralnetze  in 
Wien  730  Abonnenten-Stationen  (-|-  35)  im 
Betriebe.  Hiezu  kommen  noch  140  directeVer- 
bindungen,  respective  280  weitere  Stationen, 
so  dass  im  Ganzen  loio  Telephonstationen 
(~\~  55)  i'^  Betriebe  waren.  In  den  abge- 
laufenen fünf  Monaten  des  heurigen  Jahres 
ist  bereits  ein  Zuwachs  von  78  Abonnenten 
erfolgt.  In  der  Telephonstation  an  derWiener 
Börse  wurden  im  verflossenen  Jahre  32. 886 
Sprechkarten  ( —  213)  abgegeben  und  hie- 
für eine  Einnahme  von  fl.  6577  erzielt.  Die 
Drahtlänge  sämmtlicher  Telephonleitungen 
betrug  mit  Schluss  des  Jahres  3678'6 
(-|-  I7i"4)  Km.  Der  Reingewinn  aus  dem 
Telephonverkehre  in  Wien  stellt  sich  nach 
Abschlag  der  Amortisationsquote  per  fl,  37.041 
auf  fl.  34817,  während  die  gesellschaftliche 
Telephonanstalt  in  Brunn  einen  Reingewinn 
von  fl.  3679  erzielt  hat  (nach  Abschlag  der 
Amortisationsquote  von  fl.  5721).  Der  Be- 
richt bringt  weiters  zur  Kenntniss,  dass  der 
Verwaltungsrath  im  abgelaufenen  Jahre  einen 
neu  erfundenen  Umschalter  im  Betriebe  ein- 
geführt habe,  welcher  es  ihm  ermöglichte, 
sämmtliche.  Abonnenten-Linien  des  Central- 
netzes  in  der  gesellschaftlichen  Centralstation 
in  der  Friedrichstrasse  einzuschalten  und  die 
Centralstation  am  Schottenring  aufzulassen. 
Dieser  Umschalter  ein  sogenanntes  Mul- 
tiple switch  board  ist  auf  Doppellei- 
tungen eingerichtet ;  er  unterscheidet  sich  hie- 
durch  und  auch  durch  Folgendes  von  anderen 
Apparaten  seiner  Art:  Die  ihn  bedienende 
Person  braucht  nicht  die  Batterie  in  das- 
jenige Stöpselloch  zu  schalten,  wo  der  ge- 
wünschte Theilnehmer  einmündet,  sondern 
sie  berührt  blos  diese  Stöpselöffnung  und 
erhält  ein  sichtbares  Zeichen,  wenn  die 
Linie  occupirt  ist.  Diese  Einrichtung  verhütet 
es,  dass  die  Correspondirenden  Batterieschläge 
erhalten  und  dass  ferner  nicht  mitgehört  zu 
werden  braucht,  was   sie  sprechen. 

Edison's  Telephonie  durch  das  Meer. 

Bei  »Fort  Myers*  (Florida),  wo  allerdings 
die  Gewässer  nicht  durch  allzu  häufige  Dampfer- 
vorübergänge beunruhigt  sind,  versuchte  Edi- 
son zwischen  Schiften,  welche  etwa  5  Km. 
voneinander  entfernt  waren,  zu  telephoniren. 
Die  Versuche  sollen  ermuthigende  Ergeb- 
nisse geliefert  haben.  Edison  hat  hiebei 
zwar  nicht  gesprochene  Worte ,  sondern 
Morse-Zeichen  zu  übertragen  versucht  und  ist 
ebendarum  weiter  gegen  das  angestrebte  Ziel 
gelangt,  als  Prof.  Trowbridge  vor  einigen 
Jahren,  Die  Entfernung  der  Schiffe  kann,  so 
hofft    Edison,    eine  noch  grössere,  als  die 


341 


obangegebene  sein  und  es  kann  doch  eine 
vollkommen  gute  Verständigung  zwischen 
denselben  erzielt  werden.  Details  der  Ver- 
suche sind  zwar  nicht  bekannt;  man  niuss 
aber  schon  im  Interesse  der  Öchifffahrt  dem 
grossen  Erfinder  zum  Gelingen  seiner  Be- 
mühungen Glück  wünschen. 


Telephon  zwischen  Havre  und  An- 
vers.  Es  wird  beabsichtigt,  eine  Verbindung 
zwischen  diesen  beiden  Hafenstädten  herzu- 
stellen. 


Ein  neues  Telephon.  Prof.  Forbes 
hat  in  Gemeinschaft  mit  Herrn  J.  Munro 
neuerdings  Versuche  angestellt,  mittelst  eines 
feinen,  durch  einen  Strom  erhitzten  Drahtes 
zu  telephoniren.  Zu  diesem  Zweck  schaltete 
er  ein  kurzes  Stückchen  Platindraht  von 
o"l25  Mm.  Durchmesser  mit  dem  primären 
Draht  einer  Inductionsspule  in  den  Strom- 
kreis eines  Accumulators  ein,  während  der 
secundäre  Draht  der  Inductionsrolle  mit  dem 
Telephon  verbunden  wurde.  Der  Strom  des 
Accumulators  genügte,  um  den  Platindraht 
rothglühend  zu  machen.  Sprach  man  nun 
gegen  den  glühenden  Draht,  so  gab  das 
Telephon  mehr  oder  weniger  deutlich  die 
Worte  wieder.  Der  Draht  befand  sich  An- 
fangs am  Boden  einer  Holzbüchse,  in  deren 
Wänden  Einschnitte  zum  Befestigen  des 
Drahtes  gemacht  worden  waren.  Später  be- 
nützten die  Forscher  eine  Metallbüchse,  in 
welcher  eine  Vorrichtung  zum  Einspannen 
eines  Wollaston-Platindrahtes  von  0*025  bis 
0'075  Mm.  Durchmesser  angebracht  war. 
Diese  feinen  Drähte  gaben  bessere  Resultate, 
als  der  dickere  Draht. 


Briefkasten  als  selbstthätige  Brief- 
markenverkäufer. Seit  kurzer  Zeit  machen 
die  selbstthätigen  Verkaufsapparate  viel  von 
sich  reden,  welche  zwar  schon  früher  in  Ge- 
brauch gewesen  sind,  neuerdings  aber  er- 
hebhche  Verbesserungen  erfahren  haben. 
Neben  den  selbstthätigen  Waagen,  welche 
an  Vergnügungsorten  u.  s.  w.  schon  viel- 
fach aufgestellt  worden  sind,  treten  auch 
selbstthätige  Verkaufsapparate  für  Cigarren, 
für  Chocolade  u.  s.  w.  auf.  In  England  sind 
auch  selbsteincassirende  Fernsprechstationen 
aufgestellt  worden.  Ein  neuer  Apparat  ist  der 
selbstthätige  Briefmarkenverkäufer,  welcher 
mit  den  Eriefliasten  verbunden  werden  soll. 
Die  Idee  ist  nicht  so  übel,  denn  es  hat  unter 
Umständen  seine  erheblichen  Schwierigkeiten 
eine  Briefmarke  oder  Postkarte  zu  beschaffen, 
und  es  wäre  darum  recht  angebracht,  wenn 
man  beim  Briefkasten  auch  gleich  die  Marke 
zur  Frankirung  kaufen  könnte. 

Flugtechnischer  Verein.  Die  Grün- 
dungsversammlung fand  am  i.  Juli  d.  J., 
7  Uhr,  im  Hotel  Höller  statt ;  die  erste  Ge- 
neralversammlung wird  am  21.  October  in 
einem  grösseren  Locale  abgehalten.  Auskünfte 
auch  beimRedacteur  dieser  Zeitschrift.  Wir  be- 
grüssen  diese  Bestrebungen  eben  schon  darum 
mit    vollem    Interesse,    nicht    blos     weil    das 


praktische  Studium  der  Elektromotoren  so 
angelegentlich  die  Aeronautische  Versuchs- 
station Mfcudon  beschäftigte,  sondern  weil 
unter  Anderem  die  Frage  der  .schnelllaufenden 
und  wohl  auch  der  direct  rotirenden  Dampf- 
maschinen neben  so  vielen  anderen  wissen- 
schaftlichen Berührungspunkten  in  das  ge- 
meinsame Studiengebiet  der  Flugtechnik  wie 
der  Elektrotechnik  gehören,  und  der  neue 
Verein  eben  die  praktischen  Vorvermche  zu 
oberst   auf  das   Geschäftsprogramm  stellt. 

Elektrolytische  Zinkreinigung  und  Ge- 
winnung, Wie  wir  der^El.  Review*  entnehmen, 

hat  sich  Mr  Watt,  der  Verfasser  mehrerer 
Schriften  über  Elektrotechnik,  ein  Verfahren 
zur  Reinigung  von  Zink  und  Gewinnung  des 
Metalles  aus  seinen  Erzen  patentiren  lassen. 
Mittelst  desselben  soll  man  das  Zink  durch- 
aus rein  erhalten,  da  alle  anderen  beige- 
mischten Metalle  in  Elektrolysen  unlöslich 
sind  und  als  lockere  Masse  auf  den  Boden 
fallen.  Die  Kosten  des  Reinigungsverfahrens 
schätzt  Mr.  Watt    auf  L.   3   für  die  Tonne. 


Der  New-Yorker  Elektrotechnische  Ver- 
ein will  sich  ein  Haus  bauen,  das  ausser 
Gesellschaftsräumen  auch  Räume  zum  Studium 
der  Elektricität    enthalten  soll.   ,E1.  Anz.* 


Werkzeugmaschinen  mit  Elektricität. 
betrieben.  Wer  erinnert  sich  nicht  der  exact 
gehenden  Werkzeugmaschinen  von  D  u  c  o  m  u  n 
Steinle  &  Heilmann  aus  Mühlhausen  i.  E., 
von  den  Ausstellungen  in  Paris  und  Wien ; 
Mr.  Rowan  hat  nun  ebenfalls  Fräsen,  Niet- 
und  Bohrmaschinen  mit  Elektricität  zu  be- 
treiben unternommen;  er  lässt  dieselbe  jedoch 
nicht  durch  Dynamos  von  Transmissionen 
aus  auf  die  Werkzeuge  wirken,  sondern  be- 
dient sich  kleiner  Motoren,  an  deren  Achse 
die  Bohrer  und  Meissel  etc.  sitzen.  Jedes 
der  Werkzeuge  ist  mit  einem  Elektromagneten 
versehen,  zwischen  dessen  flache  Polschuhe 
die  Platte  gefasst  wird,  die  zu  bearbeiten  ist. 

Unterricht.  Die  Universität  Brüssel  soll, 
wie  die  zu  Liege,  wo  diese  durch  die  Muni- 
licenz  des  Industriellen  Montefiore  mög- 
lich wurde,  ein  elektrotechnisches  Institut  er- 
halten. Vorstand  desselben  soll  Mr.R  o  u  s  s  e  a  u, 
der  Leiter  der  elektrotechnischen  Versuche 
auf  der  Antwerper  Ausstellung  (1885)  werden. 


Gefahren  durch  den  elektrischen 
Strom,  Um  den  Folgen  eines  starken  Schla- 
ges, welche  u.  A.  in  der  Form  plötzlicher 
Unterbrechung  des  Athmens  auftreten  zu  be- 
gegnen, wendet  Brown-Sequard  einen 
Inductionsstrom  auf  die  feuchte  Haut  zu 
beiden  Seiten  der  Larynx  an.  Der  Nervus 
vagus  wird  hiedurch  am  leichtesten  erregt, 
was  die  Athmungsfähigkeit  in  sehr  hohem 
Grade  vermehrt. 

Gasexplosionen,  In  London  haben  kurz 
hintereinander  zweierlei  Gasexplosionen  statt- 
gefunden. Am  Strand  setzte  ein  Telegra- 
phenarbeiter ausströmendes  Gas  in  Brand 
während    einer    ihm    und    mehreren   anderen 


342 


seiner  Genossen  übertragenen  Reparatur  an 
unterirdischen  Drähten.  Die  zweite  Explosion 
fand  am  Bahnhof  in  Farrington  statt.  In 
beiden  Fällen  ist  glücklicherweise  keine  Per- 
sonenbeschädigung zu  beklagen.  Der  materielle 
Schade,  welcher  angerichtet  wurde,  soll  nicht 
unerheblich  sein. 

Verkupferung  grösserer  Zinkgegen- 
stände. Am  schönsten  und  dauerhaftesten 
erhält  man  nach  dem  ^Metall-Arbeiter*  auf 
Zinkgegenständen  einen  Kupferüberzug  mit- 
telst des  galvanischen  Stromes  auf  folgende 
Weise :  Das  Bad,  welches,  damit  die  regel- 
rechte Ausscheidung  des  Kupfers  vor  sich 
gehe,  sehr  sorgsam  hergestellt  sein  muss, 
wird  dargestellt  aus  2  Thcilen  in  Wasser 
gelöstem  Cyankalium,  welchem  man  so  lange 
ganz  eisenfreie  Kupfervitriollösung  zusetzt, 
als  noch  Niederschlag  entsteht.  Den  Nieder- 
schlag wäscht  man  mit  Wasser  aus,  trocknet 
ihn  und  löst  ihn  in  einer  Lösung  von 
5  Theilen  Cyankalium  in  30  Theilen  Wasser 
auf  je  einen  Theil ;  nach  erfolgter  Lösung 
werden  noch  20  Theile  Wasser  zugefügt. 
Die  Auflösung  muss  unter  Anwendung  der 
Wärme  geschehen  und  darf  zum  Kochen 
nur  ein  porzellanenes  oder  gut  emaillirtes 
Eisengefäss  genommen  werden.  Nach  etwa 
20  Minuten  langem  Kochen  und  Abkühlen- 
lassen giesst  man  den  klaren  Theil  von  dem 
ungelösten  Rückstande  ab.  Die  Zinkgegen- 
stände müssen  sehr  blank  und  rein  sein,  da 
sonst  das  Kupfer  sich  nicht  gleichmässig  auf 
ihnen  niederschlägt.  Die  Reinigung  kann 
man  durch  Eintauchen  in  sehr  starke  Aetz- 
lauge.  Abbürsten  mit  Wellsand  und  Abspülen 
in  Wasser  bewirken. 


Elektrischer  Rattenfang.  Das  Ma- 
schinenhaus der  Birminghamer  Elektricitäts- 
werke,  schreibt  die  j^Elettricitä*,  wimmelte 
von  Ratten,  die  man  trotz  aller  angewende- 
ten Mittel  nicht  los  werden  konnte,  bis  einer 
der  Angestellten  auf  einen  ungemein  schlauen 
Gedanken  verfiel.  Man  befestigte  nämlich 
Stückchen  Fleisch  an  kupfernen  Drähten, 
die  mit  dem  einen  Pol  einer  Dynamoma- 
schine von  hoher  Spannung  verbunden  waren, 
während  der  andere  Pol  mit  Metallplatten 
unter  den  Fleischstücken  in  Verbindung  ge- 
bracht wurden.  Die  unglücklichen  Ratten 
kamen  alsbald,  angelockt  durch  den  Geruch 
des  Fleisches,  in  Schaaren  herbei  und  fanden 
alle  statt  des  leckeren  Mahles  den  bitteren 
Tod.  Der  einzige  Trost,  der  ihnen  blieb, 
war,  dass  sie  wenigstens  auf  hochmoderne 
Art  um's  Leben  gekommen  waren.     ,E1.  Anz.* 


Anschluss  des  Blitzableiters  an  Me- 
tallmassen im  Inneren  der  Gebäude, 
lieber  die  Nothwendigkeit  des  Anschlusses 
der  Blitzableiter  an  alle  im  Inneren  der  Ge- 
bäude vorhandenen  grösseren  Metallmassen, 
namentlich  der  Gas-  und  Wasserleitungs- 
röhren, der  Heizrohre,  der  eisernen  Treppen, 
Decken  u.  dergl.,  hat  sich  kürzlich  auch  die 
physikalische  Section  der  französischen  Aka- 
demie   der  Wissenschaften    (Comptes  rendus 


1886,  Bd.  103,  S.  1109)  ausgesprochen. 
Dieselbe  äusserte  sich  aus  Anlass  einer  vom 
Minister  des  öffentlichen  Unterrichts  an  die 
Akademie  gerichteten  Anfrage  über  diese 
Angelegenheit  in  folgenden  Worten:  ^Ja,  es 
ist  unerlässlich,  dass  gute  Verbindungen 
zwischen  der  Blitzableiteranlage  und  allen 
metallischen  Theilen  von  einiger  Bedeutung, 
welche  im  Inneren  der  Gebäude  vorhanden 
sind,  hergestellt  werden,  wenn  man  in  um- 
sichtigster Weise  den  besten  Schutz  gegen 
Blitzschläge  beschaffen  will.« 

Aluminiumfabrik  in  der  Schweiz. 
Wie  der  ,>Chem.  Zeit.*  aus  Luzern  mitge- 
theilt  wird,  ist  das  Project  aufgetaucht,  am 
Gotthard  eine  Aluminium fabrik  zu  errichten, 
nachdem  das  Project  der  Verwendung  des 
Rheinfalles  zum  gleichen  Zwecke  gescheitert 
ist.  Man  will  die  Gotthard-Reuss  in  den 
Schöllenen  bei  der  Teufelsbrücke  fassen, 
wodurch  etwa    3000  HP.  gewonnen  würden. 


Ein  neues  Verfahren  zur  Erzeugung 
von  Elektrictät.  Wie  wir  seinerzeit  mittheilten, 
hat  ein  deutscher  Gelehrter  die  Entdeckung 
gemacht,  dass  ein  Strom,  welcher  durch  ein 
Wassergefäss  mit  Kaulquappen  geht,  auf 
diese  Thierchen  eine  solche  Wirkung  ausübt, 
dass  er  sie  zuerst  in  lebhafte  Bewegung 
setzt  und  sie  dann  in  die  Stromrichtung  ein- 
stellt. Wie  nun  ein  junger  Ingenieur  des 
Lütticher  Elektrotechnischen  Institutes  ge- 
funden hat,  lässt  sich  diese  Erscheinung  um- 
kehren, und  man  erhält  einen  Strom,  wenn 
man  die  Kaulquappen  im  gleichen  Sinne 
ordnet,  v/ozu  allerdings  ziemlich  viel  Geduld 
gehört.  Dem  gewissenhaften  Forscher  ist  es 
auch  gelungen,  die  elektromotorische  Kraft 
einer  Kaulquappe  miteist  eines  empfindlichen 
Galvanometers  von  d'Arsonval  zu  messen, 
welche  nach  seiner  Bestimmung  0*00097  Volt 
beträgt.  Wir  fügen  noch  hinzu,  dass  wir 
die  obige  kleine  Bosheit  der  Lütticher  Zeit- 
schrift »l'Elecfricite*  entnehmen  und  unsere 
Hände  in  Unschuld  waschen. 

Maschinen-  und  Dampfkessel-An- 
lagen des  Schiffes  , Kronprinz  Rudolf.* 
Nahezu  ein  Drittheil  des  unteren  Schiffs- 
raumes ist  dem  mächtigen  Motor  eingeräumt. 
Die  Zwillingsschrauben  werden  durch  dreicy- 
lindrige  verticale  Compoundmaschinen,  welche 
die  Firma  Maudslay  Sons  &  Field. 
in  London  liefert,  getrieben.  Deren  Haupt- 
dimensionen sind :  Durchmesser  des  Hoch- 
druckcylinders  1400  Mm.,  der  beiden  Nieder- 
druckcylinder  1850  Mm.,  Hub  für  sämmt- 
liche  Kolben  1000  Mm.  Die  beiden  Ober- 
flächencondensatoren  weisen  insgesammt  eine 
Kühlfläche  von  1500  Qu.-Mtr.  auf.  Die 
Zwillingsschrauben  haben  einen  Durchmesser 
von  4"6  Mtr,  bei  einer  Steigung  von  5*5  Mtr. 
Den  Betriebsdampf  von  7  Kgr.  Ueberdruck 
pro  Quadrat-Centimeter  liefern  zehn  cylin- 
drische  Dampfkessel  zu  je  drei  Feuerungen. 
Die  Kesselanlage  ist  in  vier  durch  wasser- 
dichte Wände  abgesonderten  Compartiments 
untergebracht.  Die  gesammte  Heizfläche  der 
Kessel  ergibt   1600  Qu.-Mtr.,    die  Rostfläche 


343 


620  Qu.-Mtr.  Die  garantirte  Leistung  der 
Zwillingsmaschinen  beim  Betriebe  mit  natür- 
licher Ventilation  beträgt  6500  indicirte 
Pferdekräfte.  Bei  forcirtem  Betriebe  mittelst 
künstlichen  Znges  in  den  Kesselfeuerungen 
(vermittelst  acht  mit  eigenen  Betriebsmaschinen 
versehenen  Ventilatoren)  werden  die  Maschinen 
die  höchste  Umdrehungszahl  von  150  pro 
Minute  erreichen  und  hiebet  nahezu  li.OOO 
indicirte  Pferdekräfte  entwickeln,  durch  welche 
eine  stündliche  Geschwindigkeit  des  Schiffes 
von  über    16  Seemeilen   erwartet   wird. 

Gross  ist  die  Anzahl  der  Hilfsmaschinen 
für  alle  Bedürfnisse  des  nautischen  und  Kriegs- 
dienstes. Auch  auf  diesem  Gebiete  sind  die 
neuesten  Errungenschaften  der  Technik  be- 
stens erwerlhet.  So  bestehen  selbstständige 
Dampfmaschinen  für  die  Steuerung  des 
Schiffes,  für  das  Ankermanöver ;  kräftige 
Dampfpumpen  und  Ejectoren  dienen  zur 
Entwässerung  der  unteren  Schiffsräume ;  das 
Laden,  Richten  und  Drehen  der  grossen 
Positionsgeschütze  erfolgt  durch  hydraulische 
Maschinen,  die,  von  zwei  selbstständigen 
Dampfpumpen  betrieben,  mit  einem  Drucke 
von  50  Atm.  arbeiten  ;  ebenso  sind  elek- 
trische Verbindungen  mit  allen  Theilen  des 
Schiffes  vorhanden. 


Elektrische  Strassenbahnwagen  in 
Paris.  Die  Pariser  Omnibusgesellschaft  ist 
vom  Gemeinderath  aufgefordert  worden,  die 
Zahl  ihrer  Wagen  zu  vermehren ;  sie  hat 
deshalb  in  Erwägung  gezogen,  ob  sie  ihre 
Strassenbahnwagen  nicht  besser  mit  Elektri- 
cität  betreiben  würde,  und  einen  der  ersten 
Pariser  Elektriker  um  sein  Gutachten  ersucht. 
,E1.  Anz.« 

Verwendung  der  Electricität  für 
Heilzwecke.  Wie  , Industries*  mittheilt,  be- 
stehen in  Paris  zwei  Anstalten,  welche  der 
elektrischen  Behandlung  der  Kranken  dienen. 
In  einer  der  beiden,  welche  von  Dr.  Vigou- 
reux  geleitet  wird,  ist  ein  Gasmotor  aufge- 
stellt, welcher  eine  Dynamomaschine  treibt. 
Der  Strom  derselben  dient  dazu,  eine  An- 
zahl kleiner  Elektromotoren  in  Betrieb  zu 
setzen,  durch  welche  Influenzmaschinen  in 
Bewegung  gesetzt  werden.  Die  so  erzeugte 
statische  Elektricität  wird  den  auf  isoürten 
Stühlen  sitzenden  Patienten  zugeführt. 

,E1.  Anz.« 

Die  Legirungen  als  Elektricitätsleiter. 
Folgende  Daten  geben  die  Leitungsfähigkeit 
verschiedener  Metalle  und  Legirungen  nach 
einer  Zusammenstellung  W  u  c  h  e  r's  an.  Das 
Leitungsvermögen  des  Silbers  zu  loo  gesetzt, 
leiten  Silber,  Kupfer  100,  Siliciumbronze  97, 
I  Kupfer,  I  Silber  87,  Gold  78,  Kupfer  mit 
4°^  Silicium  75,  Kupfer  mit  12^0  Silicium 
55,  Aluminium  54,  Kupfer  mit  10^  Blei  30, 
Zink  30,  Phosphorbronze  27,  Messing  mit 
Silicium  26,  Messing  ohne  Silicium  22,  i  Gold 
mit  I  Silber  16,  Eisen,  schwedisch,  16,  Alu- 
miniumbronze 13,  feiemensstahl  12,  Kupfer 
mit  10^  Nickel  11,  Bronze  mit  10  ^<,  Zinn  8, 
Phosphor bronze  mit  20  ^i  Zinn  7,  Phosphor- 
kupfer 5,  Antimon  4.  Es  setzen  .'^omit  die 
Legirungen    die    Leitungsfähigkeit   durchwegs 


herab.  Es  ist  schon  zu  verschiedenen  Malen 
die  Absicht  ausgesprochen,  die  eisernen 
Telephondrähte  für  lange  Verbindungen  durch 
Bronzedrähte  zu  ersetzen.  Die  vorstehende 
Aufzählung  lehrt  erkennen,  dass,  da  Eisen 
zu  Stahlbronze  sich  in  der  Leitungsfähigkeit 
wie  2  zu  I  verhält,  die  bronzenen  Drähte 
grösseren  Durchmesser  erhalten  müssten  und 
dadurch  die  Kosten  ganz  bedeutend  wachsen 
würden.  Bessere  Leitungsfähigkeit  haben 
Phosphorbronze  und  vor  Allem  Siliciumbronze. 

Fernsehen  mittelst  Elektricität.  In  der 
Wochen  Versammlung     vom     15.     v.    M.     des 
Deutschen  polytechnischen  Vereines  in  Böhmen 
hielt  Prof.  Dr.  Ed.  M  a  i  s  s  einen  Vortrag :  „  Ueber 
das  Sehen  in   die  Ferne    mittelst  Elektricität* 
unter  Verwendung     einer    Drahtleitnng.    Der 
Vortragende    besprach    die    einzelnen  Theile 
eines    diesem    Zwecke   dienenden    Apparates, 
welcher  vermöge  seiner  Construction  geeignet 
ist,  Lichtwellen    fortzuleiten  und    somit   dem 
Auge  ohne  Rücksicht    auf    zwischenliegende, 
undurchsichtige    Körper,   das  Bild  eines  ent- 
fernten,   leuchtenden    oder    gut    beleuchteten 
Objectes     zu    vermitteln.      Wie     zur     Schall- 
übertragung durch  das  Telephon,   dienen  auch 
zur  Lichtübertragung  der  Empfangs-  und  der 
Gebeapparal.    Der  erste  trägt  eine  mit  spiral- 
förmig     angeordneten      Löchern      versehene 
Scheibe,  durch  welche    die  vom  Object  aus- 
gehenden Lichtstrahlen  iutermittirend  gemacht 
und   durch    das  mit    der  Scheibe  verbundene 
Radiophon,  Mikrophon    und    die  Inductions- 
spule      in      elektrische     Stromwellen      trans- 
formirt  werden.    Diese    erzeugen    am    Gebe- 
apparat bei  Passiren    eines    mit    spiegelndem 
Diaphragma     versehenen     Telephons     Varia- 
tionen    der    Brennweite    des     Diaphragmas, 
somit    auch    Variationen    der    Lichtintensität 
an    der  Auffangsstelle  des  reflectirten  Licht- 
kegels, an   welcher  die  Löcher  einer  zweiten, 
der  Aufgabscheibe  congruenten    und  mit  ihr 
synchron  laufenden  Scheibe  vorbeigehen,  und 
das    Bild    des    Objectes    in    der    Weise    zu- 
sammensetzen, in  welcher  es  durch  die  erste 
zerlegt  worden    ist.    Die  Entstehungsirt    des 
Bildes  bietet    den  Vortheil,    auch  die  Bewe- 
gung   der  beobachtenden  Objecte   ersichtlich 
zu  machen.    Durch     die  Transformirung    der 
Lichtvvellen     in    elektrische    Stromwellen     ist 
somit    das  Mittel    gegeben,     dem  Auge,    un- 
durchsichtige Gegenstände,    verborgene    Ob 
jecte    sichtbar    zu    machen,     und    ist    nach 
Ueberwindung     einer     Reihe     derzeit     noch 
bestehender  technischer  Schwierigkeiten   nach 
der  Ansicht  des  Vortragenden   wohl  die  Ver- 
wirklichung dieser  Idee  zu   gewärtigen,   näm- 
lich:    in   Prag  zu    sehen,    was  etwa    auf    der 
Wiener  Ringstrasse  geschieht. 


Weltkabelnetz.  Das  internationale  Bureau 
der  Telegraphenverwaltungen  hat  in  seinem 
officiellen  Organ,  dem  , Journal  Telegraphi- 
que*,  ein  neues  Verzeichniss  der  Kabel  ver- 
öffentlicht ,  aus  welchen  das  unterseeische 
Telegraphennetz  der  Erde  besteht.  Die  Kabej 
sind  in  staatliche  und  private  geschieden 
und   bei  jedem  einzelnen   sind  die  Landungs' 


344 


punkte  angegeben.  Staatliche  Kabel  existiren 
719,  die  zusammen  eine  Länge  von  IO.142112 
Seemeilen  haben.  Davon  entfallen  auf  Deutsch- 
land 35  Kabel  mit  461 '59  Seemeilen  Länge, 
auf  Frankreich  46  mit  3i97'Oi8,  auf  Gross- 
britannien 104  mit  876'486,  auf  Norwegen 
236  mit  228*59  Seemeilen  Länge  etc.  Die 
Privatkabel-Telegraphie  liegt  weitaus  zum 
grössten  Theil  in  den  Händen  der  Eng- 
länder; denn  von  den  27  existirenden  Ge- 
sellschaften haben  allein  18  ihren  Sitz  in 
London,  während  nur  2  in  Berlin,  2  in  Paris,  3 
in  New-York,  i  in  Kopenhagen  und  i  inBuenos- 
Ayres  verwaltet  werden.  Die  Privatgesell- 
schaften besitzen  zusammen  231  verschiedene 
Kabel,  welche  die  colossale  Länge  von 
102.531146  Seemeilen  haben;  davon  treffen 
auf  die  englischen  Gesellschaften  181  Kabel 
mit  75.461  086  Seemeilen  Länge.  Die  grösste 
Telegraphengesellschaft  ist  die  Eastern  Tele- 
graph Company  mit  53  Kabeln,  18  838*307 
Seemeilen  Länge,  dann  folgen  die  Eastern 
Extension  Australasia  und  China  Telegraph 
Comp,  mit  21  Kabeln  und  12.035  Seemeilen 
Länge,  die  Anglo  American  Telegraph  Comp, 
mit  15  Kabeln  und  10. 437*56  Seemeilen 
Länge  etc.  Die  kleinsten  Privatgesellschaften 
sind  die  Indo-European  Telegraph  Comp., 
die  nur  2  Kabel  durch  die  Strasse  von 
Kertsch  von  zusammen  I4'5  Seemeilen  Länge 
gelegt  hat,  und  die  River  Plate  Telegraph 
Comp.,  die  nur  i  Kabel  von  32  Seemeilen 
Länge  von  Montevideo  nach  Buenos-Ayres  be- 
sitzt. Das  Weltkabelnetz,  staatliche  und  Privat- 
kabel zusammen,  besteht  sonach  aus  95oKabeln, 
welche  die  Länge  von  112.673*258  Seemeilen, 
gleich  209.008*89  Km.,   repräsentiren. 

(Internationales    Telephonnetz.)    Der 

Verkehr  zwischen  Paris  und  Brüssel  ist  im 
Laufe  der  vier  Monate,  welche  die  Fern- 
sprechverbindung besteht,  ein  so  reger  ge- 
worden, dass  der  einzige  bisher  angelegte 
Bronzedraht  nicht  mehr  genügt.  Man  ar- 
beitet bereits  an  der  Anlage  eines  zweiten 
Bronzedrahtes  in  der  Länge  von  385  Km., 
wovon  Belgien  130  und  Frankreich  255  Km. 
zu  errichten  hat.  Dieser  Draht  wird  einen 
auf  25  Km.  berechneten  Umweg  machen, 
um  die  wichtigsten  Industriestädte  des  süd- 
lichen Belgien  und  des  nördlichen  Frankreich 
in  die  Brüssel  Pariser  Telegraphenlinie  ein- 
zubeziehen.  Gleichzeitig  schweben  zwischen 
den  beiden  Regierungen  Verhandlungen  über 
ein  neues,  grossartiges  Project,  nämlich  die 
telephonische  Verbindung  zwischen  Ant- 
werpen und  Havre  über  Brüssel,  Dünkirchen 
und  Calais.  Die  Verhandlungen  sind  be- 
reits so  weit  gediehen,  dass  die  ersten  Arbeiten 
schon  im  Monate  Juli  vorgenommen  werden. 
Nicht  minder  wichtig  ist  die  bereits  im  Bau 
begriffene  Linie  Brüssel  -  Verviers  -  Aachen- 
Cöln ,  wovon  die  Strecke  Brüssel-Verviers 
ganz,  die  Strecke  Verviers-Aachen  fast  voll- 
endet ist.  Von  Verviers  nach  Aachen  wird 
ein  30  Km,  langer  Kupferdraht  gelegt, 
welcher  in  Aachen  den  Anschluss  nach  Cöln 
finden  wird.  Die  Regierungen  von  Belgien 
und  Deutschland  haben  darüber  bereits   eine 


Verständigung  geschlossen,  nachdem  hervor- 
ragende Grossindustrielle  in  Verviers,  Aachen 
und  Cöln  ein  Minimalerträgniss  der  Linie 
garantirten.  Die  deutsche  Regierung  war 
nämlich  über  die  Aussichten  einer  belgisch- 
deutschen Telephonlinie  besorgt,  da  in  Folge 
der  Verschiedenheit  der  Sprache  eine  ge- 
ringe Benützung  der  Linie  befürchtet  wurde. 
Die  Grossindustriellen  am  Rhein  scheinen 
diese  Befürchtungen  nicht  zu  theileo.  Cöln 
ist  natürlich  nicht  als  Endlinie  der  belgisch- 
deutschen Telephonlinie  gedacht,  sondern 
vielmehr  als  Knotenpunkt  mehrerer  Linien, 
Von  denen  die  eine  nach  Berlin  und  die 
andere  nach  Frankfurt  a.  M.  gehen  wird. 
Nach  vorläufiger  Berechnung  wird  die  Linie 
Verviers-Aachen  am  i.  August  dem  Ver- 
kehre übergeben  werden.  Schliesslich  hat 
auch  die  holländische  Regierung  den  Ge- 
neralstaaten ein  Telephongesetz  vorgelegt, 
welches  die  Regierung  ermächtigen  soll,  die 
Telephonlinie  Antwerpen  -Rotterdam-Haag- 
Amsterdam  zu  bauen.  Es  dürfte  schon  im 
Sommer  1888  ein  grosses  West-Europäisches 
Telephonnetz  fertiggestellt  sein,  welches  Frank- 
reich, Belgien,  die  Niederlande  und  die  west- 
preussischen  Provinzen  miteinander  verbindet. 

Der  Petroleum-Motor    von    Siegfried 

Marcus.  Der  seinerzeit  von  uns  beschriebene 
Motor  (Jahrg.  1884,  S.  614,  1885,  S.  646,  677) 
ist  von  seinem  Erfinder  in  bedeutendem 
Grade  vervollkommnet  worden.  Vorerst  ist 
dessen  Form  eine  compendiösere  und  das 
Zusammenspiel  der  einzelnen  Organe  ein 
exactes.  Der  Vaporisator  und  die  magnet- 
elektrische»,  Zündung  haben  ebenfalls  ihren 
Theil  bei  der  Weiterentwicklung  des  Ganzen 
erhalten.  Der  Motor  hat  eine  unleugbar  hohe 
Bedeutung  für  die  Elektrotechnik;  da  er 
gegenwärtig  in  zwei  Maschinenfabriken  an- 
gefertigt wird,  und  zwar  in  Grössen  von 
I  —  250  HP.,  so  kann  man  sich  seiner  bei  den 
kleinsten,  wie  bei  den  grössten  Installationen 
bedienen ;  gegenüber  den  Gaskraftmaschinen 
hat  er  zwei  bedeutende  Vortheile:  er  ist 
nicht  an  das  Rohrnetz  gebunden  bei  seinem 
Gebrauch  und  arbeitet  —  namentlich  dort 
wo  das  Petroleum  reichlich  vorhanden 
oder  auch  nur  durch  Zoll  und  Steuern  nicht 
vertheuert  ist  —  sehr  billig.  Den  Dampfma- 
schinen gegenüber  hat  er  den  Vorzug,  dass 
er  nicht  eines  Schlottes  und  keiner  Kessel- 
anlage bedarf  und  somit  eine  grosse  Menge 
Plackereien  erspart,  welche  mit  dergleichen 
Anlagen  verknüpft  sind.  Wir  dürften  bald  in  der 
Lage  sein.  Näheres  über  das  geniale  Product 
unseres  geschätzten  Mitgliedes  zu  berichten. 


Todesfälle.  In  Paris  starb  vor  Kurzem 
der  Mechaniker  G  a  i  f  f  e,  ein  besonders  in  elek- 
tromedicinischen  Apparaten  ausgezeichneter 
Meisler.  —  In  Amerika  starb  der  Sohn  des 
Erfinders  Morse  und  ein  anderer  Elektriker, 
Namens  Davis.  Mr.  Barbier,  Vicepräsident 
der  Chambre  syndicale  de  l'^lectricit^,  bekannt 
durch  seine  Leclante-Elemente  und  durch  Con- 
struction  eines  Accumulators,  den  er  auch  in 
Wien    ausstellte,    starb  Anfangs  Juni  in  Paris. 


Verantwortlicher  Redacteur ;  JOSEF  KAREIS.   —    Selbstverlag-  des  Elektrotechnischen  Vereins. 

In   Commission  bei  LEHMANN  &  WENTZEL,  Buchhandlung  für  Technik  und  Kunst. 

Druck  von  R.  SPIKS   &  Co.  in  Wien,  V.,  Straussengaase  16. 


Berichtigung. 

In  dem  im  Junihefte  erschienenen  Artikel:  j,Inductions-  und 
Schaltungsregeln  u.  s.  w/  von  Dr.  A.  v.  Waltenhofen,  sind  durch 
ein  Versehen  in  der  Druckerei  die   Fig.   J  und    8    verwechselt  worden. 

Wir  reproduciren  deshalb  diese  Figuren  noch  einmal,  damit  die- 
selben an   den  richtigen  Stellen  eingeklebt  werden  können. 

Fig.   7. 


M  7 


7'm 


7  M 


Zeitschrift  für  Elel<trotechnil<. 


V.   Jahrg. 


I.  August  1887. 


Heft  VIII. 


VEREINS-NACHRICHTEN. 


Chronik  des  Vereines- 

II.  Mai,  —  C  o  n  s  ti  tu  ir  en  d  e 
Sitzung  des  statistischen  C  o- 
mite. 

Herr  Baurath  von  Goldschmidt 
wird  zum  Obmann  und  Herr  Adjunct 
Schlenk  zum  Schriftführer  gewählt. 

II.  Mai.  —  C  o  ns  ti  t  uirend  e 
Sitzung  des  Specialausstel- 
lungs-Comite  für  den  VI.  Inter- 
nationalen Congress  für  Hygiene  und 
Demographie,    Wien    1887. 

Herr  Regierungsrath  O.  V  o  1  k  m  e  r 
wird  zum  Obmann,  Herr  Baurath 
von  Goldschraidt  zum  Obmann- 
Stellvertreter  und  Herr  Dr.  von 
Urbanitzky  zum  Schriftführer  ge- 
wählt. 

II.  Mai.  —  VIII.  Ausschuss- 
sitzung. 

Erledigung  laufender  Geschäfte. 
Die  Prüfung  des  Cassagebarungs- 
Ausweises  pro  I.  Quartal  d.  J.  ergibt 
ein   Cassasaldo   von  fl.    23 42 "3 6. 

27.  Mai.  —  II.  Sitzung  des 
Specialausstellungs-  Comite. 

3.  Juni,  —  III,  Sitzung  des 
Specialausstellungs  -Comite, 

28.  Juni.  —  II.  Sitzung  des 
statistischen   Comite. 

4.  Juli.  —  IV.  Sitzung  des 
Specialausstellungs  -  Comite, 

8.  Juli,  —  IX,  Ausschuss- 
si  tzung, 

II,  Juli.  —  V,  Sitzung  des 
Specialausstellungs  -  Comite. 


12,  Juli.  —  III,  Sitzung  des 
statistischen   Comite. 

14,  Juli.  —  VI.  Sitzung  des 
Specialausstellungs  -  Comite, 

Die  Arbeiten  dieses  Comite  haben 
einen  so  befriedigenden  Erfolg  erzielt, 
dass  schon  jetzt  das  Zustandekommen 
der  Specialausstellung  des  Vereines 
gesichert   erscheint. 


Neue  Mitglieder. 

Rü  hl  mann,  Professor,  Dr.  Richard, 
Redacteur  der  Elektrotechnischen 
Zeitschrift,  Chemnitz,  Kassberg- 
strasse    12  c. 

Gaisberg,  Sigmund  Freiherr  von, 
Ingenieur,  Wien,  VIII.,  Lange- 
gasse   58, 

Hummel,  G,,  Ingenieur  der  Fabrik 
Schucker t,  Nürnberg,  Zufuhr- 
strasse  24/11, 

Kahn  A,,  Lichtpausanstalt,  Mül- 
hausen   i.   E,,    Altkirchstrasse   26. 


]l^r;;th  eilung. 

Die  P.  T,  Vereinsmitglieder  er- 
halten  beifolgend  : 

1,  Die  in  der  V,  ordentlichen 
Generalversammlung  am  13,  April 
1887  angenommenen  und  von  der 
hohen  k,  k.  Statthalterei  für  Oester- 
reich  untfr  der  Enns  unterm  21.  Juli 
1887     bescheinigten    Vereinsstatuten. 

2.  Ein  Mitglieder  -  Verzeichniss 
nach   dem   Stande  vom    l.   Juli    1887. 

^.   Die   Bibliotheks-Ordnung:. 


23 


348 

und  dieses  Z^  ist  diejenige  Zahl  von  Elementen,  welche  zur  Erzeugung 
des  Stromes  in  der  äusseren  Leitung  nothwendig  ist ;  von  der  elektro- 
motorischen Kraft  dieser  Z'  Elemente  bleibt  nur  ein  Rest  b  e  übrig. 
(Sollte  in  der  äusseren  Leitung  eine  elektromotorische  Gegenkraft, 
Polarisation,  auftreten,  wie  bei  vielen  elektrolytischen  Arbeiten  oder 
bei  Bogenlicht,  so  ist  J  W  -\-  E  statt  J  W  zu  setzen.) 

Der  Werth  Zg  r  =  (Z — Z' -j- <5)  e  ist  die  Grösse  der  elektro- 
motorischen Kraft,  welche  zur  Erzeugung  des  Stromes  in  der  Batterie 
selbst  nothwendig  ist. 


Der  Quotient 


^^  =1-4-=^   ......  (VIII 


z 


ist  somit  das,  was  man  das  Güte  verhält  niss  der  B  atterie  nennt, 
nämhch  das  Verhältniss  der  nutzbaren  Arbeit  im  äusseren  Schliessungs- 
kreise zur  ganzen  geleisteten  Arbeit. 

Das  ist  Alles,  was  wir  zur  Beantwortung  der  vorhin  gestellten 
Fragen  nöthig  haben.  Die  Anwendung  der  Formeln  wird  am  ein- 
fachsten durch  einige  Beispiele  erklärt  werden  können. 

1.  In  einer  Leitung  von  W=^  loooo  Ohm  soll  die  Stromstärke 
J^=  0005  Amp.  mit  Elementen  von  e  =  \  Volt  hergestellt  werden. 

^         JW        0-005  •  lOOOO  ^,  .    ,   . .      ,.     .. 

Zi  = = =  50  Elemente  smd  für    die   äussere 

^  e  I 

Arbeit    nÖthig ;    da    /^  =  o    ist ,    muss    mindestens  ^2=1   Element    für 

die    Stromerregung    in    der    Batterie    verwendet    werden.    Dann    wird 

Z^e  I  .  I  1000  _, 

Z=  Z^  4-  Zo  =  5 1    und  w  =  —J'     = =  =  3-92  Ohm 

^    '      ^       ^  ZJ         51  .0005  255         ^  ^ 

ist  der  zulässige  innere  Widerstand  für  die  Elemente.  Das  Gütever- 
hältniss  der  Batterie  ist^  =  -^ — =0-98,  d.  h.  98  X  der  geleisteten 
Arbeit  werden  für  die  äussere  Leitung,  2  %   für  die  Batterie  verbraucht. 

2.  Hätte  man  nur  Elemente  mit  dem  inneren  Widerstände 
w  =  S  Ohm  zur  Verfügung,    so  wäre  nach  Gleichung  VI  der  Quotient 

Z2         w  J  8  .  0-005 


Z  e  I 


0-04 ,    somit    das    Güteverhältniss     dieser 


Elemente  für  den    vorgeschriebenen  Zweck  ^  :=:  0*96  =  — ^,     und    da 

Zi  =  50,    würde  Z= — ^-^^  =  52. 
^       '  0-96 

3.  Dieselbe  Leistung,  J"=  0*005,    I^F^  lOOOo,  soll  mit  Elementen 
von  e  =  1-8  erzielt  werden. 

— -1- =  Zj  =  ^^  =  2778,  Z'=28,    /;  =  o-22;    wenn  Z=  28    Ele- 
e  I  o 

b  .  e 
mente    ausreichen    sollen,    muss    Zj  ==/>'=  0-22     und     w  =  -^ — ^  = 

0-22  .  1-8  0-396 


28.0*005  0-140 


2*8  Ohm  sein.  Das  Güteverhältniss  solcher 


0'22 

Elemente  ist  ^  =  i —  =  0*992. 

28 


349 


Macht  man  die  inneren  Widerstände  w  kleiner,  als  die  Gleichung  VI 
für  Z^=^b  oder  Z<^=^  i  fordert,  so  wird  dadurch  keine  Verminderung 
von  Z  mehr  möglich,  aber  die  Stromstärke  wird  grösser,  als  man  es 
verlangt.  Für  grosse  Stromstärken  aber  muss  zv  sehr  klpin  werden, 
wenn  das  Güteverhältniss  günstig  sein  soll.  So  gibt  ein  auch  von 
Herrn  Weinhold  in  anderer  Art  behandeltes  Beispiel: 

4.  Ein  Bogenlicht  mit  J  =  10  Amp.  und  PF  =  4-5  Ohm  soll  mit 
Elementen  von  e  =  i-8  Volt  hergestellt  werden. 

Es  ist  =  — ;^^25,    b=o,    Zo    mindestens  =    i,    Z   min- 


e  18 

destens  26.  Rechnet  man  wie  in  den  früheren  Beispielen,  so  findet  man 
folgende  zusammengehörige  Werthe : 

Z2  =      I  2 

Z  =  26  27 

w    =     O'ooßg  o"oi3 

g    =     0-96  0-92 

5-  Als  weiteres  Beispiel  wollen  wir  fragen 
stände  müssen  Elemente  von  e  :=:  i   oder  e  = 
verschiedenen  Stromstärken  immer  mit  dem   Güteverhältnisse  g 
also     5  X     Arbeitsaufwand    für    die    Batterie ,    arbeiten  ?     Die 
^      (I— g-)^ 
J 


5 

25 

32 

30 

50 

57 

0-03 

0-09 

o-i 

083 

0-50 

0-46 

Was  für  innere  Wider- 
1-8  haben,  damit  sie  bei 
=  095, 
Formel 


ZV 


gibt  folgende  Tabelle : 


J.  Amp. 

e  =   I   Volt 

e  =  1-8  Volt 

w  =  Ohm 

w  =  Ohm 

0"00I 

50 

90 

0*005 

xo 

18 

O'OIO 

5 

9 

0-050 

I 

1-8 

O'IOO 

0-5 

o'9 

0*500 

O'I 

o-i8 

I 

005 

0-09 

5 

O'OI 

o-oi8 

10 

0-005 

0-009 

Man  sieht,  dass  zur  Ermittlung  des  günstigsten  inneren  Wider- 
standes und  des  Güteverhältnisses  einer  Batterie  die  Kenntniss  der 
Stromstärke  erforderlich  ist,  und  dass  die  Angabe  der  Klenamen- 
spannung  {J  W),  wie  sie  z.  B.  für  Glühlampen  üblich  ist,  nicht  genügt. 

Um  einen  Ueberblick  über  die  Grenzen  der  Verwendbar- 
keit gegebener  galvanischer  Elemente  zu  gewinnen,  kann 
man  den  Formeln  eine  andere,  sehr  bequeme  Gestalt  geben.  Schreibt 
man  die  Gleichung  I  in  der  Form 


J  = 


ZV  -4- 


W  ' 


und  setzt 


so  wird 


W_ 
Z 


J  = 


zu  -j-  r 


(IX 


(X 


350 


und  r  ist  der  äussere  Widerstand,  in  welchem  ein  Element  die  Strom- 
Stärke  J  erzeugt.  Die  Grösse soll  mit 


w 


P  = 


r 

w 


bezeichnet  werden.  Ferner  setzen  wir 


w 


(XI 


{XII 


2q  ist  die  Stromstärke,  welche  ein  Element  bei  kurzem  Schlüsse, 
d.  h.  bei  einem  verschwindend  kleinen  äusseren  Widerstände  gibt.  End- 
lich setzen  wir 

-;^  =  <7        (XIII 

d.  h.  wir  messen  die  Stromstärken,  sowie  die  Leitungswiderstände  nicht 
nach  den  gewöhnlich  gebrauchten  Einheiten,  sondern  nach  den  charak- 
teristischen Constanten  der  anzuwendenden  Elemente. 

Zu  bemerken  ist,  dass  unbedingt  <t  <  i  sein  muss.  Durch  Ein- 
setzung der  neuen  Buchstaben  in  die  Gleichung  VIII  wird  das  Güte- 
verhältniss  der  Elemente 


I  — 


w  J 


J 


Z  e  i^ 

gefunden;  der  Arbeitsverlust  in  der  Batterie  ist 
und  aus  Gleichung  X  folgt 


I  —  (j 


(XIV 


lOO   Zcy 


lOO  (7 


J  = 


I  +p 


oder  (i  -f-  p)  <y  =  I 


(XV 


Diese  Gleichung  kann  dazu  dienen,  eine  für  jedes  beliebige  Element 
giltige  Tabelle  oder  Curve  zu  finden,  aus  welcher  der  Gang  der  Werthe 
von  o  und  p,  das  ist  J  und  r  entnommen  werden  kann. 

Ein  für  die  Orientirung  hinreichendes  Stück  dieser  Tabelle  ist  das 
folgende  : 


o-ooi 

2 

3 

4 

'     5 

6 

7 


999 

499 

332-3 

249 

199 

i6s7 

141-9 

124 

IIOI 


o-oi 

2 

3 

4 
5 


99 
49 
32-3 
24 

19 

157 

13-3 

"•S 

lo-i 


o-i 
2 
3 

4 
5 
6 

7 


9 
4 

i'S 
I 

0-67 

0-43 
025 
o-ii 


Der  Gebrauch  dieser  Tabelle  oder  der  ihr  zu  Grunde  liegenden 
Formel  ist  wohl  klar. 

Beispiel  6.  Beträgt  die  verlangte  Stromstärke  0*4 .  i^,  so  ist  je 
ein  Element  erforderlich,  wenn  der  äussere  Widerstand  \'^w  beträgt. 
Sinkt  die  Stromstärke  auf  0*04  /„,  so  ist  je  ein  Element  für  den  äusseren 
Widerstand  24  w  nothwendig  und  hinreichend. 


351 

7-    Welche    Stromstärke    können    6    Elemente    von    ^  =  r4  Volt 
und  ^=3-5   Ohm  beim  äusseren  Widerstände    I>F=  42  Ohm  erzeugen  ? 

"~  7  =  p-ys,  9  =  2,  ^  =  -—-—-  =  1/3- 


6  '       ^••^■^'    ''--''-     i+p 

'>'  =  -^=   gl^.g    =0-133  Amp.,  ^=73- 
Wollte  man  je  zwei  Elemente  parallel  schalten,  so  würde 

r  =  -^  =  14  =  p  .  ^,  9  =  8,0  =  1/9.  .-  =  V9. 

</=V9 —  =0*089  Amp. 

8.  Es  wurde  früher  erwähnt,  dass  man  bei  Verwendung  von  Elementen, 
deren  w  gewissermaassen  ^zu  klein*  ist  (nämlich  kleiner,  als  der  aus 
Gleichung  VI  berechnete  Werth),  bei  gegebenen  W  eine  zu  grosse 
Stromstärke  erhält.  Diese  kann  durch  Einschalten  von  neuem  Wider- 
stände auf  die  richtige  Grösse  vermindfert  werden.  Man  erleidet  dabei 
keinerlei  Schaden,  wohl  aber  wird  die  Dauer  der  Elemente  vergrössert. 
Auch  das  theoretische  Güteverhältniss  wächst,  aber  ob  diese  Steigerung 
von  ökonomischem  Vortheile  ist,  hängt  davon  ab,  ob  die  Steigerung 
der  äusseren  Arbeit  ausgenützt  werden  kann  oder  nicht.  Wir  fanden 
z.  B.  in  Beispiel  i,  dass  für  ^7=  0*005,  TF"=  loooo,  e=i,  w  =  yg2 
der   ^ günstigste"^  Werth  sei;   o- =  o"98. 

Fig.   I. 


Hätte  man  Elemente  von  e  =  i  und  w  =  2  zu  verwenden,  so 
wäre  /q  =  o-s,a  =  0'0i,g  =  0-99,  p  =  gg,  W=  5 1  .  99  .  2  =  10098  Ohm. 
Von  den  Elementen  der  ersten  Art  j, überwindet*  jedes  einzelne  196  Ohm, 
von  denen  der  zweiten  Art   198. 

Die  Curve  (Fig.  i),  welche  den  Gang  von  p  und  g  darstellt,  ist 
ein  Ast  der  gleichseitigen  Hyperbel.  Man  sieht  aus  ihrem  Verlaufe, 
dass  Ströme  von  kleinem  <7,  d.  i.  grossem  Güteverhältnisse,  für  Aen- 
derungen  des  äusseren  Widerstandes  wenig  empfindlich  sind;  dass  hin- 
gegen Ströme,  für  welche  <7  >  i/g  wird,  nur  bei  sehr  kleinen  r  möglich  sind. 

Zum  Schlüsse  muss  ich  noch  einige  Bemerkungen  über  die  Voraus- 
setzungen beifügen,  von  welchen  Herr  Ingenieur  J  ü  Ui  g  in  seiner  früher  er- 
wähnten Arbeit  ausgegangen  ist.  Herr  Jüllig  nimmt  nämlich  an,  dass 
die  Anschaffungs-  und  Bedienungskosten  galvanischer  Elemente  ihrer 
Grösse  direct  proportional  seien.  Dies  dürfte  aber  schon  bei  den  An- 
schafifungskosten  nicht  ganz  zutreffend  sein,  denn  die  Arbeitskosten,  für 
das  Formen  und  Herstellen  z.  B.  der  Kohlen  oder  Thonzellen,  der 
Metallelcktroden,  für  die  Verbindungsstreifen  und  Klemmen  sind  gewiss 
bei  einem  Elemente  mit  fünffacher  Oberfläche  nicht  fünfmal  so  gross, 
als  bei  einem  einfachen.  Noch  stärker  ist  die  Abweichung  bei  den 
Bedienungskosten,  denn  ein  z.  B.  fünfmal  so  grosses  Element  enthält 
die  fünffache  Menge  von  Elektrodenmetall  (Zink)  und  Erregungsflüssig- 


352 

keit ;  der  stündliche  Verbrauch  ist  aber,  immer  gleiche  Stromstärke 
vorausgesetzt,  der  gleiche ;  also  wird  die  Zeitdauer,  nach  welcher  eine 
gewisse  Abnützung  und  Erschöpfung  des  Elementes  eingetreten  ist, 
somit  eine  Reinigung  und  Neubeschickung  nöthig  wird,  der  Grösse  des 
Elementes  proportional,  der  Stromstärke  verkehrt  proportional  sein. 
Die  Bedienungskosten  werden  aber  kleiner,  wenn  die  betreffende  Arbeit 
seltener  vorkommt.  Wenn  z,  B.  ein  kleines  Element  jeden  dritten  Tag 
gereinigt  werden  müsste,  wird  dies  bei  einem  fünfmal  so  grossen  und 
gleicher  Stromstärke  nur  zv/eimal  im  Monate  nöthig;  und  dann  ist  die 
Arbeit  der  einmaligen  Bedienung  gewiss  nicht  in  dem  Maasse  erschwert, 
dass  sie  2 5 mal  so  viel  kosten  sollte,  wie  die  einmalige  Reinigung  eines 
kleinen  Elementes.  So  müsste  es  aber  nach  Herrn  Jüllig's  Annahme 
für  die  Bedienungskosten  sein. 

Da  nun  Herrn  Jüllig's  Formeln  auf  nicht  ganz  sicheren  Voraus- 
setzungen beruhen,  kann  ihnen  auch  keine  strenge  Giltigkeit  zuerkannt 
werden,  und  da  sie  für  Näherungsformeln  doch  etwas  zu  weitläufig  sind, 
dürfte  es  vorerst  noch  sicherer  sein,  bei  der  Auswahl  und  Schaltung  von 
Batterie-Elementen  sich  nur  von  elektrischen  Rücksichten  leiten  zu  lassen. 
Herr  J  ül  1  ig  berechnet  z.  B  ,  dass  Elemente  mit  e  =  i  und  z£;  =  8  Ohm 
bei    der    Stromstärke  J  ==  0*0495  Amp.  am  ökonomischesten    arbeiten. 

Das    elektrische    Güteverhältniss    aber     ist    i  —  0=1 ^ = 

I 

=  I  — 0396  =  o'6o4,  d.  h.  40^  der  Stromarbeit  werden  in  der  Batterie 

verbraucht.    So    gross    kann    der    Einfluss    der    Bedienungskosten  doch 

nicht  sein. 


Typendruck-Telegraphen-System  von  Munier. 

Vortrag,  gehalten  am  5.   Mai   1886    in    der  Monatsversammlung    der    ^Societe  internationale 

des  Electriciens*   in  Paris. 
Von  PAUL  SAMUEL.    -. 

Meine  Herren  !  —  Sie  kennen  den  Zeigertelegraphen  von  Breguet.  Sie 
wissen,  dass  dieser  Apparat  aus  einem  Uhrwerke  besteht,  welches  den  Zweck 
hat,  den  Zeiger  längs  der  Buchstaben  des  Alphabets,  die  auf  einem  Ziifer- 
blatte  verzeichnet  sind,  hinzuführen.  Em  von  dem  Anker  eines  Elektro- 
magneten gesperrtes  Echappement  verhindert  die  beständige  Rotation  des 
Zeigers,  welcher  bei  jeder  Bewegung  des  Ankers  nur  um  eine  Theilung  oder 
einen   Buchstaben   vorrückt. 

Um  den  Zeiger  um  3,  4,  .  .  .  Buchstaben  weiterrücken  zu  lassen,  muss 
man  auf  der  gegebenen  Station  den  Strom  mehrmals  unterbrechen,  d.  h.  in 
die   Leitung   eine   gewisse  Anzahl   von   Stromemissionen   entsenden. 

Diese  .Anzahl  der  Emissionen,  die  je  nach  der  Ordnung,  in  welcher 
die  verschiedenen  Buchstaben  aufeinanderfolgen,  von  i  bis  12  schwankt, 
beträgt  im  Durchschnitte  für  jeden  zu  reproducirenden  Buchstaben  sechs 
oder  sieben. 

Diese  Anzahl  ist  beträchtlich ;  es  arbeitet  daher  auch  der  Zeiger- 
telegraph langsam.  Man  kann  damit  nicht  mehr  als  3000  Zeichen,  Buch- 
staben oder  Ziffern  in  der  Stunde  befördern.  Ungeachtet  seiner  schätzens- 
werthen  Einfachheit  ist  daher  dieser  Apparat  für  stärker  in  Anspruch 
genommene  Leitungen,  auf  welche  man  in  einer  bestimmten  Zeit  möglichst 
viele  Depeschen   befördern  muss,   nicht  geeignet. 

In  gleicher  Weise  verhält  es  sich  mit  dem  Telegraphen  von  Morse, 
welcher  ebenfalls  nur  für   wenig   belastete  Leitungen   verwendet  wird. 

Es  ist  jedoch  dabei  die  durchschnittliche  Anzahl  der  für  einen  Buch- 
staben  erforderlichen  Emissionen   auf  vier   reducirt,   was  durch  die  Benützung 


353 

zweier  Emissionsarten  ermöglicht  wurde  ;  es  sind  dies  kurze  oder  lange 
Emissionen  (positive  oder  negative  bei  gewissen  abgeleiteten  Systemen), 
aus   deren   Verbindungen   oder   Gruppen   das   Morse-Alphabet   gebildet  ist. 

Die  Anzahl  der  Zeichen,  welche  mittelst  des  Telegraphen.von  M  or  s  e 
in    einer   Stunde    befördert   werden   können,   stellt  sich   auf  4500. 

Bei  dem  Apparate  von  Hugheo  steigt  diese  Zahl  auf  lo.ooo  bis 
12,000,  Unter  allen  einfachen  Telegraphen  mit  directer  (nämlich  nicht 
automatischer)  Zeichengebung  und  allgemeiner  Anwendung  ist  dieser  Apparat 
der  am  schnellsten  arbeitende. 

Seine  Ueberlegenheit  rührt  davon  her,  dass  er  für  jeden  Buchstaben 
nur  eine  einzige  Stromemission  braucht  und  alle  Emissionen  gleich- 
artig sind. 

Wenn  man  aber  den  Telegraph  von  Hughes  einer  näheren  Prüfung 
unterzieht  und  die  rasche  Function  der  verschiedenen  Organe  mit  seiner 
thatsächlichen  Leistung  vergleicht,  so  erkennt  man  bald,  dass  derselbe  noch 
weit  davon  entfernt  ist,  das  zu  leisten,  was  er  dem  Anscheine  nach  leisten 
können   soll. 

In  der  Absicht,  eine  erhöhte  Leistungsfähigkeit  zu  erzielen  und  zu 
diesem  Zwecke  die  Haupteigenschaft  des  Hughes -Apparates,  bestehend 
in  dem  Druck  der  Buchstaben  mit  Hilfe  einer  einzigen  Strom- 
emission, besser  auszunützen,  hat  Herr  Muni  er  diesen  Apparat  in  der 
nachfolgend   beschriebenen  Weise  zu   einem   vielfachen  umgestaltet. 

Der  Telegraph  von  Munier  ist  folglich  ein   Hughes-Multiplex. 

Ein  Multiplex-Sysiem  ist  eine  derartige  Anordnung  von  Apparaten,  dass 
es  dadurch  möglich  wird,  mehrere  Depeschen  gleichzeitig  durch  einen  und 
denselben   Leitungsdraht  zu   befördern. 

Die  Multiplexe  zerfallen  in  zwei  grosse  Classen :  in  solche  mit  gleich- 
zeitigen  und   in  solche  mit  aufeinanderfolgenden   Emissionen, 

In  die  erste  Classe  gehören  die  harmonischen  Telegraphen  von 
Lacour,  Gray.  Bell  u.  s.  w.,  bei  welchen  die  verschiedenen  Depeschen 
wirklich  gleichzeitig  befördert  werden. 

Bis  jetzt   haben   diese  Apparate  keine  befriedigenden  Resultate  geliefert. 

Der   Telegraph   von  Muni  er  gehört   der  zweiten   Classe  an. 

Bei  den  Multiplex-Systemen  mit  aufeinanderfolgenden  Strömen  werden 
niemals   mehrere   Buchstaben   oder  Zeichen   gleichzeitig  befördert. 

Die  Zeichen  folgen  in  der  Leitung  so  aufeinander,  wie  bei  einem 
gewöhnlichen,  einfach  arbeitenden  Telegraphen ,  statt  dass  sie  aber  zu  einer 
einzigen  Depesche  gehören,  sind  sie  successive  3,  4,  5,  ...  Depeschen 
entnommen. 

Jede  Depesche  wird  mittelst  eines  eigenen  Apparates  befördert.  Ein 
specielles  Organ,  der  sendende  Vertheiler,  nimmt  die  verschiedenen 
Stromemissionen  eines  jeden  einfachen  Gebers  auf  und  sendet  sie  in  der 
beabsichtigten   Ordnung  durch   die  Leitung. 

Ein  ähnliches  Organ,  der  empfangende  Vertheiler,  welcher  an 
dem  anderen  Ende  der  Leitung  aufgestellt  ist,  empfängt  diese  Emissionen 
und   vertheilt  dieselben  successive  an  jeden  der  Empfänger. 

Das   System   ist  ein  vielfaches,   aber  die  Beförderung  ist  es   nicht. 

Mittelst  einer  dem  gewöhnlichen  Leben  entnommenen  Analogie  wird 
es  uns  vielleicht  besser  gelingen,  die  Ge:ammtheit  dieser  Operationen  zu 
überblicken, 

Stellen  wir  uns  einen  Geschäftsmann  vor,  welcher  mehrere  Briefe  zu 
dictiren  hat  und  die  Fähigkeit  besitzt,  sehr  schnell  zu  dictiren.  Wenn  er 
nur  einen  einzigen  Beamten  nimmt,  so  ist  es  klar,  dass  er  eine  beträcht- 
liche Zeit  verlieren  wird,  denn  er  wird  immer  warten  müssen,  bis  jeder 
Satz  niedergeschrieben   ist,   und   kann   erst  dann   den  folgenden  dictiren.   Das 


354 


Gegentheil  ist  aber  der  Fall,  wenn  er  mehrere,  beispielsweise  drei  Schreiber 
verwendet.  In  solcher  Weise  könnte  er  ihnen  nacheinander  die  ersten, 
zweiten,  dritten  .  .  .  Sätze  von  drei  verschiedenen  Briefen  dictiren,  wobei 
jeder  seinen  Brief  schreiben  würde,  ohne  sich  um  seine  Nachbarn  zu  küni- 
mern,  und  einen  Satz  zu  Ende  schreiben  würde,  während  den  beiden 
anderen  Schreibern   dictirt  wird. 

Bei  einem  derartigen  Vorgange  wird  es  sich  allerdings  zeigen,  dass 
die  Arbeit  eines  jeden  Beamten,  wenn  dieselbe  für  sich  allein  betrachtet 
wird,  etwas  geringer  geblieben  ist,  als  sie  es  im  ersten  Falle  geworden 
wäre,  dass  aber  die  gesammte,  auf  die  gleiche  Zeit  bezogene  Arbeitsleistung 
zugenommen  hat  und  auch  die  materielle  Beschaffenheit  der  Arbeit  eine 
bessere  geworden  ist. 

Fig.  I. 


SreU 


In  ebensolcher  Weise  verhält  es  sich  mit  den  Multiplextelegraphen, 
bei  welchen  die  Emissionen  die  Stelle  der  Sätze  vertreten,  ebenso  die 
Empfangsapparate  die  Stelle  der  Beamten  und  die  Telegraphenleitung  die 
Stelle  des  Geschäftsmannes ;  die  eine  wie  die  andere  Methode  besteht  in 
der  vortheilhaftesten  Ausnutzung  des  Hauptorgans  (Geschäftsmann  oder 
Telegraphenleitung)  und  in  der  Vermeidung  eines  jeden  Zeitverlustes  für 
dasselbe. 

Wir  wollen  nunmehr  sehen,  wie  Herr  Munier  zu  Werke  gegangen 
ist,  indem  er  den  Telegraph  von  Hughes  zur  Multiplex-Correspondenz  ein- 
richtete und  dadurch  die  bei  diesem  Apparate  vorkommenden  Zeitverluste 
vermied. 

Wenn  man  die  Zeichnung  eines  Hughes-Apparates  oder  auch  diesen 
selbst  zum  ersten  Male  prüft,  so  hat  es  den  Anschein,  als  ob  dieser  Apparat 
mit  seinen  verschiedenen  Rädern,  Daumen  und  Hebeln  ein  sehr  complicirter 
Mechanismus  sei.  Dies  ist  aber  nicht  der  Fall  und  es  ist  sogar  das  Princip 
des   Apparates   ein  sehr  einfaches. 

Ein  Rad  0  (Fig.  i),  auf  dessen  Rand  die  Buchstaben  des  Alphabets 
erhaben  gravirt  sind,   dreht  sich  in  der  Richtung  des  Pfeiles.    Mittelst  eines 


355 


Hebels,  der  durch  den  Elektromagneten  E  bewegt  wird,  kann  ein  Papier- 
streifen P  an  das  Rad  angedrückt  werden.  Wenn  man  durch  den  Taster  T 
einen  Strom  in  die  Leitung  L  entsendet,  so  erzeugt  man  auf  dem  Papier- 
streifen den  Abdruck  desjenigen  Buchstabens,  der  sich  in  diesem  Augen- 
blicke an   der  untersten   Stelle  des  TyP^^^ades  befindet. 

Damit  man  unter  derartigen  Umständen  telegraphiren  könne,  ist  es 
genügend,  wenn  man  in  der  gebenden  Station  5"  die  Reproduction  der  vom 
Rade  O,  genannt  das  Typenrad,  ausgeführten  Bewegung  vor  sich  hat. 
Zu  diesem  Zwecke  dreht  sich  eine  zweite  Scheibe  oder  ein  zweites  Rad  O' ■, 
auf  welchem  seitwärts  die  Buchstaben  des  Alphabetes  verzeichnet  sind, 
synchron   mit  dem  Typenrade    0, 

Will  man  beispielsweise  den  Buchstaben  E  telegraphiren,  so  beobachtet 
man  die  Scheibe  O'  und  drückt  den  Taster  in  dem  Augenblicke  nieder,  in 
welchem    der    Buchstabe  E   an  einem   bestimmten  Merkzeichen  vorübergeht. 

Fig.  2. 


£rjie. 


Diese  rein  ideale  Anordnung  würde  einen  Beamten  von  ausserordent- 
licher Geschicklichkeit  bedingen,  denn  derselbe  müsste  die  Buchstaben  bei 
ihrem   Vorbeigehen  erfassen. 

In  Wirklichkeit  bedient  man  sich  der,  der  Scheibe  O'  ertheilten  Be- 
wegung, um  die  im  beabsichtigten  Augenblicke  erforderliche  Stromemission 
in  automatischer  Weise  eintreten  zu  lassen.  Die  Scheibe  0'  reducirt  sich 
alsdann  auf  einen  Arm  K  (Fig.  2),  der  Taster  T  ist  beweglich  und  die 
Buchstaben   bilden  ebenso  viele   bestimmte  Merkzeichen. 

Um  z.  B.  den  Buchstaben  E  zu  telegraphiren,  hat  der  Beamte  nichts 
Anderes  zu  thun,  als  den  Taster  oberhalb  des  bezeichneten  Punktes  E  auf- 
zustellen. In  dem  Augenblicke,  in  welchem  sich  der  Buchstabe  E  des 
Typenrades  gerade  ober  dem  Papierstreifen  befindet,  wird  der  Arm  K  den 
Taster  T  begegnen  und  dadurch  zu  dem  gewünschten  Zeitpunkte  einen 
Strom  in  die  Leitung  entsenden. 

Um  die  Sache  zu  erleichtern,  bringt  man  in  der  Praxis  ebenso  viele 
Taster    an,     als    es    Buchstaben    gibt ;     den    letzteren    entsprechen     Tasten, 


356 


welche  man  nur  anzuschlagen  braucht,  um  den  einen  oder  den  anderen 
Taster  (genannt  Contactstift)  in  den  Weg  des  Armes  K  (genannt 
Schlitten)   zu   bringen. 

Der  thatsächlich  existirende  Apparat  unterscheidet  sich  von  dem 
theoretischen  Apparate,  wie  wir  ihn  soeben  beschrieben  haben,  noch  durch 
die  Druckvorrichtung.  Es  wird  nämlich  der  Abdruck  der  Zeichen  nicht 
unmittelbar  vom  Elektromagneten,  sondern  durch  die  Vermittlung  eines 
Uhrwerkes  besorgt,  von  welchem  das  Typenrad  in  Bewegung  gesetzt  wird. 
Die  Rolle  des  Elektromagneten  ist  alsdann  darauf  beschränkt,  in  diesem 
oder  jenem  Augenblicke  die  Verkupplung  einer  Welle  (genannt  Druck- 
welle) hervorzurufen,  die  sich  gewöhnlich  nicht  bewegt.  Der  Abdruck  der 
Zeichen  und  das  Weiterrücken  des  Papierstreifens  vollziehen  sich  unter  der 
Wirkung  von   Daumen   während   eines   Umlaufes   der  Druckwelle. 

Diese  Bewegungen  verlangen  eiiie  grosse  Genauigkeit  und  sind  nur 
innerhalb  gewisser  Geschwindigkeitsgrenzen  ausführbar.  Bei  normaler  Ge- 
schwindigkeit braucht  das  Typenrad  zu  einem  Umlaufe  eine  halbe  Secunde; 
der  Druckwelle  hat  man  eine  siebenmal  grössere  Rotationsgeschwindigkeit, 
welche  man   als   die  vortheilhafteste   erkannt  hatte,   ertheilt. 

Fig.  3. 


Während   eines   Umlaufes   der  Druckwelle  rückt   folglich   das   Typenrad 

nur   um   den   siebenten   Theil  seines   Umfanges  oder,  da  sich  auf  dem  ganzen 

Rade   28   Buchstaben   befinden,   um   vier  Buchstaben   weiter;   man   kann   daher 

nur    jeden    fünften   Buchstaben  drucken,     was    den   günstigsten  Fall   darstellt 

28 
und   ein  Maximum   von  =5   Buchstaben   pro   Umlauf  ergibt. 

Eine  Reihe  von  Buchstaben,  welche  man  in  einem  Umlaufe  des  Typen- 
rades drucken  kann,  nennt  man  eine  Combination.  Wenn  man  fort- 
während Combinationen  von  vier  oder  fünf  Buchstaben  telegraphiren  könnte, 
so  wäre  der  Apparat  von  Hughes  vorwurfsfrei;  es  folgen  aber  die  Buch- 
staben nicht  in  einer  für  die  Beförderung  so  vortheilhaften  Ordnung  aufein- 
ander, und  es  werden  in  der  Wirklichkeit  kaum  mehr  als  durchschnittlich 
1^/4 — 1V2  Buchstaben  pro  Umlauf  gedruckt,  wobei  man  aber  noch 
immer  darauf  zu  achten  hat,  dass  man  keinen  Umlauf  versäumt  und  keine 
Combination  übersieht.  Die  Fig.  3,  welche  die  Abtelegraphirung  des  Wortes 
bon  als  Function  der  Zeit  darstellt,  u.  zw.  nach  der  Rotation  von  M  u  n  i  e  r, 
gestattet,  sich  Rechenschaft  zu  geben,  welcher  übergrosse  Abstand  zwischen 
diesem   Mittelwerthe   und   dem   Maximum   liegt. 


357 


Von  dem  B  u  c  h  s  t  a  b  e  nb  1  a  nk  ausgehend,  trifft  man  erst  nach  einem 
Umlaufe  und  zwei  Buchstaben  auf  das  B.  Das  0  wird  in  Combination  mit 
dem  B  genommen ;  nach  einem  Umlaufe  weniger  einem  Buchstaben  kommt 
dann  das  N.  Man  braucht  in  diesem  Falle  demnach  2^/2  Umläufe  für 
drei  Buchstaben.  Nun  ist  aber  das  Wort  bon  noch  keineswegs  eines  der 
ungünstigsten   Worte. 

Diese  und  noch  andere  Betrachtungen  ähnlicher  Natur  haben  Herrn 
M  u  n  i  e  r  dahin  geleitet,  seine  Einrichtung  für  die  Multiplex-Correspondenz 
zu    ersinnen. 

Bei  dieser  Einrichtung  gelangt  während  der  Zeit,  welche  ein  Typenrad 
zu  seinem  Umlaufe  braucht,  immer  die  gleiche  Anzahl  von  Buchstaben, 
nämlich  3,  4,,  5,  6,  .  ,  .,  je  nach  der  Anzahl  der  einfachen,  zur  Multiplex- 
Correspondenz  vereinigten  Apparate,  zur  Abtelegraphirung;  es  wird  aber 
jeder  Buchstabe  von  einem  eigenen  Apparate  erzeugt;  auch  gehört  jeder 
Buchstabe   einer  anderen   Depesche   an. 

Hieraus  ergibt  sich  vor  Allem  eine  bemerkenswerthe  Vereinfachung 
der  Manipulation,  denn  jeder  Beamte  hat  während  ein  und  desselben  Um- 
laufes nur  einen  Buchstaben  zu  geben;  er  hat  sich  folglich  nicht  mehr  mit 
der  Einübung  von  Combinationen  zu  befassen,  welche  schwer  zu  erlernen 
sind.  Des  Weiteren  ergibt  sich  auch  eine  Vermehrung  der  Leistung  im 
Verhältnisse  von  ii/g  zu  4,  wenn  man  nämlich  speciell  einen  Quadruplex 
meint. 

Fig.  4. 


Das  von  Munier  in  Absicht  auf  die  Erreichung  dieses  Zweckes  ange- 
wendete Mittel  besteht  darin,  dass  die  28  Taster  oder  Contactstiften,  welche 
beim  Apparate  von  Hughes  den  ganzen  Umkreis  einnehmen,  in  einen 
Quadranten  dieses  Umkreises  zusammengedrängt  werden  (wobei  wieder  an- 
genommen ist,  dass  es  sich  speciell  um  einen  Quadruplex  handle).  In  den 
übrig  bleibenden  drei  Quadranten  bringt  Munier  drei  andere  Reihen  von 
je  28  Contactstiften  an,  wovon  jede  zu  einem  eigenen  Claviere  gehört.  In 
der  Empfangsstation  werden  vier  Hughes'sche  Empfänger  durch  einen 
gewöhnlichen  Vertheiler  successive  mit  der  Leitung  verbunden,  so  dass  auf 
diese  Art  jeder  von  ihnen,  wenngleich  nur  ein  einziger  Leitungsdraht  vor- 
handen  ist,   mit   einem   der   Claviere  in   separater   Verbindung   steht. 

Die  Fig.  4  stellt  diese  Anordnung  dar.  Wenn  die  beiden  Arme  TL 
und  jS"'  der  Vertheiler  synchron  laufen,  so  kann  jeder  Strom,  der  vom 
Ciavier  C^^  ausgeht,  nur  in  den  Empfänger  R^  gelangen,  und  ebenso  ver- 
hält es  sich  mit  den  drei  anderen  Apparaten.  Man  sieht  aber  ohne  Weiters 
ein,  dass  die  Empfänger  eine  Modification  erleiden  müssen,  weil  der  Arm  J\. 
des  Gebers  während  einer  Zeit  über  die  28  Contactstiften  hinweggeht,  in 
welcher  das  Typenrad  des  correspondirenden  Apparates  nur  den  vierten 
Theil  eines   Umlaufes   vollendet. 


358 


Fig.  5. 


In  dieser  Beziehung  bieten  sich  dem  Geiste  vorerst  zwei  Modificationen 
dar:  man  drängt  entweder  die  28  Typen  des  Typenrades  auf  einem  Viertel 
seines  Umfanges  zusammen  oder  man  ertheilt  diesem  Rade  die  vierfache 
Geschwindigkeit. 

Es  fand  sich  aber  Herr  Munier  aus  mehreren  Gründen  veranlasst, 
diese  beiden  Verfahrungsarten  zu  verwerfen.  Dies  geschah  hauptsächlich  in 
Anbetracht  der  Nothwendigkeit,  das  vorhandene  Materiale  zu  verwenden 
und  dasselbe  bei  einem  schwächeren  Dienste  sofort  als  S  y  m  p  1  e  x  arbeiten 
lassen  zu   können. 

Das  Herrn  Muni  er  vorliegende  Problem  war  sonach  das  folgende: 
Es  ist  einTypenrad  gegeben,  dessen  Umlaufsgeschwin- 
digkeit gleich  V  ist.  Man  soll  als  Geber  einen  Taster  ver- 
wenden, welcher  nicht  mehr  wi  e  beim  gewöhnlichen  Hughes, 
die  Geschwindigkeit  V,  sondern  die  Geschwindigkeit  nV 
besitzt,  wobei  n  die  Anzahl  der  für  die  mehrfache  Corre- 
spondenz  verwendeten   Apparate  ist. 

Die  von  Herrn  Muni  er  ausgedachte  Lösung 
ist  ebenso  einfach  als  elegant  und  sinnreich. 
Sie  besteht  in  der  Einschaltung  eines  Zwischen- 
organs zwischen  die  Leitung  und  den  Empfänger, 
welches  die  Bezeichnung  Compensator  er- 
halten hat  und  dessen  Bestimmung  es  ist,  die 
Ströme  in  dem  Augenblicke  ihres  Eintreffens 
aufzunehmen,  das  Gepräge  dieser  Ströme 
während  der,  je  nach  dem  gegebenen  Buch- 
staben veränderlichen  Zeit  aufzubewahren,  und 
schliesslich  genau  in  dem  Augenblicke  auf  die 
Druckorgane  zu  wirken,  in  welchem  der  ge- 
wünschte Buchstabe  die  unterste  Stelle  des 
Typenrades    einnimmt. 

Die  mechanische  Ausführung  dieses  Compen- 
sators  ist  eine  der  interessantesten  Constructionen, 
die   man   sich   denken   kann. 

Um  das  Princip  der  diesbezüglichen  Ein- 
richtung gut  zu  erfassen,  wollen  wir  darlegen, 
welche  Vorgänge  bei  einem  vierfachen  Munier 
zur  Zeit  der  Emission  eines  Buchstabens  statt- 
finden. Um  die  Erklärung  zu  vereinfachen, 
9 nehmen  wir  an,  dieser  Buchstabe  sei  beispiels- 
weise E.  In  O  (Fig.  5)  ist  das  Typenrad  in 
1  dem   Augenblicke    dargestellt,    in   welchem   sich 

;  der   Buchstabe   A    an    der   untersten   Stelle   des 

;  Rades  befindet.   In   diesem  Augenblicke  befindet 

j  sich     der   Arm   des   Gebers    über    dem   Contact- 

stiften  A.  Wenn  der  Beamte  genau  zur  Zeit, 
in  welcher  der  Arm  über  den  entsprechenden  Contactstiften  streicht,  die 
Taste  E  angeschlagen  hat,  so  wird  eine  Stromemission  stattfinden.  Bei 
dem  gewöhnlichen  Hughes-Apparate  würde  sich  alsdann  der  Buchstabe  ß 
an  der  untersten  Stelle  des  Rades  befinden ;  hingegen  ist  hier  das  Typenrad 
nur  um  einen  viermal  kleineren  Winkel  weitergerückt,  nämlich  um  den 
Winkel  AOB  oder  a. 

Man  muss  daher,  um  den  Abdruck  bewirken  zu  können,  warten,  bis 
das  Rad  den  Winkel  B  0  E  =  2>  ^  durchlaufen  hat.  Ebenso  würde  die  dem 
Buchstaben  ,/  entsprechende  Emission  ihre  Wirkung    schon    äussern,    nach- 


359 

dem  sich  das  Typenrad  um  den  Winkel  A  0  C  gedreht  hat,  und  man  müsste  bis 
zum  Abdrucke  eine  Wartezeit  einhalten,  welche  dreimal  grösser  ist,  als  die  für 
diese  Winkelbewegung  Ä  0  C  erforderliche  Zeit.  Stellen  wir  uns  nun  einen 
um  das  Centrum  O'  beweglichen  Arm  71/ vor,  der  sich  mit  zwei  Qeschwindig- 
keiten  bewegen  kann;  mit  der  Geschwindigkeit  V,  wenn  die  Bewegung  der- 
jenigen,    die    den  Zeigern    einer   Uhr    eigen    ist,     entgegengerichtet    ist,     und 

V 
mit    der    dreimal    kleineren   Geschwindigkeit — ,    wenn   die   Bewegung   in   der 

anderen  Richtung   erfolgt. 

Wenn   nicht  gearbeitet  wird,   befindet  sich  M  in   der  Ruhelage. 

In  dem  Augenblicke,  in  welchem  der  Buchstabe  A  seine,  für  den 
Abdruck  geeignete  Lage  verlässt,  beginnt  JH  sich  in  der  durch  den 
äusseren  Pfeil  bezeichneten  Richtung  zu  bewegen.  Wenn  der  Strom,  welcher 
den  Abdruck  des  Buchstabens  E  zu  besorgen  hat,  in  den  Apparat  gelangt, 
befindet  sich  der  bewegliche  Arm  in  ■^n.  Der  Strom  hat  die  Wirkung,  dass 
er  die  Richtung  der  Bewegung  umkehrt.  Der  bewegliche  Arm  kehrt  dem- 
nach in  seine  Anfangslage  zurück,  jedoch  mit  einer  geringeren  Geschwindig- 
keit. Für  die  Zurücklegung  des  Weges  von  m  nach  3f  wird  somit  dreimal 
so  viel  Zeit  gebraucht,  wie  für  den  Weg  von  M  nach  m.  Es  wird  folglich, 
und  dies  ist  eben  die  Hauptsache,  der  bewegliche  Arm  gerade  zur  selben  Zeit 
seine  Ruhelage  erreichen,  in  welcher  sich  der  Buchstabe  £  an  der  untersten 
Stelle  des  Rades  befindet.  Es  ist  alsdann  genügend,  wenn  der  bewegliche 
Arm  in  dem  Augenblicke,  in  welchem  er  in  die  Ruhelage  eintritt,  einen 
Hebel  hebt,  um  den  Mechanismus  auszulösen  und  den  beabsichtigten  Abdruck 
hervorzurufen. 

Solcherart  ist  das  Princip  dieses  merkwürdigen  Organs,  welches  als 
der  wesentliche  und  originelle  Theil  des  Telegraphen  Munier  angesehen 
werden  muss. 

Ich  werde  in  die  Einzelheiten  der  mechanischen  Ausführung  nicht 
eingehen;  der  unter  Ihren  Augen  befindliche  Apparat,  welcher  vom  Hause 
Breguet  construirt  wurde,  setzt  Sie  in  die  Lage,  sich  darüber  selbst 
Rechenschaft  zu  geben.  Ich  wollte  nur  in  grossen  Zügen  das  Princip  des 
Systems  skizziren. 

Es  erübrigt  mir  jedoch  noch,  einige  Worte  hinzuzufügen,  mit  welchen 
ich  einer  Einwendung  zuvorzukommen  beabsichtige,  die  allenfalls  erhoben 
werden  könnte,  und  welche  die  folgende  ist :  dass  es  schon  andere  Systeme 
von  Multiplex-Typendruckern  gibt  5  dass  diese  Apparate  nach  dem  Tele- 
graphen von  Hughes  erschienen  sind,  dass  sie  sich  auf  ein  ganz  anderes 
Princip,  nämlich  auf  die  C  om  bin  a  t  i  o  nen,  gründen,  und  dass  Herr  Munier 
wohl  einen  Rückschritt  gemacht  haben  mag,  als  er  behufs  Lösung  des- 
selben Problems  der  Multiplex-Typendrucker  auf  den  Apparat  von  Hughes 
zurückgriif. 

Wir  wollen  demgegenüber  sofort  den  Beweis  erbringen,  dass  gerade 
die  Apparate  mit  Combinationen  diejenigen  sind,  welche  sich  von  dem 
rechten  Wege  entfernt  haben. 

Die  Elektricität  pflanzt  sich  mit  einer  fabelhaften  Geschwindigkeit  in 
den  Leitern  fort.  Bei  einer  etwas  längeren  Leitung  verfliesst  aber  zwischen 
dem  Augenblicke,  in  welchem  eine  Stromemission  beginnt,  und  demjenigen, 
in  welchem  z.  B.  der  Anker  eines  am  anderen  Ende  der  Leitung  ein- 
geschalteten Elektromagneten  angezogen  wird,  eine  wahrnehmbare  Zeit. 
Mit  anderen  Worten  lässt  sich  diese  Thatsache  auch  so  ausdrücken :  wenn 
es  wahr  ist,  dass  man  schon  genau  in  dem  Augenblicke,  in  welchem  eine 
Stromemission  beginnt,  Spuren  von  Elektricität  in  dem  Empfangsapparate 
constatirt,  so  nimmt  doch  die  Intensität  dieses  Stromes  verhältnissmässig 
langsam  zu. 


360 


Die  in  Fig.  6  verzeichnete  Curve  veranschaulicht,  wie  diese  Intensität 
mit  der  Zeit  wachst.  Um  die  Discussion  zu  erleichtern,  wollen  wir  diese 
Curve  durch  eine  gerade  Ol'  ersetzen,  indem  wir  annehmen,  dass  die  Dauer 
der  Emission  gleich  /q  t^  sei.  Bevor  eine  neue  Emission  stattfindet,  muss 
die  Leitung  in  ihren  ursprünglichen  Zustand  zurückgeführt,  d.  h.  sie  muss 
entladen  werden.  Die  Entladungscurve  ist  der  ersteren  Curve  ähnlich,  ist 
aber  im  Vergleiche  zu  derselben  umgekehrt;  wir  werden  sie  ebenfalls  durch 
eine  gerade  ersetzen.  Das  Dreieck  A  versinnlicht  uns  demnach  die  voll- 
ständige Erscheinung  einer  Emission,  und  ist  die  Grundlinie  des  Dreiecks 
gleich   der   Fortpflanzungsdauer   der  Emission. 

Dies  vorausgeschickt,  wollen  wir  jetzt  die  beiden  Vorgänge  mitein- 
ander vergleichen,  welche  in  den  beiden  Systemen  stattfinden,  sobald  ein 
Buchstabe  gedruckt  wird,  nämlich  in.  dem  Systeme  des  Herrn  Muni  er 
und  in  dem  auf  Combinationen  beruhenden,  bei  welchem  die  Buchstaben 
des  Alphabets,  wie  man  weiss,  durch  die  Combinationen  zu  fünf  (Quinternen), 
welche  sich  aus  zehn  Strömen  (fünf  positiven  und  fünf  negativen)  bilden 
lassen,  erzeugt  werden.  Das  letztere  System  hat  durch  Herrn  Baudot  die 
vorzüglichste  mechanische  Ausführung  gefunden. 

Fig.  6. 


FurtpRci7j.iurigsicuL.er 


Mit  Beziehung  auf  die  Fig.  7  sei  OT  in  dem  einen  wie  in  dem 
anderen  Falle  die  Zeit,  welche  der  Arm  des  Vertheilers  braucht,  um  jenen 
Theil  des  Vertheilers  zu  überschreiten,  an  welchen  einer  der  einfachen 
Apparate   angeschlossen  ist. 

Es  fällt  sofort  in  die  Augen,  dass  die  Unterabtheilung  dieser  Zeit  OT 
in   den  beiden   Systemen  eine  ganz  verschiedene   ist. 

In  der  That  ist  bei  dem  Apparate  von  Muni  er  (Diagramm  A)  OT 
zuerst  von  0  bis  Z  in  28  Theile  getheilt  und  umfasst  dann  noch  einen 
Theil   ZT,    welcher  der  Fortpflanzungsdauer  einer   Emission  gleich   ist. 

Bei  dem  Systeme  mit  Combinationen  ist  ebendieselbe  Zeit  blos  in  fünf 
Theile   getheilt,   welche  einander  gleich   sind   (Diagramm   JB), 

Es  geht  daraus  hervor,  dass  jeder  zur  Hervorrufung  einer  mecha- 
nischen Wirkung  bestimmte  Strom,  wenn  die  Wirkung  beispielsweise  in  der 
Zeit  P  erfolgen    soll,     bei     dem    ersteren   Apparate    keine   Verspätung    oder 

keinen  Vorsprung  grösser  als   haben   darf,   während  ein   gleicher  Strom, 

4 
dem   die  Zeit  P^  beispielsweise  zugemessen  ist  und  der  die  verlangte  Inten- 


361 


sität  in   irgendeinem    Augenblicke   der   Periode  A  erreicht,   noch   einen   Nutz- 
effect   hervorbringen  wird. 

Hienach  hat  es  den  Anschein,  als  besässen  die  Apparate  mit  Com- 
binationen  eine  thatsächliche  Ueberlegenheit  über  die  anderen  Systeme. 
Diese   Ueberlegenheit  ist  aber  in  Wirklichkeit   nicht  vorhanden. 

Es  ist  wahr,  dass  man  bei  dem  Telegraphen  von  Munier  über  eine 
verhältnissmässig  geringe  Zeit  verfügt,  innerhalb  welcher  der  beabsichtigte 
Punkt  erreicht  werden  kann;  es  ist  aber  weit  leichter,  als  man  allgemein 
glaubt,  an  dem  Ende  einer  Leitung  eine  mechanische  W  irkung  in  einem 
gegebenen  Augenblicke  zu  erhalten ;  wenn  der  Raum  OZ  des  Diagrammes  A 
(Fig.  7)  auch  in  50  oder  lOO  Theile,  statt  in  28,  getheilt  wäre,  so  würde 
dies  noch  immer  kein  dem  regelmässigen  Gange  des  Apparates  entgegen- 
stehendes  Hinderniss  bilden. 

Fig.  7. 


Es  soll  damit  keineswegs  behauptet  werden,  dass  die  Ausführung  frei 
von  Schwierigkeiten  sei ;  diese  Schwierigkeiten  sind  aber  lediglich  materieller 
mechanischer  Natur.  Wenn  die  sendenden  und  die  empfangenden  Organe, 
namentlich  aber  die  ersteren,  ein  gleichmässiges  Verhalten  aufweisen,  so 
kann  man  auf  eine  Leitung  mit  der  gleichen  Sicherheit  rechnen,  wie  auf 
eine  steife  Stange.  Es  ist  wohl  eine  Verspätung  vorhanden,  welche  von 
der  Fortpflauzungsdauer  abhängt ;  diese  Verspätung  ist  aber  eine  constante 
und  es  genügt,   wenn  man  auf  dieselbe   überhaupt  Rücksicht  nimmt. 

Verschiedene  Versuche,  welche  mit  dem  Telegraphen  von  Muni  er 
sowohl  im  Localschlusse  als  auch  auf  der  Leitung  unternommen  wurden, 
haben  die  Wahrheit  dieser  Behauptung,  welche  sich  leichter  aus  der  Er- 
fahrung ableiten  als   beweisen  lässt,   bestätigt. 

Wenn  also  auch  die  Systeme  mit  Combinationen  einen  Vortheil  be- 
sitzen, so  bezieht  sich  dieser  in  Hinblick  auf  die  zu  bewältigenden  Schwierig- 
keiten  doch  nur  auf  einen   Punkt   von   geringerer  Wichtigkeit. 

24 


362 

Nun  gibt  es  aber  einen  anderen  Punkt,  den  man  vielleicht  nicht  aus- 
reichend beachtet,  der  aber  doch  von  der  grössten  Wichtigkeit  ist:  es  ist 
dies  die  Anzahl  der  in  eine  Leitung  in  einer  gegebenen  Zeit  zu  entsendenden 
Stromemissionen. 

In  dieser  Beziehung  bietet  das  System  der  Combinationen  gegenüber 
dem  anderen  Systeme  eine  unverkennbare  Inferiorität  dar.  Wir  beziehen 
uns   diesfalls  auf  die  Fig.   7    (B). 

Wie  wir  gesehen  haben,  verfügt  man  zum  Zwecke  des  Zeichen- 
empfangens  über  den  Spielraum  A ;  da  aber  jeder  Buchstabe  fünf  Emissionen 
erfordert,  so  rauss  die  Fortpflanzungsdauer  einer  Emission  nothwendiger- 
weise  auf  ^/^  von  OT  beschränkt  sein.  Es  muss  folglich  der  Strom  nach 
Verlauf  der  Zeit  /  die  Intensität  i,  welche  nothwendig  ist,  damit  die  Em- 
pfänger functioniren,   erreicht   haben. 

Wenn  es  sich  um  eine  Leitung  von  geringer  Capacität  handelt,  so  ist 
es  nicht  schwierig,  dieser  Anforderung  zu  genügen.  Muss  man  aber  auf 
einer  langen  Leitung  arbeiten,  so  senkt  sich  die  Gerade  OP  alsbald  und 
es  hat  die  Intensität  des  Stromes  nach  der  Zeit  /  erst  den  Werth  von  z' 
erreicht,  mit  der  man  nicht  arbeiten  kann.  Man  muss  in  diesem  Falle  ent- 
weder die  Empfindlichkeit  der  Empfänger  vergrössern  oder  sich  eines 
Stromes  von  beträchtlich  höherer  elektromotorischer  Kraft  bedienen.  Aber 
auch  dann  tauchen  zahlreiche  und  grosse  Schwierigkeiten  auf,  welche  nicht 
mehr  in  den  Bereich  der  vom  menschlichen  Geiste  vollständig  beherrschten 
Mechanik  fallen,  sondern  dem  Gebiete  der  reinen  Physik  angehören,  deren 
Gesetze  uns  erst  in  oberflächlicher  Weise  bekannt  sind.  Bald  variirt  die 
Batterie,  bald  oxydiren  sich  die  Contacte  und  bald  treten  die  Ableitungen 
umso  nachtheiliger  auf,  weil  die  erste  Hälfte  der  Leitung  bis  zu  einem 
höheren   Potentiale  geladen   ist. 

Beim  Apparate  von  M  u  n  i  e  r  hingegen  hat  man  vollkommen  aus- 
reichenden Spielraum,  um  die  Intensität  z  zu  erreichen,  denn  es  ist  während 
der  Zeit  (97"  nur  eine  einzige  Emission  zu  bewerkstelligen.  Wenn  sich  die 
Gerade  J>  P  beim  Arbeiten  auf  einer  Leitung  oder  einem  Kabel  von  grosser 
Capacität  senkt,  so  wird  man  —  weit  davon  entfernt,  sie  auf  ihre  frühere 
Form  zurückführen  zu  wollen  —  Emissionen  von  der  Dauer  /"  statt  f 
anwenden,  dabei  den  Apparaten  ihre  günstigste  Empfindlichkeit  und  der 
Batterie  ihre  normale  Kraft  wahrend.  Der  einzige  Punkt,  welcher  beachtet 
werden  muss,  ist  der,  dass  die  Zeit  2T  nicht  grösser  sei,  als  die  Fort- 
pflanzungsdauer einer  Emission,  damit  die  letzten  Buchstaben  eines  Sectors 
niemals   die    ersten  Buchstaben    des    folgenden  Sectors    beeinflussen    können. 

Das  System  M  u  u  i  e  r  eignet  sich  somit  vorzüglich  für  die  langen 
Leitungen;  diese  sind  aber  gerade  diejenigen,  auf  welchen  sich  die  Noth- 
wendigkeit   von   Multiplex-Apparaten   geltend   macht. 

Da  man  schliesslich  eine  längere  Zeit  zur  Verfügung  hat,  um  das 
Maximum  der  Stromstärke  zu  erreichen,  oder  da  —  um  mit  anderen  Worten 
zu  sprechen  —  die  Stromvariationen  minder  rasch  erfolgen,  so  geht  daraus 
hervor,  dass  die  in  den  benachbarten  Drähten  inducirten  Ströme  von  ge- 
ringerer Intensität  sind  und  folglich  in  dieser  Weise  die  Zukunft  der  inter- 
nationalen Telephonie  nicht  mehr  gefährdet  ist,  was  aber  bei  den  Apparaten 
mit  zahlreichen   Emissionen    wohl  zu   befürchten   wäre. 

Dies  ist,  meine  Herren,  was  ich  Ihnen  über  das  System  von  Munier 
mitzutheilen  beabsichtigte.  Wenn  es  mir  gelungen  ist,  mich  verständlich  zu 
machen,  so  zweifle  ich  gar  nicht,  dass  Sie  meine  Ueberzeugung  vollständig 
theilen  und  den  Telegraphen  mit  einer  Stromemission  per  Buchstaben  eine 
bedeutende  Ueberlegenheit  über  alle  anderen  Systeme  zuerkennen  werden. 
(Bulletin   de   la  Societe  internal,   des  Electriciens.  Mai    1886.) 


363 


Ueber   die  Beziehungen  der  elektrischen  Grössen  und 
den  Nutzeffeet  von  Secundärelementen. 

Von  WILHELM  HAEBERLEIN.*) 

Auf  Anregung  des  Herrn  Prof.  Dr.  W.  Kohlrausch  begann  ich  im 
Jänner  vorigen  Jahres  im  elektrotechnischen  Institut  der  königlich  tech- 
nischen Hochschule  zu  Hannover  eine  Untersuchung  über  Secundärelemente, 
in  denen  Bleisuperoxyd  und  Blei  als  Elektroden  fungiren.  Bei  den  Ver- 
suchen beabsichtigte  ich,  folgende  Grössen  mit  möglichster  Genauigkeit  zu 
messen : 

Die   Stromintensität, 

die   Potentialdifferenz    der    offenen   Säule    (elektromotorische   Kraft), 

die   Potentialdifferenz  der  geschlossenen   Säule  (Klemmspannung), 

den   inneren  Widerstand. 


I. 

2. 


Fig.   I. 


'^Thermoelement    \ 


Ä, 


^le  V  *£•'' 
-  '  -  p  - 


n-? 


-o   ^    o— ' 


\ 


I  SpiegelffalrananietBr . 


f. 


m  I 

99^99 
0  9 


Gaivanoshop 

— (t) — ^h 


^/ 


^-wm- 


Jn  i^-ß-n 


m'ir 


X 


Um  diese  Grössen  jederzeit  ohne  Beeinträchtigung  der  Zuverlässigkeit 
schnell  hintereinander  messen  zu  können,  traf  ich  folgende,  eigens  zum  Zweck 
dieser  Untersuchungen  hergestellte  und  in  Fig.  i  schematisch  wiedergegebene 
Versuchsordnung.  Das  zu  untersuchende  Element  befindet  sich  bei  A-^^, 
während  der  Stromkreis  von  A2  nur  zur  bequemen  Formirung  von  Elementen 
dient,  die  Leitung  der  primären  Stromquelle  (eine  im  Hauptlaboratorium 
befindliche  Accumulatorenbatterie)  führt  zu  den  Quecksilbernäpfen  a  und  b  ; 
ein  kleiner  Compass  [p)  lässt  stets  die  Stromrichtung  erkennen.  Mittelst 
der  weiteren  Quecksilbernäpfe  c,  d  und  passend  eingelegter  Kupferbügel 
lässt  sich  die  Ladung,   resp.  Entladung   in  sehr  einfacher   Weise  vornehmen ; 


")  Aus  Wiedemann's  Annalen  der  Physik  und  Chemie. 


24* 


364 

/?3  und  R^  sind  Rheostaten,  mittelst  deren  die  Stromintensitäten  beliebig 
variirt  werden  können.  Bei  C  befindet  sich  ein  Commutator,  der  zur  Er- 
mittlung des  beiderseitigen  Ausschlages    vor    das   Galvanometer  gesetzt    ist. 

Die  Stromintensität  von  Ä^^  wurde  an  einem  in  Serien  geschalteten  Strom- 
messer von  Ayrton  und  Perry  abgelesen.  Die  Stromintensität  von  A-^ 
wurde  mit  dem  Spiegelgalvanometer  gemessen,  welches  sich  im  Neben- 
schluss  zur  Hauptleitung  befindet,  wenn  die  Verbindung  bei  J  herge- 
stellt ist. 

Es   ist   in   Fig.    2 : 

Die   Potentialdififerenzen    des    offenen    wie   des   geschlossenen  Elements 
wurden  mittelst  desselben   Galvanometers  nach   dem   Ohm'schen   Gesetz  be- 
stimmt,  wenn   die   Verbindung  bei  E  hergestellt   war. 
Es  ist  nach  Fig.   3  : 

e  =  {Wi  -\-  W)  i. 
Da    der    innere    Widerstand     des     Elements     Wi    in     allen    Fällen    nur 
0"i    und    W  etwa   3000   Ohm   betrug,   so   konnten   die  Potentialdifferenzen  mit 
genügender   Genauigkeit  gleich    W .  i  gesetzt  werden. 

Fig.  2.  .  Fig.  3. 


^' 


■  LJ — r-i^ 

Das  Spiegelgalvanometer  war  gut  gedämpft  und  hatte  190  Windungen 
von  o-8l  Ohm  Widerstand.  Die  Zuleitung  sowohl  für  Spannungs-,  als  Strom- 
messung hatte  0-39  Ohm,  und  der  Scalenabstand  betrug  1-5  Mtr.  Wegen 
der  erforderlichen  Correction  auf  Bogen  etc.  wurde  die  Scala  auf  Pro- 
portionalität mit  dem  Ausschlage  calibrirt,  indem  eine  Stromquelle  von  con- 
stanter  elektromotorischer  Kraft  (Accumulatorenbatterie)  durch  sehr  hohe 
Widerstände  von  verschiedener  Grösse  geschlossen  wurde.  Die  Widerstände 
der  beiden  Neusilberrheostaten  R^  und  R^  wurden  in  folgender  Weise  nach 
den   Temperaturänderungen*)   corrigirt. 

Der  Temperaturcoefficient  der  betreffenden  Neusilbersorte  ist  0-0003. 
Um  den  Widerstand  W  von  einer  Temperatur  t^  auf  eine  Temperatur  von 
20O  zu   reduciren,   hat  man: 

W^Q^  =  W-{-  W(20  —  u)  0-0003. 
ua  nun   der   Ausschlag  mit   genügender  Genauigkeit  proportional    l/W 
gesetzt  werden   kann,   so   ergibt  sich   der  Ausschlag  für   20^  zu: 
«20  =  a —  a  (20  — /vt)  0*0003   (Formel    i). 
Ferner    ist    wegen   der    veränderlichen  Temperatur    des   Abzweigungs- 
widerstandes w  eine  Correction  anzubringen ;     derselbe   ist,   um  Temperatur- 
änderungen durch  den  Strom  selbst  zu  vermeiden,  aus  einem  Streifen  Nickelin- 
blech   von   2500  Mm.   Länge,   ppr.    20   Mm.   Breite   und  O-l    Mm.   Dicke   her- 
gestellt.   Da  mir  seinerzeit    keine  Angabe    über   den  Temperaturcoefficienten 
dieses  Nickelinblechs    vorlag,     so    habe    ich   eine   Anzahl   von   Bestimmungen 
vorgenommen,   die  als   Mittelwerth   0*0002    ergaben;   es   ist  mithin: 
Wg,,  ^=  ZV  -{-  w  (20  —  /^)  0*0002. 
Da     nun     z  =  J {zv /[w -\~  WJ)    und     W    im    Verhältniss     zu    zv     sehr 
gross   ist,   so   kann  man  a  mit  genügender  Genauigkeit   proportional  zv  setzen, 
folglich   ist : 

«20  =  OL  -\-  a.  (20  —  /^)  0"0002   (Formel   2). 

*)  Vgl.  W.  Kohlrausch,  Elektrotechn.  Zeitschr.,  Juli   1886. 


365 

Für  die  Correctionsgrössen: 

a  (20  —  t^)  0'ooo3  und  o,  (20  —  t^)  0*0002 
berechnete  ich  mir  unter  Berücksichtigung    verschiedener  Temperaturen   und 
verschiedener  Ausschläge   einfache  und  übersichtliche  Tabellen. 

Die  Schwankungen  der  Horizontalcomponente  des  Erdmagnetismus, 
sowie  etwaige  zufällige  locale  magnetische  Einflüsse  auf  das  Galvanometer 
eliminirte  ich  nach  einem  von  W.  Kohlrausch  angegebenen  Verfahren,*) 
bei  dem  ein  Thermoelement  in  folgender  Weise  benützt  wurde.  Ein  Neu- 
silberdraht wurde  mit  Kupferdrähten  hart  zusammengelüthet  und  die  freien 
Enden  der  letzteren  mit  dem  Galvanometer  durch  die  Quecksilbernäpfe 
bei  Th  (Fig.  i)  in  Verbindung  gesetzt;  um  einen  passenden  Ausschlag  zu 
erhalten,  wurde  noch  ein  kleiner  Widerstand  w-^  in  die  Leitung  eingesetzt. 
Die  eine  Löthstelle  wurde  in  den  Dampf  von  siedendem  Wasser,  die  andere 
in  Wasser  von  der  Zimmertemperatur  getaucht;  die  Temperatur  der  kälteren 
Löthstelle  t^  las  ich  an  einem  in  das  Wasser  getauchten  Thermometer  bis 
auf  O'Ol*^  genau  ab;  die  Temperatur  der  heissen  Löthstelle  berechnete  ich 
aus  dem  zeitweiligen  Barometerstande  b  und  der  Temperatur  4  des  Baro- 
meters. 

Als  Strometalon  wird  dann  derjenige  Strom  benutzt,  der  bei  einer 
Temperaturdifferenz  T — /  =  80*^  entstehen  würde,  wenn  die  Temperatur  m 
der  ganzen   Leitung   gleich   20*^   C.   wäre. 

Fig.  4. 


T=c 


— m — 

Um  den  einer  beobachteten  Temperaturdifferenz  T —  t  gemessenen 
Ausschlag  %•  auf  T — t  =  So^  zu  reduciren,  wurde  das  Thermoelement  bei 
möglichst  verschiedenen  Temperaturen  der  kalten  Löthstelle  empirisch  gi-a- 
duirt.  Um  den  Leitungswiderstand  im  Thermostromkreise  auf  die  Temperatur 
von   20^  zu  reduciren,   verfuhr  ich   in  folgender  Weise. 

Die  Messung  der  Widerstände  (Fig.   4)  ergab  : 

We=o-io;  z£/j  =  2-07;  zf2  =  o-8i. 

Da  Wg,  in  geheiztem  und  in  ungeheiztem  Zustande  keinen  merklich  ver- 
schiedenen Werth  gab,  konnte  es  unbedenklich  als  constant  in  die  Rechnung 
eingeführt  werden.  Der  Temperaturcoefficient  von  w^  beträgt  0-000315 
und  derjenige  von  w^  beträgt  0-004.  Der  Gesammtwiderstand  des  Thermo- 
stromkreises ist: 

w  :=  w^  -\-  w-^  -\-  W2  =  2-q^  Ohm ; 
um   denselben   hinsichtlich   der  Temperaturen  t-^   und  t^  auf  20^  zu   reduciren, 
hat  man  : 


w. 


20 


=  w  -j-  (20  —  t{)  0*0003 15  w^  -\-  (20  —  ^2)  0*004  •  z^'s 


Dafür  kann  man  mit  hinreichender   Genauigkeit  setzen: 
W20  =  w  -f-  0*0002  18  (120  —  [^"1  +  5/2])  ^• 
Da  nun  ^  dem   Gesammtwiderstande   umgekehrt  proportional   ist,   so  er- 
gibt sich: 

^20  ^  'S-  —  0*00021 8  (120  —  [t^  -\-  5/2])  ^)■  (Formel   3). 
Der  Bequemlichkeit  wegen    berechnete     ich    auch   hiefür   eine   einfache 
und   übersichtliche   Tabelle    für    verschiedene    Temperaturen    t^    und    t^  bei 
einer  mittleren   Temperaturdifferenz. 


*)  W.  K  o  h  1  r  a  u  s  c  h,  Elektrotechn.  Zeitschr.,  Juli   il 


■     366 

Zur  Aichung  des   Galvanometers   diente  das   Silbervoltameter  (F'ig.   5). 

Die  Intensität  des  Thermo  ström  es  sei  s,  der  Ausschlag  für  s  sei  t)' 
und  derjenige  für  t  sei  a.  Die  Bezeichnungen  sollen  bei  der  Aichung  den 
Index  o  und  bei  der  Messung  den  Index  i  erhalten.  Der  Hauptstrom,  welcher 
bei  der  Messung  gesucht  wird,  wird  bei  der  Aichung  aus  dem  elektro- 
chemischen Aequivalent  des  Silbers  berechnet.  Nach  den  neuesten  Unter- 
suchungen von  F.  und  W.  Kohlrausch*)  scheidet  der  Strom  von  i  Amp. 
in    I    See.    1*1183   mg'Ag  aus. 

Fig.  5. 


j: 


yAg-yottameter  "      \  "-o  o . 

,  ^ r-o  0-1 


TZJ 


Es  gelten   die  Beziehungen: 


w 


^2=t<|)^- 


^  *0   _   7  ^  ^0 


Cq  ist  in  beiden  Fällen    dieselbe    Galvanometerfunction,   die  unbekannt 
bleiben  darf,  weil  sie  wieder  fortfällt. 
Setzen  wir : 


so    ist     C   der  Reductionsfactor    des   Galvanometers  für  Strommessung,   und 
verschiedene  Aichungen  ergaben  als   Mittelwerth : 

C  =  o-oooö^öj . 

Für  die   Messung  ergibt  sich  dann: 

.  j  w  ^i^'i  .  ^1  j  ^  ^1 


Da  s  dasselbe  geblieben  ist,  so  ist  auch  C  noch  dasselbe,  und  es  ist: 

Da  der  zur  Spannungsmessung  dienende  Strom  so  klein  ist,  dass  selbst 
bei  mehrstündigem  Durchgange  durch  das  Voltameter  noch  keine  genügende 
Menge  Silber  niedergeschlagen  würde,  um  eine  zuverlässige  Wägung  aus- 
zuführen, so  musste  auch  hier  das  Galvanometer  in  einen  Nebenschluss 
gesetzt  werden,  der  von  einem  ganz  genau  bekannten  Widerstände  ab- 
gezweigt war;  als  solcher  diente  hier  eine  Siemens'sche  Normaleinheit 
von   bekanntem  Temperaturcoefficienten. 

Es   ist  hier  (Fig.    5): 

i^^Cq.  a^    und  s^c^.\i^,     -^  ==  --^  oder    s^=if^.  — •. 

S  -ö-j,  '  % 

Setzen   wir  nun  : 


s 


—  i     1^  —  R 


a, 


so   ist  R  der  Reductionsfactor  für  die  Spannungsmessung. 


*)  F.  und   W.  Kohlrausch,  Wled.  Ann,   27.,  pag.   i.    188Ö. 


367 

Da  J^   wieder  mit  dem   Ag-Voltameter   bestimmt   ist,   so   ist  auch: 
i(.  =  i/j . ; — rrr  bekannt. 

"  ^       2V  -\-     W 

Die  Correctionen  wegen  der  Temperatur  u.  s.  w.  sind  dieselben,  wie 
"bei  der  Stromaichung,  nur  tritt  an  die  Stelle  der  Correction  für  den  Neben- 
schluss  w  die  entsprechende  Correction  für  die  Normaleinheit.  Aus  ver- 
schiedenen Aichungen   ergab   sich   der  Mittelwerth: 

i?=:  0*0003 182. 

Für  die  Messung  ergibt   sich   dann  : 

a, 

Zj  =  C-^  .  a^   und  s  =  C-^  .^^,     und   hieraus:   s  r=  i^  . =  B,. 

Da  s  dasselbe  ist,   so   ist  auch   R  dasselbe  geblieben,   mithin  ist: 
i  =R.^  und  ^  =  i^  .  W\ 


Die  Messungen  der  Stromstärke  sowohl,  als  auch  der  Spannung  habe 
ich  dann  noch  in  der  Weise  vereinfacht,  dass  ich  den  Rheostatenwiderstand 
bei  den  einzelnen  Versuchen  so  wählte,  dass  einem  Ausschlage  von 
loO  Scalentheilen  ein  Strom  von  J  Amp.,  resp.  eine  Spannung  von  k  Volt 
entspricht.  Zu  diesem  Zwecke  heizte  ich  vor  Beginn  eines  jeden  Versuches 
das  Thermoelement  und  machte    eine    genaue   Ablesung  folgender  Grössen  : 

Dann  wurde  ■9-  auf   T —  /ö  =80*'  und  nach  Formel  (3)   auf  t^^=.t^-==- 
=  20^  reducirt,   ferner   a  wegen  t^    nach   Formel   (2)   vergrössert. 
Aus  der  Relation  : 

Ji=6^(ze;+  J^i)-^  folgt: 

W,  =  -^.  —  -w. 

Von  diesem  Werthe  ist  noch  der  Widerstand  von  Galvanometer  plus 
Zuleitung  in  Abzug  zu  bringen;   da  w  =  0'5    Ohm   ist,   so   sind: 

4.5__i.7  0hm 
6    a^ 

im  Rheostaten  R^   zu  stöpseln,   damit   einem  Ausschlage  von   a.^  Scalentheilen 
ein   Strom   von  J^   Amp.   entspricht. 

Um  für  eine  Potentialdiiiferenz  von  k  Volt  einen  Ausschlag  von  a  Scalen- 
theilen zu   erhalten,   ergibt  sich  aus   der  Relation  : 

L=R.^   und  /^  =  i^  .  I'P,       W'  =  ^-.^-. 
iTj  R     aj 

Von  diesem  Widerstände   ist  ebenfalls   derjenige  von  Galvanometer   plus 
Zuleitung  zu  subtrahiren ;   es   müssen  daher   im  Rheostaten   Ro'- 

AA-  1-2  Ohm 
R      7.1 


368 


gestöpselt  werden,    um     für  k  Volt  einen   Ausschlag  von   a  Scalentheilen  zu 
erhalten. 

Widerstandsbestimmung.  —  Zur  Bestimmung  des  inneren 
Widerstandes  der  Secundärelemente  versuchte  ich  verschiedene  Methoden 
anzuwenden,  ohne  indessen  bei  dem  geringen  Betrage  desselben  befriedigende 
Resultate  zu  erhalten.  Ich  machte  mir  daher  zum  Messen  des  inneren  Wider- 
standes die  aus  Fig.  i  ersichtliche  und  in  Fig.  7  noch  besonders  dar- 
gestellte Zusammenstellung. 

Fig.  7. 


nl/ 


^^^mm 


Diese  Methode  gestattet,  den  Widerstand  schnell,  leicht  und  sicher  zu 
bestimmen  und  erfordert  überdies  nur  momentanen  Stromschluss.  In  Fig.  7 
befindet  sich  zwischen  in  und  n  ein  Daniell  als  Hilfssäule,  dessen  elektro- 
motorische Kraft  durch  das  Element  A^,  dessen  Widerstand  gemessen 
werden  soll,  compensirt  wird;  ko  ist  ein  ausgespannter  Neusilberdraht,  auf 
dem  ein  Contactklotz  so  lange  verschoben  wird,  bis  durch  das  Galvano- 
skop q  kein  Strom  mehr  hindurchgeht ;  r  k  ist  ein  passend  gewählter 
Widerstand   aus  Neusilber. 

Der  Widerstand  von  elrk  sei  a  und  derjenige  von  hi  k  r  l  e  g,  dessen« 
Grösse  durch  die  jeweilige  Stellung  des  Contactklotzes  bedingt  ist,  sei  b. 
Dann  folgt  aus  der  zweiten   K  i  r  ch  ho  ff'schen  Regel: 

E={W-\-b)iunde'  =  a.i, 
also: 


W-\-b 


e' 


oder 


W^  —  a- 
e' 


Das  Verhältniss  Eje'  wurde  dadurch  genau  ermittelt,  dass  durch  Her- 
stellung der  Verbindungen  /  und  IV  und  ///  und  IV  die  Ausschläge  für 
R  und  e'  abgelesen   wurden. 

Die  Widerstände  a  und  b  sind  nach  der  folgenden  (von  W.  Kohl- 
rausch in  seiner  Vorlesung  über  theoretische  Elektrotechnik  angegebenen) 
Methode  bis  auf  0'\%  genau  bestimmt.  In  Fig.  6  sind  die  beiden  Wider- 
stände E  und  fj^  hintereinander  in  den  Stromkreis  eingeschaltet;  wenn  der 
durch  das  Galvanometer  gehende  Strom  von  E  abgezweigt  ist,  sei  der  Aus- 
schlag «j  und  der  im  Rheostaten  gestöpselte  Widerstand  w^,  während  a,^ 
und  ze/g  gelten  sollen,   wenn   von   W  abgezweigt  ist. 

Es   ist  dann: 

E                                          .            W 
J=c.a.=i. ; — —  und  J=c  .a>.  =  i. ■ — rj^. 

^  w^-\-E  ^  w^-^  W 

Wenn  man   hier  iv^jW  und   zv^jE  grösser  als    100   wählt,   so  kann  man 
mit  der  erwähnten   Genauigkeit  sehen: 

«1  E       w^        ,         W         «o .  te/ 

-     2-.     nlcn    

E 


also  --T-  = 


Da   E  eine  Siemens'sche  Normaleinheit  war,  so  ist 


369 

Zahlreiche  Messungen   ergaben   für  a   den   Werth : 

o-g6o6  Ohm. 

Der  Neusilberdraht  o  h  war  über  einer  in  Millimeter  getheilten  Scala 
ausgespannt,  und  es  wurden  die  für  b  in  Rechnung  zu  setzenden  Wider- 
stände in  der  Weise  ermittelt,  dass  verschiedene  Messungen  ausgeführt 
wurden,    während   der   Contactklotz  nacheinander  bei  : 

0'2        0-3         0-4        0-5         06        0"7         08   stand; 
die    Widerstände  betrugen   dann  : 

1-234     1*349     1*456     1-581      i'697      i"8i4     i'Qoi- 

Das  Galvanoskop  war  so  empfindlich,  dass  bei  einer  Verschiebung  des 
Contactklotzes  um  0*5   Mm.   noch   ein   deutlicher  Ausschlag  erfolgte. 

Versuchsobjecte  und  Bezeichnungen.  —  Die  von  mir  unter- 
suchten Elemente  bestanden  aus  zwei  Bleiplatten  von  je  200  ^100  Mm., 
die  in  einer  Entfernung  von  10  Mm.  durch  Hartgummistücke  auseinander 
gehalten  und  in  ein  Gefäss  mit  Schwefelsäure  eingetaucht  waren,  die  mit 
10  Volumen  Wasser  verdünnt  war.  Die  Bleiplatten  waren  in  verschiedener 
Weise  formirt,  theils  nach  Plante  nur  durch  die  Einwirkung  des  Stromes, 
theils  durch  die  vorherige  Behandlung  mit  Salpetersäure,  *)  wobei  ich  be- 
merke, dass  ich  keine  besondere  Wirkung  erhielt,  wenn  die  Säure,  wie 
von  Plante  vorgeschlagen,  mit  der  Hälfte  ihres  Volumens  Wasser  ver- 
dünnt war;  dagegen  erzielte  ich  eine  überraschende  Wirkung,  wenn  die 
Platten  vor  der  Ladung  zehn  bis  zwölf  Stunden  lang  in  Salpetersäure  ge- 
taucht waren,  welche  mit  dem  Fünffachen  ihres  Volumens  Wasser  ver- 
dünnt war. 

Ein  Theil  der  Elemente  war  dadurch  auch  hergestellt  worden,  dass  die 
reinen  Bleiplatten  vor  der  elektrolitischen  Behandlung  mit  einer  künstlichen 
Oberflächenschicht  versehen  wurden,  welche  aus  dem  mechanischen  Ge- 
menge von  freiem  Schwefel  mit  verschiedenen  Bleiverbindungen  bestand, 
wobei   der  geschmolzene   Schwefel   als   Bindemittel   diente. 

Hinsichtlich  der  gewählten  Bezeichnungen  ist  zu  bemerken,  dass  sich 
die  grossen  Buchstaben  auf  die  Ladung  und  die  kleinen  anf  die  Entladung 
beziehen   sollen. 

Es  bedeutet : 
J,  resp.     i  die   Stromintensität; 
VVi       „      w  den   inneren   Widerstand ; 
E,       ,,       e  die  elektromotorische  Kraft ; 
T^,       „       k   die   Klemmspannung; 
7",       „       t  die   Dauer  der  Ladung,   resp     Entladung. 

Alle  vorkommenden  Grössen  sind  in  den  vom  internationalen  Congress 
der  Elektriker  zu  Paris  festgesetzten  Einheiten  des  absoluten  Maasssystems 
ausgedrückt. 

Die  Beobachtungen.  —  Allen  bisherigen  Untersuchungen  über 
Secundärbatterien  lagen   die  Formeln  : 

K.  =  E  -^  J .  W  und  k=^  e  —  i  .w 
zu  Grunde ;  mittelst  derselben  wurde  entweder  der  Widerstand  aus  den 
beobachteten  Grössen  der  elektromotorischen  Kraft,  der  Klemmspannung 
und  der  Intensität  berechnet  (v.  W  a  1 1  enh  o  fe  n),  oder  es  wurde  die  Klemm- 
spannung, die  Intensität  und  der  Widerstand  gemessen  und  daraus  die 
elektromotorische  Kraft  berechnet  (Ha  11  wachs).  Ich  stellte  zunächst  bei 
der  Entladung  verschiedene  Versuche  an,  indem  ich  die  Grössen  k.  e  und  i 
möglichst  schnell  hintereinander  ablas  und   daraus  Zf  =  (£"  —  ^V^  berechnete. 


'^)  Plante,  Compt.  rend,,  95  pag.  418,    1882. 


370 


Beobachtungsreihe  I.   Am    l8.   Mai    1886. 


Zeit 

e 

3h  30m 

I  992 

3    45 

1-990 

4       0 

1989 

4     10 

1987 

4    20 

1985 

4    30 

1-983 

4    40 

1-978 

4    4Ö 

— 

4    48 

I  634 

4    55 

1-714 

5      0 

1-977 

5     10 

i"54i 

5    30 

1-531 

k 

i 

I  963 

0278 

1-961 

0-278 

1  960 

0-278 

■■958 

0-278 

1943 

0  276 

1-927 

0-273 

1-918 

0-272 

Abfall 

— 

0-450 

0023 

— 

offen 

— 

offen 

o-ab'o 

0-019 

0-251 

0-012 

e  —  lc 


0-029 
0-029 
0029 
0-029 
0-042 
0-05Ö 
o-obp 

1-184 


1-261 
1-280 


0-104 
0-104 
o  104 
0-104 
0152 
0-205 
0221 

51-5 


664 
10Ö-6 


Hieraus  würde  sich  ergeben,  dass  der  Widerstand  bei  der  Entladung 
zunächst  constant  ist ;  bei  der  allmähgen  Abnahme  der  Klemmspannung 
nimmt  er  langsam  zu,  bis  die  Klemmspannung  anfängt  plötzlich  abzufallen, 
während  dessen  er  schnell  anzusteigen  scheint.  Wenn  der  Widerstand  die 
aus  der  Formel  e  =  k —  i .w  folgende  Grösse  wirklich  hätte,  so  müssteer 
nach  dem  erfolgten  Abfall  der  Klemmspannung  nach  der  F.  Kohlrausch- 
schen  Methode  mittelst  Telephon  und  Wechselströmen  zu  messen  sein.  Die 
von  mir  angegebene  Methode  der  W^iderstandsbestimmung  ist  nach  dem 
erfolgten  Abfall  der  Klemmspannung  nicht  mehr  anwendbar,  da  als  Be- 
dingung für  deren  Ausführbarkeit  die  Constanz  der  Säule  vorausgesetzt 
werden  muss.  Um  ein  möglichst  klares  Bild  von  dem  Verhalten  des  Wider- 
standes zu  gewinnen,  stellte  ich  während  der  Entladung  von  verschiedenen 
Elementen  zahlreiche  Versuche  in  folgender  Weise  an.  Zunächst  beobachtete 
ich  schnell  hintereinander  die  Grössen  i  und  k,  sodann  öffnete  ich  den 
Entladungsstrom,  während  das  auf  Spannungsmessung  geschaltete  Galvano- 
meter noch  den  Ausschlag  a^  für  k  anzeigte;  beim  Oeffnen  wuchs  der  Aus- 
schlag momentan  auf  a.^  an,  während  er  beim  Schliessen  sofort  wieder  den 
Ausschlag  a^  ergab.  Da  nun  der  Rheostatenwiderstand  so  gewählt  ist,  dass 
dem  einseitigen  Ausschlage  von  100  Scalentheilen  eine  Spannung  von 
2  Volt  entspricht,   so   ist  unmittelbar  : 

e  —  k^=2  (ae  —  a^  )  Volt, 
woraus   dann   für  den   inneren  Widerstand   des   Elements   folgt : 

2  (ae  —  ttk  ) 


w 


Ohm. 


Alsdann  machte  ich  eine  genaue  Widerstandsbestimmung  nach  der 
obenbes'chriebenen  Methode,  so  lange  die  Klemmspannung  ziemlich  con- 
stant war  ;  nachher  suchte  ich  w  mittelst  Telephon  und  Wechselströmen  zu 
messen. 

Diese  Beobachtungen  wiederholte  ich  in  geeigneten  Intervallen  während 
der  ganzen  Entladungsdauer  und  stellte  aus  den  beobachteten  Grössen 
folgende  Versuchsreihen  zusammen. 

Sowohl  aus  Columne  5  wie  aus  Columne  6  der  vorstehenden  Tabellen 
geht  hervor,  dass  der  Widerstand  bei  der  Entladung  zunächst  constant  ist; 
darauf  scheint  er  mit  der  allmäligen  Abnahme  der  Klemmspannung  etwas 
anzuwachsen,   bis   die   Klemmspannung   plötzlich   abfällt. 

Nach  Columne  5  scheint  er  dann  aber  ganz  schnell  anzusteigen, 
während  die  Messungen  mittelst  Telephon  und  Wechselströmen  ganz  unzwei- 
deutig ergaben,  dass  diese  plötzliche  Zunahme    des  Widerstandes    in  Wirk- 


371 


lichkeit  nicht  stattfindet ;  wenngleich  auch  wegen  des  geringen  Betrages 
eine  genaue  Widerstandsbestimmung  mit  dem  Telephon  nicht  gelingen  wollte, 
so  betrug  der  Widerstand  doch  in  allen  Fällen  unzweifelhaft  weniger  als 
0'5    Ohm. 

Beo  bach  t  u  ng  s  rei  he   II.    Am    28.    Mai    1886. 


Zeit 

k 

i 

e  —  l- 

?('  berechnet 

10  gemessen 

3h  3oTn 

1-937 

0-399 

0033 

0-083 

0-081 

3    45 

1-937 

0399 

0-033 

0-083 

0-082 

4      0 

1-936 

0-399 

0-033 

0-083 

0-081 

4     15 

1-935 

039  •• 

0-033 

0-083 

0-082 

4    30 

1-930 

0-396 

0-034 

0-086 

0-082 

4    45 

1-925 

0-395 

0-034 

o-o80 

0-082 

5      0 

1-917 

0-394 

0-034 

0-086 

0082 

5    10 

1-913 

0-393 

0-034 

0-087 

0-083 

5    20 

1-90S 

0-392 

003Ö 

0-092 

0  089 

5    30 

1-899 

0-390 

0-040 

0103 

0-096 

5    40 

1-888 

0-387 

0-048 

0-124 

0-119 

5    50 

1877 

0-385 

0-056 

0  145 

0-134 

6      0 

1-808 

0383 

0-066 

0172 

01Ö2 

6    10 

1-862 

0-380 

0-078 

0'205 

0-190 

6    20 

1-844 

0-354 

0-086 

0-243 

— 

6    25 

Die  Klemmspannung  fiel  plc 

tzlich   ab. 

6    30 

— 

0  049 

1-240 

25-3 

<o-5 

6    37 

0-030 

1-414 

47-1 

<o-5 

3*- 

30m 

3 

45 

4 

0 

4 

•5 

4 

30 

4 

40 

4 

50 

5 

0 

5 

10 

5 

20 

5 

30 

5 

40 

5 

50 

6 

0 

6 

10 

6 

15 

6 

18 

6 

25 

Beobachtungsreihe  III.   Am   8.   Juni    l 


943 
942 
942 
942 
937 
934 
929 
926 

923 
913 
902 

897 
891 


I 
I 
I 
I 
I 
I 
I 
I 
I 
I 
I 
I 
I 
I 
Abfall 


0-275 
0-275 
0-274 
0-274 
0-274 
0-273 
0-272 
0-272 
0-271 
0-271 
0-270 
0-269 
0-2Ö7 
0-267 
o-2i";4 
0-038 
o  021 
0-019 


0-023 
0-023 
0023 
o  023 
0-023 
0023 
0-023 

0-026 
0028 

0-033 

0-040 
0044 
0-049 

0058 

0-840 

1-364 

1398 

1-430 


0-084 
0-084 
0-084 
0-084 
0-0S4 
0-084 

0-085 

0-096 
0-I03 
0-122 
0-148 
0-164 
0-184 
0-217 
3-18 

359 
66-6 

75  3 


o'oSi 
0-081 
0-081 
0-081 
o-oSi 
0-082 
0-033 
0-093 
o-ioo 
0-II4 

0-134 

o- 1 48 

0-165 
0-194 

0-5 

<o-5 
<o-5 
<o-5 


Aus  den  bisherigen  Versuchen  ist  ebenfalls  ersichtlich,  dass  nur  die 
Stromstärke  denselben  jähen  Abfall  zeigt,  wie  die  Klemmspannung,  nicht 
aber  die  e  1  e  k  tromo  tori  s  c  h  e  Kr  af  t  des  Elements,  welche  in  allen 
von  mir  beobachteten  Fällen  nur  eine  verhältnissmässig  geringe  Ab- 
nahme zeigte. 

Um  hierüber  näheren  Aufschluss  zu  erhalten,  bestimmte  ich  während 
der  Entladung  von  verschiedenen  Elementen  die  elektromotorische  Kraft 
und   die   Klemmspannung   möglichst  schnell   hintereinander. 

Aus  vorstehenden  Versuchen  geht  hervor,  dass  die  elektromotorische 
Kraft  ebenso  wie  die  Klemmspannung  zuerst  ganz  allmälig  abnimmt;  öffnet 
man  jedoch  während  des  jähen  Abfalles  der  Klemmspannung  den  Ent- 
ladungsstromkreis, so  zeigt  das  Galvanometer  momentan  eine  elektro- 
motorische   Kraft    an,     die    nicht    um    sehr    viel    von     der  früheren   Grösse 


372 


differirt  und   sogar  allmälig  wieder  zu   der  früheren  Höhe  anwächst,   wie  dies 
aus   den  Tabellen   I  und   VI  hervorgeht. 

Wenn  aber  die  Klemmspannung  eines  Elements  plötzlich  so  stark  ab- 
nimmt, während  die  elektromotorische  Kraft  des  offenen  Elements  noch 
eine  so  beträchtliche  Grösse  besitzt,  so  ist  dies  nach  meiner  Ansicht  — 
da  der  innere  Widerstand  diesen  jähen  Abfall  erwiesenermaassen  nicht 
herbeiführt  —  durch  das  Auftreten  von  P  o  lari  s  at  i  o  ns  er  s  c  hei  nu  ng  e  n 
durch    frei  auftretende  elektrolytische  Gase  zu   erklären. 


Beobachtungsreihe  IV.   Am   26.   Juni    l 


Zeit 


h 


e  —  Tc 


w  berechnet 


10  gemessen 


3     10 
20 

30 
40 

SO 
o 
10 
20 
30 
40 
50 
o 
10 
20 

30 
40 


5  50 

6  o 


10 
20 
30 
40 
SO 
o 

5 

8 

12 

18 


1-938 

i'937 
1-936 
x-936 

i'934 
1-932 
1-932 

1-931 
1-930 
1-928 
1-928 
I  927 
1-925 
1-924 
1-921 
1-921 

1-915 
1-910 
1-907 


1879 
1-863 
1-799 


offen 
offen 


0-395 
0395 
0395 
0395 
0-394 
0-393 
0-394 
0394 
0-393 
0-392 
0-392 

0391 
0-391 
0-390 
0-386 
0-382 
0-372 
0-368 
0-367 
0-366 
0-364 
0-360 
0-353 
0-349 
0343 
0*092 
o  027 
e=  1-563 
e  :=  1-62  I 


0-030 
0-030 
0030 
0030 
0-029 
0-030 
0-030 
0-030 

0-030 

0-030 
0030 

0-030 
0-030 
0-030 

0-030 
0-031 

o  032 
0037 
0-045 
0-051 
0056 
0064 
0-067 
0-083 
0-120 
1-330 
1-410 


0-076 
0-076 
0-076 
0-076 
0-074 
0-076 
0076 
0*076 
0-076 
0-077 
0-077 
0-077 
0-077 
0-077 
0-078 
o*o8i 
0-086 
o-ioi 

0-123 
0-139 
0-154 
0-178 

0-190 

0-238 
0350 

HS 

52-2 


0-074 

0737 
0*004 
0073 
0-074 
0-074 
0-075 
0.074 
0-074 
0-073 
0-074 
0-074 
0074 
0074 
0-075 
0-077 
0084 
0-097 
0-113 

0-I37 
o  152 
0-170 
0-183 
o  229 

<o-5 

<o-5 

<o*5 


Beobachtungsreihe  V. 
Am    10.   Juli    1886. 


Zeit 


Zeit 


411 

0 

4 

10 

4 

20 

4 

30 

4 

40 

4 

50 

5 

0 

5 

10 

5 

20 

5 

30 

I  973 
1-972 
1-970 
1-966 
1-962 
1-961 

1-959 
1-956 

1-954 
1-951 


2-005 
2-004 

2-002 

1-999 
1-997 
1-994 
1-992 
I  99  t 
1-98S 
1-986 


5h4or 

5  50 

6  o 
6  lo 
6  20 
6  30 
6  40 
6  50 

6  55 

7  o 


1-943 
1*941 

1-931 
1-916 
1*910 
I  908 
1-896 
i'35o 
o-i  12 
0-098 


1-983 
1-983 
1-975 
1-973 
1*972 
1-970 
1-957 
1-951 
I  573 
i"545 


373 


Beobachtungsreihe   VI. 

Am    14.   Juli    1886. 


Zeit 


loh 

OKI 

10 

IS 

10 

30 

10 

45 

1 1 

0 

1 1 

15 

II 

30 

II 

45 

II 

0 

12 

5 

12 

10 

12 

15 

12 

20 

12 

25 

925 

921 

918 

916 

913 

910 

907 
904 

897 
895 


1-887 


970 
963 
958 
952 
950 
948 

945 
943 
941 
941 
939 
938 
930 
925 


12b  30°! 

12  35 

12  40 

12  45 

12  50 

12  55 

12  57 


5 
6 

7 
8 

10 
15 


1-883 
1-864 
1-846 

1-834 
1-812 
1750 
1390 
1-142 
0-655 
offen 
offen 
offen 
offen 
offen 


1-920 
19x0 
1-896 
1-888 
1-865 
1-794 

I-8l2 

1-802 

1-62 

1-65 

1-72 

1-76 

1-789 

1-814 


Die  elektromotorische  Kraft  eines  Secundärelements  mit  Bleisuper- 
oxyd- und  Blei-Elektroden  beruht  auf  der  galvanischen  Zusammenstellung  : 

PbOg  j  H2SO4  I  Pb. 

Abgesehen  von  der  besonderen  Art  der  Herstellung  ist  dieselbe  im 
Princip   durchaus   nicht  verschieden  von   der  galvanischen  Zusammenstellung: 

Zn  !  H2SO4  I  Cu. 

Geht  aber  durch  die  letztere  Zelle  ein  Strom  hindurch,  so  tritt  Wasser- 
zersetzung ein,  und  die  an  den  Elektroden  frei  auftretenden  Gase  rufen 
bald  eine  elektromotorische  Kraft  der  Polarisation  hervor,  welche  sich  von 
der  ursprünglichen  elektromotorischen  Kraft  der  Säule  subtrahirt  und  so 
eine  beträchtliche   Schwächung   des   Stromes   herbeiführt. 

Es  liegt  daher  die  Frage  nahe,  wie  es  sich  mit  diesen  Gasen  bei  der 
Entladung  des   Elements  : 

PbOg  I  H2SO4  I  Pb 
verhält. 

Der  Entladungsstrom  zersetzt  Wasser,  indem  er  an  der  PbOg-Elektrode 
Wasserstoff  und  an  der  Pb-Elektrode  Sauerstoff  abscheidet  5  die  elektrolytischen 
Gase  werden  aber  in  statu  nascendi  sofort  wieder  gebunden,  indem  sie  auf 
die  positive  Elektrode  reducirend  und  auf  die  negative  oxydirend  einwirken. 
So  lange  dies  aber  in  Wirklichkeit  der  Fall  ist,  so  lange  also  die  elek- 
trolytischen Gase  im  Moment  ihrer  Entstehung  wieder  unschädlich  gemacht 
werden,  können  sie  —  abgesehen  etwa  von  einem  ganz  geringen  Betrage  — 
keine    elektromotorische   Gegenkraft  hervorrufen. 

Das   Secundärelement : 

PbOg  I  H2SO4  I  Pb 
unterscheidet  sich   eben   dadurch    so    vortheilhaft    von   den   anderen   galvani- 
schen  Zusammenstellungen,    dass    in    ihm    durch    die  Natur    der   Elektroden 
selbst   die   Polarisation   aufgehoben   ist,    wenigstens     in    der   verhältnissmässig 
sehr   langen  Zeit,   während  der   die  Klemmspannung   constant   bleibt. 

Wenn  aber  die  Klemmspannung  anfängt,  plötzlich  so  stark  abzufallen, 
so  rührt  dies  meines  Erachtens  daher,  dass  die  Elektroden  die  entwickelten 
Gase  nicht  mehr  völlig  zu  binden  vermögen,  so  dass  dieselben  sich  nun  in 
freiem  Zustande  auf  ihnen  befinden  können  und  daher  eine  elektromotorische 
Gegenkraft  veranlassen   müssen.     Da  jedoch,    wie  es  das  Wesen  der  Polari- 


374 

sation  bedingt,  gleichzeitig  auch  die  Stromstärke  bedeutend  abfallen  muss, 
und  da  die  polarisirenden  Gase  beständig  fortgeschafft*)  werden,  so  wird 
in  dem  Schliessungskreise  immer  noch  ein,  allerdings  weit  schwächerer 
Strom  übrig  bleiben,  der  "dann  allmälig  die  völlige  Entladung  herbeiführt, 
Oeffnet  man  aber  nach  dem  jähen  Abfall  der  Klemmspannung  den  Ent- 
ladungsstromkreis, so  hört  die  Gasentwicklung  sofort  auf,  und  die  Potential- 
differenz der  offenen  Säule  erreicht  momentan  wieder  eine  Grösse,  die  von 
dem  aus  der  Formel  e=.k  —  i  .w  berechneten  Werth  ganz  bedeutend  ab- 
weicht, u.  zw.  muss  diese  Abweichung  gleich  dem  wirksamen  Betrage  der 
elektromotorischen   Gegenkraft  sein. 

Wenn  die  elektromotorische  Kraft  zu  ihrem  früheren  Betrage  schliess- 
lich erst  ganz  langsam  wieder  anwächst,  so  kann  dies  meiner  Ansicht  nach 
seinen  Grund  nur  darin  haben,  dass  die  elektrolytischen  Gase  nicht  sofort 
wieder  gänzlich  verschwinden,  sondern  dass  die  letzten  Spuren  derselben 
nur  ganz  allmälig  von  den  Elektroden  oder  auch  von  der  Flüssigkeit  ge- 
bunden  werden. 

Wenn  also  bei  der  Entladung  eines  Secundärelements  mit  einer  ent- 
sprechenden Stromstärke  die  Klemmspannung  zunächst  ziemlich  constant 
bleibt  und  dann  plötzlich  abfällt,  so  hängt  der  jähe  Abfall  nach  obigen 
Ausführungen  damit  zusammen,  dass  die  Elektroden  so  weit  oxydirt,  resp. 
desoxydirt  sind,  dass  sie  die  elektrolytischen  Gase  nicht  mehr  in  statu 
nascendi  sofort  zu  absorbiren  vermögen.  Nur  in  der  Annahme  der  daraus 
resultirenden  Polarisation  scheint  mir  ein  genügender  Erklärungsgrund  dafür 
gefunden  zu  werden,  dass,  während  die  Klemmspannung  plötzlich  so  jäh  ab- 
fällt, die  elektromotorische  Kraft  unmittelbar  nach  dem  Oeffnen  des  primären 
Stromkreises  gemessen,  nur  eine  verhältnissmässig  geringe  Abnahme  zeigt 
und  ausserdem  bei  offenem  Element  bald  wieder  die  frühere  Grösse  erreicht. 
Vgl.   die  Tabellen  I   und   VI. 

Wird  ein  Element  mit  einer  unverhältnissmässig  hohen  Stromstärke 
entladen,  so  ist  von  vorneherein  zu  erwarten,  da^s  die  Klemmspannung  plötz- 
lich abfallen  wird,  ohne  dass  das  Element  völlig  entladen  ist;  denn  die 
erwähnte,  durch  die  frei  auftretenden  Gase  hervorgerufene  Gegenkraft  wirkt 
der  elektromotorischen  Kraft  entgegen,  oder,  wie  man  sich  die  Sache  auch 
vorstellen  kann,  die  frei  auftretenden  Gase  verändern  die  wirksame  Ober- 
fläche der  Elektroden  so,  dass  sie  sich  annähernd  indifferent  gegeneinander 
verhalten.  Dass  die  Menge  der  entwickelten  Gase  wirklich  den  Abfall  der 
Klemmspannung  beeinflusst,  ging  bei  verschiedenen  Versuchen  daraus  her- 
vor, dass  die  Klemmspannung  eines  mit  grosser  Stromstärke  entladenen 
Elements  nach  dem  bereits  erfolgten  jähen  Abfall  sofort  wieder  bedeutend 
zunahm,  wenn  in  den  Entladungsstromkreis  mehr  Widerstand  eingeschaltet  **) 
wurde.  Diese  Zunahme  war  ganz  ausserordentlich  viel  grösser  als  diejenige, 
welche  der  innere   Widerstand   des   Elements   an   und   für  sich   bedingt. 

Wenn  man  bei  einem  Elemente,  das  mit  einer  so  hohen  Strom- 
intensität entladen  wurde,  den  Stromkreis  gleich  nach  dem  jähen  Abfall  der 
Klemmspannung  unterbricht  und  das  Element  einige  Zeit  offen  stehen  lässt, 
so  bleibt  bei  einer  weiteren  Entladung  die  Klemmspannung  eine  Zeit  lang 
constant ;  man  erhält  dann  die  sogenannten  Rückstandsentladungen,  die  schon 
von  Plante  beobachtet***)  worden  sind.  Dieselben  finden  in  dem  Auftreten 
der  obenerwähnten  elektromotorischen  Gegenkraft  einen  einfachen  Erklärungs- 
grund, indem  bei  dem  offenen  Elemente  die  polarisirenden  Gase  allmälig  wieder 
absorbirt   werden.  (Schluss  folgt.) 


*)  Vgl.  G.  W  i  e  d  e  m  a  n  n,  Elektricität.  2.   §.  880,  pag.   )^<^. 
**)  Vgl.  G.  Wiedemann,   Elektricität.  2.  §.  %%t,,  pag.  802. 
***)'  G.  Planta,  Recherches  sur  l'lillectricite. 


375 


Voltmeter    und    Controlapparat    von    Brückner,    Ross    & 

Consorten. 

Die  bisher  in  der  Praxis  verwendeten  Voltmeter  entsprechen  den 
Anforderungen,  welche  an  ein  solches  Instrument  zu  stellen  sind,  bekanntlich 
nur  zum   kleinsten   Theile   oder  in   geringem    Grade. 

Beinahe  alle  derartigen  Instrumente  sind  mit  Factoren  behaftet,  die 
entweder  an  und  für  sich  die  Richtigkeit  der  Ablesung  mit  der  Zeit  beein- 
flussen, dahin  sind  alle  Apparate  mit  Magnetnadeln  oder  permanenten 
Magneten  zu  rechnen,  oder  aber  selbe  tragen  den  Temperatur-Differenzen 
nicht  Rechnung,  endlich  bilden  auch  die  meistens  verwendeten  Federn 
oder  verstellbaren  Gegengewichte  insoferne  eine  Fehlerquelle,  als  selbe  in 
ungeübten  Händen,  und  in  solche  kommen  meist  die  Apparate,  sehr  leicht 
verstellt  werden  können,  wo  dann  der  Maassstab  für  die  Richtigkeit  der 
Ablesung  ganz  verloren  geht. 

Fig.   t. 


Jeder,  der  Gelegenheit  hatte,  eine  grössere  Anzahl  von  Voltmetern 
verschiedenen  Fabrikates  miteinander  zu  vergleichen,  wird  sich  überzeugt 
haben,  dass  Differenzen  in  der  Ablesung  bei  den  renommirtesten  Fabrikaten 
von  mehr   wie   5  %    durchaus   nicht  zu   den   Seltenheiten   gehören. 

Nun  soll  aber  bei  einer  Glühlampenanlage  die  Spannung  an  den 
Lampen  auf  I  %  genau  constant  bleiben,  es  ist  somit  einleuchtend,  dass 
derartige   Instrumente   für  die  Praxis  nahezu   werthlos   sind. 

Es  ist  weiter  zu  berücksichtigen,  dass  Voltmeter,  welche  nur  das 
Ablesen  der  Spannung  an  einer  Scala  gestatten,  für  industrielle  Zwecke 
nur  wenig  brauchbar  sind,  da  von  dem  Bedienungspersonal  der  Beleuchtungs- 
anlage nicht  verlangt  werden  kann,  dass  selbe  die  in  der  Regel  auch 
noch  kleine  Scala  beständig  im  Auge  haben.  Es  muss  somit  mit  Recht 
verlangt  werden,  dass  jede  Spannungsänderung  dem  Personal  durch  ein 
weithin  bemerkbares  akustisches  oder  optisches  Signal  zur  Kenntniss  ge- 
bracht  wird. 


376 


Die  Firma  Brückner,  Ross  &  Consorten  in  Wien  hat  nun 
ein  Voltmeter  construirt,  welches  allen  Anforderungen,  die  man  an  ein 
derartiges  Instrument  nur  stellen  kann,  im  hohen  Grade  entspricht,  selbes 
ist  in  Fig.    I    in   der  Ansicht  und   in   Fig.    2    im   Schnitt   dargestellt. 

Die  Construction  ist  die  denkbar  einfachste ;  ein  kreisförmig  gebogener 
Eisenkern  A  ist  in  der  Achse  B,  welche  in  Charnieren  gelagert  ist,  auf- 
gehängt und  taucht  theilweise  in  ein  aus  den  Spulen   C  C  gebildetes  Solenoid. 

Die  Spulen  C  C  sind  aus  Neusilberdraht  gewickelt,  so  dass  der  Ein- 
fluss   der  Temperatur-Differenzen  zu  vernachlässigen  ist. 

Die  Anziehung  des  durch  C  C  gehenden  Stromes  bedingt  ein  Ein- 
tauchen des  Kernes  A  in  das  Solenoid  und  wirkt  dieser  Anziehung  das 
Gewicht  des  Kernes   entgegen. 

Fig   2. 


In  Folge  glücklich  gewählter  Verhältnisse  ist  der  Anschlag  des  Kernes 
der  Stromstärke  nahezu  proportional. 

Auf  der  Achse  B  sitzt  dann  noch  ein  Zeiger,  welcher  an  einer  Scala 
die  Anschläge  in  Volts  angibt,  ausserdem  aber  zwischen  zwei  verstellbaren 
Contactschrauben  spielt  und  so  bei  Spannungsänderungen  entweder  die  vorne 
am  Instrument  angebrachten  verschiedenfarbigen  Glühlampen  zum  Brennen 
bringt  dder  aber  zwei  verschieden  gestimmte  Läutewerke  in  Thätigkeit 
setzt  und  so  das  Bedienungspersonal  avisirt.  Zu  dem  Ende  geht  ein  Zweig- 
strom  durch   den   Zeiger. 

Die  Adjustirung  des  Instrumentes  erfolgt  derart,  dass  alle  verstellbaren 
Gegengewichte  oder  Federn  vermieden  sind,  es  kann  demnach  auch  bei  der 
Demontirung  durch  ungeübte  Hände  das  Instrument  nicht  falsch  wieder 
zusammengestellt  werden,  sondern  muss  stets  wieder  denselben  Ausschlag 
zeigen. 

Spannungsänderungen  von  l/g  %  werden  von  dem  Apparat  mit  Sicher- 
heit angezeigt. 

Da  alle  permanenten  Magnete  oder  Magnetnadeln  vermieden  werden, 
so  beeinflussen  auch  die  Erschütterungen  auf  dem  Transporte  keineswegs 
die  Richtigkeit  des  Instrumentes,   dabei  ist  der  Preis  desselben  ein  sehr  massiger. 


377 


Neue  Art  elektrischer  Leitungen  oder  Kabel. 

Von  LOUIS  ADOLPHE  FORTIN-HERRMANN,   Civil-Ingenieur  in  Paris 
Die  Construction  von  Kabeln,   welche   den  Gegenstand  der   vorliegenden 
Darstellung    bildet,    hat    den    Zweck,     die    Leitung    oder    die    Leftungen    frei 
in   der  Luft  oder   in   einer  Flüssigkeit  zu   lassen. 

Um  die  Leitung  in  der  sie  zu  ihrem  Schutze  umgebenden  Umhüllung, 
welche  aus  leitendem  oder  nichtleitendem  Material  hergestellt  sein  kann, 
zu  isoliren,  verwendet  man  alle  nichtleitenden  Materialien  oder  Körper 
in  Form  von  Perlen  oder  Theilen,  welche  auf  dem  Leitungsdraht  oder  den 
Drähten  aufgefädelt  werden  und  der  Luft  oder  Flüssigkeit  eine  freie  Cir- 
culation   um   die   Leitung   gestatten, 

a  ist  die  Leitung  oder  das  einfache  oder  zusammengesetzte  Kabel, 
auf  welches  die  Theile  oder  Perlen  b  aufgereiht  sind.  Diese  letzteren 
können  eine  beliebige  Form  besitzen  und  aus  irgendeinem  nichtleitenden 
Materiale,  am  besten  aus  Holz,  Glas  oder  Porzellan  hergestellt  sein.  Man 
kann  sie  rund  machen  (Fig.  i)  oder  ihnen  eine  längliche  Form  geben.  Die 
Dimensionen   sind   gan2   beliebige. 

Fig.   I. 


c^  .hjL. 


Die  mit  diesen  Perlen  oder  Theilen  b  bedeckte  Leitung  a  wird  in 
eine  Umhüllung  c  aus  leitendem  oder  nichtleitendem  Material  gebracht,  so 
dass  Luft  oder  ein  Gas  oder  eine  Flüssigkeit  in  dem  freibleibenden  Räume  d 
frei   circuliren   kann. 


Fig.  2. 


Fig.   3. 


In  die  Hülsen  oder  Umhüllungen  c  kann  man  eine  beliebige  Anzahl 
mit  Perlen  b  bedeckter  Leitungen  einbringen  und  sie  nebeneinander  lagern. 
Hiezu  genügt  es,   den  Durchmesser   der  Röhre   c  entsprechend   zu  verändern. 

Die  Leitungen  können,  ehe  sie  der  Erfindung  gemäss  montirt  werden, 
ein  oder  mehrmals  übersponnen  werden;  ebenso  die  Umhüllung  c,  welche, 
wenn   nöthig,   auch   verstärkt   sein   kann. 

Die  Vereinigung  der  Leitungen  wird  dadurch  erreicht,  dass  man  die 
gerade  abgeschrägten  Enden  in  eine  kleine  Metallröhre  e  e  (Fig.  i  und  3) 
von  geringer  Stärke,  welche  an  ihrem  oberen  Theile  mit  einem  Schlitz 
ff  versehen  ist,  so  dass  man  das  Ganze  mit  Zinn  oder  Silber  verlöthen 
kann,    einführt. 

Bei  der  in  den  Fig.  2  und  3  dargestellten  Verbindungsart  ist  die 
Vereinigungsstelle  von  einem  starken  Theile  oder  einer  Hülse  b^  umgeben, 
welche  den  in  Fig.  2  dargestellten  Querschnitt  besitzen  kann.  An  den  Theilen 
b^   schliessen     sich     die   Enden   der   Umhüllungen   oder  Rohre   c   an. 

Bei  der  in  der  Fig.  I  dargestellten  Anordnung  ist  keine  Hülse  b^  an- 
gewendet  und   die  Rohre   c  stossen   aneinander. 

In  beiden  Fällen  werden  die  Enden  der  Umhüllungen  c  der  Leitungen 
a  von   einer  Muffe  g,   welche  bei  h  h  aufgelöthet  ist,   umschlossen. 

25 


378 


Es  ist  selbstverständlich,  dass  die  Formen,  Dimensionen  und  Anordnungen 
der  einzelnen  Leitungstheile  vielfach  variiren  können,  ohne  dass  dadurch  das 
Wesen  der  Erfindung  verändert  würde. 

Die  Isolation  wird  bei  diesem  Kabel  somit  theilweise  durch  die  Holz- 
körper, theils  durch  Luft  bewirkt.  Mehrere  solche  Drähte  können  entweder 
als  Einzel-  oder  als  Doppelleitungen  in  eine  Umhüllung  von  Blei  gelegt 
werden  und  bilden   so   ein  ganz  vorzügliches  Telephonkabel. 

Sowohl  die  statische  Capacität,  als  der  Isolationswiderstand  befähigen 
diese  Leiter  zu  unterirdischen  telephonischen  Anlagen.  Da  die  Möglichkeit 
telephonischer  Uebertragung  auf  grössere  Entfernungen  ein  Ergebniss  des 
Zusammenwirkens  von  Leitung  und  Apparaten  ist,  so  wird  ein  Fortin- 
Her  rm  a  nn'sches  Kabel  unter  sonst  gleichen  Umständen  auf  längere 
Strecken  erspriesslicher  wirken  können,  als  andere  Kabel.  Die  in  der  franzö- 
sischen Telegraphenverwaltung  vorgenommenen  Messungen  haben  folgende 
Daten  geliefert  bei  einem  Kabel  mit  6  Drähten  von  8  Km.  Länge. 
Isolationswiderstand   pro   Kilometer : 

Megohms 

Draht  Nr.    l        . 9.880 

„        «2 14.120 

„3 9-880 

»4 10.980 

„5 9-88o    ^ 

„6 9.880 

Somit   im   Mittel       , lO.OOO 

Statische   Capacität: 

Mikrofarad 
Draht  Nr.    l        ..........        0-037 

„         „      2        .      . 0-042 

V         V      3 0'042 

„        „4 ^.     .     .       0-038 

»      5       . *.     .     .       0-039 

„        »6 0039 

Im   Mittel  0-038 

Das  Kabel  ist  bei  der  Linie  Paris-Brüssel  als  Verbindung  zwischen 
der  Sprechstelle  in  Paris  und  dem  10  Km.  entfernten  Ende  der  Luftleitung 
in   Verwendung. 


Elektrischer  Strassenbahnbetrieb. 


Durch  die  Freundlichkeit  des  in  Amerika 
weilenden  Herrn  A.  Reckenzaun  erhalten 
wir  folgende  Mittheilung  : 

P2in  halbes  Dutzend  New-Yorker  Ca- 
pitalisten  ebenso  viele  hervorragende  Phila- 
delphiaer und  viele  Correspondenten  von 
Zeitungen  versammelten  sich  am  10.  Juli  bei 
William  Wharton  junior  &  Comp,  in  der 
23.  Strasse  und  der  Washington-Avenue  um 
eine  Reihe  von  Versuchen  mit  einem  ge- 
wöhnlichen Stras?enwagen,  der  durch  Elek- 
tricität  betrieben   wurde,  anzustellen. 

In  dem  Hofe  hatte  man  einen  .Schienen- 
weg von  1050  Fuss  Länge  gelegt,  mit  Curven, 
deren  Radius  23  Fuss  betrug  und  Steigungen 
von  5  zu  100  und  ihn  derart  angeordnet, 
dass  jeder  zulässige  Versuch  gemacht  werden 
konnte,  um  die  Verwendbarkeit  der  Erfindung 
zu  zeigen.  Der  dazu  verwendete  Wagen  ge- 
hörte der  »People's  Passenger  Railway",  bei 
welcher     derselbe    bereits     in     regelmässiger 


Verwendung  stand.  Ein  elektrischer  Motor 
wurde  an  einer  der  Achsen  unterhalb  des 
Wagens  angebracht.  Die  Accumulatorenba'terie 
bestand  aus  84  kleinen  Zellen,  welche  unter- 
halb der  Sitze  eingefügt  wurden.  Die  Capacität 
jeder  Zelle  beträgt  150  Ampferestunden  und 
ist  gleich  '/s  ^^-  V^^  Stunde  und  Zelle, 
dies  gibt  also  pro  Wagen  34  Pferdekraft- 
stunden. 

2;^  Personen  drängten  sich  bei  seiner 
ersten  Fahrt  in  den  Wagen  und  trotzdem 
ging  die  P'ahrt  vollkommen  glatt  vor  sich, 
die  Lenkung  des  Wagens  wurde  durch  einen 
Mann  besorgt,  der  nur  einen  kleinen  Hebel 
handhabte.  Der  Wagen  liess  sich  mit  Leich- 
tigkeit anhalten  und  in  Bewegung  setzen, 
sowohl  auf  der  geraden  Strecke,  als  auch  in 
Curven  und  auf  Steigungen.  Das  Anhalten 
des  Wagens,  die  augenblickliche  Aenderung 
der  Fahrtrichtung,  sowie  jede  sonstige  An- 
forderung   an  die  Eewegungs-Thätigkeit  des 


379 


Wagens  wurde  durch  die  kleine  Maschine 
vollkommen  zufriedenstellend  ausgeführt.  Die 
Fahrgeschwindigkeit  betrug  i  bis  lü  Meilen 
pro  Stunde  und  ging  die  Fahrt  vollkommen 
glatt,  ohne  Geräusch  und  Schütteln  von 
Statten.  Die  den  Wagen  bewegende  Ma- 
schine ist  verborgen  und  eine  Berührung 
durch  die  Passagiere  ausgeschlossen.  Ausser 
der  Bewegung  wurden  sowohl  das  Läuten 
der  Alarmglocke,  als  auch  das  Signalgeben 
und  die  Beleuchtung  mittelst  Elektricität 
bewirkt. 

Die  Platten  wurden  durch  eine  Dynamo- 
maschine geladen,  welche  durch  einen  Gas- 
motor von  lo  Pferdekräften  getrieben  wurde. 
Das  Einschieben  derselben  unter  die  Sitze 
besorgte  ein  Mann.  Zum  ersten  Laden  der 
Accumulatoren  wird  eine  Maschine  von 
lo  Pferdekräften  durch  4  Stunden  in  An- 
spruch genommen,  rechnet  man,  dass  zum 
Nachladen   auch   4  Stunden   erforderlich  sind 


(was  jedoch  gegenüber  der  Nothwendigkeit 
bei  Weitem  zu  hoch  gegriffen  ist),  so  betragen 
die  Kosten  der  Betriebskraft  inclusive  Löhne, 
Wasser,  Oel  und  Reparaturkosten  der  Ma- 
schine beiläufig  Dollar  i'6o  pro  Tag  mit 
16   Betriebsstunden. 

Die  Accumulatoren  wurden  durch  die 
Elektrical  Accumulator  Compagny  in  New- 
York  erzeugt  und  der  erfolgreiche  Versuch 
unter  der  Oberleitung  des  Herrn  Anthony 
Reckenzaun  aus  London  und  Herbert 
C  o  n  d  i  c  t  aus  San  Francisco  ausgeführt. 
Diese  beiden  Herren  kamen  eigens  zu  dem 
Zwecke  Dach  Philadelphia,  um  die  praktische 
Verwendbarkeit   der  Erfindung  darzuthun. 

Die  Herren  K  e  m  b  1  e  und  W  i  d  e  n  e  r 
haben  zu  weiteren  Versuchen  ihre  Linien 
zur  Verfügung  gestellt,  und  ehe  eine  Woche 
vergeht,  wird  die  elektrische  Tramway  durch 
die  Strassen  Philadelphias  fahren. 


Aus  dem  Sitzungsanzeiger    der  k.   Akademie. 


Herr  Prof.  J.  Loschmidt  überreicht  eine 
Arbeit  aus  dem  physikalisch-chemischen  La- 
boratorium der  V\  iener  Universität:  ^Ueber 
elektromotorische  Verdünnungs- 
constanten*  (11.  Mittheilung),  von  Plerrn 
Julius  Mi  e  sl  er. 

Anknüpfend  an  meine  erste  Mittheilung 
bestimmte  ich  die  Verdünnungsconstante  des 
Cadmiumsulfates  gleich  2'8,  des  Cadmium- 
acetates  gleich  1*5,  des  Zinkchlorids  gleich 
13-4,  des  Zinkbromids  gleich  li"9,  des  Zink- 
jodids  gleich  io'4  Millivolt.  Aber  bei  Cad- 
miumnitrat,  Kupferchlorid,  Platinchlorid, 
Quecksilberchlorid,  Zinkformiat  und  Zink- 
lactat,  Kali-Aluminiumsulfat,  Natriumsalzen 
war  keine  Bestimmung  möglich.  Die  Tabelle 
meiner  ersten  Miltheilung  lässt  sich  nun  zu 
folgender  erweitern. 

•^         ■"         ■"        'S         "^        -ö 

^  ^  ^  '^.  *a  — ' 

(Millivolt)  ®         -g         5         -2  00 

<        ^        ^        u        K        "^ 

Cadmium  .  .       i'5     2'8    —       —       —       — 

Kupfer ....      2-3     3"6—      —      —      — 

Blei 2-6—       S-3     —      —       — 

Zink 5"9    —     ii-6i3-4ii-9io-4 

Silber io'7i2-oi6'2    —      —      — 

Zwischen  je  zwei  Horizontal-  und  je  zwei 
Verticalreihen  herrscht  je  eine  constante  Diffe- 
renz, was  das  Gesetz  von  Plerrn  Dr.  Moser, 
dass    jedem    Jon    eine   Constante    zukomme, 


bestätigt.  Auch  bei  Silbernitrat  in  absolutem 
Aethylalkohol  fand  ich  einen  Concentrations- 
strom.  Die  Verdünnungsconstante  des  Silber- 
nitrats für  dieses  Lösungsmittel  ist  13 '3 
Millivolt. 

Herr  Prof.  J.  Loschmidt  überreicht 
über  eine  in  demselben  Laboratorium  von 
Dr.  James  Moser  ausgeführte  Untersuchung 
folgende  NotizüberVerstärkungphoto- 
elektrischer  Ströme  durch  optische 
Sensibilisirung. 

Ich  erlaube  mir  mitzutheilen,  dass  ich 
die  von  Herrn  E.  Becquerel  entdeckten 
photoelektrischen  Ströme  erheblich  dadurch 
verstärken  konnte,  dass  ich  die  beiden  chlorir- 
ten,  jodirten  oder  bromirten  Silberplatten  in 
einer  Farbstofilösung,  z.  B.  Erythrosin,  badete. 

Beispielsweise  war  zwischen  zwei  chlorirten 
Silberplatten  die  elektromotorische  Kraft  im 
Sonnenlicht  0"02,  zwischen  zwei  anderen  in 
gleicher  Weise  behandelten,  aber  gebade- 
ten Platten  o'04  Volt. 

Bisher  sind  nur  an  jodirten  Platten  von 
Herrn  E  g  o  r  o  f  f  elektromotorische  Kräfte 
beobachtet,  und  zwar  bis  I/15  Volt.  Ich 
konnte beijodirtenund  bromirten  PI  atten durch 
Baden   in    Erythrosin   1/4  ^o^t  erreichen. 

Ich  halte  es  für  meine  Pflicht,  schon  an 
dieser  Stelle  Herrn  Max  Reiner,  der  mir 
bei  diesen  Versuchen  assistirt,  meinen  ver- 
bindlichsten Dank  auszusprechen. 


KLEINE   NACHRICHTEN 


Die  elektrische  Beleuchtung  inWien. 
Der  General-Consul  der  Vereinigten  Staaten 
in  Wien,  Herr  Edmund  J  u  s  s  e  n,  hat,  ver- 
muthlich  über  Anregung  amerikanischer  In- 
dustrieller, alle  auf  die  elektrische  Beleuch- 
tung in  Wien  bezüglichen  Daten  in  einem 
an  die  Regierung  der  Vereinigten  Staaten 
erstatteten  Berichte  zusammengefasst.  Herr 
J  IX  s  s  e  n  hebt    in  demselben  unter  Anderem 


hervor,  dass  die  elektrische  Beleuchtung  in 
Wien  bisher  wesentlich  deshalb  keine  grössere 
Ausdehnung  gewinnen  konnte,  weil  nicht 
genügende  Capitalskraft  der  Eioführung  elek- 
trischer Anlagen  zur  Verfügung  steht. 


Elektrische  Beleuchtung  in  Buda- 
pest. Stadtrepräsentant  k.  Rath.  B.  F.  Weiss 
hatte    vor    längerer  Zeit    bereits   den  Antrag 

25* 


380 


gestellt,  es  möge  die  Beleuchtung  der  Audi  ässy- 
strasse  mit  elektrischem  Lichte  in  Erwägung 
gezogen  werden.  Dieser  Anregung  zufolge 
hat  nun  Baudirector  Lechner  eine  Vorlage 
erstattet,  der  wir  die  folgenden  Daten  ent- 
nehmen :  Um  eine  concreto  Unterlage  für 
die  Beurthei'ung  der  aufgeworfenen  Frage 
zu  gewinnen,  sei  die  Firma  Ganz  &  Co. 
aufgefordert  worden,  in  Betreff  der  partiellen 
Einführung  der  elektrischen  Beleuchtung 
Propositionen  zu  machen.  Auf  die  Bedin- 
gungen dei  Firma  ist  nun  Folgendes  zu  be- 
merken: I.  Die  Forderung,  dass  zur  Anlage 
einer  Centralstation  ein  Grundconiplex  im 
Ausmaasse  von  400  Quadratklaftei  n  überlassen 
werden  möge,  könne,  wenn  der  Schätzungs- 
werth  vergütet  würde,  keinem  Anstände 
unterliegen;  2.  die  Eitheilung  einer  zwanzig- 
jährigen ausschliesslichen  Concession  sei  zur 
Zeit  noch,  da  in  Betreff  des  elektrischen 
Lichtes  keine  genügenden  Erfahrungen  vor- 
lägen, nicht  räthlich,  jedenfalls  wäre  diese 
Frage  einem  späteren  Zeitpunkte  vorzube- 
halten ;  3.  die  unentgeltliche  Beistellung  des 
für  den  Maschinenbetrieb  erforderlichen 
Wassers  sei  insofern  eine  Rechnungssache, 
als  die  auf  fl.  945  jährlich  bezifferten  Kosten 
bei  der  Frage,  wie  hoch  die  elektrische  Be- 
leuchtstelle in  den  Calcul  einzubeziehen  sei, 
in  Betracht  kommen;  4.  die  Firma  offerirt 
die  Beleuchtung  nachbenannter  Strassen  und 
Plätze :  der  Andrässystrasse  mit  58,  der 
Kerepeserstrasse  mit  35,  des  Waitzner- 
Bonlevards  mit  36,  des  Carlsringes  mit  16, 
des  Museumringes  mit  12,  des  Fianz  Josef- 
Platzes  mit  12,  des  Corsos  mit  18  und  des 
Giselaplatzes  mit  4,  insgesammt  19 1  Bogen- 
lampen, deren  jede  eine  Lichtstärke  von 
600  Normalkerzen  bes.Tsse.  Die  elektrischen 
Lampen  würden  nur  bis  Mitternacht  brennen, 
so  dass  also  auf  jede  Lampe  I973'5  Brenn- 
stunden  jährlich  entfielen.  Nach  jeder  Brenn- 
stunde hätten  16  kr.,  somit  pro  Jahr  und 
Lampe  fl.  31 5*76  und  nach  sämmtlichen 
191  Lampen  fl.  6o.3lO'i6  jährlich  bezahlt 
zu  werden.  Die  Kosten  der  Beleuchtung  der 
genannten  Strassen  und  Plätze  seien  jedoch 
hiedurch  nicht  erschöpft ;  man  müsse  vor 
Allem  die  Kosten  des  für  den  Massenbetrieb 
geforderten  Wassers,  ferner  die  Kosten  der 
Gasbeleuchtung  von  Mitternacht  ab  und  end- 
lich gewisse  vertragsmässig  vorgesehene  Ent- 
scliädigiitigen  für  die  ausser  Betrieb  gesetzten 
Gaslampen  in  die  Berechnung  einbeziehen 
—  zusammen  fl.  22  5iO"7i  —  demzufolge 
die  Beleuchtung  der  in  Rede  stehenden  acht 
Objecte  fl.  82.82087  kosten  würde,  während 
dermalen  die  Beleuchtung  derselben  mittelst 
Gas  nur  fl,  38.8o5'49,  d.  i.  um  fl.  44  oi5'38 
pro  Jahr  weniger  kostet.  Die  Frage  —  so 
fährt  das  Memorandum  hierauf  fort  —  ist 
nunmehr  die :  i.  ob  nicht  eine  derartige 
Verstärkung  der  Slrassenbeleuchtung  das 
berechtigte  Bedürfniss  überschritte  und  2.  ob 
nicht  das  Publicum  durch  eine  so  intensive 
Lichtfülle  verwöhnt,  alsbald  auch  mit  For- 
derungen nach  einer  stärkeren  Beleuchtung 
auch  der  anderen  Theile  der  Stadt  an  die 
Commune  herantreten  werde,    was  in  natür- 


licher Folge  ein  ausserordentliches  An- 
schwellen des  Etats  für  öffentliche  Beleuch- 
tung nach  sich  ziehen  müsste.  Nachdem  sich 
solchermassen  die  Einführung  der  elektrischen 
Beleuchtung  vorzugsweise  als  Frage  der 
Kosten  darstellt,  erklärt  das  Ingenieur-Amt , 
den  Erwägungen  des  Muoicipiums  nicht  vor- 
greifen und  sich  demnach  bestimmter  Vor- 
schläge enthalten  zu  sollen.  Wenn  das 
Municipium  der  Ansicht  ist,  von  den  Mehr- 
kosten absehen  zu  können,  so  möge  es 
diejenigen  Strassen  und  Plätze  namhaft 
machen,  welche  elektrisch  beleuchtet  werden 
sollen,  worauf  das  Ingenieur-Amt,  in  Ge- 
mässheit  des  ihm  zukommenden  bestimmt 
umschriebenen  Auftrages,  detaillirte  Vor- 
schläge erstatten  werde. 

(Ungarischer  Metallarbeiter.) 


Elektrisches  Licht  in  Gross-Kanizsa. 
Der  GrosjS  -  Kanizsaer  Kaufmann  Johann 
B  u  c  h  k  i  c  s  petitionirte  bei  dem  dortigen 
Magistrat  um  die  Bewilligung,  die  elektrische 
Beleuchtung  einführen  zu  dürfen,  wurde  von 
den  Stadtvätern  jedoch  mit  seinem  Ansuchen 
abgewiesen,  ein  gleiches  Schicksal  hatte  sein 
Recurs  bei  demVicegespanamt.  Nun  appellirte 
Buchkics  an  das  Ministerium,  welches 
demselben  die  gewünschte  Bewilligung  an- 
standslos ertheilte.  Und  so  wird  denn  Gross- 
Kanizsa  die  zweite  Provinzstadt  Ungarns  sein 
—  die  erste  war  Temesvär  —  welche  sich 
der    elektrischen  Beleuchtung  bedienen   wird. 


Elektrische  Beleuchtung  in  Topolya, 

Von  dieser  Stadt  wird  berichtet :  Zwei  Mit- 
glieder d'er  elektrischen  Beleuchtungscom- 
mission weilten  in  den  jüngsten  Tagen  in 
Budapest,  damit  sie  mit  dem  Director  der 
Section  für  elektrische  Beleuchtung  der 
G  a  n  z'schen  Fabrik  die  näheren  Modalitäten 
besprechen. 

Elektrische  Beleuchtung  von  Eisen- 
bahnzügen. Auf  der  Main-Neckar-Bahn  ver- 
kehrt, wie  das  ,Centralblatt  der  Bau  Ver- 
waltung* mittheilt,  zwischen  Frankfurt  (Main) 
und  Heidelberg  seit  dem  7.  Mai  d.  J.  ein 
elektrisch  beleuchteter  Zug.  Der  am  2.  Mai 
stattgehabten  Probefahrt  dieses  Zuges  von 
Heidelberg  nach  Darmstadt  wohnten  der 
Präsident  und  die  Räthe  des  hessischen 
Finanzministeriums,  zahlreiche  höhere  Beamte 
und  Abgeordnete,  sowie  eine  grosse  Anzahl 
von  Professoren  der  technischen  Hochschule 
in  Darm^tadt  bei,  welchen  die  getroffenen 
Einrichtungen  von  HennProf.  Kittler,  Ver- 
treter der  Elektrotechnik  an  der  Hochschule, 
am  Bahnhof  in  Heidelberg  erläutert  wurden. 
Hierüber  wird  Folgendes  berichtet:  Die 
Speisung  der  in  den  Wagen  befindlichen 
Glühlampen  (Bernstein:  I.  Ciasse  lo  Kerzen, 
11.  Classe  5  Kerzen,  III.  Classe  3 — 5  Kerzen 
stark)  geschieht  durch  Kraftsammler,  und 
zwar  sind  zwei  Sammelbatterien  (System  de 
Khothinsky)  angeordnet.  D/e  eine  der- 
selben wird  während  der  Fahrt  geladen, 
Indern  durch  eine  Riemenverbindung  mit  dex 


381 


Wagenachse  die  Welle  der  im  Gepäckwagen 
untergebrachten  Dynamomaschine  in  Um- 
drehung versetzt  wird.  Erst  wenn  die 
Fahrgeschwindigkeit  eine  gewisse  Grösse 
erreicht  hat,  wird  durch  eine  sinnreiche 
Vorrichtung  die  Verbindung  der  Maschine 
mit  dem  Kraftsammler  selbstthätig  her- 
gestellt und  in  gleicher  Weise  aufgehoben, 
sobald  die  Zuggeschwindigkeit  unter  die  be 
stimmte  Grenze  sinkt.  Auf  diese  Weise  wird 
es  vermieden,  dass  während  des  Aufenthaltes 
auf  den  Stationen  und  während  des  An  und 
Abfahrens  eine  Entladung  des  Sammlers  in 
die  Maschine  und  dadurch  Kraftverluste  statt- 
finden. Die  zweite  Sammelbatterie  speist 
während  dieser  Zeit  die  Glühlampen ;  da 
dieselbe  mit  der  Dynamomaschine  nicht  in 
Verbindung  ist,  so  ergibt  sich  ein  ausser- 
ordentlich ruhiges  und  angenehmes  Licht. 
Wenn  die  Spannung  in  Folge  der  Entladung 
unter  eine  gewisse  Grenze  sinkt,  so  genügt 
eine  einfache  Umschaltung,  um  diese  Batterie 
mit  der  Dynamomaschine,  dagegen  die  frisch 
geladene  Batterie  mit  den  Lampen  in  Ver- 
bindung zu  bringen,  Die  An-  und  Abkupp- 
lung  der  Wagen  macht  keine  Schwierigkeit; 
sinnreiche  Vorkehrungen  verhindern  durch 
Einschalten  grösserer  oder  geringerer  Wider- 
stände eine  übermässige  Stromstärke  während 
des  Ladens  und  ermöglichen  es,  das  Aushängen, 
bezw.  Einschieben  von  Wagen  zu  bewirken, 
ohne  dass  Störungen  eintreten.  Die  Einrich- 
tung ist  von  der  elektrotechnischen  Fabrik 
in  Cannstatt  hergestellt. 

Es  wird     abzuwarten    sein,    ob   sich  die 
neue  Einrichtung  auf  die  Dauer  bewährt. 


Schlüsse  sollen  alle  Classen-  und  Stiidiensäle 
dieser  Anstalt  mit  dem  elektrischen  Lichte 
beleuchtet  werden. 


Gastein  im  elektrischen  Lichte.  Man 
schreibt  der  ,N.  fr.  Pr.*  aus  Gastein,  i8.  v.  : 
Die  elektrische  Beleuchtung  in  Gastein  ist  in  ein 
neues  Stadium  getreten.  Seit  gestern  wissen 
wir  nämlich,  dass  unser  schöner  Curort  noch 
in  diesem  Jahre  sich  des  neuen  Lichtes  er- 
freuen wird.  Im  Auftrage  des  Herrn  Baron 
Maye  r,  Directors  der  kaiserlichen  Güter, 
waren  der  Installateur  Herr  E  g  g  e  r  mit 
Herrn  Prof.  Hauffe  vom  Wiener  Poly- 
technicum  hier,  um  die  Arbeiten  zu  inspi- 
ciren.  Prof.  Hauffe,  eine  Autorität  in  Wasser- 
bauten, sollte  hauptsächlich  das  Stauwehr, 
welches  unterhalb  der  Schreckbrücke  gebaut 
wird,  und  die  Turbinen- Anlage  prüfen,  die 
neben  dem  Badeschlosse,  unmittelbar  neben 
dem  grandiosen  Wasserfall,  errichtet  werden. 
Nachdem  Prof.  Hauffe  sich  mit  den  Anlagen 
vollkommen  einverstanden  erklärte,  können 
die  Arbeiten  nunmehr  beschleunigt  werden, 
und  nachdem  die  Leitungen  fast  schon  in 
allen  Häusern  installirt  sind,  dürfte  das  elek- 
trische Licht  Ende  September  oder  Anfangs 
October  hier  in  Function  treten.  Der  Reiz, 
welchen  Gastein  am  Tage  gewährt,  wird 
dadurch  Nachts  seine  Fortsetzung  finden, 
denn  der  Anblick  des  Curortes  bei  elektrischer 
Beleuchtung  wird  ein  bezaubernder  sein. 


Das  elektrische  Licht  irf  Mexico.  Die 
Municipalität  der  Stadt  Mexico  hat  den  be- 
standenen Vertrag  über  die  Beleuchtung  der 
öffentlichen  Strassen  erneuert.  Die  Beleuch- 
tungsdauer stellt  sich  im  Jahre  auf  2750 
S'.uuden.  Die  Preise  sind  auf  Frcs.  I37'50 
pro  Incandescenzlampe  und  auf  Frcs.  1875 
pro  Bogenlampe    ä  2000  Kerzen    festgesetzt. 


Das  elektrische  Licht  in  der  Schule. 
Nach  einem  von  der  Direction  des  Heriot- 
W^tt    College     in    Edinburgh    gefassten     Be- 


Das  elektrische  Licht  in  ökono- 
mischer Beziehung.  Die  in  Belgien  liegende 
Gemeinde  von  Bogerhout  hat  durch  die  vor 
einem  Jahre  erfolgie  Einführung  der  elektri- 
schen Beleuchtung  bedeutende  Ersparnisse 
erzielt.  Jede  Glühlichtlampe  kommt  ihr  pro 
Stunde  auf  2-25  Cts.  zu  stehen,  während  der 
gleiche  Beleuchtungseffect  bei  Anwendung  des 
Gases  3'5  Cts.  kostete. 

Elektrische  Eisenbahnen  in  Pest.  In 
der  Generalversammlung  des  Gemeinderathes 
der  Stadt  Pest  vom  13.  v.  wurden  in  Be- 
treff der  Anlage  elektrischer  Bahnen  in  Pest 
zwei  wichtige  Beschlüsse  gefasst.  Zunächst 
wurde  das  Anerbieten  der  Firma  Siemens 
&  Halske  angenommen,  in  der  Ringstrasse 
vom  Staatsbahnhofe  bis  zur  Königsgasse, 
das  heisst  in  ihrer  ganzen  derzeitigen  Aus- 
dehrung,  eine  elektrische  Strassenbahn  aus- 
zuführen. Die  Stadt  Pest  knüpfte  an  diese 
Gestattung  die  Bedingung,  dass  die  Bahn 
bis  I.  October  d.  J.  betriebsfähig  sein  müsse; 
man  erwartet  nämlich  in  den  ersten  Tagen 
des  October  in  Pest  den  Besuch  des  hygie- 
nischen Congresses.  Diese  Bahn  hat  den 
Zweck,  die  Vorzüge  des  elektrischen  Strassen 
bahnbetriebes  in  Grossstädten  darzulegen. 
Sie  ist  eine  Probebahn,  und  wurde  der  Grund 
und  Boden  von  der  Stadt  unentgeltlich,  gegen 
dreimonatliche  Kündigung  zur  Verfügung 
gestellt,  und  muss,  falls  von  der  Kündigung 
Gebrauch  gemacht  werden  sollte,  das  Geleise 
entfernt  und  der  Status  quo  ante  hergestellt 
werden*).  Der  zweite  Beschluss  betrifft  die  am 
Donauquai  zu  erbauende  definitive  elektrische 
Hochbahn.  Es  wurden  nämlich  die  zwischen 
der  Firma  Siemens  &  Halke  und  den  Sec- 
tionen  des  Gemeinderathes  vereinbarten  Ver- 
tragsbestimmungen von  dem  Gemeinderathe 
unverändert  angenommen.  Hienach  stellt  die 
Stadt  der  Firma  Simens  &  Halske  den  ge- 
sammten  für  die  Hochbahn  erforderlichen 
städtischen  Grund  für  90  Jahre  unentgeltlich 
zur  Verfügung,  überlässt  ihr  zum  Buchwerthe 
städtische  Terrains  zur  Anlage  der  Maschinen- 
station, wogegen  allerdings  eine  Betheiligung 
der  Siadt  am  Reingewinne,  soweit  derselbe 
eine  sechsprocentige  Verzinsung  des  Anlage- 
capitals  übersteigt,  vorbehalten  wurde.  Die 
Uebernahme  der  Bahn  in  das  Eigenthum 
der  Stadt  ist  erst  nach  Ablauf  von  40  Jahren, 
von    der  Concessions  -  Ertheilung    gerechnet. 


*)  Die  Stromzuleitung    -wird  bei   dieser  Bahn 
unterirdisch  sein- 


382 


zulässig.  Nachdem  der  Communicationsmi- 
n ister,  Herr  v.  Barosz,  in  einer  Zuschrift  an 
die  Commune  Pest  erklärte,  die  Concession 
für  die  elelctrische  Qnaibahn  ertheilen  zu 
wollen,  sobald  die  Einigung  der  Commune 
mit  der  Firma  Siemens  &  Halske  über  die 
in  Frage  kommenden  gegenseitigen  Interersen 
erzielt  sein  werde,  und  nachdem  diese  Be- 
dingung nunmehr  erfüllt  ist,  dürfte  das  bal- 
dige Zustandekommen  dieser  elektrischen 
Hochbahn  gesichert  sein. 


Elektrische  Eisenbahn  von  Portrush 
nach  Bushmills.  Wie  ^The  Electrician*  an- 
gibt, wurde  die  seit  dem  Monate  September 
1883  zwischen  Portrush  und  Bushmills  im 
Betriebe  befindliche  elektrische  Tramway  bis 
nach  der  Chaussee- du-Geant  verlängert.  Die 
Eröffnung  der  neuen  Linie  fand  am  i.  Juli  1.  J. 
statt. 

Oesterreichisch  -  ungarisches  Post- 
und  Telegraphen-Uebereinkommen.  Die 
auf  Grund  des  Artikels  18  des  Zoll-  und 
Plandelsbündnisses  zwischen  der  österreichi- 
schen und  der  ungarischen  Regierung  abge- 
schlossenen Post-  und  Telegraphen  -  Ueber- 
einkommen  wurden  mit  Ende  1886  öster- 
reichischerseits,  und  zwar  zu  dem  Zwecke 
gekündigt,  um  dieselben  den  Bedürfnissen 
des  sich  immer  mehr  steigernden  Post-  und 
Telegraphenverkehrs  und  den  hieraus  den 
betheiligten  beiden  Verwaltungen  erwachsen- 
den Lasten  besser  anzupassen.  In  dieser 
Richtung  stellte  sich  insbesondere  eine  Er- 
leichterung des  Verkehrs  über  die  österreichisch- 
ungarische Grenze  und  eine  sachrichtigere 
Theilung  der  Transit  -  Einnahmen  als  wün- 
schenswerth  heraus.  Auch  wurde  die  ge- 
setzliche Regelung  des  dermalen  auf  dem 
Postgesetze  vom  Jahre  1837  und  auf  dem 
—  mit  Gesetzeskraft  ausgestatteten  —  kaiser- 
lichen Handschreiben  vom  Jahre  1847  fussen- 
den  Post-  und  Telegraphenwesens  nach  dem 
heutigen  Entwicklungssiadium  dieser  beiden 
Communicationsmittel  in  Aussicht  genommen. 
Die  zum  Abschlüsse  der  betreffenden  neuen 
Uebereinkoinmen  nöthigen  Vorverhandlungen 
fanden  nun  die  ganze  verflossene  Woche  im 
Handelsministerium  statt  und  gelangten  Sams- 
tag, an  welchem  Tage  das  Informativ-Proto- 
koU  unterzeichnet  wurde,  zum  Abschlüsse- 
Im  Laufe  der  Verhandlungen  prävalirte  durch- 
wegs die  Tendenz,  die  beiden  Verwaltungen 
bei  Wahrung  des  Principes  der  Gleichartig- 
keit des  Post-  und  Telegraphen-Instituts  in 
den  beiden  Reichshälften  möglichst  unab- 
hängig voneinander  zu  stellen.  Die  Vertreter 
des  österreichischen  Handelsministeriums 
waren  :  Generalpost-  und  Telegraphendirector 
Sections-Chef Baron  Dewez  unddieSections- 
räthe  Klein  und  Wolschitz;  das  unga- 
rische Communicationsministerium  war  durch 
den  Unterstaatssecretär  Lukacs,  den  Gene- 
ralpost- und  Telegraphendirector  Ministerial- 
rath  von  Koller  und  den  Sectionsrath  Heim 
vertreten. 


Provisorischer  Staats  -  Telephontarif. 
Das  Handelsministerium  hat  angeordnet,  dass 
mit  den  Theilnehmern  an  den  Staats  -  Tele- 
phon -  Anlagen  von  Reichenau,  Wiener 
Neustadt,  Baden,  Vöslau  und  deren  Umge- 
bung auf  Grundlage  folgender  Bestimmungen 
provisorische  Uebereinkommen  getroffen  wer- 
den :  I.  Die  hergestellten  Telephon-Anlagen 
bilden  eine  Fortsetzung  des  Staatstelegraphen, 
sind  als  solche  Eigenthum  des  Staates  und 
werden  den  betreffenden  Theilnehmern  (Abon- 
nenten) gegen  Entrichtung  der  nachstehend 
normirten  Gebühren  zur  Benützung  über- 
lassen: a)  Beitrag  zu  den  Kosten  der  Leitung 
und  der  nöthigen  Vor-  und  Installirungs- 
Arbeiten  inclusive  Instandhaltung  (Bangebühr) 
ein- für  allemal  fürLeilungstreckenbis5oo  Mtr. 
fl.  50;  für  weitere  je  100  Mtr.  fl.  10;  b)  Ge- 
bühr für  Beistellung  der  erforderlichen  Appa- 
rate (Stationsgebühr)  per  Abonnentenstation 
jährlich  fl.  30;  c)  Gebühr  für  die  telephonische 
Auf-  oder  Abgabe  von  Telegrammen  (Ver- 
mittlungsgebühr) per  Telegramm  5  kr. ;  d)  Ge- 
bühr für  die  Umschaltungbehufs  telephonischen 
Sprechens  mit  andeien  Theilnehmern  —  falls 
solches  beabsichtigt  würde  —  (Umschaltungs- 
gebühr)  per  Abonnentenstation  jährlich  fl.  20 
Die  unter  b)  und  d')  bezeichneten  Gebühren 
sind  jedoch  in  dem  Falle,  als  die  Benützung 
der  Telephon-Anlage  nach  der  Absicht  des 
Theilnehmers  nur  durch  sechs  Monate  im 
Jahre  oder  kürzer  dauern  soll,  nur  zur  Hälfte 
zu  beanspruchen.  2.  Für  Abonnentenstationen 
in  Bahnhöfen,  Hotels  u.  dgl.,  deren  Benützung 
den  Reisenden  oder  Gästen  gestattet  sein 
soll,  sind  die  unter  i.  b)  und  d~)  erwähnten 
Gebühren  in  doppeltem  Betrage  zu  entrichten. 
3.  Die  Gebühr  für  die  Benützung  der  zur 
Errichtung  gelangenden  öffentlichen  Sprech- 
stellen zum  telephonischen .  Sprechen  im 
Localverkehre  beträgt  per  Gespräch  bis  zur 
Dauer  von  fünf  Minuten  (Sprechgebühr)  20  kr. 
Dieser  provisorische  Tarif  dürfte  durch  die  zu 
gewärtigende  Telephonverordnung  definitiv 
zur  Geltung  gelangen.  —  In  Kaiserbrunn  bei 
Reichenau-Hirschwang  wurde  eine  öffentliche 
Sprechstelle  errichtet  und  dieselbe  an  die 
Telephoncentrale  Reichenau  angeschlossen. 
Das  Localtelephonnetz  Reichenau  umfasst 
demnach  derzeit  folgende  öffentliche  Sprech- 
stellen :  Kaiserbrunn,  Lackerboden,  Prein, 
Raxalpe  (Erzherzog  Carl  Ludwig  -  Haus), 
Reichenau  und  Schneeberg  (Baumgartner- 
Haus). 

Die  interurbane  Telephonie  in  Frank- 
reich. In  Ansehung  der  befriedigenden  Er- 
folge ,  welche  die  telephonische  Verbindung 
zwischen  Paris  und  Brüssel  ergeben  hat, 
weicht  die  Telegraphenverwaltung  vor  keinem 
Projecte  zurück.  Thatsächlich  spricht  man 
von  der  Herstellung  einer  speciellen  Leitung 
zwischen  Paris  und  Marseille,  für  welche  man 
selbstverständlich  die  Siliciumbronze  verwenden 
wird ;  der  Durchmesser  des  Drahtes  soll  4*5  Mm. 
betragen.  Im  Gegensatze  hiezu  functionirt 
die  Leitung  von  Paris  nach  Ronen ,  welche 
dem  öffentlichen  Verkehre  am  25.  Juni  1.  J. 
übergeben   wurde ,    sehr    schlecht.     Die  Con- 


383 


versation  ist  eine  sehr  schwierige  und  wird 
mitunter  auch  selbst  ganz  unmöglich.  Der 
Grund  dieses  Misserfolges  ist  ein  sehr  ein- 
facher: man  wollte  sparen  und  nahm  des- 
halb eine  Telegraphenleitung  aus  galvanisirtem 
(verzinktem)   Eisendraht  in   Verwendung. 

Das  Telephon  in  Spanien.  Die  spa- 
nische Regierung  hat  die  Errichtung  und 
den  Betrieb  der  für  die  Städte  Alicante, 
Oviedo  und  Valladolid  geplanten  Telephon- 
Netze  im  OfFertwege  ausgeschrieben.  Die 
Offerte  sind  bis  zum  i6.  Juli  für  Valladolid, 
bis  zum  iS.  Juli  für  Alicante  und  bis  zum 
2  1.  Juli  für   Oviedo   einzubringen. 


Kiel.  Für  die  in  diesem  Jahre  in  New- 
Castle  stattfindende  Ausstellung  ist  die  Liefe- 
rung der  elektrischen  Beleuchtungsanlagen 
der  Londoner  Firma  Woodhouse  & 
R  a  w  s  o  n  übertragen,  welche  nun  ihrerseits 
mit  der  Anfertigung  der  dazu  erforderlichen 
90  Stück  Bogenlampen  die  elektrotechnische 
Fabrik  R  h  e  y  d  t  (Filiale  in  Kiel,  Max 
Schorch,  Scharnweber  &  Co.) 
betraut  hat.  Jede  der  Lampen  wird  eine 
Lichtstärke  von    1500    Normalkerzen    haben. 


Internationale  Conferenz  zum  Schutze 
der  submarinen  Kabelleitungen.  Die  Con- 
ferenz zum  Schutze  der  submarinen  Kabel, 
welche  am  l.  d.  M.  im  Ministerium  des 
Aeussern  zu  Paris  zusammengetreten  war,  hat 
sich  am  5.  d.  M.  wieder  vertagt.  Die  Vertreter 
der  verschiedenen  Vertragsmächte  haben  be- 
schlossen ,  ein  Protokoll  zu  unterzeichnen, 
womit  der  i.  Mai  des  nächsten  Jahres  als 
derjenige  Tag  festgesetzt  wird,  an  welchem 
das  Uebereinkommen  vom  14.  März  1884  in 
Kraft  treten  soll,  jedoch  mit  dem  Vorbehalte, 
dass  die  fünf  contrahirenden  Staaten,  welche 
die  im  Artikel  12  des  Uebereinkommens  er- 
wähnten Gesetze  noch  nicht  erlassen  haben, 
bis  zu  diesem  Zeitpunkte  jene  Maassregeln 
ergriffen  haben  werden ,  wodurch  die  Aus- 
führung dieses  internationalen  Ueberein- 
kommens sichergestellt  ist. 


Einfachstes  Spiegel  -  Galvanometer 
(Taschenspiegel-Galvanometer), Von 
Th.  Edelmann.  Eine  flache  Messingdose, 
welche  durch  eine  Baumschraube  an  einem 
Pfosten  befestigt  wird,  in  der  der  Magnetspiegel 
(ein  dünnes  Parallelglas  mit  magnetisirten 
Uhrfederabschnitten)  an  einem  kurzen  Cocon- 
faden  hängt.  Auf  die  Dose  ist  die  aus  Eben- 
holz gedrehte  Galvanometerrolle  geschoben. 
Die  Schwingungen  des  Spiegels  werden  durch 
Luftdämpfung  aufgehalten. 

(Centralbl.   f.   Elektrotechn.    9,    1887.) 

Aperiodisches  Fernrohrgalvanometer, 
Von  Th.  Edelmann.  Auf  einem  getheilten 
Mtssing.",tab  ist  an  einem  Ende  conaxial  zum 
Stabe  das  Fernrohr  mit  darüber  befindlicher 
Scala,  am  anderen  Ende  eine  vorne  durch- 
brochene Kupferkugel  mii.  einem  an  einem 
kurzen  Coconfaden  hängenden  Glockenmagnet 
angebracht,    welcher     letztere    vorne    in    der 


Kugel  einen  kleinen  Spiegel  trägt.  Auf  einem 
hinter  der  Kugel  angebrachten  besonderen 
Stab  in  der  Höhe  des  Kugelmittelpunktes 
verschiebt  sich  ein  kleiner  horizontaler,  um 
seine  Verticalachse  drehbarer*  Magnetstab. 
(Centralbl.  f.  Elektotechn.  9,  S.  97  —  98,  1887.) 


Danielfsche  Trocken  -  Elemente  in 
Taschenformat.  Von  M.  Th.  Edelmann. 
Zwei  Kupfer-  und  zwei  Zinkbleche  (für  zwei 
Elemente)  sind  abwechselnd  aufeinander  ge- 
legt. Die  Breite  der  Bleche  ist  7  Cm.,  die 
Länge  des  obersten  Zink-  und  untersten 
Kupferbleches  12  Cm.,  die  der  mittleren 
Bleche  10  Cm,  Erstere  ragen  mit  ihren 
Schmalseiten  nach  den  entgegengesetzten 
Seiten  der  mittleren  Bleche  zur  Befestigung 
von  Klemmschrauben  hervor.  Zwischen  jedes 
Paar  werden  benetzte  Papierstücke  gelegt, 
die  man  sich  trocken  und  im  Vorrath  durch 
Eintauchen  derselben  in  heisse  Mischungen 
von  Kupfer-,  resp.  Zinkvitriol  und  Gelatine 
herstellt.  Die  aufgebaute  Säule  wird  durch 
überlegte  Gummibänder  zusammengepresst. 
(Centralbl.    f.   Elektrotechn.   9,    1887.) 


Galvanisches  Element.  Von  W.  Bor- 
chers. In  seiner  einfachsten  Form  besteht 
das  Element  aus  einem  30  Cm.  langen  verti- 
calen  und  4  Cm.  weiten  Eisenrohr,  an  welches 
oben  ein  2  Cm.  langes  seitliches  Rohr  ange- 
setzt ist,  das  durch  einen  Gummischlauch 
mit  einem  Kühler  verbunden  ist.  Das  verti- 
cale  Eisenrchr  ist  von  einem  durch  einen 
Gummiring  isolirten  Eisendeckel  geschlossen, 
der  in  der  Mitte  eine  Schraube  hat,  welche 
im  Eisenrohr  einen  25  Mm.  dicken  Zinn- 
oder Zinkstab  trägt.  Unten  ist  in  das  Eisen- 
rohr ein  Gummistück  gelegt,  um  den  Contact 
zu  verhindern.  Als  erregende  Flüssigkeit  wird 
eine  wässerige,  möglichst  concentrirte  Lösung 
von  Natronsalpeter  und  Kochsalz  (90  Ge- 
wichtstheile  yya2  ö,  ^oNalVO^,  ^00  iVaCl) 
verwendet.  Der  Process  ist  für  ein  Eisen- 
Zinnelement  : 

3  A'a2  0-\-4  Sn-^  2  Na  JV  0^-]-  3  ffnO  = 
^  ä,Na^SnO^-\-2NBr,. 

Ammoniak  bildet  sich,  welches  abdestillirt 
wird.  Bei  Anwendung  von  Zink  wird  Zink- 
oxydnatron und  Ammoniak  gebildet;  letzteres 
wird  abdestillirt,  ersteres  durch  Kohlensäure 
gefüllt.  (Dingl.  J.   263,    1887.) 


V.  Gaisberg's  Taschenbuch  für  Mon- 
teure hat  schon  (im  zweiten  Jahre  seit 
seinem  Erscheinen^  eine  umgearbeitete  und 
erweiterte  Auflage  erlebt.  Dieser  Umstand 
bezeugt  die  Nützlichkeit  des  Büchleins,  auf 
dessen   Inhalt  wir  noch  zurückkommen. 

Guerin's  Verfahren  zur  Gelatinirung 
der  erregenden  Flüssigkeiten  in  galva- 
nischen Elementen.  Nach  diesem  Verfahren 
können  alle  Elemente,  welches  auch  ihre  er- 
regende Flüssigkeit  sei,  somit  auch  Accumu- 
latoren,  unbeschadet  deren  elektromotorischer 
Kraft  und  der  von  ihnen  gelieferten  Strom- 
intensitäten in  transportable  Trockenzellen  ver- 
wandelt  werden.     Die  Societe  des  Telepho- 


384 


nes,  die  französische  Marine  und  die  Kriegs- 
telegraphie  in  Frankreich  bedienen  sich  des 
Processes  zur  Behandlung  der  verwendeten 
galvanischen  Elemente. 


Eisenbahnausstellung  in  Vincennes. 
Die  zur  Feier  des  fünfzigjährigen  Bestandes 
der  Eisenbahnen  in  Vincennes  eröffnete  Aus- 
stellung wurde  am  lo.  v.  M.  mit  elektrischer 
Beleuchtung  versehen ,  welche  von  nun  an- 
gefangen an  jedem  Sonntag ,  Montag  und 
Donnerstag  regelmässig   functioniren  wird. 


Die  hydraulische  und  elektrische 
Centralstation  im  Hafen  von  Hamburg. 
Ueber  die  neuen  Hafenbauten  in  Hamburg 
wurde  in  unserer  Zeitschrift  (Jahrgang  1886) 
unter  Beigabe  von  Plänen  ausführlich  be- 
richtet. Diesem  grossartig  angelegten  Bau- 
werke, dessen  Kosten  mit  1 10  Mill.  Mark 
berechnet  sind,  entspricht  auch  die  Anlage, 
von  welcher  aus  die  Versorgung  des  Frei- 
hafenbezirkes rnit  Druckwasser  und  elek- 
trischem Licht  geschieht. 

Gelegentlich  der  im  Juni  1.  J.  in  Ham- 
burg abgehaltenen  27.  Jahresversammlung 
des  deutschen  Vereines  der  Gas-  und  Wasser- 
fachmänner  wurde  den  Theilnehmern  die 
Gelegenheit  geboten,  die  ZoUanschlussbauten 
und  die  nahezu  vollendete  Centralstation  zu 
besichtigen,  über  deren  Umfang  die  nach- 
stehenden   Daten  Aufschluss    geben    mögen. 

Die  hydraulische  Centralstation  soll  das 
erforderliche  Druckwasser  von  5°  Atm. 
Spannung  zum  Betriebe  von  260  Winden 
und  50  Aufzügen  in  den  Lagerhäusern  und 
von  36  Quaikrähnen  am  Zollcanal  liefern. 
Vorläufig  werden  nur  vier  Pumpmaschinen 
und  zwei  Accumulatoren  aufgestellt,  welche 
nach  Bedürfniss  vei mehrt  werden  sollen.  Zur 
Verwendung  kamen  liegende  Compound- 
Dampfmaschinen  von  450  und  7°°  Mm. 
Cyünderdurchmesser ,  700  Mm.  Hub  und 
60  Umdrehungen  pro  Minute.  Jede  Maschine 
treibt  zwei  Differentialpumpen  von  123  Mm., 
resp.  87  Mm.  Durchmesser,  welche  direct 
mit  den  Kolbenstangen  der  Dampfcylindef 
gekuppelt  sind.  Das  Wasser  wird  aus  drei 
Reservoirs  von  zusammen  190  Kub.-Mtr.  In- 
halt entnommen  und  fliesst  nach  dem  Ge- 
brauche wieder  in  dieselben  zurück.  Im 
Winter  wird  das  Wasser,  um  ein  Einfrieren 
zu  verhindern,  in  den  Reservoirs  mit  Dampf 
erwärmt.  Die  Rohre  sind  durchwegs  aus 
Gusseisen  ;  die  Flanschendichtung  wird  durch 
weiche  Gummiringe  bewerkstelligt. 

Die  in  den  Speichern  befindlichen  Win- 
den haben  eine  Tragfähigkeit  von  600  Kgr. 
bei  r5  Mtr.  Hub  pro  Secunde.  Die  Aufzüge 
sind  Windenaufzüge  mit  1 200  Kgr.  Tragfähig- 
keit und  I  Mtr.  Hub  pro  Secunde.  Die 
Mehrzahl  der  Uferkrähne  hat  1500  Kgr. 
Tragfähigkeit,  doch  werden  auch  solche  bis 
zu   5000  Kgr.  zur  Aufstellung  gelangen. 


Die  elektrische  Centralstation  speist 
4000  Glühlampen  von  16  Kerzen  Stärke  für 
die  Beleuchtung  der  Bureauräume  und  etwa 
50  Bogenlampen  zur  Beleuchtung  der  Brücken 
und  Ufer  des  ZoUcanals. 

Zur  Erzeugung  des  Stromes  für  die 
Glühlampen  dienen  drei  Compound-Dampf- 
maschinen  von  140 — 220  HP.,  welche  100 
Touren  pro  Minute  machen  und  ebenfalls 
mit  Oberflächencondensation  arbeiten.  Eine 
eincylindrige  Dampfmaschine  von  360  Mm. 
Cyünderdurchmesser,  720  Mtr.  Hub  und 
90  Touren  pro  Minute  dient  für  die  Bogen- 
lampen. 

Die  Kabel  sind  in  den  Strassen  in 
«_i  -förmigen    eisernen     Schutzkasten     verlegt. 


Elektrotechnik.  Eine  Kerzenfabrik  in 
Holland  richtet  jetzt  in  ihren  Gebäuden  das 
elektrische  Licht  ein.  Dieser  Gegensatz  wirkt 
auf  den  Unbetheiligten  wahrhaft  komisch. 
—  Nächstens  wird  zwischen  Paris  und  Brüssel 
eine  zweite  Telephonlinie  gebaut,  da  die  be- 
stehende nicht  mehr  ausreicht.  Die  neue 
Linie  geht  über  Quievrain.  —  Der  rheinisch- 
westphälische  Fernsprechbezirk  wird  jetzt 
durch  Verbindungsleitungen  zwischen  Duis- 
burg und  Düsseldorf  mit  dem  rheinischen 
Telephonnetz  in  Verbindung  gesetzt.  Die 
AnInge  ist  am  i.  Juni  in  Betrieb  genommen 
worden.  —  Mülhausen  im  Elsass  hat  die 
elektrische  Beleuchtung  der  Stadt  beschlossen 
und  der  Firma  Siemens  &  Halske  die  An- 
lage und  den  Betrieb  derselben  übertragen. 
Die  Stadt  bezieht  einen  Theil  der  Ein- 
nahme, sobald  letztere  eine  bestimmte  Höhe 
erreicht  hat. 

Neuer     Petroleummotor.*)      Dr.     V. 

Schütz  in  Cöln,  welcher  seit  Langem  be- 
müht war,  einen  Motor  zu  construiren,  der 
mit  gewöhnlichem  schweren  Petroleum  be- 
trieben werden  kann,  hat  sich  jetzt  einen 
solchen  pstentiren  lassen  und  in  der  , Deutsch. 
Ind.  Ztg.*  einen  eingehend,  n  Bericht  darüber 
gegeben.  Bei  diesem  Motor  wird  der  Cylinder 
etwa  200O  C.  warm  gehalten  und  der  Raum 
zwischen  dem  Cylinder  und  dem  Mantel,  so- 
wie eine  im  Explosionsraum  befindliche 
Schlange  zum  Verflüchtigen  des  Petroleums 
benützt.  Der  Erfinder  glaubt,  den  Motor  auch 
mit  Theer  betreiben  zu  können.     R.  J.  Z. 


Personalnachricht.  An  der  grossher- 
zoglichen technischen  Hochschule  zu  Darm- 
stadt wurde  der  Vorstand  des  elektrotech- 
nischen Institutes,  Herr  Prof.  Dr.  Kittler, 
zum  Director  für  das  Studienjahr  1887/88 
gewählt  und  von  Sr.  königlichen  Hoheit 
dem  Grossherzog  ernannt. 


*)  Die  nach  Marcus'  Ei  findung  auftauchen- 
den Petroleuiumotoren  entbehren  der  an  derselben 
bezeichneten  Vortheile,  die  im  letzten  Hefte  ge- 
schildert eind. 


Verantwortlicher  Redacteur :  JOSRF  KAIJEIS.   —    Selbstverlag  des  ElektTotechnischen  Vereins. 

In   Coramission  bei  LEHMANN  &  WENTZBL,   Buchhandlung  für  Technik  und  Kunst. 

Druck  von  R.  8PIRS   &  Co.  in  Wien,  V.,  Straussengasae  16. 


Zeitschrift  für  Elel<trotechnik. 


V.  Jahrg.  1.  September  1887.  Heft  ix. 

VEREINS-NACHRICHTEN. 


Zu  den  Aufgaben  des  Vereines  zählt  bekanntlich  auch  die,  seinen  Mit- 
gliedern eine  möglichst  reichhaltige  Folge  von  Vorträgen  an  den  dazu  be- 
stimmten Mittwoch-Abenden  des  Winters  zu  bieten.  Um  rechtzeitig  die  nöthige 
Sichtung  der  Themata  vornehmen  und  das  Programm  der  Vorträge  ent- 
werfen zu  können,  wäre  die  ehebaldigste  Kenntniss  der  diesfälligen  Ab- 
sichten der  P.  T.  Mitglieder  unumgänglich  nothwendig.  Die  Vereinsleitung 
wendet  sich  somit  an  alle  Herren,  welche  Vorträge  abzuhalten  Willens  sind, 
mit  der  Einladung,  gefälligst  ihre,  den  Gegenstand  des  Vortrages  und  den 
ungefähren  Termin  seiner  beabsichtigten  Abhaltung  enthaltende  Anmeldung 
an  das  ^ Vortrags-  und  Excursions-Comite  des  Elektrotechnischen  Vereines* 
(Nibelungengasse  7)  so  rasch  als  möglich  gelangen  lassen  zu  wollen.  Diese 
Einladung  ist  auch  an  die  verehrlichen  auswärtigen  Mitglieder  gerichtet, 
welche  in  ihren  Wohnorten  vielleicht  nicht  so  geeignete  Verhältnisse  für  die 
Aufnahme  ihrer  Mittheilungen  finden,  als  sie  durch  das  Beisammensein  und 
das  lebhafte  Interesse  einer  grösseren  Zahl  von  Gleichstrebenden  und  Fach- 
genossen hier  in  Wien  dargeboten  werden.  Das  genannte  Comite  regelt  nach 
Einlangen  der  Anmeldungen  unter  thunlichster  Berücksichtigung  der  Wünsche 
der    Herren  Vortragenden    alle    auf    diesen   Gegenstand    bezüglichen  Fragen. 

Die    Vereinsleitung. 

ABHANDLUNGEN. 


Bemerkungen  über  Herrn  Dr.  Frölich's  Abhandlung: 
,,Zur  Theorie  der  Dynamomaschinen^'. 

Von  Dr.  A.  von  WALTENHOFEN  in  Wien. 

Die  citirte  Abhandlung  Frölich's  ist  im  IV.  und  V.  Hefte  des 
8.  Jahrganges  (1887)  der  Berliner  , Elektrotechnischen  Zeitschrift"  er- 
schienen und  enthält  zwei  mich  betreffende  Stellen  (Seite  166  und  221), 
vi^elche  mich  zu  Gegenbemerkungen  veranlassen. 

Die  erste  bezieht  sich  auf  meine  Behauptung,  dass  die  Frölich'sche 
^Ankerconstante*  /  von  der  Schaltung  der  Magnete  abhängt;  die 
zweite  betrifft  gewisse  Einwendungen,  weiche  ich  seinerzeit  gegen  die 
in  Frölich's  Buche  über  Dynamomaschinen*)  eingeschlagene  mathe- 
matische Behandlung  gemacht  habe. 

HinsichtHch  des  ersten  Punktes  kann  ich  Herrn  Dr.  Fr  ö  lieh 
nach  meinen  seither  gewonnenen  Ueberzeugungen  im  Wesentlichen 
beistimmen,  bezüghch  des  zweiten  Punktes  aber  muss  ich  mich  ent- 
schieden gegen  seine  Angaben  verwahren. 

ad  I.  In  meiner  im  Jahrgange  1886  der  Wiener  j^Zeitschrift  für 
Elektrotechnik*  erschienenen  Abhandlung:  ^Einige  Bemerkungen  über 
die  Frölich'sche  Theorie  der  dynamoelektrischen  Maschinen '^^  hatte 
ich  (Seite  456)   die  Behauptung  ausgesprochen,  dass  die  in  der  Formel  5 

*)  Frölich,    ,Die  dynamoelektrische  Maschine*,  Berlin.  Julius  Springer,    1886. 

26 


386 

des  F  r  ö  1  i  c  h'schen  Buches  (Seite  27)  vorkommende  sogenannte  .Anker- 
constante*  f  von  der  Schaltung  der  Magnetspulen  abhänge.  Ich  habe 
ferner  an  der  citirten  Stelle  eine  Versuchsreihe  angeführt,  welche  für 
eine  von  mir  mehrfach  untersuchte  Seh  uc  kert'sche  Hauptstrom- 
maschine, Modell  E  L^,  bei  parallel  geschalteten  Magnetspulen  den 
Werth  /"=  0-029  ergab,  während  Versuche  mit  derselben  Maschine  bei 
hintereinander  geschalteten  Magnetspulen  /"=  0*059  ergeben  hatten. 

Gegen  dieses  Resultat  macht  Herr  Dr.  Frölich  geltend,  dass 
dasselbe  seine  Beweiskraft  verliere,  sobald  man  den  Ankerwiderstand 
nicht  als  eine  constante  Grösse  in  die  Rechnungen  einführt,  sondern 
auf  dessen  in  hohem  Grade  bestehende  Veränderlichkeit  mit  der  Touren- 
zahl Rücksicht  nimmt. 

Obgleich  mir  die  schon  von  Gab  an  el  las  beobachtete  Zunahme 
des  Ankerwiderstandes  mit  der  Geschwindigkeit  wohl  bekannt  war, 
hatten  mir  doch  meine  früheren  Versuche  mit  der  besagten  Maschine 
keine  Anhaltspunkte  zur  Annahme  gegeben,  dass  jene  Veränderlichkeit 
des  Ankerwiderstandes  die  Werthe  von  f  in  dem  von  Herrn  Dr.  Frö- 
lich für  möglich  erachteten  Maasse  beeinflussen  könnte,  in  dem  Maasse 
nämlich,  dass  die  von  mir  festgestellte  Verschiedenheit  des/ bei  hinter- 
einander und  bei  parallel  geschalteten  Magnetspulen  viel  geringfügiger 
ausfiele,  wenn  man  die  Zunahme  des  Ankerwiderstandes  mit  der  Ge- 
schwindigkeit berücksichtigte. 

Ich  sah  mich  desshalb  veranlasst,  zur  Prüfung  der  Berechtigung 
der  Frölich'schen  Einwendung,  an  derselben  Maschine  E L^  Ver- 
suche über  die  VeränderHchkeit  des  Ankerwiderstandes  anzustellen. 

Eine  weitere  Anregung  hierzu  verdanke  ich  einer  brieflichen  Mit- 
theilung Frölich's,  in  welcher  derselbe  die  Freundlichkeit  hatte,  mich 
darauf  aufmerksam  zu  machen,  dass  unter  der  beispielsweise  gemachten 
Voraussetzung      einer      Proportionalität      des     Ankerwiderstandes     mit 

V 

I  4"  (wobei    V    die    Tourenzahl    bedeutet)    aus     meinen     oben 

citirten  Versuchen  /"=0"o6i  anstatt  0*029  (bei  parallel  geschalteten 
Magneten)  sich  ergeben  würde.  Ich  berechnete  hierauf  unter  derselben 
Annahme  das  f  aus  Versuchen  mit  derselben  Maschine  bei  hinterein- 
ander geschalteten  Magneten  *)  und  fand  im  Mittel  f  =  O'oS/,  also  in 
der  That  eine  weit  geringere  Verschiedenheit  der  Werthe  von  /  für 
beide  Schaltungen  (o"o6i  und  0-087)  ^Is  unter  der  Annahme  eines  con- 
stanten  Ankerwiderstandes  (0*029  ^^^  0059). 

Bei  meinen  Untersuchungen  über  die  Abhängigkeit  des  Anker- 
widerstandes von  der  Tourenzahl  bin  ich  übrigens  von  der  Auffassung 
ausgegangen,  dass  es  sich  dabei  nur  um  Aenderungen  des  ^ schein- 
baren Widerstandes*  handelt,  in  Folge  der  auf  Seite  24  des  F  röli  ch- 
schen  Buches  näher  besprochenen  Vorgänge  der  Selbstinduction.  Ich 
halte  es  für  nothwendig,  dies  ausdrücklich  zu  bemerken,  gegenüber 
neueren  Aussprüchen  Frölich's,  welche  die  Deutung  zulassen,  dass 
Frölich  nicht  blos  Aenderungen  des  j, scheinbaren*  Ankerwiderstandes 
im  Auge  hat.  Diese  (auf  Seite  171  der  Eingangs  citirten  Abhandlung 
vorkommenden)  Aussprüche  sin'd  jedoch  so  unbestimmt  gehalten,  dass 
sie  vorderhand  keine  weitere  Discussion  zulassen  und  auch  keine  Muth- 
maassung  über  die  vermeintliche  Natur  dieser  ^wirklich*  stattfindenden, 
nicht  vielleicht  »scheinbaren*  Widerstandszunahme,  deren  Messung  von 
elektromotorischen  Kräften,  auch  von  solchen  der  Selbstinduction,  nicht 
beeinflusst  sein  soll. 


*)   »Zeitschrift  für  Elektrotechnik.*,  Jahrgang  1 885,  Seite  585,   Versuche  N<-,  1,2  und  3. 


387 

Es  wurden  zuerst  einige  Versuche  in  kleinerem  Maassstabe  an 
einer  für  Handbetrieb  eingerichteten  Gramm  e'schen  Stahlmagnet- 
maschine ausgeführt.  Die  Stahlmagnete  wurden  entfernt  und  durch  den 
Anker  der  Strom  einer  constanten  Batterie  geleitet,  dessen-  innerhalb 
der  Betriebsgrenzen  der  Maschine  liegende  Stärke  ich  an  einer  Tan- 
gentenbussole beobachtete,  während  die  gleichzeitige  Spannung  an  den 
Bürsten  von  Herrn  Assistenten  Frisch  an  einem  Torsionsgalvanometer 
gemessen  wurde.  Dies  geschah  sowohl  bei  verschiedenen  Stellungen 
des  ruhenden  Ankers  als  auch  bei  verschiedenen  Geschwindigkeiten  des 
rotirenden  Ankers.  Die  Zahnradübersetzung  zwischen  Kurbel  und  Anker 
war  von  der  Art,  dass  eine  Umdrehung  der  Kurbel  sieben  Umdrehungen 
des  Ankers  bewirkte.  Ein  Metronom  diente  zur  Regulirung  des  Tempo, 
in  welchem  die  Kurbel  gedreht  wurde,  was  ein  Laborant  nach  einiger 
Einübung  mit  grosser  Genauigkeit  und  Gleichförmigkeit  zu  Stande 
brachte.  Es  wurden  Messungen  bei  verschiedenen  Stromstärken  und 
jedesmal  bei  O,  6i  und  Ii8  Umdrehungen  der  Kurbel,  also  bei  den 
Tourenzahlen  o,  427  und  826  des  Ankers  pro  Minute  gemacht,  wobei 
die  Angaben  des  Metronomes  mittelst  eines  Secundenzählers  controlirt 
wurden. 

Bezeichnet  J  die  Stromstärke  in  der  Hauptleitung,  z  die  Strom- 
stärke im  Anker  und  i'  jene  im  Torsionsgalvanometer,  so  dass  z  =  J  —  ?', 
und  erwägt  man,  dass  das  Siemens'sche  Torsionsgalvanometer  zu- 
gleich ein  absolutes  Galvanometer  ist,  welches  (wenn  wir  das  Instrument 
mit  I  Ohm  Widerstand  voraussetzen)  die  Stromstärken  in  Tausendstel 
Ampere  unmittelbar  anzeigt,  *)  so  ist  klar,  dass  durch  die  Ablesungen 
an  Tangentenbussole  (J)  und  Torsionsgalvanometer  [z')  auch  der  den 
Anker  durchsetzende  Strom  z  bestimmt  wurde.  Da  nun  andererseits 
mittelst  des  Torsionsgalvanometers  auch  die  Spannung  S  an  den  Bürsten 
in  der  bekannten  Weise  ermittelt  wurde,  so  konnte  sofort  auch  der 
scheinbare  Widerstand 

r=—-=-^~-  (I 

z  J — z' 

des  Ankers  berechnet  werden. 

Der  so  ermittelte  scheinbare  Ankerwiderstand  betrug  im  Mittel 
bei  ruhendem  Anker  0  055,  bei  427  Touren  pro  Minute  0067  und  bei 
826  Touren  pro  Minute  0'073  Ohm.  Die  Verschiedenheit  der  Strom- 
stärken, welche  bei  jeder  dieser  drei.  Tourenzahlen  (o,  427  und  826) 
ungefähr  in  den  Abstufungen  07,  0*9  und  2  Ampere  zur  Anwendung 
kamen,  äusserte  keinen  entschieden  hervortretenden  Einfluss. 

Hierauf  vvurde  in  ähnlicher  Weise  der  Ankerwiderstand  der  bereits 
erwähnten  Hauptstrommaschine  E  L^  untersucht.  Ich  versuchte  dies 
zuerst  in  der  Art,  dass  ich,  um  die  inducirende  Wirkung  des  magneti- 
schen Rückstandes  der  Feldmagnete,  deren  Schenkel  nicht  leicht  ent- 
fernt werden  konnten,  aufzuheben,  die  Bewickelung  derselben  in  den 
Stromkreis  einer  Si  em  e  ns'schen  Wechselstrommaschine  schalten  Hess. 
Es  zeigte  sich  jedoch  alsbald,  dass  die  magnetisirenden  Wirkungen  der 
entgegengesetzten  Ströme  so  ungleich  waren,  dass  sich  dieselben  auch 
nicht  annähernd  compensirten,  sondern  als  Difterenzwirkung  einen  Mag- 
netismus hervorriefen,  der  viel  grösser  war,  als  der  ursprünglich  vor- 
handen gewesene  magnetische  Rückstand  der  Fcldmagnete.  Es  musste 
also  von  der  beabsichtigten  Verwendung  der  Wechselstrommaschine 
abgegangen  werden. 


*)    Abgesehen    vor    der    jedenfalls    sehr    kleinen    Correction,    welche  man   der  jedem 
Instrumente  beigegebenen  Correctionstabelle  entnehmen  kann. 

26^ 


388 


Als  hierauf  der  magnetische  Rückstand  der  Feldmagnete  der 
Maschine  E  L^  neuerdings  untersucht  wurde,  zeigte  sich  derselbe  durch 
die  vorausgegangene  Einwirkung  der  Wechselströme  sehr  bedeutend 
herabgemindert,  *)  so,  dass  derselbe  auch  bei  normaler  Tourenzahl  des 
Ankers  nur  eine  geringfügige  inducirende  Wirkung  auf  denselben  ausübte. 

Der  Versuch  wurde  also  jetzt  in  der  Art  gemacht,  dass  die  von 
der  Wechselstrommaschine  abgeschaltete  Magnetbewickelung  vom  Anker 
der  E  L^  getrennt  blieb,  während  der  Anker  selbst  in  der  beschriebenen 
Weise  untersucht  wurde.  **)  Eine  Batterie  von  Accumulatoren  lieferte 
den  durch  den  Anker  gesendeten  Strom  von  einer  innerhalb  der 
Betriebsgrenzen  der  Maschine  Hegenden  Stärke,  wobei  in  die  Hauptleitung 
ein  Ampere-Meter  von  Carpentier  eingeschaltet  und  an  die  Bürsten 
ein  Torsionsgalvanometer  angelegt  war.  Bei  jedem  Versuche  wurde  die 
Stromrichtung  gewechselt  und  aus  je  zwei  so  erhaltenen  Ablesungen 
das  Mittel  genommen,  um  die  Resultate  von  dem  inducirenden  Ein- 
flüsse des  (gleichwohl  geringen)  magnetischen  Rückstandes  der  Feld- 
magnete möglichst  unabhängig  zu  machen. 

Die  Resultate  sind  in  der  nachstehenden  Tabelle  zusammengestellt, 
und  zwar  unter  i  die  Mittel werthe  der  Stromstärken,  unter  §  die  Mittel- 

werthe    der    Bürstenspannungen    und    unter  — :-  die  daraus  berechneten 

scheinbaren  Ankerwiderstände,  v  bedeutet    die  Tourenzahl  pro    Minute. 


V  =  1760 

^ 

=  1600 

•ü  =  0 

i 

8 

S 
i 

% 

5 

l 
% 

i 

§ 

S 
i 

3-00 

10-14 

3-38 

3-5 

9-51 

271 

85 

2-03 

0-24 

2-85 

7-6i 

2-67 

3-0 

7-32 

2-44 

5-6 

1-34 

0-24 

An  diesen  Ergebnissen  ist  Folgendes  bemerkbar. 
I.  Während  bei  den  früher  angeführten,  an  einer  kleinen  Hand- 
maschine angestellten  Versuchen  ein  Einfluss  der  Verschiedenheit  der 
Stromstärken  nicht  hervorgetreten  war,  ist  hier  ein  solcher  ersichtlich, 
und  zwar  in  dem  Sinne,  dass  bei  gleicher  Tourenzahl  für  die  grössere 
Stron^stärke  ein  grösserer  scheinbarer  Ankerwiderstand  sich  ergibt. 

2.  Die  oben  (nach  Fr  ö  lieh)    angenommene   Proportionalität  des 
scheinbaren  Ankerwiderstandes    mit    einem  Ausdrucke    von    der    Form 

I  -] ,    wobei    V    die  Tourenzahl    und  di  eine  Constante    bedeutet, 


also  die  Relation 


=  '•»1'+^ 


(2 


*)  Diese  Erscheinung  lässt  sich  aus  der  (wie  bekannt  zuerst  von  mir  beobachteten) 
'l'hatsache  erklären,  dass  ein  plötzlich  aufhörender  magnetisirender  Strom  einen  viel  kleineren 
magnetischen  Rückstand  liinteriässt,  als  ein  allmählich  auf  Null  reducirter  Strom  von  gleicher 
Stärke.  Wiener  Akademieberichte,  Bd.  48   (1863),  S.  564. 

**)  Unter  Mitwirkung  der  Herren  Frisch,  Peukert  und  Zickler. 


389 


wobei  r  den  scheinbaren  Ankerwiderstand  bei  der  Tourenzahl  v  und  Tq 
den  (wirklichen)  Widerstand  des  ruhenden  Ankers  vorstellt,  bestätigt 
sich  nicht. 

Ich  will  übrigens  diese  Versuche,  welche  nicht  ganz  ein  wurfsfrei 
und  viel  zu  wenig  umfangreich  sind,  keineswegs  als  entscheidend  in 
diesen  beiden  Fragen  ansehen  und  habe  sie  auch  nicht  in  dieser  Ab- 
sicht, sondern  lediglich  zu  dem  Zwecke  angestellt,  mich  zu  überzeugen, 
ob  in  der  That  die  Berücksichtigung  der  Abhängigkeit  des  Anker- 
widerstandes von  der  Tourenzahl  bei  der  Berechnung  der  „Anker- 
constante*  /  von  so  grossem  Einflüsse  sein  kann,  wie  Herr  Dr.  Frölich 
in  seinen  Einwendungen  gegen  die  von  mir  behauptete  Abhängig- 
keit dieser  Ankerconstante  von  der  Schaltung  der  Magnete  geltend 
zu  machen  sucht.  Um  dies  beurtheilen  zu  lassen,  sind  die  vorstehenden 
Versuche  hinreichend. 

Mehrmals  wiederholte  directe  Messungen  haben  für  den  Anker- 
widerstand der  untersuchten  Maschine  den  Werth  0298  ergeben,  wenn 
der  Anker  in  Ruhe  ist.*)  Mehr  als  das  Zehnfache  dieses  Werthes  (3"38), 
betrug  der  scheinbare  Widerstand  desselben  Ankers  bei  der  Touren- 
zahl 1760,  oder  doch  nahezu  das  Neunfache  (2-67),  je  nachdem  nämlich 
bei  der  Stromstärke  300  oder  bei  der  Stromstärke  2"85  experimentirt 
wurde.  Substituirt  man  in  die  obige  Formel  2  die  Werthe  r=  3*38; 
i-Q  =  0*298  und  V  ■=  1760,  so  erhält  man  für  m=  lyo-i  ;  d.  h.  :  bei 
170  Touren  müsste  sich,  wenn  diese  Relation  richtig  wäre,  der  Anker- 
widerstand verdoppeln.  **) 

Um  nun  die  Frage  wegen  der  Ankerconstante  /  an  einem  mög- 
lichst einfachen  Beispiele  zur  Entscheidung  zu  bringen,  habe  ich  aus 
früheren  Versuchsreihen,  welche  mit  der  Maschine  E  L^^  bei  hinterein- 
ander und  bei  parallel  geschalteten  Magneten  angestellt  worden  sind, 
je  drei  Versuche  ausgewählt,  bei  welchen  allen  dieselbe  Tourenzahl 
1770  stattfand,  welcher  Tourenzahl  nach  der  vorstehend  angeführten 
(F  r  ö  1  i  c  h'schen)  Relation  (also  abgesehen  vom  Einflüsse  der  Strom- 
stärke) der  scheinbare  Ankerwiderstand  3*40  entsprechen  würde.  Der 
Widerstand  der  hintereinander  geschalteten  Magnete  betrug  0*44;  jener 
der  parallel  geschalteten  demnach  oii.  Wird  dementsprechend  der 
Maschinenwiderstand  im  ersten  Falle  mit  dem  Betrage  3-84  und  im 
zweiten  mit  3*5 1  in  Rechnung  gebracht,  so  ergeben  sich  aus  den  be- 
sagten Versuchen  zunächst  folgende  Daten. 

I.  Hintereinanderschaltung. 


Nr. 

/ 

W 

V 

w 

2 

5'i 

1276 

139 

3 

6-0 

I2-OI 

147 

4 

7-3 

II  04 

160 

*)  Die  indirecte  Messung  gab,  wie  wir  gesehen  haben,  den  kleineren  Werth  o  24. 
**)  Aus  dem  Versuche  bei  v=  1600  und  i=  3"0  würde  m  =  222  (statt  170)  folgen. 


390 


II.  Parallelschaltung. 


Nr. 

/ 

W 

V 

W 

I 

7-0 

7-97 

222 

2 

97 

6-98 

254 

3 

117 

6-48 

273 

Hier  bedeutet  die  Zahl  in  der  ersten  Rubrik  die  Nummer  des 
Versuches  in  der  betreffenden  Versuchsreihe,  J  die  Stromstärke,  W  den 
Gesammtwiderstand  und  v   die  Tourenzahl. 

Berechnet  man  aus  diesen  Versuchen  die  Frölich'sche  j,Anker- 
constante*  y,  so  erhält  man  für  die  Hintereinanderschaltung  der  Magnete 
f=0'io6  und  für  die  Parallelschaltung /=  0-094.  *) 

In  der  That  äussert  hier  die  verschiedene  Schaltung  der  Magnete 
keinen  erheblichen  Einfluss  mehr  auf  den  Werth  von  f.  Freilich  haben 
wir  bei  dieser  Rechnung  gerade  jenen  Versuch  über  die  Veränderlich- 
keit des  Ankerwiderstandes  herausgegriffen,  aus  welchem  für  die  Con- 
stante  m  der  Formel  2  der  kleinste  Werth  (170)  sich  ergibt  und  würden 
etwas  mehr  von  einander  abweichende  Werthe  von  f  sich  ergeben  haben, 
wenn  wir  der  Rechnung  z.  B.  jenen  Versuch  zu  Grunde  gelegt  hätten, 
welcher  für  den  scheinbaren  Anker  widerstand  bei  der  Tourenzahl  1760 
den  erheblich  kleineren  Betrag  2  Gy  ergeben  hat. 

Immerhin  aber  muss  nach  den  angeführten  Thatsachen  zuge- 
standen werden,  dass  die  Frölich'sche  Erl^lärung,  welche  die  von  mir 
behauptete  Abhängigkeit  der  Ankerconstante  /  von  der  Schaltung  der 
Magnete  auf  die  Zunahme  des  Ankerwiderstandes  mit  der  Geschwindig- 
keit zurückführen  will,  nicht  ausgeschlossen  ist.  Freilich  geht  mit  dieser 
Veränderlichkeit  des  Ankerwiderstandes  auch  die  Einfachheit  der 
Frö  lich'schen  Theorie  zum  grossen  Theile  verloren,  und  erwächst  die 
Aufgabe,  einerseits  das  Gesetz  des  Ankerwiderstandes  durch  eingehende 
Versuche  festzustellen**)  und  anderseits  aufzuklären,  worauf  es  beruht, 
dass,  wie  bekannt,  in  so  vielen  Fällen  die  mit  Einsetzung  eines  con- 
stanten  (nämlich  des  für  den  Ruhezustand  geltenden)  Werthes  für  den 
Ankerwiderstand  angewendete  Frölich'sche  Stromformel  eine  so  be- 
friedigende Uebereinstimmung  mit  den  Versuchen   gezeigt  hat. 

ad  2.  Auf  Seite  221  seiner  Eingangs  citirten  Abhandlung  (Seite  16 
des  Se'paratabdruckes),  erwähnt  Herr  Dr.  Frö  lieh,  dass  ich  mich  gegen 
die  in  seinen  letzten  Aufsätzen  und  in  seinem  Buche  enthaltene  Ein- 
führung des  relativen  Magnetismus  ausgesprochen  habe  und  anzunehmen 
scheine,  dass  in  seiner  früheren  Darstellung  nur  der  absolute,  in  der 
jetzigen  nur  der  relative  Magnetismus  benutzt  werde.  Dasselbe  angeb- 
liche »Missverständniss*  wird  zugleich  den  Herren  Silvanus  Thompson 
und  Dietrich  zur  Last  gelegt.  Es  sei  mir  gestattet,  zu  erörtern,  mit 
welchem  Rechte. 


*)  Die    bezüglichen   Rechnungen    wurden    von    Herrn    Assistenten    G.  Frisch  aus- 
geführt, 

**)  Meine  hier  mitgetheilten  Versuche  machen  keinen  Anspruch  als  ein  Beitrag  in 
dieser  Richtung  zu  gelten;  ich  lege  denselben  vielmehr,  wegen  des  enormen  Verhältnisses 
der    Widerslandszunahme,    welches    sich    dabei   herausgestellt  hat,   nur  geringes  Gewicht  bei. 


391 

In  meiner  auf  die  Frölich'sche  Theorie  bezüglichen  Ab- 
handlung:*) j,Einige  Bemerkungen  über  die  F  r  ölich'sche  Theorie  der 
dynamoelektrischen  Maschinen*  (Wiener  ^^Zeitschrift  für  Elektro- 
technik*, Jahrgang  1886,  Seite  450),  von  welcher  auch  ein  von 
Dr.  Krieg  verfasster  Auszug  in  der  Berliner  ^Elektrotechnischen  Zeit- 
schrift* (j886,  Seite  468)  erschienen  ist,  habe  ich  Seite  452  wörtlich 
gesagt:  In  der  Regel  versteht  Fr  ö  lieh  in  seinem  Buche  über  die 
dynamoelektrische  Maschine  unter  M  überhaupt  nicht  mehr  den  auf 
eine  bestimmte  Maasseinheit  bezogenen  Zahlenwerth  des  wirksamen 
Magnetismus,  sondern  vielmehr  die  Grösse,  welche  ich  in  meinen 
Schriften  ^Sättigungsgrad**^  genannt  habe,  nämlich  den  Quotienten  des 
besagten  Zahlenwerthes  durch  den  theoretisch  möglichen  Maximalwerth. 
Uebrigens  kommen  in  dem  Buche  beide  Grössen  ohne  Unterscheidung 
in  der  Bezeichnung  {M)  oder  in  der  Benennung  (>, Magnetismus*)  in 
Betracht,  wobei  auch  für  den  Proportionalitätsfactor  in  beiden  Fällen 
dieselbe  Bezeichnung  (/)  beibehalten  wird. 

Wie  Herr  Dr.  Frölich  nach  diesen  klaren  Aussprüchen  sagen 
konnte,  dass  ich  anzunehmen  scheine,  er  habe  in  seinem  Buche  nur 
den  relativen  Magnetismus  benutzt,  ist  mir  nicht  verständlich.  Von  einem 
Missverständnisse  des  Frö  lic  h'schen  Buches  kann  also  bei  meiner  Be- 
sprechung desselben  keine  Rede  sein,  obgleich  Herr  Dr.  Frölich  auf 
briefliche  Bemerkungen  vor  dem  Erscheinen  meiner  diesbezüglichen  Ab- 
handlung mir  entgegnet  hat:  ^Was  den  Magnetismus  betrifft,  so  scheint 
es  mir  für  die  Klarheit  der  Vorstellung  und  aus  pädagogischen  Gründen 
wichtig,  nur  den  Sättigungsgrad  einzuführen*  u.  s.  w. 

Wohl  aber  habe  ich  Seite  458  meiner  citirten  Abhandlung  die 
Ansicht  ausgesprochen,  dass  die  Beibehaltung  des  absoluten  Magnetismus 
vorzuziehen  wäre. 

In  derselben  Abhandlung  habe  ich  gezeigt,  dass,  wenn  man  schon 
den  relativen  Magnetismus  anstatt  des  absoluten  einführen  will,  die  Um- 
rechnung der  Formeln  nicht  auf  die  in  mehrfacher  Hinsicht  wesentlich 
unrichtige  Weise  geschehen  darf,  wie  Herr  Dr.  Frölich  dieselbe 
durchgeführt  hat. 

Hierauf  entgegnet  mir  nun  Herr  Dr.  Frölich  in  der  Art,  dass 
er  auf  Seite  221  und  222  seiner  Eingangs  citirten  Abhandlung  (Seite  16 
des  Separatabdruckes)  jenes  angebliche  ^Missverständniss*  >^ aufklärt*, 
indem  er  angibt,  wie  er  eine  gewisse  Grundformel  seiner  Theorie 
früher  schrieb  und  jetzt  schreibt,,  und  bei  der  letzteren  Darlegung  d  i  e 
bezüglichen,  meiner  Abhandlung  ohne  Quellenangabe 
entlehnten  richtigen  Formeln,   nämlich 

Lj 

Sättigungsgrad  =:  7 (1 

^--f ■  •  •(« 


*)  Diese  j,Bemerkungen*  waren  ursprünglich  nicht  dazu  bestimmt,  von  mir  veröffent- 
licht zu  werden,  sondern  ich  hatte  dieselben  Herrn  Dr.  Frölich  in  der  ausgesprochenen 
Absicht  brieflich  mitgetheilt,  ihn  auf  einige  Mängel  seines  sonst  so  werthvollen  Buches  auf- 
merksam zu  machen,  damit  er  dieselben  bei  einer  neuen  Auflage  beseitige.  Meine  Mit- 
theilungen fanden  jedoch  eine  so  ablehnende  Aufnahme,  dass  ich  mich  zur  Drucklegung 
derselben  entschloss  und  jetzt  sehr  überrascht  bin,  meine  früher  von  Herrn  Dr.  Frölich 
so  wenig  beachteten  Auseinandersetzungen  nunmehr  in  der  nachstehend  besprochenen  Weise 
von  ihm  benutzt  zu  sehen. 


392 


iim  = (III 

anstatt    seiner    bisher    gebrauchten  unrichtigen,  nämlich 

a 

Sättigungsgrad  = ■ {!' 

i+-  J 

a 

d'=i (IP 

ixm  =  — (IIP 

'  a 

benutzt. 

Die  drei  ersteren  in  Frölich's  Schriften  nirgends  vor- 
kommenden Formeln,  sind  die  Formeln  i6,  15  und  18  des  oben 
citirten  Krieg'schen  Auszuges  aus  meiner  Abhandlung,  und  finden  sich 
in  dieser  Abhandlung,  Seite  456  und  457  (Seite  7,  8  und  9  des  Separat- 
abdruckes). Die  drei  letzteren  von  Fr  ö  lieh  bisher  gebrauchten 
Gleichungen  erscheinen  z.  B.  in  dessen  Abhandlung  im  Jahrgange  1885 
der  j Elektrotechnischen  Zeitschrift*  Seite  131  (Seite  4  des  Separat- 
abdruckes), und  Seite  13  und  14  seines  Buches.  Es  wäre  nur  noch 
hinzuzufügen,  dass  die  angebliche  jetzige  Schreibweise  Frölich's 

=  —-.— — - — =/. — ^- 5.  =/.  J/  (Seite    221    der   Emgangs 

a 

citirten  Abhandlung)  aus  dessen  bisher  gebrauchten  Formeln  auch 
gar  nicht  abgeleitet  werden  kann,  wenn  man  nicht  zuvor  die 
von  mir  in  meiner  citirten  Abhandlung  angegebenen  Berichtigungen 
(entsprechend  meinen  vorstehenden  Formeln  II  und  III)  vornimmt,  wie 
der  Leser  sich  leicht  überzeugen  wird. 

Gegen  die  Substitution  b  =  i  und  die  willkürliche  Einführung  der 
Constante  y  hat  auch  Silvanus  Thompson  in  der  1886  erschienenen 
zweiten  Auflage  seines  Werkes:  ^^Dynamo  Electric  Machinery*,  Seite  483, 
sich  ausgesprochen,  ohne  jedoch  die  diesbezüglichen  Berichtigungen  an- 
zugeben. Dies  geschah  durch  meine  oben  aufgestellten  Gleichungen  I, 
II  und  III,  welche  ich  vor  dem  Erscheinen  des  Thomps  on'schen 
Buches  im  Sommersemester  1885/86  in  meinen  Vorträgen  am  elektro- 
technischen Institute  in  Wien  (bei  welchen  ich  die  citirten  Werke  von 
Frölich  und  Thompson  vorwiegend  zu  berücksichtigen  pflege)  und 
später  in  meiner  oben  citirten  Abhandlung  vom  Jahre  1886  zuerst  ver- 
öffentlicht habe. 

Das  Verdienst  der  F  r  öl  i  c  h'schen  Arbeiten  wird  nicht  vermindert 
durch  die  Fehler,  welche  ich  in  den  darin  vorkommenden  Entwicklungen 
nachgewiesen  habe,  und  würde  auch  nicht  vermindert  worden  sein, 
wenn  Herr  Dr.  Frölich  meine  Arbeit  dort,  wo  er  sie  benutzt  hat, 
auch  citirt  hätte. 

St.  Martin  a.  d.  Saalach,  am  21.  Juli   1887. 


393 

Die  Faraday'sche  Scheibendynamomaschine  von  Jehl 

und  Rupp. 

Die  wesentliche  Anordnung  einer  jeden  Scheibendynannomaschine 
besteht  darin,  dass  einer  grösseren  oder  geringeren  Anzahl  kreis- 
förmig vertheilter  alternirender  Magnetpole  eine  gleiche  Anzahl  eben- 
falls kreisförmig  vertheilter  Magnete  von  bezvv.  entgegengesetzter 
Polarität  gegenübergestellt  wird.  In  dem  flachcylindrischen  Räume 
zwischen  diesen  beiden  Magnetreihen,  d.  h.  in  dem  alternirenden  Magnet- 
felde, welches  dieselben  hervorbringen,  rotirt  die  Scheibenarmatur, 
welche  aus  einer  entsprechenden  Anzahl  von  Windungen  (aus  Kupfer- 
band u.  dergl.)  besteht,  die  ebenfalls  kreisförmig  angeordnet  sind. 

Die  erzeugte  elektromotorische  Kraft  ist  proportional : 

1.  der  Grösse  der  von  einer  Windung  der  Armatur  umschlossenen 
Fläche ; 

2.  der  Zahl  der  Windungen  in  der  Armatur; 

3.  der  Intensität  des  gesammten  magnetischen  Feldes; 

4.  der  Anzahl  der  Magnetpole  in  einer  Reihe ; 

5.  der  Tourenzahl  der  Armatur. 

In  den  bisher  bekanntgewordenen  Scheibendynamomaschinen  wird 
allgemein  eine  grössere  Zahl  kleiner  Elektromagnete,  deren  Kerne 
parallel  zur  Achse  der  Armatur  liegen,  benützt.  Dagegen  finden  in  der 
von  Jehl  und  Rupp  construirten  Maschine,  die  im  Folgenden  be- 
schrieben werden  soll,  nur  acht  Magnete  von  beträchtlicher  Eisenmenge 
Verwendung.  Dass  solche  Magnete  den  früheren  weit  überlegen  sind, 
zeigt  folgende  einfache  Betrachtung.  Vergleichen  wir  ein  System  von 
vier  Paaren  einander  gegenübergestellter  Magnetpole  mit  einem  solchen, 
welches  etwa  zwölf  Paare  enthält,  unter  der  Voraussetzung,  dass  so- 
wohl die  Eisenmassen,  als  auch  die  magnetisirenden  Kräfte  (Ampere- 
Windungen),  in  beiden  Fällen  gleich  gross  seien. 

Im  ersten  Falle  durchlauft  jede  Windung  der  Armatur  während 
einer  Umdrehung  vier  alternirende  Magnetfelder,  im  zweiten  Falle  hin- 
gegen zwölf  Magnetfelder.  Wenn  nun  die  Intensität  der  einzelnen 
Felder  in  beiden  Fällen  die  gleiche  wäre,  so  würde  die  elektromotorische 
Kraft  im  zweiten  Falle  dreimal  so  gross  sein,  als  im  ersten  Falle, 
Nachdem  aber  die  einzelnen  Magnete  im  ersten  Falle  dreimal  so  gross 
sind,  als  jene  im  zweiten  Falle,  so  wird  die  ihnen  entsprechende  Feld- 
intensität mehr  als  dreimal  so  gross  sein,  da  bekanntlich  die  magnetische 
Capacität  einer  bestimmten  Eisenmasse,  wenn  dieselbe  ein  einziges 
Stück  bildet,  bedeutend  grösser  ist,  als  wenn  sie  getheilt  ist.  Ausser- 
dem ist  noch  zu  berücksichtigen,  dass  dieselbe  magnetisirende  Kraft 
bei  vielen  kleinen  Magneten  eine  viel  grössere  Quantität  an  Kupfer  be- 
ansprucht, als  in    dem  Falle  einiger   weniger,    jedoch  grosser  Magnete. 

Ein  weiterer  Verlust  an  Kraftlinien  in  beinahe  allen  Scheiben- 
maschinen rührt  von  der  gedrängten  parallelen  Lage  der  Elektro- 
magnete her,  da  eine  bedeutende  Menge  von  Kraftlinien  von  einem 
Magnetkerne  zum  benachbarten  (u.  zw.  mit  zunehmender  Dichte  gegen 
die  Pole  zu)  übergeht,  ohne  die  Armaturwindungen  zu  schneiden,  was 
dem  Güteverhältniss  des  Magnetsystems,  welches  durch  das  Verhältniss 
der  Zahl  der  die  Armatur  schneidenden  Linien  zur  Gesammtzahl  der 
Kraftlinien  ausgedrückt  ist,    Abbruch  thut. 

In  einer  der  Formen,  einer  neueren  Scheibenmaschine  hat  der 
Erfinder  versucht,  die  Capacität  der  vielen  kleinen  Elektromagnete  da- 
durch zu  erhöhen,  dass  er  die  Magnetpole  in  einer  eigenthümlichen 
Weise  kurzschliesst  oder  überbrückt.   Gerade  dies  muss  aber  nachtheilisre 


394 


Folgen  nach  sich  ziehen,  denn  durch  diese  Anordnung  kommen  alle 
Nordpole  auf  die  eine  Seite  der  Armatur  zu  liegen  und  alle  Süd- 
pole auf  die  andere  Seite.  Es  ist  nun  einleuchtend,  dass  diesfalls 
die  elektromotorische  Kraft  in  der  Armatur  nur  davon  herrühren  kann, 
dass  die  einzelnen  Windungen  abwechselnd  Stellen  grösserer  oder  ge- 
ringerer magnetischer  Intensität,  jedoch  durchwegs  gleicher  Richtung 
der  Kraftlinien,  durchlaufen,  und  diese  elektromotorische  Kraft  muss 
nothwendig  kleiner  sein,  als  in  dem  Falle,  wo  unter  sonst  gleichen  Um- 
ständen die  Richtungen  der  Kraftlinien  wechseln. 

Je  hl  und  Rupp  haben  nun  ein  System  von  Elektromagneten 
construirt,  welches  von  allen  oben  angegebenen  Mängeln  frei  ist.  Aus 
Fig.   I   ist  zu  ersehen,  dass  sie  vier  Paare  von  Magnetpolen  verwenden. 


Die  Figur  zeigt  die  eine  Hälfte  des  Systems,  dessen  vier  Kerne 
(Schenkel)  ein  Quadrat  bilden.  Die  Armatur  rotirt  zwischen  zwei  der- 
artigen quadratisch  angeordneten  Magneten.  Die  Ecken  des  Quadrats 
haben  abwechselnde  Polarität,  so  dass  die  beiden  Nordpole,  wie  auch 
die  beiden  Südpole,  einander  diametral  gegenüberliegen.  Man  sieht, 
dass  die  Magnetschenkel  diesfalls  nicht  parallel  zur  Armaturachse 
liegen,  wie  es  sonst  in  Scheibenmaschinen  der  Fall  ist,  sondern  senk- 
recht zur  Achse  und  parallel  zur  Armaturfläche.  Dadurch  werden  auch 
jene  Krafthnien,  welche  von  einem  Schenkel  zu  einem  anderen  über- 
gehen, gezwungen,  die  Armatur  zu  schneiden.  Nachdem  die  acht 
Magnetkerne  einen  bedeutenden  Eisenquerschnitt  und  folglich  einen 
sehr  geringen  magnetischen  Widerstand  besitzen,  werden  sie  vier 
alternirende  Magnetfelder  von  grosser  Dichte  oder  Intensität  erzeugen. 

Ausserdem  ist  ersichtlich,  dass  die  sogenannten  neutralen  Ver- 
bindungskerne (yokes),  welche  stets  nur  die  Aufgabe  haben,  die  Kraft- 
linien von  einem  Schenkel  zum  nächsten  zu  leiten,  vermieden  sind.  Es 
wird  indessen  später  gezeigt  werden,  dass  das  beschriebene  Magnet- 
system noch  eine  kleine  Modification  erfahren  hat,  um  die  Quantität 
an  Kupfer   in    den  Magnetwicklungen    auf   ein  Minimum   herabzusetzen. 

Die  Armatur.  In  allen  bisher  construirten  Scheibendynamo- 
maschinen besteht  die  Armatur  aus  Kupferbandwindungen,  welche  ent- 
weder im  Zick-Zack  um  den  Mittelpunkt  verlaufen,  oder  aus  Kupferband- 
spulen, welche  kreisförmig  angeordnet  sind.  In  beiden  Fällen  ist  der 
grössere  Theil  des  Armaturraumes  frei  von  Kupfer. 


395 


Selbst  wenn  bei  Verwendung'  von  Spulen  versucht  wird,  den  Raum 
dadurch  auszufüllen,  dass  jede  Spule  sehr  viele  Windungen  erhält,  so 
ist  doch  der  Gewinn  nur  ein  geringer,  da  gegen  das  Innere  der  Spule 
zu  die  Windungen  stets  kleiner  werden  und  nur  wenig  Kraftlinien  auf- 
nehnnen  können,  während  gleichzeitig  der  Widerstand  der  Spule  be- 
deutender wächst.  Jehl  undRupp  ist  es  nun  gelungen,  eine  Scheiben- 
armatur herzustellen,  deren  gesammter  Raum  durch  Kupferwindungen 
ausgefüllt  ist,  welche  durchwegs  genau  gleiche  Grösse  und  Form  be- 
sitzen. Sie  formen  jede  Windung  der  Armatur  aus  einem  Kupferband- 
streifen (Fig.  2),  welcher  der  Länge  nach  mit  einem  Schnitte  von  etwa 
I  5  Mm.  versehen  ist,  der  sich  bis  ca.  40  Mm.  weit  von  dem  einen 
Ende  erstreckt.  Dieses  Ende  trägt  beiderseits  Einschnitte  zur  Auf- 
nahme vorstehender  Ringe  der  beiden  Flanschen,  mittelst  welcher 
die  Armatur  auf  der  Welle  befestigt  wird.  (Es  ist  einleuchtend,  dass 
umgekehrt  auch  die  Windungen  vorspringende  Theile,  welche  durch 
gestrichelte  Linien  in  Fig.  2  und  3  angedeutet  sind,  besitzen  können, 
welche  dann  in  ringförmige  Nuten  der  Flanschen  zu  liegen  kommen.) 
Jedem  solchen  Kupferstreifen  wird  durch  Biegen  eine  der  Fig.  4  ähnliche 


'IUI iiiiiiiiiiiiiiyiiiiiiiiiiiiiii iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiy^ 


Flg. 5 


Form  gegeben.  Man  beachte  jedoch,  dass  Fig.  4  nicht  eine  Windung 
vorstellt,  sondern  dass  linksseitig  die  Hälfte  einer  Windung  und  rechts- 
seitig drei  Viertel  der  nächstfolgenden  Windung  zu  sehen  sind,  wobei 
gleichzeitig  die  Verbindung  benachbarter  Windungen  durch  aufgelöthete 
kleine  Kappen  oder  Hülsen  a  dargestellt  ist.  Man  erkennt  nun  leicht,  dass 
sämmtliche  Windungen,  die  von  genau  gleicher  Grösse  sind,  so  ineinander 
passen,  dass  die  Armatur,  falls  man  sie  horizontal  legt,  aus  zwei  Schichten 
besteht.  Eine  dieser  Schichten  enthält  alle  rechtsseitigen  Hälften  der 
Kupferwindungen  und  ist  gedeckt  durch  die  zweite  Schichte,  welche 
alle  linksseitigen  Hälften  der  Windungen  enthält.  Die  Windungen  sind 
selbstverständlich  voneinander  isolirt.  Durch  die  genannte  Anordnung 
in  zwei  parallelen  Schichten  unterscheidet  sich  die  Armatur  von  einer 
solchen,  welche  durch  theilweises  Uebergreifen  von  Windungen  (durch- 
wegs gleicher  Breite)  entstehen  würde,  wobei  die  Ebenen  der  ein- 
zelnen Windungen  gegen  die  Hauptebene  der  Armatur  geneigt  wären. 
Fig.  9  zeigt  ungefähr  den  vierten  Theil  der  Armatur;  a  ist  ein  Ende, 
das  zum  Commutator  führt,  b  sind  die  Einschnitte,  in  welche  die 
Flanschen  eingreifen,   c  ist    ein    nach    innen  gezahnter  Holzring,  dessen 


396 


Zähne  die  äusseren  gelötheten  Enden  d  der  Windungen  voneinander 
trennen  und  festhalten,  und  welcher  endlich  mit  Draht  bewickelt  ist, 
um  einen  besseren  Widerstand  gegen  die  Fliehkraft  zu  schaffen. 


Fhg .  6 


Ftg  .S 


w 

Man    kann    auch    Kupferblech    in    einer    Form    schneiden,  wovon 
ein    Theil    durch    Fig.  3  repräsentirt    wird.    Hiedurch    ist    es    möglich, 


mehrere  Windungen  aus  einem  Stück  herzustellen  und  die  äusseren 
Löthstellen  [a,  Fig.  4)  zu  vermeiden.  Doch  erscheint  von  praktischen 
Gesichtspunkten  aus  die  Form  Fig.  2  als  vortheilhafter.  Fig.  6  zeigt 
eine  Gestalt  der  Windungen,  die  sich  einigermaassen  von  Fig.  4  unter- 
scheidet und  eine  grössere  Fläche  besitzt.    Die  Seitentheile  der  Windung 


397 


gehen  radial  bis  an  das  Ende  der  äusseren  Armaturperipherie,  biegen 
daselbst  rechtwinklig  zu  beiden  Seiten  der  Armatur  in  der  Länge 
a  =  d  ab  und  werden  dann  durch  Ouerstücke  c'  verbunden.  Von  der 
Seite  gesehen,  hat  der  obere  Theil  der  Windung  eine  T-Farm,  wie  in 
Fig.   8   ersichtlich.     Durch  die  beiden  Dreiecksflächen,  welche  vermöge 


FU^JO 


des  Querstückes  c  und  der  Seitenarme  a  und  b  entstehen,  kann  ein 
Theil  der  Kraftlinien  hindurchgezvvungen  werden,  indem  über  den  Pol- 
schuhen  TV  und   5"  (Fig.   8)    in    gewisser    Höhe    ein  Weicheisenstück  A 


Ftg.tl 


angebracht  wird.  Fig.  5  zeigt  die  Form  der  Kupferstreifen,  aus  welchen 
solche  Windungen  gebildet  werden  können,  p p  zeigen  hiebei  Vorsprünge, 
welche  in  bereits  früher  besprochener  Weise  zur  Befestigung  der  Ar- 
matur an  der  Welle  dienen.  Solche  Vorsprünge  haben  gegenüber  den 
Einschnitten  den  VortheiJ,  dass  sie  den  Querschnitt  der  zum  Commu- 
tator  gehenden  Enden  nicht  vermindern,  hingegen  aber  den  Nachtheil, 
dass  sich  bei  der  Anfertigung  bedeutendere  Kupferabfälle  ergeben. 

Es  ist  einleuchtend,  dass  die  Zahl  der  Windungen  in  der  Armatur 
von  dem  Radius  des  inneren  Kreises  abhängt.  Wenn  nun  dieser  innere 
Kreis  auch  vollständig  mit  Kupfer  ausgefüllt  ist,  so  wird  sich,  wie  aus 


398 


Fig.     9     ersichtlich     ist,     nach     aussen     hin     zwischen     den     einzelnen 
Windungen     immer     mehr    Raum     ergeben.     Dies    kann    grossentheils 


^^.m 


dadurch  vermieden  werden,  dass  man  die  inneren  Theile  der  Windungen 
dünner    und    behufs  Beibehaltung    desselben    Querschnittes    gleichzeitig 


FiaJ3 


breiter  macht  (Fig.  7),  wodurch  es  möglich  wird,  den  inneren  Kreis 
der  Armatur  mit  einer  grösseren  Anzahl  von  Windungen  auszufüllen. 
Es  gibt  aber  ausserdem  noch    eine    andere  Methode,    den    Raum    voll- 


399 


ständig  auszunützen,   welche  in    einer  künftigen  Mittheilung  auseinander- 
gesetzt werden  mag. 

Es  sei  erwähnt,  dass  die  besondere  Form,  welche  Je  hl  und 
Rupp  den  Armaturwindungen  geben,  auch  mit  Vortheil -verwendet 
werden  kann,    um    Armaturen    des  Zickzack-Typus    solcher  Art  herzu- 


Fi^.t^ 


stellen,  dass  der  gesammte  Raum  mit  Windungen  ausgefüllt  ist.  (Siehe 
Fig.   lo.) 

Fig.  15- 


Es  gibt  verschiedene  Arten,  um  die  in  den  Windungen  inducirten 
Ströme  zu  sammeln.  Fig.  n  und  12  zeigt  die  Methode  der  Verbindung, 
wenn  die  Anzahl  der  Spulen  der  Armatur  (jede  Spule  enthält  3 — 5 
Windungen  im  Allgemeinen)  durch  vier  theilbar  ist.  Im  Principe  sind 
diese  beiden  Methoden  nicht  verschieden.  In  Fig.  11  sind  nämlich  die 
diametral  gegenüberliegende  Commutator  -  Abtheilungen  miteinander 
verbunden,  so  dass  die  gegenüberliegenden  Spulen  nebeneinander  ge- 
schaltet werden,  während  in  Fig.  12  diese  Parallelschaltung  durch 
Bürsten  besorgt  wird.  In  beiden  Fällen  sind  also  die  vier  Quadranten 
der  Armatur  in  Parallelschaltung. 


400 


Bei  einer  ungeraden  Spulenzahl  werden  die  gegenüberliegenden 
Spulen,  wie  aus  Fig.  13  ersichtlich,  hintereinander  geschaltet,  und 
die  Bürstenstellungen  unterscheiden    sich  um  90*^. 

Wenn  endlich  die  Spulenzahl  durch  2  (aber  nicht  durch  4) 
theilbar  ist,  so  können  die  Spulen,  wie  in  Fig.  14,  verbunden  werden. 
Diese  Methode  ist  vollständig  neu  und  bei  derselben  scheinen  die 
Commutator-Abtheilungen  abwechselnd  ganz  ohne  Verbindung  zu  sein, 
leiten  jedoch  den  Strom  von  den  bezw.  diametral  entgegengesetzten 
Spulen  ab.  Die  Bürsten  stehen  wieder  unter  90°. 

Fig.  16. 


In  den  beiden  letzten  Fällen  (Fig.  i'3  und  14)  ist  die  elektro- 
motorische Kraft  doppelt  und  die  Stromstärke  halb  so  gross,  als  in 
den  beiden  ersten  (Fig.    11  und   12). 

Fig.  15  zeigt  die  Gesammtansicht  der  Maschine.  Das  Modell 
liefert  1 10  Volt  und35oAmp.;  die  Magnetwicklungen  beanspruchen  un- 
gefähr 5X-  Die  Tourenzahl  stellt  sich  auf  735.  Das  Kupfergewicht  in 
der  Armatur  beträgt  24  Kgr.  Die  Maschine  ist  80  Cm.  hoch  und 
130  Cm.  lang. 

In  Fig.  16  ist  ein  Theil  der  Elektromagnete  fortgelassen,  um 
eine  bessere  Ansicht  der  Armatur  zu  ermöglichen. 

Die  Holzschnitte  sind  dem  ^Electrician*  vom  10.  Juni  1.  J.  ent- 
nommen und  wurden  uns  von  dieser  Zeitschrift  bereitwilligst  zur  Ver- 
fügung gestellt. 


Das  Aluminium  und  seine  Elektrometallurgie. 

Obgleich  das  Aluminium  vielleicht  das  am  meisten  verbreitete 
Metall  ist,  so  datirt  seine  wissenschaftliche  Darstellung,  welche  man 
Wo  hier  verdankt,  doch  erst  vom  Jahre  i<S45  und  seine  fabriksmässige 
Darstellung,  die  sich  aus  den  Arbeiten  von  Deville  ergab,  vom 
Jahre  1854.  Um  das  Aluminium  in  industrieller  Weise  darzustellen, 
musste  in  der  That  nicht  nur  eine  Fabrikationsmethode  erfunden, 
sondern  es  mussten  die  zusammenhängenden  Erzeugungen  des  Alu- 
miniums, des  Chloraluminiums  und  des  Natriums  eingeführt  werden. 
Wir  Averden  dieselben    bei    der  Beschreibung    des  De vil  1  e'schen  Ver- 


401 

fahrens,  wie  dasselbe  heute  in  Salindres  angewendet  wird,  kennen 
lernen. 

Die  Schwierigkeiten  der  chemischen  Verfahrungsweisen  bei  der 
Erzeugung  des  Aluminiums  sind  solche,  dass  sich  der  Gebrajuch  dieses 
Metalls,  welches  Weldon  in  charakteristischer  Weise  als  das  Eisen 
der  Zukunft  bezeichnete,  noch  nicht  verbreitet  hat. 

Man  ist  in  der  That  gezwungen,  zur  Reducirung  des  Aluminiums 
ein  sehr  theures  Reagens,  nämlich  das  Natrium,  zu  verwenden,  denn 
die  Verwandtschaft  des  Alum.iniums  zum  Sauerstoff  ist  eine  derartige, 
dass  man  das  Aluminium  kaum  in  directer  Weise  durch  die  Kohle 
reduciren  kann,  es  sei  denn  vielleicht  bei  den  ausserordentlich  hohen 
Temperaturen  des  elektrischen  Lichtbogens ;  man  ist  deshalb  auf  den 
Gedanken  verfallen,  in  der  Elektricität  ein  Mittel  zu  suchen,  mit  Hilfe 
dessen  man  das  Natrium  durch  ein  minder  kostspieliges  Reductions- 
mittel  ersetzen  kann. 

Neben  dieser  Lösung,  welche  die  Leser  dieser  Zeitschrift  specieller 
interessirt,  bietet  sich  in  natürlicher  Weise  eine  noch  ganz  andere  dar, 
welche  darin  besteht,  das  Natrium  zu  einem  billigeren  Preise  her- 
zustellen. Wir  werden  bald  sehen,  dass  Herr  Castner  in  New-York 
in  jüngster  Zeit  die  Darstellung    des  Aluminiums    sehr  vereinfacht  hat. 

Wir  wollen  jetzt  nach  und  nach  die  hauptsächlichsten  Eigen- 
schaften des  Aluminiums,  seine  Gewinnung  aus  dem  Bauxit  (Aluminium- 
Hydroxyd)  und  aus  dem  Kryolith  (Fluor-Aluminium)  sowohl  mittelst 
der  chemischen  Processe,  als  auch  durch  die  neuesten,  allerdings  noch 
etwas  unsicheren  Methoden   der  Elektro-Metallurgie,   beschreiben. 

Hauptsächlichste  Eigenschaften  des  Aluminiums. 

Die  hervorragendste  Eigenschaft  des  Aluminiums  ist  seine  geringe 
Dichte  von  2*50 — 2*70,  welche  im  Vereine  mit  einer  Zähigkeit  von 
12  —  20  Kgr.  pro  Quadrat-Millimeter  aus  demselben  eines  der  verhält- 
nissmässig  widerstandsfähigsten  Metalle  macht;  es  ist  bei  gleichem  Ge- 
wichte ebenso  widerstandsfähig,  wie  der  Stahl. 

Das  Aluminium  in  Stangenform  gibt  einen  hellen  reinen  Ton  ; 
man  hat  es  aber  noch  nicht  zu  Wege  gebracht,  aus  demselben  Glocken 
herzustellen. 

Es  besitzt  eine  weisse  Farbe,  die  einen  bläulichen  Anflug  hat, 
und  nimmt,  wie  das  Silber,  unter  der  Einwirkung  einer  schwachen 
Lösung  von  Aetznatron  ein  schönes  Matt  an ;  auch  lässt  es  sich  mit 
dem  Glättstahl  poliren. 

Im  reinen  Zustande  ist  es  geruch-  und  geschmacklos;  wenn  es 
aber  Silicium  enthält,  so  entwickelt  es  einen  starken  Geruch  nach 
Silicium-Wasserstoffgas  und  besitzt  es  einen  ausgesprochenen  Eisen- 
geschmack. 

Es  ist  fast  ebenso  hämmerbar,  wie  das  Gold;  es  lässt  sich,  wie 
dieses,  bis  zu  dünnen  Blättern  schlagen  und  zu  sehr  dünnen  Drähten 
ausziehen,  die  ebenso  zähe  sind,  wie  das  Silber  nach  mehrfachem  Aus- 
glühen. Bei  niedriger  Temperatur  ist  seine  Elasticität  derjenigen  des 
Silbers  gleich  und  seine  elastische  Verlängerung  erreicht  ungefähr  25 
Procent. 

Es  schmilzt  ungefähr  bei  700*^'. 

Elektrische  Leitungsfähigkeit  :   die  Hälfte  derjenigen   des  Kupfers ; 

Wärme-Leitungsfähigkeit:  0065   derjenigen  des  Silbers  ; 

Specifische  Wärme  sehr  erhöht:  0*225. 

Das  Aluminium  ist  nur  wenig  magnetisch. 

27 


402 

Es  wird  von  trockener  oder  feuchter  Luft  und  vom  Wasser  selbst 
in  der  Rothglühhitze  nicht,  von  Schwefelsäure  nur  wenig  angegriffen. 
Es  löst  sich  leicht  in  Salzsäure  und  in  alkalischen  Laugen,  nicht  aber 
in  Salpetersäure.  Organische  Säuren  und  Salze  verändern  dasselbe 
ebenfalls  nur  wenig. 

Das  Aluminium  ist  selten  rein ;  es  enthält  oft  geringe  Mengen 
von  Eisen,  Blei,  Natrium  und  Silicium,  welche  sich  mit  demselben  so 
verbinden,  wie  der  Graphit  mit  dem  Eisen;  auch  finden  sich  in  dem- 
selben eingeschlossene  Gase  vor,  wie  Kohlensäure  und  Wasserstoff. 
Diese  Verunreinigungen  beeinflussen  sehr  schnell  die  Eigenschaften  des 
Aluminiums  und  namentlich  dessen  Unveränderlichkeit,  die  für  die  Mehr- 
zahl seiner  Anwendungen  von  so  hohem   Werthe  ist. 

Das  Aluminium  lässt  sich  schwer  löthen.  Es  geschieht  dies  unter 
Zusatz  von  Kupferaluminium  und  Zink,  welche  mit  Hilfe  von  Werk- 
zeugen aus  Aluminium  angewendet  werden.  Man  kann  es  leicht  in 
Formen  aus  porösem  Sand  giessen,  die  aber  sehr  trocken  und  gut 
ausgelüftet  sein  müssen,   da  es  immer  etwas  teigig  ist. 

Das  Aluminium  kann  das  Silber  mit  Vortheil  ersetzen  bei  Schmuck- 
gegenständen und  bei  Küchengeschirren ;  dann  das  Messing  bei  den 
Teleskopen,  Sextanten  und  Opernguckern;  ferner  das  Eisen  oder  den 
Stahl  bei  den  Präcisionsapparaten,  den  Waagen  und  den  Bleistifthältern. 
Wegen  des  zu  hohen  Preises  hat  aber  das  Aluminium  bisher  nur  eine 
geringe  Anwendung  gefunden. 

Aluminiumbronze.  Das  Aluminium  gibt  mit  dem  Kupfer  eine 
gewisse  Anzahl  von  Legirungen  oder  Bronzearten,  von  welchen  die- 
jenigen aus  lo  Theilen  Aluminium  und  90  Theilen  Kupfer  oder  aus 
I  Aequivalent  Aluminium  und  9  Aequivalenten  Kupfer  die  werthvollste 
ist.  Es  ist  dies  eine  wirkliche  Legirung,  die  sich  nicht  zersetzt  und  sich 
unter  Entwicklung  einer  bedeutenden  Hitze  bildet.  Wenn  dieselbe  nach 
mehreren  Schmelzungen  ordentlich  bereitet  ist,  so  ist  sie  dehnbar  und 
hämmerbar,  wie  das  Eisen,  dessen  Dichtigkeit  von  7*80  sie  besitzt.  Im 
gehämmerten  Zustande  kommt  ihre  Zähigkeit  derjenigen  des  Stahles 
gleich  und  beträgt  55  —  60  Kgr.  pro  Quadrat-Millimeter.  In  Drähten 
widersteht  sie  einem  Zuge  von  85  Kgr.  pro  Quadrat-Millimeter.  In 
starker  Rothglühhitze  lässt  sie  sich  walzen,  verträgt  aber  bei  dieser 
Temperatur  die  Bearbeitung  mit  dem  Hammer  nicht. 

Dieses  Metall,  welches  eine  goldgelbe  Farbe  besitzt,  politurfähig 
und  wenig  veränderlich  ist,  könnte  die  gewöhnlichen  Bronzegattungen 
und  manchmal  auch  den  Stahl  mit  Vortheil  ersetzen ;  es  würde  sich 
für  die  Kanonen,  Schreibfedern,  Federn  und  gewisse  Maschinenbestand- 
theile  eignen. 

Die  Bronze  mit  5  %  Aluminium,  welche  weicher  ist,  als  die  Bronze 
mit    10  X,  lässt  sich  gut  hämmern,  verliert  aber  schnell  ihren  Glanz. 

Die  Bronze  mit  2  oder  3  %  lässt  sich  sehr  gut  formen  und  mit 
dem  Grabstichel,  wie  mit  dem  Meissel,  leicht  bearbeiten. 

Ueber  10  X  Aluminium  hinaus  werden  die  verschiedenen  Bronze- 
gattungen sehr  hart,  zerreiblich,  zerbrechlich  und  also  unverwendbar 
für  die  Praxis.  Es  ist  dies  beispielsweise  der  Fall  bei  der  Bronze  mit 
20  X  Aluminium,  welche  die  weisse  Farbe  des  Wismuths  und  dessen 
Schmelzpunkt  besitzt. 

Das  Aluminium  bildet  mit  dem  Kupfer  eine  ganze  Reihe  sehr 
zäher  Messingarten,  die  in  der  Industrie  noch  keine  Verwendung  ge- 
funden haben. 


403 

Ihre  Zusammensetzung  schwankt  zwischen  den  folgenden  Grenzen  : 

Kupfer 6^     — 7 1  % 

Zink 271/2—30-^ 

Aluminium     ,     .     .        i^/^ —  3X 

Die  aus  67-4%'  Kupfer,  26-8  X  Zink  und  5 '8%  Aluminium  zu- 
sammengesetzte Legirung  widersteht  einer  Spannung  von  Gj  Kgr.  pro 
Quadrat-Millimeter. 

Alle  diese  Bronzegattungen  verlangen  zu  ihrer  Herstellung  ein 
ausserordentlich  reines  Kupfer. 

Die  Legirungen  der  Aluminiumbronze  mit  dem  Nickel  geben  sehr 
dehnbare  Metalle,  welche  einen  Zug  bis  zu  70  Kgr.  auf  den  Quadrat- 
Millimeter  ertragen  können 

Mitisle  gir  ungen.  Das  Aluminium  verbindet  sich  sehr  leicht 
mit  dem  Eisen.  Die  interessantesten  dieser  Verbindungen  verdankt  man 
Herrn  P.  Otsberg  in  Stockholm;  dieselben  sind  unter  dem  Namen 
Mitisguss  bekannt. 

Man  fügt  dem  nahezu  geschmolzenen  Eisen,  welches  sich  in 
einem  Schmelztiegel  aus  Graphit  befindet,  ungefähr  0*05  %  Aluminium 
hinzu,  welches  mit  dem  Eisen  alsbald  eine  bei  Weitem  leichtflüssigere 
Legirung  bildet.  Das  Aluminium  wird  dem  Eisen  des  Schmelztiegels 
in  der  Form  einer  eisenreichen  Legirung  hinzugesetzt,  welche  6 — 8  % 
Aluminium  enthält  und  entweder  durch  das  Verfahren  von  Co  wies 
oder  durch  eine  besondere  Methode  des  Herrn  Ortsberg,  welche 
im  Wesenthchen  in  der  Schmelzung  eines  Gemenges  von  Eisen  und 
Thonerde  besteht,  hergestellt  wird. 

Die  Mitislegirungen,  welche  faserig  wie  das  Eisen  und  um  30 
bis   50  X    zäher  sind,   würden  die  Gusstahlsorten  mit  Vortheil    ersetzen. 

Fabrikation  des  Aluminiums. 

Chemische  Verfahrungsarten.  Die  hauptsächlichen 
Methoden  der  Herstellung  des  Aluminiums  auf  chemischem  Wege 
gründen  sich,  wie  wir  dies  schon  angegeben  haben,  auf  die  Reduction 
des  Aluminiums  durch  das  Natrium. 

Verfahren  von  Salindres.  Das  nachfolgend  angegebene 
Verfahren  zur  fabriksmässigen  Darstellung  des  Aluminiums,  welches  in 
Salindres  ausgeübt  wird,  besteht  im  Wesentlichen  aus  den  nachstehend 
benannten  vier  Operationen  : 

1.  Bereitung  des  Natronaluminates ; 

2.  Bereitung  des  Thonerdehydrates; 

3.  Bereitung  des  aus  Chloraluminium  und  Chlornatrium  bestehenden 
Doppelsalzes; 

4.  Gewinnung  des  Aluminiums  aus  dieser  Chlorverbindung. 

Wir  wollen  nun,  wie  es  innerhalb  des  Rahmens  dieser  Zeitschrift 
möglich  ist,  diese  vier  Phasen  des  Verfahrens  in  Kürze  beschreiben. 

I.  Bereitung  des  Natronaluminates.  Das  Natronaluminat 
wird  bereitet,  indem  man  den  Bauxit  (Eisenaluminat)  mit  kohlensaurem 
Natron  erhitzt ;  es  bilden  sich  lösliches  Natronaluminat,  unlösliches 
Eisenoxyd  und  Kohlensäure.  Das  Gemenge  wird  in  dem  Verhältnisse 
von  I  Theil  Bauxit  auf  2  Theile  kohlensaures  Natron,  welches  fein 
pulverisirt  werden  muss,  hergestellt.  Das  Verfahren  muss  bei  einer  sehr 
hohen  Temperatur  vorgenommen  und  darf  nach  Verlauf  von  5  bis  6 
Stunden  erst  nach  der  vollständigen  Zersetzung  des  ganzen  Vorrathes 
an  kohlensaurem  Natron,  welche  daran  zu  erkennen  ist,  dass  dasselbe, 
wenn  es  mit  Säuren  behandelt  wird,  keine  Kohlensäure  mehr  entwickelt, 
beendigt    werden.    Das    in    dieser  Weise    gewonnene    Natronaluminat, 

27* 


404 

.welches  unschmelzbar,  aber  in  Wasser  leicht  löslich  ist,  wird  vom 
Eisenoxyd  durch  ein  methodisches  Schlämmen  getrennt,  welches  darin 
besteht,  dass  man  das  Aluminat  zuerst  mit  einer  schwachen,  durch 
Auslaugen  der  letzten  Charge  erhaltene  Lösung  und  dann  mit  reinem 
Wasser  behandelt,  welches  es  vollends  auslaugt.  Es  soll  ein  Bauxit 
verwendet  werden,  welcher  möglichst  wenig  Silicium  enthält,  da  das 
Letztere  mit  dem  Natron  und  dem  Aluminium  Silicataluminate  des 
Natrons  bildet,  welche  schwer  löslich  sind. 

2.  Bereitung  des  Th  onerdehydrats.  Man  bereitet  das  Thon- 
erdehydrat,  indem  man  das  Natriumaluminat  durch  die  Kohlensäure 
zersetzt;  es  bildet  sich  lösliches  kohlensaures  Natron,  welches  man  vom 
Thonerdehydrat  durch  einmaliges  Waschen  entfernt.  Die  Bereitung  ge- 
schieht in  systematischer  Weise,  indem  man  die  Kohlensäure,  welche 
durch  die  Reaction  der  Salzsäure  auf  die  Kreide  entwickelt  wurde,  durch 
die  immer  stärker  werdenden  Lösungen  von  Natriumaluminat  hindurchleitet. 
Die  Reaction,  welche  kaum  nach  fünf  bis  sechs  Stunden  vollständig  vor 
sich  gegangen  ist,  darf  eine  Temperatur  über  ungefähr  /o*^  nicht  erreichen, 
da  man  sonst  einen  gallertartigen  Niederschlag  von  Thonerdehydrat 
erhalten  würde,  der  von  dem  kohlensauren  Natron  schwer  zu  trennen 
ist,  weil  er  dasselbe  gewissermaassen  aufgesaugt  hat. 

Die  Lösung  des  kohlensauren  Natrons  wird,  um  es  von  dem  Thon- 
erdehydrat zu  trennen,  filtrirt  und  dann  abgedampft,  so  dass  dasselbe 
kohlensaure  Salz  fast  unzählige  Male  benützt  werden  kann.  Man  vollendet 
die  Trennung  des  Thonerdehydrats  durch  die  Wirkung  einer  Trocken- 
maschine, durch  deren  Centrifugalkraft  jener  Theil  des  kohlensauren 
Natrons  entfernt  wird,  den  es  nach  der  Abfiltrirung  allenfalls  noch  ent- 
halten könnte.  Das  so  bereitete  Thonerdehydrat  enthält  nie  mehr  als 
2  —  3X    kohlensaures  Natron. 

3.  Bereitung  des  Chlor-Aluminiums  und  -Natrium^- 
Dieses  Doppelsalz  wird  erhalten,  indem  man  ein  Gemenge  von  Thon- 
erdehydrat, Meersalz  und  gepulverter  Holzkohle,  aus  welchem  man 
faustgrosse,  bei  150*^  sorgfältigst  getrocknete  und  dann  in  lebhafte 
Rothglühhitze  versetzte  Kugeln  geformt  hat,  in  einer  verticalen  Retorte 
erhitzt  und  in  dieselbe  von  unten  einen  Strom  von  Chlorgas  einleitet. 
Das  Doppelchlorsalz  sublimirt  und  gelangt  durch  den  oberen  Theil 
der  Retorte  in  einen  irdenen  Recipienten.  Das  in  dieser  Weise  dar- 
gestellte Doppelchlorsalz  enthält  nur  mehr  Spuren  von  Eisen.  Die 
Retorten  sind  ungefähr  i'20  Mtr.  hoch  und  besitzen  einen  Durchmesser 
von  020  Mtr. ;   eine  Operation  dauert  zwölf  Stunden. 

Das  Doppelchlorsalz  hat  vor  dem  einfachen  Chlorsalz  den  Vortheil, 
dass   es  beständiger  und  mit  demselben  leichter  zu  manipuliren  ist. 

4.  Gewinnung  des  Aluminiums.  Das  Aluminium  wird  aus 
dem  Clor-Aluminium  und  -Natrium  gewonnen,  indem  man  es  in  einem 
Flammofen  mit  Natrium  behandelt ;  es  bildet  sich  Chlornatrium  und 
Aluminium,  da  das  Natrium  zum  Chlor  eine  grössere  Verwandtschaft 
besitzt,  als  das  Aluminium.  Weil  aber  die  einfache  Reaction  dieser 
beiden  Substanzen  nur  Aluminiumkcirner  liefern  würde,  so  muss  man 
denselben  ein  Flussmittel  zusetzen,  durch  welches  dieses  Metall 
zusammengehalten  wird,  in  Folge  dessen  man  es  in  Barren  erhalten 
kann.  Als  Flussmittel  wendet  man  eine  innige  Mischung  von  Kryolith 
(eine  aus  Fluoraluminium  und  Fluornatrium  bestehende  Doppel- 
verbindung) mit  dem  Doppelchlorsalz  an,  welche  mit  dem  Chlornatrium 
eine  leicht  schmelzbare  Schlacke  bildet,  unter  der  sich  das  Aluminium 
in  grosser  Masse  ansammelt. 


405 

Die  Reaction,  welche  in  dem  schon  vorher  bis  zur  Rothgluth 
erhitzten  Ofen  stattfindet,  ist  Anfangs  sehr  lebhaft,  wird  aber  dann 
langsamer  und  ist  unter  vielfachem  Umrühren  nach  drei  Stunden 
beendigt.  Wenn  der  Process  beendigt  ist,  giesst  man  zuerst  die  auf 
dem  Aluminium  schwimmende  Schlacke,  dann  das  Aluminium,  welches 
man  in  Stangenformen  leitet,  und  zuletzt  jene  grauen,  schwereren 
Schlacken  ab,  welche  sich  unter  dem  Aluminium  befinden.  Dieses 
letztere  reisst  immer  etwas  Schlacke  mit,  von  der  man  es  durch  wieder- 
holtes Schmelzen  befreit.  Uebrigens  enthält  der  Kryolith  auch  oft  Spuren 
von  Phosphor,    welche  die  Qualität  des  Aluminiums  beeinträchtigen. 

Zu  einer  Charge  werden  loo  Kgr.  Doppelchlorsalz,  45  Kgr.  Kryolith 
und  35  Kgr.  Natrium  verwendet,  welche  ungefähr  iO"5o  Kgr.  Aluminium 
liefern. 

Das  mittelst  dieses  Verfahrens  bereitete  Aluminium  kam  in 
Salindres  im  Jahre  1872  auf  Frcs.  80  pro  Kilogramm  zu  stehen. 
Berechnet  man  das  Natrium  zum  Preise  von  Frcs.  ir32  pro  Kilogramm, 
so  setzte  sich  der  angegebene  Preis  des  Aluminiums  aus  folgenden 
Einzelbeträgen  zusammen: 

Francs 

3"44  Kgr.  Natrium  ä  Frcs.   ii"32 38*90 

i0'04     „     Doppelchlorsalz  ä  Frcs.  2*48    .     .     .     2490 

3-87     „     Kryolith  ä  Frcs.  61   pro   100  Kgr.    .       236 

29-17     „     Kohle  ä  Frcs.    i'40  pro   100  Kgr.     .       0-41 

Löhnungen r8o 

Verschiedene  Auslagen o"88 

Zusammen  .     .     .     69*25 

10^  Regiekosten .       6"92 

Im  Ganzen     .     .     .     76- 17 
oder    in    abgerundeter  Form  Frcs.    80   pro  Kilogramm.    Man  verkaufte 
es  damals  ungefähr  um  Frcs.   100. 

Die  jährliche  Gesammterzeugung  in  Salindres  stellte  sich  zu  jener 
Zeit  auf  ungefähr  3600  Kgr.  Es  war  dies,  wenigstens  in  Europa,  das 
einzige  Hüttenwerk,  woselbst  das  Aluminium  nach  einer  wirklich 
praktischen  und  vollkommen  bestimmten  Methode  fabriksmässig  dar- 
gestellt wurde. 

Man  hat  eine  grosse  Anzahl  von  Methoden  vorgeschlagen,  um 
das  hier  vorstehend  beschriebene  Verfahren  zu  verbessern  oder  auch 
ganz  umzuformen;  da  aber  keine  derselben  bis  jetzt  zu  einer  wirklich 
brauchbaren  Verbesserung  geführt  hat,  so  werden  wir  uns  damit 
begnügen,  die  Theorie  der  interessantesten  unter  diesen  Vorschlägen 
anzugeben. 

Reduction  durch  das  Natrium.  Herr  Webster  behandelt 
eine  Mischung  von  3  Theilen  Alaun  und  i  Theil  Theer,  die  man  bei 
ungefähr  250**  bereitet  hat,  mit  Salzsäure  und  setzt  den  Rückstand  in 
einer  bis  zur  Rothgluth  erhitzten  Retorte  der  Wirkung  eines  Wasser- 
dampf- und  Luftstromes  aus,  wodurch  diese  Mischung  in  eine  solche  von 
Thonerdehydrat  und  schwefelsaures  Kali  umgewandelt  wird,  von  welcher 
man  das  Thonerdehydrat  durch  Waschen  mit  siedendem  Wasser  trennt. 
Hiedurch  soll  man  ein  von  Eisen  und  Silicium  freies  Thonerdehydrat 
erhalten.  Herr  Webster  hat  in  Holywood  (bei  Birmingham)  behufs 
Anwendung  dieses  Verfahrens  ein  Hüttenwerk  errichtet.  Nach  seinen 
Angaben  wird  dort  das  Aluminium  zum  Selbstkostenpreise  von  Frcs.  50 
pro  Kilogramm  erzeugt,  während  es  in  Salindres  auf  Frcs.  pro  80  Kilo- 
gramm zu  stehen  kommt. 


406 

Das  in  den  Vereinigten  Staaten  Seitens  des  Obersten  Fris  mut 
angewendete  Verfahren  besteht  im  Wesenlhchen  darin,  dass  man  die 
in  getrennten  Retorten  erzeugten  Dämpfe  von  Natrium  und  doppeltem 
Chlor-Aluminium,  welche  sich  in  einem  dazwischen  eingeschalteten 
Recipienten  begegnen,  gegenseitig  aufeinander  wirken  lässt.  Das 
Doppelchlorid  wird  in  Gegenwart  von  Meersalz  in  einem  Strom  von 
Chlor  verdampft,  und  der  Natriumdampf  wird  erzeugt,  indem  man 
kohlensaure  Soda  in  Gegenwart  von  Kohle  bis  zur  Rothgluth  erhitzt. 
Nach  der  Angabe  von  Richards  erzeugte  das  Hüttenwerk  des  Herrn 
Frismut  im  Jahre  1884  ungefähr  54  Kgr.  Aluminium.  Es  ist  dies 
die  Hütte,  aus  welcher  die  Aluminiumpyramide  von  4  Kgr.  Gewicht, 
150  Mm.  in  der  Seite  und  250  Mm.  in  der  Höhe  messend,  hervor- 
gegangen ist,  die  den  Obelisk  von  Washington  krönt. 

Herr  H.  J.  Castner  ist  der  Erfinder  eines  Verfahrens,  mit  Hilfe 
dessen  es  möghch  sein  soll,  die  Herstellungskosten  des  Natriums  und 
folglich  auch  jene  des  Aluminiums,  welches  unter  Anwendung  dieses 
Reagens  dargestellt  wird,  beträchtlich  zu  vermindern.  Dieses  Reagens 
konnte  in  der  Industrie  bisher  durch  kein  anderes  ersetzt  werden. 

Die  am  meisten  angewendete  Methode  zur  Herstellung  des 
Natriums  besteht  bekanntlich  darin,  dass  man  das  kohlensaure  Natron 
durch  ein  Gemenge  von  Kohle  und  Kreide  reducirt,  wobei  der  Zusatz 
von  Kreide  den  Zweck  hat,  zu  verhindern,  dass  die  Kohle  auf  dem 
Bade  schwimme,  welches  alsdann  im  teigigen  Zustande  verbleibt.  Als 
eine  Folge  dieses  Kreidezusatzes  ergibt  sich  auch  eine  beträchtliche 
Erhöhung  der  Temperatur  der  Reaction,  so  dass  sich  die  eisernen 
Retorten,  in  welche  sich  dieselbe  vollzieht,  äusserst  schnell  abnützen. 
Herr  Castner  hatte  den  Gedanken,  die  Kreide  durch  Eisen  zu 
ersetzen,  das  man  in  der  Form  von  Feilspänen  mit  30  X  ^ehr  grob- 
körnigen Kohlenpulver  vermengt,  so  dass  sich  ein  Kohlenstoff-Eisen 
bildet,  welches  durch  die  Formel  Fe  Q  definirt  ist  Diese  Verbindung 
besitzt  eine  derartige  Dichtigkeit,  dass  sie  beim  Erhitzen  mit  Aetz- 
natron  beständig  im  Inneren  des  Bades  und  in  inniger  Berührung  mit 
dem  Natron  verbleibt,  welches  von  ihr  nach  der  Reaction 

3  Na  OH-]-  Fe  C<^  =  zNa-Y  Fe^  CO  -f  CO^  +  3  H 
zersetzt  wird.  Diese  Reaction  vollzieht  sich  bei  der  Temperatur  von 
ungefähr  900*^  statt  1500*^,  wobei  etwa  dreimal  weniger  Kohle  gebraucht 
wird,  als  bei  dem  gewöhnlichen  Verfahren.  Nach  der  Aussage  des 
Herrn  Castner  könnte  man  in  dieser  Weise  das  Natrium  im  Grossen 
zum  Preise  von  Eres.  3  pro  Kilogramm  erzeugen,  während  es  in 
Salindres  auf  ungefähr  Eres.  10  zu  stehen  kommt.  Da  man  nun 
3-50  Kgr.  Natrium  aufwenden  muss,  um  i  Kgr.  Aluminium  zu  erzeugen, 
so  sieht  man,  dass  der  Preis  des  Aluminiums  ungefähr  um  Eres.  30 
pro  Kilogramm  herabgesetzt  werden  könnte.  Herr  Castner  hat  in 
England  ein  Hüttenwerk  zum  Zwecke  der  Anwendung  seines  Ver- 
fahrens gegründet,  welches  zu  den  schönsten  Erwartungen  berechtigt, 
ohne  aber  bis  jetzt  die  Weihe  einer  hinreichend  langen  Praxis 
empfangen  zu  haben. 

Verschiedene  Reductoren.  Ausser  dem  Natrium  hat  man 
schon  seit  langer  Zeit  eine  grosse  Anzahl  von  Reagensmitteln,  wie  den 
Wasserstoff,  den  Kohlenwasserstoff,  die  Kohle  und  das  Kohlenoxyd, 
das  Eisen^  das  Kupfer,  das  Zink,  das  Blei,  das  Mangan  u.  s.  w.  vor- 
geschlagen, uncingedenk  der  Elektricität ;  wir  körinen  aber  den  Leser 
nur  darauf  verweisen,  die  Originalabhandlungen  der  Erfinder  dieser  Ver- 
fahrungsarten,  die  fast  alle  im  Stadium  des  ersten  Entwurfes  geblieben 
sind,  zu  lesen. 


407 

Ein  Verfahren  verdient  aber  gleichwohl,  dass  man  ihm  Aufmerk- 
samkeit schenke;  es  ist  das  Verfahren  von  Herrn  W.  P.  Thompson, 
welcher  vorschlug-,  die  aus  Fluor  oder  Chlor  bestehenden  Doppelver- 
bindungen des  Aluminiums  und  des  Natriums  durch  die  vereinigten 
Wirkungen  des  Eisens  und  der  Kohle  oder  des  Wasserstoffs  in  einer 
Art  Bessemer'schen  Schmelzofens  zu  reduciren,  der  zwei  Abtheilungen 
besitzt.  Die  eine  dieser  beiden  Abtheilungen,  welche  die  geschmolzene 
Masse  enthält,  wird  durch  die  Hebevorrichtung  des  Schmelzofens 
in  die  zweite  Abtheilung  gesenkt,  in  die  man  von  unten  Wasserstoff 
und  Dämpfe  des  Doppelchlorürs  einspritzt.  Es  bildet  sich  eine  aus 
Eisenaluminium  und  Kohleneisen  bestehende  Verbindung,  die  man  in 
die  erste  Abtheilung  zurückbringt,  woselbst  der  in  dieser  Verbindung 
enthaltene  Kohlenstoff  durch  Einblasen  von  Luft  verbrannt  wird;  dann 
bringt  man  die  Masse  wieder  in  die  erste  Abtheilung  zurück,  wo  man 
die  Reduction  durch  den  Wasserstoff  vollendet,  nachdem  man  fast 
alles  Eisen  verbrannt  hat.  Man  gewinnt  auf  diese  Weise  eine  Legirung 
welche  einen  bedeutenden  Aluminiumgehalt  hat  und  nur  wenig  Eisen 
enthält,  (Schluss  folgt.) 

Ueber    die  Beziehungen    der    elektrischen    Grössen    und 
den  Nutzeffect  von  Secundärelementen. 

Von  WILHELM  HAEBERLEIN.  *) 
(Schluss.) 

Aus  den  bisher  angeführten  Versuchen  geht  hervor,  dass  die  elektro- 
motorische Kraft  des  offenen  Elements  nur  so  lange  die  aus  der  Formel 
k  =  e  —  i  ,zv  folgende  Grösse  besitzt,  als  die  an  den  Elektroden  auf- 
tretenden Gase  in  statu  nascendi  wieder  gebunden  werden.  Sobald  aber 
die  nascirenden  Gase  auf  diese  Weise  nicht  mehr  unschädlich  gemacht 
werden,  beeinflussen  sie  dadurch,  dass  sie  die  Elektroden  in  freiem  Zustande 
bedecken,  das  elektromotorische  Verhalten  zueinander;  da  dieselben  mit 
der  Unterbrechung  des  Stromkreises  sofort  fast  gänzlich  wieder  ver- 
schwinden, **)  so  muss  jetzt  natürlich  die  elektromotorische  Kraft  des 
offenen  Elements  einen  ganz  anderen  Werth  haben,  als  sich  aus  obiger 
Formel   ergeben   würde. 

Zu  einem  ganz  analogen  Resultat  gelangte  ich  bei  der  Ladung  von 
Securdärelementen  bezüglich   der  Formel  : 

K=E-^J.  W. 

Um  hier  gleich  von  vorneherein  einen  etwaigen  Einfluss  auf  die  Klemm- 
spannung durch  Aenderung  des  inneren  Widerstandes  richtig  beurtheileu  zu 
können,  nahm  ich  bei  verschiedenen  Versuchen  während  der  Ladung  von 
Zeit  zu  Zeit  Widerstandsbestimmungen  vor  und  fand,  dass  der  Widerstand 
während  der  Ladung  wesentlich  stets  denselben  Werth  behält,  welches 
Resultat  auch  von   Hall  wachs  gefunden   war. 

Ich  bestimmte  nun  während  der  Ladung  von  verschiedenen  Elementen 
die  Grössen  J  und  K,  nachdem  ich  W  vorher  genau  gemessen  hatte ; 
daraus  wurde   dann   die  Grösse  £  nach   der  Formel : 

E=K—J.  W 
berechnet   und  ausserdem   die  elektromotorische  Kraft  der  offenen   Säule  von 
Zeit  zu  Zeit  beobachtet. 


*)  Aus  Wiedemann's  Annalen  der  Physik  und  Chemie, 
**)  Vgl.  G.  Wiedemann,  Elektricität.  2.  §.  2,%^,  pag.  802. 


408 


Beobachtungsreilie    VII. 
Am    ig.   October    ll 


Zeit 


/ 

A' 

E  berechnet 

E  beobachtet 

0-727 

2  115 

2-07  1 

_ 

0-711 

2-140 

2-097 

— 

0709 

2-148 

2-105 

2-IOO 

0  706 

2-152 

2-I0O 

— 

o'7oi 

2-160 

2-II8 



0695 

2-172 

2  130 



0684 

2191 

2-150 



0-672 

2'200 

2-160 

2-143 

0-658 

2-238 

2    199 

0-638 

2-261 

2-223 



0635 

2  282 

2-244 

— 

0-628 

2-310 

2-272 

— 

0-623 

2-346 

2-309 

2-201 

0-615 

2-420 

2-383 

— 

0-610 

2-458 

2-421 

2-204 

0  605 

2-475 

2-439 

— 

0602 

2-495 

2-459 

2-206 

0-592 

2500 

2-464 

— 

0590 

2-507 

2-472 

2-203 

0-590 

2-510 

2  475 

— 

0-589 

2  510 

2-475 

2-207 

Gas- 
entwicklung 


4b 

om 

4 

5 

4 

10 

4 

15 

4 

20 

4 

30 

4 

40 

4 

45 

4 

50 

4 

55 

5 

0 

5 

5 

5 

10 

5 

20 

5 

30 

S 

40 

5 

50 

6 

0 

6 

10 

6 

20 

6 

30 

an  der  negativen 
Elektrode 


an  der  positiven 
Elektrode 


an  beiden  Elek- 
troden stark 


Die  vorstehenden  Versuche  zeigen,  dass  die  Grösse: 
E=K-~J.  W 
zunächst  fortwährend  zunimmt;   öffnet  man  aber  den  Stromkreis  während  der 
Ladung,   so   findet    man,     dass    die  elektromotori.'jche   Kraft  des   offenen   Ele- 
ments  nur  so   lange    mit    der  berechneten   Grösse     übereinstimmt,    als  keine 
Gasentwicklung  an  den  Elektroden  sichtbar  wird. 

Man  kann  sich  diese  Erscheinung  einfach  in  folgender  Weise  erklären. 
Der  Ladungsstrom  entwickelt  an  der  negativen  Elektrode  Wasserstoff,  an 
der  positiven  Sauerstoff;  die  elektrolytischen  Gase  können  aber  auch  hier, 
ebenso  wie  bei  der  Entladung,  so  lange  nicht  zu  einer  besonderen  elektro- 
motorischen Wirksamkeit  gelangen,  als  sie  in  statu  nascendi  an  den  Elek- 
troden wieder  gebunden  werden.  Wie  die  bei  der  Entladung  oxydirte 
negative  Elektrode  den  elektrolytischen  Wasserstoff  verbraucht,  um  selbst 
reducirt  zu  werden,  so  absorbirt  jetzt  auch  umgekehrt  die  positive  Platte 
den   nascirenden   Sauerstoff,   indem   sie  selbst  höher   oxydirt  wird. 

Sobald  aber  die  Elektroden  nicht  mehr  im  Stande  sind,  die  elektro- 
lytischen Gase  im  Moment  ihrer  Entstehung  zu  binden,  werden  dieselben 
die  Elektroden  im  freien  Zustande  bedecken  und  so  das  elektromotorische 
Verhalten   derselben  beeinflussen. 

Nachdem  ich  dieses  Resultat  festgestellt  hatte,  war  ich  gleichzeitig 
auf  Grund  zahlreicher  Versuche  mit  den  verschiedensten  Elementen,  die 
unter  den  verschiedensten  Bedingungen  untersucht  wurden,  zu  der  Ueber- 
zeugung  gelangt,  dass  die  Elektroden  ebensowohl  bei  der  Entladung,  wie 
bei  Ladung  je  nach  dem  Zustande,  indem  sich  jede  derselben  gerade  be- 
findet, sehr  verschiedenartige  Veränderungen  erleiden  können,  woraus  dann 
natürlich  auch  die  mannigfachsten  Aenderungen  der  elektromotorischen  Kraft 
resultiren  müssen.  Um  überhaupt  zu  einem  klaren  Urtheil  über  die  Veränderungen 
der    Elektroden     zu     gelangen,     habe     ich     einer    Untersuchung     der  Herren 


409 


S  t  r  e  i  n  t  z  und  A  u  1  i  n  g  e  r  *)  einige  Daten  entnommen  und  in  Verbindung 
mit  meinen  eigenen  Untersuchungen  zu  weiteren  Folgerungen  benutzt,  die 
wohl  geeignet  sein  dürften,  auf  die  Vorgänge  sowohl  bei  der  Ladung,  als 
bei   der   Entladung   von   Secundärelementen   einiges    Licht   zu   werfen. 

Streintz  und  Aulinger  fanden  die  Potentialdifferenz  von  Zink 
und  Blei,  mittelst  eines  Ed  e  1  m  a  nn'schen  Quadrantelelctrometers  gemessen, 
zu  0"45  Volt,  wenn  das  ßlei  rein  metallisch,  dagegen  zu  0*75  Volt,  wenn 
es  etwas  oxydirt,  und  zu  —  0*29  Volt,  wenn  es  mit  elektrolytischem 
Wasserstoff  bedeckt  war.  Eerner  haben  die  genannten  Herren  die  Potential- 
dififerenz   von   superoxydirtem   Blei   und   Zink  zu   etwa   2 '65   Volt  ermittelt. 

Beobachtungsreihe  VIII. 
Am   27.   October   li 


Zeit 


K 


E  berechnet 


E  beobachtet 


Gas- 
entwicklung 


9h  i5r 
9  16 


9 
9 
9 
9 
9 
9 
9 
10 


17 
18 

19 
20 

25 
30 

45 
o 


10  15 

10  20 

10  25 

10  30 

10  40 

10  50 

I  I  o 

11  10 

II  20 
II  30 

1 1  40 

II  50 

12  O 
12  15 

12  30 

12  45 


15 

45 
o 


0-653 

o'642 
0637 
0-634 
0631 
0630 

0-628 
0626 
0623 
0-617 
0-613 
0-605 
o-6oi 
0-595 
0-585 
0-575 

0561 
0-556 
0-545 
0-536 

0-529 
0524 
0520 

0-514 
0-510 
0-510 


2019 
2-077 
2-093 
2105 
2  110 
2-1 14 
2-127 
2-131 
2-140 
2  150 

2-  160 

2-178 
2184 
2-190 
2-204 
2-212 
2-222 
2-233 
2-248 
2-291 

2-345 

2371 
2-401 

2-433 
2-456 

2-473 
2-484 
2496 
2  504 
2-510 
2  510 


1-980 
2-038 
2-054 
2-066 
2071 
2-075 
2-o88 
2-093 
2-102 
21 12 

2-122 

2-140 
2-146 

2-153 
2  167 

2-175 
2-186 
2  197 

2-212 
2-256 
2-310 

2-337 
2368 
2-400 
2424 

2441 

2453 
2-465 

2-473 
2-479 
2-479 


an  der  negativen 
Elektrode 


2-134 


2-20Ö 

2-204 
2-207 
2-205 


an  der  positiven 
Elektrode 


an  beiden  Elek- 
troden stark 


Aus  diesen  Daten  folgt  ohne  Weiteres,  dass  die  Potentialdifferenz  von 
Bleisuperoxyd  und  Blei  etwa  2-2  Volt  betragen  muss,  wenn  das  Blei  sich 
in   rein   metallischem   Zustande  befindet ;    denn : 

PbOg  I  H2SO4  I  Zn  =  2-65  Volt, 

Zn  I  H2SO4  I  Pb  =  0-45      „ 

PbOg  I  H2SO4  I  Pb  =2-2    Volt, 
Ferner   folgt  aus   obigen   Zahlen,    dass   selbst   eine   schwache    Oxydation 
des   Bleies  schon   im  Stande   ist,     die  Potentialdifferenz    bis    auf    i-g   Volt   zu 
erniedrigen,   wie  andererseits     die   Gegenwart    von   elektrolytischem   Wasser- 


*)  Streintz  u,  Aulinger,   Wied.  Ann.- 27,  pag.    178.    1886. 


410 

Stoff  die  Potentialdlff^erenz  bis  auf  2*g  Volt  zu  steigern  vermag.  Für  die 
Wirksamkeit  der  Secundärelemente  ergibt  sich  daher  ganz  unzweifelhaft 
das  Resultat,  dass  die  Elektroden  nur  so  lange  Bleisuperoxyd  und  reines 
Blei  sein  können,  als  die  elektromotorische  Kraft  etwa  2' 2  Volt  beträgt. 
Diese  Grösse  aber  besitzt  die  elektromotorische  Kraft  erfahrungsmässig  nur 
einige  Zeit  nach  der  Unterbrechung  des  Ladungsstromes  |  hat  das  Element 
eine  Zeit  lang  offen  gestanden,  oder  ist  auch  nur  kurze  Zeit  ein  schwacher 
Entladungsstrom  hindurchgegangen,  so  zeigt  dasselbe  nur  noch  eine  elektro- 
motorische Kraft  von  ca.  2  Volt.  Dies  ist  auf  Grund  der  obigen  Erörterungen 
dadurch  zu  erklären,  dass  die  bei  der  Ladung  metallisch  gemachte  negative 
Elektrode  allmälig  eine  schwache  Oxydation  erfährt.  Während  der  bei  der 
Entladung  ausgeschiedene  Wasserstoff  zunächst  genügend  Sauerstoff  vor- 
findet, um  mit  ihm  Wasser  zu  bilden,  so  dass  die  positive  Elektrode  in 
ihrem  Verhalten  nicht  wesentlich  verändert  wird,  sind  die  Verhältnisse  an 
der  negativen  Elektrode  ganz  andere ;  letztere  wird  durch  den  elektro- 
lytischen Sauerstoff  allmälig  schwach  oxydirt;  sie  wird  sich  daher  anders 
elektromotorisch  verhalten  müssen,   als  in  rein  metallischem  Zustande. 

Aus  den  vonStreintz  und  Aulinger  angegebenen  Zahlenwerthen 
ergibt  sich  als  Potentialdifferenz  für  Bleisuperoxyd  und  Blei,  welches  an  der 
Luft  gelegen  hat  und  daher  mit  einer  schwachen  Oxydschicht  überzogen 
ist,  der  Werth  von  i"g  Volt.  Hiebei  ist  jedoch  wohl  zu  berücksichtigen, 
dass,  wie  sich  von  vorneherein  erwarten  lässt,  die  Dicke  der  Oxydschicht, 
wenigstens  innerhalb  gewisser  Grenzen ,  die  Potentialdifferenz  beein- 
flussen muss. 

Bei  allen  meinen  Versuchen  betrug  die  elektromotorische  Kraft  zu 
Anfang  der  Entladung  annähernd  2  Volt  und  sank  mit  der  Entladungsdauer, 
also  auch  mit  der  zunehmenden  Oxydation  ganz  langsam  bis  zu  dem  jähen 
Abfall  der  Klemmspannung,  wie  sich  dies  aus  den  Tabellen  V  und  VI  er- 
kennen lässt.  Beide  Versuchsreihen  zeigen  auch,  wie  verschieden  die 
Aenderung  der  elektromotorischen  Kraft  bei  verschiedenen  Elementen  sein 
kann;  während  bei  dem  einen  Element  die  anfängliche  elektromotorische 
Kraft  2*005  Volt  beträgt  und  der  steile  Abfall  der  Klemmspannung  bereits 
erfolgt,  wenn  die  elektromotorische  Kraft  noch  einen  Werth  von  1*95  Volt 
besitzt,  beträgt  die  anfängliche  elektromotorische  Kraft  in  dem  anderen 
Falle  nur  1*97,  und  die  Klemmspannung  beginnt  erst  ihren  jähen  Abfall 
bei  l'8  Volt.  Diese  Verhältnisse  waren  nicht  einmal  für  ein  und  dasselbe 
Element  constant,  sondern  änderten  sich  mit  den  jeweiligen  Versuchs- 
bedingungen und   dem   Zustande   des   Elements. 

Wenn  man  a  priori  erwägt,  welche  besonderen  Umstände  die  Ab- 
nahme der  elektromotorischen  Kraft  so  zu  beeinflussen  vermögen,  so  sind 
die  beiden  Fälle  wohl  zu  unterscheiden,  dass  entweder  die  positive  oder 
die   negative   Elektrode   den   Abfall   bedingt. 

Wie  die  negative  Elektrode  zu  sehr  oxydirt  sein  kann,  um  in  der 
früheren  Weise  elektromotorisch  zu  wirken,  ebenso  kann  auch  der  Fall  ein- 
treten, dass  die  positive  Elektrode  so  sehr  desoxydirt  ist,  um  ihrerseits  den 
Abfall  der  Klemmspannung  herbeizuführen.  Da  nun  je  nach  den  besonderen 
Umständen  der  eine  oder  der  andere  Fall  für  sich  allein  oder  auch  beide 
gleichzeitig  eintreten  können,  so  wird  danach  die  Aenderung  der  elektro- 
motorischen Kraft  immer  eine  andere  sein ;  diese  Erscheinungen  werden 
daher  so  verwickelt,  dass  man  zu  einem  genaueren  Urtheil  darüber  nur  ge- 
langen kann,  wenn  man  das  besondere  Verhalten  einer  jeden  Elektrode 
unter  möglichst  zu  variirenden  Versuchsbedingungen  beobachtet,  welche  von 
mir  selbst  theilweise  angestellten  Untersuchungen  mich  indessen  hier  zu 
weit  führen   würden.   Die   von  Streintz    und    Aulinger    in   dieser    Hin- 


411 

sieht  angestellten  Untersuchungen  *)  genügen  leider  schon  deshalb  nicht, 
weil  bei  ihnen  offenbar  nur  die  negative  Elektrode  den  Verfall  bedingte, 
weshalb  auch  für  die  von  den  Genannten  ausgesprochene  Schlussfolgerung 
kein  Anspruch  auf  allgemeine  Giltigkeit  erhoben  werden  kann.  ,  Es  würde 
sich  daraus  einfach  die  praktische  Forderung  ergeben,  dass  man  die  wirk- 
same Oberfläche  der  negativen  Elektrode  im  Vergleich  zu  der  positiven 
vergrössert;  dies  lässt  sich  aber  in  der  That  durch  eine  zweckmässige 
Formirung  erreichen,  ohne  dass  das  Bleigewicht  des  Accumulators  dadurch 
wesentlich    erhöht    wird. 

In  ähnlicher  Weise  gestalten  sich  auch  die  Vorgänge  bei  der  Ladung, 
bei  welcher  sich  jedoch  der  Umstand  als  von  besonderem  Vortheil  erweist, 
dass  hier  das  Auftreten  der  freien  Gase  dauernd  und  mit  den  Augen  deut- 
lich wahrnehmbar  ist.  Bei  der  Entladung  wird  eben  durch  das  Auftreten 
von  freien  Gasen  der  Strom  selbst,  die  Ursache  der  Gasentwicklung,  der- 
artig geschwächt,  dass  die  Gase  niemals  sichtbar  werden  können.  Bei  dieser 
Gelegenheit  will  ich  wenigstens  nicht  unerwähnt  lassen,  dass  bei  den  Ent- 
ladungen mit  verhältnissmässig  hoher  Stromstärke  ganz  deutliche  Wallungen 
an  den  Elektroden  wahrnehmbar  wurden,  deren  Grund  wohl  darin  zu  suchen 
ist,  dass  das  bei  der  Entladung  mit  grosser  Stromintensität  in  reichlichem 
Maasse  entwickelte  Wasser  sich  nicht  sofort  mit  der  Säure  vermischt  und 
so   die   Erscheinung  der   Schlieren   zeigt. 

Während  die  frei  auttretenden  Gase  bei  der  Entladung  die  Klemm- 
spannung bald  auf  ein  Minimum  herabdrücken  müssen,  sind  die  Verhältnisse 
bei  der  Ladung  gerade  die  umgekehrten,  indem  hier  die  frei  auftretenden 
Gase  die  Klemmspannung  vergrössern.  Der  für  die  Entladung  angewandten 
Schlussweise  analog,  kann  man  auch  bei  der  Ladung  aus  dem  Verhalten 
der  elektromotorischen  Kraft  Rückschlüsse  auf  die  Natur  der  Elektroden 
machen,  die  dann  noch  durch  die  an  den  einzelnen  Elektroden  wahrnehmbare 
Gasentwicklung  unterstützt   werden. 

Aus  zahlreichen  Versuchen  folgt,  dass  die  elektromotorische  Kraft  fast 
unmittelbar  nach  Beginn  der  Ladung  einen  Werth  von  etwa  2  Volt  zeigt. 
Wie  aus  den  Tabellen  VII  und  VIII  ersichtlich,  nimmt  diese  Grösse  langsam 
zu  bis  2' 2  Volt,  was  nach  den  früheren  Erörterungen  ganz  erklärlich  ist, 
da  nun  die  negative  Elektrode  durch  den  nascirenden  Wasserstoff  allmälig 
immer  mehr  den  metallischen  Charakter  wieder  erhält.  Besitzt  die  aus  der 
Formel  1^=^  E  -\-  J .  W  berechnete  Grösse  £  einen  höheren  Werth,  so  ist 
dies  stets  eine  Folge  von  frei  auftretenden  Gasen ;  diese  Grösse  nimmt  dann 
je  nach  der  Stärke  der  Gasentwicklung  bis  zu  einem  Maximum  zu,  welches 
seinerseits  selbst  von  dem  Zustande  der  Elektroden  abhängt.  Während 
dieses  Maximum  bei  den  Versuchen  VII  und  VIII  etwa  bei  2*5  Volt  ein- 
trat, beobachtete  ich  bei  anderen  Versuchen  auch  grössere  Werthe,  und 
zwar  bis  hinauf  zu  2*9  Volt,  welche  Grösse  sich  namentlich  dann  ergab, 
wenn  beide  Platten  sich  noch  in  verhältnissmässig  natürlichem  Zustande  be- 
fanden; überhaupt  scheint  mir  dies  Maximum  umso  grösser  zu  sein,  je 
weniger  gut  die  Elektroden  formirt  sind.  Um  sich  über  die  Vorgänge  bei 
der  Ladung  ein  zutreffendes  Urtheil  zu  bilden,  wäre  es  ebenfalls  erforderlich, 
das  elektromotorische  Verhalten  der  einzelnen  Elektroden  zu  untersuchen. 
Da  jedoch  aus  allen  meinen  Versuchen  das  Resultat  unzweifelhaft  hervor- 
geht, dass  die  frei  auftretenden  Gase  für  die  Entladungsarbeit  des  Secundär- 
elements  fast  völlig  verloren**)  sind,  so  würde  eine  solche  Untersuchung 
kein   genügendes   Interesse  bieten. 


*)  Streintz  u.  Aulinger,  Wied.  Ann.  27,  pag.    17S,    li 
**)  Vgl.  Streintz  u,  Aulinger,  1.  c.  pag.    183. 


412 

Wie  auch  aus  den  Tabellen  VII  und  VIII  hervorgeht,  verschwindet 
die  durch  die  freien  Gase  verursachte  Zunahme  der  elektromotorischen 
Kraft  mit  der  Unterbrechung  des  primären  Stromkreises  fast  vollständig, 
indem  die  Potentialdifferenz  alsbald  den  Werth  von  etwa  2' 2  Volt  erreicht, 
ein  Beweis,  dass  die  Elektroden  nur  Bleisuperoxyd  und  rein  metallisches 
Blei  sein  können.  Dass  diese  Grösse  manchmal  unmittelbar  nach  dem 
Oeffnen  des  Ladungsstromes  einen  höheren  Werth  zeigt,  rührt  jedenfalls 
daher,  dass  die  letzten  Spuren  der  freien  Gase  erst  allmälig  wieder  ge- 
bunden werden.  Die  elektromotorische  Kraft  sinkt  aber  auch  dann  bis  auf 
etwa  2  Volt  herab,  wenn  das  Element  einige  Zeit  offen  steht,  hiefür  ist 
nach  meiner  Ansicht  ein  einfacher  Erklärungsgrund  darin  zu  finden,  dass 
die  bei  der  Ladung  durch  den  elektrolytischen  Wasserstoff  rein  metallisch 
gemachte  negative  Elektrode  durch  die  Schwefelsäure  schwach  oxydirt 
werden  muss. 

Ueber  den  Nutzeffect  von  S  e  c  u  n  d  ä  r  e  1  e  m  e  n  t  e  n.  Der 
grösste  Vorzug  der  Secundärbatterien  gegenüber  den  anderen  galvanischen 
Batterien  besteht  bekanntermaassen  darin,  dass  dieselben  im  Zustande  der 
Erschöpfung  immer  wieder  neu  geladen  und  so  mit  verhältnissmässig  ge- 
ringem Aufwände  wieder  in  den  Zustand  ihrer  früheren  Wirksamkeit 
versetzt  werden  können.  Dazu  ist  nur  nöthig,  einen  primären  Strom 
durch  das  Element  hindurchzuschicken,  der  einer  beliebigen  Kraftquelle  ent- 
nommen werden  kann.  Um  den  ^Nutzeffect*  oder  „das  elektrische  Güte- 
verhältniss*  eines  Secundärelements  zu  ermitteln,  hat  man  einfach  das  Ver- 
hältniss  *)  der  bei  der  Entladung  erhaltenen  nutzbaren  Arbeit  zu  der  bei 
der  Ladung  aufgewendeten  Gesammtarbeit  aufzustellen.  Die  bei  der  Ent- 
ladung erhaltene  nutzbare  Arbeit  lässt  sich  ausdrücken  durch  : 

t 
^  i.k  .dt, 

0 

und   die  bei  der   Ladung  aufgewendete  Totalarbeit   ist: 


T 

JJ.K.dT;       es  ist  also: 

0 


J  i .  k .  dt 
0 

SJ.K.dT 

0 


das  elektrische  Güteverhältniss.  F'alls  nun  ebensowohl  bei  der  Ladung,  als 
bei  der  Entladung  keine  Verluste  vorkämen,  so  würde  genau  eine  der  bei 
der  Entladung  erhaltenen  Arbeit  gleiche  Arbeitsmenge  genügen,  um  die 
Elemente  auf  den  Status  quo  ante  zu  versetzen;  es  würde  dies  einen  Nutz- 
effect von    lOOX    ergeben. 

Bei  der  Entladung  kann  aber  schon  deshalb  nicht  alle  bei  der  Ladung 
aufgewendete  Arbeit  wieder  nutzbar  gemacht  werden,  weil  der  innere  Wider- 
stand bei  der  Ladung  den  Spannungsverlust  J .  W  und  bei  der  Entladung 
einen  solchen  von  i  .w  Volt  veranlasst.  Es  wird  daher  die  Klemmspannung 
beim  Laden  diejenige  beim  Entladen  etwas  übertreffen.  Für  die  praktische 
Ausführung  von  Secundärbatterien  ergibt  sich  daher  ganz  naturgemäss  die 
Forderung,   den   inneren   Widerstand   möglichst  klein  zu   machen. 

Ganz  bedeutende  Verluste  treten  ein,  wenn  die  elektrolytischen  Gase 
im  freien  Zustande  an  den  Elektroden  auftreten.  Dies  kann  einerseits  dadurch 
verursacht  werden,  dass  die  Stromstärke  im  Verhältniss  zur  wirksamen 
Oberfläche  der  Elektroden  zu  gross  ist,  woraus  sich  die  praktische  Forderung 
ergibt,  die  ^^Stromdichte*  unterhalb  einer  gewissen  Grenze  zu  halten,  welche 
übrigens    bei    den     verschiedenen    Elementen     ganz    verschieden    sein     kann. 


*)  Vgl.   Ilallwachs,   Inauguraldissertation,  pag.  i8;    Wied.  Ann.   22,  pag.   84.    1884. 
Ferner  Aron,  Elektrotechn.  Zeitschr.  4,  pag.  342,   1883. 


41-3 

Andererseits  können  aber  die  freien  Gase  auch  bei  Beobachtung  der 
richtigen  Stromdicbte  auftreten,  wenn  nämlich  die  Ladung  nicht  rechtzeitig 
unterbrochen  wird,  da  dann  die  Elektroden  so  weit  oxydirt,  resp.  reducirt 
sind,  dass  sie  die  entwickelten  Gase  nicht  mehr  völlig  zu  binden  vermögen. 
Sobald  aber  die  entwickelten  Ionen  bei  der  Ladung  nicht  mehr  in  statu 
nascendi  sofort  wieder  gebunden  werden,  sondern  frei  entweichen,  sind  sie 
nicht  nur  für  die  Entlastungsarbeit  verloren,  sondern  sie  bewirken,  was 
noch  weit  schlimmer  ist,  eine  Zunahme  der  Klemmspannung,  welche  aber 
sofort  mit  der  Unterbrechung  des  primären  Stromkreises  verschwindet  und 
daher  nur  einen  nutzlosen  besonderen  Aufwand  an  Energie  erfordert ;  wie 
von  vorneherein  zu  erwarten  war  und  zudem  noch  aus  den  Tabellen  VII 
und  VIII  ersichtlich  ist,  sinkt  die  Stromintensität  der  Zunahme  der  Klemm- 
spannung entsprechend,  da  sich  ja  die  elektromotorische  Kraft  der  Secundär- 
batterie  von  derjenigen   der  primären   Stromquelle  subtrahirt. 

Es  ist  daher  im  Interesse  eines  guten  Nutzeffectes  unbedingt  geboten, 
bei  der  Ladung  gehörige  Rücksicht  darauf  zu  nehmen,  dass  keine  freien 
Gase  an  den  Elektroden  auftreten  können.  Bei  verschiedenen  Elementen, 
deren  negative  Elektrode  mit  20  ß^  \gtr  Salpetersäure  behandelt  war,  gelang 
es  mir,  bei  Einhaltung  der  richtigen  Stromdichte  dem  Element  eine  grössere 
Ladung  so  zu  ertheilen,  dass  die  Klemmspannung  beim  Laden  diejenige 
beim  Entladen  nur  um  wenig  mehr  als  J.  l'V-\-i.W  übertraf,  ein  Resultat, 
welches  auf  Grund  obiger  Erwägungen  über  den  Einfluss  der  Oxydations- 
schicht nicht  mehr  überraschen   kann. 

Auch  bei  der  Entladung  hat  die  Stromdichte  einen  grossen  Einfluss 
auf  das  elektrische  Güteverhältniss,  da  nach  den  früheren  Erörterungen  die 
Elektroden  umsomehr  ausgenutzt  werden,  je  länger  sie  die  elektrolytischen 
Gase  zu  binden  vermögen.  Ferner  treten  bei  den  Secundärbatterien  be- 
deutende Verluste  dadurch  ein,  dass,  wie  Gladstone  und  Tribe  *) 
zeigten,  locale  Ströme  zwischen  dem  Bleisuperoxyd  und  dem  Blei  der 
Anode  auftreten,  die  nicht  nur,  während  das  Element  nach  der  Ladung 
offen  steht,  sondern  sogar  während  der  Ladung  und  Entladung  selbst  Ver- 
luste verursachen  können.  Diese  ,Localaction*,  vielleicht  noch  in  Verbindung 
mit  einer  directen  Einwirkung  der  Schwefelsäure  auf  die  Elektroden,  ver- 
mag ein  Element  mit  der  Zeit  unwirksam  zu  machen,  auch  ohne  dass  ein 
Entladungsstrom   hindurchgegangen   ist. 

Daraus  geht  auch  ohne  Weiteres  hervor,  dass  der  Nutzeffect  umso 
höher  sein  wird,  je  kleiner  die  zwischen  der  Ladung  und  Entladung  liegende 
Zeitdauer  ist. 

Während  alle  anderen  Verluste  bei  Berücksichtigung  obiger  Aus- 
führungen in  ziemlich  befriedigendem  Maasse  vermieden  werden  können, 
handelt  es  sich  bei  der  Localaction  um  einen  V^erlust,  der  in  der  Natur  der 
Elektroden  selbst  begründet  ist,  und  der  daher,  wenn  dies  überhaupt  mög- 
lich, nur  durch  eine  geeignete  Herstellung  der  Elektroden  selbst  zu  ver- 
hüten  sein  wird. 

Dass  alle  Verluste  auf  ein  Minimum  reducirt  werden  können,  geht 
daraus  hervor,  dass  sich  bei  einigen,  ohne  irgendwelche  sichtbare  Gas- 
entwicklung geladenen   Elementen   ein   Nutzeffect   von    87 — 92/,'    ergab. 

Wenn  man  hiebei  berücksichtigt,  dass  die  von  mir  untersuchten  Ele- 
mente nur  eine  geringe  Oberfläche  und  daher  einen  sehr  hohen  inneren 
Widerstand  hatten,  so  sieht  man,  dass  es  möglich  sein  wird,  einen  Nutz- 
effect von  etwa  95  %  zu  erzielen.  Freilich  ist  hiebei  wohl  zu  erwägen,  dass 
die   Entladung;   fast   immer   unmittelbar     auf    die    Ladung    folgte,    weshalb    die 


*)   Gladstone  u.   T  i  i  b  e,     The   Chemistry    of    the    secondary   batteries  of  Plante 
and  Faure. 


414 

Verluste  durch  Localaction  überhaupt  nur  sehr  gering  waren,  und  dass 
ausserdem  die  Ladung  sowohl  als  die  Entladung  mit  der  grössten  Sorgfalt 
geschah. 

Zum  Schlüsse  erlaube  ich  mir  nur  noch  einige  Bemerkungen  darüber, 
inwiefern  die  galvanische  Polarisation  für  die  Wirksamkeit  der  Secundär- 
batterien  in  Frage  kommt.  Während  verschiedene  Autoren  diese  Frage  ein- 
fach unberührt  lassen,  sagt  v.  Reichenbach  in  der  Schlussbemerkung 
zu  seiner  Uebersetzung  der  obencitirten  Schrift  von  Gladstone  und 
T  r  i  b  e,  dass  die  sogenannte  galvanische  Polarisation  für  die  Wirksamkeit 
des  Secundärelements  fast  gar  keine  Bedeutung  habe.  Dem  gegenüber  sei 
hier  ausdrücklich  darauf  hingewiesen,  dass  man  bei  der  Entscheidung  obiger 
Frage    die    folgenden    zwei  Arten  *)   von   Polarisation    zu  unterscheiden   hat : 

1.  Die  durch  die  elektrolysirende  Wirkung  des  Stromes  ausgeschiedenen 
Stoffe   wirken  selbst   elektromotorisch,   und 

2.  die  Elektroden  werden  durch  die  an  ihnen  ausgeschiedenen  Ionen 
secundär  so   verändert,   dass   sie  anders   elektromotorisch   wirken,   als  vorher. 

Der  erste  Fall  ist  im  Wesentlichen  der  Vorgang  beim  Wasserzer- 
setzungsapparat mit  Platinelektroden,  wo  die  Ionen  Wasserstoff  und  Sauer- 
stoff selbst  elektromotonisch  wirken ;  dagegen  kommt  die  zweite  Art  bei 
den  Secundärelementen  so  lange  in  Betracht,  als  die  Gase  im  Moment  ihrer 
Entstehung  wieder  gebunden  werden  ;  sobald  dies  aber  nicht  mehr  der  Fall 
ist,   tritt  die   erste  Art  der  Polarisation   hinzu. 

In  den  meisten  bisher  betrachteten  Fällen,  so  z.  B.  unzweifelhaft  bei 
den  Versuchen  von  S  t  r  e  i  n  t  z  und  A  u  1  i  n  g  e  r,  sind  beide  Arten  von 
Polarisation  eingetreten.  Aus  meinen  Versuchen  geht  aber  zweifellos  das 
Resultat  hervor,  dass  für  den  Nutzeffect  nur  die  zweite  Art  von  Polarisation 
Bedeutung  hat,  während  die  Polarisation  durch  freie  Gase  nur  Arbeitsver- 
luste  herbeiführt  und   daher  möglichst  ganz  vermieden   werden  muss. 

Sofern  man  also  die  Bezeichnung  „Polatjisation"  nicht  auf  den  Fall 
beschränken  will,  wo  die  freien  Gase  selbst  elektromotorisch  wirken,  sondern 
wenn  die  Giltigkeit  derselben  sich  auch  auf  den  Fall  erstreckt,  wo  die 
Elektroden  durch  die  nascirenden  Gase  in  ihrem  elektromotorischen  Ver- 
halten secundär  verändert  werden,  kann  man  den  Secundärelementen  mit 
vollem   Rechte  den  Namen    „Polarisationselemente"    beilegen. 


Herrn  Prof.  Dr.  W.  Kohlrausch  sage  ich  sowohl  für  die  An- 
regung zu  dieser  Arbeit,  als  auch  für  die  Liberalität,  mit  der  er  mir  die 
für  die  Versuche  erforderlichen  Apparate  und  Materialien  zur  Verfügung 
stellte,   meinen   herzlichsten   Dank. 

Elektrotechnisches  Institut  der  Königl.  Techn.  Hochschule  zu  Hannover, 
Jänner    1887. 

Technische    Galvanometer. 

VoD   HARTMANN  und  BRAUN  in  Bockenheim-Frankfurt  a.  M. 

I.  Neuer  Voltmeter  in  Dosenform. 

Die  Ansprüche,  welche  heute  an  einen  Spannungszeiger  gestellt 
werden,  der  für  den  Betrieb  von  elektrischen  Lichtanlagen  bestimmt  ist, 
sind  erstens :  hoher  Widerstand,  der  die  dauernde  Einschaltung  des 
Instrumentes  ohne  eine,  die  Genauigkeit  der  Angaben  schädigende  Er- 
wärmung gestattet;  zweitens:  grosse  Empfindlichkeit  bei  rascher 
Einstellung  des  Zeigers;  drittens:  grosse  Intervalle  der  Scale 
besonders   an   der   Gebrauchsstelle,    um   müheloses  Ablesen   aus   einiger    Ent- 


*)  Vgl.   G.   Wiedemann,  2.   §.   707,  pag.  639. 


415 


fernung  zu  ermöglichen;  viertens:   Unempfindlichkeit  gegen  benach- 
barte  Stromleitungen,   sowie   gegen   mechanische   Einwirkungen. 

Nur  wenige  der  im  Gebrauch  befindlichen  Constructionen  erfüllen  alle 
diese  Bedingungen.  Bei  dem  in  Fig.  i  in  seiner  äusseren  Form  abgebildeten 
Instrument  ist  der  Gesammtwiderstand  so  gewählt,  dass  auf  je  ein  Volt 
durchschnittlich  ca.  50  Ohm  entfallen;  der  Querschnitt  des  Drahtes  ist  so 
gross,    dass    der   Strom     eine     die   Angaben    des   Instrumentes   beeinflussende 

Fig.   I. 


Fig.  2. 


Widerstandserhöhung  nicht  hervorbringt.  Die  Bewicklung  des  Solenoids 
besteht  aus  Kupferdraht,  die  des  Ballastwiderstandes  aus  Neusilber;  das 
Verhältniss  der  Mengen  dieser  beiden  Drahtsorten  ist  so  günstig,  dass  die 
Veränderung  des  Widerstandes  durch  äussere  Temperaturschwankungen 
innerhalb  lO  Grad  die  Genauigkeit  der  Angaben  des  Instrumentes  um  kaum 
mehr   als    i  %    beeinflusst. 


Fig.   3. 


^ 


60 


\\\\\\niil///// 


// 


3165  Ohm. 


^ 


^ 


-^ 


■P^ 


Da  die  mittlere  Temperatur,  welche  während  der  Aichung  eines 
Instrumentes  herrscht,  jedesmal  bestimmt  wird,  und  die  aus  dem  vor- 
genannten Wicklungsverhältniss  sich  ergebende  Constante  leicht  zu  er- 
mitteln ist,  so  kann  bei  der  Ablesung  der  durch  grössere  Temperatur- 
differenzen bedingte  kleine  Fehler  berücksichtigt  werden.  Uebrigens  kann 
dieser  bei  der  Verwendung  des  Instrumentes  als  Spannungszeiger  bei  elek- 
trischen Lichtanlagen,  wofür  es  zunächst  bestimmt  ist,  namentlich  dann 
vernachlässigt  werden,  wenn  es  nicht  in  zu  grosser  Nähe  der  Dampfleitung 
angebracht   wird. 

Der  bewegliche  Theil  des  Instrumentes  besteht  aus  einer  mit  gehär- 
teten  kleinen   Stahlspitzen  armirten  Aluminiumachse,   welche  in  Achathütchen 


416 


gelagert  ist  ;  an  der  einen  Seite  derselben  befindet  sich  der  Zeiger,  und  in 
der  Mitte,  durch  Seitenwände  gehalten,  ein  Cylindermantel-Segment  aus 
dünnem  weichen  Eisenblech,  Durch  die  Leichtigkeit  dieses  S)rstems  und 
eine,  durch  geeignete  Schwerpunktslage  günstige  Schwingungsdauer  ist  die 
zweite   Bedingung  erfüllt. 

Conaxial  zu  dem  beweglichen  Eisenkern,  aber  unbeweglich  gelagert, 
ist  ein  ähnliches  Eisensegment  oder  auch  mehrere  angebracht,  die  durch 
den  im  Solenoid  circulirenden  Strom  in  gleichem  Sinne  polarisirt  werden, 
wie  das  bewegliche  Segment  und  daher  je  nach  ihrer  gegenseitigen  Lage 
anziehend  oder  abstossend  auf  letzteres  wirken.  Der  Verlauf  der  Scale 
hängt    sowohl     von    der    Lage    der    festen   Eisenkerne    zu   dem   beweglichen, 

Fig.  4. 


ftO 


90 


100 


"//// 


't, 


//// 


V 


5575 


7^ 
o 


<> 


wie  auch  von  der  Form  der  ersteren  ab,  die  je  nachdem  die  Intervalle  der 
Scale  constante  Grösse,  oder  an  einer  bestimmten  Stelle  gross  sein  sollen, 
parallele  oder  abgeschrägte  Begrenzungen  erhalten,  wie  solche  in  Fig.  2 
punktirt  angedeutet  sind  ;  endlich  wird  die  Scale  auch  beeinflusst  durch  die 
Lage  des   Schwerpunktes   des  schwingenden  Theiles. 


Fig.  3  stellt  die  Scale  eines  Spannungszeigers  für  Glühlichtanlagen 
von  65  Volt  Normalspannung  dar  und  Fig.  4  eine  solche  für  hundert- 
voltige  Lampen. 

Die  mehrfach  constatirte  Unempfindlichkeit  gegen  benachbarte  Strom- 
leitungen mag  ihre  Ursache  darin  finden,  dass  die  beiden  aufeinander  ein- 
wirkenden  Eisentheile   in   gleicher  Weise  beeinflusst   werden. 

Für  Monteure  werden  tragbare  Instrumente  hergestellt,  welche  mit 
zwei  verschiedenen  Wicklungen  versehen  sind  ,  deren  abwechselnde  Be- 
nützung durch  einen  Umschalter  verwickelt  wird;  diese  Instrumente  enthalten 
beide  abgebildeten  Scalen  auf  etwas  kleinerem  Radius  übereinanderstehend. 
Alle  für  Beleuchtungsanlagen  bestimmten  Instrumente  sind  auf  Anziehung 
der  Eisenkerne  construirt.  In  Fig.  5  dagegen  ist  eine  Anordnung  ersicht- 
lich, wobei  zwei  feste  Kerne  anziehend  und  ein  Kern  abstossend  auf  den 
beweglichen  Kern  wirken;  diese  Einrichtung  in  Verbindung  mit  der  Form 
der   Kerne,   welche   in  der  Figur   gestreckt  gezeichnet  sind,   ergab   eine  Scale 


mit  fast  ganz  proportionalen  Intervallen.  Der  bewegliche  Kern  (in  der 
Figur  schraffirt)  wird  von  Anfang  an  in  der  Richtung  des  Pfeiles  von  dem 
einzelnen  festen  Kern  abgestossen  und  von  den  beiden  anderen  Kernen 
gleichzeitig  angezogen,  wodurch  im  Gegensatz  zu  den  in  Fig.  3  urfd  4  abge- 
bildeten Scalen,   schon  die  Anfangstheile  zur  Messung  benutzt  werden    können. 

Der  geringe  remanente  Magnetismus,  der  in  den  minimen  Eisenmassen 
zurückbleibt,  verliert  sich  innerhalb  einiger  Minuten  vollständig,  kommt  also 
bei   Beleuchtungsbetrieben,   die   über   Tag   eingestellt    sind,   nicht   in    Betracht. 

Die  Instrumente  haben  sich  für  dauernde  Einschaltung  in  mehreren 
hunderten  Exemplaren  bereits  be  ährt  und  zeichnen  sich  durch  sehr  ge- 
fällige  Ausführung    aus.    Der   Durchmesser    der    Dose    beträgt   ca.    12   Amp. 

Es  mag  noch  erwähnt  werden,  dass  dieselben  in  folgenden  Aichungen 
mit  möglichst   constanten   Intervallen   ausgeführt   werden  : 

von   0'5    bis     5  Volts   m   Zehntel-Volts   getheilt, 
„  I      „    20      „        „     halbe  „  „ 

«  5     „    50      „        „     ganze         „  „ 

von    10   bis    100,   von   30  bis   200  Volts   u.   a.   m. 

Auf  Verlangen  werden  Instrumente  mit  Zusatzwiderständen  und  Um- 
schaltern versehen  und  mit  zwei  oder  mehreren  Scalen  hergestellt,  die  sich 
unmittelbar  aneinander  anschliessen,  z.  B,  die  erste  Scale  von  0*5  —  5,  die 
zweite  von  5 — loo  Volts,  so  dass  man  auf  diese  Weise  ganz  bequeme 
Laboratoriums-Instrumente    erhält, 

2.  Federgalvanometer  für  sehr  starke  Ströme. 

Das  im  zweiten  Jahrgang  dieser  Zeitschrift,  Heft  13,  S.  393,  beschriebene 
Federgalvanometer  nach  Fr.  Kohlrausch  hat  sich  in  über  tausend  Exem- 
plaren in  der  Praxis  vorzüglich  bewährt.  Die  Bedenken,  welche  Viele  gegen 
die  Constanz  von  Spiralfedern  haben,  dürften  durch  die  von  Wilh.  Kohl- 
rausch ausgeführten  Untersuchungen*)  vollständig  beseitigt  sein.  An 
genannter  Stelle  wird  empfohlen,  grössere  Stromstärken  durch  Abzweigungen 
an  Amperemetern  für  geringere  Stromstärken  zu  messen.  Einfacher  und  zu- 
verlässiger ist  die  Verwendung  von  Solenoiden  mit  genügend  starkem 
Querschnitt.  Die  bis  lOO  Amp.  brauchbaren  Instrumente  sind  mit  isolirten 
Drähten  bewickelt;  Fig  6  zeigt  die  Scale  eines  solchen  Instrumentes  in 
natürlicher  Grösse  (die  Instrumente  werden  stets  etwas  höher  als  für  den 
maximalen  Gebrauchsstrom  geaicht).  Da  bei  den  Stromzeigern  die  Erwär- 
mung auf  die  Richtigkeit  der  Angaben  des  Instrumentes  keinen  merkbaren 
Einfluss  hat,  so  kann  der  Querschnitt  der  Windungen  unbedenklich  so 
gewählt  werden,  dass  auf  3  Amp,  1  Qu. -Mm.  Drahtquerschnitt  kommt.  Bei 
Drähten  von  über  6  Mm  Dicke  bietet  aber  das  Wickeln  auf  den  kleinen 
Durchmesser  des  Solenoids  grosse  Schwierigkeiten;  deshalb  werden  für 
Stromzeiger  iür  mehr  als  100  Amp.  bis  zu  looo  Amp.  Kupferhohlcylinder 
von  10,  15  und  20  Mm.  Wandstärke  verwendet,  in  welche  Spiralen  mit 
8,  10  oder  16  Mm.  Steigung  eingefräst  werden,  wodurch  Solenoide  aus 
durch  Luft  isolirten  Kupferwindungen  .„von  entsprechend  grossen  Quer- 
schnitten entstehen.  Ein  Stromzeiger  mit  14  Windungen  von  ca.  75  Mm. 
Querschnitt  ergibt  die  in  Fig.  7  dargestellte  Scale.  Die  Instrumente  für 
mehrere  hundert  Amperes  haben  neuerdings  für  die  Centralbeleuchtungs- 
Anlagen  besonderen  Werth  erlangt,  wobei  in  jeden  Hauptstromkreis  ein 
solches  eingeschaltet  wird  ;  die  Angaben  der  Instrumente,  die  eventuell 
gleich  eine  Graduirung  nach  Lampenzahl  erhalten  können,  geben  jederzeit 
ein   Bild   über   die   Beanspruchung  des   betreffenden   Stromkreises. 


*)  Elektrotechnische  Zeitschrift,  Berlin  1886,  S.  323,   Centralblatt    für    Elektrotechnik, 
München    1887,    S.  35. 

28 


418 


Bei  diesen  Stromzeigern  für  sehr  starke  Ströme  ist  auf  eine  stärkere 
Zuleitung  besonders  zu  achten.  Am  besten  geschieht  dies  durch  Einlöthen 
der  Kabel  in  eine  kupferne  Hülse,  welche  in  einen  massiven  Conus  aus- 
läuft, der  nach  Art  eines  Hahnes  in  die  an  jedem  Ende  des  Solenoids 
sitzende  Kupferbüchse  eingeschlossen  ist  und  in  diese  durch  eine  Schraube 
fest  eingezogen  werden  kann.  Diese  Vorrichtung  wird  jedem  Instrument 
beigegeben. 


Fig.  6. 

-0 
-10 

-20 

-30 
-40 
-50 

-60 

-70 

-80 

-90 
-100 


Amp 


130 


Fig.    7. 


-0 

50 


Fig.  8. 


-100 


-150 


-200 


Amp 


-250 


-300 


Fig.  9 


3.  Kleine  Stromzeiger. 

In  vielen  Fällen  wird  gewünscht,  den  in  Zweigleitungen  verbrauchten 
Strom  messen  zu  können,  namentlich  bei  Parallelschaltungen  von  Bogen- 
lampen, Für  diese  Zwecke  wurde  ein  billigeres  Federgalvanometer  in  ein- 
facherer Ausführung  hergestellt,  das  in  Fig.  8  in  ein  Drittel  nach  Grösse 
dargestellt  ist.  Da  es  indessen  nicht  anging,  die  einzelnen  Elemente  des 
Federgalvanometers  proportional  zu  verkleinern,  und  tia  die  mehr  zufällig 
entstandene  F'orm  des  kleinen  Stromzeigers  eine  keineswegs  günstige  Scale 
ergab,  so  wurde  in  der  Veränderung  der  Form  des  aus  einer  leichten 
Röhre  gebildeten  Eisenkernes  ein  Mittel  gesucht,  eine  Scale  mit  möglichst 
proportionalen  Intervallen  zu  erreichen.  Es  ist  dies  vollständig  gelungen, 
dadurch,  dass  der  röhrenförmige  Eisenkern  in  bestimmter  Höhe  mit  zwei 
diametral  aneinander  gegenüberliegenden  Ausschnitten,    von    der    in    Fig.   9 


419 


dargestellten  Form  versehen  wurde.  In  Fig-.  lo  ist  die  ungünstige  Aichungs- 
curve,  die  der  zuerst  volle  Eisenkern  ergab,  mit  der  verbesserten  des  aus- 
geschnittenen  Kernes   eingezeichnet. 

Fig.  lo. 


^ 

L__^ 

■^/ 

^ 

X 

4 

1 

y 

// 

^ 

V\ 

AmjL. 


Um   diese   kleinen,    wohlfeilen   Instrumente  auch    für    Schul-   und   Labo- 
ratoriumszwecke   brauchbar    zu    machen,    werden    dieselben    auch     statt    mit 


Fig.    II. 


Fig.   12. 


40 


50 


-60 


-70 


Fig-  U- 

—  0 

—  60 

-80 

—  90 

—  100 

-110 
120 


-80 


130 


Volt 


l^tO 


Volt 


einer  Wandplatte  mit  einem  Fuss  (Fig.  il)  versehen  und  in  drei  Aichungen 
hergestellt,  nämlich  von  0"5  bis  5  Amp.,  von  l  bis  lO  und  von  3  bis  20, 
25   oder   30  Amp. 

4.  Das  Kohlrausch'sche  Federgalvanometer  als  Spannungszeiger. 

Während  man  bestrebt  ist,  die  Scalen  von  Stromzeigern  mit  möglichst 
gleich  grossen  Intervallen  zu  ermöglichen,  so  hat  man  beim  Spannungszeiger, 
wie    bereits   früher  erwähnt,    dafür  zu   sorgen,    dass   die  Scale    nur  von    der 

28* 


420 

Gebrauchsstelle  möglichst  grosse  Theile  ergebe.  Unter  Reibehaltung-  der 
von  Kohlrausch  bestimmten  Verhältnisse  der  Elemente  des  Federgalvano- 
meters war  es  nicht  leicht  möglich,  lediglich  durch  Bewicklung  mit  vielen 
Windungen  dünnen  Drahtes  ein  für  die  Praxis  und  für  dauernde  Einschal- 
tung geeignetes  Voltmeter  zu  erhalten  ;  Herr  Kohlrausch  selbst  bezweifelte 
dies  auch,  wie  dies  aus  einer  gelegentlichen  Bemerkung  über  die  Bewährung 
der  Federgalvanometer  hervorgeht.  *)  Durch  die  Anwendung  einer  weicheren 
Spirale  (Vermehrung  der  Windungszahl  und  Vergrösserung  des  Durchmessers 
der  Feder)  und  durch  entsprechende  Durchschnitte  der  Eisenrohre  **)  ist 
es  aber  gelungen,  Spannungszeiger  dieser  Form  herzustellen,  welche  alle 
im  Eingang  erwähnten  Bedingungen  erfüllen.  Fig.  12  zeigt  die  Scale 
eines  Federgalvanometers  für  65  Voltsspannung  (natürliche  Grösse)  mit  einem 
Widerstände  von  über  3000  Ohm  und  Fig.  13  die  Scale  eines  solchen  für 
ca.  100  Voltsspannung  mit  ca.  5000  Ohm  Widerstand.  Die  Eisenkerne 
solcher  Instrumente  sind  mit  Ausschnitten  versehen,  welche  die  in  Fig.  g 
punktirt  angegebene  Form  haben.  In  der  Anfangsstellung  sind  also  nur 
ganz    kleine   Eisenmassen   in   das  Solenoid  eingetaucht. 

Da  bei  den  meisten  Beleuchtungsanlagen  nur  Voltmeter  verwendet 
werden  und  das  dosenförmige  Instrument  neben  seinen  übrigen  guten  Eigen- 
schaften den  Vorzug  einer  gefälligeren  Form  für  sich  in  Anspruch  nehmen 
darf,  so  wird  dasselbe  jetzt  fast  ausschliesslich  nur  als  Spannungszeiger 
ausgeführt.  Als  Stromzeiger  aber  dürfte  das  Kohlrausch'sche  Federgalvano- 
meter bisher  von   keinem   anderen   Instrument  übertroffen   worden  sein. 


Eine   einfache  Methode  zur   Vergleichung  magnetischer 

Felder. 

Von  H.  LUGGIN. 

(Aus  dem  physikalischen  Institute  der  k.  k.  deutschen  Universität  in  Prag.) 

(Vorgelegt  in  der  Sitzung  am  31.  März   1887.) 

Schwingt  ein  Leiter  in  einem  magnetischen  Felde,  so  wird  durch  die 
im  Leiter  inducirten  Ströme  eine  dämpfende  Kraft  hervorgebrache,  welche 
mit  der  zweiten  Potenz  der  Kraft  des  Feldes  in  geradem  Verhältnisse  steht. 
Bei  constanter  Schwingungsdauer  ist  diese  zweite  Potenz  dem  logarithmi- 
schen Decremente  der  Schwingungen  proportional.  Diese  Beziehung  schien 
mir  ein  einfaches  Mittel  zur  Vergleichung  homogener  magnetischer  Felder 
zu   bieten   und   ich   beschloss,  diesbezüglich   eine   Probe  anzustellen. 

Als  schwingenden  Leiter  wählte  ich  ein  Guldenstück,  dass  zwischen 
den  platten,  6  Cm.  breiten,  1 1  Cm.  hohen  und  3*5  Cm.  von  einander  ab- 
stehenden Polschuhen  an  zwei  Coconfäden  so  aufgehängt  war,  dass  seine 
Seitenflächen  vertical  standen  und  in  der  Ruhelage  den  Kraftlinien  parallel 
waren ;  das  Letztere  Hess  sich  leicht  durch  Drehen  am  Torsionskopfe  er- 
reichen. Eine  Drehung  des  Kopfes  aus  der  Nullstellung  und  wieder  in  die- 
selbe zurück  erzielte  Schwingungen  um  eine  verticale  Achse.  Da  aber  die 
Münze  sich  im  magnetischen  Felde  fast  aperiodisch  einstellte,  wurden  vorne 
und  rückwärts  sehr  dicke  Glasplatten  aufgekittet  und  darüber  Ablesespiegel 
befestigt,  von  denen  der  eine  das  Bild  einer  Scala  in  ein  Fernrohr  warf 
und  so  die  Beobachtung  der  (Jmkehrpunkte  ermöglichte,  durch  welche  sich 
das  Dämpfungsverhältniss  bestimmt.  Die  Ströme  im  Elektromagneten  wurden 
mit  einer  3-6  Meter  entfernt  aufgestellten  Wi  e  d  e  m  ann'schen  Boussole  ge- 
messen;    Herr    Assistent     Jaumann     hatte    die    Freundlichkeit,     diese     Ab- 


'')  Elektrotechnische  Zeitschrift,  Berlin  1885,  Seite   194. 
")  Auch  in   Oesterreich-Ungarn  patentirt. 


421 


lesungen  zu  besorgen,  wofür  ich  ihm  bestens  danke.  Vor  jeder  Messung 
wurde  der  Silbergulden  zum  Schwingen  gebracht,  hernach  der  Strom  ge- 
schlossen, und  Stromstärke  und  Dämpfungsverhältniss  —  beide  aus  Umkehr- 
punkten  —   gleichzeitig   beobachtet. 

Das  Ergebniss  der  Messungen  lässt  sich  mit  grosser  Annäherung 
dahin  zusammenfassen,  dass  die  Kraft  des  Feldes  der  Stromstärke  pro- 
portional war.  In  der  folgenden  Tafel,  welche  die  einzelnen  Versuchs- 
resultate enthält,  bedeuten  n  die  auf  die  Tangente  reducirten  Scalenaus- 
schläge  der  W  i  ed  e  ma  n  n'schen  Bussole,  welche  wegen  der  störenden 
Wirkung  des  Elektromagneten  noch  mit  einem  Correctionsgliede  versehen 
werden  mussten,  und  \  ist  das  logarithmische  Decrement  der  Schwingungen 
in  Brigg'chen  Logarithmen,  vermindert  um  das  durch  die  Luftdämpfung 
hervorgerufene  Decrement  Xq  =  0*0007.  Da  die  Schwingungsdauer  durch 
die  Dämpfung  beeinflusst  wird,  mussten  die  X  erst  auf  jene  Schwingungs- 
dauer, welche  der  Gulden  im  ungedämpften  Zustande  hat,  bezogen  werden, 
um  Werthe  zu  erhalten,  deren  Quadratwurzeln  den  Intensitäten  der  Felder 
proportional  sind.  Diese  Quadratwurzeln,  mit  der  durch  die  Versuche  er- 
mittelten Zahl  151 '2  mulliplicirt,  liefern  die  Grössen  n'  der  dritten  Colonne, 
die   vierte   Colonne  enthält  die  Dififerenzen   n — n'. 


0*4020 
o'4oio 
03932 
0-3703 
0-3695 
0-3691 

0-3524 
0-2270 
0-2139 
0-1768 
0-1503 
0-1415 
0-1182 
01136 
0-0574 
00245 
0-0241 
0-C162 


93  49 
92-73 
92-26 

88-95 
88-76 
88-12 

88-39 
69-95 
67-98 
62-46 
57-04 
5505 
51-15 
49-98 

3571 
24-23 
24-56 
i9'59 


9284 
92-72 

91-85 
89-18 
89-09 
89-05 
87-07 
70-38 
6838 
62-43 

57-73 
56-04 
51-30 

50-35 
35-88 
23-50 

2334 
19  Ol 


+  0-65 
-(-  o-oi 

+  0.41 

—  0-23 

—  033 
+  0-07 
+ 1-32 

—  0-43 

—  0-40 

-f-0-03 

—  0-69 

—  0-99 

—  0-15 

—  0-37 

—  0-17 

+  0-73 
-\-  1-22 
+  0-58 


Die  drei  zuletzt  mitgetheilten  Resultate  sind  wahrscheinlich  durch  die 
bei  so  schwachen  Strömen  nicht  unbeträchtliche  Einwirkung  der  remanenten 
Magnetismen  in  den  Polschuhen  erheblich  beeinflusst.  Im  Uebrigen  glaube 
ich,  dass  die  Abweichungen  der  Ziffern  in  der  dritten  Colonne  von  denen 
in  der  vierten,  welche  einen  halben  Sealentheil  übersteigen,  auf  Schwankungen 
des  Nullpunktes  der  Bussole  zurückzuführen  sind.  Durchgehende  Ströme 
Hessen  im  Elektromagneten  immer  remanenten  Magnetismus  zurück,  der  die 
Ruhelage  der  Bussole  oft  um  zwei  Theilstriche  verschob.  Nun  wurde  zwar 
die  Vorsicht  angewendet,  bei  den  aufeinanderfolgenden  Messungen  immer 
den  Stromsinn  zu  wechseln  und  je  zwei  aufeinanderfolgende  Nullpunkte  in 
einen  zusammenzufassen,    aber  dessenungeachtet   wiesen    die    so    berechneten 


422 

Ruhelagen  noch  immer  Aenderungen  auf.  Den  stärksten  Schwankungen 
laufen   die  grössten  Abweichungen  des  Endresultates  parallel. 

Es  dürfte  von  Interesse  sein,  die  Grenzen  zu  kennen,  innerhalb 
welcher  die  Proportionalität  von  Stromstärke  und  Kraft  des  Feldes  fest- 
gestellt wurde,  die  betreffenden  Daten  waren  von  Herrn  Dr.  Tumlirz 
und  mir  zu  anderem  Zwecke  ermittelt  worden.  Aus  den  verschiedenen  Ab- 
lenkungen, welche  eine  an  Drähten  aufgehängte  und  von  gemessenen 
Strömen  durchflossene  Spule  zuerst  im  erdmagnetischen  Felde  und  dann  in 
dem  des  Elektromagneten  erfuhr,  ergab  sich  die  Stärke  des  letztgenannten 
Feldes  gleich   47*20   H.i.    Hier    bedeuten  H    die   Horizontalcomponente   des 

(        --    -  ^ 

22—1 

Erdmagnetismus,  welche  zu  0*203  \Cm.  &  sec  j  bestimmt  wurde,  und  t 
ist  die  jeweilige  Stromstärke  im  Elektromagneten  gemessen  in  Ampere.  Ein 
Strom  von  0*0480  Ampere  entsprach  eineni  Scalentheile -Ausschlag  an 
der  W  i  ed  e  m  ann'chen   Bussole;    demnach    erzeugte    ein   Strom    von   einem 

{        --   -  \ 

22       —  1 

Scalentheile  ein  Feld   0*4599  \Cm.        g    sec       j   und   schwankten   die   Felder 

bei     den     mitgetheilten    Messungen    zwischen    42 '69     im    ersten     und     8*742 
1      1 


22       —  1 
Cm.        g    sec       ]   im    letzten    Falle.     Wenn    man    den    Veränderungen     der 

Schwingungsdauer,  welche  durch  Abänderung  der  Aufhängung  verursacht 
werden,  Rechnung  trägt,  kann  natürlich  ein  so  graduirtes  Stück  jederzeit 
verwendet  werden,  um  magnetische  Felder  zu  messen,  auch  dann,  wenn  diese 
Felder  von  Wechselströmen  erzeugt   werden  sollten. 

Sehr  starke  Felder  könnten  mit  Hilfe  von  Dämpfungsbeobachtungen 
direct  geaicht  werden.  Wenn  eine  in  sich  geschlossene  Spule  von  kreis- 
förmigem Querschnitte  in  der  Ruhelage  mit  ihrer  horizontal  gestellten  Achse 
zu  den  ebenfalls  horizontal  verlaufenden  Kraftlinjen  eines  homogenen  Feldes 
senkrecht  steht,   so   wird    sie    bei   kleinen  Schwingungen    um    eine    Vertical- 

^   .    ,    .,  ,                    .           ^                     .         i^-ETto 
achse    in    einem    gegebenen  Zeittheilchen    von  emem   Strome    —  z  = — — 

durchflössen.  Hier  bedeuten  F  die  Windungsfläche,  W  den  Widerstand  und 
oj  die  Winkelgeschwindigkeit  im  betreffenden  Zeittheilchen,  H  ist  die  Kraft 
des  Feldes.   Dieser  Inductionsstrom  verursacht  ein  die  Bewegung  verzögerndes 

Moment   j^. .   Das   durch   die  inducirten   Ströme   verursachte  logarithmi- 

W 

sehe   Decrement  ist  demnach    in   B  r  i  g  g'schen   Logarithmen 

I    F'^m 


X  =  0'43429  . 


W 


KV        1(1    F'^B'^y^ 


W 
wo   K  das   Trägheitsmoment   und  t  die  Schwingungsdauer   bedeuten. 

Wenn   ein   in   sich   geschlossener  Ring  aus   Kupfer,     dessen   Querschnitt 

(        --   -  ^ 

22        -1. 

gegen  den  Radius  klein  ist,  in  einem  Felde  von  20  \Cm.  g  sec  )  in 
der  oben  angegebenen  Stellung  um  einen  verticalen  Durchmesser  als  Achse 
mit  10  Secunden  Schwingungsdauer  schwingt,  so  ist  sein  logarithmisches 
Decrement  um  X  =  002 791  grösser  als  das  Decrement  eines  gleichen  aber 
an  einer  Stelle  durchgesägten  Ringes.  Hiebei  wurde  das  Leitungsvermögen 
des  Kupfers  zu  54  und  seine  Dichte  zu  8*9  angenommen.  Bei  Mangel  aller 
übrigen  Dämpfung  würde  das  angegebene  Decrement  einem  Dämpfungsver- 
hältniss  i"o664  entsprechen.  Dasselbe  gilt  für  eine  in  sich   geschlossene  Spule  ; 


423 


denn  stellt  man  sich  vor,  dass  der  Ring  durch  einen  spiraligen  Schnitt  bei 
unveränderter  äusserer  Form  in  eine  solche  Spule  verwandelt  wird,  so 
blieben  Decrement  und  Dämpfungsverhäitniss  ungeändert,  da  das  Quadrat 
der  Windungsfläche  F-  und  der  Widerstand  W  in  dem  gleichen  Ver- 
hältnisse zunehmen. 

Wäre  die  Dämpfung  einer  geöffneten  Spule  sehr  klein,  so  Hessen  sich 
Veränderungen  im  üecremente  wie  die  obige  sehr  genau  beobachten  und 
man  könnte,  wenn  Windungsfläche ,  Trägheitsmoment ,  Widerstand  und 
Schwingungsdauer  der  Spule  bekannt  sind,  aus  dem  Zuwachse  des  Decre- 
mentes  beim  Schliessen  der  Spule  die  Kraft  des  Feldes  in  absolutem  Maasse 
berechnen. 


Aus    dem  Sitzungsanzeiger  der  k.  k.  Akademie. 


Herr  Prof.  Loschmidt  überreicht  in 
der  letzten  Sitzung  über  eine  von  Herrn 
Dr.  James  Moser  im  physikalisch-chemischen 
Laboratorium  der  Wiener  Universität  aus- 
geführte Untersuchung  nachfolgende  Notiz 
, über  dieZe  riegung  der  elektromoto- 
rischen Kräfte  galvanischer  Ele- 
mente in  ihre  Potentialdifferenzen.* 

Ich  beehre  mich  mitzutheilen,  dass  ich 
die  elektromotorische  Kraft  galvanischer 
Elemente  experimentell  in  ihre  Summanden 
zerlegen  konnte.  Diese  Summanden  sind  die 
Potentialdifferenzen  an  den  Grenzflächen  der 
Elektrolyte.  Ich  konnte  diese  Summanden 
einzeln  beobachten  und  ihre  berechnete 
Summe  fand  ich  in  Uebereinstimmung  mit 
der  gemessenen  elektromotorischen  Ge- 
sammtkraft  des  Elementes. 

Im  Anschluss  an  die  Experimentalunter- 
suchuDgen  des  Herrn  Gabriel  Lippmann 
von  1875  über  Quecksilber-Elektroden  einer- 
seits und  andererseits  an  die  von  C.  F. 
Varley  von  1870  über  die  condensatorischen 
Wirkungen  an  Elektrodenflächen  hat  Herr 
V.  Helmholtzden Satzausgesprochen,  ,dass, 
wenn  eine  schnelle  abtropfende  und  übrigens 
isolirte  Qnecksilbermasse  durch  die  tropfende 
Spitze  mit  einem  Elektrolyten  in  Berührung 
ist,  das  Quecksilber  und  der  Elektrolyt  kein 
verschiedenes  Potential  haben  können.*  Herr 
W.  Ostwald  macht  in  seinem  Lehrbuche 
der  allgemeinen  Chemie,  II.  489,  auf  diese 
Tropfelektroden  aufmerksam  und  benützt  sie 
bereits  als  ein  Mittel  zur  Bestimmung  von 
Potentialdifi"erenzen. 

Mich  interessirten  diese  Tropfelektroden 
zunächst  deshalb,  weil  ich  in  ihnen  ein  Mittel 
erblickte,  Sitz  und  Grösse  der  treibenden 
Kräfte  beim  Concentrationsstrom  zu  be- 
stimmen. Bei  diesen  Strömen,  über  welche 
ich  zuletzt  vor  einem  Jahr  und  zwei  Jahren 
der      kaiserlichen      Akademie       Mittheilung 


machte,     ist     die     Metall-Contactkraft    ganz 
ausgeschlossen. 

Ich  fand  die  elektromotorische  Kraft 
einer  Kette 

Zn  I  verdünntes  Zn  Cl^  \  concentrirtes    Zn  Zl^ 
Zn^=.  0-15  Volt. 

Dann  bestimmte  ich  mittelst  Tropf- 
elektrode, indem  ich  die  absoluten  Werthe 
der  Kräfte  an  den  Grenzflächen  mit  v,  /,  c 
bezeichne 


v=  i-io  Volt 

c  =  o68  Volt 

f-\-  c  =  0-95  Volt 

Der  Kraft    an 


vom    Metall   zur 
Flüssigkeit. 

der  Anode  i"io  wirkt 
also  erstens  die  Kraft  an  der  Kathode  o"68 
und  ferner  die  Kraft  an  der  Grenze  der 
verdünnten  und  concentrirten  Lösung  0*27, 
im' Ganzen  0*95  entgegen,  so  dass  die  re- 
sultirende  Summe  o'i5  ist,  was  mit  der  Be- 
obachtung stimmt. 

Jetzt  stellte  ich  ein  Daniell'sches 
Element  aus  drei  Gläsern  und  Hebern  zu- 
sammen und    fand  mittelst  Tropfelektrode 


Zn 
Zn 
Cu 


2^S0a  =  198  ,  »T  .  11 

ZnS0ACuS0,  =  232      ^om  Metall  zur 

CuSoV  =40/      Flüssigkeit. 

Hieraus  folgt  die  Totalkraft  =  232  —  40 
gleich  192,  was  wiederum  mit  der  directen 
Beobachtung   i   Dan  ==   192    genau    stimmt. 

Ebenso  ergab  sich  beim  Latimer-Clark- 
Element 

Zn\ZnSO^=^  l^Z  vom  Metall    zur  Flüssig- 
keit, 

Eg  I  EgSOi  \  ZnSO^  =  62    von  der  Flüssig- 
keit zum  Metall! 

Hier  addirt  sich  183  -}-  62  =  245  (  = 
=  i'43  Volt),  was  mit  der  directen  Be- 
obachtung wieder    genau  übereinstimmt. 

Diese  exacte  Uebereinstimmung  der  be- 
rechneten Summe  mit  der  Beobachtung  lässt 
für  die  Contactkraft  der  Metalle  unterein- 
ander keinen  Spielraum  mehr  übrig. 


Die  elektrische  Beleuchtung  der  Eisenbahnzüge. 


Die  schon  vor  einiger  Zeit  auf  einzelnen 
Bahnen  in  Nordamerika,  England,  Frankreich, 
und  neuestens  auch  in  Deutschland  in  Angriff 
genommenen  Versuche  mit  elektrischer  Be- 
leuchtung der  Personenzüge  gewinnen  ein 
erhöhtes  Interesse,  seitdem  man  in  Folge  der 


in  diesem  Jahre  erfolgten  mehrfachen  Un- 
fälle, bei  welchen  durch  die  vorhandenen 
Beheizungs-  und  Beleuchtungsanlagen  zugleich 
Brandkatastrophen  herbeigeführt  wurden,  be- 
strebtist, auf  eine  Verbesserung  dieser  Anlagen 
zu  denken  und  sie  so  einzurichten,  dass  eine 


424 


directe  Feuersgefahr  von  den  Personenwagen 
gänzlich  ausgeschlossen  ist.  Die  elektrische 
Beleuchtung  ist  rücksichtlich  dieser  Gefahr- 
losigkeit unzweifelhaft  den  anderen  Be- 
leuchtungsarten voran ,  abgesehen  davon, 
dass  sie  auch  in  anderer  Beziehung  mit 
wesentlichen  Vortheilen  verbunden  ist,  die 
ihr  eine  ausgedehnte  Verwendung  sichern. 
Dass  dieselbe  trotzdem  bisher  nur  vereinzelt 
Anwendung  gefunden  und  auch  da  mehr- 
weniger sich  noch  in  dem  Stadium  des  Ver- 
suches befindet,  hat  vor  Allem  darin  seinen 
Grund,  dass  es  verschiedene  Systeme  gibt, 
die  hier  zur  Anwendung  kommen  können, 
und  dass  jedes  derselben  erst  im  Betriebe 
einer  sorgfältigen  und  ausgedehnten  Er- 
probung unterzogen  werden  muss,  bevor 
sichergestellt  ist,  welches  davon  sich  unter 
den  obwaltenden  Umständen  als  das  beste 
und  betriebssicherste  empfiehlt.  ^  Immerhin 
haben  die  bisher  gemachten  Versuche  ergeben, 
dass  die  elektrische  Beleuchtung  au-.führbar 
ist,  und  dass  sie  unter  Umständen  von  solchem 
Erfolge  begleitet  sein  kann,  dass  deren 
dauernde  Anwendung  nur  eine  Frage  der 
Zeit  ist. 

Zu  den  verschiedenen  Systemen  gehören 
vor  Allem  drei:  Es  kann  die  Quelle  für  den 
nöthigen  elektrischen  Strom  eine  im  Zuge 
miigeführte  kräftige  Batterie  sein,  oder  es 
kann  dieselbe  in  Accumulatoren  liegen,  die 
in  einzelnen  Stationen  geladen  und  in  die 
Wagen  eingelegt  werden,  oder  es  kann  der 
Strom  von  einer  im  Zuge  mitgeführten 
Dynamomaschine  kommen,  die  entweder  von 
einem  besonderen  Motor  oder  von  einer  Wagen- 
achse betrieben  wird. 

Nach  dem  ersten  System  ist  unseres 
Wissens  ein  Zug  zwischen  Paris  und  Brüssel 
eingerichtet,  der  nun  mit  dieser  Beleuchtung 
nahezu   ein  Jahr  gelaufen   ist. 

Die  Beleuchtuug  mit  Hilfe  von  Accu- 
mulatoren, die  in  einer  Station  geladen  und 
in  diesem  Zustande  in  die  betreffenden  Wagen 
eingeschaltet  werden,  hat  die  Pennsylvania- 
Eisenbahn  nunmehr  durch  zwei  Jahre  bei 
einigen  Wagen  mit  Erfolg  versucht  Ebenso 
hat  die  Boston  und  Albany  Bahn  dieses 
System  vorerst  an  einem  Wagen  versucht 
und  hat  sich  in  Folge  der  günstigen  Resultate 
veranlasst  gefunden,  einen  der  zwischen  New- 
York  und  I,5osten  verkehrenden  Expresszüge 
damit  vollständig    einzurichten. 

Die  mit  diesem  Zuge  bisher  erzielten 
Erfolge  haben  vollständig  befriedigt,  wenn 
auch  die  Kosten  etwas  höher  sind  als  die 
der  bisher  dort  in  Gebrauch  befindlichen  Be- 
leuchtung mit  Oellampen. 

Nach  dem  dritten  Systeme,  bei  welchem 
der  nöthige  elektrische  Strom  durch  eine  im 
Zuge  mitgeführte  Dynamomaschine  erzeugt 
wird,  wurde  Zuerst  in  England  auf  der  I.ondon, 
Brighton  &  South  Coasf  Eisenbahn  *)  im 
grösseren  Umfange  versucht,  und  laufen  auf 
dieser  Bahn  gegenwärtig  vier  Züge,  welche 
mit    dieser  Beleuchtung    versehen  sind.     Seit 


*     Nähere     Beschreibung     siehe     „Technische 
Bundschau"  Nr.  25,  Jahrgang  18S6. 


mehr  als  zwei  Jahren  sind  endlich  auch  in 
Deutschland  in  dieser  Richtung  eingehende 
Versuche  gemacht  worden,  und  ist  nach  den 
gemachten  günstigen  Erfahrungen  von  der 
elektrotechnischen  Fabrik  in  Cannstatt  im 
Frühjahre  i886  ein  Personenzug  für  die 
Strecke  Stuttgart — Hall  der  königl.  Württem- 
bergischen Staatseisenbahnen  eingerichtet 
worden,  während  seit  Mai  dieses  Jahres  auch 
auf  der  Main-Neckar  Bahn  zwischen  Frankfurt 
a.  M  und  Heidelberg  ein  nach  dem  gleichen 
System    eingerichteter  Personenzug    verkehrt. 

Es  dürfte  nicht  unwillkommen  sein,  nach 
den  , Technischen  Blättern*  eine  nähere  Be- 
schreibung diese  Systems,  welches  nunmehr 
zu  einer  bemerkenswerthen  Vollkommenheit 
gediehen  ist,  zu  geben. 

Für  die  Durchführung  derselben  waren 
folgende  Hauptbedingungen  zu  erfüllen : 
I.  Die  Beleuchtung  soll  unabhängig  sein  von 
der  Zugsgeschwindigkeit  und  Zugsrichtung, 
also  insbesondere  soll  der  Stillstand  des  Zuges 
keinerlei  Elinfluss  ausüben ;  2.  die  Beleuch- 
tung muss  von  der  Locomotive  unabhängig 
sein,  es  darf  also  die  Bewegung  der  Dynamo- 
maschine nicht  von  dieser  aus  erfolgen; 
3.  bei  Zügen,  die  nicht  als  ein  geschlossenes 
Ganzes  die  gesammte  zu  durchfahrende 
Strecke  zurücklegen,  muss  eine  Trennung 
der  einzelnen  Wagen  möglich  sein,  ohne 
damit  irgendwie  die  Beleuchtung  zu  beein- 
flussen ;  4  man  muss  in  der  Lage  sein,  im 
Nothfalle  einzelne  Wagen  eines  elektrisch 
beleuchteten  Zuges  auszuwechseln  gegen 
andere  welche  zwar  mit  elekirischen  Lampen 
ausgestattet,  aber  für  die  Inbetriebsetzung 
der  Beleuchtling  momentan  nicht  vorbereitet 
sind,  derart,  dass  diese  doch  ohneweiters  in 
genügender  Weise  mit  Licht  versorgt  sind. 
Desgleichen  wird  es  in  vielen  Fällen  erforder- 
lich sein,  dass  einem  zusammengestellten  Zuge 
im  Verlaufe  seiner  Fahrt  bis  zu  einem  ge- 
wissen Grad  weitere  Wagen  ohne  Beein- 
trächtigung der  Beleuchtung  angehängt  werden 
können.  5.  Die  Einrichtung  für  die  Beleuch- 
tung muss  derart  sein,  dass  kein  besonderer 
Elektriker  zur  Begleitung  des  Zuges  noth- 
wendig  ist;  es  soll  das  schon  vorhandene 
Zugspersonale  zur  Bedienung  genügen. 

Die  allgemeine  Disposition  der  in  den 
vorgenannten  zwei  Zügen  getroffenen  Ein- 
richtung ist  nun  die  folgende:  In  einer  Ab- 
theilung des  Gepäckwagens  ist  eine  Dynamo- 
maschine nebst  den  zur  Regulirung  nöthigen 
Apparaten  aufgestellt.  Zum  Antriebe  der- 
selben ist  auf  der  nächstliegenden  Wagenachse 
eine  Riemenscheibe  aufge.-etzt,  von  welcher 
aus  ein  nahezu  waagrechter  Riemen  eine  Vor- 
legwelle treibt,  welche  ihrerseits  einen  über 
Spannrollen  geführten  Riemen  zur  Dynamo- 
maschine sendet;  der  von  der  letzteren 
erzeugte  Strom  dient  zur  Ladung  von  Accu- 
mulatoren. Jeder  Wagen  enthält  zwei  Accu- 
mulatorbatterien  zu  je  acht  Accumulatoren, 
System  Kothinsky,  von  welchen  die  eine 
bei  Bewegung  des  Zuges  geladen  wird, 
während  die  andere  zur  Speisung  der  Glüh- 
lampen dient.  Die  Beleuchtung   ist  auf  diese 


425 


Weise  von  der  Bewegung  des  Zuges  und  von 
der  Fahrgeschwindigkeit  unabhängig  gemacht. 
Dadurch,  dass  die  zur  Speisung  der  Lampen 
dienende  Accumulatorgruppe  nicht  mit  der 
Stromquelle  in  Verbindung  steht,  ist  ferner 
auch  erreicht,  dass  das  Licht  von  Schwan- 
kungen, bezw.  Pulsationen  vollständig  unab- 
hängig ist.  Bei  früheren  Einrichtungen  gab 
die  Dynamomaschine  den  Strom  direct  für 
die  Lampen,  und  nur,  wenn  die  Fahrge- 
schwindigkeit unter  eine  gewisse  Grenze  kam, 
wurden  Sammelbatterien  eingeschaltet,  was 
aber  immer  eine  Störung  und  Schwankungen 
in   der  Lichtstärke   ergab. 

Wenn  nun  nach  der  jetzigen  Anlage  in 
der  Accumulatorenbatterie  für  die  Speisung 
der  Lampe  die  Spannung  in  Folge  der  Ent- 
ladung so  weit  sinkt,  dass  die  Lichtstärke  der 
Glühlampen  eine  merkliche  Schwächung  er- 
fahren würde,  so  wird  durch  einen  einfachen 
Umschalter  die  inzwischen  geladene  zweite 
Batterie  mit  den  Glühlampen,  die  theilweise 
entladene  Balte; ie  dagegen  mit  der  Dynamo- 
maschine verbunden.  Da  die  Ladung  der 
Sammler  ungefähr  fünf  Stunden  ausreicht,  so 
hat  der  Zugbegleiter  nach  dieser  Zeit  zu 
dieser  Umschaltung  blos  einen  einfachen 
Handgriff  umzulegen. 

Dieser  Austausch  lässt  sich  in  den  ver- 
schiedenen Waggons  imabhängig  von  den 
übrigen  vornehmen. 

Die  Dynamomaschine  hat  neb^t  den  zur 
Regulirung  nöthigen  Apparaten  ihre  Auf 
Stellung  wie  oben  erwähnt  im  Gepäckswagen, 
ihren  Antrieb  erhält  sie  unter  Vermittlung 
zweier  zur  Riemenführung  dienenden  Leit- 
rollen von  einer  Riemenscheibe  aus,  welche 
auf  eine  Radachse  obigen  Wagens  aufge- 
setzt ist. 

Die  zur  Abnahme  des  Stromes  dienenden 
Bürsten  sind  auf  einer  Brücke  montirt, 
welche  sich  bei  der  Vor-  und  Rückwätts- 
bewegung  des  Wagens  automatisch  so  stellt, 
dass  das  Functioniren  der  Dynamomaschine 
von  der  Richtung  der  Bewegung  unabhängig 
wird. 

Jeder  Wagen  enthält  zwei  Accumulatoren- 
batterien  zu  je  acht  Accumulatoren  ;  dieselben 
sind,  wie  bereits  gesagt,  abwechselnd  an  die 
Glühlampen  oder  an  die  Dynamomaschine 
gelegt  und  werden  im  Gepäckwagen  neben 
die  letztere,  im  Postwagen  im  Inneren,  in 
den  Wagen  L  und  II,  Classe  unter  dem  Fuss- 
boden,  in  den  Wagen  III.  Classe  unter  den 
Sitzen,  placirt.  Das  Gewicht  einer  Batterie 
beträgt  150  Kgr.,  somit  pro  Wagen  300  Kgr, 
Um  zu  verhüten,  dass  bei  geringer  Fahr- 
geschwindigkeit durch  die  bereits  in  der 
Sammelbatterie  voihandene  Spannung  der 
Strom  in  die  Dynamomaschine  zurückfliesst, 
ist  ein  Regulator  vorhanden,  welcher  erst 
bei  einer  Spannung  der  Dynamomaschine, 
welche  der  Accumulatorspaiirung  gleich- 
kommt, und  bei  einer  Fahrgeschwindigkeit 
von  30  Km.  in  der  Stunde  erreicht  wird, 
den  Strom  durch  die  Sammler  gehen  lässt. 
Weil  ferner  zum  Laden  der  Stromsammler 
eine    constante   Stromstärke     erforderlich    ist, 


so  ist  ein  weiterer  Regulator  angebrächt, 
welcher  selbstthätig  durch  Einschaltung  von 
Widerständen  die  Stromstärke  regelt,  und 
sie  al.so  von  der  Umdrehungr-zahJ  der  Dynamo- 
maschine unabhängig  macht. 

Zur  Beleuchtung  dienen  Glühlampen, 
System  Bernstein,  welche  an  der  Wagen- 
decke angebracht  und  durch  Glasglocken  ge- 
schützt sind.  In  den  Wagen  IH.  Classe  sind 
zwei  Lampen  zu  drei  Kerzen,  in  den  Wagen 
II.  und  I.  Classe  drei  Lampen  zu  fünf, 
bezw.  16  Kerzen  verwendet.  In  den  Wagen 
I.  und  II.  Classe  sind  auch  Vorkehrungen 
getroffen,  um  die  Lampen  durch  Einschalten 
künstlicher  Widerstände  dunkler  leuchten  zu 
lassen.  Die  Verbindung  der  einzelnen  Wagen, 
das  heisst  der  in  ihnen  befindlichen  Accu- 
mulatoren, geschieht  durch  Kabel  mittelst 
eines  Contactes,  welcher  Aehnlichkeit  mit  der 
Kupplung  der  Westinghouse-Bremse  hat. 
Sämmtliche  Batterien  I,  bezw.  II,  sind  beim 
Laden  parallel  geschaltet,  während  beim 
Entladen  jede  Batterie  eines  Wagens  die  in 
demselben  vorhandenen  Glühlampen  speist. 
Endlich  ist  noch  im  Gepäckwagen  ein  Strom- 
und  Spannungsmesser  angebracht,  um  Strom- 
stärke und  Klemmspannung  während  des 
Ladens  controliren  zu  können. 

In  der  auf  S.  426  veranschaulichten  Figur 
bedeuten:  A  die  Dynamomaschine;  B  die 
Accumulatorenbatterie  I  und  II;  C  die  Glüh- 
lampen ;  D  einen  automatischen  Strom- 
schlüssel;  E  einen  Stromregulator;  /^  Draht- 
widerstände in  Verbindung    mit  E. 

Ist  der  Umschalter  so  gestellt,  dass  die 

1  nach  4    1      .  , 
^    beziehungsweise 

2  >       3 
I  —  2 


dagegen 


S-6 


und 


Verbindung   von 

i  unterbrochen 

6  —  7 

Z  hergestellt  ist,  dann  speist  die  Batterie  II 

die  Glühlampen  C,  während  Batterie  I  mit 
der  Dynamomaschine  A  in  Verbindung  steht. 

Der  Stromverlauf  ist   folgender  : 

Der    Hauptstrom     ( — )     gelangt 

von  der  -[--Bürste  a  nach  al,  durch  die  Queck- 
silbernäpfe  c  unter  Vermittlung  des  Metall- 
bügels f  durch  die  dicken  Windungen  des 
Solenoids  dd  vom  Stromunterbrecher  D  zu 
dem  Doppelsolenoid  gghh  des  Stromregu- 
lators E  zum  Punkte  A',  und  durch  die 
Batterie  I  zurück  zur Bürste  ö  der  Dy- 
namomaschine.  Gleichzeitig    zweigt    von   den 

nämlichen  Bürsten  ein  Nebenstrom  ( ) 

ab,  welcher  enthält  die  dünnen  Windungen 
der  Stromunterbrechers  /?,  die  Regulirwider- 
stände  F  und  die  Feldmagnt-te  der  Dynamo- 
maschine A  (4-'^'  '^^  '^"''  Widerstände  i — 5  ; 
Ableiiungsstreifen-  5^  Quecksilbernapf  10, 
Stift  der  Wal/.e  m,  Windungen  der  Feld- 
magnete,  —  l>). 

Die  Regulirung  erfolgt  nachstehend. 

Wird  der  äussere  Strom  in  Folge  ver- 
langsamter Bewegung  der  Dynamomaschine 
schwächer,  so  sinkt  der  Doppeleisenkern  i  i 
herab  und  die  Rolle  12  setzt  sich  so  in  Be- 
wegung, dass  die    mit  niedrigen  Ziffern  ver- 


426 


sehenen    Stifte     der  Walze    m    in    die    ent- 
sprechenden Qaecksilbernäpfe  tauchen. 

Taucht  z.  B.  ein  Stift  in  7  ein,  so  geht 
der  Strom  nur  durch  die  Widerstände  l  und  2  ; 
der  Strom  in  den  Feldmagneten  wird  kräftiger 


entsteht  in  den  geschlossenen  Windungen  der 
Feldmagnete  ein  genügender  Nebenstrom,  um 
den  Eisenkern  e  herabzuziehen,  der  Haupt- 
strom wird  wieder  hergestellt  und  das  Spiel 
beginnt  von  Neuem. 


und     dementsprechend    wieder    die     normale 
Stromstärke  mj^äusseren  Strom  erzielt. 

Sinkt  die  '(Geschwindigkeit  unter  eine 
bestimmte  Grenze,  so  wird  der  Hauptstrom 
so  schwach,  dass  e  von  dd  nicht  mehr  tief 
genug  eingezogen  wird;  in  diesem  Falle 
gleitet  der  Bügel  f  aus  den  Quecksilber- 
näpfen c  und  der  Hauptstrom  ist  unterbrochen  ; 
läuft  die  Dynamomaschine  wieder  rascher,  so 


In  Betreff  der  bei  den  gegenwärtig  in 
Württemberg  für  die  Zugbeleuchtung  be- 
nutzten und  von  der  Rotterdamer  Firma  de 
Küthinsky  gebauten  Accumulatoren  gibt 
Prof.  Dr.  Diettrich  über  eine  specielle 
Type  folgende  Gewichtsverhältnisse  an:  Es 
hat  der  Accumulator  Typus  A^  mit  300  Ampöre- 
stunden  Capacität  und  mit  dem  maximalen 
Lade-    und  Entladestrom    von    218  Ampfere, 


427 


also    bei 


300 


=  6'2   Stunden    Entladungs- 


dauer, die  Dimensionen  34-5  X  5  '  X  '^'5  ^™- 
und  ein  Gewicht  mit  Kasten  und  Deckel, 
aber  exclusive  Säure,  von  03  Kgr.,  mit  Säure 
von  77  Kgr.  Dieser  Accumulator  kann  eine 
Arbeit  abgeben  von  630  Stundenvoltampäre  = 

=  630 X  3600  Vollcoulomb  3z=  ^30X3^00  ^ 

^    ^^^  9-81 

=  231.000  Mtr.-Kgr.  Man  hat  also  pro  I  Kgr. 

.  231.000 

Gesammtgewicht  = =  3000  Meter- 

77 
Kilogramm  =  29.430  Voltcoulomb,  und  pro 
I  Kub.-Dm.  Gesammtvolumen  7086  Meter- 
Kilogramm  =  69.514  Voltcouiomb.  Die 
angewandten  Lampen  —  welche  sich  wegen 
ihres  mechanisch  günstigen  Röhrenquer- 
schnittes für  den  vorliegenden  Zweck  sehr 
gut  eignen  —  verbrauchen  pro  Normal- 
kerze 3*7  Voltampere,  das  heisst  pro  Secunde 
3'7  Voltcoulomb,  es  liefern  also  die  Accu- 
mulatoren 

pro  I  Kgr.  Gesammtgewicht  7954  Secun- 
den-Normalkerzen, 

pro      I      Kub.  -  Dm.     Gesammtvolumen 
18.800  Secunden -Normalkerzen 
oder    man    kann    ein    Licht    von    I   Normal- 
kerze erhalten 

pro    1   Kgr.   Gesammtgewicht  2  2  Std.  lang, 
pro  I  Kub.-Dm.  Gesammtvolumen  5'2  Stun- 
den lang. 

Diese  Zahlen  beziehen  sich,  wie  gesagt 
auf  einen  bestimmten  Typus,  dessen  Wahl 
von  der  Länge  des  Zuges  abhängt.  Bei  dem 
zwischen  Stuttgart  und  Hall  verkehrenden 
Zuge  beträgt  das  Gewicht  einer  Accumula- 
torenbatterie  ca.  150  Kgr.,  so  dass  sich  eine 
Belastung  des  Wagens  von  ungefähr  300  Kgr. 
ergibt. 

Was  noch  die  Kosten  dieser  Beleuch- 
tungsart anlangt,  so  betragen  dieselben  nach 
Angabe  der  genannten  elektrotechnischen 
Fabrik  für  die  Einrichtung  eines  Wagens 
Mk.  600 — 1000,  für  die  des  Gepäckswagens 
(ohne  Beleuchtung)  Mk.  3500  —  4000.  Die 
Betriebskosten,  welche  allerdings  noch  nicht 
nach  wirklichen  Ergebnissen  berechnet  werden 
können,    weil  die  Betriebszeit    noch   zu  kurz 


ist,  belaufen  sich  unter  Annahme  einer  Daner 
der  Glühlampen  von  600  Brennstunden,  der 
Accumulatoren  von  drei  Jahren  bei  10  ^/o  Ab- 
schreibung der  übrigen  Einrichtunj^en  aui 
3' 15  Pfg.  für  eine  Lampe  und  Brennstunde, 
während  die  Kosten  der  Gasbeleuchtung  mit 
3'5 — 4'8   Pfg.   angegeben    werden. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  das  Urtheil  aus 
dem  von  Prof.  Dr.  Kitt  1er  abgegebenen 
Gutachten  über  die  hier  in  Rede  stehende 
Einrichtung    wiedergegeben : 

a)  die  ganze  Disposition  ist  einfach, 
ohne  elektrische  und  mechanische  Compli- 
cationen,  daher  das  Functioniren  ein  exactes  ; 

i)  das  Licht  ist  frei  von  Pulsationen, 
die  Helligkeit  ausreichend,  im  Uebrigen  in 
beliebiger  Stärke  durch  entsprechende  Wahl 
der  Glühlampen  zu  erzielen ; 

c)  die  Anwendung  zweier  Accumulator- 
batterien  liefert  eine  zweckmässige  Reserve 
für  aussergewöhnliche  Fälle ; 

d)  die  einfache  Kupplung  ermöglicht  ein 
rasches  Aus-,  bezw.  Einrangiren  von  Waggons; 

e)  die  Wartung  der  gesammten  Ein- 
richtung kann  jedem  Wagenwärter  anvertraut 
werden; 

f)  das  angewandte  Accumulatorensystem 
hat  sich,  wenigstens  was  die  neueren  Fabrikate 
anbelangt,  in  der  Praxis  gut  bewährt ; 

g)  die  verwendete  Spannung  des  Stromes 
(an  den  Glühlampen  16  Volt,  an  der  Ma- 
schine 24  Volt)  ist  absolut  gefahrlos.  Zu 
starken  Erwärmungen  der  Leitungen  kann 
durch  Bleisicherungen  oder  automatische  Aus- 
schalter elektromagnetischer  Art  vorgebeugt 
werden ; 

k)  die  gesammte  Einrichtung  —  übrigens 
von  provisorischem  Charakter  —  zeigt  zwar 
äusserlich  noch  manches  Rauhe.  Doch  hat 
dies  mit  dem  Principe  der  Anlage  nichts 
gemein  und  kann  in  der  einfachsten  Weise 
vermieden  werden.  So  lässt  sich  z.  B.  im 
Gepäckswagen  an  Platz  bedeutend  sparen, 
wenn  die  Feldmagnete  vertical  gestellt  werden 
und  die  Accumulatorbatterien  in  der  früher 
erwähnten  Art  dislocirt  werden.  Ferner  dürfte 
sich  eine  Controle  der  Spannung  beim  Ent- 
laden empfehlen,  um  rechtzeitig  den  Austausch 
der    Accumulatoren    vornehmen    zu    können. 


CORRESPONDENZ, 

Ueber  die  Schaltung  galvanischer  Elemente. 


In  einer  Abhandbmg  über  die  ScliaÜuncj 
galvanischer  Elemente,  toelche  Prof.  Dr.  A. 
Handl  im  Augiistheft  1887  dieser  Zeitschrift 
publicirl,  bespricht  derselbe  zum  Schlüsse  mich 
eine  vmi  mir  unter  gleichem  Titel  im  April- 
heft. 1887  veröffentlichte  Arbeit.  Die  von  mÄr 
gemachte  Annahvie,  dass  die  Anschaffungs- 
und Amortisation^^kosten  eines  Elementes  unter 
sonst  gleichen  Umstünden  dem  Widerslande 
verkehrt  proportional  seien,  bezeichnet  Prof. 
Handl  als  nicht  ganz  zutreffend.  Ich  habe 
nun  diese  Annahvie  in  Tneiner  Arbeit  selbst 
dahin  beschränkt,  dass  ich  bemerkte:  „Die  An- 
schaffmigskosten  eines  Elementes  iverden  mit 
grosser    Annäherung     der    Plattengrösse 


desselben  proportional  gesetzt  werden  können" 
und  die  atis  dieser  Annahme  geioonnenen 
Formeln  können  selbstverstündJich  nur  Nähe- 
rungsformeln sein.  Allein  ich  habe  diese 
Fm'meln  auch  keinesioegs  zur  Ermittlung  von 
Zahlendaten  benutzt. 

Die  ohne  Jede  N achio  eisung  an- 
gefochtenen Zahlendalen  wurden,  loie  ans 
den  letzten  drei  Seiten  meiner  Abhandlung 
klar  ersichtlich  ist ,  ganz  unabhängig  von 
obiger  Annahme  berechnet  und  ist  deren  Ver- 
trauensiüürdigkeit  allein  von  jener  der  be- 
nutzten statistischen  Zahlendaten  abhängig. 
Wien,  im  August  1887. 

Dipl.  Ing.   M.  Jilllig. 


428 


KLEINE   NACHRICHTEN. 


Elektrische  Orgel.  Im  Musik- 
vereinssaal ist  gegenwärtig  eine 
elektrische  Orgel  ausgestellt;  ihre  Ein- 
richtung wollen  wir  ausführlicher  im 
nächsten  Heft  bfschreiben.  —  Die 
Aussteller  dieses  schönen  Werkes 
gestatten  den  corporativen  Besuch 
desselben  zwischen  4  —  6  Uhr  Nach- 
mittags. Wir  laden  die  in  Wien  an- 
wesenden Vereinsmitglieder  ein,  einen 
solchen  Besuch  am  Mittwoch  den 
7.  September  zu  unternehmen,  Ver- 
sammlungsort: Kleiner  Musik- 
vereinssaal, 

Die  elektrische  Beleuchtung  der 
k,  k.  Hofoper.  Nach  zweimaligem  Aufschub 
und  dennoch  in  recht  mangelhaftem  Zustand 
debutirte  das  elektrische  Licht  am  18,  August 
im  k.  k.  Hof-Operntheater.  Ueber  den  Grad 
der  Unzulänglichkeit  dieser  Anlage  sind  die 
Stimmen  getheilt;  dass  aber  dieselbe  mangel- 
haft ist,  darüber  herrscht  nur  ein  Urtheil  und 
wird  auch  dadurch  bewiesen,  dass  nach 
Eröffnung    des    k,    k.    Hof- Burgtheaters    die 

"Hofoper  zeitweilig  geschlossen  werden  soll, 
damit  die  Nacharbeiten  der  Installation  fertig 
werden.  Wir  hätten  dieses  bedauerliche, 
nach  unserem  Wissen  gar  complicirten  Ur- 
sachen zuzuschreibende  Ergebniss  einer  fast 
zweijährigen  Vorbereitung  gerne  mit  Still- 
schweigen übergangen!  Da  jedoch  die  öffent- 
liche Meinung  nicht  übel  Lust  bezeugt, 
dasselbe  auf  Rechnung  der  Elektrotechnik 
überhaupt  zu  setzen,  so  müssen  wir  denn 
doch  darauf  hinweisen,  dass  es  in  der 
Welt  bereits  eine  erkleckliche  Anzahl  von 
elektrisch  beleuchteten  Theatern  gibt  (speciell 
in  Oesterreich-Ungarn  findet  sich  deren  ein 
Halbdutzend),  welche  alle  vom  ersten  Tag 
ihrer  Eröffnung  anstandslos  die  Vortheile 
des  neuen  Lichtes,  das  der  verstorbene  Laube 
als  das  einzig  richtige  Mittel  gegen  die  schreck- 

•  liehen  Theaterbrände  bezeichnete,  im  vollsten 
Maasse  darbieten.  Die  »Allgemeine Elektricitäts- 
Gesellschaft*  in  Berlin  hat  allein  nunmehr  sechs 
Theaterbeleuchtungen  hergestellt ;  keine  der- 
selben weist  zuckendes  Licht  auf,  es  geht  alles 
in  Ordnung  vor  sich !  Die  Opern-Anlage  in 
Paris,  deren  Beschreibung  wir  im  Mai-  und 
Junihefte  dieser  Zeitschrift  brachten,  ist  dem 
Umfang  sowie  der  Ausführung  nach  ein 
wahres  Muster  guter  Arbeit.  Tn  Oesterreich 
selbst,  um  darauf  zurückzukommen,  hätte 
jede  der  anderen  elektrotechnischen  Firmen 
ihr  ganzes  Können  daran  gesetzt,  die  neue 
Industrie,  welche  nach  allen  Richtungen  hin 
der  Kräftigung  bedarf,  vor  dem  Tadel  zu 
bewahren,  den  ein  solches  Misslingen  ihr 
in  den  Augen  der  Laien  und  der  Techniker 
des  Auslandes,  welche  die  hiesigen  Verhält- 
nisse nicht  kennen,  zuzieht.  Wir  fühlen  uns 
daher  verpflichtet,  hier  öffentlich  auszusprechen, 


dass  man  der  österreichischen  Elektrotechnik, 
unter  dem  Vorwande,  dass  dieselbe  einer 
solchen  Aufgabe  nicht  gewachsen  sei,  fast 
gar  keinen  Antheil  an  den  Arbeiten  in  den 
beiden  Hoftheatern  überliess.  Die  immensen 
Kosten,  welche  die  begangenen  Fehler  im 
Gefolge  haben  und  auch  der  Misserfolg 
hätten  wohl  vermieden  werden  können  ,  aber 
einige  Berather  der  maassgebenden  Factoren 
wollten  es  so.  Diese  Biedermänner  behielten 
Recht!  So  hätten  es  allerdings  die  öster- 
reichischen Elektrotechniker  nicht  getroffen. 

Das  englische  Paquetboot  „Zarati" 
wurde  mit  einer  elektrischen  Beleuch- 
tungs-Installation  versehen,  welche  aus 
einer  Dynamomaschine  des  Phönixtypus  mit 
doppelter  Bewicklung  und  aus  einer,  die- 
selbe in  Betrieb  setzenden  Dampfmaschine 
von  sechs  Pferdekraft  besteht.  Die  Beleuch- 
tung geschieht  durch  100  Glühlichtlampen 
von  je  16  Kerzenstärken.  Die  verwendete 
Spannung  beträgt  50  Volt. 


Beleuchtung  von  Omnibuswägen. 
Der  erste  Versuch,  die  Omnibnswägen  elek- 
trisch zu  beleuchten,  wurde  in  London,  und 
zwar  auf  dem  von  der  Liverpool  street  zum 
Victoriabahnhofe  führenden  Wege,  gemacht. 
Das  Innere  der  Wägen  wird  mittelst  einer 
Glühlichtlampe  erleuchtet,  die  von  einer  Se- 
cundärbatterie  gespeist  wird. 

Telegraph  zwischen  England  und 
Indien,  Die  durchschnittliche  Zeitdauer, 
welche  ein  auf  den  Linien  der  ,Indo-Euro- 
pean  Telegraph  Company*  befördertes  Tele- 
gramm von  London  nach  Calcutta  braucht, 
stellt  sich  dermalen  auf  l  Stunde  10  Mi- 
nuten. 

Gewitter  und  Telephonverkehr,  Das 
schwere  Gewitter,  welches  sich  am  9.  Juli 
Abends  über  einen  Theil  von  Berlin  und 
Umgegend  entlud,  ist  auf  den  Fernsprech- 
verkehr fast  ganz  ohne  Einfluss  gewesen.  Es 
hat  sich  in  diesem  Falle  von  Neuem  ge- 
zeigt, dass  das  ausgedehnte,  dichte  Netz  der 
Berliner  Stadt  -  Fernsprechanlage  sich  als 
schützend  gegen  eine  etwaige  Blitzgefahr  er- 
weist. Die  eisernen  Gestänge,  welche  die 
höchsten  Punkte  der  Häuser  überragen,  sind 
nicht  allein  Blitzauffangestangen,  sondern  zu- 
gleich auch  wirkliche  Blitzableiter,  da  sie  durch 
einen  besonderen  starken  Draht  untereinander 
und  jeder  vierte  Stützpunkt  durch  eine  gute 
Leitung  mit  der  Erde  in  Verbindung  stehen. 
DieDrälitc  der  Fernsprechanlage  liegen  an  ihren 
beiden  Enden  an  Erde;  in  Folge  ihrer  grossen 
Längenausdehnung  und  ihrer  Anzahl  ver- 
mitteln sie  die  Ausgleichung  eines  grossen 
Theiles  des  elektrischen  Spannungsunter- 
schiedes zwischen  Wolken  und  Erde.  Die 
in  allen  Sprechstellen  zum  Schutz  der 
Apparate  aufgestellten  Blitzableiter  sichern 
atmosphärischen    Entladungen    und    Strömen 


42d 


höherer  Spannung  eine  Ableitung  zur  Erde. 
Bei  jedem  Blitz,  der  eine  Aenderung  der 
elektrischen  Spannung  der  Wolke  im  Gefolge 
hat,  treten  in  den  Telegraphen-  und  Fern- 
sprechleitungen Inductionsströme  auf,  die  in 
Telegraphendrähten  häufig  eine  Entstellung 
der  telegraphischen  Zeichen,  in  den  Fern- 
sprechstellen ein  Ansprechen  der  Wecker 
oder,  während  eines  Gesprächs,  ein  scharfes 
für  das  Ohr  mitunter  unangenehmes  Knacken 
im  Fernsprecher  bewirken.  Wie  der  ge- 
wöhnliche Telegraphendienst  aus  obigem 
Grunde  zuweilen  vorübergehend  ausgesetzt 
werden  muss,  so  ist  es  auch  vorzuziehen, 
den  Fernsprecher  bei  unmittelbarer  Nähe 
eines  Gewitters  nur  in  wirklich  dringenden 
Fällen  zu  benutzen. 


Das  Stimmen  zweier  Instrumente 
mittelst  Telephon.  In  Birmingham  ist 
kürzlich  ein  neues  Experiment  mit  dem  Te- 
lephon ausgeführt  worden.  Eine  dortige 
Musikinstrumenten-Handlung  erhielt  nämlich 
den  Auftrag,  sofort  ein  Harmonium  nach 
Moseley  (bei  Birmingham)  zu  liefern,  wo  am 
selben  Abende  ein  Ciavier-  und  Harmonium- 
Concert  stattfinden  sollte.  Um  nun  die 
Stimmung  des  Harmoniums  mit  der  des 
Claviers  in  Einklang  zu  bringen,  kam  man 
auf  die  glückliche  Idee,  die  zwischen  Bir- 
mingham und  Moseley  bestehende  Telephon- 
leitung zu  Hilfe  zu  nehmen.  Nachdem  die 
telephonische  Verbindung  hergestellt  war, 
Hess  man  in  Moseley  einige  Töne  des 
Klaviers  anschlagen,  welche  in  Birmingham 
ganz  deutlich  vernommen  wurden,  und  es 
konnte  so  die  richtige  Stimmung  des  Har- 
moniums  bewirkt   werden. 


Telephonie  in  Rumänien.  Nach  der 
Mittheilung  des  Fachblatles  ,The  Elec- 
trician*  hat  die  rumänische  Regierung  die 
Absicht,  in  Bukarest  ein  locales  Telephon- 
netz zu  errichten.  Hiernach  hat  es  den  An- 
schein, dass  auch  die  rumänische  Regierung 
für    die  Verstaatlichung    der  Telephonie  ist. 

Telephonverbindung  zwischen  Ge- 
meinderathsmitgliedern.  In  seiner  Sitzung 
vom  19.  Juli  I.  J.  ist  der  Gemeinderath  von 
Paris  auf  seinen  früheren  Beschluss  zuiück- 
gekommen,  wonach  das  Telephon  bei  allen 
Mitgliedern  dieser  Körperschaft  auf  Kosten 
der  Steuerträger  installirt  werden  soll. 


Telephonverbindungen  in  New-York. 

Wie  die  in  New-York  erscheinende  ,Electrical 
Review*  angibt,  werden  dortselbst  täglich 
100.000 Telephon-Schaltungen  vorgenommen. 
Es  bestehen  36  Gesellschaften  mit  7000  Tele- 
phonleitungen in  allen  Theilen  der  Stadr.  Es 
wird  sehr  lange  währen,  bis  alle  diese  Drähte, 
wie  es  beabsichtigt  ist,  unterirdisch  gelegt 
sein  werden. 

Das  Telephon  und  das  Chinesische. 
Die  ,New-Yorker  Electrical  Review*  theilt 
mit,  dass    eine  Anzahl    amerikanischer  Capi- 


talisten  mit  dem  Plane  umgehen,  Fernsprech- 
anlagen in  China  zu  errichten.  Sie  meint, 
dass  dies  ein  recht  bedenkliches  Unternehmen 
sei,  von  welchem  die  Gründer  vielen  Aerger 
haben  könnten.  Die  chinesische'  Sprache  habe 
nämlich  die  Eigenthümlichkeit,  dass  der  Sinn 
der  Worte  durch  gewisse  Tonschattirungen 
bestimmt  und  verändert  würde  und  es  sei 
fraglich,  ob  das  Telephon  diese  Tonschat- 
tirungen wiedergeben  könne  oder  dieselben 
nicht  im  Telephon  verändert  werden  könnten, 
wodurch  Missverständnisse  beim  Fernsprech- 
verkehr unausbleiblich  sein   würden. 

(Elektr.   Anz.) 

Verzeichniss  der  lür  1887 — 88  an- 
gekündigten elektrotechnischen  Vor- 
lesungen in  Deutschland,  soweit  wir  sie 
in  Erfahrung  bringen  konnten.  (S.  bedeutet: 
im  Sommer,   W. :  im  Winter.) 

Aachen.  Prof.  Dr.  Grotrian:  Elektro- 
technik I.  (Physikalischer  Theil)  4  W.  ; 
Elektrotechnik  II.  (Technischer  Theil)  4  S.  ; 
Elektrotechnik  in.  2  W. ;  Elektrotechnisches 
Praktikum  — ;  Physikalische  Grundlage  der 
elektrischen  Telegraphie  2  S.  Prof.  Geh. 
Reg.-Rath.  Dr.  Wüllner:  Physik  in  mathe- 
matischer und  experimenteller  Behandlungs- 
weise.  Elektricitätslehre  3.  Telegraphen  - 
director  Fuchs:  Praktische  Telegraphie  2  W. 

Braunschweig.  Prof.  Dr.  Weber: 
Elektrotechnik  I.  (Telegraphie)  2  S.  ;  Elek- 
trotechnik III.  (Theoretischer  Theil)  2  W. 
Dr.  Vogel:  Elektrotechnik  II.  (Technischer 
Theil)  für  Elektrotechniker  2;  Elektrotech- 
nische Uebungen  für  den  Elektrotechniker  2  ; 
Arbeiten  im  elektrotechnischen  Laboratorium 
für  Elektrotechniker ;  Arbeiten  in  der  Werk- 
statt für  Elektrotechniker. 

Darmstadt.  Prof.  Dr.  Kittler.  Ele- 
mente der  Elektrotechnik  2  W.  u.  S.  Specielle 
Elektrotechnik  3  W.  u.  S. ;  Elektrotechnisches 
Praktikum  6;  selbstständige  Arbeiten  aus 
dem  Gebiete  der  Elektrotechnik  für  fort- 
geschrittenere Studirende.  Prof.  Dr.  Him- 
stedt:  Mathemat.  Elektricitätslehrer  2  S. 
Baurath  Prof.  Dr.  Schmitt:  Anwendung 
der  Elektricität  im  Eisenbahnwesen  2  S. 
Telegr.- Verwalter  Anton:  Praktische  Tele- 
graphie 2.  W. ;  Prof.  Landsberg:  Hoch- 
bahnen mit  besonderer  Berücksichtigung  des 
elektrischen  Betriebes   (I    S.    1889.) 

Dresden.  Prof.  Dr.  Hagen:  Für  das 
Wintersemester  1887 — 88  beurlaubt.  —  Mit 
der  Abhaltung  folgender  Vorlesungen  von 
Seiten  des  königl.  Ministeriums  des  Cultus 
und  öffentlichen  Unterrichts  im  Wintersemester 
beauftragt:  Freyberg,  Lehramtscandidat, 
erster  Assistent  für  Physik:  Elektrotechnische 
Messkunde  2.  Prof.  Rittershaus:  Con- 
struction  und  Bau  der  Dynamomaschinen  ; 
Kraftübertragung  und  Beleuchtung  (mit 
Experimenten)  3.  Dr.  phil.  Ulbricht, 
TelegraphenOberinspector:   (Telegraphie)   2. 

Hannover,  Prof.  Dr.  Kohlraucb: 
Grundzüge  der  Elektrotechnik  2  ;  Theoretische 
Elektrotechn  ik  I.  Theil  (Theorie  der  Messungen) 


430 


3  W. ;  Theoretische  Elektrotechnik  II.  Theil 
(Theorie  der  Dynamomaschinen)  3  S.;  über 
Blitzableiter  und  Blitzschutzvorrichtungen  I  S.; 
Elektrotechnisches  Laboratorium  1.8. ;  Elektro- 
technisches Laboratorium  II.  15.  Dr.  Heim: 
Telegraphie  und  Telephonie  2 ;  Elektro- 
metallurgie und  Galvanoplastik  2  S. 

Carlsruhe.      Prof.     Dr.     Meidinger: 
Elektrotechnik    IL    1    W. ;     Elektrotechnik  I. 

2  S. ;  Prof.  Dr.  Hertz:  Theoretische  Grund- 
lagen der  Elektrotechnik  2  W.  u.  S. 

München.  Prof.  Dr.  Voi t:  Physikalische 
Grundlagen  der  Elektrotechnik  —  (elektrische 
und  elektrotechnische  Messungen)  zwei  Vor- 
lesungen i.  W.  und  i.  S.  und  2  St.  Praktikum 
i.  S.  Potentialtheorie  in  ihrer  Anwendung  auf 
Elektricität  2  S.  Theorie  der  Dynamomaschinen 

3  W.  Elektrische  Beleuchtung  3  S.  Elektro- 
technisches Praktikum  4  W.  u.  S.  Telegraphie 
und  Telephonie  2  W.  Angewandte  Physik 
darin  auch  über  Blitzableiter  3  W.  Dr. 
Weber:  Theorie  der  elektrischen  und 
magnetischen  Maassbestimmungen  2  W.  Prof. 
Dr.  V.  Miller:  Chemisches  Praktikum  mit 
Einschluss  elektrotechnischer  Uebungen  10  bis 
30  W.  u.  S.  Prof.  Schröter;  Ueber  Dynamo- 
maschinen (mit  experimentellen  Untersuchun- 
gen im  Laboratorium)   2  S. 

Stuttgart.  Prof.  Dr.  Dietrich.  Allge- 
meine Elektrotechnik  4  W. ;  Specielle  Elektro- 
technik. Die  Vorträge  über  ^specielle  Elektro- 
technik «^  wechseln  und  erstrecken  sich  innerhalb 
eines  Zeitraumes  von  sieben  Semestern  über 
sämmtliche  Hauptgebiete  der  Elektrotechnik. 
Im  Studienjahre  1887 — 1888  werden  behan- 
delt: a)  Grundzüge  der  Telegraphie  und  des 
elektrischen  Eisenbahnsignalwesens  3  W. ; 
l>)  das  elektrische  Beleuchtungswesen  3  S. ; 
Elektrotechnische  Uebungen  8 ;  Graphische 
und  analytische  Lösung  elektrotechnischer 
Aufgaben  mit  besonderer  Berücksichtigung 
der  Theorie  und  Construction  der  Dynamo- 
maschinen. *)  (Elektr.  Anz.) 

Elektrische  Centrale  in  Baden  bei 
Wien.  Diese  vom  Herrn  Ingenieur  Fischer 
hergestellte  Anlage  functionirt  —  allerdings  in 
sehr  beschränktem  Umfange  —  seit  22.  August. 

Elektrotechnische  Bezeichnungen.  In 
der  am  18.  August  1.  J.  erschienenen  Wochen- 
nummer der  Zeitschrift  jLaLumifere  electrique* 
ist  eine  vollständige  und  systematische  Samm- 
lung der  in  der  Elektrotechnik  gebräuchlichen 
Symbole  enthalten.  Wir  werden  auf  diesen 
Gegenstand  des  Nähern  eingehen. 


Magnetismus  des  menschlichen  Kör- 
pers. Nach  Versuchen  von  Kohlrausch, 
welche  derselbe  über  die  magnetische  Con- 
stante  der,  den  niensclilichen  Körper  bilden- 
den Stoffe  vorgenommen  und  worüber  er  der 
mediciniscli  ■  physTkalischen  Gesellschaft  in 
Würzburg  einen  Bericht  erstattet  hat,  erweist 
sich  der  menschliche  Körper  in  schwachem 
Grade   diamagnetisch. 

*)  Die  Vorträge  der  Hocbecbnlen  in  Oester- 
reich-Ungarn  bringttu  wir  in  der  nächsten  Nummer 
zur  EeDntniss  der  Iieser.       Ked.  der  .Z.  f.  E." 


Neue  chemische  Elemente.  Die  her- 
vorragenden schwedischen  Chemiker  Krüss 
lind  Nil  so n  haben  bei  ihren  Untersuchungen 
über  die  Natur  einiger  seltener  Mineralien 
mehr  als  ein  Dutzend  neuer  Elementarkörper 
entdeckt. 

Glimmer  in  Verwendung  für  elek- 
trische Zwecke.  Die  Verwendung  des  Glim- 
mers für  elektrische  Zwecke  hat  zu  einer 
beträchtlichen  Veimehrung  der  dieses  Mine- 
ral betreffenden  Nachfrage  geführt ;  auch 
wurden  behufs  Gewinnung  desselben  spe- 
cielle Maschinen  constrnirt.  Manche  Arten 
des  Glimmers  enthalten  Eisen  in  solcher 
Menge,  dass  dadurch  dessen  isolirende  Ei- 
genschaften beeinträchtigt  werden.  Die 
weisseste  Gattung  ist  die  beste.  In  Boston 
existiren  mehrere  Firmen,  die  sich  mit  der 
Bereitung  des  in  Rede  stehenden  Minerals 
für  elektrische  Apparate  befassen. 

Benutzung  von  Elektricitätswerken 
zum  Betriebe  von  Telegraphenlinien. 
Auf  dem  Telegraphenamt  der  Pennsylvania- 
Eisenbahn  schreibt  die  , New- Yorker  Electrical 
Review*  ist  kürzlich  der  Versuch  gemacht 
worden,  mit  dem  von  dem  Elektricitätswerk 
der  Edison  Electric  lUuminatingCo.  gelieferten 
Strom  zu  telegraphiren,  und  da  dieser  Versuch 
einen  guten  Erfolg  gehabt  hat,  so  beabsichtigt 
die  Eisenbahngesellschaft,  die  für  den  Betrieb 
ihrer  Telegraphenlinien  benutzten  Batterien 
abzuschaffen  und  künftighin  den  billigeren, 
von  dem  Elektricitätswerk  gelieferten  Strom 
zu  verwenden,  (Elektr.  Anz.) 

Elektrische  Haarbrennzange.  In  Theatern 
mit  elektrischer  Beleuchtung  verwendet  man 
vielfach  elektrische  Heizapparate  zum  Erhitzen 
der  beim  Haarkräuseln  verwendeten  Zangen 
und  vermeidet  dadurch  die  Anwendung  frei 
brennender  Gasflammen.  Neuerdings  sind  auch 
Haarzangen  aufgetaucht,  welche  unmittelbar 
durch  den  Strom  erhitzt  werden,  so  dass  die 
mit  der  Leitung  durch  eine  biegsame  Schnur 
in  Verbindung  stehende  Zange  dauernd  erhitzt 
bleibt  und  ein  ununterbrochenes  Arbeiten  ge- 
stattet. Ueber  die  Construction  dieser  Zangen 
haben  wir  noch  nichts  Näheres  erfahren 
können,  doch  theilt  man  uns  mit,  dass  die 
beiden  Brennstäbe  hohl  sind  und  im  Innern 
derselben  die  Heizeinrichtung  liegt.  Anschlies- 
send an  diese  Nachricht  wollen  wir  mittheilen, 
dass  in  New-York  ein  Friseur  kleine  Elektro- 
motoren zum  Betriebe  von  rotirenden  Kopf- 
bürsten anwendet.  Man  sieht,  die  Elektricität 
erobert  immer   weitere  Gebiete. 

(Elektr.  Anz.) 

Preisaufgabe  der  Elektrotechnischen 
Fachschule  an  der  Grossherzogl.  tech- 
nischen Hochschule  zu  Darmstadt.  Herr 

stud.  Friedrich  Jordan  von  hier  hat  eine 
Bearbeitung  der  von'  der  Elektrotechnischen 
Schule  gestellten  Preisaufgabe  geliefert.  Einem 
Anschlag  am  schwarzen  Brette  der  Technischen 
Hochschule  entnehmen  wir,  dass  die  Unter- 
suchung des  Genannten  sich  zwar  nur  auf  das 


481 


Silber-  und  Kupfer- Voltameter,  nicht  wie  ge- 
fordert auch  auf  das  Knallgas- Voltameter  er- 
streckt, doch  ist  die  Aufgabe  bei  den  beiden 
erstgenannten  Voltametern  mit  sehr  grossem 
Fleisse  und  viel  Umsicht  gelöst  worden,  so 
dass  dieser  Arbeit  Seitens  der  Abtheilung  der 
volle  Preis  zuerkannt  werden  konnte,  umso- 
mehr,  da  auch  das  Zink- Voltameter  mit  in 
den  Kreis  der  Untersuchung  gezogen  war. 
Der  aus  der  Külp-Stiftung  ausgesetzte  Preis 
von  Mk.  40  ist  aus  dem  Prämiirungsfond  auf 
Mk.  100  erhöht  worden.  Die  Preisarbeit  gilt 
als  Ersatz  für  die  experimentelle  Prüfungsarbeit 
aus  dem  Gebiete  der  Elektrotechnik. 

(Elektr.   Anz.) 

Preisausschreibung  in  Spanien,  Wie 
die  in  Madrid  erscheinende  Fachzeitschrift 
,La  Electricidad*  mittheilt,  hat  die  Aka- 
demie der  Künste  und  Wissenschaften  in 
Cadix  eine  wissenschaftliche  Wettbewerbung 
eröffnet,  für  welche  die  Infantin  Isabella 
einen  Preis  gewidmet  hat.  Dieser  Preis  soll 
dem  Verfasser  des  besten  Werkes  über  die 
Anwendung  der  Elektricität  als  bewegende 
Kraft  für  die  Schifffahrt  verliehen  werden. 


Gerichtliche  Entscheidung.  Das  Appel- 
lationsgericht in  Mailand  hat  die  in  der 
Streitsache  der  Gasgesellschaft  gegen  die 
Stadtverwaltung  von  Mailand  getroffene  Ent- 
scheidung des  dortigen  Handelsgerichtes  be- 
stätigt, wonach  die  Gesellschaft  mit  ihrem 
Begehren  abgewiesen  und  der  Gemeinde 
das  Recht  zuerkannt  wurde,  Concessionen 
für  die  Anlage  von  elektrischen  Beleuch- 
tungen zu  ertheilen. 


Die  der  Gesellschaft  Thomson- 
Houston  gehörende  Centralstation  für  elek- 
trische Beleuchtung  in  Brooklyn  speist  gegen- 
wärtig 1000  Bogenlampen,  die  sich  in  den 
verschiedenen  Theilen  der  Stadt  befinden, 
dann  eine  gewisse  Anzahl  von  Glühlampen, 
und  kleine  Motoren,  welch'  letztere  zur  In- 
betriebsetzung von  Nähmaschinen,  Ventila- 
toren u.  s.  w.  dienen.  Die  Dynamomaschinen 
werden  in  Betrieb  gesetzt  durch  zwei  Dampf- 
maschinen, wovon  jede  die  Stärke  von  300 
Pferdekräften  besitzt. 


Die  New-Yorker  Edisongeseilschaft 
in  New- York  hat  die  Anlage  von  drei  neuen 
Centralstationen  beschlossen.  Das  Terrain  ist 
schon  angekauft  und  die  Bauten  haben  bereits 
begonnen.  Jede  Station  wird  in  der  Lage  sein, 
30  000   Lampen   mit  Strom   zu  versoigen. 


Schweden.  Im  Jahre  1885  besass  das 
Königreich  Schweden  189  Staats-  und  704 
Eisenbahntelegraphen -Stationen,  im  Ganzen 
also  893  Telegraphenstationen, 


In  ganz  Russland  gibt  es  5280  Te- 
lephonabonnenten, die  sich  auf  zwanzig 
Netze  vertheilen  und  wovon  sich  nur  11 00 
in  St.-Petersburg    befinden. 


Das    Haus  Woodhouse    &    Rawson 

in  London  wurde  in  eine  Actiengesellschaft 
mit  dem  Capitale  von  5  Mill.  Franken  um- 
gewandelt. Herr  Rawson  wird  noch  für  die 
Dauer  von  fünf  Jahren  an  d'er  Spitze  des 
Unternehmens  als  Director  bleiben. 


Der  Melograph.  Gelegentlich  der  letzten 
Ausstellung  der  französischen  physikalischen 
Gesellschaft  hat  Herr  J.  Carpentier  einen 
Apparat  vorgeführt,  durch  welchen  es  mit 
Hilfe  der  Elektricität  ermöglicht  werden  soll, 
die  Improvisationen  auf  dem  Ciavier  festzu- 
halten. 

Der  Seitens  des  Erfinders  , Melograph' 
genannte  Apparat  besteht  aus  drei  Theilen, 
dem  Geber,  der  Papierführung  und  dem 
Empfänger.  Der  Geber,  welcher  in  seiner 
Einrichtung  und  seinen  Abmessungen  der  ge- 
bräuchlichen Form  der  Claviere  so  weit  an- 
gepasst  ist,  um  Constructionsveränderungen 
der  letzteren  nicht  zu  bedingen,  besteht  im 
Wesentlichen  aus  einer  Art  von  hölzernem 
Lineal,  das  bewegliche  Metallzungen  in  der 
Zahl  der  Tasten  des  Claviers  trägt.  Unter 
jeder  Taste  befindet  sich  eine  Zunge,  mit 
derselben  so  verbunden,  dass  sie  an  jeder 
Bewegung  der  Taste  im  vollen  Umfange 
theiinimmt,  also  mit  derselben  sich  senkt  und 
wieder  hebt  und  unter  Umständen  ebenso 
lange  niedergedrückt  bleibt  wie  die  Taste  selbst. 

Die  Papierführnng  wird  auf  elektrischem 
Wege,  u.  zw.  mittelst  kleiner  Accumulatoren 
betrieben ;  sehr  sinnreiche  Vorkehrungen 
sollen  die  unbedingte  Gleichmässigkeit  des 
im  Wege  praktischer  Versuche  auf  3  M.  in 
der  Minute  bemessenen  Vorrückens  des 
Papierstreifens  sicherstellen. 

Der  Empfänger  bildet  den  am  wenigsten 
einfachen  Theil  des  Apparates.  Oberhalb  des 
Papierstreifens  befindet  sich  ein  mit  Ein- 
schnitten versehener  Cylinder,  der  gewisser- 
maassen  eine  Anzahl  von  Scheibchen  darstellt ; 
letztere  werden  dauernd  mit  Apparatfarbe 
benetzt  gehalten  und  haben  als  Schreib- 
rädchen zu  dienen. 

Unterhalb  des  Papierstreifens  und  genau 
gegenüber  den  Schreibrädchen  ist  eine  An- 
zahl senkrechter  Stifte ;  zu  jedem  derselben 
gehört  ein  Elektromagnet,  dessen  Umwin- 
dungen  mit  einer  der  vorerwähnten  Zungen 
metallisch  verbunden  sind.  Es  steht  hienach 
je  ein  Elektromagnetsystem  in  Zusammen- 
gehörigkeit mit  einer  bestimmten  Taste  der 
Claviatur. 

Wird  eine  Taste  angeschlagen,  so 
findet  ein  Stromschluss  statt;  der  in  Frage 
kommende  Elektromagnet  wird  erregt  und 
wirkt  auf  den  zugehörigen  Stift  ;  der  Papier- 
streifen wird  nunmehr  gegen  das  dem  Stifte 
gegenüberstehende  Farbrädchen  gehoben  und 
solchergestalt  ein  sichtbares  Zeichen  für  den 
angeschlagenen  Ton  auf  dem  Streifen  fest- 
gehalten. Nach  den  Angaben  des  Erfinders  hat 
der  Melograph  während  einer  einjährigen 
Versuchszeit  sich  gut  bewährt  und  nament- 
lich, dank  der  Einfachheit  seiner  Einrichtung 
und  Handhabung,  Störungen  nicht  erlitten. 


432 


Internationaler  Wettstreit  für  In- 
dustrie, Wissenschaft  und  Kunst  in 
Brüssel  im  Jahre  1888.  Im  nächsten  Jahre 
findet  in  der  Hauptstadt  Belgiens  diese  Ver- 
anstaltung statt.  Wir  heben  die  Ausstellungs- 
objecte  aus  dem  Gebiet  der  Elektricitätslehre 
und  ihrer  Anwendungen  hier  hervor:  Reprä- 
sentirt  sollen  werden:  l.  Blitzableitersystem. 
2.  Blitzableiterprüfungsverfahren.  3.  Batterie- 
prüfungsverfahren. 4.  Verfahren  zur  Prüfung 
von  Luftleitungen  im  Laboratorium,  5.  In- 
stiumente  oder  Verfahren  zur  Messung  der 
Telephonströme.  6.  Darstellung  der  Elektri- 
citätslehre oder  Elektrotechnik.  7.  Strom- 
messer für  Gleichströme.  8.  Desgleichen  für 
Wechselströme.  9.  und  10.  Voltameter  für 
beide  Stromarten.  1 1.  Elektricitätszähler. 
12.  Wattmesser.  13.  Zusammenstellung  von 
Messinstrumenten  für  Laboratorien.  14.  Mess- 
apparate, die  auf  neuen  oder  verbesserten 
Principien  beruhen.     15.    Elektrophotometer. 

16.  Arbeitsmesser     für     Dynamomaschinen. 

17.  Lichtmaschine  :  0)  für  höchstens  2000 
Watts,  b')  für  höchstens  10  000  Watts,  c) 
für  mehr  als  1000  Watts,  d)  für  Leucht- 
thürme,  e)  Maschine  als  Ersatz  der  Batterien 
beim  Telegraphiren.  18.  d)  System  der 
Kraftübertragung,  V)  der  Elektricitätsver- 
theilung.  19.  Telegraph.  20.  Leitungsträger. 
21.  Luftleitung.  22.  Telegraphenstangen  aus 
Metall.  23.  Conservirungsverfahren  für  Holz- 
Säulen.  24,  Trägersystem  für  Telephonlei- 
tungen. 25.  Unterwasser-Kabel.  26.  BUtz- 
schutzvorrichtung  für  Telegraphen-  etc.  Lei- 
tungen. 27.  Telephon,  a)  für  Haus-,  b')  für 
öffentliche  Anlagen.  28.  Mikrophon  :  a)  und 
b^  wie  bei  27.  29.  Telephonstation;  d)  und 
b")  wie  bei  27.  30.  System  des  gleichzeitigen 
Telegraphirens  und  Telephonirens  auf  einem 
Drahte.  31.  Telephon-MultiplexSystemi  32. 
General-Umschalter.  12,-  Apparat  für  Tele- 
graphennebenstellen. 34.  Schnellarbeitender 
Telegraphenapparat  für  einfache  Uebermitt 
lung.  35.  Desgleichen  für  mehrfache  Ueber- 
mittlung.  36.  Telegraphen apparat  für  Unter- 
wasser-Kabel mit  grosser  Ladangsfähigkeit. 
37.  Relais,  38.  Läuteapparat.  39.  Anti-In- 
ductionssystem.  40.  Betrifft  das  Telephoniren 
von  mehreren  Stationen  aus  auf  einem  ge- 
meinsamen Drahte.  41.  Selbstthätiges  Ver- 
mittlungsamt. 42.  Telephonrelais.  43.  Betrifft 
die  Verbindung  der  Telephondoppelleiiungen 
mit  einfachen  Leitungen.  44.  Isolationssystem 
für  Kabel,  welches  die  Feuersgefahr  ver- 
hütet. 45.  Sicherheitssystem  für  elektrische 
Leitungen  zur  Verhütung  der  Erhitzung.  46. 
und  47.  betrifft  Bogen-,  bezw.  Glühlampen. 
48,  Elektrische  Lampe,  die  nicht  zu  den 
Bogen-  oder  Glühlampen  gehört,  49.  a) 
Minenbeleuchtung,  b')  tragbare  Lampe,  50. 
Lampenträger-System  für  öffentliche  Beleuch- 
tung. 51.  Telegraphen-Element.  52  Element 
für  Telephonanlagen,  53.  Element  für  Feld- 
telegraphen. 54.  Trocken- Element.  55.  Ele- 
ment für  Hausbeleutung.  56,  Thermoelement 
für    Hausbeleuchtung    und.    andere    Zwecke. 


57.  Betrifft  elektrische  Beleuchtung  von  Segel- 
schiffen. 58.  Accumulator.  59,  Elektrische 
Uhren.  60.  Selbstthätiger  Signalapparat  für 
Temperaturen,  Feuer  etc,  61.  Wächter-Con- 
trolapparat.  62.  Elektrische  Metallgewinnung 
63.  Elektrische  Metallbearbeitung.  64.  An- 
wendung der  Elektricität  in  der  chemischen 
Industrie.  65.  Desgleichen  im  Eisenbahn- 
wesen. 66.  Elektrische  Blockapparate.  67. 
Elektrische  Bremse.  68.  Signal-  und  Control- 
apparate.  69.  Elektrische  Zugsbeleuchtung. 
70.  Elektrische  Bahnen.  71.  Elektrischer 
RegistrirapparatfürUmlaufsgeschwindigkeiten. 
72.  Elektrischer  Regulator  für  Dampf-  und 
andere  Maschinen.  73.  Elektrische  Minen - 
Zünder.  74.  Anwendung  der  Elektricität  bei 
Schiesswaaren.  75.  Desgleichen  bei  Torpedos. 
76.  Ausserdem  ist  eine  Belohnung  für  die 
hervorragendste  elektrotechnische  Erfindung 
ausgesetzt,  welche  in  der  obigen  Liste  nicht 
vorgesehen  ist. 

Tarif  der    elektrotechnischen  Versuchs- 
anstalt   des  Technologischen    Gewerbe- 
museums in  Wien  *) 
Untersuchung     von    Dynamoma- 
schinen je  nach  dem  Umfange 
der     Untersuchung     und     der  A- 

Grösse  der  Maschinen 'S  -  5^ 

Untersuchung  von  Glühlampen 
auf  Stromverbrauch  bei  gleich- 
zeitiger    photometrischer 

Messung 10—15 

Dieselbe  Untersuchung  von  Bogen 

lampen 1 5 — 20 

Bestimmung  der  Lichtstärke  von 

Glühlampen 10 

Bestimmung  der  Lichtstärke  von 

Bogenlampen 15 

Prüfung    von  Mess-Instrumenten        5  —  20**) 
Untersuchung  von  Kohlenstäben 

für  Bogenlampen 10 

Bestimmung  der  Leitungsfähigkeit  10 

Bestimmung      der     Temperatur- 

Coefficienten 6 

Allgemeine  photometrische  Unter- 
suchungen beliebiger  Licht- 
quellen         3  ~  '  ° 

Vorstehende  Ansätze  gelten  bis  auf 
Weiteres  für  Untersuchungen,  die  im  Techno- 
logischen Gewerbemuseura  vorgenommen 
und  für  welche  die  zu  untersuchenden 
Maschinen,  Apparate  und  Materialien  kosten- 
frei in  die  Anstalt  gestellt  werden.  Bei  aus- 
wärts vorzunehmenden  Untersuchungen  sind 
die  Fahr-  oder  Reisespesen  und  der  Mehr- 
aufwand   an   Zeit  besonders  zu  vergüten. 

Für  alle  hier  nicht  angeführten  Unter- 
suchungen ist  die  Gebühr  zu  vereinbaren. 
Auch  ist  ein  wesentlicher  Aufwand  von  Be- 
triebskraft und  Materialien  besonders  zu  be- 
rechnen. 

*)  Das  Programm  der  Versuchsanstalt  folgt 
in  der  nächsten  Numnier. 

**)  Für  die  Controle  von  Widerstandssätzen 
eventuell  mehr. 


Verantwortlicher  Redacteur;  JOSEF  KAREIS.  —   Selbstverlag  des  Elektrotechnischen  Vereins. 

In  Coramission  bei  LEHMANN  &  WENTZBL,   Buchhandlung  für  Technik  und  Kunst. 

Druck  von  E.  SPIB8  &  Co.  in  Wien,  V.,  Straussengasse  16. 


Zeitschrift  für  Elel<trotechnik. 


V.   Jahrg. 


1.  October  1887. 


Heft  X. 


ABHANDLUNGEN 


Die    galvanische    Kette. 

Mathematisch    bearbeitet    von    Dr.    G.    S.     OH  M.  *) 
Neudruck  mit  einem  Vorwort  von  Dr.  JAMES  MOSER. 

Vorwort  des  Herausgebers. 

Im  Jahre  1881  bezeichnete  der  internationale  Congress  der  Elek- 
triker in  Paris  die  elektrischen  Maasseinheiten  durch  die  Namen  von 
fünf  Unsterblichen.  Der  einzige  Deutsche  in  dieser  Reihe  mit  Volta, 
Faraday,  Coulomb,  Ampere  war  der  Verfasser  des  hier  neu- 
gedruckten Werkes  Georg  Simon  Ohm. 

Und  doch  lesen  wir  in  seinem  Vorwort,  dass  ^die  Verhältnisse,  in 
welchen  er  bis  jetzt  gelebt  habe,  nicht  geeignet  waren,  seinen  Muth, 
wenn  ihn  die  Tageskälte  zu  zerstören  drohte,    aufs  Neue    anzufeuern'^ 

An  dieser  Stelle  ist  daher  die  Frage  zu  berühren,  ob  Ohm's 
Werke  wenigstens  nach  seinem  Tode  und  in  seinem  Vaterlande  ge- 
bührende Anerkennung  gefunden  haben. 

Eine  ausführliche  biographische  Skizze  scheint  nicht  erforderlich, 
nachdem  Lamont's  Denkrede,  1855  in  der  bayerischen  Akademie, 
und  namentlich  Herrn  v.  B  auernfeind 's  Gedächtnissrede,  1882  in  der 
Münchener  technischen  Hochschule,   gedruckt  vorliegen.  **) 

Die  folgende  Uebersicht  kann  hier  genügen. 


Jahres- 
zahl 

Alter 

1789 

_ 

1811 

22 

1813 

24 

1814 

25 

1816 

27 

1817 

28 

1826 

37 

1833 

44 

1835 

46 

1839 

50 

1849 

60 

1854 

65 

geboren Erlangen 

Privatdocent  Universität » 

Lehrer  Realstndienanstalt Bamberg 

^  Progymnasium .    .  ^ 

,  Oberprimärschule » 

Oberlehrer  Gymnasium Cöln 

Lehrer  Kriegsschule Berlin 

Professor  polytechnische  Schule Nürnberg 

»  »  »  » 

Rector  ^  ^  3 

Professor  Universität München 

gestorben  y, 


Jahres- 
gehalt in 
südd. 
Gnlden 


500 

500 

500 

1200 

800 
1200 
1400 


Zur  Erläuterung  sei  nur  hinzugefügt,  dass  sich  in  dem  Lebenslaufe 
O  h  m  's  zwei  Wendepunkte  finden  ;  der  eine  die  tiefste  Entmuthigung 
durch    durch    das  preussische  Unterrichtsministerium   1828,    der    andere 

*)  Dieses  Fundamentalwerk  des  Galvanismus  liegt  nun  in  neuer  Ausgabe  (bei 
Toeplitz  &  Deuticke  in  Wien  soeben  erschienen)  vor.  Dem  geschätzten  Ausschuss- 
mitgliede  unseres  Vereines,  Dr.  Moser,  welcher  diesen  Neudruck  veranlasst,  sowie  der 
Verlagshandlung  danken  wir  hiemit  für  die  Mittheilung  der  Vorrede  zu  einer  Schrift,  welche 
sich  in   der  Hand   eines  jeden  Elektrotechnikers  befinden   sollte. 

**)  Ein  kurzer  Abriss  von  Ohm's  Lebensgang    findet    sich  auch  in  dieser  Zeitschrift, 
Jahrg.   II,  S.  3.  D.  Red. 

29 


434 

die  Neubelebung  seiner  Thatkraft  durch  die  Royal  Society  in 
London   1841. 

Denn  als  nach  dem  Erscheinen  der  galvanischen  Kette  Ohm,  der 
damals  Gymnasiallehrer  in  Cöln  war,  seinen  sehnlichen  Wunsch  wieder- 
holte, in  die  akademische  Laufbahn  überzutreten,  ertheilte  ihm  das 
preussische  Ministerium  durch  Verfügung  vom  29.  März  1828  die  ge- 
wünschte Entlassung,  mit  der  Bemerkung,  dass  dasselbe  ^^ausser  Stande 
sei,  ihm  einen  anderweitigen  Wirkungskreis  ausserhalb  des  Gymnasial- 
lehrfaches anzuweisen*. 

Die  Londoner  Royal  Society  aber  verlieh  ihm  1841  die  grösste 
Auszeichnung,  welche  sie  ertheilen  kann:  die  Copl  ey- Medaille.  Wie 
das  auf  Ohm  gewirkt  hat,  das  hat  er  bekundet  durch  die  Widmung 
seiner  Molecular-Physik  in  den  Worten:  »der  Royal  Society  zu 
London,  die  durch  ihren  Beifallsruf  zu  fortgesetztem  Kampfe  im  Felde 
des  Wissens  seinen  durch  vorangegangene  abschreckende  Begegnung 
erweichten  Muth  von  Neuem  stählte,  aus  Dankbarkeit  und  weil  sie 
grossen  Antheil  hat  an  dem,  was  diese  Forschungen  Gutes  bringen 
mögen*. 

Ungeachtet  aller  Auszeichnung  aber,  ja  ungeachtet  dass  selbst 
in  Frankreichs  Hauptstadt  vor  wenigen  Jahren,  also  nach  dem  Kriege 
von  1870,  eine  Strasse  Ohm  zu  Ehren  dessen  Namen  erhielt,  wird 
in  Deutschland  noch  heute  ein  grosser  Theil  seiner  Arbeit  zwei 
anderen  Physikern  zugeschrieben.  Und  zwar  Ohm's  Gesetz  der  Klang- 
zerlegung Herrn  v.  Helmholtz  und  die  beiden  O h m 'sehen  Gesetze 
über  die  Stromverzweigung  Herrn  Kirchhoff;  trotzdem,  wie  die 
folgenden  Citate  aus  den  Schriften  dieser  zwei  berühmten  Physiker 
beweisen,  sie  selbst  die  Leistungen  Ohm's  vollständig  anerkennen. 

Für  das  Gesetz  der  Klangzerlegung  hat  Herr  v.  Bauern  feind 
in  seiner  Gedächtnissrede  die  erforderlichen  Citate  aus  Herrn  v.  Helm- 
holtz' Lehre  von  den  Tonempfindungen  bereits  zusammengestellt: 

^Helmholtz  äussert  sich  hierüber  wie  folgt: 

Seite  38:  ^Es  ist  zuerst  von  G.  S.  Ohm  ausgesprochen  und  be- 
hauptet worden,  dass  es  nur  eine  einzige  Schwingungsform  gibt,  deren 
Klang  keine  harmonischen  Obertöne  enthält,  deren  einziger  Bestandtheil 
also  der  Grundton  ist.  Es  ist  dies  die  Schwingungsform,  welche  wir  als 
dem  Pendel  und  den  Stimmgabeln  eigenthümlich  beschrieben  und  ein- 
fache Schwingung  genannt  haben/*^ 

Seite  54:  »Die  Regel,  nach  welcher  das  Ohr  die  Analyse  vor- 
nimmt, ist  zuerst  als  allgemein  giltig  hingestellt  worden  von  G.  S.  Ohm. 
Ein  Theil  dieser  Regel,  dass  nämlich  nur  diejenige  Luftbewegung, 
welche  wir  einfache  Schwingung  heissen,  im  Ohre  die  Empfindung  eines 
einzigen  und  einfachen  Tones  hervorbringt,  ist  schon  früher  (S.  38) 
ausgesprochen  worden.  Jede  Luftbewegung  nun,  welche  einer  zusammen- 
gesetzten Klangmasse  entspricht,  ist  nach  Ohm's  Regel  zu  zerlegen  in 
eine  Summe  einfacher  pendelartiger  Schwingungen,  und  jeder  solchen 
Schwingung  entspricht  ein  Ton,  den  das  Ohr  empfindet  und  dessen 
Tonhöhe  durch  die  Schwingungsdauer  der  entsprechenden  Luftbewegung 
bestimmt  ist.* 

Seite  89  bis  97  lauten  die  Ueberschriften :  ^Beweis  des  Ohm'schen 
Gesetzes*,  und  auf  Seite  97  steht  Folgendes:  ,, Durch  die  angegebenen 
Erfahrungen  wird  nun  der  von  G.  S.  Ohm  aufgestellte  und  vertheidigte 
Satz  als  richtig  erwiesen,  dass  das  menschliche  Ohr  nur  eine  pendel- 
artige Schwingung  der  Luft  als  einen  einfachen  Ton  empfindet  und  jede 
andere    periodische  Luftbewegung    zerlegt    in    eine  Reihe   von  pendel- 


435 

artigen  Schwingungen  und  diesen  entsprechend  eine  Reihe  von  Tönen 
empfindet.* 

Seite  II  i:  Zu  dem  Streite  zwischen  Ohm  und  Seebeck  über  die 
Verschmelzung  der  Obertöne  zu  einem  Klang  bemerkt  Helmholtz: 
,Wir  körnen  also  allerdings  von  den  Empfindungen  des  unbefangen  auf 
die  Aussendinge  gerichteten  Ohres,  dessen  Interessen  Seebeck  ver- 
tritt, appelliren  an  das  sich  selbst  aufmerksam  beobachtende  und  in 
seinen  Beobachtungen  zweckmässig  unterstützte  Ohr,  welches  in  der 
That  so  verfährt,  wie  das  von  Ohm  aufgestellte  Gesetz  es  vorschreibt. 
Weiteres  auszuführen  erscheint  überflüssig*. 

An  dieser  Stelle  muss  aber  darauf  hingewiesen  werden,  dass  ein 
eben  solches  Schauspiel,  wie  es  Herr  v.  Bauern  fein  d  für  das  akustische 
Gesetz  charakterisirt  hat,  sich  bei  den  elektrischen  Gesetzen  noch  einmal 
genau  wiederholt.  Denn  das  immer  so  genannte  erste  Kirch  ho  ff  sehe 
Gesetz  finden  wir  schon  mehrfach  in  vorliegendem  Werke;  beispielsweise 
ist  es  Seite  lo6  dieses  Neudrucks  klar  ausgedrückt,  dass  bei  einer 
Stromverzweigung  j^die  Grösse  des  Stromes  in  der  Kette  der  Summe 
aller  Ströme  in  den  Nebenleitern  gleich  sein  muss*.  Und  was  gewöhn- 
lich das  zweite  Kirchhoff'sche  Gesetz  genannt  wird,  das  lesen  wir 
ebenso  besonders  deutlich  Seite  107  dieses  Buches:  >^dass  die  Grösse 
des  Stromes  in  jedem  Nebenleiter  im  umgekehrten  Verhältnisse  zu  seiner 
reducirten  Länge  .stehe*. 

Ohm's  Verdienst  wird  wiederum  von  Herrn  Kirchhoff  selbst 
vollständig  anerkannt,  z.  B.  auf  Seite  33  der  gesammelten  Abhandlungen 
des  Letzteren  in  den  Worten:  ^Ohm  hat  aus  den  von  ihm  aufgestellten 
und  nach  ihm  benannten  Principien  durch  mathematische  Betrachtungen 
für  den  Fall  einer  aus  linearen  Leitern  bestehenden,  unverzweigten 
Schliessung  die  bekannte  Formel  J  =  K/R  abgeleitet  und  die  ent- 
sprechenden Formeln  für  den  Fall,  dass  ein  T heil  der  Schliessung 
aus  zwei  oder  mehreren  Zweigen  besteht;  in  grösserer  All- 
gemeinheit habe  ich  später  die  Formeln  für  die  Stromintensitäten  in  einem 
_ganz  beliebigen  Systeme  linearer  Leiter  entwickelt.* 

Diese  Thatsachen  mussten  hier  constatirt  werden. 

Zum  Schluss  möchte  ich  noch  die  Hoffnung  aussprechen,  dass 
diese  Herausgabe  von  Ohm's  galvanischer  Kette  eine  Mahnung  sei  an 
eine  der  Akademien  deutscher  Sprache,  Ohm's  Werke  vollständig  zu 
veröffentlichen. 

Wien,  Herbst   1887.  Dr.  James  Moser. 

Berliner's  Universal-Transmitter, 

Wem  je  die  Aufgabe  geworden,  mit  vorhandenen  Uebertragungs- 
apparaten  auf  Telephonleitungen  von  bedeutenderer  Länge  ein  zufrieden- 
stellendes Ergebniss  herbeizuführen,  der  wird  wohl  wissen,  dass  an  der 
Klangfülle,  an  der  Intensität  der  erzielten  Tonwahrnehmung  ungemein 
viel  gelegen  ist.  Die  Mikrophone  mit  festen  Kohlen  oder  mit  Metall- 
contacten  leisten  in  den  meisten  Fällen  Unzulängliches  und  der  angeb- 
liche Vorzug  derselben,  dass  sie  keiner  Regulirung  bedürfen,  ist  auch 
häufig  ein  illusorischer;  die  Contacte  müssen  denn  doch  von  Zeit  zu 
Zeit  gereinigt  werden. 

Die  Mikrophone,  zu  welchen  Berliner's  Universal-Transmitter 
zählt,  haben  seit  einigen  Jahren  in  Amerika  und  auch  in  Europa  eine 
weitverbreitete  Verwendung  gefunden  und  sie  haben  dieselbe  auch 
reichlich  verdient. 

29* 


436 


Der  in  Fig.  i  abgebildete  sogenannte  Universal-Transmitter  von 
J.  Berliner  in  Hannover  ist  ein  ganz  vortrefflicher  Apparat.  Nicht 
nur,  dass  die  ganze  Ausarbeitung  des  kleinen  und  auf  den  ersten  An- 
blick unscheinbaren  Dinges  eigenartig  und  neu  ist,  auch  die  Wirkungen 
desselben  gehen  weit  über  das  gewöhnliche  Maass  hinaus. 

Die  Construction  des  Universal-Transmitters  ist  aus  Fig.  2,  welche 
den  ganzen  Apparat  im  Durchschnitt  zeigt,  deutlich  zu  ersehen.  B  ist 
eine  Dose  aus  Holz,  deren  Deckel  B^  mittelst  daran  befindlichen 
Schraubengewindes  fest  angezogen  werden  kann.  Auf  dem  Rande  von 
B  ist  in  geeigneter  Weise  der  Messingring  M  befestigt,  durch  welchen 
der  Vibrationsplatte  D  aus  Kohle,  gegen  die  der  Ring  sich  fest  anlegt, 
der  elektrische  Strom  zugeführt  wird.  Die  Kohlenelektrode  C  wird 
durch    den    mit    einer  Gegenmutter  E   versehenen  Stift  L  in    dem  Ge- 


Fig.    I. 


Fig.  2. 


häuse  befestigt.  Unter  der  Gegenmutter  befindet  sich  auf  dem  erwähnten 
Stifte  noch  eine  Regulirungsvorrichtung  J K,  welche  eigentlich  eine  Art 
Mikrometerschraube  bildet.  Das  Festklemmen  des  anderen  Zuleitungs- 
drahtes  i\^wird  auf  passende  Weise  bewirkt.  Unterhalb  des  durch  die  Mitte 
der  Kohlenelektrode  C  führenden  Stiftes  L  ist  ein  conischer  Zapfen  sicht- 
bar, welcher  sich  eng  an  die  gleichfalls  conische  Bohrung  der  Kohlen- 
elektrode anschliesst,  um  einestheils  einen  guten  Contact  mit  letzterer  zu 
sichern,  anderentheils  das  kleine  Gummiröhrchen  G  aufzunehmen,  welches 
mit  seiner  Oeffnung  sich  an  die  Kohlenmembran  D  anlegt,  um  die  Schwin- 
gungen derselben  zu  dämpfen.  Die  Kohlenelektrode  wird  an  ihrem  ganzen 
Umfange  von  einem  Filzringe  jF'eingeschlossen,  welcher  mit  seinem  unteren 
Rande  ebenfalls  die  Membran  D  berührt.  Auf  diese  Weise  wird  zwischen 
der  Kohlenelektrode,  dem  Filzringe  und  der  Membran  ein  geschlossener 
Raum  gebildet ,  welcher  zur  Aufnahme  der  leitenden  Körnchen  A 
bestimmt  ist,  durch  welche  der  mikrophonische  Contact  hergestellt 
wird.  Die  an  dem  Deckel  jB^  eingeschraubte  Hülse  i?  dient  zur  Auf- 
nahme des  Schalltrichters  S  aus  Weichgummi,  durch  dessen  Vermitt- 
lung der  Membran  die  Schallschwingungen  mitgetheilt  werden.  Fig.  3 
veranschaulicht  die  Art  und  Weise,  in  welcher  eine  Aptirung  der  früheren 
ersten  Contactconstruction  ausgeführt  ist,  und  haben  solche  Umände- 
rungen bereits  an  einer  grossen  Anzahl  älterer  Apparate  stattgefunden.  In 


437 


ähnlicher  Weise  wird  auch  die  Umänderung  anderer  verticaler  Systeme, 
wie  Blake,  Gower-Bell,  He  11  er,  Mix  und  Genest  u.  s.  w.  bewirkt. 
Die  mit  dem  Universal-Transmitter  angestellten  Versuche  haben 
sowohl  auf  kurzen,  wie  auch  auf  den  längsten  heute  bestehenden  Fern- 
sprechleitungen stattgefunden,  unter  Anderm  von  Seiten  des  Reichs- 
Postamts  auf  den  Linien  Berlin — Stettin,  Berlin — Halle  a  S.,  Berlin  — 
Magdeburg,  Berlin — Hannover;  von  Seiten  des  k.  k.  österreichischen 
Handelsministeriums  auf  der  Linie  Wien — Brunn  und  in  den  Netzen, 
welche  schon  errichtet  und  in  der  Herstellung  begriffen  sind.  Von 
Seiten  der  königl.  belgischen  Telegraphenverwaltung  auf  der  internatio- 
nalen Fernsprechlinie  Brüssel — Paris;  von  Seiten  der  schweizerischen 
Telegraphendirection  auf  der  Linie  Genf-Lausanne  u.  s.  w.  Alle  diese 
Versuche  haben  die  vorzügliche  Brauchbarkeit  des  Systems  ergeben, 
welche  sich  namentlich  in  der  ausserordentlich  lauten  und  deutlichen 
Uebertragung  zeigt,  wobei  gleichzeitig  der  Charakter  und  die  Klang- 
farbe der  Stimme  vollständig  gewahrt  bleiben.  Fig.  4. 


Der  Universal-Transmitter  ist  bereits  von  Seiten  der  königl. 
württembergischen  General-Direction  der  Posten  und  Telegraphen,  so- 
wie dem  k.  k.  österreichischen  Handelsministerium  für  die  staat- 
lichen Fernsprechleitungen  angenommen  worden;  auch  wird  von  der 
belgischen  Staats-Telegraphenverwaltung  die  internationale  Telephon- 
linie Paris— Brüssel  mit  dem  Universal-Transmitter  dauernd  betrieben. 
Von  Seiten  des  Reichs-Postamts,  sowie  einer  grossen  Anzahl  anderer 
Post-  und  Telegraphenverwaltungen  sind  bereits  Versuche  in  grösserem 
Maassstabe,  speciell  für  die  längsten  vorhandenen  Telephonlinien,  ange- 
ordnet, und  ist  nach  den  bisher  erzielten  Resultaten  nicht  zu  bezweifeln, 
dass  der  Universal-Transmitter  berufen  sein  wird,  eine  fühlbare  Lücke 
auf  dem  Gebiete  des  Fernsprechwesens  auszufüllen. 

Fig.  4  zeigt  die  Zusammenstellung  des  Mikrophons  mit  den  übrigen, 
wohlbekannten  Bestandtheilen  einer  completen  Telephonstation. 


438 
Das  Aluminium  und  seine  Elektrometallurgie. 

(Schluss.) 

Elektrische  Verfahrungsarten. 

Wir  wollen  nunmehr  nacheinander  die  hauptsächlichsten  Ver- 
fahrungsarten vornehmen,  welche  in  Vorschlag  gebracht  wurden,  um 
das  Aluminium  mit  Hilfe  der  Elektricität  darzustellen. 

Wir  wollen  uns  darauf  beschränken,  das  elektrische  Verfahren 
von  Deville,  welches  —  ebenso  wie  jenes  von  Bunsen  —  wohl- 
bekannt ist  und  letztlich  mit  einigen  Verbesserungen  von  Grätzel 
wieder  aufgenommen  wurde,  in  Erinnerung  zu  bringen. 

Die  Fällung  des  Aluminiums  durch  die  Elektrolysis  war  bis  jetzt 
kaum  anders  möglich,  als  auf  trockenem  Wege  bei  einer  hohen 
Temperatur  und  mit  Schwierigkeiten,  welche  eine  industrielle  Ver- 
wendung auszuschliessen  schienen;  seit  der  Erfindung  des  Dr.  Klein  er 
in  Zürich,  welcher  nach  der  Versicherung  seiner  zahlreichen  Anhänger 
auf  dem  Punkte  stehen  soll,  eine  Umwälzung  der  Aluminium-Industrie 
herbeizuführen,  dürfte  sich  aber  die  Sache  nicht  mehr  so  verhalten« 

Verfahren  des  Dr.  Kleiner.  Der  Kryolith  (Doppelver- 
bindung aus  Fluoraluminium  und  Fluornatrium)  wird  fein  pulverisirt 
und  der  Wirkung  eines  sehr  starken  elektrischen  Stromes  unterworfen, 
in  Folge  dessen  er  sich  in  Aluminium  und  in  das  lösliche  Fluor- 
natrium zersetzt.  Man  würde  in  dieser  Weise  ungefähr  3  Gr.  Aluminium 
pro  Stunde  und  Pferdekraft,  welche  die  Dynamomaschine  verbraucht, 
erhalten. 

Man  verwendet  als  Elektroden  Kohlen,  welche  in  einen  Schmelz- 
tiegel aus  Graphit  oder  aus  comprimirtem  Bauxit  reichen.  Die  negative 
Kohle  taucht  in  pulverisirten  und  getrockneten  Kryolith  ein,  der  sich 
auf  dem  Boden  des  Schmelztiegels  befindet,  und  darüber  befindet  sich 
die  positive  Elektrode;  diese  letztere  wird  so  weit  gesenkt,  bis  der 
Lichtbogen  mit  einer  Spannung  von  80  bis  100  Volt  und  einer  In- 
tensität von  60  bis  80  Amp.  hervorspringt;  man  fügt  dann  gepulverten 
Kryolith  in  dem  Maasse  zu,  in  welchem  sich  die  Schmelzung  um  den 
Lichtbogen  herum  vollzieht,  und  fährt  damit  fort,  bis  sich  im  Mittel- 
punkt des  Bades  eine  flüssige  Masse  mit  einem  sehr  hellen  Glänze 
bildet.  Der  eigentliche  Bogen  verschwindet  sodann,  die  Spannung 
sinkt  ungefähr  auf  50  Volt  und  die  Schmelzung  erstreckt  sich  bald 
auf  das  gesammte  Bad,  welches  man  während  zwei  bis  drei  Stunden 
bei  einer  möglichst  niedrigen  Temperatur  in  ruhiger  Schmelzung  er- 
hält. Die  von  Herrn  Kleiner  angewendete  positive  Elektrode  besitzt 
eine  beso;idere  Form ;  es  ist  dies  ein  hohler  Kohlencylinder,  um 
welchen  herum  sich  ein  langer  Kohlenstab  verschieben  lässt,  der 
dazu  dient,  den  Bogen  zwischen  seinem  Ende  und  der  die  Oberfläche 
des  Bades  berührenden  negativen  Kohle  hervorzurufen.  Nachdem  sich 
der  Bogen  gebildet  hat,  wird  der  Kohlenstab  so  umgewendet,  dass 
sich  zwischen  der  positiven  und  negativen  Kohle  ein  Ring  von  ge- 
schmolzenem Kryolith  bildet,  der  sie  nach  der  Wegnahme  des  zur 
Entzündung  dienenden  Kohlenstabes  während  der  ganzen  Dauer  der 
Operation  beschützt. 

Wie  es  heisst,  ist  Herr  Kleiner  im  Begriffe,  in  Wolverhampton 
ein  Hüttenwerk  zu  errichten,  auf  dem  man  mit  einem  Aufwände  von 
500  HP.  wöchentlich  ungefähr  100  Kgr.  Aluminium  erzeugen  wird. 
Wie  er  versichert,  wird  man  das  Aluminium  um  die  Hälfte  seines 
heutigen  Preises  herstellen  können. 


439 

Das  Verfahren  von  Cowles,  welches  sich  auf  eine  Reduction 
des  Aluminiums  durch  die  Kohle  zurückführen  lässt,  ist  unseren  Lesern 
schon  bekannt ;  wir  wollen  uns  demnach  darauf  beschränken,  den 
wesentlichsten  Theil  jener,  diesen  Gegenstand  behandelnden  Denk- 
schrift hier  wiederzugeben,  welcher  von  Herrn  W.  P.  Thompson, 
dem  für  England  bestellten  Agenten  der  Herren  Gebrüder  Cowles, 
der   j, Society  of  Chemical  Industry*   in  Liverpool  überreicht  worden  ist. 

jDer  von  der  Dynamomaschine  kommende  Strom  durchfliesst 
den  Schmelzofen  auf  dem  Wege  eines  vollkommen  metallischen 
Schhessungsbogens,  welcher  nur  an  der  Stelle  unterbrochen  ist,  wo 
sich  die  aus  Kohle  und  der  gepulverten  Kohlenmasse,  innerhalb 
welcher  sich  die  Reduction  vollzieht,  bestehenden  Elektroden  be- 
finden. 

^Die  aus  Kabeln  von  13  Drähten  ä  7-1  Mm.  Durchmesser  her- 
gestellte Leitung  ist  mit  einem  Amperemeter  versehen ,  welches 
die  in  jedem  Augenblicke  herrschende  Stromstärke  angibt,  deren  Ab- 
weichung genau  das  Verhalten  des  Ofens  anzeigt.  Neben  diesem  In- 
strumente enthält  die  gedachte  Leitung  auch  noch  einen,  nach  Belieben 
zu  regulirenden  Widerstand,  der  wie  eine  Sicherheitsvorkehrung  wirkt, 
wenn  man  den  Strom  von  einem  Ofen  auf  den  anderen  überträgt,  oder 
wenn  man  ihn  durch  einen  Umschalter  unterbricht. 

^Um  die  Ziegelsteine  des  Ofens  zu  schonen,  hat  man  zuerst 
pulverisirte  Holzkohle  versucht,  welche  unschmelzbar  und  wenig  leitend 
ist;  sie  verwandelt  sich  aber  bald  in  den  nur  zu  gut  leitenden  Graphit. 
Man  vermeidet  diesen  Uebelstand,  indem  man  die  Garnitur  aus  Kohlen- 
staub herstellt,  der  zuerst  gewaschen  und  dann  mit  Kalkmilch  über- 
tüncht wurde.  Man  breitet  diese  Garnitur  auf  dem  Boden  des  Ofens 
ungefähr  in  der  Dicke  von  80  Mm.  aus. 

5, Die  Charge  eines  Ofens  hat  gewöhnlich  die  folgende  Zusammen- 
setzung : 

^25  Pfd.  Thonerdehydrat  in  seiner  krystallisirten  Form  als  Diamant- 
spat; 12  Pfd.  Holzkohle;  50  Pfd.  Kupfer  in  Form  von  Schrotkörnern, 
oder  noch  besser  in  Form  von  kleinen  Stangen,  welche  senkrecht  auf 
die  Richtung  der  Elektroden  angebracht  werden  und  nicht,  wie  die 
Körner,  den  Uebelstand  im  Gefolge  haben,  dass  sie  durch  ihre 
Schmelzung  den  Stromkreis  schliessen, 

,  Sobald  der  Ofen  geladen  ist,  beginnt  man  die  Operation  mit  den 
einander  beträchtlich  genäherten  Elektroden,  wobei  man  dafür  zu 
sorgen  hat,  dass  ein  hinreichend  grosser  Widerstand  eingeschaltet 
werde,  damit  sich  nicht  in  Folge  des  zu  schnellen  Schmelzens  des 
Kupfers  ein  kurzer  Schluss  bilde ;  dann  entfernt  man  nach  und  nach 
die  Kohlen,  bis  das  Amperemeter  1300  Amp.  mit  einer  Spannung 
von  50  Volt  anzeigt.  Man  erhält  in  solcher  Weise  und  für  die  Dauer 
von  fünf  Stunden  die  Intensität  des  sich  vollziehenden  Processes 
möglichst  auf  der  gleichen  Höhe,  indem  man  durch  die  allmälige  Ent- 
fernung der  Kohlen  alle  Theile  der  Charge  in  den  Wirkungsbereich 
der  Reduction  bringt;  am  Ende  der  Operation,  wenn  die  Kohlen  von 
der  ganzen  Länge  (0'39  Mtr.)  des  Ofens  entfernt  sind,  wird  ein 
Widerstand  in  der  Weise  zwischengeschaltet,  dass  er  ohne  Gefahr  nach 
einem  anderen  Kohlensacke  transportirt  werden  kann. 

,Man  erhöht  die  Leistung  des  Apparates,  indem  man  die  Kohlen 
unter  einem  Winkel  von   30*^  gegen  die  Horizontale  neigt. 

sDie  Dynamomaschine  schickt  in  den  elektrischen  Schmelzofen 
eine  Energie  von  90  HP.  Im  Anfange  schmilzt  das  sich  im  Mittel- 
punkte des  Kohlensackes    befindende  Kupfer,    dann    beginnt^,    nachdem 


440 

die  Hitze  nicht  in  dem  Maasse  entweichen  kann,  in  welchem  sie  sich 
bildet,  der  Diamantspat  zu  schmelzen  und  tritt  seinen  Sauerstoff  an 
die  ihn  umgebende  Kohle  ab. 

^Es  ist  noch  nicht  festgestellt  worden,  ob  diese  Rcaction  eine 
Folge  der  Wärme  allein,  der  Elektricität  allein,  oder  die  Folge  dieser 
beiden  Ursachen  zugleich  ist. 

jWenn  sie,  wie  Herr  Co  wies  annimmt,  von  der  Wirkung  der 
Elektricität  allein  herrührt,  dann  stehen  wir  vor  einem  ganz  besonderen 
Falle  der  Elektrolyse,  welche  ein  Wechselstrom  hervorruft.  Wenn  kein 
Kupfer  vorhanden  wäre,  so  würde  sich  das  Aluminium  in  dem  Maasse, 
in  welchem  es  frei  wird,  in  krystallisirtes  Kohlenstoff-Aluminium  um- 
setzen, während  das  Kupfer,  welches  thatsächlich  in  Wallung  geräth, 
mit  dem  Aluminium  eine  reichhaltige  Legirung  bildet,  da  dieselbe  15, 
30  und  selbst  40  X  von  diesem  Metalle  enthält.  Diese  Legirung,  welche 
weiss  und  glänzend  ist,  wird  in  Stangen  gegossen,  indem  man  jene 
Dosis  von  Kupfer  hinzusetzt,  welche  nothwendig  ist,  um  die  einem 
gewünschten  Mischungsverhältnisse  entsprechende  Bronze  zu  bilden. 

>,Man  erzeugt  durch  zwei  Abflussrinnen  in  zehn  Stunden  ungefähr 
100  Pfund  oder  45  Kgr.  weisse  Legirung,  welche  auf  Frcs.  4*5  pro 
Kilogramm  zu  stehen  kommt. 

^Die  Herren  Co  wies  werden  baldigst  einen  Schmelzofen  von 
1200  HP.  herstellen,  den  sie,  wie  einen  gewöhnlichen  Hochofen,  in 
ununterbrochenem  Betriebe  zu  erhalten  hoffen. 

^Das   Kupfer    kann    durch    jedes    andere   Metall    ersetzt    werden, 
welches  die  Eignung  besitzt,  sich  mit  dem  Aluminium  zu  legiren,  ohne 
sich  bei  diesen  sehr  hohen  Temperaturen    zu    verflüchtigen.    In    dieser 
Art  haben  die  Herren  Co  wies  die  Legirungen  erzeugt  aus: 
50   Theilen    Eisen    und  50  Theilen  Aluminium 
75  ,,  Nickel    ^25  ,  ^ 

»Man  kann  mit  Hilfe  dieses  Verfahrens  auch  dreifache  Legirungen 
aus  Aluminium,  Kupfer  und  Bor  oder  SiHcium  herstellen.  Wenn  man 
Thonerde-Silicat  oder  Thon  in  Gegenwart  von  Kupfer  reducirt,  so 
erhält  man  eine  aus  Aluminiumkupfer  und  Silicium  zusammengesetzte 
Legirung,  welche  weiss,  glänzend  und  —  wenn  sie  mehr  als  10  X 
Aluminium  und  Silicium  enthält  —  spröde  ist.  Wenn  diese  Legirung 
2 — 6%  Aluminium  und  Silicium  enthält,  so  bildet  sie  eine  unoxydirbare 
Bronze  von  goldgelbem  Ansehen,  welche  nach  ihrer  Behandlung  durch 
Drahtzüge  die  ausserordentliche  Zähigkeit  von  140  Kgr.  pro  Quadrat- 
Millimeter  besitzt.* 

Das  Verfahren  von  Co  w  1  e  s  hat  bis  jetzt  nur  sehr  aluminium- 
reiche Kupferlegirungen  geliefert;  vom  wissenschaftlichen  Standpunkte 
aus  kann  man  dasselbe  kaum  für  etwas  Anderes  ansehen,  als  die 
glückliche  Anwendung  der  elektrischen  Schmelzungsmethoden,  die  von 
zahlreichen  Gelehrten  schon  seit  langer  Zeit  erfunden  sind,  welche  aber 
erst  in  Folge  der  Entwicklung  der  Dynamomaschine  eine  praktische 
Wichtigkeit  erlangen  konnten. 

Obwohl  das  Verfahren  von  Co  wies  mit  grosser  Beharrlichkeit 
und  mit  sehr  bedeutenden  Mitteln  in's  Werk  gesetzt  wurde,  so  hat  es 
doch  —  wenigstens  soweit  unsere  Kenntnisse  reichen  —  das  Ver- 
sprechen seines  Erfinders  nicht  gehalten,  welches  dahin  lautete,  das 
Aluminium  zu  dem  Preise  von  Frcs.  4  pro  Kilogramm  oder,  wenn  das 
Kilogramm  Kupfer  Frcs.  1-5  kostet,  zu  dem  Preise  fabriksmässig  her- 
zustellen, der  für  ein  gleiches  Volumen  Kupfer  entfällt,  welches  in  einer 
grossen  Anzahl  von  Fällen  mit  Vortheil  durch  das  Aluminium  ersetzt 
werden  könnte. 


441 

In  Frankreich  hat  die  Elektrometallurgie  des  Aluminiums,  unseres 
Wissens  wenigstens,  mit  Ausnahme  des  von  Herrn  Heroult  erfundenen 
Verfahrens  noch  keine  Anwendung  gefunden.  In  Betreff  seiner  ersten 
Versuche  hatte  Herr  Heroult  die  Güte,  uns  die  nachstehenden 
Notizen  mitzutheilen: 

jjDas  Verfahren  besteht  in  der  directen  Zersetzung  des  geschmol- 
zenen Thonerdehydrats  durch  einen  elektrischen  Strom. 

,Bei  unseren  ersten  Versuchen  wurde  eine  gewisse  Menge  von 
Kryolith  in  der  Absicht  angewendet,  um  das  Bad  in  Fluss  zu  bringen ; 
dieses  Bad  wurde  in  einem  Schmelzofen  bis  zu  einer  beträchtlichen 
Temperatur  erhitzt  und  dann  der  Wirkung  des  elektrischen  Stromes 
ausgesetzt. 

j,Bei  starken  Strömen  wird  der  Ofen  überflüssig,  da  die  in  dem 
Bade  selbst  erzeugte  Hitze  ausreichend  ist,  um  dasselbe  flüssig  zu 
erhalten. 

j>Zur  Zeit  besteht  der  Apparat  aus  einem  Schmelztiegel  aus  Kohle, 
der  auf  einer  sehr  starken,  aus  demselben  Materiale  gefertigten  Platte 
steht.  Dieser  Schmelztiegel  wird  in  den  Mittelpunkt  einer  aus  Ziegeln 
hergestellten  Kammer  gestellt  und  der  Zwischenraum  mit  staubförmiger 
Retortenkohle  ausgefüllt. 

j,In  diesen  Schmelztiegel  taucht  eine  dicke  Kohle  (50  Mm.  im 
Durchmesser),  welche  den  positiven  Strom  zuleitet;  der  negative  Strom 
gelangt  zum  Schmelztiegel  vermittelst  der  Platte. 

^Das  Bad  wird  durch  eine  gewisse  Quantität  von  Kupfer  in 
Thätigkeit  versetzt  und  mit  trockenem  Thonerdehydrat  beschickt.  Man 
sendet  den  Strom  hindurch.  Das  Thonerdehydrat  schmilzt  und  zersetzt 
sich ;  das  Aluminium  vereinigt  sich  mit  dem  Kupfer  und  bildet 
Aluminiumbronze.  Der  Sauerstoff  begibt  sich  zur  positiven  Kohle  und 
bildet,  indem  er  sich  mit  derselben  vereinigt,  Kohlenoxyd,  welches  in 
Folge  der  von  demselben  mitgeführten  Aluminiumtheilchen  als  grosse 
und  blendende  Flamme  aus  dem  Schmelztiegel  entweicht. 

j,Man  kann  in  dieser  Weise  Bronzegattungen  herstellen,  welche 
25 — 30^/  Aluminium  enthalten.  Diese  Legirungen  sind  weiss  und  sehr 
spröde ;  wenn  sie  mit  Kupfer  im  fünffachen  Gewichte  legirt  werden, 
so  bilden  sie  jenes  prächtige  Metall  von  goldgleicher  Farbe,  welches 
schon  so  zahlreiche  Anwendungen  gefunden  hat*. 

5,Bei  einer  Spannung  von  20  Volt  senden  wir  in  das  Bad 
400  Amp.,  welche  in  5  Stunden  7  Kgr.  Bronze  erzeugen,  deren 
Aluminiumgehalt  20  X   beträgt. 

>;> Mittelst  einer  sehr  einfachen  Vorrichtung  ist  es  möglich,  das 
gebildete  Metall  abfliessen  zu  machen.  Man  ersetzt  die  positive  Kohle 
durch  eine  andere  und  beginnt  eine  neue  Operation. 

j^Wir  haben  auch  zwei  Schmelztiegel  hintereinander  geschaltet, 
wobei  wir  die  gesammte  Spannung  um  10  Volt  vermehrten,  und 
haben  die  doppelte  Erzeugung  erzielt;  es  war  aber  die  Regulirung  der 
Bäder  schwieriger,  als  dies  bei  einem  einzigen  Bade  der  Fall  ist. 

-»Im  Ganzen  genommen  kann  man  sagen,  dass  es,  wenn  dieses 
Verfahren  im  Grossen  angewendet  wird,  wenn  man  Apparate  von 
geringerem  Widerstände  hat,  die  leicht  zu  erfassen  und  auszuführen 
sind,  wenn  man  ferner  mit  ökonomischen  Maschinen  und  billigen 
Materialien  erster  Qualität  (Kohlen  und  Aluminium)  arbeitet,  möglich 
ist  und  man  darauf  rechnen  kann,  das  Aluminium  in  der  Bronze  zum 
Selbstkostenpreise  von  Frcs.   3*5   pro  Kilogramm  zu  erzeugen^^ 

(La  Lumiere  lilectrique.) 


442 

Ueber  Oekonomie  in   der  Schaltung  galvanischer 
Elemente  in  Glockensignal-Linien  mit  Ruhestrom. 

Von  W.  MIXA. 

Der  grösste  Theil  der  auf  den  österreichisch-ungarischen  Eisen- 
bahnen verwendeten  galvanischen  Elemente  entfällt  auf  den  Betrieb 
der  Signallinien  (Glockensignal-  und  Distanzsignal-Linien)  und  nur  ein 
verhältnissmässig   geringer  Theil    auf   den  Betrieb  von  Morse-Linien.  *) 

In  den  mit  Ruhestrom  betriebenen  Glockensignal-Linien  findet 
man  theils  Batterien  eingeschaltet,  die  nur  nach  einer  Linie,  also  ein- 
seitig wirken,  theils  Batterien,  die  nach  beiden  in  eine  Station  ein- 
mündenden Linien,  also  zweiseitig  oder  gem  einschaftlich  wirken  ; 
im  letzteren  Falle  werden  gewöhnlich  nach  der  längeren,  d.  h.  mehr 
Apparate  enthaltenden  Linien  einseitig  Elemente  zugeschaltet,  um  in 
beiden  Linien  nahezu  gleiche  Stromstärken  zu  erzielen.**) 

Gemeinschaftlich  geschaltete  Elemente  haben  den  Vortheil,  dass 
die  Anzahl  der  nöthigen  Batteriegläser  eine  geringere  ist,  als  bei  der 
anderen  Schaltung,  dagegen  den  Uebelstand,  dass  jede  Fehlerhaftigkeit 
derselben  nach  beiden  Zweigen  störend  wirkt,  dass  sie  (Ruhestrom  vor- 
ausgesetzt) öfters  gewechselt  werden  müssen  und  weniger  ökonomisch 
sind,   als  getrennt  geschaltete  Batterien. 

Letzterer  Umstand  dürfte  nicht  allgemein  anerkannt  sein,  und  ich 
will  es  versuchen,  im  Nachstehenden  die  Betriebskostenfrage  beiderlei 
Schaltungen  näher  zu  beleuchten. 


Es  seien  zwei  Glockensignal-Linien,  jede  vom  äusseren  Wider- 
stände W,  ferner  die  nöthige  Anzahl  von  Callaud-Elementen  von  je 
I  Volt  elektromotorischer  Kraft  und  dem  Widerstände  w  gegeben;  die 
verlangte  Stromstärke  sei  5. 

Es  soll  untersucht  werden,  welche  Anzahl  von  einseitig  und  welche 
Anzahl  von  zweiseitig  wirkenden  Elementen  nöthig  ist,  um  die  ver- 
langte Stromstärke  zu  erzielen  und  wie  hoch  sich  in  beiden  Fällen  der 
Materialverbrauch  stellt. 

Die    nöthige  Anzahl  n    einseitig    geschalteter  Elemente    für    jede 

der  beiden  Linien   ergibt   sich    aus  5=  ; — 777-;  n= ^^ —    und 

nw  -f-  yy  i  —  Sw 

die  Anzahl  der  Elemente  für  beide  Linien 

2SW  ,, 

2n  = — (I 

I — Sw 

Bei    zweiseitig    geschalteten    Elementen    besteht    der   Widerstand 

des    Stromkreises    aus    dem    Widerstände    des    ungespaltenen    Theiles 

(Batterie   und   Erdleitung)  und  aus  dem  gemeinschaftlichen  Widerstände 

der  Zweige;  letzterer  ist  in  vorliegendem  Falle,  da  statt  beider  Zweige 

eine    unverzweigte    Linie    von    gleicher    Länge    und    doppeltem  Quer- 

W 
schnitte  gesetzt  werden   kann . 


*)  Auf  den  Bahnen  des  Deutschen  Reiches  werden  die  Glockensignal-Linien  mit 
Inductionsstrom  betrieben ;  auf  österreichisch-ungarischen  Bahnen  wird  vorläufig  bei  den 
elektrischen  Distanzsignalen  der  Batteriebetrieb  durch  den  verlässlicheren  Inductorbetrieb 
allmälig  verdrängt. 

**)  Von  einer  Parallelschaltung  der  Elemente  wird  hier  vollständig  abgesehen,  da 
dieselbe,  wenn  der  äussere  Widerstand  den  inneren  übersteigt,  was  bei  Glockensignal-Linien 
stets  der  Fall  ist,  nie  ökonomisch  sein  kann. 


443 

Da  ferner  in  jedem  Zweige  eine  Stromstärke  5  circuliren  soll, 
so  muss  durch  den  gemeinschaftlichen  Theil  des  Stromkreises,  das 
heisst  durch  die  Batterie,   ein  Strom  von  der  Stärke  2  ^  gehen. 

Die  Anzahl  n'  der  nöthigen  Elemente  ergibt  sich  hignach  aus 
n' 


2S-. 


w  n'  -\- 


W 


s  w 

n'  = j^- (II 

I 2   Sw  ^ 

Für  die  Grössen,  von  denen  w  und  7i'  abhängt,  sollen  nun  Werthe 
gewählt  werden,  welche  gegen  die  in  der  Praxis  vorkommenden  möglichst 
wenig  differiren.  Für  die  Wahl  der  Stromstärke  dient  als  Anhaltspunkt 
die  Erfahrung,  dass  pro  Glockenschlagwerk  von  8o  ü  Multiplications- 
Widerstand  zwei  bis  höchstens  drei  einseitig  geschaltete  Elemente  ver- 
wendet werden  (pro  Glockensignal-Relais  das  Doppelte). 

Den  sonstigen  äusseren,  auf  die  Anzahl  der  Schlagwerke  repar- 
tirten  Widerstand  kann  man  per  Schlagwerk  mit  lo  i2,  den  Widerstand 
eines  Elementes  mit  9  ^  annehmen. 

Hienach  ergibt  sich  die  Stromstärke  mit 

2  3 

— - — ; =0'0i8Amp.,  resp. 1 =  0'026  Amp., 

18  +  90  ^  ^27+90  ^ 

im  Mittel  mit 

0-022  Amp (III 

In  jedem  einseitig  geschalteten  Elemente  findet  ein  jährlicher 
elektrischer,  d.  h.  zur  Stromerzeugung  verwendeter  Consum  an  Kupfer- 
vitriol (da  I  Amp.  im  Jahre  iO"35  Kgr.  Kupfer  abscheidet  oder 
41*4  Kgr.  Kupfervitriol  zersetzt)  bei  einer  Stromstärke  von  0'022  Amp. 
von 

41-4  X  0-022  =  0-911  Kgr.*) 
und  in  jedem  zweiseitig  wirkenden  Elemente  das  Doppelte,  somit  von 
1-822  Kgr.   statt. 

Der  factische  Materialverbrauch  ist  grösser,  u.  zw.  um  jene  Menge 
Kupfervitriol,  die  durch  Absetzung  von  Kupfer  am  Zinkkörper  oder 
überhaupt  durch  chemische  oder  elektrische  Vorgänge  im  Inneren  des 
Elementes  verloren  geht,  ohne  zur  Stromerzeugung  beizutragen**) 
(Nebenconsum  im  engeren  Sinne) ;  hiezu  kommt  noch  jener  Material- 
verlust, der  durch  den  gebräuchlichen  (obwohl  bei  zweckmässiger 
Füllung  überflüssigen)  kurzen  Schluss    des  Elementes    vor    dessen  Ver- 


*)  Bei  einer  Stromstärke  von  o-orS    0*745  Kgr. 
»        »  »  »     0-02Ö    ^o^b     , 

**)  Die  übliche  Methode  des  Füllens  der  Elemente,  nach  der  man  auf  die  ein- 
geschütteten Kupfervitriolkrystalle  zuerst  Wasser  und  dann  die  schwere,  die  ganze  Flüssig- 
keit aufrührende  Zinkvitriollösung  aus  erschöpften  Elementen  giesst,  befördert  wesentlich 
die  nutzlose  Zersetzung  des  Kupfervitriols.  Ich  habe  nach  dieser  Methode  Callaud-Elemente 
gefüllt,  bei  denen  statt  des  Zinkcylinders  ein  kreuzförmiger  Zinkkörper  zur  Verwendung 
kam.  Es  war  nun  sehr  auffällig,  dass  sich  beim  Füllen  des  Elementes  die  ganze  Flüssigkeit 
rasch  blau  färbte  und  in  Folge  dessen  das  Zinkkreuz  in  wenigen  Stunden  nach  dem  An- 
setzen trotz  kurzen  Schlusses  in  eine  dicke  Schichte  von  Kupferschlamm  eingehüllt  war, 
der  überdies  in  Flocken  zu  Boden  fiel.  Bei  Zinkcylindern  findet  dieselbe  Erscheinung  statt, 
ist  jedoch  weniger  auffällig.  Ich  versuchte  nun  den  umgekehrten  Vorgang,  auf  die  Kupfer- 
vitriol-Krystalle  zuerst  alte  Zinklösung,  u.  zw.  bis  zur  oberen  Einkerbung  des  Glases  zu 
giessen  und  dann  erst  reines  Wasser  nachzufüllen.  Das  Resultat  war  ein  günstiges;  die 
Flüssigkeit  im  oberen  Theile  des  Glases  blieb  auffallend  rein,  d.  h.  färbte  sich  nicht  blau, 
und  es  hielten  sich  auch  die  Zinkkörper  Tage  und  Wochen  lang  rein.  Irgendwelche  nach- 
theilige  Wirkung  dieser  letzteren  Füllungsmethode   habe  ich   nie  bemerkt. 


444 

Wendung  entsteht,  sowie  jene  Menge  Kupfervitriol,  die  im  gelösten  oder 
ungelösten  Zustande  beim  Auswechseln  der  Elemente  verloren  geht,  und 
wenn  dieses  vorzeitig  geschieht,     eine  erhebliche  Höhe  erreichen  kann. 

Zur  Bestimmung  der  Höhe  des  nutzlosen  Materialverbrauches 
diene  die  ziemlich  verlässliche  Erfahrung,  dass  man  in  Glockensignal- 
Linien  bei  einseitiger  Schaltung  im  Ganzen  mit  i'2 — 1*3,  im  Mittel  mit 
1*25  Kgr.  Kupfervitriol  pro  Element  und  Jahr  vollkommen  auskommen 
kann.  Wo  erhebHch  grössere  Verbrauchsm.engen  vorkommen,  dort  liegt 
die  Ursache  in  einem  abnormal  starken  Strom  oder  in  einem  abnormal 
grossen  nutzlosen  Materialverbrauche. 

Beträgt  nun  der  elektiische  Consum  0-9 11  Kgr.,  so  beläuft  sich  der 
gesammte  Nebenconsum    an  Kupfervitriol    pro   Element    und  Jahr    auf 

1-25— 0-911  =  034  Kgr. 

Bei  gemeinschaftlich  geschalteten  Elementen  ist  zwar  der  Neben- 
consum im  engeren  Sinne  wegen  des  stärkeren  Stromes,  der  das  sich 
allmälig  auflösende  Kupfervitriol  rascher  verzehrt,  daher  das  Absetzen 
von  Kupfer  auf  dem  Zinkcylinder  vermindert,  geringer,  dagegen  ist 
der  anderweitige  Materialverlust  wegen  der  häufigeren  Auswechslung 
der  Elemente  grösser;  man  wird  daher,  glaube  ich,  nicht  viel  fehlen, 
wenn  man  für  beiderlei  Schaltungen  in  Ermanglung  genauerer  Daten 
den  gleichen  Nebenconsum  annimmt. 

Hienach  stellt  sich  der  Gesammtconsum  pro  Element  und  Jahr 
bei  zweiseitiger  Schaltung  auf 

1-822  4- 0-34  =  2-i6  Kgr.  Kupfervitriol    ....     (IV 

Die  gebräuchlichen  Callaud-Elemente  fassen  je  0*5  bis  o-6  Kgr. 
Kupfervitriol. 

Die  Dauer  eines  Elementes  von  o  5  Kgr.  Kupfervitriol  Füllung 
ergibt  sich  bei  einseitiger  Schaltung  aus 

1-25  :  05  =  365  :  X  zu  X  =  146  Tagen, 
bei  zweiseitiger  Schaltung  aus 

2'i6  :  0-5  =  365  :  ;ir  zu  ;ir  =  84  Tagen"'^)     .     .     .     .     (V 

Die  Form  und  Grösse,  sowie  die  Beschaffenheit  des  Materials  der 
Zinkpole  sind  nicht  ohne  Einfluss  auf  den  Materialverbrauch;  hier  soll 
nur  die  gebräuchlichste  Form,  Zinkcylinder  im  Gewichte  von  ca.  0-5  Kgr. 
aus  gewalztem  Blech,  mit  angenietetem,  im  oberen  Theile  isolirten 
Kupferstreifen,  in  Betracht  gezogen  werden. 

Ein  solcher  Zinkcylinder  hält  in  der  Regel  zwei  Füllungen  aus;  demnach 
so  lange  wie  i  Kgr,  Kupfervitriol;  die  Anzahl  der  nöthigen  Kilogramme 
Kupfervitriol  gibt  hienach  zugleich  die  Anzahl  der  nöthigen  Zinkcylinder  an. 

Den  Preis  für  i  Kgr.  Kupfervitriol  mit  25  kr,  und  den  Preis  für 
einen  Zinkcylinder  mit  dem  gleichen  Betrage  angenommen,  belaufen 
sich  die  Kosten  eines  Elementes  bei  einseitiger  Schaltung  auf 

1-25  X  25  X  2  =  62-5  kr., 
bei  zweiseitiger  Schaltung  auf 

216X  25  X  2  =  fl.  i-o8**)    ......     (VI 

*)  Bei  0-6  Kgr.  Füllung  ergibt  sich  die  Dauer  um  ein  Fünftel  grösser,  zu  175,  resp. 
100  Tagen. 

**)  In    der  Morse-Linie    genügt    eine    Stromstärke    von    o  01   Amp, ;     der    elektrische 
Consum  beträgt  pro  Element  und  Jahr 

41 '4  X  O'Oi  =  o'4l4  Kgr. 
der  Nebenconsum     0*340     ^ 
Summe     o  754  Kgr. 
Die  Dauer  des  Elementes  aus 

0-754  :  0'5  =  365  :  X  X  =^  242  Tage, 
Die  Kosten 

2  X  0754  X  25  ^^-  =  37-5  ^^- 


445 

Diese  Kosten  lassen  sich  bei  sorgfältiger  Sammlung  des  in  den 
Elementen  galvanisch  abgeschiedenen  Kupfers  *)  und  der  Zinkcylinder- 
reste  vermindern. 

In  I  Kgr.  Kupfervitriol  ist  1/4  Kgr.  Kupfer  enthalten,  das  indess 
nicht  ganz  zurückgewonnen  werden  kann,  da  ein  ziemlich  grosser  Theil 
desselben  mit  dem  Bodensatz  des  Elementes  verloren  geht.  Bei  sorg- 
fältiger Manipulation  kann  man  den  Rückgewinn  pro  i  Kgr.  Kupfer- 
vitriol auf  0'2  Kgr.  verwendbares  Kupfer  im  Werthe  von  o-2  X  50  =  10  kr. 
und  den  Rückgewinn  an  verkäuflichem  Zink  auf  02  Kgr.  im  Werthe 
von  0"2  X  ö  kr.  =  I  kr,,  im  Ganzen  also  mit   ii   kr.  veranschlagen. 

In  der  Praxis  wird  der  Rückgewinn  gewöhnlich  weniger  betragen; 
er  soll  hier  nicht  weiter  in  Betracht  gezogen  werden,  sondern  für 
andere  nicht  berücksichtigte  Materialverluste  (Glasbruch  etc.)  höhere 
Anschaffungskosten  (Mehrkosten  für  End-Elemente  etc.)  als  Compensation 
gelten. 

Setzen  wir  nun  in  Gleichung  I  und  II  für  W.:=goü  und  für 
5=0022  Amp.,  so  gibt  2«  die  Anzahl  der  für  je  zwei  Schlagwerke 
(oder  ein  Relais)  nöthigen  einseitig  geschalteten  Elemente  an,  so  dass 
z.  B.  für  eine  Glockenlinie  mit  acht  Schlagwerken  und  zwei  Relais 
n  [8  -\-  4)  Elemente  verwendet  werden  müssten. 

Die  Anzahl  der  für  zwei  Schlagwerke  gemeinschaftlich  zu  schalten- 
den Elemente  ist  n',  so  dass  z.  B.  für  zwei  in  eine  Station  einmündende 
Glockenlinien  von  je  acht  Schlagwerken  und  zwei  Relais  n'  (8  -\-  4) 
Elemente  in  dieser  Station  verwendet  werden  müssten.  —  Bei  gleich- 
massiger  Vertheilung  der  Elemente  auf  die  verschiedenen  Stationen 
würden  bei  gemeinschaftlich  geschalteten  Elementen  für  jedes  Schlag- 
werk einer  Linie  n'  Elemente,  dieselben  Elemente  jedoch  nochmals  für 
die  andere  Linie,  in  der  sie  zu  wirken  haben,   gerechnet  werden. 

Wir  erhalten: 

^^^_o;044X^_ 3:96 ....     (VII 

I  —  O  022  Z£^  I — 0-022  W 

n'  =  °  °""  X  9°  = L?L_ (VIII 

I — 0-04.4  zi>         I — 0"044Z£' 

91  und  n'  hängen  nunmehr  nur  vom  Widerstände   der  Elemente  ab. 

Der  Widerstand  eines  Callaud-Elementes  (und  überhaupt  jedes 
Kupferzink-Elementes)  ist  eine  unter  Umständen    sehr  variable  Grösse. 

Ein  mit  reinem  Wasser  statt  mit  Zinkvitriol-Lösung  angesetztes 
Element  kann  50  0  und  mehr  Widerstand  haben,  auch  wenn  es  einen 
Tag  lang  in  kurzem  Schluss  gestanden  ist;  dieser  Widerstand  kann 
während  der  Thätigkeit  des  Elementes  mit  fortschreitender  Verdichtung 
der  Zinkvitriol-Lösung  bis  auf  6  ü  sinken. 

Bei  entsprechendem  Ansetzen  des  Elementes,  d.  h.  bei  Ver- 
wendung von  Zinkvitriol-Lösung  liegt  allerdings  die  obere  Grenze  des 
Widerstandes  nicht  so  hoch,  kann  aber  immerhin  mit  12  — 15  0  ange- 
nommen werden,  so  dass  sich  der  durchschnittliche  Widerstand  mit 
etwa  9  ^i  ergibt.  Elemente  unter  6  und  über  15  li  würden  sodann  nur 
ausnahmsweise  vorkommen;  wir  wollen  sie  indess,  um  den  Einfluss  des 
Widerstandes  der  Elemente  auf  die  Batteriekosten  anschauHch  zu 
machen,  gleichfalls  in  Rechnung  ziehen. 

Für  die  Stromstärke  von  0'022  Amp.  (III)  wurden  nachstehende, 
hier  in  Betracht  kommende  Werthe  ermittelt: 

Pro  Element  und  Jahr   sind: 


*)   Um  den  Kupferansatz  vom    Kupferpole  leicht  ablösen  zu  können,    bestreiche   man 
letzteren  vor  seiner  Verwendung  mit  einem  fettigen  mit  Oel  getränkten  Lappen. 


446 

Der  Gesammtconsum  (IV) 
bei  einseitiger  Schaltung  1-25  Kgr.  Kupfervitriol,   1*25  Stück  Zink- 

cylinder, 
bei    zweiseitiger    Schaltung    2- 16  Kgr.    Kupfervitriol,    216    Stück 
Zinkcylinder. 

Die  Kosten  (VI) 
bei    einseitiger    Schaltung    62*5    kr.,     bei    zweiseitiger    Schaltung 
fl.    ro8. 

Die  Dauer  (V) 
bei    einseitiger    Schaltung    i46   Tage,    bei    zweiseitiger   Schaltung 

84  Tage. 
Wenn  wir  nun 
für      w      die      Werthe  Ohm 

setzen o       3         6        9        12       15        18         21        24 

so  erhalten  wir 

Stück 

aus  VII  .  .  .  2n=  396  4-24  4-56  4-94  5-38  5-19  6S^  7-36  8-35 
aus  VIII.  .  .  n' =  1-98  2-28  2-69  3-31  4-19  5-82  9-52  26-05  — 
Der  jährliche  Ver- 
brauch an  Kupfervitriol 
in  Kilogrammen  oder 
Zinkcylindern  in  Stück 
beträgt  pro  ein  Schlag- 
werk      bei      einseitiger  Kilogramm     oder    Stück 

Schaltung*) 2-48  265  2-84  3-09  3"36  3*69     4-10     4-60  5*22 

bei  zweiseitiger  Schal- 
tung     2-15   2-46  2-91   3-58  453   6*29   10-28  28-13    — 

Die  jährlichen  Mate- 
rialkosten   für  Kupfer-  ^ 
Vitriol  und  Zink  per  ein 

Schlagwerk     bei     ein-  Gulden 

seitiger  Schaltung**)  .   1-24  1-33   1-42   155    1-68    1-85     205      2-33  2'i6 

bei  zweiseitiger  Schal- 
tung     1-07   1-23   146  1-79  2-27  3-14     5-14   14-07    — 

Aus  vorstehender  Tabelle***)  ist  zu  ersehen: 

ä)  Im  Allgemeinen  sind  bei  beiderlei  Schaltungen  die  Betriebs- 
kosten desto  geringer,  je  kleiner  der  Widerstand   der  Elemente  ist. 

b)  Im  vorliegenden  Falle  wäre  bei  einem  unter  6  ü  liegenden  Wider- 
stände der  Elemente  die  gemeinschaftliche  Schaltung  in  Bezug  auf 
Oekonomie  günstiger, f)  als  die  einseitige,  während  bei  Elementen, 
deren  Widerstand  6  ^  und  mehr  beträgt,  die  getrennte  Schaltung 
ökonomischer  ist,  u.  zw.  umso  auffallender,  je  mehr  der  Widerstand 
der  Elemente   steigt. 


)     3'96  X  i'z?  „  I'q8V2-i6 

j     oy    y\ 1._2-48  etc.;  — ^—-^ =  2-15  etc. 

2  2 

'     2-48  X  25  X  2  =  fl.    1-24  oder   "^        ^ =  fl.  i-24etc, 

2 

i-q8  y  ro8 
2-15  X  25  X  2  =^  fl.  ro7  oder  — :- — — =  fl.  107  etc. 

***)  Die  Daten  dieser   Tabelle    lassen  sich    übersichtlich    durch  Curven  darstelleo,    auf 

deren  Abscissen    der  Widerstand    der    Elemente    und    auf    deren  Ordinalen  die  Anzahl  der 

Elemente  und  ihr  Consum  aufgetragen  sind. 

f)  Der  gleiche  Materialverbrauch    bei  beiderlei  Schaltungen  ergibt  sich  aus 

3-96                                   1-98  , 

1-25  =  f .  2-i6 


I  —  0*022  tu  I — o"044  w 

bei  ze;^5-43  Q  mit  2*8  Kgr. 


447 

c)  Es  wäre  ein  Irrthum,  zu  glauben,  die  gemeinschaftliche  Schaltung 
fordere  unter  allen  Umständen  weniger  Elemente,  als  die  getrennte 
Schaltung;  denn  bei  Elementen  von  15  12  ist  die  Anzahl  derselben  bei 
beiderlei  Schaltungen  nahezu  gleich,")  bei  18  i^  übersteigt  die  Anzahl 
der  nöthigen  gemeinschaftlich  geschalteten  Elemente  jene  der  einseitig 
geschalteten  nahezu  um  die  Hälfte  und  mit  Elementen  von  24  il  lässt 
sich  die  verlangte  Stromstärke  bei  gemeinschaftlicher  Schaltung  über- 
haupt nisdit  mehr  erreichen."") 

d)  Bei  Elementen  von  9  Qi  Widerstand,  den  wir  als  maassgebenden 
Widerstand  der  in  der  Praxis  gebräuchlichen  Elemente  ansehen  können, 
verhält  sich  die  Anzahl  der  Elemente  bei  gemeinschaftlicher  zu  der  bei 
getrennter  Schaltung  im  vorliegenden  Falle  wie  331  :  494  oder  wie 
100  :  149. 

Die  Kosten  betragen: 

bei   100  gemeinschaftlichen  Elementen   100  X  i'o8  =  fl.  108, 
^      149  getrennten  ^  149  X  62-5  =  fl.  93. 

Es  ergibt  sich  sonach  bei  Verwendung  gemeinschaftlicher  Elemente 
für  je  100  Stück  derselben  eine  jährliche  Mehrausgabe  von  fl.  15 
gegenüber  der  Ausgabe  für  je  149  gleichwerthige  getrennt  wirkende 
Elemente.  Dieser  Mehrausgabe  steht  die  einmalige  Ersparniss  für 
49  Batteriegläser  im  Werthe  von  49  X  20  kr.  =  fl.  9'8o  entgegen  ; 
hienach  stellen  sich  getrennt  geschaltete  Elemente  als  entschieden 
ökonomischer  heraus. 

Will  man  auch  die  Arbeitskosten  in  Betracht  ziehen,  so  lässt  sich 
sagen,  dass  es  günstiger  ist,  149  Elemente  in  je  146  Tagen  (372  im 
Jahre),  als    100  Elemente  in  je  84  Tagen  (435  im  Jahre)  zu  füllen. 


Die  pyromagnetische  Maschine  von  Edison. 

(Nach  einem  durch  den  Autor  in  der  American  Association  for  the  advancement  of  science 

veranstalteten  Vortrage.) 

Die  unmittelbare  Erzeugung  der  elektrischen  Energie  durch  die  Kohle 
ist  ein  Problemj  welches  durch  eine  lange  Zeit  die  geschicktesten  Erfinder 
beschäftigt  hat.  Wenn  die  ungeheure  Menge  latenter  Energie,  welche  sich 
in  der  Kohle  befindet,  mit  Hilfe  eines  einfachen  Transformations-Apparates 
und  mit  massigen  Kosten  in  der  Form  von  elektrischer  Energie  gewonnen 
werden  könnte,  so  müsste  man  zugeben,  dass  alle  mechanischen  Vorgänge 
und  Systeme  der  ganzen  Welt  durch  diese  Thatsache  eine  Umwälzung  vom 
Grunde  aus  erfahren  würden;  es  begänne  eine  neue  Etappe  der  grossen 
Fortschritte,   deren  sich  das  XIX.   Jahrhundert  mit  Recht  rühmt. 

Die  Hervorrufung  einer  Potential-Differenz  mit  Hilfe  der  Wärme  rührt 
von  Seebeck  und  von  MeUoni  her.  Die  so  geschaffene  thermoelektrische 
Wissenschaft  wurde  von  Becquerel,  Peltier,  Thomson  und  Tait 
entwickelt 5  die  thermoelektrischen  Batterien  von  Marcus,  Ciamond  und 
von  N  o  e  haben  eine  gewisse  Anzahl  praktischer  Verwendungen  gefunden. 
Die  erhaltenen  Resultate  haben  zu  weiteren  Untersuchungen  angeregt  und 
mehrere  Forscher  haben  auf  diesem  Wege  nichts  Geringeres  als  den  Stein 
der  Weisen   zu  finden   geglaubt. 


*)  Die  genau  gleiche  Anzahl  ergibt  sich   aus 
3-96  i-c 


I — 0'022  W  I — 0*044«/ 

bei  w  =  i^'ib  Q. 
**)  Wenn  i — 0*044  ^'-'  =  O;  so  ist  u-  =  22-75  "  ^^'^  '^'  ^  oc  ;  bei  getrennter  Schaltung 
liegt    diese  Widerstandsgrenze    viel    höher,    u.    zw.    ist    für   i — 0022  (ü^o;    ic  =  45*45  Ö 
und  2  J2  =  00. 


448 

Herr  Moses  G.  Farmer  hat  nebst  Anderen  lange  und  eifrig  in  dieser 
Richtung  gearbeitet  und  wie  man  glaubt,  in  Hinsicht  der  Oekonomie 
die  besten  Resultate  erzielt,  zu  welchen  man  jemals  gelangt  ist;  an  sich 
selbst  waren  aber  diese  Resultate  nicht  sehr  ermuthigend.  Er  ist  nie  dahin 
gelangt,  von  der  Energie  der  Kohle  auch  nur  ein  Procent  in  elektrische 
Energie  zu   verwandeln. 

Lord  Rayleigh  hat  mit  seiner  bekannten  Geschicklichkeit  das  Gesetz 
über  den  Nutzeffect  der  thermoelektrischen  Batterie  vom  Standpunkte  des 
zweiten  Grundgesetzes  der  Thermodynamik  discutirt.  Er  kommt  zu  dem 
Schlüsse,  dass  ein  Eisen-Kupferpaar,  welches  innerhalb  der  weitesten,  für 
diese  beiden  Metalle  überhaupt  möglichen  Temperaturgrenzen  arbeitet,  von 
der  totalen  Energie  der  Kohle  nur  ein  Dreihundertstel  in  elektrische  Energie 
verwandeln  könne  ;  in  der  Praxis  bleibt  aber  der  Nutzeffect  noch  weit 
hinter   diesem   theoretischen  Maximum  zurück. 

Es  folgt  daraus,  dass  man  das  erhoffte  Resultat,  wenn  man  dasselbe 
eines  Tages  erreichen  soll,  offenbar  auf  einem  anderen  Wege  zu  erreichen 
suchen  muss,  als  auf  jenem  der  Thermoelektricität.  Indem  dieser  Gegenstand 
studirt  wurde,   bot  Her  Versuch  eine  ganz  verschiedene  Verfahrungsweise  dar. 

Man  weiss  schon  seit  geraumer  Zeit,  dass  die  Magnetisirung  der  mag- 
netischen Metalle,  besonders  aber  des  Eisens,  des  Kobalts  und  des  Nickels, 
durch  die  Temperatur  beträchtlich  verändert  wird.  Nach  Becquerel  verliert 
das  Nickel  seine  Magnetisirbarkeit  bei  400^  des  lootheiligen  Thermometers,  das 
Eisen  in   der  Kirschrothglühhitze  und   der  Kobalt   in  der  Weissgluth. 

Nachdem  nun  andererseits  jedesmal,  wenn  sich  die  Intensität  eines 
magnetischen  Feldes  ändert,  welches  sich  in  der  Nähe  eines  Leiters  befindet, 
dieser  Leiter  der  Sitz  eines  elektrischen  Stromes  ist,  so  muss  es  möglich 
sein,  in  einer  Drahtspule,  welche  einen  Eisenkern  umgibt,  dadurch  einen 
elektrischen  Strom  zu  erzeugen,  dass  man  diesen  Eisenkern  in  einen  mag- 
netischen Kreis  stellt  und  seine  magnetische  Durchdringlichkeit  oder  Mag- 
netisirbarkeit durch  Temperaturänderungen  variirt.  Dieser  Gedanke  bildet 
das  wesentliche  und  grundlegende  Princip  des  neuen  Elektricitätserzeugers, 
welchem  Edison  den  Namen  ,P  y  r  o  m  a  gn  e  t  is  c  h  e  r  E  le  ktr  ic  i  t  ä  t  s- 
erzeuger*   gegeben  hat.  "'^) 

Das  Princip,  welches  darin  besteht,  die  durch  die  Wärme  hervor- 
gerufenen Aenderungen  des  Magnetismus  zu  verwerthen,  wurde  zuerst  zur 
Herstellung  eines  thermischen  Motors  von  sehr  einfacher  Form  benützt,  der 
^Pyromagnetischer  Motor*  genannt  wurde  und  der  uns  in  den  Stand 
setzten     wird,     den     in     weiterer  Folge   construirten   Generator  zu  verstehen. 

Stellen  wir  uns  einen  permanenten  Magnet  vor,  zwischen  dessen  Polen 
sich  ein  Bündel  kleiner  Eisenröhren  befindet,  und  welches  sich,  wie  eine 
Armatur,  um  eine  auf  der  Ebene  dieses  Magneten  senkrecht  stehende  Achse 
drehen  kann.  Nehmen  wir  ferner  an,  dass  man  mit  Hilfe  passender  Mittel, 
wie  z.  B.  eines  Gebläses  oder  eines  verstärkten  Zuges,  in  der  Lage  sei, 
durch  diese  Röhren  heisse  Luft  zu  senden  und  sie  dadurch  rothglühend  zu 
machen,  und  dass  man  ferner  mit  Hilfe  von  Schirmen,  welche  zu  beiden 
Seiten  dieser  Röhren  aufgestellt  sind  und  immer  die  eine  Hälfte  derselben 
bedecken,  den  Zutritt  der  heissen  Luft  in  die  durch  die  Schirme  verdeckten 
Röhren  verhindern  könne.  Wenn  sich  die  Schirme  in  gleicher  Entfernung 
von  den  Schenkeln  des  Elektromagneten  befinden,  so  wird  keine  Rotation 
des  Systems  eintreten,  weil  die  kältesten  und  folglich  magnetischesten  Theile 
des  Röhrenbündels  von  den  beiden  Polen  gleich  weit  abstehen  und  mit 
gleicher  Kraft  angezogen  werden.  Wenn  aber  der  Schirm  in  eine  unsym- 
metrische  Lage  gebracht   wird,   so   dass   er  dem   einen   Pole  näher  steht,   als 

*)  Die  eiDgehendste  Beurtheilung  dieser  neuen  Erfindung  Edison' s  gibt  in  der,  diesem 
Artikel  folgenden  Arbeit,   Herr  Ingenieur  Popper, 


449 

dem  anderen,  so  wird  sich  eine  unaufhörliche  rotirende  Bewegung  ergeben, 
da  der  durch  den  Schirm  bedeckte  und  daher  magnetischere  Theil  mit  mehr 
Energie  angezogen  wird,  als  der  erhitzte  Theil.  Diese  Anordnung  ver- 
wirklicht einen  pyromagnetischen  Motor,  indem  die  Hitze,  welche  durch  die 
Röhren  zieht,  eine  Unsymmetrie  in  den,  das  Eisen  durchziehenden  Kraft- 
linien des  magnetischen  Feldes  hervorruft.  Der  Wärmeschirm  spielt  hier  eine 
ähnliche  Rolle,  wie  der  Commutator  einer  gewöhnlichen  Maschine.  Der  erste 
Motor,  welcher  nach  diesem  Principe  zum  Versuche  construirt  wurde,  wurde 
mit  zwei  kleinen  Bunsen'schen  Brennern  geheizt  und  mit  einem  Blasbalge 
betrieben;  er  konnte  pro  Minute  ungefähr  700  Fusspfunde  (l'5  Kgr.-Mtr. 
pro  Secunde)  erzeugen.  Ein  zweiter  Apparat,  welcher  jetzt  gebaut  wird, 
und  1500  engl.  Pfd.  wiegen  dürfte,  wird  ungefähr  3  HP.  (225  Kgr.-Mtr. 
pro   Secunde)   entwickeln   können. 

Bei  diesen  zwei  Maschinen  wurden  die  permanenten  Magnete  durch 
Elektromagnete  ersetzt ;  der  Strom,  welcher  die  magnetisirende  Kraft  liefert, 
ist  einer  fremden  Quelle  entnommen.  Beim  letzten  Modell  durchzieht  die  zur 
Verbrennung  nothwendige  Luft  zuerst  die  eisernen  Röhren,  um  bei  ihrer 
Abkühlung  mitzuwirken  und  gelangt  sodann  mit  einer  schon  erhöhten  Tem- 
peratur in    den   Heizraum. 

Die  ersten  Versuche,  welche  zum  Zwecke  der  pyromagnetischen  Er- 
zeugung der  Elektricität  angestellt  wurden,  geschahen  mit  einem  sehr  ein- 
fachen Apparate ;  derselbe  bestand  aus  einer  kleinen  Eisenröhre,  die  in  ein, 
von  einem  ununterbrochenen  Strome  durchlaufenes  Solenoid  eingeführt  wurde. 
Auf  diese  Eisenröhre  war  eine  Drahtspule  gewickelt,  die  mit  einem  sehr 
empfindlich  gestellten  Klopfer  (sounder)  verbunden  war.  Die  Röhre  wurde 
durch  eine  Gasflamme,  die  man  schnellstens  durch  einen  Strahl  kalter  Luft 
ersetzte,  rothglühend  gemacht.  Der  Klopfer  gerieth  alsbald  in  Bewegung 
und  zeigte  dadurch  an,  dass  die  durch  Abkühlung  bewirkte  Vermehrung 
der  magnetischen  Durchdringlichkeit  den  Kraftfluss  im  Inneren  der  Eisen- 
röhre geändert  und  in  dem  vom  Klopfer  und  der  Spule  gebildeten  Schliessungs- 
kreise  einen   elektrischen   Strom   hervorgerufen   habe. 

Es  wurde  nunmehr  die  Herstellung  einer  Maschine  in  Angriff  genommen, 
welche  ausreichende  Dimensionen  besass,  um  die  Möglichkeit  zu  beweisen^ 
durch  dieses  Verfahren  continuirliche  Ströme  von  einer  gewissen  Stärke  zu 
erzeugen;  diese  Maschine  ist  gerade  jetzt  fertig  geworden.  Die  neue  Maschine 
setzt  sich  aus  acht  gesonderten  Elementen  zusammen,  wovon  jedes  das 
Aequivalent  der  schon  erwähnten  Anordnung  und  aus  den  beiden  Schenkeln 
eines  Elektromagneten  gebildet  ist,  welcher  auf  der  einen  Seite  durch  die 
Külasse  und  auf  der  anderen  Seite  durch  eine  Rolle  aus  papierdünnera 
gewellten  Eisenblech,  welches  eine  Dicke  von  Viooo"  oder  1/g  Mm.  hat, 
miteinander  verbunden  sind.  Diese  Armatur  ist  von  einer  auf  sie  gewickelten 
Drahtspule  umgeben,  die  von  ihr  durch  Papier  aus  Asbest  isolirt  ist.  Diese 
acht  Elemente  sind  um  einen  gemeinschaftlichen  Mittelpunkt  strahlenförmig 
angeordnet ;  die  acht  Armaturen  aus  gewelltem  Eisen  —  Zwischenarmaturen 
genannt  —  reichen  durch  zwei  eiserne  Scheiben  hindurch,  A'elche  die,  allen 
diesen  Zwischenarmaturen  gemeinsamen  Polstücke  bilden  ;  die  Zwischen- 
armaturen sind  hintereinander  verbunden  und  bilden  einen  geschlossenen 
Kreis.  Durch  den  Mittelpunkt  der  beiden  Scheiben  geht  eine  verticale  Welle, 
die  an  ihrem  unteren  Theile  eine  Scheibe  aus  feuerbeständiger  Erde  — 
Schutzplatte  genannt  —  trägt,  welche  sich,  wenn  die  Achse  rotirt,  um  den 
unteren  Theil  der  aus  gewelltem  Eisenblech  angefertigten  Armaturen  dreht 
und  den  Zufluss  der  heissen  Luft,  welche  von  dem  unteren  Theile  kommt, 
absperrt. 

Die  Welle  trägt  einen  Cylinder,  der  aus  einer  isolirenden  Masse  besteht 
und     mit     metallischen    Contactstücken    versehen    ist,     welche    auf  zwei    ent- 

30 


450 

gegengesetzten  Seiten  angebracht  sind  ;  die  sie  verbindende  Linie  ist  parallel 
zu  dem  strahlenförmigen  Rande  der  Schutzplatte.  Auf  diesen  Cylinder  drücken 
acht  Contactfedern,  wovon  jede  mit  den  Drähten  verbunden  ist,  welche  die 
Spulen  paarweise  miteinander  verbinden. 

Die  Länge  des  metallischen  Segmentes  ist  eine  solche,  dass  dasselbe 
von  der  nächsten  Feder  in  dem  Augenblicke  berührt  wird,  in  welchem  es 
die  vorhergehende  Feder  verlässt;  die  Federn  selbst  sind  in  der  Weise 
adjustirt,  dass  jede  von  ihnen  in  dem  Augenblicke  mit  ihrem  metallischen 
Segmente  in  Berührung  tritt,  in  welchem  die  vorhergehende  Spule  jenes 
Spulenpaares,  innerhalb  dessen  diese  Feder  befestigt  ist,  durch  die  Rotation 
der   Schutzplatte  blossgelegt  ist. 

Zwei  continuirliche  Ringe,  die  auf  einer  und  derselben  Welle  befestigt 
sind  und  gegen  welche  zwei  feststehende  Bürsten  drücken,  dienen  dazu,  den 
Strom  von  aussen   aufzunehmen. 

Der  ganze  Apparat,  wie  wir  ihn  soeben  beschrieben  haben,  wird  über 
einen  geeigneten  Feuerraum  aufgestellt,  auf  den  ein  Gebläse  einwirkt, 
welches  die  Verbrennungsproducte  zwingt,  durch  die  von  der  Schutzplatte 
nicht  verdeckten  Zwischenarmaturen  zu  streichen,  wodurch  dieselben  eine 
hohe  Temperatur  annehmen.  Die  Elektromagnete  magnetisiren  nur  die  kalten 
Armaturen  ;  indem  sich  die  Schutzplatte  dreht,  werden  die  Armaturen  suc- 
cessive  nach  einer  Richtung  hin  bedeckt  und  nach  der  anderen  Richtung 
blossgelegt;  es  befinden  sich  davon  vier  immer  im  erhitzten  und  vier  im 
abgekühlten  Zustande;  diejenigen,  welche  die  Wärme  annehmen,  verlieren 
den  Magnetismus  und  umgekehrt;  es  folgt  daraus,  dass  alle  Spulen  der 
Armaturen  fortwährend  der  Sitz  von  Strömen  sind,  weil  der  Magnetismus 
in  allen  Armaturen  variirt  ;  diejenigen,  welche  durch  die  Schutzplatte  gedeckt 
sind,  sind  der  Sitz  eines  Stromes  von  gewisser  Richtung  und  jene,  welche 
der  Erhitzung  ausgesetzt  sind,  der  Sitz  eines  Stromes  von  entgegengesetzter 
Richtung.  Die  Umkehrung  des  Stromes  muss  s^mit  in  dem  Augenblicke 
erfolgen,  in  welchem  jede  Spule  aus  der  Periode  der  Erhitzung  in  diejenige 
der  Abkühlung  übergeht  und  umgekehrt,  d.  h.  zweimal  bei  jedem  Umlaufe 
der  Welle.  Hieraus  ergibt  sich  die  Nothwendigkeit,  Stromwender  anzu- 
wenden. 

Die  von  diesem  Apparate  entwickelte  elektromotorische  Kraft  hängt 
offenbar  von  der  Zahl  der  auf  jeder  Armatur  befindlichen  Umwindungen, 
von  der  Temperaturdifferenz,  die  sich  erreichen  lässt,  dann  von  der  Ge- 
schwindigkeit der  Variationen  und  der  grösseren  oder  geringeren  Nähe  des 
Punktes  ab,  für  welchen  die  nutzbar  zu  verwendende  Wirkung  ein  Maximum 
wird.  Man  gewinnt  beispielsweise  nichts,  wenn  man  die  Temperatur  über 
jenen  Punkt  hinaus  steigert,  für  welchen  die  magnetische  Durchdringlichkeit 
des  Eisens  praktisch  genommen  gleich  Null  ist;  nicht  mehr,  als  wenn  man. 
es  unter  jenen  Punkt  abkühlt,  für  welchen  sein  Magnetismus  durch  ein 
Maximum  geht.  Die  beiden  Temperaturen,  zwischen  welchen  man  sich 
zweckmässig  bewegt,  lassen  sich  leicht  mit  Hilfe  einer  Curve  bestimmen^ 
welche  die  Beziehungen  zwischen  der  Temperatur  und  der  magnetischen 
Durchdringlichkeit  für  das   betrachtete  Metall   darstellt. 

So  ist  die  Magnetisirungs-Temperatur  null  für  den  Kobalt  die  Weiss- 
gluth,  die  Kirschrothgluth  für  das  Eisen  und  400  hunderttheilige  Grade  für 
das  Nickel.  Während  aber  die  maximale  Magnetisirung  des  Eisens  bei  der 
gewöhnlichen  Temperatur  durch  1390  dargestellt  ist,  ist  sie  noch  1360  bei 
220  hunderttheiligen  Graden;  es  ist  also  in  praktischer  Beziehung  von  gar 
keinem  Vortheil,  unter  diese  Temperatur  herabzugehen.  Bei  dem  Nickel, 
dessen  magnetische  Intensität  bei  der  gewöhnlichen  Temperatur  800  beträgt, 
hat  man  nur  mehr  eine  Intensität  von  320  bei  220  hunderttheiligen  Graden; 
es   kann  also  für  eine  geringere  Temperatur  verwendet  werden.   Die  Schnellig- 


451 

keit  der  Temperatur-Aenderung  ist  bedingt  durch  diejenige  der  Schutzplatte, 
diese  ist  aber  abhängig  von  der  Geschwindigkeit,  mit  welcher  sich  die 
Zwischenarmaturen  erhitzen  und  abkühlen  lassen;  man  erreicht  dies,  indem 
man  dünne  Blätter  von  grosser  Oberfläche  verwendet,  deren  Dauerhaftig- 
keit man  durch  Emaillirung  oder  durch  Vernicklung  erhöhen  kann.  Die 
bereits  vorgenommenen  Versuche  zeigen,  dass  man  die  Schirmplatte  120 
Umläufe  in  der  Minute  machen  lassen  kann.  Durch  Verdopplung  dieser 
Geschwindigkeit  würde  man  die  Energie  des  Apparates  vervierfachen;  es 
bleiben  aber  zu  bestimmen:  die  passendste  Dicke,  die  relativen  Volumina 
der  Luft  und  des  Eisens  in  den  Armaturen,  der  beste  Durchmesser,  das 
beste  Metall,  die  besten  Temperaturgrenzen  und  die  beste  Umlaufsgeschwindig- 
keit, Alles  Fragen,  die  nur  durch  zahlreiche  Versuche  an  dem  Apparate 
selbst  gelöst   werden   können. 

Die  bis  zum  heutigen  Tage  erhaltenen  Resultate  führen  zu  dem 
Schlüsse,  dass  die  Oekonomie,  welche  man  durch  die  Erzeugung  der  elek- 
trischen Energie  mit  Hilfe  des  pyromagnetischen  Motors  unter  Anwendung 
von  Kohle  erzielt,  zum  Mindesten  derjenigen  aller  anderen  Methoden  gleich 
und  wahrscheinlich  grösser  sein  wird.  Die  specifische  Energie  eines  der- 
artigen Apparates  wird  aber  geringer  sein,  als  diejenige  einer  Dynamo- 
maschine von  gleichem  Gewichte.  Um  in  einem  Wohnhause  30  Lampen 
ä  16  Kerzen  zu  speisen,  müsste  man  einen  pyromagnetischen  Generator 
haben,  der  wahrscheinlich  2 — 3  Tonnen  wiegen  würde.  Da  aber  der  neue 
Apparat  dazu  geeignet  ist,  den  Ueberschuss  jener  Energie  der  Kohle,  welche 
zur  Beheizung  des  Hauses  selbst  nothwendig  ist,  zu  verwenden,  und  da  es 
keiner  Ueberwachung  bedarf,  um  den  guten  Gang  desselben  zu  sichern,  so 
hat  dieser  Generator  schon  ein  ausgedehntes  Gebiet  von  Anwendungen  vor 
sich.  Wenn  man  auf  ihn  ferner  das  Princip  der  Regeneration  anwendet,  so 
wird  man  in  Rücksicht  auf  seine  Energie  grosse  Vervollkommnungen  erzielen 
können.  Seine  praktische  Nützlichkeit  wird  wahrscheinlich  dann  gleich  sein 
dem  wissenschaftlichen  Interesse  an  den  Principien,  welche  bei  diesem 
Apparate   in's   Spiel   kommen. 

Ueber  Edison's  pyromagnetische  Maschine. 

Von  JOSEF  POPPER. 

Die  im  obigen  Artikel  dargelegte  Beschreibung  betrifft  eine  von  Edison 
j,pyromagnetische  Maschine*  genannte  Construction,  bei  welcher 
Wärme  in  mechanische  Energie  in  der  Weise  umgewandelt  wird,  dass  weiches 
Eisen  abwechselnd  von  Elektromagneten  magnetisirt,  durch  einen  heissen  Luft- 
strom demagnetisirt,  dann  künstlich  gekühlt  und  wieder  magnetisirt  wird  ;  natür- 
licherweise konnte  man  mittelst  eines  solchen  Arrangements  statt  mechanischer 
Energie  auch  elektrische  Energie  entwickeln,  also,  wie  man  auch  bei  der 
Thermosäule  sagt:  Wärme  direct  in  Elektricität  verwandeln.  Da  eine  nähere 
Beschreibung  der  Edison  'sehen  Construction  bereits  diesem  Artikel 
vorangeht,  so  ist  es  überflüssig,  dass  ich  in  diesem  Aufsatze  sie  nochmals 
schildere;  aber  ich  erlaube  mir,  einige  Betrachtungen  über  Vor-  und 
Nachtheile  der  pyromagnetischen  Maschine  zu  geben ,  die  dem  Leser 
vielleicht  nicht  unwillkommen  sein  werden.  Man  könnte  in  Anbetracht 
dessen,  als  Edison's  neueste  Erfindung  noch  gar  nicht  näher  probirt  und 
studirt  wurde,  und  nach  der  Ausdrucksweise  im  Aufsatze  der  ^Electrical 
j^Review*  zu  schliessen,  vorerst  nur  in  sehr  kleinem  Maassstabe  ausgeführt 
wurde,  denken,  dass  jede  eingehendere  Betrachtung  dieser  Neuerung  ver- 
früht sei ;  es  ermöglicht  mir  jedoch  ein  besonderer  Umstand,  schon  heute 
dieselbe  einer  Discussion  zu  unterwerfen,  nämlich  der  Umstand,  dass  ich 
genau    dieselbe    Construction    schon   vor  mehreren  Jahren   entworfen   und   in 

30* 


452 

ihren  Consequenzen  durchdacht  hatte,  so  dass  ich  in  diesem  Aufsatze  nichts 
weiter  zu  thun  brauche,  als  die  seinerzeit  gewonnenen  Resultate  meiner 
Erwägungen  über  derartige  „pyromagnetische"  Maschinen  —  nebst  einigen 
neueren  Thatsachen,  die  mir  damals  noch  nicht  bekannt  sein  konnten  — 
hier  unverändert  wiederzugeben.  *) 

Die  Anregung  zur  Construction  einer  pyromagnetischen  Maschine  gab 
mir,  wenn  ich  mich  recht  erinnere,  eine  Stelle  in  der  Abhandlung  von 
Stefan  „Ueber  die  Gesetze  der  elektrodynamischen  Induction",**)  in 
welcher  der  Satz  ausgesprochen  und  bewiesen  wird:  Die  specifische 
Wärme  des  ma  gne  ti  sir  ten  Eisens  muss  grösser  sein,  als  die 
des  unmagnetischen.  Stefan  deducirt  dies  folgendermaassen :  Bringt 
man  weiches  Eisen  einem  permanenten  Magnete  nahe  und  entmagnetisirt  ihn 
durch  Wärmezufuhr  von  W^,  so  lässt  es  sich  ohne  Arbeitsaufwand  in 
unendliche  Entfernung  bringen;  entzieht  man  ihm  nun  dort  eine  gewisse 
Wärmemenge  W^g»  damit  es  wieder  die  ursprüngliche  Temperatur  erhält,  so 
wird  es  vom  Magneten  wieder  magnetisirt  und  angezogen.  Wären  nun  beide 
Wärmemengen  IV^  und  H^  einander  gleich,  so  könnte  man  Arbeit  aus 
nichts  erzeugen,  also  muss  W^  >  W2,  d.  h.  die  specifische  Wärme  im  mag- 
netischen Zustande   grösser  sein. 

Wie  man  sieht,  liegt  in  dieser  Betrachtungsweise  und  Darstellung 
Stefan's  die  pyromagnetische  Maschine  ganz  und  gar,  es  ist  nur  noch 
nöthig,  überhaupt  an  deren  Verwirklichung  zu  praktischen  Zwecken  zu 
denken. 

Der  bei  mir  sofort  auftretende  Gedankengang  war  nun  der,  dass  da, 
wenn  Magnetismus  auf  welche  Weise  immer  verschwindet,  loductionsströme 
in  benachbarten  Leitern  auftreten,  man  auf  diesem  Wege  ebenfalls  einsehen 
muss,  dass,  da  dies  eine  Arbeitsentwicklung  bedeutet,  jede  Methode,  um 
den  Magnetismus  zum  Verschwinden  zu  bringen,  Arbeit  benöthigen  wird,  sei 
es  in  Form  von  mechanischer  Arbeit  wie  bei  der  Dynamomaschine,  sei  es 
in  Form  von  Wärme,  falls  der  Magnetismus  durch  Erhitzung  vernichtet 
wird,  sei  es  in  jeder  beliebigen  anderen  Form,  sie  mag  sich  zur  praktischen 
Verwendung  eignen  oder  nicht ;  also,  wenn  es  z.  B.  Jemandem  einfiele, 
den  Magnetismus  zugleich  mit  dem  Eisen  selbst,  d.  h.  als 
solchem,  verschwinden  zu  lassen,  so  müsste  ebenfalls  eine  Zusatzarbeit, 
Aequivalent  der  Inductionsarbeit,  aufgewendet  werden,  und  dieser  Fall  wäre 
realisirt,  wenn  man  z.  B.  eine  Säure  längs  der  magnetisirten  weichen  Eisen- 
platte hinlaufen  Hesse ;  denn  durch  die  Oxydation  des  Eisens,  resp.  bei 
Bildung  des  Eisensalzes  (z.  B.  Eisenvitriols)  wird  bekanntlich  der  Magnetis- 
mus ebenfalls,  fast  ganz,  vernichtet  und  es  folgt  also  sofort  aus  dem  Gesetz 
der  Erhaltung  der  Energie,  dass  die  chemische  Affinität  zwischen 
Säure  und  Eisen  sich  ändern  muss,  je  nachdem  das  Eisen 
magnetisch   ist  oder  nicht.***) 

Wird  nun  Wärme  als  Zerstörer  des  Magnetismus  benützt,  so  ist  die 
Construction  einer  Maschine  zur  Transformation  derselben  in  Elektricität 
von  selbst  gegeben ;  Anfangs  dachte  ich  wohl  auch  an  Verwendung  von 
Stahlmagneten  anstatt  weichen  Eisens,  Hess  dies  aber  sofort  wieder  fallen, 
nachdem     ich     die     Beziehungen    der    permanenten     Magnete    gegen    Wärme 

*)  Meinen  Plan,  mittelst  Anwendung  von  Wärme  temporäre  Magnete  abwechselnd 
zu  demagnetisiren  und  hiedurch  direct  Wärme  in  Elektricität  zu  transformiren,  theilte  ich 
zugleich  mit  Angabe  des  sachlichen  Grundes,  warum  ich  von  der  wirklichen  Ausführung 
Abstand  (ich  glaube  im  Jahre  1883)  dem  Herrn  Prof.  Mach,  Herrn  Mechaniker  Marcus 
und  im  Jahre   1885   Herrn  Prof.  Stefan  mit. 

**)  Sitzungsbericht  der  k.  Akademie,  64.  Bd.  (187 1).  Man  sehe  auch  die  Fortführung 
dieses  Gegenstandes  bei  Wassmuth  (85.  Bd.  der  k.  Akademie   1882). 

***)  Wahrscheinlich  findet  eine  Abkühlung  der  Säure,  resp.  des  gebildeten  Salzes  unter 
die  sonst  entstehende  Temperatur  statt. 


453 

studirt  hatte  und  entwarf  also  ein  System  von  sehr  dünnwandigen  Röhren 
aus  weichem  Eisen,  vor  die  Pole  von  fixen  Stahl-  oder  Elektromagneten 
gestellt,  und  durch  eine  durchlochte,  vorbeirotirende  Scheibe  mittelst  rasch 
durchstreichender  heisser  und  kalter  Luft,  resp.  aus  einem  Ofen  und  Ven- 
tilator kommend,  abwechseld  magnetisirt  und  demagnetisirt.  Die  die  Rühren 
umgebenden  Drahtspulen,  geeignet  verbunden,  müssen  daher  elektrische 
Ströme  geben. 

Das  ist,  im  Grunde  genommen,  genau  auch  Edison's  Construction 
und  die  nähere  Betrachtung  des  Gegenstandes  erstreckt  sich  daher  auch  auf 
'seine  neue  pyromagnetische   Maschine. 

Was  sich  mir  zuerst  aufdrängte,  ist  der  Uebelstand,  dass  die  Dimen- 
sionen solcher  Maschinen  im  Vergleich  zu  D  yn  amo  m  as  ch  i  n  en 
ganz  ausserordentlich  grosse  sein  mussten. 

Man  muss  nämlich  bedenken,  dass  die  Fortpflanzungs- Geschwindigkeit 
der  Wärme  durch  das  Eisen  gegenüber  jener  der  Kraftlinien  durch  die 
Armatur  einer  Dynamo  ganz  unverhältnissmässig  klein  ist,  und  dieses  un- 
günstige Verhältniss  wird  noch  durch  besondere  hier  maassgebende  Umstände 
wesentlich   verschärft. 

Der  Magnetismus  des  Eisens  wird  nämlich  erst  bei  Kirschrothgluth 
nahezu  vernichtet  und  nur  schon  sehr  nahe  dieser  hohen  Temperatur  auf 
ein  geringes  Maass  herabgebracht;  nach  Wassmuth  liegt  die  Temperatur, 
bei  der  das  Maximum  des  Magnetismus  verschwindet,  etwas  höher  als  der 
Schmelzpunkt  des  Eisens,  nämlich  nahezu  bei  1346*^  C.  und  wenn  es  auch 
für  die  Praxis  nicht  nöthig  ist,  bis  auf's  Aeusserste  zu  gehen^  so  wird  die 
demagnetisirende  Temperatur  dennoch  immer  eine  sehr  hohe  sein  müssen;  nun 
hängt  die  Fortpflanzung  der  Wärme  im  Eisen  wesentlich  von  der  Temperatur- 
Differenz  zwischen  Heizluft  (oder  Dampf  oder  dergl,)  und  Eisen  ab,  diese 
Differenz  kann  aber  selbst  bei  forcirtester  Heizung  nicht  gross  sein,  eben 
weil  das  Eisen  sehr  heiss  werden  muss  und  nicht  wie  es  z.  B.  bei  Dampf- 
kesseln der  Fall  ist,  durch  anliegendes  Wasser  stets  relativ  kühl  gehalten  wird. 

Es  dauert  also,  relativ  genommen,  stets  sehr  lange,  bevor  die  ganze 
Eisenmasse  genügend  erhitzt  ist,  man  kann  also  nicht  entfernt  jene  grossen 
Rotationszahlen,  d.  h,  jene  Anzahl  von  Periodenwechseln  anwenden,  wie  es 
für  eine  praktische  beträchtliche  Leistung  ei  forderlich  ist,  d,  h,  die  Dimen- 
sionen solcher  Maschinen  müssten  enorm,  die  aus  zusammengerollten  Eisen- 
blechen hergestellten  Röhren  müssten  bis  zur  Unanwendbarkeit  zahlreich 
oder  lang  sein.  Man  denke  nur  an  die  enorme  Geschwindigkeit,  mit  der 
das  Ankereisen  einer  Dynamo  in  seiner  ganzen  Masse  magnetisch  und 
unmagnetisch  wird  ;*)  allerdings  vergehen  auch  hier  endliche  Zeiten,  und  es 
gibt  Rotationsgeschwindigkeiten,  bei  denen  eine  gehörige  Entwicklung  des 
Magnetismus  bereits  verzögert  wird,  allein  diese  sind  gegen  jene,  die  die 
Wärmemittheilung  erlaubt,  höchst  bedeutende.  Genau  präcisirt,  steht  das 
Verhältniss  so :  Einerseits  die  Geschwindigkeit,  mit  der  eine  bestimmte 
Temperatur  in  einer  Eisenmasse  erreicht  wird  im  Abstand  der  Eisen - 
dicke  von  den  heissen  Gasen  und  andererseits  die  Geschwindigkeit  (die  Zeit) 
mit  (nach)  der  im  äussersten  Abstände  eines  Eisenkörpers  von  permanenten 
Magneten  ein  gewisses  magnetisches  Moment  der  Volum-  (oder  Massen-) 
Einheit  erreicht  wird.  Denkt  man  sich  einen  Eisendraht  von  vielen  Meilen 
Länge  und  plötzlich  an  seinem  einen  Ende  (z.  B.  durch  Stromschluss)  einen 
separaten  Elektromagneten  gebildet,  so  wird  eine  ausserordentlich  kleine 
—  bisher  meines  Wissens  noch  nicht  gemessene  —  Zeit  vergehen,  bis  das 
entfernte   Draht-Ende  den   Beharrungszustand   des  Magnetismus    oder    bis   die 


*)  Parson's  Dampfturbinen  treiLen  die  direct  gekuppelten  Dynamos  mit  7000  Touren 
pro  Minute. 


454 

Mitte  des  Drahtes  ihr  stabiles  specifisches  Moment  erreicht  haben  wird. 
Bei  der  Wärmeleitung  aber  weiss  man,  wie  langsam  die  Fortpflanzung  geschehen 
würde,  auch  wenn  alle  Wärmeverluste  der  Länge  nach  absolut  ausgeschlossen 
wären. 

Diese  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  des  magnetischen  Stromes  wird 
allerdings  eine  bei  Weitem  grössere  als  diejenige  in  unseren  gewöhnlichen 
Fällen  sein,  wo  namentlich  die  Extraströme  die  Hauptursache  der  Verzögerung 
der  Ausbildung  des  Magnetismus  abgeben,  immerhin  ist  letztere  aber,  wie 
bekannt  und  soeben  an  Beispielen  gezeigt  ist,  auch  in  den  praktischen 
Fällen   eine   ausserordentlich   rasche. 

Ein   weiterer  verzögernder   Umstand   ist  folgender: 

Die  Oeff^nungen  der  durchlochten  Scheibe,  welche  nacheinander  heisse 
und  kalte  Luft  durchlassen,  können  nur  allmälig  den  Durchgang  in  die 
Eisenröhren  öffnen  und  schliessen ;  im  Anfange  ist  ein  sehr  kleiner  Durch- 
gang vorhanden,  die  Luft  findet  daher  grossen  Reibungswiderstand  und  sie 
wird  immer  gedrosselt,  mit  Ausnahme  jener  Lage,  wo  Rohr  und  Scheiben- 
öffnung fast  ganz  übereinanderfallen. 

Ein  fernerer  Uebelstand  bezüglich  der  Schnelligkeit  des  ganzen 
Processes  ist  der,  dass  die  beiden  Luftströme  nur  mit  relativ  geringer 
Geschwindigkeit  durch  die  Röhren  ziehen,  ausser  man  greift  zur  Anwendung 
von  Behältern  mit  gepresster  heisser  und  kalter  Luft,  was  die  ganze  Vor- 
richtung complicirt,  theuer  in  der  Anschaffung  und  unökonomisch  machen 
würde.  Hier  genügt  es  eben  nicht,  wie  bei  Motoren,  entweder  die  gewöhn- 
lichen Zugsgeschwindigkeiten  der  Oefen  oder  selbst  der  mit  Blasrohr  erzielten 
Feuerung  der  Locomotiven  anzuwenden,  wenn  man  kleine  Dimensionen 
erreichen  will,  und  die  Schnelligkeit  der  Bewegung  der  Luft,  welche  letztere 
das  Eisen  der  Längsachse  nach  eigentlich  fast  momentan  erhitzen  sollte, 
wird  jener  der  molecularen  magnetischen  im  Eisen  (oder  im  eventuellen 
Aether  im   Eisen)   niemals  auch  nur  entfernt  nahe  kommen. 

Denkt  man  nun  an  die  Beseitigung  oder  Verminderung  dieser  drei 
erwähnten  Ursachen  der  Verzögerung  des  Processes,   so  ergibt  sich  Folgendes : 

Das  nur  allmälige  Oeffnen  und  Schliessen  des  Durchgangs  für  die 
Luftströme  kann  niemals  beseitigt  oder  gebessert  werden;  die  relative 
Langsamkeit  der  Wärmeaufnahme  unci  -Entnahme  der  Dicke  des  magnetischen 
Materials  nach,  nur  dann,  im  gewissen  Grade  wenigstens,  wenn  statt  Eisen 
Nickel  angewendet  wird,  und  zwar  aus  dem  Grunde,  weil  nach  Faraday 
und  Becquerel  (und  nach  neueren  Angaben,  die  mir  jetzt  nicht  zur 
Hand  sind)  die  Abnahme  des  Magnetismus  beim  Nickel  bei  bedeutend 
niedrigeren  Temperaturen  als  beim  Eisen  stattfindet ;  die  relative  Lang- 
samkeit der  Luftströme,  wie  eben  gesagt,  nur  durch  hohe  Spannung 
derselben,  was  aber  bei  der  heissen  Luft  zur  Folge  hätte,  dass  mit  dem 
forcirten  Zug  noch  mehr  Coaksbestandtheile  und  Asche 
durchgetrieben  und  die  Zwischenräume  zwischen  den  Eisen- 
flächen eines  Rohres  verstopft  würden,  als  es  auch  bei  einfacher 
Ofenconstruction  —  die  auch  Edison  benützen  will  —  ohne  Zweifel  schon  der 
Fall  sein  wird.  Man  denke  nur  an  die  Kohlenablagerungen,  die  sich  in  den 
Cylindern  der  Heissluftmaschine  mit  geschlossenen  Feuerungen  bildeten,  und 
dadurch  diese  Motoren  aus  der  Praxis  hinausdrängten,  so  wird  man  sofort 
einsehen,  dass  auch  bei  der  pyromagnetischen  Maschine  sich  an  das  Eisen- 
blech Krusten  setzen  werden,  welche,  als  schlechte  Wärmeleiter,  den  Wärme- 
durchgang sehr  bald  erschweren,  und  dass,  wenn  zusammengerollte  Bleche  ver- 
wendet werden  —  um  grosse  Oberflächen  zu  erhalten,  wie  es  Edison 
macht  —  sogar  die   Zwischenräume  verengt  und  ganz  verlegt  werden  müssen. 

Ein  Verengen  und  Erweitern  der  Zwischenräume  zwischen  den  Spiral- 
windungen  des   Eisen-  oder  auch  des   Nickelbleches  wird   aber  auch   dadurch 


455 

eintreten  und  besonders  im  ersteren  Falle,  dass  in  Folge  der  hohen  Tem- 
peratur und  nachherig-en  Abkühlung  die  Anfangs  ebenen,  sehr  dünnen  Bleche 
da  und  dort  an  ihren  unteren  heisseren  Theilen  beulenartige  Stellen  erhalten, 
in  Folge  deren  die  Spirale  an  einigen  Punkten  des  Querschnittes  verengt, 
an  anderen  erweitert  wird,  so  dass  sehr  bald  keine  volle  Ausnützung  der 
Blechfläche  zum  Zwecke  der  Erhitzung  und  Kühlung  mehr  erreicht  wird ; 
einen  erzwungenen  Parallelismus  der  vielen  Windungen  könnte  man  aber  nur 
wieder   durch   eine   besondere   Anordnung   erreichen.*) 

Um  nicht  diesen  Uebelständen  ausgesetzt  zu  sein  und  zugleich 
die  langsame  longitudinale  Fortbewegung  der  Luftströme  zu  eliminiren,  dachte 
ich  (damals)  daran,  nur  die  strahlende  Wärme  zu  benützen,  indem  ein  Coaks- 
haufen  in  einen  Ofen  stets  nur  so  stark  angefacht  wird^  um  weissglühend  zu 
bleiben,  eine  Seitenwand  des  Ofens  blos  mit  einer  Glimmerplatte  zu  schliessen, 
und  durch  eine  grosse  Sammellinse  oder  ein  System  derselben  die  Wärme- 
strahlen parallel  zu  machen  und  dann  Eisenscheiben  nahe  in  den  Brennpunkt 
zu  stellen,  wobei  dann  durch  Rotation  einer  durchlochten  Scheibe  die  Wärme 
abgehalten  und  durchgelassen  wurde.**)  In  diesem  Falle  wäre  wohl  die  Fort- 
pflanzungsgeschwindigkeit der  Wärme  von  der  Wärmequelle  bis  zur  ganzen 
Eisenoberfläche  eine  sehr  grosse,  mit  der  der  Kraftlinien  vergleichbar, 
aber  einerseits  wäre  die  Ausnützung  der  Wärme  des  Brennstoffes  unvoll- 
kommen, weil  die  heissen  Gase  unbenutzt  weggingen,  andererseits  wäre  es 
nicht  möglich,  dem  Eisen  sehr  grosse  Oberflächen  zu  geben,  denn  der 
Apparat  würde  dann  ungefähr  so  aussehen  wie  ein  Selenapparat  für  photo- 
elektrische Ströme,  also  wie  ein  Thermophon,  und  die  Leistung  der  Maschine 
daher  abermals  eine  geringe  sein.  Die  Temperatur  der  Wärmequelle  selbst 
wäre  allerdings  sehr  günstig  übertragen,  aber  bei  der  Abkühlung  würde  doch 
wieder  ein  Luftstrom  angewendet  werden  müssen,  da  man  doch  nicht  eine 
Kältequelle  wird  benutzen  wollen,  daher  im  Ganzen  die  Maschine  nur  in 
unvollständiger   Weise   verbessert  wäre. 

Nach  allen  diesem  bleibt  für  eine  Verbesserung  nur  der  Ausweg  übrig, 
Nickel  anzuwenden  anstatt  Eisen,  u.  zw.  nicht  nur  aus  den  angeführten 
Gründen,  sondern  auch  darum,  weil  Eisen  in  der  hohen  Temperatur  sehr 
bald   oxydiren   und   auch    wohl   abblättern   würde. 

Edison  spricht  auch  wirklich  davon,  Nickel  anzuwenden;  der  Erste 
aber,  der  einen  solchen  Magnetomotor  mit  Nickel,  allerdings  nur  als  Demon- 
strationsobject  ausführte,  ist  wohl  Stefan,  der  im  W^inter  1886/87  im 
chemisch-physikalischen  Verein  in  Wien  einen  solchen  Motor  vorführte  ;  dass 
für  eine  praktische  Anwendung  —  im  Grossen  nämlich  —  jedoch  nichts  zu 
erwarten  sei,  ging  aus  seinen  einleitenden  Worten  deutlich  hervor  und  er 
wird  wohl  ebenfalls  die  Nothwendigkeit  enormer  Dimensionirung,  aber  auch 
geringer   Oekonomie,   im   Sinne   gehabt   haben.  ***) 

Edison  berichtet  in  dem  Anfangs  citirten  Aufsatze  der  „Electrial 
Review",  seine  kleine  Maschine  könne  120  Touren  in  der  Minute  machen; 
wir  wollen  nun  abwarten,  wie  sich  die  Tourenzahl  bei  der  grösseren 
Maschine  mit  Coaksheizung  herausstellen  wird,  u.  zw.:  Nicht  nur  in  der  Zeit, 
da  die  Maschine  noch  neu  ist,  sondern  etwas  später,  wenn  die 
Eisenblätter  bereits   oxydirt  oder   incrustirt  sein   werden." 

Eine  Variante  der  Maschine,  bei  welcher  grössere  Schnelligkeit  der 
Wärmeabgabe  an   das   Eisen   oder  Nickel  stattfinde,   wäre   die :   heisse,   hoch- 

*)  Z.  B  du-ch  Vertheilung  halbkugelförmiger  Hervorragungen,  die  in  das  Blech 
selbst  eingepresst  werden,  wie  ich  dies  seinerzeit  an  den  Zinkblechen  eines  Luft-Oberflächen- 
Condensators  that.  Siehe  meine  soeben  in  der  Zeitschrift  des  österreichischen  lagenieur-  und 
Architekten- Vereines  erschienene  Abhandlung:  ^Ueber  Condensatoren  un:i  Kiihlapparate 
mittelst  bewegter  Luft*,  des   Separat-Abdruckes  pag.   30. 

**)  Natürlich   könnte  man   als  Curiosität   dasselbe  auch  mit  der  Soonenwärme  thun. 
***)  Eine  Publication  seines  damaligen  Vortrages  kam  mir  nicht  zu  Gejicht. 


456 

gespannte  Dämpfe  durch  einen  Schieber  einströmen  zu  lassen ;  auch  wäre 
die  Wärmeabgabe  an  jeder  einzelnen  Stelle  wegen  der  innewohnenden  latenten 
Wärme  eine  grössere  als  bei  Anwendung  von  heisser  Luft ;  allein  für  Eisen 
würde  ein  solcher  Dampf  nicht  aufzutreiben  sein,  für  Nickel,  falls  man  es 
auf  z.  B.  350^  erhitzen  wollte,  schon  eher,  jedoch  könnte  das  wegen  der 
Gefährlichkeit  nicht  Wasserdampf  sein,  und  ein  anderer  wäre  zu  kostspielig. 
Bei  der  Wahl  dieser  Er  hi  tzun  gs  te  m  p  e  r  a  tur  e  n  darf  man 
aber  nicht  zu  niedrig  greifen,  selbst  wenn  das  magnetische  Materiale 
es  erlauben  würde,  weil  ja  der  Wirkungsgrad  jeder  Thermomaschine  von 
den  beiden  Temperaturgrenzen  abhängt,  zwischen  denen  sie  arbeitet ;  und  da 
kommen  wir  nun  zur  Frage  der  Oekonomie  der  pyromagnetischen  Maschine, 
nachdem  wir  die  Frage  nach  Dimension  und  also  auch  Gewicht  —  wie  es 
auch  Edison  selbst  thut  —  im  ungünstigen  Sinne  beantworten 
mussten.  *) 

Wenn  wir  die  Temperaturgrenzen  als  gegeben  annehmen  und  Ver- 
gleiche mit  anderen  thermodynamischen  Vorrichtungen  anstellen  wollen,  die 
zwischen  gleichen  Grenzen  und  mit  demselben  oder  gleich  kostspieligem  Brennstoff 
arbeiten,  so  brauchen  wir  uns  blos  um  die  Verluste  zu  bekümmern,  die  in 
jedem  einzelnen  Falle  zu  gewärtigen  sind.  Die  Vergleichung  wird  für  unseren 
Zweck  noch  weiter  vereinfacht,  indem  wir  blos  nöthig  haben,  die  Therm  o- 
säule  in  den  Bereich  unserer  Erörterung  zu  ziehen,  weil  letztere  bereits 
mehrfach  mit  den  anderen  Maschinen  bezüglich  ihres  Wirkungsgrades  ver- 
glichen wurde,  und  daher  ein  Mittelglied,  ein  Vergleichsobject  zwischen 
pyromagnetischen   und   den  anderen  Maschinen  abzugeben  im   Stande  ist. 

Zugleich  mit  den  Wirkungsgrad  werden  wir  dann  auch  die  Dimen- 
sionirung  und  die  Uebelstände  im  andauernden  Betrieb  dieser  zwei  Maschinen 
einander  gegenüberstellen,  zweier  Vorrichtungen,  die  das  Gemeinsame  haben, 
„Wärme  direct   in   Elektricität  zu   verwandeln." 

Dass  der  Antheil.  den  die  Thermosäule  von  der  gesammten  Wärme- 
menge in  Elektricität  verarbeitet,  äusserst  gering  ist,  wurde  bekanntlich  mehr- 
fach constatirt.  Von  der  ersten  praktischen  Construction  der  Thermoelemente, 
die,  meines  Wissens,  Marcus  zu  danken  ist,  habe  ich  keine  Arbeits- 
messungen zur  Hand,  wohl  aber  von  jenen  seiner  Nachfolger,  die  wohl 
keinesfalls  schlechter  sein  werden.  In  einem  Aufsatze  von  Peukert: 
„Ueber  die  Transformatoren  der  Wärme  in  elektrische  Energie  u.  s.  w.", 
der  in  dieser  Zeitschrift,  Jahrgang  1886,  enthalten  ist,  wurden  mehrere 
Messungsresultate  zusammengestellt,  und  da  finden  wir:  Thermosäule  von 
Rebiczek  mit  Gas  geheizt,  0'i6'^,  jene  von  Ciamond,  mit  Gas  geheizt, 
0'57/^>  "^'t  Coaks  geheizt,  0"5i8X  Wirkungsgrad;  auch  in  einer  Veröffent- 
lichung von  Fischer  in  Dingler's  Journal  finden  sich  Messungsangaben, 
die   sich   nur  auf  Bruchtheile  von   Procenten   erstrecken. 

Die  Ursache  dieses  geringen  Wirkungsgrades  Hegt  —  wie  Lord 
Rayleigh  in  einer  neueren  Arbeit  gezeigt  hat  —  in  jenem  grossen  Antheil 
der  im  Ganzen  aufgewendeten  Wärme,  welche  nicht  elektromotorische  Kraft 
erzeugt,  sondern  einfach  als  Wärme  durch  die  Metalle  von  der  heissen  zur 
kalten  Berührungsstelle  abfliesst  und  er  fand  durch  die  Rechnung,  dass  eine 
vollkommene  thermodynamische  Maschine,  die  zwischen  den  gleichen 
Temperaturgrenzen  arbeitet,  nahe  an  300  Mal  mehr  elektrische  Energie  ent- 
wickeln würde,  als  die  Neusilber-Eisen-Thermosäule;  wobei  der  Ausdruck 
„vollkommen"  sagen  will:  das  Arbeiten  gemäss  dem  sogenannten  Carnot- 
schen   Kreisprocesse,   welcher  Kreisprocess   übrigens  bei   gar  keiner  unserer 


*)  Was    eben    der    sachliche  Grund    war,    aus    dem  ich  seinerzeit  nicht  an  die  Her- 
stellung einer  solchen  Maschine  gegangen  war. 


457 

thermodynamischen  Maschine    erreicht     wird,     und    wobei   von   der  ganzen  in 
Anwendung    kommenden     Wärmemenge     Q  .  .    nur   Q    — —     also  niemals 

das   ganze   Q  nützbar  gemacht  wird.*) 

Der  Process  des  Verlustes  bei  Thermosäulen  geht  gerade  so  vor  sich 
wie  jener  bei  einer  Dampfmaschine,  bei  welcher  der  Schieber  undicht  ist, 
so  dass  stets  hochgespannter  Dampf  aus  demselben  nicht  nur  durch  den 
richtigen  Canal  in  den  Cylinder,  sondern  auch  durch  die  Undichtheit  in  den 
Condensator  tritt;  in  Folge  dessen  kann  der  Dampf  seine  „Spannung  nicht 
halten",  u.  zw.  um  desto  weniger,  je  leichter  er  abfliessen  kann  und  je 
grösser  die  Temperatur-  (also  auch  Druck-)  Differenz  zwischen  Dampf- 
spannung im  Schieber  und  im  Condensator  ist.  Bei  der  Thermosäule  kann 
ebenfalls  wegen  des  leichten  Abflusses  die  Wärme  an  den  Verbindungsstellen 
der  beiden  Metalle  den  elektromotorischen  j,Druck"  (oder  Arbeitszustand,  oder 
Potential)  nicht  halten,  resp.  nicht  hoch  genug  anstauen,  und  auch  hier  wird 
der  Abfluss  proportional  sein  der  Wärmeleitung  der  Metalle  und  der 
Temperaturdifferenz  beider  Verbindungsstellen. 

Gehen  wir  nun  an  die  Betrachtung  der  pyromagnetischen  Maschine, 
so  findet  dem  ersten  Anscheine  nach,  ein  derartiger  Wärmeverlust  wie  bei 
der  Thermosäule,  nämlich  in  Folge  Leitung  durch  Metall  hindurch,  nicht 
statt;  genauer  besehen,  finden  wir  jedoch  einen  ganz  analogen 
Wärmeverlust. 

Bei  der  Thermosäule  nämlich  haben  wir  eine  permanente  Erhitzung  und 
Abkühlung  an  zwei  gewissen  Stellen  des  Apparats,  bei  der  pyromagnetischen 
Maschine  jedoch  ein  stossweises,  abwechselndes  Erhitzen  und  Abkühlen,  und 
zwar  Eines  und  desselben  Metalls,  des  weichen  Eisens ;  es  ist  daher  genau 
so,  wie  wenn  man  eine  Dampfmaschine  einmal  so  bauen  würde,  dass,  wie 
gewöhnlich,  ein  ruhig  stehender  Dampfkessel  permanent  gefeuert  und  ein 
separater  Condensator  permanent  gekühlt  wird,  oder  dass,  anderenfalls,  eine 
Reihe  kleiner  Kessel  abwechselnd,  resp.  durch's  Feuer  und  Wasser  heraus- 
und   hinausgeführt  würde. 

Wenn  man  die  einfache  Rechnung  durchführt,  so  wird  man  erstaunen, 
wieviel  Wärme  blos  zur  stets  erneuerten  Erwärmung  der  —  auch  noch  so 
dünnen  —  Kesselwände  aufgewendet  und  daher  verloren  werden  muss,  ob- 
wohl die  specifische  Wärme  der  Metalle  doch  eine  so  kleine  ist ;  die  Arbeits- 
leistung des  in  jeder  solchen  Periode  gebildeten  Dampfes  steht  zum  Wärme- 
aufwand für  Erhitzung  des  Bleches  in  einem  äusserst  ungünstigen  Verhältniss. 
Und  genau  so  ist  es  bei  der  fraglichen  Maschine;  es  ist  also  nicht  besser, 
als  bei  der  Thermosäule,  der  Unterschied  ist  sozusagen  nur  ein  formeller, 
Wärme  fliesst  hier  zwar  nicht  durch  Metall  ab,  aber  sie  wird  ebenfalls  von 
halber  zu  halber  Periode  zum  Abfluss  gezwungen,  resp.  an  die  Kühlluft 
abgegeben  werden. 

Ist  nur  noch  die  Frage,  ob  dieser  Wärmeverlust  zum  Antheil  der  in 
elektrische  Energie  umgewandelten  Wärme  in  ebenso  ungünstigem  Verhält- 
niss steht,   wie  bei  der  Thermosäule. 

Edison  behauptet,  der  Wirkungsgrad  werde  ebensogut  oder  noch 
besser    als    bei    allen    anderen  Methoden   sein ;   ich   weiss   nicht  auf  welchen 


*)  In  den  Aufsatz    der  aElectrical  Review*     heisst    es:    L.  Raylei gh,  schloss,  dass 

I 
die  Neusilber- Eisenkette  zwischen  den  äussersten  praktischen  Temperaturgrenzen    nur     ^ 

I 

der  Wärme    transformiren    kann.    Diese  Ausdrncksweise    ist  unrichtig,  sondern:      ^         von 

jener     Wärme,    die    die    C  a  r  n  o  t'sche    Maschine    transformiren    kann,     demnach  —  selbst 

I 
theoretisch    —    noch    weniger    als der   totalen. 


458 

Gründen  diese  Behauptung  beruht;  das  Nachfolgende  soll  ein  Versuch  sein, 
diese  Frage  im  Vorhinein  zu  beantworten  und  zu  diesem  Behufe  und  zur 
noch  grösseren  Klarstellung  des  ganzen  Gegenstandes  wählen  wir  vorher  noch 
folgenden   Gedankengang : 

Den  besten  Uebergang  von  der  Frage  der  Dimensionirung  zu 
jener  des  Wirkungsgrades  wird  die  Vergleichung  der  pyromagnetischen 
Maschine  mit  der  gewöhnlichen  Dynamomaschine  bilden,  so  dass  wir  nach 
der  oben  gegebenen  Betrachtung  der  Details  im  Processe  der  neuen 
Maschine  nunmehr  dieselbe  als  Ganzes  jener  bereits  genau  studirten  und 
bekannten   gegenüberstellen. 

Denken  wir  uns  das  Ankereisen  der  Dynamo  zuerst  weggelassen  und 
drehen  die  leeren  Spulen  der  Armatur  vor  den  Feldmagneten  vorüber,  so 
wird  eine  gewisse  elektrische  Arbeit  durch  die  mechanische  producirt;  geben 
wir  das  Eisen  in  die  Armatur  und  rotiren  wieder,  so  sind  wir  im  Stande, 
mit  derselben  Maschine  —  bei  gehörigem  mechanischem  Arbeitsaufwande  — 
eine  viel,  vielleicht  200  Mal,  grössere  elektrische  Energie  zu  entwickeln;  und 
dabei  hatte  das  weiche  Eisen  nur  die  Function  eines  Sammlers  von 
Kraftlinien,  zu  dem  Zwecke,  sie  den  rotirenden  Drähten  in  den  Weg  zu 
legen.  Dieses  Sammeln  und  in  den  Weg  legen,  damit  ein  Anderes  eine 
Arbeit  leisten  muss,  treffen  wir  sehr  häufig  und  braucht  durchaus  keine 
oder  nur  eine  höchst  geringe  Arbeit  zu  kosten,  die  Kraftlinien  sammeln 
sich  eben  nach  der  Natur  des  Eisens  ohne  grosses  Widerstreben,  den 
Drähten  jedoch  sind  sie  gegen  den  Strich  und  leisten  daher  eben  den 
grossen  Widerstand. 

Eine  gewisse  Arbeit  kostet  aber  das  Einsammeln  selbst  dennoch,  nämlich 
die  sogenannte  Mag  netis  i  ru  n  gsarb  ei  t,  die  v.  Wal  te  nhofen  auf  Grund 
der  Arbeiten  von  Stefan  und  Wassmuth  zu  0"0I5  Kgr.-Mtr.  pro  Kilo- 
gramm Eisen  berechnete,  falls  das  Maximum  des  Magnetismus  darin  erreicht 
wurde;  diese  Arbeit  wiederholt  sich  nun  in  jeder  Periode  des  Magnetisirens 
und  Entmagnetisirens  und  kann  bei  gegebenem  Aiiikergewicht  und  gegebener 
Rotationszahl,  unter  Voraussetzung  der  Sättigung,  leicht  berechnet  werden  ; 
sie  ist  nun,  wie  man  sieht,  im  Verhältniss  zur  eigentlichen  Energieproduction, 
der  sie  als  ein  Verlust  gegenübertritt,  im  Allgemeinen  sehr  klein,  so  klein, 
dass  Manche  von  derselben  nichts  wussten  oder  bemerkten,  sie  kann  aber 
in  gewissen  Fällen,  z.  B.  bei  Wechselstrommaschinen,  schon  in's  Gewicht 
fallen. 

Bei  der  pyromagnetischen  Maschine  aber  ist  gerade  diese  so  geringe 
Arbeit  diejenige,  die  allein  auftritt  und  die  nicht  ein  Verlust,  sondern 
die  Ursache  der  entwickelten  Energie  ist ;  hier  hat  man  :  den  permanenten 
Magneten,  das  weiche  Eisen  und  die  Spule  um  das  letztere ;  will  man  keine 
Elcktricität,  sondern  mechanische  Energie  entwickeln,  so  hat  man  nur  per- 
manenten, Magnet  und  weiches  Eisen  nöthig.  Der  ganze  Process  besteht  nun 
einzig  und  allein  darin,  dass  das  Eisen  Magnetisirungsarbeit  vom  permanenten 
Magneten  erhält  und  diese  in  Folge  Wärme  verschwindet  und  als  Rotations- 
arbeit auftaucht,  oder  dass,  im  anderen  Falle,  bei  Elektricitätsproduc- 
tion  Eisen  wie  Spule  am  Platze  bleiben  und  in  letzterer  Strom  beim  Verschwinden 
und  Entstehen  von  Magnetisirungsarbeit  entsteht;  die  se  S  pu  len  also  s  in  d 
hier  nicht  dem  Einfluss  von  Feldmagneten  unterworfen,  wie 
es  bei  der  Dynamo  geschieht,  bei  der  sie  ja  jenen  genähert  und  entfernt 
werden,  während  sie  hier  ruhig  stehen,  sondern  sie  werden  einzig  und 
allein   vom   Eisenkern   mit  Arbeit  gespeist. 

Man  sieht  daher  ein,  wie  gering  die  absolute  Leistung  einer 
pyromagnetischen  Maschine  gegenüber  einer  gleich  grossen  Dynamo  sein 
muss,  da,  was  hier  als  unbedeutende  (Verlust-)  Arbeit  auftritt,  dort  Alles  in 
Allem   sein   muss. 


459 

Was  nun  aber  dieOekonomie  des  Betriebes  betrifft,  so  ist  dieselbe 
leicht  zahlenmässig   auszudrücken. 

Die  nützliche  Arbeit  ist  die  Magnetisirungsarbeit,  die  für  jede  ein- 
malige Sättigung  0'0I5  Kgr.-Mtr.  pro  Kilogramm  Eisen  beträgt,  die  zum 
Demagnetisiren  nöthige,  aufgewendete  Wärmemenge  ist  pro  Kilogramm  Eisen, 
dessen  specifische  Wärme  O'li  ist  424.o"ii  A?  Kgr.-Mtr.,  wo  A/  die 
Temperaturdifferenz  des  Eisens  zwischen  magnetischem  und  unmagnetischem 
Zustande  bedeutet. 

Nimmt  man  an,  dass  die  Abkühlung  nur  bis  303^  oder  400°  C.  geht 
—  auch  Edison  muss  wohl  die  Kühlung  nicht  weitherabgebracht  haben, 
da  er  von  120  Touren  der  Maschine  spricht  —  und  nimmt  für  Kirschroth- 
gluth  die  Temperatur  zu  goo^,  so  hat  man  einen  Arbeitsaufwand  von 
23320   Kgr.-Mtr.    für  eine   Maximalleistung   von   0*015    Kgr.-Mtr. 

Nun  gilt  die  Zahl  von  0*015  Kgr.-Mtr,  nur  für  den  Fall  der  Sättigung 
und  wir  können  den  Wirkungsgrad  directer  berechnen,  wenn  wir  die  Ver- 
suchsergebnisse Wassmuths  zu  Grunde  legen,  auf  denen  jene  Zahl  von 
0-015   Kgr.-Mtr.   beruht. 

Wassmuth  fand  nämlich,  dass  bei  einem  weichen  Eisenstabe,  der 
um  287O  erhitzt  wurde  und  der  bei  nahezu  1248*^  allen  Magnetismus  ver- 
liert, jener  oben  erwähnte  und  erläuterte  Unterschied  der  specifischen 
Wärme    zwischen    magnetischem   und   unmagnetischem    Eisen,   also    C — c  == 

2*7 

= 5- sei,   dies  repräsentirt  also   hier  die  Nutzarbeit;    6^  oder,   was   bei- 

10** 

nahe    identisch     ist,   c  die  aufgewendete  Arbeit,     wobei    ^=o*li,     der 

2*8  2*5 

Wirkungsgrad    wäre  sonach  ■ =  . 

O-l  I  .  10'»  \o" 

Widmen  wir  diesem  Hauptpunkte  der  ganzen  Betrachtung  noch  einen 
kleinen  Raum  und  vergleichen  wir  die  pyromagnetische  Maschine  einmal, 
wenn  es  sich  um  Production  mechanischer  Energie  aus  thermischer 
handelt,  mit  unseren  kleinen  Dampfmaschinen,  das  andere  Mal,  wenn  man 
elektrische  Energie  aus  thermischer  machen  will,  mit  den  Thermo- 
säulen. 

Unsere  kleinen  Dampfmaschinen  transformiren  ungefähr  2  %  der  von 
der  Kohle  entwickelten   gesammten   Verbrennungswärme,   also   der  Wirkungs- 

2 
grad  Y]    =   —  \   wenn   wir   aber  die   in   den   Dampfmotor  facti  seh   ein- 
dringende  Wärmemenge   in   Betracht  ziehen,   so   müssen  wir  den  Heizefifect 
des  Kessels  berücksichtigen;  bei  so  kleinen  Kesseln,  bei  denen  die  Heizgase  noch 
sehr  heiss  weggehen,  kann  man  den  Heizeffect  z.  B.  zu  33  X  annehmen,  demnach 

6 

verwerthet  der  Dampfmotor  von   der  factisch  aufgenommenen  Wärme ^r- . 

^  lo2 

Bei  der  Thermosäule  Ciamonds,  die  mit  Coaks  geheizt  wird,  dürfte 
wohl  derselbe  Heizeffect  angenommen  werden,  und  da  der  totale  Wirkungs- 
grad,  wie  oben  erwähnt  wurde,   0*5  %    war,    so     haben     wir    die  Ausnützung 

der  inneren    Wärme   =   —. 

Edison  verwendet  zwei  „kleine"  Bunsenbrenner  und  entwickeile 
damit  l^/g  Kgr.-Mtr.  pro  Secunde ;  wenn  wir  den  Gasconsum  dieser  zwei 
Brenner  zu  200  Ltr.  pro  Stunde  annehmen,  so  repräsentirt  die  Verbrennungs- 
wärme    nahezu     165     Kgr.-Mtr.     pro     Secunde,     demnach   wäre   der   totale 

I 
Wirkungsgrad   der  pyromagnetischen  Maschine   =  —    gewesen    und    der 

innere   Wirkungsgrad,    d.    h.    bezüglich     der    von     der   Maschine   factisch     in 


460 

sich   aufgenommenen   Wärme,   wenn  wir  den  Heizeffect  zu  0*25    annehmen  — 

4 
= —,   und  wir    sind  zur  Zahl  0*25    wohl    berechtigt,    weil    ja    die    in's 

Freie  entweichenden  Heizgase  eigentlich  noch  heisser  sein  sollten,  als  das 
beinahe  kirschrothe  Eisen,  sonst  fände  Abkühlung  desselben  statt  Erhitzung 
in   den   oberen   Partien  statt. 

Aus  den  Zahlen  für  den  inneren  Wirkungsgrad  sehen  wir  also,  dass 
die  pyromagnetische  Maschine  zwischen  der  Thermosäule  und  der  kleinen 
Dampfmaschine  stünde,  wobei  nur  noch  zu  beachten  wäre,  dass  die  Ge- 
schwindigkeit des  ausströmenden  Gases  (aus  dem  Brenner)  und  jene  der 
Kühlluft    nicht    ohne    einen     gewissen     Aufwand    von    Arbeit    hervorgerufen 

werden  kann,    welche  Arbeit   in  der  obigen  Ziffer,  von      -—    also      noch 

nicht  —   als  Verlust  —  einbezogen  wurde. 

Nun   hat  aber   die  theoretische  Berechnung    des    inneren  Wirkungs- 

2*5 

grades   oben   nur  • —     -  geliefert,   und  selbst  wenn  man  zugibt,   dass  die  von 

Wassmuth  gefundenen  Zahlen  auf  der  auch  von  ihm  als  „vorläufig"  aus- 
gesprochenen Annahme  basiren,  dass  die  mittleren  specifischen  Wärmen 
des  magnetisirten,  wie  des  unmagnetischen  Eisens  von  0^  bis  T^,  wo  es 
nämlich  ganz  unmagnetisch  wird,  immer  dieselbe  Grösse  haben,  so  muss 
man  doch  sagen,  die  auf  theoretischem  Wege  gefundene  Zahl  besitze  eine 
so  ausserordentlich  geringe  Grösse,  der  gegenüber  ja  selbst  die  Thermosäule 
als  höchst  ökonomisch  erscheint,  dass  ich  dieses  Resultat  mit  den  Angaben 
E  d  is  ons  : 

Zwei  Bunsenbrenner,  d.  h.  die  blosse  Verbrennungswärme  des  Gases  und 
nicht  irgendeine  chemische  Arbeit  oder  irgendeine  andere,  lieferten  700  Fuss- 
pfund  pro  Minute  an  der  pyromagnetischen  Maschine,  nicht  zu  vereinigen 
weiss  ;  ich  kann  daher  nur  annehmen,  dass  in  meiner  Discussion  ein  Fehler 
versteckt  liegt,    der  nun   von  berufener  Seite  aufzudecken   wäre. 

Wenn  meine  Rechnung  nicht  fehlerhaft  wäre  und,  wie  ich  jedenfalls 
voraussetze,  die  Messungsangaben  Edison's  richtig  sind  uod  auch  richtig 
publicirt  sind,  so  Hesse  sich  nur  durch  Eine  Voraussetzung  eine  Vereinigung 
beider  Resultate  ermöglichen,  nämlich,  wenn  man  annimmt,  dass  die  Eisen- 
spiralröhren nicht  parallel  der  Drehungsachse  der  Maschine  standen,  sei  es 
in  Folge  Unvollkommenheit  der  Construction,  sei  es  durch  ein  Verziehen 
der  unteren  Vereinigungsplatte  in  der  grossen  Hitze  oder  dergl.  Dann  Hesse 
sich  nämlich  denken,  dass  der  lebhafte  Zug  der  heissen  Luft  oder,  wenn 
auch  die  Kühlluft  eine  gewisse  Geschwindigkeit  hatte,  die  Differenz  dieser 
beiden  Geschwindigkeiten  der  Strömungen  längs  der  —  relativ  grossen  — 
etwas  schief  gestellten  Oberflächen  der  Eisenbleche  eine  Seitencomponente 
der  Drehung  hervorbrachte,  wie  das  bei  einer  Jonval-Turbine  der 
Fall   ist. 

Diese  Erklärung  gebe  ich  aber  nur  als  eine  unendlich  entfernte  Möglich- 
keit; genauer  gesprochen,  ich  kann  nicht  glauben,  dass  Edison  einen  solchen 
Umstand  hätte  übersehen  und  glauben  können,  seine  Maschine  würde  durch 
Pyromagnetismus  getrieben,  während  sie  eigentlich  vom  Gas-  oder  Luftstrom 
getrieben  wurde.  Ich  bin  also  gerne  bereit  anzunehmen,  der  Fehler  liege 
nur  in   meiner   Deduction. 

Was  die  weiteren  Vergleictungspunkte  betrifft,  so  wird  die  Thermo- 
säule wohl  einen  kleineren  Raum  beanspruchen,  als  die  pyromagnetische 
Maschine;  sie  hat  den  Vorzug,  eine  einfachere  Construction  zu  besitzen, 
nämlich  gar  keine  beweglichen  Bestandtheile ;  hingegen  ist  die  Gebrech- 
lichkeit  und   die   Structuränderung    der    Thermoelemente  ein    Nachtheil,    den 


4GI 

die  pyromagnetische  Maschine  nicht  besitzt,  und  der  nur  dann  einiger- 
massen  aufgewogen  würde,  wenn  bei  der  letzten  die  Eisenbleche  oder 
Nickelbleche  schnell  zu  Grunde  gehen  oder  unbrauchbar  wurden,  wie  ich 
oben  bereits  anführte,  d.  h.  wenn  man  sich  gegen  solche  Vorkommnisse 
nicht  zu   schützen  vermöchte. 

Nehmen  wir  nun  die  Edison'sche  Angabe  des  Wirkungsgrades  als 
feststehend  an,  so  sind  doch  die  Schwierigkeiten  des  praktischen  Be- 
triebes *)  die  oben  dargelegt  wurden,  sowie  die  grosse  Dimensionirung  der 
Maschine  wohl  Grund  genug  zu  der  Behauptung,  dass  auf  diesem  Wege, 
nämlich  durch  Wärme  zu  d  emag  n  e  ti  s  ire  n,  ein  praktischer  Fortschritt 
in  der  Elektrotechnik  gegenüber  den  heutigen  Dynamomaschinen 
nicht  zu  erwarten  wäre  ;  obwohl  man  nicht  sagen  kann,  der  Weg  sei  ein 
falscher,  welche  Behauptung  sich  in  einem  Bericht  vorfindet,  den  ich  noch 
beleuchten  will,  nur  zu  dem  Zweck,  um,  wie  ich  glaube,  den  Gegenstand 
noch  mehr  in's   Licht  zu   stellen. 

Es  findet  sich  nämlich  in  einer  der  letzten  Nummern  des  „Elektrotech- 
nischen  Anzeige  r^'   ein  Aufsatz,   an  dessen  Schluss   es   heisst : 

„Die  Edison'sche  Erfindung  hat  aber  den  Mangel,  dass  sie  mit  der 
Lösung  des  thermoelektrischen  Problems  gar  nichts  zu  thun  hat,  da  die  in 
dem  Apparate  erzeugte  elektrische  Energie  nicht  von  umgewandelter  Wärme 
herrührt.  Es  wird  nämlich  durch  die  von  aussen  gespeisten  Elektromagnete 
ein  Quantum  Energie  erzeugt  werden  und  als  Magnetismus  in  den  Röhren 
aufgespeichert.  Sobald  nun  die  Röhren  erv/ärmt  werden,  kann  der  Magnetismus 
in  denselben  nicht  mehr  bestehen,  er  vergeht,  indem  er  sich  in  andere 
Energieformen,  zu  einem  Theil  in  elektrische  Energie  umsetzt.  Die  Wärme 
spielt  also  dabei  keine  andere  Rolle,  als  dass  sie  die  Bedingung  für  das  Be- 
stehen, bezw.  Nichtbestehen  des  Magnetismus  abgibt.  Die  Quelle  des 
erzeugten  Stromes  ist  somit  von  aussen  zugeführte  Elektricität,  nicht  die 
Wärme.  Der  von  Edison  eingeschlagene  Weg  zur  Lösung  des  grossen 
thermoelektrischen  Problems  ist  ein  falscher;  der  richtige  liegt  nach  einer 
ganz  anderen  Richtung.  Er  ist  bezeichnet  durch  das  thermoelektrische  Ver- 
halten  der  Metalle   im  magnetischen  Felde." 

Nach  den  in  diesem  Aufsatze,  nämlich  zu  Anfang  gegebenen  Aus- 
einandersetzungen ist  die  Quelle  des  erzeugten  Stromes  ganz  und  gar  nur 
die  Wärme  und  nicht,  wie  gesagt  ist,  die  zugeführte  Elektricität,  man  sieht 
das  auch  daraus,  dass  man  in  der  pyromagnetischen  Maschine  Stahlmagnete 
ebensogut  wie  Elektromagnete  verwenden  könnte,  und  dieselbe  Rolle,  wie 
die  mechanische  Arbeit  bei  der  Rotation  von  Spulen  mit  Eisenkern  vorbei 
von  diesen  Stahlmagneten  spielt,  spielt  die  Wärme  bei  den  ruhig  stehenden 
Spulen  mit  Eisenröhren  im  Hohlraum;  „Raumdifferenz"  um  R,  Mayer's 
Ausdruck  zu  gebrauchen,  ist  äquivalent  der  „Temperaturdifferenz"  für  den 
Zweck  des   Bestehens,  und   Entstehens   von  Magnetismus. 

Was  aber  den  richtigen  Weg  betrifft,  so  müsst-en  erst  quantitative 
Beweise,  wenn  auch  vorderhand  nur  theoretischer  Natur,  gegeben  werden, 
wenn  man  irgendeinen  Weg  als  richtigen  soll  bezeichnen  können.  Wie  die 
Sachen  heute  liegen,  so  ist  im  Gebiete  von  directer  Umwandlung  der  Wärme 
in  Elektricität  die  Thermosäule  noch  wohl  die  einzig  ernst  zu  nehmende 
Methode,  auch  diese  aber  ist  noch  äusserst  unökonomisch  und  wir  haben 
noch  gar  keine  Einsichten,  die  uns  als  Leitfaden  für  Verbesserungen  dienen 
könnten ;  man  ist  auf's  tappende  Combiniren  von  Metallen  und  Legirungen 
angewiesen  gewesen  und  ist  es  heute  noch  ;  wer  das  geringste  neue  Motiv  für 
die    physikalische    Einsicht     in     dieses     Gebiet     hineinbringt,      würde     mehr 


^)  Mit  Petroleum  zu  heizen,  wäre  wohl  im  Allgemeinen  viel  zu  kostspielig. 


462 

fördern     als     hunderte  Versuche    mit    Thermocombinationen,    die     schon     so 
Viele  nutzlos   durchgemacht  haben. 

Die  Idee,  Primärbatterien  durch  Verbrennung  billiger  Brennstoffe,  z,  B. 
Kohle,  zu  betreiben,  ist  gewiss  ernst  zu  nehmen,  aber  es  gibt  noch  —  meines 
Wissens    —    keine  brauchbare  Realisirung  dieser  Idee. 

Hingegen  gibt  es  manche  andere  Vorschläge,  Wärme  in  Elektricität 
zu  verwandeln,  die  für  die  Praxis   auch  als   Idee  kaum   ernst  zu  nehmen  sind. 

Es  ist  ja  durchaus  nicht  schwierig,  auf  Grund  der  vielen  Relationen 
zwischen  den  verschiedenen  Energiearten,  welche  die  Physiker  bereits  ent- 
deckten, die  Conslruction  einer  neuen  Maschine  zu  gründen.  Immer  muss 
man  nur  durch  Combination  von  zwei  oder  auch  von  drei  Arten  von  Energie 
gewünschte  Potentialdifferenzen  Einer  von  ihnen  hervorrufen  und  die  ge- 
wählte  Combination  maschinell  aufbauen. 

Das  Werk  Wiedemann's  über  Galvanismus  z,  B.  gibt  hiezu  reich- 
lich die  Mittel  an  die  Hand;  die  Aenderung  des  elektrischen  Leitungs Wider- 
standes mit  der  Temperatur,  die  Beziehungen  zwischen  Magnetismus  und  Er- 
schütterungen oder  Torsionen  —  Wiedemann  konnte  u.  A.  einen  ge- 
drillten Eisendraht  durch  rechtzeitiges  Oeffnen  und  Schliessen  eines  durch- 
geleiteten Stromes  in  lebhafte  Torsionsschwingungen  versetzen  — 
die  Relationen  zwischen  Thermoelektricität  und  Magnetismus,  von  Wärme- 
strömen, Magnetismus  und  elektromotorischen  Kräften,  di?  in  jüngster  Zeit 
namentlich  von  v.  E  1 1  ing  shau  s  en  und  Nernst*)  studirt  werden,  und 
nicht  minder  sogar  die  Concentrationsströme,  die  neuestens  von  Moser  ein- 
gehend verfolgt  wurden  —  alle  diese  Thatsachen  der  Physik  könnten  elektro- 
technisch verwerthet  werden.  Es  fragt  sich  immer  nur,  welchen  praktischen 
Werth  das  hätte,  und,  wenn  wir  von  neuen  praktischen  Anwendungen 
qualitativer  Natur  absehen,  also  quantitative  Erfolge  im 
Vergleich  zubereits  b  ekann  t  en  ele  k  tr  otechnis  c  h  en  Meth  o  d  en 
erzielen  wollen,  so  dürfte  es  bei  dem  heutigen  Stande  der  Dinge  er- 
laubt sein,  zu  glauben,  dass  solche  Vorschläge  oder  selbst  Ausführungen  für 
den  Praktiker  nur  die  Bedeutung  von  Curiositäten  beanspruchen  können; 
dem  Physiker  sagen  sie  nichts  Neues,  der  Elektrotechniker  sieht  nicht,  was 
er  damit  anfangen  oder  wie  er  es  fortführen  soll. 
Wien,   den   21.   September    1887. 


Ueber  ein  Schutzring-Elektrometer  mit  continuirlieher 

Ablesung. 

Von  G.  JAUMANN. 
(Aus  dem  physikalischen  Institute  der  k.  k.  deutschen  Univeisität  in  Prag.) 

Das  im  Folgenden  beschriebene  Elektrometer  stellt  den  bei  Gelegen- 
heit einer  noch  fortlaufenden  Untersuchung  nothwendig  gewordenen  Ver- 
such dar,  das  absolute  Elektrometer  von  Sir  W,  Thomson  selbst- 
wirkend **)   zu  machen,   ohne  seine  Genauigkeit   zu  beeinträchtigen. 

Der  centrale  Ausschnitt  des  oberhalb  der  Standplatte  angebrachten 
Schutzringes  wird  sehr  nahe  ausgefüllt  durch  eine  kreisförmige  Platte  von 
etwa  8  Cm.  Durchmesser,  welche  ich  nach  Ki  rc  h  h  o  f  f  ***)  Collectorplatte 
nennen  werde.  Dieselbe  ist  versehen  mit  einer  Trifilarsuspension  von  etwa 
I  Cm.  Radius,  welche  aus  drei  langen  Drähten  gebildet  wird.  Fest  ver- 
bunden mit  der  Collectorplatte  ist  ein  Magnetstab,  dessen  Directionskraft 
jene  der  Suspension  nahe  erreicht.  Mit  Hilfe  der  letzteren  wird  der  Magnet 
senkrecht  zum  Meridian  gestelllt.   Diese  Autstellung  zeigt  trotz  des   fast  lOO 

*)  Siehe  auch  die  neueste  Arbeit  hierüber   in  diesem   Hefte,  pag.  469. 
**)  Selfacting,  J.  C.  Maxwell,  El.   and  Magn,    1873,  pag,  271   (219). 
***)  G,  Kirch  ho  ff,  Ges.  Abhandl.    188 1,    pag.    113. 


463 


Gramm  betragenden  Gewichtes  der  Collectorplatte  sehr  empfindlich  kleine 
Gewichtsvermehrungen  derselben  durch  die  elektrische  Anziehung  an.  Es 
entspricht  bei  der  seither  von  mir  in  Anwendung  gezogenen  Ausführung 
einer  Anziehung  von  i  Grammgewicht  ein  Ausschlag-  von  0*075  ßogenmaass. 
Eine  Kupferdämpfung  macht  die  Einstellung  aperiodisch.  Die  Ablesung  ge- 
schieht  mit   Fernrohr   und   Spiegel. 

Bezeichnet  in  Fig.    i   NS  den   Meridian,     0  W    die   Senkrechte,   ns  die 
Achse   des  Magnetstabes,    -^    n  o  7"  den  Winkel,   um   welchen   die  oberen   und 


unteren  Aufhängepunkte  gegeneinander  verdreht  sind,  und  endlich  a  den 
Winkel,  welchen  die  Magnetachse  bei  einer  elektrischen  Anziehung  f  mit 
der  Meridianverticalen   einschliesst,   so   besteht   die   Gleichung : 

T    1 

cos  (0  -j-  a)  :=  C  cos  a. 


^+/  + 


inO 


worin  F  das  Gewicht  der  Collectorplatte  sammt  Magnet  vermehrt  um  das 
halbe  Gewicht  der  Aufhängedrähte  und  f  die  elektrische  Anziehung  in  ab- 
solutem Maass,  Z  eine  durch  das  Torsionsmoment  der  Drähte  eingeführte 
Constante  von  der  Form  *)  T=  :^tr~'^,  und  endlich  C  eine  wesentlich  von 
der  Directionskraft  des  Magneten  abhängende  Constante  bedeuten. 
Eine   Declinationsschwankung  ^  ändert  diese   Beziehung   in  : 

T  ^ 

cos  (0  -}-  a  -f-  ^)  =  C  cos  (a  -|-  '^  —  ^)> 


^+/+ 


sin  0 


vi^orin  a  nun  nicht  vom  Meridianvertical  sondern  von  der  Fernrohrachse 
gezählt  ist  und  sonach  (p  den  Fehler  der  Einstellung  der  letzteren  in  den 
Vertical   bedeutet. 

Durch   Bestimmung   der  Ablenkung   a^    für    eine    elektrische  Anziehung 
Null   erhält  man   die   Gleichung 

T     1 
P  +  ——üT   ^°s  (©  +  ^0  +  ?)  =  ^cos  (a^-  +  cp  —  ^) 


sin  0 
durch    Division  : 


f=R 


{^  —  S) 
I  —  r  a) 


I) 


worin  a  und  «q  die  auf  Tangente  corrigirten  Scalenausschläge  in  Centi- 
meter,  R  und  r  Reductionsfactor  und  Correctionsconstante  des  Apparates 
bedeuten. 


*)  Worin  t  das  Torsioosmoment    der  Längeneinheit    pro  Einheit  des  Torsionsbogens 
und  r  den  Halbmesser  der  Suspension   bezeichnen. 


Sie  haben   die   Form: 
2d 


F- 


464 


T 


0 


tg  0  +  tg  ^ 


I  +  tg  o-o  tg  cp 


und 


'•=^«gce  +  ?). 


worin   d  die  Scalendistanz  bedeutet. 

üer  Reductionsfactor  R  ist  seiner  Grösse  nach  abhängig  von  einer 
Declinationsschwankung  ^  (und  das  desto  mehr,  je  kleiner  tg  ©,  je  empfind- 
licher also  das  Instrument  ist)  und  allenfalls  bei  grossem  Einstellungsfehler  cp 
auch   vom  Nullpunkt  a^. 

Ein  an  einem  schlaffen  Coconfaden  befestigtes  auf  der  CoUectorplatte 
sitzendes  Gewichtchen  w  von  genau  bekannter  Grösse  (l*5  Gr.)  lässt  sich 
während  der  Messung  auch  bei  geladenem  Elektrometer  abheben  und  auf- 
setzen. Man  gewinnt  damit  für  ungeladenes  Elektrometer  zwei  Nullpunkte 
welche  den  Ausschlägen  Kq^^  (nahe  gleich  o)  für  aufgesetztes  Senkelgewicht  w 
und  ao2  (etwa  —  45  Cm.)  für  abgehobenes  Senkelgewicht  entsprechen.  Der 
Ausschlag  («Q-i^  —  «02)  für  das  bekannte  Gewicht  w  bestimmt  den  variablen 
Reductionsfactor  durch   die  Gleichung 

I  +  r  aoi 
Gleichung    l)   spaltet    sich     in  zwei   Gleichungen  I  und  11,   welche   den 
Angaben   des  Instrumentes   für  aufgesetztes   (I)   und  abgehobenes   Senkel  (II) 
entsprechen.   Dieselben  lauten: 

a«  und   Cf-i  stellen  die  den  Nullpunkten    aQ2    und   a^^    entsprechenden   elektri- 
schen Ausschläge   dar. 

Die  Ausschläge  sind  mit  ihrem  algebraischen  Zeichen  einzuführen.  Bei 
Benützung  der  Formel 

log  «  (i  -f  A)  =  log  ö  +  0-43  A 
sind     die    angegebenen   Gleichungen    für    die  Rechnung     sehr    bequem.     Der 
Senkelausschlag   (aQ^j^  —  cHq^   entfernt  sich  von   seinem   Mittelwerthe   (45  Cm.) 
nur   sehr  wenig.     Die   Correction  auf  Declinationsschwankung  während   einer 
Messungsreihe  reicht  selten  in  die   dritte  Mantisse. 

Das  Instrument  fordert  keine  Graduirung.  Die  kleine  Corectionscon- 
stante  r  berechnet  sich  am  bequemsten  aus  einer  längeren  Reihe  von 
elektrischen   Wägungen  nach   der  Formel 

r  =  ^  (^-2  —  °^02^  —  ^  («1  —  0^-01 ) 

S  (a^  —  a^i)  (a^  +  07-1  —  a^2  —  ^2) 
welche  man  durch  Division  der  Gleichungen  I  und  II  erhält.  Da  r  pro- 
portional ist  tg  (0 -[- cp)  kann  man  durch  geeignete  Einstellung  cp  des  Fern- 
rohres die  mit  r  behafteten  Correctionen  beliebig  klein  machen,  ja  zum  Ver- 
schwinden bringen,  wobei  dann  der  Ausschlag  der  Anziehung  genau 
proportional  würde.  Es  liegt  jedoch  darin  kein  wesentlicher  Vortheil.  Bei 
meiner  Autstellung  habe  ich  r  bestimmt  aus  zwei  Versuchsreihen  von  je 
12   Zahlen  zu  r  =^  0-000954 

und   r  =  0000964 
Mittel  r  =  0-000959 


465 


Die  Collectorplatte,  welche  in  C  C,  Fig.  2  dargestellt  ist,  besteht  aus 
einem  bis  auf  o  7  Mm.  abgedrehten  Messingblech  von  4*025  Cm.  Radius, 
welches  mit  Hilfe  der  Rühre  R  zusammengeschraubt  ist  mit  einem 
Plättchen  P  P,  auf  welches  das  Senkelgewichtchen  aufgesetzt  werden  kann. 
Dasselbe  hängt  mittelst  eines  Coconfadens  von  passender  Länge  an  einem 
aus  2  Mtr.  Entfernung  zu  beherrschenden  Hebelchen,  Eine  Spitze  an  der 
Basis  des  Senkels  centrirt  dasselbe  in  einer  Bohrung  der  Platte  P.  Das  Ab- 
heben und  Aufsetzen  gelingt  bei  guter  Justirung  ohne  die  geringste  Er- 
schütterung der  schweren   Collectorplatte. 

Der  Magnetstab  MM  durchbricht  die  Röhre  R,  welche  in  einem 
passenden  Ausschnitt  unterhalb  desselben  den  Ablesespiegel  .S"  trägt.  Die  eine 
Hälfte  des  Magneten  schwingt  innerhalb  eines  keilförmigen  Hohlraumes, 
welcher  in  einem  Massiv  von  l"6  Kgr.  Gewicht  aus  geschmiedetem  Fein- 
kupfer ausgespart  ist.  Die  Einstellung  wird  dadurch  aperiodisch.  Drei  durch 
die  Platte  P  auf  einem  Kreis  von  l  Cm.  Radius  in  sorgfältig  ausgemessenen 
Punkten  von  unten  aus  geführte  conische  Bohrungen,  deren  letzter  Theil 
mit  einer  feinen  Nadel  ausgeführt  wurde,  erlauben  eben  die  Aufhängedrähte 
hindurchzuziehen.     Das     durchgezogene    Ende    wird    mit    einer   Kerzenflamme 


Fig.  2. 


Fig.  3. 


VP 


[m_ 


R 

Ti IT 

s 

J IL 


M^^ 


zu  einem  Kügelchen  zusammengeschmolzen,  welches  hineingezogen  in  die 
conische  Bohrung  eine  sehr  verlässliche  Befestigung  gewährte.  Der  Kopf 
der  Aufhängung  ist  in  Fig.  3  in  einem  Radialschnitt  dargestellt.  Er  besteht 
aus  einer  Messingplatte  A  A,  welche,  um  eine  verticale  Achse  drehbar, 
durch  drei  Klemmschrauben  K  geführt  und  festgestellt  werden  kann  und  in 
drei  conischen  Bohrungen  b,  welche  auf  das  Genaueste  den  gleichen  im 
Plättchen  P,  Fig.  2,  entsprechen,  die  Aufhängedrähte  fixirt.  Dieselben  laufen 
schwach  geknickt  durch  diese  Bohrungen  und  enden  in  den  Wirbeln  VV. 
Die  feinere  Horizontalstellung  der  Collectorplatte  wird  durch  die  Stell- 
schrauben   S  erreicht. 

Das  Gewicht  der  Collectorplatte  beträgt  über  46  Gr.,  das  Gewicht 
des  Magnetstabes  48  Gr.  Die  ruhige  Einstellung,  welche  der  Apparat  selbst 
bei  plötzlichen  Ladungen  und  Entladungen  zeigt,  ist  wesentlich  bedingt 
durch  diese  hohen  Gewichte.  Bei  leichten  Collectoren  wird  durch  eine  kleine 
Asymmetrie  der  Ausbreitung  der  elektrischen  Anziehung  über  die  Platte  eine 
so  bedeutende  Verschiebung  des  Schwerpunktes  hervorgebracht,  dass 
während  des  Ausschlags,  namentlich  bei  plötzlichen  Entladungen,  die  Platte 
in  ein  heftiges  Zittern  um  horizontale  Achsen  geräth.  Dieses  Zittern  zeigt 
sich  auch  bei  meiner  schweren  Platte  im  schwächeren  Masse,  wenn  ein 
grober  Fehler  in  der  Horizontalstellung  derselben  vorhanden  ist.  Es  tritt 
nämlich  in  diesem  Falle  die  Platte  bei  einem  grösseren  Ausschlag  unsym- 
metrisch aus  dem  Schutzring  heraus,  was  eine  besonders  starke  Asymmetrie 
der  Anziehung    bewirkt.     Bei    sorgfältigerer  Horizontalstellung    ist    die   Ein- 

31 


466 

Stellung  tadellos  ruhig.  Es  dürfte  dazu  der  Umstand  nicht  unwesentlich  bei- 
tragen, dass  beim  Platten-Elektrometer  die  Verschiebung  des  Collectors  nach 
zwei  Dimensionen  (in  seiner  Ebene)  die  Configuration  des  Systems  nicht 
ändert.  Das  Cylinder-Elekrometer  (vergl.  die  Citate  weiter  unten)  hat  nur 
eine,  das  Kugel-Elektrometer  keine  solche  Dimension  aufzuweisen.  Man  hat 
zur  Beschränkung  der  Beweglichkeit  der  Collectoren  dieser  Elektrometer  be- 
sondere Vorkehrungen  treffen  müssen.  Indess  glaube  ich  nicht,  dass  dieselben 
den  letztgenannten  Elektrometern  gleich  ruhige  Einstellung  sichern  können, 
wie  sie   ohne  Vorkehrungen   das  Platten-Elektrometer  hat. 

Das  hohe  Gewicht  des  Collectors  erleichtert  gleichzeitig  dessen  solide 
Ausführung.  Das  specifische  Moment  des  Magnetstabes  beträgt  etwa  30  C.  G.  S. 
Die  Suspension  besitzt  einen  Radius  von  etwa  l  Cm.  und  eine  Länge  von 
370   Cm. 

Eine  solche  Länge  kann  jedoch  nur  bei  Messung  hoher  Potentiale  an- 
gewendet werden,  weil  bei  derselben  die  Ausdehnung  der  Drähte  durch 
Temperaturänderungen  des  Beobachtungsraumes  und  Belastung  eine  Senkung 
des  Collectors  bis  zu  0"l  Mm.  hervorrufen  kann.  Die  durch  eine  solche 
Senkung  hervorgerufene  Capacitätsänderung  desselben  erlaubt  *)  eine  sehr 
einfache  und  genaue  Conection  nur  bei  einer  Distanz  der  Standplatte  vom 
Schutzring,  welche  nicht  unter  2  Cm.  sinkt.  Für  Messungen  sehr  kleiner 
Potentiale  ist  also  höchstens  eine  Länge  von  50  Cm,  statthaft.  Um  gleiche 
Empfindlichkeit  zu  erhalten,  müsste  man  mit  dem  Radius  der  Aufhängung 
bis  auf  0"5  Cm.  herabgehen.  Die  Platten  können  dann  bis  auf  2  Mm.  ge- 
nähert werden.  Es  würde  sich  dabei  empfehlen,  die  Collectorplatte  in  sonst 
gleichen  Dimensionen  aus  Aluminium  zu  verfertigen,  wobei  der  Magnet  be- 
deutend leichter  gewählt  werden  kann.  Die  Senkungen,  welche  durch  das 
Trifilar  selbst  bei  uaausdehnbaren  Fäden  gesetzt  werden,  sind  unbemerkbar 
klein.  **)  Die  Correction  auf  Kantenwirkung  des  Collectors  der  Faden- 
spannung durch  die  Anziehung  wegen,  fällt  vollständig  in  die  Corrections- 
constante  r^   wenn  dieselbe  auf  angegebene   Weise  bestimmt  wird. 

Bevor  der  Magnet  an  die  Collectorplatte  befestigt  wurde,  brachte  ich 
durch  eine  Drehung,  welche  die  Wirbel  TF",  Fig.  3,  um  eine  verticale  Achse 
ausführen  konnten,  die  mittlere  Torsion  der  Drähte  auf  Null,  was  daran  er- 
kannt werden  konnte,  dass  grössere,  auf  die  Platte  P,  Fig.  2,  gelegte  Ge- 
wichte keine  Ablenkung  hervorbrachten.  Die  so  bestimmte  Einstellung  der 
Wirbel  wurde  denselben  bei  allen  späteren  Drehungen  des  Torsionskopfes 
bewahrt.  Nach  dem  Einsetzen  des  Magnetstabes  wurde  durch  Drehen  der 
Platte  A^  Fig.  3,  die  Achse  desselben  senkrecht  zum  Meridian  und  in  dieser 
Stellung  das  Fernrohr  auf  den  Nullpunkt  gestellt.  In  Bezug  auf  die  äussere 
Ausstattung  des  Apparates  sei  erwähnt,  dass  die  Elektrometerplatten  mit 
ihren  Stativen  in  einen  kubischen  Holzkasten  eingeschlossen  wurden,  welcher 
mit  Staniol  ausgelegt  war.  Eine  mit  dünnem  Blech  ausgeschlagene  Holz- 
röhre, welche  die  Aufhängedrähte  aufnahm,  schloss  sich  an  ihn  an.  Oben 
trug  dieselbe  ein  Tischchen  mit  dem  Torsionskopf.  Die  Staniol-  und 
Blechbelegung,      der     Schutzring,     der     Torsionskopf    und     mit     diesem    der 


*)  G.  Kirc  hho  f  f,    a.    a.  O.    pag.    117;    J.   C.  Maxwell,  E!.  and  Magn.   1873, 
pag.  269  Anm. 

**)  Als  Material  für  meine  Drähte  wählte  ich  Silber,  einestheils  wegen  der  im  Ver- 
gleich zum  Elasticitätsmodul  hohen  Tragfähigkeit,  hauptsächlich  aber  wegen  der  hohen  specifi- 
schen  Leitungsfähigkeit.  Es  mussten  nämlich,  um  beträchtliche  Senkungen  des  Collectors  zu 
vermeiden,  die  Drähte,  welche  immer  schwache,  bei  Belastung  sich  abflachende  Knickungen 
besitzen,  mit  Hilfe  eines  auf  sie  vertheilten  Stromes  von  ca.  5  Ampere  mehrmals  bis  auf 
180O  C.  erwärmt,  bei  grösserer  Belastung  gestreckt  werden. 


467 

Collector  wurden  zur  Erde  abgeleitet.    Es  waren  so  störende  Luftströmungen 
und    elektrische   Störungen   von   aussen   vermieden. 

In  einem  Räume,  welcher  nennenswerthen  Temperatursfhwankungen 
ausgesetzt  ist,  ist  es  nothwendig,  die  Röhre,  welche  die  Drähte  aufnimmt, 
aus  Messing  zu  machen  und  ihr  oben  freie  Verticalausdehnung  zu  sichern. 
Die   Drähte   können   dabei  aus   Messing   oder  Silber   oestehen. 

Die  Schwingungsdauer  des  Collectors  beträgt  in  der  beschriebenen 
Ausführung  nicht  weniger  als  25  Secunden.  Zur  Messung  schwankender 
Potentiale  ist  dies  von  grossem  Vortheil.  In  Fällen,  in  welchen  die  Unbe- 
quemlichkeit einer  solchen  Trägheit  den  Vortheil  derselben  überwiegt,  kann 
man  entweder  bei  gleicher  Aufstellung  auf  finen  Theil  der  Empfindlichkeit 
verzichten  oder  unter  Fortlassung  des  Magnete  die  Collectorplatte  selbst 
aus  Wolframstahl  verfertigen  und  diametral  magnetisiren,  oder  endlich  Richt- 
magnete anwenden,  welche  die  Horizontal-Intensität  unterstützen.  Durch  alle 
diese  Mittel  wird  der  Radius  der  Suspension  vergrössert  und  die  Schwingungs- 
dauer in  gleichem  Maass  herabgesetzt.  Eine  Verkleinerung  des  Gewichtes 
der  Collectorplatte  ist  aus  angeführten  Gründen  für  höhere  Potentiale  be- 
denklich. 

Die  Unbequemlichkeit  der  grossen  Schwingungsdauer  wird  übrigens 
durch  die  Aperiodicität  der  Einstellung  und  dadurch  herabgesetzt,  dass  der 
Nullpunkt  der  Suspension,  soweit  er  durch  die  Torsion  der  Drähte  bestimmt 
wird,   vollkommen   constant  ist,   also   nicht  oft  abgelesen  zu   werden  braucht. 

Den  Einfluss  der  kleinen  Schwankungen  des  Nullpunktes  zufolge  der 
Intensitätsstörungen  (ich  verweise  auf  die  Aehnlichkeit  der  Aufstellung  mit 
dem  Gauss'schen  Bifilarvariometer),  welche  an  magnetisch-stürmischen 
Tagen  lästig  sind  und  die  Genauigkeit  herabsetzen,  konnte  ich  schon  dadurch 
vermeiden,  dass  ich  die  Ablesungen  am  Elektrometer  bei  sparsamen  Null- 
punktsbeobachtungen mit  den  Angaben  eines  zur  Seite  gestellten  impro- 
visirten  Variometers  verglich.  Ich  werde  demnächst  die  Scala  eines  Vario- 
meters von  mit  dem  Elektrometer  gleicher  Bewegung  in  das  Fernrohr  des 
letzteren  spiegeln  und  einen  Theilstrich  derselben  statt  des  Fadenkreuzes 
benützen. 

Ich  kann  die  hier  beschriebene  Trifilarwaage  für  alle  Fälle  empfehlen, 
in  welchen  man  continuirliche  Wägung  wünscht.  Das  abzuwägende  Object 
wird  dann  an  Stelle  der  Collectorplatte  angebracht.  Vor  den  sonst  in  Ge- 
brauch befindlichen  Waagen  mit  continuirlicher  Ablesung,  das  ist  also  die 
Federwaage,  das  Tangentenpendel  und  die  Tangentenwaage,  hat  die  Trifilar- 
waage den  Vortheil  voraus,  dass  sich  das  Wägungsobject  bei  der  Wägung 
nicht  verschiebt.  Indem  man  dasselbe  mit  der  Trifilarwaage  durch  einen 
kurzen  centrirten  Coconfaden  verbindet,  kann  die  unbedeutende  Drehung 
desselben,  sowie  durch  dasselbe  ausgeübte  Drehungsmomente  (Flüssigkeits- 
störungen   etc.),    wo   dies   in's   Gewicht   fällt  vermieden   werden. 

Speciell  von  absoluten  Elektrometern  sind  mir  zwei  bekannt,  welche 
continuirliche  Wägung  benützen.  Es  ist  dies  das  Cylinder-Elektrometer  von 
den  Herren  E.  Bichat  und  R.  Blondlot*),  welches  eine  Tangentwaage 
besitzt,  und  das  Kugel-Elektrometer  von  Herrn  G,  Lip  pm  ann  **),  welches 
en  miniature  ausgeführt,  ein  Tangentenpendel  zwischen  den  Kugelschalen 
zur  Messung  benützt.   Es  hat  dieses  Kugel-Elektrometer  ■^*->^)   den   Vortheil  vor 


*)  Journ.   de  Phys.,   2.  se'rie,   t,  V.    1886,   pag.    325   und  457, 
**)   Ebendort.  pag.   323. 
***)  Ein    solches  hat    schon    Herr  Prof.   E.   M  a  c  h    in    einem    am  4.   September    1883 
anf    der    internationalen    elektrischen  Ausstellung  in  Wien    gehaltenen    Vortrag    demonstrirt. 
Vergl.  Zeitschr.   des   eiektrotechn.  Vereines,    Wien,  XI  und  XII,  '1883,  pag.    10  des  Separat- 
Abdruckes. 

31* 


468 


dem  Platten-Elektrometer  voraus,  dass  zur  absoluten  Messung  des  Potentials 
nur  die  Messung  der  Kraft  nothwendig  ist,  mit  welcher  sich  die  Kugel- 
bälften   abstossen.   Es   ist  diese  Kraft  f  für   ein  Potential    V 

f=—  V^. 

Eine  Längenmessung  wie  beim  Tho  ms  o  n'schen  Elektrometer  entfällt 
also.  Dieser  Vorzug  geht  in  der  zweiten  Ausführung  des  Lipp  m  an  n'schen 
Elektrometers,  in  welcher  die  Messkugel  von  3 '9  Cm.  Radius  desselben  von 
einer  Schutzkugel  von  4*9  Cm.  Radius  elektrischer  und  Luftstörungen  halber 
umgeben  wird,  verloren.  Ich  erlaube  mir  hier  andeutungsweise  eine  etwas 
abgeänderte  Form  dieses  Elektrometers  zu  beschreiben,  bei  welcher  der 
specifische  Vortheil  desselben  mehr  gewahrt  scheint  und  welches  ich  dem- 
nächst versuchsweise  an  meiner  Trifilarwaage  anbringen  werde. 

Die  Kraft  f,  mit  welcher  sich  die  Hemisphären  der  im  Innern  einer 
abgeleiteten  Schutzkugel  vom  Radius  b  gelegenen  Messkugel  vom  Radius  a 
und   Potential    V  abstossen,   ist  bestimmt  durch 


f=^V'' 


b^ 


^V%^-  -^). 


(^b  —  af 

Es  ist  also,  um  eine  genaue  Messung  von  b  und  a  überflüssig  zu 
machen,  nothwendig,  das  Verhältniss  a  :  b  so  zu  wählen,  dass  der  Factor 
b'^jib  — ä)^  zum  Werthe  einer  Correctur  herabgedrückt  wird.  Begeht  man 
beim  Messen  a  und   b  Fehler  von^  Procent,  so  ändert  sich   im  ungünstigsten 


4/« 


■)- 


Fall  -7-   um   2  p  Procent  und   damit  f  im   Verhältniss   von    l  :  (l  -f 

b  100  b 

Wählt  man  einen  Radius  b  =  lO  a    (also  etwa  ^=30  Cm.,  a=^  Cm.),  so 

genügt  eine  Genauigkeit  von  ^2-^  ^^^  ^'^  Längenmessungen,   während   in   der 


Fig.  4. 


von  Lipp  mann  gegebenen  Form  eine  solche  von  Vie^^  nothwendig  ist,  um 
den  Fehler  auf  l^l^^  herabzudrücken.  Es  verschwindet  ausserdem  weit  mehr 
der  Einfluss  der  Abweichungen  von  der  Kugelgestalt  und  der  mangelhaften 
Centrirung.  Ausserhalb  der  Schutzkugel  B,  Fig.  4,  wird  eine  Trifilarwaage  T 
von  beschriebener  Form  mit  Ablesespiegel  5  angebracht,  an  welcher  die 
obere  Hälfte  der  durch  einen  Horizontalschnitt  getheilten  Messkugel  A 
mittelst  eines  die  Schutzkugel  durchbrechenden  Glasfadens  hängt. 


469 

Ueber  die  elektromotorischen  Kräfte,    welche  durch  den 

Magnetismus  in  von  einem  Wärmestrome  durchflossenen 

Metallplatten  geweckt  wird. 

Von  WALTHER  NERNST. 

I.  Einleitung. 

Die  kürzlich  von  Herrn  Prof.  v.  Ettingshausen  und  mir  gelegentlich 
einer  Experimectal-Untersuchung  über  das  H  a  1  l'sche  Phänomen,  bei  welcher 
ich  die  Ehre  hatte,  Mitarbeiter  meines  hochverehrten  Lehrers  sein  zu  dürfen, 
beobachteten  neuen  und  von  uns  mit  dem  Namen  ^,  thermomagnetischen* 
belegten  elektromotorischen  Kräfte  *)  treten  in  magnetisirten  Metallplatten 
auf,  wenn  dieselben  von  einem  Wärmestrom  durchflössen  werden,  und  zwar 
sowohl  senkrecht  zur  Richtung,  als  auch  in  Richtung  des  Wärme- 
gefälles. 

Wir  fanden  also,  dass  in  einer  Metallplatte,  welche  sich  senkrecht  zu 
den  Kraftlinien  eines  magnetischen  Feldes  befindet,  einerseits  zwei  isotherme, 
andererseits  zwei  auf  derselben  Wärmestromlinie  gelegene  Punkte  eine 
Potentialdifferenz  aufweisen,  u.  zw.  von  wesentlich  verschiedener  Natur.  Die 
erstere  —  der  ^^Trans  ve  r  s  a  lef  fec  t*^'^  —  ist  angenähert  der  Intensität 
des  Feldes  proportional  und  commutirt  sich  mit  der  Richtung  desselben ; 
die  zweite  —  der  ^L  o  ng  i  tud  i  nal  e  f  f  e  c  t*  —  ist  von  der  Richtung  des 
Feldes  unabhängig  und  wächst  angenähert  mit  dem  Quadrate  der  Feld- 
stärke. Jene  hängt  wesentlich  ab  von  den  Dimensionen  der  Platte  und  dem 
Wärmegefälle,  letztere  ist  von  der  Gestalt  der  Platte  unabhängig  und  nur 
bedingt  durch  die  Temperatur  der  Elektroden.  Den  Transversaleffect  wiesen 
wir  mit  Sicherheit  in  Wismuth,  Antimon,  Nickel,  Cobalt  und  Eisen  nach, 
u.  zw.  trat  er  bei  Eisen  in  dem  Sinne  auf,  dass  man  von  der  Richtung  des 
Wärmegefälles  zur  Richtung  des  Potentialgefälles  in  der  Platte  durch  eine 
Drehung  um  go*^  im  Sinne  der  das  Magnetfeld  ersetzenden  Ströme  gelangte. 
Bei  den  anderen  vier  Metallen  war  seine  Richtung  die  entgegengesetzte. 
Den  longitudinalen  Effect  zeigte  nur  Wismuth,  u.  zw.  trat  er  bei  ver- 
schiedenen Wismuthsorten  bald  im  Sinne,  bald  entgegengesetzt  der  Richtung 
des  Wärmeflusses  auf.  Beide  Effecte  sind  von  der  Natur  der  Elektroden- 
drähte unabhängig   und   treten  momentan  mit  Erregung  des   Feldes   auf. 

Im  Folgenden  mögen  die  Untersuchungen  beschrieben  werden,  welche 
ich  in  weiterer  Verfolgung  dieses  Gegenstandes  im  physikalischen  Labora- 
torium der  Universität  Würzburg  ausführte,  wozu  Herr  Prof.  F.  Kohl- 
rausch mir  gütigst  Gelegenheit  gab.  Es  ist  mir  eine  angenehme  Pflicht, 
an  dieser  Stelle  meinem  hochverehrten  Lehrer  für  alle  mir  zu  Theil  ge- 
wordene  Unterstützung  meinen   tiefsten   Dank  auszusprechen. 

2.  Beschreibung  der  Apparate. 

Von  bei  dieser  Untersuchung  in  Anwendung  gekommenen  Apparaten 
erwähne  ich  den  Elektromagnet,  welcher  nach  Ruhmkorff  mit  vertausch- 
baren Polen  und  verschiebbaren  Polkernen  eingerichtet  war.  Der  Wider- 
stand der  beiden  aus  0*3  Cm.  dickem  Kupferdrahte  gewickelten  Rollen 
betrug  hintereinandergeschaltet  l'iyS.-E. ;  den  Strom  lieferten  l  — 10  grosse 
B  uns en'sche  Elemente;  in  der  Leitung  des  magnetisirenden  Stromes  befand 
sich  ausserdem  eine  elektromagnetische  Stromwaage  nach  Herrn  Professor 
F.  Kohlrausch  und  ein  für  starke  Ströme  eingerichteter  Rheostat,  durch 
welchen   die  Feldstärken  rasch    hintereinander    variirt   werden    konnten.     Als 


*)  V.  Ettingshausen    n.    Nernst:    Wien.    Anz.     lö.    Mai   1886,    Nr,  13.  Wied. 
Ann.  29,  pag.  343,   1886.  Zeitschrift  für  Elektrotechnik   188Ö,  pag.  549. 


470 

Pole  kamen  zur  Verwendung  zwei  Paar  cylindrische  (Höhe  und  Durch- 
messer i'4,  6-5  und  l'2,  3*5  Cm.)  und  ein  Paar  conisch  zulaufende,  oben 
abgeplattete  Spitzpole  (Höhe  4*6  Durchmesser  der  Endflächen  i'Z  Cm.). 
Bezogen  auf  gleichen  Abstand  der  Polflächen  (0*55  Cm.)  und  gleiche  Inten- 
sität des  magnetisirenden  Stromes  (o'2  2  Cm.-Gr.-Sec.)  erhielt  ich  als  Werthe 
der  Feldintensität  zwischen   den   Polflächen  : 

Grosse  Flachpole        .      .     .     4030  *) 
Kleine   Flachpole   ....      4490 
Abgeplattete  Spitzpole    .      .     4950. 

Diese  Feldstärken  wurden  in  bekannter  Weise  vermittelst  der  Induc- 
tionswirkung  auf  einen  für  diesen  Zweck  genügend  kleinen  kreisförmigen 
Inductor  (i  Cm.  Durchmesser)  bestimmt.  Wie  man  hieraus  sieht,  verliert 
man  nicht  sehr  an  Feldintensität,  wenn  man  die  Polflächen  grösser  ninimt, 
und  hat  dafür  den  bei  Untersuchungen,  wie  die  vorliegende,  nicht  zu  unter- 
schätzenden Vortheil  eines  ausgedehnteren  Feldes,  in  welchem  die  Intensität 
weniger  variirt,  als  bei  Polen  von  kleinerem  Durchmesser.  Zwischen  den 
grossen  Polen  w'ar  bis  nahe  zum  Rande  hin  das  Feld  als  merklich  homogen 
anzusehen.  So  wurden  mit  dem  obenerwähnten  Inductor  bei  einem  Ab- 
stände der  Polflächen  von  l  Cm.  an  drei  sehr  verschiedenen  Punkten  des 
Feldes  folgende  Werthe  der  Intensität  (in  Scalentheilen)  gewonnen:  134*6, 
I34'7,  134*4.  Nur  am  Rande  ist  die  Intensität  in  der  Nähe  der  beiden 
Polflächen  etwas  grösser  als  zwischen  ihnen,  doch  so,  dass  auch  am  Rande 
der  mittlerre  Werth  der  Feldintensität  demjenigen  in  der  Mitte  sehr  nahe 
kommt. 

Die  Bestimmung  des  Feldes  geschah  folgendermaassen.  Wenn  auch  in 
der  neueren  Zeit  mehrfach  andere  Methoden  vorgeschlagen  und  auch  in 
Anwendung  gekommen  sind,**)  so  scheinen  sie  doch  der  vorstehenden  an 
Einfachheit  und  Sicherheit  nachzustehen.  Es  wurde  also  der  durch  Heraus- 
bewegen eines  kleinen  Inductors  aus  dem  Felde  ^  erhaltene  Inductionsstoss 
mit  demjenigen  verglichen,  welchen  ein  Magnet  von  bekanntem  Moment  in 
der  gleichen  Leitung  beim  Herausziehen  aus  einer  langen  Spule  mit  ge- 
messenen  Dimensionen  lieferte.***) 

Beobachtet  wurde  der  Stoss  an  einem  S  au  e  rw  ald'schen  Galvano- 
meter. Dieses  besitzt  ein  astatisches  Nadelpaar  und  zwei  längliche,  die 
untere  Nadel  dicht  umschliessende  MultiplicatorroUen,  deren  Widerstand  zu- 
sammen etwas  über  l  S.-E.  beträgt.  Dasselbe  zeichnet  sich  durch  grosse 
Empfindlichkeit  aus,  hat  aber  den  Nachtheil  einer  ungewöhnlich  grossen  Incon- 
stanz  der  Multiplicatorfunction,  u.  zw.  war  die  Abweichung  in  dem  Sinne, 
dass  die  Ausschläge  schneller  wuchsen,  als  die  Stromstärke.  Es  erklärt 
sich  dies  daraus,  dass  die  Drahtwindungen  der  beiden  Rollen  l  Cm.  Abstand 
voneinander  haben,  dass  also  die  dazwischen  aufgehängten  Nadeln  schon 
bei  kleinen  Ausweichungen  in  eine  zur  Kraftwirkung  der  Windungen 
günstigere  Lage  hineinkommen.  Diesem  Uebelstande  begegnete  ich  dadurch, 
dass  ich  für  jede  Nadel  ein  unter  etwa  45*^  gekreuztes  Paar  von  Nadeln 
einsetzte  ;  indem  so  die  Pole  der  beiden  unteren  Nadeln  sich  innerhalb  der 
Rollen,  also  in  einem  viel  mehr  homogenem  Felde  befanden,  erwies  sich 
fast  über  die  ganze  Scala  eine  genügende  Proportionalität,  ohne  dass  an 
Empfindlichkeit  verloren  wurde.  Ausserdem  hat  man  bei  dieser  Einrichtung 
den  Vortheil,  dass  man  in  der  Veränderung  des  Winkels,  welchen  die  beiden 


*)  Diese  und  alle  folgenden  Zahlenangaben  beziehen  sich,  wo  nichts  Anderes  benaerkt 
ist,  auf  Cm.-Gr.-Sec. 

**)  Quincke:  Wied,  Ann.  24,  pag.  411,   1885;  Kundt:  ibid.  27,  pag.   194,    1886; 
Righi:  Exner's  Rep.  20,  pag.  852,  1884. 

***)  Vergl.  F.  Kohlrausch:  Leitf.  d.  prakt.  Physik,  6.  Aufl.,  pag,  277. 


471 

oberen  oder  unteren  Nadeln  miteinander  bilden,  ein  sehr  feines  Mittel  besitzt 
das  System   leicht  beliebig   nahe   astatisch  zu  machen. 

Der  Reductionsfactor  betrug  gewöhiich  ungefähr  ^/goooo '  ^'^  elektro- 
motorische Kraft  I  Cm.V2  Gr.V2  Sec.~2  gab  in  der  Galvanometerleitung  beim 
Commutiren  einen  Stellungsunterschied  von  l/g  Scalentheilen.  'Die  Schwin- 
gungsdauer betrug   etwa  acht   Secunden. 

Das  Galvanometer  diente  sowohl  zur  Beobachtung  der  Inductionsstösse 
bei  der  Feldbestimmung,  als  auch  zur  Messung  der  stationären  thermo- 
magnetischen   Ströme. 

Da  dasselbe  sich  in  einer  Entfernung  von  nur  6  Mtr.  von  dem  Elektro- 
magnet befand,  so  war  es  nöthig,  letzteren  mit  seiner  Achse  vertical  aufzu- 
stellen, um  die  directe  Fernwirkung  auf  die  Galvanometernadeln  möglichst 
klein  zu  machen.  Durch  einen  Richtmagnet  v/urden  diese  überdies  in  die- 
jenige Lage  gebracht,  wo  die  Fernwirkung  ein  Minimum  war.  Ich  erreichte 
so,  dass  dieselbe  selbst  bei  starken  Feldern  nur  wenige  Scalentheile  betrug 
und  kaum  je  wirklich  störte.  Auch  überzeugte  ich  mich,  dass  der  Reduc- 
tionsfactor durch  Erregung   des   Magnets  nicht  geändert  wurde. 

3.  Methode,  den  TransversalefTect  zu  messen. 

Die  Messung  des  Transversaleffectes  geschah  in  der  Weise,  dass  die 
Stellungsunterschiede  A  der  Galvanometernadeln  bei  Commutirung  des 
magnetisirenden  Stromes,  u.  zw.  um  die  directe  Fern  Wirkung  des  Magnets 
zu  eliminiren,  bei  beiden  Lagen,  der  vor  dem  Galvanometer  befindlichen 
Wippe  beobachtet  wurden.  Da  die  beiden  an  zwei  gegenüberliegenden 
Punkten  des  Plattenrandes  angelötheten  Elektroden,  welche  durch  dünne 
Kupferdrähte  gebildet  waren,  gewöhnlich  nicht  genau  auf  einer  Isotherme 
lagen,  so  war  es  nöthig,  die  vor  Erregung  des  Feldes  vorhandene  thermo- 
elektrische  Potentialdifferenz  zu  compensiren.  Es  geschah  dies  analog  der 
P  o  ggendo  rff'schen  Compensationsmethode  mittelst  eines  Daniell'schen 
Elementes,  dessen  durch  Widerstände  passend  regulirter  Strom  zu  zwei 
Punkten  der  Galvanometerleitung  geführt  wurde,  welche  durch  einen  kleinen 
Widerstand  n  —  entnommen  dem  stets  in  der  Galvanometerleitung  befind- 
lichen Rheostaten    —   voneinander  getrennt    waren.   (Fig.    l.) 

Fig.   I. 


Die  gleiche  Leitung  diente  dazu,  um  die  elektromotorische  Kraft  der 
thermomagnetischen  Ströme  im  absoluten  Maasse  zu  bestimmen,  indem  das 
Daniell-Element  durch  ein  Clark'sches  ersetzt  und  nach  jeder  Messung 
von  A  der  Stellungsunterschied  5  bei  Umlegung  einer  vor  dem  Clark- 
Elemente  befindlichen  Wippe  beobachtet  wurde.  Bezeichne  W  den  Wider- 
stand dieser  Leitung  (gewöhnlich  =  16000  S.-E.  plus  innerer  Widerstand 
des  Clark-Elementes  plus  «),  so  hat  man  für  die  elektromotorische  Kraft  q 
des  Transversaleffectes  A        n 


472 

wo  E,  die  elektromotorische  Kraft  des  Clark-Elementes,  nach  den  überein- 
stimmenden Messungen  von  Lord  Rayleigh  und  v.  Ettingshausen 
=  i"433  X  io^>  gesetzt  wurde. 

Als  Vorrichtung,  um  einen  stationären  Wärmestrom  zu  erzeugen,  habe 
ich  nach  vielen  Versuchen  folgende  als  die  geeignetste  befunden:  die  zu 
untersuchende  Platte  wurde  an  ihren  beiden  Enden  ihrer  ganzen  Breite 
nach  an  zwei  Kupferröhren  gut  verlöthet,  welche  einen  Durchmesser  von 
etwa  0'6  Cm,  hatten,  und  durch  welche  Wasserdampf  und  Wasser  von 
geeigneter  Temperatur  im  kräftigen  Strome  hindurchströmte,  (Fig,  l.)  Das 
Dimensionsverhältniss  wählt  man  etwa  so,  dass  Breite  zur  Länge  im  Ver- 
hältniss  l  :  2  stehen;  kürzer  darf  man  die  Platten  nicht  gut  nehmen,  weil 
sich  sonst  ein  bedeutender  Bruchtheil  des  Transversaleffectes  längs  der  gut- 
leitenden Kupferröhren  ausgleichen  und  man  so  für  g  zu  kleine  Werthe 
erhallen  würde.  Man  wird  die  Platte  nicht  zu  dick  nehmen,  anderenfalls 
würden,  besonders  bei  gutleitenden  Metallen^  die  Enden  der  Platte  nicht 
die  Temperatur  des  die  Kupferröhren  durchströmenden  Wassers,  respective 
Dampfes  annehmen,  aber  auch  nicht  zu  dünn,  damit  nicht  die  Wärmemenge, 
welche  die  Platte  nach  aussen  hin  abgibt,  gegen  die  durch  Leitung  hin- 
durchfliessende  beträchtlich,  und  so  das  Wärmegefälle  in  der  Platte  ein 
ungleichmässiges  wird.  Um  Letzteres  möglichst  zu  vermeiden,  umgab  ich 
ausserdem  die  ganze  Platte  mit  Siegellack,  wodurch  zugleich  die  Seiten- 
elektroden  vor  störendem   Luftzug  geschützt  wurden,  *) 

Natürlich  dürfen  die  beiden  Kupferröhren  nicht,  etwa  durch  die  Pole 
des  Elektromagnets,  miteinander  in  leitender  Verbindung  sein,  weil  anderen- 
falls ein  Thermostrom  die  Platte  durchfliessen  würde.  Der  auf  diesen  aus- 
geübte Halleffect  könnte  zuweilen  die  Werthe  von  q  merklich  fehlerhaft 
machen.  Bei  dieser  Einrichtung  erhielt  ich  ziemlich  regelmässige  Ein- 
stellungen der  Galvanometernadeln.  Zum  Beweise  seien  folgende  Ablesungen 
angeführt,   welche  ich  mit  einer  Wismuthplatte  erhielt: 

A  B  A  B  '  A 

390  620  392  627  396, 

A  und  B  bedeuten  die  beiden  Lagen  des  vor  dem  Elektromagnet 
befindlichen   Commutators, 

Um  die  Abhängigkeit  des  transversalen  Effectes  von  der  Stärke  des 
Magnetfeldes  bei  höheren  Scheidekräften  zu  beobachten,  war  obige  Ein- 
richtung weniger  geeignet,  weil  sie  nicht  gestattete,  die  Polflächen  einander 
so  zu  nähern,  wie  es  zur  Erzeugung  starker  Felder  nöthig  ist.  Da  es  aber 
hiebei  auf  die  Regelmässigkeit  des  Wärmeflusses  nicht  so  ankommt,  wurde 
die  Heizung  einfach  in  der  Weise  bewerkstelligt,  dass  die  mit  Papier 
umwickelte  Platte  mit  ihrem  einen  Ende  von  einem  Kupferbleche,  welches 
durch  einen  Bunsenbrenner  erhitzt  wurde,  den  Wärmestrom  empfing.  Die 
hiebei  nicht  zu  vermeidenden  Schwankungen  des  letzteren  mussten  durch 
eine  passende  Abwechslung  bei  der   Beobachtung    eliminirt  werden, 

4.  Allgemeines  über  den  Transversaleffect. 

Was  zunächst  die  Abhängigkeit  des  Transversaleffectes  von  den 
Dimensionen  der  Platte  anbetrifft,  so  habe  ich  durch  vielfache  Versuche  das 
hierüber  schon  in  der  ersten  Notiz  über  diesen  Gegenstand  Angeführte 
bestätigen  können,  dass  er  unter  sonst  gleichen  Umständen  der  Breite  der 
Platte  proportional,  von  der  Dicke  derselben  aber  unabhängig  ist,  voraus- 
gesetzt natürlich,  dass  die  Platte  von  einem  gleichmässigen  Wärmestrome 
durchflössen    wird. 


*)  Vergl.  Anhang  (12). 


473 


In  Betreff  der  Abhängigkeit  von  der  Stärke  des  Magnetfeldes,  wofür 
weiter  unten  die  Zahlenangaben  folgen ,  ergab  sich,  dass  die  einzelnen 
Metalle  sich  hierin  sehr  verschieden  verhalten,  dass  jedoch  bei  allen,  aber 
nur  in  erster  Annäherung  und  nur  innerhalb  gewisser  Grenzen  der  Trans- 
versaleffect  der  Feldstärke   proportional   gesetzt   werden   darf. 

Das  Temperaturgefälle  in  der  Platte  lässt  sich  auf  zweierlei  Art 
variiren.  Man  kann  erstens  die  Länge  der  Platte  verändern  und  dabei  die 
beiden  Enden  auf  den  gleichen  Temperaturen  erhalten  ;  zweitens  kann  man  bei 
unveränderter  Länge  der  Platte  die  Temperaturen  die  beiden  Enden  variiren. 
Im  ersten  Falle  ändert  man  nur  das  Gefälle,  im  zweiten  auch  die  mittlere 
Temperatur  der  Platte. 

Es  möge  hier  eine  Beobachtungsreihe  Platz  finden,  wo  hintereinander 
bei  einer  Nickelplatte,  u.  zw.  bei  drei  verschiedenen  Längen  X  die  Grösse  q 
bestimmt  wurde.  Die  Enden  wurden  in  allen  drei  Fällen  auf  der  gleichen 
Temperatur  erhalten,  indem  jedesmal  durch  die  angelötheten  Kupferröhren 
Wasserdampf  und  Wasser  von  Zimmertemperatur  geschickt  wurde.  Dass 
diese  Bedingung  wirklich  erfüllt  war,  davon  überzeugte  ich  mich  noch, 
indem  ich  jedesmal  die  thermoelektrische  Potentialdifferenz  der  beiden  Kupfer- 
röhren bestimmte.  Die  Breite  der  Platte  war  ß=  i"o8,  die  Dicke  §  =  0*055. 
Bezogen   auf  gleiches   Feld   (//=  852)   ergab   sich   für: 

X==2-95    ^  =  216    X. ^  =  637-2 

2*03  301  ÖII'O 

1-07       530         567-1. 

Die  Abnahme  von  X .  q  hat  wahrscheinlich  darin  ihren  Grund,  dass 
bei  kleinerem  X  sich  ein  Theil  des  Effectes  an  den  Kupferröhren  ausgleicht, 
ganz  analog  wie  es  bei  zu   kurzen   Hallplatten   der  Fall  ist.*) 

Uebereinstimmend  war  das  mit  einer  ganz  ebenso  hergerichteten 
Wismuthplatte  erhaltene  Resultat;  es  wurde  hier  der  transversale  Effect  bei 
zwei  verschiedenen  Temperaturdifferenzen  (i2*6  —  O'ö^  und  99*5  — 12'5^) 
gemessen.  Es  war  das  ursprüngliche  X=  l  80,  ß=  i'30,  S  =  0*30  bezogen 
auf  //=  1007    ergab   sich: 


U_   -  i^=   I2-O0 

h—h  =   87-00 

A  = 

=  i-8o 
1*40 
1-05 

q  =     835  ^./l=  1503 
1002        1403 
1389        1458 

q  =  2666  q  .X  ■=  4800 
2877        4028 
4162        4370 

Auch   hier  ist  g  .  X  in  beiden  Fällen   angenähert   constant. 

Der  transversale  Effect  darf  also  unter  sonst  gleichen  Umständen  bei 
gleicher  mittlerer  Temperatur  des  Wärmegefälles  der  Grösse  der  letzteren 
nahe   proportional   gesetzt  werden. 

Ausserdem  aber  hängt  er  von  der  mittleren  Temperatur  ab,  wie 
gleichfalls  aus  obiger  Tabelle  hervorgeht.  Während  das  Verhältniss  der 
beiden  Temperaturdifferenzen  7*25  ist,  stehen  bei  den  drei  verschiedenen 
Längen  der  Platten  die  Effecte  im  Verhältniss  3'i9,  2*87,  3*Ol.  Aehnliche, 
wenn  auch  weit  weniger  bedeutende  Abweichungen,  zeigen  auch  die  übrigen 
Metalle,   doch  meistens   im   entgegengesetzten  Sinne. 

Wenn  wir  uns  also  einen  Metallstreifen  von  der  sehr  kleinen  Länge  «/X 
und     der   Breite     ß    denken,    dessen    eines     Ende     die    Temperatur   /,     dessen 


*)v.  Etttingshausen     u.     Nernst:      Wien,     Bericht  94,     pag.     564,      1886; 
Exner's  Rep.  23,  pag.  97,    18S7. 


474 

anderes  diejenige  t -\- d  i  besitzt,  so  ist  die  im  Magnetfelde  ^  zwis'chen  den 
beiden  Breitseiten  auftretende  elektromotorische   Kraft 

Qi  gibt  uns  ein  Maass  für  das  ,thermomagnetische  Drehungsvermögen* 
einer  Substanz  bei  der  Temperatur  t.  Allerdings  ist  Q^  auch  von  H  nicht 
ganz  unabhängig,  weil  eben  die  Proportionalität  zwischen  q  und  H  in  vielen 
Fällen  nur  annähernd  erfüllt  ist.  Gleichwohl  wird  man,  wie  ich  glaube,  die 
Einführung  des  specifischen  j,thermomagnetischen  Drehungsvermögens*  Q, 
definirt  durch  obige  Gleichung,  im  Interesse  der  besseren  Uebersicht  ge- 
rechtfertigt finden.  Da  dasselbe  sich  bei  den  meisten  Metallen  mit  /  nur 
wenig  ändert,  so  werden  wir  es  als  lineare  Function  in  der  Form 
Qq  (i  -\- a^t)  darstellen. 

In  einer  Platte  von  endlicher  Länge,  welche  ein  gleichmässiger  Wärme - 
Strom  durchfiiesst,  wird  die  Potentialdifferenz  zwischen  zwei  am  Rande  ein- 
ander gegenüberliegenden  Punkten  je  nach  der  Lage  derselben  verschieden 
sein,  weil  eben  in  Folge  der  Veränderlichkeit  des  thermomagnetischen  Drehungs- 
vermögens mit  der  Temperatur  die  transversalen  elektromotorischen  Kräfte 
in  der  ganzen  Länge  der  Platte  variiren.  Wenn  man  aber  diejenige  Poten- 
tialdifferenz, welche  zwischen  zwei  in  der  Mitte  der  Platte  am  Rande  ein- 
ander gegenüberliegenden  Punkten  vorhanden  ist,  bestimmt,  so  wird  dieselbe 
nahe  das  arithmetische  Mittel  aus  sämmtlichen  sein,  das  heisst  also  dem 
Werth  Q  (i  -j-  ^  ao  [t-^  -j-  ^2])  entsprechen.  Indem  nun  der  transversale 
Effect  q'  und  q'^  zwischen  den  bezeichneten  Punkten  bei  den  zwei  Tempe- 
raturdifferenzen ^2 — i\  und  /g  —  /g  (^s  wurde  dazu  gewöhnlich  lOO — 13°  und 
13 — o*^  gewählt)   gemessen   wurde,   so   konnte  aus   den  Gleichungen: 


ti-\-h' 

2 

\ 


(2o  und   ao  gefunden  werden. 

Auch  wird,  wie  sich  aus  einer  gleichen  Betrachtung  ergibt,  durch  eine 
kleine  Abweichung  von  der  Bedingung,  dass  das  Wärmegefälle  ein  gleich- 
massiges   sei,   das   Resultat  kaum  merklich  beeinflusst  werden. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Der  Nutzen  der  Telephonleitungen  als  Blitzableiter. 

Zu  den  von  der  Wissenschaft  noch  nicht  vollständig  erledigten  Fragen 
gehören  die  meisten  von  denjenigen,  welche  sich  auf  die  elektrischen  Vor- 
gänge in  unserer  Atmosphäre  beziehen.  Die  Entstehungsursachen  des 
gewaltigsten  und  imponirendsten  elektrischen  Phänomens,  des  Gewitters,  sind 
noch  zum  grössten  Theil  in  ein  Dunkel  gehüllt,  mit  dessen  Aufhellung  sich 
gerade  in  neuester  Zeit  hervorragende  Männer  der  Wissenschaft  beschäftigen. 
Wenn  nun  aber  auch  durchschlagende  Erfolge  mit  der  Zurückführnng  der 
wie  erwähnt  noch  nicht  genau  gekannten  Erscheinungen  der  atmosphärischen 
RIektricität  auf  einfache  Principien  nicht  erreicht  sind  oder  aber  —  kürzer 
gesagt  —  wenn  die  Erklärung  derselben  noch  nicht  vollständig  gelungen 
ist,  so  haben  doch  die  Studien  dieses  classischen  Gebietes  der  Physik  einen 
sehr  wichtigen  praktischen  Erfolg  gehabt:  den  Erfolg  nämlich,  dass  die 
Möglichkeit,  Eigenthum  und  Leben  vor  den  Wirkungen  des  verheerenden 
Blitzes  zu  schützen  in  dem  Maasse  gewachsen  ist,  als  die  angedeuteten 
Untersuchungen  sich   erweiterten   und  —  als   die   Blitzgefahr  zunahm! 


475 

Die  Behauptung  von  der  Zunahme  der  Blitzgefahr  ist  eine  durch  un- 
trügliches statistisches  Material  so  vollständig  begründete,  dass  an  derselben 
gar  nicht  weiter  zu  deuteln  ist;  Männer,  wie  Holtz,  der  Erfinder  der  nach 
ihm  benannten  Influenzmaschine,  Karsten,  von  Bezold  und  Leonhard  Weber 
kommen  bei  ihren  sehr  eingehenden  Studien  zu  diesem  übereinstimmenden 
Ergebniss. 

Es  fragt  sich  nun,  was  dieser  Sachlage  gegenüber  am  zweckmässigsten 
zu  geschehen  habe.  Diese  Frage  ist  so  wichtig,  dass  dieselbe  die  Regierungen, 
gelehrten  Gesellschaften,  Corporationen  und  Vereine  seit  längerer  Zeit  be- 
schäftigt. Frankreich  ging  in  solchen  Bestrebungen  den  andern  Ländern  voran; 
ihm  folgten  die  übrigen  Staaten:  Deutschland,  England,  die  Schweiz  etc,  etc. 
In  der  föderalistischen  Schweiz  haben  einige  Cantonsregierungcn  die  Anlage 
der  Blitzableiter  von  Amtswegen  angeordnet  und  in  der  That  findet  man, 
wenn  man  von  der  österreichischen  Grenze  gegen  Zürich  zu  fährt,  die 
netten  Schweizerhäuser  mit  den  oft  ganz  malerisch  gruppirten,  durch  Zwischen- 
drähte  verbundenen  Auffangstangen  der  Blitzableiter  versehen. 

Ueber  die  mannigfachen  Systeme  von  Blitzableitern  liesse  sich  nun  ein 
leidlich  dickes  Buch  schreiben  und  derjenige,  welcher  auf  der  Pariser  und 
den  andern  Elektrischen  Ausstellungen  (i88l  —  84)  diese  Gegenstände  ein- 
gehendem Studium  unterzog,  wird  den  Reichthum  der  Formen  bewundert 
haben,  welcher  bei  den  Auffangstangen,  Spitzen,  Leitungen  und  Erdzuführungen 
recht  auffällig  bemerkbar  hervortrat. 

Nach  den  neuesten  Untersuchungen  über  diesen  Gegenstand  scheint 
das  System  des  vor  Kurzem  verstorbenen  belgischen  Gelehrten  Melsens 
alle  Bedingungen  einer  zuverlässigen  Wirksamkeit  in  sich  zu  schliessen ; 
Melsens  selbst  charakterisirt  dasselbe  mit  den  Worten:  „Setzet  viele 
Spitzen  auf  und  gebet  ihnen  viele  und  sichere  Verbindungen  zur  Erde". 
Herr  Prof.  Mach*)  in  Prag  sowohl,  als  die  Herren  A.  v.  Obermayer 
und  M.  Ritter  v,  Pichler**)  in  Wien,  haben  nach  Experimenten,  welche 
sie  unter  Zugrundelegung  der  Meise  n'schen  Anordnung  ausführten,  die 
Ueberlegenheit  dieses  Systems  in  Beziehung  auf  seine  Schutzwirkung  gegen- 
über anderen  Systemen  von  Blitzableitungen  hervorgehoben.  Die  Schweizer 
Versicherungsanstalten  legen  grossen  Werth  auf  die  Anbringung  zahlreicher 
Blitzableiterspitzen  und  bemessen,  ^ogar  die  Ermässigung  der  Prämien  nach 
der  Anzahl  derselben  auf  einem   Objecte. 

Wenn  nun  aber  viele  Spitzen  und  zahlreiche  Verbindungen  zur  Erde 
für  ein  Object  den  sichersten  Schutz  gewähren,  so  müsste  folgerichtig  ein 
gut  geführtes  Telephonleitungsnetz  über  den  Dächern  einer  Stadt  diese  als 
Ganzes  genommen,  gegen  Blitzschaden  in  der  wirksamsten  Weise  bewahren, 
denn  es  enthält,  auf  eine  grössere  Fläche  vertheilt,  alle  Elemente  des 
Melsen'schen  Systems:  Spitzen,  Ableitungen  und  Erdverbindungen  in  so 
grosser  Zahl,  dass  diese  durch  Privatanlagen  —  deren  Nutzen  hiemit  ganz 
und  gar  nicht  in  Abrede  gestellt  sein  soll  —  wohl  niemals  zu  erreichen 
sein  wird. 

Die  eisernen  Gestänge,  welche  die  höchsten  Punkte  der  Häuser  über- 
ragen, dürfen  nicht  blos  als  Blitzauffangemittel,  sondern  als  wirkliche  Blitz- 
ableiter angesehen  werden.  Die  heilsame  Wirkung  der  letztgenannten  Vor- 
richtung besteht  nämlich  nicht  allein  in  ihrem  Vermögen,  einen  entstandenen 
Blitzschlag  gefahrlos  für  das  zu  schützende  Object  zur  Erde  zu  leiten,  sondern 
in  der,  ziemlich  lange  vor  Ausbruch  eines  Gewitters  vor  sich  gehenden 
Vermittlung  des  Ausgleiches  der  in  der  Wolke  einer-  und  in  der  Erde 
andererseits    sich    bildenden    Spannungen     des    mächtigen    Agens,     das     wir 


*)  Zeitschrift  für  Elektrotechnik,  Bd.   I.,  S.  83. 
**)  Sitzungsbericht  der  k.  Akademie  der  Wissenschaften.  Wien,    13    Mai   1S86. 


476 


Elektricität  nennen.  Gut  angelegte  Telephonleitungen  verbinden  die  Blitz- 
auffänger, welche  sie  auf  den  Dachständern  ihrer  Leitungszüge  anbringen, 
mittelst  eines  dicken  Drahtes,  welcher  von  jedem  dritten  oder  vierten  Stütz- 
punkt aus  eine  gute  Erdverbindung  erhält.  Ueberdies  stehen  auch  die 
Telephondrähte,  die  in  ihrem  Gesammtcomplex  einen  Leiter  von  grossem  Quer- 
schnitt bilden,  an  beiden  Enden  mit  Erde  in  Verbindung.  Vermöge  ihrer 
Anzahl  und  Ausdehnung  sind  sie  ganz  treffliche  Vorkehrungen  für  den 
stetigen  und  allmäligen  Ausgleich,  dessen  wir  oben  erwähnten ;  dieser  aber 
verhindert  die  eruptiven  Entladungen,  die  sonst  so  gern  die  höchsten 
Spitzen  der  Städte  und  Ortschaften  zum  Ausgangspunkt  ihrer  Verheerungs- 
bahn wählen. 

Diese  Betrachtungen  werden  durch  die  Erfahrung  bestätigt.  In  allen 
Städten,  wo  gut  construirte  Telephonleitungen  vorkommen,  stehen  die 
Häuser  in  Hut  des  durch  das  Diensterforderniss  ohnehin  gebotenen  intacten 
Zustandes  der  Anlage.  Auch  sind  solche  Leitungen  zu  führen.  Dank  sei  es 
der  Einsicht  und  Intelligenz  der  Städtebewohner  in  allen  Ländern  Europa's, 
von  diesen   den  Telephongesellschaften  gestattet  worden. 

Belgien,  England,  Dänemark,  Schweden  und  Norwegen,  vor  Allem  aber 
Deutschland  und  die  Schweiz  weisen  die  nach  sorgfältig  erwogenen  Plänen 
durchgeführten  Dachleitungsnetze  in  fast  jeder  grösseren  Stadt  auf,  und  hat 
sich  insbesondere  die  Berliner  Anlage  bei  dem  am  g.  Juli  d.  J.  dort  nieder- 
gegangenen furchtbaren  Gewitter  für  die  Häuser  der  Stadt  als  sehr  wohl- 
thätig  erwiesen,  denn  dasselbe  hat,  im  Gegensatz  zu  Gewittern  vor  telepho- 
nischer Zeitrechnung,    so  gut  wie  keinen   Schaden   angerichtet. 

In  Oesterreich  sind  die  Städte  Prag,  Triest,  Graz,  Brunn,  Bielitz, 
Lemberg  und  Czernowitz  mit  zweckmässig  gebauten  Dachleitungen  für  ihre 
Telephonanlagen  versehen  und  haben  sich  diese  in  der  angedeuteten  Rich- 
tung als  recht  wirksam  erwiesen.  Es  ist  zu  erwarten,  dass  auch  die  Bewohner 
anderer  Städte  unseres  Vaterlandes,  welche  bis  jetzt  solche  Leitungen  nicht 
aufweisen,  der  Anlage  derselben  Förderung  ang-sdeihen  lassen  werden.  Sie 
leisten  der  Ausbreitung  des  schönsten  Verkehrsmittels  der  Gegenwart  Vor- 
schub und  schützen  ihr  Eigenthum  und  ihr  Leben  kostenfrei  in  der  zweck- 
mässigsten  Weise. 


Ueber   eine    durch  die  Stromvibrationen    der    Dynamomaschinen 

bewirkte  Erscheinung. 

Von  Dr.  A.  v.  WALTENHOFEN  in  Wien.*) 


In  Wiedemann's  Annalen  wird  demnächst 
eine  Abhandlung  über  Versuche  erscheinen, 
welche  ich  im  Sommer  des  vorigen  Jahres 
zur  Prüfung  meiner  Magnetlsirungsformel**) 
angestellt  habe. 

Bei  diesen  Versuchen  hat  es  sich  darum 
gehandelt,  die  Uebereinstimmung  der  Formel 
mit  der  Erfahrung  an  einem  Elektromagnet 
von  möglichst  grossen  Dimensionen  zu  erproben. 

Zu  diesem  Zwecke  wurde  mir  von  der 
Firma  Brückner,  Ross  &  Consor  ten  ein 
Elektromagnetschenkel  einer  Edison-Maschine 
zur  Verfügung  gestellt,  welcher  aus  einem 
52  Cm.  langen,  23*4  Cm.  dicken  und  mit  2628 
Drahtwindungen  versehenen  Eisencylinder  be- 
stand. Derselbe  erlangte  schon  bei  Stromstärken 
von  5    bis  6  Ampere    magnetische  Momente 


*)  Aus    der    „Elektrotechnischen    Zeitschrift" 
vom  Herrn  Verfasser  gOtig  mUgetheilt. 

**)  Wiedemann's  Annalen,  Bd.  21, 1884,  S.  G38, 
Formel  16. 


von  mehr  als  4  Millionen  absoluten  Cm.- Gr. 
See- Einheiten  und  erzeugte  dementsprechend 
ein  magnetischen  Feld  von  solcher  Intensität, 
wie  ich  es  bisher  noch  nie  zu  beobachten 
Gelegenheit  hatte. 

Dieser  Umstand  veranlasste  mich,  nach 
Abschluss  der  Messungen,  welche  eigentlich 
meine  Aufgabe  gewesen  waren,  auch  einige 
die  ausserordentliche  Intensität  des  mag- 
netischen Feldes  anschaulich  machende  Experi- 
mente auszuführen. 

Eines  dieser  Experimente  bestand  darin, 
dass  ich  ein  langes  eisernes  Prisma  mit  ver- 
hältnissmässig  kleiner  Basis  an  die  eine  Pol- 
fläche des  behufs  der  Messungen  im  Garten 
des  elektrotechnischen  Institutes  auf  hölzernen 
Böcken  horizontal  gelagerten  Magnetcylinders 
ansetzte.  Das  Prisma  wurde  durch  die  kräftige 
magnetische  Anziehung  ohne  weitere  Unter- 
stützung in  seiner  horizontalen  Richtung  festge- 
halten. So  oft  ich  aber  die  Hand  an  dasselbe 


477 


legte,  verspürte  ich  in  den  Fingern,  welche  dabei 
mit  den  Kanten  des  Prismas  in  Berührung 
kamen,  ein  stechendes  Prickeln.  Dasselbe 
empfand  ich  später  wiederholt  auch  an  anderen 
Gegenständen,  welche  ich  zum  Zwecke  von 
Versuchen  über  die  Stärke  und  Ausdehnung 
des  magnetischen  Feldes  in  dasselbe  einführte. 

Als  ich  hierauf  die  Herren  Peukert  und 
Zi ekler  einlud,  die  Versuche  sich  anzusehen 
und  auch  selbst  solche  anzustellen,  machten 
auch  diese  Herren  sofort  dieselbe  Wahrnehmung 
und  empfanden  mitunter  recht  intensive  physio- 
logische Wirkungen,  insbesondere  an  kleineren 
Gegenständen  (z.  B.  Schlüsseln),  welche  an 
einer  Polfläche  des  grossen  Elektromagnetes 
hafteten. 

Ich  erkärte  diese  Erscheinung,  welche 
ich  mit  Wiederholung  der  erwähnten  Versuche 
in  diesem  Sommer  auch  meinen  Zuhörern 
zeigte,    als  die    physiologische  Wirkung    der 


inducirten  (Foucault'schen)  Ströme,  welche 
in  den  in  das  magnetische  Feld  eingeführten 
Leitern  (Eisenmassen)  durch  die  mit  den 
Stromvibraiionen  der  Dynamomaschine  zu- 
sammenhängenden Schwankungen  des  magne- 
tischen Momentes  und  somit  auch  der  Inten- 
sität des  magnetischen  Feldes  hervorgerufen 
werden. 

Zur  Demonstration  der  Richtigkeit  dieser 
Erklärung  zeigte  ich  ferner  das  Auftreten  der 
Erscheinung  auch  an  nicht  magnetischen  Leitern 
(z.  B.  an  dem  bei  dieser  Gelegenheit  auch 
besprochenen  unmagnetisirbaren  Stahl  von 
Moses  Eadon  in  Sheffield)  und  andererseits 
das  vollständige  Verschwinden  der  Erscheinung 
mit  dem  Aufhören  der  Stromvibrationen,  wenn 
nämlich  eine  Accumulatorenbatterie  anstatt 
der  Dynamomaschine  den  magnetisirenden 
Strom  lieferte. 

St.  Martin  a,  d.  Saalach,  am  24.  Juli  1887. 


Carpentier's    elektrischer    Tactstock. 


Um  den  Chorführer  für  Chor  und  Orchester 
hinter  den  Coulissen  zu  befähigen,  den  vom 
Capellmeister  angegebenen  Tact  genau  ein- 
zuhalten, ist  im  Pariser  Opernhause  ein  von 
Carpentier  erfundener  Tactschläger  zur 
Anwendung  gekommen.  Derselbe  ist  nach 
dem  ^Comptes  rendus*  Bd.  103,  S.  1005,  am 
Pulte  des  Chorführers  angebracht  und  durch 
zwei  Drähte  mit  einem  Fusstritte  am  Pulte 
des  Capellmeisters  verbunden,  mittelst  dessen 
der  Capellmeister  den  Strom  durch  den 
Elektromagnet  des  Tactschlägers  schliessen 
und  unterbrechen  kann. 

In  dem  Tactschläger  kommt  eine  optische 
Täuschung  zur  Mitverwendung.  Es  sind  nämlich 
auf  dem  die  Vorderseite  desInstrumentes  bilden- 
den schwarzen  Brette  zwei  von  einem  Mittel- 
punkte strahlenförmig  ausgehende  gerade 
Schlitze  ausgeschnitten  und  durch  jeden  Schlitz 
sieht  der  Musiker  einen  viereckigen  Stab,  jedoch 
nicht  immer  die  nämliche  Seite  des  Stabes, 
sondern  abwechselnd  die  eine  oder  die  andere 


Seite  desselben;  die  eine  Seite  ist  weiss  an- 
gestrichen, die  andere  schwarz,  und  stets  zeigt 
der  eine  Stab  die  weisse  Seite,  während  der 
andere  die  schwarze  zeigt.  Hinter  dem  Brette 
stossen  die  beiden  Stäbe  an  dem  einen  Ende 
zusammen  und  tragen  jeder  eine  kleine  Rolle, 
über  welche  eine  Schnur  läuft,  so  dass  durch 
die  Bewegungen  des  Elektromagnetankers 
beide  Stäbe  gleichzeitig  und  sehr  rasch  eine 
Viertelumdrehung  machen,  wenn  der  elek- 
trische Strom  geschlossen  ist,  und  wenn  er 
unterbrochen  wird. 

Tritt  der  Capellmeister  mit  dem  Fusse 
auf  den  Fusstritt,  so  wird  der  obere  Stab 
schwarz,  der  untere  weiss,  und  dies  macht 
den  Eindruck  auf  das  Auge,  als  sei  ein  Stab 
(Tactstock)  von  oben  nach  unten  geschwungen 
worden.  Hebt  der  Capellmeister  den  Fuss 
vom  Fusstritte  ab,  so  wird  der  obere  Stab 
wieder  weiss,  der  untere  aber  schwarz  und 
es  scheint  der  Tactstock  eine  Schwingung 
nach  oben  gemacht  zu  haben. 


Programm    der  Versuchsanstalt  für  Elektrotechnik    des 
Technologischen  Gewerbemuseums. 


(Anhang  zum  Normativ  der  III.  Section.) 
§.  I.  Die  Versuchsanstalt  ist  bestimmt,  für 
elektrotechnische  Geschäfts- Unternehmungen 
und  sonstige  Interessenten  Rohstoffe  und 
Materialien  zu  elektrotechnischen  Zwecken  zu 
erproben  und  zu  untersuchen,  sowie  die  Prü- 
fung von  elektrischen  Einrichtungen,  Appa- 
raten, Instrumenten  u.  dergl.  vorzunehmen 
und  diesbezügliche  Rathschläge  zu  ertheilen. 
§.  2.  Die  Versuchsanstalt  bildet  eine 
Abtheilung  der  III.  Section  des  Techno- 
logischen Gewerbemuseums,  und  die  Satzungen 
des  Normativs  für  diese  Section  finden,  sowie 
die  statutarischen  Bestimmungen  des  Techno- 
logischen Gewerbemuseums,  auf  die  Versuchs- 
anstalt sinngemässse  Anwendung. 

§.   3.    Die  Versuchsanstalt    ist    zur  Vor- 
nahme von  dynamometrischen,  photometrischen 


und  galvanometrischen  Versuchen  entsprechend 
eingerichtet. 

Die  Untersuchungen  können  dynamo- 
elektrische Maschinen  betreffen,  u.  zw.  mit 
Rücksicht  auf  Kraftverbrauch,  Leistung  oder 
sonstiges  Verhalten.  Weitere  Aufgaben  sind: 
Untersuchung  von  ausgeführten  Anlagen  für 
Kraftübertragung,  Beleuchtung  und  metall- 
urgische Zweck;  Bestimmungen  der  Leucht- 
kraft von  Bogen-  und  Glühlampen;  Ermitt- 
lung von  deren  Constanten,  wie  Stromstärke 
und  Spannung  ;  die  Prüfung  und  Aichung  von 
Messinstrumenten,  Controlapparaten,  Regu- 
latoren etc. ;  endlich  Untersuchungen  an 
Accumulatoren  und  Primärbatterien. 

Die  Anstalt  übernimmt  auch  Unter- 
suchungen von  Leitungs-  und  Isolirmaterialien, 
die    Bestimmung    der   Leitungsfähigkeit,    des 


478 


Isolationswiderstandes  und  anderer  Eigen- 
schaften ;  Untersuchungen  von  Blitzableitern  ; 
die  Prüfung  von  Kohlenstäben  für  Bogen- 
lampen etc.  etc. 

§.  4.  Mit  der  unmittelbaren  Leitung  der 
Anstalt  und  Durchführung  der  Versuche  ist 
der  Ingenieur  Carl  Schlenk,  Adjunct  der 
III.  Section,  betraut. 

§.  5.  Für  die  am  häufigsten  vorkommen- 
den einfacheren  Arbeiten  ist  ein  provisorischer 
Tarif  aufgestellt,  für  umfangreiche  Arbeiten 
hingegen  ist  die  Gebühr  dem  jedesmaligen 
Uebereinkommen  zwischen  dem  Antragsteller 
und  der  Direction  des  Technologischen  Ge- 
werbemuseums überlassen  und  hängt  von 
dem  erforderten  Zeitaufwand,  den  Betriebs- 
kosten und  den  Baarauslagen  ab.  Die  Mit- 
glieder des  Technologischen  Gewerbemuseums 
geniessen  einen  25%  igen  Rabalt. 

§.  6.  Von  den  für  die  Versuche  ent- 
richteten Taxen  fallen  nach  Abzug  der  Baar- 
auslagen und  Betriebskosten  50^    der  Gasse 


des  Technologischen  Gewerbemuseums,  50^ 
dem  Versuchsansteller  zu. 

§.  7.  Für  die  Einrichtung  der  Versuchs- 
anstalt und  die  technische  Verwaltung  ist 
unmittelbar  der  Leiter  der  Versuchsanstalt 
verantwortlich,  unbeschadet  der  dem  Vorstande 
der  III.  Section  und  dem  Director  des  Techno- 
logischen Gewerbemuseums  instructionsgemäss 
zustehenden  Einflussnahme. 

§.  8.  Ueber  Verlangen  der  Antragsteller 
ist  sowohl  in  Bezug  auf  die  Anträge  selbst, 
als  auch  auf  die  Prüfungen  und  deren  Ergeb- 
niss  die  Anonimität  der  Antragsteller  zu 
wahren. 

Resultate  von  Versuchen  können  Gegen- 
stand von  Publicationen  sein,  falls  der  Auf- 
traggeber derartige  Resultate  nicht  für  sich 
allein  zu  gewinnen  wünscht.  In  letzterem 
Falle  ist  eine  besondere  Prämie  zu  Gunsten 
des  Technologischen  Gewerbemuseums  zu 
entrichten,  deren  Höhe  von  der  Direction 
bestimmt  wird. 


KLEINE   NACHRICHTEN. 


Collectiv-Ausstellung  des  Elektro- 
technischen Vereins  anlässlich  des  Con- 
gresses  für  Hygiene  und  Demographie. 
Zum  ersten  Male  seit  seinem  Bestehen  hat 
der  Verein  in  den  Erfindungen  und  Erzeug- 
nissen seiner  Mitglieder  und  in  den  Arbeiten 
seiner  bezüglichen  Comites  eine  Ausstellung 
veranstaltet,  welche,  wenn  nicht  den  hervor- 
ragendsten Theil,  so  doch  eine  der  anziehend- 
sten Beiträge  zu  der  Sammlung  bildete, 
die  mit  grosser  Energie  und  Umsicht  das 
Ausstellungscomite  des  Congresses  dem  grossen 
Publicum  vorführte.  Es  war  diese  Exposition 
ein  Abbild  der  elektrotechnischen  Bestrebun- 
gen unserer  Landsleute  in  der  gelungensten 
Form;  bei  der  Bedeutung  der  einzelnen  Ob- 
jecte  würde  eine  blos  flüchtige  Darstellung 
des  Ganzen  nicht  am  Platze  sein,  wir  be- 
halten uns  daher  eine  eingehende  Würdigung- 
des  gelungenen  Unternehmens  für  das  nächste 
Heft  vor. 


Das     elektrische    Licht     in     Genua. 

Dem  Vernehmen  nach  soll  die  Stadt  Genua 
elektrisch  beleuchtet  werden,  zu  welchem 
Zwecke  ein  umfassendes  Project  ausgearbeitet 
wurde.  Es  ist  das  System  von  Z  i  p  e  r- 
nowski-D^ri    in     Aussicht     genommen. 


Elektrische  Beleuchtung  in  Lyon. 
Die  Stadt  Lyon  hat  mit  der  dortigen  Gas- 
gesellschaft einen  Vertrag  abgeschlossen, 
wonach  die  dortigen  Communaltheater  und 
ein  Theil  des  Rathhauses  elektrisch  be- 
leuchtet werden  sollen. 


Elektrische  Schiffsbeleuchtung.  Das 
neue  Panzerschiff  der  schwedischen  Marine, 
welches  den  Namen  Svea  führt,  wurde 
mit  einer  elektrischen  Beleuchtungsanlage 
ausgerüstet ,  welche  132  Glühlichtlampen 
h   16  Kerzenstärken    umfasst.     Die  Dynamo- 


maschine macht  900  Umläufe  in  der  Minute 
und  liefert  eine  Stromstärke  von  140  Amp. 
Ihre  Construction  ist  eine  derartige,  dass 
vier  Fünftel  der  Lampen  ausgelöscht  werden 
können,  ohne  eine  Stromvariation  zu  er- 
zeugen. 

Die  elektrische  Beleuchtung  der 
Erfindungsäusstellung.  Nach  den  kürzlich 
veröffentlichten  Rechnungen  über  die  Londoner 
Erfindungs  -  Ausstellung,  kostete  die  Be- 
leuchtung der  Ausstellungsräume  Frcs.  938.800 
und  der  Gärten  Frcs.  230.000,  was  zu- 
sammen Frcs.   1,168.800  beträgt. 


Die  grösste  elektrische  Central- 
station.  Die  neue  Centralstation  der  Brush- 
Gesellschaft  in  der  Elisabethstrasse  von 
New-York  City  wird  die  schönste  und 
grösste  Station  der  Welt  sein.  Der  Director 
dieses  Unternehmens,  Mc.  Grath,  gibt 
an,  dass  er  im  Stande  ist,  2000  elektrische 
Pferdekräfte  zu  vertheilen.  Es  sollen  der- 
artige Einrichtungen  getroffen  werden,  dass 
eine  grosse  Anzahl  von  Motoren  gespeist 
werden  kann. 

Das  elektrische  Licht  in  der  Schweiz. 

In  der  jüngsten  Zeit  hat  die  Anwendung 
des  elektrischen  Lichtes  in  der  Schweiz  sehr 
zugenommen,  wozu  die  in  diesem  Lande 
zahlreich  vorhandenen  Wasserkräfte  beige- 
tragen haben.  Der  Rheinfall  in  Schaffhausen 
wird  allabendlich  durch  Bogenlampen  be- 
leuchtet, deren  Betriebskraft  dem  Wasser- 
falle selbst  entnommen  wird. 


Elektrische    Strassen  -  Beleuchtung. 

Nach  dem  Vorbilde  von  Toledo  haben  die 
spanischen  Städte  Lorca,  Leon  und  Albac^to 
die  elektrische  Strassen-Beleuchtung  eingeführt. 


479 


Elektrische  Zugsbeleucbtung.  Wie 
es  heisst,  hat  die  ^Canada  Atlantic  Railway 
Company*  die  Absicht,  die  auf  ihren  Linien 
verkehrenden  Personenwagen  schon  in  der 
nächsten  Zeit  mittelst  elektrischer  Glühlicht- 
lampen zu  erleuchten. 


Das  elektrische  Licht  und  die  Spin- 
nen. Wie  es  den  Anschein  hat,  hat  die 
Einführung  des  elektrischen  Lichtes  in  meh- 
reren öffentlichen  Gebäuden  von  Washington 
zu  einer  enormen  Vermehrung  der  Spinnen- 
gewebe den  Anlass  gegeben.  Das  elektrische 
Licht  zieht  nämlich  die  Inseclen  und  die 
letzteren    ziehen    ihrerseits    die    Spinnen    an. 


Die  Linden  in  Berlin  erhalten  elek- 
trische Beleuchtung;  kein  Geringerer,  als  der 
deutsche  Kaiser  hat  sich  für  die  Durchführung 
des  in  der  Stadtvertretung  hart  bekämpften 
Projectes  eingesetzt. 

Leman's  elektromagnetische  Schie- 
bersteuerung soll  für  Schlepp- Schieber- 
Steuerungen  zur  Anwendung  kommen,  und 
zwar  in  der  Weise,  dass  der  auf  dem  Grund- 
schieber gleitende  Expansionsschieber  durch 
Elektromagnete  abwechselnd  festgehalten 
und  freigegeben  wird.  Der  Vorgang  ist  so- 
mit   derselbe,    wie  bei  der  Farcot-Steuerung. 

Der  Expansionsschieber  ist  aus  einem 
nicht  magnetischen  JVIetall  von  kastenförmiger 
Gestalt  hergestellt.  Er  wird  durch  den 
Druck  des  Dampfes  an  den  Vertheilungs- 
schieber  angepresst  und  kann  von  demselben 
mitgenommen  werden.  Der  Expansions- 
schieber nimmt  zwei  Kerne  aus  weichem 
Eisen  auf,  welche  mit  ihrer  Langseite  senk- 
recht zur  Bewegungsrichtung  liegen,  an  den 
Enden  Verstärkungen  haben  und  mit  Draht- 
wicklungen versehen  sind.  Oberhalb  ■  Aox 
Schieberplatten  ist  eine  Reihe  Stahlmagnete 
angeordnet,  welche  an  den  Enden  Polschuhe 
besitzen.  Diese  Magnete  sind  nun  auf-  und 
abwärts  um  ein  geringes  Maass  7U  verstellen, 
sonst  aber  unbeweglich.  Solche  Stahlmagnete 
sind  auch  in  dem  Grundschieber  versenkt 
und  deren  Pole  in  der  Weise  angeordnet, 
dass  die  nebeneinanderliegenden  Magnete 
die  gleichen  Pole  auf  derselben  Seite  haben. 
Die  übereinanderliegenden  zwei  Magnet- 
systeme kehren  einander  ungleiche  Pole  zu. 
Die  Polschuhe  dieser  Magnetsysteme  schleifen 
dicht  an  jenen  der  Eisenkerne  vorbei. 

Geht  nun  ein  elektrischer  Strom  in  be- 
stimmter Richtung  durch  den  Draht ,  so 
wird  der  Expansionsschieber  von  einem  Sy- 
steme angezogen,  von  dem  anderen  abge- 
stossen  und  auf  diese  Weise  je  nach  der 
Stromrichtung  entweder  vom  Grundschieber 
mitgenommen  oder  gegen  denselben  ver- 
schoben. Durch  entsprechend  eingeleiteten 
Stromwechsel  wird  diese  Steuerung  gerade 
so  wie  die  Farcot-Steuerung  arbeiten. 

Die  Stromunikehrungen  erfolgen  von 
der  Dampfmaschinenwelle.  Die  Expansions- 
grade können  leicht  vom  Regulator  beein- 
flusst    werden,     indem     dieser     den     Strom- 


Wechsel     früher     einleitet    oder    den  Eintritt 
derselben  verzögert. 

Die  Anordnung  von  Lern  an  ist  selbst- 
verständlich auch  für  einfacjie  Schieber- 
steuerung anwendbar,  nur  sind  dann  keine 
Stromwechsel,  sondern  Stromunterbrechungen 
nöthig.  ,S'. 

Pürthner's  Apparat  zum  Gleichrichten 
der  Wechselströme.  Dieser  zur  Patentirung 
angemeldete  Inductionsapparat  liefert  gleich- 
gerichtete Ströme  der  Secundärspirale,  wobei 
die  Gleichrichtung  der  Inductionsströme,  das 
Schliessen  und  Unterbrechen  der  Primärstrom- 
leitung durch  oscillirende  Balken  mit  Contact- 
stiften  —  ähnlich  einem  Wagner'schen 
Hammer  —  zu  Stande  kommt.  Durch  eine 
Stöpselanordnung  lassen  sich  nach  Belieben 
Oeffnungs-,  Schliessungs-  oder  Wechselströme 
in  die  Leitung  zwischen  zwei  Klemmen 
schalten. 

Kabellegung  in  Italien.  Die  bekannten 
Unternehmer  Pirelli  &  Comp,  in  Mai- 
land haben  mit  den  Arbeiten  für  die  Legung 
von  Telegraphenkabeln  zwischen  Sicilien  und 
den  Inseln  Eolie,  Vulcano,  Panarea  und 
Stromboli  begonnen ;  wir  haben  hierüber, 
sowie  über  den  ganzen  Umfang  der  Ver- 
bindungen zwischen  den  Inseln  des  König- 
reiches, im  Juliheft  d.  J.  (S.   333)  berichtet. 


Mexikanisches  Telegraphenwesen. 
Nach  einem  Berichte  des  belgischen  Ver- 
treters in  Mexiko  wurde  der  ehedem  sehr 
vernachlässigte  Telegraphendienst  dieses 
Landes  in  den  letzten  zwei  Jahren  voll- 
ständig reorganisirt ,  was  dem  Eifer  des 
dortigen  Ministers  für  die  öffentlichen  Bauten 
zugeschreiben  ist. 

Submarine  Telegraphie  :  Das  Kabel 
von  Paris  nach  New-York,  welches  seit  den 
ersten  Tagen  des  August  1.  J.  unterbrochen 
war,  wurde  wieder  hergestellt  und  in  Be- 
trieb genommen.  Die  Kabelleitung  zwischen 
Trinidad  und  Demerara  ist  unterbrochen. 


Unterirdisches  Leitungssystem.  In 
Buftalo  hat  sich  eine  neue  Beleuchtungs- 
gesellschaft gebildet,  welche  derartige  Maass- 
regeln getroffen  hat,  um  das  ganze  System 
ihrer  Leitungsdrähte  schon  von  Anfang  an 
unterirdisch  anlegen  zu  können;  sollte  es  sich 
um  Leitungen  für  Glühlicht  handeln,  so  ist 
technisch  genommen,  an  der  Sache  nichts 
Neues;  wenn  jedoch  Bogenlichtleitungen  in 
Rede  stehen,  so  wird  der  Isolationskosten 
halber  die  unterirdische  Anlage  solcher  Lei- 
tungen sehr  theuer  werden. 


Die  Telegraphenbauanstalt  von  Sie- 
mens &  Halske  blickt  in  diesem  Jahre  auf 
eine  vierzigjährige  arbeitsvolle  Entwicklung 
zurück.  Das  weltberümte  Institut  wurde  im 
Jahre  1S47  von  Werner  S  ie  m  en  s  und  J.  G, 
H  alsk  e  in  der  Schönebergerstrasse  begründet, 
nahm  aber  schon    in    der  damaligen  Periode 


480 


der  ersten  Entwicklung  der  Telegraphie  einen 
solchen  Aufschwung,  dass  bald  seine  Ver- 
legung in  das  jetzige  Grundstück  in  der  Mark- 
grafenstrasse  erfolgen  musste.  Das  jetzige 
grosse  Fabriksgebäude  ist  erst  im  Jahre  1869, 
nach  Vergrösserung  des  ursprünglichen  Grund- 
stückes durch  ein  Nebengrundstück,  errichtet 
worden.  Jetzt  enthält  die  Fabrik  ihre  eigene 
Messing-  und  Eisengiesserei  nebst  Formerei, 
sowie  ihre  eigene  Tischlerei,  so  dass  sie  alle 
Gegenstände,  deren  sie  bedarf,  selbst  aus  den 
Rohmaterialien  herstellt.  An  der  Leitung  des 
Rieseninstituts  sind  jetzt  ungefähr  50  Beamte 
betheiligl.  Die  Zahl  der  Arbeiter  beträgt 
nahe  an  700,  dazu  treten  noch  50  Lehrlinge 
und  Mädchen.  Das  in  Charlottenburg  begrün- 
dete ZweigetablJssement  unter  der  Firma 
Gebrüder  Simens  &Co.  besteht  seit  1872. 


Das  Telephon  und  die  Sterblichkeit 
sollen  in  einem  Zusammenhange  stehen.  Nach 
der  ,St.  James  Gazette*  hat  nämlich  ein 
amerikanischer  Arzt  die  Entdeckung  gemacht, 
dass  die  Sterblichkeit  unter  den  Fernsprech- 
Theilnehmern  in  Amerika  dreimal  grösser 
ist,  als  bei  den  übrigen  Menschen,  welche 
sich  das  Vergnügen  des  Fernsprechens  ver- 
sagen. Nach  den  Aufzeichnungen  jenes  Arztes 
entwickeln  sich  die  angeblichen  Krankheits- 
erscheinungen in  Folge  der  beständigen  Be- 
nützung des  Fernsprechers  am  häufigsten  im 
Gehirn,  in  den  Lungen  und  den  Nerven.  Die 
,St.  James  Gazette*  glaubt  zwar,  dass  der 
Doctor  ein  Fatalist  sei,  und  bezweifelt,  dass 
jdass  das  Sprechen  gegen  eine  Schachtel 
und  das  Horchen  an  einem  Tische*  besonders 
gesundheitsschädlich  sein  könne ;  doch  sei  es 
erklärlich,  dass  ,das  unheimliche  Getöse  aus 
einer  unsichtbaren  Welt,  das  unbestimmte 
Gemurmel,  welches  so  oft  die  Stimme  des 
Angerufenen  ersetzt,  und  die  vergeblichen 
Bemühungen,  mit  Jemand  verbunden  zu 
werden*,  die  Geduld  der  Betheiligten  oft 
auf  eine  harte  Probe  stellen. 


Lieferungs-Ausschreibung  für  Tele- 
phondrähte. Die  amtliche  Zeitung  von  Ma- 
drid veröffentlicht  unter  dem  25.  August  d.  J. 
eine  Kundmachung  des  Ministeriums  des 
Innern,  wonach  die  Lieferung  von  14.000  Mtr. 
vierzehndrähtigen  und  30.000  Mtr.  zwei- 
drähtigen  Telephonkabeln  im  Offertwege 
vergeben  werden  wird. 


Multiplex-Telephonie.  Nach  der  Er- 
findung des  Dr.  Donato  Tommasi  in 
Paris  soll  es  möglich  sein,  auf  einem  und 
demselben  Leitungsdrahte  gleichzeitig  mehrere 
telephonische  Gespräche  zu  führen.  Die  be- 
treffende Einrichtung  gründet  sich  auf  die 
Zeittheilung  und  den  strengen  Synchronis- 
mus von  Vertheilerscheiben.  Es  ist  dabei 
die  Thatsache  verwerthet,  dass  das  mensch- 
liche Ohr  die  Unterbrechung  eines  Tones 
nicht  mehr  wahrnimmt,     wenn     dieselbe    nur 


1/32  Secunde  währt.  Ob  dieser  Erfindung 
eine  praktische  Bedeutung  beizumessen  ist, 
bleibt  abzuwarten  und  scheint  uns  sehr 
fraglich. 

Galvanische  Batterie  für  Glühlicht- 
lampen. Der  russische  Kriegsminister  hat 
für  eine  neue  galvanische  Batterie,  welche 
zur  Speisung  von  Glühlichtlampen  geeignet 
ist,  den  uns  etwas  gar  zu  bescheiden  er- 
scheinenden Preis  von  500  Rubel  ausge- 
schrieben. 

Die  deutsche  physikalisch-technische 
Reichsanstalt.  Besondere  Verdienste  um 
das  Zustandekommen  des  Instituts  haben 
sich  ausser  Geh.  Regierungsrath  Dr.  Werner 
Siemens  die  Herren  Mechaniker  R.  Fuess 
und  C.  Bamberg  erworben,  indem  sie  in 
Verbindung  mit  dem  Fach  vereine  der  Ber- 
liner Mechaniker  und  Optiker  seit  einer 
Reihe  von  Jahren  die  grundlegenden  Ideen 
verfochten  und  durch  Eingaben  an  das 
preussische  Unterrichsministerium  und  an  den 
Herrn  Reichskanzler  denselben  Förderung 
verschafft  haben.  Ausserdem  ist  in  erster 
Linie  der  verehrte  Altmeister  deutscher 
Wissenschaft  Herr  Prof.  v.  Helmholtz  zu 
erwähnen,  der  die  Aufgaben  und  Ziele  der 
Institution  durch  besondere  Denkschrift  klar- 
gelegt. Die  Ernennungen  für  das  Curatorium 
sind  folgende :  Präsident  ist  der  vortragende 
Rath  im  Reichsamt  des  Innern  Wey mann  ; 
Mitglieder  sind  Oberst  Schreiber,  Geh. 
Ober-Postrath  Massmann,  Dr.  Förster 
(Sternwarte),  v.  Helmholtz,  Dr.  Landolt, 
B  e  z  o  1  d  (Meteorol.  Institut).  Werner  S  i  m  e  n  s ^ 
Paalzow  (Technische  Hochschule),  Hel- 
mert  (Geodätisches  Institut),  die  Optiker 
Rudolf  Fuess  und  Carl  Bamberg,  sämmtlich 
in  Berlin,  Neumeyer  von  der  iseewarte  in 
Hamburg,  Claus  ins  aus  Bonn,  Kohl- 
rausch aus  Würzburg,  Seeliger  und 
St  ein  heil  aus  München,  Zeuner  aus 
Dresden,  Dietrich  aus  Stuttgart,  Grashof 
aus  Carlsruhe,  Abbe  aus  Jena,  Repsold 
aus    Hamburg    und   Kundt    aus  Strassburg. 

Elektrische  Ausstellung  in  New- 
York.  Unter  dem  28.  v.  M.  sollte  eine  von 
der  New- Yorker  elektrischen  Gesellschaft 
veranstaltete  elektrische  Ausstellung  eröffnet 
werden.  Es  wurden  Vorkehrungen  getroffen, 
um  700  HP.  zur  Verfügung  zu  haben, 
welche  zum  Betriebe  von  2500  Glühlicht- 
lampen, 2O0  Bogenlampen  und  300  Motoren 
dienen  werden. 

Neuartige  Isolationsmasse.  Ein  Ameri- 
kaner hat  eine  neuartige  Isolationsmasse  herge- 
stellt, welche  aus  einer  Mischung  von  Kaut- 
schuk und  Asbest  besteht.  Dieses  neue  Product 
hat  den  Namen  Vulcasbeston  erhalten  und 
soll  die  Eigenschaften  der  beiden  Grundstoffe, 
aus  welchen  es  zusammengesetzt  ist,  in  sich 
vereinigen. 


Verantwortlicher  Redactour;  JOSRF  KAUEIS.  —   Selbstverlaj^  des  Elektrotechnischen  Vereins. 

In  Coinmidsion  bei  LEHMANN  &  WENTZBL,   Buchhandlung  für  Technik  und  Kunst. 

Druck  von  R.  SPIKS  &  Co.  iu  >Vieu,  V.,  Strauaseugaase  16. 


Zeitschrift  für  Elel<troteclinil<. 


V.  Jahrg. 


l  November  1887. 


Heft  XI. 


VEREINS-NACHRICHTEN. 


Chronik  des  Vereines. 

6.  August.  —  Sitzung  des 
Vortrags-  und  Excursions- 
C  o  m  i  t  e. 

22.  August.  —  Sitzung  des 
statistischen   Comite. 

13,  September.  —  Sitzung 
des  Aus  s  teil  u  n  gs- C  om  ite. 

17.  September,  —  Sitzung 
des   Ausstellungs-Comite. 

26.  September.  —  Eröffnung 
der  Ausstellung  des  VI.  Inter- 
nationalen Congresses  für 
Hygieneund  Demographie. 
Wien  1887.  Der  Verein  war  auf 
dieser  Ausstellung  nicht  nur  selbst 
durch  eine  Arbeit  des  statistischen 
Comite  vertreten,  sondern  vereinigte 
dort  unter  seiner  Aegide  eine  reiche 
Sammlung  von  Plänen  elektrotech- 
nischer Anlagen  zu  einer  CoUectiv- 
Ausstellung. 

Hierüber  wird  an  anderer  Stelle 
ausführlich  berichtet  werden. 

II.  October.  —  Excursion 
auf  den  Wiener  Frachtenbahn- 
hof der  Oesterreichischen 
Nordwestbahn. 

An  diesem  Tage  fand  daselbst 
die  Installirungsprobe  eines  von 
Siemens  &  Halske  in  Wien  der 
Oesterreichischen  Nordwest- 
bahn gelieferten  mobilen  elektrischen 
Beleuchtungsapparates  und  bei  Ein- 
tritt der  Dunkelheit  die  Inbetrieb- 
setzung der  Anlage  statt.  Dank  dem 
freundlichen  Entgegenkommen  der 
Direction  der  Nordwestbahn  war  es 
dem  Vereine  gestattet,  den  Proben 
beizuwohnen,  und  die  zahlreich  er- 
schienenen Mitglieder  verliessen  sehr 
befriedigt  in  später  Stunde  das  inter- 
essante und  überdies  auch  gastliche 
Versuchsfeld. 


Eine  durch  Zeichnungen  erläuterte 
Beschreibung  des  Apparates  folgt  im 
Decemberhefte. 

20.  October.  —  Sitzung  des 
Ausstellungs-Comite. 

24.  October.  —  Sitzung  des 
statistischen   Comite. 

26.  October.  —  Sitzung  des 
Vortrags-  und  Excursions- 
Comi  te. 

26.  October.  —  Ausschuss- 
S  it  zung. 

Neue  Mitglieder. 

Auf  Grund   statutenmässiger  Auf- 
nahme    treten     dem    Vereine    nachge- 
nannte   Herren     als     Mitglieder     bei, 
und  zwar: 
Je  hl      Francis,     Electrician,      Brunn, 

Am   Kiosk   7. 
Pflaum      Moriz,      Bankier,      Wien, 

Maximilianplatz    16. 
Gärtner    Gustav,     Dr.,     Docent    an 
der      k,      k.      Universität,     Wien, 
IL,   Obere  Donaustrasse   57. 
Mi  es  1er    Julius,     stud.     phil.,    Wien, 

Obere  Donaustrasse   43. 
Holeczek     Heinrich,     Telegraphen- 
Controlor     der    Oesterreichischen 
Nordwestbahn,     Prag,    Nordwest- 
bahnhof. 
Kittl  Theodor,  Ingenieur-Adjunct  der 
Kaiser       Ferdinands   -   Nordbahn, 
Wien,  IL,  Kleine  Stadtgutgasse  1 1. 
Reiner  Maximilian,  sud.  med.,  Wien, 

VII  ,   Schottenfeldgasse   84. 
B  i  1 1  i  n  g  Heinrich,  Edler  v.  Gemmen, 
stud.      phil.,     Wien,     IV.,    Haupt- 
strasse  40. 
Schorr    Paul,     Hörer    der    Rechte, 
Wien.  IX.,  Schwarzspanierstrase  3. 


32 


482 


Tagesordnung 

der  Vereinsversammlungen  im  Novem- 
ber 1.   J. 

Die  Vereinsversammlungen  finden 
um  7  Uhr  Abends  und  in  der  Regel 
im  Vortragssaale,  des  Wissenschaft- 
lichen Club,  I.,  Eschenbachgasse  9, 
statt. 

g.  November.  —  Vortrag  des 
Herrn  Director  F.  Uppenborn  aus 
München:  , Lichtbogen  und  Bogen- 
licht«. 

16.  November.  —  Vortrag  des 
Herrn  Postcontrolor  E.  Koffler: 
j^Gebrauch  dynamoelektrischer  Ma- 
schinen in   der  Telegraphie*. 

Hierauf  kleinere  technische  Mit- 
theilungen. 


2;^.  November.  —  Vortrag  des 
Herrn  Docenten  Dr.  J,  Moser: 
j,Elektricität  und  Photographie*  (mit 
Experimenten). 

Dieser  Vortrag  wird  im  physi- 
kalisch-chemischen Laboratorium, 
IX.,  Türicenstrasse  3, 2.  Stooic  rechts, 
gehalten. 

30,  November.  —  Vortrag  des 
Herrn  Ingenieur  F.  Ross:  ^Ueber 
die  Waterhousemaschine  für  con- 
stanten  Strom,  den  Sprague-Motor 
für  constante  Tourenzahl  und  den 
Stromregulator  System  F  ranzen* 
(mit   ^Experimenten). 

Dieser  Vortrag  wird  im  Techno- 
logischen Gewerbemuseum,  IX.  Be- 
ziri(,  Währingerstrasse  Nr.  59  ge- 
halten. 


ABHANDLUNGEN. 


Entgegnung  von  Dr.  O.  Frölich. 

Herr  Prof.  Dr.  von  Waltenhofen  veröffentlicht  im  Septemberheft 
dieser  Zeitschrift  und  in  der  ^^ Elektrotechnischen  Zeitschrift*  Bemerkungen, 
w^elche  zwei  Stellen  meines  Aufsatzes:  ^ Zur  Theorie  der  Dynamomaschinen, 
Elektrotechnische  Zeitschrift*,   S.    i66   und   221,  "betreffen. 

Zunächst  werden  Messungen  des  Widerstandes  von  Maschinenankern, 
in  Ruhe  und  in  Bewegung,  mitgetheilt  zur  Prüfung  meiner  Behauptung,  dass 
derselbe  in  Folge  der  Bewegung  so  stark  zunimmt,  dass  sich  dadurch  die 
bei  verschiedener  Schaltung  der  Schenkel  von  Herrn  v.  W.  gefundenen 
Unterschiede  der  Ankerconstanten  f  erklären.  Herr  v.  W.  betrachtet  selbst 
seine  Messungen  mehr  als  provisorische  und  nicht  einwurfsfreie;  ich  gehe 
deshalb  auf  eine  Discussion  nicht  ein,  sondern  constatire  hier  nur,  dass  Herr 
V.  W.  ganz  ähnliche  Resultate  findet,  wie  ich  sie  an  älteren  Maschinen 
gefunden  und  für  seine  Maschine  als  wahrscheinlich  hingestellt  hatte,  und 
dass  Herr  v.  W.  seine  früher  ausgesprochene  Behauptung,  die  von  mir 
sogenannte  Ankerconstante  hänge  auch  von  den  Eigenschaften  der  Schenkel 
ab,   zurückzieht. 

Herr  v.  W.  macht  mir  weiterhin  im  heftigen  Ton  zum  Vorwurf,  dass 
ich  eine  Formel,  den  Magnetismus  der  Dynamomaschine  betreffend,  einer 
seiner    Arbeiten    ^ohne   Quellenangabe   entlehnt   habe*    u.   s.   w. 

Was  zunächst  die  Form  dieser  Aeusserungen  betrifft,  so  wäre  wohl 
etwas  Mässigung  am  Platze  gewesen ;  denn  einerseits  befindet  sich  in  dieser 
Frage  Herr  v.  W.  in  der  Rolle  eines  Textverbesserers  gegenüber  dem 
Textverfasser  und  andererseits  handelt  es  sich  um  eine  sehr  einfache 
algebraische   Operation. 

Allein  es  fragt  sich,  ob  der  Inhalt  seiner  Behauptung  wahr  ist.  In 
dieser  Beziehung  erkläre  ich  hiemit,  dass  ich  weder  jene  Formel  der  Ab- 
handlung von  Herrn  v.  W.  (, Einige  Bemerkungen*  u.  s.  w.)  entlehnt  habe, 
noch  die  in  jener  Abhandlung  enthaltenen  Ausstellungen  an  meiner  Dar- 
stellung  für   richtig  anerkenne,   noch  je  anerkannt  habe. 


483 

Herr  v.   W.   citirt  als    ^seine*    Formeln 

b 


J  , 

a  .        i  b 

,  f=  -y-,  \i-in  = 


a 

und   beklagt   sich,   dass   ich   dieselbe  jetzt  benützt  habe,  ohne   ihn  zu  nennen  ; 
ferner   erklärt    er   j^meine*    Formeln: 

a  I 

Sättigungsgrad  :=: ,    b  =■  i,   [j.  w  =  — 

I  +  — J  "" 

a 

für   unrichtig. 

Hierauf  erwidere  ich:  die  letzteren  Formeln  gehen  aus  den  ersteren 
hervor,  wenn  man  (^  =  i  setzt,  sind  also  richtig ;  die  ersteren  Formeln 
sind  allerdings  nirgends  von  mir  publicirt,  die  letzteren  Formeln  ergeben 
sich  aber  aus  den  ersteren ;  Herr  v.  W.  hätte  daher  nach  meiner  Meinung 
aus  meiner  früher  erfolgten  Veröftentlichung  der  letzteren  Formeln  schliessen 
müssen,   dass   ich   die   ersteren  vorher  abgeleitet  hatte. 

Ich  werde  deshalb  auch  fernerhin  die  ersteren  Formeln  zu  benützen  mir 
erlauben,    ohne   Herrn   v.   W.'s  Namen  zu  nennen. 

Herr  v.  W.  hat  durch  die  Veröffentlichung  jener  Formel  weder  etwas 
Neues  geliefert  noch  einen  Fehler  verbessert,  sondern  nur  eine  Lücke  aus- 
gefüllt, von  welcher  ich  angenommen  hatte,  dass  jeder  kundige  Leser  sie 
selbst  ausfüllen  könnte.  Das  Fehlen  solcher  kleiner  Entwicklungen  kommt 
in  meinen  Schriften  noch  recht  oft  vor,  weil  ich  dadurch  die  Lecture 
geniessbarer  zu  machen  hoffte ;  denjenigen  aber,  welche  solche  Entwicklungen 
veröffentlichen,   kann  ich  ein  Prioritätsrecht  nicht  zugestehen. 

Das  Missverständniss  in  Bezug  auf  jene  Formel  rührt  eigentlich  davon 
her,  dass  ich  auf  Herrn  v.  W.'s  Abhandlung:  ^^ Einige  Bemerkungen ^'^  u.  s.  w. 
nie  geantwortet  habe.  Ich  bitte  jedoch,  hieraus  nicht  zu  schliessen,  dass  ich 
je  durch  diese  Bemerkungen  mich  getroffen  fühlte;  wenn  ich  nicht  darauf 
antwortete,  so  war  dies  nur  ein  Act  der  Höflichkeit  einem  Manne  gegen- 
über,  der  sich  meinen  Arbeiten   gegenüber  stets   wohlwollend  gezeigt  hatte. 

Ich  erkenne  weder  an,  dass  meine  Behandlung  der  Grundformel  Fehler 
enthält,  noch  dass  in  meinem  Buch  Inconsequenzen  in  Bezug  auf  den  Begriff 
j, Magnetismus "^"^  sich  befinden,  noch  endlich  dass  ich  die  von  Herrn  v.  W. 
vorgeschlagenen  Aenderungen  in  der  Schreibweise  für  zweckmässig  halte; 
ich  werde  mir  daher  erlauben,  meine  Darstellung  in  der  bisherigen  Form 
zu  belassen. 

Leider  steht  die  Thatsache,  dass  Herr  v.  W.  meine  Aeusserungen 
anders  versteht,  als  ich  sie  meine,  nicht  vereinzelt  da.  Wenn  ich,  wie  Herr 
V.  W.,  mir  gestatten  wollte,  Stellen  aus  unserem  vieljährigen  Briefwechsel 
zu  veröffentlichen,  so  könnte  ich  hiefür  viele  Beispiele  anführen ;  ich  halte 
jedoch  solche  Veröffentlichungen  für  unstatthaft,  weil  jene  Briefe  für  den 
Adressaten,  nicht  für  die  Oefifentlichkeit  bestimmt  waren.  Es  Hessen  sich 
jedoch   auch   gedruckte   Beispiele    solcher   ^^ Missverständnisse ''^    anführen. 

Ich  schliesse  mit  der  Erklärung,  dass  meiner  Ansicht  nach  das  in 
Betreff  des  oben  behandelten  Streitpunktes  veröffentlichte  Material  bereits 
mehr  als  ausreicht,  damit  jeder  für  die  Sache  interessirte  Leser  sich  ein 
Urtheil  bilden  kann;  ich  werde  daher  meinerseits  in  derselben  das  Wort 
nicht  mehr   ergreifen. 

32* 


484 

Antwort  auf  die  „Entgegnung" 

des  Herrn  Dr.    Frölich  beireffend  meine  Berichtigungen  seiner  mathe- 
matischen EntWickelungen. 

Von  Dr.  A.  von  WALTENHOFEN  in  Wien. 

Auf  meine  im  IX.  Hefte  dieser  und  der  Berliner  elektrotechnische^^ 
Zeitschrift  erschienenen  Bemerkungen  über  Herrn  Dr.  F  r  ö  1  i  c  h's  Ab- 
handlung: s Zur  Theorie  der  Dynamomaschinen*  hat  Herr  Dr.  Frölich 
eine  , Entgegnung*  geschrieben,  welche  mich  neuerdings  zu  einigen 
Berichtigungen  und  Widerlegungen  herausfordert. 

Dabei  will  ich  mich  jedoch  ausschliesslich  auf  den  sachlichen 
Inhalt  jener  j, Entgegnung*  beschränken,  während  ich  den  Ton,  in 
welchem  dieselbe  abgefasst  ist,  im  Vergleiche  mit  jenem  meiner  oben 
citirten  ,, Bemerkungen*  der  unbefangenen  Würdigung  meiner  geehrten 
Leser  anheimstelle. 

Die  j Entgegnung*  bezieht  sich,  so  wie  meine  , Bemerkungen*, 
auf  zwei  Hauptpunkte.  Der  erste  betrifft  meine  Behauptung,  dass  die 
Frölich'sche  ^Ankerconstante*  /  von  der  Schaltung  der  Magnete 
abhänge;  der  zweite  hingegen  betrifft  gewisse  Einwendungen,  welche 
ich  seinerzeit  gegen  die  in  Frö lieh's  Buche  über  Dynamomaschinen 
eingeschlagene  mathematische  Behandlung  gemacht  habe. 

In  ersterer  Hinsicht  sagt  Herr  Dr.  Frölich,  dass  ich  meine 
Behauptung:  die  ,Ankerconstante*  hänge  auch  von  den  Eigenschaften 
der  Schenkel  ab,  zurückziehe. 

Diese  Angabe  ist  insofern  nicht  ganz  genau,  als  ich  nur  zuge- 
standen habe,  dass  die  Frölich'sche  Ansicht  über  diese  Frage  nach 
meinen  durch  neuere  Versuche  gewonnenen  Ueberzeugungen  ^  nicht 
ausgeschlossen*  ist.  Von  der  nicht  ausgeschlossenen  Möglichkeit  bis 
zur  nachgewiesenen  Wirklichkeit  ist  aber  noch  ein  weiter  Weg,  und  es 
müssen  bis  zur  endgiltigen  Entscheidung  dieser  Frage  noch  zwei 
schwierige  Aufgaben  gelöst  werden,  welche  ich  in  meinen  ^ Bemer- 
kungen*  (Seite  390)  näher  bezeichnet  habe. 

Hinsichtlich  des  zweiten  Hauptpunktes  verwirft  Herr  Dr.  Fr ölich 
meine  gegen  seine  Entwickelungen  gemachten  Einwendungen,  entzieht 
sich  jedoch  der  Obliegenheit,  den  mathematischen  Beweisen  für  meine 
Behauptungen  gleichfalls  mathematische  Gründe  entgegenzustellen,  in- 
dem er  sich  vielmehr  in  ausweichenden  Redewendungen  und  gesuchten 
Darlegungen  ergeht,  welche  höchstens  das  Urtheil  eines  mit  der  Streit- 
frage nicht  näher  bekannten  Lesers  irre  führen  können. 

Der  einzige  (und,  wie  ich  sofort  zeigen  werde,  verunglückte) 
Versuch  einer  mathematischen  Entgegnung,  welchen  Herr  Dr.  Frölich 
macht,  ist  folgender. 

Er  behauptet  die  Richtigkeit  seiner  von  mir  als  unrichtig  be- 
zeichneten Formeln 

4- j 

Sättigungsgrad  =  (!' 

a 

b=  i     .     .     . (IP 

IX  m  = (IIP 


485 

und  glaubt  dies  damit  zu  beweisen,  dass  diese  Formeln  aus  den  von 
mir  berichtigten  Formeln 

Sättigungsgrad  = (I 

1+  -f  J 

f=^ (" 

7,  m  =z  (III 

hervorgehen,  wenn  man  in  den  letzteren  b  =  i  setzt. 

Es  thut  mir  leid,  diesen  mit  grosser  Sicherheit  betonten  Aus- 
spruch Frölich's  neuerdings  als  irrthümlich  bezeichnen  zu  müssen. 
Gerade  weil  die  Formeln  V  und  IIF  aus  den  Formeln  I  und  III  durch 
die  Substitution  b=i  hervorgehen^),  müssen  die  ersteren  noth- 
w endig  unrichtig  sein,  wenn  die  letzteren  richtig  sind,  da  eben 
b  =  i  eine  mit  der  Ableitung  der  Formeln  I,  II  und  III  unvereinbare 
und  überhaupt  theoretisch  unzulässige  Annahme  ist,  wie  ich  schon  in 
meinen  ^Bemerkungen  über  die  Frölich'sche  Theorie***)  dargethan 
habe  und  im  Nachstehenden  neuerdings  zeigen  will. 

Eine  der  wesentlichen  Grundlagen  der  ganzen  Fr ölich'schen 
Theorie  ist,  wie  bekannt,  dessen  Magnetisirungsformel 

M=         f^^j        (I 

a  -\-  b  J 

wobei  M  den  (absoluten)  Werth  der  Intensität  des  magnetischen  Feldes 
(den  von  Fr  ö  lieh  sogenannten  , wirksamen  Magnetismus*)  und  J  die 
Stromstärke  bedeutet. 

Bei  der  Ableitung  des  Ausdruckes  für  den  relativen  Magnetismus 
(die  Grösse  nämlich,  welche  ich  in  meinen  Schriften  ^Sättigungsgrad* 
genannt  habe)  stehen  sich  zwei  einander  ausschliessende  Methoden  gegen- 
über,   nämlich  A.  die    Frölich'sche  und  B.    die  von  mir  angegebene. 

A.  Frölich  glaubt  zu  dem  Ausdrucke  für  den  relativen  Mag- 
netismus (von  Frölich  ^Grad  der  Magnetisirung*  genannt)  zu  gelangen, 
indem  er  »das  Maximum  des  Magnetismus  gleich  Eins*  setzt.***)  Dieses 

Maximum  ist  aber  ;  er  glaubt  also  — 7—  =   i   und    folglich    b  =  i 

setzen  zu  müssen,  wodurch  er  zur  Formel 

Sättigungsgrad  =  ■ — j (I" 

et  — j—  J 

gelangt,   die  er  dann  auf  die  Gestalt 

Sättigungsgrad  =  (F 

1  +  -^  J 
a 

bringt,  f ) 

*)  Bei  den  Formeln  II'  und  II  trifft  dies  überhaupt  nicht  zu,  was  Herr  Dr.  F  r  ö- 
1  i  c  h  übersehen  zu  haben  scheint. 

*')   ^»Zeitschrift  für  Elektrotechnik*    1886,  Seite  450  und  Dr.  Kr  i  eg's  Auszug:  Berliner 
»Elektrotechnische  Zeitschrift*    1886,  Seite  468. 

***)  jDies  erreichen  wir*,  sagt  Frö  lieh  (, Elektrotechnische  Zeitschrift*  1885,  Seite  131), 
^indem  wir  das  Maximum  des  Magnetismus  gleich  Eins  setzen  oder  in  der  obigen 
Formel  die  Constante  6=1   setzen.* 

f)  Den  Coefficienten  a  lässt  Frölich  ungeändert. 


486 

B.  Dies  beruht  aber  auf  einer  Begriffsverwirrung,  denn  die  Ein- 
heit des  (absoluten)  Magnetismus  kommt  bei  der  Berechnung  des 
Sättigungsgrades  gar  nicht  in  Betracht  und  bleibt  ungeändert,  wenn 
man  von  den  absoluten  Magnetismen  auf  die  Sättigungsgrade  über- 
geht.  Es  behält  also  auch  — r—  nach    wie    vor   seinen   Werth    bei   und 

0 

es  hat  desshalb  keinen  Sinn  —7—  =  i  zu  setzen  und  dementsprechend 

b^\   in  der  obigen  Formel  i.*) 

Der  Sättigungsgrad  ist  eben  nichts  Anderes  als  der  Quotient  des 
mit  einer  beliebigen  Einheit  gemessenen  absoluten  Magnetismus 

a  -\-  0  J 
durch  den  mit  derselben  Einheit  gemessenen  Maximalwerth 

^=^ (^ 

Der  Sättigungsgrad  wird  also,  wenn  wir  ihn  mit  M-^  bezeichnen, 
ausgedrückt  durch 

j^  J  .  __l_  _         b  J        a 

^~a-\-bj''b~a~YbJ~  b      ,      ■      ■      ^^ 

'  1-4-   —  J 

a 

wie  die  von  mir  oben  mit  I  bezeichnete  Formel  lautet,  die  ich  in 
meiner  Eingangs  citirten  Abhandlung  als  Formel  29  mitgetheilt  habe 
und  der  Krieg'sche  Auszug  als  Formel   16  anführt. 

Würde  man  nun  in  dieser  Formel,  wie  Dr.  Frölich  will,  b=i 
setzen,  so  v/ürde  dies  der  Zugrundelegung  eines  anderen 
als  des  ursprünglich  angenommenen  Magnetis  irungs- 
gesetzes  entsprechen  und  somit  nothwendig  zu  einer  unrichtigen 
Formel  führen  müssen.  Es  ist  übrigens  unmittelbar  ersichtlich,  dass  die 
Ausdrücke  für  den  Sättigungsgrad,  nämlich 

a  a 
; ■  und  — 


I  +  ^—J  I  +  -^J 

a  a 

für  gleiche  Stromstärken  unmöglich  gleiche  Werthe 
geben  können,  dass  also,  wenn  der  erste  richtig  ist,  der  zweite 
nothwendig  unrichtig  sein  muss. 

Ich  will  dies  noch  durch  ein  Zahlenbeispiel  erläutern.  Für  eine 
im  elektrotechnischen  Institute  zu  Wien  mehrfach  untersuchte  Maschine 
(Schuckert,  altes  Modell  ^jD^)  hat  sich  ergeben  a=igo-6o,  /^  =  19-89, 

folglich =    0-219;  =  o'Oii. 


'''')     Durch     die     Annahme     b^\     bei     ungeändertem     a    (wie    Dr.    Frölich    die 
Rechnung    führt)    würde  auch    das  Magnetisirungsgesetz    geändert,    da   M  = -j— — — = — 

und  M'  = ; — —   zwei  wesentlich  verschiedene  Curven  darstellen. 

a  -f-  J 


487 
Für    eine    Stromstärke    von    3  52   Ampere    gibt  also  die  von  mir 

0'2  IQ    ^     ^'  ^  2 

berichtigte  Formel  den  Sättigungsgrad : =  043 S  wäh- 

s     t,  s  i^-o2i9X  352  ^^^ 

rend     man     nach     der     Fröl  ich'schen    Formel     den     Sättigungsgrad 

o'Oii    X    3*52 
— •  =  0-037  erhalten    würde.    Der    Maschine    entspricht 

I +  0011 X  3-52  _         ^  ^ 

für  die  Tourenzahl  1740  ein  Maximalwerth  der  elektromotorischen  Kraft 
vom  Betrage ^ =    87-48  Volt.*)    Bei  der  Stromstärke  von  7,-K2 

^  19.89  /    t  /  J    D 

Ampere  ergab  sich  aus  den  Messungen,  reducirt  auf  dieselbe 
Tourenzahl,   die  elektromotorische  Kraft  38-70  Volt.**)  Das  Verhältniss 

-^ ;r—  =  0*442  der  elektromotorischen  Kräfte  bei  gleicher  Tourenzahl 

87-48  ^^  ^ 

ist  bekanntlich  zugleich  das  Verhältniss  der  Intensitäten  des  magneti- 
schen Feldes,  im  vorliegenden  Falle  also  der  bei  der  Stromstärke 
3-52  Ampere  vorhanden  gewesene  Sättigungsgrad,  da  38-70  die  bei 
dieser  Stromstärke  beobachtete  und  87*48  die  der  Maschine  entsprechende 
maximale  elektromotorische  Kraft  ist.  Man  sieht  also,  dass  der  beob- 
achtete Sättigungsgrad  mit  dem  nach  der  von  mir  berichtigten  Formel 
berechneten  sehr  befriedigend  übereinstimmt,  aber  nicht  annähernd  mit 
dem  nach  der  Fr  öli  ch'schen  Formel  berechneten,  welche  letztere  also 
unrichtig  ist. 

Herr  Dr.  Frölich  verlangt  nun  von  mir  in  seiner  >>Entgegnung*, 
dass  ich  aus  seiner  früher  erfolgten  Veröffentlichung  der  Formel 

Sättigungsgrad  =  (r 

i_i-  _1_J 
a 

hätte  schliessen  sollen,  dass  er  die  von  mir  veröffentlichte  Formel 

et 
Sättigungsgrad  =  7 (I 


1  +  —J 


schon  früher  abgeleitet  und  nur,  wie  viele  andere  Zwischenrechnungen, 
weggelassen  habe,  um  die  Leetüre  seiner  Schriften  dadurch  ^^geniess- 
barer  zu  machen*.  Wenn  dies  in  der  That  der  Fall  wäre,  müsste  man 
wohl  bedauern,  dass  Herr  Dr.  Frölich  die  richtige  Formel  bis 
zum  Zeitpunkte  ihres  Erscheinens  in  meinen  Abhandlungen  der  Oeffent- 
lichkeit  vorenthalten  und  dafür  eine  (aus  der  ersteren  durch  eine  ab- 
surde Substitution  hervorgehende)  un  richtige  Formel  fortgeführt  hat. 
Herr  Dr.  Frölich  hätte  doch  wenigstens  angeben  sollen,  wie 
er  die  Formel  I  abgeleitet  haben  will,  ohne  meine  Ableitungsart  des 
Sättigungsgrades  zu  benutzen,  die  ja  mit  der  seinigen  ganz  un- 
vereinbar   ist    und    die    er    auch    ausdrücklich  verwirft,  indem  er  ja 


*)  Siehe  meine  Abhandlung  über  die  Deprez'sche  Charakteristik  in  Jahrgänge  1885 
der   »Zeitschrift  für  Elektrotechnik*,  Seite  587. 
**)  Die  Rechnung  nach  der  Formel 

gibt    für    Z'=i740    mit    den    angegebenen  Werthen  von  a,  b  und  .7  die  elektromotorische 
Kraft  £  ^  38-14,  vergleiche  Seite  5S5. 


488 

alle  meine  Einwendungen  gegen  seine  Entwickelungen  als  durchaus 
unbegründet  zurückweist. 

Unrichtig  ist  es  übrigens,  wenn  Herr  Dr.  Fr  ölich  sagt,  dass  ich 
die  Formel  I  schlechtweg  ^meine*  Formel  genannt  habe.  In  meiner 
Eingangs  citirten  Abhandlung  ist  diese  Formel  (nebst  den  Formeln  II 
und  III)  dem  ganzen  Sinne  der  Darstellung  nach  nur  als  das  Ergebniss 
der  Berichtigung  Fr  ölich'scher  Ableitungen  hingestellt.  Da  die  Grund- 
lage dieser  Formel  die  Frölich'sche  Magnetisirungsformel  ist,  so  kann 
ich  eine  Priorität  nur  auf  die  richtige  Ableitung  dieser  Formel  für  den 
Sättigungsgrad  aus  der  Frölich'schen  Magnetisirungsformel  geltend 
machen. 

Geradezu  als  ^meine*  Formel  kann  ich  von  den  dreien  nur  die 
Formel 

/=^-  ■ (n 

bezeichnen,  eine  Relation,  an  deren  Nachweisung  Herr  Dr.  Frölich 
schon  desshalb  keinen  Antheil  hat,  weil  er  in  seinen  Schriften*)  durch- 
wegs neben  der  Annahme  <^  ==  i  die  ^ Ankerconstante*  f  in  seinen 
Formeln    führt,    oder    wohl    auch    in    einer  und  derselben  Formel 

sowohl  das  — —,  als  auch    das    f  als    Factor    erscheinen    lässt  und 
b 

übrigens  mehr  als  einmal  behauptet,    dass  die  Einführung  von  /  durch 

die  Substitution  b  =  i   nothwendig  gemacht  werde,    während    die    von 

mir  nachgewiesene  Beziehung /"= —7—  zeigt,  dass  ganz  im   Gegen- 

theile,  wenn  man  b^\  setzen  wollte  ,.  auch /=  i  werden 
und  somit  als  Factor  in  den  Frölich'schen  Formeln  ent- 
fallen müsste.  t 

Dies  hindert  jedoch  Herrn  Dr.  Frölich  nicht,  auch  von  dieser 
Formel  zu  beanspruchen,  dass  er  sie  schon  früher  abgeleitet  habe,  und 
zu  erklären,  dass  er  sie  (so  wie  die  beiden  anderen  I  und  III)  von  jetzt 
ab  benutzen  werde,  und  zwar  ohne  mich  zu  nennen.**)  Das  Verfahren 
ist  überraschend  einfach,  doch  kann  es  mir  ziemlich  gleichgiltig  sein, 
denn  man  wird  die  Thatsache  constatiren  können,  dass  das  Er- 
scheinen meiner  Bemerkungen  über  die  Frölich'sche 
Theorie  den  Zeitpunkt  markirt,  von  welchem  angefangen 
die  von  mir  als  unrichtig  erwiesenen  Frölich'schen  Formeln 
in  dessen  Schriften  verschwinden  werden  und  anstatt  der- 
selben die  von  mir  zuerst  veröffentlichten  berichtigten 
Formeln  aufgetaucht  sind. 

Dass  Herrn  Dr.  Frölich  auch  bei  der  Verfassung  seines  Buches 
über  die  dynamoelektrische  Maschine  die  zwischen /und  b  beste- 
hende Beziehung  noch  nicht  bekannt  war,  erheUet  ausserdem 
noch  besonders  auffällig  aus  einer  Stelle  auf  Seite  13  des  citirten 
Buches,  wo  er/,  a  und  <^  als  ;^3  Constante*  anführt,  von  welchen  er 
sagt,  dass  sich  eine  derselben  , unterdrücken*  und  ^gleichsam*  in  die 
anderen   , aufnehmen*   lasse,    indem    man  b  =.  i   setzt,    ohne    zu  ahnen. 


*)   ^Elektrotechnische  Zeitschrift*   (Berlin),  Jahrgang   1885,  Seite   132,   ferner  in  dem 
Boche  :   ,Die  dynamoelektrische  Maschine',  Seite   13.  Siehe  auch  ebendaselbst  Seite  23. 

**)  Ich  hätte  dies  auch  nie  beansprucht,  wenn  Herr  Dr,  Frölich  meine  Berichti- 
gnngen,  von  welchen  er  jetzt  Gebrauch  zu  machen  angefangen  hat,  früher,  als  ich  sie  ihm 
in  collegialster  Weise  brieflich  zur  Verfügung  stellte,  nicht  als  unbegründet 
abgelehnt  und  mich  dadurch  zur  Veröffentlichung  derselben  veranlasst  hätte. 


489 
dass    durch    diese    Substitution    auch    die    jAnkerconstante*    f,    die  er 

V 

weiterhin  in  den  Rechnungen  als  Coefficienten  der  Abscisse  -  y  fort- 
führt, gleich   I  werden  müsste. 

Zur  gründlichsten  Klarstellung  dieses  Gegenstandes  will  ich  end- 
lich auch  noch  die  Quelle  nachweisen,  aus  welch  er  dieser 
Irrthum  Frölich's  entsprungen  ist.  Diese  besteht  nämlich  in 
einem  Rechnungsfehler,  welcher  sich  auf  Seite  132  der  F  rölich'schen 
Abhandlung  im  Jahrgange  1885  der  Berliner  ,, Elektrotechnischen  Zeit- 
schrift* vorfindet  und  offenbar  durch  den  Umstand  herbeigeführt  worden 
ist,  dass  Herr  Dr.  Fr ö lieh  den  absoluten  Magnetismus  und  den  Sätti- 
gungsgrad mit  einem  und  demselben  Buchstaben  J/ bezeichnet  hat.  An 
der  citirten  Stelle  *)  wird  gesagt,  man  soll  das  M  aus  der  Formel  i 
(Seite    131)  nämlich  aus  der  Formel 

i  -\-  m  J 
in  diejenige  für  die  Stromstärke  J  auf  Seite   130,  nämlich  in  die  Formel 

einführen.  Thut  man  dies  wirklich  (was  aber  nicht  zulässig  ist,  weil 
das  M  in  der  ersten  Formel  den  Sättigungsgrad  und  in  der  zweiten 
den  absoluten  Magnetismus  bedeutet)  so  kommt  heraus 

j=-J^ L. 

W  m 

In  diesem  Resultate  mag  Herr  Dr.  Frölich  wohl  den  Coefficienten 

■y 
der  Abscisse -—T^  vermisst  haben;  er  setzt  also    ganz    willkürlich    einen 

solchen  hinein,   indem  er   schreibt 

j=fJL -U 

und  sagt:  »Hier  ist/  eine  Constante,  deren  Einführung  durch  die  Ent- 
fernung der  Constanten  b  nöthig  ist*  (weil  er  nämlich  das  b  zuvor  =  i 
gesetzt  hatte).  Von  da  an  figurirt  das  /  neben  dem  ^  =  i  in  den 
Frölich'schen  Formeln. 

Hätte  Herr  Dr.  Frölich  nach  meinem  Vorschlage,  welchen  er 
jedoch  in  seiner  »Entgegnung*  auf  das  Entschiedenste  verwirft,**) 
den  absoluten  Magnetismus  und  den  Sättigungsgrad  mit  verschiedenen 

Bezeichnungen    belegt    und    z.    B.    geschrieben  M,  =  ; f"    ^'^'^ 

^  ^^  ^  ^  \  '\-mJ 

J=     .„    ,  und  hätte  er  den  Sättigungsgrad  M^  nach  meiner  von  ihm 
gleichfalls  verworfenen  Definition  durch  die  Gleichung  M^=M:—t-  = 

^b  M-= ; —  bestimmt,    anstatt    nach  seiner  Auffassung  b  ^  \ 

i  -\-mJ  ^ 


*)    Seite    132,    erste    Spalte,    Zeile    2    und    1   von  unten  und  zweite  Spalte,  Zeilen  i 
bis  6  von  oben, 

'^*)  Herr  Dr.  Frölich  verwirft  nämlich  ausdrücklich  die    von    mir    ^vorgeschlagenen 
Aenderungen  in  der  Schreibweise*   mit  den  bestimmtesten  Worten. 


490 

zu  setzen,  so  hätte  er  aus  der  Verbindung  der  obigen  Gleichungen 
erhalten 

-^=-7--^--^ (4") 

und    gesehen,    dass    seine  Ankerconstante  /  nichts  Anderes    ist  als  -j- 

und  also  nicht  wegen  der  Substitution  d  =  i  eingesetzt  werden  muss, 
sondern  ganz  im  Gegentheile  durch  diese  Substitution  aus  der  Formel  4 
verschwinden  müsste.  Dass  diese  Substitution  an  sich  schon  unzulässig 
ist,  habe  ich  bereits  dargethan. 

Es    erübrigt    mir  noch,    zu    zeigen,    dass    auch    die  oben  mit  III' 
bezeichnete  FrÖlich'sche  Formel,  nämlich 

I 

IX  m  ■=  

a 

unrichtig  ist,  wobei  Fr ö lieh  unter  a  den  durch  eine  einzige  Schenkel- 
windung bei  der  Stromstärke  =  i  erzeugten  , Magnetismus*  (soll  wohl 
heissen  Sättigungsgrad)  und  unter  m  die  Anzahl  der  Schenkelwindungen 
versteht,  und  berücksichtigt,  dass  nach  seinen  Beobachtungen  a  mit  m 
verkehrt  proportional  ist. 

Zieht  man  aber  anstatt  der  Frölich'schen  Formel 

Sättigungsgrad  =   —       j.  (oben  unter  I"  besprochen) 
die  von  mir  richtig  gestellte  Formel 

Sättigungsgrad  M^  =  , 

welche  mit  der  Formel  3  (beziehungsweise  I)  identisch  ist,  in  Betracht, 
so    erkennt    man,    dass,    wenn  J=  i  im  Vergleiche    mit  dem  Zahlen- 

werthe    -7—  sehr  klein  ist,  aber  auch  nur  dann, den  von  der  Strom- 

einheit  erzeugten    Sättigungsgrad,  also den    durch    eine    einzige 

Windung    bei    der  Stromstärke   i   erzeugten  Sättigungsgrad  |x  vorstellt, 

dass  man  also  anstatt  ix  m  = richtiger  schreiben  muss 

a 

b 

a  m  = , 

'  a 

wie  die  in  meinen  Bemerkungen  über  die  FrÖlich'sche  Theorie 
(Seite  457)  zuerst  veröffentlichte  (in  Kr  i  eg's  Auszug  mit  18  und  seither 
mit  III  bezeichnete)  Formel  lautet. 


*)  Dabei  ist  übrigens  noch  zu  bemerken,    dass  man,    wenn  diese  die  Grösse  m  ent- 
haltenden   Formeln    richtig    sein    sollen,    unter    m  (an  dessen  Stelle    Frölich    später  [x  m 

setzt)    die    Grösse  ,  welche  ich  in  meiner  Abhandlung    über    die    FrÖlich'sche  Theorie 

a 
mit  p  bezeichnet  habe,   verstehen  muss,    so  dass  die  Formel  4  eigentlich,    wie    in     früheren 
Abhandlungen  Fr  ö lieh's 

I  V  a    I 

~T  '  1V  ~  ~'  ~J    \  IV 

lautet.    Frölich's  Ansatz  w  = (Seite    131   der  citirten  Abhandlung)    ist    irrig,    so    wie 

a 

I 

auch  der  spätere  [jl  m  = . 


491 

Bezüglich  meines  Antheiles  an  dieser  Forn:iel  gilt  dasselbe,  was 
ich  hinsichtlich  der  Formel  I  geltend  gemacht  habe. 

Herr  Dr.  Frölich  erklärt  ferner,  dass  er  die  von  mir  vorge- 
schlagenen Aenderungen  in  der  Schreibweise  nicht  für  zweckmässig  halte. 

Hierauf  muss  ich  erwidern,  dass  ich  in  dieser  Hinsicht  bis  jetzt 
überhaupt  keine  anderen  Vorschläge  gemacht  habe,  als  dass  Grössen, 
welche  verschiedenen  Definitionen  entsprechen,  nämlich  absoluter  Mag- 
netismus und  relativer  Magnetismus  =  Sättigungsgrad,  auch  in  der  sprach- 
lichen und  in  der  algebraischen  Bezeichnung  unterschieden  werden 
sollen,  weil  es  ungenau  und  für  den  Leser  (besonders  für  den  mit  dem 
Gegenstande  noch  nicht  vertrauten  Leser)  störend  ist,  wenn  man,  wie 
Frölich,  unter  der  Benennung  ,> Magnetismus^'^  und  unter  dem  Buch- 
staben M  bald  die  eine  und  bald  die  andere  der  beiden  vorgenannten 
Grössen  verstanden  wissen  will.  Ich  habe  desshalb  für  den  Sättigungs- 
grad die  Bezeichnung  M^  gebraucht. 

Bei  der  Durchführung  dieses  Grundsatzes  musste  ich  natürlich 
auch  für  die  den  beiden  vorgenannten  Grössen  entsprechenden  Propor- 
tionalitätsfactoren im  Ausdrucke  für  die  elektromotorische  Kraft  und 
für  die  den  besagten  Grössen  entsprechenden  Constanten  in  der  Mag- 
netisirungsformel  verschiedene  Buchstaben  wählen. 

Dabei  habe  ich  jedoch  keineswegs  bestimmte  Vorschläge  machen 
wollen,  sondern  nur  darauf  Bedacht  genommen,  in  der  äusseren  Form 
möglichst  genau  an  die  in  Frö lieh's  Buche  vorkommende  Gestaltung 
der  Formeln  mich  anzuschliessen,  in  der  Absicht,  auf  diese  Art  die 
Benutzung  meiner  Abhandlung  beim  Studium  des  F  rö  lich'schen 
Buches,  welches  ich  damit  fördern  wollte,  zu  erleichtern.  Die  Abhand- 
lung zeigt  nämlich  die  Grundformeln  der  Frö  lich'schen  Theorie  in  der 
Gestalt,  in  welcher  ich  dieselben  bei  meinen  Vorträgen  mit  Zugrunde- 
legung des  Frölich'schen  Buches  mitgetheilt  habe. 

Wenn  ich  in  der  That  Vorschläge  in  Betreff  der  Schreibweise 
machen  wollte,  ohne  mich  dabei  an  eine  möglichst  genaue  Conformität 
mit  dem  Frölich'schen  Buche  zu  binden,  so  würde  ich  vor  Allem 
vorschlagen,  bei  der  Formel  für  die  elektromotorische  Kraft,  in  welcher 
der  absolute  Magnetismus  erscheint,  wieder  auf  die  ältere  Frö  lich'sche 
Schreibweise  —  d.  i.  ohne  Einführung  eines  Proportionalitätsfactors  — 
zurückzukommen  und  wieder  zu  schreiben 

E=Mv (5*) 

so    dass    also    wieder    jener  Magnetismus  =   i   angenommen  wird,  der 
bei  der  Tourenzahl  =    i   die  elektromotorische  Kraft  =    i   erzeugt  und 

J  E 

daher   der    Ausdruck  ; — ;— ^  sowohl   für als  auch  für  J/ gilt. 

a  -\-  0  J  V 

Es  wäre  dann  nur  mit  dem  relativen  Magnetismus  oder  Sättigungsgrad 

M-^  ein  Proportionalitätsfactor  einzuführen,  entsprechend  den  Relationen 

fM^=M (6 

M  I 

''^"^-''■■^ <^ 


w 


obei  also  auch  hier  wieder 


/=^ (« 


bleibt. 


*)  In  seinem  Buche  schreibt  Frölich  E=fMv,  sowohl  wenn  er  unter  M  den 
absoluten  Magnetismus,  als  auch  wenn  er  den  Sättigungsgrad  darunter  versteht;  ich  habe 
dafür  im  ersteren  Falle  E^=F  Mv  und  im  zweiten  E^=fMiv  geschrieben. 


492 

Diese  Schreibweise  ergibt  sich,  wenn  man  in  derjenigen  meiner 
Abhandlung  über  die  Frölich'sche  Theorie  den  ProportionaHtätsfactor 
F=  i  annimmt,  und  in  dieser  Gestalt  werde  ich  auch  künftighin  die 
Grundformeln  der  Frölich'schen  Theorie  vortragen. 

Anknüpfend  an  den  Vorwurf,  dass  ich  eine  mir  ganz  unbedenklich 
scheinende  briefliche  Bemerkung  Frölich's  über  die  Zweckmässigkeit 
der  Einführung  des  relativen  anstatt  des  absoluten  Magnetismus  an- 
geführt habe,  sagt  Herr  Dr.  Fr ö lieh,  dass  er  nicht  nur  in  meinen 
Briefen,  sondern  auch  , gedruckte  Beispiele*  von  Missverständnissen 
seiner  Aeusserungen  anführen  könnte.  Hierauf  möchte  ich  Herrn 
Dr.  Frölich  Folgendes  erwidern. 

Wenn  wissenschaftliche  Aussprüche  auch  von  Fachmännern  miss- 
verstanden  werden,  so  dürfte  zunächst  wohl  anzunehmen  sein,  dass  es 
den  bezüglichen  Aussprüchen  an  Klarheit  und  Bestimmtheit  gefehlt 
habe.  Jedenfalls  aber  habe  ich  durchaus  keinen  Grund,  eine  öffentliche 
Discussion  des  Inhaltes  meiner  wissenschaftlichen  Publicationen  zu 
scheuen.  Wenn  also  Herr  Dr.  Frölich  in  meinen  Abhandlungen 
Irrthümer  angetroffen  zu  haben  glaubt,  so  möge  er  dieselben  bekannt- 
geben. Finde  ich  seine  Einwendungen  begründet,  so  werde  ich  ihm 
für  jede  Berichtigung  dankbar  sein;  finde  ich  sie  aber  nicht  begründet, 
so  wird  es  mir  auch  nicht  schwer  fallen,  meinen  Standpunkt  gegen  die- 
selben zu  vertreten.  Um  Eines  aber  müsste  ich  dabei  Herrn  Dr.  Frölich 
sehr  dringend  bitten:  nämHch  das,  was  er  kritisiren  will,  zuvor  genau 
und  eingehend  zu  lesen,  was  er  bei  meinen  Abhandlungen  über  seine 
Theorie  nur  sehr  oberflächlich  gethan  zu  haben  scheint,  weil  sonst  die 
Aussprüche  in  seiner  ^  Entgegnung '^^  bei  der  Einfachheit  der  Rechnungen, 
um  die  es  sich  dabei  handelt,  und  bei  der  Evidenz  der  Beweise,  welche 
ich  vorgebracht  habe,  ganz  unerklärbar  wären. 

Mit  Beziehung  auf  die  bereits  mitgetheilt.e  Veranlassung  zu  dieser, 
nach  vieljährigem  fieundhchen  Verkehre  mit  Herrn  Dr.  Frölich  mir 
sehr  peinlichen  Polemik,  wünsche  ich  lebhaft,  dieselbe  mit  den  vor- 
liegenden ohne  alle  persönliche  Animosität  niedergeschriebenen  Aus- 
einandersetzungen endlich  zum  Abschlüsse  gebracht  zu  haben. 

Innsbruck,  am  4.  October  1887. 


Ueber    die   Mitbenützung   des  Telephons  in 
Haustelegraphenleitungen. 

Für  die  Verwendung  des  Telephons  in  denselben  Anlagen  mit 
elektrischen  Klingeln  und  namentlich  die  Einfügung  des  Telephons  in 
bereits  bestehende,  seither  auf  die  Benützung  der  Klingeln  allein  be- 
schränkte Haustelegraphenleitungen  sind  schon  wiederholt  Vorschläge 
gemacht  worden.  Denselben  haften  aber  meist  verschiedene  Umständ- 
lichkeiten und  Unbequemlichkeiten  an,  welche  die  Anwendung  derselben 
im  höheren  oder  minderen  Grade  erschweren.  Davon  frei  erscheint  ein 
Vorschlag,  welcher  in  La  Lumiere  Electrique  1887,  Bd,  XXV,  S.  217 
ganz  kürzlich  veröffentlicht  worden  ist  und  welcher  sich  an  eine  in 
Deutschland  patentirte,  die  Vereinfachung  der  Haustelegraphen  an  sich 
anstrebende  Einrichtung  anschliesst.  Es  wird  daher  eine  mit  einigen 
Zusätzen  und  Nachträgen  versehene  Besprechung  an  dieser  Stelle  nicht 
unangemessen  erscheinen. 

Bei  den  Haustelegraphen- Anlagen,  bei  denen  von  einer  grösseren 
Anzahl  von  Rufstellen  aus  ein  Ruf  nach  einem  und  demselben  Orte 
hin  entsendet  werden  soll,  ist  bekanntlich  an  dem  letzteren  Orte  ausser 


493 


der  den  Ruf  wahrnehmbar  machenden  elektrischen  Klingel  noch  ein  mit 
Nummern  versehenes  Kästchen  (Tableau)  erforderlich,  an  welchem  man 
erkennen  kann,  von  welcher  der  Rufstellen  in  jedem  einzelnen  Falle 
der  Ruf  ausgegangen  ist.  In  diesem  Tableau  muss  für  jede  Rufstelle  ein 
Elektromagnet  vorhanden  sein,  welcher  durch  die  Wirkung  des  Rufstromes 
entweder  eine  Magnetnadel  ablenkt  und  abgelenkt  erhält,  oder  seinen 
Anker  anzieht  und  dabei  eine  Fallscheibe  oder  Klappe  zum  Herabfallen 
oder  Vorfallen  bringt.  Die  Nadel  zeigt  dann  durch  ihre  Ablenkung,  die 
Klappe  durch  ihr  Fallen  die  Rufstelle  an,  welche  gerufen  hat. 

Ist  die  Zahl  der  Rufstellen  gross,  so  fällt  dieses  Kästchen  unbequem 
grossaus  und  wird  auch  kostspielig.  Dieser  Umstand  scheint  Wilhelm 
Köhn  in  Berlin  veranlasst  zu  haben,  eine  einfachere  und  billigere 
Anordnung  für  Haustelegraphen  aufzusuchen,  und  auf  dieselbe  hat  er 
unter  Nr.  38103  vom  31.  Jänner  1886  ab  in  Deutschland  ein  Patent 
erhalten. 

Diese  Anordnung  ermöglicht  zugleich,  dass  der  Chef,  der  Ober- 
kellner oder  irgendwelche  Aufsichtsperson  zu  jeder  Zeit  prüfen  und 
controliren  kann,    ob  der  Gerufene  pünktlich    den  Rufen  Folge    leistet. 

Bei  dieser  Anordnung  werden    in  jedem  Druckknopfe  Z?,  Fig.    i, 

Fig.   I. 


Fig. 

2, 

G 

^ 

^ 

W^ 

^^ 

r  -  - 

f.... 

^ 

1 

L,h 

drei  Contactfedern  b^  c,  d  angebracht,  welche  übereinander  an  dem 
Grundbrette  G  des  Knopfes  festgemacht  sind  und  für  gewöhnlich 
einander  nicht  berühren.  Die  mittlere  Feder  c  ist  etwas  länger  und  auf 
ihrem  oberen  Ende  ruht  ein  Schlusshaken  //,  während  die  drei  Federn 
(wie  in  Fig.  i)  in  ihrer  natürlichen  Lage  sind.  In  Fig.  i  ist  ein  Knopf 
gezeichnet,  welcher  mit  dem  Grundbrette  G  an  die  Wand  anzuschrauben 
ist;  bei  diesem  ist  der  Schlusshaken  Ji  C-förmig  und  fällt,  wenn  ihm 
die  Auflagerung  auf  der  Feder  c  genommen  wird,  an  der  Wandfläche 
herab  und  tritt  unten  aus  dem  Gehäuse  H  des  Druckknopfes  vor,  wie 
die  Fig.  2  deutlich  macht.  Wird  mittelst  des  Fingers  auf  den  Knopf  a 
gedrückt,  so  treten  zunächst  die  drei  Federn  b,  c,  d  in  metallische 
Berührung,  c  rutscht  unter  dem  Haken  Ji  hinweg  und  der  Haken 
fällt  herab. 

Soll  der  fallende  Schlusshaken  nicht  innerhalb  des  Zimmers,  sondern 
an  der  Aussenseite  der  Wand  sichtbar  werden,  so  bringt  man  ihn  nebst 
den  drei  Federn  an  dieser  Aussenseite  an,  gibt  ihm  die  Form  eines  "J^ 
das  um  eine  Achse  in  der  oberen  Ecke  drehbar  ist,  so  dass  beim 
Abrutschen  des  oberen  Striches  von  der  Feder  r,  der  untere  Strich 
des  1^^  aus  der  äusseren  Wandfläche  heraustritt.  Auf  die  innere  Wand 
fläche  kommt  dann  blos  das  Gehäuse  H,  und  der  Knopf  a  reicht  durch 
die  ganze  Wanddicke  hindurch. 

In  beiden  Phallen  aber  hält  der  herabgefallene  Schlusshaken  h  mit 
seinem  oberen  wagrechten  Theile  in  der  aus  Fig.   2  ersichtlichen  Weise 


494 


die  beiden  Federn  c  und  d'  in  metallischer  Berührung  miteinander  fest. 
Die  Feder  b  dagegen  streckt  sich  sofort  wieder,  wenn  der  Finger  von 
dem  Knopf  a  weggenommen  wird. 

In  Fig.  3  ist  die  Grundplatte  Q  nebst  Zubehör  von  einem  Nummern- 
kästchen für  acht  Leitungen  dargestellt,  während  Fig.  4  den  Querschnitt 
eines  solchen  Kästchens  zeigt  und  die  gegenseitige  Lage  der  einzelnen 

Fig.  3. 


in  Betracht  kommenden  Theile  erkennen  lässt.  In  jedem  solchen  Kästchen  Ä" 
befindet  sich  eine  Metallplatte  m,  Fig.  3  bis  5,  welche  über  die  ganze 
Länge  des  die  Rückwand  bildenden  Grundbrettes  Q  läuft,  über  ihr  aber 
ist   eine   Reihe   von   schmalen   Metallplatten    v    angebracht    und    durch 


Fig.  4- 


Fig.  S- 


5          ] 

7,           1 

L_y  w 

Li 

7, 

rs 

r 

n                X 

1 

S  Ja      16    2 

Q  S  E  H  ® 

^ 1 

^6 

zwischenliegende  Platten  aus  isolirendem  Material  getrennt.  Die  Zahl 
der  Platten  v  gleicht  der  Zahl  der  Rufstellen.  Die  Vorderwand  des 
Kästchens  enthält  über  die  ganze  Länge  einen  Schlitz  y,  in  welchem 
mittelst  des  Knopfes  k  ein  Schieber  N  hin  und  her  bewegt  werden 
kann.  Hinter  der  Vorderwand  ist  an  dem  Schieber  eine  C-förmig 
gebogene  Contactfeder  x^  x^,  deren  oberes  Ende  x^  beim  Fortbewegen 
des  Schiebers  im  Schhtze  y  der  Reihe  nach  die  Platten  v  berührt, 
während  ihr  unteres  Ende  x^^  beständig  an  der  Platte  vi  anliegt.  Vor 
der  Vorderwand  trägt  der  Schieber  einen  Zeiger  Z,  welcher  auf  eines 
der  Schilder  n^,  n^,  %  •  •  •  •  zeigt,  so  oft  x-^  auf  einer  der  Platten  v  ruht. 
Die  Schilder  n^,  n^,  n^  .  .  .  .  aber  sind  mit  denselben  Nummern  i,  2,  3  .  .  . 
beschrieben,  wie  die  Druckknöpfe  D^^  D^,  D.^  ....  in  den  Rufstellen,  zu 
deren  mittlerer  Feder  c  von  der  zu  dem  Schilde  n^,  bezw.  n^,  n^  .  .  .  . 
gehörigen  Platte  v  auch  ein  Draht  i\,  r^,  r^  .....  geführt  ist. 

Die  übrige  Schaltung  lässt  Fig.   5   erkennen.  Von  dem  einen  Pole 
der  Batterie  B  läuft  ein  Leitungsdraht  Zg  durch  den  Elektromagnet  der 


495 

elektrischen  Klingel  JF  hindurch  zu  sämmtlichen  Rufstellen,  und  in  jeder 

Stelle  ist  von  ihm  ein  Draht  i-^,  i^ nach  der  innersten  Feder  d 

des  Druckknopfes  D^,  D^ gelegt.    Von  dem  anderen  Pole  der 

Batterie  gehen  zwei  Leitungsdrähte  aus,  der  eine  Z^  blos .  nach  der 
Platte  m  des  Kästchens,  der  andere  L^  ebenfalls   nach  allen  Rufstellen, 

und  letzterer  ist  in  jeder  Rufstelle  durch  einen  Draht  fi,/^ mit 

der  äussersten  b  der  drei  Federn  verbunden. 

Wenn  nun  an  irgend  einer  Rufstelle  der  Knopf  a  des  Druckknopfes 
z.  B.  D^  gedrückt  vj\rd,  so  treten  zunächst  die  drei  Federn  h,  c,  d  in 
metallische  Berührung  und  die  mittlere  Feder  c  wird  unter  dem  waag- 
rechten Arme  des  Schlusshakens  h  hinweggeschoben.  Dadurch  ist 
sodann  der  Stromkreis  der  Batterie  B  durch  W,  L^,  i-^,  d,  c,  b,  f^,  L^ 
geschlossen  und  die  Klingel  W  ertönt.  F""erner  fällt  der  Schlusshaken  /i 
herab  (Fig.  2)  und  hält  bis  auf  Weiteres  die  Federn  d  und  c  in  Berührung 
und  den  Stromweg  aus  Zg  über  ?\,  d,  c  und  i\  nach  der  zu  Nr.  i 
gehörigen  Platte  v  geschlossen,  selbst  wenn  der  Rufende  den  Finger 
von  dem  Knopfe  a  wegzieht  und  dadurch  die  Klingel  zum  Schweigen 
bringt. 

Hat  der  Gerufene  das  Läuten  der  Klingel  gehört,  so  schiebt  er 
den  Schieber  N  im  Schlitze  y  des  Kästchens  K  hin,  und  die  Klingel  W 
wird  von  Neuem  zu  läuten  anfangen,  sobald  der  Schieber  mit  dem 
Zeiger  ^  auf  Nr.  i  angelangt  ist;  denn  dann  vollendet  die  Feder  x^x^ 
den  Stromweg  nach  vi  und  L^  zum  zweiten  Batteriepole.  Der  Gerufene 
erfährt  also  hierdurch,  dass  der  Ruf  aus  der  Stelle  Nr.  i  kam,  und  wird 
sich  dorthin  verfügen  und  daselbst  zugleich  den  Haken  h  in  seine  Ruhe- 
lage zurückbringen,  wodurch  die  Federn  c  und  d  wieder  ausser  Berührung 
gebracht  werden.  Nach  seiner  Rückkehr  wird  der  Gerufene  den  Schieber 
durch  den  ganzen  Schlitz  y  hin  bewegen  müssen,  um  zu  erforschen,  ob 
nicht  während  seiner  Abwesenheit  von  einer  anderen  Stelle  aus  gerufen 
worden  ist. 

Kommt  nun  die  Person,  welche  die  Aufsicht  führt,  zu  irgend- 
welcher Zeit  zu  dem  Tableau  und  führt  sie  daselbst  den  Schieber  N, 
welcher  für  gewöhnlich  auf  der  in  Fig.  3  mit  o  bezeichneten,  ganz 
links  liegenden  und  mit  keinem  Drahte  in  Verbindung  stehenden  der 
Platten  v  steht,  von  links  nach  rechts  über  die  ganze  Fläche  des 
Schlitzes  hin,  so  muss  die  Klingel  W  ertönen,  wenn  irgendeine  Ruf- 
stelle einen  Ruf  hat  ertönen  lassen  und  der  Gerufene  diesem  Rufe  noch 
nicht  Folge  geleistet  hat. 

Man  wird  sich  wahrscheinlich  geneigt  fühlen,  zu  bemerken,  dass 
die  hiebei  durch  Weglassung  der  Elekromagnete  im  Nummerkästchen 
K  erzielte  Vereinfachung  erkauft  wird  durch  einen  Aufwand  von  Zeit 
und  Arbeit  Seitens  des  Gerufenen,  und  man  wird  finden,  dass  unter 
Umständen,  namentlich  bei  einer  sehr  grossen  Anzahl  von  Rufstellen, 
der  für  die  Vereinfachung  gezahlte  Preis  als  hoch  erscheinen  kann. 

Es  wird  daher  nicht  überflüssig  sein,  darauf  hinzuweisen,  dass  die 
von  Köhn  gewählte  Anordnung  zugleich  noch  einer  in  der  Patent- 
schrift nicht  erwähnten  Anwendung  fähig  ist  und  ohne  alles  Weitere  die 
Lösung  einer  Aufgabe  gestattet,  die  bereits  wiederholt  gestellt  worden 
ist  und  die  Mitbenützung  des  Telephons  für  die  Haustelegraphie  bezweckt. 

Man    bemerkt   nämlich    ganz    leicht,    dass    von    den  Stromwegen 

L^  m  V  i\  i^  Zg,     L^  m  V  r.^  '<2  A» f^""  gewöhnlich  gar  keiner 

geschlossen  ist,  weil  in  jedem  zwei  Unterbrechungsstellen  vorhanden 
sind,  die  eine  zwischen  c  und  d,  die  andere  aber  zwischen  m  und  v. 
Man  bemerkt  ferner,  dass  die  eine  Unterbrechung  bereits  beim  Rufen, 
die  zweite  darauf  bei  Erforschung  derjenigen  Stelle,   welche  gerufen  hat. 


496 

beseitigt  wird,  und  dass  dann  aber  eine  geschlossene  Leitung  L^  L^ 
vorhanden  ist. 

Es    liegt    daher    nahe,    ein    Telephon    bei    dem    Tableau    in    die 

Leitung  L-^  einzuschalten  und  ebenso  in  jeder  Rufstelle  Z>^,  D^,  D^ 

ein  Telephon  in  den  Draht  r^^  r^,  i\ ,  um  dadurch  die  Möglich- 
keit zum  telephonischen  Gedankenaustausche  zwischen  dem  Rufenden 
und  dem  Gerufenen  zu  beschaffen,  und  man  würde  dabei  zugleich  inso- 
fern einen  Vortheil  im  Vergleich  mit  anderen  derartigen  Anordnungen 
erreichen,  als  hier  im  Tableau  stets  nur  für  ein  Telephonpaar 
die  Leitung  geschlossen  ist,  also  hier  nicht  eine  Störung  dadurch  her- 
beigeführt werden  kann,  dass  mehrere  Rufstellen  gleichzeitig  sprechen. 
Trotzdem  behält  bei  der  jetzigen  Anordnung  jede  Rufstelle  die  Möglich- 
keit, jederzeit,  auch  während  eines  Gespräches  zwischen  einer  anderen 
Rufstelle  und  dem  Gerufenen,  einen  Ruf  zu  entsenden. 

Fände  man  es  aus  irgendeinem  Grunde  als  unzweckmässig,  dass 
während  des  Sprechens  die  Batterie  B  und  die  Klingel  W  in  der  zum 
Sprechen  benützten  Leitung  liegen,  so  wird  es  ganz  leicht  sein,  mittelst 
eines  einfachen  Umschalters  —  am  besten  automatisch  —  während  des 
Sprechens  B  und  W  aus  der  Sprechleitung  auszuschalten,  ohne  sie 
jedoch  zugleich  aus  der  Leitung  Z/g  Lg  herauszubringen;  denn  im 
letzteren  Falle  würde  man  die  Möglichkeit  zu  neuen  Rufen  beseitigen. 

Es  ist  schliesslich  noch  zu  erwähnen,  dass  das  Nummernkästchen  K 
auch  in  dem  Falle,  wo  eine  Haustelegraphen- Anlage  bereits  wie  gewöhn- 
lich mit  einem  Fallklappenkästchen  ausgerüstet  ist,  mit  Vortheil  hinzu- 
gefügt werden  könnte,  um  die  Mitbenützung  des  Telephons  in  dieser 
Anlage  zu  ermöglichen  und  zugleich  Störungen  durch  ein  gleichzeitiges 
Sprechen  mehrerer  Sprechstellen  fern  zu  halten.  Das  Tableau  Z"  würde  dabei 
lediglich  als  Umschalter  zum  Einschalten  des  Telephons  in  die  durch 
die  gefallene  Klappe  angezeigte  Leitung  zu^.  benützen  sein,  und  dies 
würde  weder  Mühe  noch  Zeitaufwand  erfordern. 

Inzwischen  ist  an  W.  Köhn  unter  Nr.  39326  vom  15.  Juli  1886 
noch  ein  Zusatzpatent  ertheilt  worden  auf  einige  Abänderungen  des  im 
Vorstehenden  besprochenen  Apparates.*)  Zunächst  ist  die  Schiene  m  m, 
Fig.  3  und  4,  durch  einen  metallenen  Ring  mit  im  Kreise  angeordneten 
und  mit  einem  isolirenden  Futter  ausgekleideten  Oeffnungen  ersetzt.  Dem- 
entsprechend treten  an  Stelle  der  in  Fig.  3  und  4  nebeneinander 
liegenden  Contactplatten  v  im  Kreise  um  den  genannten  Ring  ange- 
ordnete Contactfedern,  auf  welchen  durch  die  Oeffnungen  des  Ringes 
etwas  vorstehende  Stifte  befestigt  sind. 

Für  den  Schieber  Nk  und  den  Zeiger  Z  endlich  kommt  ein 
Contactarm  zur  Verwendung,  welcher  drehbar  auf  eine  in  der  Mitte 
des  Ringes  liegende  Achse  aufgesteckt  ist,  zugleich  mit  einem  mit  Griff 
versehenen  Zeiger ;  der  Contactarm  trägt  am  freien  Ende  ein  mit  einer 
Oeffnung  versehenes  Elfenbeinplättchen.  Eine  Drehung  des  Armes  nach 
links  herum  verhindern  die  Stifte. 

Von  dem  Ringe  aus  führt  —  als  Ersatz  für  L^  in  Fig.  5  —  blos 
beim  Nummernkästchen  ein  Draht  durch  einen  Elektromagnet  und  eine 
Batterie  B^  und  dann  als  Zg  und  i  zu  den  Druckknöpfen  D,  und  da 
sämmtliche  Contactfedern  für  gewöhnlich  an  dem  Ringe  metallisch 
anliegen,  so  kann  von  jeder  Rufstelle  aus  ein  Rufstrom  durch  den 
Elektromagnet  gesendet    werden.    Durch    den  Strom    wird    der  Anker 

*)  Vergleiche  auch    jCentralblatt  fiir  Elektrotechnik*,    1887,   pag.   478. 


497 

des  Elektromagnetes  angezogen ;  der  Ankerhebel  ist  ein  Winkelhebel 
und  trägt  am  Ende  des  waagrechten  Armes  eine  Scheibe,  welche  bei 
angezogenem  Anker,  in  der  höchsten  Stellung  dieses  Armes,  durch  ein 
Loch  des  Gehäuses  sichtbar  ist.  Die  Druckknöpfe  brauche.n  jetzt  — 
anstatt  der  von  Köhn  gewählten  verwickelten  Einrichtung  —  nur  noch 
die  Federn  c  und  d  (Fig.  i,  2  und  5),  welche  nach  jedem  Rufe  noch 
in  Berührung  miteinander  bleiben,  weshalb  das  Scheibchen  nach  dem 
Rufe  auf  Dauer  sichtbar  bleibt.  Während  d  mit  i  verbunden  bleibt, 
führt  von  den  Federn  c  je  ein  Draht  nach  der  zugehörigen  Contact- 
feder  am  Metallringe.  Auf  dem  waagrechten  Arme  des  Ankerhebels 
schleift  eine  Contactfeder,  welche  einen  localen  Strom  einer  {B  in  Fig.  5 
ersetzenden)  zweiten  Batterie  B^  durch  den  Wecker  zu  schliessen  vermag, 
nicht  jedoch  in  der  höchsten  und  tiefsten  Stellung  des  Armes,  weil  da 
die  Contactfeder  auf  je  einem  in  den  Arm  eingelassenen  isolirenden 
Plättchen  ruht. 

Wenn  also  eine  Stelle  ruft,  so  wird  die  Scheibe  dauernd  sichtbar, 
der  Wecker  aber  läutet  nur  vorübergehend  während  der  etwas  ver- 
langsamten Bewegung  des  Ankerhebels. 

Darauf  wird  der  Gerufene  den  Zeiger  und  Arm  rechts  herum- 
drehen. Dabei  drängt  das  Elfenbeinplättchen,  indem  es  auf  die  nach 
links  abgeschrägten  Stifte  aufläuft,  die  Federn  nacheinander  zurück  und 
unterbricht  dabei  den  Contact  zwischen  der  Feder  und  dem  Ring,  wenn 
aber  der  Stift  in  die  Oeffnung  des  Plättchens  eindringt,  so  wird  dadurch 
die  Feder  mit  dem  Arme  selbst  in  leitende  Verbindung  gesetzt. 

Bei  Ankunft  des  Contactarmes  auf  der  zu  der  rufenden  Stelle 
gehörigen  Feder  wird  also  zuerst  hier  der  Strom  durch  den  Elektro- 
magnet unterbrochen ;  der  Anker  des  Elektromagnetes  wird  jedoch 
nur  dann  abfallen,  wenn  nicht  noch  von  einer  zweiten  Rufstelle  gerufen 
worden  ist,  und  in  diesem  Falle  wird  beim  Abfallen  des  Ankers  die 
Klingel  wieder  vorübergehend  durch  den  Localstrom  von  Bc^  läuten; 
darauf  aber  läutet  sie  in  jedem  Falle  für  längere  Zeit,  weil  durch  den 
Arm  dann  der  Strom  derselben  Batterie  B^  auf  dem  Wege  Lg  i  durch 
die  Klingel  gesendet  wird.  Zu  diesem  Behufe  war  es  nur  nöthig,  die  Achse 
des  Contactarmes  auch  mit  der  Achse  des  Ankerhebels  zu  verb'nden,  von 
dem  Pole  der  Batterie  ^2'  ^'O"  welchem  ein  Draht  nach  der  auf  dem  waag- 
rechten Arme  des  Ankerhebels  schleifenden  Contactfeder  geführt  ist,  auch 
noch  eine  Verbindung  zu  der  Leitung  Zg  herzustellen.  Natürlich  werden 
5^  und  B^  mit  gleichem  Pole  an  Zg  gelegt.  Die  Schaltungsskizze  lässt  sich 
hiernach  leicht  entwerfen,*) 

Bei  einer  zweiten  von  Köhn  angegebenen  Schaltung  wird  B.^  stets 
in  der  Linie  geschlossen.  Dazu  ist  aber  nicht  nur  noch  eine  weitere  Leitung 
erforderlich,  welche  ganz  ähnlich  wie  ^2  in  Fig.  5  benützt  wird,  sondern 
es  müssen  auch  die  Druckknöpfe  wieder  einen  Contact  mehr  erhalten. 

E.  Z. 


*)  Wesentlich  einfacher  würde  die  ganze  Anordnung  und  kaum  minder  brauchbar, 
wenn  der  Wecker  gleich  an  die  Stelle  des  Elektromagnetes  gebracht  und  mit  Fallscheibe 
versehen  würde.  Die  zweite  Batterie  und  die  sämmtlichen  localen  Verbindungen  derselben 
fielen  dann  weg.  Damit  aber  dabei  auch  in  dem  Falle,  dass  gleichzeitig  noch  von  einer  zweiten 
Stelle  gerufen  würde,  die  rufende  Stelle  herausgefunden  werden  könnte,  müsste  etwa  der 
Contactarm  zu  einem  Stern  erweitert  werden,  welcher  eine  der  Stellenzahl  gleiche  Anzahl 
von  Strahlen  besitzt,  damit  er  stets  alle  Contactfedern  ausser  Berührung  mit  dem  Ringe 
bringt,  während  darauf  nur  der  dem  Zeiger  entsprechende  Strahl  von  Neuem  einen  Strom- 
weg von  der  Feder  aus  nach  dem  Ringe  und  der  Klingel  herstellt. 


33 


498 

Ueber   eine    neue    Construction    eines    Daniell  -  Normal- 
elements   und     die    Herstellung   von    Spannungsetaions. 

Von  JOSEF  POPPER. 

Die  Aufgabe,  die  ich  mir  stellte,  war  die,  ein  Normalelement  zu  con- 
struiren,   das   folgende   Bedingungen   erfüllt: 

Es  soll  eine  solche  Constauz  besitzen,  dass,  wenn  es  mit  grossen 
äusseren  Widerständen  geschlossen  wird,  die  Einmal  gemessene  elektro- 
motorische Kraft  bis  auf  Bruch theile  von  Percenten  für  alle  Messungen  als 
identisch   angesehen   werden   kann. 

Es  soll  Vorsorge  getroffen  werden,  dass  ein  zufälliger  kurzer  Schluss 
keine  Störung  in   der  Anwendbarkeit   hervorbringt. 

Es  soll  möglich  sein,  das  Element  durch  sich  selbst  zu  controliren, 
falls  man  bezüglich  einer  vorgenommenen  Benützung  desselben  irgend- 
welche  Befürchtung  einer  eventuellen   Ungenauigkeit  hegt. 

Der  Temperaturcoefficient  soll  ein  möglichst  geringer  sein. 

Die  Herstellung  des  Elements  soll  möglichst  einfach  und  nicht  von 
minutiösen  chemischen  Manipulationen  bei  der  Zubereitung  der  dasselbe  zu- 
sammensetzenden Substanzen  abhängig  sein,  die  Stoffe  selbst  sollen  mög- 
lichst gangbare,   leicht  zu  beschaffende  sein. 

Endlich,  als  eine  der  wichtigsten  Eigenschaften  des  Elements,  soll  es, 
ohne  alle  Gefahr  des  Verderbens  oder  Zerbrechens,  transportabel  und 
klein  sein. 

Bevor  ich  nun  daran  gehe,  das  von  mir  construirte  Element,  das 
obigen  Bedingungen  genügt,  zu  beschreiben,  seien  einige  kurze  Bemerkungen 
über  das  Verhalten  der  gegenwärtig  gebräuchlichen  Normalelemente  jenen  an- 
geführten  Bedingungen  gegenüber  vorgeführt. 

Das  Clark'sche  Element  wie  das  R  ayleigh'sche  besitzen  einen  ziem- 
lich bedeutenden  Temperaturcoefficienten,  ersteres  —  nach  Helmhol  tz 
und  Kittler  —  nahe  an  o  08  X  für  l*^  C;  Temperaturdifferenz;  das 
letztere  soll,  nach  Mittheilungen,  die  ich  der  Güte  des  Herrn  Prof.  Kessler 
verdanke,  auch  seinen  Widerstand  beträchtlich  ändern ;  die  genaue  Con- 
stante  in  der  Herstellung  beider  Elemente  ist  ausserhalb  eines  chemischen 
Laboratoriums  kaum  möglich;  die  Gleichheit  verschiedener  Ra  yleig  h'scher 
Normalelemente  soll  sich,  wie  Herr  Dr.  Moser  mir  mittheilt,  wenn  ich 
mich  recht  erinnere,  bis  ungefähr  auf  0'8  %  erstrecken.  Da  diese  Elemente 
Glasgefässe  besitzen,  so  sind  sie  gebrechlich.  Ein  zufälliger  Stromschluss 
schwächt  die  elektromotorische  Kraft  sehr  bedeutend;  Beetz  fand  bei  einem 
Clark'schen  Normalelement  nach  I/2  Minute  Kurzschluss  eine  Abnahme  um 
2%,  und  ein  einziger  derartiger  Fehlgriff  machte  das  Normalelement  für 
einen   oder  sogar  mehrere  Tage  unbrauchbar. 

Die  bisherigen  Daniell-Normalelemente  besitzen  wohl  einen  weit  ge- 
ringeren Temperaturcoefficienten,  sind  aber  nicht  als  identisch  bei  den  ver- 
schiedenen Messungen  anzusehen,  ihre  elektromotorische  Kraft  wie  auch  ihr 
Widerstand  ändern  sich  mit  der  Zeit  und  mit  dem  Gebrauche  ;  für  empirische 
Spannungsetaions  taugen  sie  darum  nicht,  weil  eine  genaue  Uebereinstim- 
mung  aller  Exemplare  in  der  Zusammensetzung  der  Flüssigkeiten  nicht  zu 
erreichen  ist.  Was  die  Transportabilität  betrifft,  so  kann  man  wohl  nicht 
das  englische  Post-Office-Element,  hingegen  das  sogenannte  Gyps-Trocken- 
element  von  Beetz,  als  transportabel  bezeichnen;  letzteres  hat  aber  einen 
enormen  Widerstand.  Beetz's  Alabastergypselement  *)  hatte  einen  Wider- 
stand von  ungefähr  13000 — 14000  Ohm,  in  Folge  dessen  ist  wohl  keine 
Aenderung   seiner   elektromotorischen  Kraft  bei  zufälligem   kurzen   Schluss   zu 


•")   Siehe  das   ,Centralblatt  für  Elektrotechnik*,  Jahrg.    1884,  Nr.  23. 


499 

besorgen  und  sein  l'emperaturcoefficient  betrug  (bei  Anwendung  von  con- 
centrirtem  Kupfer-  und  concentrirtem  Zinkvitriol)  zwischen  i^  und  2  1^  C. 
nur  —  0*015  X,  zwischen  20*J  und  39*^  —  0*053  X  >  zwischen  ^2  und 
55*^  —  o*o6lX>  also  relativ  wenig;  aber  es  taugt  eben  jejies  grossen 
Widerstandes  wegen  eigentlich  nur  für  elektrometrische  Messungen,  ver- 
langt für  den  Fall  der  Verwendung  bei  Nullmethoden  also,  z.  B.  der 
Po  ö  gsid  o  r  f'schen  oder  Du  b  o  i  s  -  R  e  y  m  o  n  d'schen  Compensations- 
methode  ausserordentlich  empfindliche  Galvanoskope,  die  nicht  Jedem, 
namentlich  nicht  dem  Praktiker,  zu  Gebote  stehen  und  die  letztere  Bemerkung 
gilt  auch  für  das  von  Lodge  construirte  Daniell-Normalelement,  Selbst 
das  Gypselement  muss  übrigens  —  hauptsächlich  wohl  in  Folge  der  Dif- 
fusion des  Kupfervitriols  —  von  Zeit  zu  Zeit  justirt  werden,  bleibt  also 
trotz   des  grossen  Widerstandes   ebenfalls  nicht  constant. 

Da  nun  auch  Thermoelemente  sich  für  den  Gebrauch  als  Normalelemente 
nicht  eignen  *)  und  alle  eben  genannten  Constructionen  nicht  sämmtlichen 
oben  aufgestellten  Bedingungen  genügen,  so  schlug  ich  folgenden,  meines 
Wissens,   neuen  Weg  ein : 

Um  einen  geringen  Temperaturcoefficienten  zu  bekommen,  wählte  ich 
eine  Daniell-Combination ;  um  eine  genau  definirte  Zusammensetzung  der 
Flüssigkeiten  zu  erhalten,  wählte  ich  (wie  Beetz)  concentrirte  Lösungen; 
um  jede  Aenderung  der  Beschaffenheit  der  Flüssigkeiten  im  Laufe  der  Zeit, 
resp.  des  Gebrauchs,  hintanzuhalten,  construirte  ich  das  Element  derart, 
das-s  überhaupt  nie  mehr  als  ein  einmaliger  Gebrauch  einer  bestimmten  (sehr 
kleinen)  Menge  der  Flüssigkeiten  in's  Auge  gefasst,  also  der  Grundgedanke 
realisirt  wird,  für  jede  einzelne  Messung  ein  neues  Ele- 
ment aufzubauen,  das  mit  Sicherheit  aus  stets  gleichen 
Bestandtheilen  besteht,  um  es  sofort  nach  vollzogener 
Messung  zu  vernichten,  und  für  eine  spätere  Messung  abermals  ein 
neues   derartiges   Element  herzustellen. 

Die  nähere  Aufgabe  besteht  daher  darin,  dieses  jedesmalige  Aufbauen 
des  Elements  möglichst  bequem  zu  machen  und  die  nunmehr  folgende  Be- 
schreibung desselben,  sowie  die  Gebrauchserläuterung  werden  zeigen,  wie 
das   erreicht  wird. 

Die  Fig.    i    zeigt    eine    in  —  natürliche  Grösse  gezeichnete  Ansicht  des 

Normalelements ;  es  ist  das  eine  aus  drei  ineinander  verschraubbaren  Theilen  U, 
Mund  O  bestehende  Holzbüchse.  Der  Untertheil  6''enthält  in  drei  Ausbobrungen 
(^"'g'«  3)  Eprouvettengläschen  E,  mit  Kautschukstöpseln  geschlossen,  am 
obersten  Theile  innen  paraffinirt  und,  resp.  mit  concentrirtem  Zinkvitriol,  concen- 
trirtem Kupfervitriol  und  reinem  Wasser  gefüllt;  in  den  Vitriollösungen  be- 
finden sich  die  Salze  im  Ueberschuss,  um  stets  der  vollen  Sättigung  gewiss 
sein  zu  können;  die  Paraffinirung  dient  dazu,  ein  Herauswittern  bei  etwaiger 
undichter  Verschliessung  durch  den  Kautschukstöpsel  zu  verhindern.  Die 
drei  Eprouvetten  sitzen  so  in  den  Höhlungen  der  Büchse,  dass  sie  gegen 
Zerbrechen  durch  Erschütterungen  ganz  geschützt  sind ;  der  noch  grösseren 
Sicherheit  wegen  könnte  man  übrigens,  einen  störenden  chemischen  Einfluss 
als  ausgeschlossen  angenommen,  auch  Gefässe  aus  Hartgummi  statt  des 
Glases   verwenden. 

Der  Mitteltheil  M  der  Holzbüchse  besitzt,  wie  Fig.  2  zeigt,  in 
K  eine  festgeschraubte  Kupferplatte,  die  durch  einen  gut  isolirten  Draht 
mit  der  bei   d  befindlichen   Klemme  leitend   verbunden   ist. 


*)  Siehe  K  i  1 1  e  r's  »Handbuch    der    Elektrotechnik«,    I.   Bd.,    S.   179  und   180  über 
>  Normalelemente  * . 

33* 


500 


Der  Obertheil  B  besteht  aus  dem  in  M  einschraubbaren  Holztheile, 
dem  damit  fest  verbundenen  asphaltirten  Bleikörper  jB  und  dem  mit  letzterem 
verlötheten  Zinkkörperchen  Z',  an  jB  befindet  sich  die  zweite  Klemme  be- 
festigt,  die  man  in  Fig.    l    und  4  sieht. 

Wenn  das  Element  aufgebaut  ist,  so  besteht  es  aus  der  kleinen  Kupfer- 
scheibe K,  darüber  einer  vorher  in  das  Kupfervitriol  getauchten  Leinwand- 
scheibe, einer  auf  dieser  liegenden,  im  Durchmesser  beträchtlich  grösseren 
Scheibe  von  Pergamentpapier,  sodann  einer  auf  dieser  liegenden,  vorher  in 
das  Zinkvitriol  getauchten  Leinwandscheibe  von  gleicher  Grösse  mit  der 
ersten,  aus  einem  sehr  dünnen  amalgamirten  Zinkscheibchen  und  endlich  aus 
der  dicken  Zinkscheibe  Z. 


Fig.  I. 


Fig.  2. 


+e±za- 


Fig. 


Fig.  4. 


Die  Verwendung  eines  Diaphragmas  ist  hier  nicht  von  jenem  schäd- 
lichen Einfluss,  wie  bei  den  gewöhnlichen  Daniell-Normalelementen,  weil 
dasselbe  l.  stets  erneuert,  2.  durch  ein  ganz  identisches  bei  jeder 
neuerlichen  Messung  ersetzt,  und  3.  weil  es  bei  seiner  ausserordentlich  ge- 
ringen Dicke  durch  blosses  Eintauchen  in  die  Zinkvitriollösung  in  seiner 
ganzen  Tiefe  sofort  und  gleichmässig  durchtränkt  wird.  Andererseits  würde 
ein  Weglassen  des  Diaphragmas  von  grossem  Nachtheile  sein,  weil  sofort 
Diffusion  zwischen  den  beiden  Vitriollösungen  eintreten  würde ;  Messungen 
die  seinerzeit  Prof.  Kessler  mittelst  seiner  Tangentenbussole  mit  Spiegel- 
ablesung vornahm^  zeigten,  dass  in  der  That  ein  solches  Element  ohne 
Diaphragma    innerhalb    relativ  kleiner     Zeiträume    sich     beträchtlich  änderte. 

Es  ist  also  zu  jeder  Messung  die  Verwendung  zweier  • —  nicht  zu  dünner 
—  frischer  Leinwandscheibchen,   einer  Pergamentpapierscheibe  und  einer  Zink- 


501 

Scheibe  nothwendig,  und  zu  diesem  Behufe  ist  ein  Vorrath  solcher  Scheibchen 
vorhanden;  bei  einem  stabilen  Messinstrumente  kann  man  sie  wo  immer  in 
einer  kleinen  Lade  anbringen,  bei  transportablen,  und  bei  für  sich  complet 
hergerichteten  derartigen  Normalelementen  bekommt  die  Holzbüchse  noch 
einen  eigenen  aufschraubbaren  Untersatz,  welcher  in  drei  nebeneinander  be- 
findlichen Abtheilungen  die  drei  Arten  von  Scheiben  in  beträchtlicher  An- 
zahl enthält ;  es  sei  bemerkt,  dass  die  Leinwandscheibchen  aus  beliebigem 
Stoff  ausgestanzt  und  behufs  Beseitigung  der  Appretur  einige  Minuten  in 
warmem  Wasser  belassen  werden,  nach  dem  Trocknen  wird  dann  der  ganze 
Vorrath,  den  man  im  Element  zur  Hand  haben  will,  B.  z.  für  50  Messungen 
in  den   Untersatz  gelegt. 

Der  Vorgang  beim   Gebrauch   ist  folgender  : 

Man  ergreift  zuerst  eine  Leinwandscheibe  mittelst  einer  Kupferpincette/ 
(in  Fig.  2  und  3),  taucht  sie  in  die  Kupfervitriollösung,  streicht  sie  über 
den  Rand  des  Eprouvettengläschens,  um  überschüssige  Flüssigkeit  hinein- 
tropfen zu  lassen  und  bringt  das  Scheibchen  auf  die  Kupferplatte  K;  um 
Falten  oder  excentrisches  Aufliegen  der  Scheiben  überhaupt  zu  verhindern, 
werden  dieselben  beim  Auflegen  nicht  nur  mit  einer  Pincette  p,  sondern 
auch  mit  einem  spitzen  Drahtstück  angefasst,  und  zu  diesem  Behufe  sind 
ein  Kupferdraht  (ü^)  und  ein  Zinkdraht  (d)  neben  der  zugehörigen  Kupfer-, 
resp.  Zinkpincette   in  zwei   Höhlungen   des   Körpers    TJ  beigegeben. 

Man  taucht  sodann  die  Pergamentscheibe  in  das  Gläschen  mit  Zink- 
vitriol, breitet  es  concentrisch  aus,  thut  dasselbe  mit  der  nächsten  Lein- 
wandscheibe, wobei  ebenfalls  beide  vorher  von  überschüssiger  Flüssigkeit 
durch  Abstreifen  am  Glasrande  befreit  werden,  legt  ein  Zinkscheibchen 
darüber  und  stürzt  sodann  den  Obertheil  um,  so  dass  er  mit  seiner 
Zinkscheibe  Z  auf  das  zu  oberstliegende  Zinkscheibchen  kommt,  dabei 
hält  sich  dieser  Obertheil  in  der  Höhlung  von  M  ganz  vertical  und  wird 
auch  in  Folge  des  Bleistückes  so  beschwert,  dass  er  sich  ruhig  hält  und 
nicht  einmal  Aenderungen  in  den  berührten  Flächen,  also  auch  nicht  in  dem 
Widerstände  hervorruft ;  der  letztere  Umstand  :  die  naheweise  Gleichheit 
der  Widerstände  der  Elemente  ist  jedenfallls  für  gewisse  Fälle  der  An- 
wendung von  Vortheil. 

Die  Zinkplatte  Z  ist  amalgamirt;  die  Kupferscheibe  wird  nach  jeder, 
Messung,  mit  einem  in  reines  Wasser  des  dritten  Eprouvettengläschens  ge- 
tauchten Leinwandscheibchen  abgewischt  und  getrocknet ;  die  vier  ge- 
brauchten Scheibchen  werden  weggeworfen ;  da  nun  die  Kupferscheibe  sich 
jeder  einzelnen  Messung  mit  elektrolytischem  Kupfer  überzieht,  so  sieht  man, 
dass  man  in  der  That,  wie  es  auch  sein  soll,  f  ü  r  j  e  d  e  Messung, 
u.  zw.  mit  Leichtigkeit,  stets  eine  ganz  neue,  in  allen  ihren 
T heilen  mit  allen  ihren  früheren  und  späteren  identische 
galvanische   Combination  herzustellen   im   Stande  ist. 

Obwohl   dieses   Element,    wie  ich  mich   überzeugte,    selbst  nach  Kurz- 

schluss  von  einer   vollen  Minute   Dauer    nur  ungefähr  • seiner     elektro- 

70 

motorischen  Kraft  verlor,  so  war  ich  doch  darauf  bedacht,  jeden  Kurz- 
schluss  überhaupt  unmöglich  zu  machen  und  das  wird  durch  den  für  sich 
alleinstehenden  Bügel  C  bewirkt,  nämlich  durch  einen  in  dem  Holzstück  M 
befestigten  Draht  von  ^-form,  welches  ein  zufälliges  Berühren  der  beiden 
Klemmen  —  nach  Aufbau   des   Elements   —   vollständig  verhindert. 

Nun  sieht  man  auch  ein,  dass,  falls  man  es  zur  vollen  Beruhigung 
verlangt,  es  bei  der  Schnelligkeit  des  Aufbaues  möglich  wird,  jede  einzelne 
Messung,  die  man  mit  dem  Normalelement  vornehmen  will,  mehrere  Male, 
d.  i.  mit  einem  stets  erneuerten  durchzuführen  und  sich  so  von  unvorge- 
sehenen  Störungen  zu   befreien. 


502 

Um  den  Grad  der  Uebereinstimmung  mehrerer,  stets  so  erneuert  auf- 
gebauter Elemente  kennen  zu  lernen,  mass  ich  die  elektromotorische  Kraft 
von  zehn  solchen  Elementen,  u.  zw.  da  mir  kein  Spiegelgalvanometer  zu 
Gebote  stand,  nach  der  Dubois'schen  Compensationsmethode  mittelst 
eines  aus  einer  Kupfervitriolbrücke  bestehenden,  eigen- 
thümlich  construirten  M  ess  ins  tr  um  ent  s,  bei  dem  die  Null- 
stellung mittelst  Telephons  gemessen   wird.*) 

Es  ergab  sich  als  grösste  Differenz  unter  diesen  lO  Elementen 
0*3  bis  0*4  %  der  totalen  elektromotorischen  Kraft,  demnach  eine  grössere 
Uebereinstimmung  als  zwischen  den  (mit  Spiegelgalvanometer)  untersuchten 
R  a  y  1  e  i  g  h'schen  Normalelementen  und  es  erscheint  daher  wünschenswerth, 
speciell  genaue  Messungen  mittelst  Spiegelgalvanometer  vorzunehmen,  nament- 
lich, wenn  es  sich  darum  handelt,  dieses  Normalelement  nicht  nur  für  den 
Elektrotechniker  —  dem  es  gewiss  genügen  wird  —  sondern  auch  für 
den  Physiker  als  Messinstrument  empfehlen  zu  können. 

Der  Widerstand  des  Elements  betrug  ungefähr  20 — 25  Ohm,  er 
könnte  aber,  wenn  es  verlangt  wird,  natürlich  durch  Vergrösserung  der 
Scheibendurchmesser,  also  auch  der  Holzbüchse,  leicht  auf,  z.  B,  den 
vierten  Theil,  also  5 — 6  Ohm  herabgebracht  werden,  was  wohl  für  alle 
Fälle  ausreichen  wird  und  dabei  wäre  der  Durchmesser  der  Leinwand- 
scheiben nahezu  gleich   30  Mm.,   also  noch  immer  gering  genug. 

Auf  die  absolute  Grösse  der  elektromotorischen  Kraft  dieses  Elements 
selbst  kommt  es  natürlich  hier  nicht  an,  und  in  dieser  Beziehung  seien,  um 
den  Gegenstand  in  sich  abzurunden,   noch  folgende  Betrachtungen  angeknüpft. 

Vor  Allem  sieht  man,  dass  Jeder,  der  ein  solches  Normalelement  und 
einen  Vorrath  der  beiden  Vitriole  von,  z.  B.  nur  l  Kgr.  besitzt,  damit 
schon  für  viele  Tausende  von  Messungen  vorgesorgt  hat  und  er  hat  nur 
nöthig,  ein-  für  allemal  in  einem  Laboratorium  die  absolute  elektromotorische 
Kraft  dieser  seiner  speciellen  Substanzen  zu  bestimmen. 

Es  scheint  mir  aber,  dass  es  bei  Verwendung  der  soeben  be- 
schriebenen Normalelemente  sehr  leicht  möglich  ist,  Etalons  für  elek- 
tromotorische Kräfte  ebenso  gut  wie  für  Widerstände 
anzufertigen    und    überallhin    zu    v  e  r  t  h  e  i  1  e  n. 

Denkt  man  sich  nämlich  an  irgendeinem  Orte,  also  von  irgendeinem 
physikalischen  Laboratorium  ausgehend  eine  ziemlich  grosse  Quantität  (viel- 
leicht 100  Kgr.)  Kupfer-  und  Zinkvitriol  —  es  mag  chemisch  reines  sein 
—  zu  feinem  Pulver  gemalen,  und  jedes  von  beiden  durch  immerwährendes 
Untereinandermengen  vollkommen  gleichmässig  gemacht;  so  genügt  eine 
Versendung  kleiner  Portionen  dieser  beiden  Pulver,  z.  B.  ä  l — 2  Kgr.,  um 
an  allen  wichtigeren  Orten  vollkommen  gleiche  empirische  Normalelemente 
herstellen  zu  können.  Denn  die  Leinwand  und  das  Pergamentpapier  influiren 
nicht  (evehtuell  könnte  auch  hievon  versendet  werden),  die  amalgamirten 
Zinkscheibchen  desgleichen,  weil  durch  die  Amalgamation  die  Ungleichheit  des 
Zinkblechs  bei  dem  doch  bloss  einmaligen  kurzen  Gebrauch  keinen  Einfluss 
hervorrufen  wird  und  endlich  bringt  die  Anwendung  destillirten  Wassers  zur 
Auflösung  der  Vitriole  ebenfalls  keinerlei  Ungleichförmigkeit  in  die  Ele- 
mente  der   verschiedenen   Orte  hinein. 

Ist  daher  ein-  für  allemal  die  elektromotorische  Kraft  des  Elements 
mit  diesen  bestimmten  beiden  Vitriollösungen  genau  gemessen  worden,  so 
hat  man  überall  einen  für  viele  Tausende  von  Messungen  genügenden  Vor- 
rath von  Substanz,  und  selbst,  wenn  dieselbe  einmal  —  nach  Jahren  —  zu 
Ende  ginge,   so   kann  sich  jeder   noch    bei     Zeiten    mittelst    anderer  Vitriole 


*)  Ueber  welches  Instrument   ich    bei    einer    anderen  Gelegenheit    Mittheilungen    zu 
machen  gesonnen  bin. 


503 

durch  Vergleicbung  Vorrath  für  viele  neuerliche  Messungen  beschaffen,  wo- 
bei er  durch  diese  vorherige  vergleichende  Messung  auch  die  elektro- 
motorische  Kraft   dieser  neuen   Elemente   lernen  wird. 

Dass  der  Temperaturcoefficient  der  Etalonlösung  in  jenem  Versandt- 
laboratorium ebenfalls  gemessen  und  veröffentlicht  wird,  versteht  sich  von 
selbst. 

Zum  Schluss  sei  noch  erwähnt,  dass  die  bis  jetzt  bekanntgegebenen 
Zahlen  für  die  elektromotorische  Kraft  von  Daniell-Elementen  mit  con- 
centrirten  Vitriollösungen  untereinander  nicht  übereinstimmen,  da  entweder 
die  Diaphragmen  oder  die  nicht  identischen  Vitriole,  vielleicht  auch  Tempe- 
ratur-Unterschiede eine  solche  üebereinstimmung  nicht  zuliessen;  so  z.  B. 
fand  Kittler,  ohne  Diaphragma  E  ^=  i'059  V.  und  Beetz  i-oy  V.,  wo- 
bei auch  noch  der  Unterschied  obwaltete,  dass  Kitt  1er  chemisch  reines, 
Beetz  aber  amalgamirtes  Zink  verwendete ;  Wiedemann  gibt  E^:=^  I'I24  V. 
an  u.   s.   w.  *) 

Es  müsste  daher  eine  specielle  Messung  für  ganz  bestimmte  Sub- 
stanzen in  dem  oben  angedeuteten  Sinne  vorgenommen  werden,  dann  ist  die 
Aufgabe  gelöst,  überall  genau  bekannte  und  identische  Spannungsetaions  zu 
besitzen  und  mit   ihnen  andere  Messinstrumente  aichen  zu  können. 


Die   Faraday'sche    Scheiben-Dynamomaschine    von   Jehl 

und  Rupp. 

Im  Septemberhefte  unserer  Zeitschrift  wurde  die  obgenannte  Maschine 
beschrieben  und  die  Principien  ihrer  Construction  auseinandergesetzt.  Wir 
veröffentlichen  nun  einige  theoretische  Betrachtungen,  welche  dieser  Con- 
struction zu   Grunde  liegen. 

Um  in  einer  Scheibendynamo  überhaupt  die  möglichst  günstigen 
Resultate  zu  erreichen,  ist  es  nothwendig,  gewisse  allgemeine  Gesetze  der 
magnetelektrischen  Induction  zu  berücksichtigen. 

1.  Die  elektromotorische  Kraft,  welche  in  einer  durch  ein  magnetisches 
Feld  bewegten  Drahtschleife  inducirt  wird,  ist  proportional  zu  der  von  dieser 
Schleife  umschlossenen  Fläche,  jedoch  unabhängig  von  ihrer  Gestalt.  Die 
günstigste  Form  wird  jene  sein,  welche  bei  geringster  Drahtlänge  die 
grösste  Fläche   liefert. 

2.  Wenn  das  magnetische  Feld  nicht  gleichförmig  ist,  oder  wenn  es 
seine  Polarität  in  bestimmten  Intervallen  wechselt,  so  wird  die  grösst- 
möglichste  inducirte  elektromotorische  Kraft  durch  eine  solche  Schleife 
erhalten  werden,  welc'he  geeignet  ist,  zu  gleicher  Zeit  die  Theile  grösster  und 
geringster  magnetischer  Dichte  zu  umschliessen,  oder  im  zweiten  Falle,  die 
Theile  grösster  positiver  und  negativer   Dichtigkeit. 

Betrachten  wir  beispielsweise  eine  Scheibenmaschine ,  welche  vier 
magnetische  Felder  von  alternirender  Polarität  besitzt.  Gesetzt,  in  Fig.  A 
seien  I,  II,  III,  IV  die  vier  Polstücke,  welche  sich  auf  einer  und  derselben 
Seite  der  Armatur  befinden,  und  es  seien  I  und  III  negativ  und  II  und  IV 
positiv  magnetisch.  Mit  Bezug  auf  das  zweite  oben  angeführte  Gesetz  wird 
a  b  c  d,  d.  i.  ein  „Quadrant-Sector",  die  theoretisch  günstigste  Form  für 
die  Armaturwindungen  sein,  da  derselbe  gleichzeitig  benachbarte  Theile 
grösster   positiver   und   negativer  magnetischer    Dichte   umschliesst. 

Würde  die  Windung  kleiner  als  a  b  C  d  sein,  also  etwa  die  Form  a'  b'  C  d 
besitzen,   so   ist  einleuchtend,  dass  bei  ihrer  Bewegung  durch  das  magnetische 


*)  Man    vergleiche    auch     den    Aufsatz    von    v.    W  a  1 1  e  n  h  o  f  e  n    in    dieser    Zeit- 
schrift, Jahrgang   1884. 


504 


Feld  jene  inducirte  elektromotorische  Kraft,  welche  der  Abnahme  der  der 
Fläche  ab  a'  b'  entsprechenden  negativen  Linien  zuzuschreiben  ist,  verloren 
geht.  Ist  hingegen  die  Windung  grösser  als  ab  C  d,  hätte  sie  also  allenfalls 
die  Form  a"  b*'  C  d,  so  würde  während  der  Bewegung  ein  theilweiser  Aus- 
gleich, also  Verlust  von  -j-  und  —  elektromotorischer  Kraft  eintreten,  da 
die  der  hinzugekommenen  Fläche  a"  b"  a  b  entsprechenden  negativen  Kraft- 
linien ein  gleiche  Anzahl  positiver  Kraftlinien  bei  II  unwirksam  machen  würden. 


Fig.  A. 


Fig.   B. 


Nun  ist  aber  die  mechanische  Ausführung  der  Idealwindungen  ab  C  d 
mit  grossen  Schwierigkeiten  verbunden ;  denn  man  hat  eine  grosse  Anzahl 
solcher  Windungen  dicht  zusammenzusetzen  und  der  Raum,  den  sie  ein- 
nehmen, gestattet  es  nicht,    directe  Verbindungen    zwischen  a  und  d,    resp. 

Fig.  C. 


zwischen  c  und  b  (Fig.  5)  längs  der  Kreise  M  und  iV  zu  machen.  Aus 
der  Figur  ist  ersichtlich,  dass  wohl  a  b  und  c  d  einen  Quadrant  bilden,  dass 
man  jedoch,  um  zwischen  a  und  d,  resp.  zwischen  b  und  c  geeignete  Ver- 
bindungen herzustellen,  den  Kreis  M  nach  auswärts,  etwa  bis  e  und  den 
Kreis  N  nach   einwärts,   etwa   bis  f  zu   überschreiten   genöthigt   ist. 

Dann  aber  ist  es  wieder  wünschenswerth,  dass  die  neuhinzugekommenen 
Flächenstücke  a  e  d,  bfc  an  der  Induction  Theil  nehmen,  d.  h.  die  Pol- 
stücke der  Magnete  sollten  in  den  Richtungen  e  und  f  vergrössert  werden. 
Auf  diese  Weise  ergeben  sich  zwei  neue  Kreise  c^  und  c^,  welche  die 
gesammte  wirksame  Armaturfläche   einschlicissen. 

Wird  nun  alles  bisher  Gesagte  zusammengefasst,  so  gelangen  wir  zu 
folgender  Aufgabe: 

1.  Gegeben  sind  zwei  concentrische  Kreise  c^^  und  Cc^  (Fig.  0>  ^^ 
soll  der  Raum  zwischen  denselben  mit  Windungen  Jj  von  solcher  Form  und 
Grösse  ausgefüllt  werden,   dass  die  Fläche  von  JL  ein  Maximum   wird. 


505 


2.  Dass  die  durch  den  Mittelpunkt  0  der  Kreise  c^  und  ^2  gehenden 
Tangenten  von  L  einen  möglichst  grossen  Sector  bilden,  ohne  jedoch  einen 
Quadranten  zu    überschreiten. 

3.  Dass  zwischen  den  benachbarten  Windungen  möglichst  wenig  Raum 
unausgefüllt  übrig    bleibt  und  keine  schädlichen  Inductionen  entstehen  können. 

Je  hl  und  Rupp  haben  diese  Aufgabe  in  nachstehender  Weise  gelöst. 
Wie  vorhin  gesagt,  sind  zwei  Kreise  C^  und  C2  (F'g.  i)  gegeben,  welche 
den  wirksamen  Theil  der  Armatur  einschliessen  sollen.  C^  mag  der  innere 
und    Co  der  äussere  Armaturkreis   heissen.   Es   wird   nun   ein   dritter  Kreis  J 


kleiner  als  C^  angenommen,  so  dass  sich  zwischen  C^  und  J  Verlängerungen 
der  Windungen  ergeben,  welche  einerseits  zur  Herstellung  der  Verbindungen 
mit  dem  Commutator,  und  andererseits  dazu  dienen,  die  Armatur  auf  der 
Welle  oder  Achse  zu  befestigen.  Dieser  Kreis  J  spielt  in  der  Construction 
der  Windungen  eine  wichtige  Rolle  und  wurde  der  ^ Bezugskreis*  der  Armatur 
genannt. 

Bezeichnet  n  die  Anzahl  der  Windungen  in  der  Armatur,  d  die  Stärke 
einer  Windung  und  §  die  Dicke  der  Isolation  zwischen  zwei  benachbarten 
W'indungen,   so   ist  der   Durchmesser    von  J 

U5  — > 

TT 

d.  h.  der  Bezugskreis  ist  gegeben,  wenn  die  drei  Grössen  11,  d  und  §  be- 
kannt sind.  Wir  wollen  nun  zunächst  solche  Windungen  betrachten,  welche 
aus  geradlinigen  Theilen  bestehen.  Sei  i,  a,  f,  c,  d,  g,  h  (Fig.  2)  die  eine 
Seite  oder  Hälfte  einer  Windung  und  i' ,  a\  f\  c',  d',  g',  h'  die  Hälfte  der 
benachbarten  Windung.  Um  günstige  Resultate,  d.  i.  eine  möglichst  grosse 
Fläche,  zu  erhalten,  muss  man  trachten,  die  Winkel  zwischen  den  Geraden  af 
und  dh  und  den  Kreisen  C^  und  C^,  beziehungsweise  so  klein  als  möglich 
zu  machen. 


506 

Es  ist  aber  einleuchtend,  dass  der  Winkel  f'  a'  Cy  nicht  beliebig  klein 
gemacht  werden  kann,  da  der  abgerundete  Theil  a  b  der  vorhergehenden 
Windung  dies  hindert.  Im  günstigsten  Falle  kann  dieser  Winkel  f'  a'  C^ 
folgendermaassen   construirt   werden. 

Wir  beschreiben  um  a  als  Mittelpunkt  einen  Kreis,  dessen  Radius 
gleich  d  -\-  '^,  d.  h.  der  Dicke  einer  Windung  -\~  der  Dicke  der  Isolirung 
ist.  Die  durch  a'  gehende  Tangente  dieses  Kreises  repräsentirt  dann  die 
Linie  /''  a% 

Einer  ähnlichen  Schwierigkeit  begegnet  man  bei  der  Construction  der 
Theile  d/f  und  d^  h' ;  man  bemerkt,  dass  es  auch  hier  einen  gewissen 
Punkt  g  gibt,  welcher  dem  Theile  d'  so  nahe  kommt,  dass  er  nur  durch 
die  Isolirung   von   demselben  getrennt  ist. 

Man  erkennt  hieraus,  dass  es  bei  Anwendung  geradlinig  geformter 
Windungen  unmöglich  ist,  die  Maximalfläche  dieser  Windungen  zu  er- 
reichen, da  stets  unausgefüllte  Räume,  wie  u,  v,  J,  zwischen  benachbarten 
Windungen  übrig  bleiben.  Gesetzt  aber,  dass  die  Theile  a^  f'  so  gebogen  würden, 
dass  f'  sich  f  nähert  und  dass  der  Theil  d'  h'  etwas  verlängert  würde, 
um  d'  näher  an  d  zu  bringen,  so  könnten  dadurch  die  Stellen  u,  s,  v  wirksam 
gemacht  werden.  In  gleicher  Weise  kann  die  vorhergehende  Windung  afd 
gebogen  werden,  was  zur  Folge  hätte,  dass  man  a^  f'  d'  noch  weiter  biegen 
könnte  u.  s.  w.  Es  fragt  sich  nun,  in  welche  krummlinige  Form  soll  a  f 
gebracht  werden,  damit  die  günstigsten  Resultate  erzielt  werden?  Diese 
Frage  kann  auf  geometrischem  Wege  beantwortet  werden.  Theoretisch 
ausgedrückt,  ist  eine  Curve  erforderlich,  welche  um  das  Centrum  0  gedreht, 
mit  ihrer  früheren  Lage  in  allen  Punkten  äquidistant  bleibt.  Solche  Curven 
existiren  thatsächlich   und  sind  bekanntlich   die  Kreisevolventen. 

Denken  wir  uns  nämlich  um  den  Kreis  J  (Fig.  3)  einen  Faden  ge- 
wickelt und  auf  dem  letzteren  zwei  beliebige,  jedoch  feste  Punkte,  P^  und  P^ 
angenommen.  Wird  der  Faden  mit  diesen  Punkten  abgewickelt,  so  be- 
schreiben die  letzteren  zwei  Evolventen  E^  und  E<^  des  Kreises  J,  welche  an 
allen  Stellen  dieselbe  Entfernung  [==  P^P^  voneinander  besitzen,  und  wo- 
von die  eine,  wie  ohne  Weiteres  einleuchtend  ist,  gleichzeitig  durch  Drehung 
der  anderen  um  0  erhalten  werden  kann.  Der  Kreis  J  heisst  bekanntlich 
der  Grundkreis  oder  Bezugskreis  der  Evolventen,  und  die  letzteren  können 
graphisch  aus  einer  grösseren  Zahl  kleiner  Kreisbögen  zusammengesetzt 
werden,    wie  aus  der  Fig.   3   ersichtlich  ist. 

Seien  nun  C^  und  C^  wieder  der  innere  und  äussere  Armalurkreis 
und  J  irgend  ein  Kreis,  der  kleiner  als  G^  ist.  Wir  construiren  eine 
Evolvente  E-^  von  J,  welche  Cy  und  C^,  resp.  in  A  und  B  treffen  mag  ; 
ziehen  hierauf  die  Radien  O  A  G  und  O  B  und  halbiren  den  von  ihnen 
eingeschlossenen  Winkel  durch  den  Radius  0  Z,  welcher  die  Evolvente  Ey^ 
in  einem  Punkte  /^schneiden  wird.  Legen  wir  endlich  den  Theil  BF 
symmetrisch  um  OZ  nach  6^/^  um,  so  ergibt  sich  hn  A  F G  die  geforderte 
Form  der  (halben)  Windung.  Der  Kreis  J  wurde  kleiner  als  C^^  gewählt ; 
es  ist  aber  klar,  dass  J  so  gewählt  werden  soll,  dass  die  Fläche  A  F  G 
möglichst  gross  wird.  Dies  wird  aber  der  Fall  sein,  wenn  die  Winkel, 
welche  die  Curven  G  F  und  A  F  mit  den  Kreisen  C^  und  C^  einschliessen, 
so  klein  als  möglich  sind.  Nun  zeigt  aber  die  Construction  unmittelbar, 
dass  die  Normalen  der  Curven  bei  G  und  A  Tangenten  des  Kreises  J 
sind.  Die  vorgenannten  Winkel  bei  A  und  G  werden  also  umso  kleiner 
sein,  je  kleiner  der  Kreis  J  gewählt  wird.  Hiebei  ist  jedoch  noch  Folgendes 
zu  berücksichtigen.    Je    kleiner    der    Kreis  J  gemacht    wird,    desto    kleiner 

fällt  nach  der  obigen   Formel  Z>,j  =   — — -  auch  die  Zahl  der  Windungen 

in  der  Armatur  aus.     Nun  ist  aber    die  eigentliche  wirksame  Armatur- 


507 

fläche  durch  das  Product  Sn  ausgedrückt,  worin  S  die  Fläche  einer 
Windung  und  n  die  Zahl  der  Windungen  bedeutet.  Es  ist  nun  denkbar, 
dass,  wenn  auch  der  Kreis  J^  und  mit  ihm  die  Zahl  ?i  abnimmt,  die  Grösse  S 
der  Windungsfläche  doch  so  wächst,  dass  auch  das  Product  Sn  wächst. 
Dies  ist  auch  in  der  That  der  Fall,  jedoch  nur  bis  zu  einer  gewissen 
Grenze.  Wird  diese  überschritten,  dann  fällt  auch  der  Werth  S 7t  der 
wirksamen  Armaturfläche.  Als  diesfallsige  Constructionsregel  mag  ange- 
nommen werden,  dass  der  Radius  des  Bezugskreises  J  ein 
Viertel  vom  Radius  des  äusseren  Armaturkreises  C^  be- 
tragen solle. 

Man  kann  die  ganze  Curve  A  F  G  als  Form  für  die  Windungen  ver- 
wenden, oder  aber  in  Uebereinstimmung  mit  früheren  Auseinandersetzungen 
die  Spitze  F  in  der  Richtung  N H  radial  abschneiden,  so  dass  die 
Windung  durch  einen  Sector  begrenzt  ist,  welcher  ein  wenig  kleiner  als 
ein  Quadrant  ist,  wie  auf  der  rechten  Seite  von  Fig.  4  zu  sehen  ist.  Man 
bemerkt  auch  leicht,  dass  die  Fläche  F N  H  klein  ist  im  Vergleiche  zu 
der  Länge  des  Leiterstückes  N F H,  so  dass  man  mit  Rücksicht  auf 
kleineren  Armaturwiderstand  mit  Vortheil  die  Spitze  F  abschneiden  kann. 
Dass  A  Ff  S  G  blos  die  halbe  Windung  vorstellt,  während  die  zweite 
Hälfte  symmetrisch  in  Bezug  auf  A  G  Hegt,  ist  selbstverständlich.  J  e  h  1  und 
Rupp  verwenden,  um  die  Grösse  von  Evolventenflächen,  z,  B.  den 
Theil  AN HQ  zu   berechnen,   die  bekannte  Formel: 

wobei  A  O  ^='^-^^ 
00  =  ^, 
H0  =  ^!, 

F^  0  ■=  "^    und    ^S"  die  Fläche   der  ganzen   Windung  ist. 
Die  Länge  einer  Windung,   d.   h.  A  N  H  G  doppelt  gerechnet,   ist 

L  =  Y42  +  T2'  -  T3^  -  Ti^  +  2  (t^  -  T4)- 
Auf  Grund   dieser  Principien  und  Betrachtungen   wurde  die  in   Fig.    15 
und      16      (Zeitschrift     für    Elektrotechnik,      September      1887)     abgebildete 
Maschine   construirt. 

Die  Elektricität  als  Zugkraft. 

Auf  dem  im  Laufe  des  Monates  September  hier  in  Wien  abgehaltenen 
Congress  der  Tramway-Gesellschaften  machte  Herr  Michelet  Mittheilung 
über  die  Versuche,  welche  auf  den  Linien  der  „Tramways  Bruxellois"  zur 
Zeit  über  die  Verwendung  der  Elektricität  als  Zugkraft  vermittelst  Accumu- 
latoren  stattfinden. 

Diese  Versuche  finden  im   grossen  Maassstabe  statt. 

Projectirt  ist  der  elektrische  Betrieb  .  für  eine  ungefähr  7  Km.  lange 
Linie,  auf  welcher  schwierige  Steigungs-  und  Curvenverhältnisse  vorliegen 
und  die  für  gewöhnlich  eine  Indienststellung  von  16  Wagen  und  an  Sonn- 
und   Festtagen   während   der  Sommerzeit  sogar  von   25   Wagen   erfordert. 

Vorläufig  wird  bereits  eine  1650  Mtr.  lange  Strecke  dieser  Linie 
elektrisch  betrieben  und  mit  zwei  Wagen  befahren.  Die  rückständige  Liefe- 
rung von  Accumulatoren  hat  bis  jetzt  die  Indienststellung  einer  grösseren 
Anzahl  von  Wagen  verzögert,  während  im  Uebrigen  alle  Vorkehrungen  ge- 
troffen sind,   um   ohne   Weiteres   acht   Wagen   in   Betrieb   zu   setzen. 

Zwei  sechzigpferdekräftige  Maschinen  liefern  die  zur  Activirung  von 
vier  Dynamomaschinen,  welche  30  Amp.  und  500  Volt  aufweisen,  nöthige 
Betriebskraft. 


508 

Die  Hälfte  dieser  Kraftinstallation  dient  als  Reserve.  Es  ist  Alles  vor- 
gesehen, um  der  Anlage  noch  eine  weitere  sechzigpferdekräftige  Maschine 
und  vier  Dynamos  mit  allem  Zubehör  hinzuzufügen,  um  den  regelmässigen 
täglichen   Betrieb   von    l6   Wagen  bewältigen  zu  können. 

Herr  Michel  et  hob  hervor,  dass  bei  derselben  elektrischen  Kraft- 
erzeugung das  Accumulatorensystem  doppelt  so  viel  Wagen  in  Betrieb 
zu  stellen  ermöglicht,  als  dies  bei  den  vermittelst  Kabelübertragung  (soge- 
nannten  Kabeltramways)   ausgerüsteten  Anlagen  der  Fall   ist. 

Er  beschreibt  die  Disposition  der  Accumulatoren  und  ihre  Gruppirung 
in  Batterien,  wie  dieselben  für  die  elektrische  Zugkraft  verwendet  werden. 
Jede  Batterie  wiegt  375  Kgr.  und  auf  jeden  Wagen  entfallen  deren  vier, 
somit  im   Ganzen   ein   Gewicht  von   1500   Kgr. 

Diese  Batterien  werden  von  aussen  unter  die  in  der  Längsrichtung 
der   Wagen  befindlichen   Bänke  geschoben. 

Unter  dem  Wagen  befindet  sich  die  Dynamomaschine  ;  mittelst  Trans- 
mission geschieht  die  L'ebertragung  der  elektrischen  Kraft  der  Accumulatoren 
auf  die  Räder  des   Wagens. 

Die  Handhabung  des  Dienstes  von  Seiten  der  Kutscher  ist  eine  so  ein- 
fache und  leichte,  dass  dieselben  zur  Erlernung  des  neuen  Verfahrens  kaum 
eines  Tages  bedürfen,  um  vollständig  sich  selbst  überlassen  werden  zu 
können. 

Für  das  Laden  der  Accumulatoren  und  für  das  Auf-  und  Abladen  der 
Wagen  mit  Accumulatoren  ist  ein  besonderes  Atelier  hergestellt  worden, 
über   dessen   Einrichtung  Herr  Michelet  nähere  Auskunft  gibt. 

Diese  Einrichtung  erlaubt  es,  die  Erneuerung,  bezw.  Auswechslung 
der  Accumulatoren  eines  Wagens  in  wenigen  Augenblicken  vorzunehmen. 
Ein  elektrischer  Wagen  macht  heute  mit  Leichtigkeit  einen  halbtägigen 
Dienst,  d.  h.  ungefähr  55  Km.,  ohne  einer  Erneuerung  der  Accumulatoren 
zu   bedürfen. 

Der  ausgerüstete  und  mit  32  Personen  besetzte  Wagen  wiegt  7800  Kgr. 

Aus  den  weiteren  eingehenden  Aeusserungen  des  Herrn  Michelet 
geht  hervor,  dass  eine  für  16  Wagen  ausgeführte  und  mit  der  nöthigen 
Reserve  versehene  Anlage  Frcs.    160.000  kostet. 

Für  den  elektrischen  Betrieb  sind  die  Betriebsausgaben  nicht  wie  für 
Pferdebetrieb  einfach  der  Anzahl  der  Wagen  proportional,  denn  die  Kosten 
des  Ingenieurs,  des  Elektrikers,  des  Maschinisten,  des  Heizers  und  sogar 
der  Hilfsarbeiter  bleiben  ziemlich  dieselben,  ob  zwei  oder  16  Wagen  zu 
betreiben  sind. 

Herr  Michelet  glaubt,  dass  die  jetzigen  Auslagen  für  den  Betrieb 
von  acht  elektrischen  Wagen  ausreichen,  welche  bei  Pferdebetrieb  schon  mit 
fünf  Wagen  erreicht  werden,  so  dass,  wenn  einmal  der  Dienst  für  acht  Wagen 
organisir't  ist,  schon  ein  bedeutender  Vortheil  gegenüber  dem  Pferdebetrieb 
erreicht  wird,  der  bei  einem  Betriebe  von  16  Wagen  allerdings  noch  grösser 
sein   wird. 

Herr  Michelet  schliesst  hieraus,  dass  die  in  Brüssel  gewonnenen 
Resultate  schon  gegenwärtig  als  sehr  zufriedenstellend  betrachtet  werden  können 
und  eine  grössere  Verwendung  der  Elektricität  als  Zugkraft  erhoffen  lassen, 
besonders  wenn  man  cjoweit  gekommen  sein  wird,  dieselbe  auch  zur  Be- 
treibung der  offenen  Sommerwagen,  wie  solche  in  Brüssel  im  Betriebe  sind, 
verwenden  zu  können;  umsomehr  aber,  wenn  es  gelingt,  die  in  den  Accu- 
mulatoren aufzuspeichernde  Kraft  zu  vergrössern.  —  Wir  unsererseits  be- 
merken, dass  diese  Ergebnisse  aus  den  Brüsseler  Versuchen,  wo  Julien- 
sche  Accumulatoren  angewendet  worden,  in  Uebereinstimmung  sind  mit 
jenen,    welche   unser  Landsmann  Recken  zäun   in  Amerika   erreicht   hat. 


509 

Ueber  die   elektromotorischen  Kräfte,    welche  durch  den 

Magnetismus  in  von  einem  Wärmestrome  durchflossenen 

Metallplatten  geweckt  wird. 

Von  WALTHER  NERNST. 
(Fortsetzung.) 

5.  Der  Transversaleffect  bei  den  einzelnen  Metallen. 

Es  mögen  die  Ergebnisse  der  mit  verschiedenen  Metallen  angestellten 
Messungen  folgen.  Im  Folgenden  soll  unter  Q  dasjenige  Drehungsvermögen 
verstanden  werden,  welches  ein  Metall  bei  570  besitzt,  weil  gerade  dieser 
Werth  bei  allen  Metallen  direct  bestimmt  ist.  Bei  der  Temperatur  /  ist 
dann   dasselbe  natürlich   Q  ['i  -\- \t —  570]  a). 

Antimon.  Bei  diesem  Metalle  zeigt  sich  der  Effect  besonders  regel- 
mässig; er  ist  ziemlich  genau  sowohl  der  Stärke  des  Feldes,  als  auch  dem 
Temperaturgefälle  proportional,  d.  h.  Q  ist  von  H  und  t  zimlich  unab- 
hängig. 

So   ergab   sich   bei   schwächeren   Feldern: 

^=110-4  H=    355  gH=02d,sb 

465  1695  0-2743 

und  mit  einer  zweiten  Platte  bei   höheren  Scheidekräften  : 

q=    35'3  H=20i6         qH— 0-1751 

6g-8  4110  0-1699 

123-0  7170  0-1716 

Die  Absolutwerthe  bestimmte  ich  bei  einer  Platte  mit  den  Dimen- 
sionen 

X=  2-15,  ß  =  3-01,  5  =  0-31 
Q  in  der  Weise,  dass  ich  der  zwischen  zwei  Holzbrettchen  eingeklemmten 
Platte  auf  der  einen  Seite  durch  ein  breites  Kupferblech  Wärme  zuführte 
und  sie  auf  der  anderen  durch  ein  plattgedrücktes  Kupferrohr,  durch  welches 
Wasser  floss,  abkühlte :  sie  war  sowohl  von  der  Heiz-,  wie  Kühlvorrichtung 
durch  eine  isolirende  Papierschicht  getrennt.  Die  Bestimmung  des  Wärme- 
gefälles geschah  mittelst  dünner,  an  den  Enden  angelötheter  Kupferdrähte 
auf  thermoelektrischem  Wege ;  durch  besondere  Versuche  wurde  an  der 
gleichen  Platte  die  Abhängigkeit  der  thermoelektromotorischen  Kraft  Sb  —  Cu 
von  der  Temperaturdifferenz  der  Löthstellen  bestimmt.  Als  Mittel  dreier 
ziemlich   gut  miteinander  stimmenden  Werthe   ergab   sich   für  11=  1670 

Q  =  0-00801. 

Bei  einer  zweiten  Platte  (X  =  5-75,  ß  ==  2-13,  §  =  0*45)  wurde  das  Wärme- 
gefälle in  der  oben  angegebenen  Weise  mittelst  angelötheter  Kupferröhren 
hergestellt.   Es   war  für  H  =  1020 

Q  =  o-ooSyo,  a  =  — 0-00163. 

Die  Uebereinstimmung  von  Q  ist  in  Anbetracht,  dass  die  Messungen 
mit  Platten  sehr  verschiedener  Dimensionen  und  nach  verschiedenen  Methoden 
angestellt  sind,  immerhin  ganz  befriedigend;  jedenfalls  besitzt  die  zweite 
Bestimmungsweise  den  Vorzug  grösserer  Einfachheit  und  Sicherheit;  es  sind 
daher  alle  weiteren  unten  angeführten  absoluten  Bestimmungen  nach  letzterer 
ausgeführt. 

Das  Material  zu  den  beiden  Platten  wurde  mir  von  Herrn  Professor 
Kohlrausch    gütigst  überlassen,    es   war   jedenfalls    sehr    rein;     mit    einer 


510 

dritten   Platte,   von   welcher  das  Materiale  aus   dem   chemischen  Institute  der 
Universität  Graz  stammte,   ergab   sich 

X  ^  1-85,  ß=i-28,  §  =  0-19 
H=    Q12        ö  =  0*009  29 
2250  o-oo8  90. 

Nickel.  Die  Platten  waren  aus  chemischreinem  Anodenblech  her- 
gestellt, wie  es  zur  galvanischen  Vernickelung  gebraucht  wird.  Bei  diesem 
Metalle  ist  die  thermomagnetische  Potentialdifferenz  nur  bei  schwachen 
Feldern  H  proportional,   bei   starken  nähert  sie   sich   bald  einer  Grenze : 


=  196 

H= 

:   242 

g  //=  o-8io 

685 

821 

835 

1050 

2420 

432 

1 140 

5520 

216 

II80 

9530 

124, 

Für  die  Absolutwerthe  erhielt  ich  bei   zwei  Platten : 
Nr.   I.      X  =  2*12,      ß=IT3,      S  =  o-i2 

11=361  ö  =  0-00913  , 

^              -'               ^  ^          a  =  4-  0-00402 
843     932 ^ 

Nr.  II.     X  =  2-95,      ß  =  i-o8,      §  =  0-055 
J?=852  0  =  0-00801. 

Cobalt.  Das  Material  stammte  aus  dem  Nickelwalzwerk  in  Schwerte 
(Westphalen). 

Nr.  I.     X=i-56,      ß=i-3i,      5  =  0035 
11=1158  0  =  0-001342 

1885  1935  a  =  -}- 0-00839. 

4100  1915 

Wie  man  aus  dem  Anwachsen  von  Q  sieht,  steigt  beim  Cobalt  der 
Effect  anfänglich  bedeutend  schneller,  als  die  Feldintensität  Die  Absolut- 
werthe von  Q  sind  wegen  des  ungünstigen  Verhältnisses  von  ß  :  X  wohl 
zu  klein : 

Nr.  IL     X=i-79,     ß=ri5,     5  =  0-055. 
H=2io5         2  =  0-00254. 
Eisen  und  Stahl.  Eine  aus  Schmiedeisen  hergestellte  Platte: 
X=  1-90,     ß=i-25,     5  =  0-085 
lieferte  die  Absolutwerthe  : 

j?=    626  2  =  0-00162 

1620  0*00150. 

Bei    stärkeren   Feldern    scheint    sich     der   Effect    einer    Grenze    nähern;     so 
erhielt  ich   bei   einer  zweiten  Platte  : 

^  =  42-6  if=3730          q  H=  0-0114. 

46-8  4990  0-00940 

57-9  8220  000705. 

Mit  zwei   aus   Uhrfederblech   hergestellten   Stahlplatten   ergaben  sich: 
Nr.  I.      X=i-09,      ß=i-03,     5  =  0-035 

TI=    880         0  =  0-000627  , 

-"  '         a  =  +  o  00400 

2960  702  ' 

Nr.  II.     X=i-8o,     ß=io5,     5  =  0-030 

H=i6io         2  =  0000711. 

Wismuth.   Der   transversale  Effect  zeigt  sich   bei    diesem  Metalle  bei 

Weitem   am    stärksten;     so     erhält    man    schon    deutliche     Wirkungen,     wenn 

man    einer   von     einem     kräftigen   Wärmestrom     durchflossenen    Platte     einen 


511  _ 

kleinen  Magnet  nähert.  Selbst  bei  schwachen  Scheidekräften  scheint  die 
transversale  Potentialdifferenz  der  Feldintensität  nicht  genau  proportional 
zu  gehen: 

^=1710         H=2i6         qH=Tg2 

2730  352  776 

6080  797  7'62. 

Bei   stärkeren   Feldern   erhielt  ich   mit   einer  anderen  Platte: 
g=    5450          H=i2ys  qH=4-2'js 

20110  6180  3*254 

27400  ggoo  2768. 

Die  Absolutwerthe   habe  ich  an   den   drei  Sorten  verschiedener  Herkunft  und 
zwei   Legirungen    mit  Zinn    bestimmt.     Das  Material    von  Nr.   I    stammte  aus 
dem   physikalischen  Institute   der  Universität  Graz : 
Nr.  I  X=i*25,     ß  =  o-77,     §  =  0-31 

//=7g7  Q  =  o-i4.io         a=  —  o'oi94. 

Nr.  II  bestand  aus  Wismuth  äusserster  Reinheit,  welches  Herr  Ober-Bergrath 
Dr.  Cl  eme  ns  Winkler  in  Freiberg  hergestellt  hat.  Ich  verdanke  es  der  Güte 
des  Herrn  Prof.   v.   Ettingshausen: 

X=i-3i,     ß  =  o-85,     3  =  0-093. 
H=    969         ö  =  0-1322 

^     ^  -^  ^  OL  =  —  0-0133. 

2550  0-1315  ^^ 

Nr.   III  aus   dem   hiesigen   physikalischen  Institut: 

X=i-8o,     ß=i-30,     §  =  0-30 

H=iooj         0  =  0-0423 

'  -^  ^  ^         a=  —  00301. 

1950  0-0349  -^ 

Nr.   IV  von   gleichem   Wismuth,   legirt  mit   l  X    Sn. : 

X  =  1-25,     ß  =  0-852,     §  =  0-34. 

H=    892         Q  =  o'iQi  ,  ,. 

^  -  l'  a  =  +  0-00566. 

2250  0-186  '  ^ 

Nr.   V   von  gleichem  Wismuth,   legirt  mit   2  X    Sn. : 

X  =  12-05,     ß  =  0'86,     §  =  0-36 

11=    786  0  =  0-0930  , 

'  -'  ^^  a  =  -r  000712. 

1755  o-iooo  '  ' 

Bei  allen  untersuchten  Metallplatten  trat  der  Effect  in  dem  bereits 
oben  angeführten  Sinne  auf,  wie  es  auch  in  der  ersten  Notiz  über  diesen 
Gegenstand  angegeben  war. 

Kohle.  Neu  untersucht  habe  ich  zunächst  Kohle,  u.  zw.  in  zwei 
Exemplaren,  von  denen  das  eine  aus  weicher,  das  andere  aus  sehr  harter 
Retortenkohle  bestand.  In  beiden  zeigte  sich  übereinstimmend  ein  schwacher 
Effect  (etwa  von  der  Grössenanordnung  ß:=o-oooi)  in  gleichem  Sinne,  wie 
bei  Wismuth. 

Kupfer,  Zink  und  Silber.  Auch  bei  Kupfer,  Zink  und  Silber 
gelang  es  mir  nach  vielen  vergeblichen  Bemühungen,  deutlich  die  Richtung 
und  ungefähre  Stärke  des  Effectes  zu  bestimmen.  Ich  erreichte  es  durch 
Anwendung  starker  Magnetfelder  ,  indem  ich  die  mit  zwei  Kupferröhren 
versehene  Platte  zwischen  die  abgeplatteten  Spitzpole  des  Magnets  brachte. 
Die  Platte  war  etwas  länger,  als  der  Durchmesser  der  Polflächen  betrug, 
so  dass  ich  letztere  zwischen  den  Kupferröhren  bis  auf  wenige  Millimeter 
einander  nähern  konnte.  (Fig.  2.)  Da  die  Platten  bei  dieser  Einrichtung  sich 
nicht  in  einem  ganz  homogenen  Felde  befanden,  mögen  die  nachstehend 
gegebenen  Zahlen  nur  als  Näherungswerthe  gelten : 


512 


Kupfer:  X  =  175 
H=  13300 

Zink:  X  =  i"6o 

jff=  13800 

Silber:  X==  1-45 
H=  1360 


ßz=i-5o  S  =  0-035 

Q  =  o-ooo  090  a  =  -\-  0-0050. 

ß  =  1-40  S  =  0-045 
Q  =  o'ooo  054 

ß  =  1-30  §  =  0*020 

Q  =  0-000  046. 


Der  Sinn   des   Effectes   war  bei  allen   drei   der  gleiche    wie    bei   Eisen. 
Fig.  2.  Fig.  3. 


Blei  und  Zinn.  Auch  Blei  und  Zinn  untersuchte  ich  in  der  ange- 
gebenen Weise,  doch  war  bei  diesen  Metallen  der  Effect  zu  schwach,  um 
ihn  ganz  sicher  verbürgen  zu  können.  Er  schien  ebenfalls  bei  beiden  im 
gleichen  Sinne  aufzutreten,  wie  bei  Eisen  (etwa  Q  —  O'OOO  005  und 
O-OOO  004). 

6.  Uebersicht  über  die  Ergebnisse  der  Messungen. 

In  der  folgenden  Zusammenstellung  ist  neben  Q  und  a  auch  noch  das 
Hall'sche  Drehungsvermögen  jR.  nach  den  von  v.  Ettingshausen  und 
mir  dafür  gegebenen  Zahlen  angeführt.  Ausserdem  habe  ich  überall  den 
Ausdruck  ^  AT  berechnet;  die  Werthe  für  iT,  das  thermische  Leitungs ver- 
mögen, u.  zw.  ausgedrückt  in  Cm.,  See.  und  Gr.-Cal.,  sind  den  Tabellen 
von  Landolt  und  Boernstein  entnommen;  für  Nickel  und  Cobalt  sind 
sie  nach  den  von  Matthiessen  gegebenen  Zahlen  für  das  galvanische 
Leitungsvermögen  aus  dem  W  iede  mann-Fratiz'schen  Gesetz  berechnet. 
Auf  den  Ausdruck   Q  K  gelangt  man,   wenn  man   in   die   Gleichung 

0  = it: 

die  Intensität  des   Wärmestromes   W  einführt,   d.   h.   die   in   der  Secunde   den 
Querschnitt  der  Platte   durchfliessenden  Wärmemengen   (Gr.-Cal.): 


Es  wird 


W=K- 

Q__ 
K~ 


X 


gl 


WH' 

Vergleicht  man  diesen  Ausdruck  mit   demjenigen  für  das  Hall'sche  Drehungs- 
vermögen : 


R  = 


JH' 

wo  bekanntlich  e  die  elektromotorische  Kraft  des  Hall 'sehen  Transversal- 
effectes  und  J  die  Intensität  des  die  Platte  durchfliessenden  galvanischen 
Stromes  bedeutet,  so  sieht  man,  dass  die  Ausdrücke  einander  völlig  ent- 
sprechen, 

Q  ist  in  der  folgenden  l^abelle  bei  den  Metallen  mit  positivem  Vor- 
zeichen angeführt,  bei  welchem  man  von  der  Eintrittsstelle  des  Wärme- 
stromes zu  den  Eintrittsstellen  des  derivirten  Stromes  durch  eine  Drehung 
im  Sinne  der  das  Magnetfeld  erregenden  Ströme  gelangt,  bei  den  übrigen 
mit  negativem. 


513 


Wismuth 
Antimon 
Nickel 
Cobalt  . 
Kohle  .  . 
Eisen  .  , 
Stahl  .  . 
Kupfer  . 
Zink  ,  .  . 
Silber  .  . 
Blei  .  .  . 
Zinn  .   .  . 


(- 
+ 
+ 
+ 
+ 
+ 
(?)  + 
(?)  + 


0-132 

o-oo8  87 
o'ooS  61 
0002  24. 
o"ooo  i) 
o-ooi  56 
o"ooo  706 
o'ooo  090 
o'ooo  054 
o'ooo  046 
o-ooo  005 
o'ooo  004 


—  0-0133 

—  000163 
-\-  0-00402 
-}-  0-00839 


-j-  0-00400 
-l-  00050 


—  7 

—  o 


(-0 
+  0 
+0 

+0 
+  0 

+0 
+0 


o 
T" 

•8 
■21 

066 
Ol  3 
25) 
•00  96 
00  71 
00  013 
00  020 
00  005 
00  006 
00  003 


y? 


lo-i 
0-192 

0*02  4 
O'OO  46 
0-18 
0-0 1  13 

o-oi  75 
0-00052 

—  0-00041 

—  o-ooo  83 
-f-  0-000  09 

—  0-000  04 


+ 

+ 


Die  Werthe  Q  gelten  für  56  —  57*^  und  natürlich  für  die  Feldstärken, 
bei  denen  sie  bestimmt  sind.  Für  bedeutend  davon  verschiedene  vi^ären  sie 
nach  den   obengegebeneü  Tabellen  zu   corrigiren. 

Ein  Zusammenhang  des  thermomagnetischen  Transversaleffectes  mit 
dem  magnetischen,  resp.  diamagnetischen  Verhalten  der  Substanzen  oder  mit 
der  von  Kundt  (1.  c.)  im  Eisen,  Nickel  und  Cobalt  nachgewiesenen 
Drehung  der  Polarisationsebene  des  Lichtes  scheint  nicht  stattzufinden.  Gegen 
eine  nahe  Beziehung  zur  Thermoelektricität  dürfte  vor  allem  der  Umstand 
sprechen,  dass  Zusatz  von  Zinn  zu  Wismuth,  wodurch  dessen  thermoelek- 
trische  Eigenschaften  so  durchgreifend  (vergl.  weiter  unten)  verändert  werden, 
auf  Q  einen  verhältnissmässig  geringen  Einfluss  ausübt.  Auch  einen  Zu- 
sammenhang mit  dem  Ha  1  l'schen  Phänomen  möchte  man  von  vornherein  zu 
verneinen  geneigt  sein,  wenn  man  bedenkt,  dass,  nach  der  Richtung  des 
Effectes  geordnet,  die  Metalle  dort  eine  ganz  andere  Reihenfolge  haben,  wie 
bei  dem  thermomagnetischen  Phänomen.  Umso  auffallender  erscheint  die 
Beziehung,  welche  man  bei  Vergleich  der  beiden  letzten  Columnen  obiger 
Tabelle  finden   wird,   und  welche  kaum   zufällig  sein   dürfte. 

Wie  man  nämlich  sieht,  gehen  bei  allen  untersuchten  Substanzen  die 
Werthe  füt  Q  K  und  R  im  Grossen  und  Ganzen  einander  parallel,  woraus 
hervorgeht,  dass  diejenigen  Wärme-  und  Elektricitätsmengen, 
welche  eine  Metallplatte  in  der  Zeiteinheit  durchströmend 
in  demselben  Magnetfelde  eine  gleiche  therm  om  agnet  is  c  h  e 
und  Hall'sche  transversale  P  o  tentia  1  d  i  f  f  erenz  hervorrufen, 
bei  allen  Substanzen  in  ungefähr  gleichem  Verhältnisse 
stehen. 

Daraus,  dass  die  Zahlen  der  beiden  letzten  Columnen  annähernd  gleich 
sind,  ergibt  sich  für  obiges  Verhältniss  etwa  das  einer  Gr.-Cal.  zur  Elektro- 
magnetisch  gemessenen   Elektricitätsmenge    l  Cm.V-j  Gr.V2. 

Es  wäre  übrigens  wohl  möglich,  dass  die  angeführte  Beziehung  weit. 
näher  erfüllt  ist,  als  aus  obigen  Zahlen  hervorzugehen  scheint,  weil  ja  in 
nbenstehender  Tabelle  die  Zahlengaben  für  die  drei  Factoren  Q,  K  und  R, 
Grössen,  welche  von  Individuum  zu  Individuum  beträchtlich  variiren,  Be- 
stimmungen entnommen  sind,  welche  mit  verschiedenen  Metallsorten  aus- 
geführt  wurden. 

Andererseits  aber  muss  zugegeben  werden,  dass  das  erwähnte  Gesetz 
an  innerer  Unwahrscheinlichkeit  leidet,  weil  sich  für  den  Sinn,  in  welchem 
die  transversalen  Ströme  bei  beiden  Effecten  auftreten,  kein  erkennbarer 
Zusammenhang   finden   lässt, 

Uebrigens  spricht  für  eine  Verwandtschaft  zwischen  den  Hai  l'schen 
und  den   thermomagnetischen  elektromotorischen   Kräften    auch   der   Umstand, 

34 


514 

dass  dieselben  in  ihrer  Abhängigkeit  von  der  Feldintensität  sich  bei  den 
einzelnen  Metallen  ähnlich  verhalten,  wie  man  aus  dem  Vergleiche  der  oben 
mitgetheilten  diesbezüglichen  Tabellen  mit  den  von  v.  Et  ti  ngsh  ausen  und 
mir  in   Betreff  des   Hall'schen   Phänomens  gegebenen  ersehen  kann. 

7.  Die  Differentialgleichungen  des  Transversalefectes. 

Die  mathematische  Beschreibung  unseres  Phänomens  hat  nach  dem 
oben  Gesagten  keine  Schwierigkeiten  mehr.  Es  ströme  Wärme  in  einer 
ebenen  (begrenzten  oder  unbegrenzten)  Platte;  an  der  Stelle  (;i;jj/)  sei  /die 
Temperatur,  y,  die  specifische  galvanische  Leistungsfähigkeit,  p  das  Potential 
der  anderweitigen  elektromotorischen  Kräfte,  u  und  v  die  Stromcomponenten 
nach  X  und  t/,  IL  die  Componente  des  Magnetfeldes  senkrecht  zur  Platte,^ 
so   ist 

2  p  dt 

a  X  o  y 

d^         ^^^  dt 
d  y  d  X 

Unter  t  ist  streng  genommen  diejenige  Temperaturvertheilung  zu  ver- 
stehen, welche  nach  Erregung  des  Feldes  vorhanden  ist,  *)  doch  ist  wohl 
anzunehmen,  dass  dieselbe  durch  das  Zustandekommen  der  thermomagnetischen 
Ströme  nicht  merklich  geändert  wird.  Ausserdem  ist  zu  beachten,  das  Q 
und  X  in  der  Platte  mit  der  Temperatur  variiren. 

Obige  Differentialgleichungen  sind  ähnlich  den  von  Lorentz**)  für 
das  Hall'sche  Phänomen  aufgestellten,  welche  kürzlich  eine  eingehende 
mathematische  Behandlung  durch  Boltzmann  ***)  und  experimentelle  Be- 
stätigung durch  V,  Ettingshausen  und  mich  (1.  c.)  und  v.  Ettings- 
hausen-}-)   allein  gefunden   haben. 

Dass  in  der  That  der  thermomagnetische  Transversaleffect  in  ganz 
gleicher  Weise  zu  Stande  kommt,  wie  der  Half  sehe,  dafür  spricht  folgender 
Versuch:  Eine  Nickelplatte  (X  =  2'5,  ß  =:  2*7,  §==0023)  war  mit  ihren 
beiden  Breitseiten  an  zwei  Kupferröhren  gelöthet;  parallel  diesen  waren 
drei  Elektroden  a,  b,  C  aufgesetzt,  von  denen  a  sich  am  Rande  befand, 
h  war  von  a  1*15,  C  von  b  0"8  Cm.  entfernt.  (Fig.  5.)  Vermittelst  an  den 
Kupferröhren  angelötheter  Drähte  wurde  ein  galvanischer  Strom  durch 
die  Platte  geschickt  und  die  Hall'sche  Potentialdifferenz  zwischen  ab  und  bc 
beobachtet : 

«^  =  31-8,  b  c  =  20-1,  ab,  b  c  =  r^?>2. 

Sodann  wurde  durch  die  beiden  Kupferröhren  Wasserdampf  und 
Wasser  von  Zimmertemperatur  hindurchgeleitet,  so  dass  jetzt  ein  Wärme- 
strom die  Platte  durchfloss ;  es  ergab  sich  für  die  Thermomagnetischen 
Potentialdifferenzen 

ab:=^']2-b,  bc  =  4'j'5,  ab,  (5c=  1-528. 

Wie  man  sieht,  ist  in  beiden  Fällen  das  Verhältniss  der  Effecte  keines- 
wegs gleich  dem  der  Länge  ab,  bc=  1*44,  wie  es  bei  einer  im  Verhält- 
niss zu  ihrer  Breite  genügend  langen  Platte  der  Fall  gewesen  wäre.  Es  rührt 
dies  daher,  dass  bei  den  obigen  Dimensionen  der  Platte  ein  Theil  des 
Effectes  sich  an  den  gutleitenden  Kupferröhren  ausgleicht,  und  zwar  ist 
dieser  Bruchtheil  bei  bc,  wo  der  Ausgleich  nach  beiden  Seiten  hin  erfolgen 


*)  Eire    Aenderung    der    Temperaturvertheilung    muss    aus    zwei  Gründen  erfolgen; 
erstens  wird  dort,  wo    die  Ströme    entstehen,    eine  Wärmeabsorption  und  zweitens  in  ihrer 
ganzen  Leitung  eine  Entwicklung  von  Joule'scher  Wärme  stattfinden. 
**)  Lorentz,  Arch.  nderl.    19,  pag,    123,   1884. 
***)  Boltzmann:   Wien,  Ber.  94.  pag,  644,    1886. 
f)  V.  Ettin  ghaus  en  ,  Wien,  Ber.  94,  pag.   808,   1886. 


515 

kann,  grösser  als  bei  ab,  wo  dies  nur  nach  einer  Seite  hin  möglich  ist. 
Daraus  nun,  dass  bei  beiden  Beobachtungen  das  Verhältniss  der  Effecte  ein 
nahezu  gleiches  war,  darf  man  schliessen,  dass  im  zweiten  Falle,  wo  die 
Wärmestromlinien  an  Stelle  der  galvanischen  traten,  auch  die  thermo- 
magnetischen  Ströme   ebenso   verliefen,   wie   vorher  die   Hall'schen. 

Wenn  man  daher  die  Aenderungen  von  Q  und  J^  mit  der  Temperatur 
vernachlässigt,  wird  man  einen  grossen  Theil  der  B  ol  t  z  ma  nn'schen 
Rechnungen  bezüglich  des  galvanischen  Transversaleffectes  auf  den  thermischen 
übertragen   können   und   so  z.   B.   folgende  Sätze  erhalten: 

1,  Wenn  man  bei  einer  beliebig  geformten  ebenen  Platte  in  zwei 
Punkten  einen  Wärmestrom  ein-  und  ausfliessen  lässt,  so  ist  im  gleichen 
Magnetfelde  die  zwischen  zwei  beliebigen  anderen  Punkten  vorhandene 
thermomagnetische  Potentialdififerenz  ebenso  gross,  als  die  zwischen  den 
beiden  ersteren  auftretende,  wenn  in  den  beiden  letzteren  der  gleiche  Wärme- 
strom  ein-   und   ausgeleitet  wird,  *) 

2.  Wenn  in  einer  beliebig  geformten  Platte  an  zwei  am  Rande  liegenden 
Punkten  ein  Wärmestrom  W  ein-  und  austritt,  so  ist  die  zwischen  zwei 
beliebigen  anderen,  ebenfalls  am  Rande  alternirend  dazwischen  liegenden 
Punkten  vorhandene  Potentialdifferenz.  *'*') 

Q      H.  W 

Dieser  Satz  gibt  uns  ein  Mittel  an  die  Hand,  die  Intensität  eines 
Wärmestromes  zu  einer  bestimmten  Zeit  zu  messen,  ohne  dass  man  über 
seine  Stromlinien  etwas  zu  wissen   braucht.  (Schluss  folgt.) 


Zur  Herstellung  von  elektrischen  Leitungsanlagen. 
Zwei  neue  Werkzeuge  für  den  Leitungsbau. 

Beim  Spannen  der  Linien  für  elektrische  Anlagen  sind  vielerlei  Werk- 
zeuge mitzuführen  und  häufig  oben  in  den  zu  besteigenden  Stützpunkten  zu 
gebrauchen. 

Durch  die  Einführung  des  W  ei  1  ler'schen  Silicium- Bronzedrahtes 
wurden  die  Arbeiten  beim  Leitungsbau  wesentlich  vereinfacht^,  auch  lassen 
sich  bei  diesem  geschmeidigen,  leichten  Drahte  von  meist  dünnem  Durch- 
messer manche   oft  schwerfällige  Werkzeuge   entbehren. 

Hauptsächlich  für  Einrichtungen  mit  diesem  neuen  Leitungsmaterial 
werden  nachstehend  beschriebene  zwei  Werkzeuge  vorgeschlagen,  welche  in 
den  meisten  Fällen  für  die  wichtigsten  Arbeiten  ausreichen,  sich  aber  auch 
in   anderer  Hinsicht  als  nützlich   erweisen  dürften. 

Griefs  Leitungsbauzange. 

Dieses   Werkzeug   dient  als: 
a)  Flachzange   (mit  glatten   Backen)  ; 
d)   Zwickzange  für  schwächere  Drähte  ; 

c)  Schneidzange  für  starke  Drähte; 

d)  Spannzange   (mittelst  Spannringes) ; 

e)  Vorrichtung  zum  Ein-  und  Ausdrehen  von  Isolatorstiften  und  ähnlichen 
Theilen ; 

f)  Vorrichtung  zum  Anziehen  und  Lockern  von  Schraubenmuttern,  Bolzen- 
schrauben  etc. ; 

g)  Schraubenzieher   (zweierlei)  ; 

k)   Feile   (an  der   Oberfläche  und   Seite). 


*)  Boltzmann,  1.  c.  pag.  664. 
**)  Boltzmann,  1.  c.   pag.  666. 

34' 


516 


Die    nachstehenden    dazugehörigen  Abbildungen    in    ein    Drittel    natür- 
licher Grösse  stellen  die    Zange   dar  in: 


Fig.  I. 


Fig.  2. 


Fig.  3. 


Fig.    I    mit   in    die  Zwickzange   b  eingelegtem   Drahte; 
Fig.   2   mit    bei    Vorrichtung   f   eingelegter    Schraubenmutter,  darunter 
der  Spannring ;  "^ 

Fig.   3  mit  in  die   Schneidzange  c  eingelegtem  Drahte ; 

Fig.  4. 


Fig.  4  mit  in  den  hervorstehenden  Backen  d  der  Flachzange  festgehal- 
tenem Drahte;  der  hier  nicht  am  Ende  gefasste  Draht  wird  durch  die  über 
denselben  und  um  den  Spannring  geschlungene  Schnur  angespannt,  indem 
die  letztere   um   eine   Säule   etc.   gezogen   wird. 

Der  Gebrauch  dieses  Werkzeuges  zur  Anfertigung  von  Drahtbünden 
erklärt   sich  zum  Theile  aus   den   Abbildungen   Fig.   9,    15,   25. 

Fig.  5. 


Im  Anschlüsse  hieran  zeigt  Fig.  5  in  ein  Drittel  natürlicher  Grösse 
die  schon  früher  vorgeschlagene  kurzhalsige  Zwickzange;  es  lassen  sich 
damit  ohne  besondere  Anstrengung  sehr  starke   Drähte  abzwicken. 


517 


Griefs  Drahtbundvorrichtung. 

Dieselbe  besteht  aus  einer  federnden  Drahtgabel,  an  deren  beiden 
Spitzen  je  eine  mittelst  Kugelschraube  parallel  zu  öffnende  Klemme  an- 
gebracht ist. 

Zweck  dieser  Vorrichtung  ist,  die  zu  verbindenden  Drähte  während 
der  Anfertigung  des  Bundes  festzulegen,  um  unnöthige  Biegungen  und  Dre- 
hungen an  denselben  zu  verhüten  und  die  den  Bund  bildenden  Wicklungen 
recht  fest   und   dicht  herstellen  zu   können. 


Fig.  8. 


^•:^ 


4 

• 


Fig.  6  zeigt  die  ganze  Vorrichtung  in  ein  Viertel  natürlicher  Grösse, 
Fig.  7  und  8  die  Zusammensetzung  der  Klemme  in  halber  natürlicher 
Grösse, 

Aus  Fig.  9,  II,  15  erklärt  sich,  wie  die  Vorrichtung  beim  Bünde- 
machen anwendbar  ist. 

Die  Vorrichtung  kann  beim  Gebrauche  auf  der  Strecke  nach  Unter- 
lage eines  dreikantigen  Holzscheites  mittelst  Schnur  gut  an  einen  Baum 
oder  an  eine  Telegraphensäule  befestigt  werden,  wie  dies  bei  Fig.  9 
auf  der  folgenden   Seite    gezeigt   ist. 

Bei  letzterer  Abbildung  ist  die  auf  solche  Weise  festgebundene  Vor- 
richtung sammt  angefangenem  Weiller's  Bund  und  Griet's  Leitungsbau- 
zange in  deren  Anwendung  hiefür  ersichtlich,  darunter  als  Vorlage  derselbe 
Bund   fertiggemacht. 

Anfertigung  von  Drahtbünden  für  elel(trische  Leitungen.*) 

Die  für  den  Silicium-Bronzedraht  vielfach  eingeführten  Bünde  erweisen 
sich  als  allen  Anforderungen  entsprechende  Formen  für  gute  Drahtver- 
bindungen. 

Weiller's   Wickelbund. 

Bei  schwächeren  Drähten,  bis  i'^j.y^  Mm.  Durchmesser,  gelangt  zumeist 
der  von  Lazare  Weil  1er  vorgeschlagene  Wickelbund,  Fig.  16,  zur  An- 
wendung. Dessen  Anfertigung  ist  aus  den  Abbildungen  (in  halber  natürlicher 
Grösse),   Fig.    10 — 16,   zu  verfolgen. 


*)  Bei    den    bezüglichen   Abbildungen    erscheint    überall    der  eine  Draht  dunkler  ge- 
zeichnet, so  dass  der  Verlauf  beider  Drähte   deutlich  zu  ersehen  ist. 


518 


Wie  ersichtlich,   wird   hier  das   Ende  des  einen   Drahtes   um  jenes   des 
anderen    zurückgewickelt;    die  in  der  Mitte  des  Bundes  zusammentreffenden 

Fig.  9. 


Endspitzen  wurden  bisher  umeinander  gewürgt,  können  aber  auch  wie  bei 
Fig.  i6,  kurz  abgezwickt  und  dicht  aneinander  gestossen  werden,  so  dass 
beim  fertigen   Bunde   gar  kein   'l'heil   hervorragt. 

Fig.  lo. 


^  LvAi-u-jig- 


rzLeitung 


Für  die  Wicklungen  sind  je  nach  der  Stärke  des  verwendeten  Drahtes 
von  jedem  zum  Bunde  gehörigen  Ende  30 — 40  Cm.  aufzuwenden  ;  die  Längs 
des   Bundes   ist  hier  mit   7    Cm.   angenommen. 

Muffenverbindung. 
Sowohl    bei    schwächeren,    wie   aber  besonders   bei   stärkeren   Drähten 
als    1I/2    Mm.,      bewährt    sich    die    Muffenverbindung,     wie    nachstehend     in 
Fig.    17 — 21   dargestellt. 


519 


Es  zeigen  in   natürlicher   Grösse : 

Fig-,    ly    die  leere  Muffe   von   oben,   mit  Schlitz; 

Fig.  II. 


Fig.   12. 


Fii-   13. 


Fig.   14. 


Fig.   15.         Fig.  16. 


m 


Fig.    18   dieselbe  von   unten,   mit  zwei   Ausschnitten  ; 
Fig.    ig   die  Muffe  mit  eingeführten   Drähten; 


Fig.  17. 


Fig.  18. 


Fig.   19. 


Fig.   20  Längsschnitt  davon,   ein   umgebogenes   Ende  ist  abgeschrägt  ; 
Fig.    2 1    Querschnitt  davon  ; 

Fig.   22    untere  Ansicht  der    fertigen  Verbindung,     die    beiden    Draht- 
Enden  sind  abgeschrägt ; 

Fig.   23   obere  Ansicht  davon,   der  Schlitz   ist    mit    Loth    ausgegossen 


520 


Hiebei  werden  in  die  Silicium-Bronzemuffe,  Fig.  17  und  18,  die  Enden 
der  zu  verbindenden  Drähte  gegeneinander, eingeführt  und  die  ungefähr  5  Mm. 
vorstehenden  Spitzen  an  den  entsprechenden  Ausschnitten  der  Muffe,  wie 
beim  dunkler  gezeichneten  Draht-Ende  in  Fig.  20  hackenförmig  zurück- 
gebogen. 

Fig.  21.  Fig-.  20. 


Bei   sehr  starken   Drähten   kann  dann   dieser  vorstehende  Theil,   wie  am 
lichter    gezeichneten    Draht-Ende    in  Fig.    20   ersichtlich,   abgeschrägt,   oder, 

Fig.    22. 


wie    beim    nächsten    Bund     Fig.    26,   zuletzt  ganz  abgezwickt,  auch   abgefeilt 
werden. 

Fig.  23. 


Im  letzteren  Falle  bieten  die  auf  Wandstärke  der  Muffe  hervorragen- 
den, durch  das  Umbiegen  verdickten  Enden  noch  genügenden  Halt,  ausser- 
dem  festigt  auch   das   in   den   Schlitz  gebrachte   Loth   die  Verbindung. 

Britannia-Wickelbund. 
An  Stelle  vorbeschriebener  Muffenverbindung  wird  bei  starken  Drähten 
auch  der  bekannte   Britannia-Wickelbund   angewendet. 

Fig.  24.  Fig.  25.  Fig.  26. 


Die,  wie  in  Fig.  24,  rechtwinklig  umgebogenen  und  übereinander- 
gelegten  Leitungsdraht-Enden  werden  hier  mittelst  dünneren  Drahtes,  wie  bei 
Fig.   25   und   26,   fest  umwickelt,  dann  die  vorstehenden  Spitzen  abgezwickt. 


521 


Als  Wickeldraht  eignet  sich  dazu  sehr  gut  der  Silicium-Bronze-Tele- 
graphendraht  A,    1V4 — 1V2  ^"'• 

Die  Wicklungen  um  beide  Drähte  müssen  je  nach  Stärke  des  Leitungs- 
und Wickeldrahtes  in  genügender  Anzahl  (etwa  30  —  40)  erfolgen  und  sich 
auch    deren   5   je  auf  den   einzelnen   Leitungsdraht  erstrecken. 

In  Fig.  9,  II,  15,  25  sind  die  angefangenen  Drahtbünde  theils  durch 
vorher  beschriebene  Drahtbundvorrichtung,  theils  durch  die  Leitungsbau- 
zange  festgehalten. 

lieber  das   Löthen  der  Bünde. 

Zu  bemerken  wäre  noch,  dass  in  allen  Fällen  die  zum  Bunde  gehörigen 
Draht-Enden  unmittelbar  vor  dessen  Anfertigung  blank  geschabt  oder  gefeilt 
werden  müssen. 

Auch  durch  Anwendung  womöglich  säurefreien  Löthwassers  oder 
sonstiger  Beizmittel  lässt  sich  die  Schmutz-  und  Oxydschichte  entfernen,  um 
die   erforderliche  metallisch   reine   Verbindung  der  Drähte  zu   erreichen. 

Ein  sorgfältiges  Verlöthen  des  Bundes  durch  Eintauchen  in  flüssiges 
Loth  oder  Uebergiessen  damit  ist  anzurathen,  das  Loth  soll  aber  nur  den 
Bund   selbst,   nicht  auch   den   freien   Draht  bedecken. 

Abrollen  des  Leitungsdrahtes. 

Obwohl  bei  dieser  anscheinend  einfachen  Arbeit,  welche  zumeist  un- 
geübten Leuten   überlassen    werden  muss,   hauptsächlich  nur  darauf  zu  achten 

Fig.  27.  Fig.  28. 


ist,    dass   der   Draht   immer  in  der  gleichen  Richtung  abgerollt  werde,  kommen 
in    dieser     Beziehung    gerade   bei   dem    dünnen   Silicium-Bronzedraht   oft   arge 

Fig.  30. 


Verstösse  vor,  welche  für  die  Leitung  recht  unangenehme  Folgen  nach  sich 
ziehen   können. 

Die  verhältnissmässig  leichten  Ringe  lassen  sich  sehr  gut  ordentlich 
abrollen,  indem  der  Ring,  wie  in  Fig.  27,  mit  beiden  Händen  senkrecht 
gehalten  und  in  derselben  Lage,  gleich  einem  Rade,  in  der  Richtung  der 
auszulegenden  Leitung  vorwärts  gedreht  wird.  (Bei  anderem  starken  Drahte 
werden   die  schweren  Ringe   durch  Fortrollen   am   Boden   ausgelegt.) 

Auf  diese  Weise  läuft  der  auszulegende  Draht  in  umgekehrter  Weise 
vom  Ring  ab,  wie  derselbe  in  der  Fabrik  aufgerollt  wurde;  mit  dem  dort 
zuletzt  verbliebenen  Ende,  welches  gewöhnlich  den  Ring  umwindet  und  zu- 
sammenhält,  muss  demnach  beim  Abrollen   oder  Auslegen   begonnen  werden. 

W^ird  dagegen,  wie  es  häufig  geschieht,  der  Draht  ohne  Mitbewegung 
des   ganzen  Ringes,   wie  in  Fig.    28,    lagenweise  seitlich   oder  von  oben  ge- 


522 

hoben,  dann  erfolgt  natürlich  bei  Abnahme  einer  jeden  Lage  eine  neue 
Drehung  des  Drahtes  um  seine  Achse,  wonach  sich  bald  schwer  zu  lösende 
Verschlingungen,  dann  Schleifen  Fig.  2g  und  hieraus  Knoten,  Fig.  30, 
bilden. 

Wenn  auch  letztere  zum  Theile  durch  Recken  oder  Ausziehen  des 
Drahtes  weggebracht  werden,  bilden  sie  doch  immerhin  schwache  Stellen 
in  der  Leitung.  Die  dadurch  verursachten  Brüche  lassen  meist  die  voran- 
gegangene Verletzung  des  Drahtes  erkennen,  derselbe  scheint  dann  an 
solchen   Stellen   förmlich   abgedreht. 

Damit  der  Ring  nicht  in  Unordnung  komme,  sollte  derselbe  beim 
Weglegen  immer  mindestens  an  zwei  Stellen  mittelst  Schnur-  oder  Draht- 
stücken  leicht  unterbunden   werden. 

Fig.  3r.  Fig.  32. 


Sobald  sich  durch  Einklemmen  einer  Drahtlage  eine  Störung  beim 
Abrollen  bemerkbar  macht,  ist  solche  durch  Schütteln  oder  leichtes  An- 
schlagen  des  Ringes  gleich  zu   beheben. 

Für  sehr  schwere  Ringe  oder  beim  Auslegen  in  gebirgigen  Gegenden 
empfiehlt  sich  der  Gebrauch  einfacher  Haspeln  oder  Trommeln,  welche  von 
jedem   Tischler  leicht  herzustellen  sind,   ungefähr  wie   Fig.    31. 

Zwei  durch  Stäbe  verbundene  Holzscheiben,  .wovon  die  obere  kleiner, 
die  untere  grösser  als  der  aufzunehmende  Drahtring  ist,  sind  um  eine  Achse 
drehbar,  welche  in  einem  entsprechenden  Fusse  feststeht  und  oben  in  einem 
Ring  endigt.  Dieser  Ring  dient  als  Handgriff  zum  Tragen  oder  zur  Auf- 
nahme eines  Stabes,  falls  zwei  Leute  daran  tragen  müssen.  Durch  Anbrin- 
gung einiger  Stützen  und  Gurten,  etwa  wie  bei  Fig.  ^2,  kann  die  Trommel 
auch  zum   Tragen   am   Rücken   eingerichtet  werden. 

So  lange  mit  dem  Abrollen  ausgesetzt  wird,  ist  der  Ring,  wie  oben 
ersichtlich,   an   eine  der  Sprossen   festzubinden. 


Objective    Darstellung   der    wahren   Gestalt   einer 
schwingenden  Saite. 

Von  Dr.  J.  PULUJ,  o.  ö.  Professor  an  der  k.  k.  deutschen  technischen  Hochschule  in  Prag. 
Aus  den  Sitzungsberichten  der  kais,  Akademie  der  Wissenschaften. 

Schwingt  eine  Saite  in  mehreren  durch  Knotenpunkte  getrennten 
Abtheilungen,  so  finden  sich  bekanntlich  die  schwingenden  Theilchen  dies- 
und  jenseits  eines  Knotenpunktes  in  entgegengesetzten  Phasen  ihrer  Bewegung, 
so  dass,  wenn  die  Saitentheilchen  in  der  einen  Abtheilung  aus  der  Gleich- 
gewichtslage nach  aufwärts  sich  bewegen,  in  der  benachbarten  Abtheilüng 
die  Bewegung  nach  abwärts  erfolgt.  Nach  einer  Viertelschwingung  erreichen 
die  Theilchen  ihre  grössten  Elongationen  von  der  Gleichgewichtslage, 
und  die  Saite  bildet  eine  gegen  die  Gleichgfiwichtslage  symmetrische 
Wellenlinie,      bestehend      abwechselnd      aus      Wellenbergen      und     Wellen- 


523 


thälern.  Diese  gekrümmte  Gestalt  der  schwingenden  Saite  lässt  sich 
mittelst  einer  von  mir  construirten  phosphorescirenden  Lampe  objectiv 
darstellen.  Die  letztere  ist  eine  Vacuumröhre,  in  welcher  ein  mit  phosphores- 
cirender  Substanz  angestrichener  Glimmerschirm  mittelst  Inductionsstromes 
des  R  u  hm  ko  r  ff'schen  Apparates  zum  Leuchten  gebracht  wird.  Die  Lampe 
gibt  ein  scheinbar  beständiges,  in  der  Wirklichkeit  ein  intermittirendes  Licht 
von  mondscheinähnlicher  Farbe,  welches  intensiv  genug  ist,  um  einen  Schirm 
aus  Seidenpapier  mit  durchgehendem  Lichte  für  Projectionszwecke  genügend 
zu  erhellen.  Die  Intermittenz  des  Lichtes  der  Lampe  erfolgt  in  demselben 
Rhythmus,  wie  die  Schwingungen  des  Neef 'sehen  Hammers  des  Inductions- 
apparates,  und  lässt  sich  durch  Drehen  der  Contactschraube  innerhalb 
gewisser   Grenzen   reguliren, 

Fig.  I. 


Fie.  2. 


o 
o 

R 

iloi 

?       ^ 

i              X 

Zur  Erzeugung  der  schwingenden  Bewegung  bediene  ich  mich  eines 
3*5  Mtr.  langen  weissen  Seidenfadens  und  einer  elektrischen  Stimmgabel, 
welche  114  Schwingungen  in  der  Secunde  macht.  Das  eine  Ende  des 
Fadens  wird,  wie  beim  Melde'schen  Versuche,  an  eine  Zinke  der  Stimmgabel 
befestigt,  während  das  zweite  Ende  über  eine  fixe  Rolle  geschlungen  und 
mit  Gewichten   entsprechend   gespannt  wird. 

Schwingt  die  Stimmgabel,  so  entstehen  bekanntlich  durch  Interferenz 
der  von  derselben  ausgehenden  und  an  der  Rolle  reflectirten  Wellenzüge, 
welche  gleiche  Schwingungs-,  aber  entgegengesetzte  Fortpflanzungsrichtung 
haben,  stehende  Wellen,  bestehend  aus  mehreren  Schwingungsbäuchen,  deren 
Anzahl  desto  grösser  ist,  je  rascher  die  Stimmgabel  im  Vergleich  zur  Saite 
schwingt,  und  somit  unter  sonst  gleichen  Umständen  mit  der  Spannung  der 
Saite  variirt.  Macht  die  Stimmgabel  «-mal  so  viel  Schwingungen  als  die 
Saite  bei  ihrer  Spannung  und  Länge  in  der  Secunde  machen  würde,  so 
theilt  sich  die  letztere  in  n  Abtheilungen,  von  denen  je  zwei  benachbarte 
sich  in  entgegengesetzter  Richtung  bewegen,  jede  aber  ebenso  rasch  schwingt, 
wie  die  Stimmgabel.  Die  Saite,  welche  als  Ganzes  den  Schwingungen  der 
Stimmgabel  nicht  folgen  kann,  theilt  sich  in  mehrere  Unterabtheilungen  von 
solcher  Länge,  dass  jede  bei  der  herrschenden  Spannung  in  der  Saite  ebenso 
schnell  schwingt,  wie  die  Stimmgabel.  Die  letztere  Thatsache  demonstrire 
ich   in   den  Vorlesungen    durch   Nähern    eines   Cartonpapierstreifens   an   einen 


524 


Schwingungsbauch.  Die  rhythmischen  Stösse  der  schwingenden  Saite  erzeugen 
einen  auf  grosse  Entfernungen  vernehmbaren  Ton  von  derselben  Höhe,  wie 
jener   der   Stimmgabel. 

Würde  nun  die  beschriebene  Lampe  jedesmal  aufleuchten,  so  oft  die 
Saitentheilchen  in  die  in  Fig.  i  dargestellte  Lage  ihrer  grössten  Elongationen 
von  der  Gleichgewichtslage  ankommen,  so  müsste  der  Beobachter  die  wellen- 
förmige Gestalt  der  Saite  jedesmal  an  derselben  Stelle  erblicken.  Wenn 
ausserdem  die  Lichtblitze  so  rasch  aufeinanderfolgen  würden,  dass  das  Zeit- 
intervall zwischen  zwei  Blitzen  der  Dauer  des  Lichteindruckes  gleich  wäre, 
so  würde  der  Beobachter  die  wellenförmige  Gestalt  der  Saite  in  scheinbar 
constanter  Beleuchtung   und  stets  an  derselben  Stelle  sehen. 

Es  ergibt  sich  daher  als  Bedingung  für  das  Gelingen  des  Experimentes, 
wie  leicht  einzusehen  ist,  dass  die  Schwingungen  der  Stimmgabel  und  die 
des   Nee  fachen  Hammers   isochron  sein   müssen. 

Die  wellenförmige  Gestalt  der  Saite  muss  aber  auch  dann  zum  Vorschein 
kommen,  wenn  die  Blitze  erst  nach  jeder  zweiten,  dritten  oder  n-ten  Schwingung 
der  Saitentheilchen,   beziehungsweise  der  Stimmgabel   erfolgen. 

So  würde  beispielsweise  bei  Anwendung  der  Stimmgabel  mit  114 
Schwingungen  die  Wellenlinie  auch  dann  zu  sehen  sein,  wenn  der  Neef'sche 
Hammer  19  oder  38  Schwingungen  pro  Secunde  machen  würde.  Im  ersten 
Falle  würden  die  Lichtblitze  nach  jeder  sechsten,  im  zweiten  Falle  nach 
jeder   dritten   Schwingung  der  Stimmgabel   erfolgen. 

Differirt  ein  wenig  die  Schwingungszahl  des  Neef 'sehen  Hammers  von 
jener  der  Stimmgabel,  was  jederzeit  durch  Reguliren  der  Schraube  bewerk- 
stelligt werden  kann,  so  beobachtet  man  ein  langsames  Hin-  und  Herschwingen 
der  wellenförmigen  Gestalt  der  Saite  um  die  Gleichgewichtslage,  wobei  jede 
Schwingung  der  Saite  von  einer  Schwebung  des  Tones  begleitet  ist.  Die 
Theilchen  zu  beiden  Seiten  der  Knotenpunkte  bew"^egen  sich  dabei  stets  nach 
entgegengesetzter  Richtung. 

Die  Anordnung  des  Versuches  ist  schematisch  in  Fig.  2  angedeutet. 
AB  ist  die  schwingende  Saite  mit  der  elektrischen  Stimmgabel,  L  die 
phosphorescirende  Lampe,  welche  vom  Ruhmkorff'schen  Apparate  R  in 
Thätigkeit  gesetzt   wird,   und    6^5"  ein   Schirm  aus   Seidenpapier. 


Löthen  auf  elektrischem  "Wege. 
Von  G.   V.  DÖPP. 


In  Nr.  14  der  ;, Zeitschrift  des  Vereines 
deutscher  Ingenieure*  1887  werden  zwei  Me- 
thoden zur  , Bearbeitung  der  Metalle  unter  An- 
wendung der  Elektricität*  beschrieben.  Die  eine 
ist  vom  Amerikaner  Eiihu  Thomson  ange- 
geben und  besteht  darin,  dass  man  die  hochge- 
spannten Wechselströme  von  geringer  Stärke, 
wie  sie  eine  Wechselstrommaschine  liefert, 
durch  einen  Transformator  in  sthr  starke 
Impulse  von  geringer  Spannung  verwandelt 
und  sie  durch  die  zwei  miteinander  zu  ver- 
bindenden ötäbe  gehen  lässt.  Diese  werden 
an  der  Trennucgsfläche  unter  der  Wirkung 
des  Stromes  geschmolzen,  und  sorgt  man 
dafür,  dass  sie  durch  eine  Spannvorrichtung 
fest  aneinander  gepresst  werden,  so  tritt 
ein  Zusammenschweissen  der  beiden  Theile 
ein.  In  dieser  Weise  ist  es  gelungen,  nicht 
nur  Drähte  und  Stäbe  verschiedener  Metalle 
miteinander  zu  verbinden,  sondern  auch 
Bandsägen,     Eisen     mit     Bleiröhren ,     Stahl- 


bohier    und  Fraiser    mit  Verlängeiniigen  au< 
Schmiedeeisen  etc. 

Anders  verfahren  die  Herren  Nicolas 
de  Bern  ad  OS  und  Stanislas  Oszewski 
in  St.  Petersburg.  Sie  benützen  diiect  den 
elektrischen  Lichtbogen.  Das  zu  bearbeitende 
Metall  wird  auf  eine  eiserne  Tischplatte  ge- 
legt oder  von  einem  metallenen  Halter  ge- 
fasst,  welche  mit  dem  negativen  Pol  der 
Dynamomaschine  verbunden  sind,  während 
deren  positiver  Pol  durch  ein  Kupferkabel 
mit  dem  Kohlenstab  in  Verbindung  steht. 
Führt  man  nun,  sei  es  durch  die  Hand,  sei 
es  durch  einen  ad  hoc  construirten  Mecha- 
nismus, die  Kohle  etwa  längs  den  Kanten 
zweier  zu  verbindender  Bleche,  so  tritt  ein 
sofortiges  Schmelzen  und  Verlöthen  der- 
selben ein.  Um  diese  Arbeit  auszuführen, 
haben  die  Erfinder  verschiedene  Kohlen- 
halter angegeben.  Der  einfachste  besteht 
darin,     dass     das    Kupferkabel     durch    eine 


525 


Klemme  mit  einem  Kupferstab  verbunden 
ist,  welcher  durch  einen  hölzernen,  mit 
Schutzschirm  versehenen  Handgriff  hindurch- 
geht und  an  einem  freien  Ende  eine  Kupfer- 
hülse trägt,  welche  den  Kohlenstab  hält. 
Zur  Verlöthung  längerer  Fugen  wird  der 
Kohlenhalter  auf  einem  Schlitten  befestigt, 
der  auf  seiner  Unterlage  längs  der  Fuge 
verschoben  wird. 

Vor  Kurzem  war  eine  Gelegenheit, 
Versuchen  beizuwohnen,  welche  die  Erfinder 
in  Gegenwart  einer  Anzahl  von  Repräsen- 
tanten des  Eisenbahnwesens,  der  Industrie 
und  der  Wissenschaft  vorführt.  Vorläufig  ist's 
noch  ein  gemiethetes  Local,  in  welchem  diese 
neue  Bearbeitungsmethode  der  Metalle  studirt 
wird  und  Verbesserungen  daran  angestrebt 
werden.  Eine  Dampfmaschine  von  ca.  25  HP. 
treibt  eine  Dynamomaschine  von  Siemens  & 
Ha  1  s k  e,  welche  den  elektrischen  Licht- 
bogen liefert.  Selbstverständlich  mussten  sich 
der  Experimentator  und  die  Zuschauer  mit 
Schutzgläsern  versehen,  um  der  Wirkung 
des  Lichtbogens  folgen  zu  können.  Die  Ver- 
suche, die  vorgeführt  wurden,  waren  die 
folgenden :  Zwei  kurze  Schienenstücke  wurden 
mit  den  Köpfen  aneinander  gelegt  und 
durch  den  elektrischen  Lichtbogen  in 
kürzester  Zeit  zu  einer  Masse  vereinigt.  — 
Zwei  Kesselbleche  wurden  übereinander- 
gelegt  behufs  Bildung  einer  gewöhnlichen 
überlappten  Kesselnaht,  und  die  Kanten 
erst  auf  der  einen,  dann  auf  der  anderen 
Seite  der  Bleche  miteinander  verlöthet. 

In  die  so  verbundenen  Bleche  (von  je 
etwa  3/g  Zoll  Dicke)  wurde ,  indem  der 
Kohlenstab  senkrecht  über  ihnen  gehalten 
wurde,  ein  Loch  gebohrt.  Das  verflüssigte 
Material  tropfte  dabei  ab.  Nun  wurde  ein 
Nietbolzen  eingesetzt,  dessen  herausstehendes 
Ende  durch  Berührung  mit  dem  Kohlenstab 
in  Weissglut  versetzt  und  sofort  zum  Kopf 
heruntergehämmert. 

In  ein  Blechstück,  dessen  Ränder  rund- 
herum aufgebogen  waren,  so  dass  eine  Art 
oben  offener  Kasten  entstanden  war,  waren 
schmiedeiserne  Rohre  von  etwa  2I/2  Zoll 
Durchmesser  eingesetzt.  Der  Zwischenraum 
wurde  mit  Kupferstückchen  gefüllt.  Durch 
den  Lichtbogen  wurden  die  überstehenden 
Rohrenden  mit  dem  Kupfer  und  dem  Blech 
zu  einer  festen  Masse  vereinigt. 

In  ein  Blech  von  etwa  l/s  Zoll  Dicke 
wurden  unter  Wasser  eine  Reihe  Löcher  ge- 
bohrt. Ein  Bruchthel  einer  Secunde  genügte 
zur  Herstellung  eines  Loches.  Ein  Nachtheil 
des  Bohrens     unter  Wasser    besteht    in     der 


Unmöglichkeit  f  ir  den  Arbeiter,  den  Kohlen- 
stab genau  auf  einem  vorher  bestimmten 
Punkt  des  Bleches  einzustellen. 

In  einem  eisernen  Petroleumfass  wurde 
der  Boden,  der  zu  dem  Zwecjc  aufgeflanscht 
war,  durch  den  elektrischen  Bogen  mit  dem 
Mantel  verlöthet. 

Eine  ganze  Reihe  von  Proben,  theils  roh, 
theils  bearbeitet,  theils  im  Durchschnitt,  kenn- 
zeichnete die  Anwendbarkeit  des  Verfahrens. 

Natürlich  ist  es  jetzt  noch  schwer,  sich 
ein  Bild  von  der  Zukunft  der  Bern  ad  os- 
schen  Löthmethode  zu  machen.  Immerhin 
dürfte  aber  die  grosse  Bedeutung  derselben 
in  allen  Fällen,  wo  hauptsächlich  dichter 
Verschluss,  nicht  Festigkeit  verlangt  wird, 
einleuchten.  Gerade  die  Verlöthung  von 
Petroleumfässern  dürfte  ein  Bei  piel  der  ra- 
tionellen Anwendung  des  elektrischen  Licht- 
bogens zur  Verbindung  von  Metalltheilen 
sein.  Damit  scheint  sich  auch  die  Werk- 
stätte des  Herrn  v.  Bernados  speciell  zu 
beschäftigen.  Die  Arbeiter  derselben  ver- 
löthen  täglich  jeder  10 — 12  Fässer.  Eine 
sehr  schätzenswerthe  Neuerung  wäre  z.  B. 
aucht  die  elektrische  Verlöthung  der  Kessel- 
fugen, wobei  das  unendlich  zeitraubende 
und  oft  sehr  mangelhafte  Verstemmen  weg- 
fallen könnte.  Ferner  könnte  man  auf  diese 
Weise  kurze  Fräser,  Bohrer  etc.  von  Stahl 
an  Halter  aus  Stabeisen  anlöthen,  wodurch 
erstens  die  Schwierigkeit  wegfiele,  lange 
Stahlinstrumente  richtig  zu  härten  und  dann 
auch  Material-Ersparniss  eintreten  würde. 
Wie  vortheilhaft  wäre  dann  noch  das  Zu- 
sammen'öthen  von  etwa  je  zwei  Eisenbahn- 
schienen an  ihren  Enden,  wodurch  die  Zahl 
der  Stösse  erheblich  vermindert  würde,  oder 
das  Zusammenlöthen  zweier  Schienen  der 
Länge  nach  zur  Herstellung  eines  Doppel- 
trägers u.  A.   m. 

In  den  Fällen  dagegen,  wo  eine  grosse 
Festigkeit  verlangt  wird ,  wird  das  neue 
Verfahren  kaum  am  Platze  sein ;  denn  ob 
die  Verbindung  der  Theile  thatsächlich 
überall  eingetreten  ist  oder  nicht,  entzieht 
sich  der  Controle.  Es  dürfte  also  die  Ver- 
löthung wohl  kaum  die  Nietverbindung  er- 
setzen können  in  den  Fällen,  wo  sie  nicht 
etwa    blos    zum  Dichthalten    bestimmt    ist.*) 


*)  Ein  Theil  dieser  Ausfiihrnngen  ist  uns 
brieflich  mitgretheilt  worden;  bei  dem  Interesse, 
welches  diese  Löthmethode  erregen  wird,  hielten 
wir  eine  nochmalige  Anführung  des  bereits  hierüber 
anderswo  Gesagten  mit  dem  Neu ea  für  zulässig.  Einen 
Theil  der  geäusserten  Bedenken  haben  die  mit  dem 
Verfahren  angestellten  Versuche  bereits  widerlegt, 

D.  K. 


Elektrische  Leitungsfähigkeit  der  Gase  und  Dämpfe, 


Ein  schwerer  Irrthnm  hat  sich  in  die 
wissenschaftliche  Elektricitätslehre  geschli- 
chen, welcher,  obwohl  Seitens  hervor- 
ragender Gelehrter  bekämpft,  darum  doch 
noch  eine  beinahe  universelle  Herrschaft 
ausübt.  Man  findet  ihn  in  Lehrbüchern  der 
Physik,  die  Schulen  breiten  ihn  aus  als 
eine    experimentell  begründete  Thatsache,  auf 


die  sich  mehrere  Theorien  stützen.  Alle 
Physiker  wissen,  dass  in  feuchter  Luft  Ex- 
perimente mit  statischer  Elektricität  gewissen 
Schwierigkeiten  unterliegen ;  gelingt  es,  einen 
Körper  zu  elektrisiren,  so  verschwindet  die 
auf  seiner  Oberfläche  verbreitete  Elektricität : 
man  nimmt  an,  dass  sie  theilweise  längs  der 
Supports,  theils   durch   die  feuchte  Luft  ihren 


526 


Weg  nimmt,  und  betrachtet  in  Folge  dessen 
die  letztere  als  guten  Leiter. 

Ingenieur  Jean  Luvini  in  Turin  ver- 
öffentlichte vor  Kurzem  in  der  »Lumiire 
Electrique*  die  Resultate  seiner  das  Studium 
der  atmosphärischen  Elektricität  bezwecken- 
den Versuche,  welche  dahin  führen,  obige 
Hypothese  als  einen  Irrthum  zu  bezeichnen 
und  den  Beweis  zu  liefern,  dass  gewisse 
Gase  und  Dämpfe,  worunter  feuchte  Luft 
und  Wasserdampf,  unter  gewöhnlichem  atmo- 
sphärischen Druck  absolut  isoliren.  Der  Ver- 
such ist  sehr  einfach  und  kann  leicht  wieder- 
holt werden. 

Luvini  ordnete  denselben  derart  an, 
dass  die  Fluida,  in  die  er  elektrische  Körper 
einführt,  sich  nirgends  längs  der  Elektricitäts- 
träger  niederschlagen  können.  Er  spannte  in 
einem  grossen  Raum  horizontal  eine  4  Mtr.  lange 
Seidenschnur  auf,  aus  sieben  einfachen  Co- 
confäden  ohne  Torsion  und  Verbindung 
hergestellt.  In  der  Mitte  derselben  hängt 
eine  hohle  Messingkugel  von  5  Cm.  Durch- 
messer. Eine  zweite  dieser  parallele,  aus 
fünf  Coconfäden  bestehende  Schnur,  trägt 
in  ihrer  Mitte  ein  Pendel,  das  unten  in  einer 
Hollundermarkkugel  endigt,  welche,  wenn 
nicht  elektrisirt,  mit  der  Messingkugel  Con- 
tact  bildet. 

Indem  er  diese  letztere  elektrisirt,  wird 
die  Hollundermarkkugel  abgestossen  und  gibt 
durch  den  Ablenkungswinkel  des  Pendels 
ein  Maass  für  den  Grad  der  Elektrisirung. 
Luvini  elektrisirte  die  Kugel  gewöhnlich 
mit  der  Leiterplatte  eines  Elektrophors.  Die 
Ausdehnung  des  Experimentirraumes  und  die 
Beschaffenheit  der  Luft  während  der  Ver- 
suche gestatteten  die  Umgebung  der  elek- 
trischen Körper  mit  einem  beträchtlichen 
Quantum  des  Gases  oder  Dampfes,  der 
gerade  untersucht  wurde,  zu  erfüllen,  ohne 
dass  die  Fluida  während  längerer  Zeit  sich 
auf  den  Suspensionsfädeu  niedergeschlagen 
hätten.  Abstrahirt  man  von  der  schwachen 
Leitungsfähigkeit  der  angewandten  Fäden, 
die  nach  Gaugain  die  besten  Isolatoren 
sein  sollen,  sieht  man  ferner  ab  von  den 
Verlusten  durch  atmosphärischen  Staub, 
dessen  Körnchen  sich  allenfalls  polarisiren, 
einen  Faden  und  dadurch  der  Elektricität 
eine  Brücke  bilden,  so  könnte  man  jeden 
beobachteten  elektrischen  Spannungsverlust 
der  Leitungsfähigkeit  der  untersuchten  Fluida 
zuschreiben. 

Lavini  begann  seine  Versuche  damit, 
dass  er  die  Kugel  immer  mit  etwa  derselben 
Spannung    lud  und    die    Zeiten  beobachtete, 


während  welcher  die  Divergenz  des  Pendels 
eine  bestimmte  Anzahl  Grade  abnahm.  In 
trockener  Luft  blieb  dieselbe  stundenlang 
constant,  Luvini  studirte  hierauf  den  Ein- 
fluss  von  mit  Wasserdampf  gesättigter  Luft 
bei  verschiedenen  Temperaturen  ,  ferner 
Wasserstoff  und  Kohlensäure  in  dem  unge- 
trockneten  Zustand,  in  welchem  dieselben 
das  Entwicklungsbad  verlassen,  Quecksilber- 
dampf von  looO  und  den  Dampf  eines 
Ammoniaksalzes.  Die  die  Gase  und  Dämpfe 
erzeugenden  Flüssigkeiten,  sowie  die  Gase 
und  Dämpfe  selbst,  standen  dabei  in  Ver- 
bindung mit  der  Erde  durch  eine  metallische 
Leitung. 

Keines  dieser  Fluiden  hat  die  geringste 
Leitungsfähigkeit  gezeigt.  Sämmtliche  be- 
nahmen   sich    wie    ausgezeichnete  Isolatoren, 

Bei  einer  zweiten  Serie  von  Versuchen 
wurde  ein  12  Mtr.  langer  schwarzseidener 
Nähfaden  gewählt,  ein  einfacher  Coconfäden 
mitten  darübergelegt  und  an  dessen  beiden 
Enden  eine  Hollundermarkkugel  befestigt. 
Ein  über  den  horizontalen  Faden  gefaltetes 
Stück  Papier  hielt  die  beiden  Enden  parallel 
in  einer  solchen  Entfernung ,  dass  die 
Kügelchen  ohne  Druck  Contact  bildeten. 
Hierauf  gemachte  Versuche  in  derselben 
Weise,  wie  oben  durchgeführt,  ergaben  das 
gleiche  Resultat.  Der  Versuch  mit  Wasser- 
dampf bei  hohen  Temperaturgraden  ange- 
stellt ergab  eine  Verringerung  der  Divergenz, 
herrührend  natürlich  von  der  Condensation 
des  hochgespannten  Dampfes ;  zuerst  sehr 
rasch,  bis  auf  einen  gewissen  Grad  herab- 
fallend, blieb  dieselbe  dann  beinahe  con- 
stant, so  dass,  wie  bei  der  ersten  Versuchs- 
reihe, sich  ein  absolutes  Leitungs-Unvermögen 
herausstellte. 

In  einer  dritten  Versuchsanordnung 
wandte  Luvini  statt  des  doppelten  Pendel- 
fadens einen  einfachen  an,  im  Uebrigen  blieb 
Alles  wie  bisher.  Er  brachte  nun  in  ver- 
schiedener Distanz  glühende  Kohlen  in  die 
Nähe.  Waren  dieselben  nur  einige  Centi- 
meter  von  der  Messingkugel  entfernt,  so  ver- 
minderte sich  die  Divergenz  zuerst  sehr 
rasch,  dann  langsamer,  bis  die  Elektricität 
sich  vollständig  zerstreut  hatte.  Diese  auf- 
einander folgenden  Phasen  fallen  je  nach 
der  Kohlendistanz  in  eine  mehr  oder  weniger 
lange  Zeit,  immer  aber  im  Ganzen  ia  wenige 
Secunden. 

Aus  allen  seinen  Versuchen  zieht  Lu- 
vini den  Schluss,  dass  die  Gase  und 
Dämpfe  unter  gewöhnlichem  Druck  und 
zwischen  den  Temperaturen  o  und  loo"  voll- 
kommene Isolatoren  sind. 


Ueber  Fortschritte  der  Galvanoplastik. 


Der  technische  Leiter  der  berühmten 
Christofle'schen  Fabrik  in  Paris,  H.  B  o  u  i  1  h  e  t, 
hielt  im  März  d.  J.  einen  Vortrag  über  die 
Vervielfältigung  von  Kunstgegenständen  durch 
die  Galvanoplastik,  welcher  im  ,G^nie  civil* 
veröffentlicht  wurde  und  auch  als  kleine 
Broschüre  im  Buchhandel  erschienen  ist.  Wir 


entnehmen  demselben  einige  noch  wenig  be- 
kannte Thatsachen  und  Fortschritte. 

Das  dichteste  Kupfer  erhält  man,  wenn 
man  der  mit  Schwefelsäure  angesäuerten 
Kupfervitriol-Lösung  ein  wenig  Gelatine- 
lösung zusetzt ;  zuviel  davon  macht  das 
Kupfer  brüchig;    die  richtige  Menge  ertheilt 


527 


demselben  jedoch  den  höchsten  Grad  von 
Cohäsion  nnd  Zähigkeit,  in  gewisser  Hinsicht 
das  gegossene  Kupfer  übertreffend.  Galva- 
nisches Kupfer  hat  8'9  spec.  Gewicht,  ge- 
gossenes Kupfer  schwankt  zwischen  8*78  und 
8"83.  Ersteres  konnte  einem  Druck  von  20 
Atm.  widerstehen,  letzteres  Hess  Wasser  bei 
einem  Druck  von   12  Atm,  durchgehen. 

Runde  Gegenstände,  wie  Büsten,  Bild- 
säulen, stellt  man  in  einem  Stück  in  der 
Weise  her,  dass  man  den  graphitirten  Flächen 
der  Guttaperchaform  Anoden  von  Blei  gegen- 
überstellt und  die  Zersetzung  mittelst  eines 
besonderen  Stromes  bewirkt.  Das  Princip 
hatte  bereits  1858  Lenoir  angegeben,  er 
hatte  Platindrähte  statt  Blei  angewendet;  an 
der  Kostspieligkeit  des  Materials  scheiterte 
jedoch  die  praktische  Durchführung  (wohl 
auch  an  der  theuren  Kraft,  die  damals  nur 
mit  Bunsen'schen  Batterien  erzeugt  werden 
konnte,  während  jetzt  die  billigen  Dynamo- 
ströme verwendet  werden). 

Pellecat  zeigte  neuerdings,  dass  es 
möglich  ist,  direct  von  einem  frischen  Thon- 
modell  Guttapercha-Abdrucke  für  das  Bad  zu 
machen.  Die  Guttapercha  wird  zu  dem  Ende 
geschmolzen  und  auf  das  Modell  gegossen. 
Formen  durch  geschmolzene  Guttapercha  zu 
gewinnen  ist  an  sich  nicht  neu,  das  Verfahren 
wird  in  Deutschland  schon  lange  ausgeübt, 
jedoch  nur  in  Hinblick  auf  Metallmodelle. 
Es  ist  überraschend,  dass  es  möglich  ist, 
ganz  tadellose  Abdrücke  von  narsem  Thon 
auf  diesem  Wege  zu  erhalten.  Man  erspart 
dadurch     das     doppelte     Formen     in    Gyps. 


Allerdings  geht  dabei  das  Original  verloren, 
das  Verfahren  kann  deshalb  nur  bei  guter 
Einübung  zur  Anwendung  kommen. 

Einen  wirklichen  Bronzeüberzug  auf 
Kupfer  kann  man  dadurch  erhalten,  dass  man 
einen  dünnen  Niederschlag  von  Zinn  herstellt 
und  dann  den  Gegenstand  bis  dunkelroth 
erhitzt;  das  Zinn  geht  eine  Legirung  mit  dem 
Kupfer  ein  und  eine  wahre  Bronzefarbe 
bildet  sich. 

Die  verbreitete  Ansicht,  dass  Queck- 
silbervergoldung besser  halte,  als  galvanische, 
ist  ein  Irrthum,  der  sich  daraus  erklärt,  dass 
es  nicht  möglich  ist,  bei  ersterem  Verfahren 
weniger  als  ein  halb  Gramm  Gold  auf  ein 
Decimeter  Oberfläche  zu  bringen ;  mit  dieser 
Menge  können  aber  galvanisch  10  Qu. -Mtr.  ver- 
goldet werden,  also  eine  tausendmal  grössere 
Fläche.  Die  galvanische  Vergoldung  hält  nicht, 
wenn  zuwenig  edles  Metall  niedergeschlagen 
ist.  Nur  zu  oft  wird  das  Publicum  in  dieser 
Hinsicht  gelauscht,  ist  auch  Anfangs  zufrieden 
mit  dem  Schein,  wenn  wenig  dafür  gezahlt 
wird. 

Die  Quecksilbervergoldung  hat  einen 
vielfach  beliebten  grünlichen  Schimmer,  den 
man  jedoch  auch  bei  der  galvanischen  Ver- 
goldung dadurch  erzeugen  kann,  dass  man 
nach  Beendigung  des  galvanischen  Processes 
eine  dünne  Lage  von  Quecksilber  auf  das 
Gold  niederschlägt.  Erhitzt  man  nunmehr 
massig,  so  verflüchtet  sich  das  Quecksilber 
und  es  tritt  die  grünlich  schimmernde  Gold- 
farbe hervor.  (Bad.  Gewerbeztg.) 


Von  der  hygienischen  Ausstellung. 
Die  Statistik  der  elektrischen  Belenchtuns  in  Wien  und  Umgebung. 


Auf  der  Ausstellung,  we'che  zu  Beginn 
des  Monates  October  in  den  Räumen  der  Uni- 
versität anlässlich  des  ,VI.  Internationalen 
Congresses  für  Hygiene  und  Demographie 
zu  Wien  1887*,  abgehalten  wurde,  exponirte 
das  statistische  Comite  des  Elektrotech- 
nischen Vereines  eine  tabellarische 
Zusammensetzung  aller  elektrischen  Beleuch- 
tungsanlagen, die  in  Wien  existiren. 

Die  einzelnen  Installationen  waren  in 
einem  Plane  von  Wien  durch  Nadeln  ange- 
deutet, deren  Köpfe  von  verschiedener  Farbe 
nnd  Grösse  erkennen  Hessen,  ob  die  Anlage 
mit  Glühlicht,  Bogenlampen  oder  beiden 
Lampensystemen  ausgestattet  und  in  welcher 
Zahl  beiläufig  die  Lampen  vorhanden  sind. 
Der  Plan,  dessen  Beigabe  gleichsam  eine 
Illustration  der  Tabelle  bildete,  erregte  all- 
gemein Interesse. 

Das  statistische  Comite  beabsichtigt,  die 
Statistik  nicht  blos  auf  die  elektrische  Be- 
leuchtung, sondern  wo  möglich  auf  sämmt- 
liehe  Zweige  der  Elektrotechnik  auszudehnen 
und  hofft  hiebei  auf  die  thatkräfiige  Mit- 
wirkung aller  bethelHgten  Kreise. 

Die  Tabelle  zeigt,  dass  die  Einführung  der 
elektrischen  Beleuchtung  in  und  um  erst  in  die 


jüngste  Zeit  fällt,  denn  die  grösste  Zahl  der 
Betriebseröffnungen  fand  in  den  Jahren  1886 
und  1887  statt.  Leider  ergibt  die  Zusammen- 
stellung, wie  geringe  die  Anzahl  der  In- 
stallationen ist,  was  bei  dem  Umstände,  dass 
keine  Centralanlagen  bestehen,  nmsomehr  in 
die  Waagschale  fällt  und  durch  die  geringe 
Gesammtzahl  der  installirten  Glühlampen  und 
Bogenlampen  am  klarsten    ausgedrückt  wird. 

Von  dem  benöthigten  Kraftbedarf  wurden 
1982  Pferdestärken  durch  Dampfmaschinen 
und  393  Pferdestärken  von  Gasmotoren  ab- 
gegeben. Ungefähr  40^  der  aufgezählten 
Anlagen  haben  zum  Betriebe  Gasmotoren 
aufgestellt,  welche  ibö'/o  der  Gesammt- 
leistung  von  2375   Pferdestärken  liefern. 

Die  meisten  Anlagen  sind  von  der 
Firma  Siemens  &  Halske  ausgeführt,  die 
Zahl  derselben  ist  31;  die  Firma  Brückner, 
Ross  &  Cons.  figurirt  mit  ii,  Kremenezky, 
Mayer  &  Co.  mit  14,  B.  Egger  &  Co,  mit 
10  Anlagen. 

Wir  fügen  nachstehend  die  Tabelle  an, 
welche,  wenn  sie  den  Gegenstand  auch  nicht 
ganz  erschöpfend  behandelt,  doch  immerhin 
ein  Bild  der  Entwicklung  der  elektrischen 
Beleuchtung  in  Wien  gibt. 


528 


la 

53 

O 

t» 

, 

a 

a. 

a 

n 

S   2  •" 

es     m    ^ 


iqBzny 


aniniBfl 


5  £ 


jap  1132 


-=   PS 
pa 


W 


9 


9 


ST  3 


s 


S      K 


u  u 


ÖJO  x" 


-5  'S  ja 


«  •-  CO 

n  00 '^ 


1)   i  !s 

ÖS- 


0"00N      O      OOt)- 


o  o  o 

vO    N    O 


I  I 


o 

o 

o 

O 

O 

O 

O 

o 

O 

n 

o 

o 

o 

ü 

o 

1/-)  o 

O 

O 

ü 

o 

ü 

o 

o 

o 

o 

o 

M 

M 

u-i 

Th 

vr> 

o 

o 

00 

N 

Th 

O  00 

N 

o 

M 

rooo 

O 

o 

N 

00 

ThvO 

t~« 

N 

t^ 

vO 

'^t- 

I    I 


o  o  o  o 

O  u->  O  o 

O  t^  O  CJ 

N  OO'  vO  •4- 


—    -«rOvOn—     wro 


O    OO    N    fOOO    O 


S       E     «         c 


es 

o 


.c  S 
o  " 

ö  a 


CL, 

s 


^.^ 


O     CO     rt     o3 


Id  '^  < 


^    5;    ca    cJ 


9^1 
SS 


•^     ^ 


tt.  -^ 


Ö3  S 


ÜJ 

(l> 

U} 

s 

s 

o 

s 

CT) 

<1) 

(1) 

t/J 

Cß 

S 

cn 

g  s  a 

®    C)     0) 


o  o 

u  u  <a 

US  «1  cä 

O  o  ^  OS 

C-  iT  -S  g 

<u  4)  0,   n 

C  o  P  Ü 

u  u  S 

:a  :S  (D 

ii  »1  bi 

CO  CG  tu 


OO   00 
00  00 


00  00  00  00 
00  00   00  00 


OO  00  00  00 

00   00  00   OO 


d  ;=: 


"So 


-  UV  bß'^  pq   X 

-  -5  tS  2  ^-        S 


4) 


biO  53   bß       g 
c   V-   s  ,„   S 

0     D     |3   >1>  •« 


Ja 


m  TS  VI) 

^    rt  »  a 

o    ü  •-  Ja 

e:           1)  TS 

£,,iij  >- 


<v  ^  y^ '^  '"  hß  ?i 


i       i  "S  w  "* 


h  =  ■"  «  S  « 

"1    ■-?       □       l-       lU       Q 


=rt   :«  XI  kS 
M  CQ    o  iE 
CA) 


tuoi3 
«  ^  ä  .S  J3 

ci     c!     Ih     li     eil 

W)  b/j  =1  a  Ol 


Ul  D  1)    In  blO  ^ 

£  «  ^  S  .S  J3 

->-;  CJ  c!     Ih  li     eil 

i"  bfl  K/^   :3  C3     r/i 


:c« 


o   .2 


c« 


W""  £  -5  <->  CD 
^    O  C/3 


o 


5  ^ 

i 'S 


bfl  e! 


^  >-■  j3 


O  "« 


'S  ^  Pi 


(LI      ^ 


.   .^ —       .     „ 

■    1 

1 

1 

•    >-. 

ouvre 
kerei 
ciatio 
riv. 

• 

•     •     •    • 

2 

O 

Q 
(U 

•  x: 

G 

.  bjt)    . 

a 

4->       = 

hJ    o    O    Cu 

- 

(j 

!  ) 

u 

*--      *i           ■ 

t3     <g 

^— ' 

t/} 

'       CT-O     <     r^' 

rt 

.    (U      .      . 

■     (D 

■  ^ 

•  <u 

•gN     . 

U       «       jj 

C 

^ 

r^ 

•F^ 

1) 

%  e  ^ 

<r' 

.,  (^   J 

w 

M      OJ      rt 

UV 

•  ti: 

w 

'  ta 

13 

u 


w^-g  >-«  g 


o  .ä  e  4^ 


ppi 


'  a 


^      O     Ki=i 


V       u       u 


"    =^    in    tj) 
rC^    c3    1^    I- 


5  ca  o^  o,-S 


T3       (U       4J     (U 


.So.-  4-- 


"3  S  rt  -^"  S 


0)    OA  Z<     1>     u 


"^1-oor^oo     o^O•-'^^<■^"+"^ 


529 


o 

o 

o  o 

o 

o 

n 

o 

o 

o  o 

() 

o 

o 

yj~i 

o 

'^  o 

o 

W) 

o^ 

CO 

fn 

N     Tj- 

00 

o  o  o 

o 

o 

"->  O    O 

C) 

o 

1     t^  O  sO 

o 

ü 

'      fÖ   M     CO 

o 

o 

o 

o 

o 

o 

() 

CO 

o 

t^ 

o 

P) 

00 

>. 

vri 

HH 

NM«« 


00 

o 

u-lOO 

o 

CO 

N 

1     O    Tj-OO 

00    M 

U-) 

O    CO 

00 

CO 

1   « 

'^ 

Tf 

**- 

t*- 

Cl, 

ü 

tn     &- 

t/1 

B 

C!i 

e  •; 

l: 

.^   2     »= 

-   d 

CJ 

R      C 

s 

n 

(') 

<sS 

O    oi 

"O 

(.'; 

Q 

o 

Q 

1) 

d 

<u   u 

u 

d 
O 

<u 

p   a 

o   o 

1)     OJ 

1) 

«     S 

^ 

=8 

^  ^ 

-« 

=3 

^ 

^  ^ 

^ 

-i^u 

kner,  Ross  & 
kner,  Ross  & 
Egger  &   Co 

o 

V 

s 

(B 

a 

» 

d 

Den: 

c  a 
S  S 

CS 

a 
S 

<B 

a 

D 

6 

o 

cij     et 

s  s 

X 

a 
S 

d^   o 

a 

U 

s 

U 

0) 

u    u 

C/3 

1X1  c« 

C/2 

O! 

i 

oj  c« 

•l-l 

c« 

in  a 

i 

■f4 

CO  CO 

_ 

„ 

N    CO 

>+ 

0) 

OO   00 

yi 

00 

O 

00   00 

00 

0) 

n 

N 

00   00 

CO 

00 

pq 

00  c« 

00 

n 

o 

Cl 

C4       1 

CO 

>-<     1 

o 

CO 

>-' 

,t^  -+ 

PJ 

CO 

o  o 

o 

O     O 

00 

-  o 

tK 

rr-    N 

vO 

¥-t 

h^ 

t^ 

CO   >- 

t~» 

O 

«--  Th 

„ 

N 

r)- 

u^ 

^ 

t4-. 

a. 

S       »: 

eti 

Q 

60 

CO 

O 

u 

■p 

<a 

t< 

O     u 

0) 

(J     o 

,Q 

^1 

t-    ^ 

4)     J.i 

'^'i  s 

w 


M 


I      I 


-^  -S  ^  S  '2 

U    ^'S    »H  1)  o3 

«  i  ®  s  ^ 

>   a  o  =2  ri 


'S    i 


«     «  "TS 


cj      w      (U    3 


H    ;r  1;; 


H) 

<D 

rä  JS 

^  '^ 

s 

El 

-^^ 

^  < 

:rt 

1-1 

^    cl 

^£ 

2    r 

^ 

^  ^ 

■^   c 

^'  S^ 

?   o 

5"  rt 

o 

J3 
CL, 

uT 

■^ 

lo  iS 

:3 

Sji 

tuO  bJD 

ä>     d 

,d 

cS    o 

^    ^ 

<SJ      Od 

S 

e  a 
a   c 

V     1) 

b/3  i- 

3.1 

cl    >- 


Im 


CO 

S! 

rt 

bfl 

m 

o, 

n 

tllO 

0) 

s 

o 

H) 

rt 

TI 

O 

m 

^ 

CLi  ^     _ 


fi 

•ü 

Q 

o 

o 
CJ 

c« 

o 

CD 

lU 

T-l 

a 

o 

U 

=8^ 


1) 

Ic 

.     t/1 

:a       . 

u 

s 

a,   • 

<:« 

S 

0!       • 

.   <u 

Q 

u 


^   =3 


pq  .«  <^  ^  <1  u  45 

■s  ^  -g  g  -^  S  s 
-  .-S  b  §  ^  ,5  ^  ^ 


pj.EW 


D  t>  S  fll  *"  - 
^      P     g  DU 

"  —  ü  •£  Sa 
•'S  .^  3  o  <u  ir 
pq  W  O  ai  ü5  > 


's    -f=      M 

1) 

-J=5    S^    a 

.  s 

!^^^ 

j::    "      • 

-C 

o    O    B 

o  IE  ^ 

>-r'            <J 
l-H               (1) 

«2 

U     lU      • 

c 
o 

chnis 
chnis 
Elek 

<U     V 

ffi  a: 

HH 

cg    5 


'u     c3 

pqO§ 


36 


530 


A  ® 

s  a 
o  3 


g'a 


O  Xi 
C5     CS 


O  O  o  O 
CO  o  o  o 
•*        O   lO  ■^ 


gannBQ 


.2    t^ 


Bana^ojg 
-sqau^ag 
jap  ipz 


^   Pi 


Ci      g      CS 

Ü   CS  O 
Q 


ffi  ffi  ffi 

cödg  da 

w    «    w 

and 

(U    u    <u 

a  s  a 

4j    1)    dj 
c«  cn  cfi 


ü   1» 

'  r^ 

CS   J3 

Ö 

O   :oi 

rQ    ta 

^ 

^  ?J 


o  o 
o  o 
o  o 


C>)      M      M  W      h-l 


a  '^ 

Q 


Ol     M 


a    Ji 


o  jn  -y       5?  s 


o 

OO 

O 

o 

o 

"^ 

n 

lO 

■+ 

<^O0 

t^ 

N 

N 

w 

o  o  o  o  o    o 

^  t>»  u^  CO  O     lo 
N     w 


o  o 

o 

o  o  o  o 

O 

o  o  o 

o 

o 

o 

o 

o  o 

o 

VT)  o    O    O 

O 

o  o  o 

o 

o 

<■> 

o 

o  o 

o 

►-    O  O   to 

o 

Tt-  lO    O 

t~- 

o 

t^ 

OO 

voOO 

o 

ro  ro  u-)0 

o 

CO  ■*  vo 

N 

lJ-> 

00 

On 

CO 

M 

1-1    N    >-i    1-1    1-    — 


Q 


~o 


«  "  ^ 


^    «s ' 


ä-r-    S 


g     0    o 


-^  ^  .S 


^  a  am  a 


!fi 


b:d     bd 


W 


■>i-  i^  i~»  r^ 

00   OO   00   00 
00  00  00  00 


coO 

00   00 
00  00 


.S  .9 


bjo 


'S§ 


.J3    CS  1^ 
I  ,ii)    "  Tl    Ö 

u<     CS     CS  y;    4_>     «^ 

2  ^  ^       S^  ö  -s 

i5     D     (U 

S  na  'Ö 

■^    "   o 


ffi 


s^ 


u 


«      CS 

c/}      Ui 

<L> 

a 

TS     1) 

fers 
fers 
fers 

rga 
stra 
"ers 

CS 

<u 

cS  :^ 

ü      <D 

rfl     ^     rC 

. — 1      Ol     •  — 
0/)    M    XI 

^ 

^ 

O     CS 

ä-S 

.2i  "5  .2 

rn 

o 

^■^ 

^  U) 

n;:^  J3 

s 

1^     CS 

SSS 

S 

:5    C    J^       • 

■ti  .2  o  Q 


,    <u  tn  1^ 

.a  P      . 

(ü  ^      CO 

i-'-i  S  -1-  c— 1   CS 

CS    "    rt  P^  £ 


r^  an 


s  y 


!;l  2  «  w) 


s  s  si  73  :o  .2  a 
1=2  ö  ^  -s  'S  1^  'S 

W  O  K  Di  c«  :>  c« 


Mwi-iNroN      NW 


Q  => 


O 


CS  O 

Q 


!    O    o 


u    u 

^   d^ 


a  Sc^dg   S    CS       o 


4^   u    (U    ^ 


;w  w 


■1-*  _^    ,Jj    ea  bd 


n 


e 

n 


00   00  00 
00  00  00 


fl  a 


2^ 


"  2  fe 


M   S 


b/j    00 


^•2  iT 


p   *-  ß 
ü  CS  J)  -5 

1    (ü    ,'-'    1— 1    _r-| 


d(J        g 


-<«    .WS 

-Q 

0) 

& 

0) 

O 

PL,      CS      l^      CS      Ö 

'■BS    •  c 

n 

2  lir  i-       «J 

u 

>l> 

-<WbL.  WW 

H 

.r^S  r  2    cß 


5  "13 


"3  vo 

0)      00 


n 


a; 


u-i  o 


1-1       N  ■<*■ 


s  ° 


00  00 
00  00 


:2  P-i 

>  2 


m 

ö         -^ 

B 

=^öffi 

« 

o  «^  =Ö 

•M 

f^    ^.    ,„ 

^ 

cner, 
Gau 
men 

s 
bf) 

a 


00   00 
00   00 


2_ 


L-      )-      *-i 

pq  .Q  eq 

pH 


531 


N  <^ 

O 

I-. 

O 

OS 

t/1  w^ 

O 

o 

O 

O 

■M 

r~  ro 

O            1 

1                   1     «'' 

^ 

vO 

m  OS 

ro 

CO 

O 

ts 

CO 

►- 

T}-                1 

1                   1 

"-) 

1 

o 

1 

N              1 

1                  ^ 

1 

1 

1 

li-i 

o 

1 

1 

=o 

CO 

O    O 

o 

O    O 

o 

o 

o  o 

O 

o 

o 

O 

O 

O 

o  o 

o 

O     N 

() 

o 

o  o 

O 

l/^ 

"^ 

o 

ü 

LO 

^1     N 

o        1 

1                u->  r^ 

o 

o 

irs  O 

ro 

N 

r^ 

ü 

1-1 

o 

N    ';^ 

d        ' 

'                   rö  rf 

N 

^ 

tr^oo 

O 

'd- 

r<0  O 

M 

Tf 

ro 

HH      M 

1-1 

HH       »-* 

N 

Tf    « 

" 

"+ 

>-i    N 

HH 

M 

<N 

N 

'-' 

OS 

o  o 

wi 

O    "1 

Tt- 

o 

"^  O 

o 

00 

o 

M 

o 

U-) 

On  1-1 

o        1 

1                   CO  N 

o 

ro 

•-►- 

&, 

y  I. 

c           t; 

K                         SC 

P 

c 

c     c 

c 

K 

c 

r 

^ 

Q 

(D 

w" 

m 

■r 

fe 


U            (U 

äj     (U 

^      ^ 

,ii     r^ 

U3              «1 

ci   a   cü 

ci    c3 

K     Bffi 

U 

l-M   Dh 

^  gdä 

■^ 

dg^ 

o  'S  a 

a   c 

(U     0) 

SWS 

W 

s  s 

(U         <u 

1)     u 

o     E 


o  «J  o 


a  ö 


roo 

o 

r^O 

00  OO     1 

OO 

00  OO 

00  CO     1 

00 

00  00 

00   OJ  OO 
00  00  OO 


^ 

fe 

rt 

A 

a 
c 

O 

o 

Ol 

M 

3 

1) 

Oh 

a 

ri       -^ 


<u  ^  ^ 


:3       ffi 


Ix 

rC      O 

o  'S 

Sx 

<^  a 

lU 

13  ^ 

W) 

n     rt 

M    ^ 

,Q 

^^ 

B 

i3cß 

(fi 

K 

o 


•  Ä 


'S  'S     "« 

"SP 

-^  .^  t:  o 

N     «     2      rt 

cj    ci    o  ;3 
a    ö    «  'S 


rt  ''-' 


>     CS     B 


S     .1 


^  m 


cä   •" 


C3     (U 

dl    R 


a^ 
a  s 


rt  pq 


U 


^  U  ö  ü  'Oh  «? 


;       PI  cß 

'  i;   o   _• 

"S     =^     Jl 


•=      ^ 


"t^ 


D 


rrt  O  "  U 

a  «  ^  t  ^  ii  .2 

.    H)  S  :cTi  (U  0)  cJ    ^ 

1)  1-^  ri  O  ,Q  ;^ 

c  =a  "^  .^  <u   >- 


^  S    p    S 


o 


^  ^ 


D 


C     D 


<u    a 


o  ^  o 


•n    C  •-    ¥    OJ 


pq  o  <:  W     W     Ü 


;:r  ,-1,     qj     c 
<u  ^     ^  rt  3 

00;S 


v 


2       =1  5 

C/2        ><  CO 


35* 


532 


CORRESPONDENZ, 


Villach,  den  13.  October  1887. 
Löbliche  Redaclion! 
In  Ihrer  geehrten  Zeitschrift,  Heft  X, 
1887,  Seite  443,  äussert  sich  der  Verfasser 
des  Aufsatzes :  „  Ueher  Oekonomie  in  der  Schal- 
tung galvanischer  Elemente  in  Olockensignal- 
Linien  mit  Muhestrom'^ ,  dass  er  nicht  irgend- 
welche nachtheilige  Wirkung  der  von  ihm 
empfohlenen  Füllungsmethode  der  Callaud- 
Elemente  bemerkt  habe;  ich  erlaube  mir, 
hier  auf  einen  sehr  grossen  Nachtheil  dieser 
Methode  aufmerksam  zu  machen,    der  darin 


besteht,  dass,  wenn  auf  die  Kupfervitriol- 
krystalle  zuerst  die  alte  Zinklösung  und 
dann  das  Wasser  gegossen  wird,  die  Krystalle 
des  Kupfervitriols  sich  zu  einer  festen  Masse 
verbinden,  loelch'  letztere  ohne  Beschädigung 
des  Olases  nicht  leicht  entfernt  werden  kann 
und  bei  Neufiillung  der  Elemente  somit  die 
meisten  Gläser  beschädigt  werden. 

Hochachtungsvoll 

Hermann   Sedlaczek 

Telegraphen-  Controlor  der  österr.  Sta  ats  b  ahn  en . 


f 


G.  R.  Kirchhoff,  der  grosse  Physiker,  starb  am  17.  October  zu  Berlin. 
Der  Trauer  über  den  unersetzlichen  Verlust,  welchen  durch  diesen  früh- 
zeitigen Tod  die  Welt  erlitt,  vorläufig  Ausdruck  gebend,  behalten  wir  uns 
vor,    später  näher    auf  dieses    wissenschaftlich    so  reiche  Leben  einzugehen. 


KLEINE   NACHRICHTEN. 

f  Unser  Vereinsmitglied,  Herr  Asmus  F  ranzen,  starb  am  27.  October  im 
35.  Lebensjahre.  Franzen  war  ein  vortrefflicher  Mensch,  und  die  Theilnahme,  welche 
seiner  trauernden  Witwe  durch  Erscheinen  zahlreicher  Vereinsgenossen  bewiesen  wurde, 
zeugte  für  die  Hochschätzung  des  Frühverblichenen  Seitens  seiner  Vorgesetzten,  Mitarbeiter 
und  Aller,  die  ihn  kannten. 


Der  projectirte  Canal  zwischen 
Bordeaux  und  Narbonne,  von  dem  in 
Frankreich  schon  seit  Jahren  die  Rede  ist 
und  welcher,  wie  es  scheint,  jetzt  seiner  end- 
lichen Inangriffnahme  nahe  ist,  soll  in  seiner 
ganzen  Ausdehnung  elektrische  Beleuchtung 
erhalten. 

Elektrische  Beleuchtung  der  Linden. 
Die  Strasse  , Unter  den  Linden*  in  Berlin 
soll  demnächst  mit  104  Bogenlampen  er- 
leuchtet werden.  Nach  dem  Vorschlage  des 
Prof.  Hagen  sollen  die  Lampen  in  Ab- 
ständen von  40  Mtr.  und  in  8  Mtr.  Höhe 
angebracht  werden,  während  sie  in  der 
Leipziger-Strasse  in  Entfernung  von  75  Mtr. 
stehen  und  von  der  Erde  5V2  Mtr,  entfernt 
sind.  Wir  halten  die  gewählte  Höhe  für  zu 
gross.  Bei  der  Beleuchtungsanlage  im  Aus- 
stellungspark hat  man  die  Lampen  in  Höhen 
von  etwa  7V2  Mtr.  angebracht,  wobei  man 
ebenfalls  eine  bessere  Vertheilung  des  Lichtes 
erzielen  wollte.  Der  Erfolg  ist  kein  ganz 
günstiger  gewesen,  einmal  weil  der  Schatten, 
der  naturgemäss  um  den  Laternenträger 
herum  liegt,  mit  der  Höhe  des  letzteren 
wächst,  dann  aber  auch,  weil  der  ungenutzte 
Antheil,  den  Gebäude,  Bäume,  Gebüsch  u,  s.w. 
an  der  Beleuchtung  erhalten,  umso  grösser 
sein  wird,  je  höher  der  Lichtpunkt  liegt.  Bei 
niedrigen  Lichtpunkten  kann  man  die  Lage 
derselben  so  wählen,  dass  der  Hauptheil  des 
Lichtes  auf  die  zu  erleuchtende  Fläche  fällt, 
während  man  mit  Höherrückung  der  Licht- 
punkte mehr  und  mehr  die  schattenwerfenden 


Gegenstände,  welche  in  der  Umgebung 
stehen,  in  den  Lichtkegel  rückt.  Dies  ist  ein 
Umstand,  der  insbesondere  bei  den  Linden 
wegen  ihres  Baumschmuckes  in's  Gewicht 
fällt.  Es  kommt  ausserdem  noch  ein  sub- 
jectives  Moment  in  Frage.  Durch  die  gleich- 
massigere,  aber  breitere  Vertheilung  des 
Lichtes  bei  hochgestellten  Lichtpunkten  wird 
der  Erdboden  weniger  hell  erleuchtet,  als  bei 
niedrigen,  und  es  macht  sich  dann  eine  leb- 
hafte Gegensatzwirkung  zwischen  dem  Licht- 
spender und  dem  beleuchteten  Boden  geltend, 
welche  die  Beleuchtung  schwächer  erscheinen 
lässt,  als  sie  in  Wirklichkeit  ist.  Es  erscheinen 
die  Ivaternen  mit  einem  glänzenden  Licht- 
schein umgeben,  während  der  Boden  ver- 
hältnissmässig  schwach  erleuchtet  ist,  und 
dies  verführt  zu  der  Meinung,  dass  das  Lipht 
nur  zu  einem  geringen  Theile  zur  Erhellung 
der  untenliegenden  Flächen  verwendet  würde, 
zum  grösseren  Theil  aber  ungenützt  verloren 
geht.  (,Anz.*) 

Elektrische  Schiffsbeleuchtung,  Aus 
dem  letzten  Berichte  der  Royal  Mail  Steam 
Packet  Company  entnehmen  wir,  dass  die 
Dlrectoren  dieser  Gesellschaft  beschlossen 
haben,  die  Schiffe  »Don*,  ,Medway',  ,Neva*, 
»Nile*  und  »Tagus*  mit  der  elektrischen 
Beleuchtung  auszustatten.  Auf  sieben  Schiffen 
dieser  Gesellschaft  ist  das  elektrische  Licht 
bereits  installirt. 

Elektrische  Beleuchtung,  In  einem 
Stadttheile    von    Chicago    ist    die  elektrische 


533 


Beleuchtung  insoferne  obligatorisch  geworden, 
als  der  Besitzer  dieses  Staüttheiles  allen  seinen 
Miethern  den  Gebrauch  der  elektrischen  Be- 
leuchtung zur  Bedingung  gemacht  hat. 


Die  Beleuchtung  des  Nordostsee- 
Canalbafens.  Unter  den  vielen  technischen 
Einrichtungen,  welche  für  den  bei  dem  Bau 
des  NordostseeCanals  anzulegenden,  sogen. 
Binnenhafen  geplant  werden,  ist  auch  eine 
grossartige  elektrische  Beleuchtung  nach  Art 
des  Hamburgei  Freihafengebietes  angeregt 
und  würde  dadurch  der  nächtliche  Verkehr, 
resp.  das  Laden  und  Löschen  besondere 
Vortheile  und  Sicherheit  erfahren.  —  Selbst 
bei  dem  Bau  des  Canals  soll  bei  Ausführung 
der  Schleusen  und  bei  anderen  schwierigen 
Arbeiten,  bei  denen  Nachtarbeit  erforderlich, 
die  elektrische  Beleuchtung  angewandt  werden. 
(»Anz.*) 

Elektrische  Locomotive.  In  dem  Berg- 
werke der  Lykens  Valley  Goal  Gompany  in 
Peonsylvanien  funclionirt  mit  ganz  befriedi- 
gendem Erfolge  eine  elektrische  Locomotive, 
deren  Geschwindigkeit  28  Km.  in  der  Stunde 
beträgt. 

Städtische  Elektricitätswerke  in  Ham- 
burg. Nach  den  von  der  Commission  für  die 
staatliche  elektrische  Beleuchtung  in  Hamburg 
ausgearbeiteten  Bestimmungen  würde  dem  be- 
treffenden Pächter  der  Centralanlage  zugleich 
das  alleinige  Ausführungsrecht  für  Installirung 
der  Hausleitungen  zustehen,  wogegen  den 
Gasfittern  nur  die  Lieferung  von  Glühlampen 
und  Decorationen  überlassen  bliebe.  Hierin 
erblicken  die  Mechaniker  und  Gasfitter  die 
Schaffung  eines  Monopols,  und  hielten  behufs 
Stellungnahme  eine  Versamm  ung  ab,  zu 
welcher  auch  einige  Bürgerschaftsmitglieder 
erschienen  waren,  um  die  Anschauungen  der 
genannten  Commission  näher  zu  beleuchten. 
Es  wurde  nachgewiesen,  dass  die  Beweg- 
gründe, welche  maassgebend  für  Zugrunde- 
legung der  oben  angeführten  Bestimmungen 
gewesen,  keineswegs  auf  die  Schaffung  eines 
Monopols  gerichtet,  sondern  vielmehr  darin 
zu  suchen  sind,  dass  man  durch  die  Aus- 
führungen der  Leitung  von  einer  Seite  ein 
besseres  und  einheitlicheres  Zusammenwirken 
erhoffe.  Der  Senat  werde  später  eine  Prü- 
fungscommission einsetzen,  welche  die  Be- 
rechtigung zur  Ausführung  der  mit  der  Zeit 
sich  ergebenden  Ausbreitungen,  resp.  Repa- 
raturen des  Leitungsnetzes  an  geprüfte  Me- 
chaniker übei  tragen  solle.  —  Die  Versamm- 
lung beschloss,  der  Bürgerschaft  eine  Petition 
vorzulegen,  in  welcher  um  Veröffentlichung 
der  Prüfungsvorschriften  gebeten  werden  soll, 
damit  die  Mechaniker  ba'd  in  der  Lage  sein 
könnten,  die  Ausführungs-Berechtigung  zu  er- 
werben. (,Anz.*) 

Neue  Elektricitätswerke.  Sowohl  in 
Braunschweig,  wie  in  Hannover  sind  grössere 
Centralen  in  Ausführung  begriffen.  Am 
ersteren    Orte    wird    das    gesammte  zwischen 


Schuh-  und  Dammstrasse,  resp.  Kohlenmarkt 
belegene  Häuser- Viertel  mit  elektrischem 
Licht  versorgt,  während  in  Hannover  die  be- 
reits an  der  Gr.  Packhofstr.  befindliche 
Blockcentrale  um  ca.  500  Glühlampen  er- 
weitert wird.  In  beiden  Fällen  kommen  Dy- 
namos des  Systems  ,Lahmeyer*  der  deutschen 
•  Elektricitä's-Werke  zu  Aachen  zur  Ver- 
wendung, u.  zw.  in  Braunschweig  zwei  Ma- 
schinen  von  je    100  Volts   und   240  Ampöres. 


Städtische  Elektricitätswerke  in 
Magdeburg.  Die  Gemeinde  Magdeburg  wird 
ein  städtisches  Elektricitätswerk  bauen.  Der 
Bau  der  Anlage  wird  ausgeschrieben  werden. 

(»Anz.«) 

Städtische  Elektricitätswerke  in 
Darmstadt.  Die  von  der  Stadt  beschlossene 
elektrische  Central-Lichtanlage  nimmt  guten 
Fortgang.  Nachdem  die  schon  vor  einiger 
Zeit  eingeleiteten  Verhandlungen  wegen  Be- 
theiligung der  Einwohnerschaft  zu  befriedigen- 
dem Ziele  geführt,  ist  jetzt  auch  die  Haupt- 
frage, die  Frage  des  Bauplatzes,  entschieden. 
Die  Anlage  kommt  auf  die  Nordseite  der 
aus  einer  Passage  zur  Strasse  erweiterten 
Schuchard.strasse,  also  in  die  Mitte  der  vStadt, 
was  allgemein  Billigung  findet.  Der  Kauf- 
preis der  erworbenen  Grundstücke  beträgt 
Mk.  50.000.  Die  Stadtverordneten-Versamm- 
lung wird  sich  schon  nächsten  Donnerstag 
mit  dem  Vertrag  beschäftigen.  Die  Arbeiten 
im^Hoftheater,  welche  für  die  Einführung 
der  elektrischen  Beleuchtung  erforderlich  er- 
scheinen, nähern  sich  bereits  der  Vollendung. 
Die  Oberaufsicht  über  Alles  führt  der  Pro- 
fessor an  der  technischen  Hochschule,  Dr. 
Kittler.  (.Anz.*) 

Elektrischer  Kirchenglocken- Läute- 
apparat. Unter  den  mannigfachen  Geschenken, 
welche  Seiner  Heiligkeit  dem  Papste  aus 
Anlassseines  fünfzigjährigen  Priester-Jubiläums 
dargebracht  werden  sollen,  befindet  sich  auch 
eine,  von  einem  französischen  Ingenieur,  Na- 
mens Arragon  gespendete  Vorrichtung,  durch 
welche  die  grossen  Kirchenglocken  auf  elek- 
trischem  Wege  geläutet  werden   sollen. 

Elektrisirung  von  Kautschukstreifen. 
5  Mtr.  lange,  40  Qu. -Mm.  im  Querschnitt 
haltende,  oben  an  einem  Haken  aufgehängte 
Kautschukstreifen  werden  beim  Reiben  mit 
einem  Flederwisch  so  elektrisch,  dass  sie 
herantretende  Personen  wie  in  einen  Vogel- 
käfig einhüllen.  Werden  sie  auch  unten  be- 
festigt, so  bilden  sie  beim  Reiben  eine  Art 
Kugel.  Bei  trockener  Luft  hält  sich  die 
Elektrisirung  mehrere  Stunden.       (^Bbl.*) 


lieber  photometrische  Messungen 
von  Lichtquellen  unter  verschiedenen 
Ausstrahlungswinkeln.  Um  die  Helligkeit 
von  Bogenlampen,  Weuhamlampen  dem  um- 
gekehrten Si  e  m  e  n  s'schen  Regenerativbrenner 
überhaupt  von  Intensiv-Gasbrennern,  die  ihr 
Licht    wesentlich    nach    unten    senden,  nach 


534 


verschiedenen  Ausstrahlungsrichtnngen  be- 
quem messen  zu  können,  wird  ein  Verfahren 
angegeben,  was  vor  dem  bisher  zu  diesem 
Zwecke  üblichen  Dibdin'schen  dengrossen 
Vortheil  voraus  hat,  dass  bei  ihm  ein  Bun- 
s  e  n'sches  Photometer  in  der  gebräuchlichen 
Form  Verwendung  finden  kann.  Bei  dem 
Dibdin'schen  Verfahren  wird  der  gefettete 
Papierschirm  unter  derselben  schrägen  In- 
cidenz  von  den  Strahlen  der  zu  untersuchen- 
den Lichtquelle  einerseits  und  der  Vergleichs- 
lichtquelle andererseits  getroffen ;  der  Schirm 
ist  zu  diesem  Zwecke  um  eine  horizontale 
Achse  drehbar,  die  Lampe  an  einem  um 
diesen  drehbaren  Arm  befestigt,  so  dass  sie 
gehoben  und  gesenkt  und  so  nach  den  ver- 
schiedenen Richtungen  einer  Verticalebene 
hin  untersucht  werden  kann.  Der  Verfasser 
erreicht  diesen  Zweck  einfacher  dadurch, 
dass  er  in  die  Achse  des  gewöhnlichen  B  u  n- 
sen'schen  Photometers  einen  Spiegel  unter 
45O  gegen  dieselbe  geneigt  und  um  sie  dreh- 
bar befestigt ;  die  zu  prüfende  Lampe  hängt 
an  einem  Arm  mit  Kette,  dessen  Drehpunkt 
über  dem  Spiegel  und  dessen  Drehungsebene 
senkrecht  zur  Photometerachse  liegt.  Bei 
Drehung  desselben  braucht  man  die  Einfalls- 
ebene des  Spiegels  nur  immer  so  zu  stellen, 
dass  sie  durch  die  Lampe  geht,  um  das 
Licht,  welches  dieselbe  nach  irgendeiner 
Depression  unter  der  Horizontalen  hinsendet, 
senkrecht  gegen  den  Photometerschirm  zu 
schicken.  (,Bbl*) 

Eisenmann's  galvanisches  Element 
mit  \A^olframsäure.  Statt  der  Chromsäure 
wird  eine  Lösung  von  30  Gr.  wolframsaurem 
Natron  und  5  Gr.  phosphorsaurem  Natron 
in  350  Kub.-Cm.  Wasser  mit  etwas  Schwefel- 
säure verwendet.  Die  elektromotorische  Kraft 
und  der  Widerstand  ist  denen  der  Chrom- 
elemente entsprechend.  (,Bbl.*) 


Bereitung  der  Flüssigkeit  für  Bun- 
sen's  Chromsäurebatterie.  Die  nicht  ge- 
pulverte Menge  des  Salzes  wird  mit  der 
abgemessenen  Menge  sehr  heissen  Wassers 
Übergossen,  wobei  sich  ersteres  sehr  schnell 
löst  und  unter  Umrühren  in  einem  dünnen 
Strahl  die  Schwefelsäure  langsam  zugegossen. 
(.Bbl.*) 

Elektrodynamische  Stromwaage  für 
praktische  Messungen  erheblicher  Strom- 
stärken, An  dem  kürzeren  Arm  einer  un- 
gleicharmigen Waage  hängt  eine  horizontale 
Spirale  von  Kupferband  über  einer  gleichen 
festen  Spirale.  Durch  ein  Schiebegewicht  an 
dem  längeren  Arm  der  Waage  wird  das 
Gleichgewicht  beim  Durchleiten  des  Stromes 
hergestellt.  (,Bbl.*) 

Ueber  eine  absoIuteZeiteinheit. Elek- 
trische Zeitetalons  und Variationschrono- 
skope.  Als  Maass  für  eineabsolute  unveränder- 
liche Zeiteinheit  wird  der  specifische  Wider- 
stand p  des  Quecksilbers  in  absoluten  elektro- 
statischen Einheiten  genommen,  wo  p  zugleich 


ein  Zeitintervall  ist.  p  würde  die  Zeit  sein, 
während  welcher  durch  einen  Würfel  von 
Quecksilber,  dessen  Kante  gleich  der  Längen- 
einheit ist,  die  Einheit  der  Elektricitätsmenge 
fliesst,  wenn  an  seinen  gegenüberliegenden 
Flächen  die  elektromotorische  Kraft  Eins 
wirkt.  Die  Wahl  der  Längeneinheit  selbst  ist 
hier  ohne  Einfluss. 

Zur  experimentellen  Fixirung  von  p  wird 
der  Strom  einer  S^ule  von  beliebiger  elektro- 
motorischer Kraft  E  gleichzeitig  durch  die 
beiden  Kreise  eines  Differentialgalvanometers 
in  entgegengesetzter  Richtung  geleitet ;  in 
dem  ersten,  dessen  Widerstand  K  sei,  wäre 
die  Intensität  des  Stromes  constant  J^  durch 
den  zweiten  fliesst  eine  Reihe  discontinuir- 
licher  Ströme,  welche  durch  einen  abwech- 
selnd durch  die  Säule  geladenen  und  durch 
den  Kreis  entladenen  Condensator  von  der 
Capacität  C  geliefert  wird.  Die  Galvano- 
meternadel ist  in  Ruhe,  wenn  beide  Ströme 
gleiche  Elektricitätsmengen  durch  die  beiden 
Zweige  in  der  Zeit  t  führen. 

Der  constante  Strom  liefert  in  der  Zeit  t 
die  Elektricitätsmenge  Ex  j  R\  der  Conden- 
sator die  Elektricitätsmenge  G  Ex  j  t^  wenn  / 
die  Zwischenzeit  zwischen  zwei  Entladungen 
ist.  Beide  Zeiten  sind  in  einem  arbiträren 
Maass  gemessen.  Es  ist  also  beim  Gleich- 
gewicht jS't  /  A'=  CEx  1 1  oder  t=:=  C  Ji.  Sind 
C  und  Ji  in  absolutem  Maasse  bestimmt,  ist 
Cp  mal  so  gross,  als  die  Capacität  einer 
Kugel  vom  Radius  /,  also  C  =  p  l^  R  gleich 
q  mal  dem  Widerstand  eines  Würfels  Queck- 
silber von  der  Kante  /,  d.  h.  R:=q^l/  l'i  = 
=  q  ^  / 1^  so  ist  t  =  pq^.  Setzt  man  p  =^  i, 
so  wird  t  eine  Function  dieser  Einheit,  wird 
p  in  Secunden  ausgedrückt,  so  ist  t  ebenso 
in  Secunden  gegeben.  Werden  die  Commu- 
tirungen  durch  eine  osclllirende  Stimmgabel 
von  der  Schwingungsdauer  ö  hervorgebracht, 
so  ist  ■&  =  /  q. 

Der  Werth  q  wird  durch  die  Länge 
einer  Quecksilbersäule  gegeben,  welche  bei 
den  Ohmbestimmungen  auf  ^'50000— V200000 
genau  bestimmt  ist;  zur  Messung  von  p  ist 
die  Capacität  eines  ebenen  Condensators  zu 
bestimmen,  also  namentlich  die  Dicke  der 
ibolirenden  Schicht,  welche  nach  der  Methode 
von  Fizeau  sehr  genau  gemessen  werden 
kann,  pq  würde  also  auf  etwa  VloOOOOO  genau 
zu  bestimmen  sein. 

Der  Apparat  stellt  eine  Art  Uhr  dar, 
welche  das  Vor-  und  Nachgehen  des  Com- 
mutators  gegen  den  Gang  angibt,  bei  welchem 
die  Galvanometernadel  auf  Null  steht.  Mit 
einer  Säule  von  10  Volts,  einem  Condensator 
von  einem  Mikrofarad,  10  Entladungen  in 
der  Secunde  und  einem  Differentialgalvano- 
meter, welches  auf  10—10  Amp.  genau  ist, 
würde  eine  Aendernng  der  Geschwindigkeit 
um  Vlüüoooo  einen  Ausschlag  von  1  Mm. 
geben.  Man  kann  so  sehr  genau  eine  be- 
stimmte Geschwindigkeit  wiederfinden. 

(»Bbl..) 

Elektrische  Ausnützung  der  Wind- 
kraft.   Die    Idee,    die  Windkraft    zur  Erzeu- 


535 


gung  von  Elektricität  auszunützen,  ist  nicht 
neu  und  fand  besonders  wieder  Anregung, 
als  die  Accumulatoren  auftauchten,  weil  man 
mit  Hilfe  derselben  die  ungleichmässige  Aus- 
giebigkeit dieser  Kraftquelle  ausgleichen  zu 
können  hoffte.  Bisher  haben  aber  Versuche, 
welche  in  dieser  Richtung  unternommen 
wurden,  nicht  sonderliche  Erfolge  aufweisen 
können.  Vielleicht  lag  dies  an  der  Unzuläng- 
lichkeit der  früheren  Accumulatoren.  Da  die 
letzte  Zeit  in  dieser  Beziehung  jedoch  wesent- 
liche Verbesserungen  gebracht  hat,  so  hat 
die  Frage  der  elektrischen  Ausnützung  der 
Windkraft  neue  Bedeutung  gewonnen  und  es 
ist  deshalb  von  Interesse  zu  hören,  dass  der 
französische  Minister  der  öffentlichen  Arbeiten, 
die  Vornahme  von  Versuchen  zur  Benützung 
der  Windkraft  für  die  elektrische  Beleuch- 
tung von  Leuchtthürmen,  welche  in  Hävre 
stattfinden  sollen,  angeordnet  hat.  Man  will 
dabei  Verfahren  benutzen,  welche  dem  Duc 
de  Feltre  patentirt  sind.  Das  dabei  benützte 
Windrad  hat  13  Mtr.  im  Durchmesser;  das- 
selbe soll  eine  Nebenschluss  Dynamomaschine 
treiben,  welche  eine  Accumulatorenbatterie 
ladet.  Der  Strom  für  den  Betrieb  der  elek- 
trischen Lampe  soll  dann  den  Accumulatoren 
entnommen  werden.  Die  Dynamomaschine 
erhält  Einrichtungen,  durch  welche  ihre 
Spannung  auf  constanter  Höhe  erhalten  wird. 
Wir  wollen  hoffen,  dass  diese  Versuche  von 
Erfolg  sein  werden,  da  sie  dann  die  Lö- 
sung eines  wichtigen  Problems  herbeiführen 
würden.  (^Anz.*) 

Ueber  die  Magnetisirung  von  Ge- 
mischen von  Eisen-  und  Kohlenpulver. 
Gemische  von  sehr  feinem  Eisen-  und  Kohlen- 
pulver wurden  in  einer  Kupferröhre  durch 
einen  herumgeleiteten  Strom  magnetisirt  und 
die  Momente  durch  Ablenkung  einer  Magnet- 
nadel bestimmt.   Es  ergab  sich : 

1.  Das  Maximum  des  Magnetisirnngs- 
Coefficienten  tritt  bei  allen  Mischungen  bei 
derselben  Stromintensität  des  magnetisirenden 
Stromes  ein,  während  Auerbach  eine  Ab- 
hängigkeit des  Maximums  von  ihrer  Dichte 
beobachtete. 

2.  Der  permanente  Magnetismus  wächst 
mit  der  Menge  des  Eisens  in  der  Mischung, 
erst  langsam  und  dann  schneller  für  sehr 
kleine  und  sehr  grosse  magnetisirende  Kräfte; 
für  mittlere  Kräfte  ist  die  Zunahme  ziemlich 
regelmässig. 

3.  Der  permanente  Magnetismus  wächst 
mit  der  magnetisirenden  Kraft,  aber  schneller, 

4.  Das  temporäre  Moment  wächst  mit 
der  Dichtigkeit  des  Gemenges,  aber  lang- 
samer. 

5.  Das  Verhältniss  des  permanenten 
Momentes  zum  temporären  wächst  mit  dem 
Kohlengehalt  des  Gemisches,  woraus  die 
Verfasser  eine  Bestätigung  der  Hypothese 
von  Chwolson  entnehmen  wollen,  dass 
die  Kohlentheilchen  im  Stahl  die  Rotation 
der  magnetischen  Theilchen  hindern. 

(,Bbl.*) 


Neues  System  der  Duplex-Telegra- 
phie.  Wie  das  in  Madrid  erscheinende  Journal 
,E1  Dia*  anzeigt,  hat  ein  spanischer  Tele- 
graphen-Beamter Namens  S  a  n  t  a  n  o,  ein  neues 
System  der  Duplex-Telegraphie  erfunden, 
welches  auf  der  von  Madrid  nach  Valencia 
reichenden  Telegraphenleitung  definitiv  in- 
stallirt  wurde.  Der  Betrieb  findet  mittelst  des 
Apparates  von  Morse  statt. 


Die  Western  Union  Telegraph  Com- 
pany hat  das  Telegraphennetz  ihrer  bedeu- 
tendsten Rivalin,  der  Baltimore  and  Ohio 
Telegraph  Company  um  den  Preis  von  30  Mill. 
Francs  erworben,  auf  welche  Summe  bereits 
eine  Anzahlung  im  Betrage  von  Frcs.  4,500.000 
geleistet  wurde. 

Die  längste  oberirdische  Telegra- 
phenleitung, welche  der  Western  Union 
Company  angehört  und  zwischen  New-York 
und  Galveston  im  Texas  regelmässig  func- 
tionirt,  besitzt  eine  Ausdehnung  von  2000 
engl.  Meilen. 

Kabel  Gibraltar-Tanger.  Wie  aus 
Tanger  geschrieben  wird,  functionirt  das  ohne 
Erlaubnis«  der  marokkanischen  Regierung 
Seitens  einer  englischen  Unternehmung  von 
Gibraltar  nach  dieser  Stadt  gelegte  und  in 
Betrieb  genommene  Kabel  ungestört  weiter, 
wiewohl  die  genannte  Regierung  dagegen 
ausdrücklich  protestirt  hat. 


Kabel  Gibraltar-Malta-Zante.  Das  Te- 
legraphen-Dampfschiff der  jScotia*  ist  am 
19.  September  1.  J.  von  Greenwich  ausge- 
laufen, um  ein  Kabel  in  der  Länge  von 
1500  Seemeilen  nach  Gibraltar  und  theilweise 
nach  Malta  zu  transportiren.  Mittelst  dieses 
Kabels  soll  die  unterseeische  Verbindung 
zwischen  Gibraltar  und  Malta  verdoppelt  und 
von  Malta  nach   Zante  verlängert  werden. 


Telephonverbindung  Brighton-Lewes. 

Zwischen  den  englischen  Städten  Brighton 
und  Lewes  soll  mit  dem  Beginne  des  Monates 
November  1887  eine  interurbane  Telephon- 
verbindung hergestellt  werden. 

Aus  der  Schweiz.  Die  Stadt  Glarus 
bestrebt  sich,  Anschluss  an  das  Züricher 
Telephonnetz  zu  erhalten.  —  Die  Betriebs- 
eröffnung der  elektrischen  Tramway  und  der 
elektrischen  Beleuchtung  von  Vevey-Montreux 
ist  auf  nächsten  Monat  angesetzt.  Die  Tele- 
phonlinie Zürich  —  St.  Gallen  ist  bereits  in 
Angriff'  genommen.  Es  ist  dies  eine  directe 
Leitung  mit  Bronzedraht.  Die  von  der  Tele- 
graphendirection  in  Bern  auf  zehn  Jahre 
verlangte  Garantie  von  jährlich  Frcs.  4000 
wurde  voll  gezeichnet  und  der  Gemeinderath 
der  Stadt  St.  Gallen  hat  die  Rückgarantie 
für  diese  Summe  übernommen.  —  In  der 
Uebereinstimmung  mit  der  schweizerischen 
Telegraphendirection  und  dem  städtischen 
Bauamte  empfiehlt  die  Einwohner-Gemeinde- 
raths-Commission  Solothurn  dem    Gemeinde- 


536 


rath  die  telephonische  Verbindung  Solothurn — 
Bern.  Für  diese  Verbindung  ist  auf  die 
Daner  von  fünf  Jahren  eine  jährb'che  Nominal- 
Einnahme  von  Frcs.  1600  zu  garantiren. 
Diese  Garantie  ist  bereits  zugesagt.  Je  ein 
Viertel  übernehmen  der  Staat  und  die  Stadt, 
drei  Viertel  die  industriellen  Etablissements 
an  der  Emme.  (^Anz.*) 

Eisenbahn-,  Telegraphen-  und  Tele- 
phonlinien in  China.  Nach  Mittheilungen 
aus  Amerika  hat  sich  das  Syndicat  für  die 
Herstellung  und  den  Betrieb  der  Eisenbahn-, 
Telegraphen-  und  Telephonlinien  in  China 
mit  dem  Capitale  von  125  Mill.  Francs  defini- 
tiv constituirt.  Die  erforderlichen  Concessio- 
nen  sind  Seitens  der  chinesischen  Regierung, 
welche  selbst  einen  Theil  des  Capitals  ge- 
zeichnet hat,  verliehen  worden.  Es  soll  binnen 
kurzer  Zeit  mit  den  Arbeiten  begonnen 
werden. 


Verkauf  der  Patente  für  elektrische 
Löthverfahren.  Das  Ausbeutungsrecht  der 
D.  R.Patente  von  N.  de  Benardos  und 
St.  Olszewski,  St.  Petersburg,  welches  für 
Frankreich,  Belgien,  Spanien,  Italien  und 
Oesterreich  das  Haus  Rothschild  fr^res, 
Paris,  erworben  hat,  ist  für  das  Deutsche 
Reich  an  die  Dresdener  Bank  übergegangen. 
Die  in  den  Demonstrations-Werkstellen  in 
St.  Petersburg  und  Creil  bei  Paris  ausge- 
führten Arbeiten,  haben  die  praktische  Ver- 
wendbarkeit so  augenfällig  dargethan,  dass 
eine  Anzahl  russischer  und  französischer 
Gross-Industrieller  sich  bereits  veranlasst  sah, 
Licenzen  zu  erwerben.  Die  Dresdener  Bank 
soll  an  der  Spitze  eines  Finanzconsortiums 
stehen,  welches  sich  behufs  Ausbeutung  der 
Patente  gebildet  hat  und  wird  in  der  Weise 
vorgehen,  dass  sie  zunächst  in  Berlin  eine 
Demonstrations-Werkstelle  errichtet,  deren 
Aufgabe  es  sein  soll,  den  deutschen  Indu- 
striellen die  Vorzüge  der  neuen  Art  der 
Metallbearbeitung  und  die  besonderen  Arbeits- 
methoden für  die  einzelnen  Anwendungen 
derselben  vorzuführen.  Reflectanten  steht 
dann  das  Verfahren  durch  Entnahme  von 
Licenzen  zur  Verfügung.  (»Anz.*) 


Patentstreit  Bell.  Ueber  das  von  der 
amerikanischen  Regierung  gegen  die  Ameri- 
can Bell  Telephone  Company  wegen  der 
Nullitäts-Erklärung  des  Bell'schen  Patentes 
eingeleitete  Verfahren  wurden  am  26.  Sep- 
tember 1.  J.  vor  dem  Gerichtshofe  in  Boston 
verhandelt.  Dieser  hat  jedoch  nach  langer 
Berathung  ausgesprochen,  dass  er  sich  nicht 
competent  erachte,  in  der  fraglichen  Ange- 
legenheit ein  Urtheil  zu  fällen,  und  dieselbe 
von  den   obersten   Gerichtshof  gehöre. 


Ausstellung.  In  der  Zeit  vom  25.  No- 
vember bis  31.   December  1.  J.  findet  in  den 


Champs-Elysees  zu  Paris  eine  internationale 
Ausstellung  aller  Systeme  und  Erfindungen 
statt,  welche  den  Zweck  haben,  Feuersbrünste 
zu  verhüten,  ihre  Ausbreitung  zu  verhindern 
und  die  daraus  entstehenden  Gefahren  zu 
beseitigen.  Diese  Ausstellung  wird  in  drei 
Abtheilungen  zerfallen,  wovon  die  erste  die 
zur  elektrischen  Beleuchtung  dienenden  Appa- 
rate und  Systeme  umfassen  wird. 


Kanonen      aus       Aluminiumbronze. 

Alfred  C  o  w  1  e  s  hat  in  einer  Abhandlung, 
welche  demnächst  auf  der  Versammlung  des 
United  States  Navy  Institute  erörtert  werden 
soll,  die  Behauptung  aufgestellt,  das  aus 
Aluminiumbronze  sich  Kanonen  herstellen 
lassen,  welche  in  Bezug  auf  Festigkeit  und 
Zähigkeit  dem  besten  weichen  Stahl  über- 
legen sind.  Kanonen  aus  dieser  Legirung  sollen 
selbst  bei  dem  vierfachen  Pulvergasdruck, 
welchen  die  Stahlkanonen  aushalten,  noch 
nicht  platzen.  Ausserdem  soll  die  Anfertigung 
von  Aluminiumbronze-Kanonen  nur  den  dritten 
Theil  der  Betriebseinrichtungskosten  erfordern 
als  die  Fabrikation  der  Stahlkanonen  und 
der  vierte  Theil  Zeit  für  die  Herstellung 
derartiger  Einrichtungen  nothwendig  sein  als 
im  letzteren  Falle.  Die  Aluminiumbronze- 
Kanone  soll  20  "/o  weniger  kosten,  als  die 
Stahlkanone,  und  bo'/o  dieser  Kosten  in  dem 
bleibenden  Metallwerth  der  Bronzekanone 
bestehen.  Das  ist  viel  versprochen  von  Herrn 
C  o  w  1  e  s.  Wenn  es  sich  bewahrheitet,  dürfte 
Krupp's  Gussstahl  bald  zu  dem  alten  Eisen 
gehören.  (,Anz.  *) 

Ein  neues  Kohlenelement.  Es  ist  schon 
öfter  versucht  worden,  die  Energie,  welche 
sich  bei  der  Oxydirung  von  Kohle  ent- 
wickelt, in  Form  der  Elektricität  zu  ge- 
winnen. Neuerdings  will  W.  E.  Gase  in 
Auborn  bei  New- York  ein  derartiges  Element 
erfunden  haben,  bei  welchem  das  Zink  durch 
Kohle  ersetzt  worden  ist.  Dasselbe  besteht 
aus  einer  Thonzelle,  welche  mit  Kohlenpulver 
angefüllt  ist.  In  der  Mitte  derselben  steht 
ein  Stab  aus  Retortenkohle,  welcher  als 
Leiter  dient.  Die  Zelle  steht  in  einem  Gefäss 
aus  undurchsichtigem  Glase,  in  welchem  sich 
auch  die  negative  Elektrode,  ein  Streifen 
Platinblech,  befindet.  Als  erregende  Flüssig- 
keit dient  Schwefelsäure,  welcher  chlorsaures 
Kali  zugesetzt  wird.  Durch  die  Einwirkung 
des  ersteren  auf  das  Chlorat  wird  Chlorsäure 
6702  frei,  die  eine  bedeutende  oxydirende 
Wirkung  hat  und  die  Kohle  in  dem  Thon- 
cylinder  unter  Entwicklung  von  Kohlensäure 
angreift.  Die  elektromotorische  Kraft  des 
Elementes  soll  i'25  Volt  betragen,  dasselbe 
soll  aber  zu  Polarisation  geneigt  sein.  Immer- 
hin verdient  die  Erfindung  das  Interesse  der 
Elektrotechniker ,  weil  sie  einen  weiteren 
Schritt  nach  einem  grossen  Ziele  bedeuten 
würde.  (,Anz.*) 


Verantwortlicher  Redacteur:  JOSRP  KAUEIS.   —    Selbstverlag  dea  Elektrotechnigchen  Vereins. 

In  Coramission  bei  LEHMANN  &  WENTZEL,   Buchhandlung  ftir  Technik  und  Kunst. 

Druck  von  R.  SPIES  &  Co.  in  Wien,  V.,  Strauasen^asse  16. 


Zeitschrift  für  Elel<troteclinil<. 


V.   Jahrg. 


i.  December  1887. 


Heft  XII. 


VEREINS-NACHRICHTEN. 


Gbronik  des  Vereines. 

g.  November.  —  Vereins- 
versammlung. 

Vorsitzender:  Hofrath  von 
G  r  i  m  b  u  r  g. 

Der  Vorsitzende  eröffnet  die 
Wintersession  mit  einer  Ansprache 
an  die  zahlreich  besuchte  Versamm- 
lung, spricht  vor  Allem  dem  Wissen- 
schaftlichen Club  für  die  neuerliche 
Ueberlassung  des  Vortragssaales  den 
Dank  des  Vereines  aus,  erinnert  an  den 
schmerzlichen  Verlust  durch  das  Ab- 
leben der  Vereinsmitglieder  Theodor 
Obach  und  Asmus  Kränzen,  deren 
Andenken  durch  Erheben  von  den 
Sitzen  geehrt  wird,  und  berichtet 
über  die  Vereinsthätigkeit  während 
der  todten  Saison. 

Redner  erwähnt  der  wissenschaft- 
lichen Excursion  zur  Besichtigung 
der  mobilen  Beleuchtungsanlagen  am 
Nord  Westbahnhofe  und   fährt  fort: 

„Ferner  kann  ich  nicht  umhin, 
hervorzuheben,  dass  der  Verein  Ge- 
legenheit genommen  hat,  sich  durch 
die  Betheiligung  an  der  Ausstellung 
des  hygienischen  Congresses  nützlich 
zu  machen.  Es  ist  dem  Vereine  da- 
mals gelungen  eine  Collectiv-Aus- 
stellung  zu  veranstalten,  in  welcher 
die  Pläne  so  ziemlich  aller  hervor- 
ragenden Objecte  mit  elektrischer 
Beleuchtung  in  Oesterreich  vereinigt 
waren,  und  ich  bin  nur  der  Dol- 
metsch der  öffentlichen  Meinung, 
indem  ich  sage,  dass  diese  Collectiv- 
Ausstellung  den  ungetheilten  Beifall 
gefunden  hat. 

Auch  ist  es  dem  Eingreifen  des 
Vereines  zuzuschreiben,  dass  es 
überhaupt  möglich  gewesen  ist,  auf 
jener  Ausstellung  die  wissenschaftlichen 
Apparate   zu   einem  harmonischen  Ge- 


sammtbilde  zu  gruppiren.  Sie  sind 
gewiss  mit  mir  einverstanden,  wenn 
ich  im  Namen  des  Vereines  unserem 
Ausstellungs-Comite  für  seine  erfolg- 
reiche Arbeit  den  Dank  ausspreche. 
(Allgemeine  Zustimmung.) 

Bei  dieser  Ausstellung  figurirte 
auch  eine  Arbeit  unseres  statistischen 
Comite,  und  wiewohl  dies  eine  Erst- 
lingsarbeit gewesen  ist,  hat  sie  doch 
auch   einen   schönen  Erfolg   erzielt. 

Es  war  dies,  wie  die  Herren, 
welche  Gelegenheit  gehabt  haben 
dort  anwesend  zu  sein,  sich  erinnern 
werden^  ein  statistischer  Ueberblick 
über  diejenigen  Installationen  für 
elektrische  Beleuchtung,  welche  im 
Gemeindebe.zirk  Wien  und  in  der 
Umgebung  bisher  ausgeführt  worden 
sind.  Aus  dieser  Zusammenstellung  er- 
gab sich  die  Ziffer  von  338  Bogen- 
lichtern   und    16.600   Glühlichtern. 

Was  die  Glühlichter  anbelangt, 
so  glaube  ich,  muss  man,  um  diese 
Darstellung  auf  den  heutigen  Stand 
zu  discontiren,  vor  Allem  die  Ziffer 
von  4000  Glühlichtern  in  Abzug 
bringen,  welche  für  das  neue  Hof- 
Burgtheater  projectirt  sind  und  jeden- 
falls erst  vielleicht  heute  ein  Jahr  als 
im  Betriebe  befindlich  werden  in  die 
Tabelle  aufzunehmen  sein. 

Ich  will  nicht  in  der  Gewissen- 
haftigkeit so  weit  gehen  und  auch 
diejenigen  4000  Glühlichter  für  die 
Hofoper  in  Abzug  bringen,  von  denen 
man  gegenwärtig  gewiss  nicht  be- 
haupten kann,  dass  sie  in  betriebs- 
fähigem Zustande  sind,  sondern  daraus 
den  Schluss  ziehen,  dass  heute  die 
Totalziffer  der  in  Wien  und  Um- 
gebung in  Betrieb  befindlichen  Glüh- 
lichter   12.600   beträgt. 

Ich  erwähne  dies  deshalb  aus- 
drücklich,     weil      competente    Fach- 

36 


538 


collegen  wahrscheinlich  im  Vergleiche 
der  grossen  Einwohnerzahl  der  Stadt, 
die  Ansicht  ausgesprochen  haben, 
dass  dieses  ein  sehr  beschämendes 
Resultat  sei. 

Ich  theile  diese  pessimistische 
Auffassung  nicht.  Wenn  wir  z.  B. 
Abends  auf  die  Ringstrasse  gehen, 
so  haben  wir  doch  den  Eindruck, 
dass  diese  Strasse  durch  ein  unge- 
zähltes Heer  von  Lichtern,  Gas- 
flammen natürlich,  erhellt  sei  und  unwill- 
kürlich wird  man  den  Schluss  ziehen, 
dass  die  Anzahl  von  Flammen,  welche 
die  öffentliche  Beleuchtung  von  ganz 
Wien  besorgt,  eine  ausserordentlich 
grosse  sein  müsse. 

Das  ist  aber  nicht  der  Fall.  Die 
öffentliche  Beleuchtung  von  ganz 
Wien  im  Gemeinde-Rayon  der  Stadt 
beträgt  nicht  viel  über  lO.OOO 
Flammen. 

Wenn  man  mit  dieser  Zahl  die 
Ziffer  von  12.600  Glühlichtern  ver- 
gleicht, so  erhält  man  einen  besseren 
Eindruck,  und  wenn  man  endlich  be- 
rücksichtigt, dass  das  Anwachsen 
erst  in  den  letzten  Jahren  stattge- 
funden hat,  glaube  ich  doch,  dass 
man  erwarten  kann,  es  werde  die  elek- 
trische Beleuchtung  auch  in  Wien  er- 
freuliche  Fortschritte   machen. 

Es  ist  überhaupt  eine  merkwür- 
dige Erscheinung,  wenigstens  diesseits 
des  Oceans,  dass  gerade  in  den  gros- 
sen Städten  die  elektrische  Beleuch- 
tung verhältnissmässig  nicht  gleichen 
Schritt  hält  mit  den  Städten  in  der 
Provinz  und  den  Fabriken  auf  dem 
Lande. 

Eine  Ausnahme  macht  freilich  in 
neuerer  Zeit  Paris. 

Es  ist  Ihnen  bekannt,  dass  auch 
dort  in  Folge  eines  grossen  Brand- 
unglückes die  Frage  der  Theater- 
beleuchtung wieder  auf  die  Tages- 
ordnung gesetzt  wurde,  und  es  ist 
vielleicht  ein  Trost ,  dass  jede 
schwarze  Schattenseite  auch  ihre  helle 
Kehrseite  hat. 

Thatsache  ist,  dass  heute  in  Paris 
bereits  lO  Theater  mit  elektrischem 
Lichte  versehen  sind  und  dass  vor 
Ende       des      Winters     alle     übrigen 


Theater  gleichfalls  damit  ausgerüstet 
sein  werden.  Wünschen  wir,  dass 
dieses  gute  Beispiel  auch  in  unserer 
Stadt  Nachahmung  finde!" 

Der  Vorsitzende  gibt  ferner  be- 
kannt, dass  der  österr.  Ingenieur- 
und  Architekten-Verein  einige  Gast- 
karten zu  seinen  Versammlungen 
übersendet  hat,  welche  in  der  Vereins- 
kanzlei zur  Verfügung  der  Mitglieder 
stehen,  theilt  die  Tagesordnung  für 
die  nächsten  Vercnsabende  mit  und 
ladet  das  auswärtige  Mitglied  Herrn 
Director  Uppenborn  aus  München 
in  verbindlicher  Weise  zur  Abhaltung 
des  zugesagten  Vortrages  ein. 

Herr  Director  Uppenborn  dankt 
dem  Vorsitzenden  für  die  freundliche 
Begrüssung  und  hält  sodann  seinen 
Vortrag  über  „Bogenlicht  und  Licht- 
bogen". 

Der  Vortragende  geht  von  der 
Frölich'schen  Gleichung  für  die 
Spannungsdifferenz  des  elektrischen 
Lichtbogens  \  =  a  -\-  d  X  aus  und 
bemerkt,  dass  die  Grössen  a  und  d 
dieser  Gleichung  nicht  als  Constante 
aufzufassen  seien,  da  diese  sowohl 
mit  der  Stromstärke,  als  auch  mit 
dem  Materiale  der  Kohlen-Elektroden 
bedeutend  variiren.  Zur  näheren 
Untersuchung  der  Natur  dieser  Grössen 
a  und  d  empfehle  es  sich,  nicht  eine 
Bogenlampe  anzuwenden ,  sondern, 
um  sich  von  den  Unzukömmlichkeiten 
dieser  unabhängig  zu  machen,  die 
Versuche  mit  einem  Handregulator 
auszuführen.  An  einem  für  solche 
Zwecke  sehr  geeigneten  Apparate, 
der  nach  seinen  Angaben  von  Edel- 
mann in  München  ausgeführt  wurde, 
wird  die  nähere  Einrichtung  erläutert 
und  der  Vortragende  bemerkt,  dass 
sich  für  eine  genaue  Messung  der 
Lichtbogenlänge  besonders  das  Kr  üss- 
sche   Flammenmaass   eigne. 

Derartige  Versuche,  welche  von 
ihm  in  der  elektrotechnischen  Ver- 
suchsstation in  München  ausgeführt 
wurden ,  haben  ergeben,  dass  das 
Material  der  Kohlen  einen  sehr  we- 
sentlichen Einfluss  auf  die  beiden 
Constanten  obiger  Gleichung  habe, 
indem  bei  Verwendung  verschiedener 
Kohlensorten  die  Werthe  von  a    um 


539 


15  X»  jene  von  b  um  43  X  differiren, 
wobei  die  Stromstärke  constant  ge- 
halten wurde.  Beide  Grössen  a  und 
und  b  hängen  aber  auch  von  der 
Stromstärke,  oder  richtiger  gesagt, 
von  der  Stromdichte  ab.  Um  diese 
letztere  Abhängigkeit  zu  finden,  wur- 
den Versuche  mit  demselben  Kohlen- 
paare bei  verschiedenen  Stromstärken 
ausgeführt ;  die  dabei  erhaltenen 
Resultate  wurden  an  graphischen 
Darstellungen  erläutert,  aus  denen 
hervorgeht,  dass  a,  die  sogenannte 
elektromotorische  Gegenkraft ,  mit 
der  Stromstärke  anwächst,  b,  der 
Leitungswiderstand,  dagegen  abfällt. 
Der  Verlauf  der  Curven  zeigt  ge- 
wisse Unregelmässigkeiten,  die  der 
Vortragende  darauf  zurückführt,  dass 
die  Kohlenstäbe  nicht  in  ihrer  ganzen 
Länge  gleichartig  sind.  Die  nume- 
rischen Werthe  von  a  variiren  für 
mittlere  Stromdichte  und  mittlere 
Beanspruchung  der  Kohlenstäbe  von 
24 — 40  Volt. 

Der  Vortragende  hob  noch  einen 
interessanten  Umstand  hervor,  dass 
nämlich  bei  diesen  Versuchen  mit 
der  Stromstärke  bis  auf  1*3  Amp. 
herabgegangen  wurde,  also  mit  einer 
Stromstärke  gearbeitet  wurde,  bei 
welcher  wohl  noch  kein  Lichtbogen 
untersucht  worden  ist.  Die  Zahl  der 
einzelnen   Versuche  betrug   850. 

Um  die  wahre  Natur  der  Grösse  a 
näher  zu  untersuchen,  erwähnt  der 
Vortragende  interessanter  Versuche, 
die  er  ausgeführt  hat,  um  über  den 
Sitz  dieser  Grösse  näheren  Auf- 
schluss  zu  erhalten.  Es  wurde  in  den 
Lichtbogen  ein  Kohlenstäbchen  ein- 
geführt und  auf  diese  Weise  die 
Spannungsdifferenz  zwischen  den  Koh- 
len-Elektroden und  den  einzelnen 
Theilen  des  Lichtbogens  bestimmt. 
Bei  diesen  Versuchen,  bei  welchen 
Lichtbogen  von  6 — 16  Mm.  ange- 
wendet wurden  und  a  gleich  38  Volt 
gefunden  wurde,  ergab  sich ,  dass 
bei  dem  Uebergange  des  Stromes 
aus  der  positiven  Kohle  in  die  Luft 
etwa  32*5  Volt  verloren  gehen  und 
beim  Uebergange  in  die  negative 
Kohle  weitere  5-5  Volt,  welche  Werthe 
zusammen   38   Volt   ergeben. 


Rednei  übergeht  hierauf  auf  die 
Besprechung  der  Bogenlampen  und 
erwähnt,  dass  die  Länge  des  Licht- 
bogens auch  bei  constantem  Strom 
einen  ziemlich  bedeutenden  Einfluss 
auf  die  Leuchtkraft  besitze,  wofür, 
abgesehen  von  anderen  Ursachen 
schon  geometrische  Gründe  sprechen. 
Es  müsse  somit  für  praktische  Zwecke, 
bei  denen  es  vorwiegend  auf  ein 
ruhiges  Brennen  ankomme,  der  Licht- 
bogen möglichst  constant  erhalten 
werden.  Die  hier  angewendeten  Licht- 
bogen haben  Längen  von  3 — 4  Mm., 
welche  nur  in  besonderen  Fällen,  so 
z.  B,  in  Lampen  für  militärische 
Zwecke,  überschritten  werden.  Weiters 
wird  erwähnt,  dass  mit  Rücksicht 
darauf,  dass  l  Mm.  Lichtbogen  bei 
mittlerer  Stromstärke  l — 3  Volt  aus- 
mache, eine  recht  ruhig  brennende 
Bogenlampe  ein  vorzügliches  Ampere- 
meter sein  müsse.  Für  eine  gute 
Regulirung  müsse  die  Reibung  und 
die  Trägheit  der  einzelnen  Theile 
der  Lampe  ziemlich   klein  sein. 

Der  Vortragende  bespricht  dann 
an  der  Hand  schematischer  Dar- 
stellungen die  charakteristischen  Eigen- 
schaften der  gebräuchlichsten  Lam- 
pentypen, nämlich  der  Lampen  für 
Einzellicht,  der  Nebenschluss-  und 
der  Differentiallampen  und  erläutert 
in  sehr  instructiver  Weise  die  Ver- 
wendbarkeit der  einzelnen  Lampen 
für  besondere  Schaltungen  auf  Grund 
ihrer  Einrichtung  und  Regulirungs- 
art.  Es  wird  gezeigt,  dass  die  Serien- 
lampe, oder  nach  der  von  dem  Vor- 
tragenden vorgeschlagenen  Bezeich- 
nung die  Hauptschlusslampe,  be- 
sonders für  Parallelschaltung,  die 
Differentiallampe  zweckmässig  für  die 
Hintereinanderschaltung  geeignet  ist, 
obwohl  auch  Nebenschlusslampen  zu 
der  letzteren  Schaltung  benützt  wer- 
den können.  Das  Gesagte  wird  aus 
den  verschiedenen  Regulirungsarten 
der  einzelnen  Lampentj^pen  gefolgert, 
nach  welchen  die  Hauptschlusslampe 
auf  constante  Stromstärke,  die  Neben- 
schlusslampe auf  constante  Spannung 
und  die  Differentiallampe  auf  con- 
stanten   Widerstand  regulirt 

36* 


540 


Schliesslich  besprach  Herr  U  p- 
penborn  eingehend  die  Prüfung 
von  Bogenlampen  in  Bezug  auf  gute 
Regulirung  und  erläutert  die  dabei 
erhaltenen  Resultate  in  sehr  anschau- 
licher Weise  durch  graphische  Dar- 
stellungen. 

Nach  Beendigung  des  mit  Beifall 
aufgenommenen  Vortrages  bemerkt 
Hofrath  von  Grimburg,  es  gehe 
zunächst  aus  den  Untersuchungen  des 
Vortragenden  hervor,  dass  die  ein- 
fache Gleichung  einer  geraden  Linie 
als  mathematischer  Ausdruck  für  den 
Zusammenhang  der  Lichtbogenlänge 
mit  der  Klemmenspannung  mit  der 
Wirklichkeit  offenbar  nicht  überein- 
stimmt, und  dass  es  daher  aus  diesem 
Grunde  unmöglich  sei  für  die  Con- 
stanten der  Gleichung  allgemein  giltige 
constante  Werthe  zu  ermitteln. 

Der  Herr  Vortragende  habe  selbst 
darauf  hingewiesen,  dass  die  Ungleich- 
förmigkeit  der  Kohle  in  dieser  Formel 
keinen  Platz  findet,  was  naturgemäss 
nicht  sein  kann,  weil  dieses  Element 
in  zufälligen  Ursachen  seinen  Grund 
hat. 

Anders  verhalte  es  sich  aber  mit 
der  Stromstärke,  ein  Element  dessen 
gesetzmässiger  Einfluss  von  dem  Vor- 
tragenden experimentell  ermittelt  und 
für  verschiedene  Fälle  graphisch  dar- 
gestellt wurde,  welches  aber  in  der 
Gleichung  gar  nicht  erscheint. 

Er  stellt  daher  an  den  Vortragen- 
den die  Anfrage,  ob  er  nicht  versucht 
habe,  mit  Benützung  des  reichen  Beob- 
achtungsmateriales  einen  anderen  ma- 
thematischen Ausdruck  zu  bilden  und 
die  zugehörigen  Constanten  zu  be- 
stimmen. 

Herr  Uppenborn  erwidert, 
dass  in  der  That  die  Abhängigkeit 
zwischen  Lichtbogenlänge  und  Klem- 
menspannung nicht  durch  eine  Gerade, 
sondern  durch  eine  Curve  dargestellt 
werde,  welche  ungefähr  eine  paraboli- 
sche Gestalt  habe.  Es  sei  ihm  jedoch 
noch  nicht  gelungen,  die  Gleichung 
dieser  Linie  aufzustellen  und  es  bleibe 
daher  vorläufig  nichts  Anderes  übrig, 
als  einzelne  Stücke  dieser  Curve  so 
nahe  als  möglich  durch  gerade  Linien 
zu  ersetzen  und  für  diese  die  Constanten 


zu  bestimmen,  welche  dann  nur  für 
gewisse  ungefähre  Stromstärken  giltig 
seien. 

Der  Vorsitzende  dankt  dem  Redner 
für  die  bemerkenswerthen  Aufschlüsse 
über  die  wichtigen  grundlegenden 
Elemente  der  Bogenlichtbeleuchtung, 
worauf  die  Versammlung  geschlossen 
wird. 

l6.  November.  —  Vereins- 
versamml  ung. 

Vorsitzender:  Hofrath  von  Grim- 
burg. 

Herr  k.  k.  Postcontrolor  Koffler 
erhält  das  Wort  zu  einem  Vortrage 
über  den  Gebrauch  dynamoelektrischer 
Maschinen  in   der  Telegraphie. 

Der  Vortragende  beginnt  mit 
einem  kurzen  Rückblicke  auf  die  Ver- 
suche, welche  schon  1859  bei  der 
Staatstelegraphen  -  Centralstation  in 
Wien  angestellt  wurden,  erwähnt  die 
diesfälligen  Experimente  von  Var  ley, 
Wilde,  Krämer,  Kohl  fürst  und 
Andere,  deren  günstiges  Ergebniss 
die  Möglichkeit  bewies,  elektrische 
Maschinen  im  Telegraphenbetriebe 
überhaupt  einführen  zu  können,  und 
geht  sodann  auf  den  ökonomischen 
Theil  der  Frage  über,  wobei  er  dar- 
legt, dass  das  Project  nur  bei  grossen 
Stationen  einen  finanziellen  Erfolg 
gewärtigen   lasse. 

Einfache  Berechnungen  erweisen, 
dass  die  beim  Gebrauche  gemein- 
schaftlicher Batterien  oft  empfindlich 
fühlbaren  Stromschwankungen  bei 
Anwendung  von  Maschinen  in  Folge 
ihres  viel  geringeren  inneren  Wider- 
standes bedeutend  schwächer  auf- 
treten, und  dass  daher  empfindlichere  . 
Apparate,  welche  bisher  nur  in  be- 
schränkterem Maasse  mit  anderen 
Leitungen  gemeinschaftlich  betrieben 
werden  konnten,  beim  Maschinenbe- 
triebe viel  sicherer  arbeiten  und 
weniger   der   Regulirung    bedürfen. 

Die  bei  den  Telegraphenstationen 
Calcutta,  New-York,  Berlin  und  Paris 
angestellten  Versuche,  deren  Verlauf 
auch  besprochen  wurde,  verfolgen 
mit  Ausnahme  der  erstangeführten 
den  Zweck,  die  bei  den  grossen 
Stationen  aufg-estellten  Elemente  durch 


541 


Aufstellung  eigener,  ausschliesslich 
für  Telegraphenzwecke  bestimmter 
elektrischer  Maschinen  zu  ersetzen, 
welcher  Modus  dann,  wenn  die  Ele- 
mente nach  mehreren  Tausenden 
zählen  und  die  Erhaltungskosten 
der  Batterien  beträchtlich  sind, 
einen  finanziellen  Erfolg  herbeiführen 
kann;  unzweifelhaft  aber  müsste  der 
Erfolg  ein  günstiger  sein,  wenn  es 
möglich  wäre,  etwa  schon  vorhandene 
Maschinenanlagen  vollkommener  aus- 
zunützen und  ihnen  auch  die  Tele- 
graphirströme,  welche  in  Folge  ihrer 
geringen  Spannung  ohnedies  nur  einen 
höchst  minimalen  Energie-Aufwand  er- 
fordern,  zu   entnehmen. 

Es  wäre  daher  zu  wünschen,  dass 
die  Versuche  des  Ingenieurs  der  indi- 
schen Telegraphen,  L.  Schwendler, 
welche  das  ebenerwähnte  Ziel  ver- 
folgten, von  anderer  Seite  wieder  auf- 
genommen würden,  weil  nicht  zu 
zweifeln  ist,  dass  das  durch  den  Weg- 
fall der  galvanischen  Batterien  zu  er- 
zielende Ersparniss  beträchtlich  genug 
wäre,  um  einer  immer  allgemeiner 
werdenden  Einführung  des  ange- 
nehmen und  gefälligen  elektrischen 
Lichtes  auch  in  grossen  Telegraphen- 
stationen  den  Weg    zu   ebnen. 

An  der  dem  Vortrage  sich  an- 
schliessenden Debatte  betheiligen  sich 
die  Herren  Ingenieur  Kr  ä  mer,  Baron 
Gostkowski,  der  Vortragende  und 
der  Vorsitzende,  welch'  Letzterer  zum 
Schlüsse  dem  Vortragenden  Namens 
der  Versammlung  für  die  instructive 
und  klare  Darstellung  des  interessanten 
Problems   den   Dank  ausspricht. 

Hierauf  übergibt  Herr  Dr.  James 
Moser  dem  Vereine  mehrere  Exem- 
plare des  von  ihm  veranstalteten  Neu- 
druckes des  Werkes  j, Die  galvanische 
Kette*  von  Ohm,  und  vertheidigt  in 
warmen  Worten  unter  Anführung 
interessanter  Reminiscenzen  aus  O  h  m's 
Leben  die  von  mancher  Seite  ver- 
kleinerten Verdienste  dieses  grossen 
Gelehrten  an  der  Entdeckung  und 
Ausbildung  der  nach  ihm  benannten 
physikalischen   Gesetze. 

Der  Vorsitzende  dankt  dem  Redner 
für  die  werthvolle  Bereicherung  der 
Bibliothek,   und  beglückwünscht   den- 


selben  zu   der  zeitgemässen  und   ver- 
dienstlichen  Publication. 

23.  November.  —  Vereins- 
versammlung im  physikalisch- 
chemischen Universitäts-La- 
boratorium. 

Vorsitzender:  Hofrath  v.  Grim- 
b  u  r  g. 

Dr.  James  Moser  hält  den  ange- 
kündigten Vortrag  über  „Elektricität 
l  und  Photographie".  Der  Vortragende 
bemerkt,  dass  Lichtstrahlen  sowohl 
Widerstand  als  elektromotorische  Kraft 
eines  Stromkreises  ändern  können.  Der 
Widerstand  werde  geändert  im  Selen- 
photophon. 

Eine  elektromotorische  Kraft  werde 
aber  durch  das  Licht  erregt  und 
geändert  bei  den  photoelektrischen 
Strömen.  Die  Geschichte  dieser 
Ströme  gehe  der  Geschichte  der 
Photographie  parallel.  Nach  der  Ent- 
deckung der  Daguerreotypie  habe 
Edmund  Becquerel  die  photoelek- 
trischen Ströme  erzeugt,  indem  er  zwei 
Daguerreotypplatten  als  Elektroden  in 
verdünnte  Schwefelsäure  hing  und 
nur  eine  derselben  der  Lichtstrahlung 
aussetzte.  lu  neuerer  Zeit  sei  in  der 
Photographie  die  Empfindlichkeit  der 
Platten  durch  Baden  derselben  in 
verdünnten  Farbstofflösungen  be- 
deutend gesteigert  worden.  Der  Vor- 
tragende demonstrirte  nun,  dass  sich 
die  elektromotorische  Kraft  der 
photoelektrischen  Ströme  durch  Baden 
der  Elektroden  in  denselben  Farb- 
stoffen ganz  analog  verstärken  lässt." 

Der  Vortrag  war  durch  zahl- 
reiche Experimente  erläutert,  welche 
von  der  Versammlung  mit  gespannter 
Aufmerksamkeit  verfolgt  wurden. 

Der  Vorsitzende  bemerkt,  dass 
es  der  Versammlung  sichtlich  einen 
besonderen  Genuss  bereitet  habe, 
einen  Abend  in  den  höheren  Regio- 
nen der  reinen  Wissenschaft  zuzu- 
bringen und  dankt  dem  Vortragenden 
sowohl  für  seine  Mühewaltung,  als 
auch  den  jüngsten  Mitgliedern  des 
Vereines,  den  Herren  Miesler  und 
Reiner,  für  ihre  Assistenz  bei  den 
Experimenten. 


542 


28.  November.  —  Sitzung 
desVortrag  s-undExcursions- 
Comite.  —  Sitzung  des  Regu- 
lativ-Comite. 


Tagesordnang 

der  Vereinsversammlungen  im  Decem- 
ber  I.  J. 

7.  D  e  c  e  m  b  e  r.  —  Vortrag  des 
Herrn  Dr.  Ernst  Lee  her:  „Neue 
Versuche  über  den  galvanischen 
Lichtbogen". 

14.  December.  —  Vortrag  des 
Herrn  Regierungsrathes  Ottomar  V  o  1  le- 
rn er:     „Betrieb     der    Galvanoplastik 


mit     dynamoelektrischen      Maschinen, 
zu     Zwecken     graphischer     Künste" 
(Mit  Demonstrationen.) 

21.  December.  —  Vortrag  des 
Herrn  Josef  Leiter:  „Neue  Appa- 
rate zur  Beleuchtung  der  mensch- 
lichen Körperhöhlen  mit  elektrischem 
Lichte  (Glühlampen)  mit  Demon- 
strationen an  Lebenden  und  Phan- 
tomen". 

28.  December.  —  Wegen 
Inanspruchnahme  des  Vortragssaales 
Seitens  des  Wissenschaftlichen  Club 
findet  an  diesem  Tage  keine  Vereins- 
versammlung statt. 


ABHANDLUNGEN 


Zum  Betriebe   städtischer  Telephonanlagen. 

Von  J.  BAUMANN. 

Im  Betriebe  städtischer  Telephonanlagen  finden  sich  häufig  Sprech- 
stellenpaare, auf  verschiedenen  Seiten  des  Vermittlungsamts  gelegen, 
deren  Verkehr  unter  sich  jenen  mit  den  übrigen  Theilnehmern  an  Um- 
fang und  Wichtigkeit  weit  übertrifft.  Für  den  Verkehr  derartiger  Stellen 
bestehen  gewöhnlich  zwei  Arten  des  Anschlusses,  je  nachdem  man 
mehr  Gewicht  darauf  legt,  die  Arbeit  der  Vermittlungsämter  oder  die 
Anzahl  der  Leitungen  im  Netze  zu  verringern.  Nach  der  ersteren  Art 
werden,  wie  Fig.  i  veranschaulicht,  die  beiden  Sprechstellen  Ä  und  B 
durch  eine  Leitung  und  letztere  Sprechstelle  durch  eine  eigene  Leitung 


Fig.   I. 


A 

^ 


B 


mit  dem  Vermittlungsamte  C  verbunden.  Dabeiist  die  Schaltung  derart, 
dass  entweder  A  und  ß  unabhängig  voneinander  mit  C  sprechen  und 
von  C  gerufen  werden  können,  oder  aber,  falls  Ä  und  C  verkehren 
wollen,  in  B  vermittelt  werden  muss. 

Nach  der  zweiten  in  Fig.  2  dargestellten  Schaltung  erhalten  Ä 
und  B  je  einen  einfachen  Anschluss  an  das  Vermittlungsamt  C,  welch' 
letzteres  sowohl  den  Verkehr  zwischen  A  und  B,  als  den  der  beiden 
Sprechstellen  mit  den  übrigen  Theilnehmern  zu  vermitteln  hat. 

Die  Vortheile  beider  Schaltungen  würde  nun  eine  Verbindung, 
wie  sie  Fig.  3  zeigt,  vereinigen,  wenn  A  und  B  unabhängig  und  unbe- 
merkt von  C  miteinander  verkehren  könnten,  A  und  B  jedoch  auch  C 
zum  Zwecke  des  Verkehrs  mit  den  übrigen  Theilnehmern  aufrufen  und 
von    C  aufsferufen  werden  könnten. 


543 


Im  Folgenden  soll  eine  Schaltung  der  letzteren  Art  für  das  auch 
in  Europa  vielfach  verwendete  Umschaltermodell  der  Western  electric 
im  Vermittlungsamt  beschrieben  werden. 

In  Fig.  4  sind  wieder  A  und  B  die  zu  verbindenden  Sprechstellen, 
6^  bedeutet  das  Vermittlungsamt.  In  ([7  sind  die  Leitungen  nach  ^4  und  ^ 
durch  ein  polarisirtes  Relais  r  verbunden,  welches  weder  auf  einen  von 
Ä  nach  B  noch  einen  von  B  nach  Ä  bestimmten  Strom  anspricht.  Die 
beiden  Sprechstellen  Ä  und  B  sind  mit  je  einem  Doppeltaster  /  aus- 
gerüstet,   welcher  gestattet  Ströme   von  verschiedenem  Vorzeichen,    je 


4 


Fig.    2. 
ü 


Q  Q. 


m 


m 


nachdem  zwischen  den  Endstellen  oder  von  letzteren  nach  dem  Ver- 
mittlungsamt verkehrt  werden  will,  in  die  Leitung  zu  geben.  Diese 
Doppeltaster  haben  dabei  noch  die  Aufgabe  zu  erfüllen,  den  Batteriepol, 
welcher  für  die  Benützung  des  einen  Tasters  an  Erde  liegt,  für  die 
Benützung  des  anderen  an  die  Leitung  und  den  anderen  an  die  Erde  zu 
legen.  Im  Uebrigen  entspricht  die  Schaltung  der  Sprechstellen  A  und  B 
der  in    den  gewöhnlichen  Stellen    des   Netzes    verwendeten  Anordnung 


Ä 


Fig.  3- 
C 


H 


m 


Im  Vermittlungsamt  hat  die  Schaltung  die  folgenden  Bedingungen 
zu  erfüllen: 

1.  Es  muss  dem  Vermittlungsamt  die  Möglichkeit  gegeben  sein, 
im  Falle  eines  Anrufes  durch  A  oder  B  zu  erkennen,  welche  der  beiden 
Stellen  gerufen  hat. 

2.  Muss  für  den  Fall,  dass  eine  der  beiden  Sprechstellen  A  und  B 
mit  einem  anderen  Theilnehmer  der  Anlage  spricht,  die  andere  Sprech- 
stelle die  Möglichkeit  mit  C  zu  verkehren  und  mit  einem  zweiten  anderen 
Theilnehmer  verbunden  zu  werden,  behalten. 

Die  beiden  Bedingungen  werden  durch  eine  einfache  Abänderung 
des  üblichen  Modells  der  Umschalterklinke  und  des  zugehörigen  Stöpsels 
erfüllt. 

Die  Umschalterklinke  enthält  statt  der  gewöhnlichen  einfachen 
Feder  zwei  Federn  a  und  b^  welche  in  der  Ruhelage  die  im  Vermitt- 
lungsamte befindlichen  Leitungs-Enden  von  A  und  B  vermittelst  des 
polarisirten  Relais  r  verbinden.  Bei  Einführung  des  Verbindungsstöpsels  d 
werden  diese  beiden  Federn  zu  gleicher  Zeit  in  Bewegung  gesetzt. 
Der  Stöpsel  Fig.  5  selbst  unterscheidet  sich  von  der  gewöhnlichen 
Form  nur  dadurch,  dass  dessen  Kopf  einen  seitlichen  Ansatz  aus  iso- 
lirendem  Material  trägt.  Wird  dieser  Stöpsel  derart  in  die  Umschalter- 
klinke eingeführt,  dass  dessen  grösster  Kopfdurchmesser  horizontal 
steht,  so  werden  die  beiden  Federn  a  und  b  ungleich  weit  von  der 
Achse  der  Klinke  abgedrückt.  Indem  zu  gleicher  Zeit  die  von  den 
Federn  a  und  b  ausgehenden  Verbindungen  zu  dem  polarisirten  Relais  r 


544 


aufgehoben  werden,  wird  die  Feder  a  durch  den  isolir enden  Ansatz  am 
Stöpselknopf  an  den  Contact  c  und  damit  die  Leitung  nach  Ä  an  die 
Ausweichklinke  /  und  somit  im  Vermittlungsamt  an  die  Erde  gelegt. 
Die  Feder  b  bleibt  an  dem  metallischen  Theil  des  Stöpsels  anliegen 
und  verbindet   so  die  Leitung    nach  B  in  der  gewöhnlichen  Weise  mit 


1     (□)•  ^    ^ 


der  Schlussklappe,    den  Sprecheinrichtungen    im    Vermittlungsamt    und 
endlich  irgendeiner  Theilnehmerleitung. 

Der  Zusammenhang  der  Schaltung  ist  nun  folgender:  Wünscht 
A  mit  B  oder  umgekehrt  zu  sprechen,  so  wird  in  A  der  Taster  t^ 
bezw.  in  B  der  entsprechende  Taster  i^  gedrückt,  wodurch  in  beiden 
Fällen  ein  Strom  in  die  Leitung  geschickt  wird,  welcher  zwar  die 
Signale  in  5,  bezw.  A  erscheinen,  den  Anker  des  polarisirten  Relais  r 
in   C  jedoch  in   Ruhe    lässt.    Will  A  mit    einem    anderen   Theilnehmer 


545 

sprechen,  so  wird  der  Taster  t^  gedrückt  und  damit  ein  Strom  in  die 
Leitung  geschickt,  welcher  das  Relais  r  in  C  ansprechen  macht.  Um 
zu  vermeiden,  dass  durch  den  auch  nach  B  gelangenden  Strom  die 
letztere  Stelle  unbeabsichtigterweise  zur  Antwort  veranlasst  wird,  kann 
entweder  B,  bezw.  A  ebenfalls  mit  polarisirtem  Signal-Elektromagneten 
versehen  sein,  oder  es  wird  durch  den  Tasterdruck  in  A  nur  ein  Theil 
der  für  den  Verkehr  mit  gewöhnlichen  Signalwerken  zwischen  A  und  B 
nöthigen  Batterie  in  Thätigkeit  gesetzt  oder  endlich  A  gibt  durch  einen 
zweifachen  Tasterdruck  nach  B  zu  verstehen,  dass  von  A  aus  eine  Ver- 
bindung mit  einem  anderen  Theilnehmer  einleiten  will  und  zunächst 
für  einen  Anruf  von  B  aus  nicht  zu  sprechen  wäre.  Die  letztere  Art  des 
Verkehrs  hat  offenbar  die  Vortheile,  dass  B  seltener  in  die  Lage  kommen 
wird,  erst  von  dem  Vermittlungsamt  erfahren  zu  müssen,  dass  A  ander- 
weitig im  Gespräche  sich  befindet  und  dass  die  Sprechstellenaus- 
Y\a  r  rüstungen  in  A  und  B  die  einfachste  Form  behalten  können. 
Auf  den  Anruf  durch  A  führt  nun  der  Beamte  im  Ver- 
mittlungsamt C  den  Stöpsel  d  in  die  Umschalterklinke  derart 
ein,  dass  etwa  die  Leitung  B  G  am  metallischen  Theil  des 
Stöpsels  anzuliegen  kommt.  Das  Vermittlungsamt  wird  nun 
auf  seinen  Zuruf,  da  nicht  B,  sondern  A  gerufen  hat,  keine 
Antwort  erhalten.  Der  Beamte  des  Vermittlungsamtes  dreht 
daher  seinen  Stöpsel  d  um  i8o*^  und  wiederholt  seinen  Zuruf, 
worauf  von  A  der  Theilnehmer  genannt  wird,  mit  welchem 
verkehrt   werden  will. 

Der  Beamte  stellt  dann  in  gewöhnlicher  Weise  die 
Verbindung  mit  dem  gewünschten  Theilnehmer  her.  Durch 
die  beschriebene  Schaltung  bleibt  nun  die  Leitung  A  C  mit 
der  des  verlangten  Theilnehmer  so  lange  verbunden,  bis 
einer  der  beiden  Correspondenten  das  übliche  Schlusszeichen 
gibt.  In  der  Zwischenzeit  bleibt  die  Leitung  B  C  auf 
die  Ausweichklinke  d  geschaltet,  vermittelst  welcher  B  sowohl  jede 
Verbindung  verlangen,  als  zu  jeder  verlangten  angerufen  werden  kann. 
Die  Sprechstelle  B  ist  eben  für  die  Dauer  des  Gesprächs  von  A  mit 
einem  anderen  Theilnehmer  in  gewöhnlicher  Schaltung  an  das  Vermitt- 
lungsamt angeschlossen. 

Fällt  die  Schlussklappe  für  das  Gespräch  der  Stelle  A  zu  einer 
Zeit,  in  welcher  B  eben  mit  einem  zweiten  anderen  Theilnehmer 
spricht,  so  muss  der  Beamte  im  Vermittlungsamt  den  Stöpsel  d  so  lange 
stecken  lassen,  bis  auch  das  Gespräch  von  B  beendet  ist.  Durch  Auf- 
hebung der  Verbindung  für  B  und  Entfernung  des  Stöpsels  d  ist  hierauf 
die  normale  Stellung  sämmtlicher  Theile  wieder  hergestellt.  Bevor  nun 
der  Beamte  der  Aufforderung  eines  dritten  Theilnehmers  eine  der 
beiden  Stellen  A  oder  ß  mit  ersterem  zu  verbinden,  nachkommt,  über- 
zeugt sich  derselbe,  ob  nicht  etwa  A  und  B  unter  sich  bereits  verkehren. 
Dies  kann  entweder  durch  den  Stöpsel  d  geschehen  oder  besser,  in- 
dem von  der  verbundenen  Leitung  ähnlich  wie  von  der  Schlussklappe 
eine  Ableitung  über  das  Telephon  zur  Erde  hergestellt  wird. 


Dynamoelektrische  Gleichstrom-Maschine  mit  Innenpolen. 

Von  W.  E.  FEIN  in  Stuttgart. 
Abdruck  aus  dem  Werk:   »Fein,  Elektrische  Apparate*. 

Zu  Anfang  dieses  Jahres  wurde  durch  die  elektrotechnische  Fach- 
literatur eine  dynamoelektrische  Maschine  unter  der  obengenannten 
Bezeichnung    bekannt    und     vielfach    besprochen,    die    von    zwei    ver- 


546 


schiedenen  Seiten    und,    wie    es  scheint    unabhängig,    voneinander  her- 
gestellt worden  ist. 

Dieselbe  stimmt  in  Hinsicht  auf  ihren  äusseren  Aufbau,  die  An- 
ordnung ihres  Ringankers  und  die  Disposition  ihres  magnetischen 
Feldes,  abgesehen  von  dem  Weglassen  der  von  mir  verwendeten 
äusseren  Polschuhe,  nahezu  mit  meiner  Wechselstrom-Maschine  überein, 
auf  welche  ich  schon  am  14.  September  1880  das  deutsche  Reichs- 
patent Nr.  15605  erhielt.  Das  Neue  dieser  Maschine  kann  sich  des- 
halb nicht  auf  ihre  Construction  im  Allgemeinen,  sondern  nur  auf  das 
Umwandeln  meiner  Wechselstrom  -  Maschine  in  eine  Gleichstrom- 
Maschine  beziehen,  was  im  gegebenen  Fall  durch  einfaches  Ver- 
tauschen ihrer  rotirenden  und  festen  Theile  und  das  hiedurch  bedingte 
weitere  Anbringen  eines  Gramme'schen  Stromabgebers  erreicht  werden 
konnte. 

Fig.   I. 


Eine  durch  diese  Abänderung  entstandene  und  von  mir  ausge- 
führte Gleichstrom-Maschine  zeigt  die  nach  einer  photographischen 
Aufnahme  hergestellte  Fig.  i,  die  bis  auf  ihre  einzelnen  Details  so 
deutlich  ist,  dass  ich  mich  bei  ihrer  Beschreibung  im  Nachfolgenden 
auf  die  Angaben  ihrer  Dimensionen  der  Maschine  und  ihrer  Hauptbe- 
standtheile,  über  die  Leistungsfähigkeit  und  einen  Hinweis  auf  die  durch 
sie  gebotenen  Vortheile  beschränken  kann,  besonders  da  auch  die 
weiter  unten  noch  beigefügte  Durchschnittszeichnung  der  Fig.  2  ein 
genaues  und  übersichtliches  Bild  ihrer  magnetischen  Disposition  gibt, 
das  keiner  weiteren  Erklärung  mehr  bedarf. 

Der  bewegliche  Ringanker  der  Maschine,  welcher  im  gewickelten 
Zustand  einen  inneren  Durchmesser  von  500  Mm.  und  einen  äusseren 
von  624  Mm.  bei  einer  Breite  von  165  Mm.  hat,  enthält  einen  Eisen- 
kern, der  aus  ca.  200  Blechscheiben  zusammengesetzt  ist,  die  durch 
Papierzwischenlagen  sorgfältig  voneinander  isolirt  sind  und  mit  Hilfe 
von  12  ebenfalls  isolirten  Metallbolzen  zusammengehalten  werden,  durch 
deren  Verlängerung  der  ganze  Ring  mittelst  Muttern  und  Gegen- 
muttern auf  den  Stern    und    dadurch  auf  die  Maschinenachse  befestigt 


547 


wird.  Die  Drahtwicklung  des  Ankers  besteht  aus  einer  einzigen  Höhen- 
lage, welche  96  Abtheilungen  mit  je  6  Nebenlagen  enthält,  so  dass 
die  Gesammtwindungszahl  des  Ankers  576  ausmacht  und  der  Strom- 
abgeber dementsprechend  aus  96  Lamellen  zusammengesetzt  ist,  wo- 
durch sein  Durchmesser  etwas  grösser  wird,  als  dies  bei  den  früher 
beschriebenen  Maschinen  der  Fall  ist.  Zu  den  Ankerwindungen  wurde 
ein  Draht  von  quadratischem  Querschnitt  verwendet,  damit  der  zur 
Verfügung  stehende  Wicklungsraum  vollständig  ausgenützt  und  der 
Ankerwiderstand  möglichst  vermindert  werden  konnte. 

Die  Magnetisirung  des  Ringes  erfolgt  durch  vier  feststehende,  im 
Kreise  radial  angeordnete  Magnetschenkel,  von  der  durch  die  nach- 
stehende Fig.  2  abgebildeten  Form,  welche  aus  einem  Stück  Guss- 
eisen hergestellt  und  in  ihrer  gemeinsamen  Mitte  mit  einer  entsprechend 

Fig.  2. 


grossen  Bohrung  versehen  sind,  mittelst  der  sie  auf  einen  am  Riemen- 
scheibenlager angegossenen  Zapfen  befestigt  werden.  Ihr  Querschnitt 
ist  möglichst  gross  gewählt  und  hat  eine  mit  abgerundeten  Ecken  ver- 
sehene quadratische  Form;  die  Magnetisirungsspiralen  sind  direct,  also 
ohne  Hülsen  auf  die  Schenkel  gewickelt,  und  besteht  die  für  den 
Hauptstromkreis  bestimmte  Wicklung  eines  jeden  derselben  aus 
72  Windungen,  während  die  Gesammtzahl  der  Nebenschlusswindungen 
4400  ausmacht. 

Hiedurch  wird  das  Verhältniss  zwischen  Magnetisirungs-  und 
Ankerstrom  genügend  gross,  so  dass  die  Funkenbildung  am  Collector 
auch  bei  voller  Beanspruchung  der  Maschine  nur  ganz  unbedeutend  ist 
und  zur  Erreichung  dieses  Zweckes  keine  Polschuh- Vergrösserung  zu 
Hilfe  genommen  werden  musste. 

Die  Dimensionen,  Gewichts-  und  Widerstandsverhältnisse  dieser 
Erstlingsmaschine  sind  folgende: 

Länge  der  Maschine  ohne  Riemenscheibe 900  Mm. 

Breite      ,  ^  ,  ,  625      ^ 

Höhe       ^  ^  ,,  ,,  740      » 

Achsenlänge  mit  Riemenscheibe 1200      ^ 


548 

Gewicht  der  ganzen  Maschine    ,     , 725  Kgr. 

Kupfergewicht  der  Ankerwicklung 17" 5      , 

,  ^     Elektromagnetwicklung 70*9      ^ 

Gesammtkupfergewicht 88*4      ^ 

Widerstand  des  Ankers  warm 0-052  Ohm 

^           der    directen  Wicklung    der    vier   parallel  ge- 
schalteten Schenkel 0023      ^ 

j  der  Nebenschlusswicklung      .......       28*0      ^ 

Hiebei  hefert  die  Maschine  bei  520  Touren,  eine  Stromstärke  von 
136  Ampere  und  eine  Klemmenspannung  von  1 10  Volts,  also  nahezu 
15.000  Volt- Amperes,  so  dass  bei  der  angegebenen  Tourenzahl: 

1.  I  Kgr.  Kupfer  der  Ankerwicklung     .     .     .     857  Volt-Amperes 

2.  I       ^  5  »     Gesammtwicklung     .     .      109       ^  ^  und 

3.  I       ^     des  Gesammtgewichts  der  Maschine    20"6       ^  ^ 
leistet. 

Unter  Berücksichtigung  dieser  Angaben  und  des  oben  Gesagten 
lassen  sich  die,  durch  diese  Maschinenconstruction  gebotenen  Vortheile 
in  Kürze  folgendermaassen  zusammenfassen  : 

1 .  Hohe  Leistungsfähigkeit  gegenüber  dem  Kupfer-  und  Gesammt- 
gewicht  der  Maschine. 

2.  Geringe  Erwärmung  der  Ring-  und  Elektromagnetdrähte  durch 
die  beim  Betrieb  entstehende  vorzügliche  Ventilation  dieser  Theile. 

3.  Leichte  ZugängHchkeit  der  Ringwicklung  bei  einer  etwa  vor- 
zunehmenden Reparatur. 

4.  Geringe  Umdrehungszahl  in  Folge  des  durch  die  Construction 
der  Maschine  bedingten  grossen  Durchmessers. 

Der  letztgenannte  Vorzug  lässt  sich  für  grössere  Beleuchtungs- 
anlagen besonders  gut  verwerthen,  da  er  gestattet,  die  dynamoelek- 
trische Maschine  direct  mit  dem  Betriebsmotor  zu  kuppeln,  was  für  die 
Erreichung  einer  constanten  Klemmenspannung  schon  deshalb  günstig  ist, 
als  die  bei  starker  Beanspruchung  der  Maschine  unvermeidlichen  Ver- 
luste durch  das  Riemengleiten  in  Wegfall  kommen  und  in  Folge  dessen 
kein  ungleichmässiger  Gang  der  Dynamomaschine  bei  zu-  oder  ab- 
nehmender Stromstärke  eintritt.  Bei  den  grösseren  Maschinenmodellen 
dieser  Art  kann  noch  weiter  gegangen  werden,  indem  sich  der  Ring- 
anker an  Stelle  des  Schwungrades  am  Betriebsmotor  selbst  anbringen 
lässt,  wie  dies  von  anderer  Seite  schon  ausgeführt  worden  ist. 


Zur  telegraphischen  Schaltung  auf  Gegenstrom. 

In  dem  diesjährigen  März -April -Hefte  der  „Annales  telegraphiques" 
(3.  Reihe,  Bd.  XIV,  S.  166  u.  ff.)  ist  unter  dem  Titel  „L'emploi  de  la  charge 
permanente  sur  les  lignes  desservies  au  moyen  d'appareils  Morse"  eine 
Untersuchung  des  Sous- Ingenieur  des  Telegraphes  E.  Bouchard  ab- 
gedruckt, welche  einen  nicht  uninteressanten  Beitrag  zur  Verwendung  der 
Gegenstromschaltung  in  der  Telegraphie   bietet. 

Wie  schon  der  Titel  erkennen  lässt,  erörtert  Bouchard  die  Frage 
blos  in  Rücksicht  auf  die  Telegraphie  im  engeren  Sinne  und  auch  nur 
für  die  Benützung  von  Morse-Apparaten.  Er  behandelt  überdies  nur  die  eine 
Art  des  Telegraphirens  mit  Gegenstrom,  nämlich  unter  Uebergehung  der- 
jenigen, bei  welcher  zur  Beseitigung  der  Stromlosigkeit  der  Linie  die  eine 
Stromquelle  nicht  unwirksam  gemacht  wird,  nur  diejenige,  bei  welcher  der 
Sinn   ihrer  Wirkung  umgekehrt  wird. 

Bouchard  geht  von  der  gewöhnlichen  Arbeitsstromschaltung  für 
Morse    aus,     für    welche    beim   Vorhandensein    von   blos    zwei  Aemtern    zwei 


549 


Batterien  von  je   ;/   Elementen   nöthig   sind   und   7i  sich    aus   der   Formel     für 
die  Stromstärke 

71    E 


J  = 


e  -\-  B  -\-  nr 

bestimmt,  wenn  mit  E  die  elektromotorische  Kraft  und  mit  r  der  Wider- 
stand eines  Elementes,  mit  e  und  R  aber  der  Widerstand  der  Leitung, 
bezw.  eines  Morse  bezeichnet  wird.  Beide  Batterien  legt  er  dabei  mit  dem- 
selben Pole  an  Erde.  Nach  der  Bemerkung,  dass  die  Batterie  an  einem  be- 
liebigen Punkte  der  Linie  aufgestellt  werden  dürfe,  kommt  Bouchard  zu- 
nächst auf  eine  Theilung  jeder  Batterie  in  zwei  gleiche  Theile,  also  zur 
Benützung  von  vier  Batterien  zu  je  i  n  Elementen.  Der  eine  Theil  jeder 
Batterie  bleibt  zwischen  dem  Arbeitscontacte  des  Tasters  und  der  Erde, 
der  andere  wird  in  das  empfangende  Amt  verlegt  und  zwischen  Morse 
und  Erde  eingeschaltet.  Bei  der  gewählten  Batterieschaltung  halten  sich 
natürlich  die  beiden  zweiten  Hälften  der  Batterien  das  Gleichgewicht,  und 
die  Leitung  ist  —  beim  Nichtvorhandensein  von  Ableitungen  —  stromlos, 
so  lange  beide  Taster  ruhen;  wird  ein  Taster  niedergedrückt,  so  setzt  er 
zugleich  mit   dem    Empfänger    seines    Amtes    auch    die    hinter    diesem    Em- 

F'g-  I-  Fig.  2. 

■L 


r^        ,y*"'<^< 


tu 


pfänger  eingeschaltete  fremde  Batteriehälfte  ausser  Thätigkeit.  Fasst  man 
blos  die  Schaltung  eines  Amtes  in's  Auge,  so  gleicht  diese  hiebei  ganz 
der  Schaltung  auf  Wechselstrom  bei  Benützung  von  zwei  Telegraphir- 
batterien. 

Aehnlich  wie  man  nun  —  wenn  man  nur  dem  Geber  die  Natur  eines 
Stromwenders  verleiht —  auch  Wechselströme  aus  einer  einzigen  Batterie 
entsenden  kann,  so  stellt  sich  auch  Bouchard  für  die  bis  jetzt  erlangte 
Schaltung  behufs  Ersparung  von  Elementen  die  Aufgabe,  auf  jeder  Station 
blos  eine  Batterie  von  \n  Elementen  zu  verwenden,  und  formt  dazu  den 
Geber  zum  Stromwender  in  der  Weise  um,  dass  er  nach  Fig.  i  am 
Tasterhebel  mittelst  eines  Ebonitblockes  eine  mit  der  Erde  E  zu  verbin- 
dende Metallfeder   befestigt,    welche  zwischen  zwei   Contacten  spielt. 

Wenn  der  Geber  in  der  wegen  ihrer  ausgeprägten  Symmetrie  mir  über- 
sichtlicher erscheinenden  und  deshalb  in  meinem  Handbuche  der  elektrischen 
Telegraphie  (Bd.  III,  Seite  367  u.  ff.)  gebrauchten  Form  eines  Doppeltasters 
gedacht  wird,  so  nimmt  die  Schaltungsskizze  eines  jeden  der  beiden 
Aemter  die  aus  Fig.  2  ersichtliche  Gestalt  an.  Die  beiden  Hebel  7"  und  T' 
des  Doppeltasters  sind  natürlich  so  miteinander  verbunden,  dass  sie  nur  ge- 
meinschaftlich miteinander  bewegt  werden  können.  Die  Batterien  5  der 
beiden  Aemter  liegen  hier  bei  ruhendem  Taster  mit  demselben  Pole  über 
T'  an  Erde  E.  Selbst  wenn  beide  Batterien  in  ihrer  elektromotorischen  Kraft 
nicht  vollkommen  übereinstimmen  sollten,  wird  doch  der  beim  Ruhen  beider 
Taster  die  Linie  durchlaufende  Strom  zu  schwach  sein,  um  die  Empfänger 
R  ansprechen  zu  lassen. 

Es  sei  hier  nur  im  Vorübergehen  bemerkt,  dass  diese  Schaltung 
keineswegs  neu  ist;  ich  habe  sie  z.  B.  in  meinem  Handbuche  (Bd.  III, 
Seite   375)   ausdrücklich  als   einen  besonderen   Fall   der  daselbst  in   Fig.    310 


550 


skizzirten  allgemeineren  Schaltungi)  erwähnt.  Folgen  wir  aber  jetzt  weiter 
den  Erörterungen  Bouchard's  über  die  Verwendbarkeit  dieser  Schaltung 
und  ihre  Vortheile. 

Wenn  in  den  Aemtern  gemeinschaftliche  Batterien  für  mehrere  Linien 
verwendet  werden  (si  les  piles  sont  montees  en  cascades),  ist  eine  Um- 
kehrung der  Pole  nicht  zulässig,  die  Schaltung  nach  Fig.  2  daher  nicht 
brauchbar.  Dagegen  gibt  es  zwei  Fälle :  le  montage  de  trois  postes  en 
embrochage  ou  en  derivation,  in  denen  diese  Schaltungsweise  sich  gut  ver- 
werthen   lässt. 

Wenn  zunächst  drei  Aemter  hintereinander  in  der  nämlichen 
Leitung  liegen, 2^  so  können  die  beiden  Endämter  ganz  nach  Fig.  2  ein- 
geschaltet werden,  und  in  jedem  brauchen  nicht  n  Elemente  aufgestellt  zu 
werden,  sondern  es  sind  in  jedem  blos  ^n  Elemente  nöthig.  Bei  der  Unter- 
suchung der  Bedingungen  für  das  Zwischenamt  in  der  durchgehenden 
Leitung,  geht  Bouchard  von  dem  Falle  aus,  wo  letzteres  genau  in  der 
Mitte  der  Linie  liegt. 

Fig.  4 


In  diesem  Falle  genügt,  dass  die  beiden  Leitungszweige  einfach  an 
Erde  gelegt  werden^  wenn  das  Zwischenamt  gibt;  dies  gestattet  die  Schal- 
tung nach  Fig.  3,  welche  zugleich  zeigt,  dass  das  Zwischenamt  keine 
Batterien  braucht.  Diese  Schaltung  lässt  sich  wesentlich  als  Arbeitsstrom- 
Schaltung  3)  für  zwei  gleichzeitig  zu  betreibende  Linien  L^  und  Zg  auf- 
fassen, in  denen  die  Linienbatterie  am  empfangenden  Ende  aufgestellt  ist; 
von  dem  unter  normalen  Verhältnissen  überaus  schwachen  Zweigstrome, 
welcher  aus  jedem  Liaienzweige  in  dem  Zwischenamte  in  den  anderen  Zweig 
übertritt,  darf  ja  abgesehen  werden  4).   Die  nöthige  Stromstärke 

,  n  E 

^  -[-  2  R  -[-  7t  r 

wird,    wenn    das    Zwischenamt  gibt,     von    jeder    Batterie    in    ihrem    Linien- 
zweige beschafft,   nämlich 


P-i-^-h 


n  r 


1)  Bei  Weglassung  der  beiden  Batterien,  deren  eine  in  der  Schleife  L^  L/,  die 
andere  aber  in  der  Schleife  L^  L^'  zu  beiden  Seiten  des  Tasters  TT'  in  der  geschlossenen 
Leitung  Zj  L^,  L^'  Zj'  liegen,  geht  diese  Skizze  in  die  Fig.  5  über,  deren  Verwandtschaft 
mit  Fig.  2  später  zur  Sprache  kommen  wird. 

2)  Bouchard  setzt,  weil  er  die  gewöhnlichen  Verhältnisse  der  Morse-Telegraphie 
im  Auge  hat,  durchwegs  die  Benützung  der  Erdleitung  voraus.  Die  Ergebnisse  seiner  Unter- 
suchung lassen  sich  ohne  Weiteres  auf  den  allgemeineren  Fall  der  Benützung  einer  ge- 
schlossenen Drahtleitung  übertragen,  indem  man  die  Erdleitung  durch  die  Rückleitung 
ersetzt, 

3)  Es  liegt  darin  offenbar  eine  g&wisse  Abweichung  vom   Grundgedanken. 

4)  Teirich  hat  diese  Zweigströme  bei  der  Berechnung  der  Widerstände  für  das 
Zwischenamt  in  seiner  Schaltung  berücksichtigt;  vergl.  ^Zeitschrift  des  Oesterr.  Ingenieur- 
Vereines*,  Jahrg.  Xin,  Seite  47. 


551 

Für  alle  drei  Amter  sind  also  nicht   3«  Elemente,   sondern  nur  -^  n  -\-  ^7iz^n 
Elemente  erforderlich. 

Nicht  wesentlich  umständlicher  gestaltet  sich  die  Sache,  wenn  das 
Zwischenamt  nicht  genau  in  der  Mitte  der  Linie  liegt,  sofern  für  die  End- 
ämter die  Schaltung  nach  Fig.  2  beibehalten  wird.  Wenn  nämlich  in  diesem 
Falle  der  Widerstand  des  Zweiges  L^  um  p'  grösser,  jener  des  Zweiges  L2 
um  p'  kleiner  wäre  als  ^  p,  so  würde  man  bei  Anwendung  der  Schaltung 
nach  Fig.  3  für  das  Zwischenamt  der  Stromstärke  in  den  beiden  Zweigen 
beim  Telegraphiren  vom  Zwischenamte  aus  dieselbe  Grösse,  wie  beim 
Telegraphiren  von  einem  Endamte  aus,  geben  können,  indem  man  bei  y  den 
Widerstand  p',  bei  x  dagegen  eine  Ergänzungsbatterie  aus  n'  Elementen 
einschaltete.   Die  Zahl   n'  wäre  aus   der  Formel 

n  E  {-^n  -\-n')  E 

ü 


p  +  2  ^  +  «  r  (^  p  _j_  p')  -I-  7?  +  ^^  ;2  +  «')  ^ 

zu   bestimmen,   woraus   Bouchard   durch   Vernachlässigung  des  Gliedes  «' r 

P' 


71'  -=71 


p   -\-  2  R  -\-  71  7' 


findet.  5)   Bouchard    erwähnt    zwar,     dass   hiernach   stets    7l'  <Z.\n  sei,     er 
gibt  aber  den  grössten   Werth   von  7t',   für   p'  =  i  p,   fälschlich  zu 


i« 


^     '      p       '2p 


an,  während   er  doch 


sein  würde. 


rTl 


I  +  2  —  H 

p       p 


Natürlich  sind  auch  hierbei  die  im  Zwischenamte  in  die  Leitungs- 
zweige X^  und  ig  übertretenden  Zweigströme  ausser  Rechnung  gelassen. 
In  diesem  Falle  wird  sich  also  die  Gesammtzahl  der  Elemente  dem  dritten 
Theile  der  für  Arbeitsstrom  erforderlichen  Anzahl  nähern,  also  ebenfalls 
wesentlich  geringer  sein,   als  bei  Arbeitsstrom. 

Ganz  anders  liegen  die  Verhältnisse,  wenn  das  dritte  Amt  nicht  als 
Zwischenamt    in  eine  die  beiden  anderen  Aemter    verbindende   Leitung   ein- 


5)  Der  ganz,  leicht  zu  entwickelnde  genaue  Werth  von  «'  würde  sein 


woraus  sich  für  p'  =  -l"  p  —  «  der  Ausdruck 

0  —  22 


2  p-f  2iV 

ergibt,   welcher  deutlich  erkennen  lässt,    dass  stets  n>  <.\n  ist  und  höchstens 

I 

werden  kann,  im  R=o  oder  p  =  c» ,  also  höchstens  n'  =^\n.  » 


552 

geschaltet  werden  soll,  sondern  in  eine  Abzweigung  von  dieser  Leitung^), 
wenn  also  die  von  einem  Hauptamte  A  kommende  Leitung  sich  an  irgend- 
einer Stelle  nach  zwei  Nebenämtern  B  und  C  verzweigt.  Alle  drei  Aemter 
bekommen  hier  die  nämliche  Schaltung  nach  Fig.  2  ;  in  B  und  C  liegen 
die   Batterien  mit  demselben  Pole  an  Erde,   wie  in    Ä.. 

Die  erste  und  hauptsächlichste  Schwierigkeit  findet  Bouchard  hier- 
bei in  der  Beschaffung  der  Möglichkeit,  dass  das  Hauptamt  jedes  der  beiden 
Nebenämter  nach  Belieben  einzeln  rufen  könne.  Wegen  des  von  den  Neben- 
ämtern kommenden  Gegenstromes  können  für  die  nach  diesen  beiden  Aemtern 
zu  sendenden  Rufe  nicht  Ströme  von  verschiedener  Richtung  benützt  werden. 
Bouchard  will  daher  das  eine  Amt  B  mittelst  einer  Reihe  von  kurzen 
Strömen,  das  andere  Amt  C  mittelst  eines  einzigen  langen  Stromes  rufen '^) 
und  gibt  Andeutungen  zweier  hiezu  zu  verwendender  Apparate,  welche 
einen  Localstrom  durch  einen  Wecker  zu  schliessen  haben.  Der  erstere 
ähnelt  im  gewissen  Sinne  einem  Zeigertelegraphen,  indem  die  Ströme  ein 
Rad  sich  schrittweise  um  einen  bestimmten  Winkel  drehen  lassen.  Im  anderen 
gestattet  der  längere  Strom  einem  Gewichte  eine  längere  Zeit  im  Zusammen- 
hange zu  fallen,  so  dass  der  Fallraum  zufolge  der  Beschleunigung  des  Falles 
eine  bestimmte  Grösse  erreicht.  Bleibt  der  Drehungswinkel,  bezw.  der  Fall- 
raum unter  der  bestimmten  Grösse,  so  kommt  es  nicht  zum  Schliessen  des 
Localstromes.   Die  Elektromagnete  dieser  Apparate  bekommen  entweder  selbst 

Fig.    5. 
T 


TJ7- 


-l; 


einen  sehr  grossen  Widerstand  oder  es  werden  ihnen  künstliche  Wider- 
stände zugeschaltet,  so  dass  ein  von  C  ausgehender,  für  A  bestimmter  Ruhestrom 
nicht  zugleich   den    Apparat  in   B   in  Thätigkeit   versetzt   und   umgekehrt. 

Macht  man  z.  B.  den  Widerstand  jedes  Nebenamtes  B  und  C  unter 
Hinzurechnung  des  betreffenden  Leitungstheiles  vom  Abzweigungspunkte  aus 
dreimal  so  gross,  als  den  des  Morse  im  Hauptamte  A  nebst  dem  zuge- 
hörigen Leitungstheile,  so  werden  '^J^  eines  von  B  ausgehenden  Stromes 
nach   A   gelangen   und   nur  ^/^  nach   C. 

Wenn  aber  A  ein  Nebenamt,  z.  B.  B  gerufen  hat,  so  schaltet  dieses 
den  Ruf-Elektromagnet  nebst    dem    künstlichen    Widerstände    aus     und   den 


6)  Eine  eigenartige  Schaltung  für  diesen  Fall,  ebenfalls  mit  Umkehrung  der  einen. 
Batterie  beim  Telegraphiren  vom  Endamte  aus,  aber  einer  von  Fig.  2  abweichenden 
Schaltung  der  beiden  Endämter  und  sehr  einfacher  Schaltung  des  in  der  Abzweigung 
liegenden,  keine  Batterie  erhaltenden  Amtes  hat  F.  v.  Ronneb  urg  (pseudonym)  zur 
telegraphischen  Verbindung  eines  fahrenden  Eisenbahnzuges  mit  den  beiden  benachbarten 
Bahnstationen  1875  angegeben  (vergl.  Handbuch,  Bd.  IV,  Seite  323  ;  ,Din  gl  er 's  Polytechni- 
sches Journal*,  Bd.  CCXVII,  Seite  208).  Der  Taster  des  in  der  Abzweigung  liegenden  Amtes  ist 
ein  gewöhnlicher  Morse-Taster;  wird  er  niedergedrückt,  so  unterbricht  er  die  Abzweigung,  und 
da  tritt  der  Charakter  der  Schaltung  als  Gegenstromschaltung  deutlich  hervor,  die  Relais 
der  drei  Aemter  werden  stromlos  und  die  drei  Schreibapparate  schreiben.  Während  eben 
dieser  Taster  ruht,  gehen  durch  das  (unpolarisirte)  Relais  seines  Amtes  zwei  Zweigströme 
von  gleicher  Richtung  und  der  Schreibapparat  schreibt  daher  nicht;  die  Anker  der  polari- 
sirten  und  mit  Abreissfedern  ausgerüsteten  Relais  in  den  beiden  Bahnstationen  werden 
durch  die  Zweigströme  angezogen  erhalten,  so  dass  auch  die  Morse  in  diesen  Stationen 
nicht  schreiben.  Jedes  von  einer  der  beiden  Bahnstationen  gegebene  Zeichea  erscheint  in 
dieser  mit  und  zugleich  in  dem  Amte  in    der  Abzweigung. 

7)   Ueber  aridere  verwandte  Anordnungen  vergl.  Handbuch,  Bd.  IV,  Seite  56  u.  ff. 


553 

Morse  ein,  bringt  dadurch  seinen  Widerstand  einschliesslich  seines  Leitungs- 
theiles  auf  die  Grösse  des  für  das  Hauptamt  A  vorhandenen  Widerstandes 
herab,  so  dass  jetzt  von  dem  von  A  entsendeten  Strome  '^j ^  in  B  und  nur 
1/^  in  C  wirksam  werden.  Desgleichen  kommen  von  dem  von  B  ausgehen- 
den Strome  '^j^  nach  A  und  nur  i/^  nach  C.  Auf  dieses  l/^  des  Stromes 
darf  aber  der  Rufapparat  in  C  nicht  ansprechen,  während  er  auf  den  Ruf- 
strom ansprechen  muss  ;  der  von  letzterem  nach  C  gelangende  Theil  soll 
aber,  wenn  man  in  jedem  der  drei  Aemter  ^  n  Elemente  aufstellt,  nach 
Bouchard   doppelt  so  stark  sein,   als   das   i/^   des  Telegraphirstromes. 

Ergänzen  wir  nun  diese  Betrachtungen  noch  durch  einige  theoretische 
und   historische  Bemerkungen. 

Der  Unterschied  zwischen  der  Schaltung  auf  Gegenstrom  und  der 
auf  Arbeitsstrom  liegt  darin,  dass  bei  der  letzteren  Schaltung  nur  eine 
Stromquelle  vorhanden  und  während  des  Ruhezustandes  durch  Ausschaltung 
(oder  durch  Kurzschliessung)  unthätig  gemacht  ist  und  so  die  bei  beiden 
Schaltungen  vorhandene  Stromlosigkeit  der  Leitung  im  Ruhezustande  er- 
reicht wird,  dass  dagegen  bei  der  Gegenstromschaltung*)  die  Stromlosig- 
keit der  Leitung  im  Ruhezustande  die  Folge  des  Vorhandenseins  zweier 
entgegengesetzt  wirkender,  gleich  starker  Stromquellen  in  der  Leitung  ist. 
Hieraus  ergibt  sich  sofort  weiter,  dass  bei  der  Gegenstromschaltung  der 
Sender  in  seiner  Ruhelage  entweder  die  Leitung  geschlossen  halten  muss 
oder  sie  wenigstens  nicht  unterbrechen  darf;  demnach  erschwert  der  Sender 
die  Aufnahme  mehrerer  telegraphirender  Aemter  in  dieselbe  Leitung  durch- 
aus nicht. 

Es  bietet  sich  indessen  bei  der  Gegenstromschaltung  immerhin  noch 
eine  ziemliche  Mannigfaltigkeit  in  der  Art  und  Weise  der  Beschaffung  der 
zum  Telegraphiren  erforderlichen  Stromzustands-Aenderungen  und  demgemäss 
auch  in  den  Vorgängen  und   Erscheinungen  beim  Telegraphiren. 

Es  ist  nämlich,  wie  ich  bereits  auf  Seite  374  des  III.  Bandes  meines 
Handbuches  auseinandergesetzt  habe, 

„zunächst  zu  unterscheiden,  ob  sich  an  der  gebenden  Stelle  eine  der 
beiden  Stromquellen  befindet  oder  nicht,  und  es  kann  ferner  noch  in  diesen 
beiden  Fällen  entweder  die  eine  Stromquelle  blos  unwirksam,  oder  es  kann 
der  Sinn  ihrer  Wirkung  umgekehrt  werden.  Bei  der  Umkehrung  der  Wirkung 
der  einen  Stromquelle  würden  die  beiden  gleichen  Stromquellen  nur  halb 
so  kräftig  zu  sein  brauchen,  wie  sie  sein  müssten,  wenn  die  eine  blos  un- 
thätig gemacht  würde". 

Nun  ist  man  allerdings  seit  dem  ersten  Auftreten  der  Gegenstrom- 
schaltung im  Jahre  1851  (Vorschlag  von  J.  D.  Botto  in  den  Memorie 
dell'  Academia  di  Turino,  Bd.  XI,  Seite  183  ;  vergl.  Handbuch,  Bd.  I, 
Seite  505,  und  die  Anmerkung  des  Dr.  W.  Brix  in  der  „Zeitschrift  des 
Deutsch-Oesterreichischen  Telegraphen-Vereines",  Jahrg.  X,  Seite  175,  soweit 
es  J.  Minotto's  Vorschlag  von  1855  betrifft,  nach  „Annales  telegraphiques", 
1855,  Seite  154)  vorwiegend  nur  darauf  ausgegangen,  die  eine  Stromquelle 
unthätig  zu  machen,  doch  scheint  schon  Ch.  V.  Walker  1857  bei  seinem 
Vorschlage  zur  Benützung  der  Gegenstromschaltung  zum  Geben  von  Glocken- 
signalen von  der  Strecke  aus  darauf  hingedeutet  zu  haben,  dass  bei  dieser 
Schaltung  durch  Umkehrung  der  Stromrichtung  in  der  einen  Station  nach 
einer  anderen  telegraphirt  werden  könne,  (Vergl.  „D  i  n  g  1  e  r's  Polytechnisches 
Journal",  Bd.  CXLVI,  Seite  401,  nach  „Philosophical  Magazine"  1837, 
(Seite  312.) 


8)  Die  eigenthümliche  Gegenstromschaltung,  welche  sich  Sedlaczek  unterm 
12.  August  1859  in  Oesterreich  hat  patentiren  lassen  (vergl.  Handbuch,  Bd.  I,  Seite  504; 
Bd.  IV,  Seite  23g)  und  mit  welcher  die  von  Dr.  Dehms  1871  angegebene  (vergl.  jAnnalea 
der  Telegraphie*,   Jahrg.  I,  Seite   i)  zusammenfällt,  mag  hier  unberücksichtigt  bleiben. 


37 


554 

Dass,  und  wie  die  eine  Stromquelle  sowohl  durch  Kurzschliessung' 
(wie  u.  A.  auch  in  der  von  Krösswang  auf  Seite  187  dieser  Zeitschrift 
gegebenen  Schaltungsskizze),  als  auch  durch  Ausschaltung  unthätig  gemacht 
werden  könne,  und  dass  diese  beiden  Verfahrungsweisen  namentlich  auch 
dann  in  ihrer  Wirkung  voneinander  verschieden  sind,  wenn  der  Sender  sich 
nicht  an  demselben  Orte  wie  die  eine  Batterie  sich  befindet,  ferner  auch  die 
Aufnahme  von  Zwischenämtern  in  diesen  beiden  Fällen,  sowie  in  dem  Falle 
der  Umkehrung  der  einen  Stromquelle  beim  Telegraphiren  habe  ich  eben- 
falls im  III.  Bande  (Seite  374  bis  376)  meines  Handbuches  erörtert,  Alles  aber 
für  den  allgemeineren  Fall  des  Vorhandenseins  einer  geschlossenen,  in  sich 
zurücklaufenden  Drahtleitung,   also   ohne   Mitbenützung  der  Erdleitung. 

Die  Aufnahme  eines  Zwischenamtes  in  die  an  beiden  Enden  an  Erde 
liegende  Leitung  für  den  Fall,  dass  die  eine  Stromquelle  beim  Telegraphiren 
von  dem  einem  Endamte  aus  durch  Ausschaltung  unthätig  gemacht  werden 
soll,  hat  namentlich  Ferd.  Teirich,  dem  die  Schaltung  auf  Gegenstrom 
am  2.  Juni  185g  in  Oesterreich  patentirt  worden  ist,  durchgeführt  9).  Er 
kommt  dabei  nicht  in  so  einfacher  Weise  zum  Ziele,  wie  es  nach  Obigem 
Bouchard  vermag,  sondern  er  muss,  weil  hierbei  jede  Endstation  natür- 
lich mit  einer  Batterie  von  n  Elementen  auszurüsten  ist,  zur  Anwendung 
zweier  Widerstände  von  verschiedener  Grösse  für  die  beiden  Leitungs- 
zweige greifen  und  braucht  zu  deren  Einschaltung  in  dem  Zwischenamte  einen 
nicht  ganz  einfachen   Taster.   (Vergl.   Handbuch,   Bd.   IV,   Seite   237.) 

Man  kann  indessen  (was  ich  im  Handbuche,  Bd.  III,  Seite  376, 
Ann.  13  angedeutet  habe,  und  was  —  wie  ich  eben  bemerke  —  Dr.  W. 
Brix  bereits  in  der  „Zeitschrift  des  Deutsch-Oesterreichischen  Telegraphen- 
Vereines",  Jahrg.  X,  Seite  175,  gezeigt  hat)  auch  mit  einem  gewöhnlichen 
Taster  auskommen,  sofern  man  ein  Mitlesen  der  eigenen  Zeichen  im 
Zwischenamte  gestatten  will.  Das  Zwischenamt  wird  dann  nach  Fig.  4  ge- 
schaltet, und  die  Grösse  der  Widerstände  w-^^  und  w^  muss  so  bemessen 
werden,  dass  w^-\-  Wc^=^  p^  und  w^  =  pg,  also  w^^  ^  p^  —  P2  ist,  wenn 
p-i^  den  Widerstand  im  Zweige  L-^^,  p^  dagegen  den  Widerstand  im  Zweige  L2 
bedeutet.   Natürlich   ist  dabei  p^  ^  pg  vorausgesetzt. 

Die  Unbequemlichkeit  und  die  bedingungsweise  Unzuverlässigkeit,  welche 
die  Anwendung  von  künstlichen,  unveränderlichen  Widerständen,  beziehent- 
lich von  Batterien  zum  Ersatz  von  veränderlichen  Leitungswiderständen 
bei  Schaltung  der  Zwischenämter  nach  Fig.  3  und  Fig.  4  in  sich  schliesst, 
fällt  weg,  wenn  man  sich  dazu  entschliessen  kann,  eine  aus  zwei  Drähten 
bestehende,  in  sich  geschlossene  metallische  Leitung  zu  benützen,  wie  dies 
z.   B.   für   Eisenbahnzwecke  unter  Umständen  wohl  zulässig   erscheinen  kann. 

Diese  Schaltung  und  ihre  Vorzüge,  besonders  für  Leitungen  für  durch- 
laufende Liniensignale,  bei  denen  die  Möglichkeit  zum  Geben  der  Signale 
auch  von  der  Strecke  aus  vorhanden  sein  soll,  hat  Ober-Ingenieur  L.  Kohl- 
fürst 1883  in  der  „Elektrotechnischen  Zeitschrift"  (Seite  170)  besprochen  1"^). 
Die  Schaltung  der  Endämter  ist  wesentlich  die  nämliche  wie  in  Fig.  2, 
nur    dass    an    Stelle     der   Erdleitung     die   Rückleitung    tritt    und     der     Em- 


9)  Vergl.  , Zeitschrift  des  Oesterreichischen  Ingenieur- Vereines*,  1860,  Seite  189;  und 
(mit  einigen  Zusätzen  von  mir)  , Polytechnisches  Centralblatt*,  1861,  Seite  561.  —  Mit 
T  e  i  r  i  c  h's  Vorschlägen  fallen  die  im  Wesentlichen  zusammen,  welche  Cauderay  in  seiner 
Schrift:  ^Le  telegraphe,  entre  l'ancien  monde  et  le  nouveau,  suivi  de  la  teldgraphie  elec- 
trique  sans  pile  dans  les  bureaux  interm(5diaires ;  Lausanne  et  Paris  1861*  veröffentlicht  hat; 
vergl.  »Zeitschrift  des  Deutsch-Oesterreichischen  Telegraphen-Vereines*  Jahrg.  X.,  Seite  169, 
nach  ,D  i  n  g  1  e  r's  Polytechnischem  Journal*,  Bd.   CLXVIII,  Seite  321. 

10)  Ebenda  Seite  298  erwähnt  J.  Gattinger  noch  einige  weitere  Vorzüge  und  hebt 
namentlich  hervor,  dass  sich  die  Schaltung  auf  Gegenstrom  mit  einfacher  Drahtleitung  auf 
den  österreichischen  Gebirgsbahnen  ,an  etwa  600  Apparaten  seit  mehr  als  12  Jahren*  als 
brauchbar  bewähit  habe. 


555 

pfänger  i?  an  eine  andere  Stelle  verlegt  wurde,  weil  er  die  eigenen  Zeichen 
mit  geben  soll.  Auch  die  (in  ihrer  Zahl  unbeschränkten)  Zwischenämter  sind 
—  abgesehen  von  dem  Wegfall  der  Batterien  —  in  derselben  Weise  ein- 
geschaltet,   nämlich   nach   Fig.    5. 

Um  übrigens  aus  Fig.  5  die  Schaltungsskizze  eines  Endamtes  (zum 
Beispiel  die  des  linken)  zu  erhalten,  braucht  man  sich  nur  die  eine  {L^  L^') 
der  beiden  Schleifen,  in  welche  der  Doppeltaster  T  T'  die  Leitung 
L^L^L^L]*  zerlegt,  zu  zwei  von  TT'  nach  den  Polen  der  in  ebendiesem 
Zweige  liegenden  Batterie  laufenden  localen  Verbindungsdrähten  zusammen- 
geschrumpft  vorzustellen,   also   so   wie   in   Fig.    2. 

Es  ist  leicht,  zu  erkennen,  dass  bei  dieser  Schaltung  der  Widerstand 
der  Leitung  immer  die  nämliche  Grösse,  der  Strom  daher  auch  beständig 
dieselbe  Stärke  besitzt,  mag  ein  Zeichen  von  einer  Endstation  oder  von 
irgendwelcher  der  Zwischenstellen  gegeben  werden;  denn  die  Leitung 
L^  L^  L2  L^  wird  stets  als  ein  ungetheiltes  Ganzes  benützt.  Dagegen  ist 
die  Stromrichtung  in  den  einzelnen  Empfängern  nicht  immer  die  nämliche, 
sondern  sie  wechselt  in  jedem,  wenn  ein  Mal  das  Zeichen  mit  einem  links 
von  diesem  Empfänger  liegenden  Doppeltaster  gegeben  wird,  und  ein 
anderes  Mal  mit   einem  rechts  vor  ihm   liegenden. 

Selbstverständlich  könnte  man  auch  bei  einer  aus  zwei  Drähten  ge- 
bildeten Leitung  die  Schaltung  der  Zwischenämter  nach  Fig.  3  oder  nach 
Fig.  4  wählen,  sofern  dies  aus  irgendeinem  Grunde  wünschenswerther 
erscheinen  sollte.  Man  hätte  dann  blos  den  von  x  und  y,  bezw.  von  w^ 
nach  der  Erde  E  geführten   Draht    nach  dem  Rückleitungsdrahte  zu  führen. 

E.    Zetzsche. 

Ueber  die   elektromotorischen  Kräfte,   welche  durch  den 

Magnetismus  in  von  einem  Wärmestrome  durchflossenen 

Metallplatten  geweckt  wird. 

Von  WALTHER  NERNST. 
(Schluss.) 

8.  Der  Longitudinaleffect. 

Ganz  verschieden,  wie  schon  in  der  Einleitung  auseinandergesetzt, 
verhält  sich  der  longitudinale,  d.  h.  der  in  Richtung  der  Wärmestrom- 
linien im  Magnetfelde  auftretende  Effect,  welcher  von  v.  Ettingshausen 
und  mir  im  Wismuth  nachgewiesen  wurde  und  wohl  in  den  anderen  Metallen 
in  deutlich  messbarer  Stärke  nicht  vorhanden  ist ;  wenigstens  habe  ich  mich 
vergeblich  bemüht,  ihn  in  Antimon,  Silber,  Zink,  Kupfer  und  Neusilber  auf- 
zufinden. Derselbe  hängt  ausser  von  der  Stärke  des  Feldes  nur  ab  von  den 
Temperaturen  der  beiden  Ableitestellen;  dass  er  von  der  Gestalt  der  Platte 
und   der  Art  des   Wärmeflusses  unabhängig  ist,   zeigt  folgender  Versuch. 

Ein  aus  zwei  Stücken  sehr  verschiedener  Grösse  und  Gestalt  zu- 
sammengesetzter Wismuthstab  war  mit  seinen  Enden  an  zwei  Kupferröhren 
gelöthet,  welche  gleichzeitig  als  Elektroden  dienten  und  vermittelst  durch- 
strömenden Wassers  auf  gleicher  Temperatur  erhalten  wurden.  Dort,  wo  die 
beiden  ungleichen  Stücke  zusammenstiessen,  lag,  durch  Papier  isolirt,  ein 
Kupferstab  an,  dessen  anderes  Ende  kräftig  erhitzt  wurde,  so  dass  im  Wis- 
muthstabe  nach  beiden  Seiten  hin  wegen  dessen  unregelmässiger  Gestalt  ein 
sehr   verschiedenartiger  Wärmestrom  floss. 

In  diesem  Falle  zeigte  sich  kein  Longitudinaleffect.  Bei  Erregung  des 
Feldes  (H  etwa  6000)  gab  die  Nadel  des  .Galvanometers  allerdings  einen 
Ausschlag,  welcher  sich  aber  mit  dem  Felde  commutirte  und  daher  einem 
zufällig  vorhandenen  Transversaleffect  zuzuschreiben   war. 

37* 


556 


Zur  Messung  verwende  ich  gewöhnlich  die  gleichen  Wismuthplatten 
wie  oben,  indem  die  angelötheten  Kupferröhren  zugleich  als  Elektroden 
dienten,  oder  aber  benützte  zur  Temperaturmessung  die  zwischen  den 
Elektroden  (Kupferdrähten)  ohne  Erregung  des  Feldes  vorhandene  thermo- 
elektrische  Fotentialdifferenz.  Letztere  wurde  gewöhnlich,  wie  schon  ange- 
geben, compensirt,  doch  ist  es  oft  nicht  einmal  nöthig,  da  die  thermo- 
magnetische  bei  stärkeren  Feldern  zuweilen  ein  sehr  bedeutender  Bruchtheil 
von  jener  ist. 

Natürlich  wird  der  Stellungsunterschied  T  der  Galvanometernadel  be- 
obachtet, wenn  der  magnetisirende  Strom  offen  und  wenn  er  geschlossen 
ist.  Die  elektromotorische  Kraft  /  des  Longitudinaleffectes  ergibt  sich  dann 
wie  oben   (pag.    764) 

Der  Rückstand  magnetischer  Intensität,  welcher  nach  Oeffnung  des 
Stromes  verbleibt,  stört  nicht,  da  der  Effect  mit  jener  quadratisch  wächst, 
und  so   die  Felder  in  der  Nähe  von  Null    keine    merkliche  Wirkung    haben. 

Der  longitudinale  Effect  tritt  bei  verschiedenen  Wismuthsorten  in  ver- 
schiedener Richtung  auf,  bald  im  g  leic  h  en,  bald  im  entgegengesetzten 
Sinne  zur  Richtung  des  Wärmestromes,  was  zum  Theil  von  fremden  Bei- 
mischungen derselben  abzuhängen  scheint.  Es  erinnert  dies  an  das  Ver- 
halten des  Quarzes  der  Polarisationsebene  des  Lichtes  gegenüber.  Wie  be- 
kannt, findet  man  sowohl  rechts-,  als  auch  linksdrehende  Quarzindividuen. 
Aber  auch  bei  der  gleichen  Wismuthplatte  konnte  ich  zuweilen  nachweisen, 
dass  der  Effect  durch  Veränderung  der  mittleren  Temperatur  derselben  seine 
Richtung  wechselte,  eine  Erscheinung,  welche  auf  dem  Gebiete  der  Thermo- 
elektricität  ihr  Analogon  findet. 

Es  mögen  nun  die  Ergebnisse  der  Messungen  folgen,  welche  mit  den 
drei  oben  angeführten  Wismuthsorten  und  den  beiden  Zinnlegirungen  aus- 
geführt sind  5  es  bedeuten  im  Folgenden  /g  ^^^  ^1  ^^^  Temperatur  der 
Elektroden,  0  die  ohne  Erregung  des  Feldes  zwischen  Bi  —  Cu  vorhandene 
thermoelektrische  Potentialdifferenz;  die  Grösse  L,  welche  ein  Maass  des 
longitudinalen  Effectes  ist,  wurde  aus  den  angeführten  Daten  berechnet  nach 
der  Formel 


/=  + 


und  zwar  mit  positiven  Vorzeichen,  wenn  der  Strom  im  Wismuth  von  der 
heisseren  zur  kälteren  Elektrode  floss,  mit  negativen,  wenn  entgegengesetzt. 
Dieselbe  ist  für  schwächere  Scheidekräfte  und  kleine  Temperaturdifferenzen 
annähernd   constant. 

Nr.   I,   /g  —  h'  wurde  thermoelektrisch   bestimmt.   Bei  einer  Temperatur- 
differenz von  127 —  0-50  war  0  =68100,  von  99-5  12-$^  war  0  =  675000. 


H 

/ 

L 

2826 

6090 

11490 

600 
1860 
4420*) 

229  3  1  Mittl.  Temp.  etwa   loO 

6120 
11580 

«735° 
50900 

-\-  0"000  165  3  Wo  —  ^1  =  28O 

1 14  9  1  Mittl.  Temp.  etwa  30O 

*')  Nahe  die  Hälfte  der  thermoelektrischen  Potentialdifferenz.' 


557 


Bei  höheren  Temperaturen  nahm  L  (bezogen  auf  gleiches  /i)  noch 
weiter  ab. 

Bei  allen  folgenden  Angaben  wurde  /g  —  i\  J°  ^^'*  Weise  .bestimmt, 
dass  Kupferröhren  als  Elektroden  dienten ;  durch  die  eine  floss  Wasser  von 
Zimmertemperatur,   durch   die  andere  Wasserdampf  oder   Eiswasser. 

Nr.   II. 


H 


lOOI 

2780 


177 
1515 


969 
2550 


250 
1750 


o'ooo  108  3 
097  6 


/'s  —  ^i  =  iS  I 
(§  =  92300 


-|-  o'ooo  030  99 
31  22 


U   i'i    =:    86-2 

0  =  552000 


/  hat  also  mit   Erhöhung   der  Temperatur  seine  Richtung   gewechselt. 
Nr.   III. 


H 


l 


L 


1105 

2830 
6390 


946 

4556 
13400 


o'ooo  7175 

5267 
3039 


jTg  ^1  =  IO-80 

(h)  =  84000 


IIOO 

2830 

6360 


4360 

22940 
64200 


0000  409  o 

325 1 
180  I 


^2  —  /i=  88-10 
0  =  620000 


Nr.   IV. 


H 


911 
2380 


892 
2250 


351 
1910 


2170 
12700 


-f-  O'OOO  399  o 
318  I 


-\-  O'OOO  308  7 
2840 


^2  —  /i  =    IO-60 

0  =  —  22700*) 


h  —  h=^  «830 

e  =  — 41800*) 


0   hatte  bei   etwa   60^  ein  Maximum. 


Nr.   V. 


H 


786 

1755 


788 
1813 


143 
697 


911 

4590 


-|-  O'OOO  203  o 

1985 


0  =  —  40100 


-\-  O'OOO  165  8 

1578 


/2  —  /i  =  88-50 

0  =  —  176000 


Bei     Nr.   III,    IV    und    V  verstärkte  /    den   ohne   Erregung    des   Feldes 
vorhandenen   Thermostrom,   bei  Nr.   I  war  /  demselben  entgegengerichtet. 


*)  Durch  den  Znsatz  von  Zinn  wurde  die  thermoelekirische  Kraft  Bi-Cu  comnmutirt, 
in  Uebereinstimmung  mit  R  o  1 1  m  a  n  n's  Versuchen  (vergl.  Wiedemann,  Galvanismus. 
3.  Aufl.  2,  pag.  258),  Uebrigens  dürfte  sich  eine  der  obigen  nahestehende  BiSn-Legirung 
zu  thermomagnetischen  Untersuchungen  besonders  eignen,  weil  bei  ihr  die  störenden  Thermo- 
ströme  an   den  Elektroden  fortfallen. 


558 

9.  Uebersicht  über  die  Ergebnisse  der  Messungen. 

Man  wird  in  obigen  Zahlen  vergeblich  nach  einer  Beziehung  zwischen 
der  thermoelektrischen  und  thermomagnetischen  Potentialdifferenz  der  beiden 
Elektroden  suchen :  Nr.  I  und  Nr.  III,  welche  sich  in  ersterer  Hinsicht  ähn- 
lich verhalten,  zeigen  L  im  entgegengesetzten  Sinne  ;  bei  Nr.  II  wechselt  L 
seine  Richtung,  während  0  annähernd  der  Temperaturdifferenz  proportional 
geht,  und  umgekehrt  hat  bei  Nr.  IV  0  zwischen  o  und  loo^  ein  Maximum, 
während  /  innerhalb  dieser  Grenze  t^  —  t^  ziemlich  nahe  proportional  an- 
steigt. Auch  ist  kein  Zusammenhang  zwischen  /  und  dem  Temperatur- 
coefficienten  des  galvanischen  Widerstandes  ersichtlich,  worauf  anfänglich 
einiges  zu  deuten  schien.  Zwischen  O  und  lOO^  nahm  bei  Nr.  I  und  auf- 
fallender Weise  auch  bei  Nr.  II  der  specifische  Widerstand  a  b  (o'o8  und 
0'05  %  pro  Grad) ;  bei  Nr.  III,  IV  und  V  stieg  er  mit  der  Temperatur  *) 
(um  0'3,  O'I  und  0*lX  pro  Grad).  Dass  durch  Zusatz  von  Zinn,  wodurch  Q 
verstärkt  wurde,  L  sein  Zeichen  wechselte,  scheint  darauf  hinzudeuten,  dass 
longitudinaler  und  transversaler  Effect  voneinander  unabhängig  zu  Stande 
kommen ;  vielleicht,  dass  der  oben  eingeführte  Coefficient  a  und  Jj  in  Be- 
ziehung stehen,  doch  reicht,  um  das  zu  entscheiden,  das  Beobachtungs- 
material nicht  aus. 

Wenn  der  Wärmestrom  durch  einen  galvanischen  ersetzt  wird,  so  tritt 
im  Magnetfelde,  ganz  ebenso  wie  wir  den  galvanischen  und  thermischen 
Transversaleffect  einander  correspondirend  sahen,  an  Stelle  der  thermo- 
magnetischen longitudinalen  Potentialdifferenz  eine  von  R  i  g  h  i  und 
Hurion**)  beobachtete  Erscheinung  auf,  welche  von  jenen  Beobachtern 
als  eine  Widerstandsänderung  des  magnetisirten  Wismuths  gedeutet  worden 
ist.  Nun  scheint  mir,  dass,  nach  den  erwähnten  Analogien  zu  schliessen, 
dieselbe  besser  als  eine  der  Intensität  des  durchgehenden  Stromes  pro- 
portionale elektromotorische  Gegenkraft,  also  soeusagen  als  ein  longitudinaler 
Halleffect  aufzufassen  sei.  Abgesehen  davon,  dass  der  thermomagnetische 
Longitudinaleffect  und  die  Widerstandsänderung  bezüglich  ihrer  Abhängigkeit 
von  H  sich  sehr  ähnlich  verhalten  (beide  sind  bei  schwächeren  Scheide- 
kräften J£^,  später  H  proportional),  so  wird,  wie  ich  glaube,  diese  meine 
Auffassung  auch  dadurch  unterstützt,  dass  eine  jener  scheinbaren  galvani- 
schen Widerstandsänderung  entsprechende  thermische  nicht  vorhanden  zu 
sein  scheint.  Wenigstens  habe  ich  mich  vergeblich -bemüht,  in  einem  Magnet- 
felde von  etwa  6ooo,  wo  jene  gegen  \o%  betrug,  von  letzterer  eine  Spur  zu 
entdecken,  und  wäre  mir  eine  Aenderung  des  thermischen  Leitungsver- 
mögens  um   mehrere  Procente  kaum   entgangen. 

Der  Longitudinaleffect  ist,  wie  schon  angeführt,  von  der  Natur  der 
Elektrödendrähte  unabhängig  und  tritt  selbst  dann  auf,  wenn  die  Con- 
tactstellen  ausserhalb  des  Feldes  sind,  woraus  hervorgeht,  dass  im  Inneren 
des  verschieden   temperirten  Metalles  des  Sitz  seiner  Entstehung  zu  suchen  ist. 

Man  hat  also  in  dem  Longitudinaleffect  eine  elektromotorische  Kraft, 
welche  genau  in  gleicher  Weise  auftritt,  wie  nach  der  Hypothese  von 
Herrn  Prof.  F.  K  oh  1  r  ausc  h  ***)  das  Entstehen  der  Thermoströme  erklärt 
werden  kann.  Nach  dieser  Auffassung  wäre  der  longitudinale  Effect  als 
eine  Veränderung  der  thermoelektrischen  Constante  -9-  in  Folge  der  Magne- 
tisirung  zu  deuten. 


*)  Es  ist  dies  nicht  in  Uebereinstimmung  mit  Righi's  Beobachtungen,    wonach    das 
anomale  Verhalten  des  Wismuths    bezüglich    seines    Widerstandscoefficienten  im  Zusatz  von 
Spuren    von  Zinn  seinen  Grund    haben,    chemisch    reines  Wismuth   hingegen    sich    wie     die 
anderen  Metalle  verhalten  soll  (Vergl,  Beibl.  8,  pag.  6795,    1884. 
**)  Righi,  1.  c.  H  Urion,  Beibl.  8,  pag,  877,   18S4. 
***)  F.  Kohlrausch,  Pogg.  Ann.   156,  pag.  601,  1875. 


559 

Wenn  man  dagegen  daran  festhält,  dass  der  Sitz  der  thermoelektro- 
motorischen  Kräfte  nur  an  den  Löthstellen  sei,  so  muss  man  annehmen, 
dass  jene  Constante  ■O-,  sonst  bei  allen  Metallen  gleich  Null,  bei  Wismuth 
im  Magnetfelde  plötzlich  einen  sehr  merkbaren  Werth  erhält.  Man  wird  zu- 
geben, dass  Letzteres  nicht  sehr  wahrscheinlich  ist;  andererseits  aber  dürfte 
auch  das  Auftreten  des  longitudinalen  Effectes  mit  der  erwähnten  Hypothese 
allein  schwierig  zu  erklären  sein.  Vielleicht  ist  ein  Wahrscheinlichkeits- 
schluss  gestattet  —  wenigstens  stösst  man  auf  weniger  Schwierigkeiten, 
wenn  man  zu  bestimmten  Vorstellungen  in  Betreff  des  Longitudinaleffectes 
überzugehen  versucht  —  dass  bei  Wismuth  die  thermoelektrischen  Ströme 
sowohl  den  im  Inneren  des  verschieden  temperirten  Metalles  stetig,  als  auch 
den  an  den  Löthstellen  sprungweise  vorhandenen  elektromotorischen  Kräften 
ihre  Entstehung  verdanken,  eine  Anschauung,  welche  übrigens  schon  früher 
von  Herrn  Prof.  F.  Kohlrausch  ausgesprochen  ist  und  neuerdings  durch 
Budde*)   eine  eingehende  mathematische  Behandlung  gefunden    hat. 

10.  Umkehrungen  des  longitudinalen  Effectes. 

Ich  habe  versucht,  ob  der  longitudinale  Effect  umkehrbar  ist,**) 
d.  h.  ob  in  einer  von  einem  galvanischen  Strome  durchflossene  Wismuth- 
platte  ein  Wärmegefälle  in  Richtung  desselben  auftritt,  wenn  die  letztere 
sich  senkrecht  zu  den   Kraftlinien  eines   magnetischen   Feldes   befindet. 

Zu  diesem  Zwecke  brachte  ich  ein  Wismuthstäbchen,  durch  welches 
ein  grosses  Bunsenelement  kurzgeschlossen  war,  zwischen  die  Spitzpole  des 
Magnets.  Ungefähr  am  Rande  des  Feldes  war  an  jenes  die  eine  LöthsteHe 
eines  Thermoelementes  Kupfer-Neusilber  angelöthet,  die  andere  befand  sich 
in  einem  Wasserbade.  Wenn  das  Magnetfeld,  gleichviel  in  welchem  Sinne, 
erregt  wurde,  sank  oder  stieg  die  Temperatur  der  einen  Löthstelle  je  nach 
der  Richtung  des  Stromes.  Bei  Wismuth  der  Sorte  Nr.  I  war  das  in  dem 
Felde  entstehende  Wärmegefälle  entgegengesetzt,  bei  dem  der  Sorte  Nr.  III 
in  gleichem  Sinne  mit  der  Stromesrichtung,  so  dass  also  in  beiden  Fällen  die 
aus  dem  Wärmegefälle  entstehende  longitudinale  elektromotorische  Kraft  den 
Primärstrom  schwächte.  Die  Wirkungen  waren  bei  einer  Feldstärke 
von   H  etwa   8000   ziemlich   schwach   und     zählten    nur    nach   Zehntelgraden. 

Nach  diesen  beiden,  übrigens  etwas  flüchtig  ausgeführten  Versuchen 
ist  also  der  longitudinale  thermomagnetische  Effect  in  der  That  umkehrbar. 
Das  Joule'sche  Gesetz,  welches  nach  den  Versuchen  von  Thomson  und 
Le  Roux***)  für  von  einem  Wärmestrom  durchflossene  Leiter  nicht  streng 
giltig  ist,   erleidet  auch   im   magnetisirten   Wismuth   eine   Ausnahme. 

II.  Einige  andere  Versuche. 

Bei  allen  bisher  beschriebenen  Versuchen  befanden  sich  die  Metall- 
platten senkrecht  zur  Richtung  der  Kraftlinien,  und  die  thermomagnetischen 
Kräfte  traten  sämmtlich  in  dieser  Ebene  auf.  Ich  habe  nun  erstens  versucht,, 
ob  in  einer  von  einem  Wärmestrom  durchflossenen  Wismuthplatte,  deren 
Endseiten  parallel  den  Kraftlinien  waren,  eine  transversale  elektro- 
motorische Kraft  entsteht  —  eine  solche  müsste  naturgemäss  von  der 
Richtung  des  Wärmestromes  unabhängig  sein  und  würde  sich  nur  mit  dem 
Magnetfelde  commutiren  —  und  zweitens,  ob  ein  longitudinaler  Effect  auf- 
tritt, wenn  das  von  Wärme  durchflossene  Wismuthstäbchen  axial  gestellt 
ist.   In   beiden   Fällen   erhielt   ich   keine   sichere   Wirkung. 


*)  B  u  d  d  e,   Wied,  Ann.   30,   pag.  664,    1887. 
**)    In  Betreff    der  Umkehrbarkeit    des    transversalen    Effectes,    vergl.  v.    E  1 1  i  n  g  s- 
hausen,   Wien,  Anz.  Nr.  II  und  VIII,    1887. 

***)  L  e  R  o  u  X,  Ann.  de  chim.  et  de  phys.    10,  pag.  258,    1867. 


560 

Wird  der  Wärmestrom  durch  einen  galvanischen  ersetzt,  so  tritt  im 
ersten  Falle  auch  keine  transversale  elektromotorische  Kraft  auf;  *)  im 
zweiten  Falle  zeigt  sich  nach  Righi  (1.  c.)  eine  Widerstandsänderung, 
welche  viel  kleiner  ist,  als  wenn  das  Wismuthstäbchen  senkrecht  zu  den 
Kraftlinien  gestellt  ist. 

Uebrigens  compliciren  sich  besonders  beim  Wismuth,  wo  eine  grosse  Anzahl 
sehr  verschiedenartiger  Phänomene  zusammentreffen,  alle  im  Magnetfelde  beob- 
achteten Erscheinungen  ausserordentlich.  Beispielsweise  möchte  ich  darauf 
aufmerksam  machen,  dass,  wenn  ein  galvanischer  Strom  eine  Wismuthplatte 
durchfliesst,  aus  folgenden  beiden  Gründen  transversale  elektromotorische 
Kräfte  durch  den  Magnetismus  geweckt  werden,  welche  der  von  Hall  ent- 
deckten ganz  analog  und  nicht  von  ihr  zu  sondern  sind:  l.  In  Folge  des 
von  V.  E  t  ti  n  gshaus  en  ***)  entdeckten  „galvanomagnetischen  Thermo- 
effectes"  entsteht  senkrecht  zur  Richtung  des  Stromes  ein  Wärmegefälle,  auf 
welches  ein  longitudinaler  Effect  ausgeübt  wird.  2.  In  Folge  der  von  mir 
nachgewiesenen  Umkehrbarkeit  des  Longitudinaleffectes  entsteht  in  Richtung 
des  Stromes  ein  Wärmegefälle,  auf  welches  ein  transversaler  Effect  aus- 
geübt wird.  Nun  soll  hiemit  natürlich  keineswegs  das  Auftreten  des  Hall- 
schen  Phänomens  im  Wismuth  erklärt  werden,  doch  können  derartige 
Wirkungen  die  Beobachtungen  desselben,  besonders  bei  höheren  Scheide- 
kräften (die  unter  l  und  2  angeführten  elektromotorischen  Kräfte  wachsen 
nahe  mit  jff^)  nicht  unerheblich  trüben.  Möglicherweise  verdanken  ähnlich 
die  thermomagnetischen  Ströme  —  wenigstens  beim  Wismuth  —  ver- 
schiedenartigen Wirkungen  ihre  Entstehung. 

Schliesslich  will  ich  noch  eines  Versuches  erwähnen,  welchen  ich,  ge- 
leitet von  der  Erwägung,  dass,  wenn  durch  Metalle  strömende  Elektricität 
und  Wärme  im  Magnetfelde  transversale  elektromotorische  Kräfte  liefern, 
dies  auch  mit  durchscheinendem  Lichte  der  Fall  sein  könnte.  Durch  eine 
passend  hergerichtete,  das  Licht  mit  blauer  -Farbe  durchlassende  dünne 
Goldplatte  Hess  ich  möglichst  nahe  Magnesiumlicht  durchstrahlen.  Es  zeigte 
sich  keine  Wirkung  als  das  Feld  erregt  wurde,  doch  wäre  möglich,  dass 
sich  mit  einer  das  Licht  durchlassenden  Nickelplatte,  wie  sie  von  Kundt 
zu  seinen  obenerwähnten  Versuchen  benützt  worden  ist,  ein  „photomagneti- 
scher"  Eöect  nachweisen  Hesse. 

12.  Anhang. 

Ueber     eine     Aenderung     der     Temp  era  tur  vert  heilu  ng     im 
magnetischen  Felde. 

Bei  Gelegenheit  von  Versuchen,  welche  ich  zur  Entscheidung  über  die 
Frage  anstellte,  ob  Wismuth  sein  thermisches  Leitungsvermögen  im  Magnet- 
felde ändere,  beobachtete  ich  eine  Erscheinung,  welche  bei  Untersuchungen, 
wie  die  vorliegende,  leicht  eine  bedeutende  Fehlerquelle  werden  kann,  und, 
da  sie  wohl  auch  an  sich  einiges  Interesse  beansprucht,  hier  noch  kurz 
beschrieben  werden  möge. 

Wenn  man  einen  Kupferstab  mit  seinem  einen  Ende  constant  erhitzt, 
mit  seinem  anderen  zwischen  die  Flachpole  des  Magnets  hineinragen  lässt, 
so  beobachtet  man,  dass  ringsherum  (also  in  einer  zu  den  Kraftlinien  senk- 
rechten Ebene)  die  Temperatur  nach  Erregung  des  Feldes  ziemlich  rasch 
sinkt,  um  schliesslich  wieder  einen  stationären  Stand  anzunehmen.  Nach 
Oeffnen  des  magnetisirenden  Stromes  kehrt  die  frühere  Temperaturver- 
theilung  zurück.     Die  Wirkung    ist    so     deutlich,     dass    man  sie  bequem  mit 


*)  Hall,  Phil.  Mag,  (5)   10,  pag.  301,  Beibl.  5,  pag.  57,   1881. 
**)  V.  Ettingshausen,     Wien,    Adz.    1.    c.    Vergl.    auch    die    vorangehende  Ab- 
handlung dieses  Heftes. 


561 

einem  Thermometer  beobachten  kann  ;  Letzteres  wurde  zwischen  den  abge- 
platteten Spitzpolen  des  Elektromagnets  dem  erhitzten  Kupferstabe  in  einer 
Entfernung  von  2 — 3  Mm.  gegenübergestellt.  Der  Quecksilberfaden,  welcher 
bei  etwa  35*^  einen  stationären  Stand  angenommen  hatte,  sank  nach  Er- 
regung des  Elektromagnets  (^H  etwa  5000)  um  2 — 3*^.  Die  Wirkung  schien 
annähernd  dem  Quadrate  der  Feldstärke  proportional  zu  gehen.  Ueber  und 
unter  dem  Kupferstabe  (d.  h.  also,  da  der  Magnet  mit  seiner  Achse  vertical 
stand,  in  Richtung  der  Kraftlinien  vor  und  hinter  demselben)  war,  wie  ich 
mit  einem  Thermoelement  Kupfer-Neusilber  constatirte,  die  Wirkung  nicht 
vorhanden.  Wenn  die  eine  Löthstelle  des  Thermoelementes  an  die  End- 
fläche des  Kupferstabes  angelöthet  war,  so  war  fast  keine  Abkühlung  in 
Folge  der  Magnetisirung  zu  beobachten ;  sie  verschwand  vollkommen,  wenn 
man  das  Ende  des  erhitzten  Stabes  mit  Watte  umhüllte.  Das  thermische 
Leitungsvermögen   des  Kupfers   änderte  sich  also  nicht   im   Magnetfelde. 

Es  verschwindet  somit  nach  Erregung  des  Feldes  eine  Wärmequantität 
zwischen  den  Polen ;  ich  suchte  lange  nach  einem  Aequivalente  für  die- 
selbe, bis  ich  endlich  fand,  dass  ausserhalb  des  Feldes  zu  beiden  Seiten 
des  Kupferstabes,  u.  zw.  wiederum  in  einer  den  Polflächen  parallelen  Ebene 
die  Temperatur  nach  Schliessen  des  magnetisirenden  Stromes  bedeutend  an- 
steigt (ich  beobachtete  bis  zu   5O). 

Die  Erscheinungen  kommen  auch  zu  Stande,  wenn  man  die  Pole  berusst 
oder  mit  Papier  beklebt;  sie  haben  daher  nicht  ihren  Grund  in  einer  durch 
die  Magnetisirung  veränderten  Reflexion  der  Wärmestrahlen,  etwa  nach 
Analogie   der  von  Kerr*)   gefundenen  Thatsachen. 

Um  zu  untersuchen,  ob  der  Magnet  auf  strahlende  Wärme  einwirkt, 
Hess  ich  einen  erhitzten  Stab  durch  die  Polflächen  hindurch  auf  eine 
N  o  b  i  li'sche  Thermosäule  strahlen;  beide  waren  ausserhalb  des  Feldes.  Bei 
Erregung  desselben  beobachtete  ich  ein  langsames  schwaches  Sinken  der 
Temperatur  der  dem  Stabe  zugewandten  Löthstellen,  Auch  durch  Steinsalz- 
platten hindurch  erhielt  ich  zuweilen  schwache  und  ziemlich  unregelmässige 
Wirkungen,  welche  keine  sichere  Entscheidung  gestatteten.  Jedenfalls  wäre 
eine  derartige  Einwirkung,  wenn  überhaupt  vorhanden,  viel  zu  schwach,  um 
Erscheinungen,   wie   die  besprochene,   hervorzurufen. 

Auch  die  Ausbreitung  der  Wärme  in  die  Luft,  deren  galvanisches 
Leitungsvermögen  sich  nach  neuerlichen  Versuchen  B  o  1 1  z  m  ann's  **)  in  so 
ausserordentlich  hohem  Grade  (wenigstens  bei  grosser  Verdünnung)  im  Felde 
verringert,  wird  durch  den  Magnetismus  nicht  verändert;  ein  Thermometer, 
welches  ich  zwischen  Polflächen  erkalten  Hess,  zeigte  merklich  denselben 
Gang  der  Abkühlung,  wenn  der  magnetisirende  Strom  offen  und  wenn  er 
geschlossen   war. 

Es  ist  wohl  möglich,  dass  die  oben  beschriebenen  Erscheinungen  in 
einer  starken  Veränderlichkeit  der  Magnetisirungszahl  der  Luft  mit  der 
Temperatur,  auf  welchen  man  nach  einigen  Versuchen  Fa  r  aday's  ***) 
schliessen  muss,  ihre  Ursache  haben;  andererseits  spricht  dagegen,  dass  die 
Abkühlung  und  Erwärmung  nur  in  einer  den  Polflächen  durch  den  Stab 
parallel  gelegten  Ebene,  nicht  darüber  oder  darunter,  stattfindet.  Doch  will 
ich  mich  vorläufig  jedes  Urtheils  enthalten  und  mich  mit  der  Feststellung 
der  in  vielen  und  vielfach  variirten  Versuchen  beobachteten  Thatsache 
begnügen. 

Phys.   Laborat.   der   Univ.   Würzburg,   Mai    1887. 

*)  Wiedemann,  Galvanismus.  3.  Auü.  3,  pag.  95S. 
**)  Boltzmann,    Wien,  Anz.    18.  Nov.   1886.    Vergl.    auch  die  nachfolgende  Ab- 
handlung dieses  Heftes. 

***)  Wiedemann,   Galvanis  nus.  3.  Aufl.  3,  pag.  902. 


562 


Verbesserungen  in  elektrischen  Lampen  und  in  der  Art 
und  Weise,  dieselben  zu  fabriciren. 

Von  THOMAS  ALVA  EDISON. 

Der  Zweck  dieser  Erfindung  ist,  elektrische  Lampen  zu  construiren, 
welche  vermöge  Incandescenz  Licht  ausstrahlen,  und  welche  starken  Wider- 
stand leisten,  um  in  der  Praxis  die  Theilung  des  elektrischen  Lichtes 
zuzulassen. 

Die  Erfindung  besteht  aus  einem  lichtausstrahlenden  Körper  aus 
Kohlendraht    oder    Kohlenblättchen ,    welche    so    aufgerollt    und    angeordnet 


Fig.  I. 


0 


sind,  dass  sie  dem  Durchgang  des  elektrischen 
Stromes  grossen  Widerstand  entgegensetzen  und 
gleichzeitig  nur  eine  geringe  Oberfläche  bieten,  von 
der  die  Ausstrahlung  stattfinden  kann. 

Die  Erfindung  besteht  ferner  in  der  Anordnung 
dieses  starken  Widerstand  leistenden  Brenners  in 
einem  nahezu  vollkommenen  Vacuum,  um  Oxydation 
und  Beschädigung  des  leitenden  Körpers  durch  die 
Atmosphäre  zu  verhindern.  Der  Strom  wird  in 
eine  Vacuumkugel  geleitet,  und  zwar  durch  Platin- 
drähte,  die  in  das   Glas  eingeschmolzen  sind. 

Die  Erfindung  besteht  ferner  in  der  Methode, 
leitende  Körper  von  hohem  Widerstand  aus  Kohle 
zu  verfertigen,  so  dass  sie  geeignet  werden,  ver- 
möge Incandescenz  Licht  auszustrahlen,  und  in  der 
Methode,  einen  zuverlässigen  Contact  zwischen  den 
metallischen  Leitern  oder  Leitungsdrähten  und  dem 
leitenden   Kohlenkörper  zu    erzielen. 

Der  Erfinder  hat  entdeckt,  dass,  wenn  Platin- 
drähte benützt  werden  und  die  plastische  Compo- 
sition  von  Lampenruß  und  Theer  um  dieselben 
gelegt  wird,  beim  Verkohlen  ein  inniges  Um- 
schliessen  zwischen  der  Kohle  und  dem  Platin 
durch  Verbindung  und  Druck  sich  erzielen  und 
ein  nahezu  vollständiger  Contact  ohne  Anwendung 
von  klemmenden,  mechanischen  Theilen  sich  er- 
reichen lässt;  hiedurch  werden  die  leitenden  Drähte 
und  der  Brenner  miteinander  verbunden,  so  dass 
sie  dann  ohne  Weiteres  in  die  Vacuumkugel  ein- 
geführt werden  können. 

Wenn    eine   faserige    Substanz  in    Anwendung 
kommt,   so  wird  der  plastische  mit  Theer  gemischte 
^  Lampenruß  benützt,     um   das  Platin  zu   befestigen, 

Fig.  2.  Fig.  3.  gjjg  jig  Verkohlung  stattfindet. 

Die  Anwendung  von  Kohlendraht  von  so  hohem  Widerstand  macht  es 
möglich,  feine  Platindrähte  als  Leitungsdrähte  zu  benützen,  da  sie  im 
Vergleich  zum  Brenner  nur  geringen  Widerstand  bieten  und  sich  nicht 
erhitzen  und  die  Vacuumkugel,  in  die  sie  eingeschmolzen  sind,  nicht  sprengen. 
Es  lässt  sich  hiezu  nur  Platin  anwenden,  dessen  Ausdehnung  der  des 
Glases  beinahe  gleichkommt.  Dadurch,  dass  eine  beträchtliche  Länge  von 
Kohlendraht  benützt  und  derselbe  in  solcher  Weise  aufgewunden  wird,  dass 
nur  ein  kleiner  Theil  seiner  ganzen  Oberfläche  Licht  ausstrahlt,  ist  es 
möglich,  die  specifische  Hitze  des  Ganzen  zu  erhöhen  und  auf  diese  Weise 
das  rasche  Aufnehmen  und  Verschwinden  des  Lichtes  zu  verhindern, 
welches   den  Nachtheil   der  gewöhnlichen   Drähte   bildet,    da   es   die  geringste 


li 


563 

Unthätigkeit  des  Stromes  durch  das  Flackern  des  Lichtes  verräth ;  wenn 
jedoch   der   Strom   gleichmässig   ist,   so   zeigt    sich    dieser  Nachtheil   nicht. 

Die  Bestandtheile,  die  Edison  verkohlt  ,  sind  Baumwolle  und 
Leinenfäden,  Holzsplitter,  verschieden  aufgewundene  Papiere,  Lampen- 
schwarz, Graphit  und  Kohle,  die  man  in  verschiedenen  Formen  mit  Theer 
mischt  und  knetet,  so  dass  dieselben  in  Drähte  von  verschiedener  Länge 
und  Dicke  ausgewalzt  werden  könnten;  jeder  einzelne  Draht  muss  jedoch 
eine  gleichmässige  Dicke  haben.  Wenn  der  Kohlendraht  beim  Verkohlen 
seine  Form  verlieren  könnte,  so  muss  er  zwischen  einer  Spirale  aus 
Kupferdraht  aufgewunden  werden.  Die  Enden  der  Kohle  oder  des  so 
gebildeten  Drahtes  werden  an  den  leitenden  Platindrähten  vermittelst 
eines  plastischen  verkohlbaren  Materials  befestigt  und  so  das  Ganze  in  den 
Verkohlungsraum   eingelegt. 

Das  Kupfer,  das  nur  dazu  gedient  hat,  den  Kohlenstoff  in  seiner 
richtigen  Form  zu  halten,  wird  hierauf  mit  Salpetersäure  weggeätzt,  d.  h. 
die  Spirale  dann  in  Wasser  getaucht  und  hierauf  getrocknet,  auf  einen 
gläsernen  Halter  befestigt  und  die  Glaskugel  über  das  Ganze  geblasen  mit 
einem  Rohr,  um  vermittelst  einer  Quecksilberpumpe  die  Luft  auszusaugen. 
Dieses  Rohr  wird,  wenn  ein  sehr  vollkommenes  Vacuum  erreicht  ist, 
hermetisch  geschlossen. 

Substanzen,  welche  beim  Verkohlen  sich  nicht  stark  verziehen,  können 
mit  einer  nicht  leitenden,  nicht  verkohlbaren  Substanz  überzogen  werden, 
die  es  ermöglicht,  dass  man  eine  Windung  der  Kohle  auf  der  zunächstliegenden 
aufruhen  lassen  und  hiedurch  die  ganze  Spirale  verstärken  kann. 

Fig.    I    zeigt  die  Lampe   im   Schnitt  ; 

a  die  Kohlenspirale   oder  der   Kohlendraht ; 

c  c'  die  verstärkten  Enden  der  Spirale  aus  plastischer  Composition 
von  Lampenruß   und  Theer ; 

d d'   Platindrähte; 

h  h  Klemmorgane,  um  die  an  der  Kohle  befestigten  Platindrähte  mit 
den   leitenden   Drähten 

X  X,  welche  in  der  gläsernen  Vacuumkugel  eingeschmolzen  sind, 
zu  verbinden ; 

/  /  sind  die  ausserhalb  der  Kugel  mit  den  Drähten  x x  verbundenen  Kupfer- 
drähte; 

fn  ist  das  Rohr  (in  punktirten  Linien),  welches  nach  der  Vacuum- 
pumpe  leitet  und,  nachdem  die  Luft  aus  der  Glaskugel  ausgesogen  ist,  her- 
metisch geschlossen  wird,  worauf  der  überflüssige  Theil  desselben  entfernt  wird. 

Fig.  2  zeigt  das  plastische  Material,  bevor  es  spiralförmig  auf- 
gewunden  ist. 

Fig.  3  zeigt  die  Spirale  nach  der  Verkohlung  in  dem  Zustande,  in 
welchem  sie  soweit  vorbereitet  ist,  dass  die  Glaskugel  darüber  geblasen 
werden  kann. 


Patent- Annullirung 

des   österr.-ungar.    Privilegiums   Alexander  Graham  -  Bell   vom  16.  De- 
cember  1877  auf  „Verbesserungen   in  der  Elektroteleptionie". 

Das  k.  k.  Handelsministerium  und  das  kön.  ungar.  Ministerium  für 
Ackerbau,  Industrie  und  Handel,  haben  über  die  Klage  der  Generalrepräsen- 
tanz der  „Consolidated  Telephone  Construction  and  Maintenance  Co.  limited'" 
in  London  für  Oesterreich  durch  Dr.  Ferdinand  Hackenberg,  Hof-  und 
Gerichtsadvocaten  in  Wien  ,  vom  l.  December  1885  wider  Alexander 
Graham-BeU,  Universitäts-Professor  in  Boston,  durch  Victor  Hasenöhr  1, 
Hof-    und    Gerichtsadvocaten    in    Wien,     auf    Nichtig-,     bezw.    Erlöschungs- 


564 

erkärung  des  dem  A.  G.  Bell  am  i6.  December  1877  mit  Prioritätsschutz 
vom  8.  August  1877  ertheilten  Privilegiums  für  Verbesserungen  in  der 
Elektrotelephonie  wegen  Mangelhaftigkeit  der  Beschreibung,  Mangels  der 
Neuheit,  Vorhandenseins  nicht  privilegirbarer  Principien,  Abganges  gesetz- 
licher Erfordernisse  für  eine  aus  dem  Auslande  eingeführte  Erfindung  und 
Unterlassung  der  gesetzmässigen  Ausübung,  nach  Anhörung  des  Geklagten 
und  auf  Grund  des  von  der  philosophischen  Facultät  der  k.  k.  Universität 
in  Wien  abgegebenen  Gutachtens  mittelst  Erkenntnisses  vom  28.  October 
1887   erkannt: 

Dass  der  Klage  theilweise  stattgegeben  und  das  angefochtene  Privi- 
legium im  Sinne  der  Bestimmungen  des  §.  2g,  l  a  und  1  a  b  b,  im  Zu- 
sammenhalte mit  den  §§.  l  und  5  des  Pnvilegiengesetzes  vom  15.  August 
1852  (R.  G.  B.  Nr.  184)  theils  wegen  Mangels  der  Neuheit,  theils  wegen 
Inanspruchnahme  des  Patentschutzes  für  nicht  privilegirbare  wissenschaftliche 
Principien  hinsichtlich  der  noch  aufrechten  Patentansprüche  l,  5,  6,  7,  8, 
9,    10,    12,    14  und    16   null  und  nichtig  erklärt, 

dagegen  hinsichtlich  der  allein  noch  den  Inhalt  des  Privilegiums 
bildenden  Patentansprüche   2,   3,   4,    ll,  17   und    18   aufrecht  erhalten  werde. 

Die  für  nichtig  erklärten  Patentansprüche    lauten: 

I.  Die  im  Vorstehenden  beschriebene  Methode,  musikalische  Töne  mittelst  undula- 
torischer  Ströme  zu  erzeugen  oder  zu  transmittiren,  wodurch  zwei  oder  mehrere  telegra- 
phische  Signale  oder  Depeschen  gleichzeitig  über  eine  einfache  Leitung  in  derselben  oder 
in   entgegengesetzter  RichtUDg  befördert  werden   können. 

5.  Die  Methode  der  Erzeugung  eines  continuirlichen  Voltaischen  Stromes  durch  die 
Vibration  oder  Bewegung  von  Körpern,  die  einer  inducirenden  Wirkung  fähig  sind  oder 
durch  die  Vibration  oder  Bewegung  des  Leitungsdrahtes  selbst  in  der  Nähe  solcher  Körper, 
wie  beschrieben  wurde. 

6,  Die  Methode  der  Erzeugung  von  Undulationen  in  einer  continuirlichen  Voltaischen 
Leitung  durch  graduelles  Vermehren  und  Vermindern  des  Leitungswiderstandes  oder  durch, 
graduelles  Vermehren  und  Vermindern  der  Kraft    der  BattcEie,  wie  oben  beschrieben. 

7.  Die  Methode,  Vocal-  oder  andere  Laute  oder  Töne  elektrisch  zu  befördern,  indem 
man  die  Intensität  eines  elektrischen  Stromes  in  einer  dem  Wechsel  der  Luftdichtigkeit, 
welche  durch  die  besagten  Laute  oder  Töne  hervorgebracht  wird,  proportionalen  Weise 
variiren  lässt. 

8,  Die  Methode,  Vocal-  oder  andere  Laute  oder  Töne  elektrisch  zu  befördern,  indem 
man  die  Intensität  und  Polarität  eines  elektrischen  Stromes  in  einer  der  Geschwindigkeit 
und  Richtung  der  Bewegung  der  Luftpartikelchen  während  der  Hervorbringung  des  Schalles 
proportionalen  Weise  variiren  lässt. 

9,  Die  Vereinigung  zweier  oder  mehrerer  Telephons,  so  construirt  wie  oben  be- 
schrieben, in  einer  und  mittelst  einer  elektrischen  Leitung,  so  dass,  wenn  der  Plattenanker 
irgendeines  der  besagten  Instrumente  auf  irgendeine  Weise  bewegt  wird,  die  Anker  aller 
übrigen  Telephons  auf  derselben  Leitung  in  gleicher  Weise  bewegt  werden,  und  wenn  der 
Transmissionsanker  durch  Schall  bewegt  oder  in  Vibration  versetzt  wird,  so  wird  ein 
ähnlicher  Schall  oder  Ton  durch  die  Bewegung  oder  Vibration  der  Anker  der  übrigen  in 
der   Leitung  befindlichen  Telephons    erzeugt. 

10.  In  einem  System  der  elektrischen  Telegraphie  oder  Telephonie,  aus  transmittirenden 
Instrumenten  bestehend,  die  in  einer  elektrischen  Leitung  vereint  sind,  die  Hervorbringung 
irgendeiner  bestimmten  Bewegung  in  dem  Anker  eines  jeden  Empfangs-Instrumentes,  indem 
man  den  besagten  Anker  einer  der  Intensität  nach  variirenden  Anziehung  aussetzt,  wie 
immer  auch  diese  Variation  in  dem  Magnete  hervorgebracht  werde  und  folglich  die  Er- 
zeugung irgendwelchen  bestimmten  Tones  oder  bestimmter  Töne  durch  den  Anker  des 
Empfangs-Instrumentes,  indem  man  diesen  Anker  einer  der  Intensität  nach  variirenden  An- 
ziehung in  solcher  Weise  unterwirft,  dass  der  Anker  in  jene  Form  von  Schwingungen 
gesetzt  wird,  welche  den  oder  die  gegebenen  Töne  charakterisirt. 

12.  In  Combination  mit  einer  Platte  und  einem  Elektromagnete,  wie  solche  zuvor 
hervorgehoben  wurden,  die  vorstehend  beschriebenen  Mittel  oder  deren  mechanische  Aequi- 
valeute  zum  Regnliren  ihrer  relativen  Lage  der  beiden,  so  dass  dieselben,  ohne  sich  zu 
berühren,   so  nahe  als  möglich  aneinander  gerückt  werden    können. 

14.  Die  Combination  eines  elektrischen  Telephons  wie  beschrieben  mit  einem 
Resonanzkasten,  wesentlich  wie  beschrieben  und  gezeigt. 

16.  In  einem  elektrischen  Telephon  die  Combination  eines  permanenten  Magnets 
und  Plattenankers  mit  einem  Weicheisenpolstücke,  welches  den  Kern  für  die  Spirale  bildet, 
wesentlich  wie  beschrieben. 


565 

Nachdem  die  Ansprüche  13  und  15  bereits  durch  Erkenntniss  vom 
I.  März  1885  annullirt  wurden,  verbleiben  nur  mehr  von  diesem  Patente  die 
folgenden   Ansprüche   aufrecht: 

2.  In  einem  System  von  Mehrfach-Telegraphie  (multiple-telegraphy),  '  bei  welchem 
undulatorische  elektrische  Ströme  angewendet  werden,  die  Anwendung  von  Empfangs-Instru- 
menten, deren  Anker  auf  bestimmte  Tonhöhen  gestimmt  sind,  so  dass  sie  nur  dann  vibriren, 
wenn  ein   Ton   von  gleicher  Höhe    transmitlirt  wird,   wesentlich  wie  beschrieben. 

3.  Ein  Telegraphensystem,  bei  welchem  das  Empfangs-Instrument  durch  die  Anwendung 
von  undulatorischen  elektrischen  Strömen  in  Vibration  gesetzt  wird,  wesentlich  wie  beschrieben. 

4.  Die  dem  Wesen  nach  beschriebene  Combination  eines  permanenten  Magnets  oder 
eines  anderen  einer  inducirenden  Wirkung  fähigen  Körpers  mit  einer  geschlossenen  Leitung, 
so  dass  die  Vibrationen  des  einen  elektrische  Udulationen  im  anderen  oder  in  sich  selbst 
hervorrufen,  n.  zw.  gleichviel,  ob  der  permanente  Magnet  in  der  Nähe  des  die  Leitung 
bildenden  Leitungsdrahtes  oder  ob  der  Leitungsdraht  in  der  Nähe  des  permanenten  Magnets, 
oder  ob  der  Leitungsdraht  und  der  permanente  Magnet  gleichzeitig  jeder  in  der  Nähe  des 
anderen  in  Vibrationen  versetzt  werden. 

II.  Die  Combination  eines  Elektromagnets  mit  einer  Platte  aus  Eisen,  Stahl  oder 
einem  anderen,  inducirender  Wirkung  fähigen  Material,  welches  durch  die  Bewegung  der  um- 
gebenden Luft  oder  durch  die  Anziehung  des  Magnets  in  Schwingungen   versetzt  werden  kann. 

17.  In  einem  Telegraphensysteme,  bei  welchem  der  Strombrecher  einer  von  dem 
Empfangsapparate  unabhängigen  Localleitung  durch  den  vibrirenden  Empfangsapparat  in  der 
beschriebenen  Weise  in  Thätigkeit  gesetzt  wird,  einen  vibrationsfähigen  Strombrecher  für 
besagte  Localleitung,  welcher  aus  einem  leichten  Federarm  besteht,  dessen  freies  Ende  über 
die  Zunge  oder  den  vibrirenden  Theil  des  Empfangsapparates  hängt,  in  Combination  mit 
einem  Theile  des  Empfangsapparates,  in  Combination  mit  einer  Contactspitze  in  besagter 
Leitung,  mit  welcher  Spitze  der  Federarm  den  Contact  schliesst  und  unterbricht,  wesentlich 
wie  beschrieben. 

18.  Den  autographischen  Telegraph,  inbegriffen  die  Combination  einer  Reihe  von 
Transmissionsapparaten  und  Transmissionsdrähten  eines  einfachen  Hauptdrahtes  mit  Empfangs- 
apparaten, deren  Anzahl  jener  der  Transmissionsapparate  entspricht,  auf  eine  Tonhöhe 
gestimmt,  die  im  Einklänge  mit  der  Aufeinanderfolge,  der  von  ihren  respectiven  Trans- 
missions-Instrnmenten  ausgesendeten  elektrischen  Impulsen  ist,  mit  vibrationsfähigen  Strom- 
brechern, einen  für  jedes  Empfangs-Instrument  und  einer  Localleitung  und  einem  Empfangs- 
draht-Ende für  jeden  vibrationsfähigen  Strombrecher,  die  Reihe  von  auf  präparirtem  Pepier 
ruhenden  Draht-Enden,  das  Ganze  so  functionirend  wesentlich  wie  beschieben  und  gezeigt.*) 


Die    Processe    gegen    die    Bell'schen    Telephon-Patente. 

Die  Vereinigten  Staaten  haben  in  Anbetracht  der  durch  verschiedene 
Patentverletzungs  -  Processe  zu  Tage  geförderten  Thatsachen  durch  den 
General-Advocaten  Hon.  George  A.  Jenks  vor  einigen  Monaten  beim 
Districts-Gerichtshofe  von  Massachusetts  eine  Klage  zur  Wahrung  des 
Gesetzes  (bill  in  equity)  gegen  die  American  Bell  Telephone  Company  und 
Alexander  Graham  Bell  zu  dem  Zwecke  eingereicht,  die  Annullirung  der 
beiden  Patente  B  e  ll's  zu  erwirken,  welche  auf  die  Uebermittlung  ge- 
sprochener Worte  mittelst  Elektricität  Bezug  haben  u.  zw.  aus  dem  Grunde, 
weil   diese  Patente  auf  betrügerische  Weise  erlangt   wurden. 

Unter  den  in  dieser  Klage  angeführten  Beweisgründen  sind  zu  be- 
merken : 

dass  Bell  nicht  der  erste  Erfinder  des  Sprech-Telephons  sei,  sondern 
dass  vor  ihm  schon  Philipp  Reis  in  Deutschland  u.  A.  Apparate  zur 
Uebermittlung    gesprochener    Worte    mittelst    Elektricität    construirt   haben ; 

dass  Bell  zur  Zeit,  als  ihm  sein  erstes,  das  Verfahren  oder  die 
Methode  betreffende  Patent  ertheilt  wurde,  nicht  im  Stande  war,  mittelst 
des  in  seiner  Patentbeschreibung  angegebenen  Verfahrens  und  Apparates 
gesprochene  Worte  zu  übermitteln ; 

dass  er  seine  Patentbeschreibung  und  die  Patentansprüche  absichtlich 
in   so   doppelsinnigen  und  allgemeinen  Ausdrücken   abgefasst  habe,   dass   die- 

*)  Die  auf  die  Stimmgabeltelegraphie  abzielenden  Ansprüche  B  ell's  lassen  es  möglich  erscheinen, 
dass  er  Gray'a  Caveat  gekannt  und  dasselbe  bei  seinem  Patentgesuch  copirl,  denn  er  hat  später  nie 
an  die  Ausnützung  der  auf  Mehrfachtelegraphie  bezügHcben  Patentansprüche  gedacht  und  sind  diese 
Letzteren  denn  doch  zu  sehr  dem  Harmonischen  Telegraphen  Gray's  angepasst.  Siehe  übrigens  den 
nächsten  Artikel. 


566 

selben  auch  auf  frühere  und  spätere  Erfindungen  anwendbar  waren  und 
der   Examinator  im  Patentamte  irregeführt  werden  musste ; 

dass  er  die  Examinatoren  im  Patentamte  auch  factisch  irreführte,  so 
dass  dieselben  seine  vorgebliche  Erfindung  als  eine  Verbesserung  in  der 
Telegraphie  und   nicht  als   die  Erfindung  des  Telephons  auffassten ; 

dass  Elisha  Gray  in  Chicago  am  gleichen  Tage  wie  Bell  sein  Patent- 
gesuch eingereicht,  jedoch  zu  einer  früheren  Stunde,  ein  Caveat  eingereicht 
habe,  welches  die  Kunst  betraf,  „gesprochene  Worte  mittelst  des  elek- 
trischen Stromes  telegraphisch  zu  übermitteln*,  und  dass  der  Examinator 
im  Patentamte,  den  bestehenden  Bestimmungen  zuwider  diesen  Umstand, 
sowie  den  Einreichungstag  des  Caveat  und  die  specielle  Natur  der  durch 
dasselbe  zu  schützenden  Erfindung  mitgetheilt    habe; 

dass  hierauf  Bell  durch  seinen  Vertreter  auf  eine  ungesetzliche  den 
Thatsachen  nicht  entsprechende  Weise  einen  Beschluss  des  Patentamtes 
erwirkt  habe,  laut  welches  dieses  Caveat  später  als  sein  Patentgesuch  ein- 
gereicht worden  sei ; 

dass  der  Examinator  etwa  am  26.  Februar  1876  Text  und  Zeich- 
nungen des  Gray'schen  Caveat  Bell  vorgewiesen  und  ihm  die  Construction 
und  Wirkungsweise  des  darin  beschriebenen  Telephons  erklärt  habe,  worauf 
Bell  sofort  daranging,  an  seiner  Patentbeschreibung  und  an  den  Patent- 
ansprüchen  wesentliche  Aenderungen  zu  machen; 

dass  gerade  diese  später  gemachten  Aenderungen  den  wesentlichsten 
Theil  des  Bell'schen  Patentes  bilden,  nämlich  die  Uebermittlung  von  Tönen 
mittelst  successive  eintretender  Aenderungen  in  der  Stärke  des  elektrischen 
Stromes,   also   mittelst  undulirender,   nicht  mittelst  pulsirender  Ströme : 

dass  endlich  das  zweite  Patent  Bell's  Nr.  186787,  durch  Betrug  zum 
Nachtheile   des  Arnos  E.   Dolbear   erlangt  worden   sei. 

Diese  Klage  zur  Wahrung  des  Gesetzes'  ist  nun  vom  Districts- 
Gerichtshofe  von  Massachusetts,  auf  eine  Einwendung  der  Vertreter  der 
American  Bell  Telephone  Company  hin,  am  26.  September  d.  J.  abgewiesen 
worden. 

Die  Einwendung  führte  aus,  dass  auf  Grund  der  bestehenden  Gesetze 
und  Gepflogenheiten  der  Staat  kein  Recht  habe,  die  AnnuUirung  eines 
Patentes  zu  verlangen,  und  der  Gerichtshof  pflichtete  diesen  Ausführungen  bei. 

Der  Vertreter  der  American  Bell  Telephone  Company  sagte  vor 
Allem,  dass  das  bestehende  Patentgesetz  keine  Bestimmung  darüber  enthalte, 
dass  der  Staat  das  Recht  haben  sollte,  Patente  zu  annulliren,  und  das  sei 
keinem  Uebersehen  zuzuschreiben ,  denn  der  Congress  hätte  eine  hierauf 
bezügliche  Bestimmung  gewiss  in  das  Gesetz  aufgenommen,  wenn  er  das 
für  angezeigt  gehalten  hätte.  Das  könne  mit  voller  Bestimmtheit  angenommen 
werden,  da  die  Patentgesetze  von  1790  und  1793  hierauf  bezügliche  Be- 
stimmungen enthielten,  welche  bei  Schaffung  des  Patentgesetzes  von  1836 
weggelassen  wurden.  Als  Beweise  dafür,  dass  diese  Anschauung  von  allen 
Richtern  des  Landes  getheilt  werde,  citirte  der  Vertreter  der  geklagten 
Gesellschaft  mehrere  Entscheidungen  in  Patentverletzungs  -  Processen ,  in 
welchen  es  sich  um  Patente  handelte,  deren  Verlängerung  auf  fraudulose 
Weise  erwirkt  worden  war.  Da  nun  das  Patentgesetz  von  183 6  ausdrück- 
lich fünf  Gründe  nennt,  auf  welche  Annullirungsklagen  basirt  werden 
können  und  unter  diesen  fünf  Gründen  die  Erlangung  eines  Patentes  auf 
betrügerischem  Wege  nicht  genannt  ist,  wurden  in  allen  citirten  Fällen  die 
Kläger  abgewiesen  und  riefen  nun  staatliche  Intervention  an,  welche  in 
keinem   Falle  erfolgte.  (,Ö-.U.  P.-B.*) 


567 

Zur  Frage  der  Wirkungen  des  Stromes  auf  den  mensch- 
lichen Körper.*) 

Von  C.  HEIM  in  Hannover. 

Ein  in  Nr.  22  des  „Centralblatt  für  Elektrotechnik"  abgedrud'kter  Auf- 
satz von  d'Ar  son  val**)  über  den  obengenannten  Gegenstand  veranlasst 
mich,  im  Folgenden  einige  Punkte  hervorzuheben,  über  die  man  sich  vor 
Allem  klar  sein  muss,  um  in  rationeller  Weise  in  dieser  Richtung  Unter- 
suchungen  vornehmen   zu   können. 

Es  handelt  sich  um  die  Frage:  in  welcher  Weise  ist  der  Grad  der 
physiologischen  Wirkung  eines  Stromes  von  den  elektrischen  Grössen  ab- 
hängig ?  Man  begegnet  gerade  in  dieser  Beziehung  häufig  ganz  verwirrten 
Anschauungen, 

Physiologische  Wirkungen  können,  wenn  man  von  dem  Versuche  der 
Elektrisirung  einer  auf  den  Isolirschemel  gestellten  Person  absieht,  nur  auf- 
treten, wenn  ein  Strom  den  Körper  wirklich  durchfliesst.  Die  Intensität 
dieses  Stromes  ist,  wie  bei  jedem  anderen  Leiter,  gegeben  durch  die  zur 
Verfügung  stehende  Spannungsdifferenz  und  den  Widerstand  des  Körpers, 
wenn  wir  von  einer  etwa  auftretenden  Polarisation  absehen.  Vermehrung 
der  Spannung  an  den  Polplatten,  die  die  Zuleitung  bewirken,  steigert  die 
Wirkung,  weil  dann,  bei  unverändertem  Körperwiderstand,  die  Stromstäike 
wächst.  Wir  können  sagen :  Bei  Anwendung  einer  Stromquelle  von  con- 
stanter  elektromotorischer  Kraft  ist  es  allein  die  Intensität  des  den 
Körper  dur  c  hf  1  i  e  ss  en  d  en  Stromes,  die  die  Heftigkeit  der 
Erschütterungen  bedingt.  Wird  dieselbe,  bei  gleichbleibender  Span- 
nung, vermehrt,  indem  man  den  Widerstand  auf  irgendeine  Weise  (vergl. 
weiter  unten)  verringert,  während  jedoch  die  Stellen,  an  denen  die  Zuleitung 
geschieht,  dieselben  bleiben,  so  nimmt  die  Wirkung  zu.  Es  ist  somit  möglich, 
mittelst  einer  Stromquelle,  die  eine  unveränderliche  Spannung  erzeugt, 
physiologische  Wirkungen  von  s  e  h  r  vers  c  hi  ed  ene  r  In  tens  i  tat  hervor- 
zubringen. 

Trotz  dieser  so  einfachen  Beziehungen  kann  man  Aeusserungen  wie : 
der  Mensch  ist  im  Stande,  einen  Strom  von  200  Ampere  mit  Leichtigkeit 
auszuhalten,  200  Volt  dagegen  vermag  er  nicht  zu  ertragen,  und  Aehnliches 
—  selbst  aus  dem  Munde  von  Elektrotechnikern  häufig  hören.  Ich  habe  die 
Ueberzeugung,  dass  der  Durchgang  von  i  A  durch  den  Körper  eines  Menschen 
mit  ernstlicher  Gefahr  für  die  Gesundheit,  wenn  nicht  das  Leben  verbunden 
ist.  Einige  unten  folgende  Zahlen  werden  diese  Behauptung  berechtigt  er- 
scheinen  lassen. 

Was  die  Grösse  des  Körperwiders  tandes  betrifft,  so  kann 
hier  nur  der  Widerstand  zwischen  verschiedenen  Stellen  der  Oberhaut  in 
Betracht  kommen.  Es  ist  bekannt,  dass  die  Epidermis  dem  Strom  den  grössten 
Widerstand  darbietet,  während  das  Muskelfleisch  weit  besser  leitet.  Dass 
wir  es  bei  dem  Widerstand  des  Körpers  hauptsächlich  mit  dem  Uebergangs- 
und  Ausbreitungswiderstand  an  der  Oberhaut  zu  thun  haben,  geht  z.  B. 
aus  den  wohlbekannten  Erscheinungen  hervor,  dass  bei  Vergrösserung  der 
Berührungsflächen  mit  den  Elektroden,  oder  durch  Anfeuchten  der  Haut- 
oberfläche die  physiologische  Wirkung  an  Heftigkeit  zunimmt.  Durch  Beides 
wird   der  Ausbreitungswiderstand   verringert,    der  Strom   steigt   also. 

Die  Verhältnisse  sind  also  nicht  unähnlich  denen  beim  Durchgang  des 
Stromes  durch  das   Erdreich,    wo   man     ebenfalls     nur    durch  Vergrösserung 


*)  Aus  dem    j, Centralblatt  für  Elektrotechnik*. 
*-)  d'Arsonval,  l'Electricien  (April   1S87).    „Centralbl.  f.  Elektrotechn.",   Bd.    XL 
(1887),  p.   541. 


568 

der  Platten  und  durch  Vermehrung  der  specifischen  Leitungsfähigkeit  in  der 
Nähe  derselben  mittelst  Anfeuchtens  die  Grösse  des  Widerstandes  zwischen 
den  Platten  herabzudrücken  im  Stande  ist.  Es  kommt  dazu  noch  die  That- 
sache,  dass  man  bedeutende  Unterschiede  im  Betrag  des  Widerstandes  nicht 
findet,  wenn  man  die  Elektroden  an  benachbarte  oder  aber  an  weit  entfernte 
Stellen  der  Körperoberfläche  bringt,  wenn  nur  die  übrigen  Verhältnisse  die- 
selben bleiben,  wie  ja  auch  bei  den  telegraphischen  Erdleitungen  die  Ent- 
fernung der  Platten  gleichgiltig  ist. 

W.  H.  S  t  o  n  *)  fand  den  Widerstand  zwischen  den  beiden  in  Salz- 
wasser getauchten  Füssen  zu  939  Q,  zwischen  einer  Hand  und  einem  Fuss 
905  Q. 

Ich  habe  mittelst  Wechselströmen  den  Widerstand  zwischen  den  beiden 
Händen  eines  erwachsenen  Menschen  bestimmt.  Jede  Hand  war  in  ein  Gefäss 
mit  Salzwasser  vollständig  eingetaucht,  welche  Gefässe  durch  Kupferbleche 
von  40  Qu. -Cm.  mit  der  übrigen  Leitung  in  Verbindung  standen.  Ich  fand  725  fi. 

Bei  zufälligen  Berührungen,  wie  sie  in  der  Praxis  vorkommen,  werden 
die  Berührungsflächen  im  Allgemeinen  kleiner  sein  und  die  Haut  trocken 
oder  nur  schwach  feucht,  so  dass  lOOO  Q  eine  untere  Grenze  darstellen, 
die  in   solchen   Fällen  wohl   kaum  noch  erreicht  wird. 

Die  physiologische  Wirkung  ist,  wie  bekannt,  eine  verschiedene,  je 
nachdem  gleichgerichteter  Strom  von  unveränderlicher  Stärke  oder  bedeutend 
und  rasch  schwankende  oder  gar  Wechselströme  zur  Verwendung  kommen. 
Man  weiss,  dass  in  den  beiden  letzteren  Fällen  die  Schmerzempfindung 
heftiger  ist,  als  in  dem  zuerst  genannten.  Ich  gehe  jedoch  hier  allein  auf 
die  Wirkung  gleichgerichteter  Ströme  ein,  da  mir  nur  über  solche  Er- 
fahrungen zu  Gebote  stehen  und  dieselben  zur  Zeit  ja  noch  in  den  weitaus 
meisten  Fällen   zur  Verwendung  kommen. 

Das  kribbelnde  Gefühl,  das  man  beim  Berühren  der  Pole  einer  Gleich- 
strom-Maschine empfindet,  rührt  nicht,  wie  vielfach  geglaubt  wird,  von  den 
fortwährenden  kleinen  Stromschwankungen  her,  die  die  Wirkungsweise  einer 
Dynamomaschine  mit  sich  bringt.  Es  zeigt  sich  vielmehr  genau  in  der 
gleichen  Weise  bei  Anwendung  einer  Primär-  oder  Secundärbatterie  von 
derselben  Klemmenspannung,   wo  jene   Schwankungen  fehlen. 

Führt  man  dem  Körper  eines  erwachsenen  Menschen,  der  an  physiolo- 
gische Wirkungen  der  Elektricität  gewöhnt  ist,  den  Strom  mittelst  metallener 
Handhaben  von  der  gebräuchlichen  Grösse  zu,  so  ist  derselbe  im  Stande, 
wenn  die  Handhaben  fest  in  die  vollen  befeuchteten  Hände  genommen 
werden,  ohne  wirkliche  Schmerzempfindung  und  ohne  merkbaren  Nachtheil 
für  die  Gesundheit  einen  Strom  eben  noch  auszuhalten,  der  durch  eine 
Spannungsdifferenz  von  50 — lOO  Volt  —  je  nach  der  Constitution  —  er- 
zeugt wird. 

Daraus  folgt  aber,  dass  höhere  Spannungen,  wie  Serienmaschinen  für 
Bogenlicht  sie  liefern,  sehr  wohl  nachtheilige  Wirkungen  hervorrufen  können, 
wenn  nur  die  Hautfläche  durch  die  die  Berührung  geschieht,  gross  genug, 
d.  h.  der  Körperwiderstand  klein  genug  ist.  Als  ich  die  Klemmen  einer 
Maschine  von  600  Volt  mit  der  trockenen  Spitze  eines  Fingers  je  einer 
Hand  berührte,  empfand  ich  heftige  schmerzhafte  Zuckungen,  die  sich  über 
die  Brust  herüber  von  einem  Arm  zum  anderen  erstreckten  und  mir  für 
einige   Secunden  den   Athem   benahmen. 

Nun  gehören  aber  Gleichstrom-Maschinen  bis  lOO  Volt  in  Deutschland, 
solche  his  2500  ja  3000  Volt  in  England  und  den  Vereinigten  Staaten  durch- 
aus  nicht  zu   den   Seltenheiten, 


*)  Bull,  de  la  Soc.  intern.  desElectr.  4  (1887),  P-  HO.  Wied.  Ann.  Beibl.  XI  (1887),  p.  458. 


569 

Aus  der  geschilderten  heftigen  Wirkung  bei  minimaler  Berührungs- 
fläche müssen  wir  schliessen,  dass  600  Volt  bei  vollem  Anfassen  metallischer 
Theile  der  Schliessung  genügen  werden,  dem  Körper  einen  Strom  zuzu- 
führen, dessen  Intensität  bereits  nachtheilige  Folgen  für  die  Gesundheit  be- 
dingen kann.  Welcher  Art  diese  sein  werden,  kann  nur  die  Erfahrung 
lehren.  Bei  Spannungen  von  der  obengenannten  Höhe  wird  die  Gefahr  noch 
beträchtlich  grösser  sein.  Rechnet  man  dazu  den  Schreck,  der  mit  der  plötz- 
lich und  unvermuthet  eintretenden  Wirkung  verknüpft  ist,  so  folgt  hieraus, 
dass  bei  Gleichstrom-Maschinen,  welche  grössere  Serien  von  Bogenlampen 
betreiben,  schon   grosse  Vorsicht  beobachtet   werden  muss. 

Unverhältnissmässig  grösser  ist  die  Wirkung,  die  der  Oeffnungsschlag 
einer  Maschine  beim  zufälligen  Trennen  der  Leitung  ausübt.  Zu  der  elektro- 
motorischen Kraft  der  Maschine  addirt  sich  in  diesem  Fall  die  des  beim 
Verschwinden  des  Hauptstromes  und  des  Magnetismus  in  den  Draht- 
windungen auftretenden  Extrastromes.  Glücklicherweise  ist  die  Möglichkeit, 
dass  der  vorgenannte  Fall  eintritt,  weit  geringer,  als  die  einer  zufälligen 
Berührung  von   Theilen  der  Schliessung. 

Es  ist  nicht  nur  die  Stromstärke,  die  für  die  Intensität  der  Strom- 
wirkung auf  den  Körper  in  Betracht  kommt.  Taucht  man  die  eine  Hand 
in  ein  Gefäss  mit  Salzwasser,  von  der  anderen  Hand  jedoch  nur  einen 
Finger  in  ein  zweites  Gefäss  und  verbindet  mit  der  Stromquelle,  so  wird 
die  Wirkung  in  dem  Finger  am  heftigsten  empfunden.  Es  kann,  bei  gleich- 
bleibender Spannung,  der  Schmerz  darin  bis  zum  Unerträglichen  gesteigert 
werden,  während  man  nur  leichte  Erschütterungen  verspürt,  wenn  auch  in 
das  zweite  Gefäss  die  volle  Hand  oder  wenigstens  sämmtliche  Finger  der- 
selben eingetaucht  werden,  obwohl  in  diesem  Fall  die  Stromstärke  zunimmt. 
Man  kann  also  annehmen,  dass  die  Strom  dichte,  d.  h.  das  Verhältniss 
der  Stromstärke  zu  dem  Querschnitte  des  betreffenden  Körpertheiles  mit 
maassgebend   ist  für  die  Stärke  der  Einwirkung  des  Stromes  auf  diesen  Theil. 

Ohne  Zweifel  kommt  es  jedoch  auch  sehr  darauf  an,  welchen  Theil 
des  Körpers  man  der  Stromwirkung  unterwirft,  da  wir  anzunehmen  haben, 
dass  die  Anordnung  der  Nerven-  und  Adernstränge,  der  Muskelpartien  etc. 
eine  Rolle   dabei  spielt. 

Wir  haben  schliesslich  noch  ein  Moment  zu  berücksichtigen,  dessen 
Bedeutung  am  besten  aus  der  Wirkungsweise  von  Entladungen  hochge- 
spannter (statischer)  Elektricität  erhellt.  Der  Funke,  der  vom  Conductor 
der  Elektrisirmaschine  auf  den  genäherten  Finger  überspringt,  gleicht 
Spannungsdifferenzen  aus  von  Millionen  von  Volt,  ohne  indessen,  wenn  in 
massigen  Grenzen  angewendet,  eine  nachtheilige  Wirkung  auf  den  Körper 
auszuüben.  Der  Grund  davon  liegt  in  den  geringen  Mengen  aufgehäufter 
Elektricität,  mit  denen  man  es  hier  zu  thun  hat.  Dieselben  reichen  nicht 
aus,  die  Körperoberfläche  so  weit  zu  laden,  dass  eine  nur  einigermaassen 
erhebliche  Stromstärke  erreicht  wird.  Und  nach  unserer  Annahme  ist  es  ja 
nur  die  Stromstärke,  d.  i.  das  Verhältniss  der  den  Körper  durchfliessenden 
Elektricitätsmenge  zu  der  Zeit  des  Durchganges,  die  die  Grösse  der  physio- 
logischen Wirkung  bedingt.  Die  Entladung  selbst  einer  grossen  Leydener 
Flasche  setzt  eine  unvergleichlich  geringere  Elektricitätsmenge  in  Bewegung, 
als  sie  unseren  Körper  durchfliesst,  wenn  wir  denselben  nur  eine  Secunde 
lang  mit  den  Klemmen  einer  Dynamomaschine  oder  Batterie  von  100  Volt 
verbinden,  da  im  letzteren  Fall  für  die  abfliessenden  Mengen  fortwährend 
neue  erzeugt  werden.  Dieselben  lassen  sich  in  beiden  Fällen  messen,  wenn 
einerseits  die  Capacitäi  der  Flasche,  andererseits  der  Körperwiderstand  be- 
kannt ist. 

Es  ist  sehr  wahrscheinlich,  und  geht  z.  B.  aus  der  Art,  wie  die  ge- 
wöhnlichen medicinischen  Inductionsapparate  auf  die  Muskeln  wirken,   hervor, 

38 


570 

dass  ausserdem  noch  eine  gewisse  Zeitdauer  der  Einwirkung  erforder- 
lich ist,  bis  ein  Strom  von  bestimmtem  Betrage  seine  volle  physiologische 
Wirkung  erreicht;  wir  haben  diesen  Umstand  vielleicht  auch  mit  als  die  Ur- 
sache des  verhältnissmässig  geringen  Effectes  einer  einzelnen  statischen  Ent- 
ladung anzusehen. 

Was  die  Wirkungen  des  Blitzschlages  betrifft,  so  zeigen  uns  ja 
die  so  häufig  beobachteten  Schmelzungen  von  Metalltheilen,  dass  wir  es 
hier ,  abgesehen  von  ungeheuren  Spannungen,  mit  sehr  beträchtlichen 
Elektricitätsmengen  zu  thun  haben.  Beobachtungen,  die  man  bei  von  einer  Ent- 
ladung getroffenen  Blitzableitern  gemacht  hat,  zeigen,  dass,  allerdings  nur 
für  kurze  Zeit,  Ströme  bis  zu  Hunderten  von  Amperes  auftreten  können. 
Dass  solche  Entladungen  im  Stande  sind,  Menschen  zu  tödten,  steht  also 
mit  den  oben  aufgestellten  Bedingungen  einer  intensiven  Einwirkung  auf  den 
Körper  in  völligem   Einklang. 

Es  erscheint  sehr  wünschenswerth,  dass  ein  Physiologe  von  Fach,  der 
mit  elektrischen  Dingen  hinlänglich  vertraut  ist  und  dem  die  erforderlichen 
Hilfsmittel  zu  Gebote  stehen,  die  Art  und  die  Bedingungen  der  physiologi- 
schen Wirkungen  des  Stromes  durch  eingehende,  rationell  angeordnete  Ver- 
suche an  grösseren  Thieren,  klarstelle,  insbesondere  für  solche  Ströme,  wie 
die  Technik  sie  verwendet. 

Eine  Erforschung  dieses  bis  jetzt  noch  so  wenig  aufgehellten  Gebietes 
erscheint  umsomehr  geboten,  als  dieselbe  mit  einen  Ausgangspunkt  bilden 
würde  für  die  über  kurz  oder  laug  zu  erwartenden  gesetzlichen  oder  polizei- 
lichen Bestimmungen  über  die  bei  Beleuchtungs-  und  anderen  Anlagen  zuzu- 
lassenden Spannungen  und  die  zu  beobachtenden  Vorsichtsmaassregeln.  So 
lange  derartiges  zuverlässiges  Versuchsmaterial  nicht  vorliegt,  müssen  wir 
befürchten,  dass  unter  Umständen  Vorschriften  erlassen  werden,  die  eine 
freie  Entfaltung  der  technischen  Anwendungen  der  Elektricität  auf's  Em- 
pfindlichste hemmen. 

Elektrotechnisches  Institut  der  technischen  Hochschule  zu  Hannover, 
August   1887. 

Egger  -  Osnaghi'sches  System  einer  einheitlichen  Re- 
guhrung  behebig   vieler  Uhren    von    jeder    Construction. 

Dieses  von  Prof.  Osnaghi  erfundene  Uhrensystem,  auf  welches  B.  Egger 
in  Wien  ein  Privilegium  nahm  und  durch  zwei  Jahre  aufrecht  erhielt,  war 
für  das  neue  Rathhaus  bestimmt,  d.  h.  es  wurde  von  dem  Unternehmer  zu 
dem  Zwecke  erworben,  um  es  der  Gemeinde  Wien  in  erster  Linie  zur  Ein- 
führung in  dem  damals  seiner  Vollendung  entgegenschreitenden  Gemeinde- 
palast anzubieten.  Schon  dieses  Umstandes  wegen  scheint  es  uns,  verdient 
das  Osnaghi'sche  Uhrensystem  in  weiteren  Fachkreisen  bekannt  zu  werden, 
dann  aber  auch,  weil  es  eine  ganz  eigenartige  interessante  Combination  auf- 
weist und  eine  neue,  sehr  geistreiche  Lösung  der  Aufgabe,  die  Elektricität 
zur  Erzielung    einer    einheitlichen  Zeiteingabe    dienstbar    zu    machen,    bildet. 

Das  Osnaghi'sche  System  zählt  zu  jener  Classe  elektrischer  Uhren, 
bei  welchen  der  elektrische  Strom  nicht  zur  Zeitangabe  selbst,  sondern 
nur  zur  automatischen  Controle  und  Richtigstellung  einer  grösseren  Anzahl 
in  ein  Netz  einbezogener  selbstständiger  Zeitmesser  verwendet  wird.  Der 
Gegenstand  dieser  Erfindung  ist  also  nicht  ein  elektrisches  Uhrensystem 
(Zeittelegraph)  im  engsten  Sinne  einer  solchen  Bezeichnung,  sondern  eine 
Regulirvorrichtung  für  eine  grössere  Anzahl  gewöhnlicher  Uhren  von 
beliebiger  Construction,  welche  selbstständig  gehen  und  nur  in  passenden 
Intervallen  mit  Hilfe  des  elektrischen  Stromes  richtiggestellt,  d.  h.  mit  einer 
genau   gehenden  Normaluhr  in   übereinstimmenden   Gang  gebracht   werden. 


571 


Der  Mechanismus  des  Osnaghi'schen  Uhrensystems  besteht  aus  folgenden 
Apparaten : 

I.  Eine  elektrische  Vorrichtung  zur  Erhaltung  des  Synchronismus 
zwischen   einer  primären   und   secundären  Normaluhr,   von   welchen  die   erstere 


in  einem  Observatorium  (Sternwarte),  die  letztere  in  einem  öffentlichen  Ge- 
bäude aufgestellt  wird.  Beide  Uhren  sind  durch  eine  Stromleitung  mit- 
einander verbunden,  und  die  Einrichtung  ist  eine  solche,  daß  die  Schwingungen 
des  Pendels  der  secundären  Normaluhr  sychronomisch  zu  denjenigen  der 
primären   Normaluhr  mit  Hilfe   des   elektrischen  Stromes    erhalten  werden. 

38* 


572 

2.  Ein  Vertheiluogsmechanismus  an  der  secundären  Normaluhr,  um  die 
zu   regulirenden  Uhren    in    beliebig  viele  Stromkreise   eintheilen    zu    können. 

3.  Eine  Auslösungsvorrichtung,  die  in  bestimmten  Intervallen  den  als 
Stromgeber   benützten  Magnet-Inductor  auslöst. 

4.  Einen  Magnet-Inductor,  welcher  durch  ein  Zuggewicht  oder  einen 
anderen  Motor  betrieben  wird  und  zum  Auslösen  und  Arretiren  einge- 
richtet ist. 

5.  Eine  Vorrichtung  zum  Einstellen  der  Zeiger  bei  den  zu  regu- 
lirenden   Uhren. 

Fig.  I  gibt  eine  schematische  Darstellung  des  ganzen  Systems.  Die 
mit  I  bezeichnete  Partie  dieses  Schemas  stellt  das  Pendel  der  primären 
Normaluhr  mit  seinen  Einrichtungen  dar  und  gehört  also  zu  dem  neben- 
stehenden Uhrkasten,  von  welchem  es  nur  der  leichteren  Uebersicht  wegen 
abgesondert  gezeichnet  wurde.  Das  zur  secundären  Normaluhr  gehörige 
Pendel  sammt  seinen  Zuthaten  ist  gleichfalls  abgesondert  vom  Uhrkasten 
dargestellt  und   mit  II  gekennzeichnet. 

Die  Pendel  der  beiden  Normaluhren  stehen  in  metonischer  Verbindung. 
An  dem  Pendel  der  primären  Normaluhr  ist  nämlich  eine  Vorrichtung 
angebracht,  welche  bewirkt,  dass  der  Contact  bei  c  geschlossen  ist,  wenn 
das  Pendel  die  Mittellage  einer  Schwingung  (lothrechte  Lage)  einnimmt,  ge- 
öffnet dagegen,  sobald  das  Pendel  in  irgend  einer  anderen  Bewegungs- 
phase sich  befindet ;  ferner  ist  auch  mit  dem  Pendel  der  secundären  Normal- 
uhr eine  Stromschlussvorrichtung  verbunden,  jedoch  von  solcher  Art,  dass 
der  Contact  bei  h^  unterbrochen  wird,  wenn  sich  das  Pendel  in  der  Mittel- 
lage befindet,  und  geschlossen  ist,  wenn  das  Pendel  links  oder  rechts 
schwingt.  Die  beiden  Contacte  h^  c  liegen  im  folgenden  Stromkreis:  Batterie 
b-^,  25,  Spule  ^2  26,  Contactstelle  h^,  y,  Umschalter  U,  z,  /,  o,  15,  14, 
Contactstelle  c,  Hebel  h,  13,  c-^,  12,  11,  10,  2,  3,  4,  Erde  E,„  Erde  £^^, 
24,  Batterie  b^.  Die  Spule  S2  ist  feststehend,  und  in  ihrer  Durchbohrung 
schwingt  frei  ein  Eisenstab,  welcher  mittelst  eines  Bügels  an  der  Pendel- 
stange befestigt  ist.  Bekanntlich  wird  bei  einer  solchen  Einrichtung  der  die 
Bewicklung  der  Spule  S^  durchfliessende  Strom  die  Wirkung  hervorbringen, 
dass  die  Mitte  des  Eisenstabes  auf  die  Mitte  der  Spule  gezogen  wird,  und 
diese  Anziehung  hat  daher  eine  Beschleunigung  der  Pendelschwingung  zur 
Folge,  wenn  der  Strom  in  der  Zeit  auftritt,  wo  das  Pendel  gegen  die  Mitte 
schwingt,  eine  Verzögerung  der  Pendelschwingung  dagegen,  wenn  der 
Strom  in  jener  Zeit  auftritt,  wo  sich  das  Pendel  von  der  Schwingungs- 
mitte entfernt.  Nun  kann  aber  ein  Strom  in  der  Spule  S2  nur  dann 
auftreten,  wenn  sowohl  der  Contact  c,  als  auch  der  Contact  k^  ge- 
schlossen ist,  und  da  sich  der  erstere  nur  in  dem  Augenblicke  schliesst, 
wo  das  Pendel  der  primären  Normaluhr  die  Mittellage  durchschreitet, 
der  letztere  aber  nur  geöffnet  ist,  wenn  das  Pendel  der  secundären  Normal- 
uhr sich  in  derselben  Bewegungsphase  befindet,  so  kann  der  beschleunigende 
oder  verzögernde  Strom  offenbar  nur  dann  auftreten,  wenn  die  Schwingungen 
beider  Pendel  nicht  übereinstimmen.  Befindet  sich  nämlich  das  primäre  und 
das  secundäre  Pendel  in  der  Mittellage,  so  ist  der  Contact  bei  c  geschlossen, 
bei  hy  offen,  dagegen  ist  der  Contact  c  offen  und  h^^  geschlossen,  wenn 
beide  Pendel  rechts  oder  links  schwingen,  mithin  tritt  in  beiden  Phallen 
kein  Strom  auf. 

Bleibt  aber  das  Pendel  der  secundären  Normaluhr  etwas  zurück,  so 
dass  das  Pendel  der  primären  Normaluhr  früher  in  die  Mittellage  kommt, 
so  ist  in  diesem  Augenblicke  der  Contact  bei  C  und  k-^  geschlossen,  und 
der  demzufolge  durch  die  Bewicklung  der  Spule  5*2  gehende  Strom  wirkt 
beschleunigend  auf  das  Pendel  ;  eilt  dagegen  das  secundäre  Pendel  dem 
primären  etwas   voraus,   so  hat  das  erstere  die  Mittellage  bereits  überschritten, 


573 

wenn  das  letztere  in  dieselbe  kommt  ;  es  sind  dann  wieder  beide  Contacte 
geschlossen,  der  auftretende  Strom  übt  aber  eine  verzögernde  Wirkung 
auf    das   Pendel   der   secundären  Normaluhr  aus. 

Es  geht  aus  dieser  Darstellung  hervor,  dass  der  Strom  nicht  in  regel- 
mässiger Aufeinanderfolge,  sondern  immer  nur  so  lange  auftritt,  bis  die 
Uebereinstimmung  in  den  Schwingungsphasen  beider  Pendel  wieder  her- 
gestellt ist,  und  dass  daher  der  Stromverbrauch  sehr  günstigen  Verlaält- 
nissen  unterstellt  ist.  Ferner  ist  es  jetzt  auch  leicht  einzusehen,  dass  auch 
mehrere,  ja  sogar  viele  secundäre  Pendel  mit  einem  primären  Pendel  in 
Verbindung  gebracht  werden  können,  wenn  sie  parallel  eingeschaltet  werden 
und  die  Batterie  entweder  zur  primären  Normaluhr  gegeben  wird  oder 
jedes   secundäre  Pendel   eine  eigene   Batterie    enthält. 

Um  die  Secunden-Uebereinstimmung  beider  Uhren  controliren  zu  können, 
ist  eine  Einrichtung  erforderlich,  durch  welche  eine  etwaige  Differenz  festge- 
stellt werden  kann.  Zu  diesem  Zwecke  ist  die  Unterbrechungsstelle  bei  C-^ 
in  der  Erdleitung  der  primären  Normaluhr  und  Umschalter  [/  bei  der 
secundären  Normaluhr  angebracht.  Durch  den  letzteren  kann  die  Leitung 
von  der  Uhr  ab   und  in  den  Registrirapparat  r  eingeschaltet  werden. 

Ist  der  Registrirapparat  eingeschaltet,  so  geht  jedesmal,  wenn  das 
Pendel  der  primären  Normaluhr  die  Mittellage  durchschreitet,  ein  Strom 
durch  denselben,  und  es  erfolgt  ein  Secundenzeichen.  Es  ist  nämlich  während 
der  Mittellage  des  bezeichneten  Pendels  die  Unterbrechungsstelle  der  Leitung 
bei  c  geschlossen  und  der  Strom  kreist  dann  wie  folgt:  Batterie  ^^,  m, 
Elektromagnet  des  Registrirapparates  r,  a,  Umschalter  [/,  n,  z,  /,  o,  15, 
14,  Contactstelle  c,  Hebel  h,  13,  Contactstelle  c-^,  12,  11,  10,  2,  3,  4, 
Erde  E,„  Erde  E^,   24,   Batterie  b^. 

Durch  eine  passende  Einrichtung  an  der  primären  Normaluhr  wird  nun 
jedesmal,  wenn  der  Secundenzeiger  dieser  Uhr  die  o.  Secunde  erreicht, 
die  Unterbrechungsstelle  bei  C-^  geöffnet,  und  dann  gibt  der  Registrirapparat 
zu  dieser  Seci,mde  kein  Zeichen,  weil  wohl  der  Contact  bei  c  geschlossen 
wird,     bei   C-^   aber  um   diese  Zeit  geöffnet  ist. 

Das  Ausbleiben  des  Registrirzeichens  bei  der  secundären  Normaluhr 
zeigt  also  an,  dass  in  diesem  Momente  der  Secundenzeiger  der  Normaluhr 
am  Observatorium  die  O,  Secunde  überschreitet,  und  die  Uebereinstimmungen 
in  der  Zeitanzeige  beider  Uhren  wird  daran  erkannt,  daß  die  secundäre 
Normaluhr  die  i.  Secunde  zeigt,  wenn  das  l.  Zeichen  nach  der  Pause  am 
Registrirapparat  wieder  erscheint. 

Die  Richtigstellung  der  primären  Normaluhr,  welche,  wie  bereits 
erwähnt,  auf  einem  astronomischen  Observatorium  aufgestellt  ist,  geschieht 
ebenfalls  auf  elektrischem  Wege.  Zu  diesem  Zwecke  sind  die  parallel  an  die 
Batterie  geschalteten  Spulen  ^  S-^  vorhanden,  durch  welche  ein  an  der 
Pendelstange  befestigter  Eisenstab  frei  schwingt.  Mit  Hilfe  dieser  Spulen 
können  die  Pendelschwingungen  in  derselben  Weise  wie  bei  der  secundären 
Normaluhr  beschleunigt  oder  verzögert  werden ,  und  dadurch  ist  es 
möglich,  die  kleinsten  Abweichungen  ohne  Störungen  auszugleichen.  Lässt 
man  nämlich  einen  Strom  dui  ch  eine  der  Spulen  gehen,  wenn  das  Pendel 
gegen  dieselbe  schwingt,  so  wird  der  Eisenstab  angezogen  und  demnach 
ein  beschleunigender  Impuls  ertheilt;  schwingt  aber  das  Pendel  in  entgegen- 
gesetzter Richtung,  wenn  man  den  Strom  in  derselben  Spule  auftreten  lässt, 
so  wird  der  Eisenstab  gleichfalls  angezogen,  die  Kraft  wirkt  jedoch  dann 
gegen  die  Bewegungsrichtung  des  Pendels  und  übt  daher  einen  verzögernden 
Einfluss  aus. 

Der  Stromlauf  wird  an  den  lästern  t  t^  hervorgerufen.  Drückt  man 
den  Taster  t  nieder,  so  nimmt  der  Strom  folgenden  Weg:  Batterie  b,  22, 
21,    20,   Bewicklung   der  Spule    5,   /,    ig,    18,    17,    Batterie   b.   Wird   dagegen 


574 


der  Taster  i^  niedergedrückt,  so  kreist  der  Strom  ia  folgender  Weise  : 
Batterie    d,    22,   23,  Bewicklung  der  Spule   S-^  t^^   16,  Batterie  d. 

Nachdem  die  beschleunigende  und  verzögernde  Wirkung  auf  jeder 
der  beiden  Spulen  hervorgebracht  werden  kann,  so  wäre  der  eigentliche 
Zweck  auch  schon  durch  das  Vorhandensein  nur  einer  Spule  erreicht, 
doch  könnte  dann  nur  bei  jeder  zweiten  Schwingung  eine  Einwirkung  er- 
folgen. Durch  zwei  Spulen,  wie  es  in  der  Zeichnung  dargestellt  ist,  er- 
gibt sich  also  nur  der  Vortheil,  dass  der  Accelerations-  oder  Retarda- 
tions-Impuls  bei  jeder  Pendelschwingung  gegeben  werden  kann,  wodurch 
die  Regulirung  rascher    vor  sich  geht. 

Unter  der  secundären  Normaluhr  ist  in  Fig.  i  noch  der  Magnet- 
Inductor  schematisch  dargestellt,  welcher  die  Stromquelle  der  von  dieser 
Normaluhr  ausgehenden  Uhrenregulirung  ist.  Der  Magnet-Inductor  ist  im 
Wesentlichen  von  bekannter  Art :  er  ist  mit  einem  Commutator  zur  Gleich- 
richtung der  Ströme  versehen,  und  seine  Armatur  wird  von  einem  Räder- 
werke mit  Gewichtszug  gedreht.  Eine  Sperrvorrichtung  schliesst  das  Räder- 
werk nach  jeder  Auslösung  wieder  ab,  wenn  die  Armatur  eine  bestimmte 
Anzahl  •  Umdrehungen  gemacht  hat.   Die   Auslösung  erfolgt  durch   den  Elektro, 


Fig.  2 


magnet  s,  welcher  seinen  mit  dem  Sperrhebel  verbundenen  Ankfer  anzieht, 
wenn  die  an  der  secundären  Normaluhr  angebrachte  Unterbrechungsstelle 
des  Stromkreises,  in  dem  der  Elektromagnet  eingeschaltet  ist,  geschlossen 
wird.  Dieser  Stromkreis  ist:  Batterie  ^g»  ^>  25,  Unterbrechungsstelle  im 
Uhrwerke,   26,   2^,   Bewicklung  des   Elektromagnets  s,   Batterie   ^g- 

Die  eine  Bürste  des  Magnet-Inductors  ist  an  die  Erdleitung  ge- 
schaltet (5,  3,  4.  E„),  von  der  anderen  geht  eine  Leitung  (6,  7,  8,  g) 
zum  Vertheilungsmechanismus  der  secundären  Normaluhr.  Mit  dem  Ver- 
theilungsmechanismus  ist  das  eine  Ende  jeder  Uhrenleitung  verbunden,  das 
andere  Ende  ist  an  die  Erdleitung  (E  £^)  geschaltet.  Der  Vertheilungs- 
mechanismus, welcher  unten  näher  beschrieben  wird,  ist  so  eingerichtet, 
dass  der  Regulirstrom  nacheinander  immer  durch  eine  andere  Uhrenlinie 
geht  und  dabei  stets  auf  folgendem  Wege  kreist:  Magnet-Inductor  6,  7,  8, 
9,  Contactstelle  am  Vertheilungsmechanismus  der  Normaluhr,  UhrenÜnie, 
Erde  £  oder  E^,  Erde  E„,  4,  3,   5,  Magnet-Inductor. 

Fig.  2  und  3  stellen  den  an  der  secundären  Normaluhr  angebrachten 
Auslösungs-   und   Vertheilungsmechanismus  dar. 

Das  Rad  r  mit  Sperrzähnen,  hier  16,  ist  auf  der  Welle  des  Minuten- 
rades der  Normaluhr  befestigt.  Die  Zähne  dieses  Rades  (/')  wirken  auf  den 
Arm  k  eines  Doppelhebels,  dessen  anderer  Arm  einen  beweglichen  Sperr- 
kegel .S  trägt.  Eine  Spiralfeder  <r  zieht  den  Hebel  gegen  den  Anschlage- 
stift    z.     Der    Sperrkegel     greift     in     die     Sperrzähne     eines    hier     ebenfalls 


575 

l6theiligen  Rades  /,  welches  durch  die  Kegelfeder  b  immer  in  bestimmter 
Stellung   fixirt   wird. 

Bei  jeder  Bewegung  des  Rades  t  um  einen  Zahn  weiter  in  der 
Richtung  des  Pfeiles,  streift  ein  Zahn  des  mit  t  auf  einer  Achse  sitzenden 
Sternrades    i^   die  Contactfeder  /. 

Bei  der  mit  dem  Minutenrade  gleichmässig  fortschreitenden  Umdrehung 
des  Rades  r  wird  der  Arm  h  des  Doppelhebels  abwärts  gedrückt  und  der 
Sperrkegel  so  hoch  gehoben,  dass  er  über  den  nächsten  Zahn  des  Rades  t 
einfällt.  Hierauf  gleitet  der  wirkende  Zahn  des  Rades  r  vom  Hebel  h  ab, 
die  Feder  e  zieht  h  gegen  den  Stift  i,  und  der  Sperrkegel  6"  schiebt  das 
Rad  /  um  einen  Zahn  weiter.  Bei  dieser  Bewegung  fand  ein  Contact 
zwischen   der   isolirten  Feder  f  und   dem   Rade   iy   statt. 

Da  nun  f  mit  einem  Fol  der  Batterie  b^,  Fig.  i,  in  Verbindung  steht, 
deren  anderer  Pol  durch  den  Auslösungs-Elektromagneten  s  des  Inductors 
zurück  an  das  Rad  i^  geführt  ist,  so  wird  bei  jeder  Bewegung  des  Rades  t 
um   einen  Zahn  weiter  der  Magnet-Inductor  ausgelöst. 

Wenn   nun   das  Rad   r   in   zwölf  Stunden   eine  Umdrehung   macht  und  ;' 

sowohl  als  /   l6   Zähne   haben,   so   werden    i6   Auslösungen   in  zwölf  Stunden 

erfolgen,     und     es    wird    zwischen  je  zwei  aufeinanderfolgenden   Auslösungen 

l2-6o 
immer  ein  Zeitraum   von —  =  45   Min.   liegen. 

Unterhalb  des  Rades  r  ist  an  demselben  eine  Contactfeder  c  befestigt, 
die  mit  dem  Rade  in  zwölf  Stunden  einmal  umgeht.  Concentrisch  zum  Rade  r 
ist  eine  Scheibe,  P,  aus  isolirendem  Material  (Ebonit)  an  die  Uhrplatte  ge- 
schraubt, die  im  Kreise  gestellt,  hier  i6  (der  Zähnezahl  der  Räder  r  und  / 
entsprechend)  voneinander  isoHrte  Metallstäbchen  i^g)  enthält.  Diese  Stäbchen 
ragen  mit  ihren  abgerundeten  Köpfen  über  die  Platte  P  hervor,  während 
sie  unterhalb  der  Platte  mit  je  einem  Ende  der  i6  Stromkreise  ver- 
bunden sind. 

So  oft  die  Feder  c  auf  einem  der  Stäbchen  g  schleift,  wird  gleich- 
zeitig der  Inductor  ausgelöst,  dessen  einer  Pol  zur  Feder  c  führt,  während 
der  andere  Pol,  wie  bereits  erwähnt  wurde  und  aus  Fig.  i  zu  ersehen  ist, 
zur  Erde  geführt  ist,  an  welcher  auch  die  von  den  Contactstäbchen  (^) 
ausgehenden  Leitungen  der   Uhrenlinien   liegen. 

Es  ergibt  sich  hieraus,  dass  nach  je  45  Min.  ein  Strom  durch  den 
Schleifcontact  {c,  g)  des  Vertheilungsmechanismus  geht,  und  also  hier  in 
je  zwölf  Stunden  einmal  ein  Strom  durch  jede  Uhrenlinie  geht,  welcher 
mittelst  der  Coincidenzvorrichtung  an  den  in  der  Linie  liegenden  Uhren  die 
genaue   Einstellung    bewirkt. 

In   Fig.   4    ist  diese   Coincidenzvorrichtung    zur    Darstellung    gebracht. 

Auf  dem  Minutenrohre  der  in  die  Regulirung  eingeschalteten  ge- 
wöhnlichen Gewichts-  oder  Federzuguhren  sitzt  die  Scheibe  c  mit  den  Stell- 
stiften 1  und  2,  ferner  die  spiralförmige  Hubscheibe  i.  Vor  der  Hub- 
scheibe i  liegt  der  um  k  drehbare  Hebel  h,  dessen  gegen  die  Hubscheibe 
gewendeter  Stift  5  in  Folge  des  Zuges  der  Spiralfeder  b  auf  dem  Um- 
fange der  Hubscheibe  fest  aufliegt.  Ein  zweiter,  auf  derselben  Seite 
stehender  Stift,  3,  kann  in  gewisser  Stellung  über  eine  schiefe  Ebene,  6, 
hinweggleiten,  die  fest  auf  einem  Hebel,  h^,  sitzt;  h-^  ist  bei  k^  drehbar 
und  wird  durch  eine  schwache  Feder,  /,  in  einer  bestimmten  Lage 
gehalten. 

Wird  der  Hebel  h^  seitlich  nach  rechts  bewegt,  so  drückt  er  mit 
seiner  Hochkante  gegen  die  Stifte  4  und  2  der  Scheibe  c  und  stellt  damit 
den   Minutenzeiger   in   eine  bestimmte  Richtung. 

An  die  Uhrplatte  ist  der  einschenklige  Elektromagnet  E  geschraubt, 
dessen     Anker  a  bei  m  drehbar  ist.      Der    Anker    hat    in  n  eine  Anschlag- 


576 


schraube    und  in  f   eine  Abreissfeder ;     am    Rücken    des    Ankers    sitzt    die 
Nase  y. 

Dreht  sich  nun  die  Scheibe  i  allmälig  in  der  Richtung  der  Zeiger,  so  hebt  sie 
den  Hebel  h  endlich  so  hoch,  dass  sich  das  rechte  Ende  über  die  Nase  y 
legt.  Dabei  wird  h^  durch  Gleiten  des  Stiftes  3  auf  der  unteren  Fläche 
der  schiefen  Ebene  6  ein  wenig  nach  links  bewegt,  bis  sich  der  Stift  3 
über  der  schiefen  Ebene  befindet. 

Wird  der  Anker  des  Elektromagnet  angezogen,  so  fällt  der  Hebel  h 
von  der  Nase  y  herab  ;  Stift  3  gleitet  an  der  äusseren  Fläche  der  schiefen 
Ebene  herab   und   drängt  den  Hebel   h^   nach  rechts   gegen   die  Stifte  4   und 


Fig.    4. 


2,  wodurch  die  bereits  erwähnte  Einstellung  des  Minutenzeigers  auf  eine 
bestimmte   Stellung  erfolgt. 

Der  Vorgang  bei   der  Regulirung  ist  nun  folgender : 

Man  nehme  an,  die  Schleiffeder  c  liegt  um  12  Uhr  auf  dem  ersten 
der  16  Stäbchen  {g).  In  diesem  Falle  hat  auch  das  Rad  r  den  Hebel  h 
(Fig.  2)  herabgedrückt  und  losgelassen,  wobei  ein  Contact  an  der  Feder  f 
erfolgt  ist  und  damit  der  Magnet-Inductor  ausgelöst  wurde.  Der  von  dem 
letzteren  erzeugte  Strom  findet  dann  einen  geschlossenen  Kreis  über  die 
Berührungsstelle  der  Feder  c  mit  dem  Stäbchen  g  und  geht  daher  durch 
die  Linie    l. 

Während  der  vorhergegangenen  zwölf  Stunden  haben  sämmtliche  in 
die  Linie  l  eingeschalteten  Uhren  den  Hebel  h  (Fig.  4)  gehoben  und  es 
liegt  derselbe  daher  bei  allen  diesen  Uhren  auf  der  Nase  y  und  ebenso 
Stift  3  über  der  schiefen  Ebene  6  (Fig.  4).  Werden  nun  die  Magnete  E. 
(Fig.  4)  erregt,  so  wird  der  Anker  angezogen,  Hebel  h  (Fig.  4)  verliert 
dadurch  seinen  Halt  und  wird  durch  die  Spannfeder  b  nach  abwärts  ge- 
zogen, wobei  der  Stift  3  über  die  schiefe  Ebene  6  rasch  hinabgleitet  und 
dabei   den   Hebel  h-^   kräftig  gegen  die   Stifte   4   und   2    presst. 

Die  Minutenzeiger  aller  eingeschalteten  Uhren,  sie  mögen  nun  inner- 
halb der  vergangenen  zwölf  Stunden  vorausgeeilt  oder  zurückgeblieben 
sein,  sind  dann  gleich,  u.  zw.  auf  zwölf  gestellt,,  vorausgesetzt,  dass  sie  so 
aufgepasst  sind,  dass  jeder  auf  zwölf  steht,  wenn  die  Kante  des  Hebels  h^ 
an   den   Stiften   4   und   2   anliegt.  (»O^-    Uhrm.-Ztg.*) 


577 

Verbesserter  Elektricitäts-Accumulator. 

Von  P.  DUJARDIN. 

Die  Herstellung   von  Eleklricitäts-Accumulatoren  auf  elektrochemischem 

Wege  durch  Bildung  von  Bleisalzen  bietet  viele  wesentliche  Ucbelstände,  welchen 

durch  die  vorliegende  Erfindung  auf  folgende  Weise  abgeholfen   werden  soll: 

I.   Bei    der   Bildung    der   Bleisalze    wird    der  zur   Oxydation    des   Bleies 

noth.ge  Sauerstoff,   statt  ihn  ausschliesslich   dem  Wasser  zu  entnehmen,   durch 

eine   Saurelosung  geliefert,   welcher  eine  sauerstoffreiche,   oxydirend   wirkende 

Fig.  I. 


Fig. 


Fig    3- 


Fig    4. 


Säure  oder  ein  solches  Salz  zugesetzt  worden  ist,  und  welche  beim  Passiren 
des  elektrischen  Stromes  ein  lösliches  Bleisalz  zu  bilden  vermag;  dieses  Salz 
wird  dann  beständig  durch  die  Schwefelsäure  wieder  zersetzt  und  es  bleibt 
Bleihyperoxyd    zurück. 

In  einem  Bade  bestehend  aus  10  Kgr.  Wasser,  ca.  2  Kgr.  Schwefelsäure 
und  ca.  1  Kgr.  salpetersaures  Natron  erhält  man  erst  Bleinitrat,  welches 
continuirlich  in  Bleisulfat,  dann  in  Bleihyperoxyd  umgewandelt  wird.  In 
wenigen  Stunden  —  ohne  Entladungen  und  Umkehrungen  des  Stromes  — 
überdecken  sich  die  positiven  Elektroden  mit  einer  fest  anhaftenden  Schichte 
krystallinischen  Bleisuperoxydes,  welche  ein  bedeutendes  Vermögen,  Elek- 
tricität  zu   binden,   besitzt  und   bis  l/g   Mm.   Dicke  erreicht. 

2.  Um  eine  reichlichere  und  regelmässigere  Bildung  der  Bleisalze  zu 
erzielen,  werden  der  Erfindung  gemäss  grosse  Quantitäten  Luft  in  das  Bad 
eingebracht.  Dies  kann  durch  Einblasen  von  Luft  oder  durch  abwechselndes 
Heben   der  Elektroden   an   die   Luft   und   darauffolgendes   Senken   in   das   Bad 


578 


bewirkt  werden.   Es  wird   durch   diesen  Vorgang-  die  Wirkung  mehr   als   ver- 
doppelt,  wie  immer  das   Bad   zusammengesetzt  sein  mag. 

Fig.  5- 


Fig.    7- 


3.  Um  daher  nun  ein  festes  Anhaften  der  Schichte  von  ßleisuperoxyd 
an  ihre  Unterlage  zu  erzielen,  werden  Platten  in  Anwendung  gebracht, 
deren  Oberfläche  in  sehr  kleine  Zellen  getheilt  ist.  Fig.  l  zeigt  eine 
solche  Platte  in  natürlicher  Größe,  während  Fig.  2,  3  und  4  sie  in  bedeutend 
vergrössertem  Maassstabe  darstellen.  Wie  aus  diesen  Figuren  ersichtlich, 
durchdringen  die  Zellen  die  Platte  nicht  so,  dass  Durchlochungen  ent- 
stehen. Das  auf  Kosten  der  Bleiplatte  gebildete  Bleisuperoxyd  füllt  die  Zellen 
in   wenigen  Stunden  aus   und   haftet  vollständig  fest  an   der  Platte  an. 

4.  Da  die  Ausdehnung  von  Bleiplatten  bei  ihrer  Behandlung  durch 
einen  energischen  Strom  wenigstens  lOX  ihrer  Länge  beträgt,  ist  es  folg- 
lich nicht  möglich ,  diese  Platten  in  starre  Rahmen  einzuschliessen.  Es 
werden  daher  also,  um  die  stattfindende  Ausdehnung  nicht  zu  behindern, 
die  Bleiplatten  an  einer  Stange  mit  zweimal  rechtwinklig  abgebogenen  Enden 
aufgehängt,  wie  das  Fig.  5,  6  und  7  zeigen.  Diese  Anordnung  gestattet  ein 
unbehindertes  Ausdehnen  der  Bleiplatten  nach  unten  in  den  Batteriekasten 
hinein.  Die  die  Bleiplatten  tragenden  Stangen  tauchen  dabei  in  der  leitenden 
Flüssigkeit   unter. 


579 


5-    Um   zu   vermeiden,   dass    beim  Zusammendrängen   der  Bleiplatten    eine 
Behinderung  der  freien   Gascirculation   veranlasst   werde,    erhalten    dieselben, 

Fig.   8. 


wie  aus  Fig.    5,   6   und   7   ersichtlich,   schräggestellte   Wellenkrümmungen;   in 
Fig.    6   und    7    deuten    die  schrägen   Linien    die    Achsen    dieser  Krümmungen 

Fig.   9. 


an.     Werden    nun    zwei   Bleiplatten    gegeneinander    gedrückt,     so    können   sie 
sich   doch   nur  an  wenigen  Punkten  berühren. 

Fig.  8  und  9  zeigen  die  gewöhnlichste  Zusammenstellung  dieser 
Secundärbatterien.  Der  dargestellte  Batterietypus  vermag  eine  Ladung  von 
einer  Pferdekraftstunde  aufzunehmen.  Die  Batterie  besteht  aus  neun  Elek- 
troden,  vier  positiven   und   fünf  negativen,    und  ihr  Gewicht   ist   etwa  15  Kgr. 


580 


Wheatstone's  Automat. 


im  Jahre 
1870 

1875 
1880 
1885 
Jetzt 


auf  Kabeln 

50-3 

70 
150 
250 
462 


Seitdem  die  automatische  Telegraphie, 
die  vornehmlichste  Betriebsweise  der  engli- 
schen Verwaltung,  ans  den  Händen  von 
Wheatstone  und  Stroh  hervorging,  hat 
sie  sich  in  folgender  Weise  entwickelt.  Der 
Apparat  gab: 

auf  Landlinien 

"Worte  pro  Min. 

80 

100 

200 

600 
Bei  dem  grossartigen  Telegraphenverkehr 
Englands  ist  eine  andere  Betriebsweise  gar 
nicht  denkbar.  Nur  auf  automatischem  Wege 

—  also  nur  mittelst  Ersetzung  der  lang- 
samen und  unsicheren  Handarbeit  durch  die 
äusserst  schnelle  und  sichere  Maschinenarbeit 

—  ist  es  möglich,  dass  das  Londoner  Tele- 
graphen-Centralamt  an  manchem  Abende 
schon  über  1,000.000  Worte  abtelegraphirt  hat. 

Die  Geschwindigkeit  von  600  Worten 
in  der  Minute  oder  36.000  Worten  in  der 
Stunde  ist  eine  fast  unglaubliche  Leistung. 
Sie  gilt  allendings  nur  für  Kupferdraht- 
leitungen von  mittlerer  Länge;  für  grössere 
Leitungen  müssen  Translatoren  (Uebertra- 
gnngs-Apparate)  verwendet  werden,  wovon 
im  vereinigten  Königreiche  loi  in  Verwen- 
dung stehen,  in  mancher  Leitung  sogar  zwei. 


Wenn  wir  mit  der  angegebenen  Leistung 
von  600  Worten  pro  Minute  die  Leistung 
anderer  Apparatsysteme,  welche  allgemein  im 
Gebrauche  sind,  vergleichen  und  dabei  spedell 
auf  die  englische  Sprache  Rücksicht  nehmen, 
so  finden  wir  25  Worte  für  den  Typendrnck- 
apparat  von  Hughes  und  12  Worte  für 
den  Apparat  von  Morse.  Man  kann  den 
automatischen  Apparat  von  Wheatstone 
mit  Fug  und  Recht  als  eine  Weiterbildung 
des  Morse'schen  Apparates  ansehen,  dessen 
Leistung  also  verfünfzigfacht  worden  ist. 

Die  Kupferdrahtleitungen  spielen  dabei 
eine  wesentliche  Rolle  und  kommen  in  der 
Telegraphie  wieder  zu  Ehren ;  sie  sind  auch 
unerlässlich  für  die  Telephonie, 

Nachdem  das  Kupfer  auch  in  der  Tele- 
phonie eine  wichtige  Rolle  spielt,  so  wäre 
es  aus  volkswirthschaftlichen  Gründen  sehr 
angezeigt,  mit  der  nnerlässlichen  Beseitigung 
der  Eisendrahtleitungen  rascVi  vorzugehen. 

Bei  der  Entwicklung  der  automatischen 
Telegraphie  in  England  waren  die  Techniker 
immer  den  Verkehrs-Bedürfnissen  voraus. 
Man  kann  daher  mit  Recht  behaupten,  dass 
die  vollkommenen  Einrichtungen  erst  den 
riesigen  Telegraphenverkehr  geschaffen  und 
dadurch  befruchtend  auf  das  ganze  Geschäfts- 
leben Englands  gewirkt  haben. 


CORRESPONDENZ, 


Prag,   am  10.    November  1887. 

Geehrte  Redadion  ! 

Mit  Bezugnahme  auf  die  im  November- 
he/t  l.  J,,  S.  352  enthaltene  Correspondenz 
sehe  ich  mich  veranlasst,  zu  erklären,  dass 
der  in  der  erwähnten  Correspondenz  ange- 
gebene Nachtheil  jener  Füllungsmethode  von 
galvanischen  Elemementen,  bei  der  auf  die 
Ku/pfervitnollcrystalle  zuerst  die  alte  Zink- 
lösung und  dann  Wasser  gegossen  wird,  bei 
einigen  hundert  von  mir  in  dieser  Weise 
persönlich  oder  unter  meiner  Aufsicht  ge- 
füllten Elementen  nicht  eingetreten  ist. 


Ich  hielt  es  für  überflüssig,  diesen 
Umstand  in  meinem  Artikel  spedell  hervor- 
zuheben, da  ich  als  bekannt  voraussetzte, 
es  sei  das  Zusammenbacken  der  Kupfer- 
vitriolkrystalle  in  eine  schwer  lösliche  Masse 
nicht  der  Füllungsmethode,  sondeim  der 
chemischen  Beschaffenheit  des  verwendeten 
Bafterienmaterials,  namentlich  des  Wassers 
zuzuschreiben.  Weiteren  Aufschluss  über  diesen 
Gegenstand  gibt  Meiding  er  im  „Organ 
für  Fortschritte  des  Elsenbahmoesens''  vom 
' Jahre  1865,  Seite  146. 

Hochachtungsvoll 

ir.  Mixa. 


Gustav   Robert  Kirchhoff. 

Im  Elektrotechnischen  Verein  zu  Berlin  hielt  in  der  Sitzung 
vom  25.  October  der  Staatssecretär  Dr.  v.  Stephan  dem  verstorbenen 
grossen  Physiker  einen   Nachruf,   dem   wir  Folgendes   entnehmen  : 

—  —  —  »Am  12.  März  1824  in  der  Vaterstadt  Kants  geboren, 
widmete  sich  Gustav  Robert  Kirch  hoff  an  der  dortigen  Universität  physi- 
kalischen und  mathematischen  Studien.  1847  habilitirte  er  sich  in  Berlin  als 
Privatdocent  und  siedelte  1850  im  Alter  von  26  Jahren  als  ausserordent- 
licher Professor  nach  Breslau  über;  1854  folgte  er  einem  Rufe  als  ordent- 
licher Professor  der  Physik  nach  Heidelberg,  wo  er  mit  Bunsen,  Helm- 
hol t  z,  Kopp  u.  A.  die  Blüthe  der  Naturwissenschaften  begründete.  Seit 
1875   wirkte   er  in   Berlin   als   Professor   an   der   Universität  und  Mitglied   der 


581 

Akademie  der  Wissenschaften,  sowie  vieler  wissenschaftlichen  und  technischen 
Vereine,   darunter  auch   des  unserigen.* 

,Für  immer  wird,  wie  Sie  wissen,  sein  Name  verbunden  .bleiben  mit 
den  beiden  grossen  wissenschaftlichen  Entdeckungen:  der  Spectral-Analyse 
und  der  seinen  Namen  tragenden  Gesetze  der  Elektricitätslehre,  nach  denen 
sich  alle  auf  die  Theilung  des  galvanischen  Stromes  in  Zweigströme  be- 
züglichen  Fragen   lösen  lassen.* 

jüie  Spectral-Analyse  hat,  abgesehen  von  ihrer  vielseitigen  Anwendung 
bei  wissenschaftlichen  Experimenten  und  bei  technischen  Vorkommnissen,  der 
reinen  Naturforschung  und  der  Naturphilosophie  durch  die  Aufklärungen 
über  die  chemischen  Substanzen  der  Himmelskörper  einen  neuen,  weiten 
Horizont  eröffnet.* 

,Man  kann  von  dem  Spectroskop  mit  einem  classischen  Worte  sagen: 
perrupit  claustra  coeli.  Und  die  Kirchhoff'schen  Gesetze  über  die 
elektrischen  Stromverzweigungen  haben  sich  —  das  bedarf  vor  Ihnen  ja 
einer  näheren  Darlegung  nicht  —  von  ebenso  grosser  wissenschaftlicher 
Bedeutung,   wie  eminenten   praktischen   Wichtigkeit   erwiesen.* 

^Aber  auch  die  übrigen  Arbeiten  Kirchhofes  auf  dem  Gebiete  der 
Elektricität  und  der  Optik,  ferner  über  die  Elasticität,  die  Ausdehnungs- 
fähigkeit und  andere  physikalische  Eigenschaften  der  Körper,  über  die 
Spannung  der  Wasserdämpfe  u.  s.  w.  trugen  den  Stempel  seines  bahn- 
brechenden Genius ;  und  gleichwie  nach  einem  bekannten  Satze  der  Optik 
das  Licht  sich  von  einem  leuchtenden  Punkte  gleichmässig  nach  allen  Seiten 
hin  fortpflanzt,  so  verbreiteten  die  Aetherschwingungen  seines  Geistes 
Klarheit  über  verschiedene  Gebiete  der  Naturforschung.  Seine  Fachgenossen 
rühmten  an  ihm  besonders  die  Exactheit  im  Experiment  und  die  mathe- 
matische Schärfe.  Er  war  zugleich  ein  ausgezeichneter  Universitätslehrer, 
und  seine  Vorlesungen  übten  auf  die  Studierenden  eine  ausserordentliche 
Anziehungskraft  aus.  Viele  unserer  tüchtigsten  Physiker  sind  aus  seiner 
Schule   hervorgegangen.*^ 

j^Sein  liebenswürdiges  Wesen  kann  ich  aus  dem  geselligen  Leben  der 
Reichshauptstadt,  wo  ich  öfter  mit  dem  verehrten  Manne  in  Berührung 
kam,  nicht  besser  schildern,  als  mit  den  treffenden  Worten  des  Nachrufs, 
welchen  ihm  vor  einigen  Tagen  eines  der  ersten  Blätter  der  Residenz 
widmete:  ^^,Aber  auch  durch  seine  Persönlichkeit  wurde  Kirchhofes  aka- 
demische Wirksamkeit  auf's  vortheilhafteste  unterstützt.  Eine  künstlerisch 
angelegte,  vielseitig  gebildete  Natur,  von  gewinnender  Liebenswürdigkeit, 
Feinheit  und  Anspruchslosigkeit  im  Verkehr,  war  er  zugleich  das  Muster 
eines  vornehmen,  in  der  Forschung  befriedigten,  uneigennützig  auf  die  Sache 
gerichteten    Gelehrten**. 

j^Sein  Körper  war  zart  gebaut.  Aber  es  wohnte  in  demselben  ein 
titanischer  Geist,  dessen  Drang  es  war,  an  den  Gerüsten  zu  bauen  zum  Er- 
klimmmen  des  Alls.  Wenn  der  classische  Dichter  der  Römer  sagt :  N  i  1 
mortalibus  arduum  est:  coelum  ipsum  petimus!  was  ihm  noch 
eine  Thorheit  schien,  so  könnten  wir  in  Wahrheit  diesen  Ausspruch  als 
Inschrift  auf  das  Spectroskop  setzen.  Dankbar  wird  das  deutsche  Vater- 
land, wird  die  ganze  wissenschaftliche  Welt  das  Andenken  dieses  edlen 
Forschers   ehren   in   alle  Zeit.   Sanft  ruhe   seine   Asche!*    —  — 


Gustav  Theodor  Rechner  -j-. 

Nach  kurzem  Krankenlager  ist  am  19.  November  d.  J.  in  Leipzig  der 
Prof.  Gustav  Theodor  Fechner,  Dr.  med.  et  phil.,  gestorben.  Er  war 
geboren  am  19.  April  1801  zu  Gross-Särchen  in  der  Niederlausitz,  studirte 
in   Leipzig   erst   Medicin,     dann     besonders    Naturwissenschaften    und     wurde 


582 


1834  daselbst  Professor  der  Physik.  Schon  vorher  hatte  er  sich  auf  dem 
Gebiete  der  Elektricitätslehie  vortheilhaft  bekannt  gemacht,  namentlich 
durch  sein  1829  erschienenes  Lehrbuch  des  Galvanismus  und  der  Elektro- 
chemie. Vielfach  und  jahrelang  ist  er  in  seinen  naturwissenschaftlichen 
Forschungen  durch  Augenleiden  gestört  und  unterbrochen  worden,  und  dies 
scheint  ein  Grund  mitgewesen  zu  sein,  dass  er  sich  von  der  Physik  und 
Chemie  mehr  der  Philosophie  und  Psychophysik  (Elemente  der  Psycho- 
physik,  zwei  Bände,  Leipzig  1860)  zuwandte;  aber  auch  als  Aesthetiker 
und  Dichter  (Gedichte,  Leipzig,  1841)  ist  er  nicht  unbedeutend  gewesen. 
Seine  vortrefflichen  humoristischen  Schriften  erschienen  unter  dem  Pseu- 
donym Dr.  Mises. 

Auf  telegraphischem  Gebiete  hat  er  sich  ein  grosses  Verdienst  da- 
durch erworben,  dass  er  zuerst  darauf  hingewiesen  hat,  dass  für  die  elek- 
trische Telegraphie  ebenfalls  die  Ohm'schen  Gesetze  —  um  deren  Ver- 
breitung sich   Rechner  überhaupt  sehr  bemüht    hat  —  gelten  müssen. 

Man  hat  ihm  auch  die  Erfindung  der  Benützung  dei  Erde  als  Rückleiter 
zuschreiben  zu  sollen  geglaubt.  Er  hat  aber  diese  Ehre,  als  ihm  nicht  ge- 
bührend, in  einem  Briefe  an  Prof.  Dr.  Zetzsche  (vergl.  dessen  Handbuch 
der  Telegraphie,  Bd.  I,  pag.  19  und  63)  vom  19.  Februar  1872  ab- 
gelehnt, sodass  demnach  K.  A.  Steinheil  als  Entdecker  dieser  werthvoUen 
Vereinfachung  der  Leitung  für  elektrische  Telegraphen  anzusehen  ist.  Wohl 
aber  hat  Fechner  schon  1829  die  Grösse  des  Leitungsvermögens  der 
Erde  als   eine   Folge  des   Ohm'schen  Gesetzes   dargestellt. 

Trotz  seines  hohen  Alters  genoss  er,  der  auch  Ehrenbürger  der 
Stadt  Leipzig  war,  noch  unverändert  ein  grosses  Ansehen  und  eine  be- 
sondere Beliebtheit  an  der  Universität.  Einen  Beleg  dafür  bot  die  grosse 
Anzahl  derer,  welche  ihm  auf  seinem  Wege  zur  letzten  Ruhestätte  das 
Geleit  gaben. 


KLEINE   NACHRICHTEN, 


Beleuchtung  in  der  Hofoper.  Die  am 
8.  November  d.  J.  stattgehabte  Unterbrechung 
in  dieser  Beleuchtung  hat  zwölf  Tage  arge- 
halten. Die  bekannt  gewordenen  Gründe 
dieses  beklagenswerthen  Factums  sind  mehr 
oder  minder  richtig  in  den  Tagesjournalen 
besprochen  worden.  So  lange  eine  amtliche 
Prüfung  der  Anlage  nicht  erfolgt  ist,  kann 
auf  eine  Analyse  der  mit  dem  Versagen  der 
Kessel  in  der  Centralstation  concurrirenden 
Ursachen  des  die  Elektrotechnik  schädigenden 
Vorfalles  nicht  eingegangen  werden. 

Beleuchtung  von  Neuhaus  in  Böhmen. 
Die  Stadt  Neuhaus  in  Böhmen  soll  durch 
die  Firma  Franz  Kfi'zik  elektrische  Beleuch- 
tung erhalten ;  dieselbe  wird  durch  Bogen- 
lampen bewirkt  und  werden  die  Leitungen 
oberirdisch  geführt. 


Beleuchtung  der  Eisenbahnwagen 
in  Deutschland,  Nach  einem  jüngst  ver- 
öffentlichten Ausweise  über  die  verschiedenen 
Methoden,  welche  in  Deutschland  für  die 
Beleuchtung  der  Eisenbahnwagen  verwendet 
werden,  verallgemeinert  i-ich  die  Benützung 
des  Leuchtgases  immer  mehr  und  mehr, 
während  die  Verwendung  des  Oeles  nur  eine 
sehr  beschränkte  ist.  Der  Umstand,  dass 
mehrere  Eisenbahnverwaltungen  erst  kürzlich 


beträchtliche  Summen  für  die  Einrichtung 
der  Gasbeleuchtung  aufgewendet  haben,  ver- 
hindert die  wünschenswerthe  Einfuhrung  der 
elektrischen  Beleuchtung. 

Die  Tramway-Gesellschaft  in  Wien 
hat,  wie  wir  über  England  erfahren ,  mit 
einer  amerikanischen  Compagnie  Verbindun- 
gen angeknüpft,  um  die  elektrische  Traction  auf 
ihren  in  Wien  befindlichen  Strecken  —  soll  wohl 
heissen    auf  der  Ringstrasse  —    einzuführen. 

Preis  des  elektrischen  Lichtes  in 
Amerika.  In  New- York  bestehen  sieben  Ge- 
sellschaften für  öffentliche  elektrische  Be- 
leuchtung, durch  deren  Concurrenz  der  Preis 
des  Bogenlichtes  pro  Stunde  und  Lampe, 
welcher  früher  7  Benny  betrug,  soweit  herab- 
gedrückt wurde,  dass  er  sich  jetzt  zwischen 
den   Grenzen  von   5 — 2  Penny  bewegt. 

Elektrischer  Wagen  nach  Julien.  In 
Brüssel  wurde  kürzlich  ein  nach  dem  wohl- 
bekannten Systeme  von  Julien  hergestellter 
elektrischer  Wagen  probirt,  der  weit  grösser 
als  die  früheren  Wagen  ist  und  60  Personen 
befördern  kann.  Das  Maximum  der  Ge- 
schwindigkeit stellt  sich  auf  25  Km.  pro 
Stunde.  Dieser  Wagen  ist  für  Australien  be- 
stimmt.   


583 


Ein  elektrischer  Drache.  In  der 
New-Yorker  , Electrica!  Review*  ist  die  Mit- 
theilnng  verzeichnet,  dass  bei  einer  chinesi- 
schen Procession,  die  vor  einiger  Zeit  in  den 
Strassen  von  San  Francisco  abgehalten  wurde, 
ein  mechanischer  Drache  von  enormer 
Grösse  mitgeführt  wurde,  dessen  Kinnlade 
und  Schweif  durch  Elektricität  bewegt 
wurden. 

Strassenbahn  mit  unterirdischer  Zu- 
leitung in  Budapest.  Am  21.  d.  ist  in 
Budapest  die  in  der  Königfgasse  von  der 
Firma  Siemens  &  Halske  ausgeführte 
Strassenbahn  mit  unterirdischer  Stromzu- 
führung dem  Verkehr  übergeben  worden. 
Hoffentlich  setzt  uns  die  ausführende  Firma 
in  die  Lage,  eine  detaillirte  Beschreibung 
dieser  Anlage  bringen  zu  können. 


Elektrischer  Salonwagen.  Der  Kaiser 
von  Brasilien  lässt  für  seinen  persönlichen 
Gebrauch  einen  elektrischen  Salonwagen  an- 
fertigen, welcher  auf  den  Linien  der  in  Rio 
de  Janeiro  etablirten  Tramway-  Gesellschaft 
laufen  wird.  Der  nach  dem  Systeme  von 
Sprague  gebaute  Motor  wird  durch  Accumu- 
latoren  betrieben  werden. 


Action  gegen  eine  Kabelgesellschaft. 
Die  Handelskammern  von  Hävre,  Paris, 
Bonrdeaux,  Rheims  und  anderen  französis-chen 
Städten  haben  bei  der  französischen  Re- 
gierung gegen  die  Erneuerung  des  von  der 
grossen  Gesellschaft  The  Submarine  Tele- 
graph Company  rücksichtlich  des  französisch- 
englischen Telegraphenverkehrs  bisher  aus- 
geübten Monopols  entschiedene  Verwahrung 
eingelegt, 

Telegraphen-  und  Telephonwesen 
in  China.  Nach  einer  Meldung  der  Londoner 
, Times*  hat  die  chinesische  Regierung  die 
zwischen  Li-Hung-Chang  und  einem  ameri- 
kanischen Syndikate  abgeschlossene  Con- 
vention, betreffend  die  Herstellung  von  Tele- 
graphen- und  Telephonlinien  in  China, 
nicht  ratificirt. 

Errichtung  einer  Telephonstation  auf 
dem  St.  Bernhard.  Um  ihr  barmherziges 
Wirken  zu  erleichtern,  haben  die  Mönche  des 
auf  dem  St.  Bernhard  befindlichen  Klosters 
daselbst  eine  Telephonstation  errichtet, 
welche  nach  der  einen  Seite  mit  den  italieni- 
schen Städten  Fontine  und  St.  Remy  und 
nach  der  anderen  Seite  mit  den  schweizeri- 
schen Städten  Proz  und  St.  Pierre  in  Ver- 
bindung steht.  Diese  neue  Station  ist  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach ,  nächst  jener  auf 
dem  Sonnblick,  die  höchstgelegeue  Telephon- 
station von  Europa. 


Geplante  Telephon  -  Verbindung 
zwischen  Paris  und  London.  Wie  es 
heisst,  hat  die  französische  Regierung  einige 
technische  Beamte  nach  der  Küste  des  Canals 
La  Manche  entsendet,  um  wegen  Legung 
eines  neuen  Kabels,    welches    den  telephoni- 


schen Verkehr  zwischen  Paris  und  London 
vermitteln  soll,  die  erforderlichen  Aufnahmen 
zu  machen.  Das  Kabel  soll  von  Fortin-Herr- 
man  geliefert  werden. 


Telephonleitung  von  Paris  nach 
Brüssel.  Der  Betrieb  auf  dieser  Leitung 
nimmt  nicht  sehr  an  Lebhaftigkeit  zu;  es 
erreichen  die  Einnahmen  dermalen  den  Be- 
trag von   ungefähr   Frcs.    loo  pro  Tag. 


Das  Telephon  in  Südamerika.  Wie 
wir  in  der  englischen  Fachzeitschrift  »In- 
dustries*  lesen,  hat  sich  in  Buenos-Ayres 
eine  städtische  Telephon-Gesellschaft  ge- 
bildet, welche  die  für  2000  Theilnehmer  er- 
forderlichen Drähte  und  Apparate  bei  der 
Pariser  Societe  generale  des  T^ldphones  in 
Bestellung  gebracht  hat. 

Ankauf    eines    Telephonnetzes.    Das 

Telephonnetz  der  Compagnie  Victoria  in 
Melbourne  wurde  von  der  Regierung  um  den 
Preis  von    i    Mill.   Francs  angekauft. 


Transformatoren  für  Gleichstrom. 
Die  Herren  Je  hl  und  Rupp,  wohlbekannt 
durch  ihre  in  unserem  Blatte  beschriebene 
ingeniöse  Dynamomaschine,  werden,  wie  wir 
nächstens  ausführlich  mittheilen  wollen  — 
bald  mit  einemTransf ormator  für  Gleich- 
strom vor  die  Oeffentlichkeit  treten.  Bekannt- 
lich sind  auch  solche  Transformatoren 
durch  Pfacnkuche  in  Amerika  construirt 
worden. 

Die  Hydrolocomobile  Nossian,  welche 
wir  im  III  Jahrgang  dieser  Zeitschrift,  pag.  175, 
beschrieben  haben,  ist  nunmehr  in  der 
Grösse  von  2'5  Mtr,  Durchmesser  ausgeführt 
worden  und  steht  bei  der  Reichsbrücke  am 
linken  Donau-Ufer  in  Thätigkeit.  Die  Leistung 
dieses  Motors  bei  einer  Flussgeschwindigkeit 
von  etwa  4*5  Mtr.  beläuft  sich  auf  etwa 
4  HP.  Gegenwärtig  speist  diese  Maschine, 
welche  ausserordentlich  constructiv  durchge- 
führt erscheint,  vier  hintereinandergeschaltete 
8  Ampere -Bogenlampen  und  muss  eine 
Bremse  die  überschüssige  Leistung  vernichten. 
Zunächst  wird  ein  Versuch  gemacht  werden 
mit  der  Hydrolocomobile  Accumulatoren  zu 
laden. 

Stiftung  für  eine  elektrische  Heil- 
anstalt. Mit  einer  speciellen  Klausel  seines 
Testaments  hat  Henry  Giffard  in  Paris 
die  Summe  von  Frcs.  300.000  für  die  Er- 
richtung einer  Heilanstalt  bestimmt,  deren 
Natur  von  Dr.  Darin  bestimmt  werden 
und  deren  erster  Director  dieser  Arzt  sein 
sollte.  Diesem  Vermächtnisse  zufolge  wird 
auf  dem  Boulevard  des  Capucines  in  Paris 
ein  ^Dispensaire  Giffard*  errichtet  werden, 
dessen  Zweck  die  elektrolytische  Behandlung 
der  krebsartigen  Krankheiten  sein  soll.  Die 
neue  Anstalt  wird  binnen  kurzer  Zeit  er- 
öffnet  werden. 


584 


Die  elektrische  Kraftvertheilung  in 
Amerika  fängt  an  recht  bemerkliche  Fort- 
schritte zu  machen.  Die  E  d  i  s  o  n  -  Centralen 
in  Boston  bedienen  gegenwärtig  72  Sprague^ 
Motoren  von  05 — 15  PS.,  in  Summe  300  PS., 
in  New-York  45  Sprague-Motoren  von  zu- 
sammen 250  PS.  Die  Brush  Company  spei«en 
Baxter-Motore  in  Baltimore,  Buffalo,  Philadel- 
phia etc. 

Es  dürfte  von  Interesse  sein,  die  Preise 
der  elektrischen  Kraft  kennen  zu  lernen.  In 
Pittsburg  führt  die  Company  die  Leitung  bis 
in  das  Haus  des  Abonnenten,  während 
letztere  die  Abzweigung  und  die  innere 
Leitungseinrichtung  trägt.  Der  Monatspreis 
ist  folgender : 

Effect  des  Motor-Eigenthum 

Motors  de«  Abonnenten      der  Gesellschaft 

0-5  PS.  24  M.  40  M. 

I-O  „  40  „  60  r. 

1-5  „  60  „  106  „ 

2  „  80  „  112  „ 

3  r      100  „        160  „ 

5    y,  160  „  240  „ 

8   „      220  ,        288  „ 

10   „      240  „        320  „ 

In  Buffalo  betragen  die  Preise  pro  Monat 

für    den    täglichen  Betrieb    (ausser  Sonntag) 

von  7  Uhr  Morgens  bis  6  Uhr  Abends: 

Effect  dea 
Motors  Preis  der  Kraft    Miethe  des  Motors 

Vs  PS.  12  M.  2  M. 

V2    K  20    „  4    „ 

1  »,  32  „  4  „ 

2  „  60  „  10  „ 
4  „  104  „  20  „ 
6    «  154   r  30    „ 

8  „  204  „  40  „ 

10  „  254  „  50  „ 

12    „  304    ,.  60    „ 

In  Laramie  Wyoming  gehört  der  Motor 
dem  Abonnenten.  Der  Dienst  ist  26  Tage 
pro    Monat. 

Effect  des  Motors      Preis  pro  Stunden-        Preis 
fflr  Nähmaschinen  pferd  pro  Monat 

—  8M. 

V2  PS.          -  30  „ 

1  „           —  60  „ 

2  „           20  Pf.  104  „ 

3,  „        18  „      140  „ 
5  „  16  „      207  „ 

7'5  n  14  „  270  „ 

10   r,  12  „  3IO  „ 

15   «        10  „       390  „ 

20     „  10  „  502  „ 

40    „  10  „  1040  „ 

Man  sieht  also,  dass  dort  die 
elektrische  Kraft  wesentlich  billiger 
ist,  als  z.  B.  bei  uns  die  durch  Gas- 
motoren erzeugte.  C.  f.  E. 


Feuersgefahr.  Bei  der  Aufführung  des 
Ausstattungsstückes  ,Die  Reise  um  die  Welt 
in  80  Tagen*  löste  sich  aus  einer  im  zweiten 
Rang  angebrachten   elektrischen  Lampe, 


durch  welche  die  Bühne  erleuchtet  wurde, 
der  durch  den  elektrischen  Strom  we iss- 
glühend gew  ordene  K  ohlenstift,  fiel 
auf  das  Kleid  einer  im  Parquet  sitzenden 
Dame  und  setzte  dieses  in  Brand.  Zwei 
Herren  drückten  sofort  mit  den  Händen  die 
Flammen  aus,  so  dass  ein  weiteres  Umsich- 
greifen des  Feuers  verhütet  und  die  Dame 
selbst  nicht  beschädigt  wurde.  Von  den  Herren 
jedoch  erlitt  der  Eine  eine  leichte  Verletzung 
an  der  rechten  Hand,  während  der  Andere 
sich  ziemlich  bedeutende  Brandwunden  zuzog, 
so  dass  im  vom  Thesterarzt  ein  Verband 
angelegt  werden  mnsste.  Grössere  Störungen 
verursachte  der  sich  in  ganz  kurzer  Zeit  ab- 
spielende Vorfall  nicht ;  allein  Unwissende 
oder  Misswollende  leiteten  sofort  aus  dem- 
selben die  Gefährlichkeit  der  elektrischen 
Beleuchtung   ab. 

Die  Statue  der  Freiheit  am  Eingang 
des  Hafens  von  New-York,  bekanntlich  durch 
Mr.  Bartoldy  errichtet ,  soll  auf  dem 
höchsten  der  die  Bai  von  S.  Francisco  be- 
herrschenden Berggipfel  ein  Gegenstück  er- 
halten. Mr.  Adolf  Sutro,  ein  Millionär  und 
Bauunternehmer,  will  eine  40  engl.  Fuss 
hohe  Freiheitsgöttin  stiften,  aus  deren  Fackel 
ein  unendlich  starkes  elektrisches  Licht 
strahlen  soll,  , Unendlich  stark*  ist  stark  ! 


Das  königl.  belgische  Leopoldskreuz 

für  Verdienste    um    die    elektrische  Traction 
bat  Herr  Julien  erhalten. 


Unschädlichkeit  der  hochgespannten 
Wechselströme.  Auf  dem  Septembermeeting 
des  Chicago  electric  Club  hielt  Mr.  C.  C. 
Haskins  einen  Vortrag  über:  ^Besondere 
Eigenschaften  der  elektrischen  Ströme*.  Im 
Verlauf  des  Vortrages  kam  der  Redner  auch 
auf  die  Wechselströme  zu  sprechen  und 
drückte  seine  Zweifel  über  die  neuerlich 
hervorgehobene  Schädlichkeit  der  Wechsel- 
ströme aus.  Er  illustrirte  seine  Ansichten  und 
Bemerkungen   durch  Versuche. 


Eine  neue  Erfindung  Edison's.  In 
den  amerikanischen  Zeitungen  ist  zw  lesen, 
dass  Edison  eine  neue  Erfindung  von  der 
grössten  Wichtigkeit  gemacht  habe,  dass  er 
dieselbe  aber  wegen  der  Prioritäts-Reclama- 
tionen,  die  fast  allen  seinen  Erfindungen  auf 
dem  Fusse  gefolgt  sind,  für  den  Zeitraum 
von  sechs  Monaten  absolut  geheim  halten 
wolle. 

Das  der  Silvertown  Company  gehörende 
Dampfschiff  »International*  und  das  der 
Telegraph  Construction  and  Maintenance  Com- 
pany gehörende  Dampfschiff  ,Kangaroo* 
sind  Seitens  der  italienischen  Regierung  für 
die  Erzeugung  condensirten  Wassers  in 
Massauah  gemiethet  worden.  Dies  beweist, 
dass  die  Kabelschiffe  keine  Beschäftigung 
hnben. 


Verantwortlicher  Redacteur:  JOSEF  KAREIS.   —    Selbstverlag  des  Elektrotechnischen  Vereins. 

In  Commlssion  bei  LEHMANN  &  WENTZEL,   Buchhandlung  für  Technik  und  Kunst. 

Druck  von  R.  SPIKfi  &  Co.  ia  Wien,  V.,  Straussengasse  16. 


Zeitschrift  für  Elektrotechnik, 

Organ  des 

Elektrotechnischen  Vereins  in  Wien. 


Redacteur:   Josef  Kareis. 


V.   JAHRGANG. 
1887'. 


HEFT  XII. 

1-     IDECEJVCBER. 


INHALT: 

Vere  insnachr  ichten,  —  Abhandinngen:  Zum  Betriebe  städtischer  Telephonanlagen.  Von 
J.  Baumann.  S.  542.  —  Dynamoelektrische  Gleichstrom -Maschine  mit  Inaenpolen.  Von  W,  E.  Fein  in 
Stuttgart.  Abdruck  aus  dem  Werk:  , Fein,  Elektrische  Apparate*.  S.  545.  —  Zur  telegraphischea  Schaltuag 
auf  Gegenstrom.  Von  E.  Zetzsche.  S.  548.  —  Ueber  die  elektromotorischen  Kräfte,  welche  durch  den 
Magnetismus  in  von  einem  Wärmestrome  durchflossenen  Metallplatten  geweckt  wird.  Von  Walter  Nernst. 
(Schluss.)  S.  555.  —  Verbesserungen  in  elektrischen  Lampen  und  in  der  Art  und  Weise,  dieselben  zu 
fabriciren.  Von  Thomas  Alva  Edison.  S.  562.  —  Patent -Annullirung  des  österr.-uagar.  Privilegiams 
Alexander  Graham-Beil  vom  16.  December  1877  auf  ^Verbesserungen  in  der  Elektrotelephonie*.  S.  563. 
—  Die  Processe  gegen  die  Bell'schen  Telephon-Patente,  S,  565.  —  Zur  Frage  der  Wirkungen  des  Stromes 
auf  den  menschlichen  Körper.  Von  C.  Heim  in  Hannover.  S.  567.  —  Egger-Osnaghi'sches  System  einer 
einheitlichen  Regulirung  beliebig  vieler  Uhren  von  jeder  Construction.  S.  570.  —  Verbesserter  Elektricitäts- 
Accumulator.  Von  P.  Dujardin.  S.  577.  —  Wheatstone's  Automat.  S.  580.  —  Correspondenz, 
S.  580. —  Gustav  Robert  KirchhofF.  S.  580.  —  Gustav  Theodor  Fechner.  S.  581.  —  Kleine  Nach- 
richten S.  582. 


WIEN  1887. 

Selbstverlag    des   Elektrotechnischen  Vereins,    L,    Nibelungengasse    7 


In  Commission  bei  Lehmann  &   Wentzel,  Buchhandlung  für  Technik  und  Kunst. 

L,  Kärntnerstrasse  34. 


■■■i-rm 


I 
i 


i 


Die    NIEDERLAGE  der 

Fabrik  isolirter  Kabel  "and  Drähte 

VOQ 

GustaY  Chaudoir  &  Co.  in  Simmering 

bei  f 

OTTO   BOND  TT  IN  WIEia" 

VII.,  Neustiftgasse  66 

liefert  Leitungsmaterial  in  jeder  Isolirung  in  vorzüglichster  Ausführung,   sowie 
Blei-Kabel  System  Berthoud,  Borel  &  Co. 


d 


'«5 


E^Sl? 


ETABÜS-y  SEMENT 

■  fürElectro  '  Technik 

l  w    Eisenbahn    f  Signale 


==^«9 


L- 


'•'   Telegrafen  Telephone^    *'  ;[j^s 


1        Optisches  Institut        | 


A.  Krüss,  Hamburg 

fertigt 

Photometer 


I  zur  Messung  der  Helligkeit  i 

I  Bogen-  und  Grlühlichtlanipen.  | 
I      EinriclituDg  photometrisclier  Laboratorien.     | 


Nichtrostender   Leitungsdralit  für    oberirdische 

Teleplion-  u.  Teleiraplien-Anlapni 

elektr.  Lieht,  Kraftübertragunsr,  Kabel  u.    A. : 

B*~  Lazare  Weiller's  Patent.    -*• 

Silicium-BronzeDraht 

äusserst  leiiungsfählg,  züh  und  zufifest, 

daher  diinne,    leichte  Drähte    anwendbar    und 
dauerhaft. 


General-Verireter : 

J.  B.  Grief,  Tiidilaiibcn  Ni\  11,  Wien. 


n 


KITT    für    Treibriemen 

Ad.  Hirsch  &  Co. <^— 

— ^ Orünaii  bei  Berlin. 

Fabrik  von  wasserdichtem  Treibriemen-Kitt  für  Leder-Riemen  ohne 

Naht  und  Niete 

Zor  Fertlguog  nener  Riemen  and  zur  Reparatur  alter  und  geriiiener.  Qrotie  Ersparnits  an 
Riemen  und  Reparaturkosten  bei  besserem  Betrieb.  Leichteste,  einfachste  Anwendung.  Riemen- 
Reparatur  durch  jeden  Laien  In  30  Minuten.  Vorzüglichste  Bindekraft,  sowohl  Feuchtigkeit  als  Sauren  und 
Fetten  widerstehend  Der  „ünlon"-Kllt  Ist  nach  einstimmigem  Urthell  aller  Consumenten  unTerglelch  ich 
wirksamer  und  ökonomischer  als  sämintllche  anderen  Mittel.  Der  „Union"-Kltt  wird  bereits  über  500  Fabriken 
angewendet-  Reterenzen  und  Z-JUgnisse  auf  Wunsch.  „.,,„/  ..u»  ..      -r  «    .    n— .1,1  ♦- 

Preis  für  „Union"  Kitt,  dIckllUMHl«,  Mtreiclifertl«:  per  Kilo  In  Blechbttohse  7  Mark.  Postkiste 
enthaltend  eine  4  Kilo  Büchse  franco  in  Deutschland,  Oesterrelch-Ongarn  und  Schweiz  25  Mark.  Zo  gleichen 
Preisen  auch  in  fester  Form  mit  Anweisung  zum  Auflösen. 

Wiederverkäufer  uud  Tretbrlemen-Fabrikttuteii  erbalten  Rabatt. 


Patente  im  In-  und  Auslande! 

Elektrische    Wasj-erstands-    und   Temperaturferunielde-Zeij;er-   und  Registrir- 

a|)parate,  desgleichen  Barometertelegraphen. 

Elektiische  Universal- Wächter-Controlapparate. 

Selbstschreibende  „mechanische"  Temperatur-Registrirap parate. 

Elektrische  Normal-Uhren  mit  sicher  wirkender  Uebertraf^un^  auf  Zeigerwerke. 

Fahrcontrolapparate ,    insbesonderw    für     Feuerwehren     und    andere    elektrische 

Controlapparate  empfiehlt 

G".    BINT£R,  elektrotechnisches    Institut;  München,  Pfarrstrasse  3a/o. 
Gut»  facbkandigre  Firmen   für  Vertretung  gesacht! 


A 


y erlag-  von  Jnlius  Springer  in  Berlin  N. 


Soeben  erschien: 

Handbuch 

(ier 

Elektricität  und  des  Magnetismus. 

Für    Techniker 

bearbeitet  von 

r>r.    O.    Frölich. 

Mit  in  den  Text  geclruclden  Hohschnitfen  und  zioei  Tafeln.  —  Zweite  vermsJvie  imd  verbesserte  Auflage. 
Preis  M.  15.—  ;  g^ebd.  Mk.  16.20. 


|#  liP""  Zu  beziehen  durch  jede  Buchhandlung 


P^     |g^  Verlag  von  Julius  Springer  in  Berlin  X. 

Soeben  erschien: 

HILFSBUCH   FÜR  DIE  ELEKTROTECHNIK. 

Unter  Mitwirkung 

von 

H.  tiörz,  Dr.  F.  Ooppelsroeder,  G.  Loehbecke,   Dr.  E.  Pirani  und  M.  Seyffert 

bearbeitet  und  herausgegebeo  voq 

C.  Grawinkel,  und  Dr.  K.  Strecker, 

Kais.  Postrath  Privatdoeent    a.a    der    königl.  techn.    Hochschule 

zu  BerUn. 

36  Bogen  8*^  mit  vielen  Abbildungen.  Eleg.  geb.  Preis  M.  12. — . 
Zu  beziehen  durch  jede  Buchhandlung. 


€  Terlag  von  JULIUS  SPRIX&ER  in  Berlin  N.  # 


Vollständig  liegt  jetzt  vor: 

der 

ElektFieität  und  des  Magnetismus 

von 

B.  Mascart,  ^^.^  J.  Joabert, 

Professor  am   Conege  de  France  Professor  am  CoU6ge  Rollin. 

Antorisirte   deutsche   Uebersetzung 

VÜU 

Dr.  Lieopold  I.evy. 

In  zwei  Bänden.  —  Mit  zahlreichen  in  den  Text  gedrnc'den  Abbildungen. 

Bd.  1  Preis  M.  14.—,  geb.  M.  15.20:  Bd.  II  Preis  M.  16.-,  geb.  M.  17.20. 
Zu  beziehen  durch  jede  Buchhandlung. 


VLl 


A.  Haitleben's 

Elektro-technische  Bibliothek.' 

In  reich  illustrirten  Bänden,  geheftet  ä  1  fl.  65  kr.  =  3  Mark  =  4  Francs  =  1  R.  80  Kop.  ; 
eleg.  geb.  ä  2  fl.  20  kr  =r  4  Mark  =  5  Frcs.  35  Cts.  =  2  R.  40  Kop. 

Jeder  Band  ist  für  sich  Tollkonjinen  abgeschlossen  und  einzeln  käuflich. 
Bisher  38  Bände  ausgegeben. 

Inhalt   der    Sammlung; 

I.  Band.  Die  Constructioii  der  inagnet-xilektrisehen  und  dynamo -elektrischen 
Maschinen.  Von  Gustav  Glaser-De  Cew.  5,  Auflage,  bearbeitet  von  Dr. 
F.  Auerbach.  —  II.  Band.  Die  elektrische  Kraftübertragung  und  ihre  Anwendung 
in  der  Praxis,  mit  besonderer  Rücksiebt  auf  die  Fortleitung  und  Vertheilung  des 
elektrischen  Stromes.  Von  Eduard  Japing.  2.  Auflage.  —  III.  Band.  Das  elek- 
trische Licht.  Von  Dr.  A.  v.  Urbanitzky.  2.  Auflage.  —  IV.  Band.  Die  gal- 
vanischen Batterien,  Accumulatoren  und  Thermosäulen.  Eine  Beschreibung  der 
hydro-  und  thermo- elektrischen  Stromquellen  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  Be- 
dürfnisse der  Praxip.  Von  W.  Ph.  Hauck.  2.  Auflage.  —  V  Band.  Die  Terkehrs- 
Telegraphie,  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  Bedürfnisse  der  Praxis.  Von  J.  Sack. 

—  VI.  Band.  Telephon,  Mikrophon  und  Eadiophon,  mit  besonderer  Rücksicht  aut 
ihre  Anwendung  in  der  PrHxis.  Von  Theodor  S  eh  war  t  ze.  2.  Auflage.  —  VII.  Band. 
Die  Elektrolyse,  (xalvanoplastik  und  Reinmetallgewinnung,  mit  besonderer  Rück- 
sicht auf  ihre  Anwendung  in  der  Praxis.  Von  Eduard  Japing.  2.  Auflage.  — 
VIII.  Band.  Die  elektrischen  Mess-  und  Präeisions-Instrumente.  Ein  Leitfaden  der 
elektrischen  Messkunde.  Von  A.  Wilke.  2  Auflage.  —  IX.  Band.  Die  drrundlehren 
der  Elektricität,  mit  besonderer  Rücksicht  auf  ihre  Anwendungen  in  der  Praxis. 
Von  W.  Ph.  Hauck.  2.  Auflage.  —  X.  Band.  Elektrisches  Formelbuch  mit  einem 
Anhange,  enthaltend  die  elektrische  Terminologie  in  deutscher,  französischer  und 
englischer  Sprache.  Von  P;of.  Dr.  P.  Z  e  c  b.  —  XI.  Band.  Die  elektrischen  Be- 
leuchtungs-Anlagen, mit  besonderer  Berücksichtigung  ihrer  praktischen  Ausführung. 
Von  Dr.  A.  von  Urbanitzky.  2.  Auflage.  —  XII.  Band.  Die  elektrischen  Ein- 
richtungen der  Eisenbahnen  und  das  Signalwesen.  Von  L.  Kohlfürst.  — 
XIII.  Band.  Die  elektrischen  Uhren  und  die  Feuerwehr-Telegraphie.  Von  Dr. 
A.  Tob  1er.  —  XIV.  Band.  Die  Haus-  und  Hötel-T'felegraphie.  Von  O.  Canter.  — 
XV.  Band.  Die  Anwendung  der  Elektricität  für  militärische  Zwecke.  Von 
Dr.  Fr.  Waechter.  —  XVI.  Band.  Die  elektrischen  Leitungen  und  ihre  Anlage  für 
alle  Zwcke  der  Praxis.  Von  J.  Zacharias.  —  XVII.  Band.  Die  elektrische  Eisenbahn 
bezüglich  ihres  Baues  und  Betriebes.  Von  Josef  Krämer.  —  XVIII.  Band.  Die 
Elektro-Technik  in  der  praktischen  Heilkunde.  Von  Prof.  Dr.  Rud.  Lewandowski. 
XIX.  Band.  Die  Spannungs-Elektricität,  ihre  (xcsetze,  Wirkungen  und  technischen 
Anwendungen.  Von  Prof.  K.  "W.  Z enger.  —  XX  Band.  Die  Weltliteratur  der 
Elektricität  und  des  Magnetismus,  1860 — 1883.  Von  Gust  av  May.  —  XXI.  Band. 
Die  Motoren  der  elektrischen  Maschinen  mit  Bezug  auf  Theorie,  Construction  und 
Betrieb.  Von  Theodor  Schwartze.  —  XXII.  Band.  Die  Creneratoren  hoch- 
gespannter Elektricität.  Von  Prof.  Dr.  J.  G.  Wallentin.  —  XXIII.  Band.  Das 
Potential  und  seine  Anwendung  zur  Erklärung  elektrischer  Erscheinungen.  Von 
Dr.  O.  Tumlirz.  —  XXIV,  Band.  Die  Unterhaltung  und  Reparatur  der  elektrischen 
Leitungen.  Von  J.  Zacharias.  —  XXV.  Band.  Die  Mehrfach-Telegraphie  auf 
Einem  Drahte.  Von  A.  E.  Granfeld.  -  XXVI.  Band.  Die  Kabeltelegraphie. 
Von  Max  Jüllig.  —  XXVII.  Band.  Das  Glühlicht,  sein  Wesen  und  seine  Erfor- 
dernisse. Von  Rtienne  de  Fodor.  —  XXVIII.  Band.  Crcschichte  der  ElektricitHt, 
Von  Dr.  Gustav  Albrechi.  — XXIX.  Band.  Blitz  und  Blitzschutzvorriehtungen. 
Von  Dr.  A.  v.  Urbanitzky.  XXX.  Band.  Die  Clalvanostegie  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung derfabriksmässigen  Herstellung  von  Metallüberzügen.  Von  JosefSchasohl, 

—  XXXI.  Band.  Die  Technik  des  Fernsprechwesens.  Von  Dr.  V.  Wietlisbach. 

—  XXXII.  Band.  Die  elektro-technische  Photometrie.  Von  Dr.  Hugo  Krüss.  — 
XXXIII.  Band.  Die  Laboratorien  der  Elektro-Technik.  Von  August  Ne  umayer. 

—  XXXIV.  Band.  Elektricität  und  Magnetismus  im  Alterthume.  Von  Dr.  A.  von 
Urbanitzky.  —  XXXV.  Band.  Magnetismus  und  Hypnotismus.  Von  G.  Gessmann. 

—  XXXVI.  Band.  Die  Anwendung  der  Elektricität  bei  registrirenden  Apparaten. 
Von  Dr.  Ernst  Gerland.  —  XXXVII.  Band.  Elektricität  und  Magnetismus  als 
kosmotellurische  Kräfte.  Von  Dr.  Theodor  Höh.  —  XXXVIII.  Band.  Die  Wir- 
kungsgesetze der  (lynamo-elektrischen  Maschinen.  Von  Dr.  F.  Auerbach. 

A.  Hartleben's  Verlag  in  Wien,  I.,  Maximilianstrasse  8. 

. Bei  EitiscndunB  der  Be'räge  mit  Postanweisung  erfolgt  stets  Franco-Zuaendung. 


D 


iüerlag  ö.  S.  ^.  SJoigt  in  2ßctmai-. 


im 


^k  elektrifdjen 

elegraphen, 


bag 


iSJJDjJuräre  SarfleKung  iftrer  (Sefdöid^te,   i^rer  eincid^tung 
unb  i^rc«  Si«tne6e§,  nebft  einem  fiefonbern  Kapitel  über 

i^ttfage  »Ott  ^ans-  u.  ^euetroe^vUteQtap^tn. 

t)pn  Dr.  ^.  =öfnir0r. 

AHM  t    116    9(B16Tlb  ung  e  n. 
(Sei).  6  matt. 

iioi'iättg  in  allen  a^nrfj^ttnblungen. 


Elektriker. 

Gesucht  ein  junsjer  Mann,  welcher  mit  der 
Fabrikation  von  elektrischen  Glühlampen,  nament- 
lich aber  mit  der  Herstellung  der  Kohlefäden 
durchaus  vertraut  ist.  Gutes  Salair  wird  zu- 
gesichert und  wollen  Reflectanten,  welche  mit 
besten  Referenzan  versehen  sind,  ihre  Offerten 
tranco  an  Rudolf  Mosse,  Berlin  sub  T.  5716 
selaDsen  lassen. 


besorgt     das    I.    conces- 
sionirt»    Bureau 


Patent-Angelegenheiten 

ng.  H.  Palm  [Ikhm  &  Co.)  Wien,  l.,  Mansplatz  l 
Olli  Handelsmiuisterium  bttraut  J^^  mit  il«r  Herausgabe  des  amtliclien 
PRIVILEGIEN-   ^f     KATALOGES. 

Beilage  zum  „lUuairiiten  Patent-Blatt". 


mm&mmm 


Ausstellung:   Triest   1882,   Ehren-Diplom.  1     Ausstellung:   Odessa  1884,  Ehren-Diplom, 

Jusbtellung  :   Turin  1884,   Goldene  Medaille.  \     Ausstellung  :  Antwerpen  1885,  Eliren- Diplom. 

Ausitelluna  :  Budapest  18S5,  Ehren- Diplom. 


GANZ  &  CO- 


Eisengiesserei  und  Maschinenfabriks-Actieu-Gesellscliaft  BUDAPEST  und  LEOßERSDORF  bei  Wien 

efert  elektrische  Beleuchtungsanlagen  mit  Bogen-  und  Grlühlampen,  elektrische  Krafttransmissiüneu,  empfiehlt  sich 
ur  Ausführung  von  Glühlichtanlagen  selbst  bei  grossen  Distanzen  zwischen  den  zu  beleuchtenden  Objecten  und  dem  zur 
'erfügung  stehenden  Motor,  vermittelst  des  bestens  bewährten  Fernleitungs-Systems  Z  i  p  e  rno  w  s  ky-D  e  r  i-B  1  ä  t  h  y. 
Mehr  als  300  Installationen  mit  bestem  Erfolg  im  Betriebe  ;  darunter  35  Centralstationen  mit  Fernleitung 
nd  zwar  in  Budapest  (temp.),  Antwerpen  (temp.),  London  (temp.),  Ehrenfeld,  Luzern,  Berlin,  llom,  Mailand,  Turin, 
■erona  (Spanien),  Zürich,  Bafjni  di  Lucca,  Treviso,  Montevideo  ('oüdamerika),  Assunetion  (Südamerika),  JTew-York, 
idessa,  Berchem,  Terni,  S.  Paolo  (Brasilien),  Valladolid  (Spanien). 

AUSLÄNDISCHE  CONCESSIONÄRE : 

•alienische  Edison-Gesellschaft  für  Italien. 

ompagnie  Continentale  Edison  Paris  \^ 

oc.  en  Particip.  ponr  les  Applie.  Industr.  de  l'Electrieitö  Lyon,  Südost-Departements    / 

erliner  Maiehinenbau-Actien-Gesellschaft  vorm.  L.  Schwartzkjpflf  in  Berlin  und  |^ 

Helios",  Actien-Gesellschaft  für  elektrisches  Licht,  Telegraphenbau  In  Ehrenfeld,  Cöln    / 

lanas,    Flaquer    &    Co.,  Gerona    für    Spanien, 

.merikanische    Edison-Gesellschaft,  Nflw-York  für  Nordamerika. 

uia  Podestä,  Luis  Topolansky,  Montevideo  für  die  La  Plata-Staaten. 


für  Frankreich 


für  Deutschland. 


•ranz  &■  Co.,  General-Repräsentanz,  Wien,  IX, 
Janz  A  Co.,  Filiale  Batibcr. 
«anz  A.  Co.,  Deposito  Milano. 


FILIALEN 

,  Wasagasse  31.     I 


Ganz  &  Co.,  Repräsentanz  Belgrad. 
Cianz  &  Co.,  Agentie  Bombay. 
4]ianz  &  Co.,  Agentie  Melbourne. 


tJCK>o-'rtvt-inrtnnnrt'^-t'%'K>etctrion^Tan/i!J!7artfnn-irii%-iaaaaar>iririari-aa!jö3!>-i'in^ 


J.  Berliner^  Hannover. 

Fabrikation   sämmtliclier  Apparate  für  Herstellung  von 
NEU!  Telephon- Anlagen.  ^  ^  U  ! 


JBerliner's 


Universal  -  Transiinitter. 

Adoptirt  von  der  k..  k.  österr.  Post-  und  Telegraphen-Direction. 

Anerkannt   sämmtlichen  heute  existirenden  Mikrophonen  bei  weitem  überlegen. 

Prospect  und  Referenzen  zur  Verfügung. 


^aaQijaQaaaQi>a>jjrjjr3aaaaaaaa<waQiaaaQ<W3aaa3r>aaac^ 


a^.'»^'»  W^><t^»  W»  ^»■'M^ai  '0!»  Wi-V^'i*^^  W»  I  #»  \  mi.  'f&iA;iefimit-.'iis^,<0A'^i<^.'^»/0$i.:m-*  ''a^;^^ 


7  Aiiszeiclimiiigen, 


Franz  Tobisch,  Wien 


1  Aiiszeicliniingen. 


VII.,  Schottenfeldg^asse  60. 

Erste    österreichisch-ungarische    Fabrik 

isolirter   Kabel   und   Drähte 

mit  patentirten  Isolirungen 

für  elektrische  Iiichtleitangen  für  Haastelegraphenleitungen 

„  „  KraftUbertragrang  „    Telephonleitangren. 

Depot   von    Weiller's    Silic.  -  Bronzedraht. 


'1^>*^/^^»v^.»^>1tWt^'»W»W»)i^'^^^ 


^^. 


F.  A.  LANGE 

AA/'IEN,    VII.,    AVESTB  AHNSTRASSE    5 

offerirt  billigst: 

Argentan  (Neusilber),  Nickelin,  Alpacca,  Packfong,  Messingblech  und  Draht. 
Feinstes  Druckkupfer.  D  Kupfer,  Löthkolben. 

Speclalität: 
Eleklrolytischer  Kupferdraht  von  höchster  Leituug'sfähigkeit  in  langen  Adern  und 

genau  gezogen. 
KupfeTdraht  und  Seile  für  Blitzableiter,  Blitzableiterspitzen.  "^ 


Zu  verkaiifeii> 

DYNAMO-MASCHINEN. 

In  Folge  Vergrösserung   von   Anlagen  ist   folgendes,  gebrauchtes  in  vorzüglicliem  Zu- 
stande sich  befindendes  Material  zu  sehr  billigen  Preisen  abzulassen. 
3  Gramme-Dynamos  ä  20  Amperes  und  500  Volts. 
2  Gramme-Dynamos  h  45  Amperes  und  110  Volts  (70  Glühlampen). 

1  Gramme-Dynamo     ä  70  Amperes  iind  110  Volts  (110  Glühlampen). 

2  Gramme-Dynamos  ä  12  Amperes  und  175  Volts, 

1  Gramme-Dynamo     ä  25  Amperes  und  110  Volts  (40  Glühlampen). 
6  Gramme-Bogenlampen  für  achtstündige  Brenndauer. 

SämmtUche  Maschinen  können  hei  uns  im  Betrieb  besichtigt  irerden. 

Brückner,  Ross  &  Consorten 

Baumgasse  5,  Wien. 

llllllllllll'llMIlllllMlilliPBillMrMilllllillEI  Ullilill  M'Wlliglllliill'MlIfflBilllMIlEliillllülMlllWIll 

Ersatz  für  DampfmascMnen, 

Keine   Kesselanlage,    keine   Rauchbelästigung,    keine    Wartung,    ge- 
fahrlos, geräuschlos,  bekannt  niedere  Betriebskosten. 

OTTO'^  NEUER  GASMOTOR 

stehend  und  liegend 

für    elektrische    Glühlampen    auch   zweicylinderig. 

Vs  bis  lOO  Fferdekralt. 


Fabrik  LANGEN  &  WOLF, 


^^'^N,  X.,  Laxenbiirgerstrasse  53 


■lEiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiDiiiiiniM  iniiiiiiiii  iiini[iii[i!ii[iiiiiii]iiQ[iiiii[iiiiniiiEiiB(uii]t  ^Mi 

UUVCS  VO.N  J«.  Sl'IK»  at  Co.  IN   WlBM. 


6IK80536I 


M  1  T.  LIBRARY 
TMS  b:okisdueonthe  last  date 


stamped  below 


L26-10M-8J"'y  "'''•' 


MASSACHUSETTS  INSTITUTE  OF  TECHNOLOGY 


RuLE  Adopted  by  tue  Library  Committee  May  17.  1910. 

If  any  book,  the  property  of  the  Institute,  shall  be 
lost  or  seriously  injured,  as  by  any  marks  or  writing 
made  therein,  the  person  to  whom  it  Stands  charged 
shall  replace  it  by  a  new  copy,  or  by  a  new  «et  if  it 
forms  a  part  of  a  set. 


I.  55-5000-16  Apr.'BO 


Massachusetts 
Institute  of  Technology 


VAIL  LIBRARY 


SIGN     THIS    CARD     AND     LEAVE 
IT  with  the  Assistant  in  Charge. 
NO   BOOK   shall   be   taken   from   the 
room    EXCEPT    WHEN     REGIS- 
TERED  in  this  manner. 

RETURN  this  book  to  the  DESK. 

Form  1,-32    10,000-S-Jan. '17