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ZEITSCHRIFT
FÜR
ELEKTROTECHNIK,
Organ des
Elektrotechnischen Vereins in Wien,
REDIGIRT
VON
JOSEF KAREIS,
K. K. OBER-INGENIEUR IM HANDELSMINISTERIUM.
V. JAHRGANG.
WIEN 1887.
Selbstverlag des Elektrotechnischen Vereins, I., Nibelungengasse 7.
In Commission bei Lehmann & Wentzel, Buchhandlung für Technik und Kunst.
L, Kärntnerstrasse 34.
ZEITSCHRIFT FÜR ELEKTROTECHNIK.
V.JAHRGANG.
Inhalts - Verzeichniss.
(Die beigesetzten Ziffern bedeuten die Seitenzahl.)
I. Vereinsnachrichten.
I, 49- 97, 145, 193, 241, 345' 3^5, 481, 537-
IL Elektricitätslehre.
a) Elektrotechnischer Unterricht.
Vom elektrotechnischen Institute 92.
Kleine Nachnchten :
— Lehranstalt für Telegraphie in Petersburg
144.
— Elektrotechnische Lehranstalt in Mailand
144.
— Die deutsche Fachschule für Blitzableiter
zu Aue 144.
— Unterricht 341,
— Verzeichniss der für 1887/88 ang^ekün-
digten elektrotechnischen Vorlesungen in
Deutschland 429.
b) Messinstrumente und Messungen.
Die Gleichung der Nebenschlussmaschine. Von
Wilhelni Peukert in Wien 2.
Ueber Berechnung elektrischer Glühlicht-
leitungen. Von Carl Hochenegg 11, 62.
Theoretische Bestimmung von Widerständen
in Mikrophon - Telephon- Anlagen. Von
Alfred Calgary in Wien 29, 127.
Ueber die Frclich'sche Theorie der Maschine
mit gemischter Wicklung. Von Carl
Zickler 52.
Die Vorherbestimmung der Charakteristik
der Dynamomaschinen. Von Gisbert
Kapp 79.
Sphärisches absolutes Elektrometer. Von G.
Lippmann 135.
Das magnetische Feld der Dynamomaschine
mit Berücksichtigung des Einflusses der
Ankerströme. Von Wilhelm Peukert in
Wien 150.
Zur Constructionstheorie der dynamo-elektri-
schen Maschine. Von Wilhelm Lahmeyer
158.
Ueber die Parallelschaltung von Dynamo-
maschinen. Von Wilhelm Peukert in
Wien 196.
Magnetodynamometer von Gerard 225.
Rheostat für ärztliche Zwecke. Von Dr. Gustav
Gaertner und Josef Leiter in Wien 226.
Ueber Messungen sehr hoher Stromstärken.
Von Hummel 311.
Messung der elektromotorischen Kraft des
elektrischen Lichtbogens. Von Victor v.
Lang 320.
Die elektromotorische Gegenkraft des Licht'
bogens. Von Charl. R. Gross und Wm.
E. Shepard 335.
Ueber die Beziehungen der elektrischen
Grössen und den Nutzeffect von Secundär-
Elementen. Von Wilh. Häberlein 363, 407.
Voltmeter und Controlapparat. Von Brückner,
Ross & Consorten 375.
Bemerkungen über Herrn Dr. Frölich's Ab-
handlung : jZur Theorie der Dynamo-
maschinen*. Von Dr. A. von Waltenhofen
385, 484.
Technische Galvanometer, Von Hartmann &
Braun 414.
Eine einfache Methode zur Vergleichung
magnetischer Felder. Von H. Luggin 420.
Ueber Oekonomie in der Schaltung galvani-
scher Elemente in Glockensignal-Linien
mit Ruhestrom, Von W. Mixa 442.
Ueber ein Schutzring-Elektrometer mit con-
tinuirlicher Ablesung. Von G. Jaumann
462,
Ueber die elektromotorischen Kräfte, welche
durch den Magnetismus in von einem
Wärmestrome durchflossenen Metallplatten
geweckt werden. Von Walther Nernst 469,
509, 555.
Kleine Nachrichten:
— Sphärisches absolutes Elektrometer 190.
— Geschossgeschwindigkeits-Messung 192,
— Was ist ein Ohm? Von Dr. Carl Klar 237.
— ■ Neues Instrument zur continuirlichen Auf-
zeichnung der Stärke und Richtung varia-
bler elektrischer Ströme. Von R. Shida
239.
— Einfachstes Spiegelgalvanometer 383.
— ■ Aperiodisches Fernrohrgalvanometer 3S3.
— Ueber photometrische Messungen von
Lichtquellen unter verschiedenen Aus-
strahlungswinkeln 533.
— Ueber eine absolute Zeiteinheit, Elektri-
sche Zeitetalons und Variations-Chrono-
skope 534.
— Elektrodynamische Stromwaage für prakti-
sche Messungen erheblicher Stromstärken
534.
?33
VI
c) Generatoren und Accumu latoren.
Erzeugung von Gleichstrom mittelst mehrerer
parallel zu schaltender Dynamomaschinen,
welche dem jeweiligen Strombedarf ent-
sprechend ein-, bezw. ausgeschaltet
werden. Von Siemens & Halske lo8.
Neues Verfahren zur Erzeugung gleichge-
richteter inducirter Ströme. Von Joh.
Carl Pürthner in Wien 117.
Der erste Transformator für gleichgerichtete
Ströme 124.
Vielpolige Dynamomaschine. Von Ganz &
Cie. in Budapest 155-
Inductions- und Schaltungsregeln für magneto-
elektrische Maschinen. Von Dr. A. v.
Waltenhofen 263.
Ueber die Accumulatoren von Schenek &
Farbaky. Von Ingenieur Kolbe 289.
Bericht über einen neuen Accumulator von
Farbaky & Schenek in Schemnitz, Von
Dr. A. v. Waltenhofen in Wien 306.
Ueber die Erklärung des Waltenhofen'schen
Phänomens der anomalen Magnetisirung.
Von Wilhelm Peukert 311,
Ueber unipolare Induction. Von Fr. Exner und
P. Czermak 336.
Die Faraday'sche Scheiben-Dynamomaschine
von Jehl & Rupp 393.
Die pyromagnetische Maschine von Edison
447.
Ueber Edison's pyromagnetische Maschine.
Von J. Popper 451.
Ueber eine durch Stromvibrationen der
Dynamomaschinen bewirkte Erscheinung.
Von Dr. A. v. Waltenhofen 476.
Die Faraday'sche Scheiben-Dynamomaschine
von Jehl & Rupp 503.
Dynamoelektrische Gleichstrom-Maschine mit
Innenpolen. Von W. E. Fein in Stutt-
gart 545.
Verbesserter ElektricitätsAccumulator. Von
P. Dujardin 577.
Kleine Nachrichten:
— Vielpolige Dynamo 140.
— Transformatoren-Anlage in Bordeaux 339.
— Dynamo von Maiche 339.
— Neue Dynamos 339.
— Eih neues Verfahren zur Erzeugung der
Elektricität 342.
— Transformatoren für Gleichstrom 583.
fJC) Galvanische Elemente und
Batterien.
Lithanode 136.
Ueber die Schaltung galvanischer Elemente.
Von M. Jüllig 167, 427.
Ueber die Schaltung galvanischer Elemente.
Von Dr. Alois Handl 346.
Die galvanische Kette. Von Dr. James Moser
433-
Ueber Oekonomie in der Schaltung galvani-
scher Elemente in Glockensignal-Linien
mit Ruhestrom. Von W. Mixa 442.
Ueber eine neue Construction eines Daniell-
Normalelementes und die Herstellung von
Spannungsetaions. Von Josef Popper 498.
Kleine Nachrichten:
— Kendall's Thermoelement 304.
— Daniell'sche Trockenelemente in Taschen-
format 383.
— Galvanisches Element. Von W. Borchers
3^3-
— Guerin's Verfahren zur Gelatinirung der
erregenden Flüssigkeiten in galvanischen
Elementen 383.
— Neue chemische Elemente 430.
— Eisenmann's galvanisches Element mit
Wolframsäure 534.
— Bereitung der Flüssigkeit für Bunsen's
Chromsäurebatterie 534.
— Ein neues Kohlenelement 536.
e) Elektromagnetismus.
Kleine Nachrichten:
— Bemerkung über elektromagnetische Stimm-
gabeln 192.
/) Atmosphärische Elektricität.
Zur Blitzableiterfrage. Von Grawinkel 36.
Kleine Nachrichten:
— Wirkung der Elektricität auf eisenhaltiges
Terrain. 47.
— Anschluss des Blitzableiters an Metall-
massen 342,
— Gewitter und Telephonverkehr 428.
g) Erdmagnetismus.
Ueber die elektromotorische Differenz und
die Polarisation der Erdplatten. Von Dr.
P. A. Müller 89.
in. Leitungsmateriale.
Neuerungen in dem Verfahren zur Herstel-
lung isolirter Leitungen. Von Siemens &
Halske 326.
Neue Art elektrischer Leitungen oder Kabel,
Von Louis Adolphe Fortin -Herrmann.
337.
Zur Herstellung von elektrischen Leitungs-
anlagen 515.
Kleine Nachrichten :
— Ein neues Kabel 47,
— Unterseeisches Kabel : Tunis, Bizerta,
Marseille 340.
— Weltkabelnetz 343.
— Internationale Conferenz zum Schutze der
submarinen Kabelleitungen 383.
— Kabellegung in Italien 479.
— Unterirdisches Leitungssystem 479.
— Neuartige Isolationsmasse 480.
— Kabel Gibraltar-Tanger 535.
— Kabel Gibraltar-Malta-Zante 535.
IV. Telegraphie, Telephonie
und Signalwesen.
a) Telegraphie.
Ueber das Telegraphiren mit Wechselströmen.
Vom Telegraphen Inspector Gattino in
Bari iio.
Edison's Phonoplex (Hörtelegraph) 122.
vn
Elektroautomatischer Zeichensender. Von
Johann Starcevic l8o.
Telegraphie ohne Drahtleitung. Von Joh.
Carl Pürthner in Wien 183, 233.
Relais-Bussole 215.
Der telegraphische Betrieb auf den unter-
irdischen Telegraphenleitungen. Von J.
Sack 280.
Telegraphentaster für die amerikanische Ruhe-
stromschaltung. Von Ladislav Fiedler 295.
Telegraphische Verbindung der Inseln des
Königreiches Italien 333.
Typendruck-Telegraphensystem von Munier.
Von Paul Samuel 352.
Zur telegraphischen Schaltung auf Gegen-
strom. Von E, Zetsche 548.
Wheatstone's Automat 580.
Kleine NachricJiten :
— Telegraphie ohne Drahtleitung 141.
— Die Telegraphenstation auf dem Sonn-
blick 141.
— Die Stenotelegraphie 141.
— Der Etat der französischen Post- und
Telegraphen Verwaltung 187.
— Seetelegraphie 304.
— Dr. Taussig's Feuertelegraph und Sicher-
heitstelegraph 340,
— Die Zahl der chinesischen Telegraphen-
ämter 340.
— Conservirung von Telegraphensäulen 340.
— Oesterreichisch - ungarisches Post- und
Telegraphen-Uebereinkommen 382.
— Telegraph zwischen England und Indien
428.
— Benützung von Elektricitätswerken zum
Betrieb von Telegraphenlinien 430.
— Mexikanisches Telegraph enwesen 479.
— Submarine Telegraphie 479.
— Telegraphenbauanstalt von Siemens &
Halske 479.
— Neues System der Duplex - Telegraphie
535.
— Die längste oberirdische Telegraphen-
leitung 535.
— Telegraphen- und Telephonwesen in
China 583.
b) T eleph onie.
Theoretische Bestimmung von Widerständen
in Mikrophon - Telephon - Anlagen. Von
Alfred Calgary in Wien 29.
Die Fernsprech - Verbindungsanlagen Berlin-
Hannover und Berlin-Magdeburg, bezw.
Magdeburg - Braunschweig - Hildesheim-
Hannover 134.
Nippoldt's Telephonbrücke, ein neuer Apparat
zur Untersuchung von Blitzableitern. Von
Hartmann & Braun 314.
Phonelektrograph oder Apparat zur Ver-
hütung von Induction bei der Ueber-
tragung telephonischer und telegraphi-
scher Mittheilungen. Von Leon Keiner.
327.
Berliner's Universal-Transmitter 435.
Der Nutzen der Telephonleitungen als Blitz-
ableiter 474,
Ueber die Mitbenützung des Telephons in
Haustelegraphenleitungen 492.
Zum Betrieb städtischer Telephonanlagen.
Von J. Baumann 542.
Patent-AnnuUirung des österr.-ungar. Privi-
legiums Alexander Graham -Bell vom
16. December 1877 auf , Verbesserungen
in der Elektrotelephonie* 563.
Kleine Nachrichten :
— Telephon Augsburg-München 47.
— Telephon Bamberg-Nürnberg-Fürth 47,
— Telephonverbindung Paris-Brüssel 47, 142.
— Telephonverbindnng Stettin-Berlin 47.
— Telephonverkehr Brünn-Wien 95,
— Telephone für Wetterbeobachtungen 95.
— Vom Niederrhein-Westphäl. Fernsprech-
netz 96.
— Fernsprechnetz Kalk 96,
— Die telephonische Verbindung mit der
Beobachtungsstation unter dem Goldberg-
Gletscher 141.
— Telephonischer Hypnotismus 142.
— - Reichsfernsprechanlage Minden 142.
— Telephonanlage Augsburg 142.
— Private Telephonleitung über die deutsch -
österreichische Grenze 143.
— Geschichtliches von der Telephonie 190.
— Telephonpatentstreit in England 191.
— Die Indianer und das Telephon 239.
— Telephon Brüssel-Paris 304.
— Edison's Telephonie durch das Meer 340.
— Telephon zwischen Hävre und Anvers
341.
— Ein neues Telephon 341.
— Internationales Telephonnetz 344.
— Provisorischer StaatsLelephon-Tarif 382.
— Die interurbane Telephonie in Frankreich
382.
— Das Telephon in Spanien 383.
— Gewitter und Telephon verkehr 428.
— Das Stimmen zweier Instrumente mittelst
Telephon 429,
— Telephonie in Rumänien 429.
— Telephon Verbindung zwischen Gemeinde-
mitgliedern 429.
— Telephonverbindungen in New-York429.
— Das Telephon und das Chinesische 429.
— Telephonabonnenten in Russland 431.
— Das Telephon und die Sterblichkeit 480.
— Multiplex-Telephonie 480.
— Telephonverbindung Brighton-Lewes 535.
— Errichtung einer Telephonstation auf dem
St. Bernhard 583.
— Geplante Telephonverbindung zwischen
Paris und London 583.
— Telephonleitung von Paris nach Brüssel
583.
— Das Telephon in Südamerika 583.
— Ankauf eines Telephonnetzes 583.
V. Elektrische Uhren.
Elektrische Viertel- und Stunden-Repetiruhr.
Von Wenzel Müller in Wien 182.
Egger-Osnaghi'sches System einer einheit-
lichen Regulirung Iseliebig vieler Uhren
von jeder Construction 570.
vin
VI. Elektrische Kraftübertra-
gung.
Elektrische KraftübertragtiDg in Solothurn
(Schweiz) 184.
Kh in e Nachr ichten :
— Elektrische Kraftübertragung 96.
— Der Rheinfall bei Schaffhausen als Kraft-
quelle für die Gewerbethätigkeit 190.
— Kraftübertragung in Steyr 304.
VII. Elektrische Beleuchtung.
Sicherheitsvorkehrung bei elektrischen Be-
leuchtungen, Von Josef Voget 39, 125.
Fortschritte in der elektrischen Beleuchtung
mit Glühlampen, , System Bernstein* 106.
Das Stahlwerk in Terni und die Anlage zur
elektrischen Beleuchtung desselben 128.
Elektrische Beleuchtung von Leuchtthürmen
137-
Die elektrische Beleuchtung der Grossen Oper
in Paris. Von Etienne de Fodor 175, 228.
Elektrische Beleuchtung des Hafens von Triest
179.
Elektrisches Licht zur Beleuchtung des Aussen-
feides. (Aus dem ,Engineer*) 330.
Der Suez-Canal und die elektrische Beleuch-
tung 334.
Die elektrische Beleuchtung der Eisenbahn-
Züge 423.
Verbesserungen in elektrischen Lampen und
in der Art und Weise dieselben zu
fabriciren. Von Thomas Alva Edison 562.
Kleine Nachrichten :
— Centralstation für elektrische Beleuchtung
in Wien 45.
— Das elektrische Licht und die Ausstel-
lungen 45.
— Elektrische Beleuchtung beim Malen 46.
— Elektrische Beleuchtung in Bamberg 46.
— Elektrische Beleuchtung der Irrenanstalt
Kortau 46,
— Elektrische Beleuchtung in Paris 46.
— Elektrische Beleuchtung in Brüssel 46.
— Tragbare elektrische Lampe 47.
— Elektrische Beleuchtung der Stadt Scheibbs
94.
— Elektrische Beleuchtung des Hafens von
Triest 94.
— Elektrische Beleuchtung des Suez-Canals
139-
— Elektrische Beleuchtung der Fürst Bis-
marck gehörigen Sägemühle 139.
— Elektrisches Licht und der Nebel 139.
— Elektricitätswerke Berlin 139.
— Elektrische Beleuchtung in Lübeck 140.
— Bezüglich der Oekonomie der Verwendung
des elektrischen Lichtes in Bergwerken
sind jüngst in den Vereinigten Staaten
einige Aufstellungen gemacht worden 140.
— Der Panama-Canal und das elektrische
Licht 140.
— Elektrische Beleuchtung von Rom 191.
— Centralstation für elektrische Beleuchtung
in Gerona (Spanien) 235.
— Elektrisches aus Tcmesvär 235.
— Elektrische Beleuchtung von Wien 235,
379-
— Einführung der elektrischen Beleuchtung
in Fiume 236.
— Elektrische Beleuchtung in Graz 236.
— Fontainen mit farbiger, elektrischer Be-
leuchtung 236.
— Elektrische Beleuchtung von Elberfeld 236.
— Elektrische Beleuchtung der neuen Hafen-
anstalten von Mainz 236.
— Ueber elektrische Bogenlampen 236.
— Die Herstellung von elektrischen Beleuch-
tungskohlen 237.
— Elektrische Suchlichter für Festungsplätze
237-
— Beleuchtung der Kahlenberg-Restauration
304.
— Elektrische Beleuchtung der Domkirche
zu Chur 304'
— Elektrische Beleuchtung des Thurmschiffes
, Kronprinzessin Stephanie* 337.
— Elektrische Beleuchtung des Berliner
Opernhauses 337.
-- Elektrische Beleuchtung des Berliner
Residenztheaters 338.
— Zur Frage der elektrischen Beleuchtung
Berlins 338.
— Die elektrische Beleuchtung obligatorisch
in den Theatern und öffentlichen Ver-
gnügungslocalitäten zu Lyon 33S.
— Elektrische Bleuchtung des Stadttheaters
in St. Etienne 338.
— Elektrische Beleuchtung des Th^ätre du
Gymnase 338.
— Elektrische Beleuchtung in Frankreich
338.
— Die Schiffssignalisirung mittelst elektri-
scher Lampen 338.
— Elekirische Beleuchtung der Zeichensäle
der Ecole Polytechnique in Paris 339.
— Elektrische Centrale zu Maus in Frank-
reich 339.
— Elektrische Centrale zu Mende in Frank-
reich 339.
— Elektrische Beleuchtung von Bukarest 339.
— Elektricitätswerke in Bukarest 339.
— Elektrische Beleuchtung in Antwerpen
339.
— Elektrische Beleuchtung in Budapest 379.
— Elektrisches Licht in Gross-Kanizsa 380.
— Elektrische Beleuchtung in Topolya 380.
— Elektrische Beleuchtung von Eisenbahn-
zügen 380, 479.
— Gastein im elektrischen Lichte 381.
— Das elektrische Licht in der Schule 381.
— Das elektrische Licht in Mexiko 381.
— Das elektrische Licht in ökonomischer
Beziehung 381.
-- Die hydraulische und die elektrische
Centralstation im Hafen von Hamburg
384.
— Die elektrische Beleuchtung der k. k.
Hofoper 428.
— Beleuchtung von Omnibuswagen 428
— Elektrische Centrale in Baden bei Wien
430.
— Das elektrische Licht in Genua 478.
— Elektrische Beleuchtung in Lyon 478.
— Elektrische Schiffsbeleuchlung 478, 532.
— Die grösste elektrische Centralstation 478.
— Das elektrische Licht in der Schweiz 478.
IX
— • Elektrische Strassenbeleuchtung 478,
— Das elektrische Licht und die Spinnen
479-
— Die Linden in Berlin 479, 532.
— Die Beleuchtung des Nordostsee-Canal-
hafens 533.
— Städtische Elektricitätswerke in Hamburg
533.
— Nene Elektricitätswerke 533.
— Städtische Elektricitätswerke in Magde-
burg 533.
— Beleuchtung in der Hofoper 582.
— Beleuchtung von Neuhaus in Böhmen 582.
— Beleuchtung der Eisenbahnwagen in
Deutschland 582.
— Preis des elektrischen Lichtes in Amerika
582.
VIII. Technische Verwerthung
der Elektrolyse.
Der Betrieb der Galvanoplastik zu Zwecken
der graphischen Künste mi^ Dynamo-
maschine. Von Reg.-Rath O. Volkmer
102.
Ueber Fortschritte der Galvanoplastik 526.
Kleine Nachrichten:
— Eleklrolytische Zinkreinigung und Ge-
winnung 341,
— Verkupferung grösserer Zinkgegenstände
342.
Das Aluminium und seine Elektrometallurgie
400, 438.
IX. Sonstige Anwendungen der
Elektricität,
Elektrisches Schweissen gleicher und un-
gleicher Metallstäbe. Von Dr. Carl Klar
332.
Die Elektricität als Zugkraft 507.
Löthen auf elektrischem Wege. Von G. von
Döpp 524.
Kleine Nachrichten :
— Anwendung der elektrischen Beleuchtung
beim Malen 46.
— Elektrische Flugmaschine 48.
— Das Schweissen mittelst Elektricität 48.
— Löthen mittelst Elektricität 240.
— Elektrische Haarbürsten 240.
— Elektrische Heizung 303.
— Werkzeugmaschinen mit Elektricität 341.
— Elektrischer Rattenfang 342.
— Fernsehen mittelst Elektricität 343.
— Verwendung der Elektricität für Heil-
zwecke 343.
X. Verschiedenes.
Photographie und Elektricität, 1886. Von
Dr. James Moser in Wien 41.
Elektrische Waage. Von G. Quincke 126.
Aus den Sitzungsberichten der kaiserlichen
Akademie 130, 231, 301, 379, 423.
Unterbrechung des Telegrammverkehres mit
Grossbritannien in Folge Schneesturmes.
132.
Ueber Zeitbälle 201.
Bernstein's Um- und Abschalter für Glüh-
lampen 210.
Unterseeisches Boot 212.
Relais-Bussole 215.
Pfannkuche's Commutator zur Umwandlung
von gleichgerichteten Strömen in Wechsel-
ströme 226.
Niederösterreichische Gewerbe - Ausstellung
1888 295.
VI. Internationaler Congress für Hygiene und
Demographie zu Wien 1887 298,
Naturforscher- Versammlung 1887 335.
Elektrischer Strassenbahnbetrieb 378.
Carpentier's elektrischer Tactstock 477.
Programm der Versuchsanstalt für Elektro-
technik des Technologischen Gewerbe-
museums 477.
Objective Darstellung der wahren Gestalt
einer schwingenden Saite, Von Dr.
J. Puluj 523.
Elektrische Leitungsfähigkeit der Gase und
Dämpfe 525.
Von der hygienischen Ausstellung 527.
Zur Frage der Wirkungen des Stromes auf
den menschlichen Körper. Von C. Heim
in Hannover 567.
Kleine Nachrichten :
— Das elektrische Licht und die Aus-
stellungen 45.
— Anwendung der elektrischen Beleuchtung
beim Malen 46.
— Einfluss fremder Beimischungen auf die
Metalle 47.
— Wirkung der Elektricität auf eisenhaltiges
Terrain 47-
— Explosion durch einen Blitzschlag 47.
— Adhäsion der Riemen 47.
— Elektrische FJugmaschine 47.
— Schweissen mittelst Elektricität 48.
— Photometrische Mikroben 48.
— Vertheilung motorischer Kraft in Paris
95.
— Elektrische Locomotive von Daft 95 .
— Elektrische Eisenbahnen 96.
— Elektrische Strassenbahn, System Elieson
96.
— Woodhouse & Rawson contra Edison
96.
— Elektrische Strassenbahn in New-York
139.
— Untersuchungen über den Zusammenhang
elektrischer Ströme mit dem thierischen
Magnetismus und die Wirkung dieser
Ströme auf das magnetisirte Subject 143.
— Verkauf des amerikanischen Transfor-
matoren-Patentes 144.
— Ueber ein Instrument zur beliebigen Re-
production einer unveränderlichen Elek-
tricität.'imenge. Von M. Deprez 144.
— Elektrotechnische Versuchs - Station in
München 185.
— Elektrische Luft- Verbesserungsmaschine
191.
— Geschoss-Geschwindigkeitsmessung 192.
— Reminiscenz an den Ringtheaterbrand 192.
— Elektromagnetische Stimmgabeln 192.
— Der Untergang des Kabelschiffes .Volta*'
235.
• Cowles Aluminium-Stahl 240.
- Elektrische Haarbürsten 240.
- Brand im neuen Burgtheater in Wien
303-
■ Elektrische Heizung 303.
■ Die unterirdisch-elektrischen Bahnen in
New-York 339.
• Strassenbahnen mit Accumulatorenbetrieb
340.
• Briefkasten als selbstthätiger Briefmarken-
verkäufer 341.
Fingtechnischer Verein 341.
Gefahren durch den elektrischen Strom
341.
Gasexplosionen 341.
Elektrische Strassenbahnwagen 343.
Die Legirungen als Elektricitätsleiter 343.
■ Der Petroleummotor von S. Marcus 344.
Elektrische Eisenbahnen von Budapest
381.
Elektrische Eisenbahn von Portrush nach
Bushmills 382.
Eisenbahnausstellung in Vincennes 384.
Neuer Petroleummotor 384,
Elektrische Orgel 428.
Glimmer in Verwendung für elektrische
Zwecke 430.
Elektrische Haarbrennzange 430.
Preisaufgabe der elektrotechnischen Fach-
schule an der grossh. technischen Hoch-
schule in Darmstadt 430.
Preisausschreibung in Spanien 430.
Gerichtliche Entscheidung 431.
Der Melograph 431.
Tarif der elektrotechnischen Versuchs-
anstalt des Technologischen Gewerbe-
museums in Wien 432.
Internationaler Wettstreit für Industrie,
Wissenschaft und Kunst in Brüssel im
Jahre 1888 432.
Collectivausstellung des elektrotechnischen
Vereines anlässlich des Congresses für
Hygiene und Demographie 478.
Leman's elektromagnetische Schieber-
steuerung 479,
Pürthner's Apparat zum Gleichrichten
der Wechselströme 479.
Die deutsche physikalisch - technische
Keichsanstalt 480.
Neuartige Isolationsmasse 480.
Elektrische Ausstellung in New - York
480.
Der projectirte Canal zwischen Bordeaux
und Narbonne 532.
Elektrische Locomotive 533.
— Elektrischer Kirchenglocken-Läuteapparat
533-
— Elektrisirung von Kautschukstreifen 533.
— Elektrische Ausnutzung der Windkraft 534.
— Ueber die Magnetisirung von Gemischen
von Eisen- und Kohlenpnlver 535.
— Patentstreit Bell 536.
— Verkauf der Patente für elektrisches
Löthverfahren 536.
— Kanonen aus Aluminiumbronze 536.
— Eisenbahn-Telegraphen- und Telephon-
linien in China 536.
— Ausstellung 536.
— Elektrischer Wagen nach Julien 582.
— Ein elektrischer Drache 583,
— Strassenbahn mit unterirdischer Zuleitung
in Budapest 583.
— Elektrischer Salonwagen 583.
— Die Hydrolocomobile Nossian 583.
— Feuersgefahr 584.
— Die Statue der Freiheit 584,
— Unschädlichkeit der hochgespannten
Wechselströme 584.
— Eine neue Erfindung Edison's 584.
— Stiftung für eine elektrische Heilanstalt
583.
XI. Literatur.
— Die Laboratorien der Elektrotechnik und
deren neuere Hilfsapparate. Von August
Neumayer 43.
— Elektricität und Magnetismuss im Alter-
thum. Von Dr. Alfred v. Urbanitzky 43.
— Kalender für Elektrotechniker. Von F.
Uppenborn 92.
— Die elektrotechnische Photometrie. Von
Dr. Hugo Krüss 93.
— Der technische Telegraphendienst. Von
O. Ganter 234.
— Die Anwendung der Elektricität bei re-
gistrirenden Apparaten. Von Dr. Ernst
Gerland 235.
XII. Correspondenz.
186, 195, 261, 427, 532, 580.
XIII. Personalnachrichten.
— Prof. Dr. Zetsche 44.
— Eduard Ernest Blavier 93.
— Sir Francis Bolton 94.
— Prof. Dr. Kittler 384.
— G. R. KirchhofF 532, 580.
— G. Fechner 581.
]N"ainen-Register.
Abbe 480.
Ailhaud 280.
Alessandri 312.
Alker 130.
Amico, E. d', 44.
Ampere 433.
Anton 429.
Arlving 48,
Armington & Sims 179.
Aron, Prof. ili, 412.
Arsonval, d'. 267, 342, 567,
Auerbach, F., Dr. 346, 535.
Anlinger 409.
Ayrton 364.
Baechle 144.
Bamberg, C. 480.
Barbarino & Kilp.
Barbier, Davis 344.
Bartoli 312.
Bartoldy 584.
Baudot 141, 360.
Bauer 90.
Bauernfeind, v. 433.
Baumann, J. 542.
Beauquier 190.
Bechtold, F. 49, 172, 195,
241.
Becquerel 447, 454, 541.
Beer, Dr. 245.
Beetz 498,
Bell, Graham 304, 353, 536.
Bellani, Fratelli 136.
Benardos 332,
Bdnazet 187.
Benoit 239.
Benton, J. G. 192.
Beresford, Lord 212.
Berghausen, Georg, jun. 2.
Beringer, A. 13.
Berliner, J. 185, 435.
BerlinerMaschinenbauActien-
gesellschaft 136.
Bernardos 524.
Bernstein, A. 106, 210, 425.
Bessel 238.
Bezold 480.
Bichat, E, 467.
Bidermann, Ernst 236.
Billing, Heinrich, Edler v.
Gemmen 481.
BischofF 51.
Bizarelli 188.
Blake 437.
Blavatzky 43.
Blavier, Eduard Ernest 93.
Blondot, R. 467.
Blüthgen 194.
Blum 235.
Böhm-Raffay 4.
Boernstein 512.
Bolton, Francis 94.
Boltzmann, Prof. 132, 23 1,
301, 514, 561.
Borchers, \V. 383.
Botto, J. Dr. 553.
Bouchard 548.
Boudet 41.
Bouilhet, H. 526.
Bournes, W. 213.
Brandt 337.
Breda 128
Brejcha, M. 52.
Brigg 421.
Bright 49.
Brioschi, Prof. 144.
Brix, W., Dr. 553.
Broemel 338.
Brown-Sequard 341,
Brückner, Ross & Cons, 303,
375, 476.
Brunius 195.
Brunner v. Watten wyl 2, 147.
Brush 106, 137.
Buchkics, Joh. 380.
Budde 559.
Bunsen 438; 534, 580.
Burstyn, M. 200.
Bylandt-Rheidt, Graf, FZM.
102.
Cabanellas 124, 386.
Calgary, Alfred 29, 128.
Canter, O. 234.
Cardani 127.
Cardew 92.
Carnot 456.
Carpentier 5, 231, 388, 431,
477-
Gase, W. E. 536.
Cassagnes 141.
Castner 401.
Cauderay 554.
Chwolson 535.
Ciamond 447, 458.
Clark 471, 497.
Clausius, Dr. 150, 480.
Collingwood 212.
Compagnie electrique 338.
Compagnie Continentale Edi-
son 176.
Condict, Herbert 379.
Cooper 88.
Copley 434.
Cowles 403, 439, 536.
Cowles Electric Smelting and
Aluminium Company 240.
Coulomb 433.
Cox, H. 128.
Crompton & Cie. 88, 294.
Crookes 42.
Gross, R. Charles 335.
Czermak, P. 336.
Üaft 95.
Daniell 90, 231.
Daiin, Dr. 583.
Deckert 2.
Dehms, Dr. 553.
Deprez, M. 9, 53, 144, 267,
487.
Deprez-D'Arsonval 51.
Ddri, M. i, 49, 236.
Deutsch 49.
Deville 400, 438.
Dewez 382.
Dibdin 534.
Dietrich 390. 430, 480.
Diettrich, Prof. 426.
Dingler 456, 552.
Discher, H. 117.
Dittmar 185.
Dobrzynski, Franz, v. 52,
148, 158.
Döpp, G. V. 524.
Dolbear, Prof. 141, 566.
Donato Tommasi 480.
Dredae, James 265.
Drexler 146, iSo.
Dubois-Reymond 499
Ducomun 341.
Ducousso 195.
Dujardin 577.
Dünn, W. J. A. 235.
Dworzäk A. 195, 246
Eadon, M. 477.
Eastern Telegraph Company
235-
XII
Edelmann, M. Th. 43, 51,
186, 3S3, 409.
Eder 41.
Edison, Th. A. 122, 136,
139, 144, 196, 249, 276,
304. 337, 340, 447, 451
562, 584.
Edison-Gesellschaft 50, 136,
140.
Edi.«on-Hopkinson 213.
Edlund 322, 336.
Eger 231.
Egger, B. & Comp. 45, 94.
179, 303, 304-
Egger, B. 195, 242, 294,
381, 570.
Egger-Osnaghi 570.
Egoroff 379.
Einstein & Cie. 185.
Electric Bateiy Brush Com-
pany 240.
Electrical Power Storage Com
pany 306.
Elieson 96.
Elsasser, E. 282.
Elwell- Parker 213.
Engländer, Prof. 45.
Epstein, L. 93.
Erba, C. 144.
Esson 88.
Estienne 280.
Ettinghausen , Albert von,
Prof., Dr. 130, 231, 301,
462, 467, 511, 555.
Exner, F. 320, 336.
Exner, K. 320, 473.
Faraday 43, 337, 393, 433,
454, 503, 561.
Farmer, G. 448.
Farmer, Wallace 271.
Faure 137.
Fanre-Sellon-Volckmar 137.
Fechner, G. Th. 581
Fein, W. E. 545.
Fellinger, R., Dr. 195, 242.
Feranti 106.
Feuerlein 130.
Fiedler, Ladislav 295.
Fischer 45, 50, 98, 146, 235,
430, 4S<^-
Fitzgerald 136.
Flamache, A. 192.
Flamache, V. 192.
Fleisch!, E. v. Marxow, Prof
Dr. I, loi.
Fleming, J. A., Dr. 263.
Fodor, Etienne de 175, 228,
262.
Förster, Dr. 480.
Forbes 341.
P'ortin-IIerrmann, L. A. 377
Franzen 482, 532, 537.
Frey, Friedrich 2.
Freyberg 429.
Fribourg 142.
Frismut 406.
Frisch, G. 149, 305, 387.
Fritz, G. 147.
Frölich, O., Dr. 2, 52, 80,
149, 150, 165, 196, 385,
482, 483, 538.
Fromme 312.
Fuchs 286, 429.
Führer 281.
Fuess, R. 480.
Gaertner, Gust., Dr. 226, 481.
Gaiffe 344.
Gall 230.
Ganz & Comp. 45, 100, 135,
140, ISS, 235, 261, 303,
380.
Garke, M. E. 23s.
Gattinger, F. 2, 554.
Gattino iio.
Gaugain 90.
Gaullard & Gibbs 46, 106,
236, 339.
Gauss 467.
Geissler 184.
Gelcich, Eugen 301.
Genest 437.
Gerard 225.
Gerland, Ernst, Dr. 235.
Getz, Moritz 257.
Getz und Odendall 10 r, 246,
292, 308.
Giffard, H. 583.
Gladstone 413.
Goldschmidt, Ritter v. 2, 245,
345-
Goldstein, Eugen 42.
Goppelsroeder, F.,« Prof. 44
Gostkowski 2, 50, 98, 146,
541.
Gower-Bell 437.
Gramme 124, 184, 26s, 332,
337, 387, 546.
Granet 142, 189.
Granfeld, A. E. 2, 50.
Grashof 480.
Grath 478.
Grätzel 438.
Grawinkel 35, 36, 92.
Gray 123, 353.
Greenwood & Battley 198
Greinz, A. 149.
Grdvy 94.
Grief 515-
Grimburg, Grimus, Ritter v.
I, 49, 97, 100, 145, ^4',
257, 537.
Grimmert 281.
Grotrian, Prof. Dr. 429.
Grünebaum, M. 340.
Gülcher 339.
Hackenberg, Ferd., Dr. 563.
Ilaeberlein, Wilh. 363, 407.
Hagen, Prof. Dr. 429, 532.
Hall, H. D. 191, 233, 301,
469, 513-
Hallbauer 263.
Hailock 313.
Halhvachs 369, 407.
Halsch, F. 301.
Handl, Alois 346, 427.
Kann, Dr. 142.
Hartmano, B. iSS-
Hartmann, R. 186.
Hartmann & Braun 314, 414,
Hasenöhr], Victor 563.
Haskins, C. C. 584.
Hasler 90.
Hauffe 381.
Hefner- Alteneck 274.
Hegelmann, B. 185.
Heim, Dr. 430.
Heim, C. S^7-
Heim, Sectionsrath 382.
Heine, F. J. 2.
Helmholtz, v. 90, 423, 434,
480, 498, 580.
Helmsky, W. S2, 98, 245,
260.
Helmert 480.
Hendrikson 195.
Henlich, Gebrüder l8s.
Hensel, Rudolph 2S7.
Hermes, Dr. 338.
Hertz, Prof. Dr. 430.
Heroult 441.
Heuser, G. 2.
Hilbauer, G. 149.
Himstedt, Dr. 429.
Hipp 195.
Hirsch, Leon ^2.
Hirschmann, C. 2.
Hochenegg, Carl l, il, 62.
Holeczek, Heiarich 481.
Holthof 36.
Holtz 42, 191,
Hooke, Rob. 190.
Hopkinson 9, 53, 86, 167,
184, 249.
Hospitalier 12S.
Huber, J. L. 93, 308.
Hübel 193.
Hübl, Baron 104.
Hughes III, 353.
Hummel, G. 311, 345.
Hurion 558.
Jablochkoff 237, 265.
Jaumann, G. 301, 420, 462.
Jehl, Francis 339, 393, 481,
503, 583-
Jenks, A. G. 565.
Jenny 293.
Joas, A. 185.
Jonval 460,
Jordan, Friedr. 430.
Joubert 92.
Joule 12, 514, 559.
Jourdain 339.
Jüllig,M. 101, 14s, 148, 167,
246, 346, 427.
Julien 96, S08, 584.
Jussen, Edm. 379.
Kahn, A. 345.
Kampbell, Andrew 212.
Kapp, Gisbert 79, 159, 184,
192, 294.
Kareis i, 43, 50, loi, 146,
194, 245.
XIII
Karl^k, Job. 2.
Karsten 42.
Keiner, Leon 327.
Kemble 379.
Kern, J. U. 234.
Kerr 591.
Kessler, Ludw. 150.
Kessler, Prof. 498.
Keudall, J. A. 304.
Khotinsky, de 93, 380, 424.
Kirchhoff, G. R. 197, 434,
462, 532, 580.
Kittl, Theodor 481.
Kittler 9, 90, 159, 197,236,
380, 384, 427, 429, 498,
533-
Klar, Carl, Dr. 237, 332.
Klein, Sectionsrath 382.
Kleiner, Dr. 438.
Klose 98.
Knapp, W. 41.
Koch 48.
Kocsis, C, 195.
Köhn, Wilh. 483.
Koffler, E. 482, 540.
Kohlfürst 172, 540, 554
Kohn, M. 2, 50, 98, loi,
192, 245, 293.
Kohlransch, Friedr. 51, 171,
186, 239, 313, 316 366,
417, 430, 469, 480, 509,
558.
Kohlrausch, W., Prof. Dr.
171, 186, 257. 308, 363,
414, 417, 429.
Kolbe, J, 50, 52, 98, 100,
241, 289.
Koller, V. 382.
Kopp 580.
Kornblüh 98, 245.
Krämer 172, 194, 195, 540.
Krause 90.
Krebs, Prof. Dr. 36, 92.
Kremenezky 45.
Kremenezky, Mayer & Comp.
303, 304-
Krieg, M,, Dr. phll. 52, 391,
490.
Kflzilc 2, 94, 110, 303,304.
Krösswang, L. 187, 224, 554.
Krüss, Hugo, Dr. 93, 430,
538.
Kropp 536.
Kundt 470, 480, 513, 560.
Lacour 233, 235, 353.
Lahmeyer, Wilh. 158.
Lami 339.
Lamont 162, 433.
Landolt, Dr. 480, 512.
Landsberg, Prof. 429.
Lang, V. V. 302, 320.
Langdon-Davies 330.
Lane fox 106.
Laube 428.
Lecher, E., Dr. 302, 320, 542.
Lechner 380.
Leistler .45.
Leitenberger 144.
Leiter, Jos. 226, 542.
Leman 479.
Lenoir 527.
Leo & Comp. 185.
Lesseps 139, 141.
Lewandowski, Prof., Dr., 2,
51, 234.
Lichtenberg 339.
Lidgois, Jules 142.
Liersch, C. 186.
Lippmann, G. 42, 135, 190,
423, 467-
Lischke, Rieh. 149.
Litmann 185.
Lodge 499.
Löhr 195.
Loiseau & Leblanc 195.
Lontin 267.
Lorenz 232.
Lorentz 514.
Loschmidt 193, 379, 423.
Luggin, H. 301, 420.
Lukacs 382.
Luvini, Jean 526.
Lyon, C. E. 212.
Mach, E, Prof. 190, 301,
452, 467, 475-
Mach, Ludwig 48,
Mackley, C. Th. 52.
Märky, C. L. 2,
Maiche 330.
Maier, Jul , Dr. phil. 52,
340.
Maiss, Ed., Prof. Dr. 343.
Mangin 331.
Manfai, Eduard 257.
Marcus, S. 344, 384, 447,
452.
Maron 288.
Martin, Jos. 149.
Massmann 480.
Masson, G. 44.
Masson & Brequet 124,
Matthiessen 512.
Maudslay Sons & Held 342.
Maxwell, J, C. 302, 462.
Mayer, Baron 381.
iMayer, R. 461.
Mayer, Dr. 50.
Meidinger, Prof., Dr. 430.
Melde 523
Melloni 447.
Meisen 475-
M^ritens, de 138, 265.
Merling 200.
Messageries Maritimes 334.
Meyer 141.
Michelet 508.
Miller, v. 196, 430.
Mills, John 137.
Minotto, J. 553.
Miesler, J. 101,379,481,541.
Mises, Dr., 582.
Mixa, W. 442, 580.
Mix 437.
Mix & Genest 135.
Moc, Joh. 234.
Möhlenbruck 143.
Montecoucculi 339.
Montefiore 341.
Morse 344, 352, 535.
Moser, James, Dr. 2, 41,
51, 98, lor, 146, 193,
379, 433, 462, 482, 498.
Moser, L. 30, 42.
Müller 162.
Müller, Emil 257.
Müller, Max 234.
Müller, P. A., Dr. 89.
Müller, Wenzel 182.
Müller, Ober-Postdirections-
Secretär iii.
Müller-Pfaundler 266.
Munro 341.
Munier 353.
Naglo, Gebrüder 46.
Namslau 338.
Naze 339.
Nebel, S. B. 325.
Neef 523.
Nernst, W. 130, 233, 462,
469, 509, 555-
Neumann, Wilhelm 52.
Neumayer, August 43.
Neumeyer 480.
Niaudet Alfred 124.
Nilson 430.
Nippoldt, A., Dr. 36, 318.
Nirenstein 53.
Noback, Gustav 2.
Nobili 561,
Noe 447.
Nordenfeit 215.
Obach, Theodor 537,
Obermayer, A. v. 475.
Odendall, Anton 257.
Oerlikon 96.'
Ohm, G. S. 29, 90, 238,
433-
Oldenbourg, R. 92.
Olszewsky 332.
Orth, Ludw. 149.
Ortsberg, P. 403.
Osnaghi, Prof. 570.
Ostwald, W. 423.
Oszewski 524.
Paalzow 480.
Parson 453.
Pasteur 48.
Patterson et Cooper 88.
Pechan, J. 44.
Peereboom, Van der 142.
Pellecat 527.
Peltier 131, 447.
Pemerl 184.
Peninsular and Oriental Com-
pany 334-
Perry, John, F. R. S. 44,
3Ö4-
Pescetto 226.
P^^ukert, Wilhelm 2, 52, 93,
150, 195, 196, 301, 310,
388, 456, 477.
Peukert 305.
XIV
Pfannhanser, VV. 103, 150
Pfannkache, G. 195, 226,
243.
Pflaum, Moriz 481.
Pfungen 98.
Phönix 87.
Pichler, M. R, v. 290, 475
Pieper 178,
Pillidi 339.
Pilz, E. 2.
Pirelli & Co. 333, 479.
Planta 137, 169, 369.
Poech, Franz 52.
Poggendorf 90, 499.
Polaschek, E. 195.
Pope 195.
Popper, J. loi, 148, 167,
448, 4SI, 498.
Popp 95, 337.
Prasch, A. 194.
Preece 101, 139, 192, 235,
239.
Prott, Heinrich 149.
Pürthner, J. C, II 7, 183,
233.
Puluj, J., Dr. 522.
Putnam 194.
Quincke, G, 126, 470.
Raasche 203.
Rayleigh, Lord 192, 239,
302, 448, 456, 472, 498.
Rebiczek 456.
Reckenzaun, A. 97, 149,
289, 378, 508.
Reich, S. 195, 246.
Reichenbach, v. 414.
Reis, Philipp 565.
Repsold 480.
Reiner, Max 379, 481, 541.
Rhumkorff 95, 124, 469,
523-
Richards 406.
Righi 312, 470, 558.
Ringhoffer, Franz, Freih. v.,
98, 149.
Rittershaus, Prof. 429.
RobertsAusten, W. Chandler
47-
R'olimann 557.
Ronneburg, F., v. 552.
Ross, F. 50, 150, 246, 482.
Rosipal, C. M, 185.
Rosanquet 86.
Rothen 44.
Rowan 341.
Rowland 80, 239.
Konlleaux-Dugage 189.
Rousseau 194, 341.
Roux, Le 559.
Royal Society 434.
Rühlmann, Rieh., Dr. 345.
Rupp, Prof. 339, 393, 503,
583.
Rysselberghe, van 123, 135,
142, 148, 235.
Sack, J. 289,
Samuel, Paul 352.
Santano 535.
Sauer 241.
Sauerwald 470.
Sautter & Lemonnier 331.
Schachner, Heinr. 52.
Scharnweber, L. 236.
Schenek & Farbaky 52, 93,
100, 214, 292, 304, 305.
Schlitz, V., Dr. 384.
Schlenk, C. 2, 241, 345,
478.
Schmidt, B, 185.
Schmitt, Prof. Dr. 429.
Schön, Hugo 185.
Schönemann, F. 186.
Scholz, Roman 52.
Behorch, Scharnweber & Cie.
383.
Schorr, Paul 481.
Schreiber 480.
Schröter, Prof. 430.
Schubart 235.
Schuckert, S. 4, 52, 94, 102,
140, 386.
Schulmeister 245.
Schwendler, L. 541.
Sedlaczek, Hermann 532,553.
Seck, Gebrüder 191.
Seebeck 435, 447.
Seeliger 480.
Segner 277.
Sellner 337, 339.
Shepard, E. Wm. 335.
Shida, R. 239.
Siegel, Hermann 5?,
Siemens 44, 90, 92, 264,
280, 366, 387, 533.
Siemens, Werner i, 238,
480.
Siemens & Halske 4, 45,
50, 106, 108, 186, 191,
»95, 23s, 246, 261, 279,
303, 304, 326, 339, 479.
481, 525, 583.
Silberling, C. 149.
Sinnet 43.
Siveright 235.
Soci^td industrielle d'^lectri-
cit^ 338.
Socidtd ^lectrique Edison in
Paris 136.
Society of Telegraph Engi-
neers and Electricians 108.
Soci^t^ en Participation pour
les Applications Industri-
elles de l'l^lectricit^ in Lyon
136.
Sordoilet 142.
Stach, von 2, 51, 100, 145.
Stanök, Jos. 149,
Staröeviö, Johann 180.
Stearns 116.
Stefan, Hofrath, Prof. 44,
167, 302, 452.
Stephan, v. Dr. 580.
Steinle & Heilmann 341.
Stein, Dr. 92, 319.
Stein, Gebrüder 186.
Steinacker, Arthur 236.
Steinheil 480.
Stern, Gebrüder 185.
Stirnemann & Cie. 94.
Stölzel, Prof. Dr. 185.
Ston, W. H. 568.
Strand 341.
Streintz & Anlinger 409.
Streintz 236, 409.
Stroh 580.
Sturm 53.
Sutto, A, 584.
Swinburne 89.
Spinola 338,
Tait 447.
Talbot 235.
Taussig, Dr. i, 50, 339.
Teirich, Ferd. 550.
Telbiss, Carl, Dr. 235.
Thalwitzer 241.
Theorell 235.
Thompson W. P. 407, 439.
Thompson, Sylv. 48, 80, 158,
162, 192, 215, 265, 390.
Thomson Elihu 524.
Thomson W. 13, 48, 92,
240, 280, 332, 447, 462,
559.
Thomson Prof. 48.
Thomson-Houston 43 1.
Toeplitz-Deuticke 433.
Tommasi, D. 41.
Tribe 413.
Trowbridge 304, 340.
Tumlirz, Dr. 422.
Turettini 106.
Tyndall 43.
Ulbricht, Dr. phil. 429.
United-Edison-Swan Co. 139.
Uppenborn, F. 92, 186, 482,
538.
Urban Hanns 52.
Urbanitzky, Alfred, Ritter v.,
Dr. 43, 195, 242, 345.
Varley, C. F. 423, 546.
Vieweg F. & Sohn 43.
Vigoureux 343.
Vogel, G., Dr. 185, 429.
Vogel, H., Dr. 185.
Vogs'^) Josef 39, 52, 125.
Vogt, W. J. 51.
Voit, Prof. Dr. 430.
Volkmer, V. 2, 50, 98, 102,
147, 193- 195, 242, 345.
Volta 82.
Wagner 319.
Walde, J. 48.
Walker, Ch. V. 553.
Waltenhofen, A. v., Dr. 4,
44, 52, 92, 100, 142, 151,
263, 292, 301, 305, 311,
369, 385, 458, 476, 482,
483, 503.
Wassmuth 452.
XV
Waterhouse 249.
Watt 341.
Weber 185.
Weber, Prof. Dr. 429, 430.
Weber, Fr, 232, 239,
Weber, H. 232, 239
Weber, Leonh. , Prof. Dr. 3 1 5
Weber Wilh. 149, 239.
Weiller 515.
Weinhold, A. 4, 346.
Weiss 53.
Weiss, B. F. 379.
Weldon 401.
Wettstein v., 2.
Weyher & Richmond 179.
Weymann 480.
Wharton, William 378.
Wheatstone 112, 141, 239,
280, 580.
Whitehead, John 236.
Whyte 194, 335.
Widener 379.
Wiedemann, G. 35, 43, 301,
312, 374, 407, 420, 462,
503, 567.
Wiedemann, Franz 512.
Wietlisbach 35, 127.
Wilczek, Graf 98.
Wild 90.
Wilde 331, 540,
Windle 235.
Winkler, Clemens, Dr, 511.
Wissmuth, A. 185.
Wöhler 400.
Wolesley, Edward 212.
Wolf 53.
Wolff, C. H. 185.
Wolschitz, Sectionsrath 382.
Woodhouse & Rawson 139,
383, 431.
Worthington, Geo. 247.
Wucher 343.
Wiillner, Dr. 429.
Wünzer 236.
Wüste, F. 195,* 241.
Zedlitz, Fr. v. 328.
Zettler 185.
Zetzsche, Prof. Dr. 44, 172,
555. 581-
Zeuner 480.
Zickler, C. 4, 52, 279, 305,
388, 477.
Zipernowski 144,
Zipernowski-Deri 50, 100,
106, 136, 478.
Zitterhofer, Ambrosius P. 234.
Zunini 226.
^caigC^33S333:
Vbvcs. vos K. SPIES & Co. in Wieji,
Zeitschrift für Elel<trotechnil<.
V. Jahrg.
1. Jänner 1887.
Heft L
VEREINS-NACHRICHTEN.
I. December. — Sitzung des
Bibliothek-Co mit^'s.
I. December. — Vereins-Ver-
sammlung.
Vice-Präsident Kar eis begrüsst die An-
wesenden und gibt das Programm für die
Vereins- Versammlungen des laufenden Mona-
tes bekannt, worauf Herr Professor Dr.
E. Fleischl von Marxow seinen Vortrag
über ^thierische Elektri ci t ä t* hält.
Der Plerr Vortragende bemerkt, dass die
Abhaltung seines ursprünglich in Aussicht
genommenen Vortrages über das Capillar-
Elektrometer heute aus zwingenden Gründen
unterbleiben müsse, dass er jedoch hoffe,
diese Schuld in Bälde tilgen zu können,
welche Mittheilung mit lebhaftem Beifalle
entgegengenommen wird.
15. December. — Sitzun'g des
Bibliothek- Comit e's.
15. December. — Vereins-Ver-
sammlung.
Der Präsident Hofrath v. Grimburg
begrüsst die Anwesenden und eröffnet die
Versammlung mit folgender Ansprache :
^Gestatten Sie mir, hochverehrte Herren,
heute vor Allem eines freudigen Ereig-
nisses zu gedenken, nämlich der Feier des
siebzigsten Geburtsfestes, welche dieser Tage
von einem der vornehmsten auswärtigen
Mitglieder des Vereines begangen wurde. Es
ist dies der Geheime Regierungsrath Dr. Wer-
ner Siemens in Berlin, dem sich, ich
weiss es, der ganze Verein mit voller Sym-
pathie und Hochachtung zuwendet.
Werner Siemens ist vor Allem ein glück-
licher Forscher und Entdecker, ich meine
nicht in dem Sinne, wie das Glück oft ein
Spiel des wiederholt günstigen Zufalls ist,
sondern in dem Sinne, dass der glückliche
Erfolg die natürliche Wirkung ist eines
tiefen geistigen Erfassens der Naturerschei-
nungen und ihrer Anwendung. In der That,
die Lebensgeschichte Werner Siemens' ist
zugleich eine Geschichte der Erfindungen.
In der Galvanoplastik, in den Dynamo-
maschinen, in den elektrischen Eisenbahnen,
auf dem grossen, umfangreichen Felde des
Telegraphen- und Eisenbahnsignalwesens ist
jeder grosse Fortschritt für immer mit diesem
Namen verbunden.
Werner Siemens steht aber auch als
Mann der Wissenschaft auf der höchsten
Stufe und endlich ist Werner Siemens auch
ein grosser Industrieller. Er verbindet in
seltener Weise zwei heterogene Begabungen
in sich: des Winsens und Könnens. Der
Mann weiss es und kann es auch ma che n !
Meine Herren! Werner Siemens ist
Elektriker und Techniker, er ist im wahren
und idealen Sinne des Wortes Elektro-
techniker, und zwar unzweifelhaft der
grösste unserer Zeit.
Dieser Mann, meine Herren, gehört der
ganzen Welt an und wenn ein Abschnitt in
seinem Leben gefeiert wird, so kann man
nicht sagen, dass es ein blosses Familien-
fest ist, das ist ein öffentliches Fest. —
Und deshalb glaube ich, steht es einem
elektrotechnischen Vereine, welcher über ganz
Oesterreich sich erstreckt, gut an, wenn er
sich durch eine Kundgebung der Freude an
diesem Feste betheiligt, und ich bin Ihrer
Zustimmung gewiss, wenn ich um den Be-
schluss ersuche, im Namen des Vereines dem
Gefeierten die besten Glückwünsche darzu-
bringen.* (Lebhafte Zustimmung und Beifall.)
Nach Erledigung geschäftlicher Mittheilun-
gen von untergeordneter Bedeutung und
Bekanntgabe der Tagesordnung für die
nächsten Abendversammlungen hält Herr
Ingenieur Carl Hochenegg seinen Vor-
trag über ^GraphischeUntersuchungen
elektrischer Glühlichtleitungen*.
An den Vortrag knüpft sich eine leb-
hafte Discussion, in welcher Herr Ross den
Wunsch ausspricht, der Herr Vortragende
möge bei der Drucklegung des Vortrages
die hier nur angedeuteten Rechnungen weiter
ausführen, was von Herrn Hochenegg
auch bereitwilligst zugesagt wird.
22. December. — Vereins-Ver-
sam mlung.
Der Präsident Hofrath von Grimburg
theilt mit, dass der im December entfallende
Üiscussionsabend Mittwoch , den 5. Jänner
stattfinden werde, und bemerkt, dass hoffent-
lich die Anwesenheit des von einer längeren
Reise zurückgekehrten Collegen Deri Gelegen-
heit bieten werde, über die Anwendung von
Transformatoren im Auslande Interessantes
zu erfahren.
Hierauf hält Herr Ober-Ingeniear Kar eis
den angekündigten Vortrag üben den Sicher-
heits - Telegraphen von Dr. T a u s s i g
in Prag.
Derselbe war von vielfachen Demon-
strationen begleitet, wurde mit lebhaftem
Beifalle aufgenommen und rief eioe sehr
animirte Debatte hervor, an welcher sich die
Herren Kfizik, Dr. Taussig, Kohn,
Baron Gos tkowski, D e c k e r t, Brun-
ner von Wattenwyl und der Vortragende
betheiligten.
Nachdem Herr Inspector Kohn, über
Einladung des Vorsitzenden zugesagt, über
die nähere Einrichtung des Feuertelegraphen
in London, auf welchen in der Debatte mehr-
fach hingewiesen worden war, an dem nächsten
Disscussionsabende Mittheilungen zu machen,
wird die Discussion auf jenen Abend vertagt.
Der Präsident dankt schliesslich dem
Herrn Ober-Ingenieur Kar eis für den an-
regenden Vortrag und beglückwünscht die
Herren Dr. Taussig und Kfizik zu den
erfolgreichen Bemühungen um die Lösung
einer wegen der technischen Einrichtung be-
merken.«werthen und für die öffentliche Sicher-
heit so wichtigen Aufgabe.
23. December. — Sitzung des
V o r t r a'g - C o m i t ^'s.
Feststellung der Vorträge für den Monat
Januar nach dem untenstehenden Programme.
23. December. — C on s lituire n de
Sitzung des Comite's für die
Statuten -Revision.
Herr Baurath Ritter von Stach wird
zum Obmann und Herr Dr. James Moser
zum Schriftführer gewählt.
23. December. — Ausschuss-
Sitzung.
In das über Antrag des Herrn Baurath
von Goldschmidt eingesetzte Comite für
Statistik werden durch Wahl die Herren
F. Gattinger, V. Goldschmidt, E. Pilz,
C. Schlenk und v. Wettstein berufen.
Erledigung laufender Geschäfte.
Auf Grund statuteumässiger Aufnahme
treten dem Vereine nachfolgende ordentliche
Mitglieder bei :
Pilz Engelbert, k. k. Postamts- Director,
Wien, I., Börseplatz i.
Heuser Georg, Procnrist bei Waldek &
Wagner, Prag.
Frey Friedrich, Zuckerfabriks- und Oeko-
nomie-Besitzer, Wysocan bei Prag,
Berghausen Georg, jun., Ober-Ingenieur
bei Waldek & Wagner, Prag.
Heine F. J., Fabrikant, Prag, Nekazalka-
gasse.
Karlik Joh., Ober ingenieur der Prager Eisen-
industrie - Gesellschaft Mayrauschacht,
Kladno.
Noback Gustav, Maschinenfabriks- Besitzer,
Prag Bubna.
Hirschmann Carl, Elektroteclmiker,
Ransko bei Zdirec-Kreuzberg, Böhmen.
Königl. Telegraphen-H aup ts t a tio n
A gr am.
Märky Carl L., Ingenieur der Firma Märky,
Bromovsky & Schulz, Prag.
Tagesordnung
der Vereins-Versammlungen im Januar 1. J.
5. Januar. — - Dis cussi on s ab e n d.
Fortsetzung der Discussion über Dr. Taus-
sig's Sicherheits-Telegraphen. Discussion über
Centralstationen für elektrische Beleuchtung.
Mittheilung des Herrn Ober-Ingenieur von
Wettstein über Kosten der elektrischen Be-
leuchtung im neuen Wiener Rathhause.
12. Januar. — Vortrag des' Herrn
k. k. Ingenieur A. E. Granfeld ^über die
Rohrpost in Wien*.
Mittheilungen des Herrn Ingenieur F.
Ross j^über den Gasconsum in verschiedenen
Städten im Vergleich zur Einwohnerzahl«.
19. Januar. — Vortrag des Herrn
Regierungsrathes C. Volkmer jUebersicht
über die modernen Verfahren der Repro-
duktion mit specieller Mittheilung über die
Installation mit Dynamos für die Galvano-
plastik* (mit Demonstrationen).
26. Januar. — Vortrag des Herrn Prof.
Dr. Lewandowski über ^medicinische
Galvanometer* (mit Demonstrationen).
ABHANDLUNGEN.
Die Gleichung der Nebenschlussmaschine.
Von WILHELM PEUKERT in Wien.
, (Aus dem k. k. elektrotechnischen Institute in Wien.)
Herr Dr. O. Frölich hat in der weiteren Ausbildung seiner
Theorie der Dynamomaschine gezeigt, dass man, ausgehend von der
von ihm angegebenen Grundformel für den Magnetismus einer Dynamo-
maschine, jede elektrische Grösse derselben (mit Ausnahme der elek-
trischen Arbeit) in einfacher Weise finden kann.*) Das Verfahren, das
auf eine Maschine beliebiger Schaltung anwendbar ist, besteht darin,
da.ss man die Maschine in zwei verschiedenen Zuständen betrachtet ;
und zwar einmal, wenn der Maximalmagnetismus i herrscht, und dann,
wenn die Ströme in den Schenkeln die zur Hervorbringung des Mag-
netismus \ nöthige Intensität haben. In beiden Fällen bleiben Touren-
Elektrotechnische Zeitschrift 1885, VI., S. 133.
zahl und Widerstand unverändert. Man berechnet für beide Zustände
die betreffende elektrische Grösse und findet ihren wirklichen Werth
durch Subtraction der erhaltenen beiden Werthe.
Fr öl ich trennt durch diese Methode jede elektrische Grösse in
eine Ankergrösse und in eine Schenkelgrösse, wodurch nicht nur alle
Formeln an Uebersichtlichkeit gewinnen, sondern auch ein einfaches
Verfahren zur Constantenbestimmung der Maschine gegeben ist. Zur
Ermittelung der Constanten einer Serienmaschine kann bekanntlich die
Frölich'sche Stromcurve in einfacher Weise benützt werden, während
bei einer Nebenschlussmaschine die Frölich'sche Polspannungscurve
dies sehr zweckmässig gestattet.
Mit Beibehaltung der Fr ölich'schen Bezeichnungen lautet die
Gleichung der Polspannungscurve : *)
f .V n
P:
\ n IC )
wenn P die Klemmenspannung der Nebenschlussmaschine v, a, n und
u die Tourenzahl bezw. die Widerstände von Anker, Nebenschluss-
wickelung und äusserem Stromkreise bedeuten. Mit mj^ ist die Win-
dungszahl der Nebenschlusswickelung, mit a die magnetisirende Kraft
einer Windung und mit f eine Constante bezeichnet. Setzt man den
u n
Widerstand der parallelen Zweige 7t. und n, nämlich ; = w,
IC -\- n
und den Gesammtwiderstand des Stromkreises a -{- w ^= W, so lässt
sich nach Frölich die Gleichung der Polspannungscurve auch so
schreiben :
w n
P = f V.-^~ (2
w
Das erste GHed dieser Gleichung /. z/ . -=- nennt Frölich die
Ankergrösse und bezeichnet sie als die Maxinlal-Polspannung, welche
beim Magnetismus i herrschen würde, während das zweite Glied
, die Schenkelgrösse, die Polspannung bedeutet, welche für den
Magnetismus ^ erforderlich ist. **) ' Fasst man in dieser Gleichung
w
V
W
als nur eine Veränderliche auf, so stellt sie eine Gerade dar,
11
da das Glied insofern als Constante aufzufassen ist, als es vom
äusseren Widerstände und der Tourenzahl unabhängig ist.
Trägt man v . —j^ als Abscissen, P als Ordinaten auf, so erhält
man eine Gerade, welche in einfachster Weise die Ermittelung der
Ankerconstanten / und der Schenkelconstanten gestattet. Das
Verfahren gestaltet sich noch bequemer, wenn man eine Versuchsreihe
*) Dr. O. Frölich: Die dynamoelektrisclie Maschine, S. 58.
**) Frölich bezeichnet daher auch diesen Ausdruck mit P^.
1*
bei offenem äusserem Stromkreise ausführt. Für diesen Fall wird u in
Formel i oo , so dass dann die Gleichung lautet:
P^.^^ "— (3
I H • '
n
Die Ableitung der Gleichung der Polspannungscurve geschah
unter der Voraussetzung, dass die Rückwirkung der Ankerströme auf
den Magnetismus der Maschine zu vernachlässigen sei, was auch durch
Versuche, ausgeführt an Nebenschlussmaschinen bei Siemens &
Halske bestätigt wurde, da diese eine genügende Uebereinstimmung
zwischen Rechnung und Beobachtung ergaben. *)
Die Gleichung 2 lässt sich nach leicht vorzunehmender Um-
gestaltung auf die Form bringen
±= f-J' . (4
wobei E die elektromotorische Kraft und J^ den Strom im Neben-
schluss bedeutet. In dieser Form von A. Weinhold**) an dem Neben-
schlusstheil einer kleinen Trommelmaschine mit gemischter Schaltung
geprüft, ergab sie wenig befriedigende Resultate und glaubte Wein-
hold bei dieser Maschine einen stärkeren Einfluss der Ankerströme
annehmen zu müssen. Eine bessere Uebereinstimmung ergab die von
Weinhold aufgestellte Gleichung
WO a, ß; Y Constante, J» der Ankerstron]. ist.
Es sollen nun im Folgenden Versuchsresultate mitgetheilt werden,
welche über Anregung des Herrn Dr. Frölich, Herr Regierungsrath
Dr. A. v. Wa 1 tenhof en im Wiener elektrotechnischen Institute an
dem Nebenschlusstheile einer Flachringmaschine von Schuckert mit
gemischter Schaltung, ausführen Hess. Die Beobachtungsresultate sind
in bester Uebereinstimmung mit den F r ö lich'schen Gleichungen, da-
gegen hat sich die Gleichung 5 von Wein hold zu ihrer Darstellung
als nicht brauchbar erwiesen. Wein hold selbst hat die Nichtverwend-
barkeit der von ihm vorgeschlagenen Formel zur Darstellung der Ver-
suche an einer grösseren Maschine constatirt.***)
Der Nebenschlusstheil der Schuc ke rt'schen Maschine (Modell
J//;,) bestand aus einem \i Mm. starken Draht, der pro Schenkel
12' Lagen ä 145 Windungen bildete. Mit den Messungen, an welchen
sich die Herren: Assistent K. Zic kl e r und Ingenieur Böhm-Raffay
betheiligten, wurde begonnen, nachdem die Maschine mehr als eine
Stunde bereits in Betrieb gesetzt worden war. Direct gemessen wurde
die Nutzstrom.stärke, die in der Folge mit J bezeichnet werden soll,
und die Klemmenspannung P. 'Zur Messung der Stromstärke wurde
eine Tangentenbussole von Siemens & Halske benutzt; controlirt
wurden die Angaben derselben mit einem Elektrodynamometer und
durch eine indirecte Strommessung, ausgeführt mit einem Torsions-
galvanometer. Zur Me.ssung der Klemmenspannung wurde ein Torsions-
*) Dr. O. Krölicli: Die dynamoelektrische Maschine, .S. 75.
**) A. Wein.hoifl: Eiektrnteclinisclie Zeitschrift 1SS5, VI., S. 516.
***) Elektiotechnische Zeitschrift 1886, VII., S. 12S.
galvanometer und ein Voltmeter von Carpentier benutzt, doch sind
nur die Angaben des ersteren in die nachfolgenden Tabellen auf-
genommen, in welchen die erhaltenen Versuchsresultate zusarhmen-
gestellt erscheinen.
Die als berechnet angeführten Werthe für die Klemmenspannung P
sind nach Gleichung 2 mit Benutzung der aus der betreftenden
71
Versuchsreihe bestimmten Werthe der Constanten f und
gerechnet. Die in der letzten Reihe der Tabellen enthaltenen Werthe für
E
sind nach Gleichung 4 bestimmt, für welche der Werth von
T
aus den Versuchsdaten ermittelt wurde. Die so berechneten
[JL . 7;2r
Werthe für P sowohl als auch für
zeigen eine hinreichende Ueber-
einstimmung mit den Messungen. Jede einzelne Versuchsreihe wurde
bei einer anderen aber constanten Tourenzahl ausgeführt, so dass im
Ganzen vier verschiedene Tourenzahlen zur Anwendung kamen. Die
Bürstenstellung blieb bei allen Versuchen unverändert.
Versuchsreihe I.
Nr.
beobachtet berechnet
W
Jn
E
E
beobachtet berechnet
I
2-6
2
2-8
3
3-0
4
4-6
5
60
6
7-2
7
S-3
8
9-3
9
IO"2
10
II-2
II
12-8
12
13-2
13
14-6
14
18-3
IS
23-0
lÖ
270
17
29-5
18
31-4
19
32-8
20
346
21
38-6
18-17
23-38
26-87
28-61
30-35
32-43
33-82
42-19
2-62
2-37
2-23
-94
■79
•65
-53
-46
-39
-35
•36
•27
•09
•15
•15
10
0-99
0-92
0-80
0-79
666-330
692-215
694-720
755-675
777-385
789-075
799-095
803-270
807-445
809-950
812-455
814-960
818-300
820-805
823-310
824-980
825-815
82Ö-650
827-652
828-320
2-66
2-41
2-73
2-01
■88
-75
•65
59
■54
•51
•54
•50
•30
•41
■48
■49
■41
37
•27
•29
0-04
0-04
0-04
007
0-09
o-io
0-12
0-13
0-15
0-16
0-18
o'ig
0-21
026
0-33
0-39
0-42
045
0-47
0-50
3-21
3-07
4-77
6-13
7-27
8-65
9-64
10-53
II'ÖI
13-20
13-53
14-96
18-87
23-56
27-87
30-05
31-86
33-07
35-02
0-0036
0-0038
0-0037
0-0057
0-0073
0-0087
0-0103
0-0115
0-0126
0-0139
0-0158
0-0162
0-0179
0-0226
0-0282
0-0333
0-0359
0-0382
0-0396
0-0419
0-0032
0-0035
0-0037
0-0057
0*0073
0-0088
o-oioi
0-OII5
0-0125
0*0138
0-0157
0-0162
o'oi79
00225
0-0281
0-0329
0-0359
0-0381
0-0398
0-0420
a = 0-227 • ^ = 835 .
n = 69.824 ./= 2.083 •
I
1691 . 567
P= 2.083 — ^F 1691. 567;
= 24.009
E ^ 2 . 083 Jn-
V J-a-\- 24.009
Die graphische Darstellung der Versuche in der oben genannte a
Weise zeigen die beigegebenen Figuren, welche einen sehr regelmässigen
Verlauf der Polspannungscurve für jede Versuchsreihe erkennen lassen.
Bei den oben erwähnten Gleichungen der Nebenschlussmaschine
ist, wie bereits hervorgehoben, auf die Rückwirkung der Ankerström«
keine Rücksicht genommen; welche Modificationen sich bei einer solchen
für die Pol?pannungscurve ergeben, hat Dr. Frölich in seinem Buche :
Die dynamoalektrische Maschine, S. 72 bereits hervorgehoben und auch
angegeben, *) wie der Einfluss der Ankerströme in den Formeln für die
Fig. I.
~
"
■"
'
'
'
'
"
r./i^
'P
n
H8C
1
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j
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/
V
'y
1
__
—
::::
1
)
,
— .
F=
■
"
i
TW
-
W^
1
Versuchsreihe II.
beobachtet berechnet
2-30
295
3-15
4-84
6 50
8-00
95
io'9
123
'3-5
149
'5-9
21-2
26-2
30-8
34-3
36-3
37-8
39-8
41-0
Si-2
15-03
2 1-47
26-31
31-15
34'37
35-99
37-00
3921
40 82
48-58
2-57
249
234
2-bO
1-92
1-82
1-76
1-72
1-08
1-61
1-57
I-S3
1-57
I -62
1-52
1-19
1-09
roo
0-93
W
726-180
754-390
757-120
823-550
85t 86s
859950
875-655
880-230
884-805
887-550
890295
893 040
896-700
899-445
902-190
904-020
904-935
905-850
906765
907 ()8o
Jn
2-60
253
2-37
2-13
2-01
193
1-90
1-88
1-86
1-80
1-78
1-76
I-S7
199
r9()
1-85
I 71
1-63
1-57
1-52
0-03
0-04
0-03
007
o 09
o-i t
0-14
0-16
0-1 8
0-19
0-21
0-23
030
0-37
0-44
049
0-52
0-54
057
0-59
E
beobachtet berechnet
2-92
o • '^ »7
J öl
3-20
5-07
0-58
8-02
9 95
11-35
12-73
13-85
15-25
16-29
21-57
26-63
31-24
34-72
36-40
37-96
40-54
4134
00033
0-0036
00035
00055
0-0071
0-0087
o-oio8
0-0123
0-0139
0-0151
0-0167
0-0178
0-0235
0"029I
0-0341
0-0379
0-0397
0-0414
0-0443
00451
o 0026
0-0033
0-0028
0-0054
0-0072
o'oo88
o"oio6
0-0121
0-0137
o 0149
o'oi66
0-0177
0-0235
0-0288
0-0339
0-0378
0-0391
00415
0-0437
0-0449
a = 0227 . w = 915 ;
n = 69.824 ./= 1.762
[X . 111 „
I
1558.509.
22.^14.
E
P= . . 762 ,, . -j^ - .55s . 509 ; - =_ljL7^i:^
*'' V t/„ -|- 22 . 414
*) Elektrotechnische Zeitschrift 1880, VII., S. 65.
Nebenschlussmaschine zum Ausdruck gebracht werden kann. Für diesen
Fall gibt Dr. Fr ölich für die Klemmenspannung folgende Gieichungan :
P=f.^. (6
ZV
in welcher a eine dritte Constante ist, herrührend von der Einwirkung
der Ankerströme ; die übrigen Grössen haben dieselbe Bedeutung
wie oben.
Zur Bestimmung der Constanten dieser Gleichung /", P\^ und a hat
man nach Fr ölich eine Versuchsreihe bei offenem äusserem Strom-
Fig 2
.p
1
r-«;|s 1
V'
^f
/
/
1
y
J
/
^
y
'
_^
:^
^
— '
— '
—
—
—
—
-f—
'
r~
—
w
lJ
Versuchsreihe l!l.
Nr.
beobachtet berechnet
W
./a
E
E
beobachtet berechnet
I
2-38
2
3-4
3
4"o
4
5-66
5
7-35
ö
II-4
7
15-1
8
2Ö-5
9
32 2
lO
406
1 1
46-6
12
51-4
13
55-5
14
04' 7
14
67-6
lÖ
703
17
717
18
76-2
19
8o-6
20
83-5
21
840
22
92*0
32-51
4079
46-25
5187
55-50
60-85
65-18
69-74
70-83
75-81
7889
80-85
82-98
92-0
3 26
3-20
3-15
3-19
3-12
3-32
3-55
4 73
4-83
5-22
5-24
5-15
5-06
5'oi
4-50
40S
3-76
3-05
2-ÖI
2-30
2-oS
924-034
3-30
990- I2Ö
3-25
IOI6 900
321
IOS7398
3-27
I084-S68
3-23
1111-902
3-49
II23 864
3 77
1136-109
5-12
1142-405
5-30
II47-I58
5-8i
1150-736
5-92
II53-5I5
5-90
1155-450
5-87
1158-667
5-95
1161-148
5-49
1163-126
5-1 1
I 164-301
4-81
1167-248
4-16
I 169-015
3-79
II70-I38
3-52
1170-784
3-31
0-04
0-05
o-oö
o-o8
OII
017
0 22
0-39
0-47
0-59
0-70
075
0-81
0-94
0-99
1-03
1-05
I-I I
i-i8
1 22
1-23
304
4-04
4-64
6-30
8-OI
12-08
15-84
27-51
3327
41-77
47-70
52-58
5668
65-87
68-68
71-32
72-66
77-03
81-35
8419
84-66
O-O020
0-0034
0-0039
0-0053
O-OOÖ8
0-0102
0-0134
o 0233
0-0282
0-0354
00405
0-0445
o 0480
0-0558
0-0582
o 0604
o 0616
0-0653
0-0689
0-0713
0-0717,
0-002I
0-0029
0-0035
0-0050
O-OOÖ4
0-0 100
0-0132
00233
0-0280
0-0352
0-0403
o 0444
0-0479
0-0556
0-0579
0-0602
0-0614
0-0650
0-0687
o 0710
0-0715
« = 0-20 . V = r iSo .
71 = 68 . 53./= I . 743 .
V . u- „ E
P= 1.743 ^y 1958.702; —
1958.702
28 . 666
_ I • 743 Jn
~ ./n -\- 28 . 006
Versuchsreihe IV.
E
™
Nr
r
.7
'• w
Ja
Ju
E
"
V
beobachtet
1 berechnet
I
beobachtet
berechnet
I
2-22
—
3-09 994 500
3 12
0-03
2-84
0*0022
00018
2
3-2
—
3-09
ioü5'9oo
3'i4
0-05
3-^3
0-0030
0-0027
3
372
—
2-98
1095 225
3-03
0-05
4-32
0-0033
0 0030
4
5-62
—
3-05
1146 225
3-13
o-o8
6-25
0-0049
0-0046
5
725
—
3-II
1170-450
322
o-ii
7-89
0-0061
00059
6
IIS
—
3'37
1199-775
3-54
0-17
12-21
0-0096
0-0094
7
17-2
—
376
1218-900
4 Ol
0 25
1800
0'0i4i
0-0140
8
31-2
—
5-57
1227-825
6-03
0-46
32-40
0-0254
00253
9
37-2
. 357
5-49
1234 200
6-03
0-54
38-40
0-0301
0 0300
lO
46-0
45'<>
5-a9
1239 300
6-56
p-67
47-31
0-0371
0-0371
1 1
53"o
53-0
5-95
1243 125
6-72
0-77
54-34
0-0426
0-0426
12
5S7
580
5 95
1245-675
6-8i
0-86
60 06
0-0471
0-0470
13
64-3
629
5-85
1248-225
679
094
65-65
0-0514
0-0514
H
74-6
703
572
1252-050
6-81
1-09
75-96
0-0595
0-0594
15
78-5
75-3
5'20
1254-600
635
115
79-00
0-0619
0-0624
lö
8i-i
777
4' 66
1255-875
5-84
i-i8
83-37
0-0646
00644
17
84-2
82-6
4'3o
1258-425
5-53
1-30
85-32
0-0669
00704
18
88-8
87-6
3-56
1260-975
4-86
1-30
89-77
0-0704
0-0703
19
91-2
92-5
2-98
1263-525
4-31
^•zi
92M1
0-0722
0-0721
20
93-0
950
2 60
1264-000
3-96
1-36
93-79
0-0735
0-0735
21
947
95-5
2-31
1265-055
3-69
1-38
95 44
0-0748
0-0748
22
I02-0
107-6
—
—
— —
—
—
a = 0-20
V= I
07 r-
2353 . 646
n = 68 . 53
.f=i
, I
Q-'n —
= 34 372
P= 1.936
V .rv . . ^ I . 936 Jn
— n? — 2353 . 646 ; = ^ . ^-^ — :^.
w
■
} 0
'n+34
•372
kreise und möglichst verschiedenen Tourenzahlen auszuführen und erhält
aus der für diesen Fall einfacheren Gleichung-
Pa.=f-
P.
1 +
a
(7
a
n 11
wenn man v als Abscisse und P^ als Ordinate aufträgt, eine Gerade,
> P^
welche zur Be.stimmung der Grössen/ und ^ benützt werden
a
I
n
kann.
Die Resultate einer zweiten Versuchsreihe bei geschlossenem
äusserem Stromkreise können mit Benutzung der Formef
I
' W
P,
(8
zur weiteren Bestimmung der Constanten verwendet werden Mit Hilfe
des bereits gefundenen Werthes für / bestimmt man die links stehende
Grösse, die man als Ordinate aufträgt, während man als Abscisse
nimmt, man erhält auf diese Weise eine Gerade, welche die Grössen
a
I
n
P.
und
P.
liefert.
Bestimmt man nach diesem Verfahren die Constanten, so ergeben
die Versuche bei offenem äusserem Stromkreise für /"den Werth 0"I56.
Herr Dr. O. Frölich
brieflich wiederholt die
ein bedeutender Einfluss
da die Werthe von f so
Ueber die vorliegenden Versuche hat
gegenüber Herrn Dr. A. v. Waltenhofen
Ansicht ausgesprochen, dass bei denselben
der Ankerströme sich geltend gemacht habe,
verschieden ausfallen, je nachdem man sie aus den Versuchen bei ge-
schlossenem oder offenem Stromkreise ableitet. Es hat daher Herr
Dr. A. V. Waltenhofen die Ausführung von Versuchen angeordnet,
welche auf eine directe Ermittelung der Ankerströme abzielen sollten
und zwar durch Vergleichung der Deprez'schen und der Hopkin-
s o n'schen Charakteristiken, welche sich ergeben, wenn die bei unseren
Versuchen angewendete Compoundmaschine mit Benutzung der einen
Wickelung und Ausschluss der anderen als Serienmaschine geschaltet
ist, worüber nächstens berichtet werden wird.
Inzwischen habe ich auf einem anderen Wege die directe Ermitte-
lung des Einflusses der Ankerströme versucht und zwar nach einem
von Kittler angegebenen Verfahren.*)
Es wurde zu diesem Zwecke in den Nebenschluss ein Rheostat
und ein Strommesser eingeschaltet, und der Nebenschlussstrom constant
gehalten. Der äussere Strom somit auch der Ankerstrom wurde durch
Widerstände variirt; ist eine Rückwirkung der Ankerströme auf das
magnetische Feld nicht vorhanden, so muss die elektromotorische Kraft
der Maschine bei constantem Magnetisirungsstrom und constanter
Tourenzahl auch constant bleiben. Die Versuche, die in nachfolgender
Tabelle zusammengestellt sind, ergaben aber eine bedeutende Aenderung
der elektromotorischen Kraft, die bei einer Yersuchsreihe 21-5 X erreicht.
Nr.
A
J
Js. = Ju+J
E
Nr.
J"a
J
j3.^Ja+J
E
I
o-S
0*96
1*46
43-81
I
i-o
0
I
80-03
2
0-5
i-o8
1-58
43-84
2
I'O
I Ol
2-01
77-96
3
0-5
1-26
176
43-68
3
1-0
1-36
2-36
76-64
4
0-5
1-50
2-00
43 43
4
1-0
1-66
2-66
75-61
5
o-S
1-83
2-33
42-50
S
I-o
2-13
3-13
73-71
6
0-5
2-33
2-83
41-21
6
I'O
2-56
3-50
73-61
7
0-5
3-i8
3-68
38-29
7
I'O
312
4-12
71-94
8
OS
3-86
4-36
37-13*
8
I-o
4-00
5-00
69-44
9
05
4-63
5-13
34-40
9
10
I'O
i-o
4-89
5-79 ;
S-89
6-79
66-64
65-85
Wegen dieses bedeutenden Einflusses der Ankerströme bei der
untersuchten Maschine wird die von Frölich angegebene Gleichung 6
bei der Berechnung der Klemmenspannung zur Anwendung kommen
müssen, und in der That zeigen die im Nachfolgenden zusammen-
gestellten beobachteten und nach dieser Gleichung berechneten Klemmen-
*) Kitt 1er, Handbuch der Elektrotechnik, S. 416.
10
1
'
Tourenzahl
E
fv
beoDachtet
berechnet
c
i8-3
17-4
835
o- 1448
23 o
22-9
835
o' 1807
27-0
26 8
835
0-2I34
./= 0-156
29-5
290
835
0 2301
a = 2-9525
31-4
328
30-5
32-2
835
835
0-2448
0-2538
Pi. = 85-831
34 6
32 9
83s
0-2ÖS6
3S 0
40-23
835
0-2970
26-2
24-1
915
p- 1865
308
29-8
9IS
0-2185
34-3
34-9
915
02429
/= 0-156
36 3
37-8
37-9
915
915
0-2544
0-2653
a = 2- 949
39-8
39 6
915
0283^
P^ = 90- 185
41 0
40 5
915
0-2891
51-2
48 I
9'5
0-3595
55-5
54-1
1180
0-3077
64-7
61 -2
1180
0-3576
07-0
66-s
1180
0-3730
70-3
70-2
1180
0-3871
/ = 0-156
71-7
7Ö-2
72-6
77-8
II 80
1180
0-3948
0-4186
a= 2-863
8o-6
8o-6
1180
0-4416
P^^ 88-084
83-5
82-5
II 80
0-4570
840
83-5
1180
o;4595
920
91-7
1180
0-5112
58-7
57-7
1275
0-3019
<>4-3
64-0
1275
03294
74-0
71-9
1275
0-3814
78-5
76-8
1275
0-3968
/ = 0- 156
81 ■ I
8i-2
1275
0-4141
842
84- 2
«275
0-4288
a = 2-904
88-8
88-9
1275
0-4512
Pi = 90-708
91 -2
91-9
1275
0-4Ö28
930
93 7
»275
0-4711
94-7
95 0
'275
0-4794
102 0
103-6
1275
0-514.1
Spannungen eine gute Uebereinstinamung und lassen die Verwendbar-
keit der F r ö 1 i c h'schen Formel erkennen.
Was die Ermittelung der Constanten betrifift, so sei bemerkt, dass
mittelst des aus den Versuchen bei offenem äusserem Stromkreise
gefundenen Werthes von _/' die beiden anderen Constanten, nämlich
J\, und a aus den betreffenden Versuchsreihen berechnet wurden.
Dass die einzelnen Versuchsreihen nicht ganz übereinstimmende Werthe
für die Constanten ergeben, dürfte wohl damit zu erklären sein, dass
nach den Angaben Frülich's zu einer genauen Bestimmung der Con-
stanten es nothwendig ist, die Tourenzahl inrierhalb möglichst weiter
Grenzen zu variiren, was bei den ausj^efuhrten Versuchen nicht möglich
war. Das Gesagte gilt besonders für die Constante f, da diese in^den
I'ornieln mit der Tourenzahl multiplicirt erscheint.
11
Ueber Berechnung elektrischer Glühlichtleitungen.
Von CARL HOCHENEGG, Ingenieur bei Siemens & Halske.
Unter der Bezeichnung >, elektrische Glühlichtleitungen* seien hier
nicht allein die der Glühlichtbeleuchtung dienenden, sondern überhaupt
alle jene Leitungsnetze verstanden, denen allgemeine Parallelschaltung
zu Grunde liegt, mögen sie nun welchem Zwecke immer dienen.
Da die Parallelschaltung zuerst bei der Glühlichtbeleuchtung all-
gemeinere Anwendung erfuhr und dieser charakteristisch ist. dürfte die
oben gewählte Bezeichnung für alle in Parallelschaltung auszuführenden
Leitungsnetze zulässig erscheinen.
Eine solche elektrische Glühlichtleitung besteht gewöhnlich aus
zwei mit den Polen der Stromquelle verbundenen Hauptleitungssträngen
Lj und Lg (Fig. i), an welche entweder direct (i, 2, 3) oder erst ver-
mittelst sogenannter Abzweigungen (4 und 5), welche wieder verzweigt
sein können (6), die Stromzuführungen nach den einzelnen Glühlampen
angeschlossen sind.
Fig. I.
UJ
m
Da, wie bereits oben erwähnt, eine solche Glühlichtleitung als
Typus aller in Parallelschaltung ausgeführten Leitungsnetze gelten kann,
hat die nachstehende Arbeit, welche blos erstere behandelt, auch für
alle anderen Parallelschaltungsnetze Geltung.
Die Dimensionirung solcher Glühlichtleitungen hat unter folgen-
den Gesichtspunkten zu geschehen :
L Mit Rücksicht auf die nöthige Feuersicherheit.
IL In Hinblick auf die Rentabilität.
IIL Unter der Bedingung der nothwendigen gleichen Spannung
an den Polen der einzelnen Lampen.
Ad L
Die mit elektrischen Leitungen verbundene Feuersgefahr ist eine
zweifache :
1. Kann durch Unterbrechung der Leitung an irgend einer Stelle
ei*! Lichtbogen entsehen und dadurch eine Entzündung benachbarter
Stoffe erfolgen. Um solchen Unterbrechungen vorzubeugen, pflegt man
Drähte unter i Qu. -Mm. Querschnitt nicht anzuwenden und sich nach
Verlegung der Leitung davon zu überzeugen, dass dieselbe an keiner
Stelle unterbrochen ist, was bei isolirten Leitungen beim Spannen oder
Biegen derselben eintreten kann, ohne dass man es sofort bemerken
müsste.
2. Die zweite P'euersgefahr, w^elche einer elektrischen Leitung
anhaftet, besteht darin, dass die den Leiter durchfliessende Stromstärke
eine Erwärmung desselben verursacht, und dass dadurch benachbarte
StofTe in Brand gesetzt werden können.
Um auch dagegen geschützt zu sein, hat m.an die Leitungen so
stark zu wählen, dass eine übermässige Erwärmung bei den dieselben
durchfliessenden maximalen Stromstärken ausgeschlossen ist, und ferner
jede Leitung vor abnormalen Stromstärken durch Sicherungsvorrich-
tungen zu schützen. Letztere bestehen gewöhnlich aus einem vor die
12
Leitung geschalteten Bleistreifen, der, ohne bei normalen Stromstärken
Schaden zu leiden, abschmilzt, bevor der Strom so stark wird, dass er
die Leitung übermässig erwärmen könnte.
Die Erwärmung eines Leiters ist um so grösser, je geringer die
Leitungsfähigkeit desselben und je grösser die auf die Querschnitts-
einheit entfallende Stromstärke ist, hängt aber auch von der Oberfläche
und dem Emissionsvermögen des Leiters, sowie der Temperatur und
dem Wärmeleitungsvermögen des denselben umgebenden Mediums und
endlich noch anderen Umständen ab.
- Unter der Annahme, dass die beiden Leitungen untereinander
sowie von Erde sorgfältig isolirt sind, was immer der Fall sein soll,
ist die einen Leitungsquerschnitt durchfliessende Stromstärke gleich
der Summe des Stromverbrauches aller von demselben gespeisten
Lampen.
Ermittelt man durch Division die auf die Querschnittseinheit
entfallende Stromstärke, so erhält man die für die Erwärmung des
Leiters maassgebendste Date.
Bei den vielen übrigen un vorhersehbaren Umständen, welche auf
die Erwärmung von Einfluss sein können, sowie bei dem geringen
Werthe einer genauen Untersuchung für die Dimensionirung der Leitun-
gen, sieht man von einer solchen gewöhnlich ab und nimmt mit einer
für die Praxis ausreichenden Sicherheit bei Leitungen von gutem Kupfer
(Leitungsfähigkeit gegen Quecksilber über 55) bei dünneren Drähten 31/2»
bei mittleren 3, bei starken Leitungen nur 2^/2, bei Kabeln oft nur 2
Ampere pro i Qu. -Mm. Kupferquerschnitt als zulässig an, wobei man
natürlich jene Stromstärke der Rechnung zu Grunde zu legen hat,
welche den fraglichen Querschnitt im annehmbar ungünstigsten Falle
durchfliessen könnte. Der so erhaltene minimale Querschnitt, den eine
elektrische Leitung mindestens erhalten muss, um nicht durch über-
mässige Erwärmung feuergefährlich werden zu können, werde mit der
Bezeichnung »feuersicherer Querschnitt* benannt.
Die schon früher erwähnten Bleisicherungen haben den nur in
Hinsicht auf eine gewisse . maximale Stromstärke feuersicheren Quer-
schnitt vor übermässiger, das angenommene Maximum übersteigender
Stromstärke zu bewahren ; und werden je nach der Oberfläche des
gewählten Bleistreifens und Wahl des Materiales mit V7 bis V3 des zu
sichernden Kupferquerschnittes berechnet.
Ad II.
Wird nach obigen Regeln ein Leitungsnetz mit ^feuersicheren
Querschnitten* ausgestattet, so kann es leicht vorkommen, dass die
mit d^enselben verbundenen Energieverluste, resp. nutzlosen Betriebs-
kosten derart hoch ausfallen, dass eine Verstärkung der Leitungsquer-
schnitte behufs Verminderung der jährlichen Betriebskosten geboten
erscheint.
Der Strom hat nämlich bei dem Durchfliessen eines Leiters, also
z. B. des Kupferdrahtes, Energie abzugeben, die sich in Erwärmung
desselben kundgibt, und als Verlust betrachtet werden muss, da kein
Nutzen aus ihr gezogen wird.
Dieser Energieverlust i.st um so grösser, je grösser der Wider-
stand des Leiters und je stärker der denselben durchfliessende Strom
ist. Er kann nach Joule durch die Gleichung C=^c J'^ W T ausgedrückt
werden, in welcher C die in Wärme übergegangene Energie, J die
Stromstärke, JF der Widerstand des Leiters, 7^ die in Betracht gezogene
Zeit der Stromcirculation ist und c eine Constante darstellt, die von der
Waiil der Einheiten abhängig ist.
13
Bei gegebener Stromstärke ist somit der Energieverlust in der
Leitung, während einer gewissen Zeit T nur durch Verringerung des
Widerstandes der Leitung W, also durch Vergrösserung des. Quer-
schnittes derselben, d. h. durch Aufwand grösseren Anlagecapitales,
zu verringern.
Wie weit dabei gegangen werden darf, wurde schon von
W. Thomson und von A. Beringer untersucht, jedoch haben
die von denselben aufgestellten Formeln in der Praxis wenig Eingang
gefunden, vermuthlich wegen der diesen Formeln zu Grunde liegenden
ganz ungewöhnlichen Einheiten.
Im Nachstehenden wurde versucht, den rentablen Querschnitt,
sowie den rentablen Spannungsverlust durch leicht anwendbare prak-
tische Formeln auszudrücken, wobei der ursprünglich von W. Thomson
eingeschlagene Weg beibehalten, die den Formeln zu Grunde liegenden
Einheiten aber geändert wurden.
Es sei also zu untersuchen, wie die Dimensionirung der Leitungen
zu geschehen hat, damit die Summe der auf die Ueberwindung des
Widerstandes derselben entfallenden jährlichen Betriebskosten mehr der
Verzinsung und Amortisation der für die Leitungen aufzuwendenden
Anlagekosten, d.s. die , jährlichen St r omfortleitungskost en"^,
ein Minimum werden.
Zu dem Ende stelle man sowohl die Betriebs- als auch die Zinsen
und Amortisationskosten als Functionen des Querschnittes der Leitung
dar,' und suche jene Grösse des Querschnittes, bei welcher die Summe
beider Functionen, die jährlichen Stromfortleitungskosten, ein Minimum
werden.
Die auf die Energieverluste jährlich entfallenden Betriebs-
spesen werden gefunden, indem man vorerst ermittelt, wie viele
Stunden die in's Auge gefasste Anlage bei vollem Betriebe functioniren
müsste, damit die dabei zur Ueberwindung der Leitungswiderstände
aufzuwendende Energie in Summa ebenso gross wird, wie die bei dem
wirklichen Betriebe pro Jahr resultirenden Verluste.
Nennen wir diese Zeit die ^^ durchschnittliche volle Betriebsdauer
im Jahre* und bezeichnen sie mit T, so sind die in dieser Zeit erwach-
senden Energieverluste nach Obigem C^cJ'^ IV T.
Wird dabei J in Ampere und W in Ohm ausgedrückt, so erhält
man für c = — -: C in Pferdekraftstunden, so dass die Betriebskraft in
736
Pferdekraftstunden ausgedrückt werden kann durch HPSt. = — -J'^ W T.
. 736 _
Die Kosten dieser Arbeitsleistung, die sogenannten Betriebskosten, sind
J^ W T
K\y = ^ — wenn ß die Kosten einer Pferdekraftstunde bezeichnet.
736 '
Um diesen Werth ATb als Function von Q darzustellen, ist der Wider-
stand der Leitung W als solche einzusetzen.
Der Widerstand der Leitung in Ohm ist gleich dem in S E durch
l'o6 dividirt ; also W^'= • -^.
i-o6
Berücksichtigt man jedoch die mittlere Temperatur von 15*^ C.,
so muss obiger Werth noch mit {i '\- a. i) = [i -\- 0*004 X 15) = i'OÖ
multiplicirt werden, so dass sich die Umrechnung der SE in ü elimi-
nirt und der Widerstand eines Kupferleiters in il und bei 15° C. gleich
ist dem Widerstand in S E bei 0° C., was als Rechnungsbehelf Ver-
wendung finden kann.
14
Bekanntlich lasst sich der Widerstand eines Leiters in Siemens-
Einheiten und bei o^ C. durch die Formel ausdrücken ^^1^^=-^^,
wobei L die in's Auge gefasste Länge des Leiters, O den Querschnitt
desselben und K die Leitungsfähigkeit des verwendeten iMateriales
gegen Quecksilber bezeichnet.
Es ist also W^ ■; Q = ^„0 c^ = Y^^'
Wird dieser Werth in die Gleichung für die Betriebskosten K^ ein-
gesetzt, so erhält man auch diese als Function von Q, nämlich :
JKT £^
JW'QK
Kb = i^^TT^-^^ ....... (I
Andererseits setzen sich die Zinsen und Amortisationskosten der
Leitung /la zusam.men aus dem Preise der Leitung ^mal dem Procent-
P ■ ^ /
satze der Verzinsung und Amortisation nämlich K^. = — — .
loo loo
Der Preis der Leitung ^ ist gleich dem des Leiters pro Meter P
mal der Länge desselben L in Metern; also % = PL; es ist somit
K^=^LP . Wird in diesem Ausdrucke P als Function des Quer-
loo
Schnittes Q ausgedrückt, also P =f [Q), so erscheint auch K^, als solche,
nämlich Za = L -^f (ö).
100
Bei stärkeren Querschnitten, und um solche handelt es sich bei
Rentabilitätsberechnungen gewöhnlich, ist P innerhalb ziemlich weiter
Grenzen eine lineare Function von Q, also Pz=i a Q -^h, so dass auch
P
K^ mit Q linear ansteigt, nämlich Kg, = L ■ (a Q 4- b), oder
lOO ^ '
K^^L^aQ-\-L-^b (2
— 100 100 ^
Die jährlichen Stromfortleitungskosten, d. i. die Summe der beiden
Ausdrücke .K"aUndXb, werden bei einem gewissen Werthe von Q, den
wir den ^rentablen Querschnitt* nennen wollen, ein Minimum
werden.
Um diesen zu finden, setzen wir den ersten Differential-Quotienten
von /C + Kh nach Q gleich o und suchen jenen Werth von Q, der
diesem Ausdrucke Genüge leistet, und für welchen der zweite Differential-
Quotient grösser als Null wird. Es ist also
100 ' 100 ' 736 Q K
nach Q differentirt und Null gesetzt
d {K^^Ky,) Laj> J'- TL I
= rT.^ 1^ T^ ^.^ 7TT- = O ergibt
dQ 100 ' K-736 (2 2
^,_ß7'J-Z, 100 J''^ ß 7' 100
^'~ ^736 T^ = ""Ty-- 77^6^ daraus
— 1/7-36 ' p
mn
(3
15
In dieser Formel bezieht sich der Ausdruck 1/ — lediglich auf
die Betriebsverhältnisse,
dagegen ist blos von der zu wählenden
Kabelsorte abhängig. Beide sind von vorneherein bestimmt.
Fig. 2,
Bezeichnet man daher die Betriebsconstante
— mit C\, und
P
die Kabelconstante
Form dar :
mit ^k , so stellt sich obiger Ausdruck in der
O.r
c\, C],}/T J
"1/7-36 Vk
(4
d. h. : Nach Festsetzung der Betriebsconstanten ( ^b') und
Wahl einer gewissen Kabelsorte (c^) ist der , rentable
Querschnitt* für jede beliebige Leiterstelle durch
die maximale Stromstärke resp. maximale Anzahl der
gleichzeitig brennenden Lampen, und durch deren
16
durchschnittliche volle Betriebsdauer im Jahre voll-
kommen bestimmt.
Dass für diesen Werth von Q die Summe K^ -f- Ä"b wirklich ein
Minimum wird, folgt daraus, dass der zweite Differential-Quotient
derselben für alle positiven Werthe von Q grösser als Null wird, indem
i — t — ! i-i- = 2 — 7^77- für ö > o stets positiv werden muss.
Durch eine graphische Darstellung wird das Verständniss bedeutend
erleichtert.
In vorstehender Fig. 2 sind die Querschnitte des Leiters als
Abscissen, die zugehörigen Werthe von K^. und K\, als Ordinaten nach
aufwärts, resp. abwärts aufgetragen. Während Ka. als Gerade erscheint,
welche die Ordinatenachse in der Entfernung von der Abscissen-
^ loo
achse schneidet und welche um pro Einheit ansteigt, ist Ky^ die
lOO
Gleichung einer gleichseitigen Hyperbel, deren Asymptoten die beiden
Achsen sind.
Nachdem die zwischen Hyperbel und Asymptoten liegenden beiden
Abschnitte einer Secante einander gleich sind, ist es leicht aus einem
gegebenen Punkte z. B. M. für ö = lo Zb = — — ::: — 7^- • und
l 736.Z: lOJ
den Asymptoten andere Punkte zu construiren.
Zu dem Behufe legt man durch M^ eine beliebige Secante und
macht M-^ n^ z= ßf^ n^ und erhält M^ als einen zweiten Punkt der
Hyperbel.
Dieses Verfahren führt fortgesetzt schnell zu einem Bilde von K\, .
Die der vorstehenden F'igur zu Grunde liegenden Werthe wurden
einem praktischen Beispiele entnommen und sind die folgenden:
Die Kosten einer Pferdekraftstunde seien mit 5 Kreuzern ange-
nommen, also ß == 0-05 fl. ö. W. Der Preis des in Aussicht genommenen
Kabels / pro Meter in Gulden ö. W. betrage P = ö -f 0-3 ; so dass
I
^= , ^ = 0-3 ist. Ferner sei J= 50 Ampere, 7'=736 Stunden,
L= 285 Meter, 7^=57,^=10, demnach wird :
,. _ p J2 TL
^^"-^' 716.KQ '
7u = o-o5 50^736.285 __625_
736.57-0 Q
/C = L -■^^- a 0 4-L -^— h
100 ~ ' 100
\ r\r\ '^r\ — ^ -^
0-3
IQO 30 -^ ' ■' 100
^=-^■0 +-^ = 0-95,0+ 8-55
100 100
Die mit einem beliebigen Leitungsquerschnitte O zusammen-
hangenden jährlichen Stromfortleitungskosten {K^ -f K^, ) erscheinen als
17
die Summe der in der Entfernung Q vom Ursprung (Abscisse) errich-
teten Ordinaten.
Die Abscisse des Berührungspunktes einer zur /C Parallelen an
der Hyperbel tangirenden Geraden (Ks, ) gibt jenen Werth von Q, für
welchen die Summe dieser Ordinaten d. s. die jährlichen Stromfort-
leitungskosten iTa + -STb ein Minimum werden, also den ^^rentablen
Querschnitt* ör an.
Man sieht aus der graphischen Darstellung leicht, wie sich die
Abscisse des Berührungspunktes T (der rentable Querschnitt) verändert,
wenn die Neigung der Linie Kg, ändert, wie das der Fall wird, wenn
entweder der Procentsatz der Amortisation p anders angenommen oder
ein anderes Kabel [a] zu Grunde gelegt. wird.
Hingegen ist i^ wohl auf die Summe der jährlichen Stromfort-
leitungskosten, nicht aber auf den rentablen Querschnitt von Einfluss.
Die Länge des Kabels L, welche wie _p und a die Neigung der
Linie Kg, bedingt, beeinflusst jedoch gleichzeitig die Lage und Form
der Hyperbel derart, dass die Tangirung für beliebige Werthe von L
immer in derselben Ordinate stattfindet, d. h. dass die Abscisse des Tan-
girungspunktes T (der rentable Querschnitt Qt), wie das auch die
Formel bestätigt, unabhängig von der Länge des Kabels L ist.
Um sich den Einfluss der anderen Werthe, nämlich ß, J^, TundK,
welche nur in dem Ausdrucke für K^ zu finden sind auf den Tan-
girungspunkt T und damit auf Qr zu vergegenwärtigen, bedenke man,
dass bei denselben Asymptoten die Hyperbel um so spitzer wird, je
kleiner die Ordinate von M^ ; um so stumpfer, je grösser dieselbe wird,
und dass bei gleicher Neigung der Linie Ka, der gesuchte Tangirungs-
punkt um so näher gegen die Ordinatenachse rückt, je spitzer die
Hyperbel ausfällt, so dass der rentable Querschnitt der Wurzel von
^ — proportional sein muss, was gleichfalls von der Formal Qr (3)
bestätigt wird.
Man erhält ferner aus vorstehendem Graphikon ein deutliches Bild,
wie sich die mit dem Querschnitte der Leitung verbundenen jährlichen
Stromfortleitungskosten verändern (K^. -[- Kh ), wenn man statt der ren-
tablen Querschnitte andere zu Grunde legt.
Unter gewissen Umständen ist es wünschenswerth statt der ren-
tablen Querschnitte die mit denselben verbundenen Spannungsverluste
zu kennen; und ergibt sich dadurch die Frage nach den ^.rentablen
Spannungsverlusten* ^Ej. Dieselben werden für eine bestimmte
Länge eines Leiters gefunden, indem man K^, und K^^ als Functionen
von A£ darstellt und jenen Werth von A\£" sucht, für welchen die
Summe K^ -\- K^ ein Minimum wird.
Wie früher entwickelt wurde, ist Zk = — ■; ersetzt man in
736
dieser Gleichung JW nach dem Ohm'schen Gesetze durch tk E, so
stellen sich die jährlichen Betriebskosten als lineare Function des
Spannungsverlustes A E dar, nämlich
. K. = HZ.^s , . (5
736
Ebenso lässt sich der Am.ortisationswerth der Anlagekosten K^,
als Function von A E ausdrücken, indem man in dem Ausdrucke für
denselben Q als Function von ^E einführt.
2
Nach dem Ohm'schen Gesetze ist i\ E =: J W. Wird hierin
der Widerstand des Leiters durch die Länge und den Querschnitt
ausgedrückt, so erhält man il E = J" ^ oder Q= also den
Querschnitt Q als Function von A E.
Diesen Ausdruck in den Werth für K^, eingesetzt, gibt
K.=-
L'^afi J
K. loo ^E
+
lOO
(6
also die Amortisationskosten als Function von A E.
Um nun den „rentablen Spann un gsverlust*' Aufzufinden,
hat man den ersten Differantialquotienten von (K^, -\- Ky^) nach A E
gleich 0 zu setzen und jenen Werth von A j5" zu suchen, der hierfür
entspricht, und für welchen der zweite Differentialquotient grösser als
Null wird.
Die jährlichen Stromfortleitungskosten stellen sich als Function
von A E wie folgt dar
, ^ L^-Jap I Lp^ . ^J^ET
+ ^ö = Tr .^^ A c "T — 77:;. — r
K. , ..o— ^ loo A^ ■ loo
nach A £■ differentirt und gleich Null gesetzt, ergibt:
^(Za + Xb) ßJr L'^Jap 1
736
ä^E
^E,=
r
736 L-^ap
K. 100
I
736
= L
Kioo lS.E^
0 daraus
I Y 736 \r _£_
K \ 100 f ß
T
v
oder der ^rentable Spannu ngs ver lu st*
\Er
V^
V 7-Z^
Y f
p
oder für
V
und
t^Er
die Bezeichnung ^b
c^ c^ VT Yk
und ^k eingeführt
(7
Für diesen sowie für jeden positiven Werth von t^E wird der
zweite Differentialquotient von (Za ■\- K^o) grösser als Null und ent-
spricht ersterer daher wirklich dem Minimum dieser Summe.
Obige Gleichung sagt: Nach Festsetzung der Betriebs-
constanten ^^ und Wahl einer gewissen Kabelsorte (ct)
ist der , .rentable Spannungsverlust" durch die Länge desin's
Auge gefassten Leiters und durch die Dauer des vollen
Betriebes im Jahre vollkommen bestimmt.
Die graphische Darstellung zeigt, dass hier K^ und K^, die Rollen
untereinander getauscht haben.
Trägt man nämlich die Spannungsverluste als Abscissen, /C und
Zb jedoch als Ordinaten nach abwärts, resp. aufwärts auf, so erscheint
nun jfiTb als Gerade, die im Ursprünge der Achsen entspringt und um^^ — -^
pro Einheit ansteigt; K^ jedoch als Hyperbel, deren Asymptote einerseits die
Ordinatenachse, andererseits eine zur Abscissenachse parallele um —^ —
100
19
von dieser entfernte Gerade ist, welche ebenso wie früher construirt
werden kann.
Unter der gleichen Annahme wie früher erhält man
K.
K^ =
ß^ ^ AZT
ü
-b —
o-
05.50
7Z^
•736 ^E
= 2-5
^E
a;
_U-apJ I
~ K. 100 'A^ '
Lp b
100
5^
_><_
285
I
, 285 X3_
_ 237-
Ix
+ 8-55
6 A£ ' 100 Aii
Die bei einem beliebigen Spannungsverluste LE resultirenden
jährlichen Stromfortleitungskosten (Za + -^b ) erscheinen als die Summe
der in der Entfernung Aii vom Ursprung (Abscisse) errichteten Or-
dinaten.
Fig. 3.
Die Abscisse des Berührungspunktes einer zu Xb Parallelen an
der Hyperbel tangirenden Geraden ist der gesuchte rentable Spannungs-
verlust A Er.
Fig. 3 gewährt Einblick, wie die Werthe ß und T sowie L, a,
p und K auf den rentablen Spannungsverlust A^r von Einfluss sind.
Erstere bedingen nämlich lediglich die Neigung der Linie Zb und damit
auch die Lage des Tangirungspunktes T einer zu derselben parallelen
an der Hyperbel tangirenden Geraden, der hier zufällig mit M zu-
sammenfällt. Letztere bedingen die Lage und die Gestalt der Hyperbel
und damit auch die Abscisse des Berührungspunktes T, indem sich
2*
20
dieser der Ordinatenachse nähert, wenn die Hyperbel spitzer wird und
umgekehrt.
Von der Stromstärke J ist der rentable Spannungsverlust, wie
das auch die Form.el zeigt, unabhängig, indem für beliebige Werthe
von J und damit zusammenhängige von Kg, und Xb die Tangirung
stets in derselben Ordinate erfolgt.
Man sieht endlich noch, wie schnell sich die Summe der Betriebs-
und der Amortisationskosten der Leitung ändert, wenn man statt wie
hier lO Volt z. B. 5 oder 20 Volt Verlust annehmen würde.
Vergleicht man die Formel für den rentablen Querschnitt (3)
und jene für den rentablen Spannungsverlust (7)
Q, = ^' ^'j£Zr ^L= und A £, = 1-^^^ ^
]/7-36 \/K c^c^Yt YK
so erkennt man sofort, dass das erste Glied in beiden Formeln reciprok
auftritt, während in dem zweiten Gliede J und L einander ersetzen.
Dass A Er eine Function der Leiterlänge L und Q^. eine Function
der Stromstärke sein muss, ist einleuchtend ; ebenso, dass der rentable
Querschnitt im directen, der rentable Spannungsverlust aber im indirecten
Verhältnisse zur jährlichen Betriebsdauer stehen muss.
Wenn man sich daher den reciprok auftretenden Ausdruck
^b^k Y^
— merkt, was kaum mit Schwierigkeiten verbunden sein kann,
1/7-36
so hat man mittelst obiger Erwägung stets beide Formeln in Be-
reitschaft.
Aus obigen Formeln ergibt sich ferner, dass sich die rentablen
Querschnitte bei Wahl verschiedener Kabelsorten wie die entsprechen-
den Kabelconstanten verhalten, die rentablen Spannungs Verluste aber
im umgekehrten Verhältnisse zu denselben stehen, so dass bei ratio-
neller Anlage beim Uebergang von einer Kabelsorte auf eine andere
die zu wählenden Querschnitte nicht gleich zu machen sind, sondern
im Verhältnisse der Kabelconstanten zu einander stehen müssen, wenn
auch die übrigen Verhältnisse gleich geblieben sind.
Betrachtet man weiter die Formel für den rentablen Spannungs-
1/' 7.05 r
Verlust Aiir= 7==- , so wird es auffallend erscheinen,
cx^c^YT YK
dass ausser den auf den Betrieb und auf das zu verwendende Leitungs-
material bezüglichen Factoren nur noch die Länge der in's Auge ge-
fassten Leitung und die durchschnittliche Dauer des vollen Betriebes
pro Jahr in der Formel erscheint.
Wird diese Formel auf eine Glühlichtleitung angewendet, so er-
gibt sich die Folgerung, dass der rentable Spannungsverlust in
der Leitung gänzlich unabhängig ist von der gewählten Span-
nung an den Polen der Lampen, so dass also die allgemein verbreitete
Ansicht, das Leitungsmaterial sei so zu wählen, dass ein gewisser
Procentsatz der Lampenspannung in der Leitung verzehrt werde, nicht
begründet ist, denn aus obiger Formel ergibt sich, dass unter übrigens
gleichen Verhältnissen der Spannungsverlust in einer Glühlichtleitung
fiir 100 Volt eben so gross zu wählen ist, wie bei Zugrundelegung
einer Lampenspannung von 50 Volt etc.
Daraus lässt sich ferner ableiten, dass der Querschnitt einer Glüh-
lichtleitung, um rentabel zu sein, im indirecten Verhältnisse zur Pol-
spannung der Lampen, aber nicht zum Quadrate derselben, wie
21
gewöhnlich angenommen wird, stehen müsse. Denn um bei 50 Volt
die gleiche Anzahl Lampen zu speisen, wie bei 100 Volt, hat man den
doppelten Strom und daher bei gleichem Spannungsverlust 'nur den
doppelten aber nicht den vierfachen Querschnitt nöthig. Das lässt sich
auch aus der Formel für den rentablen Querschnitt direct beweisen.
Wird in derselben nämUch die Stromstärke J durch die Anzahl der
geleisteten Normalkerzen und die Polspannung ausgedrückt, also
NK
J = —=r X ^^1 wobei ei die den gewählten Glühlampen eigenthümliche
Anzahl von Voltampere pro Normalkerze (bei normaler Beanspruchung)
bedeutet, so ergibt sich der rentable Querschnitt
Qr =
als im umgekehrten Verhältnisse zur ersten Potenz der gewählten
Lampenspannung stehend.
Die Summe der mit so gewählten Querschnitten verbundenen
Betriebs- und Amortisationskosten, d. s. die minimalen jährlichen Strom-
fortleitungskosten stehen gleichfalls im umgekehrten Verhältnisse zur
ersten Potenz der Lampenspannung. Setzt man nämlich in die Gleichungen
5 und 6 für Kg, und für Ko statt A E den Ausdruck für A Er ein, so
ergeben sich die rentablen Amortisations- und Betriebskosten für einen
beliebigen elektrischen Leiter
k: =
L^Jap
K 100
in beide Gleichungen A iSr =
I Lib_ _ ß J A £, r
^E, '^ 100 ' ' 736
1
7'^6 L .
r - —-r=r emgesetzt, erhalt man
^b ^k 1/ 7 V K
Ka. =
L Ja p c^o ^k
Vk^o^' |/>-36
V T Lpb
Kl =
^JT Yy^ö L
100
736 c^c^Yt Yk
ersetzt man die Coefficienten Cb und c^ durch ihre wahren Werthe und
kürzt dann ab, so ergibt sich
k: =
abgekürzt
Ku =
100
\ooY Tl^Y K
oder wie sofort auffällt K^ = K! 4-
a b '
(5a) K,=
ljY^^p^
= 100Y7-3^Y K
Lp b
= . . . (6,
100
(8), d. h. die
Amortisationskosten bei Annahme rentabler Querschnitte sind gleich
den mit denselben verbundenen Betriebskosten mehr dem Ausdrucke
Bei blanken Kupferleitern und wenn von der Montage abgesehen
100
22
wird, wird b gleich Null und demnach die rentablen Amortisations-
kosten gleich den rentablen Betriebskosten.
Die Summe der Amortisations- und Betriebskosten bei Annahme
rentabler Querschnitte, d. s. die minimalen jährlichen Stromfprtleitungs-
r r j. Tj fi b
kosten sind dann Xr = K^ -^-K.^, =2 K^-]
' lOO
ZJl/_g^ x^
looyysöyx ' IOC
und lassen sich also ohne vorherige Ermittlung der Leitungsquerschnitte
im vorhinein angeben.
Fassen wir das oben Gesagte zusammen, so ergibt sich, dass
man, um der Rentabilität Genüge zu leisten, bei Berechnung von
Glühlichtleitungen folgendermaassen vorzugehen hat :
Man ermittelt die Betriebsconst ant e c^ aus ß
und b, sowie die durchs chnittliche Dauer des volle n
Betriebes pro Jahr T und rechnet hieraus, sowie
nach Wahl einer gewissen Kabelsorte^ d. h. nach
Annahme des a und K und Ermittlung der Kabel-
constante hieraus, entweder den »rentablen Quer-
schnitt^ als Vielfaches der max imalen Stromstärke
nach Gleichung 4, oder den 5,rentablen Spannungs-
verlust*, ausgedrückt in der Länge des in's Auge
gefassten Leiters nach Formel 7.
Entsprechen die rentablen Querschnitte oder
die aus den rentablen Span nungs v erlusten gerech-
neten Querschnitte gleic-h zeitig der Feuersicher-
heitsbedingung, so disponirt man die Leitungen
nach obiger Rechnung, fallen sie jedoch kleiner als
die feuersi cheren Quers chnitte a u s , so sindletztere
maas sgebend.
Will man die erwachsenden minimalen jähr-
lichen Stromfortleitungskosten ohne vorherige
Ermittln ng der L e i tu ng-s quer schnitte berechnen, so
bediene man sich der hie für angegebenen Formel 9.
Hat man in der oben angegebenen Weise die einzelnen Quer-
schnitte eines Leitungsnetzes berechnet, so ist dasselbe noch in Hinsicht
auf die dritte Bedingung für die Dimensionirung von Glühlichtleitungen,
welche für alle Lampen stets nahezu gleiche Polspannung fordert, zu
untersuchen.
Dabei geht man von der Voraussetzung aus, dass entweder auto-
matisch, oder durch den Maschinisten die Polspannung an einem
gewissen Punkte des Leitungsnetzes, welchen wir Controlpunkt nennen
wollen, constant erhalten wird, und hat dann die Leitungen derart
anzuordnen und zu dimensioniren, dass bei constanter Spannung an
dem Controlpunkte auch die Polspannungen an den übrigen Punkten
des Leitungsnetzes, gleichviel ob viel oder wenig Lampen eingeschaltet
sind, keine wesentlichen Differenzen aufweisen.
23
Um die Spannung an dena Controlpunkte der Leitung constant er-
halten zu können, führt man von demselben eine Abzweigung bis zur
Maschinenanlage der Beleuchtungs-Installation, wo ein sogenannter Span-
nungszeiger oder eine Controlglühlampe in dieselbe eingeschaltet wird.
Der Maschinist hat nun die Aufgabe, mit dem ihm zu Gebote
stehenden Mitteln, die je nach Wahl des Systemes verschieden sein
können, dahin zu trachten, dass die Anzeige der Controlapparate und
damit die Polspannung am Controlpunkte möglichst constant erhalten
wird, für welchen Zweck mitunter auch automatische Regulirvorrich-
tungen angebracht werden.
Bei den für Glühlichtbeleuchtungen gewöhnlich als Stromquelle
dienenden Nebenschluss- und Compound-Dynamomaschinen wird obige
Aufgabe entweder durch Verändern der Tourenzahl der Dynamo-
maschine oder durch Ein- und Ausschalten von Widerstand in die
Nebenschlusswicklung der Elektromagnete erzielt.
Die Wahl des Controlpunktes ist auf die zur Erreichung der
obigen Bedingung nöthigen Leitungsquerschnitte von wesentlichem
Einflüsse, was in Nachfolgendem näher erklärt werden soll und worüber
die folgenden Beispiele Beweismittel abgeben dürften.
Fig. 4.
IT"
wmmmmm
Von der Maschine bei M, Fig. 4, würden 30 Lampen bei // ge-
speist, welche in 3 Gruppen zu je 10 Lampen, jede Gruppe von der
anderen 40 M. und die erste Gruppe von der Maschine 200 M. ent-
fernt, angeordnet sind. Ausser diesen befindet sich im Maschinenhause
eine Controllampe /, welche gleich an der Maschine in die Leitung
eingeschaltet sei, so dass also der Controlpunkt an den Anfang der
Hauptleitung verlegt sei.
Die Leitung sei aus blankem Kupferdrahte in einfacher Parallel-
schaltung ausgeführt.
Wir wollen versuchen, die Berechnung dieses Beispieles in der
sub 2 angegebenen Weise durchzuführen und behufs Feststellung der
rentablen Querschnitte vorerst die Kabel- und Betriebs-Constante er-
mitteln.
Zur Ermittlung der Kabel-Constanten sei der Preis von 100 Kgr.
guten Kupfers (Leitungsfähigkeit = 57) mit fl. II2- — Ö. W. an-
genommen, es ergibt sich daraus der Preis pro Meter in Gulden ö. W. :
Gewicht pro M. in Kgr.
P =
100
X 112
Drückt man das Gewicht durch Länge und Querschnitt aus und
nimmt das specifische Gewicht des Kupfers 7 ^= 8'9 an, so erhält man
Q Qu.-Mm.
10.000
für L = I M.
112
XL.-M. ioXtX— — =
100
112 X 8*9
100.000
(90u.-Mm. L.-M.
24
P = 2J±}^^l:2-.0Q^.-Mm.= ^^^^Q= --Q = aQ, d. h. der
= lOO.OOO ^ lOÖ lOO =
Preis des blanken Kupferleiters pro Meter in Gulden ö. W. ist gleich
dem lOO. Theile des Querschnittes in Quadratmillimeter, somit*)
lOO
und c^
= \ — = ]/ lOo; also ^^ = 10
Zur Feststellung der Betriebsconstante sei angenommen, dass die
Pferdekraftstunde auf 2 kr. zu stehen komme, und dass für Unterhaltung,
Amortisation und Verzinsung jährlich 10% der Kosten des Leitungs-
materiales abgeschrieben werden müssen.
Demnach ergibt sich die Betriebsconstante
--1/ } =
0'02
10
^° .= -L-V
20
10.000 100
Obige Werthe in die Formel für den rentablen Querschnitt ein-
gesetzt, erhält man :
Die durchschnittliche Dauer des vollen Betriebes im Jahre wäre
750 Stunden, d. i. durchschnittlich circa 2 Stunden täglich, so dass dann
Qr =
Q^_y2o V7SO _i^J( l^^ ,jj\ ^5° .J._
10. y 7-36 1/57 r 7-36x57 J 419-52
^^1/^0-36 J; Qr =^06 Jder rentable Querschnitt ca. O'ö mal der maximalen
Stromstärke wird.
Nachdem dieser rentable Querschnitt grösser als der feuersichere
Querschnitt, nämlich Or > — > öf wird, kann ersterer vom Feuer-
3
Sicherheitsstandpunkte beibehalten werden.
Anders verhält es sich jedoch hinsichtlich der dritten Bedingung,
nämlich in Bezug auf die nothwendige gleiche Spannung an den Polen
der eingeschalteten Lampen, indem sich unter diesem Gesichtspunkte
die rentablen Querschnitte, wie nachfolgend bewiesen, als zu schwach
erweisen. '
Es würden z. B. die von der Leitung gespeisten 30 Stück Glüh-
lampen bei einer Polspannung von 120 Volt und einem Stromverbrauch
von 0'5 Ampere mit 16 NK. leuchten, so würde sich ein rentabler
*) Diese einfache Relation zwischen Preis pro Meter blanken Drahtes nnd Querschnitt
ergibt sich aus der Annahme des Preises pro lOO Kgr. mit fl. 112 ö. W., der wohl nicht
als allgemein giltig bezeichnet, aber immerhin der ersten oberflächlichen Berechnung zu
Grunde gelegt werden kann. Rechnet man die Mark zu 60 kr. ö. W., so ergibt sich der
Preis pro 100 Kgr. mit R.-M. 187. — und somit der Preis pro Meter blanken Kupferdrahtes
. P . . „ Q Qu.-Mm. 60 Q Qu.-Mm. „ Q , . , ,
m K.-JVJ. y I == =^ . y-'j = — — gieich dem sechzigsten
100 100 60 — - 60 "
Theile des Drahtquerschnittes in Qu.-R'Im , so dass dann ^k = j' 60 = 7-74 wird. Beide
Formeln sind im Zusammenhange leicht zu merken.
25
Querschnitt von Qr = o 6 X 30 X 0'5 = 9 Qu. -Mm. neun Quadratmillimeter
ergeben. Der durch diese Leitung bis // i verursachte Spannungsverlust
würde betragen i:!s,E=r.—- — __./==■ ^— . 30X o 5 = ir/Volt.
s n^x .^ 9-00X57 ^ ^ ^ i
wäre man gekommen, wenn man direct
' bestimmt hätte aus der Formel
den
ÖX57 '
Zu dem gleichen Resultate
j, rentablen Spannungsverlust
A E, =
Ch
c^VT Vk
■^^ 1/20.101/750 ^ ^^
7-36
150X 57
X 400 = ]/8-6 X 4=^ 117 Volt.
i/i
der
d. h. es treten von der ControUampe bis zu den Lampen bei
ca. 12 Volt Verlust auf, oder es erhält erstere bei Beibehaltung
rentablen Querschnitte um ca. 12 Volt mehr Spannung als die Lampen
bei IIi und wird daher, wenn sie diesen gleich construirt ist, bedeu-
tend heller brennen und stärker beansprucht.
Fig. 5-
IT
i.:ly.i.k:::. ^i; ^ iiii; c: J : ::j'j:Li:L-j.r^
n"'
Um das zu verhindern, könnte man, wenn immer alle Lampen
gleichzeitig brennen, vor die Lampe I einen Widerstand schalten, welcher
den Ueberschuss an Spannung verzehrt, oder man könnte eine Lampe
einschalten, welche erst bei 132 Volt normal brennt; beide Auswege
werden jedoch gänzlich unzulässig, wenn die Möglichkeit vorhanden
sein soll, die Lampen einzeln oder in Gruppen aus- und einzuschalten.
Es würde dann bei constanter Spannung an der ControUampe bei
der Stromquelle die Spannung an den restirenden Lampen bei // mit
der Anzahl der ausgeschalteten Lampen steigen, indem, wie das
Ohm'sche Gesetz zeigt, der Spannungsverlust mit der Stromstärke
wächst und abnimmt, so dass, wenn von den 30 Lampen bei // 29 aus-
geschaltet werden, die restirende eine Lampe, da sie nur für 120 Volt
eingerichtet, aber mit nunmehr ca. 131 Volt beansprucht wäre, wahr-
scheinlich bald zu Grunde gehen würde.
Sollten also die Lampen bei // einzeln oder in Gruppen aus-
schaltbar sein, so muss an der ursprünglichen Bedingung /// stricte
festgehalten, und entweder die Leitung so dimensionirt werden, dass
die Spannungsdifferenz zwischen / und // unbedeutend ist (z. B. nicht
über I oder 2 Volt), oder man hat die ControUampe / von der eigent-
lichen Verbrauchsstelle // aus mit Strom zu versehen, d h. eine Ab-
zweigung von // bis nach / zu ziehen und in diese die Lampe ein-
zuschalten. Siehe Fig. 5.
Man erkennt, dass, wenn nunmehr die Spannung der Control-
lampe constant erhalten wird, auch die der Lampen 11^ keinen .Schwan-
kungen ausgesetzt ist, indem ja nun alle solche Schwankungen der
26
Controllampe mitgetheilt werden müssten und vom Maschinisten sofort
ausgeglichen würden, und dass ferner auch die Lampen 11^ und 11^
kaum merklich anders brennen werden, als die bei 11^ und die Control-
lampe, da die Entfernung dieser Lampen von einander eben nicht
erheblich ist. Der Leitungsverlust in den Leitungen /j und /g kommt
hier nicht in Betracht, da er erstens bei gewöhnlichen Distanzen nie
bedeutend wird, wenn, wie hier angenommen, nur eine Controllampe
eingeschaltet ist, und da er zweitens stets constant bleibt.
Um nicht zwei Leitungen l^ und ^ zurückführen zu müssen, be-
dient man sich häufig mit Vortheil der sogenannten Gegenschaltung,
welche durch Fig. 6 veranschaulicht ist.
Fit:. (S
tMrn
I , I I I M I I 1 I I ! I
Man sieht sofort, dass der Strom jeder der eingeschalteten Lampen
die gleichen Leiterlängen zu durchfliessen hat und erkennt, dass
wenn z. B. alle Leitungen mit rentablen Querschnitten versehen werden,
und für alle Leitungen die Factoren c^ , c^ und ]/^ T oder deren Pro-
duct das gleiche ist und wenn ferner stets der volle Betrieb geführt
wird, der Spannungsverlust und daher auch die Polspannung bei jeder
Lampe die gleiche wird.
Da es nun aber schon wegen der Feuersicherheits-Bedingung
nicht angeht, durchwegs rentable Querschnitte zu verwenden und ferner
das Product c^ c^y "j/^ T , welches ja die rentablen Querschnitte beein-
flusst, nicht für alle Punkte der Leitung das gleiche werden kann und
•Fig. 7.
endlich, weil die Lampen einzeln und in Gruppen ausschaltbar sein
sollen, wird durch die Gegenschaltung die Bedingung der gleichen
Spannung an allen Lampen nicht immer erfüllt, sondern es können
trotz Gegenschaltung wesentliche Differenzen in der Spannung der
einzelnen Lampen auftreten.
Ein Beispiel hiefür ist in Fig. y dargestellt.
Wenn an der der Controllampe / entgegengesetzten Seite // der
Gegenschaltung starke Stromstärken ein- und ausgeschaltet werden,
wird die Polspannung bei // wesentlich differiren, ohne dass die Con-
27
trollampe / davon etwas anzeigt, indem nur sehr kurze Stücke der
zu / führenden Leitungen von diesen Stromänderungen betroffen würden.
Es wird sich demnach empfehlen, die durch die Leitungen ver-
ursachten Spannungsverluste für verschiedene Combinationen der Glüh-
lampen zu berechnen und darnach die Leitungen zu dimensioniren.
Der Leitungsverlust bis zu einer beliebigen Stelle einer Leitung
ergibt sich aus der Summe der Producte der die einzelnen Leitertheile
durchfliessenden Stromstärken mal dem Widerstände dieser Leitertheile
also A £■=!:[/ X W] = 1J
L
OK
Fig. 8.
JoJ^
e.^.
liX,
£^i.
, ^.,.-1.^.
V'»
Wäre z. B. in Fig. 8 der Leitungsverlust von der Maschine bis
zu Punkt P zu berechnen, so müsste man erst die die einzelnen Leiter-
theile durchfliessenden Stromstärken nach Abzahlung der von den-
selben gespeisten Lampen berechnen.
Am besten verfährt man dabei, indem man den von der Maschine
geleisteten Strom bestimmt und aus diesem und den einzelnen Ab-
zweigungen die Stromstärken in den betreffenden Leitertheilen ermittelt.
So berechnet ergibt sich der Spannungsverlust bei P wie folgt:
^E =
Xn
QoK,
{Jo)^-
Li
4
(-^o-^i) +
Xo
+ 03^ ^'^'~''
{Jq — z, — ?2) +
Wird dieser Ausdruck nach Producten der Stromzu-
zweigungen Jq, i^, i<^ und i^ geordnet, so erhält man
und Ab-
A£:
J
+
A
+
u
+
4
ö^iTo ' öl^l 02^2 Ö3^^
+
U
02^2
+
L
QzK,
2 -'^2
^1
QiK,
+
02^2
+
03^3
Ö3i^2
j>d. h. der Spannungsverlust bis zu einer beliebigen Stelle eines Leiters
ist gleich jenem Spannungsverluste, welcher auftreten würde, wenn die
gesammte zugeführte Stromstärke bis zu obiger Stelle fliessen würde,
weniger jenen Spannungsverlusten, welche entstehen würden, wenn die
vorhandenen Abzweigungen von diesem letzteren Punkte aus versorgt
würden.*
Wenn es gestattet ist, für die Ausdrücke J den Ausdruck
Leitungsmoment einzuführen, so sagt obige Regel:
j,Der Spannungsverlust bis zu einer belie-
bigen Stelle eines Leiters ist gleich dem Lei-
tungsmomente der Strom Zuführung, weniger
jenem der Abzv^eigungen gegen jene Stelle oder
28
gleich der algebraischen Summe der Leitungs-
momente aller Stromzu- und Abführungen bis zu
jener Stelle, bezogen auf dieselbe/
Complicirter werden die Verhältnisse , wenn von zwei oder
mehreren Seiten Stromzufluss stattfindet Es werde z. B. der in Fig. 9
dargestellte Fall untersucht.
Fig. 9.
Die Bestimnmung der in den einzelnen Querschnitten fliessenden
Stromstärken kann hier nicht mehr wie früher durch einfaches Ab-
zählen der gespeisten Lampen, sondern erst nach Wahl der einzelnen
Querschnitte, resp. deren Verhältniss zu einander und nach Auflösung
einer Gleichung mit zwei Unbekannten gescheheiii. Dabei hat man von
folgender Betrachtung auszugehen: An einem gewissen Punkte der
Leitung müssen die von links und die von rechts zugeführten Ströme
zusammenkommen und müssen daselbst die durch den rechten und den
linken Leiter verursachten Spannungsverluste einander gleich sein,
d. h. es muss die Gleichung bestehen :
Wie schon mehrfach entwickelt wurde, ist \ e =
QK
J und
somit li
L,
QiKi
Ji
= S
QrK.
-Jr
Nennt man die von B nach rechts fliessende Stromstärke J^ , da-
gegen die nach links strömende Ji und bezeichnet die eineinen im
Sinne der Uhr von B aus folgenden Stromabzweigungen fortlaufend
mit Zi. Zo, z q . . .
von einander mit L^, L^, JLvg
und ebenso die Abstände derselben von B, resp.
jLg La -\- I, während die Querschnitte
dieser einzelnen Leiterlängen mit Q-^, Q^, Ö3, (^4 • • • • ön + 1 und die
Leitungsfähigkeit des dazu verwendeten Materiales mit K^, K^'
JTg . . . Ka + 1 bezeichnet werden, so lässt sich die Gleichung wie folgt
auflösen :
Jr Li (Jr Z'l) L^ {Jy — ?]
L,
02^2
03 ^^3
+
Jl X„
+ 1
ön + 1 -fMi + 1
(Jl in) Ln
Qu Ku
+
(Schluss folgt.)
29
Theoretische Bestimmung von Widerständen in
Mikrophon-Telephon-Anlagen.
Von ALFRED CALGARY, k. k. Postofficial in Wien.
Nimmt man eine theoretische Bestimmung der Widerstände in Tele-
phonanlagen auf Grund der O h m'schen Formel vor, so begegnet man den
Einwurf, dass es keineswegs gewiss sei, ob die bei genannter Anlage vor-
kommenden Ströme, welche zum Theile im Momente der Wirkung nicht auf
ihre volle Stärke angewachsen sind, den Gesetzen der Stromtheilung folgen
oder nicht. Aber der Mangel an Gewissheit, ob das Rechnungsresultat mit
der wirklichen Erprobung stimme, kann keine Ursache sein, die Rechnung
gar nicht zu machen. Deshalb sei es mir gestattet, folgende Berechnung
vorzulegen.
Die Einrichtung, welche man einer Telephon-Mikrophon-Anlage zur
Correspondenz zwischen weiter entfernten Orten gibt, ist folgende : Im
Orte A Fig. l befindet sich ein Element £^, zunächst ist das Mikrophon 3f
eingeschaltet. Der Stromkreis wird im Locale durch eine Multiplications-
windung i? geschlossen. Der Strom, welcher von dem Elemente £ erzeugt
und durch das Mikrophon variirt wird, gelangt also selbst nicht zum fernen
Orte B, wohin man correspondiren will. Die im Sprechorte Ä befindliche
Fig. I.
^,
J^
T
^y
Multiplication R ist mit parallelen Drahtwindungen Q umgeben, welche ge-
schlossen sind, durch die vier Telephone T, die Telegraphenleitung von A
nach B, die in B befindliche gleiche Drahtwindung Q und schliesslich
durch die Rückleitung von B nach A. Wird in A gegen das Mikrophon
gesprochen, so ändert sich der Widerstand im Localschlusse E MR, es
variirt die dortige Stromstärke, wodurch in der Windung Q Ströme indu-
cirt werden, welche die Telephone in B tönend machen. Die Intensität
dieser Ströme in den Telephonen soll möglichst gross sein. Nach der Formel
Ohms ist die Stomstärke vS im Schlüsse Q TTQ TT:
J
s =
s
An dem Widerstände S des Schlusses wird nichts zu ändern sein, der-
selbe wird sich durch unabänderliche Bedingungen, wie z. B. aus der Ent-
fernung des Ortes A bis zum Orte B ergeben, Soll daher 5 möglichst gross
sein, so muss man die elektromotorische Kraft J des inducirten Stromes nach
Möglichkeit vergrössern. Diese elektromotorische Kraft J des inducirten
Stromes ist proportionel I. der Variation*) V des Stromes in R, 2, der
Länge / der neben einander liegenden Drahtwindungen R und Q. Für die
genannte Stromstärke 6" in den Telephonen hätte man demnach :
J _Vl_
*) Die Zeit t^ in der die Variation erfolgt, ist ausschlaggebend.
30
^ ist proportional dem Producte VI und es ist zu untersuchen, unter
welchen Umständen dasselbe recht gross werde. Fürs erste ist die Grösse V
der Variation zu berechnen. Es sei die Summe des Elemente-Widerstandes
mehr dem Mikrophon- Widerstand gleich IV, demnach ist, wenn S^ die Strom-
stärke im Mikrophorischluss bedeutet:
c_ ^
■^1 — W+ R
Aendert sich der Mikrophon-Widerstand, so muss sich W ändern, es
ändert sich damit auch die Stromstärke S^^. Um die Variation von S-^ bei
Aenderung von W zu finden, wird man statt W W=^ IV, statt vS^ vSj -}~ ^ -Si
setzen und das Verbältniss bestimmen. Denkt man sich die Aenderung
von W i\ W unendlich klein, so wird sich auch S^ nur um die unendlich
kleine Grösse A S-j^ ändern, -r— ;i wird zum sogenannten Dififerential-Ver-
hältnisse . Im vorliegenden Falle hat man zu trachten, dass der Werth
dieses Verhältnisses ein grosser werde.
F
d S E
= V\
dW ( 14/ -f Rf
Es ist leicht ersichtlich, dass V dann am grössten wird, wenn der
Werth der Summe W A;- R sich der Nulle nähert. Man wird daher, wie
auch ohne Rechnung einzusehen ist, die Widerstände W und R klein
machen müssen. In der praktischen Ausführung ergibt sich natürlich eine
untere Grenze für diese Werthe und man kann den, Elemente- und Mikro-
phon-Widerstand nicht beliebig verkleinern. Mit der Wahl des Wider-
standes R hat es seine besondere Bewandtniss, welche gleich erörtert werden
soll. Derweilen ergibt sich für die Praxis das Gebot, den
Elemente- und Mikrophon-Widerstand möglichst klein zu
mach e n.
Es ist 3= V L
Die Multiplication R besteht aus Windungen. Der Widerstand dei>
selben soll gering sein, ihre Länge / oder auch die Windungszahl n (welche
proportional der Länge / ist) soll gross sein.
J= Vn
Man müßte daher viele dicke Windungen anbringen, ähnlich wie
bei einem Elektromagnet, wo die magnetisirende Kraft gross wird, wenn
recht viele Windungen vorhanden sind und diese einen geringen Wider-
stand besitzen. Aber gerade wie man beim Elektromagnet diese Bedingung
nicht in's Maasslose erfüllen kann, so auch hier. Gewöhnlich ist im Prakti-
schen für die MultipHcations-Windungen eine gewisse Raumgrösse geboten
und man hat nun zu berechnen, ob dieselbe mit wenig dicken oder vielen
dünnen Windungen auszufüllen sei. Beim Elektromagnet zeigt bekanntlich
die Rechnung, dass das Maximum des Magnetismus dann eintrete, wenn der
Widerstand der Multiplication gleich gemacht werde dem Widerstand des
ganzen übrigen Schlusses. Man hat auch in unserem Falle eine ähnliche
*) Eine ähnliche Gleichung hat unseres Wissens zuerst Moser in der Arbeit:
,M($thorle gdn<<ral pour renforcer les courants td^phoniques* Comptes rendus , 1883
(12 f^vrier) aufgestellt.
31
Autgabe zu lösen. Es wäre für die Windungen R ein gewisses Volumen
geboten. Füllt man dasselbe mit nur einer Windung aus, indem man den
Raum ganz mit Metall ausgiesst, jedoch den Strom bemüssigt, einmal herum-
zufliessen, so hätte diese einrige Windung den Widerstand a. Bei» Entzwei-
schneidung des ausgefüllten Raumes — bei zwei Windungen — wäre der
Widerstand einer Windung 2 a und der Widerstand der zwei Windungen —
also der ganze Multiplications-Widerstand — 2 a . 2 = ^ a. Ebenso würde
bei der Ausfüllung des Raumes mit «-Windungen der Widerstand der
Multiplication «2 ^ werden. Es ist demnach bei der Annahme von n Win-
duneen ii^ a = R
J =
a
n E
E
V i<
Bei Ansicht dieses Ausdrucks wird man erkennen, dass mit fort-
währendem Kleinerwerden von R J nicht am grössten wird, dass es viel-
mehr einen Werth von R geben wird, welcher J zum Maximum macht. Der-
dJ
selbe wird durch die Gleichung
dj
dR
O bestimmt.
dR
y a
W-\- R
= o
R^
W^ R
= 2 RT-
AR
R = -\ W
Wählt man als Widerstand der inducirenden Multipli-
cations-Windung den dritten Theil von der Summe des
Elemente-und Mi k r o ph o n- Wi d er st an d e s, so wir d die elektro-
motorische Kraft im Telephonschluss am grössten aus-
falllen. Dieses grösste J^ ist :
J=
E V-\ W
Va iw+^^wf y
27
256 W'^
Beispiel. Es wäre der Elemente-Widerstand 0*2, der Mikrophon-
Widerstand 4"5, daher das PJ^ obiger Rechnung 4*7; der Widerstand R
sei mit 0'3 gewählt. Demnach ist die Stromstärke 6^ im Schlüsse
5
und die Variation V der Stromstärke
25
die elektromotorische Kraft im Telephonschlusse ist V n
R
a
J=V
R_
a
J-.
25
l/o-3 E .
- — :== = — =. o-02igoi
ya ist eine constante Grösse: der Widerstand der Metallausfüllung
des gebotenen Raumes.
32
Würde man nun R statt mit o 3 zweckmässiger wählen, wie es die
W
obig'e Rechnung vorschreibt, so müsste der Multiplications- Widerstand
gemacht werden.
R = ^-j : ^ z= I 566666
J =
E
(6-26666)2
1/1-566666
(6-26666632
E
v
J=
v
0-031873.
Bei der Wahl von R:=zo^ würde e/ proportional o*02ig,
„ „ „ „ ie= 1-5666 „ J „ 0-0318.
Das richtig gewählte R erhöht daher die Intensität des im Telephon-
schlusse inducirten Stromes im Verhältniss wie 21:31.
Im Allgemeinen ist die Aufgabe gestellt, zwischen den Punk*:en a und 3
des Mikrophonschlusses einen geringen Widerstand zu legen, denn ein
grosses R. wird die Variation des Stromes mehr schwächen, als ein grosses R
durch die Länge nützt. Die Aufgabe zwischen a und d bei geringem Wider-
stände recht viele Windungen zu legen, kann man auf eine besondere
Art lösen.
Man vertheile, Fig. 2, den Strom zwischen a und d in zwei Zweige
und lege in jedem Zweig eine doppelte Anzahl von Windungen von gleicher
Länge und Dicke, wie oben Ji hatte. Dann ist der Widerstand in jedem
Zweige 2 R.
Fig. 2,
Der den ungetheilten Strom schwächende Widerstand (der für beide
Zweige substituirt werden kann) ist ^ber :
2R.2R _
2R-^2R ~
Der Widerstand zwischen a und b ist also nicht grösser als früher
geworden. Die ungetheilte Stromstärke S im Mikrophontheile wird so wie
, ^ E E
'''^"^'' Tj/ I — TT sein. Die Stromstärke in Einem der Zweige s =■ ^ -^r 77-,
W^H- A' ^ ^ R-\- W
Bestimmt man von derselben die Variation V, so erhält man
-^==-^ ^ -V
dW ^ (W^Rf-
Die Intensität J^ der elektromotorischen Kraft für den in Q indu-
cirten Strom muss für den einen Zweig J^-^ 2 ti Fsein, da im Zweige 2 n
Windungen vorhanden sind. ;
E Ell , ■
. 2 n = - . ;r-r- = J
J,= ^
{W^Rf
(l^+A)2
Diese Intensität für Einen Zweig ist gerade so gross, als~die früher
bestimmte Intensität, als man keine Theilung vornahm. Das was für den
ersten Zweig berechnet wurde, gilt auch für den zweiten Zweig. Man wird
nun die Windungen Q des Telephonschlusses längs aller vier Multiplications-
Windungen R hintereinander legen, wie dies in Fig. 3 dargestellt ist. Als-
Fig. 3.
dann ist die elektromotorische Kraft J,^ im Telephonschluss für jeden der
beiden Zweige zu nehmen. Man hat für beide zusammen 2 J^
_ zEn
^ ^ ~ {W-yRf
Man mache laut obigem R = ^ W n ^=
W
s.
E
v
27
64 vv^
Es wird demnach durch die genannte Einrichtung die Intensität der
Ströme im Telephon verdoppelt. Für die obige Annahme wurde ohne Ver-
zweigung 0*0318 berechnet. Bei Anwendung der Verzweigung würde die
Intensität doppelt so gross, also 0*0636 werden.
Eine dreifache Vermehrung der Intensität möchte bei einer Drei-
theilung eintreten, wenn in jeden Zweig drei Multiplications-Windungen vom
Widerstand R gestellt würden.
Natürlich kann dieses Verhältniss tür die Verstärkung der Wirkung
in Wirklichkeit nicht auftreten. Indem ein Strom inducirend wirkt, das ist
Elektricitätsmengen im benachbarten Drahte bindet, wird derselbe in seiner
Weiterverbreitung und Entwicklung verlangsamt. Das Erzeugniss dieser Ver-
zögerung ist eben der inducirte Strom. Wenn also der zu inducirende Draht
länger gemacht wird, so muss dementsprechend auch der Hauptstrom lang-
samer anwachsen, die Variation desselben wird geringer ausfallen.
Eine weitere Frage ist die, welchen Widerstand soll das Telephon
besitzen, damit die Magnetisirung am grössten würde. Das Telephon ist ein
Elektromagnet und es ist bei demselben die magnetisirende Wirkung pro-
portional der Stromstärke vS multiplicirt mit der Zahl der Windungen n^.
Benützt man die gewöhnliche Einschaltung Fig. l ohne Verzweigung und
ist der Widerstand eines Telephon T, so hat man
5- ^-
J bedeutet die in voriger Rechnung bestimmte Intensität. Q ist der
Multiplications-Widerstand behufs Induction, Derselbe kann gleich dem
Widerstände R der obigen Berechnung gemacht werden. Uebrigens ist die
Grösse Q als kleiner Werth beinahe einflusslos auf die Stromverhältnisse,
da er zu den viel bedeutenderen Grössen L^ -\- L^, die Summe der Leitungs-
3
34
widerstände für Hin- und Rückwirkung addirt werden muss und derselbe
daher ganz vernachlässigt werden kann. Aus dieser Ursache wurde jener
beschwerliche Rechnungsweg vermieden, wonach man Q=. R zu setzen und
nun nach Substituirung von J jenen Werth von R zu bestimmen hätte,
welcher die Grösse zum Maximum machen würde. Da jedoch die
d R
Variationen der Leitungswiderstände L^ -]- Zg je nach dem Zustande der
Atmosphäre jedenfalls grösser als 2 Q ausfallen werden, so könnte man die
Grösse Q weglassen.
Die magnetisirende Wirkung M in einem Telephon ist M-=^ S n^.
n-, ist die Anzahl der Telephon-Windungen und es ist aus demselben Grunde
irr
wie oben 71-, = 1/ — .
r «1
Es bedeutet a., den Widerstand jener Metallausfüllung, wenn man den
ganzen Windungsraum mit Einer Windung ausfüllt.
J VT
Betrachtet man aus genannten Ursachen — -= als constant, so ist
d T y^ (2 ö + 4 2^+ [L, + L^J'
2Q + aT+{L^-^L^) = ^T
T=
2Q + L^ + L^
4
Dieser Werth macht also die magnetisirende Kraft im Telephon zu
einem Maximum. Man wird den TelephonWindungen beiläufig
den vierten Theil des Widerstandes geben sollen, welchen
die Summe der Widerstände von Hin- und Rückleitung
besitzt. Das Maximum Mist aber
V ^1
l6(2Ö + A^iv2)
E
Man hätte in einem gegebenen Falle Liz= L2= 1500, Q = ^.
Es ist jenes T zu bestimmen, welches Af am grössten macht
6 + 3000
T= '— =751
4
ji^^ '^ Vt^ J 1/751"
]/«! 6 + 30064-3000 Ya^ ' 6012
M= ' . 0*0045687
Würde T willkürlich = 200 gewählt, so ist
'/ 1/200 J ]/200
M =
Ya^ 6 4- 800 -f 3000 Y^^ 3806
M=-^ . 0-003715
35
L 4- Z,
Dieses M ist kleiner als jenes, welches bei der Wahl 7"= — ^ — ■ — —
4
berechnet wurde.
Würde man im Mikrophonschlusse obgenannte Zweigung- annehmen, so
hätte man statt 2 Q ^ Q zu. setzen, es müsste T^ ^-— — ^ p-
4
wählt werden und das Maximal M \st:
ge-
M--
J
Va,
i6 {8 Q^L,-{-L^)
M =
E
\
R=Q
64 ^3. 16 (8 Ö + /-3 + U}
Wählt man in allen Theilen die zweckmässigsten Anordnungen, also
— und wäre W die Summe von Elemente- und
Mikrophon-Widerstand = 4*7, der Leitungswiderstand hin und her 3000,
so wäre die das Telephon beeinflussende Kraft M gegeben durch
2^
M=--=
'■7
256 M/3
16(8/3 W+L,-tL^)
E
M=
E
27
W/3. 16(8 l4/ + 3>^i + 3A2)
16 . 64 ^3 (8 w -^^L^-Yl L.2)
gE
32 V a a
M =
j4/a(8 W-^3L, + 3L^)
E
. o 00029034.
J
Nun seien die Widerstände willkürlich angenommen.
ir= 47 T= 200 ö = ^ = o 3 A + ^2 = 3000.
E
,-=r . 0'02 IQOö
V a
200
wie oben berechnet.
j/y
M^= — =:^ . o-oooo8i536.
J Y2
V
a a-.
Die Intensität der Zeichengebung verhält sich, wenn die Widerstände
am günstigsten gewählt sind, zur Intensität bei obiger willkürlicher Wahl
wie 29 : 8 *).
*) Wir haben diese Arbeit über einen, dermalen im actuellen Tagesinteresse
stehenden Gegenstand hier wiedergegeben, um unsere Mitarbeiter zur Anbahnung der
Discussion über die Sache anzuregen. Als Ausgangspunkt für eine solche hat der Aufsatz
einen unbestrittenen Werth, Wir möchten aber zur Fortführung der Betrachtung sowohl
den Herrn Verfasser als andere Herren Bearbeiter auf die in Wiedemann's ^Lehre von
der Elektricität«, IV. von S. 282—291, enthaltene Erörterung der diesbezüglichen Fragen,
soweit dieselben das Telephon betreffen, verweisen. Ebenso machen wir, was das
Mikrophon betrifft, auf die bereits citirte und auf folgende Arbeiten aufmerksam: Wietlis-
bach: Wiedem. Annal. 1882, S. 596, auf das Buch von Wietlisbach: Elektrotechn .
Bibliothek, Bd. XXXI. und Grawinkel's Lehrbuch der Telephonie und Mikrophonie.
3*
36
Zur Blitzableiterfrage.*)
Im Jahre 1884 richtete der Magistrat zu Frankfurt a. M. an den
Physikalischen Verein daselbst das Ansuchen, eine auf Grundlage der
wissenschaftlichen Forschung und der Erfahrung beruhende baupolizeiliche
Verordnung über die Anlage von Blitzableitern für das Gebiet der Stadt
Frankfurt zur Beschlussfassung zu unterbreiten.
Aus den Berathungen der zu diesem Zwecke seitens des Vorstandes
des Physikalischen Vereines ernannten Commission von Physikern und
Technikern, welche aus den Herren Prof. Dr. Krebs, Postrath Gra-
winkel, Dr. A. Nippoldt und Hauptmann z. D. Hol thof bestand^
ist der nachstehende Entwurf der Verordnung zu Anfang des Jahres
1885 hervorgegangen.
Eine Veröffentlichung des Ergebnisses der Berathungen der Com-
mission des Physikalischen Vereines, welcher sich, wie aus den oben
angegebenen Daten ersichthch, schon früher mit Feststellung der zweck-
mässigsten Bedingungen für den Schutz gegen BHtzgefahr befasst hat,
als der Ausschuss des Elektrotechnischen Vereines in Berlin, möchte
umso eher von Nutzen sein, als das Ergebniss in Form einer, alles
"Wichtige enthaltenden Verordnung sich darstellt, welche sowohl
von anderen Städten als Anhaltspunkt zur Aufstellung ähnlicher Verord-
nungen, als auch ausführenden Technikern als kurze, praktische Anleitung
zur Aufstellung und Instandhaltung von Blitzableitern dienen kann.
Frankfurt (Main), November 1885.
Prof. Dr. Krebs. Grawinkel.
Verordnung
über die Anles^uno; von Blitzableitern.
I. Allgemeine Be s t i m m ung-en.
1. Zur Anlegung von Blitzableitern auf einem Privatgebäude ist die
Genehmigung der Baupolizei erforderlich.
2. Dem Gesuche zur Einholung der Genehmigung sind Zeichnungen
des Daches beizufügen, aus welchen alle hervortretenden Theile, wie Schorn-
steine, Thürmchen, Wetterfahnen, Flaggenstangen, sowie deren Höhe über
der First und dem Terrain erkannt werden können.
3. Das Gesuch, bezw. die demselben beigefügten Zeichnungen müssen
ferner genaue Angaben darüber enthalten, welche Form das Material der
Blitzableiter haben soll, an welchen Punkten Auffangestangen angebracht
werden sollen, welche Höhe für letztere beabsichtigt wird, welche Wege die
Leitung 'von der oder den Auffangestangen auf dem Dache und von da bis
zur Erde verfolgt, und wo die Erdleitung anzubringen ist.
Bezüglich des letzteren Punktes bedarf es ferner einer Angabe, in welcher
Tiefe von der Erdoberfläche der tiefste Stand des Grundwassers erreicht wird.
Ausserdem ist anzugeben, ob und welche grösseren Metallmassen sich
auf oder in dem Hause befinden (Zinkbedachung, Reservoirs u. s. w.), und
ob das Gebäude Gas- oder Wasserleitung besitzt.
Endlich ist eine Situationsskizze beizufügen, auf welcher die Umgegend
mit den Nachbarhäusern und deren Höhe, sowie sonstige in der Nähe be-
findliche höhere Gegenstände, wie Bäume etc. verzeichnet sind.
*) Indem wir den Herren Einsendern bestens danken, veröffentlichen wir diesen
Entwurf und hoffen so der schon längere Zeit auf der Tagesordnung der Vereinsver-
sammlungen stehenden Discussion über diesen Gegenstand höchst schätzbares Materiale
zuzuführen.
37
II. Construction der Blitzableiter,
I. Art des Materiales.
Blitzableiter dürfen nur aus Kupfer oder Eisen hergestellt werden.
Wird der Blitzableiter aus Eisen hergestellt, so muss er überall einen
metallischen Querschnitt von 140 — 150 Qu.-Mm. haben. Wird der Blitz-
ableiter aus Kupfer hergestellt, so ist ein metallischer Querschnitt von
65 — 70 Qu.-Mm. erforderlich.
Bei Berechnung des Querschnittes eines Drahtseiles kommt der Quer-
schnitt eines Drahtes in Betracht, welcher mit der Anzahl der Drähte mul-
tiplicirt wird.
Als Anhalt dient, dass das Gewicht einer Eisenleitung von der ange-
gebenen Dimension pro Meter etwa I'I Kgr., das Gewicht einer Kupfer-
leitung 0"6 Kgr. beträgt.
2. Auffangestangen.
Die Spitzen der Auffangestangen dürfen nur aus Kupfer oder feinem
Silber bestehen.
Bezüglich des Querschnittes der Auffangestangen gelten die Vorschriften
unter i, falls nicht Theile der Leitung als Auffangestangen verwendet
werden.
Die Vergoldung der Spitze ist zulässig, jedoch nicht erforderlich.
3. Die Leitung.
Die Leitung muss auf ihrem ganzen Wege bis zur Erde ununterbrochen
sein, überall aus demselben Metall bestehen und in ihren einzelnen Theilen
unter sich, sowie mit den Auffangestangen und der Erdleitung durchaus
innig und haltbar verlöthet sein.
4. Die Erdleitung.
Die Erdleitung kann aus Kupfer oder Eisen bestehen, muss aber in
ihrem ganzen Verlaufe in der Erde aus dem gleichen Material hergestellt
sein. Wenn die Erdleitung aus anderem Metall als die oberirdische gewählt
ist, so darf die Verbindungsstelle nicht mit der feuchten Erde in Berührung
kommen. Die Enden der Erdleitungen müssen in Platten, Bändern, Rohren
oder Drahtnetzen auslaufen, und wenn irgend möglich, in stets nasses Erd-
reich gelegt werden.
III. Besondere Bestimmungen in Betreff Anlegung der Blitz-
a b 1 ei t er.
I. Zahl der Auffangestangen.
Die Zahl der anzubringenden Auffangestangen richtet sich nach der
Grösse und Construction des Daches, der Bauart des Hauses, sowie der
unmittelbar anstossenden Nebengebäude.
Als Regel gilt ferner, dass ausser einer an zweckentsprechender Stelle
des Daches anzubringenden Stange die aus der Fläche des Daches besonders
hoch hervortretenden Theile mit Auffangespitzen versehen werden müssen,
deren Länge nicht unter 25 Cm. betragen darf. Bei Dächern von grösserer
Ausdehnung muss die Zahl der Auffange s i a n g e n mehr als eine betragen.
Da specielle Vorschriften über die Zahl der Auffangestangen nicht
gegeben werden können, diese sich vielmehr nach den jedesmal in Frage
kommenden baulichen Verhältnissen regelt, so entscheidet die Baupolizei-
Behörde in jedem einzelnen Falle nach Prüfung des vorgelegten Projectes,
ob die Zahl und der Ort der in dem Projecte vorgesehenen Auffangestangen,
resp. Spitzen genügt oder vermehrt werden muss.
38
2. Zahl und Weg der Leitungen.
Sämmtliche Auffangepunkte müssen zunächst unter sich durch eine
Leitung, deren Querschnitt dem der Hauptleitung entspricht, leitend mit
einander verbunden werden.
Alle oberirdischen Leitungen müssen auf ihrem Wege um vorsprin-
gende Ecken und Kanten entweder in schwachem Bogen geführt oder es
muss an der scharfen Umbiegung eine Auslauiespitze angebracht werden.
Ob bei grösserer Ausdehnung des Daches mehr als eine Leitung
zur Erde geführt werden soll, unterliegt der Entscheidung der Baupolizei-
behörde.
3. Die Befestigung der Leitung am Gebäude.
Die Leitung darf niemals so an dem Gebäude befestigt werden, dass
die Untersuchung der Leitung erschwert wird.
Die Leitung- darf auch nicht mittelst isolirender Vorrichtungen am
Gebäude befestigt werden.
Ob indessen in einzelnen Fällen aus Anlass besonderer Umstände
(Vorhandensein von Explosivstoffen) die Isolirung der Leitung vom Gebäude,
und in' welcher Weise eine solche geboten erscheint, wird besonderer Be-
stimmung vorbehalten.
Wird für die Leitung die Stabform gewählt, so ist die Befestigung
in den Haltern derart herzustellen, dass durch Ausdehnung und Zusammen-
ziehung des Metalles in Folge von Temperaturschwankuugen Brüche nicht
entstehen können. ♦
4. Die Verbindung der Leitung mit der Wasserleitung.
Ist in dem Hause die städtische Wasserleitung eingeführt, so muss
jede Leitung zur Erde mit der Wasserleitung verbunden werden. Diese
Verbindung geschieht durch eine Abzweigung von der Leitung, welche mit
dem Wasserleitungsrohr in der Erde gut und dauerhaft zu verlöthen ist.
s
5. Verbindung der Leitung mit Metallmassen.
Metallmassen, insbesondere Metallbedachungen und Metallverzierungen
von grösserer Ausdehnung oder solche, welche durch ihre Lage besonders
zu Blitzgefahr Veranlassung geben können, müssen stets mit der Leitung
verbunden werden.
Schornsteinaufsätze aus Metall, Wetterfahnen, Dachkrönungen und
sonstige Metallverzierungen, deren Vorhandensein nach I 2 in der Zeichnung
erkennbar sein soll, müssen gleichfalls mit der Hauptleitung durch Zweig-
leitungen verbunden werden.
6. Verbindung der Leitung mit Flaggenstangen.
Da Flaggenstangen im feuchten Zustand ziemlich gute Leiter sind»
so muss jede feststehende Flaggenstange zu einer Auffangestange gemacht
werden.
Zu diesem Zweck wird an derselben eine den Vorschriften entsprechende,
in eine Spitze endigende Leitung hinaufgeführt,
7. Schutz der Leitung.
Von dem Punkte ab, wo die Leitung aus dem Erdboden austritt, muss
dieselbe bis auf eine Höhe von mindestens drei Meter mit einem Schutz
gegen äussere mechanische Beschädigungen umgeben werden. Die Leitung
darf niemals mit Kalkfarbe beworfen werden.
IV. Prüfung der Blitzableiter.
Die Prüfung jedes neu angelegten Blitzableiters ist gleich nach der
Fertigstellung desselben zu bewirken.
39
Die Prüfung hat sich darauf zu erstrecken :
a) Ob alle Vorschriften in Bezug- auf die Construction und das Material
erfüllt worden sind ;
b) welchen Uebergangswiderstand die Erdleitungen besitzen.
Zu ä) ist erforderlich, dass die Erdleitungen, abgesehen von den Fällen,
in denen dieselben in Brunnen verlegt werden, in den Gräben noch offen
liegen.
Der Uebergangswiderstand jeder Erdleitung, welcher nur mittelst
Wechselströmen gemessen werden darf, soll der geringste von den in der
Nachbarschaft möglicher Weise zu erreichenden sein.
Erst nachdem diese Feststellungen erfolgt sind, darf die Erdleitung
eingegraben werden.
Die erste Prüfung nach Fertigstellung eines Blitzableiters wird durch
einen von der Baupolizeibehörde zu bestellenden sachverständigen Elektriker
auf Kosten des fiauseigenthümers bewirkt.
Die von demselben bezeichneten Mängel müssen innerhalb einer in
jedem Falle näher zu bezeichnenden Frist beseitigt werden.
V. Periodische Prüfung der Blitzableiter.
Jeder Eigenthümer, welcher einen oder mehrere Blitzableiter auf seinen
Grundstücken angelegt hat, ist verpflichtet, alle fünf Jahre die Blitzableiter
auf seine Kosten durch den von der Baupolizeibehörde bestimmten Elektriker
prüfen und die sich herausstellenden Mängel innerhalb einer näher zu bestim-
menden Frist beseitigen zu lassen.
VI. Uebergangsbe Stimmungen.
Die vor dem Inkrafttreten dieser Verordnung bereits bestehenden
Blitzableiter können belassen werden, jedoch müssen die betreffenden Haus-
eigenthümer der Baupolizeibehörde binnen .... Tagen eine Anzeige über
das Bestehen des Blitzableiters machen und um die Prüfung desselben nach-
suchen. Die Prüfung erfolgt auf Kosten des Hauseigenthümers.
Blitzableiter, welche ihrer ganzen Construction nach als ungeeignet
befunden werden, sind zu entfernen, resp. so umzuändern, dass sie den Vor-
schriften dieser Verordnung im Wesentlichen Genüge leisten.
Inwieweit die Umänderung zu erfolgen hat, entscheidet die Bau-
polizeibehörde.
VII, Ausnahmebestimmungen.
Vorstehende Bestimmungen finden keine Anwendung auf Erdleitungen
an städtischen oder staatlichen Telegraphen und Telegraphenanlagen, weil
diese ein vielfaches, weit verzweigtes System von Erdleitungen bilden.
VIII, Strafbestimmungen.
Frankfurt a. M., im April 1885.
Die Commission der Physikalischen Vereines.
Sicherheitsvorkehrung bei elektrischen Beleuchtungen.
Von JOSEF VOGET.
Die vielen Fälle, die bei elektrischen Beleuchtungen schon eingetreten
sind, dass durch Störungen in der Leitung, den Licht- oder Betriebsmaschinen,
die Glühlampen erlöschten und in den elektrisch beleuchtet gewesenen
Räumen Dunkelheit eingetreten, haben mich zum Nachdenken veranlasst,
diesem Uebelstand abzuhelfen und hoffe ich diese Gefahr durch die aus der
Zeichnung ersichtlichen Anordnungen zu beheben.
40
Bei jeder Störung- treten die beiden Relais R und R^ sofort und
ohne vorherige Einschaltung in Action. Die Aufgabe der beiden Relais ist
aber eine im Grunde ganz verschiedene, und zwar hat das Relais R-^ die
Aufgabe, bei irgend einer Unterbrechung des Stromes die Hauptleitung und
zwar nur diejenige, in welcher sich die Sicherheitsbeleuchtung befindet, sofort
zu unterbrechen, und nach erfolgter Behebung des Fehlers von selbst die
Leitung- zu schliessen, während Relais R bei erfolgter Unterbrechung- sofort
die zur Sicherheitsbeleuchtung gehörenden Accumulatoren in die betreffende
Leitung einschaltet, sowie die Leitung zum Füllen der Accumulatoren
unterbricht.
Verfolgen wir den Stromlauf bei regelrechter Function der Licht-
maschinen, so ist derselbe folgender:
Von der Lichtmaschine in die Leitung i, Relais R^ bei Klemme 2,
Anker 3 durch die Contactschraube 4, sodann durch den Magnet 5 in
Klemme 6 und von da Leitung 7 und zu dem Relais R, tritt bei Klemme 8
ein, geht durch Magnet 9 und tritt bei Klemme lo aus, um durch Leitung 11
in die Lampen und Leitung 12 zu der Maschine zurückzukommen.
Dabei ist aber noch zu bemerken, dass vor dem Relais R.^^ von beiden
Leitungen der Hauptleitung eine Abzweigung zu dem unteren Magnet A
führt, damit wenn die Leitung unterbrochen ist, auch wieder von selbst
bei Angang der Lichtmaschinen dieselbe geschlossen wird.
Die Unterbrechung der Hauptleitung geschieht deswegen, damit der
Strom der Accumulatoren nicht in die Lichtmaschine gehen kann. Es ist
bei dem Relais R am Anker 5 unterhalb der Contactschraube 15 eine vom
Anker isolirte Feder angebracht, welche die beiden Contactschrauben ver-
bindet, aber nur vom Anker 5 wie aus der Zeichnung ersichtlich, wodurch
die Leitung zu den Accumulatoren B hergestellt ist, und dieselben daher
gefüllt werden können.
Bei irgend einem vorkommenden Fehler, wo daher kein Strom in die
Leitung kommt, werden sofort die beiden Magnete 5 und A im Relais R-^
den Magnetismus verlieren und der Anker 3 wird durch die oberhalb an-
gebrachte Feder von der Contactschraube 4 abgerissen, und dadurch ist
die Leitung zu der Maschine unterbrochen. In dem Relais R verliert daher
der Magnet 9 auch seinen Magnetismus und die Folge davon ist, dass 'die
Leitung zum Füllen der Accumulatoren unterbrochen, andererseits aber die
41
Accumulatoren in die Leitung der Sicherheitsbeleuchtung eingeschaltet
werden.
Verfolgen wir nun den Stromlauf der Sicherheitsbeleuchtung^ derselbe
ist in der Zeichnung mit unterbrochenen Linien gezeichnet, so geht derselbe
von den Accumulatoren Endpol 13 zur Klemme 14 des Relais R, von da
in die Contactschraube 15 (da der Anker vom Magnet 9 abgerissen ist, so
liegt derselbe an der Contactschraube 15 an) von da ?u Anker 6 und vom
Drehungspunkte zur Klemme 16 und durch Leitung 17 zu den für die
Sicherheitsbeleuchtung bestimmten Glühlampen G, von hier durch die
Leitung 18 zum Ausschalter D und von da zu dem anderen Polende der
Accumulatoren.
Ich komme jetzt zum Schlüsse meiner Anordnungen und das ist, dass
nach Behebung irgend eines Fehlers die Leitung wieder geschlossen wird;
dieses geschieht auf automatischem Wege und zwar durch den Magnet A im
Relais R^ dadurch, dass die Drahtspule des Magnetes A mit ihren beiden
Enden an je eine der Hauptleitungsdrähte, und zwar vor der Unterbrechungs-
stelle, verbunden ist.
Ich glaube, dass ich mit dieser meiner Schaltungsweise, Anordnung
der beiden Relais, der Ausschaltung und den Accumulatoren speciell für die
elektrische Theater-Beleuchtung eine Vervollständigung bringe, da es schon
jetzt mit den Accumulatoren in Betreff ihrer Haltbarkeit weit besser bestellt
ist als früher.
Photographie und Elektricität, 1886.*)
Von Dr. JAMES MOSER, Docent an der Wiener Universität.
Ihrer freundlichen Aufforderung , hochverehrter Herr Redactenr, kann ich nur zu
einem kleinen Theile nachkommen. Von meinen eigenen Arbeiten ist leider nichts publi-
cationsreif. Aber gern sende ich Ihnen das gewünschte Referat über diesjährige Experi-
mente, welche in das Grenzgebiet der Photographie und Elektricität fallen.
Am 3. März 1886 theilte Herr Boudet der Pariser Societe internationale des
Electriciens interessante Versuche mit. Er habe den elektrischen Funken bei der Ent-
ladung verschiedener Condensatoren näher untersuchen und deshalb photographiren wollen.
Zu diesem Zwecke legte er im Dunkelraum auf eine Bromsilberplatte zwei Münzen, zwischen
denen er den Funken überspringen liess. Bei der Entwicklung der Platte fand Herr Boudet
als Spiel des Zufalls, dass nicht nur der Funke, sondern auch die Porträts der Münzen sich
abgebildet hatten.
Herr Boudet, welcher diese Wirkung den Lichtstrahlen der Entladung, das heisst
Schwingungen des Lichtäthers vom Ultraroth bis Ultraviolett zuschreibt, ging nun daran mit
Anwendung von Lampenlicht, also ohne Elektricität und wiederum ohne Linsen pho to-
graphische Reproductionen herzustellen. Die Resultate hiervon theilt er in einer zweiten
Publication den 5. April 1886 der Pariser Akademie mit. In seiner Ansicht, dass es sich
um Lichtstrahlung handelt, wird er dadurch bestärkt, dass ein unmittelbar unter die em-
pfindliche Platte gelegter Spiegel die Wirkung erhöht. So legt er über einander einen Spiegel,
die Bromsilberplatte mit der Schicht oben, hierauf die zu copirende Zeichnung und deckt
zu mit einem schwarzen Carton, um fremdes Licht abzuhalten, und mit einer Glasplatte,
um das Ganze besser handhaben zu können. Er exponirt dieses Ganze für einige Secunden
in einer Entfernung von 25 — 30 Ctm. und unter verschiedener Neigung einer Carcel-Lampe,
so dass die Strahlen seitlich einfallen und möglichst alle Punkte des Originals treffen. Dann
wird entwickelt und fixirt.
Am Ende dieser Mittheilung betont Herr Boudet: »Die erhaltenen Abbildungen be-
weisen, dass eine Zeichnung, eine Photographie, kurz irgend ein ebener Gegenstand photo-
graphisch reproducirt werden kann ohne Hilfe der gewöhnlichen Apparate und beim Lichte
einer (Carcel)-Lampe.*
Er fügt hinzu: , Zahlreiche, mit den verschiedensten Modificationen wiederholte Ver-
suche haben mir bewiesen, dass ein Lichteindruck auf dem Bromsilber ohne Linsen nu)
erzielt wird, unter der Bedingung, dass das Licht reflectirt sei. Ich habe nie etwas mit
directem Lichte erhalten können *
Am 22. März 1886, also nicht ganz diei Wochen nach der ersten und zwei Wochen
vor der zweiten Publication des Herrn Boudet, zeigt Herr D. Tommasi der Pariser
*) Aus Eder's Jahrbneh für Photographie und Eeproäuctionbtechnik für 1S87. Halle a/d. S.,
W. Knapp.
42
Akademie an, dass er die dunkle Entladung einer Holtz 'sehen Elektrisir- Maschine auf einer
Bromsilberplatte sichtbar machen konnte. Er hatte die Pole der Maschine mit je einer
Metallbürste verbunden, die beiden Bürsten neben einander gestellt und die empfindliche
Schicht senkrecht dagegen genähert. Die Exposition dauerte einige Minuten.
Interessanter als der Streit zwischen beiden Herren um die Priorität — die, wie
ich gleich zeigen werde, keinem von beiden zukommt — ist die Differenz in der
Erklärung.
Herrn Tommasi schweben nämlich ausser den Lichtstrahlen noch elektrische
Strahlen vor. Er schliesst mit den hypothetischen Worten: ,>Der Versuch deutet darauf
hin, dass das Effluvium dieselben Wirkungen wie die ultravioletten Strahlen ausübt, dass
also ein Band (liaison) zwischen den beiden äussersten Theilen des Spectrums bestehen
muss und dass dieses Band gebildet wiid durch etwas, was ich provisorisch elektrische
Strahlen nennen werde.*
Auch Herr Boudet scheint neuerdings im Zweifel zu sein, wie weit es sich um
Lichtstrahlen und wie weit um elektrische Wirkung handelt. Denn in einer späteren Publi-
cation hat er der Societe internationale des Electri'ciens wiederum mitgetheilt, dass er auf
Anregung von Herrn Lippmann in Paris, die Bromsilberplatte in das Innere eines Con-
densators brachte. Hierbei lag die Platte als Isolator zwischen der Münze als der einen,
und einem Staniolblatt als der anderen Belegung. Der Abdruck erfolgte mit grosser Schärfe.
Auch durch galvanische Elektricität von geringer Spannung, 22 Volt, wurden mit einem
solchen Condensatör Resultate erzielt. Dieses Verfahren ist also ganz analog der Herstellung
der elektrischen Hauchbilder durch Herrn Karsten 1842. Es ist nur die Bromsilberplatte
an Stelle der gewöhnlichen Glasplatte getreten, auf welcher durch Anhauchen das Bild
entstand.
Als ich die Publication der Herren Boudet und Tommasi las, erinnerte ich mich
der Experimente, die mir Herr Eugen Goldstein im Berliner physikalischen Institute ge-
zeigt und bereits vor sieben Jahren in der Wiener Akademie veröffentlicht hat. In eine
Geissler-Röhre hing dieser eine Silbermünze. Bei geeigneter Evacuation erzeugten die
Kathoden-Strahlen der elektrischen Entladung, welchen Herr Cr 00k es später den Namen
strahlende Materie gegeben hat, auf der Röhren wand durch Phosphorescenz eine Abbildung
der Münze. Als Herr Goldstein vor sieben Jahren photographisches Papier in die Röhre
brachte, gelang es ihm, das Bild hierauf zu fixiren.
Ehe ich auf Ihre freundliche Aufforderung, hochverehrter Herr Redacteur, dieses
Referat niederschrieb, fragte ich brieflich Herrn Dr. Eugen Goldstein, ob er für sich die
Priorität in Anspruch nehme. Seine Antwort war:
^Berlin, N., ^, 10. 86. Krausnickstr. 23.
Lieber Herr Doctor!
Besten Dank für Ihr freundliches Interesse, das Sie meinen Arbeiten bezeugen! Ich
nehme allerdings für »,»die Erzeugung von Photographien ohne Zuhilfenahme brechender
oder reflectirender Apparate** (pag. 16 meiner Schrift: Eine neue Form elektrischer Ab-
stossung) die Priorität für mich in Anspruch. Den ersten Aufsatz, auf welchen dieselbe
sich gründet (Wien. Akad. 1879), erlaube ich mir, unter Anstreichung der betreffenden
Stelle beizufügen.
Gestatten Sie mir gleichzeitig, Ihnen ein Exemplar meiner eben erschienenen Arbeit,
in welcher ich die Existenz von magnetisch nicht zu deformirenden Kathoden-Strahlen
notificire, zu überreichen.
Mit besten Grüssen Ihr
E. Goldstein.«
Die in dem Briefe erwähnte Stelle findet sich in den Sitzungsberichten der Wiener
Akademie der Wissenschaften vom 3. Juli 1879, Bd. 80 in seiner Mittheilung: ,Ueber die
durch elektri'sche Strahlen erregte Phosphorescenz* und lautet:
,In ein Gefäss, an dessen Wandung die Kathode irgend ein phosphorescirendes
Lichtmuster erzeugt — z. B. ein Porträt als Abbildung des Reliefkopfes einer Münze —
bringt man ein lichtempfindliches Papier, das sich der Wandung an der Bildstelle an
schmiegt und seine präparirte Fläche den Kathodenstrahlen zukehrt. Lässt man, nachdem
bis zur Phosphorescenz-Dichte evacuirt worden, nun die Entladung durch das Gefäss gehen,
so erhält man ohne Anwendung weiterer Apparate nach wenigen Minuten eine directe
photographische Abbildung des vorher an der Glaswand erzeugten Bildes in identischen
Dimensionen. *
Zielbewusst sind diese Versuche des Herrn Goldstein. Mit Reinheit zeigen sie, dass
auch Kathodenstrahlen photographische Bilder erzeugen.
Dass es zweitens ohne Linsen auch die Lichtstrahlen thun, ist das allbekannte
Princip des gewöhnlichen Copirprocesses.
Aber die Untersuchungen eines dritten Phänomens, das auch in Frage kommt,
mahnen, die besprochenen Experimente mit Hilfe der Bromsilberplatten wieder aufzunehmen ;
ich meine das Studium der vor mehr als vierzig Jahren von Ludwig Moser entdeckten
Hauchbilder.
43
Literatur.
Die Laboratorien der Elektrotechnik
und deren neuere Hilfsapparate von
August Neumayer. ^^. Band der Elek-
trotechnischen Bibliothek. Wien, A. Hart-
leben, 1887. Da wir ein Wissen in der
Naturwissenschaft nur dann anerkennen
dürfen, wenn es auf Experiment und Rech-
nung beruht und sodann durch die Anwen-
dung sanctionirt wird, so ergibt sich die
Nothwendigkeit von Laboratorien für die
rasch aufblühende Elektrotechnik als logisch
nnabweislich. Man muss sehen, wie auch auf
diesem, in vielen Punkten gleichsam myste-
riösen Gebiete Alles nach Maass, Zahl und
Gewicht geordnet ist, und hat es mit Fest-
stellung des Centimeter- Gramme- Secunden-
Systems dahin gebracht , alle elektrischen
gleich den mechanischen Erscheinungen
commensurabel zu machen. Eine aus besten
Quellen und theilweise aus eigenem Gebrauch
geschöpfte gründliche Kenntniss der Apparate
in den Laboratorien und der Methoden ihres
Gebrauches wird Jedem, der mit Messungen
in denselben beschäftigt werden soll, aus
vorliegendem Büchlein entgegentreten. Der
fleissige Verfasser, auch als Constructeur eines
sehr guten, in Bayern vielfach verwendeten
Telephons bekannt, hat sich offenbar in den
Werkstätten von M. Th. Edelmann gut
umgeschaut ; er hat jedoch andere Erzeu-
gungsorte von Messapparaten nicht vernach-
lässigend, ignorirt. Es sind Laboratorien ver-
schiedenen Umfanges, sozusagen für jederlei
Bedarf, in dem Buche eingehend beschrieben.
K.
,EIektricität und Magnetismus im
Alterthum*, von Dr. Alfred v. Urbanitzky,
XXXIV. Band der Elektrotechnischen Biblio-
thek. Wien, A. Hart leben, 1887. Gibt
es auf irgend einem Gebiete der Forschung
einen unbedingten Anfang? Tritt das Wissen
über das Wesen und von der Bedeutung der
Natur-Erscheinungen unvermittelt auf, oder
gleichen seine Ströme den Flüssen unseres;
Karstes, welche an einer Stelle in den zer-
klüfteten Boden versinken, um au einer
anderen, durch Bergrücken und Thalein-
schnitte von der ersteren getrennten, wieder
an's Licht zu treten? Dies sind universelle
Fragen, welche jedem Denkenden, an dessen
geistigem Auge die grossen Phasen der
Culturarbeit der Völker je vorübergeschwebt,
aufstossen ! Die Culturgeschichte selbst, die
berechtigteste Form der Erzählung von den
Mühen der in gewisser Weise dem Sisyphos
ähnelnden Menschheit, kann diesen einzelnen
Wasserläufen nicht folgen, sie beschäftigt
sich bekanntlich nur mit den Strömen, welche
in das grosse Meer der Zeit münden. Dankbar
ist nun die Aufgabe nicht, einem solchen
Gewässer bis zu seinen Ursprüngen zu
folgen, wohl aber dankenswerth ! Denn man
muss sicherlich viel in alten und neueren
Schriftstellern, selbst solchen, die ausschliess
lieh naturwissenschaftliche Materien be-
handeln, nachschlagen, um auf die Seiten zu
gerathen, welche sich mit den Gegenständen,
die hier in Rede stehen, befassen. Wir wissen
nun nicht, ob Dr. v. Urbanitzky ähn-
lichen Anregungen, wie sie obige Zeilen be-
gründen, folgte, als er, wie Faust zu den
.Müttern* hinabsteigend, den Verästlungen
der Elektricitätslehre im hohen Alterthume
nachging, oder ob er nicht vielmehr fand,
dass sich ein Aufsatz in ,Ueber Land und
Meer*, welcher vor etwa vier Jahren die
Bundeslade der Juden in der Wüste zu einer
Leydnerflasche machte, zu einem umfassenden,
anregenden und unterhaltenden Buche er-
weitern lasse, aber wir bleiben ihm für das
Geleistete auf jeden Fall verpflichtet und
möchten ihm wünschen, dass sein Büchlein
eine zweite Auflage erlebt, in welcher er
auch womöglich die Winke der englischen
Zeitschrift: ^Electrical Review* beachten
könnte. Dieses tüchtige Fachblatt weist auf
die Schriften eines Mr. Si nnet und einer
Madame Blavatzky hin, in welchen die für
Faraday und Tyndall, welche mit echt
weiblicher Sorglosigkeit nur so geradezu
neben einander gestellt werden, nicht sehr
schmeichelhafte Bemerkung zu lesen sei,
^dass mancher einsiedlerische Buddhist mehr
von der Elektricität verstehe (understand.
als Faraday, und mehr von der Physik als
Tyndall*. Wir glauben nun festiglich)
dass hier unbestimmte instinctive Gefühle
mit bestimmtem, auf Idee, Rechnung und
Experiment gegründetem und durch Anwen-
dung bewährtem Wissen verwechselt sind;
allein wir kämen so auch zur Kenntniss, wie
die alten Culturvölker Hindostans über die
modernste aller Naturkräfte gedacht. Was
die Griechen, Römer und alten Germanen sich
bei den mit der Elektricität verbundenen
Naturerscheinungen vorzustellen vermochten,
finden wir säuberlich geordnet und mit
grossem Fleisse gesichtet in dem besprochenen,
sehr lesenswerthen Buche. K.
Als Spenden sind dem Vereine zugegangen:
Bericht über die Industrie, den Handel und die Verkehrs-
verhältnisse in Niederösterreich während des Jahres 1885. Wien 1886, Verlag der
niederösterreichischen Handels- und Gewerbekammer.
Von Herrn J Kar eis, k. k. Ober-Ingenieur:
Die Lehre von der Elektricität v. G. Wiedemann, Braunschweig 1882
bis 1885. IV Bände. F. Vieweg& Sohn.
44 _
Congr^s international des ele ctr iciens ; Ministfere des postes et des
tdle'graphes. Paris 18S2- G. Masson.
* *
Exposition international d'electricite, Paris 1881. Minist^re des poites et des
t^l^graphes. T. L, IE. Paris, Masson 1883.
* *
Von Herrn Prof. F. G oppe Isr oe de r:
Ueber die Darstellung der Farbstoffe, sowie über die gleichzeitige
Bildung und Fixation auf den Fasern mit Hilfe der Elektrolyse, Reichenberg 1885.
Von Herrn k. k. Regierungsrath Prof. Dr. A. v. Waltenhofen:
Grundriss der allgemeinen mechanischen Physik v. Prof. Dr. A.
V. Waltenhofen, k. k. Regierungsrath. Leipzig, B-. G. Teubner 1875.
* *
*
Gesammelte Abhandlungen von Prof. Dr. A. v. Waltenhofen
k. k. Regierungsrath.
*
Von Herrn Prof. J. Pechan:
Leitfaden des Maschinenbaues. IL Abtheilung, Motoren. Reichenberg,
Schöpfer 1885,
PERSONALNACHRICHT.
Prof. Dr. Zelzsche ist mit Ende 1886 aus der Redaction der
„Berl. E. Z." ausgeschieden. Als dieses Blatt bei dem Beginn der neuen
elektrischen Aera gegründet wurde unter den Auspicien von Männern wie
Siemens und v. Stephan, da war auf dem weiten Plan des deutschen
Schriftthums dieses Gebietes keine Kraft zu finden, welche man diesem
Schriftsteller hätte vorziehen mögen, Zetzsche war in der That derjenige,
welcher in allen Theilen der Literatur, soweit damals die Anwendungen der
Elektricitätslehre davon umfasst wurden, heimisch War, wie vielleicht nur
noch R o t h e n im „Berner Journal", Seitdem ist Zetzsche, neben
seinen eigenen literarischen Leistungen, mit Aufopferung und mit einer nach
allen Seiten hin völlig unparteiischen Hingabe an die Sache, bestrebt gewesen,
auch den keineswegs geringen Ansprüchen zu genügen , welche die
Redaction einer Zeitschrift, der ein hohes Ziel gesteckt ist, an die Leistungs-
fähigkeit eines Mannes stellt. Wenn die Freunde des Prof, Dr. Zetzsche,
der eben den IIL Band seines Handbuches vollendet hat, auch mit Bedauern
für das Fach sein Ausscheiden aus der Redaction vernehmen, so sind sie
doch überzeugt, dass derselbe nicht zugleich auch seine erfolgreiche litera-
rische Thätigkeit einstellen wird. Wie der Berliner, so sendet deshalb auch
der Wiener Elektrotechnische Verein — als einem auch ihm Angehörenden
— dem wackeren Vorkämpfer die besten Grüsse in diesem Augenblicke zu.
KLEINE NACHRICHTEN,
Herr Tim. Rothen, Directeur adjoint
des töi^graphes suisses, wurde von der Uni-
dersität Bern zum Doctor philosophiae honoris
causa ernannt wegen seiner werthvoUen Ar-
beiten auf elektrischem Gebiet. Diese Nach-
richt wird gewiss überall mit Genugthuung
aufgenommen werden.
Prof. John Perry, F. R. S„ erhielt von
der königl. Univershät von Irland den Titel
Doctor honoris causa. | dieselben der Reihe nach an, wie uns die
Herr E. d'Amico,vormaligerTelegraphen-
director, erhielt vom König von Italien den
grossen Kronenorden.
Centralstationen für elektrische Be-
leuchtung in Wien. Gegenwärtig sind
hierorts 7 Centralstationen für elektrische
Beleuchtung theilweise in mehr oder minder
fortgeschrittenem Stadium der Ausführung
und theilweise noch im Entwurf, Wir führen
betreffenden Projecte bekannt geworden
45
1. Centrale der Imperial Continental Gas-
association : die Details sind zur Genüge
bekannt.
2. Die Centrale im Neubad ist von Herrn
Ingenieur Fischer projectirt und wird in
nächster Zukunft ausgeführt.
3. Centrale der Firma Siemens &
H a 1 s k e in der Blutgasse.
4. Centrale von B. E g g e r & Comp,
in der Paniglgasse,
5. Centrale in der Ferdinands-Wasser-
leitung, mit Transformatoren, geplant von
der Firma Ganz & Comp.
6. Centrale im Hotel Union, mit Accu-
mulatoren, geplant von Herrn de C a 1 o.
7. Centrale für Beleuchtung und Kraft-
übertragung der Herren Kremenezky,
L e i s 1 1 e r und Prof. Engländer in
der Copernikusgasse 5. Dieses Project ist
neu ; wir geben die Details, weil es dieselben
präcisirt anführt. Die Gesammt-Area der
Centrale umfasst mit dem 853 Qu.-Mtr. ent-
haltenden Hofraum 1902-5 Qu.-Mtr. Die
Anlage wird 6 Stück Engrohrkessel ä 150
Qu.-Mtr. Heizfläche, 6 Compoundmaschinen
ä 150 HP., welche direct auf die Dynamos
wirken, enthalten. Dynamomaschinen werden
12 Stück aufgestellt; je 2 werden von einer
Compoundmaschine betrieben. Jede Dynamo
hat 125 V. Klemmenspannung und 450 Am-
peres. Die Anzahl der zu verwendenden
Accumulatoren ist noch unbestimmt, sie sind
jedoch in's Project mitaufgenommen; dasselbe
iät in allen Einzelheiten vollkommen klar.
Das elektrische Licht und die Aus-
stellungen. Seit den Augusttagen des Jahres
1881, wo im Palais de l'Industrie der Champs-
Elysees zu Paris das elektrische Licht nach
etwa vierwöchentlicher Probedauer dem Publi-
cum als Schaustück dargeboten worden, hat
keine Ausstellung von Belang und Bedeutung
mehr dieses wirksamsten aller Anziehungs-
mittel entrathen mögen. Wir beziehen diese
Behauptung nicht auf die specifisch der
Elektricität dienenden Ausstellungen allein,
sondern auf alle grösseren Unternehmungen
dieser Art, deren es ja in den letzten Jahren
und in allen Ländern Europa's genug gab.
Nur dem Licht, diesem wirksamsten aller
Agentien, sind die Erfolge der Londoner,
Münchener und der ^Wiener elektrischen
Ausstellungen*, welche, wie wir ja wissen,
zum Theile auch glänzende pecuniäre Re-
sultate aufzuweisen hatten, zu danken. Diese
Vortheile sind sowohl auf Rechnung der
Ausnützung der Zeit während der Abend-
stunden zu stellen, wo die Bevölkerung sich
nach des Tages Last und Mühen leichter und
in grösseren Massen der Erholung widmen
mag, als auch auf das rein attractive Moment
des elektrischen Lichtes, welches in seiner
ästhetischen Wirksamkeit nicht hoch genug
veranschlagt werden kann. Wer dies etwa
in Zweifel ziehen wollte, den müssten wir
auf die in allen Städten England's geradezu
epidemisch auftretenden Ausstellungen ver-
weisen. Die ^Exhibitions*, in Liverpool,
Edinburgh, Bristol und besonders aber in
London, gehören zu den regelmässigen Vor-
kommnissen jeden Sommers. In der grossen
britischen Metropole sind es die Kensington
gardens, wo Alles wechselt, was zur Schau
gebracht werden soll, und nur das elek-
trische Licht das Beständige im Wechsel
bleibt; aber nicht beständig blos in dem
angedeuteten Wortsinne, denn jedes Jahr
bringt Neuerungen und Verbesserungen der
Beleuchtung zu Tage 1 Die j^Health*-, die
,^Fisheries*-, und die ,^Invention*-Exhibition
haben die Colonial-AussteUung zur Nach-
folgerin erhalten und immer hat die Aus-
stellungs-Unternehmnng sich der nöthigen
Beihilfe des elektrischen Lichtes zu versichern
gewusst, und zwar sehr zu ihrem Vortheile.
Die eben geschlossene Jubiläums-Ausstellung
in Berlin weist einen erheblichen Ueberschuss
auf. Von den 7500 Besuchern, welche auf
jeden der 162 Tage ihrer Dauer die Aus-
stellung besuchten, entfallen sicher 80 % auf
die Abendstunden, wo die Meisterwerke bil-
dender Kunst im magischen Schimmer der
S i e m e n s'schen Bogenlichter dem Beschauer
den Rahmen doppelt so wirksam entgegen-
traten, als in dem immerhin etwas ernüch-
ternden Schein des profusen Tageslichtes.
Diese Ausführungen deuten nun an, was die
elektrische Beleuchtusg für die Ausstellungen
so werthvoU macht ; die Gegenleistung aber,
welche von den Elektrotechnikern erwartet
wird und bei vernünftiger Regelung der
Angelegenheit von der Unternehmung ge-
leistet werden kann, ist ebenfalls eine be-
deutende. Wir wollen dem Gegenstande
etwas näher treten. Man hat der elektrischen
Ausstellung 1883 in Wien den Vorwurf ge-
macht, dass die an dieselbe geknüpften Hoff-
nungen sich nicht erfüllt haben. Zugegeben '.
Beweist dies aber, dass die Ausstellungen
überhaupt nicht zur Festigung dieser neuen
Industrie das Ihrige beizutragen vermögen?
Im Allgemeinen gewiss nicht und in dem
genannten speciellen Falle auch nicht! Vor-
erst müssen wir hervorheben, dass man wohl
allzu überschwengliche Hoffnungen an die
Wiener Ausstellung geknüpft und dass die
Nichterfüllung derselben dem Unternehmen
eher zum Verdienste als zum Schaden an-
gerechnet werden sollte; wie viele Anre-
gungen aber sowohl für Constructionen der
Maschinen und Lampen, als auch für die
allgemeinen Anwendungen des elektrischen
Lichtes aus derselben hervorgingen ; darüber
fehlt die Uebersicht, allein eine nur etwas
genaue Kenntniss der Verhältnisse würde
Jedermann in den Stand setzen, hierüber
gerechter zu urtheilen. Was aber andere
Ausstellungen betrifft, so haben sie die in
Oesterreich, wie wir glauben mit Unrecht
angezweifelten, guten Folgen für die Industrie
der Elektrotechnik in beste Evidenz gestellt.
In Deutschland hatte selbst die Wiener Aus-
stellung bessere Consequenzen als bei uns ;
dort nimmt die Beleuchtung mit Elektricität,
die Anwendung dieser Naturkraft für elektro-
lytische Zwecke, für Kraftübertragung etc.
allmälig aber stetig und in einem solchen
Maasse zu, dass man die Entwicklung als
46
eine ganz gesunde bezeichnen darf. Wir
sind überzeugt, dass, wenn Leute im Deutschen
Reiche eine Ausstellung von grosser Bedeutung
unternehmen würden, keine leistungsfähige
Firma von der Betheiligung abzustehen sich
entschliessen könnte, denn man lernt ja
bekanntUch immer viel auf solch einer Aus-
stellung, wenn auch die Lehrenden später
von ihrem nützlichen Berufe nicht sehr erbaut
sind ; und es gibt zu belehrendem Vergleich
doch keine bessere Gelegenheit, als eine
grössere Ausstellung. Und dies ist der zweite
Punkt, den man als reelle Gegenleistung
derartiger Unternehmungen an die Elektro-
technik und deren Vertreter betrachten darf.
Wir haben seit 1883 bedeutende Fortschritte
gemacht nicht nur in der Verfertigung der
Maschinen und Apparate und nicht nur in
der Anwendung und Verwirklichung älterer
und neuerer Ideen, sondern auch in den
praktischen Messmethoden. Geht man hiebei
nicht auf wissenschaftliche F-ntdeckungen,
sondern auf praktische Ziele aus, so genügt
es, den commerciellen Wirkungsgrad der
Maschinen festzustellen, und dies kann man
heutzutage zu Wege bringen, ohne lange
Vorbereitungen und dynamometrische Mes-
sungen und ohne gar so grossen Apparat,
der nachhinein monatelange Bearbeitung und
Berechnung erfordert. Das Ergebniss der
neueren Methoden ist umso befriedigender,
als jeder Aussteller sich rasch und in eigener
Person von seiner Richtigkeit zu überzeugen
vermag und obwohl er sich zu Hause eben-
falls der Güte seiner Construction versichern
kann, so übt das Certificat dennoch jenen
unwiderstehlichen Reiz auf die geistigen und
strebenseifrigen Kräfte jedes Ausstellers, dem
er sich, wie aus vielen Beispielen nachweis-
bar, nicht gut entziehen kann.
Anwendung der elektrischen Be-
leuchtung beim Malen. In München hat
ein junger Künstler in unmittelbarer Nähe
der Versuchsstation sein Atelier aufgeschlagen.
Er bedarf zur Beleuchtung eines Modells
einen ganz bestimmten Effect, welcher ein
schwaches Sonnenlicht nachahmt. Zu diesem
Zwecke wurde ihm von Seiten der Versuchs-
station eine Bogenlampe, System Pieper,
von der deutschen Edison-Gesellschaft freund-
lichst hergeliehen, zur Verfügung gestellt.
Mit Hilfe eines sehr transparenten Schirmes
und eines entsprechenden Diaphragmas lässt
sich der gewünschte Beleuchtungseffect in
aller Feinheit und Naturwahrheit herstellen.
Der Künstler rühmt die Einrichtung als eine
ganz bedeutende Erleichterung.
Bamberg. In Bamberg wurde die obere
Brücke, der Markt und die Hauptstrasse
während des Decembers v. J. elektrisch be-
leuchtet.
Elektrische Beleuchtung der Irren-
anstalt Kortau. In Nr. 275 der Königs-
berger jUartung'schen Zeitung* vom 23. No-
vember V. J. ist unter , Provinzielles* etwas
Näheres über die Besichtigung der neu er-
bauten Provinzial - Irrenanstalt Kortau bei
AUenstein (Ostpr.) geschrieben, an welcher
die Mitglieder des Provinzial -Ausschusses,
sowie auch die Provinzial-Landtags-Abgeord-
neten des Kreises und die Aerzte der Anstalt
theiluahmen, u. zw. unter Führung des Directors.
Im Weiteren heisst es wörtlich in dem
Artikel: , Nachmittags wurde die von Ge-
brüder Naglo eingerichtete elektrische
Beleuchtung für den ganzen grossen Complex
von Häusern und Höfen in Betrieb gesetzt
und namentlich das Maschinenhaus mit
grossem Interesse von den Herren in Augen-
schein genommen.
Der neue Beleuchtungsapparat functionirt
übrigens vortrefflich, und es gewährt für die
Beschauer, die zahlreich aus der Stadt herüber
kommen, ein wunderbares Schauspiel, wenn
mit einem einzigen Handgriff plötzlich ganze
Gebäude erleuchtet werden und die langen
Fensterreihen, welche eben noch dunkel
waren, wie mit einem Schlage transparent
dastehen.*
Die grosse Anlage in Kortau wird von
zwei Stück 45 HP Dampf-Compoundmaschinen
und drei Dynamomaschinen, welche eine vierte
in Reserve haben, betrieben.
Die Leitungen sind unterirdisch geführt.
Die Einrichtung ist so gewählt, dass eine
Dynamomaschine und eine Dampfmaschine
den Nachtbetrieb übernehmen kann ; wie
überhaupt für Alles hier gesorgt ist, was
Zweckmässigkeit und Güte erwarten kann.
Die elektrische Beleuchtungsanlage in
Kortau ist die erste für Irrenanstalten in
Anwendung kommende und bietet zweifellos
ausser der allgefmein anerkannten Qualität
des elektrischen Glühlichts, für diesen Zweck
noch ganz besondere Vorzüge, da hier auch
das Stören der Kranken durch das Entzünden
und Verlöschen der künstlichen Beleuchtung
in Fortfall kommt und ebenso jede Gefahr,
welche durch Zerstörung einer Lampe sonst
mit sich gebracht wird, hierdurch vollständig
vermieden ist.
Elektrische Beleuchtung in Paris
Das bekannte Magazin 5^Bon Marche* erhält
eine Installation von Carcel-Lampen und
Jablochkoff-Kerzen, welche 600 PS erfor-
dern. Die Edison-Compagnie in Ivry hat
eine looo-Lampenmaschine construirt. Der
Anker ist 32 Zoll lang und hat 24 Zoll
Durchmesser. Bei 350 Touren beträgt die
Spannung 125 Volt. Der Maximalstrom
beträgt looo A. Man könnte also bis bei-
nahe 2000 lökerzige Lampen des neuen
Berliner Edison-Modells brennen. Die Neben-
schlussmagnete beanspruchen ca. 25 A. Das
magnetische Feld erreicht ein Maximum von
5000 C. G. S. -Einheiten.
Brüssel. Die Municipalität hat mit einer
englischen Gesellschaft einen Vertrag ab-
geschlossen behufs Errichtung einer Be-
leuchtungscentrale nach dem System G a u -
1 a r d & G i b b s. C. F. E.
47
Ein neues Kabel. Aus NeuSeeland
wird gemeldet, dass sich dort unter dem
Namen , Pacific Cable Company* eine Gesell-
schaft zu dem Zwecke gebildet hat, ein
Kabel von Brisbane, der Hauptstadt der
australischen Colonie Queensland, aus über
Neu-Seeland, die Fidschi- und Sandwich-
Inseln bis nach Vancouver, an der Nord-
westküste von Nordamerika, zu legen, wo
dasselbe mit dem Telegraphen-System der cana-
dischen Pacific-Eisenbahn verbunden werden
soll.
Augsburg. Die staatliche Telephon-
leitung Augsburg — München wurde am 15.
December v.J. für den allgemeinen Verkehr
eröffnet. Die beiden Sprechstellen Augsburg-
Bahnhof und im Hauptpostgebäude, Ludwig-
Strasse, können von Früh 7 Uhr bis Abends
8 Uhr benützt werden. Die Taxe für Be-
nützung der Leitung für den Augsburger
Localverkehr wurde für Abonnenten auf 10 Pf.
und für Nichtabonnenten auf 25 Pf. für einen
Zeitumfluss von 5 Minuten festgesetzt, während
für die gleiche Zeitdauer für den Verkehr
zwischen Augsburg und München für Jeder-
mann, ohne Unterschied, eine Taxe von I Mk.
zu entrichten ist.
Nürnberg. Seit dem i. December v. J.
ist die Telephonleitung zwischen Bamberg
und Nürnberg — Fürth eröffnet.
Bamberg. Die Telephonleitung Bam-
berg— Nürnberg — Fürth, welche am I. Dec.
V. J. in Betrieb gesetzt wurde, functionirt
vortrefflich, denn die Worte werden ganz
deutlich verstanden. Es sind die Telephon-
leitungen Bamberg — Nürnberg — Fürth und
München — Augsburg die ersten in Bayern
von einer solchen Ausdehnung, und voraus-
sichtlich werden noch mehrere derartige
telephonische Verbindungen in den nächsten
Jahren eingerichtet werden.
Telephonverbindung Paris — Brüssel.
Zwischen Frankreich und Belgien wurde ein
Vertrag geschlossen behufs Einrichtung einer
Telephonverbindung zwischen Paris und
Brüssel. Fünf Minuten Conversation kosten
3 Francs.
Stettin. Dreissig Kaufleute in Stettin
haben für eine Telephonverbindung Stettin —
Berlin Mk. 5000. — per Jahr gezeichnet.
Einfluss fremder Beimischungen auf
die Metalle. In einem jüngsthin zu London
gehaltenen Vortrage hat W, Chandler
Roberts-Austen angeführt, welchen
grossen Einfluss schon die allergeringsten
Mengen fremder Stoffe auf die Eigenschaften
eines Metalles ausüben. Der Vortragende
erinnerte daran, dass die geringste Unreinig-
keit des Kupfers hinreicht, um dasselbe
ungeeignet für die submarine Telegraphie
zu machen. Geber hat nachgewiesen, dass
das sogenannte Zinn-Geschrei, welches als ein
Beweis für die Reinheit des Metalles ange-
sehen wird, nicht auftritt, wenn diese Rein-
heit eine absolute ist. Eine sehr kleine
Menge von Arsenik, welche man dem reinen
Zinn beifügt, stellt das Zinn-Geschrei wieder
her. Wird dieser Zusatz vergrössert, so wird
das Zinn brüchig. Der Arsenik erhöht die
Flüssigkeit des Bleies, welche Eigenschaft
bei der Fabrikation des Jagdbleies ver-
werthet wird. Das bekanntlich schwer
schmelzbare Gold wird schon durch eine
Kerzenflamme weich, wenn es nur o"2 "/a
Silicium enthält. Einige Spuren von Anti-
monium im gegossenen Blei begünstigen
dessen Oxydirung.
Wirkung der Elektricität auf eisen-
haltiges Terrain. Wie die in New-York
erscheinende ^Electrical Review* mittheilt,
hat man bei der Beseitigung eines Blitz-
ableiters, der während eines Zeitraumes von
15 Jahren in eisenhaltigem Erdreich stand,
die Entdeckung gemacht, dass sich am
unteren Ende desselben eine Anhäufung
mineralischen Eisens befand, welches 66 Pfund
wog und von der Einwirkung der Elektricität
auf den eisenhaltigen Boden herrühren musste.
Explosion durch einen Blitzschlag. In
das Gebäude einer vorstädtischen Dynamit
und Schiesspulver -Niederlage von Chicago
hat der Blitz eingeschlagen und dasselbe in
die Luft gesprengt. Die Erschütterung war
eine derartige, dass sie in der ganzen Stadt
verspürt wurde und fast alle Fensterscheiben
zerbrochen wurden. Man beklagte zwei Todte
und verschiedene Verwundete. Merkwürdiger
weise explodirte nur das Dynamit, das Pulver
aber nicht.
Adhäsion der Riemen. Wie wir der
in Paris erscheinenden Fachzeitschrift ,Le
Memorial industriel* entnehmen, wird die
zwischen den Riemen und den Riemen-
scheiben stattfindende Adhäsion beträchtlich
vermehrt, wenn man auf die innere Ober-
fläche des Riemens eine sehr dünne Lage
von typographischer Tinte aufträgt. Die
Adhäsion ist dann eine so bedeutende, dass
die Riemen acht Wochen laufen können^
ohne dass sie kürzer gemacht werden. Das
angegebene Mittel ist für die elektrische
Industrie von hohem Werthe.
Tragbare elektrische Lampe. In Eng-
land hat sich kürzlich unter der Firma
, Regent Portable Electric Lamp and Lighting
Company* eine Actien-Gesellschaft gebildet,
welche das Patent auf eine, den Namen
„The Regent* führende tragbare elektrische
Lampe um die Summe von 45.000 Pfund
Sterling angekauft hat. Die Londoner
„Electrical Review*, der wir diese Nachricht
entnehmen, bezeichnet die fragliche Lampe
als einen Tand.
Elektrische Flugmaschine, Im Monate
Februar v. ;J. wurde in England ein Patent
auf eine Flugmaschine ertheilt, die von einem
Menschen oder durch die Elektricität geleitet
48
wird, gegen den Wind und überhaupt in
jeder Richtung hoch oder niedrig fahren und
nach Belieben angehalten werden kann.
Dieses Patent hat die Nummer 1830 und
der glückliche Erfinder heisst J. Walde.
Das Schweissen mittelst Elektricität.
Professor Thomson, der Miterfinder der
Thomson - Houston Dynamomaschine (also
weder Sir William Thomson noch Sylvanus
Thompson, welche dreierlei Namen häufig
verwechselt werden) hat eine Methode er-
funden, bei welcher es zum Zusammen-
schweissen von Eisendrähten der äusseren
Erwärmung nicht bedarf, sondern wo diese
Operation unter dem Einflüsse starker elek-
trischer Ströme vollzogen werden kann. Der
hiezu benützte Apparat ist ausserordentlich
einfach und besteht ans einem Paar Zangen,
mit welchen die Drähte erfasst und mit ein-
ander in Berührung gebracht werden. Die
Zangenstücke haben einen sehr bedeutenden
Querschnitt und die beiden Zangen sind
durch einen sehr dicken Kupferdraht mit
einander verbunden, welcher die Secundär-
rolle eines Transformators bildet. Den Kern
des Transformators bildet ein Ring von
Eisendrähten, während die primäre Rolle des
Transformators blos den sechsten Theil des
Ringumfanges einnimmt. Die Anordnung des
Transformators erinnert sehr lebhaft an einen
Gramme-Ring und somit müsste die ganze
Construction ein Zipernowsky - Deri'scher
Transformator sein ; kein Wunder also, dass
zum Betrieb eine Wechselstrom-Maschine mit
einem geeigneten Rheostatgn zum Reguliren
des Stromes gehört. Da nun die Zangen-
enden und die Drahtenden einen kaum
nennenswerthen Widerstand für den Strom
darbieten, so erreicht dieser eine sehr grosse
Intensität in den vorragenden und zum
Schweissen bestimmten Drahtstücken, welche
auch thatsächlich zusammenschmelzen. Prof.
Thomson behauptet, dass man auf diese
Weise nicht blos Kupfer-, sondern auch
Neusilber-, Stahl-, Eisen- und Messingdrähte
zusammenschmelzen kann ; es kann hiebei
Borax oder irgend eine andere Hilfssubstanz
angewendet werden, unerlässlich nöthig ist
dieselbe durchaus nicht. Der Vortheil dieser
Schweissmethode besteht darin, dass die Ver-
bindungsstellej ganz gleiche Dicke mit den
übrigen Theilen der Drähte hat, dass die
Schweissung von mechanischen Einflüssen un-
abhängig, überall gleichmässig sich vollzieht.
Wenn starke Kupferbarren auf die ältere
Weise hätten geschvveisst werden sollen, so
machte sich z. B. bei Edisonleitungen der
Umstand unangenehm geltend, dass grössere
Kupferstücke blossgelegt werden mussten und
dennoch die äussere Erwärmung bis auf die
Schutzröhren wirkte und so die Operation
sich zu einer sehr schwierigen gestaltete.
Nach der T h om s o n'schen Methode greift
die Erwärmung auch der dicksten Barren
kaum weiter, als einen Zoll von der Schweiss-
stelle ab. Die Erfindung wird auch sehr
werthvoU werden für das Schweissen von
Bandsägen, da das Metall nicht weit über
die Verbindungsstellen hinaus wird erwärmt
werden müssen, so dass weder die Beschaffen-
heit des Metalles noch die Feinheit seiner
Bearbeitung in schädlicher Weise verändert
zu werden brauchen. Nur bei sehr dicken
Metallstücken müsste wohl äussere Erwärmung
gleichzeitig angewendet werden. *) K.
Die photometrischen Mikroben. Was
werden die Amerikaner nicht noch Alles er-
finden ? Wir in Europa haben nicht nur die
, Burgen und verfallenen Schlösser* — un-
nützen Streit etc. sondern offenbar auch
stumpfe Sinne, sonst hätte irgend ein Koch,
Pasteur etc. doch schon das .Photo-
metricnm* — so nennt der amerikanische
^Sanitary Engineer* die erwähnte Mikrobe
auch bemerken müssen : Das amerikanische
Fachblatt beschreibt das in Rede stehende
^Unendlich Kleine* folgendermaassen : »Die
neuesten Erfindungen bekunden, dass die Ur-
sache gewisser Krankheitsformen in unend-
lich kleinen Organismen zu suchen ist, deren
Verbreitung mit der Function des Lichtes in
innigem Zusammenhange steht. Das Licht
spielt ja, wie ohnehin bekannt, eine grosse
Rolle in der Hygiene. »Die Bewegungen einer
grossen Zahl von Bacterien werden sehr
intensiv beeinflusst von den Wirkungen des
Lichtes, vv^elchem sie ausgesetzt sind ; diese
modificiren sich bekanntlich nach der Quantität
des Agens und der Richtung seiner Strahlen.
Es gibt nur eine Bacterie, deren Bewegung
von diesen beiden Einwirkungen einzig und
allein abhängt, , während die übrigen Arten
auch noch die Wirkung anderer Agentien in
sich aufnehmen und ihre Folgen demonstriren.
Man hat nun die erstere Mikrobe mit dem
Namen »Photometricum* bezeichnet. Jede
Aenderung in Farbe, Intensität und Richtung
der Strahlen ändert in bestimmtem Maasse
die Bewegung dieses Mikro ■ Organismus*.
Diese Entdeckung ist hoch interessant. Ein
Herr Arlving will einen ,bacillus anthracis*
entdeckt haben, dem es in Gaslicht wohler
als im Sonnenlicht zu sein scheint. Thatsache
ist, dass während der elektrischen Ausstellung
in Wien um die Rotunde herum Insecten in
solcher Zahl und Grösse flatterten, dass die
Liebhaber dieses Zweiges der Naturkunde
ihre Freude daran hatten. Ob auch Mikroben
von dem ,Meer von Licht* angezogen worden
sind, haben wir nicht in Erfahrung gebracht.
Auf welche Seite wird sich nun das ,Photo-
metricum* schlagen? Wird es Gas oder die
Elektricität vorziehen? Als Bürger der Zeiten,
die v>'ir durchleben und jener die da kommen
werden — die Bacterien haben ja nach Allem
mit ihnen gemachten Erfahrungen eine grosse
Zukunft — kann dem Photometricum die
Wahl nicht schwer fallen. K.
*) Ludwig Mach, der talentirte Sohn des ■Herrn
Professor E. Mach in Praa: hat vor zwei Jahren
bereits den Vorjchlapr gemacht, diese wichtige Ope-
ration mittelst ßlelctricität zu vollziehen : wir
glauben dies im Interesse der Wahrheit anführen za
sollen.
Verantwortlicher Kedacteur : JOSBF KAKEIS. - Selbstverlatf des Elektrotechnischen Vereins.
In Commission bei LEUMANN & WENTZEL, Buchhandlung für Technik und Kunst.
Druck von R. SPIKS & Co. in Wien, V., Straussengasse 16.
Zeitschrift für Elektrotechnik.
V. Jahrg.
1. Februar 1887.
Heft IL
VEREINS-NACHRICHTEN.
Cbronik des Vereines.
5. Jänner. — Di scu ssionsab end.
Vorsitzender : Hof ra'h v. G r i m b u r g.
Herr Inspector Kohn erstattet an der
Hand von Tafelzeichnungen ausführlichen Be-
richt über die Einrichtung und Wirkungs-
weise des Londoner Feuertelegraphen von
Bright, welcher auf dem Principe beruht,
dass in der Centralstation die Meldestelle
durch Messung des dort in die Leitung sich ein-
schaltenden künstlichen Widerstandes von be-
kannter Grösse ermittelt wird.
Bei der hierauf folgenden Debatte, an
welcher die Herren Bechtold, Deutsch,
Baron Gostkowski, Kareis, Kohn,
Kolb e, Dr. Mayer und Dr. Taussig theil-
nehmen wird klargestellt, dass das von Herrn
Kohn erläuterte System, was die Ausführlich-
keit des Meldungswesens anbelangt, mit dem
Dr. T a u s s i g'schen Sicherheitstelegraphen
nicht in Parallele gebracht werden könne.
Der Präsident dankt dem Vortragenden
im Namen des Vereines für die anregenden
Mittheilungen und eröffnet die Discussion
über ein anderes Thema, indem er sich auf
einen Vortrag des Herrn Ingenieur Fischer
über städtische Beleuchtung aus Central-
stationen bezieht, in welchem derselbe das
System mit directem Strom gegen das System
mit Fernleitung und Transformation des
hochgespannten Stromes zum Nachtheile des
letzteren Systemes in Vergleich gezogen
habe. Hofrath v. Gr im bürg bemerkt, dass
er nicht Hypothesen vorbringen, sondern die
Discussion an einen praktischen allgemein
bekannten Fall anknüpfen wolle und er-
läutert in allgemeinen Zügen die Einrich-
tungen und Ergebnisse der Centralstation
in Mailand. Er weist darauf hin, dass dort,
wie vielleicht in keiner Stadt der Welt, für
die elektrische Beleuchtung günstige Objecte
mit durchschnittlich langer Beleuchtungs-
dauer in dem Rayon der Centralstation
liegen, dass die elektrische Beleuchtung von
den Behörden und der Bevölkerung favorisirt
wird, dass die technischen Einrichtungen,
die Organisation, der Betrieb und die Ver-
waltung meisterhaft, solid und ökonomisch
sind, und trotzdem habe, wie aus den
officiellen Ausweisen anlässlich der letzten
Generalversammlung hervorgeht, die aller-
dings im Steigen begriffene Rentabilität im
dritten Betriebsjahre nicht mehr als l'6°o
des investirten Capitals erreicht.
Es sei nun für die Benrtheilung des
ökonomischen Werthes der Systeme charak-
teristisch, dass man in Mailand darangeht, das
Gebiet der Centralstation durch Fernleitungen
zu erweitern, und dass man sich gerade da-
von eine Steigerung der RentabiUtät ver-
spricht.
Thatsächlich wurde auch unter Anwen-
dung der Transformatoren Zipernowski-
Deri ein gelungener Versuch mit der Be-
leuchtung des Teatro dal Verme auf eine
Entfernung von 1200 Mtr. gemacht, und
Redner wendet sich zum Schlüsse um nähere
Aufklärung' über diese Verhältnisse an den
anwesenden Ingenieur Deri.
Herr Deri nimmt hierauf das Wort und
bekämpft vor Allem vom principiellen Stand-
punkte die von Herrn Fischer vertretene
Ansicht, wonach bei Fernleitungen die Er-
sparnisse an Kupfer gegen die sonstigen
Kosten der Leitung zurückstehen und daher
im Ganzen die Kosten nicht wesentlich
reduciren sollen, indem er an einem speciellen
Beispiele einer Fernleitung unter Voraus-
setzung einer zwanzigfachen Transformation
des hochgespannten Stromes die Verluste in
den Transformatoren und der Leitung ziffer-
mässig analysirt.
Redner bestätigt die von dem Vorredner
schon hervorgehobenen günstigen Verhältnisse
in Mailand und bemerkt, dass die geringe
Rentabilität sicherlich auch in dem verhält-
nissmässig niederen Tarif von 8 Centesimi
für eine 16 Kerzen-Lampen-Stunde für das
elektrische Licht ihren Grund habe.
Die Einführung des Fernleitungssystems
wird dort als eine Errungenschaft betrachtet,
weil durch dasselbe nicht nur die Renta-
bilität gesichert, sondern auch den Ansprüchen
der Bevölkerung in den ferner liegenden
Districten genügt werden könne.
Im Vorbeigehen beschreibt der Vortragende,
wie sich das Legen der elektrischen Kabel
in den Strassen Mailands abspielt und wie
ihn hiebei das Entgegenkommen der städtischen
Behörden, der Gasgesellschaft und Tramway
im Gegensatze zu den Verhältnissen in anderen
Städten geradezu mit Erstaunen erfüllt habe.
Was die Anwendung des Fernleitungs-
system anbelangt, so wurde noch vor Schluss
der Theatersaison eine Probe in dem Teatro
dal Verme gemacht. Während der Zeit wurden
50
mit grosser Präcision Beobachtungen und
Messungen angestellt, auf Grund deren man
sagen kann, dass der Versuch in jeder Be-
ziehung glänzend ausgefallen sei. Als Curiosum
sei zu erwähnen, dass hiezu die vorhandenen
Motoren und Sie mens -Maschinen mit 350
Touren per Minute angewendet wurden. Für die
ca. 2 Km. lange Fernleitung wurde ein Kabel
mit concentrischen gegeneinander isolirten
Drahtleitungen angewendet, aussen mit noch-
maliger kräftiger Isolirung, Bleipre.=sung und
Eisendraht - Armirung versehen. Die Kabel
werden ohne jeden weiteren Schutz i'/2 bis
2^/2 Fuss tief verlegt und die Verbindungsstellen
auf dem Pfiaster markirt.
Dieses Kabel ist für eine Maximalleistung
von 120 HP. bestimmt, hat einen Querschnitt
von 8 Mm. und beträgt der Verlust in dem-
selben 2 — 3 o/o .
Im Theater sind ungefähr 400 Lampen
installirt, wobei Motor und Kabel jedoch nicht
voll ausgenützt sind.
Die Isolationsfähigkeit des Kabels wurde
sorgfältig gemessen und als vorzüglich er-
kannt.
In Mailand wurden 1200 Volts primäre
Spannung zu Grunde gelegt. Der Preis der
Leitung sammt dem theueren Transport aus
Berlin, Löhnung, Zoll und Legung stellt sich
etwas über 9 Frcs. pro Meter, für 2 Km. also
18.000 Frcs., ein Preis der in Wien aller-
dings nicht erreichbar wäre, da das Pflastern
allein soviel kosten würde.
Redner gibt hierauf ein übersichtliches
Bild über die in Rom in Ausführung be-
griffene Centralstation nach dem Fernleitungs-
systeme und bemerkt, dass für i i.ooo — 12.000
Lampen ein Strom von 1 800 Volts-Spannung
und 540 Amperes in drei Kabel von der
Centralstation aus, jedes mit 220 Qu.-Mm.,
insgesammt 660 Qu.-Mm. Querschnitt über
ganz Rom sich verzweigen soll.
Das eine Kabel kreuzt den Corso, geht
zum Opernhaus und ist ungefähr 5 Km. lang,
das zweite umfasst den neuen Stadttheil von
Rom, das dritte geht in die Stadt dutch die
Via nationale zum Bahnhofe und hat circa
3-5 Km.
Der Verlust bei einer Gesammtbean-
spruchung von 1800 — 2000 HP. wird im
ganzen Kabelnetz nicht mehr als 4^ be-
tragen und hat die gesammte Leitung 160.000
bis 180.000 Frcs. gekostet, was bei dem
investirten Capital von einigen Millionen gar
nicht in Betracht komme.
Herr Ingenieur Fischer präcisirt
hierauf vor Allem, in welcher Weise und
unter welchen Gesichtspunkten er an einem
anderen Orte über die verschiedenen Systeme
sich ausgesprochen habe und verwahrt sich
dagegen, dass er das Fernleitungssystem als
solches verurtheilt habe, schon deshalb nicht,
weil es ihm fremd sei.
Es erscheine ihm aber noch immer
zweifelhaft, ob in Wien, wo man bei Fern-
leitungen bedacht sein müsste, die Central-
stationen ausserhalb der Stadt zu verlegen
und mit Entfernungen von nicht zwei, son-
dern 10 — 14 Km. zu rechnen, dieses System
rentabel sein würde, in Strassen, wo das
Aufreissen und Wiederherstellen der Pflaste-
rung allein schon 2 1/2 fl. per Meter kostet.
Uebrigens behält er sich vor, zu gelegener
Zeit auf diesen Gegenstand mit concreten
Ziffern zurückzukommen.
Herr Ingenieur R o s s interpellirt über die
Kosten de.- Transformatoren für die bezeich-
nete Uebertragung von 120 HP. durch eine
Leitung von 2 Km., worauf Herr D e r i diese
Kosten mit 6000 — 7000 Frcs. beziffert.
Herr Deri hebt noch hervor, dass für
den Werth der Fernleitungen der Umstand
charakteristisch sei, dass gerade die Edison-
Gesellschaft, die speciell auf dem Gebiete
des directen Stromes die meisten Erfahrungen
besitzt, sich dem Systeme der Fernleitungen
zuwendet, worauf Herr Fischer erwidert,
dass die Edison- Gesellschaft wahrscheinlich
für die Zukunft sich vorsichtshalber aller
Systeme versichern wolle, geradeso, wie
Siemens & Halske in Berlin ein Atelier
für Accumulatoren im Betrieb haben, obwohl
es bekannt sei, dass diese Firma gegen die
Anwendung von Accumulatoren sich ableh-
nend verhalte.
10. Jänner. — Sitzung des Sta-
tu ten-Revisions-Comite.
12. Jänner. — Vortragsabend.
Vorsitzender: Herr Vicepräsident Re-
gierungsrath Volkmer:
Nach einer Mittheilnng des Vorsitzenden
über die veränderte Tagesordnung dernächsten
Versammlung hält Herr Ingenieur Granfeld
seinen von zahlreichen Demonstrationen be-
gleiteten Vortrag über die Wiener Rohr-
post. Der Vortragende gibt vorerst einen
historischen Ueberblick über die Entwicklung
der Pneumatik und weist sodann nach, dass
dieselbe als ein wichtiges Hilfsmittel der
Telegraphie anzusehen sei, welch letztere
wohl, für weite Distanzen in Bezug auf die
Schnelligkeit nichts zu wünschen übrig lasse,
auf kurze Distanzen dagegen und bei Massen-
beförderung in Folge des nothwendig werden-
den Uebertelegraphirens mit der Rohrpost
den Vergleich nicht aushält. Zum Schlüsse
wird von dem Vortragenden über eine An-
frage Seitens des Herrn Baron Gostkowski
die Art und Weise der Fehlerconstatirung
bei Steckenbleiben der Züge in den Röhren
erläutert.
Hierauf folgen Mittheilungen des Herrn
Ingenieur R o s s über den Gasconsum in ver-
schiedenen Städten, welche, wie der vor-
hergehende Vortrag grosses Interesse erregen
und zu anregender Debatte Anlass geben.
Beide Vorträge werden in der Zeitschrift
ausführlich wiedergegeben werden.
17. Jänner. — Sitzung des Sta-
tuten-Revisions-Comitd.
19. Jänner. — Vereinsver-
sammlung.
Vorsitzender: Hofrath von Grimburg.
Herr Regierungsrath Volkmer hält einen
Vortrag über eine Neuerung im Gebiete der
Galvanoplastik, und zwar über den Betrieb
derselben mit Dynamomaschinen. Der Vor-
tragende gibt zuerst eine kurze Ueb ersieht
51
über die modernen photo-mechanischea Ke-
productionsverfahren und bespricht bei der
Photographie auch die elektrische Licht-
installation der Hof- und Staatsdruckerei zur
Aufnahme und Lichtdruckreproduction der
Papyrii Erzherzog Rainer, dann auch beim
Processe der Heliogravüre die Installation der
Galvanoplastik in der Hof- und Slaats-
druckerei, sowie in dem Militär-geograph.
Institute mit Dynamobetrieb, was in beiden
Anstalten auf seine Anreguog hin durchge-
führt wurde. Nicht nur dass dieser Betrieb
ökonomischer ist, müsse derselbe auch vom
humanitären Standpunkte begrüsst werden,
da er der Gesundheit der in diesen Räumen
beschäftigten Arbeiter sehr zuträglich ist.
Hieran schloss Redner eine detaillirte Ausein-
andersetzung über die Schaltungsweise der
Bäder, um den Niederschlag von solcher
Qualität zu erhalten, wie er für eine Druck-
platte nöthig wird, besprach die parallele,
Hintereinander- und die gemischte Schaltung
und wies nach, dass die letztere für Zwecke
der graphischen Künste die vortheilhafteste
sei. Eine reichhaltige Ausstellung verschie-
dener Druckplatten der Heliogravüre, der
Photo-Chemigraphie, der Metallotypie etc.,
sowie die tabellarisch bildreiche Darstellung
der gesammten Installation grosser Etablisse-
ments dienten zur Erläuterung des Vortrages.
24. Jänner, — Sitzung des Sta-
tuten-Revisions-Comite,
26. Jänner. — Vereins Versamm-
lung.
Vorsitzender: Hofratb von Grimburg.
Der Obmann und der Schriftführer des
Statuten -Revisionscomites, die Herren Bau-
rath von Stach und Dr. Moser be-
richten, dass die Arbeiten dieses Comites
nahezu beendet seien und wenden sich an
die Vereinsmitglieder mit dem Ersuchen
etwa noch gewünschte Aenderungen der
Statuten nunmehr möglichst bald bekannt-
zugeben.
Hierauf erhält Herr Prof. Dr, R. Lewan-
dowski das Wort zu seinem Vortrag über
medicinische Galvanometer.
Nach einer historischen Einleitung über
die von den Aerzten bisher in Verwendung
gezogenen Galvanometer (deren erstes bereits
1881 von dem herzoglich sächsischen priv.
physikalischen Instrumentenmacher Wilhelm
Johannes Vogt über Anregung B i s c h o f f s
zu Jena gefertigt wurde) besprach der Vor-
tragende die dermalen in Verwendung
stehenden, nach absolutem Maass (in Milli-
Ampferes) geaichten Horizontal- und Vertical-
galvanometer, deren Unterschiede hervor-
hebend , sodann die Stromwaage von
Kohlrausch und berichtete über eigene
Versuche, das Dep rez-D'Arson val'sche
Torsionsgalvanometer ärztlichen Zwecken
dienstbar zu machen. Das Desiderat der
Aerzte besteht in einem Milli-Amp^remeter
(etwa bis 30 Milli-Ampfere reichend), bei
dem die Theilung Zehntel und womöglich
auch noch Hundertstel eines Milli-Ampöre
deutlich abzulesen gestatten sollte. Dieses
Galvanometer müsse aber: i. richtig,
2, möglichst empfindlich, 3. mög-
lichst gut gedämpft sein. Diesen An-
forderungen dürfte nur ein Horizontal-
galvanometer mit Fadensuspenßion ent-
sprechen. Bei einem solchen Instrumente
Hessen sich auch Correcturen, die die an
verschiedenen Orten differenten Werthe für
die Horizontal-Intensität des Erdmagnetismus
nöthig machen, leicht vornehmen, bezw. das
Instrument gleich für den Gebrauchsort
aichen , wogegen die Verticalgalvanometer,
wenngleich mitunter Anfangs halbwegs brauch-
bar hergestellt, in der Folge bald absolut
unbrauchbar werden, da wegen der bei jeder
Lageveränderung verschiedenen Reibung in
den Achsenlagern, der stets wechselnden
Werthe des magnetischen Momentes der
Nadel und noch mehrerer anderer be-
sprochener Momente wegen , selbst mit
grösster Genauigkeit gefertigte derartige In-
strumente bald nicht mehr richtig zeigen
und überdies bisher noch niemals mit dem
nöthigen Grade von Aperiodicität herge-
stellt worden sind. Die Stromwaage empfahl
Redner für die transportablen Batterien der
Aerzte, wogegen die Versuche mit dem
D eprez - D'Arson val'schen Galvanometer
bisher noch zu keinem Resultat führten, weil
dieses Instrument auch nicht aperiodisch
functionirt. — Das Besprochene demonstrirte
der Vortragende sodann an einer Reihe mit-
gebrachter einschlägiger Instrumente ver-
schiedener Firmen und hob unter allen als
mustergiltig die Fabrikate des rühmlich
bekannten Münchener physikalischen Instituts
des Dr. M. Th. Edelmann hervor, dessen
Leistungen bisher noch unerreicht dastehen.
Die Functionirung des grossen Edelmann-
schen Einheitsgalvanometers erregte unter
den Anwesenden höchstgradiges Interesse
wegen der präcisen, völlig schwingungslosen
Einstellung bei Einschaltung verschiedener
Stromwerthe, sowie der stets richtigen An-
zeige bei Ein- und Ausschaltung der vor-
handenen Nebenschliessungen. Zum Schlüsse
erwähnte der Vortragende, dass dermalen
einem pium desiderium der Aerzte nach
einem Inductionsapparate, der gleichgerichtete
und galvanometrisch messbare Ströme liefert,
noch nicht entsprochen sei, und dass zur Mes-
sung dieser Ströme ein noch empfindlicheres
Ammeter (das nur bis zu 5 Milli-Ampöre zu
reichen brauchte, dagegen jedenfalls noch Hun-
dertstel-Milli- Ampere genauestens abzulesen ge-
statten müsste) und überdies noch zu gleichem
Zwecke ein sehr empfindliches Voltmeter
nöthig wäre, zu deren Construction er die
Mitglieder des Vereines aufforderte.
Der Vorsitzende dankt dem Redner, be-
merkt, dass es den Verein mit Befriedigung
erfüllen müsse, zu vernehmen, dass die An-
regungen des Vortragenden bereits einmal
auf fruchtbaren Boden gefallen seien und
glaubt, nachdem eine klar und präcise de-
finirte, gemeiniglich auch schon eine halb
gelöste Aufgabe sei, dass auch in dem be-
sprochenen Probleme zum Vortheile der
gesunden und kranken Menschen eine glück-
liche Lösuncr zu erwarten sei.
52
29. Jänner. — Sitzung des Vor-
trags- und Excursions-Comite.
Feststellung der Vorträge für den Monat
Februar nach dem untenstehenden Pro-
gramme.
31. Jänner. — Sitzung des Sta-
tu ten-Rev isions-Comi te.
Neue Mitglieder:
Auf Grund statutenmässiger Aufnahme
treten dem Vereine nachfolgende ordentliche
Mitglieder bei:
Mackley Carl Thomas, Innsbruck, Museum-
strasse 10.
Krieg Martin, Dr. phil., Lehrer am Real-
gymnasium, Magdeburg, Bahnhof&trasse46.
P oech Franz, Bergverwalter, Wien, I., Seiler-
stätte 21.
Maier Julius, Dr. phil., London, 23 Mel-
rose Gardens, West Kensington Park.
Siegel Hermann, Techniker, Wien, III.,
Marokkanergasse 9.
Schachner Heinrich, k. k. Ingenieur bei
der Post- und Telegraphen-Direction Zara.
Urban Hanns, Ingenieur der Elektricitäts
Maatschappij System de Khotinsky, Rotter-
dam Oostmaaskade 2,
Voget Josef, Mechaniker, Berlin S. O.,
Dresdnerstrasse 54.
Neumann Wilhelm Josef, commercieller
Beamter der k. k. priv. Südbahn und
Elektrotechniker, Wien, IV., Schaum-
burgergasse I .
Scholz Roman, Chemiker, Wien, VII.,
Zieglergasse 69.
Brejcha Mathias, Braudirector, München-
grätz.
Dobrzynski Franz, von, ehem. Assistent
an der technischen Hochschule zu Lem-
berg, Wien, IV., Mostgasse 7.
Hirsch Leon, Maschinen-Ingenieur, Wien,
II., Antonsgasse 6.
Tagesordnung
der Vereins-Versammlungen im Februar 1. J.
2. Februar. — Des Feiertages wegen
keine Versammlung.
9. Februar. — Discussionsabend.
Programm: Neuerungen auf dem Gebiet der
Elektrotechnik.
16. Februar. — Vortrag des Herrn
Ingenieur W. Helmsky:,, Ueber Generatoren
und Motoren mit Rücksicht auf den Betrieb
elektrischer Anlagen".
23. Februar. — Vortrag des Herrn
Ingenieur J. Kolbe: „Ueber die Accumula-
toren von Schenek und Farbaky".
Ueber die Frölieh'sche Theorie der Maschine
mit gemischter Wickelung.
Von KARL ZICKLER.
(Aus dem k. k. elektrotechnischen Institute in Wien )
Bevor ich auf die den obigen Titel rechtfertigenden Auseinander-
setzungen, welche in der Hauptsache eine Prüfung der für eine Maschine
mit gemischter Wickelung geltenden Grundformel
I— iJfV) {\—M\ )
\—M':
i—M^a . iJ/'n
I)
unter Heranziehung der durch die Einzeln- und Zusammenwirkung der
beiden Wickelungen auftretenden magnetischen Sättigungsgrade an einer
Schuckert' sehen Gleichspannungsmaschine (älteres Modell J L^)
bezwecken, eingehe, müssen zuerst einige auf Veranlassung des Herrn
Reg.-R. und Prof. Dr. A. von W a 1 1 e n h of e n von mir im Vereine
mit Herrh Ingenieur W. Peukert ausgeführte Versuche besprochen
werden, da diese den Grund für die weiteren Betrachtungen bilden.
Die Veranlassung zu diesen Versuchen gaben die im Laufe des
vorigen Studienjahres am Institute für die obige Maschine aufgenom-
menen Diagramme, bei welcher sie als Nebenschlussmaschine ge-
schaltet war.
Fig. I stellt das Schema der Gleichspannungsmaschine J L.^ dar,
deren Nebenschlu.sswickelung parallel zum Anker gelegt ist. Die Ver-
wandlung in eine Nebenschlussmaschine geschah also dabei einfach in
der Weise, dass der sonst an die Polklemmen K und K' sich schlies-
sende äussere Stromkreis an die Bürsten B und ^' gelegt wurde.
Das Ergebniss dieser von Herrn Dr. O. F r ö 1 i c h angeregten
Versuche, über welches Herr Ingenieur Peukert in dieser Zeitschrift
(1887, I- Heft, Seite 2) berichtet, hat die Frage aufgeworfen, in welcher
53
Weise sich dabei der Einfluss der Ankerströme auf die Intensität des
magnetischen Feldes geltend macht, weshalb zur Prüfung dieses Ein-
flusses von Herrn Dr. A. von Waltenhofen die Ausführung
weiterer Versuche bei anderen Schaltungen der Maschine angeordnet
wurde, auf deren Besprechung wir nun zunächst eingehen wollen und
deren Resultate ich zu meinen weiteren Auseinandersetzungen benützt habe.
Fig. I.
fmmum
.^S)
*jB'
iMJU nSm
Bekanntlich *) ergibt sich bei einer Serienmaschine der
Einfluss der Ankerströme auf die Intensität des magnetischen Feldes
aus zwei mit der Maschine durchgeführten Versuchsreihen, und zwar
das eine Mal nach dem Verfahren von Hopkinson und das andere
Mal nach jenem von D e p r e z , oder wie man sich kurz auszudrücken
pflegt, m i t und ohne Strom im Anker. Bezüglich der Aus-
führung der beiden Untersuchungsreihen verweise ich auf die eben
citirte Abhandlung von Dr. A. von Waltenhofen.
Bei der in Rede stehenden Gleichspannungsmaschine war nun aus
den früher angeführten Gründen für jede der beiden Wickelungen eine
derartige Untersuchung geplant, um so für jede derselben den Einfluss
der Ankerströme constatiren zu können. Leider Hess sich das Ver-
fahren von D e p r e z , bei welchem bekanntlich die Erregung der
Elektromagnete durch eine zweite Stromquelle zu erfolgen hat, nur für
die directe Wickelung, und selbst auch da nicht vollständig in dem
wünschenswerthen Umfange zur Ausführung bringen, während es sich
bei der Nebenschlusswickelung als undurchführbar erwies, da die Span-
nung der uns zur Verfügung stehenden und zur Erregung der Elektro-
magnete bestimmten Stromquelle (Einzelnlichtmaschine von Schucker t,
älteres Modell E L^ zu gering war, um in dem grossen Widerstände
der Nebenschlusswickelung einen merklichen Strom zu liefern.**)
Was die Widerstandsverhältnisse der Maschine J L.^ (F'g"-
belangt, so ergaben sich bei der Widerstandsmessung für die
Wickelung 0-44, für die Nebenschlusswickelung 69-69 und den
0"2I 12,
I) an-
directe
Anker
*) Siehe Dr. A. von Waltenhofen ^Ueber die Charakteristik von Deprez und
über den Einfluss der Ankerströme auf die Intensität des magnetitschen Feldes*. Zeitschr.
f. Elektr. 1885, S. 549.
**) Für diese Wickelung hat Herr Ingenieur W. P e u k e r t den Einfluss der Anker-
ströme auf anderem Wege constatiert. (Siehe diese Zeitschrift 1887, Seite 9).
54
Es seien nun in dem Folgenden die für die einzelnen Wickelungen
bei Serienschaltung ausgeführten Versuchsreihen und deren Resultate
namhaft gemacht.
I. Die directe Wickelung.
a) Mit Strom im Anker.
Bei der Bürste B (siehe Fig. i) wurde die Verbindung mit der
Nebenschlusswickelung gelöst, so dass nur mehr durch die directe
Wickelung ein Strom ging und dieser allein die Erregung der Elektro-
magnete besorgte. Die Tabellen I und II geben zwei Versuchsreihen
bei Variation des äusseren Widerstandes, von denen die erstere bei
1165, die letztere bei 1270 Touren ausgeführt wurde. Durch Messung
mit Torsionsgalvanometern wurde die Stromstärke*) i und die Klemmen-
spannung Ä ermittelt, während durch Rechnung aus diesen Grössen und
dem bekannten Widerstände der Maschine (o'44 -f- 0'2i = 0-65 ^) der
äussere Widerstand r, der Gesammtwiderstand W, die elektromotorische
V
Kraft £d und die Gröse -r^r erhalten wurde.
Tabelle I. (p = 1165.)
Nr.
w
^d
12
14
i8-3
i4'6
I2'0
9'9
7-8
6-8
5-2
4-5
3-84
3-00
••45
o-8o
0-55
0-37
86-6
81-5
78-3
74-8
66-9
63-9
52-3
SO'4
47*4
42-5
28-5
20-8
17-8
15-0
473
5-58
652
7-55
8'58
9'39
10-05
I I-20
12-34
14-16
19-65
26-00
32-30
40-54
5-38
6-23
7-17
8-20
9-23
10*04
io"7o
11-85
12-99
14-81
20-30
2Ö-65
33-01
41-19
98-4
91-0
86-1
8. -2
72-0
68-3
55-7
53-3
49-9
44-5
294
213
i8-2
«5-2
216-3
186-9
162-4
142-0
126-2
II60
ioS-8
98-3
89-7
78-6
57-3
437
35-2
2S2
Tabelle II.
{v =■ 1270,)
Nr.
/
^
1-
W
Ed
V
W
I
17-7
93-3
5-26
5'9i
104-8
214-8
2
14-2
89-0
6-26
6-91
98-2
183-9
3
Ji-5
82-7
7-19
7-84
90*2
1Ö1-9
4
9-37
76-0
811
8-76
82-1
143-8
5
8-1 1
73-6
8-19
9-84
78-9
129-0
6
689
68-7
io"oo
10-65
72-2
119-2
7
4-68
5^^-9
12-09
12-74
59-6
99-7
8
4-00
53-9
13-47
14-12
5Ö-5
89-9
9
3-50
50-0
14-28
14-93
52'3
85-1
10
3-00
47-0
15-66
16-31
49-0
77-8
1 1
• •56
33'o
21-15
21-80
34-0
58'2
12
0-97
255
26-28
26-93
26-1
47-1
"3
0-69
21-7
31-44
32-09
22-1
39-5
14
0-41
18-5
45-'2
45-77
18-8
27-7
"J Auf indirectem Wege.
55
Die Untersuchung' bei zwei ziemlich verschiedenen Tourenzahlen
hatte den Zweck, einen genaueren Mittelwerth für die Constanten üi
und d^ der für den geradlinigen Theil der F r ö 1 i c h 'sehen Strom -
curve geltenden Formel
^ = 77iTr~H (^
in Erfahrung zu bringen.
Aus den nach der Formel 2 mit den in den Tabellen I und II
für z und -=^ angegebenen Werthen construirten Stromcurven ergab
sich nun, dass deren geradliniger Theil bei der Ordinate 6, d. i bei
6 Ampere, beginnt, und dass für
7/=ii65 (7d ^= 59-60 ^i = S'6i ,
für z;=: 1270 «d = 62 00 /^3 = 8-63 ,
also im Mittel a^ = 60 80 und <^<j = 8-62 ist.
Der durch die Formel
M,= ' ■ (3
^d + ^d ?
charakterisirte absolute Werth des wirksamen Magnetismus erreicht für
den Strom z ^ go sein theoretisches Maximum M^ , welches also ge-
schrieben werden kann :
jiZ=4-=fä (4
6.
und das in unserem Falle den Werth
8-62
^ o 1 160 annimmt.
Fig* 2.
a
27"
.ax
oj-
■^
^
1 ^
(«'
,<s'-
'
^^
_-c
r ■
tT
y
^
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—
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J--''"
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^
^
^
Iffl
//
>-
/
;>
<^
/
'/,
'/
^
'/
f/>
/^
/
y
^
■wx«-
In Fig. 2 sind die den beiden Tourenzahlen entsprechenden
charakteristischen Curven (Curven E^ abgebildet, welche
bekanntlich die Abhängigkeit der elektromotorischen Kraft E^ vom
Erregerstrom ^ zum Ausdruck bringen und denen die Formel
E,^
(5
«d + ^d z
entspricht.
b) Ohne Strom im Anker.
Die Elektromagnete wurden, wie schon früher erwähnt, unter
Anwendung der directen Wickelunsf mit einer Schuckert' sehen
56
Maschine E L-^^ erregt, bei der man leider den Erregerstrom nur bis
lo Ampere steigern konnte.
In den Stromkreis des Ankers wurde ein Torsionsgalvanometer
für schwache Ströme mit seinem Zusatzwiderstand geschaltet, mit dessen
Hilfe bei den verschiedenen Erregerströmen i die im Anker apftretenden
elektromotorischen Kräfte E\ ermittelt wurden.
In der Tabelle III sind die gefundenen Werthe für i und E\
(für v= 1165 und 1270) zusammengestellt und es ergeben sich daraus
die beiden in Fig. 2 mit E'^. bezeichneten charakteristischen
C u r V e n , die wieder der Formel
B.=
(ö
^^'d + ^'a ?
entsprechen.
Eine Vergleichung (siehe Fig. 2) der nach diesem und dem frü-
heren Verfahren für gleiche Erregerströme erhaltenen elektromotorischen
Kräfte lässt den bedeutenden Einfluss der Ankerströme auf die Inten-
sität des magnetischen Feldes erkennen. Für 8 Ampere beträgt derselbe
beispielsweise im Mittel*) 23.5 X.
Tabelle III.
1165.)
[v = 1270.
E.
E'c
E'ä
E'd
970
8-56
5-50
373
98-0
89-1
82-3
737
67-4
3-IO
2-48
173
i-iO
076
o"33
Ö07
54-1
43-6
35-0
28-0
i9"o
8-90
8-28
7-50
6-25
530
4-34
1067
1040
loi 2
94'S
867
77-8
370
275
2*40
1-94
072
0-45
717
58-I
54-5
48-2
28-8
22-8
der Constanten a'^ und ^'^ nach Gleichung 6
^'ä= 3173
= 8-33,
= 7"99-
Bei der Bestimmung*
ergeben sich für
V = 1 165
für V = 1270
also im Mittel a'<i= 33-25 und d'^ = 8'i6,
wodurch dann dem Maximum des wirksamen Magnetismus der Werth
-77- ^Z"',! ^=0'i22 5 entspricht.
^ d
Vergleicht man diesen Grenzwerth für die Intensität des magne-
tischen Feldes mit jenem, welcher bei der Untersuchung mit Strom im
Anker (o'iiöo) erhalten wurde, so resultirt daraus ein Einfluss des
Ankerstromes bei unendlich grossem Erregerstrom von nur 5'3X, ein
Werth, der von jenem bei endlichem Erregerstrom bedeutend abweicht.
2. Die Nebenschlusswickelung.
Zum Zwecke der in Serienschaltung für diese Wickelung (mit
Strom im Anker) auszuführenden Versuchsreihen wurde wieder bei der
Bürste B (siehe Fig. j) die Verbindung mit der Nebenschlusswickelung
gelöst, hierauf das eine Ende des sonst an die Klemmen K und K'
*) D. h. für die beiden Tourenzahlen.
**) Wobei zu beachten war, dass nur solche Ströme aus Tabelle III in Gleichung 6
einzusetzen sind, deren Werth grösser als 6 Ampere ist, weil die Formel nur für solche
Stromwerthe Giltigkeit hat.
57
gelegten äusseren Stromkreises mit der Bürste B, das andere Ende
hingegen mit dem nunmehr freien Ende der Nebenschlusswickelung
verbunden, so dass Nebenschlussvvickelung, Anker und äusseren Strom-
kreis hintereinander geschaltet waren.
In analoger Weise wir unter i a erhielt man dann die Werthe
der Tabellen IV und V.
Tabelle IV. ico = 1165.)
Nr.
W
En
W
1-31
105
0-93
0-83
0-68
o'54
0*29
0-65
lO'ÜO
14-00
i6"6o
i9'8o
2 PCO
l6*20
0-49
10-09
15-05
20-00
29-12
38-88
55-86
70*62
8o-22
85-18
90-13
99*25
log'oi
125-99
92-4
84-2
79-2
74-8
67-5
58-9
36-5
16-49
i4'52
I3-6S
12-92
11-73
10-68
9-24
Tabelle V. [v = 1270.)
Nr.
W
En
W
I
1-51
0-67
2
1-25
i2-6o
3
1-14
i6-6o
4
i-oo
19-80
5
0-82
2370
6
0-66
25-50
7
0-43
25-50
0-44
10-08
14-56
19-80
28-90
38-63
59-30
70-57
8o-2i
84-69
89-93
99-03
I087Ö
129-43
106-5
100-2
96-5
89-9
8i-2
71-8
55-6
17-99
15-83
14-99
14-14
12-82
11-67
9-81
Auffallend ist darin der bedeutende Unterschied zwischen der
Klemmenspannung und der elektromotorischen Kraft, welcher durch
den unverhältnissmässig grossen Widerstand der auf diese Weise her-
gestellten Serienmaschine (69*69 -j- 0'2i = 69-90 12) bedingt ist.
Nimmt man auch hier wieder aus den construirten Stromcurven,
deren geradliniger Theil bei nahezu 06 Ampere beginnt, die Bestim-
mung der Constanten «„ und b^ vor, so erhält man für
V = 1165
für . V = 1270
also als Mittelwerthe
I
Die Grösse
/
^n = 6-6y b^ = 7*57,
«„ = 6*93 b^ =T 7-25,
a^^=: 6'8 und b^ = y4.i,
ennt Dr. 0. F r ö 1 i c h
„Anker
constante*, also eine lediglich vom Anker abhängige Grösse, und
definirt dieselbe (Seite 28 seines Buches »Die dynamoelektrische Ma-
schine*) als den Strom, der im Anker erregt wird, wenn der Magnetismus i
herrscht, die Geschwindigkeit = i und der Widerstand = i sind. Dr.
A. von Waltenhofen*) hat jedoch durch Versuche an einer
Serienmaschine gezeigt, dass f bei verschiedener Schaltung der Elektro-
magnete ganz verschiedene Werthe annimmt, obgleich dabei am Anker
gar nichts geändert wurde.
*) , Einige Bemerkungen über die F r ö 1 i c h 'sehe Theorie der dynamoelektrischen
Maschinen.* Zeitschr. f. Elektrot. i886, S. 456.
58
Auch aus den vorstehenden, das eine Mal mit der directen (unter la)
und das andere Mal mit der Nebenschlusswickelung ausgeführten Ver-
suchen ergibt sich eine, wenn auch nicht so bedeutende Verschiedenheit,
denn wir erhalten bei der directen Wickelung für f^ den Werth O'iiöo,
bei der Nebenschlusswickelung /„ ^ -7— = = 0-1349.
Diese nun bisher angeführten Versuche, bei denen die beiden
Wickelungen der Maschine J L^ einzeln untersucht wurden, setzten mich
nun in den Stand unter Herbeiziehung von weiteren Versuchen, die an
der genannten Maschine bei der gleichzeitigen magnetisirenden Wirkung
der beiden Wickelungen ausgeführt wurden, eine Prüfung der F r ö 1 i c h-
schen Formel
\—M\.M\, ' ' • ■ ^^
vornehmen zu können.
Eine directe Bestätigung dieser Formel auf experimentellem Wege
ist von Herrn Dr. F r ö 1 i c h , insoweit dies aus seinen Schriften
hervorgeht, nicht gegeben worden. Herr Ingenieur W. Peukert*)
hat vor Jahresfrist das Zutreffen dieser Formel bei einem mit doppelter
Bewickelung versehenen Magnetschenkel einer Gleichspannungsmaschine
durch Ablenkungsversuche nachgewiesen.
Es erschien mir daher nicht überflüssig, auf anderem Wege für
eine ganze Maschine dies auszuführen, umsomehr als sich noch andere
bemerkenswerthe Schlüsse daraus ziehen lassen.
In der obigen Formel bedeuten M'^ , M'^ und M' nicht die auf
eine bestimmte Maasseinheit bezogenen Zahlenwerthe des wirksamen
Magnetismus, sondern stellen das Verhältniss dieser ersteren zu den
theoretisch möglichen Maximalwerthen des wirksamen Magnetismus,
d. h. zu denjenigen vor, welche erreicht werden^ wenn wir den Erreger-
strom unendlich gross voraussetzen. Es geben uns also diese Grössen
die sogenannten 5, Sättigungsgrade***) an, und zwar M'^ jenen,
wenn die directe Wickelung allein, J/'„ den, wenn die Nebenschluss-
wickelung allein die Magnetisirung besorgt, M' dagegen den bei der
gleichzeitigen Wirkung der beiden Wickelungen resultirenden Sättigungs-
grad. Die Bestimmung dieses letzteren Werthes wird durch die Formel 7
erreicht, sobald M'^ und M'^ bekannt sind. Die Kenntniss dieser Grössen
verschaffen wir uns durch die mit den einzelnen Wickelungen vorge-
genommenen und früher beschriebenen Versuche.
Um in einfacher Weise die für jeden beliebigen Magnetisirungs-
strom durch die beiden Wickelungen erzielten Sättigungsgrade ermitteln
zu können, sind in Fig. 3 sowohl für die directe {M'^) als auch für die
Nebenschlusswickelung {M'„) die Curven der magnetischen Sättigungs-
grade verzeichnet, wobei zu bemerken ist, dass für die Curve M'^ die
längs der Abscissenachse angegebenen oberen Zahlen, für die Curve M'^
die unteren Zahlen als Magnetisirungsströme Geltung haben. Die For-
meln, nach denen die Construction dieser Curven vorgenommen wurde,
erhalten wir auf die folgende Weise :
Nach der obigen I)efinition für den Sättigungsgrad ergibt sich für
diesen bei der directen Wickelung
MU = ^ (8
*) »Ueber die Berechnung der Elektromagnete bei Compoundmaschinen.* Zeitschr.
f. Elektrot. 1886, S. 50.
**) Nach der von Dr. A. von Waltenhofen herrührenden Bezeichnungsweise.
59
Setzt man für M^ und M^ die durch Gleichung 3 und 4 gegebenen
Werthe ein, so kann man schreiben
M\ =
1>A i
«d + b^ z ■ ^d
^d + ^d ?
(9
und man bekommt dann mit Einführung der früher ermittelten speciellcD.
Werthe für a^ und bf^
M',=
8-62 i
60-8 + 8-62 i ••••••• (10
In analoger Weise ergibt sich die Curve M'^ für die Nebenschluss-
wickelung nach der Formel
^n K 7-41 K
— ... (II
M'=^ = .
M^ «n + b^ i^ 6-% + 7-41 4
worin z„ den Nebenschlussstrom vorstellt.
Die Curven sind erst von den Abscissen 6 A_., resp. 0'6 A. an-
gefangen voll ausgezogen, um anzudeuten, dass von diesen Werthen
angefangen, erst die der Construction zu Grunde gelegten Formeln nach
der Fr ölich' sehen Theorie ihre Giltigkeit haben.
Fig.
0%-
0£
\
\
1
.^
-^
^^^
4
/^
y\
■
U
y^
' •
1/
/
r
^mfi-C'/'
*•
Z i- 6 S f<> n <U- /tf ii fO
oi ou OS oi fo /a <■■«■ fS rs zo
Es handelte sich nun weiter um die Ermittlung der zusammen-
gehörigen Werthe für M\ und J/'„, wozu die Kenntniss der durch die
einzelnen Wickelungen jeweilig gehenden Ströme bei deren gleichzeitiger
Wirkung nothwendig war.
Zu diesem Zwecke seien in den Tabellen VI und VII zwei Versuchs-
reihen*) mitgetheilt, wie sie sich bei den zwei verschiedenen Touren-
zahlen II 65 und 1270 ergaben, als die Maschine J L.^ mit ihrer gewöhn-
lichen Schaltung nach dem Schema in Fig. i bei Variation des äusseren
Widerstandes einer Untersuchunsf unterworfen wurde.
*) Die erstere wurde gelegentlich der praktischen Uebungen am elektrotechnischen
Institute von den Herren Nirenstein, Sturm, Weiss und Wolf durchgeführt.
(17. Juni 1886.)
60
Tabelle VI. (v = 1165.)
Nr.
i
A
r
in
E
M'd
Mn
M'
b
E'
I
19-0
102-9
5-41
1-60
"551
0-729
0-636
o-8i6i
8-25
118-9
2
l6"2
103-6
6-39
1-59
114-77
0-697
0-634
0-8003
8-12
116-2
3
14-2
103 B
7-31
1-58
112-65
0-665
cb^z
0-7873
8-14
114*5
4
ii-i
103-4
9-32
1-55
109-92
o-6i2
0-628
0-7656
8-II
111-3
5
lO'I
103-4
10-24
1-54
109-76
0-589
0-627
0-7569
8-03
iio-o
6
97
103-2
10*64
1-54
108-83
0-579
0-627
0-7531
8-04
109-5
7
8-8
103-3
"•75
1-53
108-76
0-559
0625
0-7458
7-99
1085
8
7-5
103-0
1373
1-52
107-13
0-515
0-625
07318
7-96
106-4
9
6-8
102-5
15-07
1-51
106-66
0-491
0622
0-7230
7-89
105-2
10
5'9
102-6
17*39
1-51
105-74
0-456
0-622
0-7130
7-86
103-7
Tabelle VII. {v^ 1270.)
Nr.
i
A
r
ia
E
M'ö
M'rx
M'
b
W
I
16-9
II2-8
b-by
I-7I
124-15
0-704
0-651
0-8093
8-27
128-3
2
14-4
"37
7-90
1-71
123-41
0-670
0-651
0-7957
8-18
126-1
3
II-5
114-2
9-93
I-7I
122-02
0-619
0-651
0-7773
8-09
123-2
4
81
114-2
14-09
1-69
119-81
0-535
0-648
0-7495
7-95
118-8
5
7-3
ii4'3
15-66
1-68
119-39
0-509
0-647
0-7416
7-89
117-6
6
6-0
114-0
19 oc
1-67
118-25
0-460
0-645
0-7275
7-81
ii5"4
Gemessen, und zwar mit Torsionsgalvanometern, wurden hiebei
wieder der äussere Strom z und die Klemm enspjannung A, während die
Werthe für den äusseren Widerstand r den Quotienten aus A und i
darstellen.
Nachdem wir es hier mit einer Gleichspannungsmaschine zu thun
haben, deren Nebenschlusswickelung parallel zum Anker gelegt ist, so
ist der äussere Strom i identisch mit jenem, welcher die directe
Wickelung durchsetzt.
Der Nebenschlussstrom wurde nach der Formel
A + zr,
(12
gefunden, in welche für den Widerstand der directen Wickelung {r^ und der
Nebenschlusswickelung (r„) die Eingangs angegebenen Werthe eingesetzt
wurden.
Bemerkenswerth ist die geringe Aenderung des Nebenschluss-
stromes, die bei der entsprechenden Aenderung des Stromes in der
directen Wickelung oder des Widerstandes im äusseren Stromkreis um
das Dreifache nur etwa 5 % beträgt.
Mit Hilfe der Werthe für i und z„ wurden in den Curven in Fig. 3
die diesen Strömen entsprechenden Sättigungsgrade aufgesucht und in
den mit M\ und M\ überschriebenen Rubriken zusammengestellt. Setzt
man dann die zusammengehörigen, soeben gefundenen Werthe in
Formel 7 ein, so ergeben sich für die resultirenden magnetischen
Sättigungsgrade die unter M' angeführten Werthe. Dieselben zeigen
schon einen ganz bedeutend hohen Grad der magnetischen Sättigung
(über 81 X), welcher sich noch etwas höher gestellt haben würde, wenn
die Maschine, welche für 35 sechzehnkerzige Edison-Glühlampen älterer
61
Construction (ä 075 A.) construirt ist, bei ihrer Maximalleistung bean-
sprucht worden wäre.
Um von den Aenderungen der Sättigungsgrade M\ , M\ und M'
bei verschiedener Beanspruchung der Maschine ein übersichtliches Bild
zu bekommen, sind in Fig. 4 tür die Versuchsreihe bei 1165 Touren
die Abhängigkeit dieser Grössen von dem äusseren Widerstände durch
Fig. 4.
OK
\
tTr
\,
~^
--.v^
^
>2
\
V-
-
tf'f
0'!
^^
\,
^Af^
r'i-
M^
^^
O'lf
^ -.^
.-._
O'f
(>'^
V- /
'6S
n
0^
'^TTt'
J^ s ^s is 20 SU 2S zz se jta
die drei Curven versinnlicht. Es sind dieselben wieder soweit voll
ausgezogen, als sie nach der F r ö 1 i c h ' sehen Theorie als zutreffend
bezeichnet werden können, und es lassen sich daraus die folgenden
bemerkenswerthen Thatsachen ersehen :
1. Bei einer Gleichspannungsmaschine fällt die Curve des relativen
Magnetismus (natürlich bezogen auf den äusseren Widerstand) für die
directe Wickelung steil ab, während jene für die Nebenschlusswickelung
nahezu eine mit der Abscissenachse parallele Gerade bildet ;
2. herrscht bei grossen Stromstärken (hier bis zu ii*/ A.) die
Wirkung der directen Wickelung vor, bei kleineren Stromstärken hin-
gegen ist dies für die Nebenschlusswickelung, und zwar in bedeuten-
derem Maasse der Fall.
Gehen wir nun schhesslich auf die Ermittlung der in den Ta-
bellen VI und VII weiter aufgeführten Werthe von E und E' über,
wodurch wir auch gleichzeitig für die Richtigkeit der Formel 7 den
Nachweis auf experimentellem Wege erbringen.
Die unter E für die elektromotorische Kraft der Maschine ange-
führten Werthe wurden mittelst der Formel
^=A
, ^'a + ^^d I ^a il\ + r)
(13
berechnet, während jene für E' aus M' in folgender Weise sich ergeben
haben :
Bekanntlich*) ist der Zusammenhang zwischen den relativen Mag-
netismen und den durch sie erregten elektromotorischen Kräften bei
*) Siehe Dr. A. von Waltenhofen ^Einige Bemerkungen über die Frölich-
sche Theorie der dynamoelektrischen Maschinen.* Zeitschr. f. Elektrot. 1886, S. 455.
62
der Wirkung einer Wickelung ausgedrückt durch Gleichungen von der
Form
h F h F
M\=^^;M'^='-^^ (14
v ■ v
Eine ähnliche Gleichung wird auch bei der Zusammenwirkung
zweier Wickelungen bestehen müssen, so dass wir schreiben können
M' = ^ ......... 15)
V
wobei es sich um den- in die Formel einzusetzenden Werth für d han-
deln wird, da nach dem früheren die Werthe für d^ und b^ nicht gleich
ausgefallen sind, wie es eigenthch die Theorie verlangt hätte.
Bestimmt man für b die Werthe aus Gleichung
v.M'
so ergeben sich hiefür die in den Tabellen VI und VII unter b ver-
zeichneten Werthe, denen der Mittel werth 8-035 entspricht. Diesem
Mittelwerthe kommt, wie vorauszusehen war, das arithmetische Mittel
aus den Werthen für b^ und b^, nahezu gleich, denn es ist
^d4-^„ 8-62 + 7-41
= ^= o O I .
2 2
Legt man diesen letzteren Werth der Berechnung von E aus M,
zu Grunde, indem man setzt
^ ~" 8-OI '
so erhält man die Werthe E' der Tabellen, did mit jenen von E ver-
glichen, eine befriedigende Uebereinstimmung zeigen — die grösste
Abweichung beträgt 3'3 % — , umsomehr, wenn man bedenkt, dass
bei der Berechnung der Werthe für E nach Formel 13 bei den sehr
verschiedenen Stromstärken die- gleichen Widerstandswerthe der ein-
zelnen Theile der Maschine angenommen wurden.
Es kann also für das b der Gl e i c h s p a n n u n g s -
maschine das arithmetische Mittel aus den Werthen
der Constanten b für die einzelnen Wickelungen
gesetzt werden.
Dass die obigen Erläuterungen auch den Nachweis für die Richtig-
keit der Formel 7 gegeben haben, braucht nicht erst näher auseinander-
gesetzt i\x werden.
Ueber Berechnung elektrischer Glühlichtleitungen.
Von CARL HOCHENEGG, Ingenieur bei Siemens & Halske.
(Schluss.)
In dieser Gleichung sind L^ bis L^ + 1, sowie i^ bis Zq bekannt.
(2i bis ön + 1. sowie K^ bis Kn + i oder deren Verhältniss zu ein-
ander, müssen gewählt werden, damit die beiden Unbekannten Jj. und
Jj aus obiger Gleiehnng und der zweiten Bedingung, nämlich Jy -\- Ji =■
= h~t- h~\~ ^n gefunden werden können.
Für Ji =■ iy -\- t^ -|- z',j -|_ . . . . 4 — j; eingesetzt, stellt sich obige
Gleichung wie folgt dar :
63
Jr ^1 , (</.■ — ?'l) Lo
(^1+^2 4- ^ 4 —Jr)Ln + l
QrK,
(?2 ^2 ' Ön + 1 iC + 1
, (^"l + ^2 + 4 - 1 — Jr ) i>n ,
ßn A'. "^ • •
nach Producten von Jr und z geordnet, erhält man
Jr
X„
+ 1
Qu + 1 Kn
4- 1
ßu Ku
^3 I -^2
i>l
QsK^'Q.K^ ' Ö, /fi
Z
n + 1
u
Qu + 1 Ky^ + 1 ' ön A"„
+ .• +
U
QoK^
ön -STn
+ ••• +
L.
03^3
+
+ ^n
i^n
+ 1
i^n
ön + liCo + x ' ö
ebenso hätte man für Ji erhalten
tk:]^'^
Ln
Jl
u
Q,K,
Qo K,
+
QnK^
-f
ö u + 1 An + i
A^n + 1
ön + 1 An 4. 1
Lo
'Möi A-i ^ Q^K,
An + 1
•••+ önk J+^'^-^iörAr'^
A,
n + 1 An + 1 ) " l öl Aj
02^2
+ ^'
Ö2A2
Aj
Werden wie früher die Ausdrücke
JA
- Leitungsmomente be-
nannt, so sagen obige Gleichungen :
sDie Summe der Leitungsmomente der ein-
zelnen Abzweigungen gegen den einen Zufüh-
rungspunkt ist gleich dem Leitungsmomente der
Stromzuführung vom zweiten Zuführungspunkte
gegen ersteren.'^
Der Spannungsverlust an einer beliebigen Stelle z. B. bei // ist
wie ebenfalls aus der Ausgangsgleichung hervorgeht gleich:
Jr L^ (Jr — Z'i) A2 Jl La + 1 1 C»^' ^n ) An
^£u =
öl^l
+
02^2
{Jl. — in
Q-o_ _j_ 1 An -L. 1 ßn An
Zn - 1 — — 4) ^3
+
03^3
Ordnet man diese Gleichung wie früher nach Producten von J
beziehungsweise i, so erhält man :
AAtt =
+
Jr
Al
ÖnAn
Öl-Ai
+ ....+
+
ßoAo
Ö,A,
An
QnKn
= Ji
La. + 1
Qn + 1 An + 1
An _ 1
Qa^,Kn-l
+
+
L,
Q.K,
A.
' Q,K,
Diese Gleichung sagt bei Beibehaltung der früheren Benennung
64
„Der S p a n n ungs Verl US t an einer beliebigen
Stelle ist gleich der algebraischen Summe der
Leitungsmomente aller links oder rechts befind-
lichen Strom zu- und Abführungen gegen die in's
Auge gefasste Zone."
Nimmt man durchwegs" gleichen Querschnitt und Leitungsfähigkeit
an, d. h. setzt man Q^Ki = Q2K2^= . - . =Qn + i Kn + i, so vereinfachen
sich obige Gleichungen wie folgt :
J, (jLg + 1 -h Zn + ■ . + ^2 + -^j) = h {La + l-]-La+., L^)-^ t^ (Ln + 1 +
+ . . . + i.3) + Zg (Lo + 1 + . . + i^4) + • • + 4 + 1 (i^a + 1 + Xn ) + /n i^n+1
und
+ H (^1 + ^2 + -^3) + H iLi -V- L2) + ii Li
und endlich der Spannungsverlust
^En
Jt (Li -\- L2) — z'i L2
[J, (i.„ + i + i,+ .
-- QK L '^ ' '' ' '1 QK
+ L^) — in (La + i>a _ 1 . • + i^g) — 4 - 1 (^n - 1 + ^a - 2 + . • i^s) +
+ h (Li + L^) + 4 L^]
Trotz der vorgenommenen Vereinfachungen gewährt die Rechnung
keinen übersichtlichen Einblick in die Verhältnisse.
Im Nachstehenden wurde versucht, zur graphischen Darstellung
Zuflucht zu nehmen.*)
Eine solche ist leicht zu erhalten, wenn man die Gleichung
^ E = in die Form einer Proportion bringt und diese dann durch
ähnliche Dreiecke darstellt.
Aus obiger Gleichung lassen sich folgende Proportionen ableiten:
I. ^EQ■.L = J•.K• 2. ^E:L = J:KQ; 3. Q:L^J:K\E.
Dieselben haben sämmtlich die Form a \ b ^ c\ d. In dieser Pro-
portion stellt a die vierte Proportionale zu den drei gegebenen
Grössen b, c und d vor, und kann auf verschiedene Arten construirt
werden.
Fig. 10.
In vorstehender Fig. 10 wurde z. B. der dem gegebenen Ver-
c
hältnisse — — entsprechende Strahl L construirt, indem man von 0
aus d als Abscisse und c als die dazugehörige Ordinate von / aus auf-
*) NB. Dieser Theil der Abhandlung entspricht dem am 15. December im Elektro-
technischen Verein vom Verfasser gehaltenen Vortrage.
65
getragen und 0 mit q verbunden hat. Hierauf wurde Oj>i= d und
Pi^i\\J^Q gemacht und ergab sich dabei pvqx^a als die gesuchte
Strecke, denn es verhält sich
a: b -^ c\d
Dieses Constructionsverfahren lässt sich auf alle drei obigen Pro-
portionen anwenden.
Will man z. B. den Spannungsverlust A E suchen, welcher in einem
von der Stromstärke ,/ durchßossenen Leiter vom Querschnitt Q und
der Leitungsfähigkeit K auf der Länge h desselben auftritt, so hat man
auf einer den Leiter darstellenden Geraden 0 P, siehe Fig. ii, in der
Entfernung OK. vom Ausgangspunkte 0 (nach einem Längenmaass-
stabe gemessen) auf einer Normalen die den Leiter durchfliessende
Stromstärke J (nach einem Strom maassstabe) aufzutragen, und erhält
dann den auf der Länge h des Leiters auftretenden Spannungsverlust
'S. E, wenn man in der Entfernung h vom Ausgangspunkte eine Nor-
male p^ <7i bis zum Schnitte mit dem verlängerten Strahle Oq q
errichtet und die Länge dieser Normalen am Strommaassstabe abmisst.
Fig. u.
-/»
Hätte man (9/ = K gemacht, so würde Y das Product ^ E Q
darstellen, während, wenn 0 p ^= K S E gemacht wird, Y=Q wird,
d. h. jenen Querschnitt gibt, bei welchem auf die Länge L und durch
die Stromstärke J der Spannungsverlust A E entsteht.
Aendert sich an einer Stelle des Leiters die denselben durch-
fliessende Stromstärke, z. B. zufolge einer Abzweigung, so erhält man
die Summe der Spannungsverluste an einem behebigen Punkte, indem
man die Construction an den Abzweigepunkten in derselben Weise
wie früher wiederholt (siehe Fig. 12).
Fiff. 12.
Man construirt also zuerst den Spannungsverlust bei /, nämlich
A E^, dann den sich zu demselben addirenden Spannungsverlust A Eic^
und erhält in der Summe der beiden den Spannungsverlust A En und
so fort.
Behufs Vereinfachung des Verfahrens kann man die Dreiecke
Oo /o qo , Ol pi qi , Onpuqn in einer Figur vereinigen und braucht
66
dann nur die entsprechenden Parallelen zu ziehen (siehe Fig. 13). Bei
dieser Construction erscheinen die einzelnen von Co aufeinanderfolgend ab-
zweigenden Stromstärken in derselben Reihenfolge auf der Linie po ^o ,
von qo nach abwärts betrachtet. Es ändert an der Sache nichts, wenn
man die Construction um iSo^ gedreht ausführt, d. h. die von Oo aus-
fliessende Stromstärke J zuerst auf einer Verticalen Oo 3 siehe Fig. 14
aufträgt, und in dem so erhaltenen Punkte eine horizontale Gerade
zieht, auf welcher die Strecke Q K aufgetragen wird.
Fig. 13-
Man erhält die einzelnen Hypotenusen parallel wie früher, hat
aber den Vortheil, dass die von Oq aus aufeinanderfolgenden Stromab-
zweigungen auch in der Construction von 0^ aus aufeinanderfolgen.
Fig. 14.
TlTFtiH-i-R-H-TTH
r-TT-ri I I M I I I r~
*f.
^
4 — t-
-^ 1-
Lä~l%0t,^J,.rtxCLJ^.»^t4aLh
Ausserdem erhält man leicht ein Bild der in den einzelnen Leitungs-
Querschnitten fliessenden Stromstärken in den Ordinaten einer Fläche
(in Fig.44 schraffirt), welche erhalten wird, wenn man von den Punkten
I, 2, 3 ... . des Constructions-Dreieckes Parallele zur Grundlinie bis
zu den Richtlinien der betreffenden Abzweigungsstellen zieht.
Um sich in den Maassstäben nicht zu irren, construire man den
Längenmaassstab horizontal, den Strommaassstab aber vertical und
merke sich, dass alle Strecken in dem ihnen parallelen Maassstabe
aufzutragen oder abzugreifen sind.
Wenn irgendwo der Querschnitt des Leiters geändert wird, z. B.
in der Entfernung / von (9o. , so hat man behufs Bestimmung des
Spannungsverlustes nur die Poldistanz H = Q K von da an in H^ = Öi K
zu ändern, dass heisst den Pol C nach C^ zu versetzen (siehe Fig. 15).
Eine solche graphische Darstellung gewährt oft weit mehr Ein-
blick in die Verhältnisse wie die Rechnung und dürfte oft schneller
durchzuführen sein, wie diese. Sie gewährt überdies noch den Vortheil,
dass man bei eventuellen Aenderungen in den der ersten Untersuchung
67
zu Grunde gelegten Verhältnissen leicht den Einfluss derselben er-
kennen kann.
Als Beispiele sind im Nachfolgenden die in den Fig. 4 bis 7 dar-
gestellten Fälle der graphischen Behandlung unterzogen.
Nachdem die Constructionen der dargestellten Diagramme genau
nach dem soeben angegebenen Verfahren durchgeführt sind, wurde von
einer nochmaligen Beschreibung des Vorganges abgesehen.
Fig. 16, Taf. L stellt den in Fig. 4 gezeichneten Fall dar. Dabei
sind die durch den Leiter Li verursachten Spannungsverluste nach auf-
wärts, die von Lg stammenden nach abwärts construirt. Die Summe
beider Ordinaten gibt den gesammten Spannungsverlust für jeden Punkt
der Leitung. Werden dieselben am Strommaassstabe abgemessen, so
erhält man die Spannungsverluste direct in Volt.
Fig- 15-
Jf^ffJC
c
^
V-
S^£^,
'^^^^
^-^
/^"
''.
y^
^^^.^"--^^
^
'^
-^
i,
/
^
z
Q
TL Q.
i —
f
i .....
H
Der rentable Querschnitt wurde bereits oben berechnet und mit
Qr=9Qu.-Mm. erhalten. Die nachfolgende graphische Untersuchung
soll nun zeigen, ob die mit demselben verbundenen Spannungsverluste,
resp. die auftretenden Polspannungen in den einzelnen Punkten der
dritten Bedingung für Berechnung von Glühlichtleitungen entsprechen.
Zu dem Ende wurde die Poldistanz o C^=- 9*0 X 57 = 5^3 Längen-
einheiten gewählt, so dass, wie oben bereits erwähnt, die Ordinaten Y
direct die Spannungsverluste A£" darstellen.
Aus diesen und der Polspannung der Maschine ergeben sich dann
die an den einzelnen Punkten auftretenden Polspannungen.
Aus dem erhaltenen Diagramme ersieht man, dass, wenn alles
brennt, der Spannungsverlust im Punkte 11^, wie schon früher rechnerisch
gefunden, wj Volt beträgt; wird die Gruppe i/'" ausgeschaltet, dabei
jedoch die Spannnng an der Controllampe / constant erhalten, so sinkt
der Verlust bei 11-^ auf 8 Volt ; wird auch noch //" ausgeschaltet, so
treten nur 4* 3 Volt Verlust auf. Würde m.an alle Lampen bis auf eine
bei //' und die Controllampe / ausschalten, so sinkt bei constanter
Spannung bei / der Verlust bei //' auf i'2 Volt herab. Obwohl also
an der Controllampe die Spannung constant erhalten wird, variirt die
Spannung bei //' um mehr als 10 Volt. Wollte man dem vorbeugen,
so hätte man die Leitungen zwischen / und //' entsprechend zu ver-
stärken oder die Anordnung zu verwerfen und die Controllampe anders
einzuschalten.
Um die im ersteren P'alle anzuwendenden Leiterquerschnitte zu
bestimmen, construire man durch Wahl der Poldistanz /7=: 57 das
68
Product Q 'X ^ E als Ordinate des Linienzuges an jedem beliebigen
Punkte und bestinnme nach Wahl der zulässigen Spannungsdifferenz die
dazu nöthigen Querschnitte. Wäre der zulässige Spannungsverlust A E
für irgend einen Punkt gegeben, so liesse sich der nöthige Leiter-
querschnitt bestimmen, indem man die Poldistanz //:=:A£X 57 wählt,
so dass die Ordinate direct den gesuchten Querschnitt gibt.
In Fig. 17, Tafel I, wurde die in Fig. 5 dargestellte Anordnung
graphisch untersucht und ist daraus ersichtlich, dass der zweite Weg,
nämlich Aenderung der gesammten Anordnung, einfacher und besser
zum Ziele führt, wie die Verstärkung der Leitungen.
Es wurde nämlich angenommen, dass die ControUampe / von der
früher veränderlichen Stelle //' aus gespeist werde, indem eine Doppel-
leitung von daselbst bis ins Maschinenhaus zurückgeführt wurde und
dass nunmehr diese Stelle zum Controlpunkte der Leitung geworden sei.
Der Spannungsverlust bei //' beträgt bei vollem Betriebe 12*1
Volt. Von da bis zur ControUampe wären 2 Volt Verlust zulässig, so
dass letztere bei vollem Betriebe um 14" i Volt weniger Spannung erhält,
als die Maschine leistet. Der Querschnitt der zurückzuführenden Leitung q
wurde graphisch bestimmt, indem die Linie C I von / aus parallel zu
I II gezogen und die Poldistanz h^= o c abgemessen wurde. — = q.
Wenn nun an der ControUampe die Spannung constant erhalten
wird, so muss die Spannung an der Maschine um 4 Volt verringert
werden, sobald eine der Gruppen, z. B. //"' ausgeschaltet wird, um
8 Volt sinken, wenn 20 Lampen verlöscht werden und endlich um
wj Volt vermindert werden, wenn ausser der ControUampe / nur
eine Lampe bei // brennt.
Die graphische Darstellung zeigt weiter, dass die Spannung bei//^ und
//"' im Maximum um 2*4 Volt differiren kann wnd dass diese Differenz
vermindert wird, wenn die Leitung von //'' bis 11" verstärkt wird, je-
doch von den Dimensionen der anderen Leitungen unabhängig ist.
Die Wirkung der Gegenschaltung, welche in Fig. 6 dargestellt
ist, veranschaulicht Fig. 18, Tafel L
Der Querschnitt der Leitung / wurde wie der in Fig. 17 mit
i'6 Qu.-Mm. angenommen; dadurch ergibt sich ein Spannungsverlust
bis zur ControUampe / von iO"8 Volt, wenn alles brennt, während bei
der Gruppe //] ein Verlust von 15-2 Volt auftritt. Wird die Spannung
bei / constant erhalten, so sinkt die Spannung bei //' um 1-9, 3*5
und 5*2 Volt, sobald bei // beziehungsweise 10, 20 und 29 Lampen
ausgeschaltet werden, während an der Maschine die Spannung um 2-7,
6 und 9, Volt vermindert werden muss. Will man die starken Ver-
änderungen der Spannung bei // vermindern, so hat man, wie die
graphische Darstellung zur Genüge ersichtlich macht, nur den Leiter
Li entsprechend za verstärken, da eine Verstärkung von L.^ in dieser
Hinsicht keinen Vortheil bringen würde. Ja man wird sogar, um den
rentablen Spannungsverlust nicht zu sehr zu überschreiten, bei einer
Verstärkung von Zi gleichzeitig h^ bis zur Feuersicherheitsgrenze ver-
mindern können.
Zu erwähnen ist noch, dass bei obgenannter Darstellung der
Leiter L^ in eine Gerade ausgestreckt von rechts nach links verlaufend
gezeichnet wurde, während der Leiter Li von links nach rechts derart
construirt wurde, dass sich die Punkte der einzelnen Stromabgaben decken.
Schon aus dieser Construction, viel mehr aber noch bei Behand-
lung des in P^ig. 7 dargestellten Falles (Fig. 19) ergibt sich die Bestäti-
gung der dadurch zu beweisenden Behauptung, dass bei Gegenschaltung
69
die Controllampe, wenn sie an einem Ende der Gegenschaltung ein-
geschaltet ist, von den an dem anderen Ende stattfindenden Variationen
in der Stromabgabe sehr wenig anzeigt.
Während nämlich die Spannung bei //von l'auf ]'i sinkt, sobald
die daselbst brennenden Lampen von ii auf i reducirt werden, macht
sich bei der Controllampe / nur eine Spannungsveränderung von y
auf j'i bemerkbar. Dabei ist j'i = \\ jedoch 1' mehr als 4mal j'.
Fig. 19.
Die eben behandelten Beispiele geben Beweis darüber, dass die
graphische Behandlung den Einblick in die Verhältnisse wesentlich
unterstützt, dieselbe wird jedoch weitaus dankbarer, wenn die Verhält-
nisse complicirter werden.
Zum Beweis ist der in Fig. 9 dargestellte Fall nachstehend
graphisch untersucht. Dabei wurde der in's Auge gefasste Leiter
bei B auseinandergeschnitten gedacht und in eine Gerade B B aus-
gestreckt — siehe Fig. 20.
Die Punkte I, II, III ... . sind wie früher Abzweigungspunkte, an
welchen die Stromstärken Zi, ic,, i^ . . . . Ueberleitung finden.
Die Enfernungen dieser Punkte voneinander, resp. von B sind
L^, h^, L^ . . . . L^, La-d- ]. und die Querschnitte dieser Leiterlängen,
bezw. Q^, Q2, Ö3 • • • . ön + 1. Letztere seien zur Vereinfachung des
Falles einander gleich, also Q^ ^ Q^ ^r= . . . z= Q^ _^-^^z= Q angenommen.
Ausserhalb der Figur sind nun die Stromdreiecke construirt, indem
auf einer Geraden B D aufeinanderfolgend die in den einzelnen Punkten
I, II, III .. . abzweigenden Stromstärken nach einem Strom-Maassstabe
gemessen, aufgetragen wurden, und in der Poldistanz H = ^y davon
entfernt der Pol C gewählt und mit den einzelnen Abschnitten der
Geraden B D verbunden wurde.
Zu den so erhaltenen Polstrahlen sind aufeinanderfolgend von
Abzweigung zu Abzweigung Parallele gezogen, wodurch als Endpunkt
dieses Linienzuges B^ gefunden wurde.
Zieht man nun vom Pole C eine Parallele zu der Schlusslinie
B^ B, so wird die Summe aller abzweigenden Stromstärken in die
beiden zuströmenden Stromstärken Ji und J^ getheilt.
Der Beweis über die Richtigkeit dieser Construction lässt sich
ähnlich wie bei Berechnung dieses Falles erbringen, indem man sich
den Leiter bei III getrennt denkt, und für ieden Theil separat die
graphische Darstellung des Productes Q ^ £ construirt, wobei man
die früher erhaltenen bei B nach links und rechts strömenden Strom-
stärken als richtig annimmt. Die Construction ergibt, dass die dadurch
erhaltene Ordinate j' sowohl für die rechte als auch für die linke
Fig. 20.
>7-J?r
Hälfte des Leiters gleich gross wird, d. h. dass bei gleichem Quer-
schnitte der beiden Leiter die Spannungsverluste in beiden Leitern
gleich gross werden, so dass ein Trennen oder Verbinden der-
selben bei III ohne Einfluss ist, oder umgekehrt, dass bei einem con-
Fie. 21.
tinuirlichen Leiter von gleichem Querschnitte wirklich J,- und J/ nach
rechts, resp. links zuströmen werden.
Die allgemeine Richtigkeit dieser Construction lässt sich durch die
volle Analogie dieses Falles m.it jenen der Statik, bei
welchem ein an beiden Enden unterstützter Trager von mehreren
Einzellasten beansprucht wird, und durcli Verwendung der hiefür
geltenden Hilfssätze der Graphostatik erweisen.
71
In nebenstehender Fig. 21 stelle die Linie B^ B.^ einmal einen
Träger dar, welcher in i)\ und B.y unterstützt ist und auf welchen in
den Punkten I, II, III und IV die ruhenden Einzellasten Pi, P^, P^ und
P^ wirken ; ein anderes Mal jedoch sei durch die Linie ein Lei-ter ver-
sinnbildlicht, von welchem in den Punkten I, II, III und TV die Strom-
stärken /i, Z2' 4 ^^^ h abgenommen werden, während in Bi und B^
Strom zugeführt und die Spannung gleich erhalten wird.
Für beide Fälle gilt der Satz, dass das Drehmoment, resp.
Leitungsmoment des Auflagerungsdruckes, resp. der zuzuführenden
Stromstärke im Punkte ^1 gegen B2 gleich ist, der Summe der Dreh-
momente, resp. Leitungsmomente aller Einzellasten, resp. Strom-
abzweigungen, gegen denselben Punkt ß^-
Ferner lehrt die Statik, dass das Biegungsmoment M in einem
beliebigen Punkte / gleich ist der algebraischen Summe der Dreh-
momente aller links oder rechts davon befindlichen Auflager-Reactionen
und Einzellasten gegen diesen Punkt.
Ganz analog haben wir früher gefunden, dass der Spannungs-
verlust an einem beliebigen Punkte p gleich ist der algebraischen
Summe der Leitungsmomente aller links oder rechts davon befind-
lich Strom-Zu- oder Abführungen.
Endlich ist die in einem beliebigen Querschnitte auftretende
Transversalkraft oder verticale Schubkraft der diesen Querschnitt durch-
fliessenden Stromstärke analog, denn beide sind gleich der algebraischen
Summe aller links oder rechts wirkenden Kräfte, resp. zu- oder ab-
fliessenden Stromstärken.
Nachdem nun die volle Analogie feststeht, ist es einleuchtend, dass
man die für diesen Fall geltenden Hilfssätze der Graphostatik auch bei
der graphischen Berechnung solcher Glühlichtleitungen anwenden kann.
Die Graphostatik lehrt die Auffindung der in den Stützpunkten
Bi und i?2 wirkenden Auflagerdrücke, resp. deren Reactionen durch
folgende Construction :
Man construire die Kräftedreiecke unter Annahme eines be-
liebigen Kräftepoles C und das zugehörigen Seilpolygon, indem man
zu den Pohlstrahlen des Kräftedreieckes zwischen den Richtlinien der
parallelen Einzelkräfte Parallele zieht, und den Endpunkt des so
erhaltenen Linienzuges mit dem Ausgangspunkte desselben durch die
sogenannte Schlussliin'e verbindet. Ein im Kräftedreieck zu dieser
Schlusslinie parallel gezogener Pohlstrahl C S zerlegt die, die Summe
aller parallelen Einzelkräfte darstellende Strecke 0 4. in die beiden
Componenten 0 S und S 4., welche die in den Stützpunkten herrschenden
Auflagerdrücke, resp. deren Reactionen darstellen. Die Ordinaten des
Seilpolygons geben ein Bild der in jedem beliebigen Querschnitte herr-
schenden Biegungsmomente. Die Transversalkräfte an jedem beliebigen
Punkte sind durch die Ordinaten der schraffirten Flächen dargestellt.
Ganz analog gelten für die graphische Untersuchung von Glüh-
lichtleitungen, welche von zwei Punkten mit gleichen und constanten
Polspannungen Strom zugeführt erhalten, folgende Sätze.
Man construire die Stromdreiecke unter An-
nahme eines Poles C über einer zu derRichtlinie
des Stromleiters normalen Basis und das zu-
gehörige Seilpolygon, indem man zu den Pol-
strahlen der Stromdreiecke zwischen den auf
dem Stromleiter normalen Richtlinien der
72
Stromabzweigungen Parallele zieht, und den End-
punkt des so erhaltenen Linienzuges mit dem
Ausgangspunkte desselben durch die sogenannte
Schlusslinie verbindet.
Ein im Stromdreiecke zu dieser Schlusslinie
parallel gezogener Polstrahl CS zerlegt die die
Summe aller Stromabzweigungen darstellende
Strecke O4 in die beiden Componenten OS und -84,
welche die vonden Punkten ß^ und B2 zuzu-
führenden Stromstärken darstellen.
Die Ordinaten des Seilpolygons geben ein
Bild des in jedem beliebigen Punkte herrschen-
den Spannungsverlustes.
Die den Leiter an jeder Stelle durch fliessen-
den Stromstärken lassen sich durch die Ordi-
naten von Rechtecken darstellen, welche durch
die Richtlinien der einzelnen Abzweigungen
und darauf normal gezogene Linien aus den ent-
sprechenden Punkten der Basis des Stromdrei-
eckes gebildet sind.
Mit Zuhilfenahme dieser Lehrsätze, sowie nach dem früher ange-
gebenen, ist in Fig". 22, Taf. I, die graphische Untersuchung der
in Fig. 9 dargestellten Anordnung durchgeführt.
M M sind die Pole der Dynamomaschine, MA und MB die Haupt-
leitungen, yV A' und B' B' die kreisförmig in sich zurücklaufenden Zweig-
leitungen. Die Querschnitte der beiden Hauptleitungen Jf J. und MB
wurden gleich Q angenommen und auf bekannte Art der durch die
Hauptleitungen verursachte Spannungsverlust, B B\ und A A^ construirt.
Die Construction der Spannungsverluste in den Zweigleitungen
kann hier nicht direct erfolgen, da dieselben nicht durchwegs gleichen
Querschnitt besitzen, und wurden daher in I und II die Spannungs-
verluste mittelst einer Hilfsconstruction ermittelt und dann auf die
Fig. III übertragen.
Dabei wurden die Entfernungen der Richtlinien der einzelnen Strom-
abzweigungen dem Quotienten aus Länge und Querschnitt gleich ge-
macht, und die Poldistanz //r=57 gewählt, so dass demnach die
Ordinaten des Linienzuges direct die Spannungsverluste in Volt geben.
Diesp Ordinaten wurden auf das Bild III übertragen, so zwar, dass
aus demselben alle bis zu einem beliebigen Punkte der Leitung sich
summirenden Spannungsverluste entnommen werden können.
Die Darstellung zeigt, dass die Wahl der Querschnitte keine
glückliche war, indem die Summe der Spannungsverluste bei II be-
deutend grösser wie bei A ist und überdies noch gegen B sinkt.
Will man annähernd gleiche Verluste erzielen, so wird man, wie
die graphische Darstellung deutlich zeigt, die Querschnitte Q^ O^ zu
verstärken haben und kann dafür die Querschnitte qv bis r/j, hauptsäcMich
^1 etwas verringern.
Nicht uninteressant gestaltet sich die Untersuchung eines Leitungs-
stranges, welcher von zwei Punkten Strom zugeführt erhält und auf
seiner ganzen Länge gleichmässig Strom abgibt, wie das z. B. bei
einem gleichmässig mangelhaft isoHrten Leitungsstrange eintreten kann.
78
Nach dem früher Gesagten dürfte es sofort einleuchtend erscheinen,
dass dieser Fall analog jenem der Statik ist, wo die Wirkung einer
gleichmässig über die ganze Länge eines an zwei Punkten unter-
stützten Trägers vertheilten Belastung, z. B. des Eigengewichtes des-
selben, untersucht wird.
Wie in diesem Falle die auftretenden Biegungsmomente als
Ordinaten einer Parabel erscheinen, müssen sich hier auch die auf-
tretenden Spannungsverluste als solche darstellen lassen.
In nachstehender Figur 23 seien Ä und 5 zwei Stromzuführungs-
punkte eines Leiters, dessen Länge L, dessen Querschnitt O und dessen
Material von einer Leitungsfähigkeit K sei.
Auf der ganzen Länge des Leiters finde gleichmässige Strom-
abgabe statt, welche in Summa J betrage und durch die Strecke A h
dargestellt sei.
Fig. 2X.
Die auf eine Strecke / des Leiters entfallende Stromabgabe beträgt i
und wurde gefunden, indem man von p aus eine Parallele zw B b ge-
zogen hat, wodurch die Linie j) p' und dadurch der Punkt p' auf der
Stromlinie A b, also auch die auf die Länge / entfallende Strom-
abgabe i erhalten wurde.
Nachdem auf der ganzen Länge gleichmässig Stromabgabe statt-
findet, und von zwei Seiten gegen die Mitte zu Strom zugeführt wird,
muss der Scheitel der gesuchten Parabel über der Mitte j" der Leiter-
länge zu suchen sein, sowie auch der Polpunkt C normal über dem
entsprechenden Punkte s^ der Stromlinie A b durch Auftragen der Pol-
distanz H= O K zu construiren ist.
Die Punkte A und B sind offenbar zwei Punkte der Parabel und
die zu den Polstrahlen A C, resp. b C parallel gezogenen Geraden A Z
und BZ Tangenten an diesen Punkten.
Mit Hilfe dieser Tangenten lassen sich nun nach einem bekannten
Verfahren weitere Punkte der Parabel construiren, indem man A Z und
B Z in mehrere, z. B. fünf gleiche Theile theilt und die erhaltenen
Theilungspunkte in umgekehrter Reihenfolge miteinander verbindet,
also I mit 4', 2 mit 3' 3 mit 2' und 4 mit i'.
"4
Man erhält dadurch weitere Tangenten an der gesuchten Parabel
und kann die Tangirungspunke derselben finden, indem man die
zwischen den beiden benachbarten Tangenten liegenden Abschnitte
derselben halbirt.
Auf diese Weise wurden die Punkte I, II, III und IV, und durch
entsprechende Verbindung derselben , die gesuchte Parabel selbst
erhalten.
Verbindet man einen beliebigen Punkt P der Parabel mit dem
Ausgangspunkte A und zieht vom Polpunkte C des Stromdreieckes
eine Parallele zu AP nämlich C q' , so ergibt sich der merkwürdige
Umstand, dass diese Parallele die auf die Leiterlänge / [^Ap) entfallende
Stromstrecke i = Ap' halbirt, indem q' A=^q'p' ist.
Damit hängt zusammen, dass der Punkt P (II) in die Mitte
zwischen 4 und p" fällt, d. i. in die Mitte zwischen jenen Punkt 4,
welcher erhalten worden wäre, wenn aller Strom bis p Fortleitung ge-
funden hätte, und jenen Punkt p" , welcher sich ergeben hätte, wenn i
schon in A abgeleitet und nur — 2 = p' s' bis abgeleitet
worden wäre.
Da sich dieses Zusammentreffen ganz allgemein nachweisen lässt,
kann man daraus folgende Regel ableiten :
Findet auf einem Leiterstücke eine über die
ganze Länge desselben gl eichm ässi g vertheilte
Stromabgabe statt, so sind die dadurch in den
einzelnen Punkten auftretenden Spannungsver-
luste halb so gross, als ob der ganze in dem i n's
Au ge g efasste n Stück abgegebene Strom bis zu
dem betreffenden Punkte Fortl^itung gefunden
hätte.
Man hätte in obiger Regel auch sagen können : Die Spannungs-
verluste sind ebenso gross, als ob die ganze Stromstärke bis auf
halben Weg oder die halbe Stromstärke bis auf ganzen Weg fort-
geleitet worden wäre, was auf dasselbe hinausläuft.
Mit Hilfe dieser Regel ist es möglich, manche scheinbar recht
complicirte praktische Fälle näherungsweise schnell zu lösen, wie das
im nachstehenden Beispiele gezeigt sei.
Von einer Maschine M (siehe Fig. 24) sei ein Webereisaal zu
beleuchten, in welchem 120 Glühlampen zu 16 Normalkerzen in ziemlich
gleichmässiger Vertheilung zu speisen sind.
Die Hauptleitungen werden mit Gegenschaltung ausgeführt, indem
von der Maschine ein Leitungsstrang mit der Uhr und ein Leitungs-
strang gegen die Uhr gezogen werde, und zwar soll auf halbem Wege
(bei /) der Querschnitt der von den Maschinen kommenden Leitungs-
stränge von Q auf q vermindert werden.
Um den Spannungsverlust bis zu einem beliebigen Punkte des
Netzes zu finden, kann man sich näherungsweise vortheilhaft obiger
Regel bedienen.
Es sei z. B. der in p' auftretende Spannungsverlust zu be-
rechnen.
Von der Maschine bis zur ersten Lampe bei A tritt ein Spannungs-
\ u c \ ,• 120 . z L , . . , -.
Verlust aut von d/riz=: — — _ — ; hmgegen tritt von der ersten Lampe
bei A bis zu p' ein Spannungsverlust auf, welcher ebenso gross ist,
75
als ob der Strom für alle hinter p' liegenden Lampen (120 — 32) mehr
der halben Anzahl der bis dahin versorgten Lampen -^^ bis p' ge-
Fig. 24.
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4
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1 1
sendet worden wäre. Derselbe beträgt also
^E.-> =
Z 120 T,2
32
X «
öä:
wobei 2 den pro Lampe abzugebenden Strom bedeutet.
Fig. 25.
Somit beträgt der gesammte Spannungsverlust zu Folge des mit
der Uhr verlaufenden Stranges
d Ä + A £2 =
z . 120 . L
Q. K
QK
76
Der Spannungsverlust, welcher in dem entgegengesetzt ver-
laufenden Leitungsstrange auftritt, lässt sich ähnlich ermitteln und
beträft :
i . 120 . L
120
Q K
i 60
-I-
28 +
28
qK
Fig. 26,
60
60
/ +
6
2
+
nach:
Der gesammte bis p' auftretende Spannungsverlust beträgt dem-
A £1 + A iig + ^ ^3 + ^ ^4 =
i . 104 . ß
i . 120 L
Q.K
i . 46
X
b +
Q K
+
ÖA^
g K
In Fig. 25 ist eine graphische Darstellung der hier auftretenden
Spannungsverluste construirt.
Man ersieht aus derselben, dass von der Maschine bis A ein
lineares Ansteigen der Spannungsverluste zu Folge des mit der Uhr ver-
laufenden Stranges auttritt, während von hier bis _p und dann bis B
ein parabolischer Verlauf stattfindet.
Ebenso tritt das in entgegengesetzter Weise bei dem entgegen-
gesetzt verlaufenden Strange ein.
Als weiteres Beispiel sei im Nachfolgenden das Leitungsnetz einer
Centralstation mit radialen Hauptleitungen und den dieselben ver-
bindenden Vertheilungsleitungen berechnet und untersucht; wobei Ver-
hältnisse zu Grunde gelegt seien, welche der Wirklichkeit entsprechen.
77
Von der Centralstation C, siehe Fig. 26, seien nach fünf Punkten
I bis V den sogenannten Vertheilungspunkten je zwei Hauptleitungs-
stränge radial geführt und sind die gleichpoligen Enden derselben
untereinander durch die sogenannten Vertheilungsleitungen verbunden,
an welche direct die Ableitungen an die Häuser angeschlossen werden.
Durch Einschalten von Widerstand in die Hauptleitungsstränge,
sowie durch Reguliren der Polspannung der Stromquelle wird die
Spannung an den Vertheilungspunkten I bis V stets constant, z. B. auf
120 Volt erhalten. Die Spannung an der Stromquelle, in der Central-
station muss dann um den Verlust in den Hauptleitungen höher sein
als die Spannung in den Vertheilungskästen. Wie gross dieser Verlust
gewählt werden darf, ist nach der Rentabilitätsformel zu bestimmen.
Der ^rentable Spannungsverlust ■ ist wie früher abgeleitet
A^.= ^^'^^ ^
Da derselbe für alle Leitungen gleich gross werden muss, kann
nur von einem mittleren Spannungsverlust gesprochen werden, welcher
sich auf die mittlere Länge der Hauptleitungen bezieht, wenn die
übrigen Factoren, wie anzunehmen, gemeinschaftlich sind. Es ist also aus
x^ , « 7-, , • ^^ V?'?)^ L (mittel) , ,.. .
der Formel 1 L^ (mittel) = --rr= . — der zulassige Span-
CbC^y T y K
nungsverlust in den Hauptleitungen zu berechnen.
Nehmen wir an, es würde im Durchschnitte täglich während drei
Stunden der volle Energieverlust zur Ueberwindung der Widerstände
der Hauptleitungen aufzuwenden sein, so stellt sich T auf 3 X 3^5 =
1095 Stunden pro Jahr. Rechnen wir ferner den Preis der Pferdekraft-
stunde mit o-02 fl. ö. W. und setzen wir die Amortisation und Verzinsung
der Kabel mit 5-1-3 = 8^ fest, während die Kabelconstante ^k =
6-48 angenommen werden kann , indem sich für die in Betracht
zu ziehenden eisenarmirten Bleikabel a auf also c^ =
42
42 = 6-48 'Stellen dürfte, so erhalten wir für die aus der Skizze
zu entnehmende mittlere Länge der Hauptleitungs stränge von
6004-550-1-300 + 475+400 ^ r. ■ ^ Ul C
1 — — ■ — — -—^ — = 465™ einen rentablen bpannungsver-
lust für jeden Hauptleitungsstrang von
^^^ (^ittel) = l^^ .-^J=. J£l^=i5 Volt
0-02 y 1095 y 57
8
also von A E^ (mittel) = 1 5 Volt, oder für jeden Vertheilungskästen von
2 A iir (mittel) = 30 Volt wobei die spec. Leitungsfähigkeit K = S7
angenommen wurde.
Um aus diesem Spannungsverluste die demselben entsprechenden
Querschnitte zu berechnen, ist es nothwendig, vorerst die sie durch-
fliessenden maximalen Stromstärken zu kennen. Dieselben lassen sich
jedoch erst, nach Berechnung der Vertheilungsleitungen angeben, wofür
sich die graphische Methode empfiehlt. Die Dimensionirung der Ver-
theilungsleitungen hat unter der Bedingung zu geschehen, dass die
Spannungen an zwei Punkten derselben nie bedeutend, z. B. nur um
zwei Volt differiren dürfen, damit die Leuchtkraft der Glühlampen überall
und jederzeit ziemlich gleich bleibt.
Fig. 27.
Fis. 2j
Da sich obige zwei Volt auf beide Leitungsstränge gleich vertheilen,
indem für jeden derselben die gleichen Bedingungen herrschen, so ent-
fällt auf jeden der maximale Spannungsverlust von einem Volt. Nimmt
man ferner an, dass beide Stränge gleichmässigen Querschnitt besitzen,
Taf. I.
Told-ittanx. /r'ffus^^gxsr^
//'///. uMnicl; \:B.Spies & ('?art^iist.M'ieu.
79
so ist die graphische Untersuchung eines solchen Vertheilungsstranges
leicht durchzuführen. Man wählt die Poldistanz // = 57 oder ein
Vielfaches davon und erhält dann, in den Ordinaten des Seilpplygons
das Product Q^E oder für A ii = i angenommen, direct den Querschnitt Q.
In vorstehender Fig. 27 ist beispielsweise der eine Strang der
Vertheilungsleitung von I nach 11 graphisch untersucht worden, und
waren dabei die in der Zeichnung eingetragenen Glühlampen von
120 Volt und 16 Normalkerzen (0-5 Ampere) als brennend angenommen.
Die Poldistanz wurde 57 X 10 = 570 gewählt, was zur Folge
hat, dass die Ordinaten des Seilpolygons mal zu klein ausfallen,
nämlich Y = — =^.
10
Was für den einen Strang gilt, gilt auch für den zweiten, so dass
das Bild der in den Vertheilungsleitungen auftretenden Spannungsver-
luste beiläufig wie in Fig. 28 dargestellt aussieht. Die in den Vertheilungs-
leitungen bei maximalem, Betriebe wirklich herrschenden Spannungen
sind in dieser Figur unterhalb dargestellt.
Man sieht wie die Spannung in den Vertheilungspunkten gegen
die Mitte der Vertheilungsleitungen zu allmälig abnimmt, wenn wirklich
Stromabnahme stattfindet, dass sie aber, wenn keine Stromabnahme
stattfindet, durchwegs 120 Volt beträgt, so dass unter der Voraussetzung,
dass in den Vertheilungspunkten 120 Volt constant erhalten werden
und die in den Vertheilungsleitungen auftretenden maximalen Spannungs-
verluste 2 Volt betragen, die Spannungen an den Lampen zu gleicher,
zu verschiedener Zeit um höchstens 2 Volt variiren können.
Die Vorherbestimmung der Charakteristik der Dynamo-
maschinen.*)
Von GISBERT KAPP.
Sobald man die Anzahl der magnetischen Krafdinien kennt, welche an
den neutralen Punkten durch den Querschnitt des Kernes der Armatur
gehen, kann man aus der Wicklung und der Geschwindigkeit der Letzteren
leicht die im Inneren entwickelte elektromotorische Kraft berechnen. Um
die Rechnung zu erleichtern, nehmen wir an, dass die Linieneinheit gleich-
werthig sei 6000 Linien des C. G. S. -Maasssystems, und haben alsdann
E^ = Sj Ntn 106,
in welchem Ausdrucke Ea, die entwickelte elektromotorische Kraft, s die
Anzahl der durch die beiden neutralen Querschnitte gehenden Linieneinheiten,
jM t die Anzahl der um die Armatur geschlungenen Leiter und ;/ die Anzahl
der Umläufe pro Minute bezeichnet. Diese Formel lässt sich in gleicher
Weise auf die cylinder-, Scheiben- und trommelförmigen Armaturen anwenden ;
in den beiden ersten Typen stellt aber Nt die gesammte Anzahl der auf
der Armatur befindlichen Windungen dar, während im letzten Falle Nt
gleich ist dem doppelten Werthe ebenderselben Zahl. Die Formel ist auch
auf die Maschinen mit zwei und mehreren Polen anwendbar, jedoch mit dem
alleinigen Unterschiede, dass die fraglichen neutralen Querschnitte in diesem
Falle einander nicht diametral gegenüberstehen.
Die Aufgabe, die elektromotorische Kraft einer gegebenen Armatur zu
bestimmen, führt somit darauf zurück, den Werth von Si, nämlich die An-
*) Wir haben in der kurzen Abhandlung , Magnetischer Widerstand*
(IV. Jahrgang, S. 585) die gegenwärtige Arbeit Kapp's, welche von competenten Fach-
männern als sehr wichtig bezeichnet wird, vorbereitet.
80
zahl der durch den Kern der Armatur gehenden Linien, zu finden. Im Nach-
folgenden schlage ich eine Lösung dieses Problems für den Fall vor, wo
man die Construction der Maschine in ihren Einzelheiten, die erregende
Kraft und Beschaffenheit des Eisens kennt. In anderen Worten ausgedrückt,
es handelt sich darum, die charakteristische Curve einer Dynamomaschine
nach einer Zeichnung und ohne Zuhilfenahme eines Versuches zu con-
struiren.
Da die gewöhnliche Charakteristik, welche die Beziehung zwischen
dem erregenden Strome und der elektromotorischen Kraft darstellt, von der
■Geschwindigkeit abhängt, so ist es besser, wenn man sich der Magnetisirungs-
Charakteristik bedient, bei welcher die erregende Kraft durch die Abscissen
und die Zahl der nützlichen Linien durch die Ordinaten dargestellt ist. So-
viel ich weiss, rührt der einzige Versuch, welcher bis jetzt in der Absicht
unternommen wurde, das zwischen diesen beiden Quantitäten bestehende
Verhältniss m.athematisch darzustellen, von Herrn Frölich her, welcher
eine ingeniöse und sehr einfache Formel , die von Professor Silvanus
Thompson weiter entwickelt wurde, aufgestellt hat. Nach der ursprüng-
lichen Bezeichnungsweise von Frölich ist der effective Magnetismus Äf dar-
gestellt durch
a -\- b i^
worin i der Strom einer mit hintereinander geschalteten Windungen ver-
sehenen Dynamomaschine ist (welcher folglich proportional ist der elektro-
motorischen Kraft) und a und h Constanten sind, welche für jede Maschine
auf experimentellem Wege ermittelt werden müssen. Bei einem unendlich
starken Strome tritt der Sättigungszustand der Elektromagnete ein und es
ist der effective Magnetismus — . Wenn man die absolute Sättigung als
Einheit annimmt und die wirkliche Magnetisirun^ als eine Function der-
selben darstellt, so vereinfacht sich die Formel und gibt
a -\- i
In diesem Falle sind a und die der Sättigung entsprechende elektro-
motorische Kraft jene Constanten, welche experimentell zu bestimmen sind.
Die modificirte Formel des Professor Thompson, welche lautet
G k Si
l -\- rj S l
enthält ebenfalls zwei experimentell zu bestimmende Constanten, nämlich G,
die von der Gestalt der Maschine abhängige geometrische Constante, und
den Sättigungs-Coefficienten «r; dieser letztere ist der reciproke Werth der
Zahl der Amperes-Windungen , welche den Sättigungszustand des Elektro-
magneten bedingt und seine Empfindlichkeit um die Hälfte verringert.
Durch die Nothwendigkeit, mindestens zwei Versuche anzustellen, um
den Werth der Constanten jeder Maschine zu bestimmen, ist die Anwendung
dieser beiden Formeln auf jene Fälle beschränkt, in welchen sich die neue
Maschine von der, mit welcher man experimentirt hat, blos durch ihre
Bewicklung, nicht aber auch durch ihre Dimensionen oder ihren Typus
unterscheidet. Es existirt diesfalls ein anderer Werth, den man zu berück-
sichtigen hat. Frölich sagt selbst, dass seine Formel nur dann genaue
Resultate gibt, wenn man sie innerhalb der Grenzen anwendet, für welche
seine Stromcurve als eine gerade Linie angesehen werden kann; im Allge-
meinen ist es somit selbst dann unmöglich , die ganze Magnetisirungs-
81
Charakteristik ^u construiren, wenn man auch die zur Bestimmung- der Con-
stanten nothwendigen Versuche vorgenommen hat.
In der Absicht, diese Vorversuche zu vermeiden, habe ich vor zwei
Jahren damit begonnen, mich einer Formel zu bedienen, mit Hilfe* welcher
man für jede im Entwürfe vorhandene Dynamomaschine die Intensität des
magnetischen Feldes nach den elektrischen, magnetischen und mechanischen
Daten bestimmen kann. Diese Formel gründet sich auf den Begriff des
magnetischen Widerstandes. Es ist dies eine Quantität, welche dem Ver-
hältni:se der Länge zur Oberfläche proportional ist und welche in diesem
Sinne analog ist dem elektrischen Widerstände, von dem sie sich aber da-
durch unterscheidet, dass der Coefficient (specifische Widerstand), mit welchem
man das Verhältniss der Länge zur Oberfläche multipliciren muss, nicht
constant ist, sondern mit der Stärke der im Eisen circulirenden Linien
variirt, und bei der absoluten Sättigung unendlich wird. Für die Luft und
die unmagnetischen Metalle nimmt man jedoch an, dass dieser Coefficient
constant sei. Die Formel, welche ich in einer von mir im vorigen Jahre
in der Gesellschaft der Civil-Ingenieure vorgelesenen Abhandlung veröffent-
licht habe, lautet :
wo /'die bezüglich des Hufeisenmagneten in Amperes- Windungen ausgedrückte
erregende Kraft bezeichnet, durch welche die Linien z^ und die magnetischen
Widerstände i?a Ra und Rf der Luft, der Armatur und des Elektromagneten
des magnetischen Feldes erzeugt werden. Man erhält den Widerstand der
Luft, indem man den zweifachen Abstand der Pole voneinander, welcher in
Zollen auszudrücken ist, mit der Constanten 1440 multiplicirt und das
Product durch die Oberfläche der Pole dividirt. (Der doppelte Abstand wird
deshalb genommen, weil die Linien in das Innere der Armatur eindringen
und aus demselben wieder heraustreten sollen.) In diesem Falle bildet die
Zahl 1440 in dem von uns willkürlich angenommenen Maasssystem den
specifischen magnetischen Widerstand der Luft. Im Falle einer sehr schwachen
Magnetisirung erhält man die beiden anderen Widerstände dadurch, dass
man nach der Zeichnung der Dynamomaschine den Mittelwerth der von den
Linien in der Armatur und in dem Elektromagneten durchlaufenen Ent-
fernungen in der gleichen Weise bestimmt und durch die bezüglichen Ober-
flächen dividirt; in jedem Falle multiplicirt man das Verhältniss mit zwei,
welche Zahl den specifischen magnetischen Anfangswiderstand des ausge-
glühten faconnirten Eisens darstellt. Die oben angegebene empirische Formel
ist nur für den Fall einer sehr schwachen Magnetisirung, und daher auch nur
für verhältnissmässig kleine erregende Kräfte genau. Nehmen wir an, dass wir
die Rechnung gemacht und das Verhältniss zwischen j£a und P (dargestellt
durch eine gerade Linie) für eine gegebene Geschwindigkeit bestimmt
hätten. Wenn wir die Dynamomaschine nach diesen Angaben construiren
lassen, so finden wir, dass die thatsächlich beobachtete elektromotorische
Kraft entweder der durch Rechnung gefundenen gleich oder um ein Geringes
stärker als diese ist; selten aber ist sie schwächer. Mit anderen Worten
gesagt, der wirkliche Anfangswerth des magnetischen Widerstandes ist
dem durch die Rechnung gegebenen entweder gleich oder etwas geringer.
Dies rührt wahrscheinlich davon her, dass man den Einfluss der Schuhe
der Polstücke vernachlässigt und bei der Abschätzung der Längen und
Oberflächen, in welchen die Kraftlinien verlaufen, Irrthümer begangen hat.
Die Natur findet für diesen Kreislauf den leichtesten Weg, und da es uns
bei unseren Rechnungen offenbar nicht möglich ist, einen noch leichteren
Verlauf zu erdenken, so ist es wahrscheinlich, dass wir selbst bei der
6
82
sorgfältigst ausgeführten Constructiou einen etwas grösseren Widerstand
erhalten werden. Immerhin aber ist dieser Irrthum im Allgemeinen ein
geringer und hat keinen Einfluss auf jenen Theil der Curve, welcher eine
praktische Bedeutung besitzt.
Bevor wir untersuchen, wie man diesen Theil der Curve erhalten
kann, ist es vielleicht gut, durch einen Vergleich mit dem Volta'schen
Schliessungskreis darzulegen, auf welchen Ideen die zu entwickelnden Formeln
beruhen. Nehmen wir an, es stelle Ra (Fig. l) einen gewissen Wider-
stand dar, welcher — dem magnetischen Widerstände des Kernes der
Armatur entsprechend — durch die Widerstände (repräsentirt durch
die beiden Luftintervalle) mit den Polen j?/ einer elektrischen Batterie vom
Widerstände Ri — entsprechend dem Elektromagneten des magnetischen
Feldes — und einer elektromotorischen Kraft P (erregende Kraft) verbunden
ist. Setzen wir zuerst voraus, dass der Apparat gut isolirt sei; in diesem
Falle ist der Strom ^^ gegeben durch das Verhältniss zwischen P und der
Summe R^, -f- Ra -\- R-t.
Fig. 1.
2 Jid. S
i/uri
/ /
~t" -IT-'
Wenn wir die Batterie *) in ein schlecht leitendes Mittel eintauchen,
so werden Ströme von der Art entstehen, wie solche durch die punktirten
Linien angezeigt sind; es wird daher in gewissen Elementen ein Strom
circuliren, der stärker ist als der nützliche Strom, wie er gewöhnlich
in Ra circulirt. Es ist unmöglich, genau anzugeben, wie sich diese Strom-
verluste vertheilen ; es ist aber augenscheinlich, dass sich der grösste Ver-
lust zwischen den Polen ergeben wird, wo die Potentialdifferenz ein Maximum
ist, und dass der gesammte Verlust für ein gegebenes Mittel und eine
gegebene Anordnung der Batterie als ein solcher angesehen werden kann,
welcher de'r zwischen den Polen herrschenden Potentialdifierenz proportional
ist. Nehmen wir an, es sei p^ der Werth dieser letzteren, C derjenige des
verloren gegangenen Stromes, welcher gleich pi/p ist, wenn man bei dieser
speciellen Anordnung der Batterie den Widerstand des umgebenden Mittels
mit p bezeichnet. Wir können somit mit einer ausreichenden Annäherung
für den Strom der Batterie die Gleichung aufstellen
Setzen wir nun voraus, dass wir durch irgend ein Hilfsmittel in die
Lage versetzt wären, der elektromotorischen Kraft P der Batterie einen
Werth zu verleihen, der zwischen Null und demjenigen Werthe liegt,
welcher das verlangte Strommaximum Si erzeugen wird. Man wird dann im
•=) Siehe IV. Jahrg. d. Zeitschr., S. 373.
83
Stande sein, die für jeden zwischen Null und dem Maximum liegenden Werth
von s\ nothvvendige elektromotorische Kraft zu bestimmen. Zu diesem Ende
geht man in der folgenden Weise vor: man bestimmt zuerst die an den
Polen herrschende Potentialdifferenz
pi=-^{R,Ra).z, (I
dann den Verlust durch Nebenschlüsse
C = -^ . , (2
dann den Gesammtstrom
z^ = zi^t (3
dann den mit ^g ^^ bezeichnenden Verlust an elektromotorischer Kraft, der
von dem inneren Widerstände der Batterie herrührt
p^ = Ri . z^ (4
und endlich die gesammte elektromotorische Kraft
^=/i+/2 ......... (5
Die eingetauchte Batterie ist identisch mit einem Hufeisenmagneten,
der immer von einem Mittel umgeben ist, welches den Durchgang der
magnetischen Linien erlaubt.
Der elektromotorischen Kraft der Batterie entspricht die auf den Magnet
verwendete gesammte erregende Kraft ; den Strömen z^, z^ und C entspricht
eine Anzahl von Linien, welche in respectiver Weise durch den Kern des
Elektromagneten hervorgerufen werden, durch die Armatur hindurchgehen
und durch die Nebenschlüsse verschwinden ; wir haben die Analogie der
Widerstände schon erwähnt.
Weil für schwache magnetische Zustände die Widerstände der Armatur
und des Magneten sehr wenig von ihren niedrigsten Anfangswerthen, welche
in Beziehung zum Widerstände des Verlustes selbst sehr klein sind, ab-
weichen, so geht daraus hervor, dass der Verlust bei den ersten Perioden
der Magnetisirung nur einen sehr schwachen Einfluss auf die erregende
Kraft ausübt; in anderen Worten ausgesprochen, vermehrt das Vorhanden-
sein eines Verlustes oder eines unwirksamen Feldes nicht in fühlbarer Weise
die zur Erzeugung eines nützlichen Feldes aufzuwendende Energie. Für eine
stärkere Magnetisirung, wie es diejenige ist, welche beim regelrechten
Functioniren der Dynamomaschinen vorkommt, tragen sich die Sachen in
einer ganz anderen Weise zu. Vorerst und gleichzeitig mit dem Verhält-
nisse p^ — d. i. mit jenem Theile der erregenden Energie (oder dem
an den Polen des Feldmagneten herrschenden magnetischen Drucke, wenn
dieser unwissenschaftliche Ausdruck erlaubt ist), welcher sich als noth-
wendig erweist, um den Linien die zum Durchgange durch die Luft und
die Armatur erforderliche Kraft zu verleihen — erfährt der Widerstand
der Armatur eine beträchtliche Zunahme.
Das unmittelbare Resultat ist eine bemerkenswerthe Entwicklung des
unproductiven Feldes, welches der Magnet erzeugt, und folglich eine Ver-
mehrung der Linien dieses letzteren, welche weitaus den Werth übersteigt,
der dem nützlichen Felde hätte entsprechen müssen. * Es findet somit eine
grosse Vermehrung des magnetischen Widerstandes und demgemäss auch der
erregenden Energie statt. Die Thatsache, dass die Anzahl der erzeugten
Linien merklich grösser sein muss als diejenige der nützlichen Linien,
gibt die unmittelbare Erklärung, weshalb es nothwendig ist, dass die dem
Kerne des Elektromagneten eigene Oberfläche beträchtlich grösser sein
muss als diejenige des Kernes der Armatur. Wenn man wegen Erzielung
gleich starker Nutzlinien in der Armatur und in dem Felde und folglich
wegen Ersparniss am Gewichte den Querschnitt des Elektromagneten bis
6*
84
dahin vermindert, dass er demjenigen der Armatur gleich ist, so wird es
absolut unmöglich sein, die letztere bis zum Sättigungsgrade zu magnetisiren,
wie gross auch die erregende Kraft sei, die wir auf sie übertragen. Eine
derart construirte Maschine wäre ein Fehler, u. zw. nicht blos deshalb, weil
man eine geringere Anzahl von Volts hätte, sondern auch aus dem Grunde,
weil die Compound-Bewicklung ausgeschlossen sein würde. Die Erbauer
von Dynamomaschinen sind schon durch die Erfahrung darauf gekommen,
dass man unbedingt eine sehr hohe magnetische Dichtigkeit in der Armatur
und eine geringe Dichtigkeit in dem Felde haben muss, wenn man Maschinen
herstellen soll, welche im Verhältnisse zur Länge des Drahtes viele Volts
geben und vermöge ihrer aufsteigenden Charakteristik mit einer befriedigenden
Compound-Bewicklung versehen werden können. Wenn wir nur die nütz-
lichen Linien in Betracht ziehen, so variirt — um es kurz zu sagen — das
Verhältniss von I : 0*5 — l : 0"6.
Bevor man die unter i — 5 gegebenen Formeln dazu verwendet, die
totale erregende Energie als Function der Anzahl der nützlichen Linien,
welche bei einer gegebenen Dynamomaschine vorhanden sind, wirklich zu
bestimmen, ist es nothwendig, bezüglich der Vermehrung des magnetischen
Widerstandes mit der Zunahme der Dichtigkeit der Kraftlinien eine Hypothese
aufzustellen. Wie immer auch das mathematische Verhältniss zwischen diesen
beiden Quantitäten beschaffen sei, so muss es immer ein solches sein, dass
die Vermehrung des Widerstandes unbedeutend sei für die schwachen
Dichtigkeiten, während sie unendlich ist für eine bekannte Dichtigkeit und
ein gegebenes Maximum, dessen genauer Werth von der Natur des Eisens
abhängt. Unter den Formeln, welche man behufs Erfüllung dieser Bedin-
gungen aufstellen kann, gibt es zwei sehr einfache Ausdrücke, die sich von
selbst einstellen ; bei dem einen ist die Vermehrung des Widerstandes pro-
portional dem reciproken Werthe des Unterschiedes zwischen der Dichtig-
keit der Sättigung und der Dichtigkeit während des Functionirens, wohin-
gegen sie bei dem anderen proportional ist dör Tangente eines Bogens,
welcher den Grad der Sättigung darstellt, so dass also die absolute Sättigung
einem Bogen von go Grad entspricht. Der Werth dieser beiden Hypothesen
oder jeder anderen Hypothese, die man in Vorschlag bringen könnte, kann
deshalb nicht einer theoretischen Discussion unterzogen werden, weil wir
die Gesetze der Elektromagnete noch zu wenig kennen. Das einzige Mittel
ist, dass man diese Theorien auf vorhandene Maschinen anwendet und
sieht, welches die Bedingungen sind,, unter denen man die besten praktischen
Erfolge erzielt. Auf diesem Wege habe ich gefunden, dass die Tangenten-
Formel bessere Resultate als die andere Formel gibt, und auf die prakti-
schen Versuche mit einer für die Praxis hinreichenden Genauigkeit ange-
wendet wird. Ohne dass ich die Prätension hätte, in wissenschaftlicher
Weise zu erklären, weshalb diese Formel besser ist als eine andere, so
kann ich doch sagen, dass es zum Mindesten plausibel ist, wenn eine
Function der Tangente in das Verhältniss zwischen der erregenden Energie
und der Magnetisirung aufgenommen wird. Wenn wir annehmen, die Mag-
netisirung habe die Wirkung, die molecularen Magnete in eine Lage zu
bringen, welche den das Metall durchdringenden Kraftlinien annäherungs-
weise parallel ist, während die Kraft des der Magnetisirung entgegen-
wirkenden Widerstandes (welche eine passive Wirkung der molecularen
Reibung oder eine active Kraft der intermolecularen Anziehung oder Ab-
stossung sein kann) bestrebt ist, diese molecularen Magnete aus dieser Lage
zu bringen, so können wir jeden molecularen Magneten als die Nadel eines
Tangenten-Galvanometers ansehen, welche ein durch ihre eigene Lage und
jene des Nullpunktes gebildetes Feld besitzt, welches Feld nicht dasselbe
sein kann, wie jenes der benachbarten Magnete. Welches auch der Umfang
85
dieser molecularen Magnete sei, so kann man gleichwohl begreifen, dass
der durchschnittliche Winkel, um welchen sie sich gedreht haben, gleich
ist demjenigen eines Molecüls, welches seine rechtwinkelige Lage v/srlassen
hat, um in die Richtung der magnetisirenden Kraft zu gelangen, und dass
folglich die Tangente dieses Winkels das Maass des Stromes oder vielmehr
der den Kern umgebenden erregenden Energie ist. Der schwache Punkt
dieser Theorie besteht darin, dass sie nicht zeigt, warum der Rotations-
winkel nicht proportional sein könnte der Zahl der geschaffenen Linien,
weshalb ich sie auch nicht als eine wahre, sondern nur als eine möerliche
Erklärung hinstelle.
Wahr oder nicht wahr, in der Praxis existirt eine wichtige Thatsache,
nämlich die, dass wir vermöge der Tangenten-Functionen in den Stand
gesetzt sind, die Zunahme des magnetischen Widerstandes in den verschie-
denen Phasen der Sättigung zu bestimmen, dass wir uns dabei mit der
Erfahrung in Uebereinstimmung befinden und demgemäss diese Formeln
dazu verwenden können, die Charakteristik neuer Maschinen zu construiren.
Ausser den durch die Zeichnung gelieferten Angaben müssen wir aber noch
kennen :
1, Zxi maximale Zahl von Linien, welche man mit einer unbeschränkten
Magnetisirungskraft durch den Kern der Armatur leiten kann ;
2. Zc^, maximale Zahl von Linien, welche man ebenso durch den Kern
des Elektromagneten leiten kann.
Diese Ziffern hängen von den Dimensionen der Kerne und von der
Qualität des Eisens ab, und wenn wir gewiss sein können, immer das
gleiche Eisen zu haben, so wird es ein für alle Male hinreichen, wenn wir
eine geringe Anzahl von Versuchen vornehmen, welche für alle zu con-
struirenden Maschinen dienlich sein werden. Bezeichnen wir den Grad der
Sättigung in der Armatur und in den Elektromagneten, bezw. mit ci und n^,
so dass wir haben
ai =
^1
Man wird dann den wirklichen Widerstand in dem Kerne der Armatur
erhalten, wenn man den Anfangswiderstand mit
tang -^(7,
TT
n\
2
multiplicirt; dasselbe gilt für den Elektromagneten des magnetischen Feldes.
Nach zahlreichen Versuchen, die ich mit meinen eigenen Maschinen
angestellt habe, und nach den Auskünften, welche mir in zuvorkommender
Weise von anderen Erbauern von Dynamomaschinen mitgetheilt wurden,
kann ich die nachstehenden Durchschnittsziffern für die Dichtigkeit der
Sättigung, die man als Grundlage anzunehmen hat, für den Fall angeben,
als man sich meiner Formeln bedienen will. *)
Linien pro Quadratzoll
Armaturen, gut ausgeglühter Draht aus Holzkohlen-Eisen . . 25
„ Scheibe aus gut ausgeglühten Holzkohlen-Eisen . . 22
Elektromagnet des Feldes, gehämmertes Eisen, gut ausgeglüht . 18
*) Diese Zahlen dürfen nicht als solche von allgemeiner Anwendbarkeit betrachtet
werden, denn es sind lediglich Durchschnittswerthe für die Eisengattungen, wie sie that-
sächlich vorkommen.
Die Ueberlegenheit des Drahtes über die Scheibe rührt vielleicht
davon her, dass derselbe besser ausgeglüht ist, wahrscheinlich aber davon
her, dass die Ströme in den aus Drähten gebildeten Kernen im Allgemeinen
die Richtung der Fasern haben, während sie bei den aus Scheiben gebildeten
Kernen ebensowohl der Quere nach als auch in der Richtung der Fasern
passiren. Die Inferiorität des Eisens, aus welchem der Elektromagnet des
Feldes besteht, bezüglich desjenigen der Armatur rührt wahrscheinlich von
der Schwierigkeit her, grosse Massen gut auszuglühen. Ich habe keine
Nachrichten über die Versuche mit jenen Maschinen, deren Feldelektro-
magnete aus dünnen Flättchen zusammengesetzt sind ; vielleicht befindet sich
unter denjenigen Personen, welche diesen Versuchen beigewohnt haben,
irgend Jemand, der uns seine Erfahrungen hinsichtlich dieses sehr wichtigen
Punktes mittheilen könnte. Man wird bemerken, dass die hier mitgetheilten
Ziffern wiewohl sie nicht die höchsten sind, die man mit Eisen von aus-
nahmsweiser Beschaffenheit erhalten kann, beträchtlich grösser sind als das
Maximum der Induction, welches von Rowland, Rosanquet und
Hopkinson bei separat angestellten, wichtigen Versuchen gefunden wurde.
Ij^^S'Die einzige Erklärung, welche ich finde, ist die, dass die von diesen
Gelehrten untersuchten Muster nicht von derselben Güte waren, wie das
gewöhnlich im Handel vorkommende Eisen, welches man für die Dynamo-
maschine verwendet. Nehmen wir also an, dass uns die Qualität unseres
Eisens bekannt wäre und ebenso seine Dichtigkeit der Sättigung. Dies gibt
uns die Werthe von Z\ und Zc^. Wir verfahren dann auf die folgende
Weise : wir setzen eine gewisse Anzahl von nützlichen Linien z\ voraus
und wir berechnen die entsprechende Dichtigkeit g\ in dem . Kerne der
Armatur.
Der entsprechende Werth der Function
tang — - r,^
7C
(71
2
der aus einer vorher ausgearbeiteten Tabelle entnommen wird, wird sodann
mit dem Anfangswiderstande i?^ des Kernes der Armatur multiplicirt und
dem Widerstände der Luft zugezählt. Die so erhaltene Summe wird mit
Zi multiplicirt, wodurch man p^ erhält, eine .Quantität, welcher wir weiter
oben die Bezeichnung des zwischen den Polstücken herrschenden magneti-
schen Druckes beigelegt haben.
Um den unter dem Einflüsse dieses Druckes stattfindenden Verlust
an Linien zu erkennen und um die genaue Zahl der unnützlichen Linien zu
erhalten,/ müssen wir den Widerstand des Raumes kennen, von welchem die
Maschine umgeben ist. Nun können wir denselben aber nicht in der gleichen
Weise berechnen, wie den Widerstand der Luft, da derselbe von der Form
der an den eisernen Sockel grenzenden Elektromagnete, den Zapfen u. s. w.
abhängig ist; es ist aber nach dem Charakter eines nicht magnetischen
Mittels offenbar, dass bei gleichen Typen von Dynamomaschinen der Werth
von p umgekehrt proportional ist den linearen Abmessungen der Maschine.
Man kann daher diesen Widerstand finden, indem man eine Constante
durch den Durchmesser der Airmatur dividirt.
Ein Versuch, der ein für alle Male angestellt wird, ist hinreichend,
um diese Constante für alle Dimensionen einer gegebenen TyP^ ^^ ^^'
stimmen. Wenn wir p kennen, so finden wir für das unproductive Feld
87
und für die Gesammtzahl der geschaffenen Linien
Das Verhältniss von s^ zu Zc, gibt uns die Dichtigkeit Co in dem
Magneten, und indem wir neuerdings die Tabelle zu Hilfe nehmen, finden
wir den entsprechenden Werth der F^unction
tane
mit welchem man den magnetischen Anfangswiderstand multipliciren muss,
um den dieser speciellen Dichtigkeit zukommenden wirklichen Widerstand
zu erhalten.
Das Product aus diesem wirklichen Widerstände und z gibt die für
den Elektromagneten des magnetischen Feldes -allein nothwendige erregende
Energie p^ ; die Summe von p-^ und /g ist die gesammte erregende Energie P,
welche zur Hervorbringung der nützlichen Linien Z). erforderlich ist. In
dieser Weise hat man vorzugehen, um P für die verschiedenen Werthe von
Zi zu berechnen, und indem man diese Resultate graphisch durch eine Curve
darstellt, erhält man die Charakteristik der Magnetisirung, mittelst welcher
man alle Bedingungen für die Construction der Dynamomaschine finden
kann. Wenn man die elektromotorische Kraft der von einem Strome durch-
laufenen Armatur bestimmt, so muss man auf die Selbstinduction Rücksicht
nehmen, denn diese hat die Wirkung, dass sie die Charakteristik in fühl-
barer Weise herabdrückt. Da aber diese Wirkung mehr die Armatur als
den Feldelektromagneten betrifft, so gehört sie nicht in den Bereich der
vorliegenden Abhandlung.
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A : Gesainmtz;ihl der gebildeten Linien,
B: Dynamo Kapp. — Anzahl der durch die ganze Armatur gehenden nütz-
lichen Linien.
C: Dynamo Phönix. — Anzahl der durch die halbe Armatur gehenden nütz-
lichen Linien.
D: Curve, welche durch die Formel von Frölich gewonnen wurde.
Um den Grad der Annäherung zu zeigen, mit dem man unter An-
wendung des vorbeschriebenen Verfahrens die erregende Energie berechnen
kann, wurden .die Fig. 2, 3 und 4 ausgearbeitet. Diese Diagramme stellen
die für drei verschiedene Dynamomaschinen berechneten Curven dar, während
die durch kleine Kreise bezeichneten Punkte jene Werthe darstellen, welche sich
bei den mit diesen Maschinen thatsächlich vorgenommenen Versuche ergaben.
Die untere Curve der Fig. 2 ist die vorher bestimmte Charakteristik einer
meiner Dynamomaschinen ; sie zeigt die Anzahl der nützlichen Linien, die
durch die ganze Armatur gehen, als eine Function der erregenden Energie.
Die obere Curve zeigt die Gesamrotzahl der gebildeten Linien an. Es stellen
die zwischen diesen beiden Curven befindlichen Ordinaten die Verluste dar.
In der Absicht, die Controlirung und die Genauigkeit dieser und anderer
Curven zu erleichtern, habe ich in die weiter unten befindliche Tafel die
Daten eingetragen, mit Hilfe welcher sie erhalten wurden. Die durch kleine
Kreise angezeigten Versuchspunkte haben für diese Dynamomaschine die
folgenden Werthe:
H = 715 1330 1490 1705
P = 3800 8600 10800 18600.
Dank der Gefälligkeit der Herren Patterson et Cooper, dann
der Herren Crompton et Cie., konnte ich diese Formeln an ihren
Maschinen erproben ; die gewonnenen Resultate sind bezw. durch die
Fig. 3 und 4 versinnlicht. Die als volle Linien verzeichneten Curven sind
die vorherbestimmten Charakteristiken ; sie geben die Anzahl der nützlichen
Linien, welche durch eine Hälfte der Armatur gehen. (Diese Maschinen —
„Phönix" und „Crompton" — gehören dem Typus mit doppeltem Elektro-
magnet an.) Die Versuchspunkte der Fig. 3 sind mir in gefälligster Weise
von Herrn E s s o n geliefert worden und haben die folgenden Werthe :
2
P
207-5
594
792
910
1030
1070
1130
1604
3840
5660
6900
9620
1 1240
12100
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£: Dynamo Crompton. — Anzahl der nützlichen Linien, welche durch die halbe
Armatur gehen.
Zur Vergleichung wurde eine mittelst der Formel von F r ö 1 i c h
erhaltene /Curve beigefügt. Diese punktirte Curve gibt die Werthe von
2 P
an, welche erhalten werden, wenn man die Function ; — --— - benützt,
2 a -f- ß ^'
worin a und ß Constanten sind, die man bestimmen kann, wenn man zwei
Punkte der wirklichen Charakteristik kennt. Werden diese beiden Punkte nahe
aneinander gewählt, so kann man eine hinreichende Annäherung zwischen der
wirklichen Charakteristik und der Curve von F r ö 1 i c h erhalten, jedoch
nur in jenem Theile der Curve, der sich zwischen diesen Punkten befindet.
Jenseits derselben ist die Divergenz nach beiden Seiten hin eine beträchtliche.
Wenn einer der Punkte in P z= c>o (was nach der neuen Bezeichnung von
F r ö 1 i c h bedeuten würde, dass der Werth von ß der reciproke Werth
des Maximums der Magnetisirung ist), so könnte man die Curve von dem
gewählten Punkte bis zur Sättigung haben. In dem Diagramm wurde der
bestimmte Punkt mit A bezeichnet, wo ^=5500 oder gleich ist dem
89
halben Maximum der erregenden Energie, welche in der Maschine ihre
commercielle Verwerthung finden würde, weil eine mehr als li.ooo Amperes-
Windungen betragende Energie keine nennenswerthe Vermehrung der .elektro-
motorischen Kraft geben würde. Nach der Richtung der Charakteristik
nimmt man an, dass die Sättigung bei — =: 1150 stattfindet. Dies gibt
2
uns ß = und a =: 2'^2. Man findet die punktirte Curve, indem
man von diesen Werthen Gebrauch macht, und man constatirt, dass sie von
den durch das Experiment bestimmten Punkten beträchtlich abweicht. Wenn
man den endlichen Punkt in A über der reellen Charakteristik wählt, so
könnte man schon eine grössere Uebereinstimmung zwischen dieser letzteren
und der Curve von F r ö 1 i c h erreichen, man würde aber gleichzeitig die
Grenzen, innerhalb welcher man diese Curve anwenden darf, verringern.
Was die Curve der C r o m p t o n-Maschine (Fig. 4) anbetrifft, so
wurden mir die Versuchspunkte von Herrn Swinburne geliefert, und
haben dieselben folgende Werthe :
= 27 112 151 161 197 22^ 221 240 246 258 258
P =1400 3300 und 3800 5300 5700 7700 8820 9050 10420 11300
12900 14060.
Die Curven wurden mit Hilfe der folgenden Daten erhalten :
Fig. Zi Z2 Ra Ra R/ p
2 2200 2200 3*7 0'40 I'l8 30
3 1200 1940 47 0-57 0-925 18
4 300 460 2-8 i'oo 2'77 47
Ueber die elektromotorische Differenz und die Polarisation
der Erdplatten.
Von Dr. P. A. MUELLER.
(Bull, de l'Acad. Imp. des t!ciences de St. Pe'tersbonrg.)
Bei dem actuellen Interesse, das gegenwärtig dem Studium der Erd-
ströme von wissenschaftlicher und technisch-praktischer Seite entgegen-
gebracht wird, dürfte unseren Leser ein ausführlicher Bericht über eine
Untersuchung von Interesse sein, welche Dr. P. A. Müller hauptsächlich
mit Rücksicht auf die bei dem k. russ. Central-Observatorium in Pawlowsk
getroffene Einrichtung zur Beobachtung der Erdströme ausgeführt hat.
Bei der Beobachtung der elektrischen Ströme bezw. der Potential-
differenz der Erde in kürzeren Linien bildet die elektromotorische Differenz
der an den Enden dieser Linien in die Erde versenkten Metallplatten eine
bedeutende Fehlerquelle, welche ihrer Grösse nach ungefähr von derselben
Ordnung sein kann, wie die Potentialdifferenz der Erde für kürzere Strecken
selbst. Da nun bisher eine sichere Methode zur getrennten Bestimmung
dieser beiderlei elektromotorischen Kräfte nicht gefunden ist, so stellte sich
Herr Dr. Müller die praktisch wichtige Aufgabe, durch besondere Ver-
suche für gewisse Metalle und Erdsorten die ungefähre Grösse der elektro-
motorischen Differenzen solcher Elektroden für sich allein zu bestimmen, um
so ein Urtheil über ihren eventuellen Antheil an den in den erwähnten
Linien auftretenden Strömen zu gewinnen. Um dabei zugleich zu erfahren,
90
welche Substanzen bei der Benützung der Elektroden im Allgemeinen die
geringsten elektromotorischen Differenzen darbieten, schien es dem Verfasser
geboten, möglichst viele der hiezu geeigneten Leiter der Elektricität zu
benützen, und da ferner beim Auftreten stärkerer eigentlicher Erdströme
auch die Polarisation dieser Elektroden eine erhebliche Quelle von Fehlern
bilden kann, so wurde auch die Polarisationsfähigkeit der verschiedenen
Substanzen in den Kreis der Untersuchung gezogen. Als Plattenmaterial
wurden zehn Substanzen gebraucht, welche in Sand oder Lehm, den beim
Observatorium in Pawlowsk vorkommenden Erdarten gelagert waren. Die
Untersuchungen erstreckten sich bei jeder Plattencombination auf folgende
vier Grössen : i. die elektromotorische Kraft der beiden Platten, 2. die
Grösse der Polarisation, welche durch den Plattenstrom selbst bewirkt wird,
3. die Grösse der Polarisation, welche durch einen Batteriestrom hervor-
gerufen wird, und 4. dem Widerstand des Plattenelementes.
Zur Bestimmung der ersten Grösse, der elektromotorischen Kraft der
Platten, unabhängig von der Polarisation, wurde die Compensationsmethode
von P o g gen do r f verwendet, bei welcher zwei theilweise zusammenfallende
Stromkreise hergestellt werden, von denen der eine (Nebenkreis) die zu
untersuchende elektromotorische Kraft und ein Galvanoskop, der andere
(Hauptkreis) eine stärkere elektromotorische Kraft als jene und eine Tan-
gentenbussole enthält, während der beiden Kreisen gemeinsame Theil durch
einen veränderlichen oder festen Widerstand gebildet wird. Schaltet man
dann das zu untersuchende Element (des Nebenkreises) und das Element
des Hauptkreises einander entgegen und variirt entweder den Widerstand (r)
des beiden Kreisen gemeinsamen Theiles oder die Stromstärke (z) des
Hauptkreises — letzteres wurde vorgezogen — so lange, bis das Galvanoskop
im Nebenkreise keinen Strom mehr anzeigt, so wird die gesuchte elektro-
motorische Kraft (e) durch den Widerstand r und die Intensität z des
Hauptkreises, welche durch die Tangentenbussole^ angezeigt wurde, ausge-
drückt erhalten. ■ — Um die zweite Grösse, die Polarisation der Platten
durch den eigenen Strom (/>) zu bestimmen, wurde unmittelbar nach der
eben erwähnten Messung der Hauptkreis geöffnet und dann am Galvanoskop
des Nebenkreises die Ablenkung notirt, welche der Plattenstrom selbst
bewirkt; dieser Strom blieb dann so lange geschlossen, bis keine Variation
der Ablenkung am Galvanoskop mehr constatirt werden konnte. — Drittens
sollte die Grösse der Polarisation (P) untersucht werden, v/elche durch
einen constanten, durch die Platten geleiteten Batteriestrom hervorgerufen
wird. Als Batterie dienten vier DanieU'sche Elemente, welche direct mit
den Platten verbunden wurden ; nachdem die Stromdauer fünf bis zehn
Minuten gewährt hatte, wurden die Platten mit Hilfe einer Poggendorf'schen
Wippe rasch von den Elementen getrennt und in denjenigen Stromkreis
eingeschaltet, welcher bei der Bestimmung der ersten Grösse e durch das
Plattenelement, das Galvanoskop und den Widerstand gebildet war. Beim
Umlegen der Wippe musste die Nadel ruhig bleiben. Die Ermittlung des
Werthes P geschah dann auf dieselbe Weise wie diejenige der elektro-
motorischen Kräfte des unpolarisirten Plattenpaares. — Zur Messung der
vierten Grösse, des Widerstandes {W), welchen das Plattenelement selbst
besitzt, wurde ein Stromkreis hergestellt aus einem Galvanometer, einem
vS iem e n s'schen Rheostaten und dem betreffenden Plattenelement; der Wider-
stand des letzteren wurde dann "nach der Ohm'schen Methode bestimmt.
Eine Beschreibung der bei den Versuchen benützten Instrumente,
Tangentenbussole nach Gaugain und Helmholtz von Krause und
Bauer construirt, K i tt le r'scher Commutator, W il d'ches Silbervoltameter,
Hasler'scher variabler Quecksilber-Platinwiderstand für feine Einstellungen,
vom Verfasser etwas modificirt, u. A. m., würde unseren Lesern wenig
91
Neues bieten, weshalb auf dieselben nicht näher eingegangen werden soll.
Zu den Plattenelementen wurden folgende Substanzen benützt: Messing,
schwarzes Eisenblech, verzinntes Eisenblech, Blei, Kupfer, Zink, sfeark ver-
silbertes Messing, Plattin, Gusseisen, Kohle. — Die Platten wurden, wie
schon erwähnt, in Sand oder Lehm eingebettet, deren Feuchtigkeit durch
Zugiessen von Wasser variirt wurde.
Die Resultate, welche Verfasser aus seinen zahlreichen Messungen,
deren vollständige Wiedergabe uns hier zu weit führen würde, erhält, sind
kurz folgende: Die elektromotorische Kraft e wird bei allen Platten grösser
für Lehm als für Sand erhalten; eine Abhängigkeit von der Feuchtigkeit
ist nicht ausgesprochen. Im Mittel besitzen die geringste elektromotorische
Kraft : Blei, Zink, Gusseisen. — Die Polarisation j) der Platten durch den
eigenen Strom variirt bei demselbem Metall einerseits mit der Grösse der
im Sand, bezw. Lehm vorhandenen Feuchtigkeit, andererseits ergibt sie
deutlich einen Zusammenhang mit der Zeitdauer, während welcher die Platten
vor Beginn des Versuches in den Sand eingefügt waren. Im Allgemeinen
hängt die Grösse p ausser von dem zufälligen Betrage der anfänglichen
elektromotorischen Differenz der Platten auch von der Natur derselben ab.
Die Abnahme der elektromotorischen Anfangskräfte durch die eigene Polari-
sation ergab sich in Theilen jener für:
Blei . . . . . . . . 0'I2 Versilbertes Messing . . O'oO
Gusseisen 0*04 Kupfer 0'05
Verzinntes Eisen . . . O'OI Schwarzes Eisenblech . . 0*04
Zink 0-19 Kohle 022
Messing 0-23 Platin 0'62
Betreffs der Polarisation P zeigt sich bei den meisten Platten nur
ein geringer Unterschied, wenn sie sich im Sand oder Lehm befanden. Die
Mittelwerthe aus allen Versuchen ergaben folgende von der grössten bis zur
geringsten Polarisationsfähigkeit fortschreitende Reihe : Platin, Kohle, Messing,
versilbertes Messing, verzinntes Eisen, Kupfer, schwarzes E^isenblech, Zink,
Gusseisen, Blei. — Die Werthe der Widerstände W der Plattenelemente
zeigen eine bedeutende Variabilität, deren Ursache darin gesucht wird, dass
die Platten nicht stets bis in dieselbe- Tiefe und in derselben gegenseitigen Ent-
fernung im Sand, bezw. Lehm eingefügt waren, und dass ferner auch durch
die grössere oder geringere Wassermenge die Concentration der etwa vor-
handenen Salzlösungen verändert wurde; im Allgemeinen zeigt Sand einen
viel grösseren Widerstand als Lehm,
Das Schlussresultat aus seinen Untersuchungen resumirt Verfasser
dahin : Am Besten geeignet zu E'-dplatten bei Beobachtungen der Erdströme
sind hinsichtlich der Polarisation und der elektromotorischen Kraft : Blei,
Zink, Gusseisen ; da ferner das letztere Metall (nach besonders zu diesem
Zwecke angestellten Versuchen) eine grössere Constanz in seinen Wirkungen
zeigt, so verdient Gusseisen den Vorzug, welchem Blei am Nächsten kommt.
Bezüglich des Antheils, den die elektromotorische Differenz der Erd-
platten selbst an denjenigen Strömen besitzt, welche in den Leitungen für
Erdströme beobachtet werden, bestätigt Verfasser den schon von Wild
gezogenen Schluss : Für kürzere Erdleitungen, wie z. B. die in Pawlowsk
von I Km. Länge, ist die Potentialdifferenz der Erde an magnetisch ruhi'^en
Tagen sehr wahrscheinlich gegen diejenige der Erdplatten selbst im Allge-
meinen verschwindend klein, jedenfalls aber höchstens von der Ordnung
dieser selbst. W. (Z. f. I.)
92
Vom elektrotechnischen Institute.
Am 24. Jänner geruhten Se. kaiserl. und königl. Hoheit der durch-
lauchtigste Kronprinz, unser gnädigster Protector, den Vorstand des elektro-
technischen Institutes, ' Regierungsrath Dr. A. von Waltenhofen in
Audienz zu empfangen, welcher Sr. kaiserl. Hoheit die in unserer Zeitschrift
erschienene Beschreibung des elektrotechnischen Institutes überreichte.
Se. kaiserl. Hoheit geruhten diese Denkschrift huldvollst entgegen-
zunehmen und mit sichtlichem Interesse um die Verhältnisse des Institutes
Sich zu erkundigen.
Regierungsrath von Waltenhofen hatte hierbei Veranlassung, den
erfreulichen Aufschwung der Frequenz an Zuhörern und Praktikanten zu
erwähnen, sowie den Umstand, dass das Institut durch zahlreiche technisch -
wissenschaftliche Arbeiten schon in weiten Kreisen bekannt geworden sei;
dass aber um diese Leistungsfähigkeit zu erhalten und die weitere Ent-
wicklung des Institutes zu ermöglichen, die Unterbringung desselben in einem
geräumigeren Gebäude dringend nothwendig sei.
Wir können nicht unterlassen, der vorstehenden erfreulichen Nach-
richt den Ausdruck des Wunsches beizufügen, dass die Bemühungen des
Regierungsrathes von Waltenhofen um ein grösseres Gebäude von Er-
folg sein mögen. Wir müssen daran erinnern, dass in Preussen und mit
wenigen Ausnahmen im ganzen Deutschen Reiche jede technische Hoch-
schule mit einem wohl ausgestatteten und in schönen weiten Räumen unter-
gebrachten elektrotechnischen Institute unter der Leitung eines ordent-
lichen Professors versehen ist, während wir in Oesterreich bis jetzt nur ein
einziges elektrotechnisches Institut besitzen ; und dass es keine geringe und
eine für die Dauer unerschwingliche Aufgabe ist, unter den Schwierigkeiten, die
aus den räumlichen Beschränkungen des Wiener Institutes hervorgehen, mit
den bisher erzielten Erfolgen die Zwecke des Institutes zu erfüllen. Gegen-
über einer weiteren Zunahme der Frequenz wäre dies geradezu unmöglich.
Literatur.
Die Herren Postrath Grawinkel
und Professor Krebs geben an Stelle
des von der Redaction der „Elek-
trotechnischen Rundschau" zurück-
getretenen Hofrathes Dr. Stein in
Frankfurt diese Zeitschrift vom Neu-
jahr 1887 ab heraus. Wir erfüllen eine
angenehme Pflicht, wenn wir die
beiden rühmlichst bekannten Fach-
männer als Collegen begrüssen ; wir
widmen aber auch dem durch Krank-
heit von seiner diesfälligen Thätigkeit
abgehaltenen Begründer dieses ge-
schätzen Journals den innigen Wunsch,
dass er seine Gesundheit in der ihm
nunmehr reichlicher als früher ge-
botenen Müsse bald wieder erlangen
möge.
Kalender für Elektrotechniker. Heraus
gegeben von F. Uppenborn. Vierter Jahr-
gang 1887. Mit 109 Abbildungen. München
und Leipzig 1887. Druck und Verlag von
R. Oldenbourg.
Von diesem so vortrefflichen Kalender
liegt uns der vierte Jahrgang vor, welcher
wieder, wie v^rir mit Vergnügen hervorheben,
wesentliche Verbesserangen und Bereiche-
rungen aufweist. So finden wir bei den
elektrischen Messmethoden unter Anderem
das Voltmeter von Cardew, die Anwendung
des Elektrometers nach J o u b e r t , den
S i e m e n s'schen Universalwiderstandskasteu
mit seinen verschiedenen Verwendungen, die
Justirung von Normaleinheiten auf bestimmte
Temperaturen, die J o u b e r t'sche Methode
zur Messung elektrischer Energie u. s. w.
neu aufgenommen ; Anderes wieder, so z. B.
die Widerstandsmessung nach Thomson,
vervollständigt. Auch das die Dynamo-
maschinen behandelnde Capitel ist erweitert ;
die Angaben über Constructions- und Dimen-
.■>ionsverhaltnisse dieser Maschinen sind umso
93
werthvoUer, als dabei die eigene und reiche
Erfahrunp: des Verfassers zum Ausdruck ge-
langt. Die Tabellen über die elektrischen
und mechanischen Dimensionen von Maschinen
der verschiedenen Fabriken sind auch wieder
vervollständigt.
In den Abschnitt über Elektrochemie sind
zum ersten Mal die Accumulatoren aufge-
nommen ; wir finden hier Angaben über die
Construction, Leistungsfähigkeit und Ver-
wendung der bisher bewährten Accumulatoren-
Systeme (de Khotinsky, L. Epstein,
Farbak y-Schenek, J. L. Huber, Elec-
trical Power Storage Company).
Neu aufgenommen ist auch der Abschnitt
über Construction und Prüfung der Blitz-
ableiter. Ohne in der Aufzählung aller Zu-
sätze und Neuerungen vollständig zu sein,
wollen wir noch erwähnen, dass auch der
Abschnitt über Photometrie erweitert, und
dass der Kalender auch diesmal eine grosse
Anzahl werthvoller Tabellen und Formeln
aus dem Gebiete der Mathematik, Mechanik,
Physik und Elektrotechnik enthält , sowie
auch viele den Fachmann interessirende Be-
stimmungen und Verordnungen aus dem
Gebiete der Industrie und Verkehrsgesetz-
gebung.
Mit dem Wunsche, dass sich dieses treff-
liche Handbuch zu seinen vielen Freunden
immer neue erwerben möge, wollen wir es
allen Fachgenossen auf's Wärmste empfehlen.
Wilh. Peukert.
Die Elektrotechnische Photometrie.
Von Dr. Hugo Krüss. Elektrotechnische
Bibliothek, Band XXXII. Erst im Laufe des
letzten Jahrzehntes ist das elektrische Bogen-
und Glühlicht voll und ganz in den Wett-
kampf mit den bisherigen Beleuchtungs-
methoden eingetreten. Mehr und mehr hat
sich in Folge dessen eine Messung der Hellig-
keit des elektrischen Lichtes ais unerlässlich
herausgestellt, um seine Verwerthbarkeit mit
derjenigen anderer Beleuchtungsmethoden zu
vergleichen. Derartige Messungen bieten aus-
serdem neben den Messungen über Kraftver-
brauch in den Generatoren und über die
elektrischen Verhältnisse in diesen und in
den Lampen, das nothwendige Material zur
Vergleichung der verschiedenen Constructionen
sowohl der Maschinen als der Lampen.
Mit den neuen Aufgaben, welche der
praktischen Photometrie erwuchsen, traten
bisher ungekannte Schwierigkeiten auf. Die-
selben haben zumeist ihren Grund in den
grossen Helligkeiten, welche mit Hilfe
des elektrischen Stromes erzeugt werden
können, in dem Farbenunterschiede
zwischen der zu messenden und der Maass-
Lichtquelle, in der ungleich massigen
Lichtausstrahlung in verschiedene Rich-
tungen des Raumes, und endlich in der
ungenügenden Beschaffenheit der
bisherigen Lichteinheiten.
Bedeutende Männer suchten theoretisch
und praktisch diese Schwierigkeiten zu über-
winden durch Aufstellung neuer Methoden
und Construction neuer Apparate, und der
emsige Fleiss, welcher das Arbeiten auf elektro-
technischem Gebiete in den letzten Jahren
kennzeichnet, ist im vollen Maasse auch in
dem Ausbaue der elektrotechnischen Photo-
metrie zu Tage getreten.
Der Verfasser des vorliegenden Werkes
erwies sich in der Erfüllung seiner Aufgabe :
eine Schilderung des gegenwärtigen Standes
der elektrotechnischen Photometrie zu bieten,
umso befähigter, als er von Anfang der
geschilderten Bewegung an, theoretisch wie
praktisch und in hervoragendster Weise in
dieser Wissenschaft thätig gewesen ist.
PERSONALNACHRICHT.
f Eduard Ernest Blavier, einer der Gründer der elektrotech-
nischen Literatur (sein Werk über Telegraphie ist nicht nur eines der
frühesten, sondern auch eines der besten seiner Art), ist am 20. Jänner zu
Paris gestorben. Blavier war eine ungewöhnlich sympathische Persönlich-
keit, gleich beliebt bei seinen Collegen im Amte wie in der wissenschaft-
lichen Welt. In den Comptes rendus sowohl als in den „Annales
telegraphiques" erschienen seine zahlreichen Abhandlungen, worunter die auf
die elektrischen Maasseinheiten (l88o — l88l) sich beziehenden, ferner die
Abhandlung über die Erdströme später als Monographien erschienen. Auf
der Pariser Ausstellung. 1881 war Blavier in hervorragender Weise beim
Congress und bei der Jury thätig, er erwarb sich als Repräsentant der
französischen Staatstelegraphen die Verehrung und Liebe der fremdländischen
Fachgenossen im hohen Grade durch sein freundliches Entgegenkommen,
wo es galt, den Gästen Frankreichs Belehrung zu schaffen. Blavier
dirigirte die „Ecole superieure de telegraphie" und schrieb für seine ihn
hochverehrenden Schüler einen Cours de telegraphie, der auf die höchste
Schätzung Anspruch erheben darf, da er alles Wissenswerthe des behandelten
Gegenstandes in fliessender, klarer, conciser Sprache enthält. Im Jahre 1883
war Blavier Obmann der Gruppe in der wissenschaftlichen Commission,
94
welcher die Beurtheilung der Telegraphen- und Telephon- Apparate zustand»
Dem ausserordentlich gebildeten Fachmann werden Alle, die mit ihm in
Berührung kamen, ein freundliches Erinnern weihen; sein Vaterland betrauert
einen der hingebendsten Beamten in ihm. B lavier war Inspecteur general
des Telegraphes de l'Etat und starb im 6l. Jahre an den Folgen einer
chirurgischen Operation.
* *
*
f Sir Francis Bolton, ein Begründer der „Society of Telegraph
Engineers" und ihr ehemaliger Präsident, starb am g. Jänner in London
und wurde auf dem Friedhofe zu Hastings unter Theilnahme einer grossen
Zahl encflischer Elektriker begraben.
KLEINE NACHRICHTEN,
(Die kleine Stadt Scheibbs an der
Erlaf) wird, wie wir bereits gemeldet, seit
einigen Monaten elektrisch beleuchtet ; es
sind acht K f i z i k - Lampen auf 3 Mtr. hohen
Ständern, welche das liebliche Oertchen er-
hellen. Den Antrieb der Dynamo, System
Schuckert, besorgt das Mühlrad eines
Bürgers, dem die Gemeinde, wenn wir richtig
unterrichtet sind, für seine sehr erfolgreiche
Thätigkeit 150 fl. jährlicli zahlt; gibt es
eine Lustbarkeit im Orte, so werden zwei
der entbehrlichsten Strassen lampen aus-
gehängt und in den Festsaal untergebracht,
wo die althergebrachte österreichische Lustig-
keit und Gemüthlichkeit in modernster Be-
leuchtung sich bethätigt. Die ganze Anlage
kostet 2200 fl. und wurde vom Vertreter der
Steyrer Waffenfabrik installirt.
(Der Hafen von Triest) ist vom
5. d. M. ab mit Bogenlampen beleuchtet;
die Anlage besorgt die Firma B. E g g e r
& Comp. Näheres über dieselbe werden
wir seinerzeit berichten.
Zugbeleuchtung in Tunnels. Auf der
Glasgower unterirdischen Bahn ist neuerdings
der Versuch gemacht worden, die Züge von
einer Centralanlage aus elektrisch zu be-
leuchten. Zu diesem Zwecke ist eine isolirte
Zuleitungsschiene zwischen den beiden Fahr-
schienen angebracht und am Wagen eine
Contactvorri'chtung vorhanden, welche beim
ISiedersenkenauf der Zuleitungsschiene schleift;
als Rückleitung dienen die Fahrschienen. Die
Versuche sollen zur Zufriedenheit ausgefallen
sein.
Aus der Schweiz. Bern, Burgdorf, Thun,
Biel, St. Imier und Chaux-de-fonds .sind
nunmehr telephonisch miteinander verbunden.
— Mülhausen i. E. wird mit Basel tele-
phonisch verbunden. — Der Luftcurort
Davos im Canton Graubünden wird nunmehr
von 15 elektrischen Bogenlampen erleuchtet.
Ersteller des Werkes ist die Firma Stirne-
mann & Co. in Zürich. — Die elektrische
Gesellschaft in Vivis-Montreux ist in der
Lage, den Hausbesitzern und Industriellen
eine Gesammtkraft für 10.000 Lampen zu
liefern. — Auf der züricherischen Seite will
man die Wasserkräfte des Rheinfalles bei
Schaffhausen nun ebenfalls nutzbar machen.
Die Besitzer des Schlosses Laufen beab-
sichtigen den Rhein abzudämmen und die
gewonnene Kraft zur Erzeugung elektrischer
Beleuchtung zu verwenden. — Am 29. De-
cember v. J. haben die ersten telephonischen
Sprechversuche zwischen den beiden Central-
stationen Aarau und Zürich stattgefunden
und sind wider Erwarten günstig ausgefallen.
Vom 30. December ab sind auch die bis dato
eingerichteten Abonnentenstationen (35) in
Aarau sowohl unter sich als auch mit den
Netzen von Zürich, Affoltern a, A., Baden,
Horgen, Luzern, Männedorf, Richterswyl,
Schaffhausen , Sihlthal , Thalweil , Uster,
Wädensweil, Wetzikon und Winterthur in
Verkehr getreten.
(Die Linie Paris — Brüssel) functionirt,
wie uns aus Brüssel geschrieben wird,
ganz vorzüglich. Von Brüssel bis an die
Landesgrenze besteht der Doppeldraht aus
Phosphorbronze, von dort nach Paris aus
Siliciumbronze ; beide Materialien sind 3 Mm.
dick. Die Festigkeit der Drähte beträgt
45 Kgr. pro Qu. -Mm. Widerstand pro Km. =
2'5 Q. Die Inductionsfreiheit der am Tele-
graphengestänge befestigten Schleife erreichte
man durch vernünftiges Kreuzen der Drähte.
Man hört auf 320 Km. Entfernung so gut,
wie in der Stadt selbst. Gekostet hat der
Draht für die Anlage 122 000 Frcs. Ein ein-
facher Inductor in Brüssel und eine Van
Rysselberghe'sche Anrufvorrichtung in Paris
dienen zum Allarni. In wenigen Tagen wird
die Linie dem Publicum zur Verfügung ge-
stellt, nachdem sich am 2. Februar bereits
der König der Belgier und Präsident
G T 6 V y von deren Gebrauchsfähigkeit über-
zeugt haben.
Elektrisches Firmenschild. Ein findiger
Berliner Geschäftsmann hat eine Anwendung
der Elektricität zu Reclamezwecken entdeckt.
Er hat nämlich ein Firmenschild nach Art
der bekannten Blitztafeln anfertigen und vor
seinen Laden aufstellen lassen und erreicht
95
damit vollständig den Zweck, die Leute auf
der Strasse stehen bleiben und sein Schild
anstaunen zu machen. Zur Erzeugung der
nothwendigen hochgespannten Elektricität
dient ein Rhumk o rff scher Inductions-
Apparat.
Elektrische Locomotive von Daft.
Der wiederholt und lobend erwähnte Motor
von Daft steht nunmehr über ein volles
Jahr auf den Linien der Tramway-Gesell-
schaft von Baltimore in Verwendung und
hat sich vorzüglich bewährt. Drei Motoren
dieser Art haben in dem angegebenen Zeit-
räume die Streckenlänge von 82.125 Meilen
zurückgelegt, wonach pro Motor und per
Tag 75 Meilen entfallen. Von diesen Ma-
.schinen legte eine die Strecke von 8000
Meilen zurück, ohne einer Reparatur oder
einer speciellen Aufsicht zu bedürfen; die-
selbe wurde nur geölt. Unter dem Aus-
drucke Meilen sind hier englische Meilen zu
verstehen.
Telephoriverkehr Brunn -Wien. Am
23. V. M. fand an den Sprechstellen Brunn
und Wien ein telephonischer Verkehr zwi-
schen Mitgliedern der kaufmännischen Vereine
der genannten Städte unter Führung von
deren Präsidenten statt. Die Unterhaltung
war, wie man aus Brunn meldet, sehr
animirt. Der Telephonverkehr Brünn-Wien
hat sich in letzterer Zeit bedeutend gehoben.
Telephone für Wetterbeobachtungen.
Wie verlautet, soll die in Verbindung mit
dem Staats-Telephonbetrieb projectirte Tele-
phonleitung auf die Rax zum Carl Ludwig-
Hause auf den Schneeberg zum Baumgartner-
Hause nicht zu Stande kommen. Hingegen
wird die Anlage einer Telephonleitung auf
das Glocknerhaus als sehr wahrscheinlich be
zeichnet. Obwohl das Glocknerhaus im abge-
laufenen Jahre mehr al<: 1400 Besucher
zählte, so verschwindet diese Ziffer doch
gegen die Frequenz der ersterwähnten beiden
Schutzhäuser, die fast vierfach stärker ist.
Die Telephon'.eitung auf den Schneeberg ist
bis zum Lackerboden fertig ; sie wurde von
privater Seite gebaut. Die Luftlinie von da
bis zum Baumgartner-Hause beträgt etwa
3 Km., also können jedenfalls die noch auf-
zuwendenden Kosten nicht allzu hoch sein.
Speciell aber für die Entwicklung localer
Wetterkunde zur Wetterprognose für Wien
und Umgebung wäre die telephonische Ver-
bindung dieser beiden, in der Umgebung
Wiens höchstgelegenen Hänser mit der näch-
sten Telegraphen-Station von grosser prak-
tischer Wichtigkeit.
Vertheilung motorischer Kraft in
Paris. In Paris hat kürzlich der Municipal-
rath zur Canalisation motorischer Kraft
zweierlei Concessionen ertheilt. Die eine be-
trifft die Zuführung comprimirter, die zweite
die Zuleiiung verdünnter Luft. Da die eine
dieser Unternehmungen einem Ocsterreiclier,
dem durch sein pneumatisches Uhrensystein
bekannten Herrn Popp ertheilt wurde, und
diese Art von Energievertheilung unwillkür-
lich mit der Zuleitung elektrischer Energie
zu vergleichen herausfordert, so wollen wir
das, was darüber bekannt wurde, unseren
Lesern mittheilen. Was das Verhältniss be-
trifft, in welchem die Grösse der zugeleiteten
Energie mittelst der comprimirten Luft zu
dem Rauminhalt der zur Canalisation be-
nöthigten Gefässe betrifft, so ist dies gegen-
über von den Vorrichtungen bei elektrischer
KraftübertraguDg ein sehr Ungünstiges. Das-
selbe, und vielleicht noch ungünstigeres, lässt
sich von der verdünnten Luft behaupten.
Dieser Umstand allein schon fällt schwer in
die Waagschale in einer Stadt, wo der Boden
für die Egouts, für Wasser- und Gasrohre,
für die telegraphischen und für die tele-
phonischen Kabel in Anspruch genommen
ist. Was aber den Nutzeffect der mit Luft,
sei sie verdichtet oder verdünnt, betriebenen
Motoren betrifft, so halten diesbezüglich die
letzteren keinen Vergleich mit den elektrischen
Motoren aus, welche bei kleinen Maschinen
50^0, bei grösseren aber 80 ^,0 auf kurze Zu-
leitungsstrecken ergeben. Wenn man noch
dazu die Leichtigkeit der Handhabung bei
den drei Motoren in Betracht zieht, so zeigt
sich, dass die elektrischen jedenfalls den Vor-
zug vor den beiden Mitbewerbern verdienen.
Mittelst Compoundwickelung und auto-
matischer Schaltung von Widerständen kann
man die Geschwindigkeit elektrischer Mo-
toren stets auf gleicher Höhe erhalten, ein
Vortheil, der weder beim Motor für ver-
dichtete, noch bei jenem für verdünnte Luft
zu erreichen ist. So wie die zu erreichende
Quantität von Energie eine Pferdekraft über-
steigt, bedarf es beim Motor für verdichtete
Luft eines Gas-Rechauffeurs, was sowohl die
Anlage als die Zuleitung sehr complicirt.
Was nun die Anwendungen betrifft, die bei
Zuführung von verdünnter oder comprimirter
Luft erreicht werden können, so beschränken
sich -dieselben rein auf bewegende Kraft;
bei der Elektricität kann man Licht, Kraft,
Ladungsstrom für Accumulatoren, Strom für
Elektrolyse , zur Schmelzung und zum
Schweissen von Metallen etc. etc. haben,
wenn man sich die Energie in's Haus leitet.
Merkwürdig ist es, dass fast alle diejenigen
Interessenten, welche comprimirte Luft für
ihre Uhren von Herrn Popp beziehen, auch
ihre kleinen dynamo- elektrischen Maschinen
zur Erzeugung von Licht damit betreiben,
würde es nicht vorth eilhafter sein, die elek-
trische Energie direct zu beziehen, statt sich
der kostspieligen und durchaus nicht bequemen
Mitielsmaschinen zu bedienen? Es wäre end-
lich Zeit, dieser Angelegenheit näher zu
treten. Von der elektrischen Energievertheilung
kann man mit Recht sagen : »Der Worte
sind genug gewechselt, nun lasst uns endlich
Thaten seh'n!"
96
Elektrische Kraftübertragung. Die von
der Maschinenfabrik Oerlikon vorgenom-
menen Kraftiibertragungsversnche ergaben
bei 15 — 45 auf 8 Km. übertragenen effec*
tiven PS ein Güteverhältniss von 75 "/o .
Die Zahl der elektrischen Eisen-
bahnen, welche gegenwärtig in Betrieb sind,
über 80 betragen.
soll Über 80 betragen.
Elektrische Strassenbahn in New-
York. In New-York wird gegenwärtig ein
Versuch mit einem elektrischen Strassenbahn-
wagen, System Julien, gemacht (dasselbe,
welches in Hamburg seit dem Sommer des
vorigen Jahres mit Erfolg in Thätigkeit ist).
Die betreffende Strassenbahn - Gesellschaft
beabsichtigt, den Betrieb mit Pferden ganz
aufzugeben und Dampf- oder elektrischen
Betrieb einzuführen. Der Preis des Betriebes
sammt Beleuchtung, Schmiere, Bedienung etc.
beträgt pro Wagen und Tag fl. lO' — .
Elektrische Strassenbahn, System
Elieson. Die Electric Locomotive and Power
Company in London hat acht elektrische
Locomotiven nach dem System Elieson für
die North Metropolian Tramway Company,
und zwar für die Strecke von Stratford nach
Illfort gebaut. Die Betriebseröffnung dieser
Strecke hängt noch von der Parlaments-
genehmigung ab, die in Kurzem erwartet
wird. Die elektrischen Locomotiven sollen
den Betrieb auf der Theilstrecke Stratford-
Church nach Manor-Park besorgen, einer
Strecke von ca. 4 Km. Entfernung. Die
neulich stattgefundene Probefahrt mit einer
der Maschinen wurde bei einer Geschwindig-
keit von ca. 13 Km. ■ — der zulässigen
Maximalgeschwindigkeit — zur vollen Zu-
friedenheit zurückgelegt. Der Motor ist von
der gewöhnlichen Construction und auf einer
horizontalen Spindel montirt, die von einem
Doppel-Consol getragen wird, das wiederum
an einer verticalen Spindel befestigt ist, die
in geeigneten Lagern läuft. Die Armatur-
spindel trägt an ihren Enden einen Trieb,
welcher in die radical angeordneten Zähne
einer runden Grundplatte greift. Dreht sich
die Armatur, so dreht sich der kleine Trieb
um den runden Zahnkranz und nimmt das
Consol und den Motor mit, wodurch die
Bewegung auf die verticale Spindel über-
tragen wird. Das untere Ende dieser Spindel
trägt ein Kegelrad, welches in zwei Kegel-
räder greift, die lose auf der Triebachse des
Wagens sitzen und durch eine Kupplung,
die mittelst eines Handhebels bewegt werden
kann, mit dem rotirendeu Kegelrade in Ein-
griff zu bringen sind. Ein wichtiger Gesichts-
punkt des Motors von Elieson ist der, dass
der Motor stets nach einer Richtung läuft,
gleichgiltig, ob der Wagen nach vor- oder
rückwärts fährt. Der Kraftverlust wird durch
die directe Uebertragung auf die Achse zu
einem Minimum. Der Motor macht 800 Touren
in der Minute,' und da .das Uebersetzungs-
verhältniss i : 10 ist, erhält die Wagenachse
80 Touren pro Minute, so dass die ange-
gebene Geschwindigkeit des Wagens von
ca. 14 Km. pro Stunde herauskommt. Eine
Aenderung der Geschwindigkeit des Wagens
wird durch Einschaltung von künstlichen
Widerständen in der üblichen Weise ver-
mittelt. (Diese Art der Widerstandsänderung
wird mit Recht bei concurrirenden Systemen
als irrationell vermieden. D. Red.) Die Kraft
wird durch 80 Accumulatoren erzeugt, von
denen jeder ein Gewicht von ca. 90 Pfd. engl,
hat. Die elektromotorische Kraft beträgt
160 V und ein Strom von 25 A wird 6 bis
8 Stunden lang aufrecht erhalten, was im
Ganzen eine Leistung von 32 Pferdekraft-
stunden an Energie darstellt. Die Accumu-
latorzellen sind nach dem Patente der Ge-
sellschaft hergestellt und bestehen je aus
13 Platten mit 154 Hohlquadraten, welche
mit kleinen Spiralen ausgefüllt sind, die aus
schmalen Streifen Blei- und Asbestpapier
bestehen, welche zusammengewickelt sind
und eine relativ grosse Oberfläche bei mini-
maler Raumbeanspruchung ergeben. Die
complete Maschine wiegt ungefähr halb so
viel, als ein Dampfwagen gleicher Leistung.
Sie ist an jedem Ende mit einem Schalt-
apparat und einer Handbremse ausgerüstet.
Rücksichtlich der Gewichtsreduction und
Raumbeanspruchung werden sich nach den
Meinungen der Ingenieure nach entsprechenden
Erfahrungen noch Verbesserungen einführen
lassen. Der Motor kann so angeordnet werden,
dass er eine.n Theil des Tramwagens selber
bildet ; die Accumulatoren werden unter den
Sitzen untergebracht ; bei den für die North
Metropolitan Tramway Company bestimmten
Wagen sind die Maschinen als besondere
Wagen ausgebildet, so dass die vorhandenen
Personenwagen benutzt werden und erforder-
lichenfalls auch durch Pferde gezogen werden
können.
(jZeitschr. f. Transport u. Strassenb.*)
Vom Niederrhein-Westphäl. Fern-
sprechnetz. Laut einer an die Duisburger
Handelskammer von dem k. Reichspostamte
erlassenen Verfügung ist der einmalige Bei-
trag, welchen die nach dem 24. Mai v. J.
angemeldeten Theilnehmer zu den Herstel-
lungskosten der Niederrhein. -Westphäl. Fern-
sprechanlage zu entrichten haben, auf 200 Mk.
festgesetzt.
Fernsprechnetz Kalk. Die k. Oberpost-
direction beabsichtigt bei genügender Be-
theiligung für Kalk a. Rh, ein eigenes
Stadtfernsprechnetz, sowie eine directe Ver-
bindung zwischen Kalk und Cöln anzulegen.
Verantwortlicher Redacteur : JOSEF KAKEIS. - Selbstverlag; des Elektrotechnischen Vereins.
In Commission bei LEHMANN & WENTZBL, Buchhandlung für Technik und Kunst,
Druck von R. SPIES & Co. in Wien, V., Straussengasse IG.
Zeitschrift für Elektrotechnik.
V. Jahrg.
1. März 1887.
Heft III,
VEREINS-NACHRICHTEN.
Chronik des Vereines.
7. Februar. — Sitzung des Sta-
tuten- Revisionscomite.
9. Februar. — Vereins Versamm-
lung. Vorsitzender: Hofrath von
G ri m bur g.
Der Vorsitzende begrüsst Herrn Ingenieur
A. Recken zäun aus London und dankt
für die freundliche Bereitwilligkeit, mit
welcher derselbe, obwohl kaum von einer
schweren Krankheit genesen, der Einladung
zu einem Vortrage über Accumulatoren ge-
folgt sei. Nachdem an dieser Stelle vor
Kurzem von einem unbefangenen competenten
Fachmanne sehr skeptische Ansichten über
die Anwendung von Accumulatoren für elek-
trische Strassenbahnen ausgesprochen worden
sind, so sei es umso wichtiger die voraus-
sichtlich günstigere Meinung eines anderen
ausgezeichneten Fachmannes zu hören, nach
dem bewährten Sprichworte: ^ Eines Mannes
Rede ist keines Mannes Rede, man muss
hören Beede*.
Herr Reckenzaun appellirt zunächst
an die Nachsicht der Versammlung, indem
er, seit Langem in England eingebürgert,
zum ersten Male in der Lage sei, in deut-
scher Sprache öffentlich zu spiechen. Sonach
weist der Vortragende auf das grosse Miss-
trauen hin, welches heutigen Tages noch
unter den Elektrikern besonders des Con-
tinentes gegen die Accumulatoren herrscht,
und erklärt dies dadurch, dass die Erfah-
rungen nicht bekannt seien, welche man
seit zwei Jahren in England über die An-
wendung der Accumulatoren für elektrische
Beleuchtung \ind Kraftübertragung gemacht
habe. Die eingebürgerte Annahme von 50^
Energieverlust datire aus einer Zeit, wo die
zum Laden verwendeten Dynamomaschinen
selbst einen geringen Nutzefifect hatten.
Heutigen Tages könne man an Dynamo-
maschinen 90 °,o , an Accumulatoren 70 — 80 "/o ,
somit einen Gesammt-Nutzeffect von 65 %
in der praktischen Anwendung erreichen.
Aber es gäbe Fälle genug, wo die Anwen-
dung selbst bei einem viel geringeren Nutz-
effect rationell sei, die Hauptsache sei, dass
die Accumulatoren auch dauerhaft seien.
Der Vortragende analysirt diese Fälle an
einer Reihe von Beispielen und gibt hierauf
eine erschöpfende Darstellung der Herstellung
und Formirung der Accumulatoren verschie-
dener Systeme. Er bezeichnet es unter An-
derem auch als einen Fortschritt in der
Methode der Formirung, dass man nach
einem neueren Verfahren die positive und
negative Platte abgesondert formirt, wodurch
die Dauerhaftigkeit mehr ah verdoppelt
werde.
Redner erörtert hierauf die bei Accumu-
latoren wichtigen Kriterien der Stromstärke,
elektromotorischen Kraft und Capacität, weist
an der Hand zahlreicher eigener Messungen
und Untersuchungen auf die Differenz in der
Spannung bei dem Laden und Entladen hin,
und analysirt den Zusammenhang der Capa-
cität mit der Grösse der Accumulatoren, ins-
besondere mit dem Aufwände an activer
Substanz, worunter die Menge des Bleisuper-
oxydes auf der positiven und der zu metalli-
schem Blei reducirten Bleiglätte auf der
negativen Platte zu verstehen sei.
Redner lieht hervor, dass zwar auch bei
dem Entladen von Accumulatoren die elektro
motorische Kraft zu Beginn eine höhere sei,
aber diese Erscheinung, welche auf das Vor-
handensein von Ozon zurückzuführen sei,
dauere leider nur einen Augenblick, weil das
Ozon gleich aufgezehrt sei. Die elektromoto-
rische Kraft eines Elementes kann daher
allerdings, wie dies auch in Lehrbüchern zu
finden sei, 2'25 Volts betragen, aber nur
sehr kurze Zeit ; dann sinkt sie auf 2 Volts,
1*8 und weniger herab.
Bei dem Laden ist immer Ozon vor-
handen ; dieses bewirkt, dass, obwohl der
innere Widerstand mit der Ladung abnimmt,
die ganze elektromotorische Kraft zunimmt,
so dass unglücklicherweise zum Laden stets
mindestens 2*25 Volts erforderlich sind.
Der Vortragende beschreibt sodann aus-
führlich zwei Typen von Elementen, welche
sich für die verschiedenen Zwecke in der
Praxis besonders eignen. Die grössere Type
für stationäre Verwendung, z. B. elektrische
Beleuchtung besteht aus Zellen, deren Ca-
pacität 330 Amp^restunden beträgt oder
277 Amp^restunden pro Kilogramm activer
Substanz.
Die Type von transportablen Accumu-
latoren für Tramwaybetrieb besteht aus
kleineren Zellen mit viel schwächeren ßlei-
gitterplatten. Die Capacität beträgt 150 Am-
perestunden oder 28'6 Ampferesiunden pro
Kilogramm activer Substanz und das Ge-
sammtge wicht dieser Zelle i8'2 Kgr.
98
Redner erörtert hierauf die theoretischen
Grundlagen und die praktischen Erfahrungen
in Betreff der Geschwindigkeit der Ent-
ladung von Accumulatoren und illustrirt diese
Verhältnisse ausführlich an Beispielen aus
dem Tramwaybetrieb.
Er hebt die Vortheile des Tramway-
betriebes durch Accumulatoren im Vergleiche
mit einer oberirdischen oder unterirdischen
Leitung hetvor und beziffert die Ersparnisse
gegenüber dem Tramwaybetrieb mit Pferden
zu 40 fo. Nicht das grosse Gewicht der Ac-
cumulatoren, sondern ganz andere Ursachen
seien der Anwendung für Tramways hinder-
lich, so z. B, in England die Kosten und die
Schwierigkeit, die hiezu erforderliche Parla-
mentsacte durchzusetzen.
Sodann bespricht der Vortragende die
Anwendung der Accumulatoren in der Kriegs-
marine, worüber bereits vielfache Erfahrungen
vorliegen.
Es werden in England z. B. Boote für
40 Mann gebaut. Die Accumulatoren werden
von den Dynamomaschinen der Kriegsschiffe,
welche alle für elektrische Beleuchtung einge-
richtet sind, geladen, und der Vortheil besteht
darin, dass diese Boote jeden Augenblick
dienstbereit sind, was bei den Dampf barcassen
nicht der Fall ist. Auch werden zum Bewegen
der 40 Tons-Küstengeschütze, welche even-
tuell ein schnell fahrendes Torpedoboot im
Ziel behalten müssen, statt Handkurbeln Ma-
schinen mit Accumulatoren angewendet und
so gäbe es noch viele andere Fälle, in
welchen die Aufspeicherung von motorischer
Kraft für den Moment des Bedarfes von
entscheidendem Nutzen sei.
Ueber Einladung des Vorsitzenden werden
von den Herren Baron Gostkowski, In-
spector Kohn, Ingenieur Kolbe, Baron
Pfungen, Ingenieur Ko rnb lüh, Ingenieur
Fischer und Ingenieur Klose eine Reihe
von Anfragen über den Tramwaybetrieb auf
Steigungen, über die versuchte Anwendung von
abgesonderten Locomotiven, über besondere
Constrnctionsverhältnisse, und endlich über die
Dauer, Anlage- und Unterhaltungskosten von
Accumulatoren gestellt, welche von dem Vor-
tragenden nach englischer Sitte am Schlüsse
recapitu'lirt und entsprechend beantwortet
werden.
Der Vorsitzende, Hofrath v. Gr im bürg,
dankt hierauf dem Vortragenden, indem er
an die in einem englischen Blatte über die
erfreuliche Genesung desselben gebrachte
Notiz anknüpft, für das dem Verein gebrachte
Opfer und spricht die Ueberzeugung aus, dass die
Frage der Accumulatoren in der energischen
Hand des Herrn Reckenzaun einen sicheren
Fortschritt erhoffen lasse, nach , dem eng-
lischen Sprichworte: ,Where Ihere is a will,
there is a way*. (Lebhafter Beiftill.)
16. Februar. — Vereinsversamm-
lung.
Der Vorsitzende, Hofrath v. Grimburg,
heilt mit, dass in Folge des von dem Herrn
Regierungsrath Volkmer unlängst im Ver-
ein gehaltenen Vortrages über die modernen
Reproductionsmethoden, der Wunsch wach
geworden sei, die galvanoplastische Installation
der k. k. Hof- und Staatsdruckerei zu be-
sichtigen.
Das von der Vereinsleitung zu diesem
Zwecke an die Direction der Staatsdruckerei
gestellte Ansuchen wurde von dieser in der
zuvorkommendsten Weise zustimmend beant-
wortet.
Mit Rücksicht auf die Beschränktheit der
Räumlichkeiten wurde jedoch die Bestimmung
getroffen, dass die Besichtigung nicht corpo-
rativ, sondern am 14., 15. und 16. März d. J,
um 4 Uhr Nachmittags in Gruppen von je
15 Herren stattfinden werde, wobei Herr
Regieruiigsrath Volkmer freundlichst zu-
gesagt hat, die Führung zu übernehmen.
Die Anwesenden werden sonach einge-
laden, sich zur Theilnahme an dieser Excursion
im Bureau der Vereinsleitung ab I. März 1. J.
zwischen 5 und 7 Uhr Nachmittags anzu-
melden.
Ferner macht der Präsident auf eine
reichhaltige Sammlung von photographischen
Aufnahmen aufmerksam, welche im Saale
ausgestellt sind. Dieselben sind ein freund-
liches Geschenk des Herrn Franz Freiherrn
V. Ringhoffer als Erinnerung an den Be-
such des Etablissements gelegentlich der
Prager Excursion des Vereines.
Anknüpfend an die Besprechung dieser Pho-
tographien producirt Hofrath Grimburg als
Reminiscenzandie elektrische Ausstellung 1883
zwei nicht bekannt gewordene photogra-
phische Aufnahmen der Ausstellungsgebäude,
Süd- und Nordportal, bei elektrischer Be-
leuchtung, welche seinerzeit von dem Hof-
photographen Herrn Bürger über Veran-
lassung des Herrn Grafen W i 1 c z e k zur
Eruirung der Beleuchtungs-Intensität herge-
stellt worden sind, und welche das interessante
Resultat ergeben haben, dass die Expositions-
zeit der lichtempfindlichen Platten 4000 Mal
grösser sein musste, als bei Sonnenbeleuchtung.
Hierauf macht Herr Dr. Moser eine
vorläufige Mittheilung über die gelungene
Anwendung von Glühlicht für photomikro-
skopische Aufnahmen, wonach Herr Ingenieur
H e 1 m s k y zu seinem Vortrage über ^Gene-.
ratoren und Motoren mit Rücksicht auf den
Betrieb elektrischer Anlagen*, das Wort
erhält.
Der Vortragende erwähnt, dass er bei
der Wahl dieses Themas hauptsächlich die
Installationen für kleinere Beleuchtungsan-
lagen, Einzelstationen oder Blocksta-
t i o n e n, im Auge hatte, weil es gerade für
solche Anlagen sehr wichtig sei, eine richtige
Wahl zu treffen, damit ein. regelmässiger,
keinen Störungen unterworfener Betrieb er-
zielt werde, ohne den Preis des Lichtes durch
die Betriebskosten ungünstig zu beeinflussen.
Bei einer Vergleichung der Kosten
zwischen Gaskraftmaschinen- und Dampf-
99
masclnnenbetrieb stellt sich heraus, dass die
Kosten des Betriebes ziemlich gleich hoch
sind, sofcra es sich um Kräfte bis zu lo HP.
handelt, darüber hinaus wird der Dampf-
betrieb entschieden billiger und die Differenz
der Kosten zu Gunsten des letzteren umso
grösser, je grösser die erforderliche Kraft ist.
Der Redner weist dies an einigen Bei-
spielen an der Hand von wirklich erhobenen
Daten ziffernmässig nach, bespricht hierauf
einige Kesselsysteme und deren Nutzeffecte,
insbesondere auch die Vor- und Nachtheile
der Wasser-Röhrenkessel, macht auf die
Hindernisse aufmerksam, welche die Wiener
Bauordnung, im Gegensatze zu den in Ungarn
bestehenden Vorschriften, der Anlegung von
rationellen Kesselanlagen in den Weg legt,
bringt im Anschlüsse daran in Anregung,
dass es für den Verein eine lohnende Auf-
gabe wäre, diese Schwierigkeiten zu besei-
tigen, bespricht die Wichtigkeit der Halb-
Gasfeuerungen und der damit zu erzielenden
rauchlosen Verbrennung, und berichtet an der
Hand von Zeichnungen ausführlich über eine
in der Pulverfabrik zu Felixdorf ausgeführte
Kesselanlage mit Heiser - Feuerung, welche
sehr zufriedenstellende Resultate geliefert hat.
Redner kommt zu dem Schlüsse, dass es
im Interesse der Verbreitung des elektrischen
Lichtes liege, möglichst niedrige Betriebs-
kosten zu erzielen, daher überall dort, wo
grössere Kräfte, über lo HP., beansprucht
werden und Naturkräfte nicht zur Verfügung
stehen, der Dampfbetrieb dem Gasmotoren -
betrieb vorzuziehen sei; — dass man aber
bei der Aufstellung von Dampfkesseln dafür
Sorge tragen soll, dass mit möglichst hoher
Dampfspannung gearbeitet werden könne,
dass, um trockenen Dampf zu erzielen, so-
wohl Heizflächen als auch Wasser- und
Dampfräume der Kesseln ausreichend gross
gewählt werden mögen, dass die Verbrennung
möglichst rauchfrei sein soll und dass solche
Maassnahmen getroffen werden möchten, da-
mit im legislativen Wege jene Hindernisse
beseitiget werden, welche heute eine rationelle
Dampfanlage in eng verbauten Städten noch
beinahe unmöglich machen.
Der Vortragende verspricht, Erfahrungen
über Motoren für elektrischen Betrieb bei
einer späteren Gelegenheit mitzutheilen.
Herr Ingenieur Fi seh er theilt mit, dass
schon auf der hygienischen Ausstellung in
Berlin an einem Dampfkessel die besprochene
Halbgasfeuerung angebracht und ebenfalls
durch rauchfreie Verbrennung bemerkens-
werth war.
Am Schlüsse der hieran geknüpften De-
batte wirft Herr Dr. Moser die Frage auf,
was als Ursache von Dampfkessel-Explosionen
angenommen wird und ob die Gefahr bei
grossen Kesseln eine grössere sei als bei
kleinen.
Nach einer Bemerkung des Vortragenden
übernimmt der Präsident die Beantwortung
der Fragen und gibt ein Expose über die
Theorie der Dampfkessel -Explosionen seit
Arago bis auf die gegenwärtige Zeit. Er be-
schreibt die Forschungen und Experimente
deutscher Physiker und Ingenieure über den
Siedeverzug und die Ueberhitzung von Flüsäig-
keiten, und erklärt die Rolle, welche diese
Erscheinungen als directe Ursachen von
Kessel-Explosionen oder indirect als Ursachen
der verheerenden Wirkung spielen. Im Gegen-
satze von England und Amerika, wo man
bei Gerichtsverhandlungen aus Anlaäs von
Dampfkessel-Unglücksfällen die merkwürdig-
sten Hypothesen heutigen Tages noch hören
könne, haben sich auf dem Continente natur-
gemässe Ansichten über die Ursachen von
Dampfkessel - Explosionen von Deutschland
aus Bahn gebrochen, und die Probe auf die
Richtigkeit derselben besteht in der con-
tinuirlichen Abnahme der Zahl der Unglücks-
fälle. Glücklicherweise lassen sich, von einigen
wenigen eclatanten Fällen von Siedeverzug
abgesehen, alle Dampfkessel-Explosionen auf
Schadhaftigkeit oder verkehrte Behandlung
als ersten und unmittelbaren Anlass der Ex-
plosion zurückführen und daher seien richtige
Construction und sorgsame Ueberwachung
im Betriebe beinahe unfehlbare Palliative
gegen Explosionen. So seien unter 8000
Dampfkesseln, welche der österreichischen
Dampfkessel-Untersuchungsgesellschaft unter-
stehen, seit fünf Jahren keine Explosionen
vorgekommen.
Hofrath V. Grimburg bespricht hierauf
weiter die Licht- und Schattenseiten der so-
genannten inexplosiblen Dampfkessel und
bezeichnet die bis vor Kurzem untergeord-
nete Rolle derselben in Oesterreich als den
natürlichen Grund, warum bisher die Wiener
Bauordnung auf diese Systeme keine Rück-
sicht genommen habe. Heute sei aber die
Frage der Aufstellung von Dampfkesseln,
welche nicht nur gefahrlos, sondern auch
sonst zweckmässig sind, inmitten bewohnter
Räume vollkommen spruchreif; er müsse
daher die von dem Vortragenden gegebene
Anregung, in diesem Sinne eine Aenderung
der baupolizeilichen Vorschriften anzustreben,
von Vereinswegen nu.- wärmstens befür-
worten, und werde gerne den Antrag an den
Ausschuss zur geschäftsordnungsmässigen Be-
handlung leiten.
Hierauf macht Herr Ingenieur Helmsky
noch einige Mittheilungen über Bremsproben
an einer Turbine von Nossian im freien
Strome, welche überraschende Resultate er-
geben haben , wonach eine bessere Ver-
werthung der Was?erkraft eines Stromes
durch diesen neuen Flussmotor zu gewärti-
gen sei.
Der Präsident macht darauf aufmerksam,
dass die Verwerthung der Wasserkraft eines
Stromes zu den ältesten Aufgaben der Hy-
draulik gehöre, wovon die Tausende von
Schiffmühlen auf der Donau Zeugniss geben.
Wenn auch diese Wasserräder einen geringen
Nutzeffect geben, so sei es doch zweifelhaft,
ob eine Turbine eine praktische Lösung sei,
100
weil bei dem geringen Gefälle, welcher der
Stromgeschwindigkeit und dem allfälligen
künstlich hervorgebrachten Stau entspricht,
die Dimensionen der Turbine selbst für einen
geringen Effect unverhältnissmässig gross
werden müssen.
Nachdem Herr Baurath v. Stach aus
hydrotechnischen Gründen gewichtige Be-
denken t^egen das Einbauen tiefgehender
Motoren in einen Strom ausgesprochen und
Herrn Ingenieur Fircher über die Grösse
des Flussmotors interpellirt, worauf der Vor-
tragende mittheilt, dass nach seiner Infor-
mation der Constructeur beabsichtige, derartige
Flussmotoren bis 35 — 40 HP. anzuwenden,
wird die anregende Debatte wegen vorge-
rückter Stunde geschlossen.
17. Februar. — Sitzung des
Finanz- und W irthsc haf tscomit^.
Revision des Cassa- Gebarungsausweises
pro IV. Quartal, bezw. des Jahresabschlusses
pro 1886 und Aufstellung des Jahres-Präli-
minares pro 1887.
23. Februar. — Vereins Versamm-
lung.
Vorsitzender: Hofrath v. Gr im bürg.
Der Vorsitzende berichtigt zunächst einen
sinnstörenden Satz, welcher sich im Februar-
hefte in den Bericht über die Vereinsver-
sammlung vom 5. Jänner eingeschlichen hat.
Gelegentlich der Mittheilungen des Herrn
Deri über die Centralstation in Mailand
wird dort gesagt: »Als Curiosum sei zu er-
wähnen, dass hiezu die vorhandenen Motoren
und Siemens-Maschinen mit 350 Touren pro
Minute angewendet wurden, •■ während es
vielmehr heissen soll: ,Als Curiosum sei zu
erwähnen, dass der vorhandene Motor mit
350 Touren pro Minute eine Dynamomaschine
unseres Systemes mit nur 250 Touren pro
Minute angetrieben hat, dass also bei dieser
provisorischen Installation eine Umsetzung
der Tourenzahl i n's Langsam e angewendet
wurde.*
Der Vorsitzende bemerkt ferner, dass bei
dem Fernleitungsversuche in Mailand, von dem
die Rede ist, in der That keine Siemens-
Maschine, sondern eine von Ganz & Comp,
gebaute selbsterregende Wechselstrom- Ma-
schine, System Zipernowsky & Ddri in
Verwendung war, und dass für die Edison-
Gesellschaft in Mailand noch mehrere Maschinen
dieser Type in Ausführung begriffen seien.
Hierauf gibt der Vorsitzende die Tages-
ordnung für die Vereinsversammlungen im
Monate März bekannt und ertheilt sodann
dem Herrn Ingenieur J. Kolbe das Wort
zu seinem Vortrage über die Accumulatoren
von Schenek und Farbaky.
Der Vortragende spricht in der Einleitung
zunächst über die Anwendung der.Accumula-
toren als Aushilfe bei bestehenden Beleuch-
tungsanlagen und entwickelt den Ideengang
an der bekannten Installation des neuen
Wiener Rathhauses.
Bei der 480-Lampenanlage im Rathhause
indicirte die Dampfmaschine io"8 HP., wenn
gar keine Lampe eingeschaltet war, und bei
eingeschalteten verschiedenen Lampenzahlen
um 0"i HP. pro Lampe mehr, so dass
I Lampe 109 HP., 480 Lampen 58-8 HP.
brauchen , bei Vollbetrieb also kommen
8' 2 Lampen auf die Pferdekraft, die Ma-
schinen arbeiten umso unökonomischer, je
weniger Lampen brennen. Brennen 174 Lam-
pen, so kommen nur mehr 6'2 Lampen auf
die Pferdekraft, also nur mehr 7 5 % von
der Leistung der Pferdekraft bei Vollbetrieb,
das ist dieselbe Oekonomie die man erreicht
hätte, wenn man bei Vollbeanspruchung der
Maschinen Accumulatoren geladen hätte und
bei Verminderung der Lampenzahl auf 174
diese statt der Maschinen einschaltete ; hiezu
kommt noch zu Gunsten der Accumulatoren,
dass man um keinen Maschinisten und
Heizer, kein Oel etc. mehr braucht, und
man kann nun auch eine einzige Lampe
brennen, ohne dafür io"9 HP. zu brauchen etc.
Es wird noch weiter gezeigt, dass die
bisher gebräuchliche Aufstellung einer kleinen
Nebenanlage mit kleiner Dynamo und Gas-
motor für geringere Lampenzahlen oder
plötzlichen Lichtbedarf ein viel unvollkomme-
neres Aushilfemittel ist, das auch bezüglich"
des Anschaffungspreises nichts vor den Accu-
mulatoren voraus haben dürfte.
Man kennt jetzt die richtige Behandlungs-
weise der Accumulatoren, von der ihre Dauer-
haftigkeit zum grössten Theile abhängt.
In London sind Privataniagen mit bestem
Erfolge seit Jahren im Betriebe, also dürften
sich diese Apparate, wenn sie nur ordent-
lich gen;jacht sind, auch bei uns bewähren.
Die Accumulatoren von Schenek und
Farbaky sind von Herrn Prof. v. W alten •
hofen sehr günstig beurtheilt worden und
sind in Schemnitz, allerdings bei den Er-
findern, seit Jahren in zufriedenstellendem
Betriebe.
Sie werden in Baumgarten bei Wien in
einer grossen hiezu adaptirten Fabrik her-
gestellt.
Es wird nun die Herstellung der Füll-
masse für die starken Bleigitter, das Baden
der Platten, das Zusammenstellen derselben
und das Vergiessen der Polfahnen etc. be-
sprochen, und die betreffenden Theile werden
vorgezeigt, wobei auf die sehr solide Con-
struction und Ausführung derselben auf-
merksam gemacht wird.
Die Accumulatoren für stabile Zwecke,
hauptsächlich auf grosse Dauerhaftigkeit be-
rechnet, können mit ca. I Amp. pro Kilo-
gramm Plattengewicht entladen und g^iladen
werden.
Die sieben grossen Zellen, die im Siiegen-
hause stehen und den Saal mit 36 Cruto-
Lampen zu 12 Volt und 3 Amp. glänzend
beleuchten, haben je 150 Kgr. Plattengewicht
und könnten mit 170 Amp. 8 — lo Stunden
lang entladen werden.
Eine Zelle für Tractions- und ähnliche
Zwecke hat bei I4'4 Kgr. Plattengewicht
27 Platten, die 6*8 Kgr. Füllmasse enthalten,
101
und gibt bei Entladung mit 33 Amp. bei
ö'o Spannungsabnahme 170 Stunden-Am-
peres.
Da nun Accumulatoren vorlianden sind,
von denen zum Minderten verlässliche Con-
struction nachgewiesen sei, schliesst der Vor-
tragende, nacli einem Seitenblick auf die Be-
leuchtung von Villen mittelst Windmotoren,
mit dem Wunsche, es möge sich bald Jemand
bereit finden, einen Versuch mit einer Accu-
mulatorenanlage zu machen, damit man sich
ditect über den Stand der so wichtigen
Accumulatürenfrage informiren könne.
Anschliessend an diesen Vortrag be-
richtet Herr Inspector K o h n über seine
Wahrnehmungen in Betreff der Anwendung
von Accumulatoren für private Beleuchtung
in England, und führt als Beispiel die Ein-
richtung auf dem Landhause des Herrn W.
H. P r e e c e, Chef-Elektrikers der englischen
Staat- telegraphen an. Redner bemerkt, dass
als Motor eine Gasmaschine benützt wird,
welche alternirend zum Wasserpumpen und
zum Betriebe eines Ventilators dient, dass
2t) Accumulatoren in Verwendung sind, die bei
täglichem Gebrauche während 12 Monaten
nicht den geringsten Anstand ergeben haben
und theilt die Kriterien mit, nach welchen dort
die erfolgte Ladung und Entladung der Ac-
cumulatoren praktisch beuttheilt wird, indem
er die hiebei von Herrn P r e e c e für die
diversen Messungen befolgten Methoden er-
läutert. Nach den erhaltenen Angaben seien
die Accumulatoren mit 2146 Ampere-Stunden
geladen und 1864 Ampere-Stunden entladen
worden, was einem Nutzeffect von 85 "/o
entspricht.
Herr Inspector K o h n macht noch Mit-
theilungen über die Anwendung von Ac-
cumulatoren in den Localitäten des Jockey-
Club und des Lloyd und bemerkt, dass der
grösste Feind der Accumulatoren heute noch
in den Kosten zu suchen sei. So stellen sich
z. B. die Kosten der Beleuchtung des kleinen
Landhauses des Herrn Preece, unter der
Voraussetzung, dass der Gasmoior für andere
Zwecke bereits vorhanden sei, auf 3000 fl.
jährlich.
Im Verlaufe der Debatte macht Herr
K o 1 b e wiederholt auf die Verwechslungen
aufmerksam, welche dadurch entstehen, wenn
das Verhältniss dei Ampfere-Stunden bei dem
Laden und Entladen als Nutzeffect bezeichnet
wird. Dieses Verhältniss kann allerdings 85
und selbst 9 1 "/o betragen, aber der eigent-
liche Nutzeffect oder das Verhältnis^ der beim
Laden aufgewendeten zu der beim Entladen
wieder gewonnenen elektrischen Energie ist
wegen der Differenz der Klemmen-Spannungen
in beiden Fällen ein viel geringerer.
Herr Ingenieur J. Popper bemerkt
hierauf, dass das Misstrauen gegen die Ac-
cumulatoren auf dem Mangel an positiven
Daten hinsichtlich deren Dauerhaftigkeit
basirt und spricht den V/unsch aus, der
Elektrotechnische Verein möge 'Veranlassung
nehmen, dass eine Accumulatoren-Installation
durch eine Enquete durch ein volles Jahr
beobachtet und die hiebei gefundenen Re-
sultate veröffentlicht werden.
Der Präsident erwidert darauf, dass diese
sehr zweckmässige Idee vielleicht durcli Inter-
vention des technologischen Gewerbemnseums,
an welchem soeben eine Section für Elektro-
technik in's Leben gerufen werden soll, ver-
wirklicht werden könnte, und es wird sonach
beschlossen, den Ausschuss mit der Durch-
führung dieses Antrages zu betrauen.
Zum Schlüsse dankt der Vorsitzende den
Herren G e t z und O d e n d a 1 1 für freund-
lichst zur Verfügung gestellte Accumulatoren
und Lampen für die Beleuchtung des Vor-
tragssaales und für den seltenen Genuss eines
so stetigen Lichtes^
Tagesordnung
der Vereinsversammlungen im März 1. J.
2. März. — Vortrag des dipl. Ingenieur
M. Jüllig: ^Ueber ökonomische Schaltung
galvanischer Elemente*.
9. M ä r z. — Vortrag des Herrn Prof.
Dr. E. Fleischl von M a r x o w : ^Ueber
die Elektricität in ihrer Anwendung auf die
Physiologie der Insecien*^.
16. März. — Vortrag des Herrn Ober-
Ingenieurs J. K a r e i s : ,,Ueber Telephonie
auf lange Distanz mittelst Specialdrähten».
23..März. — Mittheilungen des Herrn
Julius Mi es 1er: ^Ueber elektrochemische
Studien* und des Herrn Dr. J. Moser:
^Ueber Photo-Elektricität*.
30. März. — Discussionsabend.
Excursion
in die k. k Hof- und Staatsdruckerei, be-
hufs Besichtigung des galvanoplastischen
Ateliers mit Dynamomaschinenbetrieb und des
photographischen Ateliers mit elektrischer Be-
leuchtung.
Diese Besichtigung findet in Gruppen von
je 15 Personen am 14., 15. und lö. März
um 4 Uhr Nachmittag statt.
Die Anmeldung wird ab I. März zwischen
5 und 7 Uhr Nachmittags im Vereinsbureau
entgegengenommen.
Versammlungsort für alle drei Tage präcise
4 Uhr Nachmittags im Galleriegang der Staats-
druckerei, Eingang von der Singerstrasse.
102
ABHANDLUNGEN
Der Betrieb der Galvanoplastik zu Zwecken der
graphischen Künste mit Dynamomaschine.
Von Regierungsrath O. VOLKMER.
In meinem Vortrage am 7, April 1884 im Elektrotechnischen
Vereine über: »Die Verwerthung der Elektrolyse in den graphischen
Künsten*, welchem auch Se. Excellenz der Reichs - Kriegsminister
F. Z. M. Graf Bylan dt -R heidt und zahlreiche Generale und höhere
Stabsofficiere der k. k. Armee anwohnten, habe ich auf die eminent
hohe Bedeutung des Betriebes von galvanoplastischen Ateliers mittelst
Dynamomaschinen aufmerksam gemacht und meiner Ueberzeugung
dahin Ausdruck gegeben, dass nicht nur der rationelle und ökono-
mischere Betrieb zur Annahme solcher Installationen dränge, sondern
insbesondere auch die Pflicht der Sorge für das Wohl der Arbeiter,
welche in solchen Ateliers ihre Beschäftigung haben, weil der Betrieb
mit Dynamos keine gesundheitsschädlichen Gasausströmungen etc. im
Gefolge hat.
Gestützt auf diese Begründungen erhielt auch thatsächlich schon
im Jänner 1885 die Galvanoplastik des k. k. militär - geographischen
Institutes zum Betrieb ihrer Arbeiten eine Dynamo, System
Schuckert der Type G iV^, über welche Installation ich als
damaliger Vorstand der technischen Gruppe im militär-g^eographischen
Institute im Hefte 11 und 12 des dritten Jahrganges (1885) dieser Zeit-
schrift eine kurze Mittheilung machte.
Mit I. Juni 1885 wurde ich zum Vice-Director der k. k. Hof- und
Staatsdruckerei ernannt, woselbst auch eine sehr grosse galvanoplastische
Abtheilung nach dem alten System mit Daniell'schen Trogapparaten
in sehr ungünstigen Localen placirt, arbeitete. Auch hier war meine
erste Sorge, den Betrieb dieser Abtheilung mit Dynamo einzuführen
und steht diese Abtheilung auch seit i. Mai 1886 für die Kupfer-
niederschlagsbildung mit einer Schuckert-Dynamo der Type GN-i
und für das Vernickeln und Verstählen mit einer solchen
Maschine der Type NN\ installirt, in Thätigkeit.
In meinem Vortrage im Elektrotechnischen Vereine am 19. Jänner
dieses Jahres habe ich die wichtigsten Daten dieser Installation zur
Mittheilung gebracht.
Was die Arbeit des Kupfer niederschlagens anbelangt,
so macht die hiezu verwendete Dynamo 750^ — 800 Touren in der
Minute, absorbirt circa zwei Pferdekraft zu ihrer Activirung und sendet
durch die Hauptleitung einen Strom von 185 — 220 Ampere Intensität
und 2 — 2V2 Volt Spannung.
Für einen qualitätsmässigen Niederschlag bei der Her-
stellung einer Kupferdruckplatte muss die Stromdichte eine bestimmte
und während der Dauer der Arbeit möglichst gleiche sein, daher zur
Beurtheiking dieser Verhältnisse ein Hummel'scher Ampere- und Volt-
meter in der Hauptleitung und zur Regulirung des Gesammtstromes
im Nebenschluss der Maschine ein Rheostat geschaltet ist, wie aus der
Fig. I zu entnehmen. — Der den Betrieb der Galvanoplastik leitende
Beamte muss daher ununterbrochen , besonders aber wenn eine
neue Schaltung in den elektrolytischen Bädern gemacht wurde, das
Volt- und Amperemeter im Auge behalten und mit Hilfe des Rheostaten
die Stromarbeit regeln.
103
Die elektrolytischen Badegefässe werden, wenn die zu erzeugenden
Druckplatten nicht von besonders grossen Dimensionen sind, aus
säurefestem Steinzeug genommen. Für grosse Platten nimmt man
aber dann vortheilhafter Tröge aus Holz, welche innen entsprechend
gedichtet sind, weil Thongefässe von grossen Dimensionen Flüssigkeit
durchlassen und Efflorescenzen veranlasen. Die k. k. Hof- und Staats-
druckerei hat ihre säurefesten Thongefässe von der Firma W. Pfann-
ha US er in Wien.
Für die Kupferniederschlagsarbeit sind diese Gefässe 58 Cm. breit,
82 Cm. lang und 48 Cm. tief; mit einem beiläufigen Flüssigkeit.'^inhalte
von 160 Ltr. Im Ganzen besitzt diese Installation der Bäder: neun
dieser Thonzellen, welche in drei Gruppen I, II, III zu je drei
Thongefässen arrangirt sind, wie die Figur ersehen lässt.
Fig. I.
Die Badflüssigkeit in den Thongefässen besteht aus einer 20 X igen
Kupfersulfatlösung, welche mit ca. 3 % Schwefelsäure angesäuert ist.
Nachdem durch die Elektrolyse die Zusammensetzung der Bäder keine
Veränderung erleidet, so kann im Verlaufe der Zeit nur durch Ver-
dunsten des Wassers eine Concentration eintreten, man muss daher
von Zeit zu Zeit zur Regulirung des Bades nach dieser Richtung die
fehlende Lösung durch Zusatz von gewöhnlicher elektrolytischer Bad-
flüssigkeit, welcher man etwa ein Drittel Wasser zugesetzt hat, ergänzen.
Die Elektroden sind in verticaler Lage in die elektrolytischen
Bäder eingehängt und hat jedes Badgefäss vier Kathoden, wo zwischen
je zwei derselben die Anode hängt, so dass die Bildflächen der Kathoden
gegen die Anoden liegen. In der Gruppe I und II sind die Anoden
alte, ausrangirte Kupferdruckplatten, in der Gruppe III werden an der
Anode aber auch Kupferabfälle verwerthet. Zu diesem Zwecke ist die
Anode aus einem Kasten hergestellt (wie die Figur 2 zeigt), welcher ein
hölzernes Gerippe repräsentirt mit an den beiden Seitenwänden ange-
fügten Kautschukplatten, welche zahlreich durchlocht sind, um den
Contact der äusseren Flüssigkeit mit der Anode herzustellen. Dieser
Anodenkasten ist 48 Cm. lang, 13 Cm. breit und 45 Cm. tief und ent-
hält in der Mitte eine Kupferplatte eingestellt und nach beiden Seiten
der durchlochten Kautschukwände die Kupferabfälle eingeschichtet.
104
Was die Schaltung der Anoden zu den Kathoden anbelangt, so
wurde sowohl im militär-geopraphischen Institute als auch in der Hof-
und Staatsdruckerei zuerst bei der Anlage die Parallelschaltung ange-
wendet. Doch stellte es sich bald heraus, dass hiemit keine zweck-
entsprechende Stromvertheilung zu erreichen ist ; während einzelne
Platten nur sehr langsam zunahmen und grobe Structur zeigten, machte
sich bei anderen ein rapides Wachsen bemerkbar. Es wurde also die
gemischte Schaltung als die zweckmässigere angenommen u. zw.
derart, dass in jeder der drei Gruppen, die in den drei Bädern
stehenden Kathoden und Anoden miteinander parallel geschaltet
sind, dagegen die drei Gruppen als solche hintereinander ver-
bunden stehen. Damit bleiben zwar die Nachtheile der reinen Parallel-
schaltung mit der durch Zufälligkeiten leicht hervorgerufenen falschen
Stromvertheilung bestehen, sie können sich aber nicht auf die anderen
Gruppen übertragen.
Fig. 2.
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Die Hauptleitung des Stromes, sowie die Verbindungen der
Gruppen miteinander sind mit 20 Mm. dicken Kupferstangen hergestellt,
gleichwie die Badegefässe an den beiden oberen Längenseiten ver-
tiefte Cannelirungen enthalten, um darin ebenfalls 20 Mm. dicke Kupfer-
stangen, als Anoden- und Kathodenstangen, woran mittelst Haken die
Anoden- und Kathodenplatten angehängt werden, aufzunehmen. — Zur
Parallelschaltung m jeder einzelnen Gruppe sind vernickelte Kupfer-
bügel angewendet.
Circulirt der elektrische Strom durch die Bäder, so zeigt sich vor
Allem bei vertical eingehängten Platten, dass während der Elektrolyse
die Concentration des Bades oben dünner, unten in der Nähe des
Bodens dichter ist, was die Folge eines Flüssigkeitsstromes ist, der sich
längs der Kathode nach aufwärts, längs der Anode nach abwärts bildet.
Hauptmann Baron Hübl, der technische Referent des k. k. militär-
geographischen Institutes, hat in dieser Richtung zahlreiche Unter-
suchungen der dynamoelektrolytischen Bäder angestellt und gefunden,
dass an der Badeoberfläche die Flüssigkeit \2'j % Kupfersulfat,
3-9 Schwefelsäure; 25 Cm. unter der Flüssigkeitsoberfläche 2i'0.%'
Kupfersulfat, 3*4 X Schwefelsäure und in der Nähe des Gefässbodens
29-2 X Kupfersulfat und yo% Schwefelsäure tnthält.
Damit nun die Kathode oben nicht dünner in Kupfer ansetzt und
unten dicker, so müssen täglich die Kathoden gewendet werden, d. h.
die untere Seite nach oben und umgekehrt, oder wie es im militär-
105
geographischen Institute geschieht, muss man eine mechanische Rühr-
vorrichtung für ein fortwährendes Mischen des Bades besorgen.
Was den Gang der Elektrolyse anbelangt, so hat man beim Betriebe
mit Dynamomaschinen die Erfahrung gemacht, dass die 'durch die
chemische Wirkung an der Anode auftretende Säuregruppe, 5 O^ zv/ar
eine entsprechende chem.isch äquivalente Menge des Kupfers der Anode
löst, doch ist die Lösung der Anodenkupferplatte bei diesem Processe
niemals eine vollständige, sondern sie hinterlässt einen schlammartigen
Rückstand, welcher mit der Zeit abfällt und sich am Boden des Bades
sammelt.
Wie die Untersuchungen dieses Schlammes durch Hauptmann
Baron Hübl im k. k. militär-geographischen Institute zeigten, besteht der-
selbe aus mikroskopisch kleinen Kupferkrystallen, welchen die Eigenschaft
zukommt, als negative Elektrode bei der Elektrolyse unverändert zu
bleiben. Höchst wahrscheinlich, sagt Baron Hübl in einer Abhandlung
über diesen Gegenstand im VI. Bande der Mittheilungen des k. k.
militär-geographischen Institutes 1886, befinden sich die Kupferkrystalle
in einem Zustande von Passivität, welche durch eine unendlich dünne
Schichte von Kupferoxydul bedingt wird. Die Anode zeigt jedoch nur
dann diesen Rückstand, wenn selbe aus galvanischem Kupfer besteht,
was mit der ganz eigenthümlichen krystallinischen Structur des elektro-
lytischen Kupfers zusammenhängt. Aus gewalztem Kupfer hergestellte
Anodenplatten zeigen sehr wenig oder gar keinen solchen schlammigen
Rückstand. Natürlich ist dieser schlammige Rückstand für den Galvano-
plastiker sehr unangenehm, weil er in bewegten Bädern eine Trübung
derselben veranlasst und damit leicht die Qualität des Niederschlages
schädigen kann. Wo man also nicht muss, wird man Anoden aus ge-
walztem Kupfer den Vorzug geben müssen.
Hauptmann Br. Hübl beschäftigte sich bei seinen Untersuchungen
auch mit Studien über die physikalischen Eigenschaften des galvano-
plastischen Kupfers, und wurden Proben auf Festigkeit, Elasticität,
Härte etc. im Gusshause des k. k. Artillerie-Arsenales, woselbst alle zu
solchen Präcisionsarbeiten nöthigen Instrumente und Maschinen vor-
handen sind, durchgeführt, deren Resultate sich für den Fachmann
höchst interessant gestalteten und in dem früher citirten Werke in
einer Tabelle übersichtlich geordnet zusammengestellt, zu finden sind.
Vergleicht man in dieser Tabelle die mit galvanoplastischen
Platten erhaltenen Resultate mit den Zahlen der gewalzten
Kupfer platte, so ist zu ersehen, dass es möglich ist, ersteren
ebenso gut, in mancher Beziehung sogar besser als die letztere her-
zustellen. Diese Versuche haben ergeben, dass die absolute Festig-
keit eines guten galvanischen Niederschlages der kaltgehämmerten
Platte sehr nahe kommt und die Elasti cit ätsgrenze liegt bei
einzelnen Proben des ersteren sogar bedeutend höher. Bezüglich der
Zähigkeit übertreffen alle galvanischen Niederschläge die ge-
walzte Platte um ein sehr Bedeutendes, was gewiss von hohem Inter-
esse ist und bis jetzt in der Praxis nicht allgemein bekannt war.
Die Galvanoplastik hat es daher ganz in ihrer Hand, durch eine
zweckentsprechende Stromdichte von ca. 1-3 Ampere, sowie mit An-
wendung eines concentrirten Bades von 20 ,V Kupfersulfat und 3X
Schwefelsäure, den Niederschlag den Anforderungen an eine Kupfer-
druckplatte entsprechend herzustellen.
Die Leistung der Installation der Kupferfällung in der k. k.
Hof- und Staatsdruckerei in den drei Gruppen von Trögen mit
36 Kathoden Platten ä 15 12 Qu. -Cm. Fläche, d. i. mit zusammen
106
54-432 Qu. -Cm. Kathodenfläche, ist in 10V2 Stunden Arbeitszeit 7*2 Kgr.
Kupfer.
Zum Vernickeln und Verstählen dient die Dynamo N N \
mit 900 Touren pro Minute und i HP. Arbeitsaufwand; sie liefert einen
Strom von 60 Ampere Stromintensität und 2^/2 Volt elektromotorischer
Kraft. Der Regulator, das Volt- und der Amperemeter sind so ge-
schaltet wie bei der Installation für den Kupferniederschlag.
Zum Vernickeln sind vier säurefreie Thongefässbäder hintereinander
geschaltet und in jedem Bade zwischen zwei Kathoden die Nickelanode
vertical eingehängt. — Diese Vernicklung einer Druckplatte wird
derart durchgeführt, dass beim Copiren der Hochplatte behufs Her-
stellung'einer neuen Druckplatte auf der versilberten Hochplatte zunächst
durch drei bis vier Tage eine papierdicke Nickelschicht e nieder-
geschlagen wird und die Platte dann für die weitere Herstellung in ein
Kupferbad übersetzt wird und damit durch Anwachsenlassen von Kupfer
auf die für eine Druckplatte nöthige Stärke gebracht wird.
Das Vernickeln hat sich insbesondere für den Druck von Credit-
papieren sehr ersprieslich gezeigt, weil z. B. von einer verstählten
Druckplatte ca. 10 — 15.000 tadellose Abdrücke genommen werden
können, von einer vernickelten dagegen 40.000, in einzelnen Fällen
sogar 60.000.
In der Hauptstromleitung der Dynamo sind dann auch noch
zwei Verstählungsbäder mit einem Stromregulator in der
Leitung geschaltet. Die säurefreien Thongefässe sind 73 Cm. lang,
36 Cm. breit und "jy Cm. hoch, enthalten also je ca. 160 Ltr. Eisen-
chlorürbad und haben zwischen zwei Eisen-Kathodenplatten die Eisen-
anode hängen. Hängt man auf eine der Kathodenplatten dann die zu
verstählende Kupferplatte, so geht die Verstähl ung innerhalb 4 bis
5 Min. sehr gleichmässig vor sich und man ist damit von der Grösse
der zu verstählenden Platte ganz unabhängig'.
Die Gesammtschaltung der beiden Installationen wie selbe in der
k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Anwendung steht, ist aus der im Vor-
hergehenden gegebenen Fig. i zu ersehen.
Fortschritte in der elektrischen Beleuchtung mit
Glühlampen, „System Bernstein".
Die Einsicht, dass eine Verwendung des elektrischen Stromes bei sehr
niedriger Spannung nicht ökonomisch sein kann, hat sich frühe genug Bahn
gebrochen. Die Kostspieligkeit liegt nicht allein im Preise des Materiales
der Leitungen, sondern auch in der Widerstandserhöhung durch Erwärmung
derselben und in den Spannungsverlusten.
Man hat daher frühzeitig daran gedacht, hochgespannte Strome zu
verwenden, u. zw.:
1. Zur Ladung von hintereinander geschalteten Accumulatoren, welche
aus quantitativ geschalteten Gruppen entladen werden (Brush, Lane fox,
Tu r e 1 1 i ni).
2. Zur Speisung von Transformatoren (Gaulard &Gibbs, Zippe r-
nowsky & Deri, Feranti, Siemens & Halske etc.),
3. Durch Anwendung verschiedener Spannungen in der Vertheilung
je nach der Entfernung der Lampen, ein Vorgang, der in der grossen
Anlage zu Paddington eingehalten ist.
4. Die Schaltung der Lampen liintereinander, die in einzelnen Schleifen
gereiht sind ; dergleichen Anordnung findet sich in Temesvar und es be-
107
dient sich derselben Bernstein bei seiner gegenwärtig wieder verbesserten
Beleuchtungsmethode mit hochgespannten Strömen.
Diese Methode besteht darin, dass er Lampen mit etwa lO Amp.
Stromstärke speist, welche sich auf einzelne Schleifen, in denen die Lampen
hintereinander geschaltet sind, vertheilen. Die Schleifen gehen alle von einer
Centrale aus, wo die Spannung derart regulirt wird, dass die Intensität
des Stromes constant in jeder der Schleifen erhalten wird.
Bernstein wendet bei seinCim Vorgang zwei hintereinander ge-
schaltete Gramme-Maschine von je lOOO Volts an, und zwar aus folgenden
Gründen. Bei einem Betrieb mit hochgespannten Strömen ist eine aus-
gezeichnete Isolirung unumgänglich nothwendig; der gefährlichste Punkt der
Anlage ist der zwischen den Klemmen der Dynamos; indem man die
Spannung halbirt, reducirt man die Gefahr auf ein Viertel. Die Isolirung
einer Dynamo mit lOOO Volts Klemmenspannung ist nicht so schwer durch-
zuführen, wie die der Maschine von 2000 Volts und zwei Maschinen
ä 1000 Volts kosten zusammen weniger, als eine mit 2000 Volts. Was die
Leitungen betrifft, so wendet sich Bernstein mit Recht gegen die
mit hochgespannten Strömen betriebenen Leitungen gerichteten Maass-
nahmen der Versicherungs-Gesellschaften. Man verlangt, dass der Ab-
stand solcher Leitungen 15 — 30 Cm. betrage. Da nun die Potential-
differenz zwischen der Zu- und Rückleitung einer Bogenlampe höchstens
50 Volts und bei einer Glühlampe von Bernstein 10 Volts beträgt, so
braucht man auf die so vorgeschriebene Entfernung nicht allzu genau zu
achten und kann die Drähte so weit voneinander, als erspriesslich erscheint,
anbringen. Auch empfiehlt es sich, wenn die Maschine nur sehr gut von
der Erde isolirt ist, nicht allzu streng mit der Einbettung der Drähte in
Holzkästen vorzugehen.
Bernstein erachtet aber Folgendes als den eigentlichen Fortschritt
in seinem System. Es ist dies die Vorrichtung, welche — ■ wenn eine Lampe
durchbrennt oder zerschlagen wird — • den Stromkreis automatisch wieder
schliesst.
Die bereits im Jahre 1886 angewendeten Mittel erwiesen sich nicht
ganz zulänglich für diesen Zweck; gegenwärtig wendet Bernstein
folgendes Mittel an :
Man schaltet parallel zu jeder Lampe zwei kleine Metallstücke, welche
durch eine dünne Lage einer eigens hergerichteten Metallcomposition von-
einander getrennt sind ; diese Composition besteht aus einem Gemische von
Quecksilberoxyd und Kohlenpulver. So lange die Lampe gut ist, geht nur
ein unbeträchtlicher Theil des Stromes durch dieses Gemenge, das einen
Widerstand von 500 Q hat, wenn aber die Lampe verbrennt oder sonstwie
zu Grunde geht, so bahnt sich der Strom einen Weg durch diesen Neben-
schluss; der Strom wird nach und nach intensiver, er erzeugt eine bedeutende
Hitze in dem Gemenge und reducirt sehr rasch das Oxyd zu metallischem
Quecksilber, auf diese Art eine vollständige Verbindung für die ganze
Lampenserie herstellend. So wird, nach B er n s t e i n's Ansicht, ein ziemlich
complicirter Mechanismus durch eine einfache und sichere chemische Action
ersetzt. Selbstverständlich muss man diesen Nebenschluss oder wie man den
Gegenstand nennen will, durch einen neuen ersetzen, wenn er seine Schuldigkeit
gethan. Diese geschieht dadurch, dass man ihn abschraubt und einen neuen
aufsetzt; da man in dem alten jedoch blos eine kleine, schon bereite Masse zu
ersetzen braucht, so sind Mühe und Kosten des Ersatzes sehr gering. Dem-
nach möchten wir von unserem Standpunkte (dem Standpunkte der Erfahrung)
den Einrichtungen in Temesvär den Vorzug vor dieser Anordnung geben,
denn vorerst wird dort die ausgelöschte Lampe durch die neben sie ge-
schaltete sofort ersetzt und sodann braucht die zur Herstellung; des Strom-
108
kreises nöthige Vorrichtung nicht ausgewechselt zu werden. Wir erinnern
an die im III. Jahrgang dieser Zeitschrift (Seite 15) gegebene Beschreibung
der Temesvärer Einrichtung, die sich bis heute ganz gut bewährt hat,
obwohl sie — dank der Dauerhaftigkeit der Lampen, welche
jetzt an die 7000 Stunden Brenndauer aufweisen, wenig in Ge-
brauch getreten ist. Sie besteht darin, dass jede Lampe eine Zwillings-
lampe erhält, welche durch das Spiel eines Ankers an einem m.it Doppel-
windungen versehenen Elektromagnete eingeschaltet wird,, wenn die erste
Lampe durchgebrannt sein sollte. Die Einrichtung in Temesvär ist ein
Beleg für die Richtigkeit der Idee von Bernstein; man hätte, so glauben
wir, nach mehr als zweijähriger Functionsdauer einer Gasanstalt, mehr von
Störungen gehört, als dies bei der genannten Anlage glücklicherweise der
Fall ist.
Die vorerwähnte Anordnung von Bernstein hat sich bei drei Instal-
lationen ganz vortrefflich bewährt und functioniren dieselben, wie Bernstein
bei einem Besuche der Ausschussmitglieder der Society of Telegraph
Engineers and Electricians in seiner Fabrik denselben mittheilte, seit
längerer Zeit ganz ausgezeichnet.
Den weiteren Nachrichten über die Entwicklung dieser Beleuchtungs-
methode sehen wir mit Spannung entgegen.
Erzeugung von Gleichstrom mittelst mehrerer parallel
zu schaltender Dynamomaschinen, welche dem jeweiligen
Strombedarf entsprechend ein-,bezw. ausgeschaltet werden.
Von SIEMENS & HALSKE.
In der Skizze bedeuten /^ und l^ die Leitungen nach den Lampen L,
deren jeweilige Stromspannung durch den Spannungszeiger V^ angezeigt wird.
In die Leitungen/, welche die Polklemmen b der .Maschinen mit den Lampen-
leitungen l^ und /g verbinden, sind Ausschalter A eingefügt, ferner ist ein
Umschalter H. angebracht, mit Hilfe dessen die Spannungsleitungen v von
den Polklemmen einer jeden Maschine an den Spannungszeiger V-^ gelegt
werden können. Je nach dem Strombedarf werden eine oder mehrere Dynamo-
maschinen in Betrieb gesetzt. Soll in Folge vermehrten Strombedarfes zu
den bereits stromliefernden Maschinen noch eine Maschine zugeschaltet
werden, so setzt man dieselbe in Gang, verbindet die Spannungsleitungen v
von den Polen der Maschine durch den Umschalter K mit dem Spannungs-
zeiger V-^ und schaltet nach Herstellung der erforderlichen Tourenzahl der
Maschine von dem Nebenschlusswiderstand N so viel Abtheilungen ein, dass
der Spannungszeiger V-^ genau dieselbe Stromspannung angibt, wie der
Spannungszeiger V<^. Nun erst wird die Verbindung der Maschinenleitungen
mit den Lampenleitungen ly und l^ durch den Ausschalter A hergestellt. Ist
dieses geschehen, so läuft die neu hinzugeschaltete Maschine noch leer, d. h.
sie gibt weder Strom an die Lampenleitungen ab, noch empfängt sie Strom
von denselben. Um die neu eingeschaltete Maschine in der gewünschten
Stärke zu beanspruchen, werden durch Drehung der Kurbel so viel Abtheilungen
des Nebenschlusswiderstandes N ausgeschaltet, dass der Stromzeiger J in
der Maschinenleitung den entsprechenden Strom anzeigt.
Soll dagegen nach erfolgter Abnahme des Stromconsums eine Maschine
abgestellt werden, so werden durch Drehung der Kurbel des Nebenschluss-
widerstandes N so viel Abtheilungen dieses Widerstandes eingeschaltet, dass
der Stromzeiger J auf den Nullpunkt einspielt, die Maschinenleitung mithin
stromlos wird. In diesem Momente wird die Maschinenleitung durch A unter-
brochen.
109
Die vorstehend beschriebene Erzeugung- von Gteichstrom mittelst parallel
zu schaltender Dynamomaschinen erfüllt alle Bedingungen, die man an eine
Stromerzeugung stellen kann. Die Zahl der jeweilig in dem äusseren Strom-
kreis arbeitenden Elemente (JVIaschinen) richtet sich nach dem Stromconsum,
das Ein- und Ausschalten der einzelnen Maschinen geschieht ohne den geringsten
Ruck und ohne jegliche Funkenbildung an den Unterbrechungsstellen.
Die elektrischen Verhältnisse bei der vorstehend beschriebenen Methode
sind folgende :
Werden zwei Elektricitätserzeuger (galvanische Elemente oder elek-
trische Maschinen) mit den elektro-motorischen Kräften E^^^ bezw. E:^ und den
üuüflüuuu
inneren Widerständen w-^, bezw. w^ parallel geschaltet und durch den äusseren
Widerstand W geschlossen, so ist der den Widerstand W durchfliessende
Strom gleich der Summe der beiden Ströme, die den elektromotorischen
Kräften E^, bezw. E^ entsprechen. Bezeichnet man mit E die Spannung an
den Enden des Widerstandes W, so folgt aus dem Ohm'schen Gesetze :
E-^ — E = i^ ze/j
E^ — E = z'a w^
Diese beiden Gleichungen lassen die Verhältnisse klar übersehen. Es
ist nämlich :
H = H~ f^*" -^2 X* -^
i^ = 0 für ^2 =" ^
Zg = — für Eq ^ E
HO
Wird demnach durch Aenderung der Umdrehungsgeschwindigkeit oder
durch Aenderung des vor den Nebenschluss geschalteten Widerstandes die
elektromotorische Kraft E^ einer Maschine (mit gemischter oder einfacher
Nebenschlusswickelung) bei offenem äusseren Stromkreise gleichgemacht der
Stromspannung E an den Glühlampen, in deren Stromkreis die Maschine
aufgenommen werden soll, so wird nach erfolgter Einschaltung diese Maschine
weder Strom in den äusseren Stromkreis senden, noch einen Rückstrom
empfangen, die Maschine also leer gehen. Wird dann die elektromotorische
Kraft durch Verminderung des Widerstandes im Nebenschlusskreise der
Maschine gesteigert, so beginnt die Maschine Strom zu geben.
Werden andererseits bei geringerem Stromconsum die eingeschalteten
Maschinen nur zum Theil belastet, so dass eine Maschine abgestellt werden
kann, so muss der obigen Gleichung
E^ — E= ?2 ^2
gemäss i^ = 0 werden, d. h. die Maschine keinen Strom in den äusseren
Stromkreis senden, damit E^ — E ^= 0 oder E^ = E werde. Hat man also
durch Vermehrung des Widerstandes im Nebenschlusskreise i^ = 0 gemacht,
so sind die elektrischen Verhältnisse genau so, wie bei der oben erläuterten
Einschaltung, die Maschine kann also von dem äusseren Stromkreise abgetrennt
werden, ohne dass eine Aenderung in dem äusseren oder inneren Stromkreise
der anderen stromliefernden Maschine eintritt.
Um die praktischen Vorzüge der vorstehend beschriebenen Methode zu
erkennen, möge die bisher allgemein übliche Methode kurz erläutert werden.
Danach lässt man die Dynamomaschine, welche parallel zu den bereits strom-
liefernden Maschinen in den äusseren Stromkreis aufgenommen werden soll, zu-
vor Strom senden in einen Widerstand, vorzugsweise in eine sogenannte Ersatz-
batterie von Glühlampen, welche so bemessen ist, dass die Maschine annähernd
voll belastet wird. Nachdem alsdann die Stromspannung an der Ersatzbatterie
gleichgemacht worden ist der Stromspannung an dem äusseren Stromkreise der
anderen Maschinen, wird die betreffende Maschine zusammen mit der Ersatz-
batterie parallel zu den anderen Maschinen geschaltet und dann die Ersatz-
batterie stufenweise ausgeschaltet. Ebenso wird vor der Abstellung einer
Maschine diese Ersatzbatterie stufenweise eingeschaltet, bis die Maschine durch
die Ersatzbatterie annähernd voll belastet ist, und alsdann die Verbindung
mit dem äusseren Stromkreise unterbrochen.
Diese Ersatzbatterie von Glühlampen beengt nicht blos den zur Verfügung
stehenden Raum, sondern erschwert auch den Betrieb durch zeitraubende
Ein- und Ausschaltungen. Ausserdem erfordert die Ersatzbatterie bedeutende
Ausgaben für Beschaffung und Unterhaltung und bedingt eine wesentliche
Erhöhung der Betriebskosten, da die Ersatzbatterie einen beträchtlichen Theil
der erforderlichen Stromarbeit consumirt. Alle diese Mängel sind durch die
Methode der Erfinder vollständig beseitigt.*)
Ueber das Telegraphiren mit Wechselströmen.
Vom Telegraphen-Inspector GATTINO ia Bari.
Wenn man auf die Fortschritte, welche die Telegraphie in den letzten
Jahren gemacht hat, einen Rückblick wirft, so kann man sich nicht der
Erkenntniss verschliessen, dass alle in den Telegraphendienst eingeführten
Verbesserungen den Zweck . verfolgten , die directen Drähte der grossen
Linien mittelst rasch arbeitender Apparate besser auszunützen. Selbst jetzt
noch sind alle Anstrengungen der Telegraphen-Techniker auf die Erreichung
dieses Zieles gerichtet. Um aber die gewünschten Verbesserungen zu ver-
*) Die hier beschriebene Zu- und Ausschaltungsweise von Dynamomaschinen wird,
wie Kritik mittheilt, bei seinen Anlagen schon seit längerer Zeit geübt.
111
wirklichen, haben sie gegen sehr ernste, ja sogar unüberwindlich scheinende
Hindernisse anzukämpfen. Auf den Leitungen von grosser Ausdehnung
machen sich verschiedene Ursachen einer Verspätung geltend und man ist
daher nothgedrungeu veranlasst, die Schnelligkeit der telegraphischen
Zeichenbeförderung zu vermindern. Die der raschen Entsendung succesiver
Ströme entgegenwirkenden Hindernisse bestehen hauptsächlich in der
elektrostatischen Capacität der Linie und in der elektromagnetischen Capa-
cität des Empfangsapparates. Die erstere ruft eine Condensation des Anfangs-
stromes hervor, was nothwendigerweise die Erzeugung des Zeichens ver-
spätet. Wenn die Emission aufhört, so fliesst der zurückgehaltene Strom
nach den beiden Enden der Linie ab, und ist in dieser Form als Ent-
ladungsstrom bekannt. Die Entladung hat das Bestreben, die unmittelbar
folgende Entsendung eines neuen Stromes aufzuhalten und zu schwächen,
während durch den remanenten Strom die Wirkung des in den Empfangs-
apparat gelangten Stromes verlängert wird.*)
Es ist dies ein Uebelstand, der im Allgemeinen allen Apparaten und
hauptsächlich dem Typendruckapparate von Hughes anhängt; bei diesem
Apparate kommt es manchmal vor, dass Buchstaben ausbleiben, wenn man
behufs Beschleunigung der telegraphischen Uebermittlung eine Combination
von zwei Buchstaben erzeugt; während oft wieder überflüssige Buch-
staben zum Vorschein kommen, wenn die Dauer des remanenten Stromes
eine zu lange ist. Es ist ferner wohl bekannt, dass die rasche Aufeinander-
folge von Strömen in einer langen Linie die Veranlassung ist zur Bildung
langsamer elektrischer Wellenbewegungen, die sich auf die ganze Länge
der Leitung erstrecken; es kann daraus eine Reihe besonderer Zeichen
entstehen und Hessen sich diese letzteren mit jenen leichten Wellenbewe-
gungen vergleichen, welche auf den grossen Meereswellen beobachtet werden.
Um die schädliche Wirkung dieser Undulationen zu vermeiden, hat
Thomson seine höchst empfindlichen Apparate, nämlich das Spiegel-
Galvanometer und den Sifon-Recorder, construirt. Diese Apparate können
aber gleichwohl nicht auf jeder Linie angewendet werden. Es sind aber
auch noch andere Elemente vorhanden, welche auf die Verlängerung des
veränderlichen Zustandes beim Strom einen Einfluss ausüben, nämlich der
remanente Magnetismus und der Extrastrom in den Spulen des Empfangs-
apparates. Es ist möglich, diesen Uebelstand theilweise zu beheben, indem
man die Anzahl der in jeder Spule vorhandenen Windungen reducirt, und die
Dimensionen der aus weichem Eisen bestehenden Kerne verringert.**) Es müssen
jedoch derartige Reductionen einer Beschränkung unterliegen, wenn anders man
nicht die Empfindlichkeit des Apparates beeinträchtigen will. Bis zu einem
gewissen Punkte kann man die Schnelligkeit der Zeichenbeförderung erhöhen,
indem man die Methode der Wechselströme (Ströme entgegengesetzter
Richtung oder entgegengesetzten Vorzeichens) anwendet. Bei dieser Methode
beschleunigt ein zweiter Strom, welcher eine dem ersten Strome entgegen-
gesetzte Richtung hat und unmittelbar nach diesem entsendet wird, nicht
nur — indem er die Leitung durchjauft — die Entladung, sondern er ver-
*) Bei den, anlässlich der Benützung der Telegraphen Linien (oder längerer Linien
überhaupt) zum Telephoniren gemachten Wahrnehmungen und darauf gegründeter Unter-
suchungen hat es sich herausgestellt, dass auch die Selbstinduction in den Leitern einen
grossen Einfluss auf die in dem Artikel besprochenen Vorgänge übt. (Siehe hieiüber diese
Zeitschrift Bd. IV, S. 463 u. f.) (D. R.)
■'*) Auch für die Verminderung der Extraströme in den Elektromagneten der
Empfangsapparate haben sich anlässlich der durch die Telephonie hervorgerufenen Be-
dürfnisse, Aenderungen in der Herstellung ergeben, welche auch der Telegraphie in höchst
erfolgreichem Sinne zu statten kommen; hierüber soll bei Gelegenheit eine eigene Arbeit
erscheinen; vorläufig sei auf die Constructionen der Herren Prof. Aron und Ober-Post-
directioDS-Secretär Müller in Strassburg hingewiesen. (D. R.)
112
mehrt auch die Empfindlichkeit der Relais in dem Grade, dass dieselben
ohne Abreissfeder und mit den schwächsten Strömen functioniren können.
Es ist offenbar, dass diese Methode die Anwendung polarisirter Relais,
welche allein auf die Stromumkehrungen ansprechen, erfordert. Der die
Zeichen hervorbringende Strom hat dann nur eine geringe Afbeit zu leisten,
weil er nicht den Widerstand der Abreissfeder, welche in diesem Falle
durch den entgegengesetzten Strom vertreten ist, zu überwinden hat.
Die Annahme des Wechselstrom-Systems bietet aber auch noch einen
anderen, sehr bedeutenden Vortheil, Es ist nämlich eine bekannte That-
sache, dass die Empfindlichkeit des Empfangsapparates bei der Methode des
einfachen Stromes eine begrenzte ist; wenn dieser Apparat seinen höchsten
Grad von Empfindlichkeit erreicht hat, so ist er dem» Einflüsse der von
dem einen Draht in den andern durch Ueberleitung gelangenden Batterie-
ströme, sowie jenem der tellurischen und atmosphärischen Ströme aus-
gesetzt, wodurch falsche und confuse Zeichen entstehen. Wenn aber der
Draht während der Ruhepausen von einem Strom entgegengesetzten Vor-
zeichens durchflössen wird, so ist die Empfindlichkeit des Apparates deshalb
keine beschränkte, weil der durch eine Berührung oder eine andere
Störungsursache entstehende Strom den entgegengesetzten Strom, wenn er
mit diesem die gleiche Richtung hat, verstärken und ihm demnach helfen
wird, den Relaishebel (die Armatur) in der Ruhelage zu erhalten; im anderen
Falle wird aber der fremde Strom durch den Strom entgegengesetzten
Vorzeichens aufgehoben werden, wobei freilich vorausgesetzt wird, dass
seine Intensität nicht grösser sei, als diejenige des letzteren Stromes.
Wie die Erfahrung bewiesen hat, arbeitet der automatische Apparat
von Wheatstone, welcher sich auf das Princip der Wechselströme gründet,
auch dann noch ohne den geringsten Anstand, wenn die Correspondenz in
Folge von Ableitungen und Berührungen sowohl mit dem Morse- als auch
mit dem Hughes -Apparate nicht mehr möglich ist.
Wenn man die Methode der Wechselströme auf unterirdischen und auf
unterseeischen Kabeln von mittlerer Länge anwendet, so bedient man sich im
Allgemeinen eines Tasters, dessen Ruhecontact so mit einer Batterie ver-
bunden ist, dass sie in den Pausen der Zeichengebung — also nur während
des Sendens — einen Strom in die Linie schickt, dessen Richtung der-
jenigen des die Zeichen hervorbringenden Stromes entgegengesetzt ist. Wenn
man aber dann empfängt, so wird der erwähnte Contact vermittelst eines
Umschalters mit dem polarisirten Relais in Verbindung gebracht. Diese
Einrichtung bietet die Möglichkeit, einen umgekehrten Strom in den nächst-
gelegenen Theil des Leitungsdrahtes zu entsenden, sie reicht jedoch nicht
hin, um das am anderen Ende der Leitung vorhandene Uebermaass von Strom
zu zerstören, und kann ebenso wenig die von den Spulen des Empfangs-
apparates ausgehenden Wirkungen des remanenten Magnetismus oder der
Extraströme, welche beim Aufhören des Batteriestromes eintritt, unterdrücken.
Aus diesem Grunde erhält sich beim schnellen Telegraphiren die Tendenz
der Zeichen, ineinander überzufliessen oder sich zu vereinigen.
Ein anderer und keineswegs unbedeutender Uebelstand, welcher dieser
Betriebsweise anhaftet, besteht in der für die empfangende Station vorhan-
denen Unmöglichkeit, die Correspondenz zu unterbrechen. Selbst der
Apparat von Wheatstone ist von allen diesen Fehlern nicht frei.
Es stellt sich somit als nothwendig dar, eine Methode aufzufinden, mit
deren Hilfe es möglich ist, die Geschwindigkeit der in den Empfangsapparat
gelangenden Zeichen so zu modificiren, dass sich dieselben rein und deutlich
bilden können.
Man erreicht diesen Zweck vollkommen, indem man vom anderen
Ende der Linie einen Gej^enstrom aussendet, jedoch nicht früher, als bis
-113
der eigentliche Arbeitsstrom, der in den Empfangsapparat gelangt, seine
Intensität bis auf einen gewissen Grad vermindert hat. Was die Vortheile
einer derartigen Methode noch vervollständigt, ist der Umstand,, dass sie
der empfangenden Station die Möglichkeit bietet, die sendende Station
jederzeit zu unterbrechen.
Es seien A und A^ zwei miteinander correspondirende Stationen
(Fig. l), B und jB' die Linienbatterien, d und ^' die den Ruhestrom ent-
sendenden Batterien, Äf und 3f' die polarisirten Relais, welche blos dann
ansprechen, wenn sie von einem in der Richtung des beigefügten Pfeiles
fliessenden Strome durchlaufen werden, endlich J^ und i?' zwei künstliche
Widerstände, wovon jeder dem Widerstände der Linie gleich ist,
Fig. I.
i ^
B' h:
^JErd&
MBrd&
^ Ö
Eräe y
Im Zustande der Ruhe werden die Linie und die Relais von einem
continuirlichen Strome durchflössen , dessen Richtung derjenigen, welche
durch die Pfeile angezeigt wird, entgegengesetzt ist.
Wenn wir nun den Taster der Station A niederdrücken (schliessen),
so ist es augenscheinlich, dass sich der Strom der Linienbatterie in ähnlicher
Weise wie bei der Duplex-Telegraphie in zwei fast gleiche Zweigströme
theilen wird. Der die künstliche Linie durchlaufende Zweigstrom wird,
wenn er durch das Relais in einer dem Pfeile entgegengesetzten Richtung
fliesst, nichts Anderes bewirken, als das er den Druck, mit welchem der
Relaishebel auf dem Ruhecontact liegt, verstärkt. Der in die Linie einge-
tretene Zweigstrom hingegen wird, nachdem er in A' angekommen ist, dass
dort aufgestellte Relais M' in der Richtung des Pfeils durchlaufen und es
ungeachtet des von der Batterie l' ausgehenden Gegenstromes, der natürlich
schwächer als der Arbeitsstrom sein muss, in Thätigkeit setzen. Da der
Hebel des Relais M' mit keiner Abreissfeder versehen ist und nur mit der
dem Strome der Batterie b' entsprechenden Kraft am Ruhecontacte liegt, so
geht daraus augenscheinlich hervor, dass der geringste Strom entgegen-
gesetzter Richtung, wenn er nur den vorhandenen schwachen Strom über-
trifft, hinreichend ist, um den Hebel vom Ruhecontacte abzureissen und an
den Arbeitscontact anzulegen. Nachdem die Strom-Emission aufgehört hat,
nimmt der zeichengebende Strom im Relais M^ rasch ab und wird in seiner
Intensität alsbald von jener des Gegenstromes der Batterie b, welcher den
Hebel zu dem Ruhecontacte zurückführt, übertroffen. In dieser Weise wird
die Welle, welche dem entsendeten Strome nachfolgt, schon an ihrer
Ursprungsstelle beseitigt.
Damit der in der Linie circulirende Strom , welcher die Zeichen
erzeugt, dem Strome des Rheostaten gleich sei, sollte der Widerstand R
um ein Geringes grösser sein als der Widerstand der Linie ; in der Praxis
macht man aber die Wahrnehmung, dass es nicht absolut nothwendig ist,
diese Bedingung strenge einzuhalten.
114
Wenn man sich eines gewöhnlichen Morse-Tasters bedient, so kommt
es während der Oscillationen dieses Instrumentes vor, dass der neutra-
h'sirende Strom unter der Einwirkung des Rheostaten fast auf die Hälfte
seiner ursprünglichen Intensität reducirt wird ; aber weit davon entfernt,
eine schädliche Wirkung hervorzubringen, erhöht diese Verminderung im
Gegentheile die Schnelligkeit des Telegraphirens, denn die Aufsaugung des
zeichengebenden Stromes ist dann, wenn der Taster geschlossen ist, eine
geringere.
Indem man an dem anderen Ende der Linie eine elektromotorische Gegen-
kraft in Thätigkeit treten lässt, wird der Potentialunterschied in der Linie
allerdings ein etwas geringerer sein, als dies bei den gewöhnlichen Systemen
während der Zeichengebung der Fall ist; wenn man aber dagegen bedenkt,
dass in Folge der hohen Empfindlichkeit des Apparates schon ein geringes
Uebergewicht des Telegraphirstromes über den Gegenstrom genügend ist, so
wird man leicht begreifen, dass man die Anzahl der die Linienbatterie bildenden
Elemente beträchtlich reduciren kann, ohne dadurch in irgendeiner Weise
die Deutlichkeit der übermittelten Zeichen zu beeinflussen. So konnte ich
in der That über einen Widerstand von lo.ooo Ohms mit grosser Schnellig-
keit telegraphiren, indem ich für die Batterie B nur 27 und für die
Batterie b 5 Daniell'sche Elemente verwandte. Ein Gegenstrom, dessen
Intensität geringer als I Milliampere war, reichte hin um den Hebel des
Relais nach dem Ruhecontacte zurückzuführen, während der die Zeichen
erzeugende Strom bei dem Widerstände der Batterie B bei der am anderen
Ende der Linie wirksamen elektromotorischen Gegenkraft und bei der Ab-
leitung R den Werth von 2 Milliamperes nicht erreichte. Es ist somit die
Annahme gestattet, dass man auf einer Linie, welche Berührungen oder
anderen Störungen ausgesetzt ist, zwei Batterien von bedeutender Energie
anwenden müsse, um alle fremden Ströme zu paralysiren. Nichtsdestoweniger
verwendet man gegenwärtig 130 Elemente für eine Linie, die einen Wider-
stand von 10.000 Ohms besitzt, während 'man bei dem Wechselstrom-
System nie mehr als die Hälfte anwenden würde !
Das in Rede stehende System der Wechselströme ist auch auf Mittel-
stationen anwendbar, wie dies aus der nachfolgenden Figur hervorgeht.
Fig. 2.
Bei der Prüfung des durch diese Figur dargestellten Stromlaufes muss
man darauf Rücksicht nehmen, dass die polarisirten Relais nur dann in
Thätigkeit gelangen, wenn ^ie von einem directen Strome, dessen Richtung
der durch den Pfeil angezeigten gleich ist, durchlaufen werden.
Ausserdem ist noch zu bemerken , dass die mit B bezeichneten
Batterien der Mittelstation aus dem Grunde aus emer grösseren Anzahl von
Elementen zusammengesetzt sein müssen, weil sie die Batterien b der End-
stationen zu überwinden haben.
115
Was die Translation (Uebertrag-ung) betrifft, so kann dieselbe mit
Hilfe der nachstehend dargestellten Verbindungen in's Werk gesetzt werden.
Dieses System lässt sich auch mit Vortheil auf den Typendruck-
apparat von Hughes anwenden. Wenn dieser Apparat eine automatische
Auslösung besitzt, so ist das Schema seiner Einschaltung nicht verschieden
von jenem des Morse-Apparates.
Fig. 3.
Wenn man indessen, wie.es der gewöhnliche Gebrauch ist, den Elektro-
magnet beständig in der Leitung- eingeschaltet lässt, so sind die verschie-
denen Verbindungen auf die durch die Fig. 4 versinnlichte Art her-
zustellen.
Fi
g. 4.
A ^6 ^B
S£rdj^
B ^ ö^ ji
ST-äe. '
Nachdem bei dieser Einrichtung der Elektromagnet während des Ruhe-
zustandes von einem continuirlichen Strome durchflössen wird, so könnte
man wohl den permanenten Magnet unterdrücken oder mindestens seine
Kraft beträchtlich verringern. In dieser Weise würde der Elektromagnet
das Maximum der Empfindlichkeit erreichen, ohne deshalb den Störungen
durch fremde Ströme ausgesetzt zu sein.
Uebrigens wird in der gebenden Station die Entladung sicher neutra-
lisirt sein, bevor die Druckachse wieder ihre normale Ruhelage erreicht
hat, und es wird somit der remanente Theil des Stromes in der Empfangs-
station annullirt.
Es muss ferner noch beigefügt werden, dass die durch Stromumkehrung
bewirkte Auslösung der Armatur umso sicherer erfolgt, je schwächer die
Spannung der Abreissfeder ist. Es ist eine bekannte Thatsache, dass das
weiche Eisen seinen Magnetismus nicht augenblicklich mit dem Aufhören
des Stromes verliert, sondern dass es denselben während eines sehr kurzen
116
Augenblickes zurückhält; da nun die Armatur durch den Ruhestrom polarisirt
ist, wird sie beim Einlangen des entgegengesetzt gerichteten Telegraphir-
stromes eine starke Abstossung erfahren, und dieser Stoss wird unter
Mitwirkung der Abreissfeder die Auslösung des Arretirungshebels ver-
anlassen.
Die Vortheile, welches dieses System bei seiner Anwendung auf den
automatischen Apparat von Wh eatstone bieten würde, wären nicht minder
wichtig. Es möge in dieser Hinsicht die Erwähnung genügen, dass_ dann
die nehmende Station in die Lage versetzt wäre, die Correspondenz in
jedem Augenblicke zu unterbrechen. Zu diesem Zwecke müsste die bezüg-
liche Schaltungsweise so modificirt werden, wie dies durch die Fig. 5 ver-
anschaulicht ist. Aus dieser Figur ist zu ersehen, wie die Empfangsstation
im Stande ist, mittelst eines Morse-Tästers die vom Stromwender (inverseur)
der gebenden Station ausgehende Zeichenfolge zu unterbrechen.
In dieser Figur ist der W h ea ts t o n e'sche Stromwender, welcher
sich in der Station A befindet und mit J bezeichnet ist, in seinem Ruhe-
zustande dargestellt, damit er dem von der Station A^ kommenden Unter-
brechungsstrome den Durchgang gestatten könne. J^ist ein Wh ea ts t on e-
scher Empfänger für negativen und AP ein ebensolcher Apparat für
positiven Strom.
Fig. 5.
Durch eine specielle Einrichtung des Umschalters kann man übrigens
mit Leichtigkeit mittelst eines Morse-Apparates Zeichen nach einem Wheat-
stone'schen Apparate schicken und umgekehrt, demnach mit einem
gemischten Systeme arbeiten.
In der Wirklichkeit sind die W h ea ts t o n e'schen Empfänger allgemein
mit einem kleinen Unterbrecher versehen, der mit dem Arretirungshebel
verbunden ist und — indem er, wie es die Fig. 5 anzeigt, den Stromkreis
des Apparates schliesst — nebst einem Morse-Apparate auch ein Läutewerk
in einen localen Stromkreis einschaltet.
Beim Stromwender, wie er von Wheatstone angewendet wird,
gibt es keine Ruhepause für die Oscillationen. Den Widerstand i? kann
man weit grösser nehmen, als der Widerstand der Linie ist, so dass der
Strom im Elektromagneten niemals variirt. Die gleiche Wirkung lässt sich
bei der Correspondenz mit dem Apparate von Morse erzielen, für den man
allenfalls einen automatischen Stromsender, z. B. jenen von vStearns, an-
wenden kann.
Das hier beschriebene Wechselstromsystem ist somit auf alle Apparat-
systeme einschliesslich des Morse anwendbar ; der letztere functionirt dabei
unter Mitwirkung eines polarisirten Relais im Localschlusse.
117
Die Einführung dieses Wechselstrorasystems wäre von zahlreichen Vor-
theilen begleitet, und zähle ich davon hier nur die wichtigsten auf: Raschheit
der Zeichengebung, selbst auf den längsten Linien; eine ausserordentliche
Empfindlichkeit des Empfangsapparates, der auch mit variablen und sehr
schwachen Strömen arbeitet; Möglichkeit der Correspondenz-Unterbrechung
durch die empfangende Station ; endlich eine sehr geringe Empfindlichkeit
für fremde Ströme. H. Discher (aus : „Journal telegraphique").
Neues Verfahren zur Erzeugung gleichgerichteter
inducirter StrömeM
Von JOHANN CARL PUERTHNER in Wien.
Privileginm vom 14. Angust 1885.
Bei Beleuchtung von einer Centralstation aus^ oder überhaupt wenn
der elektrische Strom auf grössere Entfernungen fortgeleitet werden soll,
verwendet man wegen Herstellung einer billigen Fortleitung mit Vortheil
hochgespannte Ströme, welche an der Verwendungsstelle entsprechend trans-
formirt werden.
Gegenstand der nachstehend beschriebenen Erfindung ist die An-
wendung von gleichgerichteten Strömen zu diesem Zwecke, sowie die Gleich-
richtung der Inductionsströme, wodurch dieses Verfahren der Stromvertheilung
auch bei der elektrischen Kraftübertragung etc. mit Vortheil angewendet
werden kann.
Bei der Erzeugung inducirter Ströme durch abwechselndes Unter-
brechen und Schliessen des gleichgerichteten Primärstromes vergeht bekannt-
lich eine zwar sehr kurze, doch immerhin messbare Zeit, bis nach dem
Schliessen oder Unterbrechen der Primärstromleitung der Eisenkern den
Magnetismus völlig angenommen, resp. verloren hat, und es hat darum die
Schnelligkeit der Aufeinanderfolge der successiven Schliessungen und Unter-
brechungen eine Grenze.
Erwägt man nun, dass während der Zeit von einer Unterbrechung bis
zur darauffolgenden Schliessung die Stromquelle ausser Thätigkeit ist, so
erkennt man, dass diese eigentlich nur während der halben Zeit aus-
genützt wird.
Der vorliegenden Erfindung gemäss wird nun eine beständige Aus-
nützung des Primärstromes und eine Verdopplung der Anzahl der in der
secundären Leitung hervorgebrachten Strom-Impulse dadurch ermöglicht,
dass zwei Primärstromleitungen vorhanden sind, welche der Strom ab-
wechselnd durchfliesst; im Momente nämlich, wo die eine Leitung unter-
brochen wird, wird die andere geschlossen und umgekehrt.
Es wird auf diese Weise der vom Primärgenerator ausgehende Strom
eigentlich nie unterbrochen, was die Anwendung dieses Systemes bei der
Transformation hochgespannter Maschinenströme ermöglicht.
Zum Oeffnen der einen Primärstromleitung und gleichzeitigen Schliessen
der anderen kann eine mit dem einen Pole der Stromquelle verbundene,
continuirlich rotirende Metallscheibe A, Fig. l dienen, welche am Umfange
mit gleich langen, abwechselnd leitenden und nicht leitenden Feldern ver-
sehen ist, woran im Abstände der (2«+l) fachen Felderbreite zwei
Federn yj/"2 schleifen, welche die Enden der vom anderen Pole des Primär-
generators ausgehenden, die primären Spulen enthaltenden Zweigleitungen
repräsentiren.
Die Funkenbildung durch den Oeffnungs -Extrastrom kann in der Weise
vermieden werden, dass im Momente der Unterbrechung einer Primärstrom-
leitung diese durch eine zweite Scheibe B durch kurze Zeit geschlossen
118
wird, und so der Extrastrom durch diese Scheibe iliesst, ohne an der Unter-
brechungsscheibe A Funken zu bilden.
Zu diesem Zwecke besitzt J5 am Umfange schmale leitende Felder im
Abstände der doppelten Felderbreite von A, und ist mit der Rückleitung
verbunden.
Indem nun die Federn /i/^ 3-uch an B gleiten, und diese Scheibe so
eingestellt ist, dass bei der Ausschaltung einer Primärstromleitung die be-
treffende Feder über ein leitendes Feld von B schleift, wird bewirkt, dass
bei der Unterbrechung des Primärstromes diese Leitung durch die Scheibe B
geschlossen wird.
Es ist eine logische Folgerung, dass man statt einer Scheibe mit zwei
Schleiffedern an ihrem Umfange auch zwei Scheiben anwenden kann, über
welche nur eine Feder f (Fig. 2) schleift. Diese muss abwechselnd über
leitende Felder der einen und der anderen Scheibe gleiten und ist mit dem
einen Pol-Ende verbunden, während die an den Naben der Scheiben schleifenden
Federn a b die Enden der Zweigleitungen sind.
Fig. I.
Fig. 2.
Beide Scheiben müssen aber so gestellt sein, dass den leitenden Feldern
der einen — nicht leitende der anderen gegenüber sind, so dass dem Hin-
übergleiten der Feder von einem leitenden Felde auf ein nicht leitendes Feld
an der einen Scheibe — das Entgegengesetzte an der anderen entspricht
und umgekehrt.
Am einfachsten ist die Anbringung dieser Scheiben an der Welle der
betreffenden Dynamomaschine, wobei sich aber die Anzahl der leitenden und
nicht leitenden Felder nach der Tourenzahl der Maschine richten muss. Auch
kann der Collector so eingerichtet sein, dass er die Scheiben ersetzt.
In Fig. 2 sind Jj-^ L^ die beiden Zweigleitungen, R die gemeinsame
Rückleitung.
Die Transformatoren können parallel geschaltet sein , und ist die
primäre Stromquelle eine Gleichstrommaschine mit Compoundschaltung, so
ist die aufzuwendende Betriebskraft annähernd proportional dem Consum.
Sind immer die Inductionsspulen zweier gleich construirter Trans-
formatoren, die verschiedenen Zweigleitungen angehören, mit einander ver-
bunden, so können solche Paare von Transformatoren aus- oder eingeschaltet
werden, ohne auf die anderen störend zu wirken.
Wenn hingegen die Inductionsspulen verschiedener Zweigleitungen nicht
in Verbindung stehen, kann durch Aus- und Einschalten von Transformatoren
die Anzahl derselben in beiden Zweigleitungen eine ungleiche werden. Diesem
kann dadurch abgeholfen werden, dass alle Primärspulen mit der Rück-
leitung fest verbunden sind, während sie durch einen Umschalter entweder
mit der einen oder der anderen Zweigleitung in Verbindung stehen.
119
Ist die Anzahl der Transformatoren in einer Zweigleitung grösser, so
werden entsprechend viele mit der anderen verbunden, welche Umschaltung
automatisch durch den Strom selbst bewerkstelligt werden kann.
Eine weitere Neuerung ist der nachstehend beschriebene Commutator.
Derselbe besteht aus zwei von einander isolirten Scheiben, von denen
die eine mit dem einen Pole der Leitung der Inductionsspule (Inductions-
spulen) in Verbindung steht, während die andere Scheibe mit dem anderen
Pole dieser Leitung verbunden ist.
Jede Scheibe besitzt am Umfange gleich lange, abwechselnd leitende
und nicht leitende Felder, woran Federn schleifen, durch deren entsprechende
Einstellung und Verbindung die Gleichrichtung des Inductionsstromes zu
Stande kommt. Bezüglich der Anordnung dieser Federn sind mehrere
Modificationen möglich, doch gilt für alle das Princip, dass das Hinüber-
gleiten derselben an den Commutatorscheiben von leitenden auf nicht
leitende Felder und umgekehrt synchron dem Richtungswechsel des Inductions-
stromes erfolgen muss, und bei dem entgegengesetzt gerichteten Strom die
mit den Enden der Inductionsspule (Inductionsspulen) verbundenen Scheiben
durch die an denselben schleifenden Federn mit den Enden der Gleichstrom-
leitung auch entgegengesetzt verbunden werden, was eben die Gleichrichtung
des Inductionsstromes zur Folge hat.
Fig. 3-
<?jr
-dz
Es können an jeder Scheibe D und E (Fig. 3) im Abstände der
(2 71 + l) fachen Felderbreite zwei Federn d-^ d^ — e^ e^ schleifen, von denen
das eine gleichzeitig über leitende Felder gleitende Federpaar, z. B. d^ e^
mit den Enden der Gleichstromleitung XZ durch nicht gekreuzte Leitungen,
das andere Paar d^ e^ hingegen durch gekreuzte Leitungen verbunden ist.
Es ist leicht ersichtlich, dass es ganz dasselbe ist, nur das eine Feder-
paar mit den Enden der Gleichstromleitung zu verbinden, z. B. durch nicht
gekreuzte Leitungen, und anstatt der gekreuzten Verbindung des anderen
Federpaares mit der Gleichstromleitung, diese Federn durch sich kreuzende
Leitungen untereinander zu verbinden.
Es ist so eine feste Verbindung je zweier über entgegengesetzte Felder
schleifender Federn der beiden von einander isolirten Scheiben vorhanden,
und also im Principe ganz dasselbe, statt zweier solcher Federn nur eine
anzuwenden, welche über beide Scheiben gleitet, natürlich gleichzeitig über
entgegengesetzte Felder. (Fig. 4.)
Damit die Federn nicht gebogen zu sein brauchen, empfiehlt es sich,
die Scheiben so zu stellen, dass den leitenden Feldern der einen nicht leitende
der anderen gegenüber liegen.
Es sei noch erwähnt, dass diese Schaltung auch umkehrbar ist, d. h.
man kann die Enden der jetzt immer genannten Gleichstromleitung mit den
Enden der Inductionsspule (Inductionsspulen) verbinden, und erhält an Stelle
der früheren Wechselstromleitung die Gleichstromleitung. Auch kann man die
120
beiden Commutatorscheiben in eine vereinigen, die an den beiden Seiten ihres
Umfanges abwechselnd leitende und nicht leitende Felder hat — und immer
entgegengesetzte Felder einander gegenüber sind.
Die beiden Inductionsströme (die directen und die inversen) können
auch von einander getrennt werden, so dass von zwei Gleichstromieitungen
die eine nur von directen, die andere nur von inversen Inductionsströmen
durchflössen wird.
Man braucht nur eine Scheibe wie in Fig. 3 mit zwei Schleiffedern,
und die Scheibe mit dem einen Pole der Inductionsspule (Inductionsspulen)
zu verbinden, so stellen die Leitungen von den am Umfange der Scheibe
schleifenden Federn zur Rückleitung die beiden Zweigleitungen vor, von
denen die eine nur von directen, die andere nur von inversen Inductionströmen
durchflössen wird.
Diese beiden Federn kann iBan auch wieder durch eine ersetzen,
welche über zwei Scheiben schleift.
In diesem Falle ist diese Feder mit dem einen Pole verbunden, und
sind die Leitungen von den an den Naben der Scheiben schleifenden Federn
zur Rückleitung die beiden Zweigleitungen.
Fig. 6.
J^
Sind hingegen die an den Naben der beiden Scheiben schleifenden
Federn mit den Enden der Inductionsspule (Inductionsspulen) verbunden, und
stehen diese Leitungen noch mit der an den Umfangen beider Scheiben
gleitenden Feder in Verbindung, so repräsentiren die Leitungen, welche
die Feder mit den Enden der Inductionsspule verbindet, die beiden Zweig-
leitungen. (Fig. 5.)
Sind nämlich in die beiden Zweigleitungen Widerstände W JV^ ge-
schaltet,' so gelangt der Strom von der Inductionsspule auf jener Seite, wo
die Feder /" über ein nicht leitendes Feld gleitet, durch den Wider-
stand zu derselben ; auf der anderen Seite schleift dagegen diese Feder zu
derselben Zeit über ein leitendes Feld, und der Strom kehrt daselbst,
ohne den Widerstand zu durchfliessen, durch die von der Nabe dieser
Scheibe sich abzweigende Leitung zur Inductionsspule zurück. Entsteht der
entgegengesetzt gerichtete Inductionsstrom, so ändert die Feder die Contacte,
und es wird der andere Widerstand vom Strome durchflössen.
Zur Herstellung des Synchronismus in der Aenderung der Contacte
der Federn an den Commutatorscheiben mit dem Richtungswechsel des
Inductionsstromes kann der Commutator an derselben Welle wie die Scheibe
(Scheiben) zum Aus- und Einschalten der Primärstromleitungen angeordnet
sein, und sind die Federn so eingestellt, dass das Hinübergleiten derselben
121
von leitenden auf nicht leitende Felder und umgekehrt genau mit dem
Richtungswechsel des Inductionsstromes zusammentrifft.
Erfordert es jedoch der specielle Zweck des Commutators, dass er
von dieser Welle getrennt sei, oder sollen Inductionsstrome gleichgerichtet
werden, deren Primärstrom ein Wechselstrom ist, so muss durch eigene
Mittel der erwähnte Synchronismus erhalten bleiben.
Zu diesem Zwecke ist der Commutator an der Welle eines ent-
sprechenden Motors z. B, einer kleinen Dynamomaschine angeordnet. Die
Enden der Inductionsspule J^ J^ (P'ig'- 6) sind mit den an den Naben der
Commutatorscheiben Z? ^ schleifenden Federn de verbunden, und der Motor
wird von einem Zweigstrome M N des so erhaltenen gleichgerichteten Stromes
gespeist. In diese Zweigleitung ist ein Widerstand P^geschaltet, welcher so be-
messen ist, dass bei der Rotationsgeschwindigkeit des Motors der erwähnte
Synchronismus stattfindet.
Wird aber z. B. durch Aus- oder Einschalten von parallel ge-
schalteten Transformatoren die Stromstärke geändert, so würde sich der
Motor zu langsam drehen und wegen Aufhören des erwähnten Synchronismus
zum Stillstand kommen, oder es würde die Tendenz zur schnelleren Rotation
eintreten, was ebenfalls störend wirken würde.
Damit nun der Synchronismus unabhängig von den Aenderungen der
Stromstärke erhalten bleibe, ist der Commutator an der Welle eines separaten
Motors angeordnet.
Ist die Rotationsgeschwindigkeit dieses Motors entsprechend, so ist
beim Uebergange der Federn d^ e^ auf entgegensetzte Felder gleichzeitig
der Richtungswechsel des Inductionsstromes und die Stromstärke des-
selben Null.
Zur Erkennung dieser richtigen Drehungsgeschwindigkeit und Regullrung
derselben, ist noch eine Scheibe F an derselben Welle angeordnet, welche
in der Entfernung der doppelten Felderbreite von D oder E schmale leitende
Felder besitzt.
An dem Umfange von F gleitet eine Feder, welche mit d^^ oder e^
verbunden ist.
Zu diesem Zwecke schleift eine derselben d^^ auch an F, und ist diese
Scheibe so gestellt, dass ihre leitenden Felder in wagrechter Richtung der
Trennungsstellen der entgegengesetzten Felder von D und R sind.
Die an der Nabe von F gleitende Feder f ist mit ^j verbunden. Ist
bei der Contactänderung der Federn d-^ e-^ in dieser Leitung kein Strom, so
ist der erwähnte Synchronismus vorhanden; nach der Richtung des etwa
vorhandenen Stromes lässt sich erkennen, ob die Rotationsgeschwindigkeit
zu gross oder zu klein ist, dem durch Vergrössern oder Verkleinern des
Widerstandes W abgeholfen werden kann, welche Regulirung selbstredend
leicht automatisch bewirkt werden kann.
Es kann die an der Scheibe F gleitende Feder auch mit dem einen
Ende der von der Inductionsspule kommenden Leitung in Verbindung stehen,
und die an der Nabe schleifende Feder f mit dem anderen Ende dieser
Leitung verbunden sein. In diesem Falle muss aber an dieser Scheibe eine
separate Feder gleiten, welche ebenso eingestellt ist.
Der Elektromagnet des Motors kann auch eine zweite Wicklung be-
sitzen, welche in diese Leitung eingeschaltet ist, und zwar so, dass bei zu
langsamer Rotation der vorhandene Strom dem Betriebsstrorae des Motors
gleichgerichtet ist und beschleunigend wirkt, während er bei der Tendenz
zur schnelleren Drehung entgegengesetzt gerichtet ist und verzögert.
Sehr gut lässt sich auch die Anwendung einer zweiten Elektromagnet-
wicklung mit der automatischen Ein- und Ausschaltung von Widerständen
verbinden.
122
Sollen die Strom-Impulse zur Beschleunigung oder Verzögerung der
Rotation des Motors noch einmal so schnell aufeinander folgen, ist die
Scheibe F mit dem einen Ende der von der Inductionsspule kommenden
Leitung verbunden und gleiten an derselben zwei Federn, welche so ein-
gestellt sind, dass beim Uebergange von d^ e^ auf entgegengesetzte Felder
abwechselnd die eine und die andere über ein leitendes F'eld gleitet.
Ausser der Wicklung für den Betriebsstrom sind noch zwei vor-
handen, welche mit den an der Scheibe F schleifenden Federn so ver-
bunden sind, dass der bei unrichtiger Rotationsgeschwindigkeit vorhandene
Strom dieselben in gleicher Richtung durchfliesst, und zwar bei zu langsamer
Drehung (in der gleichen Richtung, bei zu schneller in der entgegengesetzten
Richtung wie der Betriebsstrom).
Die anderen Enden dieser Wicklungen sind mit dem anderen Pole
der Inductionsspule verbunden.
Durch das beschriebene Verfahren lässt sich unter allen Umständen
der Synchronismus in dem Richtungswechsel des Inductionsstromes mit der
Aenderung der Contacte am Commutator erhalten, und ist so das Problem
der Gleichrichtung des Inductionsstromes auch für den Fall gelöst, wenn der
Commutator nicht an der Welle des den Inductionsstrom erregenden Apparates
(bei Gleichstrom die Scheibe zum Unterbrechen und Schliessen des Primär-
stromes, bei Wechselstrom die Maschine selbst) angeordnet ist.
Da dieses V^erfahren auch anwendbar ist, wenn der inducirende Strom
ein Wechselstrom ist, kann das bestens bewährte Transformationssystem mit
Wechselströmen auch Verwendung bekommen in jenen Fällen, wo der
transformirte Strom gleichgerichtet sein muss, wie z. B, bei der elektrischen
Kraftübertragung.
Bei einem anderen Systeme werden gleichgerichtete Inductionsströme
dadurch erhalten, dass der Transformator eine Dynamomaschine mit doppelter
Armatur ist. Der inducirende Strom durchfliesst die eine und setzt die
Maschine in Betrieb, während die andere den transformirten Strom gibt.
Dasselbe ist also eine doppelte Transformation : zuerst die Umwandlung
von Elektricität in mechanische Kraft, dann umgekehrt von mechanischer
Kraft in Elektricität. Es ist aber auch der Verlust mindestens der doppelte,
als bei der directen Transformation von Strom in Strom, da nach den
Messungen der Nutzeffect eines Transformators z. B. von Zipernowsky-
Deri grösser ist als der einer Dynamomaschine, und sich bei diesem
Systeme durch die doppelte Umwandlung auch der Verlust verdoppelt.
Edison's Phonoplex (Hörtelegraph).
liine neue wichtige Erfindung, von dem Zauberer in Menlo-Park
geschaffen, welcher als beste Empfehlung dienen kann, dass sie trotz ihres
kurzen Bestehens schon zahlreiche Anwendung gefunden hat, verdient, dass
sie weiteren Kreisen zur Kenntniss gebracht wird. Die nachstehend ein-
gehender beschriebene Einrichtung ist in Amerika bereits auf nach-
folgenden Linien in Betrieb : Baltimore- und Ohio-Telegraphengesellschaft,
Kansas-Southern-Eisenbahn, Atchison-Topeka- und Santa Fe-Eisenbahn,
Pennsylvania-Eisenbahngesellschaft, Canada Pacific- und die Great North-
western-Telegraphengesellschaft von Canada ; sie arbeitet zur allgemeinen
Zufriedenheit und zahlreiche Eisenbahn- und Telegraphengesellschaften in
den Vereinigten Staaten und Canada sind noch im Begriffe sie einzuführen,
da schon in dem jetzigen frühen Entwicklungszustande der Werth des
Verfahrens in Bezug auf Billigkeit und Bequemlichkeit der Einführung
anerkannt ist.
12?,
Der Grundgedanke des neuen Verfahrens , welcher auch von
van Rysselberghe und Gray benützt ist, aber nicht zu so voll-
kommenen Ergebnissen geführt hat, wie in der Hand Edison's, beruht
auf dem Umstände, dass ein allmälig anwachsender oder abnehmender
elektrischer Strom zwar die Membrane eines Telephons zum Schwingen,
aber nicht zum Tönen bringt, dass hingegen ein sehr schnell anschwellender
und abnehmender Strom das Telephon zum Tönen veranlasst, während das
Relais uud der Klopfer eines Morse- Empfängers hiedurch nicht bewegt
werden. Das neue Verfahren hat aber ausser dem Vortheile, dass es auf
Morse-Drähten ohne die geringste Benachtheiligung des Morse-Depeschen-
vcrkehres arbeiten kann, noch einen weiteren erheblichen Vorzug, nämlich
den, dass die Depesche nur auf der Station verstanden werden kann, für
die sie bestimmt ist. Dies ist erreicht durch Bemessung der Stromstärke
nach der Länge des Weges, den die Depesche durchlauft, d. h. nach dem
Widerstände des zwischenliegenden Drahtes. Ein gewisser Stromkreis wird
z. B. für 50 Km., ein anderer für lOO Km. u. s. w. hergestellt ; die prak-
tische Entfernungsgrenze liegt etwa bei 250 Km. Das Verfahren hat gegen
das Doppelsprechen auch noch den Vortheil, dass das Sprechen ohne
besondere Vorkehrung zwischen zwei beliebigen Punkten erfolgen kann.
Edison hat daher durch dieses Verfahren die Leistungsfähigkeit der
Drähte verdoppelt. Die Linieninstrumente des Morse-Verkehres sind, wie
schon oben erwähnt, gegen die Ströme dieses Verfahrens völlig unempfindlich
und ebenso die Phon es („Kling er") gegen die Ströme des Morse-
Verkehres. Das Verfahren gestattet zahlreiche neue und bequeme An-
ordnungen , welche sich mit keiner der bisher bekannten erreichen
lassen. Ausserdem, dass man bei Beibehaltung desselben Drahtes alle
Zwischenämter in ihrer Leistungsfähigkeit verdoppeln kann, kann man
beliebige, bei denen diese Vermehrung durch die Verkehrsbedürfnisse nicht
erforderlich ist, auslassen oder auch nur die Endpunkte verbinden oder an
beliebiger Stelle Zwischen- oder Endämter für den kleineren Verkehr anlegen,
ohne davon abhängig zu sein, ob sich in diesen Punkten bereits Morse-
Aemter befinden. Auf durchgehenden Drähten von grosser Länge können
für den Kleinverkehr aneinanderschliessende Systeme von je 150 Km. Umfang
beliebig angeschlossen werden. Das Verfahren kann auf Zweisprech- oder
Viersprechdrähte in gleicher Weise ohne Nachtheil übertragen werden.
Weiter ist eine der wunderbarsten Abänderungen die, dass die Drähte von
zwei gänzlich getrennten, etwa sich kreuzenden Morse-Verkehren, sowie bei
dem van Rysselbergh e'schen Fernsprechen, in Verbindung gebracht
werden können, so dass man nach dem neuen Verfahren auf beiden arbeiten
kann, ohne dass die Morse- Verkehre gestört oder etwa kreuzend in Ver-
bindung gesetzt werden. Ein weiterer Vorzug des Systems ist der, dass
die Stromkreise stets geschlossen sind und eine Unterbrechung nur durch
Bruch der Leitung eintreten kann und dass dasselbe durch schlechtes Wetter
viel weniger beeinflusst wird als das Morse-Verfahren. Dagegen scheint,
wenigstens nach Anforderungen einzelner Verwaltungen, die das Gehörlesen
verbieten, ein Nachtheil des Systems darin zu liegen, dass derselbe, wie die
weitere Beschreibung zeigen wird, in seiner jetzigen Form nur den Empfang
der Drahtnachricht vermittelst des Ohres gestattet und keine geschriebene
Urkunde ergibt ; doch dürfte sich dieser Nachtheii, wie zum Schlüsse erwähnt,
vielleicht beseitigen lassen.
Die genauere Beschreibung der Apparate, sowie der Stromkreise u, s. w.
mit zahlreichen Abbildungen findet sich im „Engineering" vom 22. October,
S, 412, Das Geben der Drahtnachricht erfolgt durch einen gewöhnlichen
Morse-Schlüssel und kann daher durch jeden in diesem Verfahren geübten
Beamten bewirkt werden. Zum Empfange der Drahtnachricht dient der
124
„P h o n e" (K I i n g e r), welcher wie eia Telephon aussieht. Derselbe dient
jedoch nicht zur Wiedergabe sprachlicher Lautverbindungen, sondern der-
selben kurzen Klänge, deren verschiedener Zeitabstand die Punkte und
Striche des Morse-A-B-C's wiedergibt. Es ersetzt daher den bekannten
Klopfer (Sounder) und der Beamte liest die Nachricht, indem er auf das
Ertönen hört und die Töne in Buchstaben und Worte übersetzt. Das Klingen
wird hervorgerufen durch das Schnellen der Membran gegen einen losen
Stahlring. In der Mitte der Membran befindet sich an derselben ein mit
Gewinde versehener Stift, der an seinem Ende eine kleine Schraubenmutter
trägt, und unter derselben befindet sich lose ein geschlitzter kleiner Stahlring,
welcher bei plötzlicher Bewegung der Membran gegen die Mutter geschnellt
wird und durch einen scharfen lauten Ton hervorbringt. Zwei Ströme
folgen stets aneinander zusammengehörig und geben zwei Töne, deren
kürzerer oder längerer Zeitabstand einen Punkt oder Strich bedeutet.
Oberhalb des Klingers ist zum Schutze eine Querplatte aus Messing auf-
geschraubt.
Es dürfte nicht schwierig sein, den auf der Membran sitzenden Stift
in eine Spitze auslaufen zu lassen, welche in einen laufenden Papierstreifen
die schriftliche Urkunde der Drahtnachricht einsticht oder mittelst Farbstoff
aufschreibt, so dass man die Einrichtung auch durch diese Abänderungen
für die, wie oben erwähnt, bei gewissen Verwaltungen üblichen Anfor-
derungen brauchbar machen könnte. (Nach: „Z. D. E.")
Der erste Transformator für gleichgerichtete Ströme.
Im Jahre 1881 während der Pariser Elektrischen Ausstellung hielt
Herr Cabanellas einen Vortrag über Krafttransport, in welchem er einer
Dynamomaschine mit zwei Armaturen erwähnte, wovon die eine den elektri-
schen Strom von der Ausgangsstation empfängt und zugleich das magnetische
Feld für die zweite formiren hilft, welche nach ihrer Wicklung auch niedrig
gespannte Ströme zu liefern vermag. Diese unter der Benennung „robinets
electriques" bekannten Vorrichtungen haben einen Vorgänger in der von
Gramme bereits 1875 angegebenen Construction, deren Grundzüge wir
nach dem „Electricien" hier wiedergeben:
Alfred Niaudet hat im erwähnten Jahre eine Broschüre veröffentlicht,
in welcher unter dem Titel: ^Transformation de l'electricite de quantite en
tension au moyen de la machine" (Umwandlung quantitativer in hochgespannte
Ströme mittelst einer Maschine) Folgendes mittheilt:
„Man weiss, dass die InductionsroUen, von Masson & Breguet
geschaffene und studirte, hierauf von vielen Anderen, darunter R uhm ko rff,
verbesserte Apparate sind, welche quantitative Ströme in hochgespannte
umzuw3.ndeln vermögen. So kann mit einer primären Rolle der Strom zweier
Bunsen-Elemente in einer secundären Rolle so hoch gespannt werden, dass
sich I Cm. lange Funken bilden. Die Spannung des Stromes in der
zweiten Rolle ist sicherlich mehr als hunderttausend Mal höher als in der
primären.
„Gramme hat (Comptes rendus de l'Academie des sciences 2^. No-
vembre 1874) jüngst gezeigt, dass seine Maschine ebenfalls zur Umwandlung
quantitativer in hochgespannte Elektricität dienen kann.
„Zu diesem Zweck , verwendet Gramme eine Art dissymetrischen
Doppelring : die geraden Spulen auf dem Ring bestehen aus dünnem, die
ungeraden aus dickem Draht. Dieser Ring befindet sich zwischen den Polen
eines Magnets. Nehmen wir an, dass der zwei Bunsen-Elementen entnommene
Strom die dicken Windungen durchfliesst, so wird der Ring sich drehen ;
hiebei wird aber auch ein Strom in den dünnen Drahtwindungen entstehen.
125
Man konnte im Vorhinein annehmen, dass der letzterwähnte Strom höher
als der aus den Bunseu-Elementen geschöpfte sein wird und dies ist auch
in der That der Fall; die Spannungen verhalten sich wie l : 8.
„Auch hier geht eine Umwandlung vor, wie in den Windungen des
Inductionsapparates ; während hier jedoch die Spannungsverhältnisse gegen-
einander nur abgeschätzt werden können, kann man die Spannung in den
Windungen des Maschinenringes leicht messen und rechnen, wenn man der
Aufgabe etwas näher getreten sein wird.
„Die Transformationsfähigkeit der Inductionsrolle wird wohl eine ganz
andere sein, als die der Maschine; aber aus eben demselben Grunde wird
man letztere besser benützen können zu gewissen Zwecken.
„So konnte also ein Strom aus zwei Elementen Bunsen in einen
solchen verwandelt werden, der jenem entspricht, den sonst — der Spannung
nach — l6 Bunsen oder 30 Daniell liefern, der somit zur Telegraphie auf
grössere Entfernungen herangezogen werden könnte.
„Bemerkt muss werden, dass die Gramme-Maschine umgekehrt wieder
hochgespannte Elektricität in niedrig gespannte — also den Strom von 30
hintereinander geschalteten Daniell's in einen solchen verwandeln kann,
welcher der Spannung nach — jenem der Bunsen entspricht.
„Sicher ist es richtig, dass bei diesen Umwandlungen mehr oder
minder grösserer Verlust unterläuft, allein das ist bei allen Transformationen
der Fall und man kann, einen mechanischen Grundsatz umschreibend, sagen:
Was man an Spannung gewinnt, verliert man an Quantität und umgekehrt",
*
Ueber diese Mittheilung ist nun im „Electricien" zwischen C a b a nel la s
und Hospitalier eine kleine Fehde entbrannt, die nach dem wohlwollenden
Charakter der beiden Standesgenossen hoffentlich gütlich beigelegt werden wird.
Schwieriger wäre der Friede zu erreichen, wenn zu der Beilegung
des Streites materielle Interessen in Berücksichtigung gezogen werden
müssten ; wir haben dies gelegentlich mancher Frage erlebt und werden in
weiterer Entwicklung der Elektrotechnik solchen Prioritätsstreit noch öfter
wiederkehren sehen.
Zur Sicherheitsvorkehrung bei elektrischen
Beleuchtungen.
Von J. VOGET.
Die Anordnung erscheint in einigen Punkten einer Verbesserung
fähig. Zuerst lässt sich das Relais i? wesentlich vereinfachen, wenn man
Fig. I.
a.
^
L.
r
T
_/
1. 1—1
^ r-i
A
7^)^^^
die beiden Unterbrechungen bei g und zwischen der Achse p und der
Schraube s nicht in verschiedene Poldrähte der Accumulatorenbatterie A
126
legt, sondern in denselben Draht. Wie Fig. 2 zeigt, wäre dann der eine
Pol von A mit der Achse p des Ankerhebels zu verbinden, U2 ™it der
Schraube s, die Contactschraube / dagegen bei f mit IL2 L^ ; von dem
zweiten Pole der Batterie wäre ein Draht nach dem Punkte e in L^ L^
zuführen, H^ aber müsste ebenfalls von diesem zweiten Pol ausgehen.
Ferner wird in die Nebenschliessung a tn^ b ein entsprechend grosser
Widerstand zu legen sein, damit nicht ein zu grosser Theil des Betriebs-
stromes verloren geht. Es liegt daher der Gedanke nahe, diesen Stromweg
nur dann zu schliessen, wenn er gebraucht wird, d. h. wenn zu Folge der
Stromunterbrechung in in-^ der Anker abgefallen ist und an der Schraube r
liegt. Man würde ganz einfach dadurch erreichen können, dass man das
Ende x der Bewicklung des Elektromagnetes m^^ nicht durch einen Draht
mit dem Punkte a in Jj^ L^, sondern mit der Schraube r verbindet und
Fig. 2.
in bekannter Weise dafür sorgt, dass beim Anziehen des Ankers der Contact
bei r nicht früher unterbrochen wird, als das Anlegen des Ankerhebels
an V gesichert ist. Ja, es würde sich, weil das Abfallen des Ankers durch
eine länger dauernde Stromunterbrechung verursacht wird, sogar die Auf-
gabe des Elektromagnetes m^ dem Elektromagnote m^ mit übertragen lassen,
und m2 wegbleiben können, wenn man die Schrauben v und r leitend
verbände.
Endlich könnte die Unterbrechung bei zi in L-^^ Lg zur Verhütung der
Entladung der Accumulatoren A in die Lichtmaschine als überflüssig
erscheinen, weil ja schon bei g der Stromweg nach dem Leitungs-
zweige L2 L^ abgebrochen ist. Dann würde aber nicht nur der Elektro-
magnet m^ entbehrlich, sondern es wäre zugleich auch m2 gar nicht mehr
nöthig, das Relais 7?^^ würde ganz wegfallen, und es schrumpft die ganze
Anordnung auf das in Fig. 2 Gezeichnete zusammen. E. Z.
Elektrische Waage.
Von G. QUINCKE.
Im Abschnitt XII seiner „Elektrischen Untersuchungen" beschreibt
Quincke eine neue elektrische Waage, die er zur Bestimmung der Dielek-
tricitäts-Constante von Flüssigkeiten für grosse elektrische Kräfte construirt
hat. Dieselbe ist nach demselben Princip wie eine früher von ihm beschriebene
gebaut, nur stärker und mit einigen weiteren Einrichtungen zur Sicherung
der Versuche gegen systematische Fehler; sie erlaubt eine elektrische
Anziehung bis zu einem Kilogramm zu messen. Es handelt sich bei diesen
Messungen darum, das Verhältniss der Anziehungskräfte zwischen den Platten
eines Condensators bei bestimmten Potentialdifferenzen zu messen, wenn das
eine Mal die Luft, das andere Mal die untersuchte Flüssigkeit die Isolir-
127
Schicht des Condensators bildet. Die beiden Condensatorplatten sind ver-
nickelt und haben einen Durchmesser von etwa 86 Mm. Die obere, 2*5 Mm.
dicke Condensatorplatte, trägt in ihrer Mitte einen Messingstab von 45 Mm.
Länge und 7 Mm. Durchmesser, auf dessen oberes Ende eine Messingplatte
von 50 Mm. Durchmesser und 5 Mm. Dicke aufgeschraubt ist. Auf dieser
Platte ist eine Dosenlibelle befestigt, während die Platte selbst mit zwei
seitlichen Ansätren in den ringförmigen Endstücken einer Messinggabel
hängt; letztere wird mittelst eines Hakens von einem stählernen, gegen die
Ebene der Gabel senkrechten Bügel getragen, welcher an der Stahlschneide,
die auf dem Waagebalken ruht, befestigt ist; in dieser Weise ist für die
Platte eine vollkommene Cardani'sche Aufhängung hergestellt, so dass
dieselbe bei allen Schwankungen des Waagebalkens horizontal bleibt, wenn
die anfängliche Einstellung eine gute war. Die untere Condensatorplatte
von 5 Mm. Dicke, durch ein Flintglasstäbchen isolirt, hat drei Ansätze und
ruht mit diesen auf dem durch einen Bleiring beschwerten und durch drei
Stellschrauben horizontirbaren Dreifusse ; genauer ausgedrückt liegen die
drei Ansätze der Condensatorplatte auf den kegelförmigen Spitzen dreier
Lagerschrauben, welche an drei auf dem Dreifuss befestigten Säulchen
angebracht sind. Der Bleiring liegt auf dem Boden eines 50 Mm. hohen
und 125 Mm. weiten Glascylinders, der, um die Verdunstung zu vermeiden,
durch zwei zusammenschliessende Halbplatten aus Glas bedeckt wird, die
nur zwei 15 Mm. weite kreisförmige Ausschnitte besitzen, einen in der
Mitte, der den oben erwähnten Messingstab hindurchlässt, den zweiten in
der Nähe des Randes zur Durchführung des Zuleitungsdrahts zur unteren
Condensatorplatte; ausserdem geht noch ein blanker Kupferdraht zwischen
dem Deckel und dem Rande des Gefässes zur Ableitung der Bleiplatte mit
ihren Fortsätzen hindurch. Der Messingstab, der die Libelle trägt, hat eine
Millimetertheilung, an der man den Stand der Flüssigkeit über der oberen
Platte ablesen kann. Der ganze Apparat befindet sich im Kasten einer Waage,
deren sämmtliche metallenen Theile zur Erde abgeleitet sind. Betreffs der
Benützung der Waage muss auf die Originalabhandlung verwiesen werden.
L- („Z. f. L")
Theoretische Bestimmung von Widerständen in
Mikrophon-Telephon-Anlagen.*)
Aus Anlass eines Einwurfes gegen den im letzten Hefte veröffentlichten
Aufsatz über Mikrophon-Einschaltungen erlaubt sich der Verfasser Folgendes
vorzubringen.
Es wurde demselben vorgehalten, dass in benannter Rechnung die
Induction durch den in die Multiplication gestellten Eisenkern nicht berück-
sichtigt wurde und nur die schwächere Induction von Windung zu Windung.
Das ist allerdings richtig, der Verfasser wollte in Anbetracht des Umstandes,
dass der beigegebene Eisenkern die Uebertragung wohl verstärken, aber
unreiner machen muss, denselben durch eine zweckmässige Anordnung der
Multiplication ganz ersetzen.
Vielleicht ist das praktisch unausführbar. Aber der Beweis für die
Unausführbarkeit, kann nicht dadurch hergestellt werden, dass man bei den
jetzt gebrauchten Mikrophon-Anlagen einfach den Eisenkern aus der In-
ductionsrolle herausnimmt und nun durch die schwache Wirkung sich bestimmt
findet zu sagen, der Eisenkern sei unentbehrlich. Wenn man z. B. die in
Wie tl i sb a c h's „Technik' des Fernsprechens" als gebräuchlich angeführten
Werthe in Betracht zieht, so findet man für die Länge des primären Drahtes
*) Siehe Jännerheft, d. J. S. 29.
128
in der Rolle 5 Mtr., die des secundären 150 Mtr. Bei solcher Anlageist freilich
ein Eisenkern unumgänglich nothwendig, denn bei einer rein elektrischen
Induction von Windung zu Windung würde die Erregung nur auf 5 Mtr. der
Länge wirken, während 145 Mtr. der secundären Windung unnütz, wegen des
Extrastromes sogar schadenbringend vorhanden wären.
Bei der genannten Anordnung und Wahl der Widerstände ist also
die Anwendung eines Eisenkernes nothwendig.
Es müsste die Praxis entscheiden, ob bei entsprechender Anlage der
Windungen, der in anderer Weise schädliche Eisenkern weggelassen werden
könnte. Calgary.
Das Stahlwerk in Terni und die Anlage zur elektrischen
Beleuchtung desselben.
Von H. COX, Ober-Ingenieur der elektrotechnischea Fabrik Cannstatt in Cannstatt.
(Nach einem im Württembergischen Bezirksverein am 25. Jnli 1886 in Heilbronn
gehaltenen Vortrage.)
Zu den interessantesten der neuerdings
entstandenen Anlagen der Grossindustrie ist
wohl das in den letzten zwei Jahren im
Herzen Italiens erbaute Stahlwerk von
Terni zuzählen.*) Da, wo der wasserreiche
Velinofluss die Schluchten und Seen der
malerischen Sabinergebirge verlädst und sich
donnernd im mächtigen Falle in die Nera,
einen Nebenfluss des Tibers, stürzt, da hat
Italien eine unermessliche Arbeitskraft zur
Verfügung, wie deren nur wenige sonst in
Europa aufzutreiben sein dürften.
Obgleich der zwischen diesem Wasserfall,
der den Namen ^Cascatadella Marmore'^ trägt,
und der etwa 6 Km. entfernten Stadt Terni
gelegene und sehr reissende Theil der Nera
schon seit mehreren Jahren zum Betriebe
verschiedener technischer Anlagen, z. B. einer
grossen Wafifenfabrik, einer Wollspinnerei
und Weberei, einer Giesserei und mehrerer
anderer benutzt worden ist, so ist doch die
Ausbeutung des eigentlichen Falles, ihrer
grossen technischen Schwierigkeiten halber,
erst in allerletzter Zeit in Ausführung gebracht
worden.
Schon seit längerer Zeit machte sich in
Italien das Bedürfniss geltend, im eigenen
Lande eme Stahlfabrik zu besitzen und
namentlich für den Bezug von Eisenbahn-
schienen, Kanonen, Panzerplatten u. s. w.
nicht vom Auslande abhängig zu sein. Die
technische Ausführung dieses Gedankens ist
vor Allerri das Verdienst des Commendatore
Breda, des Präsidenten der Societä Veneta
und vieler anderen industriellen Unter-
nehmungen. Er war es, der Terni als
geeignetsten Punkt erwählte und es verstand,
die erforderlichen Geldmittel und Arbeits-
kräfte zu beschaffen. Im Anschluss an eine
seit längerer Zeit in Terni belindliche Giesserei
wurde von Breda eine Actiengesellschaft
mit dem Titel: ,Societh Anonima degli Alti
Forni Acciaiera e Fonderia di Terui* ge-
gründet, von welcher vor etwa zwei Jahren
mit dem Bau des Stahlwerkes begonnen
worden ist. Jetzt ist dasselbe der Hauptsache
nach fertig, theilweise schon seit Monaten
im Betrieb.
Abgesehen von der Gewinnfrage, deren
Erörterung erst in mehreren Jahren möglich
sein wird, ist die technische Ausführung des
ganzen Stahlwerkes in jeder Beziehung als
voi'züglich zu bezeichnen, ja es enthält sogar
einige Punkte, die vollständig einzig in ihrer
Art und geradezu mustergiltig sind. Unter
Anderem besitzt Terni auch gegenwärtig den
grössten Hammer der Welt; dessen Bär
wiegt 100 T. und das aus einem guss-
eisemen Klotz bestehende Fundament looo T.
Letzteres wurde selbstverständlich an Ort und
Stelle gegossen und soll der grösste bisher
ausgeführte Guss sein. Der Hammer wird
mit gepre-sster Luft von 5 Atm. Druck be-
trieben.
So schwierig es für ein neues Werk ist,
sich auf die Höhe der Leistungen älterer
Werke von altbewährtem Ruf zu stellen und
deren Wettbewerb die Stirn zu bieten, so
hat doch andererseits Terni den grossen
Vortheil voraus, gewissermaassen aus einem
Guss fix und fertig hergestellt zu werden.
Während die meisten anderen grossen Stahl
werke aus mehr oder weniger kleinen An-
fängen sich im Laufe der Jahre herangebildet
haben und somit Einrichtungen und Maschinen
aus dieser ganzen Entwicklungszeit besitzen,
welche theilweise veraltet sind, der grossen
Anschaffungskosten halber jedoch noch bei-
behalten werden müssen, konnte in Terni
durchweg das Neueste und Vorzüglichste auf
dem betreffenden Gebiete ausgewählt und zu
einem passend ineinandergreifenden Ganzen
vereinigt werden.
Es sei hier erwähnt, dass die meisten
Maschinen aus den grossen Maschinenfabriken
Belgiens stammen, einige auch aus der Schweiz
und Deutschland ; England ist merkwürdiger-
weise nicht vertreten.
Neben den bedeutenden Wasserkräften
mag noch ein zweiter Punkt zur Gründung
des Stahlwerkes in Terni beigetragen haben:
die in unmittelbarer Nähe von Terni befind-
*) Terni liegt etwa 112 Km. uordüstlich von Rom am Fusse der Sabinerberge und der Abruzzen
an der Bahnlinie Ancoua-Kom.
129
liehen grossen Lignitlager. In der schon
erwähnten Giesserei wurden seinerzeit 2 Hoch-
öfen aufgestellt, um vermittelst dieser Lignite
Eisenerze von Elba zn verarbeiten. Der
Betrieb wurde jedoch nach kurzer Zeit wieder
eingestellt, da es sich zeigte, dass sich die
Lignite zum Reductionsverfahren nicht eig-
neten. Umso besser eignen sie sich hingegen
zur Vergasung, und ist begreiflich, wie werth-
voll sie durch diese Eigenschaft für das
Stahlwerk zum Betriebe der Schmelz- und
Warmöfen u. s. w. geworden sind.
Von ganz besonderem Interesse ist die
grossartige Wasserleitung des Werkes. Ober-
halb der La Marmore- Wasserfälle wird das
Wasser für vorläufig 8000 effective Pferde-
kräfte dem Velino entnommen und mittelst
zweier Rohrleitungen von je 700 Mm. Durch-
messer in das Thal hinab und auf der anderen
Seite wieder hinaufgeleitet. Der Höhen-
unterschied beträgt 132 Mtr. Aus den Rohr-
leitungen gelangt das Wasser in einen
2657 Mtr. langen, 2 Mir. hohen und 175 Mtr.
breiten Canal. Der Durchstich wurde durch
verschiedene Seitenstollen erleichtert. In dem
Canal hat das Wasser 6 Mtr. Gefälle und
tritt in einen massig grossen, 100 Cub.-Mtr.
fassenden Behälter ein. Von hier aus gehen
wieder 2 Röhrenstränge von je 700 Mm.
Durchmesser bis zu dem 206 Mtr. tiefer
gelegenen grossen Vertheilungsschieber im
Stahlwerke, von wo aus das Wasser durch
besondere Leitungen den zahlreichen, meist
unmittelbar mit den betreffenden Arbeits-
maschinen verkuppelten Turbinen zugeführt
wird.
Der ganze Höhenunterschied des Wassers
von der Fassung bis zum Vertheilungs-
schieber beträgt 233 Mtr., die ganze Länge
der Leitung 6600 Mtr., der Druckverlust ist
2 Atm. Im Stahlwerke selbst sind noch 18
bis 19 Atm. Druck vorhanden.
Was die Beleuchtung anbelangt, so war
es natürlich, dass bei einem deiartigen nsuen
Werke sofort die elektrische Beleuchtung in
Aussicht genommen wurde. Der Elektro-
technischen Fabrik Cannstatt wurde der
ehrenvolle Auftrag zu Theil, diese Beleuch-
tungsanlage, die grösste bis jetzt in Italien,
auszuführen •, dieselbe soll hier in möglichster
Kürze beschrieben werden.
Die ganze Fläche des Stahlwerkes beträgt
rund 190.660 Qu. -Mtr., die vorläufig bebaute
44.615 Qu.-Mtr., wovon 29.593 Qu. -Mtr. mit
Bogenlampen, 3540 Qu.-Mtr. mit Glühlampen
und der Rest nicht beleuchtet ist.
Bei der Ausarbeitung des Entwurfes für
die Beleuchtung wurde davon ausgegangen,
dass
1. jeder Stromkreis für sich abgestellt werden
kann, und dass,
2. wenn aus irgendwelchem Grund in
einem Stromkreis eine Störung eintritt,
die übrigen Lampen noch genügend Licht
geben müssen, um Unglücksfälle oder
Betriebsunterbrechungen zu vermeiden.
Die Bogenlampen hängen im Freien an
10 Mtr. hohen schmiedeisernen Masten, deren
mittlere Entfernung 60 bis 65 Mtr, beträgt.
In der Mitte zwischen zwei Lampen ist die
Bodenfläche noch gleich stark beleuchtet,
wie von 0*5 bis od N.-K. auf l *Mtr. Ent-
fernung.
In den Gebäuden ist die Entfernung der
Lampen eine geringere, durchschnittlich 20
bis 30 Mtr., und da hier oft das Licht von
3 bis 4 Lampen zusammenfällt, so ist die
Beleuchtung eine glänzende zu nennen. Die
Lampen im Freien befinden sich in Laternen
mit doptrischen Scheiben, die in geschlossenen
Räumen sind mit halb matt, halb durch-
sichtigen Glasglocken versehen, deren helle
Seite nach unten gerichtet ist.
Je zehn Bogenlampen sind in einem
Stromkreise hintereinandergeschaltet und im
ganzen zehn solcher Stromkreise, also 100
Bogenlampen, angeordnet. Die durchschnitt-
liche Länge dieser Stromkreise beträgt 800
bis 1200 Mtr.
Die 250 Glühlampen, beinahe ausschliess-
lich 25 N.-K. stark, sind in den Bureaux,
Magazinen, Versuchsräumen, Pförtnerhäusern,
Wohnungen und in der Ziegelei angebracht,
ausserdem einige in den verschiedenen Werk-
statträumen, um jederzeit eine tragbare Lampe
so zwischen oder unter die Maschinen bringen
zu können, dass Reparaturen an letzteren
auch bei Nacht ausgeführt werden können.
Die Leitung für die Bogenlampen besteht
grösstentheils aus blankem Kupferdraht von
2*2 Mm . Durchmesser. Für die Glühlampen aind
blanke Leitungen nur im Freien angewandt,
sonst überall gut isolirte Drähte.
Es dürfte wohl von allgemeinem Interesse
sein, zu berechnen, wie hoch sich die Leitungs-
kosten belaufen würden, wenn alle Bogen-
lampen parallel geschaltet worden wären ;
denn in der letzten Zeit ist für diese Parallel-
schaltung viel Marktgeschrei gemacht und
dargethan worden, als ob alle anderen
Schaltungen unzulässig und veraltet seien.
Wie wenig es zulässig ist, eine derartige
weitläufige Anlage, wie die in Terni, mit nur
parallel geschalteten Lampen einzurichten,
ergibt sich sofort aus der Kostenberechnung.
Der blanke Kupferdraht der im ganzen
9900 Mtr. langen Bogenlichtleitungen kostet
etwa 700 Mk. Bei Parallelschaltung hingegen
hätten sich bei gleichem, nämlich 10 ^ ,
Verlust in der Leitung die Kosten auf 8700 Mk.
belaufen ; bei 5 fo Verlust hätten die Kosten
bezw. 1400 und 16,700 Mk. betragen.
Dabei ist noch gar nicht der grössere
Aufwand von Isolatoren und Telegraphen-
stangen, Löhnen n. s.w. berücksichtigt, welcher
erforderlich wäre, um so schwere Kabel auf-
zuhängen.
Die Parallelschaltung ist, wenn die zu
beleuchtenden Räume und Plätze nahe bei-
sammen liegen, in vielen Fällen von Vortheil,
wenn auch wohl berücksichtigt werden muss,
dass für jede Lampe 25 "/o mehr Kraft nöthig
ist, als bei Hintereinanderschaltung. Von
vorneherein lässt sich deshalb nie sagen,
welche Schaltung die richtige sei, jeder
Entwurf erfordert ein genaues Studium unter
9
130
Berücksichtigung des Lichtbedürfnisses, sowie
der Kosten der Krafterzeugung und der Lei-
tung. Anlagen, wie die in Terni, mit parallel
geschalteten Bogenlampen zu versehen, wäre
eine thörichte Geldverschwendung gewesen.
In Betreff der Betriebskraft muss bemerkt
werden, dass von Seite der leitenden In-
genieure des Stahlwerkes gewünscht wurde,
die Kraft auf verschiedene Punkte zu ver-
theilen, damit nicht mehr Turbinen als
jeweils nöthig, im Betrieb sein müssten.
Veranlasst durch die grosse vorhandene
Druckhöhe wurden daher Seitens der elektro-
technischen Fabrik Cannstatt kleine rechts
und links mit je einer Dynamo verkuppelte
senkrechte Turbinchen vorgeschlagen und die
Maschinenanlage auch dementsprechend ausge-
führt. Für die lo Bogenlichtstromkreise waren
sechs aopferdekräftige Turbinen (5 für 10
im Betrieb befindliche lopferdekräftige Dy-
namos, eine für zwei mit jedem Stromkreise
beliebig zu verbindende Ersatzmaschinen), für
das Glühlicht eine 50 pferdekräftige Turbine
zum Betrieb zweier 25 pferdekräftiger Dynamos
erforderlich.
Die Hauptabmessungen der Turbinen sind :
1 . 20 pferdekräftige :
Aeusserer Durchmesser .. 600 Mm.
Aeussere Breite 120 „
Min.-Umdr 1000.
2. 50 pferdekräftige :
Aeusserer Durchmesser . .650 Mm.
Aeussere Breite 120 „
Min.-Umdr 850.
Der Wasserverbrauch ist für i HP. effectiv
in einer Secunde etwa 06 Ltr. und ist der
Nutzeffect von 65 bis 68 "/o , wenn man den
kleinen Durchmesser und die grosse Geschwin-
digkeit berücksichtigt, gewiss ein sehr günstiger.
Das Triebrad ist ganz von Bronze und sehr
leicht, so dass die Reibungsverluste gering
sind.
Die Regelung ist einfach und besteht aus
einem mit Schraubengewinde versehenen
Schieber, der am Ende die genaue Leit-
schaufelform hat. Die Turbinen wurden von
der Maschinenfabrik Esslingen
geliefert.
Das für die Aufnahme der Maschinen
bestimmte Gebäude ist 24 Mtr. lang und
6 Mtr. breit, bietet Platz für 10 Turbinen
und 20 Dynamomaschinen. Bei etwa erforder-
licher Vergrösserung des Stahlwerkes können
somit später noch weitere 6 Dynamos für
beliebigen Gebrauch aufgestellt werden.
Für die Bcgenlichtanlage gehen die
Leitungen von der Spitze eines an das Ma-
schinenhaus angebauten Thurmes aus. Die
Glühlichthauptleitungen treten ohne Weiteres
zur Mauer des Maschinensaales heraus.
Die ganze Beleuchtungsanlage ist seit
März 1886 im Betrieb und arbeitet bis jetzt
gut. Die Kosten betrugen rund 100.000 Mk.
Die Installation wurde von Herrn Dr.
F e u e r 1 e i n und Monteur A 1 k e r im Laufe
von sieben Monaten ausgeführt.
(,Z. d. V. d. L*)
Aus den Sitzungsberichten der kais. Akademie.
Bericht Prof. Dr. Ettingshausen über dessen bisherige Beobachtungen:
>Ueber eine neue polare Wirkung des Magnetismus auf die Wärme
einer vom galvanischen Strome dur chf lo ssen en Wismut hplat te*.
Vor einiger Zeit (Anz. d. kais. Akad.
1886, Nr. XIII) habe ich der kaiserlichen
Akademie über ein von mir und Nernst
beobachtetes Phänomen berichtet, welches
darin besteht, dass in einer von einem
Wärmestrome durchflossenen Platte (von Bi,
Sb, Co, Ni, Fe), die in ein starkes magnetisches
Feld gebracht wird, wobei die Kraftlinien
desselben die Platte senkrecht schneiden,
elektromotorische Kräfte auftreten. Wir
nannten die Erscheinung einen j^thermo-
magnetischen Effect* und konnten bei
Wismuth sowohl einen transversalen,
d, h. zum Wärmestrom senkrecht gerichteten,
als auch einen lo ngi tu dinale n, in der
Richtung des Wärmestromes wirkenden, con-
statiren; ersterer, zugleich der bei Weitem
stärkere, ändert seine Richtung bei Com-
mutirung des das Magnetfeld erregenden
Stromes.
Es lag der Gedanke nahe, die Um-
kehrung der Erscheinung zu versuchen,
also in einer von einem galvanischen Strom
durchflossenen Platte, eine Ungleichheit der
Temperatur nachzuweisen , welche durch
Einwirkung magnetischer Kräfte verursacht
würde. Dazu benutzte ich eine Wismuth-
platte von 3-1 Cm. Länge, 2*4 Cm. Breite
und etwa 004 Cm. Dicke; an den kürzeren
Seiten der rechteckigen Platte waren dicke
Kupferdrähte in der ganzen Ausdehnung
dieser Seiten angelöthet, sie dienten zur
Leitung für den die Platte durchfliessenden
Strom /; in der Mitte einer Langseite war
die eine Löthstelle eines Neusilber-Kupfer-
Thermo-Elementes an die Platte gelöthet,
während die andere Löthstelle in ein Gefäss
mit Wasser von Zimmertemperatur tauchte.
Das Thermo-Element war mit einem Spiegel-
galvanometer in Verbindung. Durch die Platte
wurde der Strom zweier Bunsen'schen
Elemente geleitet, dessen Intensität durch einen
dickdrahtigen Rheostaten abgeändert und an
einer Tangentenboussole (mit Spiegelablösung)
gemessen werden konnte. In Folge Er-
wärmung der Platte erhält man zunächst
eine Ausweichung der Galvanometernadel,
die bald stationär wird ; der Wärmeverlust
der Platte wird duich allseitiges Umgeben
derselben mit Watte vermindert.
Die Platte befand sich nun zwischen den
ausgedehnten (mit Papier beklebten) Pol-
flächen eines Elektromagnets. Erregt man
letzteren, so beobachtet man eine Ver-
131
änderung in der Einstellung der Nadel und
letztere nimmt nach einiger Zeit (i/o — i Min.)
einen ziemlich constanten Stand an ; beim
Oeffnen des magnetisirenden Stromes kehrt die
Nadel wieder langsam auf ihre frühere Stellung
zurück. Die Unterschiede der Einstellungen
lassen sich mit genügender Sicherheit er-
halten, wenn man jedesmal eine bestimmte
Zeit (1/2 Min.) nach Schliessung, resp.
OefFnuDg des magnetisirenden Stromes ab-
liest. Der Versuch lehrte, dass die Ein-
stellungen der Galvanometernadel auf ent-
gegengesetzten Seiten der ohne Er-
regung des Magnetfeldes stattfindenden Lage
waren, wenn die Richtung des magnetisiren-
den Stromes die entgegengesetzte war,
ferner, dass die Einstellungen auch mit der
Richtung des die Platte dnrchfliessenden
Stromes J wechselten.
Der Sinn der Ausweichungen der Nadel
zeigte, dass die Temperatur der an der
Platte befestigten Löthstelle jedesmal dann
erhöht wurde, wenn man von der
Eintrittstelle des Stromes J in die
Platte zur Löthstelle durch eine
Bewegung im Sinne der das Magnet-
feld ersetzenden Ströme gelangt.
Würde man daher die Erscheinung ansehen
als eine Verschiebung der Strömungslinien
in der Platte, wodurch die Strömung in
einem Plattentheil verdichtet, im anderen
verdünnt würde, so fände die Verschiebung
entsprechend der ponderomotorischen Wir-
kung nach der Ampöre'schen Regel statt.
Die Ausweichungen der Galvanometernadel
nach beiden Seiten waren ziemlich bedeutend
(bis zu 60 Scth.), indess bei ungeänderter
Richtung des Stromes J die Absolutwerthe
nicht gleich gross für die beiden Richtungen
des den Elektromagnet erregenden Stromes.
Man sieht aus dem Angegebenen, dass
die Erwärmung, resp. Abkühlung nicht in
der Weise auftritt, dass man den Versuch
als Umkehrung des transversalen thermo-
magnetischen Phänomens ansehen dürfte ;
die Temperaturänderung müsste nämlich
(nach Analogie mit dem P e 1 t i e r'schen
Effect) gerade in entgegengesetzter Weise
stattfinden, als die Beobachtung ergibt. Die
thermomagnetische Wirkung der Wismuth-
platte erwies sich sehr kräftig und war voll-
kommen normal, sie trat nämlich in der
Weise auf, dass man von der Stelle, wo
der Wärmestrom in die Platte eintritt, zur
Eintrittsstelle des thermomagnetischen Stromes
durch eine Bewegung entgegengesetzt der
Richtung der Feldströme gelangt.
Um die Resultate einwurfsfrei zu er-
halten und zugleich die Wirkung zu verstärken,
legte ich die beiden Löthstellen des Neu-
silber-Kupfer - Elementes an zwei einander
gegenüberliegenden Stellen in der Mitte der
Langseiten an die Wismuthplatte an; jedoch
waren beide Löthstellen durch zwischen-
gelegte Glimmerblättchen auf's Sorgfältigste
von der Platte isolirt.
Nun war nach dem Schliessen des Stromes
J nur eine sehr geringe Aenderung des
Standes der Galvanometernadel zu bemerken,
da beide Löthstellen nahe gleiche Tempe-
ratur hatten. Die Erregung des Magnetfeldes
rief wieder die Wirkung in der oben ange-
gebenen Weise hervor und die Einstellungen
der Nadel erfolgten mit solcher Regel-
mässigkeit, dass sich messende Versuche aus-
führen liessen. In dem homogenen Feld
/]/=:6400 (cgs) fanden sich z. B. die der
Temperaturdift'erenz der Löthstellen ent-
sprechenden Galvanometernadel- Aus weichun-
gen i, als die Intensität des Plattenstromes
J"=2"49 Amp. war,
A) ^• = 9-o+) Mittel 9-1
9-2—/ ^
lo-o-f-j
Ä) und B) bedeuten die beiden Rich-
tungen des Stromes /in der Platte; bei A)
fliesst J von links nach rechts durch die-
selbe. Die beiden untereinander geschriebenen
Zahlen sind die Nadelausweichungen in Scalen-
theilen bei entgegengesetzten Richtungen des
den Elektromagnet erregenden Stromes,
jedesmal von der Ruhelage der Nadel ohne
Erregung des Magnetfeldes gezählt, und
zwar fliessen im ersten Falle (obere Zahlen)
für einen auf die Platte hinblickenden Be-
obachter die Feldströme im Sinne der Uhr-
zeigerbewegung (Südpol hinter der Platte),
endlich bedeuten die beigesetzten Zeichen J:;,
dass die Ausweichungen der Galvanometer-
nadel, respective gegen die grossen oder
kleinen Zahlen der Scala erfolgten. Einer
Ausweichung gegen die grossen Zahlen ent-
spricht dabei eine Temperaturerhöhung
der am oberen Plattenrande befindlichen
Löthstelle des Thermo-Elementes gegen die
Temperatur der anderen. Floss kein Strom
durch die Wismuthplatte (/= 0), so zeigte
sich bei den entgegengesetzten Feldrichtungen
durchaus keine Wirkung auf das Thermo-
Element. Für J"= 572 Amp. war das Mittel
der Ausweichungen bei A) I7"0, bei B) I9'3
Scalentheile ; also ist die Temperaturdifferenz
am oberen und unteren Plattenrande (bei
gleichem M) der Intensität des Stromes J
in der Platte proportional.
Noch besser gelangen die Beobachtungen
mit einer Doppelplatte ans Wismuth. Zwei
gleiche Platten, jede 0043 Cm. dick, waren
mit ihren Flächen parallel nebeneinander
derart an zwei Kupferdrähte gelöthet, dass
der Strom J sie getheilt durchfloss ; der
Plattenabstand war etwa i Min. und die
Löthstellen des Thermo-Elementes wurden in
den Zwischenraum, durch Glimmerblättchen
beiderseits von den Platten wohl isolirt, am
oberen und unteren Plattenrande eingeschoben.
Bei der Stärke des magnetischen Feldes
M=:6400 ergab sich für 7=176 Amp.
(Intensität des ungetheilten Stromes) im
Mittel die Nadelausweichung z'=i7'3 Scth.,
für ./= 3*28 Amp., aber ij = 328, also die
Wirkung sehr genau der Intensität des durch
die Doppelplatte geleiteten Stromes pro-
portional.
9*
132
Ferner war ftir
M= 4.2go, J"=3o5 Amp., ?- = 20'3 Scth.
ö.'zso 3-05 29-9,
es ist also die Wirkung auch der Intensität
des magnetischen Feldes proportional.
Wurde anstatt des galvanischen
Stromes ein Wärmestrom durch die Platte
geleitet, so zeigten die zwischen den Platten
isolirt angebrachten Löthstellen des Thermo-
Elementes nicht die geringste Temperatur-
differenz, wenn das Magnetfeld im einen
oder anderen Sinne erregt wurde.
Um zu ermitteln, ob sich in verschiedenen
Wismuthplatten die neue Erscheinung in ver-
schiedener Intensität zeigt, namentlich ob
in Wismuth, welches das HaU'sche Phä-
nomen in grösserer Stärke liefert, auch die
j galvanomagnetische Temperaturdifferenz * be
deutender ist, untersuchte ich noch eine
zweite Doppelplatte (II); jede einzelne
Platte hatte 7 Cm. Länge, i'9 Cm. Breite
und etwa o'o8 Cm. Dicke; die früher er-
wähnte Doppelplatte (I) wurde auf dieselbe
Breite 1*9 Cm. wie (II) gebracht.
Ich stellte nacheinander mit jeder Doppel-
platte Versuche bei zwei verschiedenen Feld-
Intensitäten i^=4400 und 6310 an; auf
gleiche Gesammt-Intensität des die Platte
durchfliessenden Stromes J bezogen, standen
die erzeugten Temperaturdifferenzen der
Plattenränder bei (I) und zwei für beide
Feldstärken etwa im Verhältniss i'92 : l.
Die Drehungsvermögen (Rotatory power)
der Wismuthplatten bei demselben AJ waren
sehr verschieden; das Wismuth der Doppel-
platte (I), welches die grössere galvano-
magnetische Temperaturdifferenz zeigte, be-
sass das kleinere Drehungsvermögen. Da-
gegen ist das Verhältniss der Querschnitte
von (I) und (II) nahe 1:1-9; es scheint
daher bei gleicher Feldstärke die Stromes
dichtigkeit für die Stärke des Effectes
im Wismuth wesentlich maassgebend zu sein.
Endlich bemerke ich noch, dass die
Temperaturdifferenz, welche durch das mag-
netische Feld 7)^=6310 an den Rändern
der Doppelplatte (I) bei der Gesammtstrom-
stärke J= 4-55 Amp. hervorgerufen wurde,
etwa 1*30 C. betrug; die elektromotorische
Kraft meines Thermoelementes für lO C.
Temperaturdifferenz der Löthstellen war sehr
nahe 11 Mikro-Volt.
Prof. Boltzmann macht mich darauf
aufmerksam, dass es zunächst wichtig wäre
zu entscheiden, ob allein die Wärme oder
auch die elektrische Strömung an einer
Seite der Wismuthplatte gewissermaassen
verdichtet wird ; über die Resultate der-
artiger Versuche hoffe ich der kais. Akademie
baldigst berichten zu können.*
Unterbrechung des Telegrammverkehrs mit Grossbritannien
in Folge Schneesturmes.
In der Nacht vom 26. zum 27. December
1886 wüthete in England ein Schneesturm,
wie er, Zeitungsnachrichten zu Folge, bezüg-
lich seiner Heftigkeit wohl selten, bezüglich
seiner verheerenden Wirkung dagegen noch
nie bisher seines Gleichen gehabt hat. Ins-
besondere haben die Verkehrseinrichtungen,
Telegraphie und Eisenbahn, ganz ausser-
ordentliche Störungen erfahren. Nach den
Berichten der ^Times* waren am 27. De-
cember Morgens von den 500 Leitungen,
welche den telegraphischen Verkehr Londons
mit der Aussenwelt vermitteln, nur noch
sechs betriebsfähig, und zwar je eine
Leitung nach Belfast, Edinburgh, Glasgow,
Liverpool/ Manchester und Dublin ; im Laufe
desselben Tages gelang es, den Verkehr mit
Birmingham und Bristol zu ermöglichen. Ob-
gleich die Wiederherstellungsarbeiten sofort
mit Nachdruck in Angrifl genommen worden
waren, hatten dennoch bis zum 28. December
Abends erst 29 Leitungen wieder betriebs-
fähig hergestellt werden können. Von den
Verbindungsleitungen zwischen London und
den Vororten waren nicht weniger als 250
unterbrochen. Gänzlich unbeschädigt waren
die innerhalb der eigentlichen Geschäfts-
stadt von I,ondon in unterirdisch verlegten
Röhren geführten telegraphischen Verbin-
dungen geblieben, so dass der l^etrieb auf
diesen Leitungen im Allgemeinen aufrecht
erhalten werden konnte. Alle oberirdisch ge-
führten Leitungen, in erster Linie die dem
internationalen Verkehr dienenden, von den
Kabelgesellschaften betriebenen und unmittel-
bar in die Bureaux derselben eingeführten
Drähte waren dagegen von dem Sturme
niedergerissen worden und hingen im bunten
Durcheinander mit den Fernsprechleitungen
auf die Strassen herab, wo sie von den
Polizeimannschaften an den Laternenpfählen
befestigt werden mussten, um nicht zu Ver-
kehrsstockungen oder Unglücksfällen Veran-
lassung zu geben. Ausserhalb Londons er-
streckten sich die grössten Verheerungen in
der Richtung nach Osten, Südosten, Süden
und Südwesten auf einen Umkreis von etwa
150 Km., doch waren die Telegraphenlinien
nicht überall gleichmässig vom Sturme mit
genommen. Auf einigen südlichen Linien,
darunter auf den Leitungen zwischen London
und Lowestoft — dem Landungspunkte ver-
schiedener Kabel nach dem Continent — war
fast keine Telegraphenstange unversehrt ge-
blieben. Andere Verbindungslinien hatten
weniger gelitten. London war vom europäi-
schen Festlande vollständig abgeschnitten, so
dass die englischen Tageszeitungen darauf
verzichten mussten, ihren Lesern über die
politische Lage und die sonstigen Verhält-
nisse im übrigen Europa Kunde zu geben.
Auch der Eisenbahnverkehr hat schwer
zu leiden gehabt. An die Stelle der elektri-
schen Telegraphen mussten optische, mittelst
133
der Hand gegebene Signale treten, natürlich
bei bedeutend verlangsamten Verkehr; in
West Drayton Junction, einer kleinen Eisen-
bahnstation, mussten nicht weniger als elf Züge
die Nacht über liegen bleiben, weil es nicht
gelungen war, die über die Schienen ge-
stürzten Telegraphenstangen mit den daran
befindlichen Leitungsdrähten rechtzeitig zu
beseitigen.
Erst am Abend des 30. December wurde
es mit Hilfe der von der Militärverwaltung
zur Verfügung gestellten grösseren Abthei-
lungen des Ingenieur-, Eisenbahn- und Tele-
graphen-Corps endlich ermöglicht, den Ver-
kehr mit Irland, Schottland und dem Norden
von England im vollen Umfange wieder auf-
zunehmen. Dagegen nahm die Wiederher-
stellung der Leitungen in südlicher Richtung
mehr Zeit in Anspruch und gelangte, dem
Bedürfniss entsprechend, in der Weise zur
Ausführung, dass die einzelnen Leitungen
nur nach und nach dem Betriebe wieder
nutzbar gemacht wurden. Beispielsweise ist
die vierte Landleitung im Anschlüsse an das
Kabel Borkum-Lowestoft erst am 6. Jänner
wieder hergestellt worden. Der telegraphische
Verkehr zwischen Brüssel und London hat
sogar erst am 7- Jänner wieder aufgenommen
werden können.
Es ist erklärlich, dass eine solche Unter-
brechung der telegraphischen Verbindungen
zwischen Grossbritannien und dem europäi-
schen Festlande die allgemeine Aufmerksam-
keit auf sich gelenkt hat.
Die den Verkehr mit England vermitteln-
den Telegraphenkabel befinden sich zur Zeit
bekanntlich ausschliesslich in den Händen
von Privatgesellschaften, während die an-
schliessenden oberirdischen Land-Tele-
graphenlinien den Landesregierungen gehören
und den Gesellschaften nur miethsweise
überlassen sind. Dieses Verhältniss musste
sich bei der allgemeinen Nothlage, in welcher
sich das gesammte englische Telegraphennetz
am Morgen des 27. December befand, be-
sonders nachtheilig für den in Betracht
kommenden internationalen Tele-
grammverkehr fühlbar machen, da die
britische Telegraphen Verwaltung in erster
Linie für die Sicherstellung ihres eigenen —
inländischen — Betriebes Sorge zu tragen
hatte.
Thatsächlich haben denn auch während
der Zeit vom 27. December Morgens bis
zum 29. December Abends, also volle drei
Tage hindurch, alle zwischen Grossbritannien
und dem europäischen Festlande gewech-
selten Telegramme von den Kabellandungs-
punkten ab bis nach London und in um-
gekehrter Richtung mit der Post befördert
werden müssen. Der hauptsächlich dem
Börsenverkehr hieraus erwachsene Verlust
wird sich kaum feststellen lassen, dürfte aber
nicht gering zu veranschlagen sein.
Was im Besonderen die zwischen Deutsch-
land und Grossbritannien bestehenden Kabel-
verbindungen betrifft, so werden dieselben
bekanntlich theils von der Vereinigten deut-
schen Telegraphengesellschaft, theils von der
Submarine Telegraph Company betrieben.
Der erstbezeichneten Gesellschaft gebührt
das Verdienst, dass sie auf Anregung der
deutschen Reichs-Telegraphen- Verwaltung als-
bald nach dem Bekanntwerden der Störungen
ihre Beamten im Kabelhause zu Lowestoft
an der englischen Küste, welche sonst mit
der unmittelbaren Behandlung der Tele-
gramme keine Befassung haben, telegraphisch
anweisen Hess, unter leihweiser Beschaffung
von Telegraphenapparaten ans Beständen der
Submarine Company die telegraphische Cor-
respondenz vom Festlande aufzunehmen und
mittelst der englischen Bahnposten nach
London weiter zu befördern. Allerdings hat
sich diese Maassregel nur mit Hilfe der
opferwilligsten Anstrengungen von Seiten
der betreffenden Beamten durchführen lassen,
welche zwei Tage und zwei Nächte ununter-
brochen an den Apparaten ausharren mussten,
ehe ihnen endlich am dritten Tage Aushilfe
von London aus überwiesen werden konnte.
Auf solche Weise ist der Telegrammverkehr
von Deutschland nach Grossbritannien, wenn
auch mit den durch die Postbeförderung
veranlassten unvermeidlichen Verzögerungen,
so doch thatsächlich aufrecht erhalten wor-
den, wogegen sich Frankreich, Holland und
Belgien zunächst ausser jeder unmittelbaren
telegraphischen Verbindung mit England be-
funden haben.
Am 29. December Vormittags gelang es
der Einwirkung der deutschen Reichs-Tele-
graphen-Verwaltung, London vom Festlande
aus telegraphisch in der Art wieder zu
erreichen, dass das vertragsmässig nur für
den deutsch-amerikanischen Telegraphenver-
kehr bestimmte, der Vereinigten deutschen
Telegraphen gesellschaft gehörige Kabel von
Emden nach Valentia (an der Westküste von
Irland) dem Publicum, freilich gegen die
entsprechend erhöhten Gebuhren, zur Be-
nutzung freigegeben wurde. Erst am Abend
desselben Tages wurde die erste Leitung von
Emden bis London wieder betriebsfähig.
Wenn auch Unwetter von der Heftigkeit
des jüngst stattgehabten Schneesturmes selbst
in England zu den Seltenheiten gehören, so
muss mit der Möglichkeit ihres Vorkommens
dennoch gerechnet werden. Zudem bedingt,
wie aus Anlass des vorliegenden Falles
Seitens der grossbritannischen und festländi-
schen Tagesblätter eingehend erörtert worden
ist, die Unterbrechung jeder telegraphischen
Nachrichtenvermittlung, selbst wenn dieselbe
nur wenige Tage andauert, einen ungeheuren
Verlust. Insbesondere in politischer Beziehung
aber kann ein solcher Fall die schwerwie-
gendsten Folgen haben. Die Annahme er-
scheint daher nicht unberechtigt, dass die
Schaffung unterirdischer Telegraphenverbin-
dungen nach dem Beispiele Deutschlands —
wo ein Versagen des Telegraphenbetriebes
in ähnlichem Umfange, wie jüngst in Eng-
land, zu den Unmöglichkeiten gehört — nur
noch eine Frage der Zeit sein kann. Als ein
unabweisbares Bedürfniss aber muss es be-
134
zeichnet werden, wenigstens den internatio-
nalen Telegrammverkehr gegen Naturereig-
nisse in der Art sicher zu stellen, dass die
Unterseekabel durch Landkabellinien mit dem
Verkehrsmittelpunkte Grossbri.anniens un
mittelbar verbunden werden.
In Grossbritannien selbst scheint unter
dem Eindruck der letzten Ereignisse jetzt
gleichfalls die Ansicht vorzuwalten, dass die
Verlegung unterirdischer Leitungen unauf-
schiebbar sei. In einem die Folgen des letzten
Schneesturmes eingehend erörternden Artikel
des in London erscheinenden Fachblattes
»Electrician* vom 31. December 1886 wird
unter Anderem ausgeführt, dass die Tele-
graphenleitungen Grossbritanniens zwar schon
unter den vorangegangenen Stürmen des
Jahres 1886 erheblich zu leiden gehabt,
bisher jedoch immer noch insoweit Stand
gehalten hätten, dass nicht der gesammte
Betrieb gefährdet wurde, dass dieselben aber
dem letzten Schneesturm, mit seiner fast un-
glaublichen Heftigkeit, hätten erliegen müssen ;
selbst die erst in diesem Jahre neu errich-
teten, mit besonders starken Befestigungen
ausgerüsteten Gestänge haben an einigen
Stellen dem Sturme nicht genügenden Wider-
stand bieten können. Der Heftigkeit eines
solchen Orkans konnte eine oberirdische
Telegraphenlinie, gleichgiltig welcher Bauart,
überhaupt nicht widerstehen. Angesichts der
unübersehbaren Verluste, welche die zeitweise
Unterbrechung der Telegraphenverbindungen
mit dem Festlande nach sich ziehen muss,
erachtet der ,Electrician* den Zeitpunkt für
die Telegraphenverwaltung gekommen, wo
dieselbe ernstlich daran denken müsse, ihre
oberirdischen Leitungen durch unterirdisch
geführte Linien wenigstens insoweit zu er-
gänzen, um den telegraphischen Verkehr
zwischen der Hauptstadt des Landes und den
grösseren Provinzialstädten, bezw. mit sämmt-
lichen Kabellinien nach dem Auslande für alle
Fälle sicherzustellen. (»A. f. P. u. T,*)
Die Fernsprech - Verbindungsanlagen Berlin — Hannover und
Berlin — Magdeburg , bezw. Magdeburg — Braunschweig — Hildes-
heim— Hannover.
Nachdem der Fern sprechbetrieb zwischen
den Börsen zu Berlin und Magdeburg bereits
im December 1883 und der unmittelbare
Fernsprechverkehr zwischen Theilnehmern
der Stadtfernsprechnetze der genannten Orte
im August V. J, in Thätigkeit getreten ist,
hat neuerdings im Anschluss hieran die Er-
öffnung des Fernsprechverkehrs zwischen
Magdeburg — Braunschweig — Hildesheim —
Hannover einerseits, sowie zwischen Berlin
und Hannover andererseits stattgefunden.
Hierbei ist zwischen den Stadtfernsprech-
netzen in Magdeburg— Braunschweig — Hildes-
heim— Hannover, ebenso wie zwischen den-
jenigen in Berlin und Magdeburg, ein un-
mittelbarer Verkehr unter den Stadtfernsprech-
Theilnehmern der einzelnen Orte eingerichtet
worden ; dagegen hat die Fernsprechverbin-
dung Berlin — Hannover bis auf Weiteres
dem Verkehr nur mit der Einschränkung
übergeben werden können, dass die Be-
nutzung derselben Seitens der an beide Stadt
fernsprech-Einiichtungen angeschlossenen Be-
theiligten jederseits von nur einer Fern-
sprechstelle stattfindet, da ein Verkehr von
Theilnehmer zu Theilnehmer zwischen beiden
Stadtfernsprechnetzen nach den seither ge-
machten Erfahrungen wegen der grossen
Entfernung von rund 340 Km. nach dem
gewählten Landwege nicht genügend sicher-
gestellt erscheint. Aus diesem Grunde ist in
Hannover eine öffentliche Sprechstelle am
Ernst-Augustplatz eingerichtet worden, wäh-
rend in Berlin die öffentliche Sprechstelle
beim Ilaupttelegraphenamte (Französischestr,
33 c) und die im Börsengebäude vorhande-
nen Sprechzellen für den Fernsprechverkehr
Berlin — Hannover in der Weise benutzt wer-
den können, dass die betreffende Leitung
während der Börsenstunden, d. h. von ii Uhr
Vormittags bis 3 Uhr Nachmittags mit der
Stelle in der Börse und in den übrigen
Tagesstunden mit der öffentlichen Sprech-
stelle im Haupttelegraphenamt verbunden ist.
Die Benachrichtigung des Theilnehmers, mit
welchena von einem Theilnehmer des anderen
Ortes eine Unterredung gewünscht wird, er-
folgt ausschliesslich mittelst des Fernsprechers.
Für diese B'enachrichtigungen wird eine Ge-
bühr nicht erhoben.
Die Gebühr für jedes Gespräch bis zur
Dauer von 5 Min. ist im Uebrigen für
sämmtliche vorbezeichnete Verbindungen
und ohne Unterschied, ob die Benutzung von
einer der hierzu eingerichteten öffentlichen
Sprechstellen oder von Stellen der an die
betreffenden Stadtfernsprechnetze angeschlosse
nen Theilnehmer aus erfolgt, einheitlich auf
eine Mark festgesetzt.
Von den beiden zwischen Berlin und
Hannover längs des Landweges durchwegs
an einem besonderen Verbindungsgestänge
befindlichen Einzelleitungen dient die eine
zur unmittelbaren Verbindung zwischen den
genannten beiden Orten, während die zweite
einerseits — wie seither — den Wechsel-
verkehr zwischen Berlin und Magdeburg, so-
wie andererseits denjenigen zwischen Magde-
burg, Braunschweig, Hildesheim und Hanno-
ver vermittelt. Um eine zweckmässige Aus-
nutzung des Leitungsabschnittes Magdeburg —
Braunschweig — Hildesheim — Hannover zu er-
möglichen, ist die ordnungsmässige Abgabe
des Schlusszeichens Seitens der Theilnehmer
von besonderer Wichtigkeit, Ist dieser Lei-
tungsabschnitt nur streckenweise benutzt
gewesen, so benachrichtigt der Beamte der
die Verbindung aufhebenden Vermittlungs-
anstalt jedesmal die übrigen Vermittlungs-
anstalten von der Beendigung der Unter-
135
redung durch Weitergabe des Schlusszeichens
in die folgende Leitungsstrecke, Beispiels-
weise theilt die Vermittluogsanstalt Braun-
schweig nach Beendigung einer Verbindung
zwischen Magdeburg und Braunschweig den
Vermittlungsanstalten der Leitungsstrecke
Hildesheim — Hannover mit, dass die Strecke
Magdeburg — Braunschweig wieder frei sei.
Die Vermittlungsanstalten bleiben auf diese
Weise stets davon unterrichtet, welche Lei-
tungsstrecke in Benutzung ist. Aus demselben
Grunde wird daher auch, wenn beispiels-
weise gleichzeitig mit einer zwischen Magde-
burg und Braunschweig ausgeführten Ver-
bindung auch eine solche zwischen Hildes-
heim und Hannover hergestellt ist, von der
Vermittlungsanstalt in Braunschweig nach
Empfangnahme des Schlusssignals aus der
Leitungsstrecke Hannover — Hildesheim diesen
Vermittlungsanstalten von der Beendigung
der Correspondenz auf der Strecke Magde-
burg— Braunschweig Nachricht gegeben.
Bei den in Frage kommenden Theil-
nehmer- und öffentlichen Sprechstellen ist
neben den gewöhnlichen für den örtlichen
Verkehr dienenden Fernsprechgehäusen ein
besonderes, mit van Rysselbergh e'schem
oder Mix & Genest'schem Mikrophon —
letzteres mit Dämpfervorrichtung — aus-
gerüstetes Apparatsystem mit je zwei S i e-
mens'schen Fernsprechern mit seitlicher
Schallöffnung aufgesteltt. Die beiden Fern-
hörer sind zur gleichzeitigen Benutzung für
beide Ohren des Hörenden bestimmt. Mittelst
eines Kurbelumschalters können je nach Be-
darf die älteren oder die neuerefi Apparate
eingeschaltet werden. Zum Betriebe der vor-
bezeichneten Mikrophone werden grossplattige
Elemente verwendet. Ausser der vorerwähnten,
für jede Benutzung der in Rede stehenden
Verbindungsanlagen zu entrichtenden Einzel-
gebühr ist von jedem Theilnehmer für die
Aufstellung u. s. w. der besonderen Apparate
bei seiner Stelle eine Vergütung von jähr-
lich 20 Mk. in einer Summe im Voraus zu
entrichten.
Der gegenseitige Anruf wird zur Zeit
durchwegs mittelst galvanischer Batterien
bewirkt, nachdem sich herausgestellt hat,
dass die starken magnetelektrischen Ströme
des zuerst versuchten Inductor-Weckbetriebes
die Sprechverständigung in den benachbarten
Verbindungs-, bezw, Theilnehmerleitungen
im unerwünschten Maasse beeinträchtigen.
Die Anlagen sind übrigens Seitens der
betheiligten Verkehrskreise von Anfang an
rege in Anspruch genommen worden, mit
Ausnahme des Verkehrs Berlin — Hannover,
was sich ans dem oben Gesagten erklärt.
Ueber den Umfang der Benutzung behalten
wir uns weitere Mittheilung vor.
(, Archiv f. P. u. T.«)
Sphärisches absolutes Elektrometer.
Von G. LIPPMANN.
Von zwei Hälften einer Hohlkugel ist
die eine fest , die andere hängt an drei
parallelen Fäden von gleicher Länge. Wird
die Kugel auf das zu messende Potential
gebracht, so wird die bewegliche Halbkugel
abgestossen; in Folge der trifilaren Aufhän-
gung kann sie sich nur parallel mit sich
selbst verschieben. An einem auf zwei der
Aufhängedrähte aufgekitteten Spiegel beob-
achtet man die Ablenkung. Da nach einer
bekannten Formel, unabhängig von der
Grösse der Kugel, f = -— V^ ist, wo f die
o
Abstossungskraft und V das Potential be-
zeichnet, und da andererseits, wenn p das
Gewicht der Halbkugel und a die Ablen-
kung des Trifilars angibt, f ■= p tg a ist,
folgt p> tg a = -— V-, so dass V unmittel-
0
bar in absolutem Maasse gegeben ist. Eine
grössere Empfindlichkeit und sichereren Schutz
gegen den Einfluss von Luftbewegungen und
äusseren elektrischen Störungen erreicht man
dadurch, dass man das System der beiden
Halbkugeln mit einer concentrischen Kupfer-
kugel umgibt; auch in diesem Falle ergibt
die Theorie eine einfache Formel für den
absoluten Betrag des Potentials, welche aller-
dings die Radien der beiden Kugeln enthält.
L. (»Z. f. L«)
Bericht der Firma Ganz & Comp.
Die Firma Ganz & Comp, veröffentlicht
in ihrem Jahresberichte Folgendes:
Was die elektrotechnische Ab-
theilung anbetrifft, wurde in dem Rück-
blicke auf die vorjährige Thätigkeit dieser
Abtheilung auf den Umstand hingewiesen,
dass die inlä ndischen industriellen Kreise
der elektrischen Beleuchtungs-Industrie gegen-
über eine gewisse Zurückhaltung bekundet
haben, und dass auch dementsprechend die
elektrische Abtheilung nur eine beschränkte
Thätigkeit für inländische Anlagen ent-
falten konnte, während der Verkehr dieser
Abtheilung mit dem Auslande ein äusserst
reger war, und sich diese extensive Thätig-
keit in sehr erfreulicher Weise entwickelte.
Indem wir nun einen Rückblick auf die
Thätigkeit in dem jetzt verflossenen Jahre
18S6 werfen, können wir das soeben Gesagte
als die Signatur der Situation für das abge-
laufene Jahr einfach wiederholen, mit Hin-
zufügung der Bemerkung , dass dieselben
Umstände sich im Jahre 1886 wo möglich
in noch intensiverer Weise fühlbar gemacht
haben, indem nämlich die ausländischen in-
dustriellen Kreise der Thätigkeit der elektri-
schen Abtheilung ein stets weitergehendes
und wachsendes Interesse entgegenbrachten,
136
war ein solches Seitens der inländischen
Kreise nicht zu beobachten. Dementsprechend
ist auch das Schlussresultat für das ver-
flossene Jahr ein sehr erfreulicher Aufschwung
der elektrischen Abtheilung in ihrer Thätig-
keit nach auswärts und eine ziemlich unver-
änderliche Stagnation ihrer im Inlande selbst-
entfalteten Thätigkeit. Um nun auf eine
nähere Besprechung dieser Thätigkeit über-
zugehen, kann mit gerechtem Stolz darauf
hingewiesen werden, dass die elektrotechni-
sche Abtheilung heute, insbesondere bezüg-
lich der Städtebeleuchtungen und
überhaupt grösserer Beleuchtungs-
Anlagen auf grosse Distanzen eine
dominirende Stellung nicht nur in Europa,
sondern auch in Amerika, welches vor dem
grossen Publicum gewissermaassen als die
Heimatsstätte der Elektricität betrachtet wird,
sich errungen hat.
Es hat sich sowohl während der Buda-
pester Landesausstellung, wie auch im Vor-
iahre wiederholt Gelegenheit geboten, in den
Spalten dieses Blattes über die Vorzüge und
die erfreuliche Entwicklung des von der
Firma Ganz & Comp, exploitirten Ziper-
nowsky-Deri'schen Fernleitungs-
systems ausführliche iVIittheilangen zu ver-
öffentlichen und wir können uns daher jetzt
auf die Constatirung der Thatsache be-
schränken, dass heute die ersten elek-
trischen Firmen der Welt, sowie auch
andere Firmen ersten Ranges sich um die
Exploitirung dieses Systems bewerben und
zum Theile diese Exploitation auch über-
nommen haben. Wir wollen hier nur die
bereits fix übertragenen Vertretungen der
elektrischen Abtheilung in den einzelnen
Ländern aufzählen; und zwar haben solche
Vertretungen übernommen:
I. Die Italienische Edison-Ge-
sellschaft für Italien mit Ausnahme der
Provinz Piemont, für welche die Firma
Bellani Fratelli die ausschliessliche Ver-
tretung erhalten hat; ferner 2. dieSocidte
Electrique Edison in Paris für
Frankreich, mit Ausnahme einzelner
Departements, für welche schon vorher die
Soci^t^ en Participation pour
les Applications Industrielles
de l'Electricite in Lyon die aus-
schliessliche Vertretung erhalten hatte ;
3. die Firmen ^Berliner Maschinen-
b a n - A c t i e n g e s e 11 s c h a f t , vorm.
Jy. Schwartzkopff in Berlin* und
^Helios*, Actiengesellschaft für
elektrisches Licht undTelegra-
phenbau in E h r e n f e 1 d - C ö 1 n —
für Deutschland — - und 4. schliesslich
die Amerikanische Edison-Ge-
sellschaft, an deren Spitze bekanntlich
der berühmte Elektriker Thomas Alva
Edison steht, für Nordamerika.
Ausserdem steht die Firma G a n z &
Comp, noch mit sehr hervorragenden Firmen,
bezüglich der Vertretung in anderen Ländern,
in Unterhandlungen.
Die hier veröffentlichte Vei treterliste ist
ein beredter Beweis von der Vorzüglichkeit
des genannten Vertheilungssystems, und die
Benützung dieses Systems Seitens der be-
deutendsten Edison- Gesellschaften Amerikas
und Europas ist umso bemerkenswerther,
als gerade das E d i s o n'sche Stromverthei-
lungs-System bisher allgemein als das beste
und vollkommenste System für Städtebeleuch-
tung anerkannt war.
Es lässt sich jetzt schon auf eine ganz
stattliche Reihe grösseren elektrischen B e-
leuchtungsanlagen hinweisen, welche
mit dem Fernleitnngssystem bereits that-
sächlich ausgeführt worden oder in Aus-
führung begriffen sind, und zwar erstreckt
sich die diesbezügliche bisherige Thätigkeit
auf zusammen 23 grössere und kleinere An-
lagen, mit 100 Bogenlampen und 20.000
Glühlampen. Von diesen entfallen auf U n-
garn 2, England I, Belgien I,
Deutschland 3, Russland i, Ita-
lien 5, 'Schweiz 6, Spanien 8, Süd-
amerika 2, Nordamerika i.
Von diesen 23 Bestellungen für Fern-
leitung sind im Jahre 1885 4 und im Jahre
1886 19 zugekommen. Ausserdem hat die
Fabrik im Jahre 1886 noch 34 Bestellungen
auf Einzelanlagen für elektrische Beleuchtung
mit zusammen 100 Bogenlampen und un-
gefähr 600 Glühlampen erhalten, welche zum
grössten Theile bereits ausgeführt , zum
Theile in Ausführung begriffen sind. Von
diesen Installationen entfällt der grösste
Theil auf ausländische Anlagen, und zwar
zumeist auf Russland und Italien und
nur etwa ein Viertel auf Ungarn.
L i t h a
Ein vor der britischen Gesellschaft in
Birmingham gehaltener Vortrag lenkt die
Aufmerksamkeit auf eine von Fitzgerald
durch einen besonderen Process dargestellte
Substanz, welche vorzüglich als negatives
Element in Volta'schen Batterien (primären
und secundären) geeignet ist.
Die Ilauptbedingungen für eine allgemein
gebräuchliche Anode sind :
I. Selbe muss vollkommen strenge elektro-
negativ, in sich inoxydabel und weiters frei
von allen Beimengungen oder Verunreinigungen
sein, welche positiv elektrisch wirken und
n o d e.
daher eine locale elektrische Action erzeugen
könnten,
2. Die Anode muss unlöslich und unzer-
setzlich sein.
3. Die mit Hilfe derselben entwickelte
Energie soll auf billige Weise zu erzielen,
der Betrieb daher ökonomisch sein (soll pro
Pferdekraft und Stunde 1/2 Penny nicht über-
steigen),
4. P'ür manche Verwendungen soll das
Verhältniss des ganzen Elementes zum Ge-
wichte der Anode sammt Depolarisirungs-
material ein möglichst hohes sein.
137
5- Endlich soll sie einen solchen Grad
von Leistungsfähigkeit besitzen , dass das
Verhältniss der in Wärme umgesetzten Energie
des Stromes beim Passiren der Anode
und der in Wärme umgesetzten Energie
beim Passiren durch den Elektrolyt unter
den günstigsten Verhältnissen ein kleines sei.
Nach des Genannten Methode ist nun
Bleiperoxyd in dichtem, cohärentem und sehr
leistungsfähigem Zustande als Anode dar-
stellbar und vortheilhaft zu verwenden.
Plante's Anode, aus dünnen Schichten
von Bleiperoxyd und aus metallischem Blei
bestehend, leidet an der Schwierigkeit der
merklichen Vermehrung der Dicke der ur-
sprünglich erzielten Schichte von Bleiperoxyd
und durch die locale Action zwischen dem
Peroxyd und dem metallischen Blei.
Faure beseitigte bei seinem Elemente
den erstgenannten Nachtheil durch Erzielr.ar-
keit der gewünschten Stärke der Peroxyd-
schichte, dagegen ist i. der Gebrauch von
Pergamentpapier oder Filz zur Fixirung dieser
Schichte, dann 2. der störende Contact dieser
letzteren mit der metallischen Bleiunterlage,
vi^odurch diese endlich 3. zu Grunde geht,
nachtheilig.
Der erstgenannte Nachtheil ist gänzlich
und der zweite theilweise beseitigt im Faure-
S ellon - V olckmar-Element, doch haftet
diesem sonst so vorth eilhaften Element noch
der dritte Schaden an.
Der nächste Schritt in der Entwicklung
dieser genannten Elemente ist die in Rede
stehende Erfindung, durch welche die metal-
lische Unterlage der Peroxydschichte gänz-
lich entbehrlich und diese in "sich cohärent
ohne Anwendung eines Kittes , Cementes
u. dergl. als Anode erhalten wird.
Mischt man Bleioxyd mit Wasser uud
giesst das Gernenge in eine Plattenform, so
ist selbes nach dem Trocknen nicht cohärent,
sondern es wäre zu diesem Zwecke noch die
Herbeiführung einer molecularen Modification
notliwendig.
Mischt man fein zertheiltes metallisches
Blei mit Bleioxyd und Wasser, so entstände
durch die allmälige Oxydation des ersteren
eine solche moleculare Umlagerung. Würde
diese Platte elektrolytisch peroxydirt, so er-
hielte man die sogenannte Petranode.
Besser aber — und das ist die in Rede
stehende Erfindung — mischt man Bieioxyd
mit einer Salzlösung, welche durch das Oxyd
allmälig zersetzt wird, so z. B. mit Ammon-
sulfat. Ammon wird abgeschieden bei gleich-
zeitiger Verwandlung eines Theiles des Blei-
oxyds in Bleisulfat. Wird nun diese dichte und
cohärente Masse elektrolytisch in Bleioxyd
verwandelt, so entsteht die ^Lithanode*,
welche den Eingangs aufgezählten Bedin-
gungen für ein elektronegatives Element sehr
vollkommen entspricht.
(^Mittheil. üb. Gegenst. d. Artill.- u. Geniew.*)
Elektrische Beleuchtung von Leuchtthürmen.
Die Direction der Leuchtthürme der Ver-
einigten Staaten veröffentlicht in ihrem Berichte
vom Jahre 1885 eine Arbeit des Lieutenants
John Mills über elektrische Beleuchtung von
Küsten, welche interessant genug erscheint,
dieselbe in ihren wesentlichsten Theilen hier
wiederzubringen.
Der Bericht des Lieutenants Mills beginnt
mit einer Beschreibung von Hell Gate und
einer Zusammenstellung der einschlägigen
Arbeiten, welche man dort gemacht, das
Leuchtfeuer, welches auf Hallets Point, in
dem Städtchen Astoria auf Long Island
etablirt ist, hatte den principiellen Zweck,
den Schiffen während der Nacht die Durch-
fahrt von Hell Gate zu erleichtern.
Am 20. October 1885 hatte dasselbe zum
ersten Male functionirt.
Der Thurm ist aus Eisen, quadratförmig,
hat eine Höhe von 250 Fuss*) und misst an
seiner Basis 55 Qu.-Fuss. Mangel an Raum
hat es nothwendig gemacht, die Einrichtung
der Gebäude und der Cisternen in den unter-
sten Theil des Thurmes selbst zu verlegen.
Die Kessel sind cylindrisch.
Auf der Spitze des Thurmes sind neun
Brush'sche Herde, zu welchen man mittelst
eines durch ein Gegengewicht zu regulirenden
Aufzuges gelangen kann. Die Maximal-Inten-
sität des Lichtes jeder einzelnen Lampe ist
3 114 Normalkerzen. Der Strom wird geliefert
von zwei Dynamomaschinen, System Brush.
Mittelst schicklich gestellter Reflectoren
war man im Stande, die Lichtstrahlen einer
verhältnissmässig kleinen Quelle in jede be-
liebige Richtung zu senden. Alle diese Zu-
rüstungen sind jedoch sehr kostspielig und
wenig bequem in ihrer Handhabung ; ausser-
dem ziehen sie einen mehr oder weniger
grossen Verlust an Licht nach sich, je nach-
dem die Dirigirung der Strahlen Verände-
rungen erleidet.
Um nun die Ausdehnung und die Kosten
der nothwendigen optischen Zurüstungen auf
ein Minimum zu reduciren und sich dennoch zu-
gleich die höchste Leistung zu sichern, musste
man die Lichtquelle selbst derartig etabliren,
dass d'e grösstmögliche Menge des Lichtes in
einem kleinen Räume eingeschränkt und nach
der Richtung hin dirigirt werde, wohin man
das sichtbare Licht abzugeben wünschte ; diese
Einrichtung zwingt die Strahlen zu grosser
Intensität und ansehnlicher Durchdringungs-
kraft.
Wie jedoch die Lichtquelle auch immer
sei, in der Praxis werden die Lichtstrahlen,
trotz der richtigen Uebereinstimmung der
Ausdehnungen der optischen Zurüstungen mit
ihrer Entfernung, dennoch immer, wenn auch
nur wenig, von jener Richtung abweichen.
*; Englisch.
138
welche man ihnen geben will ; diese Ab-
weichung steht im Allgemeinen in enger
Beziehung zu dem Winkel, welchen die
Lichtstrahlen mit den optischen Zurüstungen
einschlieäsen.
Um eine entsprechend grosse Leistung
bei noch ökonomischen Zurüstungen zu
erreichen, ist es daher nothwendig, dass die
Lichtquelle von relativ geringer Ausdeh-
nung sei.
Weiters ergeben sich noch folgende
i.othwendige Eigenschaften der Lichtquelle:
Die Intensität des Lichtes muss eine
constante bleiben ; die Form derselben darf
sich nicht verändern ; die Stellung muss
unverrückbar sein. Sollten die Umstände die
Erfüllung dieser Bedingungen nicht erlauben,
so müssen doch wenigstens die Veränderungen
vollkommen geregelt werden können. End-
lich müssen die Kosten der Erhaltung
massig sein.
Es erübrigt nun zu prüfen, inwieferne
das elektrische Licht diesen Bedingungen
entspricht, wornach man in der Lage sein
wird zu beurtheilen, ob dasselbe sich zur
Beleuchtung der Leuchtthürme eignet oder
nicht.
Es ist gegenwärtig ausser allem Zweifel
bekannt, dass die Bogenlampe das inten-
sivste und concentrirteste Licht erzeugt.
Gewiss hätte sich dieselbe zur Beleuchtung
von Leuchtthürmen vollkommen geeignet
erwiesen, wenn man die Entwicklung dieser
ersten Anwendung in Uebereinstimmung mit
jener der anderen durchgeführt hätte.
Das Bogenlicht besitzt eine Intensität,
welche bisher noch von keinem anderen Lichte
übertroffen wurde, und obwohl die Versuche
gezeigt haben, dass die Durchdringungskraft
desselben kleiner ist gegen jene eines Lichtes
mit sehr langer Flamme, hatte man doch
richtigerweise erkannt, dass der elektrische
Bogen ein Licht erzeugt, welches jederzeit
viel weiter sichtbar ist, als jedes andere.
Die Oberflächen-Erleuchtung des elek-
trischen Bogens ist im Verhältnisse zu seiner
Intensität äusserst gering; jedoch, wie die
absolute Stetigkeit oft auch ein Fehler ist,
so kann ebenso die geringe Ausdehnung der
Oberflächen-Beleuchtung eher als ein ernst-
licher Nachtheil, denn als ein Vortheil an-
gesehen werden.
Die optischen Zurüstungen müssen be-
deutend grösser sein, wenn das Licht nicht
fixirt ist, um die schlechte Wirkung einer
grossen Zahl von kleinen Bewegungen zu
verringern, welche zu oftmaliger Wieder-
holung der Regulirung zwingen.
Was den Glanz des Lichtes anbelangt,
so existirt ein gewaltiger Unterschied zwischen
Lampen mit continuirlichem Strome und solchen
mit Wechselstrom,
John Mills erklärt, dass bei Lampen
ersterer Kategorie die Verticalsteliung der
Kohlen die vortheilhafteste sei ; jedoch selbst
bei dieser Anwendungsart entfernt sich die
Richtung des Maximums der Intensität unter
einem Winkel von 450 von der Horizontalen.
Aus diesem Grunde und aus Ursache
der grossen Schwierigkeit, das Licht im
Brennpunkte der Linse zu erhalten, eignen
sich sämmtliche bisher erfundenen Bogen-
lampen mit continuirlichem Strome nicht zur
Beleuchtung der Leuchtthürme, und wurden
auch von der Praxis aufgegeben.
Die Wechselstrom-Lampe von Meriten s,
versehen mit einer eigenen Linse, und die
magnetoelektrische Wechselstrom -Maschine
desselben Erfinders besitzefi die praktischesten
Zurüstungen, und findet diese Lampe in der
That die einzige gegenwärtige Verwendung
in Leuchtthürmen.
Dass gewisse Arten von elektrischen
Glühlicht-Lampen sich gleichfalls zur Be-
leuchtung von Leuchtthürmen eignen, haben
mehrfache Versuche dargethan.
Man . hat Glühlicht-Lampen construirt,
deren Licht-Intensität weit grösser ist als die
gewöhnliche, und man ist eben daran, die
Versuche mit einer derartigen Lampe abzu-
schliessen, für welche eine Linse erster
Ordnung angewendet werden soll.
Die einleitenden Versuche haben ergeben,
dass diese Lampe ununterbrochen und mit
Sicherheit ein Licht von beiläufig 450 Normal-
kerzen geben könnte.
Die Leichtigkeit, mit welcher diese
Gattung von Lampen verlöscht und entzündet
werden kann, qualificirt dieselbe ganz be-
sonders für die Verwendung von Wechsellicht,
wobei sie ausserdem den grossen Vortheil
einfacher optischer Zurüstung besitzt.
Es ist zu bedauern, sagt der Autor, dass
es nicht möglich ist, die Kraft der relativen
Durchdringung der Lichtquelle auf verschie-
denen Entfernungen einem gründlichen Stu-
dium zu unterziehen, denn dies ist gewiss
eine der wichtigsten aller Fragen.
Beobachtungen haben indessen dargethan,
dass die Durchdringungskraft des Glühlichtes
nicht geringer ist, als jene der gewöhnlichen
Brenner, dass sie jedoch ohne Zweifel jene
des elektrischen Bogens übertrifft.
Die Glühlicht-Lampe entspricht daher bei
Anwendung rother Feuer besser als die Bogen-
lampe, weil sie bei geringer Länge der Flamme
verhältnissmässig weniger grosse Strahlen
enthält.
Die Einfachheit der Lampe, ihre leichte
Regulirbarkeit, die Thatsache, dass sie wäh-
rend ihrer Functionirung keinerlei Aufmerk-
samkeit bedarf, und die Leichtigkeit, mit
welcher man dieselbe bei einer beliebigen
Linse erster Ordnung verwenden kann, ohne
eine der bestehenden Zurüstungen zu ändern,
mit Ausnahme der Wegnahme des Brenners,
alle diese Vortheile sprechen zu Gunsten einer
mehr reichlichen und sorgfältigeren diesbezüg-
lichen Erforschung.
Die Curve der elektrischen Lampe bedingt,
dass ein grosser Theil des Lichtes zumeist
der wirksan;ste Theil, die Trommel der
Linse trifft.
Die Menge des Lichtes, welche aus dem
Brennpunkte der Linse unter einem Winkel
über 450 ausfliesst, ist so gering, dass man
139
ohne jeden Nacbtheil über diese Grenze
hinaus die katadioptrischen Ringe der Linse
zu unterdrücken vermag.
Der Vorzug der elektrischen Lampe
gegenüber der Oellampe manifestirt sich noch
von einem anderen Gesichtspunkt. Die grössere
Ausdehnung der Flamme gibt Anlass zu einem
grösseren Verlust an Licht, und überdies ist
die Form der Flamme sehr veränderlich.
Der Zustand der Luft übt einen namhaften
Einfluss auf die Höhe der Flamme, und
unglückseligervveise functionirt die Lampe bei
nebligem Wetter immer weniger gut, selbst
wenn man die grösste Sorgfalt zur Anwen-
dung bringt.
Aus der Verminderung der Intensität des
Lichtes, welche daraus resultirt, dass der
leuchtendste Theil der Flamme seinen Glanz
verliert, selbst wenn der Brenner derart ge-
stellt ist, dass er während des schlechten
Wetters seinen besten Effect liefert, folgt.
dass das Licht bei normalem Wetter nicht
allein weniger hell sein, sondern dass es sich
auch sehr hoch über dem Horizonte pro-
jiciren wird.
Es bestehen gegenwärtig verschiedene
Systeme von elektrischen Generatoren von
guter Construction und leichter Handhabung,
welche allen Bedingungen, die sich in der
Praxis darbieten können, vollkommen ent-
sprechen.
Die Dampfmotoren, speciell für diese
Art von Arbeit construirt, haben Vieles ver-
vollkommne'-, und der einzige Theil der
Aufgabe der elektrischen Beleuchtung von
Leuchtthürmen, welcher noch zur Lösung
erübrigt, ist jener, welcher die Lampe selbst
betrifft.
Das also ist das Ziel, gegen welches nun
die Studien und Versuche gerichtet sein
müssen.
(, Mittheil. üb. Gegenst. d. Artill. u. Geniew.*)
KLEINE NACHRICHTEN.
Woodhouse & Rawson contra
Edison. Am 31. Jänner hat der High Court
of Appeal in dem Process Edison contra
Woodhouse & Rawson mit zwei Stimmen
gegen eine die B'ntscheidung der ersten
Instanz (welche die W. & R. -Lampe als ab-
hängig von der Edison-Lampe betrachtet)
bestätigt. Diese Frage wird nun binnen
Kurzem das Oberhaus als letzte Instanz be-
schältigen, da die Firma W. & R. sofort
die entsprechenden Schritte gethan hat.
Inzwischen will die mächtige Anglo American
Brush Co. mit einer Klage gegen die
Edis o n-Gesellschaft zum Schutze ihrer Lane
fox-Lampe vorgehen, um die Versehen,
welche nach Ansicht von Sachverständigen
bei der Vertheidigung der W. & R. -Lampe
gemacht worden sind, nicht auch für andere
Systeme verhängaissvoll werden zu lassen
Die Firma W. & R. fabricirt übrigens ihre
Lampen nach wie vor im grossen Maasse,
da zwischen derselben und der United
Edison-Swan Co. ein Privat -Abkommen
besteht, nach welchem erstere eine Licenz
für jede verkaufte Lampe bezahlen, wenn
der Process gegen sie entschieden werden
sollte.
Elektrische Beleuchtung des Suez-
Canales. Nach einem Besuche Lessep's,
welcher Versuchen, diese Frage betreffend
galt, schreitet man an die vollständige Be-
leuchtung der ganzen Strecke. Gegenwärtig
ist der Canal ganz mit elektrischem Lichte
erhellt.
Die Fürst Bismarck gehörige Sage-
mühle, sowie die anliegenden Holzlager und
Arbeitsplätze in Fiiedrichsruh sind mit Bogen-
lampen beleuchtet.
Der Municipalrath von Paris beschloss,
die elektrische Beleuchtung im Empfangssaal
und in den Nebenräumen desselben einzuführen.
Die Zahl der ?.u installirenden Glühlampen
beträgt 2000, wovon 171 im Speisesaal, 144
in der grossen Galerie und 14 Luster k 60
Lampen in drei Salons angebracht werden
sollen.
Die Edison Compagnie in Mailand
unterhält gegenwärtig 9203 Glüh- und 149
Bogenlampen.
Elektrisches Licht und der Nebel.
Der Capitän eines schwedischen Schiffes hat
das elektrische Licht von der May-Insel bei
klarer Luft 77 Km. weit gesehen; bei dichtem
Nebel jedoch konnte dasselbe Licht erst in
5 Km. Entfernung wahrgenommen werden.
Diese I5fache Schwächung des Lichtes der
Elektricität lässt darauf schliessen, wie wenig
solch' ein Nebel von weniger mächtigen Licht-
quellen übrig lässt.
Mr. Preece hat jüngst telephonische
Verstehe auf einer Linie von 432 Km.
Länge zwischen London und Worcester
gemacht; die Linie besteht aus Kupfer; der
Durchmesser wird nicht angegeben. Die
Sprache klang von einem Ende der Leitung
zum anderen wie im Netz von London
selbst.
Berlin. (E le k trici t ät s wer ke.) Der
zur Prüfung des Rechtsverhältnisses zwischen
der Stadt Berlin und den städtischen Elek-
tricitätswerken ernannte Siadtverordneten-
Ausschuss hat nach seinem neulich erstatteten
Bericht anerkennen müssen, dass Seitens der
Stadt ein Rücktritt von dem mit der Gesell-
schaft getroffenen Abkommen gesetzlich nicht
zulässig sei und ebensowenig von der Gesell-
schaft eine Conventionalstrafe gefordert wer-
den könne. Allerdings seien die gegenwärtig
140
in Betrieb befindlichen beiden Stationen nicht
ausreichend, um den ganzen Vertragsrayon
mit elektrischem Licht zu versehen, dazu sei
die Einrichtung weiterer Stationen erforder-
lich. Die Gesellschaft sei deshalb auch bereits
mit der Erweiterung ihrer Anlagen be-
schäftigt, sie habe sich die Grundstücke für
den Bau zweier elektrischer Stationen ge-
sichert, und habe beschlossen, behufs Be-
schaffung der erforderlichen Mittel ihr Actien-
capital zu erhöhen. Die Frage, ob die Ge-
sellschaft verpflichtet sei , die contractlich
bedungene Abgabe von io°/o der Brutto-
Einnahme auch von dem Erlös der Installa-
tionsarbeiten zu entrichten, wurde Seitens
des Ausschusses im bejahenden Sinne ent-
schieden. In Bezug hierauf hat die Gesell-
schaft erklärt, dass sie sich vorläufig noch
nicht auf den Standpunkt des Magistrats
stellen könne, doch werde man darüber in
weiterer Verhandlung wohl zu einer Einigung
kommen. (;,Journ. f. Gasbel.*)
Berlin. Die Direction der städtischen
Elektricitätswerke in Berlin hat ihren Abon-
nenten durch ein Circular ihre Bereitwillig-
keit zu verstehen gegeben, die nöthigen Ein-
richtungen zur Illumination am 90. Geburts-
tage des Kaisers herzustellen.
Vielpolige Dynamo. Die Herren Ganz
& Co. haben eine vielpolige Dynamomaschine
construirt, welche in Bezug auf Ausnutzung
des Kupfermateriales ein ganz erstaunliches
Resultat liefert. Wir werden demnächst eine
Beschreibung der interessanten Maschine
bringen.
Dr. J. Hopkinson hat einen sehr inter-
essanten Bericht über die Leuchtthürme
Macquario und Tino herausgegeben.
Seitens der London and Brigthon-
Bahngesellschaft ist den Railway Elec-
trical Contractors ein Auftrag auf Er-
weiterung der elektrischen Beleuchtung in
den Wagen der Gesellschaft geworden.
Bis zur Stunde hat sich die vor einigen
Jahren eingeführte elektrische Beleuchtung
hier durchaus gut bewährt.
In Elberfeld hat das Oberbürger-
meisteramt an die Bürgerschaft ein Schreiben
um Beantwortung der Frage gerichtet, ob sie
zur Einführung elektrischer Beleuchtung in
ihren Häusern unter Benutzung einer ge-
planten städtischen Centralanlage geneigt sei.
Gleichwie Elberfeld beschäftigen sich mit den
Gedanken von Einrichtung und Betrieb einer
solchen Anlage in eigener Regie jetzt mehrere
grosse deutsche Städte, von denen Hamburg
und Lübeck zunächst zur That übergegangen
sind. In Hamburg handelt es sich um Be-
leuchtung des Freihafengebietes durch zu-
sammen 4000 Glühlampen und ca. loo Bogen-
lampen, von denen, weil die entsprechenden
Speicherplocks noch nicht vollständig ausge-
baut sind, vorläufig in Hälfte in Betrieb
gesetzt werden soll. Die städtische Central-
anlage in Lübeck ist auf vorläufig 3000 Glüh-
lampen und ca. lOO Bogenlampen projectirt.
Es sind dieses in Deutschland die ersten
grösseren Centralanlagen, deren Betrieb und
Verwaltung die Stadt übernimmt, und werden
im Laufe dieses Jahres gewiss noch manche
Städte diesem Beispiele folgen. Die Aus-
führung der Anlagen in den beiden genannten
Städten ist der Firma S. Schuckert in
Nürnberg übertragen.
Lübeck. Wie erinnerlich sein wird,
bewilligte die Bürgerschaft im Juli vorigen
Jahres 340.000 Mk. für die Anlage einer
Centralstation für die elektrische Beleuchtung
der Stadt. Bei der Behörde waren in Folge
dessen etwa ein halbes Dutzend Angebote
von Firmen eingegangen, welche die Aus-
führung der Anlagen zu übernehmen sich
verpflichteten, u. A. auch von der Edison-
Gesellschaft. Nach vielem Experimentiren
hat sich heute die Verwaltungsbehörde für
das Angebot der Firma S. Schuckert in
Nürnberg entschieden, welche die Arbeiten
demnächst in Angriff nehmen wird. Dieselbe
Firma führt u. A. die elektrischen Beleuch-
tungsanlagen für das Hamburger Freihafen-
gebiet, sowie für verschiedene Etablissements
der Marine in Kiel aus. Die Anmeldungen
von Geschäftsinhabern, welche ihre Läden
etc. elektrisch erleuchten lassen wollen, sind
so zahlreich eingegangen, dass das Unter-
nehmen als gesichert zu betrachten ist. Die
Praxis wä'ird nun zu ergeben haben, ob die
elektrische Beleuchtung in Zukunft auf weitere
Complexe als geplant, d. h. den Haupt-
strassenzug unserer Stadt, die Breitestrasse und
dessen nächste Umgebung, sowie das Hafen-
gestade ausgedehnt werden wird.
Bezüglich der Oekonomie der Ver-
wendung des elektrischen Lichtes in
Bergwerken sind jüngst in den Ver-
einigten Staaten einige Aufstellungen
gemacht worden. Die Monatana Company
traf eine Einrichtung, welche ungefähr
15.000 Mk. ko.stete, während sich die Be-
triebskosten einschliesslich Unterhaltung und
Zinsen vom Capital auf monatlich ungefähr
1000 Mk. stellten. Die früher verwendete
Beleuchtung kostet aber 2000 Mk. pro
Monat, so dass sich bei einer ursprünglichen
Auslage von 15,000 Mk. die Ersparniss auf
jährlich 6000 Mk. stellte. Abgesehen von
dieser Ersparniss rühmt das Werk als be-
sonderen Vorzug der elektrischen Beleuchtung
beim Bergbau die Feuerungefährlichkeit der-
selben.
Der Panama-Canal und das elek-
trische Licht. Um den Durchstich der
Landenge von Panama zu beschleunigen,
sollen die Arbeiten von nun an unter aus-
giebigster Verwendung der elektrischen Be-
141
leuchtung auch während der Nacht ununter-
brochen fortgesetzt werden. Unter dieser
Bedingung kann nach der Versicherung des
Herrn v. Lesseps dieses grossartige Bau-
werk in drei Jahren vollendet sein und der
QfFentlichen Benützung übergeben werden.
Aus Schweden. Zwei Errungenschaften
der Neuzeit hat sich Schweden sehr rasch
und in einem im Verhältniss zu anderen
Ländern grossartigen Umfange zu Nutzen
gemacht, das Telephon und das elektrische
Licht. Bezüglich des ersteren mag die Mit-
theilung intere-^siren, dass sogar viele Bauern-
häuser im Besitze desselben sind ; bezüglich
des letzteren weiss der neueste Londoner
„Ironmonger" wieder bedeutende Fortschritte
in der Verwendung mitzutheilen. So soll die
Stadt Vexiö elektrisch beleuchtet werden.
Die Einrichtung enthält l6o Lampen von
je l6 Kerzenkraft, sowie 6 grosse Lampen.
Für den Hausgebrauch sollen 500 Lampen
von je 10 Kerzenkraft zur Verwendung
kommen. Die Betriebskosten sollen sich auf
nur 2 Oere (= 2 Pfg.) pro Stunde und
Lampe belaufen. Eine der neuesten Ein-
richtungen ist auch die der Bergsbro Actie
Bolag zu Norrköbing, welche 700 Lampen
enthält. Es sind 3 Dynamos vorhanden und
die Triebkraft wird von 2 Turbinen geliefert,
deren eine 100, die andere 20 PH. stark
ist. Erstere setzt die beiden grossen Dynamos
in Bewegung, welche die Fabrik mit elek-
trischem Licht versorgen, wogegen das von
der kleineren Turbine betriebene Dynamo
die Nebengebäude versieht.
Telegraphie ohne Drahtleitung. Prof.
Dolbear telegraphirt ohne irgendwelche
metallische Leitung, indem er von dem einen
Pol seiner Stromquelle eine Anzahl Ent-
ladungen in die Erde bewirkt, ohne dass
der andere Pol entladen wird. Denken wir,
der positive Pol einer Inductionsrolle
werde in der Secunde 1 00 mal zur Erde ver-
bunden, so wächst an dieser Stelle das
Potential der Erde um einen bestimmten Be-
trag. In einiger Entfernung befindet sich
nun eine zweite Inductionsrolle, deren nega-
tiver Pol ebenfalls 100 mal pro Secunde
zur Erde verbunden wird; der Potential-
unterschied zwischen diesen Stellen wird
offenbar ein sehr bedeutender sein und der
Ausgleich wird in einem Telephon wahr-
nehmbar werden. Wir können Herrn Prof.
Dolbear mittheilen, dass, wenn er die
Priorität für diese seine Erfindung in An-
spruch nimmt, ihm dieselbe vom Tele-
graphenbureau des österreichischen General-
stabes, wo diese Transmissionsweise schon
seit Jahren bekannt ist, mit Recht wird
streitig gemacht werden.
Die Stenotelegraphie. Mr. Cassagnes'
Stenotelegraph besteht aus einem Empfangs-
apparat, einem Sender und einem Vertheiler.
In beiden Stationen befindet sich auch noch
eine gleiche Anzahl polarisirter Relais und
ein Druckapparat. Ein Perforator, welcher
jedoch statt einzelner Buchstaben \vie beim
Wheatstone ganze Silben auslocht, bereitet
die Streifen für die Uebermittlung vor. Der
Vertheiler ist jenen ähnlich, wie sie beim
Meyer und beim Baudot üblich. Mittelst
zweier Sender können auf einer 350 Km
langen Linie 24.000 Worte übertragen werden.
Bei längeren Linien, 650 Km., sinkt die
Leistung auf 16.000 — 17.000 Worte pro
Stunde. Unter Umständen kann sich die Ueber-
tragung ebenso rasch vollziehen als die Worte
gesprochen werden, so dass eine in Paris
um 2 Uhr gehaltene Rede um 2 Uhr 10 Minuten
gesetzt sein kann. (Die Rede muss kurz sein.)
Die Erlernung des Telegraphirens auf diesem
Telegraphenapparate erfordert ungefähr sechs
Monate ; das Lesen der Zeichen erlernt man
in etwa 14 Tagen.
Die Telegraphenstation auf dem Sonn-
blick. Im verflossenen Monat Vi'urde bekannt-
lich zu Rauris im Salzburgischen in Ver-
bindung mit dem dortigen Postamte eine
Telegraphenstation errichtet , welche vor-
wiegend meteorologischen Zwecken dient und
unter den obwaltenden Umständen für die
europäische Witterungsprognose eine ganz
besondere Bedeutung hat. Von Rauris führt
nämlich eine Telephonleitung nach dem im
Tauerngebiete gelegenen Kolm-Saiguren, wo
eine, und weiter zum Gipfel auf den hohen
Sonnblick, woselbst sich die zweite, u. zw.
die höchstgelegene meteorologische Beob-
achtungsStation Europas befindet. Diese
Telephonverbindung hing aber bis vor Kurzem
sozusagen in der Luft, da die für die Central-
anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus
in Wien bestimmten täglich um 7 Uhr Früh
abzufertigenden Wetterberichte von Rauris
mit Boten nach der 8 Km. entfernten Eisen-
bahn-Telegraphenstation Taxenbach der Gisela-
Bahn befördert werden mussten, in Folge
dessen dieselben öfter ihren Zweck ver-
fehlten. Diesem Uebelstande ist nunmehr
dadurch abgeholfen , dass die in Rede
stehende Telephonleitung in das Post- und
Telegraphenamt Rauris eingeführt, und dieses
als Endstation der neu errichteten Staats-
Telegraphenleitung Lend-Rauris dem grossen
Telegraphennetze einverleibt wurde. Der
vereinsamte Beobachter auf der höchsten
europäischen Wetterwarte steht somit — das
regelmässige Functioniren der Telephon-
leitung vora\isgesetzt — mit der Aussen-
welt in directer Verbindung und hat der-
selbe anlässlich des JahreswecVisels aus
wissenschaftlichen Kreisen und von Freunden
der Touristik auf telegrapho- telephonischem
Wege zahlreiche Glückwünsche und Auf-
munterungen zu weiterem muthvollen Ver-
harren auf seinem wenig beneideten Posten
erhalten.
Die telephonische Verbindung mit
der Beobachtungsstation unter dem
Goldberg-Gletscher functionirt gut ; dieser
142
höchstgelegene Observationspunkt Oester-
reichs hat mit Recht viel von sich reden
gemacht ; sie hat ohne Zweifel viel Mühe
und Anstrengung gekostet, die Errichtung^
dieser Wetterwarte und darüber mag man
wohl desjenigen vergessen haben, der zuerst
den Gedanken angeregt hat, in Kolm Saigurn
eine meteorologische Station zu errichten. Herr
Regierungsrath Dr. A. v. Waltenhofen
war es, der vor mehreren Jahren in der
fraglichen Angelegenheit dem Herrn Director
der Meteorologischen Centralanstalt, Prof.
Dr. Hann, wie wir aus dessen diesbezüg-
lichem Dankschreiben ersehen, jenen Vor-
schlag empfahl, dessen Verwirklichung später
zur Errichtung der Sonnenblick-Station Ver-
anlassung gab, die allen Betheiligten zur
Ehre und zum Verdienst und der Wissen-
schaft zu bestem Nutzen gereicht.
Das Telephon Brüssel-Paris. Vor we-
nigen Tagen wurde die erste internationale
Telephonlinie Europas, die Linie Brüssel-Paris,
dem Verkehre übergeben. Bei den Versuchen,
welche im November vorigen Jahres zwischen
Brüssel und Paris, also auf eine Entfernung
von 320 Km., gemacht wurden, ergab sich,
dass die telegraphischen Eisendrähte den Ton
nicht mehr mit der gebotenen Deutlichkeit
weiterleiten. Deshalb beschloss man, die
Eisendrähte durch Bronzedrähte zu ersetzen,
und legte einen einzigen Bronzedraht an den
Telegraphenstangen zwischen Brüssel und
Paris an. Der Versuch glückte. Bei den am
Neujahrstage vorgenommenen Sprech versuchen
zwischen den Ministern Belgiens und Frank-
reichs wurde nicht allein jeder Laut gehört,
sondern in Brüssel sogar ganz deutlich die
Stimmen des französischen Postministers
Gran et und des Pariser Telegraphen-
Directors Fribourg erkannt. Sodann wurde
auf diesem Bronzedrabt noch ein zweites
Experiment vorgenommen, dessen Bedeutung
jedoch aus der Mittheilung, die wir hierüber
verwenden, nicht klar wird. Der belgische
Postminister Van der Peereboom tele-
graphirte seinem Pariser Collegen einen
langen, aus 500 Worten bestehenden Neu-
jahrswunsch, welcher, wie selbstverständlich,
sehr glatt auf dem Bronzedraht depeschirt
wurde. Eine halbe Stunde später hatte
Herr G r a n e t das Telegramm schon in
der Hand. Sollte sich nun diese Eigen-
schaft des Bronzedrahtes auf die Dauer be-
währen, so sind die Regierungen Frankreichs
und Belgiens entschlossen , alle eisernen
Telegraphendrähte durch bronzene zu ersetzen.
Unleugbar ist durch diese Einrichtung ein
erster Schritt zur Anlage eines europäischen
Telephonnetzes geschehen, und man spricht
schon ernstlich von der Anlage der Linie
Brüssel-Köln und Brüssel-Amsterdam,
Telephonischer Hypnotismus. Ein
Herr Jules Liegois hat sich die Auf-
gabe gestellt zu untersuchen , ob mittelst
des Telephons nicht der hypnotische Zu-
stand und die verschiedenen Vorstellungen
desselben hervorgerufen werden könnten. Er
unternahm die betreffenden Versuche mit
Herrn Sordoilet, einem Redacteur des
^Courrier de Meurthe-et-Moselle*, und wurde
hiebei die Telephonanlage benutzt, welche
zwischen dem Bureau im Druckereiiocale
und dem Depeschensaal des Journals einerseits
und der Telephoncentrale anderseits besteht;
die Verbindung hat die Länge von ca, 1500
Metern. Nach Anlegen der Telephone an die
Ohren des zu Hypnotisirenden verfiel dieser
durch die Einwirkung des Magnetiseurs, der
am entfernten Ende der Telephonleitung
sich befand, binnen 2 — 3 Minuten in den
hypnotischen Zustand. Einer Dame, welche
dem Versuche ausgesetzt wurde, sagte der
Hypnotiseur per Telephon, sie möge so
lange schlafen, bis er sie wecken käme. Die
Dame kam dieser Aufforderung pünktlich
nach ! Drei derartige Versuchsreihen haben
zweifellos dargethan, dass man mittelst tele-
phonischer Einwirkung alle Arten hypno-
tischer Zustände in dem entfernten Subject
hervorrufen kann; den Schlaf, den paraly-
tischen Zustand, die Trunkenheit, die Ge-
schmacksaffectionen, Hallucinationen jeder
Art, den Gesang, Acte, die vor das Forum
der Justiz gehören etc. etc. . . Mr. Liegois
glaubt bei ferneren Versuchen den Phono-
graphen verwenden zu können statt des Tele-
phons. Da die Entfernung an dem Ausfall
solcher Versuche nichts ändert, so glaubt
man zwischen Paris und Ronen, oder zwischen
Paris und Rheims, welche beide Orte eine
van Ry ss elb er ghe'sche Anlage verbindet,
hypnotische Experimente anstellen zu können,
die man binnen Kurzem auf viel weitere
Distanzen erstrecken können wird ! Es wird
diese eine neue sehr interessante Anwendung
der Telephonie auf weite Distanzen werden.
Reichsfernsprechanlage Minden. Laut
amtlicher Mittheilung hat das Reichspostamt
die Anlage eines Fernsprechnetzes in Minden
genehmigt, auch ist der Anschluss desselben
an die Anlagen in Bielefeld und Hannover
gesichert.
Augsburg. (Telephonanlage.) Die defi-
nitive Betriebseröffnung des telephonischen
Verkehrs zwischen hier und München hat
am I. December 1. J. stattgefunden. Die
Telephonanlage steht Jedermann — Abon-
nenten wie auch Nichtabonnenten — zur
Verfügung und wird eine gleiche Taxe für
den Verkehr zwischen hier und München
und umgekehrt, mit i Mk. für je fünf Minuten
eingeführt. In hiesiger Stadt werden zwei
öffentliche Sprechstellen, eine im Hauptpost-
gebäude — Ludwigsstrasse — und eine auf
dem Bahnhofe eingerichtet.
Untersuchungen über den Zusammen-
hang elektrischer Ströme mit dem
thierischen Magnetismus und die Wir-
kung dieser Ströme auf das magneti-
143
sirte Subject. Ein Herr Möhlenbruck
aus Bienne erzählt im ^Electricien* über
seine Versuche, die Empfindlichkeit magna-
tisirter Personen gegen Einwiikung von In-
ductionsströmen zu prüfen, Folgendes : Ich
habe zu den erwähnten Untersiuchungen ver-
schiedene Apparate construirt; einer der
hauptsächlichsten besteht aus einem Eisen-
draht, welcher zu einem Ring von 15 Cm.
Durchmesser zusammengebogen ist und auf
den ein mit Seide umsponnener Kupferdraht
in enggeschlossenen Windungen aufgewickelt
war. Verbindet man die Enden dieses Ringes
mit einem Mikrophon (ich benütze immer
ein Hughes-Mikrophon, welches zwar sehr
empfindlich, aber ohne Inductionsspule con-
struirt ist), und zwar derart, dass ein Draht-
ende mit dem Mikrophon, dieses mit dem
Pol einer Batterie, den zweiten Pol der
letzteren aber wieder zu einer anderen Stelle
des Mikrophon verbunden ist, so dass der
primäre Stromkreis geschlossen ist, so kann
ich folgende interessante Erscheinung her-
vorrufen : ich lege den Drahtkranz auf den
Kopf der magnetisirten Person, auf das
Mikrophon selbst bringe ich eine Taschenuhr,
so erhebt das Subject den Zeigefinger und
schlägt ganz gleichmässig den Tact des Uhr-
werkes mit ; man kann dies constatiren, wenn
man ein Telephon mit einschaltet und so
selbst den Tact hören und mit den Be-
wegungen des Magnetisirten vergleichen kann.
Streicht man den Rand des Mikrophons mit
der Fahne ein t Kielfeder, so versucht der
Magnetisirte sich die Ohren zu verstopfen ;
offenbar werden ihm die ohne Telephon
wahrgenommenen Geräusche sehr unange-
nehm. Wenn das Subject für Musik em-
pfänglich ist und man spielt vor dem Mikro-
phon irgendein Instrument und zwar muss
bei all' diesen Versuchen das Mikrophon so
weit von dem Zimmer, wo man mit dem
Subject operirt, entfernt sein, dass der Schall
nicht unmittelbar wahrnehmbar wird, so sieht
man bei sanften Weisen, dass der Magne-
tisirte in Verzückung verfällt und dass er
bei lebhaften Weisen eine heitere Attitüde
annimmt. Die Violine übt die besagten Wir-
kungen in besonders hervorstechendem Maasse
aus. Sehr überraschend Ist jedoch die That-
sache, dass das Subject die vor dem Mikro-
phon gesprochenen Worte wiederholt; be-
sonders verwundert wird man über diese
Wahrnehmung bei dem erstmaligen Versuche
sein. Ungemein drastisch wirkt auch folgender
Vorfall: Wird in den Stromkreis ein Strom-
wender eingeschaltet und mittelst desselben
der im Drahtkranz clrculirende Strom umge-
kehrt, so beschreibt der Magnetisirte mit der
Hand einen verticalen Kreis in der Luft ;
kehrt man jetzt den Strom neuerdings um,
so wird auch die Richtung der Handbewegung
umgekehrt ; auf die Frage, was das bedeute,
antwortet das Subject: ,Das dreht sich um-
gekehrt!* Dieser Versuch gelingt auch, wenn
man den Drahtring auf den Arm legt ; allein
der Arm wird nach und nach kataleptisch
und schliesslich bewegt sich nur noch ein
Finger der betreffenden Hand, bis auch
dieser erschlaftt! Eine Reihe anderer, mittelst
vielfacher Apparate angestellter Versuche
will ich — da ihre Darlegung etwas unver-
ständlicher ist — erst dann veröffentlichen,
wenn dies für weitere Forschungen sich als
erspriesslich erweisen sollte. K.
Private Telephonleitung über die
deutsch-österreichische Grenze. Mehrere
Grossindustrielle aus dem nördlichen Böhmen
haben sich an das österr. Staatsministerium
mit dem Ersuchen gewendet, ihre auf österr.
Gebiete gelegenen Fabriken mit ihren auf
deutschem Boden errichteten Filialen ver-
binden zu dürfen. Nach längeren, anfänglich
mit Schwierigkeiten verbundenen Verhand-
lungen, wurde den erwähnten Gesuchen
kürzlich von Seite der österr. Regierung im
Einvernehmen mit der deutschen Reichs-
telegraphen-Verwaltung eine gewährende Er-
ledigung zu Theil. Nach Inhalt eines darauf
bezüglichen Bescheides wird die auf österr.
Gebiete zu errichtende Leitung ausschliess-
lich aus Luftleitung ohne Erdkabel herge-
stellt und im Uebrigen wie alle privaten
Telephonleitungen behandelt werden. Zum
Beispiel wird für die österr. Sprechstation
eine Recognitionsgebühr von fl. 12 zu ent-
richten sein. Als besondere Bedingung wurde
normirt, dass die Leitungen auf beiden Ge-
bieten in ein Post- oder Telegraphen amt
eingeführt werden, welche den Zweck hat,
einer missbräuchlichen Benutzung dieser
Telephonverbindung vorzubeugen. Die auf
deutschem Gebiete liegende Theilstrecke wird
nach den dort geltenden Vorschriften be-
handelt werden.
Technologisches Gewerbemuseum in
Wien. Diese Anstalt versendet soeben den
VIT. Jahresbericht, in welchem über die Wirk-
samkeit des Technologischen Gewerbemuseums
im Jahre 1886 Mittheilung gemacht wird.
Wir entnehmen diesem Berichte folgende
Daten : An dem Technologischen Gewerbe-
museum bestehen je eine niedere und
eine höhere Fachschule einerseits für
Bau- und Möbeltischlerei, anderer-
seits für Bau- und Maschinenschlos-
serei, Special - Lehrcurse für haus indu-
strielle Schnitzerei und D rech sie r ei
und für Korbflechterei; endlich ein
höherer Special-Unterricht für Tinctorial-
Chemiker. Ausserdem bestehen an dem
Institute eine grosse Zahl von Special-
Lehrcursen mit Abend- und Sonn-
tags-Unterricht. — Die Frequenz der
Fachschulen ist auch in diesem Jahre wieder
gestiegen und beträgt I16 Tagesschüler, für
welche ebensoviele Plätze für die praktische
Arbeit vorhanden sind. An den Abendeursen,
welche 5 graphische, 12 technologische,
4 elektrotechnische Fächer und 4 wirth-
schaftliche Unterrichtsgegenstände behandeln,
nehmen 18 1 Externisten neben den Fach-
schülern Theil. — Am Institute wirken 9 tech-
nische Beamte, 37 Lehrkräfte und 2 ad-
ministrative Beamte. Das Technologische
144
Gewerbemuseum, dessen mittellose Schüler
Unterstützungen durch die Gesellschaft
zurFörderung des Technologischen
Gewerbemuseums erhalten, zählt 64 Stif-
ter, 65 Gründer, 106 Mitglieder und 193 Theil-
nehmer. Die Zahl der Stipendisten, war 26 ;
ausserdem bestehen zwei Stiftungen, die
Baechle- und Le ite nberger- Stiftung.
Die Generalbilanz ultimo December 1886
schliesst mit einem Vermögen von ö. W.
fl. 101,85108; die gesammten Ausgaben
des Jahres 1886 betrugen ö. W. fi. 69.481-14,
welche ihre vollständige Bedeckung theils
durch die Subventionen im Betrage von ö. W.
fl. 40.950' — , zum anderen Theile durch die
eigenen Einnahmen fanden. Unter den letzteren
figuriren Schulgeld, Einschreibgebühren, Ent-
lohnung von Gutachten technischer Proben etc.
mit ö. W. fl. 14.760-18. Zu den Versuchs-
anstalten kam in diesem Jahre die Ver-
suchsanstalt für Papierprüfung,
welche sich der lebhaftesten Theilnahme
Seitens des Publicums erfreut, indem 102 Ver-
suchsaufträge durchgeführt wurden und ein
Ueberschuss der Einnahmen über die Ausgaben
von mehreren hundert Gulden erzielt wurde.
— Die Errichtung einer niederen Fach-
schule für Färberei und einer höheren
Fachschule für die chemischen Ge-
werbe, sowie die Eröffnung der Ver-
suchsanstalt für Elektrotechnik
stehen für das Jahr 1887 bevor.
Lehranstalt für Telegraphie in Peters-
burg. Mittelst Decretes vom 3. Juni 1886
hat der Kaiser die Entschliessung des Staats-
rathes, bezw. Bewilligung von 39.950 Rubel
ZTir Gründung einer Lehranstalt für Tele-
graphie in Petersburg bestätigt. Der Cursus
soll dreijährig sein, die Maximalfrequenz 30
Schüler per Classe.
Elektrotechnische Lehranstalt in Mai-
land. Wie italienische Zeitungen berichten,
hat ein grossmüthiger Mailänder Industrieller,
Carlo Erba, Besitzer einer der bedeutendsten
Fabriken für medicinische Artikel, in einem
Brief an den Director des Regio Istituto
Technico Superiore, Prof. Brioschi, dieser
technischen Hochschule Mailands die Summe
von 400.000 Lire zur Gründung einer höheren
elektrotechnischen Lehranstalt angeboten.
Der Brief enthält nähere Angaben, wie die
neue Anstalt einzurichten ist und welche Be-
dingungen an die Hergabe des Geldes ge-
knüpft werden.
Die Deutsche Fachschule für Blitz-
ableiter zu Aue i. S. schickt uns ihren
IX. Jahresbericht für das abgelaufene Schul-
jahr, welcher eine Frequenz von 27 Schülern
aufweist. Das Lehrercollegium besteht aus
drei Lehrern für den theoretischen und drei
für den praktischen Unterricht.
Englische Patente im Jahre 1886.
Im abgelaufenen Jahre wurden in England
17 162 Patente genommen , eine furcht-
erregende Zahl ; wie viele dieser Erfmdungen
werden nach dem ersten Jahre noch leben?
Es geht diesen Erzeugnissen wie den
schwachen Kindern, die auch selten ein Jahr
alt werden,
Verkauf des amerikanischen Trans-
formatoren-Patentes, Die ,>Edison Electric
Light Company in NewYork* soll auf
Drängen Seitens Edison's die amerikani-
schen Patente für die Transformatoren von
Zipernowsky angekauft habet«.
Ausstellung in Barcelona, In Barcelona
findet von September 1887 bis April 1888
eine internationale Ausstellung statt, auf
welcher auch elektrotechnische Erzeugnisse
ausgestellt werden sollen.
Ueber ein Instrument zur beliebigen
Reproduction einer unveränderlichen
Elektricitätsmenge von M. Deprez, Von
einer <7-Röhre, die an ihren oberen Enden
in verhältnissmässig grosse Kugeln ausläuft,
ist der eine Schenkel nebst der zugehörigen
Kugel und ein kleiner Theil des zweiten
Schenkels mit Wasser gefüllt, welches durch '
Phosphorsäure angesäuert ist. In diesen
Schenkel sind vier Platindräthe als Elektroden
eingeschmolzen, je zwei einander gegenüber
stehend, und zwar liegt das eine Paar etwas
unter der Stelle, an welcher die Kugel ansetzt,
das andere Paar im oberen Theile der Kugel ;
beide Kugefn sind oben zugeschmolzen. Geht
nun durch das untere Elektro denpaar ein
elektrischer Strom, so wird das Wasser zer-
setzt, das entbundene Knallgas steigt in die
Kugel und drängt die Flüssigkeit in den
andern Schenkel, Der Niveau-Unterschied des
Wassers in diesem Schenkel gibt ein genaues
Maass für die durch den Apparat gegangene
Elektricitätsmenge, ohne dass dabei irgend-
eine Correction in Bezug auf Druck und
Temperatur anzubringen wäre, wenn nur die
beiden Schenkel des Apparates gleiche Tempe-
ratur besitzen. Das zweite eingeschmolzene
Elektrodenpaar, das obere, dient dazu, durch
einen überspringenden Funken das entwickelte
Knallgas wieder zu verbinden. Da eine Aen-
derung der Flüssigkeitsmenge mit der Zeit
ausgeschlossen erscheint und die Angaben
des Apparates von allen äusseren physikaU-
schen Bedingungen unabhängig sind, werden
einer gleichen Niveauverschiebung der Flüssig-
keit stets gleiche hindurchgegangene Elek-
triciiätsmengen entsprechen. Zahlreiche Ver-
suche mit einem solchen Instrument haben
dies bestätigt. Die Empfindlichkeit des Appa-
rates kann man in beliebiger Weise durch
den Druck reguliren, den man der einge-
schlossenen Luft beim Zuschmelzen gibt.
L.
Verantwortlicher Redacteur ; JOSRF KAREIS. — Selbstverlag des Klektrotechnischen Vereins,
In Commidsion bei LEHMANN & WENTZBL, Buohhaudlung für Technik und Kunst.
Druck von R. SPIES & Co. in Wien, V., Straussengrasse 16.
Zeitschrift für Elektrotechnik.
V. Jahrg.
1. April 1887.
Heft IV.
VEREINS-NACHRICHTEN.
Generalversammlung.
Die V. ordentliche Generalversammlung des Elektrotechnischen Vereins
in Wien findet Miltwoch, den 13. April 1. J. um 7 Uhr Abends im
Vortragssaale des Wissenschaftlichen Club, Wien, I., Eschenbachgasse g, statt.
Tagesordnung:
1. Bericht über das abgelaufene Vereinsjahr.
2. Bericht über die Cassengebahrung und Vorlage des Rechnungs-
abschlusses pro 1886.
3. Bericht der Rechnungsrevisoren.
4. Beschlussfassung über den Rechnungsabschluss.
*5. Wahl von sechs Ausschussmitgliedern.
6. Wahl von zwei Revisoren und von zwei Revisoren-Stellvertretern
pro 1887.
**7. Bericht und Beschlussfassung über Statuten-Aenderungen.
Die p. t. Mitglieder werden ersucht, beim Eintritte in den Sitzungssaal
ihre Mitgliedskarten vorzuweisen.
Gäste haben zur Generalversammlung keinen Zutritt.
Chronik des Vereines.
2. März. — Vereinsver-
sammlung. Vorsitzender: Hof-
rath V. Gr im bürg.
Herr Baurath v. Stach erinnert
daran, dass in diesem Jahre, u. zw.
vom 26. September bis 10. October
der VI. Internationale Congress für
Hygiene und Demographie in Wien
tagen wird, hebt die Bedeutung dieses
Congresses hervor und ladet die Mit-
glieder des ElektrotechnischenVereines
ein, sich an demselben zu betheiligen.
Er erwähnt ferner, dass auch der
Verein für Gesundheitstechnik seine
diesjährige Jahresversammlung in Wien
und zwar im Zusammenhange mit dem
■ersterwähnten Congresse abhalten
werde und ladet den Verein ein, auch
an dieser Versammlung und den da-
mit verbundenen Excursionen theil-
zunehmen.
Hofrath v. G r i m b u r g dankt
im Namen des Vereines dem Vor-
redner, als einem Mitgliede des hy-
gienischen Congresses und Präsi-
denten des Vereines für Gesundheits-
technik für die collegiale Einladung,
und es erhält sonach, indem inzwi-
schen Herr Ober-Ingenieur Kar eis
den Vorsitz übernommen hat, dipl.
Ing. Max J ü 1 1 i g das Wort zu seinem
Vortrage über die Schaltung gal-
vanischer Elemente.
Der Vortragende entwickelt ander
Hand physikalischer und merkantiler
Daten allgemeine Regeln für die Schal-
tung galvanischer Elemente in Gruppen
und zeigt, unter welchen Bedingungen
die Gesammtauslagen für ununter-
brochen circulirende Ströme (Ruhe-
*) Laut §. 7 der Vereinsstatuten sind ausscheidende Ausschussmitglieder wieder wählbar.
**) Die vorgeschlagenen Statuten - Aenderungen sind im Bürstenabzuge für die
p. t, Mitglieder im Bureau der Vereinsleitung vom 10. April 1. J. zu beziehen.
10
146
ströme) ein Minimum erreichen. Der
Inhalt des Vortrages ist in einer
Abhandlung in diesem Hefte ent-
halten. Den Schluss bildeten einige
Mittheilungen über die Einrichtung
einer Centralstation für elektrische
Beleuchtung in London. Dieselbe, be-
findet sich in unmittelbarer Nähe der
Endstation der Great Western Rail-
way (Paddington Station) und speist
5000 Glühlampen und 100 Bogen-
lampen. Genaue Daten über die Licht-
stärken waren nicht zu erhalten.
Nach einer Schätzung haben die
Glühlampen 16, die Bogenlampen
1000 — 10.000 Kerzenstärken. Zwei
mächtige Bogenlampen sind an den
Ecken des Terminus-Hotels ange-
bracht. Der grösste Theil der In-
stallation dient zur Erleuchtung der
Bahngebäude und der Geleise, doch
wird auch an Private Licht abgegeben.
Drei Wechselstrom-Maschinen, von
denen zwei ständig im Betriebe sind
und eine als Reserve dient, erzeugen
die Ströme, deren Gesammt-Intensität
4000 Amp. beträgt. Klemmenspannung
ist 120 Volt im Mittel. Die Glüh-
lampen sind auf 120 Volt bemessen.
Von den Bogenlampen werden je
zwei hintereinander geschaltet. Die
Stromvertheilung erfolgt durch eine
Art Steinheilwechsel, aus mächtigen
Messinglamellen, in welche conische
Verbindungsstöpsel eingeschraubt wer-
den. Die Leitungen zu entfernten
Stationen bestehen aus mehreren, von-
einander isolirten Kupferdrähten und
werden immer so wie die Leitungs-
drähte parallel geschaltet, dass die
Stromdichte in der Zuleitung nur
geringe Variationen erfährt. Auch
wird ein Automat ausprobirt, der die
Umschaltung der parallelen Drähte
mit Hilfe eines Dampfrelais selbst-
ständig bewirkt. Die Vorrichtung soll
den Spannungsverlust in der Zu-
leitung von der Strömstärke unab-
hängig machen.
An der sich hieran knüpfenden
Discussion betheiligten sich die
Herren: Baron Gostkowski, Dr.
Moser, Ober- Ingenieur Kar eis
und die Ingenieure D r e x 1 e r und
Fischer.
Zum Schlüsse dankte der Vor-
sitzende dem Herrn Vortragenden
im Namen der Anwesenden für seine
interessanten Mittheilungen.
g. März. — Vereinsver-
sammlung. Vorsitzender:
Ober-Ingenieur Kareis.
Derelbe erstattet Mittheilung über
Zeit und Ort der Versammlung für
die Excursionen in die k. k. Hof-
und Staatsdruckerei und ertheilt so-
dann Herrn Prof. Dr. Fleischl
V. Marxow das Wort zu seinem
Vortrage: „Ueber die Elektricität in
ihrer Anwendung auf die Physiologie
der Insecten".
Nach einer geistvollen Einleitung
auf das eigentliche Vortragsthema
übergehend, bemerkt der Vortra-
gende, dass im Allgemeinen ein
Muskel auf einen einmaligen elektri-
schen Reiz, der ihn oder den ihn
beherrschenden Nerven trifft, durch
eine einmalige, rasch wieder in Er-
schlaffung übergehende Verkürzung
seiner Fasern reagirt: eine Zuk-
kung. Zwischen Reiz und Zuckung
liegt eine , wenig variable , etwa
Vioo Secunde betragende Zeitdauer.
Reizt man eine Muskelgruppe, eine
ganze Extremität eines Wirbelthieres,
so ist der Effect ganz ähnlich dem
einer Muskelreizung : es folgt dicht
auf den Reiz eine zuckungsartige
Bewegung. Bei Reizung von Käfer-
muskeln, die eine Extremität-Abthei-
lung, z. B. Coxa oder Femur aus-
füllen, tritt jedoch ein völlig und
typisch verschiedener Effect ein : eine
Reihe von coordinirten, nach Beginn,
Dauer, Intensität voneinander ab-
weichenden Contractionen der ein-
zelnen Muskeln, die eine complicirte,
aus mehreren Acten bestehende Be-
wegung des Beines, mit dem Charakter
einer Geh- oder Schwimmbewegung
veranlassen. Hieran lassen sich Be-
trachtungen über die anatomische
Lage des Coordinations - Apparates
selbst im Käferleibe anknüpfen, welche
auf die Muthmaassung einer vergleichs-
weise peripherischen Lage hinaus-
führen.
Der hohe Ton, welcher fliegende,
schwebende Insecten mit ihren Flügeln
147
hervorbringen, regt die Frage an, ob
den hierbei betheiligten Muskeln eine
entsprechend kurze Zuckungsdauer zu-
kommen (im Gegensatze zu der mehr
loofach längeren aller anderen be-
kannten Muskeln), oder ob etwa eine
elastische Wirkung hier mit im Spiele
sei. Durch mikroskopische Betrach-
tung überlebender, frei präparirter,
vom Nerven aus mit ca. 80 Induc-
tionsschlägen in einer Secunde ge-
reizter Insecten-Flieg-Muskeln wurde
die Frage im Sinne der ersten von
diesen beiden Erklärungsweisen ent-
schieden ; doch musste der mikro-
skopischen noch die stroboskopische
Methode der Beobachtung beigefügt
werden, in Form einer horizontal,
mit ihren Spalten dicht über dem
Ocular des Mikroskopes rotirenden
Scheibe, deren Drehungsgeschwindig-
keit und Spaltenzahl bei der Berech-
nung recht gut mit der Zahl der
Einzelreize zusammenstimmte, in den
Momenten, während welcher durch
diese optische Zusammenstellung eine
verlangsamte Reproduction der Be-
wegung der Muskeln gesehen wurde.
Nach Beendigung des Vortrages,
dem reicher Beifall gespendet wurde,
ergreift Herr Hofrath B r u n n e r von
Watten wy 1 das Wort und bemerkt
unter Anderem:
„Der Triumph der Wissenschaft
besteht nicht darin, dass wir mög-
lichst Vieles erkennen, sondern haupt-
sächlich darin, dass wir es zu er-
kennen suchen in dem Auffinden
der Mittel, um das Bestehende zu
erkennen. Das, was wir in <iiesem
Vortrage gehört haben, ist ein schla-
gendes Beispiel, wie weit der Scharf-
sinn eines Forschers geht und mit
welcher Sicherheit er Probleme zu
lösen im Stande ist, an welche die
Philister absolut nicht denken. Das
Resultat, das man auf diese Weise
erreicht, mag für die Wissenschaft
gross oder klein sein ; was aber für
sie gross ist und worin der Triumph
besteht , das liegt in den Mitteln,
welche zur Erlangung des Resultates
verwendet wurden, und ich glaube,
dass wir in diesen Räumen kaum
wieder etwas Scharfsinnigeres gehört
haben, als das, was der Herr Vor-
tragende heute bemerkt hat, dass wir
heute geradezu von einem Triumph
der Wissenschaft gehört haben, wie
ihn der menschliche Geist nicht höher
vom menschlichen Geiste verlangen
kann."
Schliesslich spricht der Vor-
sitzende dem Herrn Vortragenden
Namens des Vereines für seine Mit-
theilungen den wärmsten Dank aus.
10. März. — Ausschuss-
sitzung.
Berathung der vom Statuten-Revi-
sions-Comite vorgelegten Statuten.
14., 15. und 16. März. — E x-
cursion in die k. k. Hof- und
Staatsdruckerei.
An diesen Tagen fand unter zahl-
reicher Betheiligung der Vereins-
mitglieder unter freundlicher Führung
des Vice-Directors der k. k. Hof-
und Staatsdruckerei, Herrn Regierungs-
rathes V o 1 k m e r und des tech-
nischen Inspectors, Herrn G. Fritz,
zuerst die Besichtigung der Galvano-
plastik statt, bei welcher Gelegen-
heit an vorhandenen Plattenobjecten
diverse Arbeiten des Versilberns,
Vernickeins und Verstählens, des
Entstählens und der Copirung einer
Hochplatte in Kupfer als Tiefdruck-
platte vorgeführt wurden.
Hierauf wurde die elektrische
Licht-Installation zu photographischen
Aufnahms- und Copirzwecken im
alten Universitätsgebäude besichtigt,
wobei Gelegenheit war, den ge-
sammten Vorgang der Herstellung
photographischer Negative und das
Reproductions-Verfahren der Alber-
typie, oder des sogenannten Licht-
druckes an Objecten der „Papyrii
Erzherzog Rainer" kennen zu lernen.
16. März. — Vereinsver-
sammlung. Vorsitzender:
Hofrath von Grimburg.
Nach Erledigung geschäftlicher
Mittheilungen erhält Herr Ober-
Ingenieur K a r e i s das Wort zu
seinem Vortrage: „Ueber Telephonie
auf lange Entfernungen mittelst Special-
drähten" unter Bezugnahme auf die
Einrichtung, welche auf der Linie
Paris-Brüssel besteht.
10*
148
Der Vortragende berührte vorerst,
dass die Hindernisse einer genügenden
Verständigung in der Induction, in
Strom Übergängen und in den Neben-
geräuschen, worunter die von den
Erdströmen herrührenden die störend-
sten sind, bestehen.
Indem nun auf einige drastische
Beispiele hingewiesen wurde , in
welchen die beiden erstgenannten
Hindernisse auf sehr grosse Entfer-
nungen ihre Wirkung bethätigten,
und indem ferner die Empfindlichkeit
des Telephons an der Hand von
Angaben erläutert wurde, welche die
Intensität der darin zu Gehör kom-
menden Ströme als eine unendlich
kleine erscheinen lassen, zeigte sich
erst die volle Kühnheit der Anlagen
nach dem System v. Rysselberghe
und der in Rede stehenden, bei welcher
der Draht auf Trägern angebracht ist,
die an den Spitzen der zwischen Paris
und Brüssel gehenden Telegraphen-
säulen befestigt sind. Diese Leitung
scheint somit den grössten Störungen
preisgegeben und dennoch ist, nach all-
gemeiner Angabe, dieselbe ruhig und
die geringen Nebengeräusche beein-
trächtigen die Möglichkeit, sich auf
320 Km. und — wie nochmals her-
vorzuheben sei, unter bedeutend
schwierigen Umständen — zu ver-
ständigen, nicht im Mindesten. Die
Sprache klinge laut, klar, sonor
und vollkommen vernehmlich, als
wenn sie aus einem Nebenraume des
Sprechzimmers dränge. Die Mittel,
welche angewendet wurden, dieses
befriedigende Ergebniss herbeizu-
führen, sind der Reihe nach folgende :
I. Ausschluss der Erde, welcher
durch Führung einer Doppelleitung
(Schleife) erreicht wurde. 2. Die
Wahl des ruhigen Materiales: Sili-
cium- und Phosphorbronze, von
3 Mm. Durchmesser. 3. Vernünftige
Kreuzung und Führung der Drähte,
wodurch die inducirenden Einflüsse
in eine grosse Zahl einander auf-
hebender oder zum Mindesten sehr
schwächender Componenten zerlegt
wurden.
An der Hand physikalischer Er-
örterungen wies der Vortragende die
hohe Wichtigkeit der Isolirungsfähig-
keit, des reellen und scheinbaren
Widerstandes der Leiter, sowie der
Capacität und der Selbstinduction bei
denselben für die Telephonie nach ;
er kam zu dem Schlüsse, dass die
erwünscht besten Eigenschaften für die
Verständigung bei den aus nicht-
magnetisirbarem Material bestehenden
Leitungen zu finden seien. Wenn die
Selbstinduction in geeigneter Weise
reducirt oder zu dem Widerstand ge-
schlagen wird, so bleiben als maass-
gebende Factoren für die Beurtheilung
der Eignung von Leitungen zur Tele-
phonie auf grosse Distanz, deren
Capacität und Widerstand übrig.
Diese beiden Factoren sind auch
für die Eruirung der Anzahl von
Stromimpulsen in Rechnung gesetzt
worden, als man die Formeln für die
Feststellung der Schnelligkeit des Tele-
graphirens auf ober- und unterirdischen
oder unterseeischen Linien entwarf.
Wir stehen daher heute auf dem
Punkte, die Möglichkeit der Tele-
phonie auf lange Distanz mittelst ein-
facher Messungen und ebenso ein-
facher Rechnung im Vorhinein be-
stimmen: zu können.
An den Vortrag knüpft sich eine leb-
hafte Debatte, an welcher die Herren
Baron Gostkowsky, Jüllig,
Prof. Dobrinsky, Popper und
Kar eis theilnahmen. Des instructiven
Inhaltes der Aeusserungen des Herrn
Ingenieur Popper gedenkend, sei
angeführt, dass er den Widerspruch,
der in der Annahme von der Ver-
grösserung des Widerstandes bei
alternirenden Strömen liegt, auf fol-
gende Weise erklärte:
„Wie man sich gewöhnlich aus-
drückt, wird der Widerstand bei
alternirenden Strömen vergrössert.
Das ist eine eigentlich nicht richtige
Ausdrucksweise, es ist nur so, als ob
der Widerstand vergrössert würde.
Die Strom-Intensität wird ge-
funden durch das Ohm'sche Gesetz.
Das ist eine bekannte Thatsache,
aber in diesem Falle der in der
Regel zur Sprache kommt, fügt sich
zum Widerstände W noch irgendein
gewisser Ausdruck für die Selbst-
149
induction hinzu, und wenn der Nenner
durch den Ausdruck vergrössert ist,
so ist es mit Beziehung auf e/ so, als
ob der Widerstand vergrössert wäre.
Bei dieser Gelegenheit erlaube ich
mir hinzuzufügen, dass überhaupt die
Ursache der scheinbaren Subtilität
dieser Dinge in Folgendem liegen
dürfte. Man hat jetzt erst in der
Praxis sich gewissermaassen daran ge-
wöhnt, zu denken, dass der elektrische
Strom, welchen wir in unseren schema-
tischen Darstellungen durch einen
Strich darstellen, keine mathematische
Linie ist, und die ganze Schwierigkeit
in der Auffassung fällt weg, wenn
man erwägt, dass der Strom stets
durch einen Körper geht und nicht
eine mathematische Linie ist. In einem
solchen Drahte sind unendlich viele
Ströme, deren Zahl so gross ist, als
die Zahl der Molecüle oder Atome,
in den Querschnitten des Drahtkörpers.
Nun wir wissen Alle schon aus der
Elektrostatik, dass wenn ich nur
zwei Kugeln betrachte, beim Einfluss
der gegenseitigen Influenz schon eine
bedeutende Complication und schwie-
rige rechnerische Behandlung des
ganzen Zustandes eintritt. Nun haben
wir hier unendlich viele kleine Körper,
indem jeder gewissermaassen eine
Kugel repräsentirt. Nur ist dies im
obigen Falle nicht ein statischer,
sondern ein dynamischer Vorgang.
Auf diese Weise sieht man, dass
solche Vorgänge ä priori beim Stu-
dium der Elektricität hätten in's
Auge fallen müssen , weil man es
niemals mit einer mathematischen
Linie, sondern mit einem im Körper
sich abspielenden Vorgang zu thun
hat. Wenn wir also dies festhalten,
können wir uns die hier auftretenden
gewissermassen unerwarteten Subtili-
täten der ganzen Erscheinung wenig-
stens im Allgemeinen leicht erklären,
und die Berücksichtigung des weiteren
Umstands, dass Eisen auch noch para-
magnetisch ist, zeigt uns dann sofort,
warum Eisen und Kupfer einen so
wesentlichen Unterschied bilden.
Das Alles zusammengefasst zeigt,
dass die Erscheinungen sodann mehr
selbstverständlich sich darstellen."
Hofrath von Grimburg dankt
zum Schlüsse dem Vortragenden unter
lautem Beifall der Versammlung für
den anregenden Vortrag.
Neue Mitglieder:
Auf Grund statutenmässiger Auf-
nahme treten dem Vereine nachge-
nannte Herren als Mitglieder bei, und
zwar :
als Gründer:
Ringhoff er Franz, Freiherr von,
Gross - Grundbesitzer. Smichow-
Prag;
als ordentliche Mitglieder:
L i s c h k e Richard, Telegraphen-
Controlor der Südbahn. Marburg,
Bahnhof.
Greinz Anton, k. k. Telegraphen-
Ingenieur, Linz a. D., Mozart-
strasse 20.
H i 1 b a u e r Georg, Telegraphen-
linien-Revisor, -Linz a. D., Ge-
meindestrasse 7.
Stanek Josef, k. k. Oberlieutenant
im Corps - Artillerie - Regimente
Kaiser Franz Josef Nr. 8, Prag.
S i 1 b e r 1 i n g Carl, Mechaniker, Wien,
VI., Münzwardeingasse 8.
Martin Josef, Laureat et membre
de l'institut de France, Vise
(Belgien).
Reckenzaun Anthony, Ingenieur,
London, Forest Gate E, 8 Os-
borne Road.
Weber Wilhelm, Installateur, Kron-
stadt, Altstädter Klostergasse 66.
Orth, Ludwig von, Ingenieur, Assi-
stent für Elektrotechnik a. d. kön.
techn, Hochschule zu Berlin,
Charlottenburg, Sophienstrasse 2b.
Prott Heinrich, Werkführer der
Firma B. Egg er & Comp.,
Wien, V., Spengergasse 24.
F r ö 1 i c h, Dr. Oscar, Ober-Elek-
triker, Berlin, SW. Markgrafen-
strasse 94.
Frisch Gustav, Assistent a. d. k. k.
techn. Hochschule, Wien, IL,
Schreigasse 16.
150
Kessler Ludwig, Director der Elek-
trotechnischen Fabrik Cannstadt,
Esslingen.
Pfannhauser Wilhelm, Fabrikant
chemischer Producte, Apparate
und Werkzeuge zum Galvanisiren
der Metalle, Wien, VII., West-
bahnstrasse g.
Tagesordnung
der Vereinsversammlungen im April 1. J.
6, April. — Der Osterwoche
wegen keine Versammlung.
13. Apr iL — Generalversammlung.
20. April. Vortrag des Herrn
Ingenieur F. Ross: „Mittheilungen
über amerikanische Reise-Eindrücke",
(Schluss dieser Vortragssaison.)
ABHANDLUNGEN
Das magnetische Feld der Dynamomaschine mit Berück-
sichtigung des Einflusses der Ankerströme.
Von WILHELM PEUKERT in Wien.
(Aus dem k. k. elektrotechnischen Institute in Wien.)
Einen mathematischen Ausdruck für die Intensität des magneti-
schen Feldes einer Dynamomaschine hat zuerst Dr. Frölich gegeben
durch seine Gleichung für den wirksamen Magnetismus, welcher sich
bekanntlich durch die Relation
^^ in J
M=-— I
1 -\- m J
ausdrücken lässt, wenn J der magnetisirende Strom und m eine Con-
stante ist. Die in dieser Gleichung gegebene Beziehung zwischen Magne-
tismus und Stromstärke, welche die Grundformel der Frölich'schen
Theorie der Dynamomaschine bildet, ist für den praktischen Bereich
dieser Grössen durch zahlreiche Versuche an Maschinen verschiedener
Systeme bestätigt worden, indem sich die erhaltenen Resultate mit
hinreichender Genauigkeit durch obige Gleichung darstellen Hessen.
Trotzdem sind gegen das Zutreffen dieser einfachen Formel von
verschiedenen Seiten Einwendungen gemacht worden, unter Anderen
auch von Dr. Clausius, nach welchem in obiger Formel der Einfluss
der Ankerströme nicht entsprechend berücksichtigt sei, da sich dieser nicht
in so einfacher Weise mathematisch formuliren lasse. Clausius sagt
diesbezüglich*): ^Die in der rotirenden Umwicklung inducirte elektro-
motorische Kraft wird durch zwei verschiedene magnetische Kräfte
hervorgerufen, einerseits durch die Kraft, welche direct von den Polen
des festen Elektromagnetes (oder der festen Elektromagnete, wenn
mehrere solche vorhanden sind) auf die Umwicklung ausgeübt wird,
andererseits durch die Kraft, welche der in der Umwicklung befindliche
und mit ihr rotirende magnetische Eisenkern, welcher häufig Anker
genannt wird, auf die Umwicklung ausübt. Diese beiden Kräfte hat
Frölich in eine Grösse J/ zusammengefasst und durch die von ihm
eingeführte, in Gleichung 4 seines ersten Aufsatzes enthaltene Formel
dargestellt, nämlich
M
(2
A-\- Bi
worin z die Stromintensität bedeutet, während Ä und B Constante sind.
Nun ist aber das Verhalten dieser beiden Kräfte in Bezug auf
ihre Abhängigkeit von der Stromstärke sehr verschieden. Die Kraft
des festen Elektromagnetes kann man angenähert durch eine Formel
von obiger Gestalt darstellen, für die vom rotirenden Eisenkern aus-
*) »Elektrotechnische Zeitschrift« 1885, Bd. 6, S. 414.
151
geübte Kraft scheint mir dieses aber nicht zulässig. Dieser Eisenkern
wird in doppelter Weise magnetisirt, erstens durch den festen Elektro-
magnet, zwischen dessen Polen er sich befindet, und zweitens durch
den Strom, welcher die ihn umgebende rotirende Umwicklung durch -
fliesst. Von dem durch diese beiden Einwirkungen in ihm. entstehenden
Magnetismus kommt für die hier zu bestimmende elektrische Induction
nur diejenige Componente in Betracht, welche der Einwirkung des
festen Elektromagnetes entspricht. Um diese Componente darzustellen,
dürfen wir aber nicht einen Ausdruck anwenden, welcher einfach der
vom festen Elektromagnet ausgeübten Kraft proportional ist, sondern
wir müssen dazu, nach dem. von Frölich selbst eingeführten Verfahren,
einen Bruch bilden, dessen Zähler diese Kraft des festen Elektro-
magnetes ist und dessen Nenner neben einer Constanten die gesammte
auf den Eisenkern wirkende magnetisirende Kraft enthält, welche von
dem festen Elektromagnet und von dem die rotirende Umwicklung
durchfliessenden Strome zusammen ausgeübt wird.
Da nun die Kraft des festen Elektromagnetes durch einen Bruch
dargestellt wird, der im Nenner die Stromstärke enthält, und diesem
noch ein zweiter, ebenfalls die Stromistärke enthaltender Nenner zu
geben ist, so muss dadurch ein Bruch entstehen, dessen Nenner aus
zwei Factoren besteht, die beide die Stromstärke enthalten.
Wegen dieser Verschiedenheit zwischen den beiden auf die roti-
rende Umwicklung inducirend wirkenden magnetischen Kräften habe
ich für den von Frölich mit J/ bezeichneten wirksamen Magnetismus
einen aus zwei Gliedern bestehenden Ausdruck gebildet, nämlich
J/ =
i^ + Tfl) •' (3
worin a, b, p und q Constante sind. Das erste Glied dieses Ausdruckes
p i
nämlich ■ — r stellt die direct von den Polen des festen Elektro-
a '\- i
magnetes ausgeübte inducirende Kraft dar, während das zweite Glied
ü t
— — ; — €—r, — \ — ^ diejenige inducirte Kraft darstellt, welche von dem
magnetisch gemachten rotirenden Eisenkern ausgeübt wird. "^
In einer darauffolgenden Erwiderung*) bemerkt Dr. Frölich,
dass in seiner Interpolations-Formel für den Magnetismus der Dynamo-
{ m J \
maschine \M= =- der Einfluss der Ankerströme in die Con-
\^ i -\- mj )
stante m eingefügt sei, dass viele Beobachtungen an Serienmaschinen,
trotz des bedeutenden Einflusses der Ankerströme, der nach den Unter-
suchungen von Frölich an Trommelmaschinen und von Dr. A. von
Waltenhofen an Flachringmaschinen bis 2^% beträgt, seine Formel
für den praktischen Bereich von Strom und Magnetismus bestätigen
und sagt dann weiter: ^^Aus meinen Aufsätzen über die gemischte
Wicklung ergibt sich , dass sich der Magnetismus einer solchen
Maschine in befriedigender Weise darstellen lässt durch die Formel
j/___J!üA±^ü2A__ (4
I + m^ Ji + ^2 ^2
wo die Indices i und 2 den beiden Schenkelwicklungen entsprechen;
dieses gilt auch, wenn die magnetische Wirkung der einen Wicklung
weitaus überwiegt.
*j .Elektrotechnische Zeitschrift* iS86, Bd. 7, S. 19.
152
Von dem Einfluss der Ankerströme darf, da er klein ist, ange-
nommen werden, dass er ähnlich wirkt, wie eine kleine Schenkel Wick-
lung, welche der Hauptschenkelwicklung entgegenwirkt. Wir dürfen
also bei einer Maschine mit einfacher Schenkelwicklung (direct oder
Nebenschluss), bei der die Ankerströme von wesentlichem Einflüsse
sind, setzen
M= '"'^^^ — '"'^^^ (5
I + m^ J^ — m^J^
wo der Index s sich auf die Schenkel, a sich auf den Anker bezieht.
Bei einer Maschine mit directer Wicklung ist aber J^ = J^= J,
also
M=. ^"] - "^^ \ , (6
d. h. die Formel für den Magnetismus einer Maschine mit directer
Wicklung hat dieselbe Form, ob die Ankerströme berücksichtigt sind
oder nicht.*
Nach dem Gesagten erschien es mir wünschenswerth, durch Ver-
suche den Verlauf des Einflusses der Ankerströme eingehender zu unter-
suchen und die obengenannten Formeln näher zu prüfen. Bei den Ver-
suchen, welche zu diesem Zwecke ausgeführt wurden und die den
Gegenstand nachfolgender Mittheilung bilden, konnte der Ankerstrom
unabhängig vom Magnetisirungsstrom variirt werden. Die dazu ver-
wendete Dynamomaschine war eine Schuckert'sche Flachringmaschine
(Modell E L^), deren Magnete, vom Anker abgeschaltet, durch den Strom
einer zweiten Maschine erregt wurden, während der Anker durch variir-
bare äussere Widerstände geschlossen war. Der Magnetisirungsstrom
wurde während einer Versuchsreihe constant gehalten und durch
passende Widerstände der Ankerstrom entsprechend geändert.
Die Messungen, an welchen sich Herr Assistent K. Zickler be-
theiligte, erstreckten sich ausser auf die Stromstärken und die Touren-
zahl noch auf die Klemmenspannung direct an den Bürsten, aus welcher
in bekannter Weise mit Benützung des Ankerwiderstandes, der wieder-
holt im warmen Zustande der Maschine gemessen wurde, die elektro-
motorische Kraft gerechnet wurde. In nachfolgender Tabelle sind die
erhaltenen Messungsresultate zusammengestellt. Aus früheren Versuchen
mit dieser Maschine hatte Herr Ingenieur Böhm-Raffay die
Frölich'sche ^^Ankerconstante^'^ /mit 0059 berechnet, *) "^^^ welchem
Werthe die in der sechsten Rubrik der Tabelle enthaltenen magnetischen
E
Sättigungsgrade nach der Formel M =: — — ermittelt wurden, wobei
/ v
für V die betreffende Tourenzahl gesetzt wurde.
Da bei den vorliegenden Versuchen der Magnetisirungsstrom vom
Ankerstrom verschieden war, kann zur Berechnung des wirksamen
Magnetismus der Maschine die bereits obenerwähnte Frölich'sche
Gleichung benützt werden, es kann also
M= ^".■'■-'"'J- (7
gesetzt werden. Hierbei ist J, der Magnetisirungsstrom, J„ der Strom
im Anker, die beiden Constanten m^ und ;;/„ beziehen sich auf den
Magnet, resp. auf den Anker. Die Werthe, welche sich für dieselben
*) Dr. A. V. Walten hofen: Einige Bemerkungen über die F r ö 1 i c h'sche
Theorie der dynamoelektrischen Maschinen. »Zeitschr. f. Elektrotechnik* 1886, S. 457.
153
Nr.
Touren-
zahl
V
1
Erreger-
strom
J
Anker -
ström
i
Elektro-
motorische
Kraft
Magnetisches Feld
Constante
beobachtet
..= /
fv
berechnet nach
Frölich
Gleichung
8
I
2
J
4
5
6
7
1590
1600
1590
1590
löoo
1590
1590
2-8 1
2-8i
2-8i
2-81
281
2-8i
2-8 I
25 ;
4-0
5-38
Ö-75
8 i
938
33-os
32-oS
2975
2792
25-49
2343
36-0
0-3590
03398
0-3171
0-2976
0 2700
0-2497
0-3837
03572
03376
0-3171
0-2962
0-2744
0 2524
0 3883
03584
0-3385
0-3177
0-2953
0-2715
0-2479
03814
we=- 0-226
nta. "=^ 0-03 1
a = 0-219
b = 0-0109
8
9
lO
II
12
13
1590
1600
1600
1600
1600
1600
5'44
5-44
5-44
5*44
5 44
5'44
3-67
50
6-45
8-1
9-8
51-59
50-15
4844
4639
43 55
54 7
0-5499
05312
0-5131
0-4914
0-4613
0-5794
0-5508
0-5341
0-5144
04897
0-4617
0-5913
05473
0-5327
05152
0-4937
04699
0-5759
Wg = 0-2Ö2
Wa = 0-0578
a = 0*2497
^ = 001 19
H
15
i6
17
i8
19
1600
1600
1580
1570
1570
1580
9-9
9-9
9-9
9-9
99
9-9
4-77
6-0
763
8-4
lo-i
6779
66-72
65-46
64-47
62-93
70-30
O-7181
0-7007
0*7022
0-6959
06793
0-7541
0-71Ö9
0-7092
0-6985
0-6931
0-6803
07431
0-7193
0-7107
0-6985
0-6924
06782
07432
nia = 02922
Wa = 0-0755
a = 0-2924
d = O'OIIÖ
20
21
22
23
24
25
1570
1560
1570
1560
1550
1550
125
125
125
12-5
125
125
5-28
663
777
9-0
10 0
75'43
73-89
72-90
72-13
71-30
77-70
0-8143
0-8028
0-7870
0-7836
0-7796
0-8496
0-8154
0-8029
0 7889
07763
0-7/628
0-8522
0 8104
07990
0-7887
07772
07673
0-8423
Ws = 0-4613
Wa =0-255
a = 0-4276
i = 00221
26
27
28
29
30
1570
1560
1560
1550
1580
14-8
14-8
14-8
14-8
14-8
5-45
7''5
8-63
104
7757
7Ö-73
75-33
7391
80-40
0-8374
0-8128
0-7979
0 7829
08624
0-8311
0-8149
0-7977
0-7728
08683
ü-8326
0817Ö
0-8035
0-7743
0-8666
m, = 0-4457
Wa = 0-3071
a = 0-4401
b = 0*0269
aus jeder Versuchsreihe ergeben, sind mit in die Tabelle aufg-enommen.
Mit Benutzung der speciellen Werthe dieser Constanten lassen sich die
Resultate jeder Versuchsreihe in befriedigender Weise darstellen.
Die naheliegende Vermuthung, dass sich für die Constanten aus
allen Versuchsreihen dieselben Werthe ergeben würden, hat sich nicht
erfüllt, da sowohl die Werthe von m^, besonders aber jene von m^ sich
mit dem Magnetisirungsstrom ändern, denn der Werth von m^ aus der
letzten Versuchsreihe ist nahezu zehnmal grösser, als der aus dem Ver-
suche mit dem Magnetisirungsstrom von 2-81 Ampere gerechnete.
Die von Claus ius angegebene Gleichung für den Magnetismus iW
der Dynamomaschine liess sich zur Darstellung der erhaltenen Resultate
nicht verwenden. Ich suchte daher nach einer anderen Beziehung
zwischen Magnetismus, Magnetisirungs- und Ankerstrom, welche in
mehr befriedigender Weise die obigen Versuche wiedergibt und fand,
dass folgende Gleichung :
M=
154
a J — bi^
(8
\ -\- aJ
dieser Bedingung entspricht, in welcher mit J und i Magneti-
sirungs-, bezw. Ankerstrom bezeichnet sind, während a und b Constante
bedeuten.
Die vorletzte Rubrik vorstehender Tabelle enthält die nach dieser
Gleichung berechneten Werthe für M, welche, wie eine Vergleichung
zeigt, mit den beobachteten in guter Uebereinstimmung sind. Die Con-
stanten dieser empirischen Formel ändern sich zwar auch mit dem
Magnetisirungsstrom, aber doch in viel geringerem Grade als bei der
Frölich'schen Formel.
Für den Fall einer gewöhnlichen Serienschaltung , für welche
Ankerstrom und Magnetisirungsstrom einander gleich sind, lässt sich
die Gleichung auch so schreiben:
oder auch i
M=
aj[i
■bfs
a J
-cJ-s]
a J
(9
(lO
wenn man die Constante — = c setzt.
a
Die Brauchbarkeit der Formel zur Darstellung der beschriebenen
Versuche liess wohl erwarten, dass sie auch geeignet sein werde, die
Versuche an einer Maschine mit directer Schaltung in befriedigender
Weise wiederzugeben. Die nachfolgende tabellarische Zusammenstellung
von Versuchen, welche gelegentlich der praktischen Uebungen mit den
Hörern des elektrotechnischen Institutes an derselben Maschine aus-
geführt wurden, bestätigt das vollkommen, indem die nach dieser
Formel berechneten Werthe von M mit den beobachteten in bester
Uebereinstimmung sind, und zwar für die ganze Versuchsreihe, vom
schwächsten bis zum stärksten Strom.
Vergleichshalber ist der Magnetismus der Maschine auch für diese
Versuche nach der einfachen Frölich'schen Formel, nämlich nach der
Gleichung ' , mj
mit dem aus den Versuchen ermittelten Werthe von m berechnet werden.
E
Magnetisches Feld
beobachtet
M=
fv
berechnet nach
Gleichung
9
Frölich
I
2
3
4
5
0
7
9
10
II
1770
1770
1770
1770
1770
1750
1750
1750
1770
1770
1770
958
8-75
7-1
5-9
4-88
4-15
3"3
2-88
2-35
17
i*i
63-5
6239
5778
53-31
49-06
4479
40-31
363
34*24
26-84
20-52
o'6o8o
05974
0-5532
05 104
0-47 1 1
0-4363
0-3904
03516
0-3144
0-2570
0-1817
0-6075
0-5911
0-5507
0-5125
0-4717
0-4487
03971
0-3509
0-3172
02524
0-1857
o 6269
0-6054
05546
05085
o 4611
0-4213
0-366Ö
0-335S
0-2919
0-2297
o 1617
a = o 2141
b = 0-0097
m =0-1754
155
Die so erhaltenen Werthe finden sich in der vorletzten Rubrik der
Tabelle und lassen für ein gewisses Intervall eine befriedigende Ueber-
einstimmung zwischen Beobachtung und Rechnung erkennen. Diese
Uebereinstimmung zeigt sich bis zu jenen Werthen für den Strom,
welche für den geradlinigen Theil der Fr ölich'schen Stromcurve
maassgebend sind, für welche eigentlich die Frölich'sche Formel nur
gilt und auch nur gelten soll, und zwar nach Fr öl ich für den
praktischen Bereich der Werthe von Strom und Magnetismus. Dagegen
kann die Gleichung 9 als eine allgemeinere empirische Formel für den
Magnetismus einer Dynamomaschine angesehen werden, welche für
weitere Grenzen gilt.
Es wird daher auch die mit Hilfe dieser Formel abgeleitete
Gleichung der Fr ölich'schen Stromcurve diese Curve in einem weiteren
Verlaufe darstellen, während die diesbezügliche Frölich'sche Gleichung
nur den geradlinigen Theil dieser Curve wiedergibt. Dasselbe gilt von
der Magnetisirungsfunction , ebenso wie die F r ö 1 i c h'sche Magne-
tisirungsfunction nur bis zum Abfalle der Magnetisirungscurve gilt,
dürfte sich diese Gleichung 9 darüber hinaus erstrecken.
Leiten wir noch diese allgemeinere Gleichung der Stromcurve ab,
so erhalten wir
E aj[\ — c J^)
somit
und
E=f .V
f V i -\- a J
a J {i — cJ'S)
i -\- a J
j E V aJ[\ — cX^
W ' W ' i-\-a J
wenn W der gesammte Widerstand des Stromkreises, nämlich Wider-
stand der Maschine und äusserer Widerstand ist.
Aus dieser Gleichung ergibt sich
J=f-^^^-'J'^) -^ (-
als Gleichung der Stromcurve, wobei J als Ordinate und —777- als Ab-
scisse zu nehmen ist.
Für die Zwecke der technischen Praxis empfehlen sich die
Fr ölich'schen Formeln, sowohl die für den Magnetismus als auch die
Gleichung für den geradlinigen Theil der Stromcurve, da sie trotz ihrer
grossen Einfachheit für den praktischen Bereich der betreffenden
Grössen die Versuche in befriedigender Weise wiedergeben, wie aus
dem Gesagten wiederholt hervorgeht; dagegen dürften die Formeln 10
und 1 1 von theoretischem Interesse sein.
Vielpolige Dynamomaschine.
Von GANZ & Co. in Budapest.
Es war im Jahre 1884, als an die Firma Ganz & Co. die Frage
herantrat, eine Dynamomaschine zu construiren, welche bei möglichst
geringem Gewichte, eine möglichst grosse Leistung aufzuweisen hat.
Wir wählten hiebei eine Construction, welche sich an die von
uns gebaute Wechselstrommaschine, System Zipernowsky, anlehnte, nur
156
mit dem Unterschiede, dass der äussere Spulenkranz durch eine
Gramm'sche Ringgarnitur ersetzt wurde, welche eine ganz specielle Con-
struction der Eisenarmatur hat.
Die Anordnung, wie sie in beistehenden Illustrationen, welche
die Maschine in Vorder- und Hinteransicht zeigen, ersichtlich, besteht
aus sechs feststehenden Elektromagneten, welche mit dem Riemen-
scheibenlager aus einem Stück gegossen sind, während der Ring
seitlich gefasst, über den Elektromagneten hinwegrotirt.
Der Ring, für eine sechspolige Maschine bestimmt, ist derartig
bewickelt, dass schon ^/g desselben die nöthige Spannung, die hier
1500 Volt beträgt, erzeugt. Diese sechs Sechstel sind dann parallel
geschaltet, um eine Stromstärke von 35 Amperes zu erzielen.
15:
Jedes Rfngsechstel besteht aus 56 Spulen ä 12 Windungen, woraus
sich ein Commutator von 56X6=336 Commutator-Sectoren, ergibt.
Die Absammlung des Stromes geschieht in der Weise, dass je
sechs gleichwerthige Commutator - Sectoren untereinander Verbunden
sind, wodurch statt sechs nur zwei Bürsten nothwendig werden.
Selbstverständhch könnte diese Absammlung auch in der W^eise
erfolgen, wie dies im Deutschen Reichspatente Carl Zipernowsky
^^Neuerungen an dynamoelektrischen Maschinen*, Nr. 15.205, be-
schrieben ist, und welche auf einer Hintereinanderschaltung der gleich-
werthigen Elemente basirt.
Durch die neuartige Construction der Armatur lässt sich die Leistung
einer solchen Maschine bedeutend steigern, wie nachfolgende Daten zeigen.
Die Maschine gibt bei looo Touren pro Minute wie erwähnt
1500 Volts Klemmspannung und 35 Ampere Stromstärke.
Sie besitzt in der Armatur einen Widerstand von O'p/ Ohms ; in
den Magneten einen solchen von o 28 Ohms.
Die Kupfermenge in der Armatur ist 23*5 Kgr.
Die Kupfermenge in den Elektromagneten ist 58'5 Kgr.
Die Gesammtleistung nach Obigem beträgt 52.000 Watts; dies
gibt 640 Watt pro Kilogramm Kupfergewicht bei einem Totalgewicht
der Maschine von 685 Kgr.
Die Maschine hat ein elektrisches Güteverhältniss von 97*2 X
und da in der Construction des Ringes Vorsorge getroffen ist, dass die
Entstehung von Foucault-Strömen fast gänzlich ausgeschlossen ist, so ist
auch der commercielle Nutzeffect dieser Maschine ein ungemein hoher,
weshalb sich diese Maschine auch für Krafttransmission sehr gut eignet,
namentlich dort, wo es auf ein geringes Gewicht bei sehr giosser
Leistung ankommt und speciell diese letzte Verwendungsart führte auf
die Construction dieser Maschine.
Allerdings ist der Herstellungspreis solcher Maschinen im Ver-
gleich mit anderen Maschinen von demselben Gewichte unverhältniss-
mässig höher.
Wir lassen hier nachfolgend, des Vergleiches halber, die Kupfer-
gewichte pro Watt einiger anderer Maschinen folgen, um auf diese
Weise die hohe Leistungsfähigkeit dieser Maschinentype besser
beurtheilen zu können.
Maschinen type
Spannung
Volt
Touren
pro Minute
Watts pro
Kilogramm
Armatur-
kupfer
Watts pro
Kilogramm
Totalkupfer
Cromplon-Maschine
für 72.000 Watt
600
1 10
105
S6
77
So
1500
400
700
670
765
1070
450
1000
550
576
looS
640
S98
793
22j6
113
114
210
153
214
114
640
Crom pton- Maschine
für 54.000 Watt
Ganz & Co. VP5
für 50.400 Watt
Goolden-Trotter Maschine
für 16 000 Watt
Goolden-Trotter Maschine
für 22 400 Watt
Grosse Bru-h-Maschine
für 300,000 Watt
Ganz & Co. sechspolige
Ringmaschine
für 52.500 Watt
158
Bemerkung über den Einfluss der Ankerströme auf das
magnetische Feld einer Dynamomaschine.
F. V. DÖBRZYNSKI.
Die elektromotorische Kraft einer Dynamomaschine ist bekanntlich
durch die Formel
E= \n AH (I
gegeben. In dieser Formel bedeuten: n die Tourenzahl, A eine Constante
und H die Intensität des magnetischen Feldes der wirkenden Dynamo-
maschine.
Das genannte magnetische Feld kann als aus zwei Componenten zu-
sammengesetzt betrachtet werden. Diese Componenten sind : das Feld der
Elektromagnete und das der Armatur. Ich will sie mit H^ und H^ be-
zeichnen.
Ist a der Winkel, um welchen man die Bürsten (aus der Anfangslage)
verschieben muss, um das Maximum der Stromstärke*) zu erhalten, dann
ist qqO -|- a der Winkel, den die beiden Componenten H^ und H^ mit-
einander einschliessen. Wir können nun schreiben :
m = HJ-\-H^^ — 2H^H,smri. (2
Es ist aber nach S. P. Thompson**)
Hg, . ,
-J-- = sm a . . . . . . . . . (3
Die Gleichungen 2 und 3 geben
H:^ VHJ - H:^ (4
und H=H^coscf, (5
Die Gleichung 5 combinirt mit l gibt endlich
E= ^n A H^ cos a (6
Diese Formel besagt , dass man die gemessene elektromotorische
Kraft einer Dynamomaschine mit cos a zu dividiren hat, um denjenigen
Werth derselben zu erhalten, den sie hätte, wenn der Einfluss der Anker-
ströme nicht vorhanden wäre. Die Formel 6 gibt also eine einfache Methode
zur Bestimmung der Reaction der Armatur.
Beispiel. Durch Messung hat man gefunden:
E^'JO Volts und a = 370.
E
cos a ^i= 0'8 und = 87 "5 Volts.
cos a
Der Einfluss der Ankerströme beträgt
100 (1 — cosa) = 2oX.
*) Der äussere Widerstand und die Tourenzahl sind constant vorausgesetzt.
■"**) S. P. Thompson. Dynamo Electric Machinery. Second Edition. 1886, pag. 78.
Zur Constructionstheorie der dynamoelektrischen
Maschine.*)
Nach einem Vortrage, gehalten im Elektrotechnischen Verein an der kgl. technischen
Hochschule zu Aachen am 20. October 1886, von WILHELM LAHMEYER.
Verschiedene theoretische Untersuchungen der letzten Jahre beschäf-
tigen sich mit der Aufgabe, nach experimenteller Ermittlung einiger Con-
stanten der Eisenconstruction einer dynamoelektrischen Maschine für
*) Aus dem ,Centralbl. f. Elektrotechnik* vom Herrn Verfasser gütigst mitgetheilt.
159
vorgeschriebene elektrische Leistung die zweckmässigste Dimensionirung der
Wicklungen zu bestimmen.
Diese Aufgabe darf insbesondere durch die Frölich'schen Aufsätze als
in einer erschöpfenden und wenigstens für Trommelmaschinen in der Praxis
gut brauchbaren Art und Weise gelöst angesehen werden.
Ein ferneres Problem ist, das Vorexperiment gänzlich entbehrlich zu
machen und unter Zugrundlegung einiger ein- für allemal bestimmter
Materialconstanten das Eisen und Kupfer einer dynamoelektrischen Maschine
ohne Vorversuch und ohne Bezug auf ähnliche Constructionen auf eine
geforderte Leistung hin zu dimensioniren.
Diejenigen Formeln, welche für gerade Eisenstäbe und andere regel-
mässige geometrische Formen von Elektromagneten bei gegebenen Windungs-
Amperes die magnetischen Momente bestimmen, kommen rücksichtlich dieser
Frage nicht in Betracht. Es handelt sich vielmehr gerade darum, von der
geometrischen Gestalt der Elektromagnet-Construction möglichst zu ab-
strahiren.
Als erste Lösung dieses Problems müssen die Aufsätze von Gisbert
Kapp, veröffentlicht in „The Electrician 1885" gelten.*)
Kapp setzt die Anzahl der Kraftlinien einer Elektromagnet-Con-
struction proportional den erregenden Windungs-Amperes und umgekehrt
proportional dem magnetischen Widerstände auf dem ganzen geschlossenen
Wege der Kraftlinien.
Den magnetischen Widerstand definirt er analog der entsprechenden
elektrischen Grösse als proportional einem specifischen Materialcoefficienten
und der Länge eines die Kraftlinien aufnehmenden Körpers und umgekehrt
proportional dessen Querschnitt. Diese specifischen Widerstände sind die
reciproken Grössen zu den Coefficienten der magnetischen Permeabilität und
für Eisen keine Constante.n, sondern derartige Functionen der Kraftlinien-
dichte, dass sie für die magnetische Sättigung unendlich werden.
Bezeichnen a^ «g «g die specifischen Widerstände von Schmiedeeisen,
Gusseisen und Luft oder anderen unmagnetischen Stoffen, so gilt nach Kap p
für geringe Sättigungsgrade das Verhältniss :
«1 H % = 2 : 3 : 1440.
Indem Kapp nun dem modernen Constructionsprincipe entsprechend
schwache magnetische Sättigung voraussetzt, lautet seine Formel für die
Anzahl der Kraftlinien einer dynamoelektrischen Maschine mit gusseisernen
Elektromagneten und schmiedeeisernem Anker:
k^c. ^ ,
worin N die Anzahl der Windungs-Amperes auf den Schenkeln bedeutet ;
Z/_^ 2^2 die mittleren Längen der Kraftlinien im Elekromagnetgestell und
Anker Q^ Q^ die senkrecht zur Richtung der Kraftlinien genommenen
mittleren Querschnitte ; ig die doppelte mittlere Länge der Kraftlinien in
einer der Räume zwischen Ankereisen und Polschuh und Q.^ den Querschnitt
dieser Luftschicht.
Für C dürfte man eine reine Constante erwarten, indessen macht
Kapp auch diese Grösse vom Materiale der Elektromagnete abhängig
und setzt:
für schmiedeeiserne Schenkel 6"= 236
für gusseiserne Schenkel . . C =■ i8g,
wenn wir die L und O in Millimeter messen.
*) Siehe auch Kittler, Handbuch der Elektrotechnik, Bd. i, S. 47:
160
Durch zahlreiche sorgfältige Messungen an dynamoelektrischen Maschinen
hat Kapp seine Formel als brauchbar erprobt. Die berechnete Anzahl der
Kraftlinien ist stets um 25 — 40// grösser als die beobachtete, d. h. die-
jenige, welche sich aus der Tourenzahl pro Minute {v) und der elektro-
motorischen Kraft (£) der Maschine nach der Formel ergibt :
k = 108 ,
n • V
worin n für Ringmaschinen die einfache Anzahl und für Trommelmaschinen
die doppelte Anzahl der Ankerwindungen bedeutet.
Diese beträchtliche Fehlergrösse erklärt sich natürlich hauptsächlich
dadurch, dass die Formel die Zunahme des magnetischen Widerstandes mit
der Sättigung des Eisens nicht zum Ausdruck bringt, andererseits auch
dadurch, dass von der berechneten Gesammtzahl der Kraftlinien bei jeder
Dynamo ein Theil durch Streuung unwirksam wird, die Formel aber die
Oesammtzahl angibt.
Berechnet man also mit obiger Formel die magnetische Leistung einer
neuen Dynamo - Construction , so hat man einen nach Maassgabe der
magnetischen Beanspruchung des Eisens geschätzten Procentsatz in Abzug
2.\x bringen.
Der praktische Werth der Formel ist trotz dieser Fehlergrösse ein
-eminenter. Nicht nur, dass sie es ermöglicht über die Leistung einer erst
in der Zeichnung vorliegenden Construction eine annähernde Berechnung
anzustellen, sie gestattet auch zu beurtheilen, ob und wie eine vorhandene
Maschinentype durch andere Dimensionirung der Eisenconstruction ergiebiger
zw. machen ist.
Das neuere Constructionsprincip, die Eisenquerschnitte gross und den
Abstand von Ankereisen zu den Polschuhen möglichst klein zu machen,
«rgibt sich direct durch Anwendung der Kapjp'schen Formel.
Die praktische Bedeutung eines derartig in die Rechnung eingeführten
magnetischen Widerstandes lässt es von Werth erscheinen, den Zusammen-
hang dieser Grösse mit der eigentlichen Theorie des Elektromagnetismus
zu entwickeln.
Diese Entwicklung ist umso interessanter, weil sie ermöglicht, dem
von Kapp vernachlässigten Umstände der Zunahme des magnetischen
Widerstandes mit der Sättigung Rechnung zu tragen.
Bezeichnen V-^ und V^ die magnetischen Potentiale zweier Punkte auf
einer Kraftlinie jK, so ist
V^-V^=P^R.dk (]
worin R die Kraft bedeutet, welche an den einzelnen Punkten von k, längs
welcher Linie das rechtseitige Integral zu nehmen ist, auf die Einheit Nord-
magnetismus ausgeübt wird.
Beschränken wir unsere Betrachtung auf ein homogenes magnetisches
Feld, so gilt bekanntlich Aequidistanz der Kraftlinien und Isopotential-
flächen, welch' letztere in diesem Falle Ebenen sind. Demgemäss ist in der
Formel R constant zu nehmen und wir erhalten
V^—V^ = Rl . (2
wenn / den Abstand der beiden Punkte bedeutet.
Zum Maasse der Kraft R können wir nun die Anzahl d der Kraft-
linien nehmen, welche die senkrecht zu ihrer Richtung genommene Flächen-
einheit schneiden.
dSSk
161
Wir setzten also
R = '^d 3)
indem wir uns die Definition des Factors a noch vorbehalten. Es ist
d= — also i? = -^ (4
q q ^^
worin q den einer einzigen Kraftlinie zukommenden Querschnitt bezeichnet-
Dies in Gleichung 2 eingesetzt gibt :
V^—l\=o.— (5
Beziehen wir uns nun nicht mehr auf eine einzelne Kraftlinie, sondern
auf ein zwischen den Isopotentialflächen V-^ und V^ gelegenes Volumen vom
Querschnitte Q, welches durch Kraftlinien begrenzt wird und k derselben
aufnimmt, so ist zunächst
Q = k.q, q=-^ ........ (6
und wir erhalten
y2-'^\ = ^-^ -k (7
^=-^i^' («
Die Form dieser Gleichung berechtigt, den Nenner des rechtseitigen
Bruches als einen Widerstand aufzufassen und zu bezeichnen.
Wir setzen deshalb
/
a.-^ =XQ (9
A ^"2 — ^1 r
k= -i- (10
Für den durch diese beiden Gleichungen mathematisch definirten
Begriff ID ist in letzter Zeit die Benennung „magnetischer Leitungs-
widerstand" üblich geworden.
Es dürfte die Anschauung weniger beschränken und gerade den
üblichen Vorstellungen von der Natur des Magnetismus mehr conform sein,
für tu die Bezeichnung „magnetischer Err eg un gs wi d e rs tan d" ein-
zuführen.
Für den Fall, dass /^ = i, wird nach Gleichung 10
XO = V 2, — Vx also dXO^= dV (11
d. h. „der Erregungswiderstand eines Stückes einer Kraft-
linie ist gleich der Potentialdifferenz der Endpunkte
-dess elbe n".
Halten wir uns an die Vorstellung der drehbaren Molecularmagnete,
so ergibt sich für den so eingeführten Begriff des Erregungswiderstandes
eine anschauliche Deutung.
In jedem Punkte der Kraftlinie würde die Potentialdifferenz d V das
Drehungsmoment sein, welches das daselbst vorhandene Molecül in die
Richtung der Kraftlinie zu drehen sucht. Der magnetische Widerstand dvo
ist dann als ein dem entgegenwirkendes Drehungsmoment aufzufassen. Beide
sind gleich, denn das Theilchen stellt sich naturgemäss in die Waage. Das
widerstehende Drehungsmoment hängt einerseits von der molecularen
Beschaffenheit des Stoffes ab, andrerseits vom Drehungswinkel der Theilchen.
Eine Beziehung zwischen diesem Drehungswinkel und der Dichte der Kraft-
11
162
linien ist dadurch gegeben, dass eine Kraftlinie durch umso weniger
Molecularmagnete geschlossen wird, je mehr die Achsen derselben in die
Richtung der Kraftlinien eingestellt sind, je grösser also der Ablenkungs-
winkel ist. Grössere Potentialdifferenz vergrössert diesen Winkel und lässt
daher Theilchen frei werden, die sich zu neuen Kraftlinien schliessen.
Ohne diese specielle Anschauung irgendwie zum Ausgangspunkte
unserer Theorie machen zu wollen, können wir sie doch als Grund unserer
Antipathie gegen den Ausdruck „magnetischer Leitungswiderstand" geltend
machen.
Wie auch die vollkommene Analogie der Formel mit dem Ohm'schen
Gesetze erwarten lässt, ist der Coefficient a vom Materiale des magnetisirten
Körpers abhängig. Derselbe ist definirt als:
Die Betrachtung der Anordnung der Kraftlinien bei einem Eisen-
körper, der einem Magnete genähert ist, zeigt zunächst, dass für ziemlich
dV
gleiches g und mithin a für Luft ausserordentlich viel grösser ist als
für Eisen.
Der nähere Charakter von a wird klar, wenn wir Gleichung 8 auf
einen geschlossenen Ring von Kraftlinien und speciell auf das Feld einer
dynamoelektrischen Maschine anwenden.
Wir stellen uns zunächst einen sogenannten circularen Elektromagnet
vor, d. h. einen mit besponnenem Draht bewickelten ungetrennten Eisen-
ring. Integrale zu vermeiden tragen wir dem Umstände, dass die Anordnung
der Kraftlinien in dem Ringe jetzt keine völlig homogene ist, dadurch
Rechnung, dass wir a und / als durchschnittliche Werthe auffassen.
Die Potentialdifferenz F^ — ^i haben : wir durch die Grösse zu
ersetzen, welche der elektromotorischen Kraft analog ist.
Die magnetisirende Kraft einer Spule ist gleich 4 tt ]V, wenn IV die
Anzahl der Windungs-Amperes ist. Es ist jetzt ersichtlich, dass a nicht
etwa eine einfache Materialconstante bedeutet, sondern wir müssen dem
Umstände der magnetischen Sättigung des Eisens Rechnung tragen.
Wir können uns auf verschiedene Formeln beziehen , welche die
temporäre Erregungsfähigkeit des Eisens als Function der erregenden Kraft
darstellen, wie die von Müller, Lamont und Thompson, zwischen
denen das Experiment noch nicht zur Genüge entschieden hat.
Es entspricht der Formel Thompson's und, wie dieser zeigt, an-
nähernd auch der Theorie von Lamont, wenn wir setzen
~K
(13
Hierin sind ß und K Materialconstanten. ß ist die Grösse, welche als
„sp e c if i sc he r Er re g un g s wi der st an d" zu bezeichnen ist; K die
maximale Kraftlinienzahl pro Flächeneinheit; den reciproken Werth von K
nennt Thompson „Sättigungs-Coefficient" ; k^ ist die pro Flächeneinheit
wirklich vorhandene Anzahl Kraftlinien, also eine unter sonst gleichen Um-
ständen von der Anzahl der Windungs-Amperes A' abhängige Grösse; für
kleines k' wird a=ß.
Für a könnte man die Benennung „temporären Erregungs-
widerstand" einführen, indem man dazu specifisch ergänzt.
163
Für einen Ringelektromagnet vom Querschnitte Q und der mittleren
Länge L ergibt sich also die Gleichung
4 ;: iV 4 71 iV
worin ]Sf die Zahl der Windungs-Amperes bedeutet.
Setzen wir hierin />; = i, so ergibt sich analog Gleichung ii
2B = 4 TT A^ (15
und damit der Satz:
„Die von einer Stromspule inducirten geschlossenen
Kraftlinien ordnen sich so an, dass ihnen allen der-
selbe Erregungswiderstand zukommt, welcher gleich
dererregendenKraftist."
In Gleichung 14 führen wir den Werth von a ein:
^=-1 L ■ -(^^
k' Q
k
Da k' = — PY > so ergibt sich aus dieser Formel
Q
471 i\^
also entsprechend Gleichung 14
L 4 71 iV/
~Q^ K-Q
„ L . 47riV
"^ Q ' K.Q
dem entsprechend wird allgemein in Gleichung 10
(17
Q ' K-Q
bei analoger Bedeutung von ß und K.
Es sei bezeichnet
P-f = -'- • • ■ •(■«
Wir wollen unsere Formeln nun auf die dynamoelektrische Maschine
anwenden. Wir stellen uns selbige mit einfachem magnetischen Kreise vor
und bezeichnen mit IV die gesammte Zahl der Windungs-Amperes auf den
Schenkeln, mit L^ L^ die mittleren Längen der Kraftlinien in den Magneten
und im Anker und mit Zg den doppelten Abstand von Ankereisen zum
Polschuh ; die zu diesen Längen gehörigen mittleren Querschnitte Q, Wider-
stände 10, Widerstandsconstanten ß, K, 7 und Potentialdififerenzen der End-
punkte 5|5i wollen wir durch die entsprechenden Indices bezeichnen, ^ßg
bedeutet somit das Zweifache der Potentialdifferenz zwischen den Ober-
flächen des Ankers und der eines der Polschuhe.
Die gesammte Anzahl der Kraftlinien ist dann
. = -A_=|i (.,
" + if, ß,
11*
164
Die Anzahl der vom Anker absorbirten Kraftlinien
J_ ^. ^ ^B ^S^^ ... .{20
Eine Schätzung des Erregungswiderstandes des die verloren gehenden
Kraftlinien von Pol zu Pol führenden Luftkörpers und dadurch der Differenz
h — h ist nun ohne Experiment nicht gut möglich.
Wir sehen daher von der Streuung der Kraftlinien ab und setzen :
i=li=&=^ (.■
tül »2 "^3
tüi + lÜ2 + tt)3 2ß
Berücksichtigen wir, dass K^ = oo zu nehmen ist, da für Luft und
unmagnetische Körper eine magnetische Sättigung nicht beobachtet ist, so
ergibt sich tüg = Yg und
Wenn wir in dieser Gleichung die variablen Summanden des Nenners
fortlassen, so wird die Formel mit der Kapp'schen bis auf deren Factor C
identisch. Es geht daraus hervor, dass jener Factor als reine Constante
gelten muss. Diese Constante wird bei unserer Einführung des magnetischen
Widerstandes gleich der Einheit.
Da es jedenfalls gerade wesentlich ist, die Zunahme des Erregungs-
widerstandes mit der magnetischen Sättigung des Eisens zum Ausdruck zu
bringen, so suchen wir aus jenen mit variablen Gliedern die unbestimmten
Grössen ^ zu eliminiren.
Es ist nun allgemein
'J)5 = 4^A^--^ ^'4
führen wir statt dessen den Werth
* = 4^A^--^ ('5
in die Gleichung ein, so reduciren wir offenbar den Fehler, den die
Kapp'sche Formel durch Vernachlässigung der Veränderung des magnetischen
Widerstandes mit der Kraftliniendichte enthält, auf seine Quadratwurzel
(also , von ca. 36 X auf 6X).
Einen Fehler von ähnlichem, wahrscheinlich noch ein gut Theil ge-
ringerem Belange machen wir, wenn wir sowohl h) wie 9B nur durch den
Constanten Summanden ausdrücken und setzen :
^=^TzN-jr (26
worin
^ = Ti + Y2+ T3 = St (27
Führen wir diese Werthe ein, so nimmt unsere Gleichung die Form an
k=. 11^ . . . . „8
c+4x7v.-i-(^;ü_+ '^
G \ AT, ß, ' K^ Q,
165
Wird im Nenner des Bruches der constante Factor von N
" ^ '' +^^\=^ (^9
gesetzt, so ist
47r7V N
G + 4.A^/^-^ ^^ ^'°
4 7t
und damit erkenntlich, dass unsere Entwicklung zu einer Gleichung der-
selben Form geführt hat, wie diejenige, welche Frölich seiner Theorie zu
Grunde legt,
Frölich's Fundamental-Gleichung lautet
M=^—r- Y (31
Der wirksame Magnetismus M darf als identisch mit der Anzahl der
(wirksamen) Kraftlinien angesehen werden , m . J bedeutet , wie N die
Windungs-Ampere auf den Schenkeln. Es zeigt sich, dass auch a und ö
und H genau entsprechen.
Frölich setzt
a = — . (32
worin a den Magnetismus bedeutet, der im Falle eines einzigen Windungs-
Ampere inducirt wird. In diesem Falle der schwächsten Sättigung des Eisens
haben wir
G I
so dass < völlig entspricht.
4 TT [1
Bei Frölich ist ferner
4 7C ^ 4 TT
20=^; k,,, = ^; G = ^ (33
^(max) = -r (34
Offenbar ist auch
"(max) TT \ö5
So ergibt direct die Gleichung des circularen Elektromagneten
^=-^ = T^— (36
Diese Uebereinstimmung unserer Formel mit der Frölich'schen kann
natürlich nicht als Beweis für die Richtigkeit der T h o m p s o n'schen, resp.
Frölich'schen Magnetirungsfunction angesehen werden. Vielmehr muss das
Experiment erst noch endgiltig entscheiden, ob dieses oder ein anderes
Gesetz zu Grunde zu legen ist. Der Werth unserer Untersuchung ist aber
der, dass sie durch die Einführung des „magnetischen Erregungswider-
standes" den eigentlichen allgemeinen Charakter der Frölich'schen Con-
stanten der Dynamomaschine erkennen lässt. Unsere Deutung der Grössen G
und H ermöglicht offenbar nach experimenteller Ermittlung der Werthe
dieser Constanten an einer einzigen Maschine auch für alle anderen Modell-
grössen proportionaler Dimensionirung unsere Gleichung aufzustellen.
166
Bezeichnet p die Verhältnisszahl der linearen Vergrösserung einer be-
kannten Dynamotype und sind iV', G' , H' die Windungs-Amperes und Con-
stanten des zu berechnenden Modells, so ist
^' = '^-i:^- • • • • ■ • • ^'^
=7'^¥=l <^«
^ +_Z_L^ ... (39
H' =
G
Die Anzahl der Kraftlinien des neuen Modells berechnet sich also
N' -
(40
Nehmen wir speciell an, dass auch die Wicklungsräume proportinal
vergrössert seien und die Stromdichte in den Schenkelspulen dieselbe ge-
blieben sei, so wird
J\?' = p^.N . (41
k' = -^ (42
4 TT
Was die Anwendung unserer Formel zur Berechnung einer nur in der
Zeichnung gegebenen Dynamoconstruction betrifft, so erübrigt eine genauere
Bestimmung der specifischcn Widerstände ß für unmagnetische Stoffe und
für die verschiedenen Eisensorten und besonders der maximalen Kraftlinien-
dichten K für die letzteren. Die für unsere Formel passenden Werthe von ß
lassen sich den Untersuchungen Kapp's entnehmen.
Nehmen wir für den Kapp'schen Factor C das Mittel aus beiden von
ihm gegebenen Werthen, so ergeben sich die specifischen Erregungswider-
stände ß unserer Formel
für Schmiedeeisen :^ 0*0094 • 4 '^
„ Gusseisen = o*oi4l . 4 %
„ Luft und unmagnetische Körper = 6*775 .47c.
Diese Werthe habe auch ich durch Messungen an verschiedenen
Maschinen als sehr zutreffend erprobt.
Die bisherigen Bestimmungen der maximalen Kraftliniendichten K
dagegen weichen sehr voneinander ab und geben, meinen Beobachtungen
nach, zu geringe Werthe an. Mit diesbezüglichen Untersuchungen an dynamo-
elektrischen Maschinen bin ich augenblicklich beschäftigt.
Dass auch nach möglichst genauer Ermittlung der .Constanten ß und K
die Formel bei Anwendung zur rein theoretischen Berechnung der Leistung
einer Dynamo nicht so genaue Resultate geben kann, wie bei Anwendung
zur Berechnung neuer Modelle einer bekannten Type, ist natürlich und schon
durch die verschiedene Qualität der Eisensorten des Handels bedingt.
Andererseits ist aber eine auch nur approximative theoretische Cal-
culation einer völlig neuen Dynamotype von ausserordentlichem praktischen
Werthe.
167
Aachen, im December i88ö.
Nach Fertigstellung obiger Abhandlung erschienen in den November-
Nummern des „Electrician" wiederum Aufsätze von Kapp und Hopkinson
über das im Obigen behandelte Thema. Kapp veröffentlicht die "Resultate
sorgfältiger Experimente, welche auch die zu unserer Formel nöthigen
maximalen Kraftliniendichten ziemlich genau feststellen. Die Rundschau der
Nr. 34 des „C. f. E." widmete diesen Arbeiten schon eine Besprechung
und weist darauf hin, dass Kapp ein anderes Magnetisirungsgesetz als das
Frö li ch-T h o m p s on'sche für das richtige erprobt zu haben glaubt. Es
dürfte rathsam sein, diese wichtige Frage durch genaue Untersuchungen
endgiltig zu schliessen und dürfte sich nach unserer Ansicht hiezu folgende
Methode gut eignen.
Man versehe einen gleichmässigen ungetrennten Eisenring mit einer
primären und einer secundären Spule. Durch die primäre schicke man
Ströme verschiedener Stärke. Nach Messungen der Stärke des Stromes
unterbreche man denselben immer. Alsdann wird in der secundären Spule
eine elektromotorische Kraft inducirt, welche proportional der Anzahl der
durch die primäre erzeugten Kraftlinien ist. Die Enden der secundären
Spule verbinde man mit einem Spiegelgalvanometer. Alsdann kann man ohne
die bei Messungen an Dynamomaschinen unvermeidlichen Fehler in Folge
der Kraftlinienstreuung und der Mängel der Geschwindigkeitsbestimmung für
den circularen Elektromagnet das Magnetisirungsgesetz feststellen. Unsere
Abhandlung zeigt, wie dann mit einer für die Technik hinlänglichen Genauig-
keit die Gleichung der Dynamomaschine zu bilden ist.
Indem ich bemerke, dass mich selbst Mangel an Zeit hindert, die an-
gedeuteten Untersuchungen vorzunehmen, schliesse ich in der Hoffnung, durch
obigen Hinweis einem Anderen Veranlassung zur Anstellung des einfachen
Versuches zu geben. Wilhelm Lahmeyer.
Ueber die Schaltung galvanischer Elemente.
Von dipl. logenieur M. JÜLLIG, Docent am Wiener Polytechnicum.
Die verbreitetste technische Anwendung des elektrischen Stromes
ist unstreitig jene, bei welcher der Strom in einer geschlossenen Schleife
von einem Orte A zu einem zweiten Orte B und dann wieder zurückgeführt
wird, um zwischen den beiden Punkten A und ß zur Verständigung durch
telegraphische Zeichen oder Signale zu dienen.
In den meisten Fällen bedient man sich als Rückleitung der Erde.
Als Stromquelle dient mit wenigen Ausnahmen eine hydroelektrische Säule
und als Zeichenempfäuger zumeist ein mit einem oder mehreren Elektro-
magneten ausgestatteter Apparat. Für das Functioniren des Empfangs-
apparates ist eine bestimmte magnetisirende Kraft nöthig, die auf möglichst
ökonomischem Wege erzeugt werden soll. Diesen Zweck erreicht man durch
Ströme von geringer Intensität und Elektromagnete von hoher Windungs-
zahl. Es wird dann die in der Leitung nutzlos durch Wärmebildung ver-
lorene Energie gering werden.
Jedenfalls sind für die Wahl der Leitung und der Batterie, sowie des
Elektromagnets die Grundsätze der elektrischen Kraftübertragung maass-
gebend, bezüglich welcher ich auf die trefflichen Arbeiten von Stefan*) und
Popper hinweise.**)
Um eine Telegraphen-Anlage herzustellen, die in jeder Hinsicht den
Grundsätzen der Oekonomie vollständig entspricht, müsste man sowohl die
*) Zeitschr. d. Elektrotechn. Vereines in Wien. I. Bd. 1S83, S. 16.
**) Ebendaselbst. I. Bd., S. 274.
168
Anlage- als auch die Betriebskosten sämmtlicher Bestandtheile genau kennen
und die Anlage derart durchführen, dass diese Summe ein Minimum wird.
Ich halte dieses Problem heute noch nicht für allgemein lösbar, da uns
noch viele Erfahrungs-Coelficienten mangeln. Dagegen will ich hier den
Versuch machen, bei gegebenem Widerstände in Leitung und Elektro-
magneten und bekannter Stromstärke, die günstigste Schaltung von galvanischen
Elementen zu ermitteln.
Bezeichnen wir
mit W den gegebenen äusseren Widerstand, Leitung und Apparate,
„ e die elektromotorische Kraft eines galvanischen Elementes,
„ w dessen inneren Widerstand,
„ n die Anzahl der Elemente,
„ J die Strom-Intensitäten,
so ist nach dem Ohm'schen Gesetze bei einfacher Hintereinanderschaltung
der Elemente
n e
W -\- n w '
In dieser Gleichung ist J und W gegeben. Dagegen können e und m
durch Wahl des Elementsystemes und Dimensionirung des Elementes in ge-
wissen Grenzen und Abstufungen variirt werden ; n, die Anzahl der Elemente,
lässt sich dann für jeden speciellen Fall berechnen. Nur ist es bei gegebenen
Batterieconstanten e und zv nicht immer möglich, ein ganzzahliges n zu finden,
und dann wird die Aufgabe eigentlich unlösbar, da man nicht Bruchtheile eines
Elementes herstellen kann. In praktischen Fällen wählt man für n eine ganze
Zahl, welche dem berechneten Werthe von n mögHchst nahe kommt. Sollte
es sich jedoch darum handeln, eine bestimmte Stromstärke im gegebenen
Widerstände genau zu erreichen, so kann man dies durch Wahl eines
bestimmten Batteriewiderstandes w erreichen, da bei galvanischen Elementen
der innere Widerstand durch Veränderung der Plattengrösse und Platten-
entfernung sich beliebig variiren lässt.
Es ist nun von hohem praktischen Interesse, unter den möglichen
Element-Combinationen jene herauszufinden, welche die geringsten Kosten
verursacht. Es existirt allerdings eine alte, oft missverstandene Regel, welche
sagt, man solle den inneren Widerstand der Batterie gleich jenem des
äusseren Schliessungskreises machen, doch erzielt man hiedurch nur, dass
die betreffende Batterie in kürzester Zeit im äusseren Stromkreise ein
Maximum an Arbeit (J^ W) verrichtet, während gleichzeitig die nämli c h e
Arbeitsmenge im Inneren der Batterie nutzlos verloren
geht.
In praktischen Fällen findet man auch fast gar nie gleiche äussere
und innere Widerstände, sondern zumeist sind die äusseren Widerstände
wesentlich grösser als jene der Stromquellen. Dies gilt ebenso von Batterien
als auch magneto- und dynamoelektrischen Maschinen.
Um in einem Leiter vom Widerstand W die Strom-Intensität J zu
erzeugen, braucht man als äusserstes Minimum die elektromotorische Kraft
E ■=. J W, das heisst : Wenn wir ein widerstandsloses Element von der
elektromotorischen Kraft E construiren könnten, so würde dieses in einem
Stromkreise vom Widerstand W die Strom-Intensität J erzeugen. Nachdem
die in einem solchen idealen Eilemente verloren gehende Energie {J'^ w)
gleich Null ist, würde die gesammte Energie im äusseren Stromkreise auf-
treten. Nun ist es aber unmöglich, ganz widerstandslose Elemente zu con-
struiren und die elektromotorische Kraft eines Elementes schwankt zwischen
engen Grenzen und wird in praktischen Fällen den Werth 2*5 kaum er-
reichen.
169
Am nächsten würde dem idealen Zustande eine grossplattige Accu-
mulatorenbatterie kommen, deren Elemente bei hoher elektromotorischer Kraft
(über 2 Volt) sehr geringen Widerstand besitzen, (o'ooi Ohm z. B.). Nach-
dem jedoch die Plante'schen Accumulatoren und deren Epigonen bisher
noch wenig Eingang in die Praxis decj Telegraphenbetriebes gefunden
haben, wollen wir die aufgeworfene Frage zunächst an anderen Elementen
verfolgen.
Wir wissen, dass die Summe der elektromotorischen Kräfte von hinter-
einandergeschalteten Elementen jedenfalls grösser sein muss, als das Product
J IV, und zwar umsomehr, je grösser der innere Widerstand der Elemente
ist. Es muss also jedenfalls fie^JlV sein, wodurch bei bekanntem e für
n schon eine untere Grenze bestimmt ist. Man kann nun die Elemente in
beliebiger Zahl parallel schalten und hiedurch den inneren Widerstand nach
Belieben vermindern. Doch erhöht dies wesentlich die Anschaffungskosten.
Es wird sich aber jedenfalls eine Schaltung erreichen lassen, bei welcher
die Summe sämmtlicher Auslagen ein Minimum wird.
Ganz denselben Zweck, wie durch Parallelschalten erzielt man auch
durch Vergrösserung der Oberfläche der Elementplatten. Auch durch An-
näherung derselben kann man den inneren Widerstand wesentlich vermindern.
Doch kommt man hierbei bald auf praktische Grenzen, da zwischen den
Elementplatten immerhin ein nicht allzu kleiner Raum sich befinden soll,
welcher zur Aufnahme der elektromotorisch wirksamen, eventuell auch der
depolarisirenden Flüssigkeiten dient. Nimmt man die Distanz der Platten zu
klein an, so werden die zwischenliegenden Flüssigkeitsschichten sehr bald
zersetzt und können nicht rasch genug durch Diffusion aus den entfernteren
Flüssigkeitsschichten regenerirt werden.
Hingegen steht dem Verkleinern des Widerstandes durch Wahl grosser
Platten oder Parallelschaltung vieler Elemente gar nichts im Wege, als die
hohen Anschaffungs- und Amortisationskosten, und es lässt sich gerade aus
diesen Kosten die praktisch richtige Schaltung von Elementen, die einem
bestimmten Zwecke dienen, ermitteln.
Die Anschaffungsküsten eines Elementes werden mit grosser Annäherung
der PJattengrösse desselben proportional gesetzt werden können, wobei wir
voraussetzen, dass der Abstand der Platten sich nicht ändere. Stellt man
sich anderseits vor, dass man n Elemente von Widerstand w und der
elektromotorischen Kraft e auf Quantität kuppelt, so kann man diese Com-
bination als ein einziges Element von Widerstand ansehen, das n mal so
n
viel kostet als ein einzelnes Element.
Wir dürfen also sowohl die Anschaffungs- als auch die Amortisations-
kosten eines Elementes seinem inneren Widerstände umgekehrt proportional
setzen, gleichgiltig ob wir den Widerstand durch Vergrösserung der Platten
oder Parallelschaltung mehrerer Elemente vermindern. Die jährlichen
Erhaltungskosten eines constant in Benützung stehenden Elementes *) setzen
sich zusammen: i. Aus den Kosten für die verbrauchten Metalle und elektro-
lysirten Flüssigkeiten, wobei die rückgewonnenen verkäuflichen chemischen
Producte abgerechnet werden müssen. Diese Kosten sind dem Pro-
ducte aus Zeit und Stromstärke direct proportional.
2. Aus den Kosten für das Reinigen der Elemente.**) Die letzteren
können wir ebenfalls dem inneren Widerstände verkehrt proportional setzen,
da mit der Elementzahl (bei parallelgeschalteten Elementen) oder Platten-
grösse auch der Zeit- und Materialaufwand für die Reinigung sich ver-
*) Z. B. eines Elementes für Ruhestrom.
"*) Verquicken der Zinkplatten eic.
170
grossen. Bezeichnen wir die Kosten für Verzinsung, Amortisation und
Reinigung einer bestimmten Elementgattung (z. B. Daniell, eventuell
Element-Gruppe) von i Ohm Widerstand per Jahr mit ß, so wird ein Ele-
ment, beziehungsweise eine als Element zu betrachtende parallelgeschaltete
ß
Gruppe vom Widerstände w die Kosten per Jahr verursachen.
w
Bezeichnen wir ferner den Werth der, bei der Stromstärke von
I Ampere per Jahr consumirten Metalle und Flüssigkeiten mit a, so erhalten
wir für einen Strom von der Intensität J per Jahr und Element den Kosten-
aufwand ,7 a.
Die jährlichen Kosten für eine Batterie von n Elementen be-
tragen somit
n^^nJd^K (I
Dabei ist
J= "' (II
W -\- nw
Es sollen nun n und w so gewählt werden, dass K ein Minimum wird.
Zur Bestimmung von n und w sind die Gleichungen I und II hin-
reichend, da ß, a, J und W bekannt sind und für K die Bedingung
besteht, dass diese Grösse ein Minimum werde.
Um die Werthe von 7t und w, welche K zu einem Minimum machen,
kennen zu lernen, eliminiren wir zunächst mit Hilfe von Gleichung II die
Grösse n aus Gleichung L Es ist
n = ^ — (III
e — J ZV
somit
-(- + 1)
J W
K = . I Ja. -f- -^ 1 = Minimum
e — J IV
K=JW J'^'^+1^ , (IV
Da eJ und VV Constanten sind, wird K zum Minimum, wenn dies vom
Ausdrucke
J aw + ß
— 7 Ht g'^^-
w {e — Jw)
Der genannte Bruch ist eine Function von w. Setzen wir
■^^'" + ^^=/(ze.) (V
Diese Function von w wird zum Minimum, wenn
''/(»)= 0 und i!^M>a
dw dzu'^
Durch zweimalige Differentiation finden wir nach der Formel
IC V du — u dz'
ZI v^
df [w] ZV {e — Jvü) Ja. — (J'a w -j- ß) (^ — 2 J zv)
dzv zv"^ [e — J zvY
df{zv) _ zv'^J'^ a + 2 w Jß — t- ß
dzv zv"^ [e — JzvY
d'^f{zv) _ J (Z£> g J 4- ß) _ ^ Z£/2 j-2 a _^ 2 2£/ J ß — ^ ß
dzv^^ zv^ (e — J zvY ~ zv^ {e — J zv)^
tM
171
Für
df{w) ^^
dw
erhält man
zf2J2a + 2wJß — eß = C>.
Durch Auflösung dieser quadratischen Gleichung erhält man
a.J
"'■ + P' (VI
Nachdem w eine essentiel positive Grösse ist, gilt nur das obere
Zeichen und wir erhalten
a^-[- ß
Fassen wir nun den Ausdruck für
I (VII
in's Auge. Derselbe besteht aus der doppelten Diffeienz der beiden Brüche
J(waJ"4-ß) ^ z£/2 J2a+ 2ze/ Jß — ^ß
und
w'^ [e — JivY w^ {e — J ivf
Der Zähler des zweiten Bruches ist Null, der Nenner nicht ; somit
verschwindet der zweite Bruch
Nachdem a, ß, w und J unbedingt positive Grössen sind und auch
der Nenner des ersten Bruches nie negativ werden kann^ ist
dw'^
somit wird K wirklich zum Minimum.
Aus Gleichung III und VII erhalten wir
J w
n ^=^
e
(■ +
^ ' (VIII
a^ + ß
^ ZV
J2F
{Vf¥^^ + V"f)^ (IX
Die Berechnung der Constanten a soll zunächst für das Daniell-
Element und dessen Varianten (Meidinger, Callaud, Siemens u. s. w.) durch-
geführt werden.
Die Constante a lässt sich durch Betrachtung der elektrolytischen
Vorgänge im Elemente ermitteln.
Beim Daniell-Element wird Zink und Kupfervitriol verbraucht, Zink-
vitriol und metallisches Kupfer wiedergewonnen. Nachdem es sich jedoch
nicht rentirt, den Zinkvitriol wieder zu gewinnen, da die Kosten für das
Sammeln und Verdampfen der oft noch dazu verunreinigten Flüssigkeit
gegenüber dem Werthe des gewonnenen Productes zu hoch sind, wollen
wir nur den Werth des wiedergewonnenen Kupfers in Rechnung ziehen.
Ein Strom von i Ampere scheidet (nach F. und W. Kohlrausch)
in der Secunde 0-3288 Milligr. Kupfer aus. Von einer Zink-Anode wird in
derselben Zeit durch i Ampere 0-3376 Milligr. Zink aufgelöst.
Somit wird ein Strom von l Ampere in einem Elemente pro Jahr
I0"369 Kgr. Kupfer abscheiden und 10-647 Kgr. Zink auflösen. Zur Ab-
172
Scheidung von 10*369 Kgr. Kupfer sind 4084 Kgr. Kupfervitriol [Cu SO^ -\-
-\- 5 H^ 0) erforderlich. Bei Ankauf im Grossen erhält man i Kgr. Kupfer-
vitriol für 0*25 fl. Für rückgewonnenes Kupfer rechnen wir fl. 50 pro
100 Kgr, Verbrauch an Schwefelsäure wird nicht in Betracht gezogen, da
es in der Praxis meist üblich ist, Batterien mit Daniell'scher Combination,
vor Ingebrauchsetzung kurzzuschliessen, um durch Elektrolysirung des Kupfer-
vitriols die nöthige Schwefelsäure zu erzeugen.
Bei Berechnung des Preises für das verbrauchte Zink ist zu berück-
sichtigen, dass wir es mit fertig montirten und mit angenieteten Leitungs-
bügeln versehenen Zinkcylindern oder Platten zu thun haben, deren Werth
durch die aufgewendete Fabrikationsarbeit steigt, dass man jedoch Zinkplatten
und Cylinder nur beiläufig bis zur Hälfte in der Batterie verbrauchen kann,
während die Ueberbleibsel nur als Altzink verwerthet werden können. Der
Preis für lOO Kgr. Faconzink in Form von Cylindern oder Platten, mit an-
genieteten Leitungsbügelu beträgt fl. 35 — 40 ; für Altzink erhält man fl. 12 — 15
pro 100 Kgr. Rechnen wir im Mittel fl. 37'5 und fl. I3'5.
Um 100 Kgr. Zink elektrolytisch in der Batterie zu verbrauchen sind
200 Kgr. Faconzink erforderlich.
200 Kgr. Faconzink kosten .... fl. 75
ab Erlös für 100 „ Altzink „ I3'5
100 Kgr. elektrolysirtes Zink . . . fl. 61 '5
Berechnen wir nun die Kosten für den durch ein Daniell-Element
erzeugten Strom. Für ein Ampere pro Jahr ergibt sich folgende Summe :
lO'369 Kgr. Zink kosten . . . . fl. 6*38
40*840 „ Kupfervitriol kosten . „ lO*2l
fl. i6*59
ab Erlös für 10*369 Kgr. Kupfer „ 5*18
a = Stromkosten für ein Ampere pro Jahr fl. 11*41.
In der Praxis kommt es wohl kaum vor, dass man einzelne Elemente
mit I Ampere Stromstärke arbeiten lässt. Die Intensität der gewöhnlichen
Telegraphenströme schwankt zwischen 4 und lOO Milliampere (=M.-A.),
4 — 15 M.-A. für Relais, 12 — 30 für Glockenapparate, 60 — 80 für Morse-
Localströme und 100 im Maximum für Klingeln.*)
Für ein Element, das ein Jahr lang mit 10 M.-A. arbeitet, wäre
nach der früher berechneten Zahl ein Materialaufwand von ll'4l kr. pro
Jahr zu gewärtigen. Dies setzt allerdings voraus, dass kein Nebenconsum
stattfindet. Nachdem sich der letztere nicht auf Grund der elektrolytischen
Gesetze ermitteln lässt, muss diesem Factor in anderer Weise Rechnung
getragen werden.
Jedenfalls ist der Preis für sämmtliche verbrauchte Materialien in den
Erhaltungskosten K für Elemente enthalten und wird somit der Nebenconsum
in den Constanten ß zu finden sein. Kohl fürst hat über die Anschaffungs-
und Erhaltungskosten von galvanischen Elementen in Zetzsche's Hand-
buch der Telegraphie (IV. Bd.) eine ausführliche Zusammenstellung ver-
öffentlicht, der wir nachstehende Daten entnehmen.
Nach den Angaben der folgenden Tabelle betragen die Anschaffungs-
kosten für ein Element im Mittel fl. i"3i ; die jährlichen Erhaltungskosten
fl. 1*37. Dabei wurde l Reichsmark == 0"6o fl. ö. W. gesetzt.
Ganz besonders niedrig werden die jährlichen Erhaltungskosten von
der Badischen Staatsbahn und Oesterreichischen Nordwestbahn angegeben,
nämlich 0*55 Mk. == 0*33 fl. und 0*35 fl. Herr Bechtold, Telegraphen-
vorstand der österreichischen Nordwestbahn, erklärte mir jedoch die Ziffer
*) Diese Zahlen verdanke ich grossentheils Herrn Ingenieur Josef Krämer.
173
s.
■« s
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0)
^ 1
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^ 1
CO
1 ^
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1
<
1-5 «^
Anmerkujigen
M
3 -So
055
M
3-00
2-20
MB
1-40
3-50
M
^■53
0-89
D
2-75
1-50
MB
2 "60
2-23
MB
2-15
2-99
M
3-67
5-12
M
i-8o
I- 70
M
2-85
2-40
MB
2-50
I-4I
MB
2-71
i-8o
MB
2-35
1-98
MB
3" 00
3-00
MB
2- 00
3-70
MB
2- 00
I-6S
MB
1-50
1-70
MB
2- 10
2-35
M
2-30
3 "44
C
0-79
i-i8
C
0-75
I-I4
c
!■ 12
1-73
M.B.C.
0-75
1-05
MB.
0-35
M
0-87
0-90
C
2- 00
1-51
c
0-79
1-79
c
0-52
i"39
M
1-48
2- 16
M = Meidinger-Element
MB = Meidinger-
Ballon-Element
C = Callaud-Element
Die Elemente sind un-
ausgesetzt in Thätig-
keit.
Badische Staatsbahn
Bergisch-Märkische Bahn
Berlin-Potsdam-Magdeburger Bahn. . . .
Berlin-Stettiner Bahn
Braunschweigische Bahn
Breslau- Warschauer Bahn
Cottbus Grossenhainer Bahn
Dortmund-Gronau-Enscheder Bahn . . .
Buch. -Lübeck u. Hamburg-Lüb. Bahn .
Märkisch-Posener Bahn
Main-Neckar-Bahn
Main-Weser-Bahn
Nassauische Bahn
NiederschlesischMärkische Bahn
Oberschlesische Bahn
Oels-Gnesener Bahn
Preussische Ostbahn
Posen-Creuzburger Bahn
Thüringische Bahn
Arad-Temesvärer Bahn
Kaiserin Elisabeth-Bahn
Kaschau-Oderberger Bahn
Mährisch-schlesische Centralbahn M.B.C. o"75 l"05 ^
Oesterr. Nordwestbahn . MB. — 0*35 Vt,"
,, Staatseisenbahn Gesellschaft
Pilsen-Priesener Bahn
Theiss-Bahn
Ungar. Westbahn
Vorarlberger Bahn
der genannten Bahn damit, dass dies nur Materialkosten seien, dass hin-
gegen Arbeitslöhne nicht mitgerechnet wären. Auf die gleiche Art mag wohl
auch die Ziffer der Badischen Staatsbahn entstanden sein. Die beiden Zahlen
sind aber insofern von Interesse, als sie uns auf die mittlere Stromstärke
im Eisenbahn-Telegraphenbetrieb einen Schluss ziehen lassen.
Das Mittel aus den gegebenen Zahlen ist 33 M.-A. und würde
einem Materialverbrauch von 0"3i fl, entsprechen, eine Zahl, die mit den
von der Sächsischen Staatsbahn und Oesterreichischen Nordwestbahn
angeführten so gut stimmt, dass wir dies kaum einem Zufalle zuschreiben
können.
Die Ermittlung der Constante a konnte auf Grund bekannter Natur-
gesetze durchgeführt werden.
Für die Ermittlung der Constante ß hingegen stehen uns noch nicht
genügende Erfahrungen zu Gebote. Es ist indess immer möglich anzugeben,
in welchem Widerstände und mit welcher Stromstärke die uns bekannten
Elemente am ökonomischesten arbeiten.
Setzen wir voraus, dass wir es mit einer Gruppe von )i m Elementen
zu thun haben, von denen je jn Elemente parallel und n Elementreihen
(ä vt Stück) hintereinandergeschaltet sind. Die jährlichen Erhaltungskosten
pro Element wurden mit fl. 1*37 ermittelt.") Bezeichnen wir nun mit y jene
*) Diese Zahl kann nur als Beispiel, keinesfalls als Norm aufgestellt werden. Die
Angaben, aus denen dieselbe geschöpft ist, sind heute vielleicht schon antiquirt, doch steht
uns keine Tabelle neuen Datums zu Gebote. Jedenfalls ist die Zahl eher zu hoch als zu
niedrig gegriffen.
174
Kosten pro Jahr, die von der Stromstärke unabhängig sind. Sie umfassen
die Verzinsung des Anschaffungscapitals, die Beaufsichtigung, die Arbeits-
löhne, die Auswechslung der Gläser und sonst noch alle Ausgaben, die
nicht durch Ersatz elektrolysirter Materialien verursacht werden.
Wir erhalten pro Element
Gesammtauslagen fl. i'37
5X Verzinsung von einem Anschaffungscapital von fl. i*3l . „ o*o6
fl.
Hievon ab Materialverbrauch
1-43.
0-34
Y = fl. i"og
In der folgenden Ausführung sind die für IV, e und J früher
gegebenen Bezeichnungen beibehalten, w-^ bedeutet den inneren Wider-
stand eines Elementes. Wir erhalten für die Stromstärke
J = —
w -\-
w^ n
m
für die Gesammtkosten
K =^ n ni •^[ -\- J a n.
Es müssen nun n und m so gewählt werden, dass K e.m Minimum wird.
Führt man die Rechnung genau so durch, wie dies oben gezeigt
wurde, so erhält man
n =
e
JW
I +
(I
(11
Z =
J2J^
\\^e a + 7 Wi -f-j/v zi^iJl
Die letzte Gleichung zeigt, dass der Gesammtkostenaufwand direct der
pro Secunde geleisteten äusseren elektrischen Arbeit J^ W proportional ist.
Setzen wir nun in die Gleichungen I und II specielle Werthe ein. Im
Mittel finden wir
w^^= % Ohm, e -
8 J I +
Volt, a = fl. ii'4i, Y =^ fl- i'o8.
=: 20-i8 J .
11-41 + 8 X i"o8
8 X i'oJ
JW
-V
8 X i"0^
= 1-656 JW
(III
(IV
I I-4I -|- 8 X i'o^
Aus Gleichung III ist zu entnehmen, dass die Anzahl der parallel zu
schaltenden Elemente nur von der Stromstärke abhängig ist. Setzen wir
m = I, so erhalten wir
J = 0-0495 Ampere,
das heisst : Elemente , welche die früher erwähnten physikalischen und
Erhaltungs-Constanten besitzen, arbeiten am ökonomischesten bei 49*5 M.-A.
Stromstärke.
Im Allgemeinen können wir sagen: Für jede Elementgattung gibt es
eine bestimmte Stromstärke, bei welcher das Element in Ruhestrom-
schaltung am ökonomischesten arbeitet.
Man kann die Gleichungen III und IV auch nach J und W auf-
lösen und erhält dann für beliebige Werthe von n und in die günstigsten
Stromstärken und Widerstände.
Wir finden
175
J = 0-0495 '"'■
TT/ '^
W = 1 2 • 1 9 —
Nach diesen Formeln ist nachstehende Tabelle berechnet worden
m
I i
ii
2
3 4 '■
5
J =
VV =
/ =
w ^ \ J =
/'F"= i / =
]V =
J =
IV =
M, A.
Ohm
M.-A.
Ohm 1 M.-A.
Ohm M -A.
Ohm
M.-A.
Ohm
I
49-5
12* 19 990
6-095
148-5
4-063
1980
3 047
247-5
2-438
2
49-5
24-38 99-0
12- 190
148-5
8-127:
198-0
6-095
247-5
4-876
3
49-5
36-57 i 99-0
18-285
H'^-S
12-190
198-0
9-142
247-5
7-314
4
49-5
48- 76:
99-0
24-380
148-5
16-253
198-0
12-190
247-5
9-752
S
49-5
60-95
99-0
30-475
148-5
20-317
198-0
15-237
247-5
12- 190
6
49-5
73*14
99 -o
36-570
148-5
24-380
198-0
18-285
247-5
14-628
7
49-5
85-33:
990
42 665
148-5
28-443
198-0
21-3321
247-5
17-066
8
49-5
97-52
99-0
48-760
148-5
32-507
198-0
24-380
247-5
19-504
9
49*5
109 71
99-0
54-855
148 -5
36-570:
198-0
27-427
247-5
21-942
10
49-5
121-90
99-0
60-950
1
148-5
40-633:
1980
30-475
1
247-5
24-380
In dieser Tabelle*) finden wir gar keine Werthe, welche den Be-
dingungen auf langen Telegraphenlinien entsprechen würden und müssen
den Schluss ziehen, dass die gebräuchlichen Elemente nur in dauernden
Localschlüssen günstig arbeiten. Vielleicht gelingt es aber durch Verkleinerung
des Volumens der einzelnen Elemente deren Erhaltungskosten -[ wesentlich
herabzudrücken. Nehmen wir an, es sei möglich, kleine Elemente von 10 Ohm
Widerstand — abgesehen vom Materialverbrauch durch den Strom — mit
jährlich 0*5 fl. zu erhalten, so ergeben Gleichung I und II (S. 174)
•»t = 28-12 J,
n = 1-552 J W,
J = o 035 m.
Derartige Elemente würden noch mit 35 M.-A. ökonomisch arbeiten.
Jedenfalls wäre es von hohem Interesse, genaue Daten über die Strom-
verbrauchscoostante y ^^'^ ^i^ Erhaltungsconstante ß zusammen, da nur
aus diesen sichere Schlüsse über die ökonomische Schaltung der Batterien
gezogen werden können.
Die elektrische Beleuchtung der Grossen Oper in Paris.
Mitgetheilt von ETIENNE DE FODOR.
Als Grundlage der in der Grossen Oper zu Paris einzurichtenden
elektrischen Beleuchtung diente die bereits vorhandene Gasbeleuchtung.
Diese Letztere bestand aus einer Gesammtsumme von 7570 Flammen, welche
durch Glühlampen ersetzt werden sollten.
Der Beleuchtungsdienst umfasst fünf Hauptgruppen, u. zw.: I. Admini-
stration und Heizung; II. Bühne; III. Zuschauerraum und
Pavillon; IV. Foyer und grosse Freitreppe; V. Kellergeschoss.
Die grösste Anzahl von Lichtern findet sich in der Gruppe III: „Zuschauer-
raum und Pavillon" mit 2254 Flammen; hierauf folgen Foyer und Freitreppe
mit 2087, während die Bühne 1897 Flammen (die Trainees oder Unter-
lichter nicht mitgerechnet) erforderte.
Dieselbe gilt selbstverständlich nnr für Ruhestrom.
176
Nach verschiedenen Probebeleuchtungen wurde im vorigen Jahre der
Compagnie Continentale Edison die Beleuchtung des Zuschauer-
raumes übertragen. Nachdem die hiedurch erzielten Resultate sowohl das
Publicum als auch die Direction befriedigten, wurde der genannten Com-
pagnie die Beleuchtung des ganzen Operngebäudes übertragen, und befindet
sich diese ansehnliche Installation nun seit einem Monat in regelmässigem
Betriebe.
Um den Anforderungen des Dienstes zu genügen, war es nothwendig
23 gesonderte Leitungen zu etabliren, welche folgende sind :
1. Zuschauerraum: Grosser Lustre.
2. „ Rampe und Girandoles.
3. „ Logen.
4. Bühne (Coulissen, Oberlichter u. s. w.).
5. A uss enbe le u c htu n g (Bogenlampen).
6. Grosse Freitreppe: Untere Etagen.
7. „ „ Obere „
8. Foyers: Avant-Foyer.
g. „ Grosses Foyer : Zwischenacte.
10. „ ^ „ Kleine Beleuchtung.
11. Confiserie.
12. Gänge (Couloirs): Zuschauerraum rechts.
13. „ „ links.
14. „ Administration rechts.
15. „ „ links.
16. Logen der Künstler: Rechts.
17. „ „ „ Links.
18. K eil er g e s cho s s.
19. Tagesbeleuchtung: Bühne.
20. „ Administration.
21. Sicherheitslampen: Rechts. «
22. „ Links.
2-^. Eingänge.
Diese 23 Hauptleitungen haben im Ganzen etwa 750 Nebenleitungen,
von welch' letzteren die kleineren Gruppen und einzelnen Lampen abgezweigt
wurden.
Es dürfte nicht uninteressant sein, ein annäherndes Verzeichniss der
Hauptpiecen zu geben, welche sich in diesem Riesengebäude befinden, um
von der Ausdehnung desselben eine Vorstellung zu bieten. Das Haupt-
sächlichste ist :
Administration. Bureaux der Direction, Bureaux für den Vor-
verkauf der Billete für den Ball, Feuerwehrposten mit Bureaux für den
Commandanten, Lampisterie, Laboratorium für die elektrischen Batterien,
Foyer der Choristen, Wohnungen dreier Portiere, Posten der Municipalgarde
mit Bureaux, Sattlerei, Magazin der Feger und Kehrer, Buchhaltung, Cassa,
Tapezierer-Werkstätte, Feuerwerker-Werkstätte, Bureaux des Conservateurs,
Magazine der Waffen, der Maschinisten, Fechtsaal, Garderobe für die Com-
parsen, Bureaux und Cabinets der Ober-Maschinisten, des Ober-Regisseurs,
des Gesangsregisseurs, des Studiendirectors, des Tanzregisseurs, des Ballet-
meisters, des Chordirectors, des Chefs für die Gebäude-Erhaltung, des Ober-
Inspectors, des Directorats-Huissiers, Magazine für die Utensilien, fünf Säle
für die Comparsen, Cabinet des Arztes mit Apotheke, Saal für die Gesangs-
übungen, Saal für die Choristen, Logen der Choristen, Cabinets für die
Coiffeure, Logen der Ballet-Koryphäen, der ersten Quadrille (Ballet), der
kleinen Sujets (Ballet), der Tänzer, der Balletzöglinge, der zweiten Quadrille,
Saal für den Rollschuhlauf, Bureaux des Bekleidungsdienstes, Werkstätten
177
und Cabinets der Schuhmacher für Damen und Herren, des Ober-Garderobiers,
Säle für die singenden Kinder, für die Figuranten, Bureaux der Copisten,
Magazine der Costüme, der Schuhbekleidung, Werkstätten der Näherinnen,
Magazin der Schmuckgegenstände, Werkstätte des Hutmachers, Bureaux und
Räumlichkeiten für den Polizeiposten. Werkstätten der Schneider, Local für
den Gasmotor des Aufzuges, Water-Closets, Im Ganzen 1264 Lampen, ver-
theilt auf fünf Etagen.
Bühne. O berlichter, Rampe, Ständer u. s. w., Saal für die Prosaproben,
Directionsloge, Prosceniumlogen, Magazine für Utensilien, Decorationen, Bureaux
für die Schnürmeister, Die Versenkungen haben fünf Geschosse, der Schnür-
boden hat fünf Etagen und ausserdem noch drei Gitterboden, so dass im
Ganzen, die Bühne mitgerechnet, 14 Etagen zu beleuchten sind,
Zuschauerraum und Pavillons. Hof der Abonnenten, gedeckter
Ausgang, erstes Vestibüle der Abonnenten, grosses Vestibüle der Abonnenten,
Confiserie, Pavillon des Präsidenten der Republik, Stall für die reitenden
Garden, Remise des Directors, Foyer der Musiker, Depot für die Instrumente,
Cabinet des Capellmeisters, Wartesaal für die Arbeiter, Garderoben, Cabinet des
Polizeicommissärs, des Arztes, Bibliothek, 128 Logen, Baignoires u. s. w. Im
Ganzen 2252 Lampen. Der grosse Lustre des Zuschauerraumes hat 500 Lampen.
Foyer und grosse Treppe. Offenes Vestibüle, erstes Vestibüle,
Octogonal-Vestibule, Vestibüle der Controle, Bureau der Controle, Entrees
des Publicums, Garderoben, Galerien, grosses Foyer, kleines Foyer, runder
Salon, Bureaux der Cotroleure, Tanzsäle, Magazine. Im Ganzen 2087 Lampen.
Keller. Werkstätten der Arbeiter, Heizung, Kohlen, Feuerspritzen,
elektrische Beleuchtung.
Das ganze Gebäude hat eine durchschnittliche Länge von 180 Mtr.
Die Höhen sind vom Niveau des Kellergeschosses gerechnet:
Bis zum Plafond des grossen Foyers ... 32 Mtr.
„ zur' Spitze der grossen Kuppel . . .60 „
„ zum Dachfirst der Bühne . . . . .65 „
Die Breite des Gebäudes (Facade) ist 70 Mtr., und wenn man die
beiden Flankenpavillons hinzurechnet lOO Mtr.
Der Zuschauerraum hat eine Höhe von 25 und einen Durchmesser
von 30 Mtr. Er hat vier Etagen für Logen, acht Reihen Galeriesitze,
13 Reihen Parterrefauteuils und sieben Reihen Balkonsitze.
Die Bühne selbst ist 25 Mtr. tief und 30 Mtr. breit (die Breite der
Coulissengänge nicht mitgerechnet) und sind auf derselben elf Reihen Ober-
lichter anzubringen.
Die elektrischen Maschinen befinden sich im Kellergeschosse, gerade
unter dem grossen Foyer, d. h. an der einen Extremität des Gebäudes. Die
Entfernungen der Endpunkte der Leitungen von den Dynamos sind daher
bedeutende, wie man aus folgenden Längen schliessen kann:
Leitung vom Maschinenlocale:
Bis zum letzten Schnürboden . . 250 Mtr. Länge
„ „ grossen Lustre .... 360 „ „
„ zu den Candelabern des Admini-
strations-Tractes 200 „ „
Der Beleuchtungsdienst zerfällt in den Tagesdienst und Nacht-
dienst, für welche gesonderte Leitungen existiren. Ausserdem musste noch
eine Absonderung für die sogenannten Wachelampen (Veilleuses) geschaffen
werden, welch' letztere Tag und Nacht in Function sind.
Der Tagesdienst gilt für die Beleuchtung der Bühne während der
Proben und der dunklen Localitäten. Der Nachtdienst gilt für die Vor-
stellungen. Er beginnt um 1/37 Uhr Abends und dauert bis zum Ende der
Vorstellung. Es gibt vier Vorstellungen in der Woche, die populären Vor-
12
178
Stellungen zu herabgesetzten Preisen nicht hinzugerechnet. Die Wachelampen
werden mit Accumulatoren betrieben. Ausserdem existiren noch Sicherheits-
lampen, welche im Zuschauerräume vertheilt sind. Sie sind unterhalten von vier
Batterien Accumulatoren, welche an vier verschiedenen Punkten des Gebäudes an-
gebracht und derart geschaltet sind, dass selbst in dem Falle, als eine Batterie
unterbrochen werden sollte, die Lampen dennoch nicht den Dienst versagen.
Die im Operngebäude installirte'n, vorhin erwähnten 7570 Gasflammen
werden ersetzt durch 50 18 Glühlampen ä 10 Kerzen Leuchtkraft
1108 „ ä 16 „
im Ganzen durch 6126 Glühlampen,
ferner durch sechs Bogenlampen, System Pieper (ä 80 Carcels), welche
in der Loggia angebracht sind.
Die Hauptfacade ist beleuchtet durch zwei Candelaber, auf welchen
sich je acht Jablochkoff-Chandeliers befinden.
Der Tagesdienst erfordert 630 Lampen, während die Anzahl jener
Lampen, welche bei Tag und Nacht brennen 60 ist. Es entfallen daher
auf den Nachtdienst (oder Vorstellungsdienst) 5436 Lampen.
Hievon erfordern die Logen der Künstler 672, die Couloirs 220, die
Confiserie loo, die Logen im Zuschauerraum 240, der Balletsaal 112, die
Vestibüle 556 Lampen.
Die Bühnenbeleuchtung zerfiel früher in g Oberlichter ä 131 Lampen =
= 1179, in 40 Portants ä 8 Lampen, 8 ä 4 Lampen, 8 ä 3 Lampen und
4 ä 2 Lampen, im Ganzen für die Portants 384 Lampen. Ausserdem 77 Mtr,
Trainees oder Unterlichter mit beiläufig 500 Lampen. Total für die Bühnen-
beleuchtung 2063 Lampen.
Dieselben werden ersetzt durch 1590 Glühlampen ä 10 Kerzen Leucht-
stärke (die Unterlichter mitgerechnet).
Zur Unterhaltung des Beleuchtungsdienstes sind vorhanden:
4 Dynamos ä 120 Volt und 800 Amp. = 3200 Amp.
5 „ ä 120 „ ,, 400 '„ = 2000 „
4 „ ä 120 „ „ 300 „ = 1200 „
Total . . 6400 Amp.
oder 6400 X 120 = 768.000 Volt-Amp.
Wenn wir die in Betrieb zu erhaltenden 6126 Glühlampen auf einen
gleichen Werth bringen wollen, so erhalten wir anstatt 50 18 Lampen
ä 10 Kerzen -[- 1108 Lampen ä 16 Kerzen ^6126 Folgendes: 5018 -f"
-[- 1773 1= 6791 Lampen ä 10 Kerzen, wobei die Zahl 1773 die in
lO-Kerzen-Lampen umgerechneten i6-Kerzen-Lampen (i 108) bedeutet. Es
sind also, die lO-Kerzen-Lampe als Einheit angenommen, Dynamos für
6791 Lampen erforderlich.
Eine E d ison- lO-Kerzen-Lampe verbraucht 55 Volt-Amp.
Nuii sind aber wirklich vorhanden Dynamos für 768.000 Volt-Amp.
Erforderlich aber sind blos . . 6791 X 55 = 373-505 «
Bleibt als Reserve eine Capacität von. . . . 394.495 Volt-Amp.
Hievon ab 10 X für den Verlust in den Leitern 37.350 „
Bleibt Netto-Reserve . . 357.145 Volt-Amp.,
was ungefähr 6500 Lampen ä 10 Kerzen gleichkommt. Es ist daher was
Dynamo anbelangt, nahezu das Doppelte des reellen Erfordernisses vor-
handen, welcher Umstand dem Betriebe ungemeine Sicherheit verleiht.
Ausserdem sind im Maschinensaale noch vorhanden eine Wechselstrom-
Maschine mit separatem Erreger für Jablochkoff- Kerzen der Facade-Beleuchtung.
Eine E diso n- Maschine von 40 Amp. wird als Motor zur Hebung des.
Wassers aus einem Brunnen verwendet.
Zum Betriebe der Dynamos sind vorhanden:
]79
4 verticale Compoundmaschinen, System W eyher & Rich-
mond, jede mit einfacher Riemenübersetzung an eine Soo Amp.-
Dynamo gekuppelt und je 140 HP. stark, macht . . . . , 560 HP,
I CorHss-Zwillino-smaschine zum Antrieb der Transmissions-
achse für 5 Dynamos ä 400 Amp. und für die Wechselstrom-
Maschine in der Gesammtstärke von 300 „
I Maschine Armington&Sims 100 „
I Halb-fixe-Maschine Weyher&Richmond . . . . 40 „
1000 HP.
Es ist also auch, was motorische Kraft anlangt, nahezu das Doppelte
des reellen Erfordernisses als Reserve vorhanden.
Die Dampferzeugung geschieht in Röhrenkesseln, Systeme Belle vi 11 e,
von welchen fünf vorhanden sind. Zum Betriebe genügt eine Batterie von
dreien, während zwei Kessel in Reserve bleiben. Die Verdampfungsfähigkeit
der Kessel ist 2500 Kgr. pro Stunde. Die Kessel nehmen verhältnissmässig
wenig Raum in Anspruch. Jeder einzelne hat eine Länge von 2 'So Mtr.,
eine Breite von 3*48 und eine Höhe von 4*45 Mtr. (Schluss folgt.)
Elektrische Beleuchtung des Hafens von Triest.
Die von der Firma B. Egg er & Co. ausgeführte elektrische Be-
leuchtung des neuen Hafens von Triest wird durch 48 Bogenlampen besorgt.
Dieselben sind aus Sicherheits-Rücksichten in fünf getrennte Strom-
kreise eingeschaltet, von welchen jeder durch eine Dynamo gespeist wird.
Im Maschinenhaus befinden sich sechs Dynamos, von welchen eine
als Reserve dient. Zwei Lamellen-Wechsel, einer für die positiven und einer
für die negativen Pole, ermöglichen es, die Reservemaschine in einen der
vorhandenen Stromkreise, eventuell jede der Dynamos in einem beliebigen
Stromkreis einzuschalten,
12*
180
Die Regulirung geschieht durch Einschaltung von Widerständen,
eventuell bei dem Ausfall einer grösseren Lampenanzahl (da ganz- und halb-
nächtige Lampen vorhanden) durch eine entsprechende Bürstenstellung, zu
welchem Zweck sich am Bürstenschieber ein Zeiger befindet, welcher auf einem
feststehenden, nach der Lampenzahl indicirten Bogen spielt.
Die Widerstände sind in eigenen Rosten montirt. Jede Dynamo, resp.
jeder Stromkreis hat einen Ammeter (System D re xl er), welcher bei einer
grösseren Stromstärke ein Glockensignal in Thätigkeit setzt, so dass der
Maschinenwärter hiedurch zur Regulirung aufgefordert wird; da die Glocke
gemeinschaftlich für alle Stromkreise ist, so zeigt, um eine Irrung zu ver-
meiden, gleichzeitig ein Indicateur die Nummer des betreffenden Stromkreises.
Elektroautomatischer Zeichensender.
Von JOHANN STARCEVK^, k. k. Oberlieutenant in Przemysl.
Bei den Morse-Schreibtelegraphen besteht jeder Buchstabe aus mehreren
Zeichen, welch' letztere beim Telegraphiren je einen Handgriff erfordern. Der
im Nachfolgenden beschriebene Apparat ermöglicht das Telegraphiren eines
ganzen Buchstaben mit einem einzigen Handgriffe und ist bestimmt, als Schlüssel
(Manipulator) bei jenen Linien zu dienen, die nach Morse's System eingerichtet
sind. Derselbe besteht im Wesentlichen aus einer Reihe von federnd ge-
machten Contacthebeln, deren elastische Spitzen beim Andrücken des Hebels
je ein zugehöriges Contactprisma umfahren, auf dessen leitenden Seiten-
flächen isolirende Streifen eingesetzt sind, und zwar für jeden Hebel, resp.
zugehöriges Prisma dem damit zu gebenden Schriftzeichen entsprechend.
Wird nun ein Hebel angedrückt, so gibt die Spitze desselben beim Um-
fahren des abwechselnd leitenden und isolirenden Prismas automatisch die dem
betreffenden Schriftzeichen entsprechenden Stromschlüsse in die Linie. Die
beigegebene Zeichnung zeigt den eben beschriebenen Apparat Fig. l in
perspectiver Ansicht; Fig. 2 ist eine Endansi,cht des Apparates bei ent-
fernten Contacthebeln ; Fig. 3 eine Draufsicht auf die Contacthebel. Die
Fig'- 4> 5 ^"d 6 sind Details der Contactprismen.
Auf einem hölzernen Postament /^befindet sich ein Tastenwerk (Claviatur),
welches mit den Buchstaben des Alphabets bezeichnet ist. (In der Zeichnung
ist das gesammte von der Petersburger internationalen Telegraphen-Con-
ferenz angenommene Alphabet ersichtlich gemacht.) Die hölzernen Tasten
sind auf den Hebeln H befestigt, welche sich um die Achsen A Ä}- drehen
lassen. Die Achsen ruhen in den Lagern der Ständer .S" S^, welche durch
ein Contactstück C leitend verbunden sind. Auf dem Ständer S^ ist eine
Klemmschraube Ij angebracht.
Die leitenden Hebel H sind elastisch und enden je in eine Spitze h ;
durch die Spiralfedern F werden sie nach abwärts gezogen, wobei sie in
den Schlitzen des Rahmens R gleiten.
Die Ständer E sind untereinander und mit der Klemmschraube K.
leitend verbunden. Auf denselben befinden sich die Contactprismen Z, welche
aus Ebonitholz oder Elfenbein erzeugt sind und in die isolirten Contactstücke,
entsprechend den Zeichen des Morse-Alphabets eingelassen werden. Der eine
Pol der Batterie wird mit der Klemmschraube IL und der Leitungsdraht mit
der Klemmschraube K verbunden, während der zweite Pol mit der Erd-
leitung verbunden ist. Wird eine Taste der unteren oder oberen Tastatur
angeschlagen, so bewegt sie sich bis zum Postament P, bezw. bis zur
Achse A nach abwärts, während die Spitze h des Hebels H, welche sich in
der Ruhelage unter der Mitte des darüber befindlichen Contactprismas be-
findet, an der schiefen Ebene z rechts hinauf und längs der rechten Seiten-
fläche gleitet, über dem Prisma wieder in's Mittel einschnellt und beim Aus-
181
M
E
'*-'''nr*\ ^'^z::^ '^'^■z^i.
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I — r
*5
jrzi
^
^
o
-4"
"5^ S
6n5 ^
182
lassen der Taste in Folge der Wirkung der Feder F längs der linken Seite
des Prismas Z in analoger Weise herabgleitet.
Dabei geht der Strom von der Klemmschraube 1j durch den Ständer
S (81) in die Achse A (^1) durch den Hebel H über die Contactstücke z^
des betreffenden Zahnes Z durch den Ständer R zur Klemmschraube J^ und
von da in die eigentliche Leitung. Die Contactstücke auf den Prismen Z
bestehen aus breiteren und schmäleren Stücken, dadurch wird der Strom
längere oder kürzere Zeit geschlossen und werden auf der Empfangsstation
dieselben Zeichen wie bei der Morse-Telegraphie erhalten. Dabei kommt der
gewöhnliche Stiftschreiber oder auch der Farbschreiber zur Anwendung.
Sollten die Zeichen zu klein ausfallen, dann müsste das Räderwerk
entsprechend regulirt werden, damit sich der Papierstreifen schneller abwickelt.
Elektrische Viertel- und Stunden-Repetiruhr.
Von WENZEL MUELLER in Wien,
Wer Interesse an elektrischen Uhren hat, dem wird es willkommen
sein, eine einfache Repetitionseinrichtung für elektrischen Betrieb kennen zu
lernen, die wiederholt ausgeführt wurde und sich in der Praxis vollkommen
bewährt. Fig. i veranschaulicht dem Leser den Aufriss einer solchen
Normaluhr und einen in diesem angedeuteten Schnitt. Zu diesem Uhrwerke
Fig I,
Fig. 2,
^^ J
iSs
wn^
denke man sich ein elektrisches Pendel hinzu, an dieses Pendel den Stift r
der aus dem Aufrisse ersichtlichen Gabel anliegend. Das verstellbare Ge-
wichtchen g wirkt drehend auf die Ankerwelle und drückt daher den Stift r
beständig an die Pendelstange an, so dass also den Bewegungen derselben
die Gabel stets folgt. Dieses Gewichtchen muss aber überdies so eingestellt
werden, dass bei jeder Rechtsbewegung des Pendels das 46zähnige Sperr-Rad,
183
in dessen Verzahnung- der an der Gabel befestigte Sperricegel S liegt, mit-
genommen und damit um eine Zahnweite verstellt wird.
Die auf diese Weise regelmässig vorsichgehende Drehung des Sperr-
rades wird durch die eingezeichnete Räderübersetzung zunächst auf die
Welle L und von dieser auf die Wellen der beiden Schlagvverksbodenräder /^
und J-i'^ übertragen. Die Anordnung der letzteren Uebertragung ist durch den
in eine Linie gelegten Schnitt an-^b veranschaulicht. Das Bodenrad auf der
Welle i- greift nämlich beiderseits (im Schnitte ist nur eine Seite darge-
stellt) in die 48zähnigen Räder der Wellen n n-^\ je ein zweites Rad auf
diesen Wellen mit 50 Zähnen greift in das auf der Bodenradswelle jedes
Schlagwerks festsitzende Rad von g6 Zähnen, und indem in solcher Art die
Bodenradswellen eine beständige Drehung erleiden, werden die Federn der
mit umgehenden Federhäusern auf ihren Wellen aufgepassten Bodenräder
der Schlagwerke aufgezogen.
Im Uebrigen ist die Einrichtung dieser Uhr diejenige einer gewöhn-
lichen Vierteluhr und bedarf daher keiner weiteren Erklärung.
Soll nun mittelst Contact das Schlagen auf Nebenuhren übertragen
werden, so kommt noch eine Contacteinrichtung hinzu, welche aus Fig. 2
ersichtlich ist. i und zi sind in dieser Figur die Contactstellen, welche durch
die Nase h der Hammerwelle auseinandergehalten werden, wenn der Hammer
in der Ruhelage steht und sich unter dem Einflüsse des Gewichtchens J
schliessen, wenn der Hammer geschlossen wird. Es werden also beim
Schlagen der Normaluhr so viele Contactschlüsse im gleichen Tempo
gegeben, als diese Uhr Streiche gibt, und ebenso oft werden daher auch
die mit den Ankern der in die Linie eingeschalteten Elektromagnete ver-
bundenen Schlaghämmer gehoben und fallen gelassen. Sejbstverständlich ist
es, dass die in Fig. i dargestellte Contactvorrichtung bei jedem der beiden
Schlagwerke, also zweimal vorhanden sein muss, wenn die Nebenuhren
Viertel- und Stunden schlagen sollen. („Oest. Uhrm.-Ztg.")
Telegraphie ohne Drahtleitung.
Von JOHANN CARL PUERTHNER in Wien.
Im Hefte vom l. März 1887 dieser Zeit-
schrift ist unter obigem Titel die Nachricht,
Prof. Dolbear telegraphire ohne irgend-
welche metallische Leitung, indem er von
dem einen Pole seiner Stromquelle eine An-
zahl Entladungen in die Erde bewirke, ohne
dass dabei der andere entladen werde.
Ferner ist bemerkt, diese Transmissions-
weise sei schon seit Jahren im Telegraphen-
bureau des österreichischen Generalstabes be-
kannt.
Da auch ich bereits vor 2^/2 Jahren
dieses Problem gelöst habe, ohne von der
Anwendung eines solchen Verfahrens im
Telegraphenbureau des Generalstabes gehört
zu haben, sei es mir erlaubt, meine zu
diesem Zwecke gemachten Versuche zu
erwähnen. Der Grund , weshalb ich dies
nicht schon längst veröffentlicht habe, ist
nur der, dass icii materiellen Gewinn durch
diese Erfindung zu erreichen glaubte, und
die Mittel zu Ausführung derselben erst
durch Veiwerthung anderer von mir ge-
machter Erfindungen erlangen wollte, indem
ich mich der Hoffnung hingab, mir werde
Niemand zuvorkommen , wenn es auch
mehrere Jahre dauern sollte.
Als ich nämlich im October 1884 eines
Abends über Radiophonie las, wurde ich
dadurch angeregt, nachzudenken, ob es nicht
möglich sei zu telegraphiren auf jede irdische
Entfernung ohne Draht. Zur Lösung dieser
Aufgabe ging ich von nachstehender Be-
trachtung aus.
Soll zum Telegraphiren zwischen zwei
Stationen A und B die Drahtleitung ent-
fallen und also die Erdleitung allein genügen,
kann dies nicht, wie bei dem gewöhnliciien
Verfahren durch den geschlossenen Strom-
kreis einer Elektricitätsquelle bewirkt werden,
da in diesem Falle eine Hin- und Rück-
leitung, also ausser der Erdleitung noch eine
Drahtleitung sein muss; der Strom muss
hingegen von dem einen Pole der Strom-
quelle A nach B gehen können, ohne zum
anderen Pole in A zurückzukehren und
umgekehrt. Dies bedeutet aber : der eine
Pol müsse entladen werden , ohne dass
dadurch eine Entladung des anderen be-
wirkt werde.
Derlei Entladu.ngen zeigen sich deutlich
bei Generatoren hochgespannter Elektricität,
z. B. Funkeninductoren ; man kann bekannt-
lich von dem einen Pole Funken ziehen.
184
ohne dass eine leitende Verbindung mit dem
anderen hergestellt wird.
Bei den Versuchen zur Lösung dieses
Problems mittelst Inductionsströrae brachte
ich eine Geis sler'sche Röhre nur mit dem
positiven Pole eines kleinen Funkenindnctors
in Berührung und sie leuchtete; schaltete ich
zwei, selbst drei hintereinander, so ging das
Licht durch sämmtliche, ohne eine Ver-
bindung mit dem anderen Pole hergestellt zu
haben.
Bei Berührung der G e i s s 1 e r'schen Röhre
mit dem negativen Pole war ein Licht kaum
bemerkbar; wenn aber bei Verbindung mit
diesem Pole gleichzeitig der positive entladen
wurde, stieg das Potential am negativen und
es zeigte sich das Licht,
Indem ich die Geis sler'sche Röhre
durch ein Telephon ersetzte, wurde dem
Lichte entsprechend ein Ton hörbar.
Hierauf verwendete ich zwei Inductorien
derart, dass die Inductionsströme in beiden
gleichzeitig zu Stande kamen, indem bei Ver-
wendung eines Unterbrechers die primären
Spulen hintereinander geschaltet wurden.
Verband ich den positiven Pol des einen
Inductoriums mit dem negativen des anderen
und schaltete in diese Leitung ein Telephon
ein, so vernahm ich einen Ton, welcher auf-
hörte, wenn die Verbindung des Telephons
mit dem positiven Pole oder die Primär-
stromleitung unterbrochen wurde. Durch
Schliessungen von kürzerer oder längerer
Dauer Hessen sich so kurzer oder länger
andauernde Töne hervorbringen.
Der zuletzt beschriebene Versuch zeigt,
dass es möglich ist, zu telegraphiren bei An-
wendung einer einzigen Leitung, also nur
der Erdleitung; es brauchen nur die beiden
Inductorien auf die Stationen vertheilt zu
werden, wo in der einen der positive, in der
anderen der negative mit der Erde verbunden
und dafür gesorgt ist, dass die Inductions-
ströme in beiden Stationen möglichst gleich-
zeitig zu Stande kommen.
Zur Herstellung dieses Synchronismus
empfiehlt sich das Unterbrechen und Schliessen
des Stromes durch oscillirende Stimmgabeln
von gleicher Tonhöhe, wie dies bei dem
Systeme von La Cour angewendet ist.
Das Telegraphiren nach bestimmten
Stationen ergibt sich sodann durch Anwen-
dung von Stimmgabeln verschiedener Ton-
höhe in den einzelnen Stationen,
Die Entfernung kann bei Anwendung
dieses Verfahrens ohne metallische Leitung
unmöglich ein Hinderniss sein, und halte ich
es für sicher ausführbar, telegraphiren zu
können auf jede irdische Entfernung ohne
Drahtleitung, über das Meer ohne Kabel.
Ebenso können fahrende Eisenbahnzüge und
Schiffe miteinander und den Stationen cor-
respondiren und lassen sich noch manche
sehr nützliche Anwendungen ersinnen.*)
(Schluss folgt.)
*) Ohne experimentelle Begründung hingestellt,
hören sich diese Hoffnungen des Herrn Verfassers-
denn doch elvvas allzu sanguinisch an. (D. B.)
Elektrische Kraftübertragung in Solothurn (Schweiz).
Die zu übertragende Kraft wird von
einer Girard-Turbine geliefert, und beträgt
im Minimum 30 HP. Die Distanz zwischen
der Turbine und dem Verbrauchsorte beträgt
7^/2 Km. Die Anlage wurde von der Ma-
schinenfabrik Oerlikon bei Zürich ausge-
fühlt. Um ein möglichst zuverlässiges Arbeiten
der Anlage zu sichern, werden zwei Gene-
ratoren und zwei Motoren verwendet, deren
Leistungen so bemessen sind, dass jedes
Paar im Nothfall die ganze Arbeit allein
übernehmen kann. Die Maschinen besitzen
einen Gramme'schen Ring mit sehr viel
Eisen, da? magnetische Feld ist nach den
Giundsätzen von Kapp und Hopkinson
so construirt, dass sein magnetischer Wider-
stand möglichst klein ist. Erwähn enswerth
ist, dass die Schenkelwindungen nicht direct
auf die schmiedeeisernen Säulen aufgewickelt
sind, sondern auf einen aus isolirendem
Material bestehenden Cylinder, welcher leiclit
über die Schenkel geschoben werden kann.
Die Geschwindigkeit der Maschinen beträgt
700 Touren pro Minute und die dabei von
den Generatoren erzeugte Spannung steigt
von 1000— 1200 Volt. Die Anlage dient
zum Betrieb von Maschinen für die Uhren-
fabrikation, welche möglichst constante Ge-
schwindigkeit beibehalten sollen. Bei den
elektrischen Motoren lässt sich diese leicht
auf verschiedene Art erreichen. Im vorlie-
genden Falle wurde der Satz benutzt, dass
bei einem Motor mit Serienwicklung die
Geschv/indigkeit nur von der elektromo-
torischen Kraft des Generators und dem
Widerstände der Leitung abhängt. Wenn
die Belastung des Motors um 20 "/o geändert
wird, so ändert sich die Tourenzahl nur um
3 ^ , u. zw. läuft der Motor mit steigender
Beanspruchung rascher. Jede Maschine wiegt
3400 Kgr. Die Leitung besteht aus drei
Kupferdrähten von 6 Mm. Durchmesser,
welche auf ca. 40 Mtr. voneinander ab-
stehenden Stangen geführt werden. Zur
Isolirung werden mit Oel gefüllte Flüssig-
keits-Isolatoren verwendet. Beim Uebergang
über die Aare, wo die Spannung 120 Mtr.
beträgt, ist Siliciumbronze verwendet. Die
beiden Generatoren und Motoren sind hinter-
einander geschaltet. Der dritte Draht ver-
bindet die Mitte beider Paare von Ma-
schinen, für gewöhnlich ist er stromlos und
tritt nur in Thätigkeit, wenn die eine oder
andere Maschine anormal beansprucht wird,
oder eine Ungleichheit in der Leitung ent-
stellt. Dieser dritte Draht soll also wesent-
lich die Betriebssicherheit erhöhen; wenn
nur ein Paar Maschinen in Function ist, so
wird er mit einem der Aussendrähte parallel
geschaltet, so dass dadurch der Leitungs-
185
widerstand sich um die Hälfte reducirt. Der
Nutzeffect beträgt 65 fo , ist also relativ sehr
hoch. Die Versuche in der Fabrik mit
künstlichen Widerständen in gleicher Höhe
wie diejenigen der Leitung (ca. 10 Ohm)
ergaben bis zu 7S % ■ -B^i den Messungen
wurde die mechanische Kraft bestimmt,
welche die Turbine absorbirt, und diejenige,
welche an den Riemenscheiben der Motoren
disponibel wird. Die obigen Zahlen geben
also den sogenannten industriellen Nutzeffect ;
von den 30 durch die Turbine gelieferten
Pferdekräften sind 20 für den Fabrikbetrieb
in Solothurn verfügbar, so dass das Güte-
verhältniss dieser 8 Km. langen Transmission
als ein sehr günstiges bezeichnet werden muss.
W.
Elektrotechnische Versuchsstation München.
Bericht I (Jänner 1887).
Im Monat Jänner fanden zwei Sitzungen
des Execuiiv-Ausschusses und eine der Total-
commission statt. Die erste Sitzung betraf
die elektrische Beleuchtung in München. Die
beiden anderen Sitzungen dienten zur Be-
rathnng des Jahresberichtes der Rechnungs-
ablage und des Etatsentwurfes. Alle drei
Punkte wurden einstimmig genehmigt. Nach-
dem die vorläufigen Erhebungen günstig
ausgefallen sind, wurde auch beschlossen, an
den Stadtmagistrat München das Gesuch um
Ueberlassung des oberen Stockes des süd-
lichen Schrannenpavillons zu richten behufs
Erweiterung der Versuchsstation.
Im Jänner wurden in der Versuchsstation
folgende Arbeiten ausgeführt :
A. Für Private:
Herr Li t mann, hier, Hess eine grosse
Petroleumlampe von Dittmar in Wien in
Bezug auf Leuchtkraft prüfen.
B. Auskünfte
wurden ertheilt:
1. An das Pfarramt Hl. Geist, dahier ;
2. an Gebrüder Henlich, hier;
3. an Hrn. Dr. G.Vogel, Memmingen;
4. an Leo & Comp, in Stettin;
5. an Hrn. B. S chm id t in Braunschweig.
C. Eingesandt
wurde :
1. Von J. Berliner, Hannover: Ein
Paar Universaltransmitter. Dieselben sollen
in der städtischen Telephonleitung probirt
werden.
2. Von B. Hegel mann, Erfurt: Ein
Paar Telephonstationen mit Indications-Läute-
werken. Dieselben wurden auf der Telephon-
leitung, welche von der Versuchsstation zum
nördlichen Schrannenpavillon führt, in Betrieb
genommen.
D. Eigene Arbeiten :
Es wurde eine vergleichende Untersuchung
einiger Petroleumsorten auf ihren Leucht-
werth in Angriff genommen.
Ferner wurden mehrere Thermometer
verglichen.
München, den i. Februar 1S87.
(gez.) F. Uppenborn.
*) Wir geben die Berichte über die Thätigkeit
dieser Anstalt, um die Erspriesslichkeit derselben
zu demonstriren ; hoffentlich haben wir bald An-
lass, der Thätigkeit einer Wiener elektrotechnischen
Versuchsanstalt an dieser Stelle zu gedenken.
Bericht 11 (Februar 1887).
Im Monate Februar fand eine Sitzung des
Executiv-Ausschusses statt. Auf der Tages-
ordnung stand die Berathung der dem Stadt-
magistrat zu machenden Vorschläge bezüg-
lich der Beleuchtung Münchens. Nach kurzer
Debatte wurde über diesen Punkt Beschluss
gefasst ; ausserdem wurde beschlossen, das
Frauenhofer-Denkmal gelegentlich des Fackel-
zuges elektrisch zu beleuchten. Das an den
Magistrat wegen Ueberla«sung des südlichen
Schrannenpavillons zur Erweiterung der Ver-
suchsstation zu richtende Gesuch wurde ge-
nehmigt.
Im Monate Februar wurden in der Ver-
suchsstation folgende Arbeiten ausgeführt t
A, Für Behörden:
Dem Stadtbauamte, hier, wurden die Re-
sultate der Blitzableitermessungen im Jahre
1 886 behufs Veröffentlichung in der Gemeinde-
zeitung mitgetheilt.
B. Für Private :
1. Die deutsche Edison- Gesellschaft in
München Hess die Leuchtkraft einer Lane-
Fox-Lampe bestimmen. Berechnet wurden
lo M.
2. Hr. Hugo Schö n Hess den nördlichen
Schrannenpavillon elektrsich beleuchten behufs
Ausstellung einer Buschmanntruppe, Berechnet
75 M.
C, Auskütifte
wurden kostenlos ertheilt an :
1. Dr. med. Pemerl, hier;
2. Dr. H. Vogel in Memmingen;
3. Prof. Dr. Stolze 1, hier;
4. Einstein & Comp., hier;
5. C. M. Rosipal, hier;
6. Berliner Elektricitätswerke, Berlin ;
7. Deutsche Edison-Gesellschaft, hier ;
8. A. Wissmuth in Aussig im Elsass ;
9. Nürnberger Beleuchtungskohlenfabrik,
Doos ;
1.0. Mechaniker Weber in Leipzig;
II Mechaniker Zettler, hier;
12. Stadtbauamt, hier (elektrische Beleuch-
tung des Anger-Klosters) ;
13. Züricher Telephongesellschaft in Zürich ;
14. Pfarramt der Hl. Geistkirche, hier
(Betrieb elektrischer Beleuchtung) ;
15. A. Joas in Stuttgart;
16. B. Hartmann in Braunschweig;
17. C. H, Wolff, Blaakennen;
18. Gebr. Stern, Essen;
19. Carl Liersch, hier.
186
D. Zur Prüfung
sind eingelaufen folgende Gegenstände :
1. Von Rieh. Hartmann, Braunschweig,
eine dynamoelektrische Maschine für Glüh-
licht ;
2. C. H Wulff, Blankennen, zwei Ele-
mente ;
3. H, Liersch, hier, zwei Batterien;
4. F. Schönemaun, hier, vier Accu-
mulatoren ;
5. Berliner Elektricitätswerke in Berlin.
Eine Siemens & Halske'sche Bogenlampe
zur Bestimmung der Leuchtkraft;
6. A. Joas, Stuttgart. Verschiedene
Kohlensorten zur Untersuchung;
7. Gebr. Stein, Essen. Zehn Stück Blitz-
ableiter spitzen zur Begutachtung.
F. Eigene Arbeiten :
I. Das Verhältniss der Leuchtwerthe
zweier Petroleutr. Sorten wurde mit zwei ver-
schiedenen Lampen bestimmt. Die eine Sorte
war gewöhnliches Petroleum zum Preise von
24 Pfg., die andere sogenanntes Astralöl von
Barbarino & Kilp, hier, zum Preise von
40 Pfg. Bei beiden Lampen zeigt das Astralöl
eine um 6 % höhere Leuchtkraft. Wenngleich
das Resultat noch nicht als ein definitives
bezeichnet werden kann, da der Einfluss des
Dochtes, Cylinders und Brenners noch nicht
bekannt ist, wenn schon bei den Versuchen
thunlichst eliminirt wurde, so kann doch
schon jetzt behauptet werden, dass der
Leuchtwerth des Astralöles nicht wesentlich
höher ist, als der des gewöhnlichen Petroleums
und dass es vortheilhafter ist, gewöhnliches
Petroleum zu brennen.
2. Es wurde eine Verbesserung in der
Construction und Justirung elektrischer Wider-
standsmessbrücken bemerkt, welche Herr
Dr. Edelmann zum Theil für seine Fabri-
kation adaptirt hat.
3. In der eigenen Weikstätte wurden
gebaut :
d) Ein grosser Elektromagnet zum Mag-
netisiren von Stahlstäben ;
U) eine Einrichtung nach Prof. W. Kohl-
rausch zum Messen von starken Strömen
mittelst des Torsionsgalvanometers;
c) eine Montirung für das Knallgas- Volta-
meter von Prof. Dr. Kohlrausch;
«/) verschiedene kleine Apparate.
München, den i. März 1887.
(gez.) F. Uppenborn.
CORRESPONDENZ,
Löhliclie Medactlon/
Im Hefte 211, 1887, der „Zeitschrift für
Elektrotechnik^^ ist das Telegrajphiren mit
Wechselströmen nach Insjjeclor Oattino er-
läutert imd hat Gefertigter den Aufsatz mit
Freude gelesen, weil derselbe ahnliche im
Jahre 1885 gelegentlich versuchsweiser Vtr-
tvendung der Relaisbussole*J angestellt hatte.
Ivi Jidi 1880 lourde dem, hohen k. k.
Handelsminist er iwn auch ein A'pparatschema
vorgelegt, hei loelchem die Inductionsströme
theilweise die Rolle zu übernehmen hatten,
welche Galtino dem schicachen j}ermanent in
der Leitung circidirenden Batterieslrom zu-
weist.
Im December 1886 wurde über mit Zahl
40116 vom hohen k. k. Handelsministeriu^n
ertheilter Bervilligvng die Einschaltung der
Relaisbussole in Wien und Wr.- Neustadt vor-
genommen und mit 4, 3 und 2 JUanieW sehen
Elementen rvührend der Dauer der Versuche
stets anstandslos gearbeitet.
Da aicsser den Widerstanden der Relais-
hussole (1000 Ohm pro AiyparatJ auch noch
die Widerstünde der gewöhnlichen Apparate
eingeschaltet belassen wurden, betrug der ein-
geschaltete Apparat- und Leitunr/swidersfand
ca. 8700 Ohms.
In der folgenden Zeichnung ist das
A^iparat Schema skizzirt. .
Die Vortheile der angeführten Apparat-
Verbindung mit Gegenstrom, im Vergleiche zu
den gewöhnlichen Apparalschemas sind darin
hegründet, dass
*) Diener Apparat tvird in einem der nächsten
Hefte beschrieben.
1. die Schivebelage des Tasters entfüllt, tmd
die Leitung an beiden Enden mit der
Erde verbunden bleibt;
2. der empfangend.e Apparat immer von dem
Strofne der eigenen Batterie afficirt ivird,
mithin in jenem Leitungstheile liegt, in
welchem die Spannung des Stromes am
grössten ist;
3. der Rückstrom gar nicht loahrnehmbar
loird;
4. die Extra- und Inductionsströme sehr
schivach sind, aber gihistig auf die Eit-
ladung der Leitung unrken und demnach
eine schärfere Abgrenzung der aufeinander
folgenden Stromir eilen und mitliin eine
raschere Aufeinanderfolge der Zeichen
ermöglichen ;
5. die Möglichkeit eines vollkommen sicheren
Betriebes mit sehr schirachen Strömen,
erhöht auch die Sicherheit des gleich-
zeitigen Telephonbetriebes nach dem
System Rysselberghe ermöglicht wird.
Die sub 1, 2, 3 und 4 angeführten Be-
hauptungen ivurden auch durch die Versuche
bestätigt, bezüglich des sub 5 angeführten Vor-
theiles ist die Beirilligung zu> Versuchen, Ein-
schaltung der Relaisbu.ssole nach dem er-
loühnten Schem-a in für Telephonie verwendete
Leitungen, noch nicht herabgelangt.
Weoin nach dem Schema 1 keine Station
spricht, heben sich die von dem Kupfcr2yole
jeder Slatimi ausgehenden -|- Ströme bei gleich
starken BaUer^ien auf. fEs tvurde aber un-
beschadet der Cprrespmidenz - Abwicklung,
loenn beide Stationen 4 Daniell-Elemente ein-
geschaltet hatten, die Batterie zeitweilig
axif 3 Elemente vermindert und auch auf
5 Elemente erhöht, ohne dass die andere
Station die Aenderitnfj der Stromstärke icahr-
nahm ; mithin ist die Gleichheit der beiden
Ströme nicht nüthig).
Spricht die Station A, geht der -\- Strom
der eigenen Batterie durch das Relais und
den Taster znm Zinlcpol der Batterie zurück ;
es wird der Widerstand des Relais mit der
Batterie aus der Leitung geschaltet und durch
den Taster das Leitungs-Ende bei A direct
nnit der Erde verbunden. Der Strom . der
Station B, bei ivehher der Taster nicht ge-
drückt ist, geJit durch das Relais in B durch
die Leitung nach A in die Erde und retour
zmn- Zinkpol*J
Es beioirkt die Ausschaltung des Apparat-
widerstandes in A der gebenden Station nicht
nur, dass der Strom der Batterie B zur Wirk-
samkeit gelangt, es loird die Stromstürke auch
durch Ausschaltung des Relais in A erhöht.
Bas Umgekehrte ist der Fall, loenn B den
Taster niederdrückt und spricht.
A
B
Bei Beendigung des ZeicJiens, in dem-
selben Momente, in ivehhem der Tasterhebel
den Punkt 1 in A verlüsst, hebt die Strom-
richtung der Batterie Ajene der Batterie B auf.
Entladungs- oder Rückstrom icerden gar
nicht wahrnehmbar.
Kun haben wir aber noch das Verhalten
der Extraströme und die Inductionsströme,
welche im Leitungsdrahte selbst und in den
Drahtwindungen der Elektromagnete entstehen,
zu beobachten.
Der im Leitungsdrahte entstehende Extra-
strom und Inductlonsstrom icird bei der per-
manenten Verbindung der Leitung mit Batterie
und Erde icohl eine momentane Schwächung
der Stromrichtung der einen oder anderen
Batterie bewirken, aber für die Apparate
nicht wahrnehmbar v:erden.
Die bei Atifhören der Batterieströme in
der gebenden imd empfangenden Station ent-
*) lÄgenllich tritt Stromtheilung nach Massgabe
des Widerstandes in den Apparaten ein ; die eigene
Batterie der Empfangsstation kommt zur Wirkung.
stehenden Inductionsströme haben ebenfalls
entgegengesetzte Richtung und lieben sich auf.
Es ist jedoch der Inductionsstrom der in
dem Elektromagnete der gebenden Station in
Folge Ausschaltung des Widerstandes der
Leitung inid dadurch vermehrter Stromstärke
im kurzen Stromkreise der Batterie bedeutend
stärker als jener der empfangenden Station,
loird mithin die Wirkung des Batterie- Stromes
der gebenden Station mit momentaner Dauer
augenblicklich nach Beendung des Zeichens
verstärken und die Wirkung des Stromes in
B um so sicherer aufJieben.
Ich glaube, dass eine vollständige Ladunq
und Entladung der Leitung unmittelbar bei
Beginn und Beendigung des telegraphischen
Zeichens gar nicht eintritt, sondern nur eine
Verschiebung des höchsten Fotentiahoerthes
stattfindet.
Wenn nicht gesprochen ivird, haben v:ir
circa in der Mitte der Leitung den Fotential-
werth = 0, in der Nähe der Station A tind
B aber so gering, dass er die Apparate
nicht afficirt. Drückt A den Taster nieder,
so loird der geringe Potentialwerth in Folge
der Stromicirkung der entgegengesetzen Strom-
richtung der Station B verringert und im
entgegengesetzten Sinne erhöht, in B loächst
aber der Potenfiahcerth'sehr hoch, da er eben am
Ausgangspnmkte der Batterie am höchsten ist.
Bei Beendigung des Zeichens wird derselbe
in Folge der Wirlaing der Batterie A, des
stärkeren Induc'ionsstromes in A und des
Rückstromes bei B (ivenn letzterer überhaupt
zur Geltung gelangen kann) einen Moment
geringer sein , als er loährend der Ruhe-
pause ist.
Ich glaube, dass nach meiner Apparat-
Verbindung eben der Inductionsstrom die
Aufgabe, icelche Gattino seiner zweiten klei-
neren Batterie zuweist, löst.
Nach Gattino's Schaltung wird man un-
bedingt rascher sprechen können, als bei ge-
toöhnlicher Schaltung ; es ist jedoch . mein
System einfacher, die Missstände infolge der
Schwebelage des Tasters beseitigt und ausser-
dem eine Verminderung der Anzahl der
Elemente ermöglicht.
In den neueren für Hughes Correspondenz
angefertigten Relaisbussolen, deren Beschrei-
bung nach erfolgten Versuchen imd dies-
bezüglich gemachten Beobachtungen folgt,
lourde eine iveitere Vereinfachung des
Mechanismus ersielt.
Kröss to ang,
k. k. Bau-Adjunct.
Wr.-Neustadt, 20. März 18S7.
KLEINE NACHRICHTEN,
Der Etat der französischen Post- und
Telegraphenverwaltung ist in der Depu-
tirtenkammer in verhältnissmässig kurzer
Zeit durchberathen worden. Aus den bezüg-
lichen Verhandlungen heben wir folgende
Bemerkungen, welche ein allgemeineres Inter-
esse beanspruchen dürften, heraus.
In der Generaldebatte wu'"de Seitens des
Deputirten Benazet nach einigen allge-
meineren Bemerkungen über die Steigerung
des Post- und Telegraphenverkehrs hervor-
gehoben, dass die Zahl der Postanstalten in
Frankreich seit dem Jahre 1877 um 1249,
die der Telegraphenanstalten um 4236 ver-
188
mehrt worden sei. Trotz dieser bedeutenden
Anstrengung nehme Frankreich bezüglich
der Durchschnittszahl der auf eine Veikehrs-
anstalt kommenden Bewohner unter den
Postverwaltungen erst die neunte Stelle ein.
Bei dieser Sachlage sei es zweckmässig, auf
eine Vergleichung der bezüglichen Verhält-
nisse in Frankreich mit denen der diesem
Lande am nächsten stehenden Grossstaaten
Deutschland und England näher einzugehen.
Nach seinen Ermittlungen betragen:
die Zahl der Briefe und Postkarten:
in Frankreich. . . . 557,218.513
. Deutschland . . , 1.003,645 710*)
3 England .... 1.476,000.000
die Zahl der Zeitungen :
in Frankreich .... 359,245.437
„ Deutschland .... 532,399527*)
^ England 427,000.000
die Länge der Telegraphenleitungen:
in Frankreich .... 240.902 Km.
„ Deutschland . . . 288.01 1 , *)
^ England 235.999 ^
die Zahl der Postanstalten:
in Frankreich 6.819
i Deutschland 15428*)
, England 16.434
Aus diesen thatsächlichen Feststellungen
ergebe sich, dass Frankreich rücksichtlich
der Wichtigkeit und Vollständigkeit des Post-
und Telegraphendienstes erheblicli hinter
Deutschland und England zurückstehe. Trotz-
dem sei jedoch der in Deutschland und Eng-
land aufkommende Reinertrag aus der Post-
verwaltung ein beträchtlich höherer als der in
Frankreich ; während nämlich Frankreich nur
Eres. 29,707.632 erzielte, ergebe sich in Deutsch-
land ein Reinertrag von Frcs. 35,715.000 und
in England ein solcher von Frcs. 54996.800.
Dessenungeachtet habe Frankreich aber doch
die höchste Brieftaxe, nämlich 15 Cents.,
während in Deutschland und England nur 12,
bezw. 10 Cents, erhoben würden. Obwohl dem-
gemäss vom fiskalischen Standpunkte aus die
gegenwärtige Lage viel zu wünschen übrig lasse,
*) Nach der vom internatioDalen Posibureau
zu Bern kürzlicli veröffentlichten „Statistique
generale du service postal dans les pays de l'union
postal universelle" für das Jahr 1885 betrug die
Zahl der Postanstalten : in Frankreich 6747, in
England 1Ü.805, in Deutschland 17.4 52, Im Laufe
des Jahres 1886 hat die Zahl der l'ostanstalton
in Deutsehland wiederum eine erhebliehe Ver-
mehrung erfahren. Ende 1886 waren allein im
ReichspoHtgebiete 16.685 Postanslalten vorhanden.
Betreffs Baiern und WUrttemberg sind die An-
gaben für 1886 noch nicht bekannt. Eude 188.5
hatte Baiern l6Q'i und Württemberg 6G1 Post-
anstalten
Die Zahl der beförderten Briefe und Post-
karten betrug im RiMchspostKebiete fttr das Jahr
1886 1.()'J0,C4».280 StUck; in Baiern und Wüi'ttbra-
berg für das Jahr 1885 78,021.000 Stück.
Die Gosamratzahl der beförderten (im Abonne-
ment bezoRoiien) Zeitungsnummorn bfzilferto eich
für das KeichspoKtKobiet im Jahre 1886 auf
448,512.912 Stück, fdr Baiern und Württemberg im
Jahre 1885 auf 98,315.460 Stück.
Die Länge der Telegraijheuleitungen umfasste
im Keiohspoatgebiote Ende 188« 26 1 ..liöM? Km.,
In Baiern und Württemberg Eude 1885 44.474'19
Km.
so könne doch bei einem für den Hand e
und die Industrie so überaus wichtigen Ver-
kehrsinstitut der fiskalische Gesichtspunkt
allein nicht maassgebend sein; vielmehr sei
es eine der wichtigsten Staatsaufgaben, dieses
Institut auf den höchstmöglichen Grad der
Vollkommenheit zu bringen, und daraus
würde sich der grössere Ertrag von selbst
ergeben, wie das Beispiel Deutschlands und
Englands zeige. Da müsse man sich fragen,
ob die Bestrebungen des Ministers darauf
gerichtet seien, Frankreich wenigstens den
benachbarten Staaten Deutschland und Eng
land ebenbürtig an die Seite zu stellen.
Statt aller Antwort verweist Redner auf den
Commissionsbericht, vv^orin es heisst: ,Das
stete Anwachsen des Postverkehrs hat noth-
wendigerweise eine entsprechende Erhöhung
der Bedürfnisse herbeigeführt und erschwert
eine weitere Verminderung der regelmässigen
Ausgaben. Die in den letzten beiden Jahren
eingetretene Herabsetzung der Ausgaben ist
bereits bis zu einem Grade gekommen, der
ohne Beeinträchtigung der .Sicherheit des
Betriebes nicht überschritten werden darf.
Gleichwohl hat der Minister in Hinblick
auf die schwierige allgemeine Finanzlage
weitere erhebliche Opfer gebracht, indem
er die Zahl der im Jahre 1887 neu einzu-
richtenden Postanstalten auf 25 beschränkte,
während sonst in der Regel deren hundert
in einem Jahre eingerichtet wurden.* Wenn
man erwäge, dass Frankreich überhaupt nur
6000 Postanstalten besitze, gegen 15.000 in
Deutschland und 16 000 in England, und
dass ferner dem Minister zur Zeit nicht
weniger ajs 1900 Anträge auf Einrichtung
neuer Postanstalten vorliegen , so sei es
unbegreiflich, wie die Commission diese Be-
schränkung habe billigen können. Bei einem
Vorgehen in diesem Tempo würde der
letzte cier vorliegenden Anträge nach 76 Jahren
an die Reihe kommen. Der frühere Minister
Cochery habe bei Gelegenheit der Etats-
berathung für 1883 die grossen Vortheile
der Vermehrung der Postanstalten hervoge-
hoben und der Hoffnung Ausdruck gegeben,
für das Jahr 1884 ansiatt der für 1883
geforderten 150 Stellen, deren 300 ein-
bringen zu können. Und jetzt sei man bis
auf 25 herabgekommen.
Der Berichterstatter Bizarelli führte
dagegen an, dass in Frankreich die sämmt-
lichen Ö856 Postanstalten mit vollen Befug-
nissen ausgestattet seien, was in England
nur für die Hälfte der vorhandenen Anstalten
zutreffe. *) Was die Einnahmen betreffe, so
sei nicht zu vergessen, dass in Frankreich
die gesammte Dienstcorrespondenz der Be-
hörden die Portofreiheit geniesse, wodurv,h
der Verwaltung eine Einnahme von 35 Mill.
Frcs. an Briefporto und von mehr als
3 Mill. Frcs. an Telegrammgebühren verloren
ginge
*j Der Berichterstatter hat dabei unerwähnt
gelassen, dass in England wie in Deutschland die
PostauBtalten sich auch mit dem Packetdienste be-
fassen, während in Frankreich dieser Dienstzweig
von den Eisenbahnen besorgt wird.
189
Diesen Ausführungen schloss sich der
Minister Gran et im Wesentlichen an, indem
er bemerkte, dass sich unter den deutschen,
bezw. britischen Postanslalten eine grössere
Zahl solcher mit beschränkten Befugnissen,
die Posthilfsstellen, bezw. Receiving offices,
befänden. Nur mit grossem Widerstreben
habe er die beträchtliche Verminderung der
Zahl der neu einzurichtenden Verkehrs-
anstalten vorgenommen; um indess gleich-
wohl den Wünschen der Bevölkerung Rech-
nung zu tragen, ohne dem Budget dadurch
grössere Lasten aufzuerlegen, habe er be-
schlossen, nach dem Vorbilde des Auslandes,
mit der Einrichtung von Posthilfsstellen
(bureaux auxiliaires) vorzugehen, Anstalten,
welche im gewissen Sinne ein Traft d'union
zwischen der Bestellpostanstalt und dem
Landbriefträger zu bilden berufen seien. Die
Befugnisse dieser Hilfstellen würden be-
stehen: in der Annahme von Postsendungen,
dem Verkauf von Postwerthzeichen, der An-
nahme von Postanweisungen bis zu einer
gewissen Grenze, der Bestellung von Post-
sendungen (im beschränkten Umfange) und
der Annahme von Sparcasseneinlagen. Eine
geeignete Person zur Verwaltung der Hilfs-
stelle würde sich Überali leicht finden lassen;
die Commune würde das Dienstlocal herzu-
geben und die Kosten für die Ausstattung
desselben zu tragen haben. Die Ausführung
dieser Maassregel sei in allernächster Zeit
zu erwarten.
Bezüglich der überseeischen Telegraphen-
beziehungen Frankreichs hob der Deputirte
Roulleaux-Dugage hervor, dass Frank-
reich fast vollständig in den Händen Eng-
lands sei. Wenn man, so führte Redner aus,
einen Blick auf die Karte der unterseeischen
Kabellinien werfe, so müsse man erstaunen
über den ausserordentlichen Antheil, welchen
England an diesem Netze Frankreich gegen-
über habe. Von den französischen Colonien
seien nur die Inseln St. Pierre und Miq aelon
durch ein directes Kabel mit Frankreich
verbunden. Dagegen seien die Verbindungen
mit den Antillen, Martinique, Guadelupe,
Jamaica, Cuba, Florida in den Händen der
englischen Gesellschaften, nämlich der West
India and Panama telegraph Company und
der Cuba submarine telegraph Company.
Französisch Guyana sei auf die Verbindung
der Western and Brasilian Company, Sene-
gambien auf diejenige der West African
Company, Mayotte, NossiBd, Diego-Suarez
und Madagaskar auf die Eastern and South
African telegraph Company angewiesen.
Obock habe überhaupt keine Verbindung,
dafür habe man dort einen Feldmesser an-
gestellt, der wohl den Wüstensand ver-
messen solle. Die französischen Besitzungen
in Indien, Pondichery, Karikal, Mähe etc.
könnten nur die Landverbindung über Madras
und Bombay benutzen , welche Britisch
Indien gehöre. Ueberall, wohin man sich
wende, stosse mun auf englische Besitz Ver-
hältnisse. Nur zwischen Marseille und Algerien
habe Frankreich drei eigene Kabel ; diese
seien aber einander so nahe verlegt, dass
derselbe Unfall alle drei Linien unterbrechen
könne. Demgegenüber sei hervorzuheben,
dass der englische Besitzstand eine Kabel-
länge von 60.000 Seemeilen darstellfe. Ausser-
dem besitze England eine grosse Anzahl
leistungsfähiger Kabelfabriken mit eigenen
Schiffen zum Legen und zur Instandsetzung
der Kabel. Frankreich dagegen müsse seine
Kabel in England herstellen lassen. Eine
Fabrik habe man zwar in Frankreich, die-
selbe sei aber nur im Stande, die äussere
Bekleidung der Kabel herzustellen. Und die
Schiffe, welche Frankreich zum Legen der
Kabel zur Verfügung habe, seien mindestens
antediluvianisch und, da sie einen viel zu
geringen Tonnengehalt hätten, zum Legen
grösserer Kabel ganz ungeeignet. Dass
Franlvre'ch auf diesem Gebiete so vollständig
zurückgeblieben sei, müsse man ' umsomehr
bedauern, als selbst Deutschland und Italien
ihre eigenen Kabelfabriken besässen.
Auf das Gebiet des technischen Tele-
graphendienstes übergehend, tadelt der Redner
die beabsichtigte Aufhebung der technischen
AbtheiluDg, aus der bisher die sachkundigen
Beamten hervorgegangen seien. Der Minister
habe sogar die grösste Mühe geliabt, vor
der Commission die Aufrechterhaltung der
Telegraphenschule durchzubringen, während
doch die meisten fremden Staaten , wie
Deutschland, Oesterreich, Belgien, Russland,
Schweden und die Schweiz, derartige Schulen
besässen und dafür bedeutende Kosten auf-
wendeten.
Der Minister konnte in seiner Entgegnung
nicht umhin, die Berechtigung der Aus-
fahrungen des Vorredners bezüglich der über
seeischen Telegraphenverbindungen Frank-
reichs anzuerkennen ; was indess die Gründung
von Kabelfabriken betreffe, so würde sich
bei der bevorstehenden Berathung über die
Einrichtung einer Kabellinie nach den Antillen
Gelegenheit bieten, auf diesen Gegenstand
zurückzukommen, bezw. näher einzugehen.
Bezüglich der Beibehaltung der Telegraphen-
schule sei er mit dem Vorredner völlig
einverstanden, da diese Schule zur Er-
gänzung der sachkundigen Telegraphen-
beamten unbedingt nothwendig sei. Die
Aufhebung der technischen Abtheilung aber
stelle nur den letzten Schritt dar zur voll-
ständigen Verschmelzung der Telegraphie
mit der Post; in Wirklichkeit handle es sich
nicht um eine Aufhebung, sondern nur um
die Umwandlung dieser Abtheilung in einen
technischen Beirath der Centralverwaltung.
Von einem Redner wurde über die lang-
same Beförderung der Telegramme zwischen
Havre und Liverpool Klage geführt und
dabei bemängelt, dass Telegramme, welche
von Ha vre auf dem Umwege über New-
York nach Liverpool gegeben würden, um
mehr als eine Stunde früher ankämen, als
auf dem directen Wege. Derselbe Redner
brachte zur Sprache , dass die im inter-
nationalen Verkehr, ."Lowie in fremden Ländern
längst zugelassenen sogenannten dringenden
190
Telegramme im inneren Verkehr Frankreichs
zum Nachtheil der Geschäftswelt noch nicht
eiogefiihrt seien. Mit Bezug auf den ersteren
Punkt versprach der Minister, nach Ablauf
der gegenwärtig bertehenden Verträge die
Herstellung einer unmittelbaren telegraphi-
schen Verbindung zwischen Hävre und
Liverpool in's Auge zu fassen ; und was den
zweiten Punkt angehe, so seien die erforder-
lichen Maassregeln zur Einführung der dringen-
den Telegramme in Frankreich bereits ge-
troffen. (Eine hierauf bezügliche Verfügung
ist, wie wir hören, inzwischen ergangen.)
Endlich brachte der Deputirte Beauquier
eine Klage der Uhren- und Goldwaaren-
fabrikanten über die Schwierigkeiten des
Versandts von Werthpacketen zur Sprache.
Obwohl er anerkenne, dass die Verwaltung
die Ausdehnungsgrenzen der kleinen Werth-
kisten, in welchen diese Fabrikanten ihre
Waaren zu verschicken pflegten, bereits
erweitert habe, so ständen doch die mit den
Eisenbahnen über die Beförderung der
Colis postaux abgeschlossenen Verträge einer
wirksamen Erleichterung auf diesem Gebiete
entgegen. Redner führte aus, dass eine
Uhrensendung aus Frankreich nach den
Colonien im Durchschnitt Frcs. 20 — 25
koste, wogegen für dieselbe Sendung, wenn
sie in der Schweiz aufgeliefert würde, nur
Frcs. 3 zu zahlen seien. Eine derartige Sach-
lage, welche im Uebrigen noch durch die
Zollverhältnisse erschwert werde, sei nur
geeignet, den französischen Uhrenhandel zum
Vortheil des schweizerischen gänzlich lahm
zu legen.
Mit Bezug hierauf verwies der Minister
auf die von ihm der Kammer vorgelegten,
zur Zeit in der Commission befindlichen
neuen Verträge mit den Eisenbahnen über
cie Beförderung der Colis postaux, worin den
geäusserten Wünschen der Uhrenfabrikanten
völlig Rechnung getragen sei ; im Uebrigen
wären seine Bestrebungen darauf gerichtet,
die im inneren Verkehr Frankreichs hin-
sichtlich der Werthsendungen eingeführten
Erleichterungen auch auf den Verkehr mit
dem Auslände allgemein zur Anwendung zu
bringen.
Der ganze Etat wurde sodann nach den
Beschlüssen der Commission unverändert ge-
nehmigt. / (»A. f. F. u. T.*)
Sphärisches absolutes Elektrometer.
Das von uns in der vorigen Nummer
(Seite 135) beschriebene Elektrometer von
Lippmann wurde, wie aus dem Vortrage
von Prof. Mach (s. I. Jahrg. dieser Zeit-
schrift, S. 337) ersichtlich, auf der Elektrischen
Ausstellung in Wien 1883 von diesem Ge-
lehrten demonstrirt. Nur das Princip der
Messung ist bei Lippmann ein anderes;
allein auch dieses Princip ist von Mach
bereits gelegentlich der Bestimmung des
IMutzeffüCts der Holtz'schen Maschine in An-
wendung gebracht worden.
Geschichtliches von der Telepbonie.
Dass die Telephonie nicht erst eine Erfindung
unseres Jahrhunderts ist, sondern schon vor
über 200 Jahren im Princip bekannt war, ist
aus den Werken des Forschers Robert
H o o k e zu ersehen, welcher im XVII. Jahr-
hundert lebte und dessen Schriften 1664 ver-
öffentlicht wurden. Dieselben enthalten auch
folgenden Passus über Fernsprechversuche :
»Und wie durch Zuhilfenahme von Gläsern
unser Sehvermögen erheblich gesteigert worden
ist, so erscheint es nicht unwahrscheinlich,
dass noch manche mechanische Erfinder auch
unsere übrigen Sinne, das Gehör, den Ge-
ruch, den Geschmack, das Gefühl zu er-
weitern vermögen werden. Jetzt schon ist es
gelungen, ein leises Flüstern über eine Ent-
fernung von 40 Ruthen zu vernehmen, und
vielleicht ist die Natur der Sache so be-
schaffen, dass sie selbst eine Verzehnfachung
dieser Strecke nicht unbedingt ausschliesst.
Wohl haben Autoren von Ruf es unmöglich
erklärt, durch die dünnste Glimmerplatte hin-
durch den Schall fortzupflanzen ; ich jedoch
kenne eine Methode, mittelst deren es un-
schwer gelingt, durch eine Mauer von einer
Elle Dicke hindurchzusprechen. Die Ermitt-
lungen darüber sind noch keineswegs abge-
schlossen, inwieweit die Höhrrohre einer Ver-
besserung fähig sind, noch ob und welche
andere Wege und Mittel es gibt, unser
Hören zu beschleunigen oder den Schall
durch andere Körper als die Luft fortzu-
pflanzen; denn diese bildet keineswegs das
einzige Medium. Ich kann dem Leser die
Versicherung geben, dass ich mittelst eine-;
ausgespannten Drahtes den Schall über eine
sehr beträchtliche Entfernung in einem Augen-
blick fortgepflanzt habe. Die Geschwmdig-
keit der Fortpflanzung schien jener des Lichtes
gleichzukommen und war jedenfalls unver-
hältnissmässig grösser als diejenige des durch
die Luft fortgepflanzten Schalles ; und dabei
war der Draht nicht etwa ausschliesslich in
gerader Linie gespannt, vielmehr in manchen
Winkelpunkten gebogen.*'
Man nennt die Vorrichtung, mittelst
welcher ein gespannter Faden sowohl Töne
als auch gesprochene Worte auf ziemlich
grosse Entfernungen fortleitet, das Faden-
telephon. Dasselbe bildet gegenwärtig ein all-
gemein bekanntes und verbreitetes Kinder-
spielzeug. Es besteht aus zwei conischen
Bechern von Metall oder Pappe, deren Böden
durch einen gespannten Faden miteinander
verbunden sind. Spricht man in den Becher
an einem Ende des Fadens hinein, so können
die Worte am anderen Ende des Fadens ver-
nommen werden, wenn man den dort be-
findlichen Becher an das Ohr hält. Wem die
Erfindung des Fadenteleplions zuzuschreiben
ist, blieb unbekannt. (,C. f. O. u. M.*)
Der Rheinfall bei Schaffhausen als
Kraftquelle für die Gewerbthätigkeit. Der
alte berühmte Rheinfall , welchen schon
Millionen von Fremden b esuchten und sich
191
an seinem Anblick erfreuten, soll jetzt zur
Einführung und zum Betriebe einer neuen
Gevverbthätigkeit nutzbar gemacht werden.
Es handelt sich darum, die Wasserkraft des
Falles in Elektricität umzuwandeln und diese
zur Herstellung von Aluminium zu verwenden.
Das Verfahren ist von den Erfindern durch
lange umfassende Versuche geprüft und be-
währt gefunden. Diese halten ihre Erfindung
selbstverständlich geheim. Dieselbe ist jedoch
wenn man den Berichten trauen darf, ge-
eignet, eine vollständige Umwälzung in der
gesammten Metallbearbeitung hervorzurufen;
denn das Verfahren soll es ermöglichen, auf
elektrischem Wege das Aluminiummetall zu
einem Preise herzustellen, der gestatten wird,
dasselbe für die mannigfachen Zwecke, zu
denen es in Folge seiner besonderen Eigen-
schaften sich eignet, in ausgiebigem Maasse zu
verwenden, sei es zur Anfertigung von Me-
tallbeschlägen, z. B. an Waffen, bei Eisen-
bahnfahrzeugen und besonders beim Schiffs-
bau, wo es wegen seiner Leichtigkeit (spec.
Gewicht 2"5) von grossem Werthe sein wird,
dann in der Uhrmacherei u. s. w., sei es als
Zusatz zu Eisen und anderen Metallen, wo-
durch dieselben in ganz besonderer Weise an
Zähigkeit und Widerstandsfähigkeit ge-
winnen. Es leuchtet ein, dass viele schweize-
rische Gewerbszweige sich die neue Errungen-
schaft zu INutze werden machen können ; die
Tragweite derselben ist auf den ersten Blick
kaum zu übersehen. Die Fabrik beim Rhein-
fall selbst wird ungefähr 500 Arbeitern be-
schäftigung geben, und wenn sie dazu kommen
sollte, was wohl möglich ist, einen Theil
ihres Erzeugnisses selbst weiter zu verar-
beiten, könnte sie leicht für die vierfache
Zahl von Leuten Arbeit schaffen, ohne dass
weitere Betriebskräfte oder eine Vermehrung
des Stammgeldes in Aussicht genommen
werden müssten. Im Weiteren hofft man stark,
dass, wenn sich die Erfindung als nutzbar
erweist, auch die übrigen Wasserkräfte der
Schweiz, welche jetzt brach liegen und keinen
Vortheil bringen, für das Land verwerthet
und der Schweiz noch eine unermessliche
Quelle von Gewinn und Reichthum ge-
währen werden. — Der Rheinfall soll nach
Schätzung eine Leistung von 15 000 Pferde-
kräften liefern, womit selbstverständlich ganz
Erhebliches geleistet werden kann. — In
den Kreisen der Anwohner des Rhein-
falls wird übrigens das Unternehmen mit sehr
ungünstigen Augen angesehen, da man eine
Zerstörung oder Beeinträchtigung der land-
schaftlichen Schönheit des Rheines daselbst
durch die nöthigen Flussbauten etc. und da-
durch eine Abnahme des Fremdenverkehrs
fürchtet. (»C. f. O. u. M.«)
(Wir haben vernommen , dass R. E.
Crompton bei seiner jüngsten Anwesenheit
in Oesterreich eine Bestellung auf Maschinen
zur elektrolytischen Gewinnung von Alumi-
nium erhalten; ob diese, allerdings unver-
bürgte Thatsache mit der hier mitgetheilten
im Zusammenhange steht, muss die Zukunft
lehren.) (D, R.)
Elektrische Luft - Verbesserungsma-
schine. Von. H. D. Hall. Der Verfasser
führte der ^New-Yorker Elektrischen Gesell-
schaft* eine von ihm erfundene, sogenannte
Ozonmaschine vor, welche den Zweck hat,
nicht allein die Luft in Hospitälern und
Krankenzimmern zu desinficiren, sondern auch
in grossen Räumen, wo viele Menschen bei-
sammen sind, wie in Theatern, Versamm-
lungs- und Arbeitssälen etc. zur Luftver-
besserung dienen.
Der Apparat besteht aus einer H o 1 1 z-
schen Scheiben elektrisir- oder sogenannte In-
fluenzmaschine, welche für den vorliegenden
Zweck mit einem Ventilator verbunden ist^
der die zu reinigende Luft durch einen am
Boden des die Maschine umgebenden Glas-
kastens befindlichen Canal hindurchsaugt und
in den mit frischer Luft zu versehenden
Raum wiederum entweichen lässt.
In diesem Canale sind sogenannte elek-
trische Kämme, d. h. kammartige, mit dicht
nebeneinander befindlichen Metallspitzen ver-
sehene elektrische Condacturen angebracht,
zwischen denen die elektrischen Entladungen
stattfinden und die so gestellt sind, dass der
vom Ventilator erregte Luftstrom durch das
Feld dieser elektrischeii Entladungen hin-
durchziehen muss.
Auf diese Weise wird der Sauerstoff der
Luft durch elektrische Erregung ozonisirt,
wodurch die in der Luft vorhandenen
Miasmen und Organismen zerstört werden
sollen. Diese ozonisirte Luft kann ausser für
medizinische Zwecke, auch für industrielle
Aufgaben Anwendung finden und soll be-
reits eine grössere amerikanische Bleicherei
mit der Hall'schen Ozonmaschine arbeiten.
(^C. f. O. u. M.«)
Telephonpatentstreit in England. The
Brook's Telegraph Construction Company
nimmt für sich das alleinige Recht in An-
spruch, Telephone mit Metallleitung zu ge-
brauchen, und hat deshalb Klage gegen die
Bell Telephone Company erhoben. Der
^Electrician', dem wir diese Nachricht ent-
nehmen, bezweifelt, dass dieser Anspruch in
England Anerkennung finden wird.
Elektrische Beleuchtung von Rom.
Eine italienische Actiengesellschaft, welche
sich zu dem Zwecke gebildet hat, die Kraft
der berühmten Wasserfälle von Tivoli aus-
zubeuten, hat die erforderlichen Beleuch-
tungsapparate und -Maschinen bei der Firma
Siemens & Halske in Berlin bestellt,
während die Firma Gebrüder Seck in Darm-
stadt mit der Lieferung der Turbinen betraut
wurde. (Wir unsererseits glaubten , Rom
werde mittelst des Transformatoren-Systems
beleuchtet wurden.)
192
Reminiscenz an den Ringtheater-
Brand. Bei dem Wiener Feuerwehr-Tele-
graphen gilt die Regel, dass dort, wo Klingel-
werke eingeschaltet sind, dreimal geläutet
werden muss, wenn Hilfe verlangt wird, und
soll ein ein- oder zweimaliges Läuten nicht be-
achtet werden. Einige Wochen vor der schreck-
lichen Katastrophe des Ringtheater-Brandes
gerieth die in dem Theatergebäude befind-
liche Tischlerwerkstätte in Brand ; die Feuer-
wehr-Centrale erhielt nur ein einziges Zeichen,
fuhr aber dennoch aus und löschte den
Brand. Wäre sie nicht ausgefahren; so wäre
das damals leere Theater abgebrannt und
das spätere Unglück nicht eingetreten.
Geschossgeschwindigkeits - Messung.
Von A. und V. Flamach e. Im Jahrgange
1884 der ^Zeitschrift für Elektrotechnik*',
S. 594 wurde ein von J. G. Ben ton an-
gegebener Apparat zum Messen von Ge-
schossgeschwindigkeiten erwähnt, der auf
folgendem Principe beruhte : In der Geschoss-
richtung sind zwei mit sehr feinen Drähten
überspannte Rahmen angebracht; das Ge-
schoss zerreisst beim Passiren der beiden
Rahmen die feinen Drähte, unterbricht
hiedurch einen elektrischen Strom und löst
nacheinander zwei Pendel aus, die dann in
entgegengesetzter Richtimg über einem ge-
theilten Gradbogen schwingen ; der Punkt,
in welchem sich die beiden Pendel begegnen,
wird auf dem Gradbogen fixirt und aus seiner
Entfernung vom Nullpunkte auf die Zeit ge-
schlossen, welche das Geschoss gebraucht
hat, um von einem Rahmen zum anderen zu
gelangen.
Das Princip des vorliegenden Apparates
ist ein ganz ähnliches ; nur werden die
Momente, in denen das Geschoss die Rahmen
passirt, mittelst des elektrischen Stromes
direct auf den Registrirstreifen eines Chrono-
graphen übertragen. Die Uebersetzung des
auf diese Weise auf dem Streifen markirten
Intervalles in absolute Zeit geschieht nun aber
nicht in der gewöhnlichen Weise durch Ver-
bindung des Chronographen mit einer astro-
nomisch bestimmten Uhr, wie man der
Einfachheit wegen erwarten sollte, sondern
der Gang des Registrirstreifens wird durch
einen besonderen Apparat bestimmt. Der-
selbe besteht aus einer an beiden Seiten
verschlossenen und luftleer gemachten gläser-
nen Röhre; in dieser ist oben ein mit einer
elektrischen Batterie verbundener Elektro-
magnet angeordnet, dessen Anker bei ge-
schlossenem Strome eine kleine eiserne
Kugel anzieht. Wird der Strom unterbrochen,
Berichtigungen.
In den Vereinsnachrichten (Seite loi)
des Märzheftes bezieht sich die Angabe des
Herrn Inspectors Kohn, betrefilend die
Kosten der Einrichtung des Gasmotors bei
der Installation von Mr. Preece nicht auf ein
Jahr, sondern auf die ganze Anlage.
so fällt die Kugel auf ein 30 Cm. unter dem
Anker angebrachtes Elfenbeinplättchen herab ;
unter letzterem ist eine Spiralfeder, welche
durch das Gewicht der Kugel niedergedrückt
wird und hiedurch einen zweiten Stromkreis
schlies t; beide Momente, das Unterbrechen
des einen und das Schliessen des anderen
Stromkreises, werden nun auf dem Registrir-
streifen des Chronographen markirt. Voraus-
gesetzt, dass die Entfernung zwischen Anker
und Elfenbeinplatte unverändert bleibt, was
durch eine Compensations- Vorrichtung garan-
tirt sein soll, muss für einen und denselben
Ort auch die Zeit stets dieselbe bleiben,
welche die Kugel zum Durchfallen dieser
Entfernung braucht und daher muss bei
gleichmässigem Gange des Chronometers
auch diese Zeit stets durch dasselbe Intervall
auf dem Streifen dargestellt werden ; durch
Vergleichung dieses Intervalles mit einem
anderen wird man daher das Letztere in
absolute Zeit übersetzen können.
Die Verfasser nehmen für ihren Apparat
eine ganz excessive theoretische Genauig-
keit, V391000 Secunden, in Anspruch, bezüg-
lich deren wir nur unsere Bemerkung von
damals über die Genauigkeit des Eingangs
erwähnten Benton'schen Apparates, ^dass
sie für jede derartig Erfindung zutreffend
sein soll,* wiederholen wollen.
Bemerkung über elektromagnetische
Stimmgabeln. Von S. P. T h o m p s o n.
(Phil. Mag [5] 22, 1886.) Im Anschluss an
eine Bemerkung Lord R a y 1 e i g h's, dass
es für deri gleichmässigen Gang einer elek-
tromagnetischen Stimmgabel am vortheil-
haftesten sei, wenn dieselbe den Antrieb
beim Durchgang durch die Ruhelage erhalte,
schlägt der Verfasser folgende Anordnung
vor :
Es gelangen zwei Stimmgabeln von gleicher
Schwingungszahl zur Anwendung, deren jede
als Unterbrecher für die andere, nicht für
sich selbst dient. Man erreicht dies dadurch,
dass man die Contactstellen einer jeden der
beiden Stimmgabeln in den Stromkreis des
Elektromagnetes der anderen einschaltet. Die
eine Gabel stellt den Contact bei ihrer grössten
Elongation nach innen, die andere bei ihrer
grössten Elongation nach aussen her. Beide
erhalten dann, wie sich leicht ergibt, ihren
Antrieb beim Durchgang durch die Ruhe-
lage. Dabei ist nur eine Batterie erforder-
lich, weil beide Contacte nicht gleichzeitig
geschlossen werden.
In dem Artikel des Februarheftes: ,Die
Vorherbestimmung der Charakteristik der
Dynamomaschinen* von Gisbert Kapp
ist überall dort, wo die Quantität des mag-
netischen Widerstandes in Rede steht, statt
des ;^ Verhältnisses der Länge zur Oberfläche*
das ,>Verhältniss der Länge zum
Querschnitt* zu lesen.
Verantwortlicher Redacteur : JOSKP KAKEIS. - Selbstverlag des Elektrotechnischen Vereins.
In Coramission bei LEHMANN & WENTZEL, Buchhandlung für Technik und Kunst.
Druck von E. SPIES & Co. in Wien, V., Strausaengasse 16.
Zeitschrift für Elektrotechnik.
V. Jahrg.
1. Mai 1887.
Heft V.
VEREINS-NACHRICHTEN.
Chronik des Vereines.
Ausschu ss-
Ausschuss-
17. März.
Sitzung.
22. März.
Sitzung.
2}^. März. — V e r e i n s V e r-
sammlung. Vorsitzender: Re-
gierungsrath Volkmer.
Nach Erledigung geschäftlicher
Mittheilungen ertheilt der Vorsitzende
Herrn Julius Miesler das Wort zu
seinen! Vortrage über : „Elektro-
chemische Studien".
Der Vortragende beginnt mit dem
Hinweise, dass die elektromotorischen
Kräfte der galvanischen Batterien
chemischen und physikalischen An-
ziehungskräften entsprechen, und be-
merkt : ,5 Wie weit wir es mit Kräften
der einen Art, die nach constanten
Proportionen wirken, wie weit mit
denen der anderen Art, die nach be-
liebigen Proportionen wirken, zu thun
haben, unterschied Herr Dr. James M o-
s e r. Anschliessend an seine Arbeiten,
die zuletzt in der Vereinszeitschrift
1885 und 1886 veröffentlicht sind,
untersuchte ich Silber- und Kupfer-
salze, von denen namentlich erstere
sehr glückliche Resultate gaben. Herr
Dr. Moser hatte nämlich durch die
Einführung der elektromotorischen
Verdünnungsconstante den Concen-
trationsstrom eines Salzes durch eine
Zahl charakterisirt und war zu der
Annahme des Gesetzes gelangt, dass
auch jedem Jon eine besondere Con-
stante zukomme. Seine Publication
über die Acetate und Nitrate des
Bleies und des Zinkes bestätigte dieses
Gesetz. Diese Untersuchungen habe
ich fortgeführt und erweitert, so dass
wir jetzt folgende Tabelle der Ver-
dünnungsconstanten in Millivolts auf-
stellen können :
Millivolts Acetat Sulfat Nitrat
Kupfer .... 2'i 3"6 —
Blei 2-6 — 8-3
Zink 5-9 — II-6
Silber lo-y i2*o 16*2
Man ersieht aus dieser Tabelle,
dass zwischen je zwei Horizontal-
und je zwei Verticalreihen eine con-
stante Differenz herrscht. Es sind
höchstens Abweichungen von + 0"OOOi
Volt dabei, was sowohl auf die Ver-
nachlässigung der folgenden Decimal-
stelle der Zahlen, sowie darauf zu-
rückzuführen ist, dass die Beobach-
tungen nicht zu gleichen Zeiten und
nicht von denselben Beobachtern ge-
macht wurden.
Für Kupfernitrat war es mir un-
möglich, eine Zahl zu finden, da bei
jeder Messung anscheinend chemische
Zersetzung eintrat. Wichtig sind die
Resultate der Silbersalze, weil sie
grosse Zahlen aufweisen. Durch die
neu hinzugekommenen Zahlen ist somit
das Gesetz, dass jedem Jon eine Con-
stante zukomme, nicht nur bestätigt,
sondern es tritt durch die Grösse
der gefundenen Zahlen noch in klarerer
Weise hervor.
Die Untersuchungen wurden im
physikalisch-chemischen Universitäts-
Laboratorium des Herrn Prof, L o-
schmidt ausgeführt."
Der Vorsitzende knüpft hieran die
Bemerkung, dass die Ausführungen
des Herrn Vortragenden ihn an die
Versuche erinnern, welche Herr Haupt-
mann Hübel angestellt hat, dessen
Schlussfolgerungen im sechsten Bande
der Mittheilungen des militär-geogra-
phischen Institutes vom Jahre 1886
13
194
enthalten sind, und spricht dem Vor-
tragenden für die Mittheilungen Na-
mens des Vereines den Dank aus,
worauf Herr Dr. James Moser in
einer Mittheilung über „Elektro-
Photographie" zwei photogra-
phische Negative demonstrirt, welche
nach der auf Seite 41 dieses Bandes
beschriebenen Methode erhalten waren.
Der Vortragende hatte ein Zwei-Gulden-
stück auf eine Bromsilberplatte und
unter diese ein Staniolblatt gelegt.
Der so gebildete Condensator wurde
vom Vortragenden einmal mit posi-
tiver, das zweite Mal mit negativer
Elektricität geladen und so zwei ver-
schieden charakterisirte Abdrücke er-
halten.
Der Vorsitzende hält dieses Re-
productionsverfahren einer praktischen
Anwendung fähig, und dankt dem
Herrn Vortragenden für diese interes-
sante Mittheilung.
28. März. — Ausschuss-
sitzung.
30. März. — Vereinsver-
sammlung. Vorsitzender:
Ober-Ingenieur Kareis.
Derselbe ertheilt nach Erstattung
einer kurzen Mittheilung über die
Tagesordnung der nächsten Vereins-
abende Herrn Ingenieur A. Prasch
das Wort zu seinem Vortrage über:
„Automatische Blocksignale
un d S chi en en conta c t e". Redner
gibt vorerst eine kurze Erklärung
über das Wesen und die Grund-
principien der Blocksignalisirung und
der Vortheile, welche selbe nicht nur
für die Sicherheit der Züge, sondern
auch für die schnellere Verkehrs-
abwicklung bietet, und weist dies an
der Hand einer schematischen Skizze
nach. Indem der Vortragende hierauf
die Manipulationen, welche bei der
Blocksignalisirung der Hand des be-
dienenden Wärters überlassen werden,
analysirt, legt er dar, dass die Mög-
lichkeit, diese Manipulationen mit Bei-
hilfe elektrischer Einrichtungen von j
dem vorbeifahrenden Zuge besorgen
zu lassen, oifen zu Tage lag, so dass
die theoretische Speculation sich dieser
offen stehenden Frage schon sehr
frühzeitig bemächtigte, und umsomehr
bemüht war dieselbe einer praktischen
Losung zuzuführen, als eben die grossen
Bedienungskosten der Blocksignale der
allgemeinen Einführung derselben hin-
derlich entgegenstehen. Allein so ein-
fach sich die praktische Lösung
vom mechanischen und physikalischen
Standpunkte zu gestalten scheint, so
viele Hindernisse praktischer Natur
setzen sich derselben entgegen, indem,
wie dies Herr Prasch ausdrücklich
hervorhebt, bei einem der Sicherung
des Verkehres dienenden Eisenbahn-
signale als oberster Grundsatz neben
der erreichbarsten Functionssicherheit
noch die Bedingung gestellt werden
muss, dass stets die Möglichkeit vor-
handen sei, den Gefahren, welche aus
einem Versagen des Signales ent-
springen können, rechtzeitig vorzu-
beugen. Hierauf die Grundprincipien
bei Construction eines der Verkehrs-
sicherheit dienenden Signalmittels,
welches ganz bestimmte Signalbegriffe,
u. zw. ^Gefahr, Halt" und „Bahn
frei" zum Ausdrucke zu bringen hat
des Näheren präcisirend, folgert der
Vortragende hieraus, dass ein auto-
matischeß Blocksignal diesen Grund-
bedingungen in keiner Weise zu ent-
sprechen vermag , weshalb er zu
weiteren Versuchen auf diesem Ge-
biete nicht einrathen könnte, erklärt
jedoch, dass auf elektroautomatischem
Wege durch Schienencontacte, Con-
tactblöcke oder isolirte Schienen be-
triebene Controlapparate oder blosse
Achtungssignale sich in vielen Fällen
als sehr zweckmässig und nützlich
erweisen können, wobei es als spe-
cielles Beispiel die Siff le t ele k tr o-
automatique von Lartigue an-
führt, welche auf der französischen
Nordbahn schon seit Langem mit
bestem Erfolge in Gebrauch ist.
Hierauf folgte eine knappe Ueber-
sicht jener verschiedenartigen Me-
thoden, welche bei der Durchführung
der automatischen Blocksignalisirung
überhaupt in Anwendung kommen
können ; Redner bespricht an der
Hand der hierauf bezüglichen Zeich-
nungen die automatischen Blocksignal-
systeme von Rousseau, Whyte,
Blüthgen, Krämer, Putnam und
195
Ducousso unter besonderer Berück-
sichtigung des elektrischen Theiles
der Einrichtungen, bedauernd, wegen
der Kürze der Zeit auf die gleichfalls
auf automatischen Principien beru-
henden Einrichtungen von Gasse t,
Pope, Hendrikson, Brunius,
Loiseau & Leblanc und Hipp
nicht näher eingehen zu können.
Der Redner lenkt die Aufmerk-
samkeit der Versammlung noch auf
die, speciellen Zwecken dienenden
Scliienencontacte von L o h r und
Siemens & Halske, indem er
selbe unter Zugrundelegung der be-
treffenden Zeichnungen mit kurzen
Worten erklärt.
Die Dauer des anregenden Vor-
trages gestattete das Eingehen auf
eine Discussion nicht; der Vorsitzende
schloss daher unter lebhaftem Beifalle
der Anwesenden mit einem herzlichen
Danke für die empfangenen Mitthei-
lungen an Herrn Ingenieur P rasch
den Abend.
4, und 8. April. — Ausschuss-
sitzungen.
13. April. — Generalver-
sammlung. Vorsitzender: Hof-
rath V. Grimbure.
Der Jahresbericht und der Bericht
der Rechnungsrevisoren werden zur
Kenntniss genommen und dejm Aus-
schusse das Absolutorium ertheilt.
In den Ausschuss werden wieder-
gewählt die Herren: F. Bechtold,
B. Egger, Dr. R. Fellinger,
Dr. Ritter v. U r b a n i t z k y , O. Vo 1 k-
mer und F. Wüste.
Zu Revisoren werden die Herren
J. Krämer und G. P fa n n k u c h e,
und zu Revisoren-Stellvertreter die
Herren A. Dworzak und S. Reich
gewählt.
Die vorgelegten Statuten-Aende-
rungen werden beschlossen.
Das Protokoll der Generalver-
sammlung folgt im nächsten Hefte.
Neue Mitglieder:
Polaschek Emil, Telegraphen-Con-
trolor der k. k. priv. österr.-ungar.
Staats - Eisenbahn - Gesellschaft,
Brunn.
Kocsis Carl, k. k. Lieutenant im
60. Infanterie - Regimente , Erlau.
CORRESPONDENZ,
Wir erhalten folgendes Schreiben :
Berlin, den 16. A2}ril 1887.
An die
Redadion der Zeitschrift für Elektrotechnik!
Wien.
Sehr geehrter Herr!
Gestatten Sie mir zu dem interessanten
Aufsatz von Herrn Peukerl, S. 150 Ihrer
Zeitschrift, eine Bemerkung zu machen.
Herr Peukert hat Versuche unter-
nommen, um eine von mir gegebene Formel
für den Magnetismtis einer Dynamoma-
schine, mit Berücksichtigung der Wirkung
der Ankerströme, zu prüfen; die Resultate
sind sehr ungünstig, obschon sich der Ver-
fasser in dieser Beziehung milde aus-
drückt, und veranlassen den Verfasser
andere Formeln a^ifzusuchen.
Die Versuche sind offenbar mit grosser
Sorgfalt ausgeführt und berechnet loorden,
wie man dies ja bei den Arbeiten des
k, k. elektrotechnischen Instituts gewöhnt ist.
Es ist jedoch leider ein Umstand unberück-
sichtigt geblieben, loelcher die Resultate ganz
loesentlich beeinflusst, nämlich die Zun a hm e
des Ankerwiderstands mit der Ge-
schw indigkeit.
Dieser Umstand ist auch bei meinen
eigenen Arbeiten erst in neuester Zeit be-
rücksichtigt worden; ein denselben be-
handelnder Aufsatz von mir, ivird, im April-
hefte dei' Elektrotechnischen Zeitschrift er-
scheinen; hier möchte ich nur ericühnen,
dass durch Inbetrachtziehung dieses Um-
standes die Uebereinstimvmng meiner theo-
retischen Darstellung mit den Thatsachen
bei Maschinen, toelche viel Kupfer auf dem
Anker besitzen, erheblich verbessert wird.
Ich hahe Grund zu vermuthen, dass
der Ankerwiderstand der von Herrn
Peukerl untersuchten Maschine bei der von
ihm angewendeten Geschioindigkeif, vcm
1000 Touren zwei- bis dreimal so gross ist,
als in Ruhe; tvenn dies aber icirklich der
Fall ist, so fallen die Werthe der elektro-
motorischen Kraft mit Ankerstrom höher
aus, als Herr Peukert angenommen haf,
man erhält einen höheren Werth für die
Ankerconstante und für die Maqnetisirungs ■
aiössenm undm , von Schenkel und Anker,
Werthe , icelche untereinander viel besser
13*
196
übereinstimmen, als nach der Berechnung
von Heti-n Peitlcert.
Durch Veröffentlichung dieser Zeilen
loürden Sie den Unterzeichneten verbinden.
Mit hochachtungsvollem Oniss
Ihr ergebener
Dr. O. Fr öl ich
SW. Markgraf enstrasse 94.
Nach Empfang dieses Briefes erschien
in der ,,Berliner Elektrotechnischen Zeitschrift"'
der hier angekündigte Aufsatz des Herrn Dr.
Frölich, und es dürften in Bälde Versuche im
hiesigen elektrotechnischen Institute angestellt
werden, welche zur Aufhellung dieser neuen
Seite der Erscheinungen in der dynamoelek-
trischen Maschine ohne Zweifel sehr gehaltvolle
Beitrüge liefei-n werden. d. R.
ABHANDLUNGEN.
Ueber die Parallelschaltung von Dynamomaschinen.
Von WILHELM PEUKERT in Wien.
(Aus dem »Centralblatt für Elektrotechnik*, vom Herrn Verfasser gütigst mitgetheilt.)
Bei der Errichtung der ersten elektrischen Centralstation in New-
York durch Edison (1883)*) zeigte sich eine nicht vorhergesehene
Schwierigkeit bei der Parallelschaltung der verwendeten Dynamo-
maschinen. Als nämhch zum ersten Male zwei Dynamos gleichzeitig
den Strom in die Hauptleitung senden sollten, zeigten sich Störungen
dadurch hervorgebracht, dass der Strom der einen Maschine nicht in
die Hauptleitung, sondern in die zweite Maschine zurückfloss, sobald
die beiden Dynamos mit ungleicher Geschwindigkeit rotirten, so dass
diese zweite Maschine gewissermaassen als Elektromotor wirkte. Edison
suchte mit Recht den Grund dieser Erscheinung in den ungleichen
Geschwindigkeiten und den dadurch bedingten verschiedenen elektro-
motorischen Kräften beider Maschinen und trachtete durch Anordnungen,
welche eine vollkommen gleiche Geschwindigkeit beider Maschinen er-
möglichten, dieser Schwierigkeit abzuhelfen;
Auch bei den von der Deutschen Edison-Gesellschaft in Berlin
ausgeführten Centralanlagen boten sich bei der Parallelschaltung von
Dynamomaschinen Schwierigkeiten dar, und der Director dieser Unter-
nehmung, Herr v. Miller, hat in seinem sehr interessanten Vortrage **)
über die von der Gesellschaft ausgeführten Centralanlagen gezeigt,
dass geringe Differenzen in den elektromotorischen Kräften beider
Maschinen genügen, um eine völlig ungleichmässige Beanspruchung
derselben hervorzubringen. Diese Differenzen sind so gering, dass sie
schon durch ein Gleiten der Riemen, durch unvermeidliche Ungleich-
heiten in der Fabrikation, durch ungleiche Erwärmung der Dynamos
u. s. w. entstehen können.
Herr v. Miller hat seine Darstellung nur auf die Nebenschluss-
maschine beschränkt, es soll daher in Folgendem, ausgehend von einer
Nebenschlussmaschine, eine analoge Untersuchung für eine Maschine
mit gemischter Schaltung und für eine Serienmaschine durchgeführt
werden.
Für die Maschine M-^ (Fig. i) sei der Widerstand des Ankers,
der Magnete und der Zuleitung bis zur Hauptleitung, bezw. a^, n^, w^
und ö'g, «2» ^2 h^ben dieselbe Bedeutung für die Maschine J^. Der
Strom der ersteren sei J^, der der letzteren J^, die Ankerströme seien
Zj, bezw. ?2t und die elektromotorischen Kräfte £^ und E^. Der Strom
in der Hauptleitung, deren Widerstand W sei, soll mit J bezeichnet
*) .Centralbl. f. Elektrotechnik", Bd. 5, 1883, S. 48,
**) „Elektrotechn. Zeitschr.«, Bd. 7, 1885, S. 510.
197
werden. Die Anwendung der Ki rchhoff sehen Gesetze ergibt dann
folgende Beziehungen:
Sind die Ströme in den Magnetwicklungen beider Maschinen
i, bezw, 2", so ist auch
J^ w-^^ -\- J W = z n^ \
J^W2-\-J W=z'n2 I
Mit Benutzung dieser Relationen erhält man aus den Gleichungen
unter i für J^ und J2 folgende Ausdrücke:
«1
lV^w\ — Ei -^ («P'_}-M>2 + «2) + ^+^2 1
.(3
(4
f-^ lV-\- w\ [^ W-{- w\—\^{ W-\-ioi-^n,) + IV-^iVi
~~( W-\-w<^-\-n^ -\- [V-\-wo
EA^ JVJf- w\ — E2 \ — ( ^+ wi + «1) + iV-\- Wi
L »2 J L ^1
Fig. I.
^1
Setzt man zwei gleiche Maschinen voraus, was bei den Wider-
ständen durch die Fortlassung der Stellenzeiger ausgedrückt werden
soll, und ist ze/^ = ze/g = '^> so wird für J"^ = a Jg
i?i = ^2
(5
welche Gleichung für a = i, also J^ = t/g auch ^^ = E^ ergibt.
Wenden wir diese Formel auf ein specielles Beispiel an. Wir
denken uns zwei gleiche Edison-Maschinen, jede für 100 ^-Lampen,
parallel geschaltet und den äusseren Stromkreis mit 100 Lampen
geschlossen. Aus ^Kittler's Handbuch der Elektrotechnik'^, S. 603,
entnehmen wir die Widerstände einer solchen Maschine ; wir haben
dann zu setzen: 0 = 0-045 ß, n = /\6'2Q,, PF=i'66ß*), zi/ wollen
wir mit o-i ß annehmen. Mit Benutzung dieser Werthe gibt die Glei-
chung 5
für a = 0-5 ^1 = o-gy E^,
^ a = o E^ = 0-92 £2-
Man ersieht daraus, dass schon bei einer Verschiedenheit der
elektromotorischen Kräfte von 3 % die Maschine M^ nur den halben
*) Als Constanten der Lampen sind loo V. und 0"6 A. angenommen. Der Widerstand
der Zuleitungsdrähte ist hiebei nicht berücksichtigt.
198
Strom der Maschine M^ liefert und bei einer Differenz von 8X keinen
Strom mehr gibt. Würden die elektromotorischen Kräfte beider Ma-
schinen noch mehr differiren, so würde die eine als Elektromotor
wirken.
Eine einfache Rechnung zeigt, dass schon bei 1 % Unterschied in
den elektromotorischen Kräften die Maschinen sehr ungleich belastet
sind, da für diesen Fall a =: 079 wird.
Speisen wir mit denselben Maschinen 150 JL-Lampen, so hätten
wir für W ^= i'iifi zu setzen. Unterscheiden sich die elektromotorischen
Kräfte um \%, so wird jetzt a = 090 ; bei 12 X Unterschied wird
a = o, somit die Maschine M-^ stromlos.
Schalten wir beispielsweise nur 80 ^-Lampen ein, so ergibt sich
aus Gleichung 5, da jetzt W=2-oS ist,
für a = 05 .Ei = 0-98 ^2>
, a = o ^1 = 0-93 Zfg'
, £"^ = 0'99 E2 erhält man a = 074.
Dieses angeführte Beispiel bestätigt das früher Gesagte , dass
nämlich geringe Verschiedenheiten der elektromotorischen Kräfte schon
sehr ungleichmässige Beanspruchungen der Maschinen zur Folge haben.
Solche ungleiche Belastungen der Maschinen wird man durch Spannungs-
messungen an den Maschinen allein nicht constatiren können, daher man
denn auch bei den Edison'schen Centralanlagen den von jeder Maschine
Fig. 2.
gelieferten Strom durch sogenannte Lampenzähler controlirt und un-
gleiche Beanspruchung durch Widerstandsregulirung im Nebenschlüsse
ausgleicht. Zum Theile bewirken eine solche Ausgleichung die Maschinen
selbst automatisch, indem bei der mehr leistenden Maschine in Folge
stärkerer Erwärmung und dadurch bewirkten Widerstandsvermehrung
die elektromotorische Kraft etwas sinkt.
Wir wollen nun den Fall betrachten, dass es sich um die Parallel-
schaltung zweier Maschinen mit gemischter Schaltung handelt. Unter
Beibehaltung der früheren Bezeichnungen wollen wir jetzt unter w^,
bezw. W2, nicht nur die Widerstände der directen Wicldungen beider
Maschinen verstehen, sondern es sollen in diesen Werthen auch die
Widerstände der Zuleitungen bis an die gemeinsame Hauptleitung in-
begriffen sein.
Unter Anwendung der Kirchhoffschen Gesetze auf die schematische
Fig. 2 erhalten wir in analoger Weise wie früher dieselbe Relation für
die elektromotorischen Kräfte E^ und E2 beider Maschinen, welche
schon oben durch die Gleichung 5 ausgedrückt wurde. Wir wollen
daher diese Gleichung auch durch ein auf den vorliegenden Fall Bezug
nehmendes Beispiel näher erläutern. Wir denken uns zu diesem Zwecke
zwei gleiche Compoundmaschinen, System Jones (Greenwood & Bat-
ley, Leeds), parallel geschaltet. Für die Constanten der Maschinen haben
wir nach ^.Kittler's Handbuch der Elektrotechnik*, S. 543 zu setzen:
w = 0'043
oioöfi, n= 144 ii. Die Leistung einer Maschine ist
199
E^ -= 0'95 E^,
E^ = o'S; E^.
13,°*' Verschiedenheit der elektro-
64 A. bei 100 V. Klemmenspannung. Denken wir uns 100 Edison-
^-Lampen eingeschaltet, so haben wir für W=^ 166 zu setzen und
erhalten dann aus Gleichung 5
für a = o"5
j, a=:0
Die Maschine M^ wird somit bei
motorischen Kräfte stromlos. Sinkt die elektromotorische Kraft noch
mehr, so liefert die Maschine M^ nicht nur keinen Strom in die Haupt-
leitung, sondern absorbirt noch Strom der Maschine M^, wirkt als
Elektromotor und wird, wenn beide Maschinen durch eine gemein-
schaftliche Transmission getrieben werden, zum Antriebe dieser Trans-
mission beitragen, da eine Maschine mit gemischter Schaltung (Gleich-
spannungsmaschine), bei welcher der Nebenschlusstheil überwiegt, als
Krafterzeuger gleich einer Nebenschlussmaschine mit den Bürsten läuft.
Nehmen wir noch an, E^ sei um i % geringer als E^, so ergibt
sich a mit 0'86, also auch in diesem Falle schon eine ungleiche Be-
lastung beider Maschinen.
Fig.
J
M,
r^
E.
E.
M/lAVWlV
j.
^vmwvv
T
Schalten wir 150 Edison-^-Lampen in die Hauptleitung, so ist
W ^= rii zu setzen, und wir erhalten dann für einen Unterschied von
I X in den elektromotorischen Kräften a = O'po.
Brennen nur 80 Lampen, so wird
für a =: 0-5 E-^=og6E2,
^ a = o j5"^ = 0'89 ii2>
j, E^= 0'99 E^ wird a = 0-84.
Eine Nebeneinanderstellung der bisher erhaltenen Resultate würde
für den Fall, als es zulässig ist, aus den angeführten Beispielen einen allge-
meinen Schluss zu ziehen, zu Gunsten der Compoundmaschinen sprechen,
da bei diesen, bei gleicher Verschiedenheit der elektromotorischen Kräfte,
die Belastung beider Maschinen weniger ungleichmässig ist, als bei
Nebenschlussmaschinen. Man wird aber immerhin bei t^eiden Maschinen-
typen im Interesse einer gleichmässigen Beanspruchung auf die Ein-
haltung möghchst gleicher Tourenzahlen oder auf die Regulirung der
Magnetwiderstände angewiesen sein.
Als dritter Fall soll die Parallelschaltung von Serienmaschinen
behandelt werden. Wir erhalten hier wieder mit Benutzung der Fig. 3
folgende Gleichungen :
J\ ^-i + «A ^^1 "f J ^^ = ^1
J^ a^ -j- J2 ^^2 -\- J W = Eo
(ö
daraus folgt J^
E,{W^zv^-^a^)-E, W
J,=
( W -\- iv^ + a^) ( W-^ tv^^ + a^ — W^
E,{W-{-zu,-\ra,)-E\ W
W-
ii\
+ aj ( \]/ + z£^2 + ^2
W-
(7
(8
200
für zwei gleiche Maschinen und für J^ = a Jg ergibt sich dann
■^1 — -^2 ^.4_ ^ _^ ^ ^ a W/ ^^
Diese Gleichung wollen wir auf folgendes Beispiel anwenden ; wir
schalten zwei Schuckert'sche Flachringmaschinen (Modell E L^ parallel
und schliessen den Stromkreis durch eine Bogenlampe zu lO A, Wir
haben dann zu setzen; w = 0'\6 ß, a=^0'2'j il, I>F= 5 S2.
Es ist dann
' ^ 573 + 5«
für a = 0'5 wird E^ = 0-95 E2,
, a = o ^ E^ = 0-87 E^,
^ E^ = 0-99 ^2 » « = o"Sö.
Denken wir uns zwei Lampen parallel geschaltet, so wird
W= 2-5 ß und
3-23 a+ 2-5
zi< = zip ;
3-23 -h 2-5 a
für a = 0'5 wird £"1 = 0*92 E2,
, a = o , £1 = 077 £2,
» iii = 0-99 £"2 p a = o-92.
Sollen somit parallel geschaltete Serienmaschinen gleichmässig
beansprucht werden, so wird man für möglichst gleiche elektromotorische
Kräfte beider Maschinen, somit für eine möglichst gleiche Tourenzahl
Sorge tragen müssen.
Aus dem Gesagten folgt, dass alle drei bis jetzt gebräuchlichen
Maschinentypen bei der Parallelschaltung in Betreff einer gleichen Be-
anspruchung gewisse Schwierigkeiten bieten ; auf die verschiedenen Vor-
schläge, durch besondere Schaltungen dieselben zu vermeiden*), soll
hier nicht weiter eingegangen werden, es soll hier nur noch ein Um-
stand, den auch Herr v. Miller in dem oben citirten Vortrage her-
vorhebt, angeführt werden, nämlich der, dass die Nebenschlussmaschine
den beiden anderen Typen gegenüber darin einen Vorzug hat, dass
bei derselben bei zunehmendem äusseren Strome die elektromotorische
Kraft etwas sinkt, also gewissermaassen sich automatisch reguHrt,
während bei den Serien- und Compoundmaschinen in diesem Falle die
elektromotorische Kraft steigt, wodurch die Differenz der elektro-
motorischen Kräfte beider Maschinen noch bedeutender wird.
*) Vergl. u. A. auch M. Burstyn, ^Centralbl. f. Elektrotechnik*, Bd. 3, 1881,
S. 339 u. f.
Ueber Zeitbälle.*)
Allgemeines. Ein Zeitsignal besonderer Art ist die Zeitballstation,
welche den auf der Rhede liegenden oder auf hoher See sich bewegenden
Schiffen Gelegenheit zur Einstellung ihrer Chronometer durch Vermittlung
der astronomischen, nach Sternbeobachtung regulirten Pendeluhren der
Sternwarten geben soll.
Die Zeitballapparate werden an geeigneten Punkten der Meeresküsten
so aufgestellt, dass deren Wirkung weit im Meere sichtbar ist. Von der
mehr oder minder hohen Lage dieser Punkte ist die Höhenausdehnung der
Zeitballführung selbst abhängig, und bei Benutzung künstlicher Höhenpunkte
*j Die Einleitung ist nach Merling's: ^Elektrische Uhren*. (Braunschweig, Vieweg)
bearbeitet.
201
ist für die Construction derselben die Schwere des Apparates und dessen
Wirkungsweise maassgebend.
Je flacher die Küsten verlaufen, desto höhere Lage muss das Zeit-
signal erhalten, um möglichst weit gesehen zu werden.
Fig. I gibt ein allgemeines Bild von der Zeitballstation in Bremer-
hafen, Auf einem Betonfundament erhebt sich eine aus starkem Eisenblech
construirte Säule von 24 Mtr. Höhe, innerhalb welcher drei hölzerne Säulen
bis zur Plattform führen, von denen eine stärkere
den eigentlichen Träger des Systems und zwei
schwächere eine Steigvorrichtung bilden. Das Zeit-
signal wird zu einer bestimmten Tageszeit (12 Uhr
Mittags) in der Weise gegeben, dass mit dem Ein-
tritt dieser Zeit eine grosse Kugel B (Zeitball)
durch Auslösung einer Fangvorrichtung zum Fall
gebracht wird. Dieser Zeitball besteht aus einem
mit Segeltuch überzogenen Eisengerippe von l'5 Mtr.
Durchmesser und ist etwa 70 Kgr. schwer. Zur
Führung desselben dienen drei in den Ecken eines
gleichseitigen Dreiecks aufgestellte, durch den Ball
selbst gehende eiserne Stangen. Am Aufhänge-
punkte hat der Ball eine eiserne Oese, in welche
kurze Arme einer über demselben senkrecht
hängenden Scheere derart eingreifen, dass dieselben
durch den an den längeren nach oben gerichteten
Scheerenarmen ausgeübten Zug tiefer in die Oese
eingeführt werden , in entgegengesetzter Kraft-
wirkung aber die Oese frei geben und den bis
dahin festgehaltenen Ball fahren lassen. Diese ent-
gegengesetzte Kraft wird durch einen über der
Scheere angebrachten Fallklotz ausgeübt. Die Achse
der Scheere ist am eisernen Scheerenträger be-
festigt, dessen untere Fläche an zwei genau gegen-
überstehenden Punkten auf kürzeren, hakenförmigen
Armen zweier Hebel ruht, deren längere, wagerecht
gerichteten Arme durch Gewichte so balancirt sind,
dass sich die Scheere mit dem daran hängenden
Ball nicht freiwillig senken kann. Scheere, Fallklotz
und Balancier können an entgegengesetzt ange-
brachten Leitrollen durch Taue in ihre richtige
Lage eingerückt werden. Wird das Tau des Fall-
klotzes frei gelassen, so wirkt derselbe in seinem Fall so auf die Scheere,
dass der Zeitball frei wird und abfällt. Derselbe durchfällt eine Höhe von
3 Mtr. und wird dann durch einen Buffer gehemmt.
Zur Wiedereinrückung des Apparates wird zunächst der Fallklotz am
Tau aufgezogen, dann werden die langen Arme des Balanciers gehoben, so
dass der Scheerenträger frei wird. Derselbe gleitet auf den Ball, der durch
Anziehen des Scheerentaues wieder in die rechte Lage zurückgeführt wird,
während der Scheerenträger die beiden Haken des Balancirhebels passirt
und sich von oben auf dieselben legt.
Das Tau des Fallklotzes führt nach einer im unteren Räume der
eisernen Säule auf dem Betonklotze befindlichen Windetrommel mit gezahnter
Scheibe, in welche ein horizontal liegender zweiarmiger Sperrhebel eingreift,
der das Abrollen des Taues verhindert. Das Ausheben dieses Sperrhebels
erfolgt durch einen Auslösehammer mittelst des elektrischen Stromes, ent-
weder in directer Verbindung des Elektromagneten mit der betreffenden
202
Sternwarte oder durch Vermittlung einer dem Zeilball nahe liegenden Tele-
graphenstation. Dass der Stromkreis zu diesem Zwecke durch die astro-
nomische Uhr der Sternwarte direct geschlossen werden kann, wird der
Zufügung kaum bedürfen.
Um die erfolgte Auslösung, resp. die richtige Abgabe des Zeitsignals
zu controliren, wird der elektrische Strom nicht unmittelbar hinter den
Elektromagnetwindungen, sondern erst hinter einem mit dem gedachten
Buffer in Verbindung stehenden Leitungscontact zur Erde geführt. Dieser
Contact ist so angeordnet, dass die Leitung bei freiliegendem Buffer ge-
schlossen, unter dem Gewichte des darauf ruhenden Zeitballs aber geöffnet
ist. Sobald derselbe durch seinen Fall mit dem Buffer in Berührung tritt,
wird also der bis dahin zu erhaltende Auslösungsstrom unterbrochen, und
der Eintritt dieser Unterbrechung zeigt die wirkHch erfolgte Abgabe des
Zeitsignales an.
Fehlsignale kommen im Ganzen bei dieser Einrichtung und unter
unseren klimatischen Verhältnissen äusserst selten vor.
Als Haupthinderniss des sicheren Betriebes ist der Feuchtigkeitsgehalt
der Luft zu betrachten. Im Frühjahr und Herbst werden an den Küsten
alle Eisentheile durch wässerige Niederschläge oft so glatt, dass die Scheeren-
haken, wegen Mangels an Reibung, den Ball schon bei der geringsten Er-
schütterung des Apparates fahren lassen; während im Winter der Rauhfrost
oft den ganzen Apparat: Stangen, Rollen, Taue etc., in dicker Kruste
bedeckt, welche sich nach dem Abklopfen etc. sofort wieder bilden und
jede Bewegung unmöglich machen soll.
Eine ähnliche Einrichtung hat die Western Union Company (amerika-
nische Telegraphen-Gesellschaft) auf dem Gebäude ihrer Centralstation in
New-York angebracht, wodurch der ganzen Stadt der Eintritt der Mittags-
stunde signalisirt wird, also allgemein Gelegenheit zur Regulirung der Uhren
gegeben ist.
Dieser zur allgemeinen Benutzung gestellte Zeitball wird vom Obser-
vatorium in Washington bedient. Ausserdem 'erhält eine Reihe mit dem
Hauptgebäude der Western Union Telegraph Company durch Leitungen
verbundener Abonnenten die Zeit besonders zugeführt. Dazu dient eine in
den Geschäftsräumen dieser Gesellschaft aufgestellte sehr grosse elektrische
Pendeluhr, deren Gang mittelst Chronograph*) mit der Uhr des Obser-
vatoriums Washington verglichen wird.
Durch besondere Vorrichtung werden die Pendelschläge (Secunden-
schläge) dieser Uhr den Abonnenten auf elektrischem Wege hörbar gemacht
und zwar aus dem Ankeranschlage des Elektromagneten, wogegen die vollen
Stunden und Viertelstunden durch Glockenschläge angezeigt werden, erstere
durch die der Stundenzahl entsprechenden, letztere durch resp. ein, zwei
und drei Schläge, wobei ein Controlapparat auf der Centralstelle die Gleich-
zeitigkeit des Anschlagens aller bei den Abonnenten aufgestellten Glocken-
apparate prüft.
Im Weiteren wird der Beginn jeder Minute durch kurz vorher ein-
tretendes Aufhören der regelmässigen Ankerbewegung (Ticktacks) angezeigt,
und der Schluss jedes Zeitraumes von fünf Minuten markirt sich durch eine
Pause von 20 Secunden.
Alle diese Angaben erfolgen automatisch durch Schliessen und Oeffnen
der Stromkreise ununterbrochen Tag und Nacht.
"') Dieser Chronograph besteht aus zwei Elektromagneten mit Papierfiihrung und
zwei über denselben Papierstreifen gleitenden Stiften. Einer dieser Elektromagnete wird
durch die New-Yorker Uhr alle zwei Secunden geschlossen ; der andere während gleicher
Zeit durch die Uhr in Washington. Haben beide Uhren übereinstimmenden Gang, so er-
Fcheinen die Eindrücke auf dem Papierstreifen in stets gleichen Intervallen.
203
Auf dem Erdball befinden sich gegenwärtig 104 Zeitsignalstationen.
Von diesen haben:
67 Stationen Zeitbälle,
19 „ andere optische Signale,
14 „ Kanonenschüsse,
4 „ Uhren, daher
104 Stationen.
Die ausser den Zeitbällen angewendeten optischen Signale sind aus
physiologischen und psychologischen Gründen nicht gut brauchbar. Das
Verschwinden eines Objectes vor dem Auge muss einen längeren Zeitraum
in Anspruch nehmen, um einen bestimmten Eindruck zurückzulassen : ist
der Eindruck ein nur flüchtiger, also nicht lange genug, so weiss man nie,
wie lange es seit dem zu markirenden Zeitpunkte bis zu der an ihn ge-
knüpften Verrichtung gedauert hat, Klappen, Flaggen, Semaphore etc. etc.
sind daher für Zeitbälle kein richtiger Ersatz. Wenn der Zeitball fällt, so
verfolgt der Sinn das in Bewegung befindliche Object und man schätzt un-
willkürlich und dennoch richtig die Dauer der allerdings kurzen Fallbewegung.
Akustische Signale variiren mit der Entfernung und Windrichtung.
Uhren sind auch unbequem zu benutzen, obwohl sie den Vortheil haben,
dass man die Einstellung nach den Anzeigen derselben ruhiger vor-
nehmen kann.
DerZeitball aufdem Seemannshause Peters des Grossen
zu Riga. Der Ball in Riga besteht aus sechs halbkreisförmigen Lamellen
von Eisenblech, welche in Winkeln von 60^ um einen cylindrischen Kern
gruppirt sind. Das Gewicht eines solchen Balles ist immerhin ein beträcht-
liches und muss eigene Vorsicht gebraucht werden, ^damit der Fall die
Gebäude nicht erschüttere.
Man wählt einen Mechanismus, der die Fallkraft zu vermindern im
Stande ist.
In Riga, wo unter einem Breitengrade von 57O alle mögliche Gegen-
wehr gegen atmosphärische Unbill ergriffen werden musste, hat man manchen
hübschen Kunstgriff in die Construction des Zeitballes einzuflechten ver-
standen. Wir folgen bei der Darstellung dieser Anlage den Ausführungen
des Ingenieurs R aas che sen., welche nach einem Vortrage desselben uns
in der „Rigaer Industrie-Zeitung" zur Hand sind.
Um den Fall des Zeitballes für das Gebäude des Seemannshauses
unschädlich zu machen, hat man denselben an einem Seile befestigt, welches
auf einer schneckenförmigen Aufwindewalze aufgewunden wird, wenn der
Ball fällt. Die W^alze ist in Fig. 2 dargestellt ; sie bildet zwei Kegel, die
mit ihren Stumpfflächen bei x y sich berühren, und geht der Schneckengang
des einen Kegels ohne Unterbrechung in den aufsteigenden des anderen über.
Bei X y ist das Seil, und zwar in der Mitte seiner Länge befestigt.
Das eine Ende desselben ist mit dem Zeitball, das zweite mit einem regulir-
baren Gegengewicht verbunden. Das den Zeitball tragende Ende wickelt
sich, da es auf grossen Gängen der Walze ruht, fast ohne jeden Verlust
der Fallgeschwindigkeit ab, während das links von x y sich aufwindende
Gegengewicht mit einer kleineren Geschwindigkeit beginnt und mit der
grössten Gegenwirkung aufhört. Es ist diese ingeniöse Einrichtung eine
sich von Moment zu Moment ändernde Demonstration des „Rades an der
Welle".
Diese Walze würde aber zur Verminderung der Geschwindigkeit nicht
allein hinreichen, da die Trägheit der schweren Masse derselben durch den
intensiven Zug des fallenden Balles die Wirkung des Gegengewichtes zum
grössten Theil aufheben würde. Zu diesem Zwecke wird noch ein Wind-
204
flügel W W, der auf der Aufzugwalze sitzt, verwendet und dieser erfüllt nach
den angestellten Versuchen den mit ihm beabsichtigten Zweck vollkommen.
Um den ersten Impuls des Fallens des Zeitballes nicht im Geringsten
durch das Gegengewicht zu beeinträchtigen, liegt das herabgesenkte Gegen-
gewicht auf einer in ihrer Höhe regulirbaren Unterlage, während das Seil
schlaff herunterhängt.
Fig. 2.
<iy//-.MZiiay/'X>y///i^/yiiy///////////^^^^^
Die Anfangsgeschwindigkeit und die Dauer des Fallens hängen daher
nur allein von der Anordnung des regulirbaren Gegengewichtes ab.
Die ganze Zeitballvorrichtung besteht aus :
1. dem Zeitball am Mast auf der Plattform des Thurmes (Fig. 3) ;
2. der Aufzugwinde mit dem elektrischen Auslöse-Apparat und dem
Gegengewichte im Inneren des Thurmes (Fig. 2, 4 und 5);
3. der Aufzug- Warnungsglocke (im Thurme) ;
4. dem Meldecontact für das geschehene Fallen des Balles (im Thurme) ;
5. dem Auslöse-Tableau im Conferenz-Zimmer (Fig. 6) [Bel-Etage),
enthaltend :
a) die Stöpselklemme a und den Stöpsel a' zum Einschalten der Batterie
und die Batterie :
205
d) den Stromprüfer ;
c) das Galvanoskop ;
d) den Drücker;
e) den Wecker mit der Drahtleitung durch das Haus zum Auslöse-Apparat
im Thurme, zum Meldecontact daselbst und zurück durch das Haus
zum Wecker.
Construction des Zeitballes und seiner Führung. (Fig. 3.)
Die Achse des als Kugel erscheinenden Zeitballes fällt mit der Achse des
_. tragenden Mastes zusammen und ist
Flg. 3. ^
auf diesem vertical verschiebbar.
Deshalb ist der Mast in seiner Länge
mit einer verticalen Führung, be-
stehend aus drei parallel liegenden
Winkeleisen, versehen, so dass die
Winkeleisen mit ihren Schenkel-
Enden dem Mast zugekehrt sind und
oben und unten von starken Eisen-
ringen getragen werden. Hierauf
hängt verschiebbar der Kern des
Balles, bestehend aus drei inneren
und drei äusseren Ringen, zusammen-
gehalten durch entsprechend lange Zugstangen, gleich-
sam einen Cylinder bildend, in welchem Führungs-
kloben mit entsprechenden Nuthen mit den drei Winkel-
eisen correspondiren , letztere also als Führung des
Kernes dienen.
Jeder äussere Ring ist mit sechs gleichmässig im
Kreise vertheilten Oesen versehen zur Aufnahme der
sechs Stück halbkreisförmigen Lamellen aus dünnem
Eisenblech. Zur Erreichung der erforderlichen Steifig-
keit sind die Lamellen mit Winkeleisen kleinster Sorte
umrandet und zur stabilen Stellung je zwei Lamellen
am Aequator durch Haken, ein Sechseck bildend, ver-
bunden.
Ueber der Führung am Mast befindet sich die
Leitrolle für das getheerte Tau, welches den Ball trägt,
und zwar spaltet sich letzteres kurz über dem Ball bis
nach dem untersten Ringe des Kernes, und sind dort die
beiden Enden des Taues diametral befestigt zur mög-
lichsten Verringerung des seitlichen Zuges. Das über
die Rolle geführte Tau führt dann nach unten in den
Thurm hinein bis zur Aufzugwinde.
Jede Lamelle ist mit drei Haken in die betreifenden
Oesen am Kern eingehängt und durch Splinte versichert,
— kann also jederzeit bequem abgenommen werden.
Der untere, die Schienen tragende Ring ist mit
drei Gummibuffern, welche jederzeit ergänzt werden
können, versehen, zur Verminderung des Stosses beim Fallen des Balles.
DieAufzugwinde (Fig. 2 und 4) hat die Form einer Kabelwinde
mit einfacher Uebersetzung. Die Kurbelwelle trägt ein kleines Zahnrad, das im
Eingriff steht mit einem solchen von 5*3mal grösserer Zähnezahl. Die Achse
dieses grösseren Zahnrades bildet zugleich die Achse der Windetrommel,
aber in Form eines oben bereits beschriebenen Doppelkegels mit Seilnuth.
Das Sperr-Rad befindet sich auf dem dem Angriffspunkte entgegengesetzten
Ende der Kurbelwelle ausserhalb des Gestelles fest, und daneben noch ein
Buffer
ao6
zweischenkeliger Sperrhebel zv zv lose auf derselben Welle ; der kürzere
Schenkel trägt den in das Sperr-Rad eingreifenden Sperrkegel y.
Der Sperrkegel ist also nicht wie gewöhnlich bei der Winde am
Gestell befestigt, sondern dreht sich mit dem Sperrhebel und kann nur
dann das Sperr-Rad festhalten, wenn auch der Sperrhebel an der Drehung
behindert wird.
Fig. 4-
V/M/M//<Mm////Mii(My//MMm!W////////X^^^^^^
Durch diese Construction wird die Reibung des durch Elektricität
auszulösenden Sperrkegels um so viele Male verringert, als der Abstand
des Sperr kegeis von der Wellenachse kürzer ist als der Sperrhebel-
schenkel lang ist, nämlich i : 3. Beide Schenkel tragen zugleich verstellbare
Windfangflügel.
Fig. 5.
Der lose Sperrhebel mit Windfang bietet ausserdem den Vortheil der
Verminderung des Stosses bei Beendigung der Drehung, indem dei selbe sich
nachdem noch frei mit seiner Schwungkraft drehen kann.
Unter diesem Gesperre ist auf der Bockwand gesondert befestigt eine
Platte mit
Dem elektromagnetischen Auslösemechanismus
(Fig. 4 und 5) nach der Construction der Siemens'schen Eisenbahn-
Strecken-Läutewerke mit doppelter Falle (ohne Fallgewicht), jedoch fehlt
hier die selbstthätige Einstellung des Fallhebels.
207
Der Fallhebel A, Fig. 4 und 5, ist mit einer Nase A' versehen zum Fest-
halten des Sperrhebels, also auch der daran befestigten Sperrklinke ; zu diesem
Zwecke muss der Fallhebel A in der horizontalen Lage auf der Fallet (Pig'- 5)
eine Unterstützung finden dadurch, dass letztere [ß) durch den Haken C
mittelst der Spannfeder D (Fig. 5, links) festgehalten wird. Die Verlängerung
des Hakens nach unten über seinen Drehpunkt hinaus trägt den Anker eines
Elektromagneten. Die Hebel A und B müssen im freien Zustande das Be-
streben haben, nach unten zu fallen, zugleich muss auch der Haken C ohne
Wirkung des Elektromagnet-Ankers durch die Zagfeder D nach rechts bis
zu seinem regulirbaren Anschlage £ getrieben werden.
Wie oben bereits angedeutet, ist das Tau mit seiner Mitte in der
Mitte des Doppelkegels befestigt und ist stets die eine oder die andere
Hälfte aufgewickelt; befindet sich der Ball unten, so ist die Tauhälfte mit
dem Ball frei und soll zum Heben des letzteren aufgewickelt werden, so
dass das Gegengewichts-Ende frei wird.
Zu diesem Zwecke wird der Hebel A mit seinem Handgriff /% Fig. 5,
gehoben und auf die Fallklinke d des Hebels B mittelst des halbrunden
Stiftes Cq gelegt; durch diesen Druck auf^^letzteren hebt sich auch der
Hebel B und wird durch den Haken C in horizontaler Lage gehalten, so-
dann der Sperrhebel gegen die Nase Df des Hebels A gedreht, wobei sich
ein kleiner federnder Sperrkegel G gegen den Rücklauf des Sperrhebels
beim Aufwinden stellt.
Jetzt kann das Aufwinden beginnen, aber nur so weit, bis eine Glocke
im Thurme, die Warnungsglocke, die richtige Höhe des Balles meldet. Die
Glocke wird durch einen Draht, welcher oben an der höchsten Stelle durch
den Ball angezogen wird, in Bewegung gesetzt, wie jeder gewöhnliche
mechanische Glockenzug.
Wird nach dem Heben des Balles ein galvanischer Strom durch den
Elektromagnet H geschickt, so zieht der Anker den Haken C zurück mit
Ueberwindung der Spannfeder D, der Hebel A kann dann durch seinen
Druck die Fallklinke d nach unten drücken, wobei die Auflagekante der
Fallklinke d den Bogen i bis 2, und der Tragstift C des Hebels A den
Bogen 5 bis 4 beschreibt ; im Kreuzungspunkte beider Bogen fällt der
Hebel A ab ; dadurch wird der Sperrhebel frei und die Last des Zeitballes
wirkt auf das Tau, so dass solches durch die Drehung der Schnecken-
trommel sich abwickelt. Zugleich wickelt sich das Gegengewichtstau auf
und hebt das Gegengewicht, welches dabei progressiv zunehmenden Wider-
stand leistet.
Damit der Hebel A bei seinem heftigen Herunterfallen nicht durch
einen Rückschlag in die Höhe springt und dabei gegen den herumgeschleu-
derten Sperrhebel schlägt, wodurch das Brechen irgend eines Theiles statt-
finden könnte, ist am Schrank der Winde die Arretirungsfeder K (Fig. 4)
befestigt zum Zurückhalten des Hebels 7^
DasAuslösungs-Tableau im Conferenz-Zimmer ist,
wie bereits oben angedeutet, eine Zusammenstellung von der Batterie mit
dem Batterie - Einschalter a, dem Stromprüfer, dem Galvanoskop, dem
Drücker und dem Wecker. (Fig 6.)
Die Batterie besteht aus sechs kleinen Leclanche-Elementen ; sie ist
placirt in einem Schrank, welcher zugleich die Chronometer aufnimmt und
unter dem an der Wand hängenden Tableau steht, so dass der Beobachtende
bequem die Chronometer beobachten und zu gleicher Zeit das zum Frei-
machen des Balles erforderliche Drücken ausführen kann. Wegen des Um-
standes, dass hier die während 24 Stunden erforderliche Thätigkeitsdauer
der Elektricität nach Secunden zu zählen ist, ist das hierzu geeignetste das
Leclanche-Element, welches nur kurze Arbeitszeit und längere Pausen zum
208
Erholen bedingt, um g — 12 Monate und auch wohl länger ohne Ergänzung
benutzt werden zu können.
Deshalb muss auch jedem durch Zufälligkeiten oder Unkenntniss ent-
stehenden längeren Kettenschluss vorgebeugt werden, und zwar ist dies
erzielt durch einen zum Arbeiten nothwendigen Stöpsel a' für die Lücke a
als Batterie-Einschalter, welcher nach geleisteter Arbeit wieder entfernt
werden muss ; fehlt dieser Stöpsel im Tableau, so kann überhaupt kein
galvanischer Strom erzielt werden.
Zum Prüfen der Batterie dient der Stromprüfer und das Galva-
noskop.
Fig. 6.
Ersterer besteht aus einer kreisrunden Scheibe von Elfenbein, welche
durch eine Kurbel um 180^ gedreht werden kann und auf der der Kurbel
entgegengesetzten Seite der Peripherie mit einem Metallsegment belegt ist,
um, wenn die Kurbel nach unten gedreht wird, die metallische Verbindung
zwischen zwei zu beiden Seiten liegenden Contactfedern x und x' herzu-
stellen. Der Strom geht dann von der Batterie durch die Klemme b, den
Stromprüfer, das Galvanoskop und von dort über die durch den Stöpsel a'
geschlossene Klemme a zur Batterie zurück. Dabei muss der Zeiger des
Galvanoskops den der erforderlichen Stromstärke entsprechenden Ausschlag
geben. ,
Dadurch, dass die Kurbel nach unten steht, wird von derselben der
Knopf des Drückers bedeckt und einem zufälligen unzeitgemässen Benutzen
desselben vorgebeugt. Aus diesem Grunde kann der Strom auch nicht durch
den Wecker und die Hausleitung gehen.
Soll die zum Auslöse-Mechanismus durch das Haus führende Leitung
benutzt werden, dann wird die Kurbel wieder in die Höhe geschlagen,
wodurch der Drückerknopf zur Benutzung frei wird. Durch Niederdrücken
des Knopfes schliesst sich ein darunter liegender Contact und schaltet
den Wecker mit der zum Thurme führenden Leitung ein ; in Folge hiervon
wird der Auslösungs-Magnet an der Aufzugwinde im Thurme thätig und
löst den Sperrhebel aus, wodurch der Ball frei wird. Wird der Finger-
druck auf den Knopf r beibehalten, so bleibt die Leitung so lange ge-
schlossen, bis der Zeitball an seinem Auflagepunkte angekommen ist. Bei
209
Berührung der Rufiferunterlagen wird aber eine in den Thurm führende
Stange etwas heruntergedrückt und dadurch der Meldecontact dem bis
dahin reichenden Drahtleitungskreise geöffnet, wodurch das Läuten des
Weckers stattfindet, denn die Nebenleitung des Selbstunterbrdchers im
Wecker ist geöffnet — ein Zeichen, dass der Ball sein Ziel erreicht hat.
— Hiernach kann der Knopf wieder entlastet werden, indem die verlangte
Arbeit geleistet ist.
Der Strom macht bei diesen Vorgängen folgenden Weg : (Fig. 6)
von der Batterie zur Klemme b, in die Klemme c des Weckers durch d, e,
Leitung, Meldecontact g, Leitung, Elektromagnet H, (Fig. 5) Leitung,
Klemme z, k, (Fig. 6) Wecker-Elektromagnet, Klemme /, m, Drücker-
contact n, o, Galvanoskop J) mittelst des Stöpsels geschlossener Klemme a
und zurück zur Batterie.
Beim Oeffnen des Meldecontactes durch den Ball ist die ganze Leitung
zwischen Wecker und Zeitball geöffnet, also ohne Strom; letzterer wird
daher, so lange die Leitung im Drücker geschlossen, durch den Selbst-
unterbrecher intermittirend wirken, statt durch die Thurmleitung zu gehen,
und dadurch den Anker mit dem Glockenhammer in Bewegung bringen,
also läuten: das Zeichen von der Ankunft des Balles. — Es wird daher
auch, so lange der Ball unten liegt, bei eingeschalteter Batterie und Drücken
des Knopfes stets läuten. Auch selbst in dem Falle, wenn die Hausleitung
beschädigt worden, wird bei Anwendung des Drückers der Auslösemagnet
versagen, aber der Wecker sofort in Thätigkeit sein, vorausgesetzt, dass
die Batterie kräftig genug ist ; dies ist dann also auch das Zeichen einer
Störung in der Leitung.
Die Handhabung der ganzen Einrichtung geschieht nach dem
Erklärten in folgender Weise:
Da im Interesse der Seeleute die Zeit um i Uhr gegeben wird, prüft
vor 12 Uhr 45 Min. der beobachtende Beamte die Zuverlässigkeit der
Batterie dadurch, dass nach dem Placiren des Stöpsels a' zum Einschalten
der Batterie die Kurbel des Stromprüfers nach unten gedreht wird bis zur
Deckung des Drückers r, wobei der Zeiger des Galvanoskops den erfor-
derlichen Ausschlag geben muss ; danach wird die Kurbel wieder nach
oben zurückgedreht, wodurch der Apparat zur Functionirung hergestellt ist.
(Bemerkung. Es ist wohl darauf zu achten, die Kurbel nicht
bis zum Fallen des Balles nach unten stehen zu lassen, indem durch
den mindestens 15 Minuten andauernden Kettenschluss die Batterie
viel an Kraft verlieren würde und leicht den Dienst versagen könnte ;
daher ist zur grösseren Sicherheit anzurathen, bis kurz vor dem Aus-
lösen des Zeitballes den Apparat zu entstöpseln.)
Um selbst auch das Heben des Balles auf halbe Höhe, ziemlich
genau, um 12 Uhr 45 Min., auszuführen, muss der Ball schon einige Minuten
vorher um eine Kurbeldrehung angehoben und der Fallhebel eingehängt
sein, damit der Beobachtende um die genaue Zeit durch Drücken auf den
Knopf das Signal dazu nach oben geben kann, indem der Fallhebel dadurch
ausgelöst wird — ein ganz sicheres akustisches und optisches Mittel.
Hierzu ist aber, damit der Ball nicht zurückfalle, die Kurbel an einer
Sicherheitskette zu befestigen. Danach hebt der bereitstehende Mann den
Ball auf halbe Höhe, wozu am Tau eine Höhenmarke befestigt ist. Der
Beobachtende entstöpselt den Apparat bis 12 Uhr 54 Min. und gibt genau
12 Uhr 55 Min. auf eben dieselbe Weise das Signal, worauf der Ball nach
nochmaliger Einhängung des Fallhebels wiederum angehoben wird, bis die
Warnungsglocke ertönt — das Zeichen der erreichten erforderlichen Höhe
— und die Windekurbel wird abgezogen. Höher hinaufgezogen würde der
Ball sich festklemmen oder wohl gar das Tau reissen.
14
210
Nach nochmaliger Entstöpselung von 3 — 4 Minuten und darauf her-
gestelltem Kettenschluss stellt sich der Beobachtende vor das Tableau (wo
auch die Chronometer stehen), hält den Finger auf den Drücker bereit,
ohne zu drücken und drückt, bei Verfolgung des Secundenzeigers durch
Zählen der Secunden, genau um i Uhr den Drücker ein, jedoch bleibend,
bis der Wecker ruft. Dies ist das Zeichen, dass der Ball gelöst ist und
richtig auf seiner Unterlage ruht; hiernach ist die Function als beendet zu
betrachten, also auch der Batteriestöpsel a' zu beseitigen.
Sollte jedoch durch irgendwelchen Umstand in der Zeitangabe ein
Fehler eingetreten sein, sei es durch Versagen des Mechanismus oder durch
einen Fehler in der Handhabung, so wird danach eine rothe Flagge auf-
gehisst, als Zeichen, dass die Zeitangabe ungiltig sei.
Durch die progressiv abnehmende Geschwindigkeit erfordert der Ball
freilich längere Fallzeit (2'5 — 5*5 Secunden*), jedoch ist nur die (keines-
wegs verminderte) Anfangsbewegung für die Beobachtung maassgebend.
Nach dieser Erklärung der Manipulation ist noch als Ergänzung der
zu Anfang dargelegten schwierigen genauen Beobachtung hinzuzufügen, dass
das Heben des Balles zu möglichst genauer Zeit (12 Uhr 45 Min. und
12 Uhr 55 Min.) auch schon zum Vergleich der Uhren benützt werden kann,
um vor I Uhr bis auf wenige Secunden Unterschied dem Moment des Fallens
entgegen zu sehen, welches der Beobachtung eine grosse Erleichterung bietet.
Bernstein's Um- und Abschalter für Glühlampen.
Kürzlich hat Alexander Bernstein in London ein Patent (für Deutsch-
land Nr. 37782, vom 16. Februar 1886 ab) erlangt auf eine neue An-
ordnung eines elektrischen Umschalters, welcher benutzt werden soll, wenn
eine grössere Anzahl elektrischer Apparate, namentlich Glühlampen, hinter-
einander in eine gemeinsame Leitung eingeschaltet sind, zeitweise aber theils
einzelne Lampen, theils ganze Gruppen von Lampen aus dem Stromkreise
ausgeschaltet werden müssen. Dies pflegt für gewöhnlich dadurch zu ge-
schehen, dass einfach die einzelne Lampe, bezw. die ganze Gruppe kurz-
geschlossen wird. Wenn dabei aber in den kurzgeschlossenen Theilen der
Leitung Veränderungen und sonstige Arbeiten voi genommen werden müssen,
so kann dies mit Gefahren verknüpft sein, sobald in der Hauptleitung ein
Isolationsfehler auftritt.
Besser ist es daher, wenn in solchen Fällen anstatt des die Kurz-
schliessung bewirkenden Umschalters ein Abschalter angewendet wird,
welcher die betreffende Gruppe oder die einzelne Lampe ganz von der
Hauptleitung abschaltet und isolirt. Dies thut der von A, Bernstein an-
gegebene Apparat, und zugleich verhütet derselbe, dass die bisher isolirt
gewesene Nebenleitung in die Hauptleitung wieder eingeschaltet werden
kann, falls die Nebenleitung etwa unterbrochen wäre. Es würde dazu
schon für ausreichend erachtet werden können, wenn eine Vorrichtung
vorhanden wäre, welche die mit der Wiedereinschaltung beauftragte Person
davon unterrichtete, wann die Nebenleitung unterbrochen ist, und sie so
warnte, die Einschaltung zu vollziehen und dadurch die ganze Leitung zu
unterbrechen. Vollkommener aber ist es, wenn der Apparat selbst in diesem
Falle die Wiedereinschaltung verhindert.
Der Abschalter löst seine Aufgabe durch einen Hebel H, welcher sich
im Kreise um eine verticale Achse Z dreht ; an Stelle des Hebels H könnte
aber auch ein Schieber angewendet werden, welcher sich in einer be-
liebigen Richtung bewegt.
*) Durch Witterungsein flüsse.
211
Die Achse Z des Hebels H befindet sich in der Mitte einer runden
Büchse Y aus isolirendem Material und seine Länge gleicht dem Durch-
messer der Büchse. Bei seiner Drehung bewegt sich der Hebel mit seinen
beiden Enden auf dem Rande der Büchse Y hin, indem er sich unter ent-
sprechendem Druck auf denselben anlegt. In diesen Rand sind aber drei
Metallstücke B, C, D von verschiedener Länge eingelegt, welche der
Hebel Ji in den beiden Stellungen i und 2 leitend miteinander verbindet,
während er in der Stellung 3 mit beiden Enden auf isolirenden Theilen des
Randes aufliegt.
Die Hauptleitung Jj L, welche als Strassenleitung einer elektrischen
Beleuchtungsanlage gedacht werden möge, ist an die beiden Schrauben b
und d geführt und durch sie mit den Metallstücken B und D vereinigt.
Ji
Das eine Ende Aj der Nebenleitung, welche die Glühlampen in einem Hause
enthalten mag, ist mittelst der Schraube k-^ an der Büchse befestigt; das
zweite Ende N^ derselben ist durch ein Loch n in die Büchse hinein-
geführt, schliesst sich an die Bewicklung der Rollen eines Elektromagnetes M
an, tritt dann durch das Loch r wieder aus der Büchse Y aus und wird
an ihr durch die Schraube k^ festgehalten. Auf den Metallstücken ^ und/?
ruhen die federnden Enden zweier Blattfedern F-^ und F^, welche leitend
mit den Schrauben k-^ und k^ verbunden sind und demnach die beiden
Enden der Nebenleitung N-^ N^ bis zu B und D fortsetzen. Diese Federn
sind für gewöhnlich dem Rande der Büchse angepasst, in der Abbildung
aber der grösseren Deutlichkeit wegen unter einem Winkel gezeichnet.
Wenn der Hebel H in der Stellung 3 sich befindet, welche mit dem
Woi te „An" beschrieben ist, weil sie das Brennen der Lampen anzeigt, so
ist nach dem oben Gesagten der Stromweg zwischen den beiden Theilen
der Hauptleitung LL durch die Nebenleitung A\ A^g geschlossen; nämlich
von b nach B, F^, k-^, N-^ iVg, durch M nach k^ und über F^ und D
nach d. Hauptleitung und Nebenleitung sind hintereinander geschaltet.
Der Hebel H ist auf seinen beiden Enden noch mit zwei entsprechend
geformten Platten G aus isolirendem Material belegt, und wenn der Hebel H
in die Stellung i gebracht wird, so verbindet der metallene Hebel H die
Stücket und/), d. h, die beiden Zweige der Hauptleitung iZ unmittelbar
miteinander, seine beiden Enden aber treten unter die beiden Federn F-^
und F^, isoliren sie gegen B und D, so dass jetzt die Nebenleitung A^^ N^
von der Hauptleitung L L abgeschaltet ist und die Lampen in der
14*
212
Hausleitung erlöschen, was das der Stellung i beigesetzte Wort „Aus"
anzeigt.
Wenn später die Nebenleitung wieder in die Hauptleitung einge-
schaltet und dazu der Hebel // von l nach 3 bewegt werden soll, so muss
verhütet werden, dass er bis in die Stellung 3 gebracht werden kann,
wenn die Nebenleitung unterbrochen ist. Dies geschieht, indem der Hebel H
bei der zwischen l und 3 liegenden Stellung 2 bereits die Nebenleitung
einschaltet, ohne aber die Schliessung der Hauptleitung durch den Hebel H
schon aufzuheben. Deshalb wird der isolirende Steifen zwischen den beiden
Metallstücken B und C schmäler sein müssen, als der metallene Hebel H selbst.
B und C aber sind noch durch einen Widerstand R von angemessener
Grösse miteinander verbunden. Wenn nun die Nebenleitung N^ N^ in
Ordnung ist, theilt sich bei der Stellung des Hebels H auf 2 der Strom
in zwei Zweige, von denen der eine den Widerstand R, der andere den
Elektromagnet M durchfliesst und bewirkt, dass derselbe seinen Anker A
anzieht, welcher sich um die Achse XX dreht. Ist dagegen die Neben-
leitung N-^ iVg unterbrochen, so geht der Strom ungetheilt durch R, der
Anker des Elektromagnetes M wird nicht angezogen und muss verhindern,
dass der Hebel j? bis in die Lage 3 gebracht werden kann.
Zu diesem Zwecke ist der Ankerhebel, welcher etwas federt, ver-
längert und an seinem Ende mit einem nach oben gerichteten Stifte s aus-
gerüstet. Bei der Bewegung von 2 nach 3 stösst der Hebel // kurz vor
seinem Eintreffen in der Stellung 3 an den Stift s an, wenn derselbe hoch
steht, weil der Anker A vom Elektromagnete nicht angezogen ist ; da-
gegen kann der Hebel ungestört über den Stift hinweggehen, wenn letzterer
sich zu Folge der Anziehung des Elektromagnetes zugleich mit dem Anker
gesenkt hat. Der Hebel H kann daher nur in die Stellung 3 gebracht
werden, während die Nebenleitung N-^ N^ ununterbrochen ist.
Der vorstehend beschriebene Umschalter leidet insofern noch an einer
Unvollkommenheit, als er, wenn er bei einfer grösseren Anzahl einzelner
Lampen angewendet wird, eine der Zahl der Lampen gleiche Zahl von
Elektromagneten in die Leitung einschaltet, während die Lampen brennen ;
während dieser Zeit sind aber gerade die Elektromagnete gar nicht nöthig und
bringen demnach einen unnützen Widerstand von ziemlicher Grösse in die
Leitung. Von dieser Unvollkommenheit würde sich der Umschalter indessen
ganz leicht befreien lassen. Man hätte nämlich nur dafür zu sorgen, dass
der Hebel H, während er sich in der Stellung 3 befindet, eine Kurz-
schliessung zu den Rollen des Elektromagnetes M herstellt, was in ver-
schiedener Weise sich ganz leicht ausführen lässt. E. Z.
Unterseeisches Boot.
In den letzten Tagen des vorigen Jahres beschäftigten sich die eng-
lischen Fachzei*.ungen viel mit einem neuen unterseeischen Boote, welches
von Mr. Andrew Kamp bell erdacht und im Vereine mit den Mrs. Edward
Wolesley und C. E. Lyon ausgeführt wurde. Dasselbe wurde in Gegen-
wart des Lord Beresford, des Generals Collingwood und anderer
Autoritäten in den West India-Docks erprobt. Wir geben hier eine Be-
schreibung dieses Bootes, von dem die nachstehenden Figuren ein an-
näherndes Bild bieten. Dasselbe ist 18-29 Mtr. lang und hat mittschiffs
einen Diameter von 2-44 Mtr., ist von cigarrenförmiger Gestalt, an
beiden Enden zugespitzt und hat an seiner Oberseite ein etwas er-
habenes , centrales Deck , über welches sich der 0-305 Mtr. hohe
und 0*380 Mtr. im Durchmesser fassende und mit vier Lichtlinsen
213
versehene Commandothurm erhebt. Den Zugang zum inneren Räume des
Bootes bildet ein Mannloch, welches im Deck angebracht ist, und das mit
einem Deckel wasserdicht verschlossen werden kann. Das Deplacement des
ganz eingetauchten Bootes beträgt ca. 50 Tonnen. Das Unters'inken und
Aufsteigen desselben im Wasser wird durch die Aenderung des Deplacements
bewerkstelligt, und obzwar diese Idee nach der „Times" keine neue ist,
indem sie schon mehrfache Anwendung fand, und sogar in William Bournes
im Jahre 15 78 erschienenen „Devises and Inventions" zu finden ist, so kann
dieselbe in ihrer gegenwärtigen Anwendung dennoch als neu bezeichnet
werden. Die Aenderung des Deplacements wird durch das Einziehen und
Hinausschieben von vier, an jeder Bordseite angebrachten Cylindern bewerk-
stelligt, wodurch das Deplacement, somit auch der Auftrieb um eine halbe
Tonne vermindert, bezw. vermehrt werden kann ; es ist selbstverständlich,
dass durch die grössere oder geringere Raschheit, mit der die Operation
des Einziehens und des Hinausschiebens der Cylinder vorgenommen wird,
sich auch die Geschwindigkeit des Untersinkens, bezw. des Emporsteigens
beliebig reguliren lässt.
Das Boot ist aus ^/g" starken Siemens-Martin-Stahlblechen gebaut
und wird durch zwei Schrauben mittelst zweier Dynamomaschinen, System
Edison-Hopkinson, von 451? Gesammtleistung bewegt. Für die Be-
leuchtung des versenkten Bootes dienen Glühlichtlampen. Den letzten Nach-
richten zu Folge sollen 180 Accumulatoren, System Elwell-Parker, im
centralen Theile des Bootes symmetrisch auf beiden Bordseiten untergebracht
sein, jeder der Accumulatoren soll eine Energie von vier Pferdekraftstunden
besitzen.
Die beiden Dynamomaschinen treiben auch eine Pumpe und eine Trans-
missionswelle, von welcher aus mittelst vier Zahnradübersetzungen, Schrau-
benspindeln und lösbaren Kupplungen das Einziehen und Hinausschieben
der acht Cylinder zur Deplacementänderung bewirkt wird. Die Erfinder
des Bootes schätzen dessen Geschwindigkeit auf acht Meilen, seine Accumu-
latoren sollen bei Fahrt mit ganzer Kraft bei 750 Rotationen auf zehn
Stunden ausreichen.
Zwei Steuer, ein horizontales und ein verticales, dienen zum Lenken
des Bootes nach allen Richtungen. In dem centralen Theile des Bootes ist
genügend Raum für sechs Personen vorhanden. Die im Boote enthaltene
Luft reicht für diese auf zwei Stunden aus, man kann aber ein gewisses
Luftquantum im comprimirten Zustande mitnehmen, und wird gegenwärtig
an einem Apparate gearbeitet, welcher, sobald das Boot an die Oberfläche
des Wassers kommt, die Luft rasch zu erneuern im Stande ist. Das voll-
kommen ausgerüstete Boot ragt mit seinem mittleren Theile blos ca. 10"
(25 Cm.) aus dem Wasser empor.
214
Ueber die Versuche wird berichtet, dass das Boot durch einige Zeit
am Boden des 17' (5' 18 Mtr.) tiefen Docks gewesen ist, und dass das Auf-
steigen zur Oberfläche auf vollständig geradem Kiele geschah. Eine kurze
Fahrt wurde mit dem Boote ebenfalls vorgenommen, jedoch Hessen die
vielen Schiffe in den Docks keine gründliche Erprobung in dieser Hinsicht
zu. Weitere Versuche stehen in Aussicht und werden über die Verwend-
barkeit dieses Fahrzeuges die nothwendigen Aufschlüsse geben. Die bisher
vorgenommenen Proben haben nur die Richtigkeit des Principes constatirt.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass dasselbe auf submarine Fahrzeuge
aller Grössen anwendbar ist; die gegenwärtigen Dimensionen sollen für das
erprobte Boot nur aus dem Grunde gewählt worden sein, weil sie mit jenen
der Torpedoboote zweiter Classe übereinstimmen.
Bevor wir schliessen, mögen uns noch einige Bemerkungen gestattet
sein. Durch die bisher gemachten, nicht unbedeutenden Fortschritte in der
submarinen Schifffahrt ist die Schwierigkeit, einen bestimmten Curs unter
Wasser genau einzuhalten und das anzugreifende Object zu erreichen, noch
immer nicht behoben. Der Curs kann zwar annähernd nach dem Compasse
gesteuert werden, doch wird das Boot gezwungen sein vor dem Angriffe,
bezw. vor Abgabe des Torpedoschusses noch einmal zur Orientirung des
Commandanten an die Wasseroberfläche zu kommen. Bei der geringen Höhe
der Dome, bezw. der Commandothürme über Wasser wird das Boot in
den meisten Fällen unbeachtet bleiben, auf alle Fälle aber werden die
genannten Theile eine sehr geringe Zielscheibe abgeben, welche zumeist
kaum entdeckt, wieder verschwinden wird. In der Nacht wird es trotz des
eifrigsten Absuchens des Meeresspiegels mit dem Projector absolut unmöglich
sein, ein solches Boot zu entdecken, nachdem weder Rauch oder Funken,
noch ausströmender Dampf oder die Bugwelle sein Herankommen verrathen
können.
Die Chancen eines erfolgreichen Angriffes sind daher für unterseeische
Fahrzeuge weitaus grösser als für gewöhnliche 'Torpedoboote, wobei noch
zu berücksichtigen kommt, dass gegen deren Angriffe die kaum in Gebrauch
gekommenen Bullivant-Netze keinen Schutz bieten. Auch können solche Boote
unter sehr schwierigen Umständen die wichtigsten Dienste als Kundschafter
und als Depeschenfahrzeuge leisten.
Was die treibende Kraft unterseeischer Fahrzeuge anbelangt, so dürfte,
wenige besondere Fälle ausgenommen, der Dampf noch immer der Elek-
tricität vorzuziehen sein. Wie gross das Gewicht des gesammten Treib-
apparates bei einem mit Elektricität bewegten Boote selbst bei massigen
Anforderungen bezüglich Geschwindigkeit und Actionssphäre wird, ist aus
nachstehender Betrachtung zu entnehmen:
Wenn ein gegebenes Boot zu seiner Fortbewegung mit einer bestimmten
Geschwindigkeit lOO e nothwendig haben würde und dasselbe im Stande
sein sollte, durch zehn Stunden mit ganzer Kraft fahren zu können, so
müsste in den Accumulatoren die Arbeit von 270,000.000 Kgr.-Mtr. auf-
gespeichert werden können. Die besten bisherigen Accumulatoren, z. B. jene
von Schenek und Farbaky können pro l Kgr. Plattengewicht circa
II. 130 Kgr. mal Mtr. Arbeit leisten, woraus sich bei Berücksichtigung ihrer
P'üllung mit 2*8 — 3 Ltr. verdünnter Schwefelsäure und des Gewichtes der
Zellen pro I Kgr. Accumulatorgewicht eine Leistung von 7600 Kgr. mal
Mtr. ergeben dürfte. Das totale Gewicht der nothwendigen Accumulatoren
j- r- .. , _. L 270,000.000
dieser Gattung wurde demnach =: 35*5 1 onnen betragen
und müssten 162 solcher Accumulatoren, welche 295 Mm. lang, 200 Mm.
tief und 115 Mm. weit sind, angewendet werden.
215
Hiebei ist das Gewicht der Dynamo und der Stauvorrichtungen der
Accumulatoren, sowie der Welle und der Schraube noch nicht berück-
sichtigt; es dürfte daher das Gewicht des gesammten Treibapparates mit
40 T. nicht zu hoch veranschlagt sein.
Wie ungünstig diese Gewichts- und Raumverhältnisse auf die Con-
struction solcher Boote einwirken müssen, braucht nicht erst auseinander-
gesetzt zu werden. Ueber den zum Füllen dieser Accumulatoren nothwendigen
Zeitaufwand fehlen uns zwar genaue Daten, doch ist uns bekannt, dass das
elektrische Boot, welches im Jahre 1883 während der Ausstellung in Wien
zu sehen war und sowohl auf dem Donaucanal als auf der Donau selbst
verschiedene Fahrten unternahm, zum Laden seiner 78 kleinen Accumulatoren
von je 10''' englisch Länge und g" englisch Breite und Höhe, im Gesammt-
gewichte von ig8o Kgr. neun Stunden benöthigte, und dass die in ihnen auf-
gespeicherte Arbeit in sieben Stunden aufgezehrt wurde. Könnte nun unter
solchen Verhältnissen nicht der Fall eintreten, dass man zu einer Zeit, wo
die Chancen für einen Angriff oder einen sonstigen Dienst die günstigsten
wären, das submarine Boot nicht zu benützen vermöchte, weil dessen Accumu-
latoren entleert sind und erst nach beträchtlicher Zeit gefüllt werden
können? Hiebei darf auch nicht ausser Acht gelassen werden, dass solche
Boote eine äusserst beschränkte Actionssphäre haben würden und au wenige
Stationen, die erst mit grossem Aufwände eingerichtet werden müssten,
gebunden wären.
Ein anderer Uebelstand bei Anwendung der Elektricität als treibende
Kraft ist das rasche Zugrundegehen der Accumulatoren, welches grosse
Kosten verursachen und die Verwendbarkeit der Boote stark beeinflussen
müsste.
Diese Uebelstände entfallen gänzlich bei dem Boote N o r d enf e 1 t's,
welches zwar den Nachtheil besitzt, dass es nur verhältnissmässig kurze
Strecken unter dem Meeresniveau zurückzulegen vermag, hingegen in Folge
der Verwendung des Dampfes als treibende Kraft so wichtige Vortheile
bietet, dass der Erprobung des neuesten grossen Fahrzeuges dieser Gattung
mit grösstem Interesse entgegengesehen werden muss.
Nach diesen, den vortrefflichen „Mittheilungen aus dem Gebiete des
Seewesens" entnommenen Auseinandersetzungen, welche rücksichtlich der
Accumulatoren, denn doch einiger Berichtigungen bedürften, ist man in
Marinekreisen diesen Aufspeicherungs-Apparaten gegenüber noch nicht alles
Misstrauens entledigt ; und doch wüsste man gute Accumulatoren nirgends
mehr zu schätzen, als gerade bei den Anwendungen im Seewesen.
Relais-Bussole.
Der nachfolgend beschriebene Apparat wird Relais-Bussole genannt,
weil nicht allein der durch einen galvanischen Strom erzeugte Magnetismus,
sondern auch die durch denselben auf einen vorhandenen Magnet ausgeübte
Ablenkung eines Solenoides als bewegende Kraft zur Anwendung gelangen,
wie dies bei den Relais und Bussolen stattfindet.
Die wichtigsten Bestandtheile des in Fig. i (Durchschnitt) dargestellten
Apparates sind: Elektromagnete , Regulirungsmagnete , Relaishebel und
Contactgeber.
Elektromagnete.
M und M, sind Elektromagnete, dieselben weichen in der Form vor
jenen bei gewöhnlichen Relais darin ab, dass die Spulen aus Metall ange-
fertigt sind. Die Höhe einer Spule i"5 Cm., der Durchmesser der äussersten
218
mitbin die Magnetisirung und Entmagnetisirung rascher erfolgt, was eine
raschere und präcisere Bewegung der Magnetpole nach sich zieht.
Man kann die Eisenkerne, wie durch Versuche nachgewiesen wurde,
ganz aus den Spulen entfernen und wird das Relais selbst dann noch bei
Anwendung schwacher Ströme functioniren, wenn die Stromdauer nicht zu
kurz ist. Bei Strömen von nur momentaner Dauer, selbst wenn selbe sehr
kräftig sind, wird jedoch eine Bewegung der Magnetpole nicht mehr ein-
treten, aber augenblicklich wieder statthaben nach erfolgter Einschiebung
der Eisenkerne.
Es ist mithin die Vereinigung beider Wirkungen, Ablenkung des
Magnetpoles und Erzeugung von Magnetismus in dem von einem Strome
durchflossenen Solenoide Ursache der grossen Empfindlichkeit des Instru-
mentes und die Bezeichnung Relais-Bussole.
R elais h ebel.
Es ist aber ausser dem Vorangeführteh, Ausnützung beider durch
den Galvanismus im Solenoide erzeugter Wirkungen auch nöthig, dass der
die Zeichen übertragene Theil des Apparates, der Relaishebel keines grossen
Kraftaufwandes bedarf, um in Bewegung gesetzt zu werden.
Der Relaishebel besteht aus dem Querbalken a b mit dem Knöpfchen c
aus Messing; durch letzteres geht eine l Mm. starke Stahlnadel e d, welche
in c eingelöthet oder mittelst einer Schraube festgeschraubt ist und bei e
und d in je einen kleinen Cylinder aus Stahl endigt.
Flg. 3- Fig- 4-
Z)
2^.
Der Cylinder bei e hat einen scharfkantigen Einschnitt, der genau in
die Verlängerung der Stahlnadel fällt, der Cylinder bei d eine in eine Spitze
zulaufende Aushöhlung, ebenfalls in die Verlängerung der Stahlnadel fallend,
welche dem Achathütchen einer auf einer Spitze aufruhenden Magnetnadel
entspricht.
Die Magnetnadeln ^A^und S^ iV^ sind parallel zueinander an dem Quer-
balken a b angeschraubt.
Mit den Magneten wird gleichzeitig an jeder Seite des Querbalkens
eine Feder aus Siliciumbronzedraht angeschraubt, welche von den Magneten
etwas absteht und am unteren Ende ein Platinplättchen hat.
Die gleichnamigen Pole der Magnetnadeln stehen sich gegenüber. Das
ganze Hebelsystem ruht auf feinen Stahlspitzen auf, welche sich in den
Ständern T und 1\ befinden und mittelst Stellschrauben höher und niedriger
gestellt werden können, wodurch gleichzeitig das Heben und Senken des
Relaishebels nach Bedarf ermöglicht wird.
Der Abstand der Magnetnadeln von den Spulenwänden beträgt circa
2 Mm., welcher Bewegungsraum für die Schwingungen des Relaishebels voll-
kommen ausreicht.
219
Die Polspitzen der Magnete reichen bis zum Centrum der Drahtwindungen
der Magnetisirungsspiralen M und M-^.
Es fragt sich nun, wie der galvanische Strom bewegend auf den
Relaishebel wirkt.
Nachdem sich die Magnetnadeln möglichst nahe den Spulenwänden
und den Eisenkernen befinden sollen, wäre es ganz unmöglich, ohne Feder-
kraft dieselben so einzustellen, dass sie balanciren, ohne sich auf einer oder
der anderen Seite an den Eisenkern in Folge der Anziehung, welche
zwischen dem Magnete und dem weichen Eisen stattfindet, anzulegen.
Die Magnete und mit ihnen das Hebelsystem werden aber sehr leicht
balancirend erhalten durch Anwendung eines oder zweier
Regulirungs-Magnete
oder Richtmagnete, welche an den Ständern K und AT^ mittelst Schrauben,
die mit Metallringen versehen sind, gehoben oder gesenkt werden können.
Die ungleichnamigen Pole je eines Richtmagnetes und eines Magnetes
des Relaishebels befinden sich einander gegenüber und die zwischen ihnen
statthabende Anziehung hebt jene auf, welche zwischen dem Magnete und
dem Eisenkerne stattfindet und der Relaishebel wird dadurch balancirend
erhalten.
Es wird aber auch, wenn die Entfernung der Pole der Magnete des
Relaishebels und der Richtmagnete eine derartige ist, dass eben nur die
Einwirkung der Magnete des Relaishebels, wie wir zum Unterschiede von
den Richtmagneten die beweglichen nennen wollen, aufhebt, die Empfindlich-
keit der beweglichen Magnete gegen durch den galvanischen Strom in den
Eisenkernen erzeugte Aenderungen der Polarität wesentlich erhöht.
Nachdem die Vereinfachung des Apparates halber die Regulirungs-
magnete nur gegenüber den unteren Pol-Enden der beweglichen Magnete
angebracht sind , befindet sich der Eisenkern der
Spirale M innerhalb des magnetischen Feldes von S und
S-y, jener der Spirale M^ innerhalb des magnetischen
Feldes des Poles iV^ und N-^, ferner des Feldes der Richt-
magnetpole S^ und Sy (Fig. 5-)
Der Pol ß erzeugt durch Influenz in dem ihm zu-
gekehrten Ende des Eisenkernes einen Nord-, in dem
entfernten Ende einen Südpol ; das Umgekehrte bewirkt
der Pol des Magnetes S^, er hebt den vom Pole 5 her-
vorgerufenen Südpol auf und erzeugt einen Nordpol und
schwächt den Nordpol bei S^, wie auch der bei Si^ er-
zeugte Nordpol durch den Südpol von vS ebenfalls ge-
schwächt wird.
Sind die beiden Pole .S und S^ gleich stark und
von den Enden des Eisenkernes gleich weit entfernt, so
erhält der Eisenkern keinen Magnetismus, oder er kann
nur zu einem sehr schwachen Magnete mit Folgepunkten
werden.
Lassen wir nun einen -{--Strom in der Richtung
des eingezeichneten Pfeiles durch die Drahtspirale cir-
culiren. Derselbe wird den Südpol S^ gegen das Centrum
der Drahtwindungen bewegen, den Südpol 5 von dem
[yj/; Centrum der Drahtwindungen entfernen ; der Strom
wird ferner in dem Eisenkerne bei a einen Südpol,
einen Nordpol hervorrufen, mithin eine Verstärkung der durch die
Magnetisirungsspirale bewirkte Anziehung des Poles S^ und Abstossung des
Fig. 5-
220
Poles S zur Folge haben, und, da der Relaishebel mit den beweglichen
Magneten auf feinen Stahlspitzen balancirt, den ganzen Hebel um den Punkt o
derart drehen, dass die Pol-Enden S S-^ von rechts nach links, die Pol-
enden N Isf-y von links nach rechts sich bewegen.
Dass zur Hervorrufung dieser Bewegung schon eine äusserst schwache
durch den Strom erzeugte Polarität in dem Eisenkerne bei der leichten Be-
weglichkeit des Hebels ausreicht, ist erklärlich, und wird nach der erst-
erfolgten kleinsten Bewegung des Hebels in Folge Aenderung der Ein-
wirkung der Magnetpole S^ und 5^ auf die Polarität des Eisenkernes
abermals verstärkt, indem S-^ durch Näherung den vom Strome erzeugten
Nordpol und Südpol im Eisenkerne verstärkt S durch Entfernung die
früher vorhandenen entgegengesetzten Pole schwächt.
Es wird sich der Relaishebel mit der Feder von der linksseitigen unten
befindlichen Contactschraube entfernen und die Feder rechts sich an die
rechtsseitige Schraube anlegen, wobei erstere nach erfolgter Anlage ein
wenig gebogen wird.
Bei Unterbrechung des Stromes verschwindet der im Eisenkerne durch
denselben erzeugte Magnetismus, mit ihm theilweise die Wechselwirkung
zwischen den Polen des Eisenkernes und der beweglichen Magnete ; die
Federkraft der gebogen gewesenen Feder und Schwere des Hebels schnellt
denselben in die vor Beginn des Stromes innegehabten Lage zurück.
Durch welche Mittel das Oscilliren des Hebels beseitigt wird, ist an
anderer Stelle erläutert.
Bei dem Eisenkerne der unteren Magnetisirungsspirale M-^ findet die
influencirende Einwirkung der Pole N und N-^ in ähnlicher Weise statt, wie
selbe vorgehend bezüglich der Südpole erläutert wurde.
Wir haben aber auch noch die Pole der Richtmagnete ^2 u°d S^,
welche sich den Polen JST und A^ gegenüber befinden, in Betracht zu ziehen.
Es wird eine Aenderung in der Lage der magnetischen Kraftlinien
derart eintreten, dass nur ein sehr kleiner Theil auf jedem Ende des
Eisenkernes denselben trifft, der grössere Theil derselben wird nahezu
parallel, dicht zusammengedrängt, zwischen den Raum der Pole iV S^ und
N S^ verlaufen.
Die in dem Eisenkerne durch je einen Magnet entstehenden Pole
werden ausserdem durch die Wirkung des gegenüber befindlichen Magnetes
aufgehoben, und man kann wieder den Eisenkern als unmagnetisch oder als
einen sehr schwachen Magnet mit Folgepunkten betrachten.
Bei den Magneten SN und S-^ JSf-^ hat sich in Folge Einwirkung der
Rieht- oder Regulirungsmagnete der Magnetismus verstärkt und die grösste
Anzahl der magnetischen Molecüle bei N und N-^ gelagert.
Circulirt in der Multiplicationsrolle M-^ ein -]-- Strom in der Richtung des
eingezeichneten Pfeiles, wird er im Solenoide anziehend auf den Pol N und
abstossend auf den Pol N-^ wirken, zugleich wird bei c ein Südpol, bei d
ein Nordpol im Eisenkern erzeugt und die Bewegung der Relaishebels im
unteren Theil von links nach rechts verstärkt ; in Folge der Erzeugung
des Magnetismus im Eisenkerne tritt aber auch eine theilweise Veränderung
im Verlaufe der Kraftlinien ein, es werden mehr Kraftlinien des Magnet-
poles n das Ende des Eisenkernes bei c und mehr Kraftlinien des Poles Sg^
das Ende des Eisenkernes bei d oder den ganzen Eisenstab schneiden und
den Magnetismus, welcher durch den Strom erzeugt wurde, verstärken, was
ebenfalls eine Verstärkung der Kraft nach sich zieht, welche den Hebel von
links nach rechts bewegt. Nach Unterbrechung des Stromes verschwindet
wieder der in dem Itisenkern erzeugte Magnetismus, es tritt eine Veränderung
in der Lage der Kraftlinien ein, die Schwere des Relaishebels und die in
221
Folge der Bewegung stattgefundene Biegung der rechtsseitigen Feder schnellt
den Hebel in die Ruhelage zurück.
Die geringe Masse der Eisenkerne, die geringe Länge derselben ge-
stattet, dass die durch den elektrischen Strom zu bewirkende Verschiebung
der magnetischen Molecüle ungemein rasch vor sich geht und die geringe
Eisenmasse sehr rasch den Sättigungsgrad erreicht.
In Folge der vorerwähnten Anordnungen ist es eben möglich, dass
die Relais-Bussole bei äusserst schwachen, selbst mit empfindlichen Bussolen
kaum wahrnehmbaren Strömen schon functionirt und auch bei Aenderung
des galvanischen Stromes innerhalb sehr grosser Grenzen keiner Regulirung
bedarf.
So wurde auf einer 50 Km. langen Leitung, in welcher der Leitungs-
widerstand mit den eingeschalteten gewöhnlichen Apparaten und Relais-
bussolen ca. 3000 Ohm hatte, mit 6 und mit 60 Daniell'schen Elementen
gesprochen, ohne dass eine Regulirung der Relais-Bussole stattfand.
Es bliebe noch das Verhalten des Apparates zum remanenten Magne-
tismus, den Ladungs- und Entladungserscheinungen, den Inductionsströmen
zu erläutern.
Wie die Erfahrung lehrt, bleibt in den Eisenkernen, welche durch
einen elektrischen Strom zu Magneten gemacht wurden, nach Unter-
brechung des Stromes ein magnetischer Rückstand, remanenter Magnetismus
zurück.
Der magnetische Rückstand ist aber nicht allein von der Stärke des
erzeugten Magnetismus und der Qualität des Eisens abhängig, sondern auch
von der Geschwindigkeit mit welcher der den Magnetismus hervorrufende
Strom auf Null reducirt wird ; eine allmälige Stromabnahme begünstigt das
Auftreten des magnetischen Rückstandes,
Bei Telegraphenleitungen haben wir die langsame Stromabnahme bei
Unterbrechung des Stromes in allen Theilen der Leitung, welche sich in
der vom Ausgangspunkte des Stromes entfernter liegenden Leitungshälfte
befinden, mithin in Folge der Entladungserscheinungen die Bedingungen
erfüllt, welche das Auftreten des remanenten Magnetismus begünstigen.
Wir haben in den bisher verwendeten Empfangsapparaten mit starken,
massiven und langgestreckten Eisenkernen, in den starken Strömen, welche
dieselben zum anstandslosen Functioniren erfordern, weitere günstige Be-
dingungen für Bildung von magnetischen Rückstand,
Bei der Relais-Bussole können magnetische Rückstände in den Eisen-
kernen in Folge der geringen Eisenmasse derselben und der Unmöglichkeit,
starken Magnetismus durch den Strom zu erzeugen, nur sehr schwach sein,
und werden dieselben in Folge der Einwirkung der Pole der Magnete am
Relaishebel und der Richtmagnete wieder beseitigt.
Die Möglichkeit der Anwendung sehr schwacher Ströme beseitigt auch
das Auftreten der Inductionsströme, oder schwächt dieselben derart, dass
sie kaum mehr wahrnehmbar werden. Ebenso wird der Rückstrom, da er die
entgegensetzte Richtung zum Batteriestrom in der dem Ausgangspunkte zu-
gekehrten Leitungshälfte hat, wie bei anderen polarisirten Relais unschädlich.
Contactgeber.
Es ist noch die Herstellung des localen Batterieschlusses, welche durch
die erfolgte Bewegung des Relaishebels stattfindet, zu erläutern.
Die Ständer K und K^-^ haben gegenüber den Platinplättchen der an
dem Querbalken angeschraubten Federn je eine Contactschraube.
Gegenüber den oberen Pol-Enden befinden sich ebenfalls zwei Schrauben
mit isolirten Spitzen. Diese letzteren dienen zur Regulirung der Gang- oder
220
Poles S zur Folge haben, und, da der Relaishebel mit den beweglichen
Magneten auf feinen Stahlspitzen balancirt, den ganzen Hebel um den Punkt o
derart drehen, dass die Pol-Enden S S-^ von rechts nach links, die Pol-
enden N Isf-^ von links nach rechts sich bewegen.
Dass zur Hervorrufung dieser Bewegung schon eine äusserst schwache
durch den Strom erzeugte Polarität in dem Eisenkerne bei der leichten Be-
weglichkeit des Hebels ausreicht, ist erklärlich, und wird nach der erst-
erfolgten kleinsten Bewegung des Hebels in Folge Aenderung der Ein-
wirkung der Magnetpole S^ und 5 auf die Polarität des Eisenkernes
abermals verstärkt, indem S-y durch Näherung den vom Strome erzeugten
Nordpol und Südpol im Eisenkerne verstärkt 6" durch Entfernung die
früher vorhandenen entgegengesetzten Pole schwächt.
Es wird sich der Relaishebel mit der Feder von der linksseitigen unten
befindlichen Contactschraube entfernen und die Feder rechts sich an die
rechtsseitige Schraube anlegen, wobei erstere nach erfolgter Anlage ein
wenig gebogen wird.
Bei Unterbrechung des Stromes verschwindet der im Eisenkerne durch
denselben erzeugte Magnetismus, mit ihm theilweise die Wechselwirkung
zwischen den Polen des Eisenkernes und der beweglichen Magnete ; die
Federkraft der gebogen gewesenen Feder und Schwere des Hebels schnellt
denselben in die vor Beginn des Stromes innegehabten Lage zurück.
Durch welche Mittel das Oscilliren des Hebels beseitigt wird, ist an
anderer Stelle erläutert.
Bei dem Eisenkerne der unteren Magnetisirungsspirale M-^ findet die
influencirende Einwirkung der Pole N und N-^ in ähnlicher Weise statt, wie
selbe vorgehend bezüglich der Südpole erläutert wurde.
Wir haben aber auch noch die Pole der Richtmagnete S^ und S^,
welche sich den Polen JSf und A^ gegenüber befinden, in Betracht zu ziehen.
Es wird eine Aenderung in der Lage der magnetischen Kraftlinien
derart eintreten, dass nur ein sehr kleiner Theil auf jedem Ende des
Eisenkernes denselben trifft, der grössere Theil derselben wird nahezu
parallel, dicht zusammengedrängt, zwischen den Raum der Pole iV S^ und
A' S^ verlaufen.
Die in dem Eisenkerne durch je einen Magnet entstehenden Pole
werden ausserdem durch die Wirkung des gegenüber befindlichen Magnetes
aufgehoben, und man kann wieder den Eisenkern als unmagnetisch oder als
einen sehr schwachen Magnet mit Folgepunkten betrachten.
Bei den Magneten SN und i\ A^ hat sich in Folge Einwirkung der
Rieht- oder Regulirungsmagnete der Magnetismus verstärkt und die grösste
Anzahl der magnetischen Molecüle bei N und iV^ gelagert.
Circulirt in der Multiplicationsrolle M^ ein -|-- Strom in der Richtung des
eingezeichneten Pfeiles, wird er im Solenoide anziehend auf den Pol N und
abstossend auf den Pol N-^ wirken, zugleich wird bei c ein Südpol, bei d
ein Nordpol im Eisenkern erzeugt und die Bewegung der Relaishebels im
unteren Theil von links nach rechts verstärkt ; in Folge der Erzeugung
des Magnetismus im Eisenkerne tritt aber auch eine theilweise Veränderung
im Verlaufe der Kraftlinien ein, es werden mehr Kraftlinien des Magnet-
poles n das Ende des Eisenkernes bei c und mehr Kraftlinien des Poles 5^
das Ende des Eisenkernes bei d oder den ganzen Eisenstab schneiden und
den Magnetismus, welcher durch den Strom erzeugt wurde, verstärken, was
ebenfalls eine Verstärkung der Kraft nach sich zieht, welche den Hebel von
links nach rechts bewegt. Nach Unterbrechung des Stromes verschwindet
wieder der in dem Itisenkern erzeugte Magnetismus, es tritt eine Veränderung
in der Lage der Kraftlinien ein, die Schwere des Relaishebels und die in
221
Folge der Bewegung stattgefundene Biegung der rechtsseitigen Feder schnellt
den Hebel in die Ruhelage zurück.
Die geringe Masse der Eisenkerne, die geringe Länge derselben ge-
stattet, dass die durch den elektrischen Strom zu bewirkende Verschiebung
der magnetischen Molecüle ungemein rasch vor sich geht und die geringe
Eisenmasse sehr rasch den Sättigungsgrad erreicht.
In F'olge der vorerwähnten Anordnungen ist es eben möglich, dass
die Relais-Bussole bei äusserst schwachen, selbst mit empfindlichen Bussolen
kaum wahrnehmbaren Strömen schon functionirt und auch bei Aenderung
des galvanischen Stromes innerhalb sehr grosser Grenzen keiner Regulirung
bedarf.
So wurde auf einer 50 Km. langen Leitung, in welcher der Leitungs-
widerstand mit den eingeschalteten gewöhnlichen Apparaten und Relais-
bussolen ca. 3000 Ohm hatte, mit 6 und mit 60 Daniell'schen Elementen
gesprochen, ohne dass eine Regulirung der Relais-Bussole stattfand.
Es bliebe noch das Verhalten des Apparates zum remanenten Magne-
tismus, den Ladungs- und Entladungserscheinungen, den Inductionsströmen
zu erläutern.
Wie die Erfahrung lehrt, bleibt in den Eisenkernen, welche durch
einen elektrischen Strom zu Magneten gemacht wurden, nach Unter-
brechung des Stromes ein magnetischer Rückstand, remanenter Magnetismus
zurück.
Der magnetische Rückstand ist aber nicht allein von der Stärke des
erzeugten Magnetismus und der Qualität des Eisens abhängig, sondern auch
von der Geschwindigkeit mit welcher der den Magnetismus hervorrufende
Strom auf Null reducirt wird ; eine allmälige Stromabnahme begünstigt das
Auftreten des magnetischen Rückstandes,
Bei Telegraphenleitungen haben wir die langsame Stromabnahme bei
Unterbrechung des Stromes in allen Theilen der Leitung, welche sich in
der vom Ausgangspunkte des Stromes entfernter liegenden Leitungshälfte
befinden, mithin in Folge der Entladungserscheinungen die Bedingungen
erfüllt, welche das Auftreten des remanenten Magnetismus begünstigen.
Wir haben in den bisher verwendeten Empfangsapparaten mit starken,
massiven und langgestreckten Eisenkernen, in den starken Strömen, welche
dieselben zum anstandslosen Functioniren erfordern, weitere günstige Be-
dingungen für Bildung von magnetischen Rückstand,
Bei der Relais-Bussole können magnetische Rückstände in den Eisen-
kernen in Folge der geringen Eisenmasse derselben und der Unmöglichkeit,
starken Magnetismus durch den Strom zu erzeugen, nur sehr schwach sein,
und werden dieselben in Folge der Einwirkung der Pole der Magnete am
Relaishebel und der Richtmagnete wieder beseitigt.
Die Möglichkeit der Anwendung sehr schwacher Ströme beseitigt auch
das Auftreten der Inductionsströme, oder schwächt dieselben derart, dass
sie kaum mehr wahrnehmbar werden. Ebenso wird der Rückstrom, da er die
entgegensetzte Richtung zum Batteriestrom in der dem Ausgangspunkte zu-
gekehrten Leitungshälfte hat, wie bei anderen polarisirten Relais unschädlich.
Contactgeber.
Es ist noch die Herstellung des localen Batterieschlusses, welche durch
die erfolgte Bewegung des Relaishebels stattfindet, zu erläutern.
Die Ständer K und K^ haben gegenüber den Platinplättchen der an
dem Querbalken angeschraubten Federn je eine Contactschraube.
Gegenüber den oberen Pol-Enden befinden sich ebenfalls zwei Schrauben
mit isolirten Spitzen. Diese letzteren dienen zur Regulirung der Gang- oder
222
Spielweite des Relaishebels und gestatten dessen Bewegung nur innerhalb
jener Grenzen, welche zur Zeichenübertragung unbedingt nöthig sind.
Mittelst der angebrachten Klemmen kann man nach Bedarf entweder
eine oder die andere MultiplicationsroUe in den Stromkreis, oder auch beide
hintereinander oder parallel einschalten.
Nachfolgend sind die diesbezüglichen Wechselstellungen angeführt. (Fig. 6
und 7.)
Der Wechselstift steckt zwischen Klemme l und 2 ; in diesem Falle
gelangt der -}-- Strom der Batterie zur Klemme l durch den Stift zur
Klemme 2 und von dieser zur Multiplication Jlf^ und zum Zinkpol.
Befindet sich der Stift zwischen Klemme 3 und 4, circulirt der Strom
nur in der Multiplication M.
Fig. 6.
Fig. 7-
LZ) CD
s ® 3 V
Steckt der Stift zwischen Klemme l und 2, geht der Strom zuers durch
die Multiplication Jlf und dann durch jene von M^ (Hintereinanderschaltung.)
Steckt ein Stift zwischen Klemme 2 und 3, ein Stift zwischen
Klemme 3 und 4, durchläuft der Strom beide Multiplicationen gleichzeitig.
(Parallelschaltung.)
Ein Draht-Ende der Multiplicationsspirale ist, wie bereits Anfangs be-
merkt wurde, an die blanke Metallachse der Spule eiogelöthet, das äussere
Draht-Ende ist frei.
Die Zuführungsdrähte zu den Spulen werden an die Metallständer A
und B geführt.
Je nach der Stromrichtung und der mit derselben bedingten Ablenkung
des Relaishebels kann die linksseitige oder rechtsseitige Contactfeder zur
Herstellung des Local-Batterieschlusses verwendet werden, und wird dem-
entsprechend der Stift im Local-Batteriewechsel gestellt.
R e g u 1 i r u n g.
In der Ruhelage soll der Relaishebel derart auf den beiden Lagern
balanciren, dass sich die beiden an denselben angeschraubten Magnete
parallel zu den Spulenwänden befinden, und deren Pole in der Verlängerung
des Centrums der Eisenkerne liegen.
Es kann mittelst der an den Ständern T und 7^ (Fig'« i) befindlichen
Stellschrauben die Nadelachse gehoben und gesenkt werden, ebenso kann
dies mit der Multiplication M geschehen und sind ausserdem die Ständer
T und 7^ und die Multiplicationen nach jeder Seite verschiebbar.
Der Schwerpunkt des Hebels (incl. den Magneten) liegt ein wenig
unter der Hebelachse c d; die Richtmagnete dienen, um den Hebel in die
Ruhelage einstellen zu können und ihn in derselben zu erhalten ; sie ersetzen
die Spiralfeder, welche bei gewöhnlichen Relais auf den Hebel wirkt. Der
Abstand, welcher zwischen den beweglichen und den Richtmagneten ein-
gehalten werden soll, hängt von der Stärke des Magnetismus der gegen-
über befindlichen Pole ab.
223
Es soll die zwischen den ungleichen Polen stattfindende Anziehung
jedoch nur so stark sein, dass die zwischen den Polen und Eisenkernen
entstehende Anziehung aufgehoben wird. Ist die zwischen Richtmagneten und
beweglichen Magneten in Folge zu grosser Näherung der Riohtmagnete
stattfindende Anziehung zu stark, wird der Apparat gegen schwache Ströme
weniger empfindlich, weil der geringe in den Eisenkernen erzeugte Mag-
netismus und die durch den Strom zu bewirkende Ablenkung die zwischen
den Polen stattfindende Anziehung nicht überwindet.
Es ist übrigens nicht schwierig die Grenzen des Abstandes der Pole
zu ermitteln, und da die an den Federn angeschraubten Richtmagnete auch
mittelst der Schrauben 3 und 6 in der Horizontal-Ebene ebenfalls verschieb-
bar sind, kann das richtige Einstellen des Relaishebels rasch bewerkstelligt
werden.
Wir haben den Strom derart dicht an die Multiplicationsrollen geführt,
dass die oben befindlichen Enden der beweglichen Magnete von
rechts nach links, die unten befindlichen von links nach rechts bewegt
werden; dementsprechend hat die Stellung der Contactschrauben 2 und 6
zu erfolgen.
Die Schraube 6 wird der Contactfeder links so weit genähert,
dass sie dieselbe berührt und die Feder, welche sehr zart ist, ein klein
wenig biegt.
Die Contactschraube 2 wird nun so weit der rechts befindlichen Feder
genähert, dass zwischen ihr und dem Platinplättchen der Feder ein Zwischen-
raum von ca. 1/2 Mm. entsteht.
Ein starker, die Multiplicationen durchlaufender Strom würde nun den
Hebel derartig kräftig bewegen, dass die Feder rechts nach erfolgtem Con-
tacte stark gebogen wird und die Magnete an die Spulenwände anschlagen ;
bei Rückkehr der Hebel in die Ruhelage würde umgekehrt die linke Feder
mehr als nöthig gebogen werden und der Hebel oscilliren, wodurch die
rasche Aufeinanderfolge der einzelnen Zeichen wesentlich beeinträchtigt würde.
Dieser Nachtheil wird durch die Schrauben i und 4, welche wie jene
3 und 6 mit isolirten Spitzen versehen sind, behoben, indem mittelst der-
selben die Gangweite des Relaishebels derart begrenzt wird, dass nach
erfolgtem Anliegen der Feder an die eine und andere Contactfeder und
schwacher Biegung derselben eine weitere Bewegung des Hebels nicht mehr
stattfinden kann.
Analog dem beschriebenen Vorgange müsste der Apparat eingestellt
werden, wenn mit Strömen entgegengesetzter Richtung gesprochen werden
soll und die linksseitige Feder zur Herstellung des Localcontactes dienen
sollte. Wir behalten jedoch bezüglich weiterer Regulirung des Relais die
durch den Strom bewirkte Bewegung des unteren Hebeltheiles von links
nach rechts im Auge. Es kann der Fall eintreten, dass während der Corre-
spondenz einzelne Pünktchen entspringen ; der Hebel oscillirt demnach und
wird der Uebelstand beseitigt :
1. Durch Verschieben des rechtsseitigen Richtmagnetes mittelst der
Schraube 3 gegen die Spulenwand, oder
2. durch Entfernung des linksseitigen Richtmagnetes von der linken
Spulenwand durch die Schraube 6, und
3. durch übereinstimmende Verschiebung beider Richtmagnete; es
bedarf übrigens oft nur der Drehung einer Schraube um eine halbe
Schraubengewinde ;
4. dem erwähnten Uebelstande kann auch abgeholfen werden, durch
Vergrösserung der Gangweite des Relaishebels ; letzterer ist aber weniger
vortheilhaft, weil bei grossen Stromschwankungen dann schwache und nur
224
kurze Zeit andauernde Ströme nicht mehr den Hebel so kräftig zu bewegen
vermögen, dass der Localcontact sicher hergestellt wird.
Fliessen einzelne Zeichen zusammen, ist der Apparat ebenfalls zu
empfindlich gestellt und hat die Regulirung durch Verschieben der Richt-
magnete oder Vergrösserung der Gangweite, wie sub l — -4 angeführt wurde,
zu erfolgen. Es kann aber auch die Regulirung durch Näherung einer oder
beider Richtmagnete zu den beweglichen Magneten mittelst der Schrauben
7 und 8 geschehen ; letztere Manipulation ist jedoch zeitraubend und daher
möglichst zu vermeiden.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass durch mehrere Monate und auch
noch länger eine Aenderung im Abstände der beweglichen und Richtmagnete
nicht nöthig ist.
Es kann nun der umgekehrte Fall eintreten, dass Zeichen ausbleiben.
Bei Auftreten dieser Erscheinung ist entweder die Gangweite des
Relaishebels zu gross, mithin die Contactschraube 2 der Contactfeder zu
nähern oder die linksseitige Feder durch Vorwärtsdrehen der Schraube 6
mehr zu biegen, oder die Empfindlichkeit des Apparates durch Verschieben
eines oder beider Richtmagnete von links nach rechts zu erhöhen.
Eventuell kann letzteres auch durch Vergrösserung der Entfernung der
Richtmagnete und beweglichen Magnete erreicht werden.
Der Stromgang bei Herstellung des Localbatterieschlusses ist folgender :
Der -|-- Strom gelangt zur Klemme 5, von dieser durch den Stöpsel zur
Klemme 6, gleichzeitig zu den Ständern T und 7^ und dem Ständer Xj,
in Folge Anliegens der linksseitigen Contactfeder auch zum Relaishebel,
durch den Relaishebel und die rechtsseitige Contactfeder zur Contactschraube 2,
dem Ständer X^, durch diesen mittelst des Drahtstückes zur Klemme 7 und
zur Batterie.
Beim Telegraphiren mit sehr schwachen Strömen ist es vortheilhaft,
in den Stromkreis des Morse noch einen Neb^nschluss mit sehr grossem
Widerstände einzuschalten ; letzterer darf aber die Stromstärke in den Draht-
windungen nicht mehr beeinträchtigen, als eben nöthig ist zur Beseitigung
der Inductionsfunken, welche in der Drahtspirale des Morse bei Unter-
brechung der Localbatterie entstehen.
Da das Relais keine Abreissfeder hat, ist der entstehende Inductions-
funke an der Contactstelle, durch welchen ein Schmelzen unmessbar kleiner
Platinpartikelchen stattfindet, Ursache an dem zeitweiligen Zusammenfliessen
der Zeichen, welches aber bei Einschaltung des Nebenschlusses leicht ver-
mieden wird.
Als Nebenschluss wurde bisher ein Glasröhrchen, welches theilweise
mit reinem Wasser gefüllt ist, in das die Draht-Enden des Nebenschlusses
eintauchen, verwendet.
Mit dem vorbeschriebenen Apparate wurde zwischen Wien und
Wr.-Neustadt im Laufe des December v. J. mit zwei, drei und vier
Dani el l'schen Elementen unter Belassung der Widerstände der gewöhn-
lichen Apparate stets anstandslos gearbeitet.
Mit der Stromstärke, welche entsteht, wenn man ein Stückchen Zink
und ein Stückchen Kohle oder Kupfer auf die Zunge legt, ist man im
Stande, selbst bei schnellstem Spiele und Einschaltung von lOOO — 2000 Ohm
Widerstand die Zeichen noch vollkommen sicher auf den Zeichendarsteller
übertragen zu können.
Wr.-Neustadt, 15. März 1887
Ludwig Krösswang.
225
Magnetodynamometer von Gerard.
Der in der Herstellung von Dynamomaschinen immer mehr sichtbar
werdende Fortschritt erheischt die genaue Kenntniss der Intensität des
magnetischen Feldes in denselben. Wenn ein stromdurchflossener Leiter in
ein magnetisches Feld gebracht wird, so hängt die Einwirkung auf den-
selben von der Intensität des Feldes h, von der Länge des Leiters / und
der Intensität i des Stromes, der den Leiter durchfliesst, ab. F=-h.i.l
(dynes).
Gerard hat nun ein Instrument construirt, bei welchem die Länge /
des stromdurchflossenen Leiters variirt und genau abgelesen werden kann.
Da nun i auch bekannt ist, so wird dann h leicht zu bestimmen sein, wenn
F durch das Instrument angegeben ist.
Der Leiter , welcher in der durch die Figur erläuterten Form *) in
das magnetische Feld eingeführt wird, erfährt:
1. Die Einwirkung des Erdmagnetismus,
2. die Einwirkung der beiden parallelen Leiterstücke,
3. die Einwirkung des zu prüfenden magnetischen Feldes,
Die beiden erstgenannten Einwirkungen können gegen die dritte ver-
nachlässigt werden.
Wenn z = der elektromagnetischen Stromeinheit, also i Amp. ist,
10 7 r- 7
/ = I Cm.,
d=^0'2 „ (Abstand der parallelen Leiter),
/i = o*3 Einheiten des C.-G.-S. -Systems, d. i. die Horizotal-
componente des Erdmagnetismus,
so ist die den ersten zwei Einwirkungen zuzuschreibende Intensität =
Wenn aber der Apparat in ein magnetisches Feld gebracht wird,
dessen Intensität 500 C.-G.-S. -Einheiten beträgt, so ist dies noch ein ziemlich
'"■) Der Apparat bildet eine Art länglicher Scheere oder Zange, welche aus zwei
Lamellen, die um O (Fig. i) drehbar sind, besteht ; die Lamellen sind voneinander isolirt,
eine derselben (B) trägt eine Handhabe, während die zweite durch ein Gegengewicht F
vollständig ausbalancirt ist und von der ersten leicht und beliebig entfernt werden kann.
Der bewegliche Zweig trägt eine mittelst der Mikrometerschraube K verstellbare Feder /?.
Der Strom aus der Batterie (unter der Handhabe) tritt in den beweglichen Leiter l durch
den unbeweglichen Arm B, den beweglichen Draht / und kommt durch einen kleinen
Schlitten C und den Faden _/"' zum anderen Pol der Stromquelle zurück.
Mittelst des Schlittens O kann die Länge / variirt werden nach Maassgabe und Be-
schaffenheit des zu prüfenden magnetischen Feldes ; die Länge l liest man an der am be-
weglichen Arm befindlichen Scala ab. Mittelst V kann man den Hebel immer zur ursprüng-
lichen Position zurückführen, so dass die Spannung der Fäden / und /' eliminirt erscheint.
15
226
schwaches Feld; dennoch beträgt die hier vorhandene Einwirkung l.i ,H=
= I X O'i X 500 = 50 dynes.
Werden die beiden ersten Einwirkungen vernachlässigt, so beträgt
der begangene Fehler 0*25 X> je intensiver aber das magnetische Feld ist,
desto leichter lässt sich diese Nichtberücksichtigung an. Für jede Stellung
des Schlittens ist der Punkt der Einwirkung je nach der Länge / ver-
/
schieden ; er befindet sich in der Entfernung Of .
Man kann nach der Gerard 'sehen Construction / von i — 20 Cm.
verändern und i bis 5 Amp. steigern. Die unterste Grenze der Anwendbar-
keit hängt von der Empfindlichkeit der Feder R, deren Spannungsgrad die
bei V ablesbare Wirkung des magnetischen Feldes misst, ab. An den Ver-
suchen mit diesem Apparate haben auch die Herren Zunini und Pescetto
theilgenommen. („Electricien.")
Pfannkuche's Commutator
zur Umwandlung von gleichgerichteten Strömen in
We chselströme.
Mit Wechselströmen lässt sich trotz der schönen Versuche, welche
seinerzeit mehrere Forscher anstellten , keine Kraftübertragung bewirken ;
mit Gleichströmen aber wird sich nicht leicht eine Transformatoren-
anlage betreiben lassen ; das Ideal einer Einrichtung zur Vertheilung elek-
trischer Energie, wäre die Verbindung der Vortheile, welche jede der
beiden Stromgattungen gewährt, d. h. mit wenig Worten : man soll durch
diese Combination Bogen- und Glühlampen zu speisen, Motoren zu bewegen,
Accumulatoren zu laden im Stande sein und doch auch gleichzeitig die Ver-
theilung elektrischer Energie unter Ersparniss an Leitungsmaterial auf
grössere Flächen vornehmen können, wie dies unter Umständen die Trans-
formatorensysteme gestatten. Hiezu war es nc^thwendig, die Umwandlung
von gleichgerichteten in Wechselströme und umgekehrt, wenn es auf ein-
fache und ökonomische Weise geschehen kann, in beliebigem Orte der An-
lage herzustellen ; vor Allem müsste hiefür ein funkenlos arbeitender Com-
mutator gemacht sein; ist das vollbracht, dann muss man für möglichst
billige Transformation sorgen. Einen Commutator zur Umwandlung gleich-
gerichteter Ströme in Wechselströme hat nun unser Landsmann Herr
A. Pfannkuche im Verein mit seinem Bruder Herrn G. Pfannkuche
construirt. Derselbe soll sehr einfach in der Ausführung sein. In Amerika,
wo die Herren Pfannkuche rühmlichst thätig sind, angestellte Versuche
sollen die Wirksamkeit des Systemes in beweiskräftiger Weise dargethan
haben. Die angewendete Maschine ist compoundirt. Um die bei der Umwand-
lung der, Ströme unausbleiblichen Verluste zu umgehen, benützen die Erfinder
statt der den Kurzschluss der Dynamo verhütenden Widerstände: Trans-
formatoren, deren secundäre Ströme die Lampen in nächstangebrachten
Theilen der Anlage speisen. Wir kommen auf dieses System später noch
näher zu sprechen,
Rheostat für ärztliche Zwecke.
Von Dr. GUSTAV GAERTNER und JOSEF LEITER in Wien.
Es ist längst das Bedürfniss gefühlt worden, einen für die Elektro-
therapie geeigneten trockenen Rheostaten zu besitzen
Die bisher zu diesem Zwecke verwendeten Instrumente waren Metall-
drahtrheostaten, wie sie in der Telegraphie etc. gebraucht werden. Die-
selben entsprechen den an sie gestellten Anforderungen nur sehr unvoll-
kommen, u. zw. aus folgenden Gründen :
227
Um in die Hauptschlie.ssung eingeschaltet werden zu können, muss
«in Rheostat bei den hier vorliegenden Verhältnissen wenigstens lOü.ooo Ohm
Widerstand besitzen. Ein Drahtrheostat von diesem Widerstände ist aber
viel zu voluminös, zu schwer und zu theuer, um in der ärztliclaen Praxis
Anwendung finden zu können. Schaltet man denselben aber in Neben-
schliessung, dann werden die Batterien überflüssigerweise abgenützt und
ihre Kraft wird rasch erschöpft
Ausser Metallrheostaten wurden allerdings auch Graphitreostaten her-
gestellt; dieselben dienen jedoch nur zu wissenschaftlichen Zwecken. Der
Graphit wird bei diesen Rheostaten in dünner Schichte auf Glasplatten auf-
gerieben und jede solche Platte mit Hilfe von Leitungsklemmen und daran
befestigten Drähten in leitende Verbindung mit zwei Contacten gebracht,
die sich an dem Deckel des Apparates befinden und zur Aus- und Ein-
schaltung des betreffenden Widerstandes dienen.
Fig. 2.
Die Glasplatten selbst sind im Innern des Apparates untergebracht.
Es enthält ein Rheostat deren so viele, als er Abstufungen des Widerstandes
gestattet. Die einzelnen Glasplatten repräsentiren trotz ziemlicher Breite und
nur geringer Länge der Graphitschichte so grosse Widerstände, dass da-
durch die Vorrichtung für die allmälige Abstufung des Stromes, wie sie
der Arzt benöthigt, ungeeignet wird. Die Apparate sind überdies ge-
brechlich.
Es wurden auch Glasplatten von grösserer Länge, deren obere Fläche
mit Graphit angerieben ist, als Rheostaten verwendet, indem man mit Hilfe
eines gewöhnlichen Bleistiftes, dessen Graphitkern mit dem einen Pole der
Leitung verbunden war, über die graphitirte Fläche schleifte, während das
andere Ende der Graphitlage dauernd mit dem anderen Pole in Verbindung
war. Die Unvollkommenheit dieses Apparates bedarf keines weiteren Be-
weises. Sein Widerstand wird von jedem Luftzuge, der den nur lose an-
haftenden Graphit trifft, verändert.
Der vorliegende, speciell für ärztliche Zwecke construirte Rheostat,
welcher in der Zeichnung in Fig. l im Schnitt, in Fig. 2 in Draufsicht
lind in Fig. 3 in Druntersicht bei abgenommenem Boden dargestellt ist, ist
folgendermaassen construirt.
In der kreisförmigen Vertiefung der Platte H aus Hartgummi oder
anderem passenden Materiale befindet sich ein Streifen aus Papier, Stoff,
Holz, am besten aus Pergament P, dem man vortheilhaft behufs Erzielung
grösseper Weglänge für den Strom, bei möglichst kleinen Dimensionen des
Apparates die Form eines Mäanders gibt. Dieser Streifen ist an seiner
15*
228
unteren Fläche (Fig. 3) mit geschlemmtem Graphit bestrichen und hierauf
behufs Compression der sonst nur lose anhaftenden Graphittheilchen mit
Hilfe des Polirstahles geglättet.
In gleichmässigen Abständen ist dieser Streifen mit Hilfe von zahl-
reichen Metallschrauben an die Platte gepresst, so zwar, dass die Schrauben-
muttern 5 den innigen Contact mit der Graphitlage herstellen. Die über die
obere Fläche der Platte um ein Geringes linsenförmig hervorragenden
Schraubenköpfe K (Fig. 2) sind im Kreise angeordnet und vermitteln den
üebergang des Stromes in eine Schleiffeder F, welche einerseits auf diese
Köpfe, andererseits auf die Platte H drückt, vermittelst eines Drehgriffes D
im Kreise herumbewegt und mit Hilfe einer Schraube beliebig gespannt
werden kann. Wie bei anderen sogenannten Kurbelrheostaten ist auch bei
diesem Vorsorge dafür getroffen, dass die Schleiffelder den folgenden Con-
tact schon berührt, ehe sie noch den vorhergehenden verlassen hat.
Der Pergamentstreifen P und die denselben fixirenden Schrauben-
muttern sind mit einem dicken Asphaltanstrich versehen und so vor dem-
Zutritt von Luft, Feuchtigkeit etc, geschützt.
Die Schraubenklemme A ist in metallischer Verbindung mit der Schleif-
feder, die Klemme B mit dem ersten Schraubenkopfe. Durch drehende Be-
wegung am Griffe D können also längere oder kürzere Strecken der
Graphitlage in den Stromkreis ein-, resp. ausgeschaltet, und der Strom
selbst dadurch allmälig und ohne Dazwischentreten einer Unterbrechung
geschwächt oder verstärkt werden.
Ein Rheostat von 10 Cm. Durchmesser hat ungefähr 200.000 Ohm
Widerstand und ermöglicht es, einen Strom von beispielsweise 40 Volt
Spannung in den Grenzen von O'Z Milli-Ampere bis zu der bei Einschaltung
eines menschlichen Körpertheiles überhaupt möglichen Intensität in 40 (oder
auch noch mehr) Abstufungen zu modificiren.
Die Abstufung ist eine viel gleichmässigere als bei Verwendung von
sogenannten Elementenzählern (Veränderung der' Zahl der Elemente) oder
von Rheostaten in Nebenschliessung. Ausserdem bietet die Anwendung dieses
Apparates den gewichtigen Vortheil, dass die Batterie nicht mehr abgenützt
wird als absolut nothwendig ist, und dass sich diese Abnützung auf alle
Elemente gleichmässig vertheilt. Ferner wird die Construction der constanten
Batterien für ärztlichen Gebrauch dadurch wesentlich vereinfacht und ver-
wohlfeilt.
Der Rheostat dient aber ferner dazu, den Strom der Inductions-
Apparate abzustufen und ermöglicht es, diese Abstufung in viel vollkom-
menerer und gleichmässigerer Weise durchzuführen als mit irgend einer
anderen Vorrichtung, wie z. B. durch Verschieben der secundären Spirale
oder durch Einfügen von Drahtbündeln etc. („Ö.-U. P.-B.")
Die elektrische Beleuchtung der Grossen Oper in Paris.
Mitgetheilt von ETIENNE de FODOR.
(Schluss.)
Für den Wasserbedarf genügt ein zu diesem Zweck eigens gegrabener
Brunnen, von welchem aus eine durch einen elektrischen Motor bethätigte
Centrifugalpumpe das Wasser in ein grosses Reservoir leitet. Von diesem
Reservoir aus werden die Kessel, sowie die Condensation gespeist. Für die
Kessel sind zwei kleine Speisepumpen, System ßelleville, für den Wasser-
bedarf der Condensation drei andere Pumpen, fernei- noch zwei Luftpumpen
für den gemeinsamen Condensator der vier verticalen Pilon-Motoren vor-
handen.
229
Der Rauchabzug geschieht mit Benützung eines bereits vorhanden
-gewesenen Ventilationscanals durch einen eisernen Schornstein in ganz
freier Weise. Rauchverbrennungs-Apparate und künstliche Zugvorrichtungen
brauchten nicht angewendet zu werden.
Als Neuheiten auf dem Gebiete der Construction elektrischer Maschinen
sind die lOOO-Licht-Dynamos zu betrachten, welche von der amerikanischen
Type gleicher Stärke wesentlich abweichen. Sie besitzen anstatt sechs blos
vier Paar Elektromagnete, welche im Gegensatze zur amerikanischen Type
sehr kurz sind. Auch laufen die Polschuhe nicht in freie Enden aus, sondern
je zwei Paare Elektromagnete haben gemeinsame Polschuhe. Die Armatur
besteht nicht aus Barren, sondern ist mit dicken Draht überwickelt. Das
Raumerforderniss ist ein sehr geringes und übersteigt nicht zwei Quadrat-
Meter Bodenfläche, während die Höhe der Dynamo nicht über l^/g Mtr.
hinaus geht. Die indicirte Capacität der Maschine ist 850 Amp. bei
1 10 Volts Spannung; ihre Umdrehungsgeschwindigkeit ist 750 Touren pro
Minute. Die Funkenbildung an dem Collector ist gleich Null ; die Erwärmung
•der Armatur nach vierstündiger Arbeit und bei voller Belastung beträgt
45*^ Centigrade,
Die Aus- und Einschaltung der Dynamos geschieht ohne Zuhilfenahme
einer Lampenbatterie durch Variirung der in den Stromkreis der Elektro-
magnete eingeschalteten Neusilber- Widerstände. Da jede einzelne der in
Rede stehenden Dynamos von einem eigenen Motor bethätigt wird, beide
^Iso eine ganz selbstständige Gruppe bilden, bleiben eventuelle Schwankungen
in der Umdrehungsgeschwindigkeit der verschiedenen Motoren ohne stören-
den Einfluss auf die Gesammtwirkung. Die Dynamos, welche zwar in einen
g^emeinsamen Stromkreis vereint sind, können durch ihre Rheostaten leicht
auf gleicher Spannung erhalten werden. Die 500 Lampenmaschinen, von
welchen fünf vorhanden sind, bilden einen eigenen Stromkreis und erhalten
von einer Corliss-Maschine bethätigten gemeinsamen Antrieb.
Die Maschinen- und Lampenleitungen laufen in ein grosses 8 Mtr.
langes Tableau zusammen, unterhalb welchem sich die Widerstände für die
Dynamos befinden. Jede Dynamo hat ihren eigenen Am-Meter, über welchem
sich ausserdem noch eine Controllampe befindet. Alarmvorrichtungen mit
rothen und blauen Lampen und Läutewerken signalisiren die Variationen in
der Spannung der gemeinsamen Leitungen.
Jede einzelne Leitung hat an ihrem Ende eine Abzweigung am dünnen
Draht, welche zum Tableau zurücklauft und in einen gemeinsamen Volt-
meter endigt. Es können also die Spannungsunterschiede an jedem Punkte
des Gebäudes controlirt werden, was bei der ununterbiochen variirenden
Belastung der einzelnen Leitungen von grossem Vortheil ist. Leitungen von
bedeutender Lampenanzahl, als : Bühne, Künstlerlogen u. s. w,, deren Bedarf
je nach der Vorstellung und je nach der Stunde vor und nach Beginn der
Vorstellung erheblich variirt, haben gesonderte „Feeders", welche nach
Belieben aus- und eingeschaltet und durch Widerstände regulirt werden
können.
Eine in zahlreiche Bruchtheile gesonderte Lampenbatterie dient für
den Gesammtstromkreis als Regulator in den Momenten, in welchen eine
grosse Lampenanzahl plötzlich ausgeschaltet werden muss, wie dies z. B. nach
jedem Zwischenacte mit den 400 Lampen des grossen Foyers geschieht.
Die momentane Ausschaltung von so vielen Lampen kann für die anderen
Leitungen von den verderblichsten Folgen sein. Es wird daher diese plötz-
lich entlastete Leitung durch einen Commutator auf die Lampenbatterie
hinübergeschaltet, und diese letztere stufenweise ausser Strom gesetzt.
In Verbindung mit dem grossen Tableau steht ein kleineres für die
aus vier Batterien bestehenden Accumulatoren, welche die Sicherheitslarapen
230
speisen und den Nachtdienst versorgen. Durch ein einfaches Manöver könnert
die wichtigsten Leitungen auf die Accumulatoren geschaltet werden, was
in verschiedenen Eventualitäten von grosser Wichtigkeit ist.
Ausserdem steht das Tableau in Verbindung mit dem Stromkreis von
zwei weiter abwärts liegenden Reservedynamos, deren Motor stets marschbereit
ist. Als letzte Reserve dient eine 400 Lampenmaschine welche von einer
Halbfixenmaschine bethätigt und stets unter Pression ist.
Der Stromregulator für die Bühneneffecte ist unterhalb des Bühnenbodens,,
etwa 50 Ctm. unter dem Rampengestell, zu rechter Hand des Souffleurs ange-
bracht. Dicht neben dem Souffleurkasten befinden sich zwei Ausluge für
den Ober-Beleuchter, von welchen aus er durch den Rampenschirm ver-
deckt, die Bühne übersehen kann. Der ganze Apparat hat eine Länge von
zwei Meter und eine Breite von etwas über einen Meter.
Die Regulirvorrichtung ist eine sehr einfache. Sie besteht aus einem
Hebel mit einer Contactfläche, welcher auf den im Halbkreis angeordneten
Contacten eines Rheostaten schleift. Es gibt 20 Hebel für die Coulissen,
zehn für die Oberlichter, zwei für die Girandoles der Salle, zwei für die
Rampe, im Ganzen also 34 Hebel, welche sich in Hälften getheilt auf zwei
parallelen Achsen drehen.
Jeder Hebel ist individuell unabhängig von dem anderen ; für gemein-
same Wirkung aber dient eine Sperrvorrichtung, welche durch eine einfache
Bewegung das freie Gleiten der Hebel längs der Rheostatencontacte ver-
hindert und sie durch ein gezahntes Rad hemmt. Man braucht dann bios
an der für die Hebel gemeinsamen Achse zu drehen, um einen Gesammteffect
zu erzielen.
Für die Lichteffecte des grossen Lustres des Theaters dient ein eigener
grosser Regulator, dessen Contactpunkte im Kreise angeordnet sind, wie
dies bei den Edison'schen Widerstandskasten üblich ist. Die Handhabung der
Regulatorkurbel wird bewerkstelligt durch ein Speichenrad, dessen Be-
wegung durch eine Gall'sche Kette auf den, etwa zehn Meter weiter
abwärts liegenden Rheostaten übertragen wird.
Die Widerstände der Bühneniegulatoren befinden sich, auf vertical ge-
stellten Rahmen angeordnet, in der zweiten Versenkung, von wo aus die
Abzweigungen für die gerade oberhalb befindlichen Regulatoren senkrecht
aufsteigen. Die Hebel selbst mit ihren Contactpunkten der Rheostate bilden
ebenfalls ein System verticaler Rahmen, die dicht aneinander gedrängt
wurden, da die Räumlichkeiten sehr beschränkt sind.
Vor den Hebeln wurde ein Tableau angebracht, auf welchem sich
die Ausschalter für die Leitungen befinden. Jedes Oberlicht und jeder be-
wegliche Coulissenständer (portants), hat seine getrennte Leitung, deren
jede in drei bewegliche Schläuche endigt, auf welchem sich ein Schrauben-
kopf befindet. Auf jedem Oberlicht oder beweglichen Ständer ist ebenfalls
eine Schraubenvorrichtung zu finden. Der Bühnenarbeiter kann nun durch
ein einfaches Manöver den Leitungsschlauch an den Ständer befestigen oder
von demselben abschrauben.
Um Unterbrechungen zu vermeiden, werden sofort nach Actschluss
alle Ständer ausgeschaltet, so dass ihre Leitungen stromlos sind. Um nun
zu wissen, welcher Ständer Licht benöthigt, wurde auf dem Tableau für
jede Leitung eine Controllampe angebracht. In demselben Momente als der
Bühnenarbeiter den Ständer an den Schlauch anschraubt, beginnt die Con-
trollampe mit halber Leuchtkraft zu functioniren, indem sie sich durch den
Ständer auf Spannung geschaltet befindet. Es ist dies das Zeichen für den
Beleuchter, dass der Ständer Licht verlangt. Er schliesst den Ausschalter
und wird durch dieses Manöver gleichzeitig die Controllampe parallel ge-
schaltet und auf volle Leuchtkraft gebracht, so dass sie zur Vergleichung
231
der Lichtunterschiede zwischen den einzelnen Leitungen verwendet
werden kann.
Jede Leitung hat ausserdem noch eine Abzweigung, welche zu einem
gemeinsamen Volt-Meter zurückläuft, wie wir dies vorhin für. das grosse
Tableau der Maschinen beschrieben haben, um die Spannungsunterschiede
constatiren zu können.
Die Oberlichter sind mit einem Halbcylinder aus rother, gelber und
blauer Gelatine versehen, welcher sich nach Belieben drehen lässt, um den
gewünschten Farbeneffect erzielen zu können.
Anmerkung. Auf Seite 179 des vorigen Heftes heisst es, dass zum Betriebe der
Lichtmaschinen 1000 HP. zur Verfügung stehen, während die Verdampfungsfähigkeit der
Kessel mit 2500 Kgr. pro Stunde angegeben ist. Nun benöthigen aber die angeführten
Maschinen wenigstens 14 Kgr. Dampf pro Stunde und Indicatorpferd, mithin looo HP. =
1000 ^ 14 = 14.000 Kgr. Dampf. Selbst bei der Annahme, dass zum Betriebe nur die
Hälfte der motorischen Kraft, also 500 HP. beansprucht werden, würde dennoch zwischen
Dampfproduction und Consum ein schreiendes Missverhältniss bestehen, nämlich:
Consum = 500 X "4 = 7000 Kgr.
Production = 2500 ^
Da der hochgeschärzte Einsender dieser Bemerkung sich für derartige Kessel- und
Maschinenanlagen im hohen Grade interessirt, so wären wir für gefällige Aufklärungen Seitens
des Herrn Autors besonders dankbar. D. R.
Aus den Sitzungsberichten der k. Akademie der Wissenschaften.
Mittheilung des Herrn Prof, Albert von Ettingshausen:
(Ueber die neue polare Wirkung des Magnetism us auf die galvanische
gewissen
Wärme in
Das Phänomen,*) über welches ich der
kais. Akademie in der Sitzung vom 13. Jänner
d. J. berichtete, habe ich weiter verfolgt und
es sei mir gestattet, von den erhaltenen
Resultaten kurz Folgendes mitzutheilen.
Zunächst versuchte ich den Temperatur-
unterschied, der an den Rändern einer von
einem Strom durchflossenen Wismuthplatte
auftritt, wenn sich dies .- zwischen Magnet-
polen befindet, mit einem Differential- Lufr-
thermometer nachzuweisen ; letzteres (gefertigt
vom Glasbläser Herrn Eger) besteht aus
zwei kleinen flachen Glasgefässen, verbunden
durch ein enges Glasrohr, welche in den
etwa 2'5 Mm. breiten Zwischenraum einer
Wismuthdoppelplatte (jede Platte 7 Cm. lang,
2'9 Cm breit, 0*082 Cm. dick) gebracht
werden, so dass sie sich längs des oberen
und unteren Randes der Platten befinden
Bei einem die Platten durchfliessenden Strom
von der Gesammt-Intensität J = 12-8 Amp.
verschob sich der im Glasrohr befindliche
Alkohol-Index in Folge Commutirung des
den Elektromagnet erregenden Stromes um
9Y2 Cm., was einer Temperaturdifferenz von
etwa 6" C. entspricht, welche der obere oder
untere Theil der Platten bei Umkehr der
Feldrichtung erfährt; dasselbe tritt bei Um-
kehrung der Richtung des die Platten durch-
fliessenden Stromes ein. Die Intensität des
Magnetfeldes war M= 7700 (cm. gr. sec).
Ich suchte ferner die Frage zu entscheiden,
ob die Temperaturdifterenz im oberen und
unteren Theile der Platten durch eine Ver-
*) Siehe Märzheft der Ztsch., S. 130.
Subs tanze n*.
dichtung, resp. Verdünnung der Strom-
curven in Folge magnetischer Wirkung ver-
anlasst sei.
Es gab mir jedoch das zu diesem Ende
angestellte Experiment keine sichere Ent-
scheidung, obwohl es wahrscheinlich wurde,
dass eine Veränderung der Stromdichte in
den Plattentheüen nicht eintritt.
Der Versuch, desseti Idee von Professor
Boltzmann herrührt, bestand darin, dass
in den Zwischenraum der ebenerwähnten
Wismuthdoppelplatte eine flache Inductions-
spirale mit elliptisch gestalteten Windungen,
von den Platten durch Glimmer sorgfältig
isolirt, eingeschoben wurde; die Längsachse
der Windungen fiel mit der Längsrichtung
der Doppelplatte zusammen. Es wurde nun
durch letztere ein starker, intermittirender
Strom (17 Amp.) hindurchgeleitet, die Enden
der Indnctionsspirale zu einem sehr empfind-
lichen Carpentier'schen Galvanometer ge-
führt und durch einen Disjunctor entweder
nur die Oefifnungs- oder nur die Schliessungs-
Inductionsströme in's Galvanometer geleitet.
Da sich die Wirkung der in den oberen und
unteren Theilen der Windungen inducirten
Ströme nicht genau aufhob, wurde die Gal-
vanometernadel durch passende Schaltung
eines Daniell'schen Elementes (zwischen
zwei durch einen sehr kleinen Widerstand
voneinander getrennte Stellen der Leitung)
nahe auf die Ruhelage zurückgeführt. Es war
dann zu erwarten, dass eine Verdichtung,
resp. Verdünnung der Stromcurven im oberen
oder unteren Theile der Platten durch eine
Aenderung der Inductionswirkung angezeigt
232
werde. Nun nahm zwar bei Erregung des
magnetischen Feldes in dem einen oder
anderen Sinne die Galvanometernadel ver-
schiedene Einstellungen an, indess lagen
beide auf derselben Seite der ohne Er-
regung des Feldes stattfindenden Ruhelage;
auch bemerkte man, sobald die Doppelplatte
zwischen die noch nicht erregten Pole ge-
bracht wurde, jeden Einzelstoss, deren sechs
bis sieben in der Secunde erfolgten, durch
eine kleine Zuckung der Nadel, weshalb ich
glaube, dass die Aenderungen der Nadel-
stellung von einer Rückwirkung der durch
den intermittirenden Plattenstrom in der
Masse der Eisenkerne erzeugten Inductions-
ströme herrührten. Die Bahnen der im Eisen
verlaufenden Ströme werden durch die Mag-
netisirung desselben geändert und daher auch
ihre Rückwirkung auf die Inductionsspirale
alterirt.
Ueberdies tritt bekanntlich im Wismuth
eine starke Vermehrung des Leitungswider-
standes im magnetischen Felde auf; da diese
— wie ich fand — bei beiden Richtungen
des Feldes nicht genau gleich ist, überdies
kaum vorausgesetzt werden darf, dass die
einzelnen Theile der Platten homogen seien,
so sind die beobachteten geringen Stellungs-
unterschiede der Galvanometernadel auch aus
diesen Ursachen leicht erklärlich.
Weitere messende Versuche beziehen sich
auf den Einfluss, welchen Breite und Dicke
der Wismuthplatten auf die Grösse der zu
beobachtenden Temperaturdifferenz haben ;
doch sei hiebei erinnert, dass die Messungen
mit Thermoelementen geschahen, welche von
den Platten durch Glimmer isolirt sind, dass
also die Bestimmungen nur genäherte sein
können. Zuerst verwendete ich zwei Doppel-
platten, die aneinander gelöthet waren, so
dass ihre Mittellinien zusammenfielen, und
welche von demselben galvanischen Strome
hintereinander durchflössen wurden. Die
Länge jeder Doppelplatte war i'9 Cm , die
Breiten, resp. 4-13 und 2-15 Cm., jede ein-
zelne Wismuthplatte hatte o'o63 Cm, Dicke.
Bei dem ungetheilten Strom J"=8*I5 Amp,
und dem Magnetfeld .^=7150 war das
Verhältniss der galvanomagnetischen Tem-
peraturdifferenzen der Ränder l : i'92, und
zwar gab das schmälere Plattenpaar die
grössere Temperaturdifferenz, Genau das-
selbe Verhälini^s lieferte ein zweiter Ver-
such, wo /=: 774 Amp. und yl/= 8290 war.
Darauf wurde die Breite der ersten
Doppelplatte auf i'42 Cm. redacirt ; nun
waren die galvanomagnetischen Effecte beider
Doppelplatten nahe einander gleich, es über-
wog sogar die Wirkung in der breiteren
Platte um ca. $"/, .
Um einfachere Verhältnisse zu haben,
auch den eventuellen Einfluss der Verschie-
denartigkeit des Materiales möglichst zu ver-
ringern, stellte ich Messungen mit einer
Doppelplattc an, wobei Breite und Dicke der
Einzelplatten verändert wurden ; die Länge
der Platten übertraf erheblich die Breite der-
.selben.
Ursprünglich waren die Dimensionen der
Doppelplatte: Länge 54, Breite 1*82, mitt-
lere Dicke jeder Einzelplatte o"i82 Cm.
Durch Commutirung des magnetischen Feldes
M= 7600 bei (der Gesammtstromstärke)
J^ 7'45 Amp. gab die hervorgerufene Tem-
peraturdifferenz 106 Scth, Stellungsunterschied
der Nadel des mit dem Thermoelement ver-
bundenen Galvanometers; die für J^= i Amp.
entfallende Wirkung ist daher 14*2 Scth.
Beide Platten wurden sodann durch Feilen
auf o'o88 Cm. Dicke gebracht und der Ver-
such bei gleichen M wiederholt, die auf
t7= I Amp. bezogene Wirkung war jetzt
24-8 Scth. Das Verhältniss der Effecte ist
I : l*75i ^^^ reciproke der Dicken i : 2"07.
Ferner reducirte ich die Breite der Doppelplatte
auf i*o8 Cm. und beobachtete bei gleichem
M wie oben für die auf J = i Amp. be-
zogene Wirkung 292 Scth. ; also ist der
Effect von i auf i"i8 gestiegen, während
die Breite im Verhältniss von i-68 : i ab-
nahm. Daher ist bei verschiedener Breite
und Dicke der Platten die beobachtete Tem-
peraturdifferenz der Ränder nicht der
Stromesdichtigkeit proportional, son-
dern wächst langsamer als diese. Die Resultate
dieser Versuche lassen sich mit der von B o 1 1 z
mann aufgestellten Formel*) vergleichen.
Ich bestimmte hiezu das Verhältniss ka, : ki
der Wärme-Abgabsconstante zur Wärme-
leitungsfähigkeit auf bekannte Weise und
fand dasselbe aus mehreren Versuchen, bei
denen sich die Doppelplatte zwischen den
Magnetpolen befand und allseitig dicht mit
Watte umgeben war, nahe = o"io; für
kg. erhielt ich durch Beobachtung der Er-
wärmung dei- von einem bekannten Strom
durchflossenen Platte (deren Widerstand eben-
falls bekannt) den Werth o"ooi5 (cra. gr.
Cal. sec). Nach der Formel berechnet sich
dann das Verhältniss der Temperaturdiffe-
renzen der Ränder für gleiche Strom-Inten-
sität J und gleiche Stärke des Magnet-
feldes M für den Fall verschiedener Dicke
aber gleicher Breite der Doppelplatte zu 183
gegen i'75 beobachtet; für den Fall ver-
schiedener Breite, aber gleicher Dicke findet
sich das Verhältniss I"i75 während I*i8 be-
obachtet wurde.
Bezüglich des angegebenen Werthes für
ka, wäre zu bemerken, dass nach den Be-
obachtungen von H. Weber für Neusilber
/&a nur etwa O'ooo3 ist ; indess habe ich mich
durch besondere Versuche überzeugt, dass
die Wärme- Abgabe der mit Watte umgebenen,
zwischen den nahe gestellten Polflächen be-
findlichen Platte in der That weitaus (fast
2l/2mal) grösser ist, als wenn die Doppel-
platte frei in der Luft steht. Für ^'i folgt
aus meinen Zahlen der Werth 0'0I5 (cm gr
Cal. sec), welcher zwischen den von Lorenz
(0*017) und Fr. Weber (o'oii) angegebenen
Werthen liegt.
♦) Diese Formel findet sich im Sitzungs-
anzeiger der Akademie der Wissennchaften, Jahr-
gang 1887, Nr. VIII.
233
Ein flüchtiger Versuch, das Verhältniss
■der Temperaturdifferenzen an den Rändern
und an Stellen näher der Mittellinie einer
Wismuthdoppelplatte zu bestimmen, lieferte
eine nur geringe Uehereinstimmung mit der
Formel, was sich jedoch zum Theil daraus
•erklären Hesse, dass von den Rändern der
Platte her den tiefer gegen die Mitte ein-
geschobenen Löthstellen des Thermoelementes
eine beträchtliche Wärme zugeführt wurde.
Ausser bei Wismuth fand ich das neue
Phänomen sehr deutlich auftretend in einer
Platte aus reinem Tellur (Länge 3*5,
Breite 2-25, Dicke 0T4 Cm.).
Ich konnte nur eine einzelne Platte ver-
wenden ; an dieser war die Temperafur-
differenz jedes Randes bei Commutirung des
magnetischen Feldes M = 6750 etwa lO C.
als der die Tellurplatte durchfliessende Strom
die Intensität O'gö Amp. hatte. Die Er-
scheinung tritt im Tellur in demselben
Sinne auf wie im Wismuth. Bei dieser
Gelegenheit sei erwähnt, dass ich im Tellur
auch ^thermomagnetischen Effect*^, und zwar
ebenfalls in demselben Sinne wie im Wis-
muth beobachtet habe.
Weiters untersuchte ich chemisch reines
Antimon, fand jedoch bei einer Doppel-
platte dieses Metalls (Breite 2, Dicke 0'i4 Cm.)
nur äusserst geringe galvanomagnetische
Temperaturdifferenz ; auch hier war die Er-
scheinung in demselben Sinne wie bei Wis-
muth und Tellur. Der Strom J war circa
15 Amp., M etwa 7800. Bei zwei anderen
Doppelplatten aus käuflichem Antimon konnte
ich nicht mit Sicherheit eine Temperatur-
differenz an den Rändern constatiren Eben-
sowenig gelang es mir, bei Verwendung von
Doppelplatten aus Eisen, N'ickel und
Cobalt (gewalzte Bleche) eine Spur einer
Wirkung zu finden, obgleich ich kräftige
Ströme (10 — 15 Amp.) anwendete.
Schliesslich sei mir die Bemerkung ge-
stattet, dass durch die galvanomagnetische
Temperaturdifferenz die Hall'sche Wirkung
sowohl bei Wismuth als bei TeUur zu klein
erscheinen muss, da die an die Platten ge-
lötheten Kupfer- oder Platindrähte mit diesen
ein Thermoelement bilden, dessen elektro-
motorische Kraft — • wegen der extremen
Stellung von Wismuth und Tellur in der
thermoelektrischen Reihe — stets jener der
Hall'schen Wirkung (die in Bi und Te in
verschiedenem Sinne auftritt) entgegengerichtet
ist. Es liess sich dieser Einfluss auf die
Hall'sche Wirkung durch Versuche, bei
denen sich die Platten einmal in Luft, dann
in einem Wassertrog befanden, leicht direct
nachweisen. Auch lässt sich die auffallende,
von mir und N ernst beobachtete That-
sache, dass die Hall'sche Wirkung im Wis-
muth bei Steigerung der Feldintensität sogar
geringer werden kann, durch den galvano-
magnetischen Effect erklären, indem die
Temperaturdifferenz proportional der Feld-
stärke zu wachsen scheint, während die
elektromotorische Kraft der Hall'schen Wir-
kung hinter der Proportionalität mit M be-
deutend zurückbleibt.
Telegraphie ohne Drahtleitung.
Von JOHANN CARL PUERTHNER in Wien,
(Schlnss.)
Zur experimentellen Begründung
der Ansicht, dass es möglich ist, ohne Draht-
leitung telegraphiren zu können, verband ich
von zwei kleinen Funkeninductoren nur den
positiven Pol des einen und in einer Ent-
fernung nur den negativen Pol des anderen
Inductoriums mit der Erde, wobei dafür ge-
sorgt wurde, dass in beiden Inductorien die
Inductionsströme gleichzeitig zu Stande kamen.
Wurde in die Verbindung des negativen Poles
des einen Inductoriums mit der Erde ein
Telephon eingeschaltet, so war ein Ton zu
vernehmen, welcher aufhörte, wenn die Ver-
bindung des positiven Poles des anderen In-
ductoriums mit der Erde unterbrochen wurde.
Die Entfernung der beiden Stationen dürfte
bei dem Wegfall der Drahtleitung und der
Anwendung höher gespannter Ströme kein
Hinderniss sein.
Wie schon erwähnt, dürfte der Synchro-
nismur in dem Entstehen der Inductions-
ströme in beiden Stationen am besten da-
durch erhalten werden, indem die Schlies-
sungen und Unterbrechungen des Primär-
stromes durch oscillirende Stimmgabeln von
gleicher Tonhöhe bewirkt werden, welche
durch elektromagnetische Wirkung in Schwin-
gungen erhalten werden.
Von den zwei Stationen ist in der empfan-
genden der negative Pol des Inductoriums
stets mit der Erde verbunden, und in der
Verbindung dieses Poles mit der Erde der
Empfangsapparat, das Telephon, eingeschaltet.
In der sendenden Station werden die Zeichen
entweder durch Schliessung oder Unterbre-
chung der Verbindung des positiven Poles
mit der Erde bewirkt, je nachdem Arbeits-
strom oder Ruhestrom angewendet werden
soll. Bis jetzt wurde immer ein Telephon als
Empfangsapparat angenommen, welches aber
nur hörbare Zeichen gibt; die Einrichtung
als Schreibtelegraph denke ich mir am ehesten
auf nachstehend beschriebene Weise möglich.
Wird bei einem Stimmgabelunterbrecher
nach La Cour durch die Windungen des
Elektromagneten ein gleichmässig intermit-
lirender, sogenannter phonoelektrischer Strom
geleitet , so beginnt die Stimmgabel zu
schwingen , wenn die ihr eigenthümliche
Schwingungszahl mit der des phonoelektrischen
Stromes übereinstimmt, oder die Differenz
vier Schwingungen pro Secunde nicht übersteigt.
234
Ist nun in der empfangenden Station das
Telephon durch einen solchen Apparat er-
setzt, wobei die Schwingungszahl der Stimm-
gabel desselben der des intermittirenden In-
ductionsstromes und somit der zum Unter-
brechen und Schliessen des Primärstromes
dienenden Stimmgabeln möglichst gleich ist,
so durfte das oben Gesagte, von La Cour
experimentell Nachgewiesene, auch
hier gelten und die Stimmgabel durch den
Einfluss des Inductionsstromes in Schwin-
gungen gerathen. Wegen der geringen Strom-
stärke des Inductionsstromes muss aber der
Elektromagnet aus vielen, von einander gut
isolirten Windungen dünnen Drahtes bestehen,
und die Stimmgabel so beschaffen sein, dass
sie leicht in Schwingungen versetzt werden
kann.
Durch diese schwingende Stimmgabel kann
nun eine Localbatterie geschlossen und unter-
brochen werden, auf welche Weise der Stimm-
gabelunterbrecher das Relais für einen Schreib-
apparat wird.
Sollen beide Stationen gleichzeitig
senden und empfangen, so empfiehlt sich die
Anwendung eines zweiten Inductoriums in
jeder Station, wobei diese beiden Indnc-
torien wieder eiu eigenes Apparatsystem
bilden und zu diesem Zwecke mit Stimm-
gabeln von gleicher Tonhöhe versehen werden,
welche aber von derjenigen der bei den
anderen zwei Inductorien angewendeten Stimm-
gabeln verschieden ist. Je zwei Inductorien
mit Stimmgabeln von gleicher Tonhöhe dienen
zur Correspondenz in der einen und anderen
Richtung, und ist das obenbeschriebene Relais
bei jedem Apparatsysteme in die Verbindung
des negativen Poles mit der Erde geschaltet.
Sollen die beiden Stationen nur a b-
wechselnd senden und empfangen, so ist
in jeder Station nur ein Inductorium mit
Relais und Schreibapparat vorhanden, wobei
die Verbindungen je nach der Rolle der
Station als j^Sender* oder ^Empfänger* auf
beschriebene Weise hergestellt werden, was
leicht durch einen einfachen Umschalter be-
wirkt werden kann.
Wenn die beiden Stationen gleichzeitig
senden und empfangen, und zu diesem Zwecke
in jeder zwei Inductorien auf beschriebene
Weise verwendet werden, kann die als Relais
dienende Stimmgabel durch das andere In-
ductorium liicht beeinflusst werden, wenn die
Differenz der Schwingungszahlen der ange-
wendeten Stimmgabeln vier Schwingungen
pro Secunde übersteigt.
Ebensowenig dürfte eine Störung durch
Erdströme möglich sein.
Da die als Relais dienende Stimmgabel
nur durch phonoelektrische Ströme b e-
stimmterSchwingungszahl in Function
versetzt werden kann, dürfte es möglich sein,
nach bestimmtenStationen telegraphiren
zu können, wenn in den einzelnen Stationen
zum Empfangen Inductorien sammt Relais
mit Stimmgabeln angewendet werden, deren
Schwingungszahlen in den verschiedenen Sta-
tionen verschieden sind.
Zum Senden muss in jeder Station ein
separates Inductorium sein, bei welchem die
Schnelligkeit der Aufeinanderfolge der Induc-
tionsströme regulirt werden kann, je nach
der Station, nach welcher telegraphirt werden
soll. Diese Regulirung dürfte am besten da-
durch geschehen, dass Stimmgabeln mit Me-
tallstücken an den Zinken verwendet werden,
durch deren Verschiebung die verschiedenen
Schwingungszahlen hervorgebracht werden.
Um gleichgerichtete Inductionsströme, und
zwar nur Oeffnungsströme zu erhalten, dürfte
es sich empfehlen, die Verbindung des posi-
tiven Poles mit der Erde zu unterbrechen,
so dass eine Trennung durch Luft von solcher
Länge ist, dass nur die Funken des Oeff-
nungsstromes überspringen.
Indem ich bemerke, dass mir die Mittel
fehlen, meine angedeuteten Ideen alle prak-
tisch auszuführen, schliesse ich in der Hoff-
nung, durch diese Veröffentlichung vielleicht
Anderen die Anregung dazu zu geben, auf
welche Weise eine vollständige Lösung dieses
Problems zu erwarten ist.
Zum Schlüsse sei mir noch erlaubt mit-
zuth eilen, dass ich nach meinen ersten Ver-
suchen vor 2^/2 Jahren Herrn P. Ambrosius
Zitterhofe r, Benedictiner - Ordenspriester
und Pfarrer in Gaunersdorf, meine Ideen mit-
getheilt und unter Anderen Herrn Dr. Ru-
dolf L ewandowski, Professor an der
Lehterinnen-Bildungsanstalt des k. k. Officiers-
töchter-Erziehungs- Institutes zu Hernais, vor
1Y2 Jahren davon gesagt htibe.
Bei den Versuchen zurexpe rimentellen
Begründung stand mir Herr Johann M o c,
Lehramtscandidat in Wien, III,, Untere Via-
ductgasse 5, zur Seite, wenn unbedingt zwei
Personen nöthig waren.
Literatur.
Der technische Telegraphendienst.
Lehrbuch für Telegraphen-, Post- und Eiseii-
bahnbeamte von O. Canter, kaiserl. Tele-
graphen-Inspector. Dritte Auflage. Ikeslau,
J. U. Kern's Verlag (Max Müller) i88b.
Das vorliegende Buch, vielmehr sein ver-
dienstvoller Autor bescheidet sich, wie der
Titel andeutet, damit, dass die vorgetragenen
Lehren einem eingeschränkten Leserkreis :
den Telegraphen-, Post- und Eisenbahnbeamten
gewidmet seien ; wir können jedoch mit Be-
ruhigung erklären, dass dieses Buch einen
schätzenswerthen Bestandtheil jeder wissen
schaftlichen Bibliothek zu bilden geeignet ist.
Die Telegraphie ist nachgerade ein so wichtiger
Factor des Lebens geworden, dass jeder
Gebildete und umsomehr jeder Elektrotech-
niker die nöthige Uebersicht über ihr Ge-
sammtwesen nicht entbehren kann. Es ist
uns jedoch — ausser dem englischen analogen
235
Werkchen von Preece und Siveright —
kein Buch bekannt, wo so viel comprimirte
Theorie und vernünftige Veranschaulichung
derselben an der Praxis enthalten wäre, wie
in Canter's Werk; ja, was den wissen-
schaftlichen Theil betrifft, überragt letzteres
durch klare und erschöpfende, durch Zahlen-
beispiele erläuterte Exposition der unent-
behrlichen Lehren aus Physik und Chemie
jedes andere Buch vom selben Umfang. Das
Werk ist typographisch und bildlich schön
ausgestattet; wir empfehlen dasselbe allen
unseren Lesern auf's Wärmste.
Die Anwendung der Elektricität bei
registrirenden Apparaten, von Dr. Ernst
Gerland, XXXVI. Bd. der Elektrotechn.
Bibliothek bei A. Hartle ben , Wien, Leipzig
und Budapest.
Die selbstthätigen, mittelst Elektricität be-
triebenen oder controlirten Apparate ge-
hören zu den sinnreichsten Errungenschaften,
welche diese Natnrkraft der Mechanik her-
vorbringen half. Apparate wie die von
Theo r eil, Schubart (wir meinen die im
Buche irrigerweise nur van Ryselberghe
zugeschriebenen Telemeteorographen) werden
als Denkmäler des höchsten Könnens in der
Feinmechanik noch für lange Perioden hinaus
bezeichnet werden dürfen. Die tintheilung
des Stoffes scheint uns für die Beurtheilung
der Darstellung weniger bedeutend als die
Klarheit der Beschreibung. Dieses Büchlein
kann jüngere Leser zu eingehenden Studien
auf diesem reich bearbeiteten und doch un-
erschöpflichen Gebiet aneifern. Die Angabe
der Quellen Seitens des Autors ist daher ein
dankenswerther Vorgang, demgemäss eine
Vertiefung der empfangenen Anregungen
dem Leser gut möglich wird. Unter den im
Buche vermissten Apparaten nennen wir das
Phonische Rad von L a c o u r und den
Flnthmesser vom obgenannten Genter Mecha-
niker Schubart. Die Ausstattung des
Bändchens ist eine gute. K.
KLEINE NACHRICHTEN
Der Untergang der Volta. Das Kabel-
schifjf Volta, der Eastern Telegraph
-Company gehörig, ist am i8. v.M. durch
einen Sturm an die griechische Küste bei
Mykonos geschleudert, zu Grunde ge-
gangen. Leider ist der Verlust von fünfzehn
Menschenleben zu beklagen : Capitän W. J.
A. Dünn und zwei Elektriker, die Herren
Blum und Windle nebst zwölf Mann von
der Schiffsbedienung sind ertrunken. Das ge-
sunkene Schiff dürfte später gehoben werden.
Herr Blum, ein gebürtiger Ungar, Bruder des
egyptiscben Functionärs Blum l'ascha, war
ein zu schönen Hoffnungen berechtigender
junger Mann, der vor ungefähr 2I/2 Jahren
mehrere Monate im Dienste der Wiener Privat-
Telegraphen-Gesellschaft stand; er konnte
jedoch der Sehnsucht nach dem thätigen, ab-
wechslungsreicheren und auch einträglicheren
Seeleben nicht widerstehen und kehrte bald
in die levantinischen Gewässer zurück.
Centralslation für elektrische Beleuch-
tung in Gerona(Spanien). Nach dem System
mit Transformatoren der Firma Ganz & Co.
ist seit einigen Monaten in der spanischen
Stadt Gerona elektrische Beleuchtung einge-
führt. Vorläufig dient dieselbe nur für
Strassenbeleuchtung, wozu 150 Glühlampen
und 4 Bogenlampen im Betriebe stehen,
25 Glühlampen sind für Beleuchtung eines
Gebäudes installirt. Als Stromgenerator steht
eine selbsterregende Wechselstrommaschine
für 22.000 Watt in Verwendung und eine
gleiche in Reserve. Der Antrieb erfolgt durch
Turbinen. Mit Rücksicht auf vorkommende
Arbeiten an dem Wasserlauf soll eine Dampf-
maschine aufgestellt werden. Die Anlage,
welche demnächst eine Erweiterung erfahren
soll, steht seit Juli 1886 im Betriebe.
Elektrisches aus Temesvar. Von dieser
Stadt wird berichtet : Der Generalsecretär
der jAnglo- Amerikan Brush Electric Com-
pany* M. E. Garke ist dieser Tage ans
London eingetroffen und hat beim Bürger-
meister Dr. Karl Telbiss vorgesprochen,
um die Chancen der Vertragsübertragung zu
sondiren. Die Stimmung ist der neuen Gesell-
schaft, deren Leistungsfähigkeit und Solidität
ausser Zweifel steht, entschieden günstig und
wird die Commune der Uebertragung keinerlei
Hindernisse in den Weg legen. Es besteht
indessen die Absicht, von der ^Anglo Ameri-
can* als Gegenleistung für diese Bereitwillig-
keit ein Zugeständniss zu verlangen, welches
sich auf die Theaterbeleuchtung und den
Präclusivtermin bezieht, innerhalb dessen die
elektrische Privatbeleuchtung durchgeführt
werden soll. Dieser, jetzt mit 10 Jahren
fixirte Termin soll nun um ein Erkleckliches
abgekürzt werden.
Elektrische Beleuchtung von Wien.
Die Verhandlungen des Gemeinderathes be-
treffs der Centrale Fischer, Siemens &
Halske in der Naglergasse haben begonnen.
Seitens des Referenten und einiger anderer
Redner wurde der Standpunkt des Rechtes
und des gesunden Menschenverstandes in
der ersten Sitzung über den Gegenstand, wie
es scheint nicht ohne guten Erfolg, geltend
gemacht. Es ist abzuwarten, ob der fernere
Verlauf und das Ergebniss der Debatte nicht
an das bekannte Wort Talbot's in der
^Jungfrau von Orleans* erinnern werden.
Doch nein ! Wie sehr auch das bisher Vor-
gekommene zu Befürchtungen dieser Art
Anlass geben mag, die Hoffnung, dass das
Plenum des Gemeinderathes den besseren
Eingebungen folgen werde, dürfte diesmal
nicht trügen. Selbstverständlich wäre dann
endlich den weiteren Fortschritten der Elektro-
236
technik in Wien in anerkennensvverther Weise
Bahn gebrochen.
Die Begehung der Kabeltrace von der
Schenkenstrasse zu den Hoftheatern hat am
4. Mai stattgefunden.
Gaulard & Gibbs contra Deri. In dem
Nichtigkeitsverfahren Ganlard & Gibbs
contra Max Deri hat das Patentamt dem
Antrag der Ersteren Folge gegeben, und
den Anspruch i des Deri'schen deutschen
Reichspatentes Nr. 33951 zu streichen be-
schlossen. Die Angelegenheit wird durch
Berufung des Patentinhabers an das deutsche
Reichs.gericht gelangen.
Einführung der elektrischen Beleuch-
tung in Fiume. Die von den Herren Arthur
Steinacker und John Whitehead aus-
gegangene Agitation für die Einführung der
elektrischen Beleuchtung in Fiume von einer
Centralstation aus hat — wie man schreibt —
in kurzer Zeit zu einem sehr günstigen Resultat
geführt, indem schon bisher ein Consum
von mehr als 3000 Flammen angemeldet
wurde. Da die Stadt Fiume durch einen mit
der Gasgesellschaft abgeschlossenen Vertrag
gebunden ist, handelt es sich vorläufig nicht
um die elektrische Beleuchtung der Strassen
und Plätze, sonderu blos um die Einführung
des elektrischen Lichtes zum Privatgebrauch
in den industriellen Etablissements, in Woh
nungen, Gewölben und Werkstätten. Pralls
das Experiment gelingt und sich herausstellen
sollte, dass das elektrische Licht nicht bedeutend
theuerer zu stehen kommt als das Gaslicht,
dürften sich die Anmeldungen stark vermehren
und steht auch zu hoffen, dass die königliche
Seebehörde, zur Beleuchtung des Hafens und
der Magazine, dass elektrische Licht einführen
wird. Ingenieur Deri von der Ganz'schen
Fabrik war in Fiume, um das Project zu
studiren und die nothwendigen Berechnungen
zu bewerkstelligen.
Elektrische Beleuchtung in Graz. In
einer der letzten Gemeinderaths-Silzungen
erstattete Gemeinderath S t r e i n t z den Bericht
des Comites zur Einführung der elektrischen
Beleuchtung. Nachdem die eingelaufene Offerte
von Siemens & Halske, Ernst B i d e r-
raann in Wien und von der Wiener Gas-
industriegesellschaft Abweichungen vom Pro-
gramme enthalten, wurde unter Beibehaltung
dieses Programmes ein neuerlicher Concurs
mit dem Termine bis i. Juni d. J. anberaumt.
Fontainen mit farbiger, elektrischer
Beleuchtung. Einer schon vor mehreren
Jahren in London ausgeführten farbigen Fon-
taine steht jetzt eine Nachahmung im grössten
Styl auf Staten-Island, nahe von New-York,
bevor. Es handelt sich um eine Anzahl von
Einzelstrahlen, die von einer unterirdisch
angelegten Beleuchtungskammer aus farbig
beleuchtet werden. In diesem Falle ist die
Beleuchtungskammer 12 Mtr. zu 12 Mtr.
gross und es sind in der Decke derselben
15 kreisförmige, mit Glas verschlossene
Oeffnungen von je o'6 Mtr. Durchmesser
angebracht, durch welche hindurch je ein
mächtiges Bogenlicht seine Strahlen gerade
auf eine der Springstrahlen wirft. Zur Färbung
des Lichtes dienen farbige Gläser, welche
auf kleinen Rollwagen liegen, die sich vor
den 15 Lichtöffnungen vorbei bewegen lassen.
Die Wagen sind so verbunden, dass immer
eine Anzahl derselben gleichzeitig in Bewe-
gung kommt. Durch die beabsichtigte An-
bringung von elektrischen Lichtern neben
und über den Fontainen denkt man die
Vielseitigkeit und Grösse der Effecte, welche
erreichbar sind, noch wesentlich zu steigern.
Elberfeld. Der Plan der Einführung der
elektrischen Beleuchtung in unserer Stadt,
welcher schon seit längerer Zeit Gegenstand
eingehender Berathung innerhalb des Ver-
waltungskörpers ist, geht nun seiner Ver-
wirklichung einen bedeutungsvollen Schritt
entgegen. Unsere Stadtverordneten Versamm-
lung hat in einer nicht öffentlichen Sitzung
dem Vorschlage gemäss grundsätzlich die
Errichtung einer Centralanlage für elektrische
Beleuchtung beschlossen und gleichzeitig ge-
nehmigt, dass zu diesem Zwecke mit der
Firma Siemens & Halske in Berlin in
nähere Verhandlung getreten werde.
Mainz. Der Prof. Dr. Kittler (Darm-
stadt) ist von der hiesigen städtischen Ver-
waltung ersucht worden, sein früher abge-
gebenes Gutachten über Einführung der
elektrischen Beleuchtung in den neuen Hafen-
anstalten voiii Mainz und hieran anschliessend
auf den Strassenzügen und Anlagen des
Boulevard durch Vorlage eines eingehenden
Planes zu ergänzen. Hierbei wird darauf
Rücksicht genommen, dass auch die Häuser
am Boulevard nebst ihren Kellern mit
elektrischem Licht versehen werden können.
Die nöthige Kraft wird die elektrische An-
lage von den Maschinen im Hafen erhalten.
Nach einer Kostenberechnung des hiesigen
Stadtbaumeisters würde die elektrische Be-
leuchtung, abgesehen von ihren sonstigen
Vortheilen, nach den hier vorliegenden Ver-
hältnissen sich auch billiger stellen als Gaslicht.
Darmstadt. Vor einiger Zeit ist nach
eingehenden Ermittlungen beschlossen worden,
in dem hiesigen Hoftheater die elektrische
Beleuchtung u. zw. wesentlich in der Art,
wie solche im Münchener Hoftheater einge-
richtet ist, einzuführen. In Folge hiervon
haben sich Hoftheaterdirector Wünzer und
der Professor der Elektrotechnik an der
hiesigen technischen Hochschule Dr. Kitt 1er
in aller Kürze nach München begeben, um
Einsicht von den dortigen Einrichtungen zu
nehmen.
Ueber elektrische Bogenlampen. Im
Schleswig-Holstein'schen Bezirksvereine deut-
scher Ingenieure hielt der Elektriker Herr
L. Scharnweber aus Kiel einen Vortrag
237
über , Elektrische Bogenlampen im
Allgemeinen*, dem wir die folgenden
Daten über Abmessungen des Lichtbogens
und der Kohlen, über Stromverbrauch und
Lichtstärke der Lampen, über Schaltungs-
weisen etc. entnehmen. In Bezug auf die
Stromstärke für Bogenlampen theilte S ch ar n-
weber mit, dass Lichtbögen von 2 — loo
Amperes und 1 — 15 Mm. Länge erzeugt
werden. Bei Gleichstrommaschineu lässt man
den Strom bei senkrechten Kohlenstäben
(deren Dicke von der Stromstärke abhängt)
von oben nach unten durch die Lampe laufen
und macht hiebei die obere positive Kohle
um 2 — 3 Mm. stärker als die negative, welch
Letztere weniger glüht und in Folge des
kleineren Durchmessers das Licht freier aus-
strahlen lässt. Für eine Stromstärke von
4 — 5 Amperes nimmt man 7 — 9 Mm., für
eine Stromstärke von 8 — 10 Amperes 10 bis
II Mm. dicke Kohlenstäbe. Bei Wechsel-
strommaschinen sind beide Kohlenstäbe gleich
dick, da der Verbrauch für beide ein gleicher
ist. Die Stromstärke für Bogenlicht schwankt
zwischen 44 A. für die schwächsten, bis
60 A. für die stärksten Lichter. Die
Theilung des elektrischen Lichtes wurde zu-
erst von Jablochkoff, dem Erfinder der
elektrischen Kerzen, im Jahre 1876 mit
einigem Erfolge erreicht. Die Kerze, deren
Einrichtung allenthalben bekannt ist, hat
jedoch den grossen Nachtheil, dass sie nur
von Wechselstrommaschinen gespeist und,
einmal zufällig oder durch Ausschalten er-
löscht, nicht wieder selbstthätig entzündet
werden kann. Später wurden dann die soge-
nannten Differentialschaltungen erfunden. Der
die Lampe durchfliessende Hauptstrom sucht
einen Solenoidkern in einer bestimmten
Richtung zu bewegen, ein anderer, den
Lichtbogen parallel geschalteter Zweigstrom
mit vielen dünnen Windungen in der ent-
gegengesetzten Richtung. Die Stromspannung
einer für Hintereinanderschaltung gebauten
Dynamo beträgt so vielmal 45 — 50 Volts, als
Lampen im Stromkreis eingeschaltet sind.
Ausser den durch den Strom regulirten
Bogenlampen gibt es noch die sogenannten
Nachschublampen, bei welchen ein mecha-
nisches Laufwerk automatisch den Nachschub
der Kohlen nach Maassgabe des continuir-
lichen Abbrennens besorgt (Breguet, Kloster-
mann, Gramme). Zum Schlüsse beschreibt
Scharnweber seine eigene neue Bogen-
lampe. Bei derselben wird die untere Kohle
durch eine Spiralfeder in einer Führung
liochgedrückt ; am zugespitzten Ende wird sie
durch eine feste Spitze aufgehalten und schiebt
sich beim Abbrennen langsam nach, da sie
immer conisch abbrennt. Die Spitze besteht
aus einem in Platin gefasten Spli^'ter von
Osmium-Iridium, einem fast unschmelzbaren
Melallgemische. Die obere Kohle bewegt sich
mit einem kleinen Druckgewichte in einem
Messingrohr nach abwärts. Der Kohlenstab
strebt leicht nach unten und wird durch einen
von einem Solenoid regulirten Druckhebel
gebremst. Letzterer wird nach Maassgabe des
Abbrennens gelüftet und die Kohle rutscht
um ein entsprechendes Stück nach. Die
Nachschublampen, sowie die eigentlichen
Regulatoren haben nach Scharnweber
ihre Vor- und Nachtheile. Erstere sind bei
Motoren mit constanter Tourenzahl, die
Letzteren bei Maschinen mit schwankender
Geschwindigkeit vorzuziehen.
Die Herstellung von elektrischen Be-
leuchtungskohlen ist in Amerika zu einer
bedeutenden Industrie geworden. Man stellt
dieselben jetzt meistens aus den Rückständen
her, welche bei der Reinigung des Petro-
leums zurückbleiben. Das carbonisirte Ma-
terial wird zu Pulver gemahlen, mit etwas
Pech vermengt und so in Formen gebracht,
welche in Kästen eingepackt werden. Diese
Letzteren werden in einem Glühofen, der
etwa 45.000 Stück Kohlen aufnehmen kann,
einer sehr starken Hitze ausgesetzt. Durch,
die Verbindung zweier Ofen kann der Betrieb
von zwei Arbeitern ohne Unterbrechung ge-
führt werden, indem der eine Ofen in Gluth
ist, während der andere sich abkühlt, ent-
leert und wieder beschickt wird.
(»Elektrotechn. Anz.*)
Elektrische Suchlichter für Festungs-
plätze. Die spanische Kriegsverwaltung hat
den Beschluss gefasst, alle befestigten Plätze
des Landes mit sogenannten Suchlichtern
(verstellbare elektrische Lampen zum Ab-
suchen einer Gegend) ausrüsten zu lassen.
Was ist ein Ohm ? Von Dr. Carl K 1 a r.*)
Der Ohm ist die Abkürzung von Oheim =
Onkel, das Ohm ist ein jetzt abgeschafftes
Flüssigkeitsmaass = 120 Quart.
Ganj recht ! Aber was ist
drittens noch }
Diese Frage, mit welcher
der Berliner elektrotechnische
einer seiner Sitzungen eingehend beschäf-
tigte, wollen wir zu beantworten versuchen.
Das Ohm ist eine in der Elektrotechnik an-
gewandte Maasseinheit, deren Grösse begriff-
lich genau bestimmt ist, und für welche nun
Originalmaasse angefertigt werden sollen, nach
denen andere Maasse für das betheiligte Publi-
cum geaicht werden können. Der französische
Physiker Rene Benoit hat bereits solche Ori-
ginale hergestellt, welche nach seiner Ver-
sicherung bis auf wenige Millionstel genau sind .
^Ist's möglich*, so höre ich den Leser
ausrufen, ^kann man die Elektticität schon
so genan messen ?* Und unlängst wurde ich
gefragt, wie es denn eigentlich komme, dass
das Ohm als Maass bei der Elektricität
wieder eingeführt ist, nachdem es als Maass
für gewöhnliche Flüssigkeiten glücklich be-
seitigt worden. Wenn der Laie liest, man
könne die Elektricität auf Flaschen (Ac-
cumulatoren) ziehen und bis zum Gebrauch
^das Ohm*
sich auch
Verein in
*) Wir geben diese originelle Erklärung über
die elektrische Widerstandseinheit, ihrer humori-
stischen Gewandung halber, hier wieder ; sie ent-
hält in heiterer Form vieles ernst zu Nehmende
über den Gegenstand.
238
aufbewahren, so kann man ihm kaum ver -
denken, dass er sich vorstellt, man messe sie
den Kunden wie Spiritus zu. Unser ,Ohm*
hat aber mit dem Flüssigkeitsmaass nichts
als den Namen gemein.
Was zunächst diesen Namen betrifft, so
ist er zu Ehren des verstorbenen Berliner
Professors Ohm gewählt, welcher vom Publi-
cum der ^elektrische Ohm* genannt wurde,
zum Unterschiede von seinem Bruder, dem
, mechanischen Ohm"', weiland gleichfalls in
Berlin Professor und ein im Köpenicker
Viertel allgemein bekannter alter Herr. Dieser
^elektrische Ohm* hat im Jahre 1827 das
nach ihm benannte Ohm'sche Gesetz ent-
deckt und sowohl theoretisch als durch Ver-
suche bewiesen, dass sich die Elektricität in
Drahtleilungen nach ähnlichen Gesetzen ver-
theilt wie Flüssigkeiten in Rohrleitungen.
Auf die Gefahr hin, dass sich der Leser die
Elektricität als ^gewöhnliche Flüssigkeit*,
vielleicht als eine sehr feine Luftart, vorstellt
(was sie durchaus nicht ist), muss ich des-
halb hier die elektrischen Ströme mit Flüssig-
keitsströmen vergleichen.
Wenn man die Enden eines Metalldrahtes
m't den beiden Polen einer beliebigen Elek-
tricitätsquelle verbindet, so entsteht im Draht
ein elektrischer Strom, dessen Gesetze wir
uns an dem Flüssigkeitsstrom in einem
Wasser- oder Gasleitungsrohr klar machen
können, Ursache der Wasser- oder Gas-
strömung ist die Spannung dtr Flüssigkeit,
welche ihrerseits von dem Ueberdruck des
auf einem Berge oder Thurm angelegten
Wasserbeckens oder des schweren Gase
meters in der Gasanstalt herrührt; man misst
die Spannung gewöhnlich in Atmosphären.
Die Stärke des Stromes an einer bestimmten
Stelle der Rohrleitnng kann man ausdrücken
durch die Anzahl der Maasseinheiten (Liter
oder Kubik-Meter), welche in der Zeiteinheit
(Secunde) hindurchfliessen. Der Strom ist
nun um so stärker, je grösser die Spannung,
aber umso schwächer, je länger und enger
und rauher die Rohrleitung ist, und diesen
Einfluss der Beschaffenheit der Rohre auf
die Stromstärke nennt man den Widerstand
der Leitung. Dieser Leitungswiderstand ist
also umso bedeutender, je grösser die Span-
nung zur Erzielung einer gewissen Strom-
stärke sein muss, oder je schwächer für eine
gewisse Spannung die Strömung ausfällt; man
kann also den Widerstand ausdrücken durch
einen Bruch, dessen Zähler die Spannung
(in Atm.) und dessen Nenner die Strom-
stärke (in Litern) ist, oder kurz: Widerstand
gleich Spannung dividirt durch Stromstärke,
Fliesst z. B. bei 2 Atm. Spannung 0*4 Ltr.
Wasser in der Secunde durch einen ge-
öffneten Hahn, so beträgt der Leitungswider-
.stand 2 : 0*4 =r 5 Widerstandseinheiten, Die
Maasseinheit des Widerstandes wäre hier also
derjenige Widerstand, welcher bei I Atm
Spannung i Ltr. Wasser in der Secunde
durchlässt.
Ganz ähnlich bei der Elektricität. Auch
hier nennt man die ihrem Wesen nach frei-
lich ganz geheimnissvolle Ursache des elek-
trischen Stromes die Spannung der Elektri-
cität, und die Stärke des Stromes wächst mit
der Spannung und nimmt ab mit wachsendem
Widerstände in der Leitung. In der Wasser-
leitung aber ist derWiderstand nicht bei allen Ge-
schwindigkeiten des Wassers derselbe (liefert
1 Atm. I Ltr., so liefern 2 Atm. nicht genau
2 Ltr., sondern etwas weniger) ; dagegen gilt
bei der Elektricität nach dem Ohm'schen
Gesetz in allen Fällen genau : Widerstand
gleich Spannung dividirt durch Stromstärke,
und die Maasseinheit des Widerstandes heisst
Ohm. Ein Ohm ist also derjenige Wider-
stand, welcher bei der Einheit der elek-
trischen Spannung die Einheit des elek-
trischen Stromes durch die Leitung fliessen
lässt.
Wie der Leser sieht, ist das Ohm von
den Maasseinheiten für die Spannung und für
die Stromstärke abhängig, über welche zu
sagen ist, dass der Pariser elektrische Congress
von 1881 beide Maasseinheiten begrifflich
genau bestimmt, u. zw. vom Metermaass ab-
geleitet, und ihnen die Namen Volt und
Ampere gegeben hat, woraus dann nach
dem Ohm'schen Gesetz von selbst folgte :
I Ohm = 1 Volt dividirt durch i Ampfere.
Die neue Siemens'sche Glühlampe braucht
z. B. einen Strom von lOO Volt und 0*53
Ampere, der zugehörige Widerstand ist also
100 : 0-53 ^ 1887 Ohm.
Mit der begrifflichen Bestimmung des
Ohm war aber noch nicht viel gewonnen,
ebensowenig wie seinerzeit mit der durch die
französische Maass- und Gewichtscommission
von 1791 getroffenen Bestimmung, dass das
Meter der zehnmillionste Theil des Erdqua-
dranten sein solle. Es galt damals, diesen
Erdquadranten, d. h. den Viertelkreis vom
Nordpol zum Aequator theils zu messen,
theils genau zu berehnen. Zwei Messungen
und Berechnungen wurden durchgeführt, und
siehe da, sie stimmten nicht zusammen. Zu
eine dritten Messung gab's weder Zeit noch
Geld, und so nahm man das Mittel aus den
beiden. Als später der deutsche Astronom
B e s s e 1 ausrechnete, ob nun auch wirklich
der Erdquadrant 10 Mill. Meter lang sei,
fand er ihn 855 Mtr., also fast l Km, zu
lang, will sagen, das Meter war nahezu
Vio Mm. zu kurz gerathen, was zwar praktisch
unerheblich, wissenschaftlich aber höchst un-
liebsam ist. Aehnlich könnte es uns jetzt
mit dem Ohm gehen.
Vor 1881 waren in physikalischen Gabi-
neten und in der Telegraphie fast soviel
verschiedene Widerstandseinheiten in Ge-
brauch wie vor Einführung des Metermaasses,
Fusse und Ellen ; darunter hatte das grösste
Ansehen die sogenannte Siemens-Einheit (von
Werner-Siemens 1849 eingeführt), näm-
lich der Widerstand einer Quecksilbersäule
von I Qu. -Mm. Querschnitt und 1000 Mm.
(i M.) Länge bei der Temperatur des
schmelzenden Eises (oO), und es galt nun,
das Ohm genau in Siemens-Einheiten, d. h.
Millimetern jener Quecksilbersäule auszu-
239
drücken. Namhafte Physiker machten sich
an's Werk ; sie legten der Pariser elek-
trischen Conferenz 1882 die Ergebnisse vor,
und siehe da, sie stimmten nicht zusammen.
Es hatten z. B. für 1 Ohm gefunden: Kohl-
rausch io59"3 Mm.; Lord Rayleigh
10620 und 1062-4; Rowland lo57"5 ; Fr.
Weber I047'i ; H. Weber loöfi; W.
Weber 10546 Mm. Die Conferenz beschloss
nun die gesetzliche Grösse von i Ohm
nicht eher festzustellen, als bis die Ab-
weichungen der einzelnen Forscher und
Methoden nicht mehr als l Mm. be-
tragen ; man wollte also eine Ungenauigkeit,
zehnmal so gross wie beim Meter, zulassen ;
ein höchst voreiliger Beschluss! Die Con-
ferenz von 1884 ^^^^ dann den abgerundeten
Werth von 1060 Mm. als ^gesetzliches Ohm*
festgestellt, und der Eingangs genannte Rene
Benoit hat vier Ohm-Etalons, d. h. Drähte
aus einer Legirung von Platin mit 10^0
Iridium hergestellt, deren Widerstand im
Mittel = o'999994 Ohm sein soll.
Die jetzt vom deutschen Reichstage be-
willigte wissenschaftliche Abtheilung der phy-
sikalisch-technischen Reichsanstalt wird jeden-
falls die hier erforderlichen, für Wissenschaft
und Technik der Elektricität gleich wichtigen
Arbeiten nochmals aufnehmen und mit deut-
schem Fleiss und deutscher Gründlichkeit zu-
befriedigendem Ende führen.
(^Centralztg. f. O. u. M.«)
Die Indianer und das Telephon, Als
die ersten Telegraphen in Amerika in den
Indianergebieten gebaut wurden, da liess man
mehrere Indianerhäuptlinge von zwei ver-
schiedenen Stationen sich durch Vermittlung
von Beamten, welche die Gespräche abtele-
graphirten, unterhalten. Hierauf reisten die
Häuptlinge einander entgegen, trafen in der
Mitte zwischen den Stationen zusammen und
waren nun ganz überwältigt von der Wahr-
heit, dass sie sich wirklich von den weit aus-
einanderliegenden Stationen gesprochen hatten.
Seitdem aber waren die Telegraphenlinien
<len Indianern heilig, sie fürchteten dieselben
als Zauberwerk und Hessen sie unbeschädigt,
selbst in Kriegszeiten. Noch viel grösseres
Staunen, ja Grauen hat aber das Telephon
auf die Indianer ausgeübt. Amerikanische
Zeitungen berichteten über den furchtbaren
Eindruck, welchen das Telephon auf einige
Häuptlinge der Apachen-Indianer gemacht
hat. Als die Häuptlinge kürzlich St. Louis in
Missouri passirten, machte man sie u. A.
auch mit dem Fernsprecher bekannt und liess
sie ein Gespräch aus dem Apparat mit an-
hören. Kaum aber vernahmen sie die aus
dem Apparat hervorkommenden Worte, als
sich auch Bestürzung und Grauen auf ihren
rothen Gesichtern zeigte ; sie wussten nicht,
wie sie die Töne erklären sollten. Nachdem
sie nacheinander mit Zittern, aber doch mit
grosser Aufmerksamkeit gelauscht hatten,
hüllten sie sich in ihre Mäntel und verharrten
lange Zeit in Stillschweigen ; dann aber hielten
sie mit gedämpfter Stimme eine lange Unter-
redung über das Wunder und erklärten
schliesslich, der grosse Geist der Weisen
habe zu ihnen geredet; das Qespräch im
Fernsprecher war nämlich in englischer
Sprache geführt worden. Schliesslich erbaten
sie sich einen Fernsprechapparat, damit ihre
Kinder auch den grossen Geist der Indianer
hören könnten. — Die Telegraphenlinien
werden aber wohl niemals von den Indianern
etwas zu leiden haben.
Batterie-Ausrüstung des Londoner
Telegraphen - Centralamtes. Wie die in
London erscheinende und ziemlich oft citirte
^Electrical Review*^ angibt, stehen im dor-
tigen Telegraphen - Centralamte mehr als
20.000 galvanische Elemente im Betriebe.
Leistungsfähigkeit des automatischen
Apparates von Wheatstone. Nach einer
neueren Mittheilung von Mr. William Henry
Preece, des mit der Leitung des gross-
britannischen Telegraphenwesens betrauten
Elektrikers, konnte mit dem automatischen
Apparate von Wheatstone auf einer von
England nach Irland reichenden Eisen-
drahtleitung 170 und auf einer Kupferdraht-
leitung 420 Worte pro Minute abtelegraphirt
werden. Der letzteren Leistung entsprechen
25 200 Worte pro Stunde ; da sich aber der
genannte Appnrat zum Gegensprechen ein-
richten (duplexiren) lässt, so können sogar
50.000 Worte oder ungefähr 2520 Tele-
gramme gewöhnlicher Länge zwischen zwei
correspondirenden Stationen in dem Zeit-
räume von einer Stunde ausgewechselt werden.
Neues Instrument zur continuirlichen
Aufzeichnung der Stärke und Richtung
variabler elektrischer Ströme. Von R.
S h i d a. (Phil. Mag. (5) 22, 1886.) Das In-
strument soll namentlich zur Messung von
Erdströmen dienen. Es besteht zunächst aus
einem Galvanometer, in welchem eine Rolle
aus vielen Windungen von feinem Draht,
durch welche der Strom geleitet wird, wie
beim Siphon-Recorder von Sir W, Thomson
zwischen den Polen eines kräftigen, aus einem
Bündel quadratischer harter Stahlstäbe be-
stehenden Hufeisenmagnetes mit ihrer Achse
senkrecht zur Verbindungslinie der Pole an
einem Seidenfaden hängt. In der Rolle ist
ein weicher Eisenkern, welcher sie indess
nirgends berührt und das Magnetfeld ver
stärkt. Ihre Bewegungen sind fast aperiodisch
Unten hängen an der Rolle zwei Gewichte
welche auf einer Ebene auf- und nieder
gleiten und der Drehung der Rolle entgegen
wirken. Die sie tragenden Fäden gehen durch
Löcher in einer Messingplatte, durch deren
Hebung und Senkung die Empfindlichkeit des
Instrumentes geändert v>'ird. Oberhalb ist an
der Rolle ihrer Drehungsachse coaxial eine
horizontale kreisförmige Ebonitplatte befestigt,
240
an der unterhalb nahe ihrem Umfang eine
Anzahl Platinzähne angebracht sind. Darunter
steht ein Gefäss voll saurem Wasser, aus
dessen Mitte zwischen zwei sehr dünnen,
dicht nebeneinander stehenden Platinplatteu
das Wasser durch Capillarität in die Höhe
steigt. Zwischen denselben gehen die Platin-
zähne der Ebonit Scheibe hindurch. Bei jedem
Durchgang des einen derselben wird ein
Strom geschlossen, welcher die Stellung der
Rolle auf einer durch ein Uhrwerk gleich-
förmig rotirenden, lackirten , mit einem
Platinblech und darüber mit einem weissen
Papierstreifen bedeckten Holzwalze notirt.
Die Walze taucht in eine wässerige Lösung
von Kalium Eisencyanid und salpetersaurem
Ammon ein. Auf dem Cylinder ruht eine An-
zahl Platinnadeln, welche mit den Plalin-
zähnen durch äusserst feine, zur Achse der
Rolle führende und von da zu Klemm-
schrauben gehende Spiralfedern verbunden
sind. Das Platinblech auf dem Cylinder ist
mit dem negativen, die capillaren Platin-
platten sind mit dem positiven Pol einer
Kette verbunden, so dass jeder Durchgang der
Zähne durch den Capillarraum auf der Walze
durch einen blauen Strich markirt wird. Die
Angaben des gebrauchten Instrumentes reichen
etwa von 4— Ve MilH-Ampfere. (^Z. f. T.«)
Cowles Aluminium-Stahl. Die Cow-
les Electric Smelting and Alumi-
nium Company in Cleveland, Ohio,
kommt jetzt mit Proben ihres ^Aluminium-
Stahles* heraus. Bei einem Muster ist eine
Eisenbarre mit einer Barre aus basischen
Siemens-Martins-Stahl, der I/5 '/o Aluminium
enthält, verschweisst und bei diesem Stück
kann man keine Schweissnaht sehen, viel-
mehr scheint sich der Stahl über die Schweiss-
stelle hinaus tief in das Eisen zu erstrecken.
Ohne den Aluminiumzusatz zum Stahl erhält
man eine deutlich sichtbare Schweissnaht.
Ferner hat die Fabrik eine geschmiedete
Stange aus Aluminiumbronze mit 5 "/o Alu-
minium ausgestellt, welche erst bei einer
Belastung von 36 Tonnen auf den Quadrat-
zoll (englisch) des ursprünglichen Quer-
schnittes zerriss und 60 "/o Streckung zeigte.
(^Elektrotechn. Anz.*)
Löthen mittelst Elektricität. Die Be-
arbeitung der Metalle mittelst Elektricität,
welcher wir eine grosse Zukunft zusprechen
dürfen, hat durch das elektrische Schweissungs-
verfahren des Prof. Thomson eine wichtige
und interessante Erweiterung erfahren. Eine
andere Verwendung der Elektricität zum Be-
arbeiten der Metalle und zwar ebenfalls zur
Verbindung von zwei Metallstücken gestattet
das Löthen mittelst des Volta'schen
Lichtbogens, das jedenfalls geeignet ist,
viel rascher Verbreitung zu finden als die
elektrische Schweissung, weil die bei der
Löthung aufzuwendenden Stromstärken ver-
hältnissmässig niedrig sind, ferner die Fälle,
in denen er zur Anwendung gebracht werden
kann, zahlreicher sind, als die für elektrische
Schweissung geeigneten und endlich auch die
nothwendigen Zurichtungen erheblich ein-
facher als bei der letzteren sind. Die elek-
trische Löthung wird einfach dadurch be-
wirkt, dass man das zu löthende Metallstück
mit dem einen Pol eines genügend kräftigen
Elektricitätserzeugers in Verbindung bringt
und den anderen Pol mit einem Stückchen
Retortenkohle verbindet, welches durch eine
geeignete Vorrichtung bequem gehalten und
an die Löthstelle herangebracht werden
kann. Berührt man mit dem Kohlenstückchen
das Metallstück und entfernt es darauf, so
entsteht ein Flammenbogen. Man benutzt den-
selben zum Löthen, indem man auf das Metall-
stück Loth in kleinen Stücken bringt, welche
durch die Hitze des Flammenbogens rasch
geschmolzen und mit dem Metall verbunden
werden. Die Verflüssigung des Lothes geht
im Flammenbogen sehr rasch vor sich und
gestattet darum ein schnelles Arbeiten. Kann
man di-i Zuleitung nicht durch die zu löthen-
den Metallstücke bewirken — wenn dieselben
beispielsweise sehr dünn sind und sich darum
zu stark erhitzen würden — so muss man
den Flammenbogen zwischen zwei Kohlen-
oder Metallspitzen erzeugen und an die
Löthstelle heranbringen. Die elektrische
Löthung wird sich besonders in zwei Fällen
empfehlen ; zunächst wenn es sich um die
Herstellung von Löthstellen an Orten han-
delt, an d^nen man andere Löthvorrichtungen
wegen Feuergefährlichkeit oder erschwerte
Zugäoglichkeit nicht anwenden kann, dann
aber auch bei Massenlöthungen, bei denen
der raschere Fortgang der Arbeiten reichlich
die Mehrkosten der elektrischen Löthung
aufwiegt. Ob man den Flammenbogen auch
zum Verbinden von Bleiblechen an Stelle
der bisher gebrauchten Wasserstoffflammen
anwenden kann, wollen wir, da uns in dieser
Beziehung Erfahrungen fehlen , als offene
Frage dahingestellt sein lassen. Vielleicht
fühlt sich einer unserer Leser, der ein prak-
tisches Interesse an der Sache hat, zu einer
experimentellen Prüfung angeregt.
(^Elektrotechn. Anz.*)
Elektrische Haarbürsten. In England
hat sich kürzlich unter dem Titel : , Electric
Batery Brush Company* eine Actiengesell-
schaft mit dem Capitale von 50.000 Pfd. St.,
welches in 10.000 Actien ä 5 Pfd. St. ein-
getheilt ist, gebildet. Der Zweck dieser Ge-
sellschaft besteht in der fabriksmässigen Er-
zeugung und dem Vertriebe einer elektrischen
Kopfbürste, welche patentirt und unter der
Bezeichnung ,Father Brush* bekannt ist^
Verantwortlicher Redacteur ; JOSRF KAKEIS. — Selbstverla«; des Elektrotechnischen Vereins.
In CommirjBion bei LEHMANN & WENTZE3L, Buchhandlung für Technik und Kunst.
Druck von R. SPIBS & Co. in Wien, V., Straussengasse lU.
Zeitschrift für Elel<trotechnil<,
V. Jahrg.
I. Juni 1887.
Heft VI.
VEREINS-NACHRICHTEN.
Protokoll
der V. ordentlichen Generalversammlung am
13. April 1887.
Vorsitzender : Hofrath v. G r i mb u r g.
Der Vorsitzende constatirt die
ordnungsmässig erfolgte Einberufung
und Anmeldung, ferner auf Grund der
Präsenzliste die Beschlussfähigkeit der
Generalversammlung und erklärt die-
selbe für eröffnet.
Die Herren Ingenieur Kolbe und
Director Thal witzer werden zu
Verificatoren und die Herren Adjunct
Seh lenk und Ingenieur Sauer zu
Scrutatoren nominirt.
Der Vorsitzende erhebt sich und
spricht:
„Bevor ich zum Gegenstande un-
serer Tagesordnung übergehe, habe
ich die Ehre der verehrten Ver-
sammlung zur Kenntniss zu bringen,
dass es mir vor kurzer Zeit ver-
gönnt war, Seiner kais. und königl.
Hoheit dem durchlauchtigsten Kron-
prinzen, unserem hohen Protector,
über die l'hätigkeit des Vereines
Bericht zu erstatten. Ich habe nicht
unterlassen, das ernste wissenschaft-
liche Streben des Vereines, sowie die
erzielten Erfolge in unseren Ver-
sammlungen und in der Zeitschrift
der Wahrheit gemäss hervorzuheben.
Seine kaiserliche Hoheit hat mit
gnädigstem Wohlwollen und mit
warmem Interesse diesen Bericht ent-
gegengenommen und mit sympathischen
Worten seiner Theilnahrae an dem
Gedeihen und Aufblühen des Ver-
eines Ausdruck gegeben. Auch hat
Hochderselbe meine Bitte, auch noch
fernerhin seinen Schutz als Protector
dem Vereine zuzuwenden, zustimmend
entgegengenommen und ich schätze
mich glücklich, hier der Dolmetsch
dieser huldvollen Gesinnung sein zu
können." {Anhaltender Beifall.)
Der Vorsitzende ersucht den
Schriftführer, Herrn Telegraphen-
Vorstand Bechtold, über die Ver-
einsthätigkeit im abgelaufenen Jahre
und nachdem der Cassaverwalter Herr
Wüste verhindert ist, zu erscheinen,
auch zugleich über die Cassageba-
rung und den Rechnungsabschluss
zusammenhängend zu berichten.
Der Schriftführer erstattet fol-
genden Bericht:
„Der Ausschuss hat die Ehre,
Ihnen, hochgeehrte Herren^ im Nach-
folgenden seinen Bericht über das
abgelaufene Vereinsjahr zu erstatten.
Zu Beginn des Jahres 1886 zählte
der Verein 539 ordentliche Mit-
glieder, 16 Gründer und 3 Stifter,
das ist in Summe 558 Mitglieder.
Durch den Tod hat unser Verein
in diesem Jahre 2 Gründer und
3 ordentliche Mitglieder verloren, wo-
von Sie, verehrte Herren, bereits in vor-
hergegangenen Wochenversammlun-
gen gebührend Act genommen haben.
Weitere Reductionen der Mit-
gliederzahl ergaben sich durch den
freiwilligen Austritt von 41, sowie
durch die im Sinne der Statuten er-
folgte Ausscheidung von 37 Mit-
gliedern, welche theils verschollen,
theils mit ihren Beiträgen durch mehr
als ein Jahr im Rückstande waren.
Diesem Abgange von 83 Mit-
gliedern steht ein Zuwachs von 98
ordentlichen Mitgliedern und 2 Grün-
dern gegenüber, so dass der Stand
mit Ende des Jahres i886 575 Mit-
glieder betrug und somit ungeachtet
des bedeutenden Ausfalles dennoch
16
242
ein Anwachsen des Vereines um
1 7 Mitglieder zu verzeichnen ist.
Es dürfte Sie interessiren , zu
wissen, wie sich diese 575 Mit-
glieder hinsichtlich ihrer Domicile
vertheilen.
Es entfallen auf Wien 181;
auf die österreichischen Kronländer,
und zwar auf:
Böhmen 72
Galizien 28
Niederösterreich ... 19
Mähren 19
Steiermark 17
Küstenland 12
Oberösterreich ....11
Tirol und Vorarlberg . . 11
Schlesien 3
Dalmatien 2
Kärnten 2
Krain 2
Salzburg 2
in Summa . . 200;
auf die Länder der ungarischen
Krone, und zwar auf :
Ungarn 36
Croatien 13
Siebenbürgen .... 2
in Summa . . 51;
auf Bosnien-Herzegowina 5; und
somit in Oesterreich-Ungarn und Bosnien-
Herzegowina 181 Wiener und 256 auswärtige,
oder in Summa 437 Mitglieder;
ferner auf das Ausland, und zwar auf:
Deutschland 60
Russland 12
Frankreich II
Italien 11
Belgien 7
England 7
Schweiz 7
Schweden und Norwegen 6
Vereinigte Staaten v. Nord-
amerika 4
Britisch-Amerika ... 2
Dänemark 2
Niederlande 2
Portugal 2
Spanien 2
Egypten i
Rumänien i
somit im Auslande . .138 Mitgl.
Wir beehren uns, an dieser Stelle
zu bemerken, dass bis zum heutigen
Tage eine weitere Zunahme von
10 Wiener und 20 auswärtigen Mit-
gliedern, darunter i Gründer, er-
folgt ist.
Der dermalige Stand der Wiener
Mitglieder beziffert sich demnach auf
igi und jener der auswärtigen Mit-
glieder auf 414, mithin beträgt die
Gesammtzahl zur Stunde 605.
Der Ausschuss hat sich im ver-
flossenen Jahre zu 1 1 Sitzungen ver-
sammelt und die ständigen Comites
haben 14 Sitzungen abgehalten.
Ueberdies wurden für die Erle-
digung specieller Aufgaben eine Reihe
Comites ad hoc berufen, deren Ar-
beiten zum Theil noch nicht zum
Abschlüsse gelangt sind.
Jedoch hat das Comite zur Be-
rathung von Statuten - Aenderungen
vorläufig seine Aufgabe beendet und
Sie werden im Laufe der heutigen
Versammlung Gelegenheit haben, über
die in Ihren Händen befindliche Vor-
lage desselben Beschluss zu fassen.
,Im Schoosse des Ausschusses
sind mehrfache Veränderungen ein-
getreten, worüber Ihnen in den
Wochen Versammlungen bereits be-
richtet worden ist.
Wir haben Ihnen daher nur noch
bekannt zu geben, dass zu unserem
lebhaften Bedauern vor Kurzem Herr
Major Hess wegen Geschäftsüber-
bürdung sein Ausschussmandat nieder-
gelegt hat, so dass nunmehr die Zahl
der Ausschuss-Mitglieder 18 beträgt.
Deirigemäss hatte im Sinne der
Statuten die Auslosung von 6 Mit-
gliedern zu erfolgen.
Das Los traf die Herren : B e c h-
told. Egger, Dr. Fellinger,
Dr. V. Urbanitzky, Volkmer
und Wüste, welche somit aus-
scheiden, jedoch wieder wählbar sind.
Unser Vereinsleben hat sich in
recht erfreulicher Weise gehoben.
Wir hatten im verflossenen Jahre
13 zahlreich besuchte Vortragsabende
und es haben fünf wissenschaftliche
Excursionen stattgefunden. Wir haben
uns bemüht, hierüber in den „Ver-
eins-Nachrichten", soweit unsere Ein-
richtungen dies zulassen , kurzen
Bericht zu geben, damit auch die
Abwesenden über die Vorfälle in
unserem Vereine unterrichtet bleiben.
Es sei uns an dieser Stelle ge-
stattet, jenen Herren , welche die
Freundlichkeit hatten, diese Vorträge
zu halten, sowie jenen Personen und
Corporationen, welche das Zustande-
kommen der Excursionen ermöglicht
243
und gefördert haben, den verbind-
lichsten Dank, auszusprechen.
Was unser Vereinsorgan anbe-
langt, welches, wie Ihnen bekannt,
seit Beginn des verflossenen Jahres
im Selbstverlage unseres Vereines
erscheint, so glauben wir, dass das-
selbe sowohl hinsichtlich des Inhaltes
als auch hinsichtlich der Ausstattung
allen gerechten Anforderungen ent-
spricht, welche an die Leistungen
eines jungen, aber wie wir hoffen,
in stetem Aufblühen begriffenen Ver-
eines gestellt werden können.
Wir gelangen nun zur Jahres-
rechnung und Bilanz pro il
JAHRES-RECHNUNG 188 6.
5.
6.
7-
8,
9-
lo.
1 1.
12.
Einnahmen:
Cassastand am i. Jänner 1886
Gründerbeiträge ,
Mitgliederbeiträge
Für Zinsen
Einnahmen aus der Zeitschrift:
a) Commissions- Verlag
h) Privat-Abonnenten
c) Verkauf von Heften und Jahrgängen . . .
d) Inseratenpacht
Excursionsbeiträge
Diverse Einnahmen
^Rückständige Mitgliederbeiträge ex 1885 Dubiose
Bezahlte Mitgliederbeiträge pro 1886
^ Eintrittsgebühren , .
2 Mitgliederbeiträge , 1887
Ausgaben :
Mobilar-Ankauf und Bureau Einrichtung
Zeitschriften - Abonnement und Bibliotheks - An-
schaffungen
Ausgaben für die Zeitschrift:
ft) Druckkosten ,
6) Clichdkosten
c) Redacteurhonorar
d) Autorenhonorar
e) Vergütung für ein Inserat
/) Porto- Auslagen für die Zeitschrift
Auslagen für die Vorträge :
a) Saalmiethe
h) Stenographenhonorar
c) Diverse Ausgaben
Vereinslocalmiethe
Gehalte und Löhne
Drucksorten
Beleuchtung, Heizung, Reinigung
Porto-Auslagen
Diverse Bureau Auslagen
Ausgaben für die Excursionen
Diverse Ausgaben
Provision an die Postsparcassa
Cassa-Saldo am 31. December 1886:
a) Guthaben bei der Postsparcassa
h) Baar
Oesterr. Währ.
'257
24
34
445
4267
180
181
5074
1921
508
600
397
12
245
62
28
7
1017
169
J. Krämer m. p. G. Pfannkuche m. p, F. Bechtold m.
Revisoren. Schriftführer.
kr.
75
60
47
42
75
44
42
92
50
90
93
60
fl.
371
200
5074
119
1496
177
391
7830
375
59
5685
98
500
831
215
134
164
I II
210
253
4
1187
7830
91
35
60
82
87
45
32
53
40
50
025
125
62
90
03
44
53
87
F. Wüste m. p.
Cassa- Verwalter.
16*
244
BILANZ 188 6.
I.
2.
3-
4-
5-
Activa :
Mitglieder- Conto:
Rückständige Mitgliederbeiträge nach Abschreibung der
uneinbringlichen :
Stand am i. Jänner i886
Davon sind eingegangen
Verbleibt
Zuwachs vom Jahre i886
Oest.Währ.
Oest. Währ.
fl.
kr.
fl.
kr.
895
445
19
47
232
1400
802
853
1187
79
II
53
449
448
72
90
In Summa
Davon ab uneinbringlich
Verbleibt als Rückstand ; . . .
Effecten-Conto:
N. fl. 1400. — 4V2/^ Pfandbriefe der österr. Boden-
Credit-Anstalt zum Course von 100
Bibliotheks- Conto:
Stand am i. Jänner 1886 .
898
665
62
990
247
38
59
25 "/o Abschreibung
Neuanschaffungen
Mobiliar-Conto:
Stand am I. Jänner 1886
Zuschreibung für Geschenke
Neuanschaffungen
20^ Abschreibung
Cassa-Conto : '
Guthaben bei der Postsparcassa
742
59
79
32
80
45
490
200
375
1066
213
25
25
1017
169
93
60
Baar
Summa der Activen
4475
43
Passiva :
Somit Vermögen am 31, December 1886
Dagegen , »31. , 1885
Daher Zuwachs , .
4475
4148
43
28
15
327
J. Krämer m. p. G. Pfannkuche m. p.
Revisoren.
F. Bechtold m. p.
Schriftführer.
F. WUste m. p.
Cassa- Verwalter.
Nachdem diese Ausweise sich in
Ihren Händen befinden, erübrigt uns
nur zu bemerken, dass wir auch
heuer bestrebt waren, durch Ab-
schreibung aller zweifelhaften Forde-
rungen und Werthe ein unge-
schminktes Bild unseres Vermögens-
standes zu bieten.
Unter Post i der Bilanz erscheinen
als uneinbringliche Mitgliederbeiträge
ausgewiesen fl. 665*83. Hieven ent-
fallen die dort ausgewiesenen Rück-
stände per fl. 44972
auf die Jahre 1883 — 1885,
ferner auf das Jahr 1886 „ 2i6*ii
in Summa fl. 665*83
Wenn hiezu die Ab-
schreibung der Post 3 (Bi-
bliotheks-Conto) per . . fl. 247*59
und jene der Post 4 (Mo-
biliar-Conto) per . . . „ 213*25
gerechnet werden, so er-
gibt dies eine Total-Ab-
schreibung von. . . . fl. II26'67
245
Wenn dessen ungeachtet unser
Gesammtvermögen sogar noch einen
Zuwachs von fl. 327'! 5 gegenüber
dem Vorjahre aufweist, so danken
wir dies nicht nur der umsichtigen
Gebarung, sondern auch der reellen
Unterstützung, welche der geehrte
Herr Cassaverwalter, wie Sie wissen,
bei verschiedenen Gelegenheiten dem
Vereine zugewendet hat, und welche
in der Bilanz nur zum Theile auf
dem Mobiliar-Conto zum Ausdrucke
kommen konnte.
Wir können daher unseren Ver-
waltungsbericht nicht besser schliessen,
als indem wir unserem geehrten
Collegen Wüste für die musterhafte
und erfolgreiche Verwaltung der
seinen Händen anvertrauten mate-
riellen Güter den besonderen Dank
des Vereines aussprechen."
Nachdem über Anfrage des Vor-
sitzenden Niemand zu dem Berichte
das Wort nimmt, spricht derselbe
noch seinerseits allen Functionären
des Vereines für die collegiale Unter-
stützung und hingebende Pflicht-
erfüllung den persönlichen Dank aus
und ertheilt dem Herrn Ingenieur
Krämer zur Berichterstattung Na-
mens des Revisions-Comite das Wort.
Herr Krämer bezeichnet in
seinem erschöpfenden Berichte die
Cassagebarung und Buchführung als
eine geradezu musterhafte, hebt im
Allgemeinen die ungewöhnlich spar-
same Verwaltung und insbesondere
die verhältnissmässig geringe Aus-
gabe für die Zeitschrift hervor und
beantragt Namens des Revisions-
Comites, dem Ausschusse für die Ge-
barung des Jahres 1886 das Abso-
lutorium zu ertheilen.
Der Vorsitzende dankt dem Be-
richterstatter für die freundliche Mühe-
waltung und im Namen des Aus-
schusses für die freundliche Be-
urtheilung und Anerkennung seiner
Thätigkeit, und hebt seinerseits mit
Bezug auf die Zeitschrift die beson-
deren Verdienste des Redacteurs
Herrn Ober- Ingenieur Kar eis mit
warmen Worten hervor.
Nachdem über Anfrage des Vor-
sitzenden Herr Inspector K o h n das
Wort nimmt, und sich gleichfalls in
besonders anerkennender Weise über
die Thätigkeit des Redacteurs aus-
spricht, wird der Antrag * des Re-
visionscomite auf Ertheilung des
Absolutoriums von der Versammlung
einstimmig zum Beschlüsse erhoben.
Hierauf wird zu den Wahlen durch
Abgabe von Stimmzetteln geschritten
und während der Vornahme des Scru-
tiniums die Berathung über die vor-
gelegten Statuten-Aenderungen vor-
genommen.
Herr Dr. Moser entwickelt als
Berichterstatter des Statuten-Revi-
sions-Comites die Gründe, welche die
Aenderung der Statuten in einigen
Punkten wünschenswerth erscheinen
Hessen und erläutert die beantragten
Aenderungen.
Der Vorsitzende bemerkt hiezu,
dass der Ausschuss, in der Voraus-
setzung, dass die beantragten Aen-
derungen die Zustimmung der Ver-
sammlung finden werden, provisorisch
im Sinne derselben bereits mit der
Ordnung der Bibliothek vorgegangen
ist, und dass Herr Dr. v. Urbanitzky
mit anerkennenswerther Aufopferung
sich der mühevollen Aufgabe unter-
zogen hat, die Function eines Biblio-
thekars auf sich zu nehmen, wofür
er demselben unter dem Beifalle der
Versammlung im Namen des Vereines
den Dank ausspricht.
Der Vorsitzende eröffnet sodann
die Debatte über die vorgelegten
Statuten-Aenderungen, an welcher sich
die Herren Dr. Beer, Baurath Th. v.
Goldschmidt, Ingenieur He 1ms ky,
InspectorKohn, Ingenieur Kraemer ,
Kornblüh, Schulmeister und
der Berichterstatter betheiligen.
Bei der hierauf folgenden Ab-
stimmung werden die beantragten
Statuten-Aenderungen einstimmig an-
genommen.
Die Versammlung beschliesst auch
einstimmig, dem Ausschusse die Voll-
macht zur Vornahme von unwesent-
lichen oder formellen Aenderungen
an den beschlossenen Statuten, welche
zur Erlangung der behördlichen Ge-
nehmigung etwa erforderlich sein
sollten, zu ertheilen.
246
Der Vorsitzende gibt das Resultat
des Scrutiniums bekannt. Es erscheinen
gewählt in den Ausschuss die Herren :
F. Bechtold, B. Egger, Dr. v. U r-
b a n i t z Icy , F. Wüste, O. Volkmer
und Dr. Fellinger, ferner zu Re-
visoren die Herren : J.Krämer und
G. Pfannkuche, zu Revisoren-
Stellvertretern die Herren : A. D w o r-
zak und A. Reich.
Herr dipl. Ingenieur Jü 1 1 i g hebt
die Verdienste der Vereinsleitung
hervor, welche in einem überraschend
klarem Bilde der gesammten Vereins-
thätigkeit ihren Ausdruck gefunden
haben, und es wird über seinen Antrag
dem gesammten Ausschusse, sowie
insbesondere dem Präsidenten und dem
Schriftführer von der Versammlung
der Dank des Vereines votirt.
Der Vorsitzende dankt im Namen
des Ausschusses für die freundliche
Anerkennung und schliesst hierauf die
Generalversammlung.
Der Präsident :
Rud. Gr im bürg m. p.
Die Verificatoren :
Kolb e m. p.
C. Thalwitzer m. p.
Chronik des Vereines.
20. April. — Vereinsver-
sammlung.
Vorsitzender: Hofrath
V. Grimburg.
Nach einigen Mittheilungen über
die vorläufig in Aussicht genommenen
Excursionen in die Accumulatoren-
fabrik von Getz und Odendall in
Baumgarten, in die neue Fabrik von
Siemens & Halske in Wien und
zu dem Nordwestbahnhofe zum Zwecke
der Besichtigung eines mobilen Be-
leuchtungs-Apparates, gibt der Vor-
sitzende der Freude Ausdruck, Herrn
Ingenieur Ross nach längerer Ab-
wesenheit in Nordamerika, wieder in
der Mitte der Versammlung begrüssen
zu können, und ladet denselben ein,
zu einer Mittheilung über seine Reise-
eindrücke das Wort zu nehmen,
Herr Ross dankt dem Vorsitzenden
für die freundliche Begrüssung und
fährt foi^t :
„Sie kennen wohl Alle, meine
Herren, die Erscheinung der Fata
Morgana : in weiter Ferne thürmen sich
Berge, Wälder, Schlösser auf, der
Wanderer eilt, froh eine gastliche Ruhe-
stätte zu finden, diesen entgegen, er
legt Meilen zurück, um schliesslich zu
entdecken, dass alles das, was er ge-
sehen, nur blauer Dunst ist.
Ganz ähnlich geht es mit manchen
Berichten über die Fortschritte der
elektrischen Beleuchtung.
Der Schriftführer:
F. Bechtold ra. p.
Wir hören da von einer Reihe
vonStädten, die eingerichtet
sind mit elektrischer Beleuch-
tung, je weiter wir von ihnen weg
sind, desto colossalere Ziffern werden
aufgeführt — ist es mir doch passirt,
dass ich 6ooo Km. von hier in einer
Zeitung einen ausführlichen Bericht
über die sieben vorhandenen Central -
Stationen in Wien gelesen habe —
wenn wir aber näher kommen, so
können wir in manchen Fällen froh
sein, wenn wir nicht ebenfalls auch
nur einen blauen Dunst finden, sondern
wenigstens einige einsame Bogen-
lampen, die die berühmte Beleuchtung
der Stadt repräsentiren.
Sie werden es unter solchen Um-
ständen begreiflich finden, dass ich
auf meiner jüngsten Studienreise in
den Vereinigten Staaten mit einiger-
maassen geringen Erwartungen ankam,
ich war überzeugt, dort wesentlich
weniger ausgeführt zu finden, als nach
den vielen Zeitungsberichten zu er-
warten war.
Ich muss hier nun gleich con-
statiren, dass ich in dieser Beziehung
auf das Angenehmste enttäuscht war,
das was ich in den Vereinigten Staaten
gesehen habe, hat alle meine Erwar-
tungen ganz ausserordentlich über-
troffen.
Wenn es mir möglich war, in
verhältnissmässig kurzer Zeit ein eini-
germaassen vollständiges Bild der Ver-
hältnisse, wie sie drüben in den Ver-
247
einigten Staaten vorkommen, zu ge-
winnen, so verdanke ich dies in erster
Linie dem überaus liebenswürdigen
Entgegenkommen, welches ich bei
allen jenen Personen getroffen, mit
denen ich zusammenkam.
Unsere amerikanischen Collegen
sind von einer geradezu imponirenden
Liebenswürdigkeit, gestatten Sie mir,
dass ich an dieser Stelle allen jenen
Herren, denen ich zu grossem Danke
verpflichtet bin, diesen abstatte, ins-
besondere dem Herrn Geo. Wor-
thing ton, dem Herausgeber der
„ElecLrical Review", welcher in der
liebenswürdigsten Weise seine reichen
Erfahrungen mir zur Verfügung stellte.
Ich will nun versuchen, Ihnen eine
kurze Uebersicht dessen zu geben,
was die elektrische Industrie in den
VereinigtenStaaten gegenwärtig leistet.
Es wird nothwendig sein, dass
ich da Manches schon aus den Zeitungen
Bekanntes bringe, andererseits wird
es nicht möglich sein, auf die Details
einzugehen, weil ich dann den Vor-
trag ungebührlich lang ausdehnen
müsste. Sie werden mir vielleicht
gestatten, dass ich auf einige inter-
essante Details später einmal zurück-
komme.
Der erste Anblick, den der Rei-
sende geniesst, wenn er sich am
Abende dem Hafen von New-York
genähert hat, ist der der elektrisch
beleuchteten riesigen Brücke über den
East River.
Wie eine Perlenschnur spannt sich
eine Reihe von Bogenlampen hoch in
die Luft, kommen wir näher, so
leuchtet uns die grosse Fackel der
Freiheits-Statue entgegen, und wenn
wir den Hafen selbst erreichen, so
sehen wir rechts und links Reihen
von Bogenlampen. Dieser Eindruck
ist typisch für alle amerikanischen
Städte ; wo immer ich hingekommen
bin , ist mir zunächst eine grosse
Zahl von Bogenlampen in's Auge
gefallen.
Der erste Eindruck, den man von
diesen Proben der elektrischen Be-
leuchtung in den Vereinigten Staaten
gewinnt, ist kein übermässig günstiger.
Die Bogenlichter sind mit einer grenzen-
losen Verachtung der äusseren Form
angebracht. Die Ruhe des Lichtes
der Lampen lässt gegenüber dem,
was wir zu sehen gewöhnt sind, viel
zu wünschen übrig.
Wenn wir aber näher auf die
Factoren eingehen, welche gerade für
diese Art und Weise der Ausführung
maassgebend waren, so gelangen wir
zu der Ueberzeugung, dass die Ameri-
kaner im Interesse des Ganzen sich
gerne manche kleinen Nachtheile ge-
fallen lassen.
Wenn wir am Continente unser
Hauptgewicht, ja nahezu unsere aus-
schliessliche Thätigkeit darauf be-
schränken , grössere oder kleinere
Einzelstationen in möglichst voll-
kommener Weise auszuführen und
dabei uns den Bedürfnissen jedes ein-
zelnen Falles möglichst anzupassen
suchen, sehr häufig auf eigene Kosten,
da die aufgewendete Mühe in gar
keinem Verhältnisse steht zum Er-
trägniss; arbeiten die Amerikaner
drüben in erster Linie für den Betrieb
von Centralstationen ; demgemäss ist
die ganze Fabrikation anders ange-
legt, als die unsrige ; die Erzeugung
der elektrischen Apparate ist eine
Massenfabrikation für den Massen-
betrieb, und da spielt vor Allem die
Einfachheit, die leichte Herstellungs-
art und die leichte Bedienung die
Hauptrolle.
Um Ihnen eine Idee zu geben,
welchen Umfang die Lichtabgabe aus
den Centralstationen in den Vereinigten
Staaten erlangt hat, habe ich aus den
mir zur Verfügung gestellten Daten
eine Tabelle zusammengestellt, die
zwar keinen Anspruch auf Vollstän-
digkeit machen kann, die aber doch
ganz bedeutende Endziffern ausweist.
In der Tabelle, die ich hier ange-
heftet habe, finden sich 426 Central-
stationen, in denen 58.468 Bogen-
lampen und 224.700 Glühlampen
brennen. Ich hatte bei den zahlreichen
Besuchen, die ich einer grossen Zahl
von Centralstationen abstattete, Ge-
legenheit genug, die Ziffern auf ihre
Richtigkeit zu prüfen, und ich habe
die Ueberzeugung gewonnen, dass die
248
in der Tabelle enthaltenen Ziffern im
grossen Ganzen richtig sind.
Wir können somit mit grosser
Bestimmtheit annehmen, dass gegen-
wärtig in den Vereinigten Staaten aus
Centralstationen mindestens 80.000
Bogenlampen und 360. OOO Glüh-
lampen gespeist werden, dies ist aber
schon eine ganz gewaltige Ziffer,
welche einer aufgewendeten Betriebs-
kraft von rund 150. OOO HP. ent-
spricht.
In die Errichtung von Central-
stationen theilen sich im grossen
Ganzen — wenn wir von den vielen
kleinen Gesellschaften absehen —
vier grosse Gesellschaften.
Was zunächst die Glühlampen
anbelangt, so wurden Glühlampen-
stationen, dass sind Stationen, bei
denen ausschliesslich oder doch über-
wiegend Glühlampen gespeist werden,
bisher ausschliesslich von der Edison-
Gesellschaft installirt ; Bogenlampen-
Anlagen werden von der Thompson-,
Houston-, Brush- und United States
(Weston) Co. hergestellt, letztere hat
auch einige Glühlampen-Anlagen in
Verbindung mit Bogenlampen-Anlagen
ausgeführt, aber doch nur in kleinem
Maassstabe.
Was zunächst die Motoren an-
belangt, welche bei dem Betriebe
der Centralstationen zur Anwendung
kommen, so wird dafür die Wasserkraft
in ganz geringem Procentsatze benützt ;
was die Dampfmaschinen anbelangt,
die hier in Betracht kommen, so
herrscht noch eine ziemliche Willkür
in der Wahl der zu verwendenden
Typen, doch scheint es, dass sich in
letzterer Zeit die Ansicht Bahn ge-
brochen hat, dass im Allgemeinen
schnelllaufende Dampfmaschinen von
200 — 250 Umdrehungen in der Stärke
von 100 — 150 HP. für den Betrieb
von Centralstationen am geeignetsten
sind. In der Regel betreiben solche
Dampfmaschinen 2 Dynamomaschinen.
Einen directen Antrieb findet man
fast gar nicht, dagegen eine Reihe
von Stationen, wo grosse langsam-
gehende Dampfmaschinen von 200 bis
500 HP. und darüber benützt werden.
In diesem Falle werden Zwischen-
transmissionen nothwendig, meistens
mit Frictionskuppelung versehen. Der-
artige grosse Betriebskräfte werden
aber nur bei Bogenlicht-Anlagen mit
verhältnissmässigem, constantem Con-
sum verwendet, während bei den
Glühlicht-Anlagen, wo ein ausser-
ordentlich schwankender und plötz-
lich sich ändernder Consum vorkommt,
nur kleinere Maschinen angewendet
werden. Hinsichtlich der Kessel
herrscht noch eine grössere Willkür,
doch sind am meisten verbreitet, wo
dies der Platz gestattet, die reinen
Feuerrohrkessel. Eine ziemlich voll-
kommene Rauchverbrennung wird bei
denselben dadurch erreicht, dass
hinter der Feuerbrücke stark er-
wärmte Luft eingeführt wird.
In Städten, wo aus Raumrück-
sichten derartige Kessel nicht an-
gewendet werden können, verwendet
man reine Wasserrohrkessel, die über-
all aufgestellt werden dürfen und die
man in New- York sehr häufig unter
dem Trottoir der Strassen findet.
Was die Dynamomaschinen be-
trifft, und zwar zunächst für Bogen-
Hchter, so findet man die Brush-Ma-
schinen, ungefähr noch ebenso, wie
wir selbe auf der elektrischen Aus-
stellung in Wien gesehen haben, die
äussere Form ist ganz dieselbe ge-
blieben, nur ist die Armatur durch
bessere Anordnung der Eisenmassen
wesentlich verbessert worden.
Die Thomson Houston Comp, ver-
wendet die Ihnen aus den Zeit-
schriften bekannte Dynamomaschine
mit kugelförmiger Armatur. Diese Ma-
schinen, bei denen der Collector nur
drei Theile hat, machen auf den ersten
Anblick einen äusserst ungünstigen
Eindruck, da sie mit einem Funken-
regen arbeiten, gegen den unsere
Bürstenlichter von der elektrischen
Ausstellung her reine Nachtlampen
waren ; wenn wir aber die Sache näher
untersuchen, so findet man, dass diese
colossalen Funken in Wirklichkeit
nichts schaden, es ist an der Armatur
ein kleiner Ventilator angebracht,
der einen kräftigen Luftstrom unter
die Bürsten bläst und ich habe mich
wiederholt überzeu2:t und zwar bei
249
Anlagen, die schon lange Zeit in Be-
trieb waren, dass die Abnützung des
Collectors ausserordentlich gering ist;
übrigens ist der dreitheilige Collector
sehr leicht aus drei Stück Messing
neu herzustellen.
Die Thompson-Houston-Dynamos
haben drüben den Ruf sehr brauch-
barer Maschinen und dürfte die Gesell-
schaft meiner Meinung nach hinsicht-
lich der Bogenlicht - Anlagen dort
jetzt die führende Stelle einnehmen.
Die Weston - Gesellschaft baut
auch für Bogenlicht-Anlagen Neben-
schluss-Maschinen in der Form, wie
wir sie auch hier auf der elektrischen
Ausstellung gesehen haben, selbe sind
wohl in ihren Details verbessert und
werden sehr sorgfältig ausgeführt.
Obgleich sich die Armaturen der
beiden letztgenannten Gesellschaften
ihrer Construction nach weniger für
hochgespannte Ströme eignen, wie
z. B. die Brush-Armatur, so scheint
doch das Durchbrennen der Armaturen
verhältnissmässig sehr wenig vorzu-
kommen.
Bei Bogenlicht - Centralstationen
kommen sehr häufig ausgedehnte
Leitungsnetze vor, Leitungsnetze von
400 — 600 Km. Länge, Unter solchen
Umständen ist es nicht möglich,
während des Betriebes die einzelnen
Bogenlampen zu controliren. Die Zahl
der Bogenlampen ändert sich in den
einzelnen Stromkreisen und es ist
Aufgabe der Dynamomaschinen, da-
für Sorge zu tragen, dass bei den
sehr stark variablen äussern Wider-
ständen, die Stromstärke constant
bleibt, damit keine Beschädigung der
Maschinen eintritt.
Die Brush-Gesellschaft erreicht
dies auf eine Weise, die Ihnen wohl
bekannt ist, indem ein kräftiger
Elektromagnet, der in den Stromkreis
eingeschaltet ist, einen Nebenschluss
zu den Elektromagneten einschaltet,
wenn die Stromstärke wächst, Die
Thompson - Houston - Comp. geht
weiter, sie verstellt durch einen
kräftigen Regulirmagnet die Bürsten
während des Betriebes und schaltet
ausserdem noch einen Nebenschluss
zu dem Elektromagneten ein. So kann
diese Gesellschaft mit ihren Maschinen
innerhalb weiter Grenzen dem Bedarfe
nachkommen.
DieWeston-Gesellschaft Verwendet
das primitivste Mittel zur Regulirung
der Stromstärken; sie regulirt mit
der Hand, indem sie Widerstände
in den Nebenschlussmagnet ein- und
ausschaltet, durch akustische Signale
wird dabei der Maschinist avisirt,
wenn sich die Stromstärke ändert.
Die originellste Lösung, eine Ma-
schine zu schaffen, welche bei stark
variablen äussern Widerständen einen
Constanten Strom liefert, rührt von
Waterhouse her; es ist dies eine
neue Construction und bei dem Um-
stände, als noch nicht alle Patente
genommen worden sind , kann ich
hier auch noch keine näheren Details
angeben, aber ich hoffe bald Gele-
genheit zu haben, Ihnen eine solche
Maschine in Wirklichkeit vorführen
zu können.
Ich will mich deshalb darauf be-
schränken zu sagen, was ich ge-
sehen habe und dies war Folgendes :
Bei 20 hintereinandergeschalteten
Bogenlampen, wurden 10 abgelöscht
und dabei weder die Bürsten ver-
stellt, noch ein Widerstand einge-
schaltet , auch zeigten sich keine
Funken an den Bürsten. Diese
Leistung ist jedenfalls sehr bemerkens-
werth.
Nach Einschaltung eines kleinen
Hilfsapparates ist man noch weiter
gegangen, man hat bei beibehaltener
Tourenzahl die Lampenzahl von
35 bis auf 2 reducirt und dabei be-
trugen die Schwankungen in der
Stromstärke nie über 2 — 3 X •
Für Glühlampen-Anlagen gelangt
bei dem Umstände, als diese Anlagen
fast ausschliesslich von Edison her-
gestellt sind, naturgemäss die Dynamo-
maschine von Edison in der von
Hopkinson modificirten Form zur
Anwendung. Die Fabrikation der
Edison-Dynamos in den Werkstätten
zu Schenectady gehört zu dem Sorg-
fältigsten, was ich in dieser Beziehung
gesehen habe. In dieser Fabrik sind
500 Arbeiter allein mit der Her-
stellung von Dynamomaschinen be-
250
schäfdgt und in der Zeit, wo ich die
Fabrik besuchte, d. h. Anfangs März,
war die Production eine derartige,
dass Dynamomaschinen für lo.ooo
Glühlampen pro Woche geliefert
wurden.
Für Bogenlicht-Anlagen werden
ausschliesslich oder nahezu aus-
schliesslich Hauptstrom-Dynamos ver-
wendet, für Glühlampen-Anlagen ver-
wendet man Nebenschlussmaschinen,
Compoundmaschinen habe ich nur in
ganz vereinzelten Exemplaren bei
Einzel-Installationen vorgefunden.
Nach den vielen Berichten in den
Zeitungen über unterirdische Kabel-
legungen in den Vereinigten Staaten
könnte man vielleicht zur Ansicht
kommen, als wenn schon ein grosser
Theil der Leitungen für elektrische
Beleuchtung unterirdisch gelegt wäre,
oder dass in der nächsten Zeit ein
derartiges Verlegen der Leitungen
zu erwarten wäre.
Das ist nun durchaus nicht der
Fall. Es sind wenigstens 90 X aller
Leitungen oberirdisch geführt und
mit Ausnahme einiger unterirdischer
Leitungsanlagen mit Edison-Kabeln,
welche sich sehr gut bewähren, ist
mir sonst keine grössere Anlage mit
unterirdischen Kabeln zu Gesicht ge-
kommen ; es sind zwar Versuche
gemacht worden, speciell auch Bogen-
lichtleitungen unterirdisch zu führen,
aber selbe haben keine zufrieden-
stellenden Resultate ergeben.
Ich habe mir überhaupt die
Meinung gebildet , dass wenn man
der elektrischen Industrie in den
Vereinigten Staaten gleich von vorn-
herein das Legen von unterirdischen
Leitungen zur Bedingung gemacht
hätte, sie niemals jene Entwicklung
erreicht haben würde , welche sie
jetzt aufweist.
Die einzige Stadt, wo noch ver-
hältnissmässig etwas mehr in unter-
irdischen Leitungen geleistet wird,
ist Chicago, wo ungefähr anderthalb
oder zwei Meilen der sogenannten
Dorsett-Leitung liegt.
In New-York ist die Sache über
den Versuch nicht gediehen , man
hat, wie dies ja bei den amerikanischen
Verhältnissen leicht möglich ist, einer
Gesellschaft das Monopol gegeben,
wonach dieselbe das ausschliessliche
Recht haben soll, die unterirdischen
Kabelleitungen in New - York zu
machen, aber es ist die Ansicht vor-
herrschend, dass dieses Project nicht
zur Ausführung gelangt.
Es ist nicht zu leugnen, dass in
manchen Fällen die Führung von
oberirdischen Leitungen zur Calamität
wird; es gibt Strassen in New-York
in denen über 300 Leitungen ge-
führt sind. Es darf aber nicht ver-
gessen werden, dass weitaus die
grösste Zahl dieser Luftleitungen für
Telegraphen- und Telephonzwecke
benützt werden. Die Leitungen für
elektrisches Licht sind höchstens
2 — 3X der gesammten Leitungen,
und ich halte es nicht für ausge-
schlossen, dass wenn man auch die
Telegraphenleitungen in die Erde
legt, die Lichtleitungen oberirdisch
beibehalten werden.
Es kommen natürlich bei den
Bogenlicht-Anlagen meistens sehr hohe
Spannungen vor; die Brush-Com-
pagnie verwendet z. B. Dynamos
für 60 Bctgenlampen, also 3000 Volts,
die anderen Gesellschaften Spannungen
zwischen 2000 und 2500 Volts und
kann man annehmen, dass weniger
wie 2000 Volts für die Lichtabgabe
von Centralstationen nicht vorkommen.
Es wird unter diesen Umständen
die Frage ventilirt werden müssen,
inwieweit nun diese hohen Span-
nungen Gefahren mit sich bringen.
Ich schätze die Länge der Luft-
leitungen, in denen Ströme von über
2000 Volts circuliren , und dabei
habe ich keineswegs zu hoch ge-
griffen, auf mindestens 20.OOO Km.,
und habe mich nun vielfach erkundigt,
welche Beschädigungen an Personen
und Eigenthum vorgekommen sind.
Es iässt sich nicht leugnen und
wird auch nicht geleugnet , dass
wiederholt Arbeiter vom Bedienungs-
personal bei unvorsichtiger Behand-
lung vom Strome getödtet wurden ;
es war mir aber nicht möglich auch
nur einen einzigen Fall positiv nam-
haft gemacht zu bekommen, wo im
251
abgelaufenen Jahre eine beim Betrieb
nicht beschäftigte Person durch den
Strom getüdtet worden wäre.
Nun, Sie Alle, meine Herren,
welche mit industriellem Betriebe zu
thun haben, wissen, dass es nicht
möglich ist, von den Arbeitern zu
erreichen, dass sich selbe an die
Betriebs-Instructionen halten, auch
wenn man noch so strenge Vor-
schriften erlässt ; wollten wir aber
alle Betriebe, wo bei unachtsamer
Bedienung eine Gefahr für das Per-
sonale eintritt, als sicherheitsgefährlich
verbieten , dann wäre der grösste
Theil unserer industriellen Thätigkeit
lahmgelegt.
Es ist auch vielfach hier am Conti-
nente die irrige Meinung verbreitet, als
wenn Dynamomaschinen für hohe
Spannungen weniger betriebssicher
wären und einen geringeren Wirkungs-
grad hätten, als solche für niedere
Spannungen; drüben ist man anderer
Ansicht. Ich habe im elektrischen
Club in New-York von der Anwen-
dung von Spannungen von lo.ooo Volts
reden hören, als wenn das gar nichts
Besonderes wäre; ein paar tausend
Volts sind aber jedem amerikanischen
Elektriker geläufig.
Ich bin etwas voreingenommen
gegen hohe Spannungen nach Amerika
gefahren, habe aber die Ueberzeugung
gewonnen, dass solche Dynamos voll-
kommen betriebssicher herzustellen
sind, die Maschinen arbeiten nach
jeder Richtung hin vorzüglich.
Was nun den Wirkungsgrad der-
artiger Dynamomaschinen anbelangt,
so kann ich nur sagen, dass ich z. B.
eine Dynamomaschine für 50 hinter-
einander geschaltete Rogenlampen
gesehen habe, also für eine Spannung
von 2500 Volts, bei welcher der
gesammte innere Widerstand nicht
mehr als 7 % des äusseren Wider-
standes betrug, eine gewiss sehr zu-
friedenstellende Leistung.
Für Glühb'chtleitungen wird drüben
— wenn wir von den alten Anlagen
in New-York absehen — ausschliesslich
das sogenannte Dreileitersystem an-
gewendet, wo im äusseren Drahte
eine Spannung von 200 — 220 Volt
herrscht. Mit diesem System werden
Distanzen von looo Mtr. ganz be-
quem von der betreffenden Station
beherrscht. Ueber diese Entfernung
hinaus ist meistens der Lichtbe-
darf für Privatzwecke , abgesehen
von den grossen Städten, ausser-
ordentlich gering; wie die Frage
der öffentlichen Beleuchtung gelöst
wird, darauf werde ich später zurück-
kommen.
Was nun die verwendeten Bogen-
lampen anbelangt, so ist das System
bei Allen ungefähr dasselbe , wie
wir es von der alten Brush-Lampe
her kennen, wir haben eine Klemme,
welche den oberen Kohlenpolträger
festhält , der regulirende Magnet
lockert diese Klemme und die Kohle
rückt nach.
Wie ich schon bemerkte, ist die
Leistung dieser Lampen nicht so voll-
kommen wie die mancher unserer
Lampen ; ein so ruhiges Licht, wie
mit unseren Lampen, kann man da-
mit nicht erreichen, es mag übrigens
sein, dass daran vielleicht auch die
Qualität der Kohle schuld ist, aber
bei einer einigermaassen sorgfältigen
Behandlung ist doch das Licht ganz
zufriedenstellend und findet man ins-
besondere in Städten , wo grosse
Concurrenz herrscht, d. h. eine Reihe
von Bogenlichtgesellschaften gleich-
zeitig arbeiten und wo man demnach
die Lampen reinhält, ein recht gleich-
massiges ruhiges Licht.
Was die Kohlenstäbe-Fabrikation
anbelangt, so hat sich natürlich in
Folge des colossalen Consums dafür
eine ganz bedeutende Industrie heran-
gebildet, man war drüben schon seit
geraumer Zeit so vernünftig, darauf
bedacht zu sein, Einheitsdimensionen
einzuführen ; man findet demnach nur
eine Längendimension und eigentlich
auch nur zwei verschiedene Durch-
messer, dadurch ist es möglich ge-
worden, den Preis der Kohle ganz ge-
waltig zu reduciren; für grössere Ab-
nehmer beträgt der Preis der Kohlen-
stäbe nur circa den fünften Theil
dessen, was selbe hier kosten. Bei
der Abgabe von Licht aus Central-
252
Stationen spielt dieser Factor natürlich
eine wesentliche Rolle.
Die verwendeten Glühlampen
sind, wie schon bemerkt, meistens
von Edison ; auffallend ist für den
Fremden die grosse Zahl starker
Glühlampen von lOO — 1.50 Kerzen
Lichtstärke, die ein sehr schönes
und günstiges Resultat ergeben.
Es ist bei der Art der Eintheilung
drüben, wo sich von vornherein
ganz getrennte Anlagen für Bogen-
lichter und Glühlichter herausgebildet
haben, naturgemäss, dass die Fabri-
kanten von Bogenlampen gesucht
haben, auch mit hochgespannten
Strömen Glühlichtanlagen zu betreiben
um auch dem Bedarfe in dieser
Richtung Rechnung zu tragen.
Man hat zunächst versucht, die
Glühlampen in eine Gruppe parallel
zu schalten, und eine Reihe von
solchen Gruppen wieder hintereinan-
der zu brennen, wo dann die Strom-
stärke in jeder einzelnen Gruppe der
Stromstärke der gebräuchlichen Bogen-
lampen entspricht.
Um nun in diesem Falle den Be-
triebs -Bedürfnissen nachzukommen,
wenn einzelne Lampen oder einzelne
Gruppen abgelöscht werden, war es
nothwendig, eine Reihe von Hilfsappa-
raten zu erfinden, die auch wirklich in
einer ganz ausserordentlichen sinn-
reichen Weise construirt wurden ;
naturgemäss complicirt aber die Zu-
gabe solcher Apparate den Betrieb,
so dass diese Anwendung des gleich-
zeitigen Betriebes von Glüh- und
Bogenlampen bisher verhältnissmässig
nur wenig stattfindet.
Einen weiteren Schritt zur Lösung
dieser Frage hat die Edison-Gesell-
schaft gemacht, indem sie ihr soge-
nanntes Stadt-Beleuchtungssystem con-
struirte.
Bei der Edison-Gesellschaft hat
sich naturgemäss das Bedürfniss heraus-
gestellt, in Städten, wo sonst für die
Privatbeleuchtung von Centralstatio-
nen gesorgt ist, auch dafür Sorge
tragen zu können, dass die entlegenen
Strassen ebenfalls mit Licht versorgt
werden.
Die Edison-Gesellschaft hat nun
zu dem Ende Dynamomaschinen con-
struirt für 1200 Volt Spannung und
verwendet dabei heute Lampen von
vier Ampere Stromstärke ; solcher
Lampen werden 40 — 80 hintereinan-
der geschaltet und sind in der Station
recht einfache Apparate angebracht,
die den Strom reguliren, wenn ein-
zelne Lampen abgelöscht werden.
Dies System geht ganz gut, so gut,
dass einzelne Gasgesellschaften es
für vortheilhaft gefunden haben, die
entfernteren Partien ihres Rayons auf
diese Weise mit Glühlichtern zu be-
leuchten, anstatt Gasröhren in den
Strassen zu legen, wo sonst kein Privat-
consum ist.
Die bessere und vollkommene
Lösung dieser Frage dürfte von der
Schuyler-Compagnie herrühren; selbe
hat einfach Glühlampen für die nor-
male Stromstärke der Bogenlampen
gebaut. Die gebräuchlichen, 2000
Kerzen -Bogenlampen haben g'6 Am-
pere Stromstärke, Demnach hat die
Schuyler-Compagnie auch Glühlampen
für g"6 Ampere gebaut.
Um Lampen von verschiedenen
Lichtstärken zu bekommen, wird die
Fadenlänge länger oder kürzer ge-
nommen, wie es auch die Edison-
Compagnie gemacht hat. Es sind
dann die Apparate, die dazu dienen,
im Falle eine Lampe aus dem Strom-
kreise herausgenommen wird oder
zerbricht, den Strom zu schliessen,
geradezu vollkommen und von einer
derartigen Einfachheit, dass ein
sicheres Functioniren unbedingt ein-
treten muss. Wenn man dann noch
eine Dynamomaschine hat, die einen
Constanten Strom liefert, so kann
man in der That auf diese Weise
in einem Stromkreise von 2 — 3000
Volt-Endspannung, Glühlampen und
Bogenlampen in beliebiger Weise
hintereinander schalten und selbe
ebenso ablöschen und entzünden wie
bei der gewöhnlichen Parallelschal-
tung.
Strommesser für die Controle der
Abgabe des Lichtes aus den Central-
stationen werden nur von der Edison-
Gesellschaft verwendet. Die Apparate,
253
die ich sonst noch antraf, sind aus
dem Stadium des Versuches noch
nicht herausgetreten. Die Edison-
Strommesser functioniren übrigens
sehr zuverlässig, sind sehr einfach
und entsprechen allen Anforderungen,
die man an Strommesser zu stellen
berechtigt ist.
Es hat in letzterer Zeit die
Lösung der Frage der besseren Aus-
nützung der Centralstation bei Tage,
wo naturgemäss der Lichtbedarf ein
wesentlich kleinerer ist, einen ganz
bedeutenden Schritt nach vorwärts
gemacht, seit man angefangen hat,
die Anstalten h<ti Tage für die Kraft-
abgabe auszunützen.
Den ersten Schritt in dieser Be-
ziehung hat die Edison-Centralstation
in Boston gemacht, wo gegenwärtig
bei Tage ca. 150 HP. durch elek-
trische Motoren von 1/2 — 12 HP. ab-
gegeben werden.
Der verwendete Motor ist der
Sprague-Motor, der drüben einen
sehr guten Ruf hat.
Dieser Motor functionirt vorzüg-
lich. Es ist bei diesen Maschinen,
die mit einer constanten Spannung
arbeiten, ganz einerlei, wie man sie
belastet, die Tourenzahl bleibt immer
constant.
Ich muss dabei bemerken, dass
es möglich ist, auf diese Weise die
Betriebskraft für Anlagen zu klein-
gewerblichen Zwecken zu Preisen ab-
zugeben, die man sonst nicht für
möglich hält.
Der Preis für elektrische Motoren
ist in Boston unter den Preisen, mit
denen man bei irgend einem anderen
Motor eine derartige Kraft herstellen
kann.
Ich bin der Ansicht, dass in Zu-
kunft in dem Rayon einer gut ein-
gerichteten Centralstation für Be-
leuchtung, bis zu 20 HP. alle
anderen Motoren durch den elek-
trischen Motor werden verdrängt
werden. Die Amerikaner gehen noch
weiter und sind der Meinung, dass
dies bis loo HP. der Fall sein wird.
Vielleicht ist ihre Ansicht richtig.
Dies wird die Zukunft lehren, es ist
in der That der elektrische Motor
das Ideal eines Motors, da er ohne
Wärme und Rauchentwicklung arbeitet,
kein Wasser braucht, überall auf-
gestellt werden kann und' jederzeit
die volle Inanspruchnahme gestattet.
Was die Transformatoren anbe-
langt, so haben wir drüben eine
grosse Gesellschaft, die Westing-
house - Gesellschaft, nach dem be-
kannten Erfinder der Vacuumbremse
benannt, die in grossem Maassstabe
die Fabrikation von Gaulard- und
Gibbs-Transformatoren in die Hand ge-
nommen hat. Die bisher gemachten
Anlagen sind aber noch klein. Es
dürften drei, vier Anlagen mit 5 bis
700 Glühlampen existiren, von denen
ich einige gesehen habe.
Nennenswerthe Accumulatoren-
Anlagen habe ich auf meiner Reise
nicht getroffen. In der Centralstation
ist ihre Anwendung vollkommen aus-
geschlossen und bei Einzelstationen
trifft man sie so vereinzelt wie hier.
Was die Anwendungen des elek-
trischen Lichtes anbelangt, so ist
beim Glühlicht diesbezüglich nichts
Besonderes zu bemerken.
Man benutzt es eben in allen
Fällen, wo wir es anwenden. Da-
gegen wird das Bogenlicht drüben
in sehr ausgedehntem Maassstabe
für Strassenbeleuchtung verwendet,
während dies bei uns ja nur in ganz
einzelnen Fällen geschieht.
Es brennen z. B. auf den Strassen
von New-York gegenwärtig mindestens
2500 Bogenlampen, von denen aller-
dings ein Theil dazu benützt wird,
die Gewölbe von aussen zu be-
leuchten. Ein grösserer Theil aber
dient zur reinen Strassenbeleuchtung
und sind in New-York wie in den
meisten anderen Städten eine Reihe
von Strassen, insbesondere die Haupt-
strassen mit Bogenlicht beleuchtet.
Bei dem Umstände als man drüben
nicht versucht hat, bei dieser Art
von Beleuchtung Ersparnisse gegen-
über dem Gaslichte aufzuweisen,
sondern die Lampen in massiger Ent-
fernung anbrachte, ist der Effect
wesentlich günstiger, als bei Gas-
beleuchtung. Es wird aber auch von
den Gemeinden ein beträchtlich
254
höherer Preis für elektrische Be-
leuchtung bezahlt.
Wenn nun die gewöhnliche Art
der Strassenbeleuchtung mit Bogen-
lampen auch nichts Besonderes und
Originelles bietet, so ist jedenfalls
ganz originell und den Amerikanern
eigenthümlich die Thurmbeleuchtung
welche es gestattet, ganze Städte
durch wenige auf sehr hohen Punkten
angebrachte Lichter zu beleuchten.
Ich kenne über 30 Städte die in
der Weise beleuchtet sind Ein her-
vorragendes Beispiel hiefür ist die
Stadt Detroit, die eine Einwohner-
zahl von ca. 180.000 hat.
Ich habe in Detroit eine im Verhält-
nisse zur Einwohnerzahl ganz ausser-
ordentlich weitläufig gebaute Stadt
gefunden. Die beleuchtete Fläche be-
trägt 52 Qu. -Km. und die Länge
der beleuchteten Strassen 568 Km.
Es ist diese Fläche ungefähr
doppelt so gross wie Wien inner-
halb der Linien ohne Prater und
Donau-Regulirungsgründe,
Wenn wir annehmen, dass wir
auf je 50 Mtr. Entfernung eine Gas-
flamme anbringen würden, so wären
bei der angegebenen Strassenlänge
die Zahl von rund ii.ooo Gaslampen
erforderlich. Es wird nun ganz
Detroit von 122 Thürmeu beleuchtet,
von denen zwei die Höhe von 175''
(53 Mtr.) haben, der Rest ist 150'
(45-5) Mtr, hoch.
Auf diesen Thürmen sind je vier
Bogenlampen angebracht, mit Aus-
nahme der zwei grossen, welche je
6 Bogenlampen tragen, u. zw. zu
9'6 Ampere. Dies gibt im Ganzen
490 Lampen. Ausserdem werden für
einige Partien der Stadt noch 120
einzelne Bogenlampen benützt.
Die Thurmconstruction ist ganz
ausserordentlich elegant. Es ist ge-
radezu ein hübscher Anblick wenn
man von Weitem eine Stadt mit
derartigen Thürmen sieht. DieThürme
sind leicht, wie Spinngewebe und
bilden keinHinderniss für die Passage,
weil der von der unteren Partie ein-
genommene Raum in der Höhe, wo
das Publicum verkehrt nur 20 Cm.
Durchmesser hat.
Die Thürme sind in Abständen
von 240 — 850 Mtr. angebracht. Was
nun den erzielten Effect anbelangt,
so muss ich bemerken, dass ich die
Anlage an einem trüben Tage bei
leichtem Schneegestöber besichtigte,
also unter Bedingungen, die nicht,
besonders günstig sind. Der Effect
war im Grossen und Ganzen ein be-
friedigender. Es ist naturgemäss,
dass die inneren Partien der Stadt,
wo enge Gassen und Häuser sind, an
Beleuchtung zu wünschen übrig lassen.
Man findet dort dunkle Partien und
daneben lichte.
Die Aushilfe durch einzelne Bogen-
lampen ist wenig günstig und dürfte
es zweckmässiger gewesen sein, wenn
man als Aushilfe schwächere Glüh-
lampen verwendet hätte.
Kommt man aber in die modern
angelegten Partien der Stadt, wo
breite Strassen sind, so ist der Effect
vorzüglich und ebenso ist in den
entlegenen Partien der Stadt der
Effect noch als vollkommen aus-
reichend zu bezeichnen.
Der Eindruck einer derart be-
leuchteten Stadt ist derselbe wie bei
einer guten Mondbeleuchtung. Das
Licht ist vollkommen angenehm für's
Auge, da die Lampen in einer Höhe
angebracht sind, wo selbe nicht
geniren, ich bin der Meinung, dass
wir für breite Strassen und Plätze
nichts Besseres machen können ; so
würde z. B. für die Beleuchtung der
Ringstrasse eine Reihe von Thürmen
vorzügliche Dienste leisten. Ebenso
wird für die Beleuchtung von Häfen,
von Rangirbahnhöfen etc. die Thurm-
beleuchtung gewiss auch bei uns
Eingang finden. Ich bin auch der
Meinung, dass für Landstädte, die
weitläufig gebaut sind, mit kleineren
Häusern, die Beleuchtung mit Thürmen
die vollkommenste Lösung dieser
Frage bildet. Ich will nicht be-
haupten, die vollkommenste Lösung
auch vom Kostenpunkte aus, aber
es ist ganz ausserordentlich ange-
nehm, wenn in den entfernten Partien
der Stadt nicht nur die Strassen,
sondern auch die Höfe, Gärten und
Dächer hell beleuchtet sind.
255
Man ist in anderen Städten mit
derThurmhöhe noch weiter gegangen.
In Cleveland finden sich z. B schmied-
eiserne Mäste von 250' oderyöMtr.
Höhe. Das scheint mir aber ent-
schieden zu hoch zu sein, und ist
man bei den neueren Anlagen auch
von der grossen Höhe abgekommen.
Es ist auch die Höhe von 150' schon
recht bedeutend genug, es ist dies
beiläufig die doppelte Höhe unserer
R ingstrassenhäuser.
Was die elektrischen Eisenbahnen
betrifft, so ist deren Verbreitung keine
besonders grosse. In den Vereinigten
Staaten dürften immerhin ca. 100 Km.
elektrischer Bahnen im Betriebe sein.
Die elektrischen Eisenbahnen zeichnen
sich vor allem Anderen durch ihre
grosse Einfachheit aus, besonders ist
die Leitung, die als Luftleitung ge-
führt wird, sehr einfach.
Der dazu dienende Kupferdraht ist
meistens in der Mitte aufgehängt und
functioniren die Bahnen, welche ich
in Betrieb sah, vorzüglich.
Man sieht keine Funken, weder
an der Maschine, noch an der Leitung,
Man spürt keinerlei schädliche Er-
wärmung und kein lästiges Geräusch.
Die Dimensionen der hier ver-
wendeten primären Maschinen sind
auch ziemlich beträchtlich ; ich habe
Maschinen gesehen, die bei 500 Volts
350 Amp. Strom geben, somit eine
äussere Leistung von ca. 250 HP.
In Amerika ist nun eine hitzige
Fehde entbrannt, ob die elektrische
Bahn oder die Kabelbahn die voll-
kommenere Lösung für den Strassen-
betrieb gibt.
Die Elektriker behaupten natür-
lich, die elektrische Bahn sei vorzu-
ziehen, andererseits muss ich sagen,
dass auch das, was ich von Kabel-
bahnen gesehen habe, auf mich einen
sehr guten Eindruck gemacht hat.
Beispielsweise sind in Chicago, wo
die Pferdebahngesellschaft den Be-
trieb hat, 30 Km. Kabelbahn und
120 Km. Pferdebahn in Benützung
und die Kabelbahn wurde gerade
vergrössert, als ich hinkam, was
gewiss dafür spricht, dass die Unter-
nehmung diesen Betrieb gegenüber
dem Pferdebetrieb für vortheilhafter
hält.
Da mir zu meiner Reise nur wenig
Zeit zur Verfügung stand,* so habe
ich mich darauf beschränkt, aus-
schliesslich nur die Beleuchtungs- und
Kraftübertragungs-Anlagen näher zu
betrachten und kann Ihnen demnach
über die Fortschritte in dem Tele-
graphen- und Telephonwesen nichts
berichten.
Ich hatte aber in Chicago Ge-
legenheit, den dortigen Feuertele-
graphen etwas näher kennen zu
lernen, und dürfte es Sie interessiren,
etwas Näheres darüber zu hören.
Chicago ist die Stadt, welche in
diesem Jahrhundert von Feuersgefahr
am schwersten heimgesucht wurde ;
bei den zwei grossen Bränden vom
Jahre 187 1 und 1874 brannten über
20.000 Häuser in einem Werthe von
über 500 Mill. Gulden nieder. Diese
grossen Brände haben aber die Ent-
wicklung der Stadt in keiner Weise
gestört.
Chicago ist ein wunderbares Bei-
spiel, wie rasch sich amerikanische
Städte entwickeln. Im Jahre 1837
hatte Chicago 47.000 Einwohner,
1857 etwa 60,000, heute beträgt die
Einwohnerzahl 800.OOO.
Naturgemäss hat man in Chicago
dem Feuertelegraphen eine grosse
Aufmerksamkeit zugewendet. Es be-
finden sich gegenwärtig in den Strassen
der Stadt 550 Signalkästchen für den
Feuertelegraphen und es ist be-
zeichnend für amerikanische Verhält-
nisse, dass der grösste Theil der-
selben oder wenigstens die neueren
nur durch einen Griff verschlossen
sind, so dass Jedermann Signale geben
kann.
Ausserdem hat man eine grosse
Anzahl von Signalstationen für Private.
Bei den grösseren Privathäusern, in
Gewölben, in Magazinen, findet man
an den Decken der Räume einen sehr
einfachen Apparat, bestehend aus
einem Quecksilberthermometer, ange-
bracht, der, sobald im Locale eine
gewisse Temperatur-Erhöhung ein-
tritt, sofort das Alarmsignal für die
Feuerwehr activirt.
256
Ich bitte, sich in Gedanken in
eine Spritzenstation Chicagos hinein-
zuversetzen. In den Stationen stehen
zunächst unten die Dampfspritzen —
man hat deren 42 — welche immer
geheizt sind, und unter Druck stehen,
neben den Spritzen rechts und links
sind die Stallungen für die Pferde,
die so eingerichtet sind, dass die
Pferde mit 3 — 4 Schritten zur Wagen-
deichsel gelangen.
Oberhalb der Spritzen, im ersten
Stock ist der Schlafraum für die
B edienungsmannschaft.
Kommt jetzt ein Alarmsignal von
irgend einem Signalkasten, so werden
durch die Centrale automatisch die
Spritzenhäuser avisirt. Das erste, was
nun geschieht ist, dass durch den Strom
die Befestigung der Pferde ausgelöst
wird ; selbe sind so dressirt, dass sie,
sobald das Signal kommt, zu den
Spritzen hinausstürzen und ihren Platz
an der Deichsel einnehmen, und man
hat dann nichts weiter zu thun, als
den Zughaken einzuhängen.
Um die Pferde hieran zu gewöh-
nen, macht man jeden Tag Mittags
einen Alarm und füttert dann darauf
die Pferde, ebenso nach jedem Feuer.
Mittlerweile ertönt oben, wo die
Leute schlafen, die Glocke ; die Bett-
decken, mit denen die Mannschaft
zugedeckt ist, werden durch den
Strom weggerissen, es öffnet sich
dann zwischen je zwei Betten der
Fussboden und eine Stiege führt hinab
auf den Bock der Spritzen und auf
die Sitze des Requisitenwagens. Die
Leute eilen im Hemde auf ihre Plätze,
auf diesen finden sie ihre Feuer-
bekleidung, die sie dann während der
Fahrt anziehen ; mittlerweile sind die
Pferde angespannt, der Strom hat
auch die Pforte geöffnet und nun
geht es im Galopp davon. {Heiterkeit?)
Ich habe das Glück gehabt,
während der Besichtigung einer solchen
Station einen Alarm mitzumachen. Ich
war dabei im ersten Stock, lief gleich
möglichst rasch die Haupttreppe hin-
unter und war doch noch nicht auf
der Hälfte der Treppe, als der Zug
schon aus der Thüre hinausfuhr.
Kommen die Leute zu dem betreffen-
den Orte, wo das Feuer ist und ist
das betreffende Haus mit dem städti-
schen Netze verbunden, so findet man
unten an der Hausthüre in einem
Kasten noch ein Signal, welches an-
gibt, in welchem Stock das Feuer
ist. Es kommt unter diesen Um-
ständen häufig vor, dass die Feuer-
wehr früher in der Wohnung erscheint,
ehe die betreffende Partei selbst weiss,
dass Feuer ausgebrochen ist.
Meine Herren! Ich habe Ihnen
über den gegenwärtigen Stand der
elektrischen Industrie in den Ver-
einigten Staaten nur das Wesent-
lichste mitgetheilt. Es wird mir an-
genehm sein, wenn Sie mir Gelegen-
heit geben wollen, Ihnen ein anderes
Mal über weitere Details zu be-
richten,"
Der Vorsitzende erwähnt an-
knüpfend an den mit vielem Bei-
fall aufgenommenen Vortrag einer
interessanten Reminiscenz an seinen
eigenen Aufenthalt in Nordamerika,
Auch er habe in Chicago eines Tages
mehrere Feuerwehrstationen besichtigt
und habe von den bewunderungs-
würdigen Einrichtungen den Ein-
druck der vollkommensten Sicher-
heit davongetragen ; wenige Stunden
darauf — es war am 8. October 187 1
— brach aber der grosse Brand
aus, welcher ein Drittel der Stadt in
Asche legte. Damals waren aber das
dort allgemein übliche Holzpflaster in
den Strassen, sowie der unglückliche
Umstand, dass gleich zu Beginn die
Hauptleitungen aus dem grossen
Wasserwerke im Michigan-See durch
den Brand zerstört wurden, daran
Schuld, dass das Unglück solche
Dimensionen annehmen konnte.
Der Vorsitzende dankt sonach
dem Vortragenden für den inter-
essanten Ausblick in die neue Welt,
erbittet sich seine Zusage, um
die Fortsetzung des heutigen Vor-
trages auf die Tagesordnung der
ersten Wochenversammlung in der
nächsten Wintersession setzen zu
können und schliesst mit einem kurzen
Rückblicke die abgelaufene Session.
4. Mai. — Constituirende
Ausschusssitzung.
257
Als Functionäre für das laufende
Jahr werden gewählt :
Zu Vice-Präsidenten, die Herren :
k. k. Regierungsrath O. V o 1 k m e r
und k. k. Ober-Ingenieur J. Kareis,
zu Schriftführern, die Herren : Tele-
graphen-Vorstand F. Bechtold und
k. k. Ingenieur A. E. Granfeld
und zum Cassa-Stellvertreter, Herr
Fabriksbesitzer F. Wüste.
Neue Mitglieder:
Müller Emil, Ingenieur der Firma
G a n z & Comp, (elektrotechnische
Abtheilung) Budapest.
M änf a i Eduard, Ingenieur der k. ung.
Staatsbahnen, Aszöd.
Getz IVIoritz, Fabriksbesitzer, Wien,
I., Kolowratring 7.
Od endall Anton, Fabriksbesitzer,
Wien, I., Kolowratring 7.
Hensel Rudolph, Ingenieur, Kulm-
bach (Bayern).
Kohlrausch, Professor, Dr. Wil-
helm, Hannover, Grasweg 6.
Zur Dampfkesselfrage.
In der Vereinsversammlung vom
i6. Februar 1. J, wurde gelegentlich
der Debatte über die Sicherheit
verschiedener Dampfkessel - Systeme
hervorgehoben, dass es dringend
angezeigt wäre, im Interesse der
Anlagen für elektrische Beleuchtung
für die Aufstellung der sogenannten
Sicherheits - Dampfkessel zeitgemässe
Erleichterungen zu erwirken (März-
heft S. gg). In Folge dieser Anregung
hat der Ausschuss beschlossen, eine
entsprechende Aenderung der Wiener
Bauordnung im legislativen Wege an-
zustreben und auch den österr. Inge-
nieur- und Architektenverein zur Mit-
wirkung in dieser Frage einzuladen.
In Ausführung dieses Beschlusses hat
der Präsident Hofrath v. Grimburg
in der Geschäftsversammlung jenes
Vereines vom 16. April 1. J. eiüen
dahin zielenden Antrag eingebracht,
welchen wir des Zusammenhanges
halber, dem Wortlaute nach folgen
lassen :
„Hochverehrte Herren! Ich habe
mir das Wort erbeten zu einem An-
trage, dersich auf einen rein technischen
Gegenstand bezieht, und für welchen
ich mir die Unterstützung der verehrten
Versammlung dann erbitten will.
Gestatten Sie mir, dass ich vor-
erst den Gegenstand exponire und
den Antrag begründe.
Es ist den verehrten Herren ge-
wiss noch erinnerlich, dass an dieser
Stelle im vorigen Jahre ein sehr an-
regender Vortrag über Experimente
gehalten v/urde, die an Wasserröhren-
Dampfkesseln oder sogenannten inex-
plosiblen Dampfkesseln zu dem Zwecke
gemacht wurden, um die Gefahr-
losigkeit solcher Dampfkessel in Be-
zug auf Explosionen nachzuweisen.
Ich habe mir damals schon er-
laubt hervorzuheben, dass es eigent-
lich überflüssig sei, die Gefahrlosig-
keit gegen Explosionen bei solchen
Dampfkesseln besonders nachweisen
zu wollen, weil diese Eigenschaft,
welche aus der Natur der Sache her-
vorgeht, von Niemandem bezweifelt
wird, und ich erinnere mich genau,
dass mir in der Debatte zu meinem
und des Herrn Vortragenden berech-
tigten Aerger sogar die Bemerkung
entschlüpft ist, es komme mir so vor,
als ob man offene Thüren einrennen
wollte.
Bedauerlicherweise kann man
aber unter den gegenwärtigen Ver-
hältnissen die Inexplosibilität solcher
Dampfkessel nicht verwerthen ; denn
dort, wo man nach den gesetzlichen
Vorschriften überhaupt Dampfkessel
aufstellen darf, braucht man diese
besonderen Systeme eigentlich nicht,
und dort, wo man andere Dampf-
kessel nicht aufstellen darf, darf man
diese auch nicht aufstellen. Man hat
es also mit einem Schatze zu thun,
den man nicht heben kann, weil es
nicht erlaubt ist.
Die Schranken sind in den ein-
zelnen Kronländern, sowie für Nieder-
österreich und für Wien durch die
Bauordnungen gesetzt.
Gestatten Sie mir, um mich nicht
in Allgemeines zu verlieren, bei
einem speciellen Falle, bei der Wiener
Bauordnung zu bleiben. Es ist den
Herren bekannt, dass die Wiener
17
258
Bauordnung in Bezug auf die Auf-
stellung von Dampfkesseln drei Fälle
unterscheidet.
Zuerst grosse Kessel, das sind
Dampfkessel im Allgemeinen ohne
Beschränkung der Dimensionen oder
des Dampfdruckes.
Ueber diese Dampfkessel, die so-
genannten Grosskessel, heisst es
dort: Diese sollen in versenkten
Localitäten und womöglich entfernt
von Wohnräumen aufgestellt werden.
Die „versenkten Localitäten"
machen natürlich keine Schwierig-
keiten, und was die „entfernten
Wohnräume" anbelangt, so kommt
man mit einiger Benevolenz der Be-
hörden im wohlverstandenen öffent-
lichen Interesse über das sollen hin-
weg — es ist dies eine Interpreta-
tionsfrage.
Aber es heisst weiter: Die Locali-
täten, in welchen diese Dampfkessel
aufgestellt werden, dürfen nur leicht
überdeckt, dürfen nicht überbaut und
dürfen in keinem Falle gewölbt werden.
Da gibt es keine Interpretations-
frage, über dieses „dürfen" kommt
man nicht hinweg, und es ist viel-
leicht die schönste Seite dieser ge-
setzlichen Bestimmung, dass sie klar
und präcis ist. Aber natürlich sind
dadurch nicht nur die Grosskessel
gewöhnlicher Systeme, sondern auch
die Wasserröhrenkessel, von der Auf-
stellung unter bewohnten und ge-
wölbten Räumen ausgeschlossen.
Man ist also in Gebäuden mit
der Unterbringung von grösseren
Dampfkesseln, sie mögen inexplosibel
sein odei: nicht, auf das Souterrain
von Höfen angewiesen, und diese
selbst sind jeder anderweitigen Be-
nützung entzogen.
Die Bauordnung unterscheidet so-
dann zwei Kategorien von kleinen
Kesseln, sogenannte Kleinkessel
und Zwergkessel, und es werden
für dieselben, einzeln verwendet,
besondere Erleichterungen statuirt.
Nun, auch was das „einzeln"
anbelangt, so kommt man darüber
hinweg, indem man die einzelnen
Kessel paarweise oder batterie-
weise zusammenstellt; es ist dies
auch nur eine Interpretationsfrage.
Es wird dann mit Bezug auf die
Kategorie der Kleinkessel, welche
dadurch cbarakterisirt sind, dass sie
nicht mehr als l Kub.-Mtr. Wasser
und nicht mehr als 6 Atm. Dampf-
druck haben sollen, zwar nicht ge-
stattet, dass sie unter bewohnten
Räumen aufgestellt werden, aber wenn
sie 3 Mtr. weit von der Nachbar-
grenze entfernt sind, dürfen die Lo-
calitäten mit einer festen Decke ver-
sehen werden.
Das, meine Herren, ist schon eine
bedeutende Erleichterung , die ia
manchen Fällen von Werth sein kann ;
zwar müssen auch die Kleinkessel
unter die Höfe gelegt werden, aber
man kann eine feste Decke machen
und kann somit in den Höfen gehen
und fahren und die Hofräume sonst
noch benützen.
Bei beschränkten Anforderungen
weiss sich die Praxis in der That
mit Kleinkesseln zu behelfen,
und um ein Beispiel anzuführen, er-
laube ich mir auf die an sich muster-
hafte un4 graziöse Anlage für elek-
trische Beleuchtung in dem neuen
Palais der Bodencredit-Anstalt hinzu-
weisen, wo es gelungen ist, mit zwei
Locomotiv-Kleinkesseln von je einem
Kubikmeter Wasserinhalt eine Betriebs-
kraft von 6o HP. herzustellen.
Endlich handelt es sich noch um
die sogenannten Zwergkessel, das
sind solche Dampfkessel, welche nicht
mehr als einen halben Kubik-Meter
Wasserinhalt und 4 Atm. Druck
haben. Für diese ist in der Bau-
ordnung in der liberalsten Weise
vorgesorgt; man kann sie hinstellen
wo man will, auch unter bewohnte
und in gewölbte Räume.
Die Praxis hat in der Noth auch
von diesem Auswege Gebrauch ge-
macht, um eine grössere Dampf-
kesselanlage zu Stande zu bringen,
wo kein Hof vorhanden ist, und zwar
in einem grossen Waarenhause, gleich-
falls für elektrische Beleuchtung. Ich
will darauf nicht weiter eingehen,
weil leider diese Anlage zu einem^
259
bedauerlichen und schmerzlichen tra-
gischen Abschlüsse geführt hat.
Das Anhäufen von Klein- oder
Zwergkesseln führt naturgemäss zu
Anlagen, die nicht ökonomisch sein
können ; es ist eine Umgehung des
Gesetzes, auf die man in der Noth
verfällt, und die Wohlthat wird zur
Plage. Als die Bauordnung entstan-
den ist, war auch keineswegs die
Intention vorhanden, auf diesem Um-
wege grosse Dampfkesselanlagen zu
ermöglichen, sondern es war vielmehr
die Absicht, dem Kleingewerbe und
der Kleinindustrie unter die Arme zu
greifen.
Ich möchte mich jedoch ver-
wahren, als wollte ich oder jemand
Anderer unserer Bauordnung daraus,
dass in derselben auf die inexplosiblen
Dampfkessel nicht gebührend Rück-
sicht genommen wurde, einen Vor-
wurf machen. Es wäre dies voll-
ständig unbegründet. In früherer Zeit
war nämlich in Oesterreich die An-
wendung dieser Wasserröhrenkessel
auf sehr wenige Fälle beschränkt,
die Kessel wurden nur im Auslande
erzeugt, und es gab damals im In-
lande noch kein Röhrenwalzwerk,
welches das nöthige Röhrenmateriale
hätte liefern können.
Auch waren gewisse Mängel,
welche diesem Kesselsysteme vor-
geworfen wurden , nicht genügend
aufgeklärt.
Als solche Mängel wurden be-
zeichnet, dass die Kessel nassen
Dampf machen, dass es schwierig
sei, Constanten Druck zu halten und
dass die Kessel rauchen.
Es ist aber nach und nach durch
den stetigen Fortschritt auch auf
diesem Gebiete gelungen, diese Uebel-
stände zu beseitigen. Was den nassen
Dampf und die Druckschwankungen
anbelangt, so gebraucht man die
Vorsicht, obwohl man weiss, dass
diese Dampfkessel auch forcirt wer-
den können, dennoch im Verhältniss
zur Heizfläche eine nur massige Ver-
dampfung zu fordern und wendet
überdies Dampfsammler und beson-
dere Palliativ- Vorrichtungen an; und
was das Rauchen anbelangt, so ge-
nügt es füglich darauf hinzuweisen,
dass das Rauchen eigentlich nicht
von dem Dampfkesselsysteme, sondern
von der Einrichtung der Feuerung
abhängt. Man kann bei einem Dampf-
kesselsysteme gerade so gut wie bei
anderen rauchverzehrende Feuerungen
anwenden. Und für diejenigen, welche
mit Recht eine besondere Sympathie
für die Tenbrink-Feuerung haben,
Hesse sich anführen, dass die Ten-
brink-Feuerung ja nicht an das Flamm-
rohr gebunden ist, sondern dass
diese Feuerung von ihrem Erfinder
zuerst für Locomotivkessel ausgedacht
und angewendet wurde.
Ein Beispiel eines Wasserröhren-
kessels mit Tenbrink-Feuerung findet
sich übrigens, wenn ich nicht irre,
in dem böhmischen Nationaltheater
in Prag.
Wenn noch vor einigen Jahren
diesem Dampfkesselsysteme gegen-
über eine gewisse Reserve berech-
tigt war, und es auch berechtigt
war wegen seltener Ausnahmsfälle
von den normalen gesetzlichen Be-
stimmungen nicht abzugehen, so trifft
dies heute nicht mehr zu. Die An-
wendung der Wasserröhren-Dampf-
kessel ist seither dringender gewor-
den, und zwar deshalb, weil durch
das Umsichgreifen der elektrischen
Beleuchtung das Problem, in Städten,
inmitten von bewohnten Räumen
motorische Kräfte zu schaffen, also
Dampfkesselanlagen herzustellen, im-
mer dringender gestellt wird. Ich
glaube daher, dass es heute in der
That bereits zeitgemäss geworden
ist, sich mit dieser Frage zu be-
schäftigen und dafür zu sorgen, dass
diesem Systeme von Dampfkesseln
der Weg zur allgemein praktischen
Anwendung eröffnet werde.
Das wären, meine Herren, allge-
meine theoretische Gründe.
Wenn wir uns nun umsehen, wie
sich das Ausland dazu verhält, so
finden wir diese Voraussetzungen durch
praktische Erfahrungen bestätigt. Ich
will nicht nach Amerika ausblicken
und von dort Beispiele herbeiziehen.
Jeder, der in Amerika war und sich
dort im Ingenieurwesen umgesehen
17*
260
hat, weiss, dass die amerikanischen
Einrichtungen nicht ohne Weiteres
auf unsere Verhältnisse übertragen
werden könen. Ich will auch nicht aus
Belgien die Beispiele holen, obwohl
sich dort ausgezeichnete vorfinden ;
ich will in der Nähe bleiben und Ihre
Aufmerksamkeit auf die Sachlage in
Deutschland lenken, u. zw. aus dem
besonderen Grunde, weil es bekannt
ist, dass dort, was Administration
und polizeiliche Maassregeln anbelangt,
ein strammes und strenges Regiment
gehandhabt wird.
In Deutschland wird die Autstel-
lung von Dampfkesseln durch polizei-
liche Bestimmungen geregelt, welche
auf Grund der alten Gewerbe-Ordnung
für den Norddeutschen Bund im Jahre
187 I und 1883 erlassen wurden und die
Stelle unserer Bauordnung einnehmen.
Durch diese Bestimmungen ist die
Aufstellung von Wasserröhrenkesseln,
wenn die Röhren nicht mehr als 10 Cm.
Weite haben, unter- und innerhalb
bewohnter Räume in festbedeckten
und gewölbten Localitäten anstands-
los und ohne Beschränkung gestattet.
Die Folge davon ist, dass in Berlin
zum Beispiel eine ganze Reihe von
Anlagen von Dampfkesseln nicht blos
für elektrische Beleuchtung, sondern
auch für andere industrielle Zwecke
entstanden sind und täglich entstehen.
Damit dies auch bei uns möglich
werde, habe ich mir erlaubt den
folgenden Antrag einzubringen:
„Der österreichische Ingenieur-
und Architekten-Verein beschliesst,
sich dafür zu verwenden, dass die
bestehenden gesetzlichen Bestimmun-
gen, nach welchen im Allgemeinen
Dampfkessel unter bewohnten und
gewölbten Räumen nicht aufgestellt
werden dürfen, wenigstens für Nieder-
österreich und die Stadt Wien zu
Gunsten der inexplosiblen Wasser-
röhrendampfkessel entsprechend ab-
geändert werden."
Der Antrag ist ganz allgemein
formulirt. Es wird vor Allem, wenn
die geehrte Versammlung zustimmt.
dem Verwaltungsratheunddem diesfalls
eingesetzten Comite obliegen, die Frage
in Besonderem zu erwägen und die
Details festzusetzen.
Ganz einfach ist die Sache nicht.
Die Bauordnung basirt auf einem
Landesgesetze, es ist also zur Ab-
änderung derselben ein Landtagsbe-
schluss erforderlich. Ich denke, dass
es nothwendig sein wird, zu diesem
Zwecke an die Statthalterei sich zu
wenden, um eine Regierungsvorlage
zu erwirken; es wird nothwendig
sein, den Gemeinderath und die
städtischen Behörden zu begrüssen,
ich zweifle aber nicht, dass wir bei
unseren Collegen auf jenes Verständ-
niss rechnen können, welches jeder
gesunde und solide Fortschritt bei
ihnen immer gefunden hat.
Erlauben Sie mir, nun noch ein
Wort hinzuzufügen. Als derzeitiger
Vorsitzender des Elektrotechnischen
Vereines habe ich Kenntniss, dass
jene Körperschaft sich ebenfalls mit
der angeregten Frage beschäftigt, in
Folge eines Antrages, zu welchem
unser geehrter College, Herr Ingenieur
He 1 msky , Anlass gegeben hat. Der
Elektrotec-hnische Verein hat auch
beschlossen, den Ingenieur- und
Architekten-Verein einzuladen, seiner-
seits die Sache in die Hand zu nehmen,
und ich habe die Ehre mich im Sinne
dieses Auftrages an den geehrten
Verein zu wenden. Die Fachmänner des
Elektrotechnischen Vereines kennen in
erster Linie das Bedürfniss, sie sind
wohl in der Lage, dessen Dringlich-
keit zu beurtheilen, aber sie sind der
Ansicht, dass, was die Sache selbst
anbelangt, die stärkere Autorität und
die grössere Competenz auf Seite des
Ingenieur- und Architekten- Vereines
liegt und es daher diesem zusteht,
die Führung zu übernehmen.
Ich bitte Sie somit, die Frage
nach Unterstützung meines Antrages,
welche der verehrte Herr Vorsitzende
nunmehr stellen wird, im bejahenden
Sinne zu beantworten."
261
CORRESPONDENZ,
Zur Geschichte der Ring-
maschinen mit Innenpolen.
Wir erhalten von der Firma Siemens <&
Halsice folgende Zuschrift, von welcher vnr
unter Weqlassunq der Elnleltvng den sach-
lichen Inhalt toiedergeben.
„ Wir sind schon öfter dem Verfahren
heqegnet, dass, sobald durch noch nicht ab-
geschlossene Veräff'entlichungen unsererseits die
Avfmerlisamkelt der Fachleute auf eine loerth-
folle neue Erscheinung Im elektrischen Gebiete
gelenkt Ist, bisher unbeachtet gebliebene frühere
oder auch spatere Arbeiten Anderer eiligst
in das hellste Licht der Oeffentllchkelt treten,
so dass die unsrlgen, loenn möglich, als blosse
Nachahvirnigen erscheinen und der technischen
Literatur ehwerlelbt iverden sollen.
Da diese Bestrebungen unverkennbar auch
wieder hinsichtlich der Glelchstrommaschlne
mit Innenpolen auftreten, sehen nur ims ver-
anlasst, die Reihenfolge der Veröffentlichungen,
soioelt sie bis jetzt über diese Maschine vor-
liegen, hlemlt festzustellen.
Die erste Bekanntmachung einer Glelch-
strommaschlne mit Gramme'schem Ringe und
ausschliesslicher Vemjendung von Innenpolen
In Form eines grossen Doppel-1 geschah durch
uns atrf der Pariser Ausstellung 1881.
Am 22. October 1886 lourde von uns
In Deutschland xmd fast gleichzeitig auch In
Oesterrelch ein Patent angemeldet, loelches die
praktisch durchgeführte mehrpolige Anordnung
der Ringmaschine mit Innenpolen enthält.
Die Anmeldung, luelcher eingehende Zeich-
nungen und Beschreibung der Maschine bel-
lagen, wurde unter der üblichen Bekannt-
machung In amtlichen Zeitungen am 14. Jänner
dieses Jahres zu, Jedermanns Einsicht aus-
gelegt.
Ebenfalls Im Jänner dieses Jahres ivurden
die detaillirten Zeichnungen zu vier Riesen-
Exemplaren dieser Maschine bei der Sub-
mission, loelche für die Beleuchtung des neuen
Frankfurter Centralbahnhofes ausgeschrieben
loar, von uits eingereicht und auf Grund
derselben uns auch später der Zuschlag
ertheilt.
In der Versamvilung des Berliner
elektrotechnischen Vereines am 29. März hat
dann Herr v. Hefner - Alteneck den ein-
gehenden Vortrag über die Innenpohnaschlne
gehalten, ivelcher in der vorigen Nummer der
„Elektrotechnischen Zeitschrift^' abgedruckt ist.
Andere Veröffentlichungen lagen bis dahin
über diese Maschine nicht vor.
In den am 1. April d. J. erschienenen
Heften der „Zeltschrift für Elektrotechnik"' und
des ,,Centralblattes für Elektrotechnik^^ tritt die
Firma Ganz & Comp. In Budapest mit einer,
wennüauch In tolchtlgen Abmessungen und Details
verschiedenen, so doch In dem Wesen gleichen
Maschine hervor, mit der Einleitung : „Es xvar
im Jahre 1884, als an die Firma Ganz& Comp,
die Frage herantraf, eine Djinamomaschlne zu
construlren, welche bei möglichst geringem Ge-
lolchte eine möglichst grosse Leistung auf-
zuweisen 7iat}\ '
Das „Centralblatt für Elektrotechnik'' '■
begleitet diese Veröffentlichung mit einem
Zusätze, dem lulr auch mit getreuer Wieder-
gabe der In'erpunktlon eine grössere Ver-
breitung geben ^vollen:
Bemerkung der Redacllon: „Die Firma
Siemens & Halske ist gegenwärtig damit
beschäftigt, die gleiche Construction herzu-
stellen! f^''
Ganz & Comp, führen in dieser Ver-
öffentlichung an, dass die neue Maschine sich
an die von ihnen gebaute Wechselstrom-
maschlne, System Zlpernowsky, anlehne.
Unserer Ansicht nach hat die viel ältere
Gramme'sche Wechselstrommaschlne, welche
ebenfalls die Innenpole und auch schon den
Gramme'schen Ring enthielt, der neuen
Maschine viel näher gelegen. Ausserdem hat
die wohl im Jahre 1882 oder 83 entstandene
Zlpernoiosky'sche Maschine eine ganz frap-
pante Aehnllchkeit mit der in unserem
D. R. Patente vom 3. April 1878 beschrie-
benen Abänderung unserer allgemein be-
kannten Wechselstrommaschine, In der sie
übrigens ebenfalls vor Ganz & Comp, von
uns aufgeführt und dann auch auf die
Wiener Ausstellung 1883 gebracht ivorden Ist.
Wir geben gern zu und haben auch
nie bestritten, dass nach dem Vorgange der
sehr bekannten Gramme'schen Wecliselstrom-
maschlne die Glelchstrommaschlne mit Innen-
polen, als Erfindung betrachtet, ziemlich
naheliegend ivar. Es loürde uns auch nicht
loundern, loenn die Herstellung dieser
Maschine vielleicht auch noch anderwärts
versucht loorden wäre. Dass nichts darüber
In die Oeffentllchkelt gelangt Ist, läge dann
eben ivohl daran, dass es nicht gelungen ist,
eine solche Maschine allen praktischen An-
forderungen entsprechend betriebsfähig herzu-
stellen. In der That bot sie darin beträchtliche
Schiolerlgkelten .
Von der Firma Ganz & Comp, lolrd
für die neue Maschine, allerdings bei sehr
hoher Tourenzahl, eine Leistung angegeben,
loelche die der anderen gebräuchlichen
Maschinen bei Weitem, übertrifft, u. zw. be-
zogen auf das gleiche Kupfer gewicht, um. das
drei- bis über fünffache.
Leider ist über den für dynamo-
elektrische Maschinen bekanntlich lolchtlgsten
Punkt, In dem auch gleichzeitig die geführ-
ticJiste Klippe für Ihre Herstellung liegt,
nichts angeführt, nämlich darüber, ob diese
Leistung ohne Erhitzung und ohne Funken-
bildung oder sonstige Störungen stattgefunden
hat, mit anderen Worten, ob sie von der
Maschine dauernd beioirkt lourde und wie
und v:o sich dieselbe im Betriebe bewährt
hat. Seit dem Zeitpunkte, n-o die Aufgabe,
eine solche Maschine zu constmiren, an die
Firma Ganz & Comp, herangetreten ist, bis
zu der nach den unsrlgen erfolgten Ver-
öffentlichung, wäre für eine In ihrer Leistung
262
so hedeutsaine Maschhie jedenfalls reicJiIich
Zeit gewesen, dies durch Ausgabe derselben
festzustellen.
Da dies bisher nicht geschehen ist^ so
muss entweder angenommen tverden, dass die
Firma Ganz & Comp, die Constriiction als
verfehlt betrachtete und liegen Hess, bis loir
mit der prtiktischen Lösung der Aufgabe an
die Oeffentlichlieit traten, oder dass sie noch
mit Verbesserungsversuchen beschäftigt ivar,
als, dies geschah. In beiden Füllen ist die
Firma Ganz & Comj). eben zu spät gekommen
und hat Iceine Berechtigung zu Frioritüts-
Ansprüchen, die stets nur auj Publicaticm
oder offenkundige Ausjiihrung begründet
werden können.
Wien, am 7. Mai 1887.
Siemens & HalsJce".
Die elektrische Beleuchtung der
Grossen Oper in Paris.
In meinem ersten Artikel über die elektri-
sche Beleuchtung der Grossen Oper in Paris
soll es heissen : Die Verdampfungsfühigkeit
jedes einzelnen der Kessel ist 2500 Kgr.
pro Stunde. Nachdem fünf Kessel vorhanden
sind, betrügt
die Produdion =:= 5 \ ^^00 = 12.500Kgr.
Unrichtig ist es, icie ein Herr Einsender
annimmt, dass die angeführten Maschinen
wenigstens 14 Kgr. Dam.pf pro Stunde und
Indicatorpferd benöfhigen.
Die in Verivendung stehende Ccrliss-
Zwillingmaschine von 300 HP., loelche natür-
lich mit Condensation arbeitet, benöthigt,
wie von uns angestellte Versuche eingaben, Mos
9^/2 Kgr. Dampf piro Stunde und Indicator-
pferd, wahrend die verticalen Compound-
maschinen, welche ebenfalls mit Con-
densation arb eiten, auch nicht mehr als
10 Kgr. erfordern.
Es stellt sich daher der Consum auf:
4 verticale Compoundmaschinen
ä 140 HP. = 560 HP. X iO
KilogramTYi 5,600 Kgr.
1 Corlissmaschine 300 HP. X ^'^
Kilogramm 2.850 ,,
1 Maschine Armington 8 Sims ohne
Condensation, 100 HP. y^ 14
Kilogramm 1 .400 ,,
1 Haibfixe Maschine 40 HP. X 14
Kilogramm 560 „
2'otal-Consum . . . 10.410 „
Production 2500 "X 5 ^ . . . 12.500 ,.
bleibt Ueberschuss . . . 2.0.90 Kgr.
welcher für Verluste in den Röhrenleitungen
und für den Verbrauch der Pumpen ausser
Rechnung gesetzt trerden mag.
Hier noch einige weitere Details über
die Gesammt- Installation.
Die neue Type von 1000 Lichtmaschinen,
Vielehe wir in unserem letzten Artikel ermähnt
haben, ist folgendermaassen bestellt :
Spannung 110 — 125 Volts.
Capacitüt 800 Amp.
Umdrehungsgeschwindigkeit 350 Touren
pro Minute.
Lineare Geschivindigkeit der Armatur
10 Mtr. 500 pro Secunde.
Aeiisserer Durchmesser der Armatur
0 Mir. 630 pro Secunde,
Lange der Armatur zunschen den Magnet-
schenkeln 0 Mtr. 800.
Widerstand der Armatur, statisch ge-
messen 0-0054 Ohms.
Kupfergeivicht der Armatur IDO Kgr.
Widerstand der Inductoren 4-25 Ohms.
Stärke des Erregerstromes bei Maximal-
leütung 29'5 Amp.
Kupfergewicht auf den Inductoren 285 Kgr.
Ausser der bereits beschriebenen Instal-
lation existirt noch eine Reserve-Installation
für die Opembülle und für die zahlreichen
Festlichkeiten, welche in diesem Gebäude
abgehalten werden. Dieselbe besteht aus
Candelabern, Lustres und Torcheres ; sie
macht ungefähr 1000 Lampen aus.
Von der Oper aus tcird auch noch die
Beleuchtimg des ungefähr 800 Mtr. abwärts
liegenden C erde Mi litaire mit 280 Lampen
besorgt. Das Leitunskabel ist in den Strassen-
canälen untergebracht.
Der für die Wasserversorgung gegrabene
Brunnen hat eine Tiefe von 37 Mtr. Seine
Achse durchschneidet mehrere Wasserschichten,
welche aber nicht ausgebeutet werden durften,
um, die Fundirungen des Gebäudes nicht zu
gefährden.
Der Rauchfang ist aus galvanisirtem
Eisen 2ind hat eine Dicke von 5 Mm.
Etienne de Fodor.
An die Redaction der „Zeitschrift für Elektro-
technik"' in Wien.
Das Löthen und Schweissen mittelst des
Volfa'schenBogens ist entschieden von viel
eminenterer Wichtigkeit, als die von Ihnen in
einer der letzten Nummern Ihrer Zeitschrift
am Schlüsse gebrachte Notiz vermuthen lässt ;
ich habe bereits im Februar einen der Erfinder :
Benardos, arbeiten sehen und mich überzeugt,
dass man auf diese Weise gerade so gut oder
vielmehr besser löthen kann, als mit Blei und
Wassersfoffgas. Ich besitze selbst 1 Mm. dicke
Bleibleche,. die vor meinen Augen flach und
im. rechten Winkel zusamonengelöfhet sind,
ohne weiteres Ilussmittel als etwas pulvcri-
sirtem Stearin.
Dies Verfahren ermöglicht nicht nur
Schmiedeisen mit Schmiedeisen, Ktpfer, Nickel,
Gusseisen, Messing oder irgendeinem anderen
Metall oder einer anderen Leginmg zu
schioeissen ohne jede iveitere Vorbereitung, als
dass man sie mit Oxyd und im. Zustande loie
man sie in die Hand bekommt auf den Tisch
vor sich legt und fest verbindet, ivie man es eben
nur durch ScJtweisscn oder Löthen verbinden
kann, sondern es setzt auch in den Stand,
Metalle dauernd aneinander zu schmelzen,
die man bisher nicht direct ohne ein Fluss-
mittel miteinander verbinden konnte, icie
263
Giisseisen mit Kvpfer oder irgendeines der ge-
nannten und auch der nicht encuhnten Metalle
mit ivf/endeinem anderen; so hat der Erfinder
vor einifjen M'ochen auch die Aufgabe gelöst^
Platin mi'.Ahiminium aneinander zu schmelzen.
Die Wirkung ist eine so eminente, dass,
wie ich selbst gesehen habe, man zioei mit
den Köpfen gegeneinander auf den Tisch
gelegte grosse Eisenhahnschienen fest zusammen-
geschmolzen hat, so dass schliesslich beide die
auf der Hobelmaschine hergestellte und dann
•polirte Schniltflö'rhe zeigten ; es fand eine voll
stündige Verschmelzung statt.
Der Bruch ist stahlartig ; Fhisseisen und das
mH dem Volta' selten Bogen geschmolzene Mate-
rial lüssl sich schmiede^i und hat vollständig die
Eigenschaften bearbeiteten Flusseisens.
Hochachtungsvoll
Hallhauer.
ABHANDLUNGEN.
Inductions- und Schaltungs-Regeln für magneto-
elektrische Maschinen.
Von Dr. A. von WALTENHOFEN in Wien.
Herr Dr. J. A. Fleming hat im 14. Bande, Seite 396 der Zeit-
schrift: »The Electrician'^^ eine sehr anschauliche Gedächtnissregel mit-
getheilt zur raschen Orientirung über die Richtung des inducirten
Stromes in einem Leiter, der in einem magnetischen Felde, die Kraft-
Hnien schneidend, bewegt wird. Diese Regel lautet :
»Man halte den Zeigefinger, den Mittelfinger und den Daumen
der rechten Hand so, dass sie nahezu senkrecht auf einander stehen
wie die Axen eines rechtwinkeligen Coordinatensystems. Dann merke
man sich Folgendes. Die Richtung des Zeigefingers stelle dar die
Richtung der Kraftlinien (/^ö i?e— Finger entsprechend FORch). Die
Richtung des Daumens stelle die auf die Richtung der Kraftlinien senk-
rechte Bewegungsrichtung des betrachteten Leiterelementes vor (thuMb
entsprechend Motion). Dann zeigt die Richtung des Mittelfingers
die Richtung des inducirten Stromes an (middle entsprechend
Induced). '^'^
Diese Regel kann, wie Fleming weiter noch hinzufügt, auch
dazu dienen, die Bewegungsrichtung anzuzeigen, welche ein von einem
Strome durchflossener Leiter in einem magnetischen Felde annimmt;
man braucht zu diesem Zwecke nur der linken Hand anstatt der
rechten, jedoch mit Beibehaltung der Richtungsbedeutungen für die
genannten drei Finger, sich zu bedienen.
Das Beispiel Fleming 's und die Ueberzeugung von der Nütz-
lichkeit derartiger Regeln veranlassen mich, in diesem Aufsatze gleich-
falls einige auf Inductionsverhältnisse bezügliche Gedächtnissregeln der
Oeffentlichkeit zu übergeben, welche ich bisher nur zu meinem eigenen
Gebrauche mir zurechtgelegt und manchmal als Lehrbehelfe bei meinen
Vorträgen benutzt hatte.
Zur besseren Uebersicht sei vorausgeschickt, dass der vorHegende
Artikel aus drei Abschnitten bestehen soll. Der erste enthält einige
Regeln, welche sich aus der Anwendung der allgemeinen Inductions-
gesetze auf einzelne oft vorkommende specielle Fälle ergeben. Im
zweiten Abschnitte wird ein allgemeiner leitender Grundsatz für die
Schaltung der In ductionsspulen bei Wechselstrom- und Gleich-
strommaschinen aufgestellt. Der dritte Abschnitt handelt hauptsäch-
lich von der Bewickelung der Trommel-Armaturen.
264
A.
Wir denken uns eine Wechselstrommaschine, z. B. nach Art der
Alliance oder Siem ens'schen Maschine,*) bei welcher ein Spulen-
kranz (dessen Spulen auf der Rotationsebene senkrecht stehen) zwischen
Magnetpolen rotirt, von welchen je zwei einander gegenüberstehende
und auch je zwei benachbarte ungleichnamig sind.
Die Fig. i möge vier Magnetpole N SNS vorstellen, die wir
uns bei a, b, c und d, und zwar über der Papierebene denken. Unter
diesen Magnetpolen rotire ein Anker 'oder »Inductor* mit ebensovielen
Inductionsspulen J^^ J^, J^ und J4, den wir uns in der durch den
Pfeil R bezeichneten Richtung rotirend denken. Es entsteht nun die
Frage : in welchem Sinne kreisen die inducirten Ströme in den ein-
zelnen Spulen, wenn sich dieselben gerade in einer bestimmten augen-
blicklichen (z. B. der in der Zeichnung angenommenen) Stellung be-
finden.
Um die Regel, welche ich dafür aufstellen will, kurz aussprechen
zu können, wollen wir uns den Vorgang von der Axe 0 aus betrachtet
denken und eine Spulenstellung, welche von hier aus gesehen rechts
von einem Nordpole oder links von einem Südpole ist {z. B. J^ und
J4) als eine östliche, hingegen eine solche links von einem Nordpole oder
rechts von einem Südpole (wie J^ und Jg) als westlich bezeichnen.
Demnach ist auch klar, was ich unter einem östlichen oder west-
lichen j,Rotationsgebiete* verstehe. Bewegt sich nämlich eine Spule
vom Südpole bei h zum Nordpole bei a oder umgekehrt, so durchläuft
sie ein westliches Rotationsgebiet. Ein östliches ist z B. jenes zwischen a
und d oder zwischen c und b u. s. w.
Dann gilt die einfache Regel:
I. Die inducirten Ströme kreisen in den östlichen
Rotationsgebieten übereinstimmend und in den west-
lichen Rotationsgebieten entgegengesetzt mit der Ro-
tationsrichtung des Inductors.
*) Siehe Silvanus Thompson, Dynamo-electric Machinery, 2. Auflage, Seite 209
bis 211.
265
Durch die Pfeile bei Jj, Jg, Jg und J4 ist dies angedeutet. Es
ergibt sich hieraus weiterhin von selbst, wie die Spulen geschaltet*)
und mit den zur Abnahme des Stromes mit Hilfe der Bürsten dienenden
Schleifringen verbunden werden müssen, damit die in den einzelnen
Spulen inducirten Ströme nach jedem Richtungswechsel stets in gleichem
Sinne zur Wirksamkeit kommen.
Dabei ist es nebensächlich, ob wir uns die Spulen mit Eisen-
kernen versehen denken, wie bei der Alliance - Maschine, oder ohne
Eisenkerne, wie bei der S iem e ns'schen Wechselstrommaschine. Beide
Typen sind dadurch gekennzeichnet, dass die inducirten Spulen senk-
recht auf der Rotationsebene stehen, welche Spulenstellung wir als die
axiale bezeichnen wollen. Nebst dieser ersten Kategorie von Wechsel-
strommaschinen unterscheide ich noch eine zweite und dritte, welche
durch tangentielle und durch radiale Spulenstellung gekenn-
zeichnet sind.
Fig. 2.
R ' — ^m:
Die tangentielle Spulenstellung finden wir z.B. bei der Wechsel-
strommaschine von de Meritens. **) Auch die zum Betriebe der
J ablo c h koff 'sehen Kerzen construirte Gramm e 'sehe Wechselstrom-
maschine***) hat tangentiell angeordnete (auf einen Ring als gemein-
schaftlichen Eisenkern aufgewickelte) Spulen. Selbst der gewöhnliche
Gramme'sche Ring bei Gleichstrommaschinen hat diesen Typus,
jedoch mit anderer Spulenschaltung als bei den Wechselstrommaschinen,
worauf wir später zurückkommen werden.
Wir betrachten hier nur den Vorgang der Induction in tangentiell
angeordneten Spulen, wie er bei Wechselstrornmaschinen stattfindet.
Derselbe wird durch das beigefügte Schema Fig. 2 erläutert.
Wir betrachten vier von den am Umfange des Inductors tangen-
tiell angebrachten (bei der Maschine von de Meritens mit Eisen-
kernen versehenen) Inductionsspulen, die wir uns in der Art hinter-
einander geschaltet denken, dass sie alle übereinstimmend wirken. Die
Draht-Enden, welche frei werden, wenn wir diesen Kreis irgendwo
zwischen zwei aufeinander folgenden Spulen öffnen, denken wir uns zu
zwei an der Axe befindlichen Schleifringen geführt, welche zur Strom-
abgabe an die Bürsten dienen.
Die in der Zeichnung angedeuteten vier Spulen a e, a e, a e, a e,
rotiren mit dem Inductor in der angenommenen, durch den Pfeil R
*) Aus dem Vorhergehenden ist klar, dass diese Regel nur unter der Voraus-
setzung Geltung hat, dass wir uns die inducirenden Magnetpole vor dem betrachteten
rotirenden Spnlenkranze vorstellen. Würden wir die hinter dem Spulenkranze befindlichen
Magnetpole in's Auge fassen, so müsste statt , östlich* ^westlich* und umgekehrt gesetzt
werden.
**) Siehe James Dredge, Electric Illumination, Bd. I, Seite 187.
***) Siehe Silvanus Thompson, Seite 215.
266
angedeuteten Richtung unter Magnetpolen N S N S vorüber, von
welchen je zwei benachbarte ungleichnamig sind. Bezeichnet man von
den Draht-Enden der Spiialen die linksseitigen (a) als Anfänge und die
rechtsseitigen [e] als Enden, so ergibt die Anwendung der bekannten
allgemeinen Inductionsregeln für den vorliegenden speciellen Fall, dass
der Strom in den von Nordpolen inducirten Spiralen vom Anfange nach
dem Ende und in den von Südpolen inducirten Spiralen umgekehrt
verläuft. Da man nun den Vorgang auch so sich vorstellen kann, als
wenn der Inductor feststände und dafür die inducirenden Pole in der
entgegengesetzten, durch die Pfeile i, 2, 3, 4 angedeuteten Richtung
sich an den Spulen vorüberbewegten, so kann man auch sagen, dass
die inducirten Ströme der Bewegung eines inducirenden Nordpoles
folgen, aber der Bewegung eines inducirenden Südpoles entgegengesetzt
verlaufen. Dies gilt jedoch nur, wenn die inducirten Spulen rechts-
gewundene Spulen sind, wie in der Zeichnung beispielsweise ange-
nommen worden ist. Für linksgewundene Spulen ergibt sich eine
mit der Bewegung des Südpoles gleichgerichtete, also der Bewegung
des Nordpoles entgegengesetzte Fortpflanzungsrichtung des Stromes.
Hieraus ergibt sich für die Wirkung eines inducirenden Magnet-
poles, der sich ausserhalb der inducirten Spirale parallel zu deren Axe
an derselben vorüberbewegt, die Regel :
II. Der inducirte Strom folgt in der rechtsge-
wundenen Spirale dem Nordpol und in der linksge-
gewundenen dem Südpol ausserhalb der Spirale.
Das Umgekehrte gilt, wie man sich leicht überzeugt, in dem
Falle, wenn der inducirende Pol innerhalb der inducirten Spule sich
bewegt, indem man z. B. den Nordpol oder den Südpol eines Magnet-
stabes in die Höhlung einer Drahtspirale einführt.
III. Durch Einführung eines Nordpoles wird in einer
rechtsgewundenen, durch Einführung eines Südpoles in
einer linksgewundenen Spirale ein rückläufiger Strom
hervorgerufen, d, h. ein der Bewegungsrichtung des eingeführten
Poles entgegengesetzt fortschreitender.
Die inducirende Wirkung eines parallel der Axe einer Spirale sich
bewegenden Magnetpoles ist demnach entgegengesetzt, je nachdem
derselbe innerhalb oder ausserhalb der Spirale sich bewegt, woraus zu-
gleich erhellet, dass diese inducirende Wirkung durch eine Eisenmasse
verstärkt wird, welche im ersteren Falle ausserhalb der Spirale als
Mantel und im letzteren Falle innerhalb der Spirale als Eisenkern zur
Anwendung kommt.
Eine schöne Anwendung dieses Principes zeigt der wenig be-
kannte aber sehr sinnreiche und elegante elektrische Motor von Kra-
vogl, welchen man in Müller -Pfau n dler's Lehrbuch der Physik
{Bd. III, Seite 517) beschrieben findet.
Der Satz II kann aus einem auf die Lehre von den Kraftlinien ge-
gründeten Inductionsgesetze hergeleitet werden, welches wir schon des-
halb anführen wollen, weil es mitunter unrichtig angegeben wird. Zu-
gleich wollen wir dieses Gesetz in einer dem Gedächtnisse leichter ein-
zuprägenden Form mittheilen.
Unter dem Nordpole A^ eines verticalen Magnetstabes (Fig. 3) be-
wege sich ein Drahtring längs seiner zur magnetischen Axe des Stabes
senkrechten Axe (also seiner ursprünglichen Lage stets parallel
bleibend) von A nach ß, also in der Richtung des Pfeiles H. In der
Zeichnung erscheint der Drahtring senkrecht zur Zeichnungsebene, und
sind die ausgezogenen Theile vor der Zeichnungsebene, die punktirten
267
hinter derselben zu denken. Die Zahl der den Ring durchsetzenden
Kraftlinien nimmt bis auf Null ab, wenn der Ring aus der Stellung A
bis in die magnetische Axe des inducirenden Magnetstabes sich be-
wegt ; über diese Stellung hinaus (bei der weiteren Bewegung nach B
hin) nimmt die Zahl der durch den Ring gehenden Kraftlinien wieder
zu. Nach bekannten Regeln wird der im Ringe inducirte Strom die
Richtung der bei A und B in den Ring eingezeichneten Pfeile haben
müssen.
Um für diese Richtung eine einfache und anschauliche Regel aufzu-
stellen, denken wir uns, der die Bewegungsrichtung des Ringes anzeigende
Pfeil R sei aus einem magnetisirbaren Materiale hergestellt und befinde sich,
wie die Zeichnung andeutet, innerhalb des Ringes. Er wird dann von einem
Fig- 3-
Ji
inducirten Strome umkreist, der an der Spitze des Pfeiles R einen
Südpol hervorzurufen sucht. Das Gegentheil würde gelten, wenn der
inducirende Pol ein Südpol wäre. Für den durch Fig. 3 dargestellten
Inductions Vorgang gilt demnach die Regel.
IV. Der im transversal zum inducirenden Magneten
bewegten Ringe inducirte Strom hat eine solche Richtung,
dass er der Pfeilspitze der Bewegungsrichtung die ent-
gegengesetzte Polarität (im Vergleiche mit dem in-
ducirenden Magnetpole) zu ertheilen sucht.
Man kann dieses (wie ich bereits bemerkt habe, nicht überall
richtig dargestellte) Inductionsgesetz sehr schön experimentell demon-
striren, indem man auf die Polfläche eines vertical stehenden kräftigen
Magnetschenkels (z. B. eines Elektromagneten) eine Magnetisirungs-
spirale legt, deren Enden mit einem passenden Vorlesungsgalvano-
meter (z. B. nach Deprez und d'Arsonval) verbunden sind. Ver-
schiebt man die mit horizontaler Axe auf der Polfläche des Magneten
liegende Spule dergestalt, dass deren Axe ihrer ursprünglichen Richtung
parallel bleibt, nach vorwärts und nach rückwärts, so erfolgen ent-
gegengesetzte Ausschläge am Galvanometer, von welchen man leicht
nachweisen kann, dass sie den durch den Satz IV bestimmten Strom-
288
richtungen entsprechen. Natürlich lässt sich auf diese Art auch die durch
einen eingelegten Eisenkern verstärkte Wirkung leicht ersichtlich machen.
Es erübrigt uns jetzt noch die Besprechung der Inductionsgesetze,
welche bei der dritten Kategorie von Inductionsmaschinen, nämlich mit
radialer Spulenstellung Anwendung finden.
Wir denken uns, wie z. B. bei der Lontin'schen Wechselstrom-
maschine, '^} einen festen Spulenkranz A A' und einen (in der Richtung
des beigefügten Pfeiles) rotirenden B B' ; siehe Fig. 4. Der letztere
trägt die inducirenden Elektromagnete, welche von einer abgesonderten
Stromquelle mittelst an der Axe angebrachter Schleifcontacte continuir-
lichen Strom empfangen. Der erstere trägt die inducirten Spulen, deren
Eisenkerne, so oft sie im Sinne ihrer relativen Bewegung von einem
der inducirenden Magnetpole zum nächst benachbarten übergehen, die
Pole wechseln.
Fig- 4-
V. Die inducirten Ströme umkreisen einen entste-
henden Nordpol (wenn wir die Polfläche ; eines Eisenkernes in's
Auge fassen) im Sinne der Bewegung eines Uhrzeigers;
einen entstehenden Südpol im entgegengesetzten Sinne.**)
Diese Regel folgt auch aus dem Satze III, wenn man sich den
an der betrachteten Polfläche des Eisenkernes entstehenden Nordpol
als einen von der entgegengesetzten Seite her in die Spule einge-
schobenen Nordpol vorstellt, und erfordert die in der Zeichnung ange-
deutete Schaltung der Spulen, wenn die in denselben inducirten Ströme
bei jedem Polwechsel übereinstimmend gerichtet sein sollen.
Die radiale Spulenstellung findet sich auch bei der Lontin'schen
Gleichstrommaschine***) in Fig. 5. — Die Zeichnung zeigt einen zwischen
zwei Polschuhen ^V und 5 in der durch den Pfeil R angedeuteten
Richtung rotirenden Spulenkranz. — Die Maschine ist, wie das Schema
Fig. 5 zeigt, mit einem Stromsammler versehen, mit dessen Segmenten
die Verbindungen von je zwei benachbarten Spulen in analoger Weise
wie beim Gramme'schen Ringe verbunden sind.
Die Stellung der Bürsten, für welche wir später eine allgemeine
Regel angeben werden, lässt sich leicht ermitteln, wenn man die Strom-
richtung in den einzelnen Spulen mit Hilfe des Satzes V bestimmt,
wenn man dabei auch die diesem Satze beigefügte Anmerkung in Er-
wägung zieht, dass nämlich die i n das Bereich des südlichen Polschuhes
*) Siehe Silvanus Thompson, S. 213.
**) Es ist leicht einzusehen, dass einem verschwindenden oder an Intensität
abnehmenden Nordpol die entgegengesetzte Inductionswirkung im Vergleiche mit derjenige»
entspricht, die einem entstehenden Nordpole zukommt. Analoges gilt vom Südpole.
***) Siehe Silvanus Thompson, S. 30.
269
eintretenden und ebenso die aus dem Bereiche des nördlichen Pol-
schuhes austretenden Polflächen der Eisenkerne im Sinne der Bewe-
gung eines Uhrzeigers von den inducirten Strömen umflossen werden ;
im entgegengesetzten Sinne aber die aus dem Bereiche deS südlichen
Polschuhes austretenden und die in das Bereich des nördlichen Pol-
schuhes eintretenden.
Wir sehen also, dass in der östlichen und westlichen Hälfte des
mit radialen Spulen besetzten Ringes Ströme verlaufen, die bei der in
der Zeichnung angenommenen Schaltung von einem CoUectorsegmente
auf Seite des Südpoles ausgehend in beide Ringhälften divergiren
und in einem auf Seite des Nordpoles befindlichen CoUectorsegmente
wieder zusammenkommen. Letzteres entspricht der positiven, ersteres
der negativen Bürste. *)
Fig. 5-
B.
Die vorstehenden Darlegungen haben nicht nur den Zweck ge-
habt, einige leicht im Gedächtnisse zu behaltende Inductionsregeln auf-
zustellen, welche bei den in den stromerzeugenden Maschinen vor-
kommenden Spulen- und Magnet-Systemen zur leichten und raschen
Orientirung über die augenblickliche Stromrichtung in den einzelnen
Spulen dienen sollen, sondern wir haben damit zugleich die Anhalts-
punkte gegeben, von welchen wir jetzt ausgehen wollen, um in diesem
zweiten Abschnitte ein neues Princip für die Schaltung der
inducirten Spulen bei Wechselstrom- und Gleichstrom-
Maschinen aufzustellen, welches wegen seiner Einfachheit und All-
gemeinheit die vielseitigsten Anwendungen gestattet.
In den Figuren 6i und ön sind zwei Reihen von linksgewundenen
Spiralen mit Eisenkernen dargestellt, jedoch in verschiedener Schal-
tungsweise.
Denkt man sich die Drahtwindungen der ersten Spulenreihe
(Fig. 6i) von einem Strome durchflössen, so würden die oberen Enden
*) Die (aus Kittler's Lehrbuch entnommene) Zeichnung, Fig. 5, stellt den Moment
dar, in welchem jede Bürste gleichzeitig zwei Segmente berührt, weshalb auch auf jeder
Seite zwei Strompfeile zu und von den Spulen eingezeichnet sind.
270
der Eisenkerne abwechselnd nördlich, südlich u. s. w., und ebenso
die unteren Enden abwechselnd südlich, nördlich u. s. w. polarisirt
sein. Ich nenne diese Schaltungsweise nach dem Schema : Anfang-
Anfang, Ende-Ende, Anfang-Anfang u. s. w. (nach der Bezeichnung in
der Figur: a a, e e^ a a u. s. w.) die antipolare Schaltung. Sie
lässt sich auch dadurch charakterisiren, dass man sagt: je zwei be-
nachbarte Spulen müssen so miteinander verbunden sein , wie die
Magnetisirungsspiralen der beiden Schenkel eines Elektromagneten.
Fig. 6ji
Diese Definition gilt natürlich nur unter der Voraussetzung, dass
sämmtliche Spulen übereinstimmend gewickelt , d. h. entweder alle
rechtsgewunden oder alle linksgewunden sind.
Wir finden die antipolare Schaltung z. B. in der L o n t i n'schen
Wechselstrommaschine mit radialen Spulen (nach Schema Fig. 4). *)
Es ist ferner leicht einzusehen, dass wir auch die im Schema Fig. 2
dargestellten (tangentiell gestellten) Spulen anljipolar schalten müssen,
wenn die in den einzelnen Spulen inducirten Ströme stets in überein-
stimmendem Sinne wirken sollen. Es müssen also auch die Spulen der
Wechselstrommaschine von de Meritens**) (denn auf diese bezieht sich
das Schema Fig. 2) antipolar geschaltet sein. Dieselbe Schaltung muss
endlich auch bei den (axial gestellten) Spulen der Wechselstrom-
maschinen jjAlliance* und jener von Siemens (auf welche Maschinen
das Schema Fig. i sich bezieht) angewendet werden, "^**) wenn die Spulen
bei jedem Polwechsel übereinstimmend wirken sollen. Wir können das
soeben Gesagte, wie man sich leicht überzeugt, in den allgemeinen
Satz zusammenfassen :
VI. Das Princip der antipolaren Schaltung gilt für
alle Wechselstro mmas chinen.f)
Von anderer Art ist die in Fig. 6 u dargestellte Schaltung. Diese
entspricht dem Schema Anfang-Ende-Anfang u. s. w. (oder nach der
Bezeichnung in der Blgur aeaea . . . u. s. w.) Sie ist von der Art,
dass, wenn die in der angegebenen Weise verbundenen Spiralen von
*) Siehe Silvanus Thompson, S. 213.
**) Siehe James Dredge, Bd. I, S. 187.
***) Siehe James Dredge, Ed. I, S. 119 u. 289.
■|-) Dies gilt selbstverständlich immer nur unter den Voraussetzungen, dass entweder
alle Spulen rechtsgewunden oder alle Spulen linksgewunden sind. Wären sie abwechselnd
rechts- und linksgewunden, so würde das antipolare Schaltungsschema aus a a e e a a Vi. ^, ^.
in « « a £ u. s. w. (welches wir bei gleichgewundenen Spulen das äquipolare nennen werden)
übergehen. Dieser Fall (nämlich mit abwechselnd rechts- und linksgewundenen tangentiellen
Spulen) findet sich z. B. in den schematischcin Zeichnungen der Gramme'schen Wechsel-
strommaschinen allenthalben dargestellt. (Siehe Silvanus Thompson, S. 215.)
271
einem Strome durchflössen wären, alle Nordpole nach der einen Seite
alle Südpole nach der anderen Seite hin zu liegen kämen, wie auch
die Fig. ön andeutet. Aus diesem Grunde nenne ich diese Schaltung
die äquipolare Schaltung.
Wir finden dieselbe z. B. bei der L o n t in'schen Gleichstrommaschine
mit Radialspulen, deren Princip Fig. 5 darstellt ; wir finden sie bei der (hier
nicht näher beschriebenen) Gleichstrommaschine Wallace Farmer*)
mit axialer Spulenstellung ; wir finden sie endlich auch an den (tan-
gentiellen) Spulen des Gram m e'schen Ringes und können überhaupt den
Satz aussprechen.
VII. Das Princip der äquipolaren Schaltung gilt für
alle Gleichstrommaschinen.
Ein Blick auf die Zeichnung Fig. 5 der Lont in'schen Gleichstrom-
maschinen wird diesen Satz einleuchtend machen, wenn man nämlich
erwägt, dass mehrere Eisenkerne ihren magnetischen Zustand in gleichem
Sinne ändern (z. B. so, dass die nach aussen gekehrten Enden den
Polwechsel aus Nord in Süd oder umgekehrt durchmachen), während
anderseits verlangt ist, dass die in den einzelnen Spulen inducirten
Ströme in jeder Ringhälfte in gleichem Sinne verlaufen. Denkt man
sich z. B. die in Fig. öu angezeigten Pole (n, s) seien ent ste h en de
Pole, so würde das Spulensystem (nach Satz V) von einem inducirten
Strome in der Richtung von rechts nach links durchlaufen, nämlich
entgegengesetzt demjenigen, welcher eingeleitet werden müsste, um die-
selben Pole hervorzubringen. ''^*)
Um endlich noch eine allgemeine Regel für die Bürstenstellung
einer Gleichstrommaschine von der Type Fig. 5 aufstellen zu können,
will ich noch einen neuen Begriff, nämlich den der Schaltungs-
richtung einführen.
Betrachten wir die Verbindung der Spulen in Fig. 5 etwas genauer
und bezeichnen wir die nach dem Mittelpunkte gerichteten Spulen-
Enden als ^Anfänge*, hingegen die nach aussen gelegenen als ^Enden*,
so sieht man, dass in unserer Zeichnung das Ende einer Spule immer
mit dem Anfange der rechts benachbarten Spule verbunden ist. Ich
will diese Schaltungsrichtung die von links nach rechts nennen.
Als Schaltungsrichtung von rechts nach links hätten wir demnach eine
solche zu bezeichnen, bei welcher das Ende einer Spule immer mit dem
Anfange der links benachbarten verbunden ist.
In unserer Zeichnung ist die Rotation des Ankers (des Spulen-
kranzes nämlich) von links nach rechts angenommen. Wir sagen in
diesem Falle, die Rotationsrichtung des Ankers sei mit
der Schaltungsrichtung übereinstimmend.
Anderseits kommt es auf den Sinn der Spulen windung an.
Wir haben es in unserer Zeichnung mit lauter rechtsgewundenen Spulen
zu thun.
Bei dieser Anordnung kommt die positive Bürste, wie unsere
Zeichnung zeigt, auf Seite des Nordpoles zu liegen. Sie würde hingegen
auf Seite des Südpoles zu liegen kommen, wenn entweder die Spulen
sämmtlich linksgewunden oder wenn die Rotationsrichtung des Ankers
mit der Schaltungsrichtung nicht übereinstimmend v/äre. Es ergibt sich
*) Siehe James Dredge, Bd. I, S. 183.
**) Ganz dasselbe gilt auch für die Spulenreihe Fig. 6 1
272
demnach für diese und analog gebaute Gleichstrommaschinen*) die
allgemeine Regel:
VIII. Wenn die Rotationsrichtung des Ankers mit
der Schaltungsrichtungübereinstimmt, liegt die positive
Bürste auf Seite des Nordpoles oder des Südpoles,je
nachdem die Spulen rechtsgewunden oder linksgewun-
den sind.
Diese Regel hat, insofern die Gleichstrommaschinen, auf welche sich
dieselbe bezieht, nicht mehr gebräuchlich sind, allerdings nur mehr ein
didactisches Interesse. Praktisch wichtiger ist eine Regel für die Bürsten-
Stellung, welche auf Maschinen mit dem Gramme'schen Ringe anwendbar
ist. Dieselbe lässt sich unmittelbar aus dem Satze II ableiten und
folgendermaassen aussprechen, wenn man eine solche (z. B. Schuckert'sche)
Maschine von der Seite , auf welcher sich der CoUector befindet,
betrachtet.
IX. Sind die Nordpole der Feldmagnete oben, die Südpole unten,
sind ferner die Ringspulen linksgewunden und rotirt der Ring nach
links, so liegt die positive Bürste links.
Nennt man die Bürstenstellung westlich oder östlich, je
nachdem die positive Bürste vom Collector aus gesehen links
oder rechts vom Nordpole Hegt, so lässt sich die vorstehende
Regel verallgemeinert und vereinfacht auch so aussprechen:
X. Die Bürstenstellung ist ein e westlich e oder östliche,
je nachdem die Rotationsrichtung des Ringes mit der
Windungs r ichtung der Ringspulen übereinstimmt oder
nicht; die Schaltungsrichtung n achrechtsvorausgesetz t.**)
Wären z. B. die Ringspulen einer Schuckert'schen Maschine rechts-
gewunden, so würde die positive Bürste bei linksrotirendem Ringe auf
die rechte Seite zu liegen kommen, wenn oben die Nordpole und unten
die Südpole der Feldmagnete sind. Würde hingegen ein mit rechts-
gewundenen Spulen versehener Ring bei gleicher Anordnung der Magnet-
pole rechts rotiren, so würde die positive Bürste (so wie in dem im
Satze IX betrachteten Falle) wieder auf die linke Seite kommen.
Dabei wird die Schaltungsrichtung nach rechts vorausgesetzt. Will
man in dieser Hinsicht den Satz verallgemeinern, so lässt er sich auch
folgendermaassen aussprechen :
XI. Wenn die Rotationsrichtung des Ringes mit der
Schaltungsrichtung übereinstimmt, so liegt die positive
Bürste westlich oder östlich, je nachdem die Ringspulen
rechtsgewunden oder linksgewunden sind.
Dieser Satz gilt auch für Ringspulen, welche mehr als eine Draht-
lage habön.
Wir haben bis jetzt, der leichteren Uebersicht wegen, immer nur
Drahtspulen mit einer einzigen Lage von Windungen vorausgesetzt.
Bei Drahtspulen, welche mehrere Lagen von Windungen haben, ist zu
berücksichtigen , dass diese Lagen abwechselnd rechts- und links-
*) Man vergleiche die Wallace Farmer'sche Maschiae. (James Dredge, Bd. I, S. 183 )
Uebrigens ist die Zeichnung Fig. 5 nur eine schematische; die radialen Spulen sind
in Wirklichkeit nicht in einer Ebene, sondern gruppenweise in Schraubenlinien angebracht.
Eine weitere Modification dieser (in James Dredge, Bd. I, S. 174 beschriebenen) und auch
beim Bürgin'schen Minenziinder (Züricher technische Mittheiluogen 4. Heft, 1877) ange-
wendeten Anordnung führte später zu dem in Kittler's Handbuch, Bd, I, S. 510 beschriebenen
Bürgin'schen Anker.
**) Nämlich so, dass immer das äussere Ende einer Ringspule mit dem inneren der
rechts benachbarten verbunden ist. Bei einfacher Drahtlage kommt die Schaltungsrichtung
nicht in Betracht.
273
gewunden sind. Um jedoch die bisher gebrauchte Unterscheidung von
rechts- und Hnksgewundenen Spulen dessenungeachtet auch auf Spulen
mit mehreren Lagen von Drahtwindungen anwenden zu können, wollen
wir annehmen, dass wir eine solche Spule eine rechtsgewundene oder
eine linksgewundene nennen, je nachdem die innerste Drahtlage rechts-
gewunden oder linksgewunden ist. Ferner wollen wir als ^^Anfang*
und jjEnde* einer solchen Spule, beziehungsweise das innere und
äussere Draht-Ende derselben ansehen.
Dies vorausgesetzt ist es leicht, die im Vorhergehenden für ein-
fache Spulen gegebenen Regeln auf Spulen mit mehreren Drahtlagen
auszudehnen.
Fig 7.
7 M
Bezeichnet man ein inneres Draht-Ende mit i und ein äusseres
mit e, so geht das Schema der antipolaren Schaltung (Fig. 6 I) über
in i i, ee^ ii, ee u. s. w., hingegen das Schema der äquipolaren
Schaltung (Fig. 6n) in ieieie u. s. w.
Der Satz VIII für Maschinen nach dem Typus der L o n t i n'schen
Gleichstrommaschine erleidet demnach durch die Ausdehnung auf Spulen
mit mehreren Drahlagen folgende Modification.
XII. Hat eine Lontin'sche Gleichstromma*chine lauter rechts-
gewundene Spulen und sind die inneren Draht-Enden alle nach dem
Centrum zu gelegen, so ist die positive Bürste auf Seite des Nord-
oder Südpoles, je nachdem die Rotationsrichtung des Ankers mit der
Schaltungsrichtung *) übereinstimmt oder nicht.
Diese Beispiele genügen, um zu zeigen, wie irgendwelche In-
ductions- oder Schaltungsregeln, welche in ihrer ursprüngUchen Fassung
nur auf einfache Drahtspiralen Bezug haben, leicht auf Spulen mit
mehreren Drahtlagen ausgedehnt werden können.
*) Wir nennen die Schaltun gsrichtutig eine solche von rechts nach links, wenn das
äussere Draht-Ende einer Spule mit dem inneren der links benachbarten Spule verbunden ist.
18
274
C.
Den im Vorhergehenden mitgetheilten Inductions- und Schaltungs-
regeln will ich in einem dritten Abschnitte dieses Aufsatzes noch einige
Bemerkungen über Trommel-Armaturen folgen lassen, welche
mit den vorausgeschickten Grundsätzen in einem gewissen Zusammen-
hange stehen.
Wir betrachten zunächst einen Siem ens'schen (v. Hefner-
Alteneck'schen) Trommelanker. Der Collector soll, damit die Zeichnung
recht einfach ausfällt, nur acht Segmente a, b, c, d^ a' , b', c' und d'
(siehe Fig. 7) erhalten. Dem entsprechend denken wir uns den Um-
fang der Trommel (wie es beim Wickeln der Trommel zu geschehen
pflegt, durch eingesetzte hölzerne Keile) in acht gleiche Theile ge-
theilt. Wir erhalten auf diese Art zunächst vier Abtheilungen 1 1,
II II, III III und IV IV, welche wir Wickelungsfelder nennen
wollen. In jedes dieser vier Wickelungsfelder denken wir uns dann zwei
Drahtlagen gewickelt. Wir erhalten auf diese Art dann im Ganzen acht
Drahtlagen, welche wir in der später zu besprechenden Weise mit den
acht Collector-Segmenten in Verbindung bringen. Von den beiden con-
centrischen Kreisen in unserer Fig. 7 soll der innere die Schichte der
inneren, der äussere die Schichte der äusseren Drahtlagen andeuten.
Nun denken wir uns die Wickelung in folgender Weise ausgeführt.
Vom Collector-Segmente a ausgehend führen wir den Draht
nach I in die Abtheilung I hinauf, dann längs der Mantelfläche des
Trommelankers fort, über die rückwärtige Stirnfläche (deren Umfang
ebenso in acht Theile getheilt ist) herunter und an der unteren Seite
der Mantelfläche wieder nach vorne zurück, wo dann der Draht bei i'
wieder zum Vorschein kommt. Doch wollen wir uns anstatt der einzigen
jetzt beschriebenen Windung deren mehrere ausgeführt*) denken, und
soll also \* die Austrittsstelle der letzten derselben vorstellen.
Wir führen den Draht von hier aus, nachdem wir also das erste
Wickelungsfeld 1 1 mit einer Drahtlage versehen haben, zum nächsten
Collector-Segmente b und, nachdem wir es hier angeschlossen, in die
Abtheilung II, indem wir daselbst bei 2 mit der Aufwickelung in das
zweite Wickelungsfeld II 11 beginnen. Wir versehen auch dieses zweite
Wickelungsfeld mit einer gleichen Anzahl von Windungen wie das
erste, worauf wir den Draht von der Austrittsstelle 2' wieder zum
nächsten Collector-Segmente c führen, um sodann das dritte Wickelungs-
teld III III zu belegen u. s. w.
Es ist leicht ersichtlich, dass wir, auf diese Art fortfahrend, nach dem
Anschlüsse an das Collector-Segment ^ zur Bewickelung des vierten Wicke-
lungsfeldes IV IV kommen und dass dann noch die Collector-Segmente
a' , b' , c' und d' unbesetzt sind. Um auch diese zu besetzen, geben wir
in jedes WickelungsFeld noch eine Drahtlage, indem wir nach Her-
stellung der ersten Drahtlage im Wickelungsfelde IV an das Collector-
Segment «' anschliessen und bei 5 noch einmal in das Wickelungsfeld I
den Draht einführen, hier eine zweite (äussere) Drahtlage herstellen,
sodann von 5' aus bei b' anschliessen und von hier aus die zweite
(äussere) Drahtlage im Wickelungsfelde 11 ausführen u. s. w., bis wir
endlich nach Herstellung der zweiten (äusseren) Drahtlage im Wicke-
*) Die Drahtstücke, welche auf die vordere und hintere Stirnfläche der Trommel zu
liegen kommen, führen wir theils links, theils rechts an der Trommelaxe vorüber, um eine
symmetrische Anordnung der Wickelung zu erhalten.
275
lungsfelde IV den Draht an das Collector Segment «, von welchem wir
ausgegangen sind, anschliessen.")
Man sieht, dass die in der beschriebenen natürlichen Aufeinander-
folge benachbarten Drahtlagen, welche wir mit I, II, III, IV, I, II, 111
und IV bezeichnen wollen, nach dem Schema der äquipolaren Schaltung
(siehe Satz VII) verbunden sind. Man sieht ferner, dass diese Ver-
bindungsstellen der Reihe nach an unmittelbar aufeinanderfolgende
CollectorSegmente angeschlossen sind.
Diese beiden Bedingungen müssen unter allen Umständen erfüllt
sein, sind aber mit einer sehr grossen Anzahl von Variationen ver-
einbar.
So ist z. B. nicht erforderlich, dass die einzelnen Drahtlagen in
derselben Reihenfolge angefertigt werden, in welcher sie im Schal-
tungsschema aufeinanderfolgen. Man kann z. B. zuerst I dann I, sodann
III und III ferner II und II ,und endlich IV und IV wickeln, **) während
doch die Schaltungsordnung, wie wir gesehen haben, eine ganz andere
ist. Man sieht, dass hier eine grosse Anzahl von Permutationen möglich
ist. Bei der Auswahl kommen zwei Rücksichten in Betracht, Einerseits
sollen nicht Drahtlagen, zwischen welchen grosse Spannungsunterschiede
bestehen unmittelbar übereinander zu liegen kommen und anderseits
sollen die Drähte, welche an den Stirnflächen der Trommel einander
überkreuzen, keine unförmlichen Wülste daselbst bilden.
Der ersteren Anforderung würde am besten entsprochen werden,
wenn man die Drahtlagen, so wie wir es vorhin beschrieben haben, in
derselben Reihenfolge wickeln würde, in welcher sie im Schaltungs-
schema aufeinanderfolgen, denn zwischen je zwei in der natürlichen
Reihenfolge benachbarten Drahtlagen bestehen immer die kleinsten
Spannungsdififerenzen. Man hat jedoch diese Rücksicht zur Erzielung
einer besseren Schichtung der Drahtlagen an den Stirnflächen mehr
oder weniger zum Opfer gebracht.***)
Auch hinsichtlich der zweiten Bedingung, welche die Anschlüsse
an die Collector-Segmente betrifft, sind Variationen bei der Herstellung
der Trommelanker möglich.
Es kann nämlich das Collector-Segment beliebig gewählt werden,
bei welchem man mit der Herstellung der Anschlüsse an die Verbindungs-
stellen von je zwei aufeinanderfolgenden Drahtlagen den Anfang machen
will. Man kann z. B. die Verbindungsstelle zwischen den unmittelbar
aufeinanderfolgenden Drahtlagen I und 11 mit einem ganz beHebig ge-
wählten Collector-Segmente verbinden. Man muss aber dann — ent-
weder nach links oder nach rechts fortschreitend — der Reihe nach
die unmittelbar aufeinanderfolgenden Collector-Segmente mit unmittelbar
aufeinanderfolgenden Verbindungsstellen benachbarter Drahtlagen zum
Anschlüsse bringen. Das heisst mit anderen Worten : Die Wahl des
ersten Anschlusspunktes und der ^Schaltungsrichtung^'^ stehen uns frei,
*) Bei der wirklichen Ausführung einer Trommelwickelung werden die Anschlüsse au
die Collector-Segmente zunächst nur markirt (z. B. durch Drahtschlingen) und erst nach
Vollendung der Wickelung thatsächlich hergestellt. Beim Wickeln der Trommel ist der
Collector noch gar nicht an derselben angebracht.
**) Diese Wickelungsordnung hat man in der That bevorzugt, weil sie eine bessere
Schichtung der Drahtlagen an den Stirnflächen der Trommel mit sich bringt. Freilich ist
sie insofern nicht vortheilhaft, weil sie Drahtlagen aufeinander bringt, zwischen welchen
grössere Spannungsunterschiede bestehen, als zwischen den im Schaltuogsschema aufeinander-
folgenden Drahtlagen. (Die diesbezügliche Bemerkung in S. Thompson, S. I55i ^^^ ^'^°
irrthümlich.)
***) Man vergleiche die vorhergehende Anmerkung.
18*
276
die Reihenfolge aber muss sowohl bei den benachbarten Drahtlagen
einerseits als auch bei den benachbarten Collector-Segmenten anderseits
eingehalten werden.
Ein Blick auf die Fig. 7 wird dies besser veranschaulichen. Anstatt
die Verbindungsstelle zwischen 8' und i (Ende der achten mit Anfang
der ersten Lage) an das Collector-Segment ä anzuschliessen, hätten wir
es ebensogut an ein ganz beliebiges anderes Segment anschliessen
können. Jedenfalls aber hätte man von dem gewählten Segmente aus-
gehend der Reihe nach die aufeinderfolgenden als Anschlusspunkte für
die auf die angeschlossene Verbindungsstelle unmittelbar folgenden Ver-
bindungsstellen benutzen müssen.
Fig. 8.
7'JIl
Um verschiedene Schaltungsrichtungen anschaulich zu machen,
haben wir in Fig. 7 angenommen, dass in der Richtung von links nach
rechts von einer Verbindungsstelle zur nächsten und von einem Collector-
Segmente zum benachbarten übergegangen werde, was wir die ^Schal-
tungsrichtung von links nach rechts* nennen wollen, während Fig. 8
die Schaltungsrichtung von rechts nach links zeigt.
Beide Figuren beziehen sich auf den Siemen s'schen (v. He fn er-
sehen) Anker. Aendert man das Schema derselben in der Art, dass
man den Anschluss der Verbindungsstelle, von welcher man ausgeht
(in unserem Falle die Verbindungsstelle zwischen den Draht-Enden 8'
und i) an einem Collector-Segmente anbringt, welches nicht (wie d) in
der Windungsebene von einer der beiden verbundenen Drahtlagen (I)
liegt, sondern um einen Quadranten (d. h. um einen »Azimuthalwinkel"
von 90*^) davon absteht, so erhält man das Schema des Edison'schen
Trommelankers. Dasselbe ist in Fig. 9 mit der Schaltungsrichtung nach
rechts und in Fig. 10 mit der Schaltungsrichtung nach Hnks dargestellt.
Man erhält also aus dem Siem en s'schen Schema das Edison 'sehe
durch Verdrehung des Collectors um einen rechten Winkel.
277
Die gewöhnlich vorkommende Darstellung des Edison 'sehen
Ankers mit einem ungeradezahligen Collector, d. h. mit einem solchen,
der eine ungerade Anzahl von Segmenten hat, ist unrichtig. Auch der
Edison'sche Collector hat eine gerade Anzahl von Segmenten. Das-
selbe gilt von der Anzahl der Wickelungsfelder.
Die vorhin erwähnte Verdrehung des Collectors aber beim Edison-
Anker im Vergleiche mit dem S i em e n s- Anker hängt zusammen mit
der verschiedenen Bürstenstellung bei beiden Maschinen.
Das Azimuth der Bürsten, bezogen auf die Verbindungslinie der
Maschinenpole, ist nämlich bei beiden Maschinen gleichfalls um einen
rechten Winkel verschieden.
Wenn die Rotationsrichtung eines Trommelankers gegeben ist, so
lässt sich nach dem vorliegenden Schaltungsschema die Lage der posi-
tiven Bürste leicht angeben.
Fig. 9.
S 7
7'Ar
Denken wir uns den Fig. 7 dargestellten Anker nach links rotirend
und nehmen wir an, es entsprechen die Bezeichnungen N und 5 der
Lage der Maschinenpole, dann werden die mit -\- bezeichneten Draht-
querschnitte Austrittsstellen (aus der Zeichnungsebene) und die mit —
bezeichneten Eintrittsstellen (hinter die Zeichnungsebene) des Stromes
sein. In unserem Schema wird dann die positive Bürste bei c' und die
negative bei c zu liegen kommen, oder, nach der von uns vereinbarten
Ausdrucksweise: die positive Bürste wird , westlich*^'' liegen. Würde
man entweder die Rotationsrichtung oder die Schaltungsrichtung um-
kehren, so würde die entgegengesetzte Bürstenstellung sich ergeben.
Kehrt man beides zugleich um, so bleibt die Bürstenstellung ungeändert.
Um dies Alles in eine einfache Regel zusammenfassen zu können, be-
achten wir in den Figuren 7 und 8 den Verlauf der Curven, welche
die CoUector-Segmente mit den Drahtdurchschnitten der Bewickelung
verbinden. In Fig. 7 entsprechen dieselben der Strömungsrichtung in
einem nach links rotirenden und in Fig. 8 der Strömungsrichtung in
einem rechts rotirenden Segn er 'sehen Rade. Hieraus ergibt sich für
den Siemens- Anker die Regel :
278
XIII. Die positive Bürste liegt immer westlich, wenn
der Anker in derselben Richtung rotirt, wie das durch die
Curven im Schaltungsschema angedeutete Segne r'sche Rad.
Dieser Satz lässt sich auch so aussprechen :
XIV. Die positive Bürste liegt westlich, wenn die Ro-
tationsrichtung derTrommel der Schaltungsrichtung ent-
gegengesetzt ist.
Im Gegensatze zum Ringe kommt dabei die Windungsrichtung
nicht in Betracht. (Vergleiche Satz XI.) Dagegen ist die Schaltungs-
richtung im Sinne der allgemein gegebenen Definition (Abschnitt ß)
wohl zu beachten.
Dieser Regel entspricht auch die Bürstenstellung in Fig. 8, näm-
lich die Stellung der positiven Bürste bei c und der negativen bei c*,
wie es durch die Pfeile, welche den Stromlauf in den mit diesen
Collector-Scgmenten verbundenen Drähten anzeigen, ersichtlich ge-
macht ist.
Fig. lo.
jJV
Beim Edison 'sehen Anker ist der Vergleich der Curven des Schal-
tungsschema's mit den Strömungslinien eines Segner'schen Rades nicht
anwendbar, weil, wie die Figuren 9 und 10 zeigen, in jedem Schaltungs-
schema zweierlei Curven, welche entgegengesetzte Krümmungen haben,
vorkommen. In der That überzeugt man sich durch nähere Betrachtung
des Schaltungsschema's eines Edison 'sehen Ankers leicht, dass bei dem-
selben die Bürstenstellung nicht nur von der Windungsrichtung, wie
beim Siemens- Anker, sondern auch von der Schaltungsrichtung unab-
hängig ist und folgende Regel Geltung hat, nach welcher nur die
Rotationsrichtung in Betracht kommt.
XV. Die positive Bürste liegt auf Seite des Nord-
poles oder des Südpoles, je nachdem der Anker nach
links oder nach rechts rotirt.
279
Eine Unvollkommenheit der hier dargestellten Trommelwickelungen
besteht darin, dass die beiden von einer Bürste zur anderen führenden
parallel geschalteten Stromwege im Allgemeinen zum Theile durch innere,
zum Theile durch äussere Drahtlagen verlaufen. Verfolgt man z. B. in
Fig. 7 von der Bürste c' ausgehend zur Bürste bei c die beiden Strom-
wege in der Ankerwickelung {c' y j' d' 8 8' a i j' b 2 2' c und
c' 6' b ly $' $ a' 4' 4 d y ^ c), so sieht man, dass jeder dieser Wege
aus zwei äusseren und aus zwei inneren Drahtlagen besteht. Dies ändert
sich natürlich mit der Drehung des Ankers, wobei die Bürsten mit
anderen CoUector-Segmenten in Berührung kommen, periodisch und bei
einer gewissen Stellung des Ankers wird ein Weg von Bürste zu Bürste
durch lauter äussere und der andere durch lauter innere Lagen führen.
Der erstere Stromweg ist länger und die Drähte, aus welchen er
besteht, haben, wegen ihres grösseren radialen Abstandes von der
Axe, die grössere lineare Geschwindigkeit, werden also stärker inducirt.
Die beiden parallel geschalteten Stromwege des Ankers befinden sich
demnach hinsichtlich der Induction nicht unter gleichen Verhältnissen
und diese Ungleichheit unterliegt bei jeder Umdrehung des Ankers
periodischen Schwankungen.
Diesem Uebelstande wird durch eine neuere Wickelung von
Siemens & Halske abgeholfen, auf deren Erörterung wir jedoch
nicht eingehen können.
Bezüglich der hier beschriebenen Trommelwickelungen, z, B. Fig. /
oder Fig. 8, bemerken wir übrigens noch Folgendes :
Anstatt zwei Lagen übereinander zu legen, wie z. B. I und I,
II und II u. s. w., könnte man sie, wenn man die Trommel so ein-
theilte, dass die Anzahl der Wickelungsfelder verdoppelt wird, auch
nebeneinander legen. Würden wir auf diese Art die in Fig. 7 und
Fig. 8 in vier Felder vertheilten acht Drahtlagen in acht Felder ver-
theilen, so würden damit zwei Vortheile erreicht werden. Erstens, dass
nicht Drahtlagen, zwischen welchen hohe Spannungsdifferenzen bestehen,
aufeinander zu liegen kommen, weil eben alle Drahtlagen, in ebenso-
vielen Wickelungsfeldern getrennt, nebeneinander lägen; und zweitens,
dass die Stromwege zwischen den Bürsten gleich lang wären.
In Wirklichkeit kommen freilich immer mehr als eine Drahtlage
in ein Wickelungsfeld und ist bekanntHch auch die Zahl der CoUector-
segmente eine viel grössere, als wir sie zur Vereinfachung unserer
Zeichnungen angenommen haben. Im Allgemeinen muss die Zahl der
Drahtlagen (mit je zwei freien Draht-Enden) gleich sein der Zahl der
Collector-Segmente. Gibt man z. B. vier Lagen in ein Wickelungsfeld,
so reichen 14 Wickelungsfelder für einen 56theihgen CoUector aus wie
es bei einem der neueren Siemens'schen Trommelanker der Fall ist.
Uebrigens wird an diesen Trommelwickelungen fortwährend und
so häufig geändert, dass es sich kaum lohnen würde, eine dieser Wicke-
lungen vollständig und in allen Einzelnheiten zu beschreiben. Bis diese
Beschreibung im Drucke erschiene, wäre sie vielleicht schon wieder
veraltet. Wir können uns füglich auf die schematisch erläuterten allge-
meinen Principien beschränken.
SchHesslich danke ich noch meinem Assistenten Herrn Ingenieur
Zi ekler für die Anfertigung der in dieser Abhandlung enthaltenen nach
meinen Skizzen sorgfältig ausgeführten Zeichnungen.
Wien, 6. Mai 1887.
280
Der telegraphische Betrieb auf den unterirdischen
Telegraphenleitungen.
Der telegraphische Betrieb auf unterirdischen Telegraphenleitungen
erstreckte sich bis zur Zeit, wo Deutschland zur Verbindung der wichtigen,
grösseren Verkehrsplätze ein unterirdisches Netz von Landtelegraphenkabeln
legen Hess, auf den Betrieb von unterseeischen Leitungen. Die verwendeten
Telegraphenapparate bestanden theils in Spiegel- (Thomson's Syphon
recorder), theils in besonders construirten Apparaten (Ailhaud's Schreiber,
Russschreiber von Siemens). Auf dem Kabel Schweden-Norwegen und
England wird theilweise mit dem W h ea ts to n e'schen Automaten gearbeitet.
Die Leistungsfähigkeit auf den Submarineleitungen ist im Verhältnisse
zu derjenigen .auf den oberirdischen oder Luftleitungen gering, das Tele-
graphiren sehr anstrengend.
Die deutsche Telegraphenverwaltung hat es nun zu Wege gebracht,
auf ihren unterirdischen Telegraphenleitungen mit dem Morse-, Estienne-
und Hughes -Apparat den Verkehr in regelmässiger Weise abwickeln zu
können, indem für längere, unterirdische Strecken Relaisübertragungen ein-
gerichtet wurden. Dies hat jedoch die genannte Verwaltung nicht abgehalten,
die derselben gemachten Vorschläge, die unterirdischen Leitungen mit Ent-
ladungsvorrichtungen zu betreiben, in der eingehendsten Weise zu prüfen.
Die Abwicklung des telegraphischen Verkehrs mittelst des Morse-
Apparates bietet insoferne Uebelstände , als die Ladungszeiten für die
Erzeugung von Strichen viel länger sind, als die Entladungszeiten, was
zusammenlaufende Zeichen im Gefolge hatte. Unter Benützung von Zink-
sendern (switch) konnte man dem Uebelstände allerdings einigermaassen
begegnen ; es wurde indessen mit Erfolg vorgezogen, den Morse-Apparat
örtlich durch ein polarisirtes Hughes -Relais zu betreiben. Auf längere,
unterirdische Strecken werden Relaisübertragungen zwischengeschaltet.
Der seit einiger Zeit in Deutschland eingeführte Doppelschreiber von
Estienne hat im Gegensatze zum Morse-Apparat stets gleiche Ladungs- und
Entladungszeiten, bezw. längere Entladungs- als Ladungszeiten. Diese An-
ordnung hat meines Erachtens einen erheblichen Vortheil vor der Arbeitsweise
mit dem Morse-Apparat. Welche Erfolge die Versuche mit dem Estienne-
Apparate gehabt haben, lässt sich noch nicht sagen, da dieselben als abge-
schlossen wohl noch nicht zu betrachten sind.
Die Abwicklung des telegraphischen Verkehrs mittelst der genannten
Apparate kommt indessen, in Anbetracht der umfangreichen Correspondenz,
erst in zweiter Linie. Der Schwerpunkt liegt in der Verwendung des Hughes-
Apparates. Auch bei diesem Apparate ist die Entladungszeit durchschnittlich
länger, als die Ladungszeit. Nur in dem Falle, wo die Zeichen in der
epgsten Gruppirung aufeinander folgen, ist die Ladungszeit ein wenig länger,
als die Entladungszeit — es ergibt sich dies aus der Construction des
Stromgebers.
Wenngleich der Zeitunterschied zwischen der Dauer der Ladung und
Entladung nur ein geringer ist, so ist derselbe meines Erachtens dennoch
ein nicht zu unterschätzender Uebelstand und wohl die Ursache für das
unangenehme Geräusch, welches bei den engsten Gruppirungen der Zeichen
am Hughes-Apparate gehört wird. Es ist daher einleuchtend, dass es von
Vortheil ist, für das Telegraphiren an Kabelleitungen mittelst des genannten
Apparates die Dauer der Ladung und Entladung auch bei der engsten
Gruppirung gleich zu machen, zumal nach den Erfahrungen die Verkürzung
der Dauer des Telegraphirstromes, d. i. der Dauer der Ladung um den
kleinen Zeitunterschied einen nachtheiligen Einfluss auf das Telegraphiren
nicht ausübt.
281
Das Arbeiten auf den unterirdischen Leitungen gab besonders für die
Verwendung des Hughes-Apparates zu Versuchen mit vielen Entladungs-
vorrichtungen Anlass. Dieselben bezweckten, auf längere, den Luftleitungen
annähernd gleiche Strecken, nicht allein ein directes, sondern .auch ein
ebenso schnelles Telegraphiren zu ermöglichen.
Die ersten Versuche wurden zwischen Berlin und Frankfurt a. M.
unter Einschaltung eines Zinkseaders angestellt. Derselbe wurde neben die
Leitung geschaltet. Auf den abgehenden Strom wurde der Anker desselben
angezogen und auf den Batteriecontact der Entladungsbatterie gelegt. Der
Drehpunkt des Hebels lag, wie bekannt vorausgesetzt werden muss, zwischen
Leitung und Erde. Sobald nun die Lippe den Contact verlassen hatte, trat
die Entladungsbatterie in Thätigkeit, deren Dauer die Zeit umfasste, welche
der Anker des Zinksenders gebrauchte, um vom Batterie- an den Ruhe-
contact zurückzugehen.
Fig I.
Ein Erfolg wurde mit dieser Einrichtung nicht erzielt, einestheils wohl
deshalb, weil im Verhältnisse zur Dauer der Ladung diejenige der Entladung
sehr kurz war, anderentheils, weil beim Stromsenden eine Verzweigung und
damit verbunden eine Abnahme des auf die Leitung entfallenden Stromtheiles
eintrat.
Entgegen der Anordnung, vom gebenden Amte zu entladen, wurden
alsdann Versuche mit einer von Führer, später von Grimmert abge-
änderten Vorrichtung angestellt, mittelst welcher vom empfangenden Amte
aus entladen werden sollte.
Zu diesem Zwecke wurde am Hughes-Apparate, Fig. i, isolirt auf dem
Anker ein Contacthebel h angebracht, welcher zwischen den beiden Con-
tacren l und 2 sich bewegte. Der Hebel Ji steht mit dem Ruhecontacte ;',
der Contact I mit der Erde, der Contact 2 mit der Telegraphirbatterie,
welche gleichzeitig auch als Entladungsbatterie benützt werden konnte, in
Verbindung.
Die Fig. i zeigt den Stromlauf für die Apparatverbindungen. Wird
auf dem gebenden Amte die Taste gedrückt, so entfernt sich die Zunge z
vom Contacte r und legt sich an den mit der Batterie verbundenen Con-
tact t. Die Batterie wird geschlossen und sendet Strom von ]i über 10, t, s,
Schlittenachse, 5, f, a, 4, E, 3 und L in die Leitung. Nach abgestossenem
Anker geht der Strom von der Schlittenachse über ^, C und 6 in L. Der
282
abgestossene Anker hat nun den Hebel h auf den Contact 2 gelegt; indessen
kann ein Schluss der Batterie nicht stattfinden, da die Verbindung zwischen
der Zunge z und dem Contacte r unterbrochen ist ; diese wird erst in
dem Augenblicke wieder hergestellt, wo der Hebel }i an den Contact l
zurückgeht.
Wird dagegen der Anker auf einen ankommenden Strom abgestossen,
so wird in dem Augenblicke, wo der Hebel h mit dem Contacte 2 in
Berührung kommt, die Batterie geschlossen und von k über g, 2, h, 7, ;',
Z, b, C und 6 Strom in die Leitung entsendet.
Es sind nun die Telegraphirbatterie des gebenden und die Entladungs-
batterie des empfangenden Amtes gleichzeitig geschlossen, und da dieselben
die ungleichen Pole an der Leitung haben, hintereinander geschaltet. Dass
für die Zeit, wo die beiden Batterien hintereinander geschaltet sind, ein
günstiger Einfluss auf eine schnelle Entladung stattfindet, dürfte nicht zu be-
zweifeln sein. Dieser günstige Einfluss geht indessen in dem Augenblicke, wo
Fig. 2.
die Batterie des gebenden Amtes, welches etwas früher geöffnet wird, als
die Batterie des empfangenden Amtes, zu wirken aufhört, theilweise wieder
verloren, weil die zum Entladen bestimmte Batterie alsdann allein wirkt,
und statt zu entladen vielmehr Ladung, wenn auch in geringem Maasse, her-
beiführt. Es hat sich dann auch, wenn auch mitunter auf kurze Zeit recht
gut zwischen Berlin und Frankfurt a. M. gearbeitet wurde, eine für die
Praxis brauchbare Verwendung der F ü hr er - Grimm er t'schen Vorrichtung
nicht erreichen lassen.
. Fig. 2 zeigt eine Vorrichtung zur Entladung, von E. Elsasser an-
gegeben, welche nach Belieben auf der gebenden oder der empfangenden
Stelle in Thätigkeit gesetzt werden kann. Dieselbe besteht darin, dass an
Stelle der isolirten Feder an der vorderen Apparatwange ein isolirter, zwei-
armiger Contacthebel angebracht wird, dessen Arme ebenfalls voneinander
isolirt sind. Der eine Arm a dient als Ersatz für die isolirte Feder und
liegt daher unter dem Correctionsdaumen f, der Arm Ji spielt zwischen den
Contacten i und 2, welche mit Erde, bezw. mit Batterie verbunden sind.
Der Umschalter U dient dazu, um entweder auf der gebenden oder auf der
empfangenden Stelle die Entladungsbatterie B^ einzuschalten.
Nach dem Stromlaufe wird von der gebenden Stelle entladen, auf
welcher im Umschalter U die Verbindung mit / hergestellt wird, während
283
auf der empfangenden Stelle die Verbindung mit // im Umschalter herge-
stellt werden muss.
Der Contacthebel all wird durch den Correctionsdaumen jT in Bewegung
versetzt. Liegt letzterer auf dem Arme a, so berührt der Arm h den Con-
tact l ; der Apparat ist zum Empfangen bereit. Wenn dagegen in Folge
eines Rundganges der Druckachse der Correctionsdaumen f den Arm a ver-
lässt, geht dieser in die Hohe, bis der Arm h sich auf den Contact 2 legt ;
die Entladungsbatterie B^ ist auf der gebenden Stelle eingeschaltet. Sobald
nun die Lippe den Contactstift verlässt, geht die Zunge z an den Contact r
zurück und öffnet die Telegraphirbatterie B. Da in diesem Augenblicke
der Hebel h mit dem Contact 2 und der Auslösehebel b mit dem Anker c
noch in Berührung ist, so tritt die Entladungsbatterie B^ jetzt in Thätigkeit
und sendet stromüber U, I, g, 2, h, 7, r, Z, b, C und 6 in die Leitung Li.
In dem Augenblicke, wo der Auslösehebel b den Anker c verlässt,
wird die Entladungsbatterie geöffnet, da gleichzeitig der Correctionsdaumen f
an das Hebel-Ende a geht, wodurch der Arm h an den Contact I zurück-
gebracht wird.
Wenn man in Betracht zieht, dass die Dauer der Ladung oder des
Telegraphirstromes etwa ^/g Umdrehungen der Druckachse ausmacht,
während auf die Dauer der Entladung höchstens l/g Umdrehung entfällt,
so wird der Nichterfolg dieser Entladungsvorrichtung leicht erklärbar.
Das Arbeiten auf den unterirdischen Leitungen unter Benützung von
Condensatoren hatte ebenfalls keinen Erfolg, Es war hiebei gleichgiltig, ob in die
unterirdische Leitung nur ein oder ob zwei Condensatoren eingeschaltet wurden.
Eine anderweitige Entladungsvorrichtung bestand darin, dass auf das
vordere Ende der Druckachse eine Contactscheibe isolirt aufgesetzt wurde,
welche in mehrere Felder getheilt war. Je nach Belieben konnte man nun
den Schluss der Telegraphirbatterie ebenso lange, wie denjenigen der Ent-
ladungsbatterie machen, bezw. länger oder kürzer.
Der Contactscheibe war ein Zeiger beigegeben, welcher wie beim
M e y e r'schen Apparate, mit der Leitung verbunden, von dem Apparat selbst
jedoch isolirt war und diese Contactscheibe überstrich (System Jaite).
Gesetzt, die Contactscheibe sei in vier Theile zerlegt, es wird nun
die Grösse der einzelnen Theile nach der Stromesdauer, sowie nach der
Dauer der directen Erde und der Erde durch den Apparat bemessen. Zer-
legt man hingegen die Scheibe in mehr als vier Theile und versieht diese
Theile mit Stöpsellöcher, so lässt sich auf eine bequeme Weise die Dauer
der Ladung, Entladung, der directen und indirecten Erde beliebig vergrössern
oder verkleinern.
Ein zu dieser Entladungsvorrichtung geeigneter Stromlauf zeigt Fig 3.
vS ist die Scheibe, in 24 Felder zerlegt und mit Stöpsellöcher versehen.
A ist der Zeiger, welcher mit der Leitung verbunden wird.
Von den 24 Feldern ist ein Feld oder mehr mit dem Apparat zu ver-
binden, um das Auslösen der Druckachse zu bewirken. Angenommen, es ge-
nügt ein Feld, alsdann verbleiben für die Ladung, Entladung und directe
Erde 2"^ Felder, von denen wiederum mindestens vier Felder verloren gehen,
falls ein kurzer Schluss der Batterie untereinander, bezw. mit der Erde ver-
mieden werden soll.
In der beistehenden Stromlaufskizze sind zehn Felder für die Tele-
graphirbatterie, sieben Felder für die Gegenbatterie, je zwei Felder für die directe
Erde und isolirende Trennschicht und ein Feld für die Apparatzuleitung
bestimmt. Da eine Umdrehung der Druckachse einer Fortbewegung des
Schlittens um 36 Mm. entspricht, so ist im angenommenen Falle die Tele-
36
graphirbatterie 10 V = 10 X i*5 = ^S» '^'^ Gegenbatterie 7 X i'5 =
24
284
= iO"5, die directe Erde und die Isolirschicht je 3 = 3X3 = 9 "od
der Apparat l'5 Mm. mit der Leitung in Verbindung.
Diese Entladungsvorrichtung soll nur für die Zeit des Gebens in
Thätigkeit treten, dagegen für die Zeit des Empfangens ausgeschaltet werden.
Zu diesem Zwecke wird ein Umschalter U verwendet, mit Hilfe dessen die
Leitung entweder auf die Contactscheibe oder auf den Apparat geschaltet wird.
Der ankommende Strom findet, da im Umschalter JJ die Verbindung //
hergestellt sein muss, den gewöhnlichen Weg für den Hughes-Apparat. Für
das Geben wird im Umschalter U die Verbindung / hergestellt. Der Strom
geht im ersten Augenblick, wo die Zunge z an den Contact / geht, von B
über I, t, z, Schlittenachse 5, h, a, 4, E, y, 12, Feld 1, A^f, m, 11, /
von U und weiter in L. Sobald nun der Anker aushebt und die Druck-
Fig- i.
achse auslöst, wird in Folge deren Umdrehung der ebenangegebene Strom-
kreis unterbrochen ; der Zeiger A rückt auf Feld 2 und gibt dem Tele-
graphirstrom über 2 bis 1 1 einen directen Weg in die Leitung. Für die
Felder 12 und 13 ist die Leitung isolirt, für die Felder 14 bis 20 geht
der Entladungsstrom von B^ über g in die Leitung, worauf für die Felder 2 l
und 22 Isolation, für 22 und 24 directe Erde und für Feld l — Ruhe-
punkt der Druckachse — Erde durch den Apparat folgt.
Die Erfolge mit dieser Entladungsvorrichtung waren nicht dauernd.
Es kommt der grosse Uebelstand dazu, dass, je nachdem gegeben oder
empfangen wird, der Umschalter U geschaltet werden musste, wie dies bei
den Entladiingsvorrichtungen, welche sowohl beim Geben als auch beim
Nehmen zu verwenden sind, und welche mittelbar oder unmittelbar durch
die Druckachse in Thätigkeit versetzt werden, überhaupt stattfinden muss.
Um diesen für das Telegraphiren sehr störend auftretenden Uebel-
stand zu beseitigen, ist von Sack die folgende Entladungsvorrichtung ange-
geben worden.
Die vorerwähnte Contactscheibe mit Zeiger wird durch eine ent-
sprechende Verlängerung der Lippe ersetzt ; letztere wird in zwei isolirte
285
Theile zerlegt, deren vorderer Theil mit der Telegraphir-, deren hinterer
Theil mit der Entladungsbatterie verbunden wird. Dementsprechend werden
der Stromlauf und die Verbindungen der Apparattheile untereinander ge-
ändert.
Da der Hughes-Apparat derart construirt ist, dass die Zeichen nur in
einem Abstände von vier Zwischenzeichen aufeinander folgen dürfen, so
befinden sich bei der engsten Gruppirung zwischen zwei Zeichen fünf
Zwischenräume, bestehend aus fünf Contactstiften und fünf Abständen. Der
Stift besitzt eine Breite von 3, der Abstand von Stift zu Stift eine solche
von 6 Mm. Da der Schlitten in einem Umlaufe das mit 28 Stiften ver-
sehene Stiftgehäuse überstreicht, so legt derselbe in jeder Umdrehung
28 X (3 + ^) = 252 Mm. zurück.
Die Druckachse bewegt sich siebenmal schneller, als der Schlitten ;
dieselbe legt somit in einer Umdrehung 252 : 7 = 36 Mm. zurück. Dieser
Weg entspricht vier Contactstiften mit vier Abständen. Wie eben bemerkt,
müssen bei der engsten Gruppirung die Zeichen mit fünf Zwischenräumen
:^ 45 Mm. Abstand gegeben werden. Es bleiben demnach g Mm. übrig,
welche für die Druckachse sozusagen als Ruhe dienen, um dieselbe für
einen erneueten Strom auslösefähig zu machen.
Diese 9 Mm. müssen auch der Lippe verbleiben, um derselben eine
momentane Ruhe zu geben und sie zum bequemen und correcten Aufsteigen
auf den Stift zu befähigen. Es darf daher die Gesammtlänge der Lippe 36 Mm.
nicht übersteigen. Diese 36 Mm. Contactfläche werden unter Berücksichtigung,
dass zur Vermeidung eines kurzen Schlusses zwischen den beiden Batterien
eine Trennschicht von der Stärke eines Contactstiftes gleich 3 Mm. genügt,
derart zerlegt, dass 20 Mm. auf die Telegraphirbatterie, 3 Mm. auf die
trennende Ebonitschicht und 13 Mm. auf die Entladungsbatterie entfallen.
Die fehlenden drei Entladungs-Millimeter werden reichlich dadurch auf-
gewogen, dass die Leitung ausserdem noch 9 Mm. Erde durch die Elektro-
magnet-Umwindungen hat.
Die Einschaltung der Entladungsbatterie bedingt die folgenden kleinen
Abänderungen :
1. Die Schlittenachse wird, um noch eine zweite Stahlhülse aufschieben
zu können, genügend hoch, oberhalb der bereits auf derselben befind-
lichen Stahlhülse in zwei isolirte Theile zerlegt. Um diese isolirt zer-
legte Schlittenachse wird die erwähnte Stahlhülse isolirt fest angebracht.
Gegen dieselbe schleift eine an der Apparatenwand isolirt befestigte Feder,
welche mit der Gegenbatterie verbunden wird, während die Stahlhülse mit
dem hinteren Schlittentheil in der Weise die Verbindung erhält, dass in der
Schlittenachse eine Rinne hergestellt und darin ein isolirter Draht für die
Verbindung zwischen Hülse und Lippentheil gelegt wird.
2. Der Schlitten erhält eine aus zwei isolirten Theilen bestehende
Lippe mit den vorerwähnten Abmessungen.
3. Der zum Schliessen der Telegraphirbatterie bestimmte vordere
Lippentheil bleibt mit dem unteren Ende der Schlittenachse in metallischer
Verbindung, während der zweite, hintere, zur Entladung dienende Lippen-
theil vollständig isolirt sein muss.
4. Die zur Aufnahme der unteren Schlittenachse dienende Hülse wird,
wie früher, isolirt in dem Stiftgehäuse angebracht und mit einer angelötheten
Feder versehen, welche mit der Batterieklemme (der Telegraphirbatterie)
verbunden wird (bei den Apparaten älterer Construction stand diese Feder
mit der Erdklemme in Verbindung).
5. Der Stösser wird, wie früher, vollständig isolirt angebracht und
dürfte seine Länge der Länge der Lippe anzupassen sein.
286
6. Der seitliche Contacthebel muss. wie bei den Hughes-Apparaten
mit mechanischer Auslösung der Druckachse, aus zwei voneinander isolirten
Theilen bestehen.
Der Stromlauf ist in Fig. 4 vorgeführt. Wie man sieht, besteht gegen
den bisherigen Stromlauf die Abweichung, dass der Batteriecontact t mit
dem Tastenwerk, und dass, wie bereits erwähnt, die untere Schlittenachse
und dadurch der vordere isolirte Lippentheil mit der Telegraphirbatterie
verbunden ist.
Fig. 4.
Der Strom des gebenden Amtes geht, sobald die Taste gedrückt und
dadurch die Zunge z an den Contact t gelegt wird, vom Pol ilT der
Batterie B über 8, m, l, n, 1, t, z, f, 2, h, a, /\. E, 5 und j/ in die
Leitung. Nachdem der Anker c abgeschnellt und mit dem Auslösehebel d
in Berührung gekommen ist, findet der Telegraphirstrom seinen Weg über
2, 5, c und 6 in die Leitung.
Hat nun der vordere isolirte Lippentheil den Stift überstrichen, hört
die Wirkung der Telegraphirbatterie auf. Die Zunge z bleibt aber noch
an dem Contact / anliegen, weil der Contactstift die Lippe mittelst deren
hinteren isolirten Theiles gehoben hält. Die Gegenbatterie wird nun ge-
schlossen, sobald der Stift an den Theil l-^ der Lippe herantritt.
Der Entladungsstrom findet anfänglich seinen Weg über 5, /j, 11, i,
t, z, f, 2, b, c und 6, später, wenn der Auslösehebel b den Anker c ver-
lassen hat und der Correctionsdaumen h mit der Feder a wieder in Be-
rührung gekommen ist, über 2, h, a, 4, E, 3 und y, also durch die Um-
windungen des Elektromagnetes, in die Leitung.
Der auf dem empfangenden Amte ankommende Strom findet seinen
Weg über y, 3, E, 4, a, h, bezw. nach abgestossenem Anker über y, 6,
c, b, 2, /, z und r in die Erde. \l\n Ausschalten der Entladungsvorrich-
tung während des Empfangens ist nicht erforderlich, weil die Lippe in
Ruhe ist.
Einen von den vorbeschriebenen Arbeitsweisen vollständig abweichen-
den Vorschlag zum Betriebe der unterirdischen Leitungen hat Fuchs in
seinem Reichspatent Nr. 13805 angegeben. Fuchs verwendet Ruhestrom
und kehrt die Richtung desselben während des Telegraphirens um durch
287
Entsendung eines Gegenstromes. Der Hughes-Apparat ist bei dieser Arbeits-
weise nicht direct in die Leitung geschaltet, sondern er wird unter Benützung
eines in seiner Stelle als Empfänger eingeschalteten Relais durch eine Orts-
batterie betrieben.
Um eine Leitungsunterbrechung von der Erde während der Schwebe
des Contacthebels h zu vermeiden (Fig. 5), benützt Fuchs in ähnlicher
Weise wie bei seinem Gegensprecher, einen Hilfshebel /i^. Im Ruhezustande
liegt letzterer auf dem mit der Ruhestrombatterie B verbundenen Contact r
auf, ohne den Hebel /i zu berühren.
Fig- 3-
Der Contacthebel des Hughes-Apparates muss bei der F u c h s'schen
Anordnung in zwei voneinander isolirte Theile A und /^g zerlegt werden. Der
Hebel k ist mit der Telegraphirbatterie B^ verbunden, das Relais R liegt
zwischen Erde und Batterie B, der Hughes-Apparat zwischen dem Anker
und dem Contact t^ des Relais R, die Leitung am Hebel /t^.
Auf den Tastendruck, geht der Hebel k an den Contact t des Hebels /i^.
Im ersten Augenblick der Berührung zwischen den Hebeln k und k-^ liegt
letzterer noch auf dem Contact r auf, in Folge dessen die beiden Batterien
für einen Augenblick hintereinander unter sich geschlossen sind. Sobald nun
der Hebel //^ von dem Contact r abgehoben ist, tritt die Batterie B^ in
voller Wirksamkeit und hebt den in der unterirdischen Leitung vorhandenen
Strom gänzlich auf.
Durch die Trennung zwischen dem Contact r und dem Hebel /^^ wird
das Relais des gebenden Amtes, durch die Vernichtung des Stromes in der
Leitung dasjenige des empfangenden Amtes stromlos, die Hebel derselben
fallen vom Contact r^ an den Contact /j^ und schliessen dadurch die gleich-
zeitig zum Ortsstromkreise dienende Batterie B; der Hughes-Apparat tritt
in Thätigkeit.
Geht der Contacthebel k in die Ruhelage zurück, so verlässt er den
Contact f erst dann, wenn der Hebel /i^ mit dem Contact r in Berührung
gekommen ist.
Der Uebelstand, dass die Leitung während der Schwebe des Hebels /i
von der Erde abgeschnitten ist, dürfte meines Erachtens mit dem Hilfs-
hebel /i^ einfacher beseitigt werden unter Benützung des Arbeitsstromes
und unter Fortlassung des Relais mit der Batterie B und der Verbindung
für den Ortsstromkreis des Hughes-Apparates,
Zu diesem Ende sind die Verbindungen in folgender Weise abzuändern :
Die Leitung wird mit dem Punkte x, der Hebel /Zj^ mit dem Körper des
288
Apparates und der Contact r mit der Erde verbunden (punktirt in Fig. 5
angedeutet), dagegen fällt die Erdverbindung z fort. In diesem Falle ist im
Augenblicke der durch Tastendruck herbeigeführten Berührung des Hebels h
mit dem Hebel h^ einerseits die Batterie B^ kurz geschlossen, andererseits
die Leitung Jj an Erde gelegt.
Wie Eingangs erwähnt, werden die unterirdischen Leitungen, sofern
längere Strecken in Betracht kommen, unter Einschaltung von Ueber-
tragungen betrieben. Zu denselben werden polarisirte Relais, welche von der
deutschen Verwaltung besonders zu diesem Zwecke erbaut sind, verwendet
und nach der von Maron, Geheimer Ober - Regierungsrath und früher
Mitglied des General-Telegraphenamtes, angegebenen Weise mit einem Zweig-
widerstande versehen. Letzterer wird zwischen Relaishebel und Anfang der
Umwindungen geschaltet und dient dazu, um den abgehenden Uebertragungs-
strom derart zu theilen, dass ein geringer Stromantheil durch die Relais-
umwindungen geht. Da polarisirte Relais zur Verwendung gelangen, so wird
der Theil des Uebertragungsstromes, welcher an derselben Stelle, wie der
vom gebenden Endamte kommende Strom in die Umwindungen eintritt, in
entgegengesetztem Sinne auf die Ankeranziehung einwirken.
Fig. 6.
Durch diese Einrichtung wird erreicht, dass sowohl die Leitung
während der Schwebe des Relaishebels nicht von der Erde getrennt, als
auch der Relaishebel schnell und sicher an den Ruhecontact zurückgebracht
wird. Indessen liegt die Leitung während der Schwebe des Relaishebels
nur über den Zweigwiderstand an Erde, welcher im Verhältniss zum Wider-
stände der Leitung erheblich gross genommen werden muss. Auch muss
der erste Entladungsstoss, welcher nach dem Uebertragungsamt zurück-
kommt, über diesen Widerstand zur Erde gehen. Auf den Endämtern liegt
aber die Leitung während der Schwebe des Hebels über dem Apparat an
Erde, in Folge dessen der erste Entladungsstoss direct, also ohne durch die
Umwindungen des Apparates zu gehen, in die Erde abfliesst.
Um für alle durch eine Uebertragungsstelle verbundenen Aemter
gleichen Stromlauf zu haben, schlägt der Verfasser das folgende Relais
vor (Fig. 6) :
Der Relaishebel h des polarisirten Relais R, wird nach oben und
unten zweimal rechtwinklig umgebogen, wie der Hebel am Zinksender.
Die wagerechten Seiten werden mit den Schrauben s und s^^ versehen. Auf
der unteren und oberen Seite des Hebels h werden die kräftigen stählernen
289
Federn f und f^ isolirt angebracht, welche etwas über die Schraube s,
bezw. j'j übergreifen. Der Hebel mit den beiden Federn spielt zwischen
den beiden Contacten / und r ; ersterer ist mit der Batterie, letzterer mit
der Erde verbunden. Im Ruhezustande liegt die untere Feder'/* auf der
Schraube s, die obere Feder /j an dem Contact r, während im arbeitenden
Zustande die untere Feder f auf dem Contact /, die obere Feder f^ an der
Schraube s^ liegt. Die Einstellung der Schrauben, der Contacte und der
Federn muss derart erfolgen, dass die oberen Federn den Erdcontact in
dem Augenblicke verlassen, wo die unteren Federn sich auf die Telegraphir-
contacte legen. Fig. 6 gibt den Stromlauf für eine Uebertragungsstelle. Ein
aus der Leitung L ankommender Strom tritt an der Feder f ein und geht über f,
s, h, und R-^ in die Erde (die Stromtheilung durch den Widerstand W soll
unberücksichtigt bleiben) ; der Ankerhebel hy des Relais R^ wird angezogen.
Der Vorgang während des Ankeranziehens ist nun folgender : Mit dem
Niedergehen des Ankers h^^, kommt zunächst die Feder /g an die Schraube
Jg. Dadurch wird die Leitung Ij über f^, s^., s^ und 7'-^ direct an Erde
gelegt. Im Augenblicke, wo mit dem weiteren Niedergehen des Hebels h^
die Feder f^ vom Contact i\ abgeht, dagegen die Feder /g ^^ ^^^ Con-
tact ty kommt, wird einerseits die Batterie, andererseits die Leitung über
i'g, hy und R zur Erde geschlossen. Endlich geht auch die Feder fc^^ von
der Schraube ^2 ab ; die Uebertragungsbatterie tritt in Thätigkeit, deren
Strom von B^ über t^, f^ einerseits in die Leitung L, andererseits über
den Zweigwiderstand VV und die Umwindungen des Relais R^, d. i. des
sprechenden Relais, in die Erde geht — die weitere Theilung nach h und
weiter in die sprechende Leitung ausser Betracht lassend.
Geht nach Authören des von dem Endamte kommenden Telegraphir-
stromes der Hebel k^ an den Contact r^ zurück, so wird in umgekehrter
Weise die Leitung erst über das Relais R, dann direct und schliesslich
wieder über das Relais R an Erde gelegt.
Soll der erste Entladungsstoss direct in die Erde gehen, so muss die
Einstellung der Federn derartig erfolgen, dass bei einer Bewegung der
Relaishebel eine gleichzeitige Berührung zwischen den Federn, den Schrauben
und den Contacten stattfindet. In diesem Falle ist jedoch während einer
Anziehungsperiode die Batterie direct an Erde gelegt, was sicherlich nicht
von Vortheii ist.
Durch die Belastung der Relaishebel mit den Hülfsfedern wird wahr-
scheinlich eine schwerfällige Bewegung der ersteren nicht verbunden sein,
\\ eil das schnelle Zurückgehen in die Ruhelage durch den Gegenstrom ge-
sichert ist. J. Sack.
Ueber die Accumulatoren von Schenek & Farbaky.
Vortrag, gehalten am 23. Februar 1887.
Von Ingenieur KOLBE.
Herr Ingenieur Reckenzaun hat kürzlich die Verwendbarkeit der
Accumulatoren zum Betriebe von Tramwaywagen, kleinen Schiffen u. dergl.
sehr schön dargelegt.
Wir können uns daher heute darauf beschränken, die Accumulatoren
angewendet als Aushilfsmittel für stationäre elektrische Beleuchtungsanlagen
zu betrachten und wollen hiebei diese letzteren von einem besonderen Stand-
punkte aus in's Auge fassen.
Bei oberflächlichen Berechnungen der Kosten der Glühlichtbeleuchtung
sagt man oft: 10 Lampen kommen auf die Pferdekraft, die Pferdekraft
kostet pro Stunde so und so viel, also ein Zehntel hievon kostet die
Lampenstunde.
19
290
Das ist natürlich nur bedingungsweise richtig ; auch muss unter-
schieden werden, ob von „indicirten" oder von „effectiven" Pferdekräften
die Rede ist, d. h. ob die vom Dampf in der Dampfmaschine geleistete,
oder die von der Maschine nützlich verwendbar abgegebene Arbeit ver-
standen werden soll.
Die Messungen, die Herr M. R. v. P i chl e r an der elektrischen
Beleuchtungsanlage im Rathhause angestellt hat, sind diesbezüglich sehr
instructiv, weshalb wir näher auf dieselben eingehen wollen.
Man Hess zuerst Dampf- und Dynamomaschinen leer laufen, d. h. es
waren keine Lampen eingeschaltet, und auch die Stromkreise der Elektro-
magneten der Dynamos waren unterbrochen, hiebei zeichnete der am Dampf-
cylinder angebrachte Indicator ein Diagramm, dessen nachträgliche Berech-
nung, zusammengehalten mit der gleichzeitig bestimmten Geschwindigkeit der
Maschine eine Leistung des Dampfes von (im Mittel mehrerer Versuche)
10-84 HP« ergab; soviel brauchten also die Dampfmaschine selber, das
Vorgelege, die Dynamomaschinen, die Riemen und Seile zur Ueberwindung
ihrer Reibungen etc.
Bei 180 eingeschalteten Lampen wies der Indicator 2871 HP.; wenn
nun die Maschinen selbst hievon 10*84 HP. verbrauchen, so bleibt affectiv
für die Lampen 18*87 HP. Aehnlich wurden bei anderen Lampenzahlen die
indicirten Pferdestärken gemessen und die effectiven gerechnet, wobei sich
mit grosser Uebereinstimmung ein Mittelwerth von effectiv 0"i HP. pro
Lampe ergab, wie nachstehende Tabelle zeigt:
a m p e n
HP. indicirt
HP. affectiv
HP. effectiv pro
Lampe
o
180
227
360
454
478
10-84
28-71
34-12
48-74
53-18
55-27
18-87
23-28
37-90
42 '34
44-43
o
0-105
o- 103
0-105
0-093
0-093
Mit den Werthen 10-84 HP. für die Leergangsarbeit und O'l HP.
für den Verbrauch der Lampe, stellen wir uns nun eine hinreichend genaue
Tabelle zusammen für solche Lampenzahlen, die unseren Betrachtungen
gelegener sind :
Lampen
HP. indicirt
HP. (indicirt)
pro Lampe
Lampen pro
HP. (indicirt)
Güteverhältniss
O
I
5
lO
12
50
100
174
240
3O0
480
10 84
10-94
11-34
11-84
12-04
^?r«4
20-84
28-24
34 -«4
46-84
58-84
OD
10-94
2 -27
i-i8
I -00
0-32
0-2I
016
0-15
O
0-09
044
085
I -00
FTs
4-81
617
6-9
7-7
8-2
o
I - 1
5-4
10-3
12' 2
Ws
59-1
75 'o
84- 1
94
100
Unter „Güteverhältniss" wollen wir hier das Verhältniss der jeweiligen
Anzahl Lampen pro indicirte Pferdekraft zur Anzahl bei vollem Betriebe
verstehen.
291
Man sieht^ dass man umso theurer arbeitet, je weniger Lam[)en
brennen ; bei nur einer Lampe braucht man Dampf für l i HP,, und wenn
2. B, 174 Lampen brennen, so kommen auf die vom Dampfe geleistete
Pferdekraft nur 6-2 Lampen, d. i. 75 °i von dem, was uns der Dampf pro
Pferdekraft bei vollem Betriebe leistet.
Hätte man nun bei vollem Betriebe der Maschinen den Strom für
480 Lampen etwa 10 Stunden lang in Accumulatoren geleitet, so könnte
man diesen 1^% der aufgenommenen Energie wieder entnehmen und damit
10 Stunden lang 360 Lampen, oder auch ca. 21 Stunden lang 174 Lampen
brennen lassen.
Man hätte dann im ersteren Falle für 360 Lampen 58*84 HP. oder
pro Lampe 0'63 HP. verbraucht; das wäre unökonomisch, denn beim
directen Betriebe ohne Accumulatoren hätte man nach der Tabelle für
360 Lampen nur 47 HP. benöthigt.
Anders gestalten sich die Umstände, wenn nur 174 Lampen brennen;
da haben wir die während lO Stunden aufgewendeten 58*8 HP. auf
20*7 Stunden vertheilt, so kommt auf die Stunde 28*3 HP., sehr genau
dasselbe, was wir beim directen Betriebe gebraucht hätten ; unter Anwendung
von Accumulatoren hat die Dampfmaschine aber nur 10 Stunden lang
Schmiermaterial und Wartung gebraucht und sich abgenützt, während die
Lampen 2 1 Stunden lang brennen, so dass hier schon der Accumulatoren-
betrieb dem directen überlegen erscheint. Die Dampfmaschine hat für
174 X 20-7 = 3602 Lampenbrennstunden 10 X 58"8 = 588 Pferdekraft-
stunden abgeben müssen, d. i. pro Lampenbrennstunde 0"l6 Pferdekraft-
stunden. Dies ändert sich nun nicht mehr; ob die Accumulatoren 174 oder
vielleicht 12 Lampen speisen, immer kommt auf die Lampenstunde
0'l6 Pferdekraftslunden Lade- Arbeit; während beim directen Betriebe von
12 Lampen laut Tabelle 12 HP. benöthigt werden, ebensolang als die
Lampen brennen, also pro Lampenstunde eine ganze Pferdekraftstunde.
Berücksichtigt man also blos den Dampfverbrauch, so sieht man, dass im
gegebenen Falle bei Lampenzahlen unter 174 der Betrieb mit Accumula-
toren, welche bei voller Leistung der Dampfmaschine geladen wurden, dem
directen Betriebe vorzuziehen ist ; wenn man aber auch noch beachtet, dass
die Accumulatoren keine Wartung, Oelung etc. brauchen, so sieht man,
dass auch bei 174 Lampen und etwas darüber dem Accumulatorenbetriebe
der Vorzug gebührt.
Hat man nun zwei Dynamos und ladet mit der einen die Accumula-
toren, während die andere 240 Lampen speist (bei welcher Lampenzahl
der directe Betrieb noch der günstigere ist), so vertheilen sich die Wartungs-
kosten der Maschinen auf directen Betrieb und Accumulatorenladung, und
letztere ist noch billiger zu rechnen, als im vorigen Falle; kurz, man wird
sich den Betrieb so einzurichten suchen, dass die Maschinen immer mit
möglichst hoher Beanspruchung, also möglichst kurze Zeit arbeiten.
Da man bisher den Accumulatoren nicht getraut hat, griff man bei
grösseren Beleuchtungsanlagen zu einem anderen Auskunftsmittel. Man stellte
neben der grossen Maschinenanlage eine kleine Aushilfsanlage auf, meist
einen Gasmotor mit einer kleineren Dynamomaschine; bei geringen Lampen-
zahlen wird nun diese kleine Anlage mit ihrer wesentlich geringeren Leer-
gangsarbeit, trotz der höheren Kosten einer Pferdekraft, besser ent-
sprechen, als die grosse; auch kann sie sofort, ohne Anheizen in Gang
gebracht werden.
Es wird aber doch das, was vorhin von der Hauptanlage gesagt
wurde, im verjüngten Maassstabe auch bei der Aushilfsanlage zutreffen ;
wenn die Maschine bei vollem Betriebe vielleicht 180 Lampen speist und
dabei pro Lampe 0"I2 HP. verbraucht, wird sie auch wieder, wenn nur
19*
292
12 Lampen brennen, mehr pro Lampe verbrauchen, vielleicht 0*4 HP.;
also mehr als die Accumulatoren von der Dampfmaschine pro Lampe bean-
spruchen. Uebrigens ist zu beachten , dass die Pferdekraftstunde der
20pferdekräftigen Gasmaschine wesentlich theurer kommt , als die der
öopferdekräftigen Dampfmaschine.
Es ist klar, dass, sobald das nöthige Zutrauen zu den Accumulatoren
vorhanden sein wird, man eine Beleuchtungsanlage ohne dieses Hilfsmittel
kaum mehr ausführen wird, denn ausser den erwähnten berechenbaren Vor-
theilen gewähren die Accumulatoren noch einige, deren Werth sich nicht in
Ziffern darstellen lässt ; die Anlage ist dann nicht den grössten Theil des
Tages unthätig, man kann zu jeder Zeit des Tages und der Nacht Licht
machen, durch einfaches Umdrehen eines Knopfes, was zur Beleuchtung von
seltener betretenen, während des Tages dunklen Räumen oder der Treppen-
häuser etc. sehr bequem wäre.
Heute sind die Accumulatoren zwar noch verhältnissmässig gerade so
theuer, wie vor fünf Jahren die Dynamomaschinen, dennoch wird eine Accu-
mulatoren-Aushilfsanlage bei ihrer grösseren Vollkommenheit nicht mehr
kosten, als eine gleich leistungsfähige Maschinenaushilfe mit Gasmotor sammt
Gas- und Wasserleitung, Antifluctuator, Auspufftopf und Auspuff, Wasser-
pumpe, Vorgelege, Dynamo sammt Fundirungen, Riemen etc.
Dass also die Anwendung von Accumulatoren bei stabilen Beleuchtungs-
anlagen sehr wünschenswerthe Vortheile böte, wird Niemand bezweifeln, es
handelt sich nur noch darum, ob wir Accumulatoren haben, die mit Sicher-
heit 75 X der aufgenommenen Energie wieder abgeben, und die genügend
verlässlich und dauerhaft sind, so dass man keine Betriebsstörungen zu
fürchten braucht.
Was die 75 X anbelangt, so können wir hierüber vollkommen be-
ruhigt sein; die eingehenden Untersuchungen des Herrn Prof. v. Walten-
hofen haben für die Accumulatoren von Schenek & Farbaky einen
Nutzeffect von beinahe 80 X ergeben; Aehnliches wurde schon von der
wissenschaftlichen Commission der elektrischen Ausstellung 1883 bezüglich
der Faure-Sellon-Volkmar-Accumulatoren gefunden.
Aber die Beleuchtungsversuche mit den letztgenannten Accumulatoren
in der k. k. Hofoper haben zu keinen günstigen Resultaten geführt, und
man ist bald wieder zur Gasbeleuchtung zurückgekommen.
Dies ist allerdings richtig, aber einerseits sind die heutigen Accumu-
latoren anders hergestellt, als die damaligen ; andererseits versteht man heute
sie richtig zu behandeln. Da von der Fabrikation später die Rede sein soll,
sei hier nur bemerkt, dass man ehemals nur schwache, lOXig^ Säure in
die Zellen giessen zu dürfen glaubte, und sich besonders davor hütete, die
Zellen länger zu laden, als nothwendig war. Heute gibt man 30 X ige Säure
in die Zellen, man überladet sie zeitweise absichtlich, und weiss, dass zu
langes Entladen, zu schwache Säure oder zu starker Strom schädlich
wirken.
Uebrigens wissen wir aus den sehr lehrreichen Aufsätzen von Schenek
und Farbaky über ihre Accumulatoren, dass während des Ladens sich pro
Stunde und Ampere 2*24 Gr. Schwefelsäure aus den Platten entwickeln, und
dass die letzteren beim Entladen ebensoviel Säure wieder aufnehmen, so
dass man mittelst des Aräometers die in jedem Momente vorhandene Ladung
der Accumulatoren bestimmen kann.
Solche Accumulatoren (von Schenek & Farbaky) sind seit einigen
Jahren in Schemnitz zur Beleuchtung der Unterrichtsräume der dortigen
Bergakademie in Verwendung und sollen recht befriedigend functioniren.
Sie sind dort freilich unter beständiger Aufsicht eminenter Fachmänner und
es könnte noch zweifelhaft erscheinen, ob sie sich anderswo auch so gut hielten.
293
Leider gibt es hiefür vorläufig noch keinen näheren Beleg, als den,
dass unsere sehr geehrten Vereinsmitglieder, Herren Ober-Inspector Cohn
und dipl. Ingenieur Jenny kürzlich in England mehrere Accumulatoren-
anlagen besichtigt haben, die schon seit einigen Jahren in Thätigkeit sind,
und sich nach Aussage der Besitzer vollkommen bewährt haben.
Da kein Grund vorhanden ist, warum Derartiges nur in London möglich
sein sollte, brauchen wir uns nur noch davon zu überzeugen, ob die Ac-
cumulatoren, die wie hier im Inlande haben können, ordentlich herge-
stellt sind.
Wie an den vorliegenden Proben zu sehen, sind die Bleigitter der
Accumulatoren nach Schenek und Farbaky, wie sie in der Fabrik von
Getz & Odendall in Baumgarten bei Wien erzeugt werden, sehr stark
im Metalle, lo, resp. 12 Mm. dick, die Maschen sind 20 Mm. weit, der
Querschnitt der Stäbe ist kreuzförmig. In Folge der grossen Maschenweite lässt
sich trotz der starken Gitterstäbe eine bedeutende Gewichtsmenge Füllmasse
in den Gittern unterbringen.
Die Füllmasse der positiven Platten besteht aus Mennige und Blei-
glätte mit einem geringen Coke-Zusatz, die der negativen aus Bleiglätte mit
etwas Bimsstein.
Die Füllmassen werden zuerst gemengt, dann mit Schwefelsäure von
bestimmter Concentration zu Teig geknetet. Hiebei erhitzen sie sich be-
deutend, weshalb diese Arbeit unter einem Verschlage vorgenommen wird,
aus dem ein grosser Ventilator mittelst einer Art Ejector beständig die
Luft in's Freie saugt, so dass die Arbeiter vor den sich entwickelnden
Dünsten geschützt sind.
Ein gut eingerichtetes Bad für die Arbeiter sichert diese vor den
gesundheitsgefährlichen Einflüssen des Bleies und der Bleisalze.
Die in eine wieder ganz bestimmte teigigen Consistenz gebrachte
Masse wird nun von beiden Seiten kräftig in die Gitter gedrückt, worauf
die Oberfläche durch geeignete Manipulation aufgerauht wird.
Später werden die gefüllten Gitter in verschiedene Bäder von
Schwefelsäure getaucht und getrocknet ; die Füllmasse ist dann, wie wir
hier sehen, steinhart und sitzt ausserordentlich fest im Gitter.
Die fertigen Platten kommen in den Montirungssaal, wo sie zusammen-
gestellt, in die Kisten gesenkt und formirt werden.
Dieser Saal hat Aehnlichkeit mit einem Miniatur-Rangirbahnhofe ; da
laufen eine Unzahl Geleise kreuz und quer, verbunden durch kleine Dreh-
scheiben. Die Accumulatoren sind nämlich ziemlich schwer und können
nicht immer hin- und hergetragen werden, sondern werden auf kleinen Roll-
wagen gefahren.
Hier werden nun die Platten so aufeinander gelegt, dass die Zu-
leitungsstreifen aller positiven rechts, die aller negativen links liegen,
zwischen je zwei Platten kommen aber mehrere paraffinirte Holzstäbe und
ein Blatt nitrirten Papiers, welches verhindert, dass etwa von einer Platte
sich loslösende Theile kurze Schlüsse zwischen einer positiven und einer
negativen Platte bilden könnten.
Damit dieses Blatt nicht ganze Felder der Platten verdeckt, und so
den Säurezutritt hindert, ist es so eingelegt, dass die Holzstäbe immer ab-
wechselnd rechts und links vom Papier stehen.
Die Anzahl der negativen Platten ist immer um eines grösser, als die
der positiven.
Der Plattenkörper wird dann zusammengebunden, aufrechtgestellt, über
sämmtliche positive und über sämmtliche negative Zuleitungsstreifen wird
eine eiserne Gussform gebracht. Diese füllt man mit geschmolzenem Blei,
und so werden die zusammengehörigen Platten durch ein kräftiges Blei-
294
querstück verbunden, welches nach oben noch einen starken Ansatz für die
Zuleitungsklemme hat.
Nun stellt man die Körper in die Gefässe, mit Blei ausgelegte Holzkisten,
auf untergelegte paraffinirte Holzprismen, gegen die Wände verkeilt man sie
mit paraffinirten Holzkeilen und legt den Deckel auf. Die Klemmenansätze,
über die man je einen Kautschukmuif gekittet hat, reichen nach oben durch
Löcher im Deckel, und so ist der Plattenkörper unverrückbar festgestellt.
Der ebenfalls mit Blei belegte Holzdeckel wird nun ringsum mittelst einer
Wasserstoffgas-Stichflamme mit Blei mit der Kiste verlöthet ; er hat in der
Mitte noch eine dritte grosse Oeffnung, die mit einem Bleideckel bedeckt
wird und zum Füllen und Nachsehen dient.
Fünfzig bis fünfundfünfzig fertige Zellen werden dann in eine Reihe
gefahren, miteinander verbunden und formirt.
Zu diesem Zwecke dient eine C r o m p ton'sche Nebenschluß-Dynamo-
maschine, welche, ganz nach den neuesten Ka p p'schen Anschauungen con-
struirt, ganz Vorzügliches leistet ; eine Ringmaschine, Elektromagnete auf-
rechtstehend mit Folgepunkten, Kingbewicklung eine einzige Lage vierkantigen
Kupferdrahtes, Ringdurchmesser ca. 30 Cm. Sie liefert bei 500 Touren pro
Minute einen Strom von 100 — 120 Ampere bei einer Klemmenspannung von
130 Volt.
Die Accumulatoren werden bis jetzt in zwei verschiedenen Grössen
erzeugt; Nr. l hat ein Plattengewicht von 150 Kgr., eine Capacität von
1200 Stunden-Ampere bei einem Entladungsstrome von 160 Ampere.
Von diesen Zellen stehen heute sechs hier im Stiegenhause des
Ingenieurvereins-Gebäudes und speisen die 36 Glühlampen, die den Saal so
brillant erleuchten.
Eine kleinere Type ist für 15 Ampere Entladungsstrom bestimmt.
Seit neuester Zeit hat man ausser diesen beiden für stationäre Zwecke
bestimmten höchst soliden Typen auch einige Zeilen einer neuen leichteren
Art gebaut, die für Tramwaybetrieb u. dergl. geeignet ist.
Eine solche Zelle enthält 27 schwächere Platten von zusammen 14 Kgr.
Gewicht; derselben wurde bei einer Stromstärke von 35 Ampere eine
Ladung von 170 Stunden-Ampere entnommen, wobei die Klemmenspannung
nur um 5 — 6% sank.
Es ist hiemit der Beweis geliefert, dass diese Accumulatoren sehr solid
gebaut sind und erwarten lassen, dass sie ihren englischen Brüdern in
keiner Weise nachstehen werden; zudem ist die Fabrik in Wiens nächster
Nähe, so dass der Betrieb einer Anlage mit derartigen Accumulatoren an-
fänglich leicht von Fachmännern überwacht werden kann, und so wird
Jemand, der sich herbeilässt, seine Beleuchtungsanlage mittelst Accumulatoren
zu vervollkommnen, dabei nicht so viel riskiren, als es bisher den Anschein
hatte, und es iüt im Interesse der Elektrotechnik zu hoifen, dass wir recht
bald von der ersten recht gelungenen Accumulatorenanlage in Wien zu
hören bekommen, denn wenn auch eine Anlage mit Accumulatoren theuerer
kommt, ohne als eine solche Aushilfe, so werden doch bis jetzt die Accumulatoren
das fehlende Glied der elektrischen Beleuchtung genannt, und es ist zu er-
warten, dass die elektrische Beleuchtung einen kräftigen Aufschwung» erfährt,
sobald das Vertrauen zu den Accumulatoren gehörig Wurzel geschlagen hat.
(Vor kürzester Zeit [Anfang April 1887] hat nun die „k. k. priv. all-
gemeine österreichische Bodencredit-Anstalt" in ihrem neuen Prachtgebäude,
Teinfaltstrasse Nr. 6, das eben fertig wird, und wo die bekannte Firma
B. Egger die Glühlichtbeleuchtung eingerichtet hat, eine Batterie von fünf-
undfünfzig grossen Accumulatoren Nr. l aus der Baumgar tn er P'abrik
aufgestellt, weitere 55 Zellen Nr. l wurden auch kürzlich in's Lainzer
295
kaiserliche Lustschloss gebracht; hoffentlich lässt sich recht Erfreuliches
über das Verhaltea dieser Apparate berichten,)
Schliesslich sei noch die Bemerkung erlaubt, dass die Accumulatoren
vieleicht geeignet wären, eine Naturkraft auszunützen, die ausserordentlich
billig und in Wien und dessen Umgebung besonders reichlich zu haben ist,
nämlich den Wind 5 und die Idee, z. B. eine Villa mittelst eines Windrades
elektrisch zu beleuchten, erscheint vielleicht heute, in einer Zeit, wo man
es versteht, die so unregelmässige Bewegung eines Eisenbahnzuges zu dessen
Beleuchtung zu benützen, nicht gar zu gewagt.
Niederösterreichische Gewerbe-Ausstellung 1888.
Diese, unter dem Protectorate Sr. kais. Hoheit des Herrn Erzherzogs
Carl Ludwig im nächsten Jahre stattfindende Ausstellung wird auch ein
Abbild des Standes der Elektrotechnik in unserem Vaterlande bieten ; be-
sonders wird die elektrische Beleuchtung, ohne welche gegenwärtig eine
derartige Veranstaltung schwer denkbar ist, eine grosse Rolle bei dieser
Ausstellung spielen.
Aber auch die anderen Zweige der vielberufenen jungen Industrie
sollen Beweise ihres Könnens vor den Augen eines, wie wir hoifen zahl-
reichen und aus fernen Landen herbeiströmenden Publicums entfalten, denn
gerade Landes- Ausstellungen, welche „im kleinsten Punkt die grösste Kraft"
entwickeln, erfreuen sich in letzter Zeit mit Fug und Recht grosser Beliebt-
heit. Wir wissen nun aus Erfahrung, dass nichts so sehr die Arbeiten der
Installation zu fördern vermag, als die rechtzeitigen Anmeldungen Seitens
der Aussteller; nur die Pünktlichkeit in Einhaltung des Anmeldetermins
ermöglicht eine, für das Gelingen solch' grosser Veranstaltungen unumgäng-
lich nöthige Disposition, während die späteren oder gar zu späten An-
meldungen eine Fluth von Schwierigkeiten und Beschwerden entfesseln.
Solche Erwägungen sind es, welche uns im Interesse der, durch ihre Be-
deutung als Jubiläumsfeier der vierzigjährigen Regierung Sr. Majestät des
Kaisers genugsam charakterisirten Ausstellung sowohl, als auch im Interesse
der Aussteller selbst veranlassen, die Letzteren an die Nothwendigkeit der
Einhaltung des Anmeldetermins rechtzeitig zu erinnern.
Telegraphentaster für die amerikanische Ruhestrom-
schaltung.
Von LADISLAV FIEDLER.
In der Telegraphentechnik hat die amerikanische Ruhestromschaltung
grosse Verbreitung gefunden, indem sie die Vortheile des Arbeitsstrom- und
des gewöhnlichen Ruhestrombetriebes verbindet, und die bei dem letzteren
nothwendige Umgestaltung des Schreibhebels des Farbschreib-Apparates,
welcher ohne Relaisübertragung direct in die Leitung eingeschaltet wird,
entbehrlich macht.
Da es sich aber bekanntlich bei der amerikanischen Schaltungsweise
für den Ruhestrom darum handelt, dass der beständig durch die Leitung
circulirende Linienstrom vor Beginn des Telegraphirens unterbrochen und
nach Beendigung der Vermittlung wieder dauernd geschlossen wird, was
allerdings nicht von der Hand des Telegraphisten abhängen darf, sind ver-
schiedene Telegraphentaster construirt worden, bei welchen die erwähnten
Unterbrechungen und Stromschlüsse durch eine besondere Vorrichtung und
automatisch geschehen.
296
Den Fie d 1 e r'schen Telegraphentaster, der diesem Zwecke vollständig
entspricht, stellen uns die Fig. i, 2 und 3 dar.
Der Arbeitscontact des Tasters a (Fig. l) wird durch einen Stift
gebildet, welcher sich in der Bohrung des Tasterkörpers bewegt, und durch
die in der Versenkung des Körpers sich befindliche Spiralfeder ^ gegen den
Amboss A gedrückt wird, wodurch der Strom geschlossen ist.
An der unteren Fläche des Tasterkörpers ist der um die Schraube s
drehbare Hebel E E^ angebracht, welcher in die Feder p ausläuft, und da
sich diese gegen den Stift c stemmt, durch dieselbe gegen den Arbeits-
contact a gedrückt wird.
Fig. 2.
Fie. I.
Fig. 3-
Der Tasterknopf besteht aus zwei Theilen, nämlich dem festen Ä^ und
dem beweglichen K-^, welcher um o drehbar, durch die in einer Aushöhlung
des Knopfes angebrachte Feder links gedrückt wird, so dass ein mit ihm
verbundener Hebel H H, welcher durch eine Bohrung des Tasterkörpers
durchgeht , den Hebel E E-^ von dem Arbeitscontacte zu entfernen
bestrebt ist.
F'ängt der Telegraphist an zu telegraphiren, so drückt er zunächst den
beweglichen Theil des Knopfes gegen K und der Hebel H H bewegt sich
mit seinem unteren Ende nach links (Fig. 3); wird nun der Tasterkörper
niedergedrückt, so wird auch der Arbeitscontact a in den Tasterkörper so
weit hineingedrängt, bis der Hebel E E^ in die Rinne r, mit welcher der
Arbeitscontact versehen ist, einfällt, und so diesen letzteren mit dem Körper
fest verbindet; es wird jetzt wie mit einem gewöhnlichen Taster corre-
spondirt.
Wenn dann nach Beendigung der Depesche der Druck auf Ky aufhört,
so wird dieser Theil durch die Feder f in seine frühere Lage gebracht, der
Arm H H kehrt ebenfalls in seine ursprüngliche Lage zurück, wirkt auf den
Hebel E E-^, so dass dieser aus der Rinne des Arbeitscontactes tritt, wo-
durch der letztere frei und durch die Spiralfeder gegen den Amboss gedrückt
wird, so dass der Strom wieder dauernd geschlossen ist.
(„Cesky mechanik.")
297
Nachtrag zu den Vereinsnachrichten.
Aufruf an die P. T. Vereinsmitglieder
Der im September 1887 in Wien sich versammelnde VI. Internationale
Congress für Hygiene und Demographie hat in sein Programm auch die
Abhaltung einer „Internationalen hygienisch-demographischen Ausstellung"
einbezogen und in einem offenen Einladungsschreiben vom l. April 1887
alle Fachkreise zur Betheiligung aufgefordert.
Das Ausstellungs-Comite hat den „Elektrotechnischen Verein in Wien"
in collegialer Weise zur Betheiligung an dieser Ausstellung, eventuell zur
Veranstaltung einer speciellen Collectiv-Exposition mit Rücksicht auf den
Umstand eingeladen, als das Gelingen einer derartigen Ausstellung sowohl
den Verein als solchen, wie auch jedes einzelne Vereinsmitglied zweifelsohne
interessiren würde.
Im Hinblick auf die Tendenzen unseres Vereines, auf dessen Statuten-
massige Wirksamkeit, 7.u welcher speciell die Förderung, bezw. Veran-
staltung von Fachausstellungen gehört, ferner im Hinblick auf das naturge-
mässe Interesse, welches die Vereinsmitglieder haben müssen, ihre Arbeiten
und Leistungen einem autoritativen Kreise von Fachgenossen, Gelehrten
und Forschern aus allen Ländern vorzuführen, haben wir Schritte eingeleitet,
um eine derartige Collectiv-Ausstellung durchzuführen.
Wir beehren uns nun hiemit alle unsere Mitglieder des In- und Aus-
landes dringend einzuladen, nicht nur sich innerhalb der durch das Regle-
ment angegebenen Grenzen an dieser Fachausstellung zu betheiligen, sondern
auch in ihren Kreisen zur erfolgreichen Förderung der Ausstellungszwecke
nach besten Kräften zu wirken. Die Seitens der Organisations-Commission
des Congresses erlassene officielle Einladung zur Betheiligung, sowie das
Ausstellungs-Reglement, sind vollinhaltlich hier angeschlossen. Indem wir
auf die Artikel V und XV dieser Bestimmungen hinweisen, nach welchen
die Anmeldungen spätestens am 30. Juni 1887 erfolgt sein sollen, ersuchen
wir, dieselben entweder direct an das Ausstellungs-Comite (Wien, L, Renn-
gasse 20), oder an unseren Verein (I., Nibelungengasse 7) ergehen zu
lassen.
Wien, am 27. Mai 1887.
Der Präsident :
Rud. Grimburg m. p.
Der Obmann des Specialausstellungs-Comite: Der Schriftführer:
O. Volkmer m. p. F. Bechtold m. p.
298
VI. Internationaler Congress für Hygiene nnd Demographie
zu Wien 1887.
Unter dem hohen Protectorate Sr. k. und k. Hoheit des durchlauchtigsten
Kronprinzen Erzherzog Rudolf.
Einladung zur Theilnahntie
an der
Inlernalioiialen MeniscMeffloirapIiisclien Ausstellung zu Wien 1887.
Unter dem hohen Protectorate Seiner kaiserlichen und königlichen
Hoheit des durchlauchtigsten Kronprinzen Erzherzog Rudolf, wird am
26. September 1887 der VI. Internationale Congress für Hygiene und De-
mographie zu Wien zusammentreten.
In das Programm dieses Congresses ist die Veranstaltung einer Special-
Ausstellung hygienisch-demographischer Objecte aufgenommen worden, einer
Ausstellung, deren Umfang wohl durch ihre kurze Dauer und durch die
verhältnissmässige Beschränkung der verfügbaren Räumlichkeiten begrenzt
ist, deren Inhalt aber durch ihr internationales Gepräge, sowie durch die
allgemeine Bedeutung und die Neuheit des Gebotenen die volle Aufmerk-
samkeit der Fachkreise zu fesseln berufen sein wird.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass die Veranschaulichung der neuesten
Forschungen und Errungenschaften auf den weiten Gebieten der Hygiene
und Demographie, durch directe Vorführung einschlägiger Pläne, Projecte,
Instrumente und Verlahrungsweisen etc. ein wirksames Mittel zur Erreichung
der Ziele des Congresses abzugeben im Stande sein wird.
Von diesem Gesichtspunkte aus, ergeht daher an alle Personen und
Corporationen, w^elche zur Förderung der Hygiene und Demographie be-
rufen sein können, die Einladung, sich an der internationalen hygienisch-
demographischen Ausstellung zu Wien 1887 zahlreich und zweckwürdig be-
theiligen zu wollen.
Die Ausstellung findet im neuen Universitäts-Palaste in Wien, I. Bezirk,
Franzens-Ring, in der Zeit vom 26. September bis 2. Oktober 1887, auf
Grundlage des erlassenen Ausstellungs-Reglements, statt und sind die An-
meldungen zur Theilnahme vor dem 30. Juni 1887, an das Ausstellungs-
Comite, Wien, L, Renngasse 20, zu richten.
Die „Allgemeinen Bestimmungen für die Ausstellung", sowie die An-
meldungs-Formulare werden vom Ausstellungs-Comite auf Wunsch verabfolgt.
Wien, I. April 1887.
Für die Organisation s-Commission des Congresses:
Der Präsident:
Dr. F. R. V. Schneider.
Der geschäftführende General-Secretär :
F. R. V. Gruber.
Für das Ausstellungs-Comite:
Der Obmann :
Th. R. V. Goldschmidt.
299
Allgemeine Bestimmungen.
I. Zweck der Ausstellung.
Während der Abhaltung des VI. Internationalen Congresses für Hygiene
und Demographie zu Wien 1887 wird eine Ausstellung von, dem Gegen-
stande des Congresses verwandten Objecten stattfinden.
Diese Ausstellung soll ein Corollar der Congress- Verhandlungen bilden
und den Congress-Mitgliedern Gegenstände vorführen, welche wegen ihrer
Neuheit und Bedeutung die Aufmerksamkeit weiterer Kreise verdienen.
Die Ausstellung wird den internationalen Charakter wahren.
II. Gegenstand der Ausstellung.
Als auszustellende Gegenstände sind in Aussicht genommen : Pläne aus-
geführter oder projectirter Objecte und Anlagen, Modelle, Tabellen, Bücher,
Zeitungen, Denkschriften, Bilder, Photographien, Muster, Materialien, Präparate,
Instrumente, Werkzeuge, Utensilien, kleinere Maschinen etc. etc., welche mit
der Hygiene und Demographie in irgendwelchem Bezüge stehen.
III. Ort der Ausstellung.
Die Ausstellung findet in den, dem Congresse zur Verfügung ge-
stellten Räumen des neuen k. k. Universitätsgebäudes, Wien, I., Franzens-
Ring statt.
IV. Dauer der Ausstellung.
Die Ausstellung soll sich auf die Dauer des VI. Internationalen Con-
gresses für Hygiene und Demographie zu Wien 1887 beschränken, daher
Montag, 26. September 1887 beginnen und Sonntag, 2. October 1887 ge-
schlossen werden.
Die täglich zum Besuche bestimmten Stunden werden seinerzeit be-
kanntgegeben werden.
V. Anmeldung zur Ausstellung.
Anmeldungen zur Ausstellung sollen an das Ausstellungs-Comite des
Congresses spätestens am 30. Juni 1887 erfolgt sein.
Zugleich mit der Anmeldung der Objecte ist eine präcise, kurz-
gefasste und übersichtliche Beschreibung, nach vorgeschriebenem Formulare
einzureichen.
VI. Auswahl der Au s s t el 1 u n g s - O b j e c t e.
Das Ausstellungs-Comite behält sich vor, die angemeldeten Ausstellungs-
Objecte in Bezug auf ihren sachlichen Zusammenhang mit den Zwecken des
Congresses, sowie auch mit Rücksicht auf den disponiblen Ausstellungsraum
zu püfen und über die Annahme oder Rückweisung solcher Objecte zu be-
schliessen.
VII. Classification der Ausstellungs-Objecte.
Das Classifications-System behufs Gruppirung der Ausstellungsgegen-
stände wird vom Ausstellungs-Comite seinerzeit festgestellt werden.
300
VIII. Ausstellungs-Katalog.
Ein auf Grundlage der von den Ausstellern beigebrachten kurzen Be-
schreibungen systematisch verfasster Katalog der ausgestellten Objecte soll
den Besuch der Ausstellung erleichtern.
Dieser Katalog wird in Druck gelegt und an die Congress-Mitglieder
und Aussteller unentgeltlich vertheilt.
IX. Zuweisung des Ausstellungs-Platzes.
Der nach Maassgabe des verfügbaren Raumes den Ausstellern zuge-
wiesene Ausstellungsplatz wird unentgeltlich überlassen, sohin eine Platz-
miethe nicht eingehoben.
X. Uebersendung der Ausstellungs-Objecte.
Die Zusendung, sowie die Rücksendung der Ausstellungsgegenstände
erfolgt auf Rechnung und Gefahr der Aussteller.
XI. Versicherung der Austellungs-Objecte.
Die ausgestellten Objecte werden auf Verlangen der Aussteller, auf
Rechnung derselben in Versicherung gegeben.
XII. Beaufsichtigung der übersandten Objecte.
Das Ausstellungs-Comite wird dafür bemüht sein, dass die einge-
sandten Ausstellungsgegenstände vor Schaden geschützt bleiben, und dass,.
insoweit dies überhaupt möglich ist, zur Sicherung des geistigen Eigen-
thums von den ausgestellten Documenten keine Abschriften genommen
werden.
XIII. Besucher der Ausstellung.
Die Ausstellung ist in erster Linie für die Congress-Mitglieder be-
stimmt, welche unentgeltlichen Zutritt zu derselben geniessen.
Das Ausstellungs-Comite behält sich jedoch vor, die Ausstellung dem
Publicum, unter später festzustellenden Bedingungen zugänglich zu machen.
XIV. Ausstellungs-Bericht,
Nach Schluss der Ausstellung wird Seitens des Ausstellungs-Comites
ein Bericht über dieselbe verfasst werden, welcher die wissenschaftlichen,
financiellen und administrativ - statistischen Ergebnisse derselben behan-
deln soll.
Dieser Ausstellungsbericht wird den Congress-Mitgliedern und Aus-
stellern unentgeltlich zugeniittelt werden.
XV. Ausstellungs-Comite.
Zur Durchführung sämmtlicher Ausstellungsgeschäfte ist von der Organi-
sations-Commission des Congresses ein Ausstellungs-Comite berufen. Alle
einschlägigen Zuschriften und Anfragen sind an das „Ausstellungs-Comite
des VI. Internationalen Congresses für Hygiene und Demographie, Wien
1887", Wien, I. Bezirk, Renngasse 20, 2. Stock, zu richten.
301
Aus dem Anzeiger der k. Akademie der \Vi.ssenschaften.
Der Reichs-Finanzminister hat
in einer Sitzung seine Bereitwilligkeit aus-
gesprochen , die von dem Direclor der
k. k. nautischen Schule in Lussinpiccolo ,
Herrn Eugen Gel eich, mit Unterstützung
der kaiserlichen Akademie der Wissen-
schaften beabsichtigte Bereisung von Bos-
nien nnd der Herzegowina zum Zwecke
erdmagnetischer Untersuchungen
durch die Behörden und öffentlichen Organe
dieser Länder in thunlichster Weise fördern
lassen zu wollen und übermittelte gleichzeitig
eine zu Händen des Herrn Gel eich ausge-
fertigte offene Ordre des k. und k. Reichs-
Finanzministeriums,
Herr Prof. E. Mach in Prag über-
sendete eine Arbeit des Herrn H. Luggin:
,Eine einfache Methode zur Ver-
gleichung magnetischer i"' eider' und
eine im physikalischen Institute der deutschen
Universität zu Prag ausgeführte Arbeit des
Assistenten Herrn G. Jaumann: ,Ueber
ein Schutzring - Elektrometer mit
CO ntinuirli eher Ablesung*.
Prof, Albert von Ettingshausen legte
vor: »Die W i de r st a nds - V er an de-
rungen von Wismuth, Antimon und
Tellur im magnetischen Felde*.
In der Abhandlung werden zunächst
die Resultate von Messungen mitgetheilt,
welche der Verfasser anstellte, um die Con-
Sequenzen der von Prof. Boltzmann auf-
gestellten Theorie des Hall 'sehen Phänomens
zu prüfen.
Nach dieser Theorie soll der Widerstand
einer rechteckigen Platte im magnetischen
Felde vergrössert erscheinen, sobald man die
durch H a 1 l'sche Wirkung veranlassten Ströme
zu Stande kommen lässt ; ebenso soll in
einer kreisförmigen Platte, die in der Rich-
tung ihrer Radien von einem Strome durch-
flössen wird, eine Widerstandsvermehrung in
Folge Hall'scher Wirkung auftreten.
Der Betrag der Widerstandszunahme ist
sehr gering, da diese mit A2 proportional ist,
wo h das Product aus elektrischer Leitungs-
fähigkeit, Drehungsvermögen und Intensität
des magnetischen Feldes bedeutet. Bei Wis-
muth werden die Messungen dadurch er-
schwert, dass diese Substanz auch unabhängig
von Hall'scher Wirkung im Magnetfelde
eine sehr beträchtliche Widerstandszunahme
zeigt, gegen welche die zu beobachtende nur
gering ist.
Es ist dem Verfasser gelungen, die
Theorie .-^owohl durch Experimente mit einer
rechteckigen als auch durch solche mit kreis-
förmigen Wismuthplatten in recht befriedi-
gender Weise zu bestätigen.
Derselbe untersuchte ferner das Ver-
halten von Antimon und Tellur, und fand,
dass auch bei diesen die Einwirkung mag-
netischer Kräfte eine Vergrösserung des
elektrischen Leitungswiderstandes hervorruft ;
doch ist der Betrag der Widerstandsver-
mehrung viel geringer, als bei Wismuth,
Bei den Messungen an Tellur veranlasst
das ausserordentlich grosse Drehungsvermögen
dieser Substanz eine Complication der Er-
scheinungen, für welche sich jedoch an der
Hand früherer Erfahrungen über die Hall-
sche Wirkung die Erklärung finden liess.
Trotz des enorm grossen Drelivermögens
des Tellurs übertrifft doch der Werth von h
für Wismuth, bei den unter gewöhnlichen
Verhältnissen erreichbaren Intensitäten des
magnetischen Feldes, jenen für Tellur um
mehr als das Doppelte. Für Antimon, welches
nach Tellur und Wismuth das grösste Dreh-
vermögen (soweit bis jetzt bekannt) hat, ist
h viel kleiner.
Herr Wilhelm Peukert, Ingenieur am
elektrotechnischen Institute der k. k. tech-
nischen Hochschule in Wien, überreichte eine
Abhandlung: »Ueber die Erklärung des
Waltenhof en'schen Phänomens der
anomalen M agn et isirun g*.
Der Verfasser hat die zuerst von Dr.
A. V. Waltenhofen beobachtete Erschei-
nung der anomalen Magnetisirung des Eisens
auch bei einer solchen Versuchsanordnung
wiederholt constatirt, bei welcher die von
G. Wiedemann als Ursache der Er-
scheinung angenommenen Extraströme aus-
geschlossen waren.
Es war nämlich die Anordnung so ge-
troffen, dass die Elektricitäten, welche die
von Wiedemann zur Erklärung der Er-
scheinung angenommenen rückläufigen Extra-
ströme bilden, durch einen vor plötzlicher
Stromunterbrechung an die Magnetisirungs-
Spirale angelegten Nebenschluss sich aus-
gleichen konnten. Der Verfasser findet darin
einen weiteren Beleg für die Richtigkeit der
V. Waltenhof en'schen Erklärung der ano-
malen Magnetisirung.
Herr Regierungsrath Prof. E. Mach in
Prag übersendete eine mit Herrn Professor
P. Sa Ich er in Fiume ausgeführte Arbeit:
, Photographische Fixirung der
durch Projectile in der Luft ein-
geleiteten Vorgänge*.
Ferner theilt Herr Prof. Mach mit,
dass bei einer gemeinschaftlich mit Herrn
Med. Cand. F. Hai seh ausgeführten Arbeit
die durch den Stross elektrischer Funken in
Glasstäben erzeugten mit einer Geschwindig-
m
keit von etwa 4800 -j^ fortschreitenden
Schallwellen in polarisirtem Licht bei Moment-
beleuchtung photographisch fixirt werden
konnten. Auch die Verdichtungscurve dieser
Schallwellen konnte durch Combination des
die Schallwelle aufnehmenden Glasstabes mit
einem gebogenen Glasstabe sichtbar gemacht
werden. Ebenso wurden nun auch die in
einer früheren Arbeit beschriebenen »secun-
dären Wellen* in der Luft photographisch
fixirt.
302
Herr Prof. V. v. Lang überreichte eine
Arbeit von Herrn Dr. E. Lech er: ^Neue
Versuche über den galvanischen
Lichtbogen*.
Der Verfasser, welcher glaubt, dass eine
elektromotorische Gegenkraft im Lichtbogen
aus den bis jetzt gemachten Versuchen sich
nicht folgern lasse, zeigt durch Messungen
mittelst Elektrometer, dass bei Elektroden
von Kohle, Platin, Silber und Kupfer die
Temperatur der Elektroden direct die Poten-
tialdifferenz beeinflusse. Durch Erhitzen und
Abkühlen kann man die Potentialdifferenz
der genannten Elektroden ziemlich beträcht-
lich steigern oder mindern.
Weitere Versuche beweisen, dass der
elektrische Lichtbogen zwischen Eisen und
Platin ein discontinuirlicher ist, und dass der
Sitz dieser Erscheinung am negativen Pole
liegt. Diese Thatsache dürfte im Zusammen-
hange mit der räumlichen Ausbreitung des
Stromes im Lichtbogen am ungezwungensten
die Grösse und Constanz der Potential-
differenz der Elektroden erklären.
Herr Hofrath Prof. Stefan überreichte
eine für die Sitzungsberichte bestimmte Ab-
handlung: ^Ueber veränderliche elek-
trische Ströme in dicken Leitungs-
drähten*.
Gewöhnlich wird angenommen, dass
ein veränderlicher Strom ebenso wie ein
constanter den Querschnitt des Leitungs-
drahtes in gleichförmiger Dichtigkeit erfüllt.
Dies kann nur der Fall sein, wenn die
elektromotorische Kraft für jeden der elemen-
taren Fäden, in welche man den Leitungs-
draht zerlegt denken kann, dieselbe Grösse
hat. Wenn auch die äusseren Kräfte dieser
Bedingung genügen, so ist es bezüglich der
Wirkungen der Selbstinduction nicht der
Fall und hat die Verschiedenheit derselben
für verschiedene Fäden des Drahtes eine
ungleichförmige Vertheilung der Stromdichte
zur Folge.
In besonderen Fällen lässt sich diese be-
rechnen. Es hat schon Maxwell eine
solche Rechnung für den Fall eines langen
geradlinig gespannten Drahtes ausgeführt und
ist dieselbe von Lord R a y 1 e i g h insbe-
sondere mit Rücksicht auf periodische Ströme
vervollständigt worden.
In der vorgelegten Abhandlung wird
dieselbe Aufgabe in einer anderen Weise be-
handelt, welche zwei Vortheile bietet. Erstens
lässt sie erkennen, dass die gewonnenen
Resultate nicht auf den speciellen Fall eines
geraden Drahtes beschränkt sind, sondern
nach Aenderung eines numerischen Coeffi-
cienten auch für kreisförmig geschlossene oder
in Curven gebogene Drähte gelten, sobald
der Krümmungsradius der Curve gross ist im
Vergleich zur Dicke des Drahtes. Zweitens
führt die neue Rechnungsweise 2U einem
leicht verständlichen Bilde der zu bestimmen-
den Vorgänge, so dass man über die Art
derselben oline specielle Rechnungen sich
sofort Orientiren kann.
Die Differentialgleichungen, welche für
die Stromdichte abgeleitet werden, haben
nämlich dieselbe Form, wie die Gleichungen
für die Temperatur in den verschiedenen
Theilen eines cylindrischen Körpers oder
Drahtes, der nur durch seine Mantelfläche
Wärme durch Strahlung an den umgebenden
Raum abgibt oder aus demselben empfängt.
Wird ein in allen Theilen gleich warmer
Cylinder plötzlich in einen Raum von con-
stanter, aber höherer Temperatur gebracht,
so steigt die Temperatur zuerst in der Ober-
fläche und in den ihr benachbarten Schichten,
dann erst in den inneren, bis der Cylinder
gleichförmig zur Temperatur des umgebenden
Raumes erwärmt ist. Aehnlich verhält es
sich mit einem Leitungsdrahte, in den plötz-
lich eine constante elektromotorische Kraft
eingeschaltet wird. Die Wirkung dieser Kraft
gleicht der Einstrahlung von Wärme. Der
Strom gelangt zuerst in den peripherischen
Schichten des Drahtes, erst später in den
inneren Schichten und zuletzt in dem cen-
tralen Faden zu seiner definitiven Dich-
tigkeit.
In entgegengesetzter Weise verläuft der
Extrastrom nach Ausschaltung der elektro-
motorischen Kraft. Sein Verlauf gleicht der
Abkühlung eines Drahtes, der aus einem
Räume von höherer in einen Raum von
tieferer Temperatur gebracht wird.
Wird ein cylindrischer Körper in einen
Raum gebracht, dessen Temperatur sich
periodisch ändert, so stellt sich ein definitiver
Zustand der Temperaturvertheilung in dem-
selben der Alt ein, dass die Temperatur in
allen Schichteh die periodischen Schwankun-
gen mitmacht. Die Amplituden der Schwan-
kungen nehmen jedoch gegen die Achse hin
ab, u. zw. umso rascher , je kürzer ihre
Periode ist. Zugleich haben die Schwankungen
in den verschiedenen Schichten verschieden-
Phasen, so dass z. B. die Maxima in jeder
Schichte umso später eintreten, je weiter
dieselbe von der Oberfläche entfernt ist.
In derselben Weise stellt sich auch ein
definitiver Zustand der elektrischen Strömung
in einem Leitungsdrahte her, wenn dieser
unter dem Einfluss einer periodisch variirenden
elektromotorischen Kraft steht. Macht diese
z. B. 250 ganze Schv/ingungen in der Se-
cunde, so ist in einem Eisendrahte von 4 Mm.
Durchmesser die Amplitude der Stromdichte
in der Oberfläche des Drahtes mehr als
2'5mal so gross, als in der Achse. Für eine
doppelt so hohe Schwingungszahl haben die
Schwingungen des Stromes in der Oberfläche
eine fast sechsmal grössere Amplitude, als
jene in der Achse. Die Phasendiff"erenz be-
trägt in dem ersten Falle nahe ein Drittel,
im Zweiten die Hälfte einer Schwingungs-
dauer, so dass die Strömung in der Ober-
fläche die entgegengesetzte Richtung von
jener in der Achse des Drahtes hat. Die
Magnetisirungszahl des Eisens ist bei diesen
Rechnungen = 12 gesetzt.
In Drähten aus nicht magnetisirbaren
Substanzen sind bei gleicher Dicke diese
303
Unterschiede viel kleiner, u. zw. umso kleiner,
je grösser der specifische Widerstand der
Substanz ist. In einem Kupferdrahte von
4 Mm. Durchmesser sind die Amplituden der
Stromschwingungen für den Fall, dass von
denselben 500 auf die Secunde kommen, in
der Oberfläche des Drahtes nur um l'4^o
grösser, als im mittleren Faden. Hingegen
bietet ein Kupferdraht von fünffacher Dicke
dieselben Verhäliuisse dar, wie ein Eisendraht.
Der Umstand, dass die inneren Schichten
eines Drahtes im geringeren Maasse an
der Stromleitung sich betheiligen, ja auch
die Elektricität im Vergleich zu den ober-
tlächlichen Schichten in entgegengesetzter
Richtung führen, hat eine Erhöhung des
Widerstandes des Drahtes zur Folge. Der
Verbrauch an Energie ist in einer Leitung,
welche von einem veränderlichen Strom durch-
flössen wird, immer grösser, als er nach den
gewöhnlichen Kegeln berechnet wird. Die
Erhöhung des Widerstandes beträgt in einem
Eisendrahte von 4 Mm. Digke bei 250 oder
500 Schwingungen 48 oder loo^^ des wahren
Widerstandes desselben.
Dieselben Umstände, welche den Wider-
stand des Drahtes erhöhen, bewirken zugleich
eine Verminderung der Selbstinduciion. Die
ungleichförmige Vertheilung der Stromdichte
ist deshalb nicht immer mit einer Schwächung
der Stromstärke verbunden, für Ströme von
hoher Schwingungszahl ist das Ergebniss das
entgegegesetzte, die Stromstärke wird in
Folge der Ungleichförmigkeit der Stromdichte
viel grösser, als sie bei gleichförmiger Ver-
theilung sein könnte.
KLEINE NACHRICHTEN
Brand im neuen Burgtheater in Wien.
Vor einigen Tagen brach im neuen, noch
nicht fertigen Burgtheater ein Brand aus,
welcher durch einen Kurzschluss von bis jetzt
noch nicht festgestellter Beschaffenheit herbei-
geführt worden ist. Der Brand wurde noch
vor Ankunft der Feuerwehr unterdrückt, und
einen irgendwie nennenswerthen materiel-
len Schaden hat der unangenehme Zwischen-
fall nicht zur Folge gehabt. Dagegen kann
der moralische Effect, den eine, durch die
Elektricität entstandene Feuersbrunst herbei-
zuführen vermöchte, nicht scharf genug her-
vorgehoben werden. Man hat anlässlich der,
leider immer häufiger werdenden Brände in
den Theatern mit ihren grässlichen Begleit-
erscheinungen immer auf die Nothwendigkeit
der Einführung elektrischer Beleuchtung in
diesen Räumen hingewiesen, und mit Recht !
Eine solid angelegte und gewissenhaft ge-
leitete elektrische Anlage wird keinen
Theaterbrand hervorrufen ; wir können hier
mit Befriedigung auf die Leistungen der
österreichischen Elektrotechniker, welche be-
reits eine schöne Reihe von Schauspielhäusern
beleuchten, hinweisen ; in B r ü n n hat man
zu der von Brückner^ Ross & Cons.
hergestellten Beleuchtung in Folge ihrer ausge-
zeichneten Functionirung solches Vertrauen,
dass sogar die Nothbeleuchtung mit Glüh-
lampen eingerichtet werden konnte; ebenso
anstandslos geht die Beleuchtung in Prag, Carls-
bad, Budapest und Finme seit geraumer Zeit
vor sich. Die bezüglichen Firmen, die genannte,
dann Ganz & Comp., Kremenezky,
Mayer & Comp., haben eben die nöthige
Rücksicht für die ihnen gestellten Aufgaben
und besonders die Empfindung, dass der
ohnehin grossen Zahl von Hindernissen, mit
welchen die Elektrotechnik zu kämpfen hat,
nicht noch ein neues — der Hinweis auf
die Feuergefährlichkeit der Beleuchtung —
erstehen dürfe. Von der Firma Siemens
& Halske, welche das deutsche Theater
in Prag einrichten wird, lässt sich wohl
annehmen, dass sie — ihre Arbeiten mit
der ihres Weltrufes würdigen Genauigkeit
ausführen wird. Unsere übrigen Firmen:
Egger & Comp, hier und Franz Kfizik
in Prag, haben so grosse und so zahl-
reiche, anstandslos functionirende Anlagen
eingerichtet, dass man ihre Fähigkeit sich
solcher Fälle — wie der im Burgtheater
einer ist — zu erwehren, nicht bezweifeln
wird! Und doch hiess es, als man die Ar-
beiten für die beiden Hoftheater an fremd-
ländische Firmen vergab: ^Die Elektrotechnik
in Oesterreich stehe noch nicht auf der Höhe
der Zeitforderungen!* In London aber ver-
kündigte der Präsident der Imperial Conti-
nental Gas Association, dem das elektrische
Licht noch viel weniger ist, als dem Schau-
spieler im Hamlet die Hekuba — ^dass sie,
die Imperial Continental Gas- Association, an-
lässlich ihrer Arbeiten in Wien der Welt
etwas zeigen oder lehren werde* — so oder
ähnlich klang die Rede des jedenfalls von
seinen Untergebenen in Wien inspirirten
Herrn. Wir wollen alle malitiösen Bemer-
kungen, die hier leicht anzubringen wären,
unterdrücken ; es wird jedoch selbst dem Harm-
losesten die Frage auf die Lippen treten : Was
wäre aus der Elektrotechnik geworden, wenn
die Unachtsamkeit, die hier vorliegt, ernstere
Folgen gehabt hätte .'
Elektrische Heizung. Nach dem ,B.
I. d. E.* soll eine elektrische Gesellschaft
(Städtische Elektricitätswerke) in Berlin ihren
Abonnenten die Lieferung von Strom für
Beheizungszwecke anbieten. Der Preis des
Heizmaterials wird nicht angegeben. Die
Apparate sollen für's Kochen , Wärmen,
Braten etc. construirt sein.
Aus dem Geschäftsbericht der
deutschen Edisongeseilschaft für das
Jahr 1886 entnehmen wir, dass die Zahl
der von der Gesellschaft bis Ende 1886 in
Deutschland errichteten Anlagen etwa 260
beträgt, welche etwa 70.000 Glühlampen
304
und looo Bogenlampen enthalten. An Glüh-
lampen wurden im Jahre i886 verkauft etwa
90.000 gegen etwa 60.000 im Vorjahre.
^El. Anz.«
Die Anlage in der Bodencredit-
Anstalt von B. Egg er & Co. ausgeführt,
hat 55 grosse Schenek & Farbaky'sche
Accumulatoren in Betrieb.
Beleuchtung der Kahlenberg - Re-
stauration. Seit Pfingsten ist die elektrische
Beleuchtung dieses herrlichen Aussichts-
punktes nächst Wien fertiggestellt ; sie
umfasst 23 Bogen- und 40 Glühlichter.
Nächst der Station der Kahlenbergbahn steht
die Locomobile und führt der Strom der
von ihr betriebenen Compound-Dynamo von
105 Volt Klemmenspannung und 100 Amp.
durch zwei Drähtepaare, von welchen der
Einzeldraht den Durchmesser von 6 Mm.
hat. zum Schaltebrett in der Küche des
Restaurants ; von hier erst zweigen die 1 1
Stromkreise für die den Fussweg zum
Stationsgebäude beleuchtenden, parallel ge-
schalteten 22 Bogenlampen (eine Leitung
wird von der Dynamo direct zu einer Einzel-
lampe geführt) und der 12. Stromkreis für
die Glühlampen ab. Entsprechende Wider-
stände sind den Bogenlampen vorgeschaltet.
Die Anlage ist von Siemens & Halske
ausgeführt.
Die Firma Kremenezky, Mayer &
Comp, ist gegenwärtig mit Ausführung von
10 Installationen von zusammen über 2000
Glühlampen beschäftigt.
In Steyr ist eine Kraftübertragung
von loo HP. nach dem kürzlich erbauten
neuen Theil der Waffenfabrik in Ausführung
begriffen.
Den Dampfer „Kaiserin Elisabeth"
auf dem Bodensee hat die Firma K f i z i k
mit elektrischer Beleuchtung eingerichtet.
See-Telegraphie. Edison, der zur Zeit
auf Fort Angers in Florida weilt, beschäftigt
sich augenblicklich mit dem Problem des tele-
graphischen Verkehrs zwischen Schiffen auf
der See. Sein Verfahren soll von denen des
Prof. Trowbridge und Graham Bell's
durchaus verschieden sein. Diese beiden
Letzteren lassen Drähte in das Wasser hängen
und entladen durch dieselben Elektricität,
was durch das Telephon auf dem anderen
Schiffe wahrgenommen werden kann. Edison
dagegen will die akustische Leitungsfähig-
keit des Wassers benützen und die Zeichen
durch kurze und längere Explosionen,
welche mittelst des Telephones gehört werden
sollen, wahrnehmbar machen. Es gelang ihm,
auf diese Weise zwischen zwei, mehrere
Meilen voneinander entfernten Schiffen, zu
telegraphiren. Er gedenkt, sein Verfahren
noch wesentlich zu vervollkommnen.
■ ,E1. Anz.»
KeudaU's Thermoelement. Herr J. A.
Keudall hat ein neues Thermoelement er-
funden, das aus zwei Metallen mit einer aus
einer salz- oder glasartigen Masse gebildeten
Zwischenschicht besteht. Die eine Platte
steht mit Wasserstoff, die andere mit heisser
Luft oder Sauerstoff in Verbindung. Für
das Metall kann mau Platin, Gold, oder
Eisen nehmen. Als Zwischenmittel dient
Thon, der mit Chlornatrium oder -Kalium
gesättigt ist, oder auch Chamottestein, der
von einem glasartigen Stoff durchsetzt wird.
Wird das Element erhitzt , so geht der
Wasserstoff durch die Zwischenschicht und
verbindet sich mit dem Sauerstoff. Die Pole
der Batterie bilden die beiden Metallplatten.
Telephon Brüssel-Paris, Bekanntlich
hat den beiden Verwaltungen, welche diese
Verbindung hergestellt haben, von Anfang
an die Aufgabe vorgeschwebt, dieselbe den
Abonnenten der Telephonanlagen beider
Städte zugänglich zu machen, d. h. zu er-
möglichen, dass vom Theilnehmer in einem
Netze zu jenem des anderen direct gesprochen
werden könne. Die belgische Telegraphen-
verwaltung hat nun bereits mit der Com-
pagnie beige du Telephone Bell ein dies-
bezügliches Uebereinkommen getroffen, nach
dessen Bestimmungen dieser neue Dienst
geregelt werden soll.
Die Abonnenten von Brüssel können
hieuach entweder mittelst ihrer gewöhnlichen
oder mittelst einer auf ihr Verlangen her-
gestellten Doppelleitung zur Pariser Telephon-
linie in Verbindung gebracht werden. Im
letzteren Fallb zahlen die Abonnenten der
^Compagnie'' innerhalb eines Rayons von 3 Km.
jährlich (von der Centrale aus gerechnet)
Frcs, 100 und Frcs, 25 für jeden folgenden
Kilometer oder für ein Bruchtheil desselben.
Behelfen sich die Theilnehmer blos mit einem
Draht, so haben sie für ein Gespräch mit
Paris gerade so viel zu zahlen, als wenn sie
von einer öffentlichen Sprechstelle dahin
conversiren würden ; sie zahlen also ausser
ihrem gewöhnlichen Abonnement nichts als die
Sprechtaxe von Frcs. 3, aber — sie werden
offenbar über den Translator nicht gut
hören, nicht so gut wenigstens, als wie auf
dem Doppeldraht. Die Gesellschaft erhält
von der Staatsverwaltung für jede von ihr
hergestellte Verbindung eine im Vorhinein
zu bestimmende Entschädigung ; dieselbe
beträgt Cents. 20 — also gerade so viel
als für die im inländischen belgischen be-
stehenden interurbainen Verkehr. Die Er-
öffnung dieses Dienstes wird durch einen
Ministerial-Erlass festgestellt werden.
Aus der Schweiz. In der Domkirche
zu Chur wurde die elektrische Beleuch-
tung eingeführt; dieselbe soll trefflich func-
tioniren. — Im August wird die elektrische
Eisenbahn Vivis-Chillon eröffnet. — Die
Telephonverbindung Aar au -Basel ist ge-
sichert. »El. Anz.*
Verantwortlicher Redacteur; JOSEF KAREIS. - Selbstverlat; des Elektrotechnischen Vereins,
In Commission bei LEHMANN & WENTZBL, Buchhandlung f(lr Technik und Kunst,
Druck von R. SPIBS & Co. in Wien, V., Straussengasae 16.
Zeitschrift für Elektrotechnil<.
V. Jahrg. 1. Juli 1887. Heft VIL
Bericht über einen neuen Accumulator von Farbaky
und Schenek in Schemnitz.
Von Dr. A. von WALTENHOFEN in Wien.
Im März dieses Jahres wurde von den Herren Farbaky und
Schenek in Schemnitz, über deren vorzügliche Accumulatoren in dieser
Zeitschrift schon ausführlichere Mittheilungen erschienen sind, *) ein neuer
Accumulator an das elektrotechnische Institut zur Untersuchung eingesendet.
Bei der Herstellung dieses Accumulators waren die genannten
Herren hauptsächlich bestrebt, der Anforderung nachzukommen, im
Vergleiche mit den bisher erzeugten Accumulatoren bei gleichem Elek-
trodengewichte einen grösseren Entladungsstrom zu ermöglichen. Galt
bisher die Regel, dass auf i Kgr. Elektrodengewicht i Amp. zu
rechnen sei, so sollte beim neuen Accumulator diese normale Bean-
spruchung sehr bedeutend überschritten werden. Die Gewichtsverhält-
nisse des neuen Accumulators sind folgende. Gesammtgewicht 35 Kgr.,
Elektrodengewicht I5'5 Kgr., Säuregewicht 4'5 Kgr., Gewicht des
tnontirten Kastens 15 Kgr. Die Dicke der Blei- Ausfütterung des Kastens
beträgt 2 Mm., im Deckel 3 Mm., daher das grosse Gewicht.
Eine constructive Neuerung bei diesem Accumulator findet sich
an den Platten, welche sich von der gewöhnlichen Construction dadurch
unterscheiden, dass das Bleigitter grössere und kleinere Oeffnungen
hat, von welchen nur erstere mit Füllmasse ausgefüllt, die letzteren
dagegen, welche symmetrisch vertheilt zwischen den ersteren liegen,
leer gelassen sind. Diese Einrichtung hat den Zweck, einer Ausdehnung
-der Füllmasse Spielraum zu gewähren (durch Nachgiebigkeit der jede
Portion der Füllmasse umgebenden bleiernen Einfassung) und auf diese
Art einer Deformation (einem ^Buckeligwerden^'^) der Platten und den
damit verbundenen nachtheiligen Folgen vorzubeugen. Es sollen übrigens,
wie ich höre, auch bei den Platten älterer Construction derFarbaky-
Sc hen ek'schen Accumulatoren keine nachtheiligen Deformationen
dieser Art vorkommen.
Der Accumulator war gefüllt und geladen von Schemnitz ein-
gesendet worden. Nach der Ankunft wurde nachgeladen, wobei durch
einen Gummipfropf in der Mündung des Kastendeckels ein gläsernes
Abzugsrohr eingesetzt war, welches in einer Gaswanne unter Wasser
ausmündete, um die Untersuchung der entweichenden Gase zu ermög-
lichen. Sobald die Knallgas-Entwicklung der Art war, dass man die
Ladung als beendet ansehen konnte, wurde mit dem Laden aufgehört.
Die nun folgende Untersuchung, welche ich ganz den Herren
Ingenieuren des elektrotechnischen Institutes, nämlich Herrn Constructeur
Peukert und den Herren Assistenten Frisch und Zi ekler über-
liess, indem ich mich darauf beschränkte, von Zeit zu Zeit nachzusehen,
um die Ergebnisse der Messungen zu verfolgen, bestand aus vier
Beobachtungsreihen, welche sich auf je eine mehrstündige Entladung
bezogen. Die erste Entladung mit durchschnittlich 24.-06 Amp. dauerte
6 Stunden und 7 Min. Die zweite mit durchschnittlich 29-65 Amp.
*) Diese Zeitschrift, Bd. IV (1886), S. 242.
20
306
dauerte 5 Stunden. Bei der dritten und vierten waren durchschnittliche
Stromstärke und Entladungsdauer, bezw. 45 "59 Amp. durch 3 Stunden
15 Min. und 6075 Amp. durch 2 Stunden 10 Min. Die ausgeladenen
Ampere-Stunden und Watt-Stunden betrugen bei der ersten Versuchs-
reihe 1 58*74 und 3 15' 5 5 und bei der letzten 13171 und 260-89. Bei der
letzten Versuchsreihe betrug also der Entladungsstrom fast 4 Amp.
(etwas über 3-9) für i Kgr. Plattengewicht und wurden im Ganzen für
I Kgr. Plattengewicht 8' 5 Ampere-Stunden (i6-8 Watt-Stunden) dem
Accumulator entnommen. Dabei betrug die Abnahme der Klemmen-
spannung im Ganzen 10-95 % • B^i den geringeren Beanspruchungen waren
diese Verhältnisse natürlich entsprechend günstiger. Der Widerstand
des Accumulators änderte sich zwischen den Grenzwerthen 0002 und
0*004 Ohm in runder Zahl. Der Anfangswerth der elektromotorischen
Kraft war durchschnittlich 2- 18, der Endwerth i"98 Volt.
Reducirt man den Maximalwerth (6075) des angewendeten Ent-
ladungsstromes auf das Gesammtgewicht (35) des Accumulators, so
erhält man rund 1^/4 Ampere pro Kilogramm, wie bei den Tramcar-
Zellen der Electrical Power Storage Company.
Nach jeder der vier Entladungen wurde über Nacht eine Ladung
mit Hilfe einer Batterie anderer Accumulatoren vorgenommen und am
anderen Morgen noch mit der Dynamomaschine soweit fortgesetzt, *)
dass die zuvor entnommene Ladung wieder reichlich ersetzt war. Dabei
kamen nur Ströme von 15 Amp. und darunter zur Anwendung, während
ganz gut Anfangs mit 20 und später mit 15 — 10 Amp. hätte geladen
werden können. Weitere Messungen wurden bei der Ladung nicht
gemacht, als eben nöthig war, um die Anzahl der vom Accumulator
aufgenommenen Ampere-Stunden mit genügender Sicherheit festzustellen.
Eine Ermittelung des Wirkungsgrades war bei diesen Versuchen nicht
beabsichtigt; es sollte nur gezeigt werden, ob dieser Accumulator viel
höhere Beanspruchungen verträgt, als die gewöhnliche normale Bean-
spruchung von I Amp. für i Kgr. Plattengewicht, und wie sich die Pol-
spannung hält, wenn diese Entladungen von mehrstündiger Dauer sind.
Wir lassen nun die Zusammenstellung der Versuchsresultate folgen.
I. Entladung am 28. März 1887.
Entladungsstrom 24'o6 Amp. (Mittelwerth).
Potential-
Innerer
Zeit
E. K.
A
gefälle in
<
J.
A. St.
W. Sf.
Widerst.
w
2h 7'
2' 10
2-07
25-0
625
0"C02 Q
12-93
2h 22'
2-07
0
25-0
6-25
12-90
2h 37'
2' 06
0-49
25-0
24-95
5i-'S
Z^ 37'
2-04
1-45
24-9
24'45
49-39
4-^ 37'
2" 00
3-38
24*0
23-90
47-50
5^ 37'
1-98
4-35
23-8
23-65
46-71
öh 37'
1-97
4-83
23-5
23-40
45-52
7^ 37'
1-92
7-25
23-3
23 20
4431
8l> 7'
I "90
8-22
23-1
2-69
5-08
8h 14'
1-94
1-88
9-22
23-0
0-0026 Q
158-74
315 55
Dauer der Entladung : 6 Stunden 7 Min.
*) Dabei wurden aus ökonomischen Rücksichten immer zugleich noch andere Accumu-
latoren mitgeladen.
307
II. Entladung am 29. März 1887.
Entladung-sstrom 29-65 Amp. (Mittelwerth).
Potential-
Innerer
Zeit
E. K.
A
gefälle in
J.
A. St.
W. St.
Widerst.
3h 0'
2- 18
2 -08
30-4
7-60
15-81
0-0033 "
3^ 15'
2 -08
0
30-4
15-18
31-42
3^45'
2 -06
0-96
30-3
30- 15
61-50
4^45'
2 -02
2-89
30-0
29-90
60- 10
5^45'
2- 00
3-85
29-8
29-60
58-76
ob 45'
1-97
5 29
29-4
28-95
56-02
7^ 45'
I '90
8-65
28-5
7-II
13-51
St 0'
2-02
1-90
8-65
28-4
00042 ß
148-49
297- 12
Dauer der Entladung: 5 Stunden.
III. Entladung am 30. März 1887.
Entladungsstrom 45*59 Amp, (Mittelwerth).
Zeit
E. K.
Potential-
gefälle in
J.
A. St.
W. St.
Innerer
Widerst.
4^ 15'
4t 25'
4*» 35'
4^ 45'
5h o'
5»' 15'
5^ 30'
S^ 45'
6b o'
6b 15'
6b 30'
6b 45'
7b o'
7h 15'
7h 30'
2- 19
1-97
2 03
2-03
2 -02
2-02
201
2-00
1-99
1-98
1-97
1-95
1-93
1-92
I -90
1-87
1-84
o
0-49
0-49
0-99
1-48
1-97
2-46
2-96
3 '94
4-93
5-42
6*41
7-88
9-36
47-5
47-0
47-0
47 -o
46-4
46-4
46-4
46-2
45 4
45-2
44-8
44-2
44-0
43-8
42-5
7-87
7-83
7-83
11-68
II -60
II -60
11-58
11-45
"-33
11-25
II-I3
11-03
10-98
10-79
15'
15-
15-
23'
23'
23'
22
22
86
82
54
26
14
99
61
21-8-
43
■07
69
Ol
Dauer der Entladung
'47-95
3 Stunden 15
290-44
Min.
0-00337 Q
0-Ö0306 ß
20*
308
IV. Entladung am 31. März 1887.
Entladungsstrom 6o'73 Amp. (Mittel werth).
Potential-
Innerer
Zeit
E. K.
A
gefälle in
J.
A. St.
W. St.
Widerst.
w
2h 3'
2 -ab
2- 10
62- 1
10-34
2I-6l
0-00257 0
2h 13'
2 -08
0-95
62 "O
10-33
21-33
2^ 22,'
2-05
2-40
62-0
10-33
21- 12
2'! 33'
2-04
285
62-0
1033
21 -02
2h 43'
2-03
3-33
61-9
10-31
20-83
2h 53'
2-OI
4-28
6i-8
10-25
20-45
3'-^ 3'
1-98
5-71
61 -2
I0'20
20- 14
3^13'
1-97
6- 19
61 -2
lo" 15
19*95
3h 23'
1-96
6-67
6o-6
10-07
19-58
3^^ 33'
1-93
8-IO
6o-2
9-98
19-21
3^ A3'
1-92
8-57
59-6
9-89
18-89
3^53'
1-90
9-52
59-1
9-80
18-52
4^ 3'
1-88
10-48
58-5
9-73
18-24
4h 13'
2- 00
1-87
IO-95
58-3
0-00223 2
131-71
260-89
Dauer der Entladung : 2 Stunden 10 Min.
Mit diesem Accumulator ist eine neue Gattung von Schemnitzer
Accumulatoren in's Leben getreten. Gleichwie die Storage Com-
pany zwei Typen, L und .S, liefert, die eine für stationäre Anlagen
auf geringere, die andere für Transportzwecke auf stärkere Beanspruchung
berechnet, so bestehen nun auch Schemnitzer Accumulatoren in zwei
verschiedenen analogen Typen.
Meine früheren Untersuchungen") haben bereits gezeigt, dass
hinsichtlich des Wirkungsgrades die Accumulatoren von Färb aky und
Schenek den besten Erzeugnissen dieser Art gleichkommen, was
durch eine vor Kurzem veröffentlichte Untersuchung, welche Herr
Prof W. Kohlrausch im elektrotechnischen Institute zu Hannover
mit Accumulatoren aus der Fabrik des Herrn J. L. Hub er in Hamburg
ausführte, eine neuerliche Bestätigung gefunden hat. Der Herr Verfasser
hebt nämlich ausdrücklich hervor, dass die von ihm für die Hamburger
Accumulatoren gefundenen Wirkungsgrade sehr genau mit den von mir
für die Schemnitzer Accumulatoren gefundenen übereinstimmen. In der
That ergibt sich, wenn man auf ganze Zahlen abrundet, aus unseren
beiderseitigen Untersuchungen 91 ;/ Nutzeffect für die Ampere-Stunden
und 78 X für die Watt-Stunden. Die in dieser Abhandlung mitgetheilten
*) Siehe die Eingangs citirte Abhandlung.
309
Resultate zeigen weiterhin, dass auch, was verstärkte Beanspruchung
bei möglichst constanter Polspannung betrifft, das bisher von den besten
Accumulatoren Geleistete von den Farbaky-Sc hen ek'schen Accumu-
latoren ebenfalls geleistet wird.
Schliesslich mag noch erwähnt werden, dass die fabriksmässige
Erzeugung dieser Schemnitzer Accumulatoren von der Firma Getz &
Od endall in Wien (Fabrik in Baumgarten bei Wien) übernommen
worden ist.
Ueber Messungen sehr hoher Stromstärken.
Bekanntlich werden hohe Stromstärken (über 500 Amp.) fast aus-
schliesslich auf indirectem Wege dadurch bestimmt, dass man die Strom-
spannung an einem bekannten Widerstand misst und daraus die Strom-
stärke berechnet. Die Genauigkeit des Messresultats hängt hiebei von
der Genauigkeit der Bestimmung obiger beiden Grössen ab, deren
Kenntniss bei Anwendung der im Nachfolgenden beschriebenen Methode
nicht mehr erforderlich ist. Die Versuchsanordnung ist aus Fig. i
ersichtlich.
Fig. I.
iv
W ist ein Widerstand, der durch die höchste zu messende Strom-
stärke keine merkliche Erwärmung erleidet. Zweckmässig stellt man ihn
aus einzelnen, dünnen durchlochten Neusilberblechstreifen her, die an
beiden Enden durch massive Metallstücke verbunden sind.
G ist ein beliebiges empfindliches Galvanometer mit besonderen
Zusatzwiderständen w, A ein beliebiger Amperemeter,
Durch W und A wird ein Strom von solcher Stärke geschickt
(ungefähr 10 — 20 Amp.), dass A am genauesten abgelesen werden
kann und der Zusatzwiderstand w des Galvanometers G so verändert,
dass der Ausschlag a ebenfalls eine möglichst bequem zu messende
Grösse erreicht.
Nun wird das Amperemeter A, welches bei der folgenden Messung
nicht mehr gebraucht wird, ausgeschaltet und durch W der zu messende
Strom gesendet. Der Zusatzwiderstand des Galvanometers wird sodann
so verändert, dass G annähernd den vorigen Ausschlag a^ zeigt. Die
zu messende Stromstärke ergibt sich aus der Gleichung
J=
w I -f \V
W
Ä,
wenn W den Widerstand des Galvanometers bedeutet.
310
Wie ersichtlich, hängt J nur von Grössen ab, welche ohne be-
sondere Hilfsmittel mit ausserordentlicher Genauigkeit bestimmt werden
können. Seit m.ehr als drei Jahren habe ich hohe Stromstärken auf
diese Weise gemessen und immer sehr zufriedenstellende Resultate
erhalten.
Wie oben erwähnt, wird vorausgesetzt, dass der Widerstand W
während der Messungen constant bleibt, dass derselbe also durch den
zu messenden Strom keine merkliche Erwärmung erleidet, weshalb die
zweite Messung möglichst rasch gemacht werden soll.
Zweckmässig bestimmt man deshalb den Widerstand w i durch
einen besonderen Vorversuch, nach welchem der Widerstand W so
lange kurzgeschlossen wird, bis derselbe wiederum die Temperatur der
Umgebung angenommen hat. Erst dann wird nach abermaligem Ein-
schalten des Widerstandes W die eigentliche Messung gemacht, welche
sich nur mehr auf Ablesung des Ausschlages a^ beschränkt.
Bei Anwendung dieser Vorsichtsmaassregel lässt sich der Neu-
silberwiderstand W einfach durch ein Stück dicken Kupferdrahtes
ersetzen.
Fig. 2.
Wenn nun aber auch die angegebene Methode für vereinzelte
Messungen sehr geeignet ist, wird sie doch den Anforderungen der
Praxis nicht genügen , weil dieselbe Instrumente verlangt , welche
directe Ablesung gestatten, und weil es nicht immer zulässig ist, einen
relativ grossen Widerstand W in die Leitung einzuschalten. Meines
Wissens sind bisher nur wenige Versuche gemacht worden, derartige
Instrumente zu construiren.
Hohe Stromstärken erfordern grosse Querschnitte. Solenoide mit
ausserordentlich massiven Leitern herzustellen, ist wohl möglich,
auch schon ausgeführt worden, aber sicher mit Schwierigkeiten ver-
knüpft. Um den Anforderungen der Praxis: grosse Einfachheit, ver-
bunden mit möglichster Genauigkeit zu genügen, construirte ich das in
Fig. 2 schematisch gezeichnete Instrument, dessen Wirkung darauf
beruht, dass jeder Stromleiter Eisen anzieht und dessen Construction
die Anwendung eines Solenoides entbehrlich macht, h ist ein massiver
Kupferbügel, dessen Querschnitt ohne Schwierigkeit jede gewünschte
Grösse erhalten kann. Innerhalb dieses Bügels ist ein Eisenblech E mit
Zeiger Z in Spitzen gelagert. Geht kein Strom durch den Bügel, dann
nimmt der Zeiger die Nullstellung ein , während der Schwerpunkt von
Zeiger und Eisenblech senkrecht unter der Achse liegt. Geht jedoch
der Strom durch den Bügel, dann wird das Eisenblech E angezogen,
Z abgelenkt und der Schwerpunkt beider gehoben. Die Grösse des
Ausschlages entspricht der Grösse der Stromstärke.
Da die Anziehung des Eisenbleches durch den Leiter L bei einer
bestimmten Stromstärke immer dieselbe bleiben muss und sich a,nderer-
311
seits auch die Schwerkraft, welche dieser elektrischen Anziehung das
Gleichgewicht hält, nicht ändert, bleibt das Instrument fortwährend
constant, braucht also nie nachgeaicht zu werden.
Die Stellung des Zeigers dem Bügel gegenüber ist* derart, dass
die Stromwirkung das Blech zu heben versucht, wodurch eine theil-
weise Entlastung der Spitzen und eine Erhöhung der Empfindlichkeit
herbeigeführt wird. Das totale Gewicht des im Mess-Instrumente ver-
wendeten Eisens beträgt ca. o"i2 Gr.
Die magnetische Sättigung desselben tritt schon bei den kleinsten
Stromstärken ein und ist in Folge dessen die magnetische Wirkung
des Eisenbleches von einem gewissen, jedoch kleinen Ausschlage an
als constant anzusehen, wenn auch die Stromstärke im Solenoide noch
so bedeutend anwächst.
Diesem Umstände ist es zuzuschreiben, dass der Einfluss des
remanenten Magnetismus verschwindet, und dass das Instrument auch
zur Messung von Wechselströmen benützt werden kann. Es zeigt hie-
bei direct die mittlere Stromstärke an, während bekanntlich der Aus-
schlag der Dynamometer dem mittleren Quadrate der Stromstärke
proportional ist. Hummel.
Ueber die Erklärung des Waltenhofen'schen Phänomens
der anomalen Magnetisirung.*)
Von WILHELM PEUKERT.
(Aus dem k. k. elektrotechnischen Institute in Wien.)
Die obengenannte Erscheinung, welche zuerst von Dr. A. v. Walten-
hofen**) (1863) an weichen Eisenstäben beobachtet wurde, besteht be-
kanntlich darin, dass unter gewissen Bedingungen ein Eisenstab in einer
Magnetisirungsspirale eine Polarität annehmen kann, welche der von der
magnetisirenden Wirkung des Stromes herrührenden entgegengesetzt ist.
Diese Erscheinung, welche nur als das Ergebniss einer secundären Wirkung
aufzufassen ist, kann dann eintreten, wenn der magnetisirende Strom plötz-
lich unterbrochen wird. Bei der Untersuchung des magnetischen Rück-
standes, welchen elektromagnetisirte Eisenmassen nach der Unterbrechung
des magnetisirenden Stromes zeigen, fand v. WaJtenhofen, dass die Grösse
dieses Rückstandes wesentlich von der Art der Unterbrechung abhängt,
indem bei allmäliger Unterbrechung durch Einschaltung von immer grösseren
Widerständen das magnetische Residuum stets bedeutend grösser war, als
bei plötzlicher Unterbrechung des Stromes. In dem letzteren Ealle war oft
der magnetische Rückstand entgegengesetzt dem verschwundenen temporären
Magnetismus des' Eisenstabes, welcher also nach der Unterbrechung einen
Pol Wechsel zeigte, und wurde daher von Dr. A. v. Wal tenhofen als eine
anomale Magnetisirung bezeichnet.
V. Waltenhofen hat für diese Erscheinung auch eine Erklärung
gegeben, welche als eine unmittelbare Folgerung aus der Hypothese dreh-
barer Molecularmagnete sich ergibt unter der Annahme, dass die Bewe-
gungen der drehbaren magnetischen Molecüle des Eisens nur unter dem
Einflüsse einer inneren Reibung stattfinden können.
*) Aus dem XCV. Bande der Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften, II. Abtheilung, Aprilheft, Jahrg. 18S7, vom Verfasser mitgetheilt.
**) Dr. A. V. Walten h o fen : Uebsr eine anomale Magnetisirung des Eisens. Wiener
akad. Ber. [2] 48, S. 564, 1863.
312
V. Waltenhofen sagt diesbezüglich:*) „Denkt man sich die
Molecularmagnete durch eine magnetisirende Einwirkung gedreht, so ist
nach der soeben ausgesprochenen Voraussetzung klar, dass sie bei allmäligem
Nachlassen und Verschwinden dieser Kraft andere Ruhelagen annehmen
müssen, als bei einem plötzlichen Aufhören derselben.
Im ersten Falle werden die Reibungswiderstände, bei der nur langsam
gestatteten Bewegung der Molecüle, den vollständigen Rücktritt in die
ursprünglichen Gleichgewichtslagen verhindern ; im zweiten Falle dagegen
wird die Schnelligkeit der rückgängigen Bewegung, nach Massgabe der
grösseren lebendigen Kräfte, welche die Molecüle nach plötzlicher Aufhebung
des Spannungszustandes erlangen, dieselben weiter gegen die ursprünglichen
Gleichgewichtslagen zurückführen und in manchen Fällen sogar kleine
Ueberschreitungen dieser Gleichgewichtslagen bedingen können. Geschieht
das Letztere, so ist auch die weitere Annahme zulässig, dass eine Anzahl
von Molecularmagneten jenseits der überschrittenen Gleichgewichtslagen
zurückbleiben und somit eine dem aufgehobenen elektromagnetischen Zu-
stande entgegengesetzte magnetische Fernwirkung bedingen kann."
Die Erscheinung der anomalen Magnetisirung wurde von späteren
Beobachtern wiederholt bestätigt, so von R i g h i **) und auch durch Ver-
suche von B arto 1 i und A 1 e s s a n d r i,***) welche neuerdings zeigten, dass
bei allmäliger Unterbrechung des magnetisirenden Stromes durch Einschal-
tung immer grösserer Wiederstände, wie z. B. von Säulen von Zinkvitriol-
lösung, sich nie die anomale Magnetisirung zeige.
F r o m m e, f) welcher auch ausgedehnte diesbezügliche Untersuchungen
ausgeführt hat, welche auch eine Abhängigkeit des temporären magnetischen
Momentes eines Eisenstabes von der Art der Stromschliessung ergeben haben,
schliesst sich der v, Wal t e n hofen'schen Erklärung der anomalen Mag-
netisirung an und sieht auch die Oscillationen der magnetischen Molecüle
bei rascher Stromänderung als Ursache der Erscheinung an. Dagegen hält
sie G. Wiedemann für eine secundäre Wirkung der bei der Stromunter-
brechung auftretenden Inductionsströme, und sagt : ff ) „Wird der Kreis
einer Magnetisirungsspirale plötzlich geöffnet, so entsteht in ihm ein Extra-
strom, der noch durch die Abnahme des Momentes des Magnets in ihr ver-
stärkt wird. An den Elektroden der Unterbrechungsstelle sammeln sich
freie Elektricitäten mit grosser Dichtigkeit an, welche sich zum Theil in
Funken, zum Theil aber auch durch die Spirale rückwärts ausgleichen und
eventuell zu weiteren Oscillationen Veranlassung geben können. Da nun
schwächere magnetisirende Kräfte den durch eine stärkere Kraft erzeugten
permanenten Magnetismus eines Kernes sehr bedeutend vermindern, ja sogar
umkehren können, so kann dies auch durch die rücklaufenden Ströme in
der Magnetisirungsspirale geschehen und so die permanente Magnetisirung
negativ werden. Hiebei brauchen zunächst noch keine Inductionsströme in
der Masse des Kernes mitzuwirken."
Eine gelegentliche Discussion mit Herrn Regierungsrath v. Walten-
hofen über die anomale Magnetisirung führte mich auf den Gedanken,
durch eine experimentelle Untersuchung diese Wi ed e ma n n'sche Erklärung
näher zu prüfen. Sind in der That die rückläufigen Oeffnungs-Inductions-
ströme als Ursache der anomalen Magnetisirung anzusehen, so dürfte sich
*) Wiener akad. Ber. [2] 48, S. 565.
**) Compt. rend. 90, pag. 688, 1880, Beibl. 4, S 556.
***) Bartoli u. Alessandri. Nuovo Cimento [3] 8, pag, 16, 1880. Beibl. 4,8. 738.
Hieher gehören auch die Versuche von Dr. Külp über die magnetische Coercitivkraft.
Carl Rep. 16, 1880.
f) Fromme. VViedem. Ann. 5., S. 345, 1878; 13,8.323, 1881; 18, S. 442, 1883.
ff) G. Wiedemann: Elektncitat IV., 1885, S. 279.
31o
bei einer experimentellen Anordnung, durch welche diese Ströme verhindert
werden, die Erscheinung nicht zeigen, tritt sie aber trotzdem ein, so würde
dies zu Gunsten der v. Wal ten hofen'schen Erklärung sprechen.
Bei den diesbezüglichen Versuchen, welche zunächs't beschrieben
werden sollen und zu denen mir Herr Regierungsrath v. Waltenhofen
dieselben Eisencylinder, an welchen er die Erscheinung zuerst beobachtet
hat, freundlichst zur Verfügung stellte, wurde durch Umlegen einer Queck-
silberwippe noch vor plötzlicher Stromunterbrechung die Magnetisirungs-
spirale kurz geschlossen, so dass also die obenerwähnten rückläufigen
Oefifnungs-Inductionsströme nicht zu Stande kamen.
Ich benützte bei den Versuchen das v. Wal tenh o fen'sche Elektro-
magnetometer ; *) die Magnetisirungsspiralen desselben, welche 91 Mm. lang,
bei 30 Mm. innerem und 73 Mm. äusserem Durchmesser, aus 6 X 24 Lagen
eines 3 Mm. dicken Kupferdrahtes bestehen, befanden sich in je gleicher
Entfernung' östlich, beziehungsweise westlich, einer genau gearbeiteten
Bussole gegenüber, und waren so verbunden, dass bei Durchleitung des
Stromes sich ihre Wirkungen auf die Nadel compensirten. Diese war 3 Cm.
lang und mit 4*5 Cm. langen Aiuminiumzeigern versehen, welche auf einer
Kreistheilung spielten Die beiden Eisencylinder, mit welchen ich experi-
mentirte, hatten eine Länge von 103 Mm. und 28, beziehungsweise 28*3 Mm.
Durchmesser.
Bei den Versuchen wurde so vorgegangen, dass zunächst die genaue
Compensation der beiden Magnetisirungsspiralen auch beim stärksten Strome
controlirt wurde, hierauf wurde der Eisencylinder in die Magnetisirungs-
spirale eingeführt, der Strom geschlossen und durch allmälige Ausschaltung
von Widerständen auf eine gewisse Intensität gebracht. Nachdem der
Eisencylinder kurze Zeit (einige Secunden) der magnetisirenden Wirkung
des Stromes ausgesetzt war, wurde dieser durch rasches Umlegen einer
Wippe plötzlich unterbrochen und noch vor der Unterbrechung durch
einen Nebenschluss, bestehend aus einem kurzen dicken Kupferdrahte, die
Magnetisirungsspirale kurz geschlossen.
Da es mir nun, wie nachfolgende Zusammenstellung der Versuchs-
daten zeigt, bei der beschriebenen experimentellen Anordnung wiederholt
gelungen ist, eine anomale Magnetisirung zu beobachten, scheint mir diese
Thatsache für die Richtigkeit der v. Wal ten hofen'schen Erklärung zu
sprechen. Die in der Tabelle enthaltenen temporären Momente sind nach
der Formel
M = ~ £-3 i/ I ^ -Tl ^^ a
2 \ 2 e'^ j
gerechnet. Hiebei ist die Horizontal-Intensität //= 0"2og, die Entfernung e
des Drehpunktes der Nadel von der Mitte des Eisencylinders = 33 Cm.
und als Poldistanz / des Kernes nach F. Kohlrausch und Hallock
O 83 seiner Länge gesetzt.
Nur der Vollständigkeit wegen sind in die Tabelle auch jene Fälle
aufgenommen, wo der negative Rückstand blos O'l war; es soll aber da-
mit auch diesen Werthen wegen der denselben anhaftenden Unsicherheit
keine besondere Bedeutung beigelegt werden, da die anderen Werthe für
den Nachweis genügen dürften, dass auch bei der beschriebenen Anordnung
des Versuches eine anomale Magnetisirung eintreten kann.
Allerdings wären noch die in der Masse des Eisens beim schnellen
Unterbrechen des magnetisirenden Stromes auftretenden alternirenden In-
ductionsströme bei der Erklärung der anomalen Magnetisirung in Betracht
*) Eine genaue Beschreibung des Apparates findet !^ich in v. Waltenhofen:
Ueber das elektromagnetische Verhalten des Stahles. Wiener Ber. [2] 48, S. 521, 1803.
Stromstärke
Ampere
Ablenkung
314
Temporäres
magnet.
Moment
Magn.
Rückstand
9
lo
n
12
13
14
15
16
8-4
8-5
8-4
5-1
«•5
8-5
8-5
8-5
8-4
8-5
9-0
9-0
9-0
8-5
8-5
I2'0
66-3
6Ö-2
06-2
55-1
607
667
66-4
67-1
66-8
66-3
68-0
67-9
67-9
6ö'9
66-9
73'o
8267-9
8228-9
8228-9
5202-6
8427-3
8427-3
8307-3
859i'9
S468-0
8267-9
i
8938-1
8508-9
8508-9
11871-2
-0-3
-0-4
-0-3
-o-i
-Q-I
-0-5
-o-i
-Q-I
-O-I
-O'I
-Q-I
-Q-I
-Q-I
-Q-I
-O-I
ZU ziehen, wie dies auch G. Wiedemann*) thut, doch dürfte in diesen,
schon mit Rücksicht auf ihre Dauer, kaum die Ursache der Erscheinung
zu suchen sein.
Bemerkt sei noch, dass die hier mitgetheihen Versuchsdaten jene
Werthe aus vielen Versuchen sind, bei welchen sich eben die Erscheinung
zeigte ; in den überwiegend meisten Fällen war bei plötzlicher Stromunter-
brechung der Rückstand Null, und nur in wenigen Fällen betrug er einige
Zehntel Grade in positivem Sinne. Das Gelingen des Versuches lässt sich
nicht im Vorhinein voraussagen, es ist immer' ein mehr oder weniger
zufälliges, doch kommt es hiebei, wie bereits bekannt, auf ein möglichst
plötzliches Unterbrechen des Stromes an; auch scheint die Stromstärke
selbst von wesentlichem Einflüsse zu sein, da die Erscheinung in den
meisten Fällen bei derselben Stromstärke eintrat, trotzdem ich auch bei
sehr verschiedenen anderen Stromintensitäten arbeitete. Die mitunter etwas
verschiedenen temporären Momente für die gleiche magnetisirende Strom-
stärke dürften davon herrühren, dass der magnetisirende Strom nicht in
allen Fällen in ganz gleicher Weise seine Maximal-Intensität erreichte, da
bekanntlich das temporäre Moment nicht unabhängig ist von der Art der
Zunahme des maenetisirenden Stromes.
Nippoldt's Telephonbrücke, ein neuer Apparat zur Unter-
suchung von BHtzableitern.
Von HARTMANN & BRAUN, Bockenheim-Frankfurt a. M.
(Nach einem, vom Verfasser eingesendeten Sonderabdruck aus der ^Elektrotechnischen
Rundschau*.)
Der Berliner elektrotechnische Verein hat sich auf wiederholte An-
fragen über die bei Blitzableiteranlagen maassgebenden Gesichtspunkte die
sehr dankenswerthe Aufgabe gestellt, durch eine Reihe von Publicationen
das Verständniss für die sachgemässe Anlage von Blitzschutzvorrichtungen
auch in weiteren Kreisen zu wecken und zu hebfen. Die Lösung dieser
*) Beiblätter 5, S, 65, und G. VV i e d e m a n n : Die Lehre von der Elektricität,
IV., 1885, S. 279.
315
Aufgabe ist einem besonderen Comite, das aus hervorragenden Gelehrten
besteht, übertragen worden, und vor Kurzem ist das erste Heftchen dieser
Veröffentlichung als Resultat der bisherigen Berathungen dieses Comites im
Auftrage desselben von Prof. Dr. Leonhard Weber (Breslau) heraus-
gegeben worden. Es enthält zunächst allgemeine Gesichtspunkte über die
Anlage von Blitzableitern, dann Rathschläge über die Disposition einer An-
lage mit Rücksicht auf die localen Verhältnisse, über die Wahl der geeig-
netsten Materialien und über deren Dimensionirung, Vorschriften über
specielle Gebäudearten, Kirchen, Windmühlen, Gebäude, in oder an welchen
sich Beleuchtungsanlagen befinden u, s. f.
Nicht weniger wichtig als die Vorschriften für Neuanlagen von Blitz-
ableitern werden die noch zu erwartenden Anweisungen zur Prüfung von
bestehenden Blitzschutzvorrichtungen sein, umsomehr, als häufig genug zur
Kenntniss kommt, in welch' unverständiger Weise mancher Blitzableiter an-
gelegt und mehr noch, wie unzweckmässig solche grossentheils geprüft
werden. So sind z. B. viele unserer Schieferdecker, die sich nebenbei als
„Blitzableiterfabrikanten" in empfehlende Erinnerung bringen, mit einem
Kasten ausgerüstet, der ausser einem oder einigen Elementen eine elektrische
Klingel, oder ein Galvanoskop sowie eine Rolle isolirten Drahtes enthält.
Mit einem solchen Apparat versehen, prüfen diese Leute — meist im Auf-
trage von Behörden — die Brauchbarkeit von Blitzableitern, indem irgendein
Theil der Leitung in den Stromkreis der Batterie geschaltet wird, in welchen
sich gleichzeitig die Klingel oder das Galvanoskop befindet. Schellt jene,
oder gibt dieses einen Ausschlag, dann wird der Blitzableiter für gut be-
funden ! Nun sollte es doch bekannt genug sein, dass das Leitungsmaterial
je nach der Verzweigung und der elektrischen Leitungsfähigkeit des Materials
unter einen gewissen Querschnitt nicht sinken darf,*) nicht weniger bekannt
müsste es sein, dass ein Galvanoskop in einem Stromkreis noch einen Aus-
schlag gibt, wenn auch die Leitung stellenweise nur den hundertsten l'heil
eines Quadrat-Millimeters beträgt. Und wie leicht kommt es vor, dass bei
einer aus Eisen gefertigten Leitung ein Stab total durchrostet, und nur
noch durch eine ganz geringe Fläche mit seinem Nachbarstab metallische
Verbindung hat! Hier kann der Ausschlag am Galvanoskop kein Kriterium
für die Brauchbarkeit des Blitzableiters bilden. Viel sicherer wird man durch
den Augenschein (wobei natürlich auf die Abzweigungs- und Verbindungs-
stellen zu achten ist) beurtheilen können, ob die Luftleitung tauglich ist.
Weit mehr Aufmerksamkeit erfordert die Prüfung der Erdleitung, die häufig
noch erhebliche Schwierigkeit bietet. Um zu untersuchen, ob eine Erdleitung
genügend sei, ist es nöthig, deren Uebergangswiderstand zu messen. Dieser
Widerstand, der einestheils von der Grösse der Erdplatte, anderntheils von
der Beschaffenheit des Erdreichs, in welchem sie liegt, in Bezug auf dessen
Feuchtigkeit abhängt, dürfte bei einem guten Blitzableiter zwischen i und
lO, bei einem mittelguten Blitzableiter bis 25 Ohm betragen, doch wird es
infolge ungünstiger Bodenverhältnisse oft nicht möglich sein, den Ueber-
gangswiderstand in diese Grenze zu bringen und er wird dann vielleicht
bis 100 Ohm erreichen. Die Messungen dieser Widerstände sind bisher
noch wenig vorgenommen worden; vielleicht deshalb, weil der dazu be-
nöthigte Apparat zu complicirt, und namentlich nicht genügend transportabel
war. Erdleitungen können nämlich nicht wie feste Leiter mit den einfachen
Widerstandsapparaten gemessen werden, deren Widerstand muss vielmehr
genau so wie derjenige von Elektrolyten bestimmt werden, zu welchem
*) Die Blitzableiter-Commission des Berliner elektrotechnischen Vereines gibt hiefür
sehr empfehlenswerthe Vorschriften; auch die »Zeitschrift für Elektrotechnik* (s. S. 36 d. Jhrg.)
enthält sehr schätzenswerthe, Seitens der Frankfurter Commission vorgeschlagene Maass-
regeln in der Blitzableiterfrage.
Slfi
Zwecke anstatt einer constanten elektromotorischen Kraft behufs Vermeidung
der Einwirkungen der Polarisation Wechselströme und daher auch statt
eines Galvanometers ein Elektrodjmamometer verwendet werden müssen.
Seitdem nun Kohlrausch nachgewiesen hat, dass wir in dem gewöhn-
lichen Telephon ein Instrument besitzen, das an Stelle des sehr schwer zu
handhabenden Elektrodynamometers zu sehr genauen Widerstandsmessungen
von Elektrolyten vorzüglich geeignet ist, war es auch sofort möglich, einen
transportablen Apparat für Widerstandsmessungen von Elektrolyten herzu-
stellen.*) Die folgende F'ig. i zeigt eine von der Firma Hartmann
& Braun in Bockenheim-Frankfurt a. M. (damals noch in Würzburg) zum
ersten Mal während der elektrotechnischen Ausstellung in Wien 1883 vor-
geführte Messbrücke, die Herr Prof. Kohlrausch in Würzburg ursprüng-
lich speciell zur Messung von Flüssigkeitswiderständen angegeben hat, welche
aber — um als Universal-Messbrücke zu dienen — von obiger Firma durch
eine kleine Vorrichtung vervollständigt wurde. [Fig. l.]**)
Fig. I.
Der Apparat besteht aus der Wheatstone-Ki r chh o ff'schen Brücken-
verbinduög mit einem Messdraht von 25 Cm. Länge, nebst vier Vergleichs-
widerständen von I, 10, 100, 1000 Ohm. Als Erreger von Wechselströmen
dient ein kleiner Inductionsapparat und die Enden des Messdrahtes sind
durch ein Telephon als Brücke miteinander verbunden. So lange das Ver-
hältniss der zu vergleichenden Widerstände und der beiden Zweige des
Messdrahtes ungleich ist, so lange also die Brücke noch von einem Bruch-
theil des Stromes durchflössen wird, äussern sich die Wechselströme im
Felephon durch ein sehr vernehmliches Summen. Sobald aber die Brücke
stromlos wird, verschwindet der Ton im Telephon und der gemessene Wider-
stand kann alsdann an der empirisch getheilten Scala des Messdrahtes —
*) Kegierungsrath, Prof. Dr. v. W alt en h o f en hat sich eines ähnlichen Messapparates
zur Untersuchung der Gasleiner Thermen bedient. S. S. 109 des IV. Jhrgs. der , Zeitschrift
für Elektroiechnik*.
'■^■*) Siehe S. 386 des I. Jhrgs. der , Zeitschrift für Elektrotechnik*.
31:
multipHcirt mit dem eingeschalteten Vergleichswiderstand — direct abgelesen
werden.
Sollten mit demselben Apparat die Widerstände von festen Leitern
gemessen werden, so wird, wie aus folgender Schaltungsskizze ersichtlich
ist, statt des Telephons ein Galvanometer G eingeschaltet, der erste Stöpsel 5
gezogen und der Stromschlüssel statt auf a' auf a gestellt. (Fig. 2.)
Dieser Apparat ist durch seine Compendiosität und seine äusserst be-
queme Handhabung sehr verbreitet und wird auch vielfach zu Erdableitungs-
messungen verwendet.
Fig. 2.
Auf den Vorschlag des Herrn Dr. Nippoldt, der sich seit K o h I-
rausch's Empfehlung des Telephons als Messinstrument bei zahlreichen
Fisr.
Blitzableiterprüfungen der obenerwähnten Methode bediente, construirte Herr
Eugen Hartmann das in den folgenden Abbildungen A'eranschaulichte
Instrument speciell zum Zweck von Blitzableiterprüfungen, das an Kleinheit
und Bequemlichkeit in der Handhabung und endlich an Genauigkeit nichts
zu wünschen übrig lässt. Nach diesem sinnreichen Vorschlag wurde nämlich
der Messdraht — anstatt gestreckt benutzt, wie bei der Kohlrausc h'schen
Brücke — um die Dose des Telephons herumgelegt, wozu sich eben das
Handtelephon des Hartmann & Braun'schen Fernsprech-Systems auch ganz
vorzüglich eignet. (Fig. 3.)
318
Das Telephon besteht nämlich aus einem sogenannten Magazin von
vier halbringförmigen Magneten mit zwei Polschuhen, welche für diesen
Zweck in besonderer Weise bewickelt sind. Das ganze Magnetsystem lässt
sich auf bequeme Weise gegen die Membrane verstellen. Da der Abstand
der Polflächen von der Membrane von verschiedenen Umständen abhängt,
so kann dieser Abstand bei verschiedenen Telephonen nicht derselbe sein;
zur Regulirung desselben und dadurch bedingten Herbeiführung gleich-
massiger Wirkung aller Telephone bedient sich die Fabrik einer merk-
würdig einfachen und sicheren Methode, die jedoch vorläufig geheim ge-
halten wird.
Fig. 4.
zumSelcnhon
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ES^
Der Messdraht a b Fig. 4 ist um die Peripherie einer Hartgummi-
scheibe geführt, auf deren Fläche zwei Vergleichswiderstände R von l und
Q Ohm nebst ihrem Schaltehebel d, die Zuführungsdrähte zum Inductions-
apparate J und zu dem zu messenden Widerstand W sowie die Zuführungen
a und b zu den Windungen der Polschuhe des Telephons in gedrängter
aber genügend isolirter Anordnung Platz gefunden haben. Der Messdraht
ist durch einen Hartgummiring geschützt, der auf die Dose des Telephons
gesteckt, gleichzeitig den Messapparat mit dem Telephon zu einem handlichen
Apparat vereinigt, welchem Nippold den kurzen Namen Telephonbrücke
gegeben hat.
Der Schleifcontact s durch eine Feder gebildet, ist mit der metallenen
Theilscheibe verbunden, deren Achse c durch eine Feder gehalten wird,
die mit einer der Zuleitungen zum Inductionsapparat leitend verbunden ist.
Ein auf der Theilscheibe befestigter Anschlagstift (siehe Fig. 3) sichert den
Schleifcontact vor Beschädigung. Die Theilscheibe ist mit zwei auf der
Stirne sehr grob geränderten Ringen versehen, welche behufs Drehung der-
selben einen sichern Angriffspunkt für die Finger bieten.
Die gemessenen Widerstände können, ähnlich wie bei der Kohl-
rausch'schen Messbrücke, an der auf der Theilscheibe empirisch auf-
getragenen Theilung direct abgelesen werden, eventuell muss, wenn der in
Fig. 3 seitlich sichtbare Umschaltehebel auf 10 steht, die abgelesene Zahl
mit 10 multiplicirt werden. Die Theilung geht von O'oi bis 10, so dass
also von o'Oi bis 10 Ohm bei Stellung des Hebels auf I, dagegen von
319
O'I bis lOO Ohm gemessen werden können, wenn die beiden Vergleichs-
widerstände I -[- 9 Ohim eingeschaltet sind, der Hebel also auf lO steht.
Die folgende Fig. 5 zeigt den completen Apparat und zwar erscheint,
um das Batteriegefach des Kästchens sichtbar zu machen, der Leder-
überzug theilweise abgerissen. Das Kästchen ist in zwei Theile getheilt
und mit einem oberen und einem seitlichen Deckel versehen. In dem einen
Fach sind zwei kleine Trockenelemente oder auch zwei Stein'sche
Gelatine-Elemente untergebracht; es ist oben durch eine Hartgummiplatte
Fig. S.
verschlossen, auf welcher ein kleiner Inductionsapparat mit Wagner'schem
Unterbrecher und Regulirschraube r, sowie mit einem Stromschlüssel 5"
montirt ist; letzterer ist so angeordnet, dass der Deckel niemals geschlossen
werden kann, ohne den Strom zu öffnen, wodurch eine unnöthige Bean-
spruchung der Elemente fast ausgeschlossen wird. In dem anderen Fach
findet unten zunächst ein Säckchen mit verschiedenen Klemmen, sowie die
Telephonbrücke Platz. Das Holzkästchen, das ungefähr 15 X ^^ X ii Cm.
gross ist, wird durch einen mit Tragriemen versehenen Lederüberzug gegen
Feuchtigkeit geschützt. Beim Gebrauch wird das Kästchen um die Schulter
gehängt, der obere Deckel geöffnet, die Telephonbrücke dem Gefache ent-
nommen. Die Zuleitungsdrähte zum Inductionsapparat, sowie diejenigen zu
dem zu messenden Widerstand sind bis auf kurze Enden zu einem Hebel
zusammengeflochten; die Enden der ersteren sind, um Verwechslungen vor-
zubeugen, einfarbig grün, die anderen schwarz und grün umsponnen,*)
*) Es wäre wohl praktischer gewesen, die zum Inductionsapparat führenden Drähte
in den Farben abwechselnd, also schwarz und grün zu machen, weil dadurch sofort die
dem Inductionsapparat entnommenen Wechselströme versinnbildlicht wären.
320
2u weiterer Unterscheidung sind die ersteren kürzer als die letzteren, was
bei der Handhabung des Apparates sich sofort als zweckmässig erweist.
Die Enden der grünen Schnüre werden nun in die Klemmen K und K'
geschraubt, die längeren zweifarbigen an den zu messenden Widerstand,
z. B. an die Erdplatte eines Blitzableiters und an eine in einem benach-
barten Brunnen versenkte Hilfsplatte gelegt.
Mit der einen Hand wird der Strom mit Hilfe des Schlüssels S am
Inductionsapparat geschlossen (die Elemente sind ein- für allemal mit der
nur durch diesen Schlüssel unterbrochenen primären Windungen verbunden),
mit der anderen Hand die Telephonbrücke an's Ohr geführt; zum Halten
des Apparates genügen vollauf drei Finger, während die beiden übrigen
die Drehung an der Theilscheibe ausführen, bis der Ton im Telephon ver-
schwindet. Wie man sieht, ist die Handhabung des Apparates höchst einfach.
Nicht ganz so einfach sind die Dispositionen zur Messung der Widerstände
von Erdplatten, die je nach den örtlichen Verhältnissen sehr differiren können.
Eine gute Vorschritt hiefür zu geben ist nicht unsere heutige Aufgabe, da-
gegen glauben wir, diesen Apparat, der namentlich auch in der l'elegraphen-
technik ausgedehnte Anwendung verdient, bestens empfehlen zu sollen.
Messung der elektromotorischen Kraft des elektrischen
Lichtbogens.
Von VICTOR v. LANG.
(Vorgelegt in der Sitzung der k. k. Akademie der Wissenschaft am 13. Jänner 1887.)
(Vom Herrn Verfasser gefällig eingesendet.)
I.
Ich habe vor einiger Zeit eine Methode angegeben, nach welcher der
Widerstand einer Leitung gemessen werden kann, auch während ein Strom
in derselben circulirt. Diese Methode habe ich dann angewandt, um die
elektromotorische Kraft eines von Kohlenspitzen gebildeten Lichtbogens zu
bestimmen. Ein derartiger, am 8. April 1885 ausgeführter Versuch ergab
für diese Gegenkraft die Grosse von 3g V. *) Natürlich fühlte ich das Be-
dürfniss, diesen einmaligen Versuch zu wiederholen und womöglich auch den
Lichtbogen zwischen Metallspitzen zu untersuchen.
In der That habe ich diesen Versuch, trotz seiner Umständlichkeit,
am 25. Juni 1885 wiederholt und dabei auch Elektroden aus Kupfer
untersucht.
Die Anordnung des Versuches war genau dieselbe, wie die des ersten,
nur wurden diesmal 64 Bunsen-EIemente angewandt, und zur Ersetzung der
Lichter standen jetzt Widerstände zur Verfügung, die aus spiralig in Luft
ausgespanntem Neusilberdrahte von 1*6 Mm. Durchmesser bestanden. Auch
die Herren Professoren K. und F. Exner und Dr. Lecher hatten wieder
<lie Güte, mir dieselbe Hilfe zu leisten wie das erste Mal,
Die einzelnen Messungen zerfallen in solche, die mit den Kohlenspitzen,
mit Kupferspitzen und mit den dafür eingeschalteten Widerständen ausge-
geführt wurden. Diese Beobachtungen wurden in keiner bestimmten Ordnung,
sondern durcheinander vorgenommen.
Ich beginne mit den Messungen, wo statt der beiden elektrischen
Lichter l)eiderseits gleiche Widerstände eingeschaltet waren, deren ' bei-
läufiger Werth in der zweiten C'olumne der nachfolgenden Uebersicht ange-
öfeben ist.
*) Siehe III. Jahrgang dieser Zeitschrift, Seite 376 und Seite 335 dieses Heftes.
321
Nr.
/.
»r.
I
II SE
3-62 A
7-82 12
+ 72
2
7
4-70
5-94
02
II
7
4-68
5-66
— 5
12
7
3-95
6-6o
+ 2
13
1 1
3-45
7*32
— 10
14
1 1
3-39
7 '44
9
15
1 1
3-45
7'35
7
iS
5
5-63
4-86
4
19
3
7-30
3-7Ö
22
20
2
8-57
3-38
14
2ö
2
8-93
c>'d>5
6
24
->
0
7-48
377
14
25
4
6-28
4-37
10
Die erste Columne gibt die Ordnungszahl der Beobachtung, die dritte
die beobachtete Stromstärke / und die vierte den beobachteten Gesammt-
widerstand W. Letzterer muss eine lineare Function der reciproken Strom-
stärke sein, wenn die elektromotorische Kraft der Batterie constant bleibt.
Das constante Glied der linearen Function ist gleich dem Widerstände der
Leitung von den beiden äquipotentialen Punkten A, B bis zur Messbrücke.
Dieser Widerstand war beiläufig o-8g Q,, so dass das Mittel aus den vor-
stehenden Zahlen die Formel gibt :
W^ ^^"^^ 4-0-89.
Berechnet man nach dieser Formel die den angegebenen Stromstärken
entsprechenden Gesammtwiderstände, und zieht die so berechneten Werthe
von den beobachteten ab, so erhält man die in der fünfcen Columne be-
merkten Differenzen in Einheiten der zweiten Decimalstelle.
Was die Beobachtungen mit Kohlenspitzen betrifft, so wurden hiezu
dieselben Kohlen von 5 Mm. Durchmesser wie das erste Mal benützt, und
folgende Werthe von / und W erhalten.
W
7-29 ß
5-95
6 04
5-66
6-34
6-79
7-15
6-62
Mittel 36-96
Die vierte Columne der vorstehenden Tabelle enthält den nach der
Formel i berechneten Gesammtwiderstand, wie er der beobachteten Strom-
stärke entsprechen würde; subtrahirt man hievon den wirklich beobachteten
Widerstand und multiplicirt mit 2, so erhält man die Zahlen der fünften
Columne. Diese Zahlen geben schliesslich mit der Stromstärke multiplicirt, die
sechste Columne, die gesuchte elektromotorische Gegenkraft des Lichtbogens,
welche im Mittel 37-0 V. beträgt.
Das Ergebniss dieses Versuches ist also recht befriedigend und die
Uebereinstimmung mit dem Resultate des ersten Versuches, welcher eine
elektromotorische Gegenkraft von 39 V. ergab, besser als erwartet werden
konnte. Ja, die Uebereinstimmung wird noch grosser, wenn man den ersten
Versuch auf dieselbe Weise berechnet, wie es bei dem vorliegenden Ver-
21
Jr.
I
TF'
3
3-46^
2-65 i>
4
4-44
1-67
5
4'36
1-53
6
471
1-53
7
4-13
1-70
8
3-82
1-81
9
3-60
2-^2
0
4*oo
2-IO
2(TI'_IF')
D
9-28 r>
32-11 r
8'56
38-01
9-02
39-33
8-26
38-90
9-28
38-33
9-96
38-05
9-66
3478
9-04
36-16
322
such geschah uud sich nicht damit begnügt, nur das Mittel der Beobachtungen
zur Berechnung der elektromotorischen Kraft zu benützen, was für die
Zwecke, welche ich in meiner ersten Abhandlung verfolgte, wohl genügend
war. Die genauere Rechnung gibt nämlich für den Gesammtwiderstand die
Formel
22-41 , __„_^
r
r
/ ' ^
^y
id für die dreizehn Beobac
htungen
mit den
Kohlenlichtern
I
E
*7-2i A
3108 V
4-27
38-24
4-27
38-24
4'49
36-19
4-27
36-30
4-14
38-25
4-49
36-51
*8-2I
3i'53
4-49
36-19
*3-46
51-00
4-27
3570
4-27
34-07
Mittel 36-94
Dieses Mittel stimmt also vollkommen genau mit dem der zweiten
Versuchsreihe überein. Würde man bei Bildung des Mittels die drei mit
einem Sternchen bezeichneten Beobachtungen nicht berücksichtigen, wie
dies in meiner ersten Abhandlung geschah, so würde das Mittel noch immer
36-64 betragen. Die elektromotorische Gegenkraft dürfte also für die von
mir benützte Kohle mit 5 Mm. Durchmesser und bei einer mittleren Strom-
stärke von 4*3 A. nahezu 37 Volt betragen.
II.
Ich komme nun zu den Beobachtungen mit den Kupferstäben, welche
ebenfalls 5 Mm. Durchmesser hatten. Da nach Edlund's Untersuchungen
für Kupfer von vorneherein eine kleinere elektromotorische Gegenkraft zu
erwarten stand, so hoffte ich, dass die Beobachtungen mit den Kupfer-
lichtern leichter auszuführen sein würden, als mit den Kohlenlichtern. Allein
es zeigte sich das Gegentheil ; es hatte grosse Schwierigkeit, die beiden
Kupferlichter gleichzeitig zum ruhigen Brennen zu bringen, so dass im
Ganzen nur vier solche Beobachtungen angestellt werden konnten.
Diese sind :
Nr.
I
W
w
2{W—IV')
D
16
8-89^
i-bgü
341 ß
ö 44 '-
30-58
17
8-40
2-22,
3-57
2-68
22-50
21
7-48
1-90
3-91
4-02
30-07
22
5-82
2-42
4-76
4-68
27-24
Mittel 57-60
Wir erhalten also für die elektromotorische Gegenkraft des Kupfer-
bogens den Betrag von 27-6 V. und es ist das Verhältniss dieser Kraft zu
der des Kohlenbogens gleich 0-75.
Edlund*) hat, indem er den Widerstand des Lichtbogens bei ver-
schiedenen Längen mass, folgende elektromotorische Gegenkräfte in willkür-
licher Einheit ausgedrückt erhalten :
*) Pogg. Ann., Bd. CXXXIII (1868), 5353.
323
Z) = 5'I5 harte Kohle,
5*48 Batteriekohle,
4-58 Kupfer,
2*86 Messing- mit 37/» Zn.,
2-50 Silber mit 10 X Cu.
Das Verhältniss von Kupfer zu Kohle wird also nach Edlund 0-84
bis 0*89, was von dem oben gefundenen Werthe nicht allzusehr abweicht.
III.
Edlund*) hat es bei Besprechung der von mir befolgten Methode
als wünschenswerth bezeichnet, dass die elektromotorische Gegenkraft für
dieselben Kohlenspitzen auch nach seiner ursprünglichen Methode durch
Variation der Länge des Lichtbogens ermittelt werde. Eine Differenz in den
Resultaten beider Methoden würde nämlich auf einen sogenannten Ueber-
gangswiderstand des Lichtbogens schliessen lassen.
Ich habe deshalb auch solche Versuche ausgeführt und dazu den
Strom einer Gramme-Maschine kleinster Gattung, die durch einen einpferdigeu
Gasmotor in Bewegung gesetzt wird, benützt. Die Kohlenspitzen wurden
durch dieselbe Regulirungsvorrichtung wie früher in constanter Entfernung
gehalten, in dem eine Linse das Bild des Lichtbogens auf die Wand pro-
jicirte. Die Entfernung der Spitzen wurde dagegen meist durch flache Keile
bestimmt, die zwischen sie hineingesenkt wurden, und es hatte Prof. F.
Exner die Güte, diese Messungen, welche der Natur der Sache nach nicht
sehr genau sein können, auszuführen.
Von den beiden Kohlenspitzen führten Drähte zu einem Voltmeter,
bestehend aus einer Tangentenbussole mit ungefähr 75 Windungen und vor-
gelegtem grösseren Widerstände. Die Ablesung dieses Instrumentes wurde
von Dr. E. 1^ e c h e r besorgt.
Die Stromstärke wurde von mir an der schon früher gebrauchten
Tangentenbussole gemessen, welche nach der im April 1855 ausgeführten
Messung mit einer Dämpfung versehen worden war. Als dämpfende Flüssig-
keit wurde Vaselinöl (Paraff. liqu. Pharm. Germ. II.) verwandt, auf welches
ich durch Prof, F. Exner aufmerksam gemacht worden war, und das sich
in der That für Dämpfungszwecke wegen seiner Unveränderlichkeit als vor-
züglich erweist.
Zur Aenderung der Stromstärke wurden die beiden früher erwähnten
Widerstände aus Neusilberdraht benützt.
Trotzdem nun alle Sorgfalt angewandt wurde, so stimmen die Be-
obachtungsreihen von verschiedenen Tagen nicht sehr gut untereinander.
Es wurden im Ganzen an fünf Tagen zwischen Februar und Juli des Jahres
1886 Messungen ausgeführt, die Resultate der einzelnen Tage schwanken
aber zwischen j2 und 36 V. für die Gegenkraft des Kohlenlichtes. Bei
dieser geringen Uebereinstimmung will ich daher gar nicht die einzelnen
Messungen mittheilen, sondern nur das Resultat aus der Berechnung sämmt-
licher brauchbarer Beobachtungen. Die Rechnung geschah mit Hilfe der
Methode der kleinsten Quadrate nach der Formel
/ = «-[- d/z,
wo p der beobachtete Potentialunterschied der beiden Kohlenspitzen in Volt,
l deren Entfernung in Millimeter und i die Stromstärke in Ampere bedeutet.
Bei Aufstellung dieser Formel ist natürlich angenommen, dass die Con-
stante d unabhängig sei von der Stromstärke. Bei den geringen Aenderungen
in der Stromstärke, welche bei vorliegenden Versuchen stattfinden, kann
*■) Pogg. Ann., Bd. XXVI (1S85), 5520.
21*
324
diese Constanz der Grösse b wohl angenommen werden, wenn dies auch
nicht mehr für weitere Grenzen der Stromstärke gelten sollte.
Die Constante a ist die gesuchte elektromotorische Gegenkraft des
Lichtbogens.
Ich bemerke noch, dass bei der Rechnung die Beobachtungen der
einzelnen Tage mit Hinweglassung ganz abweichender, zuerst in einzelnen
Gruppen abgetheilt und innerhalb derselben durch Mittelnahme zu Normal-
beobachtungen vereinigt wurden. Mit diesen Normalörtern wurde erst die
Rechnung ausgeführt.
Es w^urden nun an den fünf Beobachtungstagen im Ganzen 71 Mes-
sungen ausgeführt, und von diesen 58 zu 15 Normalbeobachtungen ver-
einigt. Die Rechnung gab
^ = 35"07±i"34 V.
b=^ i'32 + o-i I Q.
Es gibt also diese Methode um 2 V. weniger, als die frühere. Die
Stromstärke ist allerdings nicht ganz die gleiche, ist aber bei der zweiten
Methode doch unbedeutend höher (zwischen 4-0 und 5-4 A.). Der Abstand
der beiden Koblenspitzen variirte zwischen 0*4 und 2'5 Mm.
IV.
Nach der zuletzt befolgten Methode von Edlund habe ich die elek-
tromotorische Gegenkraft des Lichtbogens auch bei Metallen zu bestimmen
versucht. Es fallen diese Versuche der Zeit nach zwischen die früher
beschriebenen Messungen an den Kohlenspitzen. Bei den schwerer schmelz-
baren Metallen hatte die Anwendung von Edlund's Methode keine be-
sonderen Schwierigkeiten, bei leichter schmelzbaren gelang es mir aber nur
mit Cadmium und Zink brauchbare Resultate zu erhalten. Die Messung der
Entfernung der Spitzen ist freilich immer schwierig, da sehr oft der Licht-
bogen sich nicht an den äussersten Enden bildet.
An den Ablesungen bei diesen Versuchen betheiligte sich auch Dr. P.
Cze rm ak.
Die Ergebnisse der Messungen werde ich in derselben Form wie vorher
bei der Kohle wiedergeben. Ich bemerke noch, dass sämmtliche Metalle in
Form von Drähten von ebenfalls 5 Mm. Durchmesser angewandt wurden.
Platin. Es wurden an drei verschiedenen Tagen vier Beobachtungs-
reihen mit 61 Messungen ausgeführt. Davon wurden 56 zu 15 Normal-
örtern vereinigt der Rechnung zu Grunde gelegt. Dieselbe gab
a = 27-41 + I'i6 V.
b= 1-49 +0190
Die Stromstärke variirte zwischen 4-0 und 5*5 A., die Entfernung
der Spitzen zwischen 03 und ;^'2 Mm. Während der kurzen Dauer der
Versuche konnte nur am n egativen Pol eine Längenabnahme des Drahtes
constatirt werden, der positive Pol war dagegen der heissere.
Eisen. Zwei Beobachtungsreihen mit 43 Messungen gaben 40 brauch-
bare Beobachtungen in acht Gruppen eingetheilt. Die Rechnung gab
a := 25-03 + 2-i6 V.
b = 0*70 + o-o6 ii
Die Stromstärke variirte zwischen 2'6 und 5*9 A. und die Spitzen-
entfernung zwischen 0*5 und 3*5 Mm. Beide Pole brennen ziemlich gleich
langsam ab.
Nickel. 21 Beobachtungen an zwei verschiedenen Tagen angestellt,
gaben mit Ausschluss von zwei Messungen neun Normalbeobachtungen und
das Rechnungsresultat rt = 26-18 + 2*95 V.
b ^ 077 + 0-13 ü
325
Hiebei war die Stromstärke ziemlich constant gleich 4'5 A., während
die Entfernung der Spitzen beträchtlich zwischen i'6 und 7-3 Mm. variirte.
Verkürzung der Drähte durch Abbrennen konnte nicht beobachtet werden,
doch glüht der positive Pol sehr stark.
Kupfer. Aus zwei Beobachtungsreihen mit 45 Messungen wurde
nur eine Messung ausgeschieden und zehn Normalbeobachtungen gebildet.
Diese gaben
23-86 + I-33V.
0-67 +0*04^
Die Stromstärke war zwischen 4'i und 5*2 A,, die Spitzenentfernung
zwischen 0"6 und 7'0 Mm.
Silber. Drei Beobachtungsreihen mit 45 Einzelbeobachtungen gaben
mit Hinweglassung dreier Messungen dreizehn Normalörter und für die Con-
stanten die Werthe
«= 15-23 + 0-45 V.
b = 0-96 + o"o6 ii
Die Stromstärke variirte zwischen 3*7 und 5*1 A,, die Entfernung der
Spitzen zwischen 0'3 und 7*5 Mm.
Zink. An zwei verschiedenen Tagen wurden im Ganzen 42 Beob-
achtungen angestellt, von diesen eine verworfen und die übrigen in zehn
Gruppen abgetheilt.
a = ig'86 + 2-27 V.
d= 0-56 + 0-28 ß.
Die Variationen der Stromstärke lagen zwischen 2'6 und 4*3 A., die
der Spitzenentfernung zwischen 0-5 und 4*0 Mm. Bei der ersten Versuchs-
reihe nahm die Drahtlänge, die an beiden Polen 28"5 Mm. betrug, am
negativen Pol bis auf 258, am positiven Pol bis auf 93 Mm. ab. Natürlich
war der grösste Theil des Drahtes abgeschmolzen, nicht abgebrannt.
Cadmium. Es wurden zwei Versuchsreihen mit 57 Beobachtungen
ausgeführt, davon wurden fünf verworfen und die übrigen 52 Beobachtungen
zu neun Normalörtern vereinigt. Die Rechnung gab
Ä= 10-28 + 3-38 V.
d =z 2-56 + 1-27 ß
Die Werthe der Stromstärke lagen zwischen 2-5 und 3-5 A., die der
Spitzenentfernung zwischen 0'4 und l'7Mm. Die Längen der Poldrähte
waren vor der ersten Versuchsreihe 275 Mm. nach derselben 215 und
235 Mm.
Dem Vorhergehenden zufolge sehen wir also, dass bei den Metallen
der Werth der elektromotorischen Gegenkraft des Lichtbogens sehr ver-
schieden ausfällt. Auch lässt sich nicht verkennen, dass dieser Werth für
die schwerer schmelzbaren höher ist, wie für die leichter schmelzbaren. Im
Einklänge damit zeigt die unschmelzbare Kohle den höchsten Werth der
Gegenkraft.
Die Uebereinstimmung zwischen Schmelzpunkt und Gegenkraft ist nur
für das Silber sehr schlecht, welches seinem Schmelzpunkte zufolge eine
viel höhere elektromotorische Kraft des Lichtbogens zeigen sollte.
Nachdem aber neuere Untersuchungen *) lehren, dass diese Gegenkraft
auch von der Dicke der angewandten Elektroden abhängt und dies ja bei
jedem Metalle verschieden sein kann, so ist es möglich, dass gerade durch
die Anwendung gleich dicker Elektroden jene Uebereinstimmung zwischen
Schmelzpunkt und Gegenkraft verdeckt wird,
Univ. Wien, Pbys. Cabinet.
*) S. B. Nebel, Rep. d. Phys. von Exner., Bd. XXII (1886), S. 527.
326
Neuerungen in dem Verfahren zur Herstellung isolirter
Leitungen.
Von SIEMENS & HALSKE.
Um die Induction bei einem Telegraphen- oder Telephonkabel mit
mehreren isolirten Leitungen entweder ganz oder doch zum grössten Theil
zu beseitigen, hat man bisher verschiedene constructive Anordnungen zur
Ausführung gebracht, z. B. hat man als Rückleitung eine röhrenförmige,
ebenfalls isolirte Hülle für jede einzelne Leitung verwendet oder auch die
Umwicklung jeder einzelnen Leitung, bezw. jeder aus einer beschränkten
Anzahl von Leitungen bestehenden Litze mit einem leitenden Material, z. B.
Staniol, oder endlich die Umspinnung jeder einzelnen Ader mit Metalldrähten
angeordnet.
Die nachstehend beschriebene Erfindung besteht in der Herstellung
eines Kabels , dessen Rückleitung aus einem einzigen zusammenhängenden
Fachwerk besteht, in dessen einzelne Fächer je eine isolirte Leitung ein-
geschlossen ist.
Fig. 2.
Fig. I.
Die Herstellung eines solchen Kabels mit sehr wenig, z. B. vier
Leitungen, geschieht auf folgende Weise :
Die isolirten Leitungen a (Fig. i) werden mit ebenso vielen zwischen
den einzelnen Leitungen angeordneten metallenen besonders kupfernen Streifen c
zusammen verseilt. Die so gewonnene Kabelseele wird in der Luftleere
getrocknet, mit Isolirmasse getränkt und mit einem Bleimantel d umpresst,
wobei gleichzeitig eine so reichliche Menge von Isolirmasse aufgebracht wird,
dass innerhalb des Bleimantels von atmosphärischer Luft erfüllte Hohlräume
vermieden werden. Auf diese Weise wird von den metallenen Streifen c und dem
Bleimantel d ein zusammenhängendes Fachwerk mit vollständig geschlossenen
metallenen Wänden gebildet, welche die isolirten Leitungen jede für sich
vollständig umschliessen. Soll das Kabel eine grössere Anzahl isolirter Leitungen
erhalten (Fig. 2), so wird zunächst eine ebensolche Kabelseele angefertigt,
wie vor; dieselbe wird mit Metallband oder Draht e umwickelt (an Stelle
des vorgenannten Bleimantels) und um dieselbe eine concentrische Lage
isolirter Leitungen mit ebenso vielen dazwischen angeordneten Metallstreifen
verseilt. Je nach der erforderlichen Anzahl von isolirten Leitungen, wird
diese Manipulation: Umwicklung mit Metallband etc. und Verseilung mit
einer weiteren concentrischen Lage von Leitungen mit dazwischen angeordneten
327
Metallstreifen, beliebig oft wiederholt, die letzte concentrische Lage wird
mit einem Bleimantel d umpresst, mit Jute umsponnen und eventuell mit
Eisen-Armatur versehen. Zum Zwecke der Isolation der einzelnen Leitungs-
drähte können auch Materialien verwendet werden, welche, wie Guttapercha
oder Gummi, in anderen, als der beschriebenen Weise auf und um die
Leitungsdrähte gebracht vv^erden.
Phonelektrograph oder Apparat zur Verhütung von
Induction bei der Uebertragung telephonischer
und telegraphischer Mittheilungen.
Von LEON KELNER in Brüssel.
Zweck vorliegender Erfindung ist, eine Störung durch Induction bei der
gleichzeitigen Uebertragung von Wort und Schrift auf einfachen Draht-
leitungen zu verhüten und besteht dieselbe in gewissen Anordnungen der
Leitung und in der Einschaltung eines eigenthümlichen Apparates, mittelst
eines abgezweigten Leitung-sdrahtes d. h. die Einführung des sogleich zu
beschreibenden Phonelektrographen.
Fig. I.
^^\^^\^^N^^^<^^-»s\^^^-.\-^V^
Fig. 2.
Auf der Zeichnung zeigt :
Fig. I eine Vorderansicht des Phonelektrographen ;
Fig. 2 einen Horizontalschnitt ;
Fig. 3 die Anordnung eines mit dem Phonelektrographen combinirten
telephonischen Postens;
Fig. 4 eine solche für sehr große Entfernungen, und
Fig. 5 die Combinirung der letzteren mit einer Telegraphenstation.
Der Phonelektrograph besteht aus einer rechteckigen Holzschachtel £,
welche durch eine Querwand B^ in zwei Fächer zerlegt ist. Das untere Fach
enthält im vorliegenden Beispiel fünf nebeneinander vertical aufgestellte und
in entsprechender Weise befestigte U-förmig gebogene Glasröhren T. Die
selben enthalten eine die Elektricität leitende Flüssigkeit, u. zw. vorzugsweise
Alkohol zu 50O,
328
In jeden Rohrzweig taucht bis auf eine gewisse Tiefe ein Kupfer-
draht c, welcher durch die Querwand B^ und durch einen oben in das
Rohr gesteckten Korkpfropfen geht, wobei aber der letztere nicht so dicht
schliesst, dass die sich eventuell in den Röhren bildenden Gase nicht frei
iwiwwr iwwfiwiwr
aus denselben entweichen könnten. Die oberen Enden dieser Leitungsdrähte
sind untereinander auf Intensität verbunden, u. zw. mittelst der auf den
X'
inneren Wänden des oberen Faches entsprechend angeordneten Klemm-
schrauben a.
In dieser Weise ist das untere, die U-Röhren enthaltende Fach vom
oberen Fache vollständig unabhängig, so dass, wenn beide Fächer mit
besonderen Thüren verschlossen sind, das eine geöffnet werden kann, während
329
das andere verschlossen bleibt. Die unteren in den Alkohol tauchenden Enden
der Kupferdrähte c endigen in einer mehrfach aufgewundenen Spirale oder
sonstigen Metallverstärkung, wie z. B. eine Kugel, Eichel etc. b^, und sind
in solchem .Abstände voneinander, dass die zwischenliegende Alkoholcurve i
den Durchgang der inducirten oder hochgespannten Ströme gestattet. Einer-
seits ist die in dieser Weise hergestellte elektrische Leitung c i an einen
Contact ä^ geklemmt, welcher den Zweigdraht mit der Hauptleitung L ver-
bindet, und andererseits ist Draht c, welcher aus dem letzten Rohre heraus-
tritt, mit Klemmschraube ä^ und diese durch den Receptor R mit Klemm-
schraube d^ verbunden ; letztere führt mittelst eines Drahtes zu Klemm-
contact a^, einem zweiten Receptor R und dessen zweiten Contact a^, von
welchem aus der Leitungsdraht zu Klemmschraube 0!° geht, um von hier
aus den Strom in die Erde t abzuleiten. Selbstverständlich konnte die
Leitung c^ durch eine, von der beschriebenen verschiedene Anordnung der
Röhren T eine andere Form erhalten.
Mittelst dieses Apparates und je nach seiner Einschaltung in die Haupt-
leitung und in Combinirung mit den weiter unten erwähnten Anordnungen
wird auf einfachen Leitungen die telephonische Induction verhütet und die
Uebertragung von Wort und Schrift gestattet.
Behufs Verhütung telephonischer Induction ist die Leitung, wie in Fig. 3
veranschaulicht, angeordnet. An jedem Endposten geht die Leitung L durch
eine je nach Umständen lOO — 300 Ohm starke Widerstandsspirale r, von da
durch das Mikrophon M und dann zur Erde /. Zwischen Spirale r und
Mikrophon M zweigt sich ein Leitungsdraht d ab, welcher zur Klemm-
schraube ä^ des Phonelektrographen \^ führt. Durch diese Einrichtung wird
die von den Nachbarleitungen entstehende Induction, welche im Grunde nur
secundäre Inductionsströme begreift und bereits durch die Widerstands-
spiralen r vermindert worden, theilweise durch die metallische Leitung bis
zur Erde t abgeführt, während der andere sich mit dem direct auf die
Leitung aufgegebenen Strom abzweigende Theil sich in der Alkoholcurve i
des Phonelektrographen P condensirt, so dass also der von den inducirten
Nebenströmen befreite, ausschliesslich reine telephonische Strom durch den
Apparat P zu den Receptoren RR gelangt und darauf durch eine besondere
Leitung P- zur Erde geführt wird.
330
Die beschriebene Anordnung ist bestimmt für Leitungen, deren Länge
200 Km. nicht viel übersteigt.
Handelt es sich aber um grössere Entfernungen, so wird die Leitung,
wie in Fig. 4 veranschaulicht, angeordnet. In diesem Falle ist die Wider-
standsspirale r weggelassen und die Abzweigung für den Phonelektrographen P
wird erst hinter dem Mikrophone M genommen, und eine andere Wider-
standsspirale r^, z. B. 500 Ohm, wird zwischen die Abzweigung und die
Erde t geschaltet, und ist auch in diesem Falle keine besondere Erdleitung
für den Phonelektrographen P erforderlich und kann dieselbe nach dem
Widerstände r^ mit derjenigen des Mikrophones zusammenlaufen.
In Fig. 5 ist die Einrichtung zur gleichzeitigen Uebertragung telepho-
nischer und telegraphischer Mittheilungen veranschaulicht. Die Anordnung
bleibt dieselbe wie in Fig. 4, mit dem unterschiede, dass ein Morse'scher
Manipulator M'^ nach dem Mikrophone von der Leitung abzweigt, und dass
weiter von derselben Leitung sich ein Pol der Batterie^ /abzweigt, während der
andere Pol unter dem telegraphischen Klopfer für die Uebertragung frei bleibt.
Befindet sich der Manipulator im Ruhestand, so geht der Strom durch
einen besonderen Leitungsdraht f, welcher zur Hauptleitung zurückführt.
In den durch den Manipulator M., die Batterie p t und die Leitung L
gebildeten Stromkreis ist ein Rheostat R h eingeschaltet, welcher dazu dient,
den auf die Leitung zu schickenden Strom zu reguliren.
Letzterer begegnet nun im Apparate P einem Widerstände, welcher
durch eine Leitung repräsentirt wird, deren Molecüle unter sich keine
wesentlich magnetischen Beziehungen haben, geht daher durch dieselbe
hindurch und wirkt in der Ankunftsstelle auf ein Relais R i", welches an
Stelle der Elektromagnetrolle f^ (P"'g' 4) eingeschaltet ist, und welches
mittelst einer Local-Batterie den Morse'schen Apparat M'^ in Function setzt.
Das Relais R s von beliebiger Construction muss sehr empfindlich sein, so
dass schon sehr schwache primäre Strome dasselbe in Function setzen.*)
Elektrisches Licht zur Bei
(Aus dem
Unter den mannigfachen Verwendungen,
welche die Elektricität gegenwärtig an Bord
der Kriegsschiffe findet, verdient vor Allem
die Umsetzung derselben in einen starken
Lichtstrahl Erwähnung, mit dem man vom
eigenen Schiffe aus Gegenstände innerhalb
einer gewissen Entfernung beleuchtet.
Dies wird gewöhnlich „Elektri-ches
Licht zur Beleuchtung des Aussenfeides"
genannt, und wenngleich die Apparate zu
dessen Erzeugung schon seit Jahren einen
wesentlichen Bestandtheil der Ausrüstung
grosser Schiffe bilden, ist die Verwendung
desselben auf kleineren Fahrzeugen verhält-
nissmässig neueren Datum«.
Da die Ansichten über den Werth dieser
Verwendung in Marinekreisen wesentlich
auseinandergingen, so ist es begreiflich,
dass die maassgebenden Factoren lange die
Kosten scheuten, welche von einer erwei-
terten und bleibenden Installirung der noth-
wendigen Apparate u. s. w. unzertrennlich
sind. Diese Bedenken wurden jedoch bald
überwunden, und zwar theils durch die am
euchtung des Aussenfeides.
Engineer*.)
Apparate seitdem vorgenommenen Verbesse-
rungen, theils und vor Allem durch die Ein-
führung des elektrischen Lichtes zur Innen -
beleuchtung der Schiffe.
Da man dieselben elektrischen Maschinen
sowohl zur Innenbeleuchtung als auch zur
Erzeugung des elektrischen Lichtbündels be
nützten konnte, so gestaltete sich die Frage
bald sehr einfach, und die englische Admi-
ralität ermangelte nicht, in den letzteren
Jahren den diesbezüglichen Industriellen
grössere Aufträge zu ertheilen.
Nun ist gewiss, dass nur sehr starkes
Licht einen praktischen Werth hat ; wir
wollen daher zunächst in Kürze der Ver-
besserungen gedenken, die an den Apparaten
seit ihrer Einführung vorgenommen wurden,
und sodann zur Anwendung des Lichtes für
Kriegszwecke übergehen.
Bekanntlich bestehen diese Apparate
gegenwärtig aus einer dynamoelektrischen
Maschine zur Erzeugung der Elektricität, aus
einem Stromsammler, von dem aus man den
Strom zur Lampe leitet, wo derselbe durch
*) Die hier skizzirte Anordnung dürfte, wie die Phonophoren von Langdon-
D a V i e s, sowie die seinerzeit erwähnte Einrichtung von Maie he den Anforderungen der
Praxis nicht entsprechen.
331
zwei Kohlen in Licht umgesetzt und dieses
durch einen Projector gesammelt und in ein
intensives Lichtbiindel verwandelt wird.
Das erste derartige Licht wurde, wenn wir
nicht irren, zuerst im Krimkriege verwendet,
und zwar wurde dasselbe durch eine gal-
vanische Batterie erregt und durch einen
parabolischen Hohlspiegel gesammelt und
reflectirt.
Im Jahre 1867 wurde die französische
kaiserliche Jacht Reine Hortense mit
einer magnetoelektrischen Maschine von
Alliance-Typ und einer dioptrischen Linse
versehen und mit derselben ein befriedigendes
Resultat erzielt.
Während der Belagerung von Paris im
Jahre 1870 wurde das elektrische Licht
gleichfalls auf beiden Seiten verwendet ; der
Erfolg war jedoch kein besonderer, weil
dem Angreifer sowohl als dem Vertheidiger
nur ein minderwerthiges Material zur Ver-
fügung stand.
Erst seitdem die alten elektromagneti-
schen Maschinen durch moderne ü}'namo-
maschinen ersetzt sind, ist ein wesentlicher
Fortschritt in diesem Zweige der elektrischen
Beleuchtung zu verzeichnen.
Die erste Dynamo, welche auf englischen
Schiffen zur Anwendung kam, und deren Typ
wir noch auf älteren Panzerschiffen finden,
wurde von Mr. Wilde construirt. Bei 500
Rotationen gab dieselbe einen Wechselstrom
von 1800 Volt- Amperes, wobei die Strom-
stärke 60 Amperes und die Spannung 30 Volt
betrug.
Die Kohlen der Lampe waren vertical
übereinander postirt und deren Träger
konnten nach Maass der Verbrennung der
Kohlen mittelst einer Schraube mit Rechts- und
Linksgewinden einander genähert werden.
Der Projector besteht aus einem eisernen
Hohlcylinder, den eine Glaslinse abschliesst,
welche von kreisförmigen Glasprismen um-
geben ist. Hinter dieser Linse ist die Lampe
angebracht, so dass die von den Kohlen-
spitzen ausgehenden Lichtstrahlen durch die
Prismen gebrochen und so in ein paralleles
Strahlenbüschel concentrirt werden, welches
durch die seitliche und verticale Bewegung
des Projectors in beliebige Richtung gebracht
werden kann.
Die durch dieses System erzeugte Licht-
masse beträgt (ohne Projector) ungefähr
6000 Kerzen, und die Distanz, innerhalb
welcher Gegenstände mit Hilfe dieses Lichtes
wahrgenommen werden können, ist ziemlich
beschränkt.
Ein grosser Fortschritt wurde jedoch
durch die Herren Sautter & Lemonnier
zu Paris bewirkt, welche die Gramme-Dy-
namomaschine einführten, die eine Maschine
mit directem Strom ist und daher einen
wesentlichen Vortheil gegen irgendeine Ma-
schine mit Wechselstrom bietet.
Bei Wechselströmen wird jede der bei-
den Kohlen abwechselnd vom positiven und
negativen Strome durchflössen, so dass die-
selben gleichmässig und ohne jede Störung
abbrennen. Bei dem gleichgerichteten Strome
empfängt eine Kohle immer die positive
Elektricität, während die andere mit dem
negativen Draht verbunden bleibt. Hiebei
ist eine merkwürdige Action zu verzeichnen.
Der positive Strom sucht das Ende der
Kohle auszuhöhlen, indem er in dieser einen
sogenannten Krater bildet, während das äus-
sere Ende der negativen Kerze sich spitzig
gestaltet und in dieser Form verharrt. Ob-
wohl eine gewisse Quantität des Lichtes von
dem zwischen den Kohlenstäben entstehenden
Lichtbogen und auch von der Spitze der
negativen Kohle geliefert wird, so wird doch
das weitaus meiste Licht von dem oben-
erwähnten Krater in der positiven Kohle
ausgestrahlt. Bleibt also die positive Kohle
in verticaler Lage, so würden die Strahlen
des Kraters entweder sich abwärts senken
oder in die entgegengesetzte Richtung fallen,
je nachdem die positive Kohle oben oder
unten situirt ist. In jedem Falle würde Licht
verloren gehen; man neigt daher die Kerzen,
um die Strahlen seitlich und somit nutz-
bringend abzuleiten.
Eine andere wesentliche Verbesserung
wurde von Sautter & Lemonnier durch
die Einführung des aplanatischen Spiegels
von Mangln bewirkt, welcher dazu dient,
die Strahlen zu sammeln und zu vereinigen.
Dieser Spiegel, gewöhnlich der Mangln-
Reflector genannt, ist ein gekrümmter sphä-
rischer Spiegel, dessen äusserer Rand viel
dicker als die mittlere Partie desselben ist.
Das recht dick gegossene Glas wird sorg-
fältig geschliffen, so dass die beiden Ober-
flächen Theile von Kugeln verschiedener
Durchmesser bilden. Die grössere Dicke wird
dem äusseren Theile deshalb gegeben, um
die sphärische Abweichung zu corrigiren,
welche die Lichtstrahlen erleiden, wenn die-
selben von einem gewöhnlichen sphärisch
gekrümmten Spiegel reflectirt werden.
Diese Eigenthümlichkeit der Construction
ist es, welche dem Lichtbüschel jene wich-
tige Concentration verleiht, die man stets
beim Mangin-Hohlspiegel bemerkt; und weil
die Herstellung dieser Spiegel einen müh-
samen Process bildet, so macht sie dieselben
zu einem kostspieligen Artikel.
Eben deshalb hat man versucht, ein
gleich gutes Resultat mit gewöhnlichen Hohl-
spiegeln zu erlangen, welche von englischen
Fabrikanten um beiläufig ein Zehntel der
Herstellungskosten des ManginSpiegels ge-
liefert werden. Einige dieser Spiegel wurden
auf Schiffen installirt, welche auch mit
Mangin'schen Hohlspiegeln versehen waren,
um vergleichende Versuche anzustellen; wir
haben jedoch Grund zu glauben, dass die
mit den billigen Spiegeln erzielten Resultate
nicht befriedigend waren, so dass man von
einer weiteren Verwendung derselben ab<ah.
Beim Mangin-Reflector wird die Lampe,
welche die geneigten Kohlen hält, derart
placirt. dass das Kraterlicht vom Spiegel
aufgefangen und somit nutzbar gemacht wird.
Alle Strahlen werden somit reflectirt und
nicht wie beim dioptrischen Spiegel von
Wilde direct gebrochen. Ein gewisser Ver-
332
lust des Lichtes wird theils durch Reflexion,
theils durch die Lampe bewirkt, welche gegen-
über dem Spiegel einige von den Strahlen
abschneidet, so dass also vom optischen
Gesichtspunkte die directe Berechnung als
ein vollkommenes System angesehen werden
kann ; aber die Construction der dioptrischen
Linsen macht dieselben zum Bruche geneigter,
so dass sie sich weder gegen die Erschütterung
durch das eigene Geschützfeuer, noch auch
gegen die grosse Hitze des Lichtbogens ge-
nügend widerstandsfähig erweist.
Verschiedene Typen der Gramme -Ma-
schine zur Beleuchtung des Aussenfeides
wurden von den Herren Sautter & Le-
monnier erzeugt und eine grosse Anzahl
derselben ist auf Schiffen verschiedener
Flotten installirt worden. In der Kegel
wurden dieselben direct von dreicylindrigen
Brotherhood Maschinen getrieben, welche für
grosse RotatioDszahlen höchst geeignet und
sehr compendiös sind. Letzteres ist von
wesentlicher Wichtigkeit bei Kriegsschiffen.
Auf manchen französischen, hie und da auch
auf englischen Schiffen wird dieser Motor
zwischen zwei Dynamos gestellt, welche
gleichzeitig betrieben werden und so zwei
getrennte Lichter hervorbringen, oder es
kann der Strom beider in ein einziges Licht
von doppelter Stärke gekuppelt werden.
Eine grössere Gramme'sche Dynamo-
maschine (Typ jC) hat vorzügliche Resultate
geliefert. Die Stromstärke derselben beträgt
ungefähr 90 Ampferes mit einer elektro-
motorischen Kraft von 80 Volts. Da sie
eine Serienmaschine ist, so ist sie nicht so
gut geeignet, Glühlampen zu treiben, wie
die Compound- oder Nebenschluss-Dynamo-
maschinen und ist deshalb, wenigstens was
die englische Marine betrifft, ausser Gebrauch
gesetzt worden.
Gewöhnlich pflegt man jetzt auf den
grossen englischen Schiffen drei Dynamo-
maschinen zu installiren, von denen zwei zur
vollständigen Innenbeleuchtung ausreichen,
während die dritte zur Beleuchtung des
Aussenfeides dient.
Beschränkt man die Innenbeleuchtnng
auf jene Räumlichkeiten, welche bei der
Action beleuchtet sein müssen, so genügt
hiefiir eine Dynamomaschine und die beiden
anderen können Licht zur Beleuchtung des
Aussenfeides liefern. Alle Dynamomaschinen,
die in letzterer Zeit für die britische Marine
angeschafft wurden, sind in England erzeugt
worden und sind fast ausnahmslos mit Com-
poundwicklung versehen.
Einige haben ca. 200 Ampferes Strom-
stärke, welche für zwei Lichter zu je
25.000 Kerzen genügt. Bis jetzt gilt es als
Regel, das Licht nach der Kerzeozahl zu
beurtheilen, und die oben angeführte Zahl
ist als minimale Lichtstärke für die Aussen-
feldlichter aller grossen Schiffe anzusehen.
Elektrisches Schweissen gleicher und ungleicher Metallstäbe.*)
Von Dr. CARL KLAR in Berlii?.
Viele Werkzeuge, als Meissel und Stemm-
eisen, Metall- und Holzbohrer, Scheeren etc.,
bei welchen der arbeitende Theil aus ge-
härtetem Stahl bestehen muss, werden der
Einfachheit halber ganz aus Stahl hergestellt,
trotzdem die gleichmässige Härtung bei
grösseren Stücken schwerer gelingt, als bei
kleineren. Und doch ist es vvünschenswerth,
den Stiel oder Griff statt aus dem spröden
und theuren Stahl aus einem zäheren oder
billigeren Stoffe, Schmiede- oder Gusseisen,
zu fertigen , dabei verursacht aber die Ver-
einigung beider Theile manche Schwierigkeit.
Das Löthen bietet nicht immer genügende
Festigkeit. Das Schweissen im Feuer verdirbt
leicht die Härtung, indem die Erhitzung zur
Schweissgluth trotz aller Schutzhüllen auf
einen grösseren Theil des Stahlstückes fort-
geleitet wird. Das Schweissen mittelst des
elektrischen Lichtbogens (nach Benardos
und Olsz e wsky^ ist nur auf Platten, nicht
auf stumpf aneinanderstossende Stäbe anwend-
bar. Da bietet nun das Schweissverfahren
von Elihu Thomson in Lynn, Amerika,
die erwünschte Aushilfe, indem die Wärme-
wirkung des elektrischen Stromes in unmittel-
barster Weise, ohne Beihilfe des Lichtbogens,
zur oberflächlichen Schmelzung verwendet wird.
Thomson hat zwei Vorrichtungen ge-
baut, die kleine, etwa 80 Kgr. wiegende, für
Drähte bis zu V2 Mm. Durchmesser herab,
die grössere für Stäbe bis zu 20 Mm. Durch-
messer und darüber. Beide arbeiten nach dem
gleichen Verfahren, sind aber in ihrer An-
ordnung ziemlich verschieden.
Bei der kleineren Vorrichtung spannt man
die zu schweissenden Drähte, nachdem die
Enden stumpf glatt gefeilt, in zwei als
Schlitten ausgebildete Kupferklemmen mit
sehr dicken Backen. Die beiden Bahnen
dieser »Schlitten stehen einander so gegen-
über, dass eine die Verlängerung der anderen
bildet, sie sind aber voneinander gut isolirt.
Eine gleichfalls isolirte schraubenförmige
Feder verbindet die beiden Schlittenbacken,
und zieht sie so gegeneinander, dass die
eingespannten Drähte mit ihren ganz kurz
vorstehenden Enden zusammenstossen; die
Spannung dieser Feder kann durch Schrauben
geregelt werden. Man schickt nun auf noch
zu beschreibende Weise einen elektrischen
Strom durch die Bahnen, Schlitten, Klemm-
backen und DrahtEnden, öffnet ihn nach
wenigen Secunden und lässt dann dem Draht
Zeit zum Erkalten. Die Drähte sind nun fest
zusammengeschweisst.
Bei der Vorrichtung für dickere Stäbe
sind die Kupferklemmen an zwei parallelen
Kupferstäben angebracht, welche hinten,
ähnlich wie die Flügel einer Schafscheere,
*) Siehe die Correspondeiiz im vorigen Hefte dieser Zeitschrift,
durch einen rechteckigen offenen Kupferring
verbunden sind. Durch eine Querscliraube
kann man die beiden Kupferstäbe oder
Flügel etwas auseinander treiben, wobei der
Ring sich aufbiegt. Dann spannt man die
beiden zu schweissenden Stäbe in die
Klemmen, löst die Querschraube und presst
die StabEnden fest zusammen. Nun schickt
man auf dieselbe Weise wie vorher einen
sehr starken elektrischen Strom durch Ring,
Flügel, Klemmen und Stab-Enden, öffnet den
Strom nach etwas längerer Zeit, lässt die
Stäbe sich abkühlen und die Schweissung ist
vollzogen.
Das Hineinschicken des Stromes erfolgt
bei beiden Vorrichtungen durch Induction
(Erregung). Wenn zwei geschlossene Draht-
leitungen auf einer Strecke ihres Verlaufes
parallel nebeneinander herlaufen und in einer
derselben ein Strom kreist, so zeigt die
zweite Leitung keine Spur von Strom, so
lange sich der erstgenannte Strom nicht
ändert. Wird aber dieser erste Strom stärker,
so entsteht in der zweiten Leitung ein ent
gegengesetzt gerichteter Strom; wird der
erste schwächer, so erregt diese Abnahme
in der Nebenleitung einen gleichgerichteten
Strom. Schwankt also in der ersten Leitung
die Stromstärke regelmässig auf und ab, so
zuckt in der zweiten Leitung ein Strom
regelmässig hin und her. Es ist also ein
Wechselstrom, der hier ,die Schweissarbeit
vollzieht. Man kann auch riogförmige ge-
bogene Stäbe zu Ringen verschweissen,
z. B. Bandsägeblätter an den Enden ver-
binden ; denn wenn auch ein Theil des
Stromes durch den Stabkörper geht, so
wählt doch der überwiegende Theil den
kürzeren Weg durch die aneinander ge-
pressten Enden.
Da die Erweichung der Schweissflächen
sich nur auf geringe Tiefe erstreckt, so bildet
sich in allen Fällen nur ein kleiner Schweiss-
grat durch Herauspressen des weichen Metalls.
Dies ist besonders wichtig beim Zusammen-
schweissen von Röhren, welches bisher
Schwierigkeiten machte; die lichte Weite des
Rohres wird dabei sehr wenig verengt. Die
Schweissstellen sollen, selbst wenn man den
Schweissgrat weggefeilt hat, fester zusammen-
halten, als andere Stellen des Stabes, eine
Erscheinung, deren Grund sich durch die
auch sonst übliche Aetzung und mikroskopische
Untersuchung eines Querschnittes der Schweis-
sung erforschen lassen dürfte.
B. T.
Telegraphische Verbindung der Inseln des Königreiches Italien.
^Giornale militare per la Marina* vom
31. März 1887 veröffentlicht das am 15. April
1886 vom Könige sanctionirte Gesetz, welches
die zwischen der italienischen Regierung einer-
seits und der Mailänder Firma Pirelli & Co.
andererseits geschlossene Convention, betref-
fend die Herstellung, Legung, Instandhaltung,
und den Betrieb mehrerer unterseeischer
Telegraphenkabel, dann betreffend den Bau,
die Instandhaltung und die Verwendung eines
Kabelschiffes genehmigt. Die genannte Firma
ist diesem Uebereinkommen nach verpflichtet,
folgende neue, die telegraphische Verbindung
zwischen dem Festlande und den Inseln des
Königreiches bezweckende Kabellinien inner-
halb eines Zeitraumes von 18 Monaten nach
der gesetzlichen Genehmigung des stipulirten
Vertrages (wobei jedoch die Zeitperiode vom
I. November bis zum 31. März, also die
Periode des schlechten Wetters, nicht mit-
zählt) herzustellen und nach erfolgter Fertig-
stellung auf die Dauer des Vertrages instand-
zuhalten.
Diese Linien sind :
Neapel — Ustica,
Ustica — Palermo,
Mazzara — Pantelleria,
Lipari — Panarea,
Panarea — Stromboli,
Ponza — Ventotene,
Livorno-Gorgona,
Elba — Capraia,
Elba — Pianosa,
Giglio — Monte Argentario,
Ponza — Monte Circeo,
Tremiti — Monte Miletto und
Vulcano — Lioari .
Ausserdem übernimmt die Gesellschaft
die Instandhaltung des zwischen Otranto und
Valona bereits existirenden, der italienischen
Regierung gehörigen unterseeischen Tele-
graphenkabels,
Zur Durchführung der hiezu erforder-
lichen Arbeiten ist die Firma Pirelli & Co.
des Weiteren verpflichtet, den Bau eines
Dampfers von mindestens 400 T. Netto-
gehalt in Angriff zu nehmen und denselben
mit Maschinen von ca. 650 indicirten Pferde-
kräften, die dem Schiffe unter günstigen Ver-
hältnissen eine Fahrtgeschwindigkeit von
mindestens zehn Knoten sichern, und ausser-
dem neben der vollständigen Zurüstung mit
allen zur Kabellegung erforderlichen Ma-
schinen etc. zu versehen.
Sowohl die Herstellung des gesammten
zur Verwendung gelangenden Kabels, als
auch der Bau des Kabelschiffes rauss im In-
lande und mit inländischem Materiale er-
folgen. Als Entgelt für diese Leistungen
verpflichtet sich die italienische Regierung
— vorausgesetzt, dass Pirelli & Co. alle
in dem bezüglichen Contracte ausführlich
angeführten Pflichten erfüllen, wofür sie
übrigens auch mit Caution haften — dieser
Firma durch 20 Jahre (der Dauer des Ver-
trages) eine jährliche Summe von Lire 237.144
auszubezahlen.
Der Betrieb sämmtlicher Kabellinien wird
von der Regierung übernommen, welcher
auch die Anschaflung und Aufstellung aller
zum regelrechten Betriebe nothwendigen
telegraphischen Apparate obliegt. Ebenso ist
dieselbe gehalten, die terrestrische Verbin-
dung der unterseeischen Linien mit den zu-
334
nächst liegenden Telegiaphenstationen auf
eigene Kosten zu bewirken.
Das Kabelschiff wird nach seiner Voll-
endung und nach fertiger Ausrüstung
von der königlich italienischen Marinever-
waltung übernommen, welche dasselbe zu
bemannen und für dessen fernere Instand-
haltung in gleicher Weise wie dies für die
eigenen Schiffe vorgeschrieben, Sorge zu
tragen hat.
Der Firma Pirelli & Co. obliegt in
der Folge nur die Verpflichtung zur even-
tuellen totalen oder partiellen Nachschaffung,
respective Auswechslung der für die Kabel-
legung dienenden Maschinen und Apparate.
Die italienische Regierung ist ermächtigt,
über das Kabelschiff nach Belieben zu ver-
fügen, doch muss dasselbe auf jeweiliges
Verlangen der contrahirenden Firma über-
lassen werden, wenn sie Arbeiten, welche
sich auf die contractlichea Verpflichtungen
beziehen, vorzunehmen hat. Während der
Indieuststellung des Dampfers wird derselbe
gänzlich, einschliesslich Brenn- und Schmier-
materiale für die Maschinen etc., von der
Regierung erhalten ; nur die Kosten der
Verpflegung des speciell für die Kabel-
arbeiten erforderlichen technischen Civil-
personals während der Einschiffung hat die
Firma Pirelli & Co. der Regierung zu
ersetzen.
Nach Ablauf des Vertrages gehen sämmt-
liche telegraphische Kabellinien sowohl, als
das Kabelschiff sammt und sonders und ohne
jede weitere wie immer Namen habende
Entschädigung in den Besitz des Staates über.
Der Suezcanal und die elektrische Beleuchtung.
Um die Dauer des Aufenthaltes im
Suezcanale für solche Schiffe, welche grosse
Eile haben , möglichst abzukürzen , hatte
bekanntlich die Suezcanalgesellschaft be-
schlossen, mit Packetbooten und Kriegsfahr-
zeugen, welche mit elektrischen Leucht-
apparaten von hinlänglicher Tragweite ver-
sehen sind, nächtliche Fahrversuche zu
machen, und wurden, um die Schifffahrt bei
Nacht zu erleichtern, die entsprechenden
Vorkehrungen bezüglich der Bezeichnung
des Fahrwassers und der die Richtung an-
gebenden Feuer getroffen. Die erste ver-
suchsweise Fahrt dieser Art hat der Dampfer
jCarthage« der Peninsular and Oriental
Company am 24. Mai 1886, und zwar mit
vollständigem Erfolge, durchgeführt. Dieses
Packetboot, eines der grössten Schiffe, welche
den Canal passiren (es misst 5077'68 T.,
ist 430" I englische Fuss (131 Mtr.) lang und
44'4 englische Fuss (i3'53 Mtr.) breit), hat
die Strecke von einem Meere zum anderen
in 17 Stunden 50 Minuten ohne irgend-
einen Aufenthalt zurückgelegt. Vierzehn Tage
später transitirte der Dampfer „Brindisi* der
nämlichen Gesellschaft ebenfalls bei Nacht
mit demselben elektrischen Leuchtapparate,
den der ^Carthage* benützt und in Suez
gelassen hatte ; er bewerkstelligte die Durch-
fahrt in 18 Stunden 19 Minuten. In Anbe-
tracht eines derartigen Ergebnisses lässt die
Peninsular and Oriental Company
bereits alle ihre von Europa kommenden
Packetboote den Canal bei Nacht passiren
und trifft Vorkehiungen, damit auch die-
jenigen Schiffe, die vom äussersten Osten
kommen, die Canalfahrt zur Nachtzeit machen
können. Die Gesellschaft der Me ssage r ies
Maritimes hat desgleichen Sorge dafür
getragen, alle ihre den Canal passirenden
Fahrzeuge mit elektrischen Leuchtapparaten
auszurüsten, und es ist wahrscheinlich, dass
noch andere Gesellschaften diesem Beispiele
folgen und die Ermächtigung nachsuchen
werden, ihre Schiffe bei Nacht durch den
Canal dirigiren zu dürfen. Ursprünglich wurde
die nächtliche Durchfahrt, und zwar Ver-
suchsweise, blos zwischen Port-Said und dem
Kilometer 54 gestattet; nachdem aber die
unternommenen Versuchsfahrten so günstige
Resultate ergeben hatten, säumte die Canal-
gesellschaft nicht, die nächtliche Fahrt vor-
erst zwischen diesem letzteren Punkte und
dem südlichen Leuchtihurme der Bitterseen
zu organisiren. Gleichzeitig fasste man die
Ausdehnung dieser Strecke bis zum Kilo-
meter 133 in's Auge; dies wird jedoch erst
statthaft erscheinen, wenn eine in den Bitter-
seen befindliche Felsenbank beseitigt ist,
die für Schiffe, welche diese Stelle bei Nacht
passiren, gefährlich werden könnte. DieCanal-
gesellschaft hat auch thatsächlich bereits die
Wegräumung dieses Schifffahrtshindernisses
in Angriff genommen, und hoffte man diese
Arbeit noch vor Beginn des Jahres 1887
zu Stande zu bringen. Ist einmal die Felsen-
bank gänzlich verschwunden, dann wird die
zwischen dem südlichen Leuchtthurme und
dem Kilometer 133 befindliche Strecke des
Canals durchaus eine Breite des Wasser-
spiegels von 40 Mtr. zeigen. Uebrigens
bleibt erst noch zu ermitteln, ob nicht
zwischen diesem letzteren Punkte und Suez,
also in einer Länge von 27 Km,, die Schiff-
fahrt zur Nachtzeit durch die daselbst zu-
weilen sehr heftige Strömung erschwert
wird. Die Gesellschaft hat diesfalls nächt-
liche Versuchsfahrten mit Materialschiffen
(Porteurs), welclie elektrische Leucht-
apparate an Bord haben, eingeleitet, und
zweifelte man nicht, dass unter Beobachtung
aller möglichen Vorsichten die Packetboote
die erwähnte Strecke bei Nacht ohne be-
sondere Schwierigkeiten werden passiren
können. Um dieses Resultat zu erzielen, wird
sich die Canalgesellschaft eine neue Auslage
von ungefähr Frcs. Ooo.ooo auflasten müssen,
sie wird aber damit der Schifffahrt einen
grossen Dienst erwiesen haben, indem sie
für Schiffe, welche Reisende, Depeschen und
Eilgüter an Bord führen, die Dauer des
Aufenthaltes im Canale in sehr vortheilhafter
Weise abkürzt.
335
Naturforscher-Versammlung 1887.
Für die wissenschaftliche Ausstellung,
welche mit der sechzigsten Versammlung
deutscher Naturforscher und Aerzte verbun-
den werden soll, ist jetzt das Programm fest-
gestellt. Dieselbe wird vom 15. bis 24. Sep-
tember dauern und ebenso wie ihre Vor-
gängerin in Berlin ein Gesammtbild des
Besten und Bedeutendsten geben, was
die Technik in den letzten Jahren der natur-
wissenschaftlichen Forschung, dem natur-
wissenschaftlichen Unterricht, der Hygiene
und Heilkunde zur Verfügung gestellt hat.
Es sollen also neben Apparaten und Instru-
menten, welche seit der letzten Versammlung
erfunden oder verbessert wurden, womöglich
auch noch die bedeutenderen der in
Berlin ausgestellten oder zufällig da nicht
vertretenen neueren Apparate, Instrumente
und Präparate Platz darin finden. Dadurch
soll auch denjenigen Aerzten und Natur-
forschern, welche in Berlin nicht zugegen
waren, oder denen die übrigen Sehens-
würdigkeiten und Zerstreuungen der Reichs-
hauptstadt, verbunden mit den bedeutenden
Entfernungen, nach der Arbeit in den
Sectionen zuwenig Zeit zur eingehenden
Besichtigung der Ausstellung Hessen, Ge-
legenheit geboten werden, die neuesten
Fortschritte der Technik auf ihren Gebieten
überschauen und prüfen zu können.
Ausserdem wird ein Lesesaal und ein
Literatursaal eingerichtet werden. In ersterem
sollen die laufenden Fachschriften, Ar-
chive etc. aufgelegt werden, in letzterem,
strenge nach Fächern geordnet,
die bedeutenderen der in den letzten paar
Jahren erschienenen naturwissenschaftlichen
und medicinischen Werke, so dass jedem
Forscher eine leichte Uebersicht und Auswahl
der neueren in seinem Fache erschienenen
Literatur ermöglicht wird.
Es wird keine Platzmiethe oder sonstige
Beisteuer von den Ausstellern erhoben und
für gute Aufstellung, Verwahrung und Vor-
zeigung, sowie Rückverpackung der aus-
gestellten Gegenstände nach Kräften gesorgt
werden, auch werden dieselben auf Kosten
des Comites gegen Feuersgefahr versichert
Anmeldungen werden vor dem 30. Juli
an das Ausstellungs-Comite, 44 Frankfurter-
strasse, Wiesbaden, erbeten, wo auch die
Anmeldebläiter zur Verfügung stehen. Die
Ausstellungsgegenstände selbst können vom
15. August an bis zum 5. September ein-
geliefert werden.
Die elektromotorische Gegenkraft des Lichtbogens.
Von CHARLES R. GROSS und Wm. E. SHEPARD.*)
Der Strom einer Brush-Dynamomaschine
wurde durch zwei vertical übereinander be-
findliche Kohlenspitzen geleitet, deren obere
durch eine Mikrometerschraube verschiebbar
war. Die Stromstärke wurde durch Ampere-
meter gemessen, die Spannungsdifferenz an
den Kohlen durch ein Voltmeter, welches
mit Messinghülsen verbunden war, die mög-
lichst nahe an den Enden die Kohlen um-
gaben. Durch einen Commutator konnte
gleichzeitig die Verbindung mit beiden Mess-
instrumenten umgekehrt werden. Der Quotient
aus der Potentialdifferenz durch die Strom-
stärke gab den entsprechenden Widerstand
des Bogens. Die Kohlen waren flach gefeilt
und die Messung wurde schnell vor einer
wesentlichen Veränderung derselben vorge-
nommen. Nach der Erzeugung kurzer Licht-
bogen wurden die Kohlen zur Fixirung des
Nullpunktes der Entfernung schnell aneinander
geschoben uud wieder getrennt. Bei längeren
Bögen wurden die Kohlen vor dem Versuch
in Contact gebracht und dann getrennt, dabei
aber ihre Ausdehnung durch die Wärme ge-
schätzt. Beim Ausschalten des Bogens wurde
die Dynamomaschine durch einen annähernd
gleichen Widerstand geschlossen. Zuerst war
die obere Kohlenspitze positiv. Dabei er-
gaben sich verschiedene Resultate, je nach-
dem der Bogen zischte, I, oder bei Verlän-
gerung ruhig wurde II. Der Widerstand wuchs
mit der Länge erst schnell nach dem Gesetz
einer geraden Linie, dann, wenn das Zischen
aufhörte, nach demselben Gesetz, aber lang-
samer. Ist J die Stromstärke in Ampferes,
r der Widerstand, / die Länge des Bogens,
so entsprach r der Formel a -[- b l. Nimmt
man an, a . J entspräche einer elektromotori-
schen Kraft £, so ergeben sich die folgenden
Werthe :
I.
Ja b E
3-27 470 4-90 15-37
5-03 3-14 2-53 15-79
7-00 2-10 1-55 1470
10-03 146 079 I4"t)4
II.
J a b E
5-04 7-97 0-515 40-16
7-00 5-73 0-261 40-11
7-92 5-00 0-256 39-60
10-04 373 0-198 37'4S
Die supponirte elektromotorische Gegen-
kraft ist also für den ruhigen Bogen etwa
39, für den zischenden nur 15 Volts. Mit
wachsender Stromstärke nimmt sie ein wenig
ab. Der Widerstand b l nimmt erst schneller,
dann langsamer damit ab. Der Sprung von
der höheren zur niederen elektromotorischen
Kraft ist plötzlich bei grösserer Entfernung
der Kohlen und abnehmendem relativen
Widerstand bei stärkerem Strom (wie schon
White gefunden).
Für verschiedene Stromstärken treffen
sich die den Widerstand des zischenden
Bogens darstellenden Linien nahe in dem-
*) Siehe Seite 320.
336
selben auf der negativen Seite der Abscissen-
achse liegenden Punkt.
War die obere Kohlenspitze negativ, so
bestanden ebenfalls die den Widerstand des
Lichtbogens bezeichnenden Curven aus zwei
geraden Linien, wie im vorigen Fall; die
elektromotorischen Kräfte waren etwa 14.07
und 39*41, so dass für den zischenden Bogen
dieselbe entschieden kleiner ist ; ebenso der
Widerstand bl. Die höhere elektromotorische
Kraft tritt bei einer etwas grösseren Länge
des Bogens ein.
Lichtbogen zwischen Kohlen, welche
mit Borax, schwefelsaurem Kali oder Natron
getränkt waren, hatten bei etwa .7= 5, die
Widerstände r = i 25 -[- 0-290/; 2'20 -\-
0-418/; 177 -j- 0-223 ^\ die elektromotori-
schen Gegenkräfte betrugen 6-38; loSö;
9-03 Volts, was wohl von der Temperatur-
Erniedrigung herrührt.
Wurde die obere positive Elektrode
stärker erhitzt, indem sie mit einem Cylinder
von feuerfestem Thon umgeben war, während
an der negativen eine horizontale breite
Messingplatte zur Verminderung des Luftzuges
befestigt war, so war für etwa .7 = 5 für
den zischenden Bogen r = 3-02 -}- i-io (bis
0-97) / und ^=21-1 Volts, für den ruhigen
r =z 6-70 -\~ 016 (bis 0-09) / und E = 46-9
Volts. BeiAbkühluDgder oberen positiven Kohle
durch eine ihn umgebende IVIessingröhre,
durch welche Wasser floss, war bei den
Stromstärken 8 und 7, bezw. r = 0*70 -}-
1-82 / und JS= 5-6, sowie r i= 1-67 -^ l.ll l
und 11-7. Die Werthe £ liegen also bedeu-
tend unter denen für den zischenden Bogen ;
der Widerstand r ist für die grössere Strom-
stärke kleiner, die elektromotorische Kraft
ebenfalls.
Wahrscheinlich beruhen die Erschei-
nungen bei negativer oberer Spitze ebenfalls
auf derartigen ungleichen Erwärmungen, da
dann die untere positive Spitze etwas kälter
wird.
Bei vermindertem Druck (4" Queck
silber) war für zischende Bögen :
J = 5 r = 3-20 -(- 1-09 / iJ = 1-650
7-95 2-00-1-0-57/ 15-90
986 1-70 -[-038/ 16-76
Der Widerstand />/ nimmt also ab, die
elektromotorische Kraft £ ist dagegen sogar
etwas grösser, als bei gewöhnlichem Druck.
(^Beiblätter zu den Annalen der Physik
und Chemie.*)
Ueber unipolare Induction.
Von FR, EXNER und P. CZERMAK.
Lässt man um einen cylindrischen
Magnet einen coaxialen Mantel rotiren, so
entsteht zwischen zwei nicht in der Aequa-
torialebene des Magnets oder nicht sym-
metrisch, zu derselben gelegenen Punkten des-
selben, z. B. zwei derartigen, auf einer der
Magnetachse parallelen Linie des Mantels
gelegenen Punkten eine Potentialdifferenz,
welche bei Ableitung beider Punkte zum Gal-
vanometer in der ruhenden Ableitung einen
Strom erzeugt. Nach Edlund (Abh. d.
Akad. in Stockholm 16, Nr. i und Ann.
de Chim. et de Phys. [5] 16, pag. 49, 1879)
soll die Rotation des Mantels allein, ohne
Rücksicht auf die relative Lageänderung des-
selben gegen den Magnet diese Kraft be-
dingen, weshalb es auch gleichgiltig wäre,
ob der Magnet mitrotirte oder nicht. Nach
der üblichen Ansicht ist die Lageänderung
des Mante;ls gegen den Magnet wirksam ;
rotirt Letzterer mit, so findet die Induction
in der ruhenden, das Galvanometer ent-
haltenden Leitung statt. Dasselbe gilt bei
directer Anlegung der Ableitung vom roti-
renden Magnet.
Als Experimentum crucis wird von den
Verfassern ein Versuch gemacht, wo die
an den Magnet angelegte Leitung mit dem-
selben gleich schnell rotirt. Nach Edlund
müsste in letzterer wieder ein Strom ent-
stehen nach der gewöhnlichen Theorie nicht,
da dann bei der Rotation keine Kraftlinien
vom Magnet geschnitten werden.
Der Versuch wurde in folgender Weise
angestellt : Ein gerader Elektromagnet, in
welchen am einen Ende coaxial ein Messing-
stab geschraubt war, wurde mit letzterem
zwischen zwei Spitzen in Rotation um seine
Achse versetzt ; die Zuleitung des Stromes
einer Gramme - Maschine geschah durch
Schleiffedern ; der Magnet war nur zur
Hälfte von cjer Magnetisirungsspirale bedeckt .
Ueber die freie Röhre war eine Messing-
röhre geschoben, welche entweder mit dem
Magnet rotiren oder festgehalten werden
konnte. An dem der Mitte des Magnets
gegenüberliegenden Ende der Röhre waren
Federn befestigt, welche an einem auf den
Eisenkern aufgeschobenen dicken Messing-
ringe schleiften, wodurch Thermoströme ver-
mieden waren. Zwischen dem Magnetstab
am freien Ende des Magnets und den
Mantel wurde ein aus zwei concentrischen
Glasröhren gebildetes Silbervoliameter mit
zwei coaxialen, cylindrischen, möglichst nahe
aneinander gebrachten Silberelektroden ein-
gesetzt. Von denselben gehen Federn aus,
welche an zweien, auf dem Messingstab auf-
geschobenen Messingscheiben schleifen, deren
eine isolirt ist. Auf derselben schleift auch
eine vom Mantel ausgehende Feder.
Zuerst wurde an einem Galvanometer
untersucht, ob die Silberplatten für sich
keinen Strom gaben. Wurde darauf der
Mantel fixirt und der Elektromagnet in Ro-
tation versetzt, und wurden darauf nach 1/4 Min.
die Silberplatten mit dem Galvanometer ver-
bunden, .so erhielt man einen bedeutenden
ersten Ausschlag. Rotirte Mantel und Elek-
tromagnet gleichzeitig, so wurde bei gleichen
Verfahren nie eine Polarisation mit Sicher-
heit beobachtet. Rotirte der Mantel sammt
Voltameter allein, wie vorher der Magnet,
in entgegengesetzter Richtung, war aber der
337
Magnet in Ruhe, so erhielt man einen gleich
starken und gleichgerichteten Ausschlag, wie
beim ersten Versuch. Die elektromotorische
Kraft der im festen Leiter durch den ro-
tirenden Magnet inducirten Induclion betrug
etwa ViriO Volt, der Widerstand des Volta-
meters 3 Ohm, so dass die Stromstärke fast
O'oo3 Amp. betrug, wodurch in einer halben
Stunde 6 Milligr. Silber abgeschieden worden
waren .
Das dessenungeachtet negative Resultat
des mittleren Versuches, spricht gegen die
Theorie Edlund's, und alle drei Versuche
sprechen für die gewöhnliche F ar a d a y'sche
Theorie.
Da bei Verbindung der Silberplatten mit
dem Galvanometer der Apparat noch rotirte,
hätte man annehmen können, dass die
Ablenkung einem Inductionsstrome in der
zwischen den freilich sehr nahe aneinander
liegenden Messingringen befindlichen Leitung
zuzuschreiben wäre. Directe Versuche beim
Ableiten des ganzen Inductionsstromes bei
tixirtem Mantel und nur zwischen den
Messingringen, zeigten, dass derselbe im
letzteren Fall nur V215 '^^n dem im ersten
Fall war, also nicht störend einwirkte.
Auch sonst wenden sich die Verfasser
gegen die Beweiskraft der Versuche von
E dl und. Letzterer will das Mitrotiren der
Kraftlinien mit einem Magnet dadurch
widerlegen, dass eine Magnetnadel in der
Nähe des rotirenden Magnets ihre Stelle
nicht ändert. Da aber der Magnet um seine
Rotationsachse völlig symmetrisch ist, und so
auch die Kraftlinien, so ist zur Ablenkung
der Nadel kein Grund vorhanden. Ebensowenig
ist ein aus der mechanisch,en Wärmetheorie
abgeleitete Einwand Edlund's stichhaltig.
Er meint, wenn der Mantel um den ruhen-
den Magnet rotirt und in der an ersteren
angelegten festen Leitung ein Strom ent-
steht, so ist zur Erzeugung desselben bei
der Drehung des Mantels eine Arbeit er-
forderlich. Würde der Magnet mitrotiren,
so müsste, wenn dadurch die Indnction be-
einflusst würde, die Intensität des Inductions-
stromes geändert werden und eine der Ro-
tation des Magnets entsprechende Arbeit ge-
leistet werden. Indess würde die Intensität
des Stromes nicht geändert, also würde auch
bei der Rotation des Magnets keine Arbeit
geleistet, was mit Faraday's Theorie nicht
vereinbar wäre. Dies ist falsch, denn hat
der Magnet die Rotationsgeschwindigkeit z/i,
der Mantel die Geschwindigkeit v.i^ so ist
bei gleichzeitiger Rotation beider die im
Mantel erregte elektromotorische Kraft pro-
portional v^ — «2? ^i^ i'ri ruhenden Leiter
erzeugte proportional Vi und in entgegen-
gesetzter Richtung. Die gesammte im Kreise
inducirte Kraft ist also stets proportional
{v^ — «2) — ^1' '^^ h. nur proportional v^ ;
d. h. proportional der Rotationsgeschwindig-
keit des Mantels ; der Magnet leistet in der
That keine Arbeit.
(^Beiblätter zu den Annalen der Physik
und Chemie*.)
KLEINE NACHRICHTEN.
Elektrische Beleuchtung des Thurm-
schiffes Kronprinzessin Stephanie. So-
wohl die^Aussenfeld-, wie die Innenbeleuch-
tung des Schiffes wird durch entsprechende
Gramme'sche und Edison'sche Dynamo-
maschinen besorgt. Erstere liefern zwei
Bogenlichter von je 20.000 Kerzen Licht-
stärke mit der Möglichkeit der Vereinigung
in eine Lichtquelle von 40.000 Kerzen
Leuchtkraft. Eine andere Gramm e'sche
Dynamomaschine speist ein Bogenlicht von
3000 Kerzen Stärke und ist transportabel.
Die Innenbordbeleuchtung aller Schiffsräume
geschieht durch 150 Stück Glühlichter von
8 — 16 Kerzen Stärke. Endlich erfolgt auch
die wichtige Nachtsignalisirung durch das
bewährte und sinnreich geplante System des
k. k. Linienschiffsfähnrich Seilner auf elek-
trischem Wege. Aehnliche Einrichtung hat
das Thurmschiff ^Kronprinz Rudolf.
Die Erben des Carl-Theaters in
Wien stehen wegen Einführung der elektri-
schen Beleuchtung in Unterhandluns.
Das Journal ,>Figaro* beleuchtet seine
Räumlichkeiten mit 400 Glühlampen ; die
Installation hat Popp, ein Oesterreicher ge-
macht. Popp ist als Verbreiter pneumatischer
Uhren und als Propagator der Kraftüber-
tragung mittelst comprimirter Luft bekannt.
Elektrische Beleuchtung des Berliner
Opernhauses. Unmittelbar nach dem Schluss
der Berliner königl. Theater werden, wie
wir erfahren, unter Leitung des Maschinerie-
Ober-Inspectors Herrn Brandt im Opem-
hause die zur Einführung des elektrischen
Lichtes erforderlichen Arbeiten beginnen. Die
General-Intendanz hat mit der Edison- Gesell-
schaft einen Vertrag abgeschlossen, laut
welchem sich die letztere verpfliehtet, das
königl. Opernhaus nach den Angaben des
Herrn Brandt mit elektrischem Lichte zu
versorgen. Die Ankleideräume der Künstler
sowie der Concertsaal sind bereits mit elek-
trischem Lichte versehen ; nunmehr sollen
auch der Zuschauerraum, die Corridore, sowie
die Bühne elektrisch beleuchtet werden. Die
betheiligten Kreise versprechen sich durch
die Einführung des elektrischen Lichtes,
namentlich für die Beleuchtung auf der Bühne,
eine grosse Wirkung ; es sollen die besten
und nach den neuesten Forschungen ver-
fertigten Regulatoren aufgestellt werden,
welche jede Abstufung der Beleuchtung vom
hellsten Sonnenlichte bis zur tiefsten Dunkel-
heit blitzschnell ermöglichen. Die architek-
tonischen Beleuchtungskörper im Zuschauer-
raum werden bleiben und nur mit Glühlampen,
welche von bunten Kuppeln umhüllt sind,
versehen werden ; die Corridore werden durch
^Lustres*, welche neu angefertigt werden,
22
338
erhellt. Um die kühle Temperatur, welche
die Einführung des elektrischen Lichtes,
namentlich für die Bühnenräume zur Folge
hat, abzuschwächen, wird Dampfheizung ein-
geführt werden ; dieselbe dürfte auch , in
bühnentechnischer Hinsicht grosse Vortheüe
aufweisen und soll namentlich für die Er-
zeugung von Rauch und Dämpfen verwandt
werden. Die für die Einführung; des ektrischen
Lichtes nothwendigen Arbeiten werden aller
Voraussicht nach noch vor Ablauf der Ferien
beendet sein. »Tg. Rdsch.*
Elektrische Beleuchtung des Berliner
Residenztheaters. Die Besitzerin des Berliner
Residenztheaters, Fr. v. Zedlitz, hat mit
der Edison-Gesellschaft einen Vertrag wegen
sofortiger Einführung und Erleuchtung des
genannten Theaters mit elektrischem Licht
zum Beginne der nächsten Spielzeit abge-
schlossen. ^El. Anz.*
Die Wasserkraft der Berliner Pampf-
mühlen soll, wie die »Deutsche Chem.-Ztg.*
hört, nicht länger unbenutzt bleiben. Man
trägt sich vielmehr mit dem Project, diese
Wasserkraft zu dem Betrieb der elektrischen
Strassenbeleuchtung etc. Berlins zu benützen.
Die angestellten Berechnungen sollen ergeben
haben, dass die Wasserkräfte der Spree an
den Dammmühlen sich leicht derart verstärken
lassen, dass durch sie der Betrieb eigener
städtischer Elektricitätswerke in grösstem
Maassstabe erfolgen kann. Mit diesem Project
wird die Ablehnung der Magistratsvorlage,
die Uebergabe der elektrischen Beleuchtung
der Linden- und der Kaiser Wilhelmstrasse
an die bestehende Gesellschaft durch die
Stadtverordnetenversammlung betreffend, in
Zusammenhang gebracht. »El. Anz.«
Zur Frage der elektrischen Beleuch-
tung Berlins. Von den Stadtv. B r o e ni e 1,
Dr. Hermes, Spinola, Namslau und
Sohn ist zur Frage der elektrischen Beleuch-
tung Berlins folgender Antrag eingebracht
worden : Die Stadtverordnetenversammlung
wolle den Magistrat ersuchen: l. die Actien-
gesellschaft Städtische Elektricitätswerke zur
Herstellung der in den Verträgen vom 6. bis
19. Februar 1884 und 4. December 1884,
resp. 3. Jänner 1885 vorgesehenen Anlagen
in vollem Umfange binnen angemessener
Frist zu veranlassen ; 2. von der besagten
Actiengesellschaft die elektrische Beleuchtung
des östlichen Theiles der Strasse ^Unter den
Linden* von der Friedrichstrasse ab, der
Fortsetzung derselben bis zur Kaiser Wilhelm-
Strassen-Brücke, dieser Brücke und der Kaiser
Wilhelm-Strasse bis zur Spandauerstrasse auf
Grund des §. 6 des Vertrages vom 6, bis
9. Februar 1884 zu verlangen, sowie die
nothwendigen näheren Bestimmungen hierüber
thnnlichst unter Ausdehnung der Beleuchtung
auf den übrigen Theil der Strasse , Unter
den Linden' einschliesslich des Pariser
Platzes möglichst bald mit der genannten
Gesellschaft zu vereinbaren und der Ver-
sammlung vorzulegen. ,El. Anz.*
Deutsche Edison-Gesellschaft, In der
Aufsichtsraths-Sitzung der Deutschen Edison-
Gesellschaft, welche am 4. Juni stattfand,
nahmen die Mitglieder desselben von dem
Abbruch der Verhandlungen, welche mit dem
hiesigen Magistrat über die Erweiterung der
elektrischen Beleuchtung der Stadt Berlin
gepflogen waren, Kenntniss und ersuchten
die Direction wegen schleunigen Ausbaues
des jetzigen Bezirkes, welcher vom Central-
bahnhof Friedrichstrasse bis zur Kochstrasse
und vom Potsdamer Platz bis zum Rathhause
sich erstreckt, mit den städtischen Elektricitäts-
werken und der Firma Siemens & Halske
in Verbindung zu treten, sowie die ewa
nöthigen Vorlagen dem Magistrat zu unter-
breiten. Es wurde ferner beschlossen, die
Städtischen Elektricitätswerke zu veranlassen,
eine Generalversammlung demnächst zu be-
rufen, welche die Firma der Gesellschaft
ändert. Ausserdem soll ein Vertrag zwischen
den Städtischen Elektricitätswerken und der
Deutschen Edison - Gesellschaft vereinbart
werden, welcher das Verhältniss beider Ge-
sellschaften zueinander regelt. »El. Anz.*
Die ^Societe industrielle d'Electri-
cite* geht an die Einrichtung der elektri-
schen Beleuchtung auf den Wagen der Vicinal-
bahnen Belgiens.
Die elektrische Beleuchtung obli-
gatorisch in den Theatern und öffent-
lichen Vergnügungslocalen zu Lyon.
Der Maire von Lyon hat am 31. Mai den
Beschluss veröffentlicht , dass alle sieben
Theater dieser Stadt mit elektrischer Be-
leuchtung zu versehen sind. Diese auch von
anderen Stadtregierungen in's Auge gefasste
Maassnahme soll in Lyon binnen längstens
fünf Monaten durchgeführt sein; wenn ein
Theater diesen Zeitraum verpasst, so wird es
geschlossen. Eine städtische Commission hat
über sonstige Vorkehrungen für Sicherung
der erwähnten Locale zu berichten, und die
Polizei erhielt den Auftrag, die sich auf diese
Angelegenheit beziehenden Vorschriften auf's
Strengste zu handhaben.
Das Stadttheater in St. Etienne be-
kommt auch elektrische Beleuchtung. Die
Einrichtung will die Compagnie de Gaz da-
selbst besorgen; mit ihr concurrirt die Socidte
Edison.
Das Theatre du Gymnase in Paris
führt elektrische Beleuchtung ein.
Elektrische Beleuchtung in Frank-
reich. Die ^Compagnie dlectrique*
in Paris richtet eine ansehnliche Anlage mit
Gramme-Maschinen und Edison-Lampen in
den Moulins de Corbeil ein.
Die Schiffssignalisirung mittelst elek-
trischer Lampen ist in der französischen
Marine neuerdings eingehenden Versuchen
unterworfen worden. Die Experimente auf
den Kriegsfahrzeugen j^Desaix«, ,Dupetit-
339
Thonars* und ^Seignelay* haben sehr gute
Ergebnisse geliefert; wir können dasselbe
von den Versuchen berichten, welche man
mit der Sellner'schen Schiffssignalisirung
auf österreichischen Kriegsschiffen gemacht hat.
Zu Bordeaux soll eine Transforma-
toren-Anlage errichtet werden. Mr. Naze,
der Director der Station Tours, hat in
Bordeaux ein Syndicat errichtet, welches die
Herstellung der elektrischen Beleuchtung
nach dem System Gaulard & Gibbs in
die Hand nehmen will.
Die Zeichensäle der Ecole Polytech-
nique in Paris sind von der Socidte Edison
mittelst 200 lökerziger Lampen elektrisch
beleuchtet. Uie Motoren der Anlage haben
eine Leistungsfähigkeit von 35 HP. Diese
Einrichtung kann nicht warm genug den
Unterrichtsverwaltungen zur Nachahmung
empfohlen werden.
Malche in Paris hat eine Dynamo
gebaut, welche von Jourdain im , Figaro*
analog angekündigt wird, wie die Produc-
tionen des Zauberers Philadelphia von dem
bekannten Physiker und Satyriker Lichten-
berg (seinerzeit Professor in Göttingen).
Die Dynamo hat weder Bürsten noch Col-
lector, noch Commutator, läuft ausser-
ordentlich rasch und leistet — fast Unmög-
liches. Wir müssen Weiteres geduldig ab-
warten.
Zu Mans in Frankreich ist eine
Centrale für elektrische Beleuchtung ein-
gerichtet worden; die Gasgesellschaft hat
dieselbe erbaut.
Zu Mende (ebenfalls in Frankreich)
ist durch Lamy, einem sehr beschäftigten
Installateur, eine elektrische Centrale ein-
gerichtet worden ; derselbe beleuchtet auch
die Abtei Bricquebec mit 275 Glüh-
lampen.
In Petersburg bewirbt sich die Gas-
gesellschaft um die Concession zur Anlage
von Centralen für öffentliche und private
elektrische Beleuchtung. Dieses lang vorher-
gesehene Verhalten der Gasgesellschaften
wiederholt sich, nachdem Oesterreich hierin
vorangegangen, auch in fast allen anderen
Staaten. Vor Allem in Amerika, wo 40 Gas-
gesellschaften elektrisches Licht installiren,
ferner in England, Frankreich, Italien und
Deutschland.
Elektrische Beleuchtung in Bukarest.
Ein Ingenieur Namens Pillidi, soll vom
Magistrat der Hauptstadt Rumäniens mit dem
Studium der Frage betraut worden sein, wie
sich die elektrische Beleuchtung im Grossen
an die Ufer der Dumbowitza verpflanzen
liesse. Unseres Bedünkens gehört hiezu nur
das bekannte Montecouccul i'sche Universal-
mittel. ,E1. Rev *
Elektricitätswerke in Bukarest. Für die
Stadt Bukarest, deren Verwaltung sich mit
der dortigen Gesellschaft nicht haben einigen
können, wird die Errichjtung von Elektri-
citätswerken beabsichtigt. Man beabsichtigt
zum Betriebe derselben einen Wasserfall bei
Controceni verwenden zu können.
Elektrische Beleuchcung in Ant-
werpen. Seit 1885 steht eine, mit Gül-
cher'schen Maschinen und allem Zubehör
ausgerüstete Centrale in dieser Stadt fix und
fertig; allein die ,Compagnie de Gaz* dort-
selbst nimmt auf Grund eines Ueberein-
kommens mit der Stadt das Recht diese zu
erleuchten für sich allein in Anspruch. Der
durch verschiedene Instanzen geführte Process
wird ohne Zweifel zu Gunsten der Gas-
Compagnie enden, und so hat die schöne
Stadt die Aussicht bis 1912, wo der Vertrag
endigt , sich mit dem altmodischen Gas
behelfen zu müssen.
Die elektrotechnische Fabrik Cann-
stat ist bekanntlich vor Kurzem abgebrannt ;
das Gebäude war grösstentheils von Holz
und brannte innerhalb zweier Stunden nieder.
Als Curiosum führt das j^C. f. E.* an, dass
die angeblich vor zwei Jahren vorgenommene
feuersichere Imprägnirung das Etablissement
vor Vernichtung nicht zu schützen vermochte.
Für Beleuchtungs- und elektrische
Apparate findet sich der Betrag von
fl. 1,000.000 im Budget 1887/88 der —
englischen Marine.
Neue Dynamos. Herr Prof. Rupp in
Brunn und der Elektriker Francis Jehl
haben eine Scheiben - Dynamo constrnirt,
welche mehrpolig angeordnet ist; sie unter-
scheidet sich jedoch von anderen Dynamos
durch die vollständigste Ausnützung des
magnetischen Feldes ; sie gibt bei einem
Kupfergewicht von 24 Kgr. in der Armatur
und 735 Touren iio Volls und 35 Amperes.
Die ganze Maschine ist 80 Cm. hoch und
130 Cm. lang.
Die unterirdisch-elektrischen Bahnen
in New- York warten nur auf die behörd-
liche Autorisation, um ihren Betrieb zu er-
öffnen. Das Project umfasst die Anlage von
vier Strecken, wovon zwei von Sonderzügen
und die beiden anderen von Omnibuszügen
befahren werden sollen. Die für die elek-
trische Traction bestimmten Locomotiven
haben je ein Gewicht von 21 T. und eine
Leistungsfähigkeit von 400 IIP. Die Fahr-
geschwindigkeit soll bis 80 Km pro Stunde
gehen. Die Bremsen sollen ebenfalls elek-
trisch bethätigt werden, Jeder Zug befasst
IG Wagen ä 50 Personen. Der verwendete
Strom soll gleichzeitig für Beleuchtung und
Signalisirung der Züge verwendet werden.
Dieser utopistische Bericht des ,Bull. Intern,
de l'Electr.« wird nur mit dem gehörigen
Betrag von Zweifeln aufzunehmen sein I
22
340
Strassenbahnen mit Accumulatoren-
betrieb. la der ,Rue de la Loi* zu Brüssel
laufen seit Anfang Mai acht mit Accumu-
latoren betriebene Wagen die Schienen ent-
lang ; der Erfolg dieser Fahrweise lässt nichts
zu wünschen übrig.
Zu San Francisco ist eine Centrale
für Vertheilung elektrischer Energie ein-
gerichtet worden.
Dr. Taussig's Feuertelegraph und
Sicherheitsapparat. Um dieses System für
die Geschäftswelt von Manchester zugänglich
zu machen, hat Herr Dr. Julius Mai er die
Erlaubniss erlangt, die Centrale der Cheshire
Telephonic Comp mit den Localitäten der
Lancashire and York Bank zu verbinden.
Der Sicherheitstelegraph ist in dem Bank-
gebäude angebracht, während der Morse-
Apparat im Umschalteraum der Centrale
steht. Das Uhrwerk wird bei diesem Apparat
nicht durch ein Gewicht, sondern durch einen
kleinen Elektromotor getrieben. Die Anlage
wird jedoch binnen Kurzem bedeutend er-
weitert werden. »El. Anz.*
Die Zahl der chinesischen Tele-
graphenämter, welche dem internationalen
Verkehre geöffnet sind, beträgt dem ^Journal
Telegraphique* zu Folge 76.
Conservirung von Telegraphen-
säulen. Die norwegische Telegraphenver-
waltung lässt ihre Säulen etwa 60 Cm. ober
dem Boden schief anbohren und die so ent-
standene Höhlung mit etwa 125 Gr. Kupfer-
vitriol in Krystallen anfüllen. Ein ähnliches
Verfahren wurde in Russland angewendet;
dort bediente man sich gewöhnlichen Koch-
salzes statt Kupfervitriol.
Unterseeisches Kabel: Tunis, Bi-
zerta, Marseille. Die jüngste Reise des
französischen Ministers der Posten und Tele-
graphen nach Afrika hat das Project zur
Folge, die obgenannten drei Städte mittelst
Seekabeln zu verbinden. Die concessionirte
Gesellschaft wird eine jährliche Staatssub-
vention von Frcs. loo.ooo erhalten, welchen
Betrag aber, wie das , Bulletin International
d'Electricite* unter Reserve mittheilt, dem
Budget für das Protectorat Tunis entnommen
werden soll; dieser Vorgang würde den
Minister der Nothwendigkeit entheben, den
nöthigen Credit beim Parlament zu erwirken.
Wiener Privat-Telegraphen-Gesell-
schaft. Die dreizehnte ordentliche General-
versammlung der Wiener Privat-Telegraphen-
Geselischaft wurde jüngst unter Vorsitz des
Verwaltungsraths -Vicepräsidenten Herrn M.
Grünebaum und in Anwesenheit von
22 Actionären abgehalten, welche 2500 Actien
mit 140 Stimmen vertraten. Nach dem pro
1886 erstatteten Geschäftsberichte betrug,
was zunächst den Telegraphenbetrieb betriff/,
die Anzahl der im abgelaulenen Jahre be-
förderten Telegramme 851-355 Stück, um
37.673 (wovon 32.123 Staats- und 5550 Stück
Localdepeschen) weniger als im Vorjahre.
Mit Schluss des Jahres waren 104 Stationen
— um drei weniger als im Vorjahre — im
Betriebe. Die Drahtlänge sämmtlicher Tele-
graphenleitungen betrug, gleichwie im Vor-
jahre, 546 2 Km. Der Reingev>?inn aus
dem Telegraphenverkehre beläuft sich nach
Abzug der Amortisationsquote auf fl. 14.128
Was den Telephonverkehr anbelangt, so
waren am Schlüsse des verflossenen Jahres
in dem gesellschaftlichen Centralnetze in
Wien 730 Abonnenten-Stationen (-|- 35) im
Betriebe. Hiezu kommen noch 140 directeVer-
bindungen, respective 280 weitere Stationen,
so dass im Ganzen loio Telephonstationen
(~\~ 55) i'^ Betriebe waren. In den abge-
laufenen fünf Monaten des heurigen Jahres
ist bereits ein Zuwachs von 78 Abonnenten
erfolgt. In der Telephonstation an derWiener
Börse wurden im verflossenen Jahre 32. 886
Sprechkarten ( — 213) abgegeben und hie-
für eine Einnahme von fl. 6577 erzielt. Die
Drahtlänge sämmtlicher Telephonleitungen
betrug mit Schluss des Jahres 3678'6
(-|- I7i"4) Km. Der Reingewinn aus dem
Telephonverkehre in Wien stellt sich nach
Abschlag der Amortisationsquote per fl, 37.041
auf fl. 34817, während die gesellschaftliche
Telephonanstalt in Brunn einen Reingewinn
von fl. 3679 erzielt hat (nach Abschlag der
Amortisationsquote von fl. 5721). Der Be-
richt bringt weiters zur Kenntniss, dass der
Verwaltungsrath im abgelaufenen Jahre einen
neu erfundenen Umschalter im Betriebe ein-
geführt habe, welcher es ihm ermöglichte,
sämmtliche. Abonnenten-Linien des Central-
netzes in der gesellschaftlichen Centralstation
in der Friedrichstrasse einzuschalten und die
Centralstation am Schottenring aufzulassen.
Dieser Umschalter ein sogenanntes Mul-
tiple switch board ist auf Doppellei-
tungen eingerichtet ; er unterscheidet sich hie-
durch und auch durch Folgendes von anderen
Apparaten seiner Art: Die ihn bedienende
Person braucht nicht die Batterie in das-
jenige Stöpselloch zu schalten, wo der ge-
wünschte Theilnehmer einmündet, sondern
sie berührt blos diese Stöpselöffnung und
erhält ein sichtbares Zeichen, wenn die
Linie occupirt ist. Diese Einrichtung verhütet
es, dass die Correspondirenden Batterieschläge
erhalten und dass ferner nicht mitgehört zu
werden braucht, was sie sprechen.
Edison's Telephonie durch das Meer.
Bei »Fort Myers* (Florida), wo allerdings
die Gewässer nicht durch allzu häufige Dampfer-
vorübergänge beunruhigt sind, versuchte Edi-
son zwischen Schiften, welche etwa 5 Km.
voneinander entfernt waren, zu telephoniren.
Die Versuche sollen ermuthigende Ergeb-
nisse geliefert haben. Edison hat hiebei
zwar nicht gesprochene Worte , sondern
Morse-Zeichen zu übertragen versucht und ist
ebendarum weiter gegen das angestrebte Ziel
gelangt, als Prof. Trowbridge vor einigen
Jahren, Die Entfernung der Schiffe kann, so
hofft Edison, eine noch grössere, als die
341
obangegebene sein und es kann doch eine
vollkommen gute Verständigung zwischen
denselben erzielt werden. Details der Ver-
suche sind zwar nicht bekannt; man niuss
aber schon im Interesse der Öchifffahrt dem
grossen Erfinder zum Gelingen seiner Be-
mühungen Glück wünschen.
Telephon zwischen Havre und An-
vers. Es wird beabsichtigt, eine Verbindung
zwischen diesen beiden Hafenstädten herzu-
stellen.
Ein neues Telephon. Prof. Forbes
hat in Gemeinschaft mit Herrn J. Munro
neuerdings Versuche angestellt, mittelst eines
feinen, durch einen Strom erhitzten Drahtes
zu telephoniren. Zu diesem Zweck schaltete
er ein kurzes Stückchen Platindraht von
o"l25 Mm. Durchmesser mit dem primären
Draht einer Inductionsspule in den Strom-
kreis eines Accumulators ein, während der
secundäre Draht der Inductionsrolle mit dem
Telephon verbunden wurde. Der Strom des
Accumulators genügte, um den Platindraht
rothglühend zu machen. Sprach man nun
gegen den glühenden Draht, so gab das
Telephon mehr oder weniger deutlich die
Worte wieder. Der Draht befand sich An-
fangs am Boden einer Holzbüchse, in deren
Wänden Einschnitte zum Befestigen des
Drahtes gemacht worden waren. Später be-
nützten die Forscher eine Metallbüchse, in
welcher eine Vorrichtung zum Einspannen
eines Wollaston-Platindrahtes von 0*025 bis
0'075 Mm. Durchmesser angebracht war.
Diese feinen Drähte gaben bessere Resultate,
als der dickere Draht.
Briefkasten als selbstthätige Brief-
markenverkäufer. Seit kurzer Zeit machen
die selbstthätigen Verkaufsapparate viel von
sich reden, welche zwar schon früher in Ge-
brauch gewesen sind, neuerdings aber er-
hebhche Verbesserungen erfahren haben.
Neben den selbstthätigen Waagen, welche
an Vergnügungsorten u. s. w. schon viel-
fach aufgestellt worden sind, treten auch
selbstthätige Verkaufsapparate für Cigarren,
für Chocolade u. s. w. auf. In England sind
auch selbsteincassirende Fernsprechstationen
aufgestellt worden. Ein neuer Apparat ist der
selbstthätige Briefmarkenverkäufer, welcher
mit den Eriefliasten verbunden werden soll.
Die Idee ist nicht so übel, denn es hat unter
Umständen seine erheblichen Schwierigkeiten
eine Briefmarke oder Postkarte zu beschaffen,
und es wäre darum recht angebracht, wenn
man beim Briefkasten auch gleich die Marke
zur Frankirung kaufen könnte.
Flugtechnischer Verein. Die Grün-
dungsversammlung fand am i. Juli d. J.,
7 Uhr, im Hotel Höller statt ; die erste Ge-
neralversammlung wird am 21. October in
einem grösseren Locale abgehalten. Auskünfte
auch beimRedacteur dieser Zeitschrift. Wir be-
grüssen diese Bestrebungen eben schon darum
mit vollem Interesse, nicht blos weil das
praktische Studium der Elektromotoren so
angelegentlich die Aeronautische Versuchs-
station Mfcudon beschäftigte, sondern weil
unter Anderem die Frage der .schnelllaufenden
und wohl auch der direct rotirenden Dampf-
maschinen neben so vielen anderen wissen-
schaftlichen Berührungspunkten in das ge-
meinsame Studiengebiet der Flugtechnik wie
der Elektrotechnik gehören, und der neue
Verein eben die praktischen Vorvermche zu
oberst auf das Geschäftsprogramm stellt.
Elektrolytische Zinkreinigung und Ge-
winnung, Wie wir der^El. Review* entnehmen,
hat sich Mr Watt, der Verfasser mehrerer
Schriften über Elektrotechnik, ein Verfahren
zur Reinigung von Zink und Gewinnung des
Metalles aus seinen Erzen patentiren lassen.
Mittelst desselben soll man das Zink durch-
aus rein erhalten, da alle anderen beige-
mischten Metalle in Elektrolysen unlöslich
sind und als lockere Masse auf den Boden
fallen. Die Kosten des Reinigungsverfahrens
schätzt Mr. Watt auf L. 3 für die Tonne.
Der New-Yorker Elektrotechnische Ver-
ein will sich ein Haus bauen, das ausser
Gesellschaftsräumen auch Räume zum Studium
der Elektricität enthalten soll. ,E1. Anz.*
Werkzeugmaschinen mit Elektricität.
betrieben. Wer erinnert sich nicht der exact
gehenden Werkzeugmaschinen von D u c o m u n
Steinle & Heilmann aus Mühlhausen i. E.,
von den Ausstellungen in Paris und Wien ;
Mr. Rowan hat nun ebenfalls Fräsen, Niet-
und Bohrmaschinen mit Elektricität zu be-
treiben unternommen; er lässt dieselbe jedoch
nicht durch Dynamos von Transmissionen
aus auf die Werkzeuge wirken, sondern be-
dient sich kleiner Motoren, an deren Achse
die Bohrer und Meissel etc. sitzen. Jedes
der Werkzeuge ist mit einem Elektromagneten
versehen, zwischen dessen flache Polschuhe
die Platte gefasst wird, die zu bearbeiten ist.
Unterricht. Die Universität Brüssel soll,
wie die zu Liege, wo diese durch die Muni-
licenz des Industriellen Montefiore mög-
lich wurde, ein elektrotechnisches Institut er-
halten. Vorstand desselben soll Mr.R o u s s e a u,
der Leiter der elektrotechnischen Versuche
auf der Antwerper Ausstellung (1885) werden.
Gefahren durch den elektrischen
Strom, Um den Folgen eines starken Schla-
ges, welche u. A. in der Form plötzlicher
Unterbrechung des Athmens auftreten zu be-
gegnen, wendet Brown-Sequard einen
Inductionsstrom auf die feuchte Haut zu
beiden Seiten der Larynx an. Der Nervus
vagus wird hiedurch am leichtesten erregt,
was die Athmungsfähigkeit in sehr hohem
Grade vermehrt.
Gasexplosionen, In London haben kurz
hintereinander zweierlei Gasexplosionen statt-
gefunden. Am Strand setzte ein Telegra-
phenarbeiter ausströmendes Gas in Brand
während einer ihm und mehreren anderen
342
seiner Genossen übertragenen Reparatur an
unterirdischen Drähten. Die zweite Explosion
fand am Bahnhof in Farrington statt. In
beiden Fällen ist glücklicherweise keine Per-
sonenbeschädigung zu beklagen. Der materielle
Schade, welcher angerichtet wurde, soll nicht
unerheblich sein.
Verkupferung grösserer Zinkgegen-
stände. Am schönsten und dauerhaftesten
erhält man nach dem ^Metall-Arbeiter* auf
Zinkgegenständen einen Kupferüberzug mit-
telst des galvanischen Stromes auf folgende
Weise : Das Bad, welches, damit die regel-
rechte Ausscheidung des Kupfers vor sich
gehe, sehr sorgsam hergestellt sein muss,
wird dargestellt aus 2 Thcilen in Wasser
gelöstem Cyankalium, welchem man so lange
ganz eisenfreie Kupfervitriollösung zusetzt,
als noch Niederschlag entsteht. Den Nieder-
schlag wäscht man mit Wasser aus, trocknet
ihn und löst ihn in einer Lösung von
5 Theilen Cyankalium in 30 Theilen Wasser
auf je einen Theil ; nach erfolgter Lösung
werden noch 20 Theile Wasser zugefügt.
Die Auflösung muss unter Anwendung der
Wärme geschehen und darf zum Kochen
nur ein porzellanenes oder gut emaillirtes
Eisengefäss genommen werden. Nach etwa
20 Minuten langem Kochen und Abkühlen-
lassen giesst man den klaren Theil von dem
ungelösten Rückstande ab. Die Zinkgegen-
stände müssen sehr blank und rein sein, da
sonst das Kupfer sich nicht gleichmässig auf
ihnen niederschlägt. Die Reinigung kann
man durch Eintauchen in sehr starke Aetz-
lauge. Abbürsten mit Wellsand und Abspülen
in Wasser bewirken.
Elektrischer Rattenfang. Das Ma-
schinenhaus der Birminghamer Elektricitäts-
werke, schreibt die j^Elettricitä*, wimmelte
von Ratten, die man trotz aller angewende-
ten Mittel nicht los werden konnte, bis einer
der Angestellten auf einen ungemein schlauen
Gedanken verfiel. Man befestigte nämlich
Stückchen Fleisch an kupfernen Drähten,
die mit dem einen Pol einer Dynamoma-
schine von hoher Spannung verbunden waren,
während der andere Pol mit Metallplatten
unter den Fleischstücken in Verbindung ge-
bracht wurden. Die unglücklichen Ratten
kamen alsbald, angelockt durch den Geruch
des Fleisches, in Schaaren herbei und fanden
alle statt des leckeren Mahles den bitteren
Tod. Der einzige Trost, der ihnen blieb,
war, dass sie wenigstens auf hochmoderne
Art um's Leben gekommen waren. ,E1. Anz.*
Anschluss des Blitzableiters an Me-
tallmassen im Inneren der Gebäude,
lieber die Nothwendigkeit des Anschlusses
der Blitzableiter an alle im Inneren der Ge-
bäude vorhandenen grösseren Metallmassen,
namentlich der Gas- und Wasserleitungs-
röhren, der Heizrohre, der eisernen Treppen,
Decken u. dergl., hat sich kürzlich auch die
physikalische Section der französischen Aka-
demie der Wissenschaften (Comptes rendus
1886, Bd. 103, S. 1109) ausgesprochen.
Dieselbe äusserte sich aus Anlass einer vom
Minister des öffentlichen Unterrichts an die
Akademie gerichteten Anfrage über diese
Angelegenheit in folgenden Worten: ^Ja, es
ist unerlässlich, dass gute Verbindungen
zwischen der Blitzableiteranlage und allen
metallischen Theilen von einiger Bedeutung,
welche im Inneren der Gebäude vorhanden
sind, hergestellt werden, wenn man in um-
sichtigster Weise den besten Schutz gegen
Blitzschläge beschaffen will.«
Aluminiumfabrik in der Schweiz.
Wie der ,>Chem. Zeit.* aus Luzern mitge-
theilt wird, ist das Project aufgetaucht, am
Gotthard eine Aluminium fabrik zu errichten,
nachdem das Project der Verwendung des
Rheinfalles zum gleichen Zwecke gescheitert
ist. Man will die Gotthard-Reuss in den
Schöllenen bei der Teufelsbrücke fassen,
wodurch etwa 3000 HP. gewonnen würden.
Ein neues Verfahren zur Erzeugung
von Elektrictät. Wie wir seinerzeit mittheilten,
hat ein deutscher Gelehrter die Entdeckung
gemacht, dass ein Strom, welcher durch ein
Wassergefäss mit Kaulquappen geht, auf
diese Thierchen eine solche Wirkung ausübt,
dass er sie zuerst in lebhafte Bewegung
setzt und sie dann in die Stromrichtung ein-
stellt. Wie nun ein junger Ingenieur des
Lütticher Elektrotechnischen Institutes ge-
funden hat, lässt sich diese Erscheinung um-
kehren, und man erhält einen Strom, wenn
man die Kaulquappen im gleichen Sinne
ordnet, v/ozu allerdings ziemlich viel Geduld
gehört. Dem gewissenhaften Forscher ist es
auch gelungen, die elektromotorische Kraft
einer Kaulquappe miteist eines empfindlichen
Galvanometers von d'Arsonval zu messen,
welche nach seiner Bestimmung 0*00097 Volt
beträgt. Wir fügen noch hinzu, dass wir
die obige kleine Bosheit der Lütticher Zeit-
schrift »l'Elecfricite* entnehmen und unsere
Hände in Unschuld waschen.
Maschinen- und Dampfkessel-An-
lagen des Schiffes , Kronprinz Rudolf.*
Nahezu ein Drittheil des unteren Schiffs-
raumes ist dem mächtigen Motor eingeräumt.
Die Zwillingsschrauben werden durch dreicy-
lindrige verticale Compoundmaschinen, welche
die Firma Maudslay Sons & Field.
in London liefert, getrieben. Deren Haupt-
dimensionen sind : Durchmesser des Hoch-
druckcylinders 1400 Mm., der beiden Nieder-
druckcylinder 1850 Mm., Hub für sämmt-
liche Kolben 1000 Mm. Die beiden Ober-
flächencondensatoren weisen insgesammt eine
Kühlfläche von 1500 Qu.-Mtr. auf. Die
Zwillingsschrauben haben einen Durchmesser
von 4"6 Mtr, bei einer Steigung von 5*5 Mtr.
Den Betriebsdampf von 7 Kgr. Ueberdruck
pro Quadrat-Centimeter liefern zehn cylin-
drische Dampfkessel zu je drei Feuerungen.
Die Kesselanlage ist in vier durch wasser-
dichte Wände abgesonderten Compartiments
untergebracht. Die gesammte Heizfläche der
Kessel ergibt 1600 Qu.-Mtr., die Rostfläche
343
620 Qu.-Mtr. Die garantirte Leistung der
Zwillingsmaschinen beim Betriebe mit natür-
licher Ventilation beträgt 6500 indicirte
Pferdekräfte. Bei forcirtem Betriebe mittelst
künstlichen Znges in den Kesselfeuerungen
(vermittelst acht mit eigenen Betriebsmaschinen
versehenen Ventilatoren) werden die Maschinen
die höchste Umdrehungszahl von 150 pro
Minute erreichen und hiebet nahezu li.OOO
indicirte Pferdekräfte entwickeln, durch welche
eine stündliche Geschwindigkeit des Schiffes
von über 16 Seemeilen erwartet wird.
Gross ist die Anzahl der Hilfsmaschinen
für alle Bedürfnisse des nautischen und Kriegs-
dienstes. Auch auf diesem Gebiete sind die
neuesten Errungenschaften der Technik be-
stens erwerlhet. So bestehen selbstständige
Dampfmaschinen für die Steuerung des
Schiffes, für das Ankermanöver ; kräftige
Dampfpumpen und Ejectoren dienen zur
Entwässerung der unteren Schiffsräume ; das
Laden, Richten und Drehen der grossen
Positionsgeschütze erfolgt durch hydraulische
Maschinen, die, von zwei selbstständigen
Dampfpumpen betrieben, mit einem Drucke
von 50 Atm. arbeiten ; ebenso sind elek-
trische Verbindungen mit allen Theilen des
Schiffes vorhanden.
Elektrische Strassenbahnwagen in
Paris. Die Pariser Omnibusgesellschaft ist
vom Gemeinderath aufgefordert worden, die
Zahl ihrer Wagen zu vermehren ; sie hat
deshalb in Erwägung gezogen, ob sie ihre
Strassenbahnwagen nicht besser mit Elektri-
cität betreiben würde, und einen der ersten
Pariser Elektriker um sein Gutachten ersucht.
,E1. Anz.«
Verwendung der Electricität für
Heilzwecke. Wie , Industries* mittheilt, be-
stehen in Paris zwei Anstalten, welche der
elektrischen Behandlung der Kranken dienen.
In einer der beiden, welche von Dr. Vigou-
reux geleitet wird, ist ein Gasmotor aufge-
stellt, welcher eine Dynamomaschine treibt.
Der Strom derselben dient dazu, eine An-
zahl kleiner Elektromotoren in Betrieb zu
setzen, durch welche Influenzmaschinen in
Bewegung gesetzt werden. Die so erzeugte
statische Elektricität wird den auf isoürten
Stühlen sitzenden Patienten zugeführt.
,E1. Anz.«
Die Legirungen als Elektricitätsleiter.
Folgende Daten geben die Leitungsfähigkeit
verschiedener Metalle und Legirungen nach
einer Zusammenstellung W u c h e r's an. Das
Leitungsvermögen des Silbers zu loo gesetzt,
leiten Silber, Kupfer 100, Siliciumbronze 97,
I Kupfer, I Silber 87, Gold 78, Kupfer mit
4°^ Silicium 75, Kupfer mit 12^0 Silicium
55, Aluminium 54, Kupfer mit 10^ Blei 30,
Zink 30, Phosphorbronze 27, Messing mit
Silicium 26, Messing ohne Silicium 22, i Gold
mit I Silber 16, Eisen, schwedisch, 16, Alu-
miniumbronze 13, feiemensstahl 12, Kupfer
mit 10^ Nickel 11, Bronze mit 10 ^<, Zinn 8,
Phosphor bronze mit 20 ^i Zinn 7, Phosphor-
kupfer 5, Antimon 4. Es setzen .'^omit die
Legirungen die Leitungsfähigkeit durchwegs
herab. Es ist schon zu verschiedenen Malen
die Absicht ausgesprochen, die eisernen
Telephondrähte für lange Verbindungen durch
Bronzedrähte zu ersetzen. Die vorstehende
Aufzählung lehrt erkennen, dass, da Eisen
zu Stahlbronze sich in der Leitungsfähigkeit
wie 2 zu I verhält, die bronzenen Drähte
grösseren Durchmesser erhalten müssten und
dadurch die Kosten ganz bedeutend wachsen
würden. Bessere Leitungsfähigkeit haben
Phosphorbronze und vor Allem Siliciumbronze.
Fernsehen mittelst Elektricität. In der
Wochen Versammlung vom 15. v. M. des
Deutschen polytechnischen Vereines in Böhmen
hielt Prof. Dr. Ed. M a i s s einen Vortrag : „ Ueber
das Sehen in die Ferne mittelst Elektricität*
unter Verwendung einer Drahtleitnng. Der
Vortragende besprach die einzelnen Theile
eines diesem Zwecke dienenden Apparates,
welcher vermöge seiner Construction geeignet
ist, Lichtwellen fortzuleiten und somit dem
Auge ohne Rücksicht auf zwischenliegende,
undurchsichtige Körper, das Bild eines ent-
fernten, leuchtenden oder gut beleuchteten
Objectes zu vermitteln. Wie zur Schall-
übertragung durch das Telephon, dienen auch
zur Lichtübertragung der Empfangs- und der
Gebeapparal. Der erste trägt eine mit spiral-
förmig angeordneten Löchern versehene
Scheibe, durch welche die vom Object aus-
gehenden Lichtstrahlen iutermittirend gemacht
und durch das mit der Scheibe verbundene
Radiophon, Mikrophon und die Inductions-
spule in elektrische Stromwellen trans-
formirt werden. Diese erzeugen am Gebe-
apparat bei Passiren eines mit spiegelndem
Diaphragma versehenen Telephons Varia-
tionen der Brennweite des Diaphragmas,
somit auch Variationen der Lichtintensität
an der Auffangsstelle des reflectirten Licht-
kegels, an welcher die Löcher einer zweiten,
der Aufgabscheibe congruenten und mit ihr
synchron laufenden Scheibe vorbeigehen, und
das Bild des Objectes in der Weise zu-
sammensetzen, in welcher es durch die erste
zerlegt worden ist. Die Entstehungsirt des
Bildes bietet den Vortheil, auch die Bewe-
gung der beobachtenden Objecte ersichtlich
zu machen. Durch die Transformirung der
Lichtvvellen in elektrische Stromwellen ist
somit das Mittel gegeben, dem Auge, un-
durchsichtige Gegenstände, verborgene Ob
jecte sichtbar zu machen, und ist nach
Ueberwindung einer Reihe derzeit noch
bestehender technischer Schwierigkeiten nach
der Ansicht des Vortragenden wohl die Ver-
wirklichung dieser Idee zu gewärtigen, näm-
lich: in Prag zu sehen, was etwa auf der
Wiener Ringstrasse geschieht.
Weltkabelnetz. Das internationale Bureau
der Telegraphenverwaltungen hat in seinem
officiellen Organ, dem , Journal Telegraphi-
que*, ein neues Verzeichniss der Kabel ver-
öffentlicht , aus welchen das unterseeische
Telegraphennetz der Erde besteht. Die Kabej
sind in staatliche und private geschieden
und bei jedem einzelnen sind die Landungs'
344
punkte angegeben. Staatliche Kabel existiren
719, die zusammen eine Länge von IO.142112
Seemeilen haben. Davon entfallen auf Deutsch-
land 35 Kabel mit 461 '59 Seemeilen Länge,
auf Frankreich 46 mit 3i97'Oi8, auf Gross-
britannien 104 mit 876'486, auf Norwegen
236 mit 228*59 Seemeilen Länge etc. Die
Privatkabel-Telegraphie liegt weitaus zum
grössten Theil in den Händen der Eng-
länder; denn von den 27 existirenden Ge-
sellschaften haben allein 18 ihren Sitz in
London, während nur 2 in Berlin, 2 in Paris, 3
in New-York, i in Kopenhagen und i inBuenos-
Ayres verwaltet werden. Die Privatgesell-
schaften besitzen zusammen 231 verschiedene
Kabel, welche die colossale Länge von
102.531146 Seemeilen haben; davon treffen
auf die englischen Gesellschaften 181 Kabel
mit 75.461 086 Seemeilen Länge. Die grösste
Telegraphengesellschaft ist die Eastern Tele-
graph Company mit 53 Kabeln, 18 838*307
Seemeilen Länge, dann folgen die Eastern
Extension Australasia und China Telegraph
Comp, mit 21 Kabeln und 12.035 Seemeilen
Länge, die Anglo American Telegraph Comp,
mit 15 Kabeln und 10. 437*56 Seemeilen
Länge etc. Die kleinsten Privatgesellschaften
sind die Indo-European Telegraph Comp.,
die nur 2 Kabel durch die Strasse von
Kertsch von zusammen I4'5 Seemeilen Länge
gelegt hat, und die River Plate Telegraph
Comp., die nur i Kabel von 32 Seemeilen
Länge von Montevideo nach Buenos-Ayres be-
sitzt. Das Weltkabelnetz, staatliche und Privat-
kabel zusammen, besteht sonach aus 95oKabeln,
welche die Länge von 112.673*258 Seemeilen,
gleich 209.008*89 Km., repräsentiren.
(Internationales Telephonnetz.) Der
Verkehr zwischen Paris und Brüssel ist im
Laufe der vier Monate, welche die Fern-
sprechverbindung besteht, ein so reger ge-
worden, dass der einzige bisher angelegte
Bronzedraht nicht mehr genügt. Man ar-
beitet bereits an der Anlage eines zweiten
Bronzedrahtes in der Länge von 385 Km.,
wovon Belgien 130 und Frankreich 255 Km.
zu errichten hat. Dieser Draht wird einen
auf 25 Km. berechneten Umweg machen,
um die wichtigsten Industriestädte des süd-
lichen Belgien und des nördlichen Frankreich
in die Brüssel Pariser Telegraphenlinie ein-
zubeziehen. Gleichzeitig schweben zwischen
den beiden Regierungen Verhandlungen über
ein neues, grossartiges Project, nämlich die
telephonische Verbindung zwischen Ant-
werpen und Havre über Brüssel, Dünkirchen
und Calais. Die Verhandlungen sind be-
reits so weit gediehen, dass die ersten Arbeiten
schon im Monate Juli vorgenommen werden.
Nicht minder wichtig ist die bereits im Bau
begriffene Linie Brüssel - Verviers - Aachen-
Cöln , wovon die Strecke Brüssel-Verviers
ganz, die Strecke Verviers-Aachen fast voll-
endet ist. Von Verviers nach Aachen wird
ein 30 Km, langer Kupferdraht gelegt,
welcher in Aachen den Anschluss nach Cöln
finden wird. Die Regierungen von Belgien
und Deutschland haben darüber bereits eine
Verständigung geschlossen, nachdem hervor-
ragende Grossindustrielle in Verviers, Aachen
und Cöln ein Minimalerträgniss der Linie
garantirten. Die deutsche Regierung war
nämlich über die Aussichten einer belgisch-
deutschen Telephonlinie besorgt, da in Folge
der Verschiedenheit der Sprache eine ge-
ringe Benützung der Linie befürchtet wurde.
Die Grossindustriellen am Rhein scheinen
diese Befürchtungen nicht zu theileo. Cöln
ist natürlich nicht als Endlinie der belgisch-
deutschen Telephonlinie gedacht, sondern
vielmehr als Knotenpunkt mehrerer Linien,
Von denen die eine nach Berlin und die
andere nach Frankfurt a. M. gehen wird.
Nach vorläufiger Berechnung wird die Linie
Verviers-Aachen am i. August dem Ver-
kehre übergeben werden. Schliesslich hat
auch die holländische Regierung den Ge-
neralstaaten ein Telephongesetz vorgelegt,
welches die Regierung ermächtigen soll, die
Telephonlinie Antwerpen -Rotterdam-Haag-
Amsterdam zu bauen. Es dürfte schon im
Sommer 1888 ein grosses West-Europäisches
Telephonnetz fertiggestellt sein, welches Frank-
reich, Belgien, die Niederlande und die west-
preussischen Provinzen miteinander verbindet.
Der Petroleum-Motor von Siegfried
Marcus. Der seinerzeit von uns beschriebene
Motor (Jahrg. 1884, S. 614, 1885, S. 646, 677)
ist von seinem Erfinder in bedeutendem
Grade vervollkommnet worden. Vorerst ist
dessen Form eine compendiösere und das
Zusammenspiel der einzelnen Organe ein
exactes. Der Vaporisator und die magnet-
elektrische», Zündung haben ebenfalls ihren
Theil bei der Weiterentwicklung des Ganzen
erhalten. Der Motor hat eine unleugbar hohe
Bedeutung für die Elektrotechnik; da er
gegenwärtig in zwei Maschinenfabriken an-
gefertigt wird, und zwar in Grössen von
I — 250 HP., so kann man sich seiner bei den
kleinsten, wie bei den grössten Installationen
bedienen ; gegenüber den Gaskraftmaschinen
hat er zwei bedeutende Vortheile: er ist
nicht an das Rohrnetz gebunden bei seinem
Gebrauch und arbeitet — namentlich dort
wo das Petroleum reichlich vorhanden
oder auch nur durch Zoll und Steuern nicht
vertheuert ist — sehr billig. Den Dampfma-
schinen gegenüber hat er den Vorzug, dass
er nicht eines Schlottes und keiner Kessel-
anlage bedarf und somit eine grosse Menge
Plackereien erspart, welche mit dergleichen
Anlagen verknüpft sind. Wir dürften bald in der
Lage sein. Näheres über das geniale Product
unseres geschätzten Mitgliedes zu berichten.
Todesfälle. In Paris starb vor Kurzem
der Mechaniker G a i f f e, ein besonders in elek-
tromedicinischen Apparaten ausgezeichneter
Meisler. — In Amerika starb der Sohn des
Erfinders Morse und ein anderer Elektriker,
Namens Davis. Mr. Barbier, Vicepräsident
der Chambre syndicale de l'^lectricit^, bekannt
durch seine Leclante-Elemente und durch Con-
struction eines Accumulators, den er auch in
Wien ausstellte, starb Anfangs Juni in Paris.
Verantwortlicher Redacteur ; JOSEF KAREIS. — Selbstverlag- des Elektrotechnischen Vereins.
In Commission bei LEHMANN & WENTZEL, Buchhandlung für Technik und Kunst.
Druck von R. SPIKS & Co. in Wien, V., Straussengaase 16.
Berichtigung.
In dem im Junihefte erschienenen Artikel: j,Inductions- und
Schaltungsregeln u. s. w/ von Dr. A. v. Waltenhofen, sind durch
ein Versehen in der Druckerei die Fig. J und 8 verwechselt worden.
Wir reproduciren deshalb diese Figuren noch einmal, damit die-
selben an den richtigen Stellen eingeklebt werden können.
Fig. 7.
M 7
7'm
7 M
Zeitschrift für Elel<trotechnil<.
V. Jahrg.
I. August 1887.
Heft VIII.
VEREINS-NACHRICHTEN.
Chronik des Vereines-
II. Mai, — C o n s ti tu ir en d e
Sitzung des statistischen C o-
mite.
Herr Baurath von Goldschmidt
wird zum Obmann und Herr Adjunct
Schlenk zum Schriftführer gewählt.
II. Mai. — C o ns ti t uirend e
Sitzung des Specialausstel-
lungs-Comite für den VI. Inter-
nationalen Congress für Hygiene und
Demographie, Wien 1887.
Herr Regierungsrath O. V o 1 k m e r
wird zum Obmann, Herr Baurath
von Goldschraidt zum Obmann-
Stellvertreter und Herr Dr. von
Urbanitzky zum Schriftführer ge-
wählt.
II. Mai. — VIII. Ausschuss-
sitzung.
Erledigung laufender Geschäfte.
Die Prüfung des Cassagebarungs-
Ausweises pro I. Quartal d. J. ergibt
ein Cassasaldo von fl. 23 42 "3 6.
27. Mai. — II. Sitzung des
Specialausstellungs- Comite.
3. Juni, — III, Sitzung des
Specialausstellungs -Comite,
28. Juni. — II. Sitzung des
statistischen Comite.
4. Juli. — IV. Sitzung des
Specialausstellungs - Comite,
8. Juli, — IX, Ausschuss-
si tzung,
II, Juli. — V, Sitzung des
Specialausstellungs - Comite.
12, Juli. — III, Sitzung des
statistischen Comite.
14, Juli. — VI. Sitzung des
Specialausstellungs - Comite,
Die Arbeiten dieses Comite haben
einen so befriedigenden Erfolg erzielt,
dass schon jetzt das Zustandekommen
der Specialausstellung des Vereines
gesichert erscheint.
Neue Mitglieder.
Rü hl mann, Professor, Dr. Richard,
Redacteur der Elektrotechnischen
Zeitschrift, Chemnitz, Kassberg-
strasse 12 c.
Gaisberg, Sigmund Freiherr von,
Ingenieur, Wien, VIII., Lange-
gasse 58,
Hummel, G,, Ingenieur der Fabrik
Schucker t, Nürnberg, Zufuhr-
strasse 24/11,
Kahn A,, Lichtpausanstalt, Mül-
hausen i. E,, Altkirchstrasse 26.
]l^r;;th eilung.
Die P. T, Vereinsmitglieder er-
halten beifolgend :
1, Die in der V, ordentlichen
Generalversammlung am 13, April
1887 angenommenen und von der
hohen k, k. Statthalterei für Oester-
reich untfr der Enns unterm 21. Juli
1887 bescheinigten Vereinsstatuten.
2. Ein Mitglieder - Verzeichniss
nach dem Stande vom l. Juli 1887.
^. Die Bibliotheks-Ordnung:.
23
348
und dieses Z^ ist diejenige Zahl von Elementen, welche zur Erzeugung
des Stromes in der äusseren Leitung nothwendig ist ; von der elektro-
motorischen Kraft dieser Z' Elemente bleibt nur ein Rest b e übrig.
(Sollte in der äusseren Leitung eine elektromotorische Gegenkraft,
Polarisation, auftreten, wie bei vielen elektrolytischen Arbeiten oder
bei Bogenlicht, so ist J W -\- E statt J W zu setzen.)
Der Werth Zg r = (Z — Z' -j- <5) e ist die Grösse der elektro-
motorischen Kraft, welche zur Erzeugung des Stromes in der Batterie
selbst nothwendig ist.
Der Quotient
^^ =1-4-=^ ...... (VIII
z
ist somit das, was man das Güte verhält niss der B atterie nennt,
nämhch das Verhältniss der nutzbaren Arbeit im äusseren Schliessungs-
kreise zur ganzen geleisteten Arbeit.
Das ist Alles, was wir zur Beantwortung der vorhin gestellten
Fragen nöthig haben. Die Anwendung der Formeln wird am ein-
fachsten durch einige Beispiele erklärt werden können.
1. In einer Leitung von W=^ loooo Ohm soll die Stromstärke
J^= 0005 Amp. mit Elementen von e = \ Volt hergestellt werden.
^ JW 0-005 • lOOOO ^, . , . . ,. ..
Zi = = = 50 Elemente smd für die äussere
^ e I
Arbeit nÖthig ; da /^ = o ist , muss mindestens ^2=1 Element für
die Stromerregung in der Batterie verwendet werden. Dann wird
Z^e I . I 1000 _,
Z= Z^ 4- Zo = 5 1 und w = —J' = = = 3-92 Ohm
^ ' ^ ^ ZJ 51 .0005 255 ^ ^
ist der zulässige innere Widerstand für die Elemente. Das Gütever-
hältniss der Batterie ist^ = -^ — =0-98, d. h. 98 X der geleisteten
Arbeit werden für die äussere Leitung, 2 % für die Batterie verbraucht.
2. Hätte man nur Elemente mit dem inneren Widerstände
w = S Ohm zur Verfügung, so wäre nach Gleichung VI der Quotient
Z2 w J 8 . 0-005
Z e I
0-04 , somit das Güteverhältniss dieser
Elemente für den vorgeschriebenen Zweck ^ :=: 0*96 = — ^, und da
Zi = 50, würde Z= — ^-^^ = 52.
^ ' 0-96
3. Dieselbe Leistung, J"= 0*005, I^F^ lOOOo, soll mit Elementen
von e = 1-8 erzielt werden.
— -1- = Zj = ^^ = 2778, Z'=28, /; = o-22; wenn Z= 28 Ele-
e I o
b . e
mente ausreichen sollen, muss Zj ==/>'= 0-22 und w = -^ — ^ =
0-22 . 1-8 0-396
28.0*005 0-140
2*8 Ohm sein. Das Güteverhältniss solcher
0'22
Elemente ist ^ = i — = 0*992.
28
349
Macht man die inneren Widerstände w kleiner, als die Gleichung VI
für Z^=^b oder Z<^=^ i fordert, so wird dadurch keine Verminderung
von Z mehr möglich, aber die Stromstärke wird grösser, als man es
verlangt. Für grosse Stromstärken aber muss zv sehr klpin werden,
wenn das Güteverhältniss günstig sein soll. So gibt ein auch von
Herrn Weinhold in anderer Art behandeltes Beispiel:
4. Ein Bogenlicht mit J = 10 Amp. und PF = 4-5 Ohm soll mit
Elementen von e = i-8 Volt hergestellt werden.
Es ist = — ;^^25, b=o, Zo mindestens = i, Z min-
e 18
destens 26. Rechnet man wie in den früheren Beispielen, so findet man
folgende zusammengehörige Werthe :
Z2 = I 2
Z = 26 27
w = O'ooßg o"oi3
g = 0-96 0-92
5- Als weiteres Beispiel wollen wir fragen
stände müssen Elemente von e :=: i oder e =
verschiedenen Stromstärken immer mit dem Güteverhältnisse g
also 5 X Arbeitsaufwand für die Batterie , arbeiten ? Die
^ (I— g-)^
J
5
25
32
30
50
57
0-03
0-09
o-i
083
0-50
0-46
Was für innere Wider-
1-8 haben, damit sie bei
= 095,
Formel
ZV
gibt folgende Tabelle :
J. Amp.
e = I Volt
e = 1-8 Volt
w = Ohm
w = Ohm
0"00I
50
90
0*005
xo
18
O'OIO
5
9
0-050
I
1-8
O'IOO
0-5
o'9
0*500
O'I
o-i8
I
005
0-09
5
O'OI
o-oi8
10
0-005
0-009
Man sieht, dass zur Ermittlung des günstigsten inneren Wider-
standes und des Güteverhältnisses einer Batterie die Kenntniss der
Stromstärke erforderlich ist, und dass die Angabe der Klenamen-
spannung {J W), wie sie z. B. für Glühlampen üblich ist, nicht genügt.
Um einen Ueberblick über die Grenzen der Verwendbar-
keit gegebener galvanischer Elemente zu gewinnen, kann
man den Formeln eine andere, sehr bequeme Gestalt geben. Schreibt
man die Gleichung I in der Form
J =
ZV -4-
W '
und setzt
so wird
W_
Z
J =
zu -j- r
(IX
(X
350
und r ist der äussere Widerstand, in welchem ein Element die Strom-
Stärke J erzeugt. Die Grösse soll mit
w
P =
r
w
bezeichnet werden. Ferner setzen wir
w
(XI
{XII
2q ist die Stromstärke, welche ein Element bei kurzem Schlüsse,
d. h. bei einem verschwindend kleinen äusseren Widerstände gibt. End-
lich setzen wir
-;^ = <7 (XIII
d. h. wir messen die Stromstärken, sowie die Leitungswiderstände nicht
nach den gewöhnlich gebrauchten Einheiten, sondern nach den charak-
teristischen Constanten der anzuwendenden Elemente.
Zu bemerken ist, dass unbedingt <t < i sein muss. Durch Ein-
setzung der neuen Buchstaben in die Gleichung VIII wird das Güte-
verhältniss der Elemente
I —
w J
J
Z e i^
gefunden; der Arbeitsverlust in der Batterie ist
und aus Gleichung X folgt
I — (j
(XIV
lOO Zcy
lOO (7
J =
I +p
oder (i -f- p) <y = I
(XV
Diese Gleichung kann dazu dienen, eine für jedes beliebige Element
giltige Tabelle oder Curve zu finden, aus welcher der Gang der Werthe
von o und p, das ist J und r entnommen werden kann.
Ein für die Orientirung hinreichendes Stück dieser Tabelle ist das
folgende :
o-ooi
2
3
4
' 5
6
7
999
499
332-3
249
199
i6s7
141-9
124
IIOI
o-oi
2
3
4
5
99
49
32-3
24
19
157
13-3
"•S
lo-i
o-i
2
3
4
5
6
7
9
4
i'S
I
0-67
0-43
025
o-ii
Der Gebrauch dieser Tabelle oder der ihr zu Grunde liegenden
Formel ist wohl klar.
Beispiel 6. Beträgt die verlangte Stromstärke 0*4 . i^, so ist je
ein Element erforderlich, wenn der äussere Widerstand \'^w beträgt.
Sinkt die Stromstärke auf 0*04 /„, so ist je ein Element für den äusseren
Widerstand 24 w nothwendig und hinreichend.
351
7- Welche Stromstärke können 6 Elemente von ^ = r4 Volt
und ^=3-5 Ohm beim äusseren Widerstände I>F= 42 Ohm erzeugen ?
"~ 7 = p-ys, 9 = 2, ^ = -—-—- = 1/3-
6 ' ^••^■^' ''--''- i+p
'>' = -^= gl^.g =0-133 Amp., ^=73-
Wollte man je zwei Elemente parallel schalten, so würde
r = -^ = 14 = p . ^, 9 = 8,0 = 1/9. .- = V9.
</=V9 — =0*089 Amp.
8. Es wurde früher erwähnt, dass man bei Verwendung von Elementen,
deren w gewissermaassen ^zu klein* ist (nämlich kleiner, als der aus
Gleichung VI berechnete Werth), bei gegebenen W eine zu grosse
Stromstärke erhält. Diese kann durch Einschalten von neuem Wider-
stände auf die richtige Grösse vermindfert werden. Man erleidet dabei
keinerlei Schaden, wohl aber wird die Dauer der Elemente vergrössert.
Auch das theoretische Güteverhältniss wächst, aber ob diese Steigerung
von ökonomischem Vortheile ist, hängt davon ab, ob die Steigerung
der äusseren Arbeit ausgenützt werden kann oder nicht. Wir fanden
z. B. in Beispiel i, dass für ^7= 0*005, TF"= loooo, e=i, w = yg2
der ^ günstigste"^ Werth sei; o- = o"98.
Fig. I.
Hätte man Elemente von e = i und w = 2 zu verwenden, so
wäre /q = o-s,a = 0'0i,g = 0-99, p = gg, W= 5 1 . 99 . 2 = 10098 Ohm.
Von den Elementen der ersten Art j, überwindet* jedes einzelne 196 Ohm,
von denen der zweiten Art 198.
Die Curve (Fig. i), welche den Gang von p und g darstellt, ist
ein Ast der gleichseitigen Hyperbel. Man sieht aus ihrem Verlaufe,
dass Ströme von kleinem <7, d. i. grossem Güteverhältnisse, für Aen-
derungen des äusseren Widerstandes wenig empfindlich sind; dass hin-
gegen Ströme, für welche <7 > i/g wird, nur bei sehr kleinen r möglich sind.
Zum Schlüsse muss ich noch einige Bemerkungen über die Voraus-
setzungen beifügen, von welchen Herr Ingenieur J ü Ui g in seiner früher er-
wähnten Arbeit ausgegangen ist. Herr Jüllig nimmt nämlich an, dass
die Anschaffungs- und Bedienungskosten galvanischer Elemente ihrer
Grösse direct proportional seien. Dies dürfte aber schon bei den An-
schafifungskosten nicht ganz zutreffend sein, denn die Arbeitskosten, für
das Formen und Herstellen z. B. der Kohlen oder Thonzellen, der
Metallelcktroden, für die Verbindungsstreifen und Klemmen sind gewiss
bei einem Elemente mit fünffacher Oberfläche nicht fünfmal so gross,
als bei einem einfachen. Noch stärker ist die Abweichung bei den
Bedienungskosten, denn ein z. B. fünfmal so grosses Element enthält
die fünffache Menge von Elektrodenmetall (Zink) und Erregungsflüssig-
352
keit ; der stündliche Verbrauch ist aber, immer gleiche Stromstärke
vorausgesetzt, der gleiche ; also wird die Zeitdauer, nach welcher eine
gewisse Abnützung und Erschöpfung des Elementes eingetreten ist,
somit eine Reinigung und Neubeschickung nöthig wird, der Grösse des
Elementes proportional, der Stromstärke verkehrt proportional sein.
Die Bedienungskosten werden aber kleiner, wenn die betreffende Arbeit
seltener vorkommt. Wenn z, B. ein kleines Element jeden dritten Tag
gereinigt werden müsste, wird dies bei einem fünfmal so grossen und
gleicher Stromstärke nur zv/eimal im Monate nöthig; und dann ist die
Arbeit der einmaligen Bedienung gewiss nicht in dem Maasse erschwert,
dass sie 2 5 mal so viel kosten sollte, wie die einmalige Reinigung eines
kleinen Elementes. So müsste es aber nach Herrn Jüllig's Annahme
für die Bedienungskosten sein.
Da nun Herrn Jüllig's Formeln auf nicht ganz sicheren Voraus-
setzungen beruhen, kann ihnen auch keine strenge Giltigkeit zuerkannt
werden, und da sie für Näherungsformeln doch etwas zu weitläufig sind,
dürfte es vorerst noch sicherer sein, bei der Auswahl und Schaltung von
Batterie-Elementen sich nur von elektrischen Rücksichten leiten zu lassen.
Herr J ül 1 ig berechnet z. B , dass Elemente mit e = i und z£; = 8 Ohm
bei der Stromstärke J == 0*0495 Amp. am ökonomischesten arbeiten.
Das elektrische Güteverhältniss aber ist i — 0=1 ^ =
I
= I — 0396 = o'6o4, d. h. 40^ der Stromarbeit werden in der Batterie
verbraucht. So gross kann der Einfluss der Bedienungskosten doch
nicht sein.
Typendruck-Telegraphen-System von Munier.
Vortrag, gehalten am 5. Mai 1886 in der Monatsversammlung der ^Societe internationale
des Electriciens* in Paris.
Von PAUL SAMUEL. -.
Meine Herren ! — Sie kennen den Zeigertelegraphen von Breguet. Sie
wissen, dass dieser Apparat aus einem Uhrwerke besteht, welches den Zweck
hat, den Zeiger längs der Buchstaben des Alphabets, die auf einem Ziifer-
blatte verzeichnet sind, hinzuführen. Em von dem Anker eines Elektro-
magneten gesperrtes Echappement verhindert die beständige Rotation des
Zeigers, welcher bei jeder Bewegung des Ankers nur um eine Theilung oder
einen Buchstaben vorrückt.
Um den Zeiger um 3, 4, . . . Buchstaben weiterrücken zu lassen, muss
man auf der gegebenen Station den Strom mehrmals unterbrechen, d. h. in
die Leitung eine gewisse Anzahl von Stromemissionen entsenden.
Diese .Anzahl der Emissionen, die je nach der Ordnung, in welcher
die verschiedenen Buchstaben aufeinanderfolgen, von i bis 12 schwankt,
beträgt im Durchschnitte für jeden zu reproducirenden Buchstaben sechs
oder sieben.
Diese Anzahl ist beträchtlich ; es arbeitet daher auch der Zeiger-
telegraph langsam. Man kann damit nicht mehr als 3000 Zeichen, Buch-
staben oder Ziffern in der Stunde befördern. Ungeachtet seiner schätzens-
werthen Einfachheit ist daher dieser Apparat für stärker in Anspruch
genommene Leitungen, auf welche man in einer bestimmten Zeit möglichst
viele Depeschen befördern muss, nicht geeignet.
In gleicher Weise verhält es sich mit dem Telegraphen von Morse,
welcher ebenfalls nur für wenig belastete Leitungen verwendet wird.
Es ist jedoch dabei die durchschnittliche Anzahl der für einen Buch-
staben erforderlichen Emissionen auf vier reducirt, was durch die Benützung
353
zweier Emissionsarten ermöglicht wurde ; es sind dies kurze oder lange
Emissionen (positive oder negative bei gewissen abgeleiteten Systemen),
aus deren Verbindungen oder Gruppen das Morse-Alphabet gebildet ist.
Die Anzahl der Zeichen, welche mittelst des Telegraphen.von M or s e
in einer Stunde befördert werden können, stellt sich auf 4500.
Bei dem Apparate von Hugheo steigt diese Zahl auf lo.ooo bis
12,000, Unter allen einfachen Telegraphen mit directer (nämlich nicht
automatischer) Zeichengebung und allgemeiner Anwendung ist dieser Apparat
der am schnellsten arbeitende.
Seine Ueberlegenheit rührt davon her, dass er für jeden Buchstaben
nur eine einzige Stromemission braucht und alle Emissionen gleich-
artig sind.
Wenn man aber den Telegraph von Hughes einer näheren Prüfung
unterzieht und die rasche Function der verschiedenen Organe mit seiner
thatsächlichen Leistung vergleicht, so erkennt man bald, dass derselbe noch
weit davon entfernt ist, das zu leisten, was er dem Anscheine nach leisten
können soll.
In der Absicht, eine erhöhte Leistungsfähigkeit zu erzielen und zu
diesem Zwecke die Haupteigenschaft des Hughes -Apparates, bestehend
in dem Druck der Buchstaben mit Hilfe einer einzigen Strom-
emission, besser auszunützen, hat Herr Muni er diesen Apparat in der
nachfolgend beschriebenen Weise zu einem vielfachen umgestaltet.
Der Telegraph von Munier ist folglich ein Hughes-Multiplex.
Ein Multiplex-Sysiem ist eine derartige Anordnung von Apparaten, dass
es dadurch möglich wird, mehrere Depeschen gleichzeitig durch einen und
denselben Leitungsdraht zu befördern.
Die Multiplexe zerfallen in zwei grosse Classen : in solche mit gleich-
zeitigen und in solche mit aufeinanderfolgenden Emissionen,
In die erste Classe gehören die harmonischen Telegraphen von
Lacour, Gray. Bell u. s. w., bei welchen die verschiedenen Depeschen
wirklich gleichzeitig befördert werden.
Bis jetzt haben diese Apparate keine befriedigenden Resultate geliefert.
Der Telegraph von Muni er gehört der zweiten Classe an.
Bei den Multiplex-Systemen mit aufeinanderfolgenden Strömen werden
niemals mehrere Buchstaben oder Zeichen gleichzeitig befördert.
Die Zeichen folgen in der Leitung so aufeinander, wie bei einem
gewöhnlichen, einfach arbeitenden Telegraphen , statt dass sie aber zu einer
einzigen Depesche gehören, sind sie successive 3, 4, 5, ... Depeschen
entnommen.
Jede Depesche wird mittelst eines eigenen Apparates befördert. Ein
specielles Organ, der sendende Vertheiler, nimmt die verschiedenen
Stromemissionen eines jeden einfachen Gebers auf und sendet sie in der
beabsichtigten Ordnung durch die Leitung.
Ein ähnliches Organ, der empfangende Vertheiler, welcher an
dem anderen Ende der Leitung aufgestellt ist, empfängt diese Emissionen
und vertheilt dieselben successive an jeden der Empfänger.
Das System ist ein vielfaches, aber die Beförderung ist es nicht.
Mittelst einer dem gewöhnlichen Leben entnommenen Analogie wird
es uns vielleicht besser gelingen, die Ge:ammtheit dieser Operationen zu
überblicken,
Stellen wir uns einen Geschäftsmann vor, welcher mehrere Briefe zu
dictiren hat und die Fähigkeit besitzt, sehr schnell zu dictiren. Wenn er
nur einen einzigen Beamten nimmt, so ist es klar, dass er eine beträcht-
liche Zeit verlieren wird, denn er wird immer warten müssen, bis jeder
Satz niedergeschrieben ist, und kann erst dann den folgenden dictiren. Das
354
Gegentheil ist aber der Fall, wenn er mehrere, beispielsweise drei Schreiber
verwendet. In solcher Weise könnte er ihnen nacheinander die ersten,
zweiten, dritten . . . Sätze von drei verschiedenen Briefen dictiren, wobei
jeder seinen Brief schreiben würde, ohne sich um seine Nachbarn zu küni-
mern, und einen Satz zu Ende schreiben würde, während den beiden
anderen Schreibern dictirt wird.
Bei einem derartigen Vorgange wird es sich allerdings zeigen, dass
die Arbeit eines jeden Beamten, wenn dieselbe für sich allein betrachtet
wird, etwas geringer geblieben ist, als sie es im ersten Falle geworden
wäre, dass aber die gesammte, auf die gleiche Zeit bezogene Arbeitsleistung
zugenommen hat und auch die materielle Beschaffenheit der Arbeit eine
bessere geworden ist.
Fig. I.
SreU
In ebensolcher Weise verhält es sich mit den Multiplextelegraphen,
bei welchen die Emissionen die Stelle der Sätze vertreten, ebenso die
Empfangsapparate die Stelle der Beamten und die Telegraphenleitung die
Stelle des Geschäftsmannes ; die eine wie die andere Methode besteht in
der vortheilhaftesten Ausnutzung des Hauptorgans (Geschäftsmann oder
Telegraphenleitung) und in der Vermeidung eines jeden Zeitverlustes für
dasselbe.
Wir wollen nunmehr sehen, wie Herr Munier zu Werke gegangen
ist, indem er den Telegraph von Hughes zur Multiplex-Correspondenz ein-
richtete und dadurch die bei diesem Apparate vorkommenden Zeitverluste
vermied.
Wenn man die Zeichnung eines Hughes-Apparates oder auch diesen
selbst zum ersten Male prüft, so hat es den Anschein, als ob dieser Apparat
mit seinen verschiedenen Rädern, Daumen und Hebeln ein sehr complicirter
Mechanismus sei. Dies ist aber nicht der Fall und es ist sogar das Princip
des Apparates ein sehr einfaches.
Ein Rad 0 (Fig. i), auf dessen Rand die Buchstaben des Alphabets
erhaben gravirt sind, dreht sich in der Richtung des Pfeiles. Mittelst eines
355
Hebels, der durch den Elektromagneten E bewegt wird, kann ein Papier-
streifen P an das Rad angedrückt werden. Wenn man durch den Taster T
einen Strom in die Leitung L entsendet, so erzeugt man auf dem Papier-
streifen den Abdruck desjenigen Buchstabens, der sich in diesem Augen-
blicke an der untersten Stelle des TyP^^^ades befindet.
Damit man unter derartigen Umständen telegraphiren könne, ist es
genügend, wenn man in der gebenden Station 5" die Reproduction der vom
Rade O, genannt das Typenrad, ausgeführten Bewegung vor sich hat.
Zu diesem Zwecke dreht sich eine zweite Scheibe oder ein zweites Rad O' ■,
auf welchem seitwärts die Buchstaben des Alphabetes verzeichnet sind,
synchron mit dem Typenrade 0,
Will man beispielsweise den Buchstaben E telegraphiren, so beobachtet
man die Scheibe O' und drückt den Taster in dem Augenblicke nieder, in
welchem der Buchstabe E an einem bestimmten Merkzeichen vorübergeht.
Fig. 2.
£rjie.
Diese rein ideale Anordnung würde einen Beamten von ausserordent-
licher Geschicklichkeit bedingen, denn derselbe müsste die Buchstaben bei
ihrem Vorbeigehen erfassen.
In Wirklichkeit bedient man sich der, der Scheibe O' ertheilten Be-
wegung, um die im beabsichtigten Augenblicke erforderliche Stromemission
in automatischer Weise eintreten zu lassen. Die Scheibe 0' reducirt sich
alsdann auf einen Arm K (Fig. 2), der Taster T ist beweglich und die
Buchstaben bilden ebenso viele bestimmte Merkzeichen.
Um z. B. den Buchstaben E zu telegraphiren, hat der Beamte nichts
Anderes zu thun, als den Taster oberhalb des bezeichneten Punktes E auf-
zustellen. In dem Augenblicke, in welchem sich der Buchstabe E des
Typenrades gerade ober dem Papierstreifen befindet, wird der Arm K den
Taster T begegnen und dadurch zu dem gewünschten Zeitpunkte einen
Strom in die Leitung entsenden.
Um die Sache zu erleichtern, bringt man in der Praxis ebenso viele
Taster an, als es Buchstaben gibt ; den letzteren entsprechen Tasten,
356
welche man nur anzuschlagen braucht, um den einen oder den anderen
Taster (genannt Contactstift) in den Weg des Armes K (genannt
Schlitten) zu bringen.
Der thatsächlich existirende Apparat unterscheidet sich von dem
theoretischen Apparate, wie wir ihn soeben beschrieben haben, noch durch
die Druckvorrichtung. Es wird nämlich der Abdruck der Zeichen nicht
unmittelbar vom Elektromagneten, sondern durch die Vermittlung eines
Uhrwerkes besorgt, von welchem das Typenrad in Bewegung gesetzt wird.
Die Rolle des Elektromagneten ist alsdann darauf beschränkt, in diesem
oder jenem Augenblicke die Verkupplung einer Welle (genannt Druck-
welle) hervorzurufen, die sich gewöhnlich nicht bewegt. Der Abdruck der
Zeichen und das Weiterrücken des Papierstreifens vollziehen sich unter der
Wirkung von Daumen während eines Umlaufes der Druckwelle.
Diese Bewegungen verlangen eiiie grosse Genauigkeit und sind nur
innerhalb gewisser Geschwindigkeitsgrenzen ausführbar. Bei normaler Ge-
schwindigkeit braucht das Typenrad zu einem Umlaufe eine halbe Secunde;
der Druckwelle hat man eine siebenmal grössere Rotationsgeschwindigkeit,
welche man als die vortheilhafteste erkannt hatte, ertheilt.
Fig. 3.
Während eines Umlaufes der Druckwelle rückt folglich das Typenrad
nur um den siebenten Theil seines Umfanges oder, da sich auf dem ganzen
Rade 28 Buchstaben befinden, um vier Buchstaben weiter; man kann daher
nur jeden fünften Buchstaben drucken, was den günstigsten Fall darstellt
28
und ein Maximum von =5 Buchstaben pro Umlauf ergibt.
Eine Reihe von Buchstaben, welche man in einem Umlaufe des Typen-
rades drucken kann, nennt man eine Combination. Wenn man fort-
während Combinationen von vier oder fünf Buchstaben telegraphiren könnte,
so wäre der Apparat von Hughes vorwurfsfrei; es folgen aber die Buch-
staben nicht in einer für die Beförderung so vortheilhaften Ordnung aufein-
ander, und es werden in der Wirklichkeit kaum mehr als durchschnittlich
1^/4 — 1V2 Buchstaben pro Umlauf gedruckt, wobei man aber noch
immer darauf zu achten hat, dass man keinen Umlauf versäumt und keine
Combination übersieht. Die Fig. 3, welche die Abtelegraphirung des Wortes
bon als Function der Zeit darstellt, u. zw. nach der Rotation von M u n i e r,
gestattet, sich Rechenschaft zu geben, welcher übergrosse Abstand zwischen
diesem Mittelwerthe und dem Maximum liegt.
357
Von dem B u c h s t a b e nb 1 a nk ausgehend, trifft man erst nach einem
Umlaufe und zwei Buchstaben auf das B. Das 0 wird in Combination mit
dem B genommen ; nach einem Umlaufe weniger einem Buchstaben kommt
dann das N. Man braucht in diesem Falle demnach 2^/2 Umläufe für
drei Buchstaben. Nun ist aber das Wort bon noch keineswegs eines der
ungünstigsten Worte.
Diese und noch andere Betrachtungen ähnlicher Natur haben Herrn
M u n i e r dahin geleitet, seine Einrichtung für die Multiplex-Correspondenz
zu ersinnen.
Bei dieser Einrichtung gelangt während der Zeit, welche ein Typenrad
zu seinem Umlaufe braucht, immer die gleiche Anzahl von Buchstaben,
nämlich 3, 4,, 5, 6, . , ., je nach der Anzahl der einfachen, zur Multiplex-
Correspondenz vereinigten Apparate, zur Abtelegraphirung; es wird aber
jeder Buchstabe von einem eigenen Apparate erzeugt; auch gehört jeder
Buchstabe einer anderen Depesche an.
Hieraus ergibt sich vor Allem eine bemerkenswerthe Vereinfachung
der Manipulation, denn jeder Beamte hat während ein und desselben Um-
laufes nur einen Buchstaben zu geben; er hat sich folglich nicht mehr mit
der Einübung von Combinationen zu befassen, welche schwer zu erlernen
sind. Des Weiteren ergibt sich auch eine Vermehrung der Leistung im
Verhältnisse von ii/g zu 4, wenn man nämlich speciell einen Quadruplex
meint.
Fig. 4.
Das von Munier in Absicht auf die Erreichung dieses Zweckes ange-
wendete Mittel besteht darin, dass die 28 Taster oder Contactstiften, welche
beim Apparate von Hughes den ganzen Umkreis einnehmen, in einen
Quadranten dieses Umkreises zusammengedrängt werden (wobei wieder an-
genommen ist, dass es sich speciell um einen Quadruplex handle). In den
übrig bleibenden drei Quadranten bringt Munier drei andere Reihen von
je 28 Contactstiften an, wovon jede zu einem eigenen Claviere gehört. In
der Empfangsstation werden vier Hughes'sche Empfänger durch einen
gewöhnlichen Vertheiler successive mit der Leitung verbunden, so dass auf
diese Art jeder von ihnen, wenngleich nur ein einziger Leitungsdraht vor-
handen ist, mit einem der Claviere in separater Verbindung steht.
Die Fig. 4 stellt diese Anordnung dar. Wenn die beiden Arme TL
und jS"' der Vertheiler synchron laufen, so kann jeder Strom, der vom
Ciavier C^^ ausgeht, nur in den Empfänger R^ gelangen, und ebenso ver-
hält es sich mit den drei anderen Apparaten. Man sieht aber ohne Weiters
ein, dass die Empfänger eine Modification erleiden müssen, weil der Arm J\.
des Gebers während einer Zeit über die 28 Contactstiften hinweggeht, in
welcher das Typenrad des correspondirenden Apparates nur den vierten
Theil eines Umlaufes vollendet.
358
Fig. 5.
In dieser Beziehung bieten sich dem Geiste vorerst zwei Modificationen
dar: man drängt entweder die 28 Typen des Typenrades auf einem Viertel
seines Umfanges zusammen oder man ertheilt diesem Rade die vierfache
Geschwindigkeit.
Es fand sich aber Herr Munier aus mehreren Gründen veranlasst,
diese beiden Verfahrungsarten zu verwerfen. Dies geschah hauptsächlich in
Anbetracht der Nothwendigkeit, das vorhandene Materiale zu verwenden
und dasselbe bei einem schwächeren Dienste sofort als S y m p 1 e x arbeiten
lassen zu können.
Das Herrn Muni er vorliegende Problem war sonach das folgende:
Es ist einTypenrad gegeben, dessen Umlaufsgeschwin-
digkeit gleich V ist. Man soll als Geber einen Taster ver-
wenden, welcher nicht mehr wi e beim gewöhnlichen Hughes,
die Geschwindigkeit V, sondern die Geschwindigkeit nV
besitzt, wobei n die Anzahl der für die mehrfache Corre-
spondenz verwendeten Apparate ist.
Die von Herrn Muni er ausgedachte Lösung
ist ebenso einfach als elegant und sinnreich.
Sie besteht in der Einschaltung eines Zwischen-
organs zwischen die Leitung und den Empfänger,
welches die Bezeichnung Compensator er-
halten hat und dessen Bestimmung es ist, die
Ströme in dem Augenblicke ihres Eintreffens
aufzunehmen, das Gepräge dieser Ströme
während der, je nach dem gegebenen Buch-
staben veränderlichen Zeit aufzubewahren, und
schliesslich genau in dem Augenblicke auf die
Druckorgane zu wirken, in welchem der ge-
wünschte Buchstabe die unterste Stelle des
Typenrades einnimmt.
Die mechanische Ausführung dieses Compen-
sators ist eine der interessantesten Constructionen,
die man sich denken kann.
Um das Princip der diesbezüglichen Ein-
richtung gut zu erfassen, wollen wir darlegen,
welche Vorgänge bei einem vierfachen Munier
zur Zeit der Emission eines Buchstabens statt-
finden. Um die Erklärung zu vereinfachen,
9 nehmen wir an, dieser Buchstabe sei beispiels-
weise E. In O (Fig. 5) ist das Typenrad in
1 dem Augenblicke dargestellt, in welchem sich
; der Buchstabe A an der untersten Stelle des
; Rades befindet. In diesem Augenblicke befindet
j sich der Arm des Gebers über dem Contact-
stiften A. Wenn der Beamte genau zur Zeit,
in welcher der Arm über den entsprechenden Contactstiften streicht, die
Taste E angeschlagen hat, so wird eine Stromemission stattfinden. Bei
dem gewöhnlichen Hughes-Apparate würde sich alsdann der Buchstabe ß
an der untersten Stelle des Rades befinden ; hingegen ist hier das Typenrad
nur um einen viermal kleineren Winkel weitergerückt, nämlich um den
Winkel AOB oder a.
Man muss daher, um den Abdruck bewirken zu können, warten, bis
das Rad den Winkel B 0 E = 2> ^ durchlaufen hat. Ebenso würde die dem
Buchstaben ,/ entsprechende Emission ihre Wirkung schon äussern, nach-
359
dem sich das Typenrad um den Winkel A 0 C gedreht hat, und man müsste bis
zum Abdrucke eine Wartezeit einhalten, welche dreimal grösser ist, als die für
diese Winkelbewegung Ä 0 C erforderliche Zeit. Stellen wir uns nun einen
um das Centrum O' beweglichen Arm 71/ vor, der sich mit zwei Qeschwindig-
keiten bewegen kann; mit der Geschwindigkeit V, wenn die Bewegung der-
jenigen, die den Zeigern einer Uhr eigen ist, entgegengerichtet ist, und
V
mit der dreimal kleineren Geschwindigkeit — , wenn die Bewegung in der
anderen Richtung erfolgt.
Wenn nicht gearbeitet wird, befindet sich M in der Ruhelage.
In dem Augenblicke, in welchem der Buchstabe A seine, für den
Abdruck geeignete Lage verlässt, beginnt JH sich in der durch den
äusseren Pfeil bezeichneten Richtung zu bewegen. Wenn der Strom, welcher
den Abdruck des Buchstabens E zu besorgen hat, in den Apparat gelangt,
befindet sich der bewegliche Arm in ■^n. Der Strom hat die Wirkung, dass
er die Richtung der Bewegung umkehrt. Der bewegliche Arm kehrt dem-
nach in seine Anfangslage zurück, jedoch mit einer geringeren Geschwindig-
keit. Für die Zurücklegung des Weges von m nach 3f wird somit dreimal
so viel Zeit gebraucht, wie für den Weg von M nach m. Es wird folglich,
und dies ist eben die Hauptsache, der bewegliche Arm gerade zur selben Zeit
seine Ruhelage erreichen, in welcher sich der Buchstabe £ an der untersten
Stelle des Rades befindet. Es ist alsdann genügend, wenn der bewegliche
Arm in dem Augenblicke, in welchem er in die Ruhelage eintritt, einen
Hebel hebt, um den Mechanismus auszulösen und den beabsichtigten Abdruck
hervorzurufen.
Solcherart ist das Princip dieses merkwürdigen Organs, welches als
der wesentliche und originelle Theil des Telegraphen Munier angesehen
werden muss.
Ich werde in die Einzelheiten der mechanischen Ausführung nicht
eingehen; der unter Ihren Augen befindliche Apparat, welcher vom Hause
Breguet construirt wurde, setzt Sie in die Lage, sich darüber selbst
Rechenschaft zu geben. Ich wollte nur in grossen Zügen das Princip des
Systems skizziren.
Es erübrigt mir jedoch noch, einige Worte hinzuzufügen, mit welchen
ich einer Einwendung zuvorzukommen beabsichtige, die allenfalls erhoben
werden könnte, und welche die folgende ist : dass es schon andere Systeme
von Multiplex-Typendruckern gibt 5 dass diese Apparate nach dem Tele-
graphen von Hughes erschienen sind, dass sie sich auf ein ganz anderes
Princip, nämlich auf die C om bin a t i o nen, gründen, und dass Herr Munier
wohl einen Rückschritt gemacht haben mag, als er behufs Lösung des-
selben Problems der Multiplex-Typendrucker auf den Apparat von Hughes
zurückgriif.
Wir wollen demgegenüber sofort den Beweis erbringen, dass gerade
die Apparate mit Combinationen diejenigen sind, welche sich von dem
rechten Wege entfernt haben.
Die Elektricität pflanzt sich mit einer fabelhaften Geschwindigkeit in
den Leitern fort. Bei einer etwas längeren Leitung verfliesst aber zwischen
dem Augenblicke, in welchem eine Stromemission beginnt, und demjenigen,
in welchem z. B. der Anker eines am anderen Ende der Leitung ein-
geschalteten Elektromagneten angezogen wird, eine wahrnehmbare Zeit.
Mit anderen Worten lässt sich diese Thatsache auch so ausdrücken : wenn
es wahr ist, dass man schon genau in dem Augenblicke, in welchem eine
Stromemission beginnt, Spuren von Elektricität in dem Empfangsapparate
constatirt, so nimmt doch die Intensität dieses Stromes verhältnissmässig
langsam zu.
360
Die in Fig. 6 verzeichnete Curve veranschaulicht, wie diese Intensität
mit der Zeit wachst. Um die Discussion zu erleichtern, wollen wir diese
Curve durch eine gerade Ol' ersetzen, indem wir annehmen, dass die Dauer
der Emission gleich /q t^ sei. Bevor eine neue Emission stattfindet, muss
die Leitung in ihren ursprünglichen Zustand zurückgeführt, d. h. sie muss
entladen werden. Die Entladungscurve ist der ersteren Curve ähnlich, ist
aber im Vergleiche zu derselben umgekehrt; wir werden sie ebenfalls durch
eine gerade ersetzen. Das Dreieck A versinnlicht uns demnach die voll-
ständige Erscheinung einer Emission, und ist die Grundlinie des Dreiecks
gleich der Fortpflanzungsdauer der Emission.
Dies vorausgeschickt, wollen wir jetzt die beiden Vorgänge mitein-
ander vergleichen, welche in den beiden Systemen stattfinden, sobald ein
Buchstabe gedruckt wird, nämlich in. dem Systeme des Herrn Muni er
und in dem auf Combinationen beruhenden, bei welchem die Buchstaben
des Alphabets, wie man weiss, durch die Combinationen zu fünf (Quinternen),
welche sich aus zehn Strömen (fünf positiven und fünf negativen) bilden
lassen, erzeugt werden. Das letztere System hat durch Herrn Baudot die
vorzüglichste mechanische Ausführung gefunden.
Fig. 6.
FurtpRci7j.iurigsicuL.er
Mit Beziehung auf die Fig. 7 sei OT in dem einen wie in dem
anderen Falle die Zeit, welche der Arm des Vertheilers braucht, um jenen
Theil des Vertheilers zu überschreiten, an welchen einer der einfachen
Apparate angeschlossen ist.
Es fällt sofort in die Augen, dass die Unterabtheilung dieser Zeit OT
in den beiden Systemen eine ganz verschiedene ist.
In der That ist bei dem Apparate von Muni er (Diagramm A) OT
zuerst von 0 bis Z in 28 Theile getheilt und umfasst dann noch einen
Theil ZT, welcher der Fortpflanzungsdauer einer Emission gleich ist.
Bei dem Systeme mit Combinationen ist ebendieselbe Zeit blos in fünf
Theile getheilt, welche einander gleich sind (Diagramm JB),
Es geht daraus hervor, dass jeder zur Hervorrufung einer mecha-
nischen Wirkung bestimmte Strom, wenn die Wirkung beispielsweise in der
Zeit P erfolgen soll, bei dem ersteren Apparate keine Verspätung oder
keinen Vorsprung grösser als haben darf, während ein gleicher Strom,
4
dem die Zeit P^ beispielsweise zugemessen ist und der die verlangte Inten-
361
sität in irgendeinem Augenblicke der Periode A erreicht, noch einen Nutz-
effect hervorbringen wird.
Hienach hat es den Anschein, als besässen die Apparate mit Com-
binationen eine thatsächliche Ueberlegenheit über die anderen Systeme.
Diese Ueberlegenheit ist aber in Wirklichkeit nicht vorhanden.
Es ist wahr, dass man bei dem Telegraphen von Munier über eine
verhältnissmässig geringe Zeit verfügt, innerhalb welcher der beabsichtigte
Punkt erreicht werden kann; es ist aber weit leichter, als man allgemein
glaubt, an dem Ende einer Leitung eine mechanische W irkung in einem
gegebenen Augenblicke zu erhalten ; wenn der Raum OZ des Diagrammes A
(Fig. 7) auch in 50 oder lOO Theile, statt in 28, getheilt wäre, so würde
dies noch immer kein dem regelmässigen Gange des Apparates entgegen-
stehendes Hinderniss bilden.
Fig. 7.
Es soll damit keineswegs behauptet werden, dass die Ausführung frei
von Schwierigkeiten sei ; diese Schwierigkeiten sind aber lediglich materieller
mechanischer Natur. Wenn die sendenden und die empfangenden Organe,
namentlich aber die ersteren, ein gleichmässiges Verhalten aufweisen, so
kann man auf eine Leitung mit der gleichen Sicherheit rechnen, wie auf
eine steife Stange. Es ist wohl eine Verspätung vorhanden, welche von
der Fortpflauzungsdauer abhängt ; diese Verspätung ist aber eine constante
und es genügt, wenn man auf dieselbe überhaupt Rücksicht nimmt.
Verschiedene Versuche, welche mit dem Telegraphen von Muni er
sowohl im Localschlusse als auch auf der Leitung unternommen wurden,
haben die Wahrheit dieser Behauptung, welche sich leichter aus der Er-
fahrung ableiten als beweisen lässt, bestätigt.
Wenn also auch die Systeme mit Combinationen einen Vortheil be-
sitzen, so bezieht sich dieser in Hinblick auf die zu bewältigenden Schwierig-
keiten doch nur auf einen Punkt von geringerer Wichtigkeit.
24
362
Nun gibt es aber einen anderen Punkt, den man vielleicht nicht aus-
reichend beachtet, der aber doch von der grössten Wichtigkeit ist: es ist
dies die Anzahl der in eine Leitung in einer gegebenen Zeit zu entsendenden
Stromemissionen.
In dieser Beziehung bietet das System der Combinationen gegenüber
dem anderen Systeme eine unverkennbare Inferiorität dar. Wir beziehen
uns diesfalls auf die Fig. 7 (B).
Wie wir gesehen haben, verfügt man zum Zwecke des Zeichen-
empfangens über den Spielraum A ; da aber jeder Buchstabe fünf Emissionen
erfordert, so rauss die Fortpflanzungsdauer einer Emission nothwendiger-
weise auf ^/^ von OT beschränkt sein. Es muss folglich der Strom nach
Verlauf der Zeit / die Intensität i, welche nothwendig ist, damit die Em-
pfänger functioniren, erreicht haben.
Wenn es sich um eine Leitung von geringer Capacität handelt, so ist
es nicht schwierig, dieser Anforderung zu genügen. Muss man aber auf
einer langen Leitung arbeiten, so senkt sich die Gerade OP alsbald und
es hat die Intensität des Stromes nach der Zeit / erst den Werth von z'
erreicht, mit der man nicht arbeiten kann. Man muss in diesem Falle ent-
weder die Empfindlichkeit der Empfänger vergrössern oder sich eines
Stromes von beträchtlich höherer elektromotorischer Kraft bedienen. Aber
auch dann tauchen zahlreiche und grosse Schwierigkeiten auf, welche nicht
mehr in den Bereich der vom menschlichen Geiste vollständig beherrschten
Mechanik fallen, sondern dem Gebiete der reinen Physik angehören, deren
Gesetze uns erst in oberflächlicher Weise bekannt sind. Bald variirt die
Batterie, bald oxydiren sich die Contacte und bald treten die Ableitungen
umso nachtheiliger auf, weil die erste Hälfte der Leitung bis zu einem
höheren Potentiale geladen ist.
Beim Apparate von M u n i e r hingegen hat man vollkommen aus-
reichenden Spielraum, um die Intensität z zu erreichen, denn es ist während
der Zeit (97" nur eine einzige Emission zu bewerkstelligen. Wenn sich die
Gerade J> P beim Arbeiten auf einer Leitung oder einem Kabel von grosser
Capacität senkt, so wird man — weit davon entfernt, sie auf ihre frühere
Form zurückführen zu wollen — Emissionen von der Dauer /" statt f
anwenden, dabei den Apparaten ihre günstigste Empfindlichkeit und der
Batterie ihre normale Kraft wahrend. Der einzige Punkt, welcher beachtet
werden muss, ist der, dass die Zeit 2T nicht grösser sei, als die Fort-
pflanzungsdauer einer Emission, damit die letzten Buchstaben eines Sectors
niemals die ersten Buchstaben des folgenden Sectors beeinflussen können.
Das System M u u i e r eignet sich somit vorzüglich für die langen
Leitungen; diese sind aber gerade diejenigen, auf welchen sich die Noth-
wendigkeit von Multiplex-Apparaten geltend macht.
Da man schliesslich eine längere Zeit zur Verfügung hat, um das
Maximum der Stromstärke zu erreichen, oder da — um mit anderen Worten
zu sprechen — die Stromvariationen minder rasch erfolgen, so geht daraus
hervor, dass die in den benachbarten Drähten inducirten Ströme von ge-
ringerer Intensität sind und folglich in dieser Weise die Zukunft der inter-
nationalen Telephonie nicht mehr gefährdet ist, was aber bei den Apparaten
mit zahlreichen Emissionen wohl zu befürchten wäre.
Dies ist, meine Herren, was ich Ihnen über das System von Munier
mitzutheilen beabsichtigte. Wenn es mir gelungen ist, mich verständlich zu
machen, so zweifle ich gar nicht, dass Sie meine Ueberzeugung vollständig
theilen und den Telegraphen mit einer Stromemission per Buchstaben eine
bedeutende Ueberlegenheit über alle anderen Systeme zuerkennen werden.
(Bulletin de la Societe internal, des Electriciens. Mai 1886.)
363
Ueber die Beziehungen der elektrischen Grössen und
den Nutzeffeet von Secundärelementen.
Von WILHELM HAEBERLEIN.*)
Auf Anregung des Herrn Prof. Dr. W. Kohlrausch begann ich im
Jänner vorigen Jahres im elektrotechnischen Institut der königlich tech-
nischen Hochschule zu Hannover eine Untersuchung über Secundärelemente,
in denen Bleisuperoxyd und Blei als Elektroden fungiren. Bei den Ver-
suchen beabsichtigte ich, folgende Grössen mit möglichster Genauigkeit zu
messen :
Die Stromintensität,
die Potentialdifferenz der offenen Säule (elektromotorische Kraft),
die Potentialdifferenz der geschlossenen Säule (Klemmspannung),
den inneren Widerstand.
I.
2.
Fig. I.
'^Thermoelement \
Ä,
^le V *£•''
- ' - p -
n-?
-o ^ o— '
\
I SpiegelffalrananietBr .
f.
m I
99^99
0 9
Gaivanoshop
— (t) — ^h
^/
^-wm-
Jn i^-ß-n
m'ir
X
Um diese Grössen jederzeit ohne Beeinträchtigung der Zuverlässigkeit
schnell hintereinander messen zu können, traf ich folgende, eigens zum Zweck
dieser Untersuchungen hergestellte und in Fig. i schematisch wiedergegebene
Versuchsordnung. Das zu untersuchende Element befindet sich bei A-^^,
während der Stromkreis von A2 nur zur bequemen Formirung von Elementen
dient, die Leitung der primären Stromquelle (eine im Hauptlaboratorium
befindliche Accumulatorenbatterie) führt zu den Quecksilbernäpfen a und b ;
ein kleiner Compass [p) lässt stets die Stromrichtung erkennen. Mittelst
der weiteren Quecksilbernäpfe c, d und passend eingelegter Kupferbügel
lässt sich die Ladung, resp. Entladung in sehr einfacher Weise vornehmen ;
") Aus Wiedemann's Annalen der Physik und Chemie.
24*
364
/?3 und R^ sind Rheostaten, mittelst deren die Stromintensitäten beliebig
variirt werden können. Bei C befindet sich ein Commutator, der zur Er-
mittlung des beiderseitigen Ausschlages vor das Galvanometer gesetzt ist.
Die Stromintensität von Ä^^ wurde an einem in Serien geschalteten Strom-
messer von Ayrton und Perry abgelesen. Die Stromintensität von A-^
wurde mit dem Spiegelgalvanometer gemessen, welches sich im Neben-
schluss zur Hauptleitung befindet, wenn die Verbindung bei J herge-
stellt ist.
Es ist in Fig. 2 :
Die Potentialdififerenzen des offenen wie des geschlossenen Elements
wurden mittelst desselben Galvanometers nach dem Ohm'schen Gesetz be-
stimmt, wenn die Verbindung bei E hergestellt war.
Es ist nach Fig. 3 :
e = {Wi -\- W) i.
Da der innere Widerstand des Elements Wi in allen Fällen nur
0"i und W etwa 3000 Ohm betrug, so konnten die Potentialdifferenzen mit
genügender Genauigkeit gleich W . i gesetzt werden.
Fig. 2. . Fig. 3.
^'
■ LJ — r-i^
Das Spiegelgalvanometer war gut gedämpft und hatte 190 Windungen
von o-8l Ohm Widerstand. Die Zuleitung sowohl für Spannungs-, als Strom-
messung hatte 0-39 Ohm, und der Scalenabstand betrug 1-5 Mtr. Wegen
der erforderlichen Correction auf Bogen etc. wurde die Scala auf Pro-
portionalität mit dem Ausschlage calibrirt, indem eine Stromquelle von con-
stanter elektromotorischer Kraft (Accumulatorenbatterie) durch sehr hohe
Widerstände von verschiedener Grösse geschlossen wurde. Die Widerstände
der beiden Neusilberrheostaten R^ und R^ wurden in folgender Weise nach
den Temperaturänderungen*) corrigirt.
Der Temperaturcoefficient der betreffenden Neusilbersorte ist 0-0003.
Um den Widerstand W von einer Temperatur t^ auf eine Temperatur von
20O zu reduciren, hat man:
W^Q^ = W-{- W(20 — u) 0-0003.
ua nun der Ausschlag mit genügender Genauigkeit proportional l/W
gesetzt werden kann, so ergibt sich der Ausschlag für 20^ zu:
«20 = a — a (20 — /vt) 0*0003 (Formel i).
Ferner ist wegen der veränderlichen Temperatur des Abzweigungs-
widerstandes w eine Correction anzubringen ; derselbe ist, um Temperatur-
änderungen durch den Strom selbst zu vermeiden, aus einem Streifen Nickelin-
blech von 2500 Mm. Länge, ppr. 20 Mm. Breite und O-l Mm. Dicke her-
gestellt. Da mir seinerzeit keine Angabe über den Temperaturcoefficienten
dieses Nickelinblechs vorlag, so habe ich eine Anzahl von Bestimmungen
vorgenommen, die als Mittelwerth 0*0002 ergaben; es ist mithin:
Wg,, ^= ZV -{- w (20 — /^) 0*0002.
Da nun z = J {zv /[w -\~ WJ) und W im Verhältniss zu zv sehr
gross ist, so kann man a mit genügender Genauigkeit proportional zv setzen,
folglich ist :
«20 = OL -\- a. (20 — /^) 0"0002 (Formel 2).
*) Vgl. W. Kohlrausch, Elektrotechn. Zeitschr., Juli 1886.
365
Für die Correctionsgrössen:
a (20 — t^) 0'ooo3 und o, (20 — t^) 0*0002
berechnete ich mir unter Berücksichtigung verschiedener Temperaturen und
verschiedener Ausschläge einfache und übersichtliche Tabellen.
Die Schwankungen der Horizontalcomponente des Erdmagnetismus,
sowie etwaige zufällige locale magnetische Einflüsse auf das Galvanometer
eliminirte ich nach einem von W. Kohlrausch angegebenen Verfahren,*)
bei dem ein Thermoelement in folgender Weise benützt wurde. Ein Neu-
silberdraht wurde mit Kupferdrähten hart zusammengelüthet und die freien
Enden der letzteren mit dem Galvanometer durch die Quecksilbernäpfe
bei Th (Fig. i) in Verbindung gesetzt; um einen passenden Ausschlag zu
erhalten, wurde noch ein kleiner Widerstand w-^ in die Leitung eingesetzt.
Die eine Löthstelle wurde in den Dampf von siedendem Wasser, die andere
in Wasser von der Zimmertemperatur getaucht; die Temperatur der kälteren
Löthstelle t^ las ich an einem in das Wasser getauchten Thermometer bis
auf O'Ol*^ genau ab; die Temperatur der heissen Löthstelle berechnete ich
aus dem zeitweiligen Barometerstande b und der Temperatur 4 des Baro-
meters.
Als Strometalon wird dann derjenige Strom benutzt, der bei einer
Temperaturdifferenz T — / = 80*^ entstehen würde, wenn die Temperatur m
der ganzen Leitung gleich 20*^ C. wäre.
Fig. 4.
T=c
— m —
Um den einer beobachteten Temperaturdifferenz T — t gemessenen
Ausschlag %• auf T — t = So^ zu reduciren, wurde das Thermoelement bei
möglichst verschiedenen Temperaturen der kalten Löthstelle empirisch gi-a-
duirt. Um den Leitungswiderstand im Thermostromkreise auf die Temperatur
von 20^ zu reduciren, verfuhr ich in folgender Weise.
Die Messung der Widerstände (Fig. 4) ergab :
We=o-io; z£/j = 2-07; zf2 = o-8i.
Da Wg, in geheiztem und in ungeheiztem Zustande keinen merklich ver-
schiedenen Werth gab, konnte es unbedenklich als constant in die Rechnung
eingeführt werden. Der Temperaturcoefficient von w^ beträgt 0-000315
und derjenige von w^ beträgt 0-004. Der Gesammtwiderstand des Thermo-
stromkreises ist:
w := w^ -\- w-^ -\- W2 = 2-q^ Ohm ;
um denselben hinsichtlich der Temperaturen t-^ und t^ auf 20^ zu reduciren,
hat man :
w.
20
= w -j- (20 — t{) 0*0003 15 w^ -\- (20 — ^2) 0*004 • z^'s
Dafür kann man mit hinreichender Genauigkeit setzen:
W20 = w -f- 0*0002 18 (120 — [^"1 + 5/2]) ^•
Da nun ^ dem Gesammtwiderstande umgekehrt proportional ist, so er-
gibt sich:
^20 ^ 'S- — 0*00021 8 (120 — [t^ -\- 5/2]) ^)■ (Formel 3).
Der Bequemlichkeit wegen berechnete ich auch hiefür eine einfache
und übersichtliche Tabelle für verschiedene Temperaturen t^ und t^ bei
einer mittleren Temperaturdifferenz.
*) W. K o h 1 r a u s c h, Elektrotechn. Zeitschr., Juli il
■ 366
Zur Aichung des Galvanometers diente das Silbervoltameter (F'ig. 5).
Die Intensität des Thermo ström es sei s, der Ausschlag für s sei t)'
und derjenige für t sei a. Die Bezeichnungen sollen bei der Aichung den
Index o und bei der Messung den Index i erhalten. Der Hauptstrom, welcher
bei der Messung gesucht wird, wird bei der Aichung aus dem elektro-
chemischen Aequivalent des Silbers berechnet. Nach den neuesten Unter-
suchungen von F. und W. Kohlrausch*) scheidet der Strom von i Amp.
in I See. 1*1183 mg'Ag aus.
Fig. 5.
j:
yAg-yottameter " \ "-o o .
, ^ r-o 0-1
TZJ
Es gelten die Beziehungen:
w
^2=t<|)^-
^ *0 _ 7 ^ ^0
Cq ist in beiden Fällen dieselbe Galvanometerfunction, die unbekannt
bleiben darf, weil sie wieder fortfällt.
Setzen wir :
so ist C der Reductionsfactor des Galvanometers für Strommessung, und
verschiedene Aichungen ergaben als Mittelwerth :
C = o-oooö^öj .
Für die Messung ergibt sich dann:
. j w ^i^'i . ^1 j ^ ^1
Da s dasselbe geblieben ist, so ist auch C noch dasselbe, und es ist:
Da der zur Spannungsmessung dienende Strom so klein ist, dass selbst
bei mehrstündigem Durchgange durch das Voltameter noch keine genügende
Menge Silber niedergeschlagen würde, um eine zuverlässige Wägung aus-
zuführen, so musste auch hier das Galvanometer in einen Nebenschluss
gesetzt werden, der von einem ganz genau bekannten Widerstände ab-
gezweigt war; als solcher diente hier eine Siemens'sche Normaleinheit
von bekanntem Temperaturcoefficienten.
Es ist hier (Fig. 5):
i^^Cq. a^ und s^c^.\i^, -^ == --^ oder s^=if^. — •.
S -ö-j, ' %
Setzen wir nun :
s
— i 1^ — R
a,
so ist R der Reductionsfactor für die Spannungsmessung.
*) F. und W. Kohlrausch, Wled. Ann, 27., pag. i. 188Ö.
367
Da J^ wieder mit dem Ag-Voltameter bestimmt ist, so ist auch:
i(. = i/j . ; — rrr bekannt.
" ^ 2V -\- W
Die Correctionen wegen der Temperatur u. s. w. sind dieselben, wie
"bei der Stromaichung, nur tritt an die Stelle der Correction für den Neben-
schluss w die entsprechende Correction für die Normaleinheit. Aus ver-
schiedenen Aichungen ergab sich der Mittelwerth:
i?=: 0*0003 182.
Für die Messung ergibt sich dann :
a,
Zj = C-^ . a^ und s = C-^ .^^, und hieraus: s r= i^ . = B,.
Da s dasselbe ist, so ist auch R dasselbe geblieben, mithin ist:
i =R.^ und ^ = i^ . W\
Die Messungen der Stromstärke sowohl, als auch der Spannung habe
ich dann noch in der Weise vereinfacht, dass ich den Rheostatenwiderstand
bei den einzelnen Versuchen so wählte, dass einem Ausschlage von
loO Scalentheilen ein Strom von J Amp., resp. eine Spannung von k Volt
entspricht. Zu diesem Zwecke heizte ich vor Beginn eines jeden Versuches
das Thermoelement und machte eine genaue Ablesung folgender Grössen :
Dann wurde ■9- auf T — /ö =80*' und nach Formel (3) auf t^^=.t^-==-
= 20^ reducirt, ferner a wegen t^ nach Formel (2) vergrössert.
Aus der Relation :
Ji=6^(ze;+ J^i)-^ folgt:
W, = -^. — -w.
Von diesem Werthe ist noch der Widerstand von Galvanometer plus
Zuleitung in Abzug zu bringen; da w = 0'5 Ohm ist, so sind:
4.5__i.7 0hm
6 a^
im Rheostaten R^ zu stöpseln, damit einem Ausschlage von a.^ Scalentheilen
ein Strom von J^ Amp. entspricht.
Um für eine Potentialdiiiferenz von k Volt einen Ausschlag von a Scalen-
theilen zu erhalten, ergibt sich aus der Relation :
L=R.^ und /^ = i^ . I'P, W' = ^-.^-.
iTj R aj
Von diesem Widerstände ist ebenfalls derjenige von Galvanometer plus
Zuleitung zu subtrahiren ; es müssen daher im Rheostaten Ro'-
AA- 1-2 Ohm
R 7.1
368
gestöpselt werden, um für k Volt einen Ausschlag von a Scalentheilen zu
erhalten.
Widerstandsbestimmung. — Zur Bestimmung des inneren
Widerstandes der Secundärelemente versuchte ich verschiedene Methoden
anzuwenden, ohne indessen bei dem geringen Betrage desselben befriedigende
Resultate zu erhalten. Ich machte mir daher zum Messen des inneren Wider-
standes die aus Fig. i ersichtliche und in Fig. 7 noch besonders dar-
gestellte Zusammenstellung.
Fig. 7.
nl/
^^^mm
Diese Methode gestattet, den Widerstand schnell, leicht und sicher zu
bestimmen und erfordert überdies nur momentanen Stromschluss. In Fig. 7
befindet sich zwischen in und n ein Daniell als Hilfssäule, dessen elektro-
motorische Kraft durch das Element A^, dessen Widerstand gemessen
werden soll, compensirt wird; ko ist ein ausgespannter Neusilberdraht, auf
dem ein Contactklotz so lange verschoben wird, bis durch das Galvano-
skop q kein Strom mehr hindurchgeht ; r k ist ein passend gewählter
Widerstand aus Neusilber.
Der Widerstand von elrk sei a und derjenige von hi k r l e g, dessen«
Grösse durch die jeweilige Stellung des Contactklotzes bedingt ist, sei b.
Dann folgt aus der zweiten K i r ch ho ff'schen Regel:
E={W-\-b)iunde' = a.i,
also:
W-\-b
e'
oder
W^ — a-
e'
Das Verhältniss Eje' wurde dadurch genau ermittelt, dass durch Her-
stellung der Verbindungen / und IV und /// und IV die Ausschläge für
R und e' abgelesen wurden.
Die Widerstände a und b sind nach der folgenden (von W. Kohl-
rausch in seiner Vorlesung über theoretische Elektrotechnik angegebenen)
Methode bis auf 0'\% genau bestimmt. In Fig. 6 sind die beiden Wider-
stände E und fj^ hintereinander in den Stromkreis eingeschaltet; wenn der
durch das Galvanometer gehende Strom von E abgezweigt ist, sei der Aus-
schlag «j und der im Rheostaten gestöpselte Widerstand w^, während a,^
und ze/g gelten sollen, wenn von W abgezweigt ist.
Es ist dann:
E . W
J=c.a.=i. ; — — und J=c .a>. = i. ■ — rj^.
^ w^-\-E ^ w^-^ W
Wenn man hier iv^jW und zv^jE grösser als 100 wählt, so kann man
mit der erwähnten Genauigkeit sehen:
«1 E w^ , W «o . te/
- 2-. nlcn
E
also --T- =
Da E eine Siemens'sche Normaleinheit war, so ist
369
Zahlreiche Messungen ergaben für a den Werth :
o-g6o6 Ohm.
Der Neusilberdraht o h war über einer in Millimeter getheilten Scala
ausgespannt, und es wurden die für b in Rechnung zu setzenden Wider-
stände in der Weise ermittelt, dass verschiedene Messungen ausgeführt
wurden, während der Contactklotz nacheinander bei :
0'2 0-3 0-4 0-5 06 0"7 08 stand;
die Widerstände betrugen dann :
1-234 1*349 1*456 1-581 i'697 i"8i4 i'Qoi-
Das Galvanoskop war so empfindlich, dass bei einer Verschiebung des
Contactklotzes um 0*5 Mm. noch ein deutlicher Ausschlag erfolgte.
Versuchsobjecte und Bezeichnungen. — Die von mir unter-
suchten Elemente bestanden aus zwei Bleiplatten von je 200 ^100 Mm.,
die in einer Entfernung von 10 Mm. durch Hartgummistücke auseinander
gehalten und in ein Gefäss mit Schwefelsäure eingetaucht waren, die mit
10 Volumen Wasser verdünnt war. Die Bleiplatten waren in verschiedener
Weise formirt, theils nach Plante nur durch die Einwirkung des Stromes,
theils durch die vorherige Behandlung mit Salpetersäure, *) wobei ich be-
merke, dass ich keine besondere Wirkung erhielt, wenn die Säure, wie
von Plante vorgeschlagen, mit der Hälfte ihres Volumens Wasser ver-
dünnt war; dagegen erzielte ich eine überraschende Wirkung, wenn die
Platten vor der Ladung zehn bis zwölf Stunden lang in Salpetersäure ge-
taucht waren, welche mit dem Fünffachen ihres Volumens Wasser ver-
dünnt war.
Ein Theil der Elemente war dadurch auch hergestellt worden, dass die
reinen Bleiplatten vor der elektrolitischen Behandlung mit einer künstlichen
Oberflächenschicht versehen wurden, welche aus dem mechanischen Ge-
menge von freiem Schwefel mit verschiedenen Bleiverbindungen bestand,
wobei der geschmolzene Schwefel als Bindemittel diente.
Hinsichtlich der gewählten Bezeichnungen ist zu bemerken, dass sich
die grossen Buchstaben auf die Ladung und die kleinen anf die Entladung
beziehen sollen.
Es bedeutet :
J, resp. i die Stromintensität;
VVi „ w den inneren Widerstand ;
E, ,, e die elektromotorische Kraft ;
T^, „ k die Klemmspannung;
7", „ t die Dauer der Ladung, resp Entladung.
Alle vorkommenden Grössen sind in den vom internationalen Congress
der Elektriker zu Paris festgesetzten Einheiten des absoluten Maasssystems
ausgedrückt.
Die Beobachtungen. — Allen bisherigen Untersuchungen über
Secundärbatterien lagen die Formeln :
K. = E -^ J . W und k=^ e — i .w
zu Grunde ; mittelst derselben wurde entweder der Widerstand aus den
beobachteten Grössen der elektromotorischen Kraft, der Klemmspannung
und der Intensität berechnet (v. W a 1 1 enh o fe n), oder es wurde die Klemm-
spannung, die Intensität und der Widerstand gemessen und daraus die
elektromotorische Kraft berechnet (Ha 11 wachs). Ich stellte zunächst bei
der Entladung verschiedene Versuche an, indem ich die Grössen k. e und i
möglichst schnell hintereinander ablas und daraus Zf = (£" — ^V^ berechnete.
'^) Plante, Compt. rend,, 95 pag. 418, 1882.
370
Beobachtungsreihe I. Am l8. Mai 1886.
Zeit
e
3h 30m
I 992
3 45
1-990
4 0
1989
4 10
1987
4 20
1985
4 30
1-983
4 40
1-978
4 4Ö
—
4 48
I 634
4 55
1-714
5 0
1-977
5 10
i"54i
5 30
1-531
k
i
I 963
0278
1-961
0-278
1 960
0-278
■■958
0-278
1943
0 276
1-927
0-273
1-918
0-272
Abfall
—
0-450
0023
—
offen
—
offen
o-ab'o
0-019
0-251
0-012
e — lc
0-029
0-029
0029
0-029
0-042
0-05Ö
o-obp
1-184
1-261
1-280
0-104
0-104
o 104
0-104
0152
0-205
0221
51-5
664
10Ö-6
Hieraus würde sich ergeben, dass der Widerstand bei der Entladung
zunächst constant ist ; bei der allmähgen Abnahme der Klemmspannung
nimmt er langsam zu, bis die Klemmspannung anfängt plötzlich abzufallen,
während dessen er schnell anzusteigen scheint. Wenn der Widerstand die
aus der Formel e = k — i .w folgende Grösse wirklich hätte, so müssteer
nach dem erfolgten Abfall der Klemmspannung nach der F. Kohlrausch-
schen Methode mittelst Telephon und Wechselströmen zu messen sein. Die
von mir angegebene Methode der W^iderstandsbestimmung ist nach dem
erfolgten Abfall der Klemmspannung nicht mehr anwendbar, da als Be-
dingung für deren Ausführbarkeit die Constanz der Säule vorausgesetzt
werden muss. Um ein möglichst klares Bild von dem Verhalten des Wider-
standes zu gewinnen, stellte ich während der Entladung von verschiedenen
Elementen zahlreiche Versuche in folgender Weise an. Zunächst beobachtete
ich schnell hintereinander die Grössen i und k, sodann öffnete ich den
Entladungsstrom, während das auf Spannungsmessung geschaltete Galvano-
meter noch den Ausschlag a^ für k anzeigte; beim Oeffnen wuchs der Aus-
schlag momentan auf a.^ an, während er beim Schliessen sofort wieder den
Ausschlag a^ ergab. Da nun der Rheostatenwiderstand so gewählt ist, dass
dem einseitigen Ausschlage von 100 Scalentheilen eine Spannung von
2 Volt entspricht, so ist unmittelbar :
e — k^=2 (ae — a^ ) Volt,
woraus dann für den inneren Widerstand des Elements folgt :
2 (ae — ttk )
w
Ohm.
Alsdann machte ich eine genaue Widerstandsbestimmung nach der
obenbes'chriebenen Methode, so lange die Klemmspannung ziemlich con-
stant war ; nachher suchte ich w mittelst Telephon und Wechselströmen zu
messen.
Diese Beobachtungen wiederholte ich in geeigneten Intervallen während
der ganzen Entladungsdauer und stellte aus den beobachteten Grössen
folgende Versuchsreihen zusammen.
Sowohl aus Columne 5 wie aus Columne 6 der vorstehenden Tabellen
geht hervor, dass der Widerstand bei der Entladung zunächst constant ist;
darauf scheint er mit der allmäligen Abnahme der Klemmspannung etwas
anzuwachsen, bis die Klemmspannung plötzlich abfällt.
Nach Columne 5 scheint er dann aber ganz schnell anzusteigen,
während die Messungen mittelst Telephon und Wechselströmen ganz unzwei-
deutig ergaben, dass diese plötzliche Zunahme des Widerstandes in Wirk-
371
lichkeit nicht stattfindet ; wenngleich auch wegen des geringen Betrages
eine genaue Widerstandsbestimmung mit dem Telephon nicht gelingen wollte,
so betrug der Widerstand doch in allen Fällen unzweifelhaft weniger als
0'5 Ohm.
Beo bach t u ng s rei he II. Am 28. Mai 1886.
Zeit
k
i
e — l-
?(' berechnet
10 gemessen
3h 3oTn
1-937
0-399
0033
0-083
0-081
3 45
1-937
0399
0-033
0-083
0-082
4 0
1-936
0-399
0-033
0-083
0-081
4 15
1-935
039 ••
0-033
0-083
0-082
4 30
1-930
0-396
0-034
0-086
0-082
4 45
1-925
0-395
0-034
o-o80
0-082
5 0
1-917
0-394
0-034
0-086
0082
5 10
1-913
0-393
0-034
0-087
0-083
5 20
1-90S
0-392
003Ö
0-092
0 089
5 30
1-899
0-390
0-040
0103
0-096
5 40
1-888
0-387
0-048
0-124
0-119
5 50
1877
0-385
0-056
0 145
0-134
6 0
1-808
0383
0-066
0172
01Ö2
6 10
1-862
0-380
0-078
0'205
0-190
6 20
1-844
0-354
0-086
0-243
—
6 25
Die Klemmspannung fiel plc
tzlich ab.
6 30
—
0 049
1-240
25-3
<o-5
6 37
0-030
1-414
47-1
<o-5
3*-
30m
3
45
4
0
4
•5
4
30
4
40
4
50
5
0
5
10
5
20
5
30
5
40
5
50
6
0
6
10
6
15
6
18
6
25
Beobachtungsreihe III. Am 8. Juni l
943
942
942
942
937
934
929
926
923
913
902
897
891
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
I
Abfall
0-275
0-275
0-274
0-274
0-274
0-273
0-272
0-272
0-271
0-271
0-270
0-269
0-2Ö7
0-267
o-2i";4
0-038
o 021
0-019
0-023
0-023
0023
o 023
0-023
0023
0-023
0-026
0028
0-033
0-040
0044
0-049
0058
0-840
1-364
1398
1-430
0-084
0-084
0-084
0-084
0-0S4
0-084
0-085
0-096
0-I03
0-122
0-148
0-164
0-184
0-217
3-18
359
66-6
75 3
o'oSi
0-081
0-081
0-081
o-oSi
0-082
0-033
0-093
o-ioo
0-II4
0-134
o- 1 48
0-165
0-194
0-5
<o-5
<o-5
<o-5
Aus den bisherigen Versuchen ist ebenfalls ersichtlich, dass nur die
Stromstärke denselben jähen Abfall zeigt, wie die Klemmspannung, nicht
aber die e 1 e k tromo tori s c h e Kr af t des Elements, welche in allen
von mir beobachteten Fällen nur eine verhältnissmässig geringe Ab-
nahme zeigte.
Um hierüber näheren Aufschluss zu erhalten, bestimmte ich während
der Entladung von verschiedenen Elementen die elektromotorische Kraft
und die Klemmspannung möglichst schnell hintereinander.
Aus vorstehenden Versuchen geht hervor, dass die elektromotorische
Kraft ebenso wie die Klemmspannung zuerst ganz allmälig abnimmt; öffnet
man jedoch während des jähen Abfalles der Klemmspannung den Ent-
ladungsstromkreis, so zeigt das Galvanometer momentan eine elektro-
motorische Kraft an, die nicht um sehr viel von der früheren Grösse
372
differirt und sogar allmälig wieder zu der früheren Höhe anwächst, wie dies
aus den Tabellen I und VI hervorgeht.
Wenn aber die Klemmspannung eines Elements plötzlich so stark ab-
nimmt, während die elektromotorische Kraft des offenen Elements noch
eine so beträchtliche Grösse besitzt, so ist dies nach meiner Ansicht —
da der innere Widerstand diesen jähen Abfall erwiesenermaassen nicht
herbeiführt — durch das Auftreten von P o lari s at i o ns er s c hei nu ng e n
durch frei auftretende elektrolytische Gase zu erklären.
Beobachtungsreihe IV. Am 26. Juni l
Zeit
h
e — Tc
w berechnet
10 gemessen
3 10
20
30
40
SO
o
10
20
30
40
50
o
10
20
30
40
5 50
6 o
10
20
30
40
SO
o
5
8
12
18
1-938
i'937
1-936
x-936
i'934
1-932
1-932
1-931
1-930
1-928
1-928
I 927
1-925
1-924
1-921
1-921
1-915
1-910
1-907
1879
1-863
1-799
offen
offen
0-395
0395
0395
0395
0-394
0-393
0-394
0394
0-393
0-392
0-392
0391
0-391
0-390
0-386
0-382
0-372
0-368
0-367
0-366
0-364
0-360
0-353
0-349
0343
0*092
o 027
e= 1-563
e := 1-62 I
0-030
0-030
0030
0030
0-029
0-030
0-030
0-030
0-030
0-030
0030
0-030
0-030
0-030
0-030
0-031
o 032
0037
0-045
0-051
0056
0064
0-067
0-083
0-120
1-330
1-410
0-076
0-076
0-076
0-076
0-074
0-076
0076
0*076
0-076
0-077
0-077
0-077
0-077
0-077
0-078
o*o8i
0-086
o-ioi
0-123
0-139
0-154
0-178
0-190
0-238
0350
HS
52-2
0-074
0737
0*004
0073
0-074
0-074
0-075
0.074
0-074
0-073
0-074
0-074
0074
0074
0-075
0-077
0084
0-097
0-113
0-I37
o 152
0-170
0-183
o 229
<o-5
<o-5
<o*5
Beobachtungsreihe V.
Am 10. Juli 1886.
Zeit
Zeit
411
0
4
10
4
20
4
30
4
40
4
50
5
0
5
10
5
20
5
30
I 973
1-972
1-970
1-966
1-962
1-961
1-959
1-956
1-954
1-951
2-005
2-004
2-002
1-999
1-997
1-994
1-992
I 99 t
1-98S
1-986
5h4or
5 50
6 o
6 lo
6 20
6 30
6 40
6 50
6 55
7 o
1-943
1*941
1-931
1-916
1*910
I 908
1-896
i'35o
o-i 12
0-098
1-983
1-983
1-975
1-973
1*972
1-970
1-957
1-951
I 573
i"545
373
Beobachtungsreihe VI.
Am 14. Juli 1886.
Zeit
loh
OKI
10
IS
10
30
10
45
1 1
0
1 1
15
II
30
II
45
II
0
12
5
12
10
12
15
12
20
12
25
925
921
918
916
913
910
907
904
897
895
1-887
970
963
958
952
950
948
945
943
941
941
939
938
930
925
12b 30°!
12 35
12 40
12 45
12 50
12 55
12 57
5
6
7
8
10
15
1-883
1-864
1-846
1-834
1-812
1750
1390
1-142
0-655
offen
offen
offen
offen
offen
1-920
19x0
1-896
1-888
1-865
1-794
I-8l2
1-802
1-62
1-65
1-72
1-76
1-789
1-814
Die elektromotorische Kraft eines Secundärelements mit Bleisuper-
oxyd- und Blei-Elektroden beruht auf der galvanischen Zusammenstellung :
PbOg j H2SO4 I Pb.
Abgesehen von der besonderen Art der Herstellung ist dieselbe im
Princip durchaus nicht verschieden von der galvanischen Zusammenstellung:
Zn ! H2SO4 I Cu.
Geht aber durch die letztere Zelle ein Strom hindurch, so tritt Wasser-
zersetzung ein, und die an den Elektroden frei auftretenden Gase rufen
bald eine elektromotorische Kraft der Polarisation hervor, welche sich von
der ursprünglichen elektromotorischen Kraft der Säule subtrahirt und so
eine beträchtliche Schwächung des Stromes herbeiführt.
Es liegt daher die Frage nahe, wie es sich mit diesen Gasen bei der
Entladung des Elements :
PbOg I H2SO4 I Pb
verhält.
Der Entladungsstrom zersetzt Wasser, indem er an der PbOg-Elektrode
Wasserstoff und an der Pb-Elektrode Sauerstoff abscheidet 5 die elektrolytischen
Gase werden aber in statu nascendi sofort wieder gebunden, indem sie auf
die positive Elektrode reducirend und auf die negative oxydirend einwirken.
So lange dies aber in Wirklichkeit der Fall ist, so lange also die elek-
trolytischen Gase im Moment ihrer Entstehung wieder unschädlich gemacht
werden, können sie — abgesehen etwa von einem ganz geringen Betrage —
keine elektromotorische Gegenkraft hervorrufen.
Das Secundärelement :
PbOg I H2SO4 I Pb
unterscheidet sich eben dadurch so vortheilhaft von den anderen galvani-
schen Zusammenstellungen, dass in ihm durch die Natur der Elektroden
selbst die Polarisation aufgehoben ist, wenigstens in der verhältnissmässig
sehr langen Zeit, während der die Klemmspannung constant bleibt.
Wenn aber die Klemmspannung anfängt, plötzlich so stark abzufallen,
so rührt dies meines Erachtens daher, dass die Elektroden die entwickelten
Gase nicht mehr völlig zu binden vermögen, so dass dieselben sich nun in
freiem Zustande auf ihnen befinden können und daher eine elektromotorische
Gegenkraft veranlassen müssen. Da jedoch, wie es das Wesen der Polari-
374
sation bedingt, gleichzeitig auch die Stromstärke bedeutend abfallen muss,
und da die polarisirenden Gase beständig fortgeschafft*) werden, so wird
in dem Schliessungskreise immer noch ein, allerdings weit schwächerer
Strom übrig bleiben, der "dann allmälig die völlige Entladung herbeiführt,
Oeffnet man aber nach dem jähen Abfall der Klemmspannung den Ent-
ladungsstromkreis, so hört die Gasentwicklung sofort auf, und die Potential-
differenz der offenen Säule erreicht momentan wieder eine Grösse, die von
dem aus der Formel e=.k — i .w berechneten Werth ganz bedeutend ab-
weicht, u. zw. muss diese Abweichung gleich dem wirksamen Betrage der
elektromotorischen Gegenkraft sein.
Wenn die elektromotorische Kraft zu ihrem früheren Betrage schliess-
lich erst ganz langsam wieder anwächst, so kann dies meiner Ansicht nach
seinen Grund nur darin haben, dass die elektrolytischen Gase nicht sofort
wieder gänzlich verschwinden, sondern dass die letzten Spuren derselben
nur ganz allmälig von den Elektroden oder auch von der Flüssigkeit ge-
bunden werden.
Wenn also bei der Entladung eines Secundärelements mit einer ent-
sprechenden Stromstärke die Klemmspannung zunächst ziemlich constant
bleibt und dann plötzlich abfällt, so hängt der jähe Abfall nach obigen
Ausführungen damit zusammen, dass die Elektroden so weit oxydirt, resp.
desoxydirt sind, dass sie die elektrolytischen Gase nicht mehr in statu
nascendi sofort zu absorbiren vermögen. Nur in der Annahme der daraus
resultirenden Polarisation scheint mir ein genügender Erklärungsgrund dafür
gefunden zu werden, dass, während die Klemmspannung plötzlich so jäh ab-
fällt, die elektromotorische Kraft unmittelbar nach dem Oeffnen des primären
Stromkreises gemessen, nur eine verhältnissmässig geringe Abnahme zeigt
und ausserdem bei offenem Element bald wieder die frühere Grösse erreicht.
Vgl. die Tabellen I und VI.
Wird ein Element mit einer unverhältnissmässig hohen Stromstärke
entladen, so ist von vorneherein zu erwarten, da^s die Klemmspannung plötz-
lich abfallen wird, ohne dass das Element völlig entladen ist; denn die
erwähnte, durch die frei auftretenden Gase hervorgerufene Gegenkraft wirkt
der elektromotorischen Kraft entgegen, oder, wie man sich die Sache auch
vorstellen kann, die frei auftretenden Gase verändern die wirksame Ober-
fläche der Elektroden so, dass sie sich annähernd indifferent gegeneinander
verhalten. Dass die Menge der entwickelten Gase wirklich den Abfall der
Klemmspannung beeinflusst, ging bei verschiedenen Versuchen daraus her-
vor, dass die Klemmspannung eines mit grosser Stromstärke entladenen
Elements nach dem bereits erfolgten jähen Abfall sofort wieder bedeutend
zunahm, wenn in den Entladungsstromkreis mehr Widerstand eingeschaltet **)
wurde. Diese Zunahme war ganz ausserordentlich viel grösser als diejenige,
welche der innere Widerstand des Elements an und für sich bedingt.
Wenn man bei einem Elemente, das mit einer so hohen Strom-
intensität entladen wurde, den Stromkreis gleich nach dem jähen Abfall der
Klemmspannung unterbricht und das Element einige Zeit offen stehen lässt,
so bleibt bei einer weiteren Entladung die Klemmspannung eine Zeit lang
constant ; man erhält dann die sogenannten Rückstandsentladungen, die schon
von Plante beobachtet***) worden sind. Dieselben finden in dem Auftreten
der obenerwähnten elektromotorischen Gegenkraft einen einfachen Erklärungs-
grund, indem bei dem offenen Elemente die polarisirenden Gase allmälig wieder
absorbirt werden. (Schluss folgt.)
*) Vgl. G. W i e d e m a n n, Elektricität. 2. §. 880, pag. )^<^.
**) Vgl. G. Wiedemann, Elektricität. 2. §. %%t,, pag. 802.
***)' G. Planta, Recherches sur l'lillectricite.
375
Voltmeter und Controlapparat von Brückner, Ross &
Consorten.
Die bisher in der Praxis verwendeten Voltmeter entsprechen den
Anforderungen, welche an ein solches Instrument zu stellen sind, bekanntlich
nur zum kleinsten Theile oder in geringem Grade.
Beinahe alle derartigen Instrumente sind mit Factoren behaftet, die
entweder an und für sich die Richtigkeit der Ablesung mit der Zeit beein-
flussen, dahin sind alle Apparate mit Magnetnadeln oder permanenten
Magneten zu rechnen, oder aber selbe tragen den Temperatur-Differenzen
nicht Rechnung, endlich bilden auch die meistens verwendeten Federn
oder verstellbaren Gegengewichte insoferne eine Fehlerquelle, als selbe in
ungeübten Händen, und in solche kommen meist die Apparate, sehr leicht
verstellt werden können, wo dann der Maassstab für die Richtigkeit der
Ablesung ganz verloren geht.
Fig. t.
Jeder, der Gelegenheit hatte, eine grössere Anzahl von Voltmetern
verschiedenen Fabrikates miteinander zu vergleichen, wird sich überzeugt
haben, dass Differenzen in der Ablesung bei den renommirtesten Fabrikaten
von mehr wie 5 % durchaus nicht zu den Seltenheiten gehören.
Nun soll aber bei einer Glühlampenanlage die Spannung an den
Lampen auf I % genau constant bleiben, es ist somit einleuchtend, dass
derartige Instrumente für die Praxis nahezu werthlos sind.
Es ist weiter zu berücksichtigen, dass Voltmeter, welche nur das
Ablesen der Spannung an einer Scala gestatten, für industrielle Zwecke
nur wenig brauchbar sind, da von dem Bedienungspersonal der Beleuchtungs-
anlage nicht verlangt werden kann, dass selbe die in der Regel auch
noch kleine Scala beständig im Auge haben. Es muss somit mit Recht
verlangt werden, dass jede Spannungsänderung dem Personal durch ein
weithin bemerkbares akustisches oder optisches Signal zur Kenntniss ge-
bracht wird.
376
Die Firma Brückner, Ross & Consorten in Wien hat nun
ein Voltmeter construirt, welches allen Anforderungen, die man an ein
derartiges Instrument nur stellen kann, im hohen Grade entspricht, selbes
ist in Fig. I in der Ansicht und in Fig. 2 im Schnitt dargestellt.
Die Construction ist die denkbar einfachste ; ein kreisförmig gebogener
Eisenkern A ist in der Achse B, welche in Charnieren gelagert ist, auf-
gehängt und taucht theilweise in ein aus den Spulen C C gebildetes Solenoid.
Die Spulen C C sind aus Neusilberdraht gewickelt, so dass der Ein-
fluss der Temperatur-Differenzen zu vernachlässigen ist.
Die Anziehung des durch C C gehenden Stromes bedingt ein Ein-
tauchen des Kernes A in das Solenoid und wirkt dieser Anziehung das
Gewicht des Kernes entgegen.
Fig 2.
In Folge glücklich gewählter Verhältnisse ist der Anschlag des Kernes
der Stromstärke nahezu proportional.
Auf der Achse B sitzt dann noch ein Zeiger, welcher an einer Scala
die Anschläge in Volts angibt, ausserdem aber zwischen zwei verstellbaren
Contactschrauben spielt und so bei Spannungsänderungen entweder die vorne
am Instrument angebrachten verschiedenfarbigen Glühlampen zum Brennen
bringt dder aber zwei verschieden gestimmte Läutewerke in Thätigkeit
setzt und so das Bedienungspersonal avisirt. Zu dem Ende geht ein Zweig-
strom durch den Zeiger.
Die Adjustirung des Instrumentes erfolgt derart, dass alle verstellbaren
Gegengewichte oder Federn vermieden sind, es kann demnach auch bei der
Demontirung durch ungeübte Hände das Instrument nicht falsch wieder
zusammengestellt werden, sondern muss stets wieder denselben Ausschlag
zeigen.
Spannungsänderungen von l/g % werden von dem Apparat mit Sicher-
heit angezeigt.
Da alle permanenten Magnete oder Magnetnadeln vermieden werden,
so beeinflussen auch die Erschütterungen auf dem Transporte keineswegs
die Richtigkeit des Instrumentes, dabei ist der Preis desselben ein sehr massiger.
377
Neue Art elektrischer Leitungen oder Kabel.
Von LOUIS ADOLPHE FORTIN-HERRMANN, Civil-Ingenieur in Paris
Die Construction von Kabeln, welche den Gegenstand der vorliegenden
Darstellung bildet, hat den Zweck, die Leitung oder die Leftungen frei
in der Luft oder in einer Flüssigkeit zu lassen.
Um die Leitung in der sie zu ihrem Schutze umgebenden Umhüllung,
welche aus leitendem oder nichtleitendem Material hergestellt sein kann,
zu isoliren, verwendet man alle nichtleitenden Materialien oder Körper
in Form von Perlen oder Theilen, welche auf dem Leitungsdraht oder den
Drähten aufgefädelt werden und der Luft oder Flüssigkeit eine freie Cir-
culation um die Leitung gestatten,
a ist die Leitung oder das einfache oder zusammengesetzte Kabel,
auf welches die Theile oder Perlen b aufgereiht sind. Diese letzteren
können eine beliebige Form besitzen und aus irgendeinem nichtleitenden
Materiale, am besten aus Holz, Glas oder Porzellan hergestellt sein. Man
kann sie rund machen (Fig. i) oder ihnen eine längliche Form geben. Die
Dimensionen sind gan2 beliebige.
Fig. I.
c^ .hjL.
Die mit diesen Perlen oder Theilen b bedeckte Leitung a wird in
eine Umhüllung c aus leitendem oder nichtleitendem Material gebracht, so
dass Luft oder ein Gas oder eine Flüssigkeit in dem freibleibenden Räume d
frei circuliren kann.
Fig. 2.
Fig. 3.
In die Hülsen oder Umhüllungen c kann man eine beliebige Anzahl
mit Perlen b bedeckter Leitungen einbringen und sie nebeneinander lagern.
Hiezu genügt es, den Durchmesser der Röhre c entsprechend zu verändern.
Die Leitungen können, ehe sie der Erfindung gemäss montirt werden,
ein oder mehrmals übersponnen werden; ebenso die Umhüllung c, welche,
wenn nöthig, auch verstärkt sein kann.
Die Vereinigung der Leitungen wird dadurch erreicht, dass man die
gerade abgeschrägten Enden in eine kleine Metallröhre e e (Fig. i und 3)
von geringer Stärke, welche an ihrem oberen Theile mit einem Schlitz
ff versehen ist, so dass man das Ganze mit Zinn oder Silber verlöthen
kann, einführt.
Bei der in den Fig. 2 und 3 dargestellten Verbindungsart ist die
Vereinigungsstelle von einem starken Theile oder einer Hülse b^ umgeben,
welche den in Fig. 2 dargestellten Querschnitt besitzen kann. An den Theilen
b^ schliessen sich die Enden der Umhüllungen oder Rohre c an.
Bei der in der Fig. I dargestellten Anordnung ist keine Hülse b^ an-
gewendet und die Rohre c stossen aneinander.
In beiden Fällen werden die Enden der Umhüllungen c der Leitungen
a von einer Muffe g, welche bei h h aufgelöthet ist, umschlossen.
25
378
Es ist selbstverständlich, dass die Formen, Dimensionen und Anordnungen
der einzelnen Leitungstheile vielfach variiren können, ohne dass dadurch das
Wesen der Erfindung verändert würde.
Die Isolation wird bei diesem Kabel somit theilweise durch die Holz-
körper, theils durch Luft bewirkt. Mehrere solche Drähte können entweder
als Einzel- oder als Doppelleitungen in eine Umhüllung von Blei gelegt
werden und bilden so ein ganz vorzügliches Telephonkabel.
Sowohl die statische Capacität, als der Isolationswiderstand befähigen
diese Leiter zu unterirdischen telephonischen Anlagen. Da die Möglichkeit
telephonischer Uebertragung auf grössere Entfernungen ein Ergebniss des
Zusammenwirkens von Leitung und Apparaten ist, so wird ein Fortin-
Her rm a nn'sches Kabel unter sonst gleichen Umständen auf längere
Strecken erspriesslicher wirken können, als andere Kabel. Die in der franzö-
sischen Telegraphenverwaltung vorgenommenen Messungen haben folgende
Daten geliefert bei einem Kabel mit 6 Drähten von 8 Km. Länge.
Isolationswiderstand pro Kilometer :
Megohms
Draht Nr. l . 9.880
„ «2 14.120
„3 9-880
»4 10.980
„5 9-88o ^
„6 9.880
Somit im Mittel , lO.OOO
Statische Capacität:
Mikrofarad
Draht Nr. l .......... 0-037
„ „ 2 . . 0-042
V V 3 0'042
„ „4 ^. . . 0-038
» 5 . *. . . 0-039
„ »6 0039
Im Mittel 0-038
Das Kabel ist bei der Linie Paris-Brüssel als Verbindung zwischen
der Sprechstelle in Paris und dem 10 Km. entfernten Ende der Luftleitung
in Verwendung.
Elektrischer Strassenbahnbetrieb.
Durch die Freundlichkeit des in Amerika
weilenden Herrn A. Reckenzaun erhalten
wir folgende Mittheilung :
P2in halbes Dutzend New-Yorker Ca-
pitalisten ebenso viele hervorragende Phila-
delphiaer und viele Correspondenten von
Zeitungen versammelten sich am 10. Juli bei
William Wharton junior & Comp, in der
23. Strasse und der Washington-Avenue um
eine Reihe von Versuchen mit einem ge-
wöhnlichen Stras?enwagen, der durch Elek-
tricität betrieben wurde, anzustellen.
In dem Hofe hatte man einen .Schienen-
weg von 1050 Fuss Länge gelegt, mit Curven,
deren Radius 23 Fuss betrug und Steigungen
von 5 zu 100 und ihn derart angeordnet,
dass jeder zulässige Versuch gemacht werden
konnte, um die Verwendbarkeit der Erfindung
zu zeigen. Der dazu verwendete Wagen ge-
hörte der »People's Passenger Railway", bei
welcher derselbe bereits in regelmässiger
Verwendung stand. Ein elektrischer Motor
wurde an einer der Achsen unterhalb des
Wagens angebracht. Die Accumulatorenba'terie
bestand aus 84 kleinen Zellen, welche unter-
halb der Sitze eingefügt wurden. Die Capacität
jeder Zelle beträgt 150 Ampferestunden und
ist gleich '/s ^^- V^^ Stunde und Zelle,
dies gibt also pro Wagen 34 Pferdekraft-
stunden.
2;^ Personen drängten sich bei seiner
ersten Fahrt in den Wagen und trotzdem
ging die P'ahrt vollkommen glatt vor sich,
die Lenkung des Wagens wurde durch einen
Mann besorgt, der nur einen kleinen Hebel
handhabte. Der Wagen liess sich mit Leich-
tigkeit anhalten und in Bewegung setzen,
sowohl auf der geraden Strecke, als auch in
Curven und auf Steigungen. Das Anhalten
des Wagens, die augenblickliche Aenderung
der Fahrtrichtung, sowie jede sonstige An-
forderung an die Eewegungs-Thätigkeit des
379
Wagens wurde durch die kleine Maschine
vollkommen zufriedenstellend ausgeführt. Die
Fahrgeschwindigkeit betrug i bis lü Meilen
pro Stunde und ging die Fahrt vollkommen
glatt, ohne Geräusch und Schütteln von
Statten. Die den Wagen bewegende Ma-
schine ist verborgen und eine Berührung
durch die Passagiere ausgeschlossen. Ausser
der Bewegung wurden sowohl das Läuten
der Alarmglocke, als auch das Signalgeben
und die Beleuchtung mittelst Elektricität
bewirkt.
Die Platten wurden durch eine Dynamo-
maschine geladen, welche durch einen Gas-
motor von lo Pferdekräften getrieben wurde.
Das Einschieben derselben unter die Sitze
besorgte ein Mann. Zum ersten Laden der
Accumulatoren wird eine Maschine von
lo Pferdekräften durch 4 Stunden in An-
spruch genommen, rechnet man, dass zum
Nachladen auch 4 Stunden erforderlich sind
(was jedoch gegenüber der Nothwendigkeit
bei Weitem zu hoch gegriffen ist), so betragen
die Kosten der Betriebskraft inclusive Löhne,
Wasser, Oel und Reparaturkosten der Ma-
schine beiläufig Dollar i'6o pro Tag mit
16 Betriebsstunden.
Die Accumulatoren wurden durch die
Elektrical Accumulator Compagny in New-
York erzeugt und der erfolgreiche Versuch
unter der Oberleitung des Herrn Anthony
Reckenzaun aus London und Herbert
C o n d i c t aus San Francisco ausgeführt.
Diese beiden Herren kamen eigens zu dem
Zwecke Dach Philadelphia, um die praktische
Verwendbarkeit der Erfindung darzuthun.
Die Herren K e m b 1 e und W i d e n e r
haben zu weiteren Versuchen ihre Linien
zur Verfügung gestellt, und ehe eine Woche
vergeht, wird die elektrische Tramway durch
die Strassen Philadelphias fahren.
Aus dem Sitzungsanzeiger der k. Akademie.
Herr Prof. J. Loschmidt überreicht eine
Arbeit aus dem physikalisch-chemischen La-
boratorium der V\ iener Universität: ^Ueber
elektromotorische Verdünnungs-
constanten* (11. Mittheilung), von Plerrn
Julius Mi e sl er.
Anknüpfend an meine erste Mittheilung
bestimmte ich die Verdünnungsconstante des
Cadmiumsulfates gleich 2'8, des Cadmium-
acetates gleich 1*5, des Zinkchlorids gleich
13-4, des Zinkbromids gleich li"9, des Zink-
jodids gleich io'4 Millivolt. Aber bei Cad-
miumnitrat, Kupferchlorid, Platinchlorid,
Quecksilberchlorid, Zinkformiat und Zink-
lactat, Kali-Aluminiumsulfat, Natriumsalzen
war keine Bestimmung möglich. Die Tabelle
meiner ersten Miltheilung lässt sich nun zu
folgender erweitern.
•^ ■" ■" 'S "^ -ö
^ ^ ^ '^. *a — '
(Millivolt) ® -g 5 -2 00
< ^ ^ u K "^
Cadmium . . i'5 2'8 — — — —
Kupfer .... 2-3 3"6— — — —
Blei 2-6— S-3 — — —
Zink 5"9 — ii-6i3-4ii-9io-4
Silber io'7i2-oi6'2 — — —
Zwischen je zwei Horizontal- und je zwei
Verticalreihen herrscht je eine constante Diffe-
renz, was das Gesetz von Plerrn Dr. Moser,
dass jedem Jon eine Constante zukomme,
bestätigt. Auch bei Silbernitrat in absolutem
Aethylalkohol fand ich einen Concentrations-
strom. Die Verdünnungsconstante des Silber-
nitrats für dieses Lösungsmittel ist 13 '3
Millivolt.
Herr Prof. J. Loschmidt überreicht
über eine in demselben Laboratorium von
Dr. James Moser ausgeführte Untersuchung
folgende NotizüberVerstärkungphoto-
elektrischer Ströme durch optische
Sensibilisirung.
Ich erlaube mir mitzutheilen, dass ich
die von Herrn E. Becquerel entdeckten
photoelektrischen Ströme erheblich dadurch
verstärken konnte, dass ich die beiden chlorir-
ten, jodirten oder bromirten Silberplatten in
einer Farbstofilösung, z. B. Erythrosin, badete.
Beispielsweise war zwischen zwei chlorirten
Silberplatten die elektromotorische Kraft im
Sonnenlicht 0"02, zwischen zwei anderen in
gleicher Weise behandelten, aber gebade-
ten Platten o'04 Volt.
Bisher sind nur an jodirten Platten von
Herrn E g o r o f f elektromotorische Kräfte
beobachtet, und zwar bis I/15 Volt. Ich
konnte beijodirtenund bromirten PI atten durch
Baden in Erythrosin 1/4 ^o^t erreichen.
Ich halte es für meine Pflicht, schon an
dieser Stelle Herrn Max Reiner, der mir
bei diesen Versuchen assistirt, meinen ver-
bindlichsten Dank auszusprechen.
KLEINE NACHRICHTEN
Die elektrische Beleuchtung inWien.
Der General-Consul der Vereinigten Staaten
in Wien, Herr Edmund J u s s e n, hat, ver-
muthlich über Anregung amerikanischer In-
dustrieller, alle auf die elektrische Beleuch-
tung in Wien bezüglichen Daten in einem
an die Regierung der Vereinigten Staaten
erstatteten Berichte zusammengefasst. Herr
J IX s s e n hebt in demselben unter Anderem
hervor, dass die elektrische Beleuchtung in
Wien bisher wesentlich deshalb keine grössere
Ausdehnung gewinnen konnte, weil nicht
genügende Capitalskraft der Eioführung elek-
trischer Anlagen zur Verfügung steht.
Elektrische Beleuchtung in Buda-
pest. Stadtrepräsentant k. Rath. B. F. Weiss
hatte vor längerer Zeit bereits den Antrag
25*
380
gestellt, es möge die Beleuchtung der Audi ässy-
strasse mit elektrischem Lichte in Erwägung
gezogen werden. Dieser Anregung zufolge
hat nun Baudirector Lechner eine Vorlage
erstattet, der wir die folgenden Daten ent-
nehmen : Um eine concreto Unterlage für
die Beurthei'ung der aufgeworfenen Frage
zu gewinnen, sei die Firma Ganz & Co.
aufgefordert worden, in Betreff der partiellen
Einführung der elektrischen Beleuchtung
Propositionen zu machen. Auf die Bedin-
gungen dei Firma ist nun Folgendes zu be-
merken: I. Die Forderung, dass zur Anlage
einer Centralstation ein Grundconiplex im
Ausmaasse von 400 Quadratklaftei n überlassen
werden möge, könne, wenn der Schätzungs-
werth vergütet würde, keinem Anstände
unterliegen; 2. die Eitheilung einer zwanzig-
jährigen ausschliesslichen Concession sei zur
Zeit noch, da in Betreff des elektrischen
Lichtes keine genügenden Erfahrungen vor-
lägen, nicht räthlich, jedenfalls wäre diese
Frage einem späteren Zeitpunkte vorzube-
halten ; 3. die unentgeltliche Beistellung des
für den Maschinenbetrieb erforderlichen
Wassers sei insofern eine Rechnungssache,
als die auf fl. 945 jährlich bezifferten Kosten
bei der Frage, wie hoch die elektrische Be-
leuchtstelle in den Calcul einzubeziehen sei,
in Betracht kommen; 4. die Firma offerirt
die Beleuchtung nachbenannter Strassen und
Plätze : der Andrässystrasse mit 58, der
Kerepeserstrasse mit 35, des Waitzner-
Bonlevards mit 36, des Carlsringes mit 16,
des Museumringes mit 12, des Fianz Josef-
Platzes mit 12, des Corsos mit 18 und des
Giselaplatzes mit 4, insgesammt 19 1 Bogen-
lampen, deren jede eine Lichtstärke von
600 Normalkerzen bes.Tsse. Die elektrischen
Lampen würden nur bis Mitternacht brennen,
so dass also auf jede Lampe I973'5 Brenn-
stunden jährlich entfielen. Nach jeder Brenn-
stunde hätten 16 kr., somit pro Jahr und
Lampe fl. 31 5*76 und nach sämmtlichen
191 Lampen fl. 6o.3lO'i6 jährlich bezahlt
zu werden. Die Kosten der Beleuchtung der
genannten Strassen und Plätze seien jedoch
hiedurch nicht erschöpft ; man müsse vor
Allem die Kosten des für den Massenbetrieb
geforderten Wassers, ferner die Kosten der
Gasbeleuchtung von Mitternacht ab und end-
lich gewisse vertragsmässig vorgesehene Ent-
scliädigiitigen für die ausser Betrieb gesetzten
Gaslampen in die Berechnung einbeziehen
— zusammen fl. 22 5iO"7i — demzufolge
die Beleuchtung der in Rede stehenden acht
Objecte fl. 82.82087 kosten würde, während
dermalen die Beleuchtung derselben mittelst
Gas nur fl, 38.8o5'49, d. i. um fl. 44 oi5'38
pro Jahr weniger kostet. Die Frage — so
fährt das Memorandum hierauf fort — ist
nunmehr die : i. ob nicht eine derartige
Verstärkung der Slrassenbeleuchtung das
berechtigte Bedürfniss überschritte und 2. ob
nicht das Publicum durch eine so intensive
Lichtfülle verwöhnt, alsbald auch mit For-
derungen nach einer stärkeren Beleuchtung
auch der anderen Theile der Stadt an die
Commune herantreten werde, was in natür-
licher Folge ein ausserordentliches An-
schwellen des Etats für öffentliche Beleuch-
tung nach sich ziehen müsste. Nachdem sich
solchermassen die Einführung der elektrischen
Beleuchtung vorzugsweise als Frage der
Kosten darstellt, erklärt das Ingenieur-Amt ,
den Erwägungen des Muoicipiums nicht vor-
greifen und sich demnach bestimmter Vor-
schläge enthalten zu sollen. Wenn das
Municipium der Ansicht ist, von den Mehr-
kosten absehen zu können, so möge es
diejenigen Strassen und Plätze namhaft
machen, welche elektrisch beleuchtet werden
sollen, worauf das Ingenieur-Amt, in Ge-
mässheit des ihm zukommenden bestimmt
umschriebenen Auftrages, detaillirte Vor-
schläge erstatten werde.
(Ungarischer Metallarbeiter.)
Elektrisches Licht in Gross-Kanizsa.
Der GrosjS - Kanizsaer Kaufmann Johann
B u c h k i c s petitionirte bei dem dortigen
Magistrat um die Bewilligung, die elektrische
Beleuchtung einführen zu dürfen, wurde von
den Stadtvätern jedoch mit seinem Ansuchen
abgewiesen, ein gleiches Schicksal hatte sein
Recurs bei demVicegespanamt. Nun appellirte
Buchkics an das Ministerium, welches
demselben die gewünschte Bewilligung an-
standslos ertheilte. Und so wird denn Gross-
Kanizsa die zweite Provinzstadt Ungarns sein
— die erste war Temesvär — welche sich
der elektrischen Beleuchtung bedienen wird.
Elektrische Beleuchtung in Topolya,
Von dieser Stadt wird berichtet : Zwei Mit-
glieder d'er elektrischen Beleuchtungscom-
mission weilten in den jüngsten Tagen in
Budapest, damit sie mit dem Director der
Section für elektrische Beleuchtung der
G a n z'schen Fabrik die näheren Modalitäten
besprechen.
Elektrische Beleuchtung von Eisen-
bahnzügen. Auf der Main-Neckar-Bahn ver-
kehrt, wie das ,Centralblatt der Bau Ver-
waltung* mittheilt, zwischen Frankfurt (Main)
und Heidelberg seit dem 7. Mai d. J. ein
elektrisch beleuchteter Zug. Der am 2. Mai
stattgehabten Probefahrt dieses Zuges von
Heidelberg nach Darmstadt wohnten der
Präsident und die Räthe des hessischen
Finanzministeriums, zahlreiche höhere Beamte
und Abgeordnete, sowie eine grosse Anzahl
von Professoren der technischen Hochschule
in Darm^tadt bei, welchen die getroffenen
Einrichtungen von HennProf. Kittler, Ver-
treter der Elektrotechnik an der Hochschule,
am Bahnhof in Heidelberg erläutert wurden.
Hierüber wird Folgendes berichtet: Die
Speisung der in den Wagen befindlichen
Glühlampen (Bernstein: I. Ciasse lo Kerzen,
11. Classe 5 Kerzen, III. Classe 3 — 5 Kerzen
stark) geschieht durch Kraftsammler, und
zwar sind zwei Sammelbatterien (System de
Khothinsky) angeordnet. D/e eine der-
selben wird während der Fahrt geladen,
Indern durch eine Riemenverbindung mit dex
381
Wagenachse die Welle der im Gepäckwagen
untergebrachten Dynamomaschine in Um-
drehung versetzt wird. Erst wenn die
Fahrgeschwindigkeit eine gewisse Grösse
erreicht hat, wird durch eine sinnreiche
Vorrichtung die Verbindung der Maschine
mit dem Kraftsammler selbstthätig her-
gestellt und in gleicher Weise aufgehoben,
sobald die Zuggeschwindigkeit unter die be
stimmte Grenze sinkt. Auf diese Weise wird
es vermieden, dass während des Aufenthaltes
auf den Stationen und während des An und
Abfahrens eine Entladung des Sammlers in
die Maschine und dadurch Kraftverluste statt-
finden. Die zweite Sammelbatterie speist
während dieser Zeit die Glühlampen ; da
dieselbe mit der Dynamomaschine nicht in
Verbindung ist, so ergibt sich ein ausser-
ordentlich ruhiges und angenehmes Licht.
Wenn die Spannung in Folge der Entladung
unter eine gewisse Grenze sinkt, so genügt
eine einfache Umschaltung, um diese Batterie
mit der Dynamomaschine, dagegen die frisch
geladene Batterie mit den Lampen in Ver-
bindung zu bringen, Die An- und Abkupp-
lung der Wagen macht keine Schwierigkeit;
sinnreiche Vorkehrungen verhindern durch
Einschalten grösserer oder geringerer Wider-
stände eine übermässige Stromstärke während
des Ladens und ermöglichen es, das Aushängen,
bezw. Einschieben von Wagen zu bewirken,
ohne dass Störungen eintreten. Die Einrich-
tung ist von der elektrotechnischen Fabrik
in Cannstatt hergestellt.
Es wird abzuwarten sein, ob sich die
neue Einrichtung auf die Dauer bewährt.
Schlüsse sollen alle Classen- und Stiidiensäle
dieser Anstalt mit dem elektrischen Lichte
beleuchtet werden.
Gastein im elektrischen Lichte. Man
schreibt der ,N. fr. Pr.* aus Gastein, i8. v. :
Die elektrische Beleuchtung in Gastein ist in ein
neues Stadium getreten. Seit gestern wissen
wir nämlich, dass unser schöner Curort noch
in diesem Jahre sich des neuen Lichtes er-
freuen wird. Im Auftrage des Herrn Baron
Maye r, Directors der kaiserlichen Güter,
waren der Installateur Herr E g g e r mit
Herrn Prof. Hauffe vom Wiener Poly-
technicum hier, um die Arbeiten zu inspi-
ciren. Prof. Hauffe, eine Autorität in Wasser-
bauten, sollte hauptsächlich das Stauwehr,
welches unterhalb der Schreckbrücke gebaut
wird, und die Turbinen- Anlage prüfen, die
neben dem Badeschlosse, unmittelbar neben
dem grandiosen Wasserfall, errichtet werden.
Nachdem Prof. Hauffe sich mit den Anlagen
vollkommen einverstanden erklärte, können
die Arbeiten nunmehr beschleunigt werden,
und nachdem die Leitungen fast schon in
allen Häusern installirt sind, dürfte das elek-
trische Licht Ende September oder Anfangs
October hier in Function treten. Der Reiz,
welchen Gastein am Tage gewährt, wird
dadurch Nachts seine Fortsetzung finden,
denn der Anblick des Curortes bei elektrischer
Beleuchtung wird ein bezaubernder sein.
Das elektrische Licht irf Mexico. Die
Municipalität der Stadt Mexico hat den be-
standenen Vertrag über die Beleuchtung der
öffentlichen Strassen erneuert. Die Beleuch-
tungsdauer stellt sich im Jahre auf 2750
S'.uuden. Die Preise sind auf Frcs. I37'50
pro Incandescenzlampe und auf Frcs. 1875
pro Bogenlampe ä 2000 Kerzen festgesetzt.
Das elektrische Licht in der Schule.
Nach einem von der Direction des Heriot-
W^tt College in Edinburgh gefassten Be-
Das elektrische Licht in ökono-
mischer Beziehung. Die in Belgien liegende
Gemeinde von Bogerhout hat durch die vor
einem Jahre erfolgie Einführung der elektri-
schen Beleuchtung bedeutende Ersparnisse
erzielt. Jede Glühlichtlampe kommt ihr pro
Stunde auf 2-25 Cts. zu stehen, während der
gleiche Beleuchtungseffect bei Anwendung des
Gases 3'5 Cts. kostete.
Elektrische Eisenbahnen in Pest. In
der Generalversammlung des Gemeinderathes
der Stadt Pest vom 13. v. wurden in Be-
treff der Anlage elektrischer Bahnen in Pest
zwei wichtige Beschlüsse gefasst. Zunächst
wurde das Anerbieten der Firma Siemens
& Halske angenommen, in der Ringstrasse
vom Staatsbahnhofe bis zur Königsgasse,
das heisst in ihrer ganzen derzeitigen Aus-
dehrung, eine elektrische Strassenbahn aus-
zuführen. Die Stadt Pest knüpfte an diese
Gestattung die Bedingung, dass die Bahn
bis I. October d. J. betriebsfähig sein müsse;
man erwartet nämlich in den ersten Tagen
des October in Pest den Besuch des hygie-
nischen Congresses. Diese Bahn hat den
Zweck, die Vorzüge des elektrischen Strassen
bahnbetriebes in Grossstädten darzulegen.
Sie ist eine Probebahn, und wurde der Grund
und Boden von der Stadt unentgeltlich, gegen
dreimonatliche Kündigung zur Verfügung
gestellt, und muss, falls von der Kündigung
Gebrauch gemacht werden sollte, das Geleise
entfernt und der Status quo ante hergestellt
werden*). Der zweite Beschluss betrifft die am
Donauquai zu erbauende definitive elektrische
Hochbahn. Es wurden nämlich die zwischen
der Firma Siemens & Halke und den Sec-
tionen des Gemeinderathes vereinbarten Ver-
tragsbestimmungen von dem Gemeinderathe
unverändert angenommen. Hienach stellt die
Stadt der Firma Simens & Halske den ge-
sammten für die Hochbahn erforderlichen
städtischen Grund für 90 Jahre unentgeltlich
zur Verfügung, überlässt ihr zum Buchwerthe
städtische Terrains zur Anlage der Maschinen-
station, wogegen allerdings eine Betheiligung
der Siadt am Reingewinne, soweit derselbe
eine sechsprocentige Verzinsung des Anlage-
capitals übersteigt, vorbehalten wurde. Die
Uebernahme der Bahn in das Eigenthum
der Stadt ist erst nach Ablauf von 40 Jahren,
von der Concessions - Ertheilung gerechnet.
*) Die Stromzuleitung -wird bei dieser Bahn
unterirdisch sein-
382
zulässig. Nachdem der Communicationsmi-
n ister, Herr v. Barosz, in einer Zuschrift an
die Commune Pest erklärte, die Concession
für die elelctrische Qnaibahn ertheilen zu
wollen, sobald die Einigung der Commune
mit der Firma Siemens & Halske über die
in Frage kommenden gegenseitigen Interersen
erzielt sein werde, und nachdem diese Be-
dingung nunmehr erfüllt ist, dürfte das bal-
dige Zustandekommen dieser elektrischen
Hochbahn gesichert sein.
Elektrische Eisenbahn von Portrush
nach Bushmills. Wie ^The Electrician* an-
gibt, wurde die seit dem Monate September
1883 zwischen Portrush und Bushmills im
Betriebe befindliche elektrische Tramway bis
nach der Chaussee- du-Geant verlängert. Die
Eröffnung der neuen Linie fand am i. Juli 1. J.
statt.
Oesterreichisch - ungarisches Post-
und Telegraphen-Uebereinkommen. Die
auf Grund des Artikels 18 des Zoll- und
Plandelsbündnisses zwischen der österreichi-
schen und der ungarischen Regierung abge-
schlossenen Post- und Telegraphen - Ueber-
einkommen wurden mit Ende 1886 öster-
reichischerseits, und zwar zu dem Zwecke
gekündigt, um dieselben den Bedürfnissen
des sich immer mehr steigernden Post- und
Telegraphenverkehrs und den hieraus den
betheiligten beiden Verwaltungen erwachsen-
den Lasten besser anzupassen. In dieser
Richtung stellte sich insbesondere eine Er-
leichterung des Verkehrs über die österreichisch-
ungarische Grenze und eine sachrichtigere
Theilung der Transit - Einnahmen als wün-
schenswerth heraus. Auch wurde die ge-
setzliche Regelung des dermalen auf dem
Postgesetze vom Jahre 1837 und auf dem
— mit Gesetzeskraft ausgestatteten — kaiser-
lichen Handschreiben vom Jahre 1847 fussen-
den Post- und Telegraphenwesens nach dem
heutigen Entwicklungssiadium dieser beiden
Communicationsmittel in Aussicht genommen.
Die zum Abschlüsse der betreffenden neuen
Uebereinkoinmen nöthigen Vorverhandlungen
fanden nun die ganze verflossene Woche im
Handelsministerium statt und gelangten Sams-
tag, an welchem Tage das Informativ-Proto-
koU unterzeichnet wurde, zum Abschlüsse-
Im Laufe der Verhandlungen prävalirte durch-
wegs die Tendenz, die beiden Verwaltungen
bei Wahrung des Principes der Gleichartig-
keit des Post- und Telegraphen-Instituts in
den beiden Reichshälften möglichst unab-
hängig voneinander zu stellen. Die Vertreter
des österreichischen Handelsministeriums
waren : Generalpost- und Telegraphendirector
Sections-Chef Baron Dewez unddieSections-
räthe Klein und Wolschitz; das unga-
rische Communicationsministerium war durch
den Unterstaatssecretär Lukacs, den Gene-
ralpost- und Telegraphendirector Ministerial-
rath von Koller und den Sectionsrath Heim
vertreten.
Provisorischer Staats - Telephontarif.
Das Handelsministerium hat angeordnet, dass
mit den Theilnehmern an den Staats - Tele-
phon - Anlagen von Reichenau, Wiener
Neustadt, Baden, Vöslau und deren Umge-
bung auf Grundlage folgender Bestimmungen
provisorische Uebereinkommen getroffen wer-
den : I. Die hergestellten Telephon-Anlagen
bilden eine Fortsetzung des Staatstelegraphen,
sind als solche Eigenthum des Staates und
werden den betreffenden Theilnehmern (Abon-
nenten) gegen Entrichtung der nachstehend
normirten Gebühren zur Benützung über-
lassen: a) Beitrag zu den Kosten der Leitung
und der nöthigen Vor- und Installirungs-
Arbeiten inclusive Instandhaltung (Bangebühr)
ein- für allemal fürLeilungstreckenbis5oo Mtr.
fl. 50; für weitere je 100 Mtr. fl. 10; b) Ge-
bühr für Beistellung der erforderlichen Appa-
rate (Stationsgebühr) per Abonnentenstation
jährlich fl. 30; c) Gebühr für die telephonische
Auf- oder Abgabe von Telegrammen (Ver-
mittlungsgebühr) per Telegramm 5 kr. ; d) Ge-
bühr für die Umschaltungbehufs telephonischen
Sprechens mit andeien Theilnehmern — falls
solches beabsichtigt würde — (Umschaltungs-
gebühr) per Abonnentenstation jährlich fl. 20
Die unter b) und d') bezeichneten Gebühren
sind jedoch in dem Falle, als die Benützung
der Telephon-Anlage nach der Absicht des
Theilnehmers nur durch sechs Monate im
Jahre oder kürzer dauern soll, nur zur Hälfte
zu beanspruchen. 2. Für Abonnentenstationen
in Bahnhöfen, Hotels u. dgl., deren Benützung
den Reisenden oder Gästen gestattet sein
soll, sind die unter i. b) und d~) erwähnten
Gebühren in doppeltem Betrage zu entrichten.
3. Die Gebühr für die Benützung der zur
Errichtung gelangenden öffentlichen Sprech-
stellen zum telephonischen . Sprechen im
Localverkehre beträgt per Gespräch bis zur
Dauer von fünf Minuten (Sprechgebühr) 20 kr.
Dieser provisorische Tarif dürfte durch die zu
gewärtigende Telephonverordnung definitiv
zur Geltung gelangen. — In Kaiserbrunn bei
Reichenau-Hirschwang wurde eine öffentliche
Sprechstelle errichtet und dieselbe an die
Telephoncentrale Reichenau angeschlossen.
Das Localtelephonnetz Reichenau umfasst
demnach derzeit folgende öffentliche Sprech-
stellen : Kaiserbrunn, Lackerboden, Prein,
Raxalpe (Erzherzog Carl Ludwig - Haus),
Reichenau und Schneeberg (Baumgartner-
Haus).
Die interurbane Telephonie in Frank-
reich. In Ansehung der befriedigenden Er-
folge , welche die telephonische Verbindung
zwischen Paris und Brüssel ergeben hat,
weicht die Telegraphenverwaltung vor keinem
Projecte zurück. Thatsächlich spricht man
von der Herstellung einer speciellen Leitung
zwischen Paris und Marseille, für welche man
selbstverständlich die Siliciumbronze verwenden
wird ; der Durchmesser des Drahtes soll 4*5 Mm.
betragen. Im Gegensatze hiezu functionirt
die Leitung von Paris nach Ronen , welche
dem öffentlichen Verkehre am 25. Juni 1. J.
übergeben wurde , sehr schlecht. Die Con-
383
versation ist eine sehr schwierige und wird
mitunter auch selbst ganz unmöglich. Der
Grund dieses Misserfolges ist ein sehr ein-
facher: man wollte sparen und nahm des-
halb eine Telegraphenleitung aus galvanisirtem
(verzinktem) Eisendraht in Verwendung.
Das Telephon in Spanien. Die spa-
nische Regierung hat die Errichtung und
den Betrieb der für die Städte Alicante,
Oviedo und Valladolid geplanten Telephon-
Netze im OfFertwege ausgeschrieben. Die
Offerte sind bis zum i6. Juli für Valladolid,
bis zum iS. Juli für Alicante und bis zum
2 1. Juli für Oviedo einzubringen.
Kiel. Für die in diesem Jahre in New-
Castle stattfindende Ausstellung ist die Liefe-
rung der elektrischen Beleuchtungsanlagen
der Londoner Firma Woodhouse &
R a w s o n übertragen, welche nun ihrerseits
mit der Anfertigung der dazu erforderlichen
90 Stück Bogenlampen die elektrotechnische
Fabrik R h e y d t (Filiale in Kiel, Max
Schorch, Scharnweber & Co.)
betraut hat. Jede der Lampen wird eine
Lichtstärke von 1500 Normalkerzen haben.
Internationale Conferenz zum Schutze
der submarinen Kabelleitungen. Die Con-
ferenz zum Schutze der submarinen Kabel,
welche am l. d. M. im Ministerium des
Aeussern zu Paris zusammengetreten war, hat
sich am 5. d. M. wieder vertagt. Die Vertreter
der verschiedenen Vertragsmächte haben be-
schlossen , ein Protokoll zu unterzeichnen,
womit der i. Mai des nächsten Jahres als
derjenige Tag festgesetzt wird, an welchem
das Uebereinkommen vom 14. März 1884 in
Kraft treten soll, jedoch mit dem Vorbehalte,
dass die fünf contrahirenden Staaten, welche
die im Artikel 12 des Uebereinkommens er-
wähnten Gesetze noch nicht erlassen haben,
bis zu diesem Zeitpunkte jene Maassregeln
ergriffen haben werden , wodurch die Aus-
führung dieses internationalen Ueberein-
kommens sichergestellt ist.
Einfachstes Spiegel - Galvanometer
(Taschenspiegel-Galvanometer), Von
Th. Edelmann. Eine flache Messingdose,
welche durch eine Baumschraube an einem
Pfosten befestigt wird, in der der Magnetspiegel
(ein dünnes Parallelglas mit magnetisirten
Uhrfederabschnitten) an einem kurzen Cocon-
faden hängt. Auf die Dose ist die aus Eben-
holz gedrehte Galvanometerrolle geschoben.
Die Schwingungen des Spiegels werden durch
Luftdämpfung aufgehalten.
(Centralbl. f. Elektrotechn. 9, 1887.)
Aperiodisches Fernrohrgalvanometer,
Von Th. Edelmann. Auf einem getheilten
Mtssing.",tab ist an einem Ende conaxial zum
Stabe das Fernrohr mit darüber befindlicher
Scala, am anderen Ende eine vorne durch-
brochene Kupferkugel mii. einem an einem
kurzen Coconfaden hängenden Glockenmagnet
angebracht, welcher letztere vorne in der
Kugel einen kleinen Spiegel trägt. Auf einem
hinter der Kugel angebrachten besonderen
Stab in der Höhe des Kugelmittelpunktes
verschiebt sich ein kleiner horizontaler, um
seine Verticalachse drehbarer* Magnetstab.
(Centralbl. f. Elektotechn. 9, S. 97 — 98, 1887.)
Danielfsche Trocken - Elemente in
Taschenformat. Von M. Th. Edelmann.
Zwei Kupfer- und zwei Zinkbleche (für zwei
Elemente) sind abwechselnd aufeinander ge-
legt. Die Breite der Bleche ist 7 Cm., die
Länge des obersten Zink- und untersten
Kupferbleches 12 Cm., die der mittleren
Bleche 10 Cm, Erstere ragen mit ihren
Schmalseiten nach den entgegengesetzten
Seiten der mittleren Bleche zur Befestigung
von Klemmschrauben hervor. Zwischen jedes
Paar werden benetzte Papierstücke gelegt,
die man sich trocken und im Vorrath durch
Eintauchen derselben in heisse Mischungen
von Kupfer-, resp. Zinkvitriol und Gelatine
herstellt. Die aufgebaute Säule wird durch
überlegte Gummibänder zusammengepresst.
(Centralbl. f. Elektrotechn. 9, 1887.)
Galvanisches Element. Von W. Bor-
chers. In seiner einfachsten Form besteht
das Element aus einem 30 Cm. langen verti-
calen und 4 Cm. weiten Eisenrohr, an welches
oben ein 2 Cm. langes seitliches Rohr ange-
setzt ist, das durch einen Gummischlauch
mit einem Kühler verbunden ist. Das verti-
cale Eisenrchr ist von einem durch einen
Gummiring isolirten Eisendeckel geschlossen,
der in der Mitte eine Schraube hat, welche
im Eisenrohr einen 25 Mm. dicken Zinn-
oder Zinkstab trägt. Unten ist in das Eisen-
rohr ein Gummistück gelegt, um den Contact
zu verhindern. Als erregende Flüssigkeit wird
eine wässerige, möglichst concentrirte Lösung
von Natronsalpeter und Kochsalz (90 Ge-
wichtstheile yya2 ö, ^oNalVO^, ^00 iVaCl)
verwendet. Der Process ist für ein Eisen-
Zinnelement :
3 A'a2 0-\-4 Sn-^ 2 Na JV 0^-]- 3 ffnO =
^ ä,Na^SnO^-\-2NBr,.
Ammoniak bildet sich, welches abdestillirt
wird. Bei Anwendung von Zink wird Zink-
oxydnatron und Ammoniak gebildet; letzteres
wird abdestillirt, ersteres durch Kohlensäure
gefüllt. (Dingl. J. 263, 1887.)
V. Gaisberg's Taschenbuch für Mon-
teure hat schon (im zweiten Jahre seit
seinem Erscheinen^ eine umgearbeitete und
erweiterte Auflage erlebt. Dieser Umstand
bezeugt die Nützlichkeit des Büchleins, auf
dessen Inhalt wir noch zurückkommen.
Guerin's Verfahren zur Gelatinirung
der erregenden Flüssigkeiten in galva-
nischen Elementen. Nach diesem Verfahren
können alle Elemente, welches auch ihre er-
regende Flüssigkeit sei, somit auch Accumu-
latoren, unbeschadet deren elektromotorischer
Kraft und der von ihnen gelieferten Strom-
intensitäten in transportable Trockenzellen ver-
wandelt werden. Die Societe des Telepho-
384
nes, die französische Marine und die Kriegs-
telegraphie in Frankreich bedienen sich des
Processes zur Behandlung der verwendeten
galvanischen Elemente.
Eisenbahnausstellung in Vincennes.
Die zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes
der Eisenbahnen in Vincennes eröffnete Aus-
stellung wurde am lo. v. M. mit elektrischer
Beleuchtung versehen , welche von nun an-
gefangen an jedem Sonntag , Montag und
Donnerstag regelmässig functioniren wird.
Die hydraulische und elektrische
Centralstation im Hafen von Hamburg.
Ueber die neuen Hafenbauten in Hamburg
wurde in unserer Zeitschrift (Jahrgang 1886)
unter Beigabe von Plänen ausführlich be-
richtet. Diesem grossartig angelegten Bau-
werke, dessen Kosten mit 1 10 Mill. Mark
berechnet sind, entspricht auch die Anlage,
von welcher aus die Versorgung des Frei-
hafenbezirkes rnit Druckwasser und elek-
trischem Licht geschieht.
Gelegentlich der im Juni 1. J. in Ham-
burg abgehaltenen 27. Jahresversammlung
des deutschen Vereines der Gas- und Wasser-
fachmänner wurde den Theilnehmern die
Gelegenheit geboten, die ZoUanschlussbauten
und die nahezu vollendete Centralstation zu
besichtigen, über deren Umfang die nach-
stehenden Daten Aufschluss geben mögen.
Die hydraulische Centralstation soll das
erforderliche Druckwasser von 5° Atm.
Spannung zum Betriebe von 260 Winden
und 50 Aufzügen in den Lagerhäusern und
von 36 Quaikrähnen am Zollcanal liefern.
Vorläufig werden nur vier Pumpmaschinen
und zwei Accumulatoren aufgestellt, welche
nach Bedürfniss vei mehrt werden sollen. Zur
Verwendung kamen liegende Compound-
Dampfmaschinen von 450 und 7°° Mm.
Cyünderdurchmesser , 700 Mm. Hub und
60 Umdrehungen pro Minute. Jede Maschine
treibt zwei Differentialpumpen von 123 Mm.,
resp. 87 Mm. Durchmesser, welche direct
mit den Kolbenstangen der Dampfcylindef
gekuppelt sind. Das Wasser wird aus drei
Reservoirs von zusammen 190 Kub.-Mtr. In-
halt entnommen und fliesst nach dem Ge-
brauche wieder in dieselben zurück. Im
Winter wird das Wasser, um ein Einfrieren
zu verhindern, in den Reservoirs mit Dampf
erwärmt. Die Rohre sind durchwegs aus
Gusseisen ; die Flanschendichtung wird durch
weiche Gummiringe bewerkstelligt.
Die in den Speichern befindlichen Win-
den haben eine Tragfähigkeit von 600 Kgr.
bei r5 Mtr. Hub pro Secunde. Die Aufzüge
sind Windenaufzüge mit 1 200 Kgr. Tragfähig-
keit und I Mtr. Hub pro Secunde. Die
Mehrzahl der Uferkrähne hat 1500 Kgr.
Tragfähigkeit, doch werden auch solche bis
zu 5000 Kgr. zur Aufstellung gelangen.
Die elektrische Centralstation speist
4000 Glühlampen von 16 Kerzen Stärke für
die Beleuchtung der Bureauräume und etwa
50 Bogenlampen zur Beleuchtung der Brücken
und Ufer des ZoUcanals.
Zur Erzeugung des Stromes für die
Glühlampen dienen drei Compound-Dampf-
maschinen von 140 — 220 HP., welche 100
Touren pro Minute machen und ebenfalls
mit Oberflächencondensation arbeiten. Eine
eincylindrige Dampfmaschine von 360 Mm.
Cyünderdurchmesser, 720 Mtr. Hub und
90 Touren pro Minute dient für die Bogen-
lampen.
Die Kabel sind in den Strassen in
«_i -förmigen eisernen Schutzkasten verlegt.
Elektrotechnik. Eine Kerzenfabrik in
Holland richtet jetzt in ihren Gebäuden das
elektrische Licht ein. Dieser Gegensatz wirkt
auf den Unbetheiligten wahrhaft komisch.
— Nächstens wird zwischen Paris und Brüssel
eine zweite Telephonlinie gebaut, da die be-
stehende nicht mehr ausreicht. Die neue
Linie geht über Quievrain. — Der rheinisch-
westphälische Fernsprechbezirk wird jetzt
durch Verbindungsleitungen zwischen Duis-
burg und Düsseldorf mit dem rheinischen
Telephonnetz in Verbindung gesetzt. Die
AnInge ist am i. Juni in Betrieb genommen
worden. — Mülhausen im Elsass hat die
elektrische Beleuchtung der Stadt beschlossen
und der Firma Siemens & Halske die An-
lage und den Betrieb derselben übertragen.
Die Stadt bezieht einen Theil der Ein-
nahme, sobald letztere eine bestimmte Höhe
erreicht hat.
Neuer Petroleummotor.*) Dr. V.
Schütz in Cöln, welcher seit Langem be-
müht war, einen Motor zu construiren, der
mit gewöhnlichem schweren Petroleum be-
trieben werden kann, hat sich jetzt einen
solchen pstentiren lassen und in der , Deutsch.
Ind. Ztg.* einen eingehend, n Bericht darüber
gegeben. Bei diesem Motor wird der Cylinder
etwa 200O C. warm gehalten und der Raum
zwischen dem Cylinder und dem Mantel, so-
wie eine im Explosionsraum befindliche
Schlange zum Verflüchtigen des Petroleums
benützt. Der Erfinder glaubt, den Motor auch
mit Theer betreiben zu können. R. J. Z.
Personalnachricht. An der grossher-
zoglichen technischen Hochschule zu Darm-
stadt wurde der Vorstand des elektrotech-
nischen Institutes, Herr Prof. Dr. Kittler,
zum Director für das Studienjahr 1887/88
gewählt und von Sr. königlichen Hoheit
dem Grossherzog ernannt.
*) Die nach Marcus' Ei findung auftauchen-
den Petroleuiumotoren entbehren der an derselben
bezeichneten Vortheile, die im letzten Hefte ge-
schildert eind.
Verantwortlicher Redacteur : JOSRF KAIJEIS. — Selbstverlag des ElektTotechnischen Vereins.
In Coramission bei LEHMANN & WENTZBL, Buchhandlung für Technik und Kunst.
Druck von R. 8PIRS & Co. in Wien, V., Straussengasae 16.
Zeitschrift für Elel<trotechnik.
V. Jahrg. 1. September 1887. Heft ix.
VEREINS-NACHRICHTEN.
Zu den Aufgaben des Vereines zählt bekanntlich auch die, seinen Mit-
gliedern eine möglichst reichhaltige Folge von Vorträgen an den dazu be-
stimmten Mittwoch-Abenden des Winters zu bieten. Um rechtzeitig die nöthige
Sichtung der Themata vornehmen und das Programm der Vorträge ent-
werfen zu können, wäre die ehebaldigste Kenntniss der diesfälligen Ab-
sichten der P. T. Mitglieder unumgänglich nothwendig. Die Vereinsleitung
wendet sich somit an alle Herren, welche Vorträge abzuhalten Willens sind,
mit der Einladung, gefälligst ihre, den Gegenstand des Vortrages und den
ungefähren Termin seiner beabsichtigten Abhaltung enthaltende Anmeldung
an das ^ Vortrags- und Excursions-Comite des Elektrotechnischen Vereines*
(Nibelungengasse 7) so rasch als möglich gelangen lassen zu wollen. Diese
Einladung ist auch an die verehrlichen auswärtigen Mitglieder gerichtet,
welche in ihren Wohnorten vielleicht nicht so geeignete Verhältnisse für die
Aufnahme ihrer Mittheilungen finden, als sie durch das Beisammensein und
das lebhafte Interesse einer grösseren Zahl von Gleichstrebenden und Fach-
genossen hier in Wien dargeboten werden. Das genannte Comite regelt nach
Einlangen der Anmeldungen unter thunlichster Berücksichtigung der Wünsche
der Herren Vortragenden alle auf diesen Gegenstand bezüglichen Fragen.
Die Vereinsleitung.
ABHANDLUNGEN.
Bemerkungen über Herrn Dr. Frölich's Abhandlung:
,,Zur Theorie der Dynamomaschinen^'.
Von Dr. A. von WALTENHOFEN in Wien.
Die citirte Abhandlung Frölich's ist im IV. und V. Hefte des
8. Jahrganges (1887) der Berliner , Elektrotechnischen Zeitschrift" er-
schienen und enthält zwei mich betreffende Stellen (Seite 166 und 221),
vi^elche mich zu Gegenbemerkungen veranlassen.
Die erste bezieht sich auf meine Behauptung, dass die Frölich'sche
^Ankerconstante* / von der Schaltung der Magnete abhängt; die
zweite betrifft gewisse Einwendungen, weiche ich seinerzeit gegen die
in Frölich's Buche über Dynamomaschinen*) eingeschlagene mathe-
matische Behandlung gemacht habe.
HinsichtHch des ersten Punktes kann ich Herrn Dr. Fr ö lieh
nach meinen seither gewonnenen Ueberzeugungen im Wesentlichen
beistimmen, bezüghch des zweiten Punktes aber muss ich mich ent-
schieden gegen seine Angaben verwahren.
ad I. In meiner im Jahrgange 1886 der Wiener j^Zeitschrift für
Elektrotechnik* erschienenen Abhandlung: ^Einige Bemerkungen über
die Frölich'sche Theorie der dynamoelektrischen Maschinen '^^ hatte
ich (Seite 456) die Behauptung ausgesprochen, dass die in der Formel 5
*) Frölich, ,Die dynamoelektrische Maschine*, Berlin. Julius Springer, 1886.
26
386
des F r ö 1 i c h'schen Buches (Seite 27) vorkommende sogenannte .Anker-
constante* f von der Schaltung der Magnetspulen abhänge. Ich habe
ferner an der citirten Stelle eine Versuchsreihe angeführt, welche für
eine von mir mehrfach untersuchte Seh uc kert'sche Hauptstrom-
maschine, Modell E L^, bei parallel geschalteten Magnetspulen den
Werth /"= 0-029 ergab, während Versuche mit derselben Maschine bei
hintereinander geschalteten Magnetspulen /"= 0*059 ergeben hatten.
Gegen dieses Resultat macht Herr Dr. Frölich geltend, dass
dasselbe seine Beweiskraft verliere, sobald man den Ankerwiderstand
nicht als eine constante Grösse in die Rechnungen einführt, sondern
auf dessen in hohem Grade bestehende Veränderlichkeit mit der Touren-
zahl Rücksicht nimmt.
Obgleich mir die schon von Gab an el las beobachtete Zunahme
des Ankerwiderstandes mit der Geschwindigkeit wohl bekannt war,
hatten mir doch meine früheren Versuche mit der besagten Maschine
keine Anhaltspunkte zur Annahme gegeben, dass jene Veränderlichkeit
des Ankerwiderstandes die Werthe von f in dem von Herrn Dr. Frö-
lich für möglich erachteten Maasse beeinflussen könnte, in dem Maasse
nämlich, dass die von mir festgestellte Verschiedenheit des/ bei hinter-
einander und bei parallel geschalteten Magnetspulen viel geringfügiger
ausfiele, wenn man die Zunahme des Ankerwiderstandes mit der Ge-
schwindigkeit berücksichtigte.
Ich sah mich desshalb veranlasst, zur Prüfung der Berechtigung
der Frölich'schen Einwendung, an derselben Maschine E L^ Ver-
suche über die VeränderHchkeit des Ankerwiderstandes anzustellen.
Eine weitere Anregung hierzu verdanke ich einer brieflichen Mit-
theilung Frölich's, in welcher derselbe die Freundlichkeit hatte, mich
darauf aufmerksam zu machen, dass unter der beispielsweise gemachten
Voraussetzung einer Proportionalität des Ankerwiderstandes mit
V
I 4" (wobei V die Tourenzahl bedeutet) aus meinen oben
citirten Versuchen /"=0"o6i anstatt 0*029 (bei parallel geschalteten
Magneten) sich ergeben würde. Ich berechnete hierauf unter derselben
Annahme das f aus Versuchen mit derselben Maschine bei hinterein-
ander geschalteten Magneten *) und fand im Mittel f = O'oS/, also in
der That eine weit geringere Verschiedenheit der Werthe von / für
beide Schaltungen (o"o6i und 0-087) ^Is unter der Annahme eines con-
stanten Ankerwiderstandes (0*029 ^^^ 0059).
Bei meinen Untersuchungen über die Abhängigkeit des Anker-
widerstandes von der Tourenzahl bin ich übrigens von der Auffassung
ausgegangen, dass es sich dabei nur um Aenderungen des ^ schein-
baren Widerstandes* handelt, in Folge der auf Seite 24 des F röli ch-
schen Buches näher besprochenen Vorgänge der Selbstinduction. Ich
halte es für nothwendig, dies ausdrücklich zu bemerken, gegenüber
neueren Aussprüchen Frölich's, welche die Deutung zulassen, dass
Frölich nicht blos Aenderungen des j, scheinbaren* Ankerwiderstandes
im Auge hat. Diese (auf Seite 171 der Eingangs citirten Abhandlung
vorkommenden) Aussprüche sin'd jedoch so unbestimmt gehalten, dass
sie vorderhand keine weitere Discussion zulassen und auch keine Muth-
maassung über die vermeintliche Natur dieser ^wirklich* stattfindenden,
nicht vielleicht »scheinbaren* Widerstandszunahme, deren Messung von
elektromotorischen Kräften, auch von solchen der Selbstinduction, nicht
beeinflusst sein soll.
*) »Zeitschrift für Elektrotechnik.*, Jahrgang 1 885, Seite 585, Versuche N<-, 1,2 und 3.
387
Es wurden zuerst einige Versuche in kleinerem Maassstabe an
einer für Handbetrieb eingerichteten Gramm e'schen Stahlmagnet-
maschine ausgeführt. Die Stahlmagnete wurden entfernt und durch den
Anker der Strom einer constanten Batterie geleitet, dessen- innerhalb
der Betriebsgrenzen der Maschine liegende Stärke ich an einer Tan-
gentenbussole beobachtete, während die gleichzeitige Spannung an den
Bürsten von Herrn Assistenten Frisch an einem Torsionsgalvanometer
gemessen wurde. Dies geschah sowohl bei verschiedenen Stellungen
des ruhenden Ankers als auch bei verschiedenen Geschwindigkeiten des
rotirenden Ankers. Die Zahnradübersetzung zwischen Kurbel und Anker
war von der Art, dass eine Umdrehung der Kurbel sieben Umdrehungen
des Ankers bewirkte. Ein Metronom diente zur Regulirung des Tempo,
in welchem die Kurbel gedreht wurde, was ein Laborant nach einiger
Einübung mit grosser Genauigkeit und Gleichförmigkeit zu Stande
brachte. Es wurden Messungen bei verschiedenen Stromstärken und
jedesmal bei O, 6i und Ii8 Umdrehungen der Kurbel, also bei den
Tourenzahlen o, 427 und 826 des Ankers pro Minute gemacht, wobei
die Angaben des Metronomes mittelst eines Secundenzählers controlirt
wurden.
Bezeichnet J die Stromstärke in der Hauptleitung, z die Strom-
stärke im Anker und i' jene im Torsionsgalvanometer, so dass z = J — ?',
und erwägt man, dass das Siemens'sche Torsionsgalvanometer zu-
gleich ein absolutes Galvanometer ist, welches (wenn wir das Instrument
mit I Ohm Widerstand voraussetzen) die Stromstärken in Tausendstel
Ampere unmittelbar anzeigt, *) so ist klar, dass durch die Ablesungen
an Tangentenbussole (J) und Torsionsgalvanometer [z') auch der den
Anker durchsetzende Strom z bestimmt wurde. Da nun andererseits
mittelst des Torsionsgalvanometers auch die Spannung S an den Bürsten
in der bekannten Weise ermittelt wurde, so konnte sofort auch der
scheinbare Widerstand
r=—-=-^~- (I
z J — z'
des Ankers berechnet werden.
Der so ermittelte scheinbare Ankerwiderstand betrug im Mittel
bei ruhendem Anker 0 055, bei 427 Touren pro Minute 0067 und bei
826 Touren pro Minute 0'073 Ohm. Die Verschiedenheit der Strom-
stärken, welche bei jeder dieser drei. Tourenzahlen (o, 427 und 826)
ungefähr in den Abstufungen 07, 0*9 und 2 Ampere zur Anwendung
kamen, äusserte keinen entschieden hervortretenden Einfluss.
Hierauf vvurde in ähnlicher Weise der Ankerwiderstand der bereits
erwähnten Hauptstrommaschine E L^ untersucht. Ich versuchte dies
zuerst in der Art, dass ich, um die inducirende Wirkung des magneti-
schen Rückstandes der Feldmagnete, deren Schenkel nicht leicht ent-
fernt werden konnten, aufzuheben, die Bewickelung derselben in den
Stromkreis einer Si em e ns'schen Wechselstrommaschine schalten Hess.
Es zeigte sich jedoch alsbald, dass die magnetisirenden Wirkungen der
entgegengesetzten Ströme so ungleich waren, dass sich dieselben auch
nicht annähernd compensirten, sondern als Difterenzwirkung einen Mag-
netismus hervorriefen, der viel grösser war, als der ursprünglich vor-
handen gewesene magnetische Rückstand der Fcldmagnete. Es musste
also von der beabsichtigten Verwendung der Wechselstrommaschine
abgegangen werden.
*) Abgesehen vor der jedenfalls sehr kleinen Correction, welche man der jedem
Instrumente beigegebenen Correctionstabelle entnehmen kann.
26^
388
Als hierauf der magnetische Rückstand der Feldmagnete der
Maschine E L^ neuerdings untersucht wurde, zeigte sich derselbe durch
die vorausgegangene Einwirkung der Wechselströme sehr bedeutend
herabgemindert, *) so, dass derselbe auch bei normaler Tourenzahl des
Ankers nur eine geringfügige inducirende Wirkung auf denselben ausübte.
Der Versuch wurde also jetzt in der Art gemacht, dass die von
der Wechselstrommaschine abgeschaltete Magnetbewickelung vom Anker
der E L^ getrennt blieb, während der Anker selbst in der beschriebenen
Weise untersucht wurde. **) Eine Batterie von Accumulatoren lieferte
den durch den Anker gesendeten Strom von einer innerhalb der
Betriebsgrenzen der Maschine Hegenden Stärke, wobei in die Hauptleitung
ein Ampere-Meter von Carpentier eingeschaltet und an die Bürsten
ein Torsionsgalvanometer angelegt war. Bei jedem Versuche wurde die
Stromrichtung gewechselt und aus je zwei so erhaltenen Ablesungen
das Mittel genommen, um die Resultate von dem inducirenden Ein-
flüsse des (gleichwohl geringen) magnetischen Rückstandes der Feld-
magnete möglichst unabhängig zu machen.
Die Resultate sind in der nachstehenden Tabelle zusammengestellt,
und zwar unter i die Mittel werthe der Stromstärken, unter § die Mittel-
werthe der Bürstenspannungen und unter — :- die daraus berechneten
scheinbaren Ankerwiderstände, v bedeutet die Tourenzahl pro Minute.
V = 1760
^
= 1600
•ü = 0
i
8
S
i
%
5
l
%
i
§
S
i
3-00
10-14
3-38
3-5
9-51
271
85
2-03
0-24
2-85
7-6i
2-67
3-0
7-32
2-44
5-6
1-34
0-24
An diesen Ergebnissen ist Folgendes bemerkbar.
I. Während bei den früher angeführten, an einer kleinen Hand-
maschine angestellten Versuchen ein Einfluss der Verschiedenheit der
Stromstärken nicht hervorgetreten war, ist hier ein solcher ersichtlich,
und zwar in dem Sinne, dass bei gleicher Tourenzahl für die grössere
Stron^stärke ein grösserer scheinbarer Ankerwiderstand sich ergibt.
2. Die oben (nach Fr ö lieh) angenommene Proportionalität des
scheinbaren Ankerwiderstandes mit einem Ausdrucke von der Form
I -] , wobei V die Tourenzahl und di eine Constante bedeutet,
also die Relation
= '•»1'+^
(2
*) Diese Erscheinung lässt sich aus der (wie bekannt zuerst von mir beobachteten)
'l'hatsache erklären, dass ein plötzlich aufhörender magnetisirender Strom einen viel kleineren
magnetischen Rückstand liinteriässt, als ein allmählich auf Null reducirter Strom von gleicher
Stärke. Wiener Akademieberichte, Bd. 48 (1863), S. 564.
**) Unter Mitwirkung der Herren Frisch, Peukert und Zickler.
389
wobei r den scheinbaren Ankerwiderstand bei der Tourenzahl v und Tq
den (wirklichen) Widerstand des ruhenden Ankers vorstellt, bestätigt
sich nicht.
Ich will übrigens diese Versuche, welche nicht ganz ein wurfsfrei
und viel zu wenig umfangreich sind, keineswegs als entscheidend in
diesen beiden Fragen ansehen und habe sie auch nicht in dieser Ab-
sicht, sondern lediglich zu dem Zwecke angestellt, mich zu überzeugen,
ob in der That die Berücksichtigung der Abhängigkeit des Anker-
widerstandes von der Tourenzahl bei der Berechnung der „Anker-
constante* / von so grossem Einflüsse sein kann, wie Herr Dr. Frölich
in seinen Einwendungen gegen die von mir behauptete Abhängig-
keit dieser Ankerconstante von der Schaltung der Magnete geltend
zu machen sucht. Um dies beurtheilen zu lassen, sind die vorstehenden
Versuche hinreichend.
Mehrmals wiederholte directe Messungen haben für den Anker-
widerstand der untersuchten Maschine den Werth 0298 ergeben, wenn
der Anker in Ruhe ist.*) Mehr als das Zehnfache dieses Werthes (3"38),
betrug der scheinbare Widerstand desselben Ankers bei der Touren-
zahl 1760, oder doch nahezu das Neunfache (2-67), je nachdem nämlich
bei der Stromstärke 300 oder bei der Stromstärke 2"85 experimentirt
wurde. Substituirt man in die obige Formel 2 die Werthe r= 3*38;
i-Q = 0*298 und V ■= 1760, so erhält man für m= lyo-i ; d. h. : bei
170 Touren müsste sich, wenn diese Relation richtig wäre, der Anker-
widerstand verdoppeln. **)
Um nun die Frage wegen der Ankerconstante / an einem mög-
lichst einfachen Beispiele zur Entscheidung zu bringen, habe ich aus
früheren Versuchsreihen, welche mit der Maschine E L^^ bei hinterein-
ander und bei parallel geschalteten Magneten angestellt worden sind,
je drei Versuche ausgewählt, bei welchen allen dieselbe Tourenzahl
1770 stattfand, welcher Tourenzahl nach der vorstehend angeführten
(F r ö 1 i c h'schen) Relation (also abgesehen vom Einflüsse der Strom-
stärke) der scheinbare Ankerwiderstand 3*40 entsprechen würde. Der
Widerstand der hintereinander geschalteten Magnete betrug 0*44; jener
der parallel geschalteten demnach oii. Wird dementsprechend der
Maschinenwiderstand im ersten Falle mit dem Betrage 3-84 und im
zweiten mit 3*5 1 in Rechnung gebracht, so ergeben sich aus den be-
sagten Versuchen zunächst folgende Daten.
I. Hintereinanderschaltung.
Nr.
/
W
V
w
2
5'i
1276
139
3
6-0
I2-OI
147
4
7-3
II 04
160
*) Die indirecte Messung gab, wie wir gesehen haben, den kleineren Werth o 24.
**) Aus dem Versuche bei v= 1600 und i= 3"0 würde m = 222 (statt 170) folgen.
390
II. Parallelschaltung.
Nr.
/
W
V
W
I
7-0
7-97
222
2
97
6-98
254
3
117
6-48
273
Hier bedeutet die Zahl in der ersten Rubrik die Nummer des
Versuches in der betreffenden Versuchsreihe, J die Stromstärke, W den
Gesammtwiderstand und v die Tourenzahl.
Berechnet man aus diesen Versuchen die Frölich'sche j,Anker-
constante* y, so erhält man für die Hintereinanderschaltung der Magnete
f=0'io6 und für die Parallelschaltung /= 0-094. *)
In der That äussert hier die verschiedene Schaltung der Magnete
keinen erheblichen Einfluss mehr auf den Werth von f. Freilich haben
wir bei dieser Rechnung gerade jenen Versuch über die Veränderlich-
keit des Ankerwiderstandes herausgegriffen, aus welchem für die Con-
stante m der Formel 2 der kleinste Werth (170) sich ergibt und würden
etwas mehr von einander abweichende Werthe von f sich ergeben haben,
wenn wir der Rechnung z. B. jenen Versuch zu Grunde gelegt hätten,
welcher für den scheinbaren Anker widerstand bei der Tourenzahl 1760
den erheblich kleineren Betrag 2 Gy ergeben hat.
Immerhin aber muss nach den angeführten Thatsachen zuge-
standen werden, dass die Frölich'sche Erl^lärung, welche die von mir
behauptete Abhängigkeit der Ankerconstante / von der Schaltung der
Magnete auf die Zunahme des Ankerwiderstandes mit der Geschwindig-
keit zurückführen will, nicht ausgeschlossen ist. Freilich geht mit dieser
Veränderlichkeit des Ankerwiderstandes auch die Einfachheit der
Frö lich'schen Theorie zum grossen Theile verloren, und erwächst die
Aufgabe, einerseits das Gesetz des Ankerwiderstandes durch eingehende
Versuche festzustellen**) und anderseits aufzuklären, worauf es beruht,
dass, wie bekannt, in so vielen Fällen die mit Einsetzung eines con-
stanten (nämlich des für den Ruhezustand geltenden) Werthes für den
Ankerwiderstand angewendete Frölich'sche Stromformel eine so be-
friedigende Uebereinstimmung mit den Versuchen gezeigt hat.
ad 2. Auf Seite 221 seiner Eingangs citirten Abhandlung (Seite 16
des Se'paratabdruckes), erwähnt Herr Dr. Frö lieh, dass ich mich gegen
die in seinen letzten Aufsätzen und in seinem Buche enthaltene Ein-
führung des relativen Magnetismus ausgesprochen habe und anzunehmen
scheine, dass in seiner früheren Darstellung nur der absolute, in der
jetzigen nur der relative Magnetismus benutzt werde. Dasselbe angeb-
liche »Missverständniss* wird zugleich den Herren Silvanus Thompson
und Dietrich zur Last gelegt. Es sei mir gestattet, zu erörtern, mit
welchem Rechte.
*) Die bezüglichen Rechnungen wurden von Herrn Assistenten G. Frisch aus-
geführt,
**) Meine hier mitgetheilten Versuche machen keinen Anspruch als ein Beitrag in
dieser Richtung zu gelten; ich lege denselben vielmehr, wegen des enormen Verhältnisses
der Widerslandszunahme, welches sich dabei herausgestellt hat, nur geringes Gewicht bei.
391
In meiner auf die Frölich'sche Theorie bezüglichen Ab-
handlung:*) j,Einige Bemerkungen über die F r ölich'sche Theorie der
dynamoelektrischen Maschinen* (Wiener ^^Zeitschrift für Elektro-
technik*, Jahrgang 1886, Seite 450), von welcher auch ein von
Dr. Krieg verfasster Auszug in der Berliner ^Elektrotechnischen Zeit-
schrift* (j886, Seite 468) erschienen ist, habe ich Seite 452 wörtlich
gesagt: In der Regel versteht Fr ö lieh in seinem Buche über die
dynamoelektrische Maschine unter M überhaupt nicht mehr den auf
eine bestimmte Maasseinheit bezogenen Zahlenwerth des wirksamen
Magnetismus, sondern vielmehr die Grösse, welche ich in meinen
Schriften ^Sättigungsgrad**^ genannt habe, nämlich den Quotienten des
besagten Zahlenwerthes durch den theoretisch möglichen Maximalwerth.
Uebrigens kommen in dem Buche beide Grössen ohne Unterscheidung
in der Bezeichnung {M) oder in der Benennung (>, Magnetismus*) in
Betracht, wobei auch für den Proportionalitätsfactor in beiden Fällen
dieselbe Bezeichnung (/) beibehalten wird.
Wie Herr Dr. Frölich nach diesen klaren Aussprüchen sagen
konnte, dass ich anzunehmen scheine, er habe in seinem Buche nur
den relativen Magnetismus benutzt, ist mir nicht verständlich. Von einem
Missverständnisse des Frö lic h'schen Buches kann also bei meiner Be-
sprechung desselben keine Rede sein, obgleich Herr Dr. Frölich auf
briefliche Bemerkungen vor dem Erscheinen meiner diesbezüglichen Ab-
handlung mir entgegnet hat: ^Was den Magnetismus betrifft, so scheint
es mir für die Klarheit der Vorstellung und aus pädagogischen Gründen
wichtig, nur den Sättigungsgrad einzuführen* u. s. w.
Wohl aber habe ich Seite 458 meiner citirten Abhandlung die
Ansicht ausgesprochen, dass die Beibehaltung des absoluten Magnetismus
vorzuziehen wäre.
In derselben Abhandlung habe ich gezeigt, dass, wenn man schon
den relativen Magnetismus anstatt des absoluten einführen will, die Um-
rechnung der Formeln nicht auf die in mehrfacher Hinsicht wesentlich
unrichtige Weise geschehen darf, wie Herr Dr. Frölich dieselbe
durchgeführt hat.
Hierauf entgegnet mir nun Herr Dr. Frölich in der Art, dass
er auf Seite 221 und 222 seiner Eingangs citirten Abhandlung (Seite 16
des Separatabdruckes) jenes angebliche ^Missverständniss* >^ aufklärt*,
indem er angibt, wie er eine gewisse Grundformel seiner Theorie
früher schrieb und jetzt schreibt,, und bei der letzteren Darlegung d i e
bezüglichen, meiner Abhandlung ohne Quellenangabe
entlehnten richtigen Formeln, nämlich
Lj
Sättigungsgrad =: 7 (1
^--f ■ • •(«
*) Diese j,Bemerkungen* waren ursprünglich nicht dazu bestimmt, von mir veröffent-
licht zu werden, sondern ich hatte dieselben Herrn Dr. Frölich in der ausgesprochenen
Absicht brieflich mitgetheilt, ihn auf einige Mängel seines sonst so werthvollen Buches auf-
merksam zu machen, damit er dieselben bei einer neuen Auflage beseitige. Meine Mit-
theilungen fanden jedoch eine so ablehnende Aufnahme, dass ich mich zur Drucklegung
derselben entschloss und jetzt sehr überrascht bin, meine früher von Herrn Dr. Frölich
so wenig beachteten Auseinandersetzungen nunmehr in der nachstehend besprochenen Weise
von ihm benutzt zu sehen.
392
iim = (III
anstatt seiner bisher gebrauchten unrichtigen, nämlich
a
Sättigungsgrad = ■ {!'
i+- J
a
d'=i (IP
ixm = — (IIP
' a
benutzt.
Die drei ersteren in Frölich's Schriften nirgends vor-
kommenden Formeln, sind die Formeln i6, 15 und 18 des oben
citirten Krieg'schen Auszuges aus meiner Abhandlung, und finden sich
in dieser Abhandlung, Seite 456 und 457 (Seite 7, 8 und 9 des Separat-
abdruckes). Die drei letzteren von Fr ö lieh bisher gebrauchten
Gleichungen erscheinen z. B. in dessen Abhandlung im Jahrgange 1885
der j Elektrotechnischen Zeitschrift* Seite 131 (Seite 4 des Separat-
abdruckes), und Seite 13 und 14 seines Buches. Es wäre nur noch
hinzuzufügen, dass die angebliche jetzige Schreibweise Frölich's
= —-.— — - — =/. — ^- 5. =/. J/ (Seite 221 der Emgangs
a
citirten Abhandlung) aus dessen bisher gebrauchten Formeln auch
gar nicht abgeleitet werden kann, wenn man nicht zuvor die
von mir in meiner citirten Abhandlung angegebenen Berichtigungen
(entsprechend meinen vorstehenden Formeln II und III) vornimmt, wie
der Leser sich leicht überzeugen wird.
Gegen die Substitution b = i und die willkürliche Einführung der
Constante y hat auch Silvanus Thompson in der 1886 erschienenen
zweiten Auflage seines Werkes: ^^Dynamo Electric Machinery*, Seite 483,
sich ausgesprochen, ohne jedoch die diesbezüglichen Berichtigungen an-
zugeben. Dies geschah durch meine oben aufgestellten Gleichungen I,
II und III, welche ich vor dem Erscheinen des Thomps on'schen
Buches im Sommersemester 1885/86 in meinen Vorträgen am elektro-
technischen Institute in Wien (bei welchen ich die citirten Werke von
Frölich und Thompson vorwiegend zu berücksichtigen pflege) und
später in meiner oben citirten Abhandlung vom Jahre 1886 zuerst ver-
öffentlicht habe.
Das Verdienst der F r öl i c h'schen Arbeiten wird nicht vermindert
durch die Fehler, welche ich in den darin vorkommenden Entwicklungen
nachgewiesen habe, und würde auch nicht vermindert worden sein,
wenn Herr Dr. Frölich meine Arbeit dort, wo er sie benutzt hat,
auch citirt hätte.
St. Martin a. d. Saalach, am 21. Juli 1887.
393
Die Faraday'sche Scheibendynamomaschine von Jehl
und Rupp.
Die wesentliche Anordnung einer jeden Scheibendynannomaschine
besteht darin, dass einer grösseren oder geringeren Anzahl kreis-
förmig vertheilter alternirender Magnetpole eine gleiche Anzahl eben-
falls kreisförmig vertheilter Magnete von bezvv. entgegengesetzter
Polarität gegenübergestellt wird. In dem flachcylindrischen Räume
zwischen diesen beiden Magnetreihen, d. h. in dem alternirenden Magnet-
felde, welches dieselben hervorbringen, rotirt die Scheibenarmatur,
welche aus einer entsprechenden Anzahl von Windungen (aus Kupfer-
band u. dergl.) besteht, die ebenfalls kreisförmig angeordnet sind.
Die erzeugte elektromotorische Kraft ist proportional :
1. der Grösse der von einer Windung der Armatur umschlossenen
Fläche ;
2. der Zahl der Windungen in der Armatur;
3. der Intensität des gesammten magnetischen Feldes;
4. der Anzahl der Magnetpole in einer Reihe ;
5. der Tourenzahl der Armatur.
In den bisher bekanntgewordenen Scheibendynamomaschinen wird
allgemein eine grössere Zahl kleiner Elektromagnete, deren Kerne
parallel zur Achse der Armatur liegen, benützt. Dagegen finden in der
von Jehl und Rupp construirten Maschine, die im Folgenden be-
schrieben werden soll, nur acht Magnete von beträchtlicher Eisenmenge
Verwendung. Dass solche Magnete den früheren weit überlegen sind,
zeigt folgende einfache Betrachtung. Vergleichen wir ein System von
vier Paaren einander gegenübergestellter Magnetpole mit einem solchen,
welches etwa zwölf Paare enthält, unter der Voraussetzung, dass so-
wohl die Eisenmassen, als auch die magnetisirenden Kräfte (Ampere-
Windungen), in beiden Fällen gleich gross seien.
Im ersten Falle durchlauft jede Windung der Armatur während
einer Umdrehung vier alternirende Magnetfelder, im zweiten Falle hin-
gegen zwölf Magnetfelder. Wenn nun die Intensität der einzelnen
Felder in beiden Fällen die gleiche wäre, so würde die elektromotorische
Kraft im zweiten Falle dreimal so gross sein, als im ersten Falle,
Nachdem aber die einzelnen Magnete im ersten Falle dreimal so gross
sind, als jene im zweiten Falle, so wird die ihnen entsprechende Feld-
intensität mehr als dreimal so gross sein, da bekanntlich die magnetische
Capacität einer bestimmten Eisenmasse, wenn dieselbe ein einziges
Stück bildet, bedeutend grösser ist, als wenn sie getheilt ist. Ausser-
dem ist noch zu berücksichtigen, dass dieselbe magnetisirende Kraft
bei vielen kleinen Magneten eine viel grössere Quantität an Kupfer be-
ansprucht, als in dem Falle einiger weniger, jedoch grosser Magnete.
Ein weiterer Verlust an Kraftlinien in beinahe allen Scheiben-
maschinen rührt von der gedrängten parallelen Lage der Elektro-
magnete her, da eine bedeutende Menge von Kraftlinien von einem
Magnetkerne zum benachbarten (u. zw. mit zunehmender Dichte gegen
die Pole zu) übergeht, ohne die Armaturwindungen zu schneiden, was
dem Güteverhältniss des Magnetsystems, welches durch das Verhältniss
der Zahl der die Armatur schneidenden Linien zur Gesammtzahl der
Kraftlinien ausgedrückt ist, Abbruch thut.
In einer der Formen, einer neueren Scheibenmaschine hat der
Erfinder versucht, die Capacität der vielen kleinen Elektromagnete da-
durch zu erhöhen, dass er die Magnetpole in einer eigenthümlichen
Weise kurzschliesst oder überbrückt. Gerade dies muss aber nachtheilisre
394
Folgen nach sich ziehen, denn durch diese Anordnung kommen alle
Nordpole auf die eine Seite der Armatur zu liegen und alle Süd-
pole auf die andere Seite. Es ist nun einleuchtend, dass diesfalls
die elektromotorische Kraft in der Armatur nur davon herrühren kann,
dass die einzelnen Windungen abwechselnd Stellen grösserer oder ge-
ringerer magnetischer Intensität, jedoch durchwegs gleicher Richtung
der Kraftlinien, durchlaufen, und diese elektromotorische Kraft muss
nothwendig kleiner sein, als in dem Falle, wo unter sonst gleichen Um-
ständen die Richtungen der Kraftlinien wechseln.
Je hl und Rupp haben nun ein System von Elektromagneten
construirt, welches von allen oben angegebenen Mängeln frei ist. Aus
Fig. I ist zu ersehen, dass sie vier Paare von Magnetpolen verwenden.
Die Figur zeigt die eine Hälfte des Systems, dessen vier Kerne
(Schenkel) ein Quadrat bilden. Die Armatur rotirt zwischen zwei der-
artigen quadratisch angeordneten Magneten. Die Ecken des Quadrats
haben abwechselnde Polarität, so dass die beiden Nordpole, wie auch
die beiden Südpole, einander diametral gegenüberliegen. Man sieht,
dass die Magnetschenkel diesfalls nicht parallel zur Armaturachse
liegen, wie es sonst in Scheibenmaschinen der Fall ist, sondern senk-
recht zur Achse und parallel zur Armaturfläche. Dadurch werden auch
jene Krafthnien, welche von einem Schenkel zu einem anderen über-
gehen, gezwungen, die Armatur zu schneiden. Nachdem die acht
Magnetkerne einen bedeutenden Eisenquerschnitt und folglich einen
sehr geringen magnetischen Widerstand besitzen, werden sie vier
alternirende Magnetfelder von grosser Dichte oder Intensität erzeugen.
Ausserdem ist ersichtlich, dass die sogenannten neutralen Ver-
bindungskerne (yokes), welche stets nur die Aufgabe haben, die Kraft-
linien von einem Schenkel zum nächsten zu leiten, vermieden sind. Es
wird indessen später gezeigt werden, dass das beschriebene Magnet-
system noch eine kleine Modification erfahren hat, um die Quantität
an Kupfer in den Magnetwicklungen auf ein Minimum herabzusetzen.
Die Armatur. In allen bisher construirten Scheibendynamo-
maschinen besteht die Armatur aus Kupferbandwindungen, welche ent-
weder im Zick-Zack um den Mittelpunkt verlaufen, oder aus Kupferband-
spulen, welche kreisförmig angeordnet sind. In beiden Fällen ist der
grössere Theil des Armaturraumes frei von Kupfer.
395
Selbst wenn bei Verwendung' von Spulen versucht wird, den Raum
dadurch auszufüllen, dass jede Spule sehr viele Windungen erhält, so
ist doch der Gewinn nur ein geringer, da gegen das Innere der Spule
zu die Windungen stets kleiner werden und nur wenig Kraftlinien auf-
nehnnen können, während gleichzeitig der Widerstand der Spule be-
deutender wächst. Jehl undRupp ist es nun gelungen, eine Scheiben-
armatur herzustellen, deren gesammter Raum durch Kupferwindungen
ausgefüllt ist, welche durchwegs genau gleiche Grösse und Form be-
sitzen. Sie formen jede Windung der Armatur aus einem Kupferband-
streifen (Fig. 2), welcher der Länge nach mit einem Schnitte von etwa
I 5 Mm. versehen ist, der sich bis ca. 40 Mm. weit von dem einen
Ende erstreckt. Dieses Ende trägt beiderseits Einschnitte zur Auf-
nahme vorstehender Ringe der beiden Flanschen, mittelst welcher
die Armatur auf der Welle befestigt wird. (Es ist einleuchtend, dass
umgekehrt auch die Windungen vorspringende Theile, welche durch
gestrichelte Linien in Fig. 2 und 3 angedeutet sind, besitzen können,
welche dann in ringförmige Nuten der Flanschen zu liegen kommen.)
Jedem solchen Kupferstreifen wird durch Biegen eine der Fig. 4 ähnliche
'IUI iiiiiiiiiiiiiiyiiiiiiiiiiiiiii iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiy^
Flg. 5
Form gegeben. Man beachte jedoch, dass Fig. 4 nicht eine Windung
vorstellt, sondern dass linksseitig die Hälfte einer Windung und rechts-
seitig drei Viertel der nächstfolgenden Windung zu sehen sind, wobei
gleichzeitig die Verbindung benachbarter Windungen durch aufgelöthete
kleine Kappen oder Hülsen a dargestellt ist. Man erkennt nun leicht, dass
sämmtliche Windungen, die von genau gleicher Grösse sind, so ineinander
passen, dass die Armatur, falls man sie horizontal legt, aus zwei Schichten
besteht. Eine dieser Schichten enthält alle rechtsseitigen Hälften der
Kupferwindungen und ist gedeckt durch die zweite Schichte, welche
alle linksseitigen Hälften der Windungen enthält. Die Windungen sind
selbstverständlich voneinander isolirt. Durch die genannte Anordnung
in zwei parallelen Schichten unterscheidet sich die Armatur von einer
solchen, welche durch theilweises Uebergreifen von Windungen (durch-
wegs gleicher Breite) entstehen würde, wobei die Ebenen der ein-
zelnen Windungen gegen die Hauptebene der Armatur geneigt wären.
Fig. 9 zeigt ungefähr den vierten Theil der Armatur; a ist ein Ende,
das zum Commutator führt, b sind die Einschnitte, in welche die
Flanschen eingreifen, c ist ein nach innen gezahnter Holzring, dessen
396
Zähne die äusseren gelötheten Enden d der Windungen voneinander
trennen und festhalten, und welcher endlich mit Draht bewickelt ist,
um einen besseren Widerstand gegen die Fliehkraft zu schaffen.
Fhg . 6
Ftg .S
w
Man kann auch Kupferblech in einer Form schneiden, wovon
ein Theil durch Fig. 3 repräsentirt wird. Hiedurch ist es möglich,
mehrere Windungen aus einem Stück herzustellen und die äusseren
Löthstellen [a, Fig. 4) zu vermeiden. Doch erscheint von praktischen
Gesichtspunkten aus die Form Fig. 2 als vortheilhafter. Fig. 6 zeigt
eine Gestalt der Windungen, die sich einigermaassen von Fig. 4 unter-
scheidet und eine grössere Fläche besitzt. Die Seitentheile der Windung
397
gehen radial bis an das Ende der äusseren Armaturperipherie, biegen
daselbst rechtwinklig zu beiden Seiten der Armatur in der Länge
a = d ab und werden dann durch Ouerstücke c' verbunden. Von der
Seite gesehen, hat der obere Theil der Windung eine T-Farm, wie in
Fig. 8 ersichtlich. Durch die beiden Dreiecksflächen, welche vermöge
FU^JO
des Querstückes c und der Seitenarme a und b entstehen, kann ein
Theil der Kraftlinien hindurchgezvvungen werden, indem über den Pol-
schuhen TV und 5" (Fig. 8) in gewisser Höhe ein Weicheisenstück A
Ftg.tl
angebracht wird. Fig. 5 zeigt die Form der Kupferstreifen, aus welchen
solche Windungen gebildet werden können, p p zeigen hiebei Vorsprünge,
welche in bereits früher besprochener Weise zur Befestigung der Ar-
matur an der Welle dienen. Solche Vorsprünge haben gegenüber den
Einschnitten den VortheiJ, dass sie den Querschnitt der zum Commu-
tator gehenden Enden nicht vermindern, hingegen aber den Nachtheil,
dass sich bei der Anfertigung bedeutendere Kupferabfälle ergeben.
Es ist einleuchtend, dass die Zahl der Windungen in der Armatur
von dem Radius des inneren Kreises abhängt. Wenn nun dieser innere
Kreis auch vollständig mit Kupfer ausgefüllt ist, so wird sich, wie aus
398
Fig. 9 ersichtlich ist, nach aussen hin zwischen den einzelnen
Windungen immer mehr Raum ergeben. Dies kann grossentheils
^^.m
dadurch vermieden werden, dass man die inneren Theile der Windungen
dünner und behufs Beibehaltung desselben Querschnittes gleichzeitig
FiaJ3
breiter macht (Fig. 7), wodurch es möglich wird, den inneren Kreis
der Armatur mit einer grösseren Anzahl von Windungen auszufüllen.
Es gibt aber ausserdem noch eine andere Methode, den Raum voll-
399
ständig auszunützen, welche in einer künftigen Mittheilung auseinander-
gesetzt werden mag.
Es sei erwähnt, dass die besondere Form, welche Je hl und
Rupp den Armaturwindungen geben, auch mit Vortheil -verwendet
werden kann, um Armaturen des Zickzack-Typus solcher Art herzu-
Fi^.t^
stellen, dass der gesammte Raum mit Windungen ausgefüllt ist. (Siehe
Fig. lo.)
Fig. 15-
Es gibt verschiedene Arten, um die in den Windungen inducirten
Ströme zu sammeln. Fig. n und 12 zeigt die Methode der Verbindung,
wenn die Anzahl der Spulen der Armatur (jede Spule enthält 3 — 5
Windungen im Allgemeinen) durch vier theilbar ist. Im Principe sind
diese beiden Methoden nicht verschieden. In Fig. 11 sind nämlich die
diametral gegenüberliegende Commutator - Abtheilungen miteinander
verbunden, so dass die gegenüberliegenden Spulen nebeneinander ge-
schaltet werden, während in Fig. 12 diese Parallelschaltung durch
Bürsten besorgt wird. In beiden Fällen sind also die vier Quadranten
der Armatur in Parallelschaltung.
400
Bei einer ungeraden Spulenzahl werden die gegenüberliegenden
Spulen, wie aus Fig. 13 ersichtlich, hintereinander geschaltet, und
die Bürstenstellungen unterscheiden sich um 90*^.
Wenn endlich die Spulenzahl durch 2 (aber nicht durch 4)
theilbar ist, so können die Spulen, wie in Fig. 14, verbunden werden.
Diese Methode ist vollständig neu und bei derselben scheinen die
Commutator-Abtheilungen abwechselnd ganz ohne Verbindung zu sein,
leiten jedoch den Strom von den bezw. diametral entgegengesetzten
Spulen ab. Die Bürsten stehen wieder unter 90°.
Fig. 16.
In den beiden letzten Fällen (Fig. i'3 und 14) ist die elektro-
motorische Kraft doppelt und die Stromstärke halb so gross, als in
den beiden ersten (Fig. 11 und 12).
Fig. 15 zeigt die Gesammtansicht der Maschine. Das Modell
liefert 1 10 Volt und35oAmp.; die Magnetwicklungen beanspruchen un-
gefähr 5X- Die Tourenzahl stellt sich auf 735. Das Kupfergewicht in
der Armatur beträgt 24 Kgr. Die Maschine ist 80 Cm. hoch und
130 Cm. lang.
In Fig. 16 ist ein Theil der Elektromagnete fortgelassen, um
eine bessere Ansicht der Armatur zu ermöglichen.
Die Holzschnitte sind dem ^Electrician* vom 10. Juni 1. J. ent-
nommen und wurden uns von dieser Zeitschrift bereitwilligst zur Ver-
fügung gestellt.
Das Aluminium und seine Elektrometallurgie.
Obgleich das Aluminium vielleicht das am meisten verbreitete
Metall ist, so datirt seine wissenschaftliche Darstellung, welche man
Wo hier verdankt, doch erst vom Jahre i<S45 und seine fabriksmässige
Darstellung, die sich aus den Arbeiten von Deville ergab, vom
Jahre 1854. Um das Aluminium in industrieller Weise darzustellen,
musste in der That nicht nur eine Fabrikationsmethode erfunden,
sondern es mussten die zusammenhängenden Erzeugungen des Alu-
miniums, des Chloraluminiums und des Natriums eingeführt werden.
Wir Averden dieselben bei der Beschreibung des De vil 1 e'schen Ver-
401
fahrens, wie dasselbe heute in Salindres angewendet wird, kennen
lernen.
Die Schwierigkeiten der chemischen Verfahrungsweisen bei der
Erzeugung des Aluminiums sind solche, dass sich der Gebrajuch dieses
Metalls, welches Weldon in charakteristischer Weise als das Eisen
der Zukunft bezeichnete, noch nicht verbreitet hat.
Man ist in der That gezwungen, zur Reducirung des Aluminiums
ein sehr theures Reagens, nämlich das Natrium, zu verwenden, denn
die Verwandtschaft des Alum.iniums zum Sauerstoff ist eine derartige,
dass man das Aluminium kaum in directer Weise durch die Kohle
reduciren kann, es sei denn vielleicht bei den ausserordentlich hohen
Temperaturen des elektrischen Lichtbogens ; man ist deshalb auf den
Gedanken verfallen, in der Elektricität ein Mittel zu suchen, mit Hilfe
dessen man das Natrium durch ein minder kostspieliges Reductions-
mittel ersetzen kann.
Neben dieser Lösung, welche die Leser dieser Zeitschrift specieller
interessirt, bietet sich in natürlicher Weise eine noch ganz andere dar,
welche darin besteht, das Natrium zu einem billigeren Preise her-
zustellen. Wir werden bald sehen, dass Herr Castner in New-York
in jüngster Zeit die Darstellung des Aluminiums sehr vereinfacht hat.
Wir wollen jetzt nach und nach die hauptsächlichsten Eigen-
schaften des Aluminiums, seine Gewinnung aus dem Bauxit (Aluminium-
Hydroxyd) und aus dem Kryolith (Fluor-Aluminium) sowohl mittelst
der chemischen Processe, als auch durch die neuesten, allerdings noch
etwas unsicheren Methoden der Elektro-Metallurgie, beschreiben.
Hauptsächlichste Eigenschaften des Aluminiums.
Die hervorragendste Eigenschaft des Aluminiums ist seine geringe
Dichte von 2*50 — 2*70, welche im Vereine mit einer Zähigkeit von
12 — 20 Kgr. pro Quadrat-Millimeter aus demselben eines der verhält-
nissmässig widerstandsfähigsten Metalle macht; es ist bei gleichem Ge-
wichte ebenso widerstandsfähig, wie der Stahl.
Das Aluminium in Stangenform gibt einen hellen reinen Ton ;
man hat es aber noch nicht zu Wege gebracht, aus demselben Glocken
herzustellen.
Es besitzt eine weisse Farbe, die einen bläulichen Anflug hat,
und nimmt, wie das Silber, unter der Einwirkung einer schwachen
Lösung von Aetznatron ein schönes Matt an ; auch lässt es sich mit
dem Glättstahl poliren.
Im reinen Zustande ist es geruch- und geschmacklos; wenn es
aber Silicium enthält, so entwickelt es einen starken Geruch nach
Silicium-Wasserstoffgas und besitzt es einen ausgesprochenen Eisen-
geschmack.
Es ist fast ebenso hämmerbar, wie das Gold; es lässt sich, wie
dieses, bis zu dünnen Blättern schlagen und zu sehr dünnen Drähten
ausziehen, die ebenso zähe sind, wie das Silber nach mehrfachem Aus-
glühen. Bei niedriger Temperatur ist seine Elasticität derjenigen des
Silbers gleich und seine elastische Verlängerung erreicht ungefähr 25
Procent.
Es schmilzt ungefähr bei 700*^'.
Elektrische Leitungsfähigkeit : die Hälfte derjenigen des Kupfers ;
Wärme-Leitungsfähigkeit: 0065 derjenigen des Silbers ;
Specifische Wärme sehr erhöht: 0*225.
Das Aluminium ist nur wenig magnetisch.
27
402
Es wird von trockener oder feuchter Luft und vom Wasser selbst
in der Rothglühhitze nicht, von Schwefelsäure nur wenig angegriffen.
Es löst sich leicht in Salzsäure und in alkalischen Laugen, nicht aber
in Salpetersäure. Organische Säuren und Salze verändern dasselbe
ebenfalls nur wenig.
Das Aluminium ist selten rein ; es enthält oft geringe Mengen
von Eisen, Blei, Natrium und Silicium, welche sich mit demselben so
verbinden, wie der Graphit mit dem Eisen; auch finden sich in dem-
selben eingeschlossene Gase vor, wie Kohlensäure und Wasserstoff.
Diese Verunreinigungen beeinflussen sehr schnell die Eigenschaften des
Aluminiums und namentlich dessen Unveränderlichkeit, die für die Mehr-
zahl seiner Anwendungen von so hohem Werthe ist.
Das Aluminium lässt sich schwer löthen. Es geschieht dies unter
Zusatz von Kupferaluminium und Zink, welche mit Hilfe von Werk-
zeugen aus Aluminium angewendet werden. Man kann es leicht in
Formen aus porösem Sand giessen, die aber sehr trocken und gut
ausgelüftet sein müssen, da es immer etwas teigig ist.
Das Aluminium kann das Silber mit Vortheil ersetzen bei Schmuck-
gegenständen und bei Küchengeschirren ; dann das Messing bei den
Teleskopen, Sextanten und Opernguckern; ferner das Eisen oder den
Stahl bei den Präcisionsapparaten, den Waagen und den Bleistifthältern.
Wegen des zu hohen Preises hat aber das Aluminium bisher nur eine
geringe Anwendung gefunden.
Aluminiumbronze. Das Aluminium gibt mit dem Kupfer eine
gewisse Anzahl von Legirungen oder Bronzearten, von welchen die-
jenigen aus lo Theilen Aluminium und 90 Theilen Kupfer oder aus
I Aequivalent Aluminium und 9 Aequivalenten Kupfer die werthvollste
ist. Es ist dies eine wirkliche Legirung, die sich nicht zersetzt und sich
unter Entwicklung einer bedeutenden Hitze bildet. Wenn dieselbe nach
mehreren Schmelzungen ordentlich bereitet ist, so ist sie dehnbar und
hämmerbar, wie das Eisen, dessen Dichtigkeit von 7*80 sie besitzt. Im
gehämmerten Zustande kommt ihre Zähigkeit derjenigen des Stahles
gleich und beträgt 55 — 60 Kgr. pro Quadrat-Millimeter. In Drähten
widersteht sie einem Zuge von 85 Kgr. pro Quadrat-Millimeter. In
starker Rothglühhitze lässt sie sich walzen, verträgt aber bei dieser
Temperatur die Bearbeitung mit dem Hammer nicht.
Dieses Metall, welches eine goldgelbe Farbe besitzt, politurfähig
und wenig veränderlich ist, könnte die gewöhnlichen Bronzegattungen
und manchmal auch den Stahl mit Vortheil ersetzen ; es würde sich
für die Kanonen, Schreibfedern, Federn und gewisse Maschinenbestand-
theile eignen.
Die Bronze mit 5 % Aluminium, welche weicher ist, als die Bronze
mit 10 X, lässt sich gut hämmern, verliert aber schnell ihren Glanz.
Die Bronze mit 2 oder 3 % lässt sich sehr gut formen und mit
dem Grabstichel, wie mit dem Meissel, leicht bearbeiten.
Ueber 10 X Aluminium hinaus werden die verschiedenen Bronze-
gattungen sehr hart, zerreiblich, zerbrechlich und also unverwendbar
für die Praxis. Es ist dies beispielsweise der Fall bei der Bronze mit
20 X Aluminium, welche die weisse Farbe des Wismuths und dessen
Schmelzpunkt besitzt.
Das Aluminium bildet mit dem Kupfer eine ganze Reihe sehr
zäher Messingarten, die in der Industrie noch keine Verwendung ge-
funden haben.
403
Ihre Zusammensetzung schwankt zwischen den folgenden Grenzen :
Kupfer 6^ — 7 1 %
Zink 271/2—30-^
Aluminium , . . i^/^ — 3X
Die aus 67-4%' Kupfer, 26-8 X Zink und 5 '8% Aluminium zu-
sammengesetzte Legirung widersteht einer Spannung von Gj Kgr. pro
Quadrat-Millimeter.
Alle diese Bronzegattungen verlangen zu ihrer Herstellung ein
ausserordentlich reines Kupfer.
Die Legirungen der Aluminiumbronze mit dem Nickel geben sehr
dehnbare Metalle, welche einen Zug bis zu 70 Kgr. auf den Quadrat-
Millimeter ertragen können
Mitisle gir ungen. Das Aluminium verbindet sich sehr leicht
mit dem Eisen. Die interessantesten dieser Verbindungen verdankt man
Herrn P. Otsberg in Stockholm; dieselben sind unter dem Namen
Mitisguss bekannt.
Man fügt dem nahezu geschmolzenen Eisen, welches sich in
einem Schmelztiegel aus Graphit befindet, ungefähr 0*05 % Aluminium
hinzu, welches mit dem Eisen alsbald eine bei Weitem leichtflüssigere
Legirung bildet. Das Aluminium wird dem Eisen des Schmelztiegels
in der Form einer eisenreichen Legirung hinzugesetzt, welche 6 — 8 %
Aluminium enthält und entweder durch das Verfahren von Co wies
oder durch eine besondere Methode des Herrn Ortsberg, welche
im Wesenthchen in der Schmelzung eines Gemenges von Eisen und
Thonerde besteht, hergestellt wird.
Die Mitislegirungen, welche faserig wie das Eisen und um 30
bis 50 X zäher sind, würden die Gusstahlsorten mit Vortheil ersetzen.
Fabrikation des Aluminiums.
Chemische Verfahrungsarten. Die hauptsächlichen
Methoden der Herstellung des Aluminiums auf chemischem Wege
gründen sich, wie wir dies schon angegeben haben, auf die Reduction
des Aluminiums durch das Natrium.
Verfahren von Salindres. Das nachfolgend angegebene
Verfahren zur fabriksmässigen Darstellung des Aluminiums, welches in
Salindres ausgeübt wird, besteht im Wesentlichen aus den nachstehend
benannten vier Operationen :
1. Bereitung des Natronaluminates ;
2. Bereitung des Thonerdehydrates;
3. Bereitung des aus Chloraluminium und Chlornatrium bestehenden
Doppelsalzes;
4. Gewinnung des Aluminiums aus dieser Chlorverbindung.
Wir wollen nun, wie es innerhalb des Rahmens dieser Zeitschrift
möglich ist, diese vier Phasen des Verfahrens in Kürze beschreiben.
I. Bereitung des Natronaluminates. Das Natronaluminat
wird bereitet, indem man den Bauxit (Eisenaluminat) mit kohlensaurem
Natron erhitzt ; es bilden sich lösliches Natronaluminat, unlösliches
Eisenoxyd und Kohlensäure. Das Gemenge wird in dem Verhältnisse
von I Theil Bauxit auf 2 Theile kohlensaures Natron, welches fein
pulverisirt werden muss, hergestellt. Das Verfahren muss bei einer sehr
hohen Temperatur vorgenommen und darf nach Verlauf von 5 bis 6
Stunden erst nach der vollständigen Zersetzung des ganzen Vorrathes
an kohlensaurem Natron, welche daran zu erkennen ist, dass dasselbe,
wenn es mit Säuren behandelt wird, keine Kohlensäure mehr entwickelt,
beendigt werden. Das in dieser Weise gewonnene Natronaluminat,
27*
404
.welches unschmelzbar, aber in Wasser leicht löslich ist, wird vom
Eisenoxyd durch ein methodisches Schlämmen getrennt, welches darin
besteht, dass man das Aluminat zuerst mit einer schwachen, durch
Auslaugen der letzten Charge erhaltene Lösung und dann mit reinem
Wasser behandelt, welches es vollends auslaugt. Es soll ein Bauxit
verwendet werden, welcher möglichst wenig Silicium enthält, da das
Letztere mit dem Natron und dem Aluminium Silicataluminate des
Natrons bildet, welche schwer löslich sind.
2. Bereitung des Th onerdehydrats. Man bereitet das Thon-
erdehydrat, indem man das Natriumaluminat durch die Kohlensäure
zersetzt; es bildet sich lösliches kohlensaures Natron, welches man vom
Thonerdehydrat durch einmaliges Waschen entfernt. Die Bereitung ge-
schieht in systematischer Weise, indem man die Kohlensäure, welche
durch die Reaction der Salzsäure auf die Kreide entwickelt wurde, durch
die immer stärker werdenden Lösungen von Natriumaluminat hindurchleitet.
Die Reaction, welche kaum nach fünf bis sechs Stunden vollständig vor
sich gegangen ist, darf eine Temperatur über ungefähr /o*^ nicht erreichen,
da man sonst einen gallertartigen Niederschlag von Thonerdehydrat
erhalten würde, der von dem kohlensauren Natron schwer zu trennen
ist, weil er dasselbe gewissermaassen aufgesaugt hat.
Die Lösung des kohlensauren Natrons wird, um es von dem Thon-
erdehydrat zu trennen, filtrirt und dann abgedampft, so dass dasselbe
kohlensaure Salz fast unzählige Male benützt werden kann. Man vollendet
die Trennung des Thonerdehydrats durch die Wirkung einer Trocken-
maschine, durch deren Centrifugalkraft jener Theil des kohlensauren
Natrons entfernt wird, den es nach der Abfiltrirung allenfalls noch ent-
halten könnte. Das so bereitete Thonerdehydrat enthält nie mehr als
2 — 3X kohlensaures Natron.
3. Bereitung des Chlor-Aluminiums und -Natrium^-
Dieses Doppelsalz wird erhalten, indem man ein Gemenge von Thon-
erdehydrat, Meersalz und gepulverter Holzkohle, aus welchem man
faustgrosse, bei 150*^ sorgfältigst getrocknete und dann in lebhafte
Rothglühhitze versetzte Kugeln geformt hat, in einer verticalen Retorte
erhitzt und in dieselbe von unten einen Strom von Chlorgas einleitet.
Das Doppelchlorsalz sublimirt und gelangt durch den oberen Theil
der Retorte in einen irdenen Recipienten. Das in dieser Weise dar-
gestellte Doppelchlorsalz enthält nur mehr Spuren von Eisen. Die
Retorten sind ungefähr i'20 Mtr. hoch und besitzen einen Durchmesser
von 020 Mtr. ; eine Operation dauert zwölf Stunden.
Das Doppelchlorsalz hat vor dem einfachen Chlorsalz den Vortheil,
dass es beständiger und mit demselben leichter zu manipuliren ist.
4. Gewinnung des Aluminiums. Das Aluminium wird aus
dem Clor-Aluminium und -Natrium gewonnen, indem man es in einem
Flammofen mit Natrium behandelt ; es bildet sich Chlornatrium und
Aluminium, da das Natrium zum Chlor eine grössere Verwandtschaft
besitzt, als das Aluminium. Weil aber die einfache Reaction dieser
beiden Substanzen nur Aluminiumkcirner liefern würde, so muss man
denselben ein Flussmittel zusetzen, durch welches dieses Metall
zusammengehalten wird, in Folge dessen man es in Barren erhalten
kann. Als Flussmittel wendet man eine innige Mischung von Kryolith
(eine aus Fluoraluminium und Fluornatrium bestehende Doppel-
verbindung) mit dem Doppelchlorsalz an, welche mit dem Chlornatrium
eine leicht schmelzbare Schlacke bildet, unter der sich das Aluminium
in grosser Masse ansammelt.
405
Die Reaction, welche in dem schon vorher bis zur Rothgluth
erhitzten Ofen stattfindet, ist Anfangs sehr lebhaft, wird aber dann
langsamer und ist unter vielfachem Umrühren nach drei Stunden
beendigt. Wenn der Process beendigt ist, giesst man zuerst die auf
dem Aluminium schwimmende Schlacke, dann das Aluminium, welches
man in Stangenformen leitet, und zuletzt jene grauen, schwereren
Schlacken ab, welche sich unter dem Aluminium befinden. Dieses
letztere reisst immer etwas Schlacke mit, von der man es durch wieder-
holtes Schmelzen befreit. Uebrigens enthält der Kryolith auch oft Spuren
von Phosphor, welche die Qualität des Aluminiums beeinträchtigen.
Zu einer Charge werden loo Kgr. Doppelchlorsalz, 45 Kgr. Kryolith
und 35 Kgr. Natrium verwendet, welche ungefähr iO"5o Kgr. Aluminium
liefern.
Das mittelst dieses Verfahrens bereitete Aluminium kam in
Salindres im Jahre 1872 auf Frcs. 80 pro Kilogramm zu stehen.
Berechnet man das Natrium zum Preise von Frcs. ir32 pro Kilogramm,
so setzte sich der angegebene Preis des Aluminiums aus folgenden
Einzelbeträgen zusammen:
Francs
3"44 Kgr. Natrium ä Frcs. ii"32 38*90
i0'04 „ Doppelchlorsalz ä Frcs. 2*48 . . . 2490
3-87 „ Kryolith ä Frcs. 61 pro 100 Kgr. . 236
29-17 „ Kohle ä Frcs. i'40 pro 100 Kgr. . 0-41
Löhnungen r8o
Verschiedene Auslagen o"88
Zusammen . . . 69*25
10^ Regiekosten . 6"92
Im Ganzen . . . 76- 17
oder in abgerundeter Form Frcs. 80 pro Kilogramm. Man verkaufte
es damals ungefähr um Frcs. 100.
Die jährliche Gesammterzeugung in Salindres stellte sich zu jener
Zeit auf ungefähr 3600 Kgr. Es war dies, wenigstens in Europa, das
einzige Hüttenwerk, woselbst das Aluminium nach einer wirklich
praktischen und vollkommen bestimmten Methode fabriksmässig dar-
gestellt wurde.
Man hat eine grosse Anzahl von Methoden vorgeschlagen, um
das hier vorstehend beschriebene Verfahren zu verbessern oder auch
ganz umzuformen; da aber keine derselben bis jetzt zu einer wirklich
brauchbaren Verbesserung geführt hat, so werden wir uns damit
begnügen, die Theorie der interessantesten unter diesen Vorschlägen
anzugeben.
Reduction durch das Natrium. Herr Webster behandelt
eine Mischung von 3 Theilen Alaun und i Theil Theer, die man bei
ungefähr 250** bereitet hat, mit Salzsäure und setzt den Rückstand in
einer bis zur Rothgluth erhitzten Retorte der Wirkung eines Wasser-
dampf- und Luftstromes aus, wodurch diese Mischung in eine solche von
Thonerdehydrat und schwefelsaures Kali umgewandelt wird, von welcher
man das Thonerdehydrat durch Waschen mit siedendem Wasser trennt.
Hiedurch soll man ein von Eisen und Silicium freies Thonerdehydrat
erhalten. Herr Webster hat in Holywood (bei Birmingham) behufs
Anwendung dieses Verfahrens ein Hüttenwerk errichtet. Nach seinen
Angaben wird dort das Aluminium zum Selbstkostenpreise von Frcs. 50
pro Kilogramm erzeugt, während es in Salindres auf Frcs. pro 80 Kilo-
gramm zu stehen kommt.
406
Das in den Vereinigten Staaten Seitens des Obersten Fris mut
angewendete Verfahren besteht im Wesenlhchen darin, dass man die
in getrennten Retorten erzeugten Dämpfe von Natrium und doppeltem
Chlor-Aluminium, welche sich in einem dazwischen eingeschalteten
Recipienten begegnen, gegenseitig aufeinander wirken lässt. Das
Doppelchlorid wird in Gegenwart von Meersalz in einem Strom von
Chlor verdampft, und der Natriumdampf wird erzeugt, indem man
kohlensaure Soda in Gegenwart von Kohle bis zur Rothgluth erhitzt.
Nach der Angabe von Richards erzeugte das Hüttenwerk des Herrn
Frismut im Jahre 1884 ungefähr 54 Kgr. Aluminium. Es ist dies
die Hütte, aus welcher die Aluminiumpyramide von 4 Kgr. Gewicht,
150 Mm. in der Seite und 250 Mm. in der Höhe messend, hervor-
gegangen ist, die den Obelisk von Washington krönt.
Herr H. J. Castner ist der Erfinder eines Verfahrens, mit Hilfe
dessen es möghch sein soll, die Herstellungskosten des Natriums und
folglich auch jene des Aluminiums, welches unter Anwendung dieses
Reagens dargestellt wird, beträchtlich zu vermindern. Dieses Reagens
konnte in der Industrie bisher durch kein anderes ersetzt werden.
Die am meisten angewendete Methode zur Herstellung des
Natriums besteht bekanntlich darin, dass man das kohlensaure Natron
durch ein Gemenge von Kohle und Kreide reducirt, wobei der Zusatz
von Kreide den Zweck hat, zu verhindern, dass die Kohle auf dem
Bade schwimme, welches alsdann im teigigen Zustande verbleibt. Als
eine Folge dieses Kreidezusatzes ergibt sich auch eine beträchtliche
Erhöhung der Temperatur der Reaction, so dass sich die eisernen
Retorten, in welche sich dieselbe vollzieht, äusserst schnell abnützen.
Herr Castner hatte den Gedanken, die Kreide durch Eisen zu
ersetzen, das man in der Form von Feilspänen mit 30 X ^ehr grob-
körnigen Kohlenpulver vermengt, so dass sich ein Kohlenstoff-Eisen
bildet, welches durch die Formel Fe Q definirt ist Diese Verbindung
besitzt eine derartige Dichtigkeit, dass sie beim Erhitzen mit Aetz-
natron beständig im Inneren des Bades und in inniger Berührung mit
dem Natron verbleibt, welches von ihr nach der Reaction
3 Na OH-]- Fe C<^ = zNa-Y Fe^ CO -f CO^ + 3 H
zersetzt wird. Diese Reaction vollzieht sich bei der Temperatur von
ungefähr 900*^ statt 1500*^, wobei etwa dreimal weniger Kohle gebraucht
wird, als bei dem gewöhnlichen Verfahren. Nach der Aussage des
Herrn Castner könnte man in dieser Weise das Natrium im Grossen
zum Preise von Eres. 3 pro Kilogramm erzeugen, während es in
Salindres auf ungefähr Eres. 10 zu stehen kommt. Da man nun
3-50 Kgr. Natrium aufwenden muss, um i Kgr. Aluminium zu erzeugen,
so sieht man, dass der Preis des Aluminiums ungefähr um Eres. 30
pro Kilogramm herabgesetzt werden könnte. Herr Castner hat in
England ein Hüttenwerk zum Zwecke der Anwendung seines Ver-
fahrens gegründet, welches zu den schönsten Erwartungen berechtigt,
ohne aber bis jetzt die Weihe einer hinreichend langen Praxis
empfangen zu haben.
Verschiedene Reductoren. Ausser dem Natrium hat man
schon seit langer Zeit eine grosse Anzahl von Reagensmitteln, wie den
Wasserstoff, den Kohlenwasserstoff, die Kohle und das Kohlenoxyd,
das Eisen^ das Kupfer, das Zink, das Blei, das Mangan u. s. w. vor-
geschlagen, uncingedenk der Elektricität ; wir körinen aber den Leser
nur darauf verweisen, die Originalabhandlungen der Erfinder dieser Ver-
fahrungsarten, die fast alle im Stadium des ersten Entwurfes geblieben
sind, zu lesen.
407
Ein Verfahren verdient aber gleichwohl, dass man ihm Aufmerk-
samkeit schenke; es ist das Verfahren von Herrn W. P. Thompson,
welcher vorschlug-, die aus Fluor oder Chlor bestehenden Doppelver-
bindungen des Aluminiums und des Natriums durch die vereinigten
Wirkungen des Eisens und der Kohle oder des Wasserstoffs in einer
Art Bessemer'schen Schmelzofens zu reduciren, der zwei Abtheilungen
besitzt. Die eine dieser beiden Abtheilungen, welche die geschmolzene
Masse enthält, wird durch die Hebevorrichtung des Schmelzofens
in die zweite Abtheilung gesenkt, in die man von unten Wasserstoff
und Dämpfe des Doppelchlorürs einspritzt. Es bildet sich eine aus
Eisenaluminium und Kohleneisen bestehende Verbindung, die man in
die erste Abtheilung zurückbringt, woselbst der in dieser Verbindung
enthaltene Kohlenstoff durch Einblasen von Luft verbrannt wird; dann
bringt man die Masse wieder in die erste Abtheilung zurück, wo man
die Reduction durch den Wasserstoff vollendet, nachdem man fast
alles Eisen verbrannt hat. Man gewinnt auf diese Weise eine Legirung
welche einen bedeutenden Aluminiumgehalt hat und nur wenig Eisen
enthält, (Schluss folgt.)
Ueber die Beziehungen der elektrischen Grössen und
den Nutzeffect von Secundärelementen.
Von WILHELM HAEBERLEIN. *)
(Schluss.)
Aus den bisher angeführten Versuchen geht hervor, dass die elektro-
motorische Kraft des offenen Elements nur so lange die aus der Formel
k = e — i ,zv folgende Grösse besitzt, als die an den Elektroden auf-
tretenden Gase in statu nascendi wieder gebunden werden. Sobald aber
die nascirenden Gase auf diese Weise nicht mehr unschädlich gemacht
werden, beeinflussen sie dadurch, dass sie die Elektroden in freiem Zustande
bedecken, das elektromotorische Verhalten zueinander; da dieselben mit
der Unterbrechung des Stromkreises sofort fast gänzlich wieder ver-
schwinden, **) so muss jetzt natürlich die elektromotorische Kraft des
offenen Elements einen ganz anderen Werth haben, als sich aus obiger
Formel ergeben würde.
Zu einem ganz analogen Resultat gelangte ich bei der Ladung von
Securdärelementen bezüglich der Formel :
K=E-^J. W.
Um hier gleich von vorneherein einen etwaigen Einfluss auf die Klemm-
spannung durch Aenderung des inneren Widerstandes richtig beurtheileu zu
können, nahm ich bei verschiedenen Versuchen während der Ladung von
Zeit zu Zeit Widerstandsbestimmungen vor und fand, dass der Widerstand
während der Ladung wesentlich stets denselben Werth behält, welches
Resultat auch von Hall wachs gefunden war.
Ich bestimmte nun während der Ladung von verschiedenen Elementen
die Grössen J und K, nachdem ich W vorher genau gemessen hatte ;
daraus wurde dann die Grösse £ nach der Formel :
E=K—J. W
berechnet und ausserdem die elektromotorische Kraft der offenen Säule von
Zeit zu Zeit beobachtet.
*) Aus Wiedemann's Annalen der Physik und Chemie,
**) Vgl. G. Wiedemann, Elektricität. 2. §. 2,%^, pag. 802.
408
Beobachtungsreilie VII.
Am ig. October ll
Zeit
/
A'
E berechnet
E beobachtet
0-727
2 115
2-07 1
_
0-711
2-140
2-097
—
0709
2-148
2-105
2-IOO
0 706
2-152
2-I0O
—
o'7oi
2-160
2-II8
0695
2-172
2 130
0684
2191
2-150
0-672
2'200
2-160
2-143
0-658
2-238
2 199
0-638
2-261
2-223
0635
2 282
2-244
—
0-628
2-310
2-272
—
0-623
2-346
2-309
2-201
0-615
2-420
2-383
—
0-610
2-458
2-421
2-204
0 605
2-475
2-439
—
0602
2-495
2-459
2-206
0-592
2500
2-464
—
0590
2-507
2-472
2-203
0-590
2-510
2 475
—
0-589
2 510
2-475
2-207
Gas-
entwicklung
4b
om
4
5
4
10
4
15
4
20
4
30
4
40
4
45
4
50
4
55
5
0
5
5
5
10
5
20
5
30
S
40
5
50
6
0
6
10
6
20
6
30
an der negativen
Elektrode
an der positiven
Elektrode
an beiden Elek-
troden stark
Die vorstehenden Versuche zeigen, dass die Grösse:
E=K-~J. W
zunächst fortwährend zunimmt; öffnet man aber den Stromkreis während der
Ladung, so findet man, dass die elektromotori.'jche Kraft des offenen Ele-
ments nur so lange mit der berechneten Grösse übereinstimmt, als keine
Gasentwicklung an den Elektroden sichtbar wird.
Man kann sich diese Erscheinung einfach in folgender Weise erklären.
Der Ladungsstrom entwickelt an der negativen Elektrode Wasserstoff, an
der positiven Sauerstoff; die elektrolytischen Gase können aber auch hier,
ebenso wie bei der Entladung, so lange nicht zu einer besonderen elektro-
motorischen Wirksamkeit gelangen, als sie in statu nascendi an den Elek-
troden wieder gebunden werden. Wie die bei der Entladung oxydirte
negative Elektrode den elektrolytischen Wasserstoff verbraucht, um selbst
reducirt zu werden, so absorbirt jetzt auch umgekehrt die positive Platte
den nascirenden Sauerstoff, indem sie selbst höher oxydirt wird.
Sobald aber die Elektroden nicht mehr im Stande sind, die elektro-
lytischen Gase im Moment ihrer Entstehung zu binden, werden dieselben
die Elektroden im freien Zustande bedecken und so das elektromotorische
Verhalten derselben beeinflussen.
Nachdem ich dieses Resultat festgestellt hatte, war ich gleichzeitig
auf Grund zahlreicher Versuche mit den verschiedensten Elementen, die
unter den verschiedensten Bedingungen untersucht wurden, zu der Ueber-
zeugung gelangt, dass die Elektroden ebensowohl bei der Entladung, wie
bei Ladung je nach dem Zustande, indem sich jede derselben gerade be-
findet, sehr verschiedenartige Veränderungen erleiden können, woraus dann
natürlich auch die mannigfachsten Aenderungen der elektromotorischen Kraft
resultiren müssen. Um überhaupt zu einem klaren Urtheil über die Veränderungen
der Elektroden zu gelangen, habe ich einer Untersuchung der Herren
409
S t r e i n t z und A u 1 i n g e r *) einige Daten entnommen und in Verbindung
mit meinen eigenen Untersuchungen zu weiteren Folgerungen benutzt, die
wohl geeignet sein dürften, auf die Vorgänge sowohl bei der Ladung, als
bei der Entladung von Secundärelementen einiges Licht zu werfen.
Streintz und Aulinger fanden die Potentialdifferenz von Zink
und Blei, mittelst eines Ed e 1 m a nn'schen Quadrantelelctrometers gemessen,
zu 0"45 Volt, wenn das ßlei rein metallisch, dagegen zu 0*75 Volt, wenn
es etwas oxydirt, und zu — 0*29 Volt, wenn es mit elektrolytischem
Wasserstoff bedeckt war. Eerner haben die genannten Herren die Potential-
dififerenz von superoxydirtem Blei und Zink zu etwa 2 '65 Volt ermittelt.
Beobachtungsreihe VIII.
Am 27. October li
Zeit
K
E berechnet
E beobachtet
Gas-
entwicklung
9h i5r
9 16
9
9
9
9
9
9
9
10
17
18
19
20
25
30
45
o
10 15
10 20
10 25
10 30
10 40
10 50
I I o
11 10
II 20
II 30
1 1 40
II 50
12 O
12 15
12 30
12 45
15
45
o
0-653
o'642
0637
0-634
0631
0630
0-628
0626
0623
0-617
0-613
0-605
o-6oi
0-595
0-585
0-575
0561
0-556
0-545
0-536
0-529
0524
0520
0-514
0-510
0-510
2019
2-077
2-093
2105
2 110
2-1 14
2-127
2-131
2-140
2 150
2- 160
2-178
2184
2-190
2-204
2-212
2-222
2-233
2-248
2-291
2-345
2371
2-401
2-433
2-456
2-473
2-484
2496
2 504
2-510
2 510
1-980
2-038
2-054
2-066
2071
2-075
2-o88
2-093
2-102
21 12
2-122
2-140
2-146
2-153
2 167
2-175
2-186
2 197
2-212
2-256
2-310
2-337
2368
2-400
2424
2441
2453
2-465
2-473
2-479
2-479
an der negativen
Elektrode
2-134
2-20Ö
2-204
2-207
2-205
an der positiven
Elektrode
an beiden Elek-
troden stark
Aus diesen Daten folgt ohne Weiteres, dass die Potentialdifferenz von
Bleisuperoxyd und Blei etwa 2-2 Volt betragen muss, wenn das Blei sich
in rein metallischem Zustande befindet ; denn :
PbOg I H2SO4 I Zn = 2-65 Volt,
Zn I H2SO4 I Pb = 0-45 „
PbOg I H2SO4 I Pb =2-2 Volt,
Ferner folgt aus obigen Zahlen, dass selbst eine schwache Oxydation
des Bleies schon im Stande ist, die Potentialdifferenz bis auf i-g Volt zu
erniedrigen, wie andererseits die Gegenwart von elektrolytischem Wasser-
*) Streintz u, Aulinger, Wied. Ann.- 27, pag. 178. 1886.
410
Stoff die Potentialdlff^erenz bis auf 2*g Volt zu steigern vermag. Für die
Wirksamkeit der Secundärelemente ergibt sich daher ganz unzweifelhaft
das Resultat, dass die Elektroden nur so lange Bleisuperoxyd und reines
Blei sein können, als die elektromotorische Kraft etwa 2' 2 Volt beträgt.
Diese Grösse aber besitzt die elektromotorische Kraft erfahrungsmässig nur
einige Zeit nach der Unterbrechung des Ladungsstromes | hat das Element
eine Zeit lang offen gestanden, oder ist auch nur kurze Zeit ein schwacher
Entladungsstrom hindurchgegangen, so zeigt dasselbe nur noch eine elektro-
motorische Kraft von ca. 2 Volt. Dies ist auf Grund der obigen Erörterungen
dadurch zu erklären, dass die bei der Ladung metallisch gemachte negative
Elektrode allmälig eine schwache Oxydation erfährt. Während der bei der
Entladung ausgeschiedene Wasserstoff zunächst genügend Sauerstoff vor-
findet, um mit ihm Wasser zu bilden, so dass die positive Elektrode in
ihrem Verhalten nicht wesentlich verändert wird, sind die Verhältnisse an
der negativen Elektrode ganz andere ; letztere wird durch den elektro-
lytischen Sauerstoff allmälig schwach oxydirt; sie wird sich daher anders
elektromotorisch verhalten müssen, als in rein metallischem Zustande.
Aus den vonStreintz und Aulinger angegebenen Zahlenwerthen
ergibt sich als Potentialdifferenz für Bleisuperoxyd und Blei, welches an der
Luft gelegen hat und daher mit einer schwachen Oxydschicht überzogen
ist, der Werth von i"g Volt. Hiebei ist jedoch wohl zu berücksichtigen,
dass, wie sich von vorneherein erwarten lässt, die Dicke der Oxydschicht,
wenigstens innerhalb gewisser Grenzen , die Potentialdifferenz beein-
flussen muss.
Bei allen meinen Versuchen betrug die elektromotorische Kraft zu
Anfang der Entladung annähernd 2 Volt und sank mit der Entladungsdauer,
also auch mit der zunehmenden Oxydation ganz langsam bis zu dem jähen
Abfall der Klemmspannung, wie sich dies aus den Tabellen V und VI er-
kennen lässt. Beide Versuchsreihen zeigen auch, wie verschieden die
Aenderung der elektromotorischen Kraft bei verschiedenen Elementen sein
kann; während bei dem einen Element die anfängliche elektromotorische
Kraft 2*005 Volt beträgt und der steile Abfall der Klemmspannung bereits
erfolgt, wenn die elektromotorische Kraft noch einen Werth von 1*95 Volt
besitzt, beträgt die anfängliche elektromotorische Kraft in dem anderen
Falle nur 1*97, und die Klemmspannung beginnt erst ihren jähen Abfall
bei l'8 Volt. Diese Verhältnisse waren nicht einmal für ein und dasselbe
Element constant, sondern änderten sich mit den jeweiligen Versuchs-
bedingungen und dem Zustande des Elements.
Wenn man a priori erwägt, welche besonderen Umstände die Ab-
nahme der elektromotorischen Kraft so zu beeinflussen vermögen, so sind
die beiden Fälle wohl zu unterscheiden, dass entweder die positive oder
die negative Elektrode den Abfall bedingt.
Wie die negative Elektrode zu sehr oxydirt sein kann, um in der
früheren Weise elektromotorisch zu wirken, ebenso kann auch der Fall ein-
treten, dass die positive Elektrode so sehr desoxydirt ist, um ihrerseits den
Abfall der Klemmspannung herbeizuführen. Da nun je nach den besonderen
Umständen der eine oder der andere Fall für sich allein oder auch beide
gleichzeitig eintreten können, so wird danach die Aenderung der elektro-
motorischen Kraft immer eine andere sein ; diese Erscheinungen werden
daher so verwickelt, dass man zu einem genaueren Urtheil darüber nur ge-
langen kann, wenn man das besondere Verhalten einer jeden Elektrode
unter möglichst zu variirenden Versuchsbedingungen beobachtet, welche von
mir selbst theilweise angestellten Untersuchungen mich indessen hier zu
weit führen würden. Die von Streintz und Aulinger in dieser Hin-
411
sieht angestellten Untersuchungen *) genügen leider schon deshalb nicht,
weil bei ihnen offenbar nur die negative Elektrode den Verfall bedingte,
weshalb auch für die von den Genannten ausgesprochene Schlussfolgerung
kein Anspruch auf allgemeine Giltigkeit erhoben werden kann. , Es würde
sich daraus einfach die praktische Forderung ergeben, dass man die wirk-
same Oberfläche der negativen Elektrode im Vergleich zu der positiven
vergrössert; dies lässt sich aber in der That durch eine zweckmässige
Formirung erreichen, ohne dass das Bleigewicht des Accumulators dadurch
wesentlich erhöht wird.
In ähnlicher Weise gestalten sich auch die Vorgänge bei der Ladung,
bei welcher sich jedoch der Umstand als von besonderem Vortheil erweist,
dass hier das Auftreten der freien Gase dauernd und mit den Augen deut-
lich wahrnehmbar ist. Bei der Entladung wird eben durch das Auftreten
von freien Gasen der Strom selbst, die Ursache der Gasentwicklung, der-
artig geschwächt, dass die Gase niemals sichtbar werden können. Bei dieser
Gelegenheit will ich wenigstens nicht unerwähnt lassen, dass bei den Ent-
ladungen mit verhältnissmässig hoher Stromstärke ganz deutliche Wallungen
an den Elektroden wahrnehmbar wurden, deren Grund wohl darin zu suchen
ist, dass das bei der Entladung mit grosser Stromintensität in reichlichem
Maasse entwickelte Wasser sich nicht sofort mit der Säure vermischt und
so die Erscheinung der Schlieren zeigt.
Während die frei auttretenden Gase bei der Entladung die Klemm-
spannung bald auf ein Minimum herabdrücken müssen, sind die Verhältnisse
bei der Ladung gerade die umgekehrten, indem hier die frei auftretenden
Gase die Klemmspannung vergrössern. Der für die Entladung angewandten
Schlussweise analog, kann man auch bei der Ladung aus dem Verhalten
der elektromotorischen Kraft Rückschlüsse auf die Natur der Elektroden
machen, die dann noch durch die an den einzelnen Elektroden wahrnehmbare
Gasentwicklung unterstützt werden.
Aus zahlreichen Versuchen folgt, dass die elektromotorische Kraft fast
unmittelbar nach Beginn der Ladung einen Werth von etwa 2 Volt zeigt.
Wie aus den Tabellen VII und VIII ersichtlich, nimmt diese Grösse langsam
zu bis 2' 2 Volt, was nach den früheren Erörterungen ganz erklärlich ist,
da nun die negative Elektrode durch den nascirenden Wasserstoff allmälig
immer mehr den metallischen Charakter wieder erhält. Besitzt die aus der
Formel 1^=^ E -\- J . W berechnete Grösse £ einen höheren Werth, so ist
dies stets eine Folge von frei auftretenden Gasen ; diese Grösse nimmt dann
je nach der Stärke der Gasentwicklung bis zu einem Maximum zu, welches
seinerseits selbst von dem Zustande der Elektroden abhängt. Während
dieses Maximum bei den Versuchen VII und VIII etwa bei 2*5 Volt ein-
trat, beobachtete ich bei anderen Versuchen auch grössere Werthe, und
zwar bis hinauf zu 2*9 Volt, welche Grösse sich namentlich dann ergab,
wenn beide Platten sich noch in verhältnissmässig natürlichem Zustande be-
fanden; überhaupt scheint mir dies Maximum umso grösser zu sein, je
weniger gut die Elektroden formirt sind. Um sich über die Vorgänge bei
der Ladung ein zutreffendes Urtheil zu bilden, wäre es ebenfalls erforderlich,
das elektromotorische Verhalten der einzelnen Elektroden zu untersuchen.
Da jedoch aus allen meinen Versuchen das Resultat unzweifelhaft hervor-
geht, dass die frei auftretenden Gase für die Entladungsarbeit des Secundär-
elements fast völlig verloren**) sind, so würde eine solche Untersuchung
kein genügendes Interesse bieten.
*) Streintz u. Aulinger, Wied. Ann. 27, pag. 17S, li
**) Vgl. Streintz u, Aulinger, 1. c. pag. 183.
412
Wie auch aus den Tabellen VII und VIII hervorgeht, verschwindet
die durch die freien Gase verursachte Zunahme der elektromotorischen
Kraft mit der Unterbrechung des primären Stromkreises fast vollständig,
indem die Potentialdifferenz alsbald den Werth von etwa 2' 2 Volt erreicht,
ein Beweis, dass die Elektroden nur Bleisuperoxyd und rein metallisches
Blei sein können. Dass diese Grösse manchmal unmittelbar nach dem
Oeffnen des Ladungsstromes einen höheren Werth zeigt, rührt jedenfalls
daher, dass die letzten Spuren der freien Gase erst allmälig wieder ge-
bunden werden. Die elektromotorische Kraft sinkt aber auch dann bis auf
etwa 2 Volt herab, wenn das Element einige Zeit offen steht, hiefür ist
nach meiner Ansicht ein einfacher Erklärungsgrund darin zu finden, dass
die bei der Ladung durch den elektrolytischen Wasserstoff rein metallisch
gemachte negative Elektrode durch die Schwefelsäure schwach oxydirt
werden muss.
Ueber den Nutzeffect von S e c u n d ä r e 1 e m e n t e n. Der
grösste Vorzug der Secundärbatterien gegenüber den anderen galvanischen
Batterien besteht bekanntermaassen darin, dass dieselben im Zustande der
Erschöpfung immer wieder neu geladen und so mit verhältnissmässig ge-
ringem Aufwände wieder in den Zustand ihrer früheren Wirksamkeit
versetzt werden können. Dazu ist nur nöthig, einen primären Strom
durch das Element hindurchzuschicken, der einer beliebigen Kraftquelle ent-
nommen werden kann. Um den ^Nutzeffect* oder „das elektrische Güte-
verhältniss* eines Secundärelements zu ermitteln, hat man einfach das Ver-
hältniss *) der bei der Entladung erhaltenen nutzbaren Arbeit zu der bei
der Ladung aufgewendeten Gesammtarbeit aufzustellen. Die bei der Ent-
ladung erhaltene nutzbare Arbeit lässt sich ausdrücken durch :
t
^ i.k .dt,
0
und die bei der Ladung aufgewendete Totalarbeit ist:
T
JJ.K.dT; es ist also:
0
J i . k . dt
0
SJ.K.dT
0
das elektrische Güteverhältniss. F'alls nun ebensowohl bei der Ladung, als
bei der Entladung keine Verluste vorkämen, so würde genau eine der bei
der Entladung erhaltenen Arbeit gleiche Arbeitsmenge genügen, um die
Elemente auf den Status quo ante zu versetzen; es würde dies einen Nutz-
effect von lOOX ergeben.
Bei der Entladung kann aber schon deshalb nicht alle bei der Ladung
aufgewendete Arbeit wieder nutzbar gemacht werden, weil der innere Wider-
stand bei der Ladung den Spannungsverlust J . W und bei der Entladung
einen solchen von i .w Volt veranlasst. Es wird daher die Klemmspannung
beim Laden diejenige beim Entladen etwas übertreffen. Für die praktische
Ausführung von Secundärbatterien ergibt sich daher ganz naturgemäss die
Forderung, den inneren Widerstand möglichst klein zu machen.
Ganz bedeutende Verluste treten ein, wenn die elektrolytischen Gase
im freien Zustande an den Elektroden auftreten. Dies kann einerseits dadurch
verursacht werden, dass die Stromstärke im Verhältniss zur wirksamen
Oberfläche der Elektroden zu gross ist, woraus sich die praktische Forderung
ergibt, die ^^Stromdichte* unterhalb einer gewissen Grenze zu halten, welche
übrigens bei den verschiedenen Elementen ganz verschieden sein kann.
*) Vgl. Ilallwachs, Inauguraldissertation, pag. i8; Wied. Ann. 22, pag. 84. 1884.
Ferner Aron, Elektrotechn. Zeitschr. 4, pag. 342, 1883.
41-3
Andererseits können aber die freien Gase auch bei Beobachtung der
richtigen Stromdicbte auftreten, wenn nämlich die Ladung nicht rechtzeitig
unterbrochen wird, da dann die Elektroden so weit oxydirt, resp. reducirt
sind, dass sie die entwickelten Gase nicht mehr völlig zu binden vermögen.
Sobald aber die entwickelten Ionen bei der Ladung nicht mehr in statu
nascendi sofort wieder gebunden werden, sondern frei entweichen, sind sie
nicht nur für die Entlastungsarbeit verloren, sondern sie bewirken, was
noch weit schlimmer ist, eine Zunahme der Klemmspannung, welche aber
sofort mit der Unterbrechung des primären Stromkreises verschwindet und
daher nur einen nutzlosen besonderen Aufwand an Energie erfordert ; wie
von vorneherein zu erwarten war und zudem noch aus den Tabellen VII
und VIII ersichtlich ist, sinkt die Stromintensität der Zunahme der Klemm-
spannung entsprechend, da sich ja die elektromotorische Kraft der Secundär-
batterie von derjenigen der primären Stromquelle subtrahirt.
Es ist daher im Interesse eines guten Nutzeffectes unbedingt geboten,
bei der Ladung gehörige Rücksicht darauf zu nehmen, dass keine freien
Gase an den Elektroden auftreten können. Bei verschiedenen Elementen,
deren negative Elektrode mit 20 ß^ \gtr Salpetersäure behandelt war, gelang
es mir, bei Einhaltung der richtigen Stromdichte dem Element eine grössere
Ladung so zu ertheilen, dass die Klemmspannung beim Laden diejenige
beim Entladen nur um wenig mehr als J. l'V-\-i.W übertraf, ein Resultat,
welches auf Grund obiger Erwägungen über den Einfluss der Oxydations-
schicht nicht mehr überraschen kann.
Auch bei der Entladung hat die Stromdichte einen grossen Einfluss
auf das elektrische Güteverhältniss, da nach den früheren Erörterungen die
Elektroden umsomehr ausgenutzt werden, je länger sie die elektrolytischen
Gase zu binden vermögen. Ferner treten bei den Secundärbatterien be-
deutende Verluste dadurch ein, dass, wie Gladstone und Tribe *)
zeigten, locale Ströme zwischen dem Bleisuperoxyd und dem Blei der
Anode auftreten, die nicht nur, während das Element nach der Ladung
offen steht, sondern sogar während der Ladung und Entladung selbst Ver-
luste verursachen können. Diese ,Localaction*, vielleicht noch in Verbindung
mit einer directen Einwirkung der Schwefelsäure auf die Elektroden, ver-
mag ein Element mit der Zeit unwirksam zu machen, auch ohne dass ein
Entladungsstrom hindurchgegangen ist.
Daraus geht auch ohne Weiteres hervor, dass der Nutzeffect umso
höher sein wird, je kleiner die zwischen der Ladung und Entladung liegende
Zeitdauer ist.
Während alle anderen Verluste bei Berücksichtigung obiger Aus-
führungen in ziemlich befriedigendem Maasse vermieden werden können,
handelt es sich bei der Localaction um einen V^erlust, der in der Natur der
Elektroden selbst begründet ist, und der daher, wenn dies überhaupt mög-
lich, nur durch eine geeignete Herstellung der Elektroden selbst zu ver-
hüten sein wird.
Dass alle Verluste auf ein Minimum reducirt werden können, geht
daraus hervor, dass sich bei einigen, ohne irgendwelche sichtbare Gas-
entwicklung geladenen Elementen ein Nutzeffect von 87 — 92/,' ergab.
Wenn man hiebei berücksichtigt, dass die von mir untersuchten Ele-
mente nur eine geringe Oberfläche und daher einen sehr hohen inneren
Widerstand hatten, so sieht man, dass es möglich sein wird, einen Nutz-
effect von etwa 95 % zu erzielen. Freilich ist hiebei wohl zu erwägen, dass
die Entladung; fast immer unmittelbar auf die Ladung folgte, weshalb die
*) Gladstone u. T i i b e, The Chemistry of the secondary batteries of Plante
and Faure.
414
Verluste durch Localaction überhaupt nur sehr gering waren, und dass
ausserdem die Ladung sowohl als die Entladung mit der grössten Sorgfalt
geschah.
Zum Schlüsse erlaube ich mir nur noch einige Bemerkungen darüber,
inwiefern die galvanische Polarisation für die Wirksamkeit der Secundär-
batterien in Frage kommt. Während verschiedene Autoren diese Frage ein-
fach unberührt lassen, sagt v. Reichenbach in der Schlussbemerkung
zu seiner Uebersetzung der obencitirten Schrift von Gladstone und
T r i b e, dass die sogenannte galvanische Polarisation für die Wirksamkeit
des Secundärelements fast gar keine Bedeutung habe. Dem gegenüber sei
hier ausdrücklich darauf hingewiesen, dass man bei der Entscheidung obiger
Frage die folgenden zwei Arten *) von Polarisation zu unterscheiden hat :
1. Die durch die elektrolysirende Wirkung des Stromes ausgeschiedenen
Stoffe wirken selbst elektromotorisch, und
2. die Elektroden werden durch die an ihnen ausgeschiedenen Ionen
secundär so verändert, dass sie anders elektromotorisch wirken, als vorher.
Der erste Fall ist im Wesentlichen der Vorgang beim Wasserzer-
setzungsapparat mit Platinelektroden, wo die Ionen Wasserstoff und Sauer-
stoff selbst elektromotonisch wirken ; dagegen kommt die zweite Art bei
den Secundärelementen so lange in Betracht, als die Gase im Moment ihrer
Entstehung wieder gebunden werden ; sobald dies aber nicht mehr der Fall
ist, tritt die erste Art der Polarisation hinzu.
In den meisten bisher betrachteten Fällen, so z. B. unzweifelhaft bei
den Versuchen von S t r e i n t z und A u 1 i n g e r, sind beide Arten von
Polarisation eingetreten. Aus meinen Versuchen geht aber zweifellos das
Resultat hervor, dass für den Nutzeffect nur die zweite Art von Polarisation
Bedeutung hat, während die Polarisation durch freie Gase nur Arbeitsver-
luste herbeiführt und daher möglichst ganz vermieden werden muss.
Sofern man also die Bezeichnung „Polatjisation" nicht auf den Fall
beschränken will, wo die freien Gase selbst elektromotorisch wirken, sondern
wenn die Giltigkeit derselben sich auch auf den Fall erstreckt, wo die
Elektroden durch die nascirenden Gase in ihrem elektromotorischen Ver-
halten secundär verändert werden, kann man den Secundärelementen mit
vollem Rechte den Namen „Polarisationselemente" beilegen.
Herrn Prof. Dr. W. Kohlrausch sage ich sowohl für die An-
regung zu dieser Arbeit, als auch für die Liberalität, mit der er mir die
für die Versuche erforderlichen Apparate und Materialien zur Verfügung
stellte, meinen herzlichsten Dank.
Elektrotechnisches Institut der Königl. Techn. Hochschule zu Hannover,
Jänner 1887.
Technische Galvanometer.
VoD HARTMANN und BRAUN in Bockenheim-Frankfurt a. M.
I. Neuer Voltmeter in Dosenform.
Die Ansprüche, welche heute an einen Spannungszeiger gestellt
werden, der für den Betrieb von elektrischen Lichtanlagen bestimmt ist,
sind erstens : hoher Widerstand, der die dauernde Einschaltung des
Instrumentes ohne eine, die Genauigkeit der Angaben schädigende Er-
wärmung gestattet; zweitens: grosse Empfindlichkeit bei rascher
Einstellung des Zeigers; drittens: grosse Intervalle der Scale
besonders an der Gebrauchsstelle, um müheloses Ablesen aus einiger Ent-
*) Vgl. G. Wiedemann, 2. §. 707, pag. 639.
415
fernung zu ermöglichen; viertens: Unempfindlichkeit gegen benach-
barte Stromleitungen, sowie gegen mechanische Einwirkungen.
Nur wenige der im Gebrauch befindlichen Constructionen erfüllen alle
diese Bedingungen. Bei dem in Fig. i in seiner äusseren Form abgebildeten
Instrument ist der Gesammtwiderstand so gewählt, dass auf je ein Volt
durchschnittlich ca. 50 Ohm entfallen; der Querschnitt des Drahtes ist so
gross, dass der Strom eine die Angaben des Instrumentes beeinflussende
Fig. I.
Fig. 2.
Widerstandserhöhung nicht hervorbringt. Die Bewicklung des Solenoids
besteht aus Kupferdraht, die des Ballastwiderstandes aus Neusilber; das
Verhältniss der Mengen dieser beiden Drahtsorten ist so günstig, dass die
Veränderung des Widerstandes durch äussere Temperaturschwankungen
innerhalb lO Grad die Genauigkeit der Angaben des Instrumentes um kaum
mehr als i % beeinflusst.
Fig. 3.
^
60
\\\\\\niil/////
//
3165 Ohm.
^
^
-^
■P^
Da die mittlere Temperatur, welche während der Aichung eines
Instrumentes herrscht, jedesmal bestimmt wird, und die aus dem vor-
genannten Wicklungsverhältniss sich ergebende Constante leicht zu er-
mitteln ist, so kann bei der Ablesung der durch grössere Temperatur-
differenzen bedingte kleine Fehler berücksichtigt werden. Uebrigens kann
dieser bei der Verwendung des Instrumentes als Spannungszeiger bei elek-
trischen Lichtanlagen, wofür es zunächst bestimmt ist, namentlich dann
vernachlässigt werden, wenn es nicht in zu grosser Nähe der Dampfleitung
angebracht wird.
Der bewegliche Theil des Instrumentes besteht aus einer mit gehär-
teten kleinen Stahlspitzen armirten Aluminiumachse, welche in Achathütchen
416
gelagert ist ; an der einen Seite derselben befindet sich der Zeiger, und in
der Mitte, durch Seitenwände gehalten, ein Cylindermantel-Segment aus
dünnem weichen Eisenblech, Durch die Leichtigkeit dieses S)rstems und
eine, durch geeignete Schwerpunktslage günstige Schwingungsdauer ist die
zweite Bedingung erfüllt.
Conaxial zu dem beweglichen Eisenkern, aber unbeweglich gelagert,
ist ein ähnliches Eisensegment oder auch mehrere angebracht, die durch
den im Solenoid circulirenden Strom in gleichem Sinne polarisirt werden,
wie das bewegliche Segment und daher je nach ihrer gegenseitigen Lage
anziehend oder abstossend auf letzteres wirken. Der Verlauf der Scale
hängt sowohl von der Lage der festen Eisenkerne zu dem beweglichen,
Fig. 4.
ftO
90
100
"////
't,
////
V
5575
7^
o
<>
wie auch von der Form der ersteren ab, die je nachdem die Intervalle der
Scale constante Grösse, oder an einer bestimmten Stelle gross sein sollen,
parallele oder abgeschrägte Begrenzungen erhalten, wie solche in Fig. 2
punktirt angedeutet sind ; endlich wird die Scale auch beeinflusst durch die
Lage des Schwerpunktes des schwingenden Theiles.
Fig. 3 stellt die Scale eines Spannungszeigers für Glühlichtanlagen
von 65 Volt Normalspannung dar und Fig. 4 eine solche für hundert-
voltige Lampen.
Die mehrfach constatirte Unempfindlichkeit gegen benachbarte Strom-
leitungen mag ihre Ursache darin finden, dass die beiden aufeinander ein-
wirkenden Eisentheile in gleicher Weise beeinflusst werden.
Für Monteure werden tragbare Instrumente hergestellt, welche mit
zwei verschiedenen Wicklungen versehen sind , deren abwechselnde Be-
nützung durch einen Umschalter verwickelt wird; diese Instrumente enthalten
beide abgebildeten Scalen auf etwas kleinerem Radius übereinanderstehend.
Alle für Beleuchtungsanlagen bestimmten Instrumente sind auf Anziehung
der Eisenkerne construirt. In Fig. 5 dagegen ist eine Anordnung ersicht-
lich, wobei zwei feste Kerne anziehend und ein Kern abstossend auf den
beweglichen Kern wirken; diese Einrichtung in Verbindung mit der Form
der Kerne, welche in der Figur gestreckt gezeichnet sind, ergab eine Scale
mit fast ganz proportionalen Intervallen. Der bewegliche Kern (in der
Figur schraffirt) wird von Anfang an in der Richtung des Pfeiles von dem
einzelnen festen Kern abgestossen und von den beiden anderen Kernen
gleichzeitig angezogen, wodurch im Gegensatz zu den in Fig. 3 urfd 4 abge-
bildeten Scalen, schon die Anfangstheile zur Messung benutzt werden können.
Der geringe remanente Magnetismus, der in den minimen Eisenmassen
zurückbleibt, verliert sich innerhalb einiger Minuten vollständig, kommt also
bei Beleuchtungsbetrieben, die über Tag eingestellt sind, nicht in Betracht.
Die Instrumente haben sich für dauernde Einschaltung in mehreren
hunderten Exemplaren bereits be ährt und zeichnen sich durch sehr ge-
fällige Ausführung aus. Der Durchmesser der Dose beträgt ca. 12 Amp.
Es mag noch erwähnt werden, dass dieselben in folgenden Aichungen
mit möglichst constanten Intervallen ausgeführt werden :
von 0'5 bis 5 Volts m Zehntel-Volts getheilt,
„ I „ 20 „ „ halbe „ „
« 5 „ 50 „ „ ganze „ „
von 10 bis 100, von 30 bis 200 Volts u. a. m.
Auf Verlangen werden Instrumente mit Zusatzwiderständen und Um-
schaltern versehen und mit zwei oder mehreren Scalen hergestellt, die sich
unmittelbar aneinander anschliessen, z. B, die erste Scale von 0*5 — 5, die
zweite von 5 — loo Volts, so dass man auf diese Weise ganz bequeme
Laboratoriums-Instrumente erhält,
2. Federgalvanometer für sehr starke Ströme.
Das im zweiten Jahrgang dieser Zeitschrift, Heft 13, S. 393, beschriebene
Federgalvanometer nach Fr. Kohlrausch hat sich in über tausend Exem-
plaren in der Praxis vorzüglich bewährt. Die Bedenken, welche Viele gegen
die Constanz von Spiralfedern haben, dürften durch die von Wilh. Kohl-
rausch ausgeführten Untersuchungen*) vollständig beseitigt sein. An
genannter Stelle wird empfohlen, grössere Stromstärken durch Abzweigungen
an Amperemetern für geringere Stromstärken zu messen. Einfacher und zu-
verlässiger ist die Verwendung von Solenoiden mit genügend starkem
Querschnitt. Die bis lOO Amp. brauchbaren Instrumente sind mit isolirten
Drähten bewickelt; Fig 6 zeigt die Scale eines solchen Instrumentes in
natürlicher Grösse (die Instrumente werden stets etwas höher als für den
maximalen Gebrauchsstrom geaicht). Da bei den Stromzeigern die Erwär-
mung auf die Richtigkeit der Angaben des Instrumentes keinen merkbaren
Einfluss hat, so kann der Querschnitt der Windungen unbedenklich so
gewählt werden, dass auf 3 Amp, 1 Qu. -Mm. Drahtquerschnitt kommt. Bei
Drähten von über 6 Mm Dicke bietet aber das Wickeln auf den kleinen
Durchmesser des Solenoids grosse Schwierigkeiten; deshalb werden für
Stromzeiger iür mehr als 100 Amp. bis zu looo Amp. Kupferhohlcylinder
von 10, 15 und 20 Mm. Wandstärke verwendet, in welche Spiralen mit
8, 10 oder 16 Mm. Steigung eingefräst werden, wodurch Solenoide aus
durch Luft isolirten Kupferwindungen .„von entsprechend grossen Quer-
schnitten entstehen. Ein Stromzeiger mit 14 Windungen von ca. 75 Mm.
Querschnitt ergibt die in Fig. 7 dargestellte Scale. Die Instrumente für
mehrere hundert Amperes haben neuerdings für die Centralbeleuchtungs-
Anlagen besonderen Werth erlangt, wobei in jeden Hauptstromkreis ein
solches eingeschaltet wird ; die Angaben der Instrumente, die eventuell
gleich eine Graduirung nach Lampenzahl erhalten können, geben jederzeit
ein Bild über die Beanspruchung des betreffenden Stromkreises.
*) Elektrotechnische Zeitschrift, Berlin 1886, S. 323, Centralblatt für Elektrotechnik,
München 1887, S. 35.
28
418
Bei diesen Stromzeigern für sehr starke Ströme ist auf eine stärkere
Zuleitung besonders zu achten. Am besten geschieht dies durch Einlöthen
der Kabel in eine kupferne Hülse, welche in einen massiven Conus aus-
läuft, der nach Art eines Hahnes in die an jedem Ende des Solenoids
sitzende Kupferbüchse eingeschlossen ist und in diese durch eine Schraube
fest eingezogen werden kann. Diese Vorrichtung wird jedem Instrument
beigegeben.
Fig. 6.
-0
-10
-20
-30
-40
-50
-60
-70
-80
-90
-100
Amp
130
Fig. 7.
-0
50
Fig. 8.
-100
-150
-200
Amp
-250
-300
Fig. 9
3. Kleine Stromzeiger.
In vielen Fällen wird gewünscht, den in Zweigleitungen verbrauchten
Strom messen zu können, namentlich bei Parallelschaltungen von Bogen-
lampen, Für diese Zwecke wurde ein billigeres Federgalvanometer in ein-
facherer Ausführung hergestellt, das in Fig. 8 in ein Drittel nach Grösse
dargestellt ist. Da es indessen nicht anging, die einzelnen Elemente des
Federgalvanometers proportional zu verkleinern, und tia die mehr zufällig
entstandene F'orm des kleinen Stromzeigers eine keineswegs günstige Scale
ergab, so wurde in der Veränderung der Form des aus einer leichten
Röhre gebildeten Eisenkernes ein Mittel gesucht, eine Scale mit möglichst
proportionalen Intervallen zu erreichen. Es ist dies vollständig gelungen,
dadurch, dass der röhrenförmige Eisenkern in bestimmter Höhe mit zwei
diametral aneinander gegenüberliegenden Ausschnitten, von der in Fig. 9
419
dargestellten Form versehen wurde. In Fig-. lo ist die ungünstige Aichungs-
curve, die der zuerst volle Eisenkern ergab, mit der verbesserten des aus-
geschnittenen Kernes eingezeichnet.
Fig. lo.
^
L__^
■^/
^
X
4
1
y
//
^
V\
AmjL.
Um diese kleinen, wohlfeilen Instrumente auch für Schul- und Labo-
ratoriumszwecke brauchbar zu machen, werden dieselben auch statt mit
Fig. II.
Fig. 12.
40
50
-60
-70
Fig- U-
— 0
— 60
-80
— 90
— 100
-110
120
-80
130
Volt
l^tO
Volt
einer Wandplatte mit einem Fuss (Fig. il) versehen und in drei Aichungen
hergestellt, nämlich von 0"5 bis 5 Amp., von l bis lO und von 3 bis 20,
25 oder 30 Amp.
4. Das Kohlrausch'sche Federgalvanometer als Spannungszeiger.
Während man bestrebt ist, die Scalen von Stromzeigern mit möglichst
gleich grossen Intervallen zu ermöglichen, so hat man beim Spannungszeiger,
wie bereits früher erwähnt, dafür zu sorgen, dass die Scale nur von der
28*
420
Gebrauchsstelle möglichst grosse Theile ergebe. Unter Reibehaltung- der
von Kohlrausch bestimmten Verhältnisse der Elemente des Federgalvano-
meters war es nicht leicht möglich, lediglich durch Bewicklung mit vielen
Windungen dünnen Drahtes ein für die Praxis und für dauernde Einschal-
tung geeignetes Voltmeter zu erhalten ; Herr Kohlrausch selbst bezweifelte
dies auch, wie dies aus einer gelegentlichen Bemerkung über die Bewährung
der Federgalvanometer hervorgeht. *) Durch die Anwendung einer weicheren
Spirale (Vermehrung der Windungszahl und Vergrösserung des Durchmessers
der Feder) und durch entsprechende Durchschnitte der Eisenrohre **) ist
es aber gelungen, Spannungszeiger dieser Form herzustellen, welche alle
im Eingang erwähnten Bedingungen erfüllen. Fig. 12 zeigt die Scale
eines Federgalvanometers für 65 Voltsspannung (natürliche Grösse) mit einem
Widerstände von über 3000 Ohm und Fig. 13 die Scale eines solchen für
ca. 100 Voltsspannung mit ca. 5000 Ohm Widerstand. Die Eisenkerne
solcher Instrumente sind mit Ausschnitten versehen, welche die in Fig. g
punktirt angegebene Form haben. In der Anfangsstellung sind also nur
ganz kleine Eisenmassen in das Solenoid eingetaucht.
Da bei den meisten Beleuchtungsanlagen nur Voltmeter verwendet
werden und das dosenförmige Instrument neben seinen übrigen guten Eigen-
schaften den Vorzug einer gefälligeren Form für sich in Anspruch nehmen
darf, so wird dasselbe jetzt fast ausschliesslich nur als Spannungszeiger
ausgeführt. Als Stromzeiger aber dürfte das Kohlrausch'sche Federgalvano-
meter bisher von keinem anderen Instrument übertroffen worden sein.
Eine einfache Methode zur Vergleichung magnetischer
Felder.
Von H. LUGGIN.
(Aus dem physikalischen Institute der k. k. deutschen Universität in Prag.)
(Vorgelegt in der Sitzung am 31. März 1887.)
Schwingt ein Leiter in einem magnetischen Felde, so wird durch die
im Leiter inducirten Ströme eine dämpfende Kraft hervorgebrache, welche
mit der zweiten Potenz der Kraft des Feldes in geradem Verhältnisse steht.
Bei constanter Schwingungsdauer ist diese zweite Potenz dem logarithmi-
schen Decremente der Schwingungen proportional. Diese Beziehung schien
mir ein einfaches Mittel zur Vergleichung homogener magnetischer Felder
zu bieten und ich beschloss, diesbezüglich eine Probe anzustellen.
Als schwingenden Leiter wählte ich ein Guldenstück, dass zwischen
den platten, 6 Cm. breiten, 1 1 Cm. hohen und 3*5 Cm. von einander ab-
stehenden Polschuhen an zwei Coconfäden so aufgehängt war, dass seine
Seitenflächen vertical standen und in der Ruhelage den Kraftlinien parallel
waren ; das Letztere Hess sich leicht durch Drehen am Torsionskopfe er-
reichen. Eine Drehung des Kopfes aus der Nullstellung und wieder in die-
selbe zurück erzielte Schwingungen um eine verticale Achse. Da aber die
Münze sich im magnetischen Felde fast aperiodisch einstellte, wurden vorne
und rückwärts sehr dicke Glasplatten aufgekittet und darüber Ablesespiegel
befestigt, von denen der eine das Bild einer Scala in ein Fernrohr warf
und so die Beobachtung der (Jmkehrpunkte ermöglichte, durch welche sich
das Dämpfungsverhältniss bestimmt. Die Ströme im Elektromagneten wurden
mit einer 3-6 Meter entfernt aufgestellten Wi e d e m ann'schen Boussole ge-
messen; Herr Assistent Jaumann hatte die Freundlichkeit, diese Ab-
'') Elektrotechnische Zeitschrift, Berlin 1885, Seite 194.
") Auch in Oesterreich-Ungarn patentirt.
421
lesungen zu besorgen, wofür ich ihm bestens danke. Vor jeder Messung
wurde der Silbergulden zum Schwingen gebracht, hernach der Strom ge-
schlossen, und Stromstärke und Dämpfungsverhältniss — beide aus Umkehr-
punkten — gleichzeitig beobachtet.
Das Ergebniss der Messungen lässt sich mit grosser Annäherung
dahin zusammenfassen, dass die Kraft des Feldes der Stromstärke pro-
portional war. In der folgenden Tafel, welche die einzelnen Versuchs-
resultate enthält, bedeuten n die auf die Tangente reducirten Scalenaus-
schläge der W i ed e ma n n'schen Bussole, welche wegen der störenden
Wirkung des Elektromagneten noch mit einem Correctionsgliede versehen
werden mussten, und \ ist das logarithmische Decrement der Schwingungen
in Brigg'chen Logarithmen, vermindert um das durch die Luftdämpfung
hervorgerufene Decrement Xq = 0*0007. Da die Schwingungsdauer durch
die Dämpfung beeinflusst wird, mussten die X erst auf jene Schwingungs-
dauer, welche der Gulden im ungedämpften Zustande hat, bezogen werden,
um Werthe zu erhalten, deren Quadratwurzeln den Intensitäten der Felder
proportional sind. Diese Quadratwurzeln, mit der durch die Versuche er-
mittelten Zahl 151 '2 mulliplicirt, liefern die Grössen n' der dritten Colonne,
die vierte Colonne enthält die Dififerenzen n — n'.
0*4020
o'4oio
03932
0-3703
0-3695
0-3691
0-3524
0-2270
0-2139
0-1768
0-1503
0-1415
0-1182
01136
0-0574
00245
0-0241
0-C162
93 49
92-73
92-26
88-95
88-76
88-12
88-39
69-95
67-98
62-46
57-04
5505
51-15
49-98
3571
24-23
24-56
i9'59
9284
92-72
91-85
89-18
89-09
89-05
87-07
70-38
6838
62-43
57-73
56-04
51-30
50-35
35-88
23-50
2334
19 Ol
+ 0-65
-(- o-oi
+ 0.41
— 0-23
— 033
+ 0-07
+ 1-32
— 0-43
— 0-40
-f-0-03
— 0-69
— 0-99
— 0-15
— 0-37
— 0-17
+ 0-73
-\- 1-22
+ 0-58
Die drei zuletzt mitgetheilten Resultate sind wahrscheinlich durch die
bei so schwachen Strömen nicht unbeträchtliche Einwirkung der remanenten
Magnetismen in den Polschuhen erheblich beeinflusst. Im Uebrigen glaube
ich, dass die Abweichungen der Ziffern in der dritten Colonne von denen
in der vierten, welche einen halben Sealentheil übersteigen, auf Schwankungen
des Nullpunktes der Bussole zurückzuführen sind. Durchgehende Ströme
Hessen im Elektromagneten immer remanenten Magnetismus zurück, der die
Ruhelage der Bussole oft um zwei Theilstriche verschob. Nun wurde zwar
die Vorsicht angewendet, bei den aufeinanderfolgenden Messungen immer
den Stromsinn zu wechseln und je zwei aufeinanderfolgende Nullpunkte in
einen zusammenzufassen, aber dessenungeachtet wiesen die so berechneten
422
Ruhelagen noch immer Aenderungen auf. Den stärksten Schwankungen
laufen die grössten Abweichungen des Endresultates parallel.
Es dürfte von Interesse sein, die Grenzen zu kennen, innerhalb
welcher die Proportionalität von Stromstärke und Kraft des Feldes fest-
gestellt wurde, die betreffenden Daten waren von Herrn Dr. Tumlirz
und mir zu anderem Zwecke ermittelt worden. Aus den verschiedenen Ab-
lenkungen, welche eine an Drähten aufgehängte und von gemessenen
Strömen durchflossene Spule zuerst im erdmagnetischen Felde und dann in
dem des Elektromagneten erfuhr, ergab sich die Stärke des letztgenannten
Feldes gleich 47*20 H.i. Hier bedeuten H die Horizontalcomponente des
( -- - ^
22—1
Erdmagnetismus, welche zu 0*203 \Cm. & sec j bestimmt wurde, und t
ist die jeweilige Stromstärke im Elektromagneten gemessen in Ampere. Ein
Strom von 0*0480 Ampere entsprach eineni Scalentheile -Ausschlag an
der W i ed e m ann'chen Bussole; demnach erzeugte ein Strom von einem
{ -- - \
22 — 1
Scalentheile ein Feld 0*4599 \Cm. g sec j und schwankten die Felder
bei den mitgetheilten Messungen zwischen 42 '69 im ersten und 8*742
1 1
22 — 1
Cm. g sec ] im letzten Falle. Wenn man den Veränderungen der
Schwingungsdauer, welche durch Abänderung der Aufhängung verursacht
werden, Rechnung trägt, kann natürlich ein so graduirtes Stück jederzeit
verwendet werden, um magnetische Felder zu messen, auch dann, wenn diese
Felder von Wechselströmen erzeugt werden sollten.
Sehr starke Felder könnten mit Hilfe von Dämpfungsbeobachtungen
direct geaicht werden. Wenn eine in sich geschlossene Spule von kreis-
förmigem Querschnitte in der Ruhelage mit ihrer horizontal gestellten Achse
zu den ebenfalls horizontal verlaufenden Kraftlinjen eines homogenen Feldes
senkrecht steht, so wird sie bei kleinen Schwingungen um eine Vertical-
^ . , ., , . ^ . i^-ETto
achse in einem gegebenen Zeittheilchen von emem Strome — z = — —
durchflössen. Hier bedeuten F die Windungsfläche, W den Widerstand und
oj die Winkelgeschwindigkeit im betreffenden Zeittheilchen, H ist die Kraft
des Feldes. Dieser Inductionsstrom verursacht ein die Bewegung verzögerndes
Moment j^. . Das durch die inducirten Ströme verursachte logarithmi-
W
sehe Decrement ist demnach in B r i g g'schen Logarithmen
I F'^m
X = 0'43429 .
W
KV 1(1 F'^B'^y^
W
wo K das Trägheitsmoment und t die Schwingungsdauer bedeuten.
Wenn ein in sich geschlossener Ring aus Kupfer, dessen Querschnitt
( -- - ^
22 -1.
gegen den Radius klein ist, in einem Felde von 20 \Cm. g sec ) in
der oben angegebenen Stellung um einen verticalen Durchmesser als Achse
mit 10 Secunden Schwingungsdauer schwingt, so ist sein logarithmisches
Decrement um X = 002 791 grösser als das Decrement eines gleichen aber
an einer Stelle durchgesägten Ringes. Hiebei wurde das Leitungsvermögen
des Kupfers zu 54 und seine Dichte zu 8*9 angenommen. Bei Mangel aller
übrigen Dämpfung würde das angegebene Decrement einem Dämpfungsver-
hältniss i"o664 entsprechen. Dasselbe gilt für eine in sich geschlossene Spule ;
423
denn stellt man sich vor, dass der Ring durch einen spiraligen Schnitt bei
unveränderter äusserer Form in eine solche Spule verwandelt wird, so
blieben Decrement und Dämpfungsverhäitniss ungeändert, da das Quadrat
der Windungsfläche F- und der Widerstand W in dem gleichen Ver-
hältnisse zunehmen.
Wäre die Dämpfung einer geöffneten Spule sehr klein, so Hessen sich
Veränderungen im üecremente wie die obige sehr genau beobachten und
man könnte, wenn Windungsfläche , Trägheitsmoment , Widerstand und
Schwingungsdauer der Spule bekannt sind, aus dem Zuwachse des Decre-
mentes beim Schliessen der Spule die Kraft des Feldes in absolutem Maasse
berechnen.
Aus dem Sitzungsanzeiger der k. k. Akademie.
Herr Prof. Loschmidt überreicht in
der letzten Sitzung über eine von Herrn
Dr. James Moser im physikalisch-chemischen
Laboratorium der Wiener Universität aus-
geführte Untersuchung nachfolgende Notiz
, über dieZe riegung der elektromoto-
rischen Kräfte galvanischer Ele-
mente in ihre Potentialdifferenzen.*
Ich beehre mich mitzutheilen, dass ich
die elektromotorische Kraft galvanischer
Elemente experimentell in ihre Summanden
zerlegen konnte. Diese Summanden sind die
Potentialdifferenzen an den Grenzflächen der
Elektrolyte. Ich konnte diese Summanden
einzeln beobachten und ihre berechnete
Summe fand ich in Uebereinstimmung mit
der gemessenen elektromotorischen Ge-
sammtkraft des Elementes.
Im Anschluss an die Experimentalunter-
suchuDgen des Herrn Gabriel Lippmann
von 1875 über Quecksilber-Elektroden einer-
seits und andererseits an die von C. F.
Varley von 1870 über die condensatorischen
Wirkungen an Elektrodenflächen hat Herr
V. Helmholtzden Satzausgesprochen, ,dass,
wenn eine schnelle abtropfende und übrigens
isolirte Qnecksilbermasse durch die tropfende
Spitze mit einem Elektrolyten in Berührung
ist, das Quecksilber und der Elektrolyt kein
verschiedenes Potential haben können.* Herr
W. Ostwald macht in seinem Lehrbuche
der allgemeinen Chemie, II. 489, auf diese
Tropfelektroden aufmerksam und benützt sie
bereits als ein Mittel zur Bestimmung von
Potentialdifi"erenzen.
Mich interessirten diese Tropfelektroden
zunächst deshalb, weil ich in ihnen ein Mittel
erblickte, Sitz und Grösse der treibenden
Kräfte beim Concentrationsstrom zu be-
stimmen. Bei diesen Strömen, über welche
ich zuletzt vor einem Jahr und zwei Jahren
der kaiserlichen Akademie Mittheilung
machte, ist die Metall-Contactkraft ganz
ausgeschlossen.
Ich fand die elektromotorische Kraft
einer Kette
Zn I verdünntes Zn Cl^ \ concentrirtes Zn Zl^
Zn^=. 0-15 Volt.
Dann bestimmte ich mittelst Tropf-
elektrode, indem ich die absoluten Werthe
der Kräfte an den Grenzflächen mit v, /, c
bezeichne
v= i-io Volt
c = o68 Volt
f-\- c = 0-95 Volt
Der Kraft an
vom Metall zur
Flüssigkeit.
der Anode i"io wirkt
also erstens die Kraft an der Kathode o"68
und ferner die Kraft an der Grenze der
verdünnten und concentrirten Lösung 0*27,
im' Ganzen 0*95 entgegen, so dass die re-
sultirende Summe o'i5 ist, was mit der Be-
obachtung stimmt.
Jetzt stellte ich ein Daniell'sches
Element aus drei Gläsern und Hebern zu-
sammen und fand mittelst Tropfelektrode
Zn
Zn
Cu
2^S0a = 198 , »T . 11
ZnS0ACuS0, = 232 ^om Metall zur
CuSoV =40/ Flüssigkeit.
Hieraus folgt die Totalkraft = 232 — 40
gleich 192, was wiederum mit der directen
Beobachtung i Dan == 192 genau stimmt.
Ebenso ergab sich beim Latimer-Clark-
Element
Zn\ZnSO^=^ l^Z vom Metall zur Flüssig-
keit,
Eg I EgSOi \ ZnSO^ = 62 von der Flüssig-
keit zum Metall!
Hier addirt sich 183 -}- 62 = 245 ( =
= i'43 Volt), was mit der directen Be-
obachtung wieder genau übereinstimmt.
Diese exacte Uebereinstimmung der be-
rechneten Summe mit der Beobachtung lässt
für die Contactkraft der Metalle unterein-
ander keinen Spielraum mehr übrig.
Die elektrische Beleuchtung der Eisenbahnzüge.
Die schon vor einiger Zeit auf einzelnen
Bahnen in Nordamerika, England, Frankreich,
und neuestens auch in Deutschland in Angriff
genommenen Versuche mit elektrischer Be-
leuchtung der Personenzüge gewinnen ein
erhöhtes Interesse, seitdem man in Folge der
in diesem Jahre erfolgten mehrfachen Un-
fälle, bei welchen durch die vorhandenen
Beheizungs- und Beleuchtungsanlagen zugleich
Brandkatastrophen herbeigeführt wurden, be-
strebtist, auf eine Verbesserung dieser Anlagen
zu denken und sie so einzurichten, dass eine
424
directe Feuersgefahr von den Personenwagen
gänzlich ausgeschlossen ist. Die elektrische
Beleuchtung ist rücksichtlich dieser Gefahr-
losigkeit unzweifelhaft den anderen Be-
leuchtungsarten voran , abgesehen davon,
dass sie auch in anderer Beziehung mit
wesentlichen Vortheilen verbunden ist, die
ihr eine ausgedehnte Verwendung sichern.
Dass dieselbe trotzdem bisher nur vereinzelt
Anwendung gefunden und auch da mehr-
weniger sich noch in dem Stadium des Ver-
suches befindet, hat vor Allem darin seinen
Grund, dass es verschiedene Systeme gibt,
die hier zur Anwendung kommen können,
und dass jedes derselben erst im Betriebe
einer sorgfältigen und ausgedehnten Er-
probung unterzogen werden muss, bevor
sichergestellt ist, welches davon sich unter
den obwaltenden Umständen als das beste
und betriebssicherste empfiehlt. ^ Immerhin
haben die bisher gemachten Versuche ergeben,
dass die elektrische Beleuchtung au-.führbar
ist, und dass sie unter Umständen von solchem
Erfolge begleitet sein kann, dass deren
dauernde Anwendung nur eine Frage der
Zeit ist.
Zu den verschiedenen Systemen gehören
vor Allem drei: Es kann die Quelle für den
nöthigen elektrischen Strom eine im Zuge
miigeführte kräftige Batterie sein, oder es
kann dieselbe in Accumulatoren liegen, die
in einzelnen Stationen geladen und in die
Wagen eingelegt werden, oder es kann der
Strom von einer im Zuge mitgeführten
Dynamomaschine kommen, die entweder von
einem besonderen Motor oder von einer Wagen-
achse betrieben wird.
Nach dem ersten System ist unseres
Wissens ein Zug zwischen Paris und Brüssel
eingerichtet, der nun mit dieser Beleuchtung
nahezu ein Jahr gelaufen ist.
Die Beleuchtuug mit Hilfe von Accu-
mulatoren, die in einer Station geladen und
in diesem Zustande in die betreffenden Wagen
eingeschaltet werden, hat die Pennsylvania-
Eisenbahn nunmehr durch zwei Jahre bei
einigen Wagen mit Erfolg versucht Ebenso
hat die Boston und Albany Bahn dieses
System vorerst an einem Wagen versucht
und hat sich in Folge der günstigen Resultate
veranlasst gefunden, einen der zwischen New-
York und I,5osten verkehrenden Expresszüge
damit vollständig einzurichten.
Die mit diesem Zuge bisher erzielten
Erfolge haben vollständig befriedigt, wenn
auch die Kosten etwas höher sind als die
der bisher dort in Gebrauch befindlichen Be-
leuchtung mit Oellampen.
Nach dem dritten Systeme, bei welchem
der nöthige elektrische Strom durch eine im
Zuge mitgeführte Dynamomaschine erzeugt
wird, wurde Zuerst in England auf der I.ondon,
Brighton & South Coasf Eisenbahn *) im
grösseren Umfange versucht, und laufen auf
dieser Bahn gegenwärtig vier Züge, welche
mit dieser Beleuchtung versehen sind. Seit
* Nähere Beschreibung siehe „Technische
Bundschau" Nr. 25, Jahrgang 18S6.
mehr als zwei Jahren sind endlich auch in
Deutschland in dieser Richtung eingehende
Versuche gemacht worden, und ist nach den
gemachten günstigen Erfahrungen von der
elektrotechnischen Fabrik in Cannstatt im
Frühjahre i886 ein Personenzug für die
Strecke Stuttgart — Hall der königl. Württem-
bergischen Staatseisenbahnen eingerichtet
worden, während seit Mai dieses Jahres auch
auf der Main-Neckar Bahn zwischen Frankfurt
a. M und Heidelberg ein nach dem gleichen
System eingerichteter Personenzug verkehrt.
Es dürfte nicht unwillkommen sein, nach
den , Technischen Blättern* eine nähere Be-
schreibung diese Systems, welches nunmehr
zu einer bemerkenswerthen Vollkommenheit
gediehen ist, zu geben.
Für die Durchführung derselben waren
folgende Hauptbedingungen zu erfüllen :
I. Die Beleuchtung soll unabhängig sein von
der Zugsgeschwindigkeit und Zugsrichtung,
also insbesondere soll der Stillstand des Zuges
keinerlei Elinfluss ausüben ; 2. die Beleuch-
tung muss von der Locomotive unabhängig
sein, es darf also die Bewegung der Dynamo-
maschine nicht von dieser aus erfolgen;
3. bei Zügen, die nicht als ein geschlossenes
Ganzes die gesammte zu durchfahrende
Strecke zurücklegen, muss eine Trennung
der einzelnen Wagen möglich sein, ohne
damit irgendwie die Beleuchtung zu beein-
flussen ; 4 man muss in der Lage sein, im
Nothfalle einzelne Wagen eines elektrisch
beleuchteten Zuges auszuwechseln gegen
andere welche zwar mit elekirischen Lampen
ausgestattet, aber für die Inbetriebsetzung
der Beleuchtling momentan nicht vorbereitet
sind, derart, dass diese doch ohneweiters in
genügender Weise mit Licht versorgt sind.
Desgleichen wird es in vielen Fällen erforder-
lich sein, dass einem zusammengestellten Zuge
im Verlaufe seiner Fahrt bis zu einem ge-
wissen Grad weitere Wagen ohne Beein-
trächtigung der Beleuchtung angehängt werden
können. 5. Die Einrichtung für die Beleuch-
tung muss derart sein, dass kein besonderer
Elektriker zur Begleitung des Zuges noth-
wendig ist; es soll das schon vorhandene
Zugspersonale zur Bedienung genügen.
Die allgemeine Disposition der in den
vorgenannten zwei Zügen getroffenen Ein-
richtung ist nun die folgende: In einer Ab-
theilung des Gepäckwagens ist eine Dynamo-
maschine nebst den zur Regulirung nöthigen
Apparaten aufgestellt. Zum Antriebe der-
selben ist auf der nächstliegenden Wagenachse
eine Riemenscheibe aufge.-etzt, von welcher
aus ein nahezu waagrechter Riemen eine Vor-
legwelle treibt, welche ihrerseits einen über
Spannrollen geführten Riemen zur Dynamo-
maschine sendet; der von der letzteren
erzeugte Strom dient zur Ladung von Accu-
mulatoren. Jeder Wagen enthält zwei Accu-
mulatorbatterien zu je acht Accumulatoren,
System Kothinsky, von welchen die eine
bei Bewegung des Zuges geladen wird,
während die andere zur Speisung der Glüh-
lampen dient. Die Beleuchtung ist auf diese
425
Weise von der Bewegung des Zuges und von
der Fahrgeschwindigkeit unabhängig gemacht.
Dadurch, dass die zur Speisung der Lampen
dienende Accumulatorgruppe nicht mit der
Stromquelle in Verbindung steht, ist ferner
auch erreicht, dass das Licht von Schwan-
kungen, bezw. Pulsationen vollständig unab-
hängig ist. Bei früheren Einrichtungen gab
die Dynamomaschine den Strom direct für
die Lampen, und nur, wenn die Fahrge-
schwindigkeit unter eine gewisse Grenze kam,
wurden Sammelbatterien eingeschaltet, was
aber immer eine Störung und Schwankungen
in der Lichtstärke ergab.
Wenn nun nach der jetzigen Anlage in
der Accumulatorenbatterie für die Speisung
der Lampe die Spannung in Folge der Ent-
ladung so weit sinkt, dass die Lichtstärke der
Glühlampen eine merkliche Schwächung er-
fahren würde, so wird durch einen einfachen
Umschalter die inzwischen geladene zweite
Batterie mit den Glühlampen, die theilweise
entladene Balte; ie dagegen mit der Dynamo-
maschine verbunden. Da die Ladung der
Sammler ungefähr fünf Stunden ausreicht, so
hat der Zugbegleiter nach dieser Zeit zu
dieser Umschaltung blos einen einfachen
Handgriff umzulegen.
Dieser Austausch lässt sich in den ver-
schiedenen Waggons imabhängig von den
übrigen vornehmen.
Die Dynamomaschine hat neb^t den zur
Regulirung nöthigen Apparaten ihre Auf
Stellung wie oben erwähnt im Gepäckswagen,
ihren Antrieb erhält sie unter Vermittlung
zweier zur Riemenführung dienenden Leit-
rollen von einer Riemenscheibe aus, welche
auf eine Radachse obigen Wagens aufge-
setzt ist.
Die zur Abnahme des Stromes dienenden
Bürsten sind auf einer Brücke montirt,
welche sich bei der Vor- und Rückwätts-
bewegung des Wagens automatisch so stellt,
dass das Functioniren der Dynamomaschine
von der Richtung der Bewegung unabhängig
wird.
Jeder Wagen enthält zwei Accumulatoren-
batterien zu je acht Accumulatoren ; dieselben
sind, wie bereits gesagt, abwechselnd an die
Glühlampen oder an die Dynamomaschine
gelegt und werden im Gepäckwagen neben
die letztere, im Postwagen im Inneren, in
den Wagen L und II, Classe unter dem Fuss-
boden, in den Wagen III. Classe unter den
Sitzen, placirt. Das Gewicht einer Batterie
beträgt 150 Kgr., somit pro Wagen 300 Kgr,
Um zu verhüten, dass bei geringer Fahr-
geschwindigkeit durch die bereits in der
Sammelbatterie voihandene Spannung der
Strom in die Dynamomaschine zurückfliesst,
ist ein Regulator vorhanden, welcher erst
bei einer Spannung der Dynamomaschine,
welche der Accumulatorspaiirung gleich-
kommt, und bei einer Fahrgeschwindigkeit
von 30 Km. in der Stunde erreicht wird,
den Strom durch die Sammler gehen lässt.
Weil ferner zum Laden der Stromsammler
eine constante Stromstärke erforderlich ist,
so ist ein weiterer Regulator angebrächt,
welcher selbstthätig durch Einschaltung von
Widerständen die Stromstärke regelt, und
sie al.so von der Umdrehungr-zahJ der Dynamo-
maschine unabhängig macht.
Zur Beleuchtung dienen Glühlampen,
System Bernstein, welche an der Wagen-
decke angebracht und durch Glasglocken ge-
schützt sind. In den Wagen IH. Classe sind
zwei Lampen zu drei Kerzen, in den Wagen
II. und I. Classe drei Lampen zu fünf,
bezw. 16 Kerzen verwendet. In den Wagen
I. und II. Classe sind auch Vorkehrungen
getroffen, um die Lampen durch Einschalten
künstlicher Widerstände dunkler leuchten zu
lassen. Die Verbindung der einzelnen Wagen,
das heisst der in ihnen befindlichen Accu-
mulatoren, geschieht durch Kabel mittelst
eines Contactes, welcher Aehnlichkeit mit der
Kupplung der Westinghouse-Bremse hat.
Sämmtliche Batterien I, bezw. II, sind beim
Laden parallel geschaltet, während beim
Entladen jede Batterie eines Wagens die in
demselben vorhandenen Glühlampen speist.
Endlich ist noch im Gepäckwagen ein Strom-
und Spannungsmesser angebracht, um Strom-
stärke und Klemmspannung während des
Ladens controliren zu können.
In der auf S. 426 veranschaulichten Figur
bedeuten: A die Dynamomaschine; B die
Accumulatorenbatterie I und II; C die Glüh-
lampen ; D einen automatischen Strom-
schlüssel; E einen Stromregulator; /^ Draht-
widerstände in Verbindung mit E.
Ist der Umschalter so gestellt, dass die
1 nach 4 1 . ,
^ beziehungsweise
2 > 3
I — 2
dagegen
S-6
und
Verbindung von
i unterbrochen
6 — 7
Z hergestellt ist, dann speist die Batterie II
die Glühlampen C, während Batterie I mit
der Dynamomaschine A in Verbindung steht.
Der Stromverlauf ist folgender :
Der Hauptstrom ( — ) gelangt
von der -[--Bürste a nach al, durch die Queck-
silbernäpfe c unter Vermittlung des Metall-
bügels f durch die dicken Windungen des
Solenoids dd vom Stromunterbrecher D zu
dem Doppelsolenoid gghh des Stromregu-
lators E zum Punkte A', und durch die
Batterie I zurück zur Bürste ö der Dy-
namomaschine. Gleichzeitig zweigt von den
nämlichen Bürsten ein Nebenstrom ( )
ab, welcher enthält die dünnen Windungen
der Stromunterbrechers /?, die Regulirwider-
stände F und die Feldmagnt-te der Dynamo-
maschine A (4-'^' '^^ '^"'' Widerstände i — 5 ;
Ableiiungsstreifen- 5^ Quecksilbernapf 10,
Stift der Wal/.e m, Windungen der Feld-
magnete, — l>).
Die Regulirung erfolgt nachstehend.
Wird der äussere Strom in Folge ver-
langsamter Bewegung der Dynamomaschine
schwächer, so sinkt der Doppeleisenkern i i
herab und die Rolle 12 setzt sich so in Be-
wegung, dass die mit niedrigen Ziffern ver-
426
sehenen Stifte der Walze m in die ent-
sprechenden Qaecksilbernäpfe tauchen.
Taucht z. B. ein Stift in 7 ein, so geht
der Strom nur durch die Widerstände l und 2 ;
der Strom in den Feldmagneten wird kräftiger
entsteht in den geschlossenen Windungen der
Feldmagnete ein genügender Nebenstrom, um
den Eisenkern e herabzuziehen, der Haupt-
strom wird wieder hergestellt und das Spiel
beginnt von Neuem.
und dementsprechend wieder die normale
Stromstärke mj^äusseren Strom erzielt.
Sinkt die '(Geschwindigkeit unter eine
bestimmte Grenze, so wird der Hauptstrom
so schwach, dass e von dd nicht mehr tief
genug eingezogen wird; in diesem Falle
gleitet der Bügel f aus den Quecksilber-
näpfen c und der Hauptstrom ist unterbrochen ;
läuft die Dynamomaschine wieder rascher, so
In Betreff der bei den gegenwärtig in
Württemberg für die Zugbeleuchtung be-
nutzten und von der Rotterdamer Firma de
Küthinsky gebauten Accumulatoren gibt
Prof. Dr. Diettrich über eine specielle
Type folgende Gewichtsverhältnisse an: Es
hat der Accumulator Typus A^ mit 300 Ampöre-
stunden Capacität und mit dem maximalen
Lade- und Entladestrom von 218 Ampfere,
427
also bei
300
= 6'2 Stunden Entladungs-
dauer, die Dimensionen 34-5 X 5 ' X '^'5 ^™-
und ein Gewicht mit Kasten und Deckel,
aber exclusive Säure, von 03 Kgr., mit Säure
von 77 Kgr. Dieser Accumulator kann eine
Arbeit abgeben von 630 Stundenvoltampäre =
= 630 X 3600 Vollcoulomb 3z= ^30X3^00 ^
^ ^^^ 9-81
= 231.000 Mtr.-Kgr. Man hat also pro I Kgr.
. 231.000
Gesammtgewicht = = 3000 Meter-
77
Kilogramm = 29.430 Voltcoulomb, und pro
I Kub.-Dm. Gesammtvolumen 7086 Meter-
Kilogramm = 69.514 Voltcouiomb. Die
angewandten Lampen — welche sich wegen
ihres mechanisch günstigen Röhrenquer-
schnittes für den vorliegenden Zweck sehr
gut eignen — verbrauchen pro Normal-
kerze 3*7 Voltampere, das heisst pro Secunde
3'7 Voltcoulomb, es liefern also die Accu-
mulatoren
pro I Kgr. Gesammtgewicht 7954 Secun-
den-Normalkerzen,
pro I Kub. - Dm. Gesammtvolumen
18.800 Secunden -Normalkerzen
oder man kann ein Licht von I Normal-
kerze erhalten
pro 1 Kgr. Gesammtgewicht 2 2 Std. lang,
pro I Kub.-Dm. Gesammtvolumen 5'2 Stun-
den lang.
Diese Zahlen beziehen sich, wie gesagt
auf einen bestimmten Typus, dessen Wahl
von der Länge des Zuges abhängt. Bei dem
zwischen Stuttgart und Hall verkehrenden
Zuge beträgt das Gewicht einer Accumula-
torenbatterie ca. 150 Kgr., so dass sich eine
Belastung des Wagens von ungefähr 300 Kgr.
ergibt.
Was noch die Kosten dieser Beleuch-
tungsart anlangt, so betragen dieselben nach
Angabe der genannten elektrotechnischen
Fabrik für die Einrichtung eines Wagens
Mk. 600 — 1000, für die des Gepäckswagens
(ohne Beleuchtung) Mk. 3500 — 4000. Die
Betriebskosten, welche allerdings noch nicht
nach wirklichen Ergebnissen berechnet werden
können, weil die Betriebszeit noch zu kurz
ist, belaufen sich unter Annahme einer Daner
der Glühlampen von 600 Brennstunden, der
Accumulatoren von drei Jahren bei 10 ^/o Ab-
schreibung der übrigen Einrichtunj^en aui
3' 15 Pfg. für eine Lampe und Brennstunde,
während die Kosten der Gasbeleuchtung mit
3'5 — 4'8 Pfg. angegeben werden.
Zum Schlüsse sei noch das Urtheil aus
dem von Prof. Dr. Kitt 1er abgegebenen
Gutachten über die hier in Rede stehende
Einrichtung wiedergegeben :
a) die ganze Disposition ist einfach,
ohne elektrische und mechanische Compli-
cationen, daher das Functioniren ein exactes ;
i) das Licht ist frei von Pulsationen,
die Helligkeit ausreichend, im Uebrigen in
beliebiger Stärke durch entsprechende Wahl
der Glühlampen zu erzielen ;
c) die Anwendung zweier Accumulator-
batterien liefert eine zweckmässige Reserve
für aussergewöhnliche Fälle ;
d) die einfache Kupplung ermöglicht ein
rasches Aus-, bezw. Einrangiren von Waggons;
e) die Wartung der gesammten Ein-
richtung kann jedem Wagenwärter anvertraut
werden;
f) das angewandte Accumulatorensystem
hat sich, wenigstens was die neueren Fabrikate
anbelangt, in der Praxis gut bewährt ;
g) die verwendete Spannung des Stromes
(an den Glühlampen 16 Volt, an der Ma-
schine 24 Volt) ist absolut gefahrlos. Zu
starken Erwärmungen der Leitungen kann
durch Bleisicherungen oder automatische Aus-
schalter elektromagnetischer Art vorgebeugt
werden ;
k) die gesammte Einrichtung — übrigens
von provisorischem Charakter — zeigt zwar
äusserlich noch manches Rauhe. Doch hat
dies mit dem Principe der Anlage nichts
gemein und kann in der einfachsten Weise
vermieden werden. So lässt sich z. B. im
Gepäckswagen an Platz bedeutend sparen,
wenn die Feldmagnete vertical gestellt werden
und die Accumulatorbatterien in der früher
erwähnten Art dislocirt werden. Ferner dürfte
sich eine Controle der Spannung beim Ent-
laden empfehlen, um rechtzeitig den Austausch
der Accumulatoren vornehmen zu können.
CORRESPONDENZ,
Ueber die Schaltung galvanischer Elemente.
In einer Abhandbmg über die ScliaÜuncj
galvanischer Elemente, toelche Prof. Dr. A.
Handl im Augiistheft 1887 dieser Zeitschrift
publicirl, bespricht derselbe zum Schlüsse mich
eine vmi mir unter gleichem Titel im April-
heft. 1887 veröffentlichte Arbeit. Die von mÄr
gemachte Annahvie, dass die Anschaffungs-
und Amortisation^^kosten eines Elementes unter
sonst gleichen Umstünden dem Widerslande
verkehrt proportional seien, bezeichnet Prof.
Handl als nicht ganz zutreffend. Ich habe
nun diese Annahvie in Tneiner Arbeit selbst
dahin beschränkt, dass ich bemerkte: „Die An-
schaffmigskosten eines Elementes iverden mit
grosser Annäherung der Plattengrösse
desselben proportional gesetzt werden können"
und die atis dieser Annahme geioonnenen
Formeln können selbstverstündJich nur Nähe-
rungsformeln sein. Allein ich habe diese
Fm'meln auch keinesioegs zur Ermittlung von
Zahlendaten benutzt.
Die ohne Jede N achio eisung an-
gefochtenen Zahlendalen wurden, loie ans
den letzten drei Seiten meiner Abhandlung
klar ersichtlich ist , ganz unabhängig von
obiger Annahme berechnet und ist deren Ver-
trauensiüürdigkeit allein von jener der be-
nutzten statistischen Zahlendaten abhängig.
Wien, im August 1887.
Dipl. Ing. M. Jilllig.
428
KLEINE NACHRICHTEN.
Elektrische Orgel. Im Musik-
vereinssaal ist gegenwärtig eine
elektrische Orgel ausgestellt; ihre Ein-
richtung wollen wir ausführlicher im
nächsten Heft bfschreiben. — Die
Aussteller dieses schönen Werkes
gestatten den corporativen Besuch
desselben zwischen 4 — 6 Uhr Nach-
mittags. Wir laden die in Wien an-
wesenden Vereinsmitglieder ein, einen
solchen Besuch am Mittwoch den
7. September zu unternehmen, Ver-
sammlungsort: Kleiner Musik-
vereinssaal,
Die elektrische Beleuchtung der
k, k. Hofoper. Nach zweimaligem Aufschub
und dennoch in recht mangelhaftem Zustand
debutirte das elektrische Licht am 18, August
im k. k. Hof-Operntheater. Ueber den Grad
der Unzulänglichkeit dieser Anlage sind die
Stimmen getheilt; dass aber dieselbe mangel-
haft ist, darüber herrscht nur ein Urtheil und
wird auch dadurch bewiesen, dass nach
Eröffnung des k, k. Hof- Burgtheaters die
"Hofoper zeitweilig geschlossen werden soll,
damit die Nacharbeiten der Installation fertig
werden. Wir hätten dieses bedauerliche,
nach unserem Wissen gar complicirten Ur-
sachen zuzuschreibende Ergebniss einer fast
zweijährigen Vorbereitung gerne mit Still-
schweigen übergangen! Da jedoch die öffent-
liche Meinung nicht übel Lust bezeugt,
dasselbe auf Rechnung der Elektrotechnik
überhaupt zu setzen, so müssen wir denn
doch darauf hinweisen, dass es in der
Welt bereits eine erkleckliche Anzahl von
elektrisch beleuchteten Theatern gibt (speciell
in Oesterreich-Ungarn findet sich deren ein
Halbdutzend), welche alle vom ersten Tag
ihrer Eröffnung anstandslos die Vortheile
des neuen Lichtes, das der verstorbene Laube
als das einzig richtige Mittel gegen die schreck-
• liehen Theaterbrände bezeichnete, im vollsten
Maasse darbieten. Die »Allgemeine Elektricitäts-
Gesellschaft* in Berlin hat allein nunmehr sechs
Theaterbeleuchtungen hergestellt ; keine der-
selben weist zuckendes Licht auf, es geht alles
in Ordnung vor sich ! Die Opern-Anlage in
Paris, deren Beschreibung wir im Mai- und
Junihefte dieser Zeitschrift brachten, ist dem
Umfang sowie der Ausführung nach ein
wahres Muster guter Arbeit. Tn Oesterreich
selbst, um darauf zurückzukommen, hätte
jede der anderen elektrotechnischen Firmen
ihr ganzes Können daran gesetzt, die neue
Industrie, welche nach allen Richtungen hin
der Kräftigung bedarf, vor dem Tadel zu
bewahren, den ein solches Misslingen ihr
in den Augen der Laien und der Techniker
des Auslandes, welche die hiesigen Verhält-
nisse nicht kennen, zuzieht. Wir fühlen uns
daher verpflichtet, hier öffentlich auszusprechen,
dass man der österreichischen Elektrotechnik,
unter dem Vorwande, dass dieselbe einer
solchen Aufgabe nicht gewachsen sei, fast
gar keinen Antheil an den Arbeiten in den
beiden Hoftheatern überliess. Die immensen
Kosten, welche die begangenen Fehler im
Gefolge haben und auch der Misserfolg
hätten wohl vermieden werden können , aber
einige Berather der maassgebenden Factoren
wollten es so. Diese Biedermänner behielten
Recht! So hätten es allerdings die öster-
reichischen Elektrotechniker nicht getroffen.
Das englische Paquetboot „Zarati"
wurde mit einer elektrischen Beleuch-
tungs-Installation versehen, welche aus
einer Dynamomaschine des Phönixtypus mit
doppelter Bewicklung und aus einer, die-
selbe in Betrieb setzenden Dampfmaschine
von sechs Pferdekraft besteht. Die Beleuch-
tung geschieht durch 100 Glühlichtlampen
von je 16 Kerzenstärken. Die verwendete
Spannung beträgt 50 Volt.
Beleuchtung von Omnibuswägen.
Der erste Versuch, die Omnibnswägen elek-
trisch zu beleuchten, wurde in London, und
zwar auf dem von der Liverpool street zum
Victoriabahnhofe führenden Wege, gemacht.
Das Innere der Wägen wird mittelst einer
Glühlichtlampe erleuchtet, die von einer Se-
cundärbatterie gespeist wird.
Telegraph zwischen England und
Indien, Die durchschnittliche Zeitdauer,
welche ein auf den Linien der ,Indo-Euro-
pean Telegraph Company* befördertes Tele-
gramm von London nach Calcutta braucht,
stellt sich dermalen auf l Stunde 10 Mi-
nuten.
Gewitter und Telephonverkehr, Das
schwere Gewitter, welches sich am 9. Juli
Abends über einen Theil von Berlin und
Umgegend entlud, ist auf den Fernsprech-
verkehr fast ganz ohne Einfluss gewesen. Es
hat sich in diesem Falle von Neuem ge-
zeigt, dass das ausgedehnte, dichte Netz der
Berliner Stadt - Fernsprechanlage sich als
schützend gegen eine etwaige Blitzgefahr er-
weist. Die eisernen Gestänge, welche die
höchsten Punkte der Häuser überragen, sind
nicht allein Blitzauffangestangen, sondern zu-
gleich auch wirkliche Blitzableiter, da sie durch
einen besonderen starken Draht untereinander
und jeder vierte Stützpunkt durch eine gute
Leitung mit der Erde in Verbindung stehen.
DieDrälitc der Fernsprechanlage liegen an ihren
beiden Enden an Erde; in Folge ihrer grossen
Längenausdehnung und ihrer Anzahl ver-
mitteln sie die Ausgleichung eines grossen
Theiles des elektrischen Spannungsunter-
schiedes zwischen Wolken und Erde. Die
in allen Sprechstellen zum Schutz der
Apparate aufgestellten Blitzableiter sichern
atmosphärischen Entladungen und Strömen
42d
höherer Spannung eine Ableitung zur Erde.
Bei jedem Blitz, der eine Aenderung der
elektrischen Spannung der Wolke im Gefolge
hat, treten in den Telegraphen- und Fern-
sprechleitungen Inductionsströme auf, die in
Telegraphendrähten häufig eine Entstellung
der telegraphischen Zeichen, in den Fern-
sprechstellen ein Ansprechen der Wecker
oder, während eines Gesprächs, ein scharfes
für das Ohr mitunter unangenehmes Knacken
im Fernsprecher bewirken. Wie der ge-
wöhnliche Telegraphendienst aus obigem
Grunde zuweilen vorübergehend ausgesetzt
werden muss, so ist es auch vorzuziehen,
den Fernsprecher bei unmittelbarer Nähe
eines Gewitters nur in wirklich dringenden
Fällen zu benutzen.
Das Stimmen zweier Instrumente
mittelst Telephon. In Birmingham ist
kürzlich ein neues Experiment mit dem Te-
lephon ausgeführt worden. Eine dortige
Musikinstrumenten-Handlung erhielt nämlich
den Auftrag, sofort ein Harmonium nach
Moseley (bei Birmingham) zu liefern, wo am
selben Abende ein Ciavier- und Harmonium-
Concert stattfinden sollte. Um nun die
Stimmung des Harmoniums mit der des
Claviers in Einklang zu bringen, kam man
auf die glückliche Idee, die zwischen Bir-
mingham und Moseley bestehende Telephon-
leitung zu Hilfe zu nehmen. Nachdem die
telephonische Verbindung hergestellt war,
Hess man in Moseley einige Töne des
Klaviers anschlagen, welche in Birmingham
ganz deutlich vernommen wurden, und es
konnte so die richtige Stimmung des Har-
moniums bewirkt werden.
Telephonie in Rumänien. Nach der
Mittheilung des Fachblatles ,The Elec-
trician* hat die rumänische Regierung die
Absicht, in Bukarest ein locales Telephon-
netz zu errichten. Hiernach hat es den An-
schein, dass auch die rumänische Regierung
für die Verstaatlichung der Telephonie ist.
Telephonverbindung zwischen Ge-
meinderathsmitgliedern. In seiner Sitzung
vom 19. Juli I. J. ist der Gemeinderath von
Paris auf seinen früheren Beschluss zuiück-
gekommen, wonach das Telephon bei allen
Mitgliedern dieser Körperschaft auf Kosten
der Steuerträger installirt werden soll.
Telephonverbindungen in New-York.
Wie die in New-York erscheinende ,Electrical
Review* angibt, werden dortselbst täglich
100.000 Telephon-Schaltungen vorgenommen.
Es bestehen 36 Gesellschaften mit 7000 Tele-
phonleitungen in allen Theilen der Stadr. Es
wird sehr lange währen, bis alle diese Drähte,
wie es beabsichtigt ist, unterirdisch gelegt
sein werden.
Das Telephon und das Chinesische.
Die ,New-Yorker Electrical Review* theilt
mit, dass eine Anzahl amerikanischer Capi-
talisten mit dem Plane umgehen, Fernsprech-
anlagen in China zu errichten. Sie meint,
dass dies ein recht bedenkliches Unternehmen
sei, von welchem die Gründer vielen Aerger
haben könnten. Die chinesische' Sprache habe
nämlich die Eigenthümlichkeit, dass der Sinn
der Worte durch gewisse Tonschattirungen
bestimmt und verändert würde und es sei
fraglich, ob das Telephon diese Tonschat-
tirungen wiedergeben könne oder dieselben
nicht im Telephon verändert werden könnten,
wodurch Missverständnisse beim Fernsprech-
verkehr unausbleiblich sein würden.
(Elektr. Anz.)
Verzeichniss der lür 1887 — 88 an-
gekündigten elektrotechnischen Vor-
lesungen in Deutschland, soweit wir sie
in Erfahrung bringen konnten. (S. bedeutet:
im Sommer, W. : im Winter.)
Aachen. Prof. Dr. Grotrian: Elektro-
technik I. (Physikalischer Theil) 4 W. ;
Elektrotechnik II. (Technischer Theil) 4 S. ;
Elektrotechnik in. 2 W. ; Elektrotechnisches
Praktikum — ; Physikalische Grundlage der
elektrischen Telegraphie 2 S. Prof. Geh.
Reg.-Rath. Dr. Wüllner: Physik in mathe-
matischer und experimenteller Behandlungs-
weise. Elektricitätslehre 3. Telegraphen -
director Fuchs: Praktische Telegraphie 2 W.
Braunschweig. Prof. Dr. Weber:
Elektrotechnik I. (Telegraphie) 2 S. ; Elek-
trotechnik III. (Theoretischer Theil) 2 W.
Dr. Vogel: Elektrotechnik II. (Technischer
Theil) für Elektrotechniker 2; Elektrotech-
nische Uebungen für den Elektrotechniker 2 ;
Arbeiten im elektrotechnischen Laboratorium
für Elektrotechniker ; Arbeiten in der Werk-
statt für Elektrotechniker.
Darmstadt. Prof. Dr. Kittler. Ele-
mente der Elektrotechnik 2 W. u. S. Specielle
Elektrotechnik 3 W. u. S. ; Elektrotechnisches
Praktikum 6; selbstständige Arbeiten aus
dem Gebiete der Elektrotechnik für fort-
geschrittenere Studirende. Prof. Dr. Him-
stedt: Mathemat. Elektricitätslehrer 2 S.
Baurath Prof. Dr. Schmitt: Anwendung
der Elektricität im Eisenbahnwesen 2 S.
Telegr.- Verwalter Anton: Praktische Tele-
graphie 2. W. ; Prof. Landsberg: Hoch-
bahnen mit besonderer Berücksichtigung des
elektrischen Betriebes (I S. 1889.)
Dresden. Prof. Dr. Hagen: Für das
Wintersemester 1887 — 88 beurlaubt. — Mit
der Abhaltung folgender Vorlesungen von
Seiten des königl. Ministeriums des Cultus
und öffentlichen Unterrichts im Wintersemester
beauftragt: Freyberg, Lehramtscandidat,
erster Assistent für Physik: Elektrotechnische
Messkunde 2. Prof. Rittershaus: Con-
struction und Bau der Dynamomaschinen ;
Kraftübertragung und Beleuchtung (mit
Experimenten) 3. Dr. phil. Ulbricht,
TelegraphenOberinspector: (Telegraphie) 2.
Hannover, Prof. Dr. Kohlraucb:
Grundzüge der Elektrotechnik 2 ; Theoretische
Elektrotechn ik I. Theil (Theorie der Messungen)
430
3 W. ; Theoretische Elektrotechnik II. Theil
(Theorie der Dynamomaschinen) 3 S.; über
Blitzableiter und Blitzschutzvorrichtungen I S.;
Elektrotechnisches Laboratorium 1.8. ; Elektro-
technisches Laboratorium II. 15. Dr. Heim:
Telegraphie und Telephonie 2 ; Elektro-
metallurgie und Galvanoplastik 2 S.
Carlsruhe. Prof. Dr. Meidinger:
Elektrotechnik IL 1 W. ; Elektrotechnik I.
2 S. ; Prof. Dr. Hertz: Theoretische Grund-
lagen der Elektrotechnik 2 W. u. S.
München. Prof. Dr. Voi t: Physikalische
Grundlagen der Elektrotechnik — (elektrische
und elektrotechnische Messungen) zwei Vor-
lesungen i. W. und i. S. und 2 St. Praktikum
i. S. Potentialtheorie in ihrer Anwendung auf
Elektricität 2 S. Theorie der Dynamomaschinen
3 W. Elektrische Beleuchtung 3 S. Elektro-
technisches Praktikum 4 W. u. S. Telegraphie
und Telephonie 2 W. Angewandte Physik
darin auch über Blitzableiter 3 W. Dr.
Weber: Theorie der elektrischen und
magnetischen Maassbestimmungen 2 W. Prof.
Dr. V. Miller: Chemisches Praktikum mit
Einschluss elektrotechnischer Uebungen 10 bis
30 W. u. S. Prof. Schröter; Ueber Dynamo-
maschinen (mit experimentellen Untersuchun-
gen im Laboratorium) 2 S.
Stuttgart. Prof. Dr. Dietrich. Allge-
meine Elektrotechnik 4 W. ; Specielle Elektro-
technik. Die Vorträge über ^specielle Elektro-
technik «^ wechseln und erstrecken sich innerhalb
eines Zeitraumes von sieben Semestern über
sämmtliche Hauptgebiete der Elektrotechnik.
Im Studienjahre 1887 — 1888 werden behan-
delt: a) Grundzüge der Telegraphie und des
elektrischen Eisenbahnsignalwesens 3 W. ;
l>) das elektrische Beleuchtungswesen 3 S. ;
Elektrotechnische Uebungen 8 ; Graphische
und analytische Lösung elektrotechnischer
Aufgaben mit besonderer Berücksichtigung
der Theorie und Construction der Dynamo-
maschinen. *) (Elektr. Anz.)
Elektrische Centrale in Baden bei
Wien. Diese vom Herrn Ingenieur Fischer
hergestellte Anlage functionirt — allerdings in
sehr beschränktem Umfange — seit 22. August.
Elektrotechnische Bezeichnungen. In
der am 18. August 1. J. erschienenen Wochen-
nummer der Zeitschrift jLaLumifere electrique*
ist eine vollständige und systematische Samm-
lung der in der Elektrotechnik gebräuchlichen
Symbole enthalten. Wir werden auf diesen
Gegenstand des Nähern eingehen.
Magnetismus des menschlichen Kör-
pers. Nach Versuchen von Kohlrausch,
welche derselbe über die magnetische Con-
stante der, den niensclilichen Körper bilden-
den Stoffe vorgenommen und worüber er der
mediciniscli ■ physTkalischen Gesellschaft in
Würzburg einen Bericht erstattet hat, erweist
sich der menschliche Körper in schwachem
Grade diamagnetisch.
*) Die Vorträge der Hocbecbnlen in Oester-
reich-Ungarn bringttu wir in der nächsten Nummer
zur EeDntniss der Iieser. Ked. der .Z. f. E."
Neue chemische Elemente. Die her-
vorragenden schwedischen Chemiker Krüss
lind Nil so n haben bei ihren Untersuchungen
über die Natur einiger seltener Mineralien
mehr als ein Dutzend neuer Elementarkörper
entdeckt.
Glimmer in Verwendung für elek-
trische Zwecke. Die Verwendung des Glim-
mers für elektrische Zwecke hat zu einer
beträchtlichen Veimehrung der dieses Mine-
ral betreffenden Nachfrage geführt ; auch
wurden behufs Gewinnung desselben spe-
cielle Maschinen constrnirt. Manche Arten
des Glimmers enthalten Eisen in solcher
Menge, dass dadurch dessen isolirende Ei-
genschaften beeinträchtigt werden. Die
weisseste Gattung ist die beste. In Boston
existiren mehrere Firmen, die sich mit der
Bereitung des in Rede stehenden Minerals
für elektrische Apparate befassen.
Benutzung von Elektricitätswerken
zum Betriebe von Telegraphenlinien.
Auf dem Telegraphenamt der Pennsylvania-
Eisenbahn schreibt die , New- Yorker Electrical
Review* ist kürzlich der Versuch gemacht
worden, mit dem von dem Elektricitätswerk
der Edison Electric lUuminatingCo. gelieferten
Strom zu telegraphiren, und da dieser Versuch
einen guten Erfolg gehabt hat, so beabsichtigt
die Eisenbahngesellschaft, die für den Betrieb
ihrer Telegraphenlinien benutzten Batterien
abzuschaffen und künftighin den billigeren,
von dem Elektricitätswerk gelieferten Strom
zu verwenden, (Elektr. Anz.)
Elektrische Haarbrennzange. In Theatern
mit elektrischer Beleuchtung verwendet man
vielfach elektrische Heizapparate zum Erhitzen
der beim Haarkräuseln verwendeten Zangen
und vermeidet dadurch die Anwendung frei
brennender Gasflammen. Neuerdings sind auch
Haarzangen aufgetaucht, welche unmittelbar
durch den Strom erhitzt werden, so dass die
mit der Leitung durch eine biegsame Schnur
in Verbindung stehende Zange dauernd erhitzt
bleibt und ein ununterbrochenes Arbeiten ge-
stattet. Ueber die Construction dieser Zangen
haben wir noch nichts Näheres erfahren
können, doch theilt man uns mit, dass die
beiden Brennstäbe hohl sind und im Innern
derselben die Heizeinrichtung liegt. Anschlies-
send an diese Nachricht wollen wir mittheilen,
dass in New-York ein Friseur kleine Elektro-
motoren zum Betriebe von rotirenden Kopf-
bürsten anwendet. Man sieht, die Elektricität
erobert immer weitere Gebiete.
(Elektr. Anz.)
Preisaufgabe der Elektrotechnischen
Fachschule an der Grossherzogl. tech-
nischen Hochschule zu Darmstadt. Herr
stud. Friedrich Jordan von hier hat eine
Bearbeitung der von' der Elektrotechnischen
Schule gestellten Preisaufgabe geliefert. Einem
Anschlag am schwarzen Brette der Technischen
Hochschule entnehmen wir, dass die Unter-
suchung des Genannten sich zwar nur auf das
481
Silber- und Kupfer- Voltameter, nicht wie ge-
fordert auch auf das Knallgas- Voltameter er-
streckt, doch ist die Aufgabe bei den beiden
erstgenannten Voltametern mit sehr grossem
Fleisse und viel Umsicht gelöst worden, so
dass dieser Arbeit Seitens der Abtheilung der
volle Preis zuerkannt werden konnte, umso-
mehr, da auch das Zink- Voltameter mit in
den Kreis der Untersuchung gezogen war.
Der aus der Külp-Stiftung ausgesetzte Preis
von Mk. 40 ist aus dem Prämiirungsfond auf
Mk. 100 erhöht worden. Die Preisarbeit gilt
als Ersatz für die experimentelle Prüfungsarbeit
aus dem Gebiete der Elektrotechnik.
(Elektr. Anz.)
Preisausschreibung in Spanien, Wie
die in Madrid erscheinende Fachzeitschrift
,La Electricidad* mittheilt, hat die Aka-
demie der Künste und Wissenschaften in
Cadix eine wissenschaftliche Wettbewerbung
eröffnet, für welche die Infantin Isabella
einen Preis gewidmet hat. Dieser Preis soll
dem Verfasser des besten Werkes über die
Anwendung der Elektricität als bewegende
Kraft für die Schifffahrt verliehen werden.
Gerichtliche Entscheidung. Das Appel-
lationsgericht in Mailand hat die in der
Streitsache der Gasgesellschaft gegen die
Stadtverwaltung von Mailand getroffene Ent-
scheidung des dortigen Handelsgerichtes be-
stätigt, wonach die Gesellschaft mit ihrem
Begehren abgewiesen und der Gemeinde
das Recht zuerkannt wurde, Concessionen
für die Anlage von elektrischen Beleuch-
tungen zu ertheilen.
Die der Gesellschaft Thomson-
Houston gehörende Centralstation für elek-
trische Beleuchtung in Brooklyn speist gegen-
wärtig 1000 Bogenlampen, die sich in den
verschiedenen Theilen der Stadt befinden,
dann eine gewisse Anzahl von Glühlampen,
und kleine Motoren, welch' letztere zur In-
betriebsetzung von Nähmaschinen, Ventila-
toren u. s. w. dienen. Die Dynamomaschinen
werden in Betrieb gesetzt durch zwei Dampf-
maschinen, wovon jede die Stärke von 300
Pferdekräften besitzt.
Die New-Yorker Edisongeseilschaft
in New- York hat die Anlage von drei neuen
Centralstationen beschlossen. Das Terrain ist
schon angekauft und die Bauten haben bereits
begonnen. Jede Station wird in der Lage sein,
30 000 Lampen mit Strom zu versoigen.
Schweden. Im Jahre 1885 besass das
Königreich Schweden 189 Staats- und 704
Eisenbahntelegraphen -Stationen, im Ganzen
also 893 Telegraphenstationen,
In ganz Russland gibt es 5280 Te-
lephonabonnenten, die sich auf zwanzig
Netze vertheilen und wovon sich nur 11 00
in St.-Petersburg befinden.
Das Haus Woodhouse & Rawson
in London wurde in eine Actiengesellschaft
mit dem Capitale von 5 Mill. Franken um-
gewandelt. Herr Rawson wird noch für die
Dauer von fünf Jahren an d'er Spitze des
Unternehmens als Director bleiben.
Der Melograph. Gelegentlich der letzten
Ausstellung der französischen physikalischen
Gesellschaft hat Herr J. Carpentier einen
Apparat vorgeführt, durch welchen es mit
Hilfe der Elektricität ermöglicht werden soll,
die Improvisationen auf dem Ciavier festzu-
halten.
Der Seitens des Erfinders , Melograph'
genannte Apparat besteht aus drei Theilen,
dem Geber, der Papierführung und dem
Empfänger. Der Geber, welcher in seiner
Einrichtung und seinen Abmessungen der ge-
bräuchlichen Form der Claviere so weit an-
gepasst ist, um Constructionsveränderungen
der letzteren nicht zu bedingen, besteht im
Wesentlichen aus einer Art von hölzernem
Lineal, das bewegliche Metallzungen in der
Zahl der Tasten des Claviers trägt. Unter
jeder Taste befindet sich eine Zunge, mit
derselben so verbunden, dass sie an jeder
Bewegung der Taste im vollen Umfange
theiinimmt, also mit derselben sich senkt und
wieder hebt und unter Umständen ebenso
lange niedergedrückt bleibt wie die Taste selbst.
Die Papierführnng wird auf elektrischem
Wege, u. zw. mittelst kleiner Accumulatoren
betrieben ; sehr sinnreiche Vorkehrungen
sollen die unbedingte Gleichmässigkeit des
im Wege praktischer Versuche auf 3 M. in
der Minute bemessenen Vorrückens des
Papierstreifens sicherstellen.
Der Empfänger bildet den am wenigsten
einfachen Theil des Apparates. Oberhalb des
Papierstreifens befindet sich ein mit Ein-
schnitten versehener Cylinder, der gewisser-
maassen eine Anzahl von Scheibchen darstellt ;
letztere werden dauernd mit Apparatfarbe
benetzt gehalten und haben als Schreib-
rädchen zu dienen.
Unterhalb des Papierstreifens und genau
gegenüber den Schreibrädchen ist eine An-
zahl senkrechter Stifte ; zu jedem derselben
gehört ein Elektromagnet, dessen Umwin-
dungen mit einer der vorerwähnten Zungen
metallisch verbunden sind. Es steht hienach
je ein Elektromagnetsystem in Zusammen-
gehörigkeit mit einer bestimmten Taste der
Claviatur.
Wird eine Taste angeschlagen, so
findet ein Stromschluss statt; der in Frage
kommende Elektromagnet wird erregt und
wirkt auf den zugehörigen Stift ; der Papier-
streifen wird nunmehr gegen das dem Stifte
gegenüberstehende Farbrädchen gehoben und
solchergestalt ein sichtbares Zeichen für den
angeschlagenen Ton auf dem Streifen fest-
gehalten. Nach den Angaben des Erfinders hat
der Melograph während einer einjährigen
Versuchszeit sich gut bewährt und nament-
lich, dank der Einfachheit seiner Einrichtung
und Handhabung, Störungen nicht erlitten.
432
Internationaler Wettstreit für In-
dustrie, Wissenschaft und Kunst in
Brüssel im Jahre 1888. Im nächsten Jahre
findet in der Hauptstadt Belgiens diese Ver-
anstaltung statt. Wir heben die Ausstellungs-
objecte aus dem Gebiet der Elektricitätslehre
und ihrer Anwendungen hier hervor: Reprä-
sentirt sollen werden: l. Blitzableitersystem.
2. Blitzableiterprüfungsverfahren. 3. Batterie-
prüfungsverfahren. 4. Verfahren zur Prüfung
von Luftleitungen im Laboratorium, 5. In-
stiumente oder Verfahren zur Messung der
Telephonströme. 6. Darstellung der Elektri-
citätslehre oder Elektrotechnik. 7. Strom-
messer für Gleichströme. 8. Desgleichen für
Wechselströme. 9. und 10. Voltameter für
beide Stromarten. 1 1. Elektricitätszähler.
12. Wattmesser. 13. Zusammenstellung von
Messinstrumenten für Laboratorien. 14. Mess-
apparate, die auf neuen oder verbesserten
Principien beruhen. 15. Elektrophotometer.
16. Arbeitsmesser für Dynamomaschinen.
17. Lichtmaschine : 0) für höchstens 2000
Watts, b') für höchstens 10 000 Watts, c)
für mehr als 1000 Watts, d) für Leucht-
thürme, e) Maschine als Ersatz der Batterien
beim Telegraphiren. 18. d) System der
Kraftübertragung, V) der Elektricitätsver-
theilung. 19. Telegraph. 20. Leitungsträger.
21. Luftleitung. 22. Telegraphenstangen aus
Metall. 23. Conservirungsverfahren für Holz-
Säulen. 24, Trägersystem für Telephonlei-
tungen. 25. Unterwasser-Kabel. 26. BUtz-
schutzvorrichtung für Telegraphen- etc. Lei-
tungen. 27. Telephon, a) für Haus-, b') für
öffentliche Anlagen. 28. Mikrophon : a) und
b^ wie bei 27. 29. Telephonstation; d) und
b") wie bei 27. 30. System des gleichzeitigen
Telegraphirens und Telephonirens auf einem
Drahte. 31. Telephon-MultiplexSystemi 32.
General-Umschalter. 12,- Apparat für Tele-
graphennebenstellen. 34. Schnellarbeitender
Telegraphenapparat für einfache Uebermitt
lung. 35. Desgleichen für mehrfache Ueber-
mittlung. 36. Telegraphen apparat für Unter-
wasser-Kabel mit grosser Ladangsfähigkeit.
37. Relais, 38. Läuteapparat. 39. Anti-In-
ductionssystem. 40. Betrifft das Telephoniren
von mehreren Stationen aus auf einem ge-
meinsamen Drahte. 41. Selbstthätiges Ver-
mittlungsamt. 42. Telephonrelais. 43. Betrifft
die Verbindung der Telephondoppelleiiungen
mit einfachen Leitungen. 44. Isolationssystem
für Kabel, welches die Feuersgefahr ver-
hütet. 45. Sicherheitssystem für elektrische
Leitungen zur Verhütung der Erhitzung. 46.
und 47. betrifft Bogen-, bezw. Glühlampen.
48, Elektrische Lampe, die nicht zu den
Bogen- oder Glühlampen gehört, 49. a)
Minenbeleuchtung, b') tragbare Lampe, 50.
Lampenträger-System für öffentliche Beleuch-
tung. 51. Telegraphen-Element. 52 Element
für Telephonanlagen, 53. Element für Feld-
telegraphen. 54. Trocken- Element. 55. Ele-
ment für Hausbeleutung. 56, Thermoelement
für Hausbeleuchtung und. andere Zwecke.
57. Betrifft elektrische Beleuchtung von Segel-
schiffen. 58. Accumulator. 59, Elektrische
Uhren. 60. Selbstthätiger Signalapparat für
Temperaturen, Feuer etc, 61. Wächter-Con-
trolapparat. 62. Elektrische Metallgewinnung
63. Elektrische Metallbearbeitung. 64. An-
wendung der Elektricität in der chemischen
Industrie. 65. Desgleichen im Eisenbahn-
wesen. 66. Elektrische Blockapparate. 67.
Elektrische Bremse. 68. Signal- und Control-
apparate. 69. Elektrische Zugsbeleuchtung.
70. Elektrische Bahnen. 71. Elektrischer
RegistrirapparatfürUmlaufsgeschwindigkeiten.
72. Elektrischer Regulator für Dampf- und
andere Maschinen. 73. Elektrische Minen -
Zünder. 74. Anwendung der Elektricität bei
Schiesswaaren. 75. Desgleichen bei Torpedos.
76. Ausserdem ist eine Belohnung für die
hervorragendste elektrotechnische Erfindung
ausgesetzt, welche in der obigen Liste nicht
vorgesehen ist.
Tarif der elektrotechnischen Versuchs-
anstalt des Technologischen Gewerbe-
museums in Wien *)
Untersuchung von Dynamoma-
schinen je nach dem Umfange
der Untersuchung und der A-
Grösse der Maschinen 'S - 5^
Untersuchung von Glühlampen
auf Stromverbrauch bei gleich-
zeitiger photometrischer
Messung 10—15
Dieselbe Untersuchung von Bogen
lampen 1 5 — 20
Bestimmung der Lichtstärke von
Glühlampen 10
Bestimmung der Lichtstärke von
Bogenlampen 15
Prüfung von Mess-Instrumenten 5 — 20**)
Untersuchung von Kohlenstäben
für Bogenlampen 10
Bestimmung der Leitungsfähigkeit 10
Bestimmung der Temperatur-
Coefficienten 6
Allgemeine photometrische Unter-
suchungen beliebiger Licht-
quellen 3 ~ ' °
Vorstehende Ansätze gelten bis auf
Weiteres für Untersuchungen, die im Techno-
logischen Gewerbemuseura vorgenommen
und für welche die zu untersuchenden
Maschinen, Apparate und Materialien kosten-
frei in die Anstalt gestellt werden. Bei aus-
wärts vorzunehmenden Untersuchungen sind
die Fahr- oder Reisespesen und der Mehr-
aufwand an Zeit besonders zu vergüten.
Für alle hier nicht angeführten Unter-
suchungen ist die Gebühr zu vereinbaren.
Auch ist ein wesentlicher Aufwand von Be-
triebskraft und Materialien besonders zu be-
rechnen.
*) Das Programm der Versuchsanstalt folgt
in der nächsten Numnier.
**) Für die Controle von Widerstandssätzen
eventuell mehr.
Verantwortlicher Redacteur; JOSEF KAREIS. — Selbstverlag des Elektrotechnischen Vereins.
In Coramission bei LEHMANN & WENTZBL, Buchhandlung für Technik und Kunst.
Druck von E. SPIB8 & Co. in Wien, V., Straussengasse 16.
Zeitschrift für Elel<trotechnik.
V. Jahrg.
1. October 1887.
Heft X.
ABHANDLUNGEN
Die galvanische Kette.
Mathematisch bearbeitet von Dr. G. S. OH M. *)
Neudruck mit einem Vorwort von Dr. JAMES MOSER.
Vorwort des Herausgebers.
Im Jahre 1881 bezeichnete der internationale Congress der Elek-
triker in Paris die elektrischen Maasseinheiten durch die Namen von
fünf Unsterblichen. Der einzige Deutsche in dieser Reihe mit Volta,
Faraday, Coulomb, Ampere war der Verfasser des hier neu-
gedruckten Werkes Georg Simon Ohm.
Und doch lesen wir in seinem Vorwort, dass ^die Verhältnisse, in
welchen er bis jetzt gelebt habe, nicht geeignet waren, seinen Muth,
wenn ihn die Tageskälte zu zerstören drohte, aufs Neue anzufeuern'^
An dieser Stelle ist daher die Frage zu berühren, ob Ohm's
Werke wenigstens nach seinem Tode und in seinem Vaterlande ge-
bührende Anerkennung gefunden haben.
Eine ausführliche biographische Skizze scheint nicht erforderlich,
nachdem Lamont's Denkrede, 1855 in der bayerischen Akademie,
und namentlich Herrn v. B auernfeind 's Gedächtnissrede, 1882 in der
Münchener technischen Hochschule, gedruckt vorliegen. **)
Die folgende Uebersicht kann hier genügen.
Jahres-
zahl
Alter
1789
_
1811
22
1813
24
1814
25
1816
27
1817
28
1826
37
1833
44
1835
46
1839
50
1849
60
1854
65
geboren Erlangen
Privatdocent Universität »
Lehrer Realstndienanstalt Bamberg
^ Progymnasium . . ^
, Oberprimärschule »
Oberlehrer Gymnasium Cöln
Lehrer Kriegsschule Berlin
Professor polytechnische Schule Nürnberg
» » » »
Rector ^ ^ 3
Professor Universität München
gestorben y,
Jahres-
gehalt in
südd.
Gnlden
500
500
500
1200
800
1200
1400
Zur Erläuterung sei nur hinzugefügt, dass sich in dem Lebenslaufe
O h m 's zwei Wendepunkte finden ; der eine die tiefste Entmuthigung
durch durch das preussische Unterrichtsministerium 1828, der andere
*) Dieses Fundamentalwerk des Galvanismus liegt nun in neuer Ausgabe (bei
Toeplitz & Deuticke in Wien soeben erschienen) vor. Dem geschätzten Ausschuss-
mitgliede unseres Vereines, Dr. Moser, welcher diesen Neudruck veranlasst, sowie der
Verlagshandlung danken wir hiemit für die Mittheilung der Vorrede zu einer Schrift, welche
sich in der Hand eines jeden Elektrotechnikers befinden sollte.
**) Ein kurzer Abriss von Ohm's Lebensgang findet sich auch in dieser Zeitschrift,
Jahrg. II, S. 3. D. Red.
29
434
die Neubelebung seiner Thatkraft durch die Royal Society in
London 1841.
Denn als nach dem Erscheinen der galvanischen Kette Ohm, der
damals Gymnasiallehrer in Cöln war, seinen sehnlichen Wunsch wieder-
holte, in die akademische Laufbahn überzutreten, ertheilte ihm das
preussische Ministerium durch Verfügung vom 29. März 1828 die ge-
wünschte Entlassung, mit der Bemerkung, dass dasselbe ^^ausser Stande
sei, ihm einen anderweitigen Wirkungskreis ausserhalb des Gymnasial-
lehrfaches anzuweisen*.
Die Londoner Royal Society aber verlieh ihm 1841 die grösste
Auszeichnung, welche sie ertheilen kann: die Copl ey- Medaille. Wie
das auf Ohm gewirkt hat, das hat er bekundet durch die Widmung
seiner Molecular-Physik in den Worten: »der Royal Society zu
London, die durch ihren Beifallsruf zu fortgesetztem Kampfe im Felde
des Wissens seinen durch vorangegangene abschreckende Begegnung
erweichten Muth von Neuem stählte, aus Dankbarkeit und weil sie
grossen Antheil hat an dem, was diese Forschungen Gutes bringen
mögen*.
Ungeachtet aller Auszeichnung aber, ja ungeachtet dass selbst
in Frankreichs Hauptstadt vor wenigen Jahren, also nach dem Kriege
von 1870, eine Strasse Ohm zu Ehren dessen Namen erhielt, wird
in Deutschland noch heute ein grosser Theil seiner Arbeit zwei
anderen Physikern zugeschrieben. Und zwar Ohm's Gesetz der Klang-
zerlegung Herrn v. Helmholtz und die beiden O h m 'sehen Gesetze
über die Stromverzweigung Herrn Kirchhoff; trotzdem, wie die
folgenden Citate aus den Schriften dieser zwei berühmten Physiker
beweisen, sie selbst die Leistungen Ohm's vollständig anerkennen.
Für das Gesetz der Klangzerlegung hat Herr v. Bauern feind
in seiner Gedächtnissrede die erforderlichen Citate aus Herrn v. Helm-
holtz' Lehre von den Tonempfindungen bereits zusammengestellt:
^Helmholtz äussert sich hierüber wie folgt:
Seite 38: ^Es ist zuerst von G. S. Ohm ausgesprochen und be-
hauptet worden, dass es nur eine einzige Schwingungsform gibt, deren
Klang keine harmonischen Obertöne enthält, deren einziger Bestandtheil
also der Grundton ist. Es ist dies die Schwingungsform, welche wir als
dem Pendel und den Stimmgabeln eigenthümlich beschrieben und ein-
fache Schwingung genannt haben/*^
Seite 54: »Die Regel, nach welcher das Ohr die Analyse vor-
nimmt, ist zuerst als allgemein giltig hingestellt worden von G. S. Ohm.
Ein Theil dieser Regel, dass nämlich nur diejenige Luftbewegung,
welche wir einfache Schwingung heissen, im Ohre die Empfindung eines
einzigen und einfachen Tones hervorbringt, ist schon früher (S. 38)
ausgesprochen worden. Jede Luftbewegung nun, welche einer zusammen-
gesetzten Klangmasse entspricht, ist nach Ohm's Regel zu zerlegen in
eine Summe einfacher pendelartiger Schwingungen, und jeder solchen
Schwingung entspricht ein Ton, den das Ohr empfindet und dessen
Tonhöhe durch die Schwingungsdauer der entsprechenden Luftbewegung
bestimmt ist.*
Seite 89 bis 97 lauten die Ueberschriften : ^Beweis des Ohm'schen
Gesetzes*, und auf Seite 97 steht Folgendes: ,, Durch die angegebenen
Erfahrungen wird nun der von G. S. Ohm aufgestellte und vertheidigte
Satz als richtig erwiesen, dass das menschliche Ohr nur eine pendel-
artige Schwingung der Luft als einen einfachen Ton empfindet und jede
andere periodische Luftbewegung zerlegt in eine Reihe von pendel-
435
artigen Schwingungen und diesen entsprechend eine Reihe von Tönen
empfindet.*
Seite II i: Zu dem Streite zwischen Ohm und Seebeck über die
Verschmelzung der Obertöne zu einem Klang bemerkt Helmholtz:
,Wir körnen also allerdings von den Empfindungen des unbefangen auf
die Aussendinge gerichteten Ohres, dessen Interessen Seebeck ver-
tritt, appelliren an das sich selbst aufmerksam beobachtende und in
seinen Beobachtungen zweckmässig unterstützte Ohr, welches in der
That so verfährt, wie das von Ohm aufgestellte Gesetz es vorschreibt.
Weiteres auszuführen erscheint überflüssig*.
An dieser Stelle muss aber darauf hingewiesen werden, dass ein
eben solches Schauspiel, wie es Herr v. Bauern fein d für das akustische
Gesetz charakterisirt hat, sich bei den elektrischen Gesetzen noch einmal
genau wiederholt. Denn das immer so genannte erste Kirch ho ff sehe
Gesetz finden wir schon mehrfach in vorliegendem Werke; beispielsweise
ist es Seite lo6 dieses Neudrucks klar ausgedrückt, dass bei einer
Stromverzweigung j^die Grösse des Stromes in der Kette der Summe
aller Ströme in den Nebenleitern gleich sein muss*. Und was gewöhn-
lich das zweite Kirchhoff'sche Gesetz genannt wird, das lesen wir
ebenso besonders deutlich Seite 107 dieses Buches: >^dass die Grösse
des Stromes in jedem Nebenleiter im umgekehrten Verhältnisse zu seiner
reducirten Länge .stehe*.
Ohm's Verdienst wird wiederum von Herrn Kirchhoff selbst
vollständig anerkannt, z. B. auf Seite 33 der gesammelten Abhandlungen
des Letzteren in den Worten: ^Ohm hat aus den von ihm aufgestellten
und nach ihm benannten Principien durch mathematische Betrachtungen
für den Fall einer aus linearen Leitern bestehenden, unverzweigten
Schliessung die bekannte Formel J = K/R abgeleitet und die ent-
sprechenden Formeln für den Fall, dass ein T heil der Schliessung
aus zwei oder mehreren Zweigen besteht; in grösserer All-
gemeinheit habe ich später die Formeln für die Stromintensitäten in einem
_ganz beliebigen Systeme linearer Leiter entwickelt.*
Diese Thatsachen mussten hier constatirt werden.
Zum Schluss möchte ich noch die Hoffnung aussprechen, dass
diese Herausgabe von Ohm's galvanischer Kette eine Mahnung sei an
eine der Akademien deutscher Sprache, Ohm's Werke vollständig zu
veröffentlichen.
Wien, Herbst 1887. Dr. James Moser.
Berliner's Universal-Transmitter,
Wem je die Aufgabe geworden, mit vorhandenen Uebertragungs-
apparaten auf Telephonleitungen von bedeutenderer Länge ein zufrieden-
stellendes Ergebniss herbeizuführen, der wird wohl wissen, dass an der
Klangfülle, an der Intensität der erzielten Tonwahrnehmung ungemein
viel gelegen ist. Die Mikrophone mit festen Kohlen oder mit Metall-
contacten leisten in den meisten Fällen Unzulängliches und der angeb-
liche Vorzug derselben, dass sie keiner Regulirung bedürfen, ist auch
häufig ein illusorischer; die Contacte müssen denn doch von Zeit zu
Zeit gereinigt werden.
Die Mikrophone, zu welchen Berliner's Universal-Transmitter
zählt, haben seit einigen Jahren in Amerika und auch in Europa eine
weitverbreitete Verwendung gefunden und sie haben dieselbe auch
reichlich verdient.
29*
436
Der in Fig. i abgebildete sogenannte Universal-Transmitter von
J. Berliner in Hannover ist ein ganz vortrefflicher Apparat. Nicht
nur, dass die ganze Ausarbeitung des kleinen und auf den ersten An-
blick unscheinbaren Dinges eigenartig und neu ist, auch die Wirkungen
desselben gehen weit über das gewöhnliche Maass hinaus.
Die Construction des Universal-Transmitters ist aus Fig. 2, welche
den ganzen Apparat im Durchschnitt zeigt, deutlich zu ersehen. B ist
eine Dose aus Holz, deren Deckel B^ mittelst daran befindlichen
Schraubengewindes fest angezogen werden kann. Auf dem Rande von
B ist in geeigneter Weise der Messingring M befestigt, durch welchen
der Vibrationsplatte D aus Kohle, gegen die der Ring sich fest anlegt,
der elektrische Strom zugeführt wird. Die Kohlenelektrode C wird
durch den mit einer Gegenmutter E versehenen Stift L in dem Ge-
Fig. I.
Fig. 2.
häuse befestigt. Unter der Gegenmutter befindet sich auf dem erwähnten
Stifte noch eine Regulirungsvorrichtung J K, welche eigentlich eine Art
Mikrometerschraube bildet. Das Festklemmen des anderen Zuleitungs-
drahtes i\^wird auf passende Weise bewirkt. Unterhalb des durch die Mitte
der Kohlenelektrode C führenden Stiftes L ist ein conischer Zapfen sicht-
bar, welcher sich eng an die gleichfalls conische Bohrung der Kohlen-
elektrode anschliesst, um einestheils einen guten Contact mit letzterer zu
sichern, anderentheils das kleine Gummiröhrchen G aufzunehmen, welches
mit seiner Oeffnung sich an die Kohlenmembran D anlegt, um die Schwin-
gungen derselben zu dämpfen. Die Kohlenelektrode wird an ihrem ganzen
Umfange von einem Filzringe jF'eingeschlossen, welcher mit seinem unteren
Rande ebenfalls die Membran D berührt. Auf diese Weise wird zwischen
der Kohlenelektrode, dem Filzringe und der Membran ein geschlossener
Raum gebildet , welcher zur Aufnahme der leitenden Körnchen A
bestimmt ist, durch welche der mikrophonische Contact hergestellt
wird. Die an dem Deckel jB^ eingeschraubte Hülse i? dient zur Auf-
nahme des Schalltrichters S aus Weichgummi, durch dessen Vermitt-
lung der Membran die Schallschwingungen mitgetheilt werden. Fig. 3
veranschaulicht die Art und Weise, in welcher eine Aptirung der früheren
ersten Contactconstruction ausgeführt ist, und haben solche Umände-
rungen bereits an einer grossen Anzahl älterer Apparate stattgefunden. In
437
ähnlicher Weise wird auch die Umänderung anderer verticaler Systeme,
wie Blake, Gower-Bell, He 11 er, Mix und Genest u. s. w. bewirkt.
Die mit dem Universal-Transmitter angestellten Versuche haben
sowohl auf kurzen, wie auch auf den längsten heute bestehenden Fern-
sprechleitungen stattgefunden, unter Anderm von Seiten des Reichs-
Postamts auf den Linien Berlin — Stettin, Berlin — Halle a S., Berlin —
Magdeburg, Berlin — Hannover; von Seiten des k. k. österreichischen
Handelsministeriums auf der Linie Wien — Brunn und in den Netzen,
welche schon errichtet und in der Herstellung begriffen sind. Von
Seiten der königl. belgischen Telegraphenverwaltung auf der internatio-
nalen Fernsprechlinie Brüssel — Paris; von Seiten der schweizerischen
Telegraphendirection auf der Linie Genf-Lausanne u. s. w. Alle diese
Versuche haben die vorzügliche Brauchbarkeit des Systems ergeben,
welche sich namentlich in der ausserordentlich lauten und deutlichen
Uebertragung zeigt, wobei gleichzeitig der Charakter und die Klang-
farbe der Stimme vollständig gewahrt bleiben. Fig. 4.
Der Universal-Transmitter ist bereits von Seiten der königl.
württembergischen General-Direction der Posten und Telegraphen, so-
wie dem k. k. österreichischen Handelsministerium für die staat-
lichen Fernsprechleitungen angenommen worden; auch wird von der
belgischen Staats-Telegraphenverwaltung die internationale Telephon-
linie Paris— Brüssel mit dem Universal-Transmitter dauernd betrieben.
Von Seiten des Reichs-Postamts, sowie einer grossen Anzahl anderer
Post- und Telegraphenverwaltungen sind bereits Versuche in grösserem
Maassstabe, speciell für die längsten vorhandenen Telephonlinien, ange-
ordnet, und ist nach den bisher erzielten Resultaten nicht zu bezweifeln,
dass der Universal-Transmitter berufen sein wird, eine fühlbare Lücke
auf dem Gebiete des Fernsprechwesens auszufüllen.
Fig. 4 zeigt die Zusammenstellung des Mikrophons mit den übrigen,
wohlbekannten Bestandtheilen einer completen Telephonstation.
438
Das Aluminium und seine Elektrometallurgie.
(Schluss.)
Elektrische Verfahrungsarten.
Wir wollen nunmehr nacheinander die hauptsächlichsten Ver-
fahrungsarten vornehmen, welche in Vorschlag gebracht wurden, um
das Aluminium mit Hilfe der Elektricität darzustellen.
Wir wollen uns darauf beschränken, das elektrische Verfahren
von Deville, welches — ebenso wie jenes von Bunsen — wohl-
bekannt ist und letztlich mit einigen Verbesserungen von Grätzel
wieder aufgenommen wurde, in Erinnerung zu bringen.
Die Fällung des Aluminiums durch die Elektrolysis war bis jetzt
kaum anders möglich, als auf trockenem Wege bei einer hohen
Temperatur und mit Schwierigkeiten, welche eine industrielle Ver-
wendung auszuschliessen schienen; seit der Erfindung des Dr. Klein er
in Zürich, welcher nach der Versicherung seiner zahlreichen Anhänger
auf dem Punkte stehen soll, eine Umwälzung der Aluminium-Industrie
herbeizuführen, dürfte sich aber die Sache nicht mehr so verhalten«
Verfahren des Dr. Kleiner. Der Kryolith (Doppelver-
bindung aus Fluoraluminium und Fluornatrium) wird fein pulverisirt
und der Wirkung eines sehr starken elektrischen Stromes unterworfen,
in Folge dessen er sich in Aluminium und in das lösliche Fluor-
natrium zersetzt. Man würde in dieser Weise ungefähr 3 Gr. Aluminium
pro Stunde und Pferdekraft, welche die Dynamomaschine verbraucht,
erhalten.
Man verwendet als Elektroden Kohlen, welche in einen Schmelz-
tiegel aus Graphit oder aus comprimirtem Bauxit reichen. Die negative
Kohle taucht in pulverisirten und getrockneten Kryolith ein, der sich
auf dem Boden des Schmelztiegels befindet, und darüber befindet sich
die positive Elektrode; diese letztere wird so weit gesenkt, bis der
Lichtbogen mit einer Spannung von 80 bis 100 Volt und einer In-
tensität von 60 bis 80 Amp. hervorspringt; man fügt dann gepulverten
Kryolith in dem Maasse zu, in welchem sich die Schmelzung um den
Lichtbogen herum vollzieht, und fährt damit fort, bis sich im Mittel-
punkt des Bades eine flüssige Masse mit einem sehr hellen Glänze
bildet. Der eigentliche Bogen verschwindet sodann, die Spannung
sinkt ungefähr auf 50 Volt und die Schmelzung erstreckt sich bald
auf das gesammte Bad, welches man während zwei bis drei Stunden
bei einer möglichst niedrigen Temperatur in ruhiger Schmelzung er-
hält. Die von Herrn Kleiner angewendete positive Elektrode besitzt
eine beso;idere Form ; es ist dies ein hohler Kohlencylinder, um
welchen herum sich ein langer Kohlenstab verschieben lässt, der
dazu dient, den Bogen zwischen seinem Ende und der die Oberfläche
des Bades berührenden negativen Kohle hervorzurufen. Nachdem sich
der Bogen gebildet hat, wird der Kohlenstab so umgewendet, dass
sich zwischen der positiven und negativen Kohle ein Ring von ge-
schmolzenem Kryolith bildet, der sie nach der Wegnahme des zur
Entzündung dienenden Kohlenstabes während der ganzen Dauer der
Operation beschützt.
Wie es heisst, ist Herr Kleiner im Begriffe, in Wolverhampton
ein Hüttenwerk zu errichten, auf dem man mit einem Aufwände von
500 HP. wöchentlich ungefähr 100 Kgr. Aluminium erzeugen wird.
Wie er versichert, wird man das Aluminium um die Hälfte seines
heutigen Preises herstellen können.
439
Das Verfahren von Cowles, welches sich auf eine Reduction
des Aluminiums durch die Kohle zurückführen lässt, ist unseren Lesern
schon bekannt ; wir wollen uns demnach darauf beschränken, den
wesentlichsten Theil jener, diesen Gegenstand behandelnden Denk-
schrift hier wiederzugeben, welcher von Herrn W. P. Thompson,
dem für England bestellten Agenten der Herren Gebrüder Cowles,
der j, Society of Chemical Industry* in Liverpool überreicht worden ist.
jDer von der Dynamomaschine kommende Strom durchfliesst
den Schmelzofen auf dem Wege eines vollkommen metallischen
Schhessungsbogens, welcher nur an der Stelle unterbrochen ist, wo
sich die aus Kohle und der gepulverten Kohlenmasse, innerhalb
welcher sich die Reduction vollzieht, bestehenden Elektroden be-
finden.
^Die aus Kabeln von 13 Drähten ä 7-1 Mm. Durchmesser her-
gestellte Leitung ist mit einem Amperemeter versehen , welches
die in jedem Augenblicke herrschende Stromstärke angibt, deren Ab-
weichung genau das Verhalten des Ofens anzeigt. Neben diesem In-
strumente enthält die gedachte Leitung auch noch einen, nach Belieben
zu regulirenden Widerstand, der wie eine Sicherheitsvorkehrung wirkt,
wenn man den Strom von einem Ofen auf den anderen überträgt, oder
wenn man ihn durch einen Umschalter unterbricht.
^Um die Ziegelsteine des Ofens zu schonen, hat man zuerst
pulverisirte Holzkohle versucht, welche unschmelzbar und wenig leitend
ist; sie verwandelt sich aber bald in den nur zu gut leitenden Graphit.
Man vermeidet diesen Uebelstand, indem man die Garnitur aus Kohlen-
staub herstellt, der zuerst gewaschen und dann mit Kalkmilch über-
tüncht wurde. Man breitet diese Garnitur auf dem Boden des Ofens
ungefähr in der Dicke von 80 Mm. aus.
5, Die Charge eines Ofens hat gewöhnlich die folgende Zusammen-
setzung :
^25 Pfd. Thonerdehydrat in seiner krystallisirten Form als Diamant-
spat; 12 Pfd. Holzkohle; 50 Pfd. Kupfer in Form von Schrotkörnern,
oder noch besser in Form von kleinen Stangen, welche senkrecht auf
die Richtung der Elektroden angebracht werden und nicht, wie die
Körner, den Uebelstand im Gefolge haben, dass sie durch ihre
Schmelzung den Stromkreis schliessen,
, Sobald der Ofen geladen ist, beginnt man die Operation mit den
einander beträchtlich genäherten Elektroden, wobei man dafür zu
sorgen hat, dass ein hinreichend grosser Widerstand eingeschaltet
werde, damit sich nicht in Folge des zu schnellen Schmelzens des
Kupfers ein kurzer Schluss bilde ; dann entfernt man nach und nach
die Kohlen, bis das Amperemeter 1300 Amp. mit einer Spannung
von 50 Volt anzeigt. Man erhält in solcher Weise und für die Dauer
von fünf Stunden die Intensität des sich vollziehenden Processes
möglichst auf der gleichen Höhe, indem man durch die allmälige Ent-
fernung der Kohlen alle Theile der Charge in den Wirkungsbereich
der Reduction bringt; am Ende der Operation, wenn die Kohlen von
der ganzen Länge (0'39 Mtr.) des Ofens entfernt sind, wird ein
Widerstand in der Weise zwischengeschaltet, dass er ohne Gefahr nach
einem anderen Kohlensacke transportirt werden kann.
,Man erhöht die Leistung des Apparates, indem man die Kohlen
unter einem Winkel von 30*^ gegen die Horizontale neigt.
sDie Dynamomaschine schickt in den elektrischen Schmelzofen
eine Energie von 90 HP. Im Anfange schmilzt das sich im Mittel-
punkte des Kohlensackes befindende Kupfer, dann beginnt^, nachdem
440
die Hitze nicht in dem Maasse entweichen kann, in welchem sie sich
bildet, der Diamantspat zu schmelzen und tritt seinen Sauerstoff an
die ihn umgebende Kohle ab.
^Es ist noch nicht festgestellt worden, ob diese Rcaction eine
Folge der Wärme allein, der Elektricität allein, oder die Folge dieser
beiden Ursachen zugleich ist.
jWenn sie, wie Herr Co wies annimmt, von der Wirkung der
Elektricität allein herrührt, dann stehen wir vor einem ganz besonderen
Falle der Elektrolyse, welche ein Wechselstrom hervorruft. Wenn kein
Kupfer vorhanden wäre, so würde sich das Aluminium in dem Maasse,
in welchem es frei wird, in krystallisirtes Kohlenstoff-Aluminium um-
setzen, während das Kupfer, welches thatsächlich in Wallung geräth,
mit dem Aluminium eine reichhaltige Legirung bildet, da dieselbe 15,
30 und selbst 40 X von diesem Metalle enthält. Diese Legirung, welche
weiss und glänzend ist, wird in Stangen gegossen, indem man jene
Dosis von Kupfer hinzusetzt, welche nothwendig ist, um die einem
gewünschten Mischungsverhältnisse entsprechende Bronze zu bilden.
>,Man erzeugt durch zwei Abflussrinnen in zehn Stunden ungefähr
100 Pfund oder 45 Kgr. weisse Legirung, welche auf Frcs. 4*5 pro
Kilogramm zu stehen kommt.
^Die Herren Co wies werden baldigst einen Schmelzofen von
1200 HP. herstellen, den sie, wie einen gewöhnlichen Hochofen, in
ununterbrochenem Betriebe zu erhalten hoffen.
^Das Kupfer kann durch jedes andere Metall ersetzt werden,
welches die Eignung besitzt, sich mit dem Aluminium zu legiren, ohne
sich bei diesen sehr hohen Temperaturen zu verflüchtigen. In dieser
Art haben die Herren Co wies die Legirungen erzeugt aus:
50 Theilen Eisen und 50 Theilen Aluminium
75 ,, Nickel ^25 , ^
»Man kann mit Hilfe dieses Verfahrens auch dreifache Legirungen
aus Aluminium, Kupfer und Bor oder SiHcium herstellen. Wenn man
Thonerde-Silicat oder Thon in Gegenwart von Kupfer reducirt, so
erhält man eine aus Aluminiumkupfer und Silicium zusammengesetzte
Legirung, welche weiss, glänzend und — wenn sie mehr als 10 X
Aluminium und Silicium enthält — spröde ist. Wenn diese Legirung
2 — 6% Aluminium und Silicium enthält, so bildet sie eine unoxydirbare
Bronze von goldgelbem Ansehen, welche nach ihrer Behandlung durch
Drahtzüge die ausserordentliche Zähigkeit von 140 Kgr. pro Quadrat-
Millimeter besitzt.*
Das Verfahren von Co w 1 e s hat bis jetzt nur sehr aluminium-
reiche Kupferlegirungen geliefert; vom wissenschaftlichen Standpunkte
aus kann man dasselbe kaum für etwas Anderes ansehen, als die
glückliche Anwendung der elektrischen Schmelzungsmethoden, die von
zahlreichen Gelehrten schon seit langer Zeit erfunden sind, welche aber
erst in Folge der Entwicklung der Dynamomaschine eine praktische
Wichtigkeit erlangen konnten.
Obwohl das Verfahren von Co wies mit grosser Beharrlichkeit
und mit sehr bedeutenden Mitteln in's Werk gesetzt wurde, so hat es
doch — wenigstens soweit unsere Kenntnisse reichen — das Ver-
sprechen seines Erfinders nicht gehalten, welches dahin lautete, das
Aluminium zu dem Preise von Frcs. 4 pro Kilogramm oder, wenn das
Kilogramm Kupfer Frcs. 1-5 kostet, zu dem Preise fabriksmässig her-
zustellen, der für ein gleiches Volumen Kupfer entfällt, welches in einer
grossen Anzahl von Fällen mit Vortheil durch das Aluminium ersetzt
werden könnte.
441
In Frankreich hat die Elektrometallurgie des Aluminiums, unseres
Wissens wenigstens, mit Ausnahme des von Herrn Heroult erfundenen
Verfahrens noch keine Anwendung gefunden. In Betreff seiner ersten
Versuche hatte Herr Heroult die Güte, uns die nachstehenden
Notizen mitzutheilen:
jjDas Verfahren besteht in der directen Zersetzung des geschmol-
zenen Thonerdehydrats durch einen elektrischen Strom.
,Bei unseren ersten Versuchen wurde eine gewisse Menge von
Kryolith in der Absicht angewendet, um das Bad in Fluss zu bringen ;
dieses Bad wurde in einem Schmelzofen bis zu einer beträchtlichen
Temperatur erhitzt und dann der Wirkung des elektrischen Stromes
ausgesetzt.
j,Bei starken Strömen wird der Ofen überflüssig, da die in dem
Bade selbst erzeugte Hitze ausreichend ist, um dasselbe flüssig zu
erhalten.
j>Zur Zeit besteht der Apparat aus einem Schmelztiegel aus Kohle,
der auf einer sehr starken, aus demselben Materiale gefertigten Platte
steht. Dieser Schmelztiegel wird in den Mittelpunkt einer aus Ziegeln
hergestellten Kammer gestellt und der Zwischenraum mit staubförmiger
Retortenkohle ausgefüllt.
j,In diesen Schmelztiegel taucht eine dicke Kohle (50 Mm. im
Durchmesser), welche den positiven Strom zuleitet; der negative Strom
gelangt zum Schmelztiegel vermittelst der Platte.
^Das Bad wird durch eine gewisse Quantität von Kupfer in
Thätigkeit versetzt und mit trockenem Thonerdehydrat beschickt. Man
sendet den Strom hindurch. Das Thonerdehydrat schmilzt und zersetzt
sich ; das Aluminium vereinigt sich mit dem Kupfer und bildet
Aluminiumbronze. Der Sauerstoff begibt sich zur positiven Kohle und
bildet, indem er sich mit derselben vereinigt, Kohlenoxyd, welches in
Folge der von demselben mitgeführten Aluminiumtheilchen als grosse
und blendende Flamme aus dem Schmelztiegel entweicht.
j,Man kann in dieser Weise Bronzegattungen herstellen, welche
25 — 30^/ Aluminium enthalten. Diese Legirungen sind weiss und sehr
spröde ; wenn sie mit Kupfer im fünffachen Gewichte legirt werden,
so bilden sie jenes prächtige Metall von goldgleicher Farbe, welches
schon so zahlreiche Anwendungen gefunden hat*.
5,Bei einer Spannung von 20 Volt senden wir in das Bad
400 Amp., welche in 5 Stunden 7 Kgr. Bronze erzeugen, deren
Aluminiumgehalt 20 X beträgt.
>;> Mittelst einer sehr einfachen Vorrichtung ist es möglich, das
gebildete Metall abfliessen zu machen. Man ersetzt die positive Kohle
durch eine andere und beginnt eine neue Operation.
j^Wir haben auch zwei Schmelztiegel hintereinander geschaltet,
wobei wir die gesammte Spannung um 10 Volt vermehrten, und
haben die doppelte Erzeugung erzielt; es war aber die Regulirung der
Bäder schwieriger, als dies bei einem einzigen Bade der Fall ist.
-»Im Ganzen genommen kann man sagen, dass es, wenn dieses
Verfahren im Grossen angewendet wird, wenn man Apparate von
geringerem Widerstände hat, die leicht zu erfassen und auszuführen
sind, wenn man ferner mit ökonomischen Maschinen und billigen
Materialien erster Qualität (Kohlen und Aluminium) arbeitet, möglich
ist und man darauf rechnen kann, das Aluminium in der Bronze zum
Selbstkostenpreise von Frcs. 3*5 pro Kilogramm zu erzeugen^^
(La Lumiere lilectrique.)
442
Ueber Oekonomie in der Schaltung galvanischer
Elemente in Glockensignal-Linien mit Ruhestrom.
Von W. MIXA.
Der grösste Theil der auf den österreichisch-ungarischen Eisen-
bahnen verwendeten galvanischen Elemente entfällt auf den Betrieb
der Signallinien (Glockensignal- und Distanzsignal-Linien) und nur ein
verhältnissmässig geringer Theil auf den Betrieb von Morse-Linien. *)
In den mit Ruhestrom betriebenen Glockensignal-Linien findet
man theils Batterien eingeschaltet, die nur nach einer Linie, also ein-
seitig wirken, theils Batterien, die nach beiden in eine Station ein-
mündenden Linien, also zweiseitig oder gem einschaftlich wirken ;
im letzteren Falle werden gewöhnlich nach der längeren, d. h. mehr
Apparate enthaltenden Linien einseitig Elemente zugeschaltet, um in
beiden Linien nahezu gleiche Stromstärken zu erzielen.**)
Gemeinschaftlich geschaltete Elemente haben den Vortheil, dass
die Anzahl der nöthigen Batteriegläser eine geringere ist, als bei der
anderen Schaltung, dagegen den Uebelstand, dass jede Fehlerhaftigkeit
derselben nach beiden Zweigen störend wirkt, dass sie (Ruhestrom vor-
ausgesetzt) öfters gewechselt werden müssen und weniger ökonomisch
sind, als getrennt geschaltete Batterien.
Letzterer Umstand dürfte nicht allgemein anerkannt sein, und ich
will es versuchen, im Nachstehenden die Betriebskostenfrage beiderlei
Schaltungen näher zu beleuchten.
Es seien zwei Glockensignal-Linien, jede vom äusseren Wider-
stände W, ferner die nöthige Anzahl von Callaud-Elementen von je
I Volt elektromotorischer Kraft und dem Widerstände w gegeben; die
verlangte Stromstärke sei 5.
Es soll untersucht werden, welche Anzahl von einseitig und welche
Anzahl von zweiseitig wirkenden Elementen nöthig ist, um die ver-
langte Stromstärke zu erzielen und wie hoch sich in beiden Fällen der
Materialverbrauch stellt.
Die nöthige Anzahl n einseitig geschalteter Elemente für jede
der beiden Linien ergibt sich aus 5= ; — 777-; n= ^^ — und
nw -f- yy i — Sw
die Anzahl der Elemente für beide Linien
2SW ,,
2n = — (I
I — Sw
Bei zweiseitig geschalteten Elementen besteht der Widerstand
des Stromkreises aus dem Widerstände des ungespaltenen Theiles
(Batterie und Erdleitung) und aus dem gemeinschaftlichen Widerstände
der Zweige; letzterer ist in vorliegendem Falle, da statt beider Zweige
eine unverzweigte Linie von gleicher Länge und doppeltem Quer-
W
schnitte gesetzt werden kann .
*) Auf den Bahnen des Deutschen Reiches werden die Glockensignal-Linien mit
Inductionsstrom betrieben ; auf österreichisch-ungarischen Bahnen wird vorläufig bei den
elektrischen Distanzsignalen der Batteriebetrieb durch den verlässlicheren Inductorbetrieb
allmälig verdrängt.
**) Von einer Parallelschaltung der Elemente wird hier vollständig abgesehen, da
dieselbe, wenn der äussere Widerstand den inneren übersteigt, was bei Glockensignal-Linien
stets der Fall ist, nie ökonomisch sein kann.
443
Da ferner in jedem Zweige eine Stromstärke 5 circuliren soll,
so muss durch den gemeinschaftlichen Theil des Stromkreises, das
heisst durch die Batterie, ein Strom von der Stärke 2 ^ gehen.
Die Anzahl n' der nöthigen Elemente ergibt sich hignach aus
n'
2S-.
w n' -\-
W
s w
n' = j^- (II
I 2 Sw ^
Für die Grössen, von denen w und 7i' abhängt, sollen nun Werthe
gewählt werden, welche gegen die in der Praxis vorkommenden möglichst
wenig differiren. Für die Wahl der Stromstärke dient als Anhaltspunkt
die Erfahrung, dass pro Glockenschlagwerk von 8o ü Multiplications-
Widerstand zwei bis höchstens drei einseitig geschaltete Elemente ver-
wendet werden (pro Glockensignal-Relais das Doppelte).
Den sonstigen äusseren, auf die Anzahl der Schlagwerke repar-
tirten Widerstand kann man per Schlagwerk mit lo i2, den Widerstand
eines Elementes mit 9 ^ annehmen.
Hienach ergibt sich die Stromstärke mit
2 3
— - — ; =0'0i8Amp., resp. 1 = 0'026 Amp.,
18 + 90 ^ ^27+90 ^
im Mittel mit
0-022 Amp (III
In jedem einseitig geschalteten Elemente findet ein jährlicher
elektrischer, d. h. zur Stromerzeugung verwendeter Consum an Kupfer-
vitriol (da I Amp. im Jahre iO"35 Kgr. Kupfer abscheidet oder
41*4 Kgr. Kupfervitriol zersetzt) bei einer Stromstärke von 0'022 Amp.
von
41-4 X 0-022 = 0-911 Kgr.*)
und in jedem zweiseitig wirkenden Elemente das Doppelte, somit von
1-822 Kgr. statt.
Der factische Materialverbrauch ist grösser, u. zw. um jene Menge
Kupfervitriol, die durch Absetzung von Kupfer am Zinkkörper oder
überhaupt durch chemische oder elektrische Vorgänge im Inneren des
Elementes verloren geht, ohne zur Stromerzeugung beizutragen**)
(Nebenconsum im engeren Sinne) ; hiezu kommt noch jener Material-
verlust, der durch den gebräuchlichen (obwohl bei zweckmässiger
Füllung überflüssigen) kurzen Schluss des Elementes vor dessen Ver-
*) Bei einer Stromstärke von o-orS 0*745 Kgr.
» » » » 0-02Ö ^o^b ,
**) Die übliche Methode des Füllens der Elemente, nach der man auf die ein-
geschütteten Kupfervitriolkrystalle zuerst Wasser und dann die schwere, die ganze Flüssig-
keit aufrührende Zinkvitriollösung aus erschöpften Elementen giesst, befördert wesentlich
die nutzlose Zersetzung des Kupfervitriols. Ich habe nach dieser Methode Callaud-Elemente
gefüllt, bei denen statt des Zinkcylinders ein kreuzförmiger Zinkkörper zur Verwendung
kam. Es war nun sehr auffällig, dass sich beim Füllen des Elementes die ganze Flüssigkeit
rasch blau färbte und in Folge dessen das Zinkkreuz in wenigen Stunden nach dem An-
setzen trotz kurzen Schlusses in eine dicke Schichte von Kupferschlamm eingehüllt war,
der überdies in Flocken zu Boden fiel. Bei Zinkcylindern findet dieselbe Erscheinung statt,
ist jedoch weniger auffällig. Ich versuchte nun den umgekehrten Vorgang, auf die Kupfer-
vitriol-Krystalle zuerst alte Zinklösung, u. zw. bis zur oberen Einkerbung des Glases zu
giessen und dann erst reines Wasser nachzufüllen. Das Resultat war ein günstiges; die
Flüssigkeit im oberen Theile des Glases blieb auffallend rein, d. h. färbte sich nicht blau,
und es hielten sich auch die Zinkkörper Tage und Wochen lang rein. Irgendwelche nach-
theilige Wirkung dieser letzteren Füllungsmethode habe ich nie bemerkt.
444
Wendung entsteht, sowie jene Menge Kupfervitriol, die im gelösten oder
ungelösten Zustande beim Auswechseln der Elemente verloren geht, und
wenn dieses vorzeitig geschieht, eine erhebliche Höhe erreichen kann.
Zur Bestimmung der Höhe des nutzlosen Materialverbrauches
diene die ziemlich verlässliche Erfahrung, dass man in Glockensignal-
Linien bei einseitiger Schaltung im Ganzen mit i'2 — 1*3, im Mittel mit
1*25 Kgr. Kupfervitriol pro Element und Jahr vollkommen auskommen
kann. Wo erhebHch grössere Verbrauchsm.engen vorkommen, dort liegt
die Ursache in einem abnormal starken Strom oder in einem abnormal
grossen nutzlosen Materialverbrauche.
Beträgt nun der elektiische Consum 0-9 11 Kgr., so beläuft sich der
gesammte Nebenconsum an Kupfervitriol pro Element und Jahr auf
1-25— 0-911 = 034 Kgr.
Bei gemeinschaftlich geschalteten Elementen ist zwar der Neben-
consum im engeren Sinne wegen des stärkeren Stromes, der das sich
allmälig auflösende Kupfervitriol rascher verzehrt, daher das Absetzen
von Kupfer auf dem Zinkcylinder vermindert, geringer, dagegen ist
der anderweitige Materialverlust wegen der häufigeren Auswechslung
der Elemente grösser; man wird daher, glaube ich, nicht viel fehlen,
wenn man für beiderlei Schaltungen in Ermanglung genauerer Daten
den gleichen Nebenconsum annimmt.
Hienach stellt sich der Gesammtconsum pro Element und Jahr
bei zweiseitiger Schaltung auf
1-822 4- 0-34 = 2-i6 Kgr. Kupfervitriol .... (IV
Die gebräuchlichen Callaud-Elemente fassen je 0*5 bis o-6 Kgr.
Kupfervitriol.
Die Dauer eines Elementes von o 5 Kgr. Kupfervitriol Füllung
ergibt sich bei einseitiger Schaltung aus
1-25 : 05 = 365 : X zu X = 146 Tagen,
bei zweiseitiger Schaltung aus
2'i6 : 0-5 = 365 : ;ir zu ;ir = 84 Tagen"'^) . . . . (V
Die Form und Grösse, sowie die Beschaffenheit des Materials der
Zinkpole sind nicht ohne Einfluss auf den Materialverbrauch; hier soll
nur die gebräuchlichste Form, Zinkcylinder im Gewichte von ca. 0-5 Kgr.
aus gewalztem Blech, mit angenietetem, im oberen Theile isolirten
Kupferstreifen, in Betracht gezogen werden.
Ein solcher Zinkcylinder hält in der Regel zwei Füllungen aus; demnach
so lange wie i Kgr, Kupfervitriol; die Anzahl der nöthigen Kilogramme
Kupfervitriol gibt hienach zugleich die Anzahl der nöthigen Zinkcylinder an.
Den Preis für i Kgr. Kupfervitriol mit 25 kr, und den Preis für
einen Zinkcylinder mit dem gleichen Betrage angenommen, belaufen
sich die Kosten eines Elementes bei einseitiger Schaltung auf
1-25 X 25 X 2 = 62-5 kr.,
bei zweiseitiger Schaltung auf
216X 25 X 2 = fl. i-o8**) ...... (VI
*) Bei 0-6 Kgr. Füllung ergibt sich die Dauer um ein Fünftel grösser, zu 175, resp.
100 Tagen.
**) In der Morse-Linie genügt eine Stromstärke von o 01 Amp, ; der elektrische
Consum beträgt pro Element und Jahr
41 '4 X O'Oi = o'4l4 Kgr.
der Nebenconsum 0*340 ^
Summe o 754 Kgr.
Die Dauer des Elementes aus
0-754 : 0'5 = 365 : X X =^ 242 Tage,
Die Kosten
2 X 0754 X 25 ^^- = 37-5 ^^-
445
Diese Kosten lassen sich bei sorgfältiger Sammlung des in den
Elementen galvanisch abgeschiedenen Kupfers *) und der Zinkcylinder-
reste vermindern.
In I Kgr. Kupfervitriol ist 1/4 Kgr. Kupfer enthalten, das indess
nicht ganz zurückgewonnen werden kann, da ein ziemlich grosser Theil
desselben mit dem Bodensatz des Elementes verloren geht. Bei sorg-
fältiger Manipulation kann man den Rückgewinn pro i Kgr. Kupfer-
vitriol auf 0'2 Kgr. verwendbares Kupfer im Werthe von o-2 X 50 = 10 kr.
und den Rückgewinn an verkäuflichem Zink auf 02 Kgr. im Werthe
von 0"2 X ö kr. = I kr,, im Ganzen also mit ii kr. veranschlagen.
In der Praxis wird der Rückgewinn gewöhnlich weniger betragen;
er soll hier nicht weiter in Betracht gezogen werden, sondern für
andere nicht berücksichtigte Materialverluste (Glasbruch etc.) höhere
Anschaffungskosten (Mehrkosten für End-Elemente etc.) als Compensation
gelten.
Setzen wir nun in Gleichung I und II für W.:=goü und für
5=0022 Amp., so gibt 2« die Anzahl der für je zwei Schlagwerke
(oder ein Relais) nöthigen einseitig geschalteten Elemente an, so dass
z. B. für eine Glockenlinie mit acht Schlagwerken und zwei Relais
n [8 -\- 4) Elemente verwendet werden müssten.
Die Anzahl der für zwei Schlagwerke gemeinschaftlich zu schalten-
den Elemente ist n', so dass z. B. für zwei in eine Station einmündende
Glockenlinien von je acht Schlagwerken und zwei Relais n' (8 -\- 4)
Elemente in dieser Station verwendet werden müssten. — Bei gleich-
massiger Vertheilung der Elemente auf die verschiedenen Stationen
würden bei gemeinschaftlich geschalteten Elementen für jedes Schlag-
werk einer Linie n' Elemente, dieselben Elemente jedoch nochmals für
die andere Linie, in der sie zu wirken haben, gerechnet werden.
Wir erhalten:
^^^_o;044X^_ 3:96 .... (VII
I — O 022 Z£^ I — 0-022 W
n' = ° °"" X 9° = L?L_ (VIII
I — 0-04.4 zi> I — 0"044Z£'
91 und n' hängen nunmehr nur vom Widerstände der Elemente ab.
Der Widerstand eines Callaud-Elementes (und überhaupt jedes
Kupferzink-Elementes) ist eine unter Umständen sehr variable Grösse.
Ein mit reinem Wasser statt mit Zinkvitriol-Lösung angesetztes
Element kann 50 0 und mehr Widerstand haben, auch wenn es einen
Tag lang in kurzem Schluss gestanden ist; dieser Widerstand kann
während der Thätigkeit des Elementes mit fortschreitender Verdichtung
der Zinkvitriol-Lösung bis auf 6 ü sinken.
Bei entsprechendem Ansetzen des Elementes, d. h. bei Ver-
wendung von Zinkvitriol-Lösung liegt allerdings die obere Grenze des
Widerstandes nicht so hoch, kann aber immerhin mit 12 — 15 0 ange-
nommen werden, so dass sich der durchschnittliche Widerstand mit
etwa 9 ^i ergibt. Elemente unter 6 und über 15 li würden sodann nur
ausnahmsweise vorkommen; wir wollen sie indess, um den Einfluss des
Widerstandes der Elemente auf die Batteriekosten anschauHch zu
machen, gleichfalls in Rechnung ziehen.
Für die Stromstärke von 0'022 Amp. (III) wurden nachstehende,
hier in Betracht kommende Werthe ermittelt:
Pro Element und Jahr sind:
*) Um den Kupferansatz vom Kupferpole leicht ablösen zu können, bestreiche man
letzteren vor seiner Verwendung mit einem fettigen mit Oel getränkten Lappen.
446
Der Gesammtconsum (IV)
bei einseitiger Schaltung 1-25 Kgr. Kupfervitriol, 1*25 Stück Zink-
cylinder,
bei zweiseitiger Schaltung 2- 16 Kgr. Kupfervitriol, 216 Stück
Zinkcylinder.
Die Kosten (VI)
bei einseitiger Schaltung 62*5 kr., bei zweiseitiger Schaltung
fl. ro8.
Die Dauer (V)
bei einseitiger Schaltung i46 Tage, bei zweiseitiger Schaltung
84 Tage.
Wenn wir nun
für w die Werthe Ohm
setzen o 3 6 9 12 15 18 21 24
so erhalten wir
Stück
aus VII . . . 2n= 396 4-24 4-56 4-94 5-38 5-19 6S^ 7-36 8-35
aus VIII. . . n' = 1-98 2-28 2-69 3-31 4-19 5-82 9-52 26-05 —
Der jährliche Ver-
brauch an Kupfervitriol
in Kilogrammen oder
Zinkcylindern in Stück
beträgt pro ein Schlag-
werk bei einseitiger Kilogramm oder Stück
Schaltung*) 2-48 265 2-84 3-09 3"36 3*69 4-10 4-60 5*22
bei zweiseitiger Schal-
tung 2-15 2-46 2-91 3-58 453 6*29 10-28 28-13 —
Die jährlichen Mate-
rialkosten für Kupfer- ^
Vitriol und Zink per ein
Schlagwerk bei ein- Gulden
seitiger Schaltung**) . 1-24 1-33 1-42 155 1-68 1-85 205 2-33 2'i6
bei zweiseitiger Schal-
tung 1-07 1-23 146 1-79 2-27 3-14 5-14 14-07 —
Aus vorstehender Tabelle***) ist zu ersehen:
ä) Im Allgemeinen sind bei beiderlei Schaltungen die Betriebs-
kosten desto geringer, je kleiner der Widerstand der Elemente ist.
b) Im vorliegenden Falle wäre bei einem unter 6 ü liegenden Wider-
stände der Elemente die gemeinschaftliche Schaltung in Bezug auf
Oekonomie günstiger, f) als die einseitige, während bei Elementen,
deren Widerstand 6 ^ und mehr beträgt, die getrennte Schaltung
ökonomischer ist, u. zw. umso auffallender, je mehr der Widerstand
der Elemente steigt.
) 3'96 X i'z? „ I'q8V2-i6
j oy y\ 1._2-48 etc.; — ^—-^ = 2-15 etc.
2 2
' 2-48 X 25 X 2 = fl. 1-24 oder "^ ^ = fl. i-24etc,
2
i-q8 y ro8
2-15 X 25 X 2 =^ fl. ro7 oder — :- — — = fl. 107 etc.
***) Die Daten dieser Tabelle lassen sich übersichtlich durch Curven darstelleo, auf
deren Abscissen der Widerstand der Elemente und auf deren Ordinalen die Anzahl der
Elemente und ihr Consum aufgetragen sind.
f) Der gleiche Materialverbrauch bei beiderlei Schaltungen ergibt sich aus
3-96 1-98 ,
1-25 = f . 2-i6
I — 0*022 tu I — o"044 w
bei ze;^5-43 Q mit 2*8 Kgr.
447
c) Es wäre ein Irrthum, zu glauben, die gemeinschaftliche Schaltung
fordere unter allen Umständen weniger Elemente, als die getrennte
Schaltung; denn bei Elementen von 15 12 ist die Anzahl derselben bei
beiderlei Schaltungen nahezu gleich,") bei 18 i^ übersteigt die Anzahl
der nöthigen gemeinschaftlich geschalteten Elemente jene der einseitig
geschalteten nahezu um die Hälfte und mit Elementen von 24 il lässt
sich die verlangte Stromstärke bei gemeinschaftlicher Schaltung über-
haupt nisdit mehr erreichen."")
d) Bei Elementen von 9 Qi Widerstand, den wir als maassgebenden
Widerstand der in der Praxis gebräuchlichen Elemente ansehen können,
verhält sich die Anzahl der Elemente bei gemeinschaftlicher zu der bei
getrennter Schaltung im vorliegenden Falle wie 331 : 494 oder wie
100 : 149.
Die Kosten betragen:
bei 100 gemeinschaftlichen Elementen 100 X i'o8 = fl. 108,
^ 149 getrennten ^ 149 X 62-5 = fl. 93.
Es ergibt sich sonach bei Verwendung gemeinschaftlicher Elemente
für je 100 Stück derselben eine jährliche Mehrausgabe von fl. 15
gegenüber der Ausgabe für je 149 gleichwerthige getrennt wirkende
Elemente. Dieser Mehrausgabe steht die einmalige Ersparniss für
49 Batteriegläser im Werthe von 49 X 20 kr. = fl. 9'8o entgegen ;
hienach stellen sich getrennt geschaltete Elemente als entschieden
ökonomischer heraus.
Will man auch die Arbeitskosten in Betracht ziehen, so lässt sich
sagen, dass es günstiger ist, 149 Elemente in je 146 Tagen (372 im
Jahre), als 100 Elemente in je 84 Tagen (435 im Jahre) zu füllen.
Die pyromagnetische Maschine von Edison.
(Nach einem durch den Autor in der American Association for the advancement of science
veranstalteten Vortrage.)
Die unmittelbare Erzeugung der elektrischen Energie durch die Kohle
ist ein Problemj welches durch eine lange Zeit die geschicktesten Erfinder
beschäftigt hat. Wenn die ungeheure Menge latenter Energie, welche sich
in der Kohle befindet, mit Hilfe eines einfachen Transformations-Apparates
und mit massigen Kosten in der Form von elektrischer Energie gewonnen
werden könnte, so müsste man zugeben, dass alle mechanischen Vorgänge
und Systeme der ganzen Welt durch diese Thatsache eine Umwälzung vom
Grunde aus erfahren würden; es begänne eine neue Etappe der grossen
Fortschritte, deren sich das XIX. Jahrhundert mit Recht rühmt.
Die Hervorrufung einer Potential-Differenz mit Hilfe der Wärme rührt
von Seebeck und von MeUoni her. Die so geschaffene thermoelektrische
Wissenschaft wurde von Becquerel, Peltier, Thomson und Tait
entwickelt 5 die thermoelektrischen Batterien von Marcus, Ciamond und
von N o e haben eine gewisse Anzahl praktischer Verwendungen gefunden.
Die erhaltenen Resultate haben zu weiteren Untersuchungen angeregt und
mehrere Forscher haben auf diesem Wege nichts Geringeres als den Stein
der Weisen zu finden geglaubt.
*) Die genau gleiche Anzahl ergibt sich aus
3-96 i-c
I — 0'022 W I — 0*044«/
bei w = i^'ib Q.
**) Wenn i — 0*044 ^'-' = O; so ist u- = 22-75 " ^^'^ '^' ^ oc ; bei getrennter Schaltung
liegt diese Widerstandsgrenze viel höher, u. zw. ist für i — 0022 (ü^o; ic = 45*45 Ö
und 2 J2 = 00.
448
Herr Moses G. Farmer hat nebst Anderen lange und eifrig in dieser
Richtung gearbeitet und wie man glaubt, in Hinsicht der Oekonomie
die besten Resultate erzielt, zu welchen man jemals gelangt ist; an sich
selbst waren aber diese Resultate nicht sehr ermuthigend. Er ist nie dahin
gelangt, von der Energie der Kohle auch nur ein Procent in elektrische
Energie zu verwandeln.
Lord Rayleigh hat mit seiner bekannten Geschicklichkeit das Gesetz
über den Nutzeffect der thermoelektrischen Batterie vom Standpunkte des
zweiten Grundgesetzes der Thermodynamik discutirt. Er kommt zu dem
Schlüsse, dass ein Eisen-Kupferpaar, welches innerhalb der weitesten, für
diese beiden Metalle überhaupt möglichen Temperaturgrenzen arbeitet, von
der totalen Energie der Kohle nur ein Dreihundertstel in elektrische Energie
verwandeln könne ; in der Praxis bleibt aber der Nutzeffect noch weit
hinter diesem theoretischen Maximum zurück.
Es folgt daraus, dass man das erhoffte Resultat, wenn man dasselbe
eines Tages erreichen soll, offenbar auf einem anderen Wege zu erreichen
suchen muss, als auf jenem der Thermoelektricität. Indem dieser Gegenstand
studirt wurde, bot Her Versuch eine ganz verschiedene Verfahrungsweise dar.
Man weiss schon seit geraumer Zeit, dass die Magnetisirung der mag-
netischen Metalle, besonders aber des Eisens, des Kobalts und des Nickels,
durch die Temperatur beträchtlich verändert wird. Nach Becquerel verliert
das Nickel seine Magnetisirbarkeit bei 400^ des lootheiligen Thermometers, das
Eisen in der Kirschrothglühhitze und der Kobalt in der Weissgluth.
Nachdem nun andererseits jedesmal, wenn sich die Intensität eines
magnetischen Feldes ändert, welches sich in der Nähe eines Leiters befindet,
dieser Leiter der Sitz eines elektrischen Stromes ist, so muss es möglich
sein, in einer Drahtspule, welche einen Eisenkern umgibt, dadurch einen
elektrischen Strom zu erzeugen, dass man diesen Eisenkern in einen mag-
netischen Kreis stellt und seine magnetische Durchdringlichkeit oder Mag-
netisirbarkeit durch Temperaturänderungen variirt. Dieser Gedanke bildet
das wesentliche und grundlegende Princip des neuen Elektricitätserzeugers,
welchem Edison den Namen ,P y r o m a gn e t is c h e r E le ktr ic i t ä t s-
erzeuger* gegeben hat. "'^)
Das Princip, welches darin besteht, die durch die Wärme hervor-
gerufenen Aenderungen des Magnetismus zu verwerthen, wurde zuerst zur
Herstellung eines thermischen Motors von sehr einfacher Form benützt, der
^Pyromagnetischer Motor* genannt wurde und der uns in den Stand
setzten wird, den in weiterer Folge construirten Generator zu verstehen.
Stellen wir uns einen permanenten Magnet vor, zwischen dessen Polen
sich ein Bündel kleiner Eisenröhren befindet, und welches sich, wie eine
Armatur, um eine auf der Ebene dieses Magneten senkrecht stehende Achse
drehen kann. Nehmen wir ferner an, dass man mit Hilfe passender Mittel,
wie z. B. eines Gebläses oder eines verstärkten Zuges, in der Lage sei,
durch diese Röhren heisse Luft zu senden und sie dadurch rothglühend zu
machen, und dass man ferner mit Hilfe von Schirmen, welche zu beiden
Seiten dieser Röhren aufgestellt sind und immer die eine Hälfte derselben
bedecken, den Zutritt der heissen Luft in die durch die Schirme verdeckten
Röhren verhindern könne. Wenn sich die Schirme in gleicher Entfernung
von den Schenkeln des Elektromagneten befinden, so wird keine Rotation
des Systems eintreten, weil die kältesten und folglich magnetischesten Theile
des Röhrenbündels von den beiden Polen gleich weit abstehen und mit
gleicher Kraft angezogen werden. Wenn aber der Schirm in eine unsym-
metrische Lage gebracht wird, so dass er dem einen Pole näher steht, als
*) Die eiDgehendste Beurtheilung dieser neuen Erfindung Edison' s gibt in der, diesem
Artikel folgenden Arbeit, Herr Ingenieur Popper,
449
dem anderen, so wird sich eine unaufhörliche rotirende Bewegung ergeben,
da der durch den Schirm bedeckte und daher magnetischere Theil mit mehr
Energie angezogen wird, als der erhitzte Theil. Diese Anordnung ver-
wirklicht einen pyromagnetischen Motor, indem die Hitze, welche durch die
Röhren zieht, eine Unsymmetrie in den, das Eisen durchziehenden Kraft-
linien des magnetischen Feldes hervorruft. Der Wärmeschirm spielt hier eine
ähnliche Rolle, wie der Commutator einer gewöhnlichen Maschine. Der erste
Motor, welcher nach diesem Principe zum Versuche construirt wurde, wurde
mit zwei kleinen Bunsen'schen Brennern geheizt und mit einem Blasbalge
betrieben; er konnte pro Minute ungefähr 700 Fusspfunde (l'5 Kgr.-Mtr.
pro Secunde) erzeugen. Ein zweiter Apparat, welcher jetzt gebaut wird,
und 1500 engl. Pfd. wiegen dürfte, wird ungefähr 3 HP. (225 Kgr.-Mtr.
pro Secunde) entwickeln können.
Bei diesen zwei Maschinen wurden die permanenten Magnete durch
Elektromagnete ersetzt ; der Strom, welcher die magnetisirende Kraft liefert,
ist einer fremden Quelle entnommen. Beim letzten Modell durchzieht die zur
Verbrennung nothwendige Luft zuerst die eisernen Röhren, um bei ihrer
Abkühlung mitzuwirken und gelangt sodann mit einer schon erhöhten Tem-
peratur in den Heizraum.
Die ersten Versuche, welche zum Zwecke der pyromagnetischen Er-
zeugung der Elektricität angestellt wurden, geschahen mit einem sehr ein-
fachen Apparate ; derselbe bestand aus einer kleinen Eisenröhre, die in ein,
von einem ununterbrochenen Strome durchlaufenes Solenoid eingeführt wurde.
Auf diese Eisenröhre war eine Drahtspule gewickelt, die mit einem sehr
empfindlich gestellten Klopfer (sounder) verbunden war. Die Röhre wurde
durch eine Gasflamme, die man schnellstens durch einen Strahl kalter Luft
ersetzte, rothglühend gemacht. Der Klopfer gerieth alsbald in Bewegung
und zeigte dadurch an, dass die durch Abkühlung bewirkte Vermehrung
der magnetischen Durchdringlichkeit den Kraftfluss im Inneren der Eisen-
röhre geändert und in dem vom Klopfer und der Spule gebildeten Schliessungs-
kreise einen elektrischen Strom hervorgerufen habe.
Es wurde nunmehr die Herstellung einer Maschine in Angriff genommen,
welche ausreichende Dimensionen besass, um die Möglichkeit zu beweisen^
durch dieses Verfahren continuirliche Ströme von einer gewissen Stärke zu
erzeugen; diese Maschine ist gerade jetzt fertig geworden. Die neue Maschine
setzt sich aus acht gesonderten Elementen zusammen, wovon jedes das
Aequivalent der schon erwähnten Anordnung und aus den beiden Schenkeln
eines Elektromagneten gebildet ist, welcher auf der einen Seite durch die
Külasse und auf der anderen Seite durch eine Rolle aus papierdünnera
gewellten Eisenblech, welches eine Dicke von Viooo" oder 1/g Mm. hat,
miteinander verbunden sind. Diese Armatur ist von einer auf sie gewickelten
Drahtspule umgeben, die von ihr durch Papier aus Asbest isolirt ist. Diese
acht Elemente sind um einen gemeinschaftlichen Mittelpunkt strahlenförmig
angeordnet ; die acht Armaturen aus gewelltem Eisen — Zwischenarmaturen
genannt — reichen durch zwei eiserne Scheiben hindurch, A'elche die, allen
diesen Zwischenarmaturen gemeinsamen Polstücke bilden ; die Zwischen-
armaturen sind hintereinander verbunden und bilden einen geschlossenen
Kreis. Durch den Mittelpunkt der beiden Scheiben geht eine verticale Welle,
die an ihrem unteren Theile eine Scheibe aus feuerbeständiger Erde —
Schutzplatte genannt — trägt, welche sich, wenn die Achse rotirt, um den
unteren Theil der aus gewelltem Eisenblech angefertigten Armaturen dreht
und den Zufluss der heissen Luft, welche von dem unteren Theile kommt,
absperrt.
Die Welle trägt einen Cylinder, der aus einer isolirenden Masse besteht
und mit metallischen Contactstücken versehen ist, welche auf zwei ent-
30
450
gegengesetzten Seiten angebracht sind ; die sie verbindende Linie ist parallel
zu dem strahlenförmigen Rande der Schutzplatte. Auf diesen Cylinder drücken
acht Contactfedern, wovon jede mit den Drähten verbunden ist, welche die
Spulen paarweise miteinander verbinden.
Die Länge des metallischen Segmentes ist eine solche, dass dasselbe
von der nächsten Feder in dem Augenblicke berührt wird, in welchem es
die vorhergehende Feder verlässt; die Federn selbst sind in der Weise
adjustirt, dass jede von ihnen in dem Augenblicke mit ihrem metallischen
Segmente in Berührung tritt, in welchem die vorhergehende Spule jenes
Spulenpaares, innerhalb dessen diese Feder befestigt ist, durch die Rotation
der Schutzplatte blossgelegt ist.
Zwei continuirliche Ringe, die auf einer und derselben Welle befestigt
sind und gegen welche zwei feststehende Bürsten drücken, dienen dazu, den
Strom von aussen aufzunehmen.
Der ganze Apparat, wie wir ihn soeben beschrieben haben, wird über
einen geeigneten Feuerraum aufgestellt, auf den ein Gebläse einwirkt,
welches die Verbrennungsproducte zwingt, durch die von der Schutzplatte
nicht verdeckten Zwischenarmaturen zu streichen, wodurch dieselben eine
hohe Temperatur annehmen. Die Elektromagnete magnetisiren nur die kalten
Armaturen ; indem sich die Schutzplatte dreht, werden die Armaturen suc-
cessive nach einer Richtung hin bedeckt und nach der anderen Richtung
blossgelegt; es befinden sich davon vier immer im erhitzten und vier im
abgekühlten Zustande; diejenigen, welche die Wärme annehmen, verlieren
den Magnetismus und umgekehrt; es folgt daraus, dass alle Spulen der
Armaturen fortwährend der Sitz von Strömen sind, weil der Magnetismus
in allen Armaturen variirt ; diejenigen, welche durch die Schutzplatte gedeckt
sind, sind der Sitz eines Stromes von gewisser Richtung und jene, welche
der Erhitzung ausgesetzt sind, der Sitz eines Stromes von entgegengesetzter
Richtung. Die Umkehrung des Stromes muss s^mit in dem Augenblicke
erfolgen, in welchem jede Spule aus der Periode der Erhitzung in diejenige
der Abkühlung übergeht und umgekehrt, d. h. zweimal bei jedem Umlaufe
der Welle. Hieraus ergibt sich die Nothwendigkeit, Stromwender anzu-
wenden.
Die von diesem Apparate entwickelte elektromotorische Kraft hängt
offenbar von der Zahl der auf jeder Armatur befindlichen Umwindungen,
von der Temperaturdifferenz, die sich erreichen lässt, dann von der Ge-
schwindigkeit der Variationen und der grösseren oder geringeren Nähe des
Punktes ab, für welchen die nutzbar zu verwendende Wirkung ein Maximum
wird. Man gewinnt beispielsweise nichts, wenn man die Temperatur über
jenen Punkt hinaus steigert, für welchen die magnetische Durchdringlichkeit
des Eisens praktisch genommen gleich Null ist; nicht mehr, als wenn man.
es unter jenen Punkt abkühlt, für welchen sein Magnetismus durch ein
Maximum geht. Die beiden Temperaturen, zwischen welchen man sich
zweckmässig bewegt, lassen sich leicht mit Hilfe einer Curve bestimmen^
welche die Beziehungen zwischen der Temperatur und der magnetischen
Durchdringlichkeit für das betrachtete Metall darstellt.
So ist die Magnetisirungs-Temperatur null für den Kobalt die Weiss-
gluth, die Kirschrothgluth für das Eisen und 400 hunderttheilige Grade für
das Nickel. Während aber die maximale Magnetisirung des Eisens bei der
gewöhnlichen Temperatur durch 1390 dargestellt ist, ist sie noch 1360 bei
220 hunderttheiligen Graden; es ist also in praktischer Beziehung von gar
keinem Vortheil, unter diese Temperatur herabzugehen. Bei dem Nickel,
dessen magnetische Intensität bei der gewöhnlichen Temperatur 800 beträgt,
hat man nur mehr eine Intensität von 320 bei 220 hunderttheiligen Graden;
es kann also für eine geringere Temperatur verwendet werden. Die Schnellig-
451
keit der Temperatur-Aenderung ist bedingt durch diejenige der Schutzplatte,
diese ist aber abhängig von der Geschwindigkeit, mit welcher sich die
Zwischenarmaturen erhitzen und abkühlen lassen; man erreicht dies, indem
man dünne Blätter von grosser Oberfläche verwendet, deren Dauerhaftig-
keit man durch Emaillirung oder durch Vernicklung erhöhen kann. Die
bereits vorgenommenen Versuche zeigen, dass man die Schirmplatte 120
Umläufe in der Minute machen lassen kann. Durch Verdopplung dieser
Geschwindigkeit würde man die Energie des Apparates vervierfachen; es
bleiben aber zu bestimmen: die passendste Dicke, die relativen Volumina
der Luft und des Eisens in den Armaturen, der beste Durchmesser, das
beste Metall, die besten Temperaturgrenzen und die beste Umlaufsgeschwindig-
keit, Alles Fragen, die nur durch zahlreiche Versuche an dem Apparate
selbst gelöst werden können.
Die bis zum heutigen Tage erhaltenen Resultate führen zu dem
Schlüsse, dass die Oekonomie, welche man durch die Erzeugung der elek-
trischen Energie mit Hilfe des pyromagnetischen Motors unter Anwendung
von Kohle erzielt, zum Mindesten derjenigen aller anderen Methoden gleich
und wahrscheinlich grösser sein wird. Die specifische Energie eines der-
artigen Apparates wird aber geringer sein, als diejenige einer Dynamo-
maschine von gleichem Gewichte. Um in einem Wohnhause 30 Lampen
ä 16 Kerzen zu speisen, müsste man einen pyromagnetischen Generator
haben, der wahrscheinlich 2 — 3 Tonnen wiegen würde. Da aber der neue
Apparat dazu geeignet ist, den Ueberschuss jener Energie der Kohle, welche
zur Beheizung des Hauses selbst nothwendig ist, zu verwenden, und da es
keiner Ueberwachung bedarf, um den guten Gang desselben zu sichern, so
hat dieser Generator schon ein ausgedehntes Gebiet von Anwendungen vor
sich. Wenn man auf ihn ferner das Princip der Regeneration anwendet, so
wird man in Rücksicht auf seine Energie grosse Vervollkommnungen erzielen
können. Seine praktische Nützlichkeit wird wahrscheinlich dann gleich sein
dem wissenschaftlichen Interesse an den Principien, welche bei diesem
Apparate in's Spiel kommen.
Ueber Edison's pyromagnetische Maschine.
Von JOSEF POPPER.
Die im obigen Artikel dargelegte Beschreibung betrifft eine von Edison
j,pyromagnetische Maschine* genannte Construction, bei welcher
Wärme in mechanische Energie in der Weise umgewandelt wird, dass weiches
Eisen abwechselnd von Elektromagneten magnetisirt, durch einen heissen Luft-
strom demagnetisirt, dann künstlich gekühlt und wieder magnetisirt wird ; natür-
licherweise konnte man mittelst eines solchen Arrangements statt mechanischer
Energie auch elektrische Energie entwickeln, also, wie man auch bei der
Thermosäule sagt: Wärme direct in Elektricität verwandeln. Da eine nähere
Beschreibung der Edison 'sehen Construction bereits diesem Artikel
vorangeht, so ist es überflüssig, dass ich in diesem Aufsatze sie nochmals
schildere; aber ich erlaube mir, einige Betrachtungen über Vor- und
Nachtheile der pyromagnetischen Maschine zu geben , die dem Leser
vielleicht nicht unwillkommen sein werden. Man könnte in Anbetracht
dessen, als Edison's neueste Erfindung noch gar nicht näher probirt und
studirt wurde, und nach der Ausdrucksweise im Aufsatze der ^Electrical
j^Review* zu schliessen, vorerst nur in sehr kleinem Maassstabe ausgeführt
wurde, denken, dass jede eingehendere Betrachtung dieser Neuerung ver-
früht sei ; es ermöglicht mir jedoch ein besonderer Umstand, schon heute
dieselbe einer Discussion zu unterwerfen, nämlich der Umstand, dass ich
genau dieselbe Construction schon vor mehreren Jahren entworfen und in
30*
452
ihren Consequenzen durchdacht hatte, so dass ich in diesem Aufsatze nichts
weiter zu thun brauche, als die seinerzeit gewonnenen Resultate meiner
Erwägungen über derartige „pyromagnetische" Maschinen — nebst einigen
neueren Thatsachen, die mir damals noch nicht bekannt sein konnten —
hier unverändert wiederzugeben. *)
Die Anregung zur Construction einer pyromagnetischen Maschine gab
mir, wenn ich mich recht erinnere, eine Stelle in der Abhandlung von
Stefan „Ueber die Gesetze der elektrodynamischen Induction",**) in
welcher der Satz ausgesprochen und bewiesen wird: Die specifische
Wärme des ma gne ti sir ten Eisens muss grösser sein, als die
des unmagnetischen. Stefan deducirt dies folgendermaassen : Bringt
man weiches Eisen einem permanenten Magnete nahe und entmagnetisirt ihn
durch Wärmezufuhr von W^, so lässt es sich ohne Arbeitsaufwand in
unendliche Entfernung bringen; entzieht man ihm nun dort eine gewisse
Wärmemenge W^g» damit es wieder die ursprüngliche Temperatur erhält, so
wird es vom Magneten wieder magnetisirt und angezogen. Wären nun beide
Wärmemengen IV^ und H^ einander gleich, so könnte man Arbeit aus
nichts erzeugen, also muss W^ > W2, d. h. die specifische Wärme im mag-
netischen Zustande grösser sein.
Wie man sieht, liegt in dieser Betrachtungsweise und Darstellung
Stefan's die pyromagnetische Maschine ganz und gar, es ist nur noch
nöthig, überhaupt an deren Verwirklichung zu praktischen Zwecken zu
denken.
Der bei mir sofort auftretende Gedankengang war nun der, dass da,
wenn Magnetismus auf welche Weise immer verschwindet, loductionsströme
in benachbarten Leitern auftreten, man auf diesem Wege ebenfalls einsehen
muss, dass, da dies eine Arbeitsentwicklung bedeutet, jede Methode, um
den Magnetismus zum Verschwinden zu bringen, Arbeit benöthigen wird, sei
es in Form von mechanischer Arbeit wie bei der Dynamomaschine, sei es
in Form von Wärme, falls der Magnetismus durch Erhitzung vernichtet
wird, sei es in jeder beliebigen anderen Form, sie mag sich zur praktischen
Verwendung eignen oder nicht ; also, wenn es z. B. Jemandem einfiele,
den Magnetismus zugleich mit dem Eisen selbst, d. h. als
solchem, verschwinden zu lassen, so müsste ebenfalls eine Zusatzarbeit,
Aequivalent der Inductionsarbeit, aufgewendet werden, und dieser Fall wäre
realisirt, wenn man z. B. eine Säure längs der magnetisirten weichen Eisen-
platte hinlaufen Hesse ; denn durch die Oxydation des Eisens, resp. bei
Bildung des Eisensalzes (z. B. Eisenvitriols) wird bekanntlich der Magnetis-
mus ebenfalls, fast ganz, vernichtet und es folgt also sofort aus dem Gesetz
der Erhaltung der Energie, dass die chemische Affinität zwischen
Säure und Eisen sich ändern muss, je nachdem das Eisen
magnetisch ist oder nicht.***)
Wird nun Wärme als Zerstörer des Magnetismus benützt, so ist die
Construction einer Maschine zur Transformation derselben in Elektricität
von selbst gegeben ; Anfangs dachte ich wohl auch an Verwendung von
Stahlmagneten anstatt weichen Eisens, Hess dies aber sofort wieder fallen,
nachdem ich die Beziehungen der permanenten Magnete gegen Wärme
*) Meinen Plan, mittelst Anwendung von Wärme temporäre Magnete abwechselnd
zu demagnetisiren und hiedurch direct Wärme in Elektricität zu transformiren, theilte ich
zugleich mit Angabe des sachlichen Grundes, warum ich von der wirklichen Ausführung
Abstand (ich glaube im Jahre 1883) dem Herrn Prof. Mach, Herrn Mechaniker Marcus
und im Jahre 1885 Herrn Prof. Stefan mit.
**) Sitzungsbericht der k. Akademie, 64. Bd. (187 1). Man sehe auch die Fortführung
dieses Gegenstandes bei Wassmuth (85. Bd. der k. Akademie 1882).
***) Wahrscheinlich findet eine Abkühlung der Säure, resp. des gebildeten Salzes unter
die sonst entstehende Temperatur statt.
453
studirt hatte und entwarf also ein System von sehr dünnwandigen Röhren
aus weichem Eisen, vor die Pole von fixen Stahl- oder Elektromagneten
gestellt, und durch eine durchlochte, vorbeirotirende Scheibe mittelst rasch
durchstreichender heisser und kalter Luft, resp. aus einem Ofen und Ven-
tilator kommend, abwechseld magnetisirt und demagnetisirt. Die die Rühren
umgebenden Drahtspulen, geeignet verbunden, müssen daher elektrische
Ströme geben.
Das ist, im Grunde genommen, genau auch Edison's Construction
und die nähere Betrachtung des Gegenstandes erstreckt sich daher auch auf
'seine neue pyromagnetische Maschine.
Was sich mir zuerst aufdrängte, ist der Uebelstand, dass die Dimen-
sionen solcher Maschinen im Vergleich zu D yn amo m as ch i n en
ganz ausserordentlich grosse sein mussten.
Man muss nämlich bedenken, dass die Fortpflanzungs- Geschwindigkeit
der Wärme durch das Eisen gegenüber jener der Kraftlinien durch die
Armatur einer Dynamo ganz unverhältnissmässig klein ist, und dieses un-
günstige Verhältniss wird noch durch besondere hier maassgebende Umstände
wesentlich verschärft.
Der Magnetismus des Eisens wird nämlich erst bei Kirschrothgluth
nahezu vernichtet und nur schon sehr nahe dieser hohen Temperatur auf
ein geringes Maass herabgebracht; nach Wassmuth liegt die Temperatur,
bei der das Maximum des Magnetismus verschwindet, etwas höher als der
Schmelzpunkt des Eisens, nämlich nahezu bei 1346*^ C. und wenn es auch
für die Praxis nicht nöthig ist, bis auf's Aeusserste zu gehen^ so wird die
demagnetisirende Temperatur dennoch immer eine sehr hohe sein müssen; nun
hängt die Fortpflanzung der Wärme im Eisen wesentlich von der Temperatur-
Differenz zwischen Heizluft (oder Dampf oder dergl,) und Eisen ab, diese
Differenz kann aber selbst bei forcirtester Heizung nicht gross sein, eben
weil das Eisen sehr heiss werden muss und nicht wie es z. B. bei Dampf-
kesseln der Fall ist, durch anliegendes Wasser stets relativ kühl gehalten wird.
Es dauert also, relativ genommen, stets sehr lange, bevor die ganze
Eisenmasse genügend erhitzt ist, man kann also nicht entfernt jene grossen
Rotationszahlen, d. h, jene Anzahl von Periodenwechseln anwenden, wie es
für eine praktische beträchtliche Leistung ei forderlich ist, d, h, die Dimen-
sionen solcher Maschinen müssten enorm, die aus zusammengerollten Eisen-
blechen hergestellten Röhren müssten bis zur Unanwendbarkeit zahlreich
oder lang sein. Man denke nur an die enorme Geschwindigkeit, mit der
das Ankereisen einer Dynamo in seiner ganzen Masse magnetisch und
unmagnetisch wird ;*) allerdings vergehen auch hier endliche Zeiten, und es
gibt Rotationsgeschwindigkeiten, bei denen eine gehörige Entwicklung des
Magnetismus bereits verzögert wird, allein diese sind gegen jene, die die
Wärmemittheilung erlaubt, höchst bedeutende. Genau präcisirt, steht das
Verhältniss so : Einerseits die Geschwindigkeit, mit der eine bestimmte
Temperatur in einer Eisenmasse erreicht wird im Abstand der Eisen -
dicke von den heissen Gasen und andererseits die Geschwindigkeit (die Zeit)
mit (nach) der im äussersten Abstände eines Eisenkörpers von permanenten
Magneten ein gewisses magnetisches Moment der Volum- (oder Massen-)
Einheit erreicht wird. Denkt man sich einen Eisendraht von vielen Meilen
Länge und plötzlich an seinem einen Ende (z. B. durch Stromschluss) einen
separaten Elektromagneten gebildet, so wird eine ausserordentlich kleine
— bisher meines Wissens noch nicht gemessene — Zeit vergehen, bis das
entfernte Draht-Ende den Beharrungszustand des Magnetismus oder bis die
*) Parson's Dampfturbinen treiLen die direct gekuppelten Dynamos mit 7000 Touren
pro Minute.
454
Mitte des Drahtes ihr stabiles specifisches Moment erreicht haben wird.
Bei der Wärmeleitung aber weiss man, wie langsam die Fortpflanzung geschehen
würde, auch wenn alle Wärmeverluste der Länge nach absolut ausgeschlossen
wären.
Diese Fortpflanzungsgeschwindigkeit des magnetischen Stromes wird
allerdings eine bei Weitem grössere als diejenige in unseren gewöhnlichen
Fällen sein, wo namentlich die Extraströme die Hauptursache der Verzögerung
der Ausbildung des Magnetismus abgeben, immerhin ist letztere aber, wie
bekannt und soeben an Beispielen gezeigt ist, auch in den praktischen
Fällen eine ausserordentlich rasche.
Ein weiterer verzögernder Umstand ist folgender:
Die Oeff^nungen der durchlochten Scheibe, welche nacheinander heisse
und kalte Luft durchlassen, können nur allmälig den Durchgang in die
Eisenröhren öffnen und schliessen ; im Anfange ist ein sehr kleiner Durch-
gang vorhanden, die Luft findet daher grossen Reibungswiderstand und sie
wird immer gedrosselt, mit Ausnahme jener Lage, wo Rohr und Scheiben-
öffnung fast ganz übereinanderfallen.
Ein fernerer Uebelstand bezüglich der Schnelligkeit des ganzen
Processes ist der, dass die beiden Luftströme nur mit relativ geringer
Geschwindigkeit durch die Röhren ziehen, ausser man greift zur Anwendung
von Behältern mit gepresster heisser und kalter Luft, was die ganze Vor-
richtung complicirt, theuer in der Anschaffung und unökonomisch machen
würde. Hier genügt es eben nicht, wie bei Motoren, entweder die gewöhn-
lichen Zugsgeschwindigkeiten der Oefen oder selbst der mit Blasrohr erzielten
Feuerung der Locomotiven anzuwenden, wenn man kleine Dimensionen
erreichen will, und die Schnelligkeit der Bewegung der Luft, welche letztere
das Eisen der Längsachse nach eigentlich fast momentan erhitzen sollte,
wird jener der molecularen magnetischen im Eisen (oder im eventuellen
Aether im Eisen) niemals auch nur entfernt nahe kommen.
Denkt man nun an die Beseitigung oder Verminderung dieser drei
erwähnten Ursachen der Verzögerung des Processes, so ergibt sich Folgendes :
Das nur allmälige Oeffnen und Schliessen des Durchgangs für die
Luftströme kann niemals beseitigt oder gebessert werden; die relative
Langsamkeit der Wärmeaufnahme unci -Entnahme der Dicke des magnetischen
Materials nach, nur dann, im gewissen Grade wenigstens, wenn statt Eisen
Nickel angewendet wird, und zwar aus dem Grunde, weil nach Faraday
und Becquerel (und nach neueren Angaben, die mir jetzt nicht zur
Hand sind) die Abnahme des Magnetismus beim Nickel bei bedeutend
niedrigeren Temperaturen als beim Eisen stattfindet ; die relative Lang-
samkeit der Luftströme, wie eben gesagt, nur durch hohe Spannung
derselben, was aber bei der heissen Luft zur Folge hätte, dass mit dem
forcirten Zug noch mehr Coaksbestandtheile und Asche
durchgetrieben und die Zwischenräume zwischen den Eisen-
flächen eines Rohres verstopft würden, als es auch bei einfacher
Ofenconstruction — die auch Edison benützen will — ohne Zweifel schon der
Fall sein wird. Man denke nur an die Kohlenablagerungen, die sich in den
Cylindern der Heissluftmaschine mit geschlossenen Feuerungen bildeten, und
dadurch diese Motoren aus der Praxis hinausdrängten, so wird man sofort
einsehen, dass auch bei der pyromagnetischen Maschine sich an das Eisen-
blech Krusten setzen werden, welche, als schlechte Wärmeleiter, den Wärme-
durchgang sehr bald erschweren, und dass, wenn zusammengerollte Bleche ver-
wendet werden — um grosse Oberflächen zu erhalten, wie es Edison
macht — sogar die Zwischenräume verengt und ganz verlegt werden müssen.
Ein Verengen und Erweitern der Zwischenräume zwischen den Spiral-
windungen des Eisen- oder auch des Nickelbleches wird aber auch dadurch
455
eintreten und besonders im ersteren Falle, dass in Folge der hohen Tem-
peratur und nachherig-en Abkühlung die Anfangs ebenen, sehr dünnen Bleche
da und dort an ihren unteren heisseren Theilen beulenartige Stellen erhalten,
in Folge deren die Spirale an einigen Punkten des Querschnittes verengt,
an anderen erweitert wird, so dass sehr bald keine volle Ausnützung der
Blechfläche zum Zwecke der Erhitzung und Kühlung mehr erreicht wird ;
einen erzwungenen Parallelismus der vielen Windungen könnte man aber nur
wieder durch eine besondere Anordnung erreichen.*)
Um nicht diesen Uebelständen ausgesetzt zu sein und zugleich
die langsame longitudinale Fortbewegung der Luftströme zu eliminiren, dachte
ich (damals) daran, nur die strahlende Wärme zu benützen, indem ein Coaks-
haufen in einen Ofen stets nur so stark angefacht wird^ um weissglühend zu
bleiben, eine Seitenwand des Ofens blos mit einer Glimmerplatte zu schliessen,
und durch eine grosse Sammellinse oder ein System derselben die Wärme-
strahlen parallel zu machen und dann Eisenscheiben nahe in den Brennpunkt
zu stellen, wobei dann durch Rotation einer durchlochten Scheibe die Wärme
abgehalten und durchgelassen wurde.**) In diesem Falle wäre wohl die Fort-
pflanzungsgeschwindigkeit der Wärme von der Wärmequelle bis zur ganzen
Eisenoberfläche eine sehr grosse, mit der der Kraftlinien vergleichbar,
aber einerseits wäre die Ausnützung der Wärme des Brennstoffes unvoll-
kommen, weil die heissen Gase unbenutzt weggingen, andererseits wäre es
nicht möglich, dem Eisen sehr grosse Oberflächen zu geben, denn der
Apparat würde dann ungefähr so aussehen wie ein Selenapparat für photo-
elektrische Ströme, also wie ein Thermophon, und die Leistung der Maschine
daher abermals eine geringe sein. Die Temperatur der Wärmequelle selbst
wäre allerdings sehr günstig übertragen, aber bei der Abkühlung würde doch
wieder ein Luftstrom angewendet werden müssen, da man doch nicht eine
Kältequelle wird benutzen wollen, daher im Ganzen die Maschine nur in
unvollständiger Weise verbessert wäre.
Nach allen diesem bleibt für eine Verbesserung nur der Ausweg übrig,
Nickel anzuwenden anstatt Eisen, u. zw. nicht nur aus den angeführten
Gründen, sondern auch darum, weil Eisen in der hohen Temperatur sehr
bald oxydiren und auch wohl abblättern würde.
Edison spricht auch wirklich davon, Nickel anzuwenden; der Erste
aber, der einen solchen Magnetomotor mit Nickel, allerdings nur als Demon-
strationsobject ausführte, ist wohl Stefan, der im W^inter 1886/87 im
chemisch-physikalischen Verein in Wien einen solchen Motor vorführte ; dass
für eine praktische Anwendung — im Grossen nämlich — jedoch nichts zu
erwarten sei, ging aus seinen einleitenden Worten deutlich hervor und er
wird wohl ebenfalls die Nothwendigkeit enormer Dimensionirung, aber auch
geringer Oekonomie, im Sinne gehabt haben. ***)
Edison berichtet in dem Anfangs citirten Aufsatze der „Electrial
Review", seine kleine Maschine könne 120 Touren in der Minute machen;
wir wollen nun abwarten, wie sich die Tourenzahl bei der grösseren
Maschine mit Coaksheizung herausstellen wird, u. zw.: Nicht nur in der Zeit,
da die Maschine noch neu ist, sondern etwas später, wenn die
Eisenblätter bereits oxydirt oder incrustirt sein werden."
Eine Variante der Maschine, bei welcher grössere Schnelligkeit der
Wärmeabgabe an das Eisen oder Nickel stattfinde, wäre die : heisse, hoch-
*) Z. B du-ch Vertheilung halbkugelförmiger Hervorragungen, die in das Blech
selbst eingepresst werden, wie ich dies seinerzeit an den Zinkblechen eines Luft-Oberflächen-
Condensators that. Siehe meine soeben in der Zeitschrift des österreichischen lagenieur- und
Architekten- Vereines erschienene Abhandlung: ^Ueber Condensatoren un:i Kiihlapparate
mittelst bewegter Luft*, des Separat-Abdruckes pag. 30.
**) Natürlich könnte man als Curiosität dasselbe auch mit der Soonenwärme thun.
***) Eine Publication seines damaligen Vortrages kam mir nicht zu Gejicht.
456
gespannte Dämpfe durch einen Schieber einströmen zu lassen ; auch wäre
die Wärmeabgabe an jeder einzelnen Stelle wegen der innewohnenden latenten
Wärme eine grössere als bei Anwendung von heisser Luft ; allein für Eisen
würde ein solcher Dampf nicht aufzutreiben sein, für Nickel, falls man es
auf z. B. 350^ erhitzen wollte, schon eher, jedoch könnte das wegen der
Gefährlichkeit nicht Wasserdampf sein, und ein anderer wäre zu kostspielig.
Bei der Wahl dieser Er hi tzun gs te m p e r a tur e n darf man
aber nicht zu niedrig greifen, selbst wenn das magnetische Materiale
es erlauben würde, weil ja der Wirkungsgrad jeder Thermomaschine von
den beiden Temperaturgrenzen abhängt, zwischen denen sie arbeitet ; und da
kommen wir nun zur Frage der Oekonomie der pyromagnetischen Maschine,
nachdem wir die Frage nach Dimension und also auch Gewicht — wie es
auch Edison selbst thut — im ungünstigen Sinne beantworten
mussten. *)
Wenn wir die Temperaturgrenzen als gegeben annehmen und Ver-
gleiche mit anderen thermodynamischen Vorrichtungen anstellen wollen, die
zwischen gleichen Grenzen und mit demselben oder gleich kostspieligem Brennstoff
arbeiten, so brauchen wir uns blos um die Verluste zu bekümmern, die in
jedem einzelnen Falle zu gewärtigen sind. Die Vergleichung wird für unseren
Zweck noch weiter vereinfacht, indem wir blos nöthig haben, die Therm o-
säule in den Bereich unserer Erörterung zu ziehen, weil letztere bereits
mehrfach mit den anderen Maschinen bezüglich ihres Wirkungsgrades ver-
glichen wurde, und daher ein Mittelglied, ein Vergleichsobject zwischen
pyromagnetischen und den anderen Maschinen abzugeben im Stande ist.
Zugleich mit den Wirkungsgrad werden wir dann auch die Dimen-
sionirung und die Uebelstände im andauernden Betrieb dieser zwei Maschinen
einander gegenüberstellen, zweier Vorrichtungen, die das Gemeinsame haben,
„Wärme direct in Elektricität zu verwandeln."
Dass der Antheil. den die Thermosäule von der gesammten Wärme-
menge in Elektricität verarbeitet, äusserst gering ist, wurde bekanntlich mehr-
fach constatirt. Von der ersten praktischen Construction der Thermoelemente,
die, meines Wissens, Marcus zu danken ist, habe ich keine Arbeits-
messungen zur Hand, wohl aber von jenen seiner Nachfolger, die wohl
keinesfalls schlechter sein werden. In einem Aufsatze von Peukert:
„Ueber die Transformatoren der Wärme in elektrische Energie u. s. w.",
der in dieser Zeitschrift, Jahrgang 1886, enthalten ist, wurden mehrere
Messungsresultate zusammengestellt, und da finden wir: Thermosäule von
Rebiczek mit Gas geheizt, 0'i6'^, jene von Ciamond, mit Gas geheizt,
0'57/^> "^'t Coaks geheizt, 0"5i8X Wirkungsgrad; auch in einer Veröffent-
lichung von Fischer in Dingler's Journal finden sich Messungsangaben,
die sich nur auf Bruchtheile von Procenten erstrecken.
Die Ursache dieses geringen Wirkungsgrades Hegt — wie Lord
Rayleigh in einer neueren Arbeit gezeigt hat — in jenem grossen Antheil
der im Ganzen aufgewendeten Wärme, welche nicht elektromotorische Kraft
erzeugt, sondern einfach als Wärme durch die Metalle von der heissen zur
kalten Berührungsstelle abfliesst und er fand durch die Rechnung, dass eine
vollkommene thermodynamische Maschine, die zwischen den gleichen
Temperaturgrenzen arbeitet, nahe an 300 Mal mehr elektrische Energie ent-
wickeln würde, als die Neusilber-Eisen-Thermosäule; wobei der Ausdruck
„vollkommen" sagen will: das Arbeiten gemäss dem sogenannten Carnot-
schen Kreisprocesse, welcher Kreisprocess übrigens bei gar keiner unserer
*) Was eben der sachliche Grund war, aus dem ich seinerzeit nicht an die Her-
stellung einer solchen Maschine gegangen war.
457
thermodynamischen Maschine erreicht wird, und wobei von der ganzen in
Anwendung kommenden Wärmemenge Q . . nur Q — — also niemals
das ganze Q nützbar gemacht wird.*)
Der Process des Verlustes bei Thermosäulen geht gerade so vor sich
wie jener bei einer Dampfmaschine, bei welcher der Schieber undicht ist,
so dass stets hochgespannter Dampf aus demselben nicht nur durch den
richtigen Canal in den Cylinder, sondern auch durch die Undichtheit in den
Condensator tritt; in Folge dessen kann der Dampf seine „Spannung nicht
halten", u. zw. um desto weniger, je leichter er abfliessen kann und je
grösser die Temperatur- (also auch Druck-) Differenz zwischen Dampf-
spannung im Schieber und im Condensator ist. Bei der Thermosäule kann
ebenfalls wegen des leichten Abflusses die Wärme an den Verbindungsstellen
der beiden Metalle den elektromotorischen j,Druck" (oder Arbeitszustand, oder
Potential) nicht halten, resp. nicht hoch genug anstauen, und auch hier wird
der Abfluss proportional sein der Wärmeleitung der Metalle und der
Temperaturdifferenz beider Verbindungsstellen.
Gehen wir nun an die Betrachtung der pyromagnetischen Maschine,
so findet dem ersten Anscheine nach, ein derartiger Wärmeverlust wie bei
der Thermosäule, nämlich in Folge Leitung durch Metall hindurch, nicht
statt; genauer besehen, finden wir jedoch einen ganz analogen
Wärmeverlust.
Bei der Thermosäule nämlich haben wir eine permanente Erhitzung und
Abkühlung an zwei gewissen Stellen des Apparats, bei der pyromagnetischen
Maschine jedoch ein stossweises, abwechselndes Erhitzen und Abkühlen, und
zwar Eines und desselben Metalls, des weichen Eisens ; es ist daher genau
so, wie wenn man eine Dampfmaschine einmal so bauen würde, dass, wie
gewöhnlich, ein ruhig stehender Dampfkessel permanent gefeuert und ein
separater Condensator permanent gekühlt wird, oder dass, anderenfalls, eine
Reihe kleiner Kessel abwechselnd, resp. durch's Feuer und Wasser heraus-
und hinausgeführt würde.
Wenn man die einfache Rechnung durchführt, so wird man erstaunen,
wieviel Wärme blos zur stets erneuerten Erwärmung der — auch noch so
dünnen — Kesselwände aufgewendet und daher verloren werden muss, ob-
wohl die specifische Wärme der Metalle doch eine so kleine ist ; die Arbeits-
leistung des in jeder solchen Periode gebildeten Dampfes steht zum Wärme-
aufwand für Erhitzung des Bleches in einem äusserst ungünstigen Verhältniss.
Und genau so ist es bei der fraglichen Maschine; es ist also nicht besser,
als bei der Thermosäule, der Unterschied ist sozusagen nur ein formeller,
Wärme fliesst hier zwar nicht durch Metall ab, aber sie wird ebenfalls von
halber zu halber Periode zum Abfluss gezwungen, resp. an die Kühlluft
abgegeben werden.
Ist nur noch die Frage, ob dieser Wärmeverlust zum Antheil der in
elektrische Energie umgewandelten Wärme in ebenso ungünstigem Verhält-
niss steht, wie bei der Thermosäule.
Edison behauptet, der Wirkungsgrad werde ebensogut oder noch
besser als bei allen anderen Methoden sein ; ich weiss nicht auf welchen
*) In den Aufsatz der aElectrical Review* heisst es: L. Raylei gh, schloss, dass
I
die Neusilber- Eisenkette zwischen den äussersten praktischen Temperaturgrenzen nur ^
I
der Wärme transformiren kann. Diese Ausdrncksweise ist unrichtig, sondern: ^ von
jener Wärme, die die C a r n o t'sche Maschine transformiren kann, demnach — selbst
I
theoretisch — noch weniger als der totalen.
458
Gründen diese Behauptung beruht; das Nachfolgende soll ein Versuch sein,
diese Frage im Vorhinein zu beantworten und zu diesem Behufe und zur
noch grösseren Klarstellung des ganzen Gegenstandes wählen wir vorher noch
folgenden Gedankengang :
Den besten Uebergang von der Frage der Dimensionirung zu
jener des Wirkungsgrades wird die Vergleichung der pyromagnetischen
Maschine mit der gewöhnlichen Dynamomaschine bilden, so dass wir nach
der oben gegebenen Betrachtung der Details im Processe der neuen
Maschine nunmehr dieselbe als Ganzes jener bereits genau studirten und
bekannten gegenüberstellen.
Denken wir uns das Ankereisen der Dynamo zuerst weggelassen und
drehen die leeren Spulen der Armatur vor den Feldmagneten vorüber, so
wird eine gewisse elektrische Arbeit durch die mechanische producirt; geben
wir das Eisen in die Armatur und rotiren wieder, so sind wir im Stande,
mit derselben Maschine — bei gehörigem mechanischem Arbeitsaufwande —
eine viel, vielleicht 200 Mal, grössere elektrische Energie zu entwickeln; und
dabei hatte das weiche Eisen nur die Function eines Sammlers von
Kraftlinien, zu dem Zwecke, sie den rotirenden Drähten in den Weg zu
legen. Dieses Sammeln und in den Weg legen, damit ein Anderes eine
Arbeit leisten muss, treffen wir sehr häufig und braucht durchaus keine
oder nur eine höchst geringe Arbeit zu kosten, die Kraftlinien sammeln
sich eben nach der Natur des Eisens ohne grosses Widerstreben, den
Drähten jedoch sind sie gegen den Strich und leisten daher eben den
grossen Widerstand.
Eine gewisse Arbeit kostet aber das Einsammeln selbst dennoch, nämlich
die sogenannte Mag netis i ru n gsarb ei t, die v. Wal te nhofen auf Grund
der Arbeiten von Stefan und Wassmuth zu 0"0I5 Kgr.-Mtr. pro Kilo-
gramm Eisen berechnete, falls das Maximum des Magnetismus darin erreicht
wurde; diese Arbeit wiederholt sich nun in jeder Periode des Magnetisirens
und Entmagnetisirens und kann bei gegebenem Aiiikergewicht und gegebener
Rotationszahl, unter Voraussetzung der Sättigung, leicht berechnet werden ;
sie ist nun, wie man sieht, im Verhältniss zur eigentlichen Energieproduction,
der sie als ein Verlust gegenübertritt, im Allgemeinen sehr klein, so klein,
dass Manche von derselben nichts wussten oder bemerkten, sie kann aber
in gewissen Fällen, z. B. bei Wechselstrommaschinen, schon in's Gewicht
fallen.
Bei der pyromagnetischen Maschine aber ist gerade diese so geringe
Arbeit diejenige, die allein auftritt und die nicht ein Verlust, sondern
die Ursache der entwickelten Energie ist ; hier hat man : den permanenten
Magneten, das weiche Eisen und die Spule um das letztere ; will man keine
Elcktricität, sondern mechanische Energie entwickeln, so hat man nur per-
manenten, Magnet und weiches Eisen nöthig. Der ganze Process besteht nun
einzig und allein darin, dass das Eisen Magnetisirungsarbeit vom permanenten
Magneten erhält und diese in Folge Wärme verschwindet und als Rotations-
arbeit auftaucht, oder dass, im anderen Falle, bei Elektricitätsproduc-
tion Eisen wie Spule am Platze bleiben und in letzterer Strom beim Verschwinden
und Entstehen von Magnetisirungsarbeit entsteht; die se S pu len also s in d
hier nicht dem Einfluss von Feldmagneten unterworfen, wie
es bei der Dynamo geschieht, bei der sie ja jenen genähert und entfernt
werden, während sie hier ruhig stehen, sondern sie werden einzig und
allein vom Eisenkern mit Arbeit gespeist.
Man sieht daher ein, wie gering die absolute Leistung einer
pyromagnetischen Maschine gegenüber einer gleich grossen Dynamo sein
muss, da, was hier als unbedeutende (Verlust-) Arbeit auftritt, dort Alles in
Allem sein muss.
459
Was nun aber dieOekonomie des Betriebes betrifft, so ist dieselbe
leicht zahlenmässig auszudrücken.
Die nützliche Arbeit ist die Magnetisirungsarbeit, die für jede ein-
malige Sättigung 0'0I5 Kgr.-Mtr. pro Kilogramm Eisen beträgt, die zum
Demagnetisiren nöthige, aufgewendete Wärmemenge ist pro Kilogramm Eisen,
dessen specifische Wärme O'li ist 424.o"ii A? Kgr.-Mtr., wo A/ die
Temperaturdifferenz des Eisens zwischen magnetischem und unmagnetischem
Zustande bedeutet.
Nimmt man an, dass die Abkühlung nur bis 303^ oder 400° C. geht
— auch Edison muss wohl die Kühlung nicht weitherabgebracht haben,
da er von 120 Touren der Maschine spricht — und nimmt für Kirschroth-
gluth die Temperatur zu goo^, so hat man einen Arbeitsaufwand von
23320 Kgr.-Mtr. für eine Maximalleistung von 0*015 Kgr.-Mtr.
Nun gilt die Zahl von 0*015 Kgr.-Mtr, nur für den Fall der Sättigung
und wir können den Wirkungsgrad directer berechnen, wenn wir die Ver-
suchsergebnisse Wassmuths zu Grunde legen, auf denen jene Zahl von
0-015 Kgr.-Mtr. beruht.
Wassmuth fand nämlich, dass bei einem weichen Eisenstabe, der
um 287O erhitzt wurde und der bei nahezu 1248*^ allen Magnetismus ver-
liert, jener oben erwähnte und erläuterte Unterschied der specifischen
Wärme zwischen magnetischem und unmagnetischem Eisen, also C — c ==
2*7
= 5- sei, dies repräsentirt also hier die Nutzarbeit; 6^ oder, was bei-
10**
nahe identisch ist, c die aufgewendete Arbeit, wobei ^=o*li, der
2*8 2*5
Wirkungsgrad wäre sonach ■ = .
O-l I . 10'» \o"
Widmen wir diesem Hauptpunkte der ganzen Betrachtung noch einen
kleinen Raum und vergleichen wir die pyromagnetische Maschine einmal,
wenn es sich um Production mechanischer Energie aus thermischer
handelt, mit unseren kleinen Dampfmaschinen, das andere Mal, wenn man
elektrische Energie aus thermischer machen will, mit den Thermo-
säulen.
Unsere kleinen Dampfmaschinen transformiren ungefähr 2 % der von
der Kohle entwickelten gesammten Verbrennungswärme, also der Wirkungs-
2
grad Y] = — \ wenn wir aber die in den Dampfmotor facti seh ein-
dringende Wärmemenge in Betracht ziehen, so müssen wir den Heizefifect
des Kessels berücksichtigen; bei so kleinen Kesseln, bei denen die Heizgase noch
sehr heiss weggehen, kann man den Heizeffect z. B. zu 33 X annehmen, demnach
6
verwerthet der Dampfmotor von der factisch aufgenommenen Wärme ^r- .
^ lo2
Bei der Thermosäule Ciamonds, die mit Coaks geheizt wird, dürfte
wohl derselbe Heizeffect angenommen werden, und da der totale Wirkungs-
grad, wie oben erwähnt wurde, 0*5 % war, so haben wir die Ausnützung
der inneren Wärme = —.
Edison verwendet zwei „kleine" Bunsenbrenner und entwickeile
damit l^/g Kgr.-Mtr. pro Secunde ; wenn wir den Gasconsum dieser zwei
Brenner zu 200 Ltr. pro Stunde annehmen, so repräsentirt die Verbrennungs-
wärme nahezu 165 Kgr.-Mtr. pro Secunde, demnach wäre der totale
I
Wirkungsgrad der pyromagnetischen Maschine = — gewesen und der
innere Wirkungsgrad, d. h. bezüglich der von der Maschine factisch in
460
sich aufgenommenen Wärme, wenn wir den Heizeffect zu 0*25 annehmen —
4
= —, und wir sind zur Zahl 0*25 wohl berechtigt, weil ja die in's
Freie entweichenden Heizgase eigentlich noch heisser sein sollten, als das
beinahe kirschrothe Eisen, sonst fände Abkühlung desselben statt Erhitzung
in den oberen Partien statt.
Aus den Zahlen für den inneren Wirkungsgrad sehen wir also, dass
die pyromagnetische Maschine zwischen der Thermosäule und der kleinen
Dampfmaschine stünde, wobei nur noch zu beachten wäre, dass die Ge-
schwindigkeit des ausströmenden Gases (aus dem Brenner) und jene der
Kühlluft nicht ohne einen gewissen Aufwand von Arbeit hervorgerufen
werden kann, welche Arbeit in der obigen Ziffer, von -— also noch
nicht — als Verlust — einbezogen wurde.
Nun hat aber die theoretische Berechnung des inneren Wirkungs-
2*5
grades oben nur • — - geliefert, und selbst wenn man zugibt, dass die von
Wassmuth gefundenen Zahlen auf der auch von ihm als „vorläufig" aus-
gesprochenen Annahme basiren, dass die mittleren specifischen Wärmen
des magnetisirten, wie des unmagnetischen Eisens von 0^ bis T^, wo es
nämlich ganz unmagnetisch wird, immer dieselbe Grösse haben, so muss
man doch sagen, die auf theoretischem Wege gefundene Zahl besitze eine
so ausserordentlich geringe Grösse, der gegenüber ja selbst die Thermosäule
als höchst ökonomisch erscheint, dass ich dieses Resultat mit den Angaben
E d is ons :
Zwei Bunsenbrenner, d. h. die blosse Verbrennungswärme des Gases und
nicht irgendeine chemische Arbeit oder irgendeine andere, lieferten 700 Fuss-
pfund pro Minute an der pyromagnetischen Maschine, nicht zu vereinigen
weiss ; ich kann daher nur annehmen, dass in meiner Discussion ein Fehler
versteckt liegt, der nun von berufener Seite aufzudecken wäre.
Wenn meine Rechnung nicht fehlerhaft wäre und, wie ich jedenfalls
voraussetze, die Messungsangaben Edison's richtig sind uod auch richtig
publicirt sind, so Hesse sich nur durch Eine Voraussetzung eine Vereinigung
beider Resultate ermöglichen, nämlich, wenn man annimmt, dass die Eisen-
spiralröhren nicht parallel der Drehungsachse der Maschine standen, sei es
in Folge Unvollkommenheit der Construction, sei es durch ein Verziehen
der unteren Vereinigungsplatte in der grossen Hitze oder dergl. Dann Hesse
sich nämlich denken, dass der lebhafte Zug der heissen Luft oder, wenn
auch die Kühlluft eine gewisse Geschwindigkeit hatte, die Differenz dieser
beiden Geschwindigkeiten der Strömungen längs der — relativ grossen —
etwas schief gestellten Oberflächen der Eisenbleche eine Seitencomponente
der Drehung hervorbrachte, wie das bei einer Jonval-Turbine der
Fall ist.
Diese Erklärung gebe ich aber nur als eine unendlich entfernte Möglich-
keit; genauer gesprochen, ich kann nicht glauben, dass Edison einen solchen
Umstand hätte übersehen und glauben können, seine Maschine würde durch
Pyromagnetismus getrieben, während sie eigentlich vom Gas- oder Luftstrom
getrieben wurde. Ich bin also gerne bereit anzunehmen, der Fehler liege
nur in meiner Deduction.
Was die weiteren Vergleictungspunkte betrifft, so wird die Thermo-
säule wohl einen kleineren Raum beanspruchen, als die pyromagnetische
Maschine; sie hat den Vorzug, eine einfachere Construction zu besitzen,
nämlich gar keine beweglichen Bestandtheile ; hingegen ist die Gebrech-
lichkeit und die Structuränderung der Thermoelemente ein Nachtheil, den
4GI
die pyromagnetische Maschine nicht besitzt, und der nur dann einiger-
massen aufgewogen würde, wenn bei der letzten die Eisenbleche oder
Nickelbleche schnell zu Grunde gehen oder unbrauchbar wurden, wie ich
oben bereits anführte, d. h. wenn man sich gegen solche Vorkommnisse
nicht zu schützen vermöchte.
Nehmen wir nun die Edison'sche Angabe des Wirkungsgrades als
feststehend an, so sind doch die Schwierigkeiten des praktischen Be-
triebes *) die oben dargelegt wurden, sowie die grosse Dimensionirung der
Maschine wohl Grund genug zu der Behauptung, dass auf diesem Wege,
nämlich durch Wärme zu d emag n e ti s ire n, ein praktischer Fortschritt
in der Elektrotechnik gegenüber den heutigen Dynamomaschinen
nicht zu erwarten wäre ; obwohl man nicht sagen kann, der Weg sei ein
falscher, welche Behauptung sich in einem Bericht vorfindet, den ich noch
beleuchten will, nur zu dem Zweck, um, wie ich glaube, den Gegenstand
noch mehr in's Licht zu stellen.
Es findet sich nämlich in einer der letzten Nummern des „Elektrotech-
nischen Anzeige r^' ein Aufsatz, an dessen Schluss es heisst :
„Die Edison'sche Erfindung hat aber den Mangel, dass sie mit der
Lösung des thermoelektrischen Problems gar nichts zu thun hat, da die in
dem Apparate erzeugte elektrische Energie nicht von umgewandelter Wärme
herrührt. Es wird nämlich durch die von aussen gespeisten Elektromagnete
ein Quantum Energie erzeugt werden und als Magnetismus in den Röhren
aufgespeichert. Sobald nun die Röhren erv/ärmt werden, kann der Magnetismus
in denselben nicht mehr bestehen, er vergeht, indem er sich in andere
Energieformen, zu einem Theil in elektrische Energie umsetzt. Die Wärme
spielt also dabei keine andere Rolle, als dass sie die Bedingung für das Be-
stehen, bezw. Nichtbestehen des Magnetismus abgibt. Die Quelle des
erzeugten Stromes ist somit von aussen zugeführte Elektricität, nicht die
Wärme. Der von Edison eingeschlagene Weg zur Lösung des grossen
thermoelektrischen Problems ist ein falscher; der richtige liegt nach einer
ganz anderen Richtung. Er ist bezeichnet durch das thermoelektrische Ver-
halten der Metalle im magnetischen Felde."
Nach den in diesem Aufsatze, nämlich zu Anfang gegebenen Aus-
einandersetzungen ist die Quelle des erzeugten Stromes ganz und gar nur
die Wärme und nicht, wie gesagt ist, die zugeführte Elektricität, man sieht
das auch daraus, dass man in der pyromagnetischen Maschine Stahlmagnete
ebensogut wie Elektromagnete verwenden könnte, und dieselbe Rolle, wie
die mechanische Arbeit bei der Rotation von Spulen mit Eisenkern vorbei
von diesen Stahlmagneten spielt, spielt die Wärme bei den ruhig stehenden
Spulen mit Eisenröhren im Hohlraum; „Raumdifferenz" um R, Mayer's
Ausdruck zu gebrauchen, ist äquivalent der „Temperaturdifferenz" für den
Zweck des Bestehens, und Entstehens von Magnetismus.
Was aber den richtigen Weg betrifft, so müsst-en erst quantitative
Beweise, wenn auch vorderhand nur theoretischer Natur, gegeben werden,
wenn man irgendeinen Weg als richtigen soll bezeichnen können. Wie die
Sachen heute liegen, so ist im Gebiete von directer Umwandlung der Wärme
in Elektricität die Thermosäule noch wohl die einzig ernst zu nehmende
Methode, auch diese aber ist noch äusserst unökonomisch und wir haben
noch gar keine Einsichten, die uns als Leitfaden für Verbesserungen dienen
könnten ; man ist auf's tappende Combiniren von Metallen und Legirungen
angewiesen gewesen und ist es heute noch ; wer das geringste neue Motiv für
die physikalische Einsicht in dieses Gebiet hineinbringt, würde mehr
^) Mit Petroleum zu heizen, wäre wohl im Allgemeinen viel zu kostspielig.
462
fördern als hunderte Versuche mit Thermocombinationen, die schon so
Viele nutzlos durchgemacht haben.
Die Idee, Primärbatterien durch Verbrennung billiger Brennstoffe, z, B.
Kohle, zu betreiben, ist gewiss ernst zu nehmen, aber es gibt noch — meines
Wissens — keine brauchbare Realisirung dieser Idee.
Hingegen gibt es manche andere Vorschläge, Wärme in Elektricität
zu verwandeln, die für die Praxis auch als Idee kaum ernst zu nehmen sind.
Es ist ja durchaus nicht schwierig, auf Grund der vielen Relationen
zwischen den verschiedenen Energiearten, welche die Physiker bereits ent-
deckten, die Conslruction einer neuen Maschine zu gründen. Immer muss
man nur durch Combination von zwei oder auch von drei Arten von Energie
gewünschte Potentialdifferenzen Einer von ihnen hervorrufen und die ge-
wählte Combination maschinell aufbauen.
Das Werk Wiedemann's über Galvanismus z, B. gibt hiezu reich-
lich die Mittel an die Hand; die Aenderung des elektrischen Leitungs Wider-
standes mit der Temperatur, die Beziehungen zwischen Magnetismus und Er-
schütterungen oder Torsionen — Wiedemann konnte u. A. einen ge-
drillten Eisendraht durch rechtzeitiges Oeffnen und Schliessen eines durch-
geleiteten Stromes in lebhafte Torsionsschwingungen versetzen —
die Relationen zwischen Thermoelektricität und Magnetismus, von Wärme-
strömen, Magnetismus und elektromotorischen Kräften, di? in jüngster Zeit
namentlich von v. E 1 1 ing shau s en und Nernst*) studirt werden, und
nicht minder sogar die Concentrationsströme, die neuestens von Moser ein-
gehend verfolgt wurden — alle diese Thatsachen der Physik könnten elektro-
technisch verwerthet werden. Es fragt sich immer nur, welchen praktischen
Werth das hätte, und, wenn wir von neuen praktischen Anwendungen
qualitativer Natur absehen, also quantitative Erfolge im
Vergleich zubereits b ekann t en ele k tr otechnis c h en Meth o d en
erzielen wollen, so dürfte es bei dem heutigen Stande der Dinge er-
laubt sein, zu glauben, dass solche Vorschläge oder selbst Ausführungen für
den Praktiker nur die Bedeutung von Curiositäten beanspruchen können;
dem Physiker sagen sie nichts Neues, der Elektrotechniker sieht nicht, was
er damit anfangen oder wie er es fortführen soll.
Wien, den 21. September 1887.
Ueber ein Schutzring-Elektrometer mit continuirlieher
Ablesung.
Von G. JAUMANN.
(Aus dem physikalischen Institute der k. k. deutschen Univeisität in Prag.)
Das im Folgenden beschriebene Elektrometer stellt den bei Gelegen-
heit einer noch fortlaufenden Untersuchung nothwendig gewordenen Ver-
such dar, das absolute Elektrometer von Sir W, Thomson selbst-
wirkend **) zu machen, ohne seine Genauigkeit zu beeinträchtigen.
Der centrale Ausschnitt des oberhalb der Standplatte angebrachten
Schutzringes wird sehr nahe ausgefüllt durch eine kreisförmige Platte von
etwa 8 Cm. Durchmesser, welche ich nach Ki rc h h o f f ***) Collectorplatte
nennen werde. Dieselbe ist versehen mit einer Trifilarsuspension von etwa
I Cm. Radius, welche aus drei langen Drähten gebildet wird. Fest ver-
bunden mit der Collectorplatte ist ein Magnetstab, dessen Directionskraft
jene der Suspension nahe erreicht. Mit Hilfe der letzteren wird der Magnet
senkrecht zum Meridian gestelllt. Diese Autstellung zeigt trotz des fast lOO
*) Siehe auch die neueste Arbeit hierüber in diesem Hefte, pag. 469.
**) Selfacting, J. C. Maxwell, El. and Magn, 1873, pag, 271 (219).
***) G, Kirch ho ff, Ges. Abhandl. 188 1, pag. 113.
463
Gramm betragenden Gewichtes der Collectorplatte sehr empfindlich kleine
Gewichtsvermehrungen derselben durch die elektrische Anziehung an. Es
entspricht bei der seither von mir in Anwendung gezogenen Ausführung
einer Anziehung von i Grammgewicht ein Ausschlag- von 0*075 ßogenmaass.
Eine Kupferdämpfung macht die Einstellung aperiodisch. Die Ablesung ge-
schieht mit Fernrohr und Spiegel.
Bezeichnet in Fig. i NS den Meridian, 0 W die Senkrechte, ns die
Achse des Magnetstabes, -^ n o 7" den Winkel, um welchen die oberen und
unteren Aufhängepunkte gegeneinander verdreht sind, und endlich a den
Winkel, welchen die Magnetachse bei einer elektrischen Anziehung f mit
der Meridianverticalen einschliesst, so besteht die Gleichung :
T 1
cos (0 -j- a) := C cos a.
^+/ +
inO
worin F das Gewicht der Collectorplatte sammt Magnet vermehrt um das
halbe Gewicht der Aufhängedrähte und f die elektrische Anziehung in ab-
solutem Maass, Z eine durch das Torsionsmoment der Drähte eingeführte
Constante von der Form *) T= :^tr~'^, und endlich C eine wesentlich von
der Directionskraft des Magneten abhängende Constante bedeuten.
Eine Declinationsschwankung ^ ändert diese Beziehung in :
T ^
cos (0 -}- a -f- ^) = C cos (a -|- '^ — ^)>
^+/+
sin 0
vi^orin a nun nicht vom Meridianvertical sondern von der Fernrohrachse
gezählt ist und sonach (p den Fehler der Einstellung der letzteren in den
Vertical bedeutet.
Durch Bestimmung der Ablenkung a^ für eine elektrische Anziehung
Null erhält man die Gleichung
T 1
P + ——üT ^°s (© + ^0 + ?) = ^cos (a^- + cp — ^)
sin 0
durch Division :
f=R
{^ — S)
I — r a)
I)
worin a und «q die auf Tangente corrigirten Scalenausschläge in Centi-
meter, R und r Reductionsfactor und Correctionsconstante des Apparates
bedeuten.
*) Worin t das Torsioosmoment der Längeneinheit pro Einheit des Torsionsbogens
und r den Halbmesser der Suspension bezeichnen.
Sie haben die Form:
2d
F-
464
T
0
tg 0 + tg ^
I + tg o-o tg cp
und
'•=^«gce + ?).
worin d die Scalendistanz bedeutet.
üer Reductionsfactor R ist seiner Grösse nach abhängig von einer
Declinationsschwankung ^ (und das desto mehr, je kleiner tg ©, je empfind-
licher also das Instrument ist) und allenfalls bei grossem Einstellungsfehler cp
auch vom Nullpunkt a^.
Ein an einem schlaffen Coconfaden befestigtes auf der CoUectorplatte
sitzendes Gewichtchen w von genau bekannter Grösse (l*5 Gr.) lässt sich
während der Messung auch bei geladenem Elektrometer abheben und auf-
setzen. Man gewinnt damit für ungeladenes Elektrometer zwei Nullpunkte
welche den Ausschlägen Kq^^ (nahe gleich o) für aufgesetztes Senkelgewicht w
und ao2 (etwa — 45 Cm.) für abgehobenes Senkelgewicht entsprechen. Der
Ausschlag («Q-i^ — «02) für das bekannte Gewicht w bestimmt den variablen
Reductionsfactor durch die Gleichung
I + r aoi
Gleichung l) spaltet sich in zwei Gleichungen I und 11, welche den
Angaben des Instrumentes für aufgesetztes (I) und abgehobenes Senkel (II)
entsprechen. Dieselben lauten:
a« und Cf-i stellen die den Nullpunkten aQ2 und a^^ entsprechenden elektri-
schen Ausschläge dar.
Die Ausschläge sind mit ihrem algebraischen Zeichen einzuführen. Bei
Benützung der Formel
log « (i -f A) = log ö + 0-43 A
sind die angegebenen Gleichungen für die Rechnung sehr bequem. Der
Senkelausschlag (aQ^j^ — cHq^ entfernt sich von seinem Mittelwerthe (45 Cm.)
nur sehr wenig. Die Correction auf Declinationsschwankung während einer
Messungsreihe reicht selten in die dritte Mantisse.
Das Instrument fordert keine Graduirung. Die kleine Corectionscon-
stante r berechnet sich am bequemsten aus einer längeren Reihe von
elektrischen Wägungen nach der Formel
r = ^ (^-2 — °^02^ — ^ («1 — 0^-01 )
S (a^ — a^i) (a^ + 07-1 — a^2 — ^2)
welche man durch Division der Gleichungen I und II erhält. Da r pro-
portional ist tg (0 -[- cp) kann man durch geeignete Einstellung cp des Fern-
rohres die mit r behafteten Correctionen beliebig klein machen, ja zum Ver-
schwinden bringen, wobei dann der Ausschlag der Anziehung genau
proportional würde. Es liegt jedoch darin kein wesentlicher Vortheil. Bei
meiner Autstellung habe ich r bestimmt aus zwei Versuchsreihen von je
12 Zahlen zu r =^ 0-000954
und r = 0000964
Mittel r = 0-000959
465
Die Collectorplatte, welche in C C, Fig. 2 dargestellt ist, besteht aus
einem bis auf o 7 Mm. abgedrehten Messingblech von 4*025 Cm. Radius,
welches mit Hilfe der Rühre R zusammengeschraubt ist mit einem
Plättchen P P, auf welches das Senkelgewichtchen aufgesetzt werden kann.
Dasselbe hängt mittelst eines Coconfadens von passender Länge an einem
aus 2 Mtr. Entfernung zu beherrschenden Hebelchen, Eine Spitze an der
Basis des Senkels centrirt dasselbe in einer Bohrung der Platte P. Das Ab-
heben und Aufsetzen gelingt bei guter Justirung ohne die geringste Er-
schütterung der schweren Collectorplatte.
Der Magnetstab MM durchbricht die Röhre R, welche in einem
passenden Ausschnitt unterhalb desselben den Ablesespiegel .S" trägt. Die eine
Hälfte des Magneten schwingt innerhalb eines keilförmigen Hohlraumes,
welcher in einem Massiv von l"6 Kgr. Gewicht aus geschmiedetem Fein-
kupfer ausgespart ist. Die Einstellung wird dadurch aperiodisch. Drei durch
die Platte P auf einem Kreis von l Cm. Radius in sorgfältig ausgemessenen
Punkten von unten aus geführte conische Bohrungen, deren letzter Theil
mit einer feinen Nadel ausgeführt wurde, erlauben eben die Aufhängedrähte
hindurchzuziehen. Das durchgezogene Ende wird mit einer Kerzenflamme
Fig. 2.
Fig. 3.
VP
[m_
R
Ti IT
s
J IL
M^^
zu einem Kügelchen zusammengeschmolzen, welches hineingezogen in die
conische Bohrung eine sehr verlässliche Befestigung gewährte. Der Kopf
der Aufhängung ist in Fig. 3 in einem Radialschnitt dargestellt. Er besteht
aus einer Messingplatte A A, welche, um eine verticale Achse drehbar,
durch drei Klemmschrauben K geführt und festgestellt werden kann und in
drei conischen Bohrungen b, welche auf das Genaueste den gleichen im
Plättchen P, Fig. 2, entsprechen, die Aufhängedrähte fixirt. Dieselben laufen
schwach geknickt durch diese Bohrungen und enden in den Wirbeln VV.
Die feinere Horizontalstellung der Collectorplatte wird durch die Stell-
schrauben S erreicht.
Das Gewicht der Collectorplatte beträgt über 46 Gr., das Gewicht
des Magnetstabes 48 Gr. Die ruhige Einstellung, welche der Apparat selbst
bei plötzlichen Ladungen und Entladungen zeigt, ist wesentlich bedingt
durch diese hohen Gewichte. Bei leichten Collectoren wird durch eine kleine
Asymmetrie der Ausbreitung der elektrischen Anziehung über die Platte eine
so bedeutende Verschiebung des Schwerpunktes hervorgebracht, dass
während des Ausschlags, namentlich bei plötzlichen Entladungen, die Platte
in ein heftiges Zittern um horizontale Achsen geräth. Dieses Zittern zeigt
sich auch bei meiner schweren Platte im schwächeren Masse, wenn ein
grober Fehler in der Horizontalstellung derselben vorhanden ist. Es tritt
nämlich in diesem Falle die Platte bei einem grösseren Ausschlag unsym-
metrisch aus dem Schutzring heraus, was eine besonders starke Asymmetrie
der Anziehung bewirkt. Bei sorgfältigerer Horizontalstellung ist die Ein-
31
466
Stellung tadellos ruhig. Es dürfte dazu der Umstand nicht unwesentlich bei-
tragen, dass beim Platten-Elektrometer die Verschiebung des Collectors nach
zwei Dimensionen (in seiner Ebene) die Configuration des Systems nicht
ändert. Das Cylinder-Elekrometer (vergl. die Citate weiter unten) hat nur
eine, das Kugel-Elektrometer keine solche Dimension aufzuweisen. Man hat
zur Beschränkung der Beweglichkeit der Collectoren dieser Elektrometer be-
sondere Vorkehrungen treffen müssen. Indess glaube ich nicht, dass dieselben
den letztgenannten Elektrometern gleich ruhige Einstellung sichern können,
wie sie ohne Vorkehrungen das Platten-Elektrometer hat.
Das hohe Gewicht des Collectors erleichtert gleichzeitig dessen solide
Ausführung. Das specifische Moment des Magnetstabes beträgt etwa 30 C. G. S.
Die Suspension besitzt einen Radius von etwa l Cm. und eine Länge von
370 Cm.
Eine solche Länge kann jedoch nur bei Messung hoher Potentiale an-
gewendet werden, weil bei derselben die Ausdehnung der Drähte durch
Temperaturänderungen des Beobachtungsraumes und Belastung eine Senkung
des Collectors bis zu 0"l Mm. hervorrufen kann. Die durch eine solche
Senkung hervorgerufene Capacitätsänderung desselben erlaubt *) eine sehr
einfache und genaue Conection nur bei einer Distanz der Standplatte vom
Schutzring, welche nicht unter 2 Cm. sinkt. Für Messungen sehr kleiner
Potentiale ist also höchstens eine Länge von 50 Cm, statthaft. Um gleiche
Empfindlichkeit zu erhalten, müsste man mit dem Radius der Aufhängung
bis auf 0"5 Cm. herabgehen. Die Platten können dann bis auf 2 Mm. ge-
nähert werden. Es würde sich dabei empfehlen, die Collectorplatte in sonst
gleichen Dimensionen aus Aluminium zu verfertigen, wobei der Magnet be-
deutend leichter gewählt werden kann. Die Senkungen, welche durch das
Trifilar selbst bei uaausdehnbaren Fäden gesetzt werden, sind unbemerkbar
klein. **) Die Correction auf Kantenwirkung des Collectors der Faden-
spannung durch die Anziehung wegen, fällt vollständig in die Corrections-
constante r^ wenn dieselbe auf angegebene Weise bestimmt wird.
Bevor der Magnet an die Collectorplatte befestigt wurde, brachte ich
durch eine Drehung, welche die Wirbel TF", Fig. 3, um eine verticale Achse
ausführen konnten, die mittlere Torsion der Drähte auf Null, was daran er-
kannt werden konnte, dass grössere, auf die Platte P, Fig. 2, gelegte Ge-
wichte keine Ablenkung hervorbrachten. Die so bestimmte Einstellung der
Wirbel wurde denselben bei allen späteren Drehungen des Torsionskopfes
bewahrt. Nach dem Einsetzen des Magnetstabes wurde durch Drehen der
Platte A^ Fig. 3, die Achse desselben senkrecht zum Meridian und in dieser
Stellung das Fernrohr auf den Nullpunkt gestellt. In Bezug auf die äussere
Ausstattung des Apparates sei erwähnt, dass die Elektrometerplatten mit
ihren Stativen in einen kubischen Holzkasten eingeschlossen wurden, welcher
mit Staniol ausgelegt war. Eine mit dünnem Blech ausgeschlagene Holz-
röhre, welche die Aufhängedrähte aufnahm, schloss sich an ihn an. Oben
trug dieselbe ein Tischchen mit dem Torsionskopf. Die Staniol- und
Blechbelegung, der Schutzring, der Torsionskopf und mit diesem der
*) G. Kirc hho f f, a. a. O. pag. 117; J. C. Maxwell, E!. and Magn. 1873,
pag. 269 Anm.
**) Als Material für meine Drähte wählte ich Silber, einestheils wegen der im Ver-
gleich zum Elasticitätsmodul hohen Tragfähigkeit, hauptsächlich aber wegen der hohen specifi-
schen Leitungsfähigkeit. Es mussten nämlich, um beträchtliche Senkungen des Collectors zu
vermeiden, die Drähte, welche immer schwache, bei Belastung sich abflachende Knickungen
besitzen, mit Hilfe eines auf sie vertheilten Stromes von ca. 5 Ampere mehrmals bis auf
180O C. erwärmt, bei grösserer Belastung gestreckt werden.
467
Collector wurden zur Erde abgeleitet. Es waren so störende Luftströmungen
und elektrische Störungen von aussen vermieden.
In einem Räume, welcher nennenswerthen Temperatursfhwankungen
ausgesetzt ist, ist es nothwendig, die Röhre, welche die Drähte aufnimmt,
aus Messing zu machen und ihr oben freie Verticalausdehnung zu sichern.
Die Drähte können dabei aus Messing oder Silber oestehen.
Die Schwingungsdauer des Collectors beträgt in der beschriebenen
Ausführung nicht weniger als 25 Secunden. Zur Messung schwankender
Potentiale ist dies von grossem Vortheil. In Fällen, in welchen die Unbe-
quemlichkeit einer solchen Trägheit den Vortheil derselben überwiegt, kann
man entweder bei gleicher Aufstellung auf finen Theil der Empfindlichkeit
verzichten oder unter Fortlassung des Magnete die Collectorplatte selbst
aus Wolframstahl verfertigen und diametral magnetisiren, oder endlich Richt-
magnete anwenden, welche die Horizontal-Intensität unterstützen. Durch alle
diese Mittel wird der Radius der Suspension vergrössert und die Schwingungs-
dauer in gleichem Maass herabgesetzt. Eine Verkleinerung des Gewichtes
der Collectorplatte ist aus angeführten Gründen für höhere Potentiale be-
denklich.
Die Unbequemlichkeit der grossen Schwingungsdauer wird übrigens
durch die Aperiodicität der Einstellung und dadurch herabgesetzt, dass der
Nullpunkt der Suspension, soweit er durch die Torsion der Drähte bestimmt
wird, vollkommen constant ist, also nicht oft abgelesen zu werden braucht.
Den Einfluss der kleinen Schwankungen des Nullpunktes zufolge der
Intensitätsstörungen (ich verweise auf die Aehnlichkeit der Aufstellung mit
dem Gauss'schen Bifilarvariometer), welche an magnetisch-stürmischen
Tagen lästig sind und die Genauigkeit herabsetzen, konnte ich schon dadurch
vermeiden, dass ich die Ablesungen am Elektrometer bei sparsamen Null-
punktsbeobachtungen mit den Angaben eines zur Seite gestellten impro-
visirten Variometers verglich. Ich werde demnächst die Scala eines Vario-
meters von mit dem Elektrometer gleicher Bewegung in das Fernrohr des
letzteren spiegeln und einen Theilstrich derselben statt des Fadenkreuzes
benützen.
Ich kann die hier beschriebene Trifilarwaage für alle Fälle empfehlen,
in welchen man continuirliche Wägung wünscht. Das abzuwägende Object
wird dann an Stelle der Collectorplatte angebracht. Vor den sonst in Ge-
brauch befindlichen Waagen mit continuirlicher Ablesung, das ist also die
Federwaage, das Tangentenpendel und die Tangentenwaage, hat die Trifilar-
waage den Vortheil voraus, dass sich das Wägungsobject bei der Wägung
nicht verschiebt. Indem man dasselbe mit der Trifilarwaage durch einen
kurzen centrirten Coconfaden verbindet, kann die unbedeutende Drehung
desselben, sowie durch dasselbe ausgeübte Drehungsmomente (Flüssigkeits-
störungen etc.), wo dies in's Gewicht fällt vermieden werden.
Speciell von absoluten Elektrometern sind mir zwei bekannt, welche
continuirliche Wägung benützen. Es ist dies das Cylinder-Elektrometer von
den Herren E. Bichat und R. Blondlot*), welches eine Tangentwaage
besitzt, und das Kugel-Elektrometer von Herrn G, Lip pm ann **), welches
en miniature ausgeführt, ein Tangentenpendel zwischen den Kugelschalen
zur Messung benützt. Es hat dieses Kugel-Elektrometer ■^*->^) den Vortheil vor
*) Journ. de Phys., 2. se'rie, t, V. 1886, pag. 325 und 457,
**) Ebendort. pag. 323.
***) Ein solches hat schon Herr Prof. E. M a c h in einem am 4. September 1883
anf der internationalen elektrischen Ausstellung in Wien gehaltenen Vortrag demonstrirt.
Vergl. Zeitschr. des eiektrotechn. Vereines, Wien, XI und XII, '1883, pag. 10 des Separat-
Abdruckes.
31*
468
dem Platten-Elektrometer voraus, dass zur absoluten Messung des Potentials
nur die Messung der Kraft nothwendig ist, mit welcher sich die Kugel-
bälften abstossen. Es ist diese Kraft f für ein Potential V
f=— V^.
Eine Längenmessung wie beim Tho ms o n'schen Elektrometer entfällt
also. Dieser Vorzug geht in der zweiten Ausführung des Lipp m an n'schen
Elektrometers, in welcher die Messkugel von 3 '9 Cm. Radius desselben von
einer Schutzkugel von 4*9 Cm. Radius elektrischer und Luftstörungen halber
umgeben wird, verloren. Ich erlaube mir hier andeutungsweise eine etwas
abgeänderte Form dieses Elektrometers zu beschreiben, bei welcher der
specifische Vortheil desselben mehr gewahrt scheint und welches ich dem-
nächst versuchsweise an meiner Trifilarwaage anbringen werde.
Die Kraft f, mit welcher sich die Hemisphären der im Innern einer
abgeleiteten Schutzkugel vom Radius b gelegenen Messkugel vom Radius a
und Potential V abstossen, ist bestimmt durch
f=^V''
b^
^V%^- -^).
(^b — af
Es ist also, um eine genaue Messung von b und a überflüssig zu
machen, nothwendig, das Verhältniss a : b so zu wählen, dass der Factor
b'^jib — ä)^ zum Werthe einer Correctur herabgedrückt wird. Begeht man
beim Messen a und b Fehler von^ Procent, so ändert sich im ungünstigsten
4/«
■)-
Fall -7- um 2 p Procent und damit f im Verhältniss von l : (l -f
b 100 b
Wählt man einen Radius b = lO a (also etwa ^=30 Cm., a=^ Cm.), so
genügt eine Genauigkeit von ^2-^ ^^^ ^'^ Längenmessungen, während in der
Fig. 4.
von Lipp mann gegebenen Form eine solche von Vie^^ nothwendig ist, um
den Fehler auf l^l^^ herabzudrücken. Es verschwindet ausserdem weit mehr
der Einfluss der Abweichungen von der Kugelgestalt und der mangelhaften
Centrirung. Ausserhalb der Schutzkugel B, Fig. 4, wird eine Trifilarwaage T
von beschriebener Form mit Ablesespiegel 5 angebracht, an welcher die
obere Hälfte der durch einen Horizontalschnitt getheilten Messkugel A
mittelst eines die Schutzkugel durchbrechenden Glasfadens hängt.
469
Ueber die elektromotorischen Kräfte, welche durch den
Magnetismus in von einem Wärmestrome durchflossenen
Metallplatten geweckt wird.
Von WALTHER NERNST.
I. Einleitung.
Die kürzlich von Herrn Prof. v. Ettingshausen und mir gelegentlich
einer Experimectal-Untersuchung über das H a 1 l'sche Phänomen, bei welcher
ich die Ehre hatte, Mitarbeiter meines hochverehrten Lehrers sein zu dürfen,
beobachteten neuen und von uns mit dem Namen ^, thermomagnetischen*
belegten elektromotorischen Kräfte *) treten in magnetisirten Metallplatten
auf, wenn dieselben von einem Wärmestrom durchflössen werden, und zwar
sowohl senkrecht zur Richtung, als auch in Richtung des Wärme-
gefälles.
Wir fanden also, dass in einer Metallplatte, welche sich senkrecht zu
den Kraftlinien eines magnetischen Feldes befindet, einerseits zwei isotherme,
andererseits zwei auf derselben Wärmestromlinie gelegene Punkte eine
Potentialdifferenz aufweisen, u. zw. von wesentlich verschiedener Natur. Die
erstere — der ^^Trans ve r s a lef fec t*^'^ — ist angenähert der Intensität
des Feldes proportional und commutirt sich mit der Richtung desselben ;
die zweite — der ^L o ng i tud i nal e f f e c t* — ist von der Richtung des
Feldes unabhängig und wächst angenähert mit dem Quadrate der Feld-
stärke. Jene hängt wesentlich ab von den Dimensionen der Platte und dem
Wärmegefälle, letztere ist von der Gestalt der Platte unabhängig und nur
bedingt durch die Temperatur der Elektroden. Den Transversaleffect wiesen
wir mit Sicherheit in Wismuth, Antimon, Nickel, Cobalt und Eisen nach,
u. zw. trat er bei Eisen in dem Sinne auf, dass man von der Richtung des
Wärmegefälles zur Richtung des Potentialgefälles in der Platte durch eine
Drehung um go*^ im Sinne der das Magnetfeld ersetzenden Ströme gelangte.
Bei den anderen vier Metallen war seine Richtung die entgegengesetzte.
Den longitudinalen Effect zeigte nur Wismuth, u. zw. trat er bei ver-
schiedenen Wismuthsorten bald im Sinne, bald entgegengesetzt der Richtung
des Wärmeflusses auf. Beide Effecte sind von der Natur der Elektroden-
drähte unabhängig und treten momentan mit Erregung des Feldes auf.
Im Folgenden mögen die Untersuchungen beschrieben werden, welche
ich in weiterer Verfolgung dieses Gegenstandes im physikalischen Labora-
torium der Universität Würzburg ausführte, wozu Herr Prof. F. Kohl-
rausch mir gütigst Gelegenheit gab. Es ist mir eine angenehme Pflicht,
an dieser Stelle meinem hochverehrten Lehrer für alle mir zu Theil ge-
wordene Unterstützung meinen tiefsten Dank auszusprechen.
2. Beschreibung der Apparate.
Von bei dieser Untersuchung in Anwendung gekommenen Apparaten
erwähne ich den Elektromagnet, welcher nach Ruhmkorff mit vertausch-
baren Polen und verschiebbaren Polkernen eingerichtet war. Der Wider-
stand der beiden aus 0*3 Cm. dickem Kupferdrahte gewickelten Rollen
betrug hintereinandergeschaltet l'iyS.-E. ; den Strom lieferten l — 10 grosse
B uns en'sche Elemente; in der Leitung des magnetisirenden Stromes befand
sich ausserdem eine elektromagnetische Stromwaage nach Herrn Professor
F. Kohlrausch und ein für starke Ströme eingerichteter Rheostat, durch
welchen die Feldstärken rasch hintereinander variirt werden konnten. Als
*) V. Ettingshausen n. Nernst: Wien. Anz. lö. Mai 1886, Nr, 13. Wied.
Ann. 29, pag. 343, 1886. Zeitschrift für Elektrotechnik 188Ö, pag. 549.
470
Pole kamen zur Verwendung zwei Paar cylindrische (Höhe und Durch-
messer i'4, 6-5 und l'2, 3*5 Cm.) und ein Paar conisch zulaufende, oben
abgeplattete Spitzpole (Höhe 4*6 Durchmesser der Endflächen i'Z Cm.).
Bezogen auf gleichen Abstand der Polflächen (0*55 Cm.) und gleiche Inten-
sität des magnetisirenden Stromes (o'2 2 Cm.-Gr.-Sec.) erhielt ich als Werthe
der Feldintensität zwischen den Polflächen :
Grosse Flachpole . . . 4030 *)
Kleine Flachpole .... 4490
Abgeplattete Spitzpole . . 4950.
Diese Feldstärken wurden in bekannter Weise vermittelst der Induc-
tionswirkung auf einen für diesen Zweck genügend kleinen kreisförmigen
Inductor (i Cm. Durchmesser) bestimmt. Wie man hieraus sieht, verliert
man nicht sehr an Feldintensität, wenn man die Polflächen grösser ninimt,
und hat dafür den bei Untersuchungen, wie die vorliegende, nicht zu unter-
schätzenden Vortheil eines ausgedehnteren Feldes, in welchem die Intensität
weniger variirt, als bei Polen von kleinerem Durchmesser. Zwischen den
grossen Polen w'ar bis nahe zum Rande hin das Feld als merklich homogen
anzusehen. So wurden mit dem obenerwähnten Inductor bei einem Ab-
stände der Polflächen von l Cm. an drei sehr verschiedenen Punkten des
Feldes folgende Werthe der Intensität (in Scalentheilen) gewonnen: 134*6,
I34'7, 134*4. Nur am Rande ist die Intensität in der Nähe der beiden
Polflächen etwas grösser als zwischen ihnen, doch so, dass auch am Rande
der mittlerre Werth der Feldintensität demjenigen in der Mitte sehr nahe
kommt.
Die Bestimmung des Feldes geschah folgendermaassen. Wenn auch in
der neueren Zeit mehrfach andere Methoden vorgeschlagen und auch in
Anwendung gekommen sind,**) so scheinen sie doch der vorstehenden an
Einfachheit und Sicherheit nachzustehen. Es wurde also der durch Heraus-
bewegen eines kleinen Inductors aus dem Felde ^ erhaltene Inductionsstoss
mit demjenigen verglichen, welchen ein Magnet von bekanntem Moment in
der gleichen Leitung beim Herausziehen aus einer langen Spule mit ge-
messenen Dimensionen lieferte.***)
Beobachtet wurde der Stoss an einem S au e rw ald'schen Galvano-
meter. Dieses besitzt ein astatisches Nadelpaar und zwei längliche, die
untere Nadel dicht umschliessende MultiplicatorroUen, deren Widerstand zu-
sammen etwas über l S.-E. beträgt. Dasselbe zeichnet sich durch grosse
Empfindlichkeit aus, hat aber den Nachtheil einer ungewöhnlich grossen Incon-
stanz der Multiplicatorfunction, u. zw. war die Abweichung in dem Sinne,
dass die Ausschläge schneller wuchsen, als die Stromstärke. Es erklärt
sich dies daraus, dass die Drahtwindungen der beiden Rollen l Cm. Abstand
voneinander haben, dass also die dazwischen aufgehängten Nadeln schon
bei kleinen Ausweichungen in eine zur Kraftwirkung der Windungen
günstigere Lage hineinkommen. Diesem Uebelstande begegnete ich dadurch,
dass ich für jede Nadel ein unter etwa 45*^ gekreuztes Paar von Nadeln
einsetzte ; indem so die Pole der beiden unteren Nadeln sich innerhalb der
Rollen, also in einem viel mehr homogenem Felde befanden, erwies sich
fast über die ganze Scala eine genügende Proportionalität, ohne dass an
Empfindlichkeit verloren wurde. Ausserdem hat man bei dieser Einrichtung
den Vortheil, dass man in der Veränderung des Winkels, welchen die beiden
*) Diese und alle folgenden Zahlenangaben beziehen sich, wo nichts Anderes benaerkt
ist, auf Cm.-Gr.-Sec.
**) Quincke: Wied, Ann. 24, pag. 411, 1885; Kundt: ibid. 27, pag. 194, 1886;
Righi: Exner's Rep. 20, pag. 852, 1884.
***) Vergl. F. Kohlrausch: Leitf. d. prakt. Physik, 6. Aufl., pag, 277.
471
oberen oder unteren Nadeln miteinander bilden, ein sehr feines Mittel besitzt
das System leicht beliebig nahe astatisch zu machen.
Der Reductionsfactor betrug gewöhiich ungefähr ^/goooo ' ^'^ elektro-
motorische Kraft I Cm.V2 Gr.V2 Sec.~2 gab in der Galvanometerleitung beim
Commutiren einen Stellungsunterschied von l/g Scalentheilen. 'Die Schwin-
gungsdauer betrug etwa acht Secunden.
Das Galvanometer diente sowohl zur Beobachtung der Inductionsstösse
bei der Feldbestimmung, als auch zur Messung der stationären thermo-
magnetischen Ströme.
Da dasselbe sich in einer Entfernung von nur 6 Mtr. von dem Elektro-
magnet befand, so war es nöthig, letzteren mit seiner Achse vertical aufzu-
stellen, um die directe Fernwirkung auf die Galvanometernadeln möglichst
klein zu machen. Durch einen Richtmagnet v/urden diese überdies in die-
jenige Lage gebracht, wo die Fernwirkung ein Minimum war. Ich erreichte
so, dass dieselbe selbst bei starken Feldern nur wenige Scalentheile betrug
und kaum je wirklich störte. Auch überzeugte ich mich, dass der Reduc-
tionsfactor durch Erregung des Magnets nicht geändert wurde.
3. Methode, den TransversalefTect zu messen.
Die Messung des Transversaleffectes geschah in der Weise, dass die
Stellungsunterschiede A der Galvanometernadeln bei Commutirung des
magnetisirenden Stromes, u. zw. um die directe Fern Wirkung des Magnets
zu eliminiren, bei beiden Lagen, der vor dem Galvanometer befindlichen
Wippe beobachtet wurden. Da die beiden an zwei gegenüberliegenden
Punkten des Plattenrandes angelötheten Elektroden, welche durch dünne
Kupferdrähte gebildet waren, gewöhnlich nicht genau auf einer Isotherme
lagen, so war es nöthig, die vor Erregung des Feldes vorhandene thermo-
elektrische Potentialdifferenz zu compensiren. Es geschah dies analog der
P o ggendo rff'schen Compensationsmethode mittelst eines Daniell'schen
Elementes, dessen durch Widerstände passend regulirter Strom zu zwei
Punkten der Galvanometerleitung geführt wurde, welche durch einen kleinen
Widerstand n — entnommen dem stets in der Galvanometerleitung befind-
lichen Rheostaten — voneinander getrennt waren. (Fig. l.)
Fig. I.
Die gleiche Leitung diente dazu, um die elektromotorische Kraft der
thermomagnetischen Ströme im absoluten Maasse zu bestimmen, indem das
Daniell-Element durch ein Clark'sches ersetzt und nach jeder Messung
von A der Stellungsunterschied 5 bei Umlegung einer vor dem Clark-
Elemente befindlichen Wippe beobachtet wurde. Bezeichne W den Wider-
stand dieser Leitung (gewöhnlich = 16000 S.-E. plus innerer Widerstand
des Clark-Elementes plus «), so hat man für die elektromotorische Kraft q
des Transversaleffectes A n
472
wo E, die elektromotorische Kraft des Clark-Elementes, nach den überein-
stimmenden Messungen von Lord Rayleigh und v. Ettingshausen
= i"433 X io^> gesetzt wurde.
Als Vorrichtung, um einen stationären Wärmestrom zu erzeugen, habe
ich nach vielen Versuchen folgende als die geeignetste befunden: die zu
untersuchende Platte wurde an ihren beiden Enden ihrer ganzen Breite
nach an zwei Kupferröhren gut verlöthet, welche einen Durchmesser von
etwa 0'6 Cm, hatten, und durch welche Wasserdampf und Wasser von
geeigneter Temperatur im kräftigen Strome hindurchströmte, (Fig, l.) Das
Dimensionsverhältniss wählt man etwa so, dass Breite zur Länge im Ver-
hältniss l : 2 stehen; kürzer darf man die Platten nicht gut nehmen, weil
sich sonst ein bedeutender Bruchtheil des Transversaleffectes längs der gut-
leitenden Kupferröhren ausgleichen und man so für g zu kleine Werthe
erhallen würde. Man wird die Platte nicht zu dick nehmen, anderenfalls
würden, besonders bei gutleitenden Metallen^ die Enden der Platte nicht
die Temperatur des die Kupferröhren durchströmenden Wassers, respective
Dampfes annehmen, aber auch nicht zu dünn, damit nicht die Wärmemenge,
welche die Platte nach aussen hin abgibt, gegen die durch Leitung hin-
durchfliessende beträchtlich, und so das Wärmegefälle in der Platte ein
ungleichmässiges wird. Um Letzteres möglichst zu vermeiden, umgab ich
ausserdem die ganze Platte mit Siegellack, wodurch zugleich die Seiten-
elektroden vor störendem Luftzug geschützt wurden, *)
Natürlich dürfen die beiden Kupferröhren nicht, etwa durch die Pole
des Elektromagnets, miteinander in leitender Verbindung sein, weil anderen-
falls ein Thermostrom die Platte durchfliessen würde. Der auf diesen aus-
geübte Halleffect könnte zuweilen die Werthe von q merklich fehlerhaft
machen. Bei dieser Einrichtung erhielt ich ziemlich regelmässige Ein-
stellungen der Galvanometernadeln. Zum Beweise seien folgende Ablesungen
angeführt, welche ich mit einer Wismuthplatte erhielt:
A B A B ' A
390 620 392 627 396,
A und B bedeuten die beiden Lagen des vor dem Elektromagnet
befindlichen Commutators,
Um die Abhängigkeit des transversalen Effectes von der Stärke des
Magnetfeldes bei höheren Scheidekräften zu beobachten, war obige Ein-
richtung weniger geeignet, weil sie nicht gestattete, die Polflächen einander
so zu nähern, wie es zur Erzeugung starker Felder nöthig ist. Da es aber
hiebei auf die Regelmässigkeit des Wärmeflusses nicht so ankommt, wurde
die Heizung einfach in der Weise bewerkstelligt, dass die mit Papier
umwickelte Platte mit ihrem einen Ende von einem Kupferbleche, welches
durch einen Bunsenbrenner erhitzt wurde, den Wärmestrom empfing. Die
hiebei nicht zu vermeidenden Schwankungen des letzteren mussten durch
eine passende Abwechslung bei der Beobachtung eliminirt werden,
4. Allgemeines über den Transversaleffect.
Was zunächst die Abhängigkeit des Transversaleffectes von den
Dimensionen der Platte anbetrifft, so habe ich durch vielfache Versuche das
hierüber schon in der ersten Notiz über diesen Gegenstand Angeführte
bestätigen können, dass er unter sonst gleichen Umständen der Breite der
Platte proportional, von der Dicke derselben aber unabhängig ist, voraus-
gesetzt natürlich, dass die Platte von einem gleichmässigen Wärmestrome
durchflössen wird.
*) Vergl. Anhang (12).
473
In Betreff der Abhängigkeit von der Stärke des Magnetfeldes, wofür
weiter unten die Zahlenangaben folgen , ergab sich, dass die einzelnen
Metalle sich hierin sehr verschieden verhalten, dass jedoch bei allen, aber
nur in erster Annäherung und nur innerhalb gewisser Grenzen der Trans-
versaleffect der Feldstärke proportional gesetzt werden darf.
Das Temperaturgefälle in der Platte lässt sich auf zweierlei Art
variiren. Man kann erstens die Länge der Platte verändern und dabei die
beiden Enden auf den gleichen Temperaturen erhalten ; zweitens kann man bei
unveränderter Länge der Platte die Temperaturen die beiden Enden variiren.
Im ersten Falle ändert man nur das Gefälle, im zweiten auch die mittlere
Temperatur der Platte.
Es möge hier eine Beobachtungsreihe Platz finden, wo hintereinander
bei einer Nickelplatte, u. zw. bei drei verschiedenen Längen X die Grösse q
bestimmt wurde. Die Enden wurden in allen drei Fällen auf der gleichen
Temperatur erhalten, indem jedesmal durch die angelötheten Kupferröhren
Wasserdampf und Wasser von Zimmertemperatur geschickt wurde. Dass
diese Bedingung wirklich erfüllt war, davon überzeugte ich mich noch,
indem ich jedesmal die thermoelektrische Potentialdifferenz der beiden Kupfer-
röhren bestimmte. Die Breite der Platte war ß= i"o8, die Dicke § = 0*055.
Bezogen auf gleiches Feld (//= 852) ergab sich für:
X==2-95 ^ = 216 X. ^ = 637-2
2*03 301 ÖII'O
1-07 530 567-1.
Die Abnahme von X . q hat wahrscheinlich darin ihren Grund, dass
bei kleinerem X sich ein Theil des Effectes an den Kupferröhren ausgleicht,
ganz analog wie es bei zu kurzen Hallplatten der Fall ist.*)
Uebereinstimmend war das mit einer ganz ebenso hergerichteten
Wismuthplatte erhaltene Resultat; es wurde hier der transversale Effect bei
zwei verschiedenen Temperaturdifferenzen (i2*6 — O'ö^ und 99*5 — 12'5^)
gemessen. Es war das ursprüngliche X= l 80, ß= i'30, S = 0*30 bezogen
auf //= 1007 ergab sich:
U_ - i^= I2-O0
h—h = 87-00
A =
= i-8o
1*40
1-05
q = 835 ^./l= 1503
1002 1403
1389 1458
q = 2666 q .X ■= 4800
2877 4028
4162 4370
Auch hier ist g . X in beiden Fällen angenähert constant.
Der transversale Effect darf also unter sonst gleichen Umständen bei
gleicher mittlerer Temperatur des Wärmegefälles der Grösse der letzteren
nahe proportional gesetzt werden.
Ausserdem aber hängt er von der mittleren Temperatur ab, wie
gleichfalls aus obiger Tabelle hervorgeht. Während das Verhältniss der
beiden Temperaturdifferenzen 7*25 ist, stehen bei den drei verschiedenen
Längen der Platten die Effecte im Verhältniss 3'i9, 2*87, 3*Ol. Aehnliche,
wenn auch weit weniger bedeutende Abweichungen, zeigen auch die übrigen
Metalle, doch meistens im entgegengesetzten Sinne.
Wenn wir uns also einen Metallstreifen von der sehr kleinen Länge «/X
und der Breite ß denken, dessen eines Ende die Temperatur /, dessen
*)v. Etttingshausen u. Nernst: Wien, Bericht 94, pag. 564, 1886;
Exner's Rep. 23, pag. 97, 18S7.
474
anderes diejenige t -\- d i besitzt, so ist die im Magnetfelde ^ zwis'chen den
beiden Breitseiten auftretende elektromotorische Kraft
Qi gibt uns ein Maass für das ,thermomagnetische Drehungsvermögen*
einer Substanz bei der Temperatur t. Allerdings ist Q^ auch von H nicht
ganz unabhängig, weil eben die Proportionalität zwischen q und H in vielen
Fällen nur annähernd erfüllt ist. Gleichwohl wird man, wie ich glaube, die
Einführung des specifischen j,thermomagnetischen Drehungsvermögens* Q,
definirt durch obige Gleichung, im Interesse der besseren Uebersicht ge-
rechtfertigt finden. Da dasselbe sich bei den meisten Metallen mit / nur
wenig ändert, so werden wir es als lineare Function in der Form
Qq (i -\- a^t) darstellen.
In einer Platte von endlicher Länge, welche ein gleichmässiger Wärme -
Strom durchfiiesst, wird die Potentialdifferenz zwischen zwei am Rande ein-
ander gegenüberliegenden Punkten je nach der Lage derselben verschieden
sein, weil eben in Folge der Veränderlichkeit des thermomagnetischen Drehungs-
vermögens mit der Temperatur die transversalen elektromotorischen Kräfte
in der ganzen Länge der Platte variiren. Wenn man aber diejenige Poten-
tialdifferenz, welche zwischen zwei in der Mitte der Platte am Rande ein-
ander gegenüberliegenden Punkten vorhanden ist, bestimmt, so wird dieselbe
nahe das arithmetische Mittel aus sämmtlichen sein, das heisst also dem
Werth Q (i -j- ^ ao [t-^ -j- ^2]) entsprechen. Indem nun der transversale
Effect q' und q'^ zwischen den bezeichneten Punkten bei den zwei Tempe-
raturdifferenzen ^2 — i\ und /g — /g (^s wurde dazu gewöhnlich lOO — 13° und
13 — o*^ gewählt) gemessen wurde, so konnte aus den Gleichungen:
ti-\-h'
2
\
(2o und ao gefunden werden.
Auch wird, wie sich aus einer gleichen Betrachtung ergibt, durch eine
kleine Abweichung von der Bedingung, dass das Wärmegefälle ein gleich-
massiges sei, das Resultat kaum merklich beeinflusst werden.
(Fortsetzung folgt.)
Der Nutzen der Telephonleitungen als Blitzableiter.
Zu den von der Wissenschaft noch nicht vollständig erledigten Fragen
gehören die meisten von denjenigen, welche sich auf die elektrischen Vor-
gänge in unserer Atmosphäre beziehen. Die Entstehungsursachen des
gewaltigsten und imponirendsten elektrischen Phänomens, des Gewitters, sind
noch zum grössten Theil in ein Dunkel gehüllt, mit dessen Aufhellung sich
gerade in neuester Zeit hervorragende Männer der Wissenschaft beschäftigen.
Wenn nun aber auch durchschlagende Erfolge mit der Zurückführnng der
wie erwähnt noch nicht genau gekannten Erscheinungen der atmosphärischen
RIektricität auf einfache Principien nicht erreicht sind oder aber — kürzer
gesagt — wenn die Erklärung derselben noch nicht vollständig gelungen
ist, so haben doch die Studien dieses classischen Gebietes der Physik einen
sehr wichtigen praktischen Erfolg gehabt: den Erfolg nämlich, dass die
Möglichkeit, Eigenthum und Leben vor den Wirkungen des verheerenden
Blitzes zu schützen in dem Maasse gewachsen ist, als die angedeuteten
Untersuchungen sich erweiterten und — als die Blitzgefahr zunahm!
475
Die Behauptung von der Zunahme der Blitzgefahr ist eine durch un-
trügliches statistisches Material so vollständig begründete, dass an derselben
gar nicht weiter zu deuteln ist; Männer, wie Holtz, der Erfinder der nach
ihm benannten Influenzmaschine, Karsten, von Bezold und Leonhard Weber
kommen bei ihren sehr eingehenden Studien zu diesem übereinstimmenden
Ergebniss.
Es fragt sich nun, was dieser Sachlage gegenüber am zweckmässigsten
zu geschehen habe. Diese Frage ist so wichtig, dass dieselbe die Regierungen,
gelehrten Gesellschaften, Corporationen und Vereine seit längerer Zeit be-
schäftigt. Frankreich ging in solchen Bestrebungen den andern Ländern voran;
ihm folgten die übrigen Staaten: Deutschland, England, die Schweiz etc, etc.
In der föderalistischen Schweiz haben einige Cantonsregierungcn die Anlage
der Blitzableiter von Amtswegen angeordnet und in der That findet man,
wenn man von der österreichischen Grenze gegen Zürich zu fährt, die
netten Schweizerhäuser mit den oft ganz malerisch gruppirten, durch Zwischen-
drähte verbundenen Auffangstangen der Blitzableiter versehen.
Ueber die mannigfachen Systeme von Blitzableitern liesse sich nun ein
leidlich dickes Buch schreiben und derjenige, welcher auf der Pariser und
den andern Elektrischen Ausstellungen (i88l — 84) diese Gegenstände ein-
gehendem Studium unterzog, wird den Reichthum der Formen bewundert
haben, welcher bei den Auffangstangen, Spitzen, Leitungen und Erdzuführungen
recht auffällig bemerkbar hervortrat.
Nach den neuesten Untersuchungen über diesen Gegenstand scheint
das System des vor Kurzem verstorbenen belgischen Gelehrten Melsens
alle Bedingungen einer zuverlässigen Wirksamkeit in sich zu schliessen ;
Melsens selbst charakterisirt dasselbe mit den Worten: „Setzet viele
Spitzen auf und gebet ihnen viele und sichere Verbindungen zur Erde".
Herr Prof. Mach*) in Prag sowohl, als die Herren A. v. Obermayer
und M. Ritter v, Pichler**) in Wien, haben nach Experimenten, welche
sie unter Zugrundelegung der Meise n'schen Anordnung ausführten, die
Ueberlegenheit dieses Systems in Beziehung auf seine Schutzwirkung gegen-
über anderen Systemen von Blitzableitungen hervorgehoben. Die Schweizer
Versicherungsanstalten legen grossen Werth auf die Anbringung zahlreicher
Blitzableiterspitzen und bemessen, ^ogar die Ermässigung der Prämien nach
der Anzahl derselben auf einem Objecte.
Wenn nun aber viele Spitzen und zahlreiche Verbindungen zur Erde
für ein Object den sichersten Schutz gewähren, so müsste folgerichtig ein
gut geführtes Telephonleitungsnetz über den Dächern einer Stadt diese als
Ganzes genommen, gegen Blitzschaden in der wirksamsten Weise bewahren,
denn es enthält, auf eine grössere Fläche vertheilt, alle Elemente des
Melsen'schen Systems: Spitzen, Ableitungen und Erdverbindungen in so
grosser Zahl, dass diese durch Privatanlagen — deren Nutzen hiemit ganz
und gar nicht in Abrede gestellt sein soll — wohl niemals zu erreichen
sein wird.
Die eisernen Gestänge, welche die höchsten Punkte der Häuser über-
ragen, dürfen nicht blos als Blitzauffangemittel, sondern als wirkliche Blitz-
ableiter angesehen werden. Die heilsame Wirkung der letztgenannten Vor-
richtung besteht nämlich nicht allein in ihrem Vermögen, einen entstandenen
Blitzschlag gefahrlos für das zu schützende Object zur Erde zu leiten, sondern
in der, ziemlich lange vor Ausbruch eines Gewitters vor sich gehenden
Vermittlung des Ausgleiches der in der Wolke einer- und in der Erde
andererseits sich bildenden Spannungen des mächtigen Agens, das wir
*) Zeitschrift für Elektrotechnik, Bd. I., S. 83.
**) Sitzungsbericht der k. Akademie der Wissenschaften. Wien, 13 Mai 1S86.
476
Elektricität nennen. Gut angelegte Telephonleitungen verbinden die Blitz-
auffänger, welche sie auf den Dachständern ihrer Leitungszüge anbringen,
mittelst eines dicken Drahtes, welcher von jedem dritten oder vierten Stütz-
punkt aus eine gute Erdverbindung erhält. Ueberdies stehen auch die
Telephondrähte, die in ihrem Gesammtcomplex einen Leiter von grossem Quer-
schnitt bilden, an beiden Enden mit Erde in Verbindung. Vermöge ihrer
Anzahl und Ausdehnung sind sie ganz treffliche Vorkehrungen für den
stetigen und allmäligen Ausgleich, dessen wir oben erwähnten ; dieser aber
verhindert die eruptiven Entladungen, die sonst so gern die höchsten
Spitzen der Städte und Ortschaften zum Ausgangspunkt ihrer Verheerungs-
bahn wählen.
Diese Betrachtungen werden durch die Erfahrung bestätigt. In allen
Städten, wo gut construirte Telephonleitungen vorkommen, stehen die
Häuser in Hut des durch das Diensterforderniss ohnehin gebotenen intacten
Zustandes der Anlage. Auch sind solche Leitungen zu führen. Dank sei es
der Einsicht und Intelligenz der Städtebewohner in allen Ländern Europa's,
von diesen den Telephongesellschaften gestattet worden.
Belgien, England, Dänemark, Schweden und Norwegen, vor Allem aber
Deutschland und die Schweiz weisen die nach sorgfältig erwogenen Plänen
durchgeführten Dachleitungsnetze in fast jeder grösseren Stadt auf, und hat
sich insbesondere die Berliner Anlage bei dem am g. Juli d. J. dort nieder-
gegangenen furchtbaren Gewitter für die Häuser der Stadt als sehr wohl-
thätig erwiesen, denn dasselbe hat, im Gegensatz zu Gewittern vor telepho-
nischer Zeitrechnung, so gut wie keinen Schaden angerichtet.
In Oesterreich sind die Städte Prag, Triest, Graz, Brunn, Bielitz,
Lemberg und Czernowitz mit zweckmässig gebauten Dachleitungen für ihre
Telephonanlagen versehen und haben sich diese in der angedeuteten Rich-
tung als recht wirksam erwiesen. Es ist zu erwarten, dass auch die Bewohner
anderer Städte unseres Vaterlandes, welche bis jetzt solche Leitungen nicht
aufweisen, der Anlage derselben Förderung ang-sdeihen lassen werden. Sie
leisten der Ausbreitung des schönsten Verkehrsmittels der Gegenwart Vor-
schub und schützen ihr Eigenthum und ihr Leben kostenfrei in der zweck-
mässigsten Weise.
Ueber eine durch die Stromvibrationen der Dynamomaschinen
bewirkte Erscheinung.
Von Dr. A. v. WALTENHOFEN in Wien.*)
In Wiedemann's Annalen wird demnächst
eine Abhandlung über Versuche erscheinen,
welche ich im Sommer des vorigen Jahres
zur Prüfung meiner Magnetlsirungsformel**)
angestellt habe.
Bei diesen Versuchen hat es sich darum
gehandelt, die Uebereinstimmung der Formel
mit der Erfahrung an einem Elektromagnet
von möglichst grossen Dimensionen zu erproben.
Zu diesem Zwecke wurde mir von der
Firma Brückner, Ross & Consor ten ein
Elektromagnetschenkel einer Edison-Maschine
zur Verfügung gestellt, welcher aus einem
52 Cm. langen, 23*4 Cm. dicken und mit 2628
Drahtwindungen versehenen Eisencylinder be-
stand. Derselbe erlangte schon bei Stromstärken
von 5 bis 6 Ampere magnetische Momente
*) Aus der „Elektrotechnischen Zeitschrift"
vom Herrn Verfasser gOtig mUgetheilt.
**) Wiedemann's Annalen, Bd. 21, 1884, S. G38,
Formel 16.
von mehr als 4 Millionen absoluten Cm.- Gr.
See- Einheiten und erzeugte dementsprechend
ein magnetischen Feld von solcher Intensität,
wie ich es bisher noch nie zu beobachten
Gelegenheit hatte.
Dieser Umstand veranlasste mich, nach
Abschluss der Messungen, welche eigentlich
meine Aufgabe gewesen waren, auch einige
die ausserordentliche Intensität des mag-
netischen Feldes anschaulich machende Experi-
mente auszuführen.
Eines dieser Experimente bestand darin,
dass ich ein langes eisernes Prisma mit ver-
hältnissmässig kleiner Basis an die eine Pol-
fläche des behufs der Messungen im Garten
des elektrotechnischen Institutes auf hölzernen
Böcken horizontal gelagerten Magnetcylinders
ansetzte. Das Prisma wurde durch die kräftige
magnetische Anziehung ohne weitere Unter-
stützung in seiner horizontalen Richtung festge-
halten. So oft ich aber die Hand an dasselbe
477
legte, verspürte ich in den Fingern, welche dabei
mit den Kanten des Prismas in Berührung
kamen, ein stechendes Prickeln. Dasselbe
empfand ich später wiederholt auch an anderen
Gegenständen, welche ich zum Zwecke von
Versuchen über die Stärke und Ausdehnung
des magnetischen Feldes in dasselbe einführte.
Als ich hierauf die Herren Peukert und
Zi ekler einlud, die Versuche sich anzusehen
und auch selbst solche anzustellen, machten
auch diese Herren sofort dieselbe Wahrnehmung
und empfanden mitunter recht intensive physio-
logische Wirkungen, insbesondere an kleineren
Gegenständen (z. B. Schlüsseln), welche an
einer Polfläche des grossen Elektromagnetes
hafteten.
Ich erkärte diese Erscheinung, welche
ich mit Wiederholung der erwähnten Versuche
in diesem Sommer auch meinen Zuhörern
zeigte, als die physiologische Wirkung der
inducirten (Foucault'schen) Ströme, welche
in den in das magnetische Feld eingeführten
Leitern (Eisenmassen) durch die mit den
Stromvibraiionen der Dynamomaschine zu-
sammenhängenden Schwankungen des magne-
tischen Momentes und somit auch der Inten-
sität des magnetischen Feldes hervorgerufen
werden.
Zur Demonstration der Richtigkeit dieser
Erklärung zeigte ich ferner das Auftreten der
Erscheinung auch an nicht magnetischen Leitern
(z. B. an dem bei dieser Gelegenheit auch
besprochenen unmagnetisirbaren Stahl von
Moses Eadon in Sheffield) und andererseits
das vollständige Verschwinden der Erscheinung
mit dem Aufhören der Stromvibrationen, wenn
nämlich eine Accumulatorenbatterie anstatt
der Dynamomaschine den magnetisirenden
Strom lieferte.
St. Martin a, d. Saalach, am 24. Juli 1887.
Carpentier's elektrischer Tactstock.
Um den Chorführer für Chor und Orchester
hinter den Coulissen zu befähigen, den vom
Capellmeister angegebenen Tact genau ein-
zuhalten, ist im Pariser Opernhause ein von
Carpentier erfundener Tactschläger zur
Anwendung gekommen. Derselbe ist nach
dem ^Comptes rendus* Bd. 103, S. 1005, am
Pulte des Chorführers angebracht und durch
zwei Drähte mit einem Fusstritte am Pulte
des Capellmeisters verbunden, mittelst dessen
der Capellmeister den Strom durch den
Elektromagnet des Tactschlägers schliessen
und unterbrechen kann.
In dem Tactschläger kommt eine optische
Täuschung zur Mitverwendung. Es sind nämlich
auf dem die Vorderseite desInstrumentes bilden-
den schwarzen Brette zwei von einem Mittel-
punkte strahlenförmig ausgehende gerade
Schlitze ausgeschnitten und durch jeden Schlitz
sieht der Musiker einen viereckigen Stab, jedoch
nicht immer die nämliche Seite des Stabes,
sondern abwechselnd die eine oder die andere
Seite desselben; die eine Seite ist weiss an-
gestrichen, die andere schwarz, und stets zeigt
der eine Stab die weisse Seite, während der
andere die schwarze zeigt. Hinter dem Brette
stossen die beiden Stäbe an dem einen Ende
zusammen und tragen jeder eine kleine Rolle,
über welche eine Schnur läuft, so dass durch
die Bewegungen des Elektromagnetankers
beide Stäbe gleichzeitig und sehr rasch eine
Viertelumdrehung machen, wenn der elek-
trische Strom geschlossen ist, und wenn er
unterbrochen wird.
Tritt der Capellmeister mit dem Fusse
auf den Fusstritt, so wird der obere Stab
schwarz, der untere weiss, und dies macht
den Eindruck auf das Auge, als sei ein Stab
(Tactstock) von oben nach unten geschwungen
worden. Hebt der Capellmeister den Fuss
vom Fusstritte ab, so wird der obere Stab
wieder weiss, der untere aber schwarz und
es scheint der Tactstock eine Schwingung
nach oben gemacht zu haben.
Programm der Versuchsanstalt für Elektrotechnik des
Technologischen Gewerbemuseums.
(Anhang zum Normativ der III. Section.)
§. I. Die Versuchsanstalt ist bestimmt, für
elektrotechnische Geschäfts- Unternehmungen
und sonstige Interessenten Rohstoffe und
Materialien zu elektrotechnischen Zwecken zu
erproben und zu untersuchen, sowie die Prü-
fung von elektrischen Einrichtungen, Appa-
raten, Instrumenten u. dergl. vorzunehmen
und diesbezügliche Rathschläge zu ertheilen.
§. 2. Die Versuchsanstalt bildet eine
Abtheilung der III. Section des Techno-
logischen Gewerbemuseums, und die Satzungen
des Normativs für diese Section finden, sowie
die statutarischen Bestimmungen des Techno-
logischen Gewerbemuseums, auf die Versuchs-
anstalt sinngemässse Anwendung.
§. 3. Die Versuchsanstalt ist zur Vor-
nahme von dynamometrischen, photometrischen
und galvanometrischen Versuchen entsprechend
eingerichtet.
Die Untersuchungen können dynamo-
elektrische Maschinen betreffen, u. zw. mit
Rücksicht auf Kraftverbrauch, Leistung oder
sonstiges Verhalten. Weitere Aufgaben sind:
Untersuchung von ausgeführten Anlagen für
Kraftübertragung, Beleuchtung und metall-
urgische Zweck; Bestimmungen der Leucht-
kraft von Bogen- und Glühlampen; Ermitt-
lung von deren Constanten, wie Stromstärke
und Spannung ; die Prüfung und Aichung von
Messinstrumenten, Controlapparaten, Regu-
latoren etc. ; endlich Untersuchungen an
Accumulatoren und Primärbatterien.
Die Anstalt übernimmt auch Unter-
suchungen von Leitungs- und Isolirmaterialien,
die Bestimmung der Leitungsfähigkeit, des
478
Isolationswiderstandes und anderer Eigen-
schaften ; Untersuchungen von Blitzableitern ;
die Prüfung von Kohlenstäben für Bogen-
lampen etc. etc.
§. 4. Mit der unmittelbaren Leitung der
Anstalt und Durchführung der Versuche ist
der Ingenieur Carl Schlenk, Adjunct der
III. Section, betraut.
§. 5. Für die am häufigsten vorkommen-
den einfacheren Arbeiten ist ein provisorischer
Tarif aufgestellt, für umfangreiche Arbeiten
hingegen ist die Gebühr dem jedesmaligen
Uebereinkommen zwischen dem Antragsteller
und der Direction des Technologischen Ge-
werbemuseums überlassen und hängt von
dem erforderten Zeitaufwand, den Betriebs-
kosten und den Baarauslagen ab. Die Mit-
glieder des Technologischen Gewerbemuseums
geniessen einen 25% igen Rabalt.
§. 6. Von den für die Versuche ent-
richteten Taxen fallen nach Abzug der Baar-
auslagen und Betriebskosten 50^ der Gasse
des Technologischen Gewerbemuseums, 50^
dem Versuchsansteller zu.
§. 7. Für die Einrichtung der Versuchs-
anstalt und die technische Verwaltung ist
unmittelbar der Leiter der Versuchsanstalt
verantwortlich, unbeschadet der dem Vorstande
der III. Section und dem Director des Techno-
logischen Gewerbemuseums instructionsgemäss
zustehenden Einflussnahme.
§. 8. Ueber Verlangen der Antragsteller
ist sowohl in Bezug auf die Anträge selbst,
als auch auf die Prüfungen und deren Ergeb-
niss die Anonimität der Antragsteller zu
wahren.
Resultate von Versuchen können Gegen-
stand von Publicationen sein, falls der Auf-
traggeber derartige Resultate nicht für sich
allein zu gewinnen wünscht. In letzterem
Falle ist eine besondere Prämie zu Gunsten
des Technologischen Gewerbemuseums zu
entrichten, deren Höhe von der Direction
bestimmt wird.
KLEINE NACHRICHTEN.
Collectiv-Ausstellung des Elektro-
technischen Vereins anlässlich des Con-
gresses für Hygiene und Demographie.
Zum ersten Male seit seinem Bestehen hat
der Verein in den Erfindungen und Erzeug-
nissen seiner Mitglieder und in den Arbeiten
seiner bezüglichen Comites eine Ausstellung
veranstaltet, welche, wenn nicht den hervor-
ragendsten Theil, so doch eine der anziehend-
sten Beiträge zu der Sammlung bildete,
die mit grosser Energie und Umsicht das
Ausstellungscomite des Congresses dem grossen
Publicum vorführte. Es war diese Exposition
ein Abbild der elektrotechnischen Bestrebun-
gen unserer Landsleute in der gelungensten
Form; bei der Bedeutung der einzelnen Ob-
jecte würde eine blos flüchtige Darstellung
des Ganzen nicht am Platze sein, wir be-
halten uns daher eine eingehende Würdigung-
des gelungenen Unternehmens für das nächste
Heft vor.
Das elektrische Licht in Genua.
Dem Vernehmen nach soll die Stadt Genua
elektrisch beleuchtet werden, zu welchem
Zwecke ein umfassendes Project ausgearbeitet
wurde. Es ist das System von Z i p e r-
nowski-D^ri in Aussicht genommen.
Elektrische Beleuchtung in Lyon.
Die Stadt Lyon hat mit der dortigen Gas-
gesellschaft einen Vertrag abgeschlossen,
wonach die dortigen Communaltheater und
ein Theil des Rathhauses elektrisch be-
leuchtet werden sollen.
Elektrische Schiffsbeleuchtung. Das
neue Panzerschiff der schwedischen Marine,
welches den Namen Svea führt, wurde
mit einer elektrischen Beleuchtungsanlage
ausgerüstet , welche 132 Glühlichtlampen
h 16 Kerzenstärken umfasst. Die Dynamo-
maschine macht 900 Umläufe in der Minute
und liefert eine Stromstärke von 140 Amp.
Ihre Construction ist eine derartige, dass
vier Fünftel der Lampen ausgelöscht werden
können, ohne eine Stromvariation zu er-
zeugen.
Die elektrische Beleuchtung der
Erfindungsäusstellung. Nach den kürzlich
veröffentlichten Rechnungen über die Londoner
Erfindungs - Ausstellung, kostete die Be-
leuchtung der Ausstellungsräume Frcs. 938.800
und der Gärten Frcs. 230.000, was zu-
sammen Frcs. 1,168.800 beträgt.
Die grösste elektrische Central-
station. Die neue Centralstation der Brush-
Gesellschaft in der Elisabethstrasse von
New-York City wird die schönste und
grösste Station der Welt sein. Der Director
dieses Unternehmens, Mc. Grath, gibt
an, dass er im Stande ist, 2000 elektrische
Pferdekräfte zu vertheilen. Es sollen der-
artige Einrichtungen getroffen werden, dass
eine grosse Anzahl von Motoren gespeist
werden kann.
Das elektrische Licht in der Schweiz.
In der jüngsten Zeit hat die Anwendung
des elektrischen Lichtes in der Schweiz sehr
zugenommen, wozu die in diesem Lande
zahlreich vorhandenen Wasserkräfte beige-
tragen haben. Der Rheinfall in Schaffhausen
wird allabendlich durch Bogenlampen be-
leuchtet, deren Betriebskraft dem Wasser-
falle selbst entnommen wird.
Elektrische Strassen - Beleuchtung.
Nach dem Vorbilde von Toledo haben die
spanischen Städte Lorca, Leon und Albac^to
die elektrische Strassen-Beleuchtung eingeführt.
479
Elektrische Zugsbeleucbtung. Wie
es heisst, hat die ^Canada Atlantic Railway
Company* die Absicht, die auf ihren Linien
verkehrenden Personenwagen schon in der
nächsten Zeit mittelst elektrischer Glühlicht-
lampen zu erleuchten.
Das elektrische Licht und die Spin-
nen. Wie es den Anschein hat, hat die
Einführung des elektrischen Lichtes in meh-
reren öffentlichen Gebäuden von Washington
zu einer enormen Vermehrung der Spinnen-
gewebe den Anlass gegeben. Das elektrische
Licht zieht nämlich die Inseclen und die
letzteren ziehen ihrerseits die Spinnen an.
Die Linden in Berlin erhalten elek-
trische Beleuchtung; kein Geringerer, als der
deutsche Kaiser hat sich für die Durchführung
des in der Stadtvertretung hart bekämpften
Projectes eingesetzt.
Leman's elektromagnetische Schie-
bersteuerung soll für Schlepp- Schieber-
Steuerungen zur Anwendung kommen, und
zwar in der Weise, dass der auf dem Grund-
schieber gleitende Expansionsschieber durch
Elektromagnete abwechselnd festgehalten
und freigegeben wird. Der Vorgang ist so-
mit derselbe, wie bei der Farcot-Steuerung.
Der Expansionsschieber ist aus einem
nicht magnetischen JVIetall von kastenförmiger
Gestalt hergestellt. Er wird durch den
Druck des Dampfes an den Vertheilungs-
schieber angepresst und kann von demselben
mitgenommen werden. Der Expansions-
schieber nimmt zwei Kerne aus weichem
Eisen auf, welche mit ihrer Langseite senk-
recht zur Bewegungsrichtung liegen, an den
Enden Verstärkungen haben und mit Draht-
wicklungen versehen sind. Oberhalb ■ Aox
Schieberplatten ist eine Reihe Stahlmagnete
angeordnet, welche an den Enden Polschuhe
besitzen. Diese Magnete sind nun auf- und
abwärts um ein geringes Maass 7U verstellen,
sonst aber unbeweglich. Solche Stahlmagnete
sind auch in dem Grundschieber versenkt
und deren Pole in der Weise angeordnet,
dass die nebeneinanderliegenden Magnete
die gleichen Pole auf derselben Seite haben.
Die übereinanderliegenden zwei Magnet-
systeme kehren einander ungleiche Pole zu.
Die Polschuhe dieser Magnetsysteme schleifen
dicht an jenen der Eisenkerne vorbei.
Geht nun ein elektrischer Strom in be-
stimmter Richtung durch den Draht , so
wird der Expansionsschieber von einem Sy-
steme angezogen, von dem anderen abge-
stossen und auf diese Weise je nach der
Stromrichtung entweder vom Grundschieber
mitgenommen oder gegen denselben ver-
schoben. Durch entsprechend eingeleiteten
Stromwechsel wird diese Steuerung gerade
so wie die Farcot-Steuerung arbeiten.
Die Stromunikehrungen erfolgen von
der Dampfmaschinenwelle. Die Expansions-
grade können leicht vom Regulator beein-
flusst werden, indem dieser den Strom-
Wechsel früher einleitet oder den Eintritt
derselben verzögert.
Die Anordnung von Lern an ist selbst-
verständlich auch für einfacjie Schieber-
steuerung anwendbar, nur sind dann keine
Stromwechsel, sondern Stromunterbrechungen
nöthig. ,S'.
Pürthner's Apparat zum Gleichrichten
der Wechselströme. Dieser zur Patentirung
angemeldete Inductionsapparat liefert gleich-
gerichtete Ströme der Secundärspirale, wobei
die Gleichrichtung der Inductionsströme, das
Schliessen und Unterbrechen der Primärstrom-
leitung durch oscillirende Balken mit Contact-
stiften — ähnlich einem Wagner'schen
Hammer — zu Stande kommt. Durch eine
Stöpselanordnung lassen sich nach Belieben
Oeffnungs-, Schliessungs- oder Wechselströme
in die Leitung zwischen zwei Klemmen
schalten.
Kabellegung in Italien. Die bekannten
Unternehmer Pirelli & Comp, in Mai-
land haben mit den Arbeiten für die Legung
von Telegraphenkabeln zwischen Sicilien und
den Inseln Eolie, Vulcano, Panarea und
Stromboli begonnen ; wir haben hierüber,
sowie über den ganzen Umfang der Ver-
bindungen zwischen den Inseln des König-
reiches, im Juliheft d. J. (S. 333) berichtet.
Mexikanisches Telegraphenwesen.
Nach einem Berichte des belgischen Ver-
treters in Mexiko wurde der ehedem sehr
vernachlässigte Telegraphendienst dieses
Landes in den letzten zwei Jahren voll-
ständig reorganisirt , was dem Eifer des
dortigen Ministers für die öffentlichen Bauten
zugeschreiben ist.
Submarine Telegraphie : Das Kabel
von Paris nach New-York, welches seit den
ersten Tagen des August 1. J. unterbrochen
war, wurde wieder hergestellt und in Be-
trieb genommen. Die Kabelleitung zwischen
Trinidad und Demerara ist unterbrochen.
Unterirdisches Leitungssystem. In
Buftalo hat sich eine neue Beleuchtungs-
gesellschaft gebildet, welche derartige Maass-
regeln getroffen hat, um das ganze System
ihrer Leitungsdrähte schon von Anfang an
unterirdisch anlegen zu können; sollte es sich
um Leitungen für Glühlicht handeln, so ist
technisch genommen, an der Sache nichts
Neues; wenn jedoch Bogenlichtleitungen in
Rede stehen, so wird der Isolationskosten
halber die unterirdische Anlage solcher Lei-
tungen sehr theuer werden.
Die Telegraphenbauanstalt von Sie-
mens & Halske blickt in diesem Jahre auf
eine vierzigjährige arbeitsvolle Entwicklung
zurück. Das weltberümte Institut wurde im
Jahre 1S47 von Werner S ie m en s und J. G,
H alsk e in der Schönebergerstrasse begründet,
nahm aber schon in der damaligen Periode
480
der ersten Entwicklung der Telegraphie einen
solchen Aufschwung, dass bald seine Ver-
legung in das jetzige Grundstück in der Mark-
grafenstrasse erfolgen musste. Das jetzige
grosse Fabriksgebäude ist erst im Jahre 1869,
nach Vergrösserung des ursprünglichen Grund-
stückes durch ein Nebengrundstück, errichtet
worden. Jetzt enthält die Fabrik ihre eigene
Messing- und Eisengiesserei nebst Formerei,
sowie ihre eigene Tischlerei, so dass sie alle
Gegenstände, deren sie bedarf, selbst aus den
Rohmaterialien herstellt. An der Leitung des
Rieseninstituts sind jetzt ungefähr 50 Beamte
betheiligl. Die Zahl der Arbeiter beträgt
nahe an 700, dazu treten noch 50 Lehrlinge
und Mädchen. Das in Charlottenburg begrün-
dete ZweigetablJssement unter der Firma
Gebrüder Simens &Co. besteht seit 1872.
Das Telephon und die Sterblichkeit
sollen in einem Zusammenhange stehen. Nach
der ,St. James Gazette* hat nämlich ein
amerikanischer Arzt die Entdeckung gemacht,
dass die Sterblichkeit unter den Fernsprech-
Theilnehmern in Amerika dreimal grösser
ist, als bei den übrigen Menschen, welche
sich das Vergnügen des Fernsprechens ver-
sagen. Nach den Aufzeichnungen jenes Arztes
entwickeln sich die angeblichen Krankheits-
erscheinungen in Folge der beständigen Be-
nützung des Fernsprechers am häufigsten im
Gehirn, in den Lungen und den Nerven. Die
,St. James Gazette* glaubt zwar, dass der
Doctor ein Fatalist sei, und bezweifelt, dass
jdass das Sprechen gegen eine Schachtel
und das Horchen an einem Tische* besonders
gesundheitsschädlich sein könne ; doch sei es
erklärlich, dass ,das unheimliche Getöse aus
einer unsichtbaren Welt, das unbestimmte
Gemurmel, welches so oft die Stimme des
Angerufenen ersetzt, und die vergeblichen
Bemühungen, mit Jemand verbunden zu
werden*, die Geduld der Betheiligten oft
auf eine harte Probe stellen.
Lieferungs-Ausschreibung für Tele-
phondrähte. Die amtliche Zeitung von Ma-
drid veröffentlicht unter dem 25. August d. J.
eine Kundmachung des Ministeriums des
Innern, wonach die Lieferung von 14.000 Mtr.
vierzehndrähtigen und 30.000 Mtr. zwei-
drähtigen Telephonkabeln im Offertwege
vergeben werden wird.
Multiplex-Telephonie. Nach der Er-
findung des Dr. Donato Tommasi in
Paris soll es möglich sein, auf einem und
demselben Leitungsdrahte gleichzeitig mehrere
telephonische Gespräche zu führen. Die be-
treffende Einrichtung gründet sich auf die
Zeittheilung und den strengen Synchronis-
mus von Vertheilerscheiben. Es ist dabei
die Thatsache verwerthet, dass das mensch-
liche Ohr die Unterbrechung eines Tones
nicht mehr wahrnimmt, wenn dieselbe nur
1/32 Secunde währt. Ob dieser Erfindung
eine praktische Bedeutung beizumessen ist,
bleibt abzuwarten und scheint uns sehr
fraglich.
Galvanische Batterie für Glühlicht-
lampen. Der russische Kriegsminister hat
für eine neue galvanische Batterie, welche
zur Speisung von Glühlichtlampen geeignet
ist, den uns etwas gar zu bescheiden er-
scheinenden Preis von 500 Rubel ausge-
schrieben.
Die deutsche physikalisch-technische
Reichsanstalt. Besondere Verdienste um
das Zustandekommen des Instituts haben
sich ausser Geh. Regierungsrath Dr. Werner
Siemens die Herren Mechaniker R. Fuess
und C. Bamberg erworben, indem sie in
Verbindung mit dem Fach vereine der Ber-
liner Mechaniker und Optiker seit einer
Reihe von Jahren die grundlegenden Ideen
verfochten und durch Eingaben an das
preussische Unterrichsministerium und an den
Herrn Reichskanzler denselben Förderung
verschafft haben. Ausserdem ist in erster
Linie der verehrte Altmeister deutscher
Wissenschaft Herr Prof. v. Helmholtz zu
erwähnen, der die Aufgaben und Ziele der
Institution durch besondere Denkschrift klar-
gelegt. Die Ernennungen für das Curatorium
sind folgende : Präsident ist der vortragende
Rath im Reichsamt des Innern Wey mann ;
Mitglieder sind Oberst Schreiber, Geh.
Ober-Postrath Massmann, Dr. Förster
(Sternwarte), v. Helmholtz, Dr. Landolt,
B e z o 1 d (Meteorol. Institut). Werner S i m e n s ^
Paalzow (Technische Hochschule), Hel-
mert (Geodätisches Institut), die Optiker
Rudolf Fuess und Carl Bamberg, sämmtlich
in Berlin, Neumeyer von der iseewarte in
Hamburg, Claus ins aus Bonn, Kohl-
rausch aus Würzburg, Seeliger und
St ein heil aus München, Zeuner aus
Dresden, Dietrich aus Stuttgart, Grashof
aus Carlsruhe, Abbe aus Jena, Repsold
aus Hamburg und Kundt aus Strassburg.
Elektrische Ausstellung in New-
York. Unter dem 28. v. M. sollte eine von
der New- Yorker elektrischen Gesellschaft
veranstaltete elektrische Ausstellung eröffnet
werden. Es wurden Vorkehrungen getroffen,
um 700 HP. zur Verfügung zu haben,
welche zum Betriebe von 2500 Glühlicht-
lampen, 2O0 Bogenlampen und 300 Motoren
dienen werden.
Neuartige Isolationsmasse. Ein Ameri-
kaner hat eine neuartige Isolationsmasse herge-
stellt, welche aus einer Mischung von Kaut-
schuk und Asbest besteht. Dieses neue Product
hat den Namen Vulcasbeston erhalten und
soll die Eigenschaften der beiden Grundstoffe,
aus welchen es zusammengesetzt ist, in sich
vereinigen.
Verantwortlicher Redactour; JOSRF KAUEIS. — Selbstverlaj^ des Elektrotechnischen Vereins.
In Coinmidsion bei LEHMANN & WENTZBL, Buchhandlung für Technik und Kunst.
Druck von R. SPIKS & Co. iu >Vieu, V., Strauaseugaase 16.
Zeitschrift für Elel<troteclinil<.
V. Jahrg.
l November 1887.
Heft XI.
VEREINS-NACHRICHTEN.
Chronik des Vereines.
6. August. — Sitzung des
Vortrags- und Excursions-
C o m i t e.
22. August. — Sitzung des
statistischen Comite.
13, September. — Sitzung
des Aus s teil u n gs- C om ite.
17. September, — Sitzung
des Ausstellungs-Comite.
26. September. — Eröffnung
der Ausstellung des VI. Inter-
nationalen Congresses für
Hygieneund Demographie.
Wien 1887. Der Verein war auf
dieser Ausstellung nicht nur selbst
durch eine Arbeit des statistischen
Comite vertreten, sondern vereinigte
dort unter seiner Aegide eine reiche
Sammlung von Plänen elektrotech-
nischer Anlagen zu einer CoUectiv-
Ausstellung.
Hierüber wird an anderer Stelle
ausführlich berichtet werden.
II. October. — Excursion
auf den Wiener Frachtenbahn-
hof der Oesterreichischen
Nordwestbahn.
An diesem Tage fand daselbst
die Installirungsprobe eines von
Siemens & Halske in Wien der
Oesterreichischen Nordwest-
bahn gelieferten mobilen elektrischen
Beleuchtungsapparates und bei Ein-
tritt der Dunkelheit die Inbetrieb-
setzung der Anlage statt. Dank dem
freundlichen Entgegenkommen der
Direction der Nordwestbahn war es
dem Vereine gestattet, den Proben
beizuwohnen, und die zahlreich er-
schienenen Mitglieder verliessen sehr
befriedigt in später Stunde das inter-
essante und überdies auch gastliche
Versuchsfeld.
Eine durch Zeichnungen erläuterte
Beschreibung des Apparates folgt im
Decemberhefte.
20. October. — Sitzung des
Ausstellungs-Comite.
24. October. — Sitzung des
statistischen Comite.
26. October. — Sitzung des
Vortrags- und Excursions-
Comi te.
26. October. — Ausschuss-
S it zung.
Neue Mitglieder.
Auf Grund statutenmässiger Auf-
nahme treten dem Vereine nachge-
nannte Herren als Mitglieder bei,
und zwar:
Je hl Francis, Electrician, Brunn,
Am Kiosk 7.
Pflaum Moriz, Bankier, Wien,
Maximilianplatz 16.
Gärtner Gustav, Dr., Docent an
der k, k. Universität, Wien,
IL, Obere Donaustrasse 57.
Mi es 1er Julius, stud. phil., Wien,
Obere Donaustrasse 43.
Holeczek Heinrich, Telegraphen-
Controlor der Oesterreichischen
Nordwestbahn, Prag, Nordwest-
bahnhof.
Kittl Theodor, Ingenieur-Adjunct der
Kaiser Ferdinands - Nordbahn,
Wien, IL, Kleine Stadtgutgasse 1 1.
Reiner Maximilian, sud. med., Wien,
VII , Schottenfeldgasse 84.
B i 1 1 i n g Heinrich, Edler v. Gemmen,
stud. phil., Wien, IV., Haupt-
strasse 40.
Schorr Paul, Hörer der Rechte,
Wien. IX., Schwarzspanierstrase 3.
32
482
Tagesordnung
der Vereinsversammlungen im Novem-
ber 1. J.
Die Vereinsversammlungen finden
um 7 Uhr Abends und in der Regel
im Vortragssaale, des Wissenschaft-
lichen Club, I., Eschenbachgasse 9,
statt.
g. November. — Vortrag des
Herrn Director F. Uppenborn aus
München: , Lichtbogen und Bogen-
licht«.
16. November. — Vortrag des
Herrn Postcontrolor E. Koffler:
j^Gebrauch dynamoelektrischer Ma-
schinen in der Telegraphie*.
Hierauf kleinere technische Mit-
theilungen.
2;^. November. — Vortrag des
Herrn Docenten Dr. J, Moser:
j,Elektricität und Photographie* (mit
Experimenten).
Dieser Vortrag wird im physi-
kalisch-chemischen Laboratorium,
IX., Türicenstrasse 3, 2. Stooic rechts,
gehalten.
30, November. — Vortrag des
Herrn Ingenieur F. Ross: ^Ueber
die Waterhousemaschine für con-
stanten Strom, den Sprague-Motor
für constante Tourenzahl und den
Stromregulator System F ranzen*
(mit ^Experimenten).
Dieser Vortrag wird im Techno-
logischen Gewerbemuseum, IX. Be-
ziri(, Währingerstrasse Nr. 59 ge-
halten.
ABHANDLUNGEN.
Entgegnung von Dr. O. Frölich.
Herr Prof. Dr. von Waltenhofen veröffentlicht im Septemberheft
dieser Zeitschrift und in der ^^ Elektrotechnischen Zeitschrift* Bemerkungen,
w^elche zwei Stellen meines Aufsatzes: ^ Zur Theorie der Dynamomaschinen,
Elektrotechnische Zeitschrift*, S. i66 und 221, "betreffen.
Zunächst werden Messungen des Widerstandes von Maschinenankern,
in Ruhe und in Bewegung, mitgetheilt zur Prüfung meiner Behauptung, dass
derselbe in Folge der Bewegung so stark zunimmt, dass sich dadurch die
bei verschiedener Schaltung der Schenkel von Herrn v. W. gefundenen
Unterschiede der Ankerconstanten f erklären. Herr v. W. betrachtet selbst
seine Messungen mehr als provisorische und nicht einwurfsfreie; ich gehe
deshalb auf eine Discussion nicht ein, sondern constatire hier nur, dass Herr
V. W. ganz ähnliche Resultate findet, wie ich sie an älteren Maschinen
gefunden und für seine Maschine als wahrscheinlich hingestellt hatte, und
dass Herr v. W. seine früher ausgesprochene Behauptung, die von mir
sogenannte Ankerconstante hänge auch von den Eigenschaften der Schenkel
ab, zurückzieht.
Herr v. W. macht mir weiterhin im heftigen Ton zum Vorwurf, dass
ich eine Formel, den Magnetismus der Dynamomaschine betreffend, einer
seiner Arbeiten ^ohne Quellenangabe entlehnt habe* u. s. w.
Was zunächst die Form dieser Aeusserungen betrifft, so wäre wohl
etwas Mässigung am Platze gewesen ; denn einerseits befindet sich in dieser
Frage Herr v. W. in der Rolle eines Textverbesserers gegenüber dem
Textverfasser und andererseits handelt es sich um eine sehr einfache
algebraische Operation.
Allein es fragt sich, ob der Inhalt seiner Behauptung wahr ist. In
dieser Beziehung erkläre ich hiemit, dass ich weder jene Formel der Ab-
handlung von Herrn v. W. (, Einige Bemerkungen* u. s. w.) entlehnt habe,
noch die in jener Abhandlung enthaltenen Ausstellungen an meiner Dar-
stellung für richtig anerkenne, noch je anerkannt habe.
483
Herr v. W. citirt als ^seine* Formeln
b
J ,
a . i b
, f= -y-, \i-in =
a
und beklagt sich, dass ich dieselbe jetzt benützt habe, ohne ihn zu nennen ;
ferner erklärt er j^meine* Formeln:
a I
Sättigungsgrad :=: , b =■ i, [j. w = —
I + — J ""
a
für unrichtig.
Hierauf erwidere ich: die letzteren Formeln gehen aus den ersteren
hervor, wenn man (^ = i setzt, sind also richtig ; die ersteren Formeln
sind allerdings nirgends von mir publicirt, die letzteren Formeln ergeben
sich aber aus den ersteren ; Herr v. W. hätte daher nach meiner Meinung
aus meiner früher erfolgten Veröftentlichung der letzteren Formeln schliessen
müssen, dass ich die ersteren vorher abgeleitet hatte.
Ich werde deshalb auch fernerhin die ersteren Formeln zu benützen mir
erlauben, ohne Herrn v. W.'s Namen zu nennen.
Herr v. W. hat durch die Veröffentlichung jener Formel weder etwas
Neues geliefert noch einen Fehler verbessert, sondern nur eine Lücke aus-
gefüllt, von welcher ich angenommen hatte, dass jeder kundige Leser sie
selbst ausfüllen könnte. Das Fehlen solcher kleiner Entwicklungen kommt
in meinen Schriften noch recht oft vor, weil ich dadurch die Lecture
geniessbarer zu machen hoffte ; denjenigen aber, welche solche Entwicklungen
veröffentlichen, kann ich ein Prioritätsrecht nicht zugestehen.
Das Missverständniss in Bezug auf jene Formel rührt eigentlich davon
her, dass ich auf Herrn v. W.'s Abhandlung: ^^ Einige Bemerkungen ^'^ u. s. w.
nie geantwortet habe. Ich bitte jedoch, hieraus nicht zu schliessen, dass ich
je durch diese Bemerkungen mich getroffen fühlte; wenn ich nicht darauf
antwortete, so war dies nur ein Act der Höflichkeit einem Manne gegen-
über, der sich meinen Arbeiten gegenüber stets wohlwollend gezeigt hatte.
Ich erkenne weder an, dass meine Behandlung der Grundformel Fehler
enthält, noch dass in meinem Buch Inconsequenzen in Bezug auf den Begriff
j, Magnetismus "^"^ sich befinden, noch endlich dass ich die von Herrn v. W.
vorgeschlagenen Aenderungen in der Schreibweise für zweckmässig halte;
ich werde mir daher erlauben, meine Darstellung in der bisherigen Form
zu belassen.
Leider steht die Thatsache, dass Herr v. W. meine Aeusserungen
anders versteht, als ich sie meine, nicht vereinzelt da. Wenn ich, wie Herr
V. W., mir gestatten wollte, Stellen aus unserem vieljährigen Briefwechsel
zu veröffentlichen, so könnte ich hiefür viele Beispiele anführen ; ich halte
jedoch solche Veröffentlichungen für unstatthaft, weil jene Briefe für den
Adressaten, nicht für die Oefifentlichkeit bestimmt waren. Es Hessen sich
jedoch auch gedruckte Beispiele solcher ^^ Missverständnisse ''^ anführen.
Ich schliesse mit der Erklärung, dass meiner Ansicht nach das in
Betreff des oben behandelten Streitpunktes veröffentlichte Material bereits
mehr als ausreicht, damit jeder für die Sache interessirte Leser sich ein
Urtheil bilden kann; ich werde daher meinerseits in derselben das Wort
nicht mehr ergreifen.
32*
484
Antwort auf die „Entgegnung"
des Herrn Dr. Frölich beireffend meine Berichtigungen seiner mathe-
matischen EntWickelungen.
Von Dr. A. von WALTENHOFEN in Wien.
Auf meine im IX. Hefte dieser und der Berliner elektrotechnische^^
Zeitschrift erschienenen Bemerkungen über Herrn Dr. F r ö 1 i c h's Ab-
handlung: s Zur Theorie der Dynamomaschinen* hat Herr Dr. Frölich
eine , Entgegnung* geschrieben, welche mich neuerdings zu einigen
Berichtigungen und Widerlegungen herausfordert.
Dabei will ich mich jedoch ausschliesslich auf den sachlichen
Inhalt jener j, Entgegnung* beschränken, während ich den Ton, in
welchem dieselbe abgefasst ist, im Vergleiche mit jenem meiner oben
citirten ,, Bemerkungen* der unbefangenen Würdigung meiner geehrten
Leser anheimstelle.
Die j Entgegnung* bezieht sich, so wie meine , Bemerkungen*,
auf zwei Hauptpunkte. Der erste betrifft meine Behauptung, dass die
Frölich'sche ^Ankerconstante* / von der Schaltung der Magnete
abhänge; der zweite hingegen betrifft gewisse Einwendungen, welche
ich seinerzeit gegen die in Frö lieh's Buche über Dynamomaschinen
eingeschlagene mathematische Behandlung gemacht habe.
In ersterer Hinsicht sagt Herr Dr. Frölich, dass ich meine
Behauptung: die ,Ankerconstante* hänge auch von den Eigenschaften
der Schenkel ab, zurückziehe.
Diese Angabe ist insofern nicht ganz genau, als ich nur zuge-
standen habe, dass die Frölich'sche Ansicht über diese Frage nach
meinen durch neuere Versuche gewonnenen Ueberzeugungen ^ nicht
ausgeschlossen* ist. Von der nicht ausgeschlossenen Möglichkeit bis
zur nachgewiesenen Wirklichkeit ist aber noch ein weiter Weg, und es
müssen bis zur endgiltigen Entscheidung dieser Frage noch zwei
schwierige Aufgaben gelöst werden, welche ich in meinen ^ Bemer-
kungen* (Seite 390) näher bezeichnet habe.
Hinsichtlich des zweiten Hauptpunktes verwirft Herr Dr. Fr ölich
meine gegen seine Entwickelungen gemachten Einwendungen, entzieht
sich jedoch der Obliegenheit, den mathematischen Beweisen für meine
Behauptungen gleichfalls mathematische Gründe entgegenzustellen, in-
dem er sich vielmehr in ausweichenden Redewendungen und gesuchten
Darlegungen ergeht, welche höchstens das Urtheil eines mit der Streit-
frage nicht näher bekannten Lesers irre führen können.
Der einzige (und, wie ich sofort zeigen werde, verunglückte)
Versuch einer mathematischen Entgegnung, welchen Herr Dr. Frölich
macht, ist folgender.
Er behauptet die Richtigkeit seiner von mir als unrichtig be-
zeichneten Formeln
4- j
Sättigungsgrad = (!'
a
b= i . . . (IP
IX m = (IIP
485
und glaubt dies damit zu beweisen, dass diese Formeln aus den von
mir berichtigten Formeln
Sättigungsgrad = (I
1+ -f J
f=^ ("
7, m =z (III
hervorgehen, wenn man in den letzteren b = i setzt.
Es thut mir leid, diesen mit grosser Sicherheit betonten Aus-
spruch Frölich's neuerdings als irrthümlich bezeichnen zu müssen.
Gerade weil die Formeln V und IIF aus den Formeln I und III durch
die Substitution b=i hervorgehen^), müssen die ersteren noth-
w endig unrichtig sein, wenn die letzteren richtig sind, da eben
b = i eine mit der Ableitung der Formeln I, II und III unvereinbare
und überhaupt theoretisch unzulässige Annahme ist, wie ich schon in
meinen ^Bemerkungen über die Frölich'sche Theorie***) dargethan
habe und im Nachstehenden neuerdings zeigen will.
Eine der wesentlichen Grundlagen der ganzen Fr ölich'schen
Theorie ist, wie bekannt, dessen Magnetisirungsformel
M= f^^j (I
a -\- b J
wobei M den (absoluten) Werth der Intensität des magnetischen Feldes
(den von Fr ö lieh sogenannten , wirksamen Magnetismus*) und J die
Stromstärke bedeutet.
Bei der Ableitung des Ausdruckes für den relativen Magnetismus
(die Grösse nämlich, welche ich in meinen Schriften ^Sättigungsgrad*
genannt habe) stehen sich zwei einander ausschliessende Methoden gegen-
über, nämlich A. die Frölich'sche und B. die von mir angegebene.
A. Frölich glaubt zu dem Ausdrucke für den relativen Mag-
netismus (von Frölich ^Grad der Magnetisirung* genannt) zu gelangen,
indem er »das Maximum des Magnetismus gleich Eins* setzt.***) Dieses
Maximum ist aber ; er glaubt also — 7— = i und folglich b = i
setzen zu müssen, wodurch er zur Formel
Sättigungsgrad = ■ — j (I"
et — j— J
gelangt, die er dann auf die Gestalt
Sättigungsgrad = (F
1 + -^ J
a
bringt, f )
*) Bei den Formeln II' und II trifft dies überhaupt nicht zu, was Herr Dr. F r ö-
1 i c h übersehen zu haben scheint.
*') ^»Zeitschrift für Elektrotechnik* 1886, Seite 450 und Dr. Kr i eg's Auszug: Berliner
»Elektrotechnische Zeitschrift* 1886, Seite 468.
***) jDies erreichen wir*, sagt Frö lieh (, Elektrotechnische Zeitschrift* 1885, Seite 131),
^indem wir das Maximum des Magnetismus gleich Eins setzen oder in der obigen
Formel die Constante 6=1 setzen.*
f) Den Coefficienten a lässt Frölich ungeändert.
486
B. Dies beruht aber auf einer Begriffsverwirrung, denn die Ein-
heit des (absoluten) Magnetismus kommt bei der Berechnung des
Sättigungsgrades gar nicht in Betracht und bleibt ungeändert, wenn
man von den absoluten Magnetismen auf die Sättigungsgrade über-
geht. Es behält also auch — r— nach wie vor seinen Werth bei und
0
es hat desshalb keinen Sinn —7— = i zu setzen und dementsprechend
b^\ in der obigen Formel i.*)
Der Sättigungsgrad ist eben nichts Anderes als der Quotient des
mit einer beliebigen Einheit gemessenen absoluten Magnetismus
a -\- 0 J
durch den mit derselben Einheit gemessenen Maximalwerth
^=^ (^
Der Sättigungsgrad wird also, wenn wir ihn mit M-^ bezeichnen,
ausgedrückt durch
j^ J . __l_ _ b J a
^~a-\-bj''b~a~YbJ~ b , ■ ■ ^^
' 1-4- — J
a
wie die von mir oben mit I bezeichnete Formel lautet, die ich in
meiner Eingangs citirten Abhandlung als Formel 29 mitgetheilt habe
und der Krieg'sche Auszug als Formel 16 anführt.
Würde man nun in dieser Formel, wie Dr. Frölich will, b=i
setzen, so v/ürde dies der Zugrundelegung eines anderen
als des ursprünglich angenommenen Magnetis irungs-
gesetzes entsprechen und somit nothwendig zu einer unrichtigen
Formel führen müssen. Es ist übrigens unmittelbar ersichtlich, dass die
Ausdrücke für den Sättigungsgrad, nämlich
a a
; ■ und —
I + ^—J I + -^J
a a
für gleiche Stromstärken unmöglich gleiche Werthe
geben können, dass also, wenn der erste richtig ist, der zweite
nothwendig unrichtig sein muss.
Ich will dies noch durch ein Zahlenbeispiel erläutern. Für eine
im elektrotechnischen Institute zu Wien mehrfach untersuchte Maschine
(Schuckert, altes Modell ^jD^) hat sich ergeben a=igo-6o, /^ = 19-89,
folglich = 0-219; = o'Oii.
'''') Durch die Annahme b^\ bei ungeändertem a (wie Dr. Frölich die
Rechnung führt) würde auch das Magnetisirungsgesetz geändert, da M = -j— — — = —
und M' = ; — — zwei wesentlich verschiedene Curven darstellen.
a -f- J
487
Für eine Stromstärke von 3 52 Ampere gibt also die von mir
0'2 IQ ^ ^' ^ 2
berichtigte Formel den Sättigungsgrad : = 043 S wäh-
s t, s i^-o2i9X 352 ^^^
rend man nach der Fröl ich'schen Formel den Sättigungsgrad
o'Oii X 3*52
— • = 0-037 erhalten würde. Der Maschine entspricht
I + 0011 X 3-52 _ ^ ^
für die Tourenzahl 1740 ein Maximalwerth der elektromotorischen Kraft
vom Betrage ^ = 87-48 Volt.*) Bei der Stromstärke von 7,-K2
^ 19.89 / t / J D
Ampere ergab sich aus den Messungen, reducirt auf dieselbe
Tourenzahl, die elektromotorische Kraft 38-70 Volt.**) Das Verhältniss
-^ ;r— = 0*442 der elektromotorischen Kräfte bei gleicher Tourenzahl
87-48 ^^ ^
ist bekanntlich zugleich das Verhältniss der Intensitäten des magneti-
schen Feldes, im vorliegenden Falle also der bei der Stromstärke
3-52 Ampere vorhanden gewesene Sättigungsgrad, da 38-70 die bei
dieser Stromstärke beobachtete und 87*48 die der Maschine entsprechende
maximale elektromotorische Kraft ist. Man sieht also, dass der beob-
achtete Sättigungsgrad mit dem nach der von mir berichtigten Formel
berechneten sehr befriedigend übereinstimmt, aber nicht annähernd mit
dem nach der Fr öli ch'schen Formel berechneten, welche letztere also
unrichtig ist.
Herr Dr. Frölich verlangt nun von mir in seiner >>Entgegnung*,
dass ich aus seiner früher erfolgten Veröffentlichung der Formel
Sättigungsgrad = (r
i_i- _1_J
a
hätte schliessen sollen, dass er die von mir veröffentlichte Formel
et
Sättigungsgrad = 7 (I
1 + —J
schon früher abgeleitet und nur, wie viele andere Zwischenrechnungen,
weggelassen habe, um die Leetüre seiner Schriften dadurch ^^geniess-
barer zu machen*. Wenn dies in der That der Fall wäre, müsste man
wohl bedauern, dass Herr Dr. Frölich die richtige Formel bis
zum Zeitpunkte ihres Erscheinens in meinen Abhandlungen der Oeffent-
lichkeit vorenthalten und dafür eine (aus der ersteren durch eine ab-
surde Substitution hervorgehende) un richtige Formel fortgeführt hat.
Herr Dr. Frölich hätte doch wenigstens angeben sollen, wie
er die Formel I abgeleitet haben will, ohne meine Ableitungsart des
Sättigungsgrades zu benutzen, die ja mit der seinigen ganz un-
vereinbar ist und die er auch ausdrücklich verwirft, indem er ja
*) Siehe meine Abhandlung über die Deprez'sche Charakteristik in Jahrgänge 1885
der »Zeitschrift für Elektrotechnik*, Seite 587.
**) Die Rechnung nach der Formel
gibt für Z'=i740 mit den angegebenen Werthen von a, b und .7 die elektromotorische
Kraft £ ^ 38-14, vergleiche Seite 5S5.
488
alle meine Einwendungen gegen seine Entwickelungen als durchaus
unbegründet zurückweist.
Unrichtig ist es übrigens, wenn Herr Dr. Fr ölich sagt, dass ich
die Formel I schlechtweg ^meine* Formel genannt habe. In meiner
Eingangs citirten Abhandlung ist diese Formel (nebst den Formeln II
und III) dem ganzen Sinne der Darstellung nach nur als das Ergebniss
der Berichtigung Fr ölich'scher Ableitungen hingestellt. Da die Grund-
lage dieser Formel die Frölich'sche Magnetisirungsformel ist, so kann
ich eine Priorität nur auf die richtige Ableitung dieser Formel für den
Sättigungsgrad aus der Frölich'schen Magnetisirungsformel geltend
machen.
Geradezu als ^meine* Formel kann ich von den dreien nur die
Formel
/=^- ■ (n
bezeichnen, eine Relation, an deren Nachweisung Herr Dr. Frölich
schon desshalb keinen Antheil hat, weil er in seinen Schriften*) durch-
wegs neben der Annahme <^ == i die ^ Ankerconstante* f in seinen
Formeln führt, oder wohl auch in einer und derselben Formel
sowohl das — —, als auch das f als Factor erscheinen lässt und
b
übrigens mehr als einmal behauptet, dass die Einführung von / durch
die Substitution b = i nothwendig gemacht werde, während die von
mir nachgewiesene Beziehung /"= —7— zeigt, dass ganz im Gegen-
theile, wenn man b^\ setzen wollte ,. auch /= i werden
und somit als Factor in den Frölich'schen Formeln ent-
fallen müsste. t
Dies hindert jedoch Herrn Dr. Frölich nicht, auch von dieser
Formel zu beanspruchen, dass er sie schon früher abgeleitet habe, und
zu erklären, dass er sie (so wie die beiden anderen I und III) von jetzt
ab benutzen werde, und zwar ohne mich zu nennen.**) Das Verfahren
ist überraschend einfach, doch kann es mir ziemlich gleichgiltig sein,
denn man wird die Thatsache constatiren können, dass das Er-
scheinen meiner Bemerkungen über die Frölich'sche
Theorie den Zeitpunkt markirt, von welchem angefangen
die von mir als unrichtig erwiesenen Frölich'schen Formeln
in dessen Schriften verschwinden werden und anstatt der-
selben die von mir zuerst veröffentlichten berichtigten
Formeln aufgetaucht sind.
Dass Herrn Dr. Frölich auch bei der Verfassung seines Buches
über die dynamoelektrische Maschine die zwischen /und b beste-
hende Beziehung noch nicht bekannt war, erheUet ausserdem
noch besonders auffällig aus einer Stelle auf Seite 13 des citirten
Buches, wo er/, a und <^ als ;^3 Constante* anführt, von welchen er
sagt, dass sich eine derselben , unterdrücken* und ^gleichsam* in die
anderen , aufnehmen* lasse, indem man b =. i setzt, ohne zu ahnen.
*) ^Elektrotechnische Zeitschrift* (Berlin), Jahrgang 1885, Seite 132, ferner in dem
Boche : ,Die dynamoelektrische Maschine', Seite 13. Siehe auch ebendaselbst Seite 23.
**) Ich hätte dies auch nie beansprucht, wenn Herr Dr, Frölich meine Berichti-
gnngen, von welchen er jetzt Gebrauch zu machen angefangen hat, früher, als ich sie ihm
in collegialster Weise brieflich zur Verfügung stellte, nicht als unbegründet
abgelehnt und mich dadurch zur Veröffentlichung derselben veranlasst hätte.
489
dass durch diese Substitution auch die jAnkerconstante* f, die er
V
weiterhin in den Rechnungen als Coefficienten der Abscisse - y fort-
führt, gleich I werden müsste.
Zur gründlichsten Klarstellung dieses Gegenstandes will ich end-
lich auch noch die Quelle nachweisen, aus welch er dieser
Irrthum Frölich's entsprungen ist. Diese besteht nämlich in
einem Rechnungsfehler, welcher sich auf Seite 132 der F rölich'schen
Abhandlung im Jahrgange 1885 der Berliner ,, Elektrotechnischen Zeit-
schrift* vorfindet und offenbar durch den Umstand herbeigeführt worden
ist, dass Herr Dr. Fr ö lieh den absoluten Magnetismus und den Sätti-
gungsgrad mit einem und demselben Buchstaben J/ bezeichnet hat. An
der citirten Stelle *) wird gesagt, man soll das M aus der Formel i
(Seite 131) nämlich aus der Formel
i -\- m J
in diejenige für die Stromstärke J auf Seite 130, nämlich in die Formel
einführen. Thut man dies wirklich (was aber nicht zulässig ist, weil
das M in der ersten Formel den Sättigungsgrad und in der zweiten
den absoluten Magnetismus bedeutet) so kommt heraus
j=-J^ L.
W m
In diesem Resultate mag Herr Dr. Frölich wohl den Coefficienten
■y
der Abscisse -—T^ vermisst haben; er setzt also ganz willkürlich einen
solchen hinein, indem er schreibt
j=fJL -U
und sagt: »Hier ist/ eine Constante, deren Einführung durch die Ent-
fernung der Constanten b nöthig ist* (weil er nämlich das b zuvor = i
gesetzt hatte). Von da an figurirt das / neben dem ^ = i in den
Frölich'schen Formeln.
Hätte Herr Dr. Frölich nach meinem Vorschlage, welchen er
jedoch in seiner »Entgegnung* auf das Entschiedenste verwirft,**)
den absoluten Magnetismus und den Sättigungsgrad mit verschiedenen
Bezeichnungen belegt und z. B. geschrieben M, = ; f" ^'^'^
^ ^^ ^ ^ \ '\-mJ
J= .„ , und hätte er den Sättigungsgrad M^ nach meiner von ihm
gleichfalls verworfenen Definition durch die Gleichung M^=M:—t- =
^b M-= ; — bestimmt, anstatt nach seiner Auffassung b ^ \
i -\-mJ ^
*) Seite 132, erste Spalte, Zeile 2 und 1 von unten und zweite Spalte, Zeilen i
bis 6 von oben,
'^*) Herr Dr. Frölich verwirft nämlich ausdrücklich die von mir ^vorgeschlagenen
Aenderungen in der Schreibweise* mit den bestimmtesten Worten.
490
zu setzen, so hätte er aus der Verbindung der obigen Gleichungen
erhalten
-^=-7--^--^ (4")
und gesehen, dass seine Ankerconstante / nichts Anderes ist als -j-
und also nicht wegen der Substitution d = i eingesetzt werden muss,
sondern ganz im Gegentheile durch diese Substitution aus der Formel 4
verschwinden müsste. Dass diese Substitution an sich schon unzulässig
ist, habe ich bereits dargethan.
Es erübrigt mir noch, zu zeigen, dass auch die oben mit III'
bezeichnete FrÖlich'sche Formel, nämlich
I
IX m ■=
a
unrichtig ist, wobei Fr ö lieh unter a den durch eine einzige Schenkel-
windung bei der Stromstärke = i erzeugten , Magnetismus* (soll wohl
heissen Sättigungsgrad) und unter m die Anzahl der Schenkelwindungen
versteht, und berücksichtigt, dass nach seinen Beobachtungen a mit m
verkehrt proportional ist.
Zieht man aber anstatt der Frölich'schen Formel
Sättigungsgrad = — j. (oben unter I" besprochen)
die von mir richtig gestellte Formel
Sättigungsgrad M^ = ,
welche mit der Formel 3 (beziehungsweise I) identisch ist, in Betracht,
so erkennt man, dass, wenn J= i im Vergleiche mit dem Zahlen-
werthe -7— sehr klein ist, aber auch nur dann, den von der Strom-
einheit erzeugten Sättigungsgrad, also den durch eine einzige
Windung bei der Stromstärke i erzeugten Sättigungsgrad |x vorstellt,
dass man also anstatt ix m = richtiger schreiben muss
a
b
a m = ,
' a
wie die in meinen Bemerkungen über die FrÖlich'sche Theorie
(Seite 457) zuerst veröffentlichte (in Kr i eg's Auszug mit 18 und seither
mit III bezeichnete) Formel lautet.
*) Dabei ist übrigens noch zu bemerken, dass man, wenn diese die Grösse m ent-
haltenden Formeln richtig sein sollen, unter m (an dessen Stelle Frölich später [x m
setzt) die Grösse , welche ich in meiner Abhandlung über die FrÖlich'sche Theorie
a
mit p bezeichnet habe, verstehen muss, so dass die Formel 4 eigentlich, wie in früheren
Abhandlungen Fr ö lieh's
I V a I
~T ' 1V ~ ~' ~J \ IV
lautet. Frölich's Ansatz w = (Seite 131 der citirten Abhandlung) ist irrig, so wie
a
I
auch der spätere [jl m = .
491
Bezüglich meines Antheiles an dieser Forn:iel gilt dasselbe, was
ich hinsichtlich der Formel I geltend gemacht habe.
Herr Dr. Frölich erklärt ferner, dass er die von mir vorge-
schlagenen Aenderungen in der Schreibweise nicht für zweckmässig halte.
Hierauf muss ich erwidern, dass ich in dieser Hinsicht bis jetzt
überhaupt keine anderen Vorschläge gemacht habe, als dass Grössen,
welche verschiedenen Definitionen entsprechen, nämlich absoluter Mag-
netismus und relativer Magnetismus = Sättigungsgrad, auch in der sprach-
lichen und in der algebraischen Bezeichnung unterschieden werden
sollen, weil es ungenau und für den Leser (besonders für den mit dem
Gegenstande noch nicht vertrauten Leser) störend ist, wenn man, wie
Frölich, unter der Benennung ,> Magnetismus^'^ und unter dem Buch-
staben M bald die eine und bald die andere der beiden vorgenannten
Grössen verstanden wissen will. Ich habe desshalb für den Sättigungs-
grad die Bezeichnung M^ gebraucht.
Bei der Durchführung dieses Grundsatzes musste ich natürlich
auch für die den beiden vorgenannten Grössen entsprechenden Propor-
tionalitätsfactoren im Ausdrucke für die elektromotorische Kraft und
für die den besagten Grössen entsprechenden Constanten in der Mag-
netisirungsformel verschiedene Buchstaben wählen.
Dabei habe ich jedoch keineswegs bestimmte Vorschläge machen
wollen, sondern nur darauf Bedacht genommen, in der äusseren Form
möglichst genau an die in Frö lieh's Buche vorkommende Gestaltung
der Formeln mich anzuschliessen, in der Absicht, auf diese Art die
Benutzung meiner Abhandlung beim Studium des F rö lich'schen
Buches, welches ich damit fördern wollte, zu erleichtern. Die Abhand-
lung zeigt nämlich die Grundformeln der Frö lich'schen Theorie in der
Gestalt, in welcher ich dieselben bei meinen Vorträgen mit Zugrunde-
legung des Frölich'schen Buches mitgetheilt habe.
Wenn ich in der That Vorschläge in Betreff der Schreibweise
machen wollte, ohne mich dabei an eine möglichst genaue Conformität
mit dem Frölich'schen Buche zu binden, so würde ich vor Allem
vorschlagen, bei der Formel für die elektromotorische Kraft, in welcher
der absolute Magnetismus erscheint, wieder auf die ältere Frö lich'sche
Schreibweise — d. i. ohne Einführung eines Proportionalitätsfactors —
zurückzukommen und wieder zu schreiben
E=Mv (5*)
so dass also wieder jener Magnetismus = i angenommen wird, der
bei der Tourenzahl = i die elektromotorische Kraft = i erzeugt und
J E
daher der Ausdruck ; — ;— ^ sowohl für als auch für J/ gilt.
a -\- 0 J V
Es wäre dann nur mit dem relativen Magnetismus oder Sättigungsgrad
M-^ ein Proportionalitätsfactor einzuführen, entsprechend den Relationen
fM^=M (6
M I
''^"^-''■■^ <^
w
obei also auch hier wieder
/=^ («
bleibt.
*) In seinem Buche schreibt Frölich E=fMv, sowohl wenn er unter M den
absoluten Magnetismus, als auch wenn er den Sättigungsgrad darunter versteht; ich habe
dafür im ersteren Falle E^=F Mv und im zweiten E^=fMiv geschrieben.
492
Diese Schreibweise ergibt sich, wenn man in derjenigen meiner
Abhandlung über die Frölich'sche Theorie den ProportionaHtätsfactor
F= i annimmt, und in dieser Gestalt werde ich auch künftighin die
Grundformeln der Frölich'schen Theorie vortragen.
Anknüpfend an den Vorwurf, dass ich eine mir ganz unbedenklich
scheinende briefliche Bemerkung Frölich's über die Zweckmässigkeit
der Einführung des relativen anstatt des absoluten Magnetismus an-
geführt habe, sagt Herr Dr. Fr ö lieh, dass er nicht nur in meinen
Briefen, sondern auch , gedruckte Beispiele* von Missverständnissen
seiner Aeusserungen anführen könnte. Hierauf möchte ich Herrn
Dr. Frölich Folgendes erwidern.
Wenn wissenschaftliche Aussprüche auch von Fachmännern miss-
verstanden werden, so dürfte zunächst wohl anzunehmen sein, dass es
den bezüglichen Aussprüchen an Klarheit und Bestimmtheit gefehlt
habe. Jedenfalls aber habe ich durchaus keinen Grund, eine öffentliche
Discussion des Inhaltes meiner wissenschaftlichen Publicationen zu
scheuen. Wenn also Herr Dr. Frölich in meinen Abhandlungen
Irrthümer angetroffen zu haben glaubt, so möge er dieselben bekannt-
geben. Finde ich seine Einwendungen begründet, so werde ich ihm
für jede Berichtigung dankbar sein; finde ich sie aber nicht begründet,
so wird es mir auch nicht schwer fallen, meinen Standpunkt gegen die-
selben zu vertreten. Um Eines aber müsste ich dabei Herrn Dr. Frölich
sehr dringend bitten: nämHch das, was er kritisiren will, zuvor genau
und eingehend zu lesen, was er bei meinen Abhandlungen über seine
Theorie nur sehr oberflächlich gethan zu haben scheint, weil sonst die
Aussprüche in seiner ^ Entgegnung '^^ bei der Einfachheit der Rechnungen,
um die es sich dabei handelt, und bei der Evidenz der Beweise, welche
ich vorgebracht habe, ganz unerklärbar wären.
Mit Beziehung auf die bereits mitgetheilt.e Veranlassung zu dieser,
nach vieljährigem fieundhchen Verkehre mit Herrn Dr. Frölich mir
sehr peinlichen Polemik, wünsche ich lebhaft, dieselbe mit den vor-
liegenden ohne alle persönliche Animosität niedergeschriebenen Aus-
einandersetzungen endlich zum Abschlüsse gebracht zu haben.
Innsbruck, am 4. October 1887.
Ueber die Mitbenützung des Telephons in
Haustelegraphenleitungen.
Für die Verwendung des Telephons in denselben Anlagen mit
elektrischen Klingeln und namentlich die Einfügung des Telephons in
bereits bestehende, seither auf die Benützung der Klingeln allein be-
schränkte Haustelegraphenleitungen sind schon wiederholt Vorschläge
gemacht worden. Denselben haften aber meist verschiedene Umständ-
lichkeiten und Unbequemlichkeiten an, welche die Anwendung derselben
im höheren oder minderen Grade erschweren. Davon frei erscheint ein
Vorschlag, welcher in La Lumiere Electrique 1887, Bd, XXV, S. 217
ganz kürzlich veröffentlicht worden ist und welcher sich an eine in
Deutschland patentirte, die Vereinfachung der Haustelegraphen an sich
anstrebende Einrichtung anschliesst. Es wird daher eine mit einigen
Zusätzen und Nachträgen versehene Besprechung an dieser Stelle nicht
unangemessen erscheinen.
Bei den Haustelegraphen- Anlagen, bei denen von einer grösseren
Anzahl von Rufstellen aus ein Ruf nach einem und demselben Orte
hin entsendet werden soll, ist bekanntlich an dem letzteren Orte ausser
493
der den Ruf wahrnehmbar machenden elektrischen Klingel noch ein mit
Nummern versehenes Kästchen (Tableau) erforderlich, an welchem man
erkennen kann, von welcher der Rufstellen in jedem einzelnen Falle
der Ruf ausgegangen ist. In diesem Tableau muss für jede Rufstelle ein
Elektromagnet vorhanden sein, welcher durch die Wirkung des Rufstromes
entweder eine Magnetnadel ablenkt und abgelenkt erhält, oder seinen
Anker anzieht und dabei eine Fallscheibe oder Klappe zum Herabfallen
oder Vorfallen bringt. Die Nadel zeigt dann durch ihre Ablenkung, die
Klappe durch ihr Fallen die Rufstelle an, welche gerufen hat.
Ist die Zahl der Rufstellen gross, so fällt dieses Kästchen unbequem
grossaus und wird auch kostspielig. Dieser Umstand scheint Wilhelm
Köhn in Berlin veranlasst zu haben, eine einfachere und billigere
Anordnung für Haustelegraphen aufzusuchen, und auf dieselbe hat er
unter Nr. 38103 vom 31. Jänner 1886 ab in Deutschland ein Patent
erhalten.
Diese Anordnung ermöglicht zugleich, dass der Chef, der Ober-
kellner oder irgendwelche Aufsichtsperson zu jeder Zeit prüfen und
controliren kann, ob der Gerufene pünktlich den Rufen Folge leistet.
Bei dieser Anordnung werden in jedem Druckknopfe Z?, Fig. i,
Fig. I.
Fig.
2,
G
^
^
W^
^^
r - -
f....
^
1
L,h
drei Contactfedern b^ c, d angebracht, welche übereinander an dem
Grundbrette G des Knopfes festgemacht sind und für gewöhnlich
einander nicht berühren. Die mittlere Feder c ist etwas länger und auf
ihrem oberen Ende ruht ein Schlusshaken //, während die drei Federn
(wie in Fig. i) in ihrer natürlichen Lage sind. In Fig. i ist ein Knopf
gezeichnet, welcher mit dem Grundbrette G an die Wand anzuschrauben
ist; bei diesem ist der Schlusshaken Ji C-förmig und fällt, wenn ihm
die Auflagerung auf der Feder c genommen wird, an der Wandfläche
herab und tritt unten aus dem Gehäuse H des Druckknopfes vor, wie
die Fig. 2 deutlich macht. Wird mittelst des Fingers auf den Knopf a
gedrückt, so treten zunächst die drei Federn b, c, d in metallische
Berührung, c rutscht unter dem Haken Ji hinweg und der Haken
fällt herab.
Soll der fallende Schlusshaken nicht innerhalb des Zimmers, sondern
an der Aussenseite der Wand sichtbar werden, so bringt man ihn nebst
den drei Federn an dieser Aussenseite an, gibt ihm die Form eines "J^
das um eine Achse in der oberen Ecke drehbar ist, so dass beim
Abrutschen des oberen Striches von der Feder r, der untere Strich
des 1^^ aus der äusseren Wandfläche heraustritt. Auf die innere Wand
fläche kommt dann blos das Gehäuse H, und der Knopf a reicht durch
die ganze Wanddicke hindurch.
In beiden Phallen aber hält der herabgefallene Schlusshaken h mit
seinem oberen wagrechten Theile in der aus Fig. 2 ersichtlichen Weise
494
die beiden Federn c und d' in metallischer Berührung miteinander fest.
Die Feder b dagegen streckt sich sofort wieder, wenn der Finger von
dem Knopf a weggenommen wird.
In Fig. 3 ist die Grundplatte Q nebst Zubehör von einem Nummern-
kästchen für acht Leitungen dargestellt, während Fig. 4 den Querschnitt
eines solchen Kästchens zeigt und die gegenseitige Lage der einzelnen
Fig. 3.
in Betracht kommenden Theile erkennen lässt. In jedem solchen Kästchen Ä"
befindet sich eine Metallplatte m, Fig. 3 bis 5, welche über die ganze
Länge des die Rückwand bildenden Grundbrettes Q läuft, über ihr aber
ist eine Reihe von schmalen Metallplatten v angebracht und durch
Fig. 4-
Fig. S-
5 ]
7, 1
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Li
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1
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Q S E H ®
^ 1
^6
zwischenliegende Platten aus isolirendem Material getrennt. Die Zahl
der Platten v gleicht der Zahl der Rufstellen. Die Vorderwand des
Kästchens enthält über die ganze Länge einen Schlitz y, in welchem
mittelst des Knopfes k ein Schieber N hin und her bewegt werden
kann. Hinter der Vorderwand ist an dem Schieber eine C-förmig
gebogene Contactfeder x^ x^, deren oberes Ende x^ beim Fortbewegen
des Schiebers im Schhtze y der Reihe nach die Platten v berührt,
während ihr unteres Ende x^^ beständig an der Platte vi anliegt. Vor
der Vorderwand trägt der Schieber einen Zeiger Z, welcher auf eines
der Schilder n^, n^, % • • • • zeigt, so oft x-^ auf einer der Platten v ruht.
Die Schilder n^, n^, n^ . . . . aber sind mit denselben Nummern i, 2, 3 . . .
beschrieben, wie die Druckknöpfe D^^ D^, D.^ .... in den Rufstellen, zu
deren mittlerer Feder c von der zu dem Schilde n^, bezw. n^, n^ . . . .
gehörigen Platte v auch ein Draht i\, r^, r^ ..... geführt ist.
Die übrige Schaltung lässt Fig. 5 erkennen. Von dem einen Pole
der Batterie B läuft ein Leitungsdraht Zg durch den Elektromagnet der
495
elektrischen Klingel JF hindurch zu sämmtlichen Rufstellen, und in jeder
Stelle ist von ihm ein Draht i-^, i^ nach der innersten Feder d
des Druckknopfes D^, D^ gelegt. Von dem anderen Pole der
Batterie gehen zwei Leitungsdrähte aus, der eine Z^ blos . nach der
Platte m des Kästchens, der andere L^ ebenfalls nach allen Rufstellen,
und letzterer ist in jeder Rufstelle durch einen Draht fi,/^ mit
der äussersten b der drei Federn verbunden.
Wenn nun an irgend einer Rufstelle der Knopf a des Druckknopfes
z. B. D^ gedrückt vj\rd, so treten zunächst die drei Federn h, c, d in
metallische Berührung und die mittlere Feder c wird unter dem waag-
rechten Arme des Schlusshakens h hinweggeschoben. Dadurch ist
sodann der Stromkreis der Batterie B durch W, L^, i-^, d, c, b, f^, L^
geschlossen und die Klingel W ertönt. F""erner fällt der Schlusshaken /i
herab (Fig. 2) und hält bis auf Weiteres die Federn d und c in Berührung
und den Stromweg aus Zg über ?\, d, c und i\ nach der zu Nr. i
gehörigen Platte v geschlossen, selbst wenn der Rufende den Finger
von dem Knopfe a wegzieht und dadurch die Klingel zum Schweigen
bringt.
Hat der Gerufene das Läuten der Klingel gehört, so schiebt er
den Schieber N im Schlitze y des Kästchens K hin, und die Klingel W
wird von Neuem zu läuten anfangen, sobald der Schieber mit dem
Zeiger ^ auf Nr. i angelangt ist; denn dann vollendet die Feder x^x^
den Stromweg nach vi und L^ zum zweiten Batteriepole. Der Gerufene
erfährt also hierdurch, dass der Ruf aus der Stelle Nr. i kam, und wird
sich dorthin verfügen und daselbst zugleich den Haken h in seine Ruhe-
lage zurückbringen, wodurch die Federn c und d wieder ausser Berührung
gebracht werden. Nach seiner Rückkehr wird der Gerufene den Schieber
durch den ganzen Schlitz y hin bewegen müssen, um zu erforschen, ob
nicht während seiner Abwesenheit von einer anderen Stelle aus gerufen
worden ist.
Kommt nun die Person, welche die Aufsicht führt, zu irgend-
welcher Zeit zu dem Tableau und führt sie daselbst den Schieber N,
welcher für gewöhnlich auf der in Fig. 3 mit o bezeichneten, ganz
links liegenden und mit keinem Drahte in Verbindung stehenden der
Platten v steht, von links nach rechts über die ganze Fläche des
Schlitzes hin, so muss die Klingel W ertönen, wenn irgendeine Ruf-
stelle einen Ruf hat ertönen lassen und der Gerufene diesem Rufe noch
nicht Folge geleistet hat.
Man wird sich wahrscheinlich geneigt fühlen, zu bemerken, dass
die hiebei durch Weglassung der Elekromagnete im Nummerkästchen
K erzielte Vereinfachung erkauft wird durch einen Aufwand von Zeit
und Arbeit Seitens des Gerufenen, und man wird finden, dass unter
Umständen, namentlich bei einer sehr grossen Anzahl von Rufstellen,
der für die Vereinfachung gezahlte Preis als hoch erscheinen kann.
Es wird daher nicht überflüssig sein, darauf hinzuweisen, dass die
von Köhn gewählte Anordnung zugleich noch einer in der Patent-
schrift nicht erwähnten Anwendung fähig ist und ohne alles Weitere die
Lösung einer Aufgabe gestattet, die bereits wiederholt gestellt worden
ist und die Mitbenützung des Telephons für die Haustelegraphie bezweckt.
Man bemerkt nämlich ganz leicht, dass von den Stromwegen
L^ m V i\ i^ Zg, L^ m V r.^ '<2 A» f^"" gewöhnlich gar keiner
geschlossen ist, weil in jedem zwei Unterbrechungsstellen vorhanden
sind, die eine zwischen c und d, die andere aber zwischen m und v.
Man bemerkt ferner, dass die eine Unterbrechung bereits beim Rufen,
die zweite darauf bei Erforschung derjenigen Stelle, welche gerufen hat.
496
beseitigt wird, und dass dann aber eine geschlossene Leitung L^ L^
vorhanden ist.
Es liegt daher nahe, ein Telephon bei dem Tableau in die
Leitung L-^ einzuschalten und ebenso in jeder Rufstelle Z>^, D^, D^
ein Telephon in den Draht r^^ r^, i\ , um dadurch die Möglich-
keit zum telephonischen Gedankenaustausche zwischen dem Rufenden
und dem Gerufenen zu beschaffen, und man würde dabei zugleich inso-
fern einen Vortheil im Vergleich mit anderen derartigen Anordnungen
erreichen, als hier im Tableau stets nur für ein Telephonpaar
die Leitung geschlossen ist, also hier nicht eine Störung dadurch her-
beigeführt werden kann, dass mehrere Rufstellen gleichzeitig sprechen.
Trotzdem behält bei der jetzigen Anordnung jede Rufstelle die Möglich-
keit, jederzeit, auch während eines Gespräches zwischen einer anderen
Rufstelle und dem Gerufenen, einen Ruf zu entsenden.
Fände man es aus irgendeinem Grunde als unzweckmässig, dass
während des Sprechens die Batterie B und die Klingel W in der zum
Sprechen benützten Leitung liegen, so wird es ganz leicht sein, mittelst
eines einfachen Umschalters — am besten automatisch — während des
Sprechens B und W aus der Sprechleitung auszuschalten, ohne sie
jedoch zugleich aus der Leitung Z/g Lg herauszubringen; denn im
letzteren Falle würde man die Möglichkeit zu neuen Rufen beseitigen.
Es ist schliesslich noch zu erwähnen, dass das Nummernkästchen K
auch in dem Falle, wo eine Haustelegraphen- Anlage bereits wie gewöhn-
lich mit einem Fallklappenkästchen ausgerüstet ist, mit Vortheil hinzu-
gefügt werden könnte, um die Mitbenützung des Telephons in dieser
Anlage zu ermöglichen und zugleich Störungen durch ein gleichzeitiges
Sprechen mehrerer Sprechstellen fern zu halten. Das Tableau Z" würde dabei
lediglich als Umschalter zum Einschalten des Telephons in die durch
die gefallene Klappe angezeigte Leitung zu^. benützen sein, und dies
würde weder Mühe noch Zeitaufwand erfordern.
Inzwischen ist an W. Köhn unter Nr. 39326 vom 15. Juli 1886
noch ein Zusatzpatent ertheilt worden auf einige Abänderungen des im
Vorstehenden besprochenen Apparates.*) Zunächst ist die Schiene m m,
Fig. 3 und 4, durch einen metallenen Ring mit im Kreise angeordneten
und mit einem isolirenden Futter ausgekleideten Oeffnungen ersetzt. Dem-
entsprechend treten an Stelle der in Fig. 3 und 4 nebeneinander
liegenden Contactplatten v im Kreise um den genannten Ring ange-
ordnete Contactfedern, auf welchen durch die Oeffnungen des Ringes
etwas vorstehende Stifte befestigt sind.
Für den Schieber Nk und den Zeiger Z endlich kommt ein
Contactarm zur Verwendung, welcher drehbar auf eine in der Mitte
des Ringes liegende Achse aufgesteckt ist, zugleich mit einem mit Griff
versehenen Zeiger ; der Contactarm trägt am freien Ende ein mit einer
Oeffnung versehenes Elfenbeinplättchen. Eine Drehung des Armes nach
links herum verhindern die Stifte.
Von dem Ringe aus führt — als Ersatz für L^ in Fig. 5 — blos
beim Nummernkästchen ein Draht durch einen Elektromagnet und eine
Batterie B^ und dann als Zg und i zu den Druckknöpfen D, und da
sämmtliche Contactfedern für gewöhnlich an dem Ringe metallisch
anliegen, so kann von jeder Rufstelle aus ein Rufstrom durch den
Elektromagnet gesendet werden. Durch den Strom wird der Anker
*) Vergleiche auch jCentralblatt fiir Elektrotechnik*, 1887, pag. 478.
497
des Elektromagnetes angezogen ; der Ankerhebel ist ein Winkelhebel
und trägt am Ende des waagrechten Armes eine Scheibe, welche bei
angezogenem Anker, in der höchsten Stellung dieses Armes, durch ein
Loch des Gehäuses sichtbar ist. Die Druckknöpfe brauche.n jetzt —
anstatt der von Köhn gewählten verwickelten Einrichtung — nur noch
die Federn c und d (Fig. i, 2 und 5), welche nach jedem Rufe noch
in Berührung miteinander bleiben, weshalb das Scheibchen nach dem
Rufe auf Dauer sichtbar bleibt. Während d mit i verbunden bleibt,
führt von den Federn c je ein Draht nach der zugehörigen Contact-
feder am Metallringe. Auf dem waagrechten Arme des Ankerhebels
schleift eine Contactfeder, welche einen localen Strom einer {B in Fig. 5
ersetzenden) zweiten Batterie B^ durch den Wecker zu schliessen vermag,
nicht jedoch in der höchsten und tiefsten Stellung des Armes, weil da
die Contactfeder auf je einem in den Arm eingelassenen isolirenden
Plättchen ruht.
Wenn also eine Stelle ruft, so wird die Scheibe dauernd sichtbar,
der Wecker aber läutet nur vorübergehend während der etwas ver-
langsamten Bewegung des Ankerhebels.
Darauf wird der Gerufene den Zeiger und Arm rechts herum-
drehen. Dabei drängt das Elfenbeinplättchen, indem es auf die nach
links abgeschrägten Stifte aufläuft, die Federn nacheinander zurück und
unterbricht dabei den Contact zwischen der Feder und dem Ring, wenn
aber der Stift in die Oeffnung des Plättchens eindringt, so wird dadurch
die Feder mit dem Arme selbst in leitende Verbindung gesetzt.
Bei Ankunft des Contactarmes auf der zu der rufenden Stelle
gehörigen Feder wird also zuerst hier der Strom durch den Elektro-
magnet unterbrochen ; der Anker des Elektromagnetes wird jedoch
nur dann abfallen, wenn nicht noch von einer zweiten Rufstelle gerufen
worden ist, und in diesem Falle wird beim Abfallen des Ankers die
Klingel wieder vorübergehend durch den Localstrom von Bc^ läuten;
darauf aber läutet sie in jedem Falle für längere Zeit, weil durch den
Arm dann der Strom derselben Batterie B^ auf dem Wege Lg i durch
die Klingel gesendet wird. Zu diesem Behufe war es nur nöthig, die Achse
des Contactarmes auch mit der Achse des Ankerhebels zu verb'nden, von
dem Pole der Batterie ^2' ^'O" welchem ein Draht nach der auf dem waag-
rechten Arme des Ankerhebels schleifenden Contactfeder geführt ist, auch
noch eine Verbindung zu der Leitung Zg herzustellen. Natürlich werden
5^ und B^ mit gleichem Pole an Zg gelegt. Die Schaltungsskizze lässt sich
hiernach leicht entwerfen,*)
Bei einer zweiten von Köhn angegebenen Schaltung wird B.^ stets
in der Linie geschlossen. Dazu ist aber nicht nur noch eine weitere Leitung
erforderlich, welche ganz ähnlich wie ^2 in Fig. 5 benützt wird, sondern
es müssen auch die Druckknöpfe wieder einen Contact mehr erhalten.
E. Z.
*) Wesentlich einfacher würde die ganze Anordnung und kaum minder brauchbar,
wenn der Wecker gleich an die Stelle des Elektromagnetes gebracht und mit Fallscheibe
versehen würde. Die zweite Batterie und die sämmtlichen localen Verbindungen derselben
fielen dann weg. Damit aber dabei auch in dem Falle, dass gleichzeitig noch von einer zweiten
Stelle gerufen würde, die rufende Stelle herausgefunden werden könnte, müsste etwa der
Contactarm zu einem Stern erweitert werden, welcher eine der Stellenzahl gleiche Anzahl
von Strahlen besitzt, damit er stets alle Contactfedern ausser Berührung mit dem Ringe
bringt, während darauf nur der dem Zeiger entsprechende Strahl von Neuem einen Strom-
weg von der Feder aus nach dem Ringe und der Klingel herstellt.
33
498
Ueber eine neue Construction eines Daniell - Normal-
elements und die Herstellung von Spannungsetaions.
Von JOSEF POPPER.
Die Aufgabe, die ich mir stellte, war die, ein Normalelement zu con-
struiren, das folgende Bedingungen erfüllt:
Es soll eine solche Constauz besitzen, dass, wenn es mit grossen
äusseren Widerständen geschlossen wird, die Einmal gemessene elektro-
motorische Kraft bis auf Bruch theile von Percenten für alle Messungen als
identisch angesehen werden kann.
Es soll Vorsorge getroffen werden, dass ein zufälliger kurzer Schluss
keine Störung in der Anwendbarkeit hervorbringt.
Es soll möglich sein, das Element durch sich selbst zu controliren,
falls man bezüglich einer vorgenommenen Benützung desselben irgend-
welche Befürchtung einer eventuellen Ungenauigkeit hegt.
Der Temperaturcoefficient soll ein möglichst geringer sein.
Die Herstellung des Elements soll möglichst einfach und nicht von
minutiösen chemischen Manipulationen bei der Zubereitung der dasselbe zu-
sammensetzenden Substanzen abhängig sein, die Stoffe selbst sollen mög-
lichst gangbare, leicht zu beschaffende sein.
Endlich, als eine der wichtigsten Eigenschaften des Elements, soll es,
ohne alle Gefahr des Verderbens oder Zerbrechens, transportabel und
klein sein.
Bevor ich nun daran gehe, das von mir construirte Element, das
obigen Bedingungen genügt, zu beschreiben, seien einige kurze Bemerkungen
über das Verhalten der gegenwärtig gebräuchlichen Normalelemente jenen an-
geführten Bedingungen gegenüber vorgeführt.
Das Clark'sche Element wie das R ayleigh'sche besitzen einen ziem-
lich bedeutenden Temperaturcoefficienten, ersteres — nach Helmhol tz
und Kittler — nahe an o 08 X für l*^ C; Temperaturdifferenz; das
letztere soll, nach Mittheilungen, die ich der Güte des Herrn Prof. Kessler
verdanke, auch seinen Widerstand beträchtlich ändern ; die genaue Con-
stante in der Herstellung beider Elemente ist ausserhalb eines chemischen
Laboratoriums kaum möglich; die Gleichheit verschiedener Ra yleig h'scher
Normalelemente soll sich, wie Herr Dr. Moser mir mittheilt, wenn ich
mich recht erinnere, bis ungefähr auf 0'8 % erstrecken. Da diese Elemente
Glasgefässe besitzen, so sind sie gebrechlich. Ein zufälliger Stromschluss
schwächt die elektromotorische Kraft sehr bedeutend; Beetz fand bei einem
Clark'schen Normalelement nach I/2 Minute Kurzschluss eine Abnahme um
2%, und ein einziger derartiger Fehlgriff machte das Normalelement für
einen oder sogar mehrere Tage unbrauchbar.
Die bisherigen Daniell-Normalelemente besitzen wohl einen weit ge-
ringeren Temperaturcoefficienten, sind aber nicht als identisch bei den ver-
schiedenen Messungen anzusehen, ihre elektromotorische Kraft wie auch ihr
Widerstand ändern sich mit der Zeit und mit dem Gebrauche ; für empirische
Spannungsetaions taugen sie darum nicht, weil eine genaue Uebereinstim-
mung aller Exemplare in der Zusammensetzung der Flüssigkeiten nicht zu
erreichen ist. Was die Transportabilität betrifft, so kann man wohl nicht
das englische Post-Office-Element, hingegen das sogenannte Gyps-Trocken-
element von Beetz, als transportabel bezeichnen; letzteres hat aber einen
enormen Widerstand. Beetz's Alabastergypselement *) hatte einen Wider-
stand von ungefähr 13000 — 14000 Ohm, in Folge dessen ist wohl keine
Aenderung seiner elektromotorischen Kraft bei zufälligem kurzen Schluss zu
•") Siehe das ,Centralblatt für Elektrotechnik*, Jahrg. 1884, Nr. 23.
499
besorgen und sein l'emperaturcoefficient betrug (bei Anwendung von con-
centrirtem Kupfer- und concentrirtem Zinkvitriol) zwischen i^ und 2 1^ C.
nur — 0*015 X, zwischen 20*J und 39*^ — 0*053 X > zwischen ^2 und
55*^ — o*o6lX> also relativ wenig; aber es taugt eben jejies grossen
Widerstandes wegen eigentlich nur für elektrometrische Messungen, ver-
langt für den Fall der Verwendung bei Nullmethoden also, z. B. der
Po ö gsid o r f'schen oder Du b o i s - R e y m o n d'schen Compensations-
methode ausserordentlich empfindliche Galvanoskope, die nicht Jedem,
namentlich nicht dem Praktiker, zu Gebote stehen und die letztere Bemerkung
gilt auch für das von Lodge construirte Daniell-Normalelement, Selbst
das Gypselement muss übrigens — hauptsächlich wohl in Folge der Dif-
fusion des Kupfervitriols — von Zeit zu Zeit justirt werden, bleibt also
trotz des grossen Widerstandes ebenfalls nicht constant.
Da nun auch Thermoelemente sich für den Gebrauch als Normalelemente
nicht eignen *) und alle eben genannten Constructionen nicht sämmtlichen
oben aufgestellten Bedingungen genügen, so schlug ich folgenden, meines
Wissens, neuen Weg ein :
Um einen geringen Temperaturcoefficienten zu bekommen, wählte ich
eine Daniell-Combination ; um eine genau definirte Zusammensetzung der
Flüssigkeiten zu erhalten, wählte ich (wie Beetz) concentrirte Lösungen;
um jede Aenderung der Beschaffenheit der Flüssigkeiten im Laufe der Zeit,
resp. des Gebrauchs, hintanzuhalten, construirte ich das Element derart,
das-s überhaupt nie mehr als ein einmaliger Gebrauch einer bestimmten (sehr
kleinen) Menge der Flüssigkeiten in's Auge gefasst, also der Grundgedanke
realisirt wird, für jede einzelne Messung ein neues Ele-
ment aufzubauen, das mit Sicherheit aus stets gleichen
Bestandtheilen besteht, um es sofort nach vollzogener
Messung zu vernichten, und für eine spätere Messung abermals ein
neues derartiges Element herzustellen.
Die nähere Aufgabe besteht daher darin, dieses jedesmalige Aufbauen
des Elements möglichst bequem zu machen und die nunmehr folgende Be-
schreibung desselben, sowie die Gebrauchserläuterung werden zeigen, wie
das erreicht wird.
Die Fig. i zeigt eine in — natürliche Grösse gezeichnete Ansicht des
Normalelements ; es ist das eine aus drei ineinander verschraubbaren Theilen U,
Mund O bestehende Holzbüchse. Der Untertheil 6''enthält in drei Ausbobrungen
(^"'g'« 3) Eprouvettengläschen E, mit Kautschukstöpseln geschlossen, am
obersten Theile innen paraffinirt und, resp. mit concentrirtem Zinkvitriol, concen-
trirtem Kupfervitriol und reinem Wasser gefüllt; in den Vitriollösungen be-
finden sich die Salze im Ueberschuss, um stets der vollen Sättigung gewiss
sein zu können; die Paraffinirung dient dazu, ein Herauswittern bei etwaiger
undichter Verschliessung durch den Kautschukstöpsel zu verhindern. Die
drei Eprouvetten sitzen so in den Höhlungen der Büchse, dass sie gegen
Zerbrechen durch Erschütterungen ganz geschützt sind ; der noch grösseren
Sicherheit wegen könnte man übrigens, einen störenden chemischen Einfluss
als ausgeschlossen angenommen, auch Gefässe aus Hartgummi statt des
Glases verwenden.
Der Mitteltheil M der Holzbüchse besitzt, wie Fig. 2 zeigt, in
K eine festgeschraubte Kupferplatte, die durch einen gut isolirten Draht
mit der bei d befindlichen Klemme leitend verbunden ist.
*) Siehe K i 1 1 e r's »Handbuch der Elektrotechnik«, I. Bd., S. 179 und 180 über
> Normalelemente * .
33*
500
Der Obertheil B besteht aus dem in M einschraubbaren Holztheile,
dem damit fest verbundenen asphaltirten Bleikörper jB und dem mit letzterem
verlötheten Zinkkörperchen Z', an jB befindet sich die zweite Klemme be-
festigt, die man in Fig. l und 4 sieht.
Wenn das Element aufgebaut ist, so besteht es aus der kleinen Kupfer-
scheibe K, darüber einer vorher in das Kupfervitriol getauchten Leinwand-
scheibe, einer auf dieser liegenden, im Durchmesser beträchtlich grösseren
Scheibe von Pergamentpapier, sodann einer auf dieser liegenden, vorher in
das Zinkvitriol getauchten Leinwandscheibe von gleicher Grösse mit der
ersten, aus einem sehr dünnen amalgamirten Zinkscheibchen und endlich aus
der dicken Zinkscheibe Z.
Fig. I.
Fig. 2.
+e±za-
Fig.
Fig. 4.
Die Verwendung eines Diaphragmas ist hier nicht von jenem schäd-
lichen Einfluss, wie bei den gewöhnlichen Daniell-Normalelementen, weil
dasselbe l. stets erneuert, 2. durch ein ganz identisches bei jeder
neuerlichen Messung ersetzt, und 3. weil es bei seiner ausserordentlich ge-
ringen Dicke durch blosses Eintauchen in die Zinkvitriollösung in seiner
ganzen Tiefe sofort und gleichmässig durchtränkt wird. Andererseits würde
ein Weglassen des Diaphragmas von grossem Nachtheile sein, weil sofort
Diffusion zwischen den beiden Vitriollösungen eintreten würde ; Messungen
die seinerzeit Prof. Kessler mittelst seiner Tangentenbussole mit Spiegel-
ablesung vornahm^ zeigten, dass in der That ein solches Element ohne
Diaphragma innerhalb relativ kleiner Zeiträume sich beträchtlich änderte.
Es ist also zu jeder Messung die Verwendung zweier • — nicht zu dünner
— frischer Leinwandscheibchen, einer Pergamentpapierscheibe und einer Zink-
501
Scheibe nothwendig, und zu diesem Behufe ist ein Vorrath solcher Scheibchen
vorhanden; bei einem stabilen Messinstrumente kann man sie wo immer in
einer kleinen Lade anbringen, bei transportablen, und bei für sich complet
hergerichteten derartigen Normalelementen bekommt die Holzbüchse noch
einen eigenen aufschraubbaren Untersatz, welcher in drei nebeneinander be-
findlichen Abtheilungen die drei Arten von Scheiben in beträchtlicher An-
zahl enthält ; es sei bemerkt, dass die Leinwandscheibchen aus beliebigem
Stoff ausgestanzt und behufs Beseitigung der Appretur einige Minuten in
warmem Wasser belassen werden, nach dem Trocknen wird dann der ganze
Vorrath, den man im Element zur Hand haben will, B. z. für 50 Messungen
in den Untersatz gelegt.
Der Vorgang beim Gebrauch ist folgender :
Man ergreift zuerst eine Leinwandscheibe mittelst einer Kupferpincette/
(in Fig. 2 und 3), taucht sie in die Kupfervitriollösung, streicht sie über
den Rand des Eprouvettengläschens, um überschüssige Flüssigkeit hinein-
tropfen zu lassen und bringt das Scheibchen auf die Kupferplatte K; um
Falten oder excentrisches Aufliegen der Scheiben überhaupt zu verhindern,
werden dieselben beim Auflegen nicht nur mit einer Pincette p, sondern
auch mit einem spitzen Drahtstück angefasst, und zu diesem Behufe sind
ein Kupferdraht (ü^) und ein Zinkdraht (d) neben der zugehörigen Kupfer-,
resp. Zinkpincette in zwei Höhlungen des Körpers TJ beigegeben.
Man taucht sodann die Pergamentscheibe in das Gläschen mit Zink-
vitriol, breitet es concentrisch aus, thut dasselbe mit der nächsten Lein-
wandscheibe, wobei ebenfalls beide vorher von überschüssiger Flüssigkeit
durch Abstreifen am Glasrande befreit werden, legt ein Zinkscheibchen
darüber und stürzt sodann den Obertheil um, so dass er mit seiner
Zinkscheibe Z auf das zu oberstliegende Zinkscheibchen kommt, dabei
hält sich dieser Obertheil in der Höhlung von M ganz vertical und wird
auch in Folge des Bleistückes so beschwert, dass er sich ruhig hält und
nicht einmal Aenderungen in den berührten Flächen, also auch nicht in dem
Widerstände hervorruft ; der letztere Umstand : die naheweise Gleichheit
der Widerstände der Elemente ist jedenfallls für gewisse Fälle der An-
wendung von Vortheil.
Die Zinkplatte Z ist amalgamirt; die Kupferscheibe wird nach jeder,
Messung, mit einem in reines Wasser des dritten Eprouvettengläschens ge-
tauchten Leinwandscheibchen abgewischt und getrocknet ; die vier ge-
brauchten Scheibchen werden weggeworfen ; da nun die Kupferscheibe sich
jeder einzelnen Messung mit elektrolytischem Kupfer überzieht, so sieht man,
dass man in der That, wie es auch sein soll, f ü r j e d e Messung,
u. zw. mit Leichtigkeit, stets eine ganz neue, in allen ihren
T heilen mit allen ihren früheren und späteren identische
galvanische Combination herzustellen im Stande ist.
Obwohl dieses Element, wie ich mich überzeugte, selbst nach Kurz-
schluss von einer vollen Minute Dauer nur ungefähr • seiner elektro-
70
motorischen Kraft verlor, so war ich doch darauf bedacht, jeden Kurz-
schluss überhaupt unmöglich zu machen und das wird durch den für sich
alleinstehenden Bügel C bewirkt, nämlich durch einen in dem Holzstück M
befestigten Draht von ^-form, welches ein zufälliges Berühren der beiden
Klemmen — nach Aufbau des Elements — vollständig verhindert.
Nun sieht man auch ein, dass, falls man es zur vollen Beruhigung
verlangt, es bei der Schnelligkeit des Aufbaues möglich wird, jede einzelne
Messung, die man mit dem Normalelement vornehmen will, mehrere Male,
d. i. mit einem stets erneuerten durchzuführen und sich so von unvorge-
sehenen Störungen zu befreien.
502
Um den Grad der Uebereinstimmung mehrerer, stets so erneuert auf-
gebauter Elemente kennen zu lernen, mass ich die elektromotorische Kraft
von zehn solchen Elementen, u. zw. da mir kein Spiegelgalvanometer zu
Gebote stand, nach der Dubois'schen Compensationsmethode mittelst
eines aus einer Kupfervitriolbrücke bestehenden, eigen-
thümlich construirten M ess ins tr um ent s, bei dem die Null-
stellung mittelst Telephons gemessen wird.*)
Es ergab sich als grösste Differenz unter diesen lO Elementen
0*3 bis 0*4 % der totalen elektromotorischen Kraft, demnach eine grössere
Uebereinstimmung als zwischen den (mit Spiegelgalvanometer) untersuchten
R a y 1 e i g h'schen Normalelementen und es erscheint daher wünschenswerth,
speciell genaue Messungen mittelst Spiegelgalvanometer vorzunehmen, nament-
lich, wenn es sich darum handelt, dieses Normalelement nicht nur für den
Elektrotechniker — dem es gewiss genügen wird — sondern auch für
den Physiker als Messinstrument empfehlen zu können.
Der Widerstand des Elements betrug ungefähr 20 — 25 Ohm, er
könnte aber, wenn es verlangt wird, natürlich durch Vergrösserung der
Scheibendurchmesser, also auch der Holzbüchse, leicht auf, z. B, den
vierten Theil, also 5 — 6 Ohm herabgebracht werden, was wohl für alle
Fälle ausreichen wird und dabei wäre der Durchmesser der Leinwand-
scheiben nahezu gleich 30 Mm., also noch immer gering genug.
Auf die absolute Grösse der elektromotorischen Kraft dieses Elements
selbst kommt es natürlich hier nicht an, und in dieser Beziehung seien, um
den Gegenstand in sich abzurunden, noch folgende Betrachtungen angeknüpft.
Vor Allem sieht man, dass Jeder, der ein solches Normalelement und
einen Vorrath der beiden Vitriole von, z. B. nur l Kgr. besitzt, damit
schon für viele Tausende von Messungen vorgesorgt hat und er hat nur
nöthig, ein- für allemal in einem Laboratorium die absolute elektromotorische
Kraft dieser seiner speciellen Substanzen zu bestimmen.
Es scheint mir aber, dass es bei Verwendung der soeben be-
schriebenen Normalelemente sehr leicht möglich ist, Etalons für elek-
tromotorische Kräfte ebenso gut wie für Widerstände
anzufertigen und überallhin zu v e r t h e i 1 e n.
Denkt man sich nämlich an irgendeinem Orte, also von irgendeinem
physikalischen Laboratorium ausgehend eine ziemlich grosse Quantität (viel-
leicht 100 Kgr.) Kupfer- und Zinkvitriol — es mag chemisch reines sein
— zu feinem Pulver gemalen, und jedes von beiden durch immerwährendes
Untereinandermengen vollkommen gleichmässig gemacht; so genügt eine
Versendung kleiner Portionen dieser beiden Pulver, z. B. ä l — 2 Kgr., um
an allen wichtigeren Orten vollkommen gleiche empirische Normalelemente
herstellen zu können. Denn die Leinwand und das Pergamentpapier influiren
nicht (evehtuell könnte auch hievon versendet werden), die amalgamirten
Zinkscheibchen desgleichen, weil durch die Amalgamation die Ungleichheit des
Zinkblechs bei dem doch bloss einmaligen kurzen Gebrauch keinen Einfluss
hervorrufen wird und endlich bringt die Anwendung destillirten Wassers zur
Auflösung der Vitriole ebenfalls keinerlei Ungleichförmigkeit in die Ele-
mente der verschiedenen Orte hinein.
Ist daher ein- für allemal die elektromotorische Kraft des Elements
mit diesen bestimmten beiden Vitriollösungen genau gemessen worden, so
hat man überall einen für viele Tausende von Messungen genügenden Vor-
rath von Substanz, und selbst, wenn dieselbe einmal — nach Jahren — zu
Ende ginge, so kann sich jeder noch bei Zeiten mittelst anderer Vitriole
*) Ueber welches Instrument ich bei einer anderen Gelegenheit Mittheilungen zu
machen gesonnen bin.
503
durch Vergleicbung Vorrath für viele neuerliche Messungen beschaffen, wo-
bei er durch diese vorherige vergleichende Messung auch die elektro-
motorische Kraft dieser neuen Elemente lernen wird.
Dass der Temperaturcoefficient der Etalonlösung in jenem Versandt-
laboratorium ebenfalls gemessen und veröffentlicht wird, versteht sich von
selbst.
Zum Schluss sei noch erwähnt, dass die bis jetzt bekanntgegebenen
Zahlen für die elektromotorische Kraft von Daniell-Elementen mit con-
centrirten Vitriollösungen untereinander nicht übereinstimmen, da entweder
die Diaphragmen oder die nicht identischen Vitriole, vielleicht auch Tempe-
ratur-Unterschiede eine solche üebereinstimmung nicht zuliessen; so z. B.
fand Kittler, ohne Diaphragma E ^= i'059 V. und Beetz i-oy V., wo-
bei auch noch der Unterschied obwaltete, dass Kitt 1er chemisch reines,
Beetz aber amalgamirtes Zink verwendete ; Wiedemann gibt E^:=^ I'I24 V.
an u. s. w. *)
Es müsste daher eine specielle Messung für ganz bestimmte Sub-
stanzen in dem oben angedeuteten Sinne vorgenommen werden, dann ist die
Aufgabe gelöst, überall genau bekannte und identische Spannungsetaions zu
besitzen und mit ihnen andere Messinstrumente aichen zu können.
Die Faraday'sche Scheiben-Dynamomaschine von Jehl
und Rupp.
Im Septemberhefte unserer Zeitschrift wurde die obgenannte Maschine
beschrieben und die Principien ihrer Construction auseinandergesetzt. Wir
veröffentlichen nun einige theoretische Betrachtungen, welche dieser Con-
struction zu Grunde liegen.
Um in einer Scheibendynamo überhaupt die möglichst günstigen
Resultate zu erreichen, ist es nothwendig, gewisse allgemeine Gesetze der
magnetelektrischen Induction zu berücksichtigen.
1. Die elektromotorische Kraft, welche in einer durch ein magnetisches
Feld bewegten Drahtschleife inducirt wird, ist proportional zu der von dieser
Schleife umschlossenen Fläche, jedoch unabhängig von ihrer Gestalt. Die
günstigste Form wird jene sein, welche bei geringster Drahtlänge die
grösste Fläche liefert.
2. Wenn das magnetische Feld nicht gleichförmig ist, oder wenn es
seine Polarität in bestimmten Intervallen wechselt, so wird die grösst-
möglichste inducirte elektromotorische Kraft durch eine solche Schleife
erhalten werden, welc'he geeignet ist, zu gleicher Zeit die Theile grösster und
geringster magnetischer Dichte zu umschliessen, oder im zweiten Falle, die
Theile grösster positiver und negativer Dichtigkeit.
Betrachten wir beispielsweise eine Scheibenmaschine , welche vier
magnetische Felder von alternirender Polarität besitzt. Gesetzt, in Fig. A
seien I, II, III, IV die vier Polstücke, welche sich auf einer und derselben
Seite der Armatur befinden, und es seien I und III negativ und II und IV
positiv magnetisch. Mit Bezug auf das zweite oben angeführte Gesetz wird
a b c d, d. i. ein „Quadrant-Sector", die theoretisch günstigste Form für
die Armaturwindungen sein, da derselbe gleichzeitig benachbarte Theile
grösster positiver und negativer magnetischer Dichte umschliesst.
Würde die Windung kleiner als a b C d sein, also etwa die Form a' b' C d
besitzen, so ist einleuchtend, dass bei ihrer Bewegung durch das magnetische
*) Man vergleiche auch den Aufsatz von v. W a 1 1 e n h o f e n in dieser Zeit-
schrift, Jahrgang 1884.
504
Feld jene inducirte elektromotorische Kraft, welche der Abnahme der der
Fläche ab a' b' entsprechenden negativen Linien zuzuschreiben ist, verloren
geht. Ist hingegen die Windung grösser als ab C d, hätte sie also allenfalls
die Form a" b*' C d, so würde während der Bewegung ein theilweiser Aus-
gleich, also Verlust von -j- und — elektromotorischer Kraft eintreten, da
die der hinzugekommenen Fläche a" b" a b entsprechenden negativen Kraft-
linien ein gleiche Anzahl positiver Kraftlinien bei II unwirksam machen würden.
Fig. A.
Fig. B.
Nun ist aber die mechanische Ausführung der Idealwindungen ab C d
mit grossen Schwierigkeiten verbunden ; denn man hat eine grosse Anzahl
solcher Windungen dicht zusammenzusetzen und der Raum, den sie ein-
nehmen, gestattet es nicht, directe Verbindungen zwischen a und d, resp.
Fig. C.
zwischen c und b (Fig. 5) längs der Kreise M und iV zu machen. Aus
der Figur ist ersichtlich, dass wohl a b und c d einen Quadrant bilden, dass
man jedoch, um zwischen a und d, resp. zwischen b und c geeignete Ver-
bindungen herzustellen, den Kreis M nach auswärts, etwa bis e und den
Kreis N nach einwärts, etwa bis f zu überschreiten genöthigt ist.
Dann aber ist es wieder wünschenswerth, dass die neuhinzugekommenen
Flächenstücke a e d, bfc an der Induction Theil nehmen, d. h. die Pol-
stücke der Magnete sollten in den Richtungen e und f vergrössert werden.
Auf diese Weise ergeben sich zwei neue Kreise c^ und c^, welche die
gesammte wirksame Armaturfläche einschlicissen.
Wird nun alles bisher Gesagte zusammengefasst, so gelangen wir zu
folgender Aufgabe:
1. Gegeben sind zwei concentrische Kreise c^^ und Cc^ (Fig. 0> ^^
soll der Raum zwischen denselben mit Windungen Jj von solcher Form und
Grösse ausgefüllt werden, dass die Fläche von JL ein Maximum wird.
505
2. Dass die durch den Mittelpunkt 0 der Kreise c^ und ^2 gehenden
Tangenten von L einen möglichst grossen Sector bilden, ohne jedoch einen
Quadranten zu überschreiten.
3. Dass zwischen den benachbarten Windungen möglichst wenig Raum
unausgefüllt übrig bleibt und keine schädlichen Inductionen entstehen können.
Je hl und Rupp haben diese Aufgabe in nachstehender Weise gelöst.
Wie vorhin gesagt, sind zwei Kreise C^ und C2 (F'g. i) gegeben, welche
den wirksamen Theil der Armatur einschliessen sollen. C^ mag der innere
und Co der äussere Armaturkreis heissen. Es wird nun ein dritter Kreis J
kleiner als C^ angenommen, so dass sich zwischen C^ und J Verlängerungen
der Windungen ergeben, welche einerseits zur Herstellung der Verbindungen
mit dem Commutator, und andererseits dazu dienen, die Armatur auf der
Welle oder Achse zu befestigen. Dieser Kreis J spielt in der Construction
der Windungen eine wichtige Rolle und wurde der ^ Bezugskreis* der Armatur
genannt.
Bezeichnet n die Anzahl der Windungen in der Armatur, d die Stärke
einer Windung und § die Dicke der Isolation zwischen zwei benachbarten
W'indungen, so ist der Durchmesser von J
U5 — >
TT
d. h. der Bezugskreis ist gegeben, wenn die drei Grössen 11, d und § be-
kannt sind. Wir wollen nun zunächst solche Windungen betrachten, welche
aus geradlinigen Theilen bestehen. Sei i, a, f, c, d, g, h (Fig. 2) die eine
Seite oder Hälfte einer Windung und i' , a\ f\ c', d', g', h' die Hälfte der
benachbarten Windung. Um günstige Resultate, d. i. eine möglichst grosse
Fläche, zu erhalten, muss man trachten, die Winkel zwischen den Geraden af
und dh und den Kreisen C^ und C^, beziehungsweise so klein als möglich
zu machen.
506
Es ist aber einleuchtend, dass der Winkel f' a' Cy nicht beliebig klein
gemacht werden kann, da der abgerundete Theil a b der vorhergehenden
Windung dies hindert. Im günstigsten Falle kann dieser Winkel f' a' C^
folgendermaassen construirt werden.
Wir beschreiben um a als Mittelpunkt einen Kreis, dessen Radius
gleich d -\- '^, d. h. der Dicke einer Windung -\~ der Dicke der Isolirung
ist. Die durch a' gehende Tangente dieses Kreises repräsentirt dann die
Linie /'' a%
Einer ähnlichen Schwierigkeit begegnet man bei der Construction der
Theile d/f und d^ h' ; man bemerkt, dass es auch hier einen gewissen
Punkt g gibt, welcher dem Theile d' so nahe kommt, dass er nur durch
die Isolirung von demselben getrennt ist.
Man erkennt hieraus, dass es bei Anwendung geradlinig geformter
Windungen unmöglich ist, die Maximalfläche dieser Windungen zu er-
reichen, da stets unausgefüllte Räume, wie u, v, J, zwischen benachbarten
Windungen übrig bleiben. Gesetzt aber, dass die Theile a^ f' so gebogen würden,
dass f' sich f nähert und dass der Theil d' h' etwas verlängert würde,
um d' näher an d zu bringen, so könnten dadurch die Stellen u, s, v wirksam
gemacht werden. In gleicher Weise kann die vorhergehende Windung afd
gebogen werden, was zur Folge hätte, dass man a^ f' d' noch weiter biegen
könnte u. s. w. Es fragt sich nun, in welche krummlinige Form soll a f
gebracht werden, damit die günstigsten Resultate erzielt werden? Diese
Frage kann auf geometrischem Wege beantwortet werden. Theoretisch
ausgedrückt, ist eine Curve erforderlich, welche um das Centrum 0 gedreht,
mit ihrer früheren Lage in allen Punkten äquidistant bleibt. Solche Curven
existiren thatsächlich und sind bekanntlich die Kreisevolventen.
Denken wir uns nämlich um den Kreis J (Fig. 3) einen Faden ge-
wickelt und auf dem letzteren zwei beliebige, jedoch feste Punkte, P^ und P^
angenommen. Wird der Faden mit diesen Punkten abgewickelt, so be-
schreiben die letzteren zwei Evolventen E^ und E<^ des Kreises J, welche an
allen Stellen dieselbe Entfernung [== P^P^ voneinander besitzen, und wo-
von die eine, wie ohne Weiteres einleuchtend ist, gleichzeitig durch Drehung
der anderen um 0 erhalten werden kann. Der Kreis J heisst bekanntlich
der Grundkreis oder Bezugskreis der Evolventen, und die letzteren können
graphisch aus einer grösseren Zahl kleiner Kreisbögen zusammengesetzt
werden, wie aus der Fig. 3 ersichtlich ist.
Seien nun C^ und C^ wieder der innere und äussere Armalurkreis
und J irgend ein Kreis, der kleiner als G^ ist. Wir construiren eine
Evolvente E-^ von J, welche Cy und C^, resp. in A und B treffen mag ;
ziehen hierauf die Radien O A G und O B und halbiren den von ihnen
eingeschlossenen Winkel durch den Radius 0 Z, welcher die Evolvente Ey^
in einem Punkte /^schneiden wird. Legen wir endlich den Theil BF
symmetrisch um OZ nach 6^/^ um, so ergibt sich hn A F G die geforderte
Form der (halben) Windung. Der Kreis J wurde kleiner als C^^ gewählt ;
es ist aber klar, dass J so gewählt werden soll, dass die Fläche A F G
möglichst gross wird. Dies wird aber der Fall sein, wenn die Winkel,
welche die Curven G F und A F mit den Kreisen C^ und C^ einschliessen,
so klein als möglich sind. Nun zeigt aber die Construction unmittelbar,
dass die Normalen der Curven bei G und A Tangenten des Kreises J
sind. Die vorgenannten Winkel bei A und G werden also umso kleiner
sein, je kleiner der Kreis J gewählt wird. Hiebei ist jedoch noch Folgendes
zu berücksichtigen. Je kleiner der Kreis J gemacht wird, desto kleiner
fällt nach der obigen Formel Z>,j = — — - auch die Zahl der Windungen
in der Armatur aus. Nun ist aber die eigentliche wirksame Armatur-
507
fläche durch das Product Sn ausgedrückt, worin S die Fläche einer
Windung und n die Zahl der Windungen bedeutet. Es ist nun denkbar,
dass, wenn auch der Kreis J^ und mit ihm die Zahl ?i abnimmt, die Grösse S
der Windungsfläche doch so wächst, dass auch das Product Sn wächst.
Dies ist auch in der That der Fall, jedoch nur bis zu einer gewissen
Grenze. Wird diese überschritten, dann fällt auch der Werth S 7t der
wirksamen Armaturfläche. Als diesfallsige Constructionsregel mag ange-
nommen werden, dass der Radius des Bezugskreises J ein
Viertel vom Radius des äusseren Armaturkreises C^ be-
tragen solle.
Man kann die ganze Curve A F G als Form für die Windungen ver-
wenden, oder aber in Uebereinstimmung mit früheren Auseinandersetzungen
die Spitze F in der Richtung N H radial abschneiden, so dass die
Windung durch einen Sector begrenzt ist, welcher ein wenig kleiner als
ein Quadrant ist, wie auf der rechten Seite von Fig. 4 zu sehen ist. Man
bemerkt auch leicht, dass die Fläche F N H klein ist im Vergleiche zu
der Länge des Leiterstückes N F H, so dass man mit Rücksicht auf
kleineren Armaturwiderstand mit Vortheil die Spitze F abschneiden kann.
Dass A Ff S G blos die halbe Windung vorstellt, während die zweite
Hälfte symmetrisch in Bezug auf A G Hegt, ist selbstverständlich. J e h 1 und
Rupp verwenden, um die Grösse von Evolventenflächen, z, B. den
Theil AN HQ zu berechnen, die bekannte Formel:
wobei A O ^='^-^^
00 = ^,
H0 = ^!,
F^ 0 ■= "^ und ^S" die Fläche der ganzen Windung ist.
Die Länge einer Windung, d. h. A N H G doppelt gerechnet, ist
L = Y42 + T2' - T3^ - Ti^ + 2 (t^ - T4)-
Auf Grund dieser Principien und Betrachtungen wurde die in Fig. 15
und 16 (Zeitschrift für Elektrotechnik, September 1887) abgebildete
Maschine construirt.
Die Elektricität als Zugkraft.
Auf dem im Laufe des Monates September hier in Wien abgehaltenen
Congress der Tramway-Gesellschaften machte Herr Michelet Mittheilung
über die Versuche, welche auf den Linien der „Tramways Bruxellois" zur
Zeit über die Verwendung der Elektricität als Zugkraft vermittelst Accumu-
latoren stattfinden.
Diese Versuche finden im grossen Maassstabe statt.
Projectirt ist der elektrische Betrieb . für eine ungefähr 7 Km. lange
Linie, auf welcher schwierige Steigungs- und Curvenverhältnisse vorliegen
und die für gewöhnlich eine Indienststellung von 16 Wagen und an Sonn-
und Festtagen während der Sommerzeit sogar von 25 Wagen erfordert.
Vorläufig wird bereits eine 1650 Mtr. lange Strecke dieser Linie
elektrisch betrieben und mit zwei Wagen befahren. Die rückständige Liefe-
rung von Accumulatoren hat bis jetzt die Indienststellung einer grösseren
Anzahl von Wagen verzögert, während im Uebrigen alle Vorkehrungen ge-
troffen sind, um ohne Weiteres acht Wagen in Betrieb zu setzen.
Zwei sechzigpferdekräftige Maschinen liefern die zur Activirung von
vier Dynamomaschinen, welche 30 Amp. und 500 Volt aufweisen, nöthige
Betriebskraft.
508
Die Hälfte dieser Kraftinstallation dient als Reserve. Es ist Alles vor-
gesehen, um der Anlage noch eine weitere sechzigpferdekräftige Maschine
und vier Dynamos mit allem Zubehör hinzuzufügen, um den regelmässigen
täglichen Betrieb von l6 Wagen bewältigen zu können.
Herr Michel et hob hervor, dass bei derselben elektrischen Kraft-
erzeugung das Accumulatorensystem doppelt so viel Wagen in Betrieb
zu stellen ermöglicht, als dies bei den vermittelst Kabelübertragung (soge-
nannten Kabeltramways) ausgerüsteten Anlagen der Fall ist.
Er beschreibt die Disposition der Accumulatoren und ihre Gruppirung
in Batterien, wie dieselben für die elektrische Zugkraft verwendet werden.
Jede Batterie wiegt 375 Kgr. und auf jeden Wagen entfallen deren vier,
somit im Ganzen ein Gewicht von 1500 Kgr.
Diese Batterien werden von aussen unter die in der Längsrichtung
der Wagen befindlichen Bänke geschoben.
Unter dem Wagen befindet sich die Dynamomaschine ; mittelst Trans-
mission geschieht die L'ebertragung der elektrischen Kraft der Accumulatoren
auf die Räder des Wagens.
Die Handhabung des Dienstes von Seiten der Kutscher ist eine so ein-
fache und leichte, dass dieselben zur Erlernung des neuen Verfahrens kaum
eines Tages bedürfen, um vollständig sich selbst überlassen werden zu
können.
Für das Laden der Accumulatoren und für das Auf- und Abladen der
Wagen mit Accumulatoren ist ein besonderes Atelier hergestellt worden,
über dessen Einrichtung Herr Michelet nähere Auskunft gibt.
Diese Einrichtung erlaubt es, die Erneuerung, bezw. Auswechslung
der Accumulatoren eines Wagens in wenigen Augenblicken vorzunehmen.
Ein elektrischer Wagen macht heute mit Leichtigkeit einen halbtägigen
Dienst, d. h. ungefähr 55 Km., ohne einer Erneuerung der Accumulatoren
zu bedürfen.
Der ausgerüstete und mit 32 Personen besetzte Wagen wiegt 7800 Kgr.
Aus den weiteren eingehenden Aeusserungen des Herrn Michelet
geht hervor, dass eine für 16 Wagen ausgeführte und mit der nöthigen
Reserve versehene Anlage Frcs. 160.000 kostet.
Für den elektrischen Betrieb sind die Betriebsausgaben nicht wie für
Pferdebetrieb einfach der Anzahl der Wagen proportional, denn die Kosten
des Ingenieurs, des Elektrikers, des Maschinisten, des Heizers und sogar
der Hilfsarbeiter bleiben ziemlich dieselben, ob zwei oder 16 Wagen zu
betreiben sind.
Herr Michelet glaubt, dass die jetzigen Auslagen für den Betrieb
von acht elektrischen Wagen ausreichen, welche bei Pferdebetrieb schon mit
fünf Wagen erreicht werden, so dass, wenn einmal der Dienst für acht Wagen
organisir't ist, schon ein bedeutender Vortheil gegenüber dem Pferdebetrieb
erreicht wird, der bei einem Betriebe von 16 Wagen allerdings noch grösser
sein wird.
Herr Michelet schliesst hieraus, dass die in Brüssel gewonnenen
Resultate schon gegenwärtig als sehr zufriedenstellend betrachtet werden können
und eine grössere Verwendung der Elektricität als Zugkraft erhoffen lassen,
besonders wenn man cjoweit gekommen sein wird, dieselbe auch zur Be-
treibung der offenen Sommerwagen, wie solche in Brüssel im Betriebe sind,
verwenden zu können; umsomehr aber, wenn es gelingt, die in den Accu-
mulatoren aufzuspeichernde Kraft zu vergrössern. — Wir unsererseits be-
merken, dass diese Ergebnisse aus den Brüsseler Versuchen, wo Julien-
sche Accumulatoren angewendet worden, in Uebereinstimmung sind mit
jenen, welche unser Landsmann Recken zäun in Amerika erreicht hat.
509
Ueber die elektromotorischen Kräfte, welche durch den
Magnetismus in von einem Wärmestrome durchflossenen
Metallplatten geweckt wird.
Von WALTHER NERNST.
(Fortsetzung.)
5. Der Transversaleffect bei den einzelnen Metallen.
Es mögen die Ergebnisse der mit verschiedenen Metallen angestellten
Messungen folgen. Im Folgenden soll unter Q dasjenige Drehungsvermögen
verstanden werden, welches ein Metall bei 570 besitzt, weil gerade dieser
Werth bei allen Metallen direct bestimmt ist. Bei der Temperatur / ist
dann dasselbe natürlich Q ['i -\- \t — 570] a).
Antimon. Bei diesem Metalle zeigt sich der Effect besonders regel-
mässig; er ist ziemlich genau sowohl der Stärke des Feldes, als auch dem
Temperaturgefälle proportional, d. h. Q ist von H und t zimlich unab-
hängig.
So ergab sich bei schwächeren Feldern:
^=110-4 H= 355 gH=02d,sb
465 1695 0-2743
und mit einer zweiten Platte bei höheren Scheidekräften :
q= 35'3 H=20i6 qH— 0-1751
6g-8 4110 0-1699
123-0 7170 0-1716
Die Absolutwerthe bestimmte ich bei einer Platte mit den Dimen-
sionen
X= 2-15, ß = 3-01, 5 = 0-31
Q in der Weise, dass ich der zwischen zwei Holzbrettchen eingeklemmten
Platte auf der einen Seite durch ein breites Kupferblech Wärme zuführte
und sie auf der anderen durch ein plattgedrücktes Kupferrohr, durch welches
Wasser floss, abkühlte : sie war sowohl von der Heiz-, wie Kühlvorrichtung
durch eine isolirende Papierschicht getrennt. Die Bestimmung des Wärme-
gefälles geschah mittelst dünner, an den Enden angelötheter Kupferdrähte
auf thermoelektrischem Wege ; durch besondere Versuche wurde an der
gleichen Platte die Abhängigkeit der thermoelektromotorischen Kraft Sb — Cu
von der Temperaturdifferenz der Löthstellen bestimmt. Als Mittel dreier
ziemlich gut miteinander stimmenden Werthe ergab sich für 11= 1670
Q = 0-00801.
Bei einer zweiten Platte (X = 5-75, ß == 2-13, § = 0*45) wurde das Wärme-
gefälle in der oben angegebenen Weise mittelst angelötheter Kupferröhren
hergestellt. Es war für H = 1020
Q = o-ooSyo, a = — 0-00163.
Die Uebereinstimmung von Q ist in Anbetracht, dass die Messungen
mit Platten sehr verschiedener Dimensionen und nach verschiedenen Methoden
angestellt sind, immerhin ganz befriedigend; jedenfalls besitzt die zweite
Bestimmungsweise den Vorzug grösserer Einfachheit und Sicherheit; es sind
daher alle weiteren unten angeführten absoluten Bestimmungen nach letzterer
ausgeführt.
Das Material zu den beiden Platten wurde mir von Herrn Professor
Kohlrausch gütigst überlassen, es war jedenfalls sehr rein; mit einer
510
dritten Platte, von welcher das Materiale aus dem chemischen Institute der
Universität Graz stammte, ergab sich
X ^ 1-85, ß=i-28, § = 0-19
H= Q12 ö = 0*009 29
2250 o-oo8 90.
Nickel. Die Platten waren aus chemischreinem Anodenblech her-
gestellt, wie es zur galvanischen Vernickelung gebraucht wird. Bei diesem
Metalle ist die thermomagnetische Potentialdifferenz nur bei schwachen
Feldern H proportional, bei starken nähert sie sich bald einer Grenze :
= 196
H=
: 242
g //= o-8io
685
821
835
1050
2420
432
1 140
5520
216
II80
9530
124,
Für die Absolutwerthe erhielt ich bei zwei Platten :
Nr. I. X = 2*12, ß=IT3, S = o-i2
11=361 ö = 0-00913 ,
^ -' ^ ^ a = 4- 0-00402
843 932 ^
Nr. II. X = 2-95, ß = i-o8, § = 0-055
J?=852 0 = 0-00801.
Cobalt. Das Material stammte aus dem Nickelwalzwerk in Schwerte
(Westphalen).
Nr. I. X=i-56, ß=i-3i, 5 = 0035
11=1158 0 = 0-001342
1885 1935 a = -}- 0-00839.
4100 1915
Wie man aus dem Anwachsen von Q sieht, steigt beim Cobalt der
Effect anfänglich bedeutend schneller, als die Feldintensität Die Absolut-
werthe von Q sind wegen des ungünstigen Verhältnisses von ß : X wohl
zu klein :
Nr. IL X=i-79, ß=ri5, 5 = 0-055.
H=2io5 2 = 0-00254.
Eisen und Stahl. Eine aus Schmiedeisen hergestellte Platte:
X= 1-90, ß=i-25, 5 = 0-085
lieferte die Absolutwerthe :
j?= 626 2 = 0-00162
1620 0*00150.
Bei stärkeren Feldern scheint sich der Effect einer Grenze nähern; so
erhielt ich bei einer zweiten Platte :
^ = 42-6 if=3730 q H= 0-0114.
46-8 4990 0-00940
57-9 8220 000705.
Mit zwei aus Uhrfederblech hergestellten Stahlplatten ergaben sich:
Nr. I. X=i-09, ß=i-03, 5 = 0-035
TI= 880 0 = 0-000627 ,
-" ' a = + o 00400
2960 702 '
Nr. II. X=i-8o, ß=io5, 5 = 0-030
H=i6io 2 = 0000711.
Wismuth. Der transversale Effect zeigt sich bei diesem Metalle bei
Weitem am stärksten; so erhält man schon deutliche Wirkungen, wenn
man einer von einem kräftigen Wärmestrom durchflossenen Platte einen
511 _
kleinen Magnet nähert. Selbst bei schwachen Scheidekräften scheint die
transversale Potentialdifferenz der Feldintensität nicht genau proportional
zu gehen:
^=1710 H=2i6 qH=Tg2
2730 352 776
6080 797 7'62.
Bei stärkeren Feldern erhielt ich mit einer anderen Platte:
g= 5450 H=i2ys qH=4-2'js
20110 6180 3*254
27400 ggoo 2768.
Die Absolutwerthe habe ich an den drei Sorten verschiedener Herkunft und
zwei Legirungen mit Zinn bestimmt. Das Material von Nr. I stammte aus
dem physikalischen Institute der Universität Graz :
Nr. I X=i*25, ß = o-77, § = 0-31
//=7g7 Q = o-i4.io a= — o'oi94.
Nr. II bestand aus Wismuth äusserster Reinheit, welches Herr Ober-Bergrath
Dr. Cl eme ns Winkler in Freiberg hergestellt hat. Ich verdanke es der Güte
des Herrn Prof. v. Ettingshausen:
X=i-3i, ß = o-85, 3 = 0-093.
H= 969 ö = 0-1322
^ ^ -^ ^ OL = — 0-0133.
2550 0-1315 ^^
Nr. III aus dem hiesigen physikalischen Institut:
X=i-8o, ß=i-30, § = 0-30
H=iooj 0 = 0-0423
' -^ ^ ^ a= — 00301.
1950 0-0349 -^
Nr. IV von gleichem Wismuth, legirt mit l X Sn. :
X = 1-25, ß = 0-852, § = 0-34.
H= 892 Q = o'iQi , ,.
^ - l' a = + 0-00566.
2250 0-186 ' ^
Nr. V von gleichem Wismuth, legirt mit 2 X Sn. :
X = 12-05, ß = 0'86, § = 0-36
11= 786 0 = 0-0930 ,
' -' ^^ a = -r 000712.
1755 o-iooo ' '
Bei allen untersuchten Metallplatten trat der Effect in dem bereits
oben angeführten Sinne auf, wie es auch in der ersten Notiz über diesen
Gegenstand angegeben war.
Kohle. Neu untersucht habe ich zunächst Kohle, u. zw. in zwei
Exemplaren, von denen das eine aus weicher, das andere aus sehr harter
Retortenkohle bestand. In beiden zeigte sich übereinstimmend ein schwacher
Effect (etwa von der Grössenanordnung ß:=o-oooi) in gleichem Sinne, wie
bei Wismuth.
Kupfer, Zink und Silber. Auch bei Kupfer, Zink und Silber
gelang es mir nach vielen vergeblichen Bemühungen, deutlich die Richtung
und ungefähre Stärke des Effectes zu bestimmen. Ich erreichte es durch
Anwendung starker Magnetfelder , indem ich die mit zwei Kupferröhren
versehene Platte zwischen die abgeplatteten Spitzpole des Magnets brachte.
Die Platte war etwas länger, als der Durchmesser der Polflächen betrug,
so dass ich letztere zwischen den Kupferröhren bis auf wenige Millimeter
einander nähern konnte. (Fig. 2.) Da die Platten bei dieser Einrichtung sich
nicht in einem ganz homogenen Felde befanden, mögen die nachstehend
gegebenen Zahlen nur als Näherungswerthe gelten :
512
Kupfer: X = 175
H= 13300
Zink: X = i"6o
jff= 13800
Silber: X== 1-45
H= 1360
ßz=i-5o S = 0-035
Q = o-ooo 090 a = -\- 0-0050.
ß = 1-40 S = 0-045
Q = o'ooo 054
ß = 1-30 § = 0*020
Q = 0-000 046.
Der Sinn des Effectes war bei allen drei der gleiche wie bei Eisen.
Fig. 2. Fig. 3.
Blei und Zinn. Auch Blei und Zinn untersuchte ich in der ange-
gebenen Weise, doch war bei diesen Metallen der Effect zu schwach, um
ihn ganz sicher verbürgen zu können. Er schien ebenfalls bei beiden im
gleichen Sinne aufzutreten, wie bei Eisen (etwa Q — O'OOO 005 und
O-OOO 004).
6. Uebersicht über die Ergebnisse der Messungen.
In der folgenden Zusammenstellung ist neben Q und a auch noch das
Hall'sche Drehungsvermögen jR. nach den von v. Ettingshausen und
mir dafür gegebenen Zahlen angeführt. Ausserdem habe ich überall den
Ausdruck ^ AT berechnet; die Werthe für iT, das thermische Leitungs ver-
mögen, u. zw. ausgedrückt in Cm., See. und Gr.-Cal., sind den Tabellen
von Landolt und Boernstein entnommen; für Nickel und Cobalt sind
sie nach den von Matthiessen gegebenen Zahlen für das galvanische
Leitungsvermögen aus dem W iede mann-Fratiz'schen Gesetz berechnet.
Auf den Ausdruck Q K gelangt man, wenn man in die Gleichung
0 = it:
die Intensität des Wärmestromes W einführt, d. h. die in der Secunde den
Querschnitt der Platte durchfliessenden Wärmemengen (Gr.-Cal.):
Es wird
W=K-
Q__
K~
X
gl
WH'
Vergleicht man diesen Ausdruck mit demjenigen für das Hall'sche Drehungs-
vermögen :
R =
JH'
wo bekanntlich e die elektromotorische Kraft des Hall 'sehen Transversal-
effectes und J die Intensität des die Platte durchfliessenden galvanischen
Stromes bedeutet, so sieht man, dass die Ausdrücke einander völlig ent-
sprechen,
Q ist in der folgenden l^abelle bei den Metallen mit positivem Vor-
zeichen angeführt, bei welchem man von der Eintrittsstelle des Wärme-
stromes zu den Eintrittsstellen des derivirten Stromes durch eine Drehung
im Sinne der das Magnetfeld erregenden Ströme gelangt, bei den übrigen
mit negativem.
513
Wismuth
Antimon
Nickel
Cobalt .
Kohle . .
Eisen . ,
Stahl . .
Kupfer .
Zink , . .
Silber . .
Blei . . .
Zinn . . .
(-
+
+
+
+
+
(?) +
(?) +
0-132
o-oo8 87
o'ooS 61
0002 24.
o"ooo i)
o-ooi 56
o"ooo 706
o'ooo 090
o'ooo 054
o'ooo 046
o-ooo 005
o'ooo 004
— 0-0133
— 000163
-\- 0-00402
-}- 0-00839
-j- 0-00400
-l- 00050
— 7
— o
(-0
+ 0
+0
+0
+ 0
+0
+0
o
T"
•8
■21
066
Ol 3
25)
•00 96
00 71
00 013
00 020
00 005
00 006
00 003
y?
lo-i
0-192
0*02 4
O'OO 46
0-18
0-0 1 13
o-oi 75
0-00052
— 0-00041
— o-ooo 83
-f- 0-000 09
— 0-000 04
+
+
Die Werthe Q gelten für 56 — 57*^ und natürlich für die Feldstärken,
bei denen sie bestimmt sind. Für bedeutend davon verschiedene vi^ären sie
nach den obengegebeneü Tabellen zu corrigiren.
Ein Zusammenhang des thermomagnetischen Transversaleffectes mit
dem magnetischen, resp. diamagnetischen Verhalten der Substanzen oder mit
der von Kundt (1. c.) im Eisen, Nickel und Cobalt nachgewiesenen
Drehung der Polarisationsebene des Lichtes scheint nicht stattzufinden. Gegen
eine nahe Beziehung zur Thermoelektricität dürfte vor allem der Umstand
sprechen, dass Zusatz von Zinn zu Wismuth, wodurch dessen thermoelek-
trische Eigenschaften so durchgreifend (vergl. weiter unten) verändert werden,
auf Q einen verhältnissmässig geringen Einfluss ausübt. Auch einen Zu-
sammenhang mit dem Ha 1 l'schen Phänomen möchte man von vornherein zu
verneinen geneigt sein, wenn man bedenkt, dass, nach der Richtung des
Effectes geordnet, die Metalle dort eine ganz andere Reihenfolge haben, wie
bei dem thermomagnetischen Phänomen. Umso auffallender erscheint die
Beziehung, welche man bei Vergleich der beiden letzten Columnen obiger
Tabelle finden wird, und welche kaum zufällig sein dürfte.
Wie man nämlich sieht, gehen bei allen untersuchten Substanzen die
Werthe füt Q K und R im Grossen und Ganzen einander parallel, woraus
hervorgeht, dass diejenigen Wärme- und Elektricitätsmengen,
welche eine Metallplatte in der Zeiteinheit durchströmend
in demselben Magnetfelde eine gleiche therm om agnet is c h e
und Hall'sche transversale P o tentia 1 d i f f erenz hervorrufen,
bei allen Substanzen in ungefähr gleichem Verhältnisse
stehen.
Daraus, dass die Zahlen der beiden letzten Columnen annähernd gleich
sind, ergibt sich für obiges Verhältniss etwa das einer Gr.-Cal. zur Elektro-
magnetisch gemessenen Elektricitätsmenge l Cm.V-j Gr.V2.
Es wäre übrigens wohl möglich, dass die angeführte Beziehung weit.
näher erfüllt ist, als aus obigen Zahlen hervorzugehen scheint, weil ja in
nbenstehender Tabelle die Zahlengaben für die drei Factoren Q, K und R,
Grössen, welche von Individuum zu Individuum beträchtlich variiren, Be-
stimmungen entnommen sind, welche mit verschiedenen Metallsorten aus-
geführt wurden.
Andererseits aber muss zugegeben werden, dass das erwähnte Gesetz
an innerer Unwahrscheinlichkeit leidet, weil sich für den Sinn, in welchem
die transversalen Ströme bei beiden Effecten auftreten, kein erkennbarer
Zusammenhang finden lässt,
Uebrigens spricht für eine Verwandtschaft zwischen den Hai l'schen
und den thermomagnetischen elektromotorischen Kräften auch der Umstand,
34
514
dass dieselben in ihrer Abhängigkeit von der Feldintensität sich bei den
einzelnen Metallen ähnlich verhalten, wie man aus dem Vergleiche der oben
mitgetheilten diesbezüglichen Tabellen mit den von v. Et ti ngsh ausen und
mir in Betreff des Hall'schen Phänomens gegebenen ersehen kann.
7. Die Differentialgleichungen des Transversalefectes.
Die mathematische Beschreibung unseres Phänomens hat nach dem
oben Gesagten keine Schwierigkeiten mehr. Es ströme Wärme in einer
ebenen (begrenzten oder unbegrenzten) Platte; an der Stelle (;i;jj/) sei /die
Temperatur, y, die specifische galvanische Leistungsfähigkeit, p das Potential
der anderweitigen elektromotorischen Kräfte, u und v die Stromcomponenten
nach X und t/, IL die Componente des Magnetfeldes senkrecht zur Platte,^
so ist
2 p dt
a X o y
d^ ^^^ dt
d y d X
Unter t ist streng genommen diejenige Temperaturvertheilung zu ver-
stehen, welche nach Erregung des Feldes vorhanden ist, *) doch ist wohl
anzunehmen, dass dieselbe durch das Zustandekommen der thermomagnetischen
Ströme nicht merklich geändert wird. Ausserdem ist zu beachten, das Q
und X in der Platte mit der Temperatur variiren.
Obige Differentialgleichungen sind ähnlich den von Lorentz**) für
das Hall'sche Phänomen aufgestellten, welche kürzlich eine eingehende
mathematische Behandlung durch Boltzmann ***) und experimentelle Be-
stätigung durch V, Ettingshausen und mich (1. c.) und v. Ettings-
hausen-}-) allein gefunden haben.
Dass in der That der thermomagnetische Transversaleffect in ganz
gleicher Weise zu Stande kommt, wie der Half sehe, dafür spricht folgender
Versuch: Eine Nickelplatte (X = 2'5, ß =: 2*7, §==0023) war mit ihren
beiden Breitseiten an zwei Kupferröhren gelöthet; parallel diesen waren
drei Elektroden a, b, C aufgesetzt, von denen a sich am Rande befand,
h war von a 1*15, C von b 0"8 Cm. entfernt. (Fig. 5.) Vermittelst an den
Kupferröhren angelötheter Drähte wurde ein galvanischer Strom durch
die Platte geschickt und die Hall'sche Potentialdifferenz zwischen ab und bc
beobachtet :
«^ = 31-8, b c = 20-1, ab, b c = r^?>2.
Sodann wurde durch die beiden Kupferröhren Wasserdampf und
Wasser von Zimmertemperatur hindurchgeleitet, so dass jetzt ein Wärme-
strom die Platte durchfloss ; es ergab sich für die Thermomagnetischen
Potentialdifferenzen
ab:=^']2-b, bc = 4'j'5, ab, (5c= 1-528.
Wie man sieht, ist in beiden Fällen das Verhältniss der Effecte keines-
wegs gleich dem der Länge ab, bc= 1*44, wie es bei einer im Verhält-
niss zu ihrer Breite genügend langen Platte der Fall gewesen wäre. Es rührt
dies daher, dass bei den obigen Dimensionen der Platte ein Theil des
Effectes sich an den gutleitenden Kupferröhren ausgleicht, und zwar ist
dieser Bruchtheil bei bc, wo der Ausgleich nach beiden Seiten hin erfolgen
*) Eire Aenderung der Temperaturvertheilung muss aus zwei Gründen erfolgen;
erstens wird dort, wo die Ströme entstehen, eine Wärmeabsorption und zweitens in ihrer
ganzen Leitung eine Entwicklung von Joule'scher Wärme stattfinden.
**) Lorentz, Arch. nderl. 19, pag, 123, 1884.
***) Boltzmann: Wien, Ber. 94. pag, 644, 1886.
f) V. Ettin ghaus en , Wien, Ber. 94, pag. 808, 1886.
515
kann, grösser als bei ab, wo dies nur nach einer Seite hin möglich ist.
Daraus nun, dass bei beiden Beobachtungen das Verhältniss der Effecte ein
nahezu gleiches war, darf man schliessen, dass im zweiten Falle, wo die
Wärmestromlinien an Stelle der galvanischen traten, auch die thermo-
magnetischen Ströme ebenso verliefen, wie vorher die Hall'schen.
Wenn man daher die Aenderungen von Q und J^ mit der Temperatur
vernachlässigt, wird man einen grossen Theil der B ol t z ma nn'schen
Rechnungen bezüglich des galvanischen Transversaleffectes auf den thermischen
übertragen können und so z. B. folgende Sätze erhalten:
1, Wenn man bei einer beliebig geformten ebenen Platte in zwei
Punkten einen Wärmestrom ein- und ausfliessen lässt, so ist im gleichen
Magnetfelde die zwischen zwei beliebigen anderen Punkten vorhandene
thermomagnetische Potentialdififerenz ebenso gross, als die zwischen den
beiden ersteren auftretende, wenn in den beiden letzteren der gleiche Wärme-
strom ein- und ausgeleitet wird, *)
2. Wenn in einer beliebig geformten Platte an zwei am Rande liegenden
Punkten ein Wärmestrom W ein- und austritt, so ist die zwischen zwei
beliebigen anderen, ebenfalls am Rande alternirend dazwischen liegenden
Punkten vorhandene Potentialdifferenz. *'*')
Q H. W
Dieser Satz gibt uns ein Mittel an die Hand, die Intensität eines
Wärmestromes zu einer bestimmten Zeit zu messen, ohne dass man über
seine Stromlinien etwas zu wissen braucht. (Schluss folgt.)
Zur Herstellung von elektrischen Leitungsanlagen.
Zwei neue Werkzeuge für den Leitungsbau.
Beim Spannen der Linien für elektrische Anlagen sind vielerlei Werk-
zeuge mitzuführen und häufig oben in den zu besteigenden Stützpunkten zu
gebrauchen.
Durch die Einführung des W ei 1 ler'schen Silicium- Bronzedrahtes
wurden die Arbeiten beim Leitungsbau wesentlich vereinfacht^, auch lassen
sich bei diesem geschmeidigen, leichten Drahte von meist dünnem Durch-
messer manche oft schwerfällige Werkzeuge entbehren.
Hauptsächlich für Einrichtungen mit diesem neuen Leitungsmaterial
werden nachstehend beschriebene zwei Werkzeuge vorgeschlagen, welche in
den meisten Fällen für die wichtigsten Arbeiten ausreichen, sich aber auch
in anderer Hinsicht als nützlich erweisen dürften.
Griefs Leitungsbauzange.
Dieses Werkzeug dient als:
a) Flachzange (mit glatten Backen) ;
d) Zwickzange für schwächere Drähte ;
c) Schneidzange für starke Drähte;
d) Spannzange (mittelst Spannringes) ;
e) Vorrichtung zum Ein- und Ausdrehen von Isolatorstiften und ähnlichen
Theilen ;
f) Vorrichtung zum Anziehen und Lockern von Schraubenmuttern, Bolzen-
schrauben etc. ;
g) Schraubenzieher (zweierlei) ;
k) Feile (an der Oberfläche und Seite).
*) Boltzmann, 1. c. pag. 664.
**) Boltzmann, 1. c. pag. 666.
34'
516
Die nachstehenden dazugehörigen Abbildungen in ein Drittel natür-
licher Grösse stellen die Zange dar in:
Fig. I.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. I mit in die Zwickzange b eingelegtem Drahte;
Fig. 2 mit bei Vorrichtung f eingelegter Schraubenmutter, darunter
der Spannring ; "^
Fig. 3 mit in die Schneidzange c eingelegtem Drahte ;
Fig. 4.
Fig. 4 mit in den hervorstehenden Backen d der Flachzange festgehal-
tenem Drahte; der hier nicht am Ende gefasste Draht wird durch die über
denselben und um den Spannring geschlungene Schnur angespannt, indem
die letztere um eine Säule etc. gezogen wird.
Der Gebrauch dieses Werkzeuges zur Anfertigung von Drahtbünden
erklärt sich zum Theile aus den Abbildungen Fig. 9, 15, 25.
Fig. 5.
Im Anschlüsse hieran zeigt Fig. 5 in ein Drittel natürlicher Grösse
die schon früher vorgeschlagene kurzhalsige Zwickzange; es lassen sich
damit ohne besondere Anstrengung sehr starke Drähte abzwicken.
517
Griefs Drahtbundvorrichtung.
Dieselbe besteht aus einer federnden Drahtgabel, an deren beiden
Spitzen je eine mittelst Kugelschraube parallel zu öffnende Klemme an-
gebracht ist.
Zweck dieser Vorrichtung ist, die zu verbindenden Drähte während
der Anfertigung des Bundes festzulegen, um unnöthige Biegungen und Dre-
hungen an denselben zu verhüten und die den Bund bildenden Wicklungen
recht fest und dicht herstellen zu können.
Fig. 8.
^•:^
4
•
Fig. 6 zeigt die ganze Vorrichtung in ein Viertel natürlicher Grösse,
Fig. 7 und 8 die Zusammensetzung der Klemme in halber natürlicher
Grösse,
Aus Fig. 9, II, 15 erklärt sich, wie die Vorrichtung beim Bünde-
machen anwendbar ist.
Die Vorrichtung kann beim Gebrauche auf der Strecke nach Unter-
lage eines dreikantigen Holzscheites mittelst Schnur gut an einen Baum
oder an eine Telegraphensäule befestigt werden, wie dies bei Fig. 9
auf der folgenden Seite gezeigt ist.
Bei letzterer Abbildung ist die auf solche Weise festgebundene Vor-
richtung sammt angefangenem Weiller's Bund und Griet's Leitungsbau-
zange in deren Anwendung hiefür ersichtlich, darunter als Vorlage derselbe
Bund fertiggemacht.
Anfertigung von Drahtbünden für elel(trische Leitungen.*)
Die für den Silicium-Bronzedraht vielfach eingeführten Bünde erweisen
sich als allen Anforderungen entsprechende Formen für gute Drahtver-
bindungen.
Weiller's Wickelbund.
Bei schwächeren Drähten, bis i'^j.y^ Mm. Durchmesser, gelangt zumeist
der von Lazare Weil 1er vorgeschlagene Wickelbund, Fig. 16, zur An-
wendung. Dessen Anfertigung ist aus den Abbildungen (in halber natürlicher
Grösse), Fig. 10 — 16, zu verfolgen.
*) Bei den bezüglichen Abbildungen erscheint überall der eine Draht dunkler ge-
zeichnet, so dass der Verlauf beider Drähte deutlich zu ersehen ist.
518
Wie ersichtlich, wird hier das Ende des einen Drahtes um jenes des
anderen zurückgewickelt; die in der Mitte des Bundes zusammentreffenden
Fig. 9.
Endspitzen wurden bisher umeinander gewürgt, können aber auch wie bei
Fig. i6, kurz abgezwickt und dicht aneinander gestossen werden, so dass
beim fertigen Bunde gar kein 'l'heil hervorragt.
Fig. lo.
^ LvAi-u-jig-
rzLeitung
Für die Wicklungen sind je nach der Stärke des verwendeten Drahtes
von jedem zum Bunde gehörigen Ende 30 — 40 Cm. aufzuwenden ; die Längs
des Bundes ist hier mit 7 Cm. angenommen.
Muffenverbindung.
Sowohl bei schwächeren, wie aber besonders bei stärkeren Drähten
als 1I/2 Mm., bewährt sich die Muffenverbindung, wie nachstehend in
Fig. 17 — 21 dargestellt.
519
Es zeigen in natürlicher Grösse :
Fig-, ly die leere Muffe von oben, mit Schlitz;
Fig. II.
Fig. 12.
Fii- 13.
Fig. 14.
Fig. 15. Fig. 16.
m
Fig. 18 dieselbe von unten, mit zwei Ausschnitten ;
Fig. ig die Muffe mit eingeführten Drähten;
Fig. 17.
Fig. 18.
Fig. 19.
Fig. 20 Längsschnitt davon, ein umgebogenes Ende ist abgeschrägt ;
Fig. 2 1 Querschnitt davon ;
Fig. 22 untere Ansicht der fertigen Verbindung, die beiden Draht-
Enden sind abgeschrägt ;
Fig. 23 obere Ansicht davon, der Schlitz ist mit Loth ausgegossen
520
Hiebei werden in die Silicium-Bronzemuffe, Fig. 17 und 18, die Enden
der zu verbindenden Drähte gegeneinander, eingeführt und die ungefähr 5 Mm.
vorstehenden Spitzen an den entsprechenden Ausschnitten der Muffe, wie
beim dunkler gezeichneten Draht-Ende in Fig. 20 hackenförmig zurück-
gebogen.
Fig. 21. Fig-. 20.
Bei sehr starken Drähten kann dann dieser vorstehende Theil, wie am
lichter gezeichneten Draht-Ende in Fig. 20 ersichtlich, abgeschrägt, oder,
Fig. 22.
wie beim nächsten Bund Fig. 26, zuletzt ganz abgezwickt, auch abgefeilt
werden.
Fig. 23.
Im letzteren Falle bieten die auf Wandstärke der Muffe hervorragen-
den, durch das Umbiegen verdickten Enden noch genügenden Halt, ausser-
dem festigt auch das in den Schlitz gebrachte Loth die Verbindung.
Britannia-Wickelbund.
An Stelle vorbeschriebener Muffenverbindung wird bei starken Drähten
auch der bekannte Britannia-Wickelbund angewendet.
Fig. 24. Fig. 25. Fig. 26.
Die, wie in Fig. 24, rechtwinklig umgebogenen und übereinander-
gelegten Leitungsdraht-Enden werden hier mittelst dünneren Drahtes, wie bei
Fig. 25 und 26, fest umwickelt, dann die vorstehenden Spitzen abgezwickt.
521
Als Wickeldraht eignet sich dazu sehr gut der Silicium-Bronze-Tele-
graphendraht A, 1V4 — 1V2 ^"'•
Die Wicklungen um beide Drähte müssen je nach Stärke des Leitungs-
und Wickeldrahtes in genügender Anzahl (etwa 30 — 40) erfolgen und sich
auch deren 5 je auf den einzelnen Leitungsdraht erstrecken.
In Fig. 9, II, 15, 25 sind die angefangenen Drahtbünde theils durch
vorher beschriebene Drahtbundvorrichtung, theils durch die Leitungsbau-
zange festgehalten.
lieber das Löthen der Bünde.
Zu bemerken wäre noch, dass in allen Fällen die zum Bunde gehörigen
Draht-Enden unmittelbar vor dessen Anfertigung blank geschabt oder gefeilt
werden müssen.
Auch durch Anwendung womöglich säurefreien Löthwassers oder
sonstiger Beizmittel lässt sich die Schmutz- und Oxydschichte entfernen, um
die erforderliche metallisch reine Verbindung der Drähte zu erreichen.
Ein sorgfältiges Verlöthen des Bundes durch Eintauchen in flüssiges
Loth oder Uebergiessen damit ist anzurathen, das Loth soll aber nur den
Bund selbst, nicht auch den freien Draht bedecken.
Abrollen des Leitungsdrahtes.
Obwohl bei dieser anscheinend einfachen Arbeit, welche zumeist un-
geübten Leuten überlassen werden muss, hauptsächlich nur darauf zu achten
Fig. 27. Fig. 28.
ist, dass der Draht immer in der gleichen Richtung abgerollt werde, kommen
in dieser Beziehung gerade bei dem dünnen Silicium-Bronzedraht oft arge
Fig. 30.
Verstösse vor, welche für die Leitung recht unangenehme Folgen nach sich
ziehen können.
Die verhältnissmässig leichten Ringe lassen sich sehr gut ordentlich
abrollen, indem der Ring, wie in Fig. 27, mit beiden Händen senkrecht
gehalten und in derselben Lage, gleich einem Rade, in der Richtung der
auszulegenden Leitung vorwärts gedreht wird. (Bei anderem starken Drahte
werden die schweren Ringe durch Fortrollen am Boden ausgelegt.)
Auf diese Weise läuft der auszulegende Draht in umgekehrter Weise
vom Ring ab, wie derselbe in der Fabrik aufgerollt wurde; mit dem dort
zuletzt verbliebenen Ende, welches gewöhnlich den Ring umwindet und zu-
sammenhält, muss demnach beim Abrollen oder Auslegen begonnen werden.
W^ird dagegen, wie es häufig geschieht, der Draht ohne Mitbewegung
des ganzen Ringes, wie in Fig. 28, lagenweise seitlich oder von oben ge-
522
hoben, dann erfolgt natürlich bei Abnahme einer jeden Lage eine neue
Drehung des Drahtes um seine Achse, wonach sich bald schwer zu lösende
Verschlingungen, dann Schleifen Fig. 2g und hieraus Knoten, Fig. 30,
bilden.
Wenn auch letztere zum Theile durch Recken oder Ausziehen des
Drahtes weggebracht werden, bilden sie doch immerhin schwache Stellen
in der Leitung. Die dadurch verursachten Brüche lassen meist die voran-
gegangene Verletzung des Drahtes erkennen, derselbe scheint dann an
solchen Stellen förmlich abgedreht.
Damit der Ring nicht in Unordnung komme, sollte derselbe beim
Weglegen immer mindestens an zwei Stellen mittelst Schnur- oder Draht-
stücken leicht unterbunden werden.
Fig. 3r. Fig. 32.
Sobald sich durch Einklemmen einer Drahtlage eine Störung beim
Abrollen bemerkbar macht, ist solche durch Schütteln oder leichtes An-
schlagen des Ringes gleich zu beheben.
Für sehr schwere Ringe oder beim Auslegen in gebirgigen Gegenden
empfiehlt sich der Gebrauch einfacher Haspeln oder Trommeln, welche von
jedem Tischler leicht herzustellen sind, ungefähr wie Fig. 31.
Zwei durch Stäbe verbundene Holzscheiben, .wovon die obere kleiner,
die untere grösser als der aufzunehmende Drahtring ist, sind um eine Achse
drehbar, welche in einem entsprechenden Fusse feststeht und oben in einem
Ring endigt. Dieser Ring dient als Handgriff zum Tragen oder zur Auf-
nahme eines Stabes, falls zwei Leute daran tragen müssen. Durch Anbrin-
gung einiger Stützen und Gurten, etwa wie bei Fig. ^2, kann die Trommel
auch zum Tragen am Rücken eingerichtet werden.
So lange mit dem Abrollen ausgesetzt wird, ist der Ring, wie oben
ersichtlich, an eine der Sprossen festzubinden.
Objective Darstellung der wahren Gestalt einer
schwingenden Saite.
Von Dr. J. PULUJ, o. ö. Professor an der k. k. deutschen technischen Hochschule in Prag.
Aus den Sitzungsberichten der kais, Akademie der Wissenschaften.
Schwingt eine Saite in mehreren durch Knotenpunkte getrennten
Abtheilungen, so finden sich bekanntlich die schwingenden Theilchen dies-
und jenseits eines Knotenpunktes in entgegengesetzten Phasen ihrer Bewegung,
so dass, wenn die Saitentheilchen in der einen Abtheilung aus der Gleich-
gewichtslage nach aufwärts sich bewegen, in der benachbarten Abtheilüng
die Bewegung nach abwärts erfolgt. Nach einer Viertelschwingung erreichen
die Theilchen ihre grössten Elongationen von der Gleichgewichtslage,
und die Saite bildet eine gegen die Gleichgfiwichtslage symmetrische
Wellenlinie, bestehend abwechselnd aus Wellenbergen und Wellen-
523
thälern. Diese gekrümmte Gestalt der schwingenden Saite lässt sich
mittelst einer von mir construirten phosphorescirenden Lampe objectiv
darstellen. Die letztere ist eine Vacuumröhre, in welcher ein mit phosphores-
cirender Substanz angestrichener Glimmerschirm mittelst Inductionsstromes
des R u hm ko r ff'schen Apparates zum Leuchten gebracht wird. Die Lampe
gibt ein scheinbar beständiges, in der Wirklichkeit ein intermittirendes Licht
von mondscheinähnlicher Farbe, welches intensiv genug ist, um einen Schirm
aus Seidenpapier mit durchgehendem Lichte für Projectionszwecke genügend
zu erhellen. Die Intermittenz des Lichtes der Lampe erfolgt in demselben
Rhythmus, wie die Schwingungen des Neef 'sehen Hammers des Inductions-
apparates, und lässt sich durch Drehen der Contactschraube innerhalb
gewisser Grenzen reguliren,
Fig. I.
Fie. 2.
o
o
R
iloi
? ^
i X
Zur Erzeugung der schwingenden Bewegung bediene ich mich eines
3*5 Mtr. langen weissen Seidenfadens und einer elektrischen Stimmgabel,
welche 114 Schwingungen in der Secunde macht. Das eine Ende des
Fadens wird, wie beim Melde'schen Versuche, an eine Zinke der Stimmgabel
befestigt, während das zweite Ende über eine fixe Rolle geschlungen und
mit Gewichten entsprechend gespannt wird.
Schwingt die Stimmgabel, so entstehen bekanntlich durch Interferenz
der von derselben ausgehenden und an der Rolle reflectirten Wellenzüge,
welche gleiche Schwingungs-, aber entgegengesetzte Fortpflanzungsrichtung
haben, stehende Wellen, bestehend aus mehreren Schwingungsbäuchen, deren
Anzahl desto grösser ist, je rascher die Stimmgabel im Vergleich zur Saite
schwingt, und somit unter sonst gleichen Umständen mit der Spannung der
Saite variirt. Macht die Stimmgabel «-mal so viel Schwingungen als die
Saite bei ihrer Spannung und Länge in der Secunde machen würde, so
theilt sich die letztere in n Abtheilungen, von denen je zwei benachbarte
sich in entgegengesetzter Richtung bewegen, jede aber ebenso rasch schwingt,
wie die Stimmgabel. Die Saite, welche als Ganzes den Schwingungen der
Stimmgabel nicht folgen kann, theilt sich in mehrere Unterabtheilungen von
solcher Länge, dass jede bei der herrschenden Spannung in der Saite ebenso
schnell schwingt, wie die Stimmgabel. Die letztere Thatsache demonstrire
ich in den Vorlesungen durch Nähern eines Cartonpapierstreifens an einen
524
Schwingungsbauch. Die rhythmischen Stösse der schwingenden Saite erzeugen
einen auf grosse Entfernungen vernehmbaren Ton von derselben Höhe, wie
jener der Stimmgabel.
Würde nun die beschriebene Lampe jedesmal aufleuchten, so oft die
Saitentheilchen in die in Fig. i dargestellte Lage ihrer grössten Elongationen
von der Gleichgewichtslage ankommen, so müsste der Beobachter die wellen-
förmige Gestalt der Saite jedesmal an derselben Stelle erblicken. Wenn
ausserdem die Lichtblitze so rasch aufeinanderfolgen würden, dass das Zeit-
intervall zwischen zwei Blitzen der Dauer des Lichteindruckes gleich wäre,
so würde der Beobachter die wellenförmige Gestalt der Saite in scheinbar
constanter Beleuchtung und stets an derselben Stelle sehen.
Es ergibt sich daher als Bedingung für das Gelingen des Experimentes,
wie leicht einzusehen ist, dass die Schwingungen der Stimmgabel und die
des Nee fachen Hammers isochron sein müssen.
Die wellenförmige Gestalt der Saite muss aber auch dann zum Vorschein
kommen, wenn die Blitze erst nach jeder zweiten, dritten oder n-ten Schwingung
der Saitentheilchen, beziehungsweise der Stimmgabel erfolgen.
So würde beispielsweise bei Anwendung der Stimmgabel mit 114
Schwingungen die Wellenlinie auch dann zu sehen sein, wenn der Neef'sche
Hammer 19 oder 38 Schwingungen pro Secunde machen würde. Im ersten
Falle würden die Lichtblitze nach jeder sechsten, im zweiten Falle nach
jeder dritten Schwingung der Stimmgabel erfolgen.
Differirt ein wenig die Schwingungszahl des Neef 'sehen Hammers von
jener der Stimmgabel, was jederzeit durch Reguliren der Schraube bewerk-
stelligt werden kann, so beobachtet man ein langsames Hin- und Herschwingen
der wellenförmigen Gestalt der Saite um die Gleichgewichtslage, wobei jede
Schwingung der Saite von einer Schwebung des Tones begleitet ist. Die
Theilchen zu beiden Seiten der Knotenpunkte bew"^egen sich dabei stets nach
entgegengesetzter Richtung.
Die Anordnung des Versuches ist schematisch in Fig. 2 angedeutet.
AB ist die schwingende Saite mit der elektrischen Stimmgabel, L die
phosphorescirende Lampe, welche vom Ruhmkorff'schen Apparate R in
Thätigkeit gesetzt wird, und 6^5" ein Schirm aus Seidenpapier.
Löthen auf elektrischem "Wege.
Von G. V. DÖPP.
In Nr. 14 der ;, Zeitschrift des Vereines
deutscher Ingenieure* 1887 werden zwei Me-
thoden zur , Bearbeitung der Metalle unter An-
wendung der Elektricität* beschrieben. Die eine
ist vom Amerikaner Eiihu Thomson ange-
geben und besteht darin, dass man die hochge-
spannten Wechselströme von geringer Stärke,
wie sie eine Wechselstrommaschine liefert,
durch einen Transformator in sthr starke
Impulse von geringer Spannung verwandelt
und sie durch die zwei miteinander zu ver-
bindenden ötäbe gehen lässt. Diese werden
an der Trennucgsfläche unter der Wirkung
des Stromes geschmolzen, und sorgt man
dafür, dass sie durch eine Spannvorrichtung
fest aneinander gepresst werden, so tritt
ein Zusammenschweissen der beiden Theile
ein. In dieser Weise ist es gelungen, nicht
nur Drähte und Stäbe verschiedener Metalle
miteinander zu verbinden, sondern auch
Bandsägen, Eisen mit Bleiröhren , Stahl-
bohier und Fraiser mit Verlängeiniigen au<
Schmiedeeisen etc.
Anders verfahren die Herren Nicolas
de Bern ad OS und Stanislas Oszewski
in St. Petersburg. Sie benützen diiect den
elektrischen Lichtbogen. Das zu bearbeitende
Metall wird auf eine eiserne Tischplatte ge-
legt oder von einem metallenen Halter ge-
fasst, welche mit dem negativen Pol der
Dynamomaschine verbunden sind, während
deren positiver Pol durch ein Kupferkabel
mit dem Kohlenstab in Verbindung steht.
Führt man nun, sei es durch die Hand, sei
es durch einen ad hoc construirten Mecha-
nismus, die Kohle etwa längs den Kanten
zweier zu verbindender Bleche, so tritt ein
sofortiges Schmelzen und Verlöthen der-
selben ein. Um diese Arbeit auszuführen,
haben die Erfinder verschiedene Kohlen-
halter angegeben. Der einfachste besteht
darin, dass das Kupferkabel durch eine
525
Klemme mit einem Kupferstab verbunden
ist, welcher durch einen hölzernen, mit
Schutzschirm versehenen Handgriff hindurch-
geht und an einem freien Ende eine Kupfer-
hülse trägt, welche den Kohlenstab hält.
Zur Verlöthung längerer Fugen wird der
Kohlenhalter auf einem Schlitten befestigt,
der auf seiner Unterlage längs der Fuge
verschoben wird.
Vor Kurzem war eine Gelegenheit,
Versuchen beizuwohnen, welche die Erfinder
in Gegenwart einer Anzahl von Repräsen-
tanten des Eisenbahnwesens, der Industrie
und der Wissenschaft vorführt. Vorläufig ist's
noch ein gemiethetes Local, in welchem diese
neue Bearbeitungsmethode der Metalle studirt
wird und Verbesserungen daran angestrebt
werden. Eine Dampfmaschine von ca. 25 HP.
treibt eine Dynamomaschine von Siemens &
Ha 1 s k e, welche den elektrischen Licht-
bogen liefert. Selbstverständlich mussten sich
der Experimentator und die Zuschauer mit
Schutzgläsern versehen, um der Wirkung
des Lichtbogens folgen zu können. Die Ver-
suche, die vorgeführt wurden, waren die
folgenden : Zwei kurze Schienenstücke wurden
mit den Köpfen aneinander gelegt und
durch den elektrischen Lichtbogen in
kürzester Zeit zu einer Masse vereinigt. —
Zwei Kesselbleche wurden übereinander-
gelegt behufs Bildung einer gewöhnlichen
überlappten Kesselnaht, und die Kanten
erst auf der einen, dann auf der anderen
Seite der Bleche miteinander verlöthet.
In die so verbundenen Bleche (von je
etwa 3/g Zoll Dicke) wurde , indem der
Kohlenstab senkrecht über ihnen gehalten
wurde, ein Loch gebohrt. Das verflüssigte
Material tropfte dabei ab. Nun wurde ein
Nietbolzen eingesetzt, dessen herausstehendes
Ende durch Berührung mit dem Kohlenstab
in Weissglut versetzt und sofort zum Kopf
heruntergehämmert.
In ein Blechstück, dessen Ränder rund-
herum aufgebogen waren, so dass eine Art
oben offener Kasten entstanden war, waren
schmiedeiserne Rohre von etwa 2I/2 Zoll
Durchmesser eingesetzt. Der Zwischenraum
wurde mit Kupferstückchen gefüllt. Durch
den Lichtbogen wurden die überstehenden
Rohrenden mit dem Kupfer und dem Blech
zu einer festen Masse vereinigt.
In ein Blech von etwa l/s Zoll Dicke
wurden unter Wasser eine Reihe Löcher ge-
bohrt. Ein Bruchthel einer Secunde genügte
zur Herstellung eines Loches. Ein Nachtheil
des Bohrens unter Wasser besteht in der
Unmöglichkeit f ir den Arbeiter, den Kohlen-
stab genau auf einem vorher bestimmten
Punkt des Bleches einzustellen.
In einem eisernen Petroleumfass wurde
der Boden, der zu dem Zwecjc aufgeflanscht
war, durch den elektrischen Bogen mit dem
Mantel verlöthet.
Eine ganze Reihe von Proben, theils roh,
theils bearbeitet, theils im Durchschnitt, kenn-
zeichnete die Anwendbarkeit des Verfahrens.
Natürlich ist es jetzt noch schwer, sich
ein Bild von der Zukunft der Bern ad os-
schen Löthmethode zu machen. Immerhin
dürfte aber die grosse Bedeutung derselben
in allen Fällen, wo hauptsächlich dichter
Verschluss, nicht Festigkeit verlangt wird,
einleuchten. Gerade die Verlöthung von
Petroleumfässern dürfte ein Bei piel der ra-
tionellen Anwendung des elektrischen Licht-
bogens zur Verbindung von Metalltheilen
sein. Damit scheint sich auch die Werk-
stätte des Herrn v. Bernados speciell zu
beschäftigen. Die Arbeiter derselben ver-
löthen täglich jeder 10 — 12 Fässer. Eine
sehr schätzenswerthe Neuerung wäre z. B.
aucht die elektrische Verlöthung der Kessel-
fugen, wobei das unendlich zeitraubende
und oft sehr mangelhafte Verstemmen weg-
fallen könnte. Ferner könnte man auf diese
Weise kurze Fräser, Bohrer etc. von Stahl
an Halter aus Stabeisen anlöthen, wodurch
erstens die Schwierigkeit wegfiele, lange
Stahlinstrumente richtig zu härten und dann
auch Material-Ersparniss eintreten würde.
Wie vortheilhaft wäre dann noch das Zu-
sammen'öthen von etwa je zwei Eisenbahn-
schienen an ihren Enden, wodurch die Zahl
der Stösse erheblich vermindert würde, oder
das Zusammenlöthen zweier Schienen der
Länge nach zur Herstellung eines Doppel-
trägers u. A. m.
In den Fällen dagegen, wo eine grosse
Festigkeit verlangt wird , wird das neue
Verfahren kaum am Platze sein ; denn ob
die Verbindung der Theile thatsächlich
überall eingetreten ist oder nicht, entzieht
sich der Controle. Es dürfte also die Ver-
löthung wohl kaum die Nietverbindung er-
setzen können in den Fällen, wo sie nicht
etwa blos zum Dichthalten bestimmt ist.*)
*) Ein Theil dieser Ausfiihrnngen ist uns
brieflich mitgretheilt worden; bei dem Interesse,
welches diese Löthmethode erregen wird, hielten
wir eine nochmalige Anführung des bereits hierüber
anderswo Gesagten mit dem Neu ea für zulässig. Einen
Theil der geäusserten Bedenken haben die mit dem
Verfahren angestellten Versuche bereits widerlegt,
D. K.
Elektrische Leitungsfähigkeit der Gase und Dämpfe,
Ein schwerer Irrthnm hat sich in die
wissenschaftliche Elektricitätslehre geschli-
chen, welcher, obwohl Seitens hervor-
ragender Gelehrter bekämpft, darum doch
noch eine beinahe universelle Herrschaft
ausübt. Man findet ihn in Lehrbüchern der
Physik, die Schulen breiten ihn aus als
eine experimentell begründete Thatsache, auf
die sich mehrere Theorien stützen. Alle
Physiker wissen, dass in feuchter Luft Ex-
perimente mit statischer Elektricität gewissen
Schwierigkeiten unterliegen ; gelingt es, einen
Körper zu elektrisiren, so verschwindet die
auf seiner Oberfläche verbreitete Elektricität :
man nimmt an, dass sie theilweise längs der
Supports, theils durch die feuchte Luft ihren
526
Weg nimmt, und betrachtet in Folge dessen
die letztere als guten Leiter.
Ingenieur Jean Luvini in Turin ver-
öffentlichte vor Kurzem in der »Lumiire
Electrique* die Resultate seiner das Studium
der atmosphärischen Elektricität bezwecken-
den Versuche, welche dahin führen, obige
Hypothese als einen Irrthum zu bezeichnen
und den Beweis zu liefern, dass gewisse
Gase und Dämpfe, worunter feuchte Luft
und Wasserdampf, unter gewöhnlichem atmo-
sphärischen Druck absolut isoliren. Der Ver-
such ist sehr einfach und kann leicht wieder-
holt werden.
Luvini ordnete denselben derart an,
dass die Fluida, in die er elektrische Körper
einführt, sich nirgends längs der Elektricitäts-
träger niederschlagen können. Er spannte in
einem grossen Raum horizontal eine 4 Mtr. lange
Seidenschnur auf, aus sieben einfachen Co-
confäden ohne Torsion und Verbindung
hergestellt. In der Mitte derselben hängt
eine hohle Messingkugel von 5 Cm. Durch-
messer. Eine zweite dieser parallele, aus
fünf Coconfäden bestehende Schnur, trägt
in ihrer Mitte ein Pendel, das unten in einer
Hollundermarkkugel endigt, welche, wenn
nicht elektrisirt, mit der Messingkugel Con-
tact bildet.
Indem er diese letztere elektrisirt, wird
die Hollundermarkkugel abgestossen und gibt
durch den Ablenkungswinkel des Pendels
ein Maass für den Grad der Elektrisirung.
Luvini elektrisirte die Kugel gewöhnlich
mit der Leiterplatte eines Elektrophors. Die
Ausdehnung des Experimentirraumes und die
Beschaffenheit der Luft während der Ver-
suche gestatteten die Umgebung der elek-
trischen Körper mit einem beträchtlichen
Quantum des Gases oder Dampfes, der
gerade untersucht wurde, zu erfüllen, ohne
dass die Fluida während längerer Zeit sich
auf den Suspensionsfädeu niedergeschlagen
hätten. Abstrahirt man von der schwachen
Leitungsfähigkeit der angewandten Fäden,
die nach Gaugain die besten Isolatoren
sein sollen, sieht man ferner ab von den
Verlusten durch atmosphärischen Staub,
dessen Körnchen sich allenfalls polarisiren,
einen Faden und dadurch der Elektricität
eine Brücke bilden, so könnte man jeden
beobachteten elektrischen Spannungsverlust
der Leitungsfähigkeit der untersuchten Fluida
zuschreiben.
Lavini begann seine Versuche damit,
dass er die Kugel immer mit etwa derselben
Spannung lud und die Zeiten beobachtete,
während welcher die Divergenz des Pendels
eine bestimmte Anzahl Grade abnahm. In
trockener Luft blieb dieselbe stundenlang
constant, Luvini studirte hierauf den Ein-
fluss von mit Wasserdampf gesättigter Luft
bei verschiedenen Temperaturen , ferner
Wasserstoff und Kohlensäure in dem unge-
trockneten Zustand, in welchem dieselben
das Entwicklungsbad verlassen, Quecksilber-
dampf von looO und den Dampf eines
Ammoniaksalzes. Die die Gase und Dämpfe
erzeugenden Flüssigkeiten, sowie die Gase
und Dämpfe selbst, standen dabei in Ver-
bindung mit der Erde durch eine metallische
Leitung.
Keines dieser Fluiden hat die geringste
Leitungsfähigkeit gezeigt. Sämmtliche be-
nahmen sich wie ausgezeichnete Isolatoren,
Bei einer zweiten Serie von Versuchen
wurde ein 12 Mtr. langer schwarzseidener
Nähfaden gewählt, ein einfacher Coconfäden
mitten darübergelegt und an dessen beiden
Enden eine Hollundermarkkugel befestigt.
Ein über den horizontalen Faden gefaltetes
Stück Papier hielt die beiden Enden parallel
in einer solchen Entfernung , dass die
Kügelchen ohne Druck Contact bildeten.
Hierauf gemachte Versuche in derselben
Weise, wie oben durchgeführt, ergaben das
gleiche Resultat. Der Versuch mit Wasser-
dampf bei hohen Temperaturgraden ange-
stellt ergab eine Verringerung der Divergenz,
herrührend natürlich von der Condensation
des hochgespannten Dampfes ; zuerst sehr
rasch, bis auf einen gewissen Grad herab-
fallend, blieb dieselbe dann beinahe con-
stant, so dass, wie bei der ersten Versuchs-
reihe, sich ein absolutes Leitungs-Unvermögen
herausstellte.
In einer dritten Versuchsanordnung
wandte Luvini statt des doppelten Pendel-
fadens einen einfachen an, im Uebrigen blieb
Alles wie bisher. Er brachte nun in ver-
schiedener Distanz glühende Kohlen in die
Nähe. Waren dieselben nur einige Centi-
meter von der Messingkugel entfernt, so ver-
minderte sich die Divergenz zuerst sehr
rasch, dann langsamer, bis die Elektricität
sich vollständig zerstreut hatte. Diese auf-
einander folgenden Phasen fallen je nach
der Kohlendistanz in eine mehr oder weniger
lange Zeit, immer aber im Ganzen ia wenige
Secunden.
Aus allen seinen Versuchen zieht Lu-
vini den Schluss, dass die Gase und
Dämpfe unter gewöhnlichem Druck und
zwischen den Temperaturen o und loo" voll-
kommene Isolatoren sind.
Ueber Fortschritte der Galvanoplastik.
Der technische Leiter der berühmten
Christofle'schen Fabrik in Paris, H. B o u i 1 h e t,
hielt im März d. J. einen Vortrag über die
Vervielfältigung von Kunstgegenständen durch
die Galvanoplastik, welcher im ,G^nie civil*
veröffentlicht wurde und auch als kleine
Broschüre im Buchhandel erschienen ist. Wir
entnehmen demselben einige noch wenig be-
kannte Thatsachen und Fortschritte.
Das dichteste Kupfer erhält man, wenn
man der mit Schwefelsäure angesäuerten
Kupfervitriol-Lösung ein wenig Gelatine-
lösung zusetzt ; zuviel davon macht das
Kupfer brüchig; die richtige Menge ertheilt
527
demselben jedoch den höchsten Grad von
Cohäsion nnd Zähigkeit, in gewisser Hinsicht
das gegossene Kupfer übertreffend. Galva-
nisches Kupfer hat 8'9 spec. Gewicht, ge-
gossenes Kupfer schwankt zwischen 8*78 und
8"83. Ersteres konnte einem Druck von 20
Atm. widerstehen, letzteres Hess Wasser bei
einem Druck von 12 Atm, durchgehen.
Runde Gegenstände, wie Büsten, Bild-
säulen, stellt man in einem Stück in der
Weise her, dass man den graphitirten Flächen
der Guttaperchaform Anoden von Blei gegen-
überstellt und die Zersetzung mittelst eines
besonderen Stromes bewirkt. Das Princip
hatte bereits 1858 Lenoir angegeben, er
hatte Platindrähte statt Blei angewendet; an
der Kostspieligkeit des Materials scheiterte
jedoch die praktische Durchführung (wohl
auch an der theuren Kraft, die damals nur
mit Bunsen'schen Batterien erzeugt werden
konnte, während jetzt die billigen Dynamo-
ströme verwendet werden).
Pellecat zeigte neuerdings, dass es
möglich ist, direct von einem frischen Thon-
modell Guttapercha-Abdrucke für das Bad zu
machen. Die Guttapercha wird zu dem Ende
geschmolzen und auf das Modell gegossen.
Formen durch geschmolzene Guttapercha zu
gewinnen ist an sich nicht neu, das Verfahren
wird in Deutschland schon lange ausgeübt,
jedoch nur in Hinblick auf Metallmodelle.
Es ist überraschend, dass es möglich ist,
ganz tadellose Abdrücke von narsem Thon
auf diesem Wege zu erhalten. Man erspart
dadurch das doppelte Formen in Gyps.
Allerdings geht dabei das Original verloren,
das Verfahren kann deshalb nur bei guter
Einübung zur Anwendung kommen.
Einen wirklichen Bronzeüberzug auf
Kupfer kann man dadurch erhalten, dass man
einen dünnen Niederschlag von Zinn herstellt
und dann den Gegenstand bis dunkelroth
erhitzt; das Zinn geht eine Legirung mit dem
Kupfer ein und eine wahre Bronzefarbe
bildet sich.
Die verbreitete Ansicht, dass Queck-
silbervergoldung besser halte, als galvanische,
ist ein Irrthum, der sich daraus erklärt, dass
es nicht möglich ist, bei ersterem Verfahren
weniger als ein halb Gramm Gold auf ein
Decimeter Oberfläche zu bringen ; mit dieser
Menge können aber galvanisch 10 Qu. -Mtr. ver-
goldet werden, also eine tausendmal grössere
Fläche. Die galvanische Vergoldung hält nicht,
wenn zuwenig edles Metall niedergeschlagen
ist. Nur zu oft wird das Publicum in dieser
Hinsicht gelauscht, ist auch Anfangs zufrieden
mit dem Schein, wenn wenig dafür gezahlt
wird.
Die Quecksilbervergoldung hat einen
vielfach beliebten grünlichen Schimmer, den
man jedoch auch bei der galvanischen Ver-
goldung dadurch erzeugen kann, dass man
nach Beendigung des galvanischen Processes
eine dünne Lage von Quecksilber auf das
Gold niederschlägt. Erhitzt man nunmehr
massig, so verflüchtet sich das Quecksilber
und es tritt die grünlich schimmernde Gold-
farbe hervor. (Bad. Gewerbeztg.)
Von der hygienischen Ausstellung.
Die Statistik der elektrischen Belenchtuns in Wien und Umgebung.
Auf der Ausstellung, we'che zu Beginn
des Monates October in den Räumen der Uni-
versität anlässlich des ,VI. Internationalen
Congresses für Hygiene und Demographie
zu Wien 1887*, abgehalten wurde, exponirte
das statistische Comite des Elektrotech-
nischen Vereines eine tabellarische
Zusammensetzung aller elektrischen Beleuch-
tungsanlagen, die in Wien existiren.
Die einzelnen Installationen waren in
einem Plane von Wien durch Nadeln ange-
deutet, deren Köpfe von verschiedener Farbe
nnd Grösse erkennen Hessen, ob die Anlage
mit Glühlicht, Bogenlampen oder beiden
Lampensystemen ausgestattet und in welcher
Zahl beiläufig die Lampen vorhanden sind.
Der Plan, dessen Beigabe gleichsam eine
Illustration der Tabelle bildete, erregte all-
gemein Interesse.
Das statistische Comite beabsichtigt, die
Statistik nicht blos auf die elektrische Be-
leuchtung, sondern wo möglich auf sämmt-
liehe Zweige der Elektrotechnik auszudehnen
und hofft hiebei auf die thatkräfiige Mit-
wirkung aller bethelHgten Kreise.
Die Tabelle zeigt, dass die Einführung der
elektrischen Beleuchtung in und um erst in die
jüngste Zeit fällt, denn die grösste Zahl der
Betriebseröffnungen fand in den Jahren 1886
und 1887 statt. Leider ergibt die Zusammen-
stellung, wie geringe die Anzahl der In-
stallationen ist, was bei dem Umstände, dass
keine Centralanlagen bestehen, nmsomehr in
die Waagschale fällt und durch die geringe
Gesammtzahl der installirten Glühlampen und
Bogenlampen am klarsten ausgedrückt wird.
Von dem benöthigten Kraftbedarf wurden
1982 Pferdestärken durch Dampfmaschinen
und 393 Pferdestärken von Gasmotoren ab-
gegeben. Ungefähr 40^ der aufgezählten
Anlagen haben zum Betriebe Gasmotoren
aufgestellt, welche ibö'/o der Gesammt-
leistung von 2375 Pferdestärken liefern.
Die meisten Anlagen sind von der
Firma Siemens & Halske ausgeführt, die
Zahl derselben ist 31; die Firma Brückner,
Ross & Cons. figurirt mit ii, Kremenezky,
Mayer & Co. mit 14, B. Egger & Co, mit
10 Anlagen.
Wir fügen nachstehend die Tabelle an,
welche, wenn sie den Gegenstand auch nicht
ganz erschöpfend behandelt, doch immerhin
ein Bild der Entwicklung der elektrischen
Beleuchtung in Wien gibt.
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532
CORRESPONDENZ,
Villach, den 13. October 1887.
Löbliche Redaclion!
In Ihrer geehrten Zeitschrift, Heft X,
1887, Seite 443, äussert sich der Verfasser
des Aufsatzes : „ Ueher Oekonomie in der Schal-
tung galvanischer Elemente in Olockensignal-
Linien mit Muhestrom'^ , dass er nicht irgend-
welche nachtheilige Wirkung der von ihm
empfohlenen Füllungsmethode der Callaud-
Elemente bemerkt habe; ich erlaube mir,
hier auf einen sehr grossen Nachtheil dieser
Methode aufmerksam zu machen, der darin
besteht, dass, wenn auf die Kupfervitriol-
krystalle zuerst die alte Zinklösung und
dann das Wasser gegossen wird, die Krystalle
des Kupfervitriols sich zu einer festen Masse
verbinden, loelch' letztere ohne Beschädigung
des Olases nicht leicht entfernt werden kann
und bei Neufiillung der Elemente somit die
meisten Gläser beschädigt werden.
Hochachtungsvoll
Hermann Sedlaczek
Telegraphen- Controlor der österr. Sta ats b ahn en .
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G. R. Kirchhoff, der grosse Physiker, starb am 17. October zu Berlin.
Der Trauer über den unersetzlichen Verlust, welchen durch diesen früh-
zeitigen Tod die Welt erlitt, vorläufig Ausdruck gebend, behalten wir uns
vor, später näher auf dieses wissenschaftlich so reiche Leben einzugehen.
KLEINE NACHRICHTEN.
f Unser Vereinsmitglied, Herr Asmus F ranzen, starb am 27. October im
35. Lebensjahre. Franzen war ein vortrefflicher Mensch, und die Theilnahme, welche
seiner trauernden Witwe durch Erscheinen zahlreicher Vereinsgenossen bewiesen wurde,
zeugte für die Hochschätzung des Frühverblichenen Seitens seiner Vorgesetzten, Mitarbeiter
und Aller, die ihn kannten.
Der projectirte Canal zwischen
Bordeaux und Narbonne, von dem in
Frankreich schon seit Jahren die Rede ist
und welcher, wie es scheint, jetzt seiner end-
lichen Inangriffnahme nahe ist, soll in seiner
ganzen Ausdehnung elektrische Beleuchtung
erhalten.
Elektrische Beleuchtung der Linden.
Die Strasse , Unter den Linden* in Berlin
soll demnächst mit 104 Bogenlampen er-
leuchtet werden. Nach dem Vorschlage des
Prof. Hagen sollen die Lampen in Ab-
ständen von 40 Mtr. und in 8 Mtr. Höhe
angebracht werden, während sie in der
Leipziger-Strasse in Entfernung von 75 Mtr.
stehen und von der Erde 5V2 Mtr, entfernt
sind. Wir halten die gewählte Höhe für zu
gross. Bei der Beleuchtungsanlage im Aus-
stellungspark hat man die Lampen in Höhen
von etwa 7V2 Mtr. angebracht, wobei man
ebenfalls eine bessere Vertheilung des Lichtes
erzielen wollte. Der Erfolg ist kein ganz
günstiger gewesen, einmal weil der Schatten,
der naturgemäss um den Laternenträger
herum liegt, mit der Höhe des letzteren
wächst, dann aber auch, weil der ungenutzte
Antheil, den Gebäude, Bäume, Gebüsch u, s.w.
an der Beleuchtung erhalten, umso grösser
sein wird, je höher der Lichtpunkt liegt. Bei
niedrigen Lichtpunkten kann man die Lage
derselben so wählen, dass der Hauptheil des
Lichtes auf die zu erleuchtende Fläche fällt,
während man mit Höherrückung der Licht-
punkte mehr und mehr die schattenwerfenden
Gegenstände, welche in der Umgebung
stehen, in den Lichtkegel rückt. Dies ist ein
Umstand, der insbesondere bei den Linden
wegen ihres Baumschmuckes in's Gewicht
fällt. Es kommt ausserdem noch ein sub-
jectives Moment in Frage. Durch die gleich-
massigere, aber breitere Vertheilung des
Lichtes bei hochgestellten Lichtpunkten wird
der Erdboden weniger hell erleuchtet, als bei
niedrigen, und es macht sich dann eine leb-
hafte Gegensatzwirkung zwischen dem Licht-
spender und dem beleuchteten Boden geltend,
welche die Beleuchtung schwächer erscheinen
lässt, als sie in Wirklichkeit ist. Es erscheinen
die Ivaternen mit einem glänzenden Licht-
schein umgeben, während der Boden ver-
hältnissmässig schwach erleuchtet ist, und
dies verführt zu der Meinung, dass das Lipht
nur zu einem geringen Theile zur Erhellung
der untenliegenden Flächen verwendet würde,
zum grösseren Theil aber ungenützt verloren
geht. (,Anz.*)
Elektrische Schiffsbeleuchtung, Aus
dem letzten Berichte der Royal Mail Steam
Packet Company entnehmen wir, dass die
Dlrectoren dieser Gesellschaft beschlossen
haben, die Schiffe »Don*, ,Medway', ,Neva*,
»Nile* und »Tagus* mit der elektrischen
Beleuchtung auszustatten. Auf sieben Schiffen
dieser Gesellschaft ist das elektrische Licht
bereits installirt.
Elektrische Beleuchtung, In einem
Stadttheile von Chicago ist die elektrische
533
Beleuchtung insoferne obligatorisch geworden,
als der Besitzer dieses Staüttheiles allen seinen
Miethern den Gebrauch der elektrischen Be-
leuchtung zur Bedingung gemacht hat.
Die Beleuchtung des Nordostsee-
Canalbafens. Unter den vielen technischen
Einrichtungen, welche für den bei dem Bau
des NordostseeCanals anzulegenden, sogen.
Binnenhafen geplant werden, ist auch eine
grossartige elektrische Beleuchtung nach Art
des Hamburgei Freihafengebietes angeregt
und würde dadurch der nächtliche Verkehr,
resp. das Laden und Löschen besondere
Vortheile und Sicherheit erfahren. — Selbst
bei dem Bau des Canals soll bei Ausführung
der Schleusen und bei anderen schwierigen
Arbeiten, bei denen Nachtarbeit erforderlich,
die elektrische Beleuchtung angewandt werden.
(»Anz.*)
Elektrische Locomotive. In dem Berg-
werke der Lykens Valley Goal Gompany in
Peonsylvanien funclionirt mit ganz befriedi-
gendem Erfolge eine elektrische Locomotive,
deren Geschwindigkeit 28 Km. in der Stunde
beträgt.
Städtische Elektricitätswerke in Ham-
burg. Nach den von der Commission für die
staatliche elektrische Beleuchtung in Hamburg
ausgearbeiteten Bestimmungen würde dem be-
treffenden Pächter der Centralanlage zugleich
das alleinige Ausführungsrecht für Installirung
der Hausleitungen zustehen, wogegen den
Gasfittern nur die Lieferung von Glühlampen
und Decorationen überlassen bliebe. Hierin
erblicken die Mechaniker und Gasfitter die
Schaffung eines Monopols, und hielten behufs
Stellungnahme eine Versamm ung ab, zu
welcher auch einige Bürgerschaftsmitglieder
erschienen waren, um die Anschauungen der
genannten Commission näher zu beleuchten.
Es wurde nachgewiesen, dass die Beweg-
gründe, welche maassgebend für Zugrunde-
legung der oben angeführten Bestimmungen
gewesen, keineswegs auf die Schaffung eines
Monopols gerichtet, sondern vielmehr darin
zu suchen sind, dass man durch die Aus-
führungen der Leitung von einer Seite ein
besseres und einheitlicheres Zusammenwirken
erhoffe. Der Senat werde später eine Prü-
fungscommission einsetzen, welche die Be-
rechtigung zur Ausführung der mit der Zeit
sich ergebenden Ausbreitungen, resp. Repa-
raturen des Leitungsnetzes an geprüfte Me-
chaniker übei tragen solle. — Die Versamm-
lung beschloss, der Bürgerschaft eine Petition
vorzulegen, in welcher um Veröffentlichung
der Prüfungsvorschriften gebeten werden soll,
damit die Mechaniker ba'd in der Lage sein
könnten, die Ausführungs-Berechtigung zu er-
werben. (,Anz.*)
Neue Elektricitätswerke. Sowohl in
Braunschweig, wie in Hannover sind grössere
Centralen in Ausführung begriffen. Am
ersteren Orte wird das gesammte zwischen
Schuh- und Dammstrasse, resp. Kohlenmarkt
belegene Häuser- Viertel mit elektrischem
Licht versorgt, während in Hannover die be-
reits an der Gr. Packhofstr. befindliche
Blockcentrale um ca. 500 Glühlampen er-
weitert wird. In beiden Fällen kommen Dy-
namos des Systems ,Lahmeyer* der deutschen
• Elektricitä's-Werke zu Aachen zur Ver-
wendung, u. zw. in Braunschweig zwei Ma-
schinen von je 100 Volts und 240 Ampöres.
Städtische Elektricitätswerke in
Magdeburg. Die Gemeinde Magdeburg wird
ein städtisches Elektricitätswerk bauen. Der
Bau der Anlage wird ausgeschrieben werden.
(»Anz.«)
Städtische Elektricitätswerke in
Darmstadt. Die von der Stadt beschlossene
elektrische Central-Lichtanlage nimmt guten
Fortgang. Nachdem die schon vor einiger
Zeit eingeleiteten Verhandlungen wegen Be-
theiligung der Einwohnerschaft zu befriedigen-
dem Ziele geführt, ist jetzt auch die Haupt-
frage, die Frage des Bauplatzes, entschieden.
Die Anlage kommt auf die Nordseite der
aus einer Passage zur Strasse erweiterten
Schuchard.strasse, also in die Mitte der vStadt,
was allgemein Billigung findet. Der Kauf-
preis der erworbenen Grundstücke beträgt
Mk. 50.000. Die Stadtverordneten-Versamm-
lung wird sich schon nächsten Donnerstag
mit dem Vertrag beschäftigen. Die Arbeiten
im^Hoftheater, welche für die Einführung
der elektrischen Beleuchtung erforderlich er-
scheinen, nähern sich bereits der Vollendung.
Die Oberaufsicht über Alles führt der Pro-
fessor an der technischen Hochschule, Dr.
Kittler. (.Anz.*)
Elektrischer Kirchenglocken- Läute-
apparat. Unter den mannigfachen Geschenken,
welche Seiner Heiligkeit dem Papste aus
Anlassseines fünfzigjährigen Priester-Jubiläums
dargebracht werden sollen, befindet sich auch
eine, von einem französischen Ingenieur, Na-
mens Arragon gespendete Vorrichtung, durch
welche die grossen Kirchenglocken auf elek-
trischem Wege geläutet werden sollen.
Elektrisirung von Kautschukstreifen.
5 Mtr. lange, 40 Qu. -Mm. im Querschnitt
haltende, oben an einem Haken aufgehängte
Kautschukstreifen werden beim Reiben mit
einem Flederwisch so elektrisch, dass sie
herantretende Personen wie in einen Vogel-
käfig einhüllen. Werden sie auch unten be-
festigt, so bilden sie beim Reiben eine Art
Kugel. Bei trockener Luft hält sich die
Elektrisirung mehrere Stunden. (^Bbl.*)
lieber photometrische Messungen
von Lichtquellen unter verschiedenen
Ausstrahlungswinkeln. Um die Helligkeit
von Bogenlampen, Weuhamlampen dem um-
gekehrten Si e m e n s'schen Regenerativbrenner
überhaupt von Intensiv-Gasbrennern, die ihr
Licht wesentlich nach unten senden, nach
534
verschiedenen Ausstrahlungsrichtnngen be-
quem messen zu können, wird ein Verfahren
angegeben, was vor dem bisher zu diesem
Zwecke üblichen Dibdin'schen dengrossen
Vortheil voraus hat, dass bei ihm ein Bun-
s e n'sches Photometer in der gebräuchlichen
Form Verwendung finden kann. Bei dem
Dibdin'schen Verfahren wird der gefettete
Papierschirm unter derselben schrägen In-
cidenz von den Strahlen der zu untersuchen-
den Lichtquelle einerseits und der Vergleichs-
lichtquelle andererseits getroffen ; der Schirm
ist zu diesem Zwecke um eine horizontale
Achse drehbar, die Lampe an einem um
diesen drehbaren Arm befestigt, so dass sie
gehoben und gesenkt und so nach den ver-
schiedenen Richtungen einer Verticalebene
hin untersucht werden kann. Der Verfasser
erreicht diesen Zweck einfacher dadurch,
dass er in die Achse des gewöhnlichen B u n-
sen'schen Photometers einen Spiegel unter
45O gegen dieselbe geneigt und um sie dreh-
bar befestigt ; die zu prüfende Lampe hängt
an einem Arm mit Kette, dessen Drehpunkt
über dem Spiegel und dessen Drehungsebene
senkrecht zur Photometerachse liegt. Bei
Drehung desselben braucht man die Einfalls-
ebene des Spiegels nur immer so zu stellen,
dass sie durch die Lampe geht, um das
Licht, welches dieselbe nach irgendeiner
Depression unter der Horizontalen hinsendet,
senkrecht gegen den Photometerschirm zu
schicken. (,Bbl*)
Eisenmann's galvanisches Element
mit \A^olframsäure. Statt der Chromsäure
wird eine Lösung von 30 Gr. wolframsaurem
Natron und 5 Gr. phosphorsaurem Natron
in 350 Kub.-Cm. Wasser mit etwas Schwefel-
säure verwendet. Die elektromotorische Kraft
und der Widerstand ist denen der Chrom-
elemente entsprechend. (,Bbl.*)
Bereitung der Flüssigkeit für Bun-
sen's Chromsäurebatterie. Die nicht ge-
pulverte Menge des Salzes wird mit der
abgemessenen Menge sehr heissen Wassers
Übergossen, wobei sich ersteres sehr schnell
löst und unter Umrühren in einem dünnen
Strahl die Schwefelsäure langsam zugegossen.
(.Bbl.*)
Elektrodynamische Stromwaage für
praktische Messungen erheblicher Strom-
stärken, An dem kürzeren Arm einer un-
gleicharmigen Waage hängt eine horizontale
Spirale von Kupferband über einer gleichen
festen Spirale. Durch ein Schiebegewicht an
dem längeren Arm der Waage wird das
Gleichgewicht beim Durchleiten des Stromes
hergestellt. (,Bbl.*)
Ueber eine absoIuteZeiteinheit. Elek-
trische Zeitetalons und Variationschrono-
skope. Als Maass für eineabsolute unveränder-
liche Zeiteinheit wird der specifische Wider-
stand p des Quecksilbers in absoluten elektro-
statischen Einheiten genommen, wo p zugleich
ein Zeitintervall ist. p würde die Zeit sein,
während welcher durch einen Würfel von
Quecksilber, dessen Kante gleich der Längen-
einheit ist, die Einheit der Elektricitätsmenge
fliesst, wenn an seinen gegenüberliegenden
Flächen die elektromotorische Kraft Eins
wirkt. Die Wahl der Längeneinheit selbst ist
hier ohne Einfluss.
Zur experimentellen Fixirung von p wird
der Strom einer S^ule von beliebiger elektro-
motorischer Kraft E gleichzeitig durch die
beiden Kreise eines Differentialgalvanometers
in entgegengesetzter Richtung geleitet ; in
dem ersten, dessen Widerstand K sei, wäre
die Intensität des Stromes constant J^ durch
den zweiten fliesst eine Reihe discontinuir-
licher Ströme, welche durch einen abwech-
selnd durch die Säule geladenen und durch
den Kreis entladenen Condensator von der
Capacität C geliefert wird. Die Galvano-
meternadel ist in Ruhe, wenn beide Ströme
gleiche Elektricitätsmengen durch die beiden
Zweige in der Zeit t führen.
Der constante Strom liefert in der Zeit t
die Elektricitätsmenge Ex j R\ der Conden-
sator die Elektricitätsmenge G Ex j t^ wenn /
die Zwischenzeit zwischen zwei Entladungen
ist. Beide Zeiten sind in einem arbiträren
Maass gemessen. Es ist also beim Gleich-
gewicht jS't / A'= CEx 1 1 oder t=:= C Ji. Sind
C und Ji in absolutem Maasse bestimmt, ist
Cp mal so gross, als die Capacität einer
Kugel vom Radius /, also C = p l^ R gleich
q mal dem Widerstand eines Würfels Queck-
silber von der Kante /, d. h. R:=q^l/ l'i =
= q ^ / 1^ so ist t = pq^. Setzt man p =^ i,
so wird t eine Function dieser Einheit, wird
p in Secunden ausgedrückt, so ist t ebenso
in Secunden gegeben. Werden die Commu-
tirungen durch eine osclllirende Stimmgabel
von der Schwingungsdauer ö hervorgebracht,
so ist ■& = / q.
Der Werth q wird durch die Länge
einer Quecksilbersäule gegeben, welche bei
den Ohmbestimmungen auf ^'50000— V200000
genau bestimmt ist; zur Messung von p ist
die Capacität eines ebenen Condensators zu
bestimmen, also namentlich die Dicke der
ibolirenden Schicht, welche nach der Methode
von Fizeau sehr genau gemessen werden
kann, pq würde also auf etwa VloOOOOO genau
zu bestimmen sein.
Der Apparat stellt eine Art Uhr dar,
welche das Vor- und Nachgehen des Com-
mutators gegen den Gang angibt, bei welchem
die Galvanometernadel auf Null steht. Mit
einer Säule von 10 Volts, einem Condensator
von einem Mikrofarad, 10 Entladungen in
der Secunde und einem Differentialgalvano-
meter, welches auf 10—10 Amp. genau ist,
würde eine Aendernng der Geschwindigkeit
um Vlüüoooo einen Ausschlag von 1 Mm.
geben. Man kann so sehr genau eine be-
stimmte Geschwindigkeit wiederfinden.
(»Bbl..)
Elektrische Ausnützung der Wind-
kraft. Die Idee, die Windkraft zur Erzeu-
535
gung von Elektricität auszunützen, ist nicht
neu und fand besonders wieder Anregung,
als die Accumulatoren auftauchten, weil man
mit Hilfe derselben die ungleichmässige Aus-
giebigkeit dieser Kraftquelle ausgleichen zu
können hoffte. Bisher haben aber Versuche,
welche in dieser Richtung unternommen
wurden, nicht sonderliche Erfolge aufweisen
können. Vielleicht lag dies an der Unzuläng-
lichkeit der früheren Accumulatoren. Da die
letzte Zeit in dieser Beziehung jedoch wesent-
liche Verbesserungen gebracht hat, so hat
die Frage der elektrischen Ausnützung der
Windkraft neue Bedeutung gewonnen und es
ist deshalb von Interesse zu hören, dass der
französische Minister der öffentlichen Arbeiten,
die Vornahme von Versuchen zur Benützung
der Windkraft für die elektrische Beleuch-
tung von Leuchtthürmen, welche in Hävre
stattfinden sollen, angeordnet hat. Man will
dabei Verfahren benutzen, welche dem Duc
de Feltre patentirt sind. Das dabei benützte
Windrad hat 13 Mtr. im Durchmesser; das-
selbe soll eine Nebenschluss Dynamomaschine
treiben, welche eine Accumulatorenbatterie
ladet. Der Strom für den Betrieb der elek-
trischen Lampe soll dann den Accumulatoren
entnommen werden. Die Dynamomaschine
erhält Einrichtungen, durch welche ihre
Spannung auf constanter Höhe erhalten wird.
Wir wollen hoffen, dass diese Versuche von
Erfolg sein werden, da sie dann die Lö-
sung eines wichtigen Problems herbeiführen
würden. (^Anz.*)
Ueber die Magnetisirung von Ge-
mischen von Eisen- und Kohlenpulver.
Gemische von sehr feinem Eisen- und Kohlen-
pulver wurden in einer Kupferröhre durch
einen herumgeleiteten Strom magnetisirt und
die Momente durch Ablenkung einer Magnet-
nadel bestimmt. Es ergab sich :
1. Das Maximum des Magnetisirnngs-
Coefficienten tritt bei allen Mischungen bei
derselben Stromintensität des magnetisirenden
Stromes ein, während Auerbach eine Ab-
hängigkeit des Maximums von ihrer Dichte
beobachtete.
2. Der permanente Magnetismus wächst
mit der Menge des Eisens in der Mischung,
erst langsam und dann schneller für sehr
kleine und sehr grosse magnetisirende Kräfte;
für mittlere Kräfte ist die Zunahme ziemlich
regelmässig.
3. Der permanente Magnetismus wächst
mit der magnetisirenden Kraft, aber schneller,
4. Das temporäre Moment wächst mit
der Dichtigkeit des Gemenges, aber lang-
samer.
5. Das Verhältniss des permanenten
Momentes zum temporären wächst mit dem
Kohlengehalt des Gemisches, woraus die
Verfasser eine Bestätigung der Hypothese
von Chwolson entnehmen wollen, dass
die Kohlentheilchen im Stahl die Rotation
der magnetischen Theilchen hindern.
(,Bbl.*)
Neues System der Duplex-Telegra-
phie. Wie das in Madrid erscheinende Journal
,E1 Dia* anzeigt, hat ein spanischer Tele-
graphen-Beamter Namens S a n t a n o, ein neues
System der Duplex-Telegraphie erfunden,
welches auf der von Madrid nach Valencia
reichenden Telegraphenleitung definitiv in-
stallirt wurde. Der Betrieb findet mittelst des
Apparates von Morse statt.
Die Western Union Telegraph Com-
pany hat das Telegraphennetz ihrer bedeu-
tendsten Rivalin, der Baltimore and Ohio
Telegraph Company um den Preis von 30 Mill.
Francs erworben, auf welche Summe bereits
eine Anzahlung im Betrage von Frcs. 4,500.000
geleistet wurde.
Die längste oberirdische Telegra-
phenleitung, welche der Western Union
Company angehört und zwischen New-York
und Galveston im Texas regelmässig func-
tionirt, besitzt eine Ausdehnung von 2000
engl. Meilen.
Kabel Gibraltar-Tanger. Wie aus
Tanger geschrieben wird, functionirt das ohne
Erlaubnis« der marokkanischen Regierung
Seitens einer englischen Unternehmung von
Gibraltar nach dieser Stadt gelegte und in
Betrieb genommene Kabel ungestört weiter,
wiewohl die genannte Regierung dagegen
ausdrücklich protestirt hat.
Kabel Gibraltar-Malta-Zante. Das Te-
legraphen-Dampfschiff der jScotia* ist am
19. September 1. J. von Greenwich ausge-
laufen, um ein Kabel in der Länge von
1500 Seemeilen nach Gibraltar und theilweise
nach Malta zu transportiren. Mittelst dieses
Kabels soll die unterseeische Verbindung
zwischen Gibraltar und Malta verdoppelt und
von Malta nach Zante verlängert werden.
Telephonverbindung Brighton-Lewes.
Zwischen den englischen Städten Brighton
und Lewes soll mit dem Beginne des Monates
November 1887 eine interurbane Telephon-
verbindung hergestellt werden.
Aus der Schweiz. Die Stadt Glarus
bestrebt sich, Anschluss an das Züricher
Telephonnetz zu erhalten. — Die Betriebs-
eröffnung der elektrischen Tramway und der
elektrischen Beleuchtung von Vevey-Montreux
ist auf nächsten Monat angesetzt. Die Tele-
phonlinie Zürich — St. Gallen ist bereits in
Angriff' genommen. Es ist dies eine directe
Leitung mit Bronzedraht. Die von der Tele-
graphendirection in Bern auf zehn Jahre
verlangte Garantie von jährlich Frcs. 4000
wurde voll gezeichnet und der Gemeinderath
der Stadt St. Gallen hat die Rückgarantie
für diese Summe übernommen. — In der
Uebereinstimmung mit der schweizerischen
Telegraphendirection und dem städtischen
Bauamte empfiehlt die Einwohner-Gemeinde-
raths-Commission Solothurn dem Gemeinde-
536
rath die telephonische Verbindung Solothurn —
Bern. Für diese Verbindung ist auf die
Daner von fünf Jahren eine jährb'che Nominal-
Einnahme von Frcs. 1600 zu garantiren.
Diese Garantie ist bereits zugesagt. Je ein
Viertel übernehmen der Staat und die Stadt,
drei Viertel die industriellen Etablissements
an der Emme. (^Anz.*)
Eisenbahn-, Telegraphen- und Tele-
phonlinien in China. Nach Mittheilungen
aus Amerika hat sich das Syndicat für die
Herstellung und den Betrieb der Eisenbahn-,
Telegraphen- und Telephonlinien in China
mit dem Capitale von 125 Mill. Francs defini-
tiv constituirt. Die erforderlichen Concessio-
nen sind Seitens der chinesischen Regierung,
welche selbst einen Theil des Capitals ge-
zeichnet hat, verliehen worden. Es soll binnen
kurzer Zeit mit den Arbeiten begonnen
werden.
Verkauf der Patente für elektrische
Löthverfahren. Das Ausbeutungsrecht der
D. R.Patente von N. de Benardos und
St. Olszewski, St. Petersburg, welches für
Frankreich, Belgien, Spanien, Italien und
Oesterreich das Haus Rothschild fr^res,
Paris, erworben hat, ist für das Deutsche
Reich an die Dresdener Bank übergegangen.
Die in den Demonstrations-Werkstellen in
St. Petersburg und Creil bei Paris ausge-
führten Arbeiten, haben die praktische Ver-
wendbarkeit so augenfällig dargethan, dass
eine Anzahl russischer und französischer
Gross-Industrieller sich bereits veranlasst sah,
Licenzen zu erwerben. Die Dresdener Bank
soll an der Spitze eines Finanzconsortiums
stehen, welches sich behufs Ausbeutung der
Patente gebildet hat und wird in der Weise
vorgehen, dass sie zunächst in Berlin eine
Demonstrations-Werkstelle errichtet, deren
Aufgabe es sein soll, den deutschen Indu-
striellen die Vorzüge der neuen Art der
Metallbearbeitung und die besonderen Arbeits-
methoden für die einzelnen Anwendungen
derselben vorzuführen. Reflectanten steht
dann das Verfahren durch Entnahme von
Licenzen zur Verfügung. (»Anz.*)
Patentstreit Bell. Ueber das von der
amerikanischen Regierung gegen die Ameri-
can Bell Telephone Company wegen der
Nullitäts-Erklärung des Bell'schen Patentes
eingeleitete Verfahren wurden am 26. Sep-
tember 1. J. vor dem Gerichtshofe in Boston
verhandelt. Dieser hat jedoch nach langer
Berathung ausgesprochen, dass er sich nicht
competent erachte, in der fraglichen Ange-
legenheit ein Urtheil zu fällen, und dieselbe
von den obersten Gerichtshof gehöre.
Ausstellung. In der Zeit vom 25. No-
vember bis 31. December 1. J. findet in den
Champs-Elysees zu Paris eine internationale
Ausstellung aller Systeme und Erfindungen
statt, welche den Zweck haben, Feuersbrünste
zu verhüten, ihre Ausbreitung zu verhindern
und die daraus entstehenden Gefahren zu
beseitigen. Diese Ausstellung wird in drei
Abtheilungen zerfallen, wovon die erste die
zur elektrischen Beleuchtung dienenden Appa-
rate und Systeme umfassen wird.
Kanonen aus Aluminiumbronze.
Alfred C o w 1 e s hat in einer Abhandlung,
welche demnächst auf der Versammlung des
United States Navy Institute erörtert werden
soll, die Behauptung aufgestellt, das aus
Aluminiumbronze sich Kanonen herstellen
lassen, welche in Bezug auf Festigkeit und
Zähigkeit dem besten weichen Stahl über-
legen sind. Kanonen aus dieser Legirung sollen
selbst bei dem vierfachen Pulvergasdruck,
welchen die Stahlkanonen aushalten, noch
nicht platzen. Ausserdem soll die Anfertigung
von Aluminiumbronze-Kanonen nur den dritten
Theil der Betriebseinrichtungskosten erfordern
als die Fabrikation der Stahlkanonen und
der vierte Theil Zeit für die Herstellung
derartiger Einrichtungen nothwendig sein als
im letzteren Falle. Die Aluminiumbronze-
Kanone soll 20 "/o weniger kosten, als die
Stahlkanone, und bo'/o dieser Kosten in dem
bleibenden Metallwerth der Bronzekanone
bestehen. Das ist viel versprochen von Herrn
C o w 1 e s. Wenn es sich bewahrheitet, dürfte
Krupp's Gussstahl bald zu dem alten Eisen
gehören. (,Anz. *)
Ein neues Kohlenelement. Es ist schon
öfter versucht worden, die Energie, welche
sich bei der Oxydirung von Kohle ent-
wickelt, in Form der Elektricität zu ge-
winnen. Neuerdings will W. E. Gase in
Auborn bei New- York ein derartiges Element
erfunden haben, bei welchem das Zink durch
Kohle ersetzt worden ist. Dasselbe besteht
aus einer Thonzelle, welche mit Kohlenpulver
angefüllt ist. In der Mitte derselben steht
ein Stab aus Retortenkohle, welcher als
Leiter dient. Die Zelle steht in einem Gefäss
aus undurchsichtigem Glase, in welchem sich
auch die negative Elektrode, ein Streifen
Platinblech, befindet. Als erregende Flüssig-
keit dient Schwefelsäure, welcher chlorsaures
Kali zugesetzt wird. Durch die Einwirkung
des ersteren auf das Chlorat wird Chlorsäure
6702 frei, die eine bedeutende oxydirende
Wirkung hat und die Kohle in dem Thon-
cylinder unter Entwicklung von Kohlensäure
angreift. Die elektromotorische Kraft des
Elementes soll i'25 Volt betragen, dasselbe
soll aber zu Polarisation geneigt sein. Immer-
hin verdient die Erfindung das Interesse der
Elektrotechniker , weil sie einen weiteren
Schritt nach einem grossen Ziele bedeuten
würde. (,Anz.*)
Verantwortlicher Redacteur: JOSRP KAUEIS. — Selbstverlag dea Elektrotechnigchen Vereins.
In Coramission bei LEHMANN & WENTZEL, Buchhandlung ftir Technik und Kunst.
Druck von R. SPIES & Co. in Wien, V., Strauasen^asse 16.
Zeitschrift für Elel<troteclinil<.
V. Jahrg.
i. December 1887.
Heft XII.
VEREINS-NACHRICHTEN.
Gbronik des Vereines.
g. November. — Vereins-
versammlung.
Vorsitzender: Hofrath von
G r i m b u r g.
Der Vorsitzende eröffnet die
Wintersession mit einer Ansprache
an die zahlreich besuchte Versamm-
lung, spricht vor Allem dem Wissen-
schaftlichen Club für die neuerliche
Ueberlassung des Vortragssaales den
Dank des Vereines aus, erinnert an den
schmerzlichen Verlust durch das Ab-
leben der Vereinsmitglieder Theodor
Obach und Asmus Kränzen, deren
Andenken durch Erheben von den
Sitzen geehrt wird, und berichtet
über die Vereinsthätigkeit während
der todten Saison.
Redner erwähnt der wissenschaft-
lichen Excursion zur Besichtigung
der mobilen Beleuchtungsanlagen am
Nord Westbahnhofe und fährt fort:
„Ferner kann ich nicht umhin,
hervorzuheben, dass der Verein Ge-
legenheit genommen hat, sich durch
die Betheiligung an der Ausstellung
des hygienischen Congresses nützlich
zu machen. Es ist dem Vereine da-
mals gelungen eine Collectiv-Aus-
stellung zu veranstalten, in welcher
die Pläne so ziemlich aller hervor-
ragenden Objecte mit elektrischer
Beleuchtung in Oesterreich vereinigt
waren, und ich bin nur der Dol-
metsch der öffentlichen Meinung,
indem ich sage, dass diese Collectiv-
Ausstellung den ungetheilten Beifall
gefunden hat.
Auch ist es dem Eingreifen des
Vereines zuzuschreiben, dass es
überhaupt möglich gewesen ist, auf
jener Ausstellung die wissenschaftlichen
Apparate zu einem harmonischen Ge-
sammtbilde zu gruppiren. Sie sind
gewiss mit mir einverstanden, wenn
ich im Namen des Vereines unserem
Ausstellungs-Comite für seine erfolg-
reiche Arbeit den Dank ausspreche.
(Allgemeine Zustimmung.)
Bei dieser Ausstellung figurirte
auch eine Arbeit unseres statistischen
Comite, und wiewohl dies eine Erst-
lingsarbeit gewesen ist, hat sie doch
auch einen schönen Erfolg erzielt.
Es war dies, wie die Herren,
welche Gelegenheit gehabt haben
dort anwesend zu sein, sich erinnern
werden^ ein statistischer Ueberblick
über diejenigen Installationen für
elektrische Beleuchtung, welche im
Gemeindebe.zirk Wien und in der
Umgebung bisher ausgeführt worden
sind. Aus dieser Zusammenstellung er-
gab sich die Ziffer von 338 Bogen-
lichtern und 16.600 Glühlichtern.
Was die Glühlichter anbelangt,
so glaube ich, muss man, um diese
Darstellung auf den heutigen Stand
zu discontiren, vor Allem die Ziffer
von 4000 Glühlichtern in Abzug
bringen, welche für das neue Hof-
Burgtheater projectirt sind und jeden-
falls erst vielleicht heute ein Jahr als
im Betriebe befindlich werden in die
Tabelle aufzunehmen sein.
Ich will nicht in der Gewissen-
haftigkeit so weit gehen und auch
diejenigen 4000 Glühlichter für die
Hofoper in Abzug bringen, von denen
man gegenwärtig gewiss nicht be-
haupten kann, dass sie in betriebs-
fähigem Zustande sind, sondern daraus
den Schluss ziehen, dass heute die
Totalziffer der in Wien und Um-
gebung in Betrieb befindlichen Glüh-
lichter 12.600 beträgt.
Ich erwähne dies deshalb aus-
drücklich, weil competente Fach-
36
538
collegen wahrscheinlich im Vergleiche
der grossen Einwohnerzahl der Stadt,
die Ansicht ausgesprochen haben,
dass dieses ein sehr beschämendes
Resultat sei.
Ich theile diese pessimistische
Auffassung nicht. Wenn wir z. B.
Abends auf die Ringstrasse gehen,
so haben wir doch den Eindruck,
dass diese Strasse durch ein unge-
zähltes Heer von Lichtern, Gas-
flammen natürlich, erhellt sei und unwill-
kürlich wird man den Schluss ziehen,
dass die Anzahl von Flammen, welche
die öffentliche Beleuchtung von ganz
Wien besorgt, eine ausserordentlich
grosse sein müsse.
Das ist aber nicht der Fall. Die
öffentliche Beleuchtung von ganz
Wien im Gemeinde-Rayon der Stadt
beträgt nicht viel über lO.OOO
Flammen.
Wenn man mit dieser Zahl die
Ziffer von 12.600 Glühlichtern ver-
gleicht, so erhält man einen besseren
Eindruck, und wenn man endlich be-
rücksichtigt, dass das Anwachsen
erst in den letzten Jahren stattge-
funden hat, glaube ich doch, dass
man erwarten kann, es werde die elek-
trische Beleuchtung auch in Wien er-
freuliche Fortschritte machen.
Es ist überhaupt eine merkwür-
dige Erscheinung, wenigstens diesseits
des Oceans, dass gerade in den gros-
sen Städten die elektrische Beleuch-
tung verhältnissmässig nicht gleichen
Schritt hält mit den Städten in der
Provinz und den Fabriken auf dem
Lande.
Eine Ausnahme macht freilich in
neuerer Zeit Paris.
Es ist Ihnen bekannt, dass auch
dort in Folge eines grossen Brand-
unglückes die Frage der Theater-
beleuchtung wieder auf die Tages-
ordnung gesetzt wurde, und es ist
vielleicht ein Trost , dass jede
schwarze Schattenseite auch ihre helle
Kehrseite hat.
Thatsache ist, dass heute in Paris
bereits lO Theater mit elektrischem
Lichte versehen sind und dass vor
Ende des Winters alle übrigen
Theater gleichfalls damit ausgerüstet
sein werden. Wünschen wir, dass
dieses gute Beispiel auch in unserer
Stadt Nachahmung finde!"
Der Vorsitzende gibt ferner be-
kannt, dass der österr. Ingenieur-
und Architekten-Verein einige Gast-
karten zu seinen Versammlungen
übersendet hat, welche in der Vereins-
kanzlei zur Verfügung der Mitglieder
stehen, theilt die Tagesordnung für
die nächsten Vercnsabende mit und
ladet das auswärtige Mitglied Herrn
Director Uppenborn aus München
in verbindlicher Weise zur Abhaltung
des zugesagten Vortrages ein.
Herr Director Uppenborn dankt
dem Vorsitzenden für die freundliche
Begrüssung und hält sodann seinen
Vortrag über „Bogenlicht und Licht-
bogen".
Der Vortragende geht von der
Frölich'schen Gleichung für die
Spannungsdifferenz des elektrischen
Lichtbogens \ = a -\- d X aus und
bemerkt, dass die Grössen a und d
dieser Gleichung nicht als Constante
aufzufassen seien, da diese sowohl
mit der Stromstärke, als auch mit
dem Materiale der Kohlen-Elektroden
bedeutend variiren. Zur näheren
Untersuchung der Natur dieser Grössen
a und d empfehle es sich, nicht eine
Bogenlampe anzuwenden , sondern,
um sich von den Unzukömmlichkeiten
dieser unabhängig zu machen, die
Versuche mit einem Handregulator
auszuführen. An einem für solche
Zwecke sehr geeigneten Apparate,
der nach seinen Angaben von Edel-
mann in München ausgeführt wurde,
wird die nähere Einrichtung erläutert
und der Vortragende bemerkt, dass
sich für eine genaue Messung der
Lichtbogenlänge besonders das Kr üss-
sche Flammenmaass eigne.
Derartige Versuche, welche von
ihm in der elektrotechnischen Ver-
suchsstation in München ausgeführt
wurden , haben ergeben, dass das
Material der Kohlen einen sehr we-
sentlichen Einfluss auf die beiden
Constanten obiger Gleichung habe,
indem bei Verwendung verschiedener
Kohlensorten die Werthe von a um
539
15 X» jene von b um 43 X differiren,
wobei die Stromstärke constant ge-
halten wurde. Beide Grössen a und
und b hängen aber auch von der
Stromstärke, oder richtiger gesagt,
von der Stromdichte ab. Um diese
letztere Abhängigkeit zu finden, wur-
den Versuche mit demselben Kohlen-
paare bei verschiedenen Stromstärken
ausgeführt ; die dabei erhaltenen
Resultate wurden an graphischen
Darstellungen erläutert, aus denen
hervorgeht, dass a, die sogenannte
elektromotorische Gegenkraft , mit
der Stromstärke anwächst, b, der
Leitungswiderstand, dagegen abfällt.
Der Verlauf der Curven zeigt ge-
wisse Unregelmässigkeiten, die der
Vortragende darauf zurückführt, dass
die Kohlenstäbe nicht in ihrer ganzen
Länge gleichartig sind. Die nume-
rischen Werthe von a variiren für
mittlere Stromdichte und mittlere
Beanspruchung der Kohlenstäbe von
24 — 40 Volt.
Der Vortragende hob noch einen
interessanten Umstand hervor, dass
nämlich bei diesen Versuchen mit
der Stromstärke bis auf 1*3 Amp.
herabgegangen wurde, also mit einer
Stromstärke gearbeitet wurde, bei
welcher wohl noch kein Lichtbogen
untersucht worden ist. Die Zahl der
einzelnen Versuche betrug 850.
Um die wahre Natur der Grösse a
näher zu untersuchen, erwähnt der
Vortragende interessanter Versuche,
die er ausgeführt hat, um über den
Sitz dieser Grösse näheren Auf-
schluss zu erhalten. Es wurde in den
Lichtbogen ein Kohlenstäbchen ein-
geführt und auf diese Weise die
Spannungsdifferenz zwischen den Koh-
len-Elektroden und den einzelnen
Theilen des Lichtbogens bestimmt.
Bei diesen Versuchen, bei welchen
Lichtbogen von 6 — 16 Mm. ange-
wendet wurden und a gleich 38 Volt
gefunden wurde, ergab sich , dass
bei dem Uebergange des Stromes
aus der positiven Kohle in die Luft
etwa 32*5 Volt verloren gehen und
beim Uebergange in die negative
Kohle weitere 5-5 Volt, welche Werthe
zusammen 38 Volt ergeben.
Rednei übergeht hierauf auf die
Besprechung der Bogenlampen und
erwähnt, dass die Länge des Licht-
bogens auch bei constantem Strom
einen ziemlich bedeutenden Einfluss
auf die Leuchtkraft besitze, wofür,
abgesehen von anderen Ursachen
schon geometrische Gründe sprechen.
Es müsse somit für praktische Zwecke,
bei denen es vorwiegend auf ein
ruhiges Brennen ankomme, der Licht-
bogen möglichst constant erhalten
werden. Die hier angewendeten Licht-
bogen haben Längen von 3 — 4 Mm.,
welche nur in besonderen Fällen, so
z. B, in Lampen für militärische
Zwecke, überschritten werden. Weiters
wird erwähnt, dass mit Rücksicht
darauf, dass l Mm. Lichtbogen bei
mittlerer Stromstärke l — 3 Volt aus-
mache, eine recht ruhig brennende
Bogenlampe ein vorzügliches Ampere-
meter sein müsse. Für eine gute
Regulirung müsse die Reibung und
die Trägheit der einzelnen Theile
der Lampe ziemlich klein sein.
Der Vortragende bespricht dann
an der Hand schematischer Dar-
stellungen die charakteristischen Eigen-
schaften der gebräuchlichsten Lam-
pentypen, nämlich der Lampen für
Einzellicht, der Nebenschluss- und
der Differentiallampen und erläutert
in sehr instructiver Weise die Ver-
wendbarkeit der einzelnen Lampen
für besondere Schaltungen auf Grund
ihrer Einrichtung und Regulirungs-
art. Es wird gezeigt, dass die Serien-
lampe, oder nach der von dem Vor-
tragenden vorgeschlagenen Bezeich-
nung die Hauptschlusslampe, be-
sonders für Parallelschaltung, die
Differentiallampe zweckmässig für die
Hintereinanderschaltung geeignet ist,
obwohl auch Nebenschlusslampen zu
der letzteren Schaltung benützt wer-
den können. Das Gesagte wird aus
den verschiedenen Regulirungsarten
der einzelnen Lampentj^pen gefolgert,
nach welchen die Hauptschlusslampe
auf constante Stromstärke, die Neben-
schlusslampe auf constante Spannung
und die Differentiallampe auf con-
stanten Widerstand regulirt
36*
540
Schliesslich besprach Herr U p-
penborn eingehend die Prüfung
von Bogenlampen in Bezug auf gute
Regulirung und erläutert die dabei
erhaltenen Resultate in sehr anschau-
licher Weise durch graphische Dar-
stellungen.
Nach Beendigung des mit Beifall
aufgenommenen Vortrages bemerkt
Hofrath von Grimburg, es gehe
zunächst aus den Untersuchungen des
Vortragenden hervor, dass die ein-
fache Gleichung einer geraden Linie
als mathematischer Ausdruck für den
Zusammenhang der Lichtbogenlänge
mit der Klemmenspannung mit der
Wirklichkeit offenbar nicht überein-
stimmt, und dass es daher aus diesem
Grunde unmöglich sei für die Con-
stanten der Gleichung allgemein giltige
constante Werthe zu ermitteln.
Der Herr Vortragende habe selbst
darauf hingewiesen, dass die Ungleich-
förmigkeit der Kohle in dieser Formel
keinen Platz findet, was naturgemäss
nicht sein kann, weil dieses Element
in zufälligen Ursachen seinen Grund
hat.
Anders verhalte es sich aber mit
der Stromstärke, ein Element dessen
gesetzmässiger Einfluss von dem Vor-
tragenden experimentell ermittelt und
für verschiedene Fälle graphisch dar-
gestellt wurde, welches aber in der
Gleichung gar nicht erscheint.
Er stellt daher an den Vortragen-
den die Anfrage, ob er nicht versucht
habe, mit Benützung des reichen Beob-
achtungsmateriales einen anderen ma-
thematischen Ausdruck zu bilden und
die zugehörigen Constanten zu be-
stimmen.
Herr Uppenborn erwidert,
dass in der That die Abhängigkeit
zwischen Lichtbogenlänge und Klem-
menspannung nicht durch eine Gerade,
sondern durch eine Curve dargestellt
werde, welche ungefähr eine paraboli-
sche Gestalt habe. Es sei ihm jedoch
noch nicht gelungen, die Gleichung
dieser Linie aufzustellen und es bleibe
daher vorläufig nichts Anderes übrig,
als einzelne Stücke dieser Curve so
nahe als möglich durch gerade Linien
zu ersetzen und für diese die Constanten
zu bestimmen, welche dann nur für
gewisse ungefähre Stromstärken giltig
seien.
Der Vorsitzende dankt dem Redner
für die bemerkenswerthen Aufschlüsse
über die wichtigen grundlegenden
Elemente der Bogenlichtbeleuchtung,
worauf die Versammlung geschlossen
wird.
l6. November. — Vereins-
versamml ung.
Vorsitzender: Hofrath von Grim-
burg.
Herr k. k. Postcontrolor Koffler
erhält das Wort zu einem Vortrage
über den Gebrauch dynamoelektrischer
Maschinen in der Telegraphie.
Der Vortragende beginnt mit
einem kurzen Rückblicke auf die Ver-
suche, welche schon 1859 bei der
Staatstelegraphen - Centralstation in
Wien angestellt wurden, erwähnt die
diesfälligen Experimente von Var ley,
Wilde, Krämer, Kohl fürst und
Andere, deren günstiges Ergebniss
die Möglichkeit bewies, elektrische
Maschinen im Telegraphenbetriebe
überhaupt einführen zu können, und
geht sodann auf den ökonomischen
Theil der Frage über, wobei er dar-
legt, dass das Project nur bei grossen
Stationen einen finanziellen Erfolg
gewärtigen lasse.
Einfache Berechnungen erweisen,
dass die beim Gebrauche gemein-
schaftlicher Batterien oft empfindlich
fühlbaren Stromschwankungen bei
Anwendung von Maschinen in Folge
ihres viel geringeren inneren Wider-
standes bedeutend schwächer auf-
treten, und dass daher empfindlichere .
Apparate, welche bisher nur in be-
schränkterem Maasse mit anderen
Leitungen gemeinschaftlich betrieben
werden konnten, beim Maschinenbe-
triebe viel sicherer arbeiten und
weniger der Regulirung bedürfen.
Die bei den Telegraphenstationen
Calcutta, New-York, Berlin und Paris
angestellten Versuche, deren Verlauf
auch besprochen wurde, verfolgen
mit Ausnahme der erstangeführten
den Zweck, die bei den grossen
Stationen aufg-estellten Elemente durch
541
Aufstellung eigener, ausschliesslich
für Telegraphenzwecke bestimmter
elektrischer Maschinen zu ersetzen,
welcher Modus dann, wenn die Ele-
mente nach mehreren Tausenden
zählen und die Erhaltungskosten
der Batterien beträchtlich sind,
einen finanziellen Erfolg herbeiführen
kann; unzweifelhaft aber müsste der
Erfolg ein günstiger sein, wenn es
möglich wäre, etwa schon vorhandene
Maschinenanlagen vollkommener aus-
zunützen und ihnen auch die Tele-
graphirströme, welche in Folge ihrer
geringen Spannung ohnedies nur einen
höchst minimalen Energie-Aufwand er-
fordern, zu entnehmen.
Es wäre daher zu wünschen, dass
die Versuche des Ingenieurs der indi-
schen Telegraphen, L. Schwendler,
welche das ebenerwähnte Ziel ver-
folgten, von anderer Seite wieder auf-
genommen würden, weil nicht zu
zweifeln ist, dass das durch den Weg-
fall der galvanischen Batterien zu er-
zielende Ersparniss beträchtlich genug
wäre, um einer immer allgemeiner
werdenden Einführung des ange-
nehmen und gefälligen elektrischen
Lichtes auch in grossen Telegraphen-
stationen den Weg zu ebnen.
An der dem Vortrage sich an-
schliessenden Debatte betheiligen sich
die Herren Ingenieur Kr ä mer, Baron
Gostkowski, der Vortragende und
der Vorsitzende, welch' Letzterer zum
Schlüsse dem Vortragenden Namens
der Versammlung für die instructive
und klare Darstellung des interessanten
Problems den Dank ausspricht.
Hierauf übergibt Herr Dr. James
Moser dem Vereine mehrere Exem-
plare des von ihm veranstalteten Neu-
druckes des Werkes j, Die galvanische
Kette* von Ohm, und vertheidigt in
warmen Worten unter Anführung
interessanter Reminiscenzen aus O h m's
Leben die von mancher Seite ver-
kleinerten Verdienste dieses grossen
Gelehrten an der Entdeckung und
Ausbildung der nach ihm benannten
physikalischen Gesetze.
Der Vorsitzende dankt dem Redner
für die werthvolle Bereicherung der
Bibliothek, und beglückwünscht den-
selben zu der zeitgemässen und ver-
dienstlichen Publication.
23. November. — Vereins-
versammlung im physikalisch-
chemischen Universitäts-La-
boratorium.
Vorsitzender: Hofrath v. Grim-
b u r g.
Dr. James Moser hält den ange-
kündigten Vortrag über „Elektricität
l und Photographie". Der Vortragende
bemerkt, dass Lichtstrahlen sowohl
Widerstand als elektromotorische Kraft
eines Stromkreises ändern können. Der
Widerstand werde geändert im Selen-
photophon.
Eine elektromotorische Kraft werde
aber durch das Licht erregt und
geändert bei den photoelektrischen
Strömen. Die Geschichte dieser
Ströme gehe der Geschichte der
Photographie parallel. Nach der Ent-
deckung der Daguerreotypie habe
Edmund Becquerel die photoelek-
trischen Ströme erzeugt, indem er zwei
Daguerreotypplatten als Elektroden in
verdünnte Schwefelsäure hing und
nur eine derselben der Lichtstrahlung
aussetzte. lu neuerer Zeit sei in der
Photographie die Empfindlichkeit der
Platten durch Baden derselben in
verdünnten Farbstofflösungen be-
deutend gesteigert worden. Der Vor-
tragende demonstrirte nun, dass sich
die elektromotorische Kraft der
photoelektrischen Ströme durch Baden
der Elektroden in denselben Farb-
stoffen ganz analog verstärken lässt."
Der Vortrag war durch zahl-
reiche Experimente erläutert, welche
von der Versammlung mit gespannter
Aufmerksamkeit verfolgt wurden.
Der Vorsitzende bemerkt, dass
es der Versammlung sichtlich einen
besonderen Genuss bereitet habe,
einen Abend in den höheren Regio-
nen der reinen Wissenschaft zuzu-
bringen und dankt dem Vortragenden
sowohl für seine Mühewaltung, als
auch den jüngsten Mitgliedern des
Vereines, den Herren Miesler und
Reiner, für ihre Assistenz bei den
Experimenten.
542
28. November. — Sitzung
desVortrag s-undExcursions-
Comite. — Sitzung des Regu-
lativ-Comite.
Tagesordnang
der Vereinsversammlungen im Decem-
ber I. J.
7. D e c e m b e r. — Vortrag des
Herrn Dr. Ernst Lee her: „Neue
Versuche über den galvanischen
Lichtbogen".
14. December. — Vortrag des
Herrn Regierungsrathes Ottomar V o 1 le-
rn er: „Betrieb der Galvanoplastik
mit dynamoelektrischen Maschinen,
zu Zwecken graphischer Künste"
(Mit Demonstrationen.)
21. December. — Vortrag des
Herrn Josef Leiter: „Neue Appa-
rate zur Beleuchtung der mensch-
lichen Körperhöhlen mit elektrischem
Lichte (Glühlampen) mit Demon-
strationen an Lebenden und Phan-
tomen".
28. December. — Wegen
Inanspruchnahme des Vortragssaales
Seitens des Wissenschaftlichen Club
findet an diesem Tage keine Vereins-
versammlung statt.
ABHANDLUNGEN
Zum Betriebe städtischer Telephonanlagen.
Von J. BAUMANN.
Im Betriebe städtischer Telephonanlagen finden sich häufig Sprech-
stellenpaare, auf verschiedenen Seiten des Vermittlungsamts gelegen,
deren Verkehr unter sich jenen mit den übrigen Theilnehmern an Um-
fang und Wichtigkeit weit übertrifft. Für den Verkehr derartiger Stellen
bestehen gewöhnlich zwei Arten des Anschlusses, je nachdem man
mehr Gewicht darauf legt, die Arbeit der Vermittlungsämter oder die
Anzahl der Leitungen im Netze zu verringern. Nach der ersteren Art
werden, wie Fig. i veranschaulicht, die beiden Sprechstellen Ä und B
durch eine Leitung und letztere Sprechstelle durch eine eigene Leitung
Fig. I.
A
^
B
mit dem Vermittlungsamte C verbunden. Dabeiist die Schaltung derart,
dass entweder A und ß unabhängig voneinander mit C sprechen und
von C gerufen werden können, oder aber, falls Ä und C verkehren
wollen, in B vermittelt werden muss.
Nach der zweiten in Fig. 2 dargestellten Schaltung erhalten Ä
und B je einen einfachen Anschluss an das Vermittlungsamt C, welch'
letzteres sowohl den Verkehr zwischen A und B, als den der beiden
Sprechstellen mit den übrigen Theilnehmern zu vermitteln hat.
Die Vortheile beider Schaltungen würde nun eine Verbindung,
wie sie Fig. 3 zeigt, vereinigen, wenn A und B unabhängig und unbe-
merkt von C miteinander verkehren könnten, A und B jedoch auch C
zum Zwecke des Verkehrs mit den übrigen Theilnehmern aufrufen und
von C aufsferufen werden könnten.
543
Im Folgenden soll eine Schaltung der letzteren Art für das auch
in Europa vielfach verwendete Umschaltermodell der Western electric
im Vermittlungsamt beschrieben werden.
In Fig. 4 sind wieder A und B die zu verbindenden Sprechstellen,
6^ bedeutet das Vermittlungsamt. In ([7 sind die Leitungen nach ^4 und ^
durch ein polarisirtes Relais r verbunden, welches weder auf einen von
Ä nach B noch einen von B nach Ä bestimmten Strom anspricht. Die
beiden Sprechstellen Ä und B sind mit je einem Doppeltaster / aus-
gerüstet, welcher gestattet Ströme von verschiedenem Vorzeichen, je
4
Fig. 2.
ü
Q Q.
m
m
nachdem zwischen den Endstellen oder von letzteren nach dem Ver-
mittlungsamt verkehrt werden will, in die Leitung zu geben. Diese
Doppeltaster haben dabei noch die Aufgabe zu erfüllen, den Batteriepol,
welcher für die Benützung des einen Tasters an Erde liegt, für die
Benützung des anderen an die Leitung und den anderen an die Erde zu
legen. Im Uebrigen entspricht die Schaltung der Sprechstellen A und B
der in den gewöhnlichen Stellen des Netzes verwendeten Anordnung
Ä
Fig. 3-
C
H
m
Im Vermittlungsamt hat die Schaltung die folgenden Bedingungen
zu erfüllen:
1. Es muss dem Vermittlungsamt die Möglichkeit gegeben sein,
im Falle eines Anrufes durch A oder B zu erkennen, welche der beiden
Stellen gerufen hat.
2. Muss für den Fall, dass eine der beiden Sprechstellen A und B
mit einem anderen Theilnehmer der Anlage spricht, die andere Sprech-
stelle die Möglichkeit mit C zu verkehren und mit einem zweiten anderen
Theilnehmer verbunden zu werden, behalten.
Die beiden Bedingungen werden durch eine einfache Abänderung
des üblichen Modells der Umschalterklinke und des zugehörigen Stöpsels
erfüllt.
Die Umschalterklinke enthält statt der gewöhnlichen einfachen
Feder zwei Federn a und b^ welche in der Ruhelage die im Vermitt-
lungsamte befindlichen Leitungs-Enden von A und B vermittelst des
polarisirten Relais r verbinden. Bei Einführung des Verbindungsstöpsels d
werden diese beiden Federn zu gleicher Zeit in Bewegung gesetzt.
Der Stöpsel Fig. 5 selbst unterscheidet sich von der gewöhnlichen
Form nur dadurch, dass dessen Kopf einen seitlichen Ansatz aus iso-
lirendem Material trägt. Wird dieser Stöpsel derart in die Umschalter-
klinke eingeführt, dass dessen grösster Kopfdurchmesser horizontal
steht, so werden die beiden Federn a und b ungleich weit von der
Achse der Klinke abgedrückt. Indem zu gleicher Zeit die von den
Federn a und b ausgehenden Verbindungen zu dem polarisirten Relais r
544
aufgehoben werden, wird die Feder a durch den isolir enden Ansatz am
Stöpselknopf an den Contact c und damit die Leitung nach Ä an die
Ausweichklinke / und somit im Vermittlungsamt an die Erde gelegt.
Die Feder b bleibt an dem metallischen Theil des Stöpsels anliegen
und verbindet so die Leitung nach B in der gewöhnlichen Weise mit
1 (□)• ^ ^
der Schlussklappe, den Sprecheinrichtungen im Vermittlungsamt und
endlich irgendeiner Theilnehmerleitung.
Der Zusammenhang der Schaltung ist nun folgender: Wünscht
A mit B oder umgekehrt zu sprechen, so wird in A der Taster t^
bezw. in B der entsprechende Taster i^ gedrückt, wodurch in beiden
Fällen ein Strom in die Leitung geschickt wird, welcher zwar die
Signale in 5, bezw. A erscheinen, den Anker des polarisirten Relais r
in C jedoch in Ruhe lässt. Will A mit einem anderen Theilnehmer
545
sprechen, so wird der Taster t^ gedrückt und damit ein Strom in die
Leitung geschickt, welcher das Relais r in C ansprechen macht. Um
zu vermeiden, dass durch den auch nach B gelangenden Strom die
letztere Stelle unbeabsichtigterweise zur Antwort veranlasst wird, kann
entweder B, bezw. A ebenfalls mit polarisirtem Signal-Elektromagneten
versehen sein, oder es wird durch den Tasterdruck in A nur ein Theil
der für den Verkehr mit gewöhnlichen Signalwerken zwischen A und B
nöthigen Batterie in Thätigkeit gesetzt oder endlich A gibt durch einen
zweifachen Tasterdruck nach B zu verstehen, dass von A aus eine Ver-
bindung mit einem anderen Theilnehmer einleiten will und zunächst
für einen Anruf von B aus nicht zu sprechen wäre. Die letztere Art des
Verkehrs hat offenbar die Vortheile, dass B seltener in die Lage kommen
wird, erst von dem Vermittlungsamt erfahren zu müssen, dass A ander-
weitig im Gespräche sich befindet und dass die Sprechstellenaus-
Y\a r rüstungen in A und B die einfachste Form behalten können.
Auf den Anruf durch A führt nun der Beamte im Ver-
mittlungsamt C den Stöpsel d in die Umschalterklinke derart
ein, dass etwa die Leitung B G am metallischen Theil des
Stöpsels anzuliegen kommt. Das Vermittlungsamt wird nun
auf seinen Zuruf, da nicht B, sondern A gerufen hat, keine
Antwort erhalten. Der Beamte des Vermittlungsamtes dreht
daher seinen Stöpsel d um i8o*^ und wiederholt seinen Zuruf,
worauf von A der Theilnehmer genannt wird, mit welchem
verkehrt werden will.
Der Beamte stellt dann in gewöhnlicher Weise die
Verbindung mit dem gewünschten Theilnehmer her. Durch
die beschriebene Schaltung bleibt nun die Leitung A C mit
der des verlangten Theilnehmer so lange verbunden, bis
einer der beiden Correspondenten das übliche Schlusszeichen
gibt. In der Zwischenzeit bleibt die Leitung B C auf
die Ausweichklinke d geschaltet, vermittelst welcher B sowohl jede
Verbindung verlangen, als zu jeder verlangten angerufen werden kann.
Die Sprechstelle B ist eben für die Dauer des Gesprächs von A mit
einem anderen Theilnehmer in gewöhnlicher Schaltung an das Vermitt-
lungsamt angeschlossen.
Fällt die Schlussklappe für das Gespräch der Stelle A zu einer
Zeit, in welcher B eben mit einem zweiten anderen Theilnehmer
spricht, so muss der Beamte im Vermittlungsamt den Stöpsel d so lange
stecken lassen, bis auch das Gespräch von B beendet ist. Durch Auf-
hebung der Verbindung für B und Entfernung des Stöpsels d ist hierauf
die normale Stellung sämmtlicher Theile wieder hergestellt. Bevor nun
der Beamte der Aufforderung eines dritten Theilnehmers eine der
beiden Stellen A oder ß mit ersterem zu verbinden, nachkommt, über-
zeugt sich derselbe, ob nicht etwa A und B unter sich bereits verkehren.
Dies kann entweder durch den Stöpsel d geschehen oder besser, in-
dem von der verbundenen Leitung ähnlich wie von der Schlussklappe
eine Ableitung über das Telephon zur Erde hergestellt wird.
Dynamoelektrische Gleichstrom-Maschine mit Innenpolen.
Von W. E. FEIN in Stuttgart.
Abdruck aus dem Werk: »Fein, Elektrische Apparate*.
Zu Anfang dieses Jahres wurde durch die elektrotechnische Fach-
literatur eine dynamoelektrische Maschine unter der obengenannten
Bezeichnung bekannt und vielfach besprochen, die von zwei ver-
546
schiedenen Seiten und, wie es scheint unabhängig, voneinander her-
gestellt worden ist.
Dieselbe stimmt in Hinsicht auf ihren äusseren Aufbau, die An-
ordnung ihres Ringankers und die Disposition ihres magnetischen
Feldes, abgesehen von dem Weglassen der von mir verwendeten
äusseren Polschuhe, nahezu mit meiner Wechselstrom-Maschine überein,
auf welche ich schon am 14. September 1880 das deutsche Reichs-
patent Nr. 15605 erhielt. Das Neue dieser Maschine kann sich des-
halb nicht auf ihre Construction im Allgemeinen, sondern nur auf das
Umwandeln meiner Wechselstrom - Maschine in eine Gleichstrom-
Maschine beziehen, was im gegebenen Fall durch einfaches Ver-
tauschen ihrer rotirenden und festen Theile und das hiedurch bedingte
weitere Anbringen eines Gramme'schen Stromabgebers erreicht werden
konnte.
Fig. I.
Eine durch diese Abänderung entstandene und von mir ausge-
führte Gleichstrom-Maschine zeigt die nach einer photographischen
Aufnahme hergestellte Fig. i, die bis auf ihre einzelnen Details so
deutlich ist, dass ich mich bei ihrer Beschreibung im Nachfolgenden
auf die Angaben ihrer Dimensionen der Maschine und ihrer Hauptbe-
standtheile, über die Leistungsfähigkeit und einen Hinweis auf die durch
sie gebotenen Vortheile beschränken kann, besonders da auch die
weiter unten noch beigefügte Durchschnittszeichnung der Fig. 2 ein
genaues und übersichtliches Bild ihrer magnetischen Disposition gibt,
das keiner weiteren Erklärung mehr bedarf.
Der bewegliche Ringanker der Maschine, welcher im gewickelten
Zustand einen inneren Durchmesser von 500 Mm. und einen äusseren
von 624 Mm. bei einer Breite von 165 Mm. hat, enthält einen Eisen-
kern, der aus ca. 200 Blechscheiben zusammengesetzt ist, die durch
Papierzwischenlagen sorgfältig voneinander isolirt sind und mit Hilfe
von 12 ebenfalls isolirten Metallbolzen zusammengehalten werden, durch
deren Verlängerung der ganze Ring mittelst Muttern und Gegen-
muttern auf den Stern und dadurch auf die Maschinenachse befestigt
547
wird. Die Drahtwicklung des Ankers besteht aus einer einzigen Höhen-
lage, welche 96 Abtheilungen mit je 6 Nebenlagen enthält, so dass
die Gesammtwindungszahl des Ankers 576 ausmacht und der Strom-
abgeber dementsprechend aus 96 Lamellen zusammengesetzt ist, wo-
durch sein Durchmesser etwas grösser wird, als dies bei den früher
beschriebenen Maschinen der Fall ist. Zu den Ankerwindungen wurde
ein Draht von quadratischem Querschnitt verwendet, damit der zur
Verfügung stehende Wicklungsraum vollständig ausgenützt und der
Ankerwiderstand möglichst vermindert werden konnte.
Die Magnetisirung des Ringes erfolgt durch vier feststehende, im
Kreise radial angeordnete Magnetschenkel, von der durch die nach-
stehende Fig. 2 abgebildeten Form, welche aus einem Stück Guss-
eisen hergestellt und in ihrer gemeinsamen Mitte mit einer entsprechend
Fig. 2.
grossen Bohrung versehen sind, mittelst der sie auf einen am Riemen-
scheibenlager angegossenen Zapfen befestigt werden. Ihr Querschnitt
ist möglichst gross gewählt und hat eine mit abgerundeten Ecken ver-
sehene quadratische Form; die Magnetisirungsspiralen sind direct, also
ohne Hülsen auf die Schenkel gewickelt, und besteht die für den
Hauptstromkreis bestimmte Wicklung eines jeden derselben aus
72 Windungen, während die Gesammtzahl der Nebenschlusswindungen
4400 ausmacht.
Hiedurch wird das Verhältniss zwischen Magnetisirungs- und
Ankerstrom genügend gross, so dass die Funkenbildung am Collector
auch bei voller Beanspruchung der Maschine nur ganz unbedeutend ist
und zur Erreichung dieses Zweckes keine Polschuh- Vergrösserung zu
Hilfe genommen werden musste.
Die Dimensionen, Gewichts- und Widerstandsverhältnisse dieser
Erstlingsmaschine sind folgende:
Länge der Maschine ohne Riemenscheibe 900 Mm.
Breite , ^ , , 625 ^
Höhe ^ ^ ,, ,, 740 »
Achsenlänge mit Riemenscheibe 1200 ^
548
Gewicht der ganzen Maschine , , 725 Kgr.
Kupfergewicht der Ankerwicklung 17" 5 ,
, ^ Elektromagnetwicklung 70*9 ^
Gesammtkupfergewicht 88*4 ^
Widerstand des Ankers warm 0-052 Ohm
^ der directen Wicklung der vier parallel ge-
schalteten Schenkel 0023 ^
j der Nebenschlusswicklung ....... 28*0 ^
Hiebei hefert die Maschine bei 520 Touren, eine Stromstärke von
136 Ampere und eine Klemmenspannung von 1 10 Volts, also nahezu
15.000 Volt- Amperes, so dass bei der angegebenen Tourenzahl:
1. I Kgr. Kupfer der Ankerwicklung . . . 857 Volt-Amperes
2. I ^ 5 » Gesammtwicklung . . 109 ^ ^ und
3. I ^ des Gesammtgewichts der Maschine 20"6 ^ ^
leistet.
Unter Berücksichtigung dieser Angaben und des oben Gesagten
lassen sich die, durch diese Maschinenconstruction gebotenen Vortheile
in Kürze folgendermaassen zusammenfassen :
1 . Hohe Leistungsfähigkeit gegenüber dem Kupfer- und Gesammt-
gewicht der Maschine.
2. Geringe Erwärmung der Ring- und Elektromagnetdrähte durch
die beim Betrieb entstehende vorzügliche Ventilation dieser Theile.
3. Leichte ZugängHchkeit der Ringwicklung bei einer etwa vor-
zunehmenden Reparatur.
4. Geringe Umdrehungszahl in Folge des durch die Construction
der Maschine bedingten grossen Durchmessers.
Der letztgenannte Vorzug lässt sich für grössere Beleuchtungs-
anlagen besonders gut verwerthen, da er gestattet, die dynamoelek-
trische Maschine direct mit dem Betriebsmotor zu kuppeln, was für die
Erreichung einer constanten Klemmenspannung schon deshalb günstig ist,
als die bei starker Beanspruchung der Maschine unvermeidlichen Ver-
luste durch das Riemengleiten in Wegfall kommen und in Folge dessen
kein ungleichmässiger Gang der Dynamomaschine bei zu- oder ab-
nehmender Stromstärke eintritt. Bei den grösseren Maschinenmodellen
dieser Art kann noch weiter gegangen werden, indem sich der Ring-
anker an Stelle des Schwungrades am Betriebsmotor selbst anbringen
lässt, wie dies von anderer Seite schon ausgeführt worden ist.
Zur telegraphischen Schaltung auf Gegenstrom.
In dem diesjährigen März -April -Hefte der „Annales telegraphiques"
(3. Reihe, Bd. XIV, S. 166 u. ff.) ist unter dem Titel „L'emploi de la charge
permanente sur les lignes desservies au moyen d'appareils Morse" eine
Untersuchung des Sous- Ingenieur des Telegraphes E. Bouchard ab-
gedruckt, welche einen nicht uninteressanten Beitrag zur Verwendung der
Gegenstromschaltung in der Telegraphie bietet.
Wie schon der Titel erkennen lässt, erörtert Bouchard die Frage
blos in Rücksicht auf die Telegraphie im engeren Sinne und auch nur
für die Benützung von Morse-Apparaten. Er behandelt überdies nur die eine
Art des Telegraphirens mit Gegenstrom, nämlich unter Uebergehung der-
jenigen, bei welcher zur Beseitigung der Stromlosigkeit der Linie die eine
Stromquelle nicht unwirksam gemacht wird, nur diejenige, bei welcher der
Sinn ihrer Wirkung umgekehrt wird.
Bouchard geht von der gewöhnlichen Arbeitsstromschaltung für
Morse aus, für welche beim Vorhandensein von blos zwei Aemtern zwei
549
Batterien von je ;/ Elementen nöthig sind und 7i sich aus der Formel für
die Stromstärke
71 E
J =
e -\- B -\- nr
bestimmt, wenn mit E die elektromotorische Kraft und mit r der Wider-
stand eines Elementes, mit e und R aber der Widerstand der Leitung,
bezw. eines Morse bezeichnet wird. Beide Batterien legt er dabei mit dem-
selben Pole an Erde. Nach der Bemerkung, dass die Batterie an einem be-
liebigen Punkte der Linie aufgestellt werden dürfe, kommt Bouchard zu-
nächst auf eine Theilung jeder Batterie in zwei gleiche Theile, also zur
Benützung von vier Batterien zu je i n Elementen. Der eine Theil jeder
Batterie bleibt zwischen dem Arbeitscontacte des Tasters und der Erde,
der andere wird in das empfangende Amt verlegt und zwischen Morse
und Erde eingeschaltet. Bei der gewählten Batterieschaltung halten sich
natürlich die beiden zweiten Hälften der Batterien das Gleichgewicht, und
die Leitung ist — beim Nichtvorhandensein von Ableitungen — stromlos,
so lange beide Taster ruhen; wird ein Taster niedergedrückt, so setzt er
zugleich mit dem Empfänger seines Amtes auch die hinter diesem Em-
F'g- I- Fig. 2.
■L
r^ ,y*"'<^<
tu
pfänger eingeschaltete fremde Batteriehälfte ausser Thätigkeit. Fasst man
blos die Schaltung eines Amtes in's Auge, so gleicht diese hiebei ganz
der Schaltung auf Wechselstrom bei Benützung von zwei Telegraphir-
batterien.
Aehnlich wie man nun — wenn man nur dem Geber die Natur eines
Stromwenders verleiht — auch Wechselströme aus einer einzigen Batterie
entsenden kann, so stellt sich auch Bouchard für die bis jetzt erlangte
Schaltung behufs Ersparung von Elementen die Aufgabe, auf jeder Station
blos eine Batterie von \n Elementen zu verwenden, und formt dazu den
Geber zum Stromwender in der Weise um, dass er nach Fig. i am
Tasterhebel mittelst eines Ebonitblockes eine mit der Erde E zu verbin-
dende Metallfeder befestigt, welche zwischen zwei Contacten spielt.
Wenn der Geber in der wegen ihrer ausgeprägten Symmetrie mir über-
sichtlicher erscheinenden und deshalb in meinem Handbuche der elektrischen
Telegraphie (Bd. III, Seite 367 u. ff.) gebrauchten Form eines Doppeltasters
gedacht wird, so nimmt die Schaltungsskizze eines jeden der beiden
Aemter die aus Fig. 2 ersichtliche Gestalt an. Die beiden Hebel 7" und T'
des Doppeltasters sind natürlich so miteinander verbunden, dass sie nur ge-
meinschaftlich miteinander bewegt werden können. Die Batterien 5 der
beiden Aemter liegen hier bei ruhendem Taster mit demselben Pole über
T' an Erde E. Selbst wenn beide Batterien in ihrer elektromotorischen Kraft
nicht vollkommen übereinstimmen sollten, wird doch der beim Ruhen beider
Taster die Linie durchlaufende Strom zu schwach sein, um die Empfänger
R ansprechen zu lassen.
Es sei hier nur im Vorübergehen bemerkt, dass diese Schaltung
keineswegs neu ist; ich habe sie z. B. in meinem Handbuche (Bd. III,
Seite 375) ausdrücklich als einen besonderen Fall der daselbst in Fig. 310
550
skizzirten allgemeineren Schaltungi) erwähnt. Folgen wir aber jetzt weiter
den Erörterungen Bouchard's über die Verwendbarkeit dieser Schaltung
und ihre Vortheile.
Wenn in den Aemtern gemeinschaftliche Batterien für mehrere Linien
verwendet werden (si les piles sont montees en cascades), ist eine Um-
kehrung der Pole nicht zulässig, die Schaltung nach Fig. 2 daher nicht
brauchbar. Dagegen gibt es zwei Fälle : le montage de trois postes en
embrochage ou en derivation, in denen diese Schaltungsweise sich gut ver-
werthen lässt.
Wenn zunächst drei Aemter hintereinander in der nämlichen
Leitung liegen, 2^ so können die beiden Endämter ganz nach Fig. 2 ein-
geschaltet werden, und in jedem brauchen nicht n Elemente aufgestellt zu
werden, sondern es sind in jedem blos ^n Elemente nöthig. Bei der Unter-
suchung der Bedingungen für das Zwischenamt in der durchgehenden
Leitung, geht Bouchard von dem Falle aus, wo letzteres genau in der
Mitte der Linie liegt.
Fig. 4
In diesem Falle genügt, dass die beiden Leitungszweige einfach an
Erde gelegt werden^ wenn das Zwischenamt gibt; dies gestattet die Schal-
tung nach Fig. 3, welche zugleich zeigt, dass das Zwischenamt keine
Batterien braucht. Diese Schaltung lässt sich wesentlich als Arbeitsstrom-
Schaltung 3) für zwei gleichzeitig zu betreibende Linien L^ und Zg auf-
fassen, in denen die Linienbatterie am empfangenden Ende aufgestellt ist;
von dem unter normalen Verhältnissen überaus schwachen Zweigstrome,
welcher aus jedem Liaienzweige in dem Zwischenamte in den anderen Zweig
übertritt, darf ja abgesehen werden 4). Die nöthige Stromstärke
, n E
^ -[- 2 R -[- 7t r
wird, wenn das Zwischenamt gibt, von jeder Batterie in ihrem Linien-
zweige beschafft, nämlich
P-i-^-h
n r
1) Bei Weglassung der beiden Batterien, deren eine in der Schleife L^ L/, die
andere aber in der Schleife L^ L^' zu beiden Seiten des Tasters TT' in der geschlossenen
Leitung Zj L^, L^' Zj' liegen, geht diese Skizze in die Fig. 5 über, deren Verwandtschaft
mit Fig. 2 später zur Sprache kommen wird.
2) Bouchard setzt, weil er die gewöhnlichen Verhältnisse der Morse-Telegraphie
im Auge hat, durchwegs die Benützung der Erdleitung voraus. Die Ergebnisse seiner Unter-
suchung lassen sich ohne Weiteres auf den allgemeineren Fall der Benützung einer ge-
schlossenen Drahtleitung übertragen, indem man die Erdleitung durch die Rückleitung
ersetzt,
3) Es liegt darin offenbar eine g&wisse Abweichung vom Grundgedanken.
4) Teirich hat diese Zweigströme bei der Berechnung der Widerstände für das
Zwischenamt in seiner Schaltung berücksichtigt; vergl. ^Zeitschrift des Oesterr. Ingenieur-
Vereines*, Jahrg. Xin, Seite 47.
551
Für alle drei Amter sind also nicht 3« Elemente, sondern nur -^ n -\- ^7iz^n
Elemente erforderlich.
Nicht wesentlich umständlicher gestaltet sich die Sache, wenn das
Zwischenamt nicht genau in der Mitte der Linie liegt, sofern für die End-
ämter die Schaltung nach Fig. 2 beibehalten wird. Wenn nämlich in diesem
Falle der Widerstand des Zweiges L^ um p' grösser, jener des Zweiges L2
um p' kleiner wäre als ^ p, so würde man bei Anwendung der Schaltung
nach Fig. 3 für das Zwischenamt der Stromstärke in den beiden Zweigen
beim Telegraphiren vom Zwischenamte aus dieselbe Grösse, wie beim
Telegraphiren von einem Endamte aus, geben können, indem man bei y den
Widerstand p', bei x dagegen eine Ergänzungsbatterie aus n' Elementen
einschaltete. Die Zahl n' wäre aus der Formel
n E {-^n -\-n') E
ü
p + 2 ^ + « r (^ p _j_ p') -I- 7? + ^^ ;2 + «') ^
zu bestimmen, woraus Bouchard durch Vernachlässigung des Gliedes «' r
P'
71' -=71
p -\- 2 R -\- 71 7'
findet. 5) Bouchard erwähnt zwar, dass hiernach stets 7l' <Z.\n sei, er
gibt aber den grössten Werth von 7t', für p' = i p, fälschlich zu
i«
^ ' p '2p
an, während er doch
sein würde.
rTl
I + 2 — H
p p
Natürlich sind auch hierbei die im Zwischenamte in die Leitungs-
zweige X^ und ig übertretenden Zweigströme ausser Rechnung gelassen.
In diesem Falle wird sich also die Gesammtzahl der Elemente dem dritten
Theile der für Arbeitsstrom erforderlichen Anzahl nähern, also ebenfalls
wesentlich geringer sein, als bei Arbeitsstrom.
Ganz anders liegen die Verhältnisse, wenn das dritte Amt nicht als
Zwischenamt in eine die beiden anderen Aemter verbindende Leitung ein-
5) Der ganz, leicht zu entwickelnde genaue Werth von «' würde sein
woraus sich für p' = -l" p — « der Ausdruck
0 — 22
2 p-f 2iV
ergibt, welcher deutlich erkennen lässt, dass stets n> <.\n ist und höchstens
I
werden kann, im R=o oder p = c» , also höchstens n' =^\n. »
552
geschaltet werden soll, sondern in eine Abzweigung von dieser Leitung^),
wenn also die von einem Hauptamte A kommende Leitung sich an irgend-
einer Stelle nach zwei Nebenämtern B und C verzweigt. Alle drei Aemter
bekommen hier die nämliche Schaltung nach Fig. 2 ; in B und C liegen
die Batterien mit demselben Pole an Erde, wie in Ä..
Die erste und hauptsächlichste Schwierigkeit findet Bouchard hier-
bei in der Beschaffung der Möglichkeit, dass das Hauptamt jedes der beiden
Nebenämter nach Belieben einzeln rufen könne. Wegen des von den Neben-
ämtern kommenden Gegenstromes können für die nach diesen beiden Aemtern
zu sendenden Rufe nicht Ströme von verschiedener Richtung benützt werden.
Bouchard will daher das eine Amt B mittelst einer Reihe von kurzen
Strömen, das andere Amt C mittelst eines einzigen langen Stromes rufen '^)
und gibt Andeutungen zweier hiezu zu verwendender Apparate, welche
einen Localstrom durch einen Wecker zu schliessen haben. Der erstere
ähnelt im gewissen Sinne einem Zeigertelegraphen, indem die Ströme ein
Rad sich schrittweise um einen bestimmten Winkel drehen lassen. Im anderen
gestattet der längere Strom einem Gewichte eine längere Zeit im Zusammen-
hange zu fallen, so dass der Fallraum zufolge der Beschleunigung des Falles
eine bestimmte Grösse erreicht. Bleibt der Drehungswinkel, bezw. der Fall-
raum unter der bestimmten Grösse, so kommt es nicht zum Schliessen des
Localstromes. Die Elektromagnete dieser Apparate bekommen entweder selbst
Fig. 5.
T
TJ7-
-l;
einen sehr grossen Widerstand oder es werden ihnen künstliche Wider-
stände zugeschaltet, so dass ein von C ausgehender, für A bestimmter Ruhestrom
nicht zugleich den Apparat in B in Thätigkeit versetzt und umgekehrt.
Macht man z. B. den Widerstand jedes Nebenamtes B und C unter
Hinzurechnung des betreffenden Leitungstheiles vom Abzweigungspunkte aus
dreimal so gross, als den des Morse im Hauptamte A nebst dem zuge-
hörigen Leitungstheile, so werden '^J^ eines von B ausgehenden Stromes
nach A gelangen und nur ^/^ nach C.
Wenn aber A ein Nebenamt, z. B. B gerufen hat, so schaltet dieses
den Ruf-Elektromagnet nebst dem künstlichen Widerstände aus und den
6) Eine eigenartige Schaltung für diesen Fall, ebenfalls mit Umkehrung der einen.
Batterie beim Telegraphiren vom Endamte aus, aber einer von Fig. 2 abweichenden
Schaltung der beiden Endämter und sehr einfacher Schaltung des in der Abzweigung
liegenden, keine Batterie erhaltenden Amtes hat F. v. Ronneb urg (pseudonym) zur
telegraphischen Verbindung eines fahrenden Eisenbahnzuges mit den beiden benachbarten
Bahnstationen 1875 angegeben (vergl. Handbuch, Bd. IV, Seite 323 ; ,Din gl er 's Polytechni-
sches Journal*, Bd. CCXVII, Seite 208). Der Taster des in der Abzweigung liegenden Amtes ist
ein gewöhnlicher Morse-Taster; wird er niedergedrückt, so unterbricht er die Abzweigung, und
da tritt der Charakter der Schaltung als Gegenstromschaltung deutlich hervor, die Relais
der drei Aemter werden stromlos und die drei Schreibapparate schreiben. Während eben
dieser Taster ruht, gehen durch das (unpolarisirte) Relais seines Amtes zwei Zweigströme
von gleicher Richtung und der Schreibapparat schreibt daher nicht; die Anker der polari-
sirten und mit Abreissfedern ausgerüsteten Relais in den beiden Bahnstationen werden
durch die Zweigströme angezogen erhalten, so dass auch die Morse in diesen Stationen
nicht schreiben. Jedes von einer der beiden Bahnstationen gegebene Zeichea erscheint in
dieser mit und zugleich in dem Amte in der Abzweigung.
7) Ueber aridere verwandte Anordnungen vergl. Handbuch, Bd. IV, Seite 56 u. ff.
553
Morse ein, bringt dadurch seinen Widerstand einschliesslich seines Leitungs-
theiles auf die Grösse des für das Hauptamt A vorhandenen Widerstandes
herab, so dass jetzt von dem von A entsendeten Strome '^j ^ in B und nur
1/^ in C wirksam werden. Desgleichen kommen von dem von B ausgehen-
den Strome '^j^ nach A und nur i/^ nach C. Auf dieses l/^ des Stromes
darf aber der Rufapparat in C nicht ansprechen, während er auf den Ruf-
strom ansprechen muss ; der von letzterem nach C gelangende Theil soll
aber, wenn man in jedem der drei Aemter ^ n Elemente aufstellt, nach
Bouchard doppelt so stark sein, als das i/^ des Telegraphirstromes.
Ergänzen wir nun diese Betrachtungen noch durch einige theoretische
und historische Bemerkungen.
Der Unterschied zwischen der Schaltung auf Gegenstrom und der
auf Arbeitsstrom liegt darin, dass bei der letzteren Schaltung nur eine
Stromquelle vorhanden und während des Ruhezustandes durch Ausschaltung
(oder durch Kurzschliessung) unthätig gemacht ist und so die bei beiden
Schaltungen vorhandene Stromlosigkeit der Leitung im Ruhezustande er-
reicht wird, dass dagegen bei der Gegenstromschaltung*) die Stromlosig-
keit der Leitung im Ruhezustande die Folge des Vorhandenseins zweier
entgegengesetzt wirkender, gleich starker Stromquellen in der Leitung ist.
Hieraus ergibt sich sofort weiter, dass bei der Gegenstromschaltung der
Sender in seiner Ruhelage entweder die Leitung geschlossen halten muss
oder sie wenigstens nicht unterbrechen darf; demnach erschwert der Sender
die Aufnahme mehrerer telegraphirender Aemter in dieselbe Leitung durch-
aus nicht.
Es bietet sich indessen bei der Gegenstromschaltung immerhin noch
eine ziemliche Mannigfaltigkeit in der Art und Weise der Beschaffung der
zum Telegraphiren erforderlichen Stromzustands-Aenderungen und demgemäss
auch in den Vorgängen und Erscheinungen beim Telegraphiren.
Es ist nämlich, wie ich bereits auf Seite 374 des III. Bandes meines
Handbuches auseinandergesetzt habe,
„zunächst zu unterscheiden, ob sich an der gebenden Stelle eine der
beiden Stromquellen befindet oder nicht, und es kann ferner noch in diesen
beiden Fällen entweder die eine Stromquelle blos unwirksam, oder es kann
der Sinn ihrer Wirkung umgekehrt werden. Bei der Umkehrung der Wirkung
der einen Stromquelle würden die beiden gleichen Stromquellen nur halb
so kräftig zu sein brauchen, wie sie sein müssten, wenn die eine blos un-
thätig gemacht würde".
Nun ist man allerdings seit dem ersten Auftreten der Gegenstrom-
schaltung im Jahre 1851 (Vorschlag von J. D. Botto in den Memorie
dell' Academia di Turino, Bd. XI, Seite 183 ; vergl. Handbuch, Bd. I,
Seite 505, und die Anmerkung des Dr. W. Brix in der „Zeitschrift des
Deutsch-Oesterreichischen Telegraphen-Vereines", Jahrg. X, Seite 175, soweit
es J. Minotto's Vorschlag von 1855 betrifft, nach „Annales telegraphiques",
1855, Seite 154) vorwiegend nur darauf ausgegangen, die eine Stromquelle
unthätig zu machen, doch scheint schon Ch. V. Walker 1857 bei seinem
Vorschlage zur Benützung der Gegenstromschaltung zum Geben von Glocken-
signalen von der Strecke aus darauf hingedeutet zu haben, dass bei dieser
Schaltung durch Umkehrung der Stromrichtung in der einen Station nach
einer anderen telegraphirt werden könne, (Vergl. „D i n g 1 e r's Polytechnisches
Journal", Bd. CXLVI, Seite 401, nach „Philosophical Magazine" 1837,
(Seite 312.)
8) Die eigenthümliche Gegenstromschaltung, welche sich Sedlaczek unterm
12. August 1859 in Oesterreich hat patentiren lassen (vergl. Handbuch, Bd. I, Seite 504;
Bd. IV, Seite 23g) und mit welcher die von Dr. Dehms 1871 angegebene (vergl. jAnnalea
der Telegraphie*, Jahrg. I, Seite i) zusammenfällt, mag hier unberücksichtigt bleiben.
37
554
Dass, und wie die eine Stromquelle sowohl durch Kurzschliessung'
(wie u. A. auch in der von Krösswang auf Seite 187 dieser Zeitschrift
gegebenen Schaltungsskizze), als auch durch Ausschaltung unthätig gemacht
werden könne, und dass diese beiden Verfahrungsweisen namentlich auch
dann in ihrer Wirkung voneinander verschieden sind, wenn der Sender sich
nicht an demselben Orte wie die eine Batterie sich befindet, ferner auch die
Aufnahme von Zwischenämtern in diesen beiden Fällen, sowie in dem Falle
der Umkehrung der einen Stromquelle beim Telegraphiren habe ich eben-
falls im III. Bande (Seite 374 bis 376) meines Handbuches erörtert, Alles aber
für den allgemeineren Fall des Vorhandenseins einer geschlossenen, in sich
zurücklaufenden Drahtleitung, also ohne Mitbenützung der Erdleitung.
Die Aufnahme eines Zwischenamtes in die an beiden Enden an Erde
liegende Leitung für den Fall, dass die eine Stromquelle beim Telegraphiren
von dem einem Endamte aus durch Ausschaltung unthätig gemacht werden
soll, hat namentlich Ferd. Teirich, dem die Schaltung auf Gegenstrom
am 2. Juni 185g in Oesterreich patentirt worden ist, durchgeführt 9). Er
kommt dabei nicht in so einfacher Weise zum Ziele, wie es nach Obigem
Bouchard vermag, sondern er muss, weil hierbei jede Endstation natür-
lich mit einer Batterie von n Elementen auszurüsten ist, zur Anwendung
zweier Widerstände von verschiedener Grösse für die beiden Leitungs-
zweige greifen und braucht zu deren Einschaltung in dem Zwischenamte einen
nicht ganz einfachen Taster. (Vergl. Handbuch, Bd. IV, Seite 237.)
Man kann indessen (was ich im Handbuche, Bd. III, Seite 376,
Ann. 13 angedeutet habe, und was — wie ich eben bemerke — Dr. W.
Brix bereits in der „Zeitschrift des Deutsch-Oesterreichischen Telegraphen-
Vereines", Jahrg. X, Seite 175, gezeigt hat) auch mit einem gewöhnlichen
Taster auskommen, sofern man ein Mitlesen der eigenen Zeichen im
Zwischenamte gestatten will. Das Zwischenamt wird dann nach Fig. 4 ge-
schaltet, und die Grösse der Widerstände w-^^ und w^ muss so bemessen
werden, dass w^-\- Wc^=^ p^ und w^ = pg, also w^^ ^ p^ — P2 ist, wenn
p-i^ den Widerstand im Zweige L-^^, p^ dagegen den Widerstand im Zweige L2
bedeutet. Natürlich ist dabei p^ ^ pg vorausgesetzt.
Die Unbequemlichkeit und die bedingungsweise Unzuverlässigkeit, welche
die Anwendung von künstlichen, unveränderlichen Widerständen, beziehent-
lich von Batterien zum Ersatz von veränderlichen Leitungswiderständen
bei Schaltung der Zwischenämter nach Fig. 3 und Fig. 4 in sich schliesst,
fällt weg, wenn man sich dazu entschliessen kann, eine aus zwei Drähten
bestehende, in sich geschlossene metallische Leitung zu benützen, wie dies
z. B. für Eisenbahnzwecke unter Umständen wohl zulässig erscheinen kann.
Diese Schaltung und ihre Vorzüge, besonders für Leitungen für durch-
laufende Liniensignale, bei denen die Möglichkeit zum Geben der Signale
auch von der Strecke aus vorhanden sein soll, hat Ober-Ingenieur L. Kohl-
fürst 1883 in der „Elektrotechnischen Zeitschrift" (Seite 170) besprochen 1"^).
Die Schaltung der Endämter ist wesentlich die nämliche wie in Fig. 2,
nur dass an Stelle der Erdleitung die Rückleitung tritt und der Em-
9) Vergl. , Zeitschrift des Oesterreichischen Ingenieur- Vereines*, 1860, Seite 189; und
(mit einigen Zusätzen von mir) , Polytechnisches Centralblatt*, 1861, Seite 561. — Mit
T e i r i c h's Vorschlägen fallen die im Wesentlichen zusammen, welche Cauderay in seiner
Schrift: ^Le telegraphe, entre l'ancien monde et le nouveau, suivi de la teldgraphie elec-
trique sans pile dans les bureaux interm(5diaires ; Lausanne et Paris 1861* veröffentlicht hat;
vergl. »Zeitschrift des Deutsch-Oesterreichischen Telegraphen-Vereines* Jahrg. X., Seite 169,
nach ,D i n g 1 e r's Polytechnischem Journal*, Bd. CLXVIII, Seite 321.
10) Ebenda Seite 298 erwähnt J. Gattinger noch einige weitere Vorzüge und hebt
namentlich hervor, dass sich die Schaltung auf Gegenstrom mit einfacher Drahtleitung auf
den österreichischen Gebirgsbahnen ,an etwa 600 Apparaten seit mehr als 12 Jahren* als
brauchbar bewähit habe.
555
pfänger i? an eine andere Stelle verlegt wurde, weil er die eigenen Zeichen
mit geben soll. Auch die (in ihrer Zahl unbeschränkten) Zwischenämter sind
— abgesehen von dem Wegfall der Batterien — in derselben Weise ein-
geschaltet, nämlich nach Fig. 5.
Um übrigens aus Fig. 5 die Schaltungsskizze eines Endamtes (zum
Beispiel die des linken) zu erhalten, braucht man sich nur die eine {L^ L^')
der beiden Schleifen, in welche der Doppeltaster T T' die Leitung
L^L^L^L]* zerlegt, zu zwei von TT' nach den Polen der in ebendiesem
Zweige liegenden Batterie laufenden localen Verbindungsdrähten zusammen-
geschrumpft vorzustellen, also so wie in Fig. 2.
Es ist leicht, zu erkennen, dass bei dieser Schaltung der Widerstand
der Leitung immer die nämliche Grösse, der Strom daher auch beständig
dieselbe Stärke besitzt, mag ein Zeichen von einer Endstation oder von
irgendwelcher der Zwischenstellen gegeben werden; denn die Leitung
L^ L^ L2 L^ wird stets als ein ungetheiltes Ganzes benützt. Dagegen ist
die Stromrichtung in den einzelnen Empfängern nicht immer die nämliche,
sondern sie wechselt in jedem, wenn ein Mal das Zeichen mit einem links
von diesem Empfänger liegenden Doppeltaster gegeben wird, und ein
anderes Mal mit einem rechts vor ihm liegenden.
Selbstverständlich könnte man auch bei einer aus zwei Drähten ge-
bildeten Leitung die Schaltung der Zwischenämter nach Fig. 3 oder nach
Fig. 4 wählen, sofern dies aus irgendeinem Grunde wünschenswerther
erscheinen sollte. Man hätte dann blos den von x und y, bezw. von w^
nach der Erde E geführten Draht nach dem Rückleitungsdrahte zu führen.
E. Zetzsche.
Ueber die elektromotorischen Kräfte, welche durch den
Magnetismus in von einem Wärmestrome durchflossenen
Metallplatten geweckt wird.
Von WALTHER NERNST.
(Schluss.)
8. Der Longitudinaleffect.
Ganz verschieden, wie schon in der Einleitung auseinandergesetzt,
verhält sich der longitudinale, d. h. der in Richtung der Wärmestrom-
linien im Magnetfelde auftretende Effect, welcher von v. Ettingshausen
und mir im Wismuth nachgewiesen wurde und wohl in den anderen Metallen
in deutlich messbarer Stärke nicht vorhanden ist ; wenigstens habe ich mich
vergeblich bemüht, ihn in Antimon, Silber, Zink, Kupfer und Neusilber auf-
zufinden. Derselbe hängt ausser von der Stärke des Feldes nur ab von den
Temperaturen der beiden Ableitestellen; dass er von der Gestalt der Platte
und der Art des Wärmeflusses unabhängig ist, zeigt folgender Versuch.
Ein aus zwei Stücken sehr verschiedener Grösse und Gestalt zu-
sammengesetzter Wismuthstab war mit seinen Enden an zwei Kupferröhren
gelöthet, welche gleichzeitig als Elektroden dienten und vermittelst durch-
strömenden Wassers auf gleicher Temperatur erhalten wurden. Dort, wo die
beiden ungleichen Stücke zusammenstiessen, lag, durch Papier isolirt, ein
Kupferstab an, dessen anderes Ende kräftig erhitzt wurde, so dass im Wis-
muthstabe nach beiden Seiten hin wegen dessen unregelmässiger Gestalt ein
sehr verschiedenartiger Wärmestrom floss.
In diesem Falle zeigte sich kein Longitudinaleffect. Bei Erregung des
Feldes (H etwa 6000) gab die Nadel des .Galvanometers allerdings einen
Ausschlag, welcher sich aber mit dem Felde commutirte und daher einem
zufällig vorhandenen Transversaleffect zuzuschreiben war.
37*
556
Zur Messung verwende ich gewöhnlich die gleichen Wismuthplatten
wie oben, indem die angelötheten Kupferröhren zugleich als Elektroden
dienten, oder aber benützte zur Temperaturmessung die zwischen den
Elektroden (Kupferdrähten) ohne Erregung des Feldes vorhandene thermo-
elektrische Fotentialdifferenz. Letztere wurde gewöhnlich, wie schon ange-
geben, compensirt, doch ist es oft nicht einmal nöthig, da die thermo-
magnetische bei stärkeren Feldern zuweilen ein sehr bedeutender Bruchtheil
von jener ist.
Natürlich wird der Stellungsunterschied T der Galvanometernadel be-
obachtet, wenn der magnetisirende Strom offen und wenn er geschlossen
ist. Die elektromotorische Kraft / des Longitudinaleffectes ergibt sich dann
wie oben (pag. 764)
Der Rückstand magnetischer Intensität, welcher nach Oeffnung des
Stromes verbleibt, stört nicht, da der Effect mit jener quadratisch wächst,
und so die Felder in der Nähe von Null keine merkliche Wirkung haben.
Der longitudinale Effect tritt bei verschiedenen Wismuthsorten in ver-
schiedener Richtung auf, bald im g leic h en, bald im entgegengesetzten
Sinne zur Richtung des Wärmestromes, was zum Theil von fremden Bei-
mischungen derselben abzuhängen scheint. Es erinnert dies an das Ver-
halten des Quarzes der Polarisationsebene des Lichtes gegenüber. Wie be-
kannt, findet man sowohl rechts-, als auch linksdrehende Quarzindividuen.
Aber auch bei der gleichen Wismuthplatte konnte ich zuweilen nachweisen,
dass der Effect durch Veränderung der mittleren Temperatur derselben seine
Richtung wechselte, eine Erscheinung, welche auf dem Gebiete der Thermo-
elektricität ihr Analogon findet.
Es mögen nun die Ergebnisse der Messungen folgen, welche mit den
drei oben angeführten Wismuthsorten und den beiden Zinnlegirungen aus-
geführt sind 5 es bedeuten im Folgenden /g ^^^ ^1 ^^^ Temperatur der
Elektroden, 0 die ohne Erregung des Feldes zwischen Bi — Cu vorhandene
thermoelektrische Potentialdifferenz; die Grösse L, welche ein Maass des
longitudinalen Effectes ist, wurde aus den angeführten Daten berechnet nach
der Formel
/= +
und zwar mit positiven Vorzeichen, wenn der Strom im Wismuth von der
heisseren zur kälteren Elektrode floss, mit negativen, wenn entgegengesetzt.
Dieselbe ist für schwächere Scheidekräfte und kleine Temperaturdifferenzen
annähernd constant.
Nr. I, /g — h' wurde thermoelektrisch bestimmt. Bei einer Temperatur-
differenz von 127 — 0-50 war 0 =68100, von 99-5 12-$^ war 0 = 675000.
H
/
L
2826
6090
11490
600
1860
4420*)
229 3 1 Mittl. Temp. etwa loO
6120
11580
«735°
50900
-\- 0"000 165 3 Wo — ^1 = 28O
1 14 9 1 Mittl. Temp. etwa 30O
*') Nahe die Hälfte der thermoelektrischen Potentialdifferenz.'
557
Bei höheren Temperaturen nahm L (bezogen auf gleiches /i) noch
weiter ab.
Bei allen folgenden Angaben wurde /g — i\ J° ^^'* Weise .bestimmt,
dass Kupferröhren als Elektroden dienten ; durch die eine floss Wasser von
Zimmertemperatur, durch die andere Wasserdampf oder Eiswasser.
Nr. II.
H
lOOI
2780
177
1515
969
2550
250
1750
o'ooo 108 3
097 6
/'s — ^i = iS I
(§ = 92300
-|- o'ooo 030 99
31 22
U i'i =: 86-2
0 = 552000
/ hat also mit Erhöhung der Temperatur seine Richtung gewechselt.
Nr. III.
H
l
L
1105
2830
6390
946
4556
13400
o'ooo 7175
5267
3039
jTg ^1 = IO-80
(h) = 84000
IIOO
2830
6360
4360
22940
64200
0000 409 o
325 1
180 I
^2 — /i= 88-10
0 = 620000
Nr. IV.
H
911
2380
892
2250
351
1910
2170
12700
-f- O'OOO 399 o
318 I
-\- O'OOO 308 7
2840
^2 — /i = IO-60
0 = — 22700*)
h — h=^ «830
e = — 41800*)
0 hatte bei etwa 60^ ein Maximum.
Nr. V.
H
786
1755
788
1813
143
697
911
4590
-|- O'OOO 203 o
1985
0 = — 40100
-\- O'OOO 165 8
1578
/2 — /i = 88-50
0 = — 176000
Bei Nr. III, IV und V verstärkte / den ohne Erregung des Feldes
vorhandenen Thermostrom, bei Nr. I war / demselben entgegengerichtet.
*) Durch den Znsatz von Zinn wurde die thermoelekirische Kraft Bi-Cu comnmutirt,
in Uebereinstimmung mit R o 1 1 m a n n's Versuchen (vergl. Wiedemann, Galvanismus.
3. Aufl. 2, pag. 258), Uebrigens dürfte sich eine der obigen nahestehende BiSn-Legirung
zu thermomagnetischen Untersuchungen besonders eignen, weil bei ihr die störenden Thermo-
ströme an den Elektroden fortfallen.
558
9. Uebersicht über die Ergebnisse der Messungen.
Man wird in obigen Zahlen vergeblich nach einer Beziehung zwischen
der thermoelektrischen und thermomagnetischen Potentialdifferenz der beiden
Elektroden suchen : Nr. I und Nr. III, welche sich in ersterer Hinsicht ähn-
lich verhalten, zeigen L im entgegengesetzten Sinne ; bei Nr. II wechselt L
seine Richtung, während 0 annähernd der Temperaturdifferenz proportional
geht, und umgekehrt hat bei Nr. IV 0 zwischen o und loo^ ein Maximum,
während / innerhalb dieser Grenze t^ — t^ ziemlich nahe proportional an-
steigt. Auch ist kein Zusammenhang zwischen / und dem Temperatur-
coefficienten des galvanischen Widerstandes ersichtlich, worauf anfänglich
einiges zu deuten schien. Zwischen O und lOO^ nahm bei Nr. I und auf-
fallender Weise auch bei Nr. II der specifische Widerstand a b (o'o8 und
0'05 % pro Grad) ; bei Nr. III, IV und V stieg er mit der Temperatur *)
(um 0'3, O'I und 0*lX pro Grad). Dass durch Zusatz von Zinn, wodurch Q
verstärkt wurde, L sein Zeichen wechselte, scheint darauf hinzudeuten, dass
longitudinaler und transversaler Effect voneinander unabhängig zu Stande
kommen ; vielleicht, dass der oben eingeführte Coefficient a und Jj in Be-
ziehung stehen, doch reicht, um das zu entscheiden, das Beobachtungs-
material nicht aus.
Wenn der Wärmestrom durch einen galvanischen ersetzt wird, so tritt
im Magnetfelde, ganz ebenso wie wir den galvanischen und thermischen
Transversaleffect einander correspondirend sahen, an Stelle der thermo-
magnetischen longitudinalen Potentialdifferenz eine von R i g h i und
Hurion**) beobachtete Erscheinung auf, welche von jenen Beobachtern
als eine Widerstandsänderung des magnetisirten Wismuths gedeutet worden
ist. Nun scheint mir, dass, nach den erwähnten Analogien zu schliessen,
dieselbe besser als eine der Intensität des durchgehenden Stromes pro-
portionale elektromotorische Gegenkraft, also soeusagen als ein longitudinaler
Halleffect aufzufassen sei. Abgesehen davon, dass der thermomagnetische
Longitudinaleffect und die Widerstandsänderung bezüglich ihrer Abhängigkeit
von H sich sehr ähnlich verhalten (beide sind bei schwächeren Scheide-
kräften J£^, später H proportional), so wird, wie ich glaube, diese meine
Auffassung auch dadurch unterstützt, dass eine jener scheinbaren galvani-
schen Widerstandsänderung entsprechende thermische nicht vorhanden zu
sein scheint. Wenigstens habe ich mich vergeblich -bemüht, in einem Magnet-
felde von etwa 6ooo, wo jene gegen \o% betrug, von letzterer eine Spur zu
entdecken, und wäre mir eine Aenderung des thermischen Leitungsver-
mögens um mehrere Procente kaum entgangen.
Der Longitudinaleffect ist, wie schon angeführt, von der Natur der
Elektrödendrähte unabhängig und tritt selbst dann auf, wenn die Con-
tactstellen ausserhalb des Feldes sind, woraus hervorgeht, dass im Inneren
des verschieden temperirten Metalles des Sitz seiner Entstehung zu suchen ist.
Man hat also in dem Longitudinaleffect eine elektromotorische Kraft,
welche genau in gleicher Weise auftritt, wie nach der Hypothese von
Herrn Prof. F. K oh 1 r ausc h ***) das Entstehen der Thermoströme erklärt
werden kann. Nach dieser Auffassung wäre der longitudinale Effect als
eine Veränderung der thermoelektrischen Constante -9- in Folge der Magne-
tisirung zu deuten.
*) Es ist dies nicht in Uebereinstimmung mit Righi's Beobachtungen, wonach das
anomale Verhalten des Wismuths bezüglich seines Widerstandscoefficienten im Zusatz von
Spuren von Zinn seinen Grund haben, chemisch reines Wismuth hingegen sich wie die
anderen Metalle verhalten soll (Vergl, Beibl. 8, pag. 6795, 1884.
**) Righi, 1. c. H Urion, Beibl. 8, pag, 877, 18S4.
***) F. Kohlrausch, Pogg. Ann. 156, pag. 601, 1875.
559
Wenn man dagegen daran festhält, dass der Sitz der thermoelektro-
motorischen Kräfte nur an den Löthstellen sei, so muss man annehmen,
dass jene Constante ■O-, sonst bei allen Metallen gleich Null, bei Wismuth
im Magnetfelde plötzlich einen sehr merkbaren Werth erhält. Man wird zu-
geben, dass Letzteres nicht sehr wahrscheinlich ist; andererseits aber dürfte
auch das Auftreten des longitudinalen Effectes mit der erwähnten Hypothese
allein schwierig zu erklären sein. Vielleicht ist ein Wahrscheinlichkeits-
schluss gestattet — wenigstens stösst man auf weniger Schwierigkeiten,
wenn man zu bestimmten Vorstellungen in Betreff des Longitudinaleffectes
überzugehen versucht — dass bei Wismuth die thermoelektrischen Ströme
sowohl den im Inneren des verschieden temperirten Metalles stetig, als auch
den an den Löthstellen sprungweise vorhandenen elektromotorischen Kräften
ihre Entstehung verdanken, eine Anschauung, welche übrigens schon früher
von Herrn Prof. F. Kohlrausch ausgesprochen ist und neuerdings durch
Budde*) eine eingehende mathematische Behandlung gefunden hat.
10. Umkehrungen des longitudinalen Effectes.
Ich habe versucht, ob der longitudinale Effect umkehrbar ist,**)
d. h. ob in einer von einem galvanischen Strome durchflossene Wismuth-
platte ein Wärmegefälle in Richtung desselben auftritt, wenn die letztere
sich senkrecht zu den Kraftlinien eines magnetischen Feldes befindet.
Zu diesem Zwecke brachte ich ein Wismuthstäbchen, durch welches
ein grosses Bunsenelement kurzgeschlossen war, zwischen die Spitzpole des
Magnets. Ungefähr am Rande des Feldes war an jenes die eine LöthsteHe
eines Thermoelementes Kupfer-Neusilber angelöthet, die andere befand sich
in einem Wasserbade. Wenn das Magnetfeld, gleichviel in welchem Sinne,
erregt wurde, sank oder stieg die Temperatur der einen Löthstelle je nach
der Richtung des Stromes. Bei Wismuth der Sorte Nr. I war das in dem
Felde entstehende Wärmegefälle entgegengesetzt, bei dem der Sorte Nr. III
in gleichem Sinne mit der Stromesrichtung, so dass also in beiden Fällen die
aus dem Wärmegefälle entstehende longitudinale elektromotorische Kraft den
Primärstrom schwächte. Die Wirkungen waren bei einer Feldstärke
von H etwa 8000 ziemlich schwach und zählten nur nach Zehntelgraden.
Nach diesen beiden, übrigens etwas flüchtig ausgeführten Versuchen
ist also der longitudinale thermomagnetische Effect in der That umkehrbar.
Das Joule'sche Gesetz, welches nach den Versuchen von Thomson und
Le Roux***) für von einem Wärmestrom durchflossene Leiter nicht streng
giltig ist, erleidet auch im magnetisirten Wismuth eine Ausnahme.
II. Einige andere Versuche.
Bei allen bisher beschriebenen Versuchen befanden sich die Metall-
platten senkrecht zur Richtung der Kraftlinien, und die thermomagnetischen
Kräfte traten sämmtlich in dieser Ebene auf. Ich habe nun erstens versucht,,
ob in einer von einem Wärmestrom durchflossenen Wismuthplatte, deren
Endseiten parallel den Kraftlinien waren, eine transversale elektro-
motorische Kraft entsteht — eine solche müsste naturgemäss von der
Richtung des Wärmestromes unabhängig sein und würde sich nur mit dem
Magnetfelde commutiren — und zweitens, ob ein longitudinaler Effect auf-
tritt, wenn das von Wärme durchflossene Wismuthstäbchen axial gestellt
ist. In beiden Fällen erhielt ich keine sichere Wirkung.
*) B u d d e, Wied, Ann. 30, pag. 664, 1887.
**) In Betreff der Umkehrbarkeit des transversalen Effectes, vergl. v. E 1 1 i n g s-
hausen, Wien, Anz. Nr. II und VIII, 1887.
***) L e R o u X, Ann. de chim. et de phys. 10, pag. 258, 1867.
560
Wird der Wärmestrom durch einen galvanischen ersetzt, so tritt im
ersten Falle auch keine transversale elektromotorische Kraft auf; *) im
zweiten Falle zeigt sich nach Righi (1. c.) eine Widerstandsänderung,
welche viel kleiner ist, als wenn das Wismuthstäbchen senkrecht zu den
Kraftlinien gestellt ist.
Uebrigens compliciren sich besonders beim Wismuth, wo eine grosse Anzahl
sehr verschiedenartiger Phänomene zusammentreffen, alle im Magnetfelde beob-
achteten Erscheinungen ausserordentlich. Beispielsweise möchte ich darauf
aufmerksam machen, dass, wenn ein galvanischer Strom eine Wismuthplatte
durchfliesst, aus folgenden beiden Gründen transversale elektromotorische
Kräfte durch den Magnetismus geweckt werden, welche der von Hall ent-
deckten ganz analog und nicht von ihr zu sondern sind: l. In Folge des
von V. E t ti n gshaus en ***) entdeckten „galvanomagnetischen Thermo-
effectes" entsteht senkrecht zur Richtung des Stromes ein Wärmegefälle, auf
welches ein longitudinaler Effect ausgeübt wird. 2. In Folge der von mir
nachgewiesenen Umkehrbarkeit des Longitudinaleffectes entsteht in Richtung
des Stromes ein Wärmegefälle, auf welches ein transversaler Effect aus-
geübt wird. Nun soll hiemit natürlich keineswegs das Auftreten des Hall-
schen Phänomens im Wismuth erklärt werden, doch können derartige
Wirkungen die Beobachtungen desselben, besonders bei höheren Scheide-
kräften (die unter l und 2 angeführten elektromotorischen Kräfte wachsen
nahe mit jff^) nicht unerheblich trüben. Möglicherweise verdanken ähnlich
die thermomagnetischen Ströme — wenigstens beim Wismuth — ver-
schiedenartigen Wirkungen ihre Entstehung.
Schliesslich will ich noch eines Versuches erwähnen, welchen ich, ge-
leitet von der Erwägung, dass, wenn durch Metalle strömende Elektricität
und Wärme im Magnetfelde transversale elektromotorische Kräfte liefern,
dies auch mit durchscheinendem Lichte der Fall sein könnte. Durch eine
passend hergerichtete, das Licht mit blauer -Farbe durchlassende dünne
Goldplatte Hess ich möglichst nahe Magnesiumlicht durchstrahlen. Es zeigte
sich keine Wirkung als das Feld erregt wurde, doch wäre möglich, dass
sich mit einer das Licht durchlassenden Nickelplatte, wie sie von Kundt
zu seinen obenerwähnten Versuchen benützt worden ist, ein „photomagneti-
scher" Eöect nachweisen Hesse.
12. Anhang.
Ueber eine Aenderung der Temp era tur vert heilu ng im
magnetischen Felde.
Bei Gelegenheit von Versuchen, welche ich zur Entscheidung über die
Frage anstellte, ob Wismuth sein thermisches Leitungsvermögen im Magnet-
felde ändere, beobachtete ich eine Erscheinung, welche bei Untersuchungen,
wie die vorliegende, leicht eine bedeutende Fehlerquelle werden kann, und,
da sie wohl auch an sich einiges Interesse beansprucht, hier noch kurz
beschrieben werden möge.
Wenn man einen Kupferstab mit seinem einen Ende constant erhitzt,
mit seinem anderen zwischen die Flachpole des Magnets hineinragen lässt,
so beobachtet man, dass ringsherum (also in einer zu den Kraftlinien senk-
rechten Ebene) die Temperatur nach Erregung des Feldes ziemlich rasch
sinkt, um schliesslich wieder einen stationären Stand anzunehmen. Nach
Oeffnen des magnetisirenden Stromes kehrt die frühere Temperaturver-
theilung zurück. Die Wirkung ist so deutlich, dass man sie bequem mit
*) Hall, Phil. Mag, (5) 10, pag. 301, Beibl. 5, pag. 57, 1881.
**) V. Ettingshausen, Wien, Adz. 1. c. Vergl. auch die vorangehende Ab-
handlung dieses Heftes.
561
einem Thermometer beobachten kann ; Letzteres wurde zwischen den abge-
platteten Spitzpolen des Elektromagnets dem erhitzten Kupferstabe in einer
Entfernung von 2 — 3 Mm. gegenübergestellt. Der Quecksilberfaden, welcher
bei etwa 35*^ einen stationären Stand angenommen hatte, sank nach Er-
regung des Elektromagnets (^H etwa 5000) um 2 — 3*^. Die Wirkung schien
annähernd dem Quadrate der Feldstärke proportional zu gehen. Ueber und
unter dem Kupferstabe (d. h. also, da der Magnet mit seiner Achse vertical
stand, in Richtung der Kraftlinien vor und hinter demselben) war, wie ich
mit einem Thermoelement Kupfer-Neusilber constatirte, die Wirkung nicht
vorhanden. Wenn die eine Löthstelle des Thermoelementes an die End-
fläche des Kupferstabes angelöthet war, so war fast keine Abkühlung in
Folge der Magnetisirung zu beobachten ; sie verschwand vollkommen, wenn
man das Ende des erhitzten Stabes mit Watte umhüllte. Das thermische
Leitungsvermögen des Kupfers änderte sich also nicht im Magnetfelde.
Es verschwindet somit nach Erregung des Feldes eine Wärmequantität
zwischen den Polen ; ich suchte lange nach einem Aequivalente für die-
selbe, bis ich endlich fand, dass ausserhalb des Feldes zu beiden Seiten
des Kupferstabes, u. zw. wiederum in einer den Polflächen parallelen Ebene
die Temperatur nach Schliessen des magnetisirenden Stromes bedeutend an-
steigt (ich beobachtete bis zu 5O).
Die Erscheinungen kommen auch zu Stande, wenn man die Pole berusst
oder mit Papier beklebt; sie haben daher nicht ihren Grund in einer durch
die Magnetisirung veränderten Reflexion der Wärmestrahlen, etwa nach
Analogie der von Kerr*) gefundenen Thatsachen.
Um zu untersuchen, ob der Magnet auf strahlende Wärme einwirkt,
Hess ich einen erhitzten Stab durch die Polflächen hindurch auf eine
N o b i li'sche Thermosäule strahlen; beide waren ausserhalb des Feldes. Bei
Erregung desselben beobachtete ich ein langsames schwaches Sinken der
Temperatur der dem Stabe zugewandten Löthstellen, Auch durch Steinsalz-
platten hindurch erhielt ich zuweilen schwache und ziemlich unregelmässige
Wirkungen, welche keine sichere Entscheidung gestatteten. Jedenfalls wäre
eine derartige Einwirkung, wenn überhaupt vorhanden, viel zu schwach, um
Erscheinungen, wie die besprochene, hervorzurufen.
Auch die Ausbreitung der Wärme in die Luft, deren galvanisches
Leitungsvermögen sich nach neuerlichen Versuchen B o 1 1 z m ann's **) in so
ausserordentlich hohem Grade (wenigstens bei grosser Verdünnung) im Felde
verringert, wird durch den Magnetismus nicht verändert; ein Thermometer,
welches ich zwischen Polflächen erkalten Hess, zeigte merklich denselben
Gang der Abkühlung, wenn der magnetisirende Strom offen und wenn er
geschlossen war.
Es ist wohl möglich, dass die oben beschriebenen Erscheinungen in
einer starken Veränderlichkeit der Magnetisirungszahl der Luft mit der
Temperatur, auf welchen man nach einigen Versuchen Fa r aday's ***)
schliessen muss, ihre Ursache haben; andererseits spricht dagegen, dass die
Abkühlung und Erwärmung nur in einer den Polflächen durch den Stab
parallel gelegten Ebene, nicht darüber oder darunter, stattfindet. Doch will
ich mich vorläufig jedes Urtheils enthalten und mich mit der Feststellung
der in vielen und vielfach variirten Versuchen beobachteten Thatsache
begnügen.
Phys. Laborat. der Univ. Würzburg, Mai 1887.
*) Wiedemann, Galvanismus. 3. Auü. 3, pag. 95S.
**) Boltzmann, Wien, Anz. 18. Nov. 1886. Vergl. auch die nachfolgende Ab-
handlung dieses Heftes.
***) Wiedemann, Galvanis nus. 3. Aufl. 3, pag. 902.
562
Verbesserungen in elektrischen Lampen und in der Art
und Weise, dieselben zu fabriciren.
Von THOMAS ALVA EDISON.
Der Zweck dieser Erfindung ist, elektrische Lampen zu construiren,
welche vermöge Incandescenz Licht ausstrahlen, und welche starken Wider-
stand leisten, um in der Praxis die Theilung des elektrischen Lichtes
zuzulassen.
Die Erfindung besteht aus einem lichtausstrahlenden Körper aus
Kohlendraht oder Kohlenblättchen , welche so aufgerollt und angeordnet
Fig. I.
0
sind, dass sie dem Durchgang des elektrischen
Stromes grossen Widerstand entgegensetzen und
gleichzeitig nur eine geringe Oberfläche bieten, von
der die Ausstrahlung stattfinden kann.
Die Erfindung besteht ferner in der Anordnung
dieses starken Widerstand leistenden Brenners in
einem nahezu vollkommenen Vacuum, um Oxydation
und Beschädigung des leitenden Körpers durch die
Atmosphäre zu verhindern. Der Strom wird in
eine Vacuumkugel geleitet, und zwar durch Platin-
drähte, die in das Glas eingeschmolzen sind.
Die Erfindung besteht ferner in der Methode,
leitende Körper von hohem Widerstand aus Kohle
zu verfertigen, so dass sie geeignet werden, ver-
möge Incandescenz Licht auszustrahlen, und in der
Methode, einen zuverlässigen Contact zwischen den
metallischen Leitern oder Leitungsdrähten und dem
leitenden Kohlenkörper zu erzielen.
Der Erfinder hat entdeckt, dass, wenn Platin-
drähte benützt werden und die plastische Compo-
sition von Lampenruß und Theer um dieselben
gelegt wird, beim Verkohlen ein inniges Um-
schliessen zwischen der Kohle und dem Platin
durch Verbindung und Druck sich erzielen und
ein nahezu vollständiger Contact ohne Anwendung
von klemmenden, mechanischen Theilen sich er-
reichen lässt; hiedurch werden die leitenden Drähte
und der Brenner miteinander verbunden, so dass
sie dann ohne Weiteres in die Vacuumkugel ein-
geführt werden können.
Wenn eine faserige Substanz in Anwendung
kommt, so wird der plastische mit Theer gemischte
^ Lampenruß benützt, um das Platin zu befestigen,
Fig. 2. Fig. 3. gjjg jig Verkohlung stattfindet.
Die Anwendung von Kohlendraht von so hohem Widerstand macht es
möglich, feine Platindrähte als Leitungsdrähte zu benützen, da sie im
Vergleich zum Brenner nur geringen Widerstand bieten und sich nicht
erhitzen und die Vacuumkugel, in die sie eingeschmolzen sind, nicht sprengen.
Es lässt sich hiezu nur Platin anwenden, dessen Ausdehnung der des
Glases beinahe gleichkommt. Dadurch, dass eine beträchtliche Länge von
Kohlendraht benützt und derselbe in solcher Weise aufgewunden wird, dass
nur ein kleiner Theil seiner ganzen Oberfläche Licht ausstrahlt, ist es
möglich, die specifische Hitze des Ganzen zu erhöhen und auf diese Weise
das rasche Aufnehmen und Verschwinden des Lichtes zu verhindern,
welches den Nachtheil der gewöhnlichen Drähte bildet, da es die geringste
li
563
Unthätigkeit des Stromes durch das Flackern des Lichtes verräth ; wenn
jedoch der Strom gleichmässig ist, so zeigt sich dieser Nachtheil nicht.
Die Bestandtheile, die Edison verkohlt , sind Baumwolle und
Leinenfäden, Holzsplitter, verschieden aufgewundene Papiere, Lampen-
schwarz, Graphit und Kohle, die man in verschiedenen Formen mit Theer
mischt und knetet, so dass dieselben in Drähte von verschiedener Länge
und Dicke ausgewalzt werden könnten; jeder einzelne Draht muss jedoch
eine gleichmässige Dicke haben. Wenn der Kohlendraht beim Verkohlen
seine Form verlieren könnte, so muss er zwischen einer Spirale aus
Kupferdraht aufgewunden werden. Die Enden der Kohle oder des so
gebildeten Drahtes werden an den leitenden Platindrähten vermittelst
eines plastischen verkohlbaren Materials befestigt und so das Ganze in den
Verkohlungsraum eingelegt.
Das Kupfer, das nur dazu gedient hat, den Kohlenstoff in seiner
richtigen Form zu halten, wird hierauf mit Salpetersäure weggeätzt, d. h.
die Spirale dann in Wasser getaucht und hierauf getrocknet, auf einen
gläsernen Halter befestigt und die Glaskugel über das Ganze geblasen mit
einem Rohr, um vermittelst einer Quecksilberpumpe die Luft auszusaugen.
Dieses Rohr wird, wenn ein sehr vollkommenes Vacuum erreicht ist,
hermetisch geschlossen.
Substanzen, welche beim Verkohlen sich nicht stark verziehen, können
mit einer nicht leitenden, nicht verkohlbaren Substanz überzogen werden,
die es ermöglicht, dass man eine Windung der Kohle auf der zunächstliegenden
aufruhen lassen und hiedurch die ganze Spirale verstärken kann.
Fig. I zeigt die Lampe im Schnitt ;
a die Kohlenspirale oder der Kohlendraht ;
c c' die verstärkten Enden der Spirale aus plastischer Composition
von Lampenruß und Theer ;
d d' Platindrähte;
h h Klemmorgane, um die an der Kohle befestigten Platindrähte mit
den leitenden Drähten
X X, welche in der gläsernen Vacuumkugel eingeschmolzen sind,
zu verbinden ;
/ / sind die ausserhalb der Kugel mit den Drähten x x verbundenen Kupfer-
drähte;
fn ist das Rohr (in punktirten Linien), welches nach der Vacuum-
pumpe leitet und, nachdem die Luft aus der Glaskugel ausgesogen ist, her-
metisch geschlossen wird, worauf der überflüssige Theil desselben entfernt wird.
Fig. 2 zeigt das plastische Material, bevor es spiralförmig auf-
gewunden ist.
Fig. 3 zeigt die Spirale nach der Verkohlung in dem Zustande, in
welchem sie soweit vorbereitet ist, dass die Glaskugel darüber geblasen
werden kann.
Patent- Annullirung
des österr.-ungar. Privilegiums Alexander Graham - Bell vom 16. De-
cember 1877 auf „Verbesserungen in der Elektroteleptionie".
Das k. k. Handelsministerium und das kön. ungar. Ministerium für
Ackerbau, Industrie und Handel, haben über die Klage der Generalrepräsen-
tanz der „Consolidated Telephone Construction and Maintenance Co. limited'"
in London für Oesterreich durch Dr. Ferdinand Hackenberg, Hof- und
Gerichtsadvocaten in Wien , vom l. December 1885 wider Alexander
Graham-BeU, Universitäts-Professor in Boston, durch Victor Hasenöhr 1,
Hof- und Gerichtsadvocaten in Wien, auf Nichtig-, bezw. Erlöschungs-
564
erkärung des dem A. G. Bell am i6. December 1877 mit Prioritätsschutz
vom 8. August 1877 ertheilten Privilegiums für Verbesserungen in der
Elektrotelephonie wegen Mangelhaftigkeit der Beschreibung, Mangels der
Neuheit, Vorhandenseins nicht privilegirbarer Principien, Abganges gesetz-
licher Erfordernisse für eine aus dem Auslande eingeführte Erfindung und
Unterlassung der gesetzmässigen Ausübung, nach Anhörung des Geklagten
und auf Grund des von der philosophischen Facultät der k. k. Universität
in Wien abgegebenen Gutachtens mittelst Erkenntnisses vom 28. October
1887 erkannt:
Dass der Klage theilweise stattgegeben und das angefochtene Privi-
legium im Sinne der Bestimmungen des §. 2g, l a und 1 a b b, im Zu-
sammenhalte mit den §§. l und 5 des Pnvilegiengesetzes vom 15. August
1852 (R. G. B. Nr. 184) theils wegen Mangels der Neuheit, theils wegen
Inanspruchnahme des Patentschutzes für nicht privilegirbare wissenschaftliche
Principien hinsichtlich der noch aufrechten Patentansprüche l, 5, 6, 7, 8,
9, 10, 12, 14 und 16 null und nichtig erklärt,
dagegen hinsichtlich der allein noch den Inhalt des Privilegiums
bildenden Patentansprüche 2, 3, 4, ll, 17 und 18 aufrecht erhalten werde.
Die für nichtig erklärten Patentansprüche lauten:
I. Die im Vorstehenden beschriebene Methode, musikalische Töne mittelst undula-
torischer Ströme zu erzeugen oder zu transmittiren, wodurch zwei oder mehrere telegra-
phische Signale oder Depeschen gleichzeitig über eine einfache Leitung in derselben oder
in entgegengesetzter RichtUDg befördert werden können.
5. Die Methode der Erzeugung eines continuirlichen Voltaischen Stromes durch die
Vibration oder Bewegung von Körpern, die einer inducirenden Wirkung fähig sind oder
durch die Vibration oder Bewegung des Leitungsdrahtes selbst in der Nähe solcher Körper,
wie beschrieben wurde.
6, Die Methode der Erzeugung von Undulationen in einer continuirlichen Voltaischen
Leitung durch graduelles Vermehren und Vermindern des Leitungswiderstandes oder durch,
graduelles Vermehren und Vermindern der Kraft der BattcEie, wie oben beschrieben.
7. Die Methode, Vocal- oder andere Laute oder Töne elektrisch zu befördern, indem
man die Intensität eines elektrischen Stromes in einer dem Wechsel der Luftdichtigkeit,
welche durch die besagten Laute oder Töne hervorgebracht wird, proportionalen Weise
variiren lässt.
8, Die Methode, Vocal- oder andere Laute oder Töne elektrisch zu befördern, indem
man die Intensität und Polarität eines elektrischen Stromes in einer der Geschwindigkeit
und Richtung der Bewegung der Luftpartikelchen während der Hervorbringung des Schalles
proportionalen Weise variiren lässt.
9, Die Vereinigung zweier oder mehrerer Telephons, so construirt wie oben be-
schrieben, in einer und mittelst einer elektrischen Leitung, so dass, wenn der Plattenanker
irgendeines der besagten Instrumente auf irgendeine Weise bewegt wird, die Anker aller
übrigen Telephons auf derselben Leitung in gleicher Weise bewegt werden, und wenn der
Transmissionsanker durch Schall bewegt oder in Vibration versetzt wird, so wird ein
ähnlicher Schall oder Ton durch die Bewegung oder Vibration der Anker der übrigen in
der Leitung befindlichen Telephons erzeugt.
10. In einem System der elektrischen Telegraphie oder Telephonie, aus transmittirenden
Instrumenten bestehend, die in einer elektrischen Leitung vereint sind, die Hervorbringung
irgendeiner bestimmten Bewegung in dem Anker eines jeden Empfangs-Instrumentes, indem
man den besagten Anker einer der Intensität nach variirenden Anziehung aussetzt, wie
immer auch diese Variation in dem Magnete hervorgebracht werde und folglich die Er-
zeugung irgendwelchen bestimmten Tones oder bestimmter Töne durch den Anker des
Empfangs-Instrumentes, indem man diesen Anker einer der Intensität nach variirenden An-
ziehung in solcher Weise unterwirft, dass der Anker in jene Form von Schwingungen
gesetzt wird, welche den oder die gegebenen Töne charakterisirt.
12. In Combination mit einer Platte und einem Elektromagnete, wie solche zuvor
hervorgehoben wurden, die vorstehend beschriebenen Mittel oder deren mechanische Aequi-
valeute zum Regnliren ihrer relativen Lage der beiden, so dass dieselben, ohne sich zu
berühren, so nahe als möglich aneinander gerückt werden können.
14. Die Combination eines elektrischen Telephons wie beschrieben mit einem
Resonanzkasten, wesentlich wie beschrieben und gezeigt.
16. In einem elektrischen Telephon die Combination eines permanenten Magnets
und Plattenankers mit einem Weicheisenpolstücke, welches den Kern für die Spirale bildet,
wesentlich wie beschrieben.
565
Nachdem die Ansprüche 13 und 15 bereits durch Erkenntniss vom
I. März 1885 annullirt wurden, verbleiben nur mehr von diesem Patente die
folgenden Ansprüche aufrecht:
2. In einem System von Mehrfach-Telegraphie (multiple-telegraphy), ' bei welchem
undulatorische elektrische Ströme angewendet werden, die Anwendung von Empfangs-Instru-
menten, deren Anker auf bestimmte Tonhöhen gestimmt sind, so dass sie nur dann vibriren,
wenn ein Ton von gleicher Höhe transmitlirt wird, wesentlich wie beschrieben.
3. Ein Telegraphensystem, bei welchem das Empfangs-Instrument durch die Anwendung
von undulatorischen elektrischen Strömen in Vibration gesetzt wird, wesentlich wie beschrieben.
4. Die dem Wesen nach beschriebene Combination eines permanenten Magnets oder
eines anderen einer inducirenden Wirkung fähigen Körpers mit einer geschlossenen Leitung,
so dass die Vibrationen des einen elektrische Udulationen im anderen oder in sich selbst
hervorrufen, n. zw. gleichviel, ob der permanente Magnet in der Nähe des die Leitung
bildenden Leitungsdrahtes oder ob der Leitungsdraht in der Nähe des permanenten Magnets,
oder ob der Leitungsdraht und der permanente Magnet gleichzeitig jeder in der Nähe des
anderen in Vibrationen versetzt werden.
II. Die Combination eines Elektromagnets mit einer Platte aus Eisen, Stahl oder
einem anderen, inducirender Wirkung fähigen Material, welches durch die Bewegung der um-
gebenden Luft oder durch die Anziehung des Magnets in Schwingungen versetzt werden kann.
17. In einem Telegraphensysteme, bei welchem der Strombrecher einer von dem
Empfangsapparate unabhängigen Localleitung durch den vibrirenden Empfangsapparat in der
beschriebenen Weise in Thätigkeit gesetzt wird, einen vibrationsfähigen Strombrecher für
besagte Localleitung, welcher aus einem leichten Federarm besteht, dessen freies Ende über
die Zunge oder den vibrirenden Theil des Empfangsapparates hängt, in Combination mit
einem Theile des Empfangsapparates, in Combination mit einer Contactspitze in besagter
Leitung, mit welcher Spitze der Federarm den Contact schliesst und unterbricht, wesentlich
wie beschrieben.
18. Den autographischen Telegraph, inbegriffen die Combination einer Reihe von
Transmissionsapparaten und Transmissionsdrähten eines einfachen Hauptdrahtes mit Empfangs-
apparaten, deren Anzahl jener der Transmissionsapparate entspricht, auf eine Tonhöhe
gestimmt, die im Einklänge mit der Aufeinanderfolge, der von ihren respectiven Trans-
missions-Instrnmenten ausgesendeten elektrischen Impulsen ist, mit vibrationsfähigen Strom-
brechern, einen für jedes Empfangs-Instrument und einer Localleitung und einem Empfangs-
draht-Ende für jeden vibrationsfähigen Strombrecher, die Reihe von auf präparirtem Pepier
ruhenden Draht-Enden, das Ganze so functionirend wesentlich wie beschieben und gezeigt.*)
Die Processe gegen die Bell'schen Telephon-Patente.
Die Vereinigten Staaten haben in Anbetracht der durch verschiedene
Patentverletzungs - Processe zu Tage geförderten Thatsachen durch den
General-Advocaten Hon. George A. Jenks vor einigen Monaten beim
Districts-Gerichtshofe von Massachusetts eine Klage zur Wahrung des
Gesetzes (bill in equity) gegen die American Bell Telephone Company und
Alexander Graham Bell zu dem Zwecke eingereicht, die Annullirung der
beiden Patente B e ll's zu erwirken, welche auf die Uebermittlung ge-
sprochener Worte mittelst Elektricität Bezug haben u. zw. aus dem Grunde,
weil diese Patente auf betrügerische Weise erlangt wurden.
Unter den in dieser Klage angeführten Beweisgründen sind zu be-
merken :
dass Bell nicht der erste Erfinder des Sprech-Telephons sei, sondern
dass vor ihm schon Philipp Reis in Deutschland u. A. Apparate zur
Uebermittlung gesprochener Worte mittelst Elektricität construirt haben ;
dass Bell zur Zeit, als ihm sein erstes, das Verfahren oder die
Methode betreffende Patent ertheilt wurde, nicht im Stande war, mittelst
des in seiner Patentbeschreibung angegebenen Verfahrens und Apparates
gesprochene Worte zu übermitteln ;
dass er seine Patentbeschreibung und die Patentansprüche absichtlich
in so doppelsinnigen und allgemeinen Ausdrücken abgefasst habe, dass die-
*) Die auf die Stimmgabeltelegraphie abzielenden Ansprüche B ell's lassen es möglich erscheinen,
dass er Gray'a Caveat gekannt und dasselbe bei seinem Patentgesuch copirl, denn er hat später nie
an die Ausnützung der auf Mehrfachtelegraphie bezügHcben Patentansprüche gedacht und sind diese
Letzteren denn doch zu sehr dem Harmonischen Telegraphen Gray's angepasst. Siehe übrigens den
nächsten Artikel.
566
selben auch auf frühere und spätere Erfindungen anwendbar waren und
der Examinator im Patentamte irregeführt werden musste ;
dass er die Examinatoren im Patentamte auch factisch irreführte, so
dass dieselben seine vorgebliche Erfindung als eine Verbesserung in der
Telegraphie und nicht als die Erfindung des Telephons auffassten ;
dass Elisha Gray in Chicago am gleichen Tage wie Bell sein Patent-
gesuch eingereicht, jedoch zu einer früheren Stunde, ein Caveat eingereicht
habe, welches die Kunst betraf, „gesprochene Worte mittelst des elek-
trischen Stromes telegraphisch zu übermitteln*, und dass der Examinator
im Patentamte, den bestehenden Bestimmungen zuwider diesen Umstand,
sowie den Einreichungstag des Caveat und die specielle Natur der durch
dasselbe zu schützenden Erfindung mitgetheilt habe;
dass hierauf Bell durch seinen Vertreter auf eine ungesetzliche den
Thatsachen nicht entsprechende Weise einen Beschluss des Patentamtes
erwirkt habe, laut welches dieses Caveat später als sein Patentgesuch ein-
gereicht worden sei ;
dass der Examinator etwa am 26. Februar 1876 Text und Zeich-
nungen des Gray'schen Caveat Bell vorgewiesen und ihm die Construction
und Wirkungsweise des darin beschriebenen Telephons erklärt habe, worauf
Bell sofort daranging, an seiner Patentbeschreibung und an den Patent-
ansprüchen wesentliche Aenderungen zu machen;
dass gerade diese später gemachten Aenderungen den wesentlichsten
Theil des Bell'schen Patentes bilden, nämlich die Uebermittlung von Tönen
mittelst successive eintretender Aenderungen in der Stärke des elektrischen
Stromes, also mittelst undulirender, nicht mittelst pulsirender Ströme :
dass endlich das zweite Patent Bell's Nr. 186787, durch Betrug zum
Nachtheile des Arnos E. Dolbear erlangt worden sei.
Diese Klage zur Wahrung des Gesetzes' ist nun vom Districts-
Gerichtshofe von Massachusetts, auf eine Einwendung der Vertreter der
American Bell Telephone Company hin, am 26. September d. J. abgewiesen
worden.
Die Einwendung führte aus, dass auf Grund der bestehenden Gesetze
und Gepflogenheiten der Staat kein Recht habe, die AnnuUirung eines
Patentes zu verlangen, und der Gerichtshof pflichtete diesen Ausführungen bei.
Der Vertreter der American Bell Telephone Company sagte vor
Allem, dass das bestehende Patentgesetz keine Bestimmung darüber enthalte,
dass der Staat das Recht haben sollte, Patente zu annulliren, und das sei
keinem Uebersehen zuzuschreiben , denn der Congress hätte eine hierauf
bezügliche Bestimmung gewiss in das Gesetz aufgenommen, wenn er das
für angezeigt gehalten hätte. Das könne mit voller Bestimmtheit angenommen
werden, da die Patentgesetze von 1790 und 1793 hierauf bezügliche Be-
stimmungen enthielten, welche bei Schaffung des Patentgesetzes von 1836
weggelassen wurden. Als Beweise dafür, dass diese Anschauung von allen
Richtern des Landes getheilt werde, citirte der Vertreter der geklagten
Gesellschaft mehrere Entscheidungen in Patentverletzungs - Processen , in
welchen es sich um Patente handelte, deren Verlängerung auf fraudulose
Weise erwirkt worden war. Da nun das Patentgesetz von 183 6 ausdrück-
lich fünf Gründe nennt, auf welche Annullirungsklagen basirt werden
können und unter diesen fünf Gründen die Erlangung eines Patentes auf
betrügerischem Wege nicht genannt ist, wurden in allen citirten Fällen die
Kläger abgewiesen und riefen nun staatliche Intervention an, welche in
keinem Falle erfolgte. (,Ö-.U. P.-B.*)
567
Zur Frage der Wirkungen des Stromes auf den mensch-
lichen Körper.*)
Von C. HEIM in Hannover.
Ein in Nr. 22 des „Centralblatt für Elektrotechnik" abgedrud'kter Auf-
satz von d'Ar son val**) über den obengenannten Gegenstand veranlasst
mich, im Folgenden einige Punkte hervorzuheben, über die man sich vor
Allem klar sein muss, um in rationeller Weise in dieser Richtung Unter-
suchungen vornehmen zu können.
Es handelt sich um die Frage: in welcher Weise ist der Grad der
physiologischen Wirkung eines Stromes von den elektrischen Grössen ab-
hängig ? Man begegnet gerade in dieser Beziehung häufig ganz verwirrten
Anschauungen,
Physiologische Wirkungen können, wenn man von dem Versuche der
Elektrisirung einer auf den Isolirschemel gestellten Person absieht, nur auf-
treten, wenn ein Strom den Körper wirklich durchfliesst. Die Intensität
dieses Stromes ist, wie bei jedem anderen Leiter, gegeben durch die zur
Verfügung stehende Spannungsdifferenz und den Widerstand des Körpers,
wenn wir von einer etwa auftretenden Polarisation absehen. Vermehrung
der Spannung an den Polplatten, die die Zuleitung bewirken, steigert die
Wirkung, weil dann, bei unverändertem Körperwiderstand, die Stromstäike
wächst. Wir können sagen : Bei Anwendung einer Stromquelle von con-
stanter elektromotorischer Kraft ist es allein die Intensität des den
Körper dur c hf 1 i e ss en d en Stromes, die die Heftigkeit der
Erschütterungen bedingt. Wird dieselbe, bei gleichbleibender Span-
nung, vermehrt, indem man den Widerstand auf irgendeine Weise (vergl.
weiter unten) verringert, während jedoch die Stellen, an denen die Zuleitung
geschieht, dieselben bleiben, so nimmt die Wirkung zu. Es ist somit möglich,
mittelst einer Stromquelle, die eine unveränderliche Spannung erzeugt,
physiologische Wirkungen von s e h r vers c hi ed ene r In tens i tat hervor-
zubringen.
Trotz dieser so einfachen Beziehungen kann man Aeusserungen wie :
der Mensch ist im Stande, einen Strom von 200 Ampere mit Leichtigkeit
auszuhalten, 200 Volt dagegen vermag er nicht zu ertragen, und Aehnliches
— selbst aus dem Munde von Elektrotechnikern häufig hören. Ich habe die
Ueberzeugung, dass der Durchgang von i A durch den Körper eines Menschen
mit ernstlicher Gefahr für die Gesundheit, wenn nicht das Leben verbunden
ist. Einige unten folgende Zahlen werden diese Behauptung berechtigt er-
scheinen lassen.
Was die Grösse des Körperwiders tandes betrifft, so kann
hier nur der Widerstand zwischen verschiedenen Stellen der Oberhaut in
Betracht kommen. Es ist bekannt, dass die Epidermis dem Strom den grössten
Widerstand darbietet, während das Muskelfleisch weit besser leitet. Dass
wir es bei dem Widerstand des Körpers hauptsächlich mit dem Uebergangs-
und Ausbreitungswiderstand an der Oberhaut zu thun haben, geht z. B.
aus den wohlbekannten Erscheinungen hervor, dass bei Vergrösserung der
Berührungsflächen mit den Elektroden, oder durch Anfeuchten der Haut-
oberfläche die physiologische Wirkung an Heftigkeit zunimmt. Durch Beides
wird der Ausbreitungswiderstand verringert, der Strom steigt also.
Die Verhältnisse sind also nicht unähnlich denen beim Durchgang des
Stromes durch das Erdreich, wo man ebenfalls nur durch Vergrösserung
*) Aus dem j, Centralblatt für Elektrotechnik*.
*-) d'Arsonval, l'Electricien (April 1S87). „Centralbl. f. Elektrotechn.", Bd. XL
(1887), p. 541.
568
der Platten und durch Vermehrung der specifischen Leitungsfähigkeit in der
Nähe derselben mittelst Anfeuchtens die Grösse des Widerstandes zwischen
den Platten herabzudrücken im Stande ist. Es kommt dazu noch die That-
sache, dass man bedeutende Unterschiede im Betrag des Widerstandes nicht
findet, wenn man die Elektroden an benachbarte oder aber an weit entfernte
Stellen der Körperoberfläche bringt, wenn nur die übrigen Verhältnisse die-
selben bleiben, wie ja auch bei den telegraphischen Erdleitungen die Ent-
fernung der Platten gleichgiltig ist.
W. H. S t o n *) fand den Widerstand zwischen den beiden in Salz-
wasser getauchten Füssen zu 939 Q, zwischen einer Hand und einem Fuss
905 Q.
Ich habe mittelst Wechselströmen den Widerstand zwischen den beiden
Händen eines erwachsenen Menschen bestimmt. Jede Hand war in ein Gefäss
mit Salzwasser vollständig eingetaucht, welche Gefässe durch Kupferbleche
von 40 Qu. -Cm. mit der übrigen Leitung in Verbindung standen. Ich fand 725 fi.
Bei zufälligen Berührungen, wie sie in der Praxis vorkommen, werden
die Berührungsflächen im Allgemeinen kleiner sein und die Haut trocken
oder nur schwach feucht, so dass lOOO Q eine untere Grenze darstellen,
die in solchen Fällen wohl kaum noch erreicht wird.
Die physiologische Wirkung ist, wie bekannt, eine verschiedene, je
nachdem gleichgerichteter Strom von unveränderlicher Stärke oder bedeutend
und rasch schwankende oder gar Wechselströme zur Verwendung kommen.
Man weiss, dass in den beiden letzteren Fällen die Schmerzempfindung
heftiger ist, als in dem zuerst genannten. Ich gehe jedoch hier allein auf
die Wirkung gleichgerichteter Ströme ein, da mir nur über solche Er-
fahrungen zu Gebote stehen und dieselben zur Zeit ja noch in den weitaus
meisten Fällen zur Verwendung kommen.
Das kribbelnde Gefühl, das man beim Berühren der Pole einer Gleich-
strom-Maschine empfindet, rührt nicht, wie vielfach geglaubt wird, von den
fortwährenden kleinen Stromschwankungen her, die die Wirkungsweise einer
Dynamomaschine mit sich bringt. Es zeigt sich vielmehr genau in der
gleichen Weise bei Anwendung einer Primär- oder Secundärbatterie von
derselben Klemmenspannung, wo jene Schwankungen fehlen.
Führt man dem Körper eines erwachsenen Menschen, der an physiolo-
gische Wirkungen der Elektricität gewöhnt ist, den Strom mittelst metallener
Handhaben von der gebräuchlichen Grösse zu, so ist derselbe im Stande,
wenn die Handhaben fest in die vollen befeuchteten Hände genommen
werden, ohne wirkliche Schmerzempfindung und ohne merkbaren Nachtheil
für die Gesundheit einen Strom eben noch auszuhalten, der durch eine
Spannungsdifferenz von 50 — lOO Volt — je nach der Constitution — er-
zeugt wird.
Daraus folgt aber, dass höhere Spannungen, wie Serienmaschinen für
Bogenlicht sie liefern, sehr wohl nachtheilige Wirkungen hervorrufen können,
wenn nur die Hautfläche durch die die Berührung geschieht, gross genug,
d. h. der Körperwiderstand klein genug ist. Als ich die Klemmen einer
Maschine von 600 Volt mit der trockenen Spitze eines Fingers je einer
Hand berührte, empfand ich heftige schmerzhafte Zuckungen, die sich über
die Brust herüber von einem Arm zum anderen erstreckten und mir für
einige Secunden den Athem benahmen.
Nun gehören aber Gleichstrom-Maschinen bis lOO Volt in Deutschland,
solche his 2500 ja 3000 Volt in England und den Vereinigten Staaten durch-
aus nicht zu den Seltenheiten,
*) Bull, de la Soc. intern. desElectr. 4 (1887), P- HO. Wied. Ann. Beibl. XI (1887), p. 458.
569
Aus der geschilderten heftigen Wirkung bei minimaler Berührungs-
fläche müssen wir schliessen, dass 600 Volt bei vollem Anfassen metallischer
Theile der Schliessung genügen werden, dem Körper einen Strom zuzu-
führen, dessen Intensität bereits nachtheilige Folgen für die Gesundheit be-
dingen kann. Welcher Art diese sein werden, kann nur die Erfahrung
lehren. Bei Spannungen von der obengenannten Höhe wird die Gefahr noch
beträchtlich grösser sein. Rechnet man dazu den Schreck, der mit der plötz-
lich und unvermuthet eintretenden Wirkung verknüpft ist, so folgt hieraus,
dass bei Gleichstrom-Maschinen, welche grössere Serien von Bogenlampen
betreiben, schon grosse Vorsicht beobachtet werden muss.
Unverhältnissmässig grösser ist die Wirkung, die der Oeffnungsschlag
einer Maschine beim zufälligen Trennen der Leitung ausübt. Zu der elektro-
motorischen Kraft der Maschine addirt sich in diesem Fall die des beim
Verschwinden des Hauptstromes und des Magnetismus in den Draht-
windungen auftretenden Extrastromes. Glücklicherweise ist die Möglichkeit,
dass der vorgenannte Fall eintritt, weit geringer, als die einer zufälligen
Berührung von Theilen der Schliessung.
Es ist nicht nur die Stromstärke, die für die Intensität der Strom-
wirkung auf den Körper in Betracht kommt. Taucht man die eine Hand
in ein Gefäss mit Salzwasser, von der anderen Hand jedoch nur einen
Finger in ein zweites Gefäss und verbindet mit der Stromquelle, so wird
die Wirkung in dem Finger am heftigsten empfunden. Es kann, bei gleich-
bleibender Spannung, der Schmerz darin bis zum Unerträglichen gesteigert
werden, während man nur leichte Erschütterungen verspürt, wenn auch in
das zweite Gefäss die volle Hand oder wenigstens sämmtliche Finger der-
selben eingetaucht werden, obwohl in diesem Fall die Stromstärke zunimmt.
Man kann also annehmen, dass die Strom dichte, d. h. das Verhältniss
der Stromstärke zu dem Querschnitte des betreffenden Körpertheiles mit
maassgebend ist für die Stärke der Einwirkung des Stromes auf diesen Theil.
Ohne Zweifel kommt es jedoch auch sehr darauf an, welchen Theil
des Körpers man der Stromwirkung unterwirft, da wir anzunehmen haben,
dass die Anordnung der Nerven- und Adernstränge, der Muskelpartien etc.
eine Rolle dabei spielt.
Wir haben schliesslich noch ein Moment zu berücksichtigen, dessen
Bedeutung am besten aus der Wirkungsweise von Entladungen hochge-
spannter (statischer) Elektricität erhellt. Der Funke, der vom Conductor
der Elektrisirmaschine auf den genäherten Finger überspringt, gleicht
Spannungsdifferenzen aus von Millionen von Volt, ohne indessen, wenn in
massigen Grenzen angewendet, eine nachtheilige Wirkung auf den Körper
auszuüben. Der Grund davon liegt in den geringen Mengen aufgehäufter
Elektricität, mit denen man es hier zu thun hat. Dieselben reichen nicht
aus, die Körperoberfläche so weit zu laden, dass eine nur einigermaassen
erhebliche Stromstärke erreicht wird. Und nach unserer Annahme ist es ja
nur die Stromstärke, d. i. das Verhältniss der den Körper durchfliessenden
Elektricitätsmenge zu der Zeit des Durchganges, die die Grösse der physio-
logischen Wirkung bedingt. Die Entladung selbst einer grossen Leydener
Flasche setzt eine unvergleichlich geringere Elektricitätsmenge in Bewegung,
als sie unseren Körper durchfliesst, wenn wir denselben nur eine Secunde
lang mit den Klemmen einer Dynamomaschine oder Batterie von 100 Volt
verbinden, da im letzteren Fall für die abfliessenden Mengen fortwährend
neue erzeugt werden. Dieselben lassen sich in beiden Fällen messen, wenn
einerseits die Capacitäi der Flasche, andererseits der Körperwiderstand be-
kannt ist.
Es ist sehr wahrscheinlich, und geht z. B. aus der Art, wie die ge-
wöhnlichen medicinischen Inductionsapparate auf die Muskeln wirken, hervor,
38
570
dass ausserdem noch eine gewisse Zeitdauer der Einwirkung erforder-
lich ist, bis ein Strom von bestimmtem Betrage seine volle physiologische
Wirkung erreicht; wir haben diesen Umstand vielleicht auch mit als die Ur-
sache des verhältnissmässig geringen Effectes einer einzelnen statischen Ent-
ladung anzusehen.
Was die Wirkungen des Blitzschlages betrifft, so zeigen uns ja
die so häufig beobachteten Schmelzungen von Metalltheilen, dass wir es
hier , abgesehen von ungeheuren Spannungen, mit sehr beträchtlichen
Elektricitätsmengen zu thun haben. Beobachtungen, die man bei von einer Ent-
ladung getroffenen Blitzableitern gemacht hat, zeigen, dass, allerdings nur
für kurze Zeit, Ströme bis zu Hunderten von Amperes auftreten können.
Dass solche Entladungen im Stande sind, Menschen zu tödten, steht also
mit den oben aufgestellten Bedingungen einer intensiven Einwirkung auf den
Körper in völligem Einklang.
Es erscheint sehr wünschenswerth, dass ein Physiologe von Fach, der
mit elektrischen Dingen hinlänglich vertraut ist und dem die erforderlichen
Hilfsmittel zu Gebote stehen, die Art und die Bedingungen der physiologi-
schen Wirkungen des Stromes durch eingehende, rationell angeordnete Ver-
suche an grösseren Thieren, klarstelle, insbesondere für solche Ströme, wie
die Technik sie verwendet.
Eine Erforschung dieses bis jetzt noch so wenig aufgehellten Gebietes
erscheint umsomehr geboten, als dieselbe mit einen Ausgangspunkt bilden
würde für die über kurz oder laug zu erwartenden gesetzlichen oder polizei-
lichen Bestimmungen über die bei Beleuchtungs- und anderen Anlagen zuzu-
lassenden Spannungen und die zu beobachtenden Vorsichtsmaassregeln. So
lange derartiges zuverlässiges Versuchsmaterial nicht vorliegt, müssen wir
befürchten, dass unter Umständen Vorschriften erlassen werden, die eine
freie Entfaltung der technischen Anwendungen der Elektricität auf's Em-
pfindlichste hemmen.
Elektrotechnisches Institut der technischen Hochschule zu Hannover,
August 1887.
Egger - Osnaghi'sches System einer einheitlichen Re-
guhrung behebig vieler Uhren von jeder Construction.
Dieses von Prof. Osnaghi erfundene Uhrensystem, auf welches B. Egger
in Wien ein Privilegium nahm und durch zwei Jahre aufrecht erhielt, war
für das neue Rathhaus bestimmt, d. h. es wurde von dem Unternehmer zu
dem Zwecke erworben, um es der Gemeinde Wien in erster Linie zur Ein-
führung in dem damals seiner Vollendung entgegenschreitenden Gemeinde-
palast anzubieten. Schon dieses Umstandes wegen scheint es uns, verdient
das Osnaghi'sche Uhrensystem in weiteren Fachkreisen bekannt zu werden,
dann aber auch, weil es eine ganz eigenartige interessante Combination auf-
weist und eine neue, sehr geistreiche Lösung der Aufgabe, die Elektricität
zur Erzielung einer einheitlichen Zeiteingabe dienstbar zu machen, bildet.
Das Osnaghi'sche System zählt zu jener Classe elektrischer Uhren,
bei welchen der elektrische Strom nicht zur Zeitangabe selbst, sondern
nur zur automatischen Controle und Richtigstellung einer grösseren Anzahl
in ein Netz einbezogener selbstständiger Zeitmesser verwendet wird. Der
Gegenstand dieser Erfindung ist also nicht ein elektrisches Uhrensystem
(Zeittelegraph) im engsten Sinne einer solchen Bezeichnung, sondern eine
Regulirvorrichtung für eine grössere Anzahl gewöhnlicher Uhren von
beliebiger Construction, welche selbstständig gehen und nur in passenden
Intervallen mit Hilfe des elektrischen Stromes richtiggestellt, d. h. mit einer
genau gehenden Normaluhr in übereinstimmenden Gang gebracht werden.
571
Der Mechanismus des Osnaghi'schen Uhrensystems besteht aus folgenden
Apparaten :
I. Eine elektrische Vorrichtung zur Erhaltung des Synchronismus
zwischen einer primären und secundären Normaluhr, von welchen die erstere
in einem Observatorium (Sternwarte), die letztere in einem öffentlichen Ge-
bäude aufgestellt wird. Beide Uhren sind durch eine Stromleitung mit-
einander verbunden, und die Einrichtung ist eine solche, daß die Schwingungen
des Pendels der secundären Normaluhr sychronomisch zu denjenigen der
primären Normaluhr mit Hilfe des elektrischen Stromes erhalten werden.
38*
572
2. Ein Vertheiluogsmechanismus an der secundären Normaluhr, um die
zu regulirenden Uhren in beliebig viele Stromkreise eintheilen zu können.
3. Eine Auslösungsvorrichtung, die in bestimmten Intervallen den als
Stromgeber benützten Magnet-Inductor auslöst.
4. Einen Magnet-Inductor, welcher durch ein Zuggewicht oder einen
anderen Motor betrieben wird und zum Auslösen und Arretiren einge-
richtet ist.
5. Eine Vorrichtung zum Einstellen der Zeiger bei den zu regu-
lirenden Uhren.
Fig. I gibt eine schematische Darstellung des ganzen Systems. Die
mit I bezeichnete Partie dieses Schemas stellt das Pendel der primären
Normaluhr mit seinen Einrichtungen dar und gehört also zu dem neben-
stehenden Uhrkasten, von welchem es nur der leichteren Uebersicht wegen
abgesondert gezeichnet wurde. Das zur secundären Normaluhr gehörige
Pendel sammt seinen Zuthaten ist gleichfalls abgesondert vom Uhrkasten
dargestellt und mit II gekennzeichnet.
Die Pendel der beiden Normaluhren stehen in metonischer Verbindung.
An dem Pendel der primären Normaluhr ist nämlich eine Vorrichtung
angebracht, welche bewirkt, dass der Contact bei c geschlossen ist, wenn
das Pendel die Mittellage einer Schwingung (lothrechte Lage) einnimmt, ge-
öffnet dagegen, sobald das Pendel in irgend einer anderen Bewegungs-
phase sich befindet ; ferner ist auch mit dem Pendel der secundären Normal-
uhr eine Stromschlussvorrichtung verbunden, jedoch von solcher Art, dass
der Contact bei h^ unterbrochen wird, wenn sich das Pendel in der Mittel-
lage befindet, und geschlossen ist, wenn das Pendel links oder rechts
schwingt. Die beiden Contacte h^ c liegen im folgenden Stromkreis: Batterie
b-^, 25, Spule ^2 26, Contactstelle h^, y, Umschalter U, z, /, o, 15, 14,
Contactstelle c, Hebel h, 13, c-^, 12, 11, 10, 2, 3, 4, Erde E,„ Erde £^^,
24, Batterie b^. Die Spule S2 ist feststehend, und in ihrer Durchbohrung
schwingt frei ein Eisenstab, welcher mittelst eines Bügels an der Pendel-
stange befestigt ist. Bekanntlich wird bei einer solchen Einrichtung der die
Bewicklung der Spule S^ durchfliessende Strom die Wirkung hervorbringen,
dass die Mitte des Eisenstabes auf die Mitte der Spule gezogen wird, und
diese Anziehung hat daher eine Beschleunigung der Pendelschwingung zur
Folge, wenn der Strom in der Zeit auftritt, wo das Pendel gegen die Mitte
schwingt, eine Verzögerung der Pendelschwingung dagegen, wenn der
Strom in jener Zeit auftritt, wo sich das Pendel von der Schwingungs-
mitte entfernt. Nun kann aber ein Strom in der Spule S2 nur dann
auftreten, wenn sowohl der Contact c, als auch der Contact k^ ge-
schlossen ist, und da sich der erstere nur in dem Augenblicke schliesst,
wo das Pendel der primären Normaluhr die Mittellage durchschreitet,
der letztere aber nur geöffnet ist, wenn das Pendel der secundären Normal-
uhr sich in derselben Bewegungsphase befindet, so kann der beschleunigende
oder verzögernde Strom offenbar nur dann auftreten, wenn die Schwingungen
beider Pendel nicht übereinstimmen. Befindet sich nämlich das primäre und
das secundäre Pendel in der Mittellage, so ist der Contact bei c geschlossen,
bei hy offen, dagegen ist der Contact c offen und h^^ geschlossen, wenn
beide Pendel rechts oder links schwingen, mithin tritt in beiden Phallen
kein Strom auf.
Bleibt aber das Pendel der secundären Normaluhr etwas zurück, so
dass das Pendel der primären Normaluhr früher in die Mittellage kommt,
so ist in diesem Augenblicke der Contact bei C und k-^ geschlossen, und
der demzufolge durch die Bewicklung der Spule 5*2 gehende Strom wirkt
beschleunigend auf das Pendel ; eilt dagegen das secundäre Pendel dem
primären etwas voraus, so hat das erstere die Mittellage bereits überschritten,
573
wenn das letztere in dieselbe kommt ; es sind dann wieder beide Contacte
geschlossen, der auftretende Strom übt aber eine verzögernde Wirkung
auf das Pendel der secundären Normaluhr aus.
Es geht aus dieser Darstellung hervor, dass der Strom nicht in regel-
mässiger Aufeinanderfolge, sondern immer nur so lange auftritt, bis die
Uebereinstimmung in den Schwingungsphasen beider Pendel wieder her-
gestellt ist, und dass daher der Stromverbrauch sehr günstigen Verlaält-
nissen unterstellt ist. Ferner ist es jetzt auch leicht einzusehen, dass auch
mehrere, ja sogar viele secundäre Pendel mit einem primären Pendel in
Verbindung gebracht werden können, wenn sie parallel eingeschaltet werden
und die Batterie entweder zur primären Normaluhr gegeben wird oder
jedes secundäre Pendel eine eigene Batterie enthält.
Um die Secunden-Uebereinstimmung beider Uhren controliren zu können,
ist eine Einrichtung erforderlich, durch welche eine etwaige Differenz festge-
stellt werden kann. Zu diesem Zwecke ist die Unterbrechungsstelle bei C-^
in der Erdleitung der primären Normaluhr und Umschalter [/ bei der
secundären Normaluhr angebracht. Durch den letzteren kann die Leitung
von der Uhr ab und in den Registrirapparat r eingeschaltet werden.
Ist der Registrirapparat eingeschaltet, so geht jedesmal, wenn das
Pendel der primären Normaluhr die Mittellage durchschreitet, ein Strom
durch denselben, und es erfolgt ein Secundenzeichen. Es ist nämlich während
der Mittellage des bezeichneten Pendels die Unterbrechungsstelle der Leitung
bei c geschlossen und der Strom kreist dann wie folgt: Batterie ^^, m,
Elektromagnet des Registrirapparates r, a, Umschalter [/, n, z, /, o, 15,
14, Contactstelle c, Hebel h, 13, Contactstelle c-^, 12, 11, 10, 2, 3, 4,
Erde E,„ Erde E^, 24, Batterie b^.
Durch eine passende Einrichtung an der primären Normaluhr wird nun
jedesmal, wenn der Secundenzeiger dieser Uhr die o. Secunde erreicht,
die Unterbrechungsstelle bei C-^ geöffnet, und dann gibt der Registrirapparat
zu dieser Seci,mde kein Zeichen, weil wohl der Contact bei c geschlossen
wird, bei C-^ aber um diese Zeit geöffnet ist.
Das Ausbleiben des Registrirzeichens bei der secundären Normaluhr
zeigt also an, dass in diesem Momente der Secundenzeiger der Normaluhr
am Observatorium die O, Secunde überschreitet, und die Uebereinstimmungen
in der Zeitanzeige beider Uhren wird daran erkannt, daß die secundäre
Normaluhr die i. Secunde zeigt, wenn das l. Zeichen nach der Pause am
Registrirapparat wieder erscheint.
Die Richtigstellung der primären Normaluhr, welche, wie bereits
erwähnt, auf einem astronomischen Observatorium aufgestellt ist, geschieht
ebenfalls auf elektrischem Wege. Zu diesem Zwecke sind die parallel an die
Batterie geschalteten Spulen ^ S-^ vorhanden, durch welche ein an der
Pendelstange befestigter Eisenstab frei schwingt. Mit Hilfe dieser Spulen
können die Pendelschwingungen in derselben Weise wie bei der secundären
Normaluhr beschleunigt oder verzögert werden , und dadurch ist es
möglich, die kleinsten Abweichungen ohne Störungen auszugleichen. Lässt
man nämlich einen Strom dui ch eine der Spulen gehen, wenn das Pendel
gegen dieselbe schwingt, so wird der Eisenstab angezogen und demnach
ein beschleunigender Impuls ertheilt; schwingt aber das Pendel in entgegen-
gesetzter Richtung, wenn man den Strom in derselben Spule auftreten lässt,
so wird der Eisenstab gleichfalls angezogen, die Kraft wirkt jedoch dann
gegen die Bewegungsrichtung des Pendels und übt daher einen verzögernden
Einfluss aus.
Der Stromlauf wird an den lästern t t^ hervorgerufen. Drückt man
den Taster t nieder, so nimmt der Strom folgenden Weg: Batterie b, 22,
21, 20, Bewicklung der Spule 5, /, ig, 18, 17, Batterie b. Wird dagegen
574
der Taster i^ niedergedrückt, so kreist der Strom ia folgender Weise :
Batterie d, 22, 23, Bewicklung der Spule S-^ t^^ 16, Batterie d.
Nachdem die beschleunigende und verzögernde Wirkung auf jeder
der beiden Spulen hervorgebracht werden kann, so wäre der eigentliche
Zweck auch schon durch das Vorhandensein nur einer Spule erreicht,
doch könnte dann nur bei jeder zweiten Schwingung eine Einwirkung er-
folgen. Durch zwei Spulen, wie es in der Zeichnung dargestellt ist, er-
gibt sich also nur der Vortheil, dass der Accelerations- oder Retarda-
tions-Impuls bei jeder Pendelschwingung gegeben werden kann, wodurch
die Regulirung rascher vor sich geht.
Unter der secundären Normaluhr ist in Fig. i noch der Magnet-
Inductor schematisch dargestellt, welcher die Stromquelle der von dieser
Normaluhr ausgehenden Uhrenregulirung ist. Der Magnet-Inductor ist im
Wesentlichen von bekannter Art : er ist mit einem Commutator zur Gleich-
richtung der Ströme versehen, und seine Armatur wird von einem Räder-
werke mit Gewichtszug gedreht. Eine Sperrvorrichtung schliesst das Räder-
werk nach jeder Auslösung wieder ab, wenn die Armatur eine bestimmte
Anzahl • Umdrehungen gemacht hat. Die Auslösung erfolgt durch den Elektro,
Fig. 2
magnet s, welcher seinen mit dem Sperrhebel verbundenen Ankfer anzieht,
wenn die an der secundären Normaluhr angebrachte Unterbrechungsstelle
des Stromkreises, in dem der Elektromagnet eingeschaltet ist, geschlossen
wird. Dieser Stromkreis ist: Batterie ^g» ^> 25, Unterbrechungsstelle im
Uhrwerke, 26, 2^, Bewicklung des Elektromagnets s, Batterie ^g-
Die eine Bürste des Magnet-Inductors ist an die Erdleitung ge-
schaltet (5, 3, 4. E„), von der anderen geht eine Leitung (6, 7, 8, g)
zum Vertheilungsmechanismus der secundären Normaluhr. Mit dem Ver-
theilungsmechanismus ist das eine Ende jeder Uhrenleitung verbunden, das
andere Ende ist an die Erdleitung (E £^) geschaltet. Der Vertheilungs-
mechanismus, welcher unten näher beschrieben wird, ist so eingerichtet,
dass der Regulirstrom nacheinander immer durch eine andere Uhrenlinie
geht und dabei stets auf folgendem Wege kreist: Magnet-Inductor 6, 7, 8,
9, Contactstelle am Vertheilungsmechanismus der Normaluhr, UhrenÜnie,
Erde £ oder E^, Erde E„, 4, 3, 5, Magnet-Inductor.
Fig. 2 und 3 stellen den an der secundären Normaluhr angebrachten
Auslösungs- und Vertheilungsmechanismus dar.
Das Rad r mit Sperrzähnen, hier 16, ist auf der Welle des Minuten-
rades der Normaluhr befestigt. Die Zähne dieses Rades (/') wirken auf den
Arm k eines Doppelhebels, dessen anderer Arm einen beweglichen Sperr-
kegel .S trägt. Eine Spiralfeder <r zieht den Hebel gegen den Anschlage-
stift z. Der Sperrkegel greift in die Sperrzähne eines hier ebenfalls
575
l6theiligen Rades /, welches durch die Kegelfeder b immer in bestimmter
Stellung fixirt wird.
Bei jeder Bewegung des Rades t um einen Zahn weiter in der
Richtung des Pfeiles, streift ein Zahn des mit t auf einer Achse sitzenden
Sternrades i^ die Contactfeder /.
Bei der mit dem Minutenrade gleichmässig fortschreitenden Umdrehung
des Rades r wird der Arm h des Doppelhebels abwärts gedrückt und der
Sperrkegel so hoch gehoben, dass er über den nächsten Zahn des Rades t
einfällt. Hierauf gleitet der wirkende Zahn des Rades r vom Hebel h ab,
die Feder e zieht h gegen den Stift i, und der Sperrkegel 6" schiebt das
Rad / um einen Zahn weiter. Bei dieser Bewegung fand ein Contact
zwischen der isolirten Feder f und dem Rade iy statt.
Da nun f mit einem Fol der Batterie b^, Fig. i, in Verbindung steht,
deren anderer Pol durch den Auslösungs-Elektromagneten s des Inductors
zurück an das Rad i^ geführt ist, so wird bei jeder Bewegung des Rades t
um einen Zahn weiter der Magnet-Inductor ausgelöst.
Wenn nun das Rad r in zwölf Stunden eine Umdrehung macht und ;'
sowohl als / l6 Zähne haben, so werden i6 Auslösungen in zwölf Stunden
erfolgen, und es wird zwischen je zwei aufeinanderfolgenden Auslösungen
l2-6o
immer ein Zeitraum von — = 45 Min. liegen.
Unterhalb des Rades r ist an demselben eine Contactfeder c befestigt,
die mit dem Rade in zwölf Stunden einmal umgeht. Concentrisch zum Rade r
ist eine Scheibe, P, aus isolirendem Material (Ebonit) an die Uhrplatte ge-
schraubt, die im Kreise gestellt, hier i6 (der Zähnezahl der Räder r und /
entsprechend) voneinander isoHrte Metallstäbchen i^g) enthält. Diese Stäbchen
ragen mit ihren abgerundeten Köpfen über die Platte P hervor, während
sie unterhalb der Platte mit je einem Ende der i6 Stromkreise ver-
bunden sind.
So oft die Feder c auf einem der Stäbchen g schleift, wird gleich-
zeitig der Inductor ausgelöst, dessen einer Pol zur Feder c führt, während
der andere Pol, wie bereits erwähnt wurde und aus Fig. i zu ersehen ist,
zur Erde geführt ist, an welcher auch die von den Contactstäbchen (^)
ausgehenden Leitungen der Uhrenlinien liegen.
Es ergibt sich hieraus, dass nach je 45 Min. ein Strom durch den
Schleifcontact {c, g) des Vertheilungsmechanismus geht, und also hier in
je zwölf Stunden einmal ein Strom durch jede Uhrenlinie geht, welcher
mittelst der Coincidenzvorrichtung an den in der Linie liegenden Uhren die
genaue Einstellung bewirkt.
In Fig. 4 ist diese Coincidenzvorrichtung zur Darstellung gebracht.
Auf dem Minutenrohre der in die Regulirung eingeschalteten ge-
wöhnlichen Gewichts- oder Federzuguhren sitzt die Scheibe c mit den Stell-
stiften 1 und 2, ferner die spiralförmige Hubscheibe i. Vor der Hub-
scheibe i liegt der um k drehbare Hebel h, dessen gegen die Hubscheibe
gewendeter Stift 5 in Folge des Zuges der Spiralfeder b auf dem Um-
fange der Hubscheibe fest aufliegt. Ein zweiter, auf derselben Seite
stehender Stift, 3, kann in gewisser Stellung über eine schiefe Ebene, 6,
hinweggleiten, die fest auf einem Hebel, h^, sitzt; h-^ ist bei k^ drehbar
und wird durch eine schwache Feder, /, in einer bestimmten Lage
gehalten.
Wird der Hebel h^ seitlich nach rechts bewegt, so drückt er mit
seiner Hochkante gegen die Stifte 4 und 2 der Scheibe c und stellt damit
den Minutenzeiger in eine bestimmte Richtung.
An die Uhrplatte ist der einschenklige Elektromagnet E geschraubt,
dessen Anker a bei m drehbar ist. Der Anker hat in n eine Anschlag-
576
schraube und in f eine Abreissfeder ; am Rücken des Ankers sitzt die
Nase y.
Dreht sich nun die Scheibe i allmälig in der Richtung der Zeiger, so hebt sie
den Hebel h endlich so hoch, dass sich das rechte Ende über die Nase y
legt. Dabei wird h^ durch Gleiten des Stiftes 3 auf der unteren Fläche
der schiefen Ebene 6 ein wenig nach links bewegt, bis sich der Stift 3
über der schiefen Ebene befindet.
Wird der Anker des Elektromagnet angezogen, so fällt der Hebel h
von der Nase y herab ; Stift 3 gleitet an der äusseren Fläche der schiefen
Ebene herab und drängt den Hebel h^ nach rechts gegen die Stifte 4 und
Fig. 4.
2, wodurch die bereits erwähnte Einstellung des Minutenzeigers auf eine
bestimmte Stellung erfolgt.
Der Vorgang bei der Regulirung ist nun folgender :
Man nehme an, die Schleiffeder c liegt um 12 Uhr auf dem ersten
der 16 Stäbchen {g). In diesem Falle hat auch das Rad r den Hebel h
(Fig. 2) herabgedrückt und losgelassen, wobei ein Contact an der Feder f
erfolgt ist und damit der Magnet-Inductor ausgelöst wurde. Der von dem
letzteren erzeugte Strom findet dann einen geschlossenen Kreis über die
Berührungsstelle der Feder c mit dem Stäbchen g und geht daher durch
die Linie l.
Während der vorhergegangenen zwölf Stunden haben sämmtliche in
die Linie l eingeschalteten Uhren den Hebel h (Fig. 4) gehoben und es
liegt derselbe daher bei allen diesen Uhren auf der Nase y und ebenso
Stift 3 über der schiefen Ebene 6 (Fig. 4). Werden nun die Magnete E.
(Fig. 4) erregt, so wird der Anker angezogen, Hebel h (Fig. 4) verliert
dadurch seinen Halt und wird durch die Spannfeder b nach abwärts ge-
zogen, wobei der Stift 3 über die schiefe Ebene 6 rasch hinabgleitet und
dabei den Hebel h-^ kräftig gegen die Stifte 4 und 2 presst.
Die Minutenzeiger aller eingeschalteten Uhren, sie mögen nun inner-
halb der vergangenen zwölf Stunden vorausgeeilt oder zurückgeblieben
sein, sind dann gleich, u. zw. auf zwölf gestellt,, vorausgesetzt, dass sie so
aufgepasst sind, dass jeder auf zwölf steht, wenn die Kante des Hebels h^
an den Stiften 4 und 2 anliegt. (»O^- Uhrm.-Ztg.*)
577
Verbesserter Elektricitäts-Accumulator.
Von P. DUJARDIN.
Die Herstellung von Eleklricitäts-Accumulatoren auf elektrochemischem
Wege durch Bildung von Bleisalzen bietet viele wesentliche Ucbelstände, welchen
durch die vorliegende Erfindung auf folgende Weise abgeholfen werden soll:
I. Bei der Bildung der Bleisalze wird der zur Oxydation des Bleies
noth.ge Sauerstoff, statt ihn ausschliesslich dem Wasser zu entnehmen, durch
eine Saurelosung geliefert, welcher eine sauerstoffreiche, oxydirend wirkende
Fig. I.
Fig.
Fig 3-
Fig 4.
Säure oder ein solches Salz zugesetzt worden ist, und welche beim Passiren
des elektrischen Stromes ein lösliches Bleisalz zu bilden vermag; dieses Salz
wird dann beständig durch die Schwefelsäure wieder zersetzt und es bleibt
Bleihyperoxyd zurück.
In einem Bade bestehend aus 10 Kgr. Wasser, ca. 2 Kgr. Schwefelsäure
und ca. 1 Kgr. salpetersaures Natron erhält man erst Bleinitrat, welches
continuirlich in Bleisulfat, dann in Bleihyperoxyd umgewandelt wird. In
wenigen Stunden — ohne Entladungen und Umkehrungen des Stromes —
überdecken sich die positiven Elektroden mit einer fest anhaftenden Schichte
krystallinischen Bleisuperoxydes, welche ein bedeutendes Vermögen, Elek-
tricität zu binden, besitzt und bis l/g Mm. Dicke erreicht.
2. Um eine reichlichere und regelmässigere Bildung der Bleisalze zu
erzielen, werden der Erfindung gemäss grosse Quantitäten Luft in das Bad
eingebracht. Dies kann durch Einblasen von Luft oder durch abwechselndes
Heben der Elektroden an die Luft und darauffolgendes Senken in das Bad
578
bewirkt werden. Es wird durch diesen Vorgang- die Wirkung mehr als ver-
doppelt, wie immer das Bad zusammengesetzt sein mag.
Fig. 5-
Fig. 7-
3. Um daher nun ein festes Anhaften der Schichte von ßleisuperoxyd
an ihre Unterlage zu erzielen, werden Platten in Anwendung gebracht,
deren Oberfläche in sehr kleine Zellen getheilt ist. Fig. l zeigt eine
solche Platte in natürlicher Größe, während Fig. 2, 3 und 4 sie in bedeutend
vergrössertem Maassstabe darstellen. Wie aus diesen Figuren ersichtlich,
durchdringen die Zellen die Platte nicht so, dass Durchlochungen ent-
stehen. Das auf Kosten der Bleiplatte gebildete Bleisuperoxyd füllt die Zellen
in wenigen Stunden aus und haftet vollständig fest an der Platte an.
4. Da die Ausdehnung von Bleiplatten bei ihrer Behandlung durch
einen energischen Strom wenigstens lOX ihrer Länge beträgt, ist es folg-
lich nicht möglich , diese Platten in starre Rahmen einzuschliessen. Es
werden daher also, um die stattfindende Ausdehnung nicht zu behindern,
die Bleiplatten an einer Stange mit zweimal rechtwinklig abgebogenen Enden
aufgehängt, wie das Fig. 5, 6 und 7 zeigen. Diese Anordnung gestattet ein
unbehindertes Ausdehnen der Bleiplatten nach unten in den Batteriekasten
hinein. Die die Bleiplatten tragenden Stangen tauchen dabei in der leitenden
Flüssigkeit unter.
579
5- Um zu vermeiden, dass beim Zusammendrängen der Bleiplatten eine
Behinderung der freien Gascirculation veranlasst werde, erhalten dieselben,
Fig. 8.
wie aus Fig. 5, 6 und 7 ersichtlich, schräggestellte Wellenkrümmungen; in
Fig. 6 und 7 deuten die schrägen Linien die Achsen dieser Krümmungen
Fig. 9.
an. Werden nun zwei Bleiplatten gegeneinander gedrückt, so können sie
sich doch nur an wenigen Punkten berühren.
Fig. 8 und 9 zeigen die gewöhnlichste Zusammenstellung dieser
Secundärbatterien. Der dargestellte Batterietypus vermag eine Ladung von
einer Pferdekraftstunde aufzunehmen. Die Batterie besteht aus neun Elek-
troden, vier positiven und fünf negativen, und ihr Gewicht ist etwa 15 Kgr.
580
Wheatstone's Automat.
im Jahre
1870
1875
1880
1885
Jetzt
auf Kabeln
50-3
70
150
250
462
Seitdem die automatische Telegraphie,
die vornehmlichste Betriebsweise der engli-
schen Verwaltung, ans den Händen von
Wheatstone und Stroh hervorging, hat
sie sich in folgender Weise entwickelt. Der
Apparat gab:
auf Landlinien
"Worte pro Min.
80
100
200
600
Bei dem grossartigen Telegraphenverkehr
Englands ist eine andere Betriebsweise gar
nicht denkbar. Nur auf automatischem Wege
— also nur mittelst Ersetzung der lang-
samen und unsicheren Handarbeit durch die
äusserst schnelle und sichere Maschinenarbeit
— ist es möglich, dass das Londoner Tele-
graphen-Centralamt an manchem Abende
schon über 1,000.000 Worte abtelegraphirt hat.
Die Geschwindigkeit von 600 Worten
in der Minute oder 36.000 Worten in der
Stunde ist eine fast unglaubliche Leistung.
Sie gilt allendings nur für Kupferdraht-
leitungen von mittlerer Länge; für grössere
Leitungen müssen Translatoren (Uebertra-
gnngs-Apparate) verwendet werden, wovon
im vereinigten Königreiche loi in Verwen-
dung stehen, in mancher Leitung sogar zwei.
Wenn wir mit der angegebenen Leistung
von 600 Worten pro Minute die Leistung
anderer Apparatsysteme, welche allgemein im
Gebrauche sind, vergleichen und dabei spedell
auf die englische Sprache Rücksicht nehmen,
so finden wir 25 Worte für den Typendrnck-
apparat von Hughes und 12 Worte für
den Apparat von Morse. Man kann den
automatischen Apparat von Wheatstone
mit Fug und Recht als eine Weiterbildung
des Morse'schen Apparates ansehen, dessen
Leistung also verfünfzigfacht worden ist.
Die Kupferdrahtleitungen spielen dabei
eine wesentliche Rolle und kommen in der
Telegraphie wieder zu Ehren ; sie sind auch
unerlässlich für die Telephonie,
Nachdem das Kupfer auch in der Tele-
phonie eine wichtige Rolle spielt, so wäre
es aus volkswirthschaftlichen Gründen sehr
angezeigt, mit der nnerlässlichen Beseitigung
der Eisendrahtleitungen rascVi vorzugehen.
Bei der Entwicklung der automatischen
Telegraphie in England waren die Techniker
immer den Verkehrs-Bedürfnissen voraus.
Man kann daher mit Recht behaupten, dass
die vollkommenen Einrichtungen erst den
riesigen Telegraphenverkehr geschaffen und
dadurch befruchtend auf das ganze Geschäfts-
leben Englands gewirkt haben.
CORRESPONDENZ,
Prag, am 10. November 1887.
Geehrte Redadion !
Mit Bezugnahme auf die im November-
he/t l. J,, S. 352 enthaltene Correspondenz
sehe ich mich veranlasst, zu erklären, dass
der in der erwähnten Correspondenz ange-
gebene Nachtheil jener Füllungsmethode von
galvanischen Elemementen, bei der auf die
Ku/pfervitnollcrystalle zuerst die alte Zink-
lösung und dann Wasser gegossen wird, bei
einigen hundert von mir in dieser Weise
persönlich oder unter meiner Aufsicht ge-
füllten Elementen nicht eingetreten ist.
Ich hielt es für überflüssig, diesen
Umstand in meinem Artikel spedell hervor-
zuheben, da ich als bekannt voraussetzte,
es sei das Zusammenbacken der Kupfer-
vitriolkrystalle in eine schwer lösliche Masse
nicht der Füllungsmethode, sondeim der
chemischen Beschaffenheit des verwendeten
Bafterienmaterials, namentlich des Wassers
zuzuschreiben. Weiteren Aufschluss über diesen
Gegenstand gibt Meiding er im „Organ
für Fortschritte des Elsenbahmoesens'' vom
' Jahre 1865, Seite 146.
Hochachtungsvoll
ir. Mixa.
Gustav Robert Kirchhoff.
Im Elektrotechnischen Verein zu Berlin hielt in der Sitzung
vom 25. October der Staatssecretär Dr. v. Stephan dem verstorbenen
grossen Physiker einen Nachruf, dem wir Folgendes entnehmen :
— — — »Am 12. März 1824 in der Vaterstadt Kants geboren,
widmete sich Gustav Robert Kirch hoff an der dortigen Universität physi-
kalischen und mathematischen Studien. 1847 habilitirte er sich in Berlin als
Privatdocent und siedelte 1850 im Alter von 26 Jahren als ausserordent-
licher Professor nach Breslau über; 1854 folgte er einem Rufe als ordent-
licher Professor der Physik nach Heidelberg, wo er mit Bunsen, Helm-
hol t z, Kopp u. A. die Blüthe der Naturwissenschaften begründete. Seit
1875 wirkte er in Berlin als Professor an der Universität und Mitglied der
581
Akademie der Wissenschaften, sowie vieler wissenschaftlichen und technischen
Vereine, darunter auch des unserigen.*
,Für immer wird, wie Sie wissen, sein Name verbunden .bleiben mit
den beiden grossen wissenschaftlichen Entdeckungen: der Spectral-Analyse
und der seinen Namen tragenden Gesetze der Elektricitätslehre, nach denen
sich alle auf die Theilung des galvanischen Stromes in Zweigströme be-
züglichen Fragen lösen lassen.*
jüie Spectral-Analyse hat, abgesehen von ihrer vielseitigen Anwendung
bei wissenschaftlichen Experimenten und bei technischen Vorkommnissen, der
reinen Naturforschung und der Naturphilosophie durch die Aufklärungen
über die chemischen Substanzen der Himmelskörper einen neuen, weiten
Horizont eröffnet.*
,Man kann von dem Spectroskop mit einem classischen Worte sagen:
perrupit claustra coeli. Und die Kirchhoff'schen Gesetze über die
elektrischen Stromverzweigungen haben sich — das bedarf vor Ihnen ja
einer näheren Darlegung nicht — von ebenso grosser wissenschaftlicher
Bedeutung, wie eminenten praktischen Wichtigkeit erwiesen.*
^Aber auch die übrigen Arbeiten Kirchhofes auf dem Gebiete der
Elektricität und der Optik, ferner über die Elasticität, die Ausdehnungs-
fähigkeit und andere physikalische Eigenschaften der Körper, über die
Spannung der Wasserdämpfe u. s. w. trugen den Stempel seines bahn-
brechenden Genius ; und gleichwie nach einem bekannten Satze der Optik
das Licht sich von einem leuchtenden Punkte gleichmässig nach allen Seiten
hin fortpflanzt, so verbreiteten die Aetherschwingungen seines Geistes
Klarheit über verschiedene Gebiete der Naturforschung. Seine Fachgenossen
rühmten an ihm besonders die Exactheit im Experiment und die mathe-
matische Schärfe. Er war zugleich ein ausgezeichneter Universitätslehrer,
und seine Vorlesungen übten auf die Studierenden eine ausserordentliche
Anziehungskraft aus. Viele unserer tüchtigsten Physiker sind aus seiner
Schule hervorgegangen.*^
j^Sein liebenswürdiges Wesen kann ich aus dem geselligen Leben der
Reichshauptstadt, wo ich öfter mit dem verehrten Manne in Berührung
kam, nicht besser schildern, als mit den treffenden Worten des Nachrufs,
welchen ihm vor einigen Tagen eines der ersten Blätter der Residenz
widmete: ^^,Aber auch durch seine Persönlichkeit wurde Kirchhofes aka-
demische Wirksamkeit auf's vortheilhafteste unterstützt. Eine künstlerisch
angelegte, vielseitig gebildete Natur, von gewinnender Liebenswürdigkeit,
Feinheit und Anspruchslosigkeit im Verkehr, war er zugleich das Muster
eines vornehmen, in der Forschung befriedigten, uneigennützig auf die Sache
gerichteten Gelehrten**.
j^Sein Körper war zart gebaut. Aber es wohnte in demselben ein
titanischer Geist, dessen Drang es war, an den Gerüsten zu bauen zum Er-
klimmmen des Alls. Wenn der classische Dichter der Römer sagt : N i 1
mortalibus arduum est: coelum ipsum petimus! was ihm noch
eine Thorheit schien, so könnten wir in Wahrheit diesen Ausspruch als
Inschrift auf das Spectroskop setzen. Dankbar wird das deutsche Vater-
land, wird die ganze wissenschaftliche Welt das Andenken dieses edlen
Forschers ehren in alle Zeit. Sanft ruhe seine Asche!* — —
Gustav Theodor Rechner -j-.
Nach kurzem Krankenlager ist am 19. November d. J. in Leipzig der
Prof. Gustav Theodor Fechner, Dr. med. et phil., gestorben. Er war
geboren am 19. April 1801 zu Gross-Särchen in der Niederlausitz, studirte
in Leipzig erst Medicin, dann besonders Naturwissenschaften und wurde
582
1834 daselbst Professor der Physik. Schon vorher hatte er sich auf dem
Gebiete der Elektricitätslehie vortheilhaft bekannt gemacht, namentlich
durch sein 1829 erschienenes Lehrbuch des Galvanismus und der Elektro-
chemie. Vielfach und jahrelang ist er in seinen naturwissenschaftlichen
Forschungen durch Augenleiden gestört und unterbrochen worden, und dies
scheint ein Grund mitgewesen zu sein, dass er sich von der Physik und
Chemie mehr der Philosophie und Psychophysik (Elemente der Psycho-
physik, zwei Bände, Leipzig 1860) zuwandte; aber auch als Aesthetiker
und Dichter (Gedichte, Leipzig, 1841) ist er nicht unbedeutend gewesen.
Seine vortrefflichen humoristischen Schriften erschienen unter dem Pseu-
donym Dr. Mises.
Auf telegraphischem Gebiete hat er sich ein grosses Verdienst da-
durch erworben, dass er zuerst darauf hingewiesen hat, dass für die elek-
trische Telegraphie ebenfalls die Ohm'schen Gesetze — um deren Ver-
breitung sich Rechner überhaupt sehr bemüht hat — gelten müssen.
Man hat ihm auch die Erfindung der Benützung dei Erde als Rückleiter
zuschreiben zu sollen geglaubt. Er hat aber diese Ehre, als ihm nicht ge-
bührend, in einem Briefe an Prof. Dr. Zetzsche (vergl. dessen Handbuch
der Telegraphie, Bd. I, pag. 19 und 63) vom 19. Februar 1872 ab-
gelehnt, sodass demnach K. A. Steinheil als Entdecker dieser werthvoUen
Vereinfachung der Leitung für elektrische Telegraphen anzusehen ist. Wohl
aber hat Fechner schon 1829 die Grösse des Leitungsvermögens der
Erde als eine Folge des Ohm'schen Gesetzes dargestellt.
Trotz seines hohen Alters genoss er, der auch Ehrenbürger der
Stadt Leipzig war, noch unverändert ein grosses Ansehen und eine be-
sondere Beliebtheit an der Universität. Einen Beleg dafür bot die grosse
Anzahl derer, welche ihm auf seinem Wege zur letzten Ruhestätte das
Geleit gaben.
KLEINE NACHRICHTEN,
Beleuchtung in der Hofoper. Die am
8. November d. J. stattgehabte Unterbrechung
in dieser Beleuchtung hat zwölf Tage arge-
halten. Die bekannt gewordenen Gründe
dieses beklagenswerthen Factums sind mehr
oder minder richtig in den Tagesjournalen
besprochen worden. So lange eine amtliche
Prüfung der Anlage nicht erfolgt ist, kann
auf eine Analyse der mit dem Versagen der
Kessel in der Centralstation concurrirenden
Ursachen des die Elektrotechnik schädigenden
Vorfalles nicht eingegangen werden.
Beleuchtung von Neuhaus in Böhmen.
Die Stadt Neuhaus in Böhmen soll durch
die Firma Franz Kfi'zik elektrische Beleuch-
tung erhalten ; dieselbe wird durch Bogen-
lampen bewirkt und werden die Leitungen
oberirdisch geführt.
Beleuchtung der Eisenbahnwagen
in Deutschland, Nach einem jüngst ver-
öffentlichten Ausweise über die verschiedenen
Methoden, welche in Deutschland für die
Beleuchtung der Eisenbahnwagen verwendet
werden, verallgemeinert i-ich die Benützung
des Leuchtgases immer mehr und mehr,
während die Verwendung des Oeles nur eine
sehr beschränkte ist. Der Umstand, dass
mehrere Eisenbahnverwaltungen erst kürzlich
beträchtliche Summen für die Einrichtung
der Gasbeleuchtung aufgewendet haben, ver-
hindert die wünschenswerthe Einfuhrung der
elektrischen Beleuchtung.
Die Tramway-Gesellschaft in Wien
hat, wie wir über England erfahren , mit
einer amerikanischen Compagnie Verbindun-
gen angeknüpft, um die elektrische Traction auf
ihren in Wien befindlichen Strecken — soll wohl
heissen auf der Ringstrasse — einzuführen.
Preis des elektrischen Lichtes in
Amerika. In New- York bestehen sieben Ge-
sellschaften für öffentliche elektrische Be-
leuchtung, durch deren Concurrenz der Preis
des Bogenlichtes pro Stunde und Lampe,
welcher früher 7 Benny betrug, soweit herab-
gedrückt wurde, dass er sich jetzt zwischen
den Grenzen von 5 — 2 Penny bewegt.
Elektrischer Wagen nach Julien. In
Brüssel wurde kürzlich ein nach dem wohl-
bekannten Systeme von Julien hergestellter
elektrischer Wagen probirt, der weit grösser
als die früheren Wagen ist und 60 Personen
befördern kann. Das Maximum der Ge-
schwindigkeit stellt sich auf 25 Km. pro
Stunde. Dieser Wagen ist für Australien be-
stimmt.
583
Ein elektrischer Drache. In der
New-Yorker , Electrica! Review* ist die Mit-
theilnng verzeichnet, dass bei einer chinesi-
schen Procession, die vor einiger Zeit in den
Strassen von San Francisco abgehalten wurde,
ein mechanischer Drache von enormer
Grösse mitgeführt wurde, dessen Kinnlade
und Schweif durch Elektricität bewegt
wurden.
Strassenbahn mit unterirdischer Zu-
leitung in Budapest. Am 21. d. ist in
Budapest die in der Königfgasse von der
Firma Siemens & Halske ausgeführte
Strassenbahn mit unterirdischer Stromzu-
führung dem Verkehr übergeben worden.
Hoffentlich setzt uns die ausführende Firma
in die Lage, eine detaillirte Beschreibung
dieser Anlage bringen zu können.
Elektrischer Salonwagen. Der Kaiser
von Brasilien lässt für seinen persönlichen
Gebrauch einen elektrischen Salonwagen an-
fertigen, welcher auf den Linien der in Rio
de Janeiro etablirten Tramway- Gesellschaft
laufen wird. Der nach dem Systeme von
Sprague gebaute Motor wird durch Accumu-
latoren betrieben werden.
Action gegen eine Kabelgesellschaft.
Die Handelskammern von Hävre, Paris,
Bonrdeaux, Rheims und anderen französis-chen
Städten haben bei der französischen Re-
gierung gegen die Erneuerung des von der
grossen Gesellschaft The Submarine Tele-
graph Company rücksichtlich des französisch-
englischen Telegraphenverkehrs bisher aus-
geübten Monopols entschiedene Verwahrung
eingelegt,
Telegraphen- und Telephonwesen
in China. Nach einer Meldung der Londoner
, Times* hat die chinesische Regierung die
zwischen Li-Hung-Chang und einem ameri-
kanischen Syndikate abgeschlossene Con-
vention, betreffend die Herstellung von Tele-
graphen- und Telephonlinien in China,
nicht ratificirt.
Errichtung einer Telephonstation auf
dem St. Bernhard. Um ihr barmherziges
Wirken zu erleichtern, haben die Mönche des
auf dem St. Bernhard befindlichen Klosters
daselbst eine Telephonstation errichtet,
welche nach der einen Seite mit den italieni-
schen Städten Fontine und St. Remy und
nach der anderen Seite mit den schweizeri-
schen Städten Proz und St. Pierre in Ver-
bindung steht. Diese neue Station ist aller
Wahrscheinlichkeit nach , nächst jener auf
dem Sonnblick, die höchstgelegeue Telephon-
station von Europa.
Geplante Telephon - Verbindung
zwischen Paris und London. Wie es
heisst, hat die französische Regierung einige
technische Beamte nach der Küste des Canals
La Manche entsendet, um wegen Legung
eines neuen Kabels, welches den telephoni-
schen Verkehr zwischen Paris und London
vermitteln soll, die erforderlichen Aufnahmen
zu machen. Das Kabel soll von Fortin-Herr-
man geliefert werden.
Telephonleitung von Paris nach
Brüssel. Der Betrieb auf dieser Leitung
nimmt nicht sehr an Lebhaftigkeit zu; es
erreichen die Einnahmen dermalen den Be-
trag von ungefähr Frcs. loo pro Tag.
Das Telephon in Südamerika. Wie
wir in der englischen Fachzeitschrift »In-
dustries* lesen, hat sich in Buenos-Ayres
eine städtische Telephon-Gesellschaft ge-
bildet, welche die für 2000 Theilnehmer er-
forderlichen Drähte und Apparate bei der
Pariser Societe generale des T^ldphones in
Bestellung gebracht hat.
Ankauf eines Telephonnetzes. Das
Telephonnetz der Compagnie Victoria in
Melbourne wurde von der Regierung um den
Preis von i Mill. Francs angekauft.
Transformatoren für Gleichstrom.
Die Herren Je hl und Rupp, wohlbekannt
durch ihre in unserem Blatte beschriebene
ingeniöse Dynamomaschine, werden, wie wir
nächstens ausführlich mittheilen wollen —
bald mit einemTransf ormator für Gleich-
strom vor die Oeffentlichkeit treten. Bekannt-
lich sind auch solche Transformatoren
durch Pfacnkuche in Amerika construirt
worden.
Die Hydrolocomobile Nossian, welche
wir im III Jahrgang dieser Zeitschrift, pag. 175,
beschrieben haben, ist nunmehr in der
Grösse von 2'5 Mtr, Durchmesser ausgeführt
worden und steht bei der Reichsbrücke am
linken Donau-Ufer in Thätigkeit. Die Leistung
dieses Motors bei einer Flussgeschwindigkeit
von etwa 4*5 Mtr. beläuft sich auf etwa
4 HP. Gegenwärtig speist diese Maschine,
welche ausserordentlich constructiv durchge-
führt erscheint, vier hintereinandergeschaltete
8 Ampere -Bogenlampen und muss eine
Bremse die überschüssige Leistung vernichten.
Zunächst wird ein Versuch gemacht werden
mit der Hydrolocomobile Accumulatoren zu
laden.
Stiftung für eine elektrische Heil-
anstalt. Mit einer speciellen Klausel seines
Testaments hat Henry Giffard in Paris
die Summe von Frcs. 300.000 für die Er-
richtung einer Heilanstalt bestimmt, deren
Natur von Dr. Darin bestimmt werden
und deren erster Director dieser Arzt sein
sollte. Diesem Vermächtnisse zufolge wird
auf dem Boulevard des Capucines in Paris
ein ^Dispensaire Giffard* errichtet werden,
dessen Zweck die elektrolytische Behandlung
der krebsartigen Krankheiten sein soll. Die
neue Anstalt wird binnen kurzer Zeit er-
öffnet werden.
584
Die elektrische Kraftvertheilung in
Amerika fängt an recht bemerkliche Fort-
schritte zu machen. Die E d i s o n - Centralen
in Boston bedienen gegenwärtig 72 Sprague^
Motoren von 05 — 15 PS., in Summe 300 PS.,
in New-York 45 Sprague-Motoren von zu-
sammen 250 PS. Die Brush Company spei«en
Baxter-Motore in Baltimore, Buffalo, Philadel-
phia etc.
Es dürfte von Interesse sein, die Preise
der elektrischen Kraft kennen zu lernen. In
Pittsburg führt die Company die Leitung bis
in das Haus des Abonnenten, während
letztere die Abzweigung und die innere
Leitungseinrichtung trägt. Der Monatspreis
ist folgender :
Effect des Motor-Eigenthum
Motors de« Abonnenten der Gesellschaft
0-5 PS. 24 M. 40 M.
I-O „ 40 „ 60 r.
1-5 „ 60 „ 106 „
2 „ 80 „ 112 „
3 r 100 „ 160 „
5 y, 160 „ 240 „
8 „ 220 , 288 „
10 „ 240 „ 320 „
In Buffalo betragen die Preise pro Monat
für den täglichen Betrieb (ausser Sonntag)
von 7 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends:
Effect dea
Motors Preis der Kraft Miethe des Motors
Vs PS. 12 M. 2 M.
V2 K 20 „ 4 „
1 », 32 „ 4 „
2 „ 60 „ 10 „
4 „ 104 „ 20 „
6 « 154 r 30 „
8 „ 204 „ 40 „
10 „ 254 „ 50 „
12 „ 304 ,. 60 „
In Laramie Wyoming gehört der Motor
dem Abonnenten. Der Dienst ist 26 Tage
pro Monat.
Effect des Motors Preis pro Stunden- Preis
fflr Nähmaschinen pferd pro Monat
— 8M.
V2 PS. - 30 „
1 „ — 60 „
2 „ 20 Pf. 104 „
3, „ 18 „ 140 „
5 „ 16 „ 207 „
7'5 n 14 „ 270 „
10 r, 12 „ 3IO „
15 « 10 „ 390 „
20 „ 10 „ 502 „
40 „ 10 „ 1040 „
Man sieht also, dass dort die
elektrische Kraft wesentlich billiger
ist, als z. B. bei uns die durch Gas-
motoren erzeugte. C. f. E.
Feuersgefahr. Bei der Aufführung des
Ausstattungsstückes ,Die Reise um die Welt
in 80 Tagen* löste sich aus einer im zweiten
Rang angebrachten elektrischen Lampe,
durch welche die Bühne erleuchtet wurde,
der durch den elektrischen Strom we iss-
glühend gew ordene K ohlenstift, fiel
auf das Kleid einer im Parquet sitzenden
Dame und setzte dieses in Brand. Zwei
Herren drückten sofort mit den Händen die
Flammen aus, so dass ein weiteres Umsich-
greifen des Feuers verhütet und die Dame
selbst nicht beschädigt wurde. Von den Herren
jedoch erlitt der Eine eine leichte Verletzung
an der rechten Hand, während der Andere
sich ziemlich bedeutende Brandwunden zuzog,
so dass im vom Thesterarzt ein Verband
angelegt werden mnsste. Grössere Störungen
verursachte der sich in ganz kurzer Zeit ab-
spielende Vorfall nicht ; allein Unwissende
oder Misswollende leiteten sofort aus dem-
selben die Gefährlichkeit der elektrischen
Beleuchtung ab.
Die Statue der Freiheit am Eingang
des Hafens von New-York, bekanntlich durch
Mr. Bartoldy errichtet , soll auf dem
höchsten der die Bai von S. Francisco be-
herrschenden Berggipfel ein Gegenstück er-
halten. Mr. Adolf Sutro, ein Millionär und
Bauunternehmer, will eine 40 engl. Fuss
hohe Freiheitsgöttin stiften, aus deren Fackel
ein unendlich starkes elektrisches Licht
strahlen soll, , Unendlich stark* ist stark !
Das königl. belgische Leopoldskreuz
für Verdienste um die elektrische Traction
bat Herr Julien erhalten.
Unschädlichkeit der hochgespannten
Wechselströme. Auf dem Septembermeeting
des Chicago electric Club hielt Mr. C. C.
Haskins einen Vortrag über: ^Besondere
Eigenschaften der elektrischen Ströme*. Im
Verlauf des Vortrages kam der Redner auch
auf die Wechselströme zu sprechen und
drückte seine Zweifel über die neuerlich
hervorgehobene Schädlichkeit der Wechsel-
ströme aus. Er illustrirte seine Ansichten und
Bemerkungen durch Versuche.
Eine neue Erfindung Edison's. In
den amerikanischen Zeitungen ist zw lesen,
dass Edison eine neue Erfindung von der
grössten Wichtigkeit gemacht habe, dass er
dieselbe aber wegen der Prioritäts-Reclama-
tionen, die fast allen seinen Erfindungen auf
dem Fusse gefolgt sind, für den Zeitraum
von sechs Monaten absolut geheim halten
wolle.
Das der Silvertown Company gehörende
Dampfschiff »International* und das der
Telegraph Construction and Maintenance Com-
pany gehörende Dampfschiff ,Kangaroo*
sind Seitens der italienischen Regierung für
die Erzeugung condensirten Wassers in
Massauah gemiethet worden. Dies beweist,
dass die Kabelschiffe keine Beschäftigung
hnben.
Verantwortlicher Redacteur: JOSEF KAREIS. — Selbstverlag des Elektrotechnischen Vereins.
In Commlssion bei LEHMANN & WENTZEL, Buchhandlung für Technik und Kunst.
Druck von R. SPIKfi & Co. ia Wien, V., Straussengasse 16.
Zeitschrift für Elektrotechnik,
Organ des
Elektrotechnischen Vereins in Wien.
Redacteur: Josef Kareis.
V. JAHRGANG.
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INHALT:
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J. Baumann. S. 542. — Dynamoelektrische Gleichstrom -Maschine mit Inaenpolen. Von W, E. Fein in
Stuttgart. Abdruck aus dem Werk: , Fein, Elektrische Apparate*. S. 545. — Zur telegraphischea Schaltuag
auf Gegenstrom. Von E. Zetzsche. S. 548. — Ueber die elektromotorischen Kräfte, welche durch den
Magnetismus in von einem Wärmestrome durchflossenen Metallplatten geweckt wird. Von Walter Nernst.
(Schluss.) S. 555. — Verbesserungen in elektrischen Lampen und in der Art und Weise, dieselben zu
fabriciren. Von Thomas Alva Edison. S. 562. — Patent -Annullirung des österr.-uagar. Privilegiams
Alexander Graham-Beil vom 16. December 1877 auf ^Verbesserungen in der Elektrotelephonie*. S. 563.
— Die Processe gegen die Bell'schen Telephon-Patente, S, 565. — Zur Frage der Wirkungen des Stromes
auf den menschlichen Körper. Von C. Heim in Hannover. S. 567. — Egger-Osnaghi'sches System einer
einheitlichen Regulirung beliebig vieler Uhren von jeder Construction. S. 570. — Verbesserter Elektricitäts-
Accumulator. Von P. Dujardin. S. 577. — Wheatstone's Automat. S. 580. — Correspondenz,
S. 580. — Gustav Robert KirchhofF. S. 580. — Gustav Theodor Fechner. S. 581. — Kleine Nach-
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Elektro-technische Bibliothek.'
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Inhalt der Sammlung;
I. Band. Die Constructioii der inagnet-xilektrisehen und dynamo -elektrischen
Maschinen. Von Gustav Glaser-De Cew. 5, Auflage, bearbeitet von Dr.
F. Auerbach. — II. Band. Die elektrische Kraftübertragung und ihre Anwendung
in der Praxis, mit besonderer Rücksiebt auf die Fortleitung und Vertheilung des
elektrischen Stromes. Von Eduard Japing. 2. Auflage. — III. Band. Das elek-
trische Licht. Von Dr. A. v. Urbanitzky. 2. Auflage. — IV. Band. Die gal-
vanischen Batterien, Accumulatoren und Thermosäulen. Eine Beschreibung der
hydro- und thermo- elektrischen Stromquellen mit besonderer Rücksicht auf die Be-
dürfnisse der Praxip. Von W. Ph. Hauck. 2. Auflage. — V Band. Die Terkehrs-
Telegraphie, mit besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse der Praxis. Von J. Sack.
— VI. Band. Telephon, Mikrophon und Eadiophon, mit besonderer Rücksicht aut
ihre Anwendung in der PrHxis. Von Theodor S eh war t ze. 2. Auflage. — VII. Band.
Die Elektrolyse, (xalvanoplastik und Reinmetallgewinnung, mit besonderer Rück-
sicht auf ihre Anwendung in der Praxis. Von Eduard Japing. 2. Auflage. —
VIII. Band. Die elektrischen Mess- und Präeisions-Instrumente. Ein Leitfaden der
elektrischen Messkunde. Von A. Wilke. 2 Auflage. — IX. Band. Die drrundlehren
der Elektricität, mit besonderer Rücksicht auf ihre Anwendungen in der Praxis.
Von W. Ph. Hauck. 2. Auflage. — X. Band. Elektrisches Formelbuch mit einem
Anhange, enthaltend die elektrische Terminologie in deutscher, französischer und
englischer Sprache. Von P;of. Dr. P. Z e c b. — XI. Band. Die elektrischen Be-
leuchtungs-Anlagen, mit besonderer Berücksichtigung ihrer praktischen Ausführung.
Von Dr. A. von Urbanitzky. 2. Auflage. — XII. Band. Die elektrischen Ein-
richtungen der Eisenbahnen und das Signalwesen. Von L. Kohlfürst. —
XIII. Band. Die elektrischen Uhren und die Feuerwehr-Telegraphie. Von Dr.
A. Tob 1er. — XIV. Band. Die Haus- und Hötel-T'felegraphie. Von O. Canter. —
XV. Band. Die Anwendung der Elektricität für militärische Zwecke. Von
Dr. Fr. Waechter. — XVI. Band. Die elektrischen Leitungen und ihre Anlage für
alle Zwcke der Praxis. Von J. Zacharias. — XVII. Band. Die elektrische Eisenbahn
bezüglich ihres Baues und Betriebes. Von Josef Krämer. — XVIII. Band. Die
Elektro-Technik in der praktischen Heilkunde. Von Prof. Dr. Rud. Lewandowski.
XIX. Band. Die Spannungs-Elektricität, ihre (xcsetze, Wirkungen und technischen
Anwendungen. Von Prof. K. "W. Z enger. — XX Band. Die Weltliteratur der
Elektricität und des Magnetismus, 1860 — 1883. Von Gust av May. — XXI. Band.
Die Motoren der elektrischen Maschinen mit Bezug auf Theorie, Construction und
Betrieb. Von Theodor Schwartze. — XXII. Band. Die Creneratoren hoch-
gespannter Elektricität. Von Prof. Dr. J. G. Wallentin. — XXIII. Band. Das
Potential und seine Anwendung zur Erklärung elektrischer Erscheinungen. Von
Dr. O. Tumlirz. — XXIV, Band. Die Unterhaltung und Reparatur der elektrischen
Leitungen. Von J. Zacharias. — XXV. Band. Die Mehrfach-Telegraphie auf
Einem Drahte. Von A. E. Granfeld. - XXVI. Band. Die Kabeltelegraphie.
Von Max Jüllig. — XXVII. Band. Das Glühlicht, sein Wesen und seine Erfor-
dernisse. Von Rtienne de Fodor. — XXVIII. Band. Crcschichte der ElektricitHt,
Von Dr. Gustav Albrechi. — XXIX. Band. Blitz und Blitzschutzvorriehtungen.
Von Dr. A. v. Urbanitzky. XXX. Band. Die Clalvanostegie mit besonderer Berück-
sichtigung derfabriksmässigen Herstellung von Metallüberzügen. Von JosefSchasohl,
— XXXI. Band. Die Technik des Fernsprechwesens. Von Dr. V. Wietlisbach.
— XXXII. Band. Die elektro-technische Photometrie. Von Dr. Hugo Krüss. —
XXXIII. Band. Die Laboratorien der Elektro-Technik. Von August Ne umayer.
— XXXIV. Band. Elektricität und Magnetismus im Alterthume. Von Dr. A. von
Urbanitzky. — XXXV. Band. Magnetismus und Hypnotismus. Von G. Gessmann.
— XXXVI. Band. Die Anwendung der Elektricität bei registrirenden Apparaten.
Von Dr. Ernst Gerland. — XXXVII. Band. Elektricität und Magnetismus als
kosmotellurische Kräfte. Von Dr. Theodor Höh. — XXXVIII. Band. Die Wir-
kungsgesetze der (lynamo-elektrischen Maschinen. Von Dr. F. Auerbach.
A. Hartleben's Verlag in Wien, I., Maximilianstrasse 8.
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erliner Maiehinenbau-Actien-Gesellschaft vorm. L. Schwartzkjpflf in Berlin und |^
Helios", Actien-Gesellschaft für elektrisches Licht, Telegraphenbau In Ehrenfeld, Cöln /
lanas, Flaquer & Co., Gerona für Spanien,
.merikanische Edison-Gesellschaft, Nflw-York für Nordamerika.
uia Podestä, Luis Topolansky, Montevideo für die La Plata-Staaten.
für Frankreich
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